08.11.2014 Aufrufe

Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch

Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch

Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das Mün<strong>ch</strong>ner Jahr ist für ihn ni<strong>ch</strong>t nur in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Hinsi<strong>ch</strong>t sehr wi<strong>ch</strong>tig und wertvoll<br />

geworden. Im Februar 1960 übernahm Pater Rupert<br />

die laufende Klasse 5b an der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />

In all den Jahren hat si<strong>ch</strong> Pater Rupert ein ungeheures<br />

Wissen angeeignet, mit dem er seine Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />

immer wieder überras<strong>ch</strong>en konnte;<br />

es gab kaum ein Thema, bei dem er ni<strong>ch</strong>t mitreden<br />

konnte, und wenn ni<strong>ch</strong>t, dann zeigte er si<strong>ch</strong><br />

immer als wissbegieriger Zuhörer. Dabei musste<br />

alles Wissen immer gut begründet und gesi<strong>ch</strong>ert<br />

sein. Diese Si<strong>ch</strong>erheit fand er einerseits in der<br />

damals no<strong>ch</strong> weitgehend selbstverständli<strong>ch</strong>en<br />

Tradition von Kir<strong>ch</strong>e und Kloster (man wusste,<br />

was gilt) und im unverrückbaren Glaubensgut der<br />

Bibel und des Dogmas, andererseits aber au<strong>ch</strong> in<br />

der logis<strong>ch</strong> klaren und stringenten Grundlegung<br />

des wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Denkens. Dass si<strong>ch</strong> aus<br />

diesen beiden Ansätzen immer grössere Spannungen<br />

ergaben, hat au<strong>ch</strong> er gespürt, und es war eines<br />

seiner grossen Anliegen, den Glauben au<strong>ch</strong> unter<br />

den Bedingungen der modernen Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

über die Runden zu bringen; so kreisten denn<br />

au<strong>ch</strong> alle seine Predigten so oder anders immer<br />

wieder um das glei<strong>ch</strong>e Thema: das Verhältnis<br />

zwis<strong>ch</strong>en Glauben und Wissen. Dass es au<strong>ch</strong> auf<br />

Seiten des Glaubens Abstri<strong>ch</strong>e und Relativierungen<br />

gibt und geben muss, daran si<strong>ch</strong> zu gewöhnen<br />

fiel ihm ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t.<br />

Dieses Wissen und diese Auseinandersetzung auf<br />

hoher geistiger Ebene konnte Pater Rupert als<br />

Lehrer besonders gut fru<strong>ch</strong>tbar ma<strong>ch</strong>en. Hier war<br />

er denn au<strong>ch</strong> in seinem Element, die S<strong>ch</strong>ule war<br />

geradezu sein Leben. Was immer wieder beeindruckt<br />

hat, war die Klarheit in der Vermittlung des<br />

Stoffes und die Überlegenheit im Umgang mit den<br />

einzelnen Sa<strong>ch</strong>gebieten. Man<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />

und S<strong>ch</strong>üler mögen allerdings diese Überlegenheit<br />

ab und zu als erdrückend empfunden haben, denn<br />

wer seinen Argumentationen ni<strong>ch</strong>t ganz zu folgen<br />

vermo<strong>ch</strong>te, hatte mit seiner eigenen Meinung<br />

keine grosse Chance.<br />

Pater Rupert hat niemals bloss pfannenfertige<br />

Vorlagen übernommen und aufgetis<strong>ch</strong>t; was er im<br />

Unterri<strong>ch</strong>t weitergab, war stets Ergebnis des<br />

eigenen Studiums, und er konnte nur weitergeben,<br />

was er selber erarbeitet und si<strong>ch</strong> gründli<strong>ch</strong> angeeignet<br />

hatte. Das galt ni<strong>ch</strong>t nur für Latein und<br />

Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> (und später Russis<strong>ch</strong>), sondern ganz<br />

besonders au<strong>ch</strong> für den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t,<br />

den er als Na<strong>ch</strong>folger von Pater Ludwig Räber völlig<br />

neu gestaltete. Für eine Generation von S<strong>ch</strong>ülern<br />

spielt er als Philosophielehrer weit über die<br />

S<strong>ch</strong>ulzeit hinaus eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Mit der nöti-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!