Innere Pferd - Vetstudy
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<strong>Innere</strong> <strong>Pferd</strong><br />
Zusammenfassung aus: Dietz/ Huskamp und Vorlesungen<br />
Verfasserin: Judith Lubjuhn<br />
1
ALLGEMEINES 4<br />
Altersbestimmung 6<br />
Hautkrankheiten 9<br />
Allgemein 9<br />
Hypertrichiose 10<br />
Haarbrüchigkeit 10<br />
Ätiologie und Pathogenese 12<br />
Diagnose 13<br />
Prognose 13<br />
Therapie 13<br />
BAKTERIELLE INFEKTIONSKRANKHEITEN DER HAUT 23<br />
Bacillus cereus Infektion 23<br />
Herz – Kreislauf – System 40<br />
DIAGNOSTIK 40<br />
Definition 46<br />
Pathogenese 46<br />
Vorkommen und Bedeutung 48<br />
Ätiologie 48<br />
Diagnose 50<br />
Pathogenese 54<br />
Pathologisch - anatomisch 57<br />
GEFÄßKRANKHEITEN 69<br />
Einleitung 161<br />
Ätiologie und Pathogenese 161<br />
Koliksymptome 162<br />
Magensondierung 165<br />
Rektale Untersuchung 166<br />
Bauchhöhlenpunktion 169<br />
Laboruntersuchungen 170<br />
Diagnostisch – therapeutische Medikation 171<br />
Darmpunktion 171<br />
Ultraschall und Röntgen 171<br />
Spastische Koliken 171<br />
Meteorismus 172<br />
Erreger 243<br />
KLASSIFIZIERUNG 243<br />
TENAZITÄT 243<br />
EPIDEMIOLOGIE 243<br />
PATHOGENESE 244<br />
KLINIK 244<br />
2
DIAGNOSE 244<br />
THERAPIE 244<br />
PROPHYLAXE 244<br />
PARASCARIS EQUORUM 255<br />
S. vulgaris 257<br />
S. edentatus 257<br />
S. equinus 257<br />
3
Allgemeines<br />
Blut<br />
• Wird beim <strong>Pferd</strong> aus der Jugularvene entnommen<br />
• Arterielles Blut (aus A. carotis) nur für spezielle Untersuchungen (z.B. Blutgasanalyse)<br />
• Gerinnungshemmender Zusatz erforderlich, wenn Vollblut oder Plasma verarbeitet werden soll<br />
• Abtrennung von Plasma und Serum möglichst frühzeitig => ausschließen von<br />
Austauschvorgängen zwischen Blutzellen und Blutplasma<br />
• Hämolytisches Serum und Plasma für meisten Untersuchungen nicht geeignet<br />
• Beeinträchtigung der Ergebnisse durch Gallenfarbstoffe oder milchige Trübung durch Fettstoffe<br />
Blutstatus<br />
• Dazu gehören rotes und weißes Blutbild und Thrombozytenzahl<br />
• <strong>Pferd</strong>: bis zu 1/3 der gesamten Ery-zahl als Reserve in der Milz gespeichert<br />
• Freisetzung bei Adrenalinschüben => Veränderung der Blutwerte<br />
• Hämatokrit, Hämoglobin und Eryzahl steigen => Hämokonzentration =><br />
Flüssigkeitssubstitution<br />
• Physiologische Schwankungsbreite von Leukozyten ist erheblich<br />
• Differentialblutbild muss beachten, dass <strong>Pferd</strong>e granulozytäres Blutbild haben<br />
• Leukozytose meist bei bakteriellen Erkrankungen<br />
• Ausdruck einer vorhandenen Reaktionsfähigkeit des Organismus<br />
• Leukopenie: Zeichen für Versagen der Abwehrleistung<br />
• Neutrophile Granulozyten: bestimmende Zellen des weißen Blutbildes beim <strong>Pferd</strong> und Hauptträger<br />
der zellulären Abwehr<br />
• Enzymdiagnostik<br />
• V.a. intrazelluläre Enzyme interessant: Aktivitätsbestimmung im Serum ist Zeichen für<br />
Zellschaden oder Zelluntergang<br />
• Wichtig bei Krankheiten der Leber, der Skelett- und Herzmuskulatur und Beurteilung des<br />
Trainingszustandes<br />
• Elektrolytbestimmung<br />
• Nur geringe Aussage über Elektrolythaushalt<br />
• Nur selten Schlussfolgerung über Versorgungsgrad der Tiere oder Verluste möglich<br />
• Säure-Basen-Status<br />
• Wichtig in der Notfallmedizin<br />
• Aussage über Azidose oder Alkalose, Grad ihrer Kompensation und Entstehungsart<br />
Harn<br />
• V.a. zur Diagnose von Krankheiten der Niere und harnableitender Wege<br />
• Mikroskopische Untersuchung erst nach Zentrifugieren<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> von Natur aus trübe => sensorische Beurteilung erschwert<br />
• Trübungen durch entzündliche Veränderungen bleiben z.T. unerkannt<br />
• In offenem Gefäß stehen lassen: oberflächliche Schicht nimmt dunklere Farbe an, Absetzen einer<br />
großen Menge Niederschlages<br />
• Pro Tag gebildete Menge kann 3-10 l betragen<br />
• Schwankungen in Zusammensetzung teilweise erheblich!<br />
• Bezugsgröße: Kreatininkonzentration<br />
• Prüfung der Nierenfunktion, Versorgungsgrad des Tieres und Ausscheidung toxischer Substanzen<br />
Liquor cerebrospinalis<br />
• Bei Hinweisen aus ZNS – Erkrankungen<br />
• Gewinnung am narkotisierten <strong>Pferd</strong> im atlanto- occipitalen Foramen<br />
• Liquorbefunde nicht spezifisch für bestimmte Krankheiten<br />
• Nur Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Erkrankungen möglich!<br />
Bauchhöhlenflüssigkeit<br />
• Flüssigkeit besteht aus:<br />
• Wasser<br />
4
• Blutbestandteilen<br />
• Eiweiß und<br />
• Zellen<br />
• Veränderungen der Zusammensetzung bei pathologischen Zuständen<br />
• Häufigste Indikation für Punktion der Bauchhöhle: Kolik<br />
• Hier Zentrifugieren der Probe wichtig: Schichtung des Sediments lässt auch Menge und<br />
Charakter der Beimengungen schließen<br />
Synovia Untersuchungen<br />
• Zentrale Bedeutung für Erhaltung der Struktur und Sicherung einer optimalen Gelenkfunktion<br />
• Grundlage für Stoffaustausch zwischen Gelenkkapsel und Knorpel<br />
• Ist für niedermolekulare Bestandteile ein Dialysat des Blutserums<br />
• Höhermolekulare Bestandteile: gelangen nur tws. durch Gelfiltration in die Synovia<br />
• Hyaluronsäure = spezifisches Sekretionsprodukt der „lining cells“<br />
• Synovia liegt immer in 2 Phasen vor: hochmolekular vernetzten und nicht austauschbare Phase<br />
und wässriger, austauschbarer Phase<br />
• Hyaluronsäure<br />
• In gesunden Gelenken Konzentration von 45,4 und 56,6 mg/100ml Konzentration und<br />
1-2x10 6 Molekülmasse<br />
• Nicht austauschbare Phase der Synovia<br />
• Wichtig für Sanierung der Synoviamembran<br />
• Viskoelastische Eigenschaften durch Intaktheit des Makromoleküls<br />
• Thixotropie (mechanisch verursachte Verflüssigung von Gelen) wegen Aggregationsneigung<br />
• Regulationssystem für biologische Aktivität der Zelle<br />
• Hemmt Aktivität polymorphkerniger und mononukleärer Phagozyten<br />
• Eiweißgehalt<br />
• Niedriger als im Blutserum, zwischen 0,5 und 1,9 g/100ml<br />
• Synoviales Gewebe wirkt wie Molekularsieb zwischen Blutplasma und Synovia (nur passierbar,<br />
wenn Molekulargewicht < 160 000)<br />
• Anzahl kernhaltiger Zellen<br />
• in gesunden Synoviaräumen < 0,3 G/l<br />
• meist Synoviazyten, nur < 10% neutrophile Granulozyten<br />
• den Synovialraum begrenzendes Gewebe ist Träger entzündlicher und/oder degenerativer<br />
Veränderungen<br />
• quantitative und qualitative Veränderungen der Synovia<br />
• Untersuchungsreihenfolge<br />
1. Makroskopisch: Farbe, Trübung, Menge, Viskosität, Gerinnungsvermögen<br />
2. Mikroskopisch: Anzahl kernhaltiger Zellen, Differentialzellbild, Partikelanalyse<br />
3. bakteriologisch<br />
4. biochemisch: Protein, Glukose, Enzymaktivität, Schwefelgehalt<br />
• Physiologisch: hellgelb, klar, ohne flockige Beimengungen und fadenziehend<br />
• Blutige Beimengungen: frische intrasynoviale Blutung (wg. Punktion??)<br />
• Homogene Rotfärbung: akute Traumatisierung durch Kontusion oder intraartikuläre Fraktur, selten<br />
auch Hämophilie<br />
• Xanthochromie: Freies Bilirubin als Folge des Ery – Abbaus von länger vorausgegangenen<br />
Blutungen<br />
• Pyogene Synovialitiden: weißgraues bis gelbes, bei ichorösen Formen braunrotes Punktat<br />
• Trübung durch Vermehrung kolloidaler Substanzen oder geformter Elemente<br />
• Bei steigender Anzahl kernhaltiger Zellen (z.B. bei Arthritiden)<br />
• Nach Traumatisierung durch im Punktat enthaltene Erys<br />
• Eryzahl bis 2,5 G/l - Synovia klar<br />
Bis 10 G/l - leichte Trübung<br />
Über 10 G/l - stärkere Trübung<br />
• Leicht getrübte Punktate auch bei chronisch – aseptischen Arthritiden, Arthrosen und<br />
Hydarthrosen<br />
• Flocken = Zeichen für serofibrinöse Entzündung<br />
• Synovia gesunder Gelenke kann nicht gerinnen, da Fibrinogen wegen seiner hohen Molekülmasse<br />
(ca. 340 000) die Synovialmembran nicht passieren kann!<br />
• Entzündungen mit erhöhter Permeabilität führt zur Gerinnung des Punktates<br />
5
• Menge an Synovia erhöht bei Hydarthrosen und den meisten Arthritisformen<br />
• Chronische Arthritis und Arthrosen haben selten Einfluss auf Menge der Synovia<br />
• Manche Formen chronisch degenerativer Gelenkerkrankungen haben Verminderungen der<br />
Synoviamenge als Folge („trockenes Gelenk“)<br />
• Viskosität der Synovia abhängig von:<br />
• Gehalt an Hyaluronsäure<br />
• Verhält sich umgekehrt proportional zur Größe des Gelenkes<br />
• Niedrige Viskosität bei Hygromen und entzündlichen Ergüssen<br />
• Bei degenerativen Arthropathien zum Großteil hochviskös<br />
• Synoviazytologie<br />
• Kernhaltige Zellen in Synovia gesunder und erkrankter Gelenke hauptsächlich als Synoviazyten<br />
und neutrophile Granulozyten<br />
• Normalwert ca. 1,023 G/l<br />
• Leukozytenzahl > 50 G/l: infektiöse Arthritis!<br />
• Biochemische Untersuchung beim <strong>Pferd</strong> vor allem Protein-, Glucose- und<br />
Enzymaktivitätsbestimmung<br />
• Ermittlung Gesamteiweiß und Albumin – Globulin – Verhältnis<br />
• Proteingehalt der Synovia steigt mit Intensität der Entzündung<br />
• Ist in Synovia von Hygromen niedriger als in arthrotischen und gesunden Gelenken<br />
• Albumin: Globulin normalerweise 1,29<br />
• Bei degenerativen Gelenkerkrankungen: 3,48<br />
• Bei infektiösen Arthritiden Alb:Glob zugunsten des Globulins verschoben!<br />
• Enzyme in der Synovia sind Stoffwechselenzyme ohne pathogenetische Bedeutung und<br />
hydrolytische, größtenteils lysosomale Enzyme<br />
• Partizipieren auch bei primär degenerativen Gelenkerkrankungen<br />
• Diagnostische Nutzung<br />
• Messbare katalytische Aktivität = Resultat aus Enzymfreisetzung,-verteilung und -elimination<br />
• Interpretation der Enzymaktivität<br />
• Nötig ist genaue Kenntnis der Normwerte (und des Herkunftsortes)<br />
• Alle Enzyme können grundsätzlich aus Synovia und ihrem Ufergewebe stammen<br />
• V.a. LDH, AST und ALT für Aktivitätsbestimmungen in der Synovia und ihre diagnostische<br />
Nutzung<br />
• Hydrolytische Enzyme: saure Phosphatase ist lysosomales Leitenzym, hat besondere Eignung<br />
zur Differentialdiagnostik verschiedener Gelenkerkrankungen<br />
• Chronisch degenerative Gelenkerkrankungen: Aspartataminotransferase (AST) und<br />
formaldehydstabile saure Phosphatase als ergänzende Untersuchung<br />
• BU bei Verdacht auf eine Gelenksinfektion<br />
• Falsch negative Ergebnisse sehr häufig!!<br />
Altersbestimmung<br />
Grundlage: Untersuchung der Zähne<br />
Zahnformeln:<br />
Fohlen: 24 Milchzähne OK 3 3 3 3<br />
UK 3 3 3 3<br />
Nur sehr kurze Milchhakenzähne durchbrechen bei Hengsten und Wallachen das Zahnfleisch<br />
nicht<br />
Stute: 36 bleibende Zähne OK 3 3 3 3 3 3<br />
UK 3 3 3 3 3 3<br />
Hengste/ Wallache: 40 bleibende Zähne OK 3 3 1 3 3 1 3 3<br />
UK 3 3 1 3 3 1 3 3<br />
6
Wolfszahn liegt am Oberkiefer direkt hinter den Incisivi, unterliegt nicht dem Zahnwechsel<br />
Bestimmung des Zahnalters nach 3 Grundlagen:<br />
1. Ausbruch der Milchzähne<br />
• Fohlen werden mit 12 Prämolaren geboren (P2, P3, P4)<br />
• Zangenschneidezähne meist bei der Geburt vorhanden<br />
• Schieben spätestens nach 8d<br />
• Mittelschneidezähne schieben nach 4-6 Wochen durch<br />
• Eckschneidezähne schieben nach 6-9 Monaten durch<br />
• Oberkieferschneidezähne brechen früher durch als die des Unterkiefers<br />
• Einfache Formel: 5 Tage- 5 Wochen- 5 Monate<br />
• Milchschneidezähne gleichen einer Schaufel (Krone) mit schmalem Stiel (Wurzel)<br />
• Milchschneidezähne haben Kunden, deren Tiefe 3-4 mm beträgt<br />
• Kunden verschwinden an Zangen nach 10-12 Monaten<br />
• Kunden an Mittelzähnen verschwinden nach 1-1,5 Jahren<br />
• An Eckzähnen nach 1,5 bis 2 Jahren Kunden Verschwunden<br />
• Kunden weggeschliffen => Milchzähne hören auf zu wachsen<br />
• Ersatzzähne entwickeln sich unter Milchzähne und schieben diese hinaus (es entstehen sog.<br />
„Milchkappen“ – die Reste der Milchzähne, diese können schmerzhaft und damit verantwortlich für<br />
Rittigkeitsprobleme in diesem Alter sein!!!)<br />
2. Zahnwechsel<br />
• An Schneidezähnen beginnend mit Reihenfolge des Erscheinens<br />
• Zangen wechseln mit 2,5-3 Jahren<br />
• Mittelschneidezähne wechseln mit 3,5 – 4 Jahren<br />
• Eckzähne wechseln mit 4,5 – 5 Jahren<br />
=> Wechsel der Schneidzähne mit 5 Jahren abgeschlossen!!<br />
• Prämolaren<br />
• Wolfszähne = P1, obwohl sie nicht als Milchzähne angelegt wurden<br />
• P2-Wechsel mit 2,5 Jahren<br />
• P3-Wechsel mit 2,5 – 3 Jahren<br />
• P4-Wechsel mit 3-4 Jahren<br />
• Fressen <strong>Pferd</strong>e in diesem Alter schlecht => Zahnwechsel mögliche Ursache, Abnehmen der<br />
Milchkappen hier sehr hilfreich<br />
• Molaren<br />
• M1 erscheint mit 1-1,5 Jahren<br />
• M2 erscheint mit 1,5 – 2,5 Jahren<br />
• M3 erscheint mit 3-5 Jahren<br />
• Bleibende Hakenzähne brechen mit 4-5 Jahren durch<br />
• Zahnwechsel im 6. Lebensjahr abgeschlossen<br />
3. Abrieb der Kunden<br />
• Ab 5. Lebensjahr Altersbestimmung nach Abrieb der Kunden<br />
• Kunden im Unterkiefer durchschnittlich 6mm tief, im Oberkiefer durchschnittlich 12mm tief<br />
• Kunden im Unterkiefer schneller abgerieben<br />
• Abreibung beginnt in dem Monat, wenn Zähne in Reibung treten<br />
• Pro Jahr 2mm Abrieb<br />
• In Reihenfolge des Zahnwechsels treten zuerst die Zangen, dann Mittelschneidezähne und zuletzt<br />
Eckschneidezähne in Reibung<br />
4. Einbiß an Eckzähnen des Oberkiefers<br />
• Mit 7 Jahren beginnt Unterkiefer stark nach vorne zu wachsen<br />
• Unterkiefereckzahn berührt den Oberkiefereckzahn tws. nur noch zur Hälfte => mit 9- 10<br />
Jahren entsteht am Oberkieferzahn der 1. Einbiss<br />
• 1. Einbiss verschwindet mit 11 – 12 Jahren<br />
• mit 15-18 Jahren kann der zweite Einbiss nachgewiesen werden<br />
• 3. Einbiss ab 20 Jahre sichtbar<br />
7
5. Form der Kaufläche der Schneidezähne<br />
• Altersschätzung nach diesem Merkmal nur unzuverlässig<br />
• Kaufläche ist queroval mit 6- 12 Jahren<br />
• 13-18 Jahre: rundliche Kaufläche<br />
• 18-23 Jahre: Dreieckige Kaufläche<br />
• > 23 Jahre: hochovale Kaufläche<br />
6. Kundenspur an Unterkieferschneidezähnen<br />
• Kundenspur erhebt sich immer etwas über das Niveau der Reibefläche<br />
• Verschwinden an Zangen-, Mittel- und Eckschneidezähnen nacheinander mit 6,7 und 8 Jahren<br />
• Mit 13, 14 und 15 Jahren keine Kundenspur mehr nachweisbar<br />
• Vor Kundenspur liegt Kernspur, sie bleibt auch nach Verschwinden der Kundenspur vorhanden<br />
7. Form des Schneidezahnbogens<br />
• Bis zum 11. Jahr halbmondförmig<br />
• 11.-17. Jahr: flach<br />
• 17.-23. Jahr: fast Gerade<br />
• > 23 Jahre: Zangen und Mittelzähne bilden eine Gerade<br />
8. Veränderungen der Schneidezahnrichtung<br />
• bis zum 8. Lebensjahr besteht ein Zangengebiss<br />
• 8.-15. Lebensjahr: halbes Zangengebiss (Unterkieferschneidezähne sind gestreckt)<br />
• > 15 Jahre: Winkelgebiss (Ober- und Unterkieferschneidezähne gestreckt)<br />
Übersicht Altersbestimmung <strong>Pferd</strong><br />
1 Woche Durchbruch der Milchzangen I1<br />
4-6 Wochen Durchbruch I2<br />
6-9 Monate Durchbruch I3<br />
12 Monate Verschwinden Kunden I1 der UK<br />
Durchbruch M1<br />
18 Monate Verschwinden der Kunden in I2 des UK<br />
2 Jahre Verschwinden der Kunden I3 des UK<br />
Durchbruch M2<br />
2,5- 3 Jahre Wechsel der Zangen und beider vorderen Prämolaren P2, P3<br />
3,5 – 4 Jahre Wechsel der Mittelzähne und beider hinterer Prämolaren<br />
4 – 5 Jahre Durchbruch der Hakenzähne und M3<br />
4,5 – 5 Jahre Wechsel der Eckschneidezähne<br />
6 Jahre Verschwinden der Kunden in den UK I1<br />
7 Jahre Verschwinden der Kunden in UK I2<br />
8 Jahre Verschwinden der Kunden in UK I3<br />
9 Jahre Verschwinden der Kunden in OK I1<br />
10 Jahre Verschwinden der Kunden in OK I2<br />
11 Jahre Verschwinden der Kunden in OK I3<br />
12 Jahre Reibeflächen an Zangen des UK rundlich<br />
13 Jahre Reibefläche an Mittelzähnen des UK rundlich<br />
14 Jahre Reibeflächen an Eckzähnen des UK rundlich<br />
15 Jahre Kundenspuren verschwunden<br />
Zahnbogen abgeflacht<br />
Reibefläche rund<br />
Rinne an oberer Hälfte der Eckschneidezähne<br />
18 – 20 Jahre Winkelgebiss<br />
Zahnbogen fast gerade<br />
Reibefläche dreieckig<br />
20 Jahre Rinne in ganzer Länge der Eckschneidezähne des Oberkiefers<br />
25 Jahre Reibefläche der Unterkieferschneidezähne längsoval<br />
spitzes Winkelgebiss<br />
Rinne an unterer Hälfte der Eckschneidezähne des Oberkiefers<br />
8
Zähne sehr lang<br />
30 Jahre Rinne in Eckschneidezähnen des OK fast herausgewachsen<br />
Hautkrankheiten<br />
Allgemein<br />
• sind in der Regel nicht lebensgefährlich, können aber das Allgemeinbefinden und die<br />
Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen<br />
• Schaden dem Aussehen des Tieres => Minderung des Wertes<br />
• Schwerpunkt der Anamnese<br />
• Vorgeschichte des Tieres<br />
• Bestehende/ vorausgegangene Krankheiten<br />
• Zeitpunkt des Ausbruches, bisheriger Verlauf<br />
• Beobachtungen über Umstände, die mit Krankheit im Zusammenhang stehen können<br />
• Ansteckung/ Übertragbarkeit auf andere Tiere/ Menschen<br />
• Analyse der Fütterung und Weide<br />
• Beurteilung der Umwelt hinsichtlich potentiellen Krankmachern<br />
• „Familienanamnese“ -> genetische Prädisposition<br />
• Probenentnahme richtet sich nach der Zielstellung<br />
Haarausfall und Haarlosigkeit<br />
• Alopezie = generalisierte oder umschriebene haarlose Stelle<br />
• Entsteht durch Haarausfall oder fehlenden Haarwuchs<br />
• An Haut selbst keine Veränderungen feststellbar<br />
• Angeboren oder erworben<br />
• Angeboren = Alopecia aduata<br />
• Erworben = Alopecia aquisita<br />
• Hypotrichiose: sehr dünne Behaarung in Folge von Haarausfall oder spärlichen Haarwuchses<br />
• Symptome<br />
• Angeboren: Geburt völlig oder teilweise haarlos<br />
• Es liegen Berichte vor, nachdem Haarausfall intrauterin erfolgte => Haare waren im<br />
Fruchtwasser<br />
• Haarlos geborene Tiere sind meist nicht lebensfähig<br />
• Erworbene Alopezie nicht an Alter gebunden<br />
• Schutzhaar (Mähne und Schweif) bleibt meist erhalten<br />
• Alopecia areata: runde, ovale oder unregelmäßig umschriebene haarlose Stellen<br />
• Haut an der betroffenen Stelle scheint unverändert, kein auffälliger Juckreiz<br />
• Tws. Veränderungen der Pigmentierung der Haut<br />
• Fehlen ätiologischer Aspekte => „idiopatische Alopezie“<br />
• Diffuser Haarausfall als erworbener Zustand hat verschiedenste Ursachen<br />
• Fieberhafte Infektionskrankheiten<br />
• Chronische Verdauungs- und Stoffwechselstörungen<br />
• Klinisch manifeste Endoparasiten<br />
• Aufnahme toxischer Mengen von Quecksilber, Thallium, Jod, Selen u.a.<br />
• Ionisierende Strahlen und Zytostatika<br />
• Kontakt mit bestimmten chemischen Verbindungen<br />
• DD<br />
• Alle Zustände, bei denen erregerbedingte Veränderungen eine Haarlosigkeit herbeiführen<br />
• Prognose<br />
• Abhängig von Ursache und Möglichkeit, darauf einzuwirken<br />
• Entscheidend ist immer, ob noch Haarfollikel vorhanden sind, deren Tätigkeit angeregt<br />
werden kann<br />
• Diffuse Alopezie: bessere Aussichten auf Wiedereinsatz des Haarwachstums als Alopecia<br />
areata<br />
• Therapie<br />
• Am Wichtigsten: Abstellen der Ursachen!!<br />
• Waschen mit Shampoos etc. mehr psychisch für den Besitzer!!<br />
9
Hypertrichiose<br />
• Angeboren oder erworben<br />
• Am ganzen Körper, oder nur an einzelnen Stellen<br />
• Dichtere Behaarung kann auch bei ganzjähriger Haltung im Freien (Offenstall!!) auftreten<br />
• Keine negative Auswirkung auf Leistungsfähigkeit der Tiere<br />
• Tritt auch im Zusammenhang mit Cushing (!!!!!) auf<br />
Haarbrüchigkeit<br />
• Charakterisiert durch knötchenartige Verdickungen der Haare<br />
• Haar bricht an diesen Stellen besonders leicht ab<br />
• Bruchstelle kurz oberhalb der Hautoberfläche<br />
• Mähne und Schweif können betroffen sein => Verlust in großen Mengen => Tier sieht aus, als sei<br />
es geschoren worden!<br />
• Ursache ist unklar<br />
• Besichtigung der Haare mit Lupe angeraten, da Knötchen sonst sehr leicht mit Nissen verwechselt<br />
werden!!!<br />
• Falls mechanische Schäden die Ursache sind, diese abstellen, sonst keine wirkliche Therapie<br />
bekannt<br />
Pigmentanomalien<br />
• Altersbedingtes (Canities senilis) oder vorzeitiges (Canities praematura) Ergrauen<br />
• V.a. im Gesicht um Augen, auf der Stirn und um die Lippen<br />
• Pigmentschwund (Leukotrichie) auch Folge nervaler Einflüsse, Mangelerscheinungen,<br />
Röntgenstrahlen...<br />
• Albinismus = angeborene, totale Pigmentlosigkeit, bezieht auch Hufe und Augen mit ein!!<br />
• Leukodermie = pigmentarme oder pigmentfreie Hautstellen<br />
• Entwickeln sich sekundär als Folge von Hautkrankheiten oder Einwirkungen auf die Haut<br />
(Einreibungen, Sekretfluss...)<br />
• Vitiligo: im Laufe des Lebens erworbener Pigmentschwund<br />
• Ursache bisher noch ungeklärt<br />
• V.a. am Kopf, im Perineum und der äußeren Geschlechtsorgane<br />
• Hyperpigmentierung: tws am Anschluss an Hauterkrankungen<br />
• Angeborene fleckenförmige Melaninanhäufungen bei Schimmeln (können Ausgangpunkt für<br />
Melanome sein)<br />
Übermäßiges Schwitzen<br />
= Hyperhydrose<br />
• Funktionelle Störung der Schweißdrüsen mit verstärkter Schweißsekretion ohne ersichtlichen<br />
Grund<br />
• Schweißausbruch allgemein oder lokal begrenzt<br />
• Haut und Haare sind feucht<br />
• V.a. bei <strong>Pferd</strong>en mit dichtem Haarkleid<br />
• Auch bei <strong>Pferd</strong>en mit ausgebliebenem Haarwechsel (Hirsutismus) wegen endokrinen Störungen<br />
• Krankheiten mit starker Dyspnoe und CO2- Anreicherung => Schweißausbruch<br />
• Schmerzhafte Zustände (Koliken..) und Phasen fieberhafter Erkrankungen oft Ursache<br />
• Adipöse, untrainierte oder durch Krankheit geschwächte Tiere schwitzen schon bei geringen<br />
Belastungen<br />
• Lokales Schwitzen oder einseitiger Schweißausbruch: Ursache oft Schädigung des Nervensystems<br />
• Traumatische Schädigung peripherer Nerven<br />
• Erkrankungen des Rückenmarkes<br />
• Reizung des vegetativen Nervenmarkes<br />
• Starkes und andauerndes Schwitzen => Flüssigkeits- – und Elektrolytverlust<br />
• Nach Injektion von Adrenalin u.ä. an Injektionsstelle Schweißausbruch<br />
• Ist immer Syndrom, das weiter abgeklärt werden muß!!<br />
10
• Bei Diagnosestellung: Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse und vorausgegangener<br />
körperlicher Belastungen<br />
• Physiologisches Schwitzen hört nach Beendigung der Arbeit bald auf, ist nach 10 – 20 Minuten<br />
abgetrocknet<br />
• <strong>Pferd</strong>e mit langem, dichtem Haarkleid: Vermeiden eines warmen Stalles oder teilweises Scheren<br />
• Ursache finden und abstellen<br />
• Bei massiven Schweißausbrüchen muss auf den Flüssigkeitshaushalt geachtet werden!!<br />
Fehlen der Schweißbildung<br />
= Anhydrie<br />
• Unvermögen, Schweiß abzusondern, obwohl es die Thermoregulation erfordern würde<br />
• Störung entwickelt sich allmählich<br />
• <strong>Pferd</strong>e schwitzen bei Arbeit weniger, leiden aber zunehmend an Dyspnoe<br />
• Tiere geraten leicht in Hyperthermie => Hitzschlaggefahr!!<br />
• Haut bleibt trocken („Dry coat“)<br />
• Haarausfall<br />
• Schuppenbildung<br />
• Belastbarkeit der Tiere geht ständig zurück<br />
• Bei erkrankten <strong>Pferd</strong>en ist hoher Adrenalinspiegel im Blut nachweisbar<br />
• Schweißdrüsen sprechen nicht mehr darauf an!!<br />
• Diagnose: ungenügendes Schwitzen trotz entsprechender Anforderung<br />
• Wird auch Adrenalininjektion nicht mit Schweißausbruch beantwortet => schlechte Prognose<br />
• Keine einheitliche Therapie vorhanden, am besten Zufuhr von E’lyten!!<br />
• Bei weiterer Haltung und Nutzung Rücksicht nehmen auf verminderte Fähigkeit zur Wärmeabgabe<br />
und somit erhöhter Hitzschlaggefahr!!!!!<br />
Störungen der Talgdrüsentätigkeit<br />
• Talgfluß = Seborrhoe<br />
• Gesteigerte und veränderte Absonderung von Talgdrüsensekret<br />
• Unterscheidung in:<br />
• Seborrhoea sicca: Schuppen- und Krustenbildung<br />
• Sebborhoea oleosa: dünnflüssige oder ölige Absonderung<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> v.a. trockene Form der Seborrhoe<br />
• Veränderungen entwickeln sich allmählich<br />
• Folgende Lokalisationen bevorzugt<br />
• Mähne und Schweif<br />
• Ohrmuschel<br />
• Metatarsi<br />
• Seborrhoes universalis<br />
• Betroffene Körperstellen:<br />
• Grau – bräunliche Schuppen oder Klümpchen zwischen den Haaren<br />
• Schwere Fälle: Haut mit dicker, fettiger Kruste bedeckt, in die die Haare mit einbezogen sind<br />
• Haare werden bald abgestoßen und lassen sich leicht auszupfen<br />
• Haarkleid wir dünn und glanzlos<br />
• Haut selbst ist meist unverändert<br />
• Fließender Übergang zum seborrhoischen Ekzem<br />
• Haut unter den Belägen feucht und verdickt<br />
• Meist kein Juckreiz vorhanden<br />
• Ursache meist Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, aber auch Nässe, schlechte Pflege und<br />
genetische Faktoren<br />
• Diskussion, ob Pilze mögliche Ursache sein könnten<br />
• Ist Faktorenkrankheit<br />
• Maßgebend für Diagnose: Vorhandensein fettiger Schuppen oder Beläge mit Geruch nach<br />
ranzigem Fett<br />
• Seborrhoisches Ekzem: Haut selbst weist Veränderungen auf<br />
• Abgrenzung der Räude durch mikroskopische Untersuchung eines Hautgeschabsels<br />
• Tätigkeit der Ektoparasiten => Talgdrüsen werden zur Hypersekretion angeregt<br />
11
• Mit starkem Juckreiz begleitet<br />
• DD<br />
• Krustöse und squamöse Ekzeme<br />
• Dermatitiden mit nässender Oberfläche und Krustenbildung -> Juckreiz<br />
• Prognose<br />
• Vorsicht bei Voraussage<br />
• Talgfluss verschwindet oft mit allgemeiner Kräftigung des Tieres<br />
• Tws. kann Ekzem chronisch sein und nicht zum Abklingen gebracht werden<br />
• Therapie<br />
• Im Fall eines reduzierten AB: dafür verantwortliche Krankheit muss behandelt werden<br />
• Lokale Behandlung: Säuberung der betroffenen Hautbezirke mit milden Seifen/Shampoos<br />
Entzündung der Haut<br />
• Häufigste und wichtigste Reaktion der Haut auf endogene und exogene Noxen!!<br />
• Intoleranz, wenn natürliche Abwehrfunktionen der Haut überfordert oder ihre Leistungsfähigkeit<br />
geschwächt ist<br />
• Nur selten direkter Zusammenhang zwischen Dosis und Wirkung der Noxen<br />
• Oft weniger starke Agenzien, die wegen kumulativer Effekte zu krankhaften Veränderungen<br />
führen<br />
• Vorschädigung der Haut durch Nässe, Verschmutzungen...<br />
• Besondere Rolle: Überempfindlichkeit<br />
• Am Wichtigsten: Photosensibilitätsreaktionen durch Einlagerung photodynamischer<br />
Substanzen<br />
• Ursache allergischer Hautreaktionen oft schwer zu finden<br />
• Unabhängig von der auslösenden Noxe werden Zellreaktionen gestartet => nicht jeder Noxe<br />
kann ein spezifisches Krankheitsbild zugeordnet werden<br />
• Tws. Unterscheidungsmöglichkeit wegen Lokalisation des Entzündungsprozesses<br />
• Epidermale Reaktionen auf Einwirkungen von außen<br />
• Bleiben auf Einwirkungsort begrenzt und heilen ohne Narbenbildung ab<br />
Ekzem<br />
• Nichtkontagiöse, fleckenförmige oder großflächige, entzündliche Hauterkrankung<br />
• Beschränkt sich meist auf die Epidermis und heilt ohne Narbenbildung ab<br />
• Meist Allergie als Ursache<br />
• Akut<br />
• Rötung und leichte Ödematisierung<br />
• Bald Bildung von Ekzemknötchen (herdförmige Spongiose mit seröser Durchtränkung, geht in<br />
Bläschen über)<br />
• Vesikularkapsel: entscheidendes Charakteristikum des akuten Ekzems, weitere Stadien<br />
möglich<br />
• Platzen der Bläschen => gerötete, nässende Oberfläche und/oder Krustenbildung<br />
• Tws. sekundäre Einnistung von Bakterien => Bildung eines eitrigen Sekretes<br />
• Chronisch<br />
• Ausgehend von echter Papelbildung<br />
• Führt zu Schuppenbildung<br />
• Talgdrüsen in Prozess mit einbezogen =>Bildung fettiger Beläge<br />
• Meist hypertrophische epidermale Reaktionen => Hautverdickungen<br />
• Wird charakterisiert durch:<br />
• Nicht klar von der Umgebung abgrenzbare krankhafte Hautveränderung<br />
• Verschiedene Stadien gleichzeitig vorhanden, es bestehen fließende Übergänge<br />
• Oft „Streuphänomene“<br />
• Verbunden mit starkem Juckreiz<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Hptsl. epidermale Reaktionen<br />
• Ursache meist Noxe von außen auf sensibilisierter oder vorgeschädigter Haut<br />
12
• Allergisches Kontaktekzem: Vorliegen einer Spätreaktion vom Ekzemtyp (4b), spielt sich in der<br />
Epidermis ab<br />
• Eindringen von Vollantigenen oder Haptenen (Ekzematogene) -> komplettieren sich erst durch<br />
Anlagerung an Proteinmolekül der Haut zum Vollantigen -> regen in der Haut Bildung<br />
lymphozytärer Immunzellen an -> erneute Antigenreize: Erkennung von sensibilisierten<br />
Immunzellen<br />
=> Freisetzung von Lymphokinen und anderen Substanzen -> Anlocken weiterer Mediatoren<br />
(basophile Granulozyten)<br />
• Zellvermittelte Reaktionen: Histamin, Serotonin und andere wichtig<br />
• Entzündungsprozess kommt erst nach 1-2 d voll in Gang<br />
• Wichtig für Sensibilisierung: Eindringen sensibilisierender Substanzen in die Haut bis zu<br />
entsprechenden immunkompetenten Zellen<br />
• V.a. bei vorhandener verminderter Schutzschicht (Wasser-, Fettlöslichkeit)<br />
• Zahl der Allergene nahezu unbegrenzt<br />
• Gehäuftes Auftreten in bestimmten Familien oder Rassen => genetische Prädisposition<br />
Diagnose<br />
• Angewiesen auf Beurteilung der klinischen Manifestation<br />
• U.U. histologische Untersuchung eines Bioptates<br />
• Ausschließen von Dermatitiden anderer Genese -> Verwechslung vor allem Dermatophytosen und<br />
Dermatophilose<br />
• Bei chronischem Ekzem auch Verwechslung mit Sarcoptes- und Psoroptesräude möglich<br />
Prognose<br />
• Akute Form<br />
• Günstige Prognose<br />
• Unterbrechung des Kontaktes => Aktivierung der Selbstheilung<br />
• Sensibilisierung bleibt bestehen => Rezidive jederzeit möglich<br />
• Wird auslösende Noxe nicht erkannt und bleibt dauernd wirksam => Übergang in chronisches<br />
Stadium (schwer zu therapieren)<br />
• Oft gelingt es nur, die klinischen Zeichen zeitweilig zu bessern<br />
Therapie<br />
• Am Sichersten: Elimination der auslösenden Ursachen<br />
• Aber: verursachendes Agens muss bekannt sein<br />
• Lokale Anwendung von Glucocorticoiden: Linderung des Juckreizes<br />
• Nässende Oberfläche und bakterielle Kontamination => Glukokortikoide nur in Verbindung mit<br />
antibakteriellen Mitteln<br />
• Glucocortikoide: unterdrücken die epidermale Reaktion auch bei Nichtbeseitigung der Noxe =><br />
rein symptomatische Therapie<br />
• Lokalsteroide: Anfangs so oft wie möglich, mittelfristig so oft wie nötig und langfristig so wenig<br />
wie möglich<br />
• Weitere lokale Behandlung je nach Charakter der Entzündung<br />
• Je akuter Ekzem, desto mildere und reizlosere Mittel anwenden!!<br />
• Starke Verschmutzung, Krustenbildung und Verklebung der Haare bis in gesunde Haut hinein:<br />
physiologische NaCl oder H2O2 verwenden zur Reinigung<br />
• Akut nässende Ekzeme => ölige Zubereitungen von Zinkoxid verwenden<br />
• Bakterielle Beteiligung: Antibiotika in Form von Emulsionen oder Salben<br />
• Trockene Ekzeme: Präparate auf Basis von Salizylsäure, Resorcin, Steinkohlenteer und Schwefel<br />
Allergisches Sommerekzem<br />
• = Culicoides hypersensitivity, sweet itch<br />
• V.a. in warmer Jahreszeit auftretende jährlich wiederkehrende Dermatose<br />
• Wird zurückgeführt auf Insekten (Culicoides, auch Simulium Arten)<br />
• Bei Weidepferden ab 2.-3. Lebensjahr<br />
Symptome<br />
• Beginn nach Flugzeit der fraglichen Insekten (ab April<br />
• Meist an Mähne und Schweif, aber auch an Augen und Ohren, entlang der Rückenlinie oder an der<br />
Linea alba<br />
• Lokalisation entspricht den bevorzugten Anflugstellen der Insekten<br />
13
• Auffällig starker Juckreiz<br />
• Auftretende papulöse oder papulovesikuläre Effloreszenzen werden meist nicht wahrgenommen,<br />
da Scheuern der <strong>Pferd</strong>e rasch zu Borkenbildung führt<br />
• Haare brechen ab, oder sind filzig verklebt<br />
• Intensität kann über Sommer variieren, Krankheit bleibt aber bis zum Herbst bestehen und kommt<br />
im nächsten Jahr wieder, wird mit den Jahren schlimmer!<br />
• Hautveränderungen können über Winter abheilen und z.t. komplett verschwinden<br />
• Speichel der blutsaugenden weiblichen Insekten -> Sensibilisierung (Kontaktallergie vom Typ 4)<br />
• Auch Nachweis von speziellem IgE im Blut<br />
• Veränderungen nicht nur auf Epidermis beschränkt, auch oberflächliche und tiefe eosinophile und<br />
lymphozytäre perivasculäre Reaktionen vorhanden<br />
• Direkte toxische Schädigung durch Produkte der Insekten wird ausgeschlossen, da nicht alle Tiere<br />
einer Herde betroffen sind<br />
• Genetische Disposition vermutet, da v.a. Kleinpferde (Isländer) betroffen sind<br />
Diagnose<br />
• Jahreszeitliches Auftreten<br />
• Aufenthalt der <strong>Pferd</strong>e in Biotopen der betreffenden Mücke<br />
• Dermatophytosen müssen ausgeschlossen werden!<br />
Therapie<br />
• V.a. Standortveränderungen der Tiere<br />
• Glucocorticoide<br />
• Rein symptomatische Wirkung, bessern aber sichtbar das AB der Tiere<br />
• Am besten Beginn mit parenteraler Applikation, nach Eintritt der Wirkung umstellen auf orale<br />
Gabe<br />
• Prednison oder Prednisolon<br />
• Stufenweises reduzieren der Tagesdosis, bis Juckreiz und Entzündung gerade noch<br />
unterdrückt werden können<br />
Chronisches squamöses Ekzem<br />
Schuppenflechte, Kachexieekzem<br />
• Tws. bei <strong>Pferd</strong>en in Verbindung mit Unterernährung, chronischen Verdauungsstörungen oder<br />
auszehrenden Krankheiten<br />
• V.a. in Augengegend, am Hals- und Schulterbereich<br />
• Starke Schuppenbildung und Juckreiz<br />
• Haare werden teilweise abgescheuert => Entstehung haarloser Stellen, die mit Schuppen bedeckt<br />
sind (= „Mottenfraß“ – ähnliches Aussehen)<br />
• Konkrete Ursachen stehen nicht fest<br />
• Therapieerfolg nur gegeben, wenn innere Krankheit geheilt und Ernährungszustand normalisiert<br />
wird<br />
Sattelekzem<br />
= Schweißekzem<br />
• Beginnt mit schmerzhafter Schwellung und Ausbildung einer nässenden Oberfläche<br />
• Gefahr des Überganges in eine Pyodermie (= Sattelakne, Saddle Sores)<br />
• Wichtigste Faktoren: Staubansammlungen und Schweißeinwirkung mit verbundenem Druck und<br />
Reibung (unpassende Sättel, ungenügend geputztes <strong>Pferd</strong>)<br />
• Beseitigung der Ursache!!!<br />
• Waschen mit milden Lösungen!!<br />
• Lokale antiseptische Behandlung<br />
Fesselekzem (Mauke)<br />
• Entzündliche Veränderung in der Fesselbeuge<br />
Symptome<br />
• Beginnend: Hyperämie, Knötchen – und Bläschenbildung -> Fesselbeuge besteht bald aus<br />
nässender, wunder Oberfläche mit übelriechendem, schmierigem Belag<br />
• Schmutzansammlungen, Sekret und Epidermiszellen können dicke, bröckelige Borken bilden<br />
• Haare des Behanges sind mit einbezogen<br />
• Juckreiz => erhebliche Unruhe (Stampfen, Scheuern...)<br />
14
• Bakterielle Infektionen => Verschlimmerung der Entzündung, Vordringen in tiefere Schichten (=><br />
phlegmonöse Dermatitis) => LAHMHEIT!!<br />
• AB tws. deutlich gestört<br />
• Übergang in chronische Form: Zunahme der Hautdicke!<br />
• Haut wird rissig und schmerzhaft => Einschränkung der Beweglichkeit der Gelenke<br />
• Mögliche Entstehung warzenartiger Erhabenheiten, aus denen Wucherungen entstehen<br />
• Raspe<br />
• = ekzematöser Prozess an Beugeflächen der Karpal- und Tarsalgelenke<br />
• hptsl. squamöser Charakter<br />
• verbunden mit Hypertrophie und Rhagadenbildung<br />
Ätiologie<br />
• v.a. betroffen: <strong>Pferd</strong>e mit langem Behang, häufiger in den Wintermonaten<br />
• Vorschädigung der Haut durch Nässe, Verschmutzung und chemische Reize (Urin(!!),<br />
Tausalz..)<br />
• sekundäre Besiedelung mit Krankheitserregern kann Krankheit erheblich komplizieren<br />
• Staphylokokken<br />
• Anaerobier<br />
• Dermatophilus<br />
• Chorioptesmilben<br />
Diagnose<br />
• klinische Befunde sind deutlich<br />
• Differenzierung zwischen akut nässender und Warzen bildender chronischer Form ohne Probleme<br />
möglich<br />
• Verdacht auf Sekundärinfektionen/Fußräude => Erregernachweis<br />
Therapie<br />
• Einleitend<br />
• Schonende Säuberung mit desinfizierenden Mitteln (H2O2, Iodophore, KmnO4...)<br />
• Tiere sauber und trocken aufstallen<br />
• Tws. Salbenverband angeraten, mit Salben die die Epithelisierung fördern -> Zinksalbe o.ä.<br />
• Warzenmauke: chirurgisches Entfernen -> Nachbehandlung mit Adstringentien<br />
Prophylaxe<br />
• Ständiges Säubern der Extremitäten und ABTROCKNEN der Fesselbeuge!<br />
• Haare im Fesselbereich nicht scheren!! -> verbleibende Haarstummel reizen Haut bei Bewegung<br />
mechanisch!!<br />
Dermatitis durch Photosensibilität<br />
• Beruhen auf Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenstrahlen wegen photodynamischer<br />
Substanzen<br />
• Entzündliche Reaktionen der unpigmentierten Haut<br />
Symptome<br />
• Zuerst an wenig behaarten, unpigmentierten Stellen (Lippen, Nüstern..) als Rötung,<br />
Ödematisierung und Juckreiz<br />
• Kurz darauf alle wenig pigmentierten Hautpartien betroffen<br />
• Leichte Fälle: Erythem bleibt nur wenige Tage bestehen, heilt dann ab<br />
• Schwere Form:<br />
• Fühlt sich derb und pergamentähnlich an, ist gefühllos<br />
• Nekrosen reißen am Übergang zur gesunden Haut ein, werden dann abgestoßen<br />
• Je nach Schwere und Ausdehnung: AB ist für 2-3 Tage gestört, Fieber kann vorhanden sein<br />
• Heilung dauert lang!!<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Photosensibilität entsteht durch Einlagerung photodynamischer Substanzen in die Haut<br />
• Können Lichtenergie absorbieren und auf Körperzellen übertragen<br />
• Lichtenergie = langwellige UV-Strahlen => können von Hautzellen nicht absorbierte werden<br />
=> Photochemische Reaktion mit Freisetzung von Entzündungsmediatoren<br />
• Pigmentierte Haut: Schutz durch Melanin! => tritt v.a. an unpigmentierten Hautstellen auf!<br />
• Mehrere Formen werden unterschieden<br />
1. primäre Photosensibilität<br />
15
• bei Aufnahme phototoxischer Verbindungen (v.a. Johanniskrautarten mit Farbstoff Hypericin<br />
und Buchweizen mit Farbstoff Fagopyrin)<br />
2. sekundäre und hepatogene Photosensibilität<br />
• sensibilisierender Faktor: Phylloerythrin, ein im Dickdarm gebildetes Umwandlungsprodukt von<br />
Chlorophyll<br />
• durch Lebererkrankung oder Gallengangsobstruktion kann der enterohepatische Kreislauf<br />
gestört sein => Phylloerythrin verteilt sich mit Blut im Körper und in der Haut<br />
3. Photosensibilitätsreaktionen im Zusammenhang mit der Fütterung<br />
• Luzerne, Schwedenklee, Rübsen...<br />
• Pathogenese bis dato ungeklärt<br />
4. Störung der Pigmentsynthese<br />
• Porphyrie<br />
• Kann auch durch Kontakt entstehen<br />
• Auftragen von Arzneimitteln<br />
• Kontakt zu bestimmten Pflanzen (Riesenbärklau)<br />
• Charakter einer Photoallergie<br />
• Auch orale Aufnahme bestimmter Arzneimittel mögliche Ursache<br />
• Phenothiazin<br />
• Sulfonamide => eher hepatogene Photosensibilität<br />
• Tetracycline<br />
Diagnose<br />
• Typische Lokalisation und Art der Veränderung lassen Schluss zu<br />
• Eigentlicher Sonnenbrand ist Auswirkung wesentlich stärkerer Sonneneinwirkungen -> Stärke der<br />
Entzündung ist dosisabhängig<br />
• Suche nach sensibilisierendem Agens ist nötig!<br />
• Bioptat ergibt keinen speziellen Hinweis auf Charakter der Photosensibilität<br />
Prognose<br />
• Gute Heilungsaussichten<br />
• Ausgedehnte Hautnekrosen brauchen für Heilung längere Zeit<br />
• Hepatogene Störung: Leberschaden hat oft chronischen Charakter => oft nicht beeinflussbar!!<br />
Therapie<br />
• Sofortiges Aufstallen zum Schutz vor weiterer Sonneneinwirkung<br />
• Bei entsprechendem Befund: Leberschutztherapie!<br />
• Parenterale Glukokortikoidgabe zur raschen Kontrolle der Entzündungsreaktion!<br />
• Lokale Behandlung je nach Schwere der Veränderungen<br />
• Angezeigt sind anfangs kühlende Umschläge<br />
• Salbenverbände, um Verschmutzung betroffener Extremitäten zu verhindern<br />
Urticaria<br />
= Nesselsucht, Nesselfieber, Quaddelausschlag<br />
• Flüchtige, umschriebene Hauterhabenheiten (Quaddeln) unterschiedlicher Form und Ausdehnung<br />
• Quaddeln werden gebildet, wenn Körper auf verschiedenste Noxen mit Histaminfreisetzung<br />
reagiert<br />
Symptome<br />
• Auftreten ist immer plötzlich!!!<br />
• Quaddeln haben unterschiedliche Größe – darüber stehen die Haare in die Höhe -> darunter<br />
Hauterhabenheiten zu fühlen<br />
• Quaddeln meist vereinzelt, aber auch flächenhafte Ausdehnung möglich<br />
• Typisch: in 10-30 Minuten ist gesamte Körperoberfläche übersät<br />
• V.a. an Hals und Rumpf<br />
• Verschwinden relativ bald, gleich darauf entstehen wieder Neue<br />
• Quaddeln selbst sind eher blass<br />
• Nur sehr selten mit Juckreiz verbunden<br />
• Beginn des Ausschlages: evtl. Prodromalstadium mit Unruhe vorausgehend<br />
• AB meist nur wenig gestört<br />
• Nur dann, wenn SH miteinbezogen sind<br />
• Sonderform = Urticaria latens<br />
• Mechanischer Druck auf die Haut löst Reaktion aus => bei Berührung entsteht sofort<br />
Schwellung<br />
16
• Meist als Folge allergischer Reaktionen<br />
• Typ 1 (Sofortreaktion) oder Typ 2 (Serumkrankheit)<br />
• Humorale und zellständige Antikörper können beteiligt sein<br />
• Abtransport der Noxe mittels Blut<br />
• Wichtigste Allergenrolle: Futterinhaltsstoffe<br />
• Evtl. angeborene Unverträglichkeit gegen bestimmte Substanzen<br />
• Können Histaminfreisetzung ohne Beteiligung von Antikörpern bewirken (=pseudoallergene<br />
Urticaria)<br />
• Angriffspunkt für biologisch aktive Substanzen = Blutgefäße der Haut und des perivaskulären<br />
Gewebes<br />
• Entstehung entzündlicher Phänomene verschiedener Ausprägung und Intensität<br />
• Permeabilitätsstörungen => Bildung perivaskulärer Ödeme als führende Erscheinung<br />
Diagnose<br />
• Wegen charakteristischem Bild ohne Probleme möglich<br />
• In Anfangsphase Ähnlichkeit mit Morbus maculosus<br />
• Hier aber schon nach wenigen Tagen Blutergüsse auf den Schleimhäuten, die<br />
Umfangsvermehrungen werden bretthart<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Immer akutes Geschehen<br />
• Bei typischem Verlauf: in 12 – 48 h Quaddeln wieder total verschwunden<br />
• Chronisch-rezidivierender Verlauf: Quaddeln kommen und gehen in regelmäßigen Abständen<br />
• Rezidive bei erneutem Kontakt mit Allergen möglich<br />
Prognose<br />
• Gut, da Übergreifen auf SH oder andere Symptome (Schock) beim <strong>Pferd</strong> nur in Ausnahmefällen<br />
entstehen<br />
Therapie<br />
• In meisten Fällen Selbstheilung, trotzdem Glucocorticoide und/oder Antihistaminika geben<br />
• Calcium – Infusionen haben Einfluss auf günstigen Verlauf<br />
Bullöse Dermatitiden<br />
• Pemphigus = Blasensucht<br />
• Charakt. durch Blasenbildung infolge Akantholyse<br />
• Autoimmunerkrankung, da Autoantikörper gegen Interzellularsubstanz (Pemphigus) oder<br />
Bestandteile der Basalmembran (Pemphigoid) der eigenen Epidermis gebildet werden<br />
• 2 Krankheitsbilder beim <strong>Pferd</strong><br />
• Pemphigus foliaceus und bullöses Pemphigoid -> beide sehr selten<br />
Symptome<br />
• Hautveränderung beginnt meist an Extremitäten und der ventralen Bauchwand<br />
• Breitet sich von da auf ganzen Körper aus ( in Tagen bis Wochen)<br />
• Blasen bestehen nur zu Anfang, reißen schnell ein<br />
• Pruritus kann vorhanden sein, aber überwiegend starke Schmerzhaftigkeit<br />
• An Extremitäten und Präputium Entstehung schmerzhafter Ödeme möglich<br />
• V.a. charakterisiert für bullöses Pemphigoid<br />
• Übergreifen auf hautnahe SH ist möglich<br />
• Zunehmende Ausbreitung der exsudativen Entzündung => Tiere werden hinfällig und fressen<br />
schlecht<br />
• Auch Fieberschübe möglich<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Eigentliche Ursache ist nicht bekannt<br />
• Zellgebundene und zirkulierende Antikörper -> reagieren mit interzellulären epidermalen<br />
Substanzen/bzw. solchen der Basalmembran<br />
• Rufen Akantholyse hervor<br />
=> Spalten als Ausgangspunkt für intraepidermale Blasenbildung<br />
• Pemphigoid: Trennung des Zusammenhanges zwischen Epidermis und Korium<br />
Diagnose<br />
• Pemphigus wird meist erst dann in Erwägung gezogen, wenn andere Ursachen ausgeschlossen<br />
wurden<br />
• Klinischer Verdacht begründet durch:<br />
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• Nässende Hautveränderung mit Tendenz zu allmählichen Ausbreitung<br />
• Chronischer Verlauf mit Allgemeinstörungen<br />
• Möglichst Hautbiopsie durchführen!<br />
• Verbreiterung der Interzellularraum bis zur intraepidermaler Vesikelbildung<br />
• Endgültige Sicherung der Diagnose mittels Immunhistologie<br />
Prognose<br />
• Immer ungünstig<br />
• Lange, zeit- und kostenaufwändige Therapien<br />
Therapie<br />
• Andauernde immunsuppressive Behandlung mit Glukokortikoiden<br />
• Empfohlen: Langzeitmedikation von Prednisolon per os -> kein Garant!!!<br />
Hyper- und Parakeratose<br />
Definition<br />
• 2 Formen bekannt:<br />
• Hyperkeratose<br />
• Übermäßige Verhornung, meist mit Verdickung und bindegewebiger Zubildung der Haut<br />
• Parakeratose<br />
• Unvollständige Verhornung, v.a. beim Schwein infolge Zinkmangels<br />
Symptome<br />
• Treten an Stellen auf, an denen Leder- oder Geschirrteile einen kontinuierlichen Druck ausüben<br />
• Hautoberfläche ist verhornt<br />
• Oberfläche kann spiegelnd sein, wenn größere Flächen betroffen sind!<br />
• Ist verhornte Partie nicht glatt, kommt es zu Gruben- und Schrundenbildung<br />
• Haut ist um das 4-5-fache verdickt<br />
• Kleine, umschriebene, übermäßig verhornte Stellen =“Tylome“<br />
• Übergang in gesunde Haut => erneut volle Behaarung<br />
• Oberfläche hat grau-schwarze Farbe<br />
• Weder schmerzhaft, noch vermehrt warm<br />
• Reaktionslos, die Sensibilität ist herabgesetzt wegen verstärkter Verhornung<br />
• Es fehlen Allgemeinstörungen<br />
• Sind zunächst Schönheitsfehler<br />
Ätiologie<br />
• Entstehen durch ständig wiederholte Quetschungen geringer Intensität => makroskopisch KEIN<br />
Blutaustritt aus den Gefäßen<br />
• Prädestinierte Körperstellen: Geschirrlage, Vorderfläche der Karpalgelenke<br />
Diagnose und DD<br />
• Symptome erlauben leichte Diagnose<br />
Therapie und Prognose<br />
• Nur Schönheitsfehler => Entfernung nur dann, wenn Entzündungen oder Wundinfektionen<br />
vorliegen<br />
• Viele Tylome heilen schon ab, wenn die Ursache beseitigt ist<br />
Prophylaxe<br />
• Werden verhindert durch:<br />
• Weiche Einstreu<br />
• Gamaschen bei Sportpferden<br />
• Evtl. Kürzen der Hufeisenschenkel („Stollenbeulenschlag“)<br />
Anm.: „Stollenbeulenschlag“: Wenn zu langer Schenkel des Hufeisens bei jedem Schritt ans Bein<br />
anschlägt und daraufhin dort Hyperkeratose entsteht!!!<br />
18
Hauthornbildung<br />
Definition<br />
• Erworbene, seltene Fehlbildung in der Haut<br />
• Besteht aus bindegewebigem Papillarkörper<br />
• Darüberliegendes Epithel wuchert stark, verhornt und bildet zapfen-, krallen- und<br />
hornähnliche Fortsätze<br />
• Keratome sind beim <strong>Pferd</strong> selten!!<br />
Symptome<br />
• Haut am Kopf, Hals und tws. Gldm. bildet kugelige oder hornspitzenähnliche Gebilde aus<br />
• Können bis 20 cm lang werden<br />
• Sind je nach Aufbau fest mit der Unterlage verbunden, oder hängen pendelnd an der<br />
Hautfalte herab<br />
• Am Kopf v.a. an:<br />
• Nasenrücken<br />
• Augenlidern<br />
• Lippen<br />
• Ohren<br />
• Kehlgang<br />
• Untere Halspartie<br />
• Path.-anat.: innere halbkugelige oder zapfenähnlicher Teil ist bindegewebig fest<br />
• Hat keine Zotten oder Plättchen<br />
• Stark verhornte Epidermis ist elastisch, tws. schuppig und bröckelig<br />
Prognose und Therapie<br />
• Prognose stets gut, da hptsl. Schönheitsfehler<br />
• OP mittels zirkulärer oder elliptischer Umschneidung<br />
• Naht zum Verschluss der Hautwunde!!!<br />
Hauttumoren<br />
1. Papillom<br />
• Bestehen aus bindegewebiger, papillärer Basis, bedeckt mit hautähnlichen, dichten, verhornenden<br />
Epithellagen<br />
• Kann zottig, himbeerähnlich, blumenkohlartig verzweigt oder traubig sein<br />
• Entweder breite Basis oder gestielt auf einer Unterlage<br />
• In der Haut verschieblich<br />
• Tws. pigmentiert<br />
• Unterschiedlich groß, erbsengroß – doppelt-faustgroß<br />
• Äußere Einwirkungen können Epithel abschilfern<br />
• Geschwürige, mit stinkendem Eiter bedeckte Wunden entstehen<br />
• Solitär vorkommende Papillome wachsen langsam<br />
• Umgebende, gesunde Haut ist sehr gefäßreich => beim Abriss kommt es zu starken Blutungen<br />
• Nach ungenügender Entfernung oft schnelles Wachstum => oft Verwechslung mit bösartigen<br />
Tumoren<br />
Therapie und Prognose<br />
• Generell gute Prognose<br />
• Lokalanästhesie: Tumoren spindelförmig umschneiden und im gesunden Gewebe total exstirpieren<br />
• Primärheilung sollte angestrebt werden<br />
2. Fibrom<br />
• Bindegewebeschwulst, ausgehend vom Unterhautbindegewebe<br />
• Besteht aus ausreifenden Bindegewebszellen und fibrillärer Interzellularsubstanz<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> in tausenden verschiedenen Formen vorkommend<br />
• Können an jeder Körperstelle in der Unterhaut auftreten<br />
• Erbsen – kopfgroß<br />
• Stets rundlich, knotig oder knollig, selten gestielt, meist deutlich zirkumskript<br />
19
• Unterschiedliche Konsistenz<br />
• Fibroma durum: gleichmäßig hart und derb<br />
• Fibroma molle: weich, lipomähnlich und ödematös<br />
• Bei Palpation schmerzlos<br />
• Oberfläche stets glatt<br />
• Darüber liegende Hautpartie ist immer intakt, tws. sind einige Haare ausgefallen<br />
• Exstirpation; Neoplasma durch Kapsel vom Bindegewebe abgesetzt<br />
• Anschnitt Fibroma durum<br />
• Grau – weiße Farbe der Schnittfläche<br />
• Faserig – sehnige Struktur<br />
• Matt, glänzend und gefäßarm<br />
• Gewebe knirscht teilweise unter dem Messer<br />
• Tws. mehrere kleine Knoten in einer Kapsel<br />
• Anschnitt Fibroma molle<br />
• Schnittfläche ist glänzend<br />
• Tws fließt Exsudat ab<br />
• Fibroma pendulans<br />
• Solitär aufsitzendes Fibrom, das an längerem Hautstiel sitzt<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> an Kopf, Augenlid, Präputium, Kniefalte und Oberschenkel<br />
Therapie und Prognose<br />
• Prognose ist gut<br />
• Exzision muss tief im gesunden Gewebe erfolgen<br />
• Rezidive passieren dann, wenn Fibrom und blutende Hautfläche kauterisiert werden!!<br />
3. Melanome<br />
= Neoplasma, das melaninhaltige Zellen produziert<br />
• Je nach Differenzierung können daraus maligne oder benigne Melanome entstehen<br />
Symptome<br />
• Schimmel sind prädestiniert, treten aber auch bei anderen Farben auf<br />
• Treten frühestens ab 5-7 Jahren auf<br />
• Je älter und weißer <strong>Pferd</strong>e sind, desto häufiger treten Melanome auf<br />
• 80% der 15-18-jährigen Schimmel sind betroffen<br />
• Entwicklung an jeder Körperstelle möglich, aber bevorzugte Lokalisationen:<br />
• Perinealregion<br />
• Unterfläche des Schweifes<br />
• Kopf (Ohrgrund, äußeres Ohr und Parotisgegend)<br />
• Im Anfangsstadium solitäres Vorkommen<br />
• Kleine Knoten, die von völlig intakter, schwarz gefärbter Haut überzogen ist<br />
• In Nachbarschaft entstehen bald Tochtergeschwülste, die aussehen, als würden sie in der Haut<br />
liegen<br />
• Können monate- jahrelang in diesem Zustand verharren -> stören nur da, wo Halfter und<br />
Sattel liegen<br />
• Tws. in der Beckenhöhle lokalisiert<br />
• Können dort liegende Organe (Vagina, Mastdarm..) einengen<br />
• Selten Melanome des Bauchfelles<br />
• Gestielte Melanome: immer benigner Charakter!! => nicht entfernen<br />
• Nach monate – oder jahrelangem Pausieren können Melanome plötzlich wachsen und durch die<br />
Hautoberfläche durchbrechen<br />
• Vor derartigen Durchbrüchen tws. Fluktuation palpierbar, Entleerung einer schwarz – braunen,<br />
geruchlosen Flüssigkeit<br />
• Nach Entfernung bleiben ulzerierende Wunden zurück<br />
• Stellen sich histologisch als maligne Melanome oder Melanomsarkome dar<br />
• In Dammregion oder am Kopf solitär vorkommende Melanome bleiben jahrelang im Ruhezustand<br />
• Andere Melanome: nach mechanischer Reizung plötzlich maligner Charakter<br />
• Maligne Melanome<br />
• Sofort nach Erscheinen Bildung von Metastasen<br />
• Erkrankung breitet sich sofort über Lymphgefäße in regionäre Lnn. aus => Entstehung<br />
zahlreicher Knötchen entlang der Lymphbahnen<br />
20
• Von Metastasen an Lymphbahnen aus Metastasierung in<br />
• Seröse Häute<br />
• Lnn. des MDT<br />
• Leber<br />
• Lunge<br />
• Milz<br />
• Metastasen an inneren Organen meist deutlich größer, als Primärtumoren, haben auch oft<br />
weichere Konsistenz<br />
• Metastasierung hat erst sehr spät Krankheitszeichen zur Folge<br />
• Tier geht an Kachexie zu Grunde<br />
Therapie und Prognose<br />
• Ältere, solitäre Melanome haben gute Prognose, sofern keinerlei Irritation am Tumor oder in<br />
dessen Nähe stattfindet<br />
• Melanome NICHT BERÜHREN<br />
• Melanom mit multiplen Tumoren und ödematöser Schwellung und Verfärbung ihrer Umwelt =><br />
NICHT CHIRURGISCH ENTFERNEN!!!<br />
• Destruktion der zunächst intakt gebliebenen Haut und bei Ulzeration => radikalchirurgisches<br />
Vorgehen<br />
• Nur dann Erfolg, wenn solitäre Melanome vorliegen und regionäre Lymphknoten mit entfernt<br />
werden können<br />
• Solange keine allgemeine Metastasierung und kachektische Erscheinungen ist bei malignen<br />
Tumoren 3-5 Jahren Überleben möglich<br />
• Wenn schon Metastasierung vorliegt, dann wird meist Melanomsarkom diagnostiziert<br />
• Bei radikalchirurgischem Vorgehen: 3-dimensionales Entfernen möglich<br />
4. Karzinom<br />
• Malignes Neoplasma epithelialen Ursprunges<br />
• Wächst infiltrierend<br />
• Parenchym der Tumoren besteht aus Epithelzellen der Haut, der SH, der Drüsen<br />
• Dichtes, maschenförmiges Stroma vorhanden => wird „Scirrhus“ genannt<br />
• „Medullarkarzinom“: Parenchym stärker als Stroma<br />
• je nach Herkunft der Epithelzellen Unterscheidung in:<br />
• Plattenepithelkarzinom<br />
• Zylinderepithelkarzinom<br />
• Adenokarzinom<br />
• Zylinderepithelkarzinom geht hervor aus Zylinderepithel der Schleimhäute oder aus Resten<br />
gleichgearteter Zellen<br />
• Epithelzellen noch imstande, Schleim zu bilden<br />
=> Karzinome werden Schleim-, Gallert- oder squamöse Zellkarzinome genannt<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> sind alle Arten zu finden<br />
Symptome<br />
• Treten im letzten Drittel des biologischen Lebensalters gehäuft auf<br />
• Nehmen bei alten <strong>Pferd</strong>en zahlenmäßig wieder ab<br />
• Kommen vor an:<br />
• Schleimhautkrebse werden an Zunge, Lippen, in Rachen – SH und an Präputial- SH<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> erkrankt die Nickhaut<br />
• In Kiefern vorkommende SH – Karzinome gehen aus vom Zahnfleisch, vom harten Gaumen und<br />
Epithelresten im Periost<br />
• Übrige Hautkarzinome an Penis/Klitoris und Unterfläche des Schweifes<br />
• Zu Beginn hat Karzinom Knotenform, Knoten fühlen sich hart an<br />
• Medulläre Geschwülste sind weicher Konsistenz<br />
• Wachstum und Zerfall wechseln einander ab<br />
• Oberfläche fühlt sich geschwülstig an<br />
• Bestehen aus knolligem, knopfähnlichen Gewebe, das einer Gewebshyperplasie ähnelt<br />
• Bei Hautkrebsen existieren 2 Typen<br />
21
1. Granulationsähnliche, erhabene Wucherung<br />
• Gestielt oder mit breiter Basis auf sehr hartem und weit infiltriertem Hautgewebe sitzen<br />
2. Muldige oder kraterförmige geschwürige Defekte<br />
• Sondern stinkende jauchige Flüssigkeit ab<br />
• Blau – rotes Gewebe = missfarben, blutet leicht und zerfällt schnell<br />
• Ränder sind unterhöhlt und zerfressen<br />
• Sitzen sie am harten Gaumen oder in der Kieferhöhle: Fisteln bis in die Knochen<br />
• Nach Entnahme von Bioptaten: kaum stillbare Blutungen<br />
• Bei allen Hautkrebsen: regionäre Lnn. miterkrankt<br />
• Tumoren metastasieren lymphogen<br />
• Bei allen Hautkrebsen sind regionäre Lnn. mit betroffen<br />
• Hämatogene Metastasierung kann vorkommen<br />
• Metastasenbildung in Lunge, Leber, Milz, Niere, Nebenniere, Ovarien<br />
• Später in Brust- und Bauchfell, MDT und in Knochen<br />
• Metastasen im Gehirn und RM sind möglich<br />
• Primäre Magenkarzinome: vereinzelt beim <strong>Pferd</strong> beschrieben<br />
• Karzinome am 3. Augenlid und Penis metastasieren selten<br />
• Rezidivieren erst nach langer Zeit<br />
• Selten Miterkrankung zugehöriger Lnn.<br />
• Krebskachexie setzt beim <strong>Pferd</strong> allmählich ein<br />
• Tiere magern über Wochen bis Monate hinweg ab<br />
• Körperliche Leistungsfähigkeit lässt nach<br />
• Fortgeschrittene Kachexie => Tiere müssen euthanasiert werden<br />
Diagnose<br />
• Je nach Lokalisation: Röntgen Ultraschall, Bioptat<br />
Prognose<br />
• Schlecht<br />
• Bei Karzinom am 3. Augenlid ist Prognose nicht ungünstig, wenn es frühzeitig entfernt wird<br />
• Bei Metastasierung oder wiederholtem Rezidiv ist Euthanasie angezeigt<br />
Therapie<br />
• OP so radikal wie möglich 3-dimensional<br />
• Regionäre Lnn. bei Erst-OP mit entfernen<br />
5. Lymphosarkom<br />
Definition<br />
• Entstehen immer da, wo lymphatisches Gewebe vorhanden ist<br />
• Bestehen aus lymphozytären Zellen, die in gefäßreichem Retikulum liegen<br />
• Wachsen aus Lnn, v.a. aus einem in der Unterhaut lokalisierten oder aus anderen lymphatischen<br />
Gewebe<br />
Symptome<br />
• Er erkranken <strong>Pferd</strong>e, die älter als 5 Jahre sind<br />
• In Unterhaut kirschgroß – faustgroße<br />
• Tws. tellergroße Hautpartien, die flächenhaft und multipel knotig infiltriert sind<br />
• AB zunächst ungestört<br />
• Allmählich Symptome einer Dehydratation<br />
• Nachweis mittels Blutgasanalyse, bzw. dem Hämatokrit<br />
• Tiere verlieren Körpermasse und werden ruhiger<br />
• Knotige Veränderungen treten überall auf<br />
Diagnose<br />
• Basiert auf histologischem Resultat eines Bioptates<br />
• Im peripheren Blutbild atypische Lymphozyten zu sehen<br />
Prognose und Therapie<br />
• Schlechte Prognose<br />
• <strong>Pferd</strong>e erlangen trotz Therapie NIE ihre volle Leistungsfähigkeit<br />
• Therapie bringt zwar Lebensverlängerung, aber keine Besserung der Lebensqualität => baldige<br />
Euthanasie<br />
22
Bakterielle Infektionskrankheiten der Haut<br />
Bacillus cereus Infektion<br />
Definition<br />
• Desquamierende Hauterkrankung, geht mit Abszeßbildung und Haarausfall einher<br />
Symptome<br />
• Pustulöse Hautveränderungen, die sich zahlreich über gesamten Körper ausbreiten<br />
• Obere Hautschichten: Bildung kirsch- pflaumengroßer Schwellungen<br />
• Teigige Konsistenz, lässt sich leicht eindrücken<br />
• Platzen im Verlauf => überlriechendes, schnell trocknendes Sekret entleert sich<br />
• Umgebung der Abszesse: Epidermis zeigt viele, kleine längliche Hautablösungen von grau –<br />
weißer Farbe, in diesen Bereichen tritt massiver Haarverlust auf<br />
• Tiere zeigen gesteigerte Hautsensibilität und Unruhe<br />
Ätiologie<br />
• Bacillus cereus sind grampositive, sporenbildende areobe Stäbchen<br />
• Hohen Widerstand gegen Trockenheit und thermischen und chemischen Einflüssen<br />
Pathogenese<br />
• Ursache sind vermutlich kleinste Wunden (Insektenbisse, Dornen und Stacheln...)<br />
• Nach Eindringen des Erregers: Bildung eines hitzestabilen und eines hitzelabilen Exotoxins =><br />
Aktivierung der Adenylatcyclase in Haut => Steigerung der Permeabilität<br />
• B. cereus: harmloser Saprophyt im Boden und in Pflanzen => weit verbreitet<br />
• Nur unter bestimmten Umständen opportunistischer Krankheitserreger bei Mensch und Tier<br />
• Hautveränderungen können auf Nachbarpferde über gehen<br />
Diagnose<br />
• Mehrmalige Isolierung in Reinkultur aus Hautgeschabsel- oder Sekretproben<br />
• Einmaliger Nachweis wegen des ubiquitären Vorkommens nicht beweisend!!<br />
• Parasiten und Pilze müssen als DD ausgeschlossen werden<br />
Therapie<br />
• 5 tägige Therapie mit Enrofloxacin i.v., dabei „Tensolvet“ zur Venenpflege!!<br />
• Nach Antibiogramm Antibiose durchführen!!<br />
Dermatophilose<br />
• Akut oder chronisch verlaufende Hauterkrankung, mit Bildung von krusten-, schuppen- oder<br />
borkenartige Effloreszenzen<br />
Symptome<br />
• Erste klinische Erscheinungen v.a. an (Fessel-, Sprung-) Gelenken und am Rücken, gelegentlich<br />
auch an den Lippen<br />
• Unregelmäßige, verschieden große Knötchen mit leicht ausziehbaren Haaren<br />
• Knötchen z.T. quaddelartig zu einem Ödem vergesellschaftet<br />
• Langes Winterhaar kann Effloreszenzen verdecken => nur per Palpation zu erfassen<br />
• Zunehmende Exsudation => Haare in diesem Bereich verkleben zu aufrecht stehenden Büscheln<br />
(oft erstes Symptom)<br />
• In Hautnähe werden Haare durch Schorf zusammen gehalten<br />
• Schorf hat graue – braune Farbe und haftet Haut zunächst fest an<br />
• Krusten lösen sich im weiteren Verlauf => feucht, rosafarbene Wundfläche kommt zum Vorschein<br />
• Massiver Befall: Bildung handteller großer haarloser Stellen -> Haare können nach 3-8 Wochen<br />
wieder nachwachsen<br />
Ätiologie<br />
• Dermatophilus congolensis: grampositives, nicht säurefestes, aerobes Bakterium<br />
• Zeigt myzelartiges Gebilde, teilt sich unter Verbreiterung zuerst transversal, dann longitudinal<br />
=> Entstehung von Paketen, die „geldrollenähnlich“ gelagert sind<br />
• Es entstehen Zoosporen, die das eigentlich infektiöse Stadium darstellen<br />
Pathogenese<br />
• Prädisponierend sind kleine Hautwunden<br />
23
• Auch länger anhaltende Durchnässung der Haut mit daraus resultierender Schädigung des darin<br />
enthaltenen Talgfilms<br />
• Fliegen und Zecken können Träger und Überträger sein<br />
• In Epidermis eingedrungene Zoosporen -> Entwicklung zu Filamenten => entzündliche Reaktion,<br />
führt zum Bild einer exsudativen Dermatitis => Verhornung der Epidermis und Hyperplasie<br />
• Geschädigte Epidermis wird durch neue ersetzt<br />
• Reinfektion des neugebildeten Gewebes erfolgt durch infizierte Haarfollikel => chronische<br />
Infektion<br />
• D. congolensis kann auch auf Haut persistieren, ohne Veränderungen hervorzurufen<br />
• Direkte Übertragung von Tier zu Tier sind nur in seltensten Fällen möglich<br />
Diagnose und DD<br />
• Mikroskopischer Nachweis der „Geldrollen“<br />
• V.a. parasitäre Hauterkrankungen als DD (Haarlinge oder Milben), aber auch Sommerekzem und<br />
Mauke<br />
Therapie<br />
• Örtlich begrenzte Veränderungen => lokale Therapie reicht, in Form mildem, nicht reizendem<br />
Waschen und anschließendem Auftragen antibiotikahaltiger Salben<br />
• Ausgedehnte/ schlecht zugängliche Krankheitsbezirke: parenterale Antibiotikagabe (Kombination<br />
von Penicillin und Streptomycin)<br />
Lymphangitis ulcerosa<br />
• Corynebacterium pseudotuberculosis<br />
• Chronische Hauterkrankung der Einhufer, die mit fortschreitender Knoten- und Geschwürbildung<br />
und Entzündung der subcutanen Lymphgefäße, v.a. an den Extremitäten<br />
Symptome<br />
• An unterer Partie des Rumpfes und des Abdomens => schmerzhafte, anfänglich harte, später<br />
erweichende Anschwellung unter Beteiligung der subkutan gelegenen Lymphgefäße -> treten<br />
strangartig hervor<br />
• Betroffene Tiere schlagen nach dem Brustkorb, lassen sich nur ungern bewegen, Lahmheiten an<br />
der Vorder- oder Hinterhand vorkommen kann<br />
• Schwellungen können auch an Euter, Skrotum und obere Gliedmaßen (Innenfläche der<br />
Oberschenkel) => Abszessbildung, deren Reifung nach 7-10 Tagen abgeschlossen ist<br />
• Abszesse brechen auf => Eiterentleerung -> Überbleiben von geschwürigen Prozessen mit<br />
unregelmäßig gebuchtetem Rand und Grund<br />
• Regionäre Lnn. nicht einbezogen<br />
• Heilung kann innerhalb 1-2 Wochen eintreten – es bleiben aber Narben zurück<br />
• Auftreten neuer Krankheitsprozesse möglich => Krankheit kann bis zu einem Jahr dauern<br />
• In seltenen, letalen Fällen: Bakteriämie und Metastasierung in andere Organe<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Grampositives, aerob wachsendes Stäbchen, equine Stämme reduzieren Nitrat zu Nitrit<br />
• Infektion vermutlich über oberflächliche Verletzungen<br />
• Evtl. Insekten als Überträger<br />
• Erreger bildet Hämolysin und Ektotoxin -> wirkt dermonekrotisch<br />
• Diffuse Ödematisierung des Gewebes => Erweiterung der Lymphgefäße, die sich strangartig<br />
hervorheben<br />
Epidemiologie<br />
• Erreger kommt ubiquitär vor, aber Erkrankungen v.a. im Spätsommer- und in frühen<br />
• Wintermonaten, vorwiegend in feuchten Zonen<br />
Diagnose und DD<br />
• Diagnose nur durch kulturelle Anzüchtung des Erregers aus Eitermaterial<br />
• V.a. Lymphangitis epizootica und Hautrotz<br />
• Auch Streptokokken und Staphylokokken als DD möglich<br />
Therapie<br />
• C. pseudotuberkulosis empfindlich gegen die meisten Antibiotika (bis auf Aminoglykoside)<br />
• Antibiotika nicht zu früh geben!!! - Verzögert Reifung der Abszesse => lokale Therapie mit<br />
täglichem Auftragen von Ichthyolsalbe auf die Anschwellungen<br />
• Abszesse nach Reifung spalten<br />
24
• Abwechselnd mit Kaliumpermanganat und Akridinfarbstoff spülen und Drainage anlegen<br />
(regelm. erneurn)<br />
Malignes Ödem<br />
• = Pararauschbrand, Gasbrand, Wundgasödem...<br />
• perakute bis akute, fieberhafte, meist tödlich verlaufende Wundinfektion, die mit ödematös-<br />
phlegmonösen Prozessen und Gasbildung in der Muskulatur und im Bindegewebe einhergeht<br />
• 15 – 24 h nach entstandender, stark verschmutzter Verletzung in Umgebung Auftreten sich<br />
schnell ausbreitender ödematöser Schwellungen<br />
• zu Beginn gespannt, schmerzhaft und sehr warm<br />
• später kühl, teigig, schlaff und im Zentrum schmerzunempfindlich<br />
• Palpation: typisches Knistern, Perkussion: überlauter dumpfer Schall<br />
• Offene Wunden, Anschneiden der Anschwellung: Entleeren einer lachsfarbenen bis rötlich-gelben,<br />
serösen mit Gasblasen durchsetzte, stinkende Flüssigkeit<br />
• Geruch ist ranzig bis aashaft stinkend<br />
• In wenigen Stunden: Veränderungen breiten sich von der Wunde weg aus<br />
• Tiere haben mittel- bis hochgradiges Fieber, starke Atemnot, beschleunigten kleinen Puls und tws.<br />
kleine Blutungen an den Schleimhäuten<br />
• Kurz vor dem Tod sinkt die Körpertemperatur auf subnormale Werte<br />
• Krankheit dauert nur kurz (wenige Stunden bis 2-5 Tage)<br />
Ätiologie<br />
• Grampositive, anaerobe, sporenbildende Clostridium septicum<br />
Pathogenese<br />
• Infektion meist über verschmutzte Wunden<br />
• Quetschungen sollen anaerobes Milieu für Clostridien begünstigen<br />
• Clostridien gelangen über Eintrittspforte in tiefergelegenes Gewebe -> dort wegen<br />
Sauerstoffmangels gute Vermehrung -> Freisetzung verschiedener Enzyme und (Ekto-)Toxine =><br />
lokale Kreislauf- und Permeabilitätsstörungen, die zu Nekrosen führen -> ödematös- phlegmonöse<br />
Prozesse<br />
• Abbau von Kohlenhydraten: Entstehung ranzig riechender Säuren und Gase (Gasödem)<br />
Epidemiologie<br />
• Clostridien kommen ubiquitär im Boden vor, v.a. in den oberen Schichten<br />
• Auch im Darminhalt gesunder Tiere zu finden<br />
• Infektion über verschmutzte Wunden<br />
• Im Anschluss an Schwergeburten 2-5 d p.p.<br />
• Sporadisches Auftreten bei Einzeltieren<br />
Diagnose und DD<br />
• Schon durch klinische Befunde möglich (Absicherung durch anaerobe Anzüchtung des Erregers)<br />
• Unterhautemphysem<br />
• In der Regel ohne Störung des AB<br />
• Putride Wundinfektion<br />
• In der Regel nur entlang des Bindegewebes<br />
Therapie<br />
• Entsprechende Wunden möglichst frühzeitig chirurgisch versorgen<br />
• Entfernen von Schmutz- und Gewebefetzen<br />
• Tiefe, großzügige Inzisionen bis in das gesunde Gewebe hinein => reichlicher Luftsauerstoff<br />
zur Reduktion der anaeroben Verhältnisse<br />
• Geöffnete Wunde möglichst oft, am besten alle 2h mit 5%iger Wasserstoffperoxid- oder<br />
Kaliumpermanganatlösung spülen<br />
• Anschließend lokale Applikation von Antibiotika (z.B. Penicillin, Tetracyclin) in Kombination mit<br />
parenteraler Gabe hoher Dosen an Penicillin und Oxytetracyclin sowie polyvalentes<br />
Gasbrandserum<br />
• Nur in wenigen Fällen Erfolgsaussichten => Euthanasie der betroffenen Tiere angezeigt<br />
Prognose<br />
• Stets ungünstig<br />
• Auch bei Stillstand der Erkrankung: wochenlange Rekonvaleszenz -> Tier erreicht nicht immer die<br />
volle Leistungsfähigkeit<br />
Prophylaxe<br />
25
• Verhinderung einer Infektion: Achten auf Hygiene und Sauberkeit, v.a. bei Injektionen,<br />
chirurgischen Eingriffen....<br />
• Auch „scheinbar ungefährliche“ Wunden sollten sofort nach Entstehung antiseptisch und<br />
antibiotisch versorgt werden!!!<br />
Nocardiose<br />
• Chronisch verlaufende Hautveränderung, charakterisiert durch abszeßähnliche Granulombildung<br />
charakterisiert sind<br />
Symptome<br />
• Meist Schwellungen und eitrig-granulomatöse Entzündungen der Unterhaut, einschließlich<br />
Lymphgefäße und –knoten<br />
• Die harten, schmerzlosen Verdickungen schmelzen eitrig ein und brechen auf => Entleerung eines<br />
geruchslosen, grau – weißen oder gelblichen Eiters von visköser Konsistenz<br />
• Tws. beetartig verdickte Haut -> wenig schmerzhaft, begrenzt von unregelmäßigen rötlichen<br />
Zonen<br />
• Nach Wochen – Monaten, tws. Jahren Abszessbildung<br />
• Regionäre Lnn. sind immer mit betroffen => Vergrößerung und Druckempfindlichkeit, Lappung ist<br />
nicht mehr palpierbar<br />
Pathogenese<br />
• Nocardien dringen über kleinste, verschmutzte Hautläsionen ein<br />
• Übertragung auch durch Stall- und Putzgeräte möglich<br />
• Erreger führen zur Zerstörung der oberen Epidermisschicht -> wird ersetzt durch Gemisch aus<br />
polymorphkernigen Leukozyten und Fibrin<br />
Epidemiologie<br />
• Bei <strong>Pferd</strong> zwar weltweit verbreitet, aber nur selten!<br />
Diagnose und DD<br />
• Mikroskopischer und/oder kultureller aerober Erregernachweis in Eiter- oder Biopsiematerial<br />
• Dermatophilose<br />
• Bei <strong>Pferd</strong> äußerst selten<br />
• Staphylokokken und Corynebakterium pseudotuberculosis<br />
• Schon durch mikroskopische Untersuchung ausschließbar<br />
• Mykobakteriosen<br />
• Sind auch säurefest => Differenzierung etwas schwieriger<br />
Therapie<br />
• Zuerst chirurgisch!<br />
• Exzision ins gesunde Gewebe<br />
• Abszesse und Fistelkanäle müssen gespalten werden!!<br />
• Drainagen legen und anschließend antibiotisch versorgen!<br />
• Nocardien weitgehend resistent gegen Penicillin, aber empfindlich gegenüber Aminoglykosiden<br />
und Sulfonamiden<br />
• Antibiotikatherapie mindestens über 8 – 10 Tage durchführen(!!!), u.U. nach einwöchiger Pause<br />
wiederholen<br />
Prognose<br />
• Im allgemeinen günstig<br />
Staphylokokken-Infektion<br />
• Chronische verlaufende Infektionskrankheit der Haut, die mit Bildung von Pusteln und Furunkeln<br />
oder Akne oder Follikulitis einhergeht<br />
Symptome<br />
• Beginnend im infizierten Hautabschnitt (meist Geschirr- und Sattellage)<br />
• Bildung von stecknadelkopfgroßen, schmerzhafte Eiterbläschen in der Epidermis (Pustel) oder<br />
eitrige Haarbalgentzündung (Follikulitis)<br />
• Entstehung von Akne ist genauso möglich wie die Bildung von Furunkeln<br />
• Kann mit Epidermolysis, Alopezie oder Krustenbildung einhergehen<br />
• Weiteres Krankheitsbild (früher Botryomykose genannt)<br />
• Beginnt mit phlegmonöser Schwellung im Bereich des infizierten Hautabschnittes<br />
• Am häufigsten betroffen: ventraler Teil des M. sterno – cleidomastoideus => Name „Brust-<br />
oder Bugbeule“!<br />
26
• Weitere klinische Erscheinungen können sich über Wochen bis Monate hin ziehen<br />
• Derbschwieliges Gewebe, durchsetzt von erbsen – taubeneigroßen Erweichungen<br />
• Umfangsvermehrungen können über Jahre bestehen, bis fußballgroß werden<br />
• in braun – orange gefärbten, schleimigen Erweichungsherden befinden sich sandkorngroße,<br />
gelbweiße Körnchen („Botryomyces – Rasen“)<br />
• Abszesse können von dicker, bindegewebiger Kapsel umgeben sein -> lassen sich auf ihrer<br />
Unterlage leicht verschieben, oder strahlen unscharf begrenzt in umliegendes Gewebe aus,<br />
haben sich die entsprechenden Abszesse entleert, heilen sie nicht von selbst ab, sondern<br />
führen zu Fisteln<br />
• Fisteln bleiben monatelang bestehen, nach Ausheilen bleiben Narben zurück<br />
• In Nachbarschaft von Fisteln können neue phlegmonöse Anschwellungen auftreten, die später<br />
aufbrechen und sich entleeren<br />
• Zugehörige Lnn erkranken in der Regel secundär, Metastasen in umliegende Organe möglich<br />
Ätiologie<br />
• Staphylokokkus (S. aureus, S. intermedicus, S. hyicus) sind grampositive Kokken<br />
• Lassen sich biochemisch gut unterscheiden<br />
Pathogenese<br />
• Eintrittspforte sind kleinste Läsionen der Haut -> Erreger breiten sich im Gewebe aus, wobei<br />
gebildete Toxine und Enzyme wichtige Rolle haben<br />
Epidemiologie<br />
• Staphylokokken können bei gesunden Tieren auf Haut und SH vorkommen<br />
• Übertragung hptsl. durch direkten Kontakt oder Schmierinfektionen (eitrige Wunden, Abszesse..)<br />
Diagnose und DD<br />
• Kultureller Erregernachweis im Eiter, Punktationsmaterial oder Granulationsgewebe<br />
• Corynebacterium Pseudotuberculosis, Dermatophilose, Mycobacteriose und Nocardiose durch Mibi<br />
ausschließen!<br />
Therapie<br />
• Gut abgesetzte Abszesse spalten!<br />
• Radikal –OP (Brustbeule, Granulome..) sind indiziert – ins gesunde Gewebe hinein operieren<br />
• Bleiben Reste von botryomykotischem Gewebe zurück => Rezidive möglich<br />
• Nach OP: antiseptische und antibiotische Wundversorgung<br />
• Antibiose erst nach Antibiogramm!!<br />
• Einsatz von Autovakzinen erfolgreich versucht!!<br />
• In steigender Dosis an 10 aufeinanderfolgenden Tagen verabreichen!!<br />
Prognose<br />
• Günstig, wenn Therapie rechtzeitig eingeleitet wurde<br />
Prophylaxe<br />
• Beseitigung von Ansteckungsquellen<br />
• Neu- und Wiederansteckung verhüten<br />
• Verringerung von Verletzungsgefahren<br />
• Ausschalten von Faktoren, die eine Infektion begünstigen!<br />
Virale Infektionskrankheiten der Haut<br />
Papillomatose<br />
• Gutartige Geschwülste des Epithelgewebes, treten als multiple Warzen auf<br />
Symptome<br />
• In erster Linie bei Fohlen und Jungpferden bis zu 3Jahren<br />
• IKZ von 2-3 Monate<br />
• Meist an Nüstern und Oberlippe (tws auch Ohren) linsengroße, weißliche bis graugelbe, sulzige<br />
Gebilde<br />
• Selten gestielt, sitzen flach mit breiter Basis der Haut auf<br />
• AB der Tiere kaum gestört, nur tws. besteht Juckreiz, Tiere scheuern dann betreffende Bezirke<br />
• Gutartiger Verlauf, in der Regel nach 2-3 Monaten Spontanheilung!<br />
• Nach überstandener Erkrankung haben Tiere lebenslange Immunität<br />
27
Ätiologie<br />
• Erreger sind vermutlich spezifische equine Papillomaviren – nähere Bestimmung war bis dato noch<br />
nicht möglich<br />
Pathogenese<br />
• Infektion gebunden an primäre Schädigung der Haut<br />
• Insekten als Überträger diskutiert<br />
• Eingedrungene Viren befallen Basalzellen des Epithels -> Teil der Zellen degeneriert, anderer<br />
proliferiert (mit Vermehrung der Stachelzellen)<br />
• Ausmaß und Dauer der Bildung, sowie Wachstum werden genetisch und durch altersanhängige<br />
Empfänglichkeit bestimmt<br />
Epidemiologie<br />
• Tritt weltweit auf, v.a. in Gestüten mit jungen <strong>Pferd</strong>en<br />
Diagnose<br />
• Schon wegen des klinischen Bildes und der Lokalisation der Veränderungen, sowie dem Alter der<br />
Tiere möglich<br />
• Isolierung der Papillomaviren aus Gewebe bis dato noch nicht gelungen<br />
Therapie<br />
• In der Regel nicht erforderlich, da auch ohne Behandlung nach 3-4 Monaten Heilung<br />
• In sehr seltenen Fällen dauert Heilung 9 Monate<br />
• Operative Entfernung ist möglich, es bleiben dann aber pigmentlose Flecken („Krötenflecken“)<br />
zurück -> Aufklärung der Besitzer, wenn sie auf OP bestehen!!!<br />
Prognose und Prophylaxe<br />
• Stets günstig!!<br />
• In Gestüten und Ställen, in denen Papillomatose gehäuft auftritt sollten Ställe und Koppelzäune<br />
regelmäßig gründlich gereinigt und desinfizert werden<br />
Pocken<br />
• Äußert sich bei <strong>Pferd</strong>en vor allem als pustulöse Entzündung der Mundschleimhaut oder als<br />
papulöser Hautausschlag in der Fesselbeuge<br />
• Vereinzelt treten vesikulopapulöse Exantheme am ganzen Körper auf<br />
Symptome<br />
• IKZ von 5-8 Tagen<br />
• An Mund – SH, vor allem an Oberlippe und/oder Zunge, tws auch am Übergang zur Nase bis zu<br />
erbsengroße Knötchen<br />
• Variierende Zahl , können auch konfluieren<br />
• Unter mäßigem Fieber werden aus Knötchen Bläschen und Pusteln, nach deren Aufbrechen<br />
bleiben oberflächliche Errosionen oder tiefgreifende Geschwüre zurück<br />
• Knötchen in Mund – SH => vermehrter Speichelfluß und Freßunlust<br />
• Nicht selten Konjunktivitis mit erheblicher Schwellung der Augenlider und Absonderung eines<br />
dickflüssigen, leicht gerinnenden, gelben Sekretes<br />
• Betroffene Fesselbeuge („Jennersche <strong>Pferd</strong>epocken“): anfangs leichte Schwellung (wegen dort<br />
vorhandener Behaarung nicht immer sichtbar) und leichte Empfindlichkeit der Fesseln mit leicht<br />
erhöhter Körpertemperatur<br />
• Einige d später Entstehung linsen – erbsengroßer Knötchen und Bläschen, die aufbrechen und<br />
zu Krusten eintrocknen<br />
Ätiologie<br />
• Orthopoxviren<br />
• Von <strong>Pferd</strong>en stammende Isolate zeigen Ähnlichkeit mit Vaccina – und Kuhpocken Viren<br />
Pathogenese<br />
• Aufnahme des Erregers über Haut und Schleimhaut (Schmier- und Kontaktinfektion)<br />
• Pockenbildung beginnt mit umschriebenen Erythemen, daraus erst Entwicklung von Papeln,<br />
danach mit seröser Flüssigkeit gefüllter Bläschen und schließlich Pusteln mit typischen zentralen<br />
Nekrosen<br />
Epidemiologie<br />
• <strong>Pferd</strong>epocken gegenwärtig sehr selten<br />
• Infektionen wurden in Stall durch Vaccinia-Virus geimpfte Personen eingeschleppt => durch<br />
Abschaffung der Pockenimpfung beim Menschen selten geworden<br />
28
• Mit Kuhpocken infizierte Kühe und Schweine sind auch direkte Infektionsquellen für <strong>Pferd</strong>e<br />
• Infizierte <strong>Pferd</strong>e können für Menschen Ansteckungsquelle darstellen<br />
Diagnose und DD<br />
• Klinisch, elektronenmikroskopisch, histopathologisch oder durch Erregernachweis mittels<br />
embryonierter Hühnereier oder Zellkultur<br />
• Dermatophilose<br />
• Bei Befall der Mundschleimhaut vor allem vesikuläre Stomatitis abklären<br />
Therapie<br />
• Besondere Behandlung i.A. nicht notwendig<br />
• Krankheit in der Regel gutartig<br />
• Heilt nach 10 – 14 Tagen von alleine ab, in schweren Fällen nach 3-4 Wochen<br />
Prognose und Prophylaxe<br />
• Günstige Prognose<br />
• Kranke und ansteckungsverdächtige <strong>Pferd</strong>e sollten stallweise abgesondert und geschont werden<br />
Sarkoid<br />
• Lokal invasiv wachsende Bindegewebsgeschwulst (Tumor) mit variablem epithelialem Anteil<br />
Symptome<br />
• Bevorzugte Lokalisationen: Kopf, seitliche Brustwand, Unterbauch und distaler<br />
Extremitätenbereich<br />
• Oft oberflächlich ulzerierende und blutende tumorartige Veränderungen von blumenkohlartigem<br />
Aussehen<br />
• Ähneln nur zu Krankheitsbeginn den Papilloten -> später zerfällt Epithel => Erscheinen einer<br />
destruierenden Oberfläche<br />
• Fortgeschrittenes Stadium: fast immer bakterielle Superinfektionen<br />
• Multiple Tumoren, können fast faustgroß werden<br />
• Können in verruköser, in fibroplastischer Form oder kombiniert auftreten<br />
• Haften flächenhaft oder gestielt der Haut an<br />
• Im Zusammenhang mit Sarkoid gebildete Veränderungen zeigen invasives Wachstum und hohe<br />
Rezidivneigung<br />
• Keine Metastasen in innere Organe<br />
• AB der <strong>Pferd</strong>e ist im allgemeinen nicht gestört<br />
Ätiologie<br />
• Erreger: Typ 1 und Typ 2 des bovinen Papillom –Virus (BPV)<br />
Pathogenese<br />
• Eintrittspforte sind kleinste Hautwunden<br />
• Erreger vermehren sich in den Epithelzellen (episomale Replikation, aber keine ausgereiften<br />
Viruspartikel) => Epithelhyperplasie und Bildung fibroplastischer Tumoren in der Unterhaut<br />
Epidemiologie<br />
• Tritt weltweit auf<br />
• Mit 40% etwa der häufigste Tumor beim <strong>Pferd</strong><br />
• Anfällig sind <strong>Pferd</strong>e aller Rassen<br />
Diagnose und DD<br />
• Klinische Erscheinungen => Verdachtsdiagnose – muß durch Histo abgeklärt werden<br />
• Im Biopsiematerial epitheliale und fibroplastische Proliferationen nachweisbar<br />
Therapie<br />
• Bis heute noch keine 100% wirksame Behandlung vorhanden<br />
• Empfohlen: radikalchirurgische Entfernung einschl. Mitextirpation der regionären Lnn<br />
• Häufig auftretende Nahtdehiszenzen scheinen oft Anlaß von Rezidiven (in 50% aller Fälle) zu sein<br />
• Berichte über gute Behandlungserfolge durch Verabreichung eine BCG-Impfstoffes<br />
• 4 mal Intratumorale Applikation der Vakzine<br />
• am 1., 14., 35. und 56. Tag<br />
• Tumorregression: Abbruch der Therapie<br />
• Zeigt Tumor immer noch Wachstum => mehr als 4 Applikationen<br />
• Während der ersten 1-3 Tage oft auftreten von Fieber, kombiniert mit Appetitlosigkeit<br />
29
Prognose<br />
• Von Lokalisation her zweifelhaft<br />
• Quo ad restitutionem ist Prognose für Sarkoide im medialen Augenwinkel, im Augenlid und in der<br />
Gurtlage gut<br />
Prophylaxe<br />
• Anfälligkeit für Erkrankung ist hereditäre Eigenschaft<br />
• Bei Zuchttieren sollten verantwortliche Leukozyten Antigene bestimmt werden => Abschätzen der<br />
Anfälligkeit der Nachkommen<br />
• Junge <strong>Pferd</strong>e: Impfung mit Vakzinen (enthalten BVP1 und BVP2) als Immunprophylaxe<br />
Stomatitis vesicularis<br />
• Hochkontagiöse Infektionskrankheit bei <strong>Pferd</strong>en, Maultieren und Rindern, seltener Schwein<br />
• Aphthen in Mundschleimhaut, an der Zunge, am Euter und Hufkrone<br />
Symptom<br />
• Kurze IKZ (24-36h)<br />
• Inappetenz und Fieber<br />
• Aphthen im Maul => Salivation (zäher Schleim tropft von den Lippen)<br />
• Tiere verweigern festes Futter, nehmen aber Wasser auf<br />
• Juckreiz: Tiere scheuern Maul an festen Gegenständen<br />
• Aphthen platzen auf: es entstehen Erosionen in der Schleimhaut bzw. Haut<br />
• Nach 3-5 d, spätestens nach 7 d Bildung neuen Epithels<br />
• Tiere erholen sich nach kurzer Zeit wieder völlig<br />
• Auch klinisch inapparente Verlaufsformen möglich<br />
Ätiologie<br />
• Krankheit wurde durch vesikuläres Stomatitis – Virus (VSV) von gegenwärtigen 5 Serotypen<br />
hervorgerufen<br />
• Erreger sind gegenüber Umwelteinflüssen sehr labil und können auch auf den Menschen<br />
übergehen (Zoonose!)<br />
Pathogenese<br />
• Haupteintrittspforte für den Erreger sind die SH des Atmungs- und Verdauungstraktes sowie<br />
kleine Läsionen in der Haut<br />
• Zyklisch verlaufende Infektionskrankheit mit virämischer Phase<br />
• 3-4 Tage nach Erscheinen der Primärvesikel Nachweis des Erregers im Blut<br />
Epidemiologie<br />
• v.a. in bewaldeten tropischen und subtropischen Gebieten Mittel- und Südamerikas, sowie<br />
sporadisch in USA und Kanada auftreten<br />
• bis zu 90% aller <strong>Pferd</strong>e eines Bestandes betroffen<br />
• Übertragung durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren (Ausscheidung über Speichel und<br />
Bläscheninhalt)<br />
• Sprunghaftes Auftreten der Erkrankung im Sommer und Herbst => Fliegen als Überträger!<br />
Diagnose und DD<br />
• In Aphthenmaterial oder Serumproben spezifischer Antigennachweis mittels<br />
Komplementbindungsreaktion<br />
• Elektronenmikroskopische Schnelldiagnose mittels Untersuchung von Aphthenmaterial möglich<br />
• Papillomatose oder Stomatitis, hervorgerufen durch Verfütterung von hartem Heu<br />
Therapie<br />
• Spezifische Behandlungsmaßnahmen nicht erforderlich, da nach kurzer Zeit Spontanheilung<br />
Prognose und Prophylaxe<br />
• Günstig - <strong>Pferd</strong>e, die eine Infektion mit VSV überstanden haben weisen für 6 – 12 Monate eine<br />
Immunität gegen Neuinfektion auf<br />
• Stomatitis vesicularis in D anzeigepflichtig!!<br />
30
Dermatophytosen<br />
Unter diesem Begriff werden all diejenigen Veränderungen an der Haut und deren<br />
Anhangsgebilden zusammengefasst, die von Pilzen der Gattung Epidermophyton, Micropsorum<br />
und Trichophyton<br />
Mikrosporie<br />
• Ringflechte, Herpes circinatus<br />
• Eine Erkrankung des Haarkleides der Tiere, wobei im Gegensatz zur Trichophytie in der Regel alle<br />
Haare eines Bezirkes vom Erreger befallen werden und 3-5 mm über der Hautoberfläche<br />
abbrechen<br />
Symptome<br />
• Klinisches Bild beginnt mit leicht schuppenden, kreisrunden Läsionen<br />
• Solitär bevorzugt an Hals, Schultern, am Rücken und an den Flanken<br />
• Haut erscheint im Bereich der Veränderungen aufgrund der abgebrochenen Haare wie kurz<br />
geschoren<br />
• Tws. Übergreifen der entzündlichen Prozesse in die Tiefe<br />
• In diesem Zusammenhang werden dicke, oft krustenförmig verklebte Schuppen sichtbar, die sich<br />
aus eingetrockneten Bläschen platzen und es kommt zur Bildung von Krusten<br />
• Krusten hinterlassen haarlose, trockene, schuppige, kreisrunde Veränderungen, deren Rand oft<br />
„zerfressenes“ Aussehen zeigt<br />
• Veränderungen können im Laufe von Wochen und Monaten größer werden und zusammenfließen<br />
Ätiologie<br />
• Microsporum canis, M. equinum und M. gypseum<br />
• Erdboden gilt als natürliches Reservoir<br />
Pathogenese<br />
• Entwicklung und Heftigkeit werden von individueller Prädisposition beeinflusst<br />
• Wichtige Rolle: Schwächung des Organismus infolge eines Grundleidens, Unterernährung und<br />
Schädigung der Haut sowie gewisse Altersdisposition<br />
• Jüngere Tiere erkranken häufiger als ältere an einer Dermatophytose<br />
Epidemiologie<br />
• Tritt weltweit auf, aber seltener als Trichophytie<br />
• Latent infizierte Tiere = ständige Ansteckungsquelle -> werden oft erst dann entdeckt, wenn<br />
andere Tiere der Umgebung entsprechend erkrankt sind<br />
• Markantestes Auftreten vor allem in späten Herbst- und Wintermonaten, wenn Tiere im Stall<br />
sind => Schmier- und Kontaktinfektionen<br />
Diagnose und DD<br />
• Betrachtung der Hautveränderungen unter UV-Licht (Wood’sche Lampe)<br />
• Gilt nur dann als diagnostischer Hinweis, wenn charakteristische hellgrüne Fluoreszenz auftritt<br />
• Hautgeschabsel immer vom Rand der Veränderung entnehmen (bis Gewebsflüssigkeit austritt)<br />
• Exakte Diagnose einer Mikrosporie ist nur durch kulturelle Erregernachweis in<br />
Hautveränderungen möglich -> Untersuchung einschl. Speziesdifferenzierung dauert mind. 2-<br />
3 Wochen<br />
• DD vor allem Trichophytie, parasitäre Erkrankungen und allergische Reaktionen<br />
Therapie<br />
• Chemotherapeutika auf Imidazolbasis<br />
• Haben gute Verträglichkeit und Fähigkeit zur guten Penetration und schneller Durchtränkung<br />
des Stratum corneum<br />
• Vor Anwendung antimykotisch wirksamer Chemotherapeutika sollten Hautveränderungen<br />
gründlich gewaschen werden<br />
• Ggf. vorheriges Scheren der Hautveränderungen, kann Kontakt des Medikamentes zum<br />
Erreger verbessern<br />
• Bewährt hat sich lokale Verabreichung einer 0,2%igen Emulsion von Enilconazol<br />
• Erkrankte Tiere werden 4x im Abstand von 3-4 Tagen behandelt<br />
• Bei 1. Behandlung sollte Ganzkörperwaschungen durchgeführt werden<br />
• Bei nachfolgenden Behandlungen werden jeweilige Läsionen und deren umgebende Haut,<br />
etwa handbreit über die Veränderungen hinaus intensiv besprüht<br />
• Weitere Therapiemaßnahmen: Ausbringen der <strong>Pferd</strong>e aus die Weide oder Koppel<br />
• Maßnahme führt – auch ohne medikamentöse Behandlung – in vielen Fällen in kurzer Zeit zu<br />
Spontanheilung<br />
31
Prognose<br />
• Günstig<br />
• In der Regel nach 1-2 Wochen nach Beginn der medikamentösen Behandlung eine<br />
Verbesserung der klinischen Krankheitserscheinungen<br />
• Sanierung innerhalb weiterer 2-6 Wochen möglich<br />
• Behandlungserfolg sollte durch kulturelle Nachuntersuchung abgesichert werden!!!<br />
Prophylaxe<br />
• Organisiertes Hygieneprogramm inklusive Desinfektion von größter Wichtigkeit<br />
• Desinfektion von Stalleinrichtungen mit 3%igem Formalin oder Gemisch aus 2 % Formalin mit<br />
Ätznatron<br />
Trichophytie (= Scherenflechte)<br />
• Hervorgerufen durch Dermatophyten der Gattung Trichophyton<br />
Symptome<br />
• Vorwiegend an Schulter, Brust, Flanken, Rücken und Kruppe, Kopf und Hals<br />
• Bildung unregelmäßiger, rundlicher, pfenniggroßer Schwellungen in der Oberhaut<br />
• Bei Inspektion oft nicht sichtbar, lassen sich nur beim Abtasten erfühlen<br />
• Einige d später sträuben sich die Haare an betreffenden Veränderungen => Bildung grauer<br />
bis graugelblicher, weicher Borken und Krusten<br />
• Sitzen der Haut locker auf, bedingt durch Austritt einer gelben Flüssigkeit => erneute<br />
Verklebung der Haare<br />
• Haare lassen sich im Bereich leicht ganz heraus ziehen, können auch abbrechen und haarlose<br />
Stellen hinterlassen<br />
• Entfernung der Krusten und Borken => kahle Flecken<br />
• Haben Verbreiterung der Haarbälge infolge Sekundärinfektionen mit Bakterien<br />
• Abheilung erfolgt aus der Mitte der kahlen Stellen heraus<br />
Ätiologie<br />
• Erreger ist Trichophyton equinum, hat 62 – 83% Nachweisquote<br />
• Ist fast ausschließlich auf Einhufer beschränkt, vielfach verantwortlich für Enzootien in<br />
<strong>Pferd</strong>eställen<br />
Pathogenese<br />
• Mechanische Beanspruchung der Haut ist prädisponierend für Haften und Vermehrung von<br />
Dermatophyten<br />
• Vorliegen von Grundleiden und Mangelernährung kann Angehen einer Trichophytie<br />
begünstigen<br />
• Junge <strong>Pferd</strong>e erkranken häufiger als ältere<br />
Epidemiologie<br />
• Weltweites Auftreten, v.a. in Herbst- und Wintermonaten<br />
• Ursache oft Überbelegung der Ställe, v.a. wenn dort relativ hohe Luftfeuchte und<br />
Temperaturen vorliegen<br />
• Wichtigster Übertragungsweg: Kontaktinfektion von Tier zu Tier<br />
• Auch <strong>Pferd</strong>e ohne klinische Hautveränderungen sind potentielle Träger<br />
• Auch unbelebte Faktoren (Stalleinrichtungen, Putzzeug, Sattel, Satteldecken...) können Rolle<br />
bei Erregerübertragung spielen<br />
Diagnose und DD<br />
• Mittels Hautgeschabsel mit Hilfe eines scharfen Skalpells, immer vom Rand der Veränderung<br />
aus<br />
• Mikroskopische Untersuchung von Nativpräparaten (mit Hilfe von 10 – 20 %ige Kalilauge)<br />
• Mikroskopischer Nachweis von Pilzsporen = Hinweis auf Dermatophytose<br />
• Mikrosporie und parasitäre Erkrankungen und allergische Reaktionen ausschließen!<br />
Therapie<br />
• Genau wie bei Mikrosporie!!<br />
Prognose und Prophylaxe<br />
• Durchweg gute Prognose, wobei Trichophytie leichter zu behandeln ist, als Mikrosporie<br />
• Behandlungserfolg durch kulturelle Nachuntersuchung nachweisen<br />
• Nach überstandener Erkrankung liegt für 3-4 Jahre Immunität vor<br />
• Prophylaktische Maßnahmen sind die gleichen, wie bei der Mikrosporie<br />
32
Lymphangitis epizootica<br />
• Chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die mit eitrigen Entzündungen der subkutanen<br />
Lymphgefäße und regionären Lnn unter Beteiligung der Haut einhergeht<br />
Symptome<br />
• Nach Inkubationszeit von 3-6 Wochen, in Extremfällen bis zu 6 Monaten<br />
• An Eintrittsstelle des Erregers Entstehung schmerzhafter Knoten<br />
• Eintrittsstellen: Gliedmaßen, Hals oder Kopf<br />
• Knoten nehmen Erbsen- bis Bohnengröße an<br />
• Entlang der mit Eiter und Fibringerinnsel gefüllten Lymphgefäße rosenkranzähnlich oder<br />
perlschnurartig aneinandergereiht<br />
• Fortschreitende Krankheitsdauer: anfänglich harte Knoten werden weicher, brechen auf und<br />
entleeren rahmigen, gelben Eiter (kann auch Blut und Gewebsfragmente enthalten)<br />
• Weiterer Gewebszerfall: Entstehung trichterförmiger Geschwüre mit wallartig erhobenem,<br />
unregelmäßigem Rand<br />
• Regionäre Lnn haben zu Beginn ebenfalls derbe Konsistenz, brechen auf und entleeren Eiter<br />
• Krankheitsverlauf ist in der Regel chronisch<br />
• Führt in der Regel unter zunehmender Anämie und Kachexie zum Tod<br />
• Bildung von Knötchen im Bereich der Nasenöffnung möglich<br />
• Gleichzeitig eitrige Erkrankung der Kehlgangslnn und der tiefen Luftwege<br />
• Lakrimale Form<br />
• Beginn mit abnormem Tränenfluss, dem eitrige Entzündung der Tränensäcke und Augenlider<br />
folgt<br />
Ätiologie<br />
• Histoplasma farciminosum ist dimorphe Pilzspezies<br />
• Relativ große Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen, ist in der Erde6-8 Wochen, im Wasser<br />
bis zu 10 Wochen infektionsfähig<br />
Pathogenese<br />
• Infektion über kontaminierte Hautverletzungen und Scheuerstellen, v.a. in den Extremitäten<br />
• Auch direkter Kontakt mit erkrankten Tieren als Übertragungsweg möglich<br />
• Fliegen mögliche Überträger<br />
• Eintrittsstelle der Erreger -> Granulom-, Abszeß- und üppiger Gewebebildung zur Störung der<br />
Wundheilung => Ausbreitung über Lymphgefäße und Übergreifen auf deren Gefäßwand =><br />
Thrombenbildung<br />
Epidemiologie<br />
• Vorkommen derzeit v.a. im Mittelmeerraum, Nordafrika und Ägypten<br />
Diagnose und DD<br />
• Zuverlässig nur durch Erregernachweis<br />
• Schon durch mikroskopischen Direktnachweis im Eiterausstrich möglich<br />
• Kultureller Nachweis: bestimmte Nährböden nötig und mindestens 6-8 Wochen Bebrütung bei<br />
25°C<br />
• Ausschließen von Lymphangitis ulcerosa, Nocardiose, Rotz und Sporotrichose<br />
Therapie<br />
• Nur zu Beginn erfolgsversprechend<br />
• Chirurgische Behandlung und nachfolgende wiederholte Applikation von Silbernitrat oder<br />
alkoholischer Jodlösung<br />
• Versucht werden kann Verabreichung von Amphothericin B<br />
Prognose und Prophylaxe<br />
• Ungünstige Prognose<br />
• Bei lokalisierter Form vereinzelt Fälle von Spontanheilung bekannt geworden<br />
• Voraussetzung ist trockene, warme Witterung und optimale Haltung<br />
• Kranke und verdächtige Tiere absondern<br />
• In fortgeschrittenem Stadium Tötung nötig<br />
• Gründliche Reinigung und intensive Desinfektion der Stallungen, Stalleinrichtungen, Geschirr,<br />
Ausrüstungsgegenständen, u.a.<br />
• Brauchbare Immunität durch Einsatz von Aluminiumhydroxid – Formol – Vakzinen<br />
33
Myzetom<br />
• Umschriebene, fistulierende Prozesse der Haut und angrenzender Weichteile, gehen meist mit<br />
Knochendestruktion einher<br />
• Charakteristisch ist Bildung von Granula („Drusen“)<br />
Symptome<br />
• Eintrittsstelle des Erregers -> knotige Umfangsvermehrung, die ein erhebliches Ausmaß<br />
annehmen kann<br />
• In der derben, tumorösen Veränderung befinden sich fistelnde Öffnungen, durch die<br />
ölähnliches Sekret austritt (enthält zahlreiche Granula)<br />
• Dringt Erreger weiter in die Tiefe vor => nach Erreichen des Knochens Periostitis und<br />
Osteomyelitis mit wabigen Hyperproliferationen und höhlenförmigen Destruktionen<br />
Ätiologie<br />
• Mehrere Pilzarten als Erreger möglich<br />
• Pseudoallescheria boydii<br />
• Curvularia geniculata<br />
• Bipolaris spicifera<br />
• Scedosporium prolificans<br />
• Haben natürlichen Standort im Boden<br />
Pathogenese<br />
• Hautläsionen begünstigen Eindringen der Erreger<br />
• Abwehrfunktion der geschädigten Haut erheblich herabgesetzt => auch Pilzerreger, die<br />
normalerweise keine Krankheitserreger sind können pathogene Bedeutung haben<br />
Epidemiologie<br />
• Erreger ist ubiquitär verbreitet, Auftreten von (echtem) Myzetomen bei <strong>Pferd</strong>en bisher<br />
Seltenheit<br />
Diagnose und DD<br />
• Ermittlung der genauen Ätiologie: mikroskopischer und kultureller Erregernachweis unerläßlich<br />
• Anwendung spezieller Pilzfärbung => in histologischen Schnittpräparaten des Biopsiematerials<br />
in den Drusen breite Pilzgeflechte gut darstellbar<br />
• Bei Vorliegen von Aktinomykose schmale, fadenförmige Gebilde strahlenförmig angeordnet<br />
• Speziesdiagnose durch kulturellen Erregernachweis unter Verwendung der üblichen<br />
Pilznährböden<br />
• Ausschließen von<br />
• Chromomykose<br />
• Subkutane Phytomykosen<br />
• Staphylokokkeninfektionen<br />
• Nocardiose<br />
• Sarkoid<br />
• Neoplasien<br />
Therapie<br />
• Radikalchirurgisches Entfernen der krankhaften Veränderungen<br />
• Antimykotische Lokaltherapie über einen längeren Zeitraum<br />
• Amphitericin B, Imidazol Präparate<br />
• Nur chemotherapeutische Anwendung allein ist nicht befriedigend<br />
Prognose<br />
• Wenn bereits Knochen befallen sind sehr ungünstig!<br />
Sporotrichose<br />
• Subakute oder chronisch verlaufende Erkrankung mit knötchenartigen Hautveränderungen im<br />
Bereich des lymphatischen Abflußgebietes<br />
Symptome<br />
• IKZ von 3-12 Tagen<br />
• An Körperoberfläche zunächst Bildung leicht verschieblicher, schmerzloser Knötchen<br />
• Knötchen werden dann fest, brechen auf und entlassen dünnflüssigen Eiter<br />
• => Entstehung geschwüriger Prozesse<br />
• Veränderungen treten dort auf, wo Hautverletzung vorgelegen hat, später auch an anderen<br />
Regionen, v.a. an Gliedmaßen<br />
34
• AB erkrankter Tiere ist nur wenig beeinträchtigt<br />
• Erhöhte Temperaturen treten in der Regel nicht auf (erst dann, wenn es zur Metastasierung in<br />
die inneren Organe kommt über Lymphweg)<br />
Ätiologie<br />
• Sporothrix schenckii ist dimorphe Pilzspezies<br />
• Ist in Natur, außer im Boden auch oft auf Holz und Pflanzen<br />
Pathogenese<br />
• Erreger gelangt über kleinste Wunden (entstanden durch Insektenstiche, Holzsplitter...) in die<br />
Haut -> Intrazelluläre Manifestation -> in oberen, bevorzugt aber in unteren Hautschichten<br />
der Eintrittspforte eine Infektion (breiten sich auf regionäre Lnn aus)<br />
Epidemiologie<br />
• Kommt weltweit vor<br />
• Jeweiliges Auftreten wird beeinflusst von Luftfeuchtigkeit und Außentemperaturen<br />
• tritt vor allem in tropischen oder subtropischen Zonen in Brasilien, Kolumbien, Mexiko, in<br />
Südafrika, Indonesien und Australien<br />
• in Europa sehr selten<br />
Diagnose und DD<br />
• Erregernachweis in Biopsiematerial von knotigen Hautveränderungen oder im Exsudatmaterial<br />
• Histologisch: kleine, grampositive, zigarrenähnliche, runde oder ovale Gebilde<br />
• Ausschließen muss man<br />
• Lymphangitis epizootica<br />
• Lymphangitis ulcerosa<br />
• Nocardiose<br />
• Hautrotz<br />
Therapie<br />
• Erkrankte Tiere immer behandeln, da nicht bekannt ist, ob Infektion auf Haut begrenzt bleibt<br />
oder systematisch abläuft<br />
• Einleitende Therapie: i.v. Verabreichung von 250 ml einer 20%igen wäßrigen Kalium- oder<br />
Natriumiodidlösung 2x im Abstand von 2 Tagen<br />
• anschließend: tägl. Orale Gabe von 30 g organischem Jod übers Futter<br />
• Verwendung von Natrium- oder Kaliumjodid während der Trächtigkeit ist kontraindiziert!!!!!<br />
Prognose<br />
• Bei kutaner Form günstig<br />
Krankheiten der Unterhaut<br />
Unterhautemphysem<br />
• Jede Ansammlung von Luft in den weitmaschigen Bindegewebsräumen der Unterhaut wird als<br />
Emphysem bezeichnet<br />
Ätiologie und Symptome<br />
• Luft kann durch kleine stich- oder schlitzförmige Öffnung eindringen, sammelt sich an und<br />
kann sich in die Nachbarschaft ausbreiten<br />
• Kleine Wunden können sich durch Blut oder Exsudat schnell wieder schließen =><br />
eingeströmte Luft kann nicht entweichen<br />
• Haut wird langsam von Unterlage gehoben<br />
• Breiten sich in wenigen Stunden bis Tagen über weite Flächen aus => normale<br />
Körperkonturen gehen verloren, Region sieht aufgedunsen aus, natürliche Vertiefungen<br />
werden ausgeglichen<br />
• Von lockeren bewegliche Hautpartien aus (Ellenbogen, Kniefalte) kann Emphysem auf Brust-<br />
und Bauchwand übergreifen => Flanke kann vollständig verstreichen<br />
• Palpation: Haut fühlt sich weich, elastisch und puffig an<br />
• Haut knistert beim Darüberstreichen, Luft lässt sich in die Nachbarschaft verdrängen<br />
• Palpation ist schmerzlos<br />
• Abgehobene Hautpartien fühlen sich kalt an<br />
• Beklopfen der Haut: dumpfer, tympanischer Schall<br />
• Entstehen da, wo Haut auf ihrer Unterlage durch lockeres Bindegewebe gut verschieblich ist<br />
35
• Auch bei Wunden in der Inguinalgegend kann es am Unterbauch zu Emphysemen kommen<br />
• Entstehen am Kopf nach Trepanation der Kiefer-, Nasen- und Stirnhöhle vor<br />
• AB meist nicht gestört, es besteht kein Fieber<br />
• Sobald die Wundöffnung endgültig verklebt, unterbleibt die weitere Emphysembildung<br />
DD<br />
• Gasbrandinfektion!!<br />
• Hierbei liegen immer schwere Allgemeinstörungen mit Fieber, Schmerzen und vermehrter<br />
Wärme<br />
Prognose<br />
• Gut, da eingedrungene Luft keinerlei Gewebsveränderungen hervorruft<br />
• Wenn sehr große Hautbezirke abgehoben werden, sie nicht mehr ausreichend durchblutet<br />
werden entstehen Nekrosen<br />
Therapie<br />
• Punktförmige oder schlitzförmige Hautwunden unter sterilen Kautelen so erweitert, dass<br />
eingedrungene Luft nach außen entweichen kann<br />
• Ist das aus anatomischen Gründen nicht möglich, verschließt man die Wunden durch Naht<br />
oder sterile Tamponade und Naht<br />
• Inzisionen im Bereich der abgehobenen Haut zum Entweichen der Luft ist falsch, da es zu<br />
sekundären pyogenen Wundinfektionen kommt<br />
• Aspetische Hautnekrose großer abgehobener Bezirke:<br />
• Unter allgemeiner AB Demarkation und sekundäre Wundheilung abwarten<br />
• Ist bei frischen Emphysem ein Unterschied zu Gasbrand nicht feststellbar: polyvalentes<br />
Gasbrandserum verabreichen!!!!<br />
Unterhautödeme<br />
• Unterhautödem ist keine selbstständige Erkrankung, sondern eine Sekundärerscheinung<br />
• Ansammlung seröser Flüssigkeit im subkutanen Bindegewebe<br />
Symptome<br />
• Gliedmaßen sind walzenförmig verdickt, die Gelenke kaum noch konturiert<br />
• Am Unterbauch vom Euter/ Präputium bis zum Brustbein beetartige Umfangsvermehrung<br />
• Präputialödem<br />
• <strong>Innere</strong>s Präputialblatt gummiartig geschwollen und vorgefallen<br />
• Kopfödem<br />
• Wie bei Emphysem nilpferdkopfähnliche Konturierung<br />
• Stauungsödeme fühlen sich kalt an, entzündliche Ödeme warm<br />
• Schmerzlos und teigig<br />
• Typisch: Fingereindrücke bleiben minutenlang bestehen, Flüssigkeit lässt sich sehr leicht<br />
verdrängen<br />
• Nur sehr frische Ödeme fühlen sich weich und schwappend an<br />
• Reißt Haut der Ödeme ein, oder wird fehlerhaft inzidiert, geht gelbe bis grauweiße Flüssigkeit<br />
ab, oder es quellen Sekretperlen hervor<br />
• Manchmal spritzt die Flüssigkeit auch im dünnen Strahl aus dem gestauten Lymphgefäß<br />
hervor<br />
• Punktion von Ödemen<br />
• Man kann meist nur wenige Tropfen Flüssigkeit gewinnen<br />
• Allgemeinstörungen beim subakuten Stauungsödem nicht vorhanden<br />
Ätiologie<br />
• Man unterscheidet 3 Formen von Unterhautödemen<br />
1. Stauungsödem<br />
• z.B. an Gliedmaßen oder am Präputium<br />
• entsteht durch venöse Stauung oder durch Lymphstauung<br />
• subkutanes Ödem am Unterbauch ist pathogenetisch ein Stauungsödem<br />
• bei chronischen Herzmuskelerkrankungen, seltener bei Nierenerkrankungen<br />
• bei hochtragenden Stuten an der Vulva, den Gliedmaßen, am Unterbauch und am Euter<br />
• treten auch auf, wenn Verbände zu fest angelegt worden sind<br />
2. Entzündliches Ödem<br />
36
• In der Peripherie eines entzündlichen Infiltrates<br />
• Geht mit Hyperämie einher<br />
• Gesunde Wundumgebung einer akzidentellen Wunde oder einer OP-Wunde wird mit entzündlicher<br />
seröser Flüssigkeit durchtränkt<br />
• Enthält keine Entzündungszellen<br />
• Darf nicht mit entzündlichem Infiltrat verwechselt werden<br />
• Liegt es in Nähe von Abszessen und Wunden, wird es kollaterales Ödem genannt<br />
3. Neuropathisches Ödem<br />
• Entstehen besonders in der Unterhaut, wenn nach peripherer Neurektomie die die sensiblen<br />
Nerven begleitenden Vasokonstriktoren mit durchtrennt wurden<br />
• Tws. in Folge von Paralysen motorischer Gliedmaßennerven (N. radialis, N. fibularis..)<br />
• Liegen immer peripher der Quetschstelle motorischer Nerven<br />
• Dabei tws. Entstehung von Transsudation durch intakte Haut<br />
• Subkutane Ödeme sickern allmählich der Schwerkraft folgend nach unten ab (=><br />
Senkungsödem)<br />
• Befinden sich Ödeme im Bereich des Rückens wandern sie an den Unterbauch ab<br />
• Resorption selbst erfolgt langsam, und erst dann, wenn die Ursache abgestellt wurde<br />
• Bleiben Ödeme längere Zeit bestehen => proliferativer Reiz auf das Bindegewebe =><br />
Dickenzunahme => Fingerabdrücke bleiben längere Zeit bestehen<br />
Diagnose<br />
• Vom Mesenchym abstammendes Bindegewebe ist am parenteralen Wasserhaushalt<br />
entscheidend beteiligt<br />
• Flüssigkeitsvermehrung und Anstauung in subkutanem Gewebe => Ödem<br />
• Flüssigkeitsstau kann interzellulär, aber auch intrazellulär sein<br />
• Seröse Flüssigkeit kann aus durchlässig gewordenen Blutgefäßen stammen<br />
• Lokale oder allgemeine Lymphkreislaufinsuffizienz = Ödem<br />
• Folgende Ursachen mögliche<br />
• Erhöhung des hydrostatischen Druckes in Kapillaren (z.B. durch Einengung der Unterbindung<br />
des Blutabflusses oder auch arterielle Hypertonie)<br />
• Erniedrigung des hydrostatischen Druckes im subkutanen Bindegewebe<br />
• Behinderung des Lymphabflusses (z.B. durch Kompression der Lymphgefäße)<br />
• Natriumretention in der Niere (bei vermehrtem Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen:<br />
Aldosteronfreisetzung aus der Nebenniere => oft erhöhte Natriumretention)<br />
• Östrogene fördern Ödemneigung, v.a. während fortgeschrittener Gravidität<br />
Therapie und Prognose<br />
• Prognose abhängig von auslösender Ursache<br />
• Bei Stauungsödem gute Prognose, wenn Ursache abgestellt werden kann<br />
• Entzündliche und traumatische Ödeme brauchen keine Therapie, bilden sich selbst zurück<br />
• Flüssigkeitsentzug kann Resorption beschleunigen<br />
• Massage und Bewegung sind immer günstig<br />
• Inzisionen sind kontraindiziert<br />
• Anwendung von Saluretika (Hydrochlorothiazid) hat sich bei jeder Form von Ödemen bewährt<br />
• Hemmen Rückresorption von Natrium und Chlorid in Nierentubuli => vermehrte Ausscheidung<br />
von Flüssigkeit<br />
Epikrise<br />
• Unterhautödeme sind immer sekundärer Natur => Primärleiden muß ermittelt werden<br />
• Durchblutungsverhältnisse bessern!!!<br />
Subkutane Phlegmone<br />
• Sich flächenartig ausbreitende, zunächst subkutane pyogene Entzündung des Bindegewebes<br />
und der Lymphgefäße<br />
• Kann von Unterhaut auf alle tiefergelegenen Gewebsschichten übergreifen<br />
• Nach Charakter des Entzündungsproduktes kann Phlegmone serös oder eitrig sein<br />
• Beginnt beim <strong>Pferd</strong> pyogen-serös, meist durch Streptokokkus equi hervorgerufen<br />
• Führt immer gleichzeitig zu Lymphgefäß- und Lymphknotenentzündungen, tws. auch<br />
Entzündung der Blutgefäße<br />
• Kommen putride Keime dazu: Phlegmone kann jauchigen Charakter annehmen<br />
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Vorkommen<br />
• Kann theoretisch überall im subkutanen Bindegewebe auftreten<br />
• Nach Ausdehnung wird unterschieden zwischen zirkumskripter und diffuser Phlegmone<br />
Symptome<br />
• Entwickelt sich innerhalb weniger Stunden<br />
• Bei <strong>Pferd</strong>en sind Streptokokkeninfektionen besonders aggressiv<br />
• Ab immer stark gestört<br />
• Körpertemperatur steigt bis zum subfebrilen Bereich an<br />
• Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit<br />
• Eitrige Formen: Gewebseinschmelzungen und Abszedierung<br />
• Schwellung ist anfangs beetartig<br />
• An Gliedmaßen und Widerrist treten Lymphgefäße deutlich hervor<br />
• Regionärer Lnn ist schmerzhaft und vergrößert, phlegmonöser Bezirk ist vermehrt warm<br />
• Bei Berührung zeigt <strong>Pferd</strong> Abwehrbewegungen<br />
• An Gliedmaßen besteht bei diffuser Ausbreitung immer Lahmheit<br />
• Backenphlegmone => Kaubeschwerden<br />
• Resorption des Exsudates => funktionelle Störung bessert sich<br />
• Bei Fieberfreiheit leichte Bewegung und gleichzeitig therapeutische und resorptionsfördernde<br />
Maßnahmen<br />
• Fingereindrücke lassen sich nur schwer anbringen, gleichen sich dann auch nur langsam<br />
wieder aus<br />
• Heilung oft durch Resorption und Resolution, dabei oft Nachlassen der Intensität der<br />
klinischen Erscheinungen<br />
• Völlige Wiederherstellung<br />
• Auch möglich: Abszedierung nach 10 – 14 Tagen, v.a. dort wo viel Bindegewebe vorhanden<br />
ist oder am Ort der Primärinfektion<br />
• Regionärer Lnn kann in Abszedierung übergehen<br />
• Heilung nach Entleerung des Eiters<br />
Prognose<br />
• Bei subkutaner Phlegmone immer gut, egal ob Resorption oder Abszedierung<br />
Therapie<br />
• Immer Allgemeinbehandlung mit Antibiotika, Sulfonamiden oder Kombinationspräparaten!!<br />
• Hochdosierte Antibiose über 8-10 Tage<br />
• Lokale Wärmetherapie in jeder Form => Erzeugung einer intensiven Hyperämie =><br />
Resorption von Entzündungsprodukten oder Herbeiführung von Abszedierung oder<br />
Einschmelzung<br />
• Wärme wirkt schmerzstillend, kann durch NSAID’s unterstützt werden<br />
• Ist Berieselung nicht möglich, legt man warme Angussverbände an<br />
• Bereiche, in denen keine Berieselung oder Verbände möglich sind:<br />
• Hyperämisierende Salben (Kampher, Jodoformsalbe)<br />
• Breianstriche (Acetat, Burow‘ sche Mischung)<br />
• Stellt sich Fluktuation ein, ist Inzision angezeigt<br />
• An Gliedmaßen besteht die Gefahr des Abszesseinbruches in Gelenke<br />
• Abszedierende Kopfphlegmone im Kehlgang spalten<br />
• Phlegmone an den Gliedmaßen: Bewegung zur Verbesserung der Durchblutung und<br />
Beschleunigung der Resorption<br />
• Kälteeinwirkung ist kontraindiziert!!!!!<br />
Subkutaner Abszess<br />
• Mit Höhlenbildung einhergehende Eiteransammlung im subkutanen Bindegewebe<br />
Symptome<br />
• An verschiedensten Körperstellen<br />
• Flukturierende, schmerzhafte, vermehrt warme Anschwellungen<br />
• Wölben sich kuppelartig hervor<br />
• Können unterschiedliche Größe und Ausmaße haben<br />
• Haare können bereits ausgefallen sein<br />
• AB ist mehr oder weniger gestört, abhängig von Größe des Abszesses<br />
• Vor Entleerung des Abszesses kann es zu erheblichem Temperaturanstieg kommen<br />
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• Mit Inzision/Aufbruch entleeren sich bis zu 10l Eiter (meist Streptokokken-, selten<br />
Staphylokokkeneiter)<br />
• Nach Entleerung des Abszesses: AB bessert sich in wenigen h, Körpertemperatur sinkt wieder<br />
• Meist Abszesse im Kehlgang, an Vorderbrust, seitlicher Halspartie, Unterbauch,<br />
Inguinalgegend, Oberschenkeln und Gliedmaßenregion<br />
Ätiologie<br />
• Entstehen meist durch infizierte Stichwunden<br />
• Auch durch Injektionen mit reizenden oder pyogen infizierten oder reizenden Medikamenten<br />
• Können aus Phlegmonen hervorgehen<br />
• Werden durch putride oder pyogene Erreger hervorgerufen<br />
Prognose und Therapie<br />
• Bis zur Abszedierung hyperämisierend, bzw. mit Wärme in jeder Form behandeln<br />
• Inzision direkt an 2 übereinander liegenden Stellen => Abszesshöhle kann sich selbstständig<br />
und kontinuierlich entleeren<br />
• Abszeßkapsel beim <strong>Pferd</strong> sehr dünn => man schält sie nicht aus<br />
• Höhle mit desinfizierenden Lösungen spülen<br />
• Gute Prognose<br />
Sklerodermie und Elephantiasis<br />
• Bindegewebszubildungen, die nach chronischen Ödemen und langanhaltender pyogenseröser<br />
Phlegmonen in der Subkutis entstehen => Verdickung von Haut und Unterhaut<br />
Symptome<br />
• V.a. an den Hintergliedmaßen<br />
• Elephantiasis auch an Penis, Präputium, Ohren<br />
• Vorausgegangen sind chronische Ödeme und Phlegmonen<br />
• Starke Umfangsvermehrung der betroffenen Gliedmaße bzw. Körperregion<br />
• Palpation: Eindruck, als hätte Haut jede Elastizität verloren<br />
• In Gelenknähe Bildung von dicken Hautfalten<br />
• Hautoberfläche ist manchmal mit dicken Krusten bedeckt, scheuern sich die Tiere und fallen<br />
die Krusten ab, entstehen blutenden Hautoberflächen<br />
• Haare sind mehr oder weniger ausgefallen<br />
• In hochgradigen Fällen Entstellung und Lahmheit, sofern Gliedmaße betroffen ist<br />
• Ziehen sich Tiere an betroffenen Stellen Wunden zu, heilen diese schlecht<br />
• AB ist nicht gestört<br />
Ätiologie<br />
• Verdichtung durch Reiz, Histamine und durch Toxinwirkung der im Gewebe vorhandenen<br />
Entzündungsprodukte => polyfaktorielles Geschehen<br />
• Venen der Subkutis haben Elastizität verloren und sind weit gestellt => Plasma und Serum<br />
treten in subkutanes Bindegewebe über<br />
• Chronische Reizung => Bindegewebsentzündung<br />
• Behinderter Abfluß der Lymphgefäße<br />
Prognose und Therapie<br />
• Schlechte Prognose<br />
• Abbau des gebildeten Gewebes ist kaum zu erreichen => Zurückbildung der<br />
Umfangsvermehrung kaum mehr möglich<br />
• Tiere können weiterhin zur Zucht genutzt werden<br />
• Solange keine Lahmheit besteht, können Tiere leicht geritten und getrabt werden<br />
• Bewegung fördert teilweise Rückbildung der Schwellung<br />
• Im Ruhezustand sollten die Beine bandagiert werden<br />
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Diagnostik<br />
Herz – Kreislauf – System<br />
Vorbericht<br />
• Im Vorbericht meist Leistungsabfall genannt, zusätzlich gekennzeichnet durch übermäßiges<br />
Schwitzen und Dyspnoe<br />
• V.a. bei Trabern und Galoppern zeigen sich mangelnde Ausdauer und<br />
Geschwindigkeitseinbußen gegen Ende der Strecke<br />
• Es können auch Nasenbluten, stolpernder Gang und Niederstürzen während der Arbeit mit<br />
Herzkrankheiten in Verbindung gebracht werden<br />
Adspektion<br />
• Zuerst Überblick über den AB des Patienten gewinnen -> v.a. auf Atmung und Atemtyp und<br />
Erkrankungen an Extremitäten achten!<br />
• Die meisten Leistungsverminderungen liegen an Sehnen und Gelenken, nicht am Herzen<br />
• Ödeme an Extremitäten sind selten Zeichen einer gestörten zentralen Zirkulation, eher einer<br />
mangelnden örtlichen Durchblutung (Schädigung peripherer Venen und Lymphgefäße)<br />
• Ödeme an Nabel oder Vorderbrust sind keine pathognomonischen Zeichen einer<br />
Herzkrankheit, entstehen meist wegen mangelndem Rückfluss von Blut und Lymphe in diesem<br />
Bereich (Bsp.: Lage des Fohlens bei trächtigen Stuten, raumfordernden Prozessen im<br />
Thorax..)<br />
• Wichtig ist auch das kachektische Ödem, das bei pathologisch niedrigem Gesamteiweiß des<br />
Blutes entsteht<br />
• Ödeme, die durch Herzerkrankungen ausgelöst werden, entstehen immer erst im Endstadium<br />
der Krankheit<br />
• Generalisiertes Ödem => immer Steigerung des zentralen Venendruckes<br />
Untersuchung am peripheren venösen und arteriellen System<br />
• Druck der V. jugularis zeigt mittleren Druck und hämodynamische Ereignisse im rechten<br />
Atrium<br />
• Druck im rechten Atrium und zentralvenöser Druck stehen im Zusammenhang mit dem totalen<br />
Blutvolumen und der Kontraktion des rechten Atriums<br />
• Beim gesunden stehenden <strong>Pferd</strong> dürfen Venenpuls nicht sichtbar und V. jugularis nicht<br />
palpierbar sein<br />
• CAVE: bei Vollblütern, Arabern u.ä. edlen Rassen ist Venenpuls auch in Ruhe<br />
sichtbar, ohne dass krankhafte Veränderungen vorliegen!!!<br />
• Steigerung des zentralen Venendruckes => V. jugularis palpierbar und tws. sichtbar!<br />
• Venenpuls sichtbar = Zeichen für Trikuspidalisinsuffizienz! (CAVE! Siehe oben!!)<br />
• Überfüllung des V. jugularis mit Bildung von Ödemen und sichtbarem Venenpuls ist Symptom<br />
des Endstadiums einer Herzerkrankung<br />
• Erhebliche linksseitige Herzinsuffizienz gekennzeichnet durch: Dyspnoe, Husten und<br />
Druckzunahme der V. pulmonalis (evtl. mit Stauungslunge)<br />
• Arterielle Pulsation am leichtesten an der A. maxillaris zu fühlen<br />
• Arterienpalpation: Aussage über Frequenz, Amplitude und Regelmäßigkeit der Pulswelle<br />
Palpation der Herzgegend<br />
• An linker Seite des Brustkorbes mit linker Hand, an rechter Seite mit rechter Hand =><br />
Wahrnehmung des Herzstoßes<br />
• An linker Brustseite im 5. Interkostalraum am deutlichsten zu fühlen<br />
• An rechter Seite etwa an 4. Rippe, am Übergang zum Sternum<br />
• Herzstoß bei muskulösen Tieren kaum zu fühlen<br />
• Bei nervösen Tieren während Erregung, direkt nach der Arbeit und bei Herzkrankheiten mit<br />
großem Blutauswurf ist er deutlicher zu fühlen<br />
• Deutliche Vibrationen treten bei kongenitalen Herzfehlern auf (Ventrikelseptumdefekt) oder<br />
lokalen Erweiterungen der A. pulmonalis und Aortenklappeninsuffizienz auf<br />
• Fühlbare Schwingungen in der Brust sind immer als pathologisches Zeichen zu werten!!<br />
40
Auskultation des Herzens<br />
• Wichtigster Teil für orientierende klinische Untersuchung des Kreislaufapparates<br />
Herztöne<br />
• Bei <strong>Pferd</strong> prinzipiell 4 Töne zu unterscheiden (S1, S2, S3, S4)<br />
• Es muss am Ehesten ein Unterschied zwischen dem 1. und 2. Herzton gemacht werden, was<br />
bei niedrigen Herzfrequenzen ohne Probleme gelingt, da die Systole (S1-S2) hier viel kürzer<br />
ist, als die Diastole (S3-S4)<br />
• Bei Tachykardie wird Diastole stärker verkürzt, als die Systole<br />
• Puncta maxima = Projektionsgebiete der Herzklappen auf die Brustwand, hier sind die<br />
Herztöne am Besten zu hören<br />
• 5 Puncta maxima werden festgestellt<br />
1. in Höhe des Apex des Herzens<br />
2. das Pm der Bikuspidalklappe<br />
3. Pm der Aortenklappe<br />
4. Pm der Pulmonalklappen<br />
5. Pm der Trikuspidalisklappen<br />
• Apex cordis<br />
• Hier wird Auskultation begonnen<br />
• Geortet durch Schnittpunkt zweier Koordinaten<br />
• Vertikale Koordinate ist der 5. Interkostalraum<br />
• Horizontale Koordinate: Linie, die durch Mitte des unteren Brustdrittels verläuft<br />
• Hier 1. und 2. Herzton sehr deutlich zu hören<br />
• Pm der Bikuspidalklappen<br />
• Vertikale Koordinate ist 5. Interkostalraum<br />
• Horizontale Koordinate = Linie durch Mitte des Os humeri<br />
• Hier hat 1. Herzton maximale Lautstärke an der linken Brustwand<br />
• Pm der Aortenklappen<br />
• Liegt etwas kranial vom Pm der Atrioventrikularklappen<br />
• Lässt sich genauso finden wie das der Pulmonalklappen<br />
• Pm der Pulmonalklappen<br />
• Weiter kranial in der Verlängerung der horizontalen Linie, die durch die Mitte des<br />
Oberarmes führt => linkes Vorderbein des <strong>Pferd</strong>es muss so weit wie möglich nach kranial<br />
gestellt werden<br />
• Vertikale Koordinate wird durch den 3. Interkostalraum dargestellt<br />
• Zweiter Herzton ist stärker ausgeprägt als am Pm der Atrioventrikularklappen<br />
• Pm der Trikuspidalklappen<br />
• An rechter Thoraxseite leichter zu finden als links<br />
• Pm liegt im Schnittpunkt zweier Linien, die vom 3. Interkostalraum und der Horizontalen<br />
durch die Mitte des Os humeri gebildet werden<br />
• Besondere Probleme bereitet Differenzierung zwischen Pm der Aorten- und Pulmonarklappen<br />
Entstehung, Dauer und zeitliches Auftreten der Herztöne und –geräusche<br />
• Grundsätzlich sind 4 verschiedene Herztöne wahrnehmbar, meist lassen sich nur 3<br />
voneinander unterscheiden<br />
• Der 1. Herzton<br />
• Kontraktion des linken Ventrikels beginnt etwas früher als die des rechten<br />
• Verschluß der Mitralklappen = Anfang des S1 -> Verschluss der Trikuspidalklappen<br />
• Die Amplitude der Schwingung der Tricuspidalis ist viel niedriger als die der Mitralis<br />
• Zeitintervall zwischen beiden Amplituden ist beim ruhenden <strong>Pferd</strong> so hoch, dass der erste<br />
Herzton gespalten werden kann<br />
• Muss unterschieden werden von: einem lauten Atriumston, ein kurzes hyperkinetisches<br />
Aorten- bzw. Pulmonalisauswurfgeräusches und einer Mitralstenose<br />
• Meist kommt nur hyperkinetisches Aortenauswurfgeräusch in Betracht<br />
• Bei alten und dämpfigen <strong>Pferd</strong>en kann durch pulmonale Hypertension ein<br />
Pulmonalisauswurfgeräusch entstehen<br />
• Bei jungen <strong>Pferd</strong>en mit Atriumsdefekt kann dieses Geräusch durch das secundär<br />
vergrößerte Schlagvolumen des rechten Ventrikels entstehen, weil der rechte Vorhof mehr<br />
Blut enthält<br />
41
• Intensität des S1 wird immer bestimmt durch:<br />
Mobilität des Klappensystems<br />
Position der Klappen vor dem Verschluß<br />
Kontraktionsgeschwindigkeit der Ventrikel, und<br />
Qualität der Klappen, wodurch sie durch während der ganzen Systole verschlossen<br />
bleiben können<br />
• Der 2. Herzton<br />
• Anfang des S2 ist Folge des Verschlusses der Aortenklappe<br />
• Physiologische Ungleichzeitigkeit des linken und rechten Ventrikels hat Konsequenzen für<br />
den 2. Herzton<br />
• Feststellung beider Komponenten des S2 ist ein Ziel der Auskultation<br />
• Aortenkomponente ist lauter als Pulmonalisgeräusch<br />
• Verstärktes Pulmonalisgeräusch tritt bei Pulmonalishypertrophie auf (= Folge einer<br />
fortgeschrittenen Dämpfigkeit), bei vermehrtem Auswurf aus dem rechten Ventrikel (z.B.<br />
Ventrikelseptumdefekt)<br />
• Tiefe der Inspiration hat Einfluss auf Zeitverschiebung zwischen Aortenkomponente und<br />
Pulmonalisgeräusch<br />
• Tiefe Inspiration: P entsteht etwas später => geringgradige Vergrößerung des<br />
Schlagvolumens des rechten Ventrikels => beim Auswurf stärkere Betonung des P<br />
• Der 3. Herzton<br />
• Folge einer schnellen Füllung des sich während der Frühdiastole erweiternden Ventrikels<br />
• Nicht besonders intensiv<br />
• Nur bei 50% der <strong>Pferd</strong>e in der Mitralisgegend hörbar<br />
• Ton wird deutlicher, wenn die Kammerfüllung sehr schnell passiert -> kann zu<br />
Fehldiagnosen führen, vor allem bei nervösen <strong>Pferd</strong>en<br />
• Täuscht dann Extrasystolen und Rhythmusstörungen vor<br />
• Der 4. Herzton<br />
• In der Endphase des S4 in der Mitralisgegend hörbar<br />
• Entsteht als Folge der Vorhofkontraktion, kurz vor erstem Herzton zu hören<br />
• Wichtiges Hilfsmittel zur Differenzierung zwischen einem Atrioventrikularblock und<br />
Atriumfibrillation<br />
• Fehlt beim Vorhofflimmern<br />
• Die Herzgeräusche<br />
• Werden bei vielen <strong>Pferd</strong>en festgestellt<br />
• Haben oft pathologische Ursache, Anpassungsfähigkeit des Herzens führt nur zu geringen<br />
Einschränkungen im Gebrauch des <strong>Pferd</strong>es<br />
• Sind Ursache eines Überganges des Blutes von einer laminaren in eine turbulente<br />
Strömung (findet in Herzkompartimenten oder in der Blutbahn statt<br />
• Sind Turbulenzen energiereich, können sie abhörbare Schallwellen auslösen<br />
• Intensität auskultatorisch zu schwer zu erfassen, nur subjektive Bewertung möglich<br />
• Werden in systolische und diastolische Geräusche eingeteilt<br />
• Treten sie in beiden Zyklen auf, dann sind sie kontinuierlich<br />
• Systolische Geräusche: Einteilung in Auswurfgeräusche und Regurgitationsgeräusche<br />
• Meisten Geräusche haben pathologische Veränderungen der Klappen als Ursache<br />
• Befunde einer Herzauskultation ohne weiter Untersuchungen (EKG, Ultraschall...) nicht<br />
ausreichend<br />
• Folgende Geräusche sind relativ bedeutungslos, da sie kaum Einfluss auf die<br />
Arbeitsleistung haben<br />
• Frühsystolische Geräusche, die nach Belastung verschwinden<br />
• Intermittierende Herzgeräusche, die durch Geschwindigkeitsänderungen des<br />
Blutstromes entstehen<br />
• Holosystolische Geräusche bei gleichzeitigem Vorliegen einer Anämie<br />
• Holosystolische und holodiastolische Geräusche beim Fohlen in den ersten 3<br />
Lebenstagen<br />
• Frühsystolische Herzgeräusche 1. und 2. Grades im Pm der Aortenklappen (folge<br />
parasitärer Aortenwandschäden)<br />
• Kurzes Geräusch in der Diastole bei jungen <strong>Pferd</strong>en<br />
• Leises systolisches Geräusch über der Herzbasis an der linken Brustwand bei Fohlen,<br />
die jünger sind als 60 Tage<br />
42
• Geräusche, die die Leistungsfähigkeit der Tiere beeinflussen:<br />
• systolische Geräusche bei:<br />
1. Stenosen in den Aorten- und Pulmonarwurzeln (meist angeboren)<br />
2. Insuffizienzen der Atrioventrikularklappen<br />
3. Ventrikelseptumdefekt<br />
• diastolische Geräusche bei:<br />
1. Insuffizienzen der Aorten- und Pulmonalklappen<br />
2. Stenose des Atrioventrikularringes (sehr selten)<br />
• sowohl als auch bei:<br />
1. Ductus arteriosus Botalli persistens<br />
2. Koinzidenz von Stenosen und Insuffizienzen der Klappen und Gefäßwurzeln<br />
Perkussion des Herzens<br />
• Thoraxwand im Bereich der 3. bis 6. Rippe in horizontaler und vertikaler Richtung abklopfen<br />
• So wird Zone der relativen Herzdämpfung ermittelt, die in absolute Herzdämpfung übergeht<br />
• Dazu muss linkes Vorderbein weit nach vorne gestellt werden<br />
• Soll Info über Größe des Herzens liefern, ist aber nicht genau<br />
Elektrokardigrafie<br />
• Messung der vom Herz ausgehenden elektrischen Aktionspotentiale, bzw. Aktionsströme<br />
• Es zeichnet Potentialschwankungen aller Herzmuskelzellen im Verhältnis zur Zeit auf<br />
• Besteht normalerweise aus einer Reihe von Zacken (P, Q, R, S, T und U)<br />
• Peripher aufgezeichnetes EKG ist Ergebnis vieler lokaler, in viele Richtungen ablaufender<br />
Herzmuskelerregungen<br />
• P = Erregung der Vorhöfe<br />
• P-Welle besteht je nach Ableitungsstelle aus einem oder mehreren Zacken<br />
• Erster Teil der P-Zacke: Aktivierung der rechten Atriums, die der des linken Vorhofes<br />
vorausgeht<br />
• Erregung der Ventrikel dauert vom Beginn der Q-Zacke bis zum Anfang der T-Welle<br />
• R-Zacke ist meist immer aufwärts gerichtet, Q-und S-Zacke abwärts (beide nicht immer<br />
deutlich zu erkennen)<br />
• Q, R und S werden als QRS-Komplex zusammengefasst<br />
• T-Welle: Repolarisation des Herzmuskels in seiner Erholungsphase<br />
• Besteht entweder aus einer mehr oder weniger hohen und langsam ablaufenden, aufwärts<br />
gerichteten Welle, oder sie bildet eine negative, bzw. biphasische Welle<br />
• Kann sich durch Verschiebung des neurovegetativen Tonus des <strong>Pferd</strong>es schon in einer<br />
einzigen Ableitung stark ändern<br />
• PQ-Intervall: Intervall von Beginn der Vorhoferregung bis zum Anfang der Kammererregung<br />
• Ist frequenz- und altersabhängig<br />
• Nimmt mit steigender Herzfrequenz und mit höherem Lebensalter zu<br />
• Verlängerung kommt bei <strong>Pferd</strong>en oft vor, z.B. bei den AV-Blöcken 1. und 2. Grades<br />
• Verkürzung ist sehr selten, dann bei Antesystolie (Wolff-Parkinson-White-Syndrom)<br />
• ST- Abschnitt: Zustand der vollständigen Kammerdepolarisation<br />
• Verläuft meist isoelektrisch<br />
• Hebungen kommen in Erholungsphase einer kurzfristigen Arbeit unter stressigen<br />
Umständen vor => haben keine pathologische Bedeutung<br />
• QT-Abschnitt (Anfang Q-Zacke bis Ende der T-Welle): elektrische Kammersystole, deren<br />
Dauer Frequenzabhängig ist<br />
• Verlängert bei Hypokaliämie und AV-Block 2. Grades<br />
• Verkürzt bei Hyperkalzämie, Überdosierung von Digitalis und bei toxischen oder entzündlich<br />
ausgelösten massiven Herzmuskelerkrankungen<br />
• EKG bestimmt durch Lokalisation der Ableitungsstellen => Vereinheitlichung der Stellung der<br />
Beine und der Ableitungen<br />
• Da EKG nur elektrophysiologische Aktivität aller Herzmuskelzellen wiedergibt, liegt seine<br />
Bedeutung hauptsächlich in der Wiedergabe des Stoffwechselzustandes des Myokards<br />
43
Phonokardiografie<br />
• Herztöne und Geräusche werden mittels Mikrofon und Anzeige sichtbar gemacht<br />
• Mechanische Schwingungen des Herzens werden mittels Körperschallmikrophon in äquivalente<br />
elektrische Schwingungen umgewandelt<br />
• Elektrische Schwingungen werden von einer Filteranlage in Frequenzen zerlegt, diese werden<br />
von einem Registriergerät aufgezeichnet in Form einer Kurve<br />
• Frequenz der Kurve = Tonhöhe<br />
• Amplitudenhöhe der Kurve = Lautstärke<br />
• 1. und 2. Ton sind hochamplitudig, nicht laut oder leise<br />
• Problem: wegen M. anconeus kann Mikrofon oft nicht nahe genug heran geschoben werden<br />
• Wert liegt in Bestimmung des Geräuschcharakters, der Geräuschdauer und der Lokalisation<br />
des Geräusches im Zeitrahmen der Herzaktion<br />
• Kann Auskultation ergänzen, aber nicht ersetzen<br />
• Unentbehrliche Dokumentationsmöglichkeit<br />
Echokardiografie/ Ultraschall<br />
• = nichtinvasive kardiologische Untersuchungsmethode<br />
• Ultraschall wird erzeugt durch Schallkopf, in dem auf unterschiedliche Weise piezoelektrische<br />
Felder angeordnet sind<br />
• Hat eine Frequenz von 2000 Hertz => für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar<br />
• Im Schallkopf befindliche Kristalle verformen sich unter einem sich verändernden elektrischen<br />
Feld => Kristalle geraten in Schwingungen<br />
• An Grenzfläche zwischen 2 Medien unterschiedlicher akustischer Impedanz werden Wellen<br />
teilweise reflektiert, vom Schallkopf als Echo empfangen und wieder in elektrische Impulse<br />
umgewandelt<br />
• Schallkopf = Empfänger zwischen 2 Impulsen -> leitet in elektrische Impulse umgewandelte<br />
Schallwellen zu Kathodenröhren -> werden dort zu einem Bild zusammengesetzt<br />
• Linearschallkopf<br />
• Parallel nebeneinander angeordnete Kristalle => senden Schallwellen parallel<br />
• Sektorschallkopf<br />
• Sendet Wellen im 90° Winkel aus<br />
• Schallkopfspitze ist kleiner konstruiert => kann über enge Interkostalräume den<br />
Herzbereich abtasten<br />
• Untersuchung auf Mitralinsuffizienz am besten im 5. Interkostalraum der linken Seite<br />
• Untersuchung auf Trikuspidalinsuffizienz am besten im 3.-4. Interkostalraum der linken und<br />
rechten Seite<br />
• Optische Darstellung durch M-Mode oder B-Mode Technik<br />
• M-Mode Technik<br />
• Time – Motion – Technik<br />
• Eindimensional<br />
• Herz wird vom Schallfenster aus mit einem Schallbündel durchtastet<br />
• Vom Schallstrahl getroffene Strukturen verschiedener Echodichte reflektieren Schallstrahl<br />
entsprechend ihrer Distanz zum Schallkopf (=> Registrierung von Echolinien der<br />
hintereinander liegenden Strukturen, abhängig von der Zeit)<br />
• B – Mode – Technik<br />
• « Brightness »<br />
• reflektierende Ultraschallwellen werden je nach Energiemenge mit unterschiedlicher<br />
Helligkeitsintensität auf Bildschirm in Form von Punkten dargestellt<br />
• 2 – dimensionale Echokardiografie oder „Realtime“- Echokardiografie<br />
• Bild setzt sich aus 2 Dimensionen zusammen (Tiefe und Breite)<br />
• Nebeneinander liegende Strukturen sind getrennt voneinander darstellbar => genaue<br />
anatomische Orientierung ist möglich<br />
• Exakte Messung der einzelnen Organe ist möglich<br />
• M – Mode – Technik und Schnittbildkardiografie ergänzen sich gut bei:<br />
• Identifizierung von Defekten im Herzseptum<br />
• Endokarditis<br />
44
• Perikardergüssen<br />
• Kardiomegalie<br />
• Intrakardialen Shunts<br />
• Dopplertechnik ist geeignet, um sich bewegende Objekte darzustellen<br />
• Genutzt wird Frequenzverschiebung von Schallwellen, wenn sie von bewegten Objekten<br />
wahrzunehmen sind<br />
• Hauptsächlich Schallköpfe von 1,9 bis 5,0 Megahertz werden verwendet<br />
• Kontinuierliche Dopplertechnik gibt permanente US-Wellen ab, die alle Blutströme mit ihren<br />
Geschwindigkeiten entlang des US erfassen<br />
• Keine Zuordnung der reflektierenden Flusssignale möglich am Herzen, da gleichzeitig<br />
verschiedene Blutflüsse erfasst werden<br />
• Gepulste Dopplertechnik: Schallkopf sendet zeitlich versetzt Impulse<br />
• Laufzeit des Strahls ist genau einstellbar<br />
• Nur ein begrenzter Messort wird für die Auswertung genutzt<br />
• Eindringtiefe ins Gewebe ist abhängig von Frequenz der Schallwellen<br />
• Schallwellen niedriger Frequenz dringen tiefer in das Gewebe ein, als solche<br />
mit hoher Frequenz<br />
• Beste Darstellung des Blutflusses mit hoher Pulswiederholungsfrequenz<br />
Röntgen<br />
• Wegen teilweise starker Bemuskelung nicht immer effektiv<br />
• Gut mit Kontrastmittel, das mittels Katheter ins Herz gegeben wird<br />
• Gut geeignet zur Diagnose angeborener Herz- und Gefäßanomalien und Shunts<br />
Katheterisierung<br />
• Beim erwachsenen <strong>Pferd</strong> nur geringen diagnostischen Wert, nur super bei: kongenitaler<br />
Herzfehlern<br />
• Möglichkeit, Daten über Sauerstoffsättigung, Sauerstoffdruck, lokale Blutdruckverhältnisse, ...<br />
• Gefahr der Fehldiagnosen => sollte nur von erfahrenen Untersuchern durchgeführt werden<br />
Labordiagnostische Verfahren<br />
• Von großem Wert sind die Bestimmung von Sauerstoffspannung und Kohlendioxidgehalt des<br />
Blutes<br />
• Auch venöse Blutproben verwendbar<br />
• Absinken der Sauerstoffspannung unter die Norm zeigt Anstieg der peripheren Extraktion<br />
• Ursachen können sein:<br />
• Anstieg der Stoffwechselrate durch erhöhte Herzfrequenz oder Körpertemperatur<br />
• Reduzierte arterielle Sauerstoffspannung<br />
• Herzinsuffizienz mit erhöhtem Restvolumen<br />
• Blutgasanalyse wichtig für Feststellung von: Shunts und die Beurteilung von Tieren<br />
mit Herzinsuffizienz<br />
• Besteht ein Links – Rechts – Shunt (vom arteriellen zum venösen System) ist keine<br />
Veränderung der Blutgaswerte in peripheren Gefäßen<br />
• Rechts – Links – Shunt (vom venösen zum arteriellen System) hat im venösen und arteriellen<br />
System deutliche Verminderung der Sauerstoffspannung<br />
Bestimmung von Enzymen und Isoenzymen<br />
• Aktivitätserhöhung kann Diagnose einer Myokarditis unterstützen<br />
• Creatinkinase liegt im Herzmuskel des <strong>Pferd</strong>es in kleinen Konzentrationen vor => hat<br />
diagnostisch keine Bedeutung<br />
• Körpermuskulatur des <strong>Pferd</strong>es enthält hohe Konzentration an Aldolase und<br />
Alanintransaminase<br />
• Im Herzmuskel des <strong>Pferd</strong>es liegen hohe Konzentrationen der Alpha – Hydroxybutyrat –<br />
Dehydrogenase<br />
• Bei Myokardschäden ist das Verhältnis der Serum –LHD und/oder HBD zur ALT und/oder ALD<br />
höher als bei Skelettmuskelerkrankungen<br />
• Sicherster Nachweis etwa 12 – 36 Stunden nach Eintreten der Herzmuskelschädigung<br />
• Enzyme sind im Allgemeinen nur dann für Diagnostik sinnvoll, wenn sie eine hohe<br />
Organspezifität aufweisen können<br />
45
Mineralstoffen<br />
• Vor allem Calcium und Magnesium haben Einfluß auf Erregungsbildung und –leitungsfähigkeit<br />
des Herzens (EKG!!!!)<br />
• Hyperkaliämie – v.a. Veränderung des Gradienten zwischen intra- und extrazellulärer<br />
Konzentration – führt zur Veränderung der neuromuskulären Erregbarkeit und des<br />
myokardialen Erregungsablaufes<br />
• EKG sollte zur Beurteilung des Kaliumhaushaltes herangezogen werden<br />
• EKG auch wegweisend bei Vorliegen einer Hyperkaliämie<br />
• Abhängig von Höhe des Kaliumspiegels zuerst Erhöhung der T-Welle, mit zunehmender<br />
Hyperkaliämie kommt es zur Verbreiterung des QRS – Komplexes => Bild einer ausgeprägten<br />
Verzögerung der intraventrikulären Erregungsausbreitung<br />
• Danach Abflachung der P-Wellen und des QRS-Komplexes => nur noch sinusförmiger<br />
Kurvenverlauf => Herzstillstand<br />
• Hyperkaliämie => Abflachung der T-Wellen und zur Senkung der ST-Strecke (EKG kann<br />
tachykarde Rhythmusstörungen zeigen)<br />
• Hypokaliämie steigert Empfindlichkeit des Herzmuskels gegenüber Glykosiden => bei<br />
normaler Digitalisdosierung können Erscheinungen einer Intoxikation auftreten<br />
• Hyperkalzämie: in Abhängigkeit von Höhe des Kalziumspiegels können drei Formen der<br />
Sinusarrhythmie auftreten<br />
• Erste Phase: Bradykardie, Sinusarrhythmie, AV-Blöcke<br />
• zweite Phase: Tachykardien und Extrasystolen<br />
• dritte Phase: Kammerflimmern und Herzstillstand<br />
• Hyperkalzämie erhöht auch Empfindlichkeit des Herzens gegenüber Glykosiden<br />
• Hypokalzämie: Verlängerung der QT-Zeit<br />
Hämatologische Befunde<br />
• Bei bakteriellen Erkrankungen Veränderungen im leukozytären Blutbild (Leukose, Neutrophilie<br />
und Kernlinksverschiebung)<br />
• Krankheiten des Herz – Kreislaufsystems umfassen in erster Linie Erkrankungen des Herzens, des<br />
Gefäßsystems, pathophysiologische Zustände<br />
• Führen zu Diskrepanz zwischen Füllung und Fassungsvermögen der Gefäße<br />
Herzinsuffizienz<br />
Definition<br />
• Herzinsuffizienz (= Insufficienta cordis) ist ein Syndrom, das durch verminderte<br />
Funktionstüchtigkeit, bzw. Nachlassen der Kraftreserven des Herzmuskels und ausgeprägte<br />
Funktionsstörungen der Organperipherie gekennzeichnet ist<br />
• Hauptsächlich charakterisiert durch kardial bedingte Kreislaufschwäche, verbunden mit<br />
vermindertem Herzminutenvolumen<br />
Pathogenese<br />
• Unvermögen einer oder beider Herzkammern des Herzens, eine dem diastolischen Angebot<br />
entsprechenden Förderleistung zu vollbringen<br />
• Herz ist nicht mehr in der Lage, die Blutzirkulation im kleinen und großen Kreislauf den<br />
physiologischen Anforderungen entsprechend aufrechtzuerhalten<br />
• Akuter oder chronischer Verlauf<br />
• Kann myogen oder endogen bedingt sein<br />
• Gekennzeichnet durch verminderte Organdurchblutung infolge der verschlechterten myokardialen<br />
Funktion einerseits, und andererseits reaktiv durch Blutstau im venösen System und in den<br />
Lungengefäßen<br />
• Es treten auch allgemeine Schwäche und verstärkte Wassereinlagerungen in den Geweben<br />
(Ödembildung)<br />
46
• Ödeme entstehen infolge einer gesteigerten realen Salz- und Wasserretention mit einer erhöhten<br />
Flüssigkeitsinfiltration an den Kapillarwänden auf<br />
• Je nach Lokalisation der Schädigung am Organ wird unterschieden zwischen Links- und<br />
Rechtsherzinsuffizienz sowie Doppel- und Globalinsuffizienz<br />
• Leichte Schädigung des Herzmuskels belässt oft noch genügend Kontraktionskraft, um<br />
Kreislauffunktion im Ruhezustand aufrecht zu erhalten<br />
• Regulation reicht meist bei Belastungen nicht mehr aus<br />
=> Unterscheidung zwischen Ruhe- und Belastungs- bzw. Arbeitsinsuffizienz<br />
• Linksherzinsuffizienz:<br />
• Zu wenig Blut wird vom Lungenkreislauf in den Körperkreislauf gepumpt<br />
• Rechtsherzinsuffizienz:<br />
• Zu geringe Blutüberleitung vom großen in den kleinen Kreislauf<br />
• Doppelseitige Herzinsuffizienz<br />
• Minderleistung beider Herzhälften<br />
• Meist ist Minderleistung der einen Herzhälfte durch die der anderen bedingt<br />
• Kompensierte Herzinsuffizienz: Herz kann wegen hämodynamische Regulationsmechanismen oder<br />
unter medikamenteller Therapie ein physiologisches Herzminutenvolumen aufrecht erhalten<br />
• Bedeutet unökonomische Mehrarbeit des Herzens<br />
• Dekompensierte Herzinsuffizienz: Zustand, bei dem geschädigtes Herz unter Belastung oder<br />
unzureichender Behandlung nicht mehr in der Lage ist, die Perfusion der Peripherie den<br />
physiologischen Erfordernissen entsprechend zu gewährleisten<br />
• Dynamik des gesunden Herzens hauptsächlich geregelt durch folgende Mechanismen<br />
• Enddiastolisches Kammervolumen<br />
• Ventrikulärer Druck in Abhängigkeit vom peripheren Widerstand<br />
• Kontraktilität<br />
• Herzfrequenz<br />
• Meist ist gestörte Kontraktilität die Hauptursache<br />
• Kompensationsmechanismen der Herzinsuffizienz<br />
• verstärkte Kontraktion auf verstärkte Vordehnung des Herzmuskels (Frank-Starling-<br />
Mechanismus)<br />
• Einflüsse des autonomen Nervensystems<br />
• Humorale Faktoren<br />
• Beiden ersten Mechanismen setzen immer ein, wenn erhöhter Leistung vom Herzen gefordert wird<br />
oder normale Leistungsfähigkeit wegen Krankheit abnimmt<br />
• Es kommt zu verstärkter diastolischer Füllung des Ventrikels mit diastolischer Dehnung =><br />
kräftige Kontraktion mit erhöhtem Schlagvolumen<br />
• Erniedrigung des Schlagvolumens => niedriger arterieller Druck => Stimulation des<br />
Pressorezeptoren in der Aorta und im Carotissinus<br />
• Gesteigerte Stimulation des Sympathikus => Freisetzung von Catecholaminen => Steigerung der<br />
Herzfrequenz und der Kontraktilität, gleichzeitig Vasokonstriktion im venösen Bereich und im<br />
Arteriolengebiet<br />
• Erhöhung des Venentonus => verstärkter venöser Rückstrom zum Herzen => Erhöhung des<br />
diastolischen Volumens (bzw. enddiastolischen Druckes)<br />
• Überschreiten der physiologischen Grenze durch krankhafte Veränderungen am Myokard, bei<br />
weiterer diastolischer Vordehnung zur Verminderung der Kontraktionskraft trotz vergrößertem<br />
enddiastolischem Volumen (d.h. das Herz dilatiert)<br />
• Erhöhte Druckbelastung führt zu Hypertrophie der Herzmuskulatur (durch Herzdurchblutung wird<br />
Hypertrophie Grenze gesetzt) => Entwicklung einer relativen Koronarinsuffizienz mit hypoxischen<br />
und metabolischen Schäden am Herzmuskel<br />
• Druckbelastetes Herz reagiert erst mit verstärkter Hypertrophie<br />
• Volumenbelastung des Herzens führt zu Dilatation der Herzkammern<br />
• Entzündliche oder toxische Schädigung: es kann sofort ohne Hypertrophie eine Dilatation<br />
entstehen<br />
• Zunahme des Preload = charakteristisch für insuffizientes Herz<br />
• Klinische Zeichen<br />
• Lungenstauung (Dyspnoe)<br />
• Druckanstieg in großen Körpervenen<br />
• Weiterer Verlauf: nachlassende Herzleistung -> extrakardiale Regulationsmechanismen -><br />
Rückgang der Nierendurchblutung durch Vasokonstriktion -> Freisetzung von Renin -> stimuliert<br />
47
über Angiotensin die Aldosteronsynthese -> verstärkte Na+ Rückresorption im distalen Tubulus<br />
der Niere => Na+ und Wasser – Retention -> Erhöhung des Blutvolumens (hptsl.<br />
Plasmavolumen)<br />
• Erhöhtes Plasmavolumen mit vermindertem kolloidalen Druck und erhöhter Wanddurchlässigkeit<br />
=> erhöhter Filtrationsdruck => Entstehung von Ödemen<br />
• Rechtsherzinsuffizienz => Wasserablagerung in abhängigen Körperpartien<br />
• Kennzeichnend für Herzinsuffizienz (HI): niedriges Schlagvolumen und Minutenvolumen<br />
• Ejektionsfraktion ist erniedrigt, diastolischer Füllungsdruck und enddiastolisches Kammervolumen<br />
sind erhöht<br />
• Max. Druckanstiegsgeschwindigkeit ist herabgesetzt, Anpassungszeit ist verlängert<br />
• Immer Zunahme von Herzfrequenz und Verlängerung der Kreislaufzeiten<br />
Vorkommen und Bedeutung<br />
• Trennung zwischen myogener (primärer) und ergogener (sekundärer) Form nur schwer möglich<br />
• Kardiale und periphere Kreislaufinsuffizienzen bedingen sich gegenseitig, eine kann in die andere<br />
übergehen<br />
• Praktische Bedeutung der akuten kardialen Kreislaufschwäche<br />
• Tritt im Verlauf oder als Folge von Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen,<br />
Intoxikationen und Klappenfehlern auf<br />
• Führt dann meist zu wesentlicher Verschlechterung des AB (Beitrag zur ungünstigen<br />
Prognose)<br />
• Chronische Formen der HI v.a. im fortgeschrittenen Lebensalter durch direkte Schädigung des<br />
Herzmuskels<br />
• Angeborene Herzfehler werden relativ selten beobachtet<br />
Ätiologie<br />
• Faktoren sind<br />
1. myokardiale Ursachen mit Störungen der Kontraktilität<br />
• Myokarditis<br />
• Myokardose (Myokardfibrose)<br />
• Extreme Kammerdilatation<br />
• Erkrankungen der Koronararterien<br />
• Myokardischämie<br />
• Myokardinfarkte<br />
• Rhythmusstörungen und stoffwechselbedingte Einflüsse (Glykoside, Barbiturate,<br />
Hypoxie, Azidose, Energiemangel, Hyperkapnie und Hyperkaliämie, Hyper- und<br />
Hypokalzämie und Amyloidose)<br />
2. nichtmyokardiale Ursachen mit sekundärer Störung der Kontraktilität<br />
• Druck- oder Volumenbelastungen durch Klappenfehler und Herzmissbildungen, die sich<br />
besonders an der rechten und der linken Herzkammer auswirken können<br />
• Druckbelastung des linken Ventrikels<br />
• Aortenklappenstenose<br />
• Arterielle Hypertonie<br />
• Druckbelastung des rechten Herzens<br />
• Pulmonalklappenstenose<br />
• Pulmonale Hypertonie<br />
• Großer Rechts – Links – Shunt<br />
• Mitralklappenstenose<br />
• Linksherzklappeninsuffizienz<br />
• Volumenbelastung des linken Herzens<br />
• Aortenklappeninsuffizienz<br />
• Mitralinsuffizienz<br />
• Ventrikelseptumdefekt<br />
• Ductus arteriosus persistens<br />
• Volumenbelastung des rechten Herzens<br />
• Tricuspidalinsuffizienz<br />
• Pulmonalklappeninsuffizienz<br />
• Chronisches Lungenemphysem<br />
48
• Ausgedehnte chronische Pneumonie<br />
• Massive Infusionen<br />
• Mechanische Behinderung<br />
• Pericarditis exsudativa<br />
• Herzbeuteltamponade<br />
• Gestörte diastolische Füllung mit secundärer Schädigung des Myokards<br />
• Toxischer und hypovolämischer Schock<br />
• Kollaps<br />
• Größte Rolle spielen Myokardiopathien mit entzündlichem (Myokarditis) oder degenerativem<br />
(Myokardosen) Charakter<br />
• Auftretende Myokardveränderungen => Verminderung der Kontraktionskraft des Herzmuskels mit<br />
Vermehrung der Restblutmenge<br />
• Fortgeschrittener Zustand<br />
• Herzerweiterung<br />
• Myogene Dilatation mit Herzvergrößerung => Klappeninsuffizienz und verminderte<br />
Kraftreserven<br />
• Direkte Schädigung des Herzmuskels durch verschiedene Virus- und bakterielle Infektionen<br />
und/oder Toxine<br />
• Influenza<br />
• Arteriitis<br />
• <strong>Pferd</strong>epest<br />
• Petechialfieber<br />
• Clostridien<br />
• Arsen<br />
• Solanin<br />
• Gossypol<br />
• Eibe<br />
• Rizinussamen<br />
• Myokardschäden können auch entstehen durch Hypoxie /Anämie, Selen- oder Vitamin-E-Mangel,<br />
Hypokalzämie, Hypomagnesiämie und Azidosen<br />
• Stoffwechselstörungen => Störungen in Erregungsbildung möglich<br />
• Myokardüberlastungen entstehen auch, wenn Mehrbedarf an Blut in der Peripherie besteht<br />
• Akute HI bei plötzlicher Überanstrengung (Hindernisrennen, Springen, Military..)<br />
• V.a. dann, wenn nicht systematisch trainiert wird<br />
• Auch, wenn bisher nicht erkannte, latente Schäden vorliegen<br />
• Chronische HI hat wochen- bis monatelange schleichende Entwicklung<br />
• Hervorgerufen durch Herzklappenfehler und chronische Herzmuskel- oder<br />
Herzbeutelerkrankungen<br />
• Kann auch in Verbindung mit Nierenerkrankungen auftreten => andauernder Gefäßtonus mit<br />
erhöhtem Blutdruck<br />
Symptome<br />
• Klinische Anzeichen sind abhängig von Lokalisation, Grad, Dauer und Wirkung der<br />
vorliegenden Störung<br />
• Je nach Fähigkeit der Kompensation des Körpers können klinische Zeichen unterdrückt<br />
werden<br />
• Akute HI<br />
• Allgemeine Schwäche<br />
• Bewegungsunlust<br />
• Einknicken in Beinen<br />
• Hängenlassen des Kopfes bis zum Zusammenbruch<br />
• Herzfrequenz oft schon in Ruhe sehr hoch<br />
• Puls ist klein, schwach und oft unregelmäßig<br />
• Auch Extrasystolen möglich<br />
• Oft Blaufärbung der Haut oder SH<br />
• Kältere Beschaffenheit der Haut und Akren<br />
• Atemnot bei hoher Atemfrequenz<br />
• Stauungen im kleinen Kreislauf => Lungenödem => Verstärkung des Bildes der Atemnot<br />
49
• Akutes Stadium kann behoben werden, oder geht in chronisches Stadium über<br />
• Chronische HI<br />
• Entwickelt sich langsam, kann längere Zeit unerkannt bleiben<br />
• Erste Anzeichen nur während oder nach Belastung<br />
• Klinische Symptome sind wie bei der akuten HI<br />
• Charakterisiert durch Rückwärtsinsuffizienz<br />
• Klinische Zeichen => bereits fortgeschrittenes Stadium<br />
• Vorwiegend rechte Herzkammer betroffen<br />
• Blutstau in Venen geht bis in kleinste Venole<br />
• Große Venen treten deutlich hervor<br />
• Erhöhter Druck in Venen und Kapillaren => Natrium- und Wasserresorption in<br />
Nierentubuli steigt an => kardiale Ödeme, v.a. an Unterbrust, Unterbauch und<br />
Extremitäten<br />
• Linksherzinsuffizienz<br />
• Atemnot als Zeichen der Blutstauung im kleinen Kreislauf = 1. Phase des Lungenödems<br />
• In stark gestauter Lunge erfolgt Austritt von Flüssigkeit ins Interstitium<br />
• Erst alveolär- bronchioläres Ödem bei Auskultation der Lungen durch feuchte<br />
Rasselgeräusche zu hören<br />
• Tws. schaumiger Nasenausfluss<br />
Diagnose<br />
• Durch Erhebung der Anamnese und klinische Untersuchung<br />
• Im fortgeschrittenen Fall ist klinisches Bild eindeutig<br />
o Hohe Puls- und Atemfrequenz<br />
o Schwacher Puls<br />
o Verstärkter Herzstoß<br />
o Blaufärbung der SH<br />
o Dyspnoe<br />
o Allgemeine Schwäche<br />
• Bei chronischer HI kommen Stauungen in Venen und Ödeme dazu<br />
• Häufigste Ursache der Linksherzinsuffizienz<br />
o Arterielle Hypertonie<br />
o Aortenklappenfehler<br />
o Mitralinsuffizienz<br />
o Kardiomyopathie<br />
o Koronare Herzkrankheit<br />
• Häufigste Ursachen der Rechtsherzinsuffizienz<br />
o Linksherzinsuffizienz<br />
o Mitralstenose<br />
o Pulmonalstenose<br />
o Primäre pulmonale Hypertonie<br />
o Cor pulmonale Pericarditis constrictiva<br />
o Vorhofseptumdefekt<br />
• In leichten Fällen auch Untersuchung nach Belastung nötig!!<br />
o GRAD DER BELASTUNG DEM GRAD DER STÖRUNG DES AB ANPASSEN!!!!!<br />
• In Kliniken EKG, Röntgen, US... möglich<br />
• Liegt wirklich HI vor, oder hat Kreislaufinsuffizienz periphere Störungen als Ursache?<br />
o Gefäßschwäche: blasse SH, Pulsschwäche und mangelnde Venenfüllung<br />
DD<br />
• Anämien und primäre Lungenerkrankungen<br />
• Genese der Ödeme (kachektisch, entzündlich?) klären<br />
Therapie<br />
• Vor Therapiebeginn: klären der Behandlungswürdigkeit!!<br />
o Sportpferde: volle Leistungsfähigkeit wird nicht mehr erreicht werden!!!<br />
• Training und Arbeit SOFORT einstellen und Auslauf an frischer Luft gewähren (zwingend!!!)<br />
• Akute HI<br />
o Unterbringung in ruhiger Einzelbox<br />
50
• Großer Wasser- oder Futtermengen bedeuten erhöhte Belastung der Herzarbeit => öfters<br />
kleine Mengen eines leichtverdaulichen, Vitaminreichen, nicht zu voluminösen Futters<br />
• Zu dicke Tiere: ABSPECKEN!!!!!!!<br />
• Einsatz von Glykosiden (Kardiotonika)<br />
o Verstärkung der Kraft und Geschwindigkeit der Systole<br />
o Verlängerung der Diastole<br />
o Restblutvolumen der Kammern sinkt<br />
o Herzminutenvolumen steigt an<br />
o SAUERSTOFFBEDARF DES HERZENS STEIGT DABEI NICHT AN !!!!!!!!!<br />
• Unterschiede der einzelnen Glykoside in Resorptionsrate, Wirkungseintritt und Abklingquote<br />
• Digoxin = herzwirksamstes Glykosid<br />
o Klingt in 24 Stunden um etwa 40% ab<br />
o 70% enterale Wirksamkeit<br />
• Herz muss langsam digitalisiert werden<br />
• Akute HI: Injektion von g- Strophanthin möglich (kaum orale Resorption)<br />
• Digitalisierung nur unter klinischer Aufsicht<br />
• Gesteigerte Herzkraft => verbesserte Diurese => Diuretika nicht nötig!!!!<br />
• NACH Kompensation der Herzschwäche kann Ausschwemmung der Ödeme mit Diuretika<br />
vorsichtig gesteigert werden<br />
Perikarditis<br />
Definition<br />
• = Herzbeutelentzündung<br />
• entzündliche Reaktion im viszeralen und parietalen Blatt des Herzbeutels<br />
• relativ selten<br />
• akuter oder chronischer Verlauf, meist akut<br />
Ätiologie<br />
• bei Sportpferden primär oder sekundär<br />
• entstehen nach Unterkühlung => Erkältungsfaktoren sind Resistenzmildernd<br />
• entstehen meist durch Infektionen über hämatogenen Weg oder durch Übergreifen der<br />
Infektion aus der Nachbarschaft<br />
Pathogenese<br />
• Pericarditis sicca = fibrinöse Entzündung beider Herzbeutelblätter<br />
• Endothel- und Kapillarschäden => Endothelauflockerungen und Kapillarerweiterungen mit<br />
Austritt eines eiweiß- und zellreichen Exsudates<br />
o Flüssige Anteile werden resorbiert => ausgeschiedenes Fibrin schlägt sich an beiden<br />
Herzblättern nieder<br />
• Reizung der Nervenenden im Perikard => reflektorische Herzbeschleunigung und tws.<br />
Arrhythmien<br />
• Aufeinanderreiben der aufgerauhten Herzbeutelblätter => stechender Schmerz<br />
• Elastizität des Herzbeutels sinkt => Behinderung der Arbeit<br />
• Entstehung von Verklebungen und Verwachsungen<br />
• Austritt größerer Mengen Flüssigkeit -> Resorption zu langsam => Perikarditis exsudativa<br />
• Große Mengen Flüssigkeit im Herzbeutel => Herztamponade<br />
• Herztamponade behindert diastolische Herzerweiterung => Einschränkung des venösen<br />
Blutzuflusses in die Vorhöfe<br />
o Auch Störung von Zwerchfellbewegungen und Stauung von Venen in Leber und Lunge<br />
• Venöser Blutstau => Stauungsödeme<br />
• Arterieller Blutdruck sinkt, Strömungsgeschwindigkeit des Blutes sinkt<br />
• Zunehmend schlechtere Sauerstoffversorgung des Blutes<br />
51
Symptome<br />
• Druck auf dünnwandige große Venen und Vorkammern, Behinderung der<br />
Herzkammerausdehnung während der Diastole<br />
• Tamponade kann so stark sein, dass keine diastolische Kammerfüllung mehr möglich ist<br />
=> Herzminutenvolumen sinkt immer mehr ab, Blutstau vorm Herzen wird immer<br />
größer<br />
• Klinisches Bild abhängig vom jeweiligen Stand der Erkrankung<br />
• Symptome oft durch vorliegende Grunderkrankung überstrahlt => werden oft übersehen<br />
• Pericarditis sicca<br />
o Fieber, Mattigkeit, Inappetenz, erhöhte Pulsfrequenz und Atembeschwerden<br />
o Herzgegend sehr druckempfindlich => Tiere legen sich nicht hin und bewegen sich<br />
kaum<br />
o Entlastungshaltung der schmerzenden Gegend: Rücken wird aufgezogen, Ellbogen<br />
nach außen gestellt<br />
o Auskultation: KRATZENDE REIBEGERÄUSCHE, nehmen bei Druck auf Herzgegend zu<br />
• Perikarditis exsudativa<br />
o Bis 20 Liter Flüssigkeit möglich<br />
o Starke Beeinträchtigung der Harzarbeit<br />
o Herzstoß wird von Flüssigkeit bis zur Unfühlbarkeit abgeschwächt<br />
o Auskultation: Herztöne sind dumpf und schwach<br />
o Eitriges Exsudat: Plätschergeräusche<br />
o bei große Mengen ist Herzdämpfung vergrößert<br />
o stärkere Störung des AB und der Funktion des Blutkreislaufes<br />
o Puls: beschleunigt, klein, oft arrhythmisch<br />
o Prall gefüllte Venen<br />
o Stauungsödeme an Vorbrust und Unterbauch<br />
Diagnose<br />
• Reibe- und Plätschergeräusche in der Herzgegend<br />
• Umschriebene Schmerzhaftigkeit am Herzen<br />
• Tachykardie, Fieber und Störungen im Allgemeinbefinden<br />
• Vergrößerte Herzdämpfung, abgeschwächter Herzstoß Venenstau und Ödeme<br />
• Weiterführende Untersuchungen<br />
o Ultraschall am Besten geeignet, da Auskunft über Flüssigkeitsmenge, mögliche<br />
Verwachsungen und Behinderung der diastolischen Kammerfüllung<br />
o Punktion des Herzbeutels am caudalen Rand der absoluten Herzdämpfung<br />
� Eitrig-putride Entzündung oder nicht<br />
� Anfangsstadium nicht immer positiver Befund<br />
� CAVE: Gefahr der Infizierung der Brusthöhle über den Stichkanal<br />
o Blutbild: Leukozytose, Neutrophilie und Linksverschiebung der Kerne<br />
=> Angrenzung gegen nichtinfektiöse Prozesse<br />
DD<br />
• Verschiedene Formen der Pleuritis<br />
• Kruppöse und gangränöse Pneumonie<br />
Prognose<br />
• Zweifelhaft<br />
• Abhängig von Charakter und Schwere der Primärerkrankung<br />
• Ungünstig bei purulenter und putrider Form<br />
• Volle Leistungsfähigkeit kaum wiederherstellbar<br />
Therapie<br />
• Antibiotika und Kardiaka nur bei nichttraumatischer Perikarditis lohnend<br />
• IMMER URSACHE BEKÄMPFEN<br />
• Absolute Ruhe<br />
• Reduzierung voluminöser FuMi, um MDT nicht zu überfüllen<br />
• Viel frische Luft<br />
• Infektionen durch gezielte Antibiose behandeln<br />
52
• Herzglykoside um Herzarbeit zu verbessern<br />
• Größerer Flüssigkeitsmengen => Perikardpunktion mit Spülung des Herzbeutels und lokaler<br />
Antibiose möglich -> RISIKOREICH!!!!<br />
Hydro- und Pneumoperikard<br />
Definition<br />
• Hydroperikard = Herzbeutelwassersucht<br />
• Ansammlung von Transsudat im Perikardraum => Einschränken der Herzfunktion<br />
• Sehr selten<br />
Ätiologie<br />
• Meist im Zusammenhang mit allgemeiner Wassersucht<br />
• Folge chronischer HI, Kachexie, chronischer Leber- und Nierenschäden<br />
Pathogenese<br />
• Herz – Kreislauf – Insuffizienz begeleitet von Blutstau im venösen Teil der Kapillaren, Störung<br />
der Gefäßwandversorgung der Blut- und Lymphgefäße -> Erhöhung er Permeabilität =><br />
Austritt von Transsudat in die Gewebe und Körperhöhlen<br />
• Auch Minderung des kolloidosmotischen Druckes in Kapillaren (Kachexie, renaler<br />
Eiweißverlust, gestörte Albuminsynthese) Ursache für erhöhte Transsudation ins Gewebe und<br />
die Körperhöhlen<br />
• Bei Großtieren bis zu 10 l Transsudat möglich<br />
• Entstehung einer Herztamponade<br />
Symptome<br />
• Langsame Entwicklung<br />
• Oft Ödeme im Vordergrund<br />
• Keine Erhöhung der Körpertemperatur<br />
• Keine Schmerzhaftigkeit der Herzgegend an der Brustwand<br />
• Tachykardie<br />
• Blutstau in den Venen<br />
• Schwacher Herzstoß<br />
• Leiste Herztöne<br />
• Vergrößerte absolute Herzdämpfung<br />
• Pulsschwäche<br />
• Zyanose der sichtbaren SH<br />
• Dyspnoe<br />
• Verlauf abhängig von auslösender Ursache<br />
• Ansammlung von Transsudat im Herzbeutel meist erst bei schweren Störungen =><br />
ungünstige Prognose<br />
Diagnose<br />
• Überwiegend fieberfreier Verlauf<br />
• Keine Schmerzhaftigkeit in der Herzgegend<br />
• Keine Reibegeräusche bei Auskultation<br />
• Bei Zweifeln: am caudalen Rand der Herzdämpfung Punktion des Herzbeutels<br />
o An Flüssigkeit beurteilen, ob Transsudat oder Exsudat!!<br />
Prognose<br />
• Immer vorsichtig<br />
• Abhängig von Grunderkrankung<br />
Therapie<br />
• Behandlung der Grunderkrankung<br />
• Weniger voluminöses Futter<br />
53
• Weniger Kochsalz und Wasser!!!<br />
• Herzglykoside<br />
o Ökonomisierung der Herztätigkeit<br />
o Indirekt diuretischer Effekt<br />
Prophylaxe<br />
• Rechtzeitiges Erkennen und Behandeln der Primärkrankheit<br />
• Luftansammlungen im Perikard entstehen durch putride Eiterung<br />
o Plätschern bei Auskultation<br />
PROGNOSE: AUSSICHTSLOS<br />
Myokarditis<br />
Krankheiten des Myokards<br />
Definition<br />
• Myokarditis (= Herzmuskelentzündung)<br />
• Tritt beim <strong>Pferd</strong> meist zusammen mit oder als Folge von allergischen Zuständen auf<br />
Ätiologie<br />
• Entweder durch direkte Entwicklung der Infektionserreger oder im Verlauf der Erkrankung auf<br />
Grundlage allergischer Reaktionen<br />
• Im Vordergrund stehen infektiöse, nichtinfektiöse und parasitäre Erkrankungen<br />
o Influenza<br />
o Brustseuche<br />
o Rhinopneumonitis<br />
o Infektiöse Anämie<br />
o Druse<br />
o Piroplasmose<br />
o Übergreifende Peri- und Endokarditiden<br />
o Akute Form kann auch im Zusammenhang mit Mykosen oder Mykotoxikosen<br />
entstehen<br />
Pathogenese<br />
• Entzündungsprozess im Myokard entwickelt sich durch Erreger oder deren Toxine bei<br />
entsprechender Primärerkrankung<br />
• Grundlage= vorangegangene Sensibilisierung des Herzmuskels durch wiederholte Einwirkung<br />
infektiöser Agenzien<br />
• Anfangsphase: überwiegend Exsudationsprozess und Schwellung der Herzmuskelfasern<br />
• Veränderungen am Myokard können auch eitrigen Charakter haben<br />
Symptome<br />
• Klinisches Bild meist überdeckt durch vorliegende Grunderkrankungen<br />
• Sehr selten lokalisierte Myokarditis<br />
o Fieber<br />
o Ausgeprägte Abgeschlagenheit<br />
o Zunehmende Herzschwäche<br />
o Klopfender Puls und oft Schmerzhaftigkeit in der Herzgegend<br />
• Erregungsbildungs- und leitungszentren werden in Mitleidenschaft gezogen => Frequenz- und<br />
Rhythmusstörungen<br />
• Erster Herzton erscheint verstärkt und ist oft gespalten oder verdoppelt<br />
• Zunehmend auch Bildung einer akuten Herzinsuffizienz<br />
• Massive Herzmuskelveränderungen => plötzliches Herzversagen möglich<br />
54
• Fortgeschrittenes Stadium: Puls wird klein und schwach<br />
• Verkleinerung der Blutdruckamplitude und Anstieg des zentralen Venendruckes<br />
• Tiere leiden an Atemnot, diese kann schon bei geringen Belastungen lebensbedrohlich werden<br />
• Akute Myokarditis: im EKG deutliche Erhöhung der Amplitude der P-, R- und besonders der T-<br />
Zacken<br />
o Verkürzung der PQ und QT- Intervalle und Verlagerung des ST- Segmentes<br />
• Blutuntersuchungen: Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung<br />
• Verlauf wird stark von Grundkrankheit beeinflusst<br />
o Schneller Tod durch Herzstillstand möglich<br />
• Überstehen der Erkrankung => Gefahr bleibender Schäden (=Myokardfibrose)<br />
Diagnose<br />
• Wegen charakteristischen Symptome relativ leicht zu stellen<br />
• Sicherheitshalber sollte EKG gemacht werden<br />
• Einfache Funktionsprobe zur Unterstützung der Aussagekraft<br />
o 50 – 100 m Trab, die Herzfrequenz steigt 2-5 min danach noch weiter an!!<br />
DD<br />
• fibrinöse Perikarditis: perikardiale Reibegeräusche<br />
• exsudative Myokarditis: Plätschergeräusche und Symptome der Herztamponade<br />
• Endokarditits: typische Geräusche<br />
• Myokardose:<br />
o Ähnliche Geräusche und Symptome<br />
o Es fehlen oft nur Hinweise auf einen entzündlichen Vorgang<br />
• Oft nur Symptomdiagnose „Myokardschaden“ zu stellen<br />
Prognose<br />
• Wesentlich abhängig von der Grundkrankheit<br />
• Versäumnis der rechtzeitigen Behandlung => Übergehen in Myokardose oder Tod<br />
Therapie<br />
• Völlige Ruhe<br />
• Entscheidend = rechtzeitig eingeleitete Kausaltherapie<br />
o Stoßtherapie mit Antibiotika zusammen mit NSAID’s und Glukokortikoiden<br />
• DIGITALIS SIND KONTRAINDIZIERT<br />
o Bereits bestehende Übererregung wird noch weiter verstärkt<br />
o Förderung der vorliegenden Rhythmusstörungen<br />
=> lebensbedrohliche Komplikationen<br />
• Anwendung von Arrhythmikum (z.B. Chinidinsulfat)<br />
• Unterstützende Maßnahmen: kalte Kompressen in der Herzgegend und Sauerstoffinhalation<br />
Myokardose<br />
Definition<br />
• Herzmuskelschwäche, hervorgerufen durch degenerative Veränderungen des Myokards<br />
Vorkommen und Bedeutung<br />
• In akuter Form Teil des Komplexes der fütterungs- und stoffwechselbedingten Myopathien<br />
• Spielen große Rolle beim <strong>Pferd</strong>, v.a. beim Sportpferd<br />
Ätiologie<br />
• Ursachen sind hauptsächlich<br />
o Ernährungs- und Stoffwechselstörungen<br />
o Toxineinwirkungen<br />
o Störungen der Koronardurchblutung<br />
o Vitamin E- und Selenmangel<br />
55
o Azidotische Zustände durch vermehrte Milchsäurebildung<br />
• Auch mögliche Begleiterscheinung bei<br />
o MDT- Erkrankungen<br />
o Autointoxikationen<br />
o Stoffwechselkrankheiten<br />
o Anämien<br />
Pathogenese<br />
• Ungenügende Durchblutung, Mangelversorgung oder toxische Schädigung -> Veränderung<br />
der kolloidchemischen Struktur der Herzmuskelfasern -> Degeneration der Muskulatur<br />
=> starke Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Herzens<br />
Symptome<br />
• Akute Formen verlaufen ähnlich einer Myokarditis<br />
o ABER: Fehlen von Symptomen einer Entzündung und ausgeprägte<br />
Rhythmusstörungen<br />
o Deutliche HI<br />
• Chronische Formen: auch subklinischer Verlauf ist möglich<br />
o Nur leichte Ermüdbarkeit, Apathie und Inappetenz nach normaler Belastung<br />
• Symptome auch im fortgeschrittenen Stadium meist noch unauffällig<br />
o Schweratmigkeit und Trägheit in Bewegung<br />
o Nach längerer Ruhe (auch über Nacht) entstehen Ödeme (v.a. an Beinen), die bei<br />
Bewegung wieder verschwinden<br />
o Pulsfrequenz im oberen physiologischen bereich, Puls ist klein und schwach<br />
o Herztöne sind dumpf, Herzschläge kaum zu fühlen<br />
• Bei schwerer Myokardose: Vorliegen einer chronischen HI<br />
o Eher Stauungserscheinungen und Ödeme<br />
o In Ruhe ist die Herzfrequenz nicht, oder nur geringgradig erhöht<br />
• Es treten Störungen der Erregungsleitung in Erscheinung<br />
o Rhythmusstörungen, werden bei körperlicher Belastung stärker<br />
• Krankheitsverlauf abhängig von Dauer, Stärke der Einwirkung des schädigenden Agens und<br />
Grad der Erkrankung<br />
• Leichtere Fälle können allmählich abheilen<br />
o Weitere Nutzung ungünstig<br />
• Oft wird keine Heilung erreicht => Endzustand<br />
Diagnose<br />
• Schon aufgrund klinischer Befunde möglich<br />
• Charakteristisch: zeitweilig auftretende Unterhautödeme<br />
o Verschwinden bei Belastung oder Applikation von Kardiotonika relativ schnell wieder<br />
• Kleiner, weicher Puls<br />
• Verstärkung des ersten Herztones und stärkere Venenfüllung<br />
• Leichtere Fälle allein durch 10 – 15 min. leichte Belastung zu diagnostizieren<br />
o Brauchen 20 – 45 min bis Ruhepuls wieder erreicht ist (normal: 10-20 min)<br />
• Sicherung durch EKG, Phono- und Echokardiografie<br />
• Abgrenzung zur Myokarditis:<br />
o Fehlen von Temperaturerhöhung<br />
o Keine Veränderung im weißen Blutbild<br />
Prognose<br />
• Vorsichtig!!<br />
• Je nach Intensität und Dauer der vorliegenden Schäden<br />
Therapie<br />
• Zuerst Grundkrankheit therapieren!!<br />
56
Myokardfibrose<br />
Definition<br />
• Erkrankung des Herzmuskels<br />
• Hervorgerufen durch Neubildung von Bindegewebe zwischen Muskelfasern<br />
Ätiologie<br />
• Entwickelt sich im Gefolge von Myokardosen und Myokarditiden<br />
• Entsteht selbstständig im Zusammenhang mit trophischen Störungen bei Schädigung der<br />
Koronargefäße<br />
• Kann auch Alterserscheinungen darstellen<br />
Pathogenese<br />
• Meist Ergebnis entzündlicher und dystrophisch – degenerativer Prozesse im Myokard<br />
• Bildung fibrösen Gewebes zwischen Herzmuskelfasern => Kompression der gesunden<br />
Myokardbereiche und der Koronargefäße<br />
=> Ernährungsstörungen in diesem Bereich<br />
=> dystrophisch – degenerative Prozesse<br />
• Degenerativ veränderte Bereiche werden ebenfalls durch Bindegewebe ersetzt<br />
• Fortgeschrittene Fälle: Kalkablagerungen in einzelnen Bezirken<br />
o V.a. Papillarmuskeln betroffen<br />
• Zubildung von Bindegewebe => Verhärtung des Herzmuskels => Beeinträchtigung der<br />
Kontraktionsfähigkeit => kardiale Insuffizienzen<br />
• Kardiale Insuffizienz tritt v.a. nach Belastungen auf<br />
o Blutdruckabfall<br />
o Dyspnoe<br />
o Blaufärbung der SH<br />
o Stauungsödem<br />
Pathologisch - anatomisch<br />
• Verhärtung des Herzmuskels<br />
• Induration und Lumeneinengung der Herzkrankgefäße<br />
Symptome<br />
• Bei leichter Form im Ruhezustand kaum Auffälligkeiten<br />
• Bei geringer Belastung: Herz – Kreislauf - Insuffizienzen<br />
o Herztöne scheinen abgeschwächt<br />
o Venendruck erhöht<br />
• EKG: Niedervoltagen aller Zacken<br />
Verlängerung der PQ- und QT- Strecke<br />
Verbreiterung des QRS - Komplexes<br />
Diagnose<br />
• Durch klinische Untersuchung, EKG und Herzfunktionsprüfung möglich<br />
• Belastung der Tiere => nach 10 min starke Erhöhung der Frequenz, erst nach > 30 min<br />
Rückkehr zu den Ruhewerten<br />
Prognose<br />
• Immer zweifelhaft<br />
• In schweren Fällen ungünstig<br />
Therapie<br />
• Ziel: Ausgleich des bestehenden Sauerstoff- Defizits<br />
• Sauerstoffinsufflation<br />
• Antianginosa<br />
• ß-Rezeptoren- Blocker<br />
• Pentretazol, Nicethamid, Herzglykoside<br />
• Rechtzeitige Behandlung => Verbesserung der Prognose<br />
57
Endokarditis<br />
Definition<br />
• Bakteriell bedingte Entzündung des Endokards<br />
• V.a. am Klappenapparat lokalisiert<br />
• Kann übergreifen auf<br />
o Innenseiten der Herzhöhlen<br />
o Sehnenfäden<br />
o Papillarmuskeln<br />
• Akuter – subakuter Verlauf, wobei > 50 % subakut verlaufen<br />
• Klinische Symptome hervorgerufen durch ulzeröse oder verrucöse Klappenveränderungen mit<br />
thrombotischen Auflagerungen<br />
Vorkommen<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> relativ selten (2,4%)<br />
Ätiologie<br />
• Entstehen meist als Sekundärkrankheit infolge von Erregerverschleppung aus anderen eitrigen<br />
Infektionsherden<br />
o Ursprünglicher Herd oft nicht bekannt oder gerade symptomlos<br />
• Wichtigste Erreger beim <strong>Pferd</strong>: Staphylokokken und Streptokokken<br />
• Direkte Infektionsquellen: eitrige Entzündungen in anderen Organen<br />
Pathogenese<br />
• Voraussetzung: kontinuierliche oder über längere Zeit schubweise verlaufende Septikämie<br />
• Veränderungen sitzen meist an Herklappen<br />
o Thrombotisch- verruköse oder ulzeröse Klappenauflagerungen => Stenosen oder<br />
Insuffizienzen<br />
• Herzklappen sind gefäßlos, Ernährung erfolgt durch passive Perfusion => mit Diffusion<br />
können auch Erreger in die Herzklappen gelangen<br />
• Endokarditis verrucosa<br />
o Oberflächliche Entzündung mit Nekrose und Entartung der oberen Schicht des<br />
Endokards<br />
o An Oberfläche lagern sich Fibrin, Leukozyten und Thrombozyten ab<br />
o Danach Organisation und Umwandlung in rundliche, warzenförmige Wucherungen<br />
• Endokarditis ulcerosa<br />
o Es überwiegen nekrotische Prozesse und Geschwüre<br />
o Ulzera dringen in die Tiefe vor und können die Klappen perforieren, oder breiten sich<br />
auf das Wandendokard aus<br />
o Klappe selbst wird durch Entzündung deformiert => Beeinträchtigung der Funktion<br />
• Es können Insuffizienzen (Schlussunfähigkeit) oder Stenosen (Unvermögen zur Öffnung)<br />
entstehen<br />
=> Behinderung des Blutstromes mit Stauungen in den vorgelagerten Abschnitten<br />
• Teile der infizierten Thromben können sich lösen und in andere Organe gelangen<br />
=> oft Entstehung metastatisch –eitriger Bronchopneumonien oder Nephritiden als<br />
Komplikationen!<br />
Symptome<br />
• Apathie, Futterverweigerung<br />
• Fieber<br />
• Tachykardie<br />
• Dyspnoe<br />
• Zyanose<br />
• Im Anfangsstadium verstärkter Herzstoß und Herztöne!!<br />
• Fortgeschrittenes Stadium: Herztöne werden schwächer, gedämpft und von endokardialen<br />
Geräuschen begleitet<br />
• Dilatation oder kompensatorische Hypertrophie des Herzens => vergrößerte Herzdämpfung in<br />
der Perkussion<br />
58
• Nach geringer Belastung haben Tiere Dyspnoe mit Blaufärbung der sichtbaren SH<br />
Diagnose<br />
• Vor Auftreten endokardialer Geräusche mit großen Schwierigkeiten verbunden<br />
• Allgemeinsymptom: Apathie, verminderte Futteraufnahme, Abmagerung und schubweise<br />
auftretendes Fieber<br />
• Hämatologie: Leukozytose mit Linksverschiebung<br />
• Ermittlung des Pm und Beziehung der Geräusche => relativ sicher Lokalisation des<br />
Klappenfehlers möglich<br />
• Nichtinvasive Echokardiografie: Klappenvergrößerungen ab 3mm nachweisbar<br />
o Dopplerverfahren: Diagnose von Stenosen und Insuffizienzen möglich<br />
Prognose<br />
• Endokarditiden therapeutisch nur schwer zu beeinflussen<br />
• Eingetretene Klappenveränderungen sind nicht reversibel, können nur kompensiert werden<br />
• Antibiose kann versucht werden, vorher immer Antibiogramm machen!!<br />
• Keime an Klappen für Antibiotika nur schwer nachweisbar => hohe Dosierung des<br />
Antibiotikums<br />
• Endokarditis rheumatischen Ursprungs: Indikation für antiallergische Mittel (Acetylsalicylsäure,<br />
Natriumsalicylat, Aminophenzon..)<br />
Herzklappenfehler<br />
Definition<br />
• Organische Veränderungen an den Klappenvorrichtungen<br />
• Können verrucös bis ulzerös oder mit thrombotischen Auflagerungen sein<br />
• Entzündliche Veränderungen führen zu Stenosen oder Insuffizienzen<br />
Vorkommen und Bedeutung<br />
• Klappeninsuffizienzen beim <strong>Pferd</strong> häufiger als Klappenstenosen<br />
• Mit klinischer Untersuchung ist Diagnose von Endokarditis erst möglich, wenn Klappen derart<br />
geschädigt sind, dass Herzgeräusche auftreten<br />
• Klappenfehler oft Zufallsbefund bei klinischer Untersuchung<br />
• Angeborene Herzklappenfehler meist in Verbindung mit anderen Entwicklungsanomalien<br />
o Defekte der Kammerscheidewand<br />
o Persistierender Ductus arteriosus botalli<br />
Ätiologie<br />
• Hauptursache für erworbene Herzklappenfehler = Endokarditis<br />
o V.a. ß-hämolysierende Streptokokken (Druse!!)<br />
o Salmonellose<br />
o Pyogene Allgemeininfektion (Actinobacillus equuli)<br />
o Streuung von Herdinfektionen<br />
o Wandernde Parasitenlarven<br />
o Verkalkungen bei Vitaminüberdosierungen<br />
Pathogenese<br />
• Chronisch – entzündliche Veränderungen an Herzklappen führen entweder zu Stenosen oder<br />
zu Insuffizienzen<br />
• Auswirkungen gestörter Klappenfunktion: Volumen- und Druckbelastung des Herzens<br />
• Stenosen => Druckerhöhung des Herzens vor Verlegung<br />
o Vor Verlegung Hypertonie, hinter Verengung Hypotonie<br />
o Blutfluss durch eingeengte Klappen => Wirbelbildung, als Herzgeräusche<br />
wahrnehmbar<br />
• Insuffizienzen => Volumenbelastung HINTER der geschädigten Klappe<br />
o Teil des bei Systole ausgeworfenen Blutes fließt während der Diastole wieder in<br />
Kammer zurück (Wirbelbildungen werden als Geräusche wahrgenommen<br />
59
Symptome<br />
• Hauptsymptom = endokardiales Geräusch<br />
o Je nach betroffener Klappe unterschiedliche Pm<br />
o Steht in Beziehung zur Systole oder Diastole<br />
• Weitere Symptome sind abhängig von der veränderten Hämodynamik und von Kompensation<br />
oder Dekompensation der betroffenen Klappenfehler<br />
Atrioventrikularklappenfehler<br />
1. Mitralinsuffizienz<br />
• Schlussunfähigkeit der Mitralisklappe => während Systole wird Teil des Blutes aus linker<br />
Kammer in linken Vorhof zurückgeworfen<br />
Folge: Zunahme des Blutvolumens im linken Ventrikel und linken Vorhof<br />
Verbunden mit Entwicklung einer Vorhofdilatation und Ventrikelhypertrophie<br />
• Vorhofdilatation mögliche Ursache für Vorhofflattern und –flimmern<br />
• Hämodynamisch: in Systole Druckgefälle vom linken Ventrikel zum linken Vorhof =><br />
zurückfließender Blutstrom beginnt mit Kammerkontraktion, dauert bis der Ventrikeldruck<br />
unter den des Vorhofes sinkt<br />
• Funktionelle Folgen für den großen Kreislauf: Aufrechterhalten des Gesamtschlagvolumens<br />
des linken Herzens<br />
• Dekompensationsphase: Blutrückstau, Lungenödem und Rechtsherzinsuffizienz<br />
Diagnose<br />
• Entstehen eines systolischen Geräusches<br />
• Pm auf linker Brustseite auf Mitte des unteren Drittels im 5. Interkostalraum<br />
• Insuffiziente Klappe erzeugt keinen Ton bei der Schließung => erster Herzton nur undeutlich<br />
zu hören<br />
• Spaltung des 2. Herztones möglich durch:<br />
o Schnelle Entleerung des Ventrikels<br />
o Früher Schluss der Aortenklappe<br />
• Fortgeschrittenes Stadium: erster Herzton von nachfolgendem Geräusch kaum mehr<br />
abgrenzbar<br />
• Schwere Fälle: 3. Ton hörbar<br />
• EKG hilft nicht wirklich weiter<br />
DD<br />
• Ventrikelseptumdefekt<br />
• Trikuspidalinsuffizienz<br />
2. Mitralstenose<br />
• Behindert Blutfluss vom linken Vorhof in linke Herzkammer<br />
� vom linken Vorhof muss erhöhter Druck erzeugt werden, um Blut<br />
über verengte Mitralis in linke Kammer zu pumpen<br />
� Volumenüberlastung des linken Vorhofes und des pulmonalen<br />
Kreislaufes => Dilatation des linken Vorhofes und pulmonale<br />
Hypertonie<br />
=> Druckbelastung des rechten Ventrikels mit anschließender Hypertrophie<br />
• Schwerere Fälle: Blutrückstau im Lungenkreislauf<br />
o Hochfrequente, angestrengte Atmung<br />
o Feine Rasselgeräusche über ventralen Lungenbezirken<br />
o Husten bis zum Lungenödem<br />
• Im vergrößerten Vorhof Bildung von Thromben möglich, daraus können Embolien entstehen<br />
60
• Verringerung der Klappenöffnungsfläche auf unter 50%: diastolische Füllung des Ventrikels<br />
trotz zunehmendem Druckanstieg im linken Vorhof eingeschränkt<br />
• Unzureichende Ventrikelfüllung => ungenügende Blutversorgung der Peripherie<br />
• Vermindertes Minutenvolumen => kleiner Puls, kühle Extremitäten<br />
• Störung der Mitralisklappe beim <strong>Pferd</strong> oft besonders gut zur rechten Brustwand geleitet<br />
=> rechte Seite besonders gut auskultieren!!<br />
o 1. Herzton laut, paukend<br />
o 2. Herzton akzentuiert<br />
• erschwerter Bluteinstrom in linke Herzkammer => präsystolisches Geräusch (fehlt bei<br />
Vorhofdilatation)<br />
• kann kompensiert werden durch Hypertrophie des linken Vorhofes und der rechten<br />
Herzkammer<br />
3. Trikuspidalinsuffizienz<br />
• Schlussunfähigkeit der Trikuspidalklappe: Blut wird während Systole aus rechter Herzkammer<br />
in rechte Vorkammer gedrückt<br />
• Diastolische Volumenüberlastung und diastolisch vermehrte Kraftaufwendung => Dilatation<br />
und Hypertrophie der rechten Kammer<br />
• Einflussstauung -> erhöhter Druck im rechten Vorhof und venösem System<br />
• Klinisch: Stauung in der V. jugularis<br />
Deutlich positiver Venenpuls<br />
Schwacher Arterienpuls<br />
Füllung des gesamten venösen Systems mit Ödembildung am Körper<br />
• Venenpuls verschwindet auch bei Stau nicht = PATHOGNOMONISCH BEI<br />
Trikuspidalinsuffizienz!!!!!!!!<br />
• Punctum optimum für Trikuspidalklappe: an rechter Brustwand im 3./4. Interkostalraum am<br />
Übergang zum Rippenknorpel holosystolisches Geräusch<br />
o Entsteht durch Wirbelbildung beim Rückfluss des Blutes aus der rechten Kammer in<br />
rechten Vorhof<br />
• Turbulenter Einstrom des Blutes während Diastole: Geräusch ähnelt dem 3. Herzton<br />
• 1. und 2. Herzton oft nur schwer hörbar<br />
• nur selten Hypertrophie zur Kompensation<br />
o Trikuspidalinsuffizienz geht bald in dekompensierte Herzinsuffizienz über<br />
Ursachen<br />
• Bakterielle und evtl. rheumatische Faktoren<br />
• Rechtsherzbelastungen durch Veränderungen im Lungenkreislauf<br />
• Mitral- bzw. Pulmonalstenosen<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> insgesamt relativ selten<br />
4. Trikuspidalstenosen<br />
• Sehr selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• Erschwerter Einstrom des Blutes aus rechtem Vorhof in rechte Herzkammer<br />
• Rechter Vorhof ist vergrößert, Vorhofdruck ist erhöht<br />
• Dekompensierter Vorhof: Vorhofflattern, zu prall gefüllte Venen oder Venenpuls, Stauungen in<br />
der Leber, Ödembildungen, evtl. Aszites<br />
• Beweis = Druckgradient zw. Rechtem Vorhof und rechter Kammer<br />
• Auskultation des Herzens, v.a. an rechter Brustseite<br />
o 1. Herzton sehr laut zu hören<br />
o 3.-4. Interkostalraum: Strömungsgeräusche dort besonders gut zu hören, v.a. bei der<br />
Inspiration verstärkt hörbar<br />
• präsystolisches Geräusch zu hören, deutlich abgesetzt vom 1. Herzton<br />
• klinisch bald Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz<br />
61
Semilunarklappenfehler<br />
• betreffen Aorten- und Pulmonalklappe<br />
• hämodynamische Störungen: entweder Rückstrom des Blutes aus den großen Arterien<br />
während der Diastole, oder in erschwertem Auspressen des Blutes aus den Kammern in Aorta<br />
oder in A. pulmonalis<br />
1. Aortenklappen<br />
• Aortenklappenveränderungen beim <strong>Pferd</strong> relativ oft<br />
• Schlussunfähigkeit der Aortenklappe => Regurgitation des Blutes aus Aorta in linken Ventrikel<br />
während der Diastole => Volumenbelastung des linken Ventrikels mit nachfolgender<br />
Dilatation und Hypertrophie<br />
• Charakt.: starker Blutdruckabfall in der Aorta während der Diastole<br />
Schnell über Norm ansteigender Blutdruck während der Systole<br />
Druck im linken Vorhof leicht erhöht => Druckerhöhung in Aorta und rechtem<br />
Ventrikel<br />
• Dekompensierte Aortenklappeninsuffizienz<br />
o Dilatation des linken Ventrikels und zunehmender enddiastolischer Ventrikeldruck =><br />
Volumenbelastung des linken Vorhofes und des Lungenkreislaufes => Gefahr des<br />
Lungenödems!!<br />
• Kompensierte Aortenklappeninsuffizienz: Schlagvolumen des linken Ventrikels reicht aus, um<br />
die Peripherie zu versorgen<br />
• Auskultation: bei vorzeitigem Mitralschluß abgeschwächter 1. Herzton<br />
2. Herzton nur sehr schwach hörbar => nur Schluß der Pulmonalklappen zu<br />
hören<br />
• Pm Aortenklappe: linke Brustwand im 4. Interkostalraum, kurz vor Kreuzung von Ankonäen-<br />
und Buglinie<br />
Symptome<br />
• Diastolische Geräusche<br />
• Großer, hüpfender Puls<br />
• Verstärkter Herzstoß<br />
• Vergrößerte Herzdämpfung<br />
2. Aortenstenosen<br />
• Ursachen oft Kalkablagerungen oder Rheuma<br />
• Physiologisch: systolischer Druck im linken Ventrikel so stark wie in der Aorta<br />
• Ausstrombehinderung => systolischer und diastolischer Druckanstieg im linken Ventrikel und<br />
veränderte Austreibungszeit<br />
• Aortendruck ist vermindert<br />
• Druckbelastung des linken Ventrikels => Hypertrophie und Druckanstieg in der A. pulmonalis<br />
und rechtem Ventrikel<br />
• Hämodynamik beeinflusst, wenn > 30% Einschränkung der Öffnung der Aortenklappe<br />
• Hypertrophie des Ventrikels; Schlagvolumen wird lange Zeit aufrecht erhalten<br />
• Zunehmende Stenose: Verminderung des Schlagvolumens => Leistungsinsuffizienz!!<br />
• Kompensatorische Myokardhypertrophie: kräftiger Herzstoß<br />
• Starke Klappenstenose => Minutenvolumen sinkt => erhöhte Herzschlagfrequenz<br />
o Reicht bei Belastung nicht zur Kompensation aus!<br />
• Unzureichende Kompensation<br />
o Kalte Akren<br />
o Kleiner, träger Puls<br />
o Taumeln, plötzliches Zusammenbrechen<br />
• Austreibungsphase bei Stenose verlängert => Aortenklappe schließt später als<br />
Pulmonalklappe => gespaltener 2. Herzton<br />
• Systolische Austreibungsgeräusch meist rau und sehr laut hörbar!!<br />
• Pm. Relativ hoch vorn und unter dem Schnittpunkt von Bug- und Ankonäenlinie, links im 4.<br />
Interkostalraum<br />
62
3. Pulmonalinsuffizienz<br />
• Isolierte Form sehr selten, genau wie Pulmonalstenose<br />
• Diastolische Geräusche über Pulmonalklappe im linken 3. Interkostalraum unter<br />
Oberarmmuskulatur<br />
o Nur während Erschöpfung, nicht in Ruhe!!<br />
• Während Diastole strömt Blut aus Lungenarterie und aus rechtem Vorhof in Herzkammer =><br />
Volumenbelastung des rechten Ventrikels => Dilatation<br />
• Mangelnde Durchblutung der Lunge => Sauerstoffversorgung des Organismus ist gefährdet<br />
• Klinisch: Tachypnoe<br />
Dyspnoe<br />
Evtl. Zyanosen<br />
• 2. Herzton kann leiser auftreten, da Schluß der Pulmonalklappe fehlt<br />
4. Pulmonalstenose<br />
• sehr selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• besteht erschwerte Blutaustreibung aus der rechten Kammer in Lungenarterien =><br />
Austreibungszeit ist verlängert<br />
• erhöhter Kraftaufwand => Hypertrophie des rechten Ventrikels (kann später zur Dilatation<br />
führen)<br />
• erhöhte Belastung des Ventrikels -> Überbelastung des rechten Vorhofes (gekennzeichnet<br />
durch deutlichen arteriellen Venenpuls)<br />
• weiterer Verlauf: Stauungen in großen Körpervenen<br />
• 1. Herzton ist unverändert<br />
• 2. Herzton ist evtl. gespalten<br />
o kann tws auch durch Austreibungsgeräusch überlagert werden<br />
• Pm des systolischen Geräusches: über Pulmonalklappe links im 3. IK, 4 Finger breit unter der<br />
Buglinie<br />
• 4. Herzton durch Druckbelastung des Vorhofes als präsystolischer Ton oft deutlich hörbar<br />
• in Vetmed ist Beseitigung eines Herzklappenfehlers noch nicht mögliche!!<br />
• Prognose weitgehend abhängig von Schwere des Vitiums und Grad der Kompensation<br />
• Bei guter Kompensation und regelm. Kontrolle können Tiere leichte bis mittlere Arbeit<br />
verrichten<br />
Cor Pulmonale<br />
• Am Herz v.a. durch Druckbelastung des rechten Ventrikels manifestiert<br />
• Soll nur für Zustände angewendet werden, die ursächlich Lungenkrankheiten haben<br />
• Unterscheidung zw. Akutem und chronischem Cor pulmonale<br />
• Akutes Cor pulmonale<br />
o Entwickelt sich hptsl. Bei Lungengefäßverlegungen (Embolien, Thrombosen..)<br />
o Bei Lungengefäßkonstriktionen (durch alveoläre Hypoventilation und daraus folgender<br />
Hypoxie)<br />
o Plötzlich einsetzende Belastung des rechten Herzens kann nicht durch Kompensation /<br />
Reaktion des Herzens ausgeglichen werden => Rechtsherzinsuffizienz<br />
o Selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• Chronisches Cor pulmonale<br />
o Oft Folge chronisch – obstruktiver Bronchitis (COB)<br />
o V.a. bei ausgedehnten, länger bestehenden Lungenemphysemen<br />
o Eher seltenes Auftreten, wahrscheinlich da chronisch lungenkranke <strong>Pferd</strong>e oft<br />
geschont werden<br />
• Entstehung des Cor pulmonale:<br />
Druck eines alveolären Lungenemphysems -> Einengung des Lumens der<br />
Lungenkapillaren -> erhöhter Strömungswiderstand im pulmonalen Kreislauf -><br />
erhöhte Kraftaufwendung des rechten Ventrikels (durch Hypertrophie) -><br />
Lungendurchblutung trotz erhöhtem systolischen Druck in A. pulmonalis möglich<br />
63
• Rechtsseitige Hypertrophie geht später in Dehnung der Herzkammer über<br />
� entstehende Rechtsherzinsuffizienz: venöse Stauung im<br />
Körperkreislauf, Leberstauung und Aszites<br />
• 2. Herzton akzentuiert, tws. gespalten<br />
Kongenitale Herzfehler<br />
• bei Fohlen relativ oft<br />
• meist Shunts (= Kurzschlussverbindungen) zwischen großen und kleinem Kreislauf<br />
• von praktischer Bedeutung bei<br />
o Vorhofseptumdefekt<br />
o Ventrikelseptumdefekt (Foramen intraventriculare persistens)<br />
o Ductus arteriosus (Botalli) persistens<br />
o Pulmonalfehler<br />
o Aortenklappenfehler<br />
Vorhofseptumdefekt<br />
• Entsteht durch:<br />
o Fehleinmündungen rechtsseitiger Lungenvenen, die in rechten statt in linken Vorhof<br />
einmünden<br />
o In Verbindung mit Missbildungen in der Atrioventikularregion (Mitral- und evtl.<br />
Trikuspidalinsuffizienzen)<br />
o Persistierendes Foramen ovale<br />
• Blut strömt aus linker Vorkammer in rechte Vorkammer (Links – Rechts – Shunt)<br />
• Je nach Größe des Shuntvolumens: Entstehung einer Hypertrophie im pulmonaler Kreislauf<br />
• Fortgeschrittenes Stadium: Erhöhung des enddiastolischen Druckes im rechten Ventrikel und<br />
rechtem Vorhof<br />
• Auskultation: frühsystolisches und frühdiastolisches, raues Geräusch über Pm der<br />
Pulmonalklappen<br />
• Spätere Schließung der Pulmonalklappen zeigt sich im 2. Herzton<br />
• Klinische Zeichen treten erst im fortgeschrittenem Stadium auf<br />
o Schnelle Ermüdbarkeit<br />
o Geringe Belastbarkeit<br />
o Belastungsdyspnoe<br />
• Endstadium: deutliche Symptome einer Rechtserzinsuffizienz<br />
Ventrikelseptumdefekt<br />
• (= Foramen intraventriculare persistens)<br />
• relativ häufig<br />
• Folge: atriovenöser Kurzschluss in Form eines Links – Recht – Shunts<br />
• Erhöhter linksventrikulärer Druck => pulmonale Hypertonie<br />
o Früher als bei Vorhofseptumdefekt<br />
• Zunehmende pulmonale Hypertonie: Links – Rechts – Shunt kann sich in Rechts – Links –<br />
Shunt umwandeln<br />
o Tachykardie<br />
o Zyanose<br />
o Leistungsschwäche<br />
• Verminderter arterieller Sauerstoffgehalt kann auch nicht durch verstärkte Inspiration<br />
ausgeglichen werden<br />
• Oft. Aorteninsuffizienz und Neigung zur Endokarditis<br />
• Klinische Symptome erst dann, wenn größere Öffnung oder Defekte bestehen<br />
• Strömung des Blutes durch die Öffnung => raues, holosystolisches Geräusch, oft rechts lauter<br />
und deutlicher zu hören<br />
64
• 2. Herzton ist meist unbeeinflusst<br />
• Belastungen können Strömungsgeräusche verstärken => sie werden besser hörbar<br />
• Gepulstes Ultraschall – Doppler – Verfahren gut zur Diagnose geeignet<br />
• Tiere werden oft nicht alt, da Arbeitsbelastungen oft zum Tode führen<br />
Ductus arteriosus (Botalli) persistens<br />
• Fetaler Kreislauf: Ductus arteriosus dient der Umgehung des pulmonalen Kreislaufes<br />
• Verschluss mit Beginn der selbstständigen Atmung<br />
• Blut strömt durch offenen Ductus arteriosus von Aorta (höherer Druck) zur A. pulmonalis<br />
(niedrigerer Druck) => systolisches Dauergeräusch<br />
o Ist physiologisch noch in ersten 4 Lebenstagen zu hören<br />
• Shuntumkehr (höherer Druck im rechten Herzen) führt zu Symptomen einer Herzinsuffizienz<br />
• Dekompensationen: Atemnot und Zyanose<br />
Herzrhythmusstörungen<br />
• = beschleunigte, verlangsamte oder unregelm. Herztätigkeit<br />
• beim <strong>Pferd</strong> sehr oft, nicht immer pathologisch<br />
• „nichtpathologisch“<br />
o verschwinden bei herabgesetztem Vagotonus (Aufregung, kurze Bewegung)<br />
• pathologische Veränderungen werden bei Belastung verstärkt<br />
• je nach Intensität der Störung: mehr oder weniger ausgeprägte Beeinträchtigung der<br />
Hämodynamik und der Durchblutung des Herzens<br />
Ätiologie<br />
• akut oder chronische Herzmuskelschädigungen<br />
o Sauerstoff – Mangel<br />
o Endogene oder exogene Gifte<br />
o Herzmuskeldehnungen<br />
o Entzündliche oder degenerative Muskelveränderungen des Herzens<br />
Normotrope Erregungsbildungsstörungen<br />
• Normaler Sinusrhythmus, d.h. Erregung beginnt im Sinusknoten weitergeleitet wird sie wie<br />
folgt -> Vorhöfe zum AV – Knoten -> His – Purkinjesches System -> Muskulatur<br />
• Frequenz ist vermindert oder gesteigert<br />
1. Sinustachykardie<br />
• Häufigste nomotope Erregungsbildungsstörung<br />
• Beobachtet bei extracardialer Erregung des sympathischen Nervensystems<br />
o Erregung<br />
o Schreck<br />
o Schmerz<br />
o Intoxikation..<br />
Symptome<br />
• Deutliche Erhöhung der Herzfrequenz über 80 Schläge/ min<br />
o Schwacher Puls<br />
o Verstärkter Herzstoß<br />
• EKG: Verkürzung von PQ-, QT- und besonders der TP – Strecke<br />
o Gleichzusetzen mit Verkürzung von Systole und Diastole<br />
65
• Abnahme des systolischen Blutdruckes, der Blutdruckamplitude und Zeichen einer<br />
Linksherzinsuffizienz nur, wenn Myokardschäden vorliegen<br />
Therapie<br />
• Ruhe<br />
• Therapie der Grundkrankheiten<br />
• Abstellen der Ursache<br />
2. Sinusbradykardie<br />
• Verlangsamte Erregungsbildung und –leitung => Absinken der Herz- und Pulsfrequenz<br />
Ursachen<br />
• Überwiegen des Parasympathikotonus (fehlende oder zu geringe Belastung bei Hypothyreose,<br />
Lebererkrankungen)<br />
• Digitalispräparate, ß-Blocker oder Antiarrhythmica<br />
• Bei hochtrainierten <strong>Pferd</strong>en in Ruhe<br />
Symptome<br />
• Regelm., langsame Herz- und Pulsfrequenz mit kräftiger Pulsamplitude<br />
• Ausgeprägte Form mit ungenügendem Schlagvolumen => Gefahr des Blutdruckabfalls<br />
Therapie<br />
• Meist nicht erforderlich<br />
• Extremer Frequenzabfall: Atropin, Novodrin oder Isoproterenol<br />
3. Sinusarrhythmie<br />
• Schwankungen der Herzfrequenz in wenigen Schlägen bis 10% ohne Änderung der Belastung<br />
• Meist respiratorische Arrhythmie<br />
o Beschleunigung während Inspiration<br />
o Rückgang der Exspiration<br />
• Eher selten<br />
• Therapie nicht nötig!!<br />
Heterotrope Erregungsbildungsstörungen<br />
• = Impulse auf das Herz durch Zentren 2. oder 3. Ordnung (AV –Knoten, Purkinje Fasern oder<br />
Hissche Bündel), da die Eigenfrequenz des Sinusknoten zu stark absinkt<br />
• Kompensation mit niedriger Frequenz<br />
1. Extrasystole<br />
• = vorzeitige, zw. Normalem Rhythmus liegende Kontraktionen von Vorhöfen oder Kammern<br />
• häufigste Erregungsbildungsstörungen bei Tieren, nicht immer pathologische Bedeutung<br />
Ätiologie<br />
• Herzklappenfehler<br />
• Entzündlicher oder ischämische Herzkrankheiten<br />
• Druck- und Volumenbelastung des rechten Ventrikels<br />
• Herzinsuffizienz<br />
• Hypokaliämien<br />
• Koliken<br />
• Schock<br />
• Überdosierung von Digitalispräparaten oder Sympathomimetika<br />
Symptome<br />
• Außerplanmäßige Herzkontraktion mit längerer Refraktärzeit<br />
• Kammerkontraktion bleibt ohne Ausstoß von Blutvolumen => Pulsdefizit<br />
• Auch in Verbindung mit schweren Primärerkrankungen<br />
• Unterscheidung zwischen ventrikulären Extrasystolen und seltenerer Knotenextrasystole (sehr<br />
selten!!)<br />
66
• AV- Knoten – Extrasystole: Vorhöfe retrograd NACH der Kammer erregt<br />
• Arrhythmie durch veränderten Knotenrhythmus: nicht feststellbar ohne EKG<br />
• Hämodynamische Einflüsse erst dann, wenn Extrasystolen gehäuft oder in Salven auftreten<br />
• Verkürzte Diastole und gestörte Synchronisation zwischen Kammer und Vorhof => mangelnde<br />
Kammerfüllung mit gesenktem HMV => lebensbedrohliche Herzinsuffizienz möglich<br />
Diagnose<br />
• Wenn sie durch Extrareize im Sinusknoten entstehen, sind sie im EKG nicht sichtbar<br />
• Vorhofextrasystolen: P- Zacke erscheint vorzeitig und deformiert<br />
o Vorhofintervall oft verlängert, Kammerkomplex unverändert<br />
• Extrasystolen der Vorhöfe oder Herzkammern oft Vorboten für Vorhof- oder Kammerflattern /-<br />
flimmern<br />
Therapie<br />
• Behandlung der Grunderkrankung steht an 1. Stelle<br />
2. Vorhofflimmern und Vorhofflattern<br />
• Charakterisiert durch enorm gesteigerte Vorhoftätigkeit<br />
• Vorhofflimmern = häufigste Arrhythmie des <strong>Pferd</strong>es<br />
Ätiologie<br />
• Vorliegen organischer, oft lebensbedrohlicher Herzerkrankungen<br />
o Entzündliche Erkrankungen<br />
o Druck- und Volumenbelastungen<br />
o Myokardschäden<br />
o Hyperkaliämien<br />
o Hypokaliämien<br />
Symptome<br />
• Vorhofflattern: Zahl der Impulse < 400/ min<br />
• Vorhofflimmern; Zahl der Impulse > 400/ min<br />
• Regellose Kammerkontraktionen, mit Pausen von > 5 s dazwischen => oft verminderte<br />
Herzschlagfrequenz<br />
• KEIN KAMMERTON ZU HÖREN<br />
• Pulsdefizit mit schwankender Pulsstärke<br />
• Puls in der Peripherie nicht zu fühlen<br />
• Arrhythmien in Belastung verstärkt<br />
• Niedrige Herzfrequenz: Tiere sind nicht besonders auffällig, aber vermindert leistungsfähig<br />
• Hohe Ruhefrequenz -> Tiere verkraften keinerlei Anstrengungen mehr<br />
• Vorhofflimmern oder Vorhofflattern => starke Abnahme des Herzminutenvolumens<br />
=> Durchblutungsstörungen des ZNS und anderer Organe<br />
• EKG: schnell aufeinanderfolgende gleichmäßige, sägezahnartige P- Zacken<br />
Therapie<br />
• Einstellen des normalen Sinusrhythmus<br />
o Infusionen mit Chinidinsulfat und Dihydrochinidingluconat an 3 aufeinanderfolgenden<br />
Tagen<br />
o DABEI STÄNDIGE EKG-ÜBERWACHUNG!!!!<br />
3. Kammerflimmern und Kammerflattern<br />
• Kammerflattern: regelmäßig Tachykardie mit Frequenz > 200 / min<br />
o Kann schnell in Kammerflimmern mit 300 – 400 / min übergehen<br />
• Kammerflimmern führt nicht zu einer Gesamtkontraktion des Herzens<br />
o Übergang zum klinischen Tod<br />
Ätiologie<br />
• Gleiche Faktoren wie beim Vorhofflattern und –flimmern<br />
• Überdosierung von Chinidin- und Glykosidpräparaten<br />
• Tws. auch Narkosezwischenfall<br />
Symptome<br />
• Pulslosigkeit, Krämpfe, Bewusstlosigkeit<br />
67
• Atmungs- und Herzstillstand => Sekundärherztod<br />
• EKG: mehr oder weniger gleichmäßiger, haarnadelähnlicher Kammerkomplex<br />
o P- Zacken fehlen<br />
o Flimmern: chaotisches Bild ungleichmäßiger Wellen mit wechselnder Frequenz<br />
Therapie<br />
• Adrenalingabe<br />
• Herzmassage<br />
• Elektrolyt Gabe<br />
• Elektrische Stromstöße<br />
• Sauerstoffinsufflination<br />
• Reanimation sollte nicht länger als 10 Minuten versucht werden<br />
Störungen der Erregungsleitung<br />
• Störungen können auftreten im<br />
o Sinusknoten (= sinusatriale Leitungsstörungen / SA-Block)<br />
o Erregungsüberleitung von Sinusknoten zu Kammern (= atrioventrikuläre<br />
Überleitungsstörung / AV-Block)<br />
o Ventrikel selbst (= intraventrikuläre Erregungsstörungen / IV- Block)<br />
• Stärke der Leitungsstörungen gehen von Verzögerung bis zur kompletten Unterbrechung<br />
• Block 1. Grades: verzögerte Überleitungssgeschwindigkeit<br />
• Block 2. Grades: zeitweilige Störung der Erregungsleitung<br />
• Block 3. Grades: totale Unterbrechung der Reizleitung<br />
• Oft auch Kombination von Erregungsleitungs- und Erregungsbildungsstörung<br />
• Erregungsleitungsstörungen 1. und 2. Grades v.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en oft<br />
• Geringgradige Störungen 1. Grades evtl. Ausdruck einer Vagotonie (=> sind nicht<br />
pathologisch)<br />
• Höhergradige Störungen in der Regel auf organische Herzmuskelschäden zurückzuführen<br />
1. Sinuatrialer Block (SA-Block)<br />
• Partielle oder totale Überleitungsstörung vom Sinusknoten zur umgebenden Vorhofmuskulatur<br />
• Leichte Formen klinisch manifest<br />
• Schwere Formen mit längeren Pausen => Taumeln bis zur Bewußtlosigkeit (= Adams –<br />
Stoke’sche Anfälle)<br />
• Kann nur per EKG diagnostiziert werden<br />
• Entstehende Pausen entsprechen Zeit von einer bis zu mehreren Systolen<br />
2. Atrioventrikulärer Block (AV- Block)<br />
• Partielle oder totale Unterbrechung der Reizleitung im AV- Knoten-Bereich (von den Vorhöfen<br />
zu den Kammern)<br />
• AV-Block ist die häufigste Überleitungsstörung beim <strong>Pferd</strong><br />
• AV-Block 1. Grades<br />
o Regelmäßige, aber verzögerte Überleitung => im EKG erscheint PQ- Intervall<br />
verlängert<br />
• AV-Block 2. Grades<br />
o Charakterisiert durch Verlängerung der PQ- Zeit, die von Schlag zu Schlag länger<br />
wird, bis es zum Ausfalle einer Kammerkontraktion kommt<br />
o Danach wieder Beginn von vorne<br />
o Im Ruhezustand kann jede 3. – 4. Kontraktion ausfallen, da nur jede 4. oder 5.<br />
Vorhofdepolarisation auf Kammer übertragen wird<br />
o V.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en (meist Vagotonie als Ursache)<br />
o Verschwindet bei Arbeitsleistung, Aufregung oder nach Atropinzufuhr<br />
o Hat keine Auswirkung auf Leistungsfähigkeit des <strong>Pferd</strong>es<br />
• Av-Block 3. Grades<br />
o Gekennzeichnet durch totale Unterbrechung der Erregungsleitung von den Vorhöfen<br />
zu den Ventrikeln<br />
68
o Vorhöfe und Ventrikel schlagen unabhängig voneinander<br />
o Kammerfrequenz meist niedriger als die der Vorhöfe<br />
3. Intraventrikulärer Block (IV- Block)<br />
• Erregungsleitung entweder im rechten oder im linken Hisschen Bündel gestört<br />
• Ventrikel, der vom gestörten Hisschen Bündel versorgt wird, kontrahiert sich später<br />
• Keine Rhythmusstörungen vorhanden<br />
• QRS- Komplex deutlich verbreitert<br />
• Nur schwer von Ventrikelhypertrophie abzugrenzen<br />
• Therapie wie beim Vorhofflimmern<br />
• Kammerarrhythmien: Lidocaingabe!!!<br />
Arterien<br />
Gefäßkrankheiten<br />
Arteriosklerose<br />
Definition<br />
• Degenerative Erkrankung von der Gefäßintima, charakterisiert durch Wandveränderungen und<br />
–verhärtungen, Elastizitätsverlust und Lumeneinengung<br />
• Tritt entweder gleichmäßig oder in Schüben auf<br />
• Abzugrenzen gegen altersbedingte Veränderungen der Media<br />
Ätiologie<br />
• Bei <strong>Pferd</strong> relativ oft, v.a. am intramuralen Koronararterien<br />
• Meist Folge von Stoffwechselstörungen und Komplikation anderer Krankheiten<br />
Pathogenese<br />
• Ausbildung erfolgt nur sehr langsam<br />
• Anfang: fettige, hyalinschollige Degeneration und Nekrose der Intima -> bindegewebige<br />
Durchsetzung der Gefäßwände (Arteriosklerose) -> in höherem Lebensalter (14-16 Jahren)<br />
Kalzifizierung<br />
• Stärkste Veränderungen der Hämodynamik bei Schädigung von Koronargefäßen, Aorta und<br />
Gefäßen im ZNS<br />
Symptome<br />
• Geringe klinische Signifikans<br />
• Größere Infarkte selten<br />
• Fortgeschrittene Fälle: Erhöhung des arteriellen Blutdruckes und schnelle Ermüdung bei<br />
körperlicher Belastung<br />
Vaskulitis<br />
• (= Arteriitis)<br />
• Ist eine Entzündung der Gefäßwände, von der auch Venen betroffen sind<br />
• Klinische Bedeutung ist abhängig vom Umfang, der Lokalisation und der Ätiologie dieser<br />
Erkrankung<br />
• Meist allergische Genese<br />
• Hptsl. kleine Gefäße befallen<br />
• Histologische Untersuchung der Gefäße: neutrophile Wandinfiltrationen, Kerntrümmer und<br />
fibrinöse Nekrosen<br />
• Ursachen<br />
o Infektiöse Agenzien<br />
o Hypersensibilitätsreaktionen<br />
o Immunkomplexe<br />
o Arzneimittel<br />
o Parasiten<br />
69
Symptome<br />
• Abgegrenzte Haut- und Unterhautödeme<br />
• Hautinfarkte<br />
• Nekrosen<br />
• Exsudationen<br />
• Hämorrhagien und Nekrosen auch in Muskulatur, Gelenken, Nieren, Darm, Lunge und ZNS<br />
• Komplikationen sind Zellgewebsentzündungen, Thrombophlebitis und Lahmheiten<br />
Arterienthrombosen<br />
• Meistens durch Strongylus vulgaris Befall => Gefäßschäden<br />
• Strongylus vulgaris: Körperwanderung ausgehend vom Darm über arterielle Kapillaren der<br />
Mucosa des Dünn- und Dickdarmes<br />
• 7. d p.i. erreicht 4. Larvenstadium die Submucosa des Darmes<br />
• 11.-21 d p.i. wird Intima der Arterien erreicht<br />
o v.a. Arteria mesenterica befallen<br />
o kann zum Aneurisma an der Aorta führen<br />
• aus Aneurysma können Thromben vom Blutstrom gelöst werden<br />
o kann als Embolus Darmversorgung verlegen => Ischämie<br />
• Wurmarteriitis verbunden mit einer Verdickung der Wand und Einengung des Lumens der<br />
Arterie (Endarteriitis)<br />
• Chronische Fälle: verhärtete Gefäßwände (Fibrosierung) bei gleichzeitiger Verminderung des<br />
Lumendurchmessers<br />
• Entzündliche Veränderungen können auf perivaskuläres Gewebe übergreifen<br />
Symptome<br />
• Nicht zu klärendes Meteorismus und leichter Abdominalschmerz<br />
• Aneurysma kann rektal deutlich diagnostiziert werden<br />
• Darmrupturen => tödlich verlaufende Peritonitiden<br />
• Verminöse Veränderungen der Aorta stehen an 2. Stelle<br />
• Tws. fibrinöse Knötchen parasitärer Herkunft in cranialer Kurvatur des Aortenbogens und im<br />
Bereich der Koronargefäße<br />
• Thrombotische Verschlüsse der Nierenarterien haben Infarkte, Hämaturie und heftige<br />
Kolikanfälle zur Folge<br />
• Thrombosen in Lungenarterien => Infarkte im Lungenbereich<br />
Thrombosen der Schenkelarterien<br />
• Verschluss an Endverzweigung der Aorta hat primäre idiopathische thrombotische Erkrankung<br />
als Ursache<br />
• Mögliche Ursache einer primären Thrombose in diesem Bereich<br />
o Primäre degenerative arterielle Erkrankung<br />
o Traumen<br />
o Wiederholte Zerrungen der Gefäße während Bewegung<br />
o In wenigen Fällen auch parasitäre Einflüsse<br />
• Tritt bei allen Rassen und in jedem Alter auf<br />
• Sitz des Thrombus steht in Beziehung zu dessen Symptomen<br />
• Meist subklinischer Verlauf, nur bei Obstruktion der Arterien der Hintergliedmaßen klinische<br />
Anzeichen<br />
• Kardinalsymptom: intermittierendes Hinken (= Claudicatio intermittens)<br />
o Wird bei zunehmender Bewegung stärker<br />
o Kann von Steifheit, Lahmheit bis zum Zusammenbrechen der Hinterhand gehen<br />
• In Ruhe sind nur bei komplettem Verschluss der Gefäße Symptome festzustellen<br />
• Akuter Anfall: heftige Schmerzen, Tachykardie, Tachypnoe und Schweißausbruch<br />
• Betroffene Extremität durch Minderdurchblutung kalt<br />
Diagnose<br />
• Thrombus ist rektal meist gut zu fühlen<br />
• Sonografisch Feststellung des Ausmaßes der Thrombosierung möglich<br />
70
Prognose<br />
• Heilungschancen sind sehr gering<br />
• Ausbildung eines Kollateralkreislaufes => funktionelle Besserung des Zustandes<br />
Therapie und Prophylaxe<br />
• Behandlung von Strongylus vulgaris v.a. im Fohlenalter<br />
• Entwurmung mit Ivermectin oder Benzimidazol<br />
• Direkte Behandlung eines Thrombus/ Embolus mit Antikoagluantien (Heparin, fibrinolytische<br />
Enzyme)<br />
• In „frischen“ Fällen ist Behandlungserfolg größer, als bei alten Fällen<br />
• Behandlung aber sehr teuer!!<br />
Aortenruptur<br />
• Bei 1000 Galoppern durchschnittlich 1 Ruptur pro Saison!!!<br />
Symptome<br />
• Tiere stürzen im Finish ohne zunächst erkennbare Ursachen<br />
o Liegen mit kaltem Schweißausbruch unter Exzitation auf der Seite am Boden<br />
• Nüstern sind maximal gebläht<br />
• Starre Augen<br />
• Tod tritt nach 3-4 Minuten ein<br />
Pathogenese<br />
• Es rupturiert eine nicht vorgeschädigte Aorta!<br />
• Im Moment der Ruptur extreme Hypertonie (bis 240 mmHg)<br />
• Ruptur meist am Anulus fibrosus, etwa 1cm oberhalb der Semilunarklappen<br />
o Hier verminderte Dehnfähigkeit der Aorta<br />
• Aortenwand reißt quer in dreieckiger Form ein<br />
• Tod durch oerakute Herztamponade, da Rupturstelle im Perikard liegt<br />
• JEDE THERAPIE KOMMT ZU SPÄT<br />
Erkrankungen der V. jugularis<br />
Venen<br />
1. Entzündungen<br />
• Entzündungen mit typischen Veränderungen der Venenwand und/oder ihres auskleidenden<br />
Gewebes<br />
• Meist V. jugularis externa betroffen, da sie für i.v. Behandlungen verwendet wird<br />
Einteilung<br />
a.) Endophlebitis aseptica<br />
• Kann in Thrombophlebitis aseptica übergehen<br />
• Nach jeder Injektion (steril!!) entsteht in 24 – 48 h eine lokale Verdickung der Venenwand (=<br />
aseptische Endophlebitis)<br />
o 2-3d, klingt ohne Behandlung ab<br />
• wurde mehrere Male an derselben Stelle gestochen<br />
• Thrombophlebitis: Vene auf 10-15 cm nur noch gering oder gar nicht mehr durchlässig<br />
• Palpation der Vene: fingerstark verdickt, kaum schmerzhaft<br />
• Stauung oberhalb der Thrombosierungsstelle gering, da Lumen meist nicht ganz verschlossen<br />
ist<br />
• Wird die Vene nicht wieder zur Injektion verwendet: nach 4-6 Wochen wieder vollständig<br />
durchgängig<br />
71
.)Thrombophlebitis purulenta<br />
• V. jugularis auf 20 cm Länge (und mehr) daumenstark, hart und schmerzhaft<br />
• Nicht mehr anstaubar<br />
• Tws. nur kleinere Abschnitte der Vene betroffen<br />
o Dann meist im oberen Abschnitt<br />
Ursache<br />
• Keine/ mangelnde Desinfektion an der Einstichstelle<br />
• Ungenügend sterilisiertes Besteck<br />
• Eitrig infizierter Thrombus „wächst“ innerhalb der Vene nach oben und unten<br />
• Aufteilungsstelle in V. maxillaris:<br />
• Ohrspeicheldrüse wird komprimiert und nach außen gedrückt<br />
o Kann noch lange Zeit nach der Heilung bestehen bleiben<br />
• Kann beidseitig auftreten => Dummkoller ähnliche Symptome<br />
o Venöse Stauung kann zum Nilpferdkopf führen<br />
• Irritation => evtl. eitrige Lungenemboli, gangränöse Pneumonie und eitrige Nephritis<br />
LEBENSGEFÄHRLICH!!<br />
• Purulente metastatische Tendovaginitiden und Arthritiden möglich<br />
• Weiterer Verlauf: multiple Abszedierung an Drosselrinne<br />
o Beginnen meist an primärer Einstichstelle<br />
o Letztendlich: Demarkierung der Vene als nekrotischer Strang<br />
o Funktion wird von V. jugularis interna übernommen<br />
o Evtl. Einschränkung der Leistungsfähigkeit<br />
c.) Para-/ Periphlebitis aseptica s. purulena<br />
• Gesamte Halsseite ist sulzig – ödematös oder gespannt phlegmonös geschwollen<br />
• Vorsichtige Palpation: Vene gerade noch zu fühlen<br />
• Oft beetartig von der Umgebung abgesetzt<br />
• Gewebe = vermehrt warm und schmerzhaft<br />
• Hals wird steif gehalten und kaum bewegt<br />
• Futteraufnahme ist reduziert<br />
• Allgemeinbefinden mehr oder weniger gestört, tws. besteht hohes Fieber<br />
• Sulzig-ödematöse Schwellung: aseptische Form<br />
• Phlegmonöse Schwellung: purulente Form<br />
• Ursache<br />
o Para- / perivenöse Injektionen oder Infusion<br />
o Ins Bindegewebe injiziertes Medikament / Flüssigkeit => Reizung im perivaskulären<br />
Bindegewebe<br />
o Lokale Infektionserreger dazu => aus aseptischer Form wird die purulente,<br />
abszedierende paravenöse Phlegmone<br />
• Aseptische Form ohne Venenbeteiligung in 8-14 d abgeklungen (mit Behandlung)<br />
• Purulente Form: Übergang in Abszedierung, Heilung nach Entleerung des Eiters<br />
o Vene wird wieder durchgängig!!<br />
Diagnose<br />
• Klinische Symptome reichen aus<br />
Therapie und Prognose<br />
• Bei Endophlebitis / Thrombophlebitis aseptica<br />
o Konservative Behandlung<br />
o Betroffene Region 1-2x/d mit Jodtinktur und Dimethylsulfoxid bepinseln<br />
o Endophlebitis nach 1-2 d nicht mehr nachweisbar<br />
o Bei Thrombophlebitis aseptica<br />
� Antiphlogistische Gele oder Salben auftragen<br />
� Auch Prednisolon- bzw. Dexamethasonsalben sind geeignet<br />
� Hepathromb zeigt gute Resultate<br />
• Vollständige Rekanalisation wird angestrebt<br />
• Tropfinfusion: Heparin zusetzen: hemmt Wachstum eines Thrombus<br />
• Bei Thrombophlebitis purulenta<br />
o Erst hyperämisierende Salbenanstriche (KEINE MASSAGEN!!!!!!!!)<br />
o Wärme in jeder Form (feucht / trocken)<br />
72
o Erst Inzision, wenn deutliche Abszedierung vorhanden (CAVE!! Vene dabei nicht<br />
verletzen!!!)<br />
o Liegt nekrotische Vene in Abszesshöhle: Demarkation der Vene abwarten!<br />
o Abstoßung der Vene und Heilung der Abszesshöhle dauert 8-10 Wochen, tws noch<br />
länger!!<br />
o Vermeidung einer Lungenembolie oder eitriger Nephritis: mind. 14d intensive<br />
Antibiotika – Gabe!!<br />
• Nach versehentlich falscher Injektion / Infusion:<br />
o In paravenöses Infiltrat Hyaluronidase, 50- 100ml eines niedrigprozentigen<br />
Lokalanästhetikums oder sterile NaCl<br />
o Infiltrat mit Jodtinktur bepinseln<br />
o Falls nötig: Antiphlogistika<br />
o Paravenöse Phlegmone: Anstreben eine Abszedierung<br />
o 8 – 14 d Antibiose!<br />
2. Phlebektasie der V. jugularis<br />
• bei Fohlen tws einseitige Erweiterung der V. jugularis -> angeboren!!<br />
• Können am stehenden Tier als echte Varix ausgebuchtete sein!<br />
o Armdicke Erweiterungen in oberer Halshälfte, die nach vorne in Aufteilung der V.<br />
maxillaris übergeht<br />
• Komprimiert man Vene in der Halsmitte, kann Vene sich bis auf Handstärke verdicken<br />
• Verdickung setzt sich auf V. maxillaris externa fort<br />
• Keine weiteren klinischen Erscheinungen<br />
Therapie<br />
• Resezieren der Varizen<br />
Verschlüsse<br />
• Hauptsächlich durch Kompression von in der Nähe gelegenen Neubildungen<br />
• Pfortaderverschlüsse sehr selten!<br />
o Stauungen im Abdominalbereich<br />
o Aszites<br />
o Evtl. starke Leberschäden<br />
• Kompression der V. cava cran. meist durch Druckabszesse<br />
o Blutstauungen in V. jugularis<br />
o Hydrothorax<br />
o Stauungsödeme an Vor- und Unterbrust<br />
• Kompression der V. cava caud. durch Tumorbildung im Mediastinum<br />
o Ödeme an Schlauch- und Extremitäten<br />
o Aszites<br />
o Hengst: evtl. Flüssigkeitsansammlung im Skrotum<br />
o Fortgeschrittene Fälle: Leberzirrhose<br />
Anm. “Schlauch“ = Präputium!!<br />
Ruptur der V. portae<br />
• Reißt in Höhe des Eintritts der Milzgefäße dicht caudal der Leberpforte<br />
Ätiologie<br />
• Pfortaderwand primär NICHT vorgeschädigt<br />
• Immer sehr temperamentvolle Tiere betroffen, die mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig<br />
ausschlagen!<br />
• V.a nach dem Fressen<br />
• Leberparenchym durch Lig. Falciforme mit Zwerchfell und durch Ligg. Triangularia mit<br />
seitlicher Bauchwand verbunden<br />
• Durch Gallenwege, Blutgefäße und Peritoneum befestigt an Duodenum, Nieren und Rücken<br />
• Hyperextensionsbewegung der Wirbelsäule (Ausschlagen) -> Zugkräfte auf Leber, die ja<br />
vorne befestigt ist, verstärkt durch Druck des gefüllten Magens nach hinten -> Zugkräfte<br />
werden auf Viszeralfläche der Leber und V. portae übertragen => Einreißen der Pfortader<br />
73
Symptome<br />
• SH sind blass, werden immer anämischer bis porzellanweiß<br />
• Puls immer schwächer, bis unfühlbar<br />
• Atmung stark beschleunigt<br />
• Schweißausbruch<br />
• Zittern -> Schwanken -> Zusammenbruch<br />
• Tod nach 25 Min bis 5 h<br />
Diagnose<br />
• Nach Herumtoben im Anschluss an die Fütterung<br />
• Zeichen innerer Blutungen<br />
• Bauchhöhlenpunktion<br />
• CAVE: Milzruptur hat die gleichen Symptome!<br />
Therapie und Prognose<br />
• Laparotomie -> nur bei kleinsten Einrissen erfolgreich<br />
=> ungünstige Prognose<br />
Krankheiten des Blutes und Blutbildender Organe<br />
Allgemein<br />
• Bei hämatologische Untersuchung des <strong>Pferd</strong>es immer berücksichtigen, dass die Milz ein Ery-<br />
Speicher ist!!!<br />
• Adrenalinausschüttung => Entleerung des Milzspeichers => „Verfälschung“ des Blutbildes<br />
• <strong>Pferd</strong>e haben generell nur sehr wenige Retikulozyten => zur Beurteilung von Anämien sind<br />
die nicht geeignet<br />
Anämien<br />
Definition: Verminderung des Ery- und/ oder Hämoglobingehaltes<br />
• Meist Folge anderer Erkrankungen, selten primäre Bildungs- oder Funktionsstörungen<br />
• Diagnose beruht auf:<br />
o Gesamt – Ery – zahl<br />
o Hämaokrit<br />
o Hämoglobingehalt<br />
o MCH -> Hämoglobingehalt pro Ery<br />
o MCHC -> Hämoglobingehalt in Erykonzentration<br />
o MCV -> mittleres Ery - Volumen<br />
• Einteilung erfolgt nach Hämoglobingehalt (hypochrom, normochrom oder hyperchrom) und<br />
nach Zellgröße (mikrozytär, normozytär oder makrozytär)<br />
Posthämorrhagische Anämien<br />
Definition<br />
• Nach Blutverlusten entstandene normochrome, normozytäre Anämie<br />
• Geht bei längerer Dauer in hypochrome und makrozytäre Form über<br />
• Akuter oder chronischer Verlauf<br />
Ätiologie<br />
• Akute Blutungsanämie ist gezeichnet durch schnellen Verlust größerer Blutmengen<br />
Pathogenese<br />
• Schneller Blutverlust > 30% der Gesamtblutmenge => hypovolämischer Schock<br />
74
Symptome<br />
• Blasse SH<br />
• Apathie<br />
• Muskeltremor<br />
• Schweißausbruch<br />
• Schwacher, hochfrequenter Puls<br />
• Hypothermie<br />
• Tachykardie<br />
• Tachypnoe<br />
Diagnose<br />
• Rotes BB in ersten 6 h wenig bis gar nicht verändert<br />
• Danach: Ausgleich des Volumenmangels => Absinken der Ery – Zahl<br />
• Regeneration:<br />
o Poikilozytose<br />
o Anisozytose<br />
o Erythroblasten<br />
o Anstieg von MCH und MCV<br />
Therapie<br />
• Sofortige Blutungsstillung<br />
• Volumensubstitution mit isotonen Elektrolyt – Lösungen, Plasmaexpandern und<br />
Vollbluttransfusionen (mind. 2-4 l)<br />
• Hämatokrit durch Initialmaßnahmen nicht verbessert => Volumensubstitution!!!<br />
Chronische Blutungsanämien<br />
• Langsamer Blutverlust über mehrere Tage<br />
• Längerer Verlauf => hypochrome, mikrozytäre Anämie<br />
Ursachen<br />
• Endoparasiten (Strongylus vulgaris)<br />
• Ektoparasiten (Läuse, Zecken)<br />
• Tumor- und Pilzarrosionen der Gefäße<br />
• MDT- Geschwüre<br />
• Urolithiasis (Blasengries mit Hämaturie)<br />
• Hämorrhagische Diathesen<br />
Symptome<br />
• Blässe und Trockenheit der SH<br />
• Unsicherer Gang<br />
• Leistungsschwäche, rasche Ermüdung<br />
• Blutungen in MDT => Kot dunkel bis schwarz verfärbt<br />
Diagnose<br />
• Eryzahl sinkt<br />
• Hämatokrit sinkt<br />
• Hämoglobingehalt sinkt<br />
• Dauernder Ery- Verlust => Eisenmangel => Hypochromie!!<br />
Therapie<br />
• Abstellen der Ursachen<br />
• Eiweiß,- Vitamin- und Mineralstoffzufuhr über Futter sichern!! (v.a. Spurenelemente EISEN!!!)<br />
• CAVE: parenterale Eisenzufuhr (Dextranpräparate) kann beim <strong>Pferd</strong> tödl.<br />
Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen!!!<br />
Hämolytische Anämien<br />
Definition<br />
• Mehr oder weniger starker intravasaler Zerfall der Erys<br />
• Geht einher mit Hämoglobinämie, Hämoglobinurie und Ikterus<br />
• Akuter oder chronischer Verlauf, je nach Grad der Hämolyse<br />
75
Ätiologie/Ursache<br />
• Pflanzengifte oft Ursache<br />
o Bingelkraut<br />
o Ranunculaceen<br />
o Brassica – Arten<br />
• Bakterientoxine<br />
• Parasiten<br />
• Viren<br />
• Bei <strong>Pferd</strong>en v.a. zu erwähnen<br />
o Infektiöses Anämie<br />
o Babesiose<br />
o Hämosporidiose<br />
o Piroplasmose<br />
o Leptospirose<br />
• Immunbedingt v.a. beim Fohlen!!<br />
• Auch bei großflächigen Verbrennungen und nach Fremdblutübertragung<br />
Pathogenese<br />
• Gekennzeichnet durch verkürzte Lebenszeit der Erys<br />
• Nur dann feststellbar, wenn Erythropoese die Lyse der Erys nicht mehr ausgleichen kann<br />
• Zerfall der Erys => mehr oder weniger starker Hämoglobinanstieg im Blutplasma<br />
• Freies Hämoglobin im Blut wird durch Haptoglobin (in Leber gebildetes Glucoprotein) zu<br />
Haptoglobin – Hämoglobin – Komplex gebunden<br />
• Extrem hoher Anfall von freiem Hämoglobin => Bindungskapazität von Haptoglobin wird<br />
überschritten => Hämoglobinausscheidung über die Niere (=Hämoglobinurie)<br />
• Gleichzeitig Erhöhung des Bilirubin 1 (= Hämoglobin, das im mononukleären<br />
phagozytierenden System umgewandelt wurde)<br />
o Leber kann Menge an Bilirubin 1 durch Konjugation mit Glucuronsäure nicht mehr<br />
verestern (=Umwandlung in wasserlösliches Bilirubin2)<br />
=> prähepatischer Ikterus<br />
• Leber und Milz haben z.T. erhebliche Umfangsvermehrungen<br />
Symptome<br />
• Hämoglobinurie<br />
• blaß – ikterische Schleimhäute<br />
Diagnose<br />
• Hämoglobinurie<br />
• Bilirubin 1 im Serum erhöht<br />
• Zu Beginn: normochrome und normozytäre Anämie -> bildet sich um zu makrozytärer Form<br />
• Regenerative Anzeichen: Erythroblasten und Anisozytose<br />
• Schneller Verlauf: Todesfälle, da Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport nicht mehr<br />
funktionieren<br />
Therapie<br />
• Ätiotropisch, da die Ursache meist nicht sofort behandelt werden kann<br />
• Reichlich Zufuhr isotoner Flüssigkeit => renale Ausscheidung des Hämoglobins ist erhöht<br />
• Orale Gabe von Natriumhydrogencarbonat oder Natriumlaktat fördert Ausscheidung<br />
o Deutliche Alkalisierung des Harns sollte erreicht werden!!<br />
• Nur bei Schocksymptomen Bluttransfusionen verabreichen<br />
• Eisen-, Eiweiß- und Vitaminangebot über die Nahrung sichern!!<br />
Mangelanämien<br />
Definition<br />
• Hypochrome, mikro – normozytäre Anämie<br />
• Entsteht aus Mangel an wichtigen Bausteinen der Erys<br />
Ätiologie<br />
• Mangelzustände essentieller Baustoffe der Erythropoese durch<br />
o Ungenügende Zufuhr<br />
o Mangelnde Resorption<br />
o Erhöhter Bedarf (Wachstum, Trächtigkeit)<br />
76
o Erhöhter Verlust durch Blutungen<br />
o Fehlverwertungen von Baustoffen bei chronischen Erkrankungen (Tumor- oder<br />
Infektanämien)<br />
• Von Bedeutung sind hptsl. Eiweißmangel-, Eisenmangel-, Vitamin-B12- und<br />
Folsäuremangelanämien<br />
• Eiweißmangelzustände v.a. bei Abmagerungen, enteralen und renalen Verlusten durch<br />
Resorptionsstörungen oder Endoparastienbefall<br />
o Mangel muss längere Zeit bestehen, bevor er sich auf Erythropoese auswirkt!!<br />
o Kurzzeitige Eiweißverluste haben kaum Auswirkungen auf Erythrozytenbildung<br />
• Eisenmangelanämien<br />
o V.a. bei Jungtieren<br />
o Pfd.: infolge von Blutungen, Hämoglobinurie, chronischen Infekten oder auch<br />
Störungen der Resorption (Diarrhoe)<br />
o Labor: Hypochromie, Mikrozytose und erniedrigter Serumeiweißspiegel<br />
Therapie<br />
• Gleiche Maßnahmen durchführen wie bei der hämorrhagischen Anämie<br />
• Wichtig: Eisen- und Vitaminsubstitution<br />
• Grobe Faustregel für ausreichende Eisenversorgung: 20 mg Eisen je fehlendem g Hämoglobin<br />
pro Liter Blut<br />
• Vitamin-B12-Mangelanämien bei <strong>Pferd</strong> nicht wichtig<br />
o B12 kann bei ausreichender Cobaldversorgung selbst synthetisiert werden<br />
Hypoplastische und aplastische Anämien<br />
Definition<br />
• Hypoplastische Anämien<br />
o Verminderte Bildung der Erys<br />
o Ursache:<br />
� Mangelzustände an Baustoffen für Erythropoese<br />
� Mäßige Unterdrückung der Erythropoese infolge von Stoffwechselstörungen<br />
� Organkrankheiten<br />
� Infektiöse oder parasitäre Erkrankungen<br />
� Strahlenschädigung<br />
o Auch als „symptomatische Anämie“ bekannt<br />
• Aplastische Anämie<br />
o Stark verminderte oder fehlende Blutbildung durch gestörte Erythropoese<br />
� Panzytopenie im peripheren Blut<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Werden bisher nicht einheitlich bewertet<br />
• Verschiedene Mechanismen spielen bei Panzytopenie Rolle<br />
o Fehlen von Vorläuferzellen (reine Aplasie)<br />
o Hemmung der Proliferation, bzw. der Differenzierung der Vorläuferzelle durch<br />
schädigende Einflüsse<br />
Symptome<br />
• Ausgeprägte Anämie- Symptome<br />
• Je nach stärker betroffenem Zelltyp bestehen entweder Neigung zu Eiterung und Septikämie<br />
(Agranulozytose), oder zu Blutungen in der Haut, SH und anderen Organen<br />
(Thrombozytopenie)<br />
Diagnose<br />
• Im peripheren Blut: normozytäre und normochrome Anämien, mit Leukopenie und<br />
Granulozytopenie<br />
o Lymphozyten und Monozyten sind relativ vermehrt<br />
• Gesicherte Diagnose durch Knochenmarksuntersuchung<br />
Therapie<br />
• Diagnose durch Knochenmarksuntersuchung bestätigt (sehr selten beim <strong>Pferd</strong>)<br />
=> symptomatische Therapie (Erfolg eher fragwürdig)<br />
77
Erythrozytosen (Polyzythämie)<br />
Definition<br />
• Erhöhung der Eryzahl, des Hämatokrit, des Hämoglobingehaltes<br />
• Zellvolumen ist über die Norm erhöht<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• 3 Formen werden unterschieden:<br />
1. Polycythaemia vera (echte, primäre Erythrozytose)<br />
o Ursache: autonome Proliferation aller Blutzellen, v.a. die der erythropoetischen Reihe<br />
o Eigentliche Ursache ist noch nicht geklärt, evtl. Stammzell- oder Regulationsdefekte<br />
o Diagnose ohne Knochenmarks – Untersuchung nicht möglich<br />
o Primäre Erythrozytosen sind Rarität<br />
2. symptomatische (sekundäre) Eythrozytose<br />
o Ausdruck einer kompensatorischen Ery – Proliferation mit Erhöhung der Eryzahl<br />
o Hypoxämisch bedingte Polyzytämie beim <strong>Pferd</strong> oft in Verbindung mit Hypoventilation,<br />
COB und kardiovaskulären Erkrankungen<br />
=> Sauerstoffarmut in der Peripherie (Rechts – Links – Shunt)<br />
o Auch bei längerem Aufenthalt in sauerstoffärmerer Umgebung (Höhenkrankheit)<br />
3. relative Polyzythämie<br />
o Beim <strong>Pferd</strong> häufiger<br />
o Meist temporäre Verschiebung der Relation zwischen festen und flüssigen<br />
Bestandteilen<br />
o Folge von Dehydratation<br />
o Hämokonzentration auch durch Aufregung der Tiere möglich (Ausschüttung der<br />
Eryspeicher)<br />
Therapie<br />
• V.a. durch Abstellen der Ursachen zu beeinflussen<br />
Hämoglobinopathien<br />
• Erkrankung durch pathologische Hämoglobinverbindungen<br />
o Kohlenmonoxidvergiftungen<br />
o Nitrat-Nitrit- Vergiftungen<br />
• Kohlenmonoxidvergiftungen v.a. beim Einatmen non Kraftfahrzeuggasen<br />
o Entstehung von Kohlenmonixid – Hämoglobin => Sauerstoff kann nicht mehr<br />
gebunden werden<br />
• Abhängig von CO – Hb- Gehalt kann Blut kirschfarben sein<br />
• Bindung von Hämoglobin und Kohlenmonoxid sind reversibel => Therapie braucht nur<br />
Sauerstoff – Zufuhr (Frischluft!!)<br />
• Entstandenes Lungenödem => Osmotherapie<br />
• Hämoglobin (Methämoglobin)- Bildung im Organismus kontinuierlich<br />
o In Glykolyse gebildetes Hämoglobin wird durch Reduktasesystem wieder<br />
umgewandelt<br />
• Hämoglobin entsteht durch Umwandlung des im Hämoglobin enthaltenen 2wertigen Einsen in<br />
die 3wertige Form<br />
• In Vetmed: Hämoglobinbildung v.a. durch Nitrat – Nitrit – Intoxikationen bekannt<br />
• Erhöhter Gehalt an Hämoglobin => braune Verfärbung des Blutes<br />
Therapie<br />
• Reduktion des Hämoglobins geeignet: Redoxfarbstoffe (Methylenblau)<br />
o I.v. in 1%iger Lösung und einer Dosierung von 1-2 mg/kg KM<br />
o Reduktion des Methämoglobins wird durch Ascorbinsäure gefördert<br />
78
Neonatale Isoerythrolysis<br />
Definition<br />
• Auch „hämolytischer Ikterus“ oder „Icterus neonatum“ genannt<br />
• Beim gesund geborenen Fohlen durch Resorption der Hämagglutinine und Hämolysine aus<br />
dem Kolostrum einer über mehrere Trächtigkeiten immunisierten Stute (=> intravasale,<br />
immunogen bedingte Hämolyse)<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Transplazentare Passage fetaler Ery – Antigene => spezifische Immunisierung der Stute<br />
o Sehr starke Antigene: erythrozytäre Blutgruppenfaktoren Aa und Qa (nur beim ♂)<br />
=> gefährdet sind v.a. solche Fohlen, die vom Vater Aa und Qa vererbt bekommen<br />
haben<br />
• Erkrankung des Fetus ist nicht möglich, da Ak der Mutter nicht die Placenta epitheliochorialis<br />
passieren können<br />
• Ig’s der Mutter werden mit Kolostrum ausgeschieden -> Resorption beim Fohlen in ersten 24<br />
bis max. 72 Lebens - h -> intravasal: Erys des Fohlens durch Ak geschädigt<br />
=> Hämolyse<br />
Symptome<br />
• Krankheitsverlauf abhängig von Menge und Typ der aufgenommenen Ak<br />
o Perakutes Stadium 6 – 24 h nach Kolostrumaufnahme<br />
o Akutes Stadium 24 – 72 h nach Kolostrumaufnahme<br />
o Subakutes Stadium: 3d – 3 Wochen nach Kolostrumaufnahme<br />
• Prognose um so günstiger, je jünger Fohlen sind<br />
• Perakuter Verlauf -> massive intravasale Hämolyse => schnell tödlicher Verlauf!!<br />
Klinik<br />
• Nur Rotfärbung des Urins (Hämoglobinurie)<br />
• Blut: Erythropenie<br />
Verminderung des PVC<br />
Hämoglobinurie<br />
• Ikterus kann sich oft wegen des schnellen Verlaufes nicht entwickeln!<br />
• Sauerstoffmangel und tox. Wirkung des freien Hämoglobins und seiner Abbauprodukte =><br />
Tod<br />
• Akuter Verlauf<br />
o Zunehmende Schwäche<br />
o Kurzes, seltenes Saugen<br />
o Tachykardie und Tachypnoe<br />
• Schwere Fälle<br />
o Schnappatmung<br />
o Krampfanfälle<br />
o Komatöse Perioden<br />
• Von Beginn an Blässe der SH<br />
o Abgelöst durch immer deutlichere Gelbfärbung<br />
• Subakuter Verlauf (zw. 3 d und 3 Wochen):<br />
o Geringe Antigen- Ak- Konzentration<br />
o Zeitweilige Apathie<br />
o Unterschiedl. Milchaufnahme<br />
o Ikterus nicht immer nachweisbar<br />
• Schlechte Nahrungsaufnahme => (evtl.) Mangelerscheinung => (evtl.) Diarrhoen und<br />
Pneumonien<br />
• Blut: mittelgradige Hyperbilirubinämie und Erythropenie<br />
Pathologie<br />
• Perakuter Verlauf<br />
o Übergroße Leber und Milz mit Verfärbung und Degeneration<br />
o Bräunl. Verfärbung des Körpers<br />
o Dunkelbrauner Harn in der Harnblase<br />
• Akuter Verlauf<br />
o Anämie<br />
o Ikterische Verfärbung des Körpers<br />
o Leber und Milz ähnlich perakutem Verlauf<br />
79
• Subakuter Verlauf<br />
o Progrediente Kachexie<br />
o Minimale Körperverfärbung<br />
o Keine Harnverfärbung<br />
Diagnose und DD<br />
• Anamnese und kl. Bild oft ausreichend<br />
• Eryzahl, Hkt und Hb für Prognose<br />
• Vorsichtige Prognose<br />
o Eryzahl < 4,5 – 3,5 x 10 12 /l<br />
o Hkt < 0,3 – 0,2 /l<br />
o Hb 100 – 80 g/l Blut<br />
• Ungünstige Prognose<br />
o Eryzahl 3,5 – 2,5 x 10 12 /l<br />
o Hkt 0,2 – 0,15l/l<br />
o Hb 60 – 50 g/l<br />
• Infaust<br />
o Eryzahl < 2,5 x 10 12 /l<br />
o Hkt < 0,15 l/l<br />
o Hb < 50 g/l<br />
• EHV- Infektionen und Infektiöse Anämie: Zwar keine Hämolyse, aber Ikterus<br />
• Fetale nutritive Muskeldystrophie Fehlanpassungssyndrom: weder Ikterus noch Anämie<br />
• Klinisches Bild oft Anlass zur Fehlinterpretation<br />
• Anämische Symptome auch bei<br />
o <strong>Innere</strong>n Blutungen durch Traumen<br />
o Gastroduodenale Ulcera<br />
• Sicherung der Diagnose „Icterus neonatum“ am besten mit Hömoglobintest, für die Praxis<br />
aber oft zu kompliziert<br />
o Besser: Agglutinationsprobe (Fohlenblut wird mit Stutenseren oder Kolostrum<br />
vermischt)<br />
Therapie<br />
• Diagnose vor 24 Lebensstunden gestellt => Unterbinden der Kolostrumaufnahme<br />
• Fohlen erhalten Kolostrum einer anderen Stute oder Fohlenmilchpräparate bis zum 3.<br />
Lebenstag<br />
• Nicht vergessen, die Mutterstute zu melken!!<br />
• Ab 3. Lebenstag darf Fohlen dann wieder saugen, da Makromoleküle der Milch nicht mehr<br />
resorbiert werden können<br />
• Hkt zwischen 0,12 und 0,15 l/l: Transfusionen!!!<br />
o Mindestens 2 l Vollblut, abhängig vom PCV – Wert<br />
o Blutaustausch wäre am Besten!!<br />
• Blutaustausch:<br />
o Blut eines erwachsenen Tieres (am Besten Wallach/ Hengst) mit 5000 IE Heparin/l<br />
oder 40 ml einer 10% Na – Citrat – Lösung /l vermischen<br />
o Vor Blutaustausch: Kreuzprobe!!<br />
o 500 ml Fohlenblut werden gegen 500 ml Spenderblut getauscht, das so oft, bis Fohlen<br />
6l Spenderblut erhalten hat!<br />
• Hkt < 0,2 l/l : Sauerstoffinsufflinationen und Anregung der Diurese durch 5%ige<br />
Dextroselösungen<br />
• Fohlen nicht belasten und warm halten!<br />
• Nach Transfusion 5d Antibiose zur Vermeidung von Sekundärinfektionen!<br />
Prophylaxe<br />
• Relativ seltene Erkrankung => Prophylaxe oft vernachlässigt<br />
• Stuten, sie schon hämolytische Fohlen hatten: 2-3 Wochen vor Geburtstermin untersuchen!!<br />
• Untersuchung des Stuten Serums auf Aa und Qa – Ery – Ak<br />
o Fohlen dürfen Kolostrum positiver Mütter nicht erhalten => Ersatzkolostrumgabe!<br />
� Fohlenblut muss auf Ig – Gehalt untersucht werden!!<br />
80
Hyperlipidämie (Hyperlipoproteinämie) der Ponys<br />
Definition und Ätiologie<br />
• Fettstoffwechselstörung, keine selbstständige Primärerkrankung<br />
• Tiere waren zeitweise in energetischer Unterbilanz<br />
o Meist bei reiner Weidehaltung im Winter, wenn keine Zufütterung!<br />
o Energiebedarf muss durch Fettabbau gedeckt werden<br />
• Lipolyse auch oft durch Stressfaktoren provoziert<br />
o Trächtigkeit<br />
o Starker Parasitenbefall<br />
o Verminderte Peristaltik durch Sandablagerungen im Kolon<br />
o Latente Salmonellose<br />
o Hufrehe<br />
o Transport<br />
o Ort- und Besitzerwechsel<br />
Pathophysiologie<br />
• Gesteigerte Lipolyse der Triglyceride und gesteigerte Zirkulation von Glycerol und Fettsäuren<br />
• Glycerol und Fettsäuren als Lipoproteine gebunden => Abbau über ß-Oxidation<br />
• Lipoproteinlipase ist erniedrigt<br />
=> Umsetzung der Lipoproteine zunehmend eingeschränkt, ihr Blutspiegel steigt<br />
• Immer (!!!) fettige Leberinfiltrationen!<br />
• Hegglin – Syndrom am Herz tritt auf<br />
Vorkommen<br />
• Meist bei Shetland Ponys<br />
• Stuten häufiger als Wallache und Hengste (Gravidität!?!)<br />
• Andere Pony Rassen können auch erkranken<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Tiere meist guter bis sehr guter Ernährungszustand<br />
• Apathie und völlige Futterverweigerung<br />
• Wasseraufnahme stark reduziert<br />
• Häufigeres Auftreten im Winter<br />
• Erhöhte Körpertemperatur, wenn fieberhafter Primärerkrankung vorliegt<br />
• Puls: 70- 80 /min<br />
• Atemfrequenz etwas über Norm<br />
• SH leicht ikterisch, z.T. schmutzig – verwaschen<br />
• Längeres Bestehen der Erkrankung: Körpertemperatur sinkt unter Norm<br />
• KFZ deutlich verlängert<br />
• Auskultation des Abdomen: kaum Darmgeräusche<br />
• Ampulla recti: vereinzelte, mit Schleim überzogene Kotballen<br />
• Primär Darmerkrankung => stinkender Durchfall<br />
• Foetor ex ore<br />
• Blutprobe<br />
o Im Röhrchen abgesetztes Serum / Plasma ist milchig – hellbraun bis leicht bläulich<br />
o Milchig – weiße Oberschicht<br />
o Nach Zentrifugation: große Mengen Neutralfette enthalten<br />
• Hyperlipidämie möglich<br />
o Plasmagehalt an Gesamtfett größer als physiologische Grenze von 7g/l<br />
o Gehalt an Cholesterin im Plasma gesunken<br />
o Aktivität der alkalischen Phosphatase gestiegen<br />
o Aktivität der γ- Glutaminsäure – Transaminase stark gestiegen<br />
o Gesamtbilirubin evtl. steigend<br />
o Anfänglich Hypoglykämie, kann zur Hyperglykämie umschlagen<br />
o Hämokonz. Gekoppelt mit metabolischer Azidose in schweren Fällen<br />
o Harn kann schwach sauer reagieren<br />
• Plasmatriglycerid Konzentration liegt bei 4,7 bis 78,6 mmol/l<br />
• Ponys meist beschleunigter Blutgerinnung => Quicktest<br />
• SGOT, SGPT, LDH und SDH erhöht<br />
81
Therapie<br />
• Evtl. vorliegende Primärerkrankung zuerst therapieren<br />
• 4,2%ige Na-hydrogencarbonat – Lsg gegen die Azidose<br />
• Korrektur von entgleistem Elektrolyt- und Wasserhaushalt<br />
• Korrektur der Hyperlipoproteinämie<br />
• Zwangsernährung<br />
• Leinsamenschleim geben<br />
• 2x 80 IE Insulin im Abstand von 2 d geben<br />
• Glucoselösung infundieren<br />
• Heparindauertropf (50 000 – 80 000 IE) zur kontinuierlichen Freisetzung der Lipoproteinlipase<br />
o In 30 min ca. 7500 IE Heparin zuführen<br />
• Glucokortikoide zur Anregung des Citronensäurezyklus geben<br />
• Genesungsphase: täglich 80 IE Depot- Insulin!<br />
Prognose<br />
• Durch kombinierte Therapie relativ gut<br />
• Wichtig: Früherkennung und Therapie<br />
Hämorrhagische Diathese<br />
Definition: Sammelbegriff für Krankheiten, die durch Blutungsneigung, bzw. das Auftreten<br />
spontaner, schwer stillbarer Blutungen gekennzeichnet ist!<br />
• Je nach Ursache Unterscheidung zw. 3 Krankheitskomplexen<br />
1. Thrombozytär bedingte hämorrhagische Diathesen<br />
o Thrombozytopenie<br />
o Thrombozytopathie<br />
2. Vasopathien<br />
o Änderungen der Gefäßwandpermeabilität<br />
3. Koagulopathien (Hämophilie, angeboren oder erworben)<br />
o Verbrauchskoagulopathie<br />
o Hyperfibrinolyse<br />
1. Thrombozytär bedingte hämorrhagische Diathesen<br />
• Entweder durch Störungen der Thrombozytenbildung (Thrombozytopenie) oder durch<br />
Schädigung bereits gebildeter Thrombozyten (Thrombozytopathie)<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Thrombozytopenie ist häufiger<br />
o Verursacht durch gestörte Thrombozytopoese<br />
o Ursachen (Toxine, Zytostatika, Östrogene. Medikamente, Infektionen, Strahlen,<br />
Allergene, Tumoren im Knochenmark und nach starken Blutungen)<br />
o Klinisch auffällig durch Petechien und Ekchymosen in Haut und SH<br />
Symptome<br />
• Kleine Blutungen in Haut und SH<br />
• Nasenbluten, Zahnfleischbluten<br />
• Blutbeimengungen in Urin und Kot<br />
• Inappetenz<br />
• Erhöhung von Puls- und Atemfrequenz<br />
Diagnose<br />
• Möglich durch hämorrhagisches Syndrom, Thrombozytopenie im peripheren Blut und<br />
Verminderung der Megakaryozyten im Knochenmarkspunktat<br />
• Thrombozytenzahl sinkt oft auf 40 < 10 9 / l Blut<br />
Therapie<br />
• SOFORT Abstellen der Ursache<br />
• Behandlung der Primärerkrankung überflüssig<br />
82
2. Vasopathien<br />
• Viele Ursachen<br />
• Beruhen auf erhöhter Permeabilität und Fragilität der Gefäßwände mit Austritt von Blut und<br />
Blutbestandteilen<br />
Ätiologie<br />
• Auslöser<br />
o Bakterielle und virale Infektionen<br />
o Vitamin – C- Mangel<br />
• Meist allergisch – hyperergische Reaktion der Gefäßwand<br />
• Bekanntesten beim <strong>Pferd</strong>: Petechialfieber und Vaskulitis<br />
a.) Petechialfieber<br />
• Auch Morbus maculosus, Purpurea haemorrhagica oder Blutfleckenkrankheit genannt<br />
• Relativ häufige allergische Gefäßerkrankung<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Entwicklung meist als postinfektiöse allergische Erkrankung<br />
• Bekannteste ätiologische Faktoren<br />
o Chronische Eiterungsprozesse durch Streptokokkeninfektionen (DRUSE)<br />
• Übertragung durch zellfreies Serum drusekranker auf gesunde <strong>Pferd</strong>e möglich!<br />
• Erhöhte Gefäßpermeabilität => Austritt von Blutserum und Zellelementen => Entstehung<br />
punktförmiger bis großflächiger Blutungen und großer ödematöse Infiltrate in Haut,<br />
Unterhaut, SH, Muskulatur und parenchymatösen Organen<br />
Symptome<br />
• Erst relativ spät oder nach Abheilen der Druse<br />
• Serohämorrhagische Diathesen<br />
• Petechiale oder ekchymatöse Blutungen<br />
o Zuerst am Nasenseptum, dann an Konjunktiven<br />
• Zu Beginn Urticariaähnliche Hautveränderungen<br />
o Können konflurieren => Unterhautödeme<br />
• Ödeme gegen Umgebung scharf abgrenzbar, schmerzlos und kalt<br />
• Haut über Ödemen oft von seröser Flüssigkeit überzogen der eintrocknet => gelb – brauner<br />
Schorf mit Neigung zur Nekrose<br />
• Ausgedehnte Nekrosen oft Ursache von Sekundärinfektionen => Verschlechterung der<br />
Prognose<br />
• Meist subfebrile – leicht febrile Körpertemperaturen<br />
• Blutungen und Ödeme auch im Körperinneren => Verblutungs- und Erstickungsgefahr<br />
• Blutuntersuchung<br />
o Posthämorrhagische Anämien<br />
o Hypoproteinämie<br />
o Neutrophilie mit leichter Leukozytose<br />
o Erhöhung des indirekten Bilirubinspiegels<br />
Diagnose<br />
• Eindeutig anhand der Symptome<br />
Therapie<br />
• Initiale Standardbehandlung gegen erhöhte Infektionsgefahr bis zum Verschwinden der<br />
Ödeme<br />
o Antibiotika i.v. (10 000 – 20 000 IE Penicillin)<br />
• Antiallergische Behandlung mit 0,2 mg Dexamethason/kg KM 1x/d über mehrere Tage<br />
• Bei Hypovolämie: Elektrolyt – Lösungen i.v. in Kombi mit Plasma – Expandern<br />
o Hkt als Orientierung<br />
• Kongorotlösung i.v. (105 g/l Wasser) zur Abdichtung der Gefäßwände<br />
• Applikation v. Medikamenten am Besten i.v., da Muskulatur schon geschädigt ist<br />
• Glottisödem => sofort Tracheotomie, damit Tier nicht erstickt<br />
83
3. Koagulopathien<br />
• Angeboren oder erworben<br />
• Charakterisiert durch Verminderung oder Fehlen plasmatischer Gerinnungsfaktoren durch<br />
verminderte Bildung oder erhöhten Verbrauch<br />
• Erworben<br />
o Graduell unterschiedliches Bild der hämorrhagischen Diathese<br />
o Meist Verminderung der Faktoren des Prothrombinkomplexes (Vit.-K- abhängige<br />
Gerinnungsfaktoren 2,7,9 und 10)<br />
o V.a. bei Leberparenchymschäden, Vit-K-Mangel durch Resorptionsstörungen,<br />
Blutungen in Folge einer Therapie mit Antikoagulantien<br />
o Cumarinvergiftungen beim <strong>Pferd</strong> durch Pflanzenaufnahme<br />
� Steinklee, Giftweizen<br />
� Cumarinderivate sind Antagonisten des Vit-K => vermindern/ verhindern<br />
Synthese der Gerinnungsfaktoren 2,7,9 und 10<br />
� Kann durch Medikamente gesteigerte Wirkung haben (z.B. Phenylbutazon)<br />
� 1-2 d nach Aufnahme der cumarinhaltigen Substanz: Blutungen<br />
o schnell verlaufende, tödlich endende Fälle durch Aufnahme von Giftweizen durch<br />
Blutungen in die Bauchhöhle<br />
Diagnose<br />
• gesichert durch Anamnese und Bestimmung des Prothrombin<br />
Therapie<br />
• tägl. 4x i.v. Vit –K Applikation (Gesamtdosis 2g)<br />
• oder: Plasmainfusion von gesunden Tieren (2l)<br />
a.) Verbrauchskoagulopathie<br />
• erworbene Umsatzstörung<br />
• hämorrhagische Diathese die in Folge des Verbrauches an Gerinnungsfaktoren (durch DIC) die<br />
Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzt<br />
Pathogenese<br />
• Verbauch von Thrombozyten größer als möglicher Ausgleich durch Neubildung<br />
• 2 verschieden Phasen<br />
1. Hyperkoagulabilität<br />
o zu Beginn<br />
o Steigerung der Thrombozytenzahl und plasmatischer Gerinnungsfaktoren<br />
2. Hypokoagulabilität<br />
o Kapazität der Thrombozytenneubildung überschritten<br />
o Hämorrhagie, Mikrothrombosierungen im Kapillargebiet<br />
o Eintretende Blutungen können tödlich verlaufen<br />
Ätiologie<br />
• Intravasale Gerinnungen in Verbindung mit Endotoxämien bei schweren Koliken und<br />
Typhokolitis<br />
o Dabei Schädigung der Gefäßwand<br />
• Bei hypovolämischen Schocks<br />
• Hochgradige Hämolyse<br />
• Schwere infektiöse Anämie<br />
• Endothelschäden in Folge von Virusinfektionen<br />
• Verbrennungen...<br />
• Mögliche Koagulopathie im Endstadium des Petechialfiebers unterscheidet sich von<br />
Verbrauchskoagulopathie durch FEHLEN DER THROMBOZYTOPENIE!!!<br />
Symptome<br />
• Klinische Zeichen einer DIC<br />
o Meist erst beim Übergang zum Schock erkennbar<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> oft nicht deutlich ausgeprägt<br />
• Hptsl. durch auslösende Grundkrankheit bestimmt<br />
Diagnose<br />
• Thrombozytopenie<br />
• Erheblich verlängerte Thromboplastinzeit<br />
• Verminderte Fibrinogenkonzentration im Blutplasma<br />
84
• Verdacht auf Thrombosierung im Kapillargebiet<br />
o Bestimmung von Harnstoff und Laktat im Serum<br />
o Säure Basen Status bestimmen<br />
Therapie<br />
• Nicht sinnvoll, da oft zu spät<br />
• Symptomatisch bei Hyperkoagulabilität: langsame Heparininfusion<br />
• Hypokoagulabilität: Plasma oder Plasmaexpander infundieren<br />
b.) Hämophilie<br />
• Angeborene Defektkoagulopathie<br />
• Hämophilie A beim <strong>Pferd</strong> durch Mangel an Faktor 8<br />
• Selten beim <strong>Pferd</strong>, da erkrankte Tiere nicht überleben<br />
Pathogenese<br />
• X-chromosomal rezessiver Erbgang<br />
• Nur männliche Tiere erkranken<br />
• Weibliche Tiere sind Überträger, erkranken selbst aber nicht!<br />
Symptome<br />
• Blutungen nach Bagatelltraumen<br />
• Charakt.: flächenhafte Hautblutungen (Ekchymosen)<br />
• Blutungen und Hämatombildungen in der Muskulatur, Gelenken, MDT und Urigenitaltrakt<br />
• Symptome meist schon bei sehr jungen Tieren<br />
Diagnose<br />
• Bestimmung des Faktors 8<br />
o Ist auf < 10% der Norm vermindert!!<br />
Therapie<br />
• Besser nicht!!<br />
o Lebenslange symptomatische Therapie wäre nötig<br />
• Ätiologische Therapie noch keine bekannt<br />
c.) Hyperfibrinolyse<br />
• Durch Hyperplasminämie hervorgerufener Gerinnungsdefekt<br />
• Führt zur Auflösung der Fibrinfaser<br />
=> Hemmung der Fibrinpolymerisation<br />
Ätiologie<br />
• Meist in Verbindung mit Verbrauchskoagulopathie<br />
• Aktivierung des fibrinolytischen Systems mit Umwandlung von Plasminogen in Plasmin<br />
• Funktionelle Kopplung von Gerinnung und Fibrinolyse => beide Systeme werden gleichzeitig<br />
aktiviert<br />
• Wichtig bei DIC: wie schnell kann betroffenes Gebiet wieder normal versorgt werden?<br />
• Schwere Lebererkrankungen:<br />
o Anfallende Fibrin- und Fibrinogenspaltprodukte verstärken durch Hemmung der<br />
Bindung von Fibrinfasern die Hyperfibrinolyse<br />
Symptome<br />
• Diffuse Blutungen<br />
• Deckungsgleich denen der Hämophilie<br />
Diagnose<br />
• Unterscheidung zwischen Hyperfibrinolyse und Verbrauchskoagulopathie:<br />
o Thrombozytenzahlen liegen in der Norm<br />
o Faktoren 5 und 8 sind vermindert<br />
Therapie<br />
• Antifibrinolytika<br />
o Ausnahme: reaktive Hyperfibrinolysen!!<br />
85
d.) Immunkoagulopathien<br />
• Charakterisiert durch Auftreten von Ak (meist IgG)<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Immunbedingte, hämophilieähnliche, erworbene Koagulopathie<br />
• Hervorgerufen durch spez. Ak gegen Faktoren 8 und 9 der Blutgerinnung<br />
• Unterscheidung zwischen Progressiv- und Soforthemmkörpern<br />
• Progressivhemmkörper nach Plasmatransfusionen bei<br />
o An Hämophilie erkrankten Tieren<br />
o Bei Autoimmunkrankheiten<br />
o Nach Applikation von Medikamenten (Penicillin, Sulfonamide, Phenylbutazon)<br />
o Bei Älteren Tieren evtl. als Folge von Enteritiden<br />
• Entstehung einer Koagulopathie mit Bildung von Autoantikörpern gegen die eigenen<br />
Thrombozyten<br />
=> Thrombozytopenie<br />
Symptome<br />
• Petechiale Blutungen an SH bis zu Ekchymosen und Hämatomen<br />
• Nasenbluten<br />
• Blutungen in MDT<br />
• Hämaturie<br />
• Blut<br />
o Thrombozytenzahl gesunken<br />
o Thromboplastinzeit verlängert<br />
Therapie<br />
• Austauschtransfusionen<br />
• Immunsuppressiva<br />
• Glukokortikoide (Dexamethason bis zur Besserung)<br />
Erkrankungen / Reaktionen des leukozytären Systems<br />
Leukozyten<br />
• Dazu gehören<br />
o Granulozyten<br />
� Basophile<br />
� Neutrophile<br />
� Eosinophile<br />
o Lymphozyten<br />
o Monozyten<br />
• Haben Fähigkeit zur Eigenbewegung<br />
• Bei Abwehr Schutz vor schädigenden Einflüssen körperfremder Substanzen durch<br />
o Phagozytose<br />
o Bildung humoraler Antikörper<br />
o Aufbau zellvermittelter Immunität<br />
• Erhöhung der Gesamtleukozytenzahl über Norm = Leukozytose<br />
• Leukopenie = Verminderung unter die Norm<br />
• Veränderungen der Gesamtleukozytenzahl und Differentialblutbild v.a. bei<br />
Verlaufsuntersuchungen große Bedeutung<br />
• Wdk: Höherer Anteil an Lymphozyten<br />
• <strong>Pferd</strong> u.a. höherer Anteil an neutrophilen Granulozyten<br />
86
Reaktive leukozytäre Veränderungen<br />
• Veränderungen der Gesamtleukozahl und Verschiebung der Zellanteile meist Hinweis auf<br />
verschieden Primärerkrankungen<br />
• Unterscheidung von<br />
o Neutrophiler Kampfphase<br />
� Leukozytose<br />
� Kernlinksverschiebung<br />
o Monozytärer Überwindungsphase<br />
� = Stadium der Krisis<br />
o Lymphozytär- erosinophile Heilungsphase<br />
� = Stadium der Rekonvaleszenz<br />
• Erhöhung oder Verminderung der Lymphoyzten bei<br />
o Chronischen Infekten<br />
o Brucellose<br />
o Stadium der Rekonvaleszenz<br />
• Monozyten (auch Makrophagen genannt) verändert bei<br />
o Versch. Infektionskrankheiten<br />
o Klinischem Stadium der Krisis<br />
• Veränderungen der basophilen Granulozyten<br />
o Nur geringe diagnostische Bedeutung<br />
o Erhöhung bei Vergiftung mit Schwermetallen<br />
• Leukopenien<br />
o Verminderung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen meist wegen Abnahme der<br />
Granulozyten<br />
o Hauptursache: erhöhter Abbau und Verbrauch in Peripherie oder reduzierte Bildung<br />
der Zellen im Knochenmark<br />
o In Vetmed oft in Kombi mit Virusinfektionen<br />
o Als „Erschöpfungsphase“ nach länger bestehenden bakteriellen Infektionen<br />
o Endotoxämien<br />
o Peritonitiden und bestimmte Medikamente (Sulfonamide und Phenylbutazon)<br />
Agranulozytose<br />
Definition<br />
• Starker Verminderung oder völliges Fehlen von Granulozyten im peripheren Blut<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Unterscheidung zwischen 2 Formen<br />
o Schädigung der Granulozyten in der Peripherie<br />
o Zentral durch Schädigung der Stammzellen im Knochenmark (= schlechtere<br />
Prognose)<br />
• Ursachen<br />
o allergisch oder zytotoxisch wirkende Substanzen<br />
o längere Behandlung mit Sulfonamiden, Antibiotika, Analgetika und Tranquilizern<br />
o ionisierende Strahlungen<br />
Symptome<br />
• verminderte oder völlig fehlende zelluläre Abwehr => erhöhte Infektanfälligkeit<br />
• erhöhte Körpertemperatur<br />
• Pyodermien<br />
• SH-Ulzerationen<br />
• Milzschwellungen<br />
• Schnelle Entwicklung von Organkrankheiten<br />
• Knochenmark: je nach Leukopenieform normale bis hypoplastische Reaktion<br />
Therapie<br />
• Vorrangig Infektionsschutz durch Antibiotika<br />
• Behandlung von Ulzerationen und Organerkrankungen<br />
• Versuch der Granulozytentransfusion<br />
• Corticosteroide zur Anregung der Granulopoese<br />
87
o CAVE!!! Haben immunsuppressive Wirkung!!<br />
Neonatale Isoimmunleukopenie<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Plazentalecks => fetale Leukos regen Mutter zur Ak-Bildung an<br />
• Von Mutter gebildete Ak im Blut nachweisbar<br />
o Gegen vom Vater vererbte Lymphos gerichtet<br />
• Übertragung der Ak auf Fohlen mittels Kolostrum<br />
o Zytolyse und Agglutination der Leukos und Thrombos<br />
o Schädigung des Gefäßwandendothels<br />
Symptome<br />
• Nicht immer deutlich<br />
• Meist Lebensschwäche und erhöhte Infektionsanfälligkeit<br />
• Blut: hptsl. Verminderung der Lymphozyten und Granulozyten<br />
• In 3-4 d Exitus letalis<br />
Therapie<br />
• Sofortiges Absetzen der Kolostralmilch bis zum 4. Lebenstag<br />
• Gabe von Stutenersatzmilchpräparaten<br />
• Infektionsschutz durch Antibiotika und evtl. Bluttransfusionen<br />
Leukose, Lymphosarkomatose und Plasmozytom<br />
Definition<br />
• Leukose = irreversible, progradiente, neoplastische Proliferation des hämatopoetischen<br />
Gewebes<br />
• Unterscheidung zw<br />
o Lymphadenose<br />
o Lymphosarkomatose (Neoplasmen des lymphatischen Gewebes)<br />
o Retikulose<br />
o Retikulosarkomatosen (Neoplasien des mononukleären phagozytären Systems)<br />
o Myelosen (Neoplasien des Knochenmarkes)<br />
o Mischformen<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Leukose beim <strong>Pferd</strong> wesentlich seltener als bei anderen Tierarten<br />
• In Literatur meist lymphatische Leukoseformen<br />
• Selten Plasmozytome und Retikulosen<br />
• Kann <strong>Pferd</strong>e aller Rassen und Altersstufen befallen<br />
Symptome<br />
• Viele, oft unspezifische Symptome<br />
• Oft „Konditionsverlust“ genannt<br />
• Zusätzlich Abmagerung und Inappetenz<br />
• Primäres Leitsymptom:<br />
o Lymphknotentumore<br />
o Milzschwellungen<br />
o Abmagerungen<br />
o Periphere Ödeme<br />
o Konditionsverlust<br />
• Vergrößerung der Lnn nicht immer feststellbar<br />
• Meist Lnn am Kopf- und Halsbereich verändert (=> DRUSE!!!)<br />
• Generalisierte Formen von Lnn-Tumoren einschl. der Hautlnn bei <strong>Pferd</strong>e – Leukose sehr<br />
selten!<br />
• Von parenchymatösen Organen meist Leber und Milz betroffen<br />
• Evtl. große Transsudatmengen in Bauch- und Brustraum<br />
• Sichtbare SH meist anämisch<br />
• Manche Fälle verlaufen ohne leukämische Veränderungen<br />
88
o Tws im peripheren Blut große, neoplastische Lymphozyten, zweikernig mit<br />
Chromatinklumpen<br />
• Tendenz zur Hyperproteinämie mit Dysproteinämie ( Hypoalbuminämie und<br />
Hypergammaglobulinämie)<br />
• Dysproteinämie hat hohen Stellenwert<br />
• I.d.R. Diagnose erst im Terminalstadium => relativ kurzer Verlauf mit Tod nach wenigen<br />
Tagen bis Wochen<br />
Diagnose und DD<br />
• Klinische Diagnose am lebenden Tier nicht immer einfach<br />
• Allgemeinsymptome<br />
o Konditionsschwäche<br />
o Ödeme<br />
o Abmagerung<br />
o Fieber<br />
o Inappetenz<br />
• Lnn.- Schwellung von großer diagnostischer Bedeutung<br />
o Im Kopf- oder Halsbereich: DD Druse ausschließen!!<br />
o I.d.R. nicht vermehrt warm und schmerzhaft<br />
• Infektiöse Anämie ausschließen durch<br />
o Übereinstimmung mit anderen Symptomen<br />
o Sichere Abgrenzung mit Hilfe des Coggins – Test<br />
• Sicherung der Diagnose mittels<br />
o Histopathologischer Untersuchung von Bioptaten veränderter Lnn<br />
o KEINE Milz- und Leberpunktate entnehmen!!!<br />
o Nachweis von Tumorzellen in Abdominal- und Thorakalpunktaten!<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> auch Fälle von medullären Plasmozytomen, Plasmamyomen oder sog.<br />
monoklonalen Gammapathien beschrieben<br />
o Gehen von Neoplasmen der B-Lymphozyten aus<br />
o Gekennzeichnet durch monoklonal gebildete Paraproteine<br />
o Tws. Nachweis von reifen Plasmazellen im peripheren Blut<br />
o Im Knochenmark Nachweis von Myelom – Plasmazellen - Anreicherung<br />
Therapie<br />
• Gesicherte Diagnose schließ ätiologische Therapie aus!!!!<br />
Krankheiten der Milz<br />
Veränderungen der Milz meist funktionsbedingt, gehört zum Symptomkomplex eines<br />
Krankheitsbildes<br />
Direkte Erkrankung der Milz sehr selten!!<br />
Splenitis<br />
Ätiologie<br />
• Entsteht meist auf hämatogenem Weg bei bakteriellen Infektionen<br />
Pathogenese, Pathologisch – anatomische Veränderungen<br />
• Toxine oder entzündliche Noxen gelangen in Milz => eitrige Entzündung<br />
� Milzvergrößerung mit destruktiven Veränderungen des<br />
Organparenchyms<br />
� Kolikähnliche Anfälle möglich<br />
• Evtl. Übergreifen der Entzündung auf Peritoneum => Peritonitis<br />
Symptome<br />
• Apathie<br />
• Inappetenz<br />
• Eitrige Prozesse: Fieber, Tachykardie<br />
• Vergrößerung und Schmerzhaftigkeit der Milz bei der rektalen Untersuchung<br />
89
Diagnose<br />
• Vor allem rektal zu stellen<br />
DD<br />
• Leukose<br />
• Infektiöse Anämie<br />
• Milzbrand<br />
Therapie<br />
• Sulfonamide und Antibiotika zur Therapie der Grundkrankheit<br />
Milzvergrößerung (Splenomegalie) und Milzruptur<br />
Ätiologie<br />
• Tritt auf in Verbindung mit:<br />
o Leukose<br />
o Allg. Septikämien<br />
o Salmonellose<br />
o Leptospirose<br />
o Infektiöse Anämie<br />
o Milztumoren<br />
o Pfortaderhochdruck wg. Chron. Hepatitis<br />
o Herzinsuffizienz<br />
o Abschnürung der Gefäße durch Koliken<br />
Symptome<br />
• Klinik immer von Grundkrankheit bestimmt<br />
• Rektal palpierbare Milzvergrößerung = pathognomonisches Symptom<br />
• Milzrutpur: Gefahr des Verblutens in die Bauchhöhle<br />
• Kolikanfälle<br />
• Aufkrümmen des Rückens<br />
• Blässe der SH<br />
• Tachykardie<br />
• Dyspnoe<br />
• Schweißausbrüche<br />
Therapie<br />
• Bei Blutungen und Rupturen: OP!!!<br />
• Sonst: Behandlung der Grundkrankheit<br />
Krankheiten der Atmungsorgane<br />
Einleitung und spezielle Untersuchungsmethoden<br />
• Neben Koliken die häufigsten inneren Erkrankungen beim <strong>Pferd</strong><br />
• Äußere Atmung gewährleistet<br />
o Ungehinderte Luftzufuhr und Luftableitung<br />
o Erwärmung der eingeatmeten Luft<br />
o Lokale Infektabwehr durch Flimmerepithel, Sekretdrüsen und Lymphfollikel<br />
Husten<br />
• Obligates Symptom bei allen Erkrankungen oder Reizungen der Atemwege<br />
• Unterscheidung zwischen<br />
o Produktivem Husten (mit Auswurf verbunden)<br />
o Trockener, quälender, meist schmerzhafter Husten<br />
90
Dyspnoe<br />
• Äußeres sicht- bzw. hörbares Zeichen für erhöhte Arbeit der an Atmung beteiligten Muskulatur<br />
und /oder Veränderungen in den Atemwegen<br />
• Wichtiges Symptom der Erkrankung des Respirationstraktes<br />
• Entweder in Ruhe oder erst während oder nach Belastung sichtbar<br />
• Je nach Ursache Unterscheidung in inspiratorische, exspiratorische und gemischte Dyspnoe<br />
• Inspiratorische Dyspnoe<br />
o Infolge von Hindernissen in Atemwegen, die das Einströmen der Luft behindern<br />
o Verlängerte Einatmungsphase<br />
o Stenose meist in den oberen Luftwegen<br />
o Geräusch entsteht durch Luftzug (= Stridor)<br />
o Bsp.: Entzündungen<br />
Neubildungen<br />
Traumatisch bedingte Veränderungen im Nasenbereich<br />
o Im Kehlkopf v.a. entzündlich – allergische Ödeme, Stimmbandlähmungen oder<br />
retropharyngeale Abszessbildungen<br />
o Im Tracheaabschnitt aspirierte oder fehlgeschuckte Fremdkörper, traumatisch<br />
bedingte Lumeneinengungen und raumfordernde Prozesse an der Bifurkation<br />
• Exspiratorische Dyspnoe<br />
o Atemstörung, bei der Ausatmungsluft nur erschwert nach außen gelangen kann<br />
o Ausatmungsphase deutlich verlängert<br />
o Atemtyp mehr oder weniger abdominal geprägt<br />
o Atembeschwerden tws. so stark, dass doppelschlägige Atmung entsteht<br />
o Andauernde Belastung der akzessorischen Atmungsmuskulatur => Bildung einer<br />
Dampfrinne<br />
o Ursachen: Gaumensegelverlagerungen<br />
Chron. – alveoläres Lungenemphysem (= Dämpfigkeit) => erhöhtes<br />
Residualvolumen in der Lunge => Schädigung der elastischen und<br />
kontrakilen Elemente<br />
• Gemischt Dyspnoe<br />
o Ein – und Ausatmung gleich beschwert<br />
o Verlängerte Ausatmungsdauer<br />
o Bei fortgeschrittenen Bronchitiden, Bronchopneumonien...<br />
o Auch Folge exogenen Sauerstoffmangels, einer Anämie, Hyperkapnie und Azidose<br />
(Kussmaul’sche Atmung)<br />
• Zur Untersuchung v.a. Auskultation und Perkussion wichtig<br />
• Weitere Untersuchungen<br />
o Bronchoskopie<br />
o Sekretzytologie<br />
o Röntgen<br />
o Pneumatachografie<br />
o Szintigrafie<br />
o Spirografie<br />
o Messung des CO2- und 02- Gehaltes im arteriellen Blut<br />
• Je nach Ergebnissen der Untersuchungen wird entsprechende Therapie eingeleitet<br />
Röntgen an Thorax und Lunge<br />
• Dient der Abklärung schwer diagnostizierbarer Lungenerkrankungen<br />
• Lungen der Röntgenuntersuchung zugänglich wie kaum ein 2. Organ<br />
o Röntgenstrahlen durchdringen Lungengewebe gut<br />
• Veränderungen an der Lunge => vermehrte Strahlenabsorption => werden gut sichtbar<br />
• Erhöhter Luftgehalt => vermehrte Strahlendurchlässigkeit<br />
• Röntgen allg<br />
o Stellen, an denen der Film nicht geschwärzt ist = Verschattungen oder Verdichtungen<br />
91
o Stellen mit vermehrter Schwärzung sind Aufhellungen oder vermehrt<br />
Strahlendurchlässig<br />
• Lungengefäße<br />
o Leitstrukturen im normalen Röntgenbild<br />
o Streifige oder bandartige Strukturen in Strahlen transparenter gashaltiger Lungen<br />
o Ausgerichtet auf den Hilus<br />
o Werden undeutlicher bei Prozessen, die mit Verlust der Luft in Alveolen und dichter<br />
werdendem Lungengewebe einhergehen<br />
• Bronchialbaum<br />
o „gesunde“ Bronchien im „gesunden“ Lungengewebe auf Röntgenbild nicht darstellbar<br />
o von Segmentbronchien an nach peripher kann man Bronchien sehen, wenn<br />
peribronchiales Gewebe infiltriert ist<br />
o dicke Ringe: akute Bronchitis<br />
o dünnere Ringe: chronische Bronchitis<br />
o nur bei schwerwiegenden Bronchitiden Veränderungen zu sehen<br />
o quergetroffene Bronchien sind knotige Schatten, wenn sie mit Flüssigkeit gefüllt sind<br />
• Lungenparenchym<br />
o Erhöhte Strahlendurchlässigkeit bei emphymatösen Veränderungen<br />
o Verstärkte Strahlendichte des Lungengewebes durch krankhafte Prozesse im<br />
Lungengewebe<br />
� Bevorzugen Alveolarinnenräume, oder bleiben auf Interstitium beschränkt<br />
o Sitz, Art und Ausbreitung der Veränderungen führen im Röntgenbild zu verschiedenen<br />
Verschattungsmustern und Texturen<br />
• Alveoläre Lungenzeichnung<br />
o Durch Flüssigkeits – Sammlung in Alveolen<br />
o Luftverlust der Alveolen in Atelektasen<br />
o Alveolen nicht mehr luftgefüllt => Kontrastfähigkeit verloren<br />
o Typ.: wolkig – fleckige, unscharf begrenzte Verdichtung<br />
o Zwischen Verdichtungszonen liegen Alveolargruppen, die noch lufthaltig sind => Bild<br />
einer partiell – alveolären Zeichnung (Luftalveogramm)<br />
o Häufige alveoläre Erkrankungen beim <strong>Pferd</strong> (rufen typ. alveoläre Zeichnung hervor):<br />
Bakterielle / mykotische Pneumonie<br />
Lungenödem<br />
Belastungsinduziertes Lungenbluten<br />
• Interstitielle Lungenzeichnung<br />
o Dazu gehört: alveoläres Gerüst, interlobuläre Septen, peribronchiales und<br />
perivaskuläres Gewebe mit Lungengefäßen und subpleurales Gewebe<br />
o Interstitium = Hintergrund für Lungenzeichnung<br />
o Typ.: allgemeiner Kontrastverlust => Gefäßzeichnung wird deutlich schärfer<br />
o Oft auch retikuläre Strukturvermehrung zu beobachten<br />
o Hervorgerufen durch: bakterielle, mykotische oder parasitäre Pneumonien,<br />
Lungenödem und Lungenbluten<br />
o Oft keine genaue Zuordnung (bronchial, alveolär, interstitiell) möglich => „gemischte“<br />
Lungenzeichnung<br />
o Bei älteren Tieren öfter mal interstitielle Lungenzeichnung -> dann nicht pathologisch,<br />
sondern altersbedingte Zunahme des Lungenparenchyms<br />
• Röntgenbilder möglichst am Ende der Inspiration<br />
o Beste Kontrastfähigkeit der Lunge<br />
• Am stehenden, nicht sedierten Tier durchführen<br />
• Erfassung des gesamten Lungenfeldes: beim <strong>Pferd</strong> 4 Aufnahmen nötig<br />
• Fohlen bis 6 Monate: eine latero – laterale Aufnahme deckt das gesamte Lungenfeld ab<br />
• COB (Chronisch obstruktive Bronchitis)<br />
o Röntgenbefunde oft nur geringgradig und unspezifisch<br />
o Verminderte Strahlendurchlässigkeit des gesamten Lungenfeldes, nimmt nach kaudo<br />
– dorsal zu<br />
o Bronchialwände scheinen verdickt<br />
• Interstitielle Lungenerkrankungen (interstitielle Pneumonie)<br />
o Klinisch recht schwer zu diagnostizieren<br />
o Homogen verminderte Strahlendurchlässigkeit<br />
92
o Alveoläre Pneumonien => wolkige Verschattungen<br />
o Pleuritis: Konturen aller Strukturen erscheinen verschwommen und unscharf<br />
o Pleuraerguss: deutlich abgegrenzte Verschattung des ventralen Thorax und nicht<br />
erkennbare Konturen von Herz und großen Gefäßen<br />
o Fibringerinnsel: vertikal ausgerichtete unscharfe Verschattungen<br />
• Belastungsinduziertes Lungenbluten:<br />
o Verschattungen im caudodorsalen Bereich<br />
• Lungenabszesse<br />
o Abgegrenzte Verschattungen<br />
o Oft Flüssigkeitsspiegel mit aufgelagerten Gasblasen im Abszess<br />
o DD: Neubildungen<br />
Tracheobronchoskopie<br />
• Direkte Betrachtung des oberen Atmungstraktes<br />
• Entnahme von Sekret aus Trachea und Hauptbronchien<br />
• Endoskop wird in ventralen Nasengang eingeführt<br />
• Wird am stehenden, fixierten Tier im Zwangsstand durchgeführt<br />
• Bei aufgeregten Tieren: Sedation<br />
• Erlaubt Beurteilung der SH<br />
Zytologie des Tracheobronchialsekretes (TBS)<br />
• Gewonnen unter endoskopischer Kontrolle mittels Aspiration<br />
• Gewonnenes TBS: mikrobiologisch, mykotisch und sekretzytologisch untersuchen<br />
• TBS sollte SOFORT NACH Probennahem aufbereitet werden<br />
• Bei lungengesunden <strong>Pferd</strong>en oft nur wenige Tropfen klaren Sekretes<br />
o nur wenige Alveolarmakrophagen<br />
• geringgradige COB<br />
o überwiegend polymorphkernige, neutrophile Granulozyten<br />
o wenige Alveolarmakrophagen, Epithelzellen, Mastzellen und eosinophile Granulozyten<br />
• mittelgradige COB<br />
o deutlich zellreicher<br />
o Sekret hat erhöhten Gehalt an polymorphkernigen, neutrophilen Granulozyten<br />
o Abnahme von Alveolarmakrophagen<br />
o Oft schaumige Makrophagen, die bei Obstruktion der kleinen Atemwege vermehrt<br />
Surfactant bilden<br />
� Zeichen des verlangsamten Sekrettransportes aus terminalen<br />
Lungeneinheiten = charakteristisch für Bronchitiden, Zeichen der Dyskrenie<br />
o Vermehrt Curschmann – Spiralen<br />
� Entstehen durch Ausgüsse der terminalen Bronchien<br />
� Anwesenheit = Zeichen für Obstruktion kleinerer Atemwege<br />
• Hochgradige COB<br />
o TBS beherrscht von polymorphkernigen, neutrophilen Granulozyten<br />
o Verbleibende Räume zw. neutrophilen Granulozyten werden mit Schleim ausgefüllt<br />
=> Differenzierung anderer Zellen unmöglich!!!<br />
• Lungenwurminfektion: Eosinophilie und Mastzellen<br />
• Eosinophilie und Mastzellen = Immer Zeichen für chronisch Erkrankung allergischer Genese!!<br />
Lungenfunktionsprüfung<br />
• Ziel: charakteristische und definitive Kenngrößen, die Art und Weise und Gesamtmenge des<br />
Gasaustausches quantitativ erfassen<br />
• Anwendung: genaue Erfassung vom pulmonalen bronchialen Funktionszustand<br />
• Respiratorische Insuffizienzen oft Ergebnis dynamischer Veränderungen<br />
• Beurteilung der Effizienz des Gasaustausches ermöglicht:<br />
o Exakte Diagnose von Lungenfunktionsstörungen<br />
o Erkennen von Lungenfunktionsbeeinträchtigungen lange vor deren klinischer<br />
Manifestation<br />
o Therapiekontrolle durch objektive Messvergleiche<br />
• Nur Beziehung zwischen Volumen, Atemstromstärke und Druck erlaubt Errechnung von<br />
Lungenfunktionsparametern => Einschätzen der Lungenfunktion<br />
93
• Maximale interpleurale Druckdifferenz<br />
o Differenz zwischen niedrigstem inspiratorischen und höchstem exspiratorischen Druck<br />
o Gesunde <strong>Pferd</strong>e liegen zwischen 2-4 cm Wasser<br />
o Erhöhung ist Zeichen für Bronchioobstruktion mit Bronchospasmus<br />
Ultraschall am Thorax<br />
• Einsatz von Schallköpfen mit 2,25 – 5 Mhz<br />
o Niedrigere Frequenz => höhere Eindringtiefe (bis ca. 25 cm)<br />
• Im Untersuchungsfeld sollte Haut enthaart, entfettet und mit Kontaktgel versehen werden<br />
• Rippen:<br />
o Wegen Totalreflexion am Knochen kein Bildaufbau möglich (= diagnostische<br />
Toträume)<br />
• Wird am stehenden Tier durchgeführt<br />
• Beide Thoraxseiten werden systematisch von dorsal nach ventral abgesucht<br />
• Schallkopf wird im Interkostalraum aufgesetzt<br />
• Rechte Thoraxseite: Caudal des Zwerchfells rechter Leberlappen und großes Kolon sichtbar<br />
• Linke Thoraxseite: caudal des Zwerchfells linker Leberlappen, dahinter Milz im 7. – 10.<br />
Interkostalraum<br />
• Pleurablätter: dünne weiße Linien, Schallkopfnah<br />
• Unter physiologischen Bedingungen Untersuchung des Herzens und der Pleura, mehr bringt<br />
nix<br />
o Lungengewebe kann nicht weiter beurteilt werden wegen der enthaltenen Luft<br />
• Entzündliche Lungenveränderungen: verdichtete Areale auf Bildschirm als hypoechogene<br />
Strukturen<br />
• Abszesse, die in direktem Kontakt mit Lungenoberfläche stehen sind inhomogenen<br />
Flüssigkeitsansammlungen => Abszesswand = echogene Begrenzungslinie<br />
• Tumuröse Veränderungen: inhomogenes Echomuster, v.a. wenn nekrotische Anteile im Tumor<br />
vorhanden sind<br />
• Unterbrechung des typischen Pleuraechos entweder durch periphere Lungentumoren selbst,<br />
oder durch die umgebende komprimierte Lunge („consoliated lung“)<br />
Pleuraerguß<br />
• Für Lunge typische Wiederholungsechos verschwinden<br />
• Typ. Ultraschallkriterien einer Flüssigkeit (echofreier Raum) zwischen ventraler Lungengrenze<br />
und parietalem Blatt der Pleura<br />
• Transsudate sind fast immer echofrei<br />
• Exsudate zeigen Binnenreflexe<br />
• Lungen werden durch Flüssigkeitsansammlungen nach dorsal verschoben<br />
Blutgasanalyse<br />
• Blutgaspartialdruck = anteilmäßiger Druck eines Gases an allen im Blut gelösten Gasen<br />
• Störungen der äußeren Atmung => Abfall des arteriellen O2- Partialdruckes (Hypoxie)<br />
• Schwerwiegende Störungen des pulmonalen Gasaustausches => Hyperkapnie (= Anstieg des<br />
arteriellen Kohlendioxidpartialdruckes)<br />
• Arterielle Hypoxämie und arterielle Hyperkapnie = Leitsymptome der respiratorischen<br />
Insuffizienz<br />
• Unterscheidung verschiedener Formen<br />
1. respiratorische Partialinsuffizienz<br />
o pa O2 sinkt<br />
o pa CO2 bleibt gleich<br />
2. respiratorische Gobalinsuffizienz<br />
o pa O2 sinkt<br />
o pa CO2 steigt<br />
3. manifeste respiratorische Insuffizienz<br />
o arterielle Blutgaspartialdruckveränderungen schon in Ruhe<br />
4. latente respiratorische Insuffizienz<br />
o arterielle Blutgaspartialdruckänderungen erst nach körperlicher Belastung<br />
• respiratorische Insuffizienzen sind keine eigenständigen Erkrankungen<br />
94
o funktionelle Störung, die im Verlauf verschiedener Erkrankungen der Lunge oder des<br />
Herz – Kreislaufsystems auftreten<br />
o respiratorische Partialinsuffizienz (arterielle Hypoxämie) oft bei <strong>Pferd</strong>en mit mittel –<br />
hochgradiger COB<br />
• Ursachen der arteriellen Hypoxämie<br />
o Hypoventilation<br />
o Beeinträchtigte Hypoventilation (z.B. bei Bronchialobstruktion)<br />
o Ventilations- und Perfusionsstörungen<br />
o Rechts – Links – Shunt<br />
o Einatmen von Luft mit vermindertem O2 - Gehalt<br />
• Ursache der respiratorischen Globalinsuffizienz meist alveoläre Hypoventilation<br />
• Respiratorische Globalinsuffizienz bei <strong>Pferd</strong>en mit COB = Zeichen für zunehmende Zahl von<br />
Bronchialverschlüssen -> Folge = respiratorische Azidose<br />
• Kliniker kann aus der Laborwerten 4 Störungen diagnostizieren<br />
o CO2 – Retention = respiratorische Azidose<br />
o CO2- Depletion = respiratorische Alkalose<br />
o HCO3- Depletion = metabolische Azidose<br />
o HCO3- Retention = metabolische Alkalose<br />
• Beurteilung der Lungenfunktion: nur mit arteriellem Blut möglich!!!<br />
o Punktion der A. carotis externa handbreit proximal des Überganges der Vorderbrust in<br />
den Hals<br />
• Arterielles Blut so schnell wie möglich untersuchen!!!!<br />
o Kann bis zu 2h im Kühlschrank lagern, ohne dass Werte wesentlich verändert werden<br />
Krankheiten der oberen Atemwege<br />
• Untersuchung durch Adspektion der Nasengänge...<br />
• Symptome beim Vorliegen einer Erkrankung der Nase<br />
o Schnauben<br />
o Prusten<br />
o Nasenausfluss<br />
o Stridor nasale<br />
o Unterschiedliche Stärke der Ausatmungsluft aus beiden Nüstern<br />
o Veränderte Nüsternstellung<br />
o Vorwölbung im Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich<br />
95
Nüsternlähmung<br />
• Meist einseitig<br />
• Folge eines Traumas der oberen Backenäste des N. facialis<br />
• Betroffene Nüster länger und schlaffer als gesunde<br />
• Oberlippe auf gelähmter Seite nach unten gezogen => Schiefstellung der Oberlippe<br />
• Angestrengte Inspiration bei Bewegung: schiefe Oberlippe kann zu flatterndem Geräusch<br />
führen<br />
• Akute Lähmung meist traumatische Ursache<br />
o Gute Prognose, da reversibel<br />
Therapie<br />
• Ruhe, max. langsame Bewegung im Schritt<br />
• Ursache bekannt => beheben<br />
• Selten: bleibende funktionelle Störung<br />
o beeinträchtigt Verwendung im Trab und im Galopp und tws. Futteraufnahme<br />
Nasenbluten (=Epistaxis)<br />
• keine genau definierte Erkrankung<br />
• evtl auch Symptom von Blutungen aus Nasennebenhöhlen, Trachea, Luftsack oder Bronchien<br />
• Unterscheidung<br />
o Epistaxis mit tropfendem Blutfluss<br />
o Rhinorrhagie mit strahlenförmigem Blutfluss<br />
Ätiologie<br />
• Örtlich und plötzlich auftretende Blutungen meist Trauma las Ursache oder meist arrodierte<br />
und zerfallende Geschwüre<br />
• Verletzung des Siebbeins durch Nasenschlundsonde<br />
o Blut ergießt sich im Strahl aus einer oder beiden Nüstern<br />
• Symptomatische Blutungen in Verbindung mit<br />
o Koagulopathien<br />
o Hämorrhagischen Diathesen<br />
o Gefäßwandschäden<br />
o Fieberhafte Septikämien (im Verlauf einer Infektionskrankheit)<br />
• Untersuchung an Rennpferden nach Belastungen: großer Teil der Tiere hat Blutauflagerungen<br />
o Rupturen größerer oder kleinerer Lungengefäße oder Blutungen aus Kapillargebieten<br />
• Morbus maculosus equi, toxische Einflüsse und Luftsackmykosen: tropfenweiser,<br />
rezidivierender Blutaustritt aus den Nüstern<br />
• Anfallsweises Nasenbluten bei Arrosionsblutungen oder bei Ruptur der A. carotis interna<br />
Symptome<br />
• Von Bedeutung: Einschätzung der verlorenen Blutmenge und der Beschaffenheit des Blutes<br />
• Hellrot – schäumender Nasenausfluss: Lungenblutungen<br />
• Bräunlich – dunkler Nasenausfluss: nekrotischer Gewebezerfall im Nasenbereich<br />
• Einseitiger, blutiger Nasenausfluss bei Blutungen in Nase oder Nasennebenhöhle<br />
• Hinter Choanen: Blutung aus beiden Nüstern!!<br />
• Blutaspiration möglich => Husten<br />
• Blutmenge schwer einzuschätzen<br />
• Siebbeinblutungen haben nach 15 Minuten spontane Blutstillung, bis dahin bis 1l Blutverlust<br />
möglich<br />
Diagnose<br />
• Wenn kein Trauma bekannt, ist Ursache schwer festzustellen<br />
• Endoskopie zum Finden der Ursache<br />
Therapie<br />
• Örtlich erreichbare Blutungen kauterisieren<br />
• Tamponade der Blutungsstelle mit adrenalin- bzw. thrombinhaltigen Tupfern<br />
• Lange und starke Blutungen: Vollbluttransfusionen oder Infusionen mit Plasmaexpandern<br />
• Blutungen aus Luftsäcken: Unterbinden der A. maxillaris, bzw. des Zweiges der A. carotis<br />
Prognose<br />
• Trauma als Ursache hat meist gute Prognose<br />
96
• Starke profuse Blutung: Gefahr des Verblutens<br />
• Geschwulste als Ursache: ungünstige Prognose<br />
Nasenkatarrh<br />
• Entzündung der Nasen – SH<br />
• Unterscheidung nach Beschaffenheit des Sekretes in:<br />
o Rhinitis acuta catarrhalis<br />
o Rhinitis acuta purulenta<br />
o Rhinits acuta necrotica<br />
Ätiologie<br />
• Selten selbstständig<br />
• Meist in Verbindung mit infektiösen Erkrankungen des Respirationsapparates<br />
• Nichtinfektiöse (=primär ) begünstigt durch schädigende Umweltfaktoren und<br />
Resistenzschwäche<br />
• Auslösende Faktoren<br />
o Reizung der Nasen SH durch Gase, Rauch, Staub und Dampf<br />
o Starke Hitze bei Bränden<br />
o Unterkühlung<br />
o Plötzlicher Witterungswechsel<br />
o Transporte in ungeeigneten Fahrzeugen bei niedrigen Temperaturen<br />
o Immunreaktionen, ausgelöst durch Allergene<br />
• Im Verlauf oft Sekundärinfektionen mit Streptokokken, Staphylokokken oder Pilzen<br />
Pathogenese<br />
• Abhängig von Quantität und Qualität der einwirkenden Faktoren<br />
o Hyperämie<br />
o Schwellung<br />
o Serös bis schleimig – eitrige Sekretion<br />
• Schwere Fälle auch blutige Errosionen, bzw. Geschwüre<br />
• SH- Schwellung und Auflagerung von Exsudat => Behinderung des Luftstroms (Dyspnoe)<br />
• Komplikation: Übergreifen der Entzündung auf Nasennebenhöhlen, Larynx, Pharynx und<br />
Luftsäcke<br />
Diagnose und DD<br />
• Nicht schwer<br />
• Für DD wichtig, ob Rhinitis primär oder sekundär<br />
• Keine deutliche Störung des AB, solange keine erhebliche Schwellung der Nasen – SH vorliegt<br />
• Qualität des Nasenausflusses wichtig<br />
• Beginn: seröser, später schleimig – eitriger Nasenausfluss<br />
• SH deutlich gerötet und injiziiert<br />
• Tws. gehäuftes Schnauben<br />
• Längeres Bestehen mit Einengung der Nasengänge (Schleim, Schwellung) => schniefend –<br />
schnarchendes Atemgeräusch<br />
o Grad der Lumeneinengung beeinflusst Stärke<br />
• Follikuläre Rhinitis oft nach vorausgegangener Hyperämisierung und Ödematisierung der<br />
Nasen – SH<br />
o Nebeneinanderliegende, stecknadelkopfgroße, runde hellrot- blassgelbe Knötchen<br />
• Nekrotische Prozesse: Nasenausfluss stinkt<br />
• Nebenhöhlenempyeme<br />
o Genau wie katarrhalisch – purulente Entzündung des Luftsackes<br />
o Einseitiger Nasenausfluss, verstärkt durch Senken des Kopfes<br />
o Diagnose mittels Endoskop möglich<br />
• Verdacht auf Nasenrotz: höchstmöglicher Infektionsschutz für Untersucher und Hilfsperson!!<br />
Prognose<br />
• Akute Rhinitis hat günstige Prognose, v.a. wenn Auslöser abgestellt wird<br />
o Heilung nach 5 – 10 d<br />
• Chronische Form: schlechte Heilungstendenzen<br />
o Oft mit anderen Krankheiten (Sinusitiden) verbunden => komplizierte Heilung<br />
Therapie<br />
• Beseitigung der schädigenden Umwelteinflüsse<br />
97
• Staubfreie Fütterung<br />
• Viel frische Luft<br />
• Schwere Fälle: Spülung mit milder Lösung (Kamillosan oder 0,2%ige Akridinlösung)<br />
• Starke SH- Schwellung: glukokortikoidhaltiges Präparat zur Spülflüssigkeit zusetzen<br />
• SH – Katarrhe, kompliziert durch bakterielle Sekundärinfektion: Aerosolbehandlung mit Zusatz<br />
von Antibiotika und ätherischen Ölen<br />
• Exsudatmassen an Nüstern entfernen, Stellen mit Nasenöl oder entzündungshemmenden<br />
Salben versorgen<br />
• Chronische Form: 1-2x pro Tag SH mit 1% Silbernitrat- oder Zinkchloridlösung benetzen!!<br />
Zahnsackzysten der Kieferhöhle<br />
Definition<br />
• Zystös erweiterte Zahnsäckchen, die die Kiefehöhle ausfüllen = follikuläre Zysten<br />
o Können Os maxillare nach außen vorwölben<br />
o Komprimierung der Nasenmuschel => sekundäre Stauungen und Degeneration<br />
Ätiologie<br />
• Überzählige, retenierte Zahnkeime -> im Proc. Alveolari des OK Entwicklung von Zysten<br />
möglich -> Ausbreitung in Richtung Kieferhöhle und Nasenmuschel<br />
• Druck- und Verdrängungserscheinungen => Kieferhöhle und Nasenhöhle zu großem Raum<br />
vereinigt<br />
• An Zysten grenzende Gewebeabschnitte: Degenerationserscheinungen, evtl. Absonderung von<br />
Schleim<br />
• Umgebende Knochenstruktur kann sich verändern => ähnelt Osteodystrophia fibrosa<br />
Symptome<br />
• Meist bei Jährlingsfohlen während Wachstum, von P3 und P4<br />
• Zunehmende Schwellung im Oberkiefer<br />
o Nicht warm oder schmerzhaft<br />
• Perkussion: heller Ton<br />
• Einseitiger Augenausfluss durch Verlegung des Tränen- Nasen- Kanals möglich<br />
• Stärkere Ausbildung: einseitiger Nasenausfluss<br />
• Stenose im Naseneingang => exspiratorische trompetenähnliche Geräusche<br />
Diagnose und DD<br />
• Symptome<br />
• Röntgen zur Diagnosesicherung!<br />
• Zeichen für Vorliegen einer Zahnsackzyste:<br />
o Verzögerung des Zahnwechsels<br />
o Lockere Zähne<br />
o Zurückbleiben eines Prämolaren<br />
o Nicht – in – Reibung – treten von Molaren<br />
• DD: alle Geschwulstformen<br />
Therapie<br />
• Radikal-OP mit Entfernung der gesamten Zystenwand<br />
• Zystenwand kann bis 10 mm dick werden<br />
• Nachbehandlung: Spülungen<br />
Prognose<br />
• Zweifelhaft<br />
• Lange Heilungsdauer und Störung im Zahnwechsel => schlechte Futteraufnahme und<br />
Leistungsminderung<br />
Nekrose der Nasenmuschel<br />
Definition<br />
• Bakteriell bedingtes Absterben der mittleren aboralen oder rostralen Abschnitte der<br />
Nasenmuschel bei älteren <strong>Pferd</strong>en<br />
• Sehr selten<br />
Ätiologie<br />
98
• Infekt. Katarrhe der oberen Luftwege und komplizierte Verlaufsformen der Druse als Ursache!<br />
Symptom<br />
• Handbreite, bogenförmige Hervorwölbung auf Mitte des Nasenrückens<br />
o Reicht von Mitte zw. beiden nasalen Lidwinkeln bis Höhe des P2<br />
• Wölbung anfangs hart, später eindrückbar und schmerzhaft -> dann auch eitriger, jauchiger,<br />
bräunlicher und stinkender Nasenausfluss<br />
• Stenosebedingte in- und exspiratorische Schnarchgeräusche<br />
• Kehlgangslnn. nur leicht vergrößert, kaum schmerzhaft<br />
• Nasen – SH ödematös und glasig<br />
• Oft mit Kieferhöhlenempyem verbunden<br />
Diagnose<br />
• Sichtbare Veränderungen, Röntgen, Endoskopie und charakt. Nasenausfluss => relativ sichere<br />
Diagnose!! Schwellung der Nasen – SH => Einführen der Nasenschlundsonde kaum<br />
mögliche!!<br />
• Perkussion: über Anschwellungen ist auf Nasenrücken dumpfer Ton hörbar<br />
DD<br />
• Maligne Tumoren<br />
o Undeutlich umschriebene Vorwölbungen im OK und Nasennebenhöhlen<br />
• Empyeme der Kiefer- und Stirnhöhle<br />
• Follikuläre Zyste und schleimige Degeneration<br />
o Nur bei Jährlingsfohlen<br />
o Nasenausfluss serös und geruchlos<br />
Therapie<br />
• Starke Atemnot => temporäre Tracheotomie<br />
o Narkotisiertes Tier: Schnittführung 2 cm neben Medianlinie über Nasenrücken -><br />
Trepanation nach Präparation des Periost -> Entfernung der Nekrosen<br />
• OP-Wunde bei tief gelagertem Kopf spülen<br />
• Nachbehandlung: Antibiose!!<br />
o Alle 2-3 d spülen<br />
Prognose<br />
• In Anfangsphase meist komplikationsloser Verlauf<br />
• Schon sekundär entstandene Aspirationspneumonien oder Meningitiden => in faust<br />
Schleimige Degeneration der Nasenmuschel<br />
Definition<br />
• Beim Fohlen<br />
• Einseitige, schleimige Degeneration der Nasenmuschel<br />
• Schleimzysten füllen Raum zwischen Nasendach, Nasenboden, OK- Knochen und<br />
Nasenseptum<br />
Ätiologie<br />
• Ursache ungeklärt<br />
• Eventuell Ausdruck eines ernährungsbedingten sekundären Hyperparathyreodismus<br />
Symptome<br />
• Jährlingsfohlen: in Höhe der Kieferhöhle allmählich einseitige Hervorwölbung zwischen<br />
Nasenrücken, Crista facialis und Orbita<br />
• Nasale Stenosen => in- und exspirator. pfeifende oder schnarchende Geräusche<br />
• AB meist ungestört<br />
• Klinisches Bild ähnlich Zahnsackzyste in Kieferhöhle<br />
• Obere Nasenmuschel durch Zyste komprimiert<br />
• Ventrale Nasenmuschel: Druckveränderungen<br />
• In Umgebung angestauter Schleim und gallertartige Masse<br />
• Seröser – schleimiger Nasenausfluss<br />
• Kehlgangslnn. evtl. leicht geschwollen<br />
Therapie<br />
• Resektion der Nasenmuschel<br />
Prognose<br />
• Frische Fälle mit rechtzeitiger OP: Heilung ist möglich!!<br />
99
Osteodystrophia fibrosa<br />
Definition<br />
• Endokrin gesteuerter, erhöhter Abbau von Knochensubstanz, verbunden mit adaptiv<br />
gesteigerter Bindegewebszubildung<br />
• Beim Jungtier v.a. Veränderung des Ober- und Unterkiefers<br />
Pathogenese<br />
• Kann in jedem Alter auftreten<br />
• Zentrale Rolle: alimentär bedingter Ca- Mangel und/oder P- Überschuß<br />
• Verschiebung im Ca:P Verhältnis wegen falscher oder qualitativ ungenügender Fütterung -><br />
im Blut Abweichung im Ca:P Verhältnis<br />
=> sekundär alimentärer Hyperthyreodismus<br />
• Beginn: Demineralisierung des Skelettes, bei juvenilen Tieren v.a. in den Wachstumszonen<br />
• Resorption ganzer Knochenbälkchen => Anregung der Osteoblasten zur Neubildung von<br />
Knochen<br />
=> neu gebildeter Knochen kann nicht durch Kalkablagerungen gefestigt werden,<br />
sondern wird durch Zubildung von Bindegewebe seiner Funktion angepasst<br />
Symptome<br />
• Veränderungen am gesamten Skelett<br />
• Auffällig: Auftreibungen am Kopf<br />
o Meist beiderseits<br />
o OK und UK betroffen<br />
• Zunahme fibrösen Gewebes => Lockerung/ Ausfall von Backenzähnen => Schwierigkeiten<br />
bei der Futteraufnahme<br />
• Schleimiger Nasenausfluss<br />
• Tränenfluss durch Verlegung des Tränen – Nasen – Kanals<br />
Diagnose<br />
• Stärkere Ca – Verarmung => Röntgen liefert gute Hinweise<br />
• Blut:<br />
o Ca- und P- Werte<br />
o Aktivität alkalischer Phosphatase<br />
o CAVE!!! Bei juvenilen Tieren sind diese Werte eh’ schon erhöht<br />
• Analyse des Futters<br />
Therapie<br />
• Abhängig vom Krankheitsstadium<br />
• Beginn: sofort Futterumstellung<br />
• Kleiefütterung nicht zu empfehlen (hoher P- Gehalt)<br />
• Ca- Gabe!!<br />
Prognose<br />
• Abhängig vom Stadium<br />
• Frühe Fälle: günstig<br />
• Fortgeschrittene Fälle: ungünstig<br />
Gaumensegelverlagerung<br />
= DDSP (Dorsal Displacement of Soft Palatinum)<br />
Definition<br />
• Atmungsbehinderung durch temporäre oder permanente Verlagerung des Gaumensegels nach<br />
dorsal<br />
Ätiologie<br />
• Bei unverändertem Gaumensegel schon in Ruhe (je nach Kopfhaltung) möglich!<br />
• Gaumensegel legt sich über Epiglottis => hptsl. exspiratorische Dyspnoe<br />
• Kann sekundär auftreten als Folge von<br />
o Parese / Paralyse des M. palatinum oder M. levator veli palatini bei Druse<br />
100
o Katarrh der Luftwege<br />
• Lähmungen: Ursache für Fixierung der Epiglottis in ventraler Position<br />
Symptome<br />
• Bei schnelleren Gangarten plötzlich Atemnot<br />
o Pharyngeale, schlotternde, vibirierende exspiratorische Atemgeräusche, oft verbunden<br />
mit längeren Hustenanfällen<br />
• Temporäre dorsale Verlagerung des Gaumensegels => Mundatmung<br />
Diagnose und DD<br />
• Relativ einfach durch Auskultation vor, während und nach der Belastung zu stellen<br />
• Endoskopie: Gaumensegel liegt über der Epiglottis<br />
o Kehlkopf erscheint klein<br />
• DD Recurrenslähmung<br />
o Deutliche Asymmetrie der Stimmritze<br />
o Einsinken des Arylknorpels<br />
• Verdickungen der SH und follikuläre Pharyngitiden<br />
o Vergleichbare, aber leisere in- und exspiratorische Atemgeräusche<br />
o V.a. bei jungen <strong>Pferd</strong>en<br />
• Neubildungen und Zysten an Larynx, v.a. unter Epiglottis<br />
• Chronische Bronchitis und Laryngitis mit Hypertrophie der SH<br />
o Genaue Lungen – US!!!<br />
• Bestimmte Herzkrankheiten<br />
o Atemnot<br />
o Stenosegeräusche<br />
o Genaue klinische Untersuchung<br />
Therapie<br />
• Sekundär durch Choking up bedingt => Lockerung des Gebisses und Hervorziehen der Zunge<br />
• Rezidivierendes Choking up<br />
o Myektomie der M- sternohyoideus, sternothyreoideus und omohyoideus<br />
Untere Halskontur bleibt dadurch unverändert!!!!!<br />
• Kürzung des Gaumensegels<br />
Prognose<br />
• Bei OP sehr gut<br />
Erkrankungen des Kehlkopfes<br />
Kehlkopfentzündung (Laryngitis)<br />
Definition<br />
• Akute oder chronische Entzündung des Kehlkopfes<br />
• Druckempfindlichkeit des Kehlkopfes<br />
• Trockener Husten<br />
Ätiologie<br />
• Unterscheidung in : Katarrhalisch<br />
Katarrhalisch – eitrig<br />
Kruppöse (fibrinöse) Form<br />
• Ursachen<br />
o Gase, Rauch, Staub<br />
o kaltes Wasser bei Überhitzung<br />
o Druse<br />
o Influenza<br />
o Allergien<br />
o Rhinitiden<br />
o Pharyngitiden<br />
o Tracheitiden<br />
101
• Veränderungen der Kehlkopf – SH (Hyperämie, Ödeme) => Schmerzhaftigkeit<br />
• Je nach Stärke der Einengung der Atemwege Dyspnoe bis starke Atemnot<br />
• Chronische Laryngitis NICHT verbunden mit Atmungsbehinderung<br />
o Eher Atrophie der SH oder Narben<br />
Symptome<br />
• Akute Form: AB wenig beeinflusst<br />
• Häufiger, kräftiger, meist trockener Husten<br />
• Husten: gestreckte Halshaltung bei gesenktem Kopf<br />
o V.a. bei Fütterung oder Bewegung bei kalter Luft<br />
• Beteiligung des Pharynx: Husten kann feucht werden<br />
• Husten sehr leicht auslösbar<br />
o Meist mit Schmerzen verbunden!!<br />
• Chronische Form<br />
o Kaum Symptome<br />
o Husten nicht schmerzhaft<br />
o Kehlkopf nicht schmerzhaft<br />
o Husten sehr leicht auslösbar<br />
Diagnose<br />
• Charakt. Klinische Symptome<br />
• Laryngoskopie: Feststellen der Entzündungsart<br />
DD<br />
• Kehlkopfödem<br />
• Primärerkrankungen der unteren Luftwege<br />
• Chronische Laryngitis oft verbunden mit chronischer Bronchitis<br />
Therapie<br />
• Beseitigung des Grundleidens<br />
• Inhalation antiphlogistischer und antiseptischer Aerosole oder sekretolytischer Dämpfe<br />
• Gabe von Hustenreiz mildernden Präparaten<br />
• Nichteitrige SH- Schwellungen: Glukokortikoid- Gabe in Kombi mit Antibiotikum<br />
• Chronische Laryngitis<br />
o Hyperämisierende Einreibungen<br />
o Wärmeapplikation<br />
o Aerosole von Glukokortikoiden<br />
o Antihistaminika<br />
• Schnell entstehende allergische Reaktionen => Tracheotomie<br />
• Tracheotubus sollte bis zum Abklingen der entzündlichen Veränderungen liegen bleiben<br />
Kehlkopfverletzungen<br />
• V.a. nach Unfall und Strangulation<br />
Symptome<br />
• Je nach Ausmaß der Wunde<br />
• Absonderung eines schaumig- blutigen Schleimes durch die Hautwunde<br />
• Aspiration der Wundränder => Atemnot<br />
• Nicht perforierende Wunden => Sekundärinfektionen => Atembeschwerden<br />
Therapie<br />
• Allgemeine Antibiose<br />
• Lokale chirurgische Wundbehandlung und Wundversorgung<br />
• Starke Atemnot => Tracheotomie (temporär)<br />
Larynxödem (Kehlkopfödem)<br />
• Erhebliche ödematöse Schwellung der Kehlkopf-SH<br />
• Mehr oder weniger starker Verschluss der Atemwege<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Ödematisierung der Kehlkopf – SH bei jeder akuten Laryngitis<br />
102
• Hochgradige Schwellungen mit bedrohlicher Atemnot, v.a. nach Insektenstichen als<br />
allergische Reaktionen<br />
• Einatmen reizender Gase<br />
• Stauungen der V. jugularis<br />
• Kardial bedingte Stauungen<br />
• Ödematisierung auch bei vielen Infektionskrankheiten<br />
o Milzbrand<br />
o Morbus maculosus<br />
• Verengung der Kehlkopföffnung => Dyspnoe und akute Erstickungsgefahr<br />
Symptome<br />
• Akuter Verlauf: gemischte, aber vorwiegend inspiratorische Stenosegeräusche und Dyspnoe<br />
• Stark erschwerte, röchelnde oder pfeifende Atmung => Angstzustände, Unruhe,<br />
Schweißausbrüche, Pulsschwäche, Zyanose und starke Venenfüllung<br />
• <strong>Pferd</strong>e stehen da mit gestrecktem Hals und geweiteten Nüstern<br />
Diagnose<br />
• Charakt. Klinisches Bild und Endoskopie erlauben sichere Diagnose<br />
DD<br />
• Laryngitiden<br />
• Kehlkopfpfeifen<br />
• Larynxspasmen<br />
• Umfangsvermehrungen der retropharyngealen Lnn.<br />
Therapie<br />
• Temporäre Tracheotomie bei lebensbedrohender Stenose<br />
• Nicht lebensbedrohliche Form<br />
o Hohe Dosen von Glukokortikoiden und Antihistaminika<br />
o Langsam i.v. Infusionen von Calciumgluconatlösungen (50- 100 ml)<br />
Prognose<br />
• Bei sofortiger Therapie gut<br />
• Generell aber abhängig von der auslösenden Ursache!!<br />
Chondritis chronica ossificans laryngis<br />
Definition<br />
• Chronische Form der Laryngitis, bei der Kehlkopfknorpel tws. oder vollständig ossifiziert<br />
Ätiologie<br />
• Ossifikation hptsl. durch Quetschungen, Wunden, etc.<br />
Symptome<br />
• Mehr oder weniger stark gestreckte Kopfhaltung<br />
• Verengung des Kehlkopflumens => in- und exspiratorische Stenosegeräusche<br />
• Ossifikation bis zur totalen Starre des Kehlkopfes, einzelne Knorpel palpatorisch nicht mehr zu<br />
unterscheiden!!<br />
Therapie<br />
• Unheilbar<br />
• Evtl. Dauertracheotomie => Net wirklich gut!<br />
Kehlkopfpfeifen, N- recurrens Lähmung<br />
Definition<br />
• Meist einseitige Lähmung des linken N. recurrens => Atrophie der betroffenen<br />
Kehlkopfmuskulatur => Erschlaffen des linken Stimmbandes und Einsinken des linken<br />
Arylknorpels<br />
• Charakt. Durch typisches inspiratorisches Stenosegeräusch<br />
• In erster Linie bei großen <strong>Pferd</strong>en<br />
• Bei Kleinpferden und Ponys nicht bekannt<br />
• Öfter bei Hengsten und Wallachen als bei Stuten<br />
103
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Paralyse oder Parese des N. recurrens sinistra ist Hauptursache -> Lähmung und Atrophie der<br />
versorgten Muskeln -> Einsinken des Arylknorpels mit Annäherung an Stimmband =><br />
typisches inspiratorisches Stenosegeräusch<br />
• Rechtsseitig kaum festgestellt, hptsl. linksseitig<br />
o Vermutet: ist kürzer als rechts<br />
o Während Embryonalentwicklung Zerrung des linken N. recurrens an der<br />
Umschlagstelle => wesentlich empfindlicher<br />
• Rechts- oder beiderseitige Lähmungen meist wegen Schäden durch Abszesse oder<br />
Lymphosarkome im Thorax<br />
• Sekundäre Schädigung durch:<br />
o Infektiöse Erkrankungen des Respirationsapparates<br />
o Toxine von Streptokokkus equi -> führen über Lnn. zu Hemiphlegie<br />
• Evtl. erbliche Prädisposition<br />
Symptome<br />
• Entscheidendes Symptom: inspiratorische Stenosegeräusche (nur bei Belastung)<br />
• Manueller Verschluß der Nüstern: Geräusch verschwindet vorübergehend<br />
• Nüstern abwechselnd verschließen<br />
o Geräusch leiser => Stenose im Kehlkopfbereich<br />
o Geräusch auf einer Seite leiser, auf anderer lauter => Stenose an Nasengängen<br />
• Palpation Larynx: im fortgeschrittenen Stadium Assymmetrie der Muskulatur<br />
Diagnose<br />
• US in Ruhe, während und nach der Belastung<br />
• Genaue Anamnese!!!<br />
• In Ruhe keine Stenosegeräusche!!<br />
• Depressionstest<br />
o Arzt steht vor Patienten, lagert dessen Kinn auf seiner Schulter<br />
o Muskelfortsatz des Arytenoidknorpels in kranioventro mediale Richtung drücken,<br />
während die andere Hand die andere Seite unterstützt<br />
o Liegt Lähmung vor: inspiratorisches Geräusch kann ohne Kraftaufwand erzeugt<br />
werden<br />
• Nach Ruheuntersuchung: Beurteilung bei Belastung<br />
o An 3 aufeinanderfolgenden Tagen<br />
o Versammeltes Reiten oder longieren mit nach außen ausgebundenem Kopf<br />
o Belastung so lange, bis Atmung angestrengt wird<br />
o Positive Tiere: typisches Geräusch, das nach Ende der Belastung sofort wieder<br />
verschwindet<br />
• Endoskopie meist einfacher und schneller<br />
o Nur bei echter Hemiphlegia laryngis ragt linker Arylknorpel in Luftweg<br />
DD<br />
• Choking up bei Trabern<br />
o Zunge liegt mehr über Gebiss => bei Anzug der Zügel Verlegung der Luftwege<br />
o Eher exspiratorische Geräusche<br />
• Alle Zubildungen, die die Atemwege einengen<br />
• Paralyse der Nüsterndilatatoren bei Fazialislähmung<br />
• Verlegung der Atemwege durch Verlagerung des Gaumensegels<br />
o Hptsl. exspirat. Geräusche<br />
Therapie<br />
• Leichte Zerrung/ Quetschung des N. recurrens => Heilung nach spätestens 4-5 Monaten<br />
• Heilung kann durch Glukokortikoide unterstützt werden<br />
• Chronische Fälle: OP<br />
o Linksseitige Ventrikelektomie (=Entfernung der linken Stimmtasche nach<br />
Laryngotomie)<br />
• OP- Erleichterung: Tracheotomie<br />
o 2-3 d belassen, da sonst Erstickungsgefahr wegen Aspiration der Wundränder<br />
• Spätfolge der OP: Knorpelveränderungen wie Chondritis ossificans, Einengung des<br />
Kehlkopflumens, Fistelbildungen oder Knorpelnekrosen<br />
• Ventrikelelktomie<br />
104
o Erfolge für Freizeit – <strong>Pferd</strong>e ausreichend, bei Leistungstieren zusätzlich Laryngoplastik<br />
empfohlen!!<br />
Prognose<br />
• Funktionelle Wiederherstellung bei kombinierter OP zu 90%<br />
• Nach OP mindestens 6 Wochen Stallruhe!!<br />
Krankheiten der Luftsäcke<br />
• Luftsäcke = Ausstülpungen der Tuba auditiva, verbinden Pharynx und Paukenhöhle<br />
o Entwickeln sich bei Fohlen in ersten 2 Lebensmonaten<br />
o 300 – 500 ml Fassungsvermögen<br />
o Zungenbein: Unterteilung in medialen und lateralen Anteil<br />
o Lateraler Teil bedeckt von Glandula parotis<br />
o Medialer Teil liegt Wand des Nasen – Rachen – Raumes an<br />
o Von Rachenhöhle ausgehende Katarrhe werden vom Luftsack abgefangen => eitrige<br />
Otitis media bei Equiden sehr selten!!<br />
Luftsackentzündung<br />
Definition<br />
• Katarrhalisch- eitrige Entzündung der Luftsack –SH => Ansammlung von Exsudat in<br />
Luftsackhöhlen (= Luftsackempyeme oder Luftsackhydrops)<br />
• Akuter oder chronischer Verlauf möglich<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Akuter Luftsackkatarrh oft Folge von Virusinfektionen der oberen Luftwege oder akuter<br />
Streptokokkenpharyngitis, bzw. Druse<br />
• Auch durch Eindringen von Futterteilchen, Schimmelpilzen, Verletzungen oder eitriger<br />
Pharyngitis<br />
• Druse -> Abszeßbildung in retropharyngealen Lnn. -> Durchbrechen in Luftsäcke => eitrige<br />
Entzündung<br />
• Chronische Verlaufsformen nach Abklingen der Primärinfektion = Luftsackempyem<br />
Symptome<br />
• Vorausgegangene Primärinfektion => Verschlechterung des AB mit subfebrilen<br />
Körpertemperaturen<br />
• Charakt. Meist einseitige Anschwellung des Luftsackes in der Parotisgegend<br />
• Eher bei kurzhalsigen als bei langhalsigen <strong>Pferd</strong>en<br />
• Palpation: Schmerzhaftigkeit, oft auch Fluktuation<br />
• Verstärkt einseitiger Nasenausfluss<br />
o Schubweises Auftreten<br />
o Schleimig – eitrig bis klumpig und tws. fauliger Geruch<br />
o Verstärkt bei Senken des Kopfes und Druck auf die Parotisgegend<br />
• Eitergefüllter Luftsack kann Pharynxwand erheblich nach innen und unten vorwölben<br />
o Schluckbeschwerden<br />
o Regurgitieren<br />
o Stenosegeräusche bei Atmung<br />
• Hydrops und Konkrementbildung<br />
o Serös- schleimige Flüssigkeitsansammlungen, oft mit kugeligen Konkrementen mit<br />
glatter Oberfläche<br />
o Im Anschluß an serös- schleimige oder eitrige Entzündungen der Luftsäcke<br />
o Konkremente bilden sich aus abgeschilferten Epithelzellen, Blut,<br />
Entzündungsprodukten und nekrotischen Geweben<br />
o Runde Form durch Bewegung des Luftsackes<br />
o Werden „Chondroide“ genannt (= Luftsacksteine)<br />
o Fortgeschrittene Fälle: nur eingedickte, käsig – bröckelige Exsudatmassen werden<br />
vorgefunden<br />
o Klinische Untersuchung wenig zuverlässig, Palpation schmerzlos<br />
o Gesicherte Diagnose mit Röntgen!<br />
• Luftsackmykose<br />
105
o Epistaxis, Lähmung von Gaumen und Stimmbändern<br />
o Vorwiegend dorsal in medialer Luftsackkammer<br />
o Hptsl. Aspergillus als Ursache<br />
o Zu Beginn klinisch unauffällig<br />
o Pilzmyzel dringt in SH ein => Arrosion von Gefäßen oder Nervenschädigungen<br />
o Gefäßarrosionen, v.a. A: carotis interna => starkes, meist einseitiges Nasenbluten<br />
(Evtl. Verbluten!!)<br />
Diagnose<br />
• Endoskopie unerlässlich!!<br />
• Katarrhalisch eitrige Veränderungen und Empyeme: an Mündung der Tuba auditiva<br />
Sekretbahnen oder Sekretklumpen<br />
• Innenhöhle des Luftsackes: Rötung und Schwellung der SH, Sekretansammlung in medialer<br />
Kammer<br />
• Empyem: Eingang in Tuba auditiva oft verklebt => keine Entleerung des Eiters möglich<br />
• Luftsackmykosen endoskopisch am Besten feststellbar, wenn schon diphteroide Membranen<br />
vorliegen<br />
o Gelblich – braun, flächenhaft oder vereinzelt, trocken und sich deutlich von der<br />
Umgebung abhebend<br />
o Schon Gefäßarrosionen => im Eiter Blutungen zu finden<br />
o Auch Schädigung von Nerven möglich<br />
• Röntgen bei Diagnose große Bedeutung<br />
o Flüssigkeitsmenge<br />
o Konkremente<br />
o Ausmaß von Schwellungen<br />
o Tympanie<br />
o Geeignet für Verlaufskontrolle und Erkennen von Rezidiven<br />
DD<br />
• Epistaxis<br />
• Dysphagie<br />
• Schluckbeschwerden mit Regurgitation bei eitrigen Pharyngitiden<br />
• Parotisschwellungen<br />
• Lungenblutungen<br />
• Druse<br />
• Fraktur des Zungenbeins<br />
Therapie<br />
• Füttern und Tränken vom Boden<br />
• Mehrmaliges Senken des Kopfes am Tage (gleichzeitig Druck auf Luftsäcke ausüben)<br />
o Reicht teilweise schon für Selbstheilung<br />
• Luftsackspülungen unter Sichtkontrolle (Endoskop) mit antiseptischen und antiphlogistischen<br />
Lösungen<br />
o Ethacridinlödungen oder 3%ige H2O2<br />
• Nach Spülung Installation von Sulfonamid- oder Antibiotikapräparaten<br />
• Empyem, Hydrops, Mykose<br />
o Spülungen<br />
o Installation von Sulfonamiden, Antibiotika/ Antimykotika<br />
• Kongenitale Luftsackmeteorismen: nur chirurgische Eingriffe, helfen aber nicht immer!!<br />
• Hilft konservative Therapie nicht => OP mit Eröffnung des Luftsackes<br />
o CAVE: gefäß- und nervenreiches OP-Gebiet!!!<br />
Prognose<br />
• Empyeme und Konkremente wegen aufwändiger und risikoreicher OP prognostisch vorsichtig<br />
zu bewerten<br />
• Liegen schon Gefäß- oder Nervenschädigungen vor: ungünstige Prognose<br />
• Abszesse, die in Luftsäcke durchbrechen haben gute Prognose, da oft Spontanheilung nach<br />
kurzer Zeit<br />
106
Geschwülste in oberen Luftwegen<br />
• Neubildungen bei <strong>Pferd</strong> in Nase sehr selten<br />
• Ausnahme:<br />
o Melanome<br />
o Lymphosarkome<br />
o Sarkoid<br />
• Nur dann behandeln, wenn operativ gut zu erreichen und benigne!!<br />
Nichtansteckende Krankheiten von Trachea, Lunge und Brustfell<br />
Tracheitis<br />
Definition<br />
• Entzündung der Trachea- SH<br />
• Selten selbstständige Erkrankung<br />
Ätiologie<br />
• In Verbindung mit Laryngitis und/oder Bronchitis<br />
• Ursachen<br />
o Chemisch- physikalische Reize<br />
o Virale, bakterielle oder parasitäre Infektionen<br />
• Auch in Folge von Ösophagusobstruktionen oder follikulären Pharyngitiden<br />
Symptome<br />
• Verstärkte tracheale Atemgeräusche<br />
• Gelegentlich rasselnde bis pfeifende Töne<br />
• Druck auf Trachea: trockener und schmerzhafter Husten leicht auslösbar<br />
• AB nur leicht gestört<br />
Diagnose<br />
• Klinische Symptome<br />
• Primärerkrankung<br />
• Endoskopie<br />
Therapie<br />
• Inhalation von Aerosolen mit<br />
o Expektorantien<br />
o Ätherischen Ölen<br />
o Antiphlogistika<br />
o Antiallergika<br />
Akute Bronchitis<br />
Definition<br />
• Alle akuten Entzündungen des Bronchialsystems<br />
• Häufigste Ursache: virale respiratorische Infektionskrankheiten<br />
• Oft verbunden mit Entzündung der oberen Atemwege oder der Lunge<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Gehört in der Regel zum Symptombild verschiedener viraler respiratorischer<br />
Infektionskrankheiten<br />
o Influenza A (Hoppegartener Husten)<br />
o EHV 1 (Virusabort, Rhinopneumonitis)<br />
o EHV2 und 4<br />
o Equines Arteritisvirus (<strong>Pferd</strong>estaupe)<br />
o Reoviren (Serotyp 1 und 3)<br />
o Equines Adenovirus<br />
• Respiratorische Viruserkrankung oft Basis für sekundäre Bakterieninfektionen (Streptokokken,<br />
Pasteurellen, Klebsiellen und Bordetellen)<br />
• Selten primär bakterieller Infekt als Ursache<br />
• Stress => Immunsuppression<br />
107
• Auslösendes Agens erreich Bronchien in der Regel aerogen<br />
• Beginn: Hyperämie und Ödematisierung der Bronchial – SH<br />
• Später: erhöhte Sekretion von Leukozyten in Bronchiallulmen (=Hyperkrinie)<br />
• SH- Ödeme, Hyperkrinie und Bronchialspasmen -> Einengung der Lumina in den Bronchioli<br />
=> Ventilationsstörung<br />
• Desquamation von Bronchial – SH – epithel ermöglicht Peribronchitis<br />
• Zellproliferationen => vollständiger Verschluss der kleinen Atemwege möglich<br />
Symptome<br />
• Husten<br />
o Je nach Lokalisation der Entzündung und Art der Veränderung trockene bis feucht<br />
– produktive Qualität<br />
• Trockene, bellende Hustenanfälle während der Fütterung = Zeichen für allergisch Genese<br />
• Infektiöse Genese i.d.R. fieberhaft<br />
• <strong>Pferd</strong>einfluenza:<br />
o Fiber bis 41 °C<br />
o Schübe sollten nicht länger als 3-4d dauern<br />
• Zu Beginn viraler Bronchitis: seröses Sekret, später mukös – eitrig<br />
• Allergische Bronchitiden: weißliches Sekret<br />
• Auskultation: verschärfte vesikuläre Atemgeräusche, später auch Rasselgeräusche<br />
• Bronchialobstruktion -> Erhöhung des Residualvolumens -> reversible Lungenüberdehnung<br />
=> Vergrößerung des Lungenperkussionsfeldes<br />
Diagnose<br />
• Klinische Untersuchung und Anamnese = sicherste Diagnose<br />
• Oft fließende Übergänge zu Bronchopneumonien, die klinisch nicht immer exakt abzugrenzen<br />
sind<br />
DD<br />
• Erkrankungen der oberen Atemwege<br />
• Akute Pneumonien<br />
• Lungenödeme<br />
• Bronchopneumonische Veränderungen:<br />
o Deutlicher Veränderungen im Blutbild<br />
o Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung<br />
Therapie<br />
• Optimales Stallklima<br />
• Ruhe!!!<br />
• Expektorantien<br />
o Sekretolytika<br />
o Mukolytika<br />
o Sekretomotorika<br />
• Bronchospasmolytika<br />
o ß2- Sympathomimetika (Glenbuterol)<br />
o Methylxanthine<br />
• Chemotherapeutika bei bakteriellen und viralen Infektionen mit fieberhaftem Verlauf =><br />
Vermeidung von Sekundärinfektionen<br />
• Glukokortikosteroide bei allergisch bedingten akuten Bronchitiden<br />
Prognose<br />
• Akute Form bei früher Therapie hat günstige Prognose<br />
• Ernsthafte Erkrankung, da sie sonst chronisch wird<br />
Prophylaxe<br />
• Schaffung optimaler Umweltbedingungen<br />
• Schutzimpfungen<br />
!!!!!!!!! CHRONISCH OBSTRUKIVE BRONCHITIS !!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
Definition<br />
• COB = Krankheitsprozess, der in einer sich selbst erhaltenden Entzündung mit bronchialer<br />
Obstruktion als Ergebnis mündet<br />
• Gravierendstes Merkmal: Obstruktion der Bronchioli, zuerst reversibel, dann irreversibel<br />
108
• Sehr komplexe Erkrankung<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Multifaktorielle Ätiologie<br />
• Bedeutung einzelner Faktoren noch nicht genau geklärt<br />
• Entscheidende Rolle:<br />
o Infektionen<br />
o Inhalative Umweltantigene (=> allergische Reaktionen)<br />
o Chemisch- physikalische Reize<br />
• Unzureichende Bewegung => verminderte Reinigungsaktivität der Atemwege, da<br />
Stimulierung der pulmonalen mukoziliären Clearance ausbleibt<br />
• Zentrales Ergebnis der COB: Einengung der kleinen Atemwege<br />
• 2 wichtige pathogenetische Faktoren sind:<br />
1. Störung der mukoziliären Clearance<br />
• Verminderung der Zilienaktivität<br />
• Verfestigung des Bronchialschleims<br />
2. Hyperreagibilität der Atemwege<br />
• Über Bronchospasmus, Bronchial – SH – Ödem und endbronchiale Hypersekretion<br />
• Beide münden in Bronchial – SH – Hyperplasie und –metaplasie<br />
• Reagibilität der Atemwege = Fähigkeit, den Durchmesser im Sinne einer erwünschten<br />
Abwehrreaktion reversibel zu verändern<br />
• Hyperreagibilität: erhöhte Bereitschaftm aus inhalierte Noxen mit übermäßigen spastischen<br />
Reaktionen zu antworten!<br />
o Überschießende Reaktionen auf thermische Reize (kalte Luft), mechanische Reize<br />
(Staub), chemische Reize (NH3, SO2) oder pharmakologische Reize (Histamin,<br />
Prostaglandin, Leukotrine, Kinine...)<br />
• Bronchialobstruktion =>Änderung der Atemwegsmorphologie<br />
• Ständige SH_reizung => Meta- und Hyperplasie der SH<br />
• Pahtologische Veränderungen: Beginn an Clarazellen<br />
o Verantwortlich für Produktion seröser Mukusanteile<br />
o Degranulieren, werden ersetzt durch schliemproduzierende Becherzellen<br />
• Bronchien und Bronchioli: deutlicher Zilienverlust => geörderte Mukoziliarinsuffizienz<br />
• Interzellularspalten hochgradig verbreitert<br />
• Intraepithelial erhöhter Gehalt an Mastzellen (= Entzündungsmediatoren)<br />
• Bronchialobstruktion zu Beginn reversibel<br />
• Umbauprozesse fortgeschritten => irreversibles Stadium<br />
• Folgen der Bronchialobstruktion<br />
o Erhöhung der Atemwegswiderstände (Atemwegsresistance)<br />
o Verminderung der Lungendehnbarkeit (dynamische Compliance)<br />
• Hypoxämie und Hyperkapnie => reflektorische Engstellung der Lungenarteriolen (= Euler –<br />
Liljestrand – Reflex)<br />
� pulmonaler Hochdruck<br />
� Cor pulmonale<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Guter Vorbericht extrem wichtig<br />
o Dauer der Erkrankung<br />
o Leistungsbereitschaft<br />
o Husten, Nasenausfluss<br />
• Klinische Untersuchung in geräuscharmem Raum in Ruhe<br />
• Kurzzeitige Atemstimulation empfehlenswert<br />
o Belastung oder Applikation von Lobelin<br />
• Sichere Befuderhebung durch<br />
o Endoskopie<br />
o Tracheo – Bronchilasekret – Zytologie<br />
o Arterielle Blutgasanalyse<br />
o Lungenfunktionsanalyse<br />
o Röntgen<br />
DD<br />
• Pneumonie<br />
• Lungenbluten<br />
109
• Intrathorakale Tumoren oder Abszesse<br />
Therapie<br />
• COB an sich unheilbar => rein symptomatische Therapie<br />
• Oft keine Symptome vorhanden<br />
• Medikamentöse Behandlung gezielt gegen Hyperreagibilität der Atemwege und Störungen der<br />
Clearance<br />
• Beeinflussen der Bronchospasmen auf 3 Wegen möglich<br />
1. Stimulierung der ß2- adrenergen Rezeptoren<br />
o Substanzen wirken selektiv auf ß2- Rezeptoren der glatten Bronchialmuskulatur<br />
o Eim <strong>Pferd</strong>: Glenbuterol (Ventipulmin ® )2x pro Tag<br />
2. Aktivierung der Calciumpumpe<br />
o Xanthinderivate<br />
o Bronchospasmolytische Wirkung<br />
o V.a Aminophyllin (Theophyllin – Salz) oral in Form von Pellets -> enge therapeutische<br />
Breite<br />
3. Blockade der cholinergen Rezeptoren in Bronchialmuskulatur (= Anticholinergika)<br />
o Nebenwirkungen auf andere Organe (Tachykardie, Darmatonie)<br />
o Hemmung der Sekretionstätigkeit der Bronchialdrüsen<br />
o Hemung der Flimmerhaaraktivität<br />
o Atropin nicht einsetzen wegen Nebenwirkungen<br />
o Iprtopiumbromi (Atrovent ® ) hat Atropinähnliche Wirkung, aber nicht dessen<br />
Nebenwirkungen<br />
• Beeinflussung der Hypersekretion<br />
o Mittelpunkt der Therapie von Hyper- und Dyskrenie: Beseitigung der Störung des<br />
Schleimtransportes und der Schleimproduktion<br />
o Positive Beeinflussung des Reinigunsmechansimus durch Expektorantien<br />
o Expektorantien: Substanzen, die Entfernung von Sekret erleichtern / beschleunigen<br />
(= Sekretolytika, Mukolytika und Sekretomotorika)<br />
• Sekretolytika<br />
o Steigern Sekretion der Schleim produzierenden Zellen => Verflüssigung des Sekretes<br />
o Reflexesekretolytika: Resorption über MDT, Stimulation parasympathischer afferenter<br />
Fasern => Sterigerung der Bronchialsekretion<br />
o Wichtigste Vertreter<br />
• Ätherische Öle (per inhalationem)<br />
• Anorganische Salze<br />
• Gujacol<br />
o Viele Medikamente: direkte Ausschleusung über Bronchialdrüsen<br />
• Mukolytika<br />
o Verändern physiko- chemische Eigenschaften durch Senken der Viskosität<br />
o Vermehrte Lysosomenbildung und Aktivierung hydrolytischer Enzyme => Abbau des<br />
Schleims<br />
• Bromhexin<br />
• Ambroxol<br />
• Dembroxol<br />
o Acetylcystein zur Viskositätserniedrigung des Schleimes durch Spaltung von<br />
Disulfidbrücken<br />
• Sekretomotorika<br />
o Steigern Aktivität des Flimmerepithels der Bronchial – SH<br />
o Vermehrte Zilienbewegung => Förderung der mukoziliären Clearance =><br />
Unterstützung der expektorierende Wirkung von Sekreto- und Mukolytika<br />
o Stärkste Wirkung: Glenbuterol<br />
• Hartnäckige Fälle der Dyskrenie => Hyperinfusionstherapie<br />
o Ziel: Erhöhung des hydrostatischen Druckes im Lungenkreislauf => Auslösung eines<br />
Lungenödems<br />
o Vermehrte Wasserausscheidung über Bronchialepithel => Sekret wird von<br />
Bronchialwand abgelöst, kann dann leichter abtransportiert werden<br />
o Gabe von Glenbuterol, danach 30 l steriler NaCl (nicht mehr als 10 l pro Stunde)<br />
o Während Infusion ständige tierärztliche Kontrolle<br />
o Nach Infusion: leichte Bewegung und Thoraxklopfmassage<br />
110
o Therapie nach 2 d wiederholen<br />
• Beeinflussung des SH – Ödems<br />
o Einsatz von Glukokortikosteroiden, v.a. zur Entzündungshemmung<br />
• Nebenwirkungen wie Hufrehe => kurzwirksame Präparate verwenden<br />
• Keine Einheitstherapie vorhanden!!!<br />
Belastungsinduziertes Lungenbluten<br />
• Auch Exercise Induces Pulmonary Hemorrhage (EIPH) genannt<br />
Definition<br />
• Auftreten von Blut in Trachea und Bronchien nach stärkerer körperlicher Belastung<br />
Vorkommen<br />
• Hptsl. bei Rennpferden, Polopferden, Appaloosa, Quartern und warmblütigen Militarypferden<br />
nach Höchstleistungen<br />
• Wird schon mit Beginn des Trainings festgestellt<br />
• Korrelation zwischen Lungenbluten und zunehmendem Alter<br />
• Auslöser sind kurze und schnelle Belastungen<br />
• Tritt nicht bei Ausdauerleistungen auf<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Blutungen entstehen immer im dorsocaudalen Zwerchfellwinkel der Lunge<br />
• Bisher nur Hypothese, keine eindeutige Ätiologie bekannt<br />
o Wahrscheinlich Erkrankung von Bronchioli<br />
o Tiere trainieren auf Sandbahn, in Lungen wurde Sand gefunden (Präsidien. Faktor??)<br />
o Gefäßschädigung nach Virusinfektionen<br />
Symptome<br />
• Hustenanfälle nach Belastung<br />
• Schluckbewegungen<br />
• Epistaxis relativ selten<br />
Diagnose<br />
• Am Besten durch Tracheobronchoskopie<br />
• Sicherer Beweis erst 30 – 90 min nach Belastungsende<br />
o Vorher Gefahr der iatrogenen Blutung!!!<br />
• Radiologisch: nach Blutung Verdichtungen in dorsokaudalen Lungenabschnitten<br />
• Atemwege bei Sektion<br />
o Hyperplasie des respiratorischen Epithels<br />
o Peribronchiale Hyperplasie<br />
DD<br />
• Erkrankungen des Nasen – Rachen – Raumes, die mit Nasenbluten einhergehen<br />
Therapie<br />
• Nur Unterdrücken der Symptome möglich<br />
Prophylaxe<br />
• Vermeidung von Infektionen der kleinen Luftwege<br />
• Einmal veränderte Luftwege regenerieren nicht mehr vollständig => ungünstige Prognose<br />
Lungenhyperämie und Lungenödeme<br />
Definition<br />
• Entweder vermehrter Blutzustrom in Endstrombahn, oder verminderter Abfluss aus<br />
Lungenkreislauf<br />
• Lungenhyperämie führt IMMER zu Ödembildung in der Lunge<br />
• Lungenödem: massive Vermehrung von Flüssigkeit intravaskulär<br />
• Hyperämie und Ödem = Vorstufe einer Pneumonie<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Lungenhyperämie wird in aktive und passive Form unterschieden<br />
• Aktive Lungenhyperämie, ausgelöst durch<br />
111
o Einatmen reizender Gase, heißer Luft und Rauch<br />
o Überanstrengung<br />
o Flüssigkeitsapplikatio durch falsch eingeschobene Nasenschlundsonde<br />
o Verschlucken<br />
o Akute Schockzustände<br />
o Anfangsstadium jeder Pneumonie<br />
o Vermehrter Blutzufluss in Endstrombahn => Erweiterung der Arteriolen<br />
• Passive (venöse) Hyperämie<br />
o Erschwerter Abfluss des Blutes aus Lungenkreislauf<br />
o Insuffizienz des linken Herzens => erhöhter Stauungsdruck in Lungenvenen und –<br />
kapillaren<br />
o Starker Anstieg des Lungenkapillardruckes => Transsudation -> Ansammlung von<br />
Flüssigkeit im Gewebe => Dehnbarkeit (Compliance) der Lunge wird vermindert<br />
o Verstärkung der Dyspnoe<br />
o Begünstigend: längeres Liegen auf der Seite<br />
• Wichtigste Ursachen<br />
o Ansteigen des hydrostatischen Druckes über den kolloidosmotischen Druck<br />
o Stark verminderter kolloidosmotischer Druck<br />
o Hypotone Hyperhydratation oder Hyperinfusionstherapie<br />
o Störung der Gefäßpermeabilität (v.a. der Kapillarwände)<br />
o Neurogene Reflexmechanismen bei Schädeltraumen oder Hirnerkrankungen mit<br />
Druckanstieg im Liquorraum<br />
Symptome<br />
• Ausgeprägte Fälle: Erregung, Angstzustände, Muskelzittern, Dyspnoe, dumpfer Husten und<br />
Tachykardie<br />
• Herzfrequenz oft > 100 Schläge pro Minute<br />
• Schwacher Puls<br />
• Pochender Herzstoß<br />
• SH: hyperämisch gestaut und zyanotisch<br />
• Vorderbeine weit ausgestellt zur Atmungserleichterung!!!<br />
• Nüstern weit geöffnet<br />
• Rasselnde Atemgeräusche (oft schon ohne Stethoskop zu hören!!)<br />
• Nasenausfluss (schaumig)<br />
• Perkussion: Dämpfung über ventralem Lungenfeld<br />
• Ungünstiger Verlauf: Steigerung der Symptome bis Asphyxie, unfühlbarer Puls und<br />
Niederstürzen der Tiere<br />
• Tod durch Lähmung des Atmungszentrums<br />
Diagnose<br />
• Unverkennbare Symptome<br />
• Anamnese<br />
• Röntgen: Verschattungen im ventralen Lungenbereich<br />
• Hohes Fieber; Verdacht auf infektiöse Genese<br />
DD<br />
• Kruppöse Pneumonie<br />
• Hypoxie<br />
• Intoxikation<br />
Prognose<br />
• Anhängig von Stärke der Symptome<br />
• Kardiogen bedingt => ungünstige Prognose<br />
Therapie<br />
• Ruhigstellen<br />
• Abkühlen (Dusche)<br />
• Therapie des Grundleidens<br />
o Herzinsuffizienz: g- Strophantin i.v.<br />
o Allergisch: Antihistaminika und Glukokortikoide i.v. (wasserlösliche Präparate<br />
verwenden!!!)<br />
o Schock: Adrenalin-HCl und Antihistaminika<br />
o Flüssigkeits – Ausschwemmung: Furosemid als Diuretikum<br />
o Aderlass (4-6l)<br />
112
Pneumonie<br />
Definition<br />
• Akut oder chronisch verlaufende Entzündungen des Lungenparenchyms<br />
• Je nach Lokalisation alveolär oder interstitiell<br />
• <strong>Pferd</strong> hptsl. katarrhalisch – nichteitrige und eitrige Bronchopneumonien, dann gangränös,<br />
dann fibrinös und chronisch<br />
1. Bronchopneumonie<br />
• Gekennzeichnet durch oberflächliche Entzündung von Bronchial – SH und Alveolen<br />
• Meist geringe Sekretproduktion<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Auslösender Faktor für katarrhalische Pneumonie: Virusinfektionen -> oft kompliziert durch<br />
Sekundärinfektionen mit Streptokokken<br />
• Herabsetzung der Immunabwehr -> Vermehrung der Erreger und Steigerung ihrer Virulenz<br />
• Vermehrung der Erreger vor allem im Interstitium => Primärerkrankung hptsl. in SH sichtbar<br />
• Bakterielle Beteiligung: Entwicklung einer katarrhalischen Entzündung der SH<br />
o Ansammlung eines Exsudates aus Schleimstoffen, Leukos, Erys, Epithelzellen und<br />
Bakterien<br />
• Ausbreitung der Entzündung entlang Bronchialverästelung, von da in Hauptlappen<br />
=> Störung des Gasaustausches in der Lunge<br />
• Kompensation durch Erhöhung von Herzfrequenz und Atemfrequenz<br />
• Normalerweise nach 7 –1 0 d Abklingen der entzündlichen Veränderungen<br />
Symptome<br />
• Weitgehend gleich der Bronchitis => Abgrenzung teilweise schwer<br />
• Hinweise: anhaltendes Fieber<br />
pO2 sinkt<br />
pCO2 steigt<br />
• Inappetenz<br />
• Apathie<br />
• Tachykardie<br />
• Tachypnoe<br />
• Röntgen: pneumonische Herde feststellbar, v.a. bei Fohlen!!<br />
Therapie<br />
• Sehr gute Spontanheilung, wenn Patient ruhig gestellt wird unter guten hygienischen<br />
Verhältnissen<br />
• Keine Besserung => massive Therapie mit Antibiotika und Sulfonamiden<br />
• Mittlerweile viele Resistenzen => vor Antibiose Antibiogramm<br />
• Antibiotika mindestens 4d nach Fieberende weiter geben!!<br />
o CAVE: bei langer Anwendung Dickdarmentzündung möglich<br />
• Sekretolytika und Broncholytika (wie bei COB)<br />
2. eitrige Pneumonie<br />
• Hptsl. durch Sekundärinfektionen aus akuten Bronchitiden oder Bronchopneumonien<br />
• <strong>Pferd</strong> fast nur Streptokokken als Sekundärerreger!!<br />
• Begünstigende Faktoren:<br />
o Reizung der Atemwege (Rauch, Staub, Gase)<br />
113
o Schwächung des AB<br />
Symptome<br />
• Wie Bronchitis oder katarrhalische Pneumonie<br />
• Unterschiede anhängig von Erregerart und Umfang der Lungenveränderungen<br />
• Ausgeprägte Allgemeinstörungen<br />
• Eitriger Nasenausfluss<br />
• Produktiver Husten<br />
• Exspiratorische Dyspnoe mit Dampfrinne<br />
• Giemen und Rasselgeräusche zu hören<br />
Diagnose<br />
• Auf klinische Symptome gestützt<br />
• Vorrangige Symptome<br />
o Eitriger Nasenausfluss<br />
o Deutliche Störung des AB<br />
o Auffallende exspiratorische Dyspnoe<br />
DD<br />
• Bronchitis<br />
• Katarrhalische Bronchopneumonie<br />
o Abgrenzung oft schwer<br />
o BU des Bronchialsekretes<br />
o Röntgen und US<br />
o Verlaufskontrolle des Blutbildes<br />
� Hohe Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung<br />
Therapie<br />
• Sofortige Ruhigstellung<br />
• Gute Hygiene<br />
• Massive Antibiose und Sulfonamidgabe nach Antibiogramm<br />
Prognose<br />
• Zweifelhaft<br />
• Vollständige Funktion der Lunge nicht wiederherstellbar, meist Entstehung eines Emphysems<br />
3. gangränöse Pneumonie<br />
Definition<br />
• Putrider Zerfall von Lungengewebe<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Hptsl. Folge einer Aspirations- oder der eitrigen Bronchopneumonie<br />
• Tws. nach perforierenden Thoraxwunden<br />
• Relativ oft durch falsch eingeführte Nasenschlundsonden<br />
• Starke Vermehrung von Fäulniskeimen -> jauchiger Zerfall von Lungengewebe mit<br />
Kavernenbildung<br />
o Enthalten stinkende, bräunliche Flüssigkeit und Gas<br />
o Zugang zum Bronchialbaum => Ausscheidung der Zerfallsprodukte über die<br />
Atemwege => Jauchig stinkender, blutig – grünlicher Nasenausfluss<br />
• Resorption von Toxinen => zusätzlich schwere Intoxikationserscheinungen, Septikämie,<br />
Pyämie und Exitus<br />
Symptome<br />
• Akuter Krankheitsverlauf mit sehr hohem Fieber<br />
• Zunehmende Verschlechterung des AB<br />
• Faulig riechender Foetor ex ore<br />
• Faulig riechender, bräunlich – braungrauer Nasenausfluss<br />
• Produktiver, schmerzhafter Husten<br />
• Dyspnoe<br />
• BB<br />
o Hochgradige Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung (verschwindet<br />
kurz vor dem Tod)<br />
Diagnose<br />
• Anhand der Symptome leicht zu stellen<br />
114
Therapie<br />
• Nur im Anfangsstadium sinnvoll<br />
o Allgemeine und intratracheale Chemo<br />
o Massive Dosierungen!!<br />
Prognose<br />
• Ungünstig bis schlecht<br />
4. Fibrinöse Pneumonie<br />
• = kruppöse Pneumonie<br />
Definition<br />
• akut verlaufende, fieberhafte Erkrankung<br />
• gekennzeichnet durch fibrinöse Entzündungen des lobären Typs<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• früher v.a. bei Brustseuche des <strong>Pferd</strong>es<br />
• seid 30 – 40 Jahren nicht mehr aufgetreten<br />
• Erreger: Pneumokokken, Diplokokken, Pasteurellen, Staphylokokken und Streptokokken<br />
• Stürmische Entwicklung<br />
• Vorwiegend lobäre Lokalisation<br />
• Alveolen und kleine Atemwege immer mit einbezogen, gefüllt mit blutig- fibrinösem Exsudat<br />
• Klassischer Verlauf in 3 Stadien<br />
o Anschoppunggstadium<br />
� Ausfüllen der Alveolen mit Entzündungsprodukten<br />
o Rote und graue Hepatisation<br />
� Gerinnung des Exsudates<br />
o Lysis<br />
� Verflüssigung des Exsudates mit Resorption oder Abhusten<br />
• Oft bindegewebige Indurationen oder eitrige bis eitrig-nekrotisierende Umwandlung der<br />
betroffenen Bereiche<br />
• Brustfell oft einbezogen<br />
• Hypoxie und metabolische Azidose<br />
Symptome<br />
• Bronchopneumonie mit wechselnden Symptomen<br />
o Plötzliches Auftreten, akuter Verlauf<br />
• Zu Beginn nur schwere Allgemeinerkrankungen ohne spezifische Symptome<br />
• In ersten 24 h auffällige, auf Lunge bezogene Anzeichen<br />
o Exspiratorische Dyspnoe<br />
• SH hyperämisierend und zyanotisch<br />
• Hochfrequenter Puls<br />
• Pochender Herzschlag<br />
Komplikationen<br />
• Pleuritiden (trockene Reibegeräusche, die bei Atmungshemmung verschwinden)<br />
• Herzinsuffizienz<br />
Diagnose und DD<br />
• Aufgrunde der Anamnese und klinischer Befunde möglich<br />
• Exsudative Pleuritis<br />
o Hat bei Perkussion aber horizontale Dämpfungslinie<br />
Therapie<br />
• Isolieren Kranker Tiere<br />
• Unterbringung in sehr gut belüfteten Räumen<br />
• Absolute Ruhigstellung<br />
• Überbrücken der Inappetenz: Zwangsernährung mit Nasenschlundsonde oder Dauertropf<br />
• Massive Antibiotika – oder Sulfonamidgabe<br />
o Erst Antibiogramm<br />
o Mind 3 d nach Entfieberung weiter geben!!<br />
Prognose<br />
• Bei frühzeitiger Behandlung günstig<br />
• Restitutio ad integrum kann nicht erreicht werden!!<br />
• Sehr lange Rekonvaleszenz muss eingeplant werden<br />
115
5. chronische Pneumonie<br />
Definition<br />
• Lungenprozess, der sich nach > 6 Wochen nicht resorbiert hat<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Entwickeln sich aus vorhergehenden Pneumonien bei<br />
o Keiner / falscher Therapie<br />
o Verkürzung der Rekonvaleszenz<br />
o Schlechte hygienische Verhältnisse<br />
o Viel Staub<br />
• Alveolär- entzündliches Exsudat wird nicht resorbiert => akute Infiltration bleibt bestehen<br />
• Fibrose nicht mehr rückgängig zu machen => Sekretverhaltungen und Elastizitätsverlust<br />
=> Anlass für neue Entzündungen!!!<br />
• z.T. Abszessbildung in der Lunge<br />
• Rhodokokkus equi verursacht eigenständige chronische subakute Lungenerkrankungen<br />
• „Farmerlunge“<br />
o Immunologische Reaktion auf eingeatmete Antigene<br />
o Fibrosierung der Lunge<br />
o Im Vordergrund: entzündliche vaskuläre Veränderungen und septale lymphoblastische<br />
Infiltrationen<br />
o Fortgeschrittener Verlauf: diffuse Fibrose im septalen Raum => Verlust<br />
funktionsfähiger Alveolen => gesteigerte Compliance!!<br />
Symptome<br />
• Abgeschlagenheit<br />
• Verminderte Leistungsfähigkeit<br />
• Abmagerung<br />
• Normale – subfebrile Körpertemperaturen<br />
• Schwacher, produktiver Husten -> schleimig- eitriger Auswurf<br />
• Geringe körperliche Belastungen => Dyspnoen verschiedener Stärke<br />
• Auskultation: keinerlei Atemgeräusche über ungenügend belüftetem Raum<br />
o Andere Lungenbereiche rasselnde oder giemende Geräusche (zäh- visköser Schleim!!)<br />
• BB: Leukozytose mit Kernlinksverschiebung<br />
Diagnose<br />
• Erhebung einer gründlichen Anamnese (Vorausgegangene Lungenerkrankungen???)<br />
• Röntgen<br />
• US<br />
• BB<br />
Therapie<br />
• Intensive Antibiotika- oder Sulfonamidgabe bis zur Besserung der Symptome und des BB<br />
• V.a. Präparate mit hoher Penetrationsfähigkeit einsetzen<br />
Prognose<br />
• Vorsichtig – ungünstig<br />
• Lungenveränderungen meist irreversibel<br />
116
Erkrankungen von Pleura und Brusthöhle<br />
• Meist zusammen mit Infektionskrankheiten, Lungenerkrankungen, Thoraxtraumen und<br />
Neubildungen in der Brusthöhle<br />
Pleuritis<br />
Definition<br />
• Entzündungen der Pleurablätter<br />
• Akut oder chronisch mit verschiedenen Lokalisationen und Entzündungsformen<br />
• Unterscheidung zwischen „trockener“ Pleuritis (Pl sicca) und „feuchter“ Pleuritis (Pl<br />
exsudativa)<br />
• Pleuraerguss kann verschiedene Zusammensetzung haben<br />
o Exsudat<br />
� Eiweißreiche Flüssigkeit<br />
� Entzündliche Prozesse<br />
o Transsudat<br />
� Eiweißarm<br />
� Bei intravasalen Stauungen<br />
o Pleuraempyem<br />
� Bei eitrigen Rippenfellentzündungen<br />
o Hämothorax<br />
� Blutungen in die Brusthöhle<br />
o Chylothorax<br />
� Ansammlung einer milchähnlichen Flüssigkeit<br />
� Durch Zerreißung des Ductus thoracicus<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Bei <strong>Pferd</strong> selten selbstständige Erkrankung<br />
• I.d.R. sekundär<br />
o Pleuraverletzungen<br />
o Pneumonien<br />
o Pneumothorax<br />
o Septikämie<br />
o Spezifisch Infektionskrankheiten (Tbc, früher Brustseuche)<br />
• Bestehende Pneumonie => hämatogene oder lymphogene Infizierung der Pleura<br />
• Akuter Verlauf<br />
o Als Pleuritis sicca oder Pl. Exsudativa<br />
o Pleuritis exsudativa unterteilt in Pl. Purulenta, Pl serosa und Pl gangraenosa<br />
o Sehr schmerzhaft => Einschränkung der Atembewegung (Atmung wird oberflächlich<br />
und schnell)<br />
o Ansammlung des Exsudates => Verminderung der Ventilation, des Innendruckes im<br />
Pleuraraum und des venösen Blutstromes aus rechtem Herzventrikel<br />
• Chronische Form<br />
o Meist akuter Verlauf<br />
o Symptome abhängig von Art der Pleuritis uns Alter des Tieres<br />
o Jüngere Tiere drastischerer Verlauf als erwachsene!!<br />
o Leichte fibrinöse Pleuritis infolge einer Pneumonie oft nur schwer zu diagnostizieren<br />
Symptome<br />
• Akuter Verlauf<br />
o Fieber<br />
o Abgeschlagenheit<br />
o Inappetenz<br />
o Muskelzittern<br />
o Gesträubtes Haarkleid<br />
o Tachykardie<br />
o Tachypnoe mit abdominalem Atmungstyp<br />
o Nach außen gestellte Ellenbogen<br />
o Starke Schmerzhaftigkeit bei Druck auf Interkostalraum<br />
117
o Bei Auskultation deutliche Reibegeräusche, synchron mit der Atmung, verschwinden<br />
bei Atmungshemmung<br />
• Exsudative Formen<br />
o Bei Druck auf Interkostalräume weniger schmerzhaft<br />
o Stärkeres Ausmaß: deutliche inspiratorische Dyspnoe<br />
o Charakt: Bei Perkussion auftretende, horizontale Dampfrinne<br />
o Auskultation: Plätschergeräusche, Herztöne nur „wie aus der Ferne hörbar“<br />
o Oft Ödem an Unterbrust, Bauch und Vorderbeinen<br />
o Erkrankte Tier legen sich kaum, oder gar nicht mehr hin<br />
Diagnose<br />
• Charakt. Klinische Symptome<br />
o Reibungsgeräusche<br />
o Plätschergeräusche<br />
o Horizontale Dämpfungslinien<br />
• Punktion der Brusthöhle<br />
o Linke Brustseite im 7. IKR<br />
o Rechte Brustseite im 6. IKR<br />
DD<br />
• Hämothorax<br />
• Hydrothorax<br />
• Kruppöse Pneumonie<br />
• Hilfreich: Untersuchung des Brusthöhlenpunktates<br />
Therapie<br />
• Wenig erfolgversprechend<br />
• Vordergrund: Behandlung der Grunderkrankung<br />
• Intensive allgemeine und lokale Antibiose (oder Sulfonamide)<br />
o Erst nach Antibiogramm<br />
o Über längeren Zeitraum, auch über klinische Heilung hinaus<br />
• Exsudative Pleuritiden: Entleeren des Ergusses durch Punktion der Pleurahöhle<br />
• Große Exsudatmengen vorhanden: fraktionierte Entleerung<br />
o Sonst Gefahr des Lungenödems!!<br />
• Nach Abfließen des Exsudates Versorgung der Pleurahöhle mit nicht reizenden Antibiotika<br />
Prognose<br />
• Nach Rückbildung des Ergusses Entwicklung meist fibröser Pleuraadhäsionen<br />
o Beeinflussen Atmung => Prognose erst nach längerer Zeit möglich<br />
• Meist Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit => Prognose immer vorsichtig bis ungünstig<br />
Pneumothorax<br />
Definition<br />
• Luft- oder Gasansammlung im Pleuraraum<br />
• Unterschieden zwischen ein- und beidseitigem; äußerem und inneren Pneumothorax<br />
• Äußerer Pneumothorax durch Eindringen von Außenluft über perforierende Thoraxwunden<br />
• <strong>Innere</strong>r Pneumothorax durch Verbindungen des Bronchial- oder Alveolensystems zur<br />
Pleurahöhle<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Eindringen von Luft oder Gasen bei <strong>Pferd</strong>en häufiger<br />
• Ursachen: traumatische äußere Verletzungen, aber auch Ösophagusperforationen, Rupturen<br />
der Bronchien und/oder Zwerchfellrupturen<br />
• Äußerer Pneumothorax: Luft dringt durch Thoraxöffnung in Pleuraspalt -> Druckausgleich -><br />
Zusammenfall der Lunge -> Lungenelektase<br />
• <strong>Innere</strong>r Pneumothorax<br />
o Keine direkte Verbindung zwischen Außenluft und Pleurahöhle => kein<br />
Druckausgleich<br />
o Wenn keine Infektion: günstigerer Krankheitsverlauf<br />
o Luft im Pleuraraum wird resorbiert<br />
o Nach Thorax- und Ösophagusperforationen oft Infektionen durch Verschmutzung<br />
118
• Alle Formen: negative Beeinflussung des Gasaustausches in der Lunge => in schweren Fällen<br />
Asphyxie und Herz-Kreislauf-Schwäche<br />
Symptome<br />
• Äußerer Pneumothorax<br />
o Abgeschlagenheit<br />
o Dyspnoe<br />
o Tachykardie<br />
o Bei Adspektion Wunden leicht feststellbar<br />
o Austritt blutigen Schaumes = Zeichen für Verletzung der Lunge<br />
o Stärkere Blutungen: Hämothorax möglich (Schocksymptome!!!)<br />
• Auskultation: fehlende Geräusche auf erkrankter, verstärkte auf gesunder Seite<br />
• Perkussion auf kranker Seite: metallischer Ton<br />
Diagnose<br />
• Offener Pneumothorax leicht zu diagnostizieren<br />
• Röntgen festigt die Diagnose<br />
Therapie<br />
• Offenen Pneumothorax nach Wundrevision chirurgisch behandeln<br />
• In Pleura befindliche Luft mit Spritze absaugen<br />
• Starker Lungenkollaps: Dauerdrainagen ( Redon- bzw. Vakuumdrainagen)<br />
• Lunge > 24 h retrahiert: Absaugkatheter kann entfernt werden<br />
• Mit Entfernen der Luft gleichzeitig wässrige, nicht reizende Antibiotikalösung eingeben<br />
• 6-8 d allgemeine Antibiose<br />
Prognose<br />
• zweifelhaft<br />
• auch bei klinischer Heilung Verklebungen der Pleura möglich => Leistungseinbußen durch<br />
Atmungsbehinderung<br />
Hämothorax<br />
Definition<br />
• Ansammlung von Blut im Pleuraspalt<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• Ursachen<br />
o Thoraxwunden<br />
o Rippenbrüche<br />
o Gefäßverletzungen<br />
o Ösophagusperforation nach falschem Einführe der Nasen- SS<br />
• Erzeugt meist auch Entzündung der Pleura<br />
� Vermischen des Blutes mit Exsudat<br />
� Verminderung von Erys, Erhöhung der Leukos<br />
• Starke Füllung der Pleurahöhle -> Kompression der Lunge -> Verringerung der Atmungsfläche<br />
-> geringerer Gasaustausch<br />
• Keine bakterielle Infektion: Flüssigkeit wird serös – hämorrhagisch und dann resorbiert<br />
Symptome<br />
• Je nach Stärke<br />
• Unruhe / Erregung<br />
• Körperschwäche<br />
• Apathie<br />
• Beschleunigte und vertiefte Atmung<br />
• SH blass und zyanotisch<br />
• Tachykardie mit pochendem Herzschlag<br />
• Verletzung der Lunge: blutig- schaumiger Nasenausfluss<br />
Diagnose<br />
• Aus Anamnese und klinischen Befunden<br />
• Untersuchung der Pleuraflüssigkeit<br />
Therapie<br />
119
• Sofort Ruhigstellen!!!!<br />
• Absaugen des Pleurainhaltes bei gleichzeitiger Applikation eines nichtreizenden,<br />
wasserlöslichen Antibiotikums<br />
• Primärerkrankung behandeln<br />
Hydrothorax<br />
Definition<br />
• Stauung im Gefäßsystem des Lungenkreislaufes -> Transsudation eiweißarmer Flüssigkeit in<br />
Pleuraspalt<br />
• Oft Symptom einer allgemeinen Ödembildung im Organismus<br />
• Pleura nicht betroffen<br />
• Bei <strong>Pferd</strong>en selten<br />
Ätiologie<br />
• Hptsl. durch Rechtsherzinsuffizienz mit Blutstauung in Lungengefäßen<br />
• Auch starkes Absinken des Gesamteiweiß im Blutplasma mögliche Ursache<br />
• Ausscheidung des Transsudates in beide Pleurahöhlen<br />
• Je nach Transsudatmenge: mehr oder weniger starke Kompression der Lungenflügel =><br />
Verkleinerung der Atmungsfläche und Reduzierung des Gasaustausches im Lumen<br />
o Je nach Größe der Veränderung Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz<br />
• Bis 30 l Transsudat wurden festgestellt<br />
Symptome<br />
• Zunehmende, vorwiegend inspiratorische Dyspnoe<br />
• Apathie<br />
• Allgemeine Körperschwäche<br />
• Perkussion: auf beiden Seiten deutliche, absolute Dämpfung im ventralen Bereich<br />
Diagnose<br />
• Durch klinische Symptome und meist gleichzeitig bestehende Ödeme möglich<br />
• Röntgen und Ultraschall zur Feststellung der Flüssigkeit<br />
• Punktion der Brusthöhle<br />
Therapie<br />
• Thorakozentese mit Vakuumdrainage<br />
o Vorübergehende Erleichterung<br />
o Bei großer Mengen vorsichtig!!! Schockgefahr!!!<br />
• Grunderkrankung therapieren<br />
Prognose<br />
• Zweifelhaft bis ungünstig, da Primärleiden oft nicht therapiert werden kann<br />
Infektionskrankheiten<br />
Allgemein<br />
• Husten schon immer Problem in der <strong>Pferd</strong>ehaltung<br />
o Besteht er länger => chronische Formen mit starker Leistungsminderung<br />
• Heute <strong>Pferd</strong>e oft „reiselustig“ zwischen Ställen, Turnieren, Ausstellungen... =><br />
Infektionsdruck enorm gestiegen<br />
• Weitere Faktoren<br />
o Arzneimittelabusus<br />
� Antibiotika und Cemotherapeutika führen oft zu Resistenzen<br />
� Unkontrollierte Kortikosteroidgabe => Immunsuppression behandelter Tiere<br />
o Desinfektionsmittel<br />
� Oft wahlloser, nicht fachgerechter Einsatz<br />
� Entwicklung von Resistenzen<br />
o Endemischer Hospitalismus<br />
� Durch Desinfektion selektierte „Bestandskeime“ entstanden<br />
� Führen zu klinisch ähnlichen/gleichen Infektionskrankheiten<br />
o Nicht konsequent durchgeführte Schutzimpfungen<br />
� Verantwortlich für Sensibilisierung / Provokation => erhöhte Infektionsgefahr<br />
120
• Fließender Übergang zwischen mono- und multikausalen Infektionskrankheiten<br />
=> erschwerte Therapie<br />
• Erreger der wichtigsten monokausalen respiratorischen Infektionskrankheiten <strong>Pferd</strong><br />
o Influenza – A – equi-1- und –2-Viren (<strong>Pferd</strong>einfluenza, Hoppegartener Husten)<br />
o Equine Herpesviren 1 und 4 (Rhinopneumonitis, Virusabort, Enzephalomyelitiden)<br />
o Equines Arteritis – Virus (<strong>Pferd</strong>estaupe, Rotlaufseuche)<br />
o Tws. Reoviren (seuchenhafter Husten)<br />
o Streptokokkus equi (Druse, Adenitis equorum, Coryza contagiosa equorum)<br />
• Multikausale Infektionskrankheiten<br />
o Viren, die die Basisinfektion setzen => Bakterien und Pilze können sich ansiedeln<br />
• Bekämpfung der monokausalen bakteriellen Infektionskrankheiten: Chemotherapie nach<br />
Antibiogramm!!<br />
• Bei Viruserkrankungen: Schutzimpfungen!!!, bewährt gegen<br />
o Influenza-A-equi-1- und –2-Virus<br />
o Rhinopneumonitis und <strong>Pferd</strong>earteritis<br />
• Bekämpfung multikausaler Krankheiten<br />
o Schutzimpfung mit Kombinationsimpfstoffen und stallspezifischen Vakzinen<br />
o Paramunisierung<br />
� Stimuliert in wenigen Stunden unspezifische Abwehr<br />
� Fördert als „biologisches Regulanz“ die Wirksamkeit von Chemotherapeutika<br />
<strong>Pferd</strong>einfluenza<br />
= Influenza equorum, Hoppegartener Husten, <strong>Pferd</strong>egrippe<br />
Allg<br />
• Akut verlaufende, hoch kontagiöse zyklische Virusallgemeinkrankheit mit bevorzugter<br />
Manifestation im Respirationstrakt<br />
• Klinische Symptome<br />
o Kurzes Fieber<br />
o Katarrh der Atmungsorgane<br />
o Trockener, kräftiger und schmerzhafter Husten<br />
• Klinische Bilder variieren sehr stark<br />
• Verläuft bei sofortiger Ruhigstellung der Tiere gutartig<br />
o Bis 100% Morbiditätsrate<br />
o Mortalität < 19%<br />
• Keine Ruhigstellung -> Virusgeneralisation mit bakterieller Sekundärinfektion => schwere<br />
Verlaufsformen und Spätschäden<br />
o Bei tragenden Stuten Abort möglich<br />
• Beide Influenzavirus – Subtypen weltweit verbreitet<br />
o Subtyp equi-2 ist virulenter, sucht bestimmte Gebiete immer wieder seuchenhaft<br />
heim!!<br />
• <strong>Pferd</strong>e empfänglich für Influenza – A – Viren des Menschen!!<br />
o Meist klinisch inapparent<br />
Ätiologie und Klassifizierung der <strong>Pferd</strong>einfluenzaviren<br />
• Gehören zu Orthomyxoviridae, Genus Influenzavirus<br />
• Spezies A natürlicherweise bei <strong>Pferd</strong>, Schwein und Geflügel<br />
• Influenzaviren prinzipiell identisch gebaut<br />
• Virushülle enthält Lipiddoppelschicht, in ihr spikeförmig angeordnete Oberflächenantigene<br />
o H-Antigen (Hämagglutinierendes Antigen)<br />
o N-Antigen (Neuraminidase – Antigen)<br />
o Verantwortlich für immunisierende Eigenschaften<br />
o Hämagglutinin => Adsorption des Virions an Zelloberfläche<br />
o Neuraminidase regelt Ausschleusung der Virionen aus infizierten Zellen<br />
• Hüllantigen generell sehr variabel => Immunität gegen bestimmten Subtyp des Virus nur<br />
geringen / gar keinen Schutz gegen andere Subtypen<br />
• <strong>Pferd</strong>einfluenzaviren gegen äußere Einflüsse sehr labil<br />
121
o Spaltung/ Inaktivierung durch aller Detergentien, Lipidlösungsmittel und<br />
Desinfektionsmittel möglich<br />
o Verlust der Infektiosität bei 56°C nach 30 min<br />
Epidemiologie<br />
• Wirtsspektrum bei equinen Inluenza-A-viren relativ eng, hptsl. auf Equiden beschränkt<br />
• Übertragung auf Mensch grundsätzlich möglich<br />
• Viruausscheidung bis zum Ende der 1. Woche nach Auftreten erster Symptome<br />
• IKZ von 1-3 d => Schnelle Verbreitung<br />
• Virusaufnahme hptsl. per inhalationem über Tröpfcheninfektion<br />
• Jahreszeitliche Häufung von Oktober – April<br />
Infektionen- und Krankheitsverlauf<br />
• Klinisch inapparente Infektionen eher selten, meist Krankheit<br />
• IKZ 18 h-3 d<br />
• Starke Rötung der Nasen – SH und Konjunktiven<br />
• Klarer Nasen- und Augenausfluss<br />
• Kurzdauernde Schwellung der Kehlgangslnn.<br />
• Biphasischer Temperaturanstieg mit<br />
o 40,5°C bei A-equi-1<br />
o 42°C bei A-equi-2<br />
• erster Fieberanstieg meist übersehen<br />
• Hauptstadium:<br />
o Charakt, trockener, hohler Husten<br />
o Oft leichte Gelbfärbung von Skleren und Nasen – SH<br />
• Ohne Behandlung nach 1-3 Wochen Heilung<br />
o Nur wenn Tiere NICHT!!!! Belastet werden!<br />
• Kontinuierlich erhöhte Temperatur = Zeichen für bakterielle Sekundärinfektionen<br />
o Fieberfreie Intervalle wechseln ab mit Fieberschüben<br />
o Eitrige Nasenkatarrhe, katarrhalische Bronchopneumonie<br />
• Fohlen ohne maternale Immunität<br />
o Schwere Erkrankungen, führen zu schwerer Bronchopneumonie!!<br />
o Kompliziert durch bakterielle Sekundärinfektionen<br />
� Myokardschäden in 4-5 d tödlich<br />
• Schlechte und ungünstige Haltungsbedingungen begünstigen Ausbruch<br />
• Begleitsymptome variieren je nach Kondition und Konstitution der Tiere<br />
o Inappetenz, erhöhte Sensibilität, Muskelzittern<br />
o Subikterische bis ikterische SH<br />
• Während akuter Phase<br />
o Frühabort in ersten 3 Monaten möglich<br />
122
• Ak schon 4-6 d nach Krankheitsbeginn<br />
o 12 –20 d danach Höhepunkt<br />
o 8-12 Wochen danach im Blut nicht mehr nachweisbar<br />
• Titer 1:20 => Zeichen für überstandene Infektion<br />
• Titer 1:40 = Schutz vor Infektion<br />
Diagnose<br />
• Kardinalsymptome<br />
o Trockener Husten<br />
o Respiratorische Symptome<br />
• Schnelle Verbreitung im Bestand<br />
• Verdachtsdiagnose relativ schnell zu stellen<br />
o Sicherung durch Antigennachweis!!<br />
• Virusisolierung aus Luftsackspülprobe, Augen- und Nasensekretprobe<br />
DD<br />
• Andere Virusinfektionen<br />
o EHV-1 und 4 -> breiten sich nur langsam aus, Aborte bei trächtigen Stuten<br />
Therapie<br />
• Keine kausale vorhanden!!<br />
• Empfohlen: Behandlung erkrankter Tiere mit Paramunitätsinducern aus Pockenviren!<br />
• Intensive und gezielte Antibiose (Verhinderung bakterieller Sekundärinfektionen)<br />
• Absolute Schonung!!!!!!!!<br />
• Ställe mit Influenzafällen: mindestens 4 Wochen sperren<br />
• Nach Durchseuchung Bestand gründlich reinigen und desinfizieren!!<br />
• Wirksame Bekämpfung der <strong>Pferd</strong>einfluenza<br />
o Nur regelmäßige Schutzimpfung wirksam<br />
o Absatzfohlen in Impfprogramm einbeziehen!!!<br />
o Polyvalente Vakzine benutzen<br />
• Folgende Impfempfehlungen gelten zur Zeit<br />
o Kombiimpfung gleichzeitig gegen:<br />
� <strong>Pferd</strong>einfluenza<br />
� Herpesviren => gesamter <strong>Pferd</strong>ehustenkomplex abgedeckt<br />
� Reovirusinfektionen<br />
o Grundimmunisierung<br />
� 2 Impfungen im Abstand von 8-10 Wochen ab 3.-4. Lebensmonat<br />
� nach 4 Monaten Auffrischung<br />
o alle 6 Monate impfen<br />
o aktuelles Seuchengeschehen durch Influenza – A => Einzelimpfungen<br />
• Impfung gegen Influenza A<br />
o Grundimmunisierung<br />
� 2 Impfungen im Abstand von 6-8 Wochen ab 3.-4. Lebensmonat<br />
o Auffrischung 6 Monate nach 2. Impfung<br />
o Alle 9-12 Monate Wdh-Impfungen<br />
Rhinopneumonitis<br />
= Equine virale Rhinopneumonits, EHV-4-Infektion<br />
Allgemein<br />
• Herpesvirus<br />
• Hptsl. respiratorische und abortive Bedeutung, tws auch zentralnervöse!!<br />
• Alphaherpesviridae<br />
• EHV-1<br />
o Erreger des Stutenabortes<br />
o Spätaborte zw. 7.-10 Monat<br />
o Geburt lebensschwacher Fohlen, die in den ersten d sterben<br />
o Bei Stuten nach der Geburt tws. Manifestation im ZNS (= Enzephalomyelitis)<br />
• EHV-2<br />
o Zytomegalie- Virus des <strong>Pferd</strong>es<br />
123
o Isoliert aus Respirationstrakt, B-Lymphos, Leukos und Nierenzellkulturen<br />
• EHV-3<br />
o Koitalexanthem <strong>Pferd</strong> (= Bläschenausschlag, Deckinfektionen)<br />
• EHV-4<br />
o Rhinopneumonitis<br />
o V.a. bei Fohlen<br />
o Bei älteren <strong>Pferd</strong>en meist klinisch inapparent<br />
o Gelegentlich Spätaborte, nervale Störungen und perineale Sterblichkeit<br />
• EHV-5-8<br />
o Nix bekannt!!!<br />
• Rhinopneumonitis = zyklisch verlaufende Virusallgemeinerkrankung<br />
o Bevorzugt im Respirationstrakt<br />
o Erreger ist EHV-4<br />
• Bei jüngeren Tieren respiratorische Symptome auch durch EHV-1 möglich<br />
• Mischinfektionen sind möglich<br />
• EHV-1 und EHV-4 Infektionen<br />
• Zum Großteil klinisch inapparent<br />
• Subklinische Infektionen sind zeitlich begrenzt<br />
• Persistierende Infektionen etablieren sich latent oder okkult<br />
• Latente Infektionen<br />
o Vermehrungsfähige Viruspartikel im Knochenmark, Makro- und Mikrophagen, in<br />
trigeminalen Ganglien, in Tonsillen, Haut- und SH<br />
• Okkulte Infektionen<br />
o Entzieht sich Abwehr<br />
o Nur Virusnukleinsäure persistiert<br />
Ätiologie<br />
• EHV-4-typisches, komplex aufgebautes Herpesvirus<br />
o Behülltes DNA-Virus mit kubischem Nukleokapsid<br />
o Lipidhaltige Hülle => empfindlich gegen Detergentien und Lipidlösungsmittel<br />
o Hitze- und säurelabil, bei 56°C in 5-10 min inaktiviert<br />
Epidemiologie<br />
• Weltweit verbreitet<br />
• Natürlich empfänglich: <strong>Pferd</strong>e und andere Equiden<br />
• Virusausscheidung über Sekrete und Exkrete (v.a. Nasensekret)<br />
• Bei Husten Übertragung durch Tröpfcheninfektion möglich<br />
• Eintrittspforte: SH von Respirations- und Genitaltrakt<br />
• Intrauterine Übertragung möglich<br />
• Virusreservoire: v.a. persistent infizierte <strong>Pferd</strong>e<br />
o Reaktivierung des Virus durch Stress möglich<br />
Infektions- und Krankheitsverlauf<br />
• Hauptsächlich klinisch nicht relevante, persistierende Infektionen<br />
o Konversion von Krankheit hptsl. beim Absetzer (fehlender Schutz über Kolostrum) und<br />
Jährling<br />
o Entwicklung einer ansteckenden, akuten und fieberhaften Erkrankung!<br />
• Junge <strong>Pferd</strong>e<br />
o IKZ bis zu respiratorischen Symptomen 3-10 d<br />
o Plötzlich einsetzender Katarrh mit monophasisch Temperaturerhöhung<br />
o Dauer 1-5 Wochen, je nach Schwere der Symptome<br />
o Belastung der Tiere => Pneumonie und Pleuritis möglich<br />
o Tiere erholen sich i.a. schnell<br />
• Ältere Tiere mit aktiver Immunität<br />
o Nur gelegentlich Erkrankung<br />
o Vorwiegend unter Stress als Folge einer Neuinfektion oder durch Aktivierung einer<br />
persiflierenden Infektion<br />
• Trächtige Stuten: Übertragung auf Fetus, IKZ 4 Wochen bis 4 Monate, danach Spätabort<br />
• EHV-4 bedingte Enzephalomyelitis immer mehr Bedeutung<br />
o Wechselnde Parzen<br />
124
o Tws. tödliche Paralysen<br />
o Evtl. Immunkomplexkrankheit<br />
o Exantheme an Nüstern und äußerem Genitale der Stute ( => Verwechslung mit<br />
EHV-3)<br />
• Natürlich erworbene Immunität gegen EHV-4 => Immunität gegen EHV-1<br />
• Zelluläre Immunität: bei intranasaler EHV-4 Infektion schon nach 2 d in SH, Höhepunkt nach<br />
7-15 d, Abnahme ab 6.-8. Woche<br />
• Humorale Immunität<br />
o Beginnt erst nach 14 – 21 d<br />
o Ak um 4 Wochen p.inf. Höhepunkt, können bis etwa 5./6. Woche p. inf. Persistieren<br />
• Fohlen 6.- 8. Lebenswoche körpereigene Abwehr => Fohlen kann sich aktiv mit seiner<br />
Umwelt auseinandersetzen<br />
o Voll belastbare Immunität erst ab 6.- 8. Monat, tws. erst am Ende des ersten<br />
Lebensjahres<br />
Diagnose<br />
• Kein Symptom: deutlich Zeichen für EHV-4<br />
o Keine pathognomonischen Anzeichen<br />
• Diagnose immer über Erregernachweis absichern<br />
• Virusanzüchtung aus Nasen- und Rachenspülprobe, Leber und Lunge abortierter Feten<br />
Therapie<br />
• Keine spezielle Therapie vorhanden<br />
• Tiere SOFORT und bis zum Verschwinden des Hustens ruhig stellen<br />
• Akutes Stadium: Antibiose zur Vorbeugung von bakteriellen Sekundärinfektionen<br />
o Mindestens 3 d über Fieberphase hinaus geben<br />
• Hustenreizstillende Mittel geben<br />
• Sekretolytika<br />
• Schutz EHV-4 freier Zuchtbestände unter Impfschutz:<br />
o Einstellen nur ordentlich geimpfter <strong>Pferd</strong>e<br />
o Junge <strong>Pferd</strong>e vor Neuaufstallung in Quarantäne<br />
o Räumliche Trennung von Zuchtstuten und übrigen Tieren des Bestandes<br />
o Kein Verkehr mit nicht geimpften <strong>Pferd</strong>en<br />
• Bestände mit Virusabort: 8 Wochen nach letztem Fall Sperre für jeden <strong>Pferd</strong>everkehr<br />
• Kreuzimmunität zwischen EHV- und EHV-4 => Impfung gegen EHV-1 alle 6 Monate schützt<br />
auch vor EHV-4!!<br />
• Herpesimpfung<br />
o Grundimmunisierung im 4. und 6./7. Monat<br />
o Auffrischungsimpfung 6 Monate nach Grundimmunisierung<br />
o Wdh- Impfung nach 6 Monaten<br />
o Alle 6 Monate Wdh - Impfung<br />
• Kombiimpfstoff gegen Hustenkomplex uns Influenza anwenden!!<br />
• Bewährt: intratracheale Notimpfung bei EHV-Endemie<br />
o Lebendimpfstoff<br />
o Belastet <strong>Pferd</strong>e nicht<br />
o Blockiert Eintrittspforte an respiratorischen SH<br />
Arteritis equorum<br />
= <strong>Pferd</strong>estaupe, Rotlaufseuche des <strong>Pferd</strong>es. Pinkeye, EVA<br />
Allgemein<br />
• Equine virale Arteritis ist kontagiöse, zyklisch verlaufende, fieberhafte Virusallgemeinkrankheit<br />
• Führt zur Schädigung des Gefäßendothels (Tunica interna), v.a. der kleinen Arterien und<br />
Arteriolen<br />
• Charakt.: Augenveränderungen (Pink, eye), Ödeme an Extremitäten, Bauch und im<br />
Genitalbereich und Frühaborte<br />
• Enterale und respiratorische Manifestationen kompliziert durch bakterielle Sekundärinfektionen<br />
• Infektion weltweit verbreitet, verläuft aber klinisch inapparent<br />
125
Ätiologie<br />
• Erreger der Arteritis = Genus Arterivirus<br />
• Vermehrung verläuft mit zytopathischem Effekt<br />
o Möglich in vielen Zellkulturen und einigen permanenten Zelllinien (BHK.21)<br />
• Auffälligstes ultrastrukturelles Charakteristikum: doppelt umhüllte zytoplasmatische Vesikel<br />
Epidemiologie<br />
• Virus wird während Virämie in Fieberphase mit Nasensekret, Speichel, Augensekret und Kot<br />
ausgeschieden<br />
• Infizierte Hengste können Erreger mehrere Jahre mit Sperma ausscheiden<br />
• Stark virushaltig: alle Gewebe und Flüssigkeiten abortierter Feten<br />
• Übertragung direkt durch Kontakt, Geschlechtsakt, Samen und intrauterin<br />
Empfänglich<br />
• <strong>Pferd</strong>e aller Altersstufen<br />
• Frisch verseuchte Bestände: 4-6 Wochen Seuchendauer<br />
• Klinisch inapparente Verlaufsform => Keimausscheidung und Dauerausscheider<br />
Infektions- und Krankheitsdauer<br />
• Infektion führt nicht immer zu Krankheit und selten zu Seuche<br />
• Subklinische und latente Verlaufsformen dominieren<br />
• Virus schon 24 h p. inf. in Lunge<br />
o Transport über infizierte Makrophagen nach intranasaler Infektion<br />
• 2 d später Erreichen der bronchialen Lnn<br />
• 4 d p. inf.: Virus im gesamten lymphoretikulären System nachweisbar => Infektion von<br />
Gefäßendothel und Organmanifestation<br />
• Entwicklung einer Panarteritis, v.a. muskuläre Arterien und Arteriolen betroffen<br />
• Schädigung der Tunica interna => Permeabilitätsstörungen => Ödeme und Hämorrhagien<br />
• 3-10 d IKZ<br />
• ab 6.-7. d schwerste Symptome<br />
o Gliedmaßen Ödeme<br />
o Anorexie<br />
o Mattigkeit<br />
o Gestörtes Sensorium<br />
• Typisch: Konjunktivitis mit Tränenfluss, Lichtscheue und Lidödeme („Pinkeye“)<br />
• Viele Tiere zeigen Verdauungsstörungen -> Zuerst Obstipation und Kolik, später Durchfälle<br />
und Ikterus<br />
• Tws. Fazialisparese und Penisvorfälle<br />
• Affektionen der Luftwege äußert sich in Pharyngitiden, Laryngitiden und gelegentlich Husten,<br />
Dyspnoe und Nasenausfluss<br />
• Fieber bis 41°C meist ca. 5-9 d vorhanden!!<br />
o Oft mit somnolentem Verhalten verbunden<br />
• Fast immer Nasenausfluss<br />
• Morbidität > 50%, niedrige Letalität<br />
• Am Schwersten erkranken trächtige Stuten<br />
• In 40 – 80% der Fälle Frühaborte, entweder während Fieberphase oder in Rekonvaleszenz<br />
• Virus stark abortogenes Potential<br />
• Abort früh nach der Infektion, oft ohne Vorzeichen<br />
o Dem abortierten Fetus fehlen typische Symptome<br />
o Tws, ggrd. Autolyse am Fetus<br />
• Geburt lebensschwacher Fohlen mit bronchopneumonischen Symptomen, Ödemen und<br />
petechialen Blutungen<br />
• Relativ schnell Bildung von Ak<br />
o Können Persistenz des Virus nicht verhindern<br />
o Schützen bestimmte Zeit vor zu Krankheit führenden Reinfektionen<br />
• Vermutlich jahrelange Immunität<br />
• Maternale Ak im Fohlen 2-6 Monate nachweisbar<br />
Diagnose<br />
• Nur möglich, wenn mehrere Tiere gleichzeitig erkranken<br />
• Nachweis von Virus aus Sekreten, Exkreten und Leukozyten<br />
126
Therapie<br />
• Kausale Therapie nicht möglich<br />
• Symptomatische Therapie je nach dominierendem Symptom<br />
• Sofortige Ruhigstellung des Patienten<br />
• Isolierung kranker und seuchenverdächtiger <strong>Pferd</strong>e<br />
• 4-6 Wochen Sperre betroffener Ställe nach letztem manifesten Fall<br />
• verseuchte Gebiete: serologische Populationsuntersuchungen<br />
• Schutzimpfung<br />
o Nicht in allen Ländern bekannt<br />
o Parenterale Impfung<br />
o Bildung spezifischer Ak und zellulärer Immunität<br />
• Vor Export tws. Nachweis, dass Tier in letzten 180 d keinen Kontakt mit EVA- kranken <strong>Pferd</strong>en<br />
hatte!!<br />
<strong>Pferd</strong>ehustenkomplex<br />
• Multikausale Krankheit des Atmungsorganes<br />
• Entsteht durch synergistisches Zusammenwirken von fakultativ pathogenen Erregern und<br />
nichtmikrobiellen Faktoren<br />
• Keine spezifischen Krankheitsbilder nachweisbar<br />
• Nehmen oft Ausgang von klinisch inapparenten Infektionen<br />
• Meist setzen Viren als Leitkeime die Basisinfektion<br />
o Ermöglicht Bakterien, Pilzen... weitere Ansiedlung<br />
• Primäre virale Basisinfektionen<br />
o Reoviren<br />
o Rhinoviren<br />
o Adenoviren<br />
o Parainfluenza – 3<br />
o EHV-1 und –3<br />
o Influenza A<br />
• Konversion in Krankheit durch Sekundärinfektionen<br />
• Wichtigste multikausale respiratorische Infektionskrankheit im Verlauf des<br />
<strong>Pferd</strong>ehustenkomplexes<br />
o Viraler <strong>Pferd</strong>ehusten<br />
o Kontagiöse Pleuropneumonie<br />
o Fohlenpneumonie (Pasteurellen, Bordetellen)<br />
o Streptokokkenpharyngitis<br />
o Sommerpneumonie<br />
• Große Bedeutung: endemischer Hospitalismus<br />
• Mit Herpesviren infizierte Bestände bleiben lebenslange Virusträger => bei Stress immer<br />
Quelle neuer Infektionen<br />
• Meist mehrere Manifestationsorgane betroffen<br />
• In ungeimpften Beständen 40% Erkrankungshäufigkeit pro Jahr<br />
• Gefahr: Neigung zur Chronizität<br />
o V.a. chronische Bronchiolitiden mit sekundärer Allergisierung<br />
o Mit Hauptursache für COB<br />
• Auch nichtmikrobielle Faktoren sind beteiligt<br />
o Besitzer verlangen kranken Tieren Leistung ab<br />
o Körperliche Belastung in akuter Phase der Infektion<br />
o Antibiotika- und Corticosteroidmißbrauch<br />
o Unzureichende Stallhygiene<br />
o Fehlerhafte Applikation von Medikamenten über Magenschlundsonde<br />
o Endogene und exogene Immunsuppression<br />
o Unkontrollierter Personenverkehr<br />
• Unzureichende Therapie => chronische Verlaufsformen möglich<br />
Therapie<br />
• Kausal nicht möglich => Symptomatisch<br />
127
• Ruhigstellung der Tiere über mehrere Wochen mit geeigneter Fütterung und Haltung<br />
• Bekämpfung mittels<br />
o Schutzimpfungen<br />
o Einsatz stallspezifischer Impfstoffe<br />
o (Paramunisierung)<br />
• „Allheilmittel“ gibt es nicht!<br />
• Virale Kombinationsvakzinen mit Antigenen der wichtigsten Leitkeime<br />
• Haben chemotherapeut. Maßnahmen versagt => Einsatz stallspezifischer Vakzine<br />
• Paramunisierung bei neugeborenen Fohlen sofort nach Geburt zur Prophylaxe!!<br />
Krankheiten von Mundhöhle, Zähnen, Zunge und Kiefer<br />
Symptome bei Erkrankungen im Maul<br />
• Abnormales Verhalten während der Futteraufnahme<br />
• Konditionsverlust<br />
• Mundgeruch<br />
• Salivation<br />
• Kopfschütteln<br />
• Abneigung gegen das Gebiss<br />
• Unrittigketi<br />
• Vorwölbungen/ Schwellungen des Kiefers<br />
• Eitriger Ausfluss aus Mundhöhle und Nase<br />
Untersuchung des Mauls<br />
• Da <strong>Pferd</strong>emaul sehr lang ist und nur begrenzt zu öffnen, braucht man Licht!!!<br />
o Am Besten fokussierbare Stirnlampe<br />
• Zur US der hintere Backenzähne Kiefer mit Spreizer öffnen<br />
• Achten auf:<br />
o Anzahl, Form und Aussehen der Zähne und deren Kanten (Zahnspitzen!!)<br />
o Länge und Kongruenz der Zahnreihen<br />
o Farbe und Beschaffenheit des Zahnfleisches<br />
o Futterreste<br />
o Beweglichkeit von Zähnen<br />
• Futterkrippe untersuchen: Futterwickel sind Zeichen für Zahnspitzen<br />
Störungen im Zahnwechsel<br />
Bumps<br />
• Dt. „Knäste“ genannt<br />
• Physiologische Umfangsvermehrungen<br />
• Häufiger am UK als am OK<br />
Symptome<br />
• Bei 2-3 jährigen <strong>Pferd</strong>en ein- oder beidseitige Umfangsvermehrung der Kontur des Margo<br />
ventralis mandibulae<br />
• Meist am 2., 3. und 4. Prämolaren und 1. Molaren<br />
Ursache<br />
• Meist Störung des Zahnwechsels<br />
o Missverhältnis zwischen Abbau der Milchzähne und Aufbau bleibender Zähne<br />
o Wachsende Zähne wachsen nicht mehr in physiologische Richtung => Vorwölbungen<br />
• Milchzähne ausgefallen => Wachstumsdruck bleibt aus, Bump bildet sich zurück<br />
• Bump des M1 im UK durch nicht abgebaute orale Alveolarwand<br />
o Hat ja keinen Milchzahn angelegt!!!<br />
• Auch Verkeilung der unterschiedlichen gerichteten Wurzeln von P2, P3, P4 möglich<br />
Therapie<br />
128
• Milchprämolaren, unter denen sich Bumps gebildet haben, extrahieren!!<br />
Zysten<br />
• Entstehen aus Resten der Hertwig’schen Epithelscheide oder als Hemmungsmissbildung<br />
• Enthalten oft Zahnreste<br />
• Können Kiefer lokal vorwölben<br />
• Ohrrandfistel = häufigste Hemmungsmissbildung<br />
o Fistelöffnung am ventralen Ohrmuschelrand<br />
o Sondierung des Fistelkanals => stoßen auf Zähne mit typischem metallischen<br />
„Zahnklang“<br />
Therapie<br />
• Exstirpation des Fistelkanals und der Zyste mit Zahnteilen<br />
CAVE: Fraktur des Schädelbeins vermeiden<br />
Persistierende Milchkappen<br />
• Nicht ausgefallene Reste von Milchzähnen<br />
• Zwischen Milchzahnrest und bleibendem Zahn wird Demarkationslinie sichtbar<br />
• Entstehen Störungen der gleichmäßigen Abnutzung<br />
• Rotierte oder gekippte Milchzahnkappen => mechanische Irritation und / oder Einkeilung von<br />
Futterresten => Gingivitis, Parodontitis<br />
• Oft Ursache für Rittigkeitsprobleme junger <strong>Pferd</strong>e, die vorher ohne Probleme liefen!!<br />
Therapie<br />
• Entfernen der Milchkappen<br />
Persistierende Schneidezähne<br />
• Meist vergesellschaftet mit distal davon durchgebrochenem, bleibendem Incisivus<br />
Therapie<br />
• Extraktion des Milchzahnes<br />
CAVE: lange Wurzeln, die Krone kann sehr leicht abbrechen!!<br />
• Bleibender Zahn kann sich dann in physiologische Stellung schieben<br />
Abnorme Anzahl von Zähnen<br />
Oligodontie<br />
• = Verminderung der Zahnzahl<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Fehlen von Zähnen, angeborener Zustand<br />
• Entweder durch Retention oder Inklusion eines oder mehrerer Zähne im Kiefer<br />
(Pseudooligodontie) oder Fehlen einer Zahnanlage (reduktive Oligodonie)<br />
• Pseudooligodontie<br />
o Bei Stute meist an Hakenzähnen<br />
o Seltener bei Hengsten und Wallachen<br />
o Klinisch oft nicht von echter Form zu unterscheiden<br />
o Röntgen zur Diagnosestellung<br />
• Echte Oligodontie<br />
o Phylogenetische Reduktion des Gebisses (= reduktive Oligodontie)<br />
o Spontane Form viel öfter<br />
� = Anlage zu weniger Zahnkeime<br />
� Unterdrückung der angelegten Zahnkeime während embryonaler oder<br />
postembryonaler Entwicklung<br />
• Meist fehlen einzelne Zähne, tws. aber auch ganze Zahnsorten, bzw. – reihen<br />
• Auch Schneidezähne können betroffen sein!!<br />
129
Therapie<br />
• Nur Folgezustände therapierbar => abnorm verlängerte Antagonisten regelmäßig kürzen,<br />
bzw. abschleifen<br />
Polydontie<br />
• Überzahl von Zähnen<br />
• Pseudopolydontie<br />
o Zähne einer Sorte durch Transposition an andere Sorte herangerückt<br />
o Persistenz einzelner oder aller Milchzähne<br />
• Typische (atavistische) Polydontie<br />
o Zu Grunde liegt Atavismus<br />
o Auftreten überzähliger Zähne in verlängerter Zahnreihe durch verminderte Zahl der<br />
Zahnkeimanlage<br />
o Für <strong>Pferd</strong>e typisch: Vorhandensein eines 4. Incisivus und eines P1 vor P2<br />
(=Wolfszahn)<br />
o Wolfszahn so oft, dass er kaum als pathologisch angesehen wird<br />
• Atypische Polydontie<br />
o Echte Mi0bildungen oder Variationen der Zahnzahl<br />
o I.d.R. nix mit phylogenetischer Entwicklung zu tun!!<br />
o Große Zahnkeimzahl, Spaltung ursprünglich einzelner Zahnkeime, latente Dignathie,<br />
Verlagerung / Versprengung von Teilen der Zahnleiste<br />
o Zähne selten einfache Zapfenform, sondern entweder Milchzahn. Oder<br />
Ersatzzahncharakter<br />
o Werden grundsätzlich nicht gewechselt<br />
Therapie<br />
• Extraktion, wenn sie Probleme bereiten!!<br />
Brachygnathie inferior und superior<br />
• Brachygnathia inferios = Karpfengebiss (UK< OK)<br />
• Brachygnathia superior = Hechtgebiss ( OK > UK)<br />
• Angeborene Verkürzung eines Kiefers<br />
Symptome<br />
• Veränderungen an den Schneidezähnen<br />
o Stehen nur tws in Reibung<br />
• Nur Incisivi betroffen: Futteraufnahme / Kauen möglich<br />
• Hechtgebiss seltener als Karpfengebiss<br />
Therapie<br />
• Leichte Fälle: alle 6-9 Monate Zähne abschleifen<br />
• Schwere Fälle: Extraktion der Zähne<br />
Fehlstellungen von Zähnen<br />
Schneidezähne<br />
• Nach Zahnverlust fehlen eines Incisivi => Antagonist wächst in Lücke rein<br />
o Muss regelmäßig beschliffen werden<br />
o Kann Lateralexkursionen des Kiefers beim Kauen behindern => Entstehung von<br />
Zahnspitzen an Backenkieferzähnen<br />
• Zu langer OK – incisivi: mit Neigung der Schneidezahn – Kauebene nach vorne und unten<br />
verbunden<br />
o Parallel zur Okklusionsebene der Backenzähne schleifen, bis die gut zu schließen sind<br />
130
Wolfszähne<br />
• = P1, oft am OK, selten am UK<br />
• können direkt vor P2 oder auch seitlich davon verlagert vorkommen<br />
• Probleme meist in Kombi mit Gebiss, wenn P1 besonders groß, scharfkantig oder seitlich<br />
verlagert ist<br />
Therapie<br />
• Ursache für Kaufunktionsstörungen => Extraktion!!!<br />
• CAVE: Wurzel bricht sehr leicht ab!!<br />
Pulpitis<br />
• = Entzündung der in Zahnhöhle liegenden Pulpa<br />
• kommt in jedem Alter vor<br />
• Incisivi haben 1 Pulpakankal, OK- Backenzähne 5, UK-Backenzähne 2!<br />
Ursachen<br />
• Trauma<br />
o Beißen auf harte Gegenstände<br />
o Schlag auf Kiefer<br />
• Zahnfissuren, -frakturen<br />
o Direkter Zugang von Keimen => Pulpa wird in kurzer Zeit infiziert und später<br />
nekrotisch<br />
• Malokklusion<br />
o Nach Gingivitis / Parodontitis retrograde Infektion der Pulpa über Wurzelspitze<br />
möglich<br />
o OK Imbalance zwischen Abnutzung und Bildung von Sekundärdentin => Eröffnung<br />
der Pulpahöhle<br />
• Hämatogene Infektion<br />
o Gestreute Infektion<br />
o Eher selten<br />
• Karies<br />
o Sehr selten Ursache, da Zähne der <strong>Pferd</strong>e sehr dicke Schmelzschicht haben<br />
• Iatrogen<br />
o Zu tief geschliffen / abgezwickt<br />
o Thermisch induziert, wenn bei Schleifen nicht mit Wasser gekühlt wird<br />
DD<br />
• Bumps<br />
o Schmerzlos<br />
o Nicht vereinzelt<br />
Symptome<br />
• Hyperämie und entzündliches Ödem der Pulpa<br />
=> Kompression der Pulpanerven => Zahnschmerzen!!<br />
• Keine Ausdehnungsmöglichkeit in der Pulpa => relativ schnell Nekrosen<br />
• Schmerzen<br />
o Störungen in der Futteraufnahme<br />
o V.a. während der Aufnahme kalten Wassers<br />
• Tws. Foetor ex ore<br />
• Schonung der betroffenen Seite => Gebissanomalien<br />
• Fehlende von Ersatzdentin => Freilegung der Pulpahöhle auf der Kaufläche<br />
• Bei akuter Pulpitis ist regionärer Lnn. verdickt und druckempfindlich<br />
• Perkussion des erkrankten Zahnes => Schmerz<br />
• Kann im Verlauf zur Lockerung des Zahnes kommen, tws. verbunden mit Zahnabszess, bzw.<br />
– fistel an Kieferaußenseite<br />
Therapie<br />
• Seröse Pulpitis kann sich ohne bleibende Schäden spontan zurückbilden<br />
• Wurzelspitzenresektion zur Erhaltung des Zahnes<br />
o Nur, wenn Erkrankung nicht zu weit fortgeschritten ist<br />
131
• Gelockerter Zahn ist zu entfernen<br />
Zahnstein<br />
• Bei etwa 80% aller <strong>Pferd</strong>e<br />
• V.a. an Zähnen, die an Speicheldrüsen- Ausführungsgängen liegen<br />
Symptome<br />
• Grau – weißlicher bis dunkelgrauer, braun, manchmal auch gelbgrüner Belag<br />
• Reicht etwa bis Mitte der Krone<br />
• Kaufläche selbst ist immer frei!!<br />
• Scheren- oder Treppengebiss: v.a. an bukkalen Flächen abnorm verlängerter Zähne<br />
• Überlappt Zahnfleisch => ulzerierende Veränderungen unter ihm => foetor ex ore<br />
• Gingivitis (Parodonditis i.d.R. nicht vorhanden)<br />
Ätiologie<br />
• Entweichen von Kohlendioxid => lösliches Calciumhydrogencarbonat des Speichels wird zu<br />
unlöslichem Calciumcarbonat => Niederschlag an Zähnen<br />
• Besteht aus<br />
o Calciumcarbonat<br />
o Epithelien der Mund – SH<br />
o Futterbestandteilen<br />
o Mikroorganismen der Mundhöhle<br />
• Kalkreiche Nahrung fördert Bildung!!<br />
Therapie<br />
• Mechanische Entfernung<br />
• Nach Entfernen Polieren der Zähne<br />
o Vorbeugung vor Wiederansammlung<br />
Parodontitis<br />
• = Entzündung des Zahnhalteapparates<br />
• verbunden mit Knochenschwund => irreversibel<br />
• weit fortgeschritten: retrograder Befall der Pulpa => Pulpitis<br />
• oft Bildung von Eiterfisteln<br />
o im UK ventral durch Haut nach außen<br />
• OK: Infizierung von Nasen- und Kieferhöhle<br />
Symptome<br />
• Gestörte FA (langsam und weniger)<br />
• Haarkleid glanzlos und struppig<br />
• Haarwechsel verzögert / unvollständig<br />
• Müde, temperamentslos<br />
• Koliken, Darmentzündungen<br />
• Im Kot unzerkaute Haferkörner<br />
• Adspektion der Mundhöhle<br />
o Hyperämie<br />
o Blutungen<br />
o Schwellungen des Zahnfleisches<br />
• Röntgen: Veränderungen sofort deutlich zu sehen!<br />
Ätiologie<br />
• Bakterielle Infektion, Ausgang von eingekeiltem Futter (Grannen!!!!)<br />
o Begünstigt durch weiche Nahrung und Melassefütterung<br />
• Chronische Parodontitis => ossifizierende Periositis des Kieferknochens<br />
Therapie<br />
• Eingekeilte Faserbündel entfernen<br />
• Teilresektion der Krone<br />
o Entlastet Zahn vom Kauen<br />
• Meist: Extraktion des erkrankten Zahnes<br />
132
Stomatitis<br />
• Physiologisch: blassrote, aber gut durchblutete SH<br />
Symptome<br />
• Verstärkte Salivation und Störung in der Futteraufnahme<br />
• Widersetzlichkeit beim Trensen und Reiten<br />
• Katarrhalische Stomatitis<br />
o Fleckige oder diffuse Rötungen<br />
o Geschwollene SH<br />
o Schwellung z.T. masssivst („Geschwulst“)<br />
o Abgestorbenes Epithel vermischt mit Sekret der Schleimdrüsen und Speichel =><br />
grauweißer bis schmutzigweißer Belag<br />
• Stomatitis vesiculosa<br />
o Hanfkorn- linsengroße Blasen<br />
o Bläschen platzen bald => flache Errosionen (heilen in wenigen d ab)<br />
• Stomatitis pustulosa<br />
o Wenn Eitererreger zur Stomatitis vesicularis kommen<br />
o Eitrig eingeschmolzene Knötchen -> von rotem Hof umgebene Pusteln -> tiefe, in<br />
Submucosa reichende Geschwüre -> narbiges Verheilen<br />
• Stomatitis pseudomembranosa<br />
o Starker Speichelfluss<br />
o Starke Rötung der SH<br />
o Grauweiße Beläge und Krusten<br />
Ätiologie<br />
• Katarrhalische Form: selbstständiges Auftreten durch traumatische, chemische und infektiöse<br />
Einflüsse<br />
o Oft Begleiterscheinung von Infektionskrankheit<br />
• Stomatitis vesicularis ist virusbedingt<br />
Diagnose<br />
• Nach Inspektion der Mundhöhle möglich<br />
Therapie<br />
• Ursachen abstellen<br />
• Futterumstellung auf Kleietrank, Grünfutter und zartes Heu<br />
• Prüfen, ob <strong>Pferd</strong> Selbsttränke bedient, wenn nicht Wasser im Eimer anbieten<br />
• Ulzerationen mit Chlorhexidingel bepinseln<br />
• Evtl. Parenterale Antibiose<br />
Abnorme Gebissabnutzungen<br />
Zahnspitzen<br />
Symptome<br />
• = scharfkantige Ränder an Backenzähnen<br />
o im UK am lingualen Rand, im OK am bukkalen Rand<br />
• häufigstes Zahnleiden der <strong>Pferd</strong>e<br />
Ätiologie<br />
• mehrere Ursachen möglich<br />
• natürliche Prädestination<br />
o UK schmaler als OK<br />
o <strong>Pferd</strong> neigt zur Entstehung von Zahnspitzen<br />
• Zu wenige Rauhfutter<br />
o Umstellung von Rauhfutter auf mechanisch vorbereitetes Futter => Exkursion der<br />
seitlichen Mahlbewegung nimmt ab<br />
o Rauhfutter: <strong>Pferd</strong> bündelt Futter und schiebt es im Maul hin und her => geht bei<br />
Kraftfutter nicht, da dies dann verloren geht<br />
o Futterwickel in Krippe oder am Boden = Zeichen für Zahnspitzen<br />
133
o Behindern normale Okklusion => können zu weiteren abnormen Abnutzungen führen<br />
(Treppen, Wellengebiss...)<br />
o Schmerzhafte Verletzungen an Maul – SH führen zu verminderter Fresslust<br />
• Abnormitäten im Schneidezahnbereich<br />
o Zu lange Incisivi: Störung der Lateralexkursion<br />
o Wellenförmige Kaufläche<br />
o In eine Lücke hinein wachsender Backenzahn => Blockade der Seitwärtsbewegung<br />
Therapie<br />
• Beschleifen der spitzen Kanten und Ecken<br />
o Oft mehrfach wiederholen!!<br />
o Nur scharfe Zahnspitzen entfernen, NICHT Kanten der Zahnreihen abrunden<br />
o Beim Schleifen keinen großen Druck ausüben<br />
� Zahn wird erhitzt => Pulpa kann durch thermische Schädigung nekrotisch<br />
werden!!<br />
o Schleifen immer unter Wasserkühlung!!<br />
Wellengebiss<br />
• Kaufläche der Backenzähne von Seite betrachtet Wellenform<br />
• Oft bei Ponys und alten <strong>Pferd</strong>en<br />
• Vergesellschaftet mit Protrusion am P2 (mesial)<br />
• Ursache<br />
o Ungleichmäßige Zahnhärte<br />
o Langdauernde Okklusionsstörung<br />
Therapie<br />
• Beschleifen der Backenzahnreihe<br />
• Therapie nicht in einer Sitzung, sondern in mehreren!!!<br />
Treppengebiss<br />
• Kaufläche hat bei seitlicher Betrachtung Stufen- bzw. Treppenform<br />
• V.a. im hinteren Backenzahnbereich zwischen P3 und M1<br />
• Zähne in mehreren Sitzungen abschleifen, bis ebene Kaufläche entsteht<br />
• Je früher geschliffen wird, desto besser ist Langzeiterfolg<br />
• Ohne Behandlung: irreparable Schäden am Gebiss und an Kiefer möglich!!!<br />
Scherengebiss<br />
• Kaufläche nicht horizontal, sondern mehr oder weniger ausgeprägter Winkel<br />
• Ohne Behandlung: Backenzähne am OK palatinal und am UK bukkal bis zum Zahnfleischrand<br />
abgerieben<br />
Therapie<br />
• Sukzessives Abtragen der höchsten Protrusionen<br />
o Nach mehreren Sitzungen horizontale Fläche erreicht<br />
o Langsame Anpassung, um Kiefergelenken Zeit zu geben, sich anzupassen<br />
Meißelzahn (Exsuperantia dentinum)<br />
• Meißelzahn = Prämolare oder Molare, der über Niveau der Zahnreihe ragt<br />
• Entsteht da, wo ein Antagonist fehlt<br />
• Haben fast immer scharfe, tws. auch sehr lange Kronenspitzen<br />
• Verletzen ohne Behandlung die SH und/oder Knochen des Gegenkiefers<br />
• Mechanische Hindernis beim Kauen<br />
• Stören durch Schmerzhaftigkeit die Futteraufnahme<br />
Therapie<br />
• Abzwicken oder Abschleifen der zu langen Krone<br />
134
• Abzwicken oft Eröffnung der Pulpa als Folge => wenn möglich in mehreren Etappen<br />
abschleifen!!!<br />
• Fehlen eines Antagonisten: Zahn wächst zeitlebens weiter!!<br />
Abnorme Abnutzung der Schneidezähne<br />
• Z.B. bei Koppen (Aufsetzkopper) oder beim Barrenwetzen (Krippenwetzen)<br />
ANM.: Aufsetzkopper: <strong>Pferd</strong>e schlucken Luft, indem sie OK auf Gegenstände (meist Krippe) setzen<br />
• Koppergebiss: starke Abnutzung der Labialkanten der maxillaren ersten und 2. Incisivi<br />
Therapie<br />
• Koppergebiss<br />
o Abstellen des abnormen Verhaltens durch Milieuveränderungen<br />
o Kopper-OP: Myektomie des M. sternomandibularis, sternohyoidei, sternothyreoidei<br />
und omohyoidei<br />
o <strong>Pferd</strong>e, die neben Koppern stehen, können sich das Fehlverhalten abgucken!!!<br />
• Barrenwetzer<br />
o <strong>Pferd</strong> reibt bei leicht geöffneten Lippen mit Schneidezähnen am Krippenrand =><br />
Labialfläche wird so weit abgeschliffen, dass Kunden sichtbar und Pulpahöhlen<br />
eröffnet werden<br />
o Extreme Fälle: Wunden mit Blutungen am Zahnfleischrand<br />
o Futteraufnahme kann Probleme bereiten<br />
o Ist kaum abzugewöhnen, am Besten entfernt man nach dem Füttern die Krippe<br />
Zementhypoplasie<br />
Symptome<br />
• Zu Karies neigende, minderwertig verkalkende Zementfüllung<br />
• An einer oder mehreren Schmelzeinstülpungen<br />
• Pfd: eines der häufigsten Zahnleiden im OK<br />
• V.a. an M1 oder P4<br />
• Als dunkle Flecken an Zahnoberfläche zu sehen<br />
o Nach Einführen einer Sonde Entfernen fauliger, stinkender Futterbestandteile<br />
• Toxine können Pulpa erreichen => Pulpitis oder Pulpanekrose<br />
• Besteht es über längere Zeit => Zahnfraktur durch Instabilität<br />
• Zähne oder deren Reste müssen entfernt werden!!<br />
Therapie<br />
• Hypoplastischer Zement im Schmelzhohlzylinder mit Füllung oder Inlay versehen =><br />
verhindern der vorzeitigen Abnutzung<br />
Karies<br />
• = bakteriell bedingte Dekalzifizierung<br />
• relativ selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• vorwiegend an Backenzähnen (M1 OK)<br />
• selten an Schneide- oder Hakenzähnen<br />
Symptome<br />
• Kaustörungen, wenn Karies Pulpa erreicht (=> Schmerzen)<br />
• bräunliche Verfärbungen<br />
• typische Beschaffenheit des zerfallenden Hartgewebes<br />
• Karies entwickelt sich in Schmelzeinstülpungen -> oft Stillstand beim Erreichen des Schmelzes<br />
• Selten beobachtet, da<br />
o Zähne der Equiden schmelzfaltig sind (Mensch: Schmelzhöckrig)<br />
o Zähne laufend abgenutzt werden<br />
o Typisches kohlenhydratreiches, kariogenes Futter fehlt<br />
Therapie<br />
• Oft in Folge einer Zementhypoplasie => kann mit Amalgam oder Inlay versorgt werden<br />
135
• Zahn kann durch endodontische Behandlung erhalten werden<br />
• Behandlung wie beim Menschen (Amalgamfüllung)<br />
Erkrankungen der Zunge<br />
Glossitis<br />
Definition<br />
• Entzündung von Zungen – SH und des intrainguinalen Systems<br />
• Hptsl. nach oberflächlichen oder tiefergreifenden mechanischen, chemischen oder<br />
thermischen Verletzungen<br />
Symptome<br />
• Leitsymptom: gestörte Nahrungsaufnahme<br />
o Trinken und Kauen erschwert oder unmöglich<br />
• Entzündung => eingeschränkte Beweglichkeit der Zunge<br />
o Futter fällt bei gleichzeitig verstärkter Salivation wieder aus Maul<br />
• Wiederspenstigkeit beim Einlegen des Gebisses und gegen die Zügel beim Reiten und Fahren<br />
• Große Muskelquerwunden => Zungenspitze liegt teilweise zwischen Schneidezähnen<br />
o Hochgradige Schwellung => Quillt aus geöffneter Mundhöhle vor<br />
� Hat Eindrücke, Wunden... durch Zähne<br />
• Hervorziehen der Zunge ist schmerzhaft<br />
• An Zunge verschieden Formen der Entzündung zu sehen<br />
• Vorsichtige Palpation: Oberfläche eingestochene Fremdkörper zu fühlen<br />
Ätiologie<br />
• Im Zusammenhang mit Stomatiden verschiedener Genese<br />
• Kleinere Stichwunden durch Fremdkörper<br />
• Belecken schadhafter Krippen...<br />
• Zunge bei Sturz zwischen den Incisivi => Amputation (ganz oder tws.)<br />
• Auch durch spitze Zähne, etc..<br />
• Verwendung scharfkantiger Gebisse<br />
• Tierquälerei<br />
Diagnose und DD<br />
• Untersuchung reicht für sichere Diagnose aus<br />
Therapie<br />
• Hohe Dosen Breitbandantibiotika<br />
• Gute Heilungstendenz<br />
o Spezifische Immunabwehr in Mundhöhle<br />
o Bakterizide Wirkung des Speichels<br />
• Tiefe Querwunden oder bereits Nekrosen<br />
o Zungenspitze kann bis zu 10 cm tief amputiert werden (Futteraufnahme dann immer<br />
noch möglich!!!)<br />
o Normale Wundtoilette<br />
o SH- Adaptation mit tieffassenden Nähten<br />
• Wundinfektionen: Spülung der Mundhöhle mit antiseptischen Mitteln oder 0,1 – 0,2%<br />
Chlorhexidin<br />
• Bis Wundheilung: Flüssignahrung!!!<br />
Prophylaxe<br />
• Anwendung stark reizender Medikamente: Schutzverband um Ablecken zu verhindern<br />
• Gebisse prüfen<br />
• In erster Zeit Gummitrense oder Hackamore verwenden<br />
ANM.: „Hackamore“ = gebisslose Zäumung, die über Druck auf den Nasenrücken wirkt, nicht wie<br />
normale Zäumungen übers Maul!!<br />
136
Zungenlähmungen<br />
• Durch ein- oder beidseitige Parese oder Paralyse des N. hypoglossus<br />
Symptome<br />
• Beiderseitige Lähmung: Zunge hängt aus der Mitte des Mauls heraus<br />
• Einseitige Lähmung: Zunge wird zur gesunden Seite hin verogen<br />
• Verstärkte Salivation<br />
• Kein Gefühl in der Zunge => Verletzungen in der SH<br />
• Nahrung kann nur schwer oder gar nicht aufgenommen und abgeschluckt werden<br />
Ätiologie<br />
• Schädigung des N. hypoglossus meist durch Traumata verschiedener Art<br />
• Auch zentral bedingt durch ZNS- Entzündung, Bulbärparalyse, Tollwut, Vergiftung und<br />
Tumoren<br />
Diagnose und DD<br />
• Zunge unbeweglich<br />
• Angeborene Makroglossei, Zungenstrecken<br />
o Zunge ist beweglich<br />
• Fraktur des Zungenbeins<br />
• Faszialislähmung<br />
• Luxation der Mandibula<br />
Therapie<br />
• Schutz der Zunge vor Verletzungen<br />
• Parese verschwinden nach kurzer Zeit meist ohne Therapie<br />
• Zentral bedingt: Verlauf der Primärerkrankung entscheidet über Schicksal<br />
• Chronische Lähmung => Atrophie => Probleme in Futter- und Wasseraufnahme<br />
• Lähmung länger als 14 d => ungünstige Prognose<br />
Pharynx<br />
Krankheiten Pharynx und Ösophagus<br />
Pharyngitis<br />
Definition<br />
• Superfizielle oder profunde bis in Submukosa reichende Entzündung der Rachen – SH<br />
• Orale Partie des Gaumensegels und er lymphatische Rachenring sind einbezogen<br />
• Besondere Form: chronisch – lymphoide follikuläre Pharyngitis<br />
Symptome und Diagnose<br />
• <strong>Pferd</strong> steht mit gestreckter Kopfhaltung da<br />
• Stark verlangsamte Futteraufnahme<br />
• Sehr schmerzhafter Schluckakt<br />
• Abschlucken unter schüttelnden oder nickenden Kopfbewegungen<br />
• Tws. „leerkauen“ oder sogar vollständiges Einstellen der Futteraufnahme<br />
• Tws. Regurgitieren<br />
• Beiderseits muköser oder eitriger Nasenausfluss, vermengt mit Futterpartikeln<br />
• Pharynxpalpation von außen sehr schmerzhaft<br />
• Lnn. des Kehlganges geschwollen<br />
• Kehlgang verstrichen<br />
• Verdacht => Endoskopie<br />
o Gaumensegel und Kehldeckel geschwollen<br />
o Zungengrund scheint gläsern - sulzig<br />
Ätiologie<br />
• Selten selbstständige Erkrankung<br />
• Meist durch Traumen oder in Folge Erkrankungen der oberen Luftwege<br />
DD<br />
137
• Geschwülste<br />
o Nicht schmerzhaft<br />
o Röntgenologisch auszuschließen<br />
• Schlundkopflähmung<br />
o Schluckreflex fehlt<br />
o Fehlen: Rötung und Schmerzen und gestreckte Kopfhaltung<br />
• Ösophagusverstopfung<br />
o Nasenschlundsonde schieben<br />
o Palpation<br />
• Erkrankungen des Luftsackes<br />
o Palpatorisch und endoskopisch auszuschließen<br />
o Tief gehaltener Kopf: Nasenausfluss<br />
• Zungengrundzyste<br />
o Bei Fohlen bis zu ½ Jahr und 1 Jahr klinisch manifest<br />
o Von Mundhöhle aus zu palpieren<br />
Therapie<br />
• Weiche, breiige, dünnflüssige Nahrung<br />
• Schlucken <strong>Pferd</strong>e nicht ab => künstliche Ernährung per Dauerkatheter<br />
• Tws. Antibiotikaschutz und Glukokortikoide!<br />
=> Entzündungserscheinungen klingen schnell ab<br />
• Physikalische Therapie: trockene und feuchte Wärme auf Kehlgangs-, Kehlkopf- und<br />
Halsregion<br />
• Tiefgehaltener Kopf: Spülen mit Borwasser, Kaliumpermanganat- oder 3%iger<br />
Wasserstoffperoxidlödung<br />
• Eitrige Form: Antibiotikum - Prednisolon – Spray<br />
• Zusatz von etwas Adrenalin (1:1000) in Spüllösung zum schnelleren Abklingen der SH-<br />
Hyperämie<br />
Prognose<br />
• akute Formen heilen in 8-14 d ab<br />
• eitrige Formen tws. Übergang in Abszedierung, danach Heilung<br />
Chronisch lymphoide follikuläre Pharyngitis<br />
Definition<br />
• chronische, lymphoide follikuläre oder auch mehr filiforme, papilläre SH- Entzündung im<br />
Pharynx<br />
=> Einengung der oberen Atemwege<br />
• bei <strong>Pferd</strong>en jeden Alters möglich<br />
Symptome<br />
• starke in- und exspiratorische Atemgeräusche<br />
o verstärken sich bei forcierter Atmung<br />
• bei Bewegung z.T. heftige Hustenanfälle möglich<br />
• erhöhte Atemfrequenz<br />
• tws. serös – schleimiger Nasenausfluss<br />
o kann vorübergehend verschwinden!!<br />
• Kein Fieber<br />
• Tiere machen in Box keinen kranken Eindruck<br />
• Kehlgangslnn ggrd. markig geschwollen<br />
• Druck auf Kehlkopf => leicht Husten auslösbar<br />
• Lunge o.b.B<br />
Ätiologie<br />
• Sehr spezielle chronische Form der Pharyngitis im Anschluss an akute virale oder viral –<br />
bakterielle Infektionen<br />
• Wochen – monatelang nach überstandener Influenza- bzw. Rhinopneumonitis – Infektionen<br />
138
• Jegliche Irritation des Gewebes des Nasen – Rachen- Raumes durch verschiedene Noxen =><br />
lymphoide follikuläre Hyperplasie<br />
o Tws. mit Zubildung von Bindegewebe und Bildung von SH - Zotten<br />
Diagnose<br />
• Durch Adspektion, Palpation und Endoskopie<br />
• Serologie: hinweise auf vorangegangene Virusinfektionen<br />
o CAVE: Impftiter!!!!!!!!!!!!!<br />
DD<br />
• Paralyse des N. recurrens<br />
o Wichtig abzuklären bei Ankaufsuntersuchung<br />
• Entrapement der Epiglottis<br />
o Ankaufsuntersuchung!!<br />
• Dorsalverlagerung des Gaumensegels<br />
o Ankaufsuntersuchung!!!<br />
• Alleinige klinische Symptome sind nicht ausreichend<br />
o bei jeder dieser Erkrankungen Verstärkung der stenotischen Atemgeräusche während<br />
der Bewegung<br />
Prognose und Therapie<br />
• sehr vorsichtige Prognose<br />
• nur noch eingeschränkte Sporttauglichkeit<br />
• absolute Ruhigstellung der <strong>Pferd</strong>e über 2-3 Monate => meist funktionell Heilung<br />
o evtl. systemische Prednisolonbehandlung<br />
• CAVE: bei Langzeitglukokortikoidgabe immer Anabolikabage, sonst Spontanfrakturen wegen<br />
osteoporotischer Wirkung!!<br />
• Rachenraum kann mit organischer Jodlösung besprayt werden<br />
o Nur im Anfangsstadium erfolgreich<br />
• Beste Resultate bei Elektrokauterisierung oder Lasertherapie<br />
o Demarkierende Entzündung der hyperplastischen Follikel<br />
Fremdkörper im Pharynx<br />
Definition<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> Obturationsstenosen im Rachenraum<br />
• Entstehen durch voluminöse. Harte, nicht abschluckbare Hackfruchtteile oder Fremdkörper<br />
o Verkeilen im Rachenraum<br />
• <strong>Pferd</strong> nimmt an sich selten spitze Fremdkörper auf<br />
Symptome<br />
• Aufnahme zu großer, knolliger Früchte<br />
o Plötzlich heftige Hustenanfälle<br />
o Kopfschütteln<br />
o Tws. Speicheln und röchelnde Atmung<br />
• Einspießen => infizierte Wunden<br />
Diagnose und Therapie<br />
• Untersuchung am sedierten Tier<br />
• Entfernen der Fremdkörper<br />
Wunden, Phlegmonen und Abszesse im Pharynx<br />
Definition<br />
• v.a. von Rachenhöhle ausgehende perforierende Wunde => Phlegmonen und Abszesse<br />
Symptome<br />
• größere Wunden im Pharynx => vorübergehend Blutungen aus Nase und Mundhöhle<br />
• Schluckakt vorsichtig und verzögert<br />
• Perforation der Rachen – SH durch Wunde => Rachenphlegmonen<br />
• Perforation der inneren Rachenfaszie: Schluckakt durch intramuskuläre Phlegmonen sehr<br />
beeinträchtigt<br />
• Tws. schlucken erkrankte <strong>Pferd</strong>e gar nicht mehr ab<br />
139
• Übergreifen der Phlegmone auf Atmungsrachen => Schnarchgeräusch, Erstickungsanfälle<br />
• Pharynxgegend geschwollen, Hals tief und Kopf gestreckt gehalten<br />
• Röntgen- oder Sonografie: Abszesse, die mit Gasbildung einhergehen und metallische<br />
Fremdkörper gut zu sehen<br />
• Hyperämisierende Behandlung: in 8 – 10 Tagen bilden sich retropharyngeale Abszesse, brechen<br />
in Mitte der Glandula parotis durch<br />
• Ganaschenbereich dabei geschwollen<br />
Ätiologie<br />
• <strong>Pferd</strong> selten Phlegmonen durch perforierende Fremdkörper<br />
• Oft nach Wundinfektion durch<br />
• Eingehen mit Peitschenstöcken<br />
• Ruten<br />
• Unvorsichtiges Vorgehen mit Zahnraspel<br />
• Schleifwunden durch Abgleiten mit Beckerschen Zahnschleifgerät<br />
• Abrutschen mit Zahnmeißel<br />
DD<br />
• Alle Grade der Pharyngitis<br />
Therapie<br />
• Blutungen stehen meist in wenigen Minuten spontan<br />
• Phlegmonen und Abszesse nach Regeln der Allgemeinen Chirurgie versorgt<br />
• Allgemeine Antibiose zum Vorbeugen der Wundinfektion<br />
Prognose<br />
• Nach Entfernung der Fremdkörper und Abszedierung gut<br />
Zungengrundzyste<br />
Definition<br />
• Schleimhautzyste am Zungengrund zum Eingang des Rachenraumes, von Pflaumen- bis<br />
Birnengröße<br />
• Kehldeckelzysten solitäre Gebilde in Plica glossoepiglottica, am freien Rand des Kehldeckels und<br />
sehr selten an letzten Backenzähnen zur Basis der Epiglottis<br />
Symptome<br />
• Beim jungen, wachsenden <strong>Pferd</strong> ganz allmählich entstanden<br />
• Zunächst Schluckbeschwerden, verbunden mit Würgen<br />
• Schlucken: rachenwärts gerichteter Zug auf Zyste => allmähliche Stielung der Zyste<br />
• SH-Oberfläche verdickt und erosiv<br />
• Verlängerung des Stiels => Zunahme der Beschwerden<br />
• Zyste beim Abschlucken in Mundrachen gezogen => totale oder partielle Obturationsstenose,<br />
Regurgitation von Futter möglich<br />
• Lange Zysten: Abschlucken ohne Futteraufnahme möglich -> gelangen in Schlundkopf,<br />
verschließen gleichzeitig Kehldeckel und Kehlkopf => Würgen und krampfhafter Husten<br />
• Durch Würgen und Husten wird Zyste wieder in Ausgangslage zurückgebracht<br />
• Kleine Zysten, die längere Zeit bestehen: unvollständiger Verschluß des Mundrachens,<br />
Verschlucken kann zu Aspirationspneumonie führen<br />
Diagnose<br />
• V.a. bei Fohlen<br />
• Lässt sich Zunge weit vorziehen, Zyste oft sichtbar<br />
• Endoskopie möglich<br />
Ätiologie<br />
• Retentionszysten der SH-Drüsen<br />
• Epitheliale SH-Zysten<br />
• Reste des Ductus thyreoglossus (verläuft in Mediallinie)<br />
Therapie und Prognose<br />
• Inzision oder Zertrümmern der Zyste => Rezidiv<br />
• Zyste muss an Stielbasis reseziert werden<br />
• Am besten mit Drahtschlingenkraseur<br />
• Auch Laryngotomie möglich<br />
140
• Gute Prognose<br />
Defekte am Velum palatinum<br />
Definition<br />
• Palatum fissum, Palatoschisis, Gaumenspalte oder Wolfsrachen<br />
• Mangelhafte Ausbildung des Processus palatinus des Os maxillare => fehlender Verschluß der<br />
embryonalen Gaumenspalte<br />
• Selten bei Kleinpferden und Ponys, häufiger angeborene Defekte am Gaumensegel<br />
Symptome<br />
• Meist schon wenige Stunden nach der Geburt<br />
• Teil der gesaugten Milch fließt dann über Nasenlöcher ab, wenn Kopf nach Saugen nach unten<br />
genommen wird<br />
• Fohlen verschlucken sich oft, niesen, prusten und haben krächzende Hustenanfälle<br />
• Ernährungszustand wird schlechter und schlechter, es besteht Flüssigkeitsdefizit<br />
• Rauhfutteraufnahme => Zustand wird schlimmer (- lebensbedrohlich)<br />
• Rauhfutteranteile treten aus Nase aus<br />
• Aufgenommenes Wasser spritzt in großem Strahl aus beiden Nüstern => Rhinitis mit mukös –<br />
eitrigem Ausfluß<br />
• Symptome einer Schluckpneumonie<br />
Diagnose<br />
• Ausmaß der Gaumenspalte mit Spatel bei geöffnetem Maul gut zu erkennen<br />
• Defekt beginnt immer am freien Rand des Gaumensegels<br />
• Manchmal nur lateral, manchmal in Mittellinie lokalisiert<br />
• Ränder des Gaumensegels meist wulstartig verdickt<br />
• Führt man Nasenschlundsonde ein, schiebt man dabei Schleim und Futterbrei in den Rachenraum<br />
zurück<br />
DD<br />
• Pharyngitis und Ösophagospasmus<br />
• Bei Fohlen selten Kardiaspasmus muss auch berücksichtigt werden<br />
Therapie<br />
• Nur operativer Verschluss!!<br />
• Zugang zum Gaumensegel bei Fohlen und Pony nur durch Mandibularsymphysiotomie möglich<br />
• Intraoperative Blutaspiration möglich => Intubationsnarkose<br />
• Nach OP Heilung in 10 – 14 d<br />
• Hochdosierter Schutz mit Antibiotika<br />
Prognose<br />
• Günstig<br />
• Teilweise Nahtdehiszenzen am Gaumensegel unvermeidbar<br />
• Nahtdehiszenz meist teilweise<br />
• Dann OP wiederholen<br />
Epikrise<br />
• Erblich bedingt => operativ geheilte Tiere nicht zur Zucht einsetzen!!<br />
Gaumensegelverlagerung<br />
• Belastungsinduzierte Dorsalverlagerung des Gaumensegels (= dorsal displacement of the soft<br />
palate DDSP)<br />
Definition<br />
• Permanente oder habituelle Dorsalverlagerung des Gaumensegels<br />
• Am stehenden <strong>Pferd</strong> kommt freier Rand des Gaumensegels über Kehldeckel zu liegen<br />
• In Bewegung wird flatterndes Gaumensegel ins Kehlkopflumen eingesogen<br />
Symptome<br />
• Galopprennpferde und Traber sind besonders betroffen<br />
• Bei stärkerer physischer Belastung zu besonders exspiratorischen, schlotternden<br />
Atmungsgeräuschen<br />
• <strong>Pferd</strong>e bleiben wegen hochgradiger Atemnot plötzlich stehen, zeigen Schweißausbrüche und<br />
Hustenanfälle<br />
141
• Schnelle Beruhigung der Atmung<br />
• Endoskopie in Ruhe: immer über Spitze hängendes Gaumensegels mit etwas glasig verdickt<br />
erscheinendem Rand<br />
• Endoskopie im Lauf: freier Rand des Gaumensegels schlottert, wird in Kehlkopflumen über die<br />
Epiglottis in Lumen eingesogen<br />
Ätiologie<br />
• Permanente Verlagerung wahrscheinlich durch Paralyse des versorgenden Astes des N. recurrens<br />
• Habituelle Verlagerung, Gaumensegel kehrt in Ruhe immer wieder in Ausgangslage zurück<br />
• Choking up kann DDSP – Symptome auslösen<br />
DD<br />
• Abgrenzung vom Kehlkopfpfeifen<br />
• Immer wieder Verwechslung mit Choking up<br />
• V.a. im Endkampf, Kehlkopf wird gleichzeitig nach vorn gedrückt und angehoben =><br />
Würgen<br />
• Lockerung des Gebisses behebt Zustand sofort<br />
• Abgrenzung des Entrapement der Epiglottis<br />
Therapie<br />
• Sicherste Erfolge durch partielle Resektion des dorsalverlagerten Gaumensegelrandes<br />
Prognose<br />
• Bei alleiniger Erkrankung des Gaumensegels gut<br />
Entrapement der Epiglottis<br />
Definition<br />
• Dorsalverlagerung der Plica arytenoepiglottica => Kehldeckel verfängt sich<br />
• SH – Falte liegt beim gesunden <strong>Pferd</strong> als breite, bewegliche Falte neben der Epiglottis und berührt<br />
diese als lateral Begrenzung<br />
Symptome<br />
• Plötzliche, in der Bewegung verstärkte Symptome einer Verlagerung der oberen Luftwege<br />
• Stehen bleiben, husten, Kopfschütteln<br />
• Versuch, Futter oder Wasser aufzunehmen: Hustenanfälle werden gesteigert<br />
• Besteht Erkrankung schon mehrere Tage: vollständiges Einstellen der Futter- und<br />
Wasseraufnahme<br />
• Verschlucken kann zu Pneumonie führen<br />
Ätiologie<br />
• Ursache unbekannt, vermutet wird Hypoplasie des Kehldeckels<br />
Diagnose und DD<br />
• Definitive Diagnose am stehenden <strong>Pferd</strong> endoskopisch möglich<br />
• Kehldeckel nach unten gedrückt<br />
• Konturen nicht oder nur teilweise zu sehen => intensive Gefäßzeichnung am Kehldeckel<br />
nicht zu erkennen<br />
• Endoskopisch ausschließen von<br />
• Displacement des Gaumensegels<br />
• CLFP<br />
• Paralyse des N. recurrens<br />
• Bestätigung der Diagnose am stehenden <strong>Pferd</strong> von der Mundhöhle aus<br />
Therapie und Prognose<br />
• Befreiung der Epiglottis durch digitale Manipulation über Mundhöhle<br />
• OP in Rückenlage<br />
• Resektion der SH- Falte, nachdem man Kehldeckel um 90°C drehte<br />
• Resektion vom Arylknorpel bis zur Medianebene<br />
• Unter Umständen Resektion beiderseits<br />
• Blutungen mit Kauter gestillt<br />
• <strong>Pferd</strong> kann 8 – 10 d p. op. Wieder geritten werden<br />
142
Krankheiten des Ösophagus<br />
Pathophysiologie<br />
• Schluckakt ist gestört oder aufgehoben<br />
• Schluckakt normalerweise über Rachenmuskulatur in Gang, angeschlossen ist zweite,<br />
unwillkürliche Phase (läuft reflektorisch ab, wird durch Berührung einer Schluckstelle ausgelöst)<br />
• Bissen wird durch nacheinander ablaufende Kontraktionen nach unten gebracht<br />
• Physiologischerweise Kontraktionswelle nur bei Nahrungsaufnahme, partielle oder totale<br />
Kontraktionswelle durch Dehnung (Fremdkörper), lokale Reize (Entzündungen, Ulcera, Parasiten<br />
und Wunden)<br />
Schleimhautwunden<br />
• Entstehen vom Lumen aus<br />
Symptome<br />
• Tiere trinken, wenn überhaupt, dann nur vorsichtig und langsam<br />
• Große Schlucke werden u.U. regurgitiert => Flüssigkeit fließt aus Mundhöhle und Nüstern wieder<br />
ab<br />
Diagnose<br />
• 100 – 200 ml eines dünnflüssigen Positivkontrastmittels => Schleimhautrelief und Darstellung von<br />
SH-Wunden<br />
• Perforation: Kontrastmittel durch Muskulatur in periösophagales Bindegewebe<br />
Therapie<br />
• 1-2 Wochen nur schleimige Nahrung<br />
• feste Bissen dürfen Ösophagus nicht passieren!!!<br />
• Hohe Antibiotikadosen (10 Mio IE Penicillin / d)<br />
• Nach 8-10 d kleine Portionen eingeweichten Kraftfutters<br />
• Rauhfutter frühestens nach 3 Wochen<br />
Prognose<br />
• gut<br />
Schleimhautgeschwüre<br />
• durch Drucknekrosen bei festsitzenden Fremdkörpern<br />
• Folge von Verätzungen<br />
• Festsitzende Gastrophiluslarven<br />
Symptome<br />
• Chronischer Ösophagismus, Striktur und oberhalb davon zu Speiseröhrendilatation<br />
• Speiseröhrenabläufe an linker Halsseite zu erkennen<br />
• Nachweis eines Ulkus mittels Endoskop oder durch Kontrastmittelröntgen<br />
Therapie<br />
• 8 – 14 d schleimige Nahrung<br />
• Gastrophilus Larven als Ursache: Ivermectin – Gabe<br />
Prognose<br />
• Gut, wenn auslösende Faktoren abgestellt werden können<br />
Perforierende Ösophaguswunden<br />
Ätiologie<br />
• Können von außen durch Wunden in linker Drosselrinne entstehen<br />
• Wichtiger und häufiger sind von innen verursachte Wunden<br />
• Entstehen dann, wenn rücksichtslos sondiert wird und Rindermaterial verwendet wird<br />
• Sondenkopf rutscht meist vom mit Schleim überzogenen Fremdkörper ab, und durchstößt<br />
von innen her den Ösophagus<br />
Symptome<br />
• Von außen erfolgte Perforation: Speichel, Blut und Futterteile in der Wunde<br />
143
• Tränken: stoßweises Austreten von Flüssigkeit aus der Wunde<br />
• Wundumgebung knistert beim Darüberstreichen => infiziertes Empyem<br />
• Perforation von innen: meist schlitzartiger Riss, dadurch dringt Ösophagusinhalt und Blut in<br />
umgebendes Bindegewebe<br />
• Linker und medialer Halsbereich: sich ständig vergrößernde, oft knisternde, schmerzhafte<br />
Schwellung<br />
• Speiseröhrenperforation im Thoraxbereich: hochgradig gestörtes AB (Fieber, keine Futter- und<br />
Wasseraufnahme)<br />
• Nach 12 – 24 Stunden hochgradige Atemnot, zurückzuführen auf Mediastinalemphysem<br />
und Empyem<br />
Therapie<br />
• Von außen entstandene Wunden<br />
• Kleine heilen nach konservativer Behandlung gut ab<br />
• Größere Wunden: chirurgische Behandlung (oft keine komplikationslose Heilung)<br />
Prognose<br />
• Bei von außen entstandenen perforierenden Wunden gut<br />
• Von innen entstandenen Wunden, wenn länger als 24 h bestehen vor Entdeckung: schlecht<br />
• Bestehende Infektion nur schwer zu bekämpfen<br />
• Perforationen im thorakalen Bereich: jede Therapie ist aussichtslose<br />
Epikrise<br />
• Verdacht auf Ösophagusperforation: schnelles Handeln!!!<br />
• Breitbandantibiotikum und polyvalentes Gasbrandserum am Besten vor OP geben!!<br />
Speiseröhrenfistel<br />
Definition<br />
• Fistula oesophagi<br />
• Fistelöffnung meist im linken Halsbereich<br />
• Fistelkanal durch Haut, Unterhaut, Faszie und Muskulatur bis in Lumen<br />
Symptome<br />
• Bei Flüssigkeits- und Futteraufnahme entleert sich je nach Größe der Fistelöffnung und Weite des<br />
Fistelganges ein Teil nach außen<br />
• Unklare Fälle: Eingabe von Farblösungen<br />
• Röntgen: Fistelkanal kann mit Kontrastmittel dargestellt werden<br />
• Bestehen sie längere Zeit => Abmagerung der <strong>Pferd</strong>e<br />
• Ständiger Speichelverlust führt zur Dehydratation<br />
Ätiologie<br />
• Entstehen nach perforierenden Ösophaguswunden<br />
• Auch durch Nahtdehiszenzen nach Ösophagotomien<br />
Therapie<br />
• Fistelkanal muss bis zum Fistelgrund umschnitten werden<br />
• SH- Wunden werden mit eng sitzenden Knopfheften genäht<br />
Prognose<br />
• Gut, aber tws. 2-3 Op‘s nötig<br />
• Fistelkanal verkleinert sich erfahrungsgemäß nach jeder OP<br />
144
Ösophagospasmus und Ösophagismus<br />
Definition<br />
• = Speiseröhrenkrampf im Sinne der allgemeinen Chirurgie eine funktionelle Stenose<br />
• schmerzhafte, reflektorische, ringförmige Einschnürung der Ösophagusmuskulatur<br />
• größere, nicht zerkaute Futterstücke und Fremdkörper werden zurückgehalten => Nahrungsbrei<br />
kann sich anstauen<br />
• Ösophagismus<br />
• Anfallsweises, durch krampfhaften Schluckakte eingeleitetes und Kontraktion der<br />
Schlundmuskulatur ausgelöstes peristaltisches Hin- und Hergleiten des Nahrungsbreis im<br />
Ösophagus<br />
Symptome<br />
• Dehnung der Speisröhre durch Sonden mit zu großem Durchmesser oder Abschlucken zu großer<br />
Bissen => Schädigung der Mukosa<br />
• Hier entsteht durch Einschnürung ein ringförmiger Spasmus (an linker Halsseite zu sehen)<br />
• Nahrungsbrei und Wasser stauen sich über spastisch verengter Stelle<br />
• Tws. allmähliches Lösen des Spasmus => Nahrungsbrei fließt langsam wieder ab<br />
• Manchmal Regurgitieren und stoßweises Abfließen über Nüstern uns Mund<br />
• Ösophagismus<br />
• Neben ringförmiger Einschnürung noch antiperistaltische Welle<br />
• <strong>Pferd</strong>e sind unruhig<br />
• Gestreckte Kopf- und Halshaltung mit Verspannung der Halsmuskulatur<br />
• Teil des Speiseröhreninhaltes fließt magenwärts ab<br />
Ätiologie<br />
• Nach Aufnahme von Giftpflanzen oder auf allergische Grundlage<br />
• Symptomatisch nach Abschlucken zu großer Futterbissen, die zu SH-Wunden... führen<br />
Therapie<br />
• Abstellen der Ursache<br />
• Antihistaminika – Gabe<br />
• Hohe Dosen kurzwirkender Glukokortikoide unter Antibiotikaabschirmung<br />
• Gabe von Spasmoanalgetika (Buscopan u.ä.) in Kombination mit Neuroleptika, bzw. Neuroplegika<br />
• Atropingaben nur im Ausnahmefall bewährt<br />
• Zu oft Komplikationen durch Einschränkung der Speichel- und Darmsekretion<br />
• Spasmoanalgetika in Kombination mit Neuroleptika in kleinen Dosen über mehrere Tage<br />
hintereinander<br />
• Vitamin B1 und B12 können zusätzlich verabreicht werden<br />
• Myotomie an der Strikturstelle, bzw. caudal einer Dilatation nur dann, wenn konservative Therapie<br />
nicht anschlägt<br />
Hiatusspasmus und Kardiaspasmus<br />
Definition<br />
• Leiden tritt im Fohlenalter auf<br />
• Spastischer Verschluß des Endteils des Ösophagus, bzw. der Kardia => Stauung der Nahrung und<br />
Dilatation des Brust- und Halsteils der Speiseröhre<br />
Symptome<br />
• Nach Aufnahme von Flüssigkeit: in linker Drosselrinne schwappende, beutelähnliche, durch<br />
Beimengung von Luft bei Palpation plätschernde Umfangsvermehrung<br />
• Starke Ausprägung: schwappende Umfangsvermehrung kann bis an Mandibula heranreichen<br />
• Speiseröhreninhalt entleert sich allmählich<br />
• Nimmt erkranktes Fohlen Kopf runter: Futterbrei, Speichel oder Flüssigkeit entleeren sich aus der<br />
Nase<br />
• Einführen einer Fohlensonde<br />
• Ist an Dilatation frei beweglich<br />
• Sonde stößt an Kardia an ein Hindernis => weiche Sonde kann umschlagen<br />
• Gut im Röntgenbild darstellbar<br />
Ätiologie<br />
• Ösophagale Dysfunktion mit nicht zeitgerechter Öffnung der Kardia beim Schluckakt<br />
145
• Kann beim Fohlen angeboren sein<br />
• Kann auch wenige d nach Geburt auftreten, durch Stress und intensive Umweltreize<br />
Diagnose<br />
• Stützt sich auf Anamnese, klinische Symptome und evtl. Röntgen<br />
Therapie<br />
• Streßbedingt: gleiche Behandlung wie Ösophagospasmus, bzw. Ösophagismus<br />
• Regulation des Wasserhaushaltes<br />
• OP bei Therapieresistenten Fällen<br />
Prognose<br />
• Immer vorsichtig!!<br />
Epikrise<br />
• Fohlen mit angeborener Form sollten auch nach Heilung nicht zur Zucht verwendet werden<br />
Obturationsstenose des Ösophagus<br />
Definition<br />
• Partielle oder totale Verlegung des Speiseröhrenlumens (= Schlundverstopfung)<br />
Symptome<br />
• Häufig bei futterneidischen <strong>Pferd</strong>en -> fressen hastig, ohne Hackfrüchte richtig zu zermahlen<br />
• Können im Anfangsteil des Ösophagus stecken bleiben und sich verkeilen<br />
• Tiere schütteln mit dem Kopf<br />
• Husten<br />
• Treten mit gestrecktem Kopf von Futterkrippe zurück<br />
• Plötzlich Stopp der Futteraufnahme<br />
• Tws. Scharren mit den Vorderbeinen<br />
• Vor Verschluss sammelt sich Speichel -> fließt aus Maul ab<br />
• Kopf und Hals werden tief gehalten<br />
• Fremdkörper im Ösophagus palpierbar<br />
• Oft auch Verschluss der Speiseröhre mit gequollenen Rübenschnitzeln, spelzenreichem Futter oder<br />
trockenen Pellets<br />
• Sind den ganzen Ösophagus entlang palpierbar<br />
Ätiologie<br />
• Können auch durch vorausgegangene Obturation des Pharynx eingeleitet werden<br />
• Engste Stelle des <strong>Pferd</strong>e- Ösophagus liegt im unteren Teil (hier im Schnitt 1 cm enger, als oben)<br />
• Jeder Bissen braucht etwa 7 – 12 Sekunden, um in Magen zu gelangen<br />
• Kompakte Fremdkörper bleiben kurz hinter Pharynx, dem Brusteingang oder vor dem Zwerchfell<br />
im Ösophagus stecken<br />
• Spasmus an der Obturationsstelle<br />
• Wenige eingespeichelte, trocken Bissen setzen sich im thorakalen Teil fest -> Fixation durch<br />
einsetzenden Spasmus -> quellen auf<br />
• <strong>Pferd</strong>e fressen weiter, bis gesamter Ösophagus angeschoppt ist<br />
• Trockenschnitzel sollte man 6- 12 h vor dem Verfüttern in genügend Wasser quellen lassen<br />
• Kompakte Fremdkörper sind Obst (Äpfel!!!), Möhren und wenig zerkleinerte Hackfrüchte!!<br />
DD<br />
• Schlunddivertikel<br />
• Narbenstenosen<br />
• Funktionelle Stenosen und Kompressionsstenosen<br />
• SH – Tumoren<br />
Diagnose<br />
• Palpation von Fremdkörpern und angeschopptem Futter möglich<br />
• In Brustapertur oder im thorakalen Teil des Ösophagus festsitzende Futterteile werden mit Sonde<br />
diagnostiziert<br />
• Manche Fremdkörper gleiten während des Transportes im Hänger von selbst in den Magen<br />
• Obturation besteht dann nicht, wenn <strong>Pferd</strong> Eimer Wasser in großen Schlücken austrinken kann<br />
• Aufnahme kleiner Schlücke Wasser beweist gar nichts!<br />
Prognose<br />
• Besteht Ösophagusobturation länger als 24 h => Komplikationen<br />
146
• Schluckpneumonie<br />
• Aspiration von Speichel und Futterteilchen => Lungengangrän<br />
• SH- Nekrosen am Sitz des Fremdkörpers sind selten<br />
• Muss so schnell wie möglich beseitigt werden<br />
Therapie<br />
• Kompakte, glatte Fremdkörper im Anfangsteil durch oralwärtige Massage durch Maul entfernen<br />
• Spasmolytika und Neuroleptikagabe!!<br />
• Maulgatter einlegen!<br />
• Gelingt Massage nicht: OP<br />
• Wenn möglich Ösophagus dabei nicht eröffnen, nur freilegen und dann oralwärts<br />
massieren<br />
• Kompakter FK in Brustapertur oder vor Zwerchfell: versuchen, ihn mit Sonde in Magen zu<br />
schieben!<br />
• Stark wirkende Spasmoanalgetika in Kombi mit Chlorpromazin<br />
• Flüssigkeit kranial des Fremdkörpers absaugen<br />
• Spasmus durch Medikamente beseitigt => mit Gummisonde leichten Druck ausüben und<br />
FK in Magen schieben<br />
• Ultima ratio: Ösophagotomie<br />
• Verstopfung mit Schnitzeln, Pellets, o.ä.: Spültherapie oder ösophageale Luftinsufflation<br />
• Spültherapie kann am stehenden, sedierten <strong>Pferd</strong> durchgeführt werden<br />
• Nach Einführen einer Nasenschlundsonde bis zum FK Wasserberieselung mit wechselndem<br />
Druck<br />
• Wasser löst einzelne Teile ab, zweite eingeführte Sonde dient als Abfluss<br />
• Nach 2-3 L Wasser Pause zum Ablaufen des Wassers und gelöster Teilchen<br />
• Fortschreitende Leerung des Ösophagus => Nasenschlundsonde weiter vorschieben<br />
• Behandlung dauert meist mehrere Stunden, bis Ösophagus komplett frei ist<br />
• Danach Nachinjektion von Spasmolytika und Neuroleptika<br />
• Ösophageale Luftinsufflation<br />
• Durch Nasenschlundsonde wird stoßweise Luft aus Kompressor eingelassen =>Teile werden<br />
gelockert und gelangen mit Speichel hptsl. durch Nase nach außen<br />
• Im Endabschnitt des Ösophagus werden Teilchen in Magen gedrückt<br />
• Entweichen saurer Magengase: Magen ist erreicht!!<br />
• Rupturen des Ösophagus treten nicht auf, da überschüssige Luft neben Sonde entweichen<br />
kann<br />
• Schonender in Narkose am in rechter Seitenlage liegenden Tier!!<br />
Nachbehandlung<br />
• Allgemeine und intratracheale Antibiose über 5 – 6 Tage<br />
• 1-2 Tage nur Wasser und Brei (sehr wässriger Brei!! )<br />
• nach Ösophagotomie läßt man <strong>Pferd</strong>e 6-7 Tage hungern, Infusionen<br />
Epikrise<br />
• Speiseröhrenverstopfung in 24 h nach Entstehung beseitigen<br />
Striktur und Narbenstenose des Ösophagus<br />
Definition<br />
• Striktur: ringförmige Einschnürung<br />
• Narbenstenosen: auf größere Abschnitte ausgedehnt, Lumen kann bis auf Bleistiftstärke eingeengt<br />
werden<br />
Symptome<br />
• Zunächst normale Futteraufnahme, nach kurzer Zeit Kopfnicken und Kopfschütteln<br />
• Abgeschluckte Bissen werden nur sehr langsam und teilweise transportiert => Anfüllen der<br />
Speiseröhre auf der linken Halsseite<br />
• Strikturstelle/ Narbe: gummiartige Verkleinerung des Durchmessers<br />
Ätiologie<br />
• Meist im Anschluß an Sondierung mit Metallsonden oder als echte Narbenstrikturen nach OP<br />
Diagnose<br />
• Schluckweise aufgenommene Flüssigkeit meist ohne Problem<br />
• Nur Kraft- und Rauhfutter staut sich an<br />
147
• Eingeführte Gummisonde stößt auf Hindernis an Verengung -> gut sichtbar durch Lufteinblasen<br />
• Röntgen und Ultraschall gut zur Diagnose<br />
DD<br />
• Obturationsstenosen<br />
• Funktionelle Stenosen<br />
Therapie und Prognose<br />
• Vorsichtiges Weiten und Dehnen der Striktur meist nur vorübergehend erfolgreich<br />
• OP: Freilegen der Narbenstenose und Inzision in Muskularis<br />
• Dabei Mukosa nicht verletzen!!!<br />
• Nach OP sofort normal füttern, um neue Verengungen zu vermeiden!!<br />
• Resektion von Striktur bessere Ergebnisse als Resektion von Narben<br />
Epikrise<br />
• Nur selten volle Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit => begrenzt Nutzungsfähigkeit der<br />
Tiere<br />
Ösophagusdivertikel<br />
Definition<br />
• Riß in der Muskularis des Ösophagus => Aussackung der SH<br />
• Liegen im zervikalen Teil, an Brustapertur und tws. epiphrenisch<br />
• Faust – bis fußballgroß<br />
Symptome<br />
• Immer erst nach Futter- und Wasseraufnahme<br />
• <strong>Pferd</strong>e treten plötzlich von Krippe zurück, zeigen Zeichen der Schlundverstopfung<br />
• Tws. Regurgitieren unter Entleerung des Divertikels<br />
• Langandauernde Peristaltik: allmähliche Entleerung möglich<br />
• Tws. starkes Husten (wie Erstickungsanfall)<br />
Ätiologie<br />
• Beim erwachsenen <strong>Pferd</strong> häufige Sondierungen als Ursache, Steckenbleiben von Fremdkörpern<br />
und schnelles Quellen von Futter<br />
• Beim Fohlen sind sie angeboren<br />
Therapie<br />
• Leerspülen mit eingeführter Sonde<br />
• Keine Dauererfolge<br />
• Resektion zur dauerhaften Beseitigung<br />
Prognose<br />
• Dann gut, wenn Divertikel zervikal oder thorakal gut zugänglich!!<br />
148
Krankheiten des Magens<br />
Magen – Darm – Trakt<br />
Magenkatarrh (Gastritis)<br />
Definition / Vorkommen<br />
• Erkrankung der Magen – SH mit verschiedenen Stadien<br />
• Akute Gastritis<br />
• Hyperämie und Ödembildung des SH<br />
• Hemmung der Magensaftsekretion<br />
• Vermehrte Schleimbildung<br />
• Tiefgreifende Entzündungen: Hämorrhagische Veränderungen mit blutigen<br />
Absonderungen (z.B. Morbus maculosus, Tiefe Magenulzera..)<br />
• Chronische Gastritis<br />
• Folge langanhaltender Reizung mit Geschwür- und Narbenbildung (z.B. Parasiten)<br />
• Veränderungen meist in kutaner SH der Vormagenabteilung<br />
• Hypertrophie der SH<br />
• Chronische Dilatation und Hypertrophie des Duodenums => rezidivierender Reflux =><br />
Ulcus im Bereich des Pylorus, in Einzelfällen Perforation<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Primär akuter Magenkatarrh selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• Heut noch nach<br />
• Reizenden oder zu heißen Medikamenten<br />
• Unsachgemäße Fütterung mit Hackfrüchten, Trockenschnitzeln oder schimmeligem Futter<br />
• Mangelhafte Zerkleinerung des Futters durch Zahnfehler<br />
• Periodische Appetitlosigkeit bei jungen oder nervösen <strong>Pferd</strong>en nach Überanstrengung<br />
• Häufigste Ursache<br />
• Befall mit Larven der Gasterophilus Arten<br />
• Sekundäre Erkrankungen im Verlauf von<br />
• Virusinfektionen<br />
• Morbus maculosus<br />
• Darmstrangulationen<br />
• Überstandener Schock (Entstehung von Ulzera)<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Akute Form: Futteraufnahme ist immer gestört oder sistiert<br />
• Vermehrtes Lecken<br />
• Häufiges Gähnen und Flehmen<br />
• Foetor ex ore<br />
• Magensaft stinkt wie Maul, ist schleimig, im hämorrhagischer Form blutig durchsetzt<br />
• Chronische Form<br />
• Ähnliche Symptome<br />
• Mageninhalt hat Schleimklumpen mit Blutbeimengungen<br />
• Diagnose am Besten per Gastroskopie<br />
DD<br />
• Erkrankungen des Darmes mit oder ohne Reflux aus Dünndarm<br />
• Veränderungen des Gebisses<br />
• Stoffwechselerkrankungen => Laborwerte<br />
• Hyperbilirubinämie<br />
• Hyperlipämiesyndrom<br />
• Hypokalzämie<br />
Therapie<br />
• Entleerung und Ruhigstellung des Magens (mind 24 h kein Futter)<br />
• Verluste von Chlorionen durch starkes Schwitzen und mehrmaliges Abpumpen des Magens:<br />
Substitution von Salzsäure<br />
• 10 – 20 g Hcl in 1 Eimer Leinsamenschleim<br />
• Entleerung des Magens und Normalisierung der Sekretion durch Gaben geringer Mengen<br />
Mittelsalze<br />
149
• 50 – 80 g Glaubersalz oder Karlsbader Salz in Leinsamenschleim<br />
• anschließend leicht verdauliches Konzentrat und Grünfutter oder gutes Heu<br />
• häufigeres Füttern in kleinen Mengen und stundenweiser Weidegang ratsam<br />
• Medikamente<br />
• H2- Blocker (Ranitidin, Cimetidin)<br />
• Protonenpumpenhemmer (Omeprazol)<br />
• Pektin und Kaolin enthaltende Adjuvantien<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Bei einfachem Magenkatarrh günstig<br />
• Verschwindet bei sachgemäßer Therapie nach 1- 2 Tagen<br />
• Chronische Form: Prognose des Grundleidens ausschlaggebend<br />
Magenerweiterung (= Dilatatio ventriculi)<br />
Anatom. Vorbemerkungen<br />
• Jede Störung des Abflusses aus dem Magen => Gefahr der Magenüberladung (Dilatation)<br />
• Magen des <strong>Pferd</strong>es hat typ. Eigenschaften<br />
• Geringes Fassungsvermögen (12 – 15 Liter)<br />
• Spitzwinklige Einmündung des Ösophagus und starke Kardiaschließmuskeln => Erbrechen<br />
nicht möglich<br />
• Magenüberladung oft reflektorisch begleitet von Pylorusspasmus<br />
• Nur sofortige Druckentlastung über Nasenschlundsonde kann vor tödlicher Magenruptur schützen<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Unphysiologische Erweiterung des Magens<br />
• Geht immer mit Überladung (Futter, Flüssigkeit oder Gas einher)<br />
• 3 Formen werden unterschieden<br />
• primäre (alimentär bedingte) Magenüberladung<br />
• sekundäre Magenüberladung<br />
• chronische MAgenüberladung<br />
Primäre Magenüberladung<br />
Definition und Vorkommen<br />
• nach exzessiver Futteraufnahme oder durch Aufnahme rasch quellenden oder gärendem Futter<br />
(Rübenschnitzel, Obst, Brot und große Mengen pelletiertes Futter)<br />
• Unterscheidung zwischen festem und flüssigem Mageninhalt => Verschieden Therapien<br />
• Häufig feste, obstipationsähnliche Anfüllung des gesamten Magens mit trockenem Futter =><br />
Volumen bis an Grenze des Fassungsvermögens vergrößert<br />
• Normalerweise festes Futternur in Pars glandularis / proventricularis, zum Pylorus hin wird<br />
es immer breiiger => kann ins Duodenum abfließen<br />
• Alimentäre Magenüberladung: Durchtränkung des Mageninhaltes kann nur langsam geschehen<br />
=> nur wenig Inhalt wird weiter transportiert<br />
• Bakterielle Aktivität => Verschiebung des pH- Wertes im Chymus und Anstieg der Temperatur im<br />
Futterbrei<br />
• Völlig trocken geschichteter Mageninhalt verlegt Magenausgang<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Plötzlich deutliche bis heftige Kolikanzeichen<br />
• Sistierende Futteraufnahme<br />
• Tws. Speichelfluß<br />
• Würgen unter Schmerzäußerungen<br />
• Hals gespannt und nach ventral durchgebogen<br />
• Flüssiger Mageninhalt: in sehr, sehr seltenen Fällen auch Vomitus möglich!!<br />
• Erbrochenes fließt über Nüstern, nicht über Maul ab!!<br />
150
• Tiere bewegen sich vorsichtig und langsam<br />
• Erheblicher Druck auf Zwerchfell<br />
• Manche <strong>Pferd</strong>e nehmen „hundesitzaritge“ Stellung ein, um Entlastung herbeizuführen<br />
• Zwerchfellhochstand und Schmerzen => Dyspnoe, Tachykardie Blutdruckabfall und Schock<br />
• Deutlich erhöhter Puls (Schmerzen!!)<br />
DD<br />
• Ähnliche Symptome wie bei Schlundverstopfung => immer Passage des Ösophagus überprüfen!!<br />
• Abfließen von Magensaft bei festen Futtermassen nicht möglich => Verwechslungmit Obturation<br />
im Kardiabereich möglich<br />
• Rektale Untersuchung zum Ausschluß von Darmerkrankungen<br />
• Gärungen im Magen => Dünndarmmeteorismen<br />
Therapie<br />
• Klinisches Bild ähnlich dem eines Strangulationsileus, es fehlen aber die dafür typischen rektalen<br />
Befunde<br />
• Wichtigste: Einführen des Nasenschlundsonde<br />
• Magen nur mit flüssigem Inhalt gefüllt, ist Entleerung so gut möglich<br />
• Schwierigkeiten bei festem Inhalt<br />
• Sonde stößt beim Hin- und Herschieben auf Wiederstand<br />
• Gefühl, Sonde könne nicht tief genug eingeführt werden<br />
• Rektal nur sehr selten nachzuweisen<br />
• Verdacht auf primäre Magenüberladung mit Verlegung des Pylorus:<br />
• Nasenschlundsonde wird im Magen eingeführt, Assistent bläst Luft rein<br />
• TA kontrolliert rektal: Flexura duodeni caudalis über Blinddarmkopf nach kurzer Zeit<br />
gasgefüllt, wenn Pylorus nicht komplett verschlossen ist!!!<br />
• Totale Verlegung des Pylorus: nicht mal Luft strömt durch => Verhindern einer<br />
Magenruptur!!!!!!<br />
• Magen entleeren<br />
• i.v. Gabe eines Spasmoanalgetikums -> kleine Mengen Wasser eingeben (max. 2l!!) um<br />
Inhalt fraktioniert aufzuweichen und abzuhebern<br />
• zur Entlastung genügt es, wenn 1/3 des Inhaltes entnommen werden<br />
• Gabe von Paraffinöl bei gärenden Stoffen zur Erleichterung des Abganges in den Darm<br />
• sichere Zeichen, dass genug entleert wurde:<br />
• markante Besserung des AB<br />
• Nachlassen der Kolikzeichen<br />
• Peristaltik setzt wieder ein<br />
• Sicheres Zeichen für Ruptur: plötzlich eintretende Ruhe des <strong>Pferd</strong>es, kalter, nasser Schweiß und<br />
allgemeine Schocksymptome<br />
• KEINE GABE VON PERISTALTIKANREGENDEN MITTELN (NEOSTIGMIN ODER CARBACHOL)<br />
• Erhöhung des Muskeltonus => Provokation einer Magenruptur<br />
• Konventiolle Entleerung des Magens nicht mögliche => Laparotomie<br />
• Eingabe von Wasser per Magenschlundsonde, Aufweichen und Ablassen verflüssigten<br />
Inhaltes durch Chirurgen<br />
• Mind. 1/3 des Inhaltes entfernen, bis Abfluß des Inhaltes über Duodenum festgestellt<br />
werden kann<br />
Verlauf / Prognose<br />
• Prognose abhängig von Art des Mageninhaltes<br />
• Günstig bei flüssigen oder gärfähigen Stoffen, da schnelle Entfernung möglich<br />
• Festgepackte, geschichteter, trockener Mageninhalt rasche Entfernung oft nicht gefahrlos möglich<br />
• Immer Gefahr der Ruptur<br />
• Komplikation: durch Aspiration von Mageninhalt Entwicklung einer Fremdkörperpneumonie (meist<br />
tödlich)<br />
• Aufnahme großer Mengen Kraftfutter: Rehe möglich => Pulsation der Mittelfußarterie regelmäßig<br />
überprüfen<br />
151
Sekundäre Magenüberladung<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Magenüberladungen, gespeist durch Reflux aus Dünndarm<br />
• Häufiger als primäre Magenüberladung<br />
• Symptom bei verschiedenen Passageproblemen im Darm<br />
• I.d.R. durch Rückstau von Speichel, Pankreassaft, Galle und alkalischem Darminhalt<br />
• Je näher Darmverschluss am Magen liegt, desto früher Rückstau<br />
• Meist terminales Jejunum oder Ileum verlegt => Magenüberladung erst ab 12. Stunde zu<br />
erwarten (vorher muss prästenotischer Dünndarm vollaufen!!)<br />
• Bei Dickdarmileus meist keine sekundäre Magenüberladung<br />
Symptome / Diagnose<br />
• Ähnlich denen der primären Magenüberladung<br />
• Meist überdeckt durch Kolikerschienungen der Grunderkrankung<br />
• Bald deutliche Störung im Flüssigkeitshaushalt<br />
• Puls- und Atemfrequenz, Hämatokrit und TPP steigen deutlich an (= Zeichen der<br />
Hypovolämie)<br />
• V.a. rekrale Untersuchung wichtig wegen Grunderkrankung<br />
• Direkte Hinweise (Hernia inguinalis incacerata, Obstipatio ilei, Hernia spatii reniolienalis)<br />
• Indirekte Hinweise (Dünndarmileus: dilatierte Dünndarmschlingen mit kurzem oder<br />
langem Gekröse als Zeichen für prox. oder dist. Dünndarmileus)<br />
Therapie<br />
• Bei jedem Darmverschluss muss mit Magenüberladung gerechnet werden => Immer<br />
Sondierung des Magens !!!!!<br />
• Mageninhalt auffangen und grobsinnlich beurteilen<br />
• pH- Wert, Farbe, Geruch, Menge<br />
• Rückschlüsse auf Krankheitsgeschehen möglich<br />
• Sehr große Mengen, rötlich bis braun-rötlicher Reflux = Zeichene einer<br />
Gastroduodenojejunitis<br />
• Abfluss des Mageninhaltes über Nasenschlundsonde so oft, bis Passage des Darmes wieder<br />
hergestellt ist<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Prognose abhängig von Prognose der jeweiligen Grundkrankheit<br />
• Abheben des Mageninhaltes beseitigt zumindes Gefahr der Magenruptur<br />
Chronische Magendilatation<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Dauerhafte Erweiterung und Entleerungsstörung des Magens<br />
• Sehr selten!!!<br />
• Fortwährende Fütterung mit schwerverdaulichem Futter<br />
• Chronische Pyloruserkrankungen<br />
• Ulzerationen<br />
• Meist erst bei Laparotmie oder Sektion diagnostiziert<br />
Symptome / Diagnose<br />
• U.U. Chronische Abmagerung und aufgetriebener Bauch<br />
• Rektal evtl. „Riesenmagen“ zu fühlen<br />
Verlauf / Prognose<br />
• Endet oft mit Ruptur der insuffizienten chronisch- hypertrophen Magenwand<br />
• Extreme Fälle: Magen selbst wog 12 kg, sein Inhalt 122 kg!<br />
152
Magenruptur<br />
Definiton / Vorkommen<br />
• Kann Folge jeder schwerwiegender Erkrankung des Magens sein<br />
• Prinzipiell 3 Formen anhand der Ursache zu unterscheiden<br />
• Primäre Magenüberladung<br />
• Sekundäre Magenüberladung<br />
• Idiopathische Magenüberladung<br />
• Idiopathische Magenüberladung entsteht ohne erkennbare Ursache<br />
• Bei Sektion keine kausale Ursache zu erkennen<br />
• Bei älteren <strong>Pferd</strong>en häufiger (Elastizität des Gewebes nimmt ab => Widerstandskraft des<br />
Magens gegen Innendruck nimmt ab)<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Magenrupturen auch durch Obturation des Magenausganges und / oder des Duodenums<br />
• Starke Tympanie nach Fehlgärung oder Drehung um Längsachse des Duodenums oral der Flexura<br />
duodeni caudalis<br />
• Sehr selten Perforationen nach Ulzerationen und Tumoren<br />
• Ruptur an typischer Stelle (an großer Kurvatur parallel und etwas dorsal des Netzansatzes)<br />
• Überdehnung der Magenwand bei Dilatation<br />
• Spontanrupturen (typische „Platzwunde“)<br />
• Subtotale Rupturen (Ruptur in „zwei Phasen“)<br />
• Riß der Magenwand nicht sofort durch alle 3 Schichten, Mukosa hält noch längere Zeit<br />
stand<br />
• SH liegt in Falten, ist dehnungsfähiger als Muskelhaut und Innendruck gegenüber<br />
widerstandsfähiger als Muskulatur<br />
• Erst bei Nekrose der SH vollständige Ruptur<br />
• Zeitversetzte Variante histologisch nachweisbar<br />
• Subtotale tws. klinisch unerkannt, dramatischer Verlauf einer Perforation mit Schock und<br />
Peritonitis zunächst ausbleibt<br />
• Subtotale Ruptur der Muskelschicht kann zum Verbluten führen<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Bei Kolikpferd immer plötzliche Beruhigung nach heftiger Kolik<br />
• Koliksymptome verschwinden plötzlich, gleichzeitig setzten schwere Schocksymptome ein<br />
• Hämokonzentration bei zunächst normalem TPP-Wert<br />
• TPP fällt infolge des Proteinverlustes stark ab (Peritonitis)<br />
• Diagnose anhand des klinischen Bildes in Kombi mit rektaler Untersuchung<br />
• Magen selbst, auch wenn er obstipiert ist, entzieht sich der Untersuchung<br />
• Ruptur => Gefühl der „Leere“, da Gas und Flüssigkeit in Bauchhöhle entweichen => Unterdruck<br />
und Adhäsionskräfte werden aufgehoben<br />
• Bauchhöhlenpunktion zur Sicherung der Diagnose<br />
• Kleine Perforation mit wenig ausgetretenem Mageninhalt: Netzbeutel hält vorerst Mageninhalt<br />
zurück => Bauchhöhlenpunktat frei von Futterpartikeln<br />
• Kurze Zeit nach perforierender Ruptur steht <strong>Pferd</strong> teilnahmslos da, ist schweißgebadet, geblähte<br />
Nüstern und flache, frequente Atmung, vermeidet jeed Bewegung<br />
• Bald kein Puls mehr fühlbar, hohe Herzfrequenz<br />
• Unmittelbar bevorstehender Tod schon am äußeren Erscheinungsbild zu erkennen<br />
• Tod meist einige Stunden nach der Ruptur<br />
DD<br />
• Gleiche Symptome bei Darmruptur<br />
• Akute Peritonitis => starke Schockerscheinungen mit dem Indolenzstadium<br />
• Bauchhöhlenpunktat ist schmutzigrot, hoher Leukozytengehalt, Erythrozyten und Eiweiß, aber<br />
ohne Beimengung von Futterpartikeln<br />
Therapie<br />
• Bei vollständiger Ruptur mit Austritt von Mageninhalt in Bauchhöhle aussichtslos<br />
153
Magentumor<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Häufigste Form primärer Magentumoren beim <strong>Pferd</strong>: Plattenepithelkarzinome<br />
• Generell aber nicht so oft<br />
• Karzinom am Fundus und an Kardia<br />
• Metastasen Bauch- oder Brusthöhlen eher ungewöhnlich<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Ursachen unbekannt<br />
• Vermutet: Prädisponierende Faktoren<br />
• Chronische Reizung durch Magenparasiten<br />
• Irritation der kutanen SH durch Futter und toxische Substanzen<br />
Symptome / Diagnose<br />
• V.a. ältere <strong>Pferd</strong>e betroffen<br />
• Symptome<br />
• Wechsel zwischen guter und schlechter Futteraufnahme<br />
• Kontinuierlich abnehmende Fresslust bis zur völligen Inappetenz und Abmagerung<br />
• Intermittierendes Fieber<br />
• Portionsweise Futteraufnahme<br />
• Kardia mitbetroffen: Störungen in der Schluckphase mit Würgebewegungen, Rülpsen, Speichelfluß<br />
und Reflux<br />
• Labordiagnostisch im fortgeschrittenen Stadium Anämie<br />
• Hyperproteinämie mit Hypoalbuminämie und Hyperglobulinämie<br />
• Tws. neoplastische Zellen im Bauchhöhlenpunktat<br />
Diagnose<br />
• Durch Gastroskopie intra vitam zu stellen<br />
• Röntgen kann Hinweise liefern<br />
DD<br />
• Zahnerkrankungen<br />
• Kiefer- und Zungenbeinfrakturen<br />
• Chronische Magenulzera<br />
• Chronische Magenobstipation<br />
• Neoplasmen der Brusthöhle mit Ösophaguskompression und andere Neoplasmen<br />
Verlauf / Prognose / Therapie<br />
• In Frühphase der Entwicklung oft maskierter Verlauf (=> Fehlen charakt. Symptome)<br />
• Tiere meist im fortgeschrittenen Verlauf erst vorgestellt => infauste Prognose, Euthanasie<br />
angezeigt<br />
Magenulzera<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Besonders oft beim Fohlen diagnostiziert<br />
• Studien zeigen, dass beinahe jedes 2. <strong>Pferd</strong> erkrankt sein soll<br />
• Unterscheidung zwischen<br />
• Asymptomatischen (stillen) Ulzera<br />
• Symptomatischen (aktiven) Ulzera<br />
• Perforierenden Ulzera<br />
• Pylorische oder duodenale Obstruktionen in Folge Narbenbildung durch Ulzera<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Relevante und für Pathogenese wichtige Faktoren<br />
• Genetisch bedingte Disposition (Vollblüter)<br />
• Folgen medikamentöser Behandlungen (Langzeittherapie mit Coricosteroiden und NSAID’s)<br />
• Streßfaktoren (Training, ungewohnter Transport, einseitige, konzentratreiche Fütterung,<br />
Hungerphasen)<br />
• Intestinale Koliken<br />
• Infektionen<br />
• Parasiten<br />
• Fremdkörper<br />
154
• Immer auch Störung der protektiven Mechanismen der Magenschleimhaut eine Rolle!!!<br />
• Unterschiedlich tiefe Läsionen entlang Margo plicatus, Pars proventrikularis, gelegentlich im<br />
Fundus und Antrum pyloricum<br />
Symptome / Diagnose<br />
• Klinische Äußerung durch Symptomkomplex<br />
• Chronische und rezidivierende Kolik<br />
• Verminderter Appetit<br />
• Schlechtes Allgemeinbefinden<br />
• Chronsiche Diarrhoe<br />
• Abmagerung<br />
• Perprandiale Koliken<br />
• Bruxismus, Ptyalismus<br />
• Reflux<br />
• Verminderte Lesitungsfähigkeit<br />
• Sicherung der Diagnose mittels Gastroskopie<br />
DD<br />
• Zahn- Luftsack- oder Schlunderkrankungen<br />
• Mage- und Darmerkrankungen anderer Genese<br />
Therapie<br />
• Mehrere therapeutische Ansätze<br />
1. Säureblockade<br />
• Rezeptorblockade mit H2- Antagonisten (Cimetidin, Ranitidin) => verminderte HCl-<br />
Ausschüttung, kann wochenlang dauern<br />
• Blockade des für H+ - Ionen – Pumpe benötigten Enzyms (z.B.mit Omeprazol),<br />
Inaktivierung dieser Pumpe => deutliche Senkung der H+ - Konzentration im<br />
Magenlumen<br />
1. Antazida<br />
• Magensäure wird bei oraler Gabe neutralisiert<br />
2. SH- schützende Mittel<br />
• Geringe Resoprtionsrate nach oraler Gabe => Schutzfilm über Magen – SH<br />
• Abflußstörungen aus Magen mit gastroösophagealem Reflux => Gefahr der<br />
Aspirationspneumonie => Antibiotikaprophylaxe angezeigt<br />
Prognose und Verlauf<br />
• Günstig, wenn durch Medikamentengabe spontane Besserung der Symptome<br />
• Oft auch Heilung nach Abschalten der Stressoren<br />
• Kontrolle der Heilung per Endoskopie<br />
• Chronische Ulzera haben vorsichtige bis schlechte Prognose<br />
155
Katarrhalische und entzündliche Erkrankungen des Darmes (=Enteritis)<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Komplex, der schwer in Einzelerkrankungen aufzugliedern ist<br />
• Vielfältige Ursachen, fließende Übergänge<br />
• Primär entzündliche Erscheinungen im MDT selten<br />
• Entwicklung meist sekundär oder als Folge von Stress<br />
• Einfachste Form: akuter Darmkatarrh<br />
• Im Verlauf von Allgemeinerkrankungen<br />
• Stress<br />
• Erschöpfung<br />
• Antibiotikatoleranz<br />
• Parasitenbefall<br />
• Virusinfektionen und bakterielle Infektionen<br />
• Hyperämie und Schleimabsonderungen der Darm – SH mit vorübergehender<br />
Resorptionsstörung<br />
• Daraus kann chronischer Darmkatarrh entstehen<br />
• Degenerative oder proliferativ – hyperplastische Veränderungen an der Oberfläche der Darm-<br />
SH<br />
• Besondere Rolle: Veränderungen in Folge von Thrombosen und Darmwandschädigung durch<br />
wandernde Strongylidenlarven<br />
• Größere Darmabschnitte betroffen: Malabsorptionserscheinungen wie Hypoproteinämie und<br />
fortschreitende Kachexie<br />
• Schädigung der Darm-SH / Störung der Darmflora => fakultativ – pathogene Keime können<br />
virulent werden und zu akuter Darmentzündung führen<br />
• Viele Enteritiden: schwere Schädigungen der Darmwand (Epithelnekrosen, Blutungen und starke<br />
Flüssigkeitsverluste in Darmlumen) => Diarrhoe<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Leitsymptom ist Durchfall<br />
• Spastische Darmkontraktionen => milde bis heftige Kolikschmerzen<br />
• Einfacher Darmkatarrh kann in 1- 2 Tagen spontan heilen<br />
• Rektale Untersuchung: spastisch kontrahierte, rigide Darmteile zu fühlen<br />
• Starke Peristaltik oft schon aus einiger Entfernung zu hören<br />
• Länger anhaltende Katarrhe => leichte – mittelgradige Exsikkose, Hypokaliämie und<br />
Hyponatriämie<br />
• Kolon und Enddarm mit betroffen => Tenesmus ani<br />
• Chronischer Darmkatarrh: glanzloses Fell, Abmagerung, Elektrolytverlust und anhaltende<br />
Durchfälle<br />
DD<br />
• Durchfall und Fieber auch bei<br />
• Peritonitis<br />
• Nekrosen des Kolons und Zäkums<br />
• Unterscheidung durch Bauchhöhlenpunktat<br />
• Breiiger Kot oft auch bei chronisch – rezidivierender Blinddarmobstipation und Hyperlipidämie<br />
• Akute Magen- und Darmstörungen: Aufnahme giftiger Pflanzen mögliche Ursache<br />
Therapie<br />
• Einfacher Darmkatarrh<br />
• 1-2 d Nahrungskarenz<br />
• Paraffinöl oder Leinsamenschleim<br />
• Stärkere Durchfälle: Carbo medicinalis und Cortex Quercus<br />
• Verhinderung der sekundären bakteriellen Infektion: Antibiotika oder Sulfonamide<br />
• Reduktion des Wasser- und Elektrolytausscheidung im Kot!<br />
• Intravenöse Rehydratation (unter Beachtung von Hämatokrit, Gesamteiweiß, Elektrolyten und<br />
Blutgasen)<br />
• Isotone (0,9%ige), bzw. hypertone (7%ige) NaCl – Lösungen, Plasma, Plasmaexpander,<br />
Glukose- und Elektrolytlösungen<br />
• Korrektur der Azidose durch Natriumhydrogencarbonatlösungen (5%, 8,4%)<br />
• Einsatz antisekretorischer Pharmaka (Promazin – Derivate)<br />
• Blockade der Enterotoxinproduktion durch Antibiotika und nichtsteroidale Antiphlogistika<br />
156
• Schrittweise Umstellung von intravenöser auf orale Rehydratation mit Glucose- und<br />
Elektrolytlösungen (orale Rehydratationslösung, von der WHO empfohlen: 1 l Wasser mit 20g<br />
Glukose, 3,5g NaCl, 2,5g Natriumhydrogencarbonat und 1,5g Kaliumchlorid<br />
• Ratsam: frühzeitige bakterielle Kotuntersuchung mit Resistenztest<br />
• Parasitäre Grundlage: antihelminthische Behandlung<br />
• Völlige Inappetenz: Zwangsfütterung mit Nasenschlundsonde in kleinen Portionen über den Tag<br />
verteilt<br />
Verlauf, Prognose<br />
• Akute Form verläuft mild, heilt in 1-2 d bei Futterentzug aus<br />
• Chronischer Katarrh: durch irreversible Schädigung der Darmwand chronische Durchfälle mit<br />
Malabsorptionserscheinungen<br />
• Therapeutisch schwer bis gar nicht zu beeinflussen<br />
• 2 besondere Formen der hämorrhagischen Enteritis<br />
• Gastroduodenojejunitis<br />
• Equine Typhokolitis<br />
Gastroduodenojejunitis<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Angloamerikanische Synonyme: Anterior enteritis, Duodenitis, Proximal jejunitis, Proximal Enteritis<br />
• Idiopathische gastrointestinale Erkrankung, bei der Magen, immer Duodenum und Teile des<br />
magennahen Jejunums betroffen sind<br />
• Katarrhalisch – hämorrhagische, manchmal auch nekrotische Entzündung<br />
• Erkrankter Darmabschnitt: paralytischer Ileus => Magenüberladung => ohne Behandlung bald<br />
Magenruptur<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Zu Beginn milde bis heftige Kolik<br />
• Schwitzen am Hals und Thoraxwand<br />
• Lidbindehäute gerötet bis zyanotisch<br />
• Meist verlängerte Kapillarfüllungszeit<br />
• Puls- und Atmungsfrequenz immer deutlich erhöht<br />
• Körpertemperatur meist geringgradig erhöht<br />
• Rasch verlaufende Dehydratation<br />
• Schon in ersten Stunden der Erkrankung steigen Hämatokrit und TPP<br />
• Nekrotische Entzündung => Eiweißverlust<br />
• Typisch: Magenüberladung mit flüssigem Inhalt (zu Beginn sauer, dann alkalisch)<br />
• Spontanes Erbechen durch Nüstern (bei <strong>Pferd</strong> sehr selten) schon öfters bei dieser Krankheit<br />
beobachtet<br />
• Rektale Untersuchung besonders wichtig<br />
• Fast immer tympanisch dilatierte Flexura duodeni caudalis mit Wandödem zuertasten (läuft<br />
kaudal und horizontal um Blinddarmkopf herum)<br />
• Zusätzlich fühlt man einzelne oder mehrere mit Gas oder Flüssigkeit gefüllte Dünndarmschlingen<br />
von geringem Durchmesser, liegen prall gefüllt in kranialer Bauchhöhle<br />
• Einzelne Schlingen können auch spastisch kontrahiert sein<br />
• Colon ascendens (linke ventrale Kolonlage) verkleinert sich über der stark dehydrierten Ingesta<br />
mit deutlicher Poschierung<br />
DD<br />
• Funktioneller Ileus infolge der Paralyse des magennahen Dünndarmes<br />
• Milde Verlaufsformen: konservative Behandlung<br />
• Muss vom mechanisch bedingten Dünndarmverschluß abgegrenzt werden<br />
• Abgrenzung nach 3-9 h möglich, wenn Tier nicht auf Behandlung anspricht<br />
• Kolikschmerzen vor allem verursacht durch Magen- und Dünndarmdilatation<br />
• Lassen fast immer nach, wenn Magen abgehebert wird<br />
• Hält schmerzfreier Zustand an: Zeichen, dass wahrsch. kein mechanischer Ileus vorliegt<br />
• Ausschluß des mechanischen Ileus, Schmerzen lassen aber auch nach laufender Entleerung durch<br />
Nasenschlundsonde nicht nach: schwerwiegende pathologische Veränderungen am erkrankten<br />
Dünndarmabschnitt<br />
157
• Nachlassen der Schmerzen => günstige Prognose<br />
Therapie<br />
• Schon initial verschiedene Verlaufsformen<br />
• Entzündung des Dünndarmes kann solche Ausmaße annehmen, dass fleckenförmige Nekrosen der<br />
Darmwand entstehen<br />
• Nehmen abgeheberte Föüssigkeitsmengen im Verlauf immer mehr ab, bis gar keine mehr abgeht:<br />
günstiges Zeichen und für gute Prognose gewertet<br />
• Therapie umfasst konservative und ausnahmnsweise chirurgische Maßnahmen<br />
• Zunächst Versuch der Konservativen Therapie<br />
• Infusionstherapie, abgestimmt auf Dehydratation (pro Stunde mehr als 3 Liter)<br />
• Ständige Überprüfung des Magens mittels Magenschlundsonde und Anhebern des<br />
Mageninhaltes (ca. alle 3-5 Stunden)<br />
• Gabe von Parasympathomimetika, um Peristaltik anzuregen (z.B. Konstigmin ® )<br />
• Behandlung gegen Endotoxämie durch NSAID’s (z.B. Flunixin – Meglumin)<br />
• Prophylaxe einer möglichen Reheerkrankung<br />
• Rektale Verlaufskontrolle sehr wichtig!!<br />
• Feststellen, ob Zahl der dilatierten Dünndarmschlingen zu- oder abnimmt<br />
• Prognostisch günstig zu bewerten sind:<br />
• Normalisierung der Herz – Kreislauf – Funktion<br />
• Normalisierung des Flüssigkeitshaushaltes<br />
• Nachlassen der Schmerzen<br />
• Abnahme der Flüssigkeitsmenge, die aus Magen abgehebert werden kann<br />
• Chirurgische Behandlung immer angezeigt, wenn<br />
• Konservative Therapie in 12 – 24 h keine Besserung zeigt<br />
• Zustand des Patienten schlechter wird<br />
• Schon bei Eingangsuntersuchung und –behandlung extreme Schmerzen anhalten<br />
• OP meist Ausstreichen des gestauten Chymus aus Dünndarm in Caecum<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Großteil der Patienten kann durch intensive konservative Therapie geheilt werden<br />
• Schwerwiegende Komplikaitonen können sich aus Grunderkrankung ergeben<br />
• Aspirationspneumonien<br />
• Peritonitis<br />
• Magenruptur<br />
• Schock<br />
• Disseminierte intravasale Gerinnung<br />
• Hufrehe<br />
Typhokolitis (Colitis X)<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Besonders schwere Form der katarrhalisch- hämorrhagischen Entzündung des Blinddarmes und<br />
des Colon ascendens<br />
• Gekennzeichnet durch sporadisches Auftreten und akuten bis perakuten Verlauf<br />
• Endet oft tödlich<br />
• Koliksymptome unterschiedlichen Schweregrades<br />
• Profuser, wäßriger, später hämorrhagischer Durchfall<br />
• Toxämie mit rasch fortschreitendem Schockzustand und hoher Mortalität<br />
• Pathologische Untersuchung:<br />
• Ulzerativ – nekrotisierende Typhilitis und / oder Kolitis (ähnelt Potomac Horse fever oder<br />
Salmonellose)<br />
• Gesamtes Zäkum und meist ventrale des Colon ascendens bis zur Beckenflexur<br />
• Caudal der Beckenflexur liegende Kolonlagen seltener betroffen<br />
• Oft scharfe Grenze zwischen betroffenem und gesundem Gewebe<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Niedrige Morbidität => nicht kontagiös<br />
• Tritt zu jeder Jahreszeit auf, gehäuft im Winter<br />
• Keine Rasse- oder Geschlechtsdisposition bekannt<br />
158
• V.a. <strong>Pferd</strong>e im Alter zwischen 7 und 15 Jahre (bei 1-3 Jährigen ist Salmonellose meist Ursache)<br />
• Vorausgegangen oft Streßsituationen unterschiedlicher Art<br />
• Koliken<br />
• Allgemeinanästhesie<br />
• Chirurgische Eingriffe<br />
• Parasitenbefall<br />
• Impfungen<br />
• Hochträchtigkeit und Geburt<br />
• Lange Transporte<br />
• Standortwechsel<br />
• Abrupter Futterwechsel oder Futterentzug<br />
• Antibiotikagaben<br />
• Besondere Risikogruppe: hospitalisierte <strong>Pferd</strong>e<br />
• Ist in D die gefährlichste postoperative Komplikation beim Klinikpatienten<br />
• Aber auch sporadisches Auftreten ohne spezifischen Grund mögliche!!<br />
• Im Vordergrund: entzünsliche Veränderungen des Blinddarmes und rechter ventraler Kolonlagen<br />
• Frühes Stadium: hochgradig entzündete Mukosa und ausgeprägtes Darmwandödem<br />
• Fortgeschrittenes Stadium: Nekrose, die die ganze Darmwand erfasst<br />
• Dickdarm – SH – Entzündung => erhöhte Sekretion ins Darmlumen und mangelhafte Resorption<br />
von Wasser und Elektrolyten aus dem Darmlumen => Ansammlung großer Flüssigkeitsmengen im<br />
Blinddarm und Colon ascendens<br />
• Frühstadium: reduzierte Blinddarmperistaltik, sistiert im weiteren Verlauf völlig => Toxine im<br />
Daminhalt werden nicht ausgeschieden<br />
• Verminderung des zirkulierenden Blutvolumens => Hypovolämie mit Volumenmangelschock<br />
Symptome /Diagnose<br />
• Nach kurzem Stadium der Apathie und mangelnder Futteraufnahme schlagartiges Einsetzen der<br />
Symptome<br />
• Milde bis heftige Koliksymptome mit rasch fortschritendem, toxischen Schockzustand<br />
• Später profuse Diarrhoe<br />
• Apathie und vollständige Inappetenz, begleitet von unspezifischen Schocksymptomen<br />
• Schlecht staubare Venen<br />
• Herabgesetzter Hautturgor<br />
• Schwacher Puls, Tachykardie<br />
• Kalte Extremitäten<br />
• Deutlich verlängerte Kapillarfüllungszeiten<br />
• Ziegelrote bis zyanotische SH<br />
• Meist physiologische bis subfebrile Körpertemperaturen<br />
• Fieber meist Zeichen einer Salmonellose<br />
• Massiver Flüssigkeitsverlust => in kurzer Kht von 0,5 – 0,8 l/l und zunächst erhöhte TPP<br />
(7,5 - >9 g/dl)<br />
• 6-7 h nach Krankheitsbeginn fangen Werte an zu divergieren<br />
• häufig schneller Abfall des TPP (Zeichen einer intramuralen Exsudation und von<br />
Proteinverlusten durch die entzündete Darmwand)<br />
• Hkt steigt weiter an<br />
• Initiale Leukozytopenie, geht später über in Leukozytose und Neutropenie mit Linksverschiebung<br />
über<br />
• Leukozyten fallen im Finalstadium endgültig ab<br />
• Metabolische Azidose und Störungen im Elektrolythaushalt<br />
• Rektale Untersuchung<br />
• Blinddarm extrem Flüssigkeits gefüllt<br />
• Wandverdickung wegen des entzündlichen Ödems<br />
• Ödem auch an mit Gas und Flüssigkeits gefüllten ventralen Kolonlagen<br />
• Linke dorsale Kolonlagen<br />
• Diarrhoe setzt verzögert ein, später große Mengen wäßrigen, stinkenden, hämorrhagischen Kotes<br />
abgesetzt<br />
DD<br />
• Enterokolitiden durch Salmonella typhimurium<br />
159
• Einziges verlässliches Unterscheidungsmerkmal: hierbei Fieber bis 41°C vor Beginn des<br />
Durchfalls<br />
• Oft 2-6 Tage nach resistenzmildernden Belastungssitutationen<br />
• Erkrankung von Dünn- und Dickdarm<br />
• Tws nach 8 –16 h septischer Schock, ohne dass Durchfall eingesetzt hat<br />
• I.d.R. mehrtägiges Durchfallgeschehen<br />
• Oft akute Hufrehe als Begleiterkrankung<br />
• Diagnose durch kulturellen NAchweis aus dem Kot (CAVE: wird auch bei akuten<br />
Durchfallphasen nicht kontinuierlich ausgeschieden => an mehreren Tagen untersuchen!!!)<br />
• Post mortem histologisch gut zu unterscheiden<br />
• Enterokolitiden durch Chlostridieninfektionen abgrenzen<br />
Therapie und Prophylaxe<br />
• Prophylaxe bei <strong>Pferd</strong>en aus Risikogruppen<br />
• Zurückhaltender Einsatz von Antibiotika und NSAID’s<br />
• Streßminderung<br />
• Sorgfältige Hygiene (Salmonellose)<br />
• Früherkennung von Typhokolitis / Salmonellose durch intensive Beobachtung<br />
• Beginn der Erkrankung<br />
• Inappetenz<br />
• Gedämpftes Verhalten<br />
• Leichte Kolikanzeichen<br />
• Verminderte Peristaltik<br />
• Konservative und chirurgische Therapie möglich<br />
• Konservative Maßnahmen<br />
• Parenterale Flüssigkeitssubstitution<br />
• Nahrungs- und Wasserentzug<br />
• Parasympathomimetika (z.B. Konstigmin ® ) um Darmmotorik anzuregen<br />
• Antibiose bei Fieberanstieg, wenn Verdacht auf Salmonellose<br />
• Pharmaka mit Anti – Endotoxin- Wirkung (z.B. Flunixin – Meglumin (Finadyne ® ),<br />
Hyperimmunseren)<br />
• Orale Anwendung von Zuckerlösungen (Laktulose)<br />
• Allg. Thrombose- und Reheprophylaxe durch Heparinapplikation<br />
• Intensivbehandlung unter ständiger Kontrolle von Puls, Atmung, Temperatur und Werten von Hkt,<br />
TPP, Blutgasen und Leukozytenzahl<br />
• Chirurgische Maßnahmen<br />
• In Frühphase Inhalt aus Darm entfernen und Spülen (Vermeiden einer Nekrose)<br />
• Überstehen der hochakuten Phase mit Absatz strukturierten Futters: langsamer Beginn der<br />
Fütterung mit diätischer Nahrung<br />
• Präzäkal gut verdauliches Futtermit geringer Stimulation der Verdauungssekrete<br />
• Anreicherung mit Vitaminen, flüchtigen Fettsäuren, Phosphor und Spurenelementen zur<br />
Regeneration der Dickdarm - SH<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Behandlung sehr arbeits- und kostenintensiv<br />
• Prognose günstig, wenn<br />
• Schnelle Normalisierung der Herz – Kreislauffunktion<br />
• Verbesserung der Werte von Hkt, TPP, Hydrogencarbonat, Puls und Atmung<br />
• Kein Fieber<br />
• Kein starker Abfall der Leukozyten<br />
• Wenig Infusionen nötig, um gestiegenen Hkt und TPP zu normalisieren<br />
• Prognose vorsichtig bis zweifelhat, wenn<br />
• Puls, Atmung und Temperatur über längere Zeit trotz Behandlung erhöht bleiben<br />
• Anstieg des Hkt einhergeht mit Abfall des TPP<br />
• Trotz Substitution ständiger Fall der Hydrogencarbonatkonzantration im Blut (< 20 mmol/l)<br />
• Leukozytenzahl unter 1500 /μl<br />
• Prognose infaust, wenn<br />
• Puls und Atmung extrem erhöht bleiben<br />
• Nach einigen Tagen Fieber und starke Leukozytopenie auftreten<br />
• deutliche Divergenz zwischen hohem Hkt und niedrigem TPP<br />
160
Magen- und Darmkoliken<br />
Einleitung<br />
• „Kolik“ ist abgeleitet von „Kolon“, wird angewendet für alle schmerzhaften Zustände im Abdomen<br />
• Kolik ist keine Krankheit, sondern eine Aufforderung, eine differenzierte, systematische Diagnostik<br />
zu betreiben<br />
• Kann bei folgenden Krankheitsgruppen auftreten<br />
• Magen- und Darmerkrankungen<br />
• Leber- und Gallengangserkrankungen<br />
• Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane<br />
• Erkrankungen im Brust- und Schlundbereich<br />
• Infektionskrankheiten<br />
• Hauterkrankungen<br />
• Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />
• Wasser- und Futtermangel<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> spielen anatomische Besonderheiten am MDT große Rolle beim Entstehen einer Kolik<br />
• Relative Unfähigkeit zu Erbrechen => schnell Magenüberladung, Gefahr der Ruptur<br />
• Besonders langes Dünndarmgekröse => 19 – 30 m langer Dünndarm kann in alle Teile der<br />
Bauchhöhle wandern mit Gefahr des Einklemmens in vorgeformte Lücken<br />
• Frei bewegliches großes Kolon mit 60 – 130 l Fassungsvermögen kann sich in alle Richtungen<br />
wenden => Gefahr des Aufhängens am Milz – Nieren – Band, das bei dorso-lateraler<br />
Wanderung wie Falle wirkt<br />
• Pathologische Strukturen, die nur beim <strong>Pferd</strong> in dieser Häufung Ursachen darstellen<br />
• Pseudoligamenta => Dünndarmstrangulationen<br />
• Lipoma pendulans, Merkel’sche Divertikel<br />
• Angeborene / erworbene Mesenteriallücken<br />
• Am Übergang von weiten zu engen Darmteilen können Ingesta Obstipationen verursachen<br />
161
• Parasitäre Erkrankungen<br />
• Gasterophilus am Magen seltene Rolle<br />
• Endartritis verminosa an vorderer Gekrösewurzel und Larvenstadien von Strongylus vulgaris<br />
große Rolle<br />
• Entzündliche Gefäßveränderungen (Aneurysmen, Thrombosen, Stenosen) => chronische<br />
Mangeldurchblutung verschiedener Darmteile => Disponierend für Störung der Darmtätigkeit<br />
und Nekrosen<br />
• Pathophysiologische Ursache: Labilität des Vegetativums der <strong>Pferd</strong>e<br />
• Typische Kolikschmerzen durch Krämpfe in der Darmwand bedingt<br />
• 3 schmerzhafte Zustände zu unterscheiden: krampfhafte Peristaltik, tonischer Darmkrampf und<br />
Schmerz durch strangulierte Gekröse- und Darmteile<br />
• krampfhafte Peristaltik<br />
• übermäßige Steigerung des Muskeltonus mit starker Beschleungigung des Rhythmus<br />
• Darmbewegungen werden „stürmisch“<br />
• Auffallend laute, plätschernde und gurgelnde Geräusche, von starken Bauchschmerzen<br />
begleitet<br />
• Tonischer Darmkrampf<br />
• Lang anhaltende, örtlich begrenzte, übermäßige Tonussteigerung der Darmmuskulatur<br />
• Kann bis zum völligen Verschluss des Lumens führen<br />
• Durch mechanische Insulte hervorgerufen: kontinuierlich vorhanden, durch Druck und Zug am<br />
Darm und Mesenterium<br />
• Durchblutungsstörungen => Hypoxie mit starken Schmerzen, bevor Gewebetod eintritt<br />
• Darmschmerz<br />
• Heftiger, durch diskontinuierlich auftretende spastische Peristaltik verursachter Schmerz<br />
• Diskontinuierliche Kolikanfälle (typ. für Krampfkoliken)<br />
• Darminhalt beschleunigt gefördert => nicht genügend eingedickt<br />
• Kontinuierlicher Schmerz hervorgerufen durch tonischen Krampf: dumpfes, nicht besonders<br />
dramatisches aber verändertes Verhalten<br />
• Darm- und Gekröseschmerz, auch durch Ischämie bedingter Schmerz: heftiges und<br />
rücksichtsloses Auf- und Niedergehen!!<br />
• Ventilmechanismen (Magen, Blinddarm und paralytischer Dünndarm): bei Überladung durch<br />
Flüssigkeit oder Gas entsteht gemischter Ileus<br />
• Entstehung sekundärer mechanischer Verschlüsse durch Flexion oder Torsion<br />
Koliksymptome<br />
• Je nach Intensität der Schmerzen<br />
• Niederlegen zu ungewohnten Zeiten<br />
• Ruhiges Stehen mit gestrecktem Hals und Kopf<br />
• Motorische Unruhe<br />
• Hin- und Hertrippeln<br />
• Scharren mit Vorderbeinen<br />
• Schlagen mit Hinterbeinen<br />
• Umsehen zum Bauch<br />
• Häufiges Niederlegen und Aufstehen<br />
• Als schwerste Fom der Kolik (Torsio coli totalis) zeigen Tiere rücksichtsloses Sichniederwerfen<br />
und Wälzen (Gefahr der Selbstverletzung)<br />
• V.a. bei Dickdarmobstipation häufiges Absetzen kleinerer Mengen Harn, oder extrem langes<br />
Zurückhalten<br />
• Schweregrad der Kolikerscheinungen entspricht nicht immer Schweregrad der Erkrankung<br />
• Vergleichsweise harmloser Darmkrampf tws. heftige Reaktionen, bei umfangreichen<br />
ischämischen Dickdarmnekrosen unverhältnismäßig milde Symptome<br />
• Dickdarmkoliken: fast immer milder und diskontinuierlicher Verlauf mit Phasen scheinbarer<br />
Beruhigung mit geringer Futteraufnahme<br />
• Längsdrehung des gesamten Colon ascendens um 360° und mehr: <strong>Pferd</strong> tobt derart, dass<br />
keinerlei Untersuchung möglich ist!!!<br />
• Unphysiologische Stellungen zur Entlastung schmerzender Regionen<br />
• Hundesitzige Stellung bei Magendilatation und Zwerchfellhochstand<br />
162
• Rückenlage bei Darmdrehungen und Inkarzerationen<br />
• Sägebockstellung und knien auf Karpalgelenke bei Obstipation und Obstruktion<br />
• Entspannende Rückenlage bei Magengeschwüren und Volvulus nodosus (des Fohlens)<br />
• Schweißausbruch, beginnend am Hals und im Schulterbereich<br />
• Kalter Schweiß direkt nach Magen- oder Darmruptur<br />
Systematische Untersuchung<br />
• Anamnese<br />
• Allg. Untersuchung<br />
• Auskultation der Bauchhöhle<br />
• Magensondierung<br />
• Rektale Untersuchung<br />
• Laboruntersuchungen<br />
• Bauchhöhlenpunktion<br />
• Diagnostisch- therapeutische Medikation<br />
• Ultraschall<br />
• Dokumentation der Befunde<br />
• Idealziel: ätiologische Diagnose!!<br />
• Heftig beginnende Kolik kann nach erster Behandlung heilen, aber auch in tödliche<br />
Erkrankung übergehen => genaue Diagnostik nötig!!!!<br />
• Koliken sind keine statischen Erkrankungen => Komplikationen immer möglich<br />
• Genaue Erfassung der Kolikform und des Zustandes des Patienten für Therapie essentiell<br />
• Empfehlung: Diagnostik und Therapie zeitlich abgestuft betreiben:<br />
1-3 Stunden nach Erkankungsbeginn<br />
• Anamnese<br />
• Klinische Untersuchung<br />
• Spezielle Untersuchung<br />
• Magensondierung und / oder –entleerung<br />
• Rektale Untersuchung<br />
• Laboruntersuchung (Hkt und TPP -> Ausgangslage)<br />
• Diagnostisch – therapeutische Medikation<br />
• Blinddarmpunktion bei Meteorismus<br />
3 – 5 Stunden nach Erkrankung<br />
• Klinische Untersuchung<br />
• Spezielle Untersuchung<br />
• Dokumentation und vergleichende Auswertung der beiden Untersuchungen<br />
• Kann nach 3-5 Stunden keine Diagnose für oder gegen Klinikseinweisung gestellt werden und<br />
es trat keine deutliche Besserung ein: Untersuchungen mind. alle 2 h wiederholen!! Deutliche<br />
Verschlechterung => sofortige Klinikseinweisung!!!!<br />
Anamnese<br />
• Beginn und Dauer der Erkrankung ermitteln => Abschätzen in welchem Status päsens Tier<br />
vorgestellt wird<br />
• Letzte Futter- und Wasseraufnahme<br />
• Umstellung von Futter??<br />
• Qualitativ anderes Futter???<br />
• Rohfaserreiches Futter begünstigt Obstipation, v.a. im Colon ascendens<br />
• Laktierende Stuten oft Torsio (Rotatio) coli ascendentis bei rohfaserarmer Grasfütterung<br />
• Fohlen mit starkem Wurmbefall: Ileuszustände im Dünndarm durch tote Spulwürmer<br />
• Fragen nach früheren Erkrankungen<br />
• Chronische Koliker: frühere Druse evtl. Zeichen für abdominalen Lnn-Abszeß<br />
• Bauchhöhlen OP: Verdacht auf Strangulation und Darmverlagerung durch Verwachsung<br />
• Stute: Trächtigkeit (Torsio uteri) und Unregelmäßigkeiten in der Rosse (Veränderungen am<br />
Eierstock)<br />
• Überdosierung von Prostaglandinen erzeugen Koliken<br />
• Wichtig: vorausgegange Untersuchungen und Behandlungen Dritter<br />
(REKTUMVERLETZUNGEN!!)<br />
163
Klinische Untersuchung<br />
• Konzentriert sich besonders auf AB, Kreislauf, Körpertemperatur und Abdomen<br />
Äußere Besichtigung<br />
• Verhalten beobachten<br />
• Grad und Art der Kolikerscheinungen<br />
• Unphysiologische Stellungen (auch erfragen)<br />
• Kotabsatz und Kotqualität (wenn nötig erfragen)<br />
• Aufgetriebene Flanken<br />
• Schweißausbrüche<br />
• Hautverletzungen an Kopf und Hüfthöckern (durch Hinwerfen bei heftigen Koliken)<br />
• Hengste: Vergleich der Hodensackhälften und der Leistengegend<br />
• Geringe Assymetrie oft physiologisch<br />
• Elastische Darmeinklemmung (Hernia inguinalis incarcerata) im Processus vaginalis: Hoden<br />
zu Beginn schmerzhaft hochgezogen, später infolge venöser Stauunge vergrößert, kühl und<br />
hart, meist mit Berührungsschmerz, Samenstrang bis in Leiste verdickt<br />
• Hochgradige Schmerzäußerung bei Palpation des Skrotums auch bei Torsio testis und<br />
Peritonitis => rektale Untersuchung<br />
• Bedrohlicher Zustand des Patienten => Magensondierung<br />
• Hochgradiger Blinddarmmeteorismus: Darmopunktion<br />
• Kolik derart heftig, dass keine Untersuchung möglich ist: analgetische oder sedierende<br />
Schmerzdämpfung angebracht<br />
• Metamizol (Novalgin ® )<br />
• Butyl-Scopolamin (Buscopan copmositum ® )<br />
• Flunixin – Meglumin (Finadyne ® )<br />
• Xylazin (Rompun ® )<br />
• Detomidin (Domedosan ® )<br />
• Romifidin (Sedivet ® )<br />
• Methadon (Polamivet ® )<br />
• Phenothiazinderivate (Combelen ® oder Vetranquil ® ) wegen blutdrucksenkender Wirkung nicht<br />
einsetzen!<br />
Herz- Kreislauf - System<br />
• Bei vielen MD- Erkrankungen, v.a. bei Darmverschluß ist Schock wichtigstes Begleitsymptom<br />
• Erhöhung der Herz- und Pulsfrequenz<br />
• Erniedrigung der Hauttemperatur in Peripherie<br />
• Zyanose der sichtbaren SH<br />
• Verminderte Hautelastizität<br />
• Verlängerte Kapillarfüllungszeit<br />
• Oligurie, tws sogar Anurie<br />
• Puls prüfen (Frequenz und Qualität)<br />
• KFZ, kann auf 3- 10 s verlängert sein<br />
• Konjunktiven können ungeeignet sein, da sich durch Wälzen oft traumatische Konjunktivitis<br />
entwicklen kann<br />
• Normalerweise rosarote Farbe, kann zu Beginn blaßrosa werden, später dann dunkelrot, bei<br />
ausgeprägter Intoxikation werden sie schmutzig- rot<br />
• Venenfüllung<br />
• Schlecht staubare V. jugularis => Hypovolämie mit niedrigem zentralen Venendruck<br />
• Atmungsfrequenz<br />
• Variiert je nach Kolikform, meist aber leicht erhöht => sollte erst nach gewisser<br />
Beruhigungszeit gemessen werden<br />
• Bei hochgradig geblähtem Abdomen besonders hohe Atemnfrequenz (auch bei<br />
Magenüberladung, Magen- Darm- Ruptur, Peritonitis, Zwerchfellhernie und Azidose)<br />
• Absenkung des intraabdominalen Druckes sinkt auch Atmungsfrequenz<br />
• Kann Magen entleert oder tympnaischer Blinddarm entgast werden, beruhigt sich die Atmung<br />
relativ schnell wieder<br />
• Körpertemperatur immer vor rektaler Untersuchung messen<br />
• Meist normal bis leicht erhöht<br />
• Kann bei Schock unter Norm sinken<br />
• Hyperthermie = Zeichen von Darmnekrose, Peritonitis, Salmonellose oder auch<br />
Aspirationspneumonie<br />
164
• Deutliche Temperaturerhöhung gleich zu Beginn der Erkrankung: Zeichen für Darminfarkt<br />
Abdomen<br />
• Deutliche Umfangsvermehrung => erhebliche Erhöhung des intraabdominalen Druckes<br />
• Nur in fortgeschrittenen Fällen von Darmnekrose oder bei Magen- bzw. Darmruptur<br />
Schmerzhaftigkeit der gespannten Bauchdecke (hier auch rektale Palpation der Darmwand<br />
schmerzhaft)<br />
Auskultation<br />
• Auf linker und rechter Bauchseite hinter den Rippenbögen im dorsalen und ventralen<br />
Quadranten<br />
• Beurteilung von Qualität und Quantität der Darmgeräusche<br />
• Dorsaler linker Quadrant<br />
• Glucksende Darmgeräusche gut zu hören<br />
• Können vermehrt, vermindert oder aufgehoben sein<br />
• Evtl. plätschernder Charakter<br />
• Leise beginnend, sich lebhaft steigernd und in Ferne auslaufend klingen oder abrupt<br />
unterbrochen werden (= spastische Hemmung)<br />
• Ventraler linker Quadrant<br />
• Geräusche der linken Kolonlage<br />
• Dumpf, brummend, manchmal zischend und in der Regel permanent<br />
• Verlaufen nicht periodisch wie Dünndarmgeräusche<br />
• Sind oft auch bei Dünndarmileus noch einige Zeit zu hören, wenn Peristaltik schon erloschen<br />
ist<br />
• Hinter rechtem Rippenbogen: über Blinddarmkopf ist ileozäkales Einspritzgeräusch zu hören<br />
• Ileuminhalt entleert sich periodisch in das Zäkum<br />
• Beim gesunden <strong>Pferd</strong> 1-3x pro Minute zu hören<br />
• Blinddarm vorwiegend mit Gas gefüllt => mehr fauchend- tympanische Geräusche<br />
• Mit Flüssigkeit und Gas gefüllt: überwiegend plätschernde, glucksende Geräusche<br />
• Ventrale, rechte Quadranten<br />
• peristaltische Wellen des Blinddarmkörpers hörbar<br />
• zu Beginn des Dünndarmverschlusses Peristaltik verstärkt (arbeiten gegen Hindernis), wird<br />
dann gehemmt und erlahmt schließlich ganz<br />
• bei Ileumobstipation fehlt Ileum – Einspritzgeräusch, fehlt auch im späten Verlauf jedes<br />
Dünndarmileus => Fehlen ist Hinweis für Passagehindernis im Dünndarm<br />
• jede fortgeschrittene Ileussituation => genereller Darmstillstand<br />
• paralytischer Ileus: absolute Stille im Abdomen in Endphase<br />
• Auskultation: Zeit!!!!<br />
• Mindestens 5 Minuten für jede Seite nötig<br />
• Vor allem in postoperativer Phase nötig => Entwicklung eines paralytischen Ileus frühzeitig zu<br />
erkennen<br />
Spezielle Untersuchungen<br />
Magensondierung<br />
• Magensondierung großer diagnostischer Wert und Sinn, dass drohende Magenüberladung<br />
erkannt wird<br />
• Während Kolikeruntersuchung nötig, wenn:<br />
• Puls- und Atmung besonders hoch<br />
• Hinweise dafür bestehen, dass Mageninhalt über die Nase abläuft<br />
• Würgebewegungen am Hals wahrgenommen werden<br />
• Bauch hochgradig gebläht ist<br />
• Mögliche Anzeichen einer hochgradigen Magenüberladung<br />
• Sondierung erfolgt bei<br />
• Jeder Erstuntersuchung eines Kolikers<br />
• Verlaufsuntersuchung konservativ therapierter <strong>Pferd</strong>e<br />
• Klinikeinweisung vor Transport<br />
• Vorbereitung einer OP direkt vor dem Ablegen<br />
• Postoperative Verlaufsuntersuchungen<br />
• Widerstand der Kardia tws. nur durch kräftiges Einblasen von Luft zu überwinden<br />
• Hat Sonde Magen erreicht: zuerst evtl. vorhandenes Gas ablassen<br />
165
• Suche nach Flüssigkeit: am Sondenende saugend führt man sie langsam tiefer ein, bis man<br />
Flüssigkeitsspiegel erreicht hat<br />
• Keine Flüssigkeit, sondern fester Widerstand: Sonde liegt auf festem Futter<br />
• Bei gesundem <strong>Pferd</strong> kann keine, oder nur wenig (500ml) Flüssigkeit abgesaugt werden<br />
• Weißer Schaum im Sondenende = Zeichen, dass Magen relativ leer ist<br />
• Flüssigkeitsmengen > 3-5 l: Zeichen für Magenüberladung<br />
• Besteht aus Speichel und Magensaft, der nicht mehr in Dünndarm abfließen kann<br />
• Dünndarmverschluss: Magen füllt sich umso schneller, je näher Verschluss am Magen liegt<br />
• Vorwiegend feste Futterteile im Magen => schonende Magenspülung durchführen, bis größter<br />
Teil des Mageninhaltes abgehebert ist<br />
• Reflux aus Jejunum:<br />
• pH- Wert der Flüssigkeit im Alkalischen<br />
• Farbe durch Gallenfarbstoffe gelbbraun<br />
• Gastroduodenojejunitis: wegen hämorrhagischer Enteritis oft weinrote Farbe<br />
• Drohende Magenruptur: heftige, ununterbrochene Kolik, erhöhte Puls- und Atmungsfrequenz,<br />
tws. läuft Mageninhalt über Maul und Nüstern ab<br />
• Negativer Sondenbefund: nicht immer Zeichen für leeren Magen, v.a. wenn rektal<br />
Dünndarmschlingen zu fühlen sind<br />
• Feststellung der sekundären Magenüberladung: Sondierung alle 3-5 Stunden wiederholen<br />
• Starke Gasbildung: Sonde kann eingeführt und fixiert liegen bleiben => laufende<br />
Druckentlastung gewährleistet<br />
• Flüssigkeitsgefüllter Magen: Dauesonde kontraindiziert: Gefahr der Schluckpneumonie!!<br />
• Verdacht auf primäre Magenüberladung mit Verlegung des Pylorus: Assisitent bläst über<br />
Sonde Luft in Magen, TA untersucht rektal: ist Pylorus nicht komplett verschlossen, füllt sich<br />
Duodenum mit Luft<br />
Rektale Untersuchung<br />
• Eine der ergiebigsten und wichtigsten Untersuchungen beim Koliker<br />
• Immer bei Erstuntersuchung durchführen!!<br />
• Im Anfangsstadium nicht immer pathologische Befunde zu erwarten<br />
• Rektalbefund beim gesunden <strong>Pferd</strong><br />
• <strong>Pferd</strong> muss vor Perforation des Darmes geschützt werden<br />
• V.a. bei Unruhe und Pressen und sehr engem Darmrohr<br />
• SPASMOANALGETIKUM ANWENDEN!!!<br />
166
• Spasmoanalgetikum sollte beim Koliker routinemäßig eingesetzt werden<br />
• Empfohlen ist systematisches Vorgehen:<br />
• Kotballen im kleinen Kolon<br />
• Kaudaler Milzpol<br />
• Kaudaler Teil der linken Niere<br />
• Aorta abdominalis<br />
• Tws. craniale Gekrösewurzel<br />
• Taenia ventralis caeci halbrechts, sichelförmig gespannt, immer gut erkennbar<br />
• Dorsale Anheftung des Blinddarmkopfes, wenn Hand an rechter dorsaler Bauchwand<br />
entlangstreicht<br />
• Milz-Nieren-Band nur zu tasten, wenn dorsaler Milzpol und linke Niere nicht zu eng<br />
aufeinanderliegen<br />
• Beckenflexur und einige Tänien der linken Kolonlagen meist nur undeutlich wahrnehmbar<br />
• Männliche Tiere: routinemäßig Leistenringe untersuchen<br />
• Pathologisch tastbare Darmabschnitte: Beurteilung nach Lage, Größe und Inhalt<br />
• Werden anhand anatomischer Strukturen (Tänien, Bandstreifen...) identifiziert<br />
• Lage im Verhältnis zu Bauchorganen, Inhalt, Größe, Beweglichkeit und Konsistenz feststellen<br />
• Kot soll normal geballt, feucht und zerfallend sein<br />
• Verzögerte Darmpassage => starker Wasserentzug => kleingeballter und trockener Kot<br />
• Beschleunigte Darmpassage (Enteritis) => breiig bis wäßriger Kot<br />
• Darmrohr sollte locker und dehnbar sein, pathologisch nach vorn verschlossen oder von außen<br />
eingeengt<br />
• Mukosa verschiebbar, entfaltbar und gleitend, darf nicht samtartig, sandpapierrauh und<br />
stumpf<br />
• SH- Läsionen fühlt man am besten mit der handschuhlosen Hand<br />
• Als Kotbeimengungen zu finden:<br />
• Weißliche Schleimfetzen als Pseudomembrane (Darmschleim)<br />
• Parasiten (Oxyuren, Gasterophiluslarven, kleine Strongyliden, Askariden und Bandwürmer)<br />
• Blut<br />
• Sandbeimengungen (Sandobstipation)<br />
• Ileus: schon nach wenigen Stunden Ampulla ohne Kot, ihre SH ist trocken und von pappigem<br />
Schleim bedeckt<br />
• Milz:<br />
• In Höhe der letzten Rippe, normalerweise scharfrandig<br />
• Verlagerung des großen Kolons zwischen laterale Bauchwand und Milz => Abdrängung nach<br />
medial<br />
• Überdeckt von Darmteilen: man muss es von linker Niere aus suchen<br />
• Vordere Gekrösewurzel nur bei kleinen bis mittleren <strong>Pferd</strong>en zu finden<br />
• Orientierung an Aorta abdominalis<br />
• Gekrösewurzel pulsiert, sie darf nicht verdickt, verdeckt oder schmerzhaft sein<br />
• Endarteriitis und/ oder Aneurysmen: keine, oder schwirrende Pulsation<br />
• Gesunder Zustand<br />
• Leere Dünndarmschlinge, nicht tastbar, nur wenn Peristaltikwelle abläuft<br />
• Spastische Kolik<br />
• Spastisch – verengte, daumendicke, derb-elastische Dünndarmschlingen<br />
• Verstreichen beim Nachlassen der Welle<br />
• Dünndarmileus<br />
• Flexura duodeni caudalis als horizontal verlaufendes und kaum bewegliches Dünndarmrohr<br />
rechts kaudal der Gekrösewurzel<br />
• Nur, wenn Rückstau bis zum Magen reicht<br />
• Einzelne oder viele, prallgefüllte, mit Gas und / oder Flüssigkeit gefüllte Dünndarmschlingen<br />
• Sind parallel gestaffelt und lassen sich nur schwer bewegen<br />
• Meist prästenotische Dünndarmschlingen<br />
• Dilatierte Dünndarmschlingen von fleischiger Konsistenz, erscheinen abnorm fixiert und<br />
schmerzhaft => Inkarzeration oder Strangulation<br />
167
• Von Gekrösewurzel ausgehender, gedrehter, derbelastischer Strang: wahrsch. Volvolus<br />
mesenterialis<br />
• Frühstadium Ileumsobstipation: In Armtiefe obstipiertes Ileum als wurstförmiges, gestrecktes<br />
Darmrohr<br />
• Unterarmdick von links unten nach rechts oben (hier am Blinddarm fixiert)<br />
• Glatte Oberfläche<br />
• Spätstadium: obstipiertes Ileum von prästenotischen, dilatierten Dünndarmschlingen aus<br />
Untersuchungsbereich verdrängt<br />
• Dilatierte Dünndarmschlingen: immer Alarmzeichen!!!<br />
• Typ. für Dünndarmileus: sekundäre Verfestigung der Ingesta durch Dehydratation im<br />
Blinddarm, bzw. im großen Kolon<br />
• Darminhalt fühlt sich wie ausgepreßt an<br />
• Blinddarm im Normalfall nicht zu tasten, nur Taenia ventralis caeci von kraniomedial nach<br />
kaudal gegen rechte Bauchwand gerichtet<br />
• Anschoppung im Dickdarmbereich: betroffene Darmabschnitte mit plastisch vortretenden<br />
charakt. anatomischen Merkmalen<br />
• Obstipierter Blinddarmkörper: unschwer in rechter Bauchhöhle zu finden, tws direkt vor<br />
knöchernem Becken<br />
• Chronisch – rezidivierende Blinddarmobstipation: Blinddarmwand deutlich lederartig verdickt<br />
(Hypertrophie)<br />
• Linke Kolonlagen: links ventral und medial der Milz<br />
• Gesundes <strong>Pferd</strong>: wegen dünnbreiigem Inhalt kaum zu fühlen<br />
• Bei Obstipation Bandstreifen gut zu erkennen, Poschen verstreichen meist<br />
• Bei caudaler Verfolgung: Beckenflexur zu finden<br />
• Darmstein im Colon transversum: steinharte Halbkugel rechts der linken Niere mit glatter oder<br />
höckriger Oberfläche<br />
• Blinddarm und großes Kolon gebläht: Poschen deutlich tastbar, Tänien hart gespannt und in<br />
längsverlaufenden Rinnen zwischen Poschenreihen<br />
• Meteorismus im Dickdarm: Zeichen der Passagebehinderung in aboral gelegenem Teil<br />
• Hochgradige Blähung des Colon ascendens, die auch nach Blinddarmpunktion nicht<br />
verschwindet: Hinweis auf Torsio coil ascendentis<br />
• Kleines Kolon bei Obstipation oder Blähung armstark, lagert sich in mehreren, engen,<br />
radförmigen Krümmungen in der Beckenhöhle und vor dem Becken<br />
• Erkennbar an charakt. bandförmigen Taenia libera, springen antimesenterial über Darmfläche<br />
hervor<br />
• Peritoneum soll glatt und unempfindlich sein<br />
• Rauhe, zottige, stumpfe Beschaffenheit meist von Futterpartikeln verursacht<br />
• Peritonitische, fibrinöse Auflagerungen kann von Unterlage gelöst werden<br />
• In Fällen von Ruptur dorsal subperitoneales Ödem zu fühlen<br />
• Häufigster Fehler bei rektaler Untersuchung<br />
• Untersucher macht pathologische Struktur aus, versäumt aber, sich von Bauchhöhle<br />
Gesamteindruck zu machen<br />
• Ergebnisse der rektalen Untersuchung<br />
• Eindeutige Rektalbefunde<br />
• Befunde, bei denen Art und Ort der Obstruktion „auf der Hand liegen“<br />
• Passagehindernis ist direkter Palpation zugänglich<br />
• Charakteristische Rektalbefunde<br />
• Jene Befunde, bei denen Obstruktion getastet werden kann, die richtige Deutung ist nur<br />
im Zusammenhang mit Gesamtbild möglich<br />
• Mehrzahl der Befunde<br />
• Mehrdeutige Rektalbefunde<br />
• Obstruktionen können zwar nicht getastet werden, auf sie kann aber durch bezeichnende<br />
Einzelheiten geschlossen werden<br />
• Zwischenfälle beim Rektalisieren sehr selten<br />
• Meist Zerreißungen am Übergang des terminalen Kleinkolons zum Rektum<br />
• Verletzungen meist dorsal in Nähe des Ansatzes des Mesokolon, bzw. Mesorektum<br />
168
Bauchhöhlenpunktion<br />
• = Paracentese<br />
• Hinweise auf pathologische Vorgänge in der Bauchhöhle<br />
• Erhärtet Verdacht auf Ileuserkrankung, Blutungen, Aszites und Peritonitis<br />
• Tumoröse oder infektiöse Exsudate können in Bauchhöhle nachgewiesen werden<br />
• Fakultative Methode, kein routinemäßiger Einsatz<br />
• Nicht nötig, wenn durch klinische Untersuchung schon sichere Diagnose<br />
• Entnahme mit Trokar oder Braunüle<br />
• Punktion in der Linea alba, etwa auf Mitte zwischen Sternum und Nabel<br />
• Vorher Rasur und lokale Desinfektion<br />
• Blutungen aus Kanüle aus zufällig angestochenem Gefäß oder aus der Milz => Zurückziehen<br />
und erneuter Versuch<br />
• Punktion einer nicht pathologische gefüllten Darmschlinge relativ ungefährlich, da<br />
Einstichstelle durch Kontraktion der Darmmuskulatur schnell wieder verschlosse<br />
• <strong>Pferd</strong>e mit raktal festgestellter Dünndarmdilatation nicht punktieren<br />
• Bei Perforation Gefahr des Austrittes von Darminhalt<br />
• Stuten im späten Drittel der Trächtigkeit nicht punktieren -> Gefahr, den Uterus zu treffen<br />
• Beim gesunden <strong>Pferd</strong> fließen nur 1-2 ml pro Stich ab<br />
• Strohgelbe, klare Flüssigkeit<br />
• Große Ansammlung von Flüssigkeit: kontinuierlicher Strahl fließt ab<br />
• Gewonnenes Punktat in Reagenzglas auffangen und makroskopisch beurteilen<br />
• Volumen, Farbe, Durchsichtigkeit und Geruch<br />
• Nach grobsinnlicher Beurteilung wird gewonnenes Punktat zentrifugiert und Bodensatz<br />
beurteilt<br />
• Bodensatz ist deutlich differenziert geschichtet<br />
• Bewertung erfolgt nach pathophysiologischen Gesichtspunkten<br />
1. Funktionelle Darmstörungen ohne pathologisch – anatomische Darmveränderungen<br />
• Spastische Kolik<br />
• Gering – mittelgradige Dickdarmobstipation<br />
• Milder Meteorismus<br />
• Man gewinnt nur geringe Menge Punktat, ist gelb, durchsichtig und ohne Beimengungen<br />
3. leichte venöse Stauung ohne Darmnekrose<br />
• Obstipatio ilei<br />
• Flexio coli<br />
• Hernia spatii reniolienalis<br />
• In frischen Fällen leicht vermehrtes Punktat, hellgelb, später etwas dunkler<br />
• Punktat gering getrübt<br />
• Nach Zentrifugation erscheinen nur wenige Erys<br />
• Nur geringgradig erhöhter Gesamteiweißgehalt<br />
4. venöse Stauung mit erheblicher Infarzierung und beginnender Darmnekrose<br />
• Volvulus jejuni<br />
• Inkarzeration in inneren Hernien<br />
• Torsio coli<br />
• Im Sediment deutliche Schicht aus Erys und Leukos<br />
• Gesamteiweiß beträgt 2-4 g/dl<br />
• Beginn der Infarzierung: fast nur rote Blutkörperchen zu sehen<br />
• Fortschreitende Nekrose: Anteil der weißen Blutkörperchen steigt<br />
5. umfangreiche venöse Stauungen und Darmnekrosen mit Durchwanderungsperitonitis<br />
• Volvulus jejuni<br />
• Torsio coli totalis<br />
• Große Mengen von Punktat werden gewonnen<br />
• Deutlich rot bis schmutzig-rot<br />
• Im Sediment überwiegend Leukozyten, aber auch dicke Schicht Erys vorhanden<br />
• Gesamteiweißgehalt größer als 4 g/dl<br />
• Nekrotischer Darm schon für Bakterien durchlässig => grau – brauner Bodensatz<br />
169
6. Darmnekrosen auf thrombotisch – embolischer Grundlage und nach Gekröseabriss<br />
• Zäkumnekrose<br />
• Kolonnekrose<br />
• Schmutziggelb – rotes bis grünliches, rahmiges Punktat<br />
• Stark getrübt<br />
• Menge wechselnd, oft nicht sehr viel<br />
• Proteingehalt 4-5 g/dl<br />
• Nach Zentrifugation dickes Leukozytensediment mit relativ wenig Erys<br />
7. Magen- oder Darmruptur, diffuse Peritonitis<br />
• Schmutzig-rotes oder graugrünes, sehr trübes Punktat in großer Menge<br />
• Tws. Geruch von Darminhalt<br />
• Im Sediment graugrüne Pflanzenpartikel, viele Leukos und Erys<br />
• Flüssigkeit über Bodensatz in Folge Hämolyse braunrot<br />
8. Intraperitoneale Blutung<br />
• Frische, akute Blutungen: Punktat besteht aus Vollblut<br />
• Lackfarben, enthält fast nur rote Blutkörperchen<br />
• Anteil der Erys im Zentrifugenröhrchen etwa Hkt von Blut<br />
• Fehlpunktion mit Blut aus Milz: Hkt deutlich höher als der des Blutes<br />
9. Abdominale Abszesse und Tumoren<br />
• Chronisch – rezidivierende Koliken<br />
• Chronische Koliken: Punktat trüb, gelblich – grün von hoher Dichte und hohem Zellgehalt<br />
• Erys, Lymphos, neutrophile und eosinophile Granulozyten und Epithelzellen<br />
10. Hydrops ascitis<br />
• Bauchwassersucht: Punktat hochgradig vermehrt, hellgelb und klar<br />
• Keine Beimengungen<br />
• Niedrige Dichte (1005 – 1015)<br />
11. Harnblasenruptur (Uroperitoneum)<br />
• Hellgelbes, wasserklares oder nur wenig getrübtes Punktat (= Harn)<br />
• Wichtig: Vergleich von Harnstoff- und Kreatininkonzentration im Blut und im Punktat<br />
Laboruntersuchungen<br />
• Ergänzen klinische Untersuchungen des Kolikers<br />
• Wichtige Hinweise zur Verlaufskontrolle<br />
• Besonders wichtig: Hkt und TPP<br />
• Anstieg = Zeichen für Flüssigkeitsdefizit im Gefäßsystem<br />
• Normalwerte<br />
• Hkt 0,3 – 0,4 l/l<br />
• TPP 5,5 – 7,0 g/dl<br />
• Erhöhte Hktwerte bei Eryausschüttung der Milz, starken Schmerzen und Stress<br />
• Hochgradig Permeabiltiätsstörungen => Austritt von Plasma => steigender Hkt mit<br />
sinkendem TPP<br />
• Koliker mit Unterbrechung des enteralen Flüssigkeitstransportes durch Verschluss<br />
verschiedene Formen zu unterscheiden<br />
• Obturationsileus<br />
• Nur Darminneres verlegt => langsamer und gleichmäßiger Anstieg von Hkt und TPP<br />
• Strangulationsileus<br />
• Neben Darmverlegung auch Strangulation mit starker Extravasation von Flüssigkeit<br />
(Plasma und Elektrolyte)<br />
• Hkt steigt bei versch. TPP<br />
• Nekrosen ohne Darmverschluss<br />
• Peritonitis, Pleuritis und Enteritiden als Ursachen<br />
• Extravasaler Eiweißverlust => sinkender TPP<br />
• Hkt auch prognostische Bedeutung: je höher Hkt, desto größer Letalitätsrate<br />
• Ab Hkt von 0,7 l/l ist Prognose fast infaust<br />
170
Diagnostisch – therapeutische Medikation<br />
• Anwendung von Spasmoanalgetika und – in Ausnahme – Parasympathomimetika<br />
• Schmerzen infolge krampfhafter Peristaltik und Schmerzen infolge eines tonischen<br />
Darmkrampfes => Spasmoanalgetika können Kolikerscheinungen schlagartig beseitigen<br />
• Wirken nicht bei stranguliertem Gekröse, bzw. stranguliertem Darm<br />
• Bei eingetretener Darmnekrose und tiefer Schock => Stadium der tiefen Ruhe beim Patienten<br />
• Beruhigung im Sinne einer Heilung erst, wenn auch Kreislauf normalisiert ist, und Peristaltik<br />
festgestellt werden kann<br />
• Spasmolytische Therapie hat sich heute durchgesetzt<br />
• Versagen von Spasmoanalgetika = Zeichen für ernstzunehmende Grundkrankheit, oft auch<br />
Ileus => es ist unsinnig, diese Medikamente in kurzen Abständen mehrmals zu verabreichen<br />
• Allgemeiner Meteorismus: Neostigmin (Konstigmin ® ) nach Punktion des Zäkums und<br />
Magenentleerung<br />
• Anwendung von Paraffinöl nicht gefährlich, da es nicht in Wasserhaushalt eingreift<br />
Darmpunktion<br />
• Bei rektaler Untersuchung hochgradig meteorisierter Blinddarm unterschiedlicher Ursachen<br />
festgestellt => von rechter Flanke mit Blinddarmtrokar<br />
• Punktion => auch Öffnung des durch passiven Verschlussmechanismus verseperrten Ostium<br />
caecocolicum => auch Gas aus Colon ascendens kann retrograd in Blinddarm entweichen<br />
• Entgasung => spontane Erleichterung des Patienten und verbesserte retale<br />
Untersuchungsmöglichkeit<br />
• Meteorisiertes Zäkum mit gas- und flüssigkeitsgefülltem Blinddarm: allgemeiner Meteorismus,<br />
kein Ileus => Punktion und Cholinergika sind sinnlos<br />
• Großes Kolon am Besten nicht punktieren<br />
• Wenn doch, dann rektal mit möglichst dünner Kanüle<br />
• Immer nur gasgefüllte Schlingen punktieren!!!!<br />
• Dünndarmschlingen grundsätzlich nicht punktieren!!!<br />
Ultraschall und Röntgen<br />
• Vorrangig bei Kleinpferd und Fohlen eingesetzt (wenn aus anatomischen Gründen rektale<br />
Untersuchung nicht möglich ist)<br />
• Ultraschall<br />
• Verschiedene Abschnitte und Organe der Bauchhöhle darstellbar<br />
• Pathologische Veränderungen zu sehen, solange sie im Untersuchungsbereich des<br />
Schallkopfes liegen<br />
• Vor allem gut bei Eindringtiefen bis 20 – 25 cm (3,5 mHz Schallkopf)<br />
• Nur bei flüssigem Darinhalt möglich<br />
• Transkutan und transrektal möglich<br />
• Abdominales Röntgen<br />
• Enterolithen, Sand, Gas und Flüssigkeit feststellbar<br />
• Kontrastmittelbilder können ebenfalls sehr aufschlussreich sein<br />
Spezielle Kolikerkrankungen<br />
Spastische Koliken<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Auch katarrhalischer Darmkrampf, rheumatische Kolik, Reiz- und Erkältungskolik genannt<br />
• Funktionelle Darmstörung, nur selten mit histologischer Veränderung der SH<br />
• Störung des vegetativen Gleichgewichtes mit überwiegendem Vagotonus => verstärkte<br />
Peristaltik mit Neigung zu Darmkrämpfen<br />
• Mit 40% Anteil die häufigste Kolik bei <strong>Pferd</strong>en überhaupt<br />
• Tonisch-klonische Darmkrämpfe durch Tonussteigerung der Darmmuskultur => spastischer<br />
Verschluß des Darmrohres möglich<br />
171
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Äußere Reize (Wetterwechsel, Haltungsfehler, Überanstrengung...) als Ursache<br />
• Futterumstellungen, Verabreichung von verdorbenem Futter, Wechsel von Stall- auf<br />
Weidefütterung ebenfalls oft Ursache<br />
• Oft individuelle Disposition zu dieser Kolikform<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Plötzliches, anfallsweises und heftiges Auftreten mit kontinuierlichen oder diskontinuierlichen<br />
Kolikanzeichen<br />
• Kolikattacken dauern 5 –10 Minuten, dazwischen Phasen ohne Schmerzanfälle<br />
• AB zu Beginn nur ggrd. gestört<br />
• Puls und Atemfrequenz erhöhen sich nur während der Schmerzattacken<br />
• Hkt kann wegen Schmeren leicht erhöht sein, TPP bleibt unverändert<br />
• Lebhafte Peristaltik schon aus einiger Entfernung neben dem <strong>Pferd</strong> zu hören!!<br />
• Häufiger Absatz kleiner, meist weich bis dünnbreiiger Kotportionen<br />
• Rektal meist keine auffälligen Befunde, manchmal sind sich verkrampfende Darmteile zu<br />
tasten<br />
• Ohne zusätzliche Komplikationen verschwindet Kolik nach 4-6 h von alleine!<br />
• Komplikationen: Volvolus und Invaginationen!!<br />
• Gabe von Spasmoanalgetika: meist schlagartiges Verschwinden der Kolikanfälle<br />
DD<br />
• Dünndarmileus<br />
• Hat aber auffällige rektale Befunde und reagiert nicht auf Spasmoanalgetika!!<br />
• Durchblutungsstörungen durch thromborisch-embolsiche Verschlüsse<br />
o Unterscheidung praktisch unmöglich, wenn nur eine Darmarterie im Endstromgebiet<br />
betroffen<br />
o Mehrere Arterien betroffen => im weiteren Verlauf Transportbehinderungen im<br />
betroffenen Darmabschnitt<br />
Therapie<br />
• Im Normalfall reicht 1-2x I.v. Gabe von Metamizol (Novalgin ® ) mit max. 10 ml pro 100 kg KM!<br />
• Oder Butylscopolaminbromid- Metamizol – Natrium (Buscopan compositum ® ) mit 3-6 ml / 100<br />
kg KM<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Bei gezielter Behandlung günstig!!<br />
• Unbehandelt: heftige klonische Darmkrämpfe können zu Invaginationen und<br />
Darmverschlingungen führen<br />
Meteorismus<br />
Definition und Vorkommen<br />
• = Gaskolik, Windkolik, Meteorismus intestini<br />
• Aufblähung von MDT durch übermäßige Gasentwicklung => Überdehnung des Darmrohres,<br />
im Spätstadium sogar Darmparalyse<br />
• Gasbildung kann zu Rupturen führen (extreme Fälle!)<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Meteorismus<br />
• Primärer Meteorismus<br />
• I.d.R. alimentär bedingt<br />
• Aufnahme von frischem Klee, jungem Gras, welkem oder erhitzem Grünfutter, frischem Brot<br />
oder Obst<br />
• Starke Gasbildung: in kurzer Zeit schwerste Koliken möglich, können auch zu Magenrupturen<br />
führen<br />
• Gasbildung kann nur auf Magen beschränkt sein, oder im gesamten Darmkanal stattfinden<br />
• Sekundärer Meteorismus<br />
• Entwickelt sich bei allen Ileuszuständen im prästenotischen Darmteil und beim paralytischen<br />
Ileus<br />
• Überdehnung des Darmrohres => Zirkulationsstörungen in der Darmwand => verminderte<br />
Sauerstoffversorgung der Darmmuskulatur<br />
• Sauerstoffmangel => Einschränkung der Darmperistaltik => Teufelskreis<br />
• Kann nur durch Dekompression der dilatierten Darmschlingen unterbrochen werden<br />
172
Symptome<br />
• Geringgradige Aufblähungen im Dickdarmbereich: milde Kolikerscheinungen, ungestörtes AB<br />
• Darmgeräusche lebhaft und deutlich verstärkt<br />
• Kein Passagehindernis: Abgang von viel Gas und wenig Kot<br />
• Dünn- und Dickdarm mitbetroffen: allgemeiner Meteorismus<br />
• Kolik oft sehr heftig<br />
• Anfang einer Gaskolik zunächst heftige Peristaltik, mit zunehmender Umfangsvermehrung der<br />
Darmschlingen aber immer weniger, bis zum Erliegen<br />
• Dann auch schnell schwere Störungen des AB<br />
• Puls > 80 / min<br />
• Flache, costale Atmung mit > 30 / min<br />
• Inspiratorische Dyspnoe<br />
• Bei hochgradigem Meteorismus durch Druck auf Zwerchfell Atemnot<br />
• Erhöhter Intraabdominaler Druck => Behinderung des venösen Rückflusses =><br />
Schockerscheinungen<br />
• Extremfall: nach 3-5 Stunden Tod durch Ersticken<br />
• Rektale Untersuchung: dilatierte, u.U. bis ins Becken reichende Dünndarmschlingen und<br />
meteorisierter Blinddarm<br />
• Primärer Meteorismus: oft Hinweis einer qualitativ veränderten Fütterung, meist allgemeine<br />
Form<br />
• Sekundärer Meteorismus: oft nur auf einzelne Darmteile (vor dem Hindernis) beschränkt<br />
• „Auffangbehälter“ der entstehenden Gase = Blinddarm<br />
• Gase entweder primär in ihm entstanden, oder sekundär in anderem Teil des MDT, Gas<br />
sammelt sich aber in Caecum<br />
Therapie<br />
• Wichtigstes Ziel: Entleerung des Magens durch Sondierung und Entfernung der Darmgase<br />
durch Punktion<br />
• U.U. muss Magenschlundsonde einige h liegen gelassen werden<br />
• Primärer Meteorismus: Blinddarm immer gefüllt => Punktion in der rechten Flanke<br />
• Im Frühstadium einer Kolonverlagerung kann so spontane Reposition ausgelöst werden<br />
• Trokarierung => spontane Erleichterung für Patienten<br />
• Nach Entfernung der Gase lassen Schmerzen nach, Tiere erholen sich rasch<br />
• Falls nicht: KEINE GABE VON DARMLÄHMENDEN MEDIKAMENTEN: schalten<br />
Darmperistaltik aus => kann sich nicht entleeren<br />
• Beginnender Schok: Infusionstherapie<br />
• Nach Darmpunktion über einige d parenterale Antibiotikagabe!!!<br />
• Relativ oft auf Blinddarm beschränkter Meteorismus, der so stark ist, dass er passiv das<br />
Ostium caecocolicum verschließt => Gas kann nicht ins Kolon abfließen<br />
• Punktion des Caecums reicht für sofortige Besserung des AB<br />
• Konservativ keine Heilung möglich => Laparotomie<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Bei primären Meteorismus günstig, wenn rechtzeitig erkannt und therapiert wird<br />
• Beim sekundären Meteorismus abhängig von Prognose des Grundleidens!!<br />
Obstipation<br />
Einleitung<br />
• = unphysiologische Ansammlung von eingetrocknetem Darminhalt, der das Darmlumen<br />
vorübergehend oder andauernd verschließt => Dilatation des Darmrohres<br />
• oft durch Sedimentierung, Anhäufung und Austrocknung von Ingesta und Kotpartikeln<br />
sowie Sand an disponierten Stellen<br />
• im Dünndarm fast immer, im Dickdarm zu selten zu vollständigem Verschluss<br />
• normalerweise Dündarminhalt beim <strong>Pferd</strong> zu 95% aus Wasser, erst im großen Kolon findet<br />
die Resorption des Wassers statt => Eindickung des Darminhaltes<br />
• Obstipation im Dünndarm: Sedimentierung => Anhäufung von Futterpartikeln vor<br />
mechanischem Hindernis -> aus Sediment wird mit Kontraktionen Wasser herausgepresst<br />
173
(= Siebwirkung) => Darmwand umschließt Obstipat im Dauerkrampf => entwickelt sich<br />
schnell<br />
• Obstipation im Dickdarm: beginnt durch Wasserentzug => langsame Entwicklung in<br />
Schüben über mehrere Fütterungsperioden!!<br />
o Zu Beginn nur milde Koliksymptome<br />
Stenosen im Dünndarmbereich<br />
• Z.B. durch Strikturen, Adhäsionen<br />
• Lange unerkannt ohne Symptome möglich<br />
• Geringe Einengung des Darmes => Ileus im prästenotischen Segment<br />
• Starke Einengung des Darme => Arbeitshypertrophie vor der Stenose, später Dilatation<br />
des Darmrohres<br />
o Schwierigkeiten an Stenose führen zu rezidivierenden Koliken in Anschluß an<br />
Nahrungsaufnahme<br />
o Arbeitshypertrophie schon viele Meter vor der Stenose!!!<br />
Stenosen im Dickdarmbereich<br />
• Funktionelle Stenose des Ostium caecocolicum => Hypertrophie der<br />
Blinddarmwandmuskulatur!!<br />
• Hypertrophie nimmt Ausgang immer am Blinddarmkopf, kann gesamten Blinddarm<br />
betreffen<br />
• Im Endstadium oft Ruptur des Blinddarmes<br />
• störungsfreie Passage der Ingesta behindert durch<br />
o herabgesetzte Darmmotilität<br />
o Üergröße der Futterpartikel<br />
o Mechanische und/oder funktionelle Stenosen<br />
o Absinken des Wassergehaltes im Darminhalt<br />
• Häufigste Ursachen für gestörte Peristalitk<br />
o Bewegungsmangel<br />
o Überanstrengung<br />
o Enteritis<br />
o Parasitenbefall<br />
o Vegetative Dystonien<br />
o Viszerale Neuropathien bzw. Neuromyopathien<br />
• Im Sommer durch starkes Schwitzen Wassermangel => vermehrte Resorption im<br />
Dickdarm => unphysiologische Eindickung der Ingesta<br />
• Dünndarmileus => Hypovolämie => Mobilisierung der Wasserreserven im Dickdarm =><br />
Eindickung der Ingesta im großen Kolon<br />
• Anatomische Einengungen des Darmes = bevorzugte Anlagerungsstellen für<br />
Obstipationen, geordnet nach Häufigkeit<br />
o Beckenflexur<br />
o Übergang der rechten dorsalen Kolonlage zum Colon transversum<br />
o Übergang vom Ileum zum Blinddarm<br />
o Übergang vom Blinddarm zur rechten ventralen Kolonlage<br />
o Kleinkolon<br />
o Jejunum<br />
o Duodenum<br />
174
Dünndarmobstipation<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Meist im Ileum (80 – 85%), gelegentlich im Jejunum und selten im Duodenum<br />
• Primäre Obstipationen: keine makroskopisch feststellbaren pathologischen Veränderungen<br />
am darm<br />
• Sekundäre Obstipationen: Anschoppungen<br />
o Im Jejunum vor Lumeneinengungen durch zirkuläre Stenosen, Entzündung der<br />
Darmwand, Tumoren, Abszesse...<br />
o Meist wegen verdickter Darmwand oder Stenose des Ostium ileale<br />
• Disposition des Ileums durch anatomisch – physiologische Eigenschaften zu erklären<br />
o Enges Lumen durch starke Ringmuskulatur => anatomische Engstelle für<br />
Transport der Ingesta<br />
o Ingesta bleibt bis zu 30 min liegen, beror sie in Caekum gelangt<br />
o Bei groben und wenig zerkleinerten Futterbestandteilen: Verfilzungen im Ileum<br />
mit Anschoppungen<br />
• Ileumobstipation v.a. in Sommermonaten, <strong>Pferd</strong>e aller Rassen und Altersklassen können<br />
betroffen sein<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Zeigt sich kurze Zeit nach der Futteraufnahme mit plötzlich auftretender, milder bis<br />
heftiger Kolik<br />
• AB zu Beginn nur leicht gestört, Auskultation der 4 Quadranten sehr wichtig, vor allem das<br />
Ileo – Zäkale Einspritzgeräusch (in rechter Flanke)<br />
o Muss bei 5 min Abhören mindestens 1x zu hören sein!!<br />
• Unterbrechung der enteralen Flüssigkeitsresorption => Hkt und TPP steigen kontinuierlich<br />
an<br />
• Ersten Zeichen einer Hypovolämie frühestens 6 – 10 h nach Beginn<br />
o Kolikschmerzen i.d.R. noch mild, nur ausnahmsweise heftig<br />
• Ab 12. – 14. Stunde kleinere Refluxmengen (2-5l) aus Magen zu entnehmen<br />
• Entleerung des Magens erst ab 18. Stunde => oft ausgeprägte Magenüberladung mit 10 –<br />
15 l Flüssigkeit<br />
• Bei Auskultation keine Peristaltik mehr wahrnehmbar<br />
• Magennahe Obstipation => Magenüberladung schon viel früher<br />
• Anfangsstadium, wenn prästenotischer Dünndarm noch nicht maximal gefüllt und dilatiert<br />
ist: Ilerum rektal zu ertasten<br />
o In Armestiefe als längliches, glattwandiges, unterarmstarkes Darmrohr<br />
o Zieht von links unten nach rechts oben (hier fixiert)<br />
• Dünndarmobstipation => Flüssigkeitstransport in Dünndarm unterbrochen => dessen<br />
Inhalt dehydriert (kann so weit gehen, dass Inhalt deutlich an Volumen verliert und<br />
Poschen und Taenien gut zu fühlen werden<br />
• Mittleres Krankheitsstadium (ab 8. Stunde): obstipiertes Ileum von prästenotischen, stark<br />
gefüllten Dünndarmschlingen nach kranial aus Untersuchungsbereich verdrängt<br />
o Parazentese: hellgelbes, klares Punktat ohne Erythrozyten aber mit geringer<br />
Leukozytenzahl<br />
o Fehlende Erys sind Unterscheidungsmerkmal zum Strangulationsileus<br />
• Angeschoppte Jejunumschlinge hinsichtlich Umfang und Konsistenz ähnlich wie<br />
obstipiertes Ileum<br />
o Lässt sich aber in verschiedene Richtungen verschieben, da es nicht am Blinddarm<br />
fixiert ist<br />
• Spasmoanalgetika (Novalgin ® oder Buscopan compositum ® ) haben diagnostische und<br />
therapeutische Bedeutung<br />
o Unterdrücken bei Dünndarmobstipation im Gegensatz zum Strangulationsileus<br />
deutlich die Schmerzen => längere Wirkung (> 1h) der Pharmaka = Zeichen für<br />
Obstipationsileus<br />
• Magennaher Dünndarmileus: bei rektaler Untersuchung extrem gefülltes Duodenum bei<br />
sonst „leerem Bauch“<br />
• Sonderform: Verstopfung durch Spulwürmer<br />
o Bei Fohlen und Absetzern<br />
o Rektale Untersuchung wegen Größe nicht/kaum möglich<br />
175
o Anamnese (Abmagerung mit Blähbauch, Kolik nach Wurmkur, keine Peristalttk,<br />
gute Wirkung von Spasmoanalgetika) ermöglicht Verdachtsdiagnose!<br />
o Da dünnflüssiger Dünndarminhalt durch Wurmknäuel gelangt, nur verzögerte,<br />
oder gar keine Hypovolämie<br />
DD<br />
• Abzugrenzen von Ileusstrangulation oder Inkarzeration des Dünndarmes<br />
o Deutlich stärkere Koliksymptome<br />
o Spasmoanalgetika wirken kaum oder gar nicht<br />
o Schon nach wenigen Stunden deutlich verschlechtertes AB<br />
• Strangulationsileus: Buchhöhlenpunktat hat schon nach wenigen Stunden Leukozyten<br />
Therapie<br />
• Im Anfanggstadium 2x Gabe von Metamizol (Novalgin ® ) im Abstand von 30 min.<br />
o Führt oft schon zum Lösen der Obstipation<br />
• Konsrevative Therapie kein Erfolg => OP<br />
• Besteht Zustand > 8h mit Erhöhung von Hkt und TPP: Überweisung in Klinik nach<br />
Vorbehandlung mit Metamizol!!<br />
Prognose<br />
• Bei konservativer Behandlung vorsichtig, da sich kompletter Dünndarmileus meist nicht<br />
löst<br />
• >90% Heilungsrate, wenn OP in ersten 8 h nach Krankheitsbeginn<br />
• Herz-Kreislauf-Versagen, therapieresistenter Ileus, Typhokolitis und Peritonitis oft bei<br />
Erkrankungsdauer > 24 h als Komlikationen => hohe Todesrate<br />
Dickdarmobstipation<br />
Blinddarmobstipation<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Häufigste Erkrankung des Blinddarmes<br />
• Unterscheidung zwischen akuter und chronisch rezivierender Form<br />
• Aktuer Verlauf<br />
o Einmaliges Auftreten<br />
o Bei sachgerechter Behandlung entleert sich Blinddarm nach 2-4 d<br />
o Obstipation rezidiviert nicht!!<br />
• Chronischer Verlauf<br />
o Obstipation wiederholt sich in unregelmäßigen Abständen immer wieder<br />
o Kann so ggrd sein, dass nur geringe klinische Symptome auftreten<br />
o Folgen: Leistungseinußen, Abmagerung, Tod durch Ruptur<br />
• Akute Formen gelangen in Klinik, wenn nach 1-3 Tagen trotz Behandlung keine Besserung<br />
eintritt, oder wenn es zu dramatischen Verschlechterungen kommt<br />
Anatomische Aspekte<br />
• Am Blinddarm zu unterscheiden: Basis, Corpus und Apex caeci<br />
• Am Blinddarmkopf<br />
o Curvaturra major und minor<br />
• Steht über Ostium ileale mit Ileum und über Ostium caecocolicum mit Kolon in Verbindung<br />
• Ostia keine eigenen Schließmuskeln, werden nur bei Ein- und Austritt von Darminhalt<br />
geöffnet<br />
• Ingesta bleibt 4 – 24 h im Blinddarm<br />
• Peristaltik: von Blinddarmspitze in Richtung auf Blinddarmkopf<br />
Pathogenese<br />
• Obstipation beginnt fast immer an Basis caeci vor Ostium caecocolicum<br />
176
• Siebwirkung der dort gelagerten Ingesta => immer mehr fester Darminhalt sammelt sich<br />
an<br />
• Spätstadium: Verschluß des Ostium caecocolicum durch Einrollen der Basis caeci<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Auf Grundlage der rektalen Befunde 4 Stadien<br />
1. Obstipation des überhängenden Teils der Basis caeci<br />
o Kindskopfgroße, glattwandige „Geschwulst“ sehr weit kranial im rechten oberen<br />
Quadranten, lässt sich in pendelnde Bewegung versetzen<br />
2. Obstipation der Basis caeci<br />
o Immobile, kindskopf- fußballgroße geschwulstartige Umfangsvermehrung im<br />
oberen rechten Quadranten<br />
3. Aufbau eines prästenotischen Staus bis in Blinddarmkörper<br />
o Oberschenkelstarker Blinddarm senkrecht vor kranialen Beckenrand in rechter<br />
Hälfte der Bauchhöhle: deutliche Poschierung des Blinddarmes über teigigem<br />
Darminhalt<br />
o Mit flacher Hand kann man zwischen Poschen eingehen<br />
4. vollständiger Verschluss des Ostium caecocolicum<br />
o Gesamter Blinddarmkörper über teigigem Inhalt mit Gas und Flüssigkeit gefüllt<br />
o Blinddarm vor kranialem Beckenrand<br />
o Strukturierung durch Poschen undeutlich oder nicht wahrnehmbar<br />
o Hohes Risiko einer spontanen Ruptur => Indikation für sofortige OP<br />
• Obstipation des überhängenden Teils der Basis caeci: nur geringe bis milde Kolik<br />
o Reduzierte Futteraufnahme<br />
o Leichter Ikterus<br />
o Nur geringe Störungen im Wasserhaushalt<br />
DD<br />
• Typische rektale Befunde (s.o.)<br />
• Verwechslung mit Verlagerung des großen Kolons nach rechts zwischen Blinddarm und<br />
rechter Bauchwand<br />
o Einfache Unterscheidung: Blinddarmtäenien sind vertikal, Kolontänien horizontal<br />
• Invaginatio caecocolica<br />
o Am Übergang vom oberen rechten zum unteren rechten Quadranten fleischige<br />
„Geschwulst“ zu fühlen (bewegbar, aber nicht pendelnd)<br />
Therapie<br />
• Obstipationen des überhängenden Teils oder des Kopfes lassen sich leicht mit Glaubersalz<br />
und Spasmoanalgetika behandeln<br />
o Mehrmalige Gabe von 150 – 300 g Glaubersalz als 4-5%ige wässrige Lösung mit<br />
einigen Litern Paraffinöl in Abständen von 8 – 24 h<br />
• Indikation zur OP: prästenotisch angeschoppter Darminhalt füllt ganzen Blinddarn aus<br />
• Aus akuter Anschoppung kann chronisch – rezidivierende Erkrankung werden<br />
o Reduzierte Futteraufnahme wegen mangelndem Appetit => chronsiche<br />
Abmagerung<br />
o Häufiges Liegen zu ungewöhnlichen Zeiten<br />
o Rezidivierende, milde Koliken<br />
o Rezidivierender Blinddarmmeteorismus, Blinddarmentleerungsstörungen<br />
o Kotkonsistenz wechselnd von normal bis durchfallartig<br />
o Kot oft breiig und von unangenehmem Geruch<br />
o Bei rektaler Betastung fällt hohe Kontraktionsbereitschaft des Blinddarmes auf<br />
• Chronisch – rezidivierende Blinddarmanschoppung führt zu Abmagerung und Hypertrophie<br />
der gesamten Blinddarmwand<br />
• Chronische Form nur mit OP zu behandeln<br />
o Erweiterungsplastik des Ostium caecocolica um Verschlussmechanismus<br />
auszuschalten<br />
Vrelauf und Prognose<br />
• Bei rechtzeitiger und gezielter Therapie Prognose für akute Form gut<br />
• Bei chronischer Form Prognose auch nach OP vorsichtige Prognose<br />
o Je nach Grad und Ausmaß der Wandhypertrophie<br />
177
Obstipation des großen Kolons<br />
• Am Colon ascendens Unterscheidung zwischen Obstipation der ventralen linken Längslage<br />
und/oder der Beckenflexur und die der magenähnlichen Erweiterung<br />
• Nur bei Saugfohlen sehr selten, sonst bei <strong>Pferd</strong>en aller Altersklassen und Rassen<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Funktionen des Dickdarmes: Wasserresorption, Verdauung und Transport<br />
• Verschiedene Störungen können Obstipationen hervorrufen, v.a. aber<br />
o Ungenügende Zerkleinerung des Futters<br />
o Schwerverdauliche Futterkomponenten, die in großen Mengen aufgenommen<br />
werden<br />
o Reduzierte Aktivität der Darmflora (Wassermangel, orale Antibiotikagabe...)<br />
o Gestörte Motorik durch exo- und endogene Faktoren (ungenügende Bewegung,<br />
Witterungseinflüsse, Parasiten, Streß, Sandablagerungen..)<br />
o Eindickung des Chymus durch Wassermangel und/oder hohe Schweißverluste<br />
o Neuronendefizit in der Beckenflexur<br />
o Magenulzera mit Störung des Gastro - Kolonreflexes<br />
Symptome<br />
• Störungen der Darmaktivität durch Erkrankungen der glatten Muskulatur und des Plexus<br />
myenterici<br />
• Beginnen schleichend und haben protrahierten Verlauf<br />
• Kolikanzeichen erst bei erheblichem Ausmaß der Obstipation<br />
• Zunächst: verzögerter und verringerter Absatz von trockenem, kleingeballtem Kot,<br />
wechselnder Appetit, verminderter Wasseraufnahme und häufiges Liegen<br />
• Ungewöhnlich starkes Schwitzen bei der Arbeit<br />
• Milde Kolikzeichen meist von längeren Intervallen ohne Beschwerden unterbrochen<br />
• Nebenbefund: rektal volle Harnblase festgestellt (meist reflektorischer Krampf des<br />
Blasenhalses)<br />
• Peristasltik meist deutlich herabgesetzt<br />
• AB nur leicht gestört; P, A und T zunächst unverändert!!!<br />
Diagnose<br />
• I.Allg. gesichtert durch eindeutige rektale Befunde<br />
o Anschoppung der ventralen linken Kolonlage, der Beckenflexur und der linken<br />
dorsalen Kolonlage<br />
• Obstipationen der ventralen linken Längslage<br />
o Am häufigsten<br />
o Linke ventrale Kolonlage oberschenkelstark ausgedehnt<br />
o Mehr oder weniger verstrichene Poschenreihen, dazwischen Bandstreifen um 90°<br />
versetzt und zur Beckenflexur hin auslaufende<br />
o Linke dorsale Kolonlage ist leer<br />
• Obstipation der Beckenflexur<br />
o U-förmige Schleife horizontal nach kranial offen<br />
o Meist vor Beckeneingang<br />
o Unterschenkelstark mit glatter Oberfläche<br />
o Übergang in linke ventrale Kolonlage kann durch deren Bandstreifen identifiziert<br />
werden<br />
o Dorsale Kolonlage hat keine Bandstreifen und ist nur undeutlich zu fühlen (da<br />
leer!!)<br />
• Anschoppung der dorsalen linken Lage<br />
o Meist im unteren linken Quadranten vor Becken<br />
o Oberarmstark, glatt und bandstreifenfrei<br />
o Fingereindrücke bleiben kurzfristig bestehen<br />
o Bei korrekter Lagerung der linken Längslage meist Rückstau von Ingesta vor einer<br />
Obstipation der magenähnlichen Erweiterung<br />
• Auch Mischformen möglich<br />
• Voluminöse Obstipationen => linke Bauchhöhle fast total eingenommen => Palpation der<br />
Milz schwierig<br />
• Obstipation der magenähnlichen Erweiterung<br />
o Eher selten<br />
o Rektal schwer nachzuweisen<br />
178
o Betroffener Darmteil stark vergrößert, aber nur bei maximal tiefem Eingehen zu<br />
fühlen<br />
o Medianlinie und etwas rechts von ihr: konvexe Seite einer relativ derben<br />
Umfangsvermehrung zu fühlen (= caudaler Pol der Obstipation am Übergang zum<br />
Colon transversum)<br />
o Schwer zu erreichen, da immer Dünndarmgekröse vor magenähnlicher<br />
Erweiterung liegt<br />
DD<br />
• Dünndarmileus<br />
o Eindickung des Darminhaltes der linken Kolonlagen wegen Flüssigkeitsverlust<br />
o Über dehydriertem Darminhalt in linker ventraler Kolonlage kontrahiert Darmwand<br />
=> Poschen und Tänien treten deutlich vor<br />
• Verlagerung der großen Kolons nach links dorsal in Milz-Nieren-Raum<br />
o Typische rektale Befunde, die abgegrenzt werden müssen<br />
• Abszesse an vorderer Gekrösewurzel<br />
o Von Obstipation der magenähnlichen Erweiterung abzugrenzen<br />
o Oberfläche meist höckrig und nicht glatt wie bei Lnn<br />
Prognose<br />
• Bei rechtzeitiger Behandlung günstig<br />
Therapie<br />
• Bei leichten Formen in linken Kolonlagen reicht oft Gabe von 300 g Glaubersalz als isotone<br />
wässrige Lösung und einige Liter Paraffinöl<br />
• Spasmonalagetika zur Verhinderung eines Darmkrampfes und gegen die Schmerzen<br />
• Falls nach 24 h keine Besserung: Wdh der Therapie bis zur endgültigen Abheilung<br />
• Bei Dehydratation: Infusionstherapie<br />
• Hyperinfusionstherapie (5l pro Stunde) => Erweichung des Kotes<br />
• Wenn nach wenigen d immer noch keine Abheilung: OP<br />
• Besteht Obstipation schon länger, ist Prognose vorsichtig zu stellen<br />
• Obstipationen der magenähnlichen Erweiterung: meist Sandverstopfung<br />
o Wird erst relativ spät bemerkt => vorsichtige Prognose<br />
o Indikation für Laparotomie<br />
Obstipation des kleinen Kolons<br />
Definition und Vorkomme<br />
• Meist Anschoppung von grobfilzigem, dehydriertem Darminhalt<br />
• Darmrohr wird dilatiert und verliert charakt. Poschierung<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Primäre Obstipationen<br />
o Ohne erkennbare Veränderungen des Darmrohres<br />
o Manchmal nach Verfütterung von grobstengligem, saftigem Grünfutter<br />
o Oft auch neurogene Funktionsstörungen des Colon descendens (tritt auch bei<br />
normaler Fütterung unter Medikation mit Laxantien auf => unheilbar)<br />
• Sekundäre Obstipation<br />
o Vor Stenosen oder infolge mechanischer Hindernisse (Phytobezoare, Darmsteine,<br />
Fremdkörper)<br />
o Selten: Knickung oder Längs- bzw. Querdrehung in Folge abnormer Füllung<br />
• Rezidivierende Verstopfung auch bei chronisch-rezidivierender Blinddarmverstopfung =><br />
chronische Dilatation des Darmrohres und Hypertrophie seiner Muskulatur<br />
Diagnose<br />
• Charakt. Rektales Bild<br />
o Vor Obstipat Rückstau festen Darminhaltes und Gas => tws.<br />
Blinddarmmeteorismus<br />
o Dilatiertes Colon descendens erkannt an erhabenen antimesenterialen<br />
Bandstreifen und radförmiger Anordnung der angeschoppten Darmschlingen<br />
o Sehr langes Gekröse wird gespannt => bis zur kaudalen Gekrösewurzel verfolgbar<br />
Therapie<br />
• Primäre Form kann von rektal ausgespült werden<br />
179
• Nach Gabe von Spasmolytikum portionsweise Einlauf machen<br />
o CAVE: dabei keinen Druck ausüben!!!! Gefahr der Darmruptur!!!<br />
Prognose<br />
• Primäre Form hat günstige Prognose, solange sie nicht durch neurogene Störungen<br />
verursacht werden<br />
Darmverlegung<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Bezeichnet alle Zustände, in denen Darmlumen durch Fremdkörper oder<br />
fremdkörperartige Gebilde verlegt ist<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Sehr selten<br />
• Heute hptsl. durch Fremdkörper (Heunetze, Textilien, Kunststofffolien), Futterkonglobate<br />
und nur sehr selten durch Konkremente!!<br />
• Bei Darmsteinen Unterscheidung zwischen 2 Formen: echte Darmsteine (Enterolithen) uns<br />
Pflanzenbezoare (Phytobezoare)<br />
• Echte Darmsteine<br />
o Steinhart<br />
o Große Dichte und glatte Oberfläche<br />
o Am Übergang der magenähnlichen Erweiterung zum Colon transversum<br />
o Selten am Colon descendens<br />
o Ca. 90% Ammoniummagnesiumphophat<br />
o Wachsen um Fremdkörper im Laufe von Jahren konzentrisch<br />
o Früher v.a. bei Müllerei und Bäckereipferden, die mit Kleie gefüttert wurden<br />
• Phytobezoare<br />
o Auch Hafersteine genannt<br />
o Zu 50% aus organischen Teilen (Haferhaaren) und 50% aus anorganischer<br />
Substanz (hptsl. Tripelphosphat)<br />
o Kugelig verfilzte Haferhaare werden von Tripelphosphatkristallen durchsetzt<br />
o Darmsteine relativ leicht, sanpapierartige, unregelm. Oberfläche<br />
o Können sich in einigen Monaten entwickeln<br />
• Konglobate<br />
o Aus mangelhaft zerkauten und verdauten, filzartigen Pflanzenresten<br />
o Klee und Leguminosen bei <strong>Pferd</strong>en mit mangelnder Kauwirkung (Fohlen und<br />
<strong>Pferd</strong>e mit Gebissfehlern) häufig Ursache<br />
o Bis kindskopfgroß, rundlich oder kurzzylindrisch<br />
o Verlegen Darmlumen völlig<br />
• Fremdkörper und Darmsteine längere Zeit im großen Kolon, ohne Schaden anzurichten<br />
• Nur wenn sie in enge Darmteile gelangen kommt es zum Darmverschluß<br />
• Versperren trichterförmigen Übergang vom großen zum kleinen Kolon, selten die<br />
Beckenflexur<br />
• Prästenotisch führen sie zur Widerstandsperistaltik => werden weiter in Enge getrieben<br />
• Auf Darmstein: erhöhter Dauertonus der Darmwand => ischämische Nekrose =><br />
Darmruptur<br />
• Prästenotisch: großräumige Obstipationen im gesamten Dickdarmbereich und sekundärer<br />
Meterorismus<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Allmählich (tws. auch plötzlich) einsetzende, milde bis heftige Kolikschmerzen<br />
• Klinisches Bild erinnert zuerst an Dickdarmobstipation, aber immer völlige Kotverhaltung!!<br />
• Spasmoanalgetika: Kolikschmerzen lassen zunächst nach<br />
• AB zu Beginn fast ungestört<br />
• Hkt und TPP oft einige Tage unverändert oder nur leicht erhöht<br />
• Rektal: eingeklemmter Darmstein am Übergang vom großen zum kleinen Kolon<br />
nachweisbar<br />
• Kleines Kolon völlig leer<br />
• Vor Verlegung Anschoppung der Ingesta<br />
180
• Diagnose gestützt auf: rektal nachweisbarer Darmstein, sistieren von Kotabsatz und<br />
prästenotische Obstipation<br />
DD<br />
• Tumoren an vorderer Gekrösewurzel<br />
o Chronischer Verlauf<br />
o Kotabsatz in kleinen Mengen vorhanden<br />
o Fühlen sich derb- elastisch an<br />
• Obstipationen im kleinen Kolon<br />
o Beeinflussbar durch Klysmen<br />
o Konglobate und Fremdkörper: Spülflüssigkeit fließt ohne Beimengungen ab<br />
• Primäre Dickdarmanschoppung in magenähnlicher Erweiterung<br />
o Ähnlicher rektaler Befund<br />
o Obstipation ist eindrückbar!!!!!!!!<br />
� Besteht sie aus Sand: fühlt sich an wie Sandsack<br />
Therapie<br />
• Sandkolik oft konservativ erfolgreich zu behandeln, Rest: OP!!<br />
• Entfernung des Darmsteines über präumbikale, mediane Laparotomie<br />
• Spät operierte Fälle mit zirkulärer Darmenkrose: Darmresektion!<br />
Prognose<br />
• Relativ günstig, da wegen langsamem Verlauf genug Zeit bleibt, rechtzeitige OP ui<br />
veranlassen<br />
Ödeme und Hämatome<br />
Submuköses Ödem des terminalen Kleinkolons<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Am Übergang vom kleinen Kolon zum Rektum<br />
• Kann über 10-20 cm Länge zu Verlegung des Darmrohres führen, davor entsteht<br />
Obstipation<br />
• Sekundär: Abknicken des Colon descendens vor Engstelle der Excavatio rectogenitalis<br />
durch Kotstau => kompletter Verschluß des Darmrohres<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Unbekannte Ursache<br />
• Denkbar: venöse Abflussstörung der Anastomosen zwischen V. portae und V. cava<br />
caudalis<br />
• Kotstau vor Ödem => weitere Behinderung des venösen Rückflusses<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Typisch: Milde Kolik und protrahierter Verlauf<br />
• Keinerlei Kotabsatz<br />
181
• Längeres Bestehen: Meteorismus im großen Kolon und im Blinddarm<br />
• Rektal: durch Ampulle kann man auf Ödem gelangen<br />
o Kaudaler Teil mir Fingerspitzen zu ertasten<br />
o Stark geschwollene, das Darmlumen einengende Mukosa<br />
o Schleimig glatte Oberfläche und Fältelung verloren, ist sandpapierartig, trocken<br />
und stumpf<br />
o Typische Veränderungen am besten mit bloßer Hand zu tasten: an Fingern<br />
schmierig-braune Blutspuren von Oberfläche der erkrankten SH<br />
DD<br />
• Ähnlicher Befund auch bei beginnender Nekrose des Endabschnittes des kleinen Kolons<br />
infolge eines Gekröseabrisses nach Mastdarmvorfall oder nach Darmquetschungen nach<br />
Schwergeburten<br />
• Obstipation durch Ausfall der Peristaltik<br />
Therapie<br />
• Heilung meist konservativ durch vorsichtige rektale Spülungen<br />
• Man versucht durch Spülungen die Obstipation vor der Verengung aufzuweichen und<br />
abzubauen<br />
• Glaubersalz und Paraffinöl für mehrere Tage<br />
• Behandlung so lange, bis Abschwellung der SH festgestellt wird und spontaner Kotabsatz<br />
erfolgt<br />
Intramurales Hämatom<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Ähnliche, innere Darmverlegung durch intramurale Hämatome am Dünn- oder Dickdarm<br />
• Können über mehrere Zentimeter bis zu Metern reichen und zum Ileus, in seltenen Fällen<br />
zum Tod durch Verbluten führen<br />
• Genaue Ursache nicht bekannt, evtl. Larven von Strongylus – vulgaris<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Anhaltende Kolik und fehlender Kotabsatz<br />
• Rektal je nach Lokalisation des Hämatoms Dübbdarmverschluß, bzw. Obstipation des<br />
Colon descendens<br />
Therapie<br />
• OP in der Regel notwendig<br />
o Resektion des betroffenen Darmabschnittes<br />
Prognose<br />
• Bei begrenzter Ausdehnung und frühzeitiger OP nicht ungünstig<br />
<strong>Innere</strong> Hernien<br />
• Äußerlich nicht sichtbar, da sie sich in Bauch- oder Brusthöhle befinden<br />
• Am häufigsten Einklemmung von Dünndarmteilen<br />
• Bruchpforten der inneren Hernien angeboren oder erworben<br />
• Typische Formen:<br />
o Dünndarminkarzerationen in Foramen epiploicum<br />
o Einklemmung des Kolon ascendens in Milz-Nieren-Raum (Spatium renolienale)<br />
• Erworbene Lücken durch innere Verletzungen<br />
o Bei physiologischen Invaginationen bei Hyperperistaltik kann Gekröse an Kante<br />
des Intussuszipiens gezerrt werden und zerreißen<br />
• Längere Invaginationen: kürzeres Gekröse kann nicht folgen => Zerreißen<br />
• Nach Lösung der Invagination bleibt Loch bestehen<br />
• Klinisch manifest werden Läsionen erst, wenn Darm inkarzeriert wird<br />
• Je nachdem, welcher Teil inkarzeriert ist: Dünndarm- oder Dickdarmileus Symptome!!<br />
182
Hernia foraminis omenalis<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Mehr oder weniger großer Dünndarmabschnitt tritt in Foramen omentale ein und wird<br />
inkarzeriert<br />
• Foramen omentale ca. 3-6 cm lang und 4-8 mm weit, schlitzförmig<br />
o Auf Höhe der rechten 14. Rippe an Basis des Processus caudatus des rechten<br />
Leberlappens und rechtem Schenkel der Bauchspeicheldrüse<br />
o Kraniale Begrenzung durch Lig. hepatoduodenale<br />
• Verlagerung des Dünndarmes durch Foramen omentale auf verschiedenen Wegen<br />
o Einklemmung von medial nach Zerreißung des Netzbeutels<br />
o Einklemmung von lateral nach medial (Hernia bursae omentalis)<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Anatomische Vorgaben in Betracht gezogen<br />
o Bei Blähung, Vermehrter Füllung und Erhöhung des Bauchinnendruckes ist Raum<br />
zwischen Magen, magenähnlicher Erweiterung des großen Kolons und dorsaler<br />
Bauchwand trichterförmig => reusenförmiger Fangkorb<br />
o Kleine Öffnung durch Foramen omentale, nach dextrodorsal gerichtet<br />
o Darm wandert durch weite Öffnung => Eintreten in Trichtermündung<br />
o Zurückgleiten des Darmes nur in leerem Zustand möglich<br />
• Übertritt über lateral recht schwer => kommt nicht so oft vor<br />
• Dünndarmschlinge durch Foramen omentale -> Dilatation durch Gas und Flüssigkeit =><br />
weitere Dünndarmteile werden in Inkarzeration eingezogen<br />
• Solange Darm noch nicht ödematisiert ist, können Teile durch Peristaltik wieder<br />
zurückrutschen<br />
• Im weiteren Verlauf Entstehung eines typischen Strangulationsileus<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Beginn meist mit einer heftigen Kolik, bei der sich <strong>Pferd</strong>e rücksichtslos hin und her wälzen<br />
=> oft Verletzungen an Kopf und Beinen<br />
• Starke Schmerzen durch Zug am Gekröse und Peritoneum parietale => schon zu Beginn<br />
deutlich erhöhte Herzfrequenz (>60/ min) bei zunächst physiologischem Hkt und TPP<br />
• Herzfrequenz steigt weiter an, durch Hypovolämie wird Herzschlagvolumen vermindert<br />
• Verhalten von Hkt und TPP: Schweregrad ablesbar<br />
• Einklemmung des Dünndarmes mit vollständiger Unterbrechung des enteralen<br />
Flüssigkeitslaufes => kontinuierlicher Anstieg von Hkt und TPP<br />
• Milde Inkarzeration mit gesichertem Flüssigkeitstransport: Hkt und TPP können lange Zeit<br />
unverändert bleiben<br />
• Stärkere Blutungen im inkarzerierten Darmabschnitt: niedrige Hkt und TPP<br />
• Steigender Hkt bei fallendem TPP => fast sicheres Zeichen für umfangreiche<br />
Darmnekrose<br />
• Foramen omentale bei rektaler Untersuchung nicht zu erreichen => indirekte Anzeichen<br />
wichtig!!<br />
183
o Oft zwischen Caecum und rechter Bauchwand dilatierte Dünndarmschlingen<br />
• Linke Kolonlage mit dehydriertem, verfestigtem Ingesta angefüllt<br />
• Im Verlauf Sistieren der Peristaltik, v.a. das Ileum – Einspritzgeräusch<br />
• Zu erwartende sekundäre Magenüberladung etwa ab 12. Krankheitsstunde (5l Reflux)<br />
• Zwischen 13. und 18. Stunfe erheblicher Rückstau (mehr als 10l)<br />
• Parazentese: in allen Fällen mit Strangulation hämorrhagisches Punktat mit Erys und<br />
Leukos<br />
o Bei milder Strangulation und während „Durchwanderungsphase“ unauffälliges<br />
Punktat<br />
• Spasmoanalgetika wirken nur kurzzeitig oder gar nicht<br />
DD<br />
• Alle anderen inneren Hernien<br />
o Spezielle Diagnose meist in OP<br />
Therapie<br />
• Konservative Therapie nicht möglich!!<br />
• So schnell wie möglich OP einleiten!!!<br />
Prognose<br />
• Abhängig vom Zeitpunkt der OP<br />
o Bei umfangreichen Darmnekrosen ab 12. Krankheitsstunde deutlich ungünstig<br />
o OP nach 12. Stunde haben Chance von 50%!!!<br />
Hernia spatii lienorenalis<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Linker Teil der Kolonschleife meist von lateral in Milz-Nieren-Raum und wird dort<br />
eingeklemmt<br />
• V.a. bei erwachsenen, großrahmigen Warmblutwallachen<br />
• Stuten und kleinere <strong>Pferd</strong>e erkranken seltener,Fohlen nur ausnahmsweise<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
184
• Ursache noch nicht bekannt<br />
• Linke Kolonlagen schwimmen zwischen Milz und linker seitlicher Bauchwand hoch<br />
• Voller Magen mit Verlagerung der Milz nach kaudomedial soll Vorgang beschleunigen<br />
• Kolonschleife im Milz – Nieren – Raum: wird festgehalten und eingeschnürt<br />
o Festgehalten von linker Niere, Lig. Phrenicolienale, dorsalem Milzpol und dorsaler<br />
Bauchwand<br />
• Unterscheidung zwischen kompletter und inkompletter Form, je nachdem ob Milzpol<br />
laterodorsal (komplette Einklemmung) oder ventral (inkomplette Einklemmung) von der<br />
ventralen Grimmdarmschleife liegt<br />
• Milz in der Regel gestaut<br />
• Straff gespannte Lig. Phrenicolienale: Kolonlagen fast immer um 180° gedreht<br />
• Am Milz-Nieren-Band kommt es zur prästenotischen Ingestaanschoppung in ventraler und<br />
steno-stenotischen on der dorsalen Kolonlage<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Milde Kolik, protrahierter Verlauf<br />
• Selten heftige Kolik, dann perakuter Verlauf => nach 3-6 h Schockzeichen, Verwechslung<br />
mit Torsio coli möglich<br />
• In der Regel milder Verlauf<br />
o P, A und T nicht erhöht, AB erst nicht gestört<br />
• Kaum Beeinflussung durch Spasmoanalgetika<br />
• Abdomen im Bereich der linken Flanke leicht gefüllt<br />
• Peristaltik klingen, angehackt und spastisch gehemmt, aber selten aufgehoben<br />
• Milder Verlauf: Hkt in Norm oder nur mäßig erhöht, TPP bei 6,5- 7,5 g/dl<br />
• Längere Dauer: Hkt kann auf über 0,5l/l ansteigen<br />
• Magensondierung: Gas entweicht<br />
o Bei 30% aller Fälle: Magendilatation<br />
o Verschleppte Fälle: Mageninhalt übelriechend<br />
• Rektale Untersuchung<br />
o Einwandfreie Diagnose möglich<br />
o Ampulla recti ist leer und pappig, oder enthält geringe Mengen trockenen Kotes<br />
o Kolon descendens nur gering gefüllt oder sogar leer (dann unauffindbar)<br />
o Äuffällig: Grimmdarmtaenien, die quer durch Abdomen ziehen und nicht aus der<br />
Lage gebracht werden können, verlaufen konvergierend nach links und<br />
kraniodorsal und sind abnorm fixiert<br />
o Ausgestreckter Arm kann nicht wie normal ungehindert von Aorta bis zur linken<br />
ventralen Bauchwand schwenken<br />
o Kaudaler Pol der linken Niere zieht straff gespanntes Milz – Nieren – Band nach<br />
ventral und links unter Grimmdarmtänie<br />
o Milz meist schwer zugänglich<br />
� Meist weiter ventromedial oder kaudal als erwartet<br />
o Nur Beckenflexur eingeklemmt: große Kurvatur ist nach kaudal gerichtet und in<br />
Nähe des Beckeneinganges zu fühlen<br />
o Schon bei mäßiger Füllung des stenostenotischen Teils Tänien der linken<br />
ventralen Längslage konvergierend in Milz – Nieren – Raum ziehend<br />
DD<br />
• Abgrenzung von: Anschoppungen, Drehungen, Verlagerung und Meterosimus des großen<br />
Kolons und des Caecums<br />
o Meist durch rektalen Nachweis des unbedeckten Milz – Nieren - Bandes<br />
Therapie<br />
1. Konservativ<br />
• Zu Beginn genügt Futterentzug und Unterbringung in einer großen Box zum Wälzen<br />
o Viele <strong>Pferd</strong>e legen sich auf rechte Seite => Reposition<br />
• Verlagerungen der linken Lagen ohne Prästenotische Obstipation und Gasstau: meist<br />
spontane Korrektur nach 5-10 h<br />
• Spätes Stadium der Erkrankung mit pästenotischer Obstipation<br />
o Laxierende Hyperinfusion (5l 0,9% NaCl) zur Aufweichung der Obstipation<br />
• Wälzen in Allgemeinnarkose<br />
185
o <strong>Pferd</strong> auf rechte Körperseite ablegen, und 10 Min liegen lassen => Milz sinkt in<br />
Bauchmitte ab => Mehr Platz im Bereich der Stenose => Verminderung der<br />
Einklemmung der Kolonlagen<br />
o Anchließend Verbringen des <strong>Pferd</strong>e in Rückenlage => dorsaler Milzpol kann an<br />
Bauchwand zurückgelangen, ventraler Milzteil wird nach medial abgedrängt =><br />
Kolonlagen können nach ventral aufsteigen<br />
o Wälzversuch kann mehrmals wiederholt werden<br />
o Erleichterung der Repostion, wenn man vor Ablegen Bauchhöhle mittels Punktion<br />
in Flanke mit bis zu 30l isotoner (steriler!!!) NaCl füllt!!<br />
o Blinddarmmeteorismus muss vor Ablegen beseitigt werden<br />
• Wälzen meist erfolglos, wenn auch rechte Kolonlagen betroffen<br />
• Gabe von Adrenalin<br />
o Milz als Eryspeicher entlässt diese => wird kleiner, evtl. Reposition<br />
2. Operativ<br />
• Nach medianer oder linker lateraler Laparotomie<br />
• Nicht leicht am geblähten und geschoppten Kolon<br />
o Gasabsaugen<br />
• Rezidivverhütung: Resektion der linken Kolonlage oder Verschluß des Milz-Nieren-Raumes<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Bei mildem Verlauf in ersten 3d, bei perakutem Verlauf in ersten 12 h erkannt =><br />
Prognose sehr günstig<br />
• Tws. Rezidivneigung einzelner Tiere => Verschluss des Milz-Nieren-Raumes<br />
Hernia mesenterialis<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Bruchpforte gebildet durch Gekröselücke, in die meistens Dünndarmteile, selten<br />
Dickdarmteile eintreten und dort inkarzeriert werden<br />
• Gekröselücken können an allen Mesenterialabschnitten vorkommen<br />
o Prädelektionsstellen da, wo festverankerte Darmteile in sehr bewegliches, langes<br />
Gekröse übergehen<br />
186
• Entstehung von Gekröselücken: Motilitätsstörungen des Darmes, wie Hyperperistaltik oder<br />
hochgradige Blähungen mit anschließender Gekröseverletzung<br />
• Möglich auch traumatische Ursachen<br />
o Geburt mit Darmquetschungen und Gekröseverletzungen<br />
o Sturz<br />
o Plötzliche Anstrengung<br />
o Deckakt (perforierende Verletzung der Scheide und des Mesokolons)<br />
o Rektale Untersuchung<br />
• Typisch: Hernia mesojejunalis der älteren Zuchtstute<br />
Hernia pseudoligamentosa<br />
Definition und Vorkommen<br />
• = sogenannter „Briden-Ileus“<br />
• verursacht durch abnorme peritoneale Stränge<br />
• relativ häufig beim <strong>Pferd</strong><br />
• Narbenstrang kann mit Bauchwand oder einem Bauchorgan verwachsen sein<br />
• V.a. beim älteren <strong>Pferd</strong> (>15a) Dünndarmstrangulationen als Folge gestielter Geschwülste<br />
(Lipoma pendulans)<br />
o Stiel der Fettgeschwulst legt sich um eine Darmschlinge, zieht sich fest und<br />
stranguliert den Darmteil<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Typische Zeichen eines Dünndarmileus<br />
o Umso stärker, desto intensiver Strangulation des Darmabschnittes ist<br />
• Folgen: Dünndarmmeteorismus und Dilatation, hämorrhagische Infarzierung und<br />
schließlich Nekrose des strangulierten Darmabschnittes<br />
• Rektale Untersuchung: typische Befunde eines Dünndarmileus<br />
Therapie<br />
• OP mit Reposition und anschließendem Vernähen der Gekröselücke!!<br />
• Naht nicht möglich: Netz kann reseziert werden!!!<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Prognose um so günstiger, je rechtzeitiger <strong>Pferd</strong>e operiert werden können!!!<br />
187
Darmverlagerung<br />
Gekröseverdrehung des Dünndarmes<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Entsteht dadurch, dass eine Dünndarmschlinge sich karussellartig um ihr eigenes Gekröse<br />
dreht<br />
• Drehungsstelle liegt im Darmrohr, Einschnürungsstelle im Mesenterium<br />
o Einschnürungsstelle liegt umso höher, je mehr Schlingen in Drehung<br />
miteiinbezogen sind<br />
• Zunehmende Darmwanderung => zunehmende gegenseitige Strangulation<br />
• Torsion kann rechts- oder linksläufig sein<br />
• Segmentaler Volvolus auch durch meckelsche Divertikel, bzw. Hernia mesodiverticularis<br />
möglich<br />
• Sonderform: Torsio mesenterialis jejuni et ilei<br />
o Gesamtes Dünndarmkonvolut dreht sich um Gekrösewurzel<br />
o Drehungen auch > 360°!!!<br />
• Allein oder in Verbindung mit Lageveränderungen anderer Darmteile<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Starke Füllung und Tympanie eines Dünndarmabschnittes => Anspannung des<br />
betroffenen Mesenteriums => Entstehung einer Achse, bei starker Peristaltik kann hierum<br />
erste Drehung passieren<br />
• Zunehmende Peristaltik und Gasbildung => immer mehr Dünndarmschlingen drehen sich<br />
• Begünstigend: langes Dünndarmgekröse des <strong>Pferd</strong>es<br />
• Am Ende: Strangulationsileus des Dünndarm mit allen Folgen<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Meist sehr heftige, plötzlich auftretende Kolik<br />
• Ausnahmsweise Entwicklung aus einer zunächst harmlos verlaufenden spastischen Kolik<br />
möglich<br />
• Spasmoanalgetika bringen keine Besserung<br />
• AB schon nach kurzer Zeit erheblich gestört, Puls und Atmung sind stark erhöht<br />
• Ab 6. Krankheitsstunde: bedrohliche Anzeichen<br />
o Schocksymptome<br />
o Sekundäre Magenüberladung<br />
o Hochgradig geblähtes Abdomen<br />
• Rektale Untersuchung: mit Gas und Flüssigkeit gefüllte Dünndarmschlingen<br />
o Strangartig verspannt und ödematisiert<br />
o Zug auf einzelne Darmschlingen verstärkt Kolikschmerzen<br />
188
DD<br />
• Meteorismus intestini<br />
o Wegen rektalen Befunden auszuschließen<br />
o Milderer Verlauf<br />
• Volvolus nodosus und Dünndarminkarzeration<br />
o Erst bei Laparotomie zu unterscheiden<br />
Therapie<br />
• Rasanter Krankheitsverlauf => schnelle OP!!<br />
• Teile des Dünndarmes irreperabel geschädigt => Resektion<br />
• Wenn keine OP durchgeführt werden soll/kann, und Diagnose abgesichert ist: sofortige<br />
Euthanasie!!!<br />
Längsachsendrehung des Blinddarmes<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Seltene Blinddarmerkrankung<br />
• Relativ immobiler Blinddarm kann sich nur in Verbindung mit gleichzeitiger Bewegung der<br />
rechten Kolonlage und dem Ileum rotieren<br />
• Dreht sich als Wringbewegung um seine eigene Längsachse<br />
• Einschnürungsstelle meist im Blinddarmkopfbereich, Ileum kann auch beteiligt sein<br />
• Führt zu Ileus und Nekrose des gedrehten Darmes<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Mittel – hochgradige Kolikanzeichen, kaum durch Analgetika zu beeinflussen<br />
• Symptome ähnlich Dünndarmileus<br />
• Sicherung der Diagnose durch rektale Untersuchung<br />
o Deutlich fühlbares Blinddarmwandödem und Tympanie<br />
o Prästenotisch erweiterte Dünndarmschlingen<br />
DD<br />
• Hochgradige Obstipation<br />
• Flexio caeci nach kaudal<br />
• Invaginatio caecocaecalis oder caecocolica<br />
o Können alle 3 durch rektale Untersuchung sicher abgegrenzt werden!!!<br />
Therapie<br />
• OP<br />
• Bei Nekrose Resektion<br />
Blinddarmabknickung<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Nach kaudal auch unter physiologischen Verhältnissen<br />
o Blinddarmkörper wird über lateral in kaudale Richtung verlagert =><br />
Blinddarmspitze zeigt nach kaudal<br />
• Abknickung im Kopfbereich kann zu Strangulationserscheinungen führen<br />
Diagnose und Symptome<br />
• Zunächst Beginn mit milder Kolik und geringen Störungen des AB<br />
• Starke Gasbildung => so starker Anstau, dass Zirkualtion beeinträchtigt wird =><br />
erhebliche Störungen des AB<br />
• Rektal kann Blinddarmspitze erfühlt werden<br />
Therapie<br />
• Solange keine Ödeme der Blinddarmwand vorliegen reicht vorsichtige Gasententleerung,<br />
um spontan Reposition zu erreichen<br />
• Ödeme festgestellt => OP<br />
Längsachsendrehung des großen Kolons<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Dorsale und ventrale Kolonlagendrehen sich um ihre Längsachse<br />
189
• Achse ist das Mesokolon, das zwischen den beiden Lagen liegt<br />
• Drehung sowohl nach lateral als auch nach medial möglich<br />
o Bis 90° im physiologischen Bereich<br />
o Von 90 – 180° kann Drehung sich selbst korrigieren<br />
o Ab 180° keine spontane Reposition mehr möglich<br />
• 360° ist die häufigste Drehung<br />
• üngünstigster Fall (recht häufig): Drehungsstelle über magenähnliche Erweiterung nach<br />
kaudal gewandert => gesamtes großes Kolon ist betroffen<br />
• Einschnürungsstelle: Kolonlagen spiralig umeinander verdreht<br />
• Grad der Zirkulationsstörung abhängig von Torsionsgrad, Füllung der prästenotischen und<br />
stenotischen Darmteile<br />
• Stuten deutlich öfter betroffen, v.a. goßrahmige Zuchtstuten<br />
• Torsio coli partialis gleichmäßig über Jahr verteilt, Torsio coli totalis v.a. April – August<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Verantwortlich im wesentlichen:<br />
o Mechanische und statische Verhältnisse im Bereich der großen Kolonlagen<br />
o Unregelmäßigkeiten der peristaltischen Darmbewegungen<br />
o Obstipation der großen Kolonlagen<br />
• Obstipation der großen Kolonlagen => Meteorismus im prästenotischen Darmabschnitt<br />
=> schwere, dorsale Lage sinkt ab, leichte, gasgefüllte ventrale Lage steigt nach dorsal<br />
auf<br />
o Darmlumen wird nicht eingeengt<br />
o Verschwindet mit Verschwinden der Obstipation wieder<br />
• Drehung beginnt im Bereich der Beckenflexur, hier linke dorsale und ventrale Lage duch<br />
langes Mesocolon ascendens verbunden => bei starker Peristaltik noch gegeneinander<br />
sehr beweglich<br />
• Torsio coli totalis im Vergleich zur Torsio coli partialis wesentlich häufiger<br />
• Zuchtstuten: Fütterung über Winter sehr voluminös => verhältnismäßig großes Kolon<br />
o Nach Trächtigkeit „Viel Platz“ im Bauch<br />
o Übergang von Stall- auf Weidefütterung mit weniger Heu und viel frischem,<br />
gärenden Grünfutter<br />
• Verschlossenes Darmlumen => Tod<br />
o Verschluß der Venen an Einschnürungsstelle => Stauungshyperämie und<br />
Extravasation => Ödematisierung der Darmwand, Mukosa wird schon nach<br />
wenigen Stunden nekrotisch, v.a. an antimesenterialer Seite<br />
o Allein in Darmwand bis 50l Transsudat möglich<br />
o Gleichzeitig Autointoxikation durch Toxine der Zersetzungsprodukte des<br />
Darminhaltes, der Darmbakterien und des beginnenden Gewebstodes<br />
o Intoxikation -> Hämolyse und parenchymatöse Degeneration von Herz, Leber und<br />
Nieren<br />
190
o Tympanie des Darmes => Zwerchfellhochstand mit Dyspnoe und Druck auf große<br />
Gefäße (= Belastung für Herz- und Kreislauf)<br />
o Tod in 6 – 12 h<br />
Symptome und Diagnose<br />
1. Tosio coli ascenditis totalis<br />
• Plötzlicher Beginn mit Kolik, die „an Dramatik von keiner anderen übertroffen wird“<br />
o Rücksichtsloses Niederwerfen, Wälzen, Aufspringen....<br />
• Wegen Verhalten Untersuchung kaum möglich<br />
• Domosedan ® oder Sedivet ® lindern Symptome, so dass Untersuchung möglich wird<br />
• Tiere schon nach kurzer Zeit schweißnass, Puls bei 80 – 120, Atmung bei 60-80<br />
• Flanken vorgewölbt<br />
• SH schmutzig-rot<br />
• Hkt schon 2-3 h nach Beginn > 0,60 Vol.-%<br />
• Rektale Untersuchung Unterschiedung von 2 Situationen: typische Torsion um 360° und<br />
hochgradiger Meteorismus<br />
o Torsion um 360°: hochgradig ödematisiertes Kolon mit fleischigen Poschen<br />
deutlich konturiert vor Becken, bei großrahmigen <strong>Pferd</strong>en tws. sehr kranial<br />
verlagert => nicht gleich zu finden<br />
o Meteorismus der stenostenotischen Kolonschleife: Teile der ventralen und<br />
dorsalen Kolonlagen weiten sich in Beckenhöhle aus, Zugang zur Bauchhöhle ist<br />
völlig versperrt<br />
• Diagnose wegen perakutem Verlauf relativ einfach zu stellen<br />
• Rasche Verschlechterung des Patienten => Entscheidung ob Klinik oder Eutha recht<br />
schnell zu treffen<br />
•<br />
2. Torsio coli ascenditis partialis<br />
• Verlauf abhängig vom Grad der Strangulation<br />
• Rektale Untersuchung: fast immer ödematisiertes Kolon und Mesocolon im Bereich der<br />
linken Lagen<br />
DD<br />
• Dislocatio et Flexio coil ascendentis ad dextram / sinistram sine torsione<br />
• Dislocatio et Flexio coli ascendentis medialis<br />
• Flexio coli ascendentis<br />
• Retroflexio coli ascendentis<br />
• Hernia spatii lienorenalis coli ascendentis<br />
• Meteorismus coli ascendentis<br />
• Prästenotischer Kolonmeteorismus aufgrund einer Obstipation oder eines Darmsteines in<br />
der magenähnlichen Erweiterung<br />
• Venöse oder arterielle Thrombose der Kolongefäße, bzw. der Arteria mesenterica cranialis<br />
• Haben alle ähnliche rektake Befunde, aber deutlich milderen Krankheitsverlauf<br />
• Thrombotisch – embolische Erkrankungen gehen mit Temperaturerhöhung einher und<br />
fallweise Absatz von Blutdurchtränktem Kot<br />
Therapie<br />
• Bei Drehungen bis 180° kann man abwarten mit konservativer Therapie (Laxantien,<br />
Spasmolytika, rektale Verlaufsuntersuchungen)<br />
• Immer Indikation zur OP, wenn rektal Ödematisieurng im Kolonbereich festgestellt werden<br />
kann!!!<br />
Prognose<br />
• Sehr schwierige OP, wird die Technik sicher beherrscht, ist die Prognose günstig, solange<br />
keine Nekrose des Darmes vorliegt<br />
• Falls nicht mehr als 2 /3 entfernt werden müssen, hat auch Kolonresektion eine gute<br />
Prognose<br />
• Gesamtes Kolon nekrotisch: Prognose infaust<br />
191
Abknicken des großen Kolons<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Verlagerung der Beckenflexur nach kranial => beckenseitige Abknickung und Einengung<br />
des Darmrohres<br />
• Nicht selten, manchmal Folge eines Meteorismus oder einer Obstipation<br />
• Nach lateral, medial, dorsale oder ventral möglich<br />
• Abknickungsstelle meist in Querlagen<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Erst milde Symptome, da Darmlumen nur etwas verengt und venöse Stauung nur gering<br />
ist<br />
• Rektale Untersuchung: gasgefülltes Kolon<br />
o Beckenflexur nach kranial verlagert => kann nicht gefühlt werden!!<br />
Therapie<br />
• Starke Gasbildung mit retrogradem Blinddarmmeteorismus und nur leicht gestörtem AB:<br />
erst Punktion des Blinddarmes<br />
• Nach Punktion Behandlungsversuch mit Prostigmin ®<br />
• Konservative Therapie erfolglos oder deutliche Verschlechterung (rektal fühlbares<br />
Darmwandödem) => OP<br />
Prognose<br />
• Konservative Therapie nicht immer erfolgreich<br />
• Stark laxierende Therapie: Gefahr der Darmruptur<br />
• Günstige Erfolgsaussichten<br />
Verlagerung des Colon ascendens nach rechts dorsal<br />
Definition und Vorkommen<br />
• = Dislocatio coli ascenditis ad dextram<br />
• relativ häufig<br />
• Colon ascendens zwischen Bilddarm und rechter lateraler Bauchwand verlagert =><br />
Beckenflexur vor Becken (rechte Seite) oder in Mitte der Bauchhöhle vor Zwerchfell<br />
• Blinddarm ist Fixpunkt, Kolonschleife legt sich darum wieder nach medial und kranial<br />
• Verlagerung des großen Kolons => Abknickungsstelle aboral des Blinddarmes am Anfang<br />
und Ende des großen Kolons<br />
• Einfache Flexion<br />
o Dorsale Lage bleibt in dorsaler Position<br />
• Zusätzlich Längsachsendrehungen, meist zwischen 90 und 180°<br />
o 180° Drehung: dorsale Lage ventral, ventrale Lage dorsal<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• bei rechtsseitiger Verlagerung unbekannt<br />
• oft in milder Form als Sekundärerkrankung bei Dünndarmverschlüssen, Beckenflexur liegt<br />
dann am kranialen Beckenrand<br />
o hierbei fast nie Gefäßstrangluation => Kolonlschleife nicht ödematisiert<br />
• primäre Form: Beckenflexur fast immer am Becken => rektal nicht zu erreichen<br />
o meist leichte Strangulationserscheinungen<br />
o nur selten Drehungen um 360°<br />
• Drehungsgrad und Intensität der Strangluation bestimmen Umfang der entstehenden<br />
Obstipation und des intraluminalen Gasdruckes<br />
• Verlagerung des Kolon nach medial und kaudal: immer extreme Obstipation der<br />
magenähnlichen Erweiterung<br />
• Nur Flexion: Ingestatransport kann weitergeführt werden, wenn auch eingeschränkt<br />
• Torsion mit Flexion verbunden: feste Obstipation in der magenähnlichen Erweiterung =><br />
Zirkulationsstörungen<br />
192
Symptome und Diagnose<br />
• Klinisches Bild entspricht milder Form der Torsio coli oder der Hernia spatii lienorenalis<br />
• Venöse Stauungen => Extravasation und starke Gasbildung<br />
o Ab dann deutlich gestört, da großer Teil der Kolonschleife betroffen ist<br />
• Rektal: statt Blinddarm ist geblähtes Kolon zu fühlen<br />
• Caecum umgeben von ventraler und dorsaler Kolonlage => Caecumkörper verdeckt<br />
• Flexion ohne Längsdrehung: Mesokolon auf Untersucher zugewandter Seite<br />
o Zusätzlich Längsdrehung um 180°: gefäßführende Strukturen auf der dem<br />
Untersucher abgewandten Seite, ventrale Lage liegt dorsal, dorsale Lage liegt<br />
ventral<br />
DD<br />
• Obstipation an versch. Stellen des Colon ascendens<br />
• Kolondrehungen<br />
• Hernia spatii lienorenalis<br />
Therapie<br />
• Bei ungestörtem AB, relativ leerem Kolon und ohne Längsachsendrehung: konservative<br />
Maßnahmen<br />
o Futterentzug<br />
o Milde Laxantine<br />
o Infusionen zur Unterstützung der Laxantien<br />
• Bei rechtsseitiger Kolonverlagerung: Laparotomie mit Reposition und/oder Retorsion des<br />
verlagerten Kolons<br />
o Ohne Laparotomie Entwicklung einer hämorrhagischen Infarzierung und einer<br />
Kolonnekrose<br />
Prognose<br />
• Vergleichsweise günstig<br />
• Heilung in der Regel auch, wenn OP erst nach wenigen Tagen stattfindet<br />
• Neigung zur Typhokolitis => OP nicht zu lange herauszögern!!<br />
Verlagerung des Colon ascendens nach mediokaudal<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Bei hochträchtigen Stuten tws. Verlagerung der rechten Kolonlagen nach medial<br />
• Große Gebärmutter => Colon ascendens knickt vor Verlötstelle mit dorsaler Bauchwand<br />
nach links um => Verlagerung der magenähnlichen Erweiterung und der rechten<br />
ventralen Kolonlagen in Richtung Becken!!<br />
• Gezeichnet durch Abknicken mit prästenotischem Stau zw. Blinddarm und nach medial<br />
abgeknickter rechter ventralen Kolonlage<br />
193
• Extreme Obstipation der magenähnlichen Erweiterung<br />
• Colon transversum und Colon descendens sind leer<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Ähnlich der rechtsseitigen Kolonverlagerung<br />
• Unterschied: magenähnliche Erweiterung in der Mitte und Beckenflexur Richtung<br />
Zwerchfell abgedrängt<br />
• Rektale Untersuchung<br />
o Mitte der Bauchhöhle obstipierte, voluminöse, sich nach kaudal verjüngende,<br />
magenähnliche Erweiterung<br />
o Darminhalt von kaudal nach kranial fester<br />
o Caecum mit Gas gefüllt, gut zu identifizieren!!<br />
Therapie<br />
• Nur OP<br />
Darmeinschiebung (Invagination)<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Verlagerungen einer Darmschlinge in Richtung ihrer Längsachse<br />
• Teil des Darmrohres wird ümgestülpt, rückt in das benachbarte ein und bewegt sich<br />
Richtung kaudal mit Peristaltik => 3 Darmrohre werden teleskopartig<br />
zusammengeschoben<br />
o Äußeres Rohr: Intussuszipiens (Invaginans)<br />
o <strong>Innere</strong>s Rohr mit mittlerem Rohr: Intussuszeptum (Invaginat)<br />
• Äußeres und mittleres Rohr berühren sich mit ihrer SH-Seite, mittleres und inneres mit<br />
ihrer Serosaseite<br />
• Zwischem mittlerem und innerem Rohr liegt miteingestülptes Gekröse<br />
• Invaginaler Darmabschnitt wird so lange weiter befördert, bis Zug am Gekröse<br />
Weiterschub behindert<br />
• Verhältnismäßig selten<br />
• Meist Fohlen, Warmblutjährlinge oder Kleinpferde betroffen<br />
• Können am Dünn- oder Dickdarm entstehen, je nach betroffenem Darmabschnitt benannt<br />
o Invaginatio jejunalis<br />
o Invaginatio jejunoilealis<br />
194
o Invaginatio ileocaecalis<br />
o Invaginatio jejunoileocaecalis<br />
o Invaginatio caecalis<br />
o Invaginatio caecocolica<br />
o Invaginatio colica ascendentis<br />
o Invaginatio colica descendentis<br />
o Invaginatio colorectalis<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Peristaltische Dysfunktion (Hyperperistaltik) und Atonie benachbarter Darmteile als<br />
Auslöser<br />
• Mechanische Reize durch Parasiten (Anoplocephala – Arten) mit bevorzugtem Sitz an der<br />
Ileocaecalklappe weitere Ursache<br />
• Invaginationen am Dünndarm auch während normaler Verdauung => entstehen wohl<br />
durch Hyperperstaltik<br />
• Eindruck, als würden Intussuspizines und Intussuszeptum aktiv gegenläufige Bewegungen<br />
durchführen<br />
• Intussuszeptum auf antimesenterialer Seite durch Zug des Mesenteriums konvex<br />
gekrümmt<br />
• Darmlumen zu Beginn nicht vollständig verschlossen => Verlauf kann milde und<br />
protrahiert sein (Subileus)<br />
• Am Invaginationshals wird Gekröse komprimiert und geklemmt => venöse<br />
Abflussbehinderung => Stauungshyperämie und Stauungsödem des Intussuszeptums<br />
• Submukosa wird sulzig ödematisiert und verfärbt sich dunkel- bis schwarzrot<br />
• Circulus vitiosus: Schwellung verstärkt Kompression der Blutgefäße => gänzlicher<br />
Verschluss des Darmlumens => Verschluss der Venen und Arterien => Ileussymptome<br />
• Ileussymptome abhängig vom Ort der Invagination<br />
• Dünndarm<br />
o Prästenotischer Stau mit bekannten Folgen<br />
o Intussuszeptum geht in Nekrose über<br />
o Invaginationshals: fibrinöse Verklebung<br />
o Tws. Naturheilung durch Abstoßung des nekrotischen Intussuszeptums und<br />
fibrinöse Verklebungen schon dicht genug sind, um Darm sicher zu verschließen,<br />
wenn nicht: Sickerinfektion mit tödlicher Peritonitis<br />
• Dickdarm<br />
o Rückstau bis in Magen fehlt<br />
o Wasserresorption ist kaum gestört<br />
o Störungen des AB nur verzögert<br />
o Auch hier Chancen auf Naturheilung<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Bei Dünndarminvaginationen Muster des Dünndarmileus!!<br />
• Invaginatio ileocaecalis, bzw. Invaginatio jejunoileocaecalis<br />
o Invaginat als korkenzieherartig gewundene, fleischige Geschwulst im<br />
Blinddarmbereich<br />
o Geschwulst lässt sich in pendelnde Bewegung versetzen<br />
o Dorsokaudal der Geschwulst Indetifikation der bentralen Caecumtaenie und<br />
ungehinderte Verfolgung nach caudal<br />
o Klinisch typische Dünndarmileussymptome<br />
• Invaginatio caecalis<br />
o Kolikanzeichen längere Zeit mild, lassen sich mit Spasmoanalgetika beseitigen<br />
solange noch keine vollständige Darmobstruktion vorliegt<br />
o P, A, Hkt und TPP über längere Zeit im normalen Bereich<br />
o Tws. Vorstellung von Patienten mit rezidivierender Kolik, aber eigentlich Vorliegen<br />
einer chronischen Invaginatio caecalis<br />
• Invaginatio caecocolica<br />
o Darmpassage und Blutzirkulation des invaginierten Bereiches erheblich gestört<br />
o Ileum mit einbezogen => deutlich verschärfte Situation<br />
� Besonders heftige Kolik, nur begrenzte Wirkung von Spasmoanalgetika<br />
� Verschlechtertes AB der Tiere => Anstieg von P, A, Hkt und TPP<br />
o Blinddarmspitze in rechter ventraler Kolonlage<br />
195
o Invaginierter Teil im Ostium caecocolicum eingeklemmt<br />
o Rechte Bauchhälfte erscheint erst leer<br />
o Rechter dorsaler Quadrant: fleischige Geschwulst, relativ beweglich, schmerzhaft<br />
auf Berührung<br />
Therapie<br />
• Werden meist erst dann vorgestellt, wenn Reposition fast nicht mehr möglich ist =><br />
Resektion<br />
• Rechtzeitige OP: Resektion nur nötig, wenn Vitalitätsverlust am Darm auftritt<br />
Prognose<br />
• Bei guter OP-Technik heilbar, wenn keine Peritonitis entsteht und paralytischer Ileus und<br />
Schock in Griff bekommen werden<br />
Thrombotisch – embolische Kolik<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Folge akuter Mangeldurchblutung einzelner oder mehrerer Darmabschnitte durch<br />
Verschluss der Darmarterien, ausnahmsweise auch der Venen<br />
• Relativ selten, trotz starker parasitärer Durchseuchung der <strong>Pferd</strong>ebestände<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Larven des 4. Stadiums von Strongylus vulgaris zentrale Stellung in der Ätiologie<br />
o Schmarotzen in vorderer Gekrösewurzel und Bauchschlagader<br />
o Schädigen Intima (Endarteriitis) und gesamte Arterienwand (Aneurysma)<br />
o Entzündliche Veränderungen durch Zubildungen von Bindegewebe auf A.<br />
mesenterica cranialis angelagerten Bauchganglien<br />
• Schädigung der sympathischen Ganglien Grundelement für Neigung mancher <strong>Pferd</strong>e zu<br />
vegetativer Imbalance (Parasympathikotonie) und daraus resultierender<br />
Motilitätsstörungen<br />
• Hochgradige Gefäßaneurysmen hinsichtlich der Blutversorgung des Darmes symptomlos<br />
• Von Endarteriitis ausgehende Thrombosen verursachen nur selten Embolien der<br />
Darmarterien mit Mangeldurchblutung in größeren Darmabschnitten<br />
• Akute Mangeldurchblutung, wenn: gleichzeitiger Verschluss mehrerer miteinander<br />
anastomosierender Arterien<br />
• Darminfarkt<br />
o Mehr oder weniger ausgedehnte ischämische Nekrose<br />
o Umgeben von hämorrhagischer Randzone<br />
o Blutzufuhr nur größtenteils oder langsam unterbrochen => hämorrhagische<br />
Infarzierung (Hypoxie schädigt Gefäßwand, sie werden durchlässig!!)<br />
o Noch geringe, aber erheblich verminderte Blutzufuhr: Ödematisierung der<br />
Darmwand, v.a. im Bereich der Submukosa<br />
Vorkommen und Erscheinungsbild<br />
• Größe und Beschaffenheit des Thrombus im Bereich der A. mesenterica cranialis<br />
bestimmen Krankheitsbild<br />
• Erst bei gleichzeitigem Verschluß mehrerer miteinander anastomosierter Arterien oder bei<br />
Verstopfung fast aller Arteriolen eines Kapillargebietes entsteht Darminfarkt<br />
• Komplette Unterbrechung der arteriellen Blutzufuhr größerer Gebiete => ischämischer<br />
Infarkt => trocken Nekrose (Gangrän) aller Schichten der Darmwand<br />
• Darmwand wird relativ schnell dünn und pergamentartig, Darminhalt schimmert durch<br />
• Hämorrhagischer Infarkt: blutige Durchtränkung => Verdickung der Darmwand,<br />
Aufhebung des Mukosareliefs und blauschwarze Verfärbung des geschädigten Gebietes<br />
196
Symptome und Diagnose<br />
• Weniger komplette Verschlüsse => Mangeldurchblutung des betreffenden<br />
Darmabschnittes<br />
• Bestenfalls temporärer ischämischer Darmkrampf<br />
o Läßt nach Erweiterung der Anastomosen wieder nach, sobald Durchblutung<br />
wiederhergestellt ist<br />
• Mittelgradige Verschlüsse: Stase im betroffenen Gebiet mit Ödematisierung der Darmwand<br />
und Paralyse<br />
• Ischämische Dünndarmnekrose<br />
o Rasch fortschreitende Dehydratation (Anstige von Puls, Hkt und TPP) =><br />
hypovolämischer Schock<br />
o Intoxikationssymptome (gerötete, verwaschene oder schmutzige Kopf-SH)<br />
o Akute, sekundäre Magendilatation<br />
o Leere Ampulle, deren SH mit pappigem Schleim bedeckt<br />
o Unterarm stark geblähte Dünndarmschlingen tastbar<br />
o Koteindickung => Colon ascendens mit teigigem Inhalt und Poschen deutlich zu<br />
sehen<br />
• Ischämische Nekrose des großen Kolons und Zäkums<br />
o Typische Ileumsymptome fehlen<br />
o Symptomatik von Intoxikation und später von Peritoniits<br />
o Darmgase gehen ungehindert ab, Blähungen fehlen<br />
o Rektaler Befund zunächst unergiebig: Abdomen scheint leer zu sein, keinerlei<br />
Meteorismus nachweisbar<br />
• Ischämische Nekrose des kleinen Kolons<br />
o Vorherrschend<br />
o Sistieren des Kotabsatzes bei Kotdrang<br />
o Störungen im AB durch Intoxikation<br />
o I.d.R. keine Dehydratation<br />
o Rektal armstarke, obstipierte, radförmig gekrümmte Schlingen des Colon<br />
descendens und tympanisierte Teile desColon descedens<br />
� Schmutziges, blutiges und übelriechendes Exsudat am<br />
Untersuchungshandschuh<br />
197
• Resultat der Bauchhöhlenpunktion ist Leitsymptom<br />
o Zu Beginn wegen Transsudation nur vermehrt<br />
o Beginnende Nekrose: Trübung durch Blutkörperchen<br />
o Kurz nach Krankheitsbeginn hohe Zahl an Leukozyten feststellbar<br />
o Ausgedehnte trockene Nekrosen: Peritonealflüssigkeit evtl. wegen hohem<br />
Leukohegalt milchig getrübt<br />
• Vermehrung der Peritonealflüssigkeit = Zeichen für Größe des Schadens<br />
• Qualität der Peritonealflüssigkeit = Zeichen für Grad der Schädigung und mögliche<br />
Peritonitis<br />
• Einheitliches Krankheitsbild nicht zu erwarten<br />
• AB zunächst nicht oder nur wenig verändert<br />
• Größere Bezirke des Colon ascendens betroffen: profuser Durchfall<br />
• Thrombose im Dünndarm: Zeichen eines Dünndarmileus mit prästenotischem Stau und<br />
sekundärer Magenüberladung<br />
• Rechtzeitige Öffnung von Anastomosen => spontane Heilung möglich<br />
• Entwicklung einer Nekrose => schleppender Verlauf, Peritonitis Zeichen stehen im<br />
Vordergrund<br />
• Zu Beginn immer Fieber<br />
• Generell immer eher milde Symptome<br />
• Bei dieser Erkrankung sollte man nicht auf Bauchhöhlenpunktion verzichten<br />
o Wegen Transsudation erst nur vermehrt und mit Erys durchsetzt => Trübung des<br />
Punktates<br />
o Blutversorgung schnell genug wiederhergestellt, so dass keine Nekrose entsteht:<br />
zunehmende Menge an Leukos im Punktat<br />
OP- bzw. Sektionsbefunde<br />
• Bei OP fast immer genau zu erkennen, welche Arterie wo verstopft sind<br />
DD<br />
• Im Dünndarmbereich alle anderen Ileuszustände abzugrenzen<br />
Therapie<br />
• Leichte Fälle: Spasmoanalgetika zur Regulation der Peristaltik<br />
• Wichtig: antiparasitäre Therapie (Ivermectin)<br />
• Zu Beginn auch blutgerinnungshemmende Therapie sonnvoll<br />
• Ursache der Kolik Darmnekrose => in frischen Fällen kann OP gute Resultate bringen<br />
o Nekrotischen Darmteil bis in gesundes Gewebe entfernen und Darmpassage<br />
wiederherstellen<br />
Verlauf und Prognose<br />
• In leichten Fällen günstige Prognose<br />
• Bei Darmnekrose nur dann Heilungschancen, wenn Darmresektion technisch möglich!!<br />
• Komplizierte Verschlüsse an Aufzweigungen großer Arterien => Prognose infaust<br />
<strong>Innere</strong> Verletzungen<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Quetschungen des Darmrohres und seines Gekröses => Schäden am Darmrohr und<br />
Abrisse des Mesenteriums<br />
• Blutversorgung dabei erhalten => Darmquetschungen und Einriß heilen ab<br />
o Einriß hinterlässt Lücke im Mesenterium = Disposition für Inkarzeration<br />
• Unterbrechung der Blutversorgung => Nekrose mit Peritonitis<br />
• Symptome abhängig vom Grad und Umfang der inneren Verletzungen<br />
• Einfache Darmquetschungen können symptomlos bleiben oder vorübergehende Koliken<br />
provozieren => werden meist nicht erkannt<br />
• Kleinere Perforationen oder Rupturen mit nur wenig Darminhalt der in Bauchhöhle gelangt<br />
=> lokale Peritonitis, können durch Verwachsungen mit der Nachbarschaft in<br />
Ausnahmefällen abheilen<br />
• Große Verletzungen => Darminhalt in Bauchhöhle => Peritonitis mit Tod<br />
198
Darmverletzungen der Stute bei der Geburt<br />
• Relativ häufig<br />
• Können mit folgenden Veränderungen einhergehen<br />
o Darm- und Gekrösequetschungen im Dünndarm oder des kleinen Kolons ohne<br />
Zusammenhangstrennung<br />
o Läsionne der Darmabschnitte, bei denen Teil des Gekröses vom Darmrohr<br />
getrennt wird<br />
o Darm- und Gekrösequetschungen mit Eröffnung des Darmrohres<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Bei allen Formen bald nach der Geburt Unruhe, Scharren, Auf- und Niedergehen<br />
• Futteraufnahme vermindert oder sistiert völlig<br />
• Klinisches Bils wechselt nach Umfang und Schwere der Veränderungen der betroffenen<br />
Darmabschnitte<br />
• Ohne Nekrose vergeht milde Kolik nach wenigen Stunden ohne Behandlung<br />
• Darmnekrose<br />
o Heftige Koliken in ersten Stunden<br />
o Deutlicher Anstieg der Körpertemperatur<br />
o Aus nekrotischem Darm wandern Bakterien in Bauchhöhle => Peritonitis =><br />
starke Verschlechterung des Allgemeinzustandes<br />
o Ausfall der Peristaltik im nekrotischen Darmteil => Ileus mit erneuter Kolik<br />
o 2-4 d, bis Perforation im Bereich der Nekrose<br />
o<br />
• Bauchhöhlenpunktion ist wichtigstes Hilfsmittel<br />
o Alle 6-8 h wiederholen<br />
o Zu Beginn leicht getrübtes Punktat mit Erys drin<br />
o Später dickflüssiger, rahmiger Charakter (durch Beimengung von Leukozyten)<br />
• Sonderfall: Mesenterialriß am Übergang des Mesocolon descendens zum Mesorektum<br />
o Immer dann, wenn während Geburt mehr als 30 cm Darm vorfallen<br />
o Nach 2-3 h zu Beginn milde Kolik, verursacht durch beginnende Obstipation vor<br />
absterbendem Kolonabschnitt<br />
o Nekrose zwischen 50 – 80cm lang<br />
o Rektal: Obstipation, oft auch Nekrose zu fühlen<br />
� Trockene, stumpfe und samtartige Oberfläche der Mukosa<br />
� Kot haftet an trockener SH => kaum zu lösen<br />
Therapie<br />
• Konservative Therapie nicht möglich<br />
• OP sehr schwer, braucht 3 erfahrene Chirurgen!!!<br />
Prognose<br />
• Bei OP in ersten 24 – 48 h von gutem Chirurgen günstig!!<br />
Mastdarmverletzungen<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Entweder nicht perforierend oder perforierend<br />
• Hauptursache: rektale Untersuchungen, v.a. seit Einführen der Sonografie<br />
• Weitere Ursachen: transanale Fehlbedeckungen durch heftige Hengste,<br />
Fremdkörpertraumen oder sadistische Manipulationen<br />
• Meist an „typischer Stelle“ dorsal auf der mesenterialen Seite am Übergang des Rektums<br />
zum kleinen Kolon<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Meist erst durch frisches Blut am Handschuh nach rektaler Untersuchung festgestellt<br />
• Typisch: hellrotes Blut für Rupturen, die die SH und die Muskularis umfassen<br />
• Nachuntersuchung am Besten ohne Handschuh<br />
• Riß in der Regel dorsal am Übergang des Rektum in Colon descendens<br />
• Wird in 3 Grade eingeteit<br />
1. Mukosa und Submukosa verletzt, Wunde meist nur wenige cm lang und kaum<br />
zu ertasten<br />
2. Mukosa, Submucosa und Muscularis sind verletzt, Serosa unverletzt =><br />
Bauchhöhle erst mal vor Darminhalt geschützt<br />
199
3. Alle Darmabschnitte beteiligt, Bauchhöhle ist eröffnet<br />
• Bei vollständiger Ruptur in kürzester Zeit alle Schocksymptome<br />
• Verletzungen 2. und 3. Grade sofort nähen!!!<br />
• 1. Grad heilt in 8-10d spontan ab, es reicht den Kot mit Laxantien dünnbreiig zu halten<br />
• nach Erstversorgung von 2. und 3. Grad Tiere in Klinik bringen<br />
o Kot muss weich gehalten werden<br />
� Paraffinnöl, Glaubersalz<br />
o Antibiose!!!<br />
Prognose<br />
• Günstig bei kleinen Läsionen<br />
• Bei größeren Läsionen abhängig vom Umfang, Verunreinigung, Zeitpunkt der OP und<br />
Resultat der OP<br />
Graskrankheit<br />
Definition und Ätiologie<br />
• = Grass sickness, Equine Dysautonomia<br />
• keine Geschlechts- oder Rassedisposition<br />
• grundsätzlich alle <strong>Pferd</strong>e betroffen, v.a. aber bei 2- 7 jährigen<br />
• ganzes Jahr über, aber auffällige Inzidenz im späten Frühjahr und frühen Sommer<br />
• <strong>Pferd</strong>e mit Weidegang erkranken öfter<br />
• Ausgang immer letal<br />
• Vermutung: Neurotoxin als Ursache<br />
o Wird wahrsch. mit Nahrung aufgenommen<br />
• Typisch: degenerative Veränderungen des vegetativen Nervensystems mit Nekrosen an<br />
autonomen sympathischen Ganglien und bestimmten Gehirnstammkernen<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Perakuter und akuter Verlauf<br />
o Plötzliche Erkrankung meistens Tod nach 2-3 d, oder Euthanasie nötig<br />
o Ausgeprägte Dysphagie, Speicheln Regurgitieren<br />
o Schlund- bzw. Schlundkopflähmung<br />
o Beim Schieben der Nasenschlundsonde im Schlund kein Widerstand zu spüren<br />
o I.d.R. große Mengen flüssiger Mageninhalt<br />
o Kompletter Darmstillstand, Muskelzittern, leichte Temperaturerhöhung,<br />
flächenhaftes Schwitzen, Dehydratation, Hypovolämie und hohe Pulsfrequenz<br />
o Rektale Untersuchung<br />
� Rektum – SH auffällig trocken<br />
� Kleine, runde, schleimüberzogene Kotballen im Rektum<br />
� Ertastbarer Darminhalt im Kolon vollkommen dehydriert<br />
� Dilatierte Dünndarmschlingen gestaffelt in der BAuchhöhle<br />
o Perakute Fälle: <strong>Pferd</strong>e sterben in 24 h<br />
o Akute Fälle: Tod 2-4 d nach Krankheitsbeginn<br />
• Subakute und chronische Form<br />
o Bei subakuten Fällen Krankheit über 1-3 Wochen nach Auftreten erster Symptome<br />
o Chronisch erkrankte Tiere können wochen – monatelang Überleben<br />
o Abmagerung, Atrophie der Stammmuskulatur, flächenhaftes Schwitzen,<br />
Dehydratation, intermittierende schwache Kolik<br />
o Deutlich eingeschränkte Darmtätigkeit => nur geringe Mengen fest geformten,<br />
eingetrockneten, kleinballigen Kotes<br />
Labordiagnostik<br />
• Deutlich erhöhte Plasmacortisol- und Blutharnstoffwerte<br />
DD<br />
• Alle Dünndarmerkrankungen mit Dünndarmdilatation<br />
o I.A. mit Durchfall<br />
• Kann vor allem im Anfangsstadium mit Gastroduodenojejunitis verwechselt werden<br />
Therapie<br />
• Akuter oder perakuter Krankheitsverlauf, der trotz Therapie keine Besserung zeigt:<br />
Euthanasie im Sinne des Tierschutzes<br />
200
Prognose<br />
• Infaust<br />
• Restitutio ad integrum auch durch intensive Therapie nicht einzuleiten, auch nicht bei<br />
chronischen Fällen<br />
Chronische / rezidivierende Koliken<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Wiederholtes, in unregelmäßigen oder regelmäßigen Abständen Auftreten von Koliken<br />
• Äußere Ursachen (Fütterungs- oder Witterungseinflüsse) vermutet, aber nicht<br />
nachgewiesen<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Funktioneller Natur<br />
o Motilitätsstörungen aufgrund neurovegetativer Dysfunktionen oder<br />
Mangeldurchblutungen<br />
o Morphologische Veränderungen im Magen – Darm – Kanal<br />
Diagnostik<br />
• Erheblich größerer Zeitaufwand als bei akuter Kolik, erhebliche Variation der klinischen<br />
Symptome<br />
• Kolikanzeichen meist dezent, selten heftig<br />
• Ausführliche Anamnese gehört dazu<br />
o Alter, Geschlecht und Rasse (Fohlen und Jährlinge leiden oft an chronischen<br />
Parasitosen!!)<br />
o Beginn, Dauer, Häufigkeit und Zeitabstände zwischen einzelnen Kolikanfällen<br />
o Verhalten des <strong>Pferd</strong>es bei der Kolik<br />
o Zeitlicher Zusammenhang mit Futteraufnahme<br />
o Art und Zusammensetzung der Fütterung<br />
o Wurmkuren<br />
• Klinische Untersuchung entspricht der eines akuten Kolikers<br />
• Besonderes Augenmerk: tiefe rektale Palpation<br />
o Tws. mehrfach zu wiederholen<br />
o Abnorme Zubildungen<br />
o Verwachsungen von Darmteilen untereinander oder an der Bauchwand<br />
o Darmwandveränderungen<br />
o Meteorismus in verschiedenen Darmteilen<br />
o Fremdkörper<br />
• Kot parasitologisch untersuchen, dabei auf Beimengungen (Sand!!!) achten!!<br />
• Röntgen, Ultraschall, Gastroskopie als weiterführende Untersuchungen<br />
• Alle Untersuchungen ohne Ergebnis => Probelaparotomie als letzte Möglichkeit<br />
• Mögliche Ursachen für rezidivierende Koliken<br />
o Magengeschwüre, Neoplasmen des Magens<br />
o Intestinale Stenosen und Narbenstenosen im Dünndarm- und Dickdarmbereich<br />
o hemmungsmissbildungen<br />
o chronische Blinddarmobstipation<br />
o chronische Obstipation der linken ventralen Kolonlagen und/oder der Beckenflexur<br />
• <strong>Pferd</strong>e mit chronisch – rezidivierender Kolonverstopfung: Nachweis eines<br />
Neuronendefizites in der Darmwand<br />
• Verwachsungen von Darmteilen mit benachbarten Organen => Behinderung der<br />
Beweglichkeit des Darmes mit Eingrenzung des Lumens => Einschränkung der Mobilität<br />
und Motilität<br />
o Chronische Passagestörungen nicht angepasster Darmanastomosen: an<br />
Anastomosen Bildung von Stenosen und Dilatationen => Beeinträchtigung der<br />
Ingestapassage<br />
o Intraabdominale Abszesse: je nach Ausmaß rezidivierende Koliken<br />
o Viszerale Tumoren: als Allgemeinerkrankungen oder lokal als Lymphosarkome<br />
DD<br />
• Nieren-, Harnleiter-, Harnblasen- und Harnröhrenerkrankungen, bei Stuten zusätzlich<br />
Eierstockerkrankungen!!!<br />
201
Ileus<br />
Definition<br />
• Darmverschluss und dessen örtliche und allgemeine Folgen<br />
• Subileus oder Präileus, wenn er nur partiell ist => Gas und Flüssigkeit können Darmlumen<br />
passieren<br />
• Verschiedene Formen<br />
o Mechanischer Ileus<br />
� Obturationsileus<br />
� Strangulationsileus<br />
o Dynamischer oder Funktioneller Ileus<br />
� Spastischer Ileus<br />
� Paralytischer Ileus<br />
o Gemischter Ileus<br />
• Mechanischer Ileus durch<br />
o <strong>Innere</strong> Verlegung oder Verengung des Lumens<br />
o Obturations- oder Okklusionsileus<br />
o Einschnürung des Darmrohres und seiner Gefäße von außen<br />
• Dynamischer oder funktioneller Ileus<br />
o Durch Darmlähmung oder Darmkrampf hervorgerufen<br />
o Eine Form kann in die andere Übergehen<br />
• Paralytischer Ileus<br />
o Primär als intestinale Motilitätsstörung<br />
o Reflektorisch (postoperativer Ileus), toxisch (Peritonitis), metabolisch (Azidose,<br />
Hypokaliämie) oder anämisch verursacht<br />
o Auch sekundär im Endstadium eines mechanischen Ileus<br />
Pathophysiologie des Ileus<br />
• Am Dünn- oder am Dickdarm<br />
• Strangulation einer inkarzerierten Darmschlinge => lokale Reaktionen mit zunächst<br />
reflektorischer, sympathikotoner Darmlähmung => Erweiterung des Darmlumens =><br />
vagotone Gegenreaktion mit Hyperperistaltik<br />
• Dünndarmileus: Flüssigkeit kann nicht in Dickdarm abfließen, sie staut sich auf<br />
• Dickdarmileus: entstehende Darmgase können nicht entweichen<br />
• Obturationsileus<br />
o I.d.R. einfacher Verschluß des Darmrohres<br />
o Unterscheidung eines dilatierten prästenotischen Darmschenkels vor Hindernis<br />
und leerer, poststenotischer Abschnitt<br />
• Meist bei Inkarzeration einer Darmschlinge zweifache Stenosierung => prästenotischer,<br />
stenostenotischer und poststenotischer Teil!!<br />
• Venöses Stauungsödem in wenigen Stundenm lokale Hypoxie oder Anoxie der Darmwand<br />
• Transsudation von elektrolyt- und eiweißreicher Flüssigkeit in Darmlumen<br />
o Erst nur durchlässig für flüssige Blutbestandteile, später auch für korpuskuläre<br />
• Hypoxie in der Darmwand => erhöhte Laktatbildung und Freisetzung von Catecholaminen<br />
• Verringerung des Quotienten intazelluläres / extrazelluläres Kalium => Herabsetzung der<br />
Erregbarkeit der Darmmuskulatur => Darmatonie<br />
• Nicht nur lokale Folgen, auch für gesamten Organismus<br />
o Zu Beginn periphere Kreislaufschwäche<br />
o Flüssigkeitsverlust => hypovolämischer Schock (evtl. kombiniert mit<br />
hämorrhagischem)<br />
o Erhöhter Puls<br />
o Obturationsileus: Anstieg von Hkt und Gesamteiweiß<br />
o Strangulationsileus: Anstieg von Hkt und fallender TPP<br />
• Intoxikation durch Bakterien und Darminhalt => beschleunigte Durchlässigkeit für<br />
Blutinhaltstoffe<br />
• Mangeldurchblutung und Entgleisung des Stoffwechsels => metabolische Azidose =><br />
Beschleunigung der Schädigung der parenchymatösen Organe<br />
202
Paralytischer Ileus<br />
Definition und Vorkommen<br />
• = Verlust der dynamischen und der statischen Motilität => Füllung mit Gas und Flüssigkeit<br />
• Sonderstellung neben mechanischem und gemischtem Ileus<br />
• Hpts. am Dünndarm<br />
• Nicht seltene und erhebliche Komplikation nach Dünndarmverschlüssen und den dadurch<br />
bedingten Eingriffen<br />
• Mortalitätsrate: 45% - 95%<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Ursachen: Schock, Dünndarmdilatation, Elektrolytimbalance, Meteorismus, Ischämie und<br />
Entzündung, Endotoxämie, Peritonitis, Narkosedauer und Traumatisierung durch<br />
Operateur<br />
• Paralytischer Ileus wird eingeteilt in:<br />
o Frühe Form (12 – 24 h p.op.)<br />
o Späte Form (2. –7. d p.op.)<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Symptome entsprechen denen eines Dünndarmverschlusses ohne Strangulation<br />
• Milde Kolik<br />
• Ansteigende Herzfrequenz (60-80 Schläge / min)<br />
• Kontinuierlicher Anstieg von Hkt und TPP trotz Flüssigkeitssubstitution<br />
• Verminderte bis aufgehobene Peristaltik<br />
• Fehlende Defäkation<br />
• Sekundäre Magenüberladung<br />
• Typische Rektalbefunde<br />
o Erst nur einzelne, gefüllte Dünndarmschlingen, die immer mehr werden<br />
Therapie<br />
• Fehlen einer zufriedenstellenden, kausalen Therapie<br />
• Zuerst Unterbinden der Futter- und Wasseraufnahme<br />
• Parenterale Flüssigkeitsgabe<br />
• Medikamentöse Beeinflussung der Darmmotorik<br />
o Neostigmin<br />
o Metoclopramishydrochlorid<br />
• Alle 3 h Sondieren des Magens, um Reflux abzuhebern<br />
• Nichtsteroidale Antiphlogistika<br />
• Mittels Pharmakotherapie können etwa 50% aller Patienten erfolgreich behandelt werden<br />
• Kein Ansprechen auf Therapie in 12- max- 24 h => Relaparotomie<br />
Prognose<br />
• Unterschiedlich<br />
• Bei Früherkennung deutlich besser<br />
203
Ileusdiagnostik<br />
Frühdiagnostik in der Praxis<br />
• „ Über Darmverschluß darf Sonne nicht auf- oder untergehen“!!!!<br />
• OP sollte in ersten 4-10 h angestrebt werden!!!<br />
• Je länger bis zur OP gewartet wird, desto schlechter wird die Prognose => Verdacht auf<br />
Ileus reicht, um <strong>Pferd</strong> in Klinik einzuweisen!!!!!<br />
• In Praxi Verdacht begründet, wenn:<br />
o Kolikschmerzen andauernd und heftig sind, sowie durch Sasmoanalgetika nicht zu<br />
beeinflussen<br />
o Bei rektaler Untersuchung der Befund eindeutig ist<br />
• Weiterer Verlauf<br />
o Kolikschmerzen dauern an, oder hören bei weiterer Verschlechterung des AB auf!!<br />
o Charakt. rektale Befunde erhoben werden können<br />
o Rektale Befunde mehrdeutig sind<br />
o Bauchhöhlenpunktat vermehrt und/oder verfärbt ist<br />
o Atmung und Puls über Norm steigen, und Hkt und TPP deutlich steigen!!<br />
• Weitere Ileuszeichen<br />
o Gerötete, verwaschen gerötete, anämisch-ikterische, schmutzig-gerötete<br />
Konjunktiven<br />
o Verzögertes venöses Blutangebot<br />
o Verlängerte Kapillarfüllungszeit<br />
o Sekundäre Magenüberladung<br />
• Entscheidung für/gegen Klinikseinweisung in ersten 5h stellen (je früher operiert wird,<br />
desto besser sind die Chancen!!!)<br />
Vorbereitung für Transport in Klinik<br />
• Magen mit Nasenschlundsonde entleeren<br />
• Sonde sollte nur dann während Transport im Magen liegen bleiben, wenn im Magen viel<br />
Gas gebildet wird<br />
• Jegliche Orale Medikation und Flüssigkeitszufuht unterlassen!!!<br />
• Beginnende Hämolonkentration => parenterale Flüssigkeitssubstitution<br />
• <strong>Pferd</strong>e mit schlechtem Kreislauf: Infusion auch während Transport durch Begleiter<br />
fortsetzen lassen!!!<br />
• NICHT SINNVOLL: Patient zur Kreislaufstabilisation mehrere Stunden infundieren, und<br />
so Transport in Klinik verzögern!!!<br />
• Starker Meteorismus im Dickdarm: Entlastung durch Caecumspunktion<br />
• Hohe Dose Antibiotika zur Bekämpfung von Bakteriämie und Peritonitis<br />
• Anmeldung in Klinik durch Tierarzt mit folgenden Angaben:<br />
o Vorbericht<br />
o Frühere Koliken<br />
o Zeitpunkt des Beginns der Kolik<br />
o Verlauf der Kolik<br />
o Prämedikation mit Dosierung<br />
o Ergebnis der eigenen Untersuchungen<br />
o Ergebnis der Magensondierung<br />
Erkrankungen der Bauchhöhle<br />
Peritonitis<br />
Definition und Vorkommen<br />
• = Bauchfellentzndung<br />
• Ausgangspunkt ist bakterielle Kontamination<br />
• Je nach Ausbreitung wird zwischen lokaler und diffuser Peritonitis unterschieden<br />
• Peritonuem an sich sehr gut bei Infektabwehr<br />
o Schnelle Absonderung von Granulozyten und Makrophagen und<br />
Fibrinausschwitzungen => Abkapselung kleinerer Infektionsherde<br />
• Besondere Rolle: großes Netz (hat Eigenschaften eines lymphoiden Organs)<br />
204
• Lokale Peritonitis mit Abkapselung => Verwachsungen im Bereich der Läsion mit<br />
bandartigem oder auch flächenhaftem Charakter<br />
• Diffuse Peritonitis:<br />
o Ausbreitung der Erreger in gesamte Bauchhöhle mit entsprechenden<br />
Entzündungserscheinungen<br />
o Bsp. Darmruptur: schnell starke, blutige Exsudation mit Fibrinabsonderung,<br />
Bauchfell ist blutig imbibiert, Serosa wird matt und stumpf, Darmschlingen können<br />
schon nach 4-6 Stunden verkleben<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Auf traumatischem Weg nach Perforation der Bauchwand<br />
• Stumpfe Bauchtraumen => Darmruptur => Peritonitis<br />
• Häufigste Ursache: Ruptur des Magens oder eines Darmteiles, folgende Peritonitis ist<br />
immer diffus => perakut unter Zeichen des kalten Schockes in wenigen Stunden Tod<br />
• <strong>Pferd</strong> nur sehr selten Fremdkörperperitonitis<br />
• Häufiger Peritonitist als Folge von Darmnekrosen<br />
• Auch nach intraabdominaler Abszeßbildung (Streptococcus equi, Rhodococcus equi) und<br />
Neoplasmen<br />
• Heut nur noch selten Komplikation nach einer OP<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Starke Varianz in den Symptomen<br />
• Lokale Peritonitis<br />
o geringe Schmerzäußerungen mit leichter Spannung der Bauchdecke<br />
o verminderte oder sistierende Futteraufnahme<br />
o leicht erhöhte bis fieberhafte Temperatur<br />
o erhöhte Herzfrequenz und Hypovolämie<br />
o rektale Untersuchung bei Prozessen im vorderen Bereich der Bauchhöhle negativ<br />
o tws. kann Verklebung einzelner Darmteile untereinander gefühlt werden<br />
• diffuse Peritonitis<br />
o perakut bis akut mit schweren Krankheitserscheinungen<br />
o <strong>Pferd</strong>e haben starke Schmerzen, z.T. mit Kolik<br />
o Starke Bauchdeckenspannung<br />
o Hohes Fieber<br />
o Starke Exsudation => Aszites<br />
o Bauchhöhlenflüssigkeit ist getrübt mit Ery-Beimengungen, viele Leukos und viel<br />
Fibrin<br />
o Bei Rupturen enthält Flüssigkeit auch Futterbestandteile<br />
o Deutlich erhöhte Puls- und Atemfrequenz<br />
o Rein kostale, flache und frequente Atmung<br />
o Oft Stöhnen bei Exspiration<br />
o Hohe Hkt mit niedrigem TPP<br />
o Pathologischer Inhalt in der Bauchhöhle zu finden (Eingeweide schwimmen<br />
förmlich)<br />
DD<br />
• Wegen evtl. auftretendem Durchfall Abklären der Salmonellose!!<br />
• Beim Fohlen im Verlauf der Septikämie weitere Organerkrankungen (Nephritis, Arthritis)<br />
Therapie<br />
• Bei Magen- Darmruptur ist Behandlung aussichtslos, Tier sollte sofort euthanasiert werden<br />
• Bauchwandperforation ohne Darmverletzung: chirurgische Versorgung und Antibiose zur<br />
Verhinderung einer Peritonitis<br />
• Behandlung eines Fohlens mit Peritonitis durch Fohlenseptikämie ist aussichtslos<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Prognose abhängig von Ätiologie, Schweregrad, Dauer und Komplikaitonen der Peritonitis<br />
• Diffuse Peritonitis ist fast immer tödlich<br />
• Fohlenseptikämie auch hohe Letalität<br />
• Lokale Entzündungen mit kleinem Ausmaß heilen meist ab, aber immer Entstehung von<br />
Verwachsungen!!<br />
• Fortgeschrittene Darmnekrosen: oft Durchwanderungsperitonitis<br />
o Durch intraperitoneale Lavage während OP gute Prognose<br />
205
Blutungen in die Bauchhöhle<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> relativ selten, v.a. nach stumpfen Traumen<br />
• Stuten in geburtsnähe: Hämatome im breiten Mutterband (Rutpur einer A. uterina) nicht<br />
selten<br />
• Bei Kastrationen, v.a. bei solchen im Stehen (auch 10 d nach der Kastration noch möglich)<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Mehr oder weniger starke Kolikerscheinungen<br />
• Größere Blutungen: schnell fortschreitende Schwäche mit hoem Puls und hochgradiger<br />
Dyspnoe<br />
• Weiterer Verlauf: Puls wird immer schwächer bis unfühlbar, SH blass bis perlweiß<br />
• <strong>Pferd</strong>e sterben an hämorrhagischem Schock<br />
• Wichtiges Hilfsmittel: Bauchhöhlenpunktion<br />
• Verdacht: Hkt und TPP bestimmen, dann alle 30 min. kontrollieren!!!<br />
• Rektaler Befund ist relativ unaufällig<br />
Therapie<br />
• Erfolg handelsüblicher Hämostyptika ist fraglich – zweifelhaft<br />
• Am besten ist Transfusin, da Blut das Beste Hämostyptikum ist<br />
• Ist Blutung nicht innerhalb von 12h nicht zum Stillstand gekommen: Laparotomie zur<br />
chirurgischen Versorgung<br />
• Intraabdominale Blutung nach einer Kastration: rechtzeitige Laparotomie, um<br />
Samenstumpf aufzusuchen und zu legieren<br />
• Unstillbare Milzblutungen durch Trauma => Milzexstirpation<br />
Verlauf und Prognose<br />
• Bei Leber-, Milz- und Gefäßruptur ist Prognose infaust, da Therapie oft zu spät kommt<br />
• Geringgradige Blutungen in Ligg. Lata uteri bei unverletztem Peritonuem oft ohne<br />
aufwändige Threapie gestillt<br />
Tumoren und Abszesse in der Bauchhöhle<br />
Definition und Vorkommen<br />
• Tumorerkrankungen in der Bauchhöhle sind extrem selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• An erster Stelle: Lymphosarkom<br />
o Intestinale Verlaufsform mit tunorösen Veränderungen einiger oder aller<br />
lymphatischer Organe der Bauchhöhle<br />
o Verläuft in meisten Fällen aleukämisch, meistens begleitet von chronischer<br />
Anämie, Abmagerung und Fieberschüben<br />
• Andere Tumorarten sind noch seltener<br />
• Adenokarzinome und Retikulosarkome in der Bauchhöhle meist Metastasen eines<br />
Primärtumors<br />
• Primärer Tumor des Peritoneums: ;esotheliom<br />
• Plattenepithelkarzinome gehen meist vom Magen aus und metastasieren in die<br />
Bauchhöhle<br />
• Relativ oft: gutartige Lipome beim alten <strong>Pferd</strong><br />
o Können zu Darmstrangulationen führen<br />
• Intraabdominale Abszesse<br />
o Meist Folge von Lymphknoteneinschmelzungen durch Drusebakterien<br />
o Abszesse entstehen an der Gekröseplatte, nehmen immer mehr Raum ein<br />
o An ihnen verkleben meist Dick- und Dünndarmschlingen<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Verläuft zu Beginn immer schleichend und ohne spezifische Symptome<br />
• Erste Anzeichen:<br />
o Abmagerung, mangelnder Appetit und Leistungsabfall<br />
• Äußere Anzeichen: Ödeme der Beine, des Präputiums, des Unterbauches und Unterbrust<br />
• Mehr oder weniger ausgeprägte Aszites<br />
• Anämie<br />
• Rezidivierende Koliken<br />
• Größere Tumoren im Darm und an den Eierstöcken lassen sich rektal ertasten<br />
206
• Unklare Fälle: Bauchhöhlenpunktat<br />
o Mehr oder weniger vermehrt, von gelber bis rötllicher Farbe<br />
o Enthält Lymphozyten und Granulozyten, im fortgeschrittenen Stadium und bei<br />
Abszessen auch Erythrozyten<br />
• Magenkarzinom<br />
o Schwere Diagnose<br />
o Anfangsstadium: keine charakt. Symptome<br />
o Meist ältere <strong>Pferd</strong>e betroffen<br />
o Wochenlange Abmagerung, Schluckbeschwerden und Störungen in<br />
Ösophaguspassage (Würgen und Regurgitieren)<br />
o Gastroskopie zur schnellen und sicheren Diagnose<br />
• Abdominale Druse<br />
o Abszeßbildung meist der Lnn der vorderen Gekrösewurzel<br />
o Erst bei kollateralen Verlötungen entsteht Ileus<br />
o Peritonitis bei Einschmelzungen<br />
o Diagnose anhand der rektalen Untersuchung stellen<br />
DD<br />
• Erkrankungen anderer Organsysteme, die zu Aszites und Ödemen führen können<br />
Therapie, Prognose und Verlauf<br />
• Alle Tumorerkrankungen zuerst protrahierter Verlauf, im Terminalstadium dann schwere<br />
Störungen des Stoffwechsels, der Darmpassage oder der direkt betroffenen Organsysteme<br />
• Maligne Tumoren (z.B. Magenkarzinom): Prognose infaust<br />
• Abszesse in der Bauchhöhle oft erst diagnostiziert, wenn sie inoperables Ausmaß<br />
angenommen haben<br />
• Therapeutisch günstig: Lipome und Tumoren der Eierstöcke, da der Tumor/Organ ohne<br />
Probleme entfernt werden kann<br />
o Metastasen sind sehr selten<br />
• Verdacht auf Tumorerkrankungen in der Bauchhöhle => Probelaparotomie, um Diagnose<br />
zu sichern<br />
• Tumorwachstum an verschiedenen Lokalisationen = Zeichen für Malignität=> Therapie<br />
aussichtslos und OP abzubrechen<br />
Aszites<br />
Definition und Vorkommen<br />
• = Bauchwassersucht<br />
• allg.: abnorme Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle<br />
• Flüssigkeit entweder Transsudat oder Exsudat<br />
• Transsudation<br />
o Durch Stauungen im Pfortader- und Hohlvenenbereich<br />
o Bei Leber- und Nierenerkrankungen<br />
o Herzinsuffizienz<br />
o Hypoalbuminämie<br />
o Tumoren<br />
• Exsudation<br />
o Bei tumorösen und entzündlichen Prozessen in Bauchhöhle und des MDT<br />
o Häufigste Ursache: Peritonitis<br />
• Darmnekrosen => blutige, stark erythrozyten- und leukozytenhaltige Exsudate<br />
• Besondere Form: Uroperitoneum nach Blasenruptur des neugeborenen Fohlens<br />
• Länger bestehende Stauungsaszites: immer entzündliche Vorgänge am Peritoneum<br />
Symptome und Diagnose<br />
• Auffälligstes Zeichen: zunehmender Bauchumfang<br />
• Bei <strong>Pferd</strong>en mit tonnigem Rumpf (Zuchtstuten) erst relativ spät bemerkt<br />
• Fast immer im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen => Abmagerung und<br />
mangelnde Futteraufnahme<br />
• Abdomen bei eingefallenen Flanken birnenförmig abgesenkt<br />
• Oft Ödeme der Gliedmaßen, des Unterbauches und des Präputiums<br />
• Wichtigstes diagnostisches Hilfsmittel: Parazentese<br />
207
• Rektal<br />
o Bei starker Flüssigkeitsansammlung scheinen Darmteile zu schwimmen<br />
o Entzündliche Veränderungen: Fibrinauflagerungen und Verklebungen<br />
o Evtl. Tumore zu ertasten<br />
DD<br />
• Bei akuten Auftreibungen: Veränderungen des Darmes<br />
• Tragende Stuten: Eihautwassersucht<br />
Therapie und Prognose<br />
• Abhängig von der Grundkrankheit<br />
• Meist wegen zugrunde liegenden schweren Erkrankungen aussichtslose Therapie<br />
• Blasenruptur des neugeborenen Fohlens gute Prognose, wenn früh chirurgisch behandelt<br />
wird<br />
Krankheiten der Leber<br />
Einleitung<br />
• Heute relativ geringe Bedeutung<br />
• Beobachteter Rückgang sekundärer Leberschäden wegen verbesserten therapeutischen<br />
Möglichkeiten der Primärerkrankungen<br />
• Leber extrem gute Kompensations- und Regenerationsmöglichkeiten => Diagnostik<br />
erschwert, oft erst in fortgeschrittenem Stadium möglich<br />
Untersuchung der Leber<br />
• Von Lunge vollständig oder fast vollständig bedeckt => nur deutliche Vergrößerungen per<br />
Perkussion festzustellen<br />
• Bereicherung der diagnostischen Möglichkeiten = Sonografie<br />
o Geeignet: 5-MHz-Schallkopf<br />
o Untersuchungsfeld entlang der rechten kaudalen Lungengrenze<br />
o Bindegewebszunahme, Fettleber und zelluläre Infiltration => erhöhte Echogenität<br />
• Biopsie zur Feststellung der Art der Lebererkrankung<br />
o Punktionsstelle im rechten 14. Interkostalraum in Höhe der Sitzbeinhöckerlinie<br />
o Sicheres Ergebnis der Blindbiopsie nur bei diffusen Lebererkrankungen zu<br />
erwarten<br />
o Dürfen bei gestörter Blutgerinnung nicht durchgeführt werden<br />
o Grundsätzlich immer Risiko der Verletzung größerer Blutgefäße oder der<br />
Gallengänge => Besitzer über Risiko aufklären<br />
Leberdiagnostik<br />
Fettstoffwechsel<br />
• Mit Pfortader zugeführtes Neutralfett -> Umwandlung in Transportform (Lipoproteine) zur<br />
Weiterbeförderung von Leberparenchymzelle<br />
o Dazu Cholin nötig<br />
• Cholin kann nur aus Methionin gebildet werden (beides „Lipotrope Substanzen“)<br />
o Mangel => Fett kann Leber nicht verlassen => Fettleber (z.B. bei Eiweißmangel)<br />
• Weitere Ursachen für Verfettung:<br />
o Überernährung<br />
o Unterernährung<br />
o Hungerzustand<br />
o Hypoxie (Anämie)<br />
o Vergiftungen<br />
o Medikamente<br />
o Infektionen<br />
o Endokrine Störungen<br />
• Leber = wichtige Bildungsstätte von Cholesterol und dessen Estern<br />
208
o Werden mit Galle ausgeschieden<br />
o Aus ihnen werden Gallensäuren gebildet<br />
• Hochgradige Fettleber bei Hyperlipidämie<br />
o Gut genährte <strong>Pferd</strong>e (meist eher Ponys) nehmen krankheitsbedingt kein Futter<br />
mehr auf => hochgradige Hypertriglyzeridämie und Hypercholesterolämie<br />
(verfärben Blut, bzw. Serum und Plasma milchig) => hochgradige Fettinfiltration<br />
von Leber, Herz und Nieren<br />
• Falls es Primäerkrankung erlaubt Corticosteroide zur Stimulierung des AB und des Appetits<br />
geben<br />
Kohlenhydratstoffwechsel<br />
• Aus Darm resorbierte Zucker werden in Leber zu Glycogen umgewandelt<br />
• Bei Bedarf Abgabe ans Blut<br />
• Mangel an Zucker: Glycogen kann aus bestimmten Aminosäuren gebildet werden (auch<br />
aus Fett) = Glykoneogenese<br />
• Aus Muskelarbeit stammende Milchsäure wird zum Größtenteil in Glycogen überführt<br />
• Akute Hepatopathien: durch gesteigerte Glykogenolyse oft Glykogenmangel<br />
Eiweißstoffwechsel<br />
• Zentrale Rolle im Auf- und Abbau<br />
• V.a. Serumalbumin, Fibrinogen, Prothrombin, Faktoren 5,6,7,9,10,11 des<br />
Blutgerinnungssystems<br />
• Glycoproteine und Lipoproteine werden in Leber gebildet<br />
• Fehlen schwefelhaltiger Aminosäuren (Cystein und Methionin) => Behinderung der<br />
Entgiftungsfunktion und evtl. Leberschäden<br />
• Entgiftung von Ammoniak (entsteht beim Abbau von Eiweiß und Aminosäuren, ist<br />
neurotoxisch) durch Bindung an Glutamat<br />
o In Niere durch Bildung von Harnstoff<br />
• Störungen in Proteinsynthese => Albuminmangel => Veränderung der kolloidalen<br />
Beschaffenheit des Plasmas und Störungen in der Gerinnung<br />
• Verlust der Ammoniakentgiftung: schwere zentralnervöse Störungen (= „Hepato –<br />
enzephales – Syndrom“)<br />
• Bei schweren Leberschäden: Überwachung der Blutgerinnung!!!<br />
Gallensäurestoffwechsel<br />
• Gallensäuren = Endprodukte des ablaufenden Cholesterolstoffwechsels<br />
• Mit Galle in Dündarm, dort Fettverdauung<br />
• Resorption und Rückführung über portalen Kreislauf in die Leber (= Enterohepatischer<br />
Kreislauf)<br />
• Erhöhung der Gesamtkonzentration der Gallensäuren im Blut bei Lebererkrankungen<br />
durch<br />
o Gallenstau<br />
o Eingeschränkte Fähigkeit der Leberzellen, resorbierte Gallensäuren aus<br />
Pfortaderblut aufzunehmen<br />
o Störung der Konjugation in Leberzellen<br />
• Ersatz der mit Kot ausgeschiedenen Säuren reicht meist Reserve in Leber<br />
Enzyme<br />
• Erhöhte Enzymaktivität ohne weitere Symptome: Abwarten<br />
• Für Leberdiagnosti die Enzyme wichtig, die in Leberzellen in größerer Konzentration sind,<br />
als sons wo<br />
• Pathologisch gesteigerter Zerfall der Leberzellen => Enzyme gelangen in größerem<br />
Umfang ins Blut => erhöhte Leberenzymaktivität<br />
• Stärkere Erhöhungen bei akuten Schäden mit starker Zellschädigung<br />
• Chronische Erkrankungen mit geringer Aggressivität: Erhöhungen nur gering oder sogar<br />
gar nicht<br />
• Gebräuchliche Enzymbestimmungen<br />
209
o Aspartat-Amino-Transferase (AST, ASAT, GOT): ubiquitär, aber deutlich länger<br />
anhaltender Anstieg bei Leberparenchymschäden<br />
o Glutamat-Dehydrogenase (GLDH): Hinweis auf Zellnekrosen<br />
o Gamma-Glutamyl-Transpeptidase(γ- GT): hauptsächlich in Gallengangszellen,<br />
Aktivitätserhöhung v.a. bei Gallenstauung und Zirrhosen<br />
o Sorbit-Dehydrogenase (SDH): rascher Anstieg bei akuten Leberschäden, kurze invitro-Haltbarkeit<br />
o Alkalische Phosphatase (AP): v.a. in Zellen des Skelettsystems und von<br />
Leberzellen in Galle ausgeschieden<br />
� Hepatogene Erhöhung bei Gallenstauung<br />
Ausscheidungs- und Entgiftungsfunktion<br />
• Wesentliche Aufgaben der Leber: Neutralisation und Elimination endogener und exogener<br />
Giftstoffe, Arzneimittel...<br />
• Hepatozyten synthetisieren neue Verbindungen durch Konjugation, Oxidation, Reduktion<br />
und Hydrolyse<br />
• Wichtige Syntheseleistung für Verlauf der Lebererkrankungen: Umbildung des aus Darm<br />
resorbierten Ammoniaks zu Harnstoff, der mit Urin ausgeschieden wird<br />
o Gestörte Harnstoffsynthese => Erhöhung des Plasmaspiegels von Ammoniak =><br />
zentralnervöse Erscheinungen<br />
=> bei allen schweren Lebererkrankungen immer<br />
Blutammoniakbestimmung!!!<br />
• Medikamente oft Abbau in Leber => bei Schäden verzögerter Abbau => bei Dosierung<br />
berücksichtigen!!!!<br />
• Bromsulphaleintest (BSP): wie lange dauert es, bis i.v. injizierter gallengängiger farbstoff<br />
über Galle ausgeschieden wird, und aus Blut eliminiert wird<br />
Bilirubinstoffwechsel und Ikterus<br />
• Bilirubin = physiologischer Blutbestandteil und Grundverbindung aller Gallenfarbstoffe<br />
• Ery-Abbau: im Mononukleären Phagozytären System entsteht aus Häm eisenfreies<br />
Bilirubin 1 (= indirektes, freies, unkonjugiertes Bilirubin)<br />
o Wasserunlöslich<br />
o Im Blutplasma an Albumin gebunden<br />
o Nicht harnfähig<br />
o Hochgrd Hämolysen Neugeborener: Entstehung so großer Mengen, dass es Blut-<br />
Liquor-Schranke passiert => toxische Schädigung des Gehirns mit evtl. schweren<br />
Schäden<br />
• Bilirubin1 des Blutes von Leberzellen aufgenommen -> Veresterung mit Glucuronsäure =><br />
Bilirubin2<br />
• Bilirubin2 von Leberzellen über Galle in Darm => Umbildung zu verschiedenen Derivaten<br />
und Ausscheidung über Kot als Stercobilin<br />
o Nur geringer Teil als Urobilinogen nach Resorption im Dünndarm über<br />
Pfortadersystem wieder in Leber<br />
• Bilirubin2<br />
o Wasserlöslich und harnfähig<br />
o Enthält Blut patholog. Bilirubin2 => Bilirubinurie<br />
• Bilirubinurie beim <strong>Pferd</strong> immer pathologisch!!!!!<br />
• Physiologischer Bereich der Bilirubinkonzentration im Blut länger als 1-2 d deutlich<br />
überschritten => Hyperbilirubinämie mir Gelbfärbung des Gewebes (=Ikterus)<br />
• Bilirubinstoffwechsel des <strong>Pferd</strong>es 2 Besonderheiten:<br />
1. oher physiologischer Plasmabilirubinspiegel, so dass ggrd. Ikterus nicht pathologisch<br />
sein muss, v.a. bei Renn- und schweren Zugpferden<br />
2. durch Hungerzustände entstehen schnell Hyperbilirubinämie mit Ikterus => fehlende<br />
Nahrungsaufnahme als DD beim Ikterus immer berücksichtigt werden!!<br />
210
Hämolytischer Ikterus<br />
• = prähepatischer Ikterus<br />
• durch vermehrten Abbau von Erys, bzw. durch Hämolyse<br />
• Kapazität der Leberzellen ungenügend für auftretende Mengen an Bilirubin 1 =><br />
Erhöhung der Konzentration im Blut<br />
• Bilirubin nicht harngängig => trotz hoher Konzentrationen im Harn nicht nachzuweisen!!<br />
o Kot durch hohe Konzentration an Gallenfarbstoffen dunkel gefärbt<br />
• Wichtigste Ursachen für Hämolyse: Bakterientoxine, Viren, Parasiten, Gifte und<br />
immunpathologische Faktoren<br />
• Hämolytischer Ikterus der Neugeborenen bei allen Tierarten als seltene Erkrankung<br />
möglich<br />
• Praktische Bedeutung v.a. bei Vollblutfohlen (ca. 1% der Geburten)<br />
o Vater hat Blutkörpercheneigenschaften vererbt, gegen die die Mutter Ak besitzt<br />
=> bei Kolostrumaufnahme gelangen Ak der Mutter in Fohlen<br />
o Gesund geborene Fohlen erkranken wenige Stunden nach Kolostrumaufnahme<br />
o Schwer erkrankte Fohlen fast aussichtslose Therapie => Prophylaxe, indem<br />
Fohlen mit Ak- freier Kolostralmilch anderer Stuten gefüttert wird in ersten 2 d,<br />
dabei Stute alle 2h ausmelken!!<br />
o Nach 2 d kann Fohlen Ak nicht mehr über Darm resorbieren => kann wieder an<br />
Mutter saugen<br />
o Erneute Paarung der Stute mit diesem Hengst vermeiden!!<br />
Stauungsikterus<br />
• Durch Behinderung des Gallenabflusses in den intra- oder extrahepatischen Gallangängen<br />
• Bilirubin-2-haltige Galle staut sich bis in Gallenkanälchen zurück -> über Interstitium ins<br />
Blut<br />
• Bilirubin 2 nierengängig => Hyperbilirubinämie und Anstieg gallenpflichtiger Stoffe<br />
(Gallensäuren, Chloresterol..) im Blut<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> Verlegung der Gallengänge sehr selten => Stauungsikterus keine große Rolle<br />
Hepatischer Ikterus<br />
• Häufigste Ikterusform<br />
• Schädigung der Leberzellen => gestörte Abgabe von Bilirubin in Gallenkanälchen<br />
• Bilirubin über Sinoide in Blutgefäßsystem zurück => Anstieg von Bilirubin2<br />
• Ursachen<br />
o Alle schweren entzündlichen und degenerativen Parenchymschäden<br />
• Hepatischer Ikterus kein obligates Symptom bei Lebererkrankungen<br />
• Chronische Lebererkrankungen: oft nur mäßige Hyperbilirubinämie, aber kein Ikterus<br />
• DD der vorliegenden Ikterusform durch klinische Untersuchung oft nicht möglich<br />
o Überwiegender Anstieg von Bilirubin 1 im Blut: hämolytischer Ikterus<br />
o Kann hämolytischer Ikterus ausgeschlossen werden, ist es wahrscheinlich<br />
hepatischer, da Stauungsikterus so selten ist!!!<br />
• Verdacht auf Lebererkrankungen folgende ergänzende Diagnostik:<br />
o Bilirubin in Blut und Harn<br />
o ASTH<br />
o GLDH<br />
o γ-GT<br />
o SDH<br />
o AP<br />
o Ammoniak<br />
o Blutgerinnung und<br />
o Biopsie<br />
211
Allgemeine Symptome der Lebererkrankungen<br />
• Auffälligstes, aber nicht obligates Merkmal: Ikterus<br />
• Rascher Zerfall der Leberzellen mit tödlichem Ausgang kann er fehlen, weil alles zu schnell<br />
geht<br />
• Oft nur uncharakt., vieldeutige Symptome: Leistungsminderung, Mattigkeit, Apathie,<br />
Inappetenz, Gähnen, Neigung zu Obstipation oder Diarrhö, Meteorsimus, Koliken..<br />
• Zentralnervöse Erscheinungen entwicklen sich dann, wenn Leber toxische Produkte<br />
(Ammoniak) nicht abbauen kann, und sie die Blut-Hirn-Schranke passieren<br />
• Leberschädigung oft nur Begleiterkrankung anderer primärer Erkrankungen (Septikämie,<br />
Pyämie, Infektiöse Anämie, Fohlenlähme, Nabelentündungen..)<br />
• Hohe Kompensationsfähigkeit der Leber => geringgrd. Erkrankungen symptomlos, erst<br />
bei Sektion/Schlachtung entdeckt!!<br />
Grundsätze der Lebertherapie<br />
• Verläuft nach gleichen Gesichtspunkten<br />
o Ausschalten und Bekämpfen der leberschädigenden Faktoren<br />
o Schonung der Leber<br />
o Unterstützung der Leber duch Hemmung von Entzündung und Degeneration,<br />
Förderung der Leberzellfunktion und -regeneration<br />
Ausschalten und Bekämpfen der leberschädigenden Faktoren<br />
• Heilungschancen gut, wenn Ursachen rechtzeitig beseitigt werden => am Wichtigsten ist<br />
Herausfinden und Abstellen der Ursachen!!!<br />
• Bestandserkrankungen: Futter und Einsteu untersuchen, Infektionskrankheiten abklären<br />
• Leberschäden durch AM immer wieder erwähnt, meist relative Toxizität, die erst nach<br />
längerer Behandlung auftritt<br />
Schonung der Leber<br />
• Körperliche Schonung<br />
• Einwandfreies Futter, leicht verdaulich, vitaminreich und schmackhaft<br />
• Futter in mehreren kleinen Rationen verabreichen!!<br />
• Zurückhaltung bei Medikamenten, die die Leber belasten<br />
Unterstützung der Leber<br />
• Wärme und körperliche Schonung<br />
• Coricosteroide, v.a. Prednisolon hochdosiert und kurzfristig bei schweren Hepatosen mit<br />
hohem Serumbilirubin<br />
• Cholergika fördern Gallenfluß, sollen Ausscheidung von Toxinen und Gallensäuren fördern<br />
• Meist nur möglich, zu erkennen, dass Leber mitbetroffen ist, in welcher Form sehr schwer<br />
zu sagen!!!<br />
=> Diagnose „Hepatopathie“<br />
Leberkoma<br />
• Alle Störungen des ZNS, die im Verlauf schwerer Lebererkrankungen auftreten<br />
• Teilweise nur vorübergehendes Syndrom, das nach Besserung der Leberfunktion wieder<br />
verschwindet<br />
• Meist irreversibler Schaden, auch nach Besserung der Leberfunktion<br />
• Schwere Schäden => giftige Substanzen gar nicht / vermindert abgebaut!!<br />
• Entscheidend für Gehirnsymptome nicht Art der Lebererkrankung, sondern Grad der<br />
Leberschädigung!!<br />
• Symptome können alle Störungen der Gehirnfunktion umfassen<br />
• Im Vordergrund: Wesensveränderungen, Bewegungsunlust und -störungen, Somnolenz,<br />
Stupor und Koma<br />
• Verlauf zwischen Stunden und Tagen<br />
• Tws. Heilung, wenn Leber rechtzeitig wiederhergestellt wird<br />
• Sicherung der Diagnose: Ammoniakbestimmung im Blut<br />
o Höhe der Ammoniakkonzentration und Schwere der Symptome müssen nicht<br />
korrelieren<br />
• Nervale Symptome als Terminalstadium einer Lebererkrankung => Therapie sinnlos!!<br />
212
• Therapeutische Möglichkeiten zur Überbrückung beim <strong>Pferd</strong> gering<br />
o Parenterale Zufuhr von Glukose und Vitaminen<br />
o Gegen enterale bakterielle Eiweißabbauprodukte:<br />
� Darmentleerung durch Laxantien<br />
� Toxinadsorption durch Tierkohle<br />
� Antibiotika zur Bekämpfung der ammoniakbildenden Flora<br />
� Vorübergehende Futtereinstellung<br />
• Bei Bedarf Flüüsigkeits- und Elektrolytkorrektur, Kreislaufstützung und Diuretika<br />
Amyloidose der Leber<br />
• Bei <strong>Pferd</strong>en, die längere Zeit der Serumgewinnung dienten und dazu hyperimmunisiert<br />
werden<br />
• Leber kann extrem vergrößert und extrem brüchig sein<br />
o Kann spontan rupturieren => Verblutungsgefahr!!<br />
• Früher häufiger in Verbindung mit chronisch- eitrigen Prozessen, z.B. Druse und<br />
Tuberkulose<br />
• Amyloid extrahepatozellulär abgebaut<br />
• Leberzellschädigung sekundär durch anhaltenden Druck und Ernährungsstörung<br />
• Symptome und Ergebnisse der Funktionsprobe abhängig von Schwere der Schädigung<br />
• Wertvolles diagnostisches Hilfsmittel: extreme Lebervergrößerung<br />
• Oft auch andere Organe betroffen, v.a. Milz und Nieren<br />
• Diagnose durch Biospie sichern<br />
• Keine spezifische Behandlung vorhanden<br />
• Gerginggradige Formen können nach Beseitigung der Ursachen heilen<br />
Fettleber<br />
• Kann viele Ursachen haben (siehe „Fettstoffwechsel“)<br />
• Höhere Grade => erhebliche Umfangsvermehrung<br />
• Klinische Symptome fehlen bei einfacher Fetteinlagerung<br />
• Funktionsproben: normale Werte oder nur ggrd. Abweichungen<br />
• Hochpathologische Werte => komplizierte Form<br />
• Sichere Diagnose nur durch Leberbiopsie möglich<br />
• Wirksamste Behandlung: Ausschaltung der Ursachen<br />
• Abzutrennen: Fetteinlagerungen in nekrotische oder geschädigte Leberzellen (bei<br />
Hepatosen, Hepatitiden und Zirrhosen)<br />
Leberabszesse<br />
• Seltene eitrige Entzündungen der Leber i.d. R. mit Abszessbildung<br />
• Metastatische Abszesse tws. bei Druse, als noch keine antibiotische Therapie vorlag<br />
• Heute meist bei Fohlen infolge einer eitrigen Omphalophlebitis oder im Verlauf der<br />
Spätlähme<br />
• Druckschmerzen im Leber- und Abdominalbereich<br />
• Ungünstige Prognose für vollständige Heilung => Euthanasie<br />
213
Krankheiten der Harnorgane<br />
Einleitung<br />
• Untergeordnete Bedeutung beim <strong>Pferd</strong><br />
• Kaum spezifische klinische Symptome<br />
• Meist Folge- und Begleiterscheinungen anderer Krankheiten<br />
• Bleiben oft unerkannt<br />
• Nieren = wichtigstes Ausscheidungsorgan für stickstoffhaltige Endprodukte des<br />
Stoffwechsels<br />
o Große Bedeutung für Wasser- und Elektrolythaushalt und Regulation des Säure-<br />
Basen- Gleichgewichtes<br />
• Nieren = endokrine Organe<br />
• Hohe Kompensationsfähigkeit => nicht alle Erkrankungen sind mit nachweisbaren<br />
Leistungsbeeinträchtigungen verbunden<br />
• Bis auf wenige Ausnahmen nur mit Erhebung des Harnstatus pathologische<br />
Veränderungen nachweisbar<br />
• Blutuntersuchungen zum Prüfen der Nierenparameter (Harnstoff, Creatinin, Elektrolyte,<br />
Säure-Basen-Haushalt)<br />
• Verzicht auf Biopsie der Nieren, zu hohes Risiko!!!<br />
Niereninsuffizienz<br />
Akute Niereninsuffizienz<br />
• Plötzlich auftretende Unfähigkeit der Niere, Wasser- und Elektrolythaushalt des<br />
Organismus zu regulieren und Ausscheidung Stickstoffhaltiger Endprodukte zu sichern!!<br />
Symptome<br />
• Störungen des AB (Schwäche, zunehmende Depression und Inappetenz)<br />
• Klinische Zeichen: Veränderte Harnmenge und öfter Absatz<br />
• Rektale Untersuchung: Nieren Umfangsvermehrt und schmerzhaft<br />
• Größere Aussagekraft: Blut- und Harnbefunde<br />
o Entscheidendes Merkmal für Nierenversagen: Erhöhung der N-haltigen<br />
Ausscheidungsprodukte im Blut (Harnstoff > 6,7 mmol/l, Creatinin > 177,0<br />
μmol/l)<br />
o Überwiegend niedriger Kaliumspiegel bei erhöhter Kaliumkonzentration<br />
o Evtl. Hyperphosphatämie<br />
• Oligurie bei auffällig niedriger Dichte des Harns<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Schäden an Nieren selbst, aber auch prä- und postrenale Ursachen<br />
• Prärenale Ursachen<br />
o Blutverluste<br />
o Dehydratation<br />
o Kreislaufinsuffizienz<br />
o Alles mit verringerter Nierenduchblutung => herabgesetzter Filtrationsdruck =><br />
herabgesetzte glomeruläre Filtrationsrate<br />
• Postrenale Ursachen<br />
o Verschluß der Harnwege (Urolithiasis)<br />
• Akute Tubulusschäden bei <strong>Pferd</strong> häufigste Ursachen einer akuten, renal bedingten NI<br />
o Folge ungenügender Blutversorgung<br />
o Einwirkung nephrotoxischer Substanzen<br />
• Ungenügende Bildung von Primärharn => Minderleistung der Ausscheidung von<br />
Stoffwechselprodukten und der Regulation der Homöostase des inneren Milieus<br />
Diagnose<br />
• Beweisend für Versagen der Nierenfunktion: erhöhte Harnstoff- und Creatininwerte im<br />
Blut und Verschiebung von Elyten mit metabolischer Azidose<br />
• Weiter Untersuchungen, um Ursache zu finden<br />
Prognose<br />
214
• Akute Form prinzipiell reversibel<br />
• Erfolg der Therapie abhängig von der Ursache<br />
• Situation dann kritisch, wenn Anurie besteht und Diurese nach begonnener<br />
Flüssigkeitssubsttuion nicht zurückkehrt<br />
Therapie<br />
• Wichtigste Maßnahme: Zufuhr von Flüssigkeit und Korrektur der veränderten Elyte und<br />
Säure-Basen-Verhältnisse<br />
• In leichten Fällen alle 5 Stunden 5-6 l Wasser per Nasenschlundsonde infundieren<br />
• Schwere Fälle: I.v. Infusion!!!<br />
• Blutuntersuchung gibt Hinweise auf nötigen Infusion- Zusätze<br />
• Keine beginnende Harnbildung => Hyperhydratation mit Ödembildung in Geweben und<br />
Lunge!! => immer Diuretika zugeben!!!!<br />
o Furosemid 1mg/kg alle 2-3 h bis zum Ende der Anurie/ Oligurie<br />
o I.v. Gabe von Mannitol 20% (0,25-1,0g/kg KM)<br />
o Diuretische Wirkung nur dann, wenn genug Flüssigkeit für Harnbildung da ist,<br />
und glomeruläre Filtration möglich<br />
• Weitere Behandlungen: gegen Primärerkrankung gerichtet!!!<br />
o Dabei keine Mittel nehmen, die die Nieren zusätzlich belasten würden!!!!<br />
Chronische Niereninsuffizienz<br />
• Immer Ausdruck einer Schädigung der Niere<br />
• Mindestend 2 /3 der Nephrone müssen funktionsuntüchtig sein!!<br />
• Entweder glomeruläre Erkrankung oder primäes tubulo – interstitielles Leiden<br />
Symptome<br />
• Allmähliche Entwicklung mit fortschreitender Abmagerung, Appetitlosigkeit und<br />
Leistungsschwäche<br />
• Stumpfes Haarkleid<br />
• Veränderte Harnmenge, ist aber nicht immer auffällig<br />
• Meist Oligurie, selten Polyurie<br />
• Fortgeschrittene Fälle: Ödembildung<br />
• Rektale Untersuchung: Niere scheint verkleinert zu sein<br />
• Harnuntersuchung in der Regel nicht aufschlussreich<br />
• Harndichte bei 1010, unabhängig von Urinmenge und Wasseraufnahme<br />
• Harnstoff- und Creatinin im Blut sind erhöht<br />
• Verschiebungen in Elytkonzentrationen<br />
o Niedrige Natrium- und Chloridspiegel, Anstige von Kalium und Magnesium<br />
• Besonderheit im Vergleich zu anderen Tierarten: Hyperkalzämie bei Hypophosphatämie<br />
Ätiologie<br />
• Wichtigste Primärerkrankung: Glomerulonephritis<br />
• Chronische interstitielle Nephritis beim <strong>Pferd</strong> seltener Ursache, als bei anderen Tieren<br />
(Hund)<br />
• Extrarenale Ursachen kaum eine Rolle, aber Ausgangspunkt für akute Verschlechterung<br />
des Zustandes!!!<br />
Diagnose<br />
• Vorbericht, klinischer Befund und Ergebnisse von Blut- und Harnuntersuchung<br />
• Beurteilung des spezifischen Harngewichtes v.a. bei Tubulusschäden wichtig!!!<br />
• Bioptat zur Aussage über Charakter und Schwere der Veränderungen<br />
Prognose<br />
• Ausgefallene Nephrone können nicht „reaktiviert“ werden => Heilung nicht möglich<br />
• Prognose immer ungünstig<br />
Therapie<br />
• Immer dann, wenn Sekundärkrankheit die Insuffizienz verschlechtern kann<br />
• Kann nur zeitweilige Besserung und Lebensverlängerung erreichen<br />
• Korrektur des inneren Milieus:<br />
o Eiweißreduzierte Diät zur Senkung des Harnstoff –N<br />
o Substitution von NaCl bei Hyponatriämie<br />
215
Renale tubuläre Azidose<br />
• Besondere Form der tubulären Insuffizienz<br />
• Funktion der proximalen oder distalen Tubuli bei Regulation des Säure-Basen-Haushaltes<br />
gestört<br />
Symptome<br />
• Bei <strong>Pferd</strong>en unterschiedlichen Alters<br />
• Vorbericht immer längere Krankheitsdauer mit fortschreitender Abmagerung<br />
• Kachexie verbunden mit völligem Leistungsschwund, Hinfälligkeit und Schwanken<br />
• Häufig Bradykardie und Neigung zu Nasenbluten<br />
• Verschiebungen im Säure-Basen-Status des Blutes (kompensierte oder dekompensierte<br />
metabolische Azidose)<br />
• Hyperchlorämie bei gleichzeitig niedrigem Na- und meist auch K-Spiegel<br />
• Harnstoff und Creatinin meist im Normalbereich<br />
• Manchmal Proteinurie im Harn<br />
• Alkalischer pH des Urins!!!<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Auslöser noch nicht erkannt<br />
• Proximale Form: Unfähigkeit zur Rückresorption von Natriumhydrogencarbonat aus den<br />
Tubuli<br />
• Distale Form: keine H-Ionen in Tubuli abgegeben => Ausscheidung der anfallenden<br />
Anionen als Na- Salze<br />
• Ergebnis ist immer hyperchlorämische Azidose<br />
Diagnose<br />
• Nut durch Nachweis einer metabolischen Azidose mit Hyperchlorämie bei alkalischem Harn<br />
möglich<br />
• Andere Erscheinungen einer NI fehlen<br />
Prognose<br />
• Unklare Ätiologie => prognostische Beurteilung sehr schwer<br />
Therapie<br />
• Keine Kausaltherapie vorhanden<br />
• Korrektur des Säure-Basen-Status und des Elythaushaltes<br />
• Substitution von Natrium-Hydrogencarbonat unter Kontrolle des Säure-Basen-Status<br />
• Immer Kaliumgabe<br />
o Nach Überwindung der Azidose entsteht sonst Hyperkaliämie<br />
• Behandlung mit Normalisierung des Säure-Basen-Status abschließen<br />
• Weitere Kontrollen, da Rückfälle möglich!!<br />
Krankheiten der Niere<br />
Nephritis<br />
• Umfasst Erkrankungen der Glomerula, der Tubuli, des Interstitiums und tws. auch des<br />
Nierenbeckens<br />
• Klinische Unterscheidung möglich zwischen eitrigen und nichteitrigen Nephritiden, sowie<br />
chronischen und akuten Verlaufsformen<br />
• Geringe klinische Bedeutung<br />
Symptome<br />
• Nephritis nonpurulenta<br />
o Meist Glomerulonephritis erwachsener <strong>Pferd</strong>e<br />
o Evtl. Ausgangspunkt chronischer NI, und dann erst Symptome zeigen<br />
o Abmagerung und Schwäche<br />
o Ödeme an Vorbrust und Unterbauch<br />
o Tws. ständiger Durst<br />
o Proteinurie, tws mit Hypoproteinämie als Folge<br />
o Bei akuter Form Erys im Harnsediment<br />
o Änderungen in Serumkonzentration von Rest-N und Elyten erst, wenn<br />
Kompensationsfähigkeit ausgeschöpft ist!!<br />
• Nephritis purulenta<br />
216
o Meist bei Fohlen und jüngeren <strong>Pferd</strong>en<br />
o Symptom zu Beginn charakt. für akuten Entzündungsprozess<br />
o In steriler Katheterharnprobe viele Leukozyten und Bakterien<br />
o Rektale Untersuchung: Nieren geschwollen und sehr schmerzhaft<br />
o Weiterer Verlauf: rezidivierendes Fieber, Anämie, Siechtum und Ausbildung einer<br />
NI<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Ensteht infolge vieler Infektionskrankheiten<br />
• Erst nur zirkulierende Immunkomplexe lagern sich an Glomerulomembran ab => Störung<br />
der Funktion<br />
• Eitrige Form oft Komplikation der Frühlähme des Fohlens oder der Druse<br />
o Hämatogen angeflutete Keime => Entwicklung multipler kleiner Eiterherde in<br />
gesamter Nierenrinde, nur selten Bildung größerer Abszesse<br />
• Pyelonephritiden bei <strong>Pferd</strong> sehr selten<br />
o Fast immer im Zusammenhang mit Grieß- oder Steinbildung und Harnstau<br />
DD<br />
• Nephrose nur schwer abzugrenzen<br />
• Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der ableitenden Harnorgane ausschließen<br />
durch Vorbericht, klinische Anzeichen und des Harnbefundes<br />
Diagnose<br />
• Harnanalyse<br />
o Proteinurie<br />
o Erys, Leukos und Nierenepithel in wechselnder Menge<br />
• Harnstoff, Creatinin und Elyte zur Einschätzung des Funktionszustandes des Niere<br />
Prognose<br />
• Beachte: Nephritiden verlaufen beim <strong>Pferd</strong> fast immer dubakut bis chronisch und werden<br />
erst dann klinisch auffällig, wenn Insuffizienz entsteht<br />
• Prognose immer zweifelhaft bis ungünstig, da keine vollständige Heilung erreicht werden<br />
kann<br />
Therapie<br />
• Nichteitrige Nephritis: Maßnahmen gegen vorhandene oder drohende Insuffizienz<br />
o Diures, eweißreduzierung, Elytversorgung<br />
o Dauerbehandlungen mit Glukokortikoiden haben sich als wenig sinnvoll<br />
erwiesen<br />
• Eitrige Entzündungen: Erreger iolieren und Antibiogramm durchführen<br />
• Hohe Antibiotikadosierung, auch nach Besserung des klinischen Bildes und<br />
Normalisierung des Harnbefundes<br />
Nephrose<br />
• = Nierendegeneration<br />
• degenerative Nierenschädigung ohne entzündlichen Ursprung<br />
• Tubuli und Glomerula betroffen, Störung wirkt sich aber immer auf gesamtes Nephron<br />
aus<br />
• Relativ oft beim <strong>Pferd</strong>, wegen rel. Geringer Schäden aber nur selten erkannt<br />
• Massive degenerative Proszesse => NI<br />
Symptome<br />
• Fehlen in leichten Fällen, oder beschränken sich auf Allgemeinsymptome (Rückgang der<br />
Futteraufnahme, Bewegungsunlust..)<br />
• Im Harn Nachweis von Protein, Blut und meist auch Glucose<br />
• Sediment: Erys, Epithelzellen, Hyalin- und Epithelzylinder<br />
• Gestörte Ausscheidung von Calcium => Hypercalciämie<br />
• Schwere Formen: nach wenigen d Anstieg des Harnstoffspiegels im Blutseum => Urämie<br />
• Ausgeprägtes Bild beim <strong>Pferd</strong> nur selten<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Stoffwechselstörung der Niere, kann von degenerativen Veränderungen bis zur Nekrose<br />
reichen<br />
217
• Unterschiedliche Ursachen, da Noxen aus Umwelt oder vom Körper selbst kommen<br />
können<br />
• Schockzustände => Zentralisation des Kreislaufes => Minderdurchblutung der Niere =><br />
Schädigung der Tubuli (=“Schockniere“)<br />
• Tubuläre Myoglobin- und Hämoglobinnephrosen<br />
o Von Bedeutung für <strong>Pferd</strong><br />
o Beim sog. Nierenverschlag, bzw. bei hämolytischen Anämien<br />
• Exogene nephrotoxische Substanzen<br />
o Inhaltsstoffe vieler Pflanzen: Eiche<br />
o Aflatoxine in pilzbefallenem Getreide<br />
o Schwermetalle<br />
o Vit D3 bei Überdosieung und Vit K3 (nicht an <strong>Pferd</strong>e verabreichen!!!)<br />
• Amyloidnephrose = Besonderheit<br />
o V.a. bei Serumpferden oder bei chronischen Infektionskrankheiten<br />
DD<br />
• Abgrenzung zu anderen Nierenerkrankungen ist schwer<br />
Diagnose<br />
• Proteinurie und Zylindrurie sind wichtigste Befunde<br />
• Harnstoff- und Creatininbestimmung, wegen Vorliegene einer NI und deren Grad<br />
Prognose<br />
• Leichte Formen heilen vollständig ab ohne wesentliche klinisch Erscheinungen<br />
• Münden nephrotische Veränderungen in renale Insuffizienz => zweifelhafte bis<br />
ungünstige Prognose<br />
• Völliges Versagen beider Nieren => Tod<br />
Therapie<br />
• Beeinflussung der degenerativen Veränderungen ist nicht möglich<br />
• Vermeidung aller nierenschädlichen Einflüsse<br />
Krankheiten der Harnleiter<br />
• Sehr selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• Meist einbezogen in ebenfalls sehr seltene Pyelonephritis<br />
• Einseitiger Verschluss durch Harnstein möglich => Stauung => Hydronephrose<br />
• Als eigenständige Erkrankung nur Ectopia ureteris bekannt<br />
o Embryonale Entwicklungsstörung, bei der einer oder beide Harnleiter verlagert<br />
sind und nicht an ihrer üblichen Stelle in Harnblase münden<br />
Symptome<br />
• Auffälligste Erscheinung: Harninkontinenz<br />
o Besteht von Geburt an<br />
• Bei einseitiger Verlagerung neben Harnträufeln auch völliger aktiver Harnabsatz möglich<br />
• Ständige Nässe des Fells => Schenkelinnenseiten bei Stuten bald entzündlich gereizt, bei<br />
Hengstfohlen am Bauch<br />
• Entwicklung betroffener Fohlen sonst total normal<br />
• AB ungestört, solange keine sekundären Harnwegsinfektionen entstehen<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Ergebnis eines Fehlers in der embyonalen Entwicklung<br />
• Harnleiter mündet nicht im Trigonum vesicae in die Harnblase, sondern an Harnröhre<br />
oder sonst wo<br />
• Falsche Einmündung => Schließmuskel der Harnblase wird umgangen => ständige<br />
Abgabe des gebildeten Harns (= Inkontinenz)<br />
• Bei einseitiger Form wird Niere trotzdem gefüllt<br />
DD<br />
• Lähmungen<br />
o Überprüfen der Sphinkterenfunktion<br />
• Hypoplasie der Harnblase<br />
o Messen der Kapazität der Blase<br />
Diagnose<br />
218
• Wichtigster Anhaltspunkt: Harninkontinenz mit emtzündlichen Hautreaktionen durch<br />
austretenden Urin<br />
• Endoskopische Überprüfung der Mündung der Ureteren<br />
o Junge Tiere dazu oft zu klein<br />
• Sonografie und Röntgen bei jungen Tieren oft besser<br />
Prognose<br />
• Nur durch OP zu beheben<br />
• Erfolg der OP anhängig vom Alter des Tieres<br />
o Zunehmendes Alter => zunehmende Komplikationen (bakterielle<br />
Blasenentzündungen, Stauungen..)<br />
Krankheitden der Harnblase<br />
Zystitis<br />
• Akut oder chronisch, als oberflächlicher SH-katarrh, tiefergreifende hämorrhagische<br />
Entzündung oder purulente Erkrankung<br />
• Gesunde SH der Harnblase sehr widerstandsfähig => erst Schädigung, bevor sich<br />
Entzündung entwickeln kann<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> selten selbstständige Erkrankung, meist als Begleiterscheinung oder Folge<br />
anderer Krankheiten<br />
Symptom<br />
• Häufiger Harnabsatz mit jeweils nur geringen Mengen (Tropfen)<br />
• Akuter Katarrh: oft Schmerzen beim Urinieren<br />
o <strong>Pferd</strong>e bleiben lange in der fürs Harnen typischen Stellung und stöhnen<br />
• Tws. regelrechter Zwang, die Harnblase ohnen nennenswerten Inhalt durch ständiges<br />
schmerzhaftes Pressen zu entleeren (=Tenesmus vesicae)<br />
• Harn nur tropfenweise abgesetzt => bei Stuten Haut unterhalb der Vulva oft nass und<br />
mit Harnsediment überzogen, tws. auch haarlose Stellen<br />
• Hämorrhagische und eitrige Entzündungen verlaufen fieberhaft mit deutlicher<br />
Beeinträchtigung des AB<br />
• Chronische Zystitis: Blasenwand erscheint verdickt<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Fast immer gleichzeitig als Ergebins einer bakterielle Infektion bei gleichzeitiger lokaler<br />
Abwehrschwäche<br />
• Bakterien gelangen aszendierend in Harnblase<br />
o Stuten wegen kürzerer Harnröhre deutlich öfter betroffen<br />
• Am häufigsten E. coli, Proteus, Klebsiellen, Pseudomonas, Streptokokken und<br />
Staphylokokken und ausnahmsweise Corynebakterium renale<br />
• Völlig intakte Blasen-SH: Erreger können sich nicht festsetzen und werden mit Harn<br />
wieder raus geschwemmt<br />
DD<br />
• Rosse bei Stuten<br />
• Nierenerkrankungen<br />
• Urolithiasis<br />
• Blasenlähmung<br />
Diagnose<br />
• Verhalten beim Harnabsatz, rektaler Palpationsbefund und Harnuntersuchung<br />
• Akute Zystitis<br />
o Bakterielle Zersetzung des Harnstoffes zu Ammoniak => alkalisch mit<br />
stechendem Geruch<br />
o Im Sediment massenhaft desquamierte Epithelzellen, weiße und rote<br />
Blutkörperchen<br />
• Bei hämorrhagischer und purulenter Zystitis können Blutzellen überwiegen, Blutkoagula<br />
und Eiterflocken vorhanden sein<br />
o Proteinurie<br />
• Chronische Entzündungen: Veränderungen meist auf Zellgehalt beschränkt<br />
219
• Zytoskopie nur dann, wenn Therapie erfolglos<br />
Prognose<br />
• Akute Formen infolge mechanischer Reizungen können in wenigen Tagen spontan<br />
abheilen, wenn Reiz nicht mehr wirkt<br />
• Hämorrhagische und purulente Entzündungen können mit Therapie in 2-3 Wochen<br />
geheilt werden, je nach Beeinflussbarkeit der Grundkrankheit<br />
• Bereits chronische Veränderungen an Blasen-SH => oft Rezidive<br />
Therapie<br />
• Beseitigung der krankheitsbegünstigenden Faktoren<br />
• Bekämpfung der bakteriellen Besiedelung<br />
• Mittels Katheter Gewinnung von sterilem Harn zur bakteriologischen Untersuchung mit<br />
Antibiogramm<br />
• Wenn Antibiogramm erlaubt: Penicillin<br />
o Wird rasch ausgeschieden und im Harn gut konzentriert<br />
• Hohe Dosen nötig: 20 000 – 50 000 IE Penicillin über 7-10d!!, bei chronischen Formen<br />
bis zu einem Monat<br />
• Spülungen der Harnblase zur Entfernung des Harnsedimentes und evtl. vorhandenen<br />
Harngrießes<br />
Harnblasenlähmung<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> fast ausschl. neurogen bedingt<br />
• Gekennzeichnet durch Funktionsausfall des Schließmuskels und/ oder<br />
Austreibungsmuskels<br />
• Unvermögen, Harnblase willkürlich zu entleeren oder den Harn zu halten<br />
Symptome<br />
• Kein aktiver Harnabsatz bei gefüllter Blase (= Harnverhaltung)<br />
• Füllung erreicht bestimmten Grad => tropfenweiser Harnabsatz ohen aktive Beihilfe<br />
(Harninkontinenz)<br />
• Stuten: bald Entzündung der HAut am Perineum und Schenkelinnenseiten<br />
• Immer Gefahr einer Zystitis<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Schädigung im hinteren Bereich des Rückenmarkes und dort ausgehender Nerven<br />
o Wichtigsten: Neuritiden der cauda equina und Myeloenzephalitiden infolge<br />
EHV-1<br />
Diagnose<br />
• Rektale Untersuchung<br />
o Meist stark gefüllte Harnblase, die in die Bauchhöhle hängt<br />
o Leichte Massage führt zur Harnabgabe<br />
• Meist nicht nur auf Blase beschränkt, sondern auch Lähmung von Mastdarm und<br />
Schweifrübe<br />
Prognose<br />
• Abhängig von der Primärerkrankung, aber meist ungünstig<br />
• Immer Gefahr einer Zystitis als Komplikation<br />
Therapie<br />
• Keine spezifische Behandlung vorhanden => Harnstau in Blase irgendwie verhindern, um<br />
Entzündung vorzubeugen!!<br />
o Regelm. Rektale Massagen oder Dauerkatheter<br />
• Sändig mit Harn verunreinigte Hautpartien mit abdeckenden Salben oder Gelen schützen<br />
o Melkfett, Vaseline geht auch<br />
• Neurogene Schädigung heilt meist nicht, auch nicht durch Vit.-B-Injektionen =><br />
Unheilbarer Zustand<br />
220
Verlagerung der Harnblase<br />
• Selten beim <strong>Pferd</strong><br />
• Abknickung nach hinten = Retroflexio vesicaee<br />
• Umstülpung = Inversio vesicae<br />
• Vorfall = Prolapsus vesicae<br />
• Inversion nur bei Stuten möglich<br />
o Harnblase in Urethra gedrückt<br />
• Prolaps: Harnblase über Scheide nach außen<br />
Symptome<br />
• Kolikartige Unruhe<br />
• Stöhnen beim Versuch des Harnabsatzes<br />
• Steife Nachhand bei Bewegungsunwilligkeit<br />
• Im Scheidenbereich Abnormalitäten erkennbar<br />
Ätiologie<br />
• Ungewöhnlich starkes Pressen als Voraussetzung<br />
Diagnose<br />
• Adspektion und Palpation<br />
Prognose<br />
• Retroflexio nach Abstellen der Ursache von selbst behoben<br />
• Andere Verlagerungen: Nekrosen drohen => wenn nicht umgehend Reposition droht der<br />
Tod<br />
Therapie<br />
• Spasmolytika zum Überwinden des Abknickens<br />
• Evtl. Epiduralanästhesie zur Beseitigung des Pressens, oder Allgemeinnarkose<br />
• Urethra der Stute lässt sich bis ca. 8cm weiten => nach manueller Reposition muss sie<br />
verschlossen werden!!<br />
• Antibiotikagabe wie bei Zystitis<br />
• Tetanusprophylaxe<br />
Ruptur der Harnblase<br />
• V.a. beim Hengstfohlen unter der Geburt<br />
• Bei erwachsenen <strong>Pferd</strong>en ausnahmsweise als Komplikation eines Harnröhrenverschlusses<br />
• Harn gelangt in Bauchhöhle => schwere Peritoneumsschäden und metabolische<br />
Entgleisungen<br />
Symptome<br />
• Erst 24-48 h p.p. fallen beim Fohlen Symptome auf<br />
• Apathie, verminderte Sauglust<br />
• Oft, aber erfolgloser Versuch, Harn abzusetzen!!<br />
• AB schnell schlechter, Herz- und Atmung werden schneller<br />
• Zunehmende Leibesfülle im ventralen Bereich<br />
• Schwere Intoxikationserscheinungen => tödlicher Ausgang<br />
• Erwachsene Tiere: sofort schwere Schocksymptomatik und Schweißausbruch<br />
Ätiologie<br />
• Druck beim Durchtritt durch das Becken<br />
• Tws. keine echte Ruptur, sondern ein persistierender Urachus, über den Harn in Bauch<br />
läuft<br />
• Fohlen nimmt in ersten Tagen 20-40l Milch auf => erhebliche Mengen Harn werden in<br />
Bauch gegeben<br />
Diagnose<br />
• Fehlendes Harnen (bei neugeborenen Fohlen häufiges Harnen phys.!!!!)<br />
• Punktion der Bauchhöhle: Entleerung von Harn mit niedriger Dichte<br />
o Harnstoffkonzentration mehrfach höher als im Blutserum<br />
o Entwicklung einer Peritonitis => rapider Anstieg des Zellgehaltes<br />
• Röntgenkontrastdarstellung der Harnblase nach Luftfüllung gelingt nicht<br />
Prognose<br />
• Ungünstig, aber hptsl. abhängig vom Zeitpunkt der OP<br />
Therapie<br />
221
• Nur Naht der gerissenen Blase erfolgversprechend<br />
• Infusionen für Flüssigkeit und zur Korrektur des inneren Milieus<br />
• Antibiose!!<br />
o Bei scheinbar erfolgreich operierten Tieren mehr Todesfälle durch Peritonitis,<br />
als durch Versagen der Nierenfunktion<br />
Krankheiten der Harnröhre<br />
• Sehr selten<br />
• Meist Entzündung (Urethritis)<br />
• Meist Folge einer Zystitis oder von Harnsteinen<br />
• Schmerzen beim Harnabsatzm Hämaturie oder eitriger Ausfluss<br />
• Bei Hengsten auch Deckunlust<br />
• Diagnose durch Palpation und rektale Untersuchung<br />
o Bei Stute noch Vaginoskopie<br />
• Behandlung wie Zystitis<br />
Urolithiasis<br />
• = Harnsteinkrankheit<br />
• Bildung von Konkrementen unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung in<br />
harnbereitenden und –ableitenden Organen und durch sie verursachte Schäden und<br />
Funktionsstörungen<br />
• Nephrolitiden entstehen in Nierenkanälchen oder im Nierenbecken => Verschluss des<br />
Harnleiters möglich<br />
• Urolithen befinden sich in der Harnblase, können beim Weitertransport bei<br />
Hengsten/Wallachen Harnröhre verlegen<br />
o Kurze und dehnbare Harnröhre der Stuten passieren sie meist ohne Problem<br />
• Häufiger bei männlichen als bei weiblichen Tieren<br />
• Insgesamt aber eher selten<br />
Ätiologie und Pathogenese<br />
• Enthalten beim <strong>Pferd</strong> immer Calcium<br />
• 47% aller Steine aus Calciumcarbonat<br />
• 42% aus Calciumcarbonat und Calciumoxalat<br />
• bei Fütterung leicht Claciumüberschuss erzeugt => gesteigerte renale Exkretion =><br />
Entstehung der Steine<br />
• kompakte Gebilde unterschiedlicher Größe oder sandförmiger Harngrieß<br />
• meist in der Harnblase<br />
Symptome<br />
• abhängig von Lokalisation<br />
• Nieren- und Harnleitersteine<br />
o Steine in Nierenparenchym oder Nierenbecken meist Sektionsbefund, ohne<br />
vorherige Hinweise<br />
o Sekundäre Entzündungen möglich => Rückenkrümmung und gespannter<br />
Gang<br />
o Nur rektal fühlbar, wenn sie sich in Blasennähe im Ureter festsetzen<br />
• Harnblasensteine<br />
o Oft längere Zeit keine Symptome<br />
o Beim Entleeren der Harnblase in Nähe der Urethra => kolikartige Schmerzen<br />
mit Strangurie und Pollakisurie<br />
o Tier steht dann längere Zeit, bis tatsächlich Harn abgesetzt wird<br />
o Harn meist bluthaltig<br />
o Entleerte Blase: größere Steine und größere Mengen an Gries rektal zu fühlen<br />
• Harnröhrenstein<br />
o Können bei Wallachen und Hengsten zum vollständigen Verschluß führen<br />
o Setzen sich meist an Umschlagstelle der Harnröhre in Nähe des<br />
Beckenausganges fest => Versuch, Harn abzusetzen, aber ohne Erfolg<br />
o Tiere sehr unruhig<br />
222
o Penis bleibt ausgeschachtet, immer wieder Versuch des Harnabsatzes<br />
o Rektal: prall gefüllte Harnblase und im vorderen Abschnitt erweiterte<br />
Harnröhre<br />
o Vorschieben des Katheters: Wiederstand => Lokalisation des Steines genau<br />
zu ermitteln<br />
DD<br />
• Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwegen auf entzündlicher Grundlage<br />
o Abgrenzung meist durch klinischen Verlauf möglich<br />
Diagnose<br />
• Wiederholt auftretende Beschwerden beim Harnen und kolikaritge Schmerzen, sowie<br />
Steifheit der Hinterhand = Zeichen für Steine<br />
• Zystoskopie und Sonografie können Befund präzisieren<br />
Prognose<br />
• Zweifelhaft bis ungünstig, da bei Wallachen und Hengsten meist kein Spontanabgang<br />
• Steinauflösung durch Medikation beim <strong>Pferd</strong> nicht möglich<br />
• Ziehen oft Hydronephrose nach sich<br />
Therapie<br />
• Bisher keine Ditämaßnahmen bekannt<br />
• Nur OP möglich bei Steinen<br />
• Harngrieß: Spülungen möglich<br />
• Stuten: Extraktion direkt oder nach Zertrümmerung durch kurze und dehnbare Harnröhre<br />
möglich<br />
Krankheiten der endokrinen Organe<br />
Hypophyse<br />
• Hypophyse hat zwei Anteile, Untersceidung nach embryonalem Ursprung, Morphologie<br />
und Funktion<br />
o Adenohypophyse mit Pars tuberalis, Pars intermedia und Pars distalis<br />
o Neurohypophyse (= Hypophysenhinterlappen)<br />
Adenohypophyse<br />
• Produziert in Epithelzellen verschieden Hormone<br />
• Hormone wirken entweder direkt auf Organismus (Wachstumshormone, Prolactin, ß-<br />
Endorphin, Melanozytenstimulierendes Hormon) oder kontrollieren Entwicklung und<br />
Funktion anderer, peripherer endokriner Drüsen (Adrenocorticotropes Hormon,<br />
Thyreotropes Hormon, Gonadotropine) => indirekter Einfluß auf die Körperfunktionen<br />
• Sekretion der Hormone gesteuert durch (meist) im Hypothalamus produzierte Hormone<br />
des ZNS<br />
o Gelangen auf humoralem Weg in Hypophyse, dort hemmender oder<br />
stimulierender Einfluß<br />
=> sehr enger funktioneller Zusammenhang zwischen ZNS und<br />
Adenohypophyse<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> hptsl. generelle Unterfunktion der Adenohypophyse (= Panhypopituitarismus)<br />
Tumoren der Adenohypophyse<br />
Vorkommen<br />
• V.a. beim älteren <strong>Pferd</strong> häufiger zu finden und abzugrenzen von knotigen Hyperplasien<br />
• Meist gutartig, Entwicklung vorwiegend im Zwischen-, seltener im Vorderlappen, bei<br />
Stuten doppelt so oft wie bei Hengsten<br />
Symptome<br />
• Muskelatrophie, Polydipsie, Polyurie, Hyperglykämie, Glukosurie, Hirsutismus, verzögerte<br />
Wundheilung und beidseitige Vergrößerung der NNR<br />
• Oft relative/absolute Neutrophilie, Lymphopenie und Eosinophilie im Blut<br />
223
• Tws. Alopezie, Hyperhidrose, Blindheit und lokomotorischen Störungen<br />
• Symptome entsprechen weitgehend denen des Cushing-Syndroms<br />
• Immer erhöhter Blutspiegel an Melanozytenstimulierendem Hormon<br />
• Diagnostische und therapeutische Maßnahmen wie bei Cushing!!!<br />
Prognose<br />
• Dann ungünstig, wenn deutliche Hyperglykämie<br />
• Ohne Hyperglykämie bei guter Ernährung und Vermeidung zusätzlicher Komplikationen<br />
noch mehrere Jahre leben und bedingt arbeitsfähig sein<br />
Neurohypophyse<br />
• Sezerniert 2 Hormone<br />
o Vasopressin (= Adiuretin oder Antidiuretisches Hormon)<br />
o Oxytocin<br />
• Hormone werden in Neuronen des rostralen Hypothalamus gebildet<br />
o Deren Neurite ziehen über Tractus hypothalamus in Neurohypophyse<br />
• Wirkungsort des Oxytocins v.a. Milchdrüse (= Milchejektion) und weiblicher Genitaltrakt<br />
(= Stimulation der Kontraktilität)<br />
• Wesentlichste physiologische Aktivität des Vasopressins auf Nieren gerichtet<br />
o Einschränkung der Wasserabgabe des Organismus<br />
o Förderung der Rückresorption von Wasser im distalen Tubulus => Hemmung<br />
der Diurese<br />
o Wichtigste Auslöser einer Vasopressinfreisetzung: Anstieg des osmotischen<br />
Druckes des Blutplasmas durch Dehydratation<br />
o Sehr empfindlicher Regulationsmechanismus<br />
o Abnahme des zirkulierenden Blutvolumens = Sekretionsreiz<br />
• Vasopressin hat therapeutischen Einsatz bei der Stillung schwer beherrschbarer innerer<br />
Blutungen<br />
Diabetes insipidus<br />
Definition<br />
• Sehr seltene Krankheit beim <strong>Pferd</strong><br />
• Verursacht durch Störung der Produktion oder der Freisetzung von Vasopressin<br />
• Unvermögen, Harn zu konzentrieren<br />
• Ursachen: v.a. Tumoren, Entzündungen und degenerative oder traumatische Schäden im<br />
Bereich des Hypothalamus- Neurohypophysen- Systems<br />
• Störungen der Diureseregulation erst bei Ausfall von 85% der Neurone bemerkt<br />
• Nur Neurohypophyse betroffen: gewisse Fähigkeit zur Harnkonzentrierung bleibt erhalten<br />
o Vasopressin tritt dann direkt in Blut über<br />
Symptome<br />
• Polyurie, daraus resultiert eine Polydypsie<br />
o Plötzliches oder allmähliches Auftreten<br />
• <strong>Pferd</strong>e trinken bis 100l Wasser am Tag<br />
• Durst hat Zwangscharakter<br />
• Harnabsatz in großen Mengen<br />
o Harn ist hell, zucker- und eiweißfrei mit geringer Dichte<br />
• Wasserverluste nicht immer sofort ausgleichbar => SH oft trocken, Obstipationen und<br />
geringe Schweißabsonderung<br />
• Nicht genug Wasser zur Verfügung => schnelle Exsikkose<br />
Diagnose<br />
• V.a. auf Anamnese und Harnuntersuchung begründet<br />
• Harn mit niedriger Dichte und Osmolarität, zuckerfrei<br />
• Harn ermöglicht Abgrenzung zum Diabetes mellitus<br />
• Sichere Aussage: Injektion von 10IE Vasopressin<br />
o Harnausscheidung sinkt bei gleichzeitigem Anstieg von Dichte und Osmolalität<br />
Therapie<br />
224
• Tägliche, möglichst auf 2 Dosen verteilte Gabe von 5-10 IE synthetischen Vasopressins<br />
i.m.<br />
• Tiere sollten entsprechend ihrer Bedürfnisse trinken können<br />
• Voller therapeutischer Effekt erst nach einiger Zeit erreicht!!<br />
Prognose<br />
• Irreversibler Verlauf => schlechte Prognose<br />
• Substitution von Vasopressin gewährleistet volle Verwendbarkeit der Tiere für begrenzten<br />
Zeitraum<br />
Schilddrüse<br />
• Sezerniert 3 Hormone: Triiodthyronin (T3), Tetraiodthyronin oder Thyroxin (T4) und<br />
Reserve- Triiodthryonin (rT3)<br />
• Aufgenommenes Iodid -> aus Blut extrahiert -> in Schilddrüse Oxidation zu elementarem<br />
Iod -> Einbau in Tyrosylreste eines Glykoproteins<br />
o Durch Kondensation entstehen Schilddrüsenhormone, werden im Kolloid der<br />
Schilddrüsenfollikel gespeichert<br />
• Nach Abgabe an Blutbahn sind T4 und T3 >99% an Transportproteine gebunden => nur<br />
sehr kleiner Anteil liegt in freier und biologisch aktiver Form vor<br />
o Hormonausscheidung mit Harn gering => schnell verfügbares Hormondepot<br />
im Blut<br />
• Biologische Halbwertszeit T4: 190 h<br />
• Biologische Halbwertszeit T3: 19 h<br />
• Verhältnis T3:T4 im peripheren Blut bei 1:50<br />
• Hormone über Blutkreislauf zu Körperzellen<br />
o Stimulation von Kohlenhydratumsatz, Wärmeproduktion, Sauerstoffverbrauch,<br />
Wachstum und Reifung des ZNS und Herzarbeit<br />
• Unmittelbare Schilddrüsenregulation durch Iodgehalt des Blutes (abhängig vom Gehalt in<br />
der Nahrung) und Thyreotropes Hormon der Adenohypophyse (TSH)<br />
o Zu niedrige und zu hohe Iodkonzentration wirken beide hemmend<br />
o Freisetzung von TSH durch Thyreotropin-releasing-Hormon (im ZNS gebildet)<br />
stimuliert<br />
• Abfall der Konzentration an Schilddrüsenhormon im Blutspiegel -> vermehrte TRH –<br />
Sekretion => vermehrte TSH-Sekretion<br />
Hypothyreose<br />
Definition<br />
• Unterfunktion der Schilddrüse mit zu geringer Sekretion der Hormone<br />
• Chromosomal bedingt, intrauterin oder postnatal erworben<br />
• Primäre Form<br />
o Ausgang von Schilddrüse selbst<br />
• Sekundäre Form<br />
o Zu geringe TSH-Sekretion<br />
Ätiologie<br />
• Angeborene primäre Hypothyreose: sporadisches oder endemisches Auftreten<br />
o Entwicklungshemmung (Hypoplasie oder Aplasie)<br />
o Genetisch bedingte Störungen bei enzymatisch gesteuerter Hormonsynthese<br />
o Exogene Noxen<br />
• Postnatale primäre Hypotyreose:<br />
o Auf Grundlage eines Iodmangels<br />
o Auch bei Iodüberschuss<br />
o Thyreoditis oder Tumoren<br />
o Einwirkung strumigener Substanzen (Thyreostatika)<br />
• Keine Athyreose oder angeborene Hypoplasie => primäre Form mit Strumabildung<br />
(Kropfbildung) verbunden<br />
o Verringerte Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut => verstärkte<br />
TSH-Abgabe => Proliferation des Gewebes<br />
o Proliferation entweder diffus, oder knotig (v.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en)<br />
225
• V.a. bei <strong>Pferd</strong>en mit Iodmangel im Futter oder Überangebot<br />
• Iod wird in Milch angereichert => Fohlen können zu hoher Iodbelastung ausgesetzt sein,<br />
ohne dass Stute erkennbare Symptome zeigt<br />
• Sekundärer Hypothyreodismus<br />
o Bei <strong>Pferd</strong> sehr selten<br />
o Sekretion von TSH durch partiellen oder totalen Ausfall der<br />
Hypophysenfunktion mehr oder weniger eingeschränkt<br />
o Ursache in Hypophyse selbst oder im ZNS<br />
Symptome<br />
• Besonders dann ausgeprägt, wenn Störungen schon pränatal oder beim Fohlen in Pasen<br />
intensiven Wachstums auftreten!!<br />
• Betroffene Feten: oft Todgeburten oder Geburt lebensschwacher Fohlen<br />
o Sehnenkontrakturen, können nicht stehen und nicht saugen<br />
• Ossifikation des Skelettes verzögert => erhöhte Gefahr traumatisch bedinger Frakturen<br />
• Bei älteren <strong>Pferd</strong>en oft geringgradige bis gar keine Symptome<br />
o Trägheit und Schwäche<br />
o Neigung zur Fettsucht<br />
o Symmetrischer Haarausfall<br />
o Trockene und rissige Haut<br />
Diagnose<br />
• Beim erwachsenen <strong>Pferd</strong>en meist nur dann möglich, wenn neben Struma mehrere<br />
Symptome nachweisbar sind!!<br />
• Sichere Aussage durch labordiagnostischen Nachweis einer erniedrigten Konzentration im<br />
Serum<br />
DD<br />
• Bei Struma: Schildrüsenadenom mit hormoneller Aktivität<br />
• Hyperthyreose<br />
• Fohlen: Rachitis kann ähnliches Bild hervorrufen<br />
Therapie<br />
• Primär Beseitigung der Ursachen!!<br />
• Verhütung einer Strumabildung: 2-4 μg/kg KM Iod<br />
• Ursache in Drüse selbst => Hormonsubstitution<br />
o V.a. oral wirksame Kombinationspräparate, die T3, T4 und Kaliumiodid<br />
enthalten<br />
o Dosierung individuell, je nach Ausprägung der Symptome<br />
Prognose<br />
• Bei erwachsenen Tieren mit entsprechender Therapie günstig<br />
• Fohlen: rechtzeitiges Erkennen wichtig!!! Schäden die durch zu späte Behandlung<br />
entstanden sind, kann man nicht mehr rückgängig machen!!<br />
Hyperthyreose<br />
Definition<br />
• Überfunktion der Schilddrüse mit vermehrter Sekretion von T4 und T3<br />
Ätiologie<br />
• Weitgehend ungeklärt<br />
• Rolle spielen Entzündungen, Schilddrüsenadenome und –karzinome und übermäßige<br />
Aufnahme schilddrüsenaktiver Substanzen<br />
• TSH im Blut erniedrigt, weil vermehrt abgegebene Schilddrüsenhormone die TSH-<br />
Freisetzung aus Hypophyse hemmen<br />
Symptome<br />
• Vergrößerung der Schilddrüse, entweder diffus oder knotig<br />
• Tachykardie und Arrhythmien<br />
• Abmagerung trotz guten, tws. sogar gesteigerten Appetits<br />
• Unruhe und Schweißausbrüche bei geringgradigen Anlässen<br />
Diagnose<br />
• Bei ausgeprägten Symptomen schon anhand des klinischen Bildes möglich<br />
226
• Sicherste Aussage: Bestimmung des Serumspiegels an T4 oder T3, ist hier erhöht<br />
DD<br />
• Konstitutionell bedingte vegetative Labilität<br />
• Intoxikationen<br />
• Enzephalitis<br />
• Erkrankungen, die über gesteigerten Stoffwechsel zur Abmagerung führen<br />
Therapie<br />
• Ziel: Hemmung der Hormonsynthese in der Schilddrüse<br />
• Medikamentöse Therapie: Einsatz von Thyreostatika<br />
o Wirksam sind auch Iod und Iodsalze, radioaktives Iod, Thiocyanat und<br />
Perchlorat<br />
• Häufig schubweiser Verlauf zu beobachten => jederzeit Rezidive möglich<br />
• Nur selten spontane Dauerheilungen!!<br />
Nebenschilddrüse<br />
• Auch Epithelkörperchen genannt<br />
• Besteht beim <strong>Pferd</strong> aus 4 Körperchen, die direkt neben der Schilddrüse liegen<br />
• Sezerniert Parathormon = Polypeptidhormon<br />
o Reguliert mit Calcitonin und Vit. D den Calcium- und Phosphathaushalt des<br />
Organismus<br />
o Bewirkt Resorption von Calcium und Phosphor aus dem Darm<br />
o Aktivierung der Osteoklasten => Freisetzung von Calcium und Phosphat aus<br />
Knochen<br />
o Angriff an Nieren => Verstärkung der Phosphordiurese und Verminderung der<br />
Calciumausscheidung<br />
o Gegenspieler = Calcitonin (senkt Calciumspiegel im Blut)<br />
=> insgesamt Erhöhung des Calciumspiegels im Blut<br />
• Parathormon vermehrt freigesetzt, wenn Calciumkonzentration im Serum unter<br />
physiologischen Wert sinkt<br />
Alimentär bedingter, sekundärer Hyperparathyreodismus<br />
• Verschobenes Calcium – Phosphor – Verhältnis im Futter => erhöhte<br />
Phosphatkonzentration im Plasma => Hemmung der intestinalen Calciumabsorption =><br />
Hypokalzämie<br />
• Hypokalzämie kann bei chronischem Verlauf zur Vergrößerung der Nebenschilddrüse<br />
führen => vermehrte Sekretion von Parathormon => Demineralisation des Skelettes mit<br />
Zubildung von Fasermark<br />
• V.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en entsteht fibröse Osteodystrophie<br />
Symptome<br />
• Initial zeitweiliges Lahmen, allgemeine Empfindlichkeit der Gelenke und steifer Gang<br />
• Relativ früh entsteht Lockerung der Zähne, später Auftreibungen des OK und UK<br />
• Hyperosteorosa an Nasenlöchern => Dyspnoe, v.a. bei Anstrengungen<br />
• Oft Spontanfrakturen und generalisierte Knochenatrophie<br />
• Plasmacalciumspiegel untere Grenze der Norm<br />
• Hohe Phosphatkonzentrationen<br />
• Verstärkter Knochenstoffwechsel => im Blut vermehrte Aktivität der alkalischen<br />
Phosphatase und erhöhte Konzentration an Hydroxyprolin<br />
DD<br />
• Osteoporose<br />
o Corticalis der Knochen immer gut erhalten<br />
• Osteomalazie<br />
o Niedriger Blutphosphatspiegel<br />
• Hyperthyreose<br />
o Typische Symptome<br />
227
o Hyperkalzurie<br />
• D- Hypervitaminose<br />
o Oft Ausbildung einer Hyperkalzämie<br />
Therapie<br />
• Regulierung des Calcium – Phosphor – Angebotes durch Futterumstellung<br />
• Zusätzliche Calciumversorgung, dabei unbedingt darauf achten, dass Phosphorzufuhr<br />
nicht auch erhöht wird!!!!<br />
Prognose<br />
• Rekalzifizierung des Skelettes durch hohe Calciumgaben<br />
o Dauert bis zu einigen Monaten!!!<br />
Nebennieren<br />
• Bestehen aus 2 verschiedenen Anteilen<br />
o Zentral gelegenes Nierenmark<br />
o Peripher gelegene Nierenrinde<br />
Nebennierenrinde<br />
• 3 Zonen in ihr zu unterscheiden<br />
• produzierte Hormone sind alles Steroide<br />
• außen liegt Zona glomerulosa hier Bildung von Aldosteron<br />
o (= Mineralocorticoid), wichtig für Natrium-, Kalium- und Wasserhaushalt<br />
o wirkt v.a. auf Nieren, auch auf SH des Kolons, Speichel- und Schweißdrüsen<br />
o Retention von Natriumionen und Wasser bei gleichzeitig verstärkter Abgabe<br />
von Kalium<br />
o Sekretion kontrolliert vom Renin – Angiotensin – System<br />
o Gegenspieler = Atriales Natriuretisches Peptid, das auch Alsosteronsekretion<br />
direkt hemmt!!<br />
• Weiter innen liegt Zona fasciulata, am Nebennierenmark liegt Zona reticularis direkt an,<br />
sie bilden Glukokortikoide (wichtigste Vertreter: Cortisol und Corticosteron) und adrenale<br />
Sexualsteroide ( in erster Linie Androgene)<br />
o Glukokortikoide wirken hptsl. auf Intermediärstoffwechsel<br />
� Eiweikatabole Wirkung über glukoneogenetischen Effekt<br />
� Permissive Wirkung für Gefäßeffekte von Adrenalin und Noradrenalin<br />
� Erhöhen Erregbarkeit des ZNS<br />
� Hemmung der Osteoblasten<br />
� Stimulierung der Osteoklasten<br />
� Förderung der glomerulären Filtration in der Niere (=> Kontrolle des<br />
Wasserhaushaltes)<br />
� Schutzfunktion bei Streß<br />
� Antiphlogistischer Effekt mit Verzögerung der Heilung bei<br />
Gewebsdefekten und Herabsetzung der Infektionsresistenz<br />
� Glukoneogenetische Wirkung kann bei längerer Gabe zu<br />
Steroidiabetes führen!!!<br />
� Beim erwachsenen Tier Muskelatrophie und Osteoporose möglich<br />
� Beim Jungtier evtl. Wachstumshemmung<br />
o Sexualsteroide<br />
� Unter physiologischen Bedingungen nur geringe Bedeutung<br />
� Weibliches Tier: eiweißanabole Wirkung der Androgene<br />
� Andorgene evtl. Rolle bei Nymphomanie der Stute<br />
• Sekretion der Hormone durch Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) der Adenohypophyse<br />
der Adenohypophyse stimuliert<br />
• ACTH-Freisetzung durch im ZNS gebildetes Corticotropin-releasing-hormon (CRH)<br />
stimuliert<br />
• Physiologische Hemmer der ACTH-Freisetzung: Cortisol und Corticosteron<br />
o Bei hohem Spiegel hemmen sie, bei niedrigem Spiegel fördern sie<br />
228
Unterfunktion der NNR<br />
� hohe Dosen über längere Zeit: ACTH-Freisetzung kann so unterdrückt<br />
sein, dass Atrophie der NNR entsteht<br />
� vor Behandlungsende Dosis ausschleichen, um Sekretion wieder<br />
anzuregen!!<br />
1. akute NNR- Insuffizienz<br />
• jede Belastung steigert Bedarf an Glukokortikoiden<br />
• latente Insuffizienz des Hypothalamus – Hypophysen – NNR – Systems => NNR<br />
erhöhtem Bedarf nicht gewachsen<br />
• akutes Versagen auch durch hämorrhagische Infarzierung infolge einer Septikämie<br />
möglich<br />
• Ausfallserscheinungen ( schneller und starker Blutdruckabfall, Zyanose, Muskelschwäche,<br />
Untertemperatur, Kolikanfälle, schließlich Kollaps und Koma)<br />
• Dyselektrolytämie mit Erniedrigung der Natrium- und Erhöhung der Kaliumkonzentration<br />
im Serum<br />
• Während Krise stark erhöhte Harnstoff- und Kreatininwerte durch verminderte<br />
Nierendurchblutung<br />
• Anstieg der eosinophilen Granulozyten im Blut<br />
• Therapie nur aufgrund der klinischen Befunde<br />
o Muss sofort eingeleitet werden<br />
o Beseitigung des Volumendefizites!!!<br />
o Schnellstmögliche Verabreichung hoher Glukokortikoiddosen<br />
2. primäre chronische NNR – Insuffizienz (=Morbus Addison)<br />
Definition<br />
• hervorgerufen durch Ausfall der NNR<br />
•<br />
9 /10 des Gewebes müssen funktionslos sein, bevor Ausfallserscheinungen auftreten<br />
Ätiologie<br />
• mögliche Ursachen<br />
o chronische Entzündungen<br />
o hämorrhagische Infarkte<br />
o Neoplasien<br />
o Ischämie<br />
o Amyloidose<br />
• Iatrogene NNR-Insuffizienz durch längerdauernde Glukokortikoidtherapie ist sekundäre<br />
Form<br />
Symptome<br />
• Meist chronisch – progressiver Verlauf<br />
• Begrenzte Sekretionskapazität der NNR => schon geringe Belastungen können schwere<br />
Krisen auslösen<br />
• Erkrankung oft erst durch Krise erkannt<br />
• Wichtigste Symptome: Anorexie mit Abmagerung, Mattigkeit und Lethargie, Diarrhoe<br />
abwechselnd mit Obstipation, Salzhunger, Hypotonus und Dehydratation<br />
Diagnose<br />
• Symptome nicht pathognomonisch => Laboruntersuchungen!!!<br />
• Cortisolspiegel im Blut am unteren Normbereich, keine sichere Aussage möglich<br />
o Cortisolkonzentration 2, bzw. 8 h nach i.v. oder i.m. Injektion von 1 IE<br />
ACTH/kg KM dann auf 2-3 faches angestiegen!!<br />
o Bleibt Anstieg aus => sichere Diagnose der NNR - Insuffizienz<br />
Therapie<br />
• Therapie muss individuell erfolgen<br />
• Substitution von NNR-Hormonen<br />
• Kein gestörter Mineralhaushalt => täglich 5-15 mg Prednisolon per os, am besten auf 2x<br />
verteilt!!<br />
• Geringgradige Störung des Mineralhaushaltes: Kochsalzzugabe ins Futter reicht meist<br />
schon!!<br />
229
Prognose<br />
• Unbehandelt führt Addison meist zum Tod<br />
• Adäquate Substitutionstherapie: meist Erhaltung der Tiere bei voller Leistungsfähigkeit<br />
Überfunktion der NNR (= Cushing – Syndrom)!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
Defintion<br />
• Krankheitsbild liegt Überangebot von endogenem Cortisol oder exogen zugeführtem<br />
Glukokortikoid zugrunde<br />
• Relativ oft festgestellt<br />
Ätiologie<br />
• Ursachen des erhöhten Glukokortikoidspiegels<br />
o NNR- Adenome und –karzinome (primäre Überfunktion)<br />
o NNR-Hyperplasie in Folge einer verstärkten ACTH-Sekretion der Hypophyse<br />
o Ektopische, ACTH-bildende Tumoren<br />
o Verabreichung hoher Dosen an ACTH (sekundäre Überfunktion)<br />
o Exogene Zufuhr von Glukokortikoiden<br />
• Tumoren in Zona fasciulata der NNR meist einseitig, sezernieren unabhängig von ACTH-<br />
Stimulation große Mengen an Glukokortikoiden => Hemmung der ACTH-Freisetzung =><br />
bilaterale Atrophie der Zona fasciulata et reticularis<br />
o Hormonell aktive Adenome und Karzinome der NNR beim <strong>Pferd</strong> aber eher<br />
selten!!<br />
• Vermehrte Sekretion meist ausgehend von Marko- oder Mikroadenomen in Pars<br />
intermedia, die aus mehreren Knötchen bestehen<br />
o Bei Stuten etwa doppelt so häufig wie bei Hengsten/Wallachen<br />
o Meist keine autonomen Tumoren, sonder hyperplasiogene<br />
Geschwulstbildungen<br />
• Bei Patienten mit endogen bedingter NNR-Hyperplasie ist Empfindlichkeit des<br />
Hypothalamus-Hypophysensystems gegenüber ACTH-hemmenden Effekten von Cortisol<br />
deutlich herabgesetzt => primäre Ursache der Erkrankung wahrscheinlich zentralnervöse<br />
Regulationsstörung<br />
Symptome<br />
• Wesentlichste Symptome: Muskelatrophie und Muskelschwäche => Senkrücken und<br />
Hängebauch<br />
• Tiere ermüden schnell bei körperlicher Belastung<br />
• Ataktischer Gang möglich<br />
• Langes, meist wellig-zottiges Fell, das im Frühjahr nicht abgestoßen wird und schnell in<br />
übermäßiger Länge nachwächst<br />
• Immunsuppression => Pyodermien und Häufung von Infektionskrankheiten<br />
• Verzögerte Wundheilung<br />
• V.a. bei Hypophysentumoren ist Polydipsie vorhanden (verursacht durch Polyurie)<br />
• Auftretende Gewichtsverluste i.d.R. diabetisch bedingt<br />
Diagnose<br />
• Anamnese und Symptome erlauben Verdachtsdiagnose<br />
• Absicherung der Diagnose durch Labortests<br />
• Hyperglykämie mit sehr hohen Glukosewerten, die durch Insulin nicht wesentlich<br />
beeinflussbar sind<br />
• Glukosurie und Hyperinsulinämie<br />
• <strong>Pferd</strong>e besonders empfindlich auf diabetogene Wirkung von Glukokortikoiden => meist<br />
Entwicklung eines Diabetes mellitus<br />
• Rascher Abbau von Körpermasse => Ketonurie möglich<br />
• Blutbild: Lymphopenie, ausgeprägte Eosinophilie und relative/absolute Neutrophilie<br />
• Physiologischer Tagesrhythmus der Cortisolkonzentration ist immer aufgehoben<br />
o Phys.: Anstieg am Morgen, Abfall am Abend<br />
• Weitere Diagnosesicherung durch: Dexamethason-Hemmtest<br />
230
o Synthetisches Glukokortikoid Dexamethson hemmt beim gesunden Tier sehr<br />
effektiv ACTH-Sekretion, ohne dabei im Blut miterfasst zu werden<br />
o Injektion von 40 μg/kg KM Dexamethason i.m. und Bestimmung der<br />
Plasmakonzentration von Cortisol und Corticosteron vor und 12 h nach<br />
Injektion!!<br />
o Gesundes Tier: Abfall der Werte auf ca. 1 /3 des Ausgangswertes!!<br />
o Beim kranken Tier entweder stark reduzierter, oder gar kein Abfall!!<br />
DD<br />
• Unterernährung, Kaustörungen und Parasitosen<br />
• Langes Fell, Polyurie und Polydipsie weisen aber auf NNR hin<br />
• Abgrenzung zum Diabetes mellitus durch Insulin – Gabe<br />
o Bewirkt beim Cushing keinen wesentlichen Abfall des Blutzuckerspiegels<br />
Therapie<br />
• Allein sichere Therapie = einseitige Adrenalektomie bei einem NNR – Tumor oder totale<br />
bei beidseitiger NNR - Hyperplasie!<br />
o OP beim <strong>Pferd</strong> kaum durchführbar<br />
• Einsatz von Adrenostatika<br />
o Pergolid (Permax), leider nur in USA auf dem Markt<br />
o Cyproheptadin (Nuran)<br />
o Beide haben znetralen Angriffspunkt => hemmen ACTH-Sekretion<br />
Prognose<br />
• Ungünstig, besonders bei deutlicher Hyperglykämie<br />
• Ohne Hyperglykämie können Tiere noch einige Jahre bei entsprechender Kontrolle leben<br />
NNM<br />
• Produziert 2 Hormone: Adrenalin und Noradrenalin<br />
o Sind beides Catecholamine<br />
o Werden in Chromaffinozyten aus Tyrosin produziert<br />
• Verhältnis NA zu A beim <strong>Pferd</strong> ca. 1:4<br />
• Fasern des N. splanchnikus -> ständig Impulse vom Zwischenhirn und von Medulla<br />
oblongata zum NNM => kontinuierlich niedrige Hormonsekretion<br />
o Normalerweise 20 – 70 ng/kg/min<br />
• Verschiedene Reize => plötzliche starke Erhöhung der Freisetzung<br />
• Beides sehr labile Substanzen => werden schnell aus Blut entfernt und mit Harn als<br />
Vanillinmandelsäure ausgeschieden<br />
• Ihre Wirkungen entsprechen Sympathikus<br />
o Erhöhung von Herzaktivität und Blutdruck<br />
o Hemmung der Darmperistaltik<br />
o Dilatation der Bronchien<br />
o Verstärkte Schweißsekretion<br />
o Steigerung von Glykogenolyse und Lipolyse<br />
o Erhöhung des Grundumsatzes und des Sauerstoffverbrauches<br />
• Adrenalin hat wesentlich stärkere Stoffwechseleffekte als NA<br />
• Ausfall des NNm hat keine klinischen Erscheinungen als Folge<br />
o Teil der Produktion von Paraganglien und Gruppen chromaffiner Zellen<br />
übernommen<br />
Überfunktion des NNM<br />
• = Prächromozytom<br />
Definition<br />
• bis hühnereigroße, meist gutartige Tumoren des NNM<br />
• meist einseitiges Auftreten<br />
• bestehen hptsl. aus chromaffinen Zellen, können sich auch in Paraganglien entwickeln<br />
• sezernieren meist große Catecholaminmengen<br />
Symptome<br />
• paroxysmales oder kontinuierliches Auftreten der Symptome<br />
231
• paroxysmaler Anfall: plötzlich einsetzender starker Blutdruckanstieg, begleitet von<br />
weiteren Zeichen einer Catecholaminausschüttung<br />
o Unruhe<br />
o Pupillenerweiterung<br />
o Dyspnoe<br />
o Starker Schweißausbruch<br />
o Tremor<br />
o Hyperthermie<br />
• Nach Abklingen eines Anfalls oft Harnflut beobachtet<br />
• Häufiger ist persistierende Hypertonie<br />
o Hyperglykämie und Glukosurie<br />
o Kann auch intermittierend verlaufen<br />
o Nachts Abfall der Blutdruckes wie beim gesunden Tier<br />
Diagnose<br />
• Manchmal allein aufgrund der klinischen Symptome möglich<br />
• Gelegentlich Geschwulst rektal zu palpieren<br />
• Meist zusätzliche Laboruntersuchungen nötig<br />
o Hypergylkämie und Glukosurie<br />
o Herabgesetzte Glukosetoleranz und Neutrophilie<br />
o Catecholamine selbst oder ihre Abbauprodukte im Harn nachweisbar, erhöhte<br />
Werte<br />
• Vorwiegende Steigerung der Adrenalinproduktion lässt auf Tumor im NNM schließen<br />
• Deutliche Erhöhung der NA-Sekretion oft bei extraadrenalen Geschwülste<br />
• Auch pharmakologische Tests zur Diagnosesicherung möglich<br />
o Einsatz von Phentolamin, das α-adrenerge Rezeptoren blockiert => schneller<br />
Abfall der erhöhten Blutdruckes und Rückgang der klinischen Symptome<br />
o Vorsichtige Dosierung: Hypotonie und Schock möglich!!!<br />
Therapie<br />
• Effektivste Therapie = Entfernung des Tumors<br />
o Beim <strong>Pferd</strong> extrem schwer!!!<br />
• Nebennieren liegen sehr nahe an Vena cava caudalis => chirurgisch kaum zu entfernen<br />
• Auch extraadrenale Tumoren für Krankheitsbild evtl. verantwortlich<br />
• Schwere Fälle: nur Behandlung mit Blockern der Catecholaminsynthese möglich<br />
• Tiere mit leichten Symptomem können unbehandelt über Jahre leben, wenn durch<br />
Vermeidung starker Belastungen keine zusätzlichen Komplikationen herbeigerufen<br />
werden<br />
Endokrines Pankreas<br />
• In Langerhansschen Inseln des Pankreas werden Insulin und Glucagon gebildet<br />
o Polypeptide, die in B- bzw. A-Zellen des Pankreas entstehen<br />
• Relation A- zu B-Zellen beträgt etwa 1: 1,2<br />
• Insulin ist einziges Hormon im Organismus, das Abfall von Blutzuckerspiegel und<br />
gleichzeitige Speicherung von Energie als Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß bewirkt (=<br />
anabole Effekte)<br />
o Primär bedingt durch Beschleunigung des Transportes von Zucker und<br />
anderen Substraten in die Körperzellen => Verstärkung der Glykogen-,<br />
Eiweiß- und Fettsynthese<br />
• Viele Hormone sind Gegenspieler des Insulins<br />
o Hemmen Eintritt von Glukose in die Zellen, oder die intrazelluläre<br />
Glukoseverwertung<br />
o Z.B. Glucagon, Glukokortikoide, Wachstumshormon, Adrenalin und<br />
Schilddrüsenhormone<br />
� Haben im Überschuss ausgeprägten diabetogenen Effekt<br />
• Freisetzung von Insulin stimuliert durch<br />
o Monosaccharide<br />
o Aminosäuren<br />
o Fettsäurecorticotropes Hormon<br />
232
o Gastrointestinalhormone<br />
o Adrenocorticotropes Hormon<br />
o Wachstumshormon<br />
o Cholinergika<br />
• Bei anderen Spezies sind Monosaccharide der stärkste Reiz, bei <strong>Pferd</strong>en nicht =><br />
Glukosetoleranz mit 1,5 – 3,5 h zwischen Glukoseverabreichung und Erreichen des<br />
Ausgangsblutzuckerspiegels relativ gering<br />
• Kurzkettige Fettsäuren auch keine Wirkung auf Insulinsekretion<br />
• Effektivster Reiz für Glukagonfreisetzung: Verringerung der Glucosekonzentration im Blut<br />
=> Glukagon = „Hungerhormon“<br />
o Weitere Stimuli: Absinken des Fettsäurespiegels und Anstieg der freien<br />
Aminosäuren im Blut<br />
Diabetes mellitus<br />
Ätiologie<br />
• Absoluter oder relativer Mangel an Insulin führt zum Diabetes mellitus, d.h. zu<br />
Hypergylkämie und Glukosurie<br />
• Kann entstehen wenn:<br />
o Biosynthese des Hormons in B-Zellen der Langerhansschen Inseln gestört ist<br />
o Sekretion gestört ist<br />
o Fehler in Eiweißbindung des Hormons im Blut<br />
o Reaktion der Erfolgszellen beeinträchtigt<br />
o Hormonabbau nicht funktioniert<br />
• Die ersten beiden auch bei morphologischen Schäden des Pankreas (Pankreatitis,<br />
Autoimmunreaktionen oder B-Zellnekrose)<br />
• Pankreatoprive Form des Diabetes beim <strong>Pferd</strong> sehr selten<br />
• Sonstige Störungen => sekundärer Diabetes, beruhend auf chronischer<br />
Überbeanspruchung der B-Zellen<br />
• Überbeanspruchung der B-Zellen auch dann, wenn ständig hoher Spiegel an<br />
Insulinantagonisten vorhanden<br />
• Auch hervorgerufen durch längerdauernde Therapie mit Glukokortikoiden<br />
• Wichtige Rolle auch Hypophysenadenome -> sezernieren vermehrt Wachstumshormone<br />
=> Glukoseutilisation gehemmt<br />
• Sekundäre Insuffizienzen: früher oder später Versagen der B-Zellen durch chronische<br />
Überbeanspruchung<br />
Symptome<br />
• Starke Abmagerung, führt trotz großer Fresslust zur Kachexie<br />
• Rasche Ermüdbarkeit<br />
• Hohe Pulszahl<br />
• Dyspnoe<br />
• Verstärkte Infektionsneigung und verzögerte Wundheilung<br />
• Behaarungsstörungen<br />
• Katarakt<br />
• Schmerzen an den Gelenken und Hufen<br />
• Hufgangrän durch Sklerosierung der Gefäße<br />
Diagnose<br />
• Permanente Hyperglykämie (= einziges diagnostisch sicheres Merkmal bei Diabetes<br />
mellitus)<br />
• Erniedrigter Insulinspiegel im Plasma<br />
• Glukosetoleranztest<br />
o Nüchternes Tier (12h Hungern)<br />
o 0,5 mg Glukose /kg KM infundieren<br />
o gesundes Tier: nach 90 min. Ausgangswert des Blutzuckerspiegels<br />
• oft reicht auch Nachweis von Glukose im Harn mit Indikatorpapier<br />
DD<br />
• Diabetes mit Ursache im Pankreas selbst und extrainsulärer Diabetes zu unterscheiden<br />
233
• Cushing (iatrogen induzierte Form)<br />
o Nachweis einer Eosinopenie und Lymphopenie<br />
o Negativer Dexamethason – Hemmtest<br />
o Nachweis erhöhter oder gleichbleibender Cortisolkonzentrationen im Blut<br />
o Normaler oder relativ zu hoher Insulinspiegel im Plasma<br />
o Insulin bewirkt keine Senkung des Blutglukosespiegels<br />
Therapie<br />
• Gabe von Insulin<br />
• Kohlenhydratarme Diär beim <strong>Pferd</strong> schwer durchzuführen<br />
• Tiere befinden sich wegen herabgesetzter Glukosverwertung auch eh schon in<br />
permanentem Hungerzustand => keine starke Rationierung des Futters<br />
• Therapie mit Insulin mit niedrigen Dosen beginnen um hypoglykämischen Schock zu<br />
verhindern<br />
o Doch Schock: sofort Glukoseinfusion in großen Mengen<br />
• Günstig bei Dauerbehandlungen: Depotinsulinpräparate, die Protamin und / oder Zink<br />
enthalten => 1-2x Injektion pro Tag genügt<br />
• 2x täglich injiziern: 3 /5 der Dosis morgens und 2 /5 abends<br />
• konsequente Durchführung der Therapie entscheidend<br />
• Dosis meist nach längerer Behandlungsdauer reduzieren<br />
• Überwachung der Terapie: Kontrolle der Zuckerausscheidung über den Harn mittels<br />
Indikatorpapier<br />
Prognose<br />
• Ungünstig<br />
• Tod durch Coma diabeticum, aber auch durch Nieren-, Herz- oder Kreislaufversagen<br />
• Infektionen besondere Gefahr für diabetische <strong>Pferd</strong>e<br />
Infektiöse Krankheiten des Nervensystems<br />
Amerikanische <strong>Pferd</strong>eenzephalitis<br />
• = Östliche, Westliche und Venezolanische <strong>Pferd</strong>eenzephalitis, EEE (eastern equine<br />
encephalomyelitis), WEE, VEE, Kansas horse plague, Peste loca, seuchenhafte Hirn –<br />
Rückenmark – Entzündung der <strong>Pferd</strong>e<br />
Begriffsbestimmungen<br />
• zyklische verlaufende Virusallgemeinkrankheit bevorzugt der Equiden<br />
• auch Menschen, Hausgeflügel, Schweine und andere Tiere befallen (Zoonose)<br />
• an bestimmte Gebiete gebundene Saisonkrankheit<br />
• in Sommer- oder Herbstmonaten akutes oder subakutes Auftreten unter Bild einer<br />
Enzephalomyelitis<br />
• oft tödlich<br />
• Virusreservoir: Vögel und Nager, in deren Blut Virus vorübergehend nachweisbar<br />
• Säuger keine Bedeutung als Virusreservoir<br />
• Übertragung durch Mücken<br />
• 3 serologisch unterschiedliche Typen: östliche, westliche und venezolanische Form<br />
• Western Equine Encephalomyelitis milder als Eastern Form<br />
• Venezolanische Form meist Symptome einer Allgemeinkrankheit<br />
• Bedeutung liegt in hoher Mortalität und in Bedeutung für den Menschen<br />
• Vorkommen derzeit auf amerokanischen Kontinent begrenzt<br />
• WEE am weitesten verbreitet<br />
234
Ätiologie<br />
• Gehören zum Genus Alphavirus der Familie Togaviridae<br />
• Behülltes Virus mit 2-3 glykosylierten Proteinen an Oberfläche<br />
• Hüllprotein E1 hat hämagglutinierende Eigenschaften, E2 hptsl. verantwortlich für<br />
Virulenz<br />
• Hoher Lipidgehalt und labile Hülle => relativ wenig widerstandsfähig, mit entsprechender<br />
Desinfektion problemlos zu inaktivieren!!<br />
• Stark empfindlich gegenüber Wärme und Klimaschwankungen<br />
Epidemiologie<br />
• Indirekte Übertragung durch verschiedene Insektenarten<br />
• Direkte Übertragung von <strong>Pferd</strong> zu <strong>Pferd</strong> oder Mensch zu Mensch erfolgt nicht!!<br />
• Epidemiologie stark beeinflusst durch Immunstatus der Wirtspopulation<br />
Infektions- und Krankheitsverlauf<br />
• Führen bei <strong>Pferd</strong> zu akut verlaufenden Erkrankungen mit klinischen Symptomen einer<br />
Enzephalomyelitis<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> meist stärker ausgebildete Symptome als beim Menschen<br />
• IKZ bei natürlichen Infektionen 1-3 Wochen<br />
• Beginnt beim <strong>Pferd</strong> mit Virämie und Fieber (bis 41°C)<br />
• Perakute Krankheiten führen innerhalb von Stunden zum Tod (ohne weitere Symptome)<br />
• Alle Serotypen führen zu zyklischer Infektionskrankheit mit biphasischem Verlauf<br />
• In 2. Virämie wird ZNS befallen<br />
o Unruhe<br />
o Exzitation<br />
o Gähnen<br />
o Anorexie<br />
• Später Depressionen mit Ataxien, hundesitziger Stellung und Schlafsucht<br />
• Im Endstadium Auftreten von Paralysen, Unterlippe hängt herab, Ataxien werden<br />
deutlicher<br />
• Tod i.d.R 24 – 48 h nach Erscheinen der zentralnervösen Symptome<br />
• Mortalität bei EEE- Infektionen 75%, WEE- Infektionen 30% und bei VEE- Infektionen bis<br />
zu 90%<br />
• Natürlich erworbene Immunität meist humoraler Art<br />
• Häufig klinisch inapparent verlaufende Infektionen: 60% der 1-5jährigen <strong>Pferd</strong>e in<br />
Endemiegebieten haben Ak<br />
• Neutralisierender Ak gegen einen Typ schützt nicht vor anderem Serotyp<br />
Diagnose<br />
• Seuchenverlauf und Symptome => Verdachtsdiagnose<br />
• Diagnosesicherung durch Pathohisto<br />
• Endgültige Diagnose erst durch Erregernachweis möglich!!<br />
o Dafür am Besten Gehirnmaterial infizierter Tiere<br />
DD<br />
• Borna<br />
o Beschränkt auf wenige enzootisch Gebiete<br />
o Sporadische Fälle über das ganze Jahr<br />
o Wenig kontagiös, Kontakt mit Schafen<br />
o Sehr lange Inkubationszeit (Wochen – Monate)<br />
o Serumbehandlung unwirksam<br />
o Einheitlicher Serotyp<br />
• Grdstzl. Alle anderen Infektionskrankheiten mit zentralnervösen Symptomen<br />
o Tollwut<br />
o Rhinopneumonitis<br />
o Arteritis<br />
o Arbo – Enzephalitiden<br />
Behandlung<br />
• Chemotherapie nicht möglich<br />
235
• Immunseren (bei Behandlung nach Exposition sofort wirksam)<br />
• Nach Manifestation der Krankheit auch Immunseren unwirksam<br />
• Prophylaxe am Wichtigsten!!<br />
o Kontrolle der Vektoren<br />
o Impfprogrammen bei gefährdeten Tieren<br />
o Kontrolle des <strong>Pferd</strong>everkehrs<br />
• Schutzimpfung<br />
o Lebendvakzinen, inaktivierte Virus – Vakzinen, Subunit-Vakzinen und<br />
Vektorimpfstoffe<br />
o <strong>Pferd</strong>e und Menschen können beide damit geimpft werden<br />
o Gute Ak- Bildung<br />
o Grundimmunidierung: 2 Impfungen im Abstand von 3 Wochen<br />
o Jährliche Wiederholungsimpfung<br />
• Lebendvakzinen dürfen beim Mensch nicht angewendet werden!<br />
Borna - Krankheit<br />
• = Meningo Encephalomyelitis simplex enzootica equorum, hitzige Kopfkrankheit,<br />
Genickstarre, Encéphalite enzootique<br />
Begriffsbestimmung<br />
• chronische, virusbedingte Meningoenzephalitis bei <strong>Pferd</strong>, Schaf und Kaninchen mit langer<br />
IKZ, meist tödlichem Ausgang und Übertragung auf den Menschen<br />
• persistierende Infektion mit neurotropem Virus<br />
• Charakter einer „Slow virus disease“<br />
• Charakteristische sind Veränderungen des Wesens, bzw. Bewusstseinstrübungen,<br />
Verhaltensstörungen, Erregungs- und Depressionszustände, Teilnahmslosigkeit,<br />
Zwangsbewegungen, Krämpfe und schließlich Paresen<br />
• Seid über 250 Jahren bekannt und gefürchtet<br />
Ätiologie<br />
• Erreger = Bornavirus der Familie der Bornaviridae<br />
• Natürliches Wirtsspektrum: <strong>Pferd</strong>, Schaf, Kaninchen und Mensch<br />
Epidemiologie<br />
• Enzootischer Charakter mit geringer Ausbreitungstendenz und niedriger Kontagiosität<br />
• Sporadisches Auftreten und saisonale Rhythmik (höhere Inzidenz im Frühjahr)<br />
• Praktisch nur in Deutschland und der Schweiz bekannt<br />
• Virusreservoire soweit nicht bekannt<br />
• Virusausscheidung lange vor Ausbruch der Krankheit, bevorzugt über Nasensekret<br />
• Virushaltig auch Augensekret, Speichel, Urin, Milch und Blut<br />
• Virusaufnahme über SH der oberen Respirations- uns Digestionstraktes<br />
• Galaktogene und intruterine Übertragungen sind möglich<br />
• Ausgeschiedenes Virus nicht sehr infektiös<br />
Infektions- und Krankheitsverlauf<br />
• IKZ schwankt in weiten Grenzen, normal 4-8 Wochen beim <strong>Pferd</strong><br />
• Dauer der Inkubation nach oben scheinbar keine Grenzen gesetzt<br />
o Abhängig von Alter der Tiere, Applikationsweise, Virusdosis und Immunstatus<br />
• Klinisch relevante Krankheit hat vielfältige Symptomatik<br />
o Psyche<br />
o Sensorium<br />
o Sensibilität<br />
o Motilität<br />
o Vegetativum<br />
• Prodromalstadium mit Mattigkeit und verringerter Futteraufnahme beim <strong>Pferd</strong> meist nicht<br />
bemerkt<br />
• Hauptstadium: erst stark beeinträchtigtes Bewusstsein<br />
236
o Berühren oder Anrufen kann Exzitationen auslösen<br />
o Angriffslust und Bösartigkeit sehr selten<br />
o Zwangsbewegungen wechseln ab mit Verharren in unnatürlichen Stellungen<br />
o Kopf wird oft aufgestützt<br />
o Bevorzugt dunkle Stallecken<br />
o Hindernisse werden nicht mehr erkannt<br />
o Tappender oder schwankender Gang, leichtes Stolpern<br />
o Krämpfe und Lähmungen im Kopfbereich<br />
o Zähneknirschen<br />
o Hängenlassen der Ohren<br />
o Lähmungen der Nachhand<br />
o Hypoästhesie und Anästhesie<br />
o Lichtscheue mit Sehstörungen verbunden (Pupillenveränderungen, Nystagmus<br />
und Strabismus)<br />
• Lähmungen nehmen im weiteren Verlauf zu<br />
• Meist völlig eingestellte Futter- und Wasseraufnahme => allgemeine Schwäche<br />
• Seitenlage und Unfähigkeit, aufzustehen<br />
• Letalität schwankt zwischen 60 und 95%<br />
• Tiere, die akutes Stadium überleben genesen etwa zur Hälfte wieder dauerhaft<br />
o Bei restlichen Tieren Folgeschäden (Kreuzschwäche, Dummkoller, Epilepsie)<br />
oder Rezidive<br />
• Virusisolationen gelangen auch aus nichtneuronalem Gewebe<br />
• Nach überstandener Infektion Entwicklung einer labilen Immunität, die Rezidive nicht<br />
verhindert<br />
• Schutz gegenüber Challenge – Infektionen durch künstliche, nichtletale Infektionen, bzw.<br />
Applikation von Lebendimpfstoffen<br />
• Bei Immunität handelt es sich um kurzdauernde, labile Infektionsimmunität<br />
• Systemisch verabreichte Ak vermitteln keinen Schutz gegen Krankheit, stimulieren aber<br />
nach mehrmaliger Applikation die Ak-Bildung im Serum<br />
Diagnose<br />
• Klinische und labordiagnostische Methoden sind nur bedingt geeignet<br />
• Am Besten: Nachweis von Virus, Virusantigen oder spezifischen Ak<br />
DD<br />
• Virale, bakterielle, toxische und traumatische Enzephalitiden<br />
• Alle Erkrankungen, die mit enzephalomyelitischen Symptomen einhergehen oder sie<br />
vortäuschen<br />
Schutzimpfung<br />
• Inaktivierte Virus Vakzine bieten keinerlei Schutz => Lebendvakzinen werden verwendet<br />
o Sog. „Lebendimpfstoff nach Zwick“<br />
o Aus Gehirnen infizierter Kaninchen<br />
• Wirksamkeit und Unschädlichkeit der Vakzine nicht eindeutig bewiesen => wurde schon<br />
vor Jahren eingestellt<br />
o Im Impfstoff enthaltenes Virus besitzt Restvirulenz für <strong>Pferd</strong>e und Schafe, und<br />
Kontaminiert nach Ausscheidung mit Kot die Umwelt<br />
• Nach Impfung Impferkrankungen wegen Restvirulenz<br />
• Andere Impfstoffe als der nach Zwick stehen noch nicht zur Verfügung<br />
Therapie<br />
• Spezifische Therapie gibt es nicht, erkrankte Tiere werden symptomatisch behandelt<br />
• Empfohlen werden hygienische Maßnahmen<br />
o Absonderung erkrankter Tiere<br />
o Unschädliche Beseitigung gestorbener Tiere<br />
o Reinigung und Desinfektion des Stalles<br />
• Quarantäne und Stallsperren sind wegen der langen IKZ sinnlos<br />
237
Equine Herpesviren - Enzephalomyelitis<br />
• = Parese – Paralyse – Syndrom, Schlaganfall der <strong>Pferd</strong>e, EHV<br />
• geht einher mit spinalen Ausfällen<br />
• bisher auf bestimmte Bestände lokalisierte Ausbrüche (endemische Verlaufsform) mit<br />
geringer Ausbreitungstendenz<br />
• stark schwankende Morbiditäts- und Letalitätsraten<br />
• meist durch EHV-1, selten durch EHV-4 verursacht<br />
• EHV-1 Enzephalomyelitis vor allem bei Stuten kurz nach der Geburt als Myelitis, seltener<br />
als Enzephalomyelitis<br />
• Subakuter bis chronischer Verlauf<br />
• Läsionen im ZNS auch bei 50% aller totgeborenen oder in ersten Tagen verstorbenen<br />
Fohlen<br />
o Disseminiert – herdförmige Nekrosen im ZNS ohne spezifische Topik<br />
• Andere Form zentralnervöser Störungen gekennzeichnet durch: Ataxien, Paresen und<br />
Paralysen mit akuten bis perakuten Todesfällen<br />
o Zu Beginn meist leichte Störungen im Respirationstrakt, werden meist<br />
übersehen<br />
• In der Regel nicht kontagiös<br />
• Virusanzüchtung gelingt meist nicht<br />
• Prophylaxe ist durch regelmäßige Schutzimpfung gewährleistet<br />
• Es sollte keine Notimpfung durchgeführt werden<br />
Tetanus<br />
• = Starrkrampf, Hirschkrankheit, Lck-jaw. Tetano<br />
Begriffsbestimmungen<br />
• akut oder subakut verlaufende allgemeine Intoxikaiton im Anschluß an eine Lokalinfektion<br />
mit obeflächlichen oder tiefen Wunden mit dem anaeroben Sporenbildner Clostridium<br />
tetani<br />
• Wunde, sichtbare oder unsichtbare Verletzungen -> Erreger dringen in Organismus ein<br />
und schließen die Eingangspforten nach außen ab => anaerobe Verhältnisse<br />
• Im anaeroben Milieu Auskeimung und Entwicklung zu vegetativen Tetanusbazillen -><br />
Vermehrung und Bildung des Tetanustoxins<br />
• Tetanustoxin gelangt über Gewebe in periphere Nerven und wandern zentripedal ins ZNS<br />
ein<br />
• Empfänglich sind grdstzl alle Tiere, am Empfänglichsten sind <strong>Pferd</strong> und Mensch<br />
• Erreger ist weltweit verbreitet, i.d.R. in versporter Form im Boden, vor allem in<br />
stallmistgedüngter Erde<br />
• Sporen bleiben in oberflächlicher Schicht des Bodens lange vermehrungsfähig<br />
• Gefährdung geht aus von Aufnahme der Sporen, die äußerst widerstandsfähig sind<br />
• Anaerobes Milieu zum Auskeimen der Sporen v.a. in tiefen Wunden (Nageltritten) und in<br />
oberflächlichen und verkrusteten Wunden<br />
• Erreger bleiben in der Wunde wo sie sich vermehren, nur ihr Toxin wandert<br />
Infektions- und Krankheitsverlauf<br />
• Krankheitsbild gekennzeichnet durch spastisch-tonischen Dauerkrampf der<br />
quergestreiften Muskulatur<br />
• IKZ von wenigen Tagen – mehreren Wochen (je nach Empfindlichkeit des Wirtes)<br />
• Beginn mit Versteifung der Körpermuskulatur<br />
• Charakterisiert durch einzelne dominante Symptome<br />
o Rigor: tritt in jedem Fall auf<br />
o Spasmen: können fehlen<br />
• Kumulation beider Effekte kann zu Insuffizienz der Atemmuskulatur führen<br />
• Für Diagnose wichtig: Trismus<br />
o Muskeln des Kiefers sind kontrahiert<br />
238
• Beteiligung der Pharynxmuskulatur => früh einsetzende Dysphagie, oft mit gleichzeitiger<br />
Versteifung der Nacken-, Rücken-, Arm- und Beinmuskulatur<br />
o Typisches Bild des Ophistotonus!!<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> Beginn der Versteifung am Kopf, dann Ausdehnung bis zum Schweif<br />
• Ohren steil aufgerichtet und unbeweglich<br />
• Kauen und Schlucken fallen schwer<br />
• Sägebockstellung<br />
• Nickhautvorfall!!!<br />
• Schweif unbeweglich vorgestreckt<br />
• Muskeln angespannt und fast bretthart<br />
• Allgemein erhöhte Erregbarkeit => Krampfanfälle durch Aufregung<br />
• Temperatur nicht erhöht, steigt erst kurz vor dem Tod auf 42°- 43°C<br />
=> jede Erhöhung der Temperatur ist prognostisch ungünstig<br />
• Tod gewöhnlich 3-10d nach Beginn der ersten Krankheitszeichen<br />
• Genesung dauert 4-6 Wochen<br />
• Mortalität bei 45% bei erwachsenen <strong>Pferd</strong>en und 90% bei jungen Tieren<br />
• Erkrankungen, die innerhalb von 6 d nach Ansteckung entwickeln sind i.d.R. tödlich<br />
Diagnose<br />
• Aufgrund der typischen klinischen Zeichen möglich<br />
• Zur Absicherung (Forensik) bakteriologischer Erregernachweis<br />
Therapie<br />
• Erfolgsaussichten nur bei langer IKZ und unvollständigen Symptomen<br />
• Heilbehandlung mit Tetanus- Immunserum abhängig von Sitz, Art und Umfang der<br />
Verletzung<br />
• Gesicherte Diagnose => sofort mit möglichst hohen Dosen Antitoxin therapieren<br />
o Nur das Toxin im Wundbezirk und das im Blut können abgefangen werden,<br />
nicht das ans ZNS- gebundene!<br />
• Behandlungsschema (empfohlen)<br />
o 30 000 IE Antitoxin epidural oder i.v., zusätzlich 15 000 IE intramuskulär oder<br />
subkutan<br />
o tägliche Wiederholung bis zur klinischen Besserung<br />
o bekannte Eintrittspforte: zusätzliche lokale Applikation<br />
• symptomatische Therapie ebenfalls erforderlich<br />
• Unterbringung in ruhigem, abgedunkeltem Stall<br />
• Vermeidung jeglicher Erregung<br />
• Bei Trismus: Wasser und Futter über Nasenschlundsonde<br />
• Hochdosierte Penicillingaben (tägl. 10 Mio. IE)<br />
• Gabe von Sedativa<br />
Schutzimpfungen<br />
• Fester Bestandteil jeden Impfprogrammes<br />
• Führt zur Bildung antitoxischer Ak, die das Toxin neutralisieren<br />
o Verhindern nicht Auskeimung aufgenommener Sporen, bzw. eine<br />
Lokalinfektion<br />
• Toxoid-Impfstoffe vermitteln belastbare und langanhaltende Immunität<br />
• Beginnt beim neugeborenen Foheln mit Applikation von Tetanus-Immunseren<br />
o V.a. bei Fohlen, die nicht genügend Kolostrum erhalten haben oder bei der<br />
Geburt Verletzungen erlitten<br />
• Ab 3. Lebensmonat aktive Immunisierung mit Tetanustoxoid möglich<br />
• Grundimmunisierung<br />
o 2 Impfungen im Abstand von 4-8 Wochen<br />
• ein Jahr nach abgeschlossener Grundimmunisierung Wiederholungsimpfung<br />
o nach derartiger Immunisierung reicht Auffrischung alle 2 – 4 Jahre<br />
• passive Schutzimpfung<br />
o bei allen tiefen, verschmutzten Wunden<br />
o empfohlen vor OP’s (Kastration)<br />
239
Tollwut<br />
= Rabies, Lyssa<br />
• virusbedingte Infektionskrankheit, i.d.R. durch Bißverletzungen übertragen<br />
• endet unter Symptomen einer akuten lymphozytären Polioenzephalomyelitis letal<br />
Erreger<br />
• Tollwutvirus, Genus Lyssavirus, Familie Rhabdoviridae<br />
o Wenig widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen<br />
o Kann in Tierkadavern wochenlang überleben<br />
• Wirkungsvolles Desinfektionsmittel: 2%iges Formalin<br />
• Virus wird nach seiner Verbreitung als Straßen-, Wald- oder Fledermausvirus bezeichnet,<br />
Virus fixe wurde durch Passagen in Virulenz herabgesetzt<br />
• Empfänglich sind alle warmblütigen Säuger, der Mensch und bedingt auch Vögel!!<br />
• Unterschiedliche Empfänglichkeit, <strong>Pferd</strong> und Mensch wenig empfänglich, Fuchs, Wolf und<br />
Katze sehr!!<br />
Epidemiologie<br />
• Hauptwirte infizieren andere Tierarten und den Menschen<br />
• Unterscheidung in Hundetollwut, Wildtollwut und Fledermaustollwut<br />
• Hundetollwut<br />
o Hptsl. in Afrika, Asien<br />
o Herrenlose, streunende Hunde als Hauptwirte, gefährden andere Tiere und<br />
den Menschen<br />
• Wildtollwut<br />
o Hauptwirt ist der Fuchs<br />
o Erkrankt er => Verlust der natürlichen Scheu, wird bisswütig und fällt andere<br />
Tiere an<br />
o <strong>Pferd</strong> = Endglied der Infektionskette, Hund und Katze gefährden aber die<br />
Menschen!!<br />
o Unterliegt saisonalen Schwankungen (Häufung im Frühjahr und im 3-4 Jahres<br />
– Rhythmus)<br />
• Fledermaustollwut<br />
o Sonderstellung<br />
o Hauptwirte = blutsaugende Fledermausarten<br />
o Bei Fledermäusen selbst meist nur subklinische Infektionen<br />
• Übertragung erfolgt fast ausnahmslos über den Biß, virushaltiger Speichel infiziert das<br />
Gewebe<br />
• Hund: Speichel schon 5d vor Ausbruch der Krankheit virushaltig<br />
• Virus kann nicht durch intakt Haut eindringen, aber durch verletzte Haut<br />
Pathogenese<br />
• Virus gelangt mit Speichel über Bissverletzung in Gewebe -> Wanderung über periphere<br />
Nerven, Spinalganglien und Rückenmark ins Gehirn -> starke Vermehrung -><br />
Ausbreitung in die Peripherie -> Infektion der Speicheldrüsen mit weiterer<br />
Virusvermehrung<br />
• Virusbedingte Schädigung von Gehirn und Rückenmark => klinische Symptome mit<br />
tödlichem Ausgang<br />
Klinik<br />
• Unterschiedliche IKZ, je nachdem wie weit die Eintrittsstelle vom ZNS weg ist,<br />
Virusmenge und Immunität des Empfängers<br />
o 1 Woche bis 90 d<br />
• nicht jede Bissinfektion führt zur Erkrankung<br />
• klassischer Verlauf hat 3 Stadien<br />
1. Prodromalstadium<br />
o verändertes Verhalten<br />
o Schreckhaftigkeit<br />
o Scheu<br />
o Unruhe<br />
240
o Zuckungen<br />
o Juckreiz an Bissstelle<br />
o Benommenheit<br />
o Dummkollerähnliche Symptome<br />
o Vermehrtes Liegen<br />
2. Exzitationsstadium<br />
o Gesteigerte Unruhe<br />
o Kolikartige Symptome<br />
o Krampfanfälle<br />
o Raserei = rasende Wut<br />
o Beißen<br />
o Schlagen<br />
o Gesteigerter Geschlechtstrieb<br />
o Häufiger Harn- und Kotdrang<br />
3. Paralytisches Stadium<br />
o Schluckbeschwerden<br />
o Speichelfluß<br />
o Stimmveränderung<br />
o Nachhandschwäche<br />
o Festliegen<br />
o Fehlt Exzitationsstadium = stille Wut<br />
• Es dominieren die Fälle der stillen Wut, v.a. bei Wdk<br />
• Patienten sterben in erster Krankheitswoche<br />
• Spontanheilungen sind nicht bekannt<br />
• Klinisch manifeste Erkrankung verläuft immer tödlich!!<br />
Diagnose und DD<br />
• V.a bei stiller Wut intra vitam nicht möglich!!<br />
• Verdächtig: alle plötzlich auftretenden Wesensveränderungen und akute zentralnervöse<br />
Symptome<br />
• Infektionsmöglichkeiten erfragen!!!!<br />
• Impfungen rechtfertigen nicht, Tollwut differentialdiagnostisch auszuschließen<br />
• Sichere Diagnose ist nur am toten Tier möglich<br />
o Es reicht, den Kopf zur Untersuchung einzusenden<br />
• DD sind sehr umfangreich => Krankheit wird gar nicht, oder erst sehr spät korrekt<br />
erkannt<br />
Prophylaxe<br />
• Impfung aus inaktivierten Erregern<br />
• Impfung tollwutverdächtiger oder ansteckungsgefährdeter Tiere ist<br />
verboten!!!<br />
• Behandlungsversuche an tollwutkranken Tieren sind verboten!!<br />
241
Infektionskrankheiten mit Beteiligung mehrerer Organsysteme<br />
Infektiöse Anämie<br />
• = ansteckende Blutarmut der Einhufer, Equine infektiöse Anämie (EIA)<br />
• virusbedingte Erkrankung des Blutes und der bBlutbildenden Organe<br />
• Anämie = Leitsymptome<br />
o Entsteht durch antikörperbedingte Hämolyse<br />
• Klinisches Bild variiert zwischen hochfieberhaften, septikämischen, akuten Formen mit<br />
raschem tödlichen Ausgang und subakuten bis chronischen Formen<br />
• Tendenz zu Fieber, Anämie, Subikterus, Blutungen, Ödembildung, Herzinsuffizinez,<br />
Abmagerung, Mattigkeit, Benommenheit und Nachhandschwäche<br />
• Latente oder inapparente Form: Tiere scheinen gesund und leistungsfähig, sind aber<br />
Virusträger<br />
• Nur für Einhufer infektiös<br />
Ätiologie<br />
• Verschiedene, antigenetisch nicht einheitliche Virusstämme<br />
• Relativ hohe Tenazität gegenüber äußeren Einflüssen<br />
• Bleibt bei Zimmertemperatur in eingetrocknetem Blut etwa 7 Monate infektionsfähig<br />
• Desinfektion: 2%ige Formalinlösung, stark saure und stark alkalische Mittel geeignet<br />
• Einmal infizierte Tiere bleiben lebenslange Virusträger (=> potentielle Virusausscheider)<br />
Übertragung<br />
• Auf 3 Wegen möglich<br />
1. bei tragenden Stuten intrauterine Infektion des Fetus<br />
o Feten sterben ab, werden abortiert oder kommen als lebensschwache Fohlen<br />
oder gesunde Virusträger zur Welt<br />
o Nach der Geburt Infektion durch Kolostralmilch möglich<br />
2. tierärztliche Instrumente<br />
o Nach Behandlung eines Virusträgers nicht gereinigt und desinfiziert worden<br />
3. blutsaugende Insekten<br />
o Wichtigste Rolle bei der Übertragung<br />
o Virus vermehrt sich in Insekten nicht<br />
• Infektionsweg über Insekten erklärt gehäuftes Auftreten in insektenreichen Gebieten<br />
• Kontaktinfektionen ohne praktische Bedeutung<br />
• Virushaltiges Blut ist entscheidendes Agens<br />
• Virusgehalt erreich in febrilen Phasen die höchste Konzentration<br />
Pathogenese<br />
• Wenige d nach Ansteckung schon während IKZ Virusvermehrung im lymphoretikulären<br />
System (Leber, Milz, Lnn, Knochenmark)<br />
• Im Blut ist Virus in mononukleären Zellen und Erythrozyten<br />
• Anlagerung von Ak und Komplement an infizierte Erys => Hämolyse => Anämie<br />
• Chronisch verseuchte Gebiete: Entwicklung einer Immunität möglich<br />
o Verhindert schwere Verlaufsformen und Todesfälle<br />
• Neutralisierende Ak sind stammspezifisch => kein Schutz gegen heterologe Stämme =><br />
kein sicherer Infektionsschutz<br />
Vorkommen und Verlauf<br />
• Auf ganzer Welt verbreitet, aber nur auf regionale Gebiete beschränkt<br />
• Häufigkeit des Auftretens lässt keine Regeln erkennen<br />
• Bedeutung ist zur Zeit gering<br />
• Für den Verlauf der Erkrankung scheint es von Bedeutung zu sein, ob der Bestand<br />
chronisch verseucht ist, oder ob die Infekion frisch eingeschleppt wurde<br />
• In länger verseuchten Beständen überwiegen chronische und latente Verlaufsformen<br />
• Akute Fälle sind die Ausnahme, kommen in erster Linie bei neu eingestellten Tieren vor<br />
• Neueinschleppung<br />
242
Erreger<br />
o Erst vereinzeltes, dann gehäuftes Auftreten<br />
Klinische Erscheinungen<br />
• IKZ schwankt zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen<br />
• Dauer hängt ab von Menge des aufgenommenen Virus<br />
• Akute Verlaufsformen<br />
o Septikämisches Krankheitsbild mit Fieber bis 42°C<br />
o Fieber kann remittieren oder intermittieren<br />
o Schwäche, Zittern schwankender Gang, Tachykardie, Abmagerung, Ödem<br />
o Sehr verdächtig: petechiale Blutungen<br />
o Besonders an Zungenunterfläche<br />
o An Konjunktiven und an Nasenscheidewand<br />
o Rektal Milzvergrößerung nachweisbar<br />
o Anfangs keine Anämie<br />
o Tod schon nach wenigen d<br />
• Subakuter Verlauf<br />
o Weniger drastisch, häufiger beobachtet<br />
o Wiederholte Fieberanfälle mit geringen Allgemeinsymptomen<br />
o Anämie, Blutungen, Ödeme neben Fieberanfällen wichtigste Symptome<br />
o Erkrankung kann nach mehreren Attacken an Intensität zunehmen<br />
o Führen zum Tod, oder geht in chronische Form über<br />
• Chronische Form<br />
o Fieberanfälle in Abständen mehrerer Monaten<br />
o Fieberfreie Zeiten: <strong>Pferd</strong>e erscheinen unauffällig, oder sind leistungsschwach<br />
und magern ab<br />
o Anämie in unterschiedlichem Maß ausgebildet<br />
Diagnose<br />
• Sehr schwer<br />
• Kein pathognomonisches Symptom vorhanden!!<br />
• Laborbefunde auch nicht typisch!<br />
o Coggins-Test wird 3 Wochen nach Infektion positiv!!<br />
Therapie<br />
• Keine sichere vorhanden<br />
• Immunprophylaxe auch nicht vorhanden<br />
• Seuchengefahr => systematische Insektenbekämpfung<br />
Rotz<br />
ANZEIGEPFLICHT!!!<br />
Klassifizierung<br />
- Burkholderia mallei (veraltert: Pseudomonas mallei, Actinobacillus mallei), Familie Pseudomonaceae, Genus<br />
Burkholderia<br />
Tenazität<br />
- gering außerhalb des Wirtes, empfindlich gg. Trockenheit, Licht, Hitze<br />
- überlebt bei Dunkelheit und Feuchtigkeit 14 d im Stall<br />
Epidemiologie<br />
- v.a. in Asien und Afrika<br />
- Erregereinschleppung über latent infizierte Tiere<br />
- Infektion erfolgt oral über Haut und SH, selten aerogen<br />
- Empfänglichkeit: Esel und Maultier > <strong>Pferd</strong>e>Kamele> Hunde und Katzen (tote Großkatzen im Zoo nach der<br />
Aufnahme infizierten Fleisches), kleine Wiederkäuer erkranken nur selten, Rd. Schw, Vögel sind<br />
unempfänglich<br />
- Lebensgefährliche Zoonose Humanpathologische Risikogruppe 3<br />
243
Pathogenese<br />
- akut: hauptsächlich Esel und Maultiere<br />
- chronisch: hauptsächlich <strong>Pferd</strong>e<br />
- Lungenrotz, generalisiert: infektiöses Futter => Eindringen in lymphatischen Nasen- Rachen – Ring,<br />
NasenSH, örtliche LNN. => hämatogene Streuung: Ansiedlung im gesamten Körper, v.a. in der Lunge und<br />
den Atemwegen<br />
- Haut. Rotzknötchen und Geschwüre, typische ältere Veränderung als eisblumenartige Rotznarben in der Nase<br />
betroffener <strong>Pferd</strong>e<br />
- Nasenrotz lokal: Tröpfcheninfektion (Inhalation) = diphteroide beläge, Knötchen, Geschwüre auf SH der<br />
oberen Luftwege<br />
- Hautrotz: Schmierinfektion => Pusteln, Knoten nach kleinen Verletzungen<br />
Klinik<br />
- akut: fieberhaft, einseitiger, später beiderseitiger Nasenausfluss, Schwellung der Kehlgangslymphknoten, Tod<br />
nach 2-3 Wochen<br />
- chron.: unregelmäßige Fieberschübe, Husten, Atembeschwerden (cave Dampfigkeit), Entzündung der<br />
Kehlgangslnn., Abmagerung, Geschwüre, Knoten<br />
- Skript: an Hglm. „Elephantitis malleosa“ durch chron. Lymphangitis<br />
- Erregerausscheider über Jahre<br />
- Tierversuch an Meerschweinchen: eitrige Orchitis<br />
Diagnose<br />
- klinisch in akuten Fällen anhand Veränderungen des Nasenbereiches<br />
- path.-anat., histologische Veränderungen Haut, respiratorische Schleimhaut, Lunge<br />
- Serologie: KBR mit höherer Spezifität als SLA (Serumlangsamagglutination) Titer >1:5<br />
- Allergologisch (Ophthalmomalleinprobe): in EU heute nicht mehr zugelassen, Testpräparat wird in Lidsack<br />
eines Versuchstieres eingebracht => 14h: lokale Entzündungsreaktionen, tws. Sogar Temperaturanstieg<br />
- Hautprobe: s.c. Nachteil: Tiere bilden Ak => Serokonversion, Serumprobe positiv, Injektion in Bauchhöhle<br />
- DD: Nasenrotz: Druse, Tbc, chron. Nasenausfluß (aber beiderseits); Pocken; Lungenrotz: Tbc, Botryomykose,<br />
Parasiten, Nocardiose; Hautrotz: Mykosen, Botryomykosen<br />
Therapie<br />
- Anzeigepflichtig<br />
- Es wird nicht therapiert sondern getötet, Schlacht- und Abhäuteverbot, Tierkörper ist unschädlich zu<br />
beseitigen<br />
- Auf Tötung ansteckungsgefährdeter Tiere kann verzichtet werden, wenn: mehrmonatige Absonderung, sowie<br />
klinische und serologische Kontrolle<br />
- Menschen: heute mit Sulfonamiden oder Tetracyclinkombi heilbar<br />
Prophylaxe<br />
- in Nordamerika, EU ausgerottet (letzter Fall in D: 1995), kommt aber noch vor in Nordafrika, Asien, auch in<br />
der Türkei<br />
Druse<br />
Definition<br />
• Akute, kontagiöse Erkrankung der Equiden mit Entzündung der SH, des oberen<br />
Respirationstraktes und Vereiterung der regionären Lnn<br />
Vorkommen und Epidemiologie<br />
• Weltweit verbreitet<br />
• Streptokokkus equi, subsp. Equi fast nur bei Equiden vorhanden<br />
• Nachweis aus Umwelt und von gesunden Tieren nur sehr selten<br />
• Nach Einschleppung des Erregers seuchenhafte Ausbreitung im Bestand<br />
• Am häufigsten junge <strong>Pferd</strong>e betroffen (= „Kinderkrankheit“)<br />
• Bei Fohlen und Jährlingen bis 100% Morbidität<br />
• <strong>Pferd</strong>e jeden Alters können betroffen sein, Jungtiere erkranken am Stärksten<br />
• Übertragung vorwiegend aerogen durch Tröpfcheninfektionen<br />
• Erreger ist hochkontagiös, kann mittels kontaminierter Tränkeimer o.ä. übertragen werden<br />
244
Symptome<br />
• IKZ von 1 – 8 d<br />
• Erkrankung beginnt mit hohem Fieber (40 – 41,5°C)<br />
o Kann ohne Behandlung 10 – 16 d anhalten<br />
• Danach akuter Nasenkatarrh<br />
o Beiderseitiger seröser bis schleimiger Ausfluss<br />
o Schwellung der Lnn<br />
• Oft Konjunktivitis und Stomatitis<br />
• Fohlen sind apathisch, saugen, bzw. saufen und fressen fast nichts und huste<br />
o Spontane Heilung möglich (= „leichte Druse“)<br />
• Schwere Druse<br />
o Hochgradige schleimig- eitrige Nasen-Rachen-Entzündung<br />
o Frühzeitige Schwellung der Kehlgangs- und Luftsacklymphknoten<br />
• Typische Kehlgangsdruse: bald gut diagnostizierbare mandibuläre Lymphadenitis mit<br />
Abszesßbildung in wenigen Tagen<br />
• Eröffnen oder Durchbrechen der Abszesse: Fieber sinkt schnell<br />
• „kalte Druse“: kein Fieber mit geringem Nasenausfluss<br />
o Erreger wird bei dieser Form leicht in neue Bestände eingeschleppt<br />
• Schwere Komplikationen bei Vereiterungen der retropharyngealen, subparotidealen Lnn und<br />
der Lungen- und Gekröselnn. (metastatische Form)<br />
• Keine absolute Ruhigstellung => erhöhte Gefahr der Pyämie<br />
o Metastasierung in versch. Lnn., meist in die der kranialen Gekrösewurzel!!<br />
o Verdauungsstörungen, Kolikerscheinungen und Allmähliche Abmagerung<br />
Ätiologie<br />
• Erreger: S. equi subsp. Equi<br />
o eng verwandt mit S. zooepidemicus<br />
o bekapselt => schleimiges Wachstum<br />
• Virulenz abhänigg von:<br />
o Hoher Vermehrungsrate junger Kulturen => hohe Keimzahl<br />
o Große Zellen durch Vorhandensein einer Kapsel => Verzögerung der Phagoytose<br />
o Negative Oberflächenspannung für Einzelzellen<br />
o Starke Hämolysin- und Endotoxinbildung<br />
Pathogenese<br />
• Erreger über Nase und Mund an Zellen des lymphatischen Gewebes<br />
• Bald Nachweis des Erregers in Lnn<br />
• Vermehrung des Erregers extrazellulär in Lnn<br />
• Zrestörung eines Teils der Erreger und der Leukozyten => Gewebseinschmelzung und<br />
Abszessbildung<br />
• Verschleppung der Erreger in Liquorsystem => eitrige Meningoenzephalitis<br />
• Septikämie: rascher tödlicher Ausgang, v.a. bei Fohlen und Eseln<br />
Diagnose<br />
• Klassische Symptome<br />
• Alter der betroffenen Tiere<br />
• Meist seuchenhafter Verlauf<br />
• Bakteriologie<br />
DD<br />
• Fohlenlähmekomplex<br />
• Pyämische Form der Salmonellose<br />
• Rhodococcus-equi- Infektionen<br />
• Rotz- und Rhinovirusinfektionen<br />
Therapie<br />
• Frühzeitige Antibiose, noch vor Vereiterung in Lnn<br />
• Infektionsversuche: in 8 von 10 Fällen Abszedierung!!<br />
• Hohe i.m. Dosen von Penicillin<br />
245
• Bereits gebildete Abszesse durch Antibiose nicht zu beeinflussen!!<br />
o Abszesse sollten eröffnet werden!!<br />
o Gabe von Immunseren<br />
• Therapie so lange, bis Tier nach Entleerung der Abszesse 3 d fieberfrei ist<br />
Prophylaxe<br />
• Quarantäne<br />
• Verhütung der Ausbreitung im Bestand<br />
• Erkrante Tiere sofort isolieren!!<br />
• Gesunde Tiere im Bestand überwachen!!<br />
• Antibiotikaprophylaxe zum Stoppen eines Ausbruches!!<br />
• Immunprophylaxe<br />
o Passiv und aktiv möglich!!!<br />
Allgemein<br />
- klassische Kokzidien<br />
- einwirtig (=ohne Wirtswechsel)<br />
- direkte Übertragung (= kein ZW)<br />
- Infektion oral durch Oozyste<br />
- Ausscheidung Oozyste über Faeces & Harn<br />
- Erkrankung: Kokzidiose<br />
Entwicklung<br />
Eimeriidae<br />
Am Beispiel der Eimeria, gilt aber in Grundzügen für alle Apikomplexa<br />
Die Entwicklung ist bei allen Eimerien gleich<br />
� bei Geflügel meist mehr als 2 Schizontengenerationen<br />
� bei E. tenella wandern Schizonten der 2. Generation in subepitheliale Gewebe<br />
E.bovis & E.zuerni<br />
orale Aufnahme sporulierter Oozysten durch<br />
den Wirt ↓<br />
freiwerden der Sporozoiten im Dünndarm und Transport in die zentralen Lymphkapillaren der Darmzotten mit<br />
Lymphozyten ↓<br />
Besiedelung der dortigen Endothelzellen (die meisten Eimeria spp. bleiben im Darm und<br />
besiedeln Epithelzellen) ↓<br />
1. Schizogonie: Bildung von Merozoiten in<br />
Makroschizonten (ca. 2 Wochen) ↓<br />
nach Platzen der Zelle Auswanderung ins Epithel und Besiedelung von Epithelzellen in distaleren Darmabschnitten<br />
↓<br />
2. Schizogonie: Bildung von Merozoiten<br />
↓<br />
Gamogonie: Differenzierung zu Makro- &<br />
Mikrogamonten und Bildung von Makro- &<br />
Mikrogameten, dann Syngamie<br />
↓<br />
Zygote umgibt sich mit einer Hülle:<br />
unsporulierte Oozyste<br />
↓<br />
Oozyste gelangt ins Darmlumen und wird<br />
mit dem Kot ausgeschieden<br />
↓<br />
Sporulation in der Außenwelt:<br />
4 Sporozysten mit je 2 Sporozoiten<br />
246
Sporogonie: - in Außenwelt<br />
- aus Zygote entwickeln sich in Oozyste vier Zellen � die Sporoblasten<br />
- Sporoblasten umgeben sich mit Hülle � Sporozyten<br />
- Zweiteilung der Sporozyten � Sporozoiten = inf. Stadium<br />
Eindringen in die Zelle:<br />
- Material von Oozyste kann übrig bleiben & außerhalb der Sporozysten liegen bleiben<br />
� Restkörper zur Speziesdifferenzierung<br />
orale Aufnahme der Sporozoiten<br />
↓<br />
Ortung der Zielzelle über Rezeptoren<br />
↓<br />
Sporozoit stellt sich auf Spitze & beginnt mit<br />
Sekretion aus den Mikronemen & Rhoptrien<br />
↓<br />
Mit Hilfe eines „Myosin-Motors“ bewegt er sich<br />
unter Mitnahme eines Teils der Zellwand in die Zelle<br />
↓<br />
Bildung der parasitophoren Vakuole<br />
� besteht zum Großteil aus Rhoptrien-Material<br />
↓<br />
danach Differenzierung zum Trophozoiten<br />
↓<br />
Beginn der Teilung<br />
Schizogonie: - im Wirt nach Aufnahme der Sporozoiten<br />
- Zerfallsteilung<br />
typische Schizogonie: Trophozoit repliziert DNA � Organisation der DNA an Peripherie der<br />
Zelle � Teilung � umgeben mit Plasma �<br />
Bildung neuer Konoide �<br />
Differenzierung zu freien Merozoiten<br />
Endodyogenie: einfache Zweiteilung � Material der Mutterzelle wird vollständig<br />
verbraucht<br />
die Kerne werden geteilt<br />
Anlage neuer Apikalkomplexe<br />
danach � Längsteilung<br />
Endopolygenie an der Peripherie eines polyploiden Kerns entstehen<br />
gleichzeitig viele Tochterzellen<br />
Nachdem genet. festgelegte Zahl von Merozoiten entstanden ist wird die Zelle zerstört � Merozoiten<br />
werden frei � Befall neuer Zellen<br />
Die Zahl der Schizontengenerationen (meist 2) ist bei Eimeria genet. festgelegt<br />
Gamogonie:<br />
geschl. Phase Merozoiten bilden geschl. determinierte Zellen � Gamonten<br />
- weibl. Mikrogamonten bilden einen Makrogamet<br />
- männl. Mikrogamonten bilden durch Zerfall viele Mikrogameten<br />
Morphologie<br />
- durch Syngamie entsteht eine Zygote<br />
- Variiert sehr stark<br />
- invasive Stadien (Sporozoiten & Merozoiten)<br />
247
Gattungen<br />
� äußere Begrenzung = Pellikula<br />
PPPlasmalemm Komplex aus 2 Membranen<br />
Mikrotubuli<br />
� Mikrotubuli ziehen vom Polring nach dorsal zum hinteren Polring<br />
� Nahrungsaufnahme über Mikropore (Pinozytoseähnlich)<br />
� Apikalkomplex:<br />
� Konoid aus Mikrotubuli<br />
innerhalb des Polrings<br />
� Rhoptrien keulenförmig<br />
� Mikronemen zum Eindringen in Wirtszelle<br />
� dichte Granula<br />
� dickwandiges Vesikel (vermutlich endosymbiontischer Plastide)<br />
� ein Kern<br />
� Mitochondrium<br />
� Golgi-Apparat<br />
� rER<br />
Spezies Wirt Lokalisation Pathogenität Schizontengeneration<br />
E.bovis Rind<br />
distales Ileum,<br />
Caecum, Colon<br />
++ 2<br />
E. alabamensis<br />
Gamonten liegen +<br />
2<br />
(Weideinfektion�<br />
distal, übrige Stadien (galt bis vor kurzem<br />
blutige Diarrhoe &<br />
Gewichtsverlust)<br />
proximal im Darm als apathogen)<br />
E. zuerni<br />
hinterer Dünndarm,<br />
Caecum, Colon<br />
++ 2<br />
E. bakuensis Schaf Dünndarm ++ 2<br />
E.airlongi Ziege Dünndarm + 2<br />
E.debliecki Schwein Dünndarm + 2<br />
E.stiedai Kaninchen Gallengänge +++<br />
Toxoplasma<br />
Allgemein<br />
- die einzige Art dieser Gattung ist Toxoplasma gondii<br />
- fakultativ heteroxener Gewebeparasit<br />
- Unterschied zu anderen Kokzidien � zweiwirtig!!!<br />
- Endwirte: Feliden<br />
- Beteiligung an Aborten & conatalen Schäden bei Schwein, Schaf, Ziege, Mensch<br />
- Meldepflichtig!<br />
248
Klinik<br />
- nichtträchtige Tiere<br />
� Fieber ohne gestörtes Allg.befinden<br />
- trächtige Tiere<br />
� Aborte<br />
� perinatale Sterblichkeit<br />
� im ersten Drittel<br />
� unbemerkter Abort<br />
� Veränderungen der Kotyledonen<br />
� Nekrosen am Fetus<br />
� Mumifizierung, Totgeburten oder lebensschwache Lämmer<br />
� spätere Trächtigkeit<br />
� ohne Reinfektion problemlos<br />
� bei Reinfektion Aborte<br />
� Mensch: Hydrocephalus, cerebrale Verkalkung, Veränderungen am Augenhintergrund<br />
Immunologie<br />
- T-Zell vermittelt<br />
- T-Zellen setzen INF γ frei<br />
- befallene Zellen produzieren NO & senken Tryptophansynthese (Tryptophan ist für Tachyzoiten essentiell)<br />
- bei Immunsuppression ist Reaktivierung befallener Zellen möglich<br />
- Tachyzoiten können zu cerebraler Toxoplasmose führen<br />
Diagnose<br />
- wichtig zum Schutz schwangerer Frauen vor Erstinfektion<br />
- neg. Ergebnis nicht beweisend<br />
- Serologie (Kot)<br />
Bekämpfung<br />
Therapie<br />
� bei akuter Infektion<br />
� Sulfamethazin-Na + Pyrimethamin<br />
� bei latenter Infektion<br />
� Toltrazuril (Baycox®)<br />
Familienmorphologie<br />
- Lebenszyklus ein- oder zweiwirtig<br />
- trypomastigot & amastigote Form im Vertebratenwirt<br />
- epimastigote & promastigote Form im Athropoden<br />
- Zellkern<br />
- Kinetoplast (Geißelansatz unterschiedlich)<br />
- undulierende Membran<br />
- Golgi-Apparat<br />
- ER<br />
- Mikrotubuli (Stützeinrichtung)<br />
- Mitochondrium<br />
Trypanosoma<br />
249
- spindelförmig (5-30 µm)<br />
Gattungsmorphologie<br />
- extrazelluläre Parasiten (exkl. T. cruzi)<br />
- Übertragung zyklisch durch Athropoden ( exkl. T. equiperdum & evansi)<br />
- Salivaria �� Stercoraria<br />
Immunologie<br />
bei anderen Erregern: IgM steigen erst an & fallen dann ab; hier persistiert der Titer<br />
Grund: T. brucei verändert Oberflächenantigene (surface coat; 10-15 nm dick)<br />
Oberflächenprotein = VSG�variant surface glycoprotein<br />
aus - Signalpolypeptid<br />
- variabler Region<br />
- homologe Region<br />
- hydrophobem Schwanz<br />
VSG ist mit GPI-Anker (Glycosyl-Phosphatidyl-Inositol) im Plasmalemm verankert<br />
� kann nach Neusynthese schnell abgeworfen werden<br />
10 % des Genoms codieren für VSG<br />
100-110 Zyklen versch. Oberflächen-AG-Muster bekannt � keine Vaccinierung möglich<br />
2) Anlagerung an Erys � mitphagozytiert � es können AutoAK gegen Erys gebildet werden<br />
- zirkulierende Immunkomplexe<br />
- massiver Anstieg IgG & IgM<br />
- polyklonale B-Zellaktivierung<br />
- unspezif. Effekte<br />
Diagnose<br />
Erregernachweis: - Blutausstrich<br />
- dicker Tropfen<br />
- Methode nach Woo � Zentrifugation des Blutes in Mikrohämatokritkapillare<br />
T. sammeln sich oberhalb der Erys<br />
- Lanham- Methode � T. werden mit Cellulosefilter aus Blut gefiltert<br />
- Serologie (KBR, ELISA, IF)<br />
Bekämpfung<br />
Bekämpfung Tze-Tze-Fliege (Insektizide, Fallen, sterile male)<br />
Chemoprophylaxe kostenaufwendig<br />
hält 4-6 Wochen an, Gefahr der Resistenzbildung<br />
Isometamidiumchlorid (Samorin®, Trypamidium®)<br />
Suramin (Naganol®)<br />
Chemotherapie Diamidine (Berenil®)<br />
Quinapyramin-sulfat (Antrycide®)<br />
weitere Strategien Zucht toleranter Rinderrassen (Einzucht von N´Dama & anderen lokalen Rassen)<br />
Beseitigung von Reservoiren (Büffel sind inf. erkranken aber nicht � Obsolet)<br />
T.brucei evansi – Surra<br />
- Huf- und Klauentiere, aber auch Caniden<br />
- Verbreitung azyklisch-alimentär (T. in Blutresten an Stechwerkzeugen, keine Vermehrung)<br />
- Vektoren = Tabaniden & Vampirfledermäuse<br />
- Nagana-ähnlich � Fieber, ZNS-Störung, extreme Abmagerung, Paralyse (Kreuzlähme)<br />
T.brucei equinum – Mal de Caderas<br />
- <strong>Pferd</strong>, Rind, Esel, Maultier<br />
-Südamerika<br />
- Übertragung azyklisch-alimentär; Kreuzlähme<br />
T.brucei equiperdum – Dourine – Beschälseuche<br />
- <strong>Pferd</strong><br />
- Afrika & Asien<br />
250
- Übertragung mechanisch durch Deckakt<br />
- in Deutschland anzeigepflichtig<br />
Pathogenese lokale Veränd. an Vagina bzw. Penis (Schwellung, Depigmentierung)<br />
Parasitämie nach 2-3 Wochen<br />
Folge: Unterhautödeme, Fieberschübe, Urticaria (Talerflecken)<br />
Abmagerung<br />
Fasciola hepatica – großer Leberegel<br />
- häufig bei Wdk, aber auch andere<br />
- !Zoonoseerreger!<br />
Morphologie<br />
- 2-5 cm groß<br />
- lanzettförmig<br />
- Sattel im cran. Bereich (häufig farblich abgesetzt)<br />
- nach außen bedornt bzw. tragen Stacheln<br />
- Bauchsaugnapf<br />
� direkt hinter Aufzweigung des Darms<br />
- Darm � aus zwei Hauptschenkeln<br />
� verzweigt, endet blind<br />
Einwanderung ins ZNS � Kreuzlähme & Fazialislähmung (nach 3-4 Monaten)<br />
Fasciola<br />
- Geschlechtsorgane<br />
� zwei Genitalöffnungen<br />
eine für Zirrusbeutel, eine für Vagina � lat. Dotterstöcke münden über Dottergänge in<br />
Ootyp<br />
� gefiedertes Ovar mündet mit Ovidukt in Ootyp<br />
� Ootyp mündet in geschlängelten Uterus<br />
� beide Hoden sind stark gefiedert<br />
- Eier � groß, oval, glatte Schale<br />
� spitzer Pol mit Operkulum<br />
� erscheinen granuliert<br />
Entwicklung<br />
Fasciola lebt als Adultus in den Gallengängen<br />
seines Wirtes<br />
↓<br />
Eier gelangen in Gallenblase und bei deren<br />
schubweiser Entleerung weiter in den Darm<br />
↓<br />
Ausscheidung der Eier mit den Faeces<br />
↓<br />
Eier werden von Regen ausgewaschen und<br />
gelangen in Gewässer<br />
↓<br />
nach ca. 3 Wochen schlüpfen Mirazidien,<br />
die innerhalb von 6-8 h eine Schnecke finden müssen<br />
↓<br />
einbohren in den Fuß der Schnecke und<br />
251
Gesamtdauer: 3-4 Monate<br />
Präpatenz: ca. 10-12 Wochen<br />
Patenz: 1-6 Jahre<br />
Entwicklungszeiten<br />
Differenzierung zur Sporozyste<br />
↓<br />
Wanderung in das Hepatopankreas<br />
(Mitteldarmdrüse)<br />
↓<br />
Entstehung von ca. 40 Redien aus einer Sporozyste<br />
↓<br />
aus 1 Redie entstehen ca. 50 Zerkarien<br />
(bei niedrigen Temperaturen können<br />
Tochterredien als Zwischenstufe eingeschaltet sein)<br />
↓<br />
Wanderung der Zerkarien entlang des Darmes<br />
zur Analgegend und Auswanderung ins Wasser<br />
↓<br />
Z. schwimmen frei im Wasser & heften sich an Pflanzen<br />
↓<br />
Abwerfen des Schwanzes & enzystieren,<br />
idem sie Proteinhülle bilden<br />
↓<br />
dadurch entsteht für Endwirt inf. Metazerkarie<br />
↓<br />
Aufnahme der Metazerkarie durch Endwirt<br />
mit Wasser oder Futterpflanzen<br />
↓<br />
Verdauung der Proteinhülle<br />
↓<br />
im Duodenum Entwicklung zum Jungegel<br />
↓<br />
Durchbohren der Darmwand (nach 2-24 h)<br />
↓<br />
Wanderung durch Bauchhöhle zur Leber &<br />
durchdringen der Leberkapsel (4-6 d)<br />
↓<br />
ca. 6 Wochen lang wandert Egel durch Leberparenchym<br />
� durch Bohrgänge entsteht Hepatitis parasitaria<br />
↓<br />
danach einbohren in Gallengänge & erlange der Geschlechtsreife<br />
d.h. Beginn der Eiablage<br />
� es kann zur Cholangitis kommen<br />
Stadium Entwicklungszeit bei optimalen 20°C<br />
Ei zu Mirazidium 2-4 Wochen<br />
Mirazidium zur Zerkarie 8 Wochen<br />
Wanderung in der Leber 6-8 Wochen<br />
Präpatenz 8-12 Wochen<br />
Ei bis Adult 3-4 Monate<br />
Überlebenszeit der Metazerkarie<br />
bei ca. 10°C Monat<br />
bei ca. 20°C Stunden<br />
in Heu 4-6 Monate<br />
in Silage bei 12°C 12 Tage<br />
in Silage bei 40°C 7 Tage<br />
Überlebenszeit der Eier<br />
252
Temperatur Überlebenszeit<br />
Stapelmist 50°C 10 Tage<br />
Gülle<br />
18°C 55 Tage<br />
8°C 76 Tage<br />
Epidemiologie<br />
- an bestimmtes Ökosystem gebunden � wegen ZW (Zwergschlammschnecke Lymnea truncatula)<br />
- L.truncantula als limitierender Faktor<br />
� ab 10°C aktiv (April)<br />
� Geschlechtsreife nach 3-4 Monaten<br />
� Überlebenszeit 2 Jahre<br />
� bei Frost überleben ca. 5-10% der Schnecken<br />
� eine Schnecke kann theoretisch 22.500 Nachkommen haben<br />
- Auftreten der Metzerkarien<br />
� wenn Mai- Juni regenreich � ab August Metazerkarien, sonst ab Herbst<br />
� bei extrem trockenem Sommer entwickeln sich die Schnecken verspätet<br />
� infizierte Schnecken überwintern � im Frühjahr zahlreiche Metazerkarien<br />
- Faktoren der Fasziolose<br />
� Egel haben breites Wirtsspektrum<br />
� geringe Immunität beim Endwirt<br />
� Biotopbindung des ZW: Primär-und Sekundärhabitat(vom Mensch geschaffen, = Pfütze an Tränke)<br />
� Klimaabhängigkeit der exogenen Formen<br />
� ungeschl. Vermehrung im ZW : ein Mirazidium bringt 1000-2000 Metazerkarien Hervor<br />
� Überlebnsfähigkeit der Eier & Metazerkarien<br />
Monat Metazerkarie Adult<br />
Mai-Juni + Regen August Oktober<br />
Mai- Juni trocken Oktober Dezember<br />
Überwinterte Schnecke Frühjahr ~ Juni<br />
Pathogenese<br />
1.) Immigrationsphase durch Läsionen in der Darmwand � Fibrinablagerungen & Verklebungen<br />
dadurch Störung der Verdauung � intrauterine Infektionen beim Rind<br />
2.) Wanderphase subakute Fasziolose<br />
traumatische Hepatitis aufgrund der Bohrgänge<br />
Leberspezif. Enzyme (GLDH & SDH) steigen an<br />
evtl. Blutungen in die Bauchhöhle<br />
3.) Gallengangsphase subakuter oder chron. Verlauf<br />
Phase ist gekennzeichnet durch<br />
� hyperplastische Cholangitis (wegen Läsionen in Gallengängen)<br />
� perilobuläre Fibrose<br />
� Verkalkungen in der Submukosa<br />
Prolinausscheidung von Fasciola � Hydroxylapatit-<br />
Ablagerungen (Ca-Ionenkomplex Ca10(PO 4) 6(OH) 2)<br />
� Hypalbuminämie & Ödeme (wegen Blutungen in Leber)<br />
hypochrome makrozytäre Fe-Mangelanämie<br />
= Blutungsanämie, regenerativ, Cr-markierte Erys treten<br />
nicht im Urin auf, wie es bei Hämolyse der Fall wäre,<br />
sondern in Faeces<br />
� Mineralstoffverlust<br />
Klinik – Fasziolose<br />
Spezies Verlaufsform Egelstadium Jahreszeit<br />
253
Lamm akut Juvenile September – November<br />
Älteres Schaf<br />
subakut Adulte<br />
Oktober – Dezember<br />
chronisch<br />
ab Dezember<br />
Rind<br />
chronisch<br />
subklinisch<br />
- subakute Form<br />
� verminderte Fresslust<br />
� schlechte Futterverwertung<br />
� verminderte Mastleistung & Fleischqualität<br />
� verminderte Milchleistung<br />
- akute Form<br />
� v.a. beim Lamm im Herbst<br />
� Apathie<br />
� Dyspnoe<br />
� Anämie<br />
� Aszites<br />
� Bauchschmerzen<br />
� Letalität hoch, Verlauf nur 1-2 Tage<br />
- chron. Form<br />
� Verursacher ist adulter Egel<br />
� Gewichtsverlust<br />
� Ödeme<br />
� Anämie<br />
� Aszites<br />
Immunologie<br />
- Inf. von Jungtieren im Frühjahr führt zur Weideverseuchung<br />
- Inf. von älteren Tieren � Immunitätsentwicklung<br />
- Immunsystem � antikörperabhängige zytotoxische Zellen (ADCC) während Parenchymwanderung<br />
Diagnostik<br />
- chron. Fasziolose<br />
� anhand Klinik, Jahreszeit, Vorhandensein eines Schneckenhabitat<br />
� Sedimentationsverfahren (nur nach Ablauf der Präpatenz erfolgreich)<br />
� Serologie: AK-Nachweis in Milch oder Blutserum<br />
� PCR: Erfolg unbefriedigend<br />
- akute Fasciolose<br />
� nur anhand von Klinik & Sektion, da keine Eier vorhanden<br />
Bekämpfung<br />
- Ausschaltung ZW � Melioration (Regulierung der Wasserverhältnisse)<br />
- Ansteckungsprophylaxe � Auszäunen der Schneckenhabitate<br />
- Kontaminationsprophylaxe � Minimierung der Eiausscheidung durch Medikation vor Weideauftrieb<br />
- Metaphylaxe � Schutz vor (sub)klinischen Schäden nach Infektion durch Medikation<br />
- Heilbehandlung � Medikation im Spätsommer & Herbst (Schafe)<br />
Fasziolizide<br />
Therapie sollte zum Ende der Weidesaison erfolgen<br />
Salicylsäureanilide Closantel (Flukiver®)<br />
Oxyclozanid (Diplin®)<br />
Rafoxanid (Raniden®)<br />
sehr gut gegen adulte Fasciola beim Schaf<br />
254
Benzimidazole Albendazol (Valbazen®)<br />
Teilwirkung gegen adulte F. hepatica<br />
nicht in Trächtigkeit einsetzen<br />
Probenzimidazole Triclabendazol (Fasinex®)<br />
gute Wirkung gegen alle Stadien von F.hepatica im Endwirt<br />
keine Wirkung gegen Nematoden<br />
darf nicht bei laktierenden Tieren eingesetzt werden<br />
Immunprophylaxe<br />
- mit rekombinantem Antigen<br />
weitere Spezies der Fasciolidae<br />
- Fasciola gigantica bis 7,5 cm lang<br />
gleicher Zyklus wie F.hepatica<br />
Wirte: Wdk<br />
ZW: Lymnea spp.<br />
keine Jahreszeitliche Dynamik, daher andere Epidemiologie<br />
Vorkommen: Südeuropa, USA, mittlerer Osten<br />
- Fasciolides magna bis zu 10 cm lang<br />
wird meist vom Wirt schnell eingekapselt<br />
Vorkommen: Nordamerika, Zentraleuropa<br />
- Fasciolopsis buski parasitiert hauptsächlich im Menschen<br />
Reservoir: Schweine<br />
parasitiert im Dünndarm<br />
Vorkommen: Asien<br />
Parascaris equorum<br />
(Nematoda => Adenophorea => Ascaridida => Ascarididae)<br />
Allgemeines und Morphologie<br />
• größter Nematode des <strong>Pferd</strong>es (weibl. bis 50cm)<br />
• bewohnen Dünndarm von <strong>Pferd</strong>en und Eseln<br />
• weltweit verbreitet<br />
• Ei:<br />
o mittelgroß (80μm)<br />
o rundlich<br />
o Schale dick, rau<br />
o enthält Eizelle<br />
• meist bei Fohlen und Jährlingen<br />
• Prävalenz kann 75% erreichen<br />
Entwicklung<br />
• direkt<br />
• Eier werden mit Kot ausgeschieden<br />
=> in Ei entwickelt sich infektiöse L3<br />
=> orale Aufnahme<br />
=> schlüpfen und dringen in Darmwand ein<br />
=> mit V.portae in Leber<br />
=> wandern durch Parenchym, dann in Blut => Lunge<br />
=> bohren sich in Alveolen ein<br />
=> wandern über Bronchien in Trachea<br />
=> werden hochgehustet und abgeschluckt<br />
=> häuten sich 2mal im Dünndarm und reifen zu Adulten<br />
Epidemiologie<br />
• Eier auf Weide lange lebensfähig<br />
• auf undurchlässigem Boden länger vorhanden, auf durchlässigem schnell in Tiefe gewaschen<br />
255
• Entw. zur infektiösen Larve dauert lange (10-14Tage) => Absammeln der Kotballen als<br />
Präventivmaßnahme<br />
Klinik<br />
• Hauptsymptom: Kümmern<br />
• Husten und grauer Nasenausfluss<br />
Pathogenese<br />
• Schäden beim Fohlen in der Darmphase<br />
• Lungenschäden heilen meist problemlos aus<br />
• bei wiederholter Infektion kommt es zu eosinophiler Infiltration in die Lunge, seltener in Leber<br />
Diagnose<br />
• Kotuntersuchung: typ. dreischichtige Eier<br />
• findet man mehr als eine Eizelle hat man zu lange gewartet<br />
Bekämpfung<br />
• alle zugelassenen Anthelmintika wirksam<br />
Oxyuridose<br />
• Befall des Dickdarmes weltweit verbreitet<br />
• Meist erwachsene <strong>Pferd</strong>e betroffen<br />
o Oxyuris Equi (in Mitteleuropa fast ausschließlich)<br />
o Probstmayria vivpara<br />
Epidemiologie<br />
• Begattete Weibchen wandern zur Eiablage aus dem Darm in Analregion aus, setzen dort einmal 5 000 –<br />
6 000 Eier perlschnurartgig mit gelatineartiger Flüssigkeit ab<br />
• Weibchen wandern nach Eiablage in Rektum zurück und sterben dann<br />
• Infektionsfähige 3. Larvenstadien entstehen schon nach 3 Wochen, die in Eischnüren bleiben, fallen mit<br />
ihnen ins Streu<br />
• Infektion per os als Schmutzinfektion durch Aufnahme der Eier<br />
• Präpatenz 4- 5 Monate<br />
• Erwachsene Oxyuren harmlos => meist subklinische Störungen<br />
• 3. und 4. Larvenstadien saugen an SH des Dickdarmes fest => evtl. Typhokolitis möglich<br />
• Eischnüre verursachen Juckreiz => Scheuern<br />
Diagnostik<br />
• Unruhe, geschubberte Schweifrübe<br />
• Untersuchung der Analgegend gezielt auf Einschnüre<br />
o Weißlich - gelbgrau<br />
• Probennahme durch Klebestreifen<br />
Bekämpfung<br />
• Cambendazol<br />
• Fenbendazol<br />
• Mebendazol<br />
Strongylus (gr. Strongyliden)<br />
(Nematoden => Strongylida => Strongylidae)<br />
Gattungsmorpgologie<br />
• Vorkommen. weltweit<br />
• Wirt: <strong>Pferd</strong> und Esel im Caecum, Colon<br />
• Größe 2-3cm<br />
• blutrote Färbung<br />
• Mundkapsel: groß, kugelig => Festsaugen in SH<br />
• Mundhöhle: umgeben von doppeltem Blätterkranz (Palisadenwürmer)<br />
• Zähne: Artspezifisch => Differenzierung<br />
• Strongyloider Oesophagus<br />
• Eier:<br />
o typische MDS-Eier<br />
o mittelgroß<br />
o längsoval<br />
256
o Schale dünn, glatt, ununterbrochen<br />
o Inhalt Blastomeren (Morula)<br />
Gattungen<br />
• Strongylus edentatus: keine Zähne<br />
• Strongylus vulgaris: zwei Zähne<br />
• Strongylus equinus: vier Zähne<br />
Entwicklung<br />
• Eier gelangen mit dem Kot ins Freie<br />
� nach 5-8Tagen schlüpfen L1 aus dem Ei<br />
� häuten sich zur L2<br />
� entwickelt sich innerhalb von 5-10Tagen zur bescheideten L3<br />
� L3 nimmt keine Nahrung auf, wartet nur auf Wirt<br />
� sehr mobil aufgrund Scheidenschwanz => wandern aus Kot aus => kriechen an Grashalmen hoch<br />
oder im Stall an der Wand<br />
� Infektion meist auf der Weide (75%) durch orale Aufnahme<br />
� werfen Scheide auf dem Weg zum Dickdarm ab<br />
S. vulgaris S. edentatus S. equinus<br />
L3: Eindringen in Submukosa L3: Einwandern in Venen Häutung zur L4 in entzündlichen<br />
Knoten in Dickdarmmuskulatur<br />
L4: Einwandern in Arteriolen;<br />
wanderung in/auf Gefäßintima<br />
Wanderung in Gekrösearterie /<br />
Gekrösewurzel<br />
Eindringen in Aorta /<br />
Aortaaufzweigungen<br />
L5 mit Blutstrom zur Darmwand;<br />
Steckenbleiben in Arteriolen =><br />
Thrombenbildung, Entzündung<br />
Einwandern in Submukosa;<br />
Bildung von Wurmknötchen<br />
Auswandern präadulter Stadien<br />
ins Dickdarmlumen<br />
Eiablage<br />
über V. portae in die<br />
Lebergefäße; Einschluss in<br />
entzündlichen Granulomen<br />
L4: Herausbohren;<br />
Parenchymwanderung<br />
Häutung zur L5 im fibrinösen<br />
Blatt der Serosa<br />
Wanderung zurück in den Darm<br />
(teil. frei in Bauchhöhle);<br />
Eindringen<br />
Eiablage<br />
Wanderung durch die Bauchhöhle<br />
in die Leber<br />
Leberwanderung: 6-17 Wochen<br />
(teilw. Einwanderung in<br />
Pankreas)<br />
als L5 Wanderung ins Caecum<br />
Eiablage<br />
Pathogenese<br />
• Granulomentstehung bei Häutung zur L4<br />
• Entstehung sog. Haemomelasmen (Granulome) durch Einblutung in das subserosale Gewebe => erst<br />
schwarz, dann durch Abbau des Blutes grünlich (Melasmen: Hyperpigmentierung)<br />
• Wanderung auf Intima: Endothelläsionen<br />
• Gefäßwandverdickung, Fadenthromben<br />
• Aneurysmen (umschriebene Ausweitung eines arteriellen Gefäßes durch Wandveränderungen)<br />
• Organschäden durch Verfrachtung von Larven über die Aorta<br />
Erkrankung<br />
• besonders <strong>Pferd</strong>e bis 2 Jahre betroffen, Adulte hohe Wurmbürde möglich Altersresistenz)<br />
• besonders bei schlechtem Weidemanagement<br />
• Klinik:<br />
o Verbluten bei Riss des Aneurysmas (sehr selten)<br />
o Intermittierende Lahmheit bei Thrombenabschwemmung in A.femoralis<br />
o Embolien / Infarkte bei Verstopfung der Darmgefäße<br />
• 700-800 Larven können für Jungpferde innerhalb von 3 Monaten tödlich sein<br />
• die Wurmknötchen hinterlassen Narben<br />
Epidemiologie<br />
• S.vulgaris: Prävalenz von 20-30% (Jungpferde)<br />
257
Diagnose<br />
• Anamnese (Weidehaltung)<br />
• Klinik (Anämie, Gewichtsverlust)<br />
• Kotproben: Flotation<br />
• Schwere Erkrankungen können auch bei geringen Eizahlen auftreten<br />
Therapie<br />
• alle gängigen Antithelmintika (Benzimidazole, Makrozyklische Laktone...)<br />
Habronema<br />
Allgemeines<br />
• Parasiten in der Magenwand von Eseln und <strong>Pferd</strong>en<br />
• weltweit verbreitet<br />
• Arten:<br />
o Habronema muscae<br />
o Habronema majus<br />
o Draschja megastoma<br />
Entwicklung<br />
• Weibchen sind ovovivipar<br />
=> L1 sind beim Abgehen der Eier in ihnen enthalten<br />
=> nach Schlüpfen werden sie von Maden verschiedener Fliegenarten aufgenommen (Musca, Stomoxys,<br />
Haematobia)<br />
=> in ihnen entwickeln sie sich synchron mit der Fliege zur L3<br />
=> bei der Nahrungsaufnahme der Fliege in der Nähe des Maules verlässt die Larve sie über die<br />
Mundwerkzeuge<br />
=> gelangt in das Maul des <strong>Pferd</strong>es<br />
=> wird abgeschluckt<br />
=> etabliert sich im glandulären Bereich des Magens<br />
Pathogenese und Klinik<br />
• im Magen geschwürige Veränderungen<br />
• wenn Larve in Wundbereich abgesetzt<br />
o => Haut-Habronematose (Sommerwunden) mit eosinophilen Veränderungen<br />
o nässende Ekzeme<br />
o mgl. Cheloidentstehung<br />
Diagnose<br />
• Patente Infektionen selten<br />
• Diagnose aus Kot mit Flotation, es werden Eier oder u.U. aufgedrehte Larven gefunden<br />
Bekämpfung<br />
• Avermectin (Ivomec®, Equest®)<br />
Gasterophilose<br />
• Weltweit verbreitete, für Equiden spezifische Gastrointestinal- und Hautmyiasis<br />
Erreger<br />
• Beim <strong>Pferd</strong> nur Gasterophilus, deren 2. Und 3. Larven in versch. Abschnitten des Verdauungstraktes<br />
sitzen<br />
Epidemiologie<br />
• Flugzeit nur in der warmen Jahreszeit (Juli und August)<br />
• Weibliche Fliegen legen ca. 160 bis 2500 Eier am Haaren der Karpalregion ab<br />
• Eier sehr wiederstansdsfähig gegenüber äußeren Einflüssen<br />
• In Haaren geschlüpfte Larven bei Belecken oral aufgenommen/ gelangen durch Hautwanderung in<br />
Maulhöhle<br />
• Parasitische Larven leben 8 – 9 Monate im Intestinaltrakt, im Endstadium haben sie eine Größe von 2cm<br />
• Im darauffolgenden Frühjahr werden verpuppte Larven mit dem Kot ausgeschieden, dringen in obere<br />
Schicht des Erdbodens ein<br />
258
Krankheitsbild<br />
• <strong>Pferd</strong>e beim Anflug der Fliegen unruhig, versuchen auszuweichen oder formieren sich in flachen<br />
Gewässern<br />
• Im Vordergrund stehen gastrointestinale Symptome, aber oft subklinischer Verlauf<br />
• Stomatitis, Gingivitis und Glossitis<br />
• Kau- und Schluckbeschwerden<br />
• Hauptschaden am definitiven Sitz der Larven:<br />
• Erosionen<br />
• Geschwürige Veränderungen<br />
• Papillomatöse Wucherungen<br />
• Verdauungsstörungen<br />
• Kolikanfälle<br />
Diagnostitk<br />
• Gastroskopie<br />
• Erlaubt gleichzeitig Einschätzen des Schadens am Magen<br />
Bekämpfung<br />
• Mittel der Wahl sind makrozyklische Laktone<br />
• Ivermectin zur oralen Anwendung<br />
• Doramectin zur subkutanen Applikation<br />
LABORDIAGNOSTIK<br />
• Wenn Vorbericht und klinische Untersuchungen nicht so weiterhelfen<br />
• Zum Bestätigen einer Verdachtsdiagnose<br />
• Bestimmte Erkrankungen ausschließen<br />
• Verlaufskontrolle<br />
• „Screening“ aus Verlegenheit meist völlig wertlos<br />
zelluläres Blutbild<br />
rotes Blutbild<br />
• = RBC<br />
• Zahl der Erys<br />
• Hämatokrit<br />
• Hämoglobin<br />
• (MCV / MCH / MCHC)<br />
Hämatokrit zu niedrig<br />
• chronischer Blutverlust<br />
• bei akuten Blutungen nach 6-8h<br />
• zu Beginn einer Blutung keine Veränderungen<br />
• chronische Blutungen bei starkem Parasitenbefall<br />
• Anämien<br />
o Hämolytische Anämie<br />
� Bakterientoxine<br />
� Parasiten<br />
� Autoimmun<br />
� EIA<br />
Hämatokrit zu hoch<br />
• Hypovolämie<br />
o Diarrhöe<br />
o Wasseraufnahme vermindert<br />
o Starkes Schwitzen<br />
o Verbrennungen<br />
o Polyurie<br />
o Schock<br />
Weißes Blutbild<br />
259
• Gesamtzahl<br />
• Differentialblutbild<br />
o Granulotzyten<br />
� Neutrophil<br />
� Basophil<br />
� Eosinophil<br />
o Lymphozyten<br />
o Monozyten<br />
o Nicht nur Prozentsatz, sondern auch absolute Zahlen wichtig!!!<br />
• Entwicklung einer Leukozytose bei Hund und <strong>Pferd</strong> sehr unterschiedlich<br />
o <strong>Pferd</strong> erhöhen sich Leukozytenzahlen erst spät, werden dann höchstens 20<br />
o Kleintier sind Werte von 20 normal!!!<br />
• <strong>Pferd</strong> hat sehr wenige Granulozytenjugendformen<br />
• Linksverschiebung<br />
o Viele „junge“ neutrophile Granulozyten<br />
o Regenerativ oder degenerativ<br />
� Gesamtleukozytenzahlen als Maß<br />
� Regenerativ = Leukozytose<br />
� Degenerativ = Leukopenie (Peritonitis!!!)<br />
• Rechtsverschiebung<br />
o Alte Granulozyten (neutrophile)<br />
� Hypersegmentierter Kern<br />
Erhöhung der Gesamtleukozyten<br />
• Entzündungen<br />
o Bakterien<br />
o Viren<br />
o Pilze<br />
• Lymphome<br />
o Metastasen im Knochenmark<br />
o Einzelfälle<br />
Leukopänien<br />
• Peritonitis<br />
• Pleuritis<br />
• (Pneumonien)<br />
• Enteritiden<br />
Proteine<br />
• Gesamteiweß (GE)<br />
• Albumin<br />
• Globulin<br />
o Elektrophorese (Aufteilung nach Ladung und Größe)<br />
• Fibrinogen<br />
o Ist APP, vor allem bei akuten Erkrankungen!!!<br />
• Akute Phase Proteine (APP)<br />
Eiweiß erhöht<br />
• Chronische Entzündungen<br />
• Hypovolämie<br />
Eiweißmangel<br />
• Meist Albuminmangel<br />
• Enteritis (Aufnahme sinkt, Verlust steigt)<br />
• Mangelnde Resorption<br />
• Blutverluste<br />
• NI<br />
• Lerberinsuffizienz<br />
260
• Mangelnde Futteraufnahme<br />
• Verbrennungen<br />
Leber<br />
• Bilirubin ( da <strong>Pferd</strong> keine Gallenblase hat, sind Werte deutlich höher als beim<br />
Kleintier!!)<br />
• Enzyme<br />
o γ-GT (Glutamin – Transferase)<br />
o GLDH<br />
o SDH (Steigt in Frühphase von Lebererkrankungen an)<br />
• Ammoniak (beim Abbau von Aminosäuren)<br />
• Harnstoff<br />
• Gallensäuren<br />
Niere<br />
• Harnstoff<br />
• Creatinin<br />
• Elektrolyte<br />
o Kalium vor allem für Herzfunktion wichtig!!<br />
• Harnstofferhöhung allein<br />
o Auch bei starker Proteinfütterung und Hungerzuständen<br />
• Sind Harnstoff und Creatinin im patholog. Bereich => weniger als 30% der Niere<br />
funktionieren noch<br />
CPK<br />
• Creatin- Phosphor- Kinase<br />
• Muskelenzym<br />
• Erhöht bei Kreuzverschlag<br />
• Erst ab 5-stelligem Bereich pathologisch erhöht<br />
LDH<br />
• Laktat- Dehydrogenase<br />
• Überall dort, wo Muskelzellen sind<br />
AP<br />
• Alkalische Phosphatase<br />
• In Oseteoblasten<br />
• Hoch bei<br />
o Jungen Tieren<br />
o Frakturen<br />
o Osteotumoren<br />
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