Herren Brüdern Mitschülern - Gwick.ch
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Na<strong>ch</strong>rufe von<br />
<strong>Herren</strong><br />
Brüdern<br />
Mits<strong>ch</strong>ülern<br />
aus dem Umfeld<br />
des Klassenzuges zur Matura 1963<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃❃<br />
Name † p.<br />
Pater Martin Baur 1964 3<br />
Pater Theodor S<strong>ch</strong>wegler 1967 4<br />
Pater Cölestin Merkt 1967 9<br />
Pater Benno Gut 1970 13<br />
Pater Otto Rehm 1971 14<br />
Pater Rudolf Henggeler 1971 15<br />
Pater Eduard Pluts<strong>ch</strong>ow 1976 16<br />
Pater Ludwig Räber 1976 17<br />
Pater Kanisius Zünd 1976 22<br />
Pater Fridolin Kohler 1978 24<br />
Pater Cornelius Winiger 1979 30
Pater Albert Huber 1981 31<br />
Pater Cyprian Moser 1982 33<br />
Pater Johannes Baptist Bolliger 1983 36<br />
Pater Hugo Sander 1983 38<br />
Pater Patrick Steiner 1984 40<br />
Pater Hubert Merki 1985 42<br />
Pater Philipp Gut 1987 44<br />
Pater Leo Helbling 1987 46<br />
Pater Kuno Bugmann 1988 48<br />
Pater Adalbert Züllig 1989 50<br />
Pater Johannes Evangelist Haymoz 1989 54<br />
Pater Thaddäus Zingg 1991 56<br />
Pater Mi<strong>ch</strong>ael Jungo 1994 59<br />
Pater Walter Brugger 1995 63<br />
Pater Germain Varin 1995 67<br />
Pater Rupert Ruhstaller 1996 71<br />
Hans-Martin Huwyler 2001 77<br />
Bruder Viktor Länzlinger 2002 78<br />
Pater Daniel Meier 2004 81<br />
Pater Maurice Remy 2005 85<br />
Pater Thomas Lo<strong>ch</strong>er 2005 87<br />
Anton Cottier 2006 89<br />
Pater Konrad Kälin 2007 92<br />
Werner Rei<strong>ch</strong>en 2008 94<br />
Pater Kassian Etter 2009 96<br />
Pater Wendelin Kaufmann 2010 101
Pater Subprior<br />
Martin<br />
(Xaver)<br />
Baur<br />
* 14. April 1895<br />
† 28. August 1964<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1964/65<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Kaum hatte der letztjährige S<strong>ch</strong>ulberi<strong>ch</strong>t P. Subprior<br />
Martin Baur unseren Dank für seine fünfzehnjährige<br />
Wirksamkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule ausgespro<strong>ch</strong>en,<br />
s<strong>ch</strong>lug für den altersmüden und abgearbeiteten<br />
Mann au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on die Stunde des<br />
letzten Abs<strong>ch</strong>iedes. Am Abend des 28. August<br />
ents<strong>ch</strong>lief Pater Martin im Spital Einsiedeln selig<br />
im Herrn im Alter von 69 Jahren. Was wir für<br />
diesen gütigen und klugen Mitbruder und Vorgesetzten<br />
dur<strong>ch</strong> alle Jahre empfunden hatten, versu<strong>ch</strong>ten<br />
wir in einem kurzen Na<strong>ch</strong>ruf in den «St.<br />
Meinrads Raben» (53. Jg., Nr. 6, September/ Oktober<br />
1964, S. 221-223) zum Ausdruck zu bringen.<br />
Die Hauptkraft dieses Lebens und seine besten<br />
Jahre hatten der Seelsorge in Pfarrei Einsiedeln<br />
gegolten. Was Pater Martin dur<strong>ch</strong> zwanzig Jahre<br />
als «Kinderpfarrer» der Einsiedler Dorfjugend gegeben<br />
hat, läßt si<strong>ch</strong> mit Worten ni<strong>ch</strong>t sagen, s<strong>ch</strong>uf<br />
ihm aber im Herzen von Tausenden ein unvergängli<strong>ch</strong>es<br />
Denkmal Liebe.<br />
Ni<strong>ch</strong>t anders war es an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, der si<strong>ch</strong><br />
Pater Subprior gerne zur Verfügung stellte, mehrmals<br />
als Lateinlehrer des Vorkurses, und man<strong>ch</strong>es<br />
Jahr als Lehrer der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in der 1. und 2.<br />
Klasse. Seine Erstkläßler waren immer «liebe Buben»,<br />
während die Zweitkläßler man<strong>ch</strong>es vorwurfsvolle<br />
«Kapitel» zu hören bekamen. Aber er<br />
glaubte do<strong>ch</strong> unverdrossen an seine S<strong>ch</strong>üler, und<br />
sie glaubten an ihn. Sein lauteres Wesen, sein<br />
Wohlwollen und sein großes Wissen in S<strong>ch</strong>weizerund<br />
Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te imponierten do<strong>ch</strong>!<br />
Pater Martin war ein fleißiger Mann: Ungezählte<br />
Stammbäume exzerpierte er aus von ihm geführten<br />
Pfarrbü<strong>ch</strong>ern, Nekrologe und Artikel, ja sogar<br />
Theaterstücke für Jungmanns<strong>ch</strong>aft und Kongregation,<br />
flossen oft und gut aus seiner Feder, und<br />
jeden Mitbruder, der Pater Subprior etwas klagte,<br />
hörte er geduldig ab. Pater Martin war aber do<strong>ch</strong><br />
ein wirkli<strong>ch</strong>er Mann. Er hatte ein klares Urteil<br />
über Mens<strong>ch</strong>en und Dinge, wohl gütig, aber ni<strong>ch</strong>t<br />
blind. Und er liebte Re<strong>ch</strong>t und Ordnung. Was ihm<br />
verfehlt s<strong>ch</strong>ien, tadelte er im Klosterkapitel laut<br />
und fur<strong>ch</strong>tlos, obwohl wir dort viel häufiger seine<br />
gewandten lateinis<strong>ch</strong>en Verhandlungsprotokolle<br />
denn persönli<strong>ch</strong>e Jeremiaden von ihm zu hören<br />
bekamen. – Als Ganzes ein rei<strong>ch</strong>es, erfülltes,<br />
frommes Leben. Wir alle s<strong>ch</strong>ulden Pater Martin<br />
großen Dank. Denn er war ein Mann der Liebe,<br />
und «die Liebe bleibt».<br />
Pater Ludwig Räber
Pater<br />
Theodor<br />
(Johann Bernhard)<br />
S<strong>ch</strong>wegler<br />
* 11. Februar 1887<br />
† 27. September 1967<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1967/68<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Vor etwa zwei Jahren rief Pater Theodor mi<strong>ch</strong> auf<br />
seine Zelle. «I<strong>ch</strong> bin ein alter Mann geworden»,<br />
sagte er, «und mein Gedä<strong>ch</strong>tnis läßt mi<strong>ch</strong> immer<br />
mehr im Sti<strong>ch</strong>. Daher habe i<strong>ch</strong> begonnen, meine<br />
Angelegenheiten zu ordnen.» Er überrei<strong>ch</strong>te mir<br />
einen Zettel mit seinen biographis<strong>ch</strong>en Notizen<br />
und einen Stapel älterer und neuerer mathematis<strong>ch</strong>er<br />
Werke. «Das ist vorbei für mi<strong>ch</strong>», meinte er.<br />
Als i<strong>ch</strong> zwei Tage später von der S<strong>ch</strong>ule kam, fand<br />
i<strong>ch</strong> in meiner Zelle Pater Theodor über seine<br />
Bü<strong>ch</strong>er gebückt. Er su<strong>ch</strong>te die Reihenentwicklung<br />
einer komplizierten mathematis<strong>ch</strong>en Funktion. Es<br />
blieb ni<strong>ch</strong>t bei diesem einen Mal. No<strong>ch</strong> oft erhielt<br />
i<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong> von Pater Theodor, der na<strong>ch</strong> dem<br />
Ansatz für ein s<strong>ch</strong>wieriges Integral oder eine vertrackte<br />
Differentialglei<strong>ch</strong>ung fors<strong>ch</strong>te. So war Pater<br />
Theodor. Er konnte si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Ruhe setzen.<br />
Wenn der Föhn ihn ni<strong>ch</strong>t zu sehr plagte und ihm<br />
die Gedanken dur<strong>ch</strong>einanderwarf, su<strong>ch</strong>te, fors<strong>ch</strong>te,<br />
las und s<strong>ch</strong>rieb er weiter wie in den vorangegangenen<br />
siebzig Jahren.<br />
Nun ist er tot. Am 27. September, einem strahlend<br />
s<strong>ch</strong>önen Herbsttag, ist er um Viertel vor elf Uhr<br />
von uns gegangen. Sein Sterben kam für uns ni<strong>ch</strong>t<br />
überras<strong>ch</strong>end und war do<strong>ch</strong> ein s<strong>ch</strong>werer S<strong>ch</strong>lag.<br />
Unser Kloster ist ärmer geworden. Der ges<strong>ch</strong>eite,<br />
originelle Pater Theodor ist ni<strong>ch</strong>t mehr unter uns.<br />
Und es gibt niemanden, der die Lücke au<strong>ch</strong> nur<br />
notdürftig s<strong>ch</strong>ließen könnte.<br />
Er ist eingegangen in die bessere Heimat an die er<br />
sein Leben lang unverbrü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> geglaubt hat.<br />
Unter uns wird er weiterleben in seinen Bü<strong>ch</strong>ern<br />
und S<strong>ch</strong>riften, mehr aber no<strong>ch</strong> in den vielen A-<br />
nekdoten, die sein Wesen, seine Einmaligkeit und<br />
sein oft so übers<strong>ch</strong>äumendes Temperament besser<br />
wiedergeben als alle biographis<strong>ch</strong>en Notizen.<br />
Pater Theodor wurde am 11. Februar 1887 geboren.<br />
Sein Vater war Bauer im «S<strong>ch</strong>luck», weit<br />
hinter Willisau im Napfgebiet. Die Mutter, eine<br />
geborene Bühlmann, stammte vom Na<strong>ch</strong>barhof<br />
«Kal<strong>ch</strong>tarenhüsli». Daß Pater Theodor aus einem<br />
«Chra<strong>ch</strong>en» stammte, hat er bis zu seinem Tode<br />
nie verleugnet. Städtis<strong>ch</strong>e Manieren blieben ihm<br />
fern; ges<strong>ch</strong>liffene Umgangsformen und feines<br />
Getue passen ni<strong>ch</strong>t zum S<strong>ch</strong>luck! In seinem geistigen<br />
Streben wu<strong>ch</strong>s der kleine Hansli aber weit<br />
über den engen Rahmen seiner Heimat hinaus.<br />
Der weite S<strong>ch</strong>ulweg konnte ihn ni<strong>ch</strong>t daran hindern,<br />
s<strong>ch</strong>on in der Primars<strong>ch</strong>ule seine Kameraden<br />
hinter si<strong>ch</strong> zu lassen. Vikar Bernhard S<strong>ch</strong>narwiler<br />
gab dem geweckten Knaben Privatstunden in<br />
Latein und Algebra. 1901 zog der S<strong>ch</strong>luck-Hansli<br />
na<strong>ch</strong> Beromünster, wo er an der dortigen Mittel-
s<strong>ch</strong>ule die dritte und vierte Klasse besu<strong>ch</strong>te. Der<br />
Abs<strong>ch</strong>ied von daheim fiel dem Bauernbub ni<strong>ch</strong>t<br />
lei<strong>ch</strong>t. Er war mit seinem Napf verwa<strong>ch</strong>sen fast<br />
wie eine Tanne. Au<strong>ch</strong> später hielt Pater Theodor<br />
seinen drei Brüdern und vier S<strong>ch</strong>western – eine<br />
fünfte war s<strong>ch</strong>on in zarter Jugend gestorben – zeit<br />
seines Lebens eine tiefrei<strong>ch</strong>ende Treue.<br />
Von Beromünster kam der vielverspre<strong>ch</strong>ende Willisauer<br />
dann an die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln, wo er<br />
bald Klassenerster war. S<strong>ch</strong>on Wo<strong>ch</strong>en vor der<br />
glanzvoll bestandenen Matura hatte er alle seine<br />
Bü<strong>ch</strong>er heimges<strong>ch</strong>ickt. Für ihn waren alle Prüfungen<br />
ni<strong>ch</strong>t viel mehr als ein Kinderspiel.<br />
1907 trat er in unser Kloster ein und erhielt in der<br />
Profeß, die er am Fest Mariä Geburt 1908 ablegte,<br />
den Namen Theodor. 1912 weihte ihn Erzbis<strong>ch</strong>of<br />
Raimund Netzhammer in Einsiedeln zum Priester.<br />
Sein erstes Pater-Jahr verbra<strong>ch</strong>te er als Lückenbüßer<br />
für die Seelsorge und die Stiftss<strong>ch</strong>ule. Dann<br />
zog er an die Universität Fribourg, aber ni<strong>ch</strong>t zum<br />
Studium seiner heißgeliebten alten Spra<strong>ch</strong>en,<br />
sondern der Mathematik und der Naturwissens<strong>ch</strong>aft.<br />
So wollte es der Wille des damaligen Abtes,<br />
Thomas Bossart. Pater Theodor ma<strong>ch</strong>te aus der<br />
Not eine Tugend; mit Feuereifer ging er ans Studium<br />
und krönte es 1918 mit der Doktorwürde, die<br />
er mit seiner Dissertation «Beitrag zur Lehre der<br />
Kugelteilung» summa cum laude erwarb.<br />
Na<strong>ch</strong> der Rückkehr ins Kloster begann der Aufgabenkreis<br />
Pater Theodors zu wa<strong>ch</strong>sen und gewann<br />
allmähli<strong>ch</strong> einen Umfang, der nur einen Mens<strong>ch</strong>en<br />
mit außergewöhnli<strong>ch</strong>er Arbeitskraft ni<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>recken kann. An der S<strong>ch</strong>ule wirkte er zwei<br />
Jahre lang als Klassenlehrer, dann betreute er<br />
Mathematik und Naturwissens<strong>ch</strong>aft und nahm<br />
si<strong>ch</strong> in den Freifä<strong>ch</strong>ern «Darstellende Geometrie»,<br />
«Höhere Mathematik» und «Bu<strong>ch</strong>haltung» vor allem<br />
der interessierten S<strong>ch</strong>üler an. Daneben bildete<br />
er si<strong>ch</strong> in unentwegtem Privatstudium weiter und<br />
wirkte seit 1926 au<strong>ch</strong> an unserer Theologis<strong>ch</strong>en<br />
Hauslehranstalt als Lehrer für Hebräis<strong>ch</strong>, Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
und Exegese. Während Jahrzehnten<br />
war er Chefbu<strong>ch</strong>halter des Stiftes und Re<strong>ch</strong>nungsführer<br />
der Missionsverkehrs-Aktion (MI-<br />
VA). Fast jeden Sonntag stieg er auf die Kanzel in<br />
vielen Aushilfen und als Sonntags-Vikar von<br />
S<strong>ch</strong>indellegi, Samstagern und Bennau, wo er au<strong>ch</strong><br />
ein halbes Jahrzehnt lang die Christenlehre hielt.<br />
Pater Theodor war Obmann des wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Beirates der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en katholis<strong>ch</strong>en<br />
Bibelbewegung. Sein ganz besonderer Einsatz galt<br />
der geliebten Abstinenten-Bewegung. Er war<br />
Präsident des Abstinenten-Verbandes des Kantons<br />
S<strong>ch</strong>wyz und des s<strong>ch</strong>wyzeris<strong>ch</strong>en Vereines für
Trinkerfürsorge, Mitglied des Vorstandes der<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en katholis<strong>ch</strong>en Abstinenten-Liga<br />
und des Beirats der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Zentralstelle<br />
gegen den Alkoholismus. Zehn Jahre lang betätigte<br />
er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> als S<strong>ch</strong>riftleiter von «Runds<strong>ch</strong>au<br />
und Führer» einem Abstinenten-Blatt. Neben all<br />
dem fand er Zeit für viele Artikel und Beiträge in<br />
theologis<strong>ch</strong>en Zeits<strong>ch</strong>riften und S<strong>ch</strong>ulblättern. Er<br />
bere<strong>ch</strong>nete viele Sonnenuhren, widerlegte mit viel<br />
Geduld die Argumente von Querulanten, die den<br />
Kreis siebenteilten und die Quadratur des Zirkels<br />
erfunden hatten. Als Hobby überprüfte er ständig<br />
dur<strong>ch</strong> eigene Re<strong>ch</strong>nung die Angaben astronomis<strong>ch</strong>er<br />
Jahrbü<strong>ch</strong>er und führte in dieser Sa<strong>ch</strong>e eine<br />
lebendige Korrespondenz mit dem Bureau des<br />
Longitudes in Paris.<br />
Ein Außenstehender, der diese – übrigens ni<strong>ch</strong>t<br />
vollständige – Aufzählung liest wird den Kopf<br />
s<strong>ch</strong>ütteln und fragen, ob si<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t ein Ho<strong>ch</strong>begabter<br />
zu sehr verzettelt habe. Aber so kann nur<br />
fragen, wer Pater Theodor ni<strong>ch</strong>t gekannt hat. Bei<br />
allem, was er unternahm, war er mit Herz und<br />
Seele dabei. Sein Arbeitstag zählte mehr als zwölf<br />
Stunden. Oft konnte man ihn spät abends mit der<br />
S<strong>ch</strong>reibmas<strong>ch</strong>ine in den Kapitelsaal hinunter wandern<br />
sehen, um mit seinem nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Geklapper<br />
die s<strong>ch</strong>lafenden Mitbrüder ni<strong>ch</strong>t zu stören. Au<strong>ch</strong><br />
half ihm sein ganz ungewöhnli<strong>ch</strong>es Gedä<strong>ch</strong>tnis zu<br />
Leistungen, die normalen Mens<strong>ch</strong>en einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mögli<strong>ch</strong> sind.<br />
Und do<strong>ch</strong> war Pater Theodor alles andere als ein<br />
Arbeitsfanatiker. Er liebte in der Erholungszeit<br />
das Zusammensein mit den Mitbrüdern und war<br />
von einer beispielhaften Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft. Als Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />
war er allerdings teilweise gefür<strong>ch</strong>tet,<br />
denn eines konnte der gute Pater Theodor<br />
nie und nirgends lassen: das Dozieren. Er besaß<br />
einen ungeheuren Drang, sein Wissen mitzuteilen,<br />
au<strong>ch</strong> dem Uninteressierten und geistig<br />
Minderbemittelten. Pater Theodor war fest überzeugt,<br />
er könne au<strong>ch</strong> komplizierte Zusammenhänge<br />
einfa<strong>ch</strong> und faßbar darstellen. Seine S<strong>ch</strong>üler am<br />
Gymnasium teilten diese Überzeugung allerdings<br />
ni<strong>ch</strong>t; sie ma<strong>ch</strong>ten die Ausfälle jedo<strong>ch</strong> mit der<br />
alten S<strong>ch</strong>ülerkunst des Spickens mehr als wett. Ob<br />
Pater Theodor diesen Sa<strong>ch</strong>verhalt in seiner Güte<br />
einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sah oder ob er beide Augen zudrückte,<br />
entzieht si<strong>ch</strong> meiner Kenntnis. Mehr Erfolg<br />
hatte er bei seinen Hörern in der Theologie. Seine<br />
Stunden waren ein Ho<strong>ch</strong>genuß. Alles, was er vorbra<strong>ch</strong>te,<br />
war ihm ein Anliegen. Am feurigsten ging<br />
es in der Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu und her, wo Pater<br />
Theodor ri<strong>ch</strong>tige Kämpfe mit s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Päpsten<br />
und verkalkten Theologen führte und damit ni<strong>ch</strong>t
nur die Fratres, sondern oft genug au<strong>ch</strong> die Hor<strong>ch</strong>er<br />
vor der Tür erfreute. Leider ist das Tonband,<br />
das eine sol<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsstunde aus den Fünfzigerjahren<br />
festhält. vers<strong>ch</strong>ollen.<br />
Man kann das Bild Pater Theodors ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig<br />
malen, ohne einen Abs<strong>ch</strong>nitt seinem außergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Temperament zu widmen. Er konnte<br />
si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on wegen Kleinigkeiten erhitzen. Vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Jaß-Partner könnten da drastis<strong>ch</strong>e Auskunft<br />
geben. Am urtümli<strong>ch</strong>sten aber waren seine<br />
Ausbrü<strong>ch</strong>e, wenn es galt, gegen Rückständigkeit<br />
und Borniertheit zu kämpfen. Alles an ihm geriet<br />
in Bewegung, und im Vokabular kam der alte<br />
S<strong>ch</strong>luck-Hansli äußerst plastis<strong>ch</strong> zum Vors<strong>ch</strong>ein.<br />
Geradezu epis<strong>ch</strong> waren seine Auseinandersetzungen<br />
mit dem verdienten Dogmatikprofessor unseres<br />
Klosters, Pater Meinrad Benz selig. Pater<br />
Theodor stritt für die Re<strong>ch</strong>te des Exegeten gegenüber<br />
den «dogmatis<strong>ch</strong>en O<strong>ch</strong>sen», um hier nur<br />
eine der harmloseren Titulierungen zu erwähnen.<br />
Die katholis<strong>ch</strong>en Gegner der Deszendenz-Theorie<br />
waren in Pater Theodors Augen gefährli<strong>ch</strong>er als<br />
Kommunisten und Atheisten, und er gab si<strong>ch</strong> bis<br />
in die letzten Jahre hinein eine unendli<strong>ch</strong>e Mühe,<br />
deren ohnehin s<strong>ch</strong>on hoffnungslose Position<br />
weiter zu ers<strong>ch</strong>üttern.<br />
Es war überhaupt eine Eigenheit Pater Theodors,<br />
Türen einzurennen, die früher verrammelt waren,<br />
heute aber weit offen stehen. Seine Mitbrüder, die<br />
nur zu gut um diese Eigenart wußten, bra<strong>ch</strong>ten<br />
sein Temperament mit S<strong>ch</strong>ein-Diskussionen immer<br />
wieder zum Entbrennen. Aber Pater Theodor<br />
hat uns das alles längst verziehen. Gewaltig und<br />
großartig waren seine Kanzeltiraden, wenn er in<br />
der Predigt Gelegenheit fand, auf sein Lieblingsthema,<br />
den Alkoholmißbrau<strong>ch</strong>, überzugehen; und<br />
er fand diese Gelegenheit sehr oft. Dann duckten<br />
si<strong>ch</strong> sogar die nur gelegentli<strong>ch</strong>en Freunde eines<br />
guten Tropfens und gingen in si<strong>ch</strong>.<br />
Pater Theodor war au<strong>ch</strong> ein temperamentvoller<br />
Berggänger. Ein Spaziergang mit ihm war immer<br />
eine Strapaze. Wenn er mit uns Fratres über die<br />
Weiden wanderte, konnte es ges<strong>ch</strong>ehen, dass er<br />
ein Rind an den Hörnern packte und die längste<br />
Zeit mit ihm rang. Und wenn si<strong>ch</strong> ein Bauernhund<br />
zeigte, rannte unser Pater mit einer Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
auf ihn los, die ihm niemand zugetraut hätte.<br />
Der Hund nahm den S<strong>ch</strong>wanz zwis<strong>ch</strong>en die Beine<br />
und su<strong>ch</strong>te das Weite – niemand kann ihm das<br />
verargen! Wohlgemerkt, Pater Theodor war damals<br />
s<strong>ch</strong>on etli<strong>ch</strong>e Jahre über se<strong>ch</strong>zig! Später<br />
konnte er si<strong>ch</strong> nur s<strong>ch</strong>wer damit abfinden, dass<br />
sein Herz sol<strong>ch</strong>e Gewaltstouren ni<strong>ch</strong>t mehr erlaubte.<br />
Pater Theodor war au<strong>ch</strong> jeder Prüderie
abhold; den Beweis dafür überlassen wir aber<br />
besser der mündli<strong>ch</strong>en Tradition.<br />
Wie universal das Wissen Pater Theodors au<strong>ch</strong><br />
war, es gibt do<strong>ch</strong> Berei<strong>ch</strong>e im Geistesleben, die<br />
ihm fremd waren. Großes ästhetis<strong>ch</strong>es Empfinden<br />
kann man ihm kaum na<strong>ch</strong>sagen. Er besu<strong>ch</strong>te zwar<br />
alle Konzerte im Fürstensaal; aber er konnte mit<br />
der Unbefangenheit eines Kindes während der<br />
musikalis<strong>ch</strong>en Darbietung halblaute Gesprä<strong>ch</strong>e<br />
mit seinem Na<strong>ch</strong>barn führen. Es wäre jedo<strong>ch</strong> ungere<strong>ch</strong>t.<br />
wenn wir ihm Gefühl und Gemüt abspre<strong>ch</strong>en<br />
wollten. Wenn in der Samstagsvesper vor<br />
dem fünften Sonntag na<strong>ch</strong> Pfingsten die Magnificat-Antiphon<br />
«montes Gelboe» angestimmt wurde,<br />
dann begannen Pater Theodors Augen jedesmal<br />
feu<strong>ch</strong>t zu werden. Davids Trauerklage für<br />
seinen gefallenen Freund Jonathan hatte es ihm<br />
zutiefst angetan. Singen konnte Pater Theodor allerdings<br />
ni<strong>ch</strong>t. was ihn aber keineswegs daran hinderte,<br />
dass er trotzdem sang – und dies mit einer<br />
Unbekümmertheit. um die man ihn nur beneiden<br />
konnte. Sein Wo<strong>ch</strong>nerdienst im Chor war immer<br />
wieder ein ri<strong>ch</strong>tiges Ereignis. Vom jüngsten Novizen<br />
bis hinauf zum Abt freuten si<strong>ch</strong> alle an Pater<br />
Theodors unfreiwilligem Humor. Es gibt übrigens<br />
Leute, die Pater Theodor jeden Sinn für Humor<br />
abspra<strong>ch</strong>en. Es stimmt, er begriff oft die Pointe eines<br />
Witzes ni<strong>ch</strong>t; aber la<strong>ch</strong>en konnte er trotzdem,<br />
ein biß<strong>ch</strong>en heiser und krä<strong>ch</strong>zend zwar, und do<strong>ch</strong><br />
herzli<strong>ch</strong> und frei.<br />
Nun ist er ni<strong>ch</strong>t mehr bei uns. Nur s<strong>ch</strong>wer kann<br />
man si<strong>ch</strong> daran gewöhnen, ihm in den Klostergängen<br />
und im <strong>Herren</strong>garten ni<strong>ch</strong>t mehr zu begegnen:<br />
den legendären Horaz s<strong>ch</strong>ief auf dem<br />
Kopf, das fleckige Skapulier über die S<strong>ch</strong>ulter<br />
geworfen und so den Blick auf das knapp über den<br />
Knien liegende Cingulum freigebend. Wer ihm<br />
zum erstenmal so begegnete, hätte in diesem<br />
Männ<strong>ch</strong>en wohl kaum den ho<strong>ch</strong>begabten und leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Wahrheitssu<strong>ch</strong>er vermutet. Kompromißloses<br />
Su<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> der Wahrheit. das war<br />
die große Devise seines wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Strebens<br />
und seines ganzen Lebens. Jetzt hat er die<br />
volle Wahrheit erkannt in seinem Tod, dem er wie<br />
selten ein Mann offen ins Auge geblickt hat. Er<br />
möge ruhen im Frieden unseres Herrn.<br />
Pater Kassian Etter
Pater<br />
Cölestin<br />
(Josef)<br />
Merkt<br />
* 8. April 1906<br />
† 18. Oktober 1967<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1967/68<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Eine sehr große Lücke riß der plötzli<strong>ch</strong>e Hins<strong>ch</strong>ied<br />
des Externenpräfekten Dr. Pater Cölestin Merkt.<br />
Mitten aus seiner Arbeit als Externenpräfekt und<br />
Lehrer der Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
wurde er von Gott abberufen, ohne dass jemand<br />
ihm hätte beistehen können, einsam inmitten<br />
einer Gemeins<strong>ch</strong>aft. Dies s<strong>ch</strong>eint uns das Tragis<strong>ch</strong>e<br />
an seinem plötzli<strong>ch</strong>en Hins<strong>ch</strong>eiden zu sein.<br />
Der Verstorbene muß s<strong>ch</strong>on längere Zeit herzleidend<br />
gewesen sein, hat er do<strong>ch</strong> vor ungefähr<br />
einem Jahr einen Spezialisten aufgesu<strong>ch</strong>t. der eine<br />
Angina pectoris feststellte. Pater Cölestin hütete<br />
diesen Befund als sein Geheimnis. Nur ab und zu<br />
ließ er diesbezügli<strong>ch</strong>e Bemerkungen fallen, die<br />
man aber ni<strong>ch</strong>t ernst nahm. Bei einem Biologielehrer<br />
konnte man ja annehmen, dass er um den<br />
Ernst seines Zustandes wusste und die si<strong>ch</strong> aufdrängenden<br />
Maßnahmen selbst treffen konnte.<br />
Warum hat er si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t der vom Arzt vorges<strong>ch</strong>riebenen<br />
Behandlung unterworfen? So fragen<br />
wir uns heute. Wollte er in der Bres<strong>ch</strong>e sterben,<br />
der Gefahr eines plötzli<strong>ch</strong>en Todes ständig bewußt?<br />
Sein Arbeitswille einerseits und seine Besorgnis,<br />
andern zur Last zu fallen, anderseits<br />
mögen dazu beigetragen haben, dass er sein Leiden<br />
still mit si<strong>ch</strong> herumtrug.<br />
So kam es au<strong>ch</strong>, dass wir ihn erst na<strong>ch</strong> zwei Tagen<br />
tot im Büro der Externenpräfektur fanden. Am<br />
Abend des Mittwo<strong>ch</strong>, den 18. Oktober, hatte er<br />
seine Externen um si<strong>ch</strong> versammelt, um mit ihnen<br />
einen familiären Abend zu verbringen, wie dies so<br />
Brau<strong>ch</strong> war. Um 10 Uhr ging man auseinander,<br />
Pater Cölestin plauderte no<strong>ch</strong> eine Weile mit<br />
seinen Freunden weiter, um si<strong>ch</strong> dann in sein<br />
Büro zu begeben, wo er die nötigen Dispositionen<br />
für den folgenden Tag traf. Sein Brevier lag mit<br />
dem Zei<strong>ch</strong>en für Mittwo<strong>ch</strong> auf seinem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>.<br />
Dann muß er si<strong>ch</strong> auf eine Luftmatratze<br />
hingelegt haben, na<strong>ch</strong>dem er si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> des Skapuliers<br />
und des Gürtels entledigt hatte. Die vielen<br />
S<strong>ch</strong>lüsselbünde lagen ebenfalls auf dem S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>.<br />
Mit einer Wolldecke bedeckt und mit der<br />
Kutte bekleidet, muß er si<strong>ch</strong> hingelegt haben. Warum<br />
ging er ni<strong>ch</strong>t ins S<strong>ch</strong>lafzimmer in der Klausur?<br />
War ihm dies ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong> gewesen?<br />
Warum hat er ni<strong>ch</strong>t telephoniert, wenn es ihm<br />
unwohl war? Dies sind Fragen, auf die wir keine<br />
Antwort erhalten werden. Da man ihn an einer<br />
Sitzung glaubte – und er hatte deren viele zu leiten<br />
–, fiel seine Abwesenheit am Donnerstag ni<strong>ch</strong>t<br />
auf. Erst am Freitag su<strong>ch</strong>te man ihn allerorts. Da<br />
aber der S<strong>ch</strong>lüssel zur Externenpräfektur ni<strong>ch</strong>t im<br />
S<strong>ch</strong>lüssello<strong>ch</strong> steckte – bis anhin ein untrügli<strong>ch</strong>es<br />
Zei<strong>ch</strong>en seiner Abwesenheit –, erwartete man ihn
erst gegen Abend. Als au<strong>ch</strong> dies ni<strong>ch</strong>t der Fall war,<br />
benützte man den Reserves<strong>ch</strong>lüssel, und so fand<br />
man ihn, wie er si<strong>ch</strong> hingelegt hatte. Der sofort<br />
herbeigerufene Arzt stellte einen Herzinfarkt als<br />
Todesursa<strong>ch</strong>e fest. Die Zei<strong>ch</strong>en der Verwesung<br />
waren infolge der im Zimmer herrs<strong>ch</strong>enden Hitze<br />
s<strong>ch</strong>on derart fortges<strong>ch</strong>ritten, dass der Bezirksarzt<br />
die Bestattung am Samstagabend für angezeigt<br />
hielt.<br />
Daß Pater Cölestin trotz seiner vielseitigen Bes<strong>ch</strong>äftigung<br />
immer wieder Zeit fand, an der gemeinsamen<br />
Erholung im Kloster teilzunehmen<br />
und vor allem dem alten Pater Rudolf Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
zu leisten, muß ihm ho<strong>ch</strong> angere<strong>ch</strong>net werden.<br />
Zwar halte er eine Atmosphäre des Geheimnisses<br />
um si<strong>ch</strong> und seine viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigen Tätigkeiten<br />
ges<strong>ch</strong>affen; aber seine Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft war kaum<br />
zu überbieten. Dies konnte der S<strong>ch</strong>reiber dieser<br />
Zeilen na<strong>ch</strong> seiner Übersiedlung vom Collegio<br />
Papio in Ascona an die Stiftss<strong>ch</strong>ule während der<br />
letzten drei Jahre mehrfa<strong>ch</strong> erfahren. Jederzeit<br />
war Pater Cölestin bereit, seinen Mitbrüdern und<br />
S<strong>ch</strong>ülern beizustehen, mo<strong>ch</strong>ten sie au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> so<br />
zu ungelegener Zeit kommen. Gerade er mußte<br />
allein, ohne Beistand seiner Umgebung diese Erde<br />
verlassen. Loslösung au<strong>ch</strong> vom mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Trost?!<br />
Pater Cölestin – geboren am 8. April 1906 in<br />
Rheinau – war kein S<strong>ch</strong>üler der Stiftss<strong>ch</strong>ule, sondern<br />
hatte seine Gymnasialstudien im Missionshaus<br />
Bethlehem in Immensee mit einer guten<br />
Maturität abges<strong>ch</strong>lossen. Ab 1927 besu<strong>ch</strong>te er die<br />
theologis<strong>ch</strong>en Kurse unserer Hauslehranstalt. die<br />
er na<strong>ch</strong> inzwis<strong>ch</strong>en bestandenem Noviziat 1932<br />
abs<strong>ch</strong>loß. Na<strong>ch</strong> seiner Primiz sandte ihn Abt Ignatius<br />
zum Studium der Naturwissens<strong>ch</strong>aften na<strong>ch</strong><br />
Freiburg. Zuglei<strong>ch</strong> versah er den Posten eines<br />
Religionslehrers und Spirituals an der Académie<br />
Sainte Croix. Professor Ursprung, dem er zeitlebens<br />
hohe A<strong>ch</strong>tung entgegenbra<strong>ch</strong>te, gab ihm als<br />
Doktorarbeit die Untersu<strong>ch</strong>ung der Grenzplasmolyse<br />
bei Coniferen-Nadeln, was sehr viel praktis<strong>ch</strong>es<br />
Ges<strong>ch</strong>ick und große Geduld erforderte. In<br />
kürzester Zeit s<strong>ch</strong>loß Pater Cölestin seine Universitätsstudien<br />
mit dem Doktorat in Botanik ab.<br />
Zoologie und Geologie waren seine Nebenfä<strong>ch</strong>er.<br />
Im Jahre 1937 kehrte er ins Kloster zurück und<br />
wurde mit der Aufgabe, Chemie und Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
zu lehren, beauftragt. Kurz zuvor war Pater<br />
Ludwig Stutz (Chemielehrer) 1936 plötzli<strong>ch</strong><br />
verstorben, und 1939 wurde Pater Damian Buck<br />
vom S<strong>ch</strong>lag getroffen. So wurde P. Cölestin Hauptlehrer<br />
der Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Betreuer des<br />
Naturalienkabinetts. Bald trat er au<strong>ch</strong> an die Stelle
von Pater Damian als Präsident der S<strong>ch</strong>wyzeris<strong>ch</strong>en<br />
Naturfors<strong>ch</strong>enden Gesells<strong>ch</strong>aft; dieses Amt<br />
behielt er bis heute inne, und als sol<strong>ch</strong>er war er<br />
ausersehen, die Jahresversammlung der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Naturfors<strong>ch</strong>enden Gesells<strong>ch</strong>aft im Jahre<br />
1968 in Einsiedeln zu präsidieren.<br />
Seit etwa 15 Jahren konnte er einen Teil des Naturkundeunterri<strong>ch</strong>tes<br />
an Pater Albert Huber und<br />
an den S<strong>ch</strong>reiber dieser Zeilen abtreten. Na<strong>ch</strong> der<br />
Versetzung von Pater Paul na<strong>ch</strong> Ascona im Jahre<br />
1954 übernahm Pater Cölestin das Amt eines<br />
Externenpräfekten. Wieviel Mühe und Kleinarbeit<br />
mit diesem Vertrauensposten verbunden sind,<br />
weiß nur der Eingeweihte, obliegt ihm do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
nur die Sorge um das leibli<strong>ch</strong>e und seelis<strong>ch</strong>e Wohl<br />
der externen S<strong>ch</strong>üler, sondern er hat au<strong>ch</strong> die<br />
Verantwortung für die S<strong>ch</strong>ulräumli<strong>ch</strong>keiten zu<br />
tragen. Damit aber die geistli<strong>ch</strong>en Belange ni<strong>ch</strong>t<br />
zu kurz kommen, hat si<strong>ch</strong> Pater Cölestin seit 20<br />
Jahren jeden Sonn- und Feiertag ins Bürgerheim<br />
begeben, um dort den alten Leut<strong>ch</strong>en des Bezirkes<br />
Einsiedeln die heilige Messe zu lesen, die Sakramente<br />
zu spenden und eine Anspra<strong>ch</strong>e zu halten.<br />
Diese Treue zu einem wenig bea<strong>ch</strong>teten Seelsorgeposten<br />
wird ihm der liebe Gott rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vergelten.<br />
In wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t wusste si<strong>ch</strong> der<br />
Verstorbene dur<strong>ch</strong> die häufige Lektüre von wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Zeits<strong>ch</strong>riften und neu ers<strong>ch</strong>ienenen<br />
Werken sowie dur<strong>ch</strong> regelmäßigen Besu<strong>ch</strong> der<br />
Jahresversammlungen unserer naturfors<strong>ch</strong>enden<br />
Gesells<strong>ch</strong>aften auf dem laufenden zu halten. Sein<br />
Unterri<strong>ch</strong>t war lebendig und aufs Praktis<strong>ch</strong>e ausgeri<strong>ch</strong>tet.<br />
Mit Hilfe neuerer didaktis<strong>ch</strong>er Mittel<br />
su<strong>ch</strong>te er ni<strong>ch</strong>t nur Wissen zu vermitteln, sondern<br />
er verstand es, die Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in den Rahmen<br />
des humanistis<strong>ch</strong>en Gymnasiums einzubauen.<br />
Besonders lag ihm am Herzen, dass der S<strong>ch</strong>üler<br />
eine lebendige Beziehung zur Natur und den<br />
Naturdingen bekam. Deshalb organisierte er<br />
Mikroskopier- und Sezierkurse und führte die<br />
S<strong>ch</strong>üler im Sommer gerne ins Freie. Dur<strong>ch</strong> seinen<br />
Einsatz im Tier- und Pflanzens<strong>ch</strong>utz stand ihm<br />
eine große Erfahrung mit dem lebendigen Naturges<strong>ch</strong>ehen<br />
des Landes S<strong>ch</strong>wyz und des nahen<br />
Züri<strong>ch</strong>sees zur Verfügung, die er au<strong>ch</strong> in den<br />
Dienst des Unterri<strong>ch</strong>ts zu stellen wußte. In vielen<br />
S<strong>ch</strong>ülern hat Pater Cölestin die Freude an den<br />
Naturwissens<strong>ch</strong>aften zu wecken gewußt, und viele<br />
Ärzte und Lehrer der Naturwissens<strong>ch</strong>aften im<br />
S<strong>ch</strong>weizerland und im Ausland verdanken ihren<br />
Beruf ihrem nun verstorbenen Lehrer der Naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.
Was Pater Cölestin an Arbeit geleistet hat als<br />
Vorstandsmitglied des Naturs<strong>ch</strong>utzbundes, des Fis<strong>ch</strong>ereivereins<br />
usw. wird an zuständiger Stelle gewürdigt<br />
werden. Er zählte vers<strong>ch</strong>iedene prominente<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftler zu Freunden, und es ist zu<br />
hoffen, dass seine Verdienste um die Erhaltung<br />
der Tier- und Pflanzenwelt des Kantons S<strong>ch</strong>wyz<br />
von den Behörden und vom Volke öffentli<strong>ch</strong> anerkannt<br />
werden.<br />
Wenn der Verstorbene au<strong>ch</strong> vom plötzli<strong>ch</strong>en Tode<br />
überras<strong>ch</strong>t wurde, so dürfen wir do<strong>ch</strong> auf die<br />
Barmherzigkeit Gottes vertrauen, denn wer an den<br />
Sohn glaubt, hat das ewige Leben. Von der Behandlung<br />
der Lebensgesetze im irdis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong><br />
wird er nun zur S<strong>ch</strong>au des ewigen Lebens eingegangen<br />
sein.<br />
Pater Odilo Tramèr
Abt<br />
Benno<br />
(Walter)<br />
Gut<br />
Abtprimas<br />
Kardinal<br />
* 1. April 1897<br />
† 8. Dezember 1970<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1970/71<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Der Herr über Leben und Tod rief am 8. Dez., dem<br />
Feste der Unbefleckten Empfängnis, unsern lieben<br />
Kardinal Dr. Walter Benno Gut aus dieser Welt zu<br />
si<strong>ch</strong>. Er starb unerwartet ras<strong>ch</strong> in einer Klinik der<br />
Ewigen Stadt, wohin er si<strong>ch</strong> wenige Tage zuvor<br />
wegen Zirkulationsstörungen hatte begeben müssen.<br />
Die zahlrei<strong>ch</strong>en Nekrologe dürfen hier als<br />
bekannt vorausgesetzt werden. Es sei aber dem<br />
Beri<strong>ch</strong>terstatter erlaubt, ihm au<strong>ch</strong> von der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
postum den verdienten Dank auszuspre<strong>ch</strong>en<br />
für all die Arbeit, Mühe der Lehrtätigkeit und<br />
Sympathie, die er zeitlebens der S<strong>ch</strong>ule entgegengebra<strong>ch</strong>t<br />
hat. Der ehemalige Pater Benno Gut war<br />
ein begeisternder, aber au<strong>ch</strong> fordernder Lehrer<br />
der alten Spra<strong>ch</strong>en (1923-30), ein gütiger, aber<br />
au<strong>ch</strong> strenger Präfekt (1942-47), ein um das Wohl<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule besorgter Abt (1947-59) und ein<br />
gütiger Freund als Abtprimas und Kardinal. Es sei<br />
hier nur ein großes Verdienst besonders erwähnt:<br />
der Ausbau der S<strong>ch</strong>lafräume der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />
Hätte die si<strong>ch</strong> seit langen Jahren aufdrängende<br />
Neugestaltung der wirkli<strong>ch</strong> veralteten Einri<strong>ch</strong>tungen<br />
ni<strong>ch</strong>t begonnen und unter seinem Na<strong>ch</strong>folger<br />
ni<strong>ch</strong>t glückli<strong>ch</strong> zu Ende geführt werden können,<br />
stände die Stiftss<strong>ch</strong>ule heute vor denselben finanziellen<br />
Problemen, vor die si<strong>ch</strong> unsere übrigen<br />
katholis<strong>ch</strong>en Internatss<strong>ch</strong>ulen gestellt sehen.<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> hatte er selbst als Präfekt unter<br />
den unhaltbaren Zuständen gelitten und bra<strong>ch</strong>te<br />
deshalb den Bestrebungen des damaligen Rektors<br />
Pater Ludwig Räber großes Verständnis entgegen.<br />
Sein Name bleibt mit diesem Erneuerungswerk<br />
hinter der Stiftsfront ebenso verbunden wie mit<br />
der Renovation der Klosterfassade. Ein herzli<strong>ch</strong>es<br />
Vergelt’s Gott hinüber in die Ewigkeit!<br />
Bald darauf folgte ihm sein treuer Kammerdiener<br />
und Faktotum Bruder Gerold Gaßmann, der vielen<br />
ehemaligen S<strong>ch</strong>ülern der Stiftss<strong>ch</strong>ule ein lieber<br />
Freund war. Der Herr vergelte au<strong>ch</strong> ihm alles Gute,<br />
das er auf seine Weise für die S<strong>ch</strong>ule geleistet<br />
hat.<br />
Pater Odilo Tramèr
Pater<br />
Otto<br />
(Stephan)<br />
Rehm<br />
* 10. Dezember 1887<br />
† 22. März 1971<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1970/71<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Besondere Verdienste um die Disziplin der Stiftss<strong>ch</strong>üler<br />
und um die musikalis<strong>ch</strong>e Betätigung der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>üler hat si<strong>ch</strong> Pater Otto Rehm erworben.<br />
Der S<strong>ch</strong>reibende erinnert si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> gut, wie er ihn<br />
Ende August 1927 über die Anforderungen des<br />
Internats instruierte, als er mit seiner Mutter an<br />
die Türe der Stiftss<strong>ch</strong>ule klopfte.<br />
Pater Otto war ein gefür<strong>ch</strong>teter Unterpräfekt, der<br />
au<strong>ch</strong> dem größten Unruhestifter das Handwerk zu<br />
legen imstande war. Seine ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die körperli<strong>ch</strong>e<br />
Größe, aber dur<strong>ch</strong> seine gestrenge Miene imponierende<br />
Person nötigte jedem S<strong>ch</strong>üler absoluten<br />
Respekt ab.<br />
Seine musikalis<strong>ch</strong>e Begabung und sein S<strong>ch</strong>affen<br />
sind uns von berufener Seite anderweitig bes<strong>ch</strong>rieben<br />
worden, so dass si<strong>ch</strong> hier ein weiteres Eingehen<br />
erübrigt.<br />
Au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> in den letzten Jahren kam er oft zu<br />
seinen Zellen-Na<strong>ch</strong>barn, entweder um si<strong>ch</strong> über<br />
das Wohl der S<strong>ch</strong>ule zu erkundigen oder um eine<br />
Bitte um mehr Ruhe und Disziplin der S<strong>ch</strong>üler<br />
anzubringen; denn ni<strong>ch</strong>ts störte Pater Otto so sehr<br />
wie ungehöriger Lärm.<br />
Die ewige Ruhe, die ihm der Herr am 22. März ges<strong>ch</strong>enkt<br />
hat, na<strong>ch</strong>dem er ihn lange Jahre aufs<br />
Krankenbett gebannt hatte, möge ihm wohltun.<br />
Pater Odilo Tramèr
Pater<br />
Rudolf<br />
(Aloys)<br />
Henggeler<br />
* 1. November 1890<br />
† 21. Mai 1971<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1970/71<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Am 21. Mai starb Pater Rudolf Henggeler, mit<br />
einer kurzen Unterbre<strong>ch</strong>ung von drei Jahren<br />
während vierzig Jahren (1919-1960) Lehrer der<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Er wusste seinen<br />
S<strong>ch</strong>ülern dur<strong>ch</strong> sein unheimli<strong>ch</strong>es Gedä<strong>ch</strong>tnis zu<br />
imponieren. Nie sah man Pater Rudolf mit einem<br />
Bu<strong>ch</strong> in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsstunde kommen, aber das<br />
bedeutet keineswegs, dass er nur Anekdoten erzählt<br />
hätte, im Gegenteil, er wusste grundlegende<br />
Kenntnisse der Vergangenheit zu vermitteln und<br />
für das Fa<strong>ch</strong> Begeisterung zu wecken. Für ihn war<br />
die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t bloß eine Aneinanderreihung<br />
von Ereignissen politis<strong>ch</strong>er Natur, sondern die<br />
Einführung in das vielseitige S<strong>ch</strong>affen der<br />
Mens<strong>ch</strong>heit lag ihm am Herzen. Seine Führungen<br />
dur<strong>ch</strong> das Kloster und dur<strong>ch</strong> die Kir<strong>ch</strong>e sind wohl<br />
vielen ehemaligen S<strong>ch</strong>ülern in bester Erinnerung.<br />
Zudem waren seine Stunden nie langweilig, er<br />
verstand es au<strong>ch</strong>, die trockene Materie mit Humor<br />
zu würzen, so daß man die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te «gerne<br />
hatte».<br />
In den zwanziger und dreißiger Jahren tummelte<br />
er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> mit uns auf den Wiesen und in<br />
den Wäldern herum, was man hinter dem späteren<br />
Ar<strong>ch</strong>ivar kaum je vermutet hätte. Mehrmals<br />
lud er uns als Fratres zu einer Mythenbesteigung<br />
ein, die er trotz seiner körperli<strong>ch</strong>en Fülle mit<br />
erstaunli<strong>ch</strong>em Elan meisterte.<br />
Es geht hier ni<strong>ch</strong>t um eine vollständige S<strong>ch</strong>ilderung<br />
der Verdienste, sondern um die Dankeserstattung<br />
für die Leistungen zugunsten der S<strong>ch</strong>ule.<br />
Au<strong>ch</strong> diese beanspru<strong>ch</strong>t weder Gründli<strong>ch</strong>keit no<strong>ch</strong><br />
erhebt sie Anspru<strong>ch</strong> auf Vollständigkeit. Der<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t soll ja kein Sammelwerk historis<strong>ch</strong>er<br />
Daten von Persönli<strong>ch</strong>keiten sein.<br />
Pater Rudolf wurde na<strong>ch</strong> langem Leiden vom<br />
Herrn befreit, und er ruht nun unter der Weihna<strong>ch</strong>tskuppel<br />
von seinen Arbeiten aus. Er wurde<br />
zu seinen Vätern versammelt, heißt es in der<br />
S<strong>ch</strong>rift des Alten Testamentes. Dies dürfte au<strong>ch</strong><br />
für den verstorbenen Historiker gelten, lebt er<br />
do<strong>ch</strong> nun – so hoffen wir – bei seinen Helden, von<br />
denen er uns in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsstunde mit Begeisterung<br />
zu erzählen wußte.<br />
Pater Odilo Tramèr
Pater<br />
Eduard<br />
(Paul)<br />
Pluts<strong>ch</strong>ow<br />
* 23. Februar 1892<br />
† 25. Juli 1976<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Pater Eduard Pluts<strong>ch</strong>ow stammte aus Züri<strong>ch</strong>, wo<br />
er am 23. Februar 1892 geboren wurde. Sein<br />
reformierter Vater arbeitete an der Neuen Zür<strong>ch</strong>er<br />
Zeitung. Die katholis<strong>ch</strong>e Mutter gab si<strong>ch</strong> im Einverständnis<br />
mit dem Vater alle Mühe, die Kinder<br />
katholis<strong>ch</strong> zu erziehen. So kam Paul 1905 im<br />
Herbst in die 2. Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Eine<br />
S<strong>ch</strong>wester trat in Baldegg ein und ist na<strong>ch</strong> ihrem<br />
jüngeren Bruder vor wenigen Monaten im Alter<br />
von über 90 Jahren gestorben. Na<strong>ch</strong> der Matura<br />
1912 trat Paul in das Noviziat des Klosters ein,<br />
legte am 8. September 1913 als Frater Eduard<br />
Profeß ab unter Abt Thomas Bossart, der für ihn<br />
zeitlebens der Maßstab für Äbte blieb, und feierte<br />
am 6. Mai 1917 Primiz.<br />
Der musikalis<strong>ch</strong> begabte junge Pater wurde sofort<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt und war ein erstes<br />
Mal Choralmagister. Von 1928-1932 unterri<strong>ch</strong>tete<br />
er im Collège St-Charles in Pruntrut Deuts<strong>ch</strong>.<br />
Na<strong>ch</strong>her kehrte er als Französis<strong>ch</strong>lehrer an die<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule zurück, wurde 1939 ein zweites Mal<br />
Choralmagister. Im S<strong>ch</strong>uljahr 1953/54 war er aushilfsweise<br />
Klassenlehrer an der kleinen Klosters<strong>ch</strong>ule<br />
Marienberg im Südtirol. Aber 1954 finden<br />
wir ihn wieder als Lehrer für das Freifa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong><br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Ab 1966 s<strong>ch</strong>ied er endgültig<br />
aus dem S<strong>ch</strong>uldienst aus. Sein Otium cum<br />
dignitate dauerte 10 Jahre. Er konnte die Freudentage<br />
des goldenen Profeßjubiläums und Priesterjubiläums,<br />
ja sogar des diamantenen Profeßjubiläums<br />
begehen und starb im hohen Alter von 84<br />
Jahren am 25. Juli 1976.<br />
P. Eduard nahm seine Aufgaben alle immer sehr<br />
gewissenhaft, ja zu gewissenhaft. Oftmals stand er<br />
deshalb mit den S<strong>ch</strong>ülern in etwas gespannten diplomatis<strong>ch</strong>en<br />
Beziehungen und reizte sie dur<strong>ch</strong><br />
seine Reaktionen zum Widerspru<strong>ch</strong>. Aber es ist<br />
do<strong>ch</strong> sehr erstaunli<strong>ch</strong>, wie er niemand etwas na<strong>ch</strong>trug,<br />
nie den Mut verlor und in bereitwilligem<br />
Gehorsam si<strong>ch</strong> immer wieder einsetzen ließ. Zahlrei<strong>ch</strong><br />
sind die Lehrersprü<strong>ch</strong>e, die aus seiner S<strong>ch</strong>ulstube<br />
herumgeboten wurden. Alle zeugen von seiner<br />
Eigenart, si<strong>ch</strong> hinter seiner gewissenhaften<br />
Vorbereitung glei<strong>ch</strong>sam zu vers<strong>ch</strong>anzen. Aber gerade<br />
wegen seiner originellen Züge gehörte Pater<br />
Eduard einfa<strong>ch</strong> zum Bild der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />
Als alter Mann hat er im Kloster eine sehr wi<strong>ch</strong>tige<br />
Rolle erfüllt. Es war eine Freude, mit ihm zu<br />
s<strong>ch</strong>erzen und ihn au<strong>ch</strong> etwas zu plagen; er hatte es<br />
sogar gern. Gerade dadur<strong>ch</strong> bildete er für die<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aft einen starken Kitt. R.I.P.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Ludwig<br />
(Hans)<br />
Räber<br />
* 13. Januar 1912<br />
† 4. August 1976<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Vermutli<strong>ch</strong> am frühen Morgen des 4. August 1976,<br />
verunglückte unser Rektor, Pater Dr. Ludwig Räber,<br />
auf der Vulkaninsel Stromboli tödli<strong>ch</strong>. Die<br />
Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t errei<strong>ch</strong>te uns am Morgen des 6. August<br />
dur<strong>ch</strong> das Politis<strong>ch</strong>e Departement in Bern und rief<br />
begreifli<strong>ch</strong>erweise Bestürzung hervor.<br />
Hans Räber wurde am 13. Januar 1912 in Küßna<strong>ch</strong>t<br />
am Rigi als Sohn von Stände- und Regierungsrat<br />
Josef Räber geboren, der das Gymnasium<br />
ebenfalls in Einsiedeln dur<strong>ch</strong>laufen hatte. Die Atmosphäre<br />
seines Elternhauses drang tief in den<br />
Knaben und jungen Mann ein. Zeitlebens hegte er<br />
für seine Eltern eine tiefe Verehrung. Seinem Vater<br />
widmete er die sehr lesenswerte Biographie<br />
«Ständerat Räber».<br />
Im Herbst 1924 trat Hans in die Stiftss<strong>ch</strong>ule ein<br />
und s<strong>ch</strong>loß sie 1932 mit der Matura ab, wobei er<br />
die hö<strong>ch</strong>ste Note errei<strong>ch</strong>te. Darauf studierte er in<br />
Löwen und Wien Philosophie und bes<strong>ch</strong>loß seine<br />
Universitätsstudien mit dem Doktorat, ebenfalls<br />
mit hö<strong>ch</strong>ster Auszei<strong>ch</strong>nung. Seine Dissertation<br />
über Othmar Spann wurde sogar ins Japanis<strong>ch</strong>e<br />
übersetzt.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Doktorat trat er 1936 ins Kloster ein,<br />
legte im Spätherbst 1937 als Frater Ludwig Profeß<br />
ab. Na<strong>ch</strong> dem Theologiestudium an der Hauslehranstalt<br />
wurde er 1941 zum Priester geweiht und<br />
bezog die Universität Züri<strong>ch</strong>, wo er Kir<strong>ch</strong>enges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
und Paläographie belegte. Zuglei<strong>ch</strong> übernahm<br />
er die Redaktion von «Maria Einsiedeln»,<br />
die er zehn Jahre beibehielt.<br />
Im Herbst 1942 begann er seine Lehrerlaufbahn<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule mit Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Französis<strong>ch</strong><br />
in den unteren Klassen. Aber s<strong>ch</strong>on 1944<br />
wurde er Socius des Novizenmeisters und begann<br />
mit der Übersetzung der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Benediktinerordens<br />
von Pater Philibert S<strong>ch</strong>mitz. Do<strong>ch</strong><br />
überarbeitete er si<strong>ch</strong> und mußte 1946 aussetzen.<br />
Im Herbst 1946 übernahm er wieder Aufgaben an<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Als Pater Ildefons Bets<strong>ch</strong>art als<br />
Professor na<strong>ch</strong> Salzburg berufen wurde, trat er<br />
1947 als Philosophielehrer an dessen Stelle, was er<br />
bis 1966 blieb. Zuglei<strong>ch</strong> besorgte er au<strong>ch</strong> die Redaktion<br />
der S<strong>ch</strong>ulzeits<strong>ch</strong>rift «Meinradsraben».<br />
Unterdessen war man aber au<strong>ch</strong> anderweitig auf<br />
den bedeutenden Mann aufmerksam geworden.<br />
Er wurde 1 949 Vizepräsident und 1950 Präsident<br />
des Vereins S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Gymnasiallehrer.<br />
Damit begann für ihn die Mitglieds<strong>ch</strong>aft in vielen<br />
und wi<strong>ch</strong>tigen Kommissionen. Es seien einige,<br />
zeitli<strong>ch</strong> vorgreifend, aufgezählt: Stiftungsrat der<br />
Studienstiftung des VSG, Nationale Unesco-
Kommission, Eidg. Maturitätskommission, Eidg.<br />
Kommission für Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>sfragen auf dem Gebiet<br />
der Geisteswissens<strong>ch</strong>aften, Vorstand des Freiburger<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulvereins, Präsident der Konferenz<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Gymnasialrektoren und Kommission<br />
«Gymnasium-Universität».<br />
Damit sind wir am ents<strong>ch</strong>eidenden Punkt seines<br />
äußeren Lebens angelangt. Abt Benno Gut ernannte<br />
ihn am 13. Juli 1951 zum Rektor der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />
Er behielt dieses Amt bis zum 15. März<br />
1966 und übernahm es ein zweites Mal am 15. Juli<br />
1973 bis zu seinem Tode.<br />
Ohne Zweifel gehört Pater Ludwig in die Reihe<br />
seiner großen Vorgänger Pater Gall Morel, Pater<br />
Benno Kühne und Pater Romuald Banz, in deren<br />
Geist er die S<strong>ch</strong>ule weiterführen wollte. Mit Bestimmtheit<br />
und, wenn er von einer Sa<strong>ch</strong>e überzeugt<br />
war, au<strong>ch</strong> mit Härte su<strong>ch</strong>te er seine Ziele zu<br />
errei<strong>ch</strong>en. Er war weder für Vorgesetzte no<strong>ch</strong> für<br />
Mitarbeiter und Untergebene ein bequemer<br />
Mann, aber er wußte immer genau, was er wollte.<br />
Straffung der Disziplin in allen Belangen, Ausbau<br />
der S<strong>ch</strong>ule in geistiger und bauli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t<br />
waren seine erklärten Ziele.<br />
So errei<strong>ch</strong>te er den Umbau und die Neuorganisation<br />
des Internates dur<strong>ch</strong> die Aufteilung in Gymnasium<br />
und Lyzeum (1959-1962). Unermüdli<strong>ch</strong><br />
arbeitete er an der Verbesserung der Stundentafeln<br />
und des Fä<strong>ch</strong>erangebotes. So führte er für den<br />
Typus A s<strong>ch</strong>on in den Fünfzigerjahren das Zusatzfa<strong>ch</strong><br />
Englis<strong>ch</strong> ein. Als Mitglied der Eidg. Maturitätskommission<br />
setzte er si<strong>ch</strong> sehr für die Zulassung<br />
der Typus-C-Maturanden zum Medizinstudium<br />
ein, hielt aber an der eigenen S<strong>ch</strong>ule unbedingt<br />
am Typus A fest. Der Kampf um Ideale wurde<br />
ihm geradezu zu einer Art zweiter Natur. In allen<br />
Gremien, in denen er mitma<strong>ch</strong>te, war er kein<br />
stumm nickendes, sondern ein stets treibendes<br />
Mitglied. Er organisierte im Rahmen des VSG eine<br />
umfassende Lehrmittels<strong>ch</strong>au, und für die Rektoren<br />
eine Amerikareise und war als Mitglied der<br />
Eidg. Maturitätskommission ein wesentli<strong>ch</strong>er Promotor<br />
der heute geltenden Ordnung.<br />
Auf das Sommersemester 1966 wurde er als Professor<br />
für Pädagogik an die Universität Freiburg<br />
berufen. Er nahm die Berufung gerne an. Au<strong>ch</strong> an<br />
der Universität su<strong>ch</strong>te er sein Bestes zu geben. Die<br />
Kontestationsjahre, in die er jedo<strong>ch</strong> hineingeriet,<br />
forderten ihn innerli<strong>ch</strong> und äußerli<strong>ch</strong> sehr heraus.<br />
Im Studienjahr 1972/73 war er Dekan der philosophis<strong>ch</strong>en<br />
Fakultät. Als Abt Georg im Frühjahr<br />
1973 den Wuns<strong>ch</strong> äußere, er möge wieder das<br />
Rektorat der Stiftss<strong>ch</strong>ule übernehmen, sagte er als
gehorsamer Mön<strong>ch</strong> sofort zu, aber es war ni<strong>ch</strong>t zu<br />
verkennen, daß er den Abs<strong>ch</strong>ied von der Professur,<br />
wenigstens in man<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t, au<strong>ch</strong> als<br />
Entlastung empfand.<br />
Mit neuem S<strong>ch</strong>wung übernahm er nun wieder die<br />
Leitung der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Die wesentli<strong>ch</strong>en Entwicklungen,<br />
die während seiner Abwesenheit eingetreten<br />
waren, ums<strong>ch</strong>rieb er selbst im ersten<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t seines zweiten Rektorates (Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />
1973/74, S. 46 f.). Diese Änderungen wurden<br />
von ihm theoretis<strong>ch</strong> bejaht, praktis<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>ten<br />
sie ihm mehr zu s<strong>ch</strong>affen, als er wahrhaben<br />
wollte. Während des S<strong>ch</strong>uljahres 1975/76 mußte<br />
er auf ärztli<strong>ch</strong>en Rat hin mehrmals Sonderferien<br />
eins<strong>ch</strong>alten. Er trug s<strong>ch</strong>wer an der Verantwortung,<br />
wie er sie fühlte und erlebte. Dabei darf man ni<strong>ch</strong>t<br />
übersehen, daß er innerli<strong>ch</strong> in keiner lei<strong>ch</strong>ten Lage<br />
war. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, daß er von Freiburg wieder<br />
zurückgerufen worden war, vergrößerte für ihn<br />
seelis<strong>ch</strong> das sonst s<strong>ch</strong>on stark entwickelte Verantwortungs-<br />
und Sendungsbewußtsein. Do<strong>ch</strong> spra<strong>ch</strong><br />
aus all seinen Worten und Taten der unbedingte<br />
optimistis<strong>ch</strong>e Wille, dur<strong>ch</strong>zuhalten und mutig in<br />
die Zukunft zu sehen. Deshalb förderte er mit aller<br />
Energie die Pläne für den weiteren inneren und<br />
äußeren Ausbau der S<strong>ch</strong>ule, wie immer in den<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>ten na<strong>ch</strong>zulesen ist.<br />
P. Ludwig war ein bedeutender Mens<strong>ch</strong> und gerade<br />
deshalb ni<strong>ch</strong>t unbestritten. Er vereinigte in si<strong>ch</strong><br />
die Züge eines konservativen Aristokraten und<br />
eines progressiven Forts<strong>ch</strong>rittlers. Er konnte theoretis<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>lagend und großzügig moderne Erziehungsfragen<br />
formulieren und praktis<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> wund<br />
reiben an unbedeutenden jugendli<strong>ch</strong>en Formlosigkeiten.<br />
Was an ihm immer wieder beeindruckte, war die<br />
restlose Überzeugung und der unbeirrbare Einsatz,<br />
mit denen er eine Meinung vertrat. Dabei<br />
war er überzeugt, si<strong>ch</strong> stets für die gebotene Sa<strong>ch</strong>e<br />
und nur für diese einzusetzen. Pater Ludwig hat es<br />
verdient, daß wir ihm als Lehrer, Rektor und Mitbruder<br />
ein dankbares Andenken bewahren. R.I.P.<br />
Pater Rupert Ruhstaller<br />
siehe nä<strong>ch</strong>ste Seite!
Unsere Informationen<br />
über den Tod<br />
von Pater Ludwig Räber<br />
Pater Ludwig verbra<strong>ch</strong>te seine Ferien auf den<br />
Liparis<strong>ch</strong>en Inseln. Er war mit seinem Moped<br />
dur<strong>ch</strong> ganz Italien in den Süden gereist und zeltete<br />
auf dem allgemeinen Zeltplatz der Isola di Vulcano.<br />
Am 3. August, an einem Dienstag, unternahm<br />
er einen Ausflug na<strong>ch</strong> der Insel Stromboli. Auf der<br />
Überfahrt mit dem Kurss<strong>ch</strong>iff traf er mit vier<br />
S<strong>ch</strong>weizern zusammen, die ihn vom Zeltplatz her<br />
s<strong>ch</strong>on etwas kannten. Man kam um etwa 15 Uhr<br />
auf Stromboli an. Die vier S<strong>ch</strong>weizer su<strong>ch</strong>ten in<br />
der kleinen Orts<strong>ch</strong>aft eine Unterkunft, während<br />
Pater Ludwig erklärte, er mö<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>entags<br />
den Vulkan Stromboli besteigen. Etwa 16.30<br />
Uhr trennte er si<strong>ch</strong> von den übrigen S<strong>ch</strong>weizern<br />
und nahm als Alleingänger den Aufstieg in Angriff.<br />
Erst am Abend des folgenden Tages vernahmen<br />
die Reisegefährten, daß am Stromboli ein<br />
S<strong>ch</strong>weizer vermißt werde und vermuteten, es müsse<br />
si<strong>ch</strong> um Pater Ludwig handeln.<br />
Beim Aufstieg am Dienstagabend traf Pater Ludwig<br />
eine Gruppe französis<strong>ch</strong>er Touristen, mit<br />
denen er in unmittelbarer Nähe des Hauptkraters<br />
rastete. Pater Ludwig erklärte, er werde voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
in der Na<strong>ch</strong>t oder am frühen Morgen die<br />
Gegend etwas auskunds<strong>ch</strong>aften. Als die Franzosen<br />
am Mittwo<strong>ch</strong>morgen erwa<strong>ch</strong>ten, fanden sie die<br />
Effekten von Pater Ludwig no<strong>ch</strong> an ihrem Platz. Er<br />
selbst war ni<strong>ch</strong>t mehr da und gab au<strong>ch</strong> auf lautes<br />
Rufen keine Antwort. So nahmen sie in der Hoffnung,<br />
Pater Ludwig später zu treffen, seine Ausrüstung<br />
mit und stiegen auf der andern Seite des<br />
Vulkans ab. In der Orts<strong>ch</strong>aft meldeten sie ihre<br />
Beoba<strong>ch</strong>tungen der Polizei, die zunä<strong>ch</strong>st jedo<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>ts unternahm.<br />
Am Abend des Mittwo<strong>ch</strong> stiegen dann au<strong>ch</strong> die<br />
vier S<strong>ch</strong>weizer hinauf zum Hauptkrater. Auf dem<br />
Weg begegneten sie einem Franzosen, der ihnen<br />
die Meldung vom vermißten S<strong>ch</strong>weizer ma<strong>ch</strong>te.<br />
Sie fanden dann den Ort, wo die Touristen am<br />
Vortag genä<strong>ch</strong>tigt hatten, und au<strong>ch</strong> die Kraterstelle,<br />
an der si<strong>ch</strong> der Unfall zugetragen haben muß.<br />
No<strong>ch</strong> am glei<strong>ch</strong>en Tag stiegen sie hinunter in die<br />
Orts<strong>ch</strong>aft und versu<strong>ch</strong>ten in der Na<strong>ch</strong>t vergebli<strong>ch</strong>,<br />
die Polizei zu alarmieren. Erst am Donnerstagmorgen<br />
war es ihnen mögli<strong>ch</strong>, ihre Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />
den Behörden zu melden und zu fordern, daß<br />
na<strong>ch</strong> dem Vermißten gesu<strong>ch</strong>t werde. Hierauf<br />
ma<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> zwei getrennte Su<strong>ch</strong>gruppen auf den
Weg zum Krater. Im Verlauf des Donnerstags<br />
wurde Pater Ludwig auf dem Kratergrund tot aufgefunden<br />
und geborgen.<br />
Wie si<strong>ch</strong> das Unglück zugetragen hat, können wir<br />
nur vermuten. Viellei<strong>ch</strong>t ist Pater Ludwig in der<br />
Na<strong>ch</strong>t auf der gefährli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t Sandas<strong>ch</strong>e ausgeglitten<br />
und in die Tiefe gestürzt, viellei<strong>ch</strong>t wurde<br />
er dur<strong>ch</strong> die zeitweise gefährli<strong>ch</strong>en Vulkangase betäubt.<br />
Augenzeugen beri<strong>ch</strong>teten, daß an jenen<br />
zwei Tagen der sonst meist von Süden wehende<br />
Wind die Ri<strong>ch</strong>tung änderte und die aufsteigenden<br />
Dämpfe den Touristen entgegen trug. Na<strong>ch</strong> dem<br />
ärztli<strong>ch</strong>en Befund erlitt Pater Ludwig beim Aufs<strong>ch</strong>lag<br />
auf den Kratergrund eine s<strong>ch</strong>were Brustverletzung,<br />
die zum ras<strong>ch</strong>en Tod führen mußte.<br />
Die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t vom tragis<strong>ch</strong>en Unglück errei<strong>ch</strong>te<br />
uns im Kloster erst im Verlauf des Freitagvormittags.<br />
Pater Ludwig ist allein und einsam gestorben, fern<br />
von seinen Mitbrüdern und vom Kloster. Aber<br />
wirkli<strong>ch</strong> allein war er ni<strong>ch</strong>t. Der Gedanke an den<br />
Tod hat ihn immer bes<strong>ch</strong>äftigt. Der Tod war ihm<br />
ein Stück des Lebens, das ihm von Gott ges<strong>ch</strong>enkt<br />
worden ist. Und daher glauben wir, daß sein Tod<br />
ni<strong>ch</strong>t einsam und verloren war.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Kanisius<br />
(Viktor)<br />
Zünd<br />
* 16. Februar 1903<br />
† 4. August 1976<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Pater Kanisius Zünd wurde am 16. Februar 1903<br />
geboren und wu<strong>ch</strong>s in St. Gallen auf. Im Herbst<br />
1917 trat Viktor Zünd in die zweite Klasse ein,<br />
ma<strong>ch</strong>te 1924 die Matura und ersu<strong>ch</strong>te um Aufnahme<br />
ins Kloster, wo er am 8. September 1925<br />
als Frater Kanisius Profeß ablegte.<br />
Na<strong>ch</strong> seiner Priesterweihe im Jahre 1929 wurde er<br />
im Herbst Unterpräfekt und Klassenlehrer. 1931<br />
wurde er Vizepräfekt und Laden<strong>ch</strong>ef. Als letzter<br />
Vizepräfekt besorgte er au<strong>ch</strong> mit viel Phantasie die<br />
alte Theaterbühne. Pater Kanisius war mit Leib<br />
und Seele bei seinen Aufgaben und verlor den<br />
Humor sozusagen nie. Die S<strong>ch</strong>üler der unteren<br />
Klassen wären für ihn dur<strong>ch</strong>s Feuer gegangen.<br />
Na<strong>ch</strong> dem unerwarteten Tod von Pater Ludwig<br />
Stutz, den ein perforierter Blinddarm im kräftigsten<br />
Mannesalter als fris<strong>ch</strong>gebackenen Doktor der<br />
Chemie dahinraffte, bezog Pater Kanisius 1936<br />
na<strong>ch</strong> bereits begonnenem S<strong>ch</strong>uljahr die Universität<br />
Freiburg, um Chemie und Physik zu studieren.<br />
Von Freiburg aus wirkte er maßgebli<strong>ch</strong> mit an der<br />
Bühneneinri<strong>ch</strong>tung des damals neuen Theaters<br />
(1937/38). Bereits 1939 wurde er, leider ohne<br />
akademis<strong>ch</strong>en Abs<strong>ch</strong>luß, weil der alte Physiklehrer,<br />
Pater Fintan Kindler, aus dem S<strong>ch</strong>uldienst<br />
auss<strong>ch</strong>ied, wieder zurückgerufen, um den Unterri<strong>ch</strong>t<br />
in Chemie und Physik zu übernehmen. Daneben<br />
besorgte er fast jede Organisationsaufgabe,<br />
die an ihn herangetragen wurde, z. B. die Oberleitung<br />
der Heizung und des Elektrizitätswesens im<br />
Kloster.<br />
Sehr große Verdienste erwarb er si<strong>ch</strong> um das<br />
Welttheater und die Veranstaltungen der Welttheatergesells<strong>ch</strong>aft,<br />
z. B. die Kir<strong>ch</strong>enkonzerte. So organisierte<br />
er au<strong>ch</strong> als Jahrespräsident der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Naturfors<strong>ch</strong>enden Gesells<strong>ch</strong>aft 1968 die<br />
vortreffli<strong>ch</strong> gelungene Jahresversammlung dieser<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft in Einsiedeln. Kein Gang war dem<br />
kleinen Mann zuviel.<br />
Für den Unterri<strong>ch</strong>t tat er sehr viel. Zweimal ri<strong>ch</strong>tete<br />
er das Physik- und Chemiezimmer neu ein.<br />
Zudem führte er das Chemielabor ein, in dessen<br />
Räumen er si<strong>ch</strong> sehr wohl fühlte. Im Jahre 1963<br />
wurde er von der Physik entlastet, aber die Chemie<br />
erteilte er bis zum Ende des S<strong>ch</strong>uljahres<br />
1975/76. Pater Kanisius war kein S<strong>ch</strong>ulfu<strong>ch</strong>s, liebte<br />
aber S<strong>ch</strong>ule und S<strong>ch</strong>üler mit ganzem Herzen.<br />
Wenn es zu familiär wurde, s<strong>ch</strong>ritt er ein; aber es<br />
war ihm unwohl, wenn es ni<strong>ch</strong>t familiär zuging.<br />
Geradezu köstli<strong>ch</strong> ist folgende Episode:<br />
Pater Kanisius hatte einer allzu lebhaften Klasse<br />
zünftig die Kappe gewas<strong>ch</strong>en. Die S<strong>ch</strong>üler be-
s<strong>ch</strong>lossen, zur «Ra<strong>ch</strong>e» vorbildli<strong>ch</strong> ruhig zu sein.<br />
In der dritten Stunde hielt es Pater Kanisius ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr aus und sagte tiefernst mit seiner eindringli<strong>ch</strong>en<br />
Baßstimme: «Meine <strong>Herren</strong>, was haben Sie<br />
gegen mi<strong>ch</strong>, daß Sie so ruhig sind?»<br />
In den Kreisen der Chemielehrer genoss Pater Kanisius<br />
hohes Ansehen und war gerne gesehen als<br />
Kommissionsmitglied, weil er au<strong>ch</strong> hier immer einen<br />
guten S<strong>ch</strong>uß Humor und Mitmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit<br />
aufkommen ließ.<br />
Eine ganz wesentli<strong>ch</strong>e Seite des lieben Mitbruders<br />
dürfen wir ni<strong>ch</strong>t unerwähnt lassen: seine tiefe und<br />
e<strong>ch</strong>te Frömmigkeit. Über alles liebte er die feierli<strong>ch</strong>e<br />
Liturgie, wirkte ums Leben gern mit in Chor<br />
und Or<strong>ch</strong>ester. Die na<strong>ch</strong>konziliaren Entwicklungen<br />
trug er teilweise s<strong>ch</strong>wer, denn sie raubten ihm<br />
vieles, woran er mit ganzer Seele hing. Mit großer<br />
Sorge verfolgte er au<strong>ch</strong> die religiöse Entwicklung<br />
der S<strong>ch</strong>üler im allgemeinen. Mit tiefem Ernst<br />
bereitete er si<strong>ch</strong> auf entspre<strong>ch</strong>ende Vorstöße in<br />
der Lehrerkonferenz vor. Aber er arbeitete mit,<br />
au<strong>ch</strong> wenn er es lieber anders gehabt hätte.<br />
Ganz aus diesem Geist heraus übernahm er 1962<br />
au<strong>ch</strong> die Musikbibliothek des Klosters und freute<br />
si<strong>ch</strong> sehr, wenn diese einzigartige Sammlung von<br />
Kompositionen aller Art. hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> norditalienis<strong>ch</strong>er<br />
Musik des 18. Jahrhunderts, immer<br />
mehr Bea<strong>ch</strong>tung fand. Mit großer Gewissenhaftigkeit<br />
führte er die entspre<strong>ch</strong>ende Korrespondenz<br />
und betreute die Theken und Karteien. Mit Pater<br />
Kanisius, der am 4. August 1976 an den Folgen<br />
einer plötzli<strong>ch</strong> aufgetretenen Gehirnblutung starb,<br />
hat das Kloster einen lieben Mitbruder und die<br />
S<strong>ch</strong>ule einen langjährigen, verdienten und kennzei<strong>ch</strong>nenden<br />
Lehrer verloren. R.I.P.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Fridolin<br />
(Johann Baptist)<br />
Kohler<br />
* 14. August 1914<br />
† 4. Dezember 1978<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1978/79<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Zur Erinnerung an<br />
Dekan Pater Fridolin Kohler OSB<br />
Am Montagna<strong>ch</strong>mittag, 4. Dezember, ist im Spital<br />
Einsiedeln Dekan Pater Fridolin Kohler sanft im<br />
Herrn ents<strong>ch</strong>lafen. Der Verstorbene stand in seinem<br />
65. Lebensjahr und war vor einem Jahr ganz<br />
unerwartet von einer bösartigen Krankheit befallen<br />
worden. Trotz zweier Operationen konnte das<br />
Übel ni<strong>ch</strong>t an der Wurzel beseitigt werden. Mit<br />
großer Energie hat si<strong>ch</strong> unser Mitbruder gegen<br />
den forts<strong>ch</strong>reitenden Zerfall seiner Kräfte gestemmt.<br />
Es wird für lange Zeit in Erinnerung bleiben,<br />
wie er si<strong>ch</strong> mühsam, aber gefaßt dur<strong>ch</strong> die<br />
Gänge des Klosters ges<strong>ch</strong>leppt hat.<br />
Johann Baptist Kohler wurde am 14. August 1914<br />
als der älteste Sohn von Jakob Kohler und Maria<br />
Kohler in S<strong>ch</strong>waderlo<strong>ch</strong> AG geboren. Der Vater<br />
arbeitete in der Papierfabrik Albbruck, am badis<strong>ch</strong>en<br />
Ufer des Rheins. Im Jahre 1924 starb der<br />
Vater an der glei<strong>ch</strong>en Krankheit, der au<strong>ch</strong> Pater<br />
Fridolin zum Opfer fallen sollte. Es war für die<br />
Mutter eine s<strong>ch</strong>were Aufgabe, ihre drei Söhne und<br />
die Pflegeto<strong>ch</strong>ter dur<strong>ch</strong>zubringen. Sie hat es mit<br />
starkem Glauben und mit bes<strong>ch</strong>eidenen Ansprü<strong>ch</strong>en<br />
ges<strong>ch</strong>afft.<br />
Johann Baptist besu<strong>ch</strong>te na<strong>ch</strong> der Volkss<strong>ch</strong>ule in<br />
S<strong>ch</strong>waderlo<strong>ch</strong> die Bezirkss<strong>ch</strong>ule in Laufenburg. Im<br />
Herbst 1928 trat er in die zweite Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
ein. Er war ein sehr begabter Student mit<br />
einer ras<strong>ch</strong>en Auffassungsgabe. 1935 s<strong>ch</strong>loß er seine<br />
Gymnasialstudien mit einer erstklassigen Matura<br />
ab. Er ents<strong>ch</strong>loß si<strong>ch</strong> darauf zum Eintritt in<br />
das Kloster Einsiedeln. Am 11. September wurde<br />
er mit se<strong>ch</strong>s Kandidaten für das Noviziat eingekleidet.<br />
Am Fest Mariä Namen, am 12. September<br />
1936, legte er die einfa<strong>ch</strong>en Ordensgelübde ab,<br />
wobei er im Hinblick auf das seiner Heimat bena<strong>ch</strong>barte<br />
Säckingen den Namen Fridolin erhielt.<br />
Sowohl in Sant’ Anselmo zu Rom als au<strong>ch</strong> in Einsiedeln<br />
studierte er Theologie. Am 3. September<br />
1939, mitten in der Mobilma<strong>ch</strong>ung des Zweiten<br />
Weltkrieges, verband er si<strong>ch</strong> in der feierli<strong>ch</strong>en<br />
Profeß für immer mit der Klostergemeins<strong>ch</strong>aft von<br />
Einsiedeln.<br />
Am 18. Mai 1940 wurde er von Erzbis<strong>ch</strong>of Raimund<br />
Netzhammer zum Priester geweiht. Sein<br />
Primiztag war der 9. Juni, der Sonntag in der<br />
Herz-Jesu-Oktav, mitten im dramatis<strong>ch</strong>en Frankrei<strong>ch</strong>-Feldzug.<br />
Im Oktober 1940 begann Pater Fridolin<br />
bei der zweiten Klasse seine Lehrtätigkeit<br />
und erteilte zuglei<strong>ch</strong> den Erstkläßlern Mathematik.<br />
Pater Fridolin war ein ausgezei<strong>ch</strong>neter Lehrer.
Er verstand es, das Wesentli<strong>ch</strong>e aufzuzeigen und<br />
ganz klar darzustellen. So hatte die Mathematik<br />
bei ihm ni<strong>ch</strong>t den übli<strong>ch</strong>en, fur<strong>ch</strong>terregenden<br />
Charakter. Als Autodidakt erarbeitete er si<strong>ch</strong> den<br />
gesamten Stoff dieses Fa<strong>ch</strong>es und dozierte es mit<br />
großem Erfolg au<strong>ch</strong> bei den Maturanden. – Er war<br />
erst ein Jahr an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, als er am 5. Oktober<br />
1941 zum Unterpräfekten berufen wurde.<br />
Na<strong>ch</strong> der Wahl von Abt Benno mußte Pater Fridolin<br />
am 16. April 1947 die Internenpräfektur übernehmen.<br />
24 Jahre lang versah er dieses verantwortungsvolle<br />
Amt mit seinen vielen Verwaltungsaufgaben.<br />
In der Vielfalt dieser Ges<strong>ch</strong>äfte bewahrte<br />
der Internenpräfekt eine seltene innere Ausgegli<strong>ch</strong>enheit<br />
und Ruhe. Die seelis<strong>ch</strong>e Betreuung der<br />
Studenten war ihm ein großes Anliegen. Dafür<br />
bra<strong>ch</strong>te der vielbes<strong>ch</strong>äftigte Mann stets Zeit und<br />
Verständnis auf.<br />
Pater Fridolin besaß eine ganz erstaunli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>affenskraft.<br />
Das volle Pensum des Professors und<br />
Präfekten genügte ihm no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Er beteiligte<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Bauorden; mehrmals leitete er während<br />
der Sommerferien ein Baulager mit allen seinen<br />
S<strong>ch</strong>ikanen, sei es in Italien oder Belgien. Einige<br />
dieser erlebnisrei<strong>ch</strong>en Unternehmungen hat er<br />
in spannenden Artikeln in den «St. Meinrads Raben»<br />
festgehalten. Er führte eine gute Feder und<br />
verstand treffend zu formulieren. Sorgfältig arbeitete<br />
er an der Form des jeweiligen Festgrußes der<br />
Studenten-Sodalität. Ein von ihm verfaßtes Anda<strong>ch</strong>tsbü<strong>ch</strong>lein<br />
für Lourdes-Pilger offenbart uns<br />
ebenso seine marianis<strong>ch</strong>e Gesinnung. – Na<strong>ch</strong> dem<br />
Tod von Dekan Pater Pirmin Vetter wurde Pater<br />
Fridolin am 28. Mai 1971 von Abt Georg als dessen<br />
Na<strong>ch</strong>folger in dieses wi<strong>ch</strong>tige Amt berufen. Bei<br />
Dekan Pater Fridolin spürte man seine Herzensgüte,<br />
mit der er jedem entgegenkommen wollte.<br />
Er hatte Verständnis für die Wüns<strong>ch</strong>e seiner<br />
Untergebenen; er zeigte si<strong>ch</strong> stets hilfsbereit. Oft<br />
hatte er au<strong>ch</strong> Zeit für ein gutes und ermunterndes<br />
Wort, das si<strong>ch</strong> über mehr als das gerade Notwendige<br />
erstrecken konnte.<br />
Neben seiner Tätigkeit im Dekanat und an der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule erteilte Pater Fridolin au<strong>ch</strong> Religionsunterri<strong>ch</strong>t<br />
im Lehrerinnenseminar von Ingenbohl.<br />
Er erarbeitete seinen Unterri<strong>ch</strong>tsstoff selbständig<br />
na<strong>ch</strong> den Texten des Zweiten Vatikanis<strong>ch</strong>en Konzils.<br />
Der konkrete Mens<strong>ch</strong>, dem er helfen wollte,<br />
stand bei ihm im Vordergrund. Au<strong>ch</strong> hier war<br />
seiner Lehrtätigkeit ein voller Erfolg bes<strong>ch</strong>ieden,<br />
was vor allem seinem Glauben an das Gute in den<br />
jungen Mens<strong>ch</strong>en zuzus<strong>ch</strong>reiben ist. Zur Entspannung<br />
pflegte er in diesen Jahren die Blumen im<br />
Studentengarten. Aus einer verwilderten Anlage
zauberte er mit viel Mühe und Ges<strong>ch</strong>ick ein kleines<br />
Paradies hervor. Oft sah man im Dekanat bis<br />
tief in die Na<strong>ch</strong>t hinein beleu<strong>ch</strong>tete Fenster; aber<br />
am Morgen war Pater Dekan trotzdem einer der<br />
ersten. Seine Kraftnatur s<strong>ch</strong>ien allen S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en<br />
und Krankheiten zu trotzen. Aber gerade von ihm<br />
wurde plötzli<strong>ch</strong>, wie aus heiterem Himmel, das<br />
Opfer des Krankseins und Leidens gefordert. In<br />
diesem Jahr des Kampfes gegen die Krankheit ist<br />
er, in bewußter Auseinandersetzung mit dem Tod,<br />
zu einer seltenen mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Größe herangereift.<br />
Ein s<strong>ch</strong>werer Sturz infolge einer Ohnma<strong>ch</strong>t<br />
zeigte, wie nahe die große, ents<strong>ch</strong>eidende Stunde<br />
herangerückt war. Der liebe Mitbruder mußte ins<br />
Spital überführt werden, wo si<strong>ch</strong> Arzt und Krankens<strong>ch</strong>western<br />
alle Mühe gaben, ihm Erlei<strong>ch</strong>terung<br />
in seinem Leiden zu vers<strong>ch</strong>affen.<br />
Für Pater Dekan war es si<strong>ch</strong>er ein großer Trost,<br />
daß seine liebe 91jährige Mutter in starkem Glauben<br />
und mitfühlender Liebe an seinem S<strong>ch</strong>merzenslager<br />
wa<strong>ch</strong>te. Pater Fridolin öffnete na<strong>ch</strong><br />
langen Stunden der S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e ein letztes Mal die<br />
Augen, als man bei ihm das «Sei gegrüßt, du<br />
Königin» betete; unter diesem Gebet nahm er Abs<strong>ch</strong>ied<br />
von diesem Tränental, um drüben Christus,<br />
den Sohn Mariens, zu sehen. – Möge alles, was<br />
Pater Fridolin in seinem Leben in großer Liebe<br />
ausgesät hat, dur<strong>ch</strong> sein Leiden und Sterben zu<br />
wahrem <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>em Leben erstehen! Allen aber,<br />
die unserem lieben Mitbruder in den Tagen des<br />
Leidens beigestanden sind, sagt die Einsiedler<br />
Klostergemeins<strong>ch</strong>aft ein herzli<strong>ch</strong>es Vergelt’s Gott!<br />
R.I.P.<br />
Pater Joa<strong>ch</strong>im Salzgeber<br />
Pater Fridolin - Präfekt von 1947 bis 1971<br />
Unsere Stiftss<strong>ch</strong>ule und Generationen von Stiftss<strong>ch</strong>ülern<br />
verdanken Pater Fridolin sehr viel. Wenn<br />
i<strong>ch</strong> nun darangehe, diesen Dank zu formulieren,<br />
bin i<strong>ch</strong> mir bewußt, daß i<strong>ch</strong> dabei ganz Wesentli<strong>ch</strong>es<br />
ni<strong>ch</strong>t in Worte einfangen kann. Pater Fridolin<br />
hat sehr vielen S<strong>ch</strong>ülern Persönli<strong>ch</strong>es gegeben.<br />
Pädagogik als Wissens<strong>ch</strong>aft lag ihm eher fern;<br />
aber er besaß ein großes Maß von Erziehungsweisheit.<br />
Als Abt Benno im Frühjahr 1947 Pater Fridolin zu<br />
seinem Na<strong>ch</strong>folger im Amt des Internatspräfekten<br />
bestimmte, spra<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> nur eines gegen<br />
diese Wahl: Pater Fridolin war damals no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
34 Jahre alt. Das Amt eines Präfekten, das vor der<br />
Abtrennung des Lyzeums und vor dem Anwa<strong>ch</strong>sen<br />
des Externats bedeutend größeres Gewi<strong>ch</strong>t als
heute besaß, wurde traditionsgemäß nur einem<br />
erfahrenen Lehrer zugemutet. Pater Fridolin<br />
erfüllte das in ihn gesetzte Vertrauen voll und<br />
ganz. S<strong>ch</strong>on bald nannten ihn die S<strong>ch</strong>üler «Chef»,<br />
und er war wirkli<strong>ch</strong> Chef des Internats. Er mußte<br />
ni<strong>ch</strong>t auf seine Autorität po<strong>ch</strong>en, er besaß sie<br />
dur<strong>ch</strong> seine Persönli<strong>ch</strong>keit, dur<strong>ch</strong> sein ausgegli<strong>ch</strong>enes<br />
Wesen und dur<strong>ch</strong> seine Güte.<br />
Es war ni<strong>ch</strong>t die Art Pater Fridolins, große Erziehungsprogramme<br />
aufzustellen. Hier unters<strong>ch</strong>ied<br />
er si<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> von Rektor Pater Ludwig Räber,<br />
mit dem er lange Jahre zusammenarbeitete und<br />
den er in glückli<strong>ch</strong>er Weise ergänzte. Er ents<strong>ch</strong>ied<br />
von Fall zu Fall und zog bei seinen Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
immer in erster Linie die Mens<strong>ch</strong>en in seine<br />
Erwägungen mit ein. Sein Erziehungsstil war nie<br />
geprägt von starrer Konsequenz. Er konnte ein<br />
Auge zudrücken, er zeigte Verständnis für jugendli<strong>ch</strong>en<br />
Übermut, und er hatte – au<strong>ch</strong> dies gehört<br />
zum Bild von Pater Fridolin – unter den Studenten<br />
immer seine Lieblinge. Dazu mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> Willi<br />
S<strong>ch</strong>ohaus zitieren, der in seinem immer no<strong>ch</strong><br />
lesenswerten Bu<strong>ch</strong> «S<strong>ch</strong>atten über der S<strong>ch</strong>ule»<br />
(Züri<strong>ch</strong> 1930) s<strong>ch</strong>reibt: «Man kann etwa einen<br />
Lehrer si<strong>ch</strong> rühmen hören, er sei ni<strong>ch</strong>t parteiis<strong>ch</strong>,<br />
er habe alle S<strong>ch</strong>üler glei<strong>ch</strong> gern. Man könnte dem<br />
Spre<strong>ch</strong>er dann stets ohne Gefahr des Fehlgreifens<br />
antworten: ‹Ja, dann haben Sie eben alle S<strong>ch</strong>üler<br />
glei<strong>ch</strong> ungern, oder Ihr Gerede ist ni<strong>ch</strong>t ernst zu<br />
nehmen.› Es wird kaum Erzieher geben, die ni<strong>ch</strong>t<br />
au<strong>ch</strong> ihre natürli<strong>ch</strong>-mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Liebensbedürfnisse<br />
mit in die S<strong>ch</strong>ulstube hineinbringen.» Pater<br />
Fridolin hatte ni<strong>ch</strong>t «alle S<strong>ch</strong>üler glei<strong>ch</strong> ungern»;<br />
wer ni<strong>ch</strong>t zu seinem engsten Kreis gehörte, mußte<br />
si<strong>ch</strong> gewiß ni<strong>ch</strong>t bena<strong>ch</strong>teiligt fühlen. Er war für<br />
alle da, und er wurde allen gere<strong>ch</strong>t. Wenn man<br />
si<strong>ch</strong> fragt, worin denn eigentli<strong>ch</strong> der große Erfolg<br />
Pater Fridolins als Präfekt bestand, so wird man<br />
vor allem an seine große, spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong> gewordene<br />
Ruhe denken müssen. Er war ruhig, und er<br />
strahlte Ruhe aus. Obwohl er ein fast übermens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es<br />
Arbeitsprogramm zu bewältigen hatte, sah<br />
man ihn kaum einmal in Hast und Eile. Immer<br />
hatte er Zeit, andere anzuhören; und immer versu<strong>ch</strong>te<br />
er, die andern zu verstehen und ihre Beweggründe<br />
zu begreifen. Er wollte überzeugen,<br />
aber ni<strong>ch</strong>t überreden. Au<strong>ch</strong> in s<strong>ch</strong>wierigen Situationen<br />
blieb er ruhig. Viellei<strong>ch</strong>t zurückhaltend,<br />
viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> unents<strong>ch</strong>ieden prüfte er alle vorgetragenen<br />
Meinungen, bevor er selber seine Ansi<strong>ch</strong>t<br />
äußerte. Er wollte und er konnte ni<strong>ch</strong>t streiten.<br />
Stets versu<strong>ch</strong>te er, bei Meinungsvers<strong>ch</strong>iedenheiten<br />
auszuglei<strong>ch</strong>en. Dieser Wille zum friedli<strong>ch</strong>en Ausglei<strong>ch</strong><br />
bra<strong>ch</strong>te ihm allerdings zuweilen au<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten. Streitende Parteien konnten
ni<strong>ch</strong>t immer begreifen, warum der Präfekt kein<br />
ents<strong>ch</strong>eidendes Ma<strong>ch</strong>twort spra<strong>ch</strong>. Im Aufspüren<br />
von Disziplinlosigkeiten zeigte er fast kriminalistis<strong>ch</strong>e<br />
Fähigkeiten; aber nur äußerst ungern spielte<br />
er den Ri<strong>ch</strong>ter.<br />
Es gab allerdings au<strong>ch</strong> Momente, in denen Pater<br />
Fridolin seine Ruhe verlor; und dies spri<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er<br />
ni<strong>ch</strong>t gegen ihn. Wenn er si<strong>ch</strong> zutiefst enttäus<strong>ch</strong>t<br />
fühlte – und Enttäus<strong>ch</strong>ungen erfährt jeder Erzieher<br />
–, konnte er au<strong>ch</strong> einmal explodieren. Die seltenen<br />
Ausbrü<strong>ch</strong>e wirkten wie ein Naturereignis.<br />
Au<strong>ch</strong> der selbstsi<strong>ch</strong>erste und fre<strong>ch</strong>ste Lyzeist wurde<br />
s<strong>ch</strong>uldbewußt: Wenn der so ruhige Präfekt seine<br />
Ruhe verliert, sind wir ganz si<strong>ch</strong>er zu weit gegangen.<br />
Die Wogen glätteten si<strong>ch</strong> wieder, und<br />
dann war Pater Fridolin au<strong>ch</strong> immer bereit, Maßlosigkeit<br />
zu korrigieren, hinzuhören und auszuglei<strong>ch</strong>en.<br />
Es wurde bereits erwähnt, Pater Fridolin besaß<br />
eine fast uners<strong>ch</strong>öpfli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>affenskraft. Wo es etwas<br />
zu tun gab, legte er selber Hand an. Er arbeitete<br />
im Garten, im Speisesaal, er mutete si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
ein ständig wa<strong>ch</strong>sendes Programm als Lehrer zu.<br />
Ohne entspre<strong>ch</strong>ende Vorbildung wurde er – was<br />
hö<strong>ch</strong>st selten ist – zum beliebten Mathematiklehrer.<br />
Seine Geduld und seine Bereits<strong>ch</strong>aft, den<br />
Lehrstoff immer wieder zu erklären, hat man<strong>ch</strong>em<br />
S<strong>ch</strong>üler den Zugang zur Mathematik eröffnet. Wie<br />
Pater Fridolin diese Arbeit neben der damals dem<br />
Präfekten no<strong>ch</strong> angelasteten Verwaltung und<br />
neben seiner steten Präsenz leisten konnte, ist<br />
rätselhaft. Während des S<strong>ch</strong>uljahrs gönnte er si<strong>ch</strong><br />
nur wenig S<strong>ch</strong>laf. In den Ferien konnte er dann<br />
zwei bis drei Tage fast voll dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>lafen.<br />
Vierundzwanzig Jahre lang hat Pater Fridolin das<br />
Amt eines Präfekten versehen. Das bedeutet: immer<br />
wieder neu anfangen, tausendmal das glei<strong>ch</strong>e<br />
sagen und viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> lausend mal enttäus<strong>ch</strong>t<br />
werden. Daß Pater Fridolin diese Belastung so lange<br />
ausgehalten hat, können wir nur mit seinem<br />
großen, religiös fundierten Optimismus erklären.<br />
Er glaubte an den Sinn seiner Aufgabe, er glaubte<br />
an die jungen Mens<strong>ch</strong>en, und vor allem glaubte er<br />
an Gott. Sein religiöser Stil mag viellei<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t<br />
jedem entspro<strong>ch</strong>en haben; und trotzdem wirkte<br />
Pater Fridolin für alle überzeugend, weil er selber<br />
überzeugt war und aus seiner eigenen Überzeugung<br />
heraus lebte und arbeitete. Mit seinem Tod<br />
ist sein Werk ni<strong>ch</strong>t erlos<strong>ch</strong>en, es lebt in Generationen<br />
von S<strong>ch</strong>ülern weiter, die ihn als Präfekt und<br />
als Lehrer erleben durften.<br />
1971 wurde Pater Fridolin von Abt Georg zum<br />
Dekan des Klosters bestimmt. Der Abs<strong>ch</strong>ied von
der Präfektur, die er und die ihn gezei<strong>ch</strong>net hatte,<br />
fiel ihm ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t. Der neue Posten war ihm zu<br />
geruhsam, er blieb ges<strong>ch</strong>ätzter Mathematiklehrer,<br />
und er su<strong>ch</strong>te neue Betätigungsfelder. In Ingenbohl<br />
wirkte er als Religionslehrer, er hielt Exerzitien<br />
und Einkehrtage. Do<strong>ch</strong> dann griff eine tückis<strong>ch</strong>e<br />
Krankheit in das Leben Pater Fridolins ein.<br />
Er wehrte si<strong>ch</strong>, er wollte ni<strong>ch</strong>t krank sein, er hatte<br />
no<strong>ch</strong> seine Pläne für die Zukunft. Wir alle wußten<br />
es, wir sahen es: Es war eine Krankheit, die zum<br />
Tode führen mußte. Er aber blieb si<strong>ch</strong> treu; solange<br />
seine Kraft ausrei<strong>ch</strong>te, blieb er auf seinem Posten.<br />
In diesen letzten Monaten und Wo<strong>ch</strong>en wurde<br />
Pater Fridolin für uns alle zu einem Zei<strong>ch</strong>en:<br />
Man muß etwas tun, man muß alle Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
für die andern einsetzen, niemals darf man einfa<strong>ch</strong><br />
aufgeben und si<strong>ch</strong> fallen lassen. Erst als alle<br />
Kraft aufgebrau<strong>ch</strong>t war, erkannte Pater Fridolin,<br />
daß für ihn nur no<strong>ch</strong> die letzte Leistung mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Lebens übrigblieb: die Leistung, bewußt zu<br />
sterben. Mit seiner letzten Kraft s<strong>ch</strong>rieb er sein<br />
geistiges Testament, die Homilie, die bei seinem<br />
Beerdigungsgottesdienst verlesen werden sollte.<br />
Alle, wel<strong>ch</strong>e die letzten Worte Pater Fridolins aufmerksam<br />
und mit Ehrfur<strong>ch</strong>t aufnahmen, haben<br />
erkannt, daß es die Worte eines Sterbenden waren,<br />
der seine Erkenntnisse an die lebenden weitergeben<br />
wollte.<br />
Pater Kassian Etter
Pater<br />
Cornelius<br />
(Bruno Karl Eduard)<br />
Winiger<br />
* 22. Dezember 1927<br />
† 16. Oktober 1979<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1979/80<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Der Name von Pater Cornelius Winiger ers<strong>ch</strong>eint<br />
zum ersten Mal unter den Lehrern der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
im Jahre 1955/56 und blieb bis in dieses S<strong>ch</strong>uljahr<br />
stehen.<br />
Geboren am 22. Dezember 1927. wu<strong>ch</strong>s Pater<br />
Cornelius in Rapperswil auf. Er hat seiner Heimatstadt<br />
immer eine große Verbundenheit bewahrt.<br />
Er besu<strong>ch</strong>te unser Gymnasium und trat 1949 ins<br />
Kloster ein. Na<strong>ch</strong> der monastis<strong>ch</strong>en und theologis<strong>ch</strong>en<br />
Ausbildung in unserem Haus begann er<br />
1955 seine Tätigkeit als Lehrer an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
und glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> die Orgelausbildung bei<br />
Prof. Sidler. Er unterri<strong>ch</strong>tete vor allem in den alten<br />
Spra<strong>ch</strong>en und in Musikkunde. Einige Jahre<br />
wirkte er au<strong>ch</strong> als Unterpräfekt im Internat. Daneben<br />
betreute er eine große Zahl von Klavier- und<br />
Orgels<strong>ch</strong>ülern.<br />
Seine besondere Liebe galt dem Orgelspiel. Darin<br />
sah er seinen persönli<strong>ch</strong>en Dienst für Gott und für<br />
die Mens<strong>ch</strong>en. 1974 wurde er zum Stiftsorganisten<br />
ernannt. Er war au<strong>ch</strong> ein gesu<strong>ch</strong>ter Konzertorganist.<br />
Auf dem Weg zu einem Konzert in Dijon hat<br />
ihn am 16. Oktober 1979 in der Nähe des elsässis<strong>ch</strong>en<br />
Altkir<strong>ch</strong> gänzli<strong>ch</strong> unerwartet der Tod dur<strong>ch</strong><br />
Herzversagen ereilt.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Albert<br />
(Ri<strong>ch</strong>ard)<br />
Huber<br />
* 4. Februar 1907<br />
† 26. April 1981<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1980/81<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
In seinem 75. Lebensjahr ist am 26. April 1981<br />
Pater Albert Huber na<strong>ch</strong> langer Krankheit von uns<br />
ges<strong>ch</strong>ieden. Der Tod nahte ihm als Erlöser, denn<br />
er litt s<strong>ch</strong>on seit längerer Zeit an völligem äußerem<br />
und innerem Zerfall der Kräfte.<br />
Geboren am 4. Februar 1907 in Sempa<strong>ch</strong>, wo seine<br />
Eltern den Gutsbetrieb des S<strong>ch</strong>losses Wartensee<br />
bewirts<strong>ch</strong>afteten, kam der kleine Ri<strong>ch</strong>ard bereits<br />
1910 na<strong>ch</strong> Einsiedeln, wo sein Vater den Posten<br />
des Klosters<strong>ch</strong>affners übernommen hatte. Hier<br />
ma<strong>ch</strong>te er offenbar die erste Bekannts<strong>ch</strong>aft mit<br />
dem Kloster und seinen Pferden. Im Jahre 1917<br />
wurde der Vater Werkmeister auf der Fohlenweid<br />
bei Bremgarten. Offenbar hatte der Knabe Einsiedeln<br />
ni<strong>ch</strong>t vergessen, denn 1922 kam er in die 3.<br />
Klasse und im Sommer 1928 s<strong>ch</strong>loß der unglaubli<strong>ch</strong><br />
lebendige und allzeit fröhli<strong>ch</strong>e junge Mann<br />
das Gymnasium mit einer glänzenden Matura ab.<br />
Auf Herbst 1928 trat Ri<strong>ch</strong>ard im Kloster ein, 1929<br />
erhielt er bei der Profeß den Klosternamen Albert;<br />
1933 feierte er Primiz.<br />
Es s<strong>ch</strong>eint beinahe, daß die Kaskade seiner Posten<br />
im Kloster ein Abbild seiner unglaubli<strong>ch</strong>en Lebendigkeit<br />
und Begeisterungsfähigkeit war. Na<strong>ch</strong>dem<br />
er zwei Jahre lang Vikar in St. Gerold gewesen<br />
war, wurde er auf das S<strong>ch</strong>uljahr 35/36 zum ersten<br />
Mal an der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt, um seine pädagogis<strong>ch</strong>en<br />
Fähigkeiten zu prüfen. Offenbar besaß<br />
er sol<strong>ch</strong>e, denn im S<strong>ch</strong>uljahr 36/37 war er Unterpräfekt<br />
der untersten zwei Klassen. Er erlebte den<br />
Aufstau des Sihlsees mindestens so intensiv mit<br />
wie seine Untergebenen, mit denen er jeden Tag<br />
das S<strong>ch</strong>auspiel verfolgte und dabei ebenso unbes<strong>ch</strong>werte<br />
Freude empfand. Auf das Wintersemester<br />
1937 s<strong>ch</strong>ickte ihn Abt Ignatius Staub an die<br />
ETH zum Studium der Agronomie. S<strong>ch</strong>on als<br />
Student erteilte er als Hilfslehrer Unterri<strong>ch</strong>t an<br />
der vom Kloster geführten landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ule in Pfäffikon und leitete als Vizestatthalter<br />
den Betrieb des S<strong>ch</strong>losses Sonnenberg. 1942<br />
s<strong>ch</strong>loß er an der ETH ab, und zwar an der Spitze<br />
aller Kandidaten. Er wurde Hauptlehrer an der<br />
landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule und entwickelte eine<br />
rei<strong>ch</strong>e Vortragstätigkeit; vor allem aber bes<strong>ch</strong>äftigte<br />
er si<strong>ch</strong> mit der Einsiedler Pferdezu<strong>ch</strong>t. Im<br />
Jahre 1945 ernannte ihn der Abt zum Statthalter<br />
in Pfäffikon.<br />
Als das Kloster 1948 bei Los Toldos in Argentinien<br />
eine Neugründung wagte, meldete si<strong>ch</strong> Pater Albert<br />
sofort. So zog er voll Begeisterung als Fa<strong>ch</strong>mann<br />
für Landwirts<strong>ch</strong>aft mit der Gründergruppe<br />
aus und genoß es, daß er bei der Überfahrt trotz<br />
Sturm ni<strong>ch</strong>t seekrank war. Gemäß der Stifterin
sollte das neue Kloster eine landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>ule führen. P. Albert war ihr Leiter. Aber das<br />
Experiment mußte na<strong>ch</strong> drei Jahren abgebro<strong>ch</strong>en<br />
werden. Pater Albert betätigte si<strong>ch</strong> deshalb mit<br />
großem Eifer in der Seelsorge in der weiten Pampa.<br />
Als erster der Gründergruppe trat er im Frühling<br />
1954 einen Heimaturlaub an. Aber daraus wurde<br />
ein Daueraufenthalt. Er übernahm wieder Aufgaben<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, wo er von 1954 bis 1964<br />
ununterbro<strong>ch</strong>en Biologie und teilweise verwandte<br />
Fä<strong>ch</strong>er in den unteren Klassen erteilte. Dazu<br />
wirkte er fast immer au<strong>ch</strong> als Pfarrvikar in mehreren<br />
«Vierteln» von Einsiedeln, so in Euthal und<br />
Willerzell. Für seine S<strong>ch</strong>ulstunden kam er mit<br />
dem Auto ins Kloster. Nebenbei betreute er die<br />
Pferdezu<strong>ch</strong>t des Klosters und veröffentli<strong>ch</strong>te 1963<br />
das Bu<strong>ch</strong> «Tausend Jahre Pferdezu<strong>ch</strong>t Kloster<br />
Einsiedeln», das innerhalb weniger Jahre mehrere<br />
Auflagen erlebte. Dieses Bu<strong>ch</strong> war in gewissem<br />
Sinn die letzte Freude des ungemein begeisterungsfähigen<br />
und arbeitshungrigen Mannes.<br />
Auf Herbst 1964 s<strong>ch</strong>ied er aus dem Lehrkörper der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule aus und erhielt eine größere Aufgabe<br />
an der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule. Aber bereits<br />
ab 15. März 1966 übernahm er zunä<strong>ch</strong>st aushilfsweise<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule wieder einen Teil seiner<br />
Fä<strong>ch</strong>er. Aus der Aushilfe wurde ein Dauerzustand.<br />
Bis Weihna<strong>ch</strong>ten des S<strong>ch</strong>uljahres 1973/74 hielt er<br />
dur<strong>ch</strong>. Dann mußte er aus gesundheitli<strong>ch</strong>en Gründen<br />
auss<strong>ch</strong>eiden. S<strong>ch</strong>on einige Jahre vorher hatte<br />
er s<strong>ch</strong>weren Herzens das Pfarrvikariat Willerzell<br />
ebenfalls aus gesundheitli<strong>ch</strong>en Gründen aufgeben<br />
müssen.<br />
Ohne Zweifel hat P. Albert der Stiftss<strong>ch</strong>ule große<br />
Dienste geleistet. Er war ein grundgütiger Mens<strong>ch</strong>,<br />
der jugendli<strong>ch</strong>en Übermut geduldig ertrug und bei<br />
Überbordungen die S<strong>ch</strong>uld bei si<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>te. Tief in<br />
seinem Herzen war er irgendwie immer selber<br />
jung geblieben. Sein Leben erinnert an ein Feuerwerk,<br />
das lange Zeit ein farbenprä<strong>ch</strong>tiges S<strong>ch</strong>auspiel<br />
bietet, dann aber ras<strong>ch</strong> an Kraft verliert, do<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> lange still weiterglimmt. Es war besonders<br />
tragis<strong>ch</strong>, daß der einst so lebensfreudige Mann immer<br />
mehr einer quälenden S<strong>ch</strong>wermut verfiel, in<br />
der ihm nur no<strong>ch</strong> sein uners<strong>ch</strong>ütterli<strong>ch</strong>er Glaube<br />
helfen konnte. Beispielhaft war der Eifer, mit dem<br />
er am gemeinsamen Gebet des Klosters teilnahm,<br />
bis es wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr ging. Gerade weil er<br />
dur<strong>ch</strong> viele Jahre hindur<strong>ch</strong> seine Kräfte sozusagen<br />
immer aushilfsweise und «au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>» der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
zur Verfügung gestellt hat, gebührt ihm<br />
unser aufri<strong>ch</strong>tiger Dank. Er ruhe im Frieden!<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Cyprian<br />
(Anton)<br />
Moser<br />
* 3. Juli 1904<br />
† 23. Oktober 1982<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1982/83<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Pater Dr. Cyprian Moser wurde am 3. Juli 1904 in<br />
Hitzkir<strong>ch</strong> LU geboren. Sein Vater war Landwirt<br />
auf einem der s<strong>ch</strong>önsten Höfe des Seetals und ein<br />
geradezu klassis<strong>ch</strong>er Luzerner Landpolitiker, der<br />
1911 in den Nationalrat gewählt wurde. Dementspre<strong>ch</strong>end<br />
nannte man die Familie in Hitzkir<strong>ch</strong><br />
einfa<strong>ch</strong> «s’Nationalroots». Es war eine große Gemeins<strong>ch</strong>aft:<br />
a<strong>ch</strong>t Söhne und eine Anzahl Kne<strong>ch</strong>te<br />
und Mägde. Anton – so hieß der spätere Pater<br />
Cyprian – war der fünfte Sohn. Selbstverständli<strong>ch</strong><br />
wurde er zu den landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Arbeiten<br />
herangezogen, worauf er sein Leben lang stolz<br />
war.<br />
Na<strong>ch</strong> der Primars<strong>ch</strong>ule kam er im Krisenjahr 1917<br />
an die Stiftss<strong>ch</strong>ule in die erste Klasse, wo vor ihm<br />
s<strong>ch</strong>on sein älterer Bruder Franz Xaver und Jahre<br />
später au<strong>ch</strong> sein jüngster Bruder Max studiert<br />
haben. In der damaligen Feldmusik war er unter<br />
der Leitung des legendären Pater Damian Buck<br />
ein begeisterter Trompeter.<br />
Na<strong>ch</strong> seiner glänzenden Matura trat Anton Moser<br />
mit einer heute kaum glaubli<strong>ch</strong>en Anzahl von<br />
Klassenkameraden und Zuzüglern ins Kloster ein.<br />
Volle sieben Novizen begannen das Noviziat und<br />
blieben dem einges<strong>ch</strong>lagenen Weg ein Leben lang<br />
treu. Bei seiner Profeß, am 13. September 1926,<br />
erhielt Anton den Klosternamen Cyprian. Pater<br />
Cyprian hat alle seine Mitprofessen überlebt.<br />
Na<strong>ch</strong> seiner Primiz im Jahre 1930 bezog P. Cyprian<br />
die Universität Freiburg, wo er Jus studierte.<br />
Aber der äußerst hagere, langgewa<strong>ch</strong>sene junge<br />
Mann mußte s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> einem Jahr das Sanatorium<br />
Albula in Davos aufsu<strong>ch</strong>en. Zeitlebens hat er<br />
an den Folgen einer Lungenoperation gelitten.<br />
Aber er hielt dur<strong>ch</strong> und konnte in Freiburg mit<br />
dem Doktor abs<strong>ch</strong>ließen. Seine Dissertation über<br />
die kir<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Stellung der Pfarrei Einsiedeln<br />
ers<strong>ch</strong>ien als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Beilage zum<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t der Stiftss<strong>ch</strong>ule 1936/37. Seine Ansi<strong>ch</strong>ten<br />
wurden aber erst in den Siebzigerjahren<br />
verwirkli<strong>ch</strong>t.<br />
Als Lehrer an die Stiftss<strong>ch</strong>ule kam der junge Jurist<br />
infolge einer Kettenreaktion. Am letzten Oktobersonntag<br />
1936 war der no<strong>ch</strong> junge Chemielehrer, P.<br />
Dr. Ludwig Stutz, an einem perforierten Blinddarm<br />
gestorben. Infolgedessen mußte der Klassenlehrer<br />
der 4a, Pater Kanisius Zünd, die Universität<br />
Freiburg beziehen, um Chemie und Physik zu<br />
studieren (vgl. Jahresberi<strong>ch</strong>t 1976/77, S.54), und<br />
Pater Cyprian war es bes<strong>ch</strong>ieden, die Klasse 4a in<br />
den damals übli<strong>ch</strong>en Fä<strong>ch</strong>ern (Religion, Latein,<br />
Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> und Deuts<strong>ch</strong>) zu übernehmen. Infolge
seines Grundsatzes, si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts aus der<br />
Ruhe bringen zu lassen, meisterte er die Lage<br />
ausgezei<strong>ch</strong>net, so daß er auf das S<strong>ch</strong>uljahr 39/40<br />
zum Externenpräfekt ernannt wurde. Der bisherige<br />
Externenpräfekt Pater Ephrem Besmer, der Internenpräfekt<br />
geworden war, ertrug aber die Härten<br />
des neuen Postens gesundheitli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, so daß<br />
er zurücktreten mußte. An seine Stelle wurde Pater<br />
Cyprian berufen.<br />
Aber sein Herz ohne Arg und Fals<strong>ch</strong> wurde von<br />
den S<strong>ch</strong>ülern bald dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aut und mißbrau<strong>ch</strong>t.<br />
Die S<strong>ch</strong>üler gingen vor na<strong>ch</strong> dem Grundsatz: «Die<br />
beste Tarnung ist die Wahrheit.» Pater Cyprian<br />
glaubte einfa<strong>ch</strong> gewisse Wahrheiten ni<strong>ch</strong>t, die ihm<br />
die S<strong>ch</strong>üler völlig offen zugaben; er betra<strong>ch</strong>tete sie<br />
als unmögli<strong>ch</strong>, weil na<strong>ch</strong> der damaligen Hausordnung<br />
strenge Strafen auf bestimmten Verhaltensweisen<br />
standen. Pater Cyprians vornehme Einstellung<br />
traute seinen Leuten so etwas einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
zu.<br />
Es muß aber für ihn eine Erlösung gewesen sein,<br />
als auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1942/43 der spätere Abt und<br />
Kardinal Benno Gut zum Präfekten des Internates<br />
berufen wurde. Pater Cyprian konnte si<strong>ch</strong> jetzt ungestört<br />
dem Kir<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t an der theologis<strong>ch</strong>en<br />
Hauslehranstalt widmen. Ein weiterer Arbeitsberei<strong>ch</strong><br />
war für ihn, die Re<strong>ch</strong>tsfragen der Klosterverwaltung<br />
mit großer Gewissenhaftigkeit zu betreuen.<br />
Unabsehbar ist au<strong>ch</strong> seine seelsorgli<strong>ch</strong>e Tätigkeit<br />
als Bei<strong>ch</strong>tvater im Dienste der Wallfahrt. Die<br />
Pfortenbrüder vermissen ihn sehr.<br />
Aber no<strong>ch</strong> einmal mußte er an der Stiftss<strong>ch</strong>ule in<br />
eine Lücke springen. Vom S<strong>ch</strong>uljahr 1951/52 bis<br />
1966/67 wurde er wieder Klassenlehrer in der 5.<br />
und 6. Klasse. Alle diese Jahre erteilte er das Fa<strong>ch</strong><br />
Latein, das ihm als Juristen natürli<strong>ch</strong> besonders<br />
gut lag. Die kleineren und größeren Bosheiten der<br />
S<strong>ch</strong>üler fo<strong>ch</strong>ten ihn dabei kaum an.<br />
Na<strong>ch</strong>dem er 1967 aus dem Lehrkörper ausges<strong>ch</strong>ieden<br />
war, bes<strong>ch</strong>äftigte er si<strong>ch</strong> intensiv mit seinen<br />
«angestammten» Arbeiten: Kir<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>t, Verwaltung,<br />
Seelsorge im Bei<strong>ch</strong>tstuhl.<br />
Aber ziemli<strong>ch</strong> bald traten Krankheiten auf. Pater<br />
Cyprian erholte si<strong>ch</strong> immer wieder, aber seine<br />
Kräfte nahmen do<strong>ch</strong> stufenweise ab. Eine Aufgabe<br />
na<strong>ch</strong> der anderen mußte er aufgeben. Aber er trug<br />
alles ganz gelassen und mit vorbildli<strong>ch</strong>er Ruhe.<br />
Hö<strong>ch</strong>st erbauli<strong>ch</strong> war, wie er bis in seine letzten<br />
Tage am gemeinsamen Gebet des Klosters teilnahm.<br />
Verblieben ist ihm bis zum Ende seine<br />
trockene Gelassenheit und S<strong>ch</strong>lagfertigkeit.
Pater Cyprian war von seinem Können überzeugt,<br />
aber es war eine liebenswürdige Überzeugung. Er<br />
hatte Freude, wenn die Mitbrüder ihn «ho<strong>ch</strong>nahmen»,<br />
und wurde kaum je aus der Fassung gebra<strong>ch</strong>t.<br />
Am 23. Oktober 1982 ist sein Leben wirkli<strong>ch</strong> friedli<strong>ch</strong><br />
und kaum merkli<strong>ch</strong> erlos<strong>ch</strong>en. In der klösterli<strong>ch</strong>en<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aft vermissen wir ihn. Er ruhe<br />
im Frieden Gottes!<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Johann Baptist<br />
(Bernhard)<br />
Bolliger<br />
* 22. Mai 1902<br />
† 7. Februar 1983<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1982/83<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Pater Johann Baptist Bolliger wurde am 22. Mai<br />
1902 in Cham ZG als Sohn einer einfa<strong>ch</strong>en Arbeiterfamilie<br />
geboren. In der Taufe erhielt er den Namen<br />
Bernhard. Als 1919 sein Vater starb, war es<br />
für seine Mutter in den damaligen Zeiten keine<br />
einfa<strong>ch</strong>e Aufgabe, si<strong>ch</strong> und die vier Kinder dur<strong>ch</strong>zubringen.<br />
Aber die tapfere Frau hat ihre Aufgabe<br />
hervorragend gemeistert. An die Stiftss<strong>ch</strong>ule kam<br />
Bernhard im Herbst 1917 in die 3. Klasse. Zu Hause<br />
hatte ihm Kaplan Elsener während der Sekundars<strong>ch</strong>ule<br />
Latein- und Klavierunterri<strong>ch</strong>t erteilt.<br />
Diese beiden Fä<strong>ch</strong>er sollten sein Leben weitestgehend<br />
bestimmen.<br />
Als Stiftss<strong>ch</strong>üler eroberte er si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weitere Instrumente,<br />
nämli<strong>ch</strong> Orgel und Brats<strong>ch</strong>e. Die Orgel<br />
wurde sozusagen sein S<strong>ch</strong>icksal; viele Jahre spielte<br />
er im Stiftsor<strong>ch</strong>ester au<strong>ch</strong> Brats<strong>ch</strong>e.<br />
Na<strong>ch</strong> der Matura 1923 trat Bernhard mit zwei<br />
Klassenkameraden ins Kloster ein. In der Profeß<br />
erhielt er den Namen Johann Baptist. No<strong>ch</strong> während<br />
seines Studiums an der theologis<strong>ch</strong>en Hauslehranstalt<br />
wurde ihm zugemutet, Pater Stephan<br />
Koller und Pater Otto Rehm, die zur kir<strong>ch</strong>enmusikalis<strong>ch</strong>en<br />
Ausbildung na<strong>ch</strong> Mün<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>ickt<br />
worden waren, au<strong>ch</strong> bei großen Ämtern an der<br />
Orgel zu ersetzen. Er konnte diese Aufgabe nur<br />
dur<strong>ch</strong> eisernes und beständiges Üben an der Orgel<br />
erfüllen. Au<strong>ch</strong> dieser Zug ist ihm sein Leben lang<br />
geblieben.<br />
Na<strong>ch</strong> seiner Primiz 1928 wurde Pater Johann<br />
Baptist, der eher von s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>er Gesundheit war<br />
und mit einer ganz leisen Stimme redete, versu<strong>ch</strong>sweise<br />
für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in den unteren Klassen<br />
sowie für Bu<strong>ch</strong>haltung in der vierten Klasse eingesetzt.<br />
S<strong>ch</strong>on vom ersten Jahre an unterri<strong>ch</strong>tete er<br />
au<strong>ch</strong> in Klavier und Orgel. Im zweiten Jahr vertraute<br />
man ihm au<strong>ch</strong> die Mathematik in den untersten<br />
zwei Klassen an. Im dritten Jahr, 1930/31,<br />
erkrankte er im Winterhalbjahr und mußte aussetzen<br />
bis zum Beginn des S<strong>ch</strong>uljahres 1931/32.<br />
Pater Johann Baptist blieb der S<strong>ch</strong>ule treu von<br />
1928 bis 1979. In seinem Einsatz spiegelt si<strong>ch</strong> ihre<br />
Entwicklung ziemli<strong>ch</strong> genau. Als er in den Lehrkörper<br />
eintrat, erteilte der Klassenlehrer in den<br />
unteren Klassen no<strong>ch</strong> in einer Person die meisten<br />
und wi<strong>ch</strong>tigsten Fä<strong>ch</strong>er, ein Zustand, der neuestens<br />
aus pädagogis<strong>ch</strong>en Gründen wieder angestrebt<br />
wird. Statt «tempora mutantur» könnte<br />
man heute au<strong>ch</strong> sagen «tempora circumeunt». So<br />
war Pater Baptist von 1931 bis 1939 Klassenlehrer,<br />
abwe<strong>ch</strong>slungsweise in der 1. und 2. Klasse, mit<br />
den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und Deuts<strong>ch</strong>. Von
1939 bis 1962 führte er alternierend die 3. und 4.<br />
Klasse, mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und<br />
Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>. Das S<strong>ch</strong>uljahr 1949/50 bra<strong>ch</strong>te ihm<br />
das neue Zusatzfa<strong>ch</strong> Musikästhetik, das einige<br />
Jahre zuvor eingeführt worden war. Er behielt<br />
dies bis zum S<strong>ch</strong>uljahr 1969/70.<br />
Von 1962 an erteilt Pater Johann Baptist no<strong>ch</strong><br />
gelegentli<strong>ch</strong> das Fa<strong>ch</strong> Latein oder Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> in<br />
der 3. oder 4. Klasse. Na<strong>ch</strong>her wird Musik als<br />
Wahlmaturafa<strong>ch</strong> eingeführt, wobei Pater Johann<br />
Baptist no<strong>ch</strong> drei S<strong>ch</strong>uljahre mitwirkt. Ein paar<br />
Jahre lang erteilt er no<strong>ch</strong> einen Freikurs in Stenographie.<br />
S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> bleibt während der letzten<br />
zwei Jahre no<strong>ch</strong> der Klavierunterri<strong>ch</strong>t. Während<br />
des S<strong>ch</strong>uljahres 1978/79 ersu<strong>ch</strong>te er s<strong>ch</strong>weren<br />
Herzens um sein endgültiges Auss<strong>ch</strong>eiden aus der<br />
S<strong>ch</strong>ultätigkeit. Es war ein großes Opfer; seine Finger<br />
gehor<strong>ch</strong>ten ni<strong>ch</strong>t mehr!<br />
Er konnte ni<strong>ch</strong>t mehr Klavier und Orgel spielen,<br />
nur no<strong>ch</strong> hören. Seine Kräfte nahmen zusehends<br />
ab. Im Herbst 1982 traf ihn ein S<strong>ch</strong>laganfall, von<br />
dem er si<strong>ch</strong> im Regionalspital no<strong>ch</strong> einmal etwas<br />
erholte. Aber zu Beginn des neuen Jahres mußte<br />
er erneut ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo<br />
er am 7. Februar 1983 von uns ges<strong>ch</strong>ieden ist.<br />
Pater Johann Baptist war Autodidakt; erst in den<br />
Dreißigerjahren war es ihm vergönnt, seine Orgelkenntnisse<br />
bei Karl Matthaei in Winterthur zu<br />
erweitern und zu vertiefen. Feinfühlig und eigenwillig<br />
von Charakter, litt er einerseits unter anderen<br />
musikalis<strong>ch</strong>en Auffassungen, ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> aber<br />
nie kostbar, wenn von ihm ein Dienst verlangt<br />
wurde. Gerne verweilte er in gemütli<strong>ch</strong>em Kreise<br />
und trug dur<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>en träfen Spru<strong>ch</strong> zur Unterhaltung<br />
bei. Eine unabsehbare Anzahl von dankbaren<br />
S<strong>ch</strong>ülern wurde von ihm mit unglaubli<strong>ch</strong>er<br />
Geduld in das Klavier- und Orgelspiel eingeführt.<br />
Ein halbes Jahrhundert lang hat Pater Johann<br />
Baptist tatkräftig mitgewirkt, um die musikalis<strong>ch</strong>e<br />
Tradition der Stiftss<strong>ch</strong>ule weiterzuführen.<br />
Das Leben des lieben Verstorbenen ers<strong>ch</strong>öpfte<br />
si<strong>ch</strong> aber ni<strong>ch</strong>t in Musik und Unterri<strong>ch</strong>t. Er war<br />
au<strong>ch</strong> von ganzem Herzen gewissenhafter Seelsorger,<br />
der viel in den Bei<strong>ch</strong>tstuhl und sonntags gerne<br />
auf Aushilfe in vers<strong>ch</strong>iedene Pfarreien ging. Er<br />
bereitete seine sehr inhaltsrei<strong>ch</strong>en Predigten<br />
äußerst gewissenhaft vor. In seinen Mußestunden<br />
las er Bü<strong>ch</strong>er über Bü<strong>ch</strong>er, so daß er au<strong>ch</strong> in moderner<br />
Literatur sehr bes<strong>ch</strong>lagen war. Aber all das<br />
ges<strong>ch</strong>ah ganz unmerkli<strong>ch</strong> und sozusagen verborgen.<br />
Er ruhe im Frieden Gottes!<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Hugo<br />
(Otto)<br />
Sander<br />
* 28. Juni 1900<br />
† 14. November 1983<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1983/84<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Pater Hugo Sander wurde als Otto Sander am 28.<br />
Juni 1897 in Winterthur geboren. Sein Vater war<br />
ein Südtiroler, seine Mutter eine Nordtirolerin. Es<br />
mag sein, daß diese Herkunft sein Wesen tief<br />
geprägt hat.<br />
Das Gymnasium begann er in Winterthur und<br />
setzte es von der 3. Klasse an 1916 an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
fort; er s<strong>ch</strong>loß 1922 mit der Matura ab.<br />
Na<strong>ch</strong> der Matura begann er zusammen mit drei<br />
Kameraden, den späteren Patres Dominik Wiget,<br />
Urs Fis<strong>ch</strong>er und Ephrem Besmer das Noviziat und<br />
legte am 12. September 1923 die erste Profeß ab.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Studium der Theologie an der theologis<strong>ch</strong>en<br />
Hauslehranstalt des Klosters wurde er am<br />
11. Juni 1927 zum Priester geweiht.<br />
Na<strong>ch</strong> seiner Primiz wurde Pater Hugo an die<br />
Universität Padua gesandt. weil er als Lehrer am<br />
Collegio Papio in Ascona wirken sollte. Das Kloster<br />
hatte si<strong>ch</strong> auf dringendes Bitten des Apostolis<strong>ch</strong>en<br />
Administrators von Lugano, Bis<strong>ch</strong>of Aurelio<br />
Bacciarini, ents<strong>ch</strong>lossen, das völlig zerfallene Collegio<br />
instandzustellen und 1927 als private Mittels<strong>ch</strong>ule<br />
wieder zu eröffnen.<br />
Pater Hugo begann seine Lehrtätigkeit im Herbst<br />
1930, und zwar hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> im Fa<strong>ch</strong> Zei<strong>ch</strong>nen.<br />
Die Theatertradition der Stiftss<strong>ch</strong>ule veranlaßte<br />
die S<strong>ch</strong>ulleitung, au<strong>ch</strong> in Ascona das S<strong>ch</strong>ultheater<br />
zu pflegen. Pater Hugo entledigte si<strong>ch</strong> dieser Aufgabe<br />
mit außerordentli<strong>ch</strong>em Erfolg. Er durfte 1952<br />
als Delegierter der italienis<strong>ch</strong>en und französis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>weiz an einer Tagung der Unesco in Paris teilnehmen,<br />
an der die Bedeutung des Theaters für<br />
die Jugend behandelt wurde. Seit 1932 erteilte Pater<br />
Hugo au<strong>ch</strong> Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te im Seminar zu Lugano.<br />
Er weilte 1954-56 für kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Studien wieder in Padua und kehrte 1956 ins Heimatkloster<br />
zurück.<br />
Hier wirkte er bis 1966 als Lehrer für Zei<strong>ch</strong>nen<br />
und Italienis<strong>ch</strong> an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Die alemannis<strong>ch</strong>e<br />
Art der S<strong>ch</strong>üler, die ihm viel zu bedä<strong>ch</strong>tig und<br />
rationalistis<strong>ch</strong> war, ma<strong>ch</strong>te seinem Temperament<br />
s<strong>ch</strong>wer zu s<strong>ch</strong>affen. Die Ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>keit seiner<br />
Verglei<strong>ch</strong>e mit den Vorzügen der Tessiner Jugend<br />
erheiterte seine dummen S<strong>ch</strong>üler meistens.<br />
Pater Hugo war künstleris<strong>ch</strong> sehr begabt und<br />
seinen eigenen Leistungen gegenüber hö<strong>ch</strong>st kritis<strong>ch</strong><br />
eingestellt, so daß er ni<strong>ch</strong>t auf das Produzieren<br />
verfiel. Er erlebte die Welt mit den Augen und<br />
konnte ni<strong>ch</strong>t begreifen, daß andere ni<strong>ch</strong>t alles<br />
sahen, was er sah. Rationalismus lag ihm ni<strong>ch</strong>t, er<br />
s<strong>ch</strong>wor auf die Intuition.
Zu lange hatte er im italienis<strong>ch</strong>en Kulturberei<strong>ch</strong><br />
gelebt, als daß er nördli<strong>ch</strong> der Alpen no<strong>ch</strong> hätte<br />
Wurzeln s<strong>ch</strong>lagen können. So weilte er von 1966<br />
an no<strong>ch</strong> einmal in Padua, bis er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> 1976<br />
heimkehrte. Der einst so lei<strong>ch</strong>t erregbare Mann<br />
wurde immer friedli<strong>ch</strong>er und ruhiger, bis er na<strong>ch</strong><br />
ganz allmähli<strong>ch</strong>em Kräftezerfall am 14. November<br />
1983 starb. Wir hoffen, dass seine Sehnsu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong><br />
dem S<strong>ch</strong>önen nun gestillt ist. Er ruhe im Frieden.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Patrick<br />
(Marcel)<br />
Steiner<br />
* 03. November 1909<br />
† 20. Juli 1984<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1984/85<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Pater Patrick Steiner wurde am 3. November 1909<br />
in Züri<strong>ch</strong> geboren und erhielt in der Taufe den<br />
Namen Marcel. Sein Vater war Elektroingenieur,<br />
seine Mutter eine Wallonin französis<strong>ch</strong>er Mutterspra<strong>ch</strong>e.<br />
Der in Uster heimatbere<strong>ch</strong>tigte Vater<br />
mußte aus berufli<strong>ch</strong>en Gründen den Wohnsitz der<br />
Familie öfters ins Ausland verlegen. Na<strong>ch</strong> Marcels<br />
Geburt ließ er si<strong>ch</strong> dauernd in Oerlikon nieder.<br />
Als der Vater 1920 früh gestorben war, gab die<br />
Mutter ihren se<strong>ch</strong>s Kindern eine sehr sorgfältige<br />
Erziehung und ließ ihnen eine gute S<strong>ch</strong>ulbildung<br />
zuteil werden. Im Herbst 1922 bezog Marcels Bruder<br />
Rudolf die Stiftss<strong>ch</strong>ule, 1924 folgte ihm Marcel.<br />
Als Gymnasiast war Marcel eine sehr gepflegte,<br />
sportli<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einung; er legte großen Wert auf<br />
gute Manieren, zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>ule und<br />
im Sport aus und erteilte – wie es damals übli<strong>ch</strong><br />
war – als S<strong>ch</strong>üler der obersten Klassen den untersten<br />
Klassen Turnunterri<strong>ch</strong>t.<br />
Na<strong>ch</strong> der Matura trat er im Herbst 1932 ins Kloster<br />
ein und erhielt bei der einfa<strong>ch</strong>en Profeß den<br />
Klosternamen Patrick. Na<strong>ch</strong> der theologis<strong>ch</strong>en<br />
Ausbildung feierte er am 30. Mai 1937 seine Primiz.<br />
Pater Patrick war anfängli<strong>ch</strong> für das Collegio Papio<br />
in Ascona vorgesehen, das unser Kloster damals<br />
führte, und studierte an der Universität La<br />
Sapienza in Rom ein Jahr Mathematik, setzte aber<br />
diese Studien na<strong>ch</strong>her in Freiburg fort. Um den<br />
plötzli<strong>ch</strong> mitten während des S<strong>ch</strong>uljahres 1939/40<br />
s<strong>ch</strong>wer erkrankten Mathematiklehrer Pater Pirmin<br />
Vetter zu vertreten, mußte er das Studium für<br />
einige Zeit unterbre<strong>ch</strong>en, um in den obersten<br />
Klassen einzuspringen, was keine lei<strong>ch</strong>te Aufgabe<br />
war. Da sein Professor an die ETH hinüberwe<strong>ch</strong>selte,<br />
kam er ni<strong>ch</strong>t mehr dazu, seine angefangene<br />
Dissertation innert nützli<strong>ch</strong>er Frist abzus<strong>ch</strong>ließen.<br />
Im Herbst 1943 begann seine eigentli<strong>ch</strong>e Lehrtätigkeit<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Sie dauerte bis 1961.<br />
Pater Patrick erteilte in den oberen und mittleren<br />
Klassen Mathematik und in den mittleren Klassen<br />
Französis<strong>ch</strong>. Vermutli<strong>ch</strong> war der Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t<br />
ihm besser gelegen als die Mathematik.<br />
Im Unterri<strong>ch</strong>t legte Pater Patrick betont großen<br />
Wert auf spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Korrektheit und gepflegte<br />
Umgangsformen. Ni<strong>ch</strong>t alle S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten<br />
seine entspre<strong>ch</strong>enden Bemerkungen, so dass<br />
teilweise heftige Spannungen und Abwehrhaltungen<br />
auftraten. Er wirkte unter Umständen sehr<br />
aristokratis<strong>ch</strong>. Gere<strong>ch</strong>terweise muß man aber
au<strong>ch</strong> sagen, dass andere S<strong>ch</strong>üler sehr positiv<br />
reagierten. Auf jeden Fall gehörte Pater Patrick zu<br />
den unverwe<strong>ch</strong>selbaren Gestalten des S<strong>ch</strong>ulkörpers<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Gerade wegen seines vornehmen<br />
Wesens und seiner Spra<strong>ch</strong>kenntnisse<br />
wurde er im Herbst 1947 zum zweiten Gastpater<br />
ernannt; im Herbst 1956 übernahm er das Amt<br />
des Kü<strong>ch</strong>enmeisters und damit die Aufgabe des<br />
ersten Gastpaters. In diesem Amt sagten ihm die<br />
Verwaltungsaufgaben weniger zu als der Umgang<br />
mit den Gästen. Sein großes Verdienst ist die<br />
Restauration des klösterli<strong>ch</strong>en Refektoriums.<br />
Wegen der großen Arbeit s<strong>ch</strong>ied er na<strong>ch</strong> dem<br />
S<strong>ch</strong>uljahr 1960/61 aus dem Lehrkörper der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
aus.<br />
Von 1964 bis zu seinem Tode am 21. Juli 1984<br />
versah Pater Patrick die Stelle eines zweiten Spirituals<br />
im Institut Menzingen. Besonders widmete<br />
er si<strong>ch</strong> den alten und kranken S<strong>ch</strong>western.<br />
Die Seelsorge war eigentli<strong>ch</strong> immer sein Herzensanliegen.<br />
Er predigte gerne und gehaltvoll; zahlrei<strong>ch</strong><br />
sind seine Beiträge in den Neuen Zür<strong>ch</strong>er<br />
Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten zu den Sonntagen. Sein plötzli<strong>ch</strong>er<br />
Tod infolge eines völlig unerwarteten Herzinfarktes<br />
riß ihn mitten aus dieser Tätigkeit heraus.<br />
Popularität bedeutete ihm wenig, er wollte dur<strong>ch</strong><br />
gediegene Distanz wirken.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Hubert<br />
(Fridolin)<br />
Merki<br />
* 23. November 1913<br />
† 2. April 1985<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1984/85<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Obwohl der Kräftezerfall dies s<strong>ch</strong>on längere Zeit<br />
vermuten ließ, traf der Tod Pater Hubert Merki<br />
am 2. April 1985 do<strong>ch</strong> unerwartet ras<strong>ch</strong>, Pater Hubert<br />
gehörte jahrzehntelang zu den kennzei<strong>ch</strong>nenden<br />
Gestalten der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />
Fridolin Merki wurde am 23. November 1913 zu<br />
Zeiningen im Fricktal geboren. Sein Vater war<br />
Lehrer und siedelte offenbar bald na<strong>ch</strong> Fridolins<br />
Geburt na<strong>ch</strong> Oberlunkhofen über, wo er während<br />
34 Jahren als ho<strong>ch</strong>angesehener Lehrer wirkte. Im<br />
Kreise von drei Brüdern erlebte Fridolin eine<br />
s<strong>ch</strong>öne und immer s<strong>ch</strong>ulnahe Jugend.<br />
Aus der Bezirkss<strong>ch</strong>ule Bremgarten we<strong>ch</strong>selte er im<br />
Herbst 1928 in die dritte Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
über. Im Jahr 1934 trat er na<strong>ch</strong> der Matura ins<br />
Kloster ein. Bei seiner Profeß erhielt er den Klosternamen<br />
Hubert.<br />
Na<strong>ch</strong> damaliger Übung wurde Pater Hubert im<br />
S<strong>ch</strong>uljahr 1939/40 Klassenlehrer der 2b und übernahm<br />
als Unterpräfekt das sogenannte Neue Museum,<br />
d.h. die besondere Betreuung der 1. und 2.<br />
Klasse des Internates. Auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1945/46<br />
wurde ihm die Vizepräfektur des Internates anvertraut;<br />
die Führung der Lehrmittelverwaltung, die<br />
übli<strong>ch</strong>erweise mit dieser Aufgabe verbunden war,<br />
hatte er s<strong>ch</strong>on früher übernommen.<br />
Vom Herbst 1947 an bis Sommer 1951 studierte er<br />
an den Universitäten Freiburg und Bern klassis<strong>ch</strong>e<br />
Philologie und Patristik. Obwohl seine Studien<br />
dur<strong>ch</strong> den We<strong>ch</strong>sel der Professoren ers<strong>ch</strong>wert<br />
wurden, doktorierte er na<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>t Semestern mit<br />
einer hervorragenden Dissertation mit dem Titel<br />
«Homoiosis Theo» (Gottanglei<strong>ch</strong>ung), wel<strong>ch</strong>e dieses<br />
Motiv von Platon bis Gregor von Nyssa untersu<strong>ch</strong>te.<br />
Die Dissertation fand verdientermaßen<br />
sehr hohe Anerkennung. An der Universität bahnten<br />
si<strong>ch</strong> viele Freunds<strong>ch</strong>aften an, vor allem aus<br />
den Kreisen des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Studentenvereins.<br />
Diese Freunds<strong>ch</strong>aften bildeten in Zukunft<br />
einen wesentli<strong>ch</strong>en Bestandteil seines Lebens. Bis<br />
zu seinem Tode wird er si<strong>ch</strong> tatkräftig für die Corvina<br />
(Sektion des StV an der Stiftss<strong>ch</strong>ule) und<br />
ihren Altherrenverband einsetzen. Das Studentenfest<br />
1984 in Einsiedeln war einer seiner letzten<br />
Freudentage in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t. Na<strong>ch</strong> seiner Rückkehr<br />
an die Stiftss<strong>ch</strong>ule 1951 übernahm er nun die<br />
Fä<strong>ch</strong>er Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> und Latein in den mittleren<br />
und oberen Klassen. Von 1952 bis 1959 betreute er<br />
wiederum die Vizepräfektur des Internates.<br />
Na<strong>ch</strong> seiner Entlastung von diesem Posten widmete<br />
er si<strong>ch</strong> ganz der S<strong>ch</strong>ule. Aber na<strong>ch</strong> dem<br />
plötzli<strong>ch</strong>en Tode des damaligen Externenpräfek-
ten Pater Cölestin Merkt im Oktober 1967 erhielt<br />
er das Amt eines Externenpräfekten, mit dem er<br />
si<strong>ch</strong> völlig identifizierte. Unter seiner Amtszeit<br />
ma<strong>ch</strong>te das Externat eine unglaubli<strong>ch</strong>e Entwicklung<br />
dur<strong>ch</strong>. Er begann mit 38 Externen. Das Externat<br />
war zu dieser Zeit no<strong>ch</strong> eine klar übers<strong>ch</strong>aubare<br />
Familie. Im S<strong>ch</strong>uljahr 1970/71 wurden<br />
die ersten 7 Mäd<strong>ch</strong>en aufgenommen, und das Externat<br />
war auf 80 S<strong>ch</strong>üler angestiegen. Auf das<br />
glei<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>uljahr wurde der neue Rekreationssaal<br />
für das Externat eingeweiht, wofür si<strong>ch</strong> Pater Hubert<br />
sehr eingesetzt hatte. Im Jahre 1972/73, als<br />
die neue Mittels<strong>ch</strong>ulgesetzgebung des Kantons in<br />
Kraft trat, zählte die S<strong>ch</strong>ule 123 Externe. Im Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>rieb der damalige Senior: «Daß in<br />
einer sol<strong>ch</strong> großen Gruppe der Familien<strong>ch</strong>arakter<br />
der früheren Jahre verlorengeht. ist ni<strong>ch</strong>t zu verhindern.»<br />
Als Pater Hubert am Ende des S<strong>ch</strong>uljahres<br />
77/78 die Externenpräfektur verließ, zählte<br />
das Externat 199 S<strong>ch</strong>üler, das Internat 188. Pater<br />
Hubert su<strong>ch</strong>te trotzdem mit allen Kräften, den<br />
Familien<strong>ch</strong>arakter des Externates festzuhalten.<br />
Seine Verdienste um das Externat sind ohne Zweifel<br />
sehr groß, au<strong>ch</strong> wenn die Entwicklung die Bedeutung<br />
der Begriffe Internat und Externat relativiert<br />
hat. An ihre Stelle ist immer mehr die Einheit<br />
der Klasse getreten.<br />
Na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>uljahr 1977/78 übernahm Pater Hubert<br />
die Stelle eines Pfarrvikars von Euthal. die er<br />
bis zu seinem Tode betreute. Au<strong>ch</strong> von dort aus<br />
stand er in lebhafter Beziehung zu seinen ehemaligen<br />
S<strong>ch</strong>ülern und Freunden.<br />
Es ist ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, Pater Hubert zusammenfassend<br />
zu <strong>ch</strong>arakterisieren. Er besaß auf seinem Fa<strong>ch</strong>gebiet<br />
ein umfassendes Wissen, das er au<strong>ch</strong> sehr gut<br />
zu vermitteln wußte. Seine Grundhaltung gegenüber<br />
den S<strong>ch</strong>ülern war von großem Wohlwollen<br />
und Entgegenkommen gekennzei<strong>ch</strong>net, das allerdings<br />
au<strong>ch</strong> die entspre<strong>ch</strong>ende Antwort von seiten<br />
des S<strong>ch</strong>ülers erwartete. Falls dies ni<strong>ch</strong>t zutraf, entstanden<br />
Spannungen. Dies um so mehr, als Pater<br />
Hubert sein Wohlwollen sehr stark persönli<strong>ch</strong> erlebte,<br />
wie seine vielen Freunds<strong>ch</strong>aften zeigen.<br />
S<strong>ch</strong>merzli<strong>ch</strong> litt er darunter, wenn er si<strong>ch</strong> mißverstanden<br />
fühlte, wenn seine Güte ni<strong>ch</strong>t erwidert<br />
oder sogar mißbrau<strong>ch</strong>t wurde.<br />
Die Stärke Pater Huberts, nämli<strong>ch</strong> sein großes<br />
Vertrauen gegenüber den S<strong>ch</strong>ülern, war au<strong>ch</strong> seine<br />
S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e; diese seine persönli<strong>ch</strong>e Einstellung<br />
hat ihn immer wieder zu großen Leistungen angetrieben,<br />
und die Stiftss<strong>ch</strong>ule ist ihm zu großem<br />
Dank verpfli<strong>ch</strong>tet.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Philipp<br />
(Gottfried)<br />
Gut<br />
* 13. Mai 1901<br />
† 1. Februar 1987<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1986/87<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Am 1. Februar 1987 ist Pater Dr. Philipp Gut im<br />
hohen Alter von beinahe 87 Jahren gestorben. Obwohl<br />
er s<strong>ch</strong>on seit Jahren gesundheitli<strong>ch</strong> sehr ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t<br />
war, überras<strong>ch</strong>te uns sein Tod, hatte er<br />
do<strong>ch</strong> das Na<strong>ch</strong>tessen vorher no<strong>ch</strong> in der klösterli<strong>ch</strong>en<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aft eingenommen.<br />
Gottfried Gut wurde am 13. Mai 1901 zu Reiden<br />
LU als Sohn eines Lehrers geboren. Die energis<strong>ch</strong>e<br />
aber sehr gütige Mutter führte eine Pension, um<br />
die finanzielle Lage zu verbessern und ihren drei<br />
Buben das Studium zu ermögli<strong>ch</strong>en. Sein um vier<br />
Jahre älterer Bruder Walter war 1912 in die 5.<br />
Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingetreten; der jüngere<br />
Gottfried folgte ihm 1914 in die 2. Klasse. Wie sein<br />
Bruder, der spätere Abt, Abt Primas und Kardinal<br />
Benno Gut. bestand er 1921 eine glänzende Matura.<br />
Na<strong>ch</strong> der Matura trat er ins Kloster ein und<br />
erhielt bei der Profeß 1922 den Klosternamen Philipp.<br />
Seine theologis<strong>ch</strong>en Studien bestritt er im<br />
Kloster und in Rom, wo er sie 1947 mit dem Doktorat<br />
abs<strong>ch</strong>loß.<br />
Im Herbst 1927 übernahm Pater Philipp an der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule das Fa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong>. Aber bereits<br />
na<strong>ch</strong> einem Semester wurde er wieder na<strong>ch</strong> Italien<br />
versetzt und nahm im Herbst 1928 seine Lehrtätigkeit<br />
am Collegio Papio in Ascona auf, wel<strong>ch</strong>es<br />
das Kloster Einsiedeln kurz vorher auf dringende<br />
Bitten des Bis<strong>ch</strong>ofs Aurelio Bacciarini übernommen<br />
hatte.<br />
Von 1928 bis 1955 wirkte er in Ascona als Lehrer,<br />
als Präfekt und von 1938 bis 1954 als Rektor und<br />
s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> als Hausoberer.<br />
Auf Bitten des Klosters Mariastein übernahm Pater<br />
Philipp 1955 die Fä<strong>ch</strong>er Latein, Italienis<strong>ch</strong> und<br />
Philosophie am Kollegium Karl Borromäus in Altdorf<br />
UR, zuglei<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
Italienis<strong>ch</strong>.<br />
1957 kam er ins Kloster zurück und wurde zum<br />
Brüderinstruktor ernannt. Dieses wi<strong>ch</strong>tige Amt<br />
versah er bis 1974. Zuglei<strong>ch</strong> übernahm er mehr<br />
Fä<strong>ch</strong>er an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, vor allem Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong><br />
und Musik, von 1961 an au<strong>ch</strong> Latein. Von 1962 an<br />
übernahm er sogar den Posten eines Klassenlehrers<br />
in der 5. oder 6. Klasse, und zwar bis 1972. Er<br />
blieb aber au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weiterhin der S<strong>ch</strong>ule treu bis<br />
zum S<strong>ch</strong>uljahr 1979/80, wo er zum letzten Mal<br />
zwei S<strong>ch</strong>üler aus dem Tessin im Fa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong><br />
zur Matura führte.<br />
Pater Philipp war ein strenger und fordernder<br />
Lehrer. Seine im Grunde genommen sehr gütige<br />
Art verbarg er beinahe ängstli<strong>ch</strong> hinter einem ganz
ewußten Ernst. Wer ihn allerdings näher kannte,<br />
wußte, dass er au<strong>ch</strong> sehr heiter sein konnte. Diese<br />
Eigens<strong>ch</strong>aft bes<strong>ch</strong>ränkte si<strong>ch</strong> aber auf einen kleinen<br />
Kreis von guten Freunden.<br />
Pater Philipp forderte ni<strong>ch</strong>t nur, er gab au<strong>ch</strong>. Er<br />
besaß eine beneidenswert umfassende Bildung,<br />
besonders in italienis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e, Literatur und<br />
Kultur, er liebte das klassis<strong>ch</strong>e Altertum. Seine<br />
Gewissenhaftigkeit erlaubte es ihm aber ni<strong>ch</strong>t, eine<br />
Klasse im Fa<strong>ch</strong> Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> zur Matura zu führen.<br />
Geprägt war Pater Philipp au<strong>ch</strong> von einer<br />
selbstverständli<strong>ch</strong>en Frömmigkeit, die gar ni<strong>ch</strong>ts<br />
Süßli<strong>ch</strong>es an si<strong>ch</strong> hatte. Am klösterli<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aftsleben<br />
nahm er bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> bis zu seinem<br />
letzten Lebenstage teil.<br />
Während 53 Jahren hat Pater Philipp an den<br />
S<strong>ch</strong>ulen des Klosters gewirkt: 29 Jahre in Ascona<br />
und 24 Jahre an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. In Ascona war er<br />
Rektor, an der Stiftss<strong>ch</strong>ule einfa<strong>ch</strong>er Lehrer, als<br />
Mens<strong>ch</strong> und Mön<strong>ch</strong> ist er si<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> geblieben.<br />
Wir wollen ihm für Tat und Beispiel danken. Der<br />
Herr gebe ihm die ewige Ruhe.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Leo<br />
(Edwin)<br />
Helbling<br />
* 30. März 1901<br />
† 3. Oktober 1987<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1987/88<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
In seinem 87. Lebensjahr ist Pater Dr. Leo Helbling<br />
am 3. Oktober 1987 kurz na<strong>ch</strong> dem Na<strong>ch</strong>tessen,<br />
an dem er teilgenommen hatte, infolge eines<br />
S<strong>ch</strong>laganfalles gestorben. Mit ihm hat uns eine bemerkenswerte<br />
Gestalt verlassen.<br />
Edwin Helbling wurde am 30. März 1901 in St.<br />
Gallen geboren. Mit seinen vier S<strong>ch</strong>western erlebte<br />
der sehr begabte und gewandte Knabe eine<br />
s<strong>ch</strong>öne Jugendzeit. Na<strong>ch</strong> der Primars<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te<br />
er die katholis<strong>ch</strong>e Kantonsreals<strong>ch</strong>ule in den<br />
Klostergebäuden von St. Gallen. Na<strong>ch</strong>dem er dort<br />
in die Anfangsgründe des Lateins eingeführt<br />
worden war, we<strong>ch</strong>selte er einige Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong><br />
Ausbru<strong>ch</strong> des Ersten Weltkrieges an die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
Einsiedeln hinüber. Viellei<strong>ch</strong>t war sein<br />
Interesse an Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an diesem We<strong>ch</strong>sel von<br />
einer S<strong>ch</strong>ule im Klostergebäude an eine S<strong>ch</strong>ule in<br />
einem eigentli<strong>ch</strong>en Kloster s<strong>ch</strong>uld. Die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
dur<strong>ch</strong>lief er glänzend und zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
umfassende Interessen aus. Besonders hatten es<br />
ihm die Strei<strong>ch</strong>instrumente angetan. Na<strong>ch</strong> seiner<br />
Matura im Jahre 1921 trat er ins Kloster ein, wo er<br />
ein Jahr später den Klosternamen Leo erhielt.<br />
Na<strong>ch</strong> seinem Theologiestudium und seiner Primiz<br />
1926 wurde er sofort zum Studium der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
an die Universität Freiburg ges<strong>ch</strong>ickt. denn es<br />
bestand offenbar bei der Klosterleitung kein Zweifel.<br />
dass der junge Pater für die Stiftss<strong>ch</strong>ule sozusagen<br />
vorherbestimmt sei.<br />
Auf den Herbst 1931 kehrte er ins Kloster zurück<br />
und erhielt sofort ein gerütteltes Maß an Arbeit. Er<br />
wurde Unterpräfekt im Internat, erteilte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
in den oberen drei Klassen und Rhetorik in der<br />
5. Klasse. Sein Eifer und seine Gewandtheit wurden<br />
bald spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>. Daneben arbeitete er<br />
während zwei Jahren seine Dissertation aus mit<br />
dem Titel «Dr. Johann Fabri und die S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Reformation». Sie wurde als Beilage zum<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 32/33 veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />
Die Vorausbestimmung für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule wurde aber bereits auf das S<strong>ch</strong>uljahr<br />
1936/37 jäh unterbro<strong>ch</strong>en. Der wortgewaltige,<br />
allseits interessierte Pater Leo wurde in das Team<br />
der Volksmissionare eingegliedert. Das Kloster<br />
hatte diese Aufgabe s<strong>ch</strong>on seit vielen Jahrzehnten<br />
übernommen. Es kann ni<strong>ch</strong>t die Aufgabe dieses<br />
Na<strong>ch</strong>rufs sein, darüber ausführli<strong>ch</strong> zu beri<strong>ch</strong>ten.<br />
Auf das S<strong>ch</strong>uljahr 46/47 tau<strong>ch</strong>te Pater Leo wieder<br />
im Jahresberi<strong>ch</strong>t auf als Klassenlehrer der 5a mit<br />
Religion, Latein, Rhetorik, und mit Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in<br />
weiteren Klassen, wozu no<strong>ch</strong> Musikunterri<strong>ch</strong>t<br />
kam. Eigentli<strong>ch</strong> eine staunenswerte Aufgabe und<br />
Leistung. Dazu wurde er im Sommer 1947 zum
Stiftsbibliothekar ernannt, ein Amt, das er bis<br />
Ende 1961 versehen hat. Von 1951 an erteilte er an<br />
der S<strong>ch</strong>ule allerdings «nur» no<strong>ch</strong> Rhetorik, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
und Instrumentalunterri<strong>ch</strong>t. Von 1955 an<br />
entfällt au<strong>ch</strong> die Rhetorik, die in das Fa<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong><br />
eingegliedert wurde. Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 64/65<br />
fällt au<strong>ch</strong> der Musikunterri<strong>ch</strong>t weg. Das Fa<strong>ch</strong><br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te bleibt bis 1978. Im Jahresberi<strong>ch</strong>t<br />
78/79 ist vermerkt, dass Pater Leo am Ende des<br />
letzten S<strong>ch</strong>uljahres aus dem Lehrkörper ausges<strong>ch</strong>ieden<br />
sei. Im Fa<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te versu<strong>ch</strong>te er, die<br />
großen ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Zusammenhänge aufzuzeigen.<br />
Dabei stellte er die Brennpunkte der Entwicklung<br />
in wi<strong>ch</strong>tigen Persönli<strong>ch</strong>keiten ins Rampenli<strong>ch</strong>t.<br />
z.B. Bismarck für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
Es ist verständli<strong>ch</strong>, dass er mit zunehmendem<br />
Alter si<strong>ch</strong> mehr an das Lehrbu<strong>ch</strong> hielt.<br />
P. Leo hat insgesamt 37 S<strong>ch</strong>uljahre an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
gewirkt. Dabei war ihm neben der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
besonders die Pflege der Musik ein Anliegen.<br />
Viele Jahre hindur<strong>ch</strong> leitete er ein Strei<strong>ch</strong>quartett,<br />
wobei er das Hauptgewi<strong>ch</strong>t auf das Mitma<strong>ch</strong>en<br />
legte. Dieser Na<strong>ch</strong>ruf bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> auf<br />
Pater Leos Tätigkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Wenn<br />
man au<strong>ch</strong> seine glei<strong>ch</strong>zeitigen anderen Tätigkeiten<br />
in außerordentli<strong>ch</strong>er Seelsorge, Vortragstätigkeit,<br />
Erwa<strong>ch</strong>senenbildung bedenkt, staunt man über<br />
seine Wirksamkeit.<br />
In den letzten Jahren seines Lebens blieb er ni<strong>ch</strong>t<br />
untätig. Wo er nur konnte, ergriff er die Gelegenheit.<br />
si<strong>ch</strong> nützli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Aber die Bes<strong>ch</strong>werden<br />
des Alters mehrten si<strong>ch</strong>, so dass er immer<br />
mehr an seine Zelle gefesselt war. Dies bedeutete<br />
für ihn ein hartes Opfer, besonders deshalb, weil<br />
er geistig ungemein lebhaft blieb. Es ist ni<strong>ch</strong>t<br />
einfa<strong>ch</strong>, Pater Leo als Mens<strong>ch</strong>en zu kennzei<strong>ch</strong>nen<br />
und ihm gere<strong>ch</strong>t zu werden. Er war außerordentli<strong>ch</strong><br />
begabt und gewandt, sowohl in inhaltli<strong>ch</strong>er als<br />
au<strong>ch</strong> in spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t. Damit verbunden<br />
war ein äußerst lebhaftes, ja sprudelndes Temperament<br />
und eine erstaunli<strong>ch</strong>e Arbeitskraft und<br />
Arbeitsfreude. Seelis<strong>ch</strong>e Energie und ein ausgeprägtes<br />
Dur<strong>ch</strong>setzungsvermögen ma<strong>ch</strong>ten es ihm<br />
und anderen ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t. Auf der anderen<br />
Seite hatte er es gerne au<strong>ch</strong> gemütli<strong>ch</strong>. So ganz im<br />
Element war er bei seinen stets maleris<strong>ch</strong> angeordneten<br />
Bü<strong>ch</strong>ern und S<strong>ch</strong>riftenstapeln in seinem<br />
Zimmer, wobei er aber immer genau wußte, wo<br />
etwas zu finden war, und es au<strong>ch</strong> blitzartig hervorzog.<br />
Pater Leo hat die lange Reihe e<strong>ch</strong>t klösterli<strong>ch</strong>er<br />
Originale um ein hö<strong>ch</strong>st kennzei<strong>ch</strong>nendes<br />
Kettenglied verlängert. Er hat unseren Dank verdient<br />
und möge in Gottes Frieden ruhen.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Kuno<br />
(Hans)<br />
Bugmann<br />
* 13. Februar 1909<br />
† 1. April 1988<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1987/88<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Unerwartet ras<strong>ch</strong> ist am 1. April 1988 Pater Kuno<br />
Bugmann an den Folgen eines Hirns<strong>ch</strong>lages gestorben,<br />
den er am 25. März erlitten hatte.<br />
Hans Bugmann wurde am 13. Februar 1909 in<br />
Winterthur als Sohn eines Bahnpostbeamten geboren.<br />
Im Herbst 1923 kam er als S<strong>ch</strong>üler in die 3.<br />
Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Na<strong>ch</strong> seiner Matura 1929<br />
trat er ins Kloster ein und erhielt bei seiner Profeß<br />
1930 den Klosternamen Kuno. Im Millenariumsjahr<br />
des Klosters 1934 erhielt er die Priesterweihe<br />
und feierte seine Primiz.<br />
Mit dem Herbst 1934 begann er seine Lehrtätigkeit<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule als Klassenlehrer der 1b<br />
mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und Deuts<strong>ch</strong>. Es<br />
war das erste Mal, dass die 1. Klasse doppelt geführt<br />
werden mußte. Im nä<strong>ch</strong>sten Jahr stieg er mit<br />
seinen S<strong>ch</strong>ülern in die 2. Klasse auf. Kurz na<strong>ch</strong><br />
Beginn des S<strong>ch</strong>uljahres 1936/37 starb zur allgemeinen<br />
Bestürzung der no<strong>ch</strong> junge Chemielehrer<br />
Dr. Pater Ludwig Stutz. Sofort wurde Pater Kanisius<br />
Zünd zum Studium na<strong>ch</strong> Freiburg ges<strong>ch</strong>ickt.<br />
Dadur<strong>ch</strong> mußte die Vizepräfektur des Internates<br />
neu besetzt werden, womit au<strong>ch</strong> die Lehrmittelverwaltung<br />
verbunden war. Pater Kuno wurde mit<br />
dieser Aufgabe betraut und behielt seine S<strong>ch</strong>ultätigkeit<br />
bei, sogar lei<strong>ch</strong>t vermehrt. Das blieb so bis<br />
1943.<br />
Während der Jahre 1943 bis 1947 bezog Pater<br />
Kuno die Universität Freiburg, um Altphilologie<br />
und Patristik zu studieren. Während dieser Zeit<br />
arbeitete er au<strong>ch</strong> mit an einem Gemeins<strong>ch</strong>aftswerk<br />
für Religionsunterri<strong>ch</strong>t. Ein von ihm verfaßter<br />
Band «Kir<strong>ch</strong>e und Sakrament» ers<strong>ch</strong>ien 1945.<br />
Leider wurde er zurückgerufen, bevor er sein Studium<br />
mit einem akademis<strong>ch</strong>en Grad abges<strong>ch</strong>lossen<br />
hatte. Seine Auffassung über Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong><br />
wurde aber sehr stark von seinen Jahren in<br />
Freiburg geprägt.<br />
Pater Kuno kehrte auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1947/48 an<br />
die Stiftss<strong>ch</strong>ule zurück und war bis 1950/51 jeweilen<br />
Klassenlehrer in der 5. und 6. Klasse und erteilte<br />
in der 7. und 8. Klasse entweder Latein oder<br />
Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>.<br />
Während des Jahres 1951/52 wurde er zum Pfarrer<br />
der kleinen Berggemeinde Blons im großen<br />
Walsertal ernannt in der Hoffnung, er könne seine<br />
Dissertation abs<strong>ch</strong>ließen. Leider fand er neben der<br />
Seelsorgearbeit ni<strong>ch</strong>t die nötige Muße dazu. Von<br />
1952/53 an übernahm er wieder das frühere Pensum<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule bis 1961/62.
Im Jahre 1961 wurde er als Na<strong>ch</strong>folger von Pater<br />
Leo Helbling zum Stiftsbibliothekar ernannt. Er<br />
versah dieses Amt mit großer Begeisterung, Sa<strong>ch</strong>kenntnis<br />
und Hingabe bis 1982, blieb aber bis zu<br />
seinem Tode in der Bibliothek und in den Sammlungen<br />
des Klosters tätig.<br />
Naturgemäß wurden seine s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en Aufgaben<br />
na<strong>ch</strong> 1962/63 stark reduziert. Im Jahre 1964/65<br />
erteilte er no<strong>ch</strong> in der 5a Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>. Dann s<strong>ch</strong>ied<br />
er aus dem Lehrkörper aus.<br />
Als Lehrer s<strong>ch</strong>ien Pater Kuno na<strong>ch</strong> außen einfa<strong>ch</strong><br />
ein Kraftmens<strong>ch</strong> zu sein. Es kam vor, dass er die<br />
vorderste leere S<strong>ch</strong>ulbank in die Höhe hob, um<br />
einen Satz hervorzuheben, den er unterdessen<br />
spra<strong>ch</strong>. Seine Methoden, deuts<strong>ch</strong>-lateinis<strong>ch</strong>e Prüfungen<br />
aufgrund aktueller Zeitungsauss<strong>ch</strong>nitten<br />
s<strong>ch</strong>reiben zu lassen, waren legendär und heute<br />
kaum mehr vorstellbar. Ni<strong>ch</strong>t umsonst leitete er<br />
während des Krieges au<strong>ch</strong> eine Zeitlang den militäris<strong>ch</strong>en<br />
Vorunterri<strong>ch</strong>t an der S<strong>ch</strong>ule. Besonders<br />
liebte er Wanderungen in die Berge, um die si<strong>ch</strong><br />
ebenfalls man<strong>ch</strong>e Anekdote rankte.<br />
Aber das war nur eine Seite. Er hatte ein sehr<br />
feines Gespür für Kultur, Kunst, Literatur und für<br />
Zusammenhänge. Seine diesbezügli<strong>ch</strong>en, beinahe<br />
hymnis<strong>ch</strong>en Formulierungen waren berühmt,<br />
au<strong>ch</strong> wenn zugegeben werden muß, dass die S<strong>ch</strong>üler<br />
gelegentli<strong>ch</strong> dabei sehr prosais<strong>ch</strong> blieben.<br />
Diese Eigens<strong>ch</strong>aft kam ihm vor allem als Stiftsbibliothekar<br />
und als Betreuer der vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Sammlungen des Klosters, die ihm anvertraut waren,<br />
zugute. Naturgemäß ma<strong>ch</strong>te er in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
kulturellen Gesells<strong>ch</strong>aften mit, z. B. der Parazelsusgesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Bis zu seinem Tode zeigte er diese beiden Seiten<br />
seines Wesens: Ausgeprägten Wirkli<strong>ch</strong>keitssinn,<br />
der ganz eindeutig auf dem Boden stand, und<br />
einen stark religiös und kulturell geprägten Feinsinn,<br />
den er bei sehr vielen Seelsorgsaushilfen<br />
aufleu<strong>ch</strong>ten ließ. Sein Tod ließ diese beiden Eigens<strong>ch</strong>aften<br />
no<strong>ch</strong> einmal dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>einen: Am 25. März<br />
fegte der 79-jährige Mann persönli<strong>ch</strong> seine Zelle,<br />
erlitt dabei einen S<strong>ch</strong>laganfall und konnte si<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> auf einen Stuhl setzen. Als er ziemli<strong>ch</strong> lange<br />
später entdeckt wurde, sagte er no<strong>ch</strong> bei vollem<br />
Bewußtsein Ja zum Tode und starb im Spital<br />
Einsiedeln am Karfreitag, 1. April. Pater Kuno hat<br />
si<strong>ch</strong> um S<strong>ch</strong>ule und Kloster große Verdienste<br />
erworben. Er ruhe im Frieden des Herrn.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Adalbert<br />
(Paul Josef)<br />
Züllig<br />
* 9. Mai 1911<br />
† 5. Februar 1989<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1988/89<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Paul Josef Züllig wurde am 9. Mai 1911 in Glattfelden<br />
als Sohn eines Werkmeisters und einer Mutter<br />
aus dem Württembergis<strong>ch</strong>en geboren. Heimatbere<strong>ch</strong>tigt<br />
war er in Romanshorn. Die Familie übersiedelte<br />
bald na<strong>ch</strong> St. Gallen, wo Paul Josef die<br />
Primars<strong>ch</strong>ule und 1924-1926 zwei Klassen der katholis<strong>ch</strong>en<br />
Kantonsreals<strong>ch</strong>ule im ehemaligen Klostergebäude<br />
besu<strong>ch</strong>te.<br />
Auf Herbst 1926 trat er in die dritte Klasse der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein, die bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> sein<br />
S<strong>ch</strong>icksal werden sollte. Als Gymnasiast der oberen<br />
Klassen zei<strong>ch</strong>nete er si<strong>ch</strong> aus dur<strong>ch</strong> eine sehr<br />
s<strong>ch</strong>öne Tenorstimme und als begeisterter Sportler.<br />
Zusammen mit drei Kameraden, von denen nur<br />
no<strong>ch</strong> einer lebt, begann er im Herbst na<strong>ch</strong> der<br />
Matura 1932 das Noviziat im Kloster. In der Profess<br />
am 8. September 1933 erhielt er den Klosternamen<br />
Adalbert.<br />
Na<strong>ch</strong> der Priesterweihe und Primiz im Frühjahr<br />
1937 wurde Pater Adalbert na<strong>ch</strong> damals übli<strong>ch</strong>em<br />
Muster aufgrund seiner theologis<strong>ch</strong>en Ausbildung<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt. Er wurde Klassenlehrer<br />
der 2. Klasse, die mit 34 S<strong>ch</strong>ülern ungeteilt<br />
geführt wurde. Er hatte die Fä<strong>ch</strong>er Religion, Latein,<br />
Deuts<strong>ch</strong> und Zei<strong>ch</strong>nen zu erteilen. Das pädagogis<strong>ch</strong>e<br />
Ges<strong>ch</strong>ick war offenbar sehr überzeugend.<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 1938/39 erteilte er die glei<strong>ch</strong>en Fä<strong>ch</strong>er,<br />
dazu no<strong>ch</strong> Geographie und Stenographie in<br />
der 1. Klasse. Im dritten Jahr übernahm er im Internat<br />
eine Unterpräfektur, war Klassenlehrer der<br />
3b mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein, Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />
Deuts<strong>ch</strong> und Stenographie und hatte die Oberleitung<br />
des militäris<strong>ch</strong>en Vorunterri<strong>ch</strong>tes inne. Im<br />
S<strong>ch</strong>uljahr 1940/41 stieg er in die 4. Klasse auf und<br />
übernahm die Oberleitung des Klassenturnens.<br />
Dann folgten zwei Jahre, in denen der Name Pater<br />
Adalbert ni<strong>ch</strong>t mehr auftau<strong>ch</strong>t nämli<strong>ch</strong> 1941/42<br />
und 1942/43. Er studierte an der Universität Züri<strong>ch</strong><br />
Geographie und deuts<strong>ch</strong>e Literatur, wofür ihn<br />
seine sehr große Belesenheit im weitesten Sinne<br />
geradezu vorausbestimmte.<br />
Leider wurde er wieder in den aktiven S<strong>ch</strong>uldienst<br />
zurückberufen, bevor er seine Studien mit einem<br />
Titel abs<strong>ch</strong>ließen konnte. Er trug an diesem Verzi<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>werer, als er na<strong>ch</strong> außen zeigte. Im S<strong>ch</strong>uljahr<br />
1943/44 hießen die Fä<strong>ch</strong>er bei ihm Deuts<strong>ch</strong>e<br />
Literatur 5; Rhetorik 5b; Deuts<strong>ch</strong> 4; Geographie 1,<br />
2ab und 4; Direktor der rhetoris<strong>ch</strong>en Abteilung<br />
der Akademie (woraus später die Theatergruppe<br />
wurde); Oberleitung des militäris<strong>ch</strong>en Vorunterri<strong>ch</strong>tes<br />
und des Klassenturnens. Er durfte ein<br />
neues Geographiezimmer einri<strong>ch</strong>ten, das aller-
dings inzwis<strong>ch</strong>en bereits wieder einem no<strong>ch</strong> neueren<br />
wei<strong>ch</strong>en mußte.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en war aber eine neue Tätigkeit hinzugekommen.<br />
Seit 1944 begann er mit der Inszenierung<br />
von Theaterstücken an der S<strong>ch</strong>ulbühne.<br />
Während früher die Lehrerkonferenz die Regisseure<br />
jährli<strong>ch</strong> neu bestimmte, wurde es mit der<br />
Zeit selbstverständli<strong>ch</strong>, dass Pater Adalbert diese<br />
Aufgabe jedes Jahr übernahm. Er entwarf Bühnenbild<br />
und Kostüme selber und bemühte si<strong>ch</strong> um<br />
jede Einzelheit. Mit s<strong>ch</strong>arfem Auge wählte er die<br />
Spieler aus, die von ihren Anlagen her am wenigsten<br />
«spielen» mußten, um einer Rolle gere<strong>ch</strong>t zu<br />
werden, oder sol<strong>ch</strong>e, die wirkli<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Rollen einfa<strong>ch</strong> überzeugend spielen konnten. Seine<br />
Regiearbeit bra<strong>ch</strong>te ihm ni<strong>ch</strong>t nur große Arbeit<br />
sondern au<strong>ch</strong> sehr viel Erfolg und Freude.<br />
Aber all das war mit der Zeit einfa<strong>ch</strong> zu viel, besonders<br />
weil er si<strong>ch</strong> auf alles sehr gewissenhaft<br />
vorbereitete. Ein Verda<strong>ch</strong>t auf eine s<strong>ch</strong>limme<br />
Krankheit ma<strong>ch</strong>te eine Kehlkopfoperation nötig,<br />
die ihn seiner herrli<strong>ch</strong>en Tenorstimme beraubte.<br />
Er konnte fürderhin im Chor ni<strong>ch</strong>t mehr singen<br />
und ni<strong>ch</strong>t mehr stundenlang Unterri<strong>ch</strong>t erteilen.<br />
Im Jahresberi<strong>ch</strong>t 1951/52 steht no<strong>ch</strong> die alte<br />
Fä<strong>ch</strong>erliste, aber au<strong>ch</strong>, dass er ein halbes Jahr<br />
stark zurückstecken mußte. Zum Glück erholte er<br />
si<strong>ch</strong> wieder, aber seine Stimme war im Verglei<strong>ch</strong><br />
zu früher ni<strong>ch</strong>t mehr zu erkennen. Au<strong>ch</strong> konnte er<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr im glei<strong>ch</strong>en Umfang S<strong>ch</strong>ulstunden<br />
übernehmen, wenn au<strong>ch</strong> die Fä<strong>ch</strong>erzusammensetzung<br />
blieb.<br />
Erst im S<strong>ch</strong>uljahr 1960/61 fiel das Fa<strong>ch</strong> Geographie<br />
weg. Im Jahresberi<strong>ch</strong>t 62/63 heißt die bisherige<br />
«Rhetoris<strong>ch</strong>e Akademie» zum ersten Mal in<br />
Klammer «Theatergruppe». Im S<strong>ch</strong>uljahr 1963/64<br />
wurde das Fa<strong>ch</strong> Turnen in den Stundenplan integriert;<br />
zum ersten Mal wirkte von Ostern an ein<br />
angestellter Turnlehrer, Herr Alex S<strong>ch</strong>önenberger.<br />
Pater Adalbert behielt no<strong>ch</strong> die Leitung des Vorunterri<strong>ch</strong>tes<br />
und des Turnvereins Excelsior. Auf<br />
das S<strong>ch</strong>uljahr 1970/71 ers<strong>ch</strong>eint zum ersten Mal<br />
die Bemerkung «Bibliothekar der Studentenbibliothek»;<br />
dieser Posten war früher der Externenpräfektur<br />
angegliedert. Seit dem Jahr 1972/73<br />
heißt die «Rhetoris<strong>ch</strong>e Akademie» nur no<strong>ch</strong> «Theatergruppe».<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 1973/74 vers<strong>ch</strong>windet der «Vorunterri<strong>ch</strong>t»;<br />
statt dessen heißt es jetzt: «Leitung von<br />
J+S (Jugend und Sport)», dies bis 1975/76. Zunehmende<br />
s<strong>ch</strong>merzhafte Behinderungen ma<strong>ch</strong>ten<br />
es Pater Adalbert unmögli<strong>ch</strong>, no<strong>ch</strong> weiter in leitender<br />
Stellung sportli<strong>ch</strong> tätig zu sein. Persönli<strong>ch</strong>
spielte er aber immer no<strong>ch</strong> Tennis, nur um si<strong>ch</strong> fit<br />
zu erhalten, allerdings überanstrengte er si<strong>ch</strong> dabei.<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 1983/84 leitete er zum letzten Mal<br />
die Theatergruppe und inszenierte die Kriminalkomödie<br />
«Das Spinnennetz» von Agatha Christi.<br />
Vierzig Jahre lange hat er si<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>ultheater<br />
gewidmet. Es war eine seiner Sorgen, als die Theatertradition<br />
während der Neubauten von 1978/82<br />
unterbro<strong>ch</strong>en werden mußte. Aber es war ihm<br />
vergönnt no<strong>ch</strong> zwei Aufführungen im neuen Theater<br />
dur<strong>ch</strong>zuführen. Der Abs<strong>ch</strong>ied fiel ihm na<strong>ch</strong><br />
vollen 40 Jahren s<strong>ch</strong>wer, aber er nahm ihn von<br />
si<strong>ch</strong> aus. Seit 1984/85 wurde die Inszenierung der<br />
Theaterstücke angestellten Lehrerinnen und Lehrern<br />
überlassen.<br />
Deuts<strong>ch</strong> erteilte Pater Adalbert no<strong>ch</strong> ein weiteres<br />
S<strong>ch</strong>uljahr, nämli<strong>ch</strong> 1984/85. S<strong>ch</strong>weren Herzens,<br />
aber in voller Einsi<strong>ch</strong>t in seine zunehmende Gebre<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit<br />
(Hüftoperationen, zunehmende Hörs<strong>ch</strong>wierigkeiten,<br />
Kopfs<strong>ch</strong>merzen, usw.) veranlaßten<br />
ihn, um Entlastung na<strong>ch</strong>zusu<strong>ch</strong>en. Die Leitung<br />
der S<strong>ch</strong>ülerbibliothek behielt er bis zu seinem<br />
Tode.<br />
Mit Ausnahme von zwei Jahren (1941 bis 1943)<br />
ers<strong>ch</strong>eint der Name Pater Adalberts von 1937/38<br />
bis 1988/89 in allen Jahresberi<strong>ch</strong>ten. Gut ein halbes<br />
Jahrhundert hat also Pater Adalbert sein Leben<br />
in den Dienst der Stiftss<strong>ch</strong>ule gestellt. Aus der<br />
Bes<strong>ch</strong>reibung seiner Aufgaben geht hervor, dass er<br />
lange ein ganz begeisterter Sportler war. Bergsteigen<br />
und Lei<strong>ch</strong>tathletik waren seine Lieblingsgebiete.<br />
Solange es nur irgendwie ging, ma<strong>ch</strong>te er<br />
seine jährli<strong>ch</strong>en kurzen Ferien im Säntisgebiet.<br />
Ohne Zweifel hat Pater Adalbert unsere S<strong>ch</strong>ule in<br />
starkem Maße mitgeformt. Es ist zwar sehr<br />
s<strong>ch</strong>wer, ihm in wenigen Worten gere<strong>ch</strong>t zu werden,<br />
aber er war ein so bedeutender Lehrer, dass<br />
es do<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t werden muß. Pater Adalbert war<br />
auf seinen Gebieten, nämli<strong>ch</strong> in deuts<strong>ch</strong>er Literatur<br />
und in Sport, eine eigentli<strong>ch</strong>e Autorität, und<br />
zwar wegen seiner Kenntnisse und seinem Können.<br />
Allerdings umgab er si<strong>ch</strong> mit einer Mauer aus<br />
Ironie, ja sogar Sarkasmus, die ni<strong>ch</strong>t alle zu überspringen<br />
vermo<strong>ch</strong>ten, so dass ein Teil der S<strong>ch</strong>üler<br />
keinen Zugang zu ihm fand, au<strong>ch</strong> wenn niemand<br />
seine fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Kompetenz bezweifelte. Weitaus<br />
der größere Teil aber «dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aute» ihn mit<br />
Wohlwollen. Dies zeigte si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in seiner Tätigkeit<br />
als Bibliothekar. Er unterhielt si<strong>ch</strong> bis zu<br />
seinem Tode sehr gerne mit den Benützern der<br />
Bibliothek. Er freute si<strong>ch</strong> an ihnen, und sie si<strong>ch</strong> an<br />
ihm.
Die glei<strong>ch</strong>e Mauer pflegte er au<strong>ch</strong> gegenüber den<br />
Mitbrüdern aufzubauen. Es war ein wirkli<strong>ch</strong>es Erlebnis,<br />
wenn man mit ihm in ein e<strong>ch</strong>tes Gesprä<strong>ch</strong><br />
kam. Au<strong>ch</strong> bei sol<strong>ch</strong>en Gelegenheiten sprühte er<br />
aber von spritzigem und spitzigem Geist. Die Photographie<br />
zu diesem Nekrolog, die er selbst ausgewählt<br />
hat, zeigt diese Charakterzüge geradezu beispielhaft.<br />
Eine Mauer war aber fast undur<strong>ch</strong>dringli<strong>ch</strong>: Pater<br />
Adalbert pflegte eine aufri<strong>ch</strong>tige Frömmigkeit und<br />
tief religiöse Einstellung, aber er tat sozusagen<br />
alles, um es niemanden merken zu lassen. Aber<br />
dass er trotz seiner jahrelangen sehr s<strong>ch</strong>merzhaften<br />
Leiden jeden Morgen in aller Frühe die hl.<br />
Messe feierte und dies bis zum zweitletzten Tag,<br />
und dass sein Brevier bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> «ausgebrau<strong>ch</strong>t»<br />
war, konnte er do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ganz verheimli<strong>ch</strong>en.<br />
Hinter seinen gelegentli<strong>ch</strong> kauzigen Zügen<br />
verbarg si<strong>ch</strong> ein Mens<strong>ch</strong>, dem ni<strong>ch</strong>ts Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es<br />
fremd war, und der si<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> immer alles<br />
abforderte, was er von anderen erwartete. Die<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule ist ihm zu ehrli<strong>ch</strong>em Dank verpfli<strong>ch</strong>tet,<br />
denn «Zulu», wie seine S<strong>ch</strong>üler ihn nannten,<br />
gehörte ein halbes Jahrhundert lang zu ihren unverwe<strong>ch</strong>selbaren<br />
und verdienstvollsten Gestalten.<br />
Er ruhe im Frieden Gottes.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Johannes Ev.<br />
(Marcel Umberto)<br />
Haymoz<br />
* 20. November 1916<br />
† 4. Oktober 1989<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1989/90<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Der spätere Pater Johannes Haymoz hatte eine<br />
äußerst bewegte Jugendzeit verlebt, als er im<br />
Herbst 1937 mit 21 Jahren als externer S<strong>ch</strong>üler<br />
mit dem Namen Marcel Umberto in die 3. Klasse<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule eintrat. Diese Jugendzeit hat ihn<br />
sehr stark geformt.<br />
Marcel Umberto Haymoz wurde am 20. November<br />
1916 in Bern als Sohn eines Kondukteurs geboren.<br />
Er war ein sehr guter S<strong>ch</strong>üler und we<strong>ch</strong>selte<br />
na<strong>ch</strong> der 4. Primarklasse ins Progymnasium<br />
über, wo er au<strong>ch</strong> Latein nahm, weil er die erklärte<br />
Absi<strong>ch</strong>t hatte, Pfarrer zu werden.<br />
Als die Ehe der Eltern zerbra<strong>ch</strong>, gab er das Gymnasium<br />
auf, betätigte si<strong>ch</strong> in einem kaufmännis<strong>ch</strong>en<br />
Büro, zog dann na<strong>ch</strong> Basel zu seiner Mutter.<br />
Dort wurde er Ausläufer in einer Bäckerei und<br />
dann Arbeiter in einem Radioges<strong>ch</strong>äft. Als ihn<br />
1933 eine Lungenentzündung befiel, arbeitete er<br />
bis zum Zusammenbru<strong>ch</strong>. Deshalb mußte er gut<br />
ein Jahr lang im Spital zu Basel und ans<strong>ch</strong>ließend<br />
in Davos bleiben. Na<strong>ch</strong> Basel zurückgekehrt,<br />
ruinierte er seine Gesundheit aufs neue als Arbeiter<br />
in einer Autogarage, weshalb er wieder in das<br />
Radioges<strong>ch</strong>äft zurückkehrte, aber s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong><br />
kurzer Zeit ein zweites Mal na<strong>ch</strong> Davos kam. Im<br />
Sanatorium Sanitas lernte er den katholis<strong>ch</strong>en<br />
Glauben kennen und trat 1937 zur katholis<strong>ch</strong>en<br />
Kir<strong>ch</strong>e über.<br />
Darauf kam er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>, wie bereits erwähnt, an<br />
die Stiftss<strong>ch</strong>ule. Na<strong>ch</strong> der 3. Klasse konnte er<br />
glei<strong>ch</strong> in der 5. Klasse weiterfahren. Na<strong>ch</strong> der Matura<br />
1942 trat er mit se<strong>ch</strong>s Kameraden ins Noviziat<br />
des Klosters ein. Bei der Profeß 1943 erhielt er<br />
den Namen Johannes Evangelist. Na<strong>ch</strong> vier Jahren<br />
zum Priester geweiht, wurde er zur Vollendung<br />
des Theologiestudiums na<strong>ch</strong> Rom ges<strong>ch</strong>ickt.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Lizenziat in diesem Fa<strong>ch</strong> studierte er<br />
no<strong>ch</strong> zwei Jahre am römis<strong>ch</strong>en Bibelinstitut. Au<strong>ch</strong><br />
dieses Studium s<strong>ch</strong>loß er mit dem Lizentiat ab.<br />
Ins Kloster zurückgekehrt, übernahm er 1950 die<br />
neutestamentli<strong>ch</strong>e Exegese an der theologis<strong>ch</strong>en<br />
Hauslehranstalt. Zuglei<strong>ch</strong> aber wurde er Klassenlehrer<br />
der Abteilung 1b an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. In den<br />
folgenden Jahren stieg er auf bis zu 5. Klasse, immer<br />
mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein, Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />
Deuts<strong>ch</strong>. Er entwickelte im Gymnasialunterri<strong>ch</strong>t<br />
keine professoralen Allüren. Die S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten<br />
den Lehrer sehr, weil er «drauskam» und au<strong>ch</strong><br />
Sinn hatte für die Werte des Gemütes. Sie gingen<br />
gern zu ihm in die S<strong>ch</strong>ule und er pflegte au<strong>ch</strong> den<br />
außers<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en Kontakt mit ihnen, wie es damaligem<br />
Hausbrau<strong>ch</strong> entspra<strong>ch</strong>. Ohne Zweifel hat
ihm seine eigene Jugendzeit geholfen, diese Seite<br />
seines Wesens fru<strong>ch</strong>tbar anzuwenden.<br />
Aber na<strong>ch</strong> der Abtwahl 1959 wurde er zum Novizenmeister<br />
ernannt. Am 1. Februar 1960 übergab<br />
er seine gymnasiale Aufgabe anderen Händen.<br />
Sein Weggang war für die S<strong>ch</strong>ule ein Verlust.<br />
S<strong>ch</strong>on vorher hatte er in der Theologie die Exegese<br />
des Alten Testamentes übernommen. Er durfte einen<br />
mehrmonatigen Aufenthalt im Heiligen Land<br />
eins<strong>ch</strong>alten, um au<strong>ch</strong> dieser Aufgabe gewa<strong>ch</strong>sen<br />
zu sein.<br />
Volle 15 Jahre blieb Pater Johannes Novizenmeister.<br />
Er war ein sehr mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Oberer. Dann<br />
wurde er als Spiritual in das Frauenkloster Heiligkreuz<br />
bei Cham versetzt, behielt aber die alttestamentli<strong>ch</strong>e<br />
Exegese im Kloster bei. Sein großes Anliegen<br />
war au<strong>ch</strong> in Cham die Betreuung der kranken<br />
und betagten S<strong>ch</strong>western.<br />
Gesundheitli<strong>ch</strong>e Störungen zwangen ihn, im Oktober<br />
1988 wieder ins Kloster heimzukehren.<br />
Trotz einer – offenbar ernsteren – Herzkrankheit<br />
s<strong>ch</strong>onte er si<strong>ch</strong> aber zu wenig, behielt seine Exegese<br />
bei und ging auf seelsorgli<strong>ch</strong>e Aushilfe. Wenn er<br />
na<strong>ch</strong>ts ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>lafen konnte, s<strong>ch</strong>rieb er gehaltvolle<br />
geistli<strong>ch</strong>e Sinnsprü<strong>ch</strong>e und Aphorismen, die<br />
erst na<strong>ch</strong> seinem Tode bekannt wurden. Immer<br />
strahlte er eine große Gelassenheit und Ruhe aus.<br />
Sein Tod war typis<strong>ch</strong>. Er hatte am 4. Oktober am<br />
Abend im Haus der «Kleinen S<strong>ch</strong>western» Eu<strong>ch</strong>aristie<br />
gefeiert. Auf dem Heimweg haben ihn seine<br />
Kräfte verlassen. Er starb an einem Herzversagen,<br />
sitzend auf einer Bank des Verkehrsvereines, hart<br />
an der Nordostecke der Klosteranlage. Dieser Tod<br />
hat uns alle sehr beeindruckt.<br />
Pater Johannes hinterläßt den Eindruck eines<br />
Mannes von großer Gelassenheit und Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit.<br />
Seine Güte und Großzügigkeit waren viellei<strong>ch</strong>t<br />
man<strong>ch</strong>mal zu groß. Es lag ihm gar ni<strong>ch</strong>t,<br />
harte Ents<strong>ch</strong>eidungen zu treffen. Er war aber<br />
dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t unbeständig. Davor bewahrte ihn<br />
seine Lebenserfahrung und eine tiefe, aufri<strong>ch</strong>tige,<br />
aber selbstverständli<strong>ch</strong>e Frömmigkeit. R.I.P.<br />
Pater Lorenz Moser
Pater<br />
Thaddäus<br />
(Johann)<br />
Zingg<br />
* 25. Juli 1903<br />
† 13. Januar 1991<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1990/91<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Mit dem Tod von Pater Thaddäus Zingg, am Sonntag<br />
morgen, 13. Januar 1991, hat uns ein großes<br />
Original verlassen.<br />
Johann Zingg wurde am 25. Juli 1903 in Grub SG<br />
geboren, das nur dur<strong>ch</strong> einen Ba<strong>ch</strong> von Grub AR<br />
getrennt ist. Sein Vater war in Grub SG Lehrer,<br />
der später den Beruf in der Stadt St. Gallen ausübte.<br />
Auf allen S<strong>ch</strong>ulstufen war Johann ein vorzügli<strong>ch</strong>er<br />
S<strong>ch</strong>üler. Na<strong>ch</strong> der Primars<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te er<br />
1916-1918 die Katholis<strong>ch</strong>e Kantonsreals<strong>ch</strong>ule in<br />
St. Gallen, wo er während eines halben Jahres<br />
au<strong>ch</strong> Latein belegte, und we<strong>ch</strong>selte dann im<br />
Herbst 1918 in die 3. Klasse der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
über.<br />
Na<strong>ch</strong> der Matura 1924 trat er mit zwei Klassenkameraden<br />
ins Kloster ein und erhielt bei der<br />
Profeß 1925 den Namen Thaddäus. Na<strong>ch</strong> einem<br />
Jahr an der theologis<strong>ch</strong>en Hauslehranstalt sandte<br />
ihn Abt Ignatius Staub an das Ordenskollegs Sant’<br />
Anselmo in Rom, wo er 1929 das Theologiestudium<br />
abs<strong>ch</strong>loß. Die Priesterweihe erhielt er in Monte<br />
Cassino, seine Primiz feierte er in Einsiedeln.<br />
Im Herbst 1929 übernahm Pater Thaddäus in<br />
Ascona am Collegio Papio, wel<strong>ch</strong>es das Kloster<br />
1927 wieder eröffnet hatte, das Fa<strong>ch</strong> Zei<strong>ch</strong>nen. Er<br />
war dafür besonders begabt.<br />
Im folgenden Jahr durfte er in Padua seine Kenntnisse<br />
der italienis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e vertiefen. Aber der<br />
Zielpunkt änderte si<strong>ch</strong>. Er kehrte ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Ascona<br />
zurück, sondern wurde 1931 als Lehrer an der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule eingesetzt, und zwar für Deuts<strong>ch</strong>,<br />
Stenographie, Kalligraphie und das Freifa<strong>ch</strong> Italienis<strong>ch</strong>.<br />
Im folgenden Jahr tau<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> Mathematik<br />
in einer unteren Klasse und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
auf, Deuts<strong>ch</strong> und Stenographie fielen weg.<br />
1935 s<strong>ch</strong>ied er wieder aus dem Lehrkörper aus.<br />
Während eines Jahres s<strong>ch</strong>rieb er das Bu<strong>ch</strong> «Das<br />
Antlitz Gottes. Versu<strong>ch</strong> einer <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Ästhetik».<br />
In diesem gehaltvollen Werk legte er seine<br />
Auffassung über Gegenwart und Zukunft der religiösen<br />
Kunst dar und bekannte si<strong>ch</strong> offen zu einer<br />
modernen Einstellung, was ihm ni<strong>ch</strong>t nur Anerkennung<br />
eintrug. Aber es wurde klar, dass der<br />
Verfasser eine künstleris<strong>ch</strong>e Ader besaß und mit<br />
seinem S<strong>ch</strong>affen etwas sagen wollte und zu sagen<br />
hatte. Dann studierte er an der Fa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für<br />
Zei<strong>ch</strong>enlehrer in Freiburg, wo er wegen seiner<br />
auffällig guten Talente besonders gefördert wurde.<br />
Auf das Jahr 1937 kehrte er wieder an die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
zurück, erteilte aber zunä<strong>ch</strong>st nur in einigen<br />
Klassen Mathematik. Erst im zweiten Halb-
jahr 1940/41 stieg er in das Fa<strong>ch</strong> Zei<strong>ch</strong>nen ein,<br />
dem er ununterbro<strong>ch</strong>en bis 1970 treu blieb. Auf<br />
1952 übernahm er au<strong>ch</strong> das s<strong>ch</strong>on vorher an der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule geführte Fa<strong>ch</strong> Freizei<strong>ch</strong>nen.<br />
Aber die Mathematik gab er deswegen ni<strong>ch</strong>t auf<br />
bis 1966. Er verfaßte sogar dafür eine S<strong>ch</strong>rift «Der<br />
kleine Re<strong>ch</strong>ner». Seine große Stunde kam 1941, als<br />
er au<strong>ch</strong> das Fa<strong>ch</strong> Ästhetik und Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
übernehmen durfte. Seine Vorgänger in diesen Fä<strong>ch</strong>ern<br />
waren Pater Albert Kuhn und Pater Romuald<br />
Banz. Wegen dieser Vorgänger fühlte er si<strong>ch</strong> zu<br />
großem Einsatz verpfli<strong>ch</strong>tet. Er legte deshalb eine<br />
sehr große und wertvolle Diapositivsammlung an,<br />
die fast ausnahmslos auf eigenen Aufnahmen beruht,<br />
die er jeweilen in seiner Freizeit ma<strong>ch</strong>te.<br />
Deshalb betonte er immer wieder, wenn ihn seine<br />
Mitbrüder neckten, dass er no<strong>ch</strong> nie Ferien gema<strong>ch</strong>t,<br />
sondern immer für die S<strong>ch</strong>ule gearbeitet<br />
habe.<br />
Eine Enttäus<strong>ch</strong>ung war es für ihn, dass von 1970<br />
weg Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te nur no<strong>ch</strong> als Pfli<strong>ch</strong>twahlfa<strong>ch</strong><br />
in der zweitletzten Klasse erteilt wurde. Die Verkürzung<br />
des Gymnasium von a<strong>ch</strong>t auf sieben<br />
Jahre ma<strong>ch</strong>te dieses Opfer unvermeidli<strong>ch</strong>. Das<br />
Fa<strong>ch</strong> Mathematik hatte er na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>uljahr<br />
1966/67 abgegeben.<br />
Als Pater Thaddäus 1977 zum Spiritual im Frauenkloster<br />
Fahr ernannt wurde, besorgte er das<br />
Pfli<strong>ch</strong>twahlfa<strong>ch</strong> Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> zwei Jahre<br />
lang vom Fahr aus. Im Jahre 1978 nahm er endgültig<br />
Abs<strong>ch</strong>ied von der Stiftss<strong>ch</strong>ule, an der er 43<br />
S<strong>ch</strong>uljahre lang gewirkt hatte.<br />
Aber Pater Thaddäus arbeitete ni<strong>ch</strong>t nur an der<br />
S<strong>ch</strong>ule. Seit November 1959 war er au<strong>ch</strong> Custos,<br />
d.h. verantwortli<strong>ch</strong> für die Stiftskir<strong>ch</strong>e. Aber s<strong>ch</strong>on<br />
vorher bes<strong>ch</strong>äftigte er si<strong>ch</strong> stark mit der Restauration<br />
der Kir<strong>ch</strong>en- und Klosterfassade.<br />
Es ist ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, Pater Thaddäus kurz zu <strong>ch</strong>arakterisieren.<br />
Um es mathematis<strong>ch</strong> zu sagen: Seine<br />
Seele war mehrdimensionaler Raum. Er war zunä<strong>ch</strong>st<br />
Mön<strong>ch</strong>, und zwar mit voller Überzeugung.<br />
Dies zeigt s<strong>ch</strong>on sein Einsatz für die religiöse<br />
Kunst. Seine Predigten waren spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sehr ausgefeilt<br />
und gedankenvoll.<br />
Er war Kunstkenner, Kunstkritiker, und – was<br />
ihm das Leben ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>ter ma<strong>ch</strong>te – au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>affender<br />
Künstler. Mit seinen religiösen Darstellungen<br />
erregte er oft das Mißfallen konservativerer<br />
Kreise. Es war für ihn eine allzuspäte Genugtuung,<br />
dass Papst Johannes-Paul II. vor seinen Bildern<br />
den Kreuzweg betete und si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>her anerkennend<br />
darüber ausspra<strong>ch</strong>, während die glei<strong>ch</strong>en
Holzs<strong>ch</strong>nitte unter Pius XI. im Osservatore Romano<br />
verurteilt worden waren. Restlose Anerkennung<br />
fanden und finden hingegen seine Lands<strong>ch</strong>aftsaquarelle.<br />
Bei etli<strong>ch</strong>en Restaurationen<br />
vertrat er andere Meinungen als die Leute, die<br />
jeweilen das Sagen hatten. Die Auseinandersetzungen<br />
verliefen gelegentli<strong>ch</strong> sehr heftig und<br />
streitbar. Dies färbte auf ihn ab. Er re<strong>ch</strong>nete s<strong>ch</strong>on<br />
zum voraus mit Kritik und Widerstand. Dies<br />
ma<strong>ch</strong>te ihn au<strong>ch</strong> gegenüber den S<strong>ch</strong>ülern mißtrauis<strong>ch</strong>.<br />
Zwar geben alle ehemaligen S<strong>ch</strong>üler zu,<br />
dass er die Bilder aus seiner riesigen Diasammlung,<br />
die er in abgedunkeltem Zimmer projizierte,<br />
hervorragend erklärte, aber seine langsame, eher<br />
monotone und stets lei<strong>ch</strong>t klagende Spre<strong>ch</strong>weise<br />
wirkten eins<strong>ch</strong>läfernd, was ihm sehr weh tat. Da<br />
halfen au<strong>ch</strong> Zurufe wie «Kulturbanausen!» ni<strong>ch</strong>t<br />
viel, sondern wirkten eher komis<strong>ch</strong>. Und in einem<br />
sol<strong>ch</strong>en Zusammenhang vergessen die S<strong>ch</strong>üler nur<br />
zu gerne, dass der Lehrer au<strong>ch</strong> etwas empfindet.<br />
Im Grunde genommen war Pater Thaddäus eigentli<strong>ch</strong><br />
ein sehr humorvoller Mens<strong>ch</strong>, wie au<strong>ch</strong><br />
sein Gesi<strong>ch</strong>tsausdruck zeigt. Ja, er s<strong>ch</strong>ien es sogar<br />
zu s<strong>ch</strong>ätzen; wenn man ihn etwas plagte; er war<br />
dann allerdings au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um eine träfe Antwort<br />
verlegen.<br />
Eines steht jedenfalls fest: Sehr viele ehemalige<br />
S<strong>ch</strong>üler haben ihn im bestem Andenken behalten<br />
und zum Teil bis zu seinem Tode herzli<strong>ch</strong>e Beziehungen<br />
mit ihm gepflegt.<br />
Es ist au<strong>ch</strong> zu sagen, dass er s<strong>ch</strong>on lange versu<strong>ch</strong>t<br />
hatte, vom frontalen Unterri<strong>ch</strong>t abzukommen.<br />
Dazu diente seine Diasammlung. Sogar in der<br />
Mathematik versu<strong>ch</strong>te er es, leider ni<strong>ch</strong>t immer<br />
mit dem gewüns<strong>ch</strong>ten Erfolg. Pater Thaddäus gehörte<br />
lange Zeit einfa<strong>ch</strong> zum «Bühnenbild» der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule. Dafür sind wir ihm über den Tod hinaus<br />
zu aufri<strong>ch</strong>tigem Dank verpfli<strong>ch</strong>tet. R.I.P.<br />
Pater Lorenz Moser
Pater<br />
Mi<strong>ch</strong>ael<br />
(Emil)<br />
Jungo<br />
* 26.Juni 1917<br />
† 26. November 1994<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1994/95<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Na<strong>ch</strong> langer Krankheit, die jahrelang alle seine Lebenskräfte<br />
mit Ausnahme seiner geistigen Reaktionsfähigkeit<br />
aufzehrte, ist am 26. November 1994<br />
im Kloster Pater Dr. Mi<strong>ch</strong>ael Jungo gestorben.<br />
Geboren wurde er in seiner Heimatstadt Freiburg<br />
am 26. Juni 1917 und am 1. Juli unter dem Namen<br />
Emil getauft. Sein Vater war Ar<strong>ch</strong>itekt, der fast<br />
sein ganzes Berufsleben im Dienst des Staates<br />
stand: Dienst<strong>ch</strong>ef des Städtis<strong>ch</strong>en Bauamtes der<br />
Stadt Freiburg, dann Kantonsar<strong>ch</strong>itekt von Freiburg<br />
und seit 1925 Direktor der Eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />
Bauten in Bern. Mit a<strong>ch</strong>t Jahren kam Emil also<br />
na<strong>ch</strong> Bern und lernte hier die deuts<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e,<br />
die er dann sein Leben lang ebenso gut beherrs<strong>ch</strong>te<br />
wie das Französis<strong>ch</strong>e. Am städtis<strong>ch</strong>en Gymnasium<br />
in Bern s<strong>ch</strong>loss er die Mittels<strong>ch</strong>ule 1937 mit<br />
bestem Erfolg ab.<br />
In Bern war er mit ganzem Herzen Pfadfinder und<br />
errei<strong>ch</strong>te dabei alle verbandsinternen Ämter, die<br />
seinem Alter entspra<strong>ch</strong>en. Seine Kameraden waren<br />
von ihm sehr beeindruckt. Für seinen Freundes-<br />
und Bekanntenkreis war es eine grosse Überras<strong>ch</strong>ung,<br />
dass si<strong>ch</strong> Emil na<strong>ch</strong> der Matura zum<br />
Eintritt in das Kloster Einsiedeln ents<strong>ch</strong>loss. Ein<br />
äusserer Grund mag gewesen sein, dass das Kloster<br />
bei dem sehr hart umstrittenen Bau einer<br />
Turnhalle für die Stiftss<strong>ch</strong>ule um das Urteil seines<br />
Vaters, des Bundesar<strong>ch</strong>itekten bat, dessen Rat<br />
dann au<strong>ch</strong> befolgt wurde. Der Bau dient heute<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr als Turnhalle, sondern als Theater und<br />
Raum für Grossanlässe, was er ursprüngli<strong>ch</strong> neben<br />
dem Turnen au<strong>ch</strong> sein musste.<br />
Der Klosterkandidat musste zunä<strong>ch</strong>st am Gymnasium<br />
ein Jahr lang den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t besu<strong>ch</strong>en.<br />
Er ist im Jahresberi<strong>ch</strong>t als Hospitant der<br />
a<strong>ch</strong>ten Klasse 1937/38 aufgeführt. Programmgemäss<br />
begann er 1938 das Noviziat, legte 1939 unter<br />
dem Namen Mi<strong>ch</strong>ael die einfa<strong>ch</strong>e Profess ab,<br />
dur<strong>ch</strong>lief die theologis<strong>ch</strong>e Ausbildung an der<br />
klostereigenen S<strong>ch</strong>ule und wurde 1943 zum Priester<br />
geweiht.<br />
Na<strong>ch</strong> damaliger Gewohnheit wurde er auf das<br />
S<strong>ch</strong>uljahr 1943/44 als Klassenlehrer für die 2.<br />
Klasse b in den Fä<strong>ch</strong>ern Religion, Latein und<br />
Deuts<strong>ch</strong> bestimmt. Französis<strong>ch</strong> sollte er in beiden<br />
Abteilungen erteilen. Aber das dauerte nur bis<br />
Weihna<strong>ch</strong>ten.<br />
Im Collegio Papio in Ascona, das damals vom<br />
Kloster geführt wurde, fiel infolge s<strong>ch</strong>werer Erkrankung<br />
Pater Augustin S<strong>ch</strong>äfer als Französis<strong>ch</strong>lehrer<br />
aus. Für ihn wurde Pater Mi<strong>ch</strong>ael zum Einspringen<br />
berufen. Geda<strong>ch</strong>t war das nur für kurze
Zeit, blieb aber bis zum S<strong>ch</strong>luss des S<strong>ch</strong>uljahres<br />
bestehen. Die Betreuung der 2. Klasse b in Einsiedeln<br />
war lange Zeit «vorläufig»; erst auf das letzte<br />
Trimester wurde endgültige Abhilfe ges<strong>ch</strong>affen, als<br />
es si<strong>ch</strong> herausstellte, dass Pater Mi<strong>ch</strong>ael in Ascona<br />
bleiben werde.<br />
Na<strong>ch</strong> einem weiteren S<strong>ch</strong>uljahr in Ascona kam<br />
Pater Mi<strong>ch</strong>ael zum Studium der Romanistik an die<br />
Universität Freiburg. Er s<strong>ch</strong>loss das Studium<br />
s<strong>ch</strong>on 1945 mit einer hervorragenden Dissertation<br />
in französis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e über den Worts<strong>ch</strong>atz<br />
Pascals ab.<br />
Von Herbst 1945 bis Sommer 1954 blieb er in<br />
Ascona und betätigte si<strong>ch</strong> neben der S<strong>ch</strong>ule zunehmend<br />
mit S<strong>ch</strong>riftstellerei und den Pfadfindern.<br />
Aber im Herbst 1954 wurde er na<strong>ch</strong> Menzingen<br />
versetzt, und zwar als Spiritual bei den S<strong>ch</strong>western<br />
und als Religionslehrer am dortigen Lehrerinnenseminar.<br />
Au<strong>ch</strong> diese Zeit nützte er aus als<br />
S<strong>ch</strong>riftsteller.<br />
Auf Herbst 1960 wurde er an die Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
zurückgerufen, die er an Weihna<strong>ch</strong>ten 1943 verlassen<br />
hatte. Er unterri<strong>ch</strong>tete Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Französis<strong>ch</strong>,<br />
Rhetorik (damals no<strong>ch</strong> ein eigenes Fa<strong>ch</strong>)<br />
und Religion in vers<strong>ch</strong>iedenen Klassen. Während<br />
des S<strong>ch</strong>uljahres 1962/63 begann er, die S<strong>ch</strong>üler,<br />
zunä<strong>ch</strong>st in der sogenannten Rhetoris<strong>ch</strong>en Akademie,<br />
für die Fragen des Films zu interessieren.<br />
Daraus entstand, in Zusammenarbeit mit Pater<br />
Kassian Etter, der neue Filmclub. In regelmässigen<br />
Abständen wurden berühmte Filme im Kino<br />
Etzel im Dorf gezeigt und einleitend kommentiert,<br />
und zwar meistens von Mitgliedern des Filmclubs.<br />
Der Filmclub erhielt ein eigenes Zimmer für Sitzungen<br />
und Fa<strong>ch</strong>material.<br />
Weil Pater Mi<strong>ch</strong>ael 1964 zum Italienerseelsorger<br />
in Einsiedeln ernannt wurde, verringerte si<strong>ch</strong> sein<br />
Pensum an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr<br />
1966/67 hörte die Tätigkeit von Pater Mi<strong>ch</strong>ael an<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule zum zweiten Mal auf. Er wurde<br />
Religionslehrer am Lehrerinnenseminar in Heiligkreuz<br />
bei Cham. Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> diese Tätigkeit hörte<br />
bereits 1970 wieder auf. Er übernahm wieder die<br />
Italienerseelsorge in Einsiedeln, und zwar mit<br />
staunenswertem Einsatz dur<strong>ch</strong> die Gründung<br />
eines Asilos für italienis<strong>ch</strong>e Gastarbeiterkinder,<br />
wofür er italienis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>western zur Führung des<br />
Hauses gewinnen konnte.<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 1971/72 erteilte er das Fa<strong>ch</strong> Französis<strong>ch</strong><br />
in einer Klassenabteilung an der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />
Dann übernahm er für die folgenden Jahre Unterri<strong>ch</strong>t<br />
im Kollegium Nuolen, das um eine Aushilfe
gebeten hatte, ohne allerdings deswegen die Italienerseelsorge<br />
in Einsiedeln aufzugeben.<br />
Zum vierten Mal trat er in den Lehrkörper der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule ein mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 1976/77. Laut<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t übernahm er Medienkunde, Freifa<strong>ch</strong><br />
Italienis<strong>ch</strong> und die Betreuung des Filmclubs.<br />
Von 1978/79 an besorgte er nur no<strong>ch</strong> den Filmclub.<br />
Dies bleibt vermerkt bis 1987/88. Während<br />
dieser ganzen Zeit und no<strong>ch</strong> darüber hinaus versah<br />
er die Italienerseelsorge.<br />
Pater Mi<strong>ch</strong>ael hat also viermal an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
gewirkt. Die letzten neun Jahre besorgte er nur<br />
no<strong>ch</strong> den Filmclub, bis dieser am 30. Juni 1987<br />
von der Lehrerkonferenz mit seinem Einverständnis<br />
aufgehoben wurde.<br />
Was an diesem Leben auffällt, ist der häufige<br />
We<strong>ch</strong>sel der Aufgaben. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ist dies ein<br />
s<strong>ch</strong>wer lösbares Rätsel. Pater Mi<strong>ch</strong>ael war auf<br />
geisteswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>em Gebiet im eigentli<strong>ch</strong>en<br />
Sinne ho<strong>ch</strong>begabt, und seine Interessen waren<br />
dabei sehr weitgespannt, viellei<strong>ch</strong>t zu weitgespannt<br />
für die praktis<strong>ch</strong>en Aufgaben, wel<strong>ch</strong>e die<br />
Führung von Mittels<strong>ch</strong>ulklassen mit si<strong>ch</strong> bringt.<br />
Bei allen Aufgaben ging er mit vollem Optimismus<br />
ans Werk. Aber immer tau<strong>ch</strong>ten wieder S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />
auf, die si<strong>ch</strong> unaufhaltsam steigerten. Es<br />
gelang ihm ni<strong>ch</strong>t, die Freude, die er am Stoff und<br />
an seiner Vermittlung empfand, auf die S<strong>ch</strong>üler zu<br />
übertragen, so dass er selbst mit den S<strong>ch</strong>ülern die<br />
Freude verlor. Deshalb su<strong>ch</strong>te er si<strong>ch</strong> immer wieder<br />
neue Gebiete zu erobern.<br />
Zwar versu<strong>ch</strong>te er stets, si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> tiefer in den<br />
Stoff einzuarbeiten. Aber genau dur<strong>ch</strong> seine dabei<br />
neu gewonnenen Einsi<strong>ch</strong>ten verlor er die Verbindung<br />
mit dem eigentli<strong>ch</strong> beabsi<strong>ch</strong>tigten S<strong>ch</strong>ulstoff.<br />
Es ist von diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt aus geradezu<br />
tragis<strong>ch</strong>, dass er, angeregt dur<strong>ch</strong> seine zum Teil<br />
leidvollen Erfahrungen mit dem S<strong>ch</strong>ulunterri<strong>ch</strong>t,<br />
ganz hervorragende Werke ges<strong>ch</strong>affen hat auf dem<br />
Gebiet der Hagiographie, der Romanistik und vor<br />
allem dur<strong>ch</strong> seine riesige Bibliographie über die<br />
pädagogis<strong>ch</strong>en Probleme der frühen Zweispra<strong>ch</strong>igkeit.<br />
Der Religionsunterri<strong>ch</strong>t führte ihn dazu,<br />
si<strong>ch</strong> sehr ausgiebig mit den Qumrantexten zu<br />
befassen. Der Unterri<strong>ch</strong>t in der Medienkunde<br />
ma<strong>ch</strong>te ihn zum eigentli<strong>ch</strong>en Filmspezialisten.<br />
Alle Werke können hier ni<strong>ch</strong>t aufgeführt werden,<br />
aber es sind viele.<br />
Die We<strong>ch</strong>sel in den Arbeitsgebieten sind ni<strong>ch</strong>t<br />
zuletzt dur<strong>ch</strong> die immer wieder neuen Interessen<br />
veranlasst worden, die ihn so erfasst hatten, dass<br />
Früheres daneben sozusagen plötzli<strong>ch</strong> verblasste.
Eine weitere S<strong>ch</strong>wierigkeit bestand darin, dass er<br />
den persönli<strong>ch</strong>en Zugang zu kleinen Gruppen oder<br />
Einzelmens<strong>ch</strong>en zum Teil hervorragend fand, was<br />
sein grosser und dankbarer Freundeskreis beweist,<br />
dass er aber gegenüber einer Klassenabteilung,<br />
die ni<strong>ch</strong>t das glei<strong>ch</strong>e Interesse für die Fragen<br />
aufbra<strong>ch</strong>te, die ihn jeweilen sehr stark fesselten,<br />
au<strong>ch</strong> selber den Mut und das Interesse verlor.<br />
Dieser Na<strong>ch</strong>ruf ist etwas lang geworden, aber<br />
Pater Mi<strong>ch</strong>ael hat es verdient, dass man ihn an<br />
dieser Stelle einigermassen zutreffend und teilnehmend<br />
und do<strong>ch</strong> sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> würdigt. Gebe Gott,<br />
dass sein Interesse an den Mögli<strong>ch</strong>keiten des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Geistes und Herzens im Jenseits ers<strong>ch</strong>öpfend<br />
befriedigt worden ist und wird. Er ruhe<br />
im Frieden Gottes.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Walter<br />
(Johann Baptist)<br />
Brugger<br />
* 16. Februar 1919<br />
† 3. Januar 1995<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1994/95<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Am 3. Januar 1995 ist völlig unerwartet Pater<br />
Walter Brugger im Spital von Wädenswil gestorben.<br />
Am Tag vorher wurde er, s<strong>ch</strong>wer atmend, im<br />
Treppenhaus der Statthalterei sitzend, gefunden.<br />
Sofort wurde er ins Regionalspital überführt und<br />
von dort auf die Intensivstation im Spital von<br />
Wädenswil.<br />
Johann Baptist Alfred wurde am 16. Februar 1919<br />
als letztes Kind seiner Eltern in Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong> geboren<br />
und am 23. Februar getauft. Der Vater stammte<br />
aus dem S<strong>ch</strong>warzwald und führte in Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong><br />
eine Eisenhandlung mit Haushaltsartikeln.<br />
Der kleine Na<strong>ch</strong>zügler litt vom dritten Lebensjahr<br />
an an Bron<strong>ch</strong>ialasthma und musste jeden Winter<br />
längere Zeit das Bett hüten. Glückli<strong>ch</strong>erweise<br />
verlor si<strong>ch</strong> diese S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e mit den Jahren, so dass<br />
er si<strong>ch</strong> seinen Lieblingsinstrumenten Tenorhorn<br />
und Ventilposaune widmen konnte; später kam<br />
dazu no<strong>ch</strong> Klavier. Im Lauf der Jahre hat er vielen<br />
S<strong>ch</strong>ülern in der Stiftss<strong>ch</strong>ule die Elemente des<br />
Klavierspiels beigebra<strong>ch</strong>t.<br />
Vermutli<strong>ch</strong> wegen der Höhenlage s<strong>ch</strong>ickten die<br />
Eltern den kleinen Hans auf den Herbst 1931 an<br />
die Stiftss<strong>ch</strong>ule. S<strong>ch</strong>on in der dritten Klasse ents<strong>ch</strong>loss<br />
er si<strong>ch</strong>, wie er selber s<strong>ch</strong>reibt, ins Kloster<br />
einzutreten, weil ihm der Klassenlehrer, Pater<br />
Adelri<strong>ch</strong> Trits<strong>ch</strong>ler, einen so grossen Eindruck<br />
ma<strong>ch</strong>te.<br />
Na<strong>ch</strong> der Matura 1939 trat er, gerade während der<br />
Kriegsmobilma<strong>ch</strong>ung, ins Noviziat ein. Unter dem<br />
Klosternamen Walter legte er am 5. September<br />
1940 Profess ab und studierte an der hauseigenen<br />
theologis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule Theologie, wobei zum ersten<br />
Mal ein philosophis<strong>ch</strong>es Vorkursjahr eingeführt<br />
wurde. Darüber hat er man<strong>ch</strong>en köstli<strong>ch</strong>en Spru<strong>ch</strong><br />
gema<strong>ch</strong>t. Humor war bis ans Lebensende eine<br />
seiner besonderen Charaktereigens<strong>ch</strong>aften.<br />
Zum Priester geweiht wurde er 1944. Na<strong>ch</strong> einem<br />
weiteren Jahr Theologiestudium trat er am 1.<br />
November 1945 seine erste Aufgabe als zweiter<br />
Kaplan in Freienba<strong>ch</strong> an, wozu damals au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
Pfäffikon gehörte. Der Pfarrer, Pater Heinri<strong>ch</strong><br />
Frei, führte ihn praktis<strong>ch</strong> in die Seelsorge ein.<br />
Na<strong>ch</strong> zwei Jahren wurde er Pfarrvikar in Tra<strong>ch</strong>slau,<br />
das zur Pfarrei Einsiedeln gehört. Er wohnte<br />
im Kloster, war als Seelsorger weitgehend frei. Er<br />
führte sogar eine Renovation des Kir<strong>ch</strong>turms und<br />
der Orgel dur<strong>ch</strong>.<br />
Bereits im Herbst 1951 musste er eine neue Aufgabe<br />
übernehmen: Er wurde Volksmissionär. Er<br />
begann unter der Führung von Pater Viktor Mey-
erhans in Kaiseraugst. Obwohl er volkstümli<strong>ch</strong><br />
und geistrei<strong>ch</strong> zu predigen wusste, fühlte er si<strong>ch</strong><br />
dabei do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t besonders glückli<strong>ch</strong>. Während<br />
zwei Jahren wirkte er mit bei 20 Volksmissionen<br />
oder bestritt sie im Alleingang. Während des<br />
Sommertrimesters der beiden Missionsjahre führte<br />
er an der Stiftss<strong>ch</strong>ule den sog. Vorkurs II, der es<br />
den S<strong>ch</strong>ülern der 1. Sekundarklasse ermögli<strong>ch</strong>te,<br />
im Herbst in die 2. Klasse einzutreten, also den<br />
heutigen gebro<strong>ch</strong>enen Bildungsweg wenigstens<br />
teilweise dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />
Damit war das weitere S<strong>ch</strong>icksal für Pater Walter<br />
vorgespurt, denn am 25. September 1953 trat er<br />
den hauptamtli<strong>ch</strong>en Dienst an der Stiftss<strong>ch</strong>ule an.<br />
Es war ein gerütteltes Mass von Aufgaben. Er wurde<br />
Unterpräfekt für die internen S<strong>ch</strong>üler der 1.<br />
und 2. Klasse und Klassenlehrer mit den Fä<strong>ch</strong>ern<br />
Religion, Latein und Deuts<strong>ch</strong> in der 2. Klasse a; im<br />
Sommer übernahm er dazu no<strong>ch</strong> den Vorkurs II.<br />
In den folgenden zwei Jahren kamen no<strong>ch</strong> Geographie<br />
und Kalligraphie hinzu. Drei Jahre lang<br />
war er zuständig für die Internatsdisziplin und die<br />
Studienaufsi<strong>ch</strong>t für die 1. und 2. Klasse.<br />
Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 1956/57 wurde er zum nä<strong>ch</strong>st<br />
höheren Unterpräfekten des Internates befördert,<br />
und zwar für se<strong>ch</strong>s Jahre. Als sol<strong>ch</strong>er hatte er die<br />
3. und 4. Klasse des Internates zu betreuen und<br />
die Aufsi<strong>ch</strong>t während der Studienzeiten zu führen.<br />
Die S<strong>ch</strong>ule blieb no<strong>ch</strong> zwei Jahre im bisherigen<br />
Rahmen, dann folgte ein vermehrtes Geographiepensum,<br />
das ihm bis 1991 geblieben ist. Mit der<br />
Zeit war au<strong>ch</strong> Klavierunterri<strong>ch</strong>t dazu gekommen.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wurde er au<strong>ch</strong> Klassenlehrer in der<br />
dritten und vierten Klasse. Weil damals das Unterri<strong>ch</strong>tsziel<br />
im Fa<strong>ch</strong> Latein au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>-<br />
Latein umfasste, mussten au<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Prüfungen dur<strong>ch</strong>geführt werden. Berühmt und<br />
Gegenstand man<strong>ch</strong>en Staunens waren Pater Walters<br />
Prüfungstexte. Er bra<strong>ch</strong>te es fertig, mit Hilfe<br />
der gelernten Wörter immer Sätze zu bauen, die<br />
alle Finessen der Konjunktionalsätze usw. enthielten.<br />
Das hatte zur Folge, dass die S<strong>ch</strong>üler bei der<br />
Prüfung das La<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t verloren. Es kam vor,<br />
dass sol<strong>ch</strong>e Sätze zum allgemeinen Gaudium an<br />
späteren Klassenzusammenkünften vorgelesen<br />
wurden.<br />
Mit dem S<strong>ch</strong>uljahr 63/64 wurde er in einer arithmetis<strong>ch</strong>en<br />
Reihe mit der Differenz 3 zum Vizepräfekten<br />
des Internates ernannt. Er blieb dies ni<strong>ch</strong>t<br />
ganz neun Jahre bis Pfingsten 1972. Seine Aufgabe<br />
war es, den Präfekten des Internates zu vertreten<br />
und die 5. und 6. Klasse internatsmässig besonders<br />
zu betreuen. Als Nebenaufgabe fiel ihm die<br />
Führung des Ladens für die Lehrmittel und die
sonstigen Gebrau<strong>ch</strong>sgegenstände des Internates<br />
und der S<strong>ch</strong>üler überhaupt zu. Die se<strong>ch</strong>ste Klasse<br />
wurde wegen der Verkürzung der Gymnasialzeit<br />
von a<strong>ch</strong>t auf sieben Jahre von 1971/72 an zum<br />
Lyzeum ges<strong>ch</strong>lagen, so dass der Studiensaal, wo<br />
Pater Walter hätte Aufsi<strong>ch</strong>t haben müssen, sehr<br />
entlastet wurde.<br />
Aber no<strong>ch</strong> im S<strong>ch</strong>uljahr 1971/72 wurde der langjährige,<br />
sehr verdiente Präfekt des Internates,<br />
Pater Fridolin Kohler, zum Dekan des Klosters<br />
ernannt. An seine Stelle trat Pater Walter. Damit<br />
war er an die zweithö<strong>ch</strong>ste Stelle der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
gerückt. Er selber betra<strong>ch</strong>tete dies als den Tiefpunkt<br />
seines Lebens. Zwar umfasste das Gymnasium<br />
des Internates im S<strong>ch</strong>uljahr 1971/72 nur<br />
no<strong>ch</strong> fünf Klassen mit insgesamt 156 S<strong>ch</strong>ülern,<br />
weil dur<strong>ch</strong> den Übergang von der a<strong>ch</strong>tjährigen<br />
Mittels<strong>ch</strong>ulzeit auf sieben Jahre die se<strong>ch</strong>ste Klasse<br />
nun au<strong>ch</strong> zum Lyzeum gehörte. Aber die bekannten<br />
1968er Jahre wirkten no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>, so dass die<br />
Betreuung der S<strong>ch</strong>üler dur<strong>ch</strong> beständige Forderungen<br />
na<strong>ch</strong> Neuem eine harte Belastungsprobe<br />
für die Präfekten war. Pater Walter, der vor allem<br />
eine bewahrende Grundeinstellung hatte, tat si<strong>ch</strong><br />
daher s<strong>ch</strong>wer in seinem Amt und bat auf das Ende<br />
1971/72 um Entlastung, die ihm gewährt wurde,<br />
was ihn sehr erlei<strong>ch</strong>terte.<br />
Für die na<strong>ch</strong>folgenden drei Jahre übernahm er<br />
wieder die vorhergehende Aufgabe unter dem<br />
Titel «Verwaltungspräfekt». Dur<strong>ch</strong> diese Aufgabe<br />
einigermassen vorbereitet, wurde er auf Herbst<br />
1975 als Stiftsstatthalter im S<strong>ch</strong>loss Pfäffikon eingesetzt.<br />
Es bedeutete für ihn einen grossen Szenenwe<strong>ch</strong>sel.<br />
Glückli<strong>ch</strong>erweise hatte er einen tü<strong>ch</strong>tigen<br />
S<strong>ch</strong>affner (Meisterkne<strong>ch</strong>t), der es ihm ersparte,<br />
si<strong>ch</strong> tief in die Tierzu<strong>ch</strong>t und Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
einzuarbeiten.<br />
Zunä<strong>ch</strong>st s<strong>ch</strong>ien es, dass er damit von der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
endgültig Abs<strong>ch</strong>ied genommen habe. Aber<br />
bereits auf das Sommertrimester wurde er ersu<strong>ch</strong>t,<br />
zusätzli<strong>ch</strong> in zwei Klassenabteilungen wieder<br />
sein altes Fa<strong>ch</strong> Geographie von Pfäffikon aus<br />
zu übernehmen. Zweimal in der Wo<strong>ch</strong>e fuhr er mit<br />
dem Auto na<strong>ch</strong> Einsiedeln hinauf, um weiterhin<br />
Geographie zu lehren. Im nä<strong>ch</strong>sten Jahr waren es<br />
vier Klassenabteilungen; die drei letzten Jahre,<br />
nämli<strong>ch</strong> 1988 bis 1991 war es nur no<strong>ch</strong> eine Klasse,<br />
von denen die letzte allerdings drei Abteilungen<br />
zählte. Damit ist Pater Walter aus dem Dienst<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule ausges<strong>ch</strong>ieden. Insgesamt hat er<br />
während 39 S<strong>ch</strong>uljahren an ihr gewirkt. Ni<strong>ch</strong>t<br />
erwähnt habe i<strong>ch</strong>, dass er viele Jahre au<strong>ch</strong> die<br />
sogenannte Missionssektion betreute.
Auf Ende 1992 wurde er s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> von der<br />
Statthalterei Pfäffikon befreit. Ins Kloster zurückgekehrt,<br />
fühlte er si<strong>ch</strong> wieder ganz zu Hause, als<br />
ob er überhaupt nie fort gewesen wäre. Er ma<strong>ch</strong>te<br />
si<strong>ch</strong> nützli<strong>ch</strong>, wo es nur ging. Sein völlig unerwarteter<br />
Tod na<strong>ch</strong> nur zwei Jahren hat die Klostergemeins<strong>ch</strong>aft<br />
im eigentli<strong>ch</strong>en Sinne ers<strong>ch</strong>üttert.<br />
Pater Walter war in erster Linie ein überzeugter<br />
und gewissenhafter Mön<strong>ch</strong>, der si<strong>ch</strong> im Kloster zu<br />
Hause fühlte, aber dabei mit beiden Füssen in der<br />
wirkli<strong>ch</strong>en Welt stand. Alle Leute, die mit ihm zu<br />
tun hatten, waren beeindruckt vom Ernst und von<br />
der Überzeugung, mit der er die priesterli<strong>ch</strong>en Zeremonien<br />
vollzog. Dabei war er alles andere als ein<br />
Finsterling. Er liebte träfe Sprü<strong>ch</strong>e und ma<strong>ch</strong>te<br />
selber eine grosse Anzahl; die S<strong>ch</strong>üler nannten sie<br />
«Wädiwitze». Das Wissen und die Wissens<strong>ch</strong>aft<br />
betra<strong>ch</strong>tete er auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> als Mittel zum<br />
Zweck, zur Ausübung eines Berufes. Er nahm die<br />
S<strong>ch</strong>ule ernst als Weg zu einem klar erkannten Ziel,<br />
aber verliebt in sie war er ni<strong>ch</strong>t. Das gab ihm die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, seiner Lehreraufgabe immer mit Humor<br />
gegenüberzustehen, ohne das Lehren und<br />
Lernen zu verna<strong>ch</strong>lässigen. Was wir mit ihm<br />
verloren haben, ist uns erst dur<strong>ch</strong> seinen Tod so<br />
re<strong>ch</strong>t zu Bewusstsein gekommen. Er erfüllte seine<br />
Pfli<strong>ch</strong>t, ohne daraus irgendwie eine grosse Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
zu ma<strong>ch</strong>en. Wir sind ihm deshalb zu<br />
grossem Dank verpfli<strong>ch</strong>tet. Er ruhe im Frieden<br />
Gottes.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Germain<br />
(Pierre)<br />
Varin<br />
* 17. Dezember 1921<br />
† 21. August 1995<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 1995/96<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Das Leben von Pater Dr. Germain Varin der am<br />
21. August 1995 im Bürgerspital von Zug an einem<br />
Krebsleider verstorben ist, fällt dur<strong>ch</strong> einige Besonderheiten<br />
auf.<br />
Er war von ganzem Herzen ein Suisse Romand,<br />
besonders ein Jurassien, Bürger von Courgenay<br />
(heute JU, bei seiner Geburt no<strong>ch</strong> BE). Auffallenderweise<br />
trat er s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in unser Kloster ein<br />
und lernte praktis<strong>ch</strong> akzentfrei das S<strong>ch</strong>weizerdeuts<strong>ch</strong>e<br />
spre<strong>ch</strong>en und wusste um die Vers<strong>ch</strong>iedenheiten,<br />
auf die es in der beiden Spra<strong>ch</strong>en ankommt.<br />
Die Spra<strong>ch</strong>e seines Herzens aber blieb<br />
französis<strong>ch</strong>.<br />
Geboren wurde er am 17. Dezember 1921 in La<br />
Chaux-de-Fonds (NE) und dort auf den Namen<br />
Pierre getauft. Zwei Jahre na<strong>ch</strong>her übersiedelten<br />
seine Eltern na<strong>ch</strong> Genf, na<strong>ch</strong> zwei weiteren Jahren<br />
na<strong>ch</strong> Lausanne (VD), wo er die Primars<strong>ch</strong>ule der<br />
Frères Maristes besu<strong>ch</strong>te und 1928 bei den katholis<strong>ch</strong>en<br />
Pfadfindern eintrat, die ihn na<strong>ch</strong>haltig<br />
beeindruckten. Na<strong>ch</strong> weiteren se<strong>ch</strong>s Jahren wurde<br />
sein Vater berufli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Genf berufen, womit<br />
Pierre ein zweites Mal in die Rhonestadt kam, wo<br />
er se<strong>ch</strong>s Gymnasialjahre im Kleinen Seminar<br />
hinter si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>te. Als Gymnasiast kam er 1938<br />
anlässli<strong>ch</strong> des Bundeslagers der Pfadfinder in Züri<strong>ch</strong><br />
zum ersten Mal na<strong>ch</strong> Einsiedeln. Die Familie<br />
bestand aus den Eltern und zwei S<strong>ch</strong>western, die<br />
Pierre altersmässig umrahmten.<br />
Wie es damals Brau<strong>ch</strong> war, trat er für die letzten<br />
zwei Klassen, zusammen mit einigen Romands, in<br />
das Lyzeum der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein. Während<br />
den grossen Ferien und einem Teil der Maturaklasse<br />
absolvierte er die Rekrutens<strong>ch</strong>ule in Lausanne,<br />
die ihn mit Lebensauffassungen konfrontierte,<br />
die ihn bedrückten.<br />
Na<strong>ch</strong> der Matura 1942 ents<strong>ch</strong>loss er si<strong>ch</strong>, das Priesterseminar<br />
in Freiburg zu beginnen. Damit hatte<br />
er, mit Ausnahme des Wallis, in allen Kantonen<br />
«gewirkt», in denen nur oder au<strong>ch</strong> französis<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en<br />
wird. Im Priesterseminar in Freiburg<br />
kam er zur Auffassung, dass er do<strong>ch</strong> ins Kloster<br />
Einsiedeln gehöre, und so trat er 1943 in unser<br />
Kloster ein, zusammen mit Pater Beda Baumer<br />
aus St. Gallen. Unter der klugen Führung des<br />
Novizenmeisters Pater Dr. Eugen Pfiffner bestand<br />
er das Noviziat und erhielt bei der einfa<strong>ch</strong>en Profess<br />
1944 den Klosternamen Germain, was an die<br />
Tradition der Wests<strong>ch</strong>weiz erinnerte.<br />
Na<strong>ch</strong> drei Jahren Theologiestudium an der theologis<strong>ch</strong>en<br />
Hauss<strong>ch</strong>ule des Klosters legte er die<br />
feierli<strong>ch</strong>e, ewige Profess ab, am 18. Oktober 1947
wurde er von Bis<strong>ch</strong>of François Charrière zum<br />
Priester geweiht, und am folgenden Tag feierte er<br />
seine Primiz. Die Festanspra<strong>ch</strong>e hielt sein Verwandter,<br />
der Generalvikar für den Jura, Msgr.<br />
Cuenin in der Studentenkapelle in französis<strong>ch</strong>er<br />
Spra<strong>ch</strong>e. Na<strong>ch</strong> einem weiteren Jahr des Studiums<br />
der Pastoraltheologie begann er seine Tätigkeit an<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule im Herbst 1949. Er wurde Klassenlehrer<br />
der 1. Klasse b mit den Fä<strong>ch</strong>ern Religion<br />
und Latein, ferner erteilte er Französis<strong>ch</strong> in den<br />
beiden Abteilungen der 5. und 7. Klasse. Dieses<br />
Jahr hatte die Aufgabe, seine didaktis<strong>ch</strong>en Fähigkeiten<br />
zu testen.<br />
Da dieser Test offenbar überzeugte, wurde er von<br />
1950 bis 1954 zum Studium der Romanistik mit<br />
Französis<strong>ch</strong> und Spanis<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ickt. Nebenbei<br />
nahm er au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Violinunterri<strong>ch</strong>t am Konservatorium.<br />
Er wohnte, zusammen mit einem Mitbruder,<br />
in der Académie Sainte Croix, dem Tö<strong>ch</strong>tergymnasium<br />
von Freiburg, wo immer zwei Einsiedler-Patres<br />
als Spirituale wirkten und Religionsunterri<strong>ch</strong>t<br />
erteilten, und zwar seit der Gründung des<br />
Hauses im Jahre 1905.<br />
Bei Professor Pierre-Henri Simon doktorierte er<br />
über den Roman von Joseph Malègue (1876-1940)<br />
«Augustin ou le Maître est là». Der Titel der Dissertation<br />
heisst: «Foi perdue et retrouvée. La<br />
psy<strong>ch</strong>ologie de la perte de la foi et du retour à Dieu<br />
dans ‹Augustin ou le maître est là›». Wie dieser<br />
Titel zeigt, geht es um das religiöse Problem des<br />
Modernismus und dessen Bewältigung in der<br />
Theologie sowie im Leben der Intellektuellen,<br />
besonders in Frankrei<strong>ch</strong>. Typis<strong>ch</strong> für Père Germain<br />
ist das religiöse Thema.<br />
Im Herbst 1953 begann für ihn nun die dauernde<br />
Tätigkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule bis zum Ende des<br />
S<strong>ch</strong>uljahres 1987/88, also mit Einbezug des s<strong>ch</strong>on<br />
erwähnten Testjahres 36 Jahre. Während all dieser<br />
Jahre war sein Hauptfa<strong>ch</strong> naturgemäss immer<br />
Französis<strong>ch</strong>. Die ersten zwei Jahre war er au<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> Unterpräfekt im Internat und musste die<br />
dritte und vierte Klasse im Studium und in der Internatsordnung<br />
betreuen. Mit seiner eher reservierten<br />
Art bekam er aber mit den deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Pubeszenten einige S<strong>ch</strong>wierigkeiten, besonders<br />
weil er es sehr genau nahm.<br />
Darauf übernahm er das Fa<strong>ch</strong> Französis<strong>ch</strong>e Literatur<br />
für die Wests<strong>ch</strong>weizer, die traditionell immer<br />
eine Gruppe in den obersten zwei Klassen<br />
bildeten, den sogenannten «Cercle français», und<br />
behielt diese Aufgabe mit grosser Freude bis 1975.<br />
Leider ist diese Tradition langsam ausgestorben,<br />
was in vers<strong>ch</strong>iedener Hinsi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ade ist.
Es gab nämli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> den umgekehrten Fall, dass<br />
Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer von uns für die letzten zwei<br />
Jahre na<strong>ch</strong> St-Maurice zogen. An Stelle dieser<br />
Aufgabe übernahm Père Germain die Betreuung<br />
des Spra<strong>ch</strong>labors, das ni<strong>ch</strong>t zuletzt auf seine dringenden<br />
Wüns<strong>ch</strong>e hin für das folgende S<strong>ch</strong>uljahr<br />
eingeri<strong>ch</strong>tet worden war. Diese Aufgabe besorgte<br />
er mit Hingebung und Freude.<br />
S<strong>ch</strong>on bald na<strong>ch</strong> seiner Tätigkeit an der S<strong>ch</strong>ule<br />
hatte er au<strong>ch</strong> Violinunterri<strong>ch</strong>t übernommen, wofür<br />
er ja in Freiburg ebenfalls ausgebildet worden<br />
war. Mit der Zeit kam au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> das Freifa<strong>ch</strong> Spanis<strong>ch</strong><br />
hinzu. Regelmässig führte er alle zwei Jahre<br />
eine Klasse zur Matura im Fa<strong>ch</strong> Französis<strong>ch</strong>.<br />
Seiner religiösen Einstellung entspra<strong>ch</strong> es au<strong>ch</strong>,<br />
dass er etli<strong>ch</strong>e deuts<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riften und grössere<br />
Werke ins Französis<strong>ch</strong>e übersetzte. Es handelte<br />
si<strong>ch</strong> um Gelegenheitss<strong>ch</strong>riften, z. B. Führer für<br />
fremdspra<strong>ch</strong>ige Touristen und Pilger für Einsiedeln<br />
und andere Klöster, aber au<strong>ch</strong> mehrbändige<br />
Werke in Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern.<br />
Eine wi<strong>ch</strong>tige Zäsur war das S<strong>ch</strong>uljahr 1976/77,<br />
auf das hin er zum Novizenmeister und Instruktor<br />
der Fratres (der jungen Mön<strong>ch</strong>e, die no<strong>ch</strong> in der<br />
Ausbildung stehen) berufen wurde. Er betreute<br />
dieses anspru<strong>ch</strong>svolle Amt se<strong>ch</strong>s Jahre lang bis<br />
1982. Merkwürdigerweise blieb unterdessen sein<br />
Pensum an der Stiftss<strong>ch</strong>ule fast unverändert.<br />
Während der letzten se<strong>ch</strong>s Jahre bis 1988 ma<strong>ch</strong>ten<br />
si<strong>ch</strong> leider zunehmend Ermüdungsers<strong>ch</strong>einungen<br />
bemerkbar. Trotzdem fiel ihm der Abs<strong>ch</strong>ied<br />
von der S<strong>ch</strong>ule ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, besonders als<br />
ausgere<strong>ch</strong>net einmal ein wests<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Mitglied<br />
der Maturitätskommission die S<strong>ch</strong>ulleitung<br />
briefli<strong>ch</strong> darauf aufmerksam ma<strong>ch</strong>te.<br />
Bereits 1982 hatte er die Betreuung des Säkularinstitutes<br />
der Gemeins<strong>ch</strong>aft unserer Lieben Frau als<br />
Zusatzaufgabe übernommen, eine Aufgabe, die<br />
ihm entspra<strong>ch</strong>, und die er bis zu seinem Tode ausübte.<br />
Im Herbst 1988 begann er seine letzte Aufgabe<br />
als Spiritual im Institut Heiligkreuz bei<br />
Cham. Diese Aufgabe befriedigte ihn sehr, und<br />
zwar vor allem deshalb, weil sie seiner eigenen,<br />
stark religiös geprägten Anlage entspra<strong>ch</strong>. Diese<br />
Aufgabe betreute er bis zu seinem Tode. Verhältnismässig<br />
oft tau<strong>ch</strong>te er im Kloster auf und ma<strong>ch</strong>te<br />
einen glückli<strong>ch</strong>en Eindruck. Leider hat ihn die<br />
heimtückis<strong>ch</strong>e Krankheit zu früh aus diesem Wirkungsfeld<br />
abberufen. Die S<strong>ch</strong>western von Cham<br />
nahmen an seinem Tod grossen Anteil.
Pater Germain war ein feinfühliger Mens<strong>ch</strong> und<br />
zuglei<strong>ch</strong> sehr zurückhaltend. Grobe Reaktionen<br />
lagen ihm gar ni<strong>ch</strong>t. Er litt unter der Trägheit und<br />
Interesselosigkeit der S<strong>ch</strong>üler bzw. unter dem, was<br />
er als sol<strong>ch</strong>es empfand. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te diese Eigens<strong>ch</strong>aft<br />
mit dem Wort «empfindsam» bezei<strong>ch</strong>nen.<br />
Er gab si<strong>ch</strong> alle Mühe, si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> aussen ni<strong>ch</strong>ts anmerken<br />
zu lassen. Aber die verursa<strong>ch</strong>ende jeweilige<br />
Lage lähmte ihn in seiner Arbeit. Die ni<strong>ch</strong>t so<br />
fein veranlagte S<strong>ch</strong>ülers<strong>ch</strong>aft merkte das ni<strong>ch</strong>t<br />
und empfand diese Eigens<strong>ch</strong>aft als langweilig. Im<br />
Grunde genommen litt er darunter, dass es ihm<br />
trotz aller Anstrengung ni<strong>ch</strong>t gelang, die Begeisterung<br />
für die französis<strong>ch</strong>e Literatur und Kultur zu<br />
vermitteln, wie er sie für si<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> erlebte.<br />
Einen Berei<strong>ch</strong> hatte er, der ihn zu heftigen Reaktionen<br />
verleiten konnte. Das waren die Auseinandersetzungen<br />
über die Jurafrage. Er war eben im<br />
Innersten seines Herzens ein überzeugter Vertreter<br />
der Suisse Romande. Er lehnte die Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz<br />
aber ni<strong>ch</strong>t ab, er vermo<strong>ch</strong>te es sogar, ihre<br />
Spra<strong>ch</strong>e vollständig zu beherrs<strong>ch</strong>en und in vielen<br />
Belangen in ihr zu denken. Er erwartete, dass die<br />
S<strong>ch</strong>üler die glei<strong>ch</strong>e Fähigkeit hätten, und empfand<br />
deren tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Reaktion als hölzern.<br />
Er war kein Finsterling und konnte herzhaft fröhli<strong>ch</strong><br />
sein, hatte aber ein feines Gefühl für Anstand<br />
und Culture. Als man ihm mitteilte, dass seine<br />
Krankheit tödli<strong>ch</strong> sei, sagte er s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t: „J’accepte.<br />
Je suis prêt.”<br />
Er war bis zu seinem Tode ein überzeugter, im<br />
religiösen Glauben gefestigter Mens<strong>ch</strong>, Mön<strong>ch</strong><br />
und Mitbruder. Er ruhe im Frieden.<br />
Pater Rupert Ruhstaller
Pater<br />
Rupert<br />
(Alfred)<br />
Ruhstaller<br />
* 8. April 1917<br />
† 15. Juli 1996<br />
Eine Mis<strong>ch</strong>ung aus der<br />
Verabs<strong>ch</strong>iedung als Rektor<br />
und dem Na<strong>ch</strong>ruf<br />
beide verfasst von<br />
Pater Lorenz Moser<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>te<br />
1989/90 & 1996/97<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Glei<strong>ch</strong> zu Beginn der Sommerferien, am 15. Juli<br />
1996, ist Pater Rupert Ruhstaller na<strong>ch</strong> kurzer<br />
Krankheit überras<strong>ch</strong>end gestorben. Mit ihm haben<br />
wir einen Mitbruder verloren, der während rund<br />
einem halben Jahrhundert das Ers<strong>ch</strong>einungsbild<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule wesentli<strong>ch</strong> mitgeprägt hat – ni<strong>ch</strong>t<br />
nur dur<strong>ch</strong> seine Körperlänge, sondern vor allem<br />
au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> seine Geistesgrösse, seine umfangrei<strong>ch</strong>en<br />
Talente und seine persönli<strong>ch</strong>e Eigenart, mit<br />
denen er die Ges<strong>ch</strong>icke unserer S<strong>ch</strong>ule in einer<br />
Zeit des Umbru<strong>ch</strong>s ents<strong>ch</strong>eidend mitgetragen und<br />
mitgestaltet hat.<br />
Pater Rupert war mit Leib und Seele Einsiedler,<br />
und die Beziehung zum Kloster lag ihm bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong><br />
im Blut. Am 8. April 1917 wurde der Klosterpä<strong>ch</strong>terfamilie<br />
Ruhstaller ein kleiner Alfred ges<strong>ch</strong>enkt.<br />
Im Bolzberg am Fuße der Hundwilern<br />
verlebte Alfred eine s<strong>ch</strong>öne, aber au<strong>ch</strong> arbeitsame<br />
Jugend. Im Frühling 1924 trat er in die erste<br />
Primarklasse ein. Der S<strong>ch</strong>ulweg ins Dorf ist lang;<br />
für den Bauernbub muss dieser S<strong>ch</strong>ulbeginn wie<br />
ein erster Aufbru<strong>ch</strong> in die große Welt gewirkt<br />
haben. Hier im Dorf erhielt er s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> wenigen<br />
Tagen den Übernahmen «Ruessi», der ihm bis<br />
heute treu geblieben ist.<br />
S<strong>ch</strong>on früh zeigte si<strong>ch</strong>, dass seine Interessen ni<strong>ch</strong>t<br />
den praktis<strong>ch</strong>en Alltagsarbeiten des väterli<strong>ch</strong>en<br />
Bauernhofes galten, sondern auf der geistigen und<br />
religiösen Ebene lagen. In der einfa<strong>ch</strong>en Umgebung<br />
seines Elternhauses entstand von Anfang an<br />
jene Grundhaltung, die ihn dur<strong>ch</strong> das ganze Leben<br />
begleiten sollte: er musste und wollte den Dingen<br />
selber na<strong>ch</strong>gehen, und so entwickelte er si<strong>ch</strong> zum<br />
erfolgrei<strong>ch</strong>en Autodidakten, der si<strong>ch</strong> für alles und<br />
jedes interessierte.<br />
Im Herbst 1929 begann Alfred die erste Klasse<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Er gehörte zum damals no<strong>ch</strong><br />
kleinen Grüpplein der Externen. Oft hat Pater<br />
Rupert mit Dankbarkeit erzählt, wie sein Vater ihn<br />
damals von allen Arbeiten auf dem Hof freistellte,<br />
damit er si<strong>ch</strong> ganz für die S<strong>ch</strong>ule einsetzen könne<br />
– und Alfred setzte si<strong>ch</strong> ein! Sein Weg ist geradlinig<br />
und klar: Im Juli 1937 Matura na<strong>ch</strong> Typus A,<br />
im September des glei<strong>ch</strong>en Jahres Eintritt ins<br />
Noviziat des Klosters, am 20. September 1938<br />
Profess mit dem Klosternamen Rupert, Theologiestudium<br />
an der theologis<strong>ch</strong>en Hauss<strong>ch</strong>ule, am 30.<br />
Mai 1942 Priesterweihe dur<strong>ch</strong> Erzbis<strong>ch</strong>of Raimund<br />
Netzhammer, am 7. Juni folgte die Feier der<br />
Primiz.<br />
Im Herbst 1942 begann Pater Rupert seine Arbeit<br />
für die Stiftss<strong>ch</strong>ule als Klassenlehrer der 3b mit
dem damals für den Klassenlehrer no<strong>ch</strong> übli<strong>ch</strong>en<br />
Pensum: Deuts<strong>ch</strong>, Latein, Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>, Religion.<br />
Dazu unterri<strong>ch</strong>tete er in der 1. Klasse Mathematik.<br />
Der neue Lehrer imponierte den S<strong>ch</strong>ülern dur<strong>ch</strong><br />
seine Größe, seinen s<strong>ch</strong>arfen Verstand und seine<br />
stetige Gesprä<strong>ch</strong>sbereits<strong>ch</strong>aft – weniger dur<strong>ch</strong> seine<br />
Welterfahrung; auf dem Weg zwis<strong>ch</strong>en Bolzberg<br />
und Einsiedeln gab es nur ein kleines Stück<br />
Welt zu erfahren. Die Erfahrung hat Pater Rupert<br />
später na<strong>ch</strong>geholt; er gehört zu jenen Mens<strong>ch</strong>en,<br />
die immer Neues sehen und aufnehmen können.<br />
Pater Rupert hat si<strong>ch</strong> seine jugendli<strong>ch</strong>e Lernbereits<strong>ch</strong>aft<br />
bis ins Alter bewahrt.<br />
1943/44 war Pater Rupert Vizepräfekt des Externates,<br />
1947/48 Vizepräfekt des Internates, als sol<strong>ch</strong>er<br />
betreute er au<strong>ch</strong> den hauseigenen Laden für<br />
Lehrmittel und führte die Bu<strong>ch</strong>haltung für die<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule. Zehn Jahre lehrte er an der S<strong>ch</strong>ule<br />
vor allem Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>, bis man ihn 1952<br />
zum Studium der Linguistik und der klassis<strong>ch</strong>en<br />
Philologie na<strong>ch</strong> Freiburg s<strong>ch</strong>ickte. Neben den alten<br />
Spra<strong>ch</strong>en Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> stand die Etymologie<br />
der indogermanis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
Sanskrit im Mittelpunkt seines Interesses.<br />
Er studierte in Freiburg und in Bern. Für<br />
seine Professoren war er man<strong>ch</strong>mal eher ein Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />
als ein Student. Als Lehrer in Religion<br />
und Philosophie am Tö<strong>ch</strong>tergymnasium<br />
Sainte Croix erweiterte er glei<strong>ch</strong>zeitig seine Erfahrungen.<br />
Im Dezember 1958 s<strong>ch</strong>loss Pater Rupert seine Studien<br />
mit dem Doktorat bei Prof. Constantin Regamey,<br />
Dozent für allgemeine und indogermanis<strong>ch</strong>e<br />
Spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aft, ab. Seine Dissertation trägt<br />
den Titel «Methodologis<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen über<br />
den Bau des grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Satzes. Auf der Grundlage<br />
von Ais<strong>ch</strong>ylos’ ‹Agamemnon›. Eine strukturlinguistis<strong>ch</strong>e<br />
Fors<strong>ch</strong>ung». Sie ers<strong>ch</strong>ien erst rund zehn<br />
Jahre später als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Beilage zum<br />
129. Jahresberi<strong>ch</strong>t der Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln für<br />
das Studienjahr 1967/68.<br />
Als Krönung seiner wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Tätigkeit<br />
wurde Pater Rupert im Januar 1959 als Stipendiat<br />
des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Altphilologenverbandes na<strong>ch</strong><br />
Mün<strong>ch</strong>en berufen, um dort beim berühmten Thesaurus<br />
Linguæ Latinæ mitzuarbeiten. Zu seinem<br />
Leidwesen dauerte dieser Aufenthalt nur ein Jahr,<br />
denn bereits Ende Januar 1960 hiess es, im klösterli<strong>ch</strong>en<br />
Gehorsam wieder in die alltägli<strong>ch</strong>e Welt<br />
der Stiftss<strong>ch</strong>ule zurückzukehren, wo er mitten im<br />
S<strong>ch</strong>uljahr den zum Novizenmeister ernannten Pater<br />
Johannes Haymoz ersetzen musste.
Das Mün<strong>ch</strong>ner Jahr ist für ihn ni<strong>ch</strong>t nur in wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Hinsi<strong>ch</strong>t sehr wi<strong>ch</strong>tig und wertvoll<br />
geworden. Im Februar 1960 übernahm Pater Rupert<br />
die laufende Klasse 5b an der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />
In all den Jahren hat si<strong>ch</strong> Pater Rupert ein ungeheures<br />
Wissen angeeignet, mit dem er seine Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />
immer wieder überras<strong>ch</strong>en konnte;<br />
es gab kaum ein Thema, bei dem er ni<strong>ch</strong>t mitreden<br />
konnte, und wenn ni<strong>ch</strong>t, dann zeigte er si<strong>ch</strong><br />
immer als wissbegieriger Zuhörer. Dabei musste<br />
alles Wissen immer gut begründet und gesi<strong>ch</strong>ert<br />
sein. Diese Si<strong>ch</strong>erheit fand er einerseits in der<br />
damals no<strong>ch</strong> weitgehend selbstverständli<strong>ch</strong>en<br />
Tradition von Kir<strong>ch</strong>e und Kloster (man wusste,<br />
was gilt) und im unverrückbaren Glaubensgut der<br />
Bibel und des Dogmas, andererseits aber au<strong>ch</strong> in<br />
der logis<strong>ch</strong> klaren und stringenten Grundlegung<br />
des wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Denkens. Dass si<strong>ch</strong> aus<br />
diesen beiden Ansätzen immer grössere Spannungen<br />
ergaben, hat au<strong>ch</strong> er gespürt, und es war eines<br />
seiner grossen Anliegen, den Glauben au<strong>ch</strong> unter<br />
den Bedingungen der modernen Wissens<strong>ch</strong>aft<br />
über die Runden zu bringen; so kreisten denn<br />
au<strong>ch</strong> alle seine Predigten so oder anders immer<br />
wieder um das glei<strong>ch</strong>e Thema: das Verhältnis<br />
zwis<strong>ch</strong>en Glauben und Wissen. Dass es au<strong>ch</strong> auf<br />
Seiten des Glaubens Abstri<strong>ch</strong>e und Relativierungen<br />
gibt und geben muss, daran si<strong>ch</strong> zu gewöhnen<br />
fiel ihm ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t.<br />
Dieses Wissen und diese Auseinandersetzung auf<br />
hoher geistiger Ebene konnte Pater Rupert als<br />
Lehrer besonders gut fru<strong>ch</strong>tbar ma<strong>ch</strong>en. Hier war<br />
er denn au<strong>ch</strong> in seinem Element, die S<strong>ch</strong>ule war<br />
geradezu sein Leben. Was immer wieder beeindruckt<br />
hat, war die Klarheit in der Vermittlung des<br />
Stoffes und die Überlegenheit im Umgang mit den<br />
einzelnen Sa<strong>ch</strong>gebieten. Man<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler mögen allerdings diese Überlegenheit<br />
ab und zu als erdrückend empfunden haben, denn<br />
wer seinen Argumentationen ni<strong>ch</strong>t ganz zu folgen<br />
vermo<strong>ch</strong>te, hatte mit seiner eigenen Meinung<br />
keine grosse Chance.<br />
Pater Rupert hat niemals bloss pfannenfertige<br />
Vorlagen übernommen und aufgetis<strong>ch</strong>t; was er im<br />
Unterri<strong>ch</strong>t weitergab, war stets Ergebnis des<br />
eigenen Studiums, und er konnte nur weitergeben,<br />
was er selber erarbeitet und si<strong>ch</strong> gründli<strong>ch</strong> angeeignet<br />
hatte. Das galt ni<strong>ch</strong>t nur für Latein und<br />
Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> (und später Russis<strong>ch</strong>), sondern ganz<br />
besonders au<strong>ch</strong> für den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t,<br />
den er als Na<strong>ch</strong>folger von Pater Ludwig Räber völlig<br />
neu gestaltete. Für eine Generation von S<strong>ch</strong>ülern<br />
spielt er als Philosophielehrer weit über die<br />
S<strong>ch</strong>ulzeit hinaus eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Mit der nöti-
gen Behutsamkeit, aber au<strong>ch</strong> mit großer fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er<br />
Kompetenz führte er den Philosophieunterri<strong>ch</strong>t<br />
aus dem traditionellen und statis<strong>ch</strong> gewordenen<br />
Thomismus hinaus. Statt irgend ein systematis<strong>ch</strong>es<br />
Lehrbu<strong>ch</strong> zu übernehmen und zu kommentieren,<br />
versu<strong>ch</strong>te er den S<strong>ch</strong>ülern den Zugang zur<br />
Philosophie über deren Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu ebnen, die<br />
er selbständig auf den Unterri<strong>ch</strong>t zuges<strong>ch</strong>nitten<br />
aufgearbeitet hat. Das Ergebnis war ein umfangrei<strong>ch</strong>es<br />
Manuskript, das weitherum sehr ges<strong>ch</strong>ätzt<br />
war, weil es, bis ins kleinste Detail gegliedert, alles<br />
enthielt, was man an der Prüfung wissen musste,<br />
und weil darin die ents<strong>ch</strong>eidenden Sa<strong>ch</strong>verhalte<br />
kurz, bündig und klar formuliert waren. Allerdings:<br />
was si<strong>ch</strong> einer sol<strong>ch</strong>en Darstellung widersetzte,<br />
kam darin au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zur Spra<strong>ch</strong>e; so blieb<br />
denn Pater Rupert bei Kants Philosophie stecken,<br />
für deren Gedankengänge er die für ihn ri<strong>ch</strong>tige<br />
Form nie gefunden hat. Zum Gesamtkonzept hätte<br />
au<strong>ch</strong> ein zweiter, systematis<strong>ch</strong>er Teil gehört, der<br />
aber nie verwirkli<strong>ch</strong>t wurde.<br />
Ein besonderes Anliegen war ihm der Religionsunterri<strong>ch</strong>t,<br />
wo er seine zentralen Anliegen an den<br />
Mann bzw. die Frau zu bringen versu<strong>ch</strong>te. Es<br />
entbehrte ni<strong>ch</strong>t einer gewissen Tragik, dass gerade<br />
hier mit zunehmendem Alter die Wellenlängen<br />
mehr und mehr auseinander gingen, zumal da die<br />
S<strong>ch</strong>üler ni<strong>ch</strong>t nur jünger waren, sondern au<strong>ch</strong> je<br />
länger desto weniger gewohnt waren, spekulativen<br />
Gedankengängen na<strong>ch</strong>zugehen.<br />
Im Juli 1960 ernannte ihn Abt Raimund zum ersten<br />
Lyzeumspräfekten der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Die Trennung<br />
des Lyzeums vom Internat des Gymnasiums<br />
war eine längst fällige Maßnahme. Das war für ihn<br />
eine grosse Herausforderung, galt es do<strong>ch</strong>, das<br />
Lyzeum als eigenständigen Teil des Internates neu<br />
einzuri<strong>ch</strong>ten und zu gestalten. Hier konnte er sowohl<br />
seinen Sinn für Ordnung und Reglementierung<br />
wie au<strong>ch</strong> seine Offenheit für die konkreten<br />
Bedürfnisse und Erfordernisse der Zeit zum Tragen<br />
bringen. Für eine große Zahl ehemaliger<br />
Stiftss<strong>ch</strong>üler ist er heute no<strong>ch</strong> der Lyzeumspräfekt<br />
und als sol<strong>ch</strong>er ein unermüdli<strong>ch</strong>er Gesprä<strong>ch</strong>spartner.<br />
Pater Rupert hielt si<strong>ch</strong> immer streng an die von<br />
ihm ges<strong>ch</strong>affene Ordnung, und er wollte, dass diese<br />
Ordnung eingehalten werde. Aber er war immer<br />
bereit, über den Sinn der Ordnung zu diskutieren,<br />
und er ließ si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zu Änderungen überreden,<br />
oder ri<strong>ch</strong>tiger: Er ließ si<strong>ch</strong> überzeugen. In diese<br />
Zeit fiel au<strong>ch</strong> das immer wieder zitierte Jahr 1968,<br />
das au<strong>ch</strong> an unserer Stiftsjugend ni<strong>ch</strong>t spurlos<br />
vorbeigegangen ist. Gerade für dieses Jahr und die<br />
si<strong>ch</strong> ergebenden Auseinandersetzungen war Pater
Rupert der re<strong>ch</strong>te Mann. Ihm verdanken wir eine<br />
umfassende, alle Berei<strong>ch</strong>e des Lyzeums regelnde<br />
Hausordnung, die in den Grundzügen bis auf den<br />
heutigen Tag ihre Gültigkeit behalten hat. Sein<br />
Stolz und ein Stück weit au<strong>ch</strong> sein Verdienst war<br />
es, dass wir bereits Ende der 60er Jahre als eines<br />
der ersten Gymnasien die Mitbestimmung der<br />
S<strong>ch</strong>üler dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ülerräte und Mitbeteiligung an<br />
der Rektoratskommission institutionalisiert haben.<br />
Als Präfekt des Lyzeums hatte er Gelegenheit, sein<br />
Wissen au<strong>ch</strong> ausserhalb der S<strong>ch</strong>ule tägli<strong>ch</strong> an die<br />
S<strong>ch</strong>üler heranzutragen und sie zur Auseinandersetzung<br />
herauszufordern, was freili<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von<br />
allen S<strong>ch</strong>ülern in glei<strong>ch</strong>er Weise ges<strong>ch</strong>ätzt wurde;<br />
man<strong>ch</strong> einer hat si<strong>ch</strong> heimli<strong>ch</strong> davongestohlen,<br />
und es fehlte ni<strong>ch</strong>t an sol<strong>ch</strong>en, die ihn gerne auf<br />
die Rolle s<strong>ch</strong>oben, was dank einer gewissen<br />
Lei<strong>ch</strong>tgläubigkeit und einer allzu grossen Bereits<strong>ch</strong>aft,<br />
alles Gesagte ernst zu nehmen, ni<strong>ch</strong>t besonders<br />
s<strong>ch</strong>wer war!<br />
1972 wurde Pater Rupert von den privaten Mittels<strong>ch</strong>ulen<br />
des Kantons zu ihrem Vertreter für die<br />
Ausarbeitung der neuen Mittels<strong>ch</strong>ulgesetzgebung<br />
gewählt. In dieser Stellung und als Stellvertreter<br />
des Rektors hat er zusammen mit Pater Odilo allerbeste<br />
Arbeit geleistet.<br />
Als im Sommer 1976 Pater Ludwig Räber auf einer<br />
Ferienreise tödli<strong>ch</strong> verunglückte, war es klar, dass<br />
Pater Rupert der geeignete Na<strong>ch</strong>folger für den<br />
Posten des Rektors war, hatte er do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on vorher<br />
während den vielen Abwesenheiten von Pater<br />
Ludwig vers<strong>ch</strong>iedenste Rektoratsaufgaben als<br />
Stellvertreter zu erledigen. Der S<strong>ch</strong>ritt von der<br />
lebendigen Umgebung der S<strong>ch</strong>üler in den mehr<br />
administrativen Berei<strong>ch</strong> fiel ihm allerdings ni<strong>ch</strong>t<br />
lei<strong>ch</strong>t, und er stöhnte oft unter der Last des Bürokrams.<br />
Den si<strong>ch</strong> ankündigenden Veränderungen<br />
im Berei<strong>ch</strong> des Mittels<strong>ch</strong>ulwesens sah er mit grossen<br />
Bedenken entgegen. Er gehörte zu jenen, die<br />
eine grundlegende Reform der Maturitätsanerkennungsverordnung,<br />
in den a<strong>ch</strong>tziger Jahren in der<br />
Konferenz der S<strong>ch</strong>weizer Gymnasialrektoren für<br />
ein paar Jahre hinauszuzögern vermo<strong>ch</strong>ten.<br />
Ohne dass si<strong>ch</strong> die Entwicklung je überstürzt hätte,<br />
waren es do<strong>ch</strong> dreizehn sehr dynamis<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>uljahre, die wir unter der Führung von Pater<br />
Rupert erlebt haben: das Anwa<strong>ch</strong>sen des Externates,<br />
die fast stetige Zunahme der Zahl von «Laienlehrern»,<br />
der Neubau der Turnhallen, des Theaters<br />
und mehrerer S<strong>ch</strong>ulzimmer, die konsequente<br />
Dur<strong>ch</strong>führung der kantonalen Gesetze und die<br />
loyale Zusammenarbeit mit den Behörden des
Kantons – das sind einige Sti<strong>ch</strong>worte, wel<strong>ch</strong>e diese<br />
dreizehn Jahre etwas s<strong>ch</strong>ildern. Wir alle haben<br />
Pater Ruperts offene Art in dieser Zeit kennen und<br />
s<strong>ch</strong>ätzen gelernt. Für ihn gab und gibt es nie ein<br />
taktis<strong>ch</strong>es Vorgehen, er legt immer alle seine<br />
Karten offen auf den Tis<strong>ch</strong>. Er mo<strong>ch</strong>te nie eine<br />
Ents<strong>ch</strong>eidung fällen, ohne alle Argumente gehört<br />
und gewertet zu haben. Das «audiatur et altera<br />
pars» ist für ihn immer ein wesentli<strong>ch</strong>er Grundsatz<br />
gewesen und geblieben. Klare Regelungen,<br />
saubere Trennung der Kompetenzen, legale Absi<strong>ch</strong>erung<br />
– das alles gehörte zu Pater Ruperts<br />
Führungsstil. Und do<strong>ch</strong> war er nie ein Paragraphenrektor.<br />
Er su<strong>ch</strong>te immer den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Kontakt mit seinen Mitarbeitern und mit den<br />
S<strong>ch</strong>ülern, er ist au<strong>ch</strong> als Rektor stets ein Mens<strong>ch</strong><br />
des Gesprä<strong>ch</strong>s geblieben. Und immer, wenn Meinungsvers<strong>ch</strong>iedenheiten<br />
dur<strong>ch</strong> das Gesprä<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
aus der Welt ges<strong>ch</strong>afft werden konnten, hat Pater<br />
Rupert ri<strong>ch</strong>tig gelitten. Mehr als die meisten hat er<br />
immer au<strong>ch</strong> bei si<strong>ch</strong> selber na<strong>ch</strong> Fehlern gesu<strong>ch</strong>t,<br />
und er war überzeugt, dass si<strong>ch</strong> mit gutem Willen<br />
und logis<strong>ch</strong>em Denken eigentli<strong>ch</strong> alle Probleme<br />
lösen lassen.<br />
Im Jahr seiner Ernennung zum Rektor wurde er<br />
au<strong>ch</strong> in den Erziehungsrat des Kantons S<strong>ch</strong>wyz<br />
gewählt. Damit hatte er die Mögli<strong>ch</strong>keit, seinen<br />
Einfluss in der S<strong>ch</strong>ulpolitik au<strong>ch</strong> über ein staatli<strong>ch</strong>es<br />
Gremium geltend zu ma<strong>ch</strong>en. Sein Prinzip im<br />
Umgang mit Staat und Behörden war Freundli<strong>ch</strong>keit<br />
und ein mögli<strong>ch</strong>st grosses Entgegenkommen.<br />
Das hat si<strong>ch</strong> anfängli<strong>ch</strong>, da die öffentli<strong>ch</strong>e Hand<br />
im Kanton S<strong>ch</strong>wyz no<strong>ch</strong> sehr stark auf die privaten<br />
Mittels<strong>ch</strong>ulen angewiesen war, si<strong>ch</strong>er bewährt,<br />
mit der Zeit aber drohte dieses Entgegenkommen<br />
zu einer Abhängigkeit zu werden, gegen die man<br />
si<strong>ch</strong> zur Wehr setzen musste.<br />
Im Jahre 1989 begann für Pater Rupert der bes<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong>e<br />
Rückzug aus der S<strong>ch</strong>ule: auf das<br />
Rektorat, von dem er auf das S<strong>ch</strong>uljahr 1989/90<br />
hin entlastet wurde, konnte er zwar relativ lei<strong>ch</strong>t<br />
verzi<strong>ch</strong>ten, do<strong>ch</strong> der allmähli<strong>ch</strong>e Abs<strong>ch</strong>ied vom<br />
Unterri<strong>ch</strong>t fiel ihm s<strong>ch</strong>wer: er konnte fast ni<strong>ch</strong>t<br />
loslassen, so sehr war ihm die S<strong>ch</strong>ule zum Lebenselixier<br />
geworden. No<strong>ch</strong> kurz vor seinem Tod gestand<br />
er, dass ihm der Abs<strong>ch</strong>ied von der S<strong>ch</strong>ule<br />
s<strong>ch</strong>wer gefallen sei, do<strong>ch</strong> jetzt sei er so weit – es<br />
war glei<strong>ch</strong>zeitig der Abs<strong>ch</strong>ied vom Leben.
Hans-Martin<br />
Huwyler<br />
* 10.Dezember 1942<br />
† 27. November 2001<br />
Portal<br />
www.kath.<strong>ch</strong><br />
Kath. Kir<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />
Am 27. November 2001 starb in Basel der emeritierte<br />
Spitalpfarrer Hans-Martin Huwyler.<br />
Am 10. Dezember 1942 geboren empfing der<br />
Verstorbene 1968 die Priesterweihe. Er wirkte als<br />
Vikar in Baar (1968-1972) und Spreitenba<strong>ch</strong><br />
(1972-1973). Von 1973 bis 1976 war er als Klinikseelsorger<br />
im Franziskusheim in Oberwil ZG tätig.<br />
Von 1976 bis 1978 arbeitete er als Gefangenenseelsorger<br />
in der Strafanstalt Obers<strong>ch</strong>öngrün in Solothurn.<br />
Dana<strong>ch</strong> wirkte er von 1978 bis 1983 als<br />
Pfarrer in Oberwil ZG und in der Interkantonalen<br />
Strafanstalt Bostadel in Menzingen als Gefangenenseelsorger.<br />
Von 1983 bis 1985 war er Pfarrer in<br />
Steckborn. Na<strong>ch</strong> einem Urlaub wirkte er ab 1986<br />
bis 1999 als Spitalpfarrer an der Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en<br />
Universitätsklinik Basel. Dana<strong>ch</strong> lebte er bis zu<br />
seinem Tod in Basel.<br />
Der Abdankungsgottesdienst war am 10. Dezember<br />
in Basel, die Urnenbeisetzung fand am 17.<br />
Dezember 2001 in Weinfelden statt.<br />
Letzte Adresse:<br />
Pfarrer Hans Martin Huwyler·<br />
Amerba<strong>ch</strong>str. 11<br />
Telefon 061 692 32 49
Bruder<br />
Viktor<br />
(Josef Roland)<br />
Länzlinger<br />
* 27. März 1922<br />
† 21. Juni 2002<br />
Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />
Professbu<strong>ch</strong><br />
Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversi<strong>ch</strong>t.<br />
Psalm 23<br />
Am Freitagmittag, 21. Juni, ist im Spital Triemli zu<br />
Züri<strong>ch</strong> Bruder Viktor Länzlinger friedli<strong>ch</strong> im<br />
Herrn ents<strong>ch</strong>lafen. Unser lieber verstorbener Mitbruder<br />
musste si<strong>ch</strong> 1995 einer Beinamputation<br />
unterziehen, die ihm fast beständig sehr große<br />
Phantoms<strong>ch</strong>merzen bra<strong>ch</strong>te. Vor wenigen Tagen<br />
zeigten si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> am verbliebenen Bein Anzei<strong>ch</strong>en<br />
eines Vers<strong>ch</strong>lusses. Das Leben war nur mehr<br />
dur<strong>ch</strong> eine zweite Beinamputation zu retten. Br.<br />
Viktor ents<strong>ch</strong>ied si<strong>ch</strong> dagegen und ging gefasst<br />
dem Tod entgegen.<br />
Bruder Viktor ist am 27. März 1922 in Bi<strong>ch</strong>wil bei<br />
Oberuzwil geboren. Am folgenden Tag wurde er in<br />
der dortigen Pfarrkir<strong>ch</strong>e auf die Namen Josef und<br />
Robert getauft. Seine Eltern, Robert Länzlinger<br />
und Barbara Züger, bewirts<strong>ch</strong>afteten hier in Riggens<strong>ch</strong>wil<br />
einen Bauernhof. Mit drei Brüdern und<br />
fünf S<strong>ch</strong>western hat Robert hier eine arbeitsrei<strong>ch</strong>e<br />
und s<strong>ch</strong>öne Jugend erlebt. Es muss in der Familie<br />
ein guter religiöser Geist geherrs<strong>ch</strong>t haben. Ni<strong>ch</strong>t<br />
von ungefähr traten zwei seiner S<strong>ch</strong>western in das<br />
Kloster Baldegg ein. Na<strong>ch</strong> der Primaars<strong>ch</strong>ule in<br />
Bi<strong>ch</strong>wil besu<strong>ch</strong>te Robert von 1934 bis 1936 die<br />
Reals<strong>ch</strong>ule in Oberuzwil. Gerne wäre er Lehrer<br />
geworden, aber die finanziellen Verhältnisse erlaubten<br />
das ni<strong>ch</strong>t. Von 1937 bis 1940 bra<strong>ch</strong>te<br />
Robert bei einem strengen Meister an der St.<br />
Jakobsstrasse in St. Gallen die Lehre als Bäcker-<br />
Konditor hinter si<strong>ch</strong>. Seine erste Stelle trat er am<br />
1. September 1940 in Neuhausen am Rheinfall an,<br />
die zweite am 31. Mai 1941 in S<strong>ch</strong>affhausen. Vom<br />
23. März bis zum 28. Juni 1942 weilte er in Basel<br />
in der Sanitätsrekrutens<strong>ch</strong>ule, was er in einem<br />
seiner vielen Photoalben mit einigen Photographien<br />
dokumentierte. Bis zum 16. März 1944 hat<br />
Robert 171 Aktivdiensttage geleistet, was bei der<br />
Sanität und seiner leutseligen Art ni<strong>ch</strong>t allzu<br />
«Es<strong>ch</strong>limm» gewesen sein dürfte.<br />
In dieser Zeit hat er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> intensiv mit seinem<br />
weiteren Berufsweg befasst. Unter die Photographie<br />
des s<strong>ch</strong>önen südli<strong>ch</strong>en Klostertores von<br />
Einsiedeln s<strong>ch</strong>rieb er mit dem Datum vom 31. Juli<br />
1943: «Ein Tor tut si<strong>ch</strong> auf!» Das weist auf den<br />
Beginn seiner Kandidatur im Kloster Einsiedeln<br />
hin. Am 9. Juni 1944 nahm sein Noviziat unter der<br />
si<strong>ch</strong>eren Führung von Pater Ildephons Bets<strong>ch</strong>art<br />
seinen Anfang. Am 10. Juni 1945 legte er seine<br />
einfa<strong>ch</strong>en Gelübde ab. Dabei erhielt er den Namen<br />
Viktor. Vorerst arbeitete er in der Bäckerei des<br />
Klosters. Dann folgte eine zweite Lehre als E-<br />
lektro-Installateur bei den EKZ in Einsiedeln von
1948 bis 1951. Am 29. Juni 1951 feierte er mit<br />
Pater Magnus Löhrer und Bruder Benedikt Gisler<br />
seine feierli<strong>ch</strong>e Profess. Seine Professurkunde<br />
stellt eine kalligraphis<strong>ch</strong>e Hö<strong>ch</strong>stleistung dar, die<br />
bis jetzt ni<strong>ch</strong>t überboten wurde. Bei der damals<br />
übli<strong>ch</strong>en «Professauflösung» im Kapitelsaal hielt<br />
Pater Martin Baur eine dur<strong>ch</strong> das Wortspiel berühmte<br />
Anspra<strong>ch</strong>e «Magnus Viktor Benediktus»<br />
(Ein großer Sieger ist Benedikt). Aber s<strong>ch</strong>on begann<br />
der ganze Ernst des Kloster- und des Berufsleben.<br />
BruderViktor hatte damit au<strong>ch</strong> die Leitung<br />
der Elektrowerkstätte des Klosters zu übernehmen.<br />
Das erforderte ein volles Maß an Einsatz,<br />
wenn man nur s<strong>ch</strong>on an die Unterhaltsarbeiten in<br />
den vielen und großen Elektro-Anlagen des Klosters<br />
denkt, ferner an die vielen Pa<strong>ch</strong>thöfe und an<br />
das Kloster Au. Dazu kam in den Monaten November<br />
1953 bis Juni 1954 die Installation der<br />
neuen Kir<strong>ch</strong>enbeleu<strong>ch</strong>tung. Dabei bildete er si<strong>ch</strong><br />
bei aller Arbeit unentwegt weiter aus und bestand<br />
im Juli 1958 in Fribourg die Meisterprüfung als<br />
Elektro-Installateur. Bruder Viktor zeigte s<strong>ch</strong>on<br />
früh einen wa<strong>ch</strong>en Sinn für die Kunst. In der<br />
S<strong>ch</strong>reinerei des Klosters hatte man eine Büste<br />
gefunden. Die dortigen Arbeiter wollten sie verbrennen,<br />
Bruder Viktor, der dazu kam, verwehrte<br />
ihnen das. Er hatte das si<strong>ch</strong>ere Gespür, dass es<br />
si<strong>ch</strong> um etwas Wertvolleres handeln müsse. Wirkli<strong>ch</strong><br />
weist der Kopf mit dem vollen Bart und dem<br />
Herzogshut auf den heiligen Gerold. Br. Viktor hat<br />
diese Büste vorsorgli<strong>ch</strong> zu si<strong>ch</strong> genommen und ihr<br />
bis jetzt einen Ehrenplatz in seiner Zelle gegeben.<br />
Das Welttheater von 1965 stellte mit der Beleu<strong>ch</strong>tung<br />
und der Lautspre<strong>ch</strong>eranlage eine große Herausforderung<br />
an Br. Viktor dar. Viellei<strong>ch</strong>t war<br />
alles miteinander zuviel. So erlitt er 1966 beim<br />
Besu<strong>ch</strong> der Mustermesse in Basel seinen ersten<br />
Herzinfarkt. Längere Zeit weilte er nun zur Erholung<br />
im Kloster Fahr.<br />
Es folgten wieder Jahre mit viel Bes<strong>ch</strong>äftigung, so<br />
1974 beim Bau der neuen Kir<strong>ch</strong>e im Kloster Au.<br />
Daneben aber fand er immer wieder Gelegenheiten<br />
zum Photographieren. So entstand eine umfangrei<strong>ch</strong>e<br />
Photosammlung, s<strong>ch</strong>ön in vielen Alben<br />
geordnet. Wohl findet si<strong>ch</strong> darin viel Persönli<strong>ch</strong>es<br />
und Familiäres, worin si<strong>ch</strong> seine starke Beziehung<br />
zu seinen Ges<strong>ch</strong>wistern und Verwandten zeigt,<br />
aber au<strong>ch</strong> Photographien von Bedeutung für die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Klosters sind vorhanden. Bewundernswert<br />
ist au<strong>ch</strong> die Selbstdisziplin, mit der er<br />
diese Sammlung gestaltete. Bei der großen Zahl<br />
seiner Beziehungen und seiner Selbständigkeit<br />
versteht si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> sein Album mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Totenbild<strong>ch</strong>en: er hat dieser Wirkli<strong>ch</strong>keit s<strong>ch</strong>on<br />
früh in die Augen ges<strong>ch</strong>aut. Trotz dieser Offenheit
und Vielseitigkeit hatte er do<strong>ch</strong> stets etwas Kritis<strong>ch</strong>es<br />
seiner Umgebung gegenüber und war bei<br />
allem Errei<strong>ch</strong>ten nie ganz zufrieden.<br />
Eine große Aufgabe stellte die Erneuerung der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule. Um 1978 erstellte er für den Nord-<br />
Ost-Teil des Klosters eine neue Trafostation. 1980<br />
folgte die Restaurierung des S<strong>ch</strong>ultheaters und der<br />
Bau der großen Doppelturnhalle. Es wäre in dem<br />
großen Betrieb si<strong>ch</strong>er no<strong>ch</strong> vieles zu erwähnen,<br />
das ebenso arbeitsintensiv war, aber ni<strong>ch</strong>t so sehr<br />
auffiel. So ereilte ihn 1988 der zweite Herzinfarkt.<br />
Damit fand seine Tätigkeit als Werkstätten<strong>ch</strong>ef ein<br />
plötzli<strong>ch</strong>es Ende. Im Telefondienst des Klosters, in<br />
dem er s<strong>ch</strong>on oft ausgeholfen hatte, fand er eine<br />
neue Betätigung, die ihm sehr entspra<strong>ch</strong>. Er übte<br />
diesen Dienst ges<strong>ch</strong>ickt, gefällig, ja geradezu mit<br />
Charme aus. Wenn die Linien etwa überlastet waren,<br />
konnte er do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> «ausrufen», aber viellei<strong>ch</strong>t<br />
war es ihm ni<strong>ch</strong>t so ernst.<br />
Der eigentli<strong>ch</strong>e Beruf des Mön<strong>ch</strong>es heißt Gottsu<strong>ch</strong>en.<br />
Wie das der Einzelne vollzieht und wie er es<br />
errei<strong>ch</strong>t, ist ein Geheimnis, über das im letzten<br />
nur Gott etwas sagen kann. Aber ebenso su<strong>ch</strong>t<br />
Gott jeden Mön<strong>ch</strong> heim, jeden etwas anders. Bei<br />
Bruder Viktor war das ganz offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> und<br />
hart. 1995 musste ihm wegen Venenvers<strong>ch</strong>luss ein<br />
Bein abgenommen werden. In der Folge litt er<br />
sehr stark an Phantoms<strong>ch</strong>merzen. Trotz vieler<br />
ärztli<strong>ch</strong>en Bemühungen konnte ihm sozusagen<br />
ni<strong>ch</strong>t geholfen werden. Viele Stunden am Tag und<br />
in der Na<strong>ch</strong>t hat er mit diesen S<strong>ch</strong>merzen zugebra<strong>ch</strong>t<br />
und mit ihnen gerungen. Da war die Musik<br />
der besondere Trost: Bruder Viktor liebte vor<br />
allem die klassis<strong>ch</strong>e Musik. Kleinere Fahrten mit<br />
seinem Behinderten-Fahrzeug in die nähere Umgebung<br />
des Klosters bra<strong>ch</strong>ten ihm au<strong>ch</strong> etwas Entspannung.<br />
Aber au<strong>ch</strong> das war nun bei der lebensgefährli<strong>ch</strong>en<br />
Erkrankung des zweiten Beines vorbei.<br />
Mit innerer Ergriffenheit vernahmen alle Mitbrüder<br />
seinen Ents<strong>ch</strong>luss, auf die Amputation seines<br />
zweiten Beines zu verzi<strong>ch</strong>ten. Wenn sie au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t leibli<strong>ch</strong> anwesend waren, so begleiteten sie<br />
ihn do<strong>ch</strong> im Gebete auf seinem bewussten Heimgang<br />
in die Herrli<strong>ch</strong>keit Gottes. Mögen ihn dort,<br />
der soviel mit Strom zu tun hatte, himmlis<strong>ch</strong>e<br />
Ströme der Kraft, des Li<strong>ch</strong>tes und der Freude<br />
dur<strong>ch</strong>dringen, als Lohn für die vielen Werke, die<br />
er in Gott und für die Mitbrüder getan hat. Wir<br />
aber mö<strong>ch</strong>ten allen besonders danken, die unserm<br />
Mitbruder geholfen und ihn gepflegt haben.<br />
Pater Joa<strong>ch</strong>im Salzgeber
Pater<br />
Daniel<br />
(Oskar Jakob)<br />
Meier<br />
* 11. Juli 1921<br />
† 25. Juli 2004<br />
1. Quelle:<br />
Jahresberi<strong>ch</strong>t 2004/2005<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln<br />
Ein Künstler inmitten seines <strong>ch</strong>aotis<strong>ch</strong> anmutenden<br />
Klavierzimmers – ein Mön<strong>ch</strong> mit s<strong>ch</strong>warzem<br />
Brevier in der Hand – ein Geniesser, mit der Nase<br />
über ein Glas Wein gebeugt – der ernste Lehrer<br />
mit erhobenem Zeigefinger: Impressionen, die<br />
si<strong>ch</strong> einprägten und zusammen ein Bild andeuten,<br />
jenes von Pater Daniel Meier, der am 25. Juli<br />
2004 aus unserem Kloster verstarb. Viele ehemalige<br />
S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten und<br />
s<strong>ch</strong>ätzen Pater Daniel als begnadeten Musiker, als<br />
Lehrer und als lieben Freund, andere für<strong>ch</strong>teten<br />
ihn als gestrengen Kritiker und Erzieher. S<strong>ch</strong>on<br />
den damaligen Stiftss<strong>ch</strong>üler Oskar Meier zei<strong>ch</strong>neten<br />
– seinen eigenen Ausführungen zufolge – diese<br />
zwei si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>einbar widerspre<strong>ch</strong>enden Charakterzüge<br />
aus: seine Liebe zum Erhabenen und<br />
Strengen, etwa zur Musik eines Johann Sebastian<br />
Ba<strong>ch</strong>, zur lateinis<strong>ch</strong>en Liturgie und zur bleibenden<br />
Gültigkeit der Texte klassis<strong>ch</strong>er Autoren auf der<br />
einen, seine Freude am Spiel mit der Eisenbahn,<br />
an Lausbubenstrei<strong>ch</strong>en und Geniessen geselligen<br />
Zusammenseins auf der anderen Seite.<br />
Das änderte si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, als Pater Daniel im<br />
Jahre 1942 die Matura bestand und in unser Kloster<br />
eintrat: Seine Erinnerungen der ersten Klosterjahre<br />
waren vor allem geprägt von der Erhabenheit<br />
der Liturgie und vom ungezwungenen Zusammensein<br />
mit einigen seiner Mitbrüder. Den<br />
Mön<strong>ch</strong> Pater Daniel begleitete bezei<strong>ch</strong>nenderweise<br />
zeitlebens das Vulgo «Bibi» der Studentenverbindung<br />
Corvina. Au<strong>ch</strong> die Beziehungen mit seinen<br />
von ihm verehrten Lehrern, unter denen er<br />
vor allem immer wieder Paul Hindemith erwähnte,<br />
waren bei weitem ni<strong>ch</strong>t nur musikalis<strong>ch</strong>er<br />
Natur, sondern s<strong>ch</strong>lossen immer au<strong>ch</strong> Freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />
und Geselliges mit ein.<br />
Die Stiftss<strong>ch</strong>ule verdankt dem Verstorbenen eine<br />
rei<strong>ch</strong>e Tätigkeit: Pater Daniel unterri<strong>ch</strong>tete Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />
Latein, Deuts<strong>ch</strong>, Religion, Stenographie,<br />
Musik, Klavier und Orgel. Im Gedä<strong>ch</strong>tnis bleibt er<br />
vielen Ehemaligen aber vor allem als Stiftskapellmeister,<br />
der zudem die Sängerkurse leitete und<br />
den Opernaufführungen im Theater als musikalis<strong>ch</strong>er<br />
Leiter vorstand. Was Pater Daniel au<strong>ch</strong> immer<br />
unternahm: Stets strebte er na<strong>ch</strong> dem Vollkommenen,<br />
na<strong>ch</strong> der Vollendung dessen, was er<br />
begann. Wer weniger idealistis<strong>ch</strong> als er veranlagt<br />
war, konnte ihn oft ni<strong>ch</strong>t verstehen, ja er selbst litt<br />
zuweilen an seinen Mitbrüdern und Mitmens<strong>ch</strong>en,<br />
wenn diese ni<strong>ch</strong>t akzeptierten, was er für si<strong>ch</strong> als<br />
einzig gültig erkannt hatte. Vielen S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>ülern konnte er aber gerade auf seine ihm<br />
eigene Art kulturelle und religiöse Welten eröff-
nen. Glei<strong>ch</strong>zeitig fand Pater Daniel in Fa<strong>ch</strong>kreisen<br />
Anerkennung und Respekt und s<strong>ch</strong>affte si<strong>ch</strong> einen<br />
weiten Kreis von Mens<strong>ch</strong>en, denen er ein liebenswürdiger<br />
und geselliger Freund war.<br />
I<strong>ch</strong> masse mir ni<strong>ch</strong>t an, das rei<strong>ch</strong>e Wirken Pater<br />
Daniels würdigen zu können. Dafür mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> eine<br />
Beoba<strong>ch</strong>tung anfügen, wel<strong>ch</strong>e die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Impressionen aus dem Leben des Verstorbenen<br />
verbinden und viellei<strong>ch</strong>t sogar erhellen kann:<br />
Wer Pater Daniel kannte, weiss, warum sein Brevier<br />
viel dicker ist, als es eigentli<strong>ch</strong> sein sollte: Es<br />
ist voller Bild<strong>ch</strong>en und Zettel<strong>ch</strong>en aller Art.<br />
Gerade die erheiternden Zettel<strong>ch</strong>en in diesem<br />
Brevier s<strong>ch</strong>einen mir etwas Wesentli<strong>ch</strong>es über die<br />
Person von P. Daniel auszusagen. Die vielen Karikaturen<br />
und Witze und au<strong>ch</strong> die stattli<strong>ch</strong>e Anzahl<br />
von Bier- und Weinetiketten lassen s<strong>ch</strong>munzeln –<br />
wenn ni<strong>ch</strong>t gar aufla<strong>ch</strong>en. Pater Daniel nahm all<br />
diese Freuden mit hinein in sein Gebetsleben. Was<br />
i<strong>ch</strong> vorhin s<strong>ch</strong>on fast als zwei gegensätzli<strong>ch</strong>e Charakterzüge<br />
einer Person darstellte, war für Pater<br />
Daniel der stete Versu<strong>ch</strong>, vor Gott eine Einheit<br />
anzustreben: Eine Trennlinie zwis<strong>ch</strong>en dem Sakral-Religiösen<br />
in der Kir<strong>ch</strong>e und den Freuden des<br />
Alltags zu ziehen, lag demna<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in seiner<br />
Absi<strong>ch</strong>t. Möge Pater Daniel nun in Gott jene Freude<br />
finden, deren Vollendung er im Leben gesu<strong>ch</strong>t<br />
und erhofft hat.<br />
Pater Urban Federer<br />
2. Quelle:<br />
Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />
Professbu<strong>ch</strong><br />
Pater Daniel kam am 11. Juli 1921 als erstes Kind<br />
von Oskar Meier und Frieda geborene Hürzeler in<br />
Gretzenba<strong>ch</strong> SO zur Welt und wurde auf den<br />
Namen Oskar Jakob getauft. Sein Vater war von<br />
Beruf Eisenbahner, was erklären mag, dass Pater<br />
Daniel sein Leben lang von Eisenbahnen fasziniert<br />
war und selber eine gut ausgestattete Modelleisenbahn<br />
besaß. Zwei Jahre später wurde sein<br />
Bruder Hugo geboren. Bereits im Jahr 1926 starb<br />
seine Mutter. Sein Vater heiratete daraufhin Mathilde<br />
Huber. 1928 zog die Familie na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>önenwerd,<br />
wo Pater Daniel die Primars<strong>ch</strong>ule und kurz<br />
die Bezirkss<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te. 1934 wurde sein zweiter<br />
Bruder Gregor geboren. Im selben Jahr we<strong>ch</strong>selte<br />
Pater Daniel an die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln,<br />
wo er seine erste musikalis<strong>ch</strong>e Ausbildung erhielt.<br />
Hier war er au<strong>ch</strong> Mitglied der Studentenverbindung<br />
Corvina, in wel<strong>ch</strong>er er das Vulgo «Bibi» trug,<br />
ein Übername, der Pater Daniel sein Leben lang<br />
begleiten sollte.
1942 s<strong>ch</strong>loss er die Stiftss<strong>ch</strong>ule mit der Matura ab,<br />
trat ins Noviziat des Klosters Einsiedeln ein und<br />
legte ein Jahr später die einfa<strong>ch</strong>en Gelübde ab. Es<br />
folgte das Philosophie- und Theologiestudium in<br />
Einsiedeln. Glei<strong>ch</strong>zeitig bildete er si<strong>ch</strong> bei Pater<br />
Pirmin Vetter in Harmonielehre und Kontrapunkt<br />
weiter. 1946 feierte Pater Daniel seine ewige Profess<br />
und ein Jahr später seine Priesterweihe.<br />
Die folgenden Jahre waren geprägt dur<strong>ch</strong> seine<br />
Tätigkeit an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, wo er Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>,<br />
Latein, Deuts<strong>ch</strong>, Religion, Stenographie, Musik,<br />
Klavier und Orgel unterri<strong>ch</strong>tete, sowie dur<strong>ch</strong> seine<br />
musikalis<strong>ch</strong>e Ausbildung. Erwähnt seien hier das<br />
Orgelstudium bei Rudolf Sidler; die Ausbildung<br />
zum Dirigenten und Chorleiter bei Johannes<br />
Fu<strong>ch</strong>s; die Weiterbildung in Harmonielehre, Kontrapunkt,<br />
Komposition und Klavier bei Max Kuhn<br />
und in Stimmbildung bei Otto Jo<strong>ch</strong>um, das Cembalostudium<br />
bei Erwin Reuben Jacobi und Klavierstudien<br />
bei Irma S<strong>ch</strong>ai<strong>ch</strong>et. Unter diesen Studien<br />
ragt von 1951 bis 1955 das bei Paul Hindemith<br />
in Züri<strong>ch</strong> heraus, mit dem er bis zu dessen<br />
Tod freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> verbunden war.<br />
Der in seinen Tätigkeiten stets na<strong>ch</strong> Vollendung<br />
strebende Pater Daniel konnte seine erworbenen<br />
Kenntnisse in seine vielfältigen Aufgaben einfließen<br />
lassen. Er war Stiftskapellmeister 1950 bis<br />
1976, leitete die Sängerkurse für die neu eingetretenen<br />
Stiftss<strong>ch</strong>üler, stand den Opernaufführungen<br />
im Stiftstheater als musikalis<strong>ch</strong>er Leiter vor, war<br />
Experte an Lehrerseminaren und bei Sängerfesten,<br />
Leiter von Dirigentenkursen, Vorstandmitglied<br />
des Kir<strong>ch</strong>enmusikverbandes des Kantons<br />
S<strong>ch</strong>wyz, und man<strong>ch</strong>es mehr. Daneben fand er<br />
immer au<strong>ch</strong> wieder Zeit zum Komponieren. Von<br />
1970 an war er Vorstandmitglied der Welttheatergesells<strong>ch</strong>aft,<br />
die ihm 1994 die Ehrenmitglieds<strong>ch</strong>aft<br />
verlieh. Pater Daniel komponierte zweimal die<br />
Musik für das Einsiedler Welttheater. Na<strong>ch</strong> dem<br />
plötzli<strong>ch</strong>en Tod von Pater Cornelius übernahm Pater<br />
Daniel von 1979 bis 1994 das Amt des Stiftsorganisten.<br />
In diese Zeit fiel au<strong>ch</strong> die Neukonzeption<br />
und der Neubau der Orgeln in der Stiftskir<strong>ch</strong>e.<br />
Dur<strong>ch</strong> sein vielseitiges Wirken fand Pater Daniel<br />
in Fa<strong>ch</strong>kreisen Anerkennung und Respekt, was<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der Verleihung vers<strong>ch</strong>iedener Preise<br />
ausdrückte. Glei<strong>ch</strong>zeitig s<strong>ch</strong>affte er si<strong>ch</strong> so einen<br />
weiten Kreis von Mens<strong>ch</strong>en, denen er ein liebenswürdiger<br />
und geselliger Freund war. Viele ehemalige<br />
S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>ätzten ihn als Lehrer und Musiker<br />
aber besonders au<strong>ch</strong> als Mens<strong>ch</strong>en, der ihnen<br />
religiöse und kulturelle Welten zu eröffnen versu<strong>ch</strong>te.
In den letzten Jahren musste er seine Kräfte sparsamer<br />
einsetzen. Do<strong>ch</strong> was er unternahm, ma<strong>ch</strong>te<br />
er exakt und konstant. So betreute er bis zuletzt<br />
musikalis<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>westerngemeins<strong>ch</strong>aften in der<br />
Au und in Seedorf und einige Privats<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und komponierte die Choralbegleitungen für das<br />
neue katholis<strong>ch</strong>en Gesangbu<strong>ch</strong>. Seine größte Aufmerksamkeit<br />
widmete er aber dem Breviergebet.<br />
Das Bild von Pater Daniel mit gesenktem Kopf,<br />
das Brevier in der Hand, irgendwo sitzend oder<br />
langsam gehend wird wohl man<strong>ch</strong>en in Erinnerung<br />
bleiben.<br />
Vor einigen Monaten stellten si<strong>ch</strong> größere gesundheitli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten ein, die er langsam<br />
zu überwinden s<strong>ch</strong>ien. Vor drei Wo<strong>ch</strong>en wurde jedo<strong>ch</strong><br />
ein weiterer Spitalaufenthalt nötig, während<br />
dem sein Gesundheitszustand si<strong>ch</strong> stetig vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terte.<br />
Pater Daniel trug dies mit innerer<br />
Gelassenheit. In Anwesenheit seiner Mitbrüder<br />
durfte er s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> am vergangenen Sonntagabend<br />
sein Leben ganz Gott übergeben. Den Ärzten<br />
und dem Pflegepersonal des Spitals Einsiedeln<br />
sei für ihre kompetente und geduldige Betreuung<br />
von Pater Daniel während dieser Tage herzli<strong>ch</strong><br />
gedankt.
Père<br />
Maurice<br />
(Felix)<br />
Remy<br />
* 30. Januar 1914<br />
† 20. Januar 2005<br />
Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />
Professbu<strong>ch</strong><br />
Am Donnerstagabend, den 20. Januar 2005, ist<br />
im Kloster Einsiedeln Père Maurice in seinem 91.<br />
Lebensjahre im Beisein seiner Mitbrüder friedli<strong>ch</strong><br />
im Herrn ents<strong>ch</strong>lafen. Der liebe Verstorbene war<br />
s<strong>ch</strong>on fünf Jahre in der Pflegeabteilung des Klosters.<br />
Mit großer Geduld ertrug er die Bes<strong>ch</strong>werden<br />
des Alters und dankte für jeden Dienst, den ihm<br />
das Pflegepersonal erwies. Er freute si<strong>ch</strong>, wenn<br />
man mit ihm «Là haut sur la montagne» sang.<br />
Pater Wolfgang unternahm mit ihm tägli<strong>ch</strong> einen<br />
Spaziergang in den langen Gängen des Klosters,<br />
dabei wurde eifrig französis<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en und<br />
Pater Moritz erhob zum Spaß gerne drohend<br />
seinen Spazierstock, je na<strong>ch</strong> dem ihm ein Mitbruder<br />
begegnete. Aber au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>western und<br />
Brüder der Pflegeabteilung taten alles, um seine<br />
Lebenskraft zu erhalten. Aber die Alterss<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e<br />
nahm beständig zu.<br />
Père Maurice wurde am 30. Januar 1914 in Bulle<br />
FR als Sohn des Bezirksförsters Alfred Remy und<br />
der Mathilde S<strong>ch</strong>übel geboren. Am 3. Februar empfing<br />
er in der Pfarrkir<strong>ch</strong>e von Bulle die heilige<br />
Taufe, wobei er den Namen Felix erhielt. Er erlebte<br />
mit seinem Bruder und seiner S<strong>ch</strong>wester eine<br />
s<strong>ch</strong>öne Jugendzeit. Er liebte seine s<strong>ch</strong>öne Heimat,<br />
die Gruyère, und vor allem den Moléson. In Bulle<br />
besu<strong>ch</strong>te er die Volkss<strong>ch</strong>ule und die Sekundars<strong>ch</strong>ule.<br />
Darauf folgten vier Jahre Gymnasium am<br />
Collège Saint-Mi<strong>ch</strong>el in Freiburg. 1932 we<strong>ch</strong>selte<br />
er an das Lyzeum der Stifts<strong>ch</strong>ule Einsiedeln, wo er<br />
1934 mit der Matura seine Mittels<strong>ch</strong>ulstudien<br />
abs<strong>ch</strong>loss.<br />
Bereits im August 1934 trat er in das Kloster Einsiedeln<br />
ein. Am 11. September begann er unter der<br />
Leitung von Pater Maurus Nigg das Noviziat. Am<br />
12. September 1935 feierte er seine einfa<strong>ch</strong>e Profess,<br />
wobei er den Klosternamen Maurice erhielt.<br />
Am 4. September 1938 folgte die feierli<strong>ch</strong>e Profess.<br />
Na<strong>ch</strong> der Beendigung seiner Studien an der<br />
Theologis<strong>ch</strong>en Hauss<strong>ch</strong>ule empfing mit den Fratres<br />
Innozenz Bis<strong>ch</strong>of und Hubert Merki am 3. Juni<br />
1939 aus der Hand von Erzbis<strong>ch</strong>of Raymund<br />
Netzhammer die Priesterweihe. Seine erste heilige<br />
Messe feierte er am Sonntag, den 25. Juni. Als<br />
geistli<strong>ch</strong>er Vater waltete Vikar Albert S<strong>ch</strong>übel,<br />
Paris, die Primizpredigt hielt dessen Bruder Josef<br />
S<strong>ch</strong>übel, Pfarrer der Herz-Jesu-Pfarrei, Genf, zuerst<br />
in deuts<strong>ch</strong>er, dann in französis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e.<br />
Am 5. Oktober 1939 begann die Lehrtätigkeit von<br />
Père Maurice bei den Klassen 3ab und 5ab in<br />
Französis<strong>ch</strong>. Dem Unterri<strong>ch</strong>t dieser Spra<strong>ch</strong>e blieb<br />
er über Jahrzehnte treu, bis 1985 bei den Klassen<br />
1a und 1b. Inzwis<strong>ch</strong>en war er au<strong>ch</strong> Lehrer für
Französis<strong>ch</strong> am Lyzeum. Er nahm si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der<br />
Wests<strong>ch</strong>weizer Studenten im Erlernen der deuts<strong>ch</strong>en<br />
Spra<strong>ch</strong>e an, diese führte er weiters in die<br />
französis<strong>ch</strong>e Literatur ein. Viele Jahre war er au<strong>ch</strong><br />
Lehrer der französis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e in der Berufss<strong>ch</strong>ule<br />
der Apothekerhelferinnen in Einsiedeln.<br />
Lange Zeit betätigte er si<strong>ch</strong> als Pontifikalassistent.<br />
Die besondere Art seines Gesanges vermo<strong>ch</strong>te er<br />
trotz vieler Stimmübungen auf seiner Zelle ni<strong>ch</strong>t<br />
zu verändern. Längere Zeit feierte er die heilige<br />
Messe im Spital und im Marienheim. 60 Jahre<br />
lebte er in der glei<strong>ch</strong>en Zelle, was bezei<strong>ch</strong>nend für<br />
seine Beständigkeit war.<br />
Während sieben Jahren, 1948-1955, wirkte er<br />
ebenso als Vize-Statthalter, auf einem gänzli<strong>ch</strong> andern<br />
Arbeitsgebiet. Seine große Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft<br />
zeigte er weiter als Betreuer der umfangrei<strong>ch</strong>en<br />
Diapositivsammlung des Stiftes.<br />
Tägli<strong>ch</strong> unternahm er na<strong>ch</strong> dem Mittagessen einen<br />
weiteren Spaziergang in der Umgebung des<br />
Klosters. Wollte man seinen langen S<strong>ch</strong>ritten<br />
na<strong>ch</strong>kommen, musste man si<strong>ch</strong> gewaltig anstrengen.<br />
Kein Wunder also, dass er in vielen Beziehungen<br />
ein Einzelgänger war, aber stets freundli<strong>ch</strong><br />
mit wels<strong>ch</strong>em Charme.<br />
1999 musste er wegen Alterss<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e die Krankenabteilung<br />
des Klosters aufsu<strong>ch</strong>en. Es folgte ein<br />
längerer Aufenthalt im Universitätsspital in Züri<strong>ch</strong>.<br />
Wieder ordentli<strong>ch</strong> erholt, dankte er für alle<br />
Dienste unserer Krankens<strong>ch</strong>western und Krankenbrüdern.<br />
Aber der Tod holte ihn mit milder<br />
Hand am Vorabend des St. Meinradstages. Möge<br />
er si<strong>ch</strong> nun der guten Werke und Gebete in der<br />
Herrli<strong>ch</strong>keit des Himmels freuen.<br />
Pater Joa<strong>ch</strong>im Salzgeber
Pater<br />
Thomas<br />
(Martin)<br />
Lo<strong>ch</strong>er<br />
* 31. März 1926<br />
† 20. August 2005<br />
Klosterar<strong>ch</strong>iv Einsiedeln<br />
Professbu<strong>ch</strong><br />
Pater Thomas wurde am 31. März 1926 als Sohn<br />
des Josef Lo<strong>ch</strong>er und der Anna Ba<strong>ch</strong>mann in<br />
Aarau geboren und 5 Tage später auf den Namen<br />
Martin getauft. Martin wu<strong>ch</strong>s mit seinen neun<br />
Ges<strong>ch</strong>wistern in Remets<strong>ch</strong>wil auf, wo er au<strong>ch</strong> die<br />
Primars<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>te. Na<strong>ch</strong> dem Besu<strong>ch</strong> der<br />
Bezirkss<strong>ch</strong>ule in Mellingen begann er eine Lehre<br />
als Mas<strong>ch</strong>inenzei<strong>ch</strong>ner, die er mit dem Eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />
Fähigkeitszeugnis abs<strong>ch</strong>loss. 1946 trat er<br />
in die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein und begann na<strong>ch</strong><br />
der Matura 1952 am 7. September des glei<strong>ch</strong>en<br />
Jahres das Noviziat in unserem Kloster. Am 8.<br />
September 1953 legte er seine einfa<strong>ch</strong>e und drei<br />
Jahre später seine feierli<strong>ch</strong>e Profess ab. Am 8.<br />
Juni 1957 wurde er zum Priester geweiht.<br />
Von 1958 bis 1962 wirkte Pater Thomas als Lehrer<br />
an der Stiftss<strong>ch</strong>ule, von 1959 an zuglei<strong>ch</strong> als Vizepräfekt<br />
des Internates. 1962 begann er an der ETH<br />
Züri<strong>ch</strong> das Studium als Ingenieur Agronom, das er<br />
1966 mit dem Diplom abs<strong>ch</strong>loss. Als im glei<strong>ch</strong>en<br />
Jahr Pater Wilhelm Meier unerwartet starb, übernahm<br />
Pater Thomas von ihm die Aufgabe des Direktors<br />
der Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule in Pfäffikon,<br />
die er bis zu deren Übernahme dur<strong>ch</strong> den<br />
Kanton 1991 führte und in der er au<strong>ch</strong> als Lehrer<br />
tätig war. 1978 rei<strong>ch</strong>te er an der ETH seine Dissertation<br />
über die Bindung und Freiheit im bäuerli<strong>ch</strong>en<br />
Leben ein, mit der er si<strong>ch</strong> den Doktortitel erwarb.<br />
1991 kehrte Pater Thomas ins Kloster zurück<br />
und übernahm 1992 für 10 Jahre die Statthalterei,<br />
die er – wie s<strong>ch</strong>on zuvor die S<strong>ch</strong>ule in<br />
Pfäffikon – auf die ihm eigene markante, engagierte<br />
und konsequente Weise führte. Die letzten<br />
drei Jahre widmete er si<strong>ch</strong> besonders dem Marstall<br />
und dem Erhalt der Einsiedler Pferde. Daneben<br />
übernahm er wie s<strong>ch</strong>on zuvor bereitwillig<br />
Sonntagsaushilfen in den Pfarreien der Umgebung.<br />
Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> seinem Wegzug von Pfäffikon pflegte<br />
Pater Thomas einen guten Kontakt zu bäuerli<strong>ch</strong>en<br />
Bevölkerung und deren Verbänden, in denen er<br />
au<strong>ch</strong> weiterhin Funktionen übernahm: im S<strong>ch</strong>wyzeris<strong>ch</strong>en<br />
Bäuerinnenverband, im kantonalen<br />
Viehzu<strong>ch</strong>tverband und als Kassier und Sekretär<br />
der Pferdezu<strong>ch</strong>tgenossens<strong>ch</strong>aft Stiftsstatthalterei<br />
Einsiedeln. Viel Wert legte er auf den regen Kontakt<br />
mit dem Verein der Ehemaligen der Landwirts<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>ule<br />
Pfäffikon. Etli<strong>ch</strong>e Jahre betreute<br />
er die Kasse der «Freunde des Klosters Einsiedeln».<br />
Einen engen Kontakt pflegte er au<strong>ch</strong> stets<br />
zu seiner Familie und seinen Freunden.
Vor einem Monat kehrte Pater Thomas mit<br />
S<strong>ch</strong>merzen im re<strong>ch</strong>ten Bein frühzeitig aus seinen<br />
Ferien zurück. Als die diagnostizierte Venenentzündung<br />
ni<strong>ch</strong>t heilen wollte, wurde bei einer<br />
erneuten Abklärung Leukämie entdeckt. Die Ärzte<br />
ma<strong>ch</strong>ten Pater Thomas klar, dass seine Krankheit<br />
s<strong>ch</strong>nell vorans<strong>ch</strong>reiten werde, was si<strong>ch</strong> in der Folge<br />
au<strong>ch</strong> bestätigte. Pater Thomas trug dies mit einem<br />
bewundernswerten Realismus und einem<br />
großen Vertrauen in Gott, von dem er, wie er oft<br />
wiederholte, sein Leben empfangen habe, und der<br />
es nun von ihm wieder zurückverlange. Das hinzugefügte<br />
«Gelobt sei der Name des Herrn»<br />
spra<strong>ch</strong> Pater Thomas aus aufri<strong>ch</strong>tigem Herzen,<br />
ohne dabei seine Mühe zu verbergen, die er mit<br />
dieser unvorbereiteten Wende in seinem Leben<br />
verständli<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> hatte. Am vergangenen<br />
Samstag starb Pater Thomas nun im Regionalspital<br />
Einsiedeln, wo er die letzte Wo<strong>ch</strong>e seines Lebens<br />
verbra<strong>ch</strong>te und – wie s<strong>ch</strong>on in der Pflegestation<br />
des Klosters – eine aufmerksame und liebevolle<br />
Pflege erhielt, für die wir den Ärzten und<br />
dem Pflegepersonal herzli<strong>ch</strong> danken mö<strong>ch</strong>ten. Im<br />
Beisein seiner Mitbrüder und Verwandten durfte<br />
Pater Thomas s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ruhig ins andere Leben<br />
hinübergehen.<br />
Wir verlieren in Pater Thomas einen geradlinigen,<br />
verantwortungsvollen Mitbruder, der si<strong>ch</strong> seiner<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tung der Gemeins<strong>ch</strong>aft gegenüber immer<br />
bewusst war. Dafür danken wir ihm.
Anton<br />
Cottier<br />
* 4. Dezember 1943<br />
† 3. November 2006<br />
Anton Cottier, ehemaliger Freiburger Ständerat<br />
und Präsident der CVP, ist gestorben. Die CVP<br />
bestätigte den Tod des Ständeratspräsidenten<br />
von 2002 am Freitagmorgen. Die Information<br />
wurde dur<strong>ch</strong> eine S<strong>ch</strong>weigeminute im Freiburger<br />
Kantonsparlament bekannt. Cottier wurde fast<br />
63 Jahre alt.<br />
(sda) Anton Cottier hinterlässt eine Frau und drei<br />
erwa<strong>ch</strong>sene Kinder. Der perfekt zweispra<strong>ch</strong>ige<br />
Deuts<strong>ch</strong>freiburger saß von 1987 bis zu seinem<br />
Rücktritt 2003 im Ständerat. Seinen Sitz in der<br />
Kleinen Kammer übernahm Urs S<strong>ch</strong>waller, der<br />
Fraktions<strong>ch</strong>ef der CVP im Bundeshaus.<br />
1. Quelle:<br />
NZZ Online<br />
Von der Pike auf<br />
Cottier wurde am 4. Dezember 1943 in Jaun, der<br />
einzigen deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Greyerzer Gemeinde,<br />
geboren. Das Re<strong>ch</strong>tsstudium absolvierte Cottier<br />
an der Universität Freiburg. Ab 1973 praktizierte<br />
er dort als Anwalt. Im selben Jahr wurde er Mitglied<br />
der CVP. Für sie saß er von 1976 bis 1987 im<br />
Grossen Rat und ab dann bis 2003 im Ständerat.<br />
Von 1982 bis 1991 gehörte er der Stadtexekutive<br />
von Freiburg an, wo er das Polizeidepartement<br />
leitete. Unter seiner Ägide wurde die gesamte<br />
Polizeigesetzgebung der Gemeinde Freiburg<br />
umgestaltet.<br />
Integrationsfigur und Europa-Befürworter<br />
Im Ständerat arbeitete er in der PUK mit, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Fi<strong>ch</strong>en-Affäre im EJPD untersu<strong>ch</strong>te. Ab 1994<br />
war er für zwei Jahre und neun Monate Präsident<br />
der CVP S<strong>ch</strong>weiz. Zuvor hatte er der Partei bereits<br />
als Vizepräsident und als Präsident der Programmkommission<br />
gedient. In seiner Präsidents<strong>ch</strong>aft<br />
zeigte die Partei einige Kanten, positionierte<br />
si<strong>ch</strong> aber pointiert im Zentrum. Der konziliante<br />
Mann aus Freiburg war im Parteiamt Na<strong>ch</strong>folger<br />
des als impulsiv bekannten Innerrhoder Carlo<br />
S<strong>ch</strong>mid.<br />
Als eigentli<strong>ch</strong>e Integrationsfigur versu<strong>ch</strong>te Cottier,<br />
die vers<strong>ch</strong>iedenen Strömungen in seiner Partei<br />
unter einen Hut zu bringen. Na<strong>ch</strong> dem Doppelrücktritt<br />
der beiden CVP-Bundesräte Flavio Cotti<br />
und Arnold Koller 2003 wurde Cottier unter die<br />
«Papabili» gezählt, wurde aber ni<strong>ch</strong>t Kandidat.<br />
Cottier galt als ein Mann des Zentrums und engagierter<br />
Pro-Europäer. Als große politis<strong>ch</strong>e Enttäus<strong>ch</strong>ung<br />
bezei<strong>ch</strong>nete er das Volks-Nein zum EWR-<br />
Beitritt 1992.
In der kleinen Kammer gehörte Cottier mit seiner<br />
stillen, soliden Parlamentsarbeit ni<strong>ch</strong>t zu den<br />
auffälligsten Figuren. Aktiv war er vor allem in der<br />
Wirts<strong>ch</strong>afts-, Sozial- und Finanzpolitik. Besonderes<br />
Interesse bekundet er in seinen stets gemäßigten<br />
Voten au<strong>ch</strong> für Wissens<strong>ch</strong>aft, Bildung und<br />
Kultur. In Wirts<strong>ch</strong>aftsfragen votierte Cottier eher<br />
konservativ, während er in der Sozialpolitik gegenüber<br />
der Linken kaum Berührungsängste<br />
zeigte.<br />
2. Quelle:<br />
LeTemps.<strong>ch</strong><br />
Le politicien Anton Cottier est mort<br />
L’ancien président du Conseil des Etats Anton<br />
Cottier (PDC/FR) est décédé vendredi à l’âge de<br />
62 ans des suites d’une longue maladie.<br />
L’ancien président du Conseil des Etats Anton<br />
Cottier est décédé vendredi à 62 ans des suites<br />
d’une longue maladie. Le Grand Conseil fribourgeois<br />
a rendu hommage à cette figure emblématique<br />
du PDC national et a observé une minute de<br />
silence.<br />
„Il a toujours travaillé avec le coeur et la raison”, a<br />
dit la conseillère nationale Thérèse Meyer-Kaelin<br />
(PDC/FR). C’est quelqu’un qui s’est très fortement<br />
engagé au niveau de la commune, du canton, de la<br />
Suisse, a poursuivi très émue Mme Meyer. Selon<br />
elle, „très responsable”, Anton Cottier a infatigablement<br />
re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>é des solutions équilibrées.<br />
Francophile<br />
Anton Cottier était marié et père de trois enfants.<br />
Il est né le 4 décembre 1943 à Bellegarde (Jaun),<br />
seule commune germanophone du district de la<br />
Gruyère. Il a toujours été en contact étroit avec le<br />
monde francophone, le français étant devenu sa<br />
langue en famille et sous la coupole fédérale.<br />
Elu au Conseil des Etats en 1987, il l’a présidé en<br />
2002 avant de se retirer à l’occasion des élections<br />
fédérales de 2003. Aux Etats, Anton Cottier a<br />
notamment travaillé au sein de la commission<br />
d’enquête parlementaire qui s’est occupée de<br />
l’affaire des fi<strong>ch</strong>es au sein du Département fédéral<br />
de justice et police.<br />
Le Fribourgeois a aussi présidé le PDC suisse<br />
durant près de trois ans entre 1993 et 1996. Successeur<br />
de Carlo S<strong>ch</strong>mid à cette fonction, Anton<br />
Cottier a positionné son parti au centre et essayé<br />
de concilier les différents courants présents en son<br />
sein. Après le retrait des conseillers fédéraux PDC<br />
Flavio Cotti et Arnold Koller, Anton Cottier faisait<br />
figure de papable, mais il n’a pas été candidat.
Europhile<br />
Européen convaincu, le Fribourgeois s’est engagé<br />
en faveur de l’EEE. Après l’é<strong>ch</strong>ec en votation populaire<br />
en 1992, il avait qualifié ce résultat de<br />
grande déception politique.<br />
Avant de s’illustrer au niveau fédéral, Anton Cottier<br />
a étudié le droit – en allemand – à l’Université<br />
de Fribourg. Avocat, il a pratiqué à Fribourg dès<br />
1973. Membre du PDC depuis l’âge de 30 ans, il a<br />
siégé au parlement fribourgeois de 1976 à 1987 et<br />
à l’exécutif de la ville de Fribourg de 1982 à 1991.
Pater<br />
Konrad<br />
(Anton)<br />
Kälin<br />
* 2. Dezember 1926<br />
† 18. Oktober 2007<br />
Maria Einsiedeln 2007<br />
Pater Konrad wurde am 2. Dezember 1926 den<br />
Eltern Anton Kälin und Carolina Franziska Hertri<strong>ch</strong><br />
in Einsiedeln geboren und zwei Tage später<br />
auf den Namen Anton Felix getauft. Da sein Vater<br />
von Beruf Lands<strong>ch</strong>reiber war, wu<strong>ch</strong>s Anton mit<br />
seiner zwei Jahre älteren S<strong>ch</strong>wester Maria im Rathaus<br />
Einsiedeln auf. Die Familie Kälin entstammte<br />
einer alten Waldleutefamilie, die ihr Herkommen<br />
aus dem Viertel Euthal auf Generationen zurück<br />
na<strong>ch</strong>weisen kann. Nur drei Jahre na<strong>ch</strong> der<br />
Geburt Antons verstarb sein Vater im Alter von 43<br />
Jahren. Die Familie konnte bis 1939 im Rathaus<br />
wohnen bleiben.<br />
In Einsiedeln besu<strong>ch</strong>te Anton die Primars<strong>ch</strong>ule<br />
und ab 1938 die Stiftss<strong>ch</strong>ule, wo er am 19. Juli<br />
1946 seine Matura bestand. Kurz darauf trat er ins<br />
Kloster Einsiedeln ein und begann am 7. September<br />
1946 sein Noviziat. Am 8. September 1947<br />
legte er die einfa<strong>ch</strong>e Profess ab und erhielt den<br />
Namen Konrad. Am 8. September 1950 folgte<br />
zusammen mit Pater Benno, Pater Gebhard und<br />
Pater Norbert die feierli<strong>ch</strong>e Profess. Sein Theologiestudium<br />
absolvierte er an der Theologis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ule des Klosters. Am 19. Mai 1951 wurde Pater<br />
Konrad zum Priester geweiht und tags darauf feierte<br />
er seine Primiz.<br />
Na<strong>ch</strong> einem weiteren Jahr des Theologiestudiums<br />
begann er 1952 seine langjährige Tätigkeit an<br />
unserer Stiftss<strong>ch</strong>ule, zuerst als Klassenlehrer. 1958<br />
wurde Pater Konrad zum Studium na<strong>ch</strong> Fribourg<br />
gesandt, wo er Mathematik, Physik, Botanik, Geographie,<br />
Pädagogik und Psy<strong>ch</strong>ologie studierte und<br />
sein Studium 1960 mit dem Sekundarlehrerdiplom<br />
abs<strong>ch</strong>loss. Er kehrte an die Stiftss<strong>ch</strong>ule zurück,<br />
wo er fortan Mathematik und Geographie<br />
unterri<strong>ch</strong>tete.<br />
Er war ein Lehrer, der seine S<strong>ch</strong>ulstunden stets<br />
gewissenhaft und mit großem Einsatz vorbereitete.<br />
Dreizehn Jahre war er Präfekt der unteren<br />
Klassen: se<strong>ch</strong>s Jahre im «Kindermuseum» und<br />
sieben Jahre im «Unteren Museum». Im November<br />
1964 starb seine Mutter.<br />
1976 übernahm Pater Konrad die Aufgabe des<br />
Rektoratssekretärs bei Rektor Pater Rupert Ruhstaller.<br />
Ein Höhepunkt seiner Arbeit kam 1984, als<br />
Pater Konrad bei der Organisation und Dur<strong>ch</strong>führung<br />
des Papstbesu<strong>ch</strong>es in Einsiedeln mithalf. Er<br />
wurde dazu für einige Zeit von seiner Aufgabe als<br />
Lehrer entlastet. Von dieser Zeit spra<strong>ch</strong> Pater<br />
Konrad immer wieder gerne.
Während all dieser Jahre spielte Pater Konrad im<br />
Stiftsor<strong>ch</strong>ester Violine und sang im Männer<strong>ch</strong>or.<br />
Im Stifts<strong>ch</strong>or war er 69 Jahre lang aktives Mitglied,<br />
angefangen 1938 als kleiner Sänger im Sopran.<br />
Regelmäßig wirkte er au<strong>ch</strong> beim Weihna<strong>ch</strong>tsspiel<br />
des Spitals Einsiedeln als Musiker und<br />
Sänger mit.<br />
1988 we<strong>ch</strong>selte Pater Konrad in die Verwaltung<br />
des Klosters, wo er si<strong>ch</strong> mit großem Engagement<br />
in die neue Aufgabe des Chef-Bu<strong>ch</strong>halters einarbeitete.<br />
1992 beendete er seine langjährige Tätigkeit<br />
als Lehrer der Stiftss<strong>ch</strong>ule, um zusätzli<strong>ch</strong> das<br />
Management der klösterli<strong>ch</strong>en Stiftungen sowie<br />
die Betreuung der Steuererklärungen und der<br />
Krankenkassen zu übernehmen.<br />
Vor einigen Jahren erlitt Pater Konrad einen<br />
Herzinfarkt, von dem er si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> wieder gut<br />
erholte. Denno<strong>ch</strong> nahmen seine Kräfte in den vergangenen<br />
Jahren zusehends ab. Er hielt einen regelmäßigen<br />
Tagesrhythmus ein, wozu fast immer<br />
au<strong>ch</strong> das Feiern der Messe in der Gnadenkapelle<br />
gehörte.<br />
Am vergangenen Donnerstagmorgen drückte Pater<br />
Konrad um 2 Uhr 45 den Alarm und beklagte<br />
si<strong>ch</strong> über starkes Unwohlsein und Atembes<strong>ch</strong>werden.<br />
Der Arzt vermutete später, dass Pater Konrad<br />
einen weiteren Herzinfarkt mit einem Lungenödem<br />
erlitten hatte. Kurz bevor die Ambulanz eintraf,<br />
hörte sein Herz zu s<strong>ch</strong>lagen auf.<br />
Pater Basil Höfliger
Werner<br />
Rei<strong>ch</strong>en<br />
* 31. März 1942<br />
† 8. November 2008<br />
Lebenslauf,<br />
Teil der Predigt<br />
an der Totenfeier<br />
am 2. Dezember 2008<br />
Liebfrauenkir<strong>ch</strong>e Züri<strong>ch</strong><br />
Werner Rei<strong>ch</strong>en wurde am 31. März 1942 in Züri<strong>ch</strong><br />
geboren. Seine Eltern waren Conrad Rei<strong>ch</strong>en,<br />
Ar<strong>ch</strong>itekt, und Trudy Rei<strong>ch</strong>en-Horner, Journalistin.<br />
Am 15. November 1943 kam seine S<strong>ch</strong>wester<br />
Erica zur Welt. Der Vater verstarb, als Werner 13<br />
Jahre alt war, und die Mutter musste die Familie<br />
alleine dur<strong>ch</strong>bringen, und au<strong>ch</strong> die Erziehung der<br />
beiden Kinder lag ganz bei ihr.<br />
Auf Anraten von Pfarrer Hans Henny von der<br />
Liebfrauenkir<strong>ch</strong>e besu<strong>ch</strong>te Werner das Gymnasium<br />
in der Klosters<strong>ch</strong>ule Einsiedeln, wo er eine humanistis<strong>ch</strong>e<br />
Ausbildung mit Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong><br />
genoss, die er 1963 mit der Matura abs<strong>ch</strong>loss.<br />
Werner studierte ans<strong>ch</strong>ließend an der ETH in<br />
Züri<strong>ch</strong> und war daneben Journalist bei den damaligen<br />
«Neuen Zür<strong>ch</strong>er Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten». Na<strong>ch</strong> dem<br />
Abs<strong>ch</strong>luss als diplomierter Chemiker fors<strong>ch</strong>te er<br />
als Assistent von Professor Vladimir Prelog – dem<br />
Nobelpreisträger 1975 für Chemie – und arbeitete<br />
an seiner Dissertation. 1971 wurde ihm von der<br />
ETH die Würde eines Doktors der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Wissens<strong>ch</strong>aften verliehen.<br />
Am 14. Mai 1971 heirateten Werner und Monika<br />
Katharina Wellis<strong>ch</strong>. Im August 1971 zogen die<br />
jungen Eheleute in die USA na<strong>ch</strong> Las Cruces, New<br />
Mexico, wo Werner im Rahmen eines Postdoctoral<br />
Fellowship an der New Mexico State University als<br />
Fors<strong>ch</strong>er mit Professor Walter Lwowski arbeitete.<br />
1973 erhielt Werner einen auf fünf Jahre befristeten<br />
Lehrauftrag an der Universität Lausanne. Die<br />
Eheleute lebten in Chamby, oberhalb Montreux,<br />
auf einem Bauernhof. 1978 zogen sie zurück na<strong>ch</strong><br />
Züri<strong>ch</strong>, und am 21. November 1978 wurden ihre<br />
Zwillingssöhne Raphael und Valentin geboren.<br />
Der junge Vater arbeitete in dieser Zeit als fa<strong>ch</strong>te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er<br />
Leiter für Handel bei der Joseph<br />
Müller AG Züri<strong>ch</strong>.<br />
1986 gründete Werner mit zwei Partnern die<br />
Kogrere AG als Handelsfirma für pharmazeutis<strong>ch</strong>e<br />
Produkte, zudem eine weitere Firma für seine<br />
Beratungstätigkeit, insbesondere bezügli<strong>ch</strong> Zulassung<br />
von Arzneimitteln im In- und Ausland. Im<br />
selben Jahr verstarb seine Mutter.<br />
Werner Rei<strong>ch</strong>en war Präsident der Kir<strong>ch</strong>gemeinde<br />
Liebfrauen von 1978 bis 1990. In dieser Zeit engagierte<br />
er si<strong>ch</strong>, unterstützt dur<strong>ch</strong> seine Frau, sehr<br />
für die Renovation der Kir<strong>ch</strong>e samt Krypta sowie<br />
für den Bau des Kir<strong>ch</strong>gemeindezentrums. Während<br />
dieser Zeit war er mit Leib und Seele Sänger<br />
im Gregorius-Chor, später bis Ende 1996 dessen<br />
Präsident.
Er zog na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>eitern der eigenen Firmen<br />
1999 na<strong>ch</strong> Hamburg, wo er eine Ges<strong>ch</strong>äfts- und<br />
Lebenspartnerin fand. Er befasste si<strong>ch</strong> mit zukunftsgeri<strong>ch</strong>teten<br />
Projekten – wie zum Beispiel<br />
mit mobilen Windmühlen, biometris<strong>ch</strong>er Zutrittskontrolle,<br />
Krebsfors<strong>ch</strong>ung – und konzentrierte<br />
si<strong>ch</strong> am S<strong>ch</strong>luss auf die Herstellung von neuartigen<br />
Sojamil<strong>ch</strong>produkten.<br />
Werner war musis<strong>ch</strong> außerordentli<strong>ch</strong> begabt und<br />
au<strong>ch</strong> aktiv. Er spielte Tuba, Klavier und Geige und<br />
liebte den Sologesang als Tenor, den Gregorianis<strong>ch</strong>er<br />
Chorgesang und generell klassis<strong>ch</strong>e Musik.<br />
In Hamburg spielte er mit dem Mi<strong>ch</strong>aelis-Chor<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Messen und Oratorien auf Tonträger<br />
ein. Der katholis<strong>ch</strong>e Bis<strong>ch</strong>of von Hamburg wurde<br />
ihm ein guter Freund. Seinen letzten Soloauftritt<br />
hatte Werner anlässli<strong>ch</strong> des Requiems für seine<br />
S<strong>ch</strong>wiegermutter Palmyra im März dieses Jahres<br />
in der Liebfrauen-Kir<strong>ch</strong>e. Daneben war Werner<br />
sehr häusli<strong>ch</strong>: Er ko<strong>ch</strong>te so oft es ging für seine<br />
Familie und amtete au<strong>ch</strong> als Ko<strong>ch</strong> bei Cäcilienfeiern.<br />
Den Kontakt mit seiner Familie in Züri<strong>ch</strong> pflegte<br />
Werner weiterhin aktiv. Er freute si<strong>ch</strong> über die<br />
Verlobung von Valentin und Chantal, deren Heirat<br />
2007, die Geburt von Enkelin Alina im September<br />
2007 und das kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>zeits- und Tauffest<br />
Ende August 2008. Die berufli<strong>ch</strong>en Entwicklungen<br />
von Raphael und Valentin begleitete er mit<br />
gutem Rat und mit väterli<strong>ch</strong>er Zuneigung.<br />
Werner Rei<strong>ch</strong>en litt seit längerer Zeit an körperli<strong>ch</strong>en<br />
Bes<strong>ch</strong>werden. Er verstarb na<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>werer Erkrankung<br />
und Operation wegen Nierenbeckenkrebs<br />
und Lungenmetastasen – für uns alle viel zu<br />
früh – am 8. November 2008 im Marien-Krankenhaus<br />
in Hamburg. Die Krankheit war bereits<br />
sehr fortges<strong>ch</strong>ritten, sodass keine Hoffnung auf<br />
Genesung mehr bestand. Seine Frau, seine Söhne<br />
und seine S<strong>ch</strong>wester hatten ihn dort in seinen<br />
letzten Tagen no<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>t und von ihm Abs<strong>ch</strong>ied<br />
nehmen können.
Pater<br />
Kassian<br />
(Romuald)<br />
Etter<br />
* 29. April 1929<br />
† 3. April 2009<br />
SALVE 3 · 2009<br />
Lebenslauf<br />
Pater Kassian wurde am 29. April 1929 in Zug als<br />
siebtes von zehn Kindern geboren. Die Eltern ließen<br />
ihn auf den Namen Romuald taufen. Sein<br />
Vater Philipp Etter, gebürtig aus Menzingen, war<br />
Regierungsrat und Ständerat des Kantons Zug.<br />
Seine Mutter Maria Hegglin stammte ebenfalls<br />
aus Menzingen. Na<strong>ch</strong> der Wahl des Vaters in den<br />
Bundesrat zog die Familie na<strong>ch</strong> Bern, wo Romuald<br />
die Primars<strong>ch</strong>ule und das Progymnasium besu<strong>ch</strong>te.<br />
Im Herbst 1943 trat er in die dritte Klasse der<br />
Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ein. Im Sommer 1948 absolvierte<br />
er die Rekrutens<strong>ch</strong>ule in Luzern und trat<br />
na<strong>ch</strong> der Matura 1949 ins Kloster Einsiedeln ein.<br />
Am 8. September 1950 legte er seine einfa<strong>ch</strong>e Profess<br />
ab und erhielt den Namen Johannes Kassian.<br />
Drei Jahre später feierte er die feierli<strong>ch</strong>e Profess.<br />
Am 12. Juni 1954 wurde er dur<strong>ch</strong> Nuntius Testa<br />
zum Priester geweiht.<br />
1955 begann Pater Kassian das Studium der Physik<br />
an der ETH Züri<strong>ch</strong>, das er im Frühjahr 1962<br />
mit dem Diplom abs<strong>ch</strong>loss. Bereits im Sommer<br />
1960 begann er seine Lehrtätigkeit mit einem kleinen<br />
Pensum an der Stiftss<strong>ch</strong>ule. Er unterri<strong>ch</strong>tete<br />
Mathematik, ab 1963 Physik und öfters au<strong>ch</strong> Religion.<br />
Pater Kassian war ein Lehrer mit eigenem<br />
Stil. Das zeigte si<strong>ch</strong> in den vielen Anekdoten sowie<br />
persönli<strong>ch</strong>en Erinnerungen, die er in den S<strong>ch</strong>ulstoff<br />
einfließen ließ; aber au<strong>ch</strong> in den man<strong>ch</strong>mal<br />
gewagten Experimenten und unbere<strong>ch</strong>enbaren<br />
persönli<strong>ch</strong>en Reaktionen, mit denen er die S<strong>ch</strong>üler<br />
ers<strong>ch</strong>recken konnte. Eine feste Freunds<strong>ch</strong>aft verband<br />
ihn während dieser Jahre mit Pater Adalbert<br />
Züllig. Mit ihm lernte er um die Wette Resultate<br />
sportli<strong>ch</strong>er Wettkämpfe auswendig. Dieses Wissen<br />
kam Pater Kassian in späteren Jahren bei Fernsehauftritten<br />
zugute. Ein weiteres Talent hatte er<br />
mit Pater Adalbert gemeinsam: Seine hervorragende<br />
Tenorstimme, die er viele Jahre in den<br />
Chören des Klosters einsetzte. Aus seiner Zeit als<br />
Lehrer verbanden ihn bis zuletzt vers<strong>ch</strong>iedene gute<br />
Kontakte mit ehemaligen S<strong>ch</strong>ülerinnen und<br />
S<strong>ch</strong>ülern.<br />
Von 1962 bis 1972 war Pater Kassian Kantonalpräsident<br />
der S<strong>ch</strong>wyzer Pfadfinder und ab 1965 bis<br />
1972 Präses der Einsiedler Pfadfinderabteilung St.<br />
Meinrad, für die er viele Jahre die Texte für den<br />
Unterhaltungsabend s<strong>ch</strong>rieb. Von 1964 an war er<br />
39 Jahre lang Redaktor der «Meinradsraben», bis<br />
diese 2003 mit «Maria Einsiedeln» zur neuen<br />
Zeits<strong>ch</strong>rift «Kloster Einsiedeln» zusammenges<strong>ch</strong>lossen<br />
wurde. Er s<strong>ch</strong>rieb au<strong>ch</strong> fortan Leitartikel,<br />
den Silvanus-Brief und sammelte die Informa-
tionen für die Personalna<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten der Stiftss<strong>ch</strong>ule.<br />
Von 1972 bis 1992 war Pater Kassian Präfekt des<br />
Internates und damit verantwortli<strong>ch</strong> für oft weit<br />
über hundert Jugendli<strong>ch</strong>e. Dies war für Pater Kassian<br />
eine herausfordernde Aufgabe und für viele<br />
S<strong>ch</strong>üler eine prägende, für man<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong> eine<br />
s<strong>ch</strong>wierige Zeit. 1999 wurde er als Lehrer pensioniert.<br />
2002 übernahm er die Betreuung des «Goldenen<br />
Ohrs», der Internet-Seelsorgestelle des<br />
Klosters. Die Gesprä<strong>ch</strong>e und Begegnungen mit Pater<br />
Kassian öffneten vielen innerhalb oder au<strong>ch</strong><br />
am Rand der Kir<strong>ch</strong>e neue Perspektiven.<br />
Im Jahr 2000 spielte er den Calderon im Welttheater<br />
von Thomas Hürlimann. In der Folge war Pater<br />
Kassian öfters als S<strong>ch</strong>auspieler auf vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Bühnen in Einsiedeln und auswärts im Einsatz.<br />
Im Welttheater 2007 übernahm er die Rolle<br />
der «Frau Welt», die er glänzend spielte, die ihn<br />
aber au<strong>ch</strong> an den Rand seiner Kräfte bra<strong>ch</strong>te.<br />
Dieser Auftritt vers<strong>ch</strong>affte ihm große Publizität,<br />
was viele Referate, Teilnahmen an Podiumsdiskussionen<br />
und Fernsehauftritte na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> zog. Pater<br />
Kassian zeigte si<strong>ch</strong> hier von einer Seite, die viele<br />
von einem Mön<strong>ch</strong> und Priester ni<strong>ch</strong>t erwarteten.<br />
Besonders seine Begeisterung für Sport und<br />
sein Wissen darüber standen in den vergangenen<br />
Monaten im Vordergrund des öffentli<strong>ch</strong>en Interesses.<br />
Daneben nahm er seine Aufgaben als<br />
Mön<strong>ch</strong> ernst und war au<strong>ch</strong> für die kleinen Dienste<br />
in unserer Gemeins<strong>ch</strong>aft zu gewinnen, zum Beispiel<br />
für die Na<strong>ch</strong>twa<strong>ch</strong>e bei unseren betagten und<br />
kranken Mitbrüdern in der Pflegeabteilung.<br />
Am Morgen des 2. April erlitt Pater Kassian eine<br />
Herzs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e, von der er si<strong>ch</strong> im Spital Einsiedeln<br />
aber s<strong>ch</strong>nell erholte. Um künftigen S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />
vorzubeugen, wurde Pater Kassian in das<br />
Universitätsspital na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t, wo sein<br />
Herz während einer Untersu<strong>ch</strong>ung zu s<strong>ch</strong>lagen<br />
aufhörte. Wir danken Pater Kassian für seinen<br />
Einsatz für die vielen Mens<strong>ch</strong>en, denen er in den<br />
Jahren seines Lebens begegnen durfte, und den<br />
vielfältigen Einsatz für unsere Klostergemeins<strong>ch</strong>aft.<br />
In diesen Tagen vor Ostern denken wir an das<br />
Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.<br />
In einem Interview antwortete Pater Kassian<br />
auf die Frage, warum er ins Kloster gegangen sei,<br />
wie folgt: «Es fällt mir ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t. eine Antwort<br />
zu geben. I<strong>ch</strong> kenne die Antwort selber ni<strong>ch</strong>t<br />
genau. Aber eines weiß i<strong>ch</strong>: Keine kleine Rolle<br />
spielte dabei die liturgis<strong>ch</strong>e Feier der Karwo<strong>ch</strong>e,<br />
wie i<strong>ch</strong> sie als junger Stiftss<strong>ch</strong>üler vor mehr als
se<strong>ch</strong>zig Jahren im Kloster Einsiedeln erlebt habe.<br />
In diesen Tagen versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> heute, unter die<br />
Oberflä<strong>ch</strong>e des Lebens zu tau<strong>ch</strong>en, um das Wesentli<strong>ch</strong>e<br />
zu spüren und zu erfahren. Mit dem<br />
Kopf s<strong>ch</strong>affe i<strong>ch</strong> dies nie, viellei<strong>ch</strong>t in einem gewissen<br />
Grad mit dem Herzen. Und wenn i<strong>ch</strong> es ein<br />
biss<strong>ch</strong>en spüre und fühle, weiß i<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t, warum<br />
i<strong>ch</strong> ins Kloster gegangen bin.»<br />
Pater Basil Höfliger<br />
NZZ am Sonntag<br />
12. April 2009<br />
Ein Mön<strong>ch</strong> im Welttheater<br />
Pater Kassian Etter, der zum Bühnenstar in<br />
Einsiedeln wurde, ist 79-jährig gestorben<br />
Die Welt ist ein Theater, in dem jeder seine Rolle<br />
spielt, Gott gefällig oder weniger. Als Pater Kassian<br />
auf die Theaterbühne trat, wurde das au<strong>ch</strong> zur<br />
Auseinandersetzung mit dem wirkli<strong>ch</strong>en Leben.<br />
Über die Popularität, die er gewann, sagt er: «I<strong>ch</strong><br />
müsste lügen, wenn i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eine gewisse Freude<br />
verspüren würde.» Die Sünde der Eitelkeit war<br />
ihm ni<strong>ch</strong>t fremd.<br />
Als Romuald Etter wurde er 1929 in Zug geboren.<br />
Man war ni<strong>ch</strong>t rei<strong>ch</strong> – «Wir zehn Kinder teilten<br />
uns zwei Paar Holzski» –, aber als er 5-jährig war,<br />
wurde der Vater in den Bundes rat gewählt – ein<br />
Katholis<strong>ch</strong>-Konservativer. Er sollte eine umstrittene<br />
Rolle spielen, war als Innenminister im Krieg<br />
beteiligt an den Zensurmaßnahmen gegen die<br />
Presse und half na<strong>ch</strong> dem Krieg, die AHV einzuführen.<br />
Romuald hatte 1936 am Radio begeistert die<br />
Olympis<strong>ch</strong>en Spiele in Berlin verfolgt. Er betrieb<br />
selber Lei<strong>ch</strong>tathletik und wurde an der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Juniorenmeisters<strong>ch</strong>aft Zweiter im Kugelstoßen.<br />
«Natürli<strong>ch</strong> träumte i<strong>ch</strong> davon, Olympiasieger zu<br />
werden.» Ein S<strong>ch</strong>ädelbru<strong>ch</strong> sollte die Träume<br />
beenden.<br />
Na<strong>ch</strong> seiner Berner Jugendzeit war der Sohn in<br />
die Stiftss<strong>ch</strong>ule Einsiedeln ges<strong>ch</strong>ickt worden. Wo<br />
er si<strong>ch</strong> als rebellis<strong>ch</strong> erwies angesi<strong>ch</strong>ts der Reglementierungen<br />
des Alltags. «I<strong>ch</strong> gründete gar eine<br />
kommunistis<strong>ch</strong>e Partei, um die Mön<strong>ch</strong>e zu provozieren.»<br />
Do<strong>ch</strong> dann – hatte er ein mystis<strong>ch</strong>es Erlebnis?<br />
Die Rede ist von zwei Heiligen, die ihn<br />
überzeugten – ents<strong>ch</strong>ied si<strong>ch</strong> Romuald zu aller<br />
Überras<strong>ch</strong>ung, Mön<strong>ch</strong> zu werden. «Es war wie mit<br />
der Liebe, plötzli<strong>ch</strong> ist sie da.» .<br />
Na<strong>ch</strong> der Priesterweihe studierte er Physik an der<br />
ETH Züri<strong>ch</strong> und begann, als Lehrer an der Stiftss<strong>ch</strong>ule<br />
zu wirken. Dabei blieb dieser Pater ein<br />
lebensfreudiger Mens<strong>ch</strong>, ein Sportler, der gern Ski
fuhr und wanderte, alle Sportwettkämpfe verfolgte<br />
und alle Resultate kannte. Und der viellei<strong>ch</strong>t mitten<br />
in der Na<strong>ch</strong>t aufbra<strong>ch</strong> und allein auf den Rigi<br />
mars<strong>ch</strong>ierte!<br />
Und da er daneben au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Kantonalpräsident<br />
der S<strong>ch</strong>wyzer Pfadfinder war, hatte er Unterhaltungsabende<br />
zu organisieren, für die er Stücke<br />
s<strong>ch</strong>rieb und selber Rollen übernahm, gern au<strong>ch</strong><br />
Frauenrollen. Frauen, fand er ohnehin, seien au<strong>ch</strong><br />
für einen Mön<strong>ch</strong> eine unerlässli<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>erung<br />
des Lebens.<br />
Nun unterzieht er si<strong>ch</strong> also den Riten, steht in<br />
Herrgottsfrühe auf und nimmt tägli<strong>ch</strong> an den<br />
gemeinsamen fünf Gebeten teil. Es muss ihm<br />
ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t gefallen sein, ihm, der nahezu ein<br />
Freigeist war, hätte ihn ni<strong>ch</strong>t der Glaube gehalten.<br />
Dessen Lieblingss<strong>ch</strong>riftsteller der ketzeris<strong>ch</strong>e<br />
Heinri<strong>ch</strong> Heine war. Und der in man<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>enfragen<br />
der Obrigkeit widerspra<strong>ch</strong>. Sarkastis<strong>ch</strong><br />
konnte er im Alter etwa sagen: «Eine Papstmesse<br />
mit 500'000 Leuten und ein Fußballspiel mit<br />
100'000 Zus<strong>ch</strong>auern sind si<strong>ch</strong> ähnli<strong>ch</strong>; sol<strong>ch</strong>e<br />
Hysterien bergen Gefahren.» Und dass «ein 80-<br />
jähriger zölibatärer Mön<strong>ch</strong>» den Eheleuten predigen<br />
müsse, «wie sie si<strong>ch</strong> im Bett zu verhalten<br />
haben», fand er «grotesk».<br />
Im Kloster war er Internatsleiter geworden und<br />
blieb jahrzehntelang ein Lehrer, der unzählige<br />
S<strong>ch</strong>üler begeisterte wenn er etwa s<strong>ch</strong>iefe Ebenen<br />
am Beispiel der Skipisten abhandelte. Und der sie<br />
vor den Kopf stieß mit seiner emotionalen Art.<br />
«Ein Exzentriker», sagt ein ehemaliger S<strong>ch</strong>üler,<br />
«aber glaubwürdig».<br />
Mit Vergnügen verfolgte Kassian, wie seine S<strong>ch</strong>üler<br />
flügge wurden und wie einer von ihnen zum<br />
S<strong>ch</strong>riftsteller heranwu<strong>ch</strong>s, au<strong>ch</strong> er Sohn eines<br />
Bundesrates: Thomas Hürlimann. Als dieser eine<br />
neue Fassung des «Welttheaters» s<strong>ch</strong>rieb, das auf<br />
dem Einsiedler Klosterplatz alle paar Jahre gegeben<br />
wird, fragte er seinen einstigen Lehrer um<br />
Mitwirkung an. So sorgte Kassian als Mentor, dass<br />
das Stück übers Leben hienieden ni<strong>ch</strong>t ganz so<br />
hoffnungslos herauskam, wie es von den Theaterma<strong>ch</strong>ern<br />
geplant war. Und übernahm 2000 als<br />
70-Jähriger darin no<strong>ch</strong> eine Rolle.<br />
«Von unglaubli<strong>ch</strong>er Spielfreude war er», sagt<br />
Regisseur Volker Hesse, und so engagierte er den<br />
Pater au<strong>ch</strong> für die Neuinszenierung 2007, wo<br />
Kassian die wi<strong>ch</strong>tige Figur der alten «Frau Welt»<br />
spielen sollte, die ges<strong>ch</strong>unden dem Ende entgegensieht.<br />
Und Kassian, dessen Körper selber gebre<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
geworden ist, gequält von Krankheiten<br />
und S<strong>ch</strong>merz, ma<strong>ch</strong>t wieder mit. Gibt in Kälte und
Regen die Frau Erde, die über den Klosterplatz<br />
torkelt. Er jammert und s<strong>ch</strong>reit, wie der Text es<br />
vor gibt: «Myni Huut verghyt i tusig Falte. Hou<br />
hou hou», hält si<strong>ch</strong> wacklig auf einer S<strong>ch</strong>eren-<br />
Hebebühne, die ihn ho<strong>ch</strong>hievt vor den Klostertürmen.<br />
Es ist ni<strong>ch</strong>t mehr ein Spiel. Es ist Ernst.<br />
Im Welttheater stellte er si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einmal den<br />
letzten Fragen des Lebens. «Es wird mer himmelbang,<br />
es git mi nümme lang. Hou hou hou.»<br />
Regisseur Hesse: «Und wie er sterbend im S<strong>ch</strong>oss<br />
der Frau S<strong>ch</strong>önheit lag, war es, als ob er si<strong>ch</strong> daran<br />
klammere, no<strong>ch</strong> einmal ein Stück Sinnli<strong>ch</strong>keit zu<br />
fassen.» Und packend spra<strong>ch</strong> der Mön<strong>ch</strong> auf der<br />
Bühne die letzten Worte: «Bald s<strong>ch</strong>wygs<strong>ch</strong> au du.<br />
Hou hou hou.»<br />
Willi Wottreng
Pater<br />
Wendelin<br />
Kaufmann<br />
SVD<br />
* 26. September 1941<br />
† 2. Januar 2010<br />
www.steyler.<strong>ch</strong><br />
Rom / St. Gabriel<br />
Pater Wendelin Kaufmann SVD<br />
unerwartet verstorben<br />
Der Herr des Lebens hat unseren Mitbruder, Pater<br />
Wendelin Kaufmann, ganz unerwartet am 2.<br />
Jänner 2010 in die ewige Heimat gerufen. Die<br />
Beisetzungsfeier findet am 13. Januar in Maria<br />
Enzersdorf bei Wien statt. In der S<strong>ch</strong>weiz nehmen<br />
die Steyler Missionare, Angehörige und Freunde<br />
am 30. Januar in Triengen LU von Pater Kaufmann<br />
Abs<strong>ch</strong>ied.<br />
Wenn Gott mi<strong>ch</strong> heim ruft zu si<strong>ch</strong>,<br />
ist meiner Seele hö<strong>ch</strong>ster Feiertag;<br />
denn i<strong>ch</strong> gehe zu dem,<br />
der mi<strong>ch</strong> am meisten liebt.<br />
Augustinus<br />
Wie in den vergangenen Jahren fuhr er vor Weihna<strong>ch</strong>ten<br />
na<strong>ch</strong> Rom, um das Computersystem<br />
unseres Generalats zu betreuen. Ab dem Stefanitag<br />
fühlte er si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wohl. Er wurde in die Notaufnahme<br />
eines Krankenhauses gebra<strong>ch</strong>t, wo die<br />
Ärzte einen s<strong>ch</strong>weren Herzinfarkt feststellten.<br />
Daraufhin wurde er in das Policlinico Tor Vergata<br />
überstellt. Sein Zustand vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terte si<strong>ch</strong> zusehends.<br />
Es war keine Hilfe mehr mögli<strong>ch</strong>. Am 2.<br />
Jänner 2010, um 12.30, hat sein Herz zu s<strong>ch</strong>lagen<br />
aufgehört.<br />
Pater Kaufmann wurde am 26. September 1941 in<br />
Kulmerau, Diözese Basel, S<strong>ch</strong>weiz, geboren. Seine<br />
Eltern Jakob und Verena Kaufmann s<strong>ch</strong>enkten 11<br />
Kindern das Leben, von denen Wendelin das<br />
Zweitjüngste war. In der geborgenen und von<br />
tiefem Glauben geprägten Atmosphäre seiner<br />
Familie ist seine Berufung zum Steyler Missionar<br />
gewa<strong>ch</strong>sen. Na<strong>ch</strong> der Volkss<strong>ch</strong>ule in seinem Heimatort<br />
besu<strong>ch</strong>te er in der Marienburg das Gymnasium<br />
der Steyler Missionare bis zur 6. Klasse,<br />
we<strong>ch</strong>selte dann in das Lyzeum der Stifts<strong>ch</strong>ule<br />
Einsiedeln, wo er 1963 maturierte. Na<strong>ch</strong> dem<br />
Noviziat und dem Studium der Theologie in St.<br />
Gabriel wurde er 1970 in der Marienburg zum<br />
Priester geweiht. Dort arbeitete er ans<strong>ch</strong>ließend<br />
ein Jahr lang im Unterri<strong>ch</strong>t mit. Die nä<strong>ch</strong>sten<br />
Jahre waren in Mün<strong>ch</strong>en den höheren Studien der<br />
Naturwissens<strong>ch</strong>aft und der Philosophie gewidmet,<br />
die er 1981 mit dem Doktorat abs<strong>ch</strong>loss. Ab 1981<br />
unterri<strong>ch</strong>tete er an den Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen in St. Gabriel/Mödling,<br />
später au<strong>ch</strong> bei den Zisterziensern<br />
im Stift Heiligenkreuz und bis zuletzt in St. Augustin/Bonn.<br />
Weiters war er a<strong>ch</strong>t Jahre lang als Assistent<br />
des Novizenmeisters für die Einführung der<br />
jungen Ordensmitglieder mitverantwortli<strong>ch</strong>, sowie
Vize-Rektor und Hausrat in St. Gabriel.<br />
Neben seiner wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Tätigkeit übernahm<br />
er gerne vers<strong>ch</strong>iedene pastorale Aufgaben.<br />
Die Arbeit mit dem Computer gehörte zunä<strong>ch</strong>st<br />
zu seinen großen und nützli<strong>ch</strong>en Hobbies. Er<br />
vertiefte si<strong>ch</strong> darin und war dann wesentli<strong>ch</strong> am<br />
Aufbau der EDV am Provinzialat und für die Finanzabteilung<br />
am Generalat verantwortli<strong>ch</strong>. Er<br />
war maßgebli<strong>ch</strong> an der elektronis<strong>ch</strong>en Vernetzung<br />
in St. Gabriel und an unserem Internetauftritt<br />
beteiligt. Bei seinen Mitbrüdern, Mitarbeitern und<br />
au<strong>ch</strong> in Rom war er ein gesu<strong>ch</strong>ter und viel gefragter<br />
Nothelfer und Berater, der immer einsatzbereit<br />
war.<br />
Die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t von seinem plötzli<strong>ch</strong>en Tod hat<br />
unsere Gemeins<strong>ch</strong>aft und Mitarbeiter sehr getroffen.<br />
Er wird uns als ein bes<strong>ch</strong>eidener, liebenswerter,<br />
hilfsbereiter und freundli<strong>ch</strong>er Mitbruder in<br />
Erinnerung bleiben. Möge Gott ihm alles lohnen,<br />
was er uns ges<strong>ch</strong>enkt hat.<br />
Die Mitbrüder in Rom, angeführt von Pater General<br />
Antonio Pernia, nehmen heute mit einem<br />
Gebetsgottesdienst Abs<strong>ch</strong>ied vom Verstorbenen<br />
und gedenken seiner in der Eu<strong>ch</strong>aristiefeier um<br />
18.00 Uhr.<br />
Am Mittwo<strong>ch</strong>, dem 13. Jänner feiern wir um<br />
14.00 Uhr für Pater Kaufmann den Auferstehungs-Gottesdienst<br />
in der Heilig-Geist-Kir<strong>ch</strong>e von<br />
St. Gabriel und geleiten ihn ans<strong>ch</strong>ließend zu unserem<br />
Friedhof.<br />
Pater Johann Res<strong>ch</strong> SVD<br />
Vize-Rektor, St. Gabriel<br />
04. Januar 2010<br />
Homilie in der<br />
Eu<strong>ch</strong>aristiefeier am<br />
Collegio del Verbo Divino<br />
Roma, 04.01.2010<br />
Liebe Mitbrüder, S<strong>ch</strong>western und Freunde!<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts des plötzli<strong>ch</strong>en und unerwarteten Todes<br />
unseres Mitbruders und Mitarbeiters, mit dem<br />
wir wenn au<strong>ch</strong> kurze Zeiten der Freude und der<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten geteilt haben, spürt jeder von uns,<br />
wie ihm die Worte fehlen und ihm bloß der<br />
Wuns<strong>ch</strong> bleibt zu s<strong>ch</strong>weigen und im innersten<br />
Herzen na<strong>ch</strong> dem Sinn zu fragen.<br />
Am Samstag um 12:30 errei<strong>ch</strong>te uns die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t,<br />
dass ein Infarkt unseren Mitbruder Wendelin<br />
im Alter von nur 68 Jahren aus dem irdis<strong>ch</strong>en<br />
Leben gerissen hat. Da waren wir alle ers<strong>ch</strong>üttert<br />
und erstaunt und si<strong>ch</strong>er sind au<strong>ch</strong> uns gottgeweihten<br />
Personen Gedanken gekommen, so man<strong>ch</strong>e<br />
Fragen, auf die gewiss rein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> keine<br />
Antwort fanden.
Freili<strong>ch</strong> meine i<strong>ch</strong>, dass wir uns deshalb ni<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>ämen und unsere Gefühle vor dem Geheimnis<br />
von S<strong>ch</strong>merz und Tod ni<strong>ch</strong>t verbergen sollen.<br />
Dieses Kreuz ers<strong>ch</strong>eint zu groß für unser s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>es<br />
Mens<strong>ch</strong>enherz, für unseren mitunter allzu<br />
wankenden Glauben, und so wenden wir uns an<br />
den Herrn in Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> einem „Warum“: Warum<br />
dieser so unvorhergesehene Tod, der S<strong>ch</strong>merz, das<br />
Leiden und die Krankheit?<br />
Wie oft s<strong>ch</strong>on haben wir uns, wenn wir jemanden<br />
so plötzli<strong>ch</strong> sterben sahen, uns zornig an den<br />
Herrn gewandt: „Aber Herr, warum erlaubst du<br />
dies alles?“<br />
Warum gibt es no<strong>ch</strong> den Tod?<br />
Warum gibt es das Leiden? Warum werden uns zu<br />
einer gewissen Zeit Personen genommen, mit<br />
denen wir uns herzli<strong>ch</strong> verbunden fühlten?<br />
Rein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, aus unserer mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Vernunft<br />
finden wir keine Antworten. Wie immer<br />
aber ist es Jesus selbst, der uns mit den Worten<br />
seiner Frohbots<strong>ch</strong>aft antwortet: „I<strong>ch</strong> bin die Auferstehung<br />
und das Leben; wer an mi<strong>ch</strong> glaubt,<br />
wird in Ewigkeit leben.“<br />
Glaubst du das?<br />
Ja, i<strong>ch</strong> glaube, dass jenseits der augens<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en<br />
Erfahrung, jenseits unserer Sinne, des Sehens und<br />
Berührens, das Leben Wendelins weitergeht, in<br />
einer von der unseren vers<strong>ch</strong>iedenen Welt und<br />
Weise, die aber ebenso wirkli<strong>ch</strong> ist: in Gott, in der<br />
Freude und für die ganze Ewigkeit!<br />
Ja, i<strong>ch</strong> glaube, dass einem Sterbenden das Leben<br />
ni<strong>ch</strong>t genommen, sondern verwandelt wird.<br />
Ja, i<strong>ch</strong> glaube, dass in Christus kein Band zerrissen<br />
wird, ni<strong>ch</strong>t mit Mutter oder Vater, ni<strong>ch</strong>t mit<br />
dem Mitbruder, mit dem wir ein Stück Weges<br />
wandern durften und der nun ni<strong>ch</strong>t mehr unter<br />
uns ist.<br />
Das sollen die Gewissheiten sein, die wir alle teilen<br />
wollen: Wendelin ist ni<strong>ch</strong>t gestorben sondern lebt<br />
weiter in den Herzen derer, die ein Stück des<br />
Weges mit ihm gegangen sind und im Herzen<br />
Stärkung und Hilfe von ihm als Ordensmann,<br />
Missionar und Priester erfahren haben.<br />
Wenn wir uns in dieser Eu<strong>ch</strong>aristiefeier an Wendelin<br />
erinnern, dann soll es ni<strong>ch</strong>t nur Fürbitte<br />
sein, sondern au<strong>ch</strong> Dank an Gott, der seiner Kir<strong>ch</strong>e<br />
einen so großherzigen Mann ges<strong>ch</strong>enkt hat,<br />
der es verstand, dem Ruf des Herrn zu antworten<br />
und si<strong>ch</strong> bis vor wenigen Tagen eingesetzt hat für<br />
das Wohl der Kir<strong>ch</strong>e, der Mission und unserer
missionaris<strong>ch</strong>en Kongregation.<br />
Pater Wendelin wurde in einer Orts<strong>ch</strong>aft nahe bei<br />
Basel in der S<strong>ch</strong>weiz geboren und kam aus einer<br />
sehr frommen Familie mit 10 Kindern. Mit 14<br />
Jahren trat er in unser Knabenseminar von Marienburg<br />
ein. Na<strong>ch</strong> der Reifeprüfung übersiedelte<br />
er in die Gemeins<strong>ch</strong>aft von St. Gabriel für das<br />
Noviziat und den weiteren Ausbildungsweg. Vor<br />
vierzig Jahren wurde er zum Priester geweiht.<br />
Na<strong>ch</strong> der Weihe bestimmten ihn die Oberen aufgrund<br />
seiner Intelligenz und Ernsthaftigkeit für<br />
weitere Studien. Er wurde ein ausgezei<strong>ch</strong>neter<br />
Lehrer der Philosophie und widmete seinen<br />
Dienst den theologis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen von St.<br />
Gabriel und St. Augustin, sowie der Abtei von<br />
Heiligenkreuz.<br />
Sehr oft wurde er au<strong>ch</strong> gerufen, gelegentli<strong>ch</strong>e<br />
Dienste als Experte am Computer in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
europäis<strong>ch</strong>en Provinzen und au<strong>ch</strong> hier am<br />
Generalat zu leisten. In unserer Kommunität hat<br />
er über viele Jahre, wennglei<strong>ch</strong> immer für kurze<br />
Zeiten, viele Werte vermittelt, die für einen Ordensmann<br />
und besonders für einen Missionar<br />
bedeutsam sind. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te einige davon erwähnen:<br />
1. Er war stets ein s<strong>ch</strong>euer, s<strong>ch</strong>weigsamer, aber<br />
immer freundli<strong>ch</strong>er Mitbruder. Wir könnten<br />
sagen, dass er ein Mitbruder war, dem das Tun,<br />
die Arbeit wi<strong>ch</strong>tiger war als das Reden.<br />
2. Er war ein der Kir<strong>ch</strong>e, der Kongregation und<br />
seiner Gemeins<strong>ch</strong>aft von St. Gabriel ergebener<br />
Mitbruder. Mit seiner stillen Anwesenheit wusste<br />
er Mitbrüdern zu helfen, besonders wenn sie si<strong>ch</strong><br />
in S<strong>ch</strong>wierigkeiten fanden, und er widmete si<strong>ch</strong><br />
immer fa<strong>ch</strong>kundig der intellektuellen Ausbildung<br />
der Jüngeren.<br />
3. Er war ein der Arbeit hingegebener Mitbruder.<br />
Sein Dienst war für ihn Gottes Wille. Er liebte es<br />
ni<strong>ch</strong>t, Zeit zu verlieren. Immer hat er seine Ferien<br />
genützt, die von Lehrverpfli<strong>ch</strong>tungen freien Tage,<br />
um si<strong>ch</strong> dem Dienst beim Generalat zu widmen<br />
oder aber pastorale Pfli<strong>ch</strong>ten zu übernehmen.<br />
Besonders in einigen Pfarren in Südtirol sorgte er<br />
dafür, dass nie ein Priester fehlte, indem er die<br />
Pfarrer während ihres Urlaubs vertrat.<br />
4. Er war ein Mitbruder, der den Personen seiner<br />
Umgebung immer aufmerksam und freundli<strong>ch</strong><br />
begegnete. Auffallend war stets, wie bereitwillig er<br />
war, ein Problem für jemanden zu lösen, der seine<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten mit der Te<strong>ch</strong>nik hatte.<br />
I<strong>ch</strong> meine aber au<strong>ch</strong>, dass wir hier ni<strong>ch</strong>t nur versammelt<br />
sind, um das Lob seiner Tugenden zu
singen. Wir wollen heute abend in dieser Eu<strong>ch</strong>aristiefeier<br />
das Gute anerkennen, das Pater Wendelin<br />
dur<strong>ch</strong> die Gnade Gottes in der Kir<strong>ch</strong>e, in unserer<br />
Kongregation und in seiner Gemeins<strong>ch</strong>aft von<br />
St. Gabriel hat wirken dürfen. Das soll der Ents<strong>ch</strong>luss<br />
sein, der heute abend im Herzen eines<br />
jeden von uns erwa<strong>ch</strong>en soll: uns seiner Person zu<br />
erinnern und Anregung zu empfangen, um unserem<br />
eigenen Ordens- und Missionsberuf mit neuer<br />
Begeisterung zu folgen. Wenn wir nun unseren<br />
Mitbruder Pater Wendelin dem gemeinsamen<br />
Vater anvertrauen, der das Leben s<strong>ch</strong>enkt und<br />
alles dur<strong>ch</strong> seine Vorsehung trägt, so denken wir<br />
au<strong>ch</strong> daran, dass er sein Leben im Dienste des<br />
Evangeliums vollendet hat, auf dem vom heiligen<br />
Arnold vorgezei<strong>ch</strong>neten Weg. Die Tage na<strong>ch</strong><br />
Weihna<strong>ch</strong>ten waren für ihn Tage des S<strong>ch</strong>merzes;<br />
er kämpfte und hoffte, diese Phase seiner Krankheit<br />
überwinden zu können, von deren S<strong>ch</strong>were er<br />
keine Ahnung hatte. Statt dessen waren diese Tage<br />
für ihn die letzte Anstrengung seines Lebens, das<br />
ihn nun vor das Angesi<strong>ch</strong>t Gottes gebra<strong>ch</strong>t hat.<br />
Erbitten wir für Pater Wendelin „den seinen treuen<br />
Dienern verheißenen Lohn: die Vergebung, die<br />
Freude, das Li<strong>ch</strong>t und den Frieden für immer, und<br />
das Erwa<strong>ch</strong>en zur Herrli<strong>ch</strong>keit der Auferstehung.“<br />
So möge er in Ewigkeit das Angesi<strong>ch</strong>t Gottes<br />
s<strong>ch</strong>auen. Jeder von uns aber, die Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />
von St. Gabriel und unsere Ordensgemeins<strong>ch</strong>aft<br />
mögen einen neuen Fürspre<strong>ch</strong>er im Himmel<br />
haben. Für uns Hinterbliebene bleibt eine Verpfli<strong>ch</strong>tung:<br />
Diese gemeinsame Erfahrung von<br />
S<strong>ch</strong>merz und Überras<strong>ch</strong>ung sowie die Erinnerung<br />
an ihn mögen für jeden von uns zur Anregung und<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tung werden, den eigenen Weg des<br />
Dienstes am Evangelium in der Kir<strong>ch</strong>e in Treue<br />
weiter zu gehen. Amen<br />
Pater Giancarlo Girardi SVD