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Wendepunkt 10 - Depression.ch

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Angehörige nur selten zu einer SHG<br />

zusammen, oder sie trennen si<strong>ch</strong> sehr<br />

s<strong>ch</strong>nell wieder von der Gruppe, wenn es<br />

dem Angehörigen besser geht. Zudem sollten<br />

Psy<strong>ch</strong>iater im besten Fall die ganze<br />

Familie in die Therapie einbinden. Dann<br />

sind alle über die Krankheit informiert und<br />

können den Weg gemeinsam gehen.<br />

Viele Betroffene haben Angst, dass si<strong>ch</strong><br />

nahestehende Mens<strong>ch</strong>en von ihnen<br />

abwenden. Was ist Ihre Erfahrung?<br />

Leider passiert das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sehr häufig.<br />

Viele wissen ni<strong>ch</strong>t, wie sie si<strong>ch</strong> verhalten<br />

sollen oder wie sie über die <strong>Depression</strong><br />

reden können. Allerdings kann die Trennung<br />

au<strong>ch</strong> vom Betroffenen ausgehen,<br />

wenn ihm die Beziehung zu anstrengend<br />

wird.<br />

Fast jeder Zweite denkt, dass die <strong>Depression</strong><br />

wieder vorübergeht. Unters<strong>ch</strong>ätzen<br />

sie das Ausmass der Krankheit?<br />

Es ist wi<strong>ch</strong>tig, zwis<strong>ch</strong>en einer lei<strong>ch</strong>ten,<br />

mittels<strong>ch</strong>weren oder s<strong>ch</strong>weren <strong>Depression</strong><br />

zu unters<strong>ch</strong>eiden. Wer eine s<strong>ch</strong>were<br />

<strong>Depression</strong> hat, weiss, dass er es ni<strong>ch</strong>t<br />

alleine s<strong>ch</strong>afft. Die s<strong>ch</strong>were <strong>Depression</strong> ist<br />

ein stark beeinträ<strong>ch</strong>tigendes Krankheitsbild.<br />

Gedanken an einen Suizid sind permanent<br />

vorhanden. Anders sieht es bei der<br />

lei<strong>ch</strong>ten <strong>Depression</strong> oder dem Burnout<br />

aus. Viele denken, dass dieser S<strong>ch</strong>ub vorübergehen<br />

werde und nehmen ihn ni<strong>ch</strong>t<br />

ernst. Denn man vermag ja no<strong>ch</strong> einiges<br />

zu leisten, wenn au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter. Um ni<strong>ch</strong>t<br />

in eine s<strong>ch</strong>were <strong>Depression</strong> abzuruts<strong>ch</strong>en,<br />

bedarf es aber eines Ausglei<strong>ch</strong>s in der<br />

Freizeit. Dazu kann Sport gehören oder<br />

Körpertherapien wie Yoga oder Meditation.<br />

Mehr als jeder Zweite würde einen<br />

nahestehenden Mens<strong>ch</strong>en unterstützen.<br />

Das ist do<strong>ch</strong> eine riesige Ressource!<br />

Helfen mö<strong>ch</strong>te wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> jeder<br />

Mens<strong>ch</strong> gerne. Aber der erste S<strong>ch</strong>ritt muss<br />

vom Depressiven ausgehen. Und ob das<br />

geht, hängt wiederum vom S<strong>ch</strong>weregrad<br />

der <strong>Depression</strong> ab und davon, wel<strong>ch</strong>es<br />

Verhältnis man zueinander hat. I<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>e<br />

mir, dass Equilibrium so bekannt wird<br />

wie die Caritas. Bei dieser weiss man, dass<br />

man Hilfe erhält. So sollte es au<strong>ch</strong> bei uns<br />

sein: Equilibrium als Synonym für Hilfe bei<br />

<strong>Depression</strong>en.<br />

«lean on me»: die Ergebnisse der Umfrage<br />

Im Juli, August und Dezember 20<strong>10</strong> wurde eine europäis<strong>ch</strong>e Umfrage unter dem<br />

Titel «lean on me» dur<strong>ch</strong>geführt. Die Befragung erfolgte online in Belgien,<br />

Frankrei<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>land, Irland, Italien, Spanien und in der S<strong>ch</strong>weiz. 8127 Mens<strong>ch</strong>en<br />

nahmen teil, davon <strong>10</strong>05 in der S<strong>ch</strong>weiz. Erfasst wurde die Meinung einer allgemeinen<br />

Bevölkerung im Alter von 16 bis 64 Jahren zum Thema <strong>Depression</strong>. Bei den<br />

Fragen ging es um unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Themenberei<strong>ch</strong>e wie Kenntnisse über die<br />

Krankheit <strong>Depression</strong>, Wahrnehmung und Stigma von <strong>Depression</strong> oder soziale<br />

Unterstützung für Betroffene.<br />

S<strong>ch</strong>weizer Ergebnisse der Umfrage<br />

Von den <strong>10</strong>05 Befragten in der S<strong>ch</strong>weiz gaben mehr als ein Drittel (36%) an, dass sie<br />

an einer <strong>Depression</strong> gelitten hatten.<br />

Mehr als jeder Siebte (17%) war bereits einmal von einem Mediziner mit einer<br />

klinis<strong>ch</strong> relevanten <strong>Depression</strong> diagnostiziert worden.<br />

Und fast vier Fünftel der Befragten (78%) kannte einen Mens<strong>ch</strong>en, der an<br />

<strong>Depression</strong> leidet.<br />

Wahrnehmung und Stigma<br />

Jeder Zehnte (<strong>10</strong>%) gab in der Online-Umfrage an, dass es ihm unangenehm<br />

wäre, mit einem betroffenen Freund oder Familienmitglied über <strong>Depression</strong> zu<br />

spre<strong>ch</strong>en.<br />

Über ein Drittel (37%) derjenigen, die bereits an einer <strong>Depression</strong> gelitten haben,<br />

erzählten weder ihrer Familie no<strong>ch</strong> ihren Freunden davon.<br />

Fast drei Viertel (74%) der Betroffenen gaben an, dass sie si<strong>ch</strong> sogar von ihren<br />

Freunden und ihrer Familie zurückgezogen hätten. Die Gründe: Angst und S<strong>ch</strong>am<br />

(27%), Angst vor dem Unverständnis ihnen nahestehender Personen (18%), sie<br />

wollten andere ni<strong>ch</strong>t mit ihren Problemen belasten (59%), sie wussten ni<strong>ch</strong>t, wie<br />

sie es ihnen sagen sollten (25%), und sie da<strong>ch</strong>ten, die depressive Phase würde wieder<br />

vorbeigehen (46%).<br />

Unterstützung<br />

Drei von vier Befragten (75%), die an einer <strong>Depression</strong> gelitten haben, glauben,<br />

dass es Depressiven s<strong>ch</strong>wer fällt, enge Beziehungen aufre<strong>ch</strong>tzuerhalten.<br />

Rund ein Drittel (32%) aller Personen, die einmal eine <strong>Depression</strong> hatten, sagte,<br />

dass Freunde oder Familie ni<strong>ch</strong>t gewusst hätten, wie sie reagieren sollten, als sie<br />

von der <strong>Depression</strong> erfuhren.<br />

Kenntnisse<br />

Mehr als se<strong>ch</strong>zig Prozent (62%) der Befragten wussten, dass <strong>Depression</strong> eine behandelbare<br />

Erkrankung ist, für die wirksame Medikamente erhältli<strong>ch</strong> sind. Ein A<strong>ch</strong>tel der<br />

Befragten (13%) gab jedo<strong>ch</strong> an, dass sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t trauen würden, die <strong>Depression</strong><br />

mit anderen zu bespre<strong>ch</strong>en, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Personen aus Gesundheitsberufen.<br />

ZUR PERSON<br />

Christine Heim ist seit Mai 20<strong>10</strong> Präsidentin von Equilibrium. Die 48-jährige<br />

medizinis<strong>ch</strong>e Praxisassistentin und Medizinlaborantin ist aufgrund einer bipolaren<br />

Störung seit Jahren arbeitsunfähig. Als selbst gewählte Therapie malt sie und<br />

hat ein eigenes Atelier. Sie hat si<strong>ch</strong> der abstrakten Kunst zugewandt. Christine<br />

Heim lebt in Züri<strong>ch</strong>.<br />

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