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Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch

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Pater<br />

Theodor<br />

(Johann Bernhard)<br />

S<strong>ch</strong>wegler<br />

* 11. Februar 1887<br />

† 27. September 1967<br />

Jahresberi<strong>ch</strong>t 1967/68<br />

Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />

Vor etwa zwei Jahren rief Pater Theodor mi<strong>ch</strong> auf<br />

seine Zelle. «I<strong>ch</strong> bin ein alter Mann geworden»,<br />

sagte er, «und mein Gedä<strong>ch</strong>tnis läßt mi<strong>ch</strong> immer<br />

mehr im Sti<strong>ch</strong>. Daher habe i<strong>ch</strong> begonnen, meine<br />

Angelegenheiten zu ordnen.» Er überrei<strong>ch</strong>te mir<br />

einen Zettel mit seinen biographis<strong>ch</strong>en Notizen<br />

und einen Stapel älterer und neuerer mathematis<strong>ch</strong>er<br />

Werke. «Das ist vorbei für mi<strong>ch</strong>», meinte er.<br />

Als i<strong>ch</strong> zwei Tage später von der S<strong>ch</strong>ule kam, fand<br />

i<strong>ch</strong> in meiner Zelle Pater Theodor über seine<br />

Bü<strong>ch</strong>er gebückt. Er su<strong>ch</strong>te die Reihenentwicklung<br />

einer komplizierten mathematis<strong>ch</strong>en Funktion. Es<br />

blieb ni<strong>ch</strong>t bei diesem einen Mal. No<strong>ch</strong> oft erhielt<br />

i<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong> von Pater Theodor, der na<strong>ch</strong> dem<br />

Ansatz für ein s<strong>ch</strong>wieriges Integral oder eine vertrackte<br />

Differentialglei<strong>ch</strong>ung fors<strong>ch</strong>te. So war Pater<br />

Theodor. Er konnte si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Ruhe setzen.<br />

Wenn der Föhn ihn ni<strong>ch</strong>t zu sehr plagte und ihm<br />

die Gedanken dur<strong>ch</strong>einanderwarf, su<strong>ch</strong>te, fors<strong>ch</strong>te,<br />

las und s<strong>ch</strong>rieb er weiter wie in den vorangegangenen<br />

siebzig Jahren.<br />

Nun ist er tot. Am 27. September, einem strahlend<br />

s<strong>ch</strong>önen Herbsttag, ist er um Viertel vor elf Uhr<br />

von uns gegangen. Sein Sterben kam für uns ni<strong>ch</strong>t<br />

überras<strong>ch</strong>end und war do<strong>ch</strong> ein s<strong>ch</strong>werer S<strong>ch</strong>lag.<br />

Unser Kloster ist ärmer geworden. Der ges<strong>ch</strong>eite,<br />

originelle Pater Theodor ist ni<strong>ch</strong>t mehr unter uns.<br />

Und es gibt niemanden, der die Lücke au<strong>ch</strong> nur<br />

notdürftig s<strong>ch</strong>ließen könnte.<br />

Er ist eingegangen in die bessere Heimat an die er<br />

sein Leben lang unverbrü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> geglaubt hat.<br />

Unter uns wird er weiterleben in seinen Bü<strong>ch</strong>ern<br />

und S<strong>ch</strong>riften, mehr aber no<strong>ch</strong> in den vielen A-<br />

nekdoten, die sein Wesen, seine Einmaligkeit und<br />

sein oft so übers<strong>ch</strong>äumendes Temperament besser<br />

wiedergeben als alle biographis<strong>ch</strong>en Notizen.<br />

Pater Theodor wurde am 11. Februar 1887 geboren.<br />

Sein Vater war Bauer im «S<strong>ch</strong>luck», weit<br />

hinter Willisau im Napfgebiet. Die Mutter, eine<br />

geborene Bühlmann, stammte vom Na<strong>ch</strong>barhof<br />

«Kal<strong>ch</strong>tarenhüsli». Daß Pater Theodor aus einem<br />

«Chra<strong>ch</strong>en» stammte, hat er bis zu seinem Tode<br />

nie verleugnet. Städtis<strong>ch</strong>e Manieren blieben ihm<br />

fern; ges<strong>ch</strong>liffene Umgangsformen und feines<br />

Getue passen ni<strong>ch</strong>t zum S<strong>ch</strong>luck! In seinem geistigen<br />

Streben wu<strong>ch</strong>s der kleine Hansli aber weit<br />

über den engen Rahmen seiner Heimat hinaus.<br />

Der weite S<strong>ch</strong>ulweg konnte ihn ni<strong>ch</strong>t daran hindern,<br />

s<strong>ch</strong>on in der Primars<strong>ch</strong>ule seine Kameraden<br />

hinter si<strong>ch</strong> zu lassen. Vikar Bernhard S<strong>ch</strong>narwiler<br />

gab dem geweckten Knaben Privatstunden in<br />

Latein und Algebra. 1901 zog der S<strong>ch</strong>luck-Hansli<br />

na<strong>ch</strong> Beromünster, wo er an der dortigen Mittel-

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