Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch
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nur die Fratres, sondern oft genug au<strong>ch</strong> die Hor<strong>ch</strong>er<br />
vor der Tür erfreute. Leider ist das Tonband,<br />
das eine sol<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsstunde aus den Fünfzigerjahren<br />
festhält. vers<strong>ch</strong>ollen.<br />
Man kann das Bild Pater Theodors ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig<br />
malen, ohne einen Abs<strong>ch</strong>nitt seinem außergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Temperament zu widmen. Er konnte<br />
si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on wegen Kleinigkeiten erhitzen. Vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Jaß-Partner könnten da drastis<strong>ch</strong>e Auskunft<br />
geben. Am urtümli<strong>ch</strong>sten aber waren seine<br />
Ausbrü<strong>ch</strong>e, wenn es galt, gegen Rückständigkeit<br />
und Borniertheit zu kämpfen. Alles an ihm geriet<br />
in Bewegung, und im Vokabular kam der alte<br />
S<strong>ch</strong>luck-Hansli äußerst plastis<strong>ch</strong> zum Vors<strong>ch</strong>ein.<br />
Geradezu epis<strong>ch</strong> waren seine Auseinandersetzungen<br />
mit dem verdienten Dogmatikprofessor unseres<br />
Klosters, Pater Meinrad Benz selig. Pater<br />
Theodor stritt für die Re<strong>ch</strong>te des Exegeten gegenüber<br />
den «dogmatis<strong>ch</strong>en O<strong>ch</strong>sen», um hier nur<br />
eine der harmloseren Titulierungen zu erwähnen.<br />
Die katholis<strong>ch</strong>en Gegner der Deszendenz-Theorie<br />
waren in Pater Theodors Augen gefährli<strong>ch</strong>er als<br />
Kommunisten und Atheisten, und er gab si<strong>ch</strong> bis<br />
in die letzten Jahre hinein eine unendli<strong>ch</strong>e Mühe,<br />
deren ohnehin s<strong>ch</strong>on hoffnungslose Position<br />
weiter zu ers<strong>ch</strong>üttern.<br />
Es war überhaupt eine Eigenheit Pater Theodors,<br />
Türen einzurennen, die früher verrammelt waren,<br />
heute aber weit offen stehen. Seine Mitbrüder, die<br />
nur zu gut um diese Eigenart wußten, bra<strong>ch</strong>ten<br />
sein Temperament mit S<strong>ch</strong>ein-Diskussionen immer<br />
wieder zum Entbrennen. Aber Pater Theodor<br />
hat uns das alles längst verziehen. Gewaltig und<br />
großartig waren seine Kanzeltiraden, wenn er in<br />
der Predigt Gelegenheit fand, auf sein Lieblingsthema,<br />
den Alkoholmißbrau<strong>ch</strong>, überzugehen; und<br />
er fand diese Gelegenheit sehr oft. Dann duckten<br />
si<strong>ch</strong> sogar die nur gelegentli<strong>ch</strong>en Freunde eines<br />
guten Tropfens und gingen in si<strong>ch</strong>.<br />
Pater Theodor war au<strong>ch</strong> ein temperamentvoller<br />
Berggänger. Ein Spaziergang mit ihm war immer<br />
eine Strapaze. Wenn er mit uns Fratres über die<br />
Weiden wanderte, konnte es ges<strong>ch</strong>ehen, dass er<br />
ein Rind an den Hörnern packte und die längste<br />
Zeit mit ihm rang. Und wenn si<strong>ch</strong> ein Bauernhund<br />
zeigte, rannte unser Pater mit einer Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
auf ihn los, die ihm niemand zugetraut hätte.<br />
Der Hund nahm den S<strong>ch</strong>wanz zwis<strong>ch</strong>en die Beine<br />
und su<strong>ch</strong>te das Weite – niemand kann ihm das<br />
verargen! Wohlgemerkt, Pater Theodor war damals<br />
s<strong>ch</strong>on etli<strong>ch</strong>e Jahre über se<strong>ch</strong>zig! Später<br />
konnte er si<strong>ch</strong> nur s<strong>ch</strong>wer damit abfinden, dass<br />
sein Herz sol<strong>ch</strong>e Gewaltstouren ni<strong>ch</strong>t mehr erlaubte.<br />
Pater Theodor war au<strong>ch</strong> jeder Prüderie