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Geschichte im aktuellen PIG - PIGmagazin

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20<br />

Lokal<br />

Museum, das sie über Jahre aufgebaut haben. Und sie<br />

erzählen mit funkelnden Augen und einem Lächeln<br />

auf den Lippen. Wie alles anfing, mit der Liebe zum<br />

Skateboarding, wie aus einer temporären Ausstellung<br />

in Stuttgart ein festes Museum und Schmuckstück der<br />

Skateboardkultur wurde. Sie erzählen über das Überleben<br />

und dessen Kunst. Und als ich Jürgen Blümlein<br />

frage, wie er sich momentan <strong>im</strong> Leben sieht, bekomme<br />

ich eine einfache und klare Antwort. „Ich bin glücklich.“<br />

Er hat eine kleine Familie und kann das machen,<br />

was er liebt. Nicht viele können das von sich behaupten.<br />

„Ich kann nur sagen, wer dem Geld hinterherrennt,<br />

wird nie glücklich werden.“ Dann erzählt er<br />

von seinem festen Job als Special Effects-Experte (Studium<br />

an der Filmhochschule in Ludwigsburg, Special<br />

Effects für Bully Herbigs „(T)Raumschiff Surprise“)<br />

und dem Stress in der Firma, von Anzeichen eines<br />

Burn-out-Syndroms und einer Entscheidung, die ihn<br />

zum Glücklichsein geführt hat. „Ich hatte noch nie so<br />

» THEMA «<br />

Viel Liebe und Herz haben die beiden Böblinger Jürgen Blümlein und Daniel Schmid in ihr Skateboardmuseum gesteckt. Es ist<br />

das größte der Welt! Fotos Jan Hennig<br />

viel Spaß, wie jetzt gerade in meinem Leben.“ Man<br />

n<strong>im</strong>mt es dem hageren Typen, der schon viele, viele<br />

Jahre <strong>im</strong>mer die gleiche alte Wollmütze trägt und sich<br />

nichts aus dem Konsumhecheln macht, ab.<br />

Sein Pendant, Daniel Schmid, mit dem er die gemeinsame<br />

Firma Fauxami macht, lehnt an einer Mauer der<br />

Bowl und ergänzt die Ausführungen. Obwohl sie sich<br />

nicht ähneln, könnte man meinen sie sind Brüder,<br />

Brüder <strong>im</strong> Geiste. Zusammen gehen sie diesen Weg,<br />

der <strong>im</strong>mer wieder in neuen Projekten endet und dann<br />

mehr oder weniger gezielt weitergeht. Angefangen hat<br />

es mit Ausstellungen (z.B. in Stuttgart, Hamburg, Zürich<br />

London, Barcelona), dann kam das Museum und<br />

jetzt vor kurzem „Made for Skate“. Das ist der Titel<br />

des 400 Seiten dicken Buches über die <strong>Geschichte</strong> der<br />

Skateboardsneakers, hauptsächlich illustriert. Er passt<br />

wie die Faust auf ‘s Auge, nicht nur auf das Buch, auch<br />

für die Jungs. „Wir haben einfach angefangen, hatten<br />

keinen Verlag und <strong>im</strong> Endeffekt haben wir gemerkt,<br />

dass der Stoff über die Thematik Skaterboarding<br />

für fünf solcher Bücher gereicht hätte. Deshalb haben<br />

wir uns auf die Schuhe konzentriert.“ Es hat<br />

funktioniert und die beiden sind stolz darauf. Dass<br />

dann <strong>im</strong> Endeffekt der amerikanische Verlag Gingko<br />

Press auf die Jungs zukam, war ein wahrer Glücksfall.<br />

Bezeichnend für die Liebe und den Glauben an<br />

das Skateboarding ist ein Satz, den Daniel Schmid<br />

am Ende des Buches schreibt: „And thanks to Skateboarding,<br />

the mother of all good things.“<br />

Die beiden sind aus Böblingen, vielleicht nicht geflüchtet,<br />

aber weggegangen. Was nicht direkt an<br />

Böblingen lag, sondern an den größeren Städten<br />

»And thanks to<br />

Skateboarding, the<br />

mother of all good<br />

things«<br />

und deren Flair und Lifestyle: „Aber ich muss schon<br />

sagen, ich bin ab und zu noch bei meinen Eltern zu<br />

Besuch und früher war in Böblingen einiges mehr<br />

geboten.“ Natürlich spricht Jürgen Blümlein hauptsächlich<br />

von einer Skaterszene und der alten Fliegerhalle,<br />

die damals noch eine der besten Skateboardhallen<br />

in Deutschland beherbergte. Überhaupt,<br />

wenn der 36-Jährige spricht, dann hört man einen<br />

gewissen Ton heraus, der einem berichtet von ständiger<br />

Bewegung, mit der richtigen „Pace“ und in die<br />

richtige Richtung.<br />

Sein Kollege Daniel Schmid lehnt <strong>im</strong>mer noch an der<br />

Bowl. Wenn er lacht, werden seine Augen zu kleinen<br />

Schlitzen und man kann den Lausbub erkennen, der<br />

er als kleiner Knirps sicher war. Das Leben der beiden<br />

erscheint wie das Lachen eines kleinen Jungen.<br />

Er will spielen und Tricks machen, ehrlich und geradeaus,<br />

wie Kinder eben sind.<br />

•<br />

Das Skateboardmuseum in Stuttgart ist sonntags<br />

von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Mehr Infos <strong>im</strong> Netz unter<br />

www.fauxami.de und www.skateboardmuseum.de.<br />

P.S. Im <strong>PIG</strong> September mehr über Jürgen Blümlein:<br />

Stichwort Pixelpop. Watch out!

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