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Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch

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Pater Germain war ein feinfühliger Mens<strong>ch</strong> und<br />

zuglei<strong>ch</strong> sehr zurückhaltend. Grobe Reaktionen<br />

lagen ihm gar ni<strong>ch</strong>t. Er litt unter der Trägheit und<br />

Interesselosigkeit der S<strong>ch</strong>üler bzw. unter dem, was<br />

er als sol<strong>ch</strong>es empfand. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te diese Eigens<strong>ch</strong>aft<br />

mit dem Wort «empfindsam» bezei<strong>ch</strong>nen.<br />

Er gab si<strong>ch</strong> alle Mühe, si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> aussen ni<strong>ch</strong>ts anmerken<br />

zu lassen. Aber die verursa<strong>ch</strong>ende jeweilige<br />

Lage lähmte ihn in seiner Arbeit. Die ni<strong>ch</strong>t so<br />

fein veranlagte S<strong>ch</strong>ülers<strong>ch</strong>aft merkte das ni<strong>ch</strong>t<br />

und empfand diese Eigens<strong>ch</strong>aft als langweilig. Im<br />

Grunde genommen litt er darunter, dass es ihm<br />

trotz aller Anstrengung ni<strong>ch</strong>t gelang, die Begeisterung<br />

für die französis<strong>ch</strong>e Literatur und Kultur zu<br />

vermitteln, wie er sie für si<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> erlebte.<br />

Einen Berei<strong>ch</strong> hatte er, der ihn zu heftigen Reaktionen<br />

verleiten konnte. Das waren die Auseinandersetzungen<br />

über die Jurafrage. Er war eben im<br />

Innersten seines Herzens ein überzeugter Vertreter<br />

der Suisse Romande. Er lehnte die Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz<br />

aber ni<strong>ch</strong>t ab, er vermo<strong>ch</strong>te es sogar, ihre<br />

Spra<strong>ch</strong>e vollständig zu beherrs<strong>ch</strong>en und in vielen<br />

Belangen in ihr zu denken. Er erwartete, dass die<br />

S<strong>ch</strong>üler die glei<strong>ch</strong>e Fähigkeit hätten, und empfand<br />

deren tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Reaktion als hölzern.<br />

Er war kein Finsterling und konnte herzhaft fröhli<strong>ch</strong><br />

sein, hatte aber ein feines Gefühl für Anstand<br />

und Culture. Als man ihm mitteilte, dass seine<br />

Krankheit tödli<strong>ch</strong> sei, sagte er s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t: „J’accepte.<br />

Je suis prêt.”<br />

Er war bis zu seinem Tode ein überzeugter, im<br />

religiösen Glauben gefestigter Mens<strong>ch</strong>, Mön<strong>ch</strong><br />

und Mitbruder. Er ruhe im Frieden.<br />

Pater Rupert Ruhstaller

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