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Innere Pferd - Vetstudy

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<strong>Innere</strong> <strong>Pferd</strong><br />

Zusammenfassung aus: Dietz/ Huskamp und Vorlesungen<br />

Verfasserin: Judith Lubjuhn<br />

1


ALLGEMEINES 4<br />

Altersbestimmung 6<br />

Hautkrankheiten 9<br />

Allgemein 9<br />

Hypertrichiose 10<br />

Haarbrüchigkeit 10<br />

Ätiologie und Pathogenese 12<br />

Diagnose 13<br />

Prognose 13<br />

Therapie 13<br />

BAKTERIELLE INFEKTIONSKRANKHEITEN DER HAUT 23<br />

Bacillus cereus Infektion 23<br />

Herz – Kreislauf – System 40<br />

DIAGNOSTIK 40<br />

Definition 46<br />

Pathogenese 46<br />

Vorkommen und Bedeutung 48<br />

Ätiologie 48<br />

Diagnose 50<br />

Pathogenese 54<br />

Pathologisch - anatomisch 57<br />

GEFÄßKRANKHEITEN 69<br />

Einleitung 161<br />

Ätiologie und Pathogenese 161<br />

Koliksymptome 162<br />

Magensondierung 165<br />

Rektale Untersuchung 166<br />

Bauchhöhlenpunktion 169<br />

Laboruntersuchungen 170<br />

Diagnostisch – therapeutische Medikation 171<br />

Darmpunktion 171<br />

Ultraschall und Röntgen 171<br />

Spastische Koliken 171<br />

Meteorismus 172<br />

Erreger 243<br />

KLASSIFIZIERUNG 243<br />

TENAZITÄT 243<br />

EPIDEMIOLOGIE 243<br />

PATHOGENESE 244<br />

KLINIK 244<br />

2


DIAGNOSE 244<br />

THERAPIE 244<br />

PROPHYLAXE 244<br />

PARASCARIS EQUORUM 255<br />

S. vulgaris 257<br />

S. edentatus 257<br />

S. equinus 257<br />

3


Allgemeines<br />

Blut<br />

• Wird beim <strong>Pferd</strong> aus der Jugularvene entnommen<br />

• Arterielles Blut (aus A. carotis) nur für spezielle Untersuchungen (z.B. Blutgasanalyse)<br />

• Gerinnungshemmender Zusatz erforderlich, wenn Vollblut oder Plasma verarbeitet werden soll<br />

• Abtrennung von Plasma und Serum möglichst frühzeitig => ausschließen von<br />

Austauschvorgängen zwischen Blutzellen und Blutplasma<br />

• Hämolytisches Serum und Plasma für meisten Untersuchungen nicht geeignet<br />

• Beeinträchtigung der Ergebnisse durch Gallenfarbstoffe oder milchige Trübung durch Fettstoffe<br />

Blutstatus<br />

• Dazu gehören rotes und weißes Blutbild und Thrombozytenzahl<br />

• <strong>Pferd</strong>: bis zu 1/3 der gesamten Ery-zahl als Reserve in der Milz gespeichert<br />

• Freisetzung bei Adrenalinschüben => Veränderung der Blutwerte<br />

• Hämatokrit, Hämoglobin und Eryzahl steigen => Hämokonzentration =><br />

Flüssigkeitssubstitution<br />

• Physiologische Schwankungsbreite von Leukozyten ist erheblich<br />

• Differentialblutbild muss beachten, dass <strong>Pferd</strong>e granulozytäres Blutbild haben<br />

• Leukozytose meist bei bakteriellen Erkrankungen<br />

• Ausdruck einer vorhandenen Reaktionsfähigkeit des Organismus<br />

• Leukopenie: Zeichen für Versagen der Abwehrleistung<br />

• Neutrophile Granulozyten: bestimmende Zellen des weißen Blutbildes beim <strong>Pferd</strong> und Hauptträger<br />

der zellulären Abwehr<br />

• Enzymdiagnostik<br />

• V.a. intrazelluläre Enzyme interessant: Aktivitätsbestimmung im Serum ist Zeichen für<br />

Zellschaden oder Zelluntergang<br />

• Wichtig bei Krankheiten der Leber, der Skelett- und Herzmuskulatur und Beurteilung des<br />

Trainingszustandes<br />

• Elektrolytbestimmung<br />

• Nur geringe Aussage über Elektrolythaushalt<br />

• Nur selten Schlussfolgerung über Versorgungsgrad der Tiere oder Verluste möglich<br />

• Säure-Basen-Status<br />

• Wichtig in der Notfallmedizin<br />

• Aussage über Azidose oder Alkalose, Grad ihrer Kompensation und Entstehungsart<br />

Harn<br />

• V.a. zur Diagnose von Krankheiten der Niere und harnableitender Wege<br />

• Mikroskopische Untersuchung erst nach Zentrifugieren<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> von Natur aus trübe => sensorische Beurteilung erschwert<br />

• Trübungen durch entzündliche Veränderungen bleiben z.T. unerkannt<br />

• In offenem Gefäß stehen lassen: oberflächliche Schicht nimmt dunklere Farbe an, Absetzen einer<br />

großen Menge Niederschlages<br />

• Pro Tag gebildete Menge kann 3-10 l betragen<br />

• Schwankungen in Zusammensetzung teilweise erheblich!<br />

• Bezugsgröße: Kreatininkonzentration<br />

• Prüfung der Nierenfunktion, Versorgungsgrad des Tieres und Ausscheidung toxischer Substanzen<br />

Liquor cerebrospinalis<br />

• Bei Hinweisen aus ZNS – Erkrankungen<br />

• Gewinnung am narkotisierten <strong>Pferd</strong> im atlanto- occipitalen Foramen<br />

• Liquorbefunde nicht spezifisch für bestimmte Krankheiten<br />

• Nur Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Erkrankungen möglich!<br />

Bauchhöhlenflüssigkeit<br />

• Flüssigkeit besteht aus:<br />

• Wasser<br />

4


• Blutbestandteilen<br />

• Eiweiß und<br />

• Zellen<br />

• Veränderungen der Zusammensetzung bei pathologischen Zuständen<br />

• Häufigste Indikation für Punktion der Bauchhöhle: Kolik<br />

• Hier Zentrifugieren der Probe wichtig: Schichtung des Sediments lässt auch Menge und<br />

Charakter der Beimengungen schließen<br />

Synovia Untersuchungen<br />

• Zentrale Bedeutung für Erhaltung der Struktur und Sicherung einer optimalen Gelenkfunktion<br />

• Grundlage für Stoffaustausch zwischen Gelenkkapsel und Knorpel<br />

• Ist für niedermolekulare Bestandteile ein Dialysat des Blutserums<br />

• Höhermolekulare Bestandteile: gelangen nur tws. durch Gelfiltration in die Synovia<br />

• Hyaluronsäure = spezifisches Sekretionsprodukt der „lining cells“<br />

• Synovia liegt immer in 2 Phasen vor: hochmolekular vernetzten und nicht austauschbare Phase<br />

und wässriger, austauschbarer Phase<br />

• Hyaluronsäure<br />

• In gesunden Gelenken Konzentration von 45,4 und 56,6 mg/100ml Konzentration und<br />

1-2x10 6 Molekülmasse<br />

• Nicht austauschbare Phase der Synovia<br />

• Wichtig für Sanierung der Synoviamembran<br />

• Viskoelastische Eigenschaften durch Intaktheit des Makromoleküls<br />

• Thixotropie (mechanisch verursachte Verflüssigung von Gelen) wegen Aggregationsneigung<br />

• Regulationssystem für biologische Aktivität der Zelle<br />

• Hemmt Aktivität polymorphkerniger und mononukleärer Phagozyten<br />

• Eiweißgehalt<br />

• Niedriger als im Blutserum, zwischen 0,5 und 1,9 g/100ml<br />

• Synoviales Gewebe wirkt wie Molekularsieb zwischen Blutplasma und Synovia (nur passierbar,<br />

wenn Molekulargewicht < 160 000)<br />

• Anzahl kernhaltiger Zellen<br />

• in gesunden Synoviaräumen < 0,3 G/l<br />

• meist Synoviazyten, nur < 10% neutrophile Granulozyten<br />

• den Synovialraum begrenzendes Gewebe ist Träger entzündlicher und/oder degenerativer<br />

Veränderungen<br />

• quantitative und qualitative Veränderungen der Synovia<br />

• Untersuchungsreihenfolge<br />

1. Makroskopisch: Farbe, Trübung, Menge, Viskosität, Gerinnungsvermögen<br />

2. Mikroskopisch: Anzahl kernhaltiger Zellen, Differentialzellbild, Partikelanalyse<br />

3. bakteriologisch<br />

4. biochemisch: Protein, Glukose, Enzymaktivität, Schwefelgehalt<br />

• Physiologisch: hellgelb, klar, ohne flockige Beimengungen und fadenziehend<br />

• Blutige Beimengungen: frische intrasynoviale Blutung (wg. Punktion??)<br />

• Homogene Rotfärbung: akute Traumatisierung durch Kontusion oder intraartikuläre Fraktur, selten<br />

auch Hämophilie<br />

• Xanthochromie: Freies Bilirubin als Folge des Ery – Abbaus von länger vorausgegangenen<br />

Blutungen<br />

• Pyogene Synovialitiden: weißgraues bis gelbes, bei ichorösen Formen braunrotes Punktat<br />

• Trübung durch Vermehrung kolloidaler Substanzen oder geformter Elemente<br />

• Bei steigender Anzahl kernhaltiger Zellen (z.B. bei Arthritiden)<br />

• Nach Traumatisierung durch im Punktat enthaltene Erys<br />

• Eryzahl bis 2,5 G/l - Synovia klar<br />

Bis 10 G/l - leichte Trübung<br />

Über 10 G/l - stärkere Trübung<br />

• Leicht getrübte Punktate auch bei chronisch – aseptischen Arthritiden, Arthrosen und<br />

Hydarthrosen<br />

• Flocken = Zeichen für serofibrinöse Entzündung<br />

• Synovia gesunder Gelenke kann nicht gerinnen, da Fibrinogen wegen seiner hohen Molekülmasse<br />

(ca. 340 000) die Synovialmembran nicht passieren kann!<br />

• Entzündungen mit erhöhter Permeabilität führt zur Gerinnung des Punktates<br />

5


• Menge an Synovia erhöht bei Hydarthrosen und den meisten Arthritisformen<br />

• Chronische Arthritis und Arthrosen haben selten Einfluss auf Menge der Synovia<br />

• Manche Formen chronisch degenerativer Gelenkerkrankungen haben Verminderungen der<br />

Synoviamenge als Folge („trockenes Gelenk“)<br />

• Viskosität der Synovia abhängig von:<br />

• Gehalt an Hyaluronsäure<br />

• Verhält sich umgekehrt proportional zur Größe des Gelenkes<br />

• Niedrige Viskosität bei Hygromen und entzündlichen Ergüssen<br />

• Bei degenerativen Arthropathien zum Großteil hochviskös<br />

• Synoviazytologie<br />

• Kernhaltige Zellen in Synovia gesunder und erkrankter Gelenke hauptsächlich als Synoviazyten<br />

und neutrophile Granulozyten<br />

• Normalwert ca. 1,023 G/l<br />

• Leukozytenzahl > 50 G/l: infektiöse Arthritis!<br />

• Biochemische Untersuchung beim <strong>Pferd</strong> vor allem Protein-, Glucose- und<br />

Enzymaktivitätsbestimmung<br />

• Ermittlung Gesamteiweiß und Albumin – Globulin – Verhältnis<br />

• Proteingehalt der Synovia steigt mit Intensität der Entzündung<br />

• Ist in Synovia von Hygromen niedriger als in arthrotischen und gesunden Gelenken<br />

• Albumin: Globulin normalerweise 1,29<br />

• Bei degenerativen Gelenkerkrankungen: 3,48<br />

• Bei infektiösen Arthritiden Alb:Glob zugunsten des Globulins verschoben!<br />

• Enzyme in der Synovia sind Stoffwechselenzyme ohne pathogenetische Bedeutung und<br />

hydrolytische, größtenteils lysosomale Enzyme<br />

• Partizipieren auch bei primär degenerativen Gelenkerkrankungen<br />

• Diagnostische Nutzung<br />

• Messbare katalytische Aktivität = Resultat aus Enzymfreisetzung,-verteilung und -elimination<br />

• Interpretation der Enzymaktivität<br />

• Nötig ist genaue Kenntnis der Normwerte (und des Herkunftsortes)<br />

• Alle Enzyme können grundsätzlich aus Synovia und ihrem Ufergewebe stammen<br />

• V.a. LDH, AST und ALT für Aktivitätsbestimmungen in der Synovia und ihre diagnostische<br />

Nutzung<br />

• Hydrolytische Enzyme: saure Phosphatase ist lysosomales Leitenzym, hat besondere Eignung<br />

zur Differentialdiagnostik verschiedener Gelenkerkrankungen<br />

• Chronisch degenerative Gelenkerkrankungen: Aspartataminotransferase (AST) und<br />

formaldehydstabile saure Phosphatase als ergänzende Untersuchung<br />

• BU bei Verdacht auf eine Gelenksinfektion<br />

• Falsch negative Ergebnisse sehr häufig!!<br />

Altersbestimmung<br />

Grundlage: Untersuchung der Zähne<br />

Zahnformeln:<br />

Fohlen: 24 Milchzähne OK 3 3 3 3<br />

UK 3 3 3 3<br />

Nur sehr kurze Milchhakenzähne durchbrechen bei Hengsten und Wallachen das Zahnfleisch<br />

nicht<br />

Stute: 36 bleibende Zähne OK 3 3 3 3 3 3<br />

UK 3 3 3 3 3 3<br />

Hengste/ Wallache: 40 bleibende Zähne OK 3 3 1 3 3 1 3 3<br />

UK 3 3 1 3 3 1 3 3<br />

6


Wolfszahn liegt am Oberkiefer direkt hinter den Incisivi, unterliegt nicht dem Zahnwechsel<br />

Bestimmung des Zahnalters nach 3 Grundlagen:<br />

1. Ausbruch der Milchzähne<br />

• Fohlen werden mit 12 Prämolaren geboren (P2, P3, P4)<br />

• Zangenschneidezähne meist bei der Geburt vorhanden<br />

• Schieben spätestens nach 8d<br />

• Mittelschneidezähne schieben nach 4-6 Wochen durch<br />

• Eckschneidezähne schieben nach 6-9 Monaten durch<br />

• Oberkieferschneidezähne brechen früher durch als die des Unterkiefers<br />

• Einfache Formel: 5 Tage- 5 Wochen- 5 Monate<br />

• Milchschneidezähne gleichen einer Schaufel (Krone) mit schmalem Stiel (Wurzel)<br />

• Milchschneidezähne haben Kunden, deren Tiefe 3-4 mm beträgt<br />

• Kunden verschwinden an Zangen nach 10-12 Monaten<br />

• Kunden an Mittelzähnen verschwinden nach 1-1,5 Jahren<br />

• An Eckzähnen nach 1,5 bis 2 Jahren Kunden Verschwunden<br />

• Kunden weggeschliffen => Milchzähne hören auf zu wachsen<br />

• Ersatzzähne entwickeln sich unter Milchzähne und schieben diese hinaus (es entstehen sog.<br />

„Milchkappen“ – die Reste der Milchzähne, diese können schmerzhaft und damit verantwortlich für<br />

Rittigkeitsprobleme in diesem Alter sein!!!)<br />

2. Zahnwechsel<br />

• An Schneidezähnen beginnend mit Reihenfolge des Erscheinens<br />

• Zangen wechseln mit 2,5-3 Jahren<br />

• Mittelschneidezähne wechseln mit 3,5 – 4 Jahren<br />

• Eckzähne wechseln mit 4,5 – 5 Jahren<br />

=> Wechsel der Schneidzähne mit 5 Jahren abgeschlossen!!<br />

• Prämolaren<br />

• Wolfszähne = P1, obwohl sie nicht als Milchzähne angelegt wurden<br />

• P2-Wechsel mit 2,5 Jahren<br />

• P3-Wechsel mit 2,5 – 3 Jahren<br />

• P4-Wechsel mit 3-4 Jahren<br />

• Fressen <strong>Pferd</strong>e in diesem Alter schlecht => Zahnwechsel mögliche Ursache, Abnehmen der<br />

Milchkappen hier sehr hilfreich<br />

• Molaren<br />

• M1 erscheint mit 1-1,5 Jahren<br />

• M2 erscheint mit 1,5 – 2,5 Jahren<br />

• M3 erscheint mit 3-5 Jahren<br />

• Bleibende Hakenzähne brechen mit 4-5 Jahren durch<br />

• Zahnwechsel im 6. Lebensjahr abgeschlossen<br />

3. Abrieb der Kunden<br />

• Ab 5. Lebensjahr Altersbestimmung nach Abrieb der Kunden<br />

• Kunden im Unterkiefer durchschnittlich 6mm tief, im Oberkiefer durchschnittlich 12mm tief<br />

• Kunden im Unterkiefer schneller abgerieben<br />

• Abreibung beginnt in dem Monat, wenn Zähne in Reibung treten<br />

• Pro Jahr 2mm Abrieb<br />

• In Reihenfolge des Zahnwechsels treten zuerst die Zangen, dann Mittelschneidezähne und zuletzt<br />

Eckschneidezähne in Reibung<br />

4. Einbiß an Eckzähnen des Oberkiefers<br />

• Mit 7 Jahren beginnt Unterkiefer stark nach vorne zu wachsen<br />

• Unterkiefereckzahn berührt den Oberkiefereckzahn tws. nur noch zur Hälfte => mit 9- 10<br />

Jahren entsteht am Oberkieferzahn der 1. Einbiss<br />

• 1. Einbiss verschwindet mit 11 – 12 Jahren<br />

• mit 15-18 Jahren kann der zweite Einbiss nachgewiesen werden<br />

• 3. Einbiss ab 20 Jahre sichtbar<br />

7


5. Form der Kaufläche der Schneidezähne<br />

• Altersschätzung nach diesem Merkmal nur unzuverlässig<br />

• Kaufläche ist queroval mit 6- 12 Jahren<br />

• 13-18 Jahre: rundliche Kaufläche<br />

• 18-23 Jahre: Dreieckige Kaufläche<br />

• > 23 Jahre: hochovale Kaufläche<br />

6. Kundenspur an Unterkieferschneidezähnen<br />

• Kundenspur erhebt sich immer etwas über das Niveau der Reibefläche<br />

• Verschwinden an Zangen-, Mittel- und Eckschneidezähnen nacheinander mit 6,7 und 8 Jahren<br />

• Mit 13, 14 und 15 Jahren keine Kundenspur mehr nachweisbar<br />

• Vor Kundenspur liegt Kernspur, sie bleibt auch nach Verschwinden der Kundenspur vorhanden<br />

7. Form des Schneidezahnbogens<br />

• Bis zum 11. Jahr halbmondförmig<br />

• 11.-17. Jahr: flach<br />

• 17.-23. Jahr: fast Gerade<br />

• > 23 Jahre: Zangen und Mittelzähne bilden eine Gerade<br />

8. Veränderungen der Schneidezahnrichtung<br />

• bis zum 8. Lebensjahr besteht ein Zangengebiss<br />

• 8.-15. Lebensjahr: halbes Zangengebiss (Unterkieferschneidezähne sind gestreckt)<br />

• > 15 Jahre: Winkelgebiss (Ober- und Unterkieferschneidezähne gestreckt)<br />

Übersicht Altersbestimmung <strong>Pferd</strong><br />

1 Woche Durchbruch der Milchzangen I1<br />

4-6 Wochen Durchbruch I2<br />

6-9 Monate Durchbruch I3<br />

12 Monate Verschwinden Kunden I1 der UK<br />

Durchbruch M1<br />

18 Monate Verschwinden der Kunden in I2 des UK<br />

2 Jahre Verschwinden der Kunden I3 des UK<br />

Durchbruch M2<br />

2,5- 3 Jahre Wechsel der Zangen und beider vorderen Prämolaren P2, P3<br />

3,5 – 4 Jahre Wechsel der Mittelzähne und beider hinterer Prämolaren<br />

4 – 5 Jahre Durchbruch der Hakenzähne und M3<br />

4,5 – 5 Jahre Wechsel der Eckschneidezähne<br />

6 Jahre Verschwinden der Kunden in den UK I1<br />

7 Jahre Verschwinden der Kunden in UK I2<br />

8 Jahre Verschwinden der Kunden in UK I3<br />

9 Jahre Verschwinden der Kunden in OK I1<br />

10 Jahre Verschwinden der Kunden in OK I2<br />

11 Jahre Verschwinden der Kunden in OK I3<br />

12 Jahre Reibeflächen an Zangen des UK rundlich<br />

13 Jahre Reibefläche an Mittelzähnen des UK rundlich<br />

14 Jahre Reibeflächen an Eckzähnen des UK rundlich<br />

15 Jahre Kundenspuren verschwunden<br />

Zahnbogen abgeflacht<br />

Reibefläche rund<br />

Rinne an oberer Hälfte der Eckschneidezähne<br />

18 – 20 Jahre Winkelgebiss<br />

Zahnbogen fast gerade<br />

Reibefläche dreieckig<br />

20 Jahre Rinne in ganzer Länge der Eckschneidezähne des Oberkiefers<br />

25 Jahre Reibefläche der Unterkieferschneidezähne längsoval<br />

spitzes Winkelgebiss<br />

Rinne an unterer Hälfte der Eckschneidezähne des Oberkiefers<br />

8


Zähne sehr lang<br />

30 Jahre Rinne in Eckschneidezähnen des OK fast herausgewachsen<br />

Hautkrankheiten<br />

Allgemein<br />

• sind in der Regel nicht lebensgefährlich, können aber das Allgemeinbefinden und die<br />

Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen<br />

• Schaden dem Aussehen des Tieres => Minderung des Wertes<br />

• Schwerpunkt der Anamnese<br />

• Vorgeschichte des Tieres<br />

• Bestehende/ vorausgegangene Krankheiten<br />

• Zeitpunkt des Ausbruches, bisheriger Verlauf<br />

• Beobachtungen über Umstände, die mit Krankheit im Zusammenhang stehen können<br />

• Ansteckung/ Übertragbarkeit auf andere Tiere/ Menschen<br />

• Analyse der Fütterung und Weide<br />

• Beurteilung der Umwelt hinsichtlich potentiellen Krankmachern<br />

• „Familienanamnese“ -> genetische Prädisposition<br />

• Probenentnahme richtet sich nach der Zielstellung<br />

Haarausfall und Haarlosigkeit<br />

• Alopezie = generalisierte oder umschriebene haarlose Stelle<br />

• Entsteht durch Haarausfall oder fehlenden Haarwuchs<br />

• An Haut selbst keine Veränderungen feststellbar<br />

• Angeboren oder erworben<br />

• Angeboren = Alopecia aduata<br />

• Erworben = Alopecia aquisita<br />

• Hypotrichiose: sehr dünne Behaarung in Folge von Haarausfall oder spärlichen Haarwuchses<br />

• Symptome<br />

• Angeboren: Geburt völlig oder teilweise haarlos<br />

• Es liegen Berichte vor, nachdem Haarausfall intrauterin erfolgte => Haare waren im<br />

Fruchtwasser<br />

• Haarlos geborene Tiere sind meist nicht lebensfähig<br />

• Erworbene Alopezie nicht an Alter gebunden<br />

• Schutzhaar (Mähne und Schweif) bleibt meist erhalten<br />

• Alopecia areata: runde, ovale oder unregelmäßig umschriebene haarlose Stellen<br />

• Haut an der betroffenen Stelle scheint unverändert, kein auffälliger Juckreiz<br />

• Tws. Veränderungen der Pigmentierung der Haut<br />

• Fehlen ätiologischer Aspekte => „idiopatische Alopezie“<br />

• Diffuser Haarausfall als erworbener Zustand hat verschiedenste Ursachen<br />

• Fieberhafte Infektionskrankheiten<br />

• Chronische Verdauungs- und Stoffwechselstörungen<br />

• Klinisch manifeste Endoparasiten<br />

• Aufnahme toxischer Mengen von Quecksilber, Thallium, Jod, Selen u.a.<br />

• Ionisierende Strahlen und Zytostatika<br />

• Kontakt mit bestimmten chemischen Verbindungen<br />

• DD<br />

• Alle Zustände, bei denen erregerbedingte Veränderungen eine Haarlosigkeit herbeiführen<br />

• Prognose<br />

• Abhängig von Ursache und Möglichkeit, darauf einzuwirken<br />

• Entscheidend ist immer, ob noch Haarfollikel vorhanden sind, deren Tätigkeit angeregt<br />

werden kann<br />

• Diffuse Alopezie: bessere Aussichten auf Wiedereinsatz des Haarwachstums als Alopecia<br />

areata<br />

• Therapie<br />

• Am Wichtigsten: Abstellen der Ursachen!!<br />

• Waschen mit Shampoos etc. mehr psychisch für den Besitzer!!<br />

9


Hypertrichiose<br />

• Angeboren oder erworben<br />

• Am ganzen Körper, oder nur an einzelnen Stellen<br />

• Dichtere Behaarung kann auch bei ganzjähriger Haltung im Freien (Offenstall!!) auftreten<br />

• Keine negative Auswirkung auf Leistungsfähigkeit der Tiere<br />

• Tritt auch im Zusammenhang mit Cushing (!!!!!) auf<br />

Haarbrüchigkeit<br />

• Charakterisiert durch knötchenartige Verdickungen der Haare<br />

• Haar bricht an diesen Stellen besonders leicht ab<br />

• Bruchstelle kurz oberhalb der Hautoberfläche<br />

• Mähne und Schweif können betroffen sein => Verlust in großen Mengen => Tier sieht aus, als sei<br />

es geschoren worden!<br />

• Ursache ist unklar<br />

• Besichtigung der Haare mit Lupe angeraten, da Knötchen sonst sehr leicht mit Nissen verwechselt<br />

werden!!!<br />

• Falls mechanische Schäden die Ursache sind, diese abstellen, sonst keine wirkliche Therapie<br />

bekannt<br />

Pigmentanomalien<br />

• Altersbedingtes (Canities senilis) oder vorzeitiges (Canities praematura) Ergrauen<br />

• V.a. im Gesicht um Augen, auf der Stirn und um die Lippen<br />

• Pigmentschwund (Leukotrichie) auch Folge nervaler Einflüsse, Mangelerscheinungen,<br />

Röntgenstrahlen...<br />

• Albinismus = angeborene, totale Pigmentlosigkeit, bezieht auch Hufe und Augen mit ein!!<br />

• Leukodermie = pigmentarme oder pigmentfreie Hautstellen<br />

• Entwickeln sich sekundär als Folge von Hautkrankheiten oder Einwirkungen auf die Haut<br />

(Einreibungen, Sekretfluss...)<br />

• Vitiligo: im Laufe des Lebens erworbener Pigmentschwund<br />

• Ursache bisher noch ungeklärt<br />

• V.a. am Kopf, im Perineum und der äußeren Geschlechtsorgane<br />

• Hyperpigmentierung: tws am Anschluss an Hauterkrankungen<br />

• Angeborene fleckenförmige Melaninanhäufungen bei Schimmeln (können Ausgangpunkt für<br />

Melanome sein)<br />

Übermäßiges Schwitzen<br />

= Hyperhydrose<br />

• Funktionelle Störung der Schweißdrüsen mit verstärkter Schweißsekretion ohne ersichtlichen<br />

Grund<br />

• Schweißausbruch allgemein oder lokal begrenzt<br />

• Haut und Haare sind feucht<br />

• V.a. bei <strong>Pferd</strong>en mit dichtem Haarkleid<br />

• Auch bei <strong>Pferd</strong>en mit ausgebliebenem Haarwechsel (Hirsutismus) wegen endokrinen Störungen<br />

• Krankheiten mit starker Dyspnoe und CO2- Anreicherung => Schweißausbruch<br />

• Schmerzhafte Zustände (Koliken..) und Phasen fieberhafter Erkrankungen oft Ursache<br />

• Adipöse, untrainierte oder durch Krankheit geschwächte Tiere schwitzen schon bei geringen<br />

Belastungen<br />

• Lokales Schwitzen oder einseitiger Schweißausbruch: Ursache oft Schädigung des Nervensystems<br />

• Traumatische Schädigung peripherer Nerven<br />

• Erkrankungen des Rückenmarkes<br />

• Reizung des vegetativen Nervenmarkes<br />

• Starkes und andauerndes Schwitzen => Flüssigkeits- – und Elektrolytverlust<br />

• Nach Injektion von Adrenalin u.ä. an Injektionsstelle Schweißausbruch<br />

• Ist immer Syndrom, das weiter abgeklärt werden muß!!<br />

10


• Bei Diagnosestellung: Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse und vorausgegangener<br />

körperlicher Belastungen<br />

• Physiologisches Schwitzen hört nach Beendigung der Arbeit bald auf, ist nach 10 – 20 Minuten<br />

abgetrocknet<br />

• <strong>Pferd</strong>e mit langem, dichtem Haarkleid: Vermeiden eines warmen Stalles oder teilweises Scheren<br />

• Ursache finden und abstellen<br />

• Bei massiven Schweißausbrüchen muss auf den Flüssigkeitshaushalt geachtet werden!!<br />

Fehlen der Schweißbildung<br />

= Anhydrie<br />

• Unvermögen, Schweiß abzusondern, obwohl es die Thermoregulation erfordern würde<br />

• Störung entwickelt sich allmählich<br />

• <strong>Pferd</strong>e schwitzen bei Arbeit weniger, leiden aber zunehmend an Dyspnoe<br />

• Tiere geraten leicht in Hyperthermie => Hitzschlaggefahr!!<br />

• Haut bleibt trocken („Dry coat“)<br />

• Haarausfall<br />

• Schuppenbildung<br />

• Belastbarkeit der Tiere geht ständig zurück<br />

• Bei erkrankten <strong>Pferd</strong>en ist hoher Adrenalinspiegel im Blut nachweisbar<br />

• Schweißdrüsen sprechen nicht mehr darauf an!!<br />

• Diagnose: ungenügendes Schwitzen trotz entsprechender Anforderung<br />

• Wird auch Adrenalininjektion nicht mit Schweißausbruch beantwortet => schlechte Prognose<br />

• Keine einheitliche Therapie vorhanden, am besten Zufuhr von E’lyten!!<br />

• Bei weiterer Haltung und Nutzung Rücksicht nehmen auf verminderte Fähigkeit zur Wärmeabgabe<br />

und somit erhöhter Hitzschlaggefahr!!!!!<br />

Störungen der Talgdrüsentätigkeit<br />

• Talgfluß = Seborrhoe<br />

• Gesteigerte und veränderte Absonderung von Talgdrüsensekret<br />

• Unterscheidung in:<br />

• Seborrhoea sicca: Schuppen- und Krustenbildung<br />

• Sebborhoea oleosa: dünnflüssige oder ölige Absonderung<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> v.a. trockene Form der Seborrhoe<br />

• Veränderungen entwickeln sich allmählich<br />

• Folgende Lokalisationen bevorzugt<br />

• Mähne und Schweif<br />

• Ohrmuschel<br />

• Metatarsi<br />

• Seborrhoes universalis<br />

• Betroffene Körperstellen:<br />

• Grau – bräunliche Schuppen oder Klümpchen zwischen den Haaren<br />

• Schwere Fälle: Haut mit dicker, fettiger Kruste bedeckt, in die die Haare mit einbezogen sind<br />

• Haare werden bald abgestoßen und lassen sich leicht auszupfen<br />

• Haarkleid wir dünn und glanzlos<br />

• Haut selbst ist meist unverändert<br />

• Fließender Übergang zum seborrhoischen Ekzem<br />

• Haut unter den Belägen feucht und verdickt<br />

• Meist kein Juckreiz vorhanden<br />

• Ursache meist Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, aber auch Nässe, schlechte Pflege und<br />

genetische Faktoren<br />

• Diskussion, ob Pilze mögliche Ursache sein könnten<br />

• Ist Faktorenkrankheit<br />

• Maßgebend für Diagnose: Vorhandensein fettiger Schuppen oder Beläge mit Geruch nach<br />

ranzigem Fett<br />

• Seborrhoisches Ekzem: Haut selbst weist Veränderungen auf<br />

• Abgrenzung der Räude durch mikroskopische Untersuchung eines Hautgeschabsels<br />

• Tätigkeit der Ektoparasiten => Talgdrüsen werden zur Hypersekretion angeregt<br />

11


• Mit starkem Juckreiz begleitet<br />

• DD<br />

• Krustöse und squamöse Ekzeme<br />

• Dermatitiden mit nässender Oberfläche und Krustenbildung -> Juckreiz<br />

• Prognose<br />

• Vorsicht bei Voraussage<br />

• Talgfluss verschwindet oft mit allgemeiner Kräftigung des Tieres<br />

• Tws. kann Ekzem chronisch sein und nicht zum Abklingen gebracht werden<br />

• Therapie<br />

• Im Fall eines reduzierten AB: dafür verantwortliche Krankheit muss behandelt werden<br />

• Lokale Behandlung: Säuberung der betroffenen Hautbezirke mit milden Seifen/Shampoos<br />

Entzündung der Haut<br />

• Häufigste und wichtigste Reaktion der Haut auf endogene und exogene Noxen!!<br />

• Intoleranz, wenn natürliche Abwehrfunktionen der Haut überfordert oder ihre Leistungsfähigkeit<br />

geschwächt ist<br />

• Nur selten direkter Zusammenhang zwischen Dosis und Wirkung der Noxen<br />

• Oft weniger starke Agenzien, die wegen kumulativer Effekte zu krankhaften Veränderungen<br />

führen<br />

• Vorschädigung der Haut durch Nässe, Verschmutzungen...<br />

• Besondere Rolle: Überempfindlichkeit<br />

• Am Wichtigsten: Photosensibilitätsreaktionen durch Einlagerung photodynamischer<br />

Substanzen<br />

• Ursache allergischer Hautreaktionen oft schwer zu finden<br />

• Unabhängig von der auslösenden Noxe werden Zellreaktionen gestartet => nicht jeder Noxe<br />

kann ein spezifisches Krankheitsbild zugeordnet werden<br />

• Tws. Unterscheidungsmöglichkeit wegen Lokalisation des Entzündungsprozesses<br />

• Epidermale Reaktionen auf Einwirkungen von außen<br />

• Bleiben auf Einwirkungsort begrenzt und heilen ohne Narbenbildung ab<br />

Ekzem<br />

• Nichtkontagiöse, fleckenförmige oder großflächige, entzündliche Hauterkrankung<br />

• Beschränkt sich meist auf die Epidermis und heilt ohne Narbenbildung ab<br />

• Meist Allergie als Ursache<br />

• Akut<br />

• Rötung und leichte Ödematisierung<br />

• Bald Bildung von Ekzemknötchen (herdförmige Spongiose mit seröser Durchtränkung, geht in<br />

Bläschen über)<br />

• Vesikularkapsel: entscheidendes Charakteristikum des akuten Ekzems, weitere Stadien<br />

möglich<br />

• Platzen der Bläschen => gerötete, nässende Oberfläche und/oder Krustenbildung<br />

• Tws. sekundäre Einnistung von Bakterien => Bildung eines eitrigen Sekretes<br />

• Chronisch<br />

• Ausgehend von echter Papelbildung<br />

• Führt zu Schuppenbildung<br />

• Talgdrüsen in Prozess mit einbezogen =>Bildung fettiger Beläge<br />

• Meist hypertrophische epidermale Reaktionen => Hautverdickungen<br />

• Wird charakterisiert durch:<br />

• Nicht klar von der Umgebung abgrenzbare krankhafte Hautveränderung<br />

• Verschiedene Stadien gleichzeitig vorhanden, es bestehen fließende Übergänge<br />

• Oft „Streuphänomene“<br />

• Verbunden mit starkem Juckreiz<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Hptsl. epidermale Reaktionen<br />

• Ursache meist Noxe von außen auf sensibilisierter oder vorgeschädigter Haut<br />

12


• Allergisches Kontaktekzem: Vorliegen einer Spätreaktion vom Ekzemtyp (4b), spielt sich in der<br />

Epidermis ab<br />

• Eindringen von Vollantigenen oder Haptenen (Ekzematogene) -> komplettieren sich erst durch<br />

Anlagerung an Proteinmolekül der Haut zum Vollantigen -> regen in der Haut Bildung<br />

lymphozytärer Immunzellen an -> erneute Antigenreize: Erkennung von sensibilisierten<br />

Immunzellen<br />

=> Freisetzung von Lymphokinen und anderen Substanzen -> Anlocken weiterer Mediatoren<br />

(basophile Granulozyten)<br />

• Zellvermittelte Reaktionen: Histamin, Serotonin und andere wichtig<br />

• Entzündungsprozess kommt erst nach 1-2 d voll in Gang<br />

• Wichtig für Sensibilisierung: Eindringen sensibilisierender Substanzen in die Haut bis zu<br />

entsprechenden immunkompetenten Zellen<br />

• V.a. bei vorhandener verminderter Schutzschicht (Wasser-, Fettlöslichkeit)<br />

• Zahl der Allergene nahezu unbegrenzt<br />

• Gehäuftes Auftreten in bestimmten Familien oder Rassen => genetische Prädisposition<br />

Diagnose<br />

• Angewiesen auf Beurteilung der klinischen Manifestation<br />

• U.U. histologische Untersuchung eines Bioptates<br />

• Ausschließen von Dermatitiden anderer Genese -> Verwechslung vor allem Dermatophytosen und<br />

Dermatophilose<br />

• Bei chronischem Ekzem auch Verwechslung mit Sarcoptes- und Psoroptesräude möglich<br />

Prognose<br />

• Akute Form<br />

• Günstige Prognose<br />

• Unterbrechung des Kontaktes => Aktivierung der Selbstheilung<br />

• Sensibilisierung bleibt bestehen => Rezidive jederzeit möglich<br />

• Wird auslösende Noxe nicht erkannt und bleibt dauernd wirksam => Übergang in chronisches<br />

Stadium (schwer zu therapieren)<br />

• Oft gelingt es nur, die klinischen Zeichen zeitweilig zu bessern<br />

Therapie<br />

• Am Sichersten: Elimination der auslösenden Ursachen<br />

• Aber: verursachendes Agens muss bekannt sein<br />

• Lokale Anwendung von Glucocorticoiden: Linderung des Juckreizes<br />

• Nässende Oberfläche und bakterielle Kontamination => Glukokortikoide nur in Verbindung mit<br />

antibakteriellen Mitteln<br />

• Glucocortikoide: unterdrücken die epidermale Reaktion auch bei Nichtbeseitigung der Noxe =><br />

rein symptomatische Therapie<br />

• Lokalsteroide: Anfangs so oft wie möglich, mittelfristig so oft wie nötig und langfristig so wenig<br />

wie möglich<br />

• Weitere lokale Behandlung je nach Charakter der Entzündung<br />

• Je akuter Ekzem, desto mildere und reizlosere Mittel anwenden!!<br />

• Starke Verschmutzung, Krustenbildung und Verklebung der Haare bis in gesunde Haut hinein:<br />

physiologische NaCl oder H2O2 verwenden zur Reinigung<br />

• Akut nässende Ekzeme => ölige Zubereitungen von Zinkoxid verwenden<br />

• Bakterielle Beteiligung: Antibiotika in Form von Emulsionen oder Salben<br />

• Trockene Ekzeme: Präparate auf Basis von Salizylsäure, Resorcin, Steinkohlenteer und Schwefel<br />

Allergisches Sommerekzem<br />

• = Culicoides hypersensitivity, sweet itch<br />

• V.a. in warmer Jahreszeit auftretende jährlich wiederkehrende Dermatose<br />

• Wird zurückgeführt auf Insekten (Culicoides, auch Simulium Arten)<br />

• Bei Weidepferden ab 2.-3. Lebensjahr<br />

Symptome<br />

• Beginn nach Flugzeit der fraglichen Insekten (ab April<br />

• Meist an Mähne und Schweif, aber auch an Augen und Ohren, entlang der Rückenlinie oder an der<br />

Linea alba<br />

• Lokalisation entspricht den bevorzugten Anflugstellen der Insekten<br />

13


• Auffällig starker Juckreiz<br />

• Auftretende papulöse oder papulovesikuläre Effloreszenzen werden meist nicht wahrgenommen,<br />

da Scheuern der <strong>Pferd</strong>e rasch zu Borkenbildung führt<br />

• Haare brechen ab, oder sind filzig verklebt<br />

• Intensität kann über Sommer variieren, Krankheit bleibt aber bis zum Herbst bestehen und kommt<br />

im nächsten Jahr wieder, wird mit den Jahren schlimmer!<br />

• Hautveränderungen können über Winter abheilen und z.t. komplett verschwinden<br />

• Speichel der blutsaugenden weiblichen Insekten -> Sensibilisierung (Kontaktallergie vom Typ 4)<br />

• Auch Nachweis von speziellem IgE im Blut<br />

• Veränderungen nicht nur auf Epidermis beschränkt, auch oberflächliche und tiefe eosinophile und<br />

lymphozytäre perivasculäre Reaktionen vorhanden<br />

• Direkte toxische Schädigung durch Produkte der Insekten wird ausgeschlossen, da nicht alle Tiere<br />

einer Herde betroffen sind<br />

• Genetische Disposition vermutet, da v.a. Kleinpferde (Isländer) betroffen sind<br />

Diagnose<br />

• Jahreszeitliches Auftreten<br />

• Aufenthalt der <strong>Pferd</strong>e in Biotopen der betreffenden Mücke<br />

• Dermatophytosen müssen ausgeschlossen werden!<br />

Therapie<br />

• V.a. Standortveränderungen der Tiere<br />

• Glucocorticoide<br />

• Rein symptomatische Wirkung, bessern aber sichtbar das AB der Tiere<br />

• Am besten Beginn mit parenteraler Applikation, nach Eintritt der Wirkung umstellen auf orale<br />

Gabe<br />

• Prednison oder Prednisolon<br />

• Stufenweises reduzieren der Tagesdosis, bis Juckreiz und Entzündung gerade noch<br />

unterdrückt werden können<br />

Chronisches squamöses Ekzem<br />

Schuppenflechte, Kachexieekzem<br />

• Tws. bei <strong>Pferd</strong>en in Verbindung mit Unterernährung, chronischen Verdauungsstörungen oder<br />

auszehrenden Krankheiten<br />

• V.a. in Augengegend, am Hals- und Schulterbereich<br />

• Starke Schuppenbildung und Juckreiz<br />

• Haare werden teilweise abgescheuert => Entstehung haarloser Stellen, die mit Schuppen bedeckt<br />

sind (= „Mottenfraß“ – ähnliches Aussehen)<br />

• Konkrete Ursachen stehen nicht fest<br />

• Therapieerfolg nur gegeben, wenn innere Krankheit geheilt und Ernährungszustand normalisiert<br />

wird<br />

Sattelekzem<br />

= Schweißekzem<br />

• Beginnt mit schmerzhafter Schwellung und Ausbildung einer nässenden Oberfläche<br />

• Gefahr des Überganges in eine Pyodermie (= Sattelakne, Saddle Sores)<br />

• Wichtigste Faktoren: Staubansammlungen und Schweißeinwirkung mit verbundenem Druck und<br />

Reibung (unpassende Sättel, ungenügend geputztes <strong>Pferd</strong>)<br />

• Beseitigung der Ursache!!!<br />

• Waschen mit milden Lösungen!!<br />

• Lokale antiseptische Behandlung<br />

Fesselekzem (Mauke)<br />

• Entzündliche Veränderung in der Fesselbeuge<br />

Symptome<br />

• Beginnend: Hyperämie, Knötchen – und Bläschenbildung -> Fesselbeuge besteht bald aus<br />

nässender, wunder Oberfläche mit übelriechendem, schmierigem Belag<br />

• Schmutzansammlungen, Sekret und Epidermiszellen können dicke, bröckelige Borken bilden<br />

• Haare des Behanges sind mit einbezogen<br />

• Juckreiz => erhebliche Unruhe (Stampfen, Scheuern...)<br />

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• Bakterielle Infektionen => Verschlimmerung der Entzündung, Vordringen in tiefere Schichten (=><br />

phlegmonöse Dermatitis) => LAHMHEIT!!<br />

• AB tws. deutlich gestört<br />

• Übergang in chronische Form: Zunahme der Hautdicke!<br />

• Haut wird rissig und schmerzhaft => Einschränkung der Beweglichkeit der Gelenke<br />

• Mögliche Entstehung warzenartiger Erhabenheiten, aus denen Wucherungen entstehen<br />

• Raspe<br />

• = ekzematöser Prozess an Beugeflächen der Karpal- und Tarsalgelenke<br />

• hptsl. squamöser Charakter<br />

• verbunden mit Hypertrophie und Rhagadenbildung<br />

Ätiologie<br />

• v.a. betroffen: <strong>Pferd</strong>e mit langem Behang, häufiger in den Wintermonaten<br />

• Vorschädigung der Haut durch Nässe, Verschmutzung und chemische Reize (Urin(!!),<br />

Tausalz..)<br />

• sekundäre Besiedelung mit Krankheitserregern kann Krankheit erheblich komplizieren<br />

• Staphylokokken<br />

• Anaerobier<br />

• Dermatophilus<br />

• Chorioptesmilben<br />

Diagnose<br />

• klinische Befunde sind deutlich<br />

• Differenzierung zwischen akut nässender und Warzen bildender chronischer Form ohne Probleme<br />

möglich<br />

• Verdacht auf Sekundärinfektionen/Fußräude => Erregernachweis<br />

Therapie<br />

• Einleitend<br />

• Schonende Säuberung mit desinfizierenden Mitteln (H2O2, Iodophore, KmnO4...)<br />

• Tiere sauber und trocken aufstallen<br />

• Tws. Salbenverband angeraten, mit Salben die die Epithelisierung fördern -> Zinksalbe o.ä.<br />

• Warzenmauke: chirurgisches Entfernen -> Nachbehandlung mit Adstringentien<br />

Prophylaxe<br />

• Ständiges Säubern der Extremitäten und ABTROCKNEN der Fesselbeuge!<br />

• Haare im Fesselbereich nicht scheren!! -> verbleibende Haarstummel reizen Haut bei Bewegung<br />

mechanisch!!<br />

Dermatitis durch Photosensibilität<br />

• Beruhen auf Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenstrahlen wegen photodynamischer<br />

Substanzen<br />

• Entzündliche Reaktionen der unpigmentierten Haut<br />

Symptome<br />

• Zuerst an wenig behaarten, unpigmentierten Stellen (Lippen, Nüstern..) als Rötung,<br />

Ödematisierung und Juckreiz<br />

• Kurz darauf alle wenig pigmentierten Hautpartien betroffen<br />

• Leichte Fälle: Erythem bleibt nur wenige Tage bestehen, heilt dann ab<br />

• Schwere Form:<br />

• Fühlt sich derb und pergamentähnlich an, ist gefühllos<br />

• Nekrosen reißen am Übergang zur gesunden Haut ein, werden dann abgestoßen<br />

• Je nach Schwere und Ausdehnung: AB ist für 2-3 Tage gestört, Fieber kann vorhanden sein<br />

• Heilung dauert lang!!<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Photosensibilität entsteht durch Einlagerung photodynamischer Substanzen in die Haut<br />

• Können Lichtenergie absorbieren und auf Körperzellen übertragen<br />

• Lichtenergie = langwellige UV-Strahlen => können von Hautzellen nicht absorbierte werden<br />

=> Photochemische Reaktion mit Freisetzung von Entzündungsmediatoren<br />

• Pigmentierte Haut: Schutz durch Melanin! => tritt v.a. an unpigmentierten Hautstellen auf!<br />

• Mehrere Formen werden unterschieden<br />

1. primäre Photosensibilität<br />

15


• bei Aufnahme phototoxischer Verbindungen (v.a. Johanniskrautarten mit Farbstoff Hypericin<br />

und Buchweizen mit Farbstoff Fagopyrin)<br />

2. sekundäre und hepatogene Photosensibilität<br />

• sensibilisierender Faktor: Phylloerythrin, ein im Dickdarm gebildetes Umwandlungsprodukt von<br />

Chlorophyll<br />

• durch Lebererkrankung oder Gallengangsobstruktion kann der enterohepatische Kreislauf<br />

gestört sein => Phylloerythrin verteilt sich mit Blut im Körper und in der Haut<br />

3. Photosensibilitätsreaktionen im Zusammenhang mit der Fütterung<br />

• Luzerne, Schwedenklee, Rübsen...<br />

• Pathogenese bis dato ungeklärt<br />

4. Störung der Pigmentsynthese<br />

• Porphyrie<br />

• Kann auch durch Kontakt entstehen<br />

• Auftragen von Arzneimitteln<br />

• Kontakt zu bestimmten Pflanzen (Riesenbärklau)<br />

• Charakter einer Photoallergie<br />

• Auch orale Aufnahme bestimmter Arzneimittel mögliche Ursache<br />

• Phenothiazin<br />

• Sulfonamide => eher hepatogene Photosensibilität<br />

• Tetracycline<br />

Diagnose<br />

• Typische Lokalisation und Art der Veränderung lassen Schluss zu<br />

• Eigentlicher Sonnenbrand ist Auswirkung wesentlich stärkerer Sonneneinwirkungen -> Stärke der<br />

Entzündung ist dosisabhängig<br />

• Suche nach sensibilisierendem Agens ist nötig!<br />

• Bioptat ergibt keinen speziellen Hinweis auf Charakter der Photosensibilität<br />

Prognose<br />

• Gute Heilungsaussichten<br />

• Ausgedehnte Hautnekrosen brauchen für Heilung längere Zeit<br />

• Hepatogene Störung: Leberschaden hat oft chronischen Charakter => oft nicht beeinflussbar!!<br />

Therapie<br />

• Sofortiges Aufstallen zum Schutz vor weiterer Sonneneinwirkung<br />

• Bei entsprechendem Befund: Leberschutztherapie!<br />

• Parenterale Glukokortikoidgabe zur raschen Kontrolle der Entzündungsreaktion!<br />

• Lokale Behandlung je nach Schwere der Veränderungen<br />

• Angezeigt sind anfangs kühlende Umschläge<br />

• Salbenverbände, um Verschmutzung betroffener Extremitäten zu verhindern<br />

Urticaria<br />

= Nesselsucht, Nesselfieber, Quaddelausschlag<br />

• Flüchtige, umschriebene Hauterhabenheiten (Quaddeln) unterschiedlicher Form und Ausdehnung<br />

• Quaddeln werden gebildet, wenn Körper auf verschiedenste Noxen mit Histaminfreisetzung<br />

reagiert<br />

Symptome<br />

• Auftreten ist immer plötzlich!!!<br />

• Quaddeln haben unterschiedliche Größe – darüber stehen die Haare in die Höhe -> darunter<br />

Hauterhabenheiten zu fühlen<br />

• Quaddeln meist vereinzelt, aber auch flächenhafte Ausdehnung möglich<br />

• Typisch: in 10-30 Minuten ist gesamte Körperoberfläche übersät<br />

• V.a. an Hals und Rumpf<br />

• Verschwinden relativ bald, gleich darauf entstehen wieder Neue<br />

• Quaddeln selbst sind eher blass<br />

• Nur sehr selten mit Juckreiz verbunden<br />

• Beginn des Ausschlages: evtl. Prodromalstadium mit Unruhe vorausgehend<br />

• AB meist nur wenig gestört<br />

• Nur dann, wenn SH miteinbezogen sind<br />

• Sonderform = Urticaria latens<br />

• Mechanischer Druck auf die Haut löst Reaktion aus => bei Berührung entsteht sofort<br />

Schwellung<br />

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• Meist als Folge allergischer Reaktionen<br />

• Typ 1 (Sofortreaktion) oder Typ 2 (Serumkrankheit)<br />

• Humorale und zellständige Antikörper können beteiligt sein<br />

• Abtransport der Noxe mittels Blut<br />

• Wichtigste Allergenrolle: Futterinhaltsstoffe<br />

• Evtl. angeborene Unverträglichkeit gegen bestimmte Substanzen<br />

• Können Histaminfreisetzung ohne Beteiligung von Antikörpern bewirken (=pseudoallergene<br />

Urticaria)<br />

• Angriffspunkt für biologisch aktive Substanzen = Blutgefäße der Haut und des perivaskulären<br />

Gewebes<br />

• Entstehung entzündlicher Phänomene verschiedener Ausprägung und Intensität<br />

• Permeabilitätsstörungen => Bildung perivaskulärer Ödeme als führende Erscheinung<br />

Diagnose<br />

• Wegen charakteristischem Bild ohne Probleme möglich<br />

• In Anfangsphase Ähnlichkeit mit Morbus maculosus<br />

• Hier aber schon nach wenigen Tagen Blutergüsse auf den Schleimhäuten, die<br />

Umfangsvermehrungen werden bretthart<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Immer akutes Geschehen<br />

• Bei typischem Verlauf: in 12 – 48 h Quaddeln wieder total verschwunden<br />

• Chronisch-rezidivierender Verlauf: Quaddeln kommen und gehen in regelmäßigen Abständen<br />

• Rezidive bei erneutem Kontakt mit Allergen möglich<br />

Prognose<br />

• Gut, da Übergreifen auf SH oder andere Symptome (Schock) beim <strong>Pferd</strong> nur in Ausnahmefällen<br />

entstehen<br />

Therapie<br />

• In meisten Fällen Selbstheilung, trotzdem Glucocorticoide und/oder Antihistaminika geben<br />

• Calcium – Infusionen haben Einfluss auf günstigen Verlauf<br />

Bullöse Dermatitiden<br />

• Pemphigus = Blasensucht<br />

• Charakt. durch Blasenbildung infolge Akantholyse<br />

• Autoimmunerkrankung, da Autoantikörper gegen Interzellularsubstanz (Pemphigus) oder<br />

Bestandteile der Basalmembran (Pemphigoid) der eigenen Epidermis gebildet werden<br />

• 2 Krankheitsbilder beim <strong>Pferd</strong><br />

• Pemphigus foliaceus und bullöses Pemphigoid -> beide sehr selten<br />

Symptome<br />

• Hautveränderung beginnt meist an Extremitäten und der ventralen Bauchwand<br />

• Breitet sich von da auf ganzen Körper aus ( in Tagen bis Wochen)<br />

• Blasen bestehen nur zu Anfang, reißen schnell ein<br />

• Pruritus kann vorhanden sein, aber überwiegend starke Schmerzhaftigkeit<br />

• An Extremitäten und Präputium Entstehung schmerzhafter Ödeme möglich<br />

• V.a. charakterisiert für bullöses Pemphigoid<br />

• Übergreifen auf hautnahe SH ist möglich<br />

• Zunehmende Ausbreitung der exsudativen Entzündung => Tiere werden hinfällig und fressen<br />

schlecht<br />

• Auch Fieberschübe möglich<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Eigentliche Ursache ist nicht bekannt<br />

• Zellgebundene und zirkulierende Antikörper -> reagieren mit interzellulären epidermalen<br />

Substanzen/bzw. solchen der Basalmembran<br />

• Rufen Akantholyse hervor<br />

=> Spalten als Ausgangspunkt für intraepidermale Blasenbildung<br />

• Pemphigoid: Trennung des Zusammenhanges zwischen Epidermis und Korium<br />

Diagnose<br />

• Pemphigus wird meist erst dann in Erwägung gezogen, wenn andere Ursachen ausgeschlossen<br />

wurden<br />

• Klinischer Verdacht begründet durch:<br />

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• Nässende Hautveränderung mit Tendenz zu allmählichen Ausbreitung<br />

• Chronischer Verlauf mit Allgemeinstörungen<br />

• Möglichst Hautbiopsie durchführen!<br />

• Verbreiterung der Interzellularraum bis zur intraepidermaler Vesikelbildung<br />

• Endgültige Sicherung der Diagnose mittels Immunhistologie<br />

Prognose<br />

• Immer ungünstig<br />

• Lange, zeit- und kostenaufwändige Therapien<br />

Therapie<br />

• Andauernde immunsuppressive Behandlung mit Glukokortikoiden<br />

• Empfohlen: Langzeitmedikation von Prednisolon per os -> kein Garant!!!<br />

Hyper- und Parakeratose<br />

Definition<br />

• 2 Formen bekannt:<br />

• Hyperkeratose<br />

• Übermäßige Verhornung, meist mit Verdickung und bindegewebiger Zubildung der Haut<br />

• Parakeratose<br />

• Unvollständige Verhornung, v.a. beim Schwein infolge Zinkmangels<br />

Symptome<br />

• Treten an Stellen auf, an denen Leder- oder Geschirrteile einen kontinuierlichen Druck ausüben<br />

• Hautoberfläche ist verhornt<br />

• Oberfläche kann spiegelnd sein, wenn größere Flächen betroffen sind!<br />

• Ist verhornte Partie nicht glatt, kommt es zu Gruben- und Schrundenbildung<br />

• Haut ist um das 4-5-fache verdickt<br />

• Kleine, umschriebene, übermäßig verhornte Stellen =“Tylome“<br />

• Übergang in gesunde Haut => erneut volle Behaarung<br />

• Oberfläche hat grau-schwarze Farbe<br />

• Weder schmerzhaft, noch vermehrt warm<br />

• Reaktionslos, die Sensibilität ist herabgesetzt wegen verstärkter Verhornung<br />

• Es fehlen Allgemeinstörungen<br />

• Sind zunächst Schönheitsfehler<br />

Ätiologie<br />

• Entstehen durch ständig wiederholte Quetschungen geringer Intensität => makroskopisch KEIN<br />

Blutaustritt aus den Gefäßen<br />

• Prädestinierte Körperstellen: Geschirrlage, Vorderfläche der Karpalgelenke<br />

Diagnose und DD<br />

• Symptome erlauben leichte Diagnose<br />

Therapie und Prognose<br />

• Nur Schönheitsfehler => Entfernung nur dann, wenn Entzündungen oder Wundinfektionen<br />

vorliegen<br />

• Viele Tylome heilen schon ab, wenn die Ursache beseitigt ist<br />

Prophylaxe<br />

• Werden verhindert durch:<br />

• Weiche Einstreu<br />

• Gamaschen bei Sportpferden<br />

• Evtl. Kürzen der Hufeisenschenkel („Stollenbeulenschlag“)<br />

Anm.: „Stollenbeulenschlag“: Wenn zu langer Schenkel des Hufeisens bei jedem Schritt ans Bein<br />

anschlägt und daraufhin dort Hyperkeratose entsteht!!!<br />

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Hauthornbildung<br />

Definition<br />

• Erworbene, seltene Fehlbildung in der Haut<br />

• Besteht aus bindegewebigem Papillarkörper<br />

• Darüberliegendes Epithel wuchert stark, verhornt und bildet zapfen-, krallen- und<br />

hornähnliche Fortsätze<br />

• Keratome sind beim <strong>Pferd</strong> selten!!<br />

Symptome<br />

• Haut am Kopf, Hals und tws. Gldm. bildet kugelige oder hornspitzenähnliche Gebilde aus<br />

• Können bis 20 cm lang werden<br />

• Sind je nach Aufbau fest mit der Unterlage verbunden, oder hängen pendelnd an der<br />

Hautfalte herab<br />

• Am Kopf v.a. an:<br />

• Nasenrücken<br />

• Augenlidern<br />

• Lippen<br />

• Ohren<br />

• Kehlgang<br />

• Untere Halspartie<br />

• Path.-anat.: innere halbkugelige oder zapfenähnlicher Teil ist bindegewebig fest<br />

• Hat keine Zotten oder Plättchen<br />

• Stark verhornte Epidermis ist elastisch, tws. schuppig und bröckelig<br />

Prognose und Therapie<br />

• Prognose stets gut, da hptsl. Schönheitsfehler<br />

• OP mittels zirkulärer oder elliptischer Umschneidung<br />

• Naht zum Verschluss der Hautwunde!!!<br />

Hauttumoren<br />

1. Papillom<br />

• Bestehen aus bindegewebiger, papillärer Basis, bedeckt mit hautähnlichen, dichten, verhornenden<br />

Epithellagen<br />

• Kann zottig, himbeerähnlich, blumenkohlartig verzweigt oder traubig sein<br />

• Entweder breite Basis oder gestielt auf einer Unterlage<br />

• In der Haut verschieblich<br />

• Tws. pigmentiert<br />

• Unterschiedlich groß, erbsengroß – doppelt-faustgroß<br />

• Äußere Einwirkungen können Epithel abschilfern<br />

• Geschwürige, mit stinkendem Eiter bedeckte Wunden entstehen<br />

• Solitär vorkommende Papillome wachsen langsam<br />

• Umgebende, gesunde Haut ist sehr gefäßreich => beim Abriss kommt es zu starken Blutungen<br />

• Nach ungenügender Entfernung oft schnelles Wachstum => oft Verwechslung mit bösartigen<br />

Tumoren<br />

Therapie und Prognose<br />

• Generell gute Prognose<br />

• Lokalanästhesie: Tumoren spindelförmig umschneiden und im gesunden Gewebe total exstirpieren<br />

• Primärheilung sollte angestrebt werden<br />

2. Fibrom<br />

• Bindegewebeschwulst, ausgehend vom Unterhautbindegewebe<br />

• Besteht aus ausreifenden Bindegewebszellen und fibrillärer Interzellularsubstanz<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> in tausenden verschiedenen Formen vorkommend<br />

• Können an jeder Körperstelle in der Unterhaut auftreten<br />

• Erbsen – kopfgroß<br />

• Stets rundlich, knotig oder knollig, selten gestielt, meist deutlich zirkumskript<br />

19


• Unterschiedliche Konsistenz<br />

• Fibroma durum: gleichmäßig hart und derb<br />

• Fibroma molle: weich, lipomähnlich und ödematös<br />

• Bei Palpation schmerzlos<br />

• Oberfläche stets glatt<br />

• Darüber liegende Hautpartie ist immer intakt, tws. sind einige Haare ausgefallen<br />

• Exstirpation; Neoplasma durch Kapsel vom Bindegewebe abgesetzt<br />

• Anschnitt Fibroma durum<br />

• Grau – weiße Farbe der Schnittfläche<br />

• Faserig – sehnige Struktur<br />

• Matt, glänzend und gefäßarm<br />

• Gewebe knirscht teilweise unter dem Messer<br />

• Tws. mehrere kleine Knoten in einer Kapsel<br />

• Anschnitt Fibroma molle<br />

• Schnittfläche ist glänzend<br />

• Tws fließt Exsudat ab<br />

• Fibroma pendulans<br />

• Solitär aufsitzendes Fibrom, das an längerem Hautstiel sitzt<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> an Kopf, Augenlid, Präputium, Kniefalte und Oberschenkel<br />

Therapie und Prognose<br />

• Prognose ist gut<br />

• Exzision muss tief im gesunden Gewebe erfolgen<br />

• Rezidive passieren dann, wenn Fibrom und blutende Hautfläche kauterisiert werden!!<br />

3. Melanome<br />

= Neoplasma, das melaninhaltige Zellen produziert<br />

• Je nach Differenzierung können daraus maligne oder benigne Melanome entstehen<br />

Symptome<br />

• Schimmel sind prädestiniert, treten aber auch bei anderen Farben auf<br />

• Treten frühestens ab 5-7 Jahren auf<br />

• Je älter und weißer <strong>Pferd</strong>e sind, desto häufiger treten Melanome auf<br />

• 80% der 15-18-jährigen Schimmel sind betroffen<br />

• Entwicklung an jeder Körperstelle möglich, aber bevorzugte Lokalisationen:<br />

• Perinealregion<br />

• Unterfläche des Schweifes<br />

• Kopf (Ohrgrund, äußeres Ohr und Parotisgegend)<br />

• Im Anfangsstadium solitäres Vorkommen<br />

• Kleine Knoten, die von völlig intakter, schwarz gefärbter Haut überzogen ist<br />

• In Nachbarschaft entstehen bald Tochtergeschwülste, die aussehen, als würden sie in der Haut<br />

liegen<br />

• Können monate- jahrelang in diesem Zustand verharren -> stören nur da, wo Halfter und<br />

Sattel liegen<br />

• Tws. in der Beckenhöhle lokalisiert<br />

• Können dort liegende Organe (Vagina, Mastdarm..) einengen<br />

• Selten Melanome des Bauchfelles<br />

• Gestielte Melanome: immer benigner Charakter!! => nicht entfernen<br />

• Nach monate – oder jahrelangem Pausieren können Melanome plötzlich wachsen und durch die<br />

Hautoberfläche durchbrechen<br />

• Vor derartigen Durchbrüchen tws. Fluktuation palpierbar, Entleerung einer schwarz – braunen,<br />

geruchlosen Flüssigkeit<br />

• Nach Entfernung bleiben ulzerierende Wunden zurück<br />

• Stellen sich histologisch als maligne Melanome oder Melanomsarkome dar<br />

• In Dammregion oder am Kopf solitär vorkommende Melanome bleiben jahrelang im Ruhezustand<br />

• Andere Melanome: nach mechanischer Reizung plötzlich maligner Charakter<br />

• Maligne Melanome<br />

• Sofort nach Erscheinen Bildung von Metastasen<br />

• Erkrankung breitet sich sofort über Lymphgefäße in regionäre Lnn. aus => Entstehung<br />

zahlreicher Knötchen entlang der Lymphbahnen<br />

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• Von Metastasen an Lymphbahnen aus Metastasierung in<br />

• Seröse Häute<br />

• Lnn. des MDT<br />

• Leber<br />

• Lunge<br />

• Milz<br />

• Metastasen an inneren Organen meist deutlich größer, als Primärtumoren, haben auch oft<br />

weichere Konsistenz<br />

• Metastasierung hat erst sehr spät Krankheitszeichen zur Folge<br />

• Tier geht an Kachexie zu Grunde<br />

Therapie und Prognose<br />

• Ältere, solitäre Melanome haben gute Prognose, sofern keinerlei Irritation am Tumor oder in<br />

dessen Nähe stattfindet<br />

• Melanome NICHT BERÜHREN<br />

• Melanom mit multiplen Tumoren und ödematöser Schwellung und Verfärbung ihrer Umwelt =><br />

NICHT CHIRURGISCH ENTFERNEN!!!<br />

• Destruktion der zunächst intakt gebliebenen Haut und bei Ulzeration => radikalchirurgisches<br />

Vorgehen<br />

• Nur dann Erfolg, wenn solitäre Melanome vorliegen und regionäre Lymphknoten mit entfernt<br />

werden können<br />

• Solange keine allgemeine Metastasierung und kachektische Erscheinungen ist bei malignen<br />

Tumoren 3-5 Jahren Überleben möglich<br />

• Wenn schon Metastasierung vorliegt, dann wird meist Melanomsarkom diagnostiziert<br />

• Bei radikalchirurgischem Vorgehen: 3-dimensionales Entfernen möglich<br />

4. Karzinom<br />

• Malignes Neoplasma epithelialen Ursprunges<br />

• Wächst infiltrierend<br />

• Parenchym der Tumoren besteht aus Epithelzellen der Haut, der SH, der Drüsen<br />

• Dichtes, maschenförmiges Stroma vorhanden => wird „Scirrhus“ genannt<br />

• „Medullarkarzinom“: Parenchym stärker als Stroma<br />

• je nach Herkunft der Epithelzellen Unterscheidung in:<br />

• Plattenepithelkarzinom<br />

• Zylinderepithelkarzinom<br />

• Adenokarzinom<br />

• Zylinderepithelkarzinom geht hervor aus Zylinderepithel der Schleimhäute oder aus Resten<br />

gleichgearteter Zellen<br />

• Epithelzellen noch imstande, Schleim zu bilden<br />

=> Karzinome werden Schleim-, Gallert- oder squamöse Zellkarzinome genannt<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> sind alle Arten zu finden<br />

Symptome<br />

• Treten im letzten Drittel des biologischen Lebensalters gehäuft auf<br />

• Nehmen bei alten <strong>Pferd</strong>en zahlenmäßig wieder ab<br />

• Kommen vor an:<br />

• Schleimhautkrebse werden an Zunge, Lippen, in Rachen – SH und an Präputial- SH<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> erkrankt die Nickhaut<br />

• In Kiefern vorkommende SH – Karzinome gehen aus vom Zahnfleisch, vom harten Gaumen und<br />

Epithelresten im Periost<br />

• Übrige Hautkarzinome an Penis/Klitoris und Unterfläche des Schweifes<br />

• Zu Beginn hat Karzinom Knotenform, Knoten fühlen sich hart an<br />

• Medulläre Geschwülste sind weicher Konsistenz<br />

• Wachstum und Zerfall wechseln einander ab<br />

• Oberfläche fühlt sich geschwülstig an<br />

• Bestehen aus knolligem, knopfähnlichen Gewebe, das einer Gewebshyperplasie ähnelt<br />

• Bei Hautkrebsen existieren 2 Typen<br />

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1. Granulationsähnliche, erhabene Wucherung<br />

• Gestielt oder mit breiter Basis auf sehr hartem und weit infiltriertem Hautgewebe sitzen<br />

2. Muldige oder kraterförmige geschwürige Defekte<br />

• Sondern stinkende jauchige Flüssigkeit ab<br />

• Blau – rotes Gewebe = missfarben, blutet leicht und zerfällt schnell<br />

• Ränder sind unterhöhlt und zerfressen<br />

• Sitzen sie am harten Gaumen oder in der Kieferhöhle: Fisteln bis in die Knochen<br />

• Nach Entnahme von Bioptaten: kaum stillbare Blutungen<br />

• Bei allen Hautkrebsen: regionäre Lnn. miterkrankt<br />

• Tumoren metastasieren lymphogen<br />

• Bei allen Hautkrebsen sind regionäre Lnn. mit betroffen<br />

• Hämatogene Metastasierung kann vorkommen<br />

• Metastasenbildung in Lunge, Leber, Milz, Niere, Nebenniere, Ovarien<br />

• Später in Brust- und Bauchfell, MDT und in Knochen<br />

• Metastasen im Gehirn und RM sind möglich<br />

• Primäre Magenkarzinome: vereinzelt beim <strong>Pferd</strong> beschrieben<br />

• Karzinome am 3. Augenlid und Penis metastasieren selten<br />

• Rezidivieren erst nach langer Zeit<br />

• Selten Miterkrankung zugehöriger Lnn.<br />

• Krebskachexie setzt beim <strong>Pferd</strong> allmählich ein<br />

• Tiere magern über Wochen bis Monate hinweg ab<br />

• Körperliche Leistungsfähigkeit lässt nach<br />

• Fortgeschrittene Kachexie => Tiere müssen euthanasiert werden<br />

Diagnose<br />

• Je nach Lokalisation: Röntgen Ultraschall, Bioptat<br />

Prognose<br />

• Schlecht<br />

• Bei Karzinom am 3. Augenlid ist Prognose nicht ungünstig, wenn es frühzeitig entfernt wird<br />

• Bei Metastasierung oder wiederholtem Rezidiv ist Euthanasie angezeigt<br />

Therapie<br />

• OP so radikal wie möglich 3-dimensional<br />

• Regionäre Lnn. bei Erst-OP mit entfernen<br />

5. Lymphosarkom<br />

Definition<br />

• Entstehen immer da, wo lymphatisches Gewebe vorhanden ist<br />

• Bestehen aus lymphozytären Zellen, die in gefäßreichem Retikulum liegen<br />

• Wachsen aus Lnn, v.a. aus einem in der Unterhaut lokalisierten oder aus anderen lymphatischen<br />

Gewebe<br />

Symptome<br />

• Er erkranken <strong>Pferd</strong>e, die älter als 5 Jahre sind<br />

• In Unterhaut kirschgroß – faustgroße<br />

• Tws. tellergroße Hautpartien, die flächenhaft und multipel knotig infiltriert sind<br />

• AB zunächst ungestört<br />

• Allmählich Symptome einer Dehydratation<br />

• Nachweis mittels Blutgasanalyse, bzw. dem Hämatokrit<br />

• Tiere verlieren Körpermasse und werden ruhiger<br />

• Knotige Veränderungen treten überall auf<br />

Diagnose<br />

• Basiert auf histologischem Resultat eines Bioptates<br />

• Im peripheren Blutbild atypische Lymphozyten zu sehen<br />

Prognose und Therapie<br />

• Schlechte Prognose<br />

• <strong>Pferd</strong>e erlangen trotz Therapie NIE ihre volle Leistungsfähigkeit<br />

• Therapie bringt zwar Lebensverlängerung, aber keine Besserung der Lebensqualität => baldige<br />

Euthanasie<br />

22


Bakterielle Infektionskrankheiten der Haut<br />

Bacillus cereus Infektion<br />

Definition<br />

• Desquamierende Hauterkrankung, geht mit Abszeßbildung und Haarausfall einher<br />

Symptome<br />

• Pustulöse Hautveränderungen, die sich zahlreich über gesamten Körper ausbreiten<br />

• Obere Hautschichten: Bildung kirsch- pflaumengroßer Schwellungen<br />

• Teigige Konsistenz, lässt sich leicht eindrücken<br />

• Platzen im Verlauf => überlriechendes, schnell trocknendes Sekret entleert sich<br />

• Umgebung der Abszesse: Epidermis zeigt viele, kleine längliche Hautablösungen von grau –<br />

weißer Farbe, in diesen Bereichen tritt massiver Haarverlust auf<br />

• Tiere zeigen gesteigerte Hautsensibilität und Unruhe<br />

Ätiologie<br />

• Bacillus cereus sind grampositive, sporenbildende areobe Stäbchen<br />

• Hohen Widerstand gegen Trockenheit und thermischen und chemischen Einflüssen<br />

Pathogenese<br />

• Ursache sind vermutlich kleinste Wunden (Insektenbisse, Dornen und Stacheln...)<br />

• Nach Eindringen des Erregers: Bildung eines hitzestabilen und eines hitzelabilen Exotoxins =><br />

Aktivierung der Adenylatcyclase in Haut => Steigerung der Permeabilität<br />

• B. cereus: harmloser Saprophyt im Boden und in Pflanzen => weit verbreitet<br />

• Nur unter bestimmten Umständen opportunistischer Krankheitserreger bei Mensch und Tier<br />

• Hautveränderungen können auf Nachbarpferde über gehen<br />

Diagnose<br />

• Mehrmalige Isolierung in Reinkultur aus Hautgeschabsel- oder Sekretproben<br />

• Einmaliger Nachweis wegen des ubiquitären Vorkommens nicht beweisend!!<br />

• Parasiten und Pilze müssen als DD ausgeschlossen werden<br />

Therapie<br />

• 5 tägige Therapie mit Enrofloxacin i.v., dabei „Tensolvet“ zur Venenpflege!!<br />

• Nach Antibiogramm Antibiose durchführen!!<br />

Dermatophilose<br />

• Akut oder chronisch verlaufende Hauterkrankung, mit Bildung von krusten-, schuppen- oder<br />

borkenartige Effloreszenzen<br />

Symptome<br />

• Erste klinische Erscheinungen v.a. an (Fessel-, Sprung-) Gelenken und am Rücken, gelegentlich<br />

auch an den Lippen<br />

• Unregelmäßige, verschieden große Knötchen mit leicht ausziehbaren Haaren<br />

• Knötchen z.T. quaddelartig zu einem Ödem vergesellschaftet<br />

• Langes Winterhaar kann Effloreszenzen verdecken => nur per Palpation zu erfassen<br />

• Zunehmende Exsudation => Haare in diesem Bereich verkleben zu aufrecht stehenden Büscheln<br />

(oft erstes Symptom)<br />

• In Hautnähe werden Haare durch Schorf zusammen gehalten<br />

• Schorf hat graue – braune Farbe und haftet Haut zunächst fest an<br />

• Krusten lösen sich im weiteren Verlauf => feucht, rosafarbene Wundfläche kommt zum Vorschein<br />

• Massiver Befall: Bildung handteller großer haarloser Stellen -> Haare können nach 3-8 Wochen<br />

wieder nachwachsen<br />

Ätiologie<br />

• Dermatophilus congolensis: grampositives, nicht säurefestes, aerobes Bakterium<br />

• Zeigt myzelartiges Gebilde, teilt sich unter Verbreiterung zuerst transversal, dann longitudinal<br />

=> Entstehung von Paketen, die „geldrollenähnlich“ gelagert sind<br />

• Es entstehen Zoosporen, die das eigentlich infektiöse Stadium darstellen<br />

Pathogenese<br />

• Prädisponierend sind kleine Hautwunden<br />

23


• Auch länger anhaltende Durchnässung der Haut mit daraus resultierender Schädigung des darin<br />

enthaltenen Talgfilms<br />

• Fliegen und Zecken können Träger und Überträger sein<br />

• In Epidermis eingedrungene Zoosporen -> Entwicklung zu Filamenten => entzündliche Reaktion,<br />

führt zum Bild einer exsudativen Dermatitis => Verhornung der Epidermis und Hyperplasie<br />

• Geschädigte Epidermis wird durch neue ersetzt<br />

• Reinfektion des neugebildeten Gewebes erfolgt durch infizierte Haarfollikel => chronische<br />

Infektion<br />

• D. congolensis kann auch auf Haut persistieren, ohne Veränderungen hervorzurufen<br />

• Direkte Übertragung von Tier zu Tier sind nur in seltensten Fällen möglich<br />

Diagnose und DD<br />

• Mikroskopischer Nachweis der „Geldrollen“<br />

• V.a. parasitäre Hauterkrankungen als DD (Haarlinge oder Milben), aber auch Sommerekzem und<br />

Mauke<br />

Therapie<br />

• Örtlich begrenzte Veränderungen => lokale Therapie reicht, in Form mildem, nicht reizendem<br />

Waschen und anschließendem Auftragen antibiotikahaltiger Salben<br />

• Ausgedehnte/ schlecht zugängliche Krankheitsbezirke: parenterale Antibiotikagabe (Kombination<br />

von Penicillin und Streptomycin)<br />

Lymphangitis ulcerosa<br />

• Corynebacterium pseudotuberculosis<br />

• Chronische Hauterkrankung der Einhufer, die mit fortschreitender Knoten- und Geschwürbildung<br />

und Entzündung der subcutanen Lymphgefäße, v.a. an den Extremitäten<br />

Symptome<br />

• An unterer Partie des Rumpfes und des Abdomens => schmerzhafte, anfänglich harte, später<br />

erweichende Anschwellung unter Beteiligung der subkutan gelegenen Lymphgefäße -> treten<br />

strangartig hervor<br />

• Betroffene Tiere schlagen nach dem Brustkorb, lassen sich nur ungern bewegen, Lahmheiten an<br />

der Vorder- oder Hinterhand vorkommen kann<br />

• Schwellungen können auch an Euter, Skrotum und obere Gliedmaßen (Innenfläche der<br />

Oberschenkel) => Abszessbildung, deren Reifung nach 7-10 Tagen abgeschlossen ist<br />

• Abszesse brechen auf => Eiterentleerung -> Überbleiben von geschwürigen Prozessen mit<br />

unregelmäßig gebuchtetem Rand und Grund<br />

• Regionäre Lnn. nicht einbezogen<br />

• Heilung kann innerhalb 1-2 Wochen eintreten – es bleiben aber Narben zurück<br />

• Auftreten neuer Krankheitsprozesse möglich => Krankheit kann bis zu einem Jahr dauern<br />

• In seltenen, letalen Fällen: Bakteriämie und Metastasierung in andere Organe<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Grampositives, aerob wachsendes Stäbchen, equine Stämme reduzieren Nitrat zu Nitrit<br />

• Infektion vermutlich über oberflächliche Verletzungen<br />

• Evtl. Insekten als Überträger<br />

• Erreger bildet Hämolysin und Ektotoxin -> wirkt dermonekrotisch<br />

• Diffuse Ödematisierung des Gewebes => Erweiterung der Lymphgefäße, die sich strangartig<br />

hervorheben<br />

Epidemiologie<br />

• Erreger kommt ubiquitär vor, aber Erkrankungen v.a. im Spätsommer- und in frühen<br />

• Wintermonaten, vorwiegend in feuchten Zonen<br />

Diagnose und DD<br />

• Diagnose nur durch kulturelle Anzüchtung des Erregers aus Eitermaterial<br />

• V.a. Lymphangitis epizootica und Hautrotz<br />

• Auch Streptokokken und Staphylokokken als DD möglich<br />

Therapie<br />

• C. pseudotuberkulosis empfindlich gegen die meisten Antibiotika (bis auf Aminoglykoside)<br />

• Antibiotika nicht zu früh geben!!! - Verzögert Reifung der Abszesse => lokale Therapie mit<br />

täglichem Auftragen von Ichthyolsalbe auf die Anschwellungen<br />

• Abszesse nach Reifung spalten<br />

24


• Abwechselnd mit Kaliumpermanganat und Akridinfarbstoff spülen und Drainage anlegen<br />

(regelm. erneurn)<br />

Malignes Ödem<br />

• = Pararauschbrand, Gasbrand, Wundgasödem...<br />

• perakute bis akute, fieberhafte, meist tödlich verlaufende Wundinfektion, die mit ödematös-<br />

phlegmonösen Prozessen und Gasbildung in der Muskulatur und im Bindegewebe einhergeht<br />

• 15 – 24 h nach entstandender, stark verschmutzter Verletzung in Umgebung Auftreten sich<br />

schnell ausbreitender ödematöser Schwellungen<br />

• zu Beginn gespannt, schmerzhaft und sehr warm<br />

• später kühl, teigig, schlaff und im Zentrum schmerzunempfindlich<br />

• Palpation: typisches Knistern, Perkussion: überlauter dumpfer Schall<br />

• Offene Wunden, Anschneiden der Anschwellung: Entleeren einer lachsfarbenen bis rötlich-gelben,<br />

serösen mit Gasblasen durchsetzte, stinkende Flüssigkeit<br />

• Geruch ist ranzig bis aashaft stinkend<br />

• In wenigen Stunden: Veränderungen breiten sich von der Wunde weg aus<br />

• Tiere haben mittel- bis hochgradiges Fieber, starke Atemnot, beschleunigten kleinen Puls und tws.<br />

kleine Blutungen an den Schleimhäuten<br />

• Kurz vor dem Tod sinkt die Körpertemperatur auf subnormale Werte<br />

• Krankheit dauert nur kurz (wenige Stunden bis 2-5 Tage)<br />

Ätiologie<br />

• Grampositive, anaerobe, sporenbildende Clostridium septicum<br />

Pathogenese<br />

• Infektion meist über verschmutzte Wunden<br />

• Quetschungen sollen anaerobes Milieu für Clostridien begünstigen<br />

• Clostridien gelangen über Eintrittspforte in tiefergelegenes Gewebe -> dort wegen<br />

Sauerstoffmangels gute Vermehrung -> Freisetzung verschiedener Enzyme und (Ekto-)Toxine =><br />

lokale Kreislauf- und Permeabilitätsstörungen, die zu Nekrosen führen -> ödematös- phlegmonöse<br />

Prozesse<br />

• Abbau von Kohlenhydraten: Entstehung ranzig riechender Säuren und Gase (Gasödem)<br />

Epidemiologie<br />

• Clostridien kommen ubiquitär im Boden vor, v.a. in den oberen Schichten<br />

• Auch im Darminhalt gesunder Tiere zu finden<br />

• Infektion über verschmutzte Wunden<br />

• Im Anschluss an Schwergeburten 2-5 d p.p.<br />

• Sporadisches Auftreten bei Einzeltieren<br />

Diagnose und DD<br />

• Schon durch klinische Befunde möglich (Absicherung durch anaerobe Anzüchtung des Erregers)<br />

• Unterhautemphysem<br />

• In der Regel ohne Störung des AB<br />

• Putride Wundinfektion<br />

• In der Regel nur entlang des Bindegewebes<br />

Therapie<br />

• Entsprechende Wunden möglichst frühzeitig chirurgisch versorgen<br />

• Entfernen von Schmutz- und Gewebefetzen<br />

• Tiefe, großzügige Inzisionen bis in das gesunde Gewebe hinein => reichlicher Luftsauerstoff<br />

zur Reduktion der anaeroben Verhältnisse<br />

• Geöffnete Wunde möglichst oft, am besten alle 2h mit 5%iger Wasserstoffperoxid- oder<br />

Kaliumpermanganatlösung spülen<br />

• Anschließend lokale Applikation von Antibiotika (z.B. Penicillin, Tetracyclin) in Kombination mit<br />

parenteraler Gabe hoher Dosen an Penicillin und Oxytetracyclin sowie polyvalentes<br />

Gasbrandserum<br />

• Nur in wenigen Fällen Erfolgsaussichten => Euthanasie der betroffenen Tiere angezeigt<br />

Prognose<br />

• Stets ungünstig<br />

• Auch bei Stillstand der Erkrankung: wochenlange Rekonvaleszenz -> Tier erreicht nicht immer die<br />

volle Leistungsfähigkeit<br />

Prophylaxe<br />

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• Verhinderung einer Infektion: Achten auf Hygiene und Sauberkeit, v.a. bei Injektionen,<br />

chirurgischen Eingriffen....<br />

• Auch „scheinbar ungefährliche“ Wunden sollten sofort nach Entstehung antiseptisch und<br />

antibiotisch versorgt werden!!!<br />

Nocardiose<br />

• Chronisch verlaufende Hautveränderung, charakterisiert durch abszeßähnliche Granulombildung<br />

charakterisiert sind<br />

Symptome<br />

• Meist Schwellungen und eitrig-granulomatöse Entzündungen der Unterhaut, einschließlich<br />

Lymphgefäße und –knoten<br />

• Die harten, schmerzlosen Verdickungen schmelzen eitrig ein und brechen auf => Entleerung eines<br />

geruchslosen, grau – weißen oder gelblichen Eiters von visköser Konsistenz<br />

• Tws. beetartig verdickte Haut -> wenig schmerzhaft, begrenzt von unregelmäßigen rötlichen<br />

Zonen<br />

• Nach Wochen – Monaten, tws. Jahren Abszessbildung<br />

• Regionäre Lnn. sind immer mit betroffen => Vergrößerung und Druckempfindlichkeit, Lappung ist<br />

nicht mehr palpierbar<br />

Pathogenese<br />

• Nocardien dringen über kleinste, verschmutzte Hautläsionen ein<br />

• Übertragung auch durch Stall- und Putzgeräte möglich<br />

• Erreger führen zur Zerstörung der oberen Epidermisschicht -> wird ersetzt durch Gemisch aus<br />

polymorphkernigen Leukozyten und Fibrin<br />

Epidemiologie<br />

• Bei <strong>Pferd</strong> zwar weltweit verbreitet, aber nur selten!<br />

Diagnose und DD<br />

• Mikroskopischer und/oder kultureller aerober Erregernachweis in Eiter- oder Biopsiematerial<br />

• Dermatophilose<br />

• Bei <strong>Pferd</strong> äußerst selten<br />

• Staphylokokken und Corynebakterium pseudotuberculosis<br />

• Schon durch mikroskopische Untersuchung ausschließbar<br />

• Mykobakteriosen<br />

• Sind auch säurefest => Differenzierung etwas schwieriger<br />

Therapie<br />

• Zuerst chirurgisch!<br />

• Exzision ins gesunde Gewebe<br />

• Abszesse und Fistelkanäle müssen gespalten werden!!<br />

• Drainagen legen und anschließend antibiotisch versorgen!<br />

• Nocardien weitgehend resistent gegen Penicillin, aber empfindlich gegenüber Aminoglykosiden<br />

und Sulfonamiden<br />

• Antibiotikatherapie mindestens über 8 – 10 Tage durchführen(!!!), u.U. nach einwöchiger Pause<br />

wiederholen<br />

Prognose<br />

• Im allgemeinen günstig<br />

Staphylokokken-Infektion<br />

• Chronische verlaufende Infektionskrankheit der Haut, die mit Bildung von Pusteln und Furunkeln<br />

oder Akne oder Follikulitis einhergeht<br />

Symptome<br />

• Beginnend im infizierten Hautabschnitt (meist Geschirr- und Sattellage)<br />

• Bildung von stecknadelkopfgroßen, schmerzhafte Eiterbläschen in der Epidermis (Pustel) oder<br />

eitrige Haarbalgentzündung (Follikulitis)<br />

• Entstehung von Akne ist genauso möglich wie die Bildung von Furunkeln<br />

• Kann mit Epidermolysis, Alopezie oder Krustenbildung einhergehen<br />

• Weiteres Krankheitsbild (früher Botryomykose genannt)<br />

• Beginnt mit phlegmonöser Schwellung im Bereich des infizierten Hautabschnittes<br />

• Am häufigsten betroffen: ventraler Teil des M. sterno – cleidomastoideus => Name „Brust-<br />

oder Bugbeule“!<br />

26


• Weitere klinische Erscheinungen können sich über Wochen bis Monate hin ziehen<br />

• Derbschwieliges Gewebe, durchsetzt von erbsen – taubeneigroßen Erweichungen<br />

• Umfangsvermehrungen können über Jahre bestehen, bis fußballgroß werden<br />

• in braun – orange gefärbten, schleimigen Erweichungsherden befinden sich sandkorngroße,<br />

gelbweiße Körnchen („Botryomyces – Rasen“)<br />

• Abszesse können von dicker, bindegewebiger Kapsel umgeben sein -> lassen sich auf ihrer<br />

Unterlage leicht verschieben, oder strahlen unscharf begrenzt in umliegendes Gewebe aus,<br />

haben sich die entsprechenden Abszesse entleert, heilen sie nicht von selbst ab, sondern<br />

führen zu Fisteln<br />

• Fisteln bleiben monatelang bestehen, nach Ausheilen bleiben Narben zurück<br />

• In Nachbarschaft von Fisteln können neue phlegmonöse Anschwellungen auftreten, die später<br />

aufbrechen und sich entleeren<br />

• Zugehörige Lnn erkranken in der Regel secundär, Metastasen in umliegende Organe möglich<br />

Ätiologie<br />

• Staphylokokkus (S. aureus, S. intermedicus, S. hyicus) sind grampositive Kokken<br />

• Lassen sich biochemisch gut unterscheiden<br />

Pathogenese<br />

• Eintrittspforte sind kleinste Läsionen der Haut -> Erreger breiten sich im Gewebe aus, wobei<br />

gebildete Toxine und Enzyme wichtige Rolle haben<br />

Epidemiologie<br />

• Staphylokokken können bei gesunden Tieren auf Haut und SH vorkommen<br />

• Übertragung hptsl. durch direkten Kontakt oder Schmierinfektionen (eitrige Wunden, Abszesse..)<br />

Diagnose und DD<br />

• Kultureller Erregernachweis im Eiter, Punktationsmaterial oder Granulationsgewebe<br />

• Corynebacterium Pseudotuberculosis, Dermatophilose, Mycobacteriose und Nocardiose durch Mibi<br />

ausschließen!<br />

Therapie<br />

• Gut abgesetzte Abszesse spalten!<br />

• Radikal –OP (Brustbeule, Granulome..) sind indiziert – ins gesunde Gewebe hinein operieren<br />

• Bleiben Reste von botryomykotischem Gewebe zurück => Rezidive möglich<br />

• Nach OP: antiseptische und antibiotische Wundversorgung<br />

• Antibiose erst nach Antibiogramm!!<br />

• Einsatz von Autovakzinen erfolgreich versucht!!<br />

• In steigender Dosis an 10 aufeinanderfolgenden Tagen verabreichen!!<br />

Prognose<br />

• Günstig, wenn Therapie rechtzeitig eingeleitet wurde<br />

Prophylaxe<br />

• Beseitigung von Ansteckungsquellen<br />

• Neu- und Wiederansteckung verhüten<br />

• Verringerung von Verletzungsgefahren<br />

• Ausschalten von Faktoren, die eine Infektion begünstigen!<br />

Virale Infektionskrankheiten der Haut<br />

Papillomatose<br />

• Gutartige Geschwülste des Epithelgewebes, treten als multiple Warzen auf<br />

Symptome<br />

• In erster Linie bei Fohlen und Jungpferden bis zu 3Jahren<br />

• IKZ von 2-3 Monate<br />

• Meist an Nüstern und Oberlippe (tws auch Ohren) linsengroße, weißliche bis graugelbe, sulzige<br />

Gebilde<br />

• Selten gestielt, sitzen flach mit breiter Basis der Haut auf<br />

• AB der Tiere kaum gestört, nur tws. besteht Juckreiz, Tiere scheuern dann betreffende Bezirke<br />

• Gutartiger Verlauf, in der Regel nach 2-3 Monaten Spontanheilung!<br />

• Nach überstandener Erkrankung haben Tiere lebenslange Immunität<br />

27


Ätiologie<br />

• Erreger sind vermutlich spezifische equine Papillomaviren – nähere Bestimmung war bis dato noch<br />

nicht möglich<br />

Pathogenese<br />

• Infektion gebunden an primäre Schädigung der Haut<br />

• Insekten als Überträger diskutiert<br />

• Eingedrungene Viren befallen Basalzellen des Epithels -> Teil der Zellen degeneriert, anderer<br />

proliferiert (mit Vermehrung der Stachelzellen)<br />

• Ausmaß und Dauer der Bildung, sowie Wachstum werden genetisch und durch altersanhängige<br />

Empfänglichkeit bestimmt<br />

Epidemiologie<br />

• Tritt weltweit auf, v.a. in Gestüten mit jungen <strong>Pferd</strong>en<br />

Diagnose<br />

• Schon wegen des klinischen Bildes und der Lokalisation der Veränderungen, sowie dem Alter der<br />

Tiere möglich<br />

• Isolierung der Papillomaviren aus Gewebe bis dato noch nicht gelungen<br />

Therapie<br />

• In der Regel nicht erforderlich, da auch ohne Behandlung nach 3-4 Monaten Heilung<br />

• In sehr seltenen Fällen dauert Heilung 9 Monate<br />

• Operative Entfernung ist möglich, es bleiben dann aber pigmentlose Flecken („Krötenflecken“)<br />

zurück -> Aufklärung der Besitzer, wenn sie auf OP bestehen!!!<br />

Prognose und Prophylaxe<br />

• Stets günstig!!<br />

• In Gestüten und Ställen, in denen Papillomatose gehäuft auftritt sollten Ställe und Koppelzäune<br />

regelmäßig gründlich gereinigt und desinfizert werden<br />

Pocken<br />

• Äußert sich bei <strong>Pferd</strong>en vor allem als pustulöse Entzündung der Mundschleimhaut oder als<br />

papulöser Hautausschlag in der Fesselbeuge<br />

• Vereinzelt treten vesikulopapulöse Exantheme am ganzen Körper auf<br />

Symptome<br />

• IKZ von 5-8 Tagen<br />

• An Mund – SH, vor allem an Oberlippe und/oder Zunge, tws auch am Übergang zur Nase bis zu<br />

erbsengroße Knötchen<br />

• Variierende Zahl , können auch konfluieren<br />

• Unter mäßigem Fieber werden aus Knötchen Bläschen und Pusteln, nach deren Aufbrechen<br />

bleiben oberflächliche Errosionen oder tiefgreifende Geschwüre zurück<br />

• Knötchen in Mund – SH => vermehrter Speichelfluß und Freßunlust<br />

• Nicht selten Konjunktivitis mit erheblicher Schwellung der Augenlider und Absonderung eines<br />

dickflüssigen, leicht gerinnenden, gelben Sekretes<br />

• Betroffene Fesselbeuge („Jennersche <strong>Pferd</strong>epocken“): anfangs leichte Schwellung (wegen dort<br />

vorhandener Behaarung nicht immer sichtbar) und leichte Empfindlichkeit der Fesseln mit leicht<br />

erhöhter Körpertemperatur<br />

• Einige d später Entstehung linsen – erbsengroßer Knötchen und Bläschen, die aufbrechen und<br />

zu Krusten eintrocknen<br />

Ätiologie<br />

• Orthopoxviren<br />

• Von <strong>Pferd</strong>en stammende Isolate zeigen Ähnlichkeit mit Vaccina – und Kuhpocken Viren<br />

Pathogenese<br />

• Aufnahme des Erregers über Haut und Schleimhaut (Schmier- und Kontaktinfektion)<br />

• Pockenbildung beginnt mit umschriebenen Erythemen, daraus erst Entwicklung von Papeln,<br />

danach mit seröser Flüssigkeit gefüllter Bläschen und schließlich Pusteln mit typischen zentralen<br />

Nekrosen<br />

Epidemiologie<br />

• <strong>Pferd</strong>epocken gegenwärtig sehr selten<br />

• Infektionen wurden in Stall durch Vaccinia-Virus geimpfte Personen eingeschleppt => durch<br />

Abschaffung der Pockenimpfung beim Menschen selten geworden<br />

28


• Mit Kuhpocken infizierte Kühe und Schweine sind auch direkte Infektionsquellen für <strong>Pferd</strong>e<br />

• Infizierte <strong>Pferd</strong>e können für Menschen Ansteckungsquelle darstellen<br />

Diagnose und DD<br />

• Klinisch, elektronenmikroskopisch, histopathologisch oder durch Erregernachweis mittels<br />

embryonierter Hühnereier oder Zellkultur<br />

• Dermatophilose<br />

• Bei Befall der Mundschleimhaut vor allem vesikuläre Stomatitis abklären<br />

Therapie<br />

• Besondere Behandlung i.A. nicht notwendig<br />

• Krankheit in der Regel gutartig<br />

• Heilt nach 10 – 14 Tagen von alleine ab, in schweren Fällen nach 3-4 Wochen<br />

Prognose und Prophylaxe<br />

• Günstige Prognose<br />

• Kranke und ansteckungsverdächtige <strong>Pferd</strong>e sollten stallweise abgesondert und geschont werden<br />

Sarkoid<br />

• Lokal invasiv wachsende Bindegewebsgeschwulst (Tumor) mit variablem epithelialem Anteil<br />

Symptome<br />

• Bevorzugte Lokalisationen: Kopf, seitliche Brustwand, Unterbauch und distaler<br />

Extremitätenbereich<br />

• Oft oberflächlich ulzerierende und blutende tumorartige Veränderungen von blumenkohlartigem<br />

Aussehen<br />

• Ähneln nur zu Krankheitsbeginn den Papilloten -> später zerfällt Epithel => Erscheinen einer<br />

destruierenden Oberfläche<br />

• Fortgeschrittenes Stadium: fast immer bakterielle Superinfektionen<br />

• Multiple Tumoren, können fast faustgroß werden<br />

• Können in verruköser, in fibroplastischer Form oder kombiniert auftreten<br />

• Haften flächenhaft oder gestielt der Haut an<br />

• Im Zusammenhang mit Sarkoid gebildete Veränderungen zeigen invasives Wachstum und hohe<br />

Rezidivneigung<br />

• Keine Metastasen in innere Organe<br />

• AB der <strong>Pferd</strong>e ist im allgemeinen nicht gestört<br />

Ätiologie<br />

• Erreger: Typ 1 und Typ 2 des bovinen Papillom –Virus (BPV)<br />

Pathogenese<br />

• Eintrittspforte sind kleinste Hautwunden<br />

• Erreger vermehren sich in den Epithelzellen (episomale Replikation, aber keine ausgereiften<br />

Viruspartikel) => Epithelhyperplasie und Bildung fibroplastischer Tumoren in der Unterhaut<br />

Epidemiologie<br />

• Tritt weltweit auf<br />

• Mit 40% etwa der häufigste Tumor beim <strong>Pferd</strong><br />

• Anfällig sind <strong>Pferd</strong>e aller Rassen<br />

Diagnose und DD<br />

• Klinische Erscheinungen => Verdachtsdiagnose – muß durch Histo abgeklärt werden<br />

• Im Biopsiematerial epitheliale und fibroplastische Proliferationen nachweisbar<br />

Therapie<br />

• Bis heute noch keine 100% wirksame Behandlung vorhanden<br />

• Empfohlen: radikalchirurgische Entfernung einschl. Mitextirpation der regionären Lnn<br />

• Häufig auftretende Nahtdehiszenzen scheinen oft Anlaß von Rezidiven (in 50% aller Fälle) zu sein<br />

• Berichte über gute Behandlungserfolge durch Verabreichung eine BCG-Impfstoffes<br />

• 4 mal Intratumorale Applikation der Vakzine<br />

• am 1., 14., 35. und 56. Tag<br />

• Tumorregression: Abbruch der Therapie<br />

• Zeigt Tumor immer noch Wachstum => mehr als 4 Applikationen<br />

• Während der ersten 1-3 Tage oft auftreten von Fieber, kombiniert mit Appetitlosigkeit<br />

29


Prognose<br />

• Von Lokalisation her zweifelhaft<br />

• Quo ad restitutionem ist Prognose für Sarkoide im medialen Augenwinkel, im Augenlid und in der<br />

Gurtlage gut<br />

Prophylaxe<br />

• Anfälligkeit für Erkrankung ist hereditäre Eigenschaft<br />

• Bei Zuchttieren sollten verantwortliche Leukozyten Antigene bestimmt werden => Abschätzen der<br />

Anfälligkeit der Nachkommen<br />

• Junge <strong>Pferd</strong>e: Impfung mit Vakzinen (enthalten BVP1 und BVP2) als Immunprophylaxe<br />

Stomatitis vesicularis<br />

• Hochkontagiöse Infektionskrankheit bei <strong>Pferd</strong>en, Maultieren und Rindern, seltener Schwein<br />

• Aphthen in Mundschleimhaut, an der Zunge, am Euter und Hufkrone<br />

Symptom<br />

• Kurze IKZ (24-36h)<br />

• Inappetenz und Fieber<br />

• Aphthen im Maul => Salivation (zäher Schleim tropft von den Lippen)<br />

• Tiere verweigern festes Futter, nehmen aber Wasser auf<br />

• Juckreiz: Tiere scheuern Maul an festen Gegenständen<br />

• Aphthen platzen auf: es entstehen Erosionen in der Schleimhaut bzw. Haut<br />

• Nach 3-5 d, spätestens nach 7 d Bildung neuen Epithels<br />

• Tiere erholen sich nach kurzer Zeit wieder völlig<br />

• Auch klinisch inapparente Verlaufsformen möglich<br />

Ätiologie<br />

• Krankheit wurde durch vesikuläres Stomatitis – Virus (VSV) von gegenwärtigen 5 Serotypen<br />

hervorgerufen<br />

• Erreger sind gegenüber Umwelteinflüssen sehr labil und können auch auf den Menschen<br />

übergehen (Zoonose!)<br />

Pathogenese<br />

• Haupteintrittspforte für den Erreger sind die SH des Atmungs- und Verdauungstraktes sowie<br />

kleine Läsionen in der Haut<br />

• Zyklisch verlaufende Infektionskrankheit mit virämischer Phase<br />

• 3-4 Tage nach Erscheinen der Primärvesikel Nachweis des Erregers im Blut<br />

Epidemiologie<br />

• v.a. in bewaldeten tropischen und subtropischen Gebieten Mittel- und Südamerikas, sowie<br />

sporadisch in USA und Kanada auftreten<br />

• bis zu 90% aller <strong>Pferd</strong>e eines Bestandes betroffen<br />

• Übertragung durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren (Ausscheidung über Speichel und<br />

Bläscheninhalt)<br />

• Sprunghaftes Auftreten der Erkrankung im Sommer und Herbst => Fliegen als Überträger!<br />

Diagnose und DD<br />

• In Aphthenmaterial oder Serumproben spezifischer Antigennachweis mittels<br />

Komplementbindungsreaktion<br />

• Elektronenmikroskopische Schnelldiagnose mittels Untersuchung von Aphthenmaterial möglich<br />

• Papillomatose oder Stomatitis, hervorgerufen durch Verfütterung von hartem Heu<br />

Therapie<br />

• Spezifische Behandlungsmaßnahmen nicht erforderlich, da nach kurzer Zeit Spontanheilung<br />

Prognose und Prophylaxe<br />

• Günstig - <strong>Pferd</strong>e, die eine Infektion mit VSV überstanden haben weisen für 6 – 12 Monate eine<br />

Immunität gegen Neuinfektion auf<br />

• Stomatitis vesicularis in D anzeigepflichtig!!<br />

30


Dermatophytosen<br />

Unter diesem Begriff werden all diejenigen Veränderungen an der Haut und deren<br />

Anhangsgebilden zusammengefasst, die von Pilzen der Gattung Epidermophyton, Micropsorum<br />

und Trichophyton<br />

Mikrosporie<br />

• Ringflechte, Herpes circinatus<br />

• Eine Erkrankung des Haarkleides der Tiere, wobei im Gegensatz zur Trichophytie in der Regel alle<br />

Haare eines Bezirkes vom Erreger befallen werden und 3-5 mm über der Hautoberfläche<br />

abbrechen<br />

Symptome<br />

• Klinisches Bild beginnt mit leicht schuppenden, kreisrunden Läsionen<br />

• Solitär bevorzugt an Hals, Schultern, am Rücken und an den Flanken<br />

• Haut erscheint im Bereich der Veränderungen aufgrund der abgebrochenen Haare wie kurz<br />

geschoren<br />

• Tws. Übergreifen der entzündlichen Prozesse in die Tiefe<br />

• In diesem Zusammenhang werden dicke, oft krustenförmig verklebte Schuppen sichtbar, die sich<br />

aus eingetrockneten Bläschen platzen und es kommt zur Bildung von Krusten<br />

• Krusten hinterlassen haarlose, trockene, schuppige, kreisrunde Veränderungen, deren Rand oft<br />

„zerfressenes“ Aussehen zeigt<br />

• Veränderungen können im Laufe von Wochen und Monaten größer werden und zusammenfließen<br />

Ätiologie<br />

• Microsporum canis, M. equinum und M. gypseum<br />

• Erdboden gilt als natürliches Reservoir<br />

Pathogenese<br />

• Entwicklung und Heftigkeit werden von individueller Prädisposition beeinflusst<br />

• Wichtige Rolle: Schwächung des Organismus infolge eines Grundleidens, Unterernährung und<br />

Schädigung der Haut sowie gewisse Altersdisposition<br />

• Jüngere Tiere erkranken häufiger als ältere an einer Dermatophytose<br />

Epidemiologie<br />

• Tritt weltweit auf, aber seltener als Trichophytie<br />

• Latent infizierte Tiere = ständige Ansteckungsquelle -> werden oft erst dann entdeckt, wenn<br />

andere Tiere der Umgebung entsprechend erkrankt sind<br />

• Markantestes Auftreten vor allem in späten Herbst- und Wintermonaten, wenn Tiere im Stall<br />

sind => Schmier- und Kontaktinfektionen<br />

Diagnose und DD<br />

• Betrachtung der Hautveränderungen unter UV-Licht (Wood’sche Lampe)<br />

• Gilt nur dann als diagnostischer Hinweis, wenn charakteristische hellgrüne Fluoreszenz auftritt<br />

• Hautgeschabsel immer vom Rand der Veränderung entnehmen (bis Gewebsflüssigkeit austritt)<br />

• Exakte Diagnose einer Mikrosporie ist nur durch kulturelle Erregernachweis in<br />

Hautveränderungen möglich -> Untersuchung einschl. Speziesdifferenzierung dauert mind. 2-<br />

3 Wochen<br />

• DD vor allem Trichophytie, parasitäre Erkrankungen und allergische Reaktionen<br />

Therapie<br />

• Chemotherapeutika auf Imidazolbasis<br />

• Haben gute Verträglichkeit und Fähigkeit zur guten Penetration und schneller Durchtränkung<br />

des Stratum corneum<br />

• Vor Anwendung antimykotisch wirksamer Chemotherapeutika sollten Hautveränderungen<br />

gründlich gewaschen werden<br />

• Ggf. vorheriges Scheren der Hautveränderungen, kann Kontakt des Medikamentes zum<br />

Erreger verbessern<br />

• Bewährt hat sich lokale Verabreichung einer 0,2%igen Emulsion von Enilconazol<br />

• Erkrankte Tiere werden 4x im Abstand von 3-4 Tagen behandelt<br />

• Bei 1. Behandlung sollte Ganzkörperwaschungen durchgeführt werden<br />

• Bei nachfolgenden Behandlungen werden jeweilige Läsionen und deren umgebende Haut,<br />

etwa handbreit über die Veränderungen hinaus intensiv besprüht<br />

• Weitere Therapiemaßnahmen: Ausbringen der <strong>Pferd</strong>e aus die Weide oder Koppel<br />

• Maßnahme führt – auch ohne medikamentöse Behandlung – in vielen Fällen in kurzer Zeit zu<br />

Spontanheilung<br />

31


Prognose<br />

• Günstig<br />

• In der Regel nach 1-2 Wochen nach Beginn der medikamentösen Behandlung eine<br />

Verbesserung der klinischen Krankheitserscheinungen<br />

• Sanierung innerhalb weiterer 2-6 Wochen möglich<br />

• Behandlungserfolg sollte durch kulturelle Nachuntersuchung abgesichert werden!!!<br />

Prophylaxe<br />

• Organisiertes Hygieneprogramm inklusive Desinfektion von größter Wichtigkeit<br />

• Desinfektion von Stalleinrichtungen mit 3%igem Formalin oder Gemisch aus 2 % Formalin mit<br />

Ätznatron<br />

Trichophytie (= Scherenflechte)<br />

• Hervorgerufen durch Dermatophyten der Gattung Trichophyton<br />

Symptome<br />

• Vorwiegend an Schulter, Brust, Flanken, Rücken und Kruppe, Kopf und Hals<br />

• Bildung unregelmäßiger, rundlicher, pfenniggroßer Schwellungen in der Oberhaut<br />

• Bei Inspektion oft nicht sichtbar, lassen sich nur beim Abtasten erfühlen<br />

• Einige d später sträuben sich die Haare an betreffenden Veränderungen => Bildung grauer<br />

bis graugelblicher, weicher Borken und Krusten<br />

• Sitzen der Haut locker auf, bedingt durch Austritt einer gelben Flüssigkeit => erneute<br />

Verklebung der Haare<br />

• Haare lassen sich im Bereich leicht ganz heraus ziehen, können auch abbrechen und haarlose<br />

Stellen hinterlassen<br />

• Entfernung der Krusten und Borken => kahle Flecken<br />

• Haben Verbreiterung der Haarbälge infolge Sekundärinfektionen mit Bakterien<br />

• Abheilung erfolgt aus der Mitte der kahlen Stellen heraus<br />

Ätiologie<br />

• Erreger ist Trichophyton equinum, hat 62 – 83% Nachweisquote<br />

• Ist fast ausschließlich auf Einhufer beschränkt, vielfach verantwortlich für Enzootien in<br />

<strong>Pferd</strong>eställen<br />

Pathogenese<br />

• Mechanische Beanspruchung der Haut ist prädisponierend für Haften und Vermehrung von<br />

Dermatophyten<br />

• Vorliegen von Grundleiden und Mangelernährung kann Angehen einer Trichophytie<br />

begünstigen<br />

• Junge <strong>Pferd</strong>e erkranken häufiger als ältere<br />

Epidemiologie<br />

• Weltweites Auftreten, v.a. in Herbst- und Wintermonaten<br />

• Ursache oft Überbelegung der Ställe, v.a. wenn dort relativ hohe Luftfeuchte und<br />

Temperaturen vorliegen<br />

• Wichtigster Übertragungsweg: Kontaktinfektion von Tier zu Tier<br />

• Auch <strong>Pferd</strong>e ohne klinische Hautveränderungen sind potentielle Träger<br />

• Auch unbelebte Faktoren (Stalleinrichtungen, Putzzeug, Sattel, Satteldecken...) können Rolle<br />

bei Erregerübertragung spielen<br />

Diagnose und DD<br />

• Mittels Hautgeschabsel mit Hilfe eines scharfen Skalpells, immer vom Rand der Veränderung<br />

aus<br />

• Mikroskopische Untersuchung von Nativpräparaten (mit Hilfe von 10 – 20 %ige Kalilauge)<br />

• Mikroskopischer Nachweis von Pilzsporen = Hinweis auf Dermatophytose<br />

• Mikrosporie und parasitäre Erkrankungen und allergische Reaktionen ausschließen!<br />

Therapie<br />

• Genau wie bei Mikrosporie!!<br />

Prognose und Prophylaxe<br />

• Durchweg gute Prognose, wobei Trichophytie leichter zu behandeln ist, als Mikrosporie<br />

• Behandlungserfolg durch kulturelle Nachuntersuchung nachweisen<br />

• Nach überstandener Erkrankung liegt für 3-4 Jahre Immunität vor<br />

• Prophylaktische Maßnahmen sind die gleichen, wie bei der Mikrosporie<br />

32


Lymphangitis epizootica<br />

• Chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die mit eitrigen Entzündungen der subkutanen<br />

Lymphgefäße und regionären Lnn unter Beteiligung der Haut einhergeht<br />

Symptome<br />

• Nach Inkubationszeit von 3-6 Wochen, in Extremfällen bis zu 6 Monaten<br />

• An Eintrittsstelle des Erregers Entstehung schmerzhafter Knoten<br />

• Eintrittsstellen: Gliedmaßen, Hals oder Kopf<br />

• Knoten nehmen Erbsen- bis Bohnengröße an<br />

• Entlang der mit Eiter und Fibringerinnsel gefüllten Lymphgefäße rosenkranzähnlich oder<br />

perlschnurartig aneinandergereiht<br />

• Fortschreitende Krankheitsdauer: anfänglich harte Knoten werden weicher, brechen auf und<br />

entleeren rahmigen, gelben Eiter (kann auch Blut und Gewebsfragmente enthalten)<br />

• Weiterer Gewebszerfall: Entstehung trichterförmiger Geschwüre mit wallartig erhobenem,<br />

unregelmäßigem Rand<br />

• Regionäre Lnn haben zu Beginn ebenfalls derbe Konsistenz, brechen auf und entleeren Eiter<br />

• Krankheitsverlauf ist in der Regel chronisch<br />

• Führt in der Regel unter zunehmender Anämie und Kachexie zum Tod<br />

• Bildung von Knötchen im Bereich der Nasenöffnung möglich<br />

• Gleichzeitig eitrige Erkrankung der Kehlgangslnn und der tiefen Luftwege<br />

• Lakrimale Form<br />

• Beginn mit abnormem Tränenfluss, dem eitrige Entzündung der Tränensäcke und Augenlider<br />

folgt<br />

Ätiologie<br />

• Histoplasma farciminosum ist dimorphe Pilzspezies<br />

• Relativ große Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen, ist in der Erde6-8 Wochen, im Wasser<br />

bis zu 10 Wochen infektionsfähig<br />

Pathogenese<br />

• Infektion über kontaminierte Hautverletzungen und Scheuerstellen, v.a. in den Extremitäten<br />

• Auch direkter Kontakt mit erkrankten Tieren als Übertragungsweg möglich<br />

• Fliegen mögliche Überträger<br />

• Eintrittsstelle der Erreger -> Granulom-, Abszeß- und üppiger Gewebebildung zur Störung der<br />

Wundheilung => Ausbreitung über Lymphgefäße und Übergreifen auf deren Gefäßwand =><br />

Thrombenbildung<br />

Epidemiologie<br />

• Vorkommen derzeit v.a. im Mittelmeerraum, Nordafrika und Ägypten<br />

Diagnose und DD<br />

• Zuverlässig nur durch Erregernachweis<br />

• Schon durch mikroskopischen Direktnachweis im Eiterausstrich möglich<br />

• Kultureller Nachweis: bestimmte Nährböden nötig und mindestens 6-8 Wochen Bebrütung bei<br />

25°C<br />

• Ausschließen von Lymphangitis ulcerosa, Nocardiose, Rotz und Sporotrichose<br />

Therapie<br />

• Nur zu Beginn erfolgsversprechend<br />

• Chirurgische Behandlung und nachfolgende wiederholte Applikation von Silbernitrat oder<br />

alkoholischer Jodlösung<br />

• Versucht werden kann Verabreichung von Amphothericin B<br />

Prognose und Prophylaxe<br />

• Ungünstige Prognose<br />

• Bei lokalisierter Form vereinzelt Fälle von Spontanheilung bekannt geworden<br />

• Voraussetzung ist trockene, warme Witterung und optimale Haltung<br />

• Kranke und verdächtige Tiere absondern<br />

• In fortgeschrittenem Stadium Tötung nötig<br />

• Gründliche Reinigung und intensive Desinfektion der Stallungen, Stalleinrichtungen, Geschirr,<br />

Ausrüstungsgegenständen, u.a.<br />

• Brauchbare Immunität durch Einsatz von Aluminiumhydroxid – Formol – Vakzinen<br />

33


Myzetom<br />

• Umschriebene, fistulierende Prozesse der Haut und angrenzender Weichteile, gehen meist mit<br />

Knochendestruktion einher<br />

• Charakteristisch ist Bildung von Granula („Drusen“)<br />

Symptome<br />

• Eintrittsstelle des Erregers -> knotige Umfangsvermehrung, die ein erhebliches Ausmaß<br />

annehmen kann<br />

• In der derben, tumorösen Veränderung befinden sich fistelnde Öffnungen, durch die<br />

ölähnliches Sekret austritt (enthält zahlreiche Granula)<br />

• Dringt Erreger weiter in die Tiefe vor => nach Erreichen des Knochens Periostitis und<br />

Osteomyelitis mit wabigen Hyperproliferationen und höhlenförmigen Destruktionen<br />

Ätiologie<br />

• Mehrere Pilzarten als Erreger möglich<br />

• Pseudoallescheria boydii<br />

• Curvularia geniculata<br />

• Bipolaris spicifera<br />

• Scedosporium prolificans<br />

• Haben natürlichen Standort im Boden<br />

Pathogenese<br />

• Hautläsionen begünstigen Eindringen der Erreger<br />

• Abwehrfunktion der geschädigten Haut erheblich herabgesetzt => auch Pilzerreger, die<br />

normalerweise keine Krankheitserreger sind können pathogene Bedeutung haben<br />

Epidemiologie<br />

• Erreger ist ubiquitär verbreitet, Auftreten von (echtem) Myzetomen bei <strong>Pferd</strong>en bisher<br />

Seltenheit<br />

Diagnose und DD<br />

• Ermittlung der genauen Ätiologie: mikroskopischer und kultureller Erregernachweis unerläßlich<br />

• Anwendung spezieller Pilzfärbung => in histologischen Schnittpräparaten des Biopsiematerials<br />

in den Drusen breite Pilzgeflechte gut darstellbar<br />

• Bei Vorliegen von Aktinomykose schmale, fadenförmige Gebilde strahlenförmig angeordnet<br />

• Speziesdiagnose durch kulturellen Erregernachweis unter Verwendung der üblichen<br />

Pilznährböden<br />

• Ausschließen von<br />

• Chromomykose<br />

• Subkutane Phytomykosen<br />

• Staphylokokkeninfektionen<br />

• Nocardiose<br />

• Sarkoid<br />

• Neoplasien<br />

Therapie<br />

• Radikalchirurgisches Entfernen der krankhaften Veränderungen<br />

• Antimykotische Lokaltherapie über einen längeren Zeitraum<br />

• Amphitericin B, Imidazol Präparate<br />

• Nur chemotherapeutische Anwendung allein ist nicht befriedigend<br />

Prognose<br />

• Wenn bereits Knochen befallen sind sehr ungünstig!<br />

Sporotrichose<br />

• Subakute oder chronisch verlaufende Erkrankung mit knötchenartigen Hautveränderungen im<br />

Bereich des lymphatischen Abflußgebietes<br />

Symptome<br />

• IKZ von 3-12 Tagen<br />

• An Körperoberfläche zunächst Bildung leicht verschieblicher, schmerzloser Knötchen<br />

• Knötchen werden dann fest, brechen auf und entlassen dünnflüssigen Eiter<br />

• => Entstehung geschwüriger Prozesse<br />

• Veränderungen treten dort auf, wo Hautverletzung vorgelegen hat, später auch an anderen<br />

Regionen, v.a. an Gliedmaßen<br />

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• AB erkrankter Tiere ist nur wenig beeinträchtigt<br />

• Erhöhte Temperaturen treten in der Regel nicht auf (erst dann, wenn es zur Metastasierung in<br />

die inneren Organe kommt über Lymphweg)<br />

Ätiologie<br />

• Sporothrix schenckii ist dimorphe Pilzspezies<br />

• Ist in Natur, außer im Boden auch oft auf Holz und Pflanzen<br />

Pathogenese<br />

• Erreger gelangt über kleinste Wunden (entstanden durch Insektenstiche, Holzsplitter...) in die<br />

Haut -> Intrazelluläre Manifestation -> in oberen, bevorzugt aber in unteren Hautschichten<br />

der Eintrittspforte eine Infektion (breiten sich auf regionäre Lnn aus)<br />

Epidemiologie<br />

• Kommt weltweit vor<br />

• Jeweiliges Auftreten wird beeinflusst von Luftfeuchtigkeit und Außentemperaturen<br />

• tritt vor allem in tropischen oder subtropischen Zonen in Brasilien, Kolumbien, Mexiko, in<br />

Südafrika, Indonesien und Australien<br />

• in Europa sehr selten<br />

Diagnose und DD<br />

• Erregernachweis in Biopsiematerial von knotigen Hautveränderungen oder im Exsudatmaterial<br />

• Histologisch: kleine, grampositive, zigarrenähnliche, runde oder ovale Gebilde<br />

• Ausschließen muss man<br />

• Lymphangitis epizootica<br />

• Lymphangitis ulcerosa<br />

• Nocardiose<br />

• Hautrotz<br />

Therapie<br />

• Erkrankte Tiere immer behandeln, da nicht bekannt ist, ob Infektion auf Haut begrenzt bleibt<br />

oder systematisch abläuft<br />

• Einleitende Therapie: i.v. Verabreichung von 250 ml einer 20%igen wäßrigen Kalium- oder<br />

Natriumiodidlösung 2x im Abstand von 2 Tagen<br />

• anschließend: tägl. Orale Gabe von 30 g organischem Jod übers Futter<br />

• Verwendung von Natrium- oder Kaliumjodid während der Trächtigkeit ist kontraindiziert!!!!!<br />

Prognose<br />

• Bei kutaner Form günstig<br />

Krankheiten der Unterhaut<br />

Unterhautemphysem<br />

• Jede Ansammlung von Luft in den weitmaschigen Bindegewebsräumen der Unterhaut wird als<br />

Emphysem bezeichnet<br />

Ätiologie und Symptome<br />

• Luft kann durch kleine stich- oder schlitzförmige Öffnung eindringen, sammelt sich an und<br />

kann sich in die Nachbarschaft ausbreiten<br />

• Kleine Wunden können sich durch Blut oder Exsudat schnell wieder schließen =><br />

eingeströmte Luft kann nicht entweichen<br />

• Haut wird langsam von Unterlage gehoben<br />

• Breiten sich in wenigen Stunden bis Tagen über weite Flächen aus => normale<br />

Körperkonturen gehen verloren, Region sieht aufgedunsen aus, natürliche Vertiefungen<br />

werden ausgeglichen<br />

• Von lockeren bewegliche Hautpartien aus (Ellenbogen, Kniefalte) kann Emphysem auf Brust-<br />

und Bauchwand übergreifen => Flanke kann vollständig verstreichen<br />

• Palpation: Haut fühlt sich weich, elastisch und puffig an<br />

• Haut knistert beim Darüberstreichen, Luft lässt sich in die Nachbarschaft verdrängen<br />

• Palpation ist schmerzlos<br />

• Abgehobene Hautpartien fühlen sich kalt an<br />

• Beklopfen der Haut: dumpfer, tympanischer Schall<br />

• Entstehen da, wo Haut auf ihrer Unterlage durch lockeres Bindegewebe gut verschieblich ist<br />

35


• Auch bei Wunden in der Inguinalgegend kann es am Unterbauch zu Emphysemen kommen<br />

• Entstehen am Kopf nach Trepanation der Kiefer-, Nasen- und Stirnhöhle vor<br />

• AB meist nicht gestört, es besteht kein Fieber<br />

• Sobald die Wundöffnung endgültig verklebt, unterbleibt die weitere Emphysembildung<br />

DD<br />

• Gasbrandinfektion!!<br />

• Hierbei liegen immer schwere Allgemeinstörungen mit Fieber, Schmerzen und vermehrter<br />

Wärme<br />

Prognose<br />

• Gut, da eingedrungene Luft keinerlei Gewebsveränderungen hervorruft<br />

• Wenn sehr große Hautbezirke abgehoben werden, sie nicht mehr ausreichend durchblutet<br />

werden entstehen Nekrosen<br />

Therapie<br />

• Punktförmige oder schlitzförmige Hautwunden unter sterilen Kautelen so erweitert, dass<br />

eingedrungene Luft nach außen entweichen kann<br />

• Ist das aus anatomischen Gründen nicht möglich, verschließt man die Wunden durch Naht<br />

oder sterile Tamponade und Naht<br />

• Inzisionen im Bereich der abgehobenen Haut zum Entweichen der Luft ist falsch, da es zu<br />

sekundären pyogenen Wundinfektionen kommt<br />

• Aspetische Hautnekrose großer abgehobener Bezirke:<br />

• Unter allgemeiner AB Demarkation und sekundäre Wundheilung abwarten<br />

• Ist bei frischen Emphysem ein Unterschied zu Gasbrand nicht feststellbar: polyvalentes<br />

Gasbrandserum verabreichen!!!!<br />

Unterhautödeme<br />

• Unterhautödem ist keine selbstständige Erkrankung, sondern eine Sekundärerscheinung<br />

• Ansammlung seröser Flüssigkeit im subkutanen Bindegewebe<br />

Symptome<br />

• Gliedmaßen sind walzenförmig verdickt, die Gelenke kaum noch konturiert<br />

• Am Unterbauch vom Euter/ Präputium bis zum Brustbein beetartige Umfangsvermehrung<br />

• Präputialödem<br />

• <strong>Innere</strong>s Präputialblatt gummiartig geschwollen und vorgefallen<br />

• Kopfödem<br />

• Wie bei Emphysem nilpferdkopfähnliche Konturierung<br />

• Stauungsödeme fühlen sich kalt an, entzündliche Ödeme warm<br />

• Schmerzlos und teigig<br />

• Typisch: Fingereindrücke bleiben minutenlang bestehen, Flüssigkeit lässt sich sehr leicht<br />

verdrängen<br />

• Nur sehr frische Ödeme fühlen sich weich und schwappend an<br />

• Reißt Haut der Ödeme ein, oder wird fehlerhaft inzidiert, geht gelbe bis grauweiße Flüssigkeit<br />

ab, oder es quellen Sekretperlen hervor<br />

• Manchmal spritzt die Flüssigkeit auch im dünnen Strahl aus dem gestauten Lymphgefäß<br />

hervor<br />

• Punktion von Ödemen<br />

• Man kann meist nur wenige Tropfen Flüssigkeit gewinnen<br />

• Allgemeinstörungen beim subakuten Stauungsödem nicht vorhanden<br />

Ätiologie<br />

• Man unterscheidet 3 Formen von Unterhautödemen<br />

1. Stauungsödem<br />

• z.B. an Gliedmaßen oder am Präputium<br />

• entsteht durch venöse Stauung oder durch Lymphstauung<br />

• subkutanes Ödem am Unterbauch ist pathogenetisch ein Stauungsödem<br />

• bei chronischen Herzmuskelerkrankungen, seltener bei Nierenerkrankungen<br />

• bei hochtragenden Stuten an der Vulva, den Gliedmaßen, am Unterbauch und am Euter<br />

• treten auch auf, wenn Verbände zu fest angelegt worden sind<br />

2. Entzündliches Ödem<br />

36


• In der Peripherie eines entzündlichen Infiltrates<br />

• Geht mit Hyperämie einher<br />

• Gesunde Wundumgebung einer akzidentellen Wunde oder einer OP-Wunde wird mit entzündlicher<br />

seröser Flüssigkeit durchtränkt<br />

• Enthält keine Entzündungszellen<br />

• Darf nicht mit entzündlichem Infiltrat verwechselt werden<br />

• Liegt es in Nähe von Abszessen und Wunden, wird es kollaterales Ödem genannt<br />

3. Neuropathisches Ödem<br />

• Entstehen besonders in der Unterhaut, wenn nach peripherer Neurektomie die die sensiblen<br />

Nerven begleitenden Vasokonstriktoren mit durchtrennt wurden<br />

• Tws. in Folge von Paralysen motorischer Gliedmaßennerven (N. radialis, N. fibularis..)<br />

• Liegen immer peripher der Quetschstelle motorischer Nerven<br />

• Dabei tws. Entstehung von Transsudation durch intakte Haut<br />

• Subkutane Ödeme sickern allmählich der Schwerkraft folgend nach unten ab (=><br />

Senkungsödem)<br />

• Befinden sich Ödeme im Bereich des Rückens wandern sie an den Unterbauch ab<br />

• Resorption selbst erfolgt langsam, und erst dann, wenn die Ursache abgestellt wurde<br />

• Bleiben Ödeme längere Zeit bestehen => proliferativer Reiz auf das Bindegewebe =><br />

Dickenzunahme => Fingerabdrücke bleiben längere Zeit bestehen<br />

Diagnose<br />

• Vom Mesenchym abstammendes Bindegewebe ist am parenteralen Wasserhaushalt<br />

entscheidend beteiligt<br />

• Flüssigkeitsvermehrung und Anstauung in subkutanem Gewebe => Ödem<br />

• Flüssigkeitsstau kann interzellulär, aber auch intrazellulär sein<br />

• Seröse Flüssigkeit kann aus durchlässig gewordenen Blutgefäßen stammen<br />

• Lokale oder allgemeine Lymphkreislaufinsuffizienz = Ödem<br />

• Folgende Ursachen mögliche<br />

• Erhöhung des hydrostatischen Druckes in Kapillaren (z.B. durch Einengung der Unterbindung<br />

des Blutabflusses oder auch arterielle Hypertonie)<br />

• Erniedrigung des hydrostatischen Druckes im subkutanen Bindegewebe<br />

• Behinderung des Lymphabflusses (z.B. durch Kompression der Lymphgefäße)<br />

• Natriumretention in der Niere (bei vermehrtem Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen:<br />

Aldosteronfreisetzung aus der Nebenniere => oft erhöhte Natriumretention)<br />

• Östrogene fördern Ödemneigung, v.a. während fortgeschrittener Gravidität<br />

Therapie und Prognose<br />

• Prognose abhängig von auslösender Ursache<br />

• Bei Stauungsödem gute Prognose, wenn Ursache abgestellt werden kann<br />

• Entzündliche und traumatische Ödeme brauchen keine Therapie, bilden sich selbst zurück<br />

• Flüssigkeitsentzug kann Resorption beschleunigen<br />

• Massage und Bewegung sind immer günstig<br />

• Inzisionen sind kontraindiziert<br />

• Anwendung von Saluretika (Hydrochlorothiazid) hat sich bei jeder Form von Ödemen bewährt<br />

• Hemmen Rückresorption von Natrium und Chlorid in Nierentubuli => vermehrte Ausscheidung<br />

von Flüssigkeit<br />

Epikrise<br />

• Unterhautödeme sind immer sekundärer Natur => Primärleiden muß ermittelt werden<br />

• Durchblutungsverhältnisse bessern!!!<br />

Subkutane Phlegmone<br />

• Sich flächenartig ausbreitende, zunächst subkutane pyogene Entzündung des Bindegewebes<br />

und der Lymphgefäße<br />

• Kann von Unterhaut auf alle tiefergelegenen Gewebsschichten übergreifen<br />

• Nach Charakter des Entzündungsproduktes kann Phlegmone serös oder eitrig sein<br />

• Beginnt beim <strong>Pferd</strong> pyogen-serös, meist durch Streptokokkus equi hervorgerufen<br />

• Führt immer gleichzeitig zu Lymphgefäß- und Lymphknotenentzündungen, tws. auch<br />

Entzündung der Blutgefäße<br />

• Kommen putride Keime dazu: Phlegmone kann jauchigen Charakter annehmen<br />

37


Vorkommen<br />

• Kann theoretisch überall im subkutanen Bindegewebe auftreten<br />

• Nach Ausdehnung wird unterschieden zwischen zirkumskripter und diffuser Phlegmone<br />

Symptome<br />

• Entwickelt sich innerhalb weniger Stunden<br />

• Bei <strong>Pferd</strong>en sind Streptokokkeninfektionen besonders aggressiv<br />

• Ab immer stark gestört<br />

• Körpertemperatur steigt bis zum subfebrilen Bereich an<br />

• Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit<br />

• Eitrige Formen: Gewebseinschmelzungen und Abszedierung<br />

• Schwellung ist anfangs beetartig<br />

• An Gliedmaßen und Widerrist treten Lymphgefäße deutlich hervor<br />

• Regionärer Lnn ist schmerzhaft und vergrößert, phlegmonöser Bezirk ist vermehrt warm<br />

• Bei Berührung zeigt <strong>Pferd</strong> Abwehrbewegungen<br />

• An Gliedmaßen besteht bei diffuser Ausbreitung immer Lahmheit<br />

• Backenphlegmone => Kaubeschwerden<br />

• Resorption des Exsudates => funktionelle Störung bessert sich<br />

• Bei Fieberfreiheit leichte Bewegung und gleichzeitig therapeutische und resorptionsfördernde<br />

Maßnahmen<br />

• Fingereindrücke lassen sich nur schwer anbringen, gleichen sich dann auch nur langsam<br />

wieder aus<br />

• Heilung oft durch Resorption und Resolution, dabei oft Nachlassen der Intensität der<br />

klinischen Erscheinungen<br />

• Völlige Wiederherstellung<br />

• Auch möglich: Abszedierung nach 10 – 14 Tagen, v.a. dort wo viel Bindegewebe vorhanden<br />

ist oder am Ort der Primärinfektion<br />

• Regionärer Lnn kann in Abszedierung übergehen<br />

• Heilung nach Entleerung des Eiters<br />

Prognose<br />

• Bei subkutaner Phlegmone immer gut, egal ob Resorption oder Abszedierung<br />

Therapie<br />

• Immer Allgemeinbehandlung mit Antibiotika, Sulfonamiden oder Kombinationspräparaten!!<br />

• Hochdosierte Antibiose über 8-10 Tage<br />

• Lokale Wärmetherapie in jeder Form => Erzeugung einer intensiven Hyperämie =><br />

Resorption von Entzündungsprodukten oder Herbeiführung von Abszedierung oder<br />

Einschmelzung<br />

• Wärme wirkt schmerzstillend, kann durch NSAID’s unterstützt werden<br />

• Ist Berieselung nicht möglich, legt man warme Angussverbände an<br />

• Bereiche, in denen keine Berieselung oder Verbände möglich sind:<br />

• Hyperämisierende Salben (Kampher, Jodoformsalbe)<br />

• Breianstriche (Acetat, Burow‘ sche Mischung)<br />

• Stellt sich Fluktuation ein, ist Inzision angezeigt<br />

• An Gliedmaßen besteht die Gefahr des Abszesseinbruches in Gelenke<br />

• Abszedierende Kopfphlegmone im Kehlgang spalten<br />

• Phlegmone an den Gliedmaßen: Bewegung zur Verbesserung der Durchblutung und<br />

Beschleunigung der Resorption<br />

• Kälteeinwirkung ist kontraindiziert!!!!!<br />

Subkutaner Abszess<br />

• Mit Höhlenbildung einhergehende Eiteransammlung im subkutanen Bindegewebe<br />

Symptome<br />

• An verschiedensten Körperstellen<br />

• Flukturierende, schmerzhafte, vermehrt warme Anschwellungen<br />

• Wölben sich kuppelartig hervor<br />

• Können unterschiedliche Größe und Ausmaße haben<br />

• Haare können bereits ausgefallen sein<br />

• AB ist mehr oder weniger gestört, abhängig von Größe des Abszesses<br />

• Vor Entleerung des Abszesses kann es zu erheblichem Temperaturanstieg kommen<br />

38


• Mit Inzision/Aufbruch entleeren sich bis zu 10l Eiter (meist Streptokokken-, selten<br />

Staphylokokkeneiter)<br />

• Nach Entleerung des Abszesses: AB bessert sich in wenigen h, Körpertemperatur sinkt wieder<br />

• Meist Abszesse im Kehlgang, an Vorderbrust, seitlicher Halspartie, Unterbauch,<br />

Inguinalgegend, Oberschenkeln und Gliedmaßenregion<br />

Ätiologie<br />

• Entstehen meist durch infizierte Stichwunden<br />

• Auch durch Injektionen mit reizenden oder pyogen infizierten oder reizenden Medikamenten<br />

• Können aus Phlegmonen hervorgehen<br />

• Werden durch putride oder pyogene Erreger hervorgerufen<br />

Prognose und Therapie<br />

• Bis zur Abszedierung hyperämisierend, bzw. mit Wärme in jeder Form behandeln<br />

• Inzision direkt an 2 übereinander liegenden Stellen => Abszesshöhle kann sich selbstständig<br />

und kontinuierlich entleeren<br />

• Abszeßkapsel beim <strong>Pferd</strong> sehr dünn => man schält sie nicht aus<br />

• Höhle mit desinfizierenden Lösungen spülen<br />

• Gute Prognose<br />

Sklerodermie und Elephantiasis<br />

• Bindegewebszubildungen, die nach chronischen Ödemen und langanhaltender pyogenseröser<br />

Phlegmonen in der Subkutis entstehen => Verdickung von Haut und Unterhaut<br />

Symptome<br />

• V.a. an den Hintergliedmaßen<br />

• Elephantiasis auch an Penis, Präputium, Ohren<br />

• Vorausgegangen sind chronische Ödeme und Phlegmonen<br />

• Starke Umfangsvermehrung der betroffenen Gliedmaße bzw. Körperregion<br />

• Palpation: Eindruck, als hätte Haut jede Elastizität verloren<br />

• In Gelenknähe Bildung von dicken Hautfalten<br />

• Hautoberfläche ist manchmal mit dicken Krusten bedeckt, scheuern sich die Tiere und fallen<br />

die Krusten ab, entstehen blutenden Hautoberflächen<br />

• Haare sind mehr oder weniger ausgefallen<br />

• In hochgradigen Fällen Entstellung und Lahmheit, sofern Gliedmaße betroffen ist<br />

• Ziehen sich Tiere an betroffenen Stellen Wunden zu, heilen diese schlecht<br />

• AB ist nicht gestört<br />

Ätiologie<br />

• Verdichtung durch Reiz, Histamine und durch Toxinwirkung der im Gewebe vorhandenen<br />

Entzündungsprodukte => polyfaktorielles Geschehen<br />

• Venen der Subkutis haben Elastizität verloren und sind weit gestellt => Plasma und Serum<br />

treten in subkutanes Bindegewebe über<br />

• Chronische Reizung => Bindegewebsentzündung<br />

• Behinderter Abfluß der Lymphgefäße<br />

Prognose und Therapie<br />

• Schlechte Prognose<br />

• Abbau des gebildeten Gewebes ist kaum zu erreichen => Zurückbildung der<br />

Umfangsvermehrung kaum mehr möglich<br />

• Tiere können weiterhin zur Zucht genutzt werden<br />

• Solange keine Lahmheit besteht, können Tiere leicht geritten und getrabt werden<br />

• Bewegung fördert teilweise Rückbildung der Schwellung<br />

• Im Ruhezustand sollten die Beine bandagiert werden<br />

39


Diagnostik<br />

Herz – Kreislauf – System<br />

Vorbericht<br />

• Im Vorbericht meist Leistungsabfall genannt, zusätzlich gekennzeichnet durch übermäßiges<br />

Schwitzen und Dyspnoe<br />

• V.a. bei Trabern und Galoppern zeigen sich mangelnde Ausdauer und<br />

Geschwindigkeitseinbußen gegen Ende der Strecke<br />

• Es können auch Nasenbluten, stolpernder Gang und Niederstürzen während der Arbeit mit<br />

Herzkrankheiten in Verbindung gebracht werden<br />

Adspektion<br />

• Zuerst Überblick über den AB des Patienten gewinnen -> v.a. auf Atmung und Atemtyp und<br />

Erkrankungen an Extremitäten achten!<br />

• Die meisten Leistungsverminderungen liegen an Sehnen und Gelenken, nicht am Herzen<br />

• Ödeme an Extremitäten sind selten Zeichen einer gestörten zentralen Zirkulation, eher einer<br />

mangelnden örtlichen Durchblutung (Schädigung peripherer Venen und Lymphgefäße)<br />

• Ödeme an Nabel oder Vorderbrust sind keine pathognomonischen Zeichen einer<br />

Herzkrankheit, entstehen meist wegen mangelndem Rückfluss von Blut und Lymphe in diesem<br />

Bereich (Bsp.: Lage des Fohlens bei trächtigen Stuten, raumfordernden Prozessen im<br />

Thorax..)<br />

• Wichtig ist auch das kachektische Ödem, das bei pathologisch niedrigem Gesamteiweiß des<br />

Blutes entsteht<br />

• Ödeme, die durch Herzerkrankungen ausgelöst werden, entstehen immer erst im Endstadium<br />

der Krankheit<br />

• Generalisiertes Ödem => immer Steigerung des zentralen Venendruckes<br />

Untersuchung am peripheren venösen und arteriellen System<br />

• Druck der V. jugularis zeigt mittleren Druck und hämodynamische Ereignisse im rechten<br />

Atrium<br />

• Druck im rechten Atrium und zentralvenöser Druck stehen im Zusammenhang mit dem totalen<br />

Blutvolumen und der Kontraktion des rechten Atriums<br />

• Beim gesunden stehenden <strong>Pferd</strong> dürfen Venenpuls nicht sichtbar und V. jugularis nicht<br />

palpierbar sein<br />

• CAVE: bei Vollblütern, Arabern u.ä. edlen Rassen ist Venenpuls auch in Ruhe<br />

sichtbar, ohne dass krankhafte Veränderungen vorliegen!!!<br />

• Steigerung des zentralen Venendruckes => V. jugularis palpierbar und tws. sichtbar!<br />

• Venenpuls sichtbar = Zeichen für Trikuspidalisinsuffizienz! (CAVE! Siehe oben!!)<br />

• Überfüllung des V. jugularis mit Bildung von Ödemen und sichtbarem Venenpuls ist Symptom<br />

des Endstadiums einer Herzerkrankung<br />

• Erhebliche linksseitige Herzinsuffizienz gekennzeichnet durch: Dyspnoe, Husten und<br />

Druckzunahme der V. pulmonalis (evtl. mit Stauungslunge)<br />

• Arterielle Pulsation am leichtesten an der A. maxillaris zu fühlen<br />

• Arterienpalpation: Aussage über Frequenz, Amplitude und Regelmäßigkeit der Pulswelle<br />

Palpation der Herzgegend<br />

• An linker Seite des Brustkorbes mit linker Hand, an rechter Seite mit rechter Hand =><br />

Wahrnehmung des Herzstoßes<br />

• An linker Brustseite im 5. Interkostalraum am deutlichsten zu fühlen<br />

• An rechter Seite etwa an 4. Rippe, am Übergang zum Sternum<br />

• Herzstoß bei muskulösen Tieren kaum zu fühlen<br />

• Bei nervösen Tieren während Erregung, direkt nach der Arbeit und bei Herzkrankheiten mit<br />

großem Blutauswurf ist er deutlicher zu fühlen<br />

• Deutliche Vibrationen treten bei kongenitalen Herzfehlern auf (Ventrikelseptumdefekt) oder<br />

lokalen Erweiterungen der A. pulmonalis und Aortenklappeninsuffizienz auf<br />

• Fühlbare Schwingungen in der Brust sind immer als pathologisches Zeichen zu werten!!<br />

40


Auskultation des Herzens<br />

• Wichtigster Teil für orientierende klinische Untersuchung des Kreislaufapparates<br />

Herztöne<br />

• Bei <strong>Pferd</strong> prinzipiell 4 Töne zu unterscheiden (S1, S2, S3, S4)<br />

• Es muss am Ehesten ein Unterschied zwischen dem 1. und 2. Herzton gemacht werden, was<br />

bei niedrigen Herzfrequenzen ohne Probleme gelingt, da die Systole (S1-S2) hier viel kürzer<br />

ist, als die Diastole (S3-S4)<br />

• Bei Tachykardie wird Diastole stärker verkürzt, als die Systole<br />

• Puncta maxima = Projektionsgebiete der Herzklappen auf die Brustwand, hier sind die<br />

Herztöne am Besten zu hören<br />

• 5 Puncta maxima werden festgestellt<br />

1. in Höhe des Apex des Herzens<br />

2. das Pm der Bikuspidalklappe<br />

3. Pm der Aortenklappe<br />

4. Pm der Pulmonalklappen<br />

5. Pm der Trikuspidalisklappen<br />

• Apex cordis<br />

• Hier wird Auskultation begonnen<br />

• Geortet durch Schnittpunkt zweier Koordinaten<br />

• Vertikale Koordinate ist der 5. Interkostalraum<br />

• Horizontale Koordinate: Linie, die durch Mitte des unteren Brustdrittels verläuft<br />

• Hier 1. und 2. Herzton sehr deutlich zu hören<br />

• Pm der Bikuspidalklappen<br />

• Vertikale Koordinate ist 5. Interkostalraum<br />

• Horizontale Koordinate = Linie durch Mitte des Os humeri<br />

• Hier hat 1. Herzton maximale Lautstärke an der linken Brustwand<br />

• Pm der Aortenklappen<br />

• Liegt etwas kranial vom Pm der Atrioventrikularklappen<br />

• Lässt sich genauso finden wie das der Pulmonalklappen<br />

• Pm der Pulmonalklappen<br />

• Weiter kranial in der Verlängerung der horizontalen Linie, die durch die Mitte des<br />

Oberarmes führt => linkes Vorderbein des <strong>Pferd</strong>es muss so weit wie möglich nach kranial<br />

gestellt werden<br />

• Vertikale Koordinate wird durch den 3. Interkostalraum dargestellt<br />

• Zweiter Herzton ist stärker ausgeprägt als am Pm der Atrioventrikularklappen<br />

• Pm der Trikuspidalklappen<br />

• An rechter Thoraxseite leichter zu finden als links<br />

• Pm liegt im Schnittpunkt zweier Linien, die vom 3. Interkostalraum und der Horizontalen<br />

durch die Mitte des Os humeri gebildet werden<br />

• Besondere Probleme bereitet Differenzierung zwischen Pm der Aorten- und Pulmonarklappen<br />

Entstehung, Dauer und zeitliches Auftreten der Herztöne und –geräusche<br />

• Grundsätzlich sind 4 verschiedene Herztöne wahrnehmbar, meist lassen sich nur 3<br />

voneinander unterscheiden<br />

• Der 1. Herzton<br />

• Kontraktion des linken Ventrikels beginnt etwas früher als die des rechten<br />

• Verschluß der Mitralklappen = Anfang des S1 -> Verschluss der Trikuspidalklappen<br />

• Die Amplitude der Schwingung der Tricuspidalis ist viel niedriger als die der Mitralis<br />

• Zeitintervall zwischen beiden Amplituden ist beim ruhenden <strong>Pferd</strong> so hoch, dass der erste<br />

Herzton gespalten werden kann<br />

• Muss unterschieden werden von: einem lauten Atriumston, ein kurzes hyperkinetisches<br />

Aorten- bzw. Pulmonalisauswurfgeräusches und einer Mitralstenose<br />

• Meist kommt nur hyperkinetisches Aortenauswurfgeräusch in Betracht<br />

• Bei alten und dämpfigen <strong>Pferd</strong>en kann durch pulmonale Hypertension ein<br />

Pulmonalisauswurfgeräusch entstehen<br />

• Bei jungen <strong>Pferd</strong>en mit Atriumsdefekt kann dieses Geräusch durch das secundär<br />

vergrößerte Schlagvolumen des rechten Ventrikels entstehen, weil der rechte Vorhof mehr<br />

Blut enthält<br />

41


• Intensität des S1 wird immer bestimmt durch:<br />

Mobilität des Klappensystems<br />

Position der Klappen vor dem Verschluß<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit der Ventrikel, und<br />

Qualität der Klappen, wodurch sie durch während der ganzen Systole verschlossen<br />

bleiben können<br />

• Der 2. Herzton<br />

• Anfang des S2 ist Folge des Verschlusses der Aortenklappe<br />

• Physiologische Ungleichzeitigkeit des linken und rechten Ventrikels hat Konsequenzen für<br />

den 2. Herzton<br />

• Feststellung beider Komponenten des S2 ist ein Ziel der Auskultation<br />

• Aortenkomponente ist lauter als Pulmonalisgeräusch<br />

• Verstärktes Pulmonalisgeräusch tritt bei Pulmonalishypertrophie auf (= Folge einer<br />

fortgeschrittenen Dämpfigkeit), bei vermehrtem Auswurf aus dem rechten Ventrikel (z.B.<br />

Ventrikelseptumdefekt)<br />

• Tiefe der Inspiration hat Einfluss auf Zeitverschiebung zwischen Aortenkomponente und<br />

Pulmonalisgeräusch<br />

• Tiefe Inspiration: P entsteht etwas später => geringgradige Vergrößerung des<br />

Schlagvolumens des rechten Ventrikels => beim Auswurf stärkere Betonung des P<br />

• Der 3. Herzton<br />

• Folge einer schnellen Füllung des sich während der Frühdiastole erweiternden Ventrikels<br />

• Nicht besonders intensiv<br />

• Nur bei 50% der <strong>Pferd</strong>e in der Mitralisgegend hörbar<br />

• Ton wird deutlicher, wenn die Kammerfüllung sehr schnell passiert -> kann zu<br />

Fehldiagnosen führen, vor allem bei nervösen <strong>Pferd</strong>en<br />

• Täuscht dann Extrasystolen und Rhythmusstörungen vor<br />

• Der 4. Herzton<br />

• In der Endphase des S4 in der Mitralisgegend hörbar<br />

• Entsteht als Folge der Vorhofkontraktion, kurz vor erstem Herzton zu hören<br />

• Wichtiges Hilfsmittel zur Differenzierung zwischen einem Atrioventrikularblock und<br />

Atriumfibrillation<br />

• Fehlt beim Vorhofflimmern<br />

• Die Herzgeräusche<br />

• Werden bei vielen <strong>Pferd</strong>en festgestellt<br />

• Haben oft pathologische Ursache, Anpassungsfähigkeit des Herzens führt nur zu geringen<br />

Einschränkungen im Gebrauch des <strong>Pferd</strong>es<br />

• Sind Ursache eines Überganges des Blutes von einer laminaren in eine turbulente<br />

Strömung (findet in Herzkompartimenten oder in der Blutbahn statt<br />

• Sind Turbulenzen energiereich, können sie abhörbare Schallwellen auslösen<br />

• Intensität auskultatorisch zu schwer zu erfassen, nur subjektive Bewertung möglich<br />

• Werden in systolische und diastolische Geräusche eingeteilt<br />

• Treten sie in beiden Zyklen auf, dann sind sie kontinuierlich<br />

• Systolische Geräusche: Einteilung in Auswurfgeräusche und Regurgitationsgeräusche<br />

• Meisten Geräusche haben pathologische Veränderungen der Klappen als Ursache<br />

• Befunde einer Herzauskultation ohne weiter Untersuchungen (EKG, Ultraschall...) nicht<br />

ausreichend<br />

• Folgende Geräusche sind relativ bedeutungslos, da sie kaum Einfluss auf die<br />

Arbeitsleistung haben<br />

• Frühsystolische Geräusche, die nach Belastung verschwinden<br />

• Intermittierende Herzgeräusche, die durch Geschwindigkeitsänderungen des<br />

Blutstromes entstehen<br />

• Holosystolische Geräusche bei gleichzeitigem Vorliegen einer Anämie<br />

• Holosystolische und holodiastolische Geräusche beim Fohlen in den ersten 3<br />

Lebenstagen<br />

• Frühsystolische Herzgeräusche 1. und 2. Grades im Pm der Aortenklappen (folge<br />

parasitärer Aortenwandschäden)<br />

• Kurzes Geräusch in der Diastole bei jungen <strong>Pferd</strong>en<br />

• Leises systolisches Geräusch über der Herzbasis an der linken Brustwand bei Fohlen,<br />

die jünger sind als 60 Tage<br />

42


• Geräusche, die die Leistungsfähigkeit der Tiere beeinflussen:<br />

• systolische Geräusche bei:<br />

1. Stenosen in den Aorten- und Pulmonarwurzeln (meist angeboren)<br />

2. Insuffizienzen der Atrioventrikularklappen<br />

3. Ventrikelseptumdefekt<br />

• diastolische Geräusche bei:<br />

1. Insuffizienzen der Aorten- und Pulmonalklappen<br />

2. Stenose des Atrioventrikularringes (sehr selten)<br />

• sowohl als auch bei:<br />

1. Ductus arteriosus Botalli persistens<br />

2. Koinzidenz von Stenosen und Insuffizienzen der Klappen und Gefäßwurzeln<br />

Perkussion des Herzens<br />

• Thoraxwand im Bereich der 3. bis 6. Rippe in horizontaler und vertikaler Richtung abklopfen<br />

• So wird Zone der relativen Herzdämpfung ermittelt, die in absolute Herzdämpfung übergeht<br />

• Dazu muss linkes Vorderbein weit nach vorne gestellt werden<br />

• Soll Info über Größe des Herzens liefern, ist aber nicht genau<br />

Elektrokardigrafie<br />

• Messung der vom Herz ausgehenden elektrischen Aktionspotentiale, bzw. Aktionsströme<br />

• Es zeichnet Potentialschwankungen aller Herzmuskelzellen im Verhältnis zur Zeit auf<br />

• Besteht normalerweise aus einer Reihe von Zacken (P, Q, R, S, T und U)<br />

• Peripher aufgezeichnetes EKG ist Ergebnis vieler lokaler, in viele Richtungen ablaufender<br />

Herzmuskelerregungen<br />

• P = Erregung der Vorhöfe<br />

• P-Welle besteht je nach Ableitungsstelle aus einem oder mehreren Zacken<br />

• Erster Teil der P-Zacke: Aktivierung der rechten Atriums, die der des linken Vorhofes<br />

vorausgeht<br />

• Erregung der Ventrikel dauert vom Beginn der Q-Zacke bis zum Anfang der T-Welle<br />

• R-Zacke ist meist immer aufwärts gerichtet, Q-und S-Zacke abwärts (beide nicht immer<br />

deutlich zu erkennen)<br />

• Q, R und S werden als QRS-Komplex zusammengefasst<br />

• T-Welle: Repolarisation des Herzmuskels in seiner Erholungsphase<br />

• Besteht entweder aus einer mehr oder weniger hohen und langsam ablaufenden, aufwärts<br />

gerichteten Welle, oder sie bildet eine negative, bzw. biphasische Welle<br />

• Kann sich durch Verschiebung des neurovegetativen Tonus des <strong>Pferd</strong>es schon in einer<br />

einzigen Ableitung stark ändern<br />

• PQ-Intervall: Intervall von Beginn der Vorhoferregung bis zum Anfang der Kammererregung<br />

• Ist frequenz- und altersabhängig<br />

• Nimmt mit steigender Herzfrequenz und mit höherem Lebensalter zu<br />

• Verlängerung kommt bei <strong>Pferd</strong>en oft vor, z.B. bei den AV-Blöcken 1. und 2. Grades<br />

• Verkürzung ist sehr selten, dann bei Antesystolie (Wolff-Parkinson-White-Syndrom)<br />

• ST- Abschnitt: Zustand der vollständigen Kammerdepolarisation<br />

• Verläuft meist isoelektrisch<br />

• Hebungen kommen in Erholungsphase einer kurzfristigen Arbeit unter stressigen<br />

Umständen vor => haben keine pathologische Bedeutung<br />

• QT-Abschnitt (Anfang Q-Zacke bis Ende der T-Welle): elektrische Kammersystole, deren<br />

Dauer Frequenzabhängig ist<br />

• Verlängert bei Hypokaliämie und AV-Block 2. Grades<br />

• Verkürzt bei Hyperkalzämie, Überdosierung von Digitalis und bei toxischen oder entzündlich<br />

ausgelösten massiven Herzmuskelerkrankungen<br />

• EKG bestimmt durch Lokalisation der Ableitungsstellen => Vereinheitlichung der Stellung der<br />

Beine und der Ableitungen<br />

• Da EKG nur elektrophysiologische Aktivität aller Herzmuskelzellen wiedergibt, liegt seine<br />

Bedeutung hauptsächlich in der Wiedergabe des Stoffwechselzustandes des Myokards<br />

43


Phonokardiografie<br />

• Herztöne und Geräusche werden mittels Mikrofon und Anzeige sichtbar gemacht<br />

• Mechanische Schwingungen des Herzens werden mittels Körperschallmikrophon in äquivalente<br />

elektrische Schwingungen umgewandelt<br />

• Elektrische Schwingungen werden von einer Filteranlage in Frequenzen zerlegt, diese werden<br />

von einem Registriergerät aufgezeichnet in Form einer Kurve<br />

• Frequenz der Kurve = Tonhöhe<br />

• Amplitudenhöhe der Kurve = Lautstärke<br />

• 1. und 2. Ton sind hochamplitudig, nicht laut oder leise<br />

• Problem: wegen M. anconeus kann Mikrofon oft nicht nahe genug heran geschoben werden<br />

• Wert liegt in Bestimmung des Geräuschcharakters, der Geräuschdauer und der Lokalisation<br />

des Geräusches im Zeitrahmen der Herzaktion<br />

• Kann Auskultation ergänzen, aber nicht ersetzen<br />

• Unentbehrliche Dokumentationsmöglichkeit<br />

Echokardiografie/ Ultraschall<br />

• = nichtinvasive kardiologische Untersuchungsmethode<br />

• Ultraschall wird erzeugt durch Schallkopf, in dem auf unterschiedliche Weise piezoelektrische<br />

Felder angeordnet sind<br />

• Hat eine Frequenz von 2000 Hertz => für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar<br />

• Im Schallkopf befindliche Kristalle verformen sich unter einem sich verändernden elektrischen<br />

Feld => Kristalle geraten in Schwingungen<br />

• An Grenzfläche zwischen 2 Medien unterschiedlicher akustischer Impedanz werden Wellen<br />

teilweise reflektiert, vom Schallkopf als Echo empfangen und wieder in elektrische Impulse<br />

umgewandelt<br />

• Schallkopf = Empfänger zwischen 2 Impulsen -> leitet in elektrische Impulse umgewandelte<br />

Schallwellen zu Kathodenröhren -> werden dort zu einem Bild zusammengesetzt<br />

• Linearschallkopf<br />

• Parallel nebeneinander angeordnete Kristalle => senden Schallwellen parallel<br />

• Sektorschallkopf<br />

• Sendet Wellen im 90° Winkel aus<br />

• Schallkopfspitze ist kleiner konstruiert => kann über enge Interkostalräume den<br />

Herzbereich abtasten<br />

• Untersuchung auf Mitralinsuffizienz am besten im 5. Interkostalraum der linken Seite<br />

• Untersuchung auf Trikuspidalinsuffizienz am besten im 3.-4. Interkostalraum der linken und<br />

rechten Seite<br />

• Optische Darstellung durch M-Mode oder B-Mode Technik<br />

• M-Mode Technik<br />

• Time – Motion – Technik<br />

• Eindimensional<br />

• Herz wird vom Schallfenster aus mit einem Schallbündel durchtastet<br />

• Vom Schallstrahl getroffene Strukturen verschiedener Echodichte reflektieren Schallstrahl<br />

entsprechend ihrer Distanz zum Schallkopf (=> Registrierung von Echolinien der<br />

hintereinander liegenden Strukturen, abhängig von der Zeit)<br />

• B – Mode – Technik<br />

• « Brightness »<br />

• reflektierende Ultraschallwellen werden je nach Energiemenge mit unterschiedlicher<br />

Helligkeitsintensität auf Bildschirm in Form von Punkten dargestellt<br />

• 2 – dimensionale Echokardiografie oder „Realtime“- Echokardiografie<br />

• Bild setzt sich aus 2 Dimensionen zusammen (Tiefe und Breite)<br />

• Nebeneinander liegende Strukturen sind getrennt voneinander darstellbar => genaue<br />

anatomische Orientierung ist möglich<br />

• Exakte Messung der einzelnen Organe ist möglich<br />

• M – Mode – Technik und Schnittbildkardiografie ergänzen sich gut bei:<br />

• Identifizierung von Defekten im Herzseptum<br />

• Endokarditis<br />

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• Perikardergüssen<br />

• Kardiomegalie<br />

• Intrakardialen Shunts<br />

• Dopplertechnik ist geeignet, um sich bewegende Objekte darzustellen<br />

• Genutzt wird Frequenzverschiebung von Schallwellen, wenn sie von bewegten Objekten<br />

wahrzunehmen sind<br />

• Hauptsächlich Schallköpfe von 1,9 bis 5,0 Megahertz werden verwendet<br />

• Kontinuierliche Dopplertechnik gibt permanente US-Wellen ab, die alle Blutströme mit ihren<br />

Geschwindigkeiten entlang des US erfassen<br />

• Keine Zuordnung der reflektierenden Flusssignale möglich am Herzen, da gleichzeitig<br />

verschiedene Blutflüsse erfasst werden<br />

• Gepulste Dopplertechnik: Schallkopf sendet zeitlich versetzt Impulse<br />

• Laufzeit des Strahls ist genau einstellbar<br />

• Nur ein begrenzter Messort wird für die Auswertung genutzt<br />

• Eindringtiefe ins Gewebe ist abhängig von Frequenz der Schallwellen<br />

• Schallwellen niedriger Frequenz dringen tiefer in das Gewebe ein, als solche<br />

mit hoher Frequenz<br />

• Beste Darstellung des Blutflusses mit hoher Pulswiederholungsfrequenz<br />

Röntgen<br />

• Wegen teilweise starker Bemuskelung nicht immer effektiv<br />

• Gut mit Kontrastmittel, das mittels Katheter ins Herz gegeben wird<br />

• Gut geeignet zur Diagnose angeborener Herz- und Gefäßanomalien und Shunts<br />

Katheterisierung<br />

• Beim erwachsenen <strong>Pferd</strong> nur geringen diagnostischen Wert, nur super bei: kongenitaler<br />

Herzfehlern<br />

• Möglichkeit, Daten über Sauerstoffsättigung, Sauerstoffdruck, lokale Blutdruckverhältnisse, ...<br />

• Gefahr der Fehldiagnosen => sollte nur von erfahrenen Untersuchern durchgeführt werden<br />

Labordiagnostische Verfahren<br />

• Von großem Wert sind die Bestimmung von Sauerstoffspannung und Kohlendioxidgehalt des<br />

Blutes<br />

• Auch venöse Blutproben verwendbar<br />

• Absinken der Sauerstoffspannung unter die Norm zeigt Anstieg der peripheren Extraktion<br />

• Ursachen können sein:<br />

• Anstieg der Stoffwechselrate durch erhöhte Herzfrequenz oder Körpertemperatur<br />

• Reduzierte arterielle Sauerstoffspannung<br />

• Herzinsuffizienz mit erhöhtem Restvolumen<br />

• Blutgasanalyse wichtig für Feststellung von: Shunts und die Beurteilung von Tieren<br />

mit Herzinsuffizienz<br />

• Besteht ein Links – Rechts – Shunt (vom arteriellen zum venösen System) ist keine<br />

Veränderung der Blutgaswerte in peripheren Gefäßen<br />

• Rechts – Links – Shunt (vom venösen zum arteriellen System) hat im venösen und arteriellen<br />

System deutliche Verminderung der Sauerstoffspannung<br />

Bestimmung von Enzymen und Isoenzymen<br />

• Aktivitätserhöhung kann Diagnose einer Myokarditis unterstützen<br />

• Creatinkinase liegt im Herzmuskel des <strong>Pferd</strong>es in kleinen Konzentrationen vor => hat<br />

diagnostisch keine Bedeutung<br />

• Körpermuskulatur des <strong>Pferd</strong>es enthält hohe Konzentration an Aldolase und<br />

Alanintransaminase<br />

• Im Herzmuskel des <strong>Pferd</strong>es liegen hohe Konzentrationen der Alpha – Hydroxybutyrat –<br />

Dehydrogenase<br />

• Bei Myokardschäden ist das Verhältnis der Serum –LHD und/oder HBD zur ALT und/oder ALD<br />

höher als bei Skelettmuskelerkrankungen<br />

• Sicherster Nachweis etwa 12 – 36 Stunden nach Eintreten der Herzmuskelschädigung<br />

• Enzyme sind im Allgemeinen nur dann für Diagnostik sinnvoll, wenn sie eine hohe<br />

Organspezifität aufweisen können<br />

45


Mineralstoffen<br />

• Vor allem Calcium und Magnesium haben Einfluß auf Erregungsbildung und –leitungsfähigkeit<br />

des Herzens (EKG!!!!)<br />

• Hyperkaliämie – v.a. Veränderung des Gradienten zwischen intra- und extrazellulärer<br />

Konzentration – führt zur Veränderung der neuromuskulären Erregbarkeit und des<br />

myokardialen Erregungsablaufes<br />

• EKG sollte zur Beurteilung des Kaliumhaushaltes herangezogen werden<br />

• EKG auch wegweisend bei Vorliegen einer Hyperkaliämie<br />

• Abhängig von Höhe des Kaliumspiegels zuerst Erhöhung der T-Welle, mit zunehmender<br />

Hyperkaliämie kommt es zur Verbreiterung des QRS – Komplexes => Bild einer ausgeprägten<br />

Verzögerung der intraventrikulären Erregungsausbreitung<br />

• Danach Abflachung der P-Wellen und des QRS-Komplexes => nur noch sinusförmiger<br />

Kurvenverlauf => Herzstillstand<br />

• Hyperkaliämie => Abflachung der T-Wellen und zur Senkung der ST-Strecke (EKG kann<br />

tachykarde Rhythmusstörungen zeigen)<br />

• Hypokaliämie steigert Empfindlichkeit des Herzmuskels gegenüber Glykosiden => bei<br />

normaler Digitalisdosierung können Erscheinungen einer Intoxikation auftreten<br />

• Hyperkalzämie: in Abhängigkeit von Höhe des Kalziumspiegels können drei Formen der<br />

Sinusarrhythmie auftreten<br />

• Erste Phase: Bradykardie, Sinusarrhythmie, AV-Blöcke<br />

• zweite Phase: Tachykardien und Extrasystolen<br />

• dritte Phase: Kammerflimmern und Herzstillstand<br />

• Hyperkalzämie erhöht auch Empfindlichkeit des Herzens gegenüber Glykosiden<br />

• Hypokalzämie: Verlängerung der QT-Zeit<br />

Hämatologische Befunde<br />

• Bei bakteriellen Erkrankungen Veränderungen im leukozytären Blutbild (Leukose, Neutrophilie<br />

und Kernlinksverschiebung)<br />

• Krankheiten des Herz – Kreislaufsystems umfassen in erster Linie Erkrankungen des Herzens, des<br />

Gefäßsystems, pathophysiologische Zustände<br />

• Führen zu Diskrepanz zwischen Füllung und Fassungsvermögen der Gefäße<br />

Herzinsuffizienz<br />

Definition<br />

• Herzinsuffizienz (= Insufficienta cordis) ist ein Syndrom, das durch verminderte<br />

Funktionstüchtigkeit, bzw. Nachlassen der Kraftreserven des Herzmuskels und ausgeprägte<br />

Funktionsstörungen der Organperipherie gekennzeichnet ist<br />

• Hauptsächlich charakterisiert durch kardial bedingte Kreislaufschwäche, verbunden mit<br />

vermindertem Herzminutenvolumen<br />

Pathogenese<br />

• Unvermögen einer oder beider Herzkammern des Herzens, eine dem diastolischen Angebot<br />

entsprechenden Förderleistung zu vollbringen<br />

• Herz ist nicht mehr in der Lage, die Blutzirkulation im kleinen und großen Kreislauf den<br />

physiologischen Anforderungen entsprechend aufrechtzuerhalten<br />

• Akuter oder chronischer Verlauf<br />

• Kann myogen oder endogen bedingt sein<br />

• Gekennzeichnet durch verminderte Organdurchblutung infolge der verschlechterten myokardialen<br />

Funktion einerseits, und andererseits reaktiv durch Blutstau im venösen System und in den<br />

Lungengefäßen<br />

• Es treten auch allgemeine Schwäche und verstärkte Wassereinlagerungen in den Geweben<br />

(Ödembildung)<br />

46


• Ödeme entstehen infolge einer gesteigerten realen Salz- und Wasserretention mit einer erhöhten<br />

Flüssigkeitsinfiltration an den Kapillarwänden auf<br />

• Je nach Lokalisation der Schädigung am Organ wird unterschieden zwischen Links- und<br />

Rechtsherzinsuffizienz sowie Doppel- und Globalinsuffizienz<br />

• Leichte Schädigung des Herzmuskels belässt oft noch genügend Kontraktionskraft, um<br />

Kreislauffunktion im Ruhezustand aufrecht zu erhalten<br />

• Regulation reicht meist bei Belastungen nicht mehr aus<br />

=> Unterscheidung zwischen Ruhe- und Belastungs- bzw. Arbeitsinsuffizienz<br />

• Linksherzinsuffizienz:<br />

• Zu wenig Blut wird vom Lungenkreislauf in den Körperkreislauf gepumpt<br />

• Rechtsherzinsuffizienz:<br />

• Zu geringe Blutüberleitung vom großen in den kleinen Kreislauf<br />

• Doppelseitige Herzinsuffizienz<br />

• Minderleistung beider Herzhälften<br />

• Meist ist Minderleistung der einen Herzhälfte durch die der anderen bedingt<br />

• Kompensierte Herzinsuffizienz: Herz kann wegen hämodynamische Regulationsmechanismen oder<br />

unter medikamenteller Therapie ein physiologisches Herzminutenvolumen aufrecht erhalten<br />

• Bedeutet unökonomische Mehrarbeit des Herzens<br />

• Dekompensierte Herzinsuffizienz: Zustand, bei dem geschädigtes Herz unter Belastung oder<br />

unzureichender Behandlung nicht mehr in der Lage ist, die Perfusion der Peripherie den<br />

physiologischen Erfordernissen entsprechend zu gewährleisten<br />

• Dynamik des gesunden Herzens hauptsächlich geregelt durch folgende Mechanismen<br />

• Enddiastolisches Kammervolumen<br />

• Ventrikulärer Druck in Abhängigkeit vom peripheren Widerstand<br />

• Kontraktilität<br />

• Herzfrequenz<br />

• Meist ist gestörte Kontraktilität die Hauptursache<br />

• Kompensationsmechanismen der Herzinsuffizienz<br />

• verstärkte Kontraktion auf verstärkte Vordehnung des Herzmuskels (Frank-Starling-<br />

Mechanismus)<br />

• Einflüsse des autonomen Nervensystems<br />

• Humorale Faktoren<br />

• Beiden ersten Mechanismen setzen immer ein, wenn erhöhter Leistung vom Herzen gefordert wird<br />

oder normale Leistungsfähigkeit wegen Krankheit abnimmt<br />

• Es kommt zu verstärkter diastolischer Füllung des Ventrikels mit diastolischer Dehnung =><br />

kräftige Kontraktion mit erhöhtem Schlagvolumen<br />

• Erniedrigung des Schlagvolumens => niedriger arterieller Druck => Stimulation des<br />

Pressorezeptoren in der Aorta und im Carotissinus<br />

• Gesteigerte Stimulation des Sympathikus => Freisetzung von Catecholaminen => Steigerung der<br />

Herzfrequenz und der Kontraktilität, gleichzeitig Vasokonstriktion im venösen Bereich und im<br />

Arteriolengebiet<br />

• Erhöhung des Venentonus => verstärkter venöser Rückstrom zum Herzen => Erhöhung des<br />

diastolischen Volumens (bzw. enddiastolischen Druckes)<br />

• Überschreiten der physiologischen Grenze durch krankhafte Veränderungen am Myokard, bei<br />

weiterer diastolischer Vordehnung zur Verminderung der Kontraktionskraft trotz vergrößertem<br />

enddiastolischem Volumen (d.h. das Herz dilatiert)<br />

• Erhöhte Druckbelastung führt zu Hypertrophie der Herzmuskulatur (durch Herzdurchblutung wird<br />

Hypertrophie Grenze gesetzt) => Entwicklung einer relativen Koronarinsuffizienz mit hypoxischen<br />

und metabolischen Schäden am Herzmuskel<br />

• Druckbelastetes Herz reagiert erst mit verstärkter Hypertrophie<br />

• Volumenbelastung des Herzens führt zu Dilatation der Herzkammern<br />

• Entzündliche oder toxische Schädigung: es kann sofort ohne Hypertrophie eine Dilatation<br />

entstehen<br />

• Zunahme des Preload = charakteristisch für insuffizientes Herz<br />

• Klinische Zeichen<br />

• Lungenstauung (Dyspnoe)<br />

• Druckanstieg in großen Körpervenen<br />

• Weiterer Verlauf: nachlassende Herzleistung -> extrakardiale Regulationsmechanismen -><br />

Rückgang der Nierendurchblutung durch Vasokonstriktion -> Freisetzung von Renin -> stimuliert<br />

47


über Angiotensin die Aldosteronsynthese -> verstärkte Na+ Rückresorption im distalen Tubulus<br />

der Niere => Na+ und Wasser – Retention -> Erhöhung des Blutvolumens (hptsl.<br />

Plasmavolumen)<br />

• Erhöhtes Plasmavolumen mit vermindertem kolloidalen Druck und erhöhter Wanddurchlässigkeit<br />

=> erhöhter Filtrationsdruck => Entstehung von Ödemen<br />

• Rechtsherzinsuffizienz => Wasserablagerung in abhängigen Körperpartien<br />

• Kennzeichnend für Herzinsuffizienz (HI): niedriges Schlagvolumen und Minutenvolumen<br />

• Ejektionsfraktion ist erniedrigt, diastolischer Füllungsdruck und enddiastolisches Kammervolumen<br />

sind erhöht<br />

• Max. Druckanstiegsgeschwindigkeit ist herabgesetzt, Anpassungszeit ist verlängert<br />

• Immer Zunahme von Herzfrequenz und Verlängerung der Kreislaufzeiten<br />

Vorkommen und Bedeutung<br />

• Trennung zwischen myogener (primärer) und ergogener (sekundärer) Form nur schwer möglich<br />

• Kardiale und periphere Kreislaufinsuffizienzen bedingen sich gegenseitig, eine kann in die andere<br />

übergehen<br />

• Praktische Bedeutung der akuten kardialen Kreislaufschwäche<br />

• Tritt im Verlauf oder als Folge von Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen,<br />

Intoxikationen und Klappenfehlern auf<br />

• Führt dann meist zu wesentlicher Verschlechterung des AB (Beitrag zur ungünstigen<br />

Prognose)<br />

• Chronische Formen der HI v.a. im fortgeschrittenen Lebensalter durch direkte Schädigung des<br />

Herzmuskels<br />

• Angeborene Herzfehler werden relativ selten beobachtet<br />

Ätiologie<br />

• Faktoren sind<br />

1. myokardiale Ursachen mit Störungen der Kontraktilität<br />

• Myokarditis<br />

• Myokardose (Myokardfibrose)<br />

• Extreme Kammerdilatation<br />

• Erkrankungen der Koronararterien<br />

• Myokardischämie<br />

• Myokardinfarkte<br />

• Rhythmusstörungen und stoffwechselbedingte Einflüsse (Glykoside, Barbiturate,<br />

Hypoxie, Azidose, Energiemangel, Hyperkapnie und Hyperkaliämie, Hyper- und<br />

Hypokalzämie und Amyloidose)<br />

2. nichtmyokardiale Ursachen mit sekundärer Störung der Kontraktilität<br />

• Druck- oder Volumenbelastungen durch Klappenfehler und Herzmissbildungen, die sich<br />

besonders an der rechten und der linken Herzkammer auswirken können<br />

• Druckbelastung des linken Ventrikels<br />

• Aortenklappenstenose<br />

• Arterielle Hypertonie<br />

• Druckbelastung des rechten Herzens<br />

• Pulmonalklappenstenose<br />

• Pulmonale Hypertonie<br />

• Großer Rechts – Links – Shunt<br />

• Mitralklappenstenose<br />

• Linksherzklappeninsuffizienz<br />

• Volumenbelastung des linken Herzens<br />

• Aortenklappeninsuffizienz<br />

• Mitralinsuffizienz<br />

• Ventrikelseptumdefekt<br />

• Ductus arteriosus persistens<br />

• Volumenbelastung des rechten Herzens<br />

• Tricuspidalinsuffizienz<br />

• Pulmonalklappeninsuffizienz<br />

• Chronisches Lungenemphysem<br />

48


• Ausgedehnte chronische Pneumonie<br />

• Massive Infusionen<br />

• Mechanische Behinderung<br />

• Pericarditis exsudativa<br />

• Herzbeuteltamponade<br />

• Gestörte diastolische Füllung mit secundärer Schädigung des Myokards<br />

• Toxischer und hypovolämischer Schock<br />

• Kollaps<br />

• Größte Rolle spielen Myokardiopathien mit entzündlichem (Myokarditis) oder degenerativem<br />

(Myokardosen) Charakter<br />

• Auftretende Myokardveränderungen => Verminderung der Kontraktionskraft des Herzmuskels mit<br />

Vermehrung der Restblutmenge<br />

• Fortgeschrittener Zustand<br />

• Herzerweiterung<br />

• Myogene Dilatation mit Herzvergrößerung => Klappeninsuffizienz und verminderte<br />

Kraftreserven<br />

• Direkte Schädigung des Herzmuskels durch verschiedene Virus- und bakterielle Infektionen<br />

und/oder Toxine<br />

• Influenza<br />

• Arteriitis<br />

• <strong>Pferd</strong>epest<br />

• Petechialfieber<br />

• Clostridien<br />

• Arsen<br />

• Solanin<br />

• Gossypol<br />

• Eibe<br />

• Rizinussamen<br />

• Myokardschäden können auch entstehen durch Hypoxie /Anämie, Selen- oder Vitamin-E-Mangel,<br />

Hypokalzämie, Hypomagnesiämie und Azidosen<br />

• Stoffwechselstörungen => Störungen in Erregungsbildung möglich<br />

• Myokardüberlastungen entstehen auch, wenn Mehrbedarf an Blut in der Peripherie besteht<br />

• Akute HI bei plötzlicher Überanstrengung (Hindernisrennen, Springen, Military..)<br />

• V.a. dann, wenn nicht systematisch trainiert wird<br />

• Auch, wenn bisher nicht erkannte, latente Schäden vorliegen<br />

• Chronische HI hat wochen- bis monatelange schleichende Entwicklung<br />

• Hervorgerufen durch Herzklappenfehler und chronische Herzmuskel- oder<br />

Herzbeutelerkrankungen<br />

• Kann auch in Verbindung mit Nierenerkrankungen auftreten => andauernder Gefäßtonus mit<br />

erhöhtem Blutdruck<br />

Symptome<br />

• Klinische Anzeichen sind abhängig von Lokalisation, Grad, Dauer und Wirkung der<br />

vorliegenden Störung<br />

• Je nach Fähigkeit der Kompensation des Körpers können klinische Zeichen unterdrückt<br />

werden<br />

• Akute HI<br />

• Allgemeine Schwäche<br />

• Bewegungsunlust<br />

• Einknicken in Beinen<br />

• Hängenlassen des Kopfes bis zum Zusammenbruch<br />

• Herzfrequenz oft schon in Ruhe sehr hoch<br />

• Puls ist klein, schwach und oft unregelmäßig<br />

• Auch Extrasystolen möglich<br />

• Oft Blaufärbung der Haut oder SH<br />

• Kältere Beschaffenheit der Haut und Akren<br />

• Atemnot bei hoher Atemfrequenz<br />

• Stauungen im kleinen Kreislauf => Lungenödem => Verstärkung des Bildes der Atemnot<br />

49


• Akutes Stadium kann behoben werden, oder geht in chronisches Stadium über<br />

• Chronische HI<br />

• Entwickelt sich langsam, kann längere Zeit unerkannt bleiben<br />

• Erste Anzeichen nur während oder nach Belastung<br />

• Klinische Symptome sind wie bei der akuten HI<br />

• Charakterisiert durch Rückwärtsinsuffizienz<br />

• Klinische Zeichen => bereits fortgeschrittenes Stadium<br />

• Vorwiegend rechte Herzkammer betroffen<br />

• Blutstau in Venen geht bis in kleinste Venole<br />

• Große Venen treten deutlich hervor<br />

• Erhöhter Druck in Venen und Kapillaren => Natrium- und Wasserresorption in<br />

Nierentubuli steigt an => kardiale Ödeme, v.a. an Unterbrust, Unterbauch und<br />

Extremitäten<br />

• Linksherzinsuffizienz<br />

• Atemnot als Zeichen der Blutstauung im kleinen Kreislauf = 1. Phase des Lungenödems<br />

• In stark gestauter Lunge erfolgt Austritt von Flüssigkeit ins Interstitium<br />

• Erst alveolär- bronchioläres Ödem bei Auskultation der Lungen durch feuchte<br />

Rasselgeräusche zu hören<br />

• Tws. schaumiger Nasenausfluss<br />

Diagnose<br />

• Durch Erhebung der Anamnese und klinische Untersuchung<br />

• Im fortgeschrittenen Fall ist klinisches Bild eindeutig<br />

o Hohe Puls- und Atemfrequenz<br />

o Schwacher Puls<br />

o Verstärkter Herzstoß<br />

o Blaufärbung der SH<br />

o Dyspnoe<br />

o Allgemeine Schwäche<br />

• Bei chronischer HI kommen Stauungen in Venen und Ödeme dazu<br />

• Häufigste Ursache der Linksherzinsuffizienz<br />

o Arterielle Hypertonie<br />

o Aortenklappenfehler<br />

o Mitralinsuffizienz<br />

o Kardiomyopathie<br />

o Koronare Herzkrankheit<br />

• Häufigste Ursachen der Rechtsherzinsuffizienz<br />

o Linksherzinsuffizienz<br />

o Mitralstenose<br />

o Pulmonalstenose<br />

o Primäre pulmonale Hypertonie<br />

o Cor pulmonale Pericarditis constrictiva<br />

o Vorhofseptumdefekt<br />

• In leichten Fällen auch Untersuchung nach Belastung nötig!!<br />

o GRAD DER BELASTUNG DEM GRAD DER STÖRUNG DES AB ANPASSEN!!!!!<br />

• In Kliniken EKG, Röntgen, US... möglich<br />

• Liegt wirklich HI vor, oder hat Kreislaufinsuffizienz periphere Störungen als Ursache?<br />

o Gefäßschwäche: blasse SH, Pulsschwäche und mangelnde Venenfüllung<br />

DD<br />

• Anämien und primäre Lungenerkrankungen<br />

• Genese der Ödeme (kachektisch, entzündlich?) klären<br />

Therapie<br />

• Vor Therapiebeginn: klären der Behandlungswürdigkeit!!<br />

o Sportpferde: volle Leistungsfähigkeit wird nicht mehr erreicht werden!!!<br />

• Training und Arbeit SOFORT einstellen und Auslauf an frischer Luft gewähren (zwingend!!!)<br />

• Akute HI<br />

o Unterbringung in ruhiger Einzelbox<br />

50


• Großer Wasser- oder Futtermengen bedeuten erhöhte Belastung der Herzarbeit => öfters<br />

kleine Mengen eines leichtverdaulichen, Vitaminreichen, nicht zu voluminösen Futters<br />

• Zu dicke Tiere: ABSPECKEN!!!!!!!<br />

• Einsatz von Glykosiden (Kardiotonika)<br />

o Verstärkung der Kraft und Geschwindigkeit der Systole<br />

o Verlängerung der Diastole<br />

o Restblutvolumen der Kammern sinkt<br />

o Herzminutenvolumen steigt an<br />

o SAUERSTOFFBEDARF DES HERZENS STEIGT DABEI NICHT AN !!!!!!!!!<br />

• Unterschiede der einzelnen Glykoside in Resorptionsrate, Wirkungseintritt und Abklingquote<br />

• Digoxin = herzwirksamstes Glykosid<br />

o Klingt in 24 Stunden um etwa 40% ab<br />

o 70% enterale Wirksamkeit<br />

• Herz muss langsam digitalisiert werden<br />

• Akute HI: Injektion von g- Strophanthin möglich (kaum orale Resorption)<br />

• Digitalisierung nur unter klinischer Aufsicht<br />

• Gesteigerte Herzkraft => verbesserte Diurese => Diuretika nicht nötig!!!!<br />

• NACH Kompensation der Herzschwäche kann Ausschwemmung der Ödeme mit Diuretika<br />

vorsichtig gesteigert werden<br />

Perikarditis<br />

Definition<br />

• = Herzbeutelentzündung<br />

• entzündliche Reaktion im viszeralen und parietalen Blatt des Herzbeutels<br />

• relativ selten<br />

• akuter oder chronischer Verlauf, meist akut<br />

Ätiologie<br />

• bei Sportpferden primär oder sekundär<br />

• entstehen nach Unterkühlung => Erkältungsfaktoren sind Resistenzmildernd<br />

• entstehen meist durch Infektionen über hämatogenen Weg oder durch Übergreifen der<br />

Infektion aus der Nachbarschaft<br />

Pathogenese<br />

• Pericarditis sicca = fibrinöse Entzündung beider Herzbeutelblätter<br />

• Endothel- und Kapillarschäden => Endothelauflockerungen und Kapillarerweiterungen mit<br />

Austritt eines eiweiß- und zellreichen Exsudates<br />

o Flüssige Anteile werden resorbiert => ausgeschiedenes Fibrin schlägt sich an beiden<br />

Herzblättern nieder<br />

• Reizung der Nervenenden im Perikard => reflektorische Herzbeschleunigung und tws.<br />

Arrhythmien<br />

• Aufeinanderreiben der aufgerauhten Herzbeutelblätter => stechender Schmerz<br />

• Elastizität des Herzbeutels sinkt => Behinderung der Arbeit<br />

• Entstehung von Verklebungen und Verwachsungen<br />

• Austritt größerer Mengen Flüssigkeit -> Resorption zu langsam => Perikarditis exsudativa<br />

• Große Mengen Flüssigkeit im Herzbeutel => Herztamponade<br />

• Herztamponade behindert diastolische Herzerweiterung => Einschränkung des venösen<br />

Blutzuflusses in die Vorhöfe<br />

o Auch Störung von Zwerchfellbewegungen und Stauung von Venen in Leber und Lunge<br />

• Venöser Blutstau => Stauungsödeme<br />

• Arterieller Blutdruck sinkt, Strömungsgeschwindigkeit des Blutes sinkt<br />

• Zunehmend schlechtere Sauerstoffversorgung des Blutes<br />

51


Symptome<br />

• Druck auf dünnwandige große Venen und Vorkammern, Behinderung der<br />

Herzkammerausdehnung während der Diastole<br />

• Tamponade kann so stark sein, dass keine diastolische Kammerfüllung mehr möglich ist<br />

=> Herzminutenvolumen sinkt immer mehr ab, Blutstau vorm Herzen wird immer<br />

größer<br />

• Klinisches Bild abhängig vom jeweiligen Stand der Erkrankung<br />

• Symptome oft durch vorliegende Grunderkrankung überstrahlt => werden oft übersehen<br />

• Pericarditis sicca<br />

o Fieber, Mattigkeit, Inappetenz, erhöhte Pulsfrequenz und Atembeschwerden<br />

o Herzgegend sehr druckempfindlich => Tiere legen sich nicht hin und bewegen sich<br />

kaum<br />

o Entlastungshaltung der schmerzenden Gegend: Rücken wird aufgezogen, Ellbogen<br />

nach außen gestellt<br />

o Auskultation: KRATZENDE REIBEGERÄUSCHE, nehmen bei Druck auf Herzgegend zu<br />

• Perikarditis exsudativa<br />

o Bis 20 Liter Flüssigkeit möglich<br />

o Starke Beeinträchtigung der Harzarbeit<br />

o Herzstoß wird von Flüssigkeit bis zur Unfühlbarkeit abgeschwächt<br />

o Auskultation: Herztöne sind dumpf und schwach<br />

o Eitriges Exsudat: Plätschergeräusche<br />

o bei große Mengen ist Herzdämpfung vergrößert<br />

o stärkere Störung des AB und der Funktion des Blutkreislaufes<br />

o Puls: beschleunigt, klein, oft arrhythmisch<br />

o Prall gefüllte Venen<br />

o Stauungsödeme an Vorbrust und Unterbauch<br />

Diagnose<br />

• Reibe- und Plätschergeräusche in der Herzgegend<br />

• Umschriebene Schmerzhaftigkeit am Herzen<br />

• Tachykardie, Fieber und Störungen im Allgemeinbefinden<br />

• Vergrößerte Herzdämpfung, abgeschwächter Herzstoß Venenstau und Ödeme<br />

• Weiterführende Untersuchungen<br />

o Ultraschall am Besten geeignet, da Auskunft über Flüssigkeitsmenge, mögliche<br />

Verwachsungen und Behinderung der diastolischen Kammerfüllung<br />

o Punktion des Herzbeutels am caudalen Rand der absoluten Herzdämpfung<br />

� Eitrig-putride Entzündung oder nicht<br />

� Anfangsstadium nicht immer positiver Befund<br />

� CAVE: Gefahr der Infizierung der Brusthöhle über den Stichkanal<br />

o Blutbild: Leukozytose, Neutrophilie und Linksverschiebung der Kerne<br />

=> Angrenzung gegen nichtinfektiöse Prozesse<br />

DD<br />

• Verschiedene Formen der Pleuritis<br />

• Kruppöse und gangränöse Pneumonie<br />

Prognose<br />

• Zweifelhaft<br />

• Abhängig von Charakter und Schwere der Primärerkrankung<br />

• Ungünstig bei purulenter und putrider Form<br />

• Volle Leistungsfähigkeit kaum wiederherstellbar<br />

Therapie<br />

• Antibiotika und Kardiaka nur bei nichttraumatischer Perikarditis lohnend<br />

• IMMER URSACHE BEKÄMPFEN<br />

• Absolute Ruhe<br />

• Reduzierung voluminöser FuMi, um MDT nicht zu überfüllen<br />

• Viel frische Luft<br />

• Infektionen durch gezielte Antibiose behandeln<br />

52


• Herzglykoside um Herzarbeit zu verbessern<br />

• Größerer Flüssigkeitsmengen => Perikardpunktion mit Spülung des Herzbeutels und lokaler<br />

Antibiose möglich -> RISIKOREICH!!!!<br />

Hydro- und Pneumoperikard<br />

Definition<br />

• Hydroperikard = Herzbeutelwassersucht<br />

• Ansammlung von Transsudat im Perikardraum => Einschränken der Herzfunktion<br />

• Sehr selten<br />

Ätiologie<br />

• Meist im Zusammenhang mit allgemeiner Wassersucht<br />

• Folge chronischer HI, Kachexie, chronischer Leber- und Nierenschäden<br />

Pathogenese<br />

• Herz – Kreislauf – Insuffizienz begeleitet von Blutstau im venösen Teil der Kapillaren, Störung<br />

der Gefäßwandversorgung der Blut- und Lymphgefäße -> Erhöhung er Permeabilität =><br />

Austritt von Transsudat in die Gewebe und Körperhöhlen<br />

• Auch Minderung des kolloidosmotischen Druckes in Kapillaren (Kachexie, renaler<br />

Eiweißverlust, gestörte Albuminsynthese) Ursache für erhöhte Transsudation ins Gewebe und<br />

die Körperhöhlen<br />

• Bei Großtieren bis zu 10 l Transsudat möglich<br />

• Entstehung einer Herztamponade<br />

Symptome<br />

• Langsame Entwicklung<br />

• Oft Ödeme im Vordergrund<br />

• Keine Erhöhung der Körpertemperatur<br />

• Keine Schmerzhaftigkeit der Herzgegend an der Brustwand<br />

• Tachykardie<br />

• Blutstau in den Venen<br />

• Schwacher Herzstoß<br />

• Leiste Herztöne<br />

• Vergrößerte absolute Herzdämpfung<br />

• Pulsschwäche<br />

• Zyanose der sichtbaren SH<br />

• Dyspnoe<br />

• Verlauf abhängig von auslösender Ursache<br />

• Ansammlung von Transsudat im Herzbeutel meist erst bei schweren Störungen =><br />

ungünstige Prognose<br />

Diagnose<br />

• Überwiegend fieberfreier Verlauf<br />

• Keine Schmerzhaftigkeit in der Herzgegend<br />

• Keine Reibegeräusche bei Auskultation<br />

• Bei Zweifeln: am caudalen Rand der Herzdämpfung Punktion des Herzbeutels<br />

o An Flüssigkeit beurteilen, ob Transsudat oder Exsudat!!<br />

Prognose<br />

• Immer vorsichtig<br />

• Abhängig von Grunderkrankung<br />

Therapie<br />

• Behandlung der Grunderkrankung<br />

• Weniger voluminöses Futter<br />

53


• Weniger Kochsalz und Wasser!!!<br />

• Herzglykoside<br />

o Ökonomisierung der Herztätigkeit<br />

o Indirekt diuretischer Effekt<br />

Prophylaxe<br />

• Rechtzeitiges Erkennen und Behandeln der Primärkrankheit<br />

• Luftansammlungen im Perikard entstehen durch putride Eiterung<br />

o Plätschern bei Auskultation<br />

PROGNOSE: AUSSICHTSLOS<br />

Myokarditis<br />

Krankheiten des Myokards<br />

Definition<br />

• Myokarditis (= Herzmuskelentzündung)<br />

• Tritt beim <strong>Pferd</strong> meist zusammen mit oder als Folge von allergischen Zuständen auf<br />

Ätiologie<br />

• Entweder durch direkte Entwicklung der Infektionserreger oder im Verlauf der Erkrankung auf<br />

Grundlage allergischer Reaktionen<br />

• Im Vordergrund stehen infektiöse, nichtinfektiöse und parasitäre Erkrankungen<br />

o Influenza<br />

o Brustseuche<br />

o Rhinopneumonitis<br />

o Infektiöse Anämie<br />

o Druse<br />

o Piroplasmose<br />

o Übergreifende Peri- und Endokarditiden<br />

o Akute Form kann auch im Zusammenhang mit Mykosen oder Mykotoxikosen<br />

entstehen<br />

Pathogenese<br />

• Entzündungsprozess im Myokard entwickelt sich durch Erreger oder deren Toxine bei<br />

entsprechender Primärerkrankung<br />

• Grundlage= vorangegangene Sensibilisierung des Herzmuskels durch wiederholte Einwirkung<br />

infektiöser Agenzien<br />

• Anfangsphase: überwiegend Exsudationsprozess und Schwellung der Herzmuskelfasern<br />

• Veränderungen am Myokard können auch eitrigen Charakter haben<br />

Symptome<br />

• Klinisches Bild meist überdeckt durch vorliegende Grunderkrankungen<br />

• Sehr selten lokalisierte Myokarditis<br />

o Fieber<br />

o Ausgeprägte Abgeschlagenheit<br />

o Zunehmende Herzschwäche<br />

o Klopfender Puls und oft Schmerzhaftigkeit in der Herzgegend<br />

• Erregungsbildungs- und leitungszentren werden in Mitleidenschaft gezogen => Frequenz- und<br />

Rhythmusstörungen<br />

• Erster Herzton erscheint verstärkt und ist oft gespalten oder verdoppelt<br />

• Zunehmend auch Bildung einer akuten Herzinsuffizienz<br />

• Massive Herzmuskelveränderungen => plötzliches Herzversagen möglich<br />

54


• Fortgeschrittenes Stadium: Puls wird klein und schwach<br />

• Verkleinerung der Blutdruckamplitude und Anstieg des zentralen Venendruckes<br />

• Tiere leiden an Atemnot, diese kann schon bei geringen Belastungen lebensbedrohlich werden<br />

• Akute Myokarditis: im EKG deutliche Erhöhung der Amplitude der P-, R- und besonders der T-<br />

Zacken<br />

o Verkürzung der PQ und QT- Intervalle und Verlagerung des ST- Segmentes<br />

• Blutuntersuchungen: Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung<br />

• Verlauf wird stark von Grundkrankheit beeinflusst<br />

o Schneller Tod durch Herzstillstand möglich<br />

• Überstehen der Erkrankung => Gefahr bleibender Schäden (=Myokardfibrose)<br />

Diagnose<br />

• Wegen charakteristischen Symptome relativ leicht zu stellen<br />

• Sicherheitshalber sollte EKG gemacht werden<br />

• Einfache Funktionsprobe zur Unterstützung der Aussagekraft<br />

o 50 – 100 m Trab, die Herzfrequenz steigt 2-5 min danach noch weiter an!!<br />

DD<br />

• fibrinöse Perikarditis: perikardiale Reibegeräusche<br />

• exsudative Myokarditis: Plätschergeräusche und Symptome der Herztamponade<br />

• Endokarditits: typische Geräusche<br />

• Myokardose:<br />

o Ähnliche Geräusche und Symptome<br />

o Es fehlen oft nur Hinweise auf einen entzündlichen Vorgang<br />

• Oft nur Symptomdiagnose „Myokardschaden“ zu stellen<br />

Prognose<br />

• Wesentlich abhängig von der Grundkrankheit<br />

• Versäumnis der rechtzeitigen Behandlung => Übergehen in Myokardose oder Tod<br />

Therapie<br />

• Völlige Ruhe<br />

• Entscheidend = rechtzeitig eingeleitete Kausaltherapie<br />

o Stoßtherapie mit Antibiotika zusammen mit NSAID’s und Glukokortikoiden<br />

• DIGITALIS SIND KONTRAINDIZIERT<br />

o Bereits bestehende Übererregung wird noch weiter verstärkt<br />

o Förderung der vorliegenden Rhythmusstörungen<br />

=> lebensbedrohliche Komplikationen<br />

• Anwendung von Arrhythmikum (z.B. Chinidinsulfat)<br />

• Unterstützende Maßnahmen: kalte Kompressen in der Herzgegend und Sauerstoffinhalation<br />

Myokardose<br />

Definition<br />

• Herzmuskelschwäche, hervorgerufen durch degenerative Veränderungen des Myokards<br />

Vorkommen und Bedeutung<br />

• In akuter Form Teil des Komplexes der fütterungs- und stoffwechselbedingten Myopathien<br />

• Spielen große Rolle beim <strong>Pferd</strong>, v.a. beim Sportpferd<br />

Ätiologie<br />

• Ursachen sind hauptsächlich<br />

o Ernährungs- und Stoffwechselstörungen<br />

o Toxineinwirkungen<br />

o Störungen der Koronardurchblutung<br />

o Vitamin E- und Selenmangel<br />

55


o Azidotische Zustände durch vermehrte Milchsäurebildung<br />

• Auch mögliche Begleiterscheinung bei<br />

o MDT- Erkrankungen<br />

o Autointoxikationen<br />

o Stoffwechselkrankheiten<br />

o Anämien<br />

Pathogenese<br />

• Ungenügende Durchblutung, Mangelversorgung oder toxische Schädigung -> Veränderung<br />

der kolloidchemischen Struktur der Herzmuskelfasern -> Degeneration der Muskulatur<br />

=> starke Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Herzens<br />

Symptome<br />

• Akute Formen verlaufen ähnlich einer Myokarditis<br />

o ABER: Fehlen von Symptomen einer Entzündung und ausgeprägte<br />

Rhythmusstörungen<br />

o Deutliche HI<br />

• Chronische Formen: auch subklinischer Verlauf ist möglich<br />

o Nur leichte Ermüdbarkeit, Apathie und Inappetenz nach normaler Belastung<br />

• Symptome auch im fortgeschrittenen Stadium meist noch unauffällig<br />

o Schweratmigkeit und Trägheit in Bewegung<br />

o Nach längerer Ruhe (auch über Nacht) entstehen Ödeme (v.a. an Beinen), die bei<br />

Bewegung wieder verschwinden<br />

o Pulsfrequenz im oberen physiologischen bereich, Puls ist klein und schwach<br />

o Herztöne sind dumpf, Herzschläge kaum zu fühlen<br />

• Bei schwerer Myokardose: Vorliegen einer chronischen HI<br />

o Eher Stauungserscheinungen und Ödeme<br />

o In Ruhe ist die Herzfrequenz nicht, oder nur geringgradig erhöht<br />

• Es treten Störungen der Erregungsleitung in Erscheinung<br />

o Rhythmusstörungen, werden bei körperlicher Belastung stärker<br />

• Krankheitsverlauf abhängig von Dauer, Stärke der Einwirkung des schädigenden Agens und<br />

Grad der Erkrankung<br />

• Leichtere Fälle können allmählich abheilen<br />

o Weitere Nutzung ungünstig<br />

• Oft wird keine Heilung erreicht => Endzustand<br />

Diagnose<br />

• Schon aufgrund klinischer Befunde möglich<br />

• Charakteristisch: zeitweilig auftretende Unterhautödeme<br />

o Verschwinden bei Belastung oder Applikation von Kardiotonika relativ schnell wieder<br />

• Kleiner, weicher Puls<br />

• Verstärkung des ersten Herztones und stärkere Venenfüllung<br />

• Leichtere Fälle allein durch 10 – 15 min. leichte Belastung zu diagnostizieren<br />

o Brauchen 20 – 45 min bis Ruhepuls wieder erreicht ist (normal: 10-20 min)<br />

• Sicherung durch EKG, Phono- und Echokardiografie<br />

• Abgrenzung zur Myokarditis:<br />

o Fehlen von Temperaturerhöhung<br />

o Keine Veränderung im weißen Blutbild<br />

Prognose<br />

• Vorsichtig!!<br />

• Je nach Intensität und Dauer der vorliegenden Schäden<br />

Therapie<br />

• Zuerst Grundkrankheit therapieren!!<br />

56


Myokardfibrose<br />

Definition<br />

• Erkrankung des Herzmuskels<br />

• Hervorgerufen durch Neubildung von Bindegewebe zwischen Muskelfasern<br />

Ätiologie<br />

• Entwickelt sich im Gefolge von Myokardosen und Myokarditiden<br />

• Entsteht selbstständig im Zusammenhang mit trophischen Störungen bei Schädigung der<br />

Koronargefäße<br />

• Kann auch Alterserscheinungen darstellen<br />

Pathogenese<br />

• Meist Ergebnis entzündlicher und dystrophisch – degenerativer Prozesse im Myokard<br />

• Bildung fibrösen Gewebes zwischen Herzmuskelfasern => Kompression der gesunden<br />

Myokardbereiche und der Koronargefäße<br />

=> Ernährungsstörungen in diesem Bereich<br />

=> dystrophisch – degenerative Prozesse<br />

• Degenerativ veränderte Bereiche werden ebenfalls durch Bindegewebe ersetzt<br />

• Fortgeschrittene Fälle: Kalkablagerungen in einzelnen Bezirken<br />

o V.a. Papillarmuskeln betroffen<br />

• Zubildung von Bindegewebe => Verhärtung des Herzmuskels => Beeinträchtigung der<br />

Kontraktionsfähigkeit => kardiale Insuffizienzen<br />

• Kardiale Insuffizienz tritt v.a. nach Belastungen auf<br />

o Blutdruckabfall<br />

o Dyspnoe<br />

o Blaufärbung der SH<br />

o Stauungsödem<br />

Pathologisch - anatomisch<br />

• Verhärtung des Herzmuskels<br />

• Induration und Lumeneinengung der Herzkrankgefäße<br />

Symptome<br />

• Bei leichter Form im Ruhezustand kaum Auffälligkeiten<br />

• Bei geringer Belastung: Herz – Kreislauf - Insuffizienzen<br />

o Herztöne scheinen abgeschwächt<br />

o Venendruck erhöht<br />

• EKG: Niedervoltagen aller Zacken<br />

Verlängerung der PQ- und QT- Strecke<br />

Verbreiterung des QRS - Komplexes<br />

Diagnose<br />

• Durch klinische Untersuchung, EKG und Herzfunktionsprüfung möglich<br />

• Belastung der Tiere => nach 10 min starke Erhöhung der Frequenz, erst nach > 30 min<br />

Rückkehr zu den Ruhewerten<br />

Prognose<br />

• Immer zweifelhaft<br />

• In schweren Fällen ungünstig<br />

Therapie<br />

• Ziel: Ausgleich des bestehenden Sauerstoff- Defizits<br />

• Sauerstoffinsufflation<br />

• Antianginosa<br />

• ß-Rezeptoren- Blocker<br />

• Pentretazol, Nicethamid, Herzglykoside<br />

• Rechtzeitige Behandlung => Verbesserung der Prognose<br />

57


Endokarditis<br />

Definition<br />

• Bakteriell bedingte Entzündung des Endokards<br />

• V.a. am Klappenapparat lokalisiert<br />

• Kann übergreifen auf<br />

o Innenseiten der Herzhöhlen<br />

o Sehnenfäden<br />

o Papillarmuskeln<br />

• Akuter – subakuter Verlauf, wobei > 50 % subakut verlaufen<br />

• Klinische Symptome hervorgerufen durch ulzeröse oder verrucöse Klappenveränderungen mit<br />

thrombotischen Auflagerungen<br />

Vorkommen<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> relativ selten (2,4%)<br />

Ätiologie<br />

• Entstehen meist als Sekundärkrankheit infolge von Erregerverschleppung aus anderen eitrigen<br />

Infektionsherden<br />

o Ursprünglicher Herd oft nicht bekannt oder gerade symptomlos<br />

• Wichtigste Erreger beim <strong>Pferd</strong>: Staphylokokken und Streptokokken<br />

• Direkte Infektionsquellen: eitrige Entzündungen in anderen Organen<br />

Pathogenese<br />

• Voraussetzung: kontinuierliche oder über längere Zeit schubweise verlaufende Septikämie<br />

• Veränderungen sitzen meist an Herklappen<br />

o Thrombotisch- verruköse oder ulzeröse Klappenauflagerungen => Stenosen oder<br />

Insuffizienzen<br />

• Herzklappen sind gefäßlos, Ernährung erfolgt durch passive Perfusion => mit Diffusion<br />

können auch Erreger in die Herzklappen gelangen<br />

• Endokarditis verrucosa<br />

o Oberflächliche Entzündung mit Nekrose und Entartung der oberen Schicht des<br />

Endokards<br />

o An Oberfläche lagern sich Fibrin, Leukozyten und Thrombozyten ab<br />

o Danach Organisation und Umwandlung in rundliche, warzenförmige Wucherungen<br />

• Endokarditis ulcerosa<br />

o Es überwiegen nekrotische Prozesse und Geschwüre<br />

o Ulzera dringen in die Tiefe vor und können die Klappen perforieren, oder breiten sich<br />

auf das Wandendokard aus<br />

o Klappe selbst wird durch Entzündung deformiert => Beeinträchtigung der Funktion<br />

• Es können Insuffizienzen (Schlussunfähigkeit) oder Stenosen (Unvermögen zur Öffnung)<br />

entstehen<br />

=> Behinderung des Blutstromes mit Stauungen in den vorgelagerten Abschnitten<br />

• Teile der infizierten Thromben können sich lösen und in andere Organe gelangen<br />

=> oft Entstehung metastatisch –eitriger Bronchopneumonien oder Nephritiden als<br />

Komplikationen!<br />

Symptome<br />

• Apathie, Futterverweigerung<br />

• Fieber<br />

• Tachykardie<br />

• Dyspnoe<br />

• Zyanose<br />

• Im Anfangsstadium verstärkter Herzstoß und Herztöne!!<br />

• Fortgeschrittenes Stadium: Herztöne werden schwächer, gedämpft und von endokardialen<br />

Geräuschen begleitet<br />

• Dilatation oder kompensatorische Hypertrophie des Herzens => vergrößerte Herzdämpfung in<br />

der Perkussion<br />

58


• Nach geringer Belastung haben Tiere Dyspnoe mit Blaufärbung der sichtbaren SH<br />

Diagnose<br />

• Vor Auftreten endokardialer Geräusche mit großen Schwierigkeiten verbunden<br />

• Allgemeinsymptom: Apathie, verminderte Futteraufnahme, Abmagerung und schubweise<br />

auftretendes Fieber<br />

• Hämatologie: Leukozytose mit Linksverschiebung<br />

• Ermittlung des Pm und Beziehung der Geräusche => relativ sicher Lokalisation des<br />

Klappenfehlers möglich<br />

• Nichtinvasive Echokardiografie: Klappenvergrößerungen ab 3mm nachweisbar<br />

o Dopplerverfahren: Diagnose von Stenosen und Insuffizienzen möglich<br />

Prognose<br />

• Endokarditiden therapeutisch nur schwer zu beeinflussen<br />

• Eingetretene Klappenveränderungen sind nicht reversibel, können nur kompensiert werden<br />

• Antibiose kann versucht werden, vorher immer Antibiogramm machen!!<br />

• Keime an Klappen für Antibiotika nur schwer nachweisbar => hohe Dosierung des<br />

Antibiotikums<br />

• Endokarditis rheumatischen Ursprungs: Indikation für antiallergische Mittel (Acetylsalicylsäure,<br />

Natriumsalicylat, Aminophenzon..)<br />

Herzklappenfehler<br />

Definition<br />

• Organische Veränderungen an den Klappenvorrichtungen<br />

• Können verrucös bis ulzerös oder mit thrombotischen Auflagerungen sein<br />

• Entzündliche Veränderungen führen zu Stenosen oder Insuffizienzen<br />

Vorkommen und Bedeutung<br />

• Klappeninsuffizienzen beim <strong>Pferd</strong> häufiger als Klappenstenosen<br />

• Mit klinischer Untersuchung ist Diagnose von Endokarditis erst möglich, wenn Klappen derart<br />

geschädigt sind, dass Herzgeräusche auftreten<br />

• Klappenfehler oft Zufallsbefund bei klinischer Untersuchung<br />

• Angeborene Herzklappenfehler meist in Verbindung mit anderen Entwicklungsanomalien<br />

o Defekte der Kammerscheidewand<br />

o Persistierender Ductus arteriosus botalli<br />

Ätiologie<br />

• Hauptursache für erworbene Herzklappenfehler = Endokarditis<br />

o V.a. ß-hämolysierende Streptokokken (Druse!!)<br />

o Salmonellose<br />

o Pyogene Allgemeininfektion (Actinobacillus equuli)<br />

o Streuung von Herdinfektionen<br />

o Wandernde Parasitenlarven<br />

o Verkalkungen bei Vitaminüberdosierungen<br />

Pathogenese<br />

• Chronisch – entzündliche Veränderungen an Herzklappen führen entweder zu Stenosen oder<br />

zu Insuffizienzen<br />

• Auswirkungen gestörter Klappenfunktion: Volumen- und Druckbelastung des Herzens<br />

• Stenosen => Druckerhöhung des Herzens vor Verlegung<br />

o Vor Verlegung Hypertonie, hinter Verengung Hypotonie<br />

o Blutfluss durch eingeengte Klappen => Wirbelbildung, als Herzgeräusche<br />

wahrnehmbar<br />

• Insuffizienzen => Volumenbelastung HINTER der geschädigten Klappe<br />

o Teil des bei Systole ausgeworfenen Blutes fließt während der Diastole wieder in<br />

Kammer zurück (Wirbelbildungen werden als Geräusche wahrgenommen<br />

59


Symptome<br />

• Hauptsymptom = endokardiales Geräusch<br />

o Je nach betroffener Klappe unterschiedliche Pm<br />

o Steht in Beziehung zur Systole oder Diastole<br />

• Weitere Symptome sind abhängig von der veränderten Hämodynamik und von Kompensation<br />

oder Dekompensation der betroffenen Klappenfehler<br />

Atrioventrikularklappenfehler<br />

1. Mitralinsuffizienz<br />

• Schlussunfähigkeit der Mitralisklappe => während Systole wird Teil des Blutes aus linker<br />

Kammer in linken Vorhof zurückgeworfen<br />

Folge: Zunahme des Blutvolumens im linken Ventrikel und linken Vorhof<br />

Verbunden mit Entwicklung einer Vorhofdilatation und Ventrikelhypertrophie<br />

• Vorhofdilatation mögliche Ursache für Vorhofflattern und –flimmern<br />

• Hämodynamisch: in Systole Druckgefälle vom linken Ventrikel zum linken Vorhof =><br />

zurückfließender Blutstrom beginnt mit Kammerkontraktion, dauert bis der Ventrikeldruck<br />

unter den des Vorhofes sinkt<br />

• Funktionelle Folgen für den großen Kreislauf: Aufrechterhalten des Gesamtschlagvolumens<br />

des linken Herzens<br />

• Dekompensationsphase: Blutrückstau, Lungenödem und Rechtsherzinsuffizienz<br />

Diagnose<br />

• Entstehen eines systolischen Geräusches<br />

• Pm auf linker Brustseite auf Mitte des unteren Drittels im 5. Interkostalraum<br />

• Insuffiziente Klappe erzeugt keinen Ton bei der Schließung => erster Herzton nur undeutlich<br />

zu hören<br />

• Spaltung des 2. Herztones möglich durch:<br />

o Schnelle Entleerung des Ventrikels<br />

o Früher Schluss der Aortenklappe<br />

• Fortgeschrittenes Stadium: erster Herzton von nachfolgendem Geräusch kaum mehr<br />

abgrenzbar<br />

• Schwere Fälle: 3. Ton hörbar<br />

• EKG hilft nicht wirklich weiter<br />

DD<br />

• Ventrikelseptumdefekt<br />

• Trikuspidalinsuffizienz<br />

2. Mitralstenose<br />

• Behindert Blutfluss vom linken Vorhof in linke Herzkammer<br />

� vom linken Vorhof muss erhöhter Druck erzeugt werden, um Blut<br />

über verengte Mitralis in linke Kammer zu pumpen<br />

� Volumenüberlastung des linken Vorhofes und des pulmonalen<br />

Kreislaufes => Dilatation des linken Vorhofes und pulmonale<br />

Hypertonie<br />

=> Druckbelastung des rechten Ventrikels mit anschließender Hypertrophie<br />

• Schwerere Fälle: Blutrückstau im Lungenkreislauf<br />

o Hochfrequente, angestrengte Atmung<br />

o Feine Rasselgeräusche über ventralen Lungenbezirken<br />

o Husten bis zum Lungenödem<br />

• Im vergrößerten Vorhof Bildung von Thromben möglich, daraus können Embolien entstehen<br />

60


• Verringerung der Klappenöffnungsfläche auf unter 50%: diastolische Füllung des Ventrikels<br />

trotz zunehmendem Druckanstieg im linken Vorhof eingeschränkt<br />

• Unzureichende Ventrikelfüllung => ungenügende Blutversorgung der Peripherie<br />

• Vermindertes Minutenvolumen => kleiner Puls, kühle Extremitäten<br />

• Störung der Mitralisklappe beim <strong>Pferd</strong> oft besonders gut zur rechten Brustwand geleitet<br />

=> rechte Seite besonders gut auskultieren!!<br />

o 1. Herzton laut, paukend<br />

o 2. Herzton akzentuiert<br />

• erschwerter Bluteinstrom in linke Herzkammer => präsystolisches Geräusch (fehlt bei<br />

Vorhofdilatation)<br />

• kann kompensiert werden durch Hypertrophie des linken Vorhofes und der rechten<br />

Herzkammer<br />

3. Trikuspidalinsuffizienz<br />

• Schlussunfähigkeit der Trikuspidalklappe: Blut wird während Systole aus rechter Herzkammer<br />

in rechte Vorkammer gedrückt<br />

• Diastolische Volumenüberlastung und diastolisch vermehrte Kraftaufwendung => Dilatation<br />

und Hypertrophie der rechten Kammer<br />

• Einflussstauung -> erhöhter Druck im rechten Vorhof und venösem System<br />

• Klinisch: Stauung in der V. jugularis<br />

Deutlich positiver Venenpuls<br />

Schwacher Arterienpuls<br />

Füllung des gesamten venösen Systems mit Ödembildung am Körper<br />

• Venenpuls verschwindet auch bei Stau nicht = PATHOGNOMONISCH BEI<br />

Trikuspidalinsuffizienz!!!!!!!!<br />

• Punctum optimum für Trikuspidalklappe: an rechter Brustwand im 3./4. Interkostalraum am<br />

Übergang zum Rippenknorpel holosystolisches Geräusch<br />

o Entsteht durch Wirbelbildung beim Rückfluss des Blutes aus der rechten Kammer in<br />

rechten Vorhof<br />

• Turbulenter Einstrom des Blutes während Diastole: Geräusch ähnelt dem 3. Herzton<br />

• 1. und 2. Herzton oft nur schwer hörbar<br />

• nur selten Hypertrophie zur Kompensation<br />

o Trikuspidalinsuffizienz geht bald in dekompensierte Herzinsuffizienz über<br />

Ursachen<br />

• Bakterielle und evtl. rheumatische Faktoren<br />

• Rechtsherzbelastungen durch Veränderungen im Lungenkreislauf<br />

• Mitral- bzw. Pulmonalstenosen<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> insgesamt relativ selten<br />

4. Trikuspidalstenosen<br />

• Sehr selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• Erschwerter Einstrom des Blutes aus rechtem Vorhof in rechte Herzkammer<br />

• Rechter Vorhof ist vergrößert, Vorhofdruck ist erhöht<br />

• Dekompensierter Vorhof: Vorhofflattern, zu prall gefüllte Venen oder Venenpuls, Stauungen in<br />

der Leber, Ödembildungen, evtl. Aszites<br />

• Beweis = Druckgradient zw. Rechtem Vorhof und rechter Kammer<br />

• Auskultation des Herzens, v.a. an rechter Brustseite<br />

o 1. Herzton sehr laut zu hören<br />

o 3.-4. Interkostalraum: Strömungsgeräusche dort besonders gut zu hören, v.a. bei der<br />

Inspiration verstärkt hörbar<br />

• präsystolisches Geräusch zu hören, deutlich abgesetzt vom 1. Herzton<br />

• klinisch bald Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz<br />

61


Semilunarklappenfehler<br />

• betreffen Aorten- und Pulmonalklappe<br />

• hämodynamische Störungen: entweder Rückstrom des Blutes aus den großen Arterien<br />

während der Diastole, oder in erschwertem Auspressen des Blutes aus den Kammern in Aorta<br />

oder in A. pulmonalis<br />

1. Aortenklappen<br />

• Aortenklappenveränderungen beim <strong>Pferd</strong> relativ oft<br />

• Schlussunfähigkeit der Aortenklappe => Regurgitation des Blutes aus Aorta in linken Ventrikel<br />

während der Diastole => Volumenbelastung des linken Ventrikels mit nachfolgender<br />

Dilatation und Hypertrophie<br />

• Charakt.: starker Blutdruckabfall in der Aorta während der Diastole<br />

Schnell über Norm ansteigender Blutdruck während der Systole<br />

Druck im linken Vorhof leicht erhöht => Druckerhöhung in Aorta und rechtem<br />

Ventrikel<br />

• Dekompensierte Aortenklappeninsuffizienz<br />

o Dilatation des linken Ventrikels und zunehmender enddiastolischer Ventrikeldruck =><br />

Volumenbelastung des linken Vorhofes und des Lungenkreislaufes => Gefahr des<br />

Lungenödems!!<br />

• Kompensierte Aortenklappeninsuffizienz: Schlagvolumen des linken Ventrikels reicht aus, um<br />

die Peripherie zu versorgen<br />

• Auskultation: bei vorzeitigem Mitralschluß abgeschwächter 1. Herzton<br />

2. Herzton nur sehr schwach hörbar => nur Schluß der Pulmonalklappen zu<br />

hören<br />

• Pm Aortenklappe: linke Brustwand im 4. Interkostalraum, kurz vor Kreuzung von Ankonäen-<br />

und Buglinie<br />

Symptome<br />

• Diastolische Geräusche<br />

• Großer, hüpfender Puls<br />

• Verstärkter Herzstoß<br />

• Vergrößerte Herzdämpfung<br />

2. Aortenstenosen<br />

• Ursachen oft Kalkablagerungen oder Rheuma<br />

• Physiologisch: systolischer Druck im linken Ventrikel so stark wie in der Aorta<br />

• Ausstrombehinderung => systolischer und diastolischer Druckanstieg im linken Ventrikel und<br />

veränderte Austreibungszeit<br />

• Aortendruck ist vermindert<br />

• Druckbelastung des linken Ventrikels => Hypertrophie und Druckanstieg in der A. pulmonalis<br />

und rechtem Ventrikel<br />

• Hämodynamik beeinflusst, wenn > 30% Einschränkung der Öffnung der Aortenklappe<br />

• Hypertrophie des Ventrikels; Schlagvolumen wird lange Zeit aufrecht erhalten<br />

• Zunehmende Stenose: Verminderung des Schlagvolumens => Leistungsinsuffizienz!!<br />

• Kompensatorische Myokardhypertrophie: kräftiger Herzstoß<br />

• Starke Klappenstenose => Minutenvolumen sinkt => erhöhte Herzschlagfrequenz<br />

o Reicht bei Belastung nicht zur Kompensation aus!<br />

• Unzureichende Kompensation<br />

o Kalte Akren<br />

o Kleiner, träger Puls<br />

o Taumeln, plötzliches Zusammenbrechen<br />

• Austreibungsphase bei Stenose verlängert => Aortenklappe schließt später als<br />

Pulmonalklappe => gespaltener 2. Herzton<br />

• Systolische Austreibungsgeräusch meist rau und sehr laut hörbar!!<br />

• Pm. Relativ hoch vorn und unter dem Schnittpunkt von Bug- und Ankonäenlinie, links im 4.<br />

Interkostalraum<br />

62


3. Pulmonalinsuffizienz<br />

• Isolierte Form sehr selten, genau wie Pulmonalstenose<br />

• Diastolische Geräusche über Pulmonalklappe im linken 3. Interkostalraum unter<br />

Oberarmmuskulatur<br />

o Nur während Erschöpfung, nicht in Ruhe!!<br />

• Während Diastole strömt Blut aus Lungenarterie und aus rechtem Vorhof in Herzkammer =><br />

Volumenbelastung des rechten Ventrikels => Dilatation<br />

• Mangelnde Durchblutung der Lunge => Sauerstoffversorgung des Organismus ist gefährdet<br />

• Klinisch: Tachypnoe<br />

Dyspnoe<br />

Evtl. Zyanosen<br />

• 2. Herzton kann leiser auftreten, da Schluß der Pulmonalklappe fehlt<br />

4. Pulmonalstenose<br />

• sehr selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• besteht erschwerte Blutaustreibung aus der rechten Kammer in Lungenarterien =><br />

Austreibungszeit ist verlängert<br />

• erhöhter Kraftaufwand => Hypertrophie des rechten Ventrikels (kann später zur Dilatation<br />

führen)<br />

• erhöhte Belastung des Ventrikels -> Überbelastung des rechten Vorhofes (gekennzeichnet<br />

durch deutlichen arteriellen Venenpuls)<br />

• weiterer Verlauf: Stauungen in großen Körpervenen<br />

• 1. Herzton ist unverändert<br />

• 2. Herzton ist evtl. gespalten<br />

o kann tws auch durch Austreibungsgeräusch überlagert werden<br />

• Pm des systolischen Geräusches: über Pulmonalklappe links im 3. IK, 4 Finger breit unter der<br />

Buglinie<br />

• 4. Herzton durch Druckbelastung des Vorhofes als präsystolischer Ton oft deutlich hörbar<br />

• in Vetmed ist Beseitigung eines Herzklappenfehlers noch nicht mögliche!!<br />

• Prognose weitgehend abhängig von Schwere des Vitiums und Grad der Kompensation<br />

• Bei guter Kompensation und regelm. Kontrolle können Tiere leichte bis mittlere Arbeit<br />

verrichten<br />

Cor Pulmonale<br />

• Am Herz v.a. durch Druckbelastung des rechten Ventrikels manifestiert<br />

• Soll nur für Zustände angewendet werden, die ursächlich Lungenkrankheiten haben<br />

• Unterscheidung zw. Akutem und chronischem Cor pulmonale<br />

• Akutes Cor pulmonale<br />

o Entwickelt sich hptsl. Bei Lungengefäßverlegungen (Embolien, Thrombosen..)<br />

o Bei Lungengefäßkonstriktionen (durch alveoläre Hypoventilation und daraus folgender<br />

Hypoxie)<br />

o Plötzlich einsetzende Belastung des rechten Herzens kann nicht durch Kompensation /<br />

Reaktion des Herzens ausgeglichen werden => Rechtsherzinsuffizienz<br />

o Selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• Chronisches Cor pulmonale<br />

o Oft Folge chronisch – obstruktiver Bronchitis (COB)<br />

o V.a. bei ausgedehnten, länger bestehenden Lungenemphysemen<br />

o Eher seltenes Auftreten, wahrscheinlich da chronisch lungenkranke <strong>Pferd</strong>e oft<br />

geschont werden<br />

• Entstehung des Cor pulmonale:<br />

Druck eines alveolären Lungenemphysems -> Einengung des Lumens der<br />

Lungenkapillaren -> erhöhter Strömungswiderstand im pulmonalen Kreislauf -><br />

erhöhte Kraftaufwendung des rechten Ventrikels (durch Hypertrophie) -><br />

Lungendurchblutung trotz erhöhtem systolischen Druck in A. pulmonalis möglich<br />

63


• Rechtsseitige Hypertrophie geht später in Dehnung der Herzkammer über<br />

� entstehende Rechtsherzinsuffizienz: venöse Stauung im<br />

Körperkreislauf, Leberstauung und Aszites<br />

• 2. Herzton akzentuiert, tws. gespalten<br />

Kongenitale Herzfehler<br />

• bei Fohlen relativ oft<br />

• meist Shunts (= Kurzschlussverbindungen) zwischen großen und kleinem Kreislauf<br />

• von praktischer Bedeutung bei<br />

o Vorhofseptumdefekt<br />

o Ventrikelseptumdefekt (Foramen intraventriculare persistens)<br />

o Ductus arteriosus (Botalli) persistens<br />

o Pulmonalfehler<br />

o Aortenklappenfehler<br />

Vorhofseptumdefekt<br />

• Entsteht durch:<br />

o Fehleinmündungen rechtsseitiger Lungenvenen, die in rechten statt in linken Vorhof<br />

einmünden<br />

o In Verbindung mit Missbildungen in der Atrioventikularregion (Mitral- und evtl.<br />

Trikuspidalinsuffizienzen)<br />

o Persistierendes Foramen ovale<br />

• Blut strömt aus linker Vorkammer in rechte Vorkammer (Links – Rechts – Shunt)<br />

• Je nach Größe des Shuntvolumens: Entstehung einer Hypertrophie im pulmonaler Kreislauf<br />

• Fortgeschrittenes Stadium: Erhöhung des enddiastolischen Druckes im rechten Ventrikel und<br />

rechtem Vorhof<br />

• Auskultation: frühsystolisches und frühdiastolisches, raues Geräusch über Pm der<br />

Pulmonalklappen<br />

• Spätere Schließung der Pulmonalklappen zeigt sich im 2. Herzton<br />

• Klinische Zeichen treten erst im fortgeschrittenem Stadium auf<br />

o Schnelle Ermüdbarkeit<br />

o Geringe Belastbarkeit<br />

o Belastungsdyspnoe<br />

• Endstadium: deutliche Symptome einer Rechtserzinsuffizienz<br />

Ventrikelseptumdefekt<br />

• (= Foramen intraventriculare persistens)<br />

• relativ häufig<br />

• Folge: atriovenöser Kurzschluss in Form eines Links – Recht – Shunts<br />

• Erhöhter linksventrikulärer Druck => pulmonale Hypertonie<br />

o Früher als bei Vorhofseptumdefekt<br />

• Zunehmende pulmonale Hypertonie: Links – Rechts – Shunt kann sich in Rechts – Links –<br />

Shunt umwandeln<br />

o Tachykardie<br />

o Zyanose<br />

o Leistungsschwäche<br />

• Verminderter arterieller Sauerstoffgehalt kann auch nicht durch verstärkte Inspiration<br />

ausgeglichen werden<br />

• Oft. Aorteninsuffizienz und Neigung zur Endokarditis<br />

• Klinische Symptome erst dann, wenn größere Öffnung oder Defekte bestehen<br />

• Strömung des Blutes durch die Öffnung => raues, holosystolisches Geräusch, oft rechts lauter<br />

und deutlicher zu hören<br />

64


• 2. Herzton ist meist unbeeinflusst<br />

• Belastungen können Strömungsgeräusche verstärken => sie werden besser hörbar<br />

• Gepulstes Ultraschall – Doppler – Verfahren gut zur Diagnose geeignet<br />

• Tiere werden oft nicht alt, da Arbeitsbelastungen oft zum Tode führen<br />

Ductus arteriosus (Botalli) persistens<br />

• Fetaler Kreislauf: Ductus arteriosus dient der Umgehung des pulmonalen Kreislaufes<br />

• Verschluss mit Beginn der selbstständigen Atmung<br />

• Blut strömt durch offenen Ductus arteriosus von Aorta (höherer Druck) zur A. pulmonalis<br />

(niedrigerer Druck) => systolisches Dauergeräusch<br />

o Ist physiologisch noch in ersten 4 Lebenstagen zu hören<br />

• Shuntumkehr (höherer Druck im rechten Herzen) führt zu Symptomen einer Herzinsuffizienz<br />

• Dekompensationen: Atemnot und Zyanose<br />

Herzrhythmusstörungen<br />

• = beschleunigte, verlangsamte oder unregelm. Herztätigkeit<br />

• beim <strong>Pferd</strong> sehr oft, nicht immer pathologisch<br />

• „nichtpathologisch“<br />

o verschwinden bei herabgesetztem Vagotonus (Aufregung, kurze Bewegung)<br />

• pathologische Veränderungen werden bei Belastung verstärkt<br />

• je nach Intensität der Störung: mehr oder weniger ausgeprägte Beeinträchtigung der<br />

Hämodynamik und der Durchblutung des Herzens<br />

Ätiologie<br />

• akut oder chronische Herzmuskelschädigungen<br />

o Sauerstoff – Mangel<br />

o Endogene oder exogene Gifte<br />

o Herzmuskeldehnungen<br />

o Entzündliche oder degenerative Muskelveränderungen des Herzens<br />

Normotrope Erregungsbildungsstörungen<br />

• Normaler Sinusrhythmus, d.h. Erregung beginnt im Sinusknoten weitergeleitet wird sie wie<br />

folgt -> Vorhöfe zum AV – Knoten -> His – Purkinjesches System -> Muskulatur<br />

• Frequenz ist vermindert oder gesteigert<br />

1. Sinustachykardie<br />

• Häufigste nomotope Erregungsbildungsstörung<br />

• Beobachtet bei extracardialer Erregung des sympathischen Nervensystems<br />

o Erregung<br />

o Schreck<br />

o Schmerz<br />

o Intoxikation..<br />

Symptome<br />

• Deutliche Erhöhung der Herzfrequenz über 80 Schläge/ min<br />

o Schwacher Puls<br />

o Verstärkter Herzstoß<br />

• EKG: Verkürzung von PQ-, QT- und besonders der TP – Strecke<br />

o Gleichzusetzen mit Verkürzung von Systole und Diastole<br />

65


• Abnahme des systolischen Blutdruckes, der Blutdruckamplitude und Zeichen einer<br />

Linksherzinsuffizienz nur, wenn Myokardschäden vorliegen<br />

Therapie<br />

• Ruhe<br />

• Therapie der Grundkrankheiten<br />

• Abstellen der Ursache<br />

2. Sinusbradykardie<br />

• Verlangsamte Erregungsbildung und –leitung => Absinken der Herz- und Pulsfrequenz<br />

Ursachen<br />

• Überwiegen des Parasympathikotonus (fehlende oder zu geringe Belastung bei Hypothyreose,<br />

Lebererkrankungen)<br />

• Digitalispräparate, ß-Blocker oder Antiarrhythmica<br />

• Bei hochtrainierten <strong>Pferd</strong>en in Ruhe<br />

Symptome<br />

• Regelm., langsame Herz- und Pulsfrequenz mit kräftiger Pulsamplitude<br />

• Ausgeprägte Form mit ungenügendem Schlagvolumen => Gefahr des Blutdruckabfalls<br />

Therapie<br />

• Meist nicht erforderlich<br />

• Extremer Frequenzabfall: Atropin, Novodrin oder Isoproterenol<br />

3. Sinusarrhythmie<br />

• Schwankungen der Herzfrequenz in wenigen Schlägen bis 10% ohne Änderung der Belastung<br />

• Meist respiratorische Arrhythmie<br />

o Beschleunigung während Inspiration<br />

o Rückgang der Exspiration<br />

• Eher selten<br />

• Therapie nicht nötig!!<br />

Heterotrope Erregungsbildungsstörungen<br />

• = Impulse auf das Herz durch Zentren 2. oder 3. Ordnung (AV –Knoten, Purkinje Fasern oder<br />

Hissche Bündel), da die Eigenfrequenz des Sinusknoten zu stark absinkt<br />

• Kompensation mit niedriger Frequenz<br />

1. Extrasystole<br />

• = vorzeitige, zw. Normalem Rhythmus liegende Kontraktionen von Vorhöfen oder Kammern<br />

• häufigste Erregungsbildungsstörungen bei Tieren, nicht immer pathologische Bedeutung<br />

Ätiologie<br />

• Herzklappenfehler<br />

• Entzündlicher oder ischämische Herzkrankheiten<br />

• Druck- und Volumenbelastung des rechten Ventrikels<br />

• Herzinsuffizienz<br />

• Hypokaliämien<br />

• Koliken<br />

• Schock<br />

• Überdosierung von Digitalispräparaten oder Sympathomimetika<br />

Symptome<br />

• Außerplanmäßige Herzkontraktion mit längerer Refraktärzeit<br />

• Kammerkontraktion bleibt ohne Ausstoß von Blutvolumen => Pulsdefizit<br />

• Auch in Verbindung mit schweren Primärerkrankungen<br />

• Unterscheidung zwischen ventrikulären Extrasystolen und seltenerer Knotenextrasystole (sehr<br />

selten!!)<br />

66


• AV- Knoten – Extrasystole: Vorhöfe retrograd NACH der Kammer erregt<br />

• Arrhythmie durch veränderten Knotenrhythmus: nicht feststellbar ohne EKG<br />

• Hämodynamische Einflüsse erst dann, wenn Extrasystolen gehäuft oder in Salven auftreten<br />

• Verkürzte Diastole und gestörte Synchronisation zwischen Kammer und Vorhof => mangelnde<br />

Kammerfüllung mit gesenktem HMV => lebensbedrohliche Herzinsuffizienz möglich<br />

Diagnose<br />

• Wenn sie durch Extrareize im Sinusknoten entstehen, sind sie im EKG nicht sichtbar<br />

• Vorhofextrasystolen: P- Zacke erscheint vorzeitig und deformiert<br />

o Vorhofintervall oft verlängert, Kammerkomplex unverändert<br />

• Extrasystolen der Vorhöfe oder Herzkammern oft Vorboten für Vorhof- oder Kammerflattern /-<br />

flimmern<br />

Therapie<br />

• Behandlung der Grunderkrankung steht an 1. Stelle<br />

2. Vorhofflimmern und Vorhofflattern<br />

• Charakterisiert durch enorm gesteigerte Vorhoftätigkeit<br />

• Vorhofflimmern = häufigste Arrhythmie des <strong>Pferd</strong>es<br />

Ätiologie<br />

• Vorliegen organischer, oft lebensbedrohlicher Herzerkrankungen<br />

o Entzündliche Erkrankungen<br />

o Druck- und Volumenbelastungen<br />

o Myokardschäden<br />

o Hyperkaliämien<br />

o Hypokaliämien<br />

Symptome<br />

• Vorhofflattern: Zahl der Impulse < 400/ min<br />

• Vorhofflimmern; Zahl der Impulse > 400/ min<br />

• Regellose Kammerkontraktionen, mit Pausen von > 5 s dazwischen => oft verminderte<br />

Herzschlagfrequenz<br />

• KEIN KAMMERTON ZU HÖREN<br />

• Pulsdefizit mit schwankender Pulsstärke<br />

• Puls in der Peripherie nicht zu fühlen<br />

• Arrhythmien in Belastung verstärkt<br />

• Niedrige Herzfrequenz: Tiere sind nicht besonders auffällig, aber vermindert leistungsfähig<br />

• Hohe Ruhefrequenz -> Tiere verkraften keinerlei Anstrengungen mehr<br />

• Vorhofflimmern oder Vorhofflattern => starke Abnahme des Herzminutenvolumens<br />

=> Durchblutungsstörungen des ZNS und anderer Organe<br />

• EKG: schnell aufeinanderfolgende gleichmäßige, sägezahnartige P- Zacken<br />

Therapie<br />

• Einstellen des normalen Sinusrhythmus<br />

o Infusionen mit Chinidinsulfat und Dihydrochinidingluconat an 3 aufeinanderfolgenden<br />

Tagen<br />

o DABEI STÄNDIGE EKG-ÜBERWACHUNG!!!!<br />

3. Kammerflimmern und Kammerflattern<br />

• Kammerflattern: regelmäßig Tachykardie mit Frequenz > 200 / min<br />

o Kann schnell in Kammerflimmern mit 300 – 400 / min übergehen<br />

• Kammerflimmern führt nicht zu einer Gesamtkontraktion des Herzens<br />

o Übergang zum klinischen Tod<br />

Ätiologie<br />

• Gleiche Faktoren wie beim Vorhofflattern und –flimmern<br />

• Überdosierung von Chinidin- und Glykosidpräparaten<br />

• Tws. auch Narkosezwischenfall<br />

Symptome<br />

• Pulslosigkeit, Krämpfe, Bewusstlosigkeit<br />

67


• Atmungs- und Herzstillstand => Sekundärherztod<br />

• EKG: mehr oder weniger gleichmäßiger, haarnadelähnlicher Kammerkomplex<br />

o P- Zacken fehlen<br />

o Flimmern: chaotisches Bild ungleichmäßiger Wellen mit wechselnder Frequenz<br />

Therapie<br />

• Adrenalingabe<br />

• Herzmassage<br />

• Elektrolyt Gabe<br />

• Elektrische Stromstöße<br />

• Sauerstoffinsufflination<br />

• Reanimation sollte nicht länger als 10 Minuten versucht werden<br />

Störungen der Erregungsleitung<br />

• Störungen können auftreten im<br />

o Sinusknoten (= sinusatriale Leitungsstörungen / SA-Block)<br />

o Erregungsüberleitung von Sinusknoten zu Kammern (= atrioventrikuläre<br />

Überleitungsstörung / AV-Block)<br />

o Ventrikel selbst (= intraventrikuläre Erregungsstörungen / IV- Block)<br />

• Stärke der Leitungsstörungen gehen von Verzögerung bis zur kompletten Unterbrechung<br />

• Block 1. Grades: verzögerte Überleitungssgeschwindigkeit<br />

• Block 2. Grades: zeitweilige Störung der Erregungsleitung<br />

• Block 3. Grades: totale Unterbrechung der Reizleitung<br />

• Oft auch Kombination von Erregungsleitungs- und Erregungsbildungsstörung<br />

• Erregungsleitungsstörungen 1. und 2. Grades v.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en oft<br />

• Geringgradige Störungen 1. Grades evtl. Ausdruck einer Vagotonie (=> sind nicht<br />

pathologisch)<br />

• Höhergradige Störungen in der Regel auf organische Herzmuskelschäden zurückzuführen<br />

1. Sinuatrialer Block (SA-Block)<br />

• Partielle oder totale Überleitungsstörung vom Sinusknoten zur umgebenden Vorhofmuskulatur<br />

• Leichte Formen klinisch manifest<br />

• Schwere Formen mit längeren Pausen => Taumeln bis zur Bewußtlosigkeit (= Adams –<br />

Stoke’sche Anfälle)<br />

• Kann nur per EKG diagnostiziert werden<br />

• Entstehende Pausen entsprechen Zeit von einer bis zu mehreren Systolen<br />

2. Atrioventrikulärer Block (AV- Block)<br />

• Partielle oder totale Unterbrechung der Reizleitung im AV- Knoten-Bereich (von den Vorhöfen<br />

zu den Kammern)<br />

• AV-Block ist die häufigste Überleitungsstörung beim <strong>Pferd</strong><br />

• AV-Block 1. Grades<br />

o Regelmäßige, aber verzögerte Überleitung => im EKG erscheint PQ- Intervall<br />

verlängert<br />

• AV-Block 2. Grades<br />

o Charakterisiert durch Verlängerung der PQ- Zeit, die von Schlag zu Schlag länger<br />

wird, bis es zum Ausfalle einer Kammerkontraktion kommt<br />

o Danach wieder Beginn von vorne<br />

o Im Ruhezustand kann jede 3. – 4. Kontraktion ausfallen, da nur jede 4. oder 5.<br />

Vorhofdepolarisation auf Kammer übertragen wird<br />

o V.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en (meist Vagotonie als Ursache)<br />

o Verschwindet bei Arbeitsleistung, Aufregung oder nach Atropinzufuhr<br />

o Hat keine Auswirkung auf Leistungsfähigkeit des <strong>Pferd</strong>es<br />

• Av-Block 3. Grades<br />

o Gekennzeichnet durch totale Unterbrechung der Erregungsleitung von den Vorhöfen<br />

zu den Ventrikeln<br />

68


o Vorhöfe und Ventrikel schlagen unabhängig voneinander<br />

o Kammerfrequenz meist niedriger als die der Vorhöfe<br />

3. Intraventrikulärer Block (IV- Block)<br />

• Erregungsleitung entweder im rechten oder im linken Hisschen Bündel gestört<br />

• Ventrikel, der vom gestörten Hisschen Bündel versorgt wird, kontrahiert sich später<br />

• Keine Rhythmusstörungen vorhanden<br />

• QRS- Komplex deutlich verbreitert<br />

• Nur schwer von Ventrikelhypertrophie abzugrenzen<br />

• Therapie wie beim Vorhofflimmern<br />

• Kammerarrhythmien: Lidocaingabe!!!<br />

Arterien<br />

Gefäßkrankheiten<br />

Arteriosklerose<br />

Definition<br />

• Degenerative Erkrankung von der Gefäßintima, charakterisiert durch Wandveränderungen und<br />

–verhärtungen, Elastizitätsverlust und Lumeneinengung<br />

• Tritt entweder gleichmäßig oder in Schüben auf<br />

• Abzugrenzen gegen altersbedingte Veränderungen der Media<br />

Ätiologie<br />

• Bei <strong>Pferd</strong> relativ oft, v.a. am intramuralen Koronararterien<br />

• Meist Folge von Stoffwechselstörungen und Komplikation anderer Krankheiten<br />

Pathogenese<br />

• Ausbildung erfolgt nur sehr langsam<br />

• Anfang: fettige, hyalinschollige Degeneration und Nekrose der Intima -> bindegewebige<br />

Durchsetzung der Gefäßwände (Arteriosklerose) -> in höherem Lebensalter (14-16 Jahren)<br />

Kalzifizierung<br />

• Stärkste Veränderungen der Hämodynamik bei Schädigung von Koronargefäßen, Aorta und<br />

Gefäßen im ZNS<br />

Symptome<br />

• Geringe klinische Signifikans<br />

• Größere Infarkte selten<br />

• Fortgeschrittene Fälle: Erhöhung des arteriellen Blutdruckes und schnelle Ermüdung bei<br />

körperlicher Belastung<br />

Vaskulitis<br />

• (= Arteriitis)<br />

• Ist eine Entzündung der Gefäßwände, von der auch Venen betroffen sind<br />

• Klinische Bedeutung ist abhängig vom Umfang, der Lokalisation und der Ätiologie dieser<br />

Erkrankung<br />

• Meist allergische Genese<br />

• Hptsl. kleine Gefäße befallen<br />

• Histologische Untersuchung der Gefäße: neutrophile Wandinfiltrationen, Kerntrümmer und<br />

fibrinöse Nekrosen<br />

• Ursachen<br />

o Infektiöse Agenzien<br />

o Hypersensibilitätsreaktionen<br />

o Immunkomplexe<br />

o Arzneimittel<br />

o Parasiten<br />

69


Symptome<br />

• Abgegrenzte Haut- und Unterhautödeme<br />

• Hautinfarkte<br />

• Nekrosen<br />

• Exsudationen<br />

• Hämorrhagien und Nekrosen auch in Muskulatur, Gelenken, Nieren, Darm, Lunge und ZNS<br />

• Komplikationen sind Zellgewebsentzündungen, Thrombophlebitis und Lahmheiten<br />

Arterienthrombosen<br />

• Meistens durch Strongylus vulgaris Befall => Gefäßschäden<br />

• Strongylus vulgaris: Körperwanderung ausgehend vom Darm über arterielle Kapillaren der<br />

Mucosa des Dünn- und Dickdarmes<br />

• 7. d p.i. erreicht 4. Larvenstadium die Submucosa des Darmes<br />

• 11.-21 d p.i. wird Intima der Arterien erreicht<br />

o v.a. Arteria mesenterica befallen<br />

o kann zum Aneurisma an der Aorta führen<br />

• aus Aneurysma können Thromben vom Blutstrom gelöst werden<br />

o kann als Embolus Darmversorgung verlegen => Ischämie<br />

• Wurmarteriitis verbunden mit einer Verdickung der Wand und Einengung des Lumens der<br />

Arterie (Endarteriitis)<br />

• Chronische Fälle: verhärtete Gefäßwände (Fibrosierung) bei gleichzeitiger Verminderung des<br />

Lumendurchmessers<br />

• Entzündliche Veränderungen können auf perivaskuläres Gewebe übergreifen<br />

Symptome<br />

• Nicht zu klärendes Meteorismus und leichter Abdominalschmerz<br />

• Aneurysma kann rektal deutlich diagnostiziert werden<br />

• Darmrupturen => tödlich verlaufende Peritonitiden<br />

• Verminöse Veränderungen der Aorta stehen an 2. Stelle<br />

• Tws. fibrinöse Knötchen parasitärer Herkunft in cranialer Kurvatur des Aortenbogens und im<br />

Bereich der Koronargefäße<br />

• Thrombotische Verschlüsse der Nierenarterien haben Infarkte, Hämaturie und heftige<br />

Kolikanfälle zur Folge<br />

• Thrombosen in Lungenarterien => Infarkte im Lungenbereich<br />

Thrombosen der Schenkelarterien<br />

• Verschluss an Endverzweigung der Aorta hat primäre idiopathische thrombotische Erkrankung<br />

als Ursache<br />

• Mögliche Ursache einer primären Thrombose in diesem Bereich<br />

o Primäre degenerative arterielle Erkrankung<br />

o Traumen<br />

o Wiederholte Zerrungen der Gefäße während Bewegung<br />

o In wenigen Fällen auch parasitäre Einflüsse<br />

• Tritt bei allen Rassen und in jedem Alter auf<br />

• Sitz des Thrombus steht in Beziehung zu dessen Symptomen<br />

• Meist subklinischer Verlauf, nur bei Obstruktion der Arterien der Hintergliedmaßen klinische<br />

Anzeichen<br />

• Kardinalsymptom: intermittierendes Hinken (= Claudicatio intermittens)<br />

o Wird bei zunehmender Bewegung stärker<br />

o Kann von Steifheit, Lahmheit bis zum Zusammenbrechen der Hinterhand gehen<br />

• In Ruhe sind nur bei komplettem Verschluss der Gefäße Symptome festzustellen<br />

• Akuter Anfall: heftige Schmerzen, Tachykardie, Tachypnoe und Schweißausbruch<br />

• Betroffene Extremität durch Minderdurchblutung kalt<br />

Diagnose<br />

• Thrombus ist rektal meist gut zu fühlen<br />

• Sonografisch Feststellung des Ausmaßes der Thrombosierung möglich<br />

70


Prognose<br />

• Heilungschancen sind sehr gering<br />

• Ausbildung eines Kollateralkreislaufes => funktionelle Besserung des Zustandes<br />

Therapie und Prophylaxe<br />

• Behandlung von Strongylus vulgaris v.a. im Fohlenalter<br />

• Entwurmung mit Ivermectin oder Benzimidazol<br />

• Direkte Behandlung eines Thrombus/ Embolus mit Antikoagluantien (Heparin, fibrinolytische<br />

Enzyme)<br />

• In „frischen“ Fällen ist Behandlungserfolg größer, als bei alten Fällen<br />

• Behandlung aber sehr teuer!!<br />

Aortenruptur<br />

• Bei 1000 Galoppern durchschnittlich 1 Ruptur pro Saison!!!<br />

Symptome<br />

• Tiere stürzen im Finish ohne zunächst erkennbare Ursachen<br />

o Liegen mit kaltem Schweißausbruch unter Exzitation auf der Seite am Boden<br />

• Nüstern sind maximal gebläht<br />

• Starre Augen<br />

• Tod tritt nach 3-4 Minuten ein<br />

Pathogenese<br />

• Es rupturiert eine nicht vorgeschädigte Aorta!<br />

• Im Moment der Ruptur extreme Hypertonie (bis 240 mmHg)<br />

• Ruptur meist am Anulus fibrosus, etwa 1cm oberhalb der Semilunarklappen<br />

o Hier verminderte Dehnfähigkeit der Aorta<br />

• Aortenwand reißt quer in dreieckiger Form ein<br />

• Tod durch oerakute Herztamponade, da Rupturstelle im Perikard liegt<br />

• JEDE THERAPIE KOMMT ZU SPÄT<br />

Erkrankungen der V. jugularis<br />

Venen<br />

1. Entzündungen<br />

• Entzündungen mit typischen Veränderungen der Venenwand und/oder ihres auskleidenden<br />

Gewebes<br />

• Meist V. jugularis externa betroffen, da sie für i.v. Behandlungen verwendet wird<br />

Einteilung<br />

a.) Endophlebitis aseptica<br />

• Kann in Thrombophlebitis aseptica übergehen<br />

• Nach jeder Injektion (steril!!) entsteht in 24 – 48 h eine lokale Verdickung der Venenwand (=<br />

aseptische Endophlebitis)<br />

o 2-3d, klingt ohne Behandlung ab<br />

• wurde mehrere Male an derselben Stelle gestochen<br />

• Thrombophlebitis: Vene auf 10-15 cm nur noch gering oder gar nicht mehr durchlässig<br />

• Palpation der Vene: fingerstark verdickt, kaum schmerzhaft<br />

• Stauung oberhalb der Thrombosierungsstelle gering, da Lumen meist nicht ganz verschlossen<br />

ist<br />

• Wird die Vene nicht wieder zur Injektion verwendet: nach 4-6 Wochen wieder vollständig<br />

durchgängig<br />

71


.)Thrombophlebitis purulenta<br />

• V. jugularis auf 20 cm Länge (und mehr) daumenstark, hart und schmerzhaft<br />

• Nicht mehr anstaubar<br />

• Tws. nur kleinere Abschnitte der Vene betroffen<br />

o Dann meist im oberen Abschnitt<br />

Ursache<br />

• Keine/ mangelnde Desinfektion an der Einstichstelle<br />

• Ungenügend sterilisiertes Besteck<br />

• Eitrig infizierter Thrombus „wächst“ innerhalb der Vene nach oben und unten<br />

• Aufteilungsstelle in V. maxillaris:<br />

• Ohrspeicheldrüse wird komprimiert und nach außen gedrückt<br />

o Kann noch lange Zeit nach der Heilung bestehen bleiben<br />

• Kann beidseitig auftreten => Dummkoller ähnliche Symptome<br />

o Venöse Stauung kann zum Nilpferdkopf führen<br />

• Irritation => evtl. eitrige Lungenemboli, gangränöse Pneumonie und eitrige Nephritis<br />

LEBENSGEFÄHRLICH!!<br />

• Purulente metastatische Tendovaginitiden und Arthritiden möglich<br />

• Weiterer Verlauf: multiple Abszedierung an Drosselrinne<br />

o Beginnen meist an primärer Einstichstelle<br />

o Letztendlich: Demarkierung der Vene als nekrotischer Strang<br />

o Funktion wird von V. jugularis interna übernommen<br />

o Evtl. Einschränkung der Leistungsfähigkeit<br />

c.) Para-/ Periphlebitis aseptica s. purulena<br />

• Gesamte Halsseite ist sulzig – ödematös oder gespannt phlegmonös geschwollen<br />

• Vorsichtige Palpation: Vene gerade noch zu fühlen<br />

• Oft beetartig von der Umgebung abgesetzt<br />

• Gewebe = vermehrt warm und schmerzhaft<br />

• Hals wird steif gehalten und kaum bewegt<br />

• Futteraufnahme ist reduziert<br />

• Allgemeinbefinden mehr oder weniger gestört, tws. besteht hohes Fieber<br />

• Sulzig-ödematöse Schwellung: aseptische Form<br />

• Phlegmonöse Schwellung: purulente Form<br />

• Ursache<br />

o Para- / perivenöse Injektionen oder Infusion<br />

o Ins Bindegewebe injiziertes Medikament / Flüssigkeit => Reizung im perivaskulären<br />

Bindegewebe<br />

o Lokale Infektionserreger dazu => aus aseptischer Form wird die purulente,<br />

abszedierende paravenöse Phlegmone<br />

• Aseptische Form ohne Venenbeteiligung in 8-14 d abgeklungen (mit Behandlung)<br />

• Purulente Form: Übergang in Abszedierung, Heilung nach Entleerung des Eiters<br />

o Vene wird wieder durchgängig!!<br />

Diagnose<br />

• Klinische Symptome reichen aus<br />

Therapie und Prognose<br />

• Bei Endophlebitis / Thrombophlebitis aseptica<br />

o Konservative Behandlung<br />

o Betroffene Region 1-2x/d mit Jodtinktur und Dimethylsulfoxid bepinseln<br />

o Endophlebitis nach 1-2 d nicht mehr nachweisbar<br />

o Bei Thrombophlebitis aseptica<br />

� Antiphlogistische Gele oder Salben auftragen<br />

� Auch Prednisolon- bzw. Dexamethasonsalben sind geeignet<br />

� Hepathromb zeigt gute Resultate<br />

• Vollständige Rekanalisation wird angestrebt<br />

• Tropfinfusion: Heparin zusetzen: hemmt Wachstum eines Thrombus<br />

• Bei Thrombophlebitis purulenta<br />

o Erst hyperämisierende Salbenanstriche (KEINE MASSAGEN!!!!!!!!)<br />

o Wärme in jeder Form (feucht / trocken)<br />

72


o Erst Inzision, wenn deutliche Abszedierung vorhanden (CAVE!! Vene dabei nicht<br />

verletzen!!!)<br />

o Liegt nekrotische Vene in Abszesshöhle: Demarkation der Vene abwarten!<br />

o Abstoßung der Vene und Heilung der Abszesshöhle dauert 8-10 Wochen, tws noch<br />

länger!!<br />

o Vermeidung einer Lungenembolie oder eitriger Nephritis: mind. 14d intensive<br />

Antibiotika – Gabe!!<br />

• Nach versehentlich falscher Injektion / Infusion:<br />

o In paravenöses Infiltrat Hyaluronidase, 50- 100ml eines niedrigprozentigen<br />

Lokalanästhetikums oder sterile NaCl<br />

o Infiltrat mit Jodtinktur bepinseln<br />

o Falls nötig: Antiphlogistika<br />

o Paravenöse Phlegmone: Anstreben eine Abszedierung<br />

o 8 – 14 d Antibiose!<br />

2. Phlebektasie der V. jugularis<br />

• bei Fohlen tws einseitige Erweiterung der V. jugularis -> angeboren!!<br />

• Können am stehenden Tier als echte Varix ausgebuchtete sein!<br />

o Armdicke Erweiterungen in oberer Halshälfte, die nach vorne in Aufteilung der V.<br />

maxillaris übergeht<br />

• Komprimiert man Vene in der Halsmitte, kann Vene sich bis auf Handstärke verdicken<br />

• Verdickung setzt sich auf V. maxillaris externa fort<br />

• Keine weiteren klinischen Erscheinungen<br />

Therapie<br />

• Resezieren der Varizen<br />

Verschlüsse<br />

• Hauptsächlich durch Kompression von in der Nähe gelegenen Neubildungen<br />

• Pfortaderverschlüsse sehr selten!<br />

o Stauungen im Abdominalbereich<br />

o Aszites<br />

o Evtl. starke Leberschäden<br />

• Kompression der V. cava cran. meist durch Druckabszesse<br />

o Blutstauungen in V. jugularis<br />

o Hydrothorax<br />

o Stauungsödeme an Vor- und Unterbrust<br />

• Kompression der V. cava caud. durch Tumorbildung im Mediastinum<br />

o Ödeme an Schlauch- und Extremitäten<br />

o Aszites<br />

o Hengst: evtl. Flüssigkeitsansammlung im Skrotum<br />

o Fortgeschrittene Fälle: Leberzirrhose<br />

Anm. “Schlauch“ = Präputium!!<br />

Ruptur der V. portae<br />

• Reißt in Höhe des Eintritts der Milzgefäße dicht caudal der Leberpforte<br />

Ätiologie<br />

• Pfortaderwand primär NICHT vorgeschädigt<br />

• Immer sehr temperamentvolle Tiere betroffen, die mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig<br />

ausschlagen!<br />

• V.a nach dem Fressen<br />

• Leberparenchym durch Lig. Falciforme mit Zwerchfell und durch Ligg. Triangularia mit<br />

seitlicher Bauchwand verbunden<br />

• Durch Gallenwege, Blutgefäße und Peritoneum befestigt an Duodenum, Nieren und Rücken<br />

• Hyperextensionsbewegung der Wirbelsäule (Ausschlagen) -> Zugkräfte auf Leber, die ja<br />

vorne befestigt ist, verstärkt durch Druck des gefüllten Magens nach hinten -> Zugkräfte<br />

werden auf Viszeralfläche der Leber und V. portae übertragen => Einreißen der Pfortader<br />

73


Symptome<br />

• SH sind blass, werden immer anämischer bis porzellanweiß<br />

• Puls immer schwächer, bis unfühlbar<br />

• Atmung stark beschleunigt<br />

• Schweißausbruch<br />

• Zittern -> Schwanken -> Zusammenbruch<br />

• Tod nach 25 Min bis 5 h<br />

Diagnose<br />

• Nach Herumtoben im Anschluss an die Fütterung<br />

• Zeichen innerer Blutungen<br />

• Bauchhöhlenpunktion<br />

• CAVE: Milzruptur hat die gleichen Symptome!<br />

Therapie und Prognose<br />

• Laparotomie -> nur bei kleinsten Einrissen erfolgreich<br />

=> ungünstige Prognose<br />

Krankheiten des Blutes und Blutbildender Organe<br />

Allgemein<br />

• Bei hämatologische Untersuchung des <strong>Pferd</strong>es immer berücksichtigen, dass die Milz ein Ery-<br />

Speicher ist!!!<br />

• Adrenalinausschüttung => Entleerung des Milzspeichers => „Verfälschung“ des Blutbildes<br />

• <strong>Pferd</strong>e haben generell nur sehr wenige Retikulozyten => zur Beurteilung von Anämien sind<br />

die nicht geeignet<br />

Anämien<br />

Definition: Verminderung des Ery- und/ oder Hämoglobingehaltes<br />

• Meist Folge anderer Erkrankungen, selten primäre Bildungs- oder Funktionsstörungen<br />

• Diagnose beruht auf:<br />

o Gesamt – Ery – zahl<br />

o Hämaokrit<br />

o Hämoglobingehalt<br />

o MCH -> Hämoglobingehalt pro Ery<br />

o MCHC -> Hämoglobingehalt in Erykonzentration<br />

o MCV -> mittleres Ery - Volumen<br />

• Einteilung erfolgt nach Hämoglobingehalt (hypochrom, normochrom oder hyperchrom) und<br />

nach Zellgröße (mikrozytär, normozytär oder makrozytär)<br />

Posthämorrhagische Anämien<br />

Definition<br />

• Nach Blutverlusten entstandene normochrome, normozytäre Anämie<br />

• Geht bei längerer Dauer in hypochrome und makrozytäre Form über<br />

• Akuter oder chronischer Verlauf<br />

Ätiologie<br />

• Akute Blutungsanämie ist gezeichnet durch schnellen Verlust größerer Blutmengen<br />

Pathogenese<br />

• Schneller Blutverlust > 30% der Gesamtblutmenge => hypovolämischer Schock<br />

74


Symptome<br />

• Blasse SH<br />

• Apathie<br />

• Muskeltremor<br />

• Schweißausbruch<br />

• Schwacher, hochfrequenter Puls<br />

• Hypothermie<br />

• Tachykardie<br />

• Tachypnoe<br />

Diagnose<br />

• Rotes BB in ersten 6 h wenig bis gar nicht verändert<br />

• Danach: Ausgleich des Volumenmangels => Absinken der Ery – Zahl<br />

• Regeneration:<br />

o Poikilozytose<br />

o Anisozytose<br />

o Erythroblasten<br />

o Anstieg von MCH und MCV<br />

Therapie<br />

• Sofortige Blutungsstillung<br />

• Volumensubstitution mit isotonen Elektrolyt – Lösungen, Plasmaexpandern und<br />

Vollbluttransfusionen (mind. 2-4 l)<br />

• Hämatokrit durch Initialmaßnahmen nicht verbessert => Volumensubstitution!!!<br />

Chronische Blutungsanämien<br />

• Langsamer Blutverlust über mehrere Tage<br />

• Längerer Verlauf => hypochrome, mikrozytäre Anämie<br />

Ursachen<br />

• Endoparasiten (Strongylus vulgaris)<br />

• Ektoparasiten (Läuse, Zecken)<br />

• Tumor- und Pilzarrosionen der Gefäße<br />

• MDT- Geschwüre<br />

• Urolithiasis (Blasengries mit Hämaturie)<br />

• Hämorrhagische Diathesen<br />

Symptome<br />

• Blässe und Trockenheit der SH<br />

• Unsicherer Gang<br />

• Leistungsschwäche, rasche Ermüdung<br />

• Blutungen in MDT => Kot dunkel bis schwarz verfärbt<br />

Diagnose<br />

• Eryzahl sinkt<br />

• Hämatokrit sinkt<br />

• Hämoglobingehalt sinkt<br />

• Dauernder Ery- Verlust => Eisenmangel => Hypochromie!!<br />

Therapie<br />

• Abstellen der Ursachen<br />

• Eiweiß,- Vitamin- und Mineralstoffzufuhr über Futter sichern!! (v.a. Spurenelemente EISEN!!!)<br />

• CAVE: parenterale Eisenzufuhr (Dextranpräparate) kann beim <strong>Pferd</strong> tödl.<br />

Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen!!!<br />

Hämolytische Anämien<br />

Definition<br />

• Mehr oder weniger starker intravasaler Zerfall der Erys<br />

• Geht einher mit Hämoglobinämie, Hämoglobinurie und Ikterus<br />

• Akuter oder chronischer Verlauf, je nach Grad der Hämolyse<br />

75


Ätiologie/Ursache<br />

• Pflanzengifte oft Ursache<br />

o Bingelkraut<br />

o Ranunculaceen<br />

o Brassica – Arten<br />

• Bakterientoxine<br />

• Parasiten<br />

• Viren<br />

• Bei <strong>Pferd</strong>en v.a. zu erwähnen<br />

o Infektiöses Anämie<br />

o Babesiose<br />

o Hämosporidiose<br />

o Piroplasmose<br />

o Leptospirose<br />

• Immunbedingt v.a. beim Fohlen!!<br />

• Auch bei großflächigen Verbrennungen und nach Fremdblutübertragung<br />

Pathogenese<br />

• Gekennzeichnet durch verkürzte Lebenszeit der Erys<br />

• Nur dann feststellbar, wenn Erythropoese die Lyse der Erys nicht mehr ausgleichen kann<br />

• Zerfall der Erys => mehr oder weniger starker Hämoglobinanstieg im Blutplasma<br />

• Freies Hämoglobin im Blut wird durch Haptoglobin (in Leber gebildetes Glucoprotein) zu<br />

Haptoglobin – Hämoglobin – Komplex gebunden<br />

• Extrem hoher Anfall von freiem Hämoglobin => Bindungskapazität von Haptoglobin wird<br />

überschritten => Hämoglobinausscheidung über die Niere (=Hämoglobinurie)<br />

• Gleichzeitig Erhöhung des Bilirubin 1 (= Hämoglobin, das im mononukleären<br />

phagozytierenden System umgewandelt wurde)<br />

o Leber kann Menge an Bilirubin 1 durch Konjugation mit Glucuronsäure nicht mehr<br />

verestern (=Umwandlung in wasserlösliches Bilirubin2)<br />

=> prähepatischer Ikterus<br />

• Leber und Milz haben z.T. erhebliche Umfangsvermehrungen<br />

Symptome<br />

• Hämoglobinurie<br />

• blaß – ikterische Schleimhäute<br />

Diagnose<br />

• Hämoglobinurie<br />

• Bilirubin 1 im Serum erhöht<br />

• Zu Beginn: normochrome und normozytäre Anämie -> bildet sich um zu makrozytärer Form<br />

• Regenerative Anzeichen: Erythroblasten und Anisozytose<br />

• Schneller Verlauf: Todesfälle, da Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport nicht mehr<br />

funktionieren<br />

Therapie<br />

• Ätiotropisch, da die Ursache meist nicht sofort behandelt werden kann<br />

• Reichlich Zufuhr isotoner Flüssigkeit => renale Ausscheidung des Hämoglobins ist erhöht<br />

• Orale Gabe von Natriumhydrogencarbonat oder Natriumlaktat fördert Ausscheidung<br />

o Deutliche Alkalisierung des Harns sollte erreicht werden!!<br />

• Nur bei Schocksymptomen Bluttransfusionen verabreichen<br />

• Eisen-, Eiweiß- und Vitaminangebot über die Nahrung sichern!!<br />

Mangelanämien<br />

Definition<br />

• Hypochrome, mikro – normozytäre Anämie<br />

• Entsteht aus Mangel an wichtigen Bausteinen der Erys<br />

Ätiologie<br />

• Mangelzustände essentieller Baustoffe der Erythropoese durch<br />

o Ungenügende Zufuhr<br />

o Mangelnde Resorption<br />

o Erhöhter Bedarf (Wachstum, Trächtigkeit)<br />

76


o Erhöhter Verlust durch Blutungen<br />

o Fehlverwertungen von Baustoffen bei chronischen Erkrankungen (Tumor- oder<br />

Infektanämien)<br />

• Von Bedeutung sind hptsl. Eiweißmangel-, Eisenmangel-, Vitamin-B12- und<br />

Folsäuremangelanämien<br />

• Eiweißmangelzustände v.a. bei Abmagerungen, enteralen und renalen Verlusten durch<br />

Resorptionsstörungen oder Endoparastienbefall<br />

o Mangel muss längere Zeit bestehen, bevor er sich auf Erythropoese auswirkt!!<br />

o Kurzzeitige Eiweißverluste haben kaum Auswirkungen auf Erythrozytenbildung<br />

• Eisenmangelanämien<br />

o V.a. bei Jungtieren<br />

o Pfd.: infolge von Blutungen, Hämoglobinurie, chronischen Infekten oder auch<br />

Störungen der Resorption (Diarrhoe)<br />

o Labor: Hypochromie, Mikrozytose und erniedrigter Serumeiweißspiegel<br />

Therapie<br />

• Gleiche Maßnahmen durchführen wie bei der hämorrhagischen Anämie<br />

• Wichtig: Eisen- und Vitaminsubstitution<br />

• Grobe Faustregel für ausreichende Eisenversorgung: 20 mg Eisen je fehlendem g Hämoglobin<br />

pro Liter Blut<br />

• Vitamin-B12-Mangelanämien bei <strong>Pferd</strong> nicht wichtig<br />

o B12 kann bei ausreichender Cobaldversorgung selbst synthetisiert werden<br />

Hypoplastische und aplastische Anämien<br />

Definition<br />

• Hypoplastische Anämien<br />

o Verminderte Bildung der Erys<br />

o Ursache:<br />

� Mangelzustände an Baustoffen für Erythropoese<br />

� Mäßige Unterdrückung der Erythropoese infolge von Stoffwechselstörungen<br />

� Organkrankheiten<br />

� Infektiöse oder parasitäre Erkrankungen<br />

� Strahlenschädigung<br />

o Auch als „symptomatische Anämie“ bekannt<br />

• Aplastische Anämie<br />

o Stark verminderte oder fehlende Blutbildung durch gestörte Erythropoese<br />

� Panzytopenie im peripheren Blut<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Werden bisher nicht einheitlich bewertet<br />

• Verschiedene Mechanismen spielen bei Panzytopenie Rolle<br />

o Fehlen von Vorläuferzellen (reine Aplasie)<br />

o Hemmung der Proliferation, bzw. der Differenzierung der Vorläuferzelle durch<br />

schädigende Einflüsse<br />

Symptome<br />

• Ausgeprägte Anämie- Symptome<br />

• Je nach stärker betroffenem Zelltyp bestehen entweder Neigung zu Eiterung und Septikämie<br />

(Agranulozytose), oder zu Blutungen in der Haut, SH und anderen Organen<br />

(Thrombozytopenie)<br />

Diagnose<br />

• Im peripheren Blut: normozytäre und normochrome Anämien, mit Leukopenie und<br />

Granulozytopenie<br />

o Lymphozyten und Monozyten sind relativ vermehrt<br />

• Gesicherte Diagnose durch Knochenmarksuntersuchung<br />

Therapie<br />

• Diagnose durch Knochenmarksuntersuchung bestätigt (sehr selten beim <strong>Pferd</strong>)<br />

=> symptomatische Therapie (Erfolg eher fragwürdig)<br />

77


Erythrozytosen (Polyzythämie)<br />

Definition<br />

• Erhöhung der Eryzahl, des Hämatokrit, des Hämoglobingehaltes<br />

• Zellvolumen ist über die Norm erhöht<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• 3 Formen werden unterschieden:<br />

1. Polycythaemia vera (echte, primäre Erythrozytose)<br />

o Ursache: autonome Proliferation aller Blutzellen, v.a. die der erythropoetischen Reihe<br />

o Eigentliche Ursache ist noch nicht geklärt, evtl. Stammzell- oder Regulationsdefekte<br />

o Diagnose ohne Knochenmarks – Untersuchung nicht möglich<br />

o Primäre Erythrozytosen sind Rarität<br />

2. symptomatische (sekundäre) Eythrozytose<br />

o Ausdruck einer kompensatorischen Ery – Proliferation mit Erhöhung der Eryzahl<br />

o Hypoxämisch bedingte Polyzytämie beim <strong>Pferd</strong> oft in Verbindung mit Hypoventilation,<br />

COB und kardiovaskulären Erkrankungen<br />

=> Sauerstoffarmut in der Peripherie (Rechts – Links – Shunt)<br />

o Auch bei längerem Aufenthalt in sauerstoffärmerer Umgebung (Höhenkrankheit)<br />

3. relative Polyzythämie<br />

o Beim <strong>Pferd</strong> häufiger<br />

o Meist temporäre Verschiebung der Relation zwischen festen und flüssigen<br />

Bestandteilen<br />

o Folge von Dehydratation<br />

o Hämokonzentration auch durch Aufregung der Tiere möglich (Ausschüttung der<br />

Eryspeicher)<br />

Therapie<br />

• V.a. durch Abstellen der Ursachen zu beeinflussen<br />

Hämoglobinopathien<br />

• Erkrankung durch pathologische Hämoglobinverbindungen<br />

o Kohlenmonoxidvergiftungen<br />

o Nitrat-Nitrit- Vergiftungen<br />

• Kohlenmonoxidvergiftungen v.a. beim Einatmen non Kraftfahrzeuggasen<br />

o Entstehung von Kohlenmonixid – Hämoglobin => Sauerstoff kann nicht mehr<br />

gebunden werden<br />

• Abhängig von CO – Hb- Gehalt kann Blut kirschfarben sein<br />

• Bindung von Hämoglobin und Kohlenmonoxid sind reversibel => Therapie braucht nur<br />

Sauerstoff – Zufuhr (Frischluft!!)<br />

• Entstandenes Lungenödem => Osmotherapie<br />

• Hämoglobin (Methämoglobin)- Bildung im Organismus kontinuierlich<br />

o In Glykolyse gebildetes Hämoglobin wird durch Reduktasesystem wieder<br />

umgewandelt<br />

• Hämoglobin entsteht durch Umwandlung des im Hämoglobin enthaltenen 2wertigen Einsen in<br />

die 3wertige Form<br />

• In Vetmed: Hämoglobinbildung v.a. durch Nitrat – Nitrit – Intoxikationen bekannt<br />

• Erhöhter Gehalt an Hämoglobin => braune Verfärbung des Blutes<br />

Therapie<br />

• Reduktion des Hämoglobins geeignet: Redoxfarbstoffe (Methylenblau)<br />

o I.v. in 1%iger Lösung und einer Dosierung von 1-2 mg/kg KM<br />

o Reduktion des Methämoglobins wird durch Ascorbinsäure gefördert<br />

78


Neonatale Isoerythrolysis<br />

Definition<br />

• Auch „hämolytischer Ikterus“ oder „Icterus neonatum“ genannt<br />

• Beim gesund geborenen Fohlen durch Resorption der Hämagglutinine und Hämolysine aus<br />

dem Kolostrum einer über mehrere Trächtigkeiten immunisierten Stute (=> intravasale,<br />

immunogen bedingte Hämolyse)<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Transplazentare Passage fetaler Ery – Antigene => spezifische Immunisierung der Stute<br />

o Sehr starke Antigene: erythrozytäre Blutgruppenfaktoren Aa und Qa (nur beim ♂)<br />

=> gefährdet sind v.a. solche Fohlen, die vom Vater Aa und Qa vererbt bekommen<br />

haben<br />

• Erkrankung des Fetus ist nicht möglich, da Ak der Mutter nicht die Placenta epitheliochorialis<br />

passieren können<br />

• Ig’s der Mutter werden mit Kolostrum ausgeschieden -> Resorption beim Fohlen in ersten 24<br />

bis max. 72 Lebens - h -> intravasal: Erys des Fohlens durch Ak geschädigt<br />

=> Hämolyse<br />

Symptome<br />

• Krankheitsverlauf abhängig von Menge und Typ der aufgenommenen Ak<br />

o Perakutes Stadium 6 – 24 h nach Kolostrumaufnahme<br />

o Akutes Stadium 24 – 72 h nach Kolostrumaufnahme<br />

o Subakutes Stadium: 3d – 3 Wochen nach Kolostrumaufnahme<br />

• Prognose um so günstiger, je jünger Fohlen sind<br />

• Perakuter Verlauf -> massive intravasale Hämolyse => schnell tödlicher Verlauf!!<br />

Klinik<br />

• Nur Rotfärbung des Urins (Hämoglobinurie)<br />

• Blut: Erythropenie<br />

Verminderung des PVC<br />

Hämoglobinurie<br />

• Ikterus kann sich oft wegen des schnellen Verlaufes nicht entwickeln!<br />

• Sauerstoffmangel und tox. Wirkung des freien Hämoglobins und seiner Abbauprodukte =><br />

Tod<br />

• Akuter Verlauf<br />

o Zunehmende Schwäche<br />

o Kurzes, seltenes Saugen<br />

o Tachykardie und Tachypnoe<br />

• Schwere Fälle<br />

o Schnappatmung<br />

o Krampfanfälle<br />

o Komatöse Perioden<br />

• Von Beginn an Blässe der SH<br />

o Abgelöst durch immer deutlichere Gelbfärbung<br />

• Subakuter Verlauf (zw. 3 d und 3 Wochen):<br />

o Geringe Antigen- Ak- Konzentration<br />

o Zeitweilige Apathie<br />

o Unterschiedl. Milchaufnahme<br />

o Ikterus nicht immer nachweisbar<br />

• Schlechte Nahrungsaufnahme => (evtl.) Mangelerscheinung => (evtl.) Diarrhoen und<br />

Pneumonien<br />

• Blut: mittelgradige Hyperbilirubinämie und Erythropenie<br />

Pathologie<br />

• Perakuter Verlauf<br />

o Übergroße Leber und Milz mit Verfärbung und Degeneration<br />

o Bräunl. Verfärbung des Körpers<br />

o Dunkelbrauner Harn in der Harnblase<br />

• Akuter Verlauf<br />

o Anämie<br />

o Ikterische Verfärbung des Körpers<br />

o Leber und Milz ähnlich perakutem Verlauf<br />

79


• Subakuter Verlauf<br />

o Progrediente Kachexie<br />

o Minimale Körperverfärbung<br />

o Keine Harnverfärbung<br />

Diagnose und DD<br />

• Anamnese und kl. Bild oft ausreichend<br />

• Eryzahl, Hkt und Hb für Prognose<br />

• Vorsichtige Prognose<br />

o Eryzahl < 4,5 – 3,5 x 10 12 /l<br />

o Hkt < 0,3 – 0,2 /l<br />

o Hb 100 – 80 g/l Blut<br />

• Ungünstige Prognose<br />

o Eryzahl 3,5 – 2,5 x 10 12 /l<br />

o Hkt 0,2 – 0,15l/l<br />

o Hb 60 – 50 g/l<br />

• Infaust<br />

o Eryzahl < 2,5 x 10 12 /l<br />

o Hkt < 0,15 l/l<br />

o Hb < 50 g/l<br />

• EHV- Infektionen und Infektiöse Anämie: Zwar keine Hämolyse, aber Ikterus<br />

• Fetale nutritive Muskeldystrophie Fehlanpassungssyndrom: weder Ikterus noch Anämie<br />

• Klinisches Bild oft Anlass zur Fehlinterpretation<br />

• Anämische Symptome auch bei<br />

o <strong>Innere</strong>n Blutungen durch Traumen<br />

o Gastroduodenale Ulcera<br />

• Sicherung der Diagnose „Icterus neonatum“ am besten mit Hömoglobintest, für die Praxis<br />

aber oft zu kompliziert<br />

o Besser: Agglutinationsprobe (Fohlenblut wird mit Stutenseren oder Kolostrum<br />

vermischt)<br />

Therapie<br />

• Diagnose vor 24 Lebensstunden gestellt => Unterbinden der Kolostrumaufnahme<br />

• Fohlen erhalten Kolostrum einer anderen Stute oder Fohlenmilchpräparate bis zum 3.<br />

Lebenstag<br />

• Nicht vergessen, die Mutterstute zu melken!!<br />

• Ab 3. Lebenstag darf Fohlen dann wieder saugen, da Makromoleküle der Milch nicht mehr<br />

resorbiert werden können<br />

• Hkt zwischen 0,12 und 0,15 l/l: Transfusionen!!!<br />

o Mindestens 2 l Vollblut, abhängig vom PCV – Wert<br />

o Blutaustausch wäre am Besten!!<br />

• Blutaustausch:<br />

o Blut eines erwachsenen Tieres (am Besten Wallach/ Hengst) mit 5000 IE Heparin/l<br />

oder 40 ml einer 10% Na – Citrat – Lösung /l vermischen<br />

o Vor Blutaustausch: Kreuzprobe!!<br />

o 500 ml Fohlenblut werden gegen 500 ml Spenderblut getauscht, das so oft, bis Fohlen<br />

6l Spenderblut erhalten hat!<br />

• Hkt < 0,2 l/l : Sauerstoffinsufflinationen und Anregung der Diurese durch 5%ige<br />

Dextroselösungen<br />

• Fohlen nicht belasten und warm halten!<br />

• Nach Transfusion 5d Antibiose zur Vermeidung von Sekundärinfektionen!<br />

Prophylaxe<br />

• Relativ seltene Erkrankung => Prophylaxe oft vernachlässigt<br />

• Stuten, sie schon hämolytische Fohlen hatten: 2-3 Wochen vor Geburtstermin untersuchen!!<br />

• Untersuchung des Stuten Serums auf Aa und Qa – Ery – Ak<br />

o Fohlen dürfen Kolostrum positiver Mütter nicht erhalten => Ersatzkolostrumgabe!<br />

� Fohlenblut muss auf Ig – Gehalt untersucht werden!!<br />

80


Hyperlipidämie (Hyperlipoproteinämie) der Ponys<br />

Definition und Ätiologie<br />

• Fettstoffwechselstörung, keine selbstständige Primärerkrankung<br />

• Tiere waren zeitweise in energetischer Unterbilanz<br />

o Meist bei reiner Weidehaltung im Winter, wenn keine Zufütterung!<br />

o Energiebedarf muss durch Fettabbau gedeckt werden<br />

• Lipolyse auch oft durch Stressfaktoren provoziert<br />

o Trächtigkeit<br />

o Starker Parasitenbefall<br />

o Verminderte Peristaltik durch Sandablagerungen im Kolon<br />

o Latente Salmonellose<br />

o Hufrehe<br />

o Transport<br />

o Ort- und Besitzerwechsel<br />

Pathophysiologie<br />

• Gesteigerte Lipolyse der Triglyceride und gesteigerte Zirkulation von Glycerol und Fettsäuren<br />

• Glycerol und Fettsäuren als Lipoproteine gebunden => Abbau über ß-Oxidation<br />

• Lipoproteinlipase ist erniedrigt<br />

=> Umsetzung der Lipoproteine zunehmend eingeschränkt, ihr Blutspiegel steigt<br />

• Immer (!!!) fettige Leberinfiltrationen!<br />

• Hegglin – Syndrom am Herz tritt auf<br />

Vorkommen<br />

• Meist bei Shetland Ponys<br />

• Stuten häufiger als Wallache und Hengste (Gravidität!?!)<br />

• Andere Pony Rassen können auch erkranken<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Tiere meist guter bis sehr guter Ernährungszustand<br />

• Apathie und völlige Futterverweigerung<br />

• Wasseraufnahme stark reduziert<br />

• Häufigeres Auftreten im Winter<br />

• Erhöhte Körpertemperatur, wenn fieberhafter Primärerkrankung vorliegt<br />

• Puls: 70- 80 /min<br />

• Atemfrequenz etwas über Norm<br />

• SH leicht ikterisch, z.T. schmutzig – verwaschen<br />

• Längeres Bestehen der Erkrankung: Körpertemperatur sinkt unter Norm<br />

• KFZ deutlich verlängert<br />

• Auskultation des Abdomen: kaum Darmgeräusche<br />

• Ampulla recti: vereinzelte, mit Schleim überzogene Kotballen<br />

• Primär Darmerkrankung => stinkender Durchfall<br />

• Foetor ex ore<br />

• Blutprobe<br />

o Im Röhrchen abgesetztes Serum / Plasma ist milchig – hellbraun bis leicht bläulich<br />

o Milchig – weiße Oberschicht<br />

o Nach Zentrifugation: große Mengen Neutralfette enthalten<br />

• Hyperlipidämie möglich<br />

o Plasmagehalt an Gesamtfett größer als physiologische Grenze von 7g/l<br />

o Gehalt an Cholesterin im Plasma gesunken<br />

o Aktivität der alkalischen Phosphatase gestiegen<br />

o Aktivität der γ- Glutaminsäure – Transaminase stark gestiegen<br />

o Gesamtbilirubin evtl. steigend<br />

o Anfänglich Hypoglykämie, kann zur Hyperglykämie umschlagen<br />

o Hämokonz. Gekoppelt mit metabolischer Azidose in schweren Fällen<br />

o Harn kann schwach sauer reagieren<br />

• Plasmatriglycerid Konzentration liegt bei 4,7 bis 78,6 mmol/l<br />

• Ponys meist beschleunigter Blutgerinnung => Quicktest<br />

• SGOT, SGPT, LDH und SDH erhöht<br />

81


Therapie<br />

• Evtl. vorliegende Primärerkrankung zuerst therapieren<br />

• 4,2%ige Na-hydrogencarbonat – Lsg gegen die Azidose<br />

• Korrektur von entgleistem Elektrolyt- und Wasserhaushalt<br />

• Korrektur der Hyperlipoproteinämie<br />

• Zwangsernährung<br />

• Leinsamenschleim geben<br />

• 2x 80 IE Insulin im Abstand von 2 d geben<br />

• Glucoselösung infundieren<br />

• Heparindauertropf (50 000 – 80 000 IE) zur kontinuierlichen Freisetzung der Lipoproteinlipase<br />

o In 30 min ca. 7500 IE Heparin zuführen<br />

• Glucokortikoide zur Anregung des Citronensäurezyklus geben<br />

• Genesungsphase: täglich 80 IE Depot- Insulin!<br />

Prognose<br />

• Durch kombinierte Therapie relativ gut<br />

• Wichtig: Früherkennung und Therapie<br />

Hämorrhagische Diathese<br />

Definition: Sammelbegriff für Krankheiten, die durch Blutungsneigung, bzw. das Auftreten<br />

spontaner, schwer stillbarer Blutungen gekennzeichnet ist!<br />

• Je nach Ursache Unterscheidung zw. 3 Krankheitskomplexen<br />

1. Thrombozytär bedingte hämorrhagische Diathesen<br />

o Thrombozytopenie<br />

o Thrombozytopathie<br />

2. Vasopathien<br />

o Änderungen der Gefäßwandpermeabilität<br />

3. Koagulopathien (Hämophilie, angeboren oder erworben)<br />

o Verbrauchskoagulopathie<br />

o Hyperfibrinolyse<br />

1. Thrombozytär bedingte hämorrhagische Diathesen<br />

• Entweder durch Störungen der Thrombozytenbildung (Thrombozytopenie) oder durch<br />

Schädigung bereits gebildeter Thrombozyten (Thrombozytopathie)<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Thrombozytopenie ist häufiger<br />

o Verursacht durch gestörte Thrombozytopoese<br />

o Ursachen (Toxine, Zytostatika, Östrogene. Medikamente, Infektionen, Strahlen,<br />

Allergene, Tumoren im Knochenmark und nach starken Blutungen)<br />

o Klinisch auffällig durch Petechien und Ekchymosen in Haut und SH<br />

Symptome<br />

• Kleine Blutungen in Haut und SH<br />

• Nasenbluten, Zahnfleischbluten<br />

• Blutbeimengungen in Urin und Kot<br />

• Inappetenz<br />

• Erhöhung von Puls- und Atemfrequenz<br />

Diagnose<br />

• Möglich durch hämorrhagisches Syndrom, Thrombozytopenie im peripheren Blut und<br />

Verminderung der Megakaryozyten im Knochenmarkspunktat<br />

• Thrombozytenzahl sinkt oft auf 40 < 10 9 / l Blut<br />

Therapie<br />

• SOFORT Abstellen der Ursache<br />

• Behandlung der Primärerkrankung überflüssig<br />

82


2. Vasopathien<br />

• Viele Ursachen<br />

• Beruhen auf erhöhter Permeabilität und Fragilität der Gefäßwände mit Austritt von Blut und<br />

Blutbestandteilen<br />

Ätiologie<br />

• Auslöser<br />

o Bakterielle und virale Infektionen<br />

o Vitamin – C- Mangel<br />

• Meist allergisch – hyperergische Reaktion der Gefäßwand<br />

• Bekanntesten beim <strong>Pferd</strong>: Petechialfieber und Vaskulitis<br />

a.) Petechialfieber<br />

• Auch Morbus maculosus, Purpurea haemorrhagica oder Blutfleckenkrankheit genannt<br />

• Relativ häufige allergische Gefäßerkrankung<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Entwicklung meist als postinfektiöse allergische Erkrankung<br />

• Bekannteste ätiologische Faktoren<br />

o Chronische Eiterungsprozesse durch Streptokokkeninfektionen (DRUSE)<br />

• Übertragung durch zellfreies Serum drusekranker auf gesunde <strong>Pferd</strong>e möglich!<br />

• Erhöhte Gefäßpermeabilität => Austritt von Blutserum und Zellelementen => Entstehung<br />

punktförmiger bis großflächiger Blutungen und großer ödematöse Infiltrate in Haut,<br />

Unterhaut, SH, Muskulatur und parenchymatösen Organen<br />

Symptome<br />

• Erst relativ spät oder nach Abheilen der Druse<br />

• Serohämorrhagische Diathesen<br />

• Petechiale oder ekchymatöse Blutungen<br />

o Zuerst am Nasenseptum, dann an Konjunktiven<br />

• Zu Beginn Urticariaähnliche Hautveränderungen<br />

o Können konflurieren => Unterhautödeme<br />

• Ödeme gegen Umgebung scharf abgrenzbar, schmerzlos und kalt<br />

• Haut über Ödemen oft von seröser Flüssigkeit überzogen der eintrocknet => gelb – brauner<br />

Schorf mit Neigung zur Nekrose<br />

• Ausgedehnte Nekrosen oft Ursache von Sekundärinfektionen => Verschlechterung der<br />

Prognose<br />

• Meist subfebrile – leicht febrile Körpertemperaturen<br />

• Blutungen und Ödeme auch im Körperinneren => Verblutungs- und Erstickungsgefahr<br />

• Blutuntersuchung<br />

o Posthämorrhagische Anämien<br />

o Hypoproteinämie<br />

o Neutrophilie mit leichter Leukozytose<br />

o Erhöhung des indirekten Bilirubinspiegels<br />

Diagnose<br />

• Eindeutig anhand der Symptome<br />

Therapie<br />

• Initiale Standardbehandlung gegen erhöhte Infektionsgefahr bis zum Verschwinden der<br />

Ödeme<br />

o Antibiotika i.v. (10 000 – 20 000 IE Penicillin)<br />

• Antiallergische Behandlung mit 0,2 mg Dexamethason/kg KM 1x/d über mehrere Tage<br />

• Bei Hypovolämie: Elektrolyt – Lösungen i.v. in Kombi mit Plasma – Expandern<br />

o Hkt als Orientierung<br />

• Kongorotlösung i.v. (105 g/l Wasser) zur Abdichtung der Gefäßwände<br />

• Applikation v. Medikamenten am Besten i.v., da Muskulatur schon geschädigt ist<br />

• Glottisödem => sofort Tracheotomie, damit Tier nicht erstickt<br />

83


3. Koagulopathien<br />

• Angeboren oder erworben<br />

• Charakterisiert durch Verminderung oder Fehlen plasmatischer Gerinnungsfaktoren durch<br />

verminderte Bildung oder erhöhten Verbrauch<br />

• Erworben<br />

o Graduell unterschiedliches Bild der hämorrhagischen Diathese<br />

o Meist Verminderung der Faktoren des Prothrombinkomplexes (Vit.-K- abhängige<br />

Gerinnungsfaktoren 2,7,9 und 10)<br />

o V.a. bei Leberparenchymschäden, Vit-K-Mangel durch Resorptionsstörungen,<br />

Blutungen in Folge einer Therapie mit Antikoagulantien<br />

o Cumarinvergiftungen beim <strong>Pferd</strong> durch Pflanzenaufnahme<br />

� Steinklee, Giftweizen<br />

� Cumarinderivate sind Antagonisten des Vit-K => vermindern/ verhindern<br />

Synthese der Gerinnungsfaktoren 2,7,9 und 10<br />

� Kann durch Medikamente gesteigerte Wirkung haben (z.B. Phenylbutazon)<br />

� 1-2 d nach Aufnahme der cumarinhaltigen Substanz: Blutungen<br />

o schnell verlaufende, tödlich endende Fälle durch Aufnahme von Giftweizen durch<br />

Blutungen in die Bauchhöhle<br />

Diagnose<br />

• gesichert durch Anamnese und Bestimmung des Prothrombin<br />

Therapie<br />

• tägl. 4x i.v. Vit –K Applikation (Gesamtdosis 2g)<br />

• oder: Plasmainfusion von gesunden Tieren (2l)<br />

a.) Verbrauchskoagulopathie<br />

• erworbene Umsatzstörung<br />

• hämorrhagische Diathese die in Folge des Verbrauches an Gerinnungsfaktoren (durch DIC) die<br />

Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzt<br />

Pathogenese<br />

• Verbauch von Thrombozyten größer als möglicher Ausgleich durch Neubildung<br />

• 2 verschieden Phasen<br />

1. Hyperkoagulabilität<br />

o zu Beginn<br />

o Steigerung der Thrombozytenzahl und plasmatischer Gerinnungsfaktoren<br />

2. Hypokoagulabilität<br />

o Kapazität der Thrombozytenneubildung überschritten<br />

o Hämorrhagie, Mikrothrombosierungen im Kapillargebiet<br />

o Eintretende Blutungen können tödlich verlaufen<br />

Ätiologie<br />

• Intravasale Gerinnungen in Verbindung mit Endotoxämien bei schweren Koliken und<br />

Typhokolitis<br />

o Dabei Schädigung der Gefäßwand<br />

• Bei hypovolämischen Schocks<br />

• Hochgradige Hämolyse<br />

• Schwere infektiöse Anämie<br />

• Endothelschäden in Folge von Virusinfektionen<br />

• Verbrennungen...<br />

• Mögliche Koagulopathie im Endstadium des Petechialfiebers unterscheidet sich von<br />

Verbrauchskoagulopathie durch FEHLEN DER THROMBOZYTOPENIE!!!<br />

Symptome<br />

• Klinische Zeichen einer DIC<br />

o Meist erst beim Übergang zum Schock erkennbar<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> oft nicht deutlich ausgeprägt<br />

• Hptsl. durch auslösende Grundkrankheit bestimmt<br />

Diagnose<br />

• Thrombozytopenie<br />

• Erheblich verlängerte Thromboplastinzeit<br />

• Verminderte Fibrinogenkonzentration im Blutplasma<br />

84


• Verdacht auf Thrombosierung im Kapillargebiet<br />

o Bestimmung von Harnstoff und Laktat im Serum<br />

o Säure Basen Status bestimmen<br />

Therapie<br />

• Nicht sinnvoll, da oft zu spät<br />

• Symptomatisch bei Hyperkoagulabilität: langsame Heparininfusion<br />

• Hypokoagulabilität: Plasma oder Plasmaexpander infundieren<br />

b.) Hämophilie<br />

• Angeborene Defektkoagulopathie<br />

• Hämophilie A beim <strong>Pferd</strong> durch Mangel an Faktor 8<br />

• Selten beim <strong>Pferd</strong>, da erkrankte Tiere nicht überleben<br />

Pathogenese<br />

• X-chromosomal rezessiver Erbgang<br />

• Nur männliche Tiere erkranken<br />

• Weibliche Tiere sind Überträger, erkranken selbst aber nicht!<br />

Symptome<br />

• Blutungen nach Bagatelltraumen<br />

• Charakt.: flächenhafte Hautblutungen (Ekchymosen)<br />

• Blutungen und Hämatombildungen in der Muskulatur, Gelenken, MDT und Urigenitaltrakt<br />

• Symptome meist schon bei sehr jungen Tieren<br />

Diagnose<br />

• Bestimmung des Faktors 8<br />

o Ist auf < 10% der Norm vermindert!!<br />

Therapie<br />

• Besser nicht!!<br />

o Lebenslange symptomatische Therapie wäre nötig<br />

• Ätiologische Therapie noch keine bekannt<br />

c.) Hyperfibrinolyse<br />

• Durch Hyperplasminämie hervorgerufener Gerinnungsdefekt<br />

• Führt zur Auflösung der Fibrinfaser<br />

=> Hemmung der Fibrinpolymerisation<br />

Ätiologie<br />

• Meist in Verbindung mit Verbrauchskoagulopathie<br />

• Aktivierung des fibrinolytischen Systems mit Umwandlung von Plasminogen in Plasmin<br />

• Funktionelle Kopplung von Gerinnung und Fibrinolyse => beide Systeme werden gleichzeitig<br />

aktiviert<br />

• Wichtig bei DIC: wie schnell kann betroffenes Gebiet wieder normal versorgt werden?<br />

• Schwere Lebererkrankungen:<br />

o Anfallende Fibrin- und Fibrinogenspaltprodukte verstärken durch Hemmung der<br />

Bindung von Fibrinfasern die Hyperfibrinolyse<br />

Symptome<br />

• Diffuse Blutungen<br />

• Deckungsgleich denen der Hämophilie<br />

Diagnose<br />

• Unterscheidung zwischen Hyperfibrinolyse und Verbrauchskoagulopathie:<br />

o Thrombozytenzahlen liegen in der Norm<br />

o Faktoren 5 und 8 sind vermindert<br />

Therapie<br />

• Antifibrinolytika<br />

o Ausnahme: reaktive Hyperfibrinolysen!!<br />

85


d.) Immunkoagulopathien<br />

• Charakterisiert durch Auftreten von Ak (meist IgG)<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Immunbedingte, hämophilieähnliche, erworbene Koagulopathie<br />

• Hervorgerufen durch spez. Ak gegen Faktoren 8 und 9 der Blutgerinnung<br />

• Unterscheidung zwischen Progressiv- und Soforthemmkörpern<br />

• Progressivhemmkörper nach Plasmatransfusionen bei<br />

o An Hämophilie erkrankten Tieren<br />

o Bei Autoimmunkrankheiten<br />

o Nach Applikation von Medikamenten (Penicillin, Sulfonamide, Phenylbutazon)<br />

o Bei Älteren Tieren evtl. als Folge von Enteritiden<br />

• Entstehung einer Koagulopathie mit Bildung von Autoantikörpern gegen die eigenen<br />

Thrombozyten<br />

=> Thrombozytopenie<br />

Symptome<br />

• Petechiale Blutungen an SH bis zu Ekchymosen und Hämatomen<br />

• Nasenbluten<br />

• Blutungen in MDT<br />

• Hämaturie<br />

• Blut<br />

o Thrombozytenzahl gesunken<br />

o Thromboplastinzeit verlängert<br />

Therapie<br />

• Austauschtransfusionen<br />

• Immunsuppressiva<br />

• Glukokortikoide (Dexamethason bis zur Besserung)<br />

Erkrankungen / Reaktionen des leukozytären Systems<br />

Leukozyten<br />

• Dazu gehören<br />

o Granulozyten<br />

� Basophile<br />

� Neutrophile<br />

� Eosinophile<br />

o Lymphozyten<br />

o Monozyten<br />

• Haben Fähigkeit zur Eigenbewegung<br />

• Bei Abwehr Schutz vor schädigenden Einflüssen körperfremder Substanzen durch<br />

o Phagozytose<br />

o Bildung humoraler Antikörper<br />

o Aufbau zellvermittelter Immunität<br />

• Erhöhung der Gesamtleukozytenzahl über Norm = Leukozytose<br />

• Leukopenie = Verminderung unter die Norm<br />

• Veränderungen der Gesamtleukozytenzahl und Differentialblutbild v.a. bei<br />

Verlaufsuntersuchungen große Bedeutung<br />

• Wdk: Höherer Anteil an Lymphozyten<br />

• <strong>Pferd</strong> u.a. höherer Anteil an neutrophilen Granulozyten<br />

86


Reaktive leukozytäre Veränderungen<br />

• Veränderungen der Gesamtleukozahl und Verschiebung der Zellanteile meist Hinweis auf<br />

verschieden Primärerkrankungen<br />

• Unterscheidung von<br />

o Neutrophiler Kampfphase<br />

� Leukozytose<br />

� Kernlinksverschiebung<br />

o Monozytärer Überwindungsphase<br />

� = Stadium der Krisis<br />

o Lymphozytär- erosinophile Heilungsphase<br />

� = Stadium der Rekonvaleszenz<br />

• Erhöhung oder Verminderung der Lymphoyzten bei<br />

o Chronischen Infekten<br />

o Brucellose<br />

o Stadium der Rekonvaleszenz<br />

• Monozyten (auch Makrophagen genannt) verändert bei<br />

o Versch. Infektionskrankheiten<br />

o Klinischem Stadium der Krisis<br />

• Veränderungen der basophilen Granulozyten<br />

o Nur geringe diagnostische Bedeutung<br />

o Erhöhung bei Vergiftung mit Schwermetallen<br />

• Leukopenien<br />

o Verminderung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen meist wegen Abnahme der<br />

Granulozyten<br />

o Hauptursache: erhöhter Abbau und Verbrauch in Peripherie oder reduzierte Bildung<br />

der Zellen im Knochenmark<br />

o In Vetmed oft in Kombi mit Virusinfektionen<br />

o Als „Erschöpfungsphase“ nach länger bestehenden bakteriellen Infektionen<br />

o Endotoxämien<br />

o Peritonitiden und bestimmte Medikamente (Sulfonamide und Phenylbutazon)<br />

Agranulozytose<br />

Definition<br />

• Starker Verminderung oder völliges Fehlen von Granulozyten im peripheren Blut<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Unterscheidung zwischen 2 Formen<br />

o Schädigung der Granulozyten in der Peripherie<br />

o Zentral durch Schädigung der Stammzellen im Knochenmark (= schlechtere<br />

Prognose)<br />

• Ursachen<br />

o allergisch oder zytotoxisch wirkende Substanzen<br />

o längere Behandlung mit Sulfonamiden, Antibiotika, Analgetika und Tranquilizern<br />

o ionisierende Strahlungen<br />

Symptome<br />

• verminderte oder völlig fehlende zelluläre Abwehr => erhöhte Infektanfälligkeit<br />

• erhöhte Körpertemperatur<br />

• Pyodermien<br />

• SH-Ulzerationen<br />

• Milzschwellungen<br />

• Schnelle Entwicklung von Organkrankheiten<br />

• Knochenmark: je nach Leukopenieform normale bis hypoplastische Reaktion<br />

Therapie<br />

• Vorrangig Infektionsschutz durch Antibiotika<br />

• Behandlung von Ulzerationen und Organerkrankungen<br />

• Versuch der Granulozytentransfusion<br />

• Corticosteroide zur Anregung der Granulopoese<br />

87


o CAVE!!! Haben immunsuppressive Wirkung!!<br />

Neonatale Isoimmunleukopenie<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Plazentalecks => fetale Leukos regen Mutter zur Ak-Bildung an<br />

• Von Mutter gebildete Ak im Blut nachweisbar<br />

o Gegen vom Vater vererbte Lymphos gerichtet<br />

• Übertragung der Ak auf Fohlen mittels Kolostrum<br />

o Zytolyse und Agglutination der Leukos und Thrombos<br />

o Schädigung des Gefäßwandendothels<br />

Symptome<br />

• Nicht immer deutlich<br />

• Meist Lebensschwäche und erhöhte Infektionsanfälligkeit<br />

• Blut: hptsl. Verminderung der Lymphozyten und Granulozyten<br />

• In 3-4 d Exitus letalis<br />

Therapie<br />

• Sofortiges Absetzen der Kolostralmilch bis zum 4. Lebenstag<br />

• Gabe von Stutenersatzmilchpräparaten<br />

• Infektionsschutz durch Antibiotika und evtl. Bluttransfusionen<br />

Leukose, Lymphosarkomatose und Plasmozytom<br />

Definition<br />

• Leukose = irreversible, progradiente, neoplastische Proliferation des hämatopoetischen<br />

Gewebes<br />

• Unterscheidung zw<br />

o Lymphadenose<br />

o Lymphosarkomatose (Neoplasmen des lymphatischen Gewebes)<br />

o Retikulose<br />

o Retikulosarkomatosen (Neoplasien des mononukleären phagozytären Systems)<br />

o Myelosen (Neoplasien des Knochenmarkes)<br />

o Mischformen<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Leukose beim <strong>Pferd</strong> wesentlich seltener als bei anderen Tierarten<br />

• In Literatur meist lymphatische Leukoseformen<br />

• Selten Plasmozytome und Retikulosen<br />

• Kann <strong>Pferd</strong>e aller Rassen und Altersstufen befallen<br />

Symptome<br />

• Viele, oft unspezifische Symptome<br />

• Oft „Konditionsverlust“ genannt<br />

• Zusätzlich Abmagerung und Inappetenz<br />

• Primäres Leitsymptom:<br />

o Lymphknotentumore<br />

o Milzschwellungen<br />

o Abmagerungen<br />

o Periphere Ödeme<br />

o Konditionsverlust<br />

• Vergrößerung der Lnn nicht immer feststellbar<br />

• Meist Lnn am Kopf- und Halsbereich verändert (=> DRUSE!!!)<br />

• Generalisierte Formen von Lnn-Tumoren einschl. der Hautlnn bei <strong>Pferd</strong>e – Leukose sehr<br />

selten!<br />

• Von parenchymatösen Organen meist Leber und Milz betroffen<br />

• Evtl. große Transsudatmengen in Bauch- und Brustraum<br />

• Sichtbare SH meist anämisch<br />

• Manche Fälle verlaufen ohne leukämische Veränderungen<br />

88


o Tws im peripheren Blut große, neoplastische Lymphozyten, zweikernig mit<br />

Chromatinklumpen<br />

• Tendenz zur Hyperproteinämie mit Dysproteinämie ( Hypoalbuminämie und<br />

Hypergammaglobulinämie)<br />

• Dysproteinämie hat hohen Stellenwert<br />

• I.d.R. Diagnose erst im Terminalstadium => relativ kurzer Verlauf mit Tod nach wenigen<br />

Tagen bis Wochen<br />

Diagnose und DD<br />

• Klinische Diagnose am lebenden Tier nicht immer einfach<br />

• Allgemeinsymptome<br />

o Konditionsschwäche<br />

o Ödeme<br />

o Abmagerung<br />

o Fieber<br />

o Inappetenz<br />

• Lnn.- Schwellung von großer diagnostischer Bedeutung<br />

o Im Kopf- oder Halsbereich: DD Druse ausschließen!!<br />

o I.d.R. nicht vermehrt warm und schmerzhaft<br />

• Infektiöse Anämie ausschließen durch<br />

o Übereinstimmung mit anderen Symptomen<br />

o Sichere Abgrenzung mit Hilfe des Coggins – Test<br />

• Sicherung der Diagnose mittels<br />

o Histopathologischer Untersuchung von Bioptaten veränderter Lnn<br />

o KEINE Milz- und Leberpunktate entnehmen!!!<br />

o Nachweis von Tumorzellen in Abdominal- und Thorakalpunktaten!<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> auch Fälle von medullären Plasmozytomen, Plasmamyomen oder sog.<br />

monoklonalen Gammapathien beschrieben<br />

o Gehen von Neoplasmen der B-Lymphozyten aus<br />

o Gekennzeichnet durch monoklonal gebildete Paraproteine<br />

o Tws. Nachweis von reifen Plasmazellen im peripheren Blut<br />

o Im Knochenmark Nachweis von Myelom – Plasmazellen - Anreicherung<br />

Therapie<br />

• Gesicherte Diagnose schließ ätiologische Therapie aus!!!!<br />

Krankheiten der Milz<br />

Veränderungen der Milz meist funktionsbedingt, gehört zum Symptomkomplex eines<br />

Krankheitsbildes<br />

Direkte Erkrankung der Milz sehr selten!!<br />

Splenitis<br />

Ätiologie<br />

• Entsteht meist auf hämatogenem Weg bei bakteriellen Infektionen<br />

Pathogenese, Pathologisch – anatomische Veränderungen<br />

• Toxine oder entzündliche Noxen gelangen in Milz => eitrige Entzündung<br />

� Milzvergrößerung mit destruktiven Veränderungen des<br />

Organparenchyms<br />

� Kolikähnliche Anfälle möglich<br />

• Evtl. Übergreifen der Entzündung auf Peritoneum => Peritonitis<br />

Symptome<br />

• Apathie<br />

• Inappetenz<br />

• Eitrige Prozesse: Fieber, Tachykardie<br />

• Vergrößerung und Schmerzhaftigkeit der Milz bei der rektalen Untersuchung<br />

89


Diagnose<br />

• Vor allem rektal zu stellen<br />

DD<br />

• Leukose<br />

• Infektiöse Anämie<br />

• Milzbrand<br />

Therapie<br />

• Sulfonamide und Antibiotika zur Therapie der Grundkrankheit<br />

Milzvergrößerung (Splenomegalie) und Milzruptur<br />

Ätiologie<br />

• Tritt auf in Verbindung mit:<br />

o Leukose<br />

o Allg. Septikämien<br />

o Salmonellose<br />

o Leptospirose<br />

o Infektiöse Anämie<br />

o Milztumoren<br />

o Pfortaderhochdruck wg. Chron. Hepatitis<br />

o Herzinsuffizienz<br />

o Abschnürung der Gefäße durch Koliken<br />

Symptome<br />

• Klinik immer von Grundkrankheit bestimmt<br />

• Rektal palpierbare Milzvergrößerung = pathognomonisches Symptom<br />

• Milzrutpur: Gefahr des Verblutens in die Bauchhöhle<br />

• Kolikanfälle<br />

• Aufkrümmen des Rückens<br />

• Blässe der SH<br />

• Tachykardie<br />

• Dyspnoe<br />

• Schweißausbrüche<br />

Therapie<br />

• Bei Blutungen und Rupturen: OP!!!<br />

• Sonst: Behandlung der Grundkrankheit<br />

Krankheiten der Atmungsorgane<br />

Einleitung und spezielle Untersuchungsmethoden<br />

• Neben Koliken die häufigsten inneren Erkrankungen beim <strong>Pferd</strong><br />

• Äußere Atmung gewährleistet<br />

o Ungehinderte Luftzufuhr und Luftableitung<br />

o Erwärmung der eingeatmeten Luft<br />

o Lokale Infektabwehr durch Flimmerepithel, Sekretdrüsen und Lymphfollikel<br />

Husten<br />

• Obligates Symptom bei allen Erkrankungen oder Reizungen der Atemwege<br />

• Unterscheidung zwischen<br />

o Produktivem Husten (mit Auswurf verbunden)<br />

o Trockener, quälender, meist schmerzhafter Husten<br />

90


Dyspnoe<br />

• Äußeres sicht- bzw. hörbares Zeichen für erhöhte Arbeit der an Atmung beteiligten Muskulatur<br />

und /oder Veränderungen in den Atemwegen<br />

• Wichtiges Symptom der Erkrankung des Respirationstraktes<br />

• Entweder in Ruhe oder erst während oder nach Belastung sichtbar<br />

• Je nach Ursache Unterscheidung in inspiratorische, exspiratorische und gemischte Dyspnoe<br />

• Inspiratorische Dyspnoe<br />

o Infolge von Hindernissen in Atemwegen, die das Einströmen der Luft behindern<br />

o Verlängerte Einatmungsphase<br />

o Stenose meist in den oberen Luftwegen<br />

o Geräusch entsteht durch Luftzug (= Stridor)<br />

o Bsp.: Entzündungen<br />

Neubildungen<br />

Traumatisch bedingte Veränderungen im Nasenbereich<br />

o Im Kehlkopf v.a. entzündlich – allergische Ödeme, Stimmbandlähmungen oder<br />

retropharyngeale Abszessbildungen<br />

o Im Tracheaabschnitt aspirierte oder fehlgeschuckte Fremdkörper, traumatisch<br />

bedingte Lumeneinengungen und raumfordernde Prozesse an der Bifurkation<br />

• Exspiratorische Dyspnoe<br />

o Atemstörung, bei der Ausatmungsluft nur erschwert nach außen gelangen kann<br />

o Ausatmungsphase deutlich verlängert<br />

o Atemtyp mehr oder weniger abdominal geprägt<br />

o Atembeschwerden tws. so stark, dass doppelschlägige Atmung entsteht<br />

o Andauernde Belastung der akzessorischen Atmungsmuskulatur => Bildung einer<br />

Dampfrinne<br />

o Ursachen: Gaumensegelverlagerungen<br />

Chron. – alveoläres Lungenemphysem (= Dämpfigkeit) => erhöhtes<br />

Residualvolumen in der Lunge => Schädigung der elastischen und<br />

kontrakilen Elemente<br />

• Gemischt Dyspnoe<br />

o Ein – und Ausatmung gleich beschwert<br />

o Verlängerte Ausatmungsdauer<br />

o Bei fortgeschrittenen Bronchitiden, Bronchopneumonien...<br />

o Auch Folge exogenen Sauerstoffmangels, einer Anämie, Hyperkapnie und Azidose<br />

(Kussmaul’sche Atmung)<br />

• Zur Untersuchung v.a. Auskultation und Perkussion wichtig<br />

• Weitere Untersuchungen<br />

o Bronchoskopie<br />

o Sekretzytologie<br />

o Röntgen<br />

o Pneumatachografie<br />

o Szintigrafie<br />

o Spirografie<br />

o Messung des CO2- und 02- Gehaltes im arteriellen Blut<br />

• Je nach Ergebnissen der Untersuchungen wird entsprechende Therapie eingeleitet<br />

Röntgen an Thorax und Lunge<br />

• Dient der Abklärung schwer diagnostizierbarer Lungenerkrankungen<br />

• Lungen der Röntgenuntersuchung zugänglich wie kaum ein 2. Organ<br />

o Röntgenstrahlen durchdringen Lungengewebe gut<br />

• Veränderungen an der Lunge => vermehrte Strahlenabsorption => werden gut sichtbar<br />

• Erhöhter Luftgehalt => vermehrte Strahlendurchlässigkeit<br />

• Röntgen allg<br />

o Stellen, an denen der Film nicht geschwärzt ist = Verschattungen oder Verdichtungen<br />

91


o Stellen mit vermehrter Schwärzung sind Aufhellungen oder vermehrt<br />

Strahlendurchlässig<br />

• Lungengefäße<br />

o Leitstrukturen im normalen Röntgenbild<br />

o Streifige oder bandartige Strukturen in Strahlen transparenter gashaltiger Lungen<br />

o Ausgerichtet auf den Hilus<br />

o Werden undeutlicher bei Prozessen, die mit Verlust der Luft in Alveolen und dichter<br />

werdendem Lungengewebe einhergehen<br />

• Bronchialbaum<br />

o „gesunde“ Bronchien im „gesunden“ Lungengewebe auf Röntgenbild nicht darstellbar<br />

o von Segmentbronchien an nach peripher kann man Bronchien sehen, wenn<br />

peribronchiales Gewebe infiltriert ist<br />

o dicke Ringe: akute Bronchitis<br />

o dünnere Ringe: chronische Bronchitis<br />

o nur bei schwerwiegenden Bronchitiden Veränderungen zu sehen<br />

o quergetroffene Bronchien sind knotige Schatten, wenn sie mit Flüssigkeit gefüllt sind<br />

• Lungenparenchym<br />

o Erhöhte Strahlendurchlässigkeit bei emphymatösen Veränderungen<br />

o Verstärkte Strahlendichte des Lungengewebes durch krankhafte Prozesse im<br />

Lungengewebe<br />

� Bevorzugen Alveolarinnenräume, oder bleiben auf Interstitium beschränkt<br />

o Sitz, Art und Ausbreitung der Veränderungen führen im Röntgenbild zu verschiedenen<br />

Verschattungsmustern und Texturen<br />

• Alveoläre Lungenzeichnung<br />

o Durch Flüssigkeits – Sammlung in Alveolen<br />

o Luftverlust der Alveolen in Atelektasen<br />

o Alveolen nicht mehr luftgefüllt => Kontrastfähigkeit verloren<br />

o Typ.: wolkig – fleckige, unscharf begrenzte Verdichtung<br />

o Zwischen Verdichtungszonen liegen Alveolargruppen, die noch lufthaltig sind => Bild<br />

einer partiell – alveolären Zeichnung (Luftalveogramm)<br />

o Häufige alveoläre Erkrankungen beim <strong>Pferd</strong> (rufen typ. alveoläre Zeichnung hervor):<br />

Bakterielle / mykotische Pneumonie<br />

Lungenödem<br />

Belastungsinduziertes Lungenbluten<br />

• Interstitielle Lungenzeichnung<br />

o Dazu gehört: alveoläres Gerüst, interlobuläre Septen, peribronchiales und<br />

perivaskuläres Gewebe mit Lungengefäßen und subpleurales Gewebe<br />

o Interstitium = Hintergrund für Lungenzeichnung<br />

o Typ.: allgemeiner Kontrastverlust => Gefäßzeichnung wird deutlich schärfer<br />

o Oft auch retikuläre Strukturvermehrung zu beobachten<br />

o Hervorgerufen durch: bakterielle, mykotische oder parasitäre Pneumonien,<br />

Lungenödem und Lungenbluten<br />

o Oft keine genaue Zuordnung (bronchial, alveolär, interstitiell) möglich => „gemischte“<br />

Lungenzeichnung<br />

o Bei älteren Tieren öfter mal interstitielle Lungenzeichnung -> dann nicht pathologisch,<br />

sondern altersbedingte Zunahme des Lungenparenchyms<br />

• Röntgenbilder möglichst am Ende der Inspiration<br />

o Beste Kontrastfähigkeit der Lunge<br />

• Am stehenden, nicht sedierten Tier durchführen<br />

• Erfassung des gesamten Lungenfeldes: beim <strong>Pferd</strong> 4 Aufnahmen nötig<br />

• Fohlen bis 6 Monate: eine latero – laterale Aufnahme deckt das gesamte Lungenfeld ab<br />

• COB (Chronisch obstruktive Bronchitis)<br />

o Röntgenbefunde oft nur geringgradig und unspezifisch<br />

o Verminderte Strahlendurchlässigkeit des gesamten Lungenfeldes, nimmt nach kaudo<br />

– dorsal zu<br />

o Bronchialwände scheinen verdickt<br />

• Interstitielle Lungenerkrankungen (interstitielle Pneumonie)<br />

o Klinisch recht schwer zu diagnostizieren<br />

o Homogen verminderte Strahlendurchlässigkeit<br />

92


o Alveoläre Pneumonien => wolkige Verschattungen<br />

o Pleuritis: Konturen aller Strukturen erscheinen verschwommen und unscharf<br />

o Pleuraerguss: deutlich abgegrenzte Verschattung des ventralen Thorax und nicht<br />

erkennbare Konturen von Herz und großen Gefäßen<br />

o Fibringerinnsel: vertikal ausgerichtete unscharfe Verschattungen<br />

• Belastungsinduziertes Lungenbluten:<br />

o Verschattungen im caudodorsalen Bereich<br />

• Lungenabszesse<br />

o Abgegrenzte Verschattungen<br />

o Oft Flüssigkeitsspiegel mit aufgelagerten Gasblasen im Abszess<br />

o DD: Neubildungen<br />

Tracheobronchoskopie<br />

• Direkte Betrachtung des oberen Atmungstraktes<br />

• Entnahme von Sekret aus Trachea und Hauptbronchien<br />

• Endoskop wird in ventralen Nasengang eingeführt<br />

• Wird am stehenden, fixierten Tier im Zwangsstand durchgeführt<br />

• Bei aufgeregten Tieren: Sedation<br />

• Erlaubt Beurteilung der SH<br />

Zytologie des Tracheobronchialsekretes (TBS)<br />

• Gewonnen unter endoskopischer Kontrolle mittels Aspiration<br />

• Gewonnenes TBS: mikrobiologisch, mykotisch und sekretzytologisch untersuchen<br />

• TBS sollte SOFORT NACH Probennahem aufbereitet werden<br />

• Bei lungengesunden <strong>Pferd</strong>en oft nur wenige Tropfen klaren Sekretes<br />

o nur wenige Alveolarmakrophagen<br />

• geringgradige COB<br />

o überwiegend polymorphkernige, neutrophile Granulozyten<br />

o wenige Alveolarmakrophagen, Epithelzellen, Mastzellen und eosinophile Granulozyten<br />

• mittelgradige COB<br />

o deutlich zellreicher<br />

o Sekret hat erhöhten Gehalt an polymorphkernigen, neutrophilen Granulozyten<br />

o Abnahme von Alveolarmakrophagen<br />

o Oft schaumige Makrophagen, die bei Obstruktion der kleinen Atemwege vermehrt<br />

Surfactant bilden<br />

� Zeichen des verlangsamten Sekrettransportes aus terminalen<br />

Lungeneinheiten = charakteristisch für Bronchitiden, Zeichen der Dyskrenie<br />

o Vermehrt Curschmann – Spiralen<br />

� Entstehen durch Ausgüsse der terminalen Bronchien<br />

� Anwesenheit = Zeichen für Obstruktion kleinerer Atemwege<br />

• Hochgradige COB<br />

o TBS beherrscht von polymorphkernigen, neutrophilen Granulozyten<br />

o Verbleibende Räume zw. neutrophilen Granulozyten werden mit Schleim ausgefüllt<br />

=> Differenzierung anderer Zellen unmöglich!!!<br />

• Lungenwurminfektion: Eosinophilie und Mastzellen<br />

• Eosinophilie und Mastzellen = Immer Zeichen für chronisch Erkrankung allergischer Genese!!<br />

Lungenfunktionsprüfung<br />

• Ziel: charakteristische und definitive Kenngrößen, die Art und Weise und Gesamtmenge des<br />

Gasaustausches quantitativ erfassen<br />

• Anwendung: genaue Erfassung vom pulmonalen bronchialen Funktionszustand<br />

• Respiratorische Insuffizienzen oft Ergebnis dynamischer Veränderungen<br />

• Beurteilung der Effizienz des Gasaustausches ermöglicht:<br />

o Exakte Diagnose von Lungenfunktionsstörungen<br />

o Erkennen von Lungenfunktionsbeeinträchtigungen lange vor deren klinischer<br />

Manifestation<br />

o Therapiekontrolle durch objektive Messvergleiche<br />

• Nur Beziehung zwischen Volumen, Atemstromstärke und Druck erlaubt Errechnung von<br />

Lungenfunktionsparametern => Einschätzen der Lungenfunktion<br />

93


• Maximale interpleurale Druckdifferenz<br />

o Differenz zwischen niedrigstem inspiratorischen und höchstem exspiratorischen Druck<br />

o Gesunde <strong>Pferd</strong>e liegen zwischen 2-4 cm Wasser<br />

o Erhöhung ist Zeichen für Bronchioobstruktion mit Bronchospasmus<br />

Ultraschall am Thorax<br />

• Einsatz von Schallköpfen mit 2,25 – 5 Mhz<br />

o Niedrigere Frequenz => höhere Eindringtiefe (bis ca. 25 cm)<br />

• Im Untersuchungsfeld sollte Haut enthaart, entfettet und mit Kontaktgel versehen werden<br />

• Rippen:<br />

o Wegen Totalreflexion am Knochen kein Bildaufbau möglich (= diagnostische<br />

Toträume)<br />

• Wird am stehenden Tier durchgeführt<br />

• Beide Thoraxseiten werden systematisch von dorsal nach ventral abgesucht<br />

• Schallkopf wird im Interkostalraum aufgesetzt<br />

• Rechte Thoraxseite: Caudal des Zwerchfells rechter Leberlappen und großes Kolon sichtbar<br />

• Linke Thoraxseite: caudal des Zwerchfells linker Leberlappen, dahinter Milz im 7. – 10.<br />

Interkostalraum<br />

• Pleurablätter: dünne weiße Linien, Schallkopfnah<br />

• Unter physiologischen Bedingungen Untersuchung des Herzens und der Pleura, mehr bringt<br />

nix<br />

o Lungengewebe kann nicht weiter beurteilt werden wegen der enthaltenen Luft<br />

• Entzündliche Lungenveränderungen: verdichtete Areale auf Bildschirm als hypoechogene<br />

Strukturen<br />

• Abszesse, die in direktem Kontakt mit Lungenoberfläche stehen sind inhomogenen<br />

Flüssigkeitsansammlungen => Abszesswand = echogene Begrenzungslinie<br />

• Tumuröse Veränderungen: inhomogenes Echomuster, v.a. wenn nekrotische Anteile im Tumor<br />

vorhanden sind<br />

• Unterbrechung des typischen Pleuraechos entweder durch periphere Lungentumoren selbst,<br />

oder durch die umgebende komprimierte Lunge („consoliated lung“)<br />

Pleuraerguß<br />

• Für Lunge typische Wiederholungsechos verschwinden<br />

• Typ. Ultraschallkriterien einer Flüssigkeit (echofreier Raum) zwischen ventraler Lungengrenze<br />

und parietalem Blatt der Pleura<br />

• Transsudate sind fast immer echofrei<br />

• Exsudate zeigen Binnenreflexe<br />

• Lungen werden durch Flüssigkeitsansammlungen nach dorsal verschoben<br />

Blutgasanalyse<br />

• Blutgaspartialdruck = anteilmäßiger Druck eines Gases an allen im Blut gelösten Gasen<br />

• Störungen der äußeren Atmung => Abfall des arteriellen O2- Partialdruckes (Hypoxie)<br />

• Schwerwiegende Störungen des pulmonalen Gasaustausches => Hyperkapnie (= Anstieg des<br />

arteriellen Kohlendioxidpartialdruckes)<br />

• Arterielle Hypoxämie und arterielle Hyperkapnie = Leitsymptome der respiratorischen<br />

Insuffizienz<br />

• Unterscheidung verschiedener Formen<br />

1. respiratorische Partialinsuffizienz<br />

o pa O2 sinkt<br />

o pa CO2 bleibt gleich<br />

2. respiratorische Gobalinsuffizienz<br />

o pa O2 sinkt<br />

o pa CO2 steigt<br />

3. manifeste respiratorische Insuffizienz<br />

o arterielle Blutgaspartialdruckveränderungen schon in Ruhe<br />

4. latente respiratorische Insuffizienz<br />

o arterielle Blutgaspartialdruckänderungen erst nach körperlicher Belastung<br />

• respiratorische Insuffizienzen sind keine eigenständigen Erkrankungen<br />

94


o funktionelle Störung, die im Verlauf verschiedener Erkrankungen der Lunge oder des<br />

Herz – Kreislaufsystems auftreten<br />

o respiratorische Partialinsuffizienz (arterielle Hypoxämie) oft bei <strong>Pferd</strong>en mit mittel –<br />

hochgradiger COB<br />

• Ursachen der arteriellen Hypoxämie<br />

o Hypoventilation<br />

o Beeinträchtigte Hypoventilation (z.B. bei Bronchialobstruktion)<br />

o Ventilations- und Perfusionsstörungen<br />

o Rechts – Links – Shunt<br />

o Einatmen von Luft mit vermindertem O2 - Gehalt<br />

• Ursache der respiratorischen Globalinsuffizienz meist alveoläre Hypoventilation<br />

• Respiratorische Globalinsuffizienz bei <strong>Pferd</strong>en mit COB = Zeichen für zunehmende Zahl von<br />

Bronchialverschlüssen -> Folge = respiratorische Azidose<br />

• Kliniker kann aus der Laborwerten 4 Störungen diagnostizieren<br />

o CO2 – Retention = respiratorische Azidose<br />

o CO2- Depletion = respiratorische Alkalose<br />

o HCO3- Depletion = metabolische Azidose<br />

o HCO3- Retention = metabolische Alkalose<br />

• Beurteilung der Lungenfunktion: nur mit arteriellem Blut möglich!!!<br />

o Punktion der A. carotis externa handbreit proximal des Überganges der Vorderbrust in<br />

den Hals<br />

• Arterielles Blut so schnell wie möglich untersuchen!!!!<br />

o Kann bis zu 2h im Kühlschrank lagern, ohne dass Werte wesentlich verändert werden<br />

Krankheiten der oberen Atemwege<br />

• Untersuchung durch Adspektion der Nasengänge...<br />

• Symptome beim Vorliegen einer Erkrankung der Nase<br />

o Schnauben<br />

o Prusten<br />

o Nasenausfluss<br />

o Stridor nasale<br />

o Unterschiedliche Stärke der Ausatmungsluft aus beiden Nüstern<br />

o Veränderte Nüsternstellung<br />

o Vorwölbung im Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich<br />

95


Nüsternlähmung<br />

• Meist einseitig<br />

• Folge eines Traumas der oberen Backenäste des N. facialis<br />

• Betroffene Nüster länger und schlaffer als gesunde<br />

• Oberlippe auf gelähmter Seite nach unten gezogen => Schiefstellung der Oberlippe<br />

• Angestrengte Inspiration bei Bewegung: schiefe Oberlippe kann zu flatterndem Geräusch<br />

führen<br />

• Akute Lähmung meist traumatische Ursache<br />

o Gute Prognose, da reversibel<br />

Therapie<br />

• Ruhe, max. langsame Bewegung im Schritt<br />

• Ursache bekannt => beheben<br />

• Selten: bleibende funktionelle Störung<br />

o beeinträchtigt Verwendung im Trab und im Galopp und tws. Futteraufnahme<br />

Nasenbluten (=Epistaxis)<br />

• keine genau definierte Erkrankung<br />

• evtl auch Symptom von Blutungen aus Nasennebenhöhlen, Trachea, Luftsack oder Bronchien<br />

• Unterscheidung<br />

o Epistaxis mit tropfendem Blutfluss<br />

o Rhinorrhagie mit strahlenförmigem Blutfluss<br />

Ätiologie<br />

• Örtlich und plötzlich auftretende Blutungen meist Trauma las Ursache oder meist arrodierte<br />

und zerfallende Geschwüre<br />

• Verletzung des Siebbeins durch Nasenschlundsonde<br />

o Blut ergießt sich im Strahl aus einer oder beiden Nüstern<br />

• Symptomatische Blutungen in Verbindung mit<br />

o Koagulopathien<br />

o Hämorrhagischen Diathesen<br />

o Gefäßwandschäden<br />

o Fieberhafte Septikämien (im Verlauf einer Infektionskrankheit)<br />

• Untersuchung an Rennpferden nach Belastungen: großer Teil der Tiere hat Blutauflagerungen<br />

o Rupturen größerer oder kleinerer Lungengefäße oder Blutungen aus Kapillargebieten<br />

• Morbus maculosus equi, toxische Einflüsse und Luftsackmykosen: tropfenweiser,<br />

rezidivierender Blutaustritt aus den Nüstern<br />

• Anfallsweises Nasenbluten bei Arrosionsblutungen oder bei Ruptur der A. carotis interna<br />

Symptome<br />

• Von Bedeutung: Einschätzung der verlorenen Blutmenge und der Beschaffenheit des Blutes<br />

• Hellrot – schäumender Nasenausfluss: Lungenblutungen<br />

• Bräunlich – dunkler Nasenausfluss: nekrotischer Gewebezerfall im Nasenbereich<br />

• Einseitiger, blutiger Nasenausfluss bei Blutungen in Nase oder Nasennebenhöhle<br />

• Hinter Choanen: Blutung aus beiden Nüstern!!<br />

• Blutaspiration möglich => Husten<br />

• Blutmenge schwer einzuschätzen<br />

• Siebbeinblutungen haben nach 15 Minuten spontane Blutstillung, bis dahin bis 1l Blutverlust<br />

möglich<br />

Diagnose<br />

• Wenn kein Trauma bekannt, ist Ursache schwer festzustellen<br />

• Endoskopie zum Finden der Ursache<br />

Therapie<br />

• Örtlich erreichbare Blutungen kauterisieren<br />

• Tamponade der Blutungsstelle mit adrenalin- bzw. thrombinhaltigen Tupfern<br />

• Lange und starke Blutungen: Vollbluttransfusionen oder Infusionen mit Plasmaexpandern<br />

• Blutungen aus Luftsäcken: Unterbinden der A. maxillaris, bzw. des Zweiges der A. carotis<br />

Prognose<br />

• Trauma als Ursache hat meist gute Prognose<br />

96


• Starke profuse Blutung: Gefahr des Verblutens<br />

• Geschwulste als Ursache: ungünstige Prognose<br />

Nasenkatarrh<br />

• Entzündung der Nasen – SH<br />

• Unterscheidung nach Beschaffenheit des Sekretes in:<br />

o Rhinitis acuta catarrhalis<br />

o Rhinitis acuta purulenta<br />

o Rhinits acuta necrotica<br />

Ätiologie<br />

• Selten selbstständig<br />

• Meist in Verbindung mit infektiösen Erkrankungen des Respirationsapparates<br />

• Nichtinfektiöse (=primär ) begünstigt durch schädigende Umweltfaktoren und<br />

Resistenzschwäche<br />

• Auslösende Faktoren<br />

o Reizung der Nasen SH durch Gase, Rauch, Staub und Dampf<br />

o Starke Hitze bei Bränden<br />

o Unterkühlung<br />

o Plötzlicher Witterungswechsel<br />

o Transporte in ungeeigneten Fahrzeugen bei niedrigen Temperaturen<br />

o Immunreaktionen, ausgelöst durch Allergene<br />

• Im Verlauf oft Sekundärinfektionen mit Streptokokken, Staphylokokken oder Pilzen<br />

Pathogenese<br />

• Abhängig von Quantität und Qualität der einwirkenden Faktoren<br />

o Hyperämie<br />

o Schwellung<br />

o Serös bis schleimig – eitrige Sekretion<br />

• Schwere Fälle auch blutige Errosionen, bzw. Geschwüre<br />

• SH- Schwellung und Auflagerung von Exsudat => Behinderung des Luftstroms (Dyspnoe)<br />

• Komplikation: Übergreifen der Entzündung auf Nasennebenhöhlen, Larynx, Pharynx und<br />

Luftsäcke<br />

Diagnose und DD<br />

• Nicht schwer<br />

• Für DD wichtig, ob Rhinitis primär oder sekundär<br />

• Keine deutliche Störung des AB, solange keine erhebliche Schwellung der Nasen – SH vorliegt<br />

• Qualität des Nasenausflusses wichtig<br />

• Beginn: seröser, später schleimig – eitriger Nasenausfluss<br />

• SH deutlich gerötet und injiziiert<br />

• Tws. gehäuftes Schnauben<br />

• Längeres Bestehen mit Einengung der Nasengänge (Schleim, Schwellung) => schniefend –<br />

schnarchendes Atemgeräusch<br />

o Grad der Lumeneinengung beeinflusst Stärke<br />

• Follikuläre Rhinitis oft nach vorausgegangener Hyperämisierung und Ödematisierung der<br />

Nasen – SH<br />

o Nebeneinanderliegende, stecknadelkopfgroße, runde hellrot- blassgelbe Knötchen<br />

• Nekrotische Prozesse: Nasenausfluss stinkt<br />

• Nebenhöhlenempyeme<br />

o Genau wie katarrhalisch – purulente Entzündung des Luftsackes<br />

o Einseitiger Nasenausfluss, verstärkt durch Senken des Kopfes<br />

o Diagnose mittels Endoskop möglich<br />

• Verdacht auf Nasenrotz: höchstmöglicher Infektionsschutz für Untersucher und Hilfsperson!!<br />

Prognose<br />

• Akute Rhinitis hat günstige Prognose, v.a. wenn Auslöser abgestellt wird<br />

o Heilung nach 5 – 10 d<br />

• Chronische Form: schlechte Heilungstendenzen<br />

o Oft mit anderen Krankheiten (Sinusitiden) verbunden => komplizierte Heilung<br />

Therapie<br />

• Beseitigung der schädigenden Umwelteinflüsse<br />

97


• Staubfreie Fütterung<br />

• Viel frische Luft<br />

• Schwere Fälle: Spülung mit milder Lösung (Kamillosan oder 0,2%ige Akridinlösung)<br />

• Starke SH- Schwellung: glukokortikoidhaltiges Präparat zur Spülflüssigkeit zusetzen<br />

• SH – Katarrhe, kompliziert durch bakterielle Sekundärinfektion: Aerosolbehandlung mit Zusatz<br />

von Antibiotika und ätherischen Ölen<br />

• Exsudatmassen an Nüstern entfernen, Stellen mit Nasenöl oder entzündungshemmenden<br />

Salben versorgen<br />

• Chronische Form: 1-2x pro Tag SH mit 1% Silbernitrat- oder Zinkchloridlösung benetzen!!<br />

Zahnsackzysten der Kieferhöhle<br />

Definition<br />

• Zystös erweiterte Zahnsäckchen, die die Kiefehöhle ausfüllen = follikuläre Zysten<br />

o Können Os maxillare nach außen vorwölben<br />

o Komprimierung der Nasenmuschel => sekundäre Stauungen und Degeneration<br />

Ätiologie<br />

• Überzählige, retenierte Zahnkeime -> im Proc. Alveolari des OK Entwicklung von Zysten<br />

möglich -> Ausbreitung in Richtung Kieferhöhle und Nasenmuschel<br />

• Druck- und Verdrängungserscheinungen => Kieferhöhle und Nasenhöhle zu großem Raum<br />

vereinigt<br />

• An Zysten grenzende Gewebeabschnitte: Degenerationserscheinungen, evtl. Absonderung von<br />

Schleim<br />

• Umgebende Knochenstruktur kann sich verändern => ähnelt Osteodystrophia fibrosa<br />

Symptome<br />

• Meist bei Jährlingsfohlen während Wachstum, von P3 und P4<br />

• Zunehmende Schwellung im Oberkiefer<br />

o Nicht warm oder schmerzhaft<br />

• Perkussion: heller Ton<br />

• Einseitiger Augenausfluss durch Verlegung des Tränen- Nasen- Kanals möglich<br />

• Stärkere Ausbildung: einseitiger Nasenausfluss<br />

• Stenose im Naseneingang => exspiratorische trompetenähnliche Geräusche<br />

Diagnose und DD<br />

• Symptome<br />

• Röntgen zur Diagnosesicherung!<br />

• Zeichen für Vorliegen einer Zahnsackzyste:<br />

o Verzögerung des Zahnwechsels<br />

o Lockere Zähne<br />

o Zurückbleiben eines Prämolaren<br />

o Nicht – in – Reibung – treten von Molaren<br />

• DD: alle Geschwulstformen<br />

Therapie<br />

• Radikal-OP mit Entfernung der gesamten Zystenwand<br />

• Zystenwand kann bis 10 mm dick werden<br />

• Nachbehandlung: Spülungen<br />

Prognose<br />

• Zweifelhaft<br />

• Lange Heilungsdauer und Störung im Zahnwechsel => schlechte Futteraufnahme und<br />

Leistungsminderung<br />

Nekrose der Nasenmuschel<br />

Definition<br />

• Bakteriell bedingtes Absterben der mittleren aboralen oder rostralen Abschnitte der<br />

Nasenmuschel bei älteren <strong>Pferd</strong>en<br />

• Sehr selten<br />

Ätiologie<br />

98


• Infekt. Katarrhe der oberen Luftwege und komplizierte Verlaufsformen der Druse als Ursache!<br />

Symptom<br />

• Handbreite, bogenförmige Hervorwölbung auf Mitte des Nasenrückens<br />

o Reicht von Mitte zw. beiden nasalen Lidwinkeln bis Höhe des P2<br />

• Wölbung anfangs hart, später eindrückbar und schmerzhaft -> dann auch eitriger, jauchiger,<br />

bräunlicher und stinkender Nasenausfluss<br />

• Stenosebedingte in- und exspiratorische Schnarchgeräusche<br />

• Kehlgangslnn. nur leicht vergrößert, kaum schmerzhaft<br />

• Nasen – SH ödematös und glasig<br />

• Oft mit Kieferhöhlenempyem verbunden<br />

Diagnose<br />

• Sichtbare Veränderungen, Röntgen, Endoskopie und charakt. Nasenausfluss => relativ sichere<br />

Diagnose!! Schwellung der Nasen – SH => Einführen der Nasenschlundsonde kaum<br />

mögliche!!<br />

• Perkussion: über Anschwellungen ist auf Nasenrücken dumpfer Ton hörbar<br />

DD<br />

• Maligne Tumoren<br />

o Undeutlich umschriebene Vorwölbungen im OK und Nasennebenhöhlen<br />

• Empyeme der Kiefer- und Stirnhöhle<br />

• Follikuläre Zyste und schleimige Degeneration<br />

o Nur bei Jährlingsfohlen<br />

o Nasenausfluss serös und geruchlos<br />

Therapie<br />

• Starke Atemnot => temporäre Tracheotomie<br />

o Narkotisiertes Tier: Schnittführung 2 cm neben Medianlinie über Nasenrücken -><br />

Trepanation nach Präparation des Periost -> Entfernung der Nekrosen<br />

• OP-Wunde bei tief gelagertem Kopf spülen<br />

• Nachbehandlung: Antibiose!!<br />

o Alle 2-3 d spülen<br />

Prognose<br />

• In Anfangsphase meist komplikationsloser Verlauf<br />

• Schon sekundär entstandene Aspirationspneumonien oder Meningitiden => in faust<br />

Schleimige Degeneration der Nasenmuschel<br />

Definition<br />

• Beim Fohlen<br />

• Einseitige, schleimige Degeneration der Nasenmuschel<br />

• Schleimzysten füllen Raum zwischen Nasendach, Nasenboden, OK- Knochen und<br />

Nasenseptum<br />

Ätiologie<br />

• Ursache ungeklärt<br />

• Eventuell Ausdruck eines ernährungsbedingten sekundären Hyperparathyreodismus<br />

Symptome<br />

• Jährlingsfohlen: in Höhe der Kieferhöhle allmählich einseitige Hervorwölbung zwischen<br />

Nasenrücken, Crista facialis und Orbita<br />

• Nasale Stenosen => in- und exspirator. pfeifende oder schnarchende Geräusche<br />

• AB meist ungestört<br />

• Klinisches Bild ähnlich Zahnsackzyste in Kieferhöhle<br />

• Obere Nasenmuschel durch Zyste komprimiert<br />

• Ventrale Nasenmuschel: Druckveränderungen<br />

• In Umgebung angestauter Schleim und gallertartige Masse<br />

• Seröser – schleimiger Nasenausfluss<br />

• Kehlgangslnn. evtl. leicht geschwollen<br />

Therapie<br />

• Resektion der Nasenmuschel<br />

Prognose<br />

• Frische Fälle mit rechtzeitiger OP: Heilung ist möglich!!<br />

99


Osteodystrophia fibrosa<br />

Definition<br />

• Endokrin gesteuerter, erhöhter Abbau von Knochensubstanz, verbunden mit adaptiv<br />

gesteigerter Bindegewebszubildung<br />

• Beim Jungtier v.a. Veränderung des Ober- und Unterkiefers<br />

Pathogenese<br />

• Kann in jedem Alter auftreten<br />

• Zentrale Rolle: alimentär bedingter Ca- Mangel und/oder P- Überschuß<br />

• Verschiebung im Ca:P Verhältnis wegen falscher oder qualitativ ungenügender Fütterung -><br />

im Blut Abweichung im Ca:P Verhältnis<br />

=> sekundär alimentärer Hyperthyreodismus<br />

• Beginn: Demineralisierung des Skelettes, bei juvenilen Tieren v.a. in den Wachstumszonen<br />

• Resorption ganzer Knochenbälkchen => Anregung der Osteoblasten zur Neubildung von<br />

Knochen<br />

=> neu gebildeter Knochen kann nicht durch Kalkablagerungen gefestigt werden,<br />

sondern wird durch Zubildung von Bindegewebe seiner Funktion angepasst<br />

Symptome<br />

• Veränderungen am gesamten Skelett<br />

• Auffällig: Auftreibungen am Kopf<br />

o Meist beiderseits<br />

o OK und UK betroffen<br />

• Zunahme fibrösen Gewebes => Lockerung/ Ausfall von Backenzähnen => Schwierigkeiten<br />

bei der Futteraufnahme<br />

• Schleimiger Nasenausfluss<br />

• Tränenfluss durch Verlegung des Tränen – Nasen – Kanals<br />

Diagnose<br />

• Stärkere Ca – Verarmung => Röntgen liefert gute Hinweise<br />

• Blut:<br />

o Ca- und P- Werte<br />

o Aktivität alkalischer Phosphatase<br />

o CAVE!!! Bei juvenilen Tieren sind diese Werte eh’ schon erhöht<br />

• Analyse des Futters<br />

Therapie<br />

• Abhängig vom Krankheitsstadium<br />

• Beginn: sofort Futterumstellung<br />

• Kleiefütterung nicht zu empfehlen (hoher P- Gehalt)<br />

• Ca- Gabe!!<br />

Prognose<br />

• Abhängig vom Stadium<br />

• Frühe Fälle: günstig<br />

• Fortgeschrittene Fälle: ungünstig<br />

Gaumensegelverlagerung<br />

= DDSP (Dorsal Displacement of Soft Palatinum)<br />

Definition<br />

• Atmungsbehinderung durch temporäre oder permanente Verlagerung des Gaumensegels nach<br />

dorsal<br />

Ätiologie<br />

• Bei unverändertem Gaumensegel schon in Ruhe (je nach Kopfhaltung) möglich!<br />

• Gaumensegel legt sich über Epiglottis => hptsl. exspiratorische Dyspnoe<br />

• Kann sekundär auftreten als Folge von<br />

o Parese / Paralyse des M. palatinum oder M. levator veli palatini bei Druse<br />

100


o Katarrh der Luftwege<br />

• Lähmungen: Ursache für Fixierung der Epiglottis in ventraler Position<br />

Symptome<br />

• Bei schnelleren Gangarten plötzlich Atemnot<br />

o Pharyngeale, schlotternde, vibirierende exspiratorische Atemgeräusche, oft verbunden<br />

mit längeren Hustenanfällen<br />

• Temporäre dorsale Verlagerung des Gaumensegels => Mundatmung<br />

Diagnose und DD<br />

• Relativ einfach durch Auskultation vor, während und nach der Belastung zu stellen<br />

• Endoskopie: Gaumensegel liegt über der Epiglottis<br />

o Kehlkopf erscheint klein<br />

• DD Recurrenslähmung<br />

o Deutliche Asymmetrie der Stimmritze<br />

o Einsinken des Arylknorpels<br />

• Verdickungen der SH und follikuläre Pharyngitiden<br />

o Vergleichbare, aber leisere in- und exspiratorische Atemgeräusche<br />

o V.a. bei jungen <strong>Pferd</strong>en<br />

• Neubildungen und Zysten an Larynx, v.a. unter Epiglottis<br />

• Chronische Bronchitis und Laryngitis mit Hypertrophie der SH<br />

o Genaue Lungen – US!!!<br />

• Bestimmte Herzkrankheiten<br />

o Atemnot<br />

o Stenosegeräusche<br />

o Genaue klinische Untersuchung<br />

Therapie<br />

• Sekundär durch Choking up bedingt => Lockerung des Gebisses und Hervorziehen der Zunge<br />

• Rezidivierendes Choking up<br />

o Myektomie der M- sternohyoideus, sternothyreoideus und omohyoideus<br />

Untere Halskontur bleibt dadurch unverändert!!!!!<br />

• Kürzung des Gaumensegels<br />

Prognose<br />

• Bei OP sehr gut<br />

Erkrankungen des Kehlkopfes<br />

Kehlkopfentzündung (Laryngitis)<br />

Definition<br />

• Akute oder chronische Entzündung des Kehlkopfes<br />

• Druckempfindlichkeit des Kehlkopfes<br />

• Trockener Husten<br />

Ätiologie<br />

• Unterscheidung in : Katarrhalisch<br />

Katarrhalisch – eitrig<br />

Kruppöse (fibrinöse) Form<br />

• Ursachen<br />

o Gase, Rauch, Staub<br />

o kaltes Wasser bei Überhitzung<br />

o Druse<br />

o Influenza<br />

o Allergien<br />

o Rhinitiden<br />

o Pharyngitiden<br />

o Tracheitiden<br />

101


• Veränderungen der Kehlkopf – SH (Hyperämie, Ödeme) => Schmerzhaftigkeit<br />

• Je nach Stärke der Einengung der Atemwege Dyspnoe bis starke Atemnot<br />

• Chronische Laryngitis NICHT verbunden mit Atmungsbehinderung<br />

o Eher Atrophie der SH oder Narben<br />

Symptome<br />

• Akute Form: AB wenig beeinflusst<br />

• Häufiger, kräftiger, meist trockener Husten<br />

• Husten: gestreckte Halshaltung bei gesenktem Kopf<br />

o V.a. bei Fütterung oder Bewegung bei kalter Luft<br />

• Beteiligung des Pharynx: Husten kann feucht werden<br />

• Husten sehr leicht auslösbar<br />

o Meist mit Schmerzen verbunden!!<br />

• Chronische Form<br />

o Kaum Symptome<br />

o Husten nicht schmerzhaft<br />

o Kehlkopf nicht schmerzhaft<br />

o Husten sehr leicht auslösbar<br />

Diagnose<br />

• Charakt. Klinische Symptome<br />

• Laryngoskopie: Feststellen der Entzündungsart<br />

DD<br />

• Kehlkopfödem<br />

• Primärerkrankungen der unteren Luftwege<br />

• Chronische Laryngitis oft verbunden mit chronischer Bronchitis<br />

Therapie<br />

• Beseitigung des Grundleidens<br />

• Inhalation antiphlogistischer und antiseptischer Aerosole oder sekretolytischer Dämpfe<br />

• Gabe von Hustenreiz mildernden Präparaten<br />

• Nichteitrige SH- Schwellungen: Glukokortikoid- Gabe in Kombi mit Antibiotikum<br />

• Chronische Laryngitis<br />

o Hyperämisierende Einreibungen<br />

o Wärmeapplikation<br />

o Aerosole von Glukokortikoiden<br />

o Antihistaminika<br />

• Schnell entstehende allergische Reaktionen => Tracheotomie<br />

• Tracheotubus sollte bis zum Abklingen der entzündlichen Veränderungen liegen bleiben<br />

Kehlkopfverletzungen<br />

• V.a. nach Unfall und Strangulation<br />

Symptome<br />

• Je nach Ausmaß der Wunde<br />

• Absonderung eines schaumig- blutigen Schleimes durch die Hautwunde<br />

• Aspiration der Wundränder => Atemnot<br />

• Nicht perforierende Wunden => Sekundärinfektionen => Atembeschwerden<br />

Therapie<br />

• Allgemeine Antibiose<br />

• Lokale chirurgische Wundbehandlung und Wundversorgung<br />

• Starke Atemnot => Tracheotomie (temporär)<br />

Larynxödem (Kehlkopfödem)<br />

• Erhebliche ödematöse Schwellung der Kehlkopf-SH<br />

• Mehr oder weniger starker Verschluss der Atemwege<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Ödematisierung der Kehlkopf – SH bei jeder akuten Laryngitis<br />

102


• Hochgradige Schwellungen mit bedrohlicher Atemnot, v.a. nach Insektenstichen als<br />

allergische Reaktionen<br />

• Einatmen reizender Gase<br />

• Stauungen der V. jugularis<br />

• Kardial bedingte Stauungen<br />

• Ödematisierung auch bei vielen Infektionskrankheiten<br />

o Milzbrand<br />

o Morbus maculosus<br />

• Verengung der Kehlkopföffnung => Dyspnoe und akute Erstickungsgefahr<br />

Symptome<br />

• Akuter Verlauf: gemischte, aber vorwiegend inspiratorische Stenosegeräusche und Dyspnoe<br />

• Stark erschwerte, röchelnde oder pfeifende Atmung => Angstzustände, Unruhe,<br />

Schweißausbrüche, Pulsschwäche, Zyanose und starke Venenfüllung<br />

• <strong>Pferd</strong>e stehen da mit gestrecktem Hals und geweiteten Nüstern<br />

Diagnose<br />

• Charakt. Klinisches Bild und Endoskopie erlauben sichere Diagnose<br />

DD<br />

• Laryngitiden<br />

• Kehlkopfpfeifen<br />

• Larynxspasmen<br />

• Umfangsvermehrungen der retropharyngealen Lnn.<br />

Therapie<br />

• Temporäre Tracheotomie bei lebensbedrohender Stenose<br />

• Nicht lebensbedrohliche Form<br />

o Hohe Dosen von Glukokortikoiden und Antihistaminika<br />

o Langsam i.v. Infusionen von Calciumgluconatlösungen (50- 100 ml)<br />

Prognose<br />

• Bei sofortiger Therapie gut<br />

• Generell aber abhängig von der auslösenden Ursache!!<br />

Chondritis chronica ossificans laryngis<br />

Definition<br />

• Chronische Form der Laryngitis, bei der Kehlkopfknorpel tws. oder vollständig ossifiziert<br />

Ätiologie<br />

• Ossifikation hptsl. durch Quetschungen, Wunden, etc.<br />

Symptome<br />

• Mehr oder weniger stark gestreckte Kopfhaltung<br />

• Verengung des Kehlkopflumens => in- und exspiratorische Stenosegeräusche<br />

• Ossifikation bis zur totalen Starre des Kehlkopfes, einzelne Knorpel palpatorisch nicht mehr zu<br />

unterscheiden!!<br />

Therapie<br />

• Unheilbar<br />

• Evtl. Dauertracheotomie => Net wirklich gut!<br />

Kehlkopfpfeifen, N- recurrens Lähmung<br />

Definition<br />

• Meist einseitige Lähmung des linken N. recurrens => Atrophie der betroffenen<br />

Kehlkopfmuskulatur => Erschlaffen des linken Stimmbandes und Einsinken des linken<br />

Arylknorpels<br />

• Charakt. Durch typisches inspiratorisches Stenosegeräusch<br />

• In erster Linie bei großen <strong>Pferd</strong>en<br />

• Bei Kleinpferden und Ponys nicht bekannt<br />

• Öfter bei Hengsten und Wallachen als bei Stuten<br />

103


Ätiologie und Pathogenese<br />

• Paralyse oder Parese des N. recurrens sinistra ist Hauptursache -> Lähmung und Atrophie der<br />

versorgten Muskeln -> Einsinken des Arylknorpels mit Annäherung an Stimmband =><br />

typisches inspiratorisches Stenosegeräusch<br />

• Rechtsseitig kaum festgestellt, hptsl. linksseitig<br />

o Vermutet: ist kürzer als rechts<br />

o Während Embryonalentwicklung Zerrung des linken N. recurrens an der<br />

Umschlagstelle => wesentlich empfindlicher<br />

• Rechts- oder beiderseitige Lähmungen meist wegen Schäden durch Abszesse oder<br />

Lymphosarkome im Thorax<br />

• Sekundäre Schädigung durch:<br />

o Infektiöse Erkrankungen des Respirationsapparates<br />

o Toxine von Streptokokkus equi -> führen über Lnn. zu Hemiphlegie<br />

• Evtl. erbliche Prädisposition<br />

Symptome<br />

• Entscheidendes Symptom: inspiratorische Stenosegeräusche (nur bei Belastung)<br />

• Manueller Verschluß der Nüstern: Geräusch verschwindet vorübergehend<br />

• Nüstern abwechselnd verschließen<br />

o Geräusch leiser => Stenose im Kehlkopfbereich<br />

o Geräusch auf einer Seite leiser, auf anderer lauter => Stenose an Nasengängen<br />

• Palpation Larynx: im fortgeschrittenen Stadium Assymmetrie der Muskulatur<br />

Diagnose<br />

• US in Ruhe, während und nach der Belastung<br />

• Genaue Anamnese!!!<br />

• In Ruhe keine Stenosegeräusche!!<br />

• Depressionstest<br />

o Arzt steht vor Patienten, lagert dessen Kinn auf seiner Schulter<br />

o Muskelfortsatz des Arytenoidknorpels in kranioventro mediale Richtung drücken,<br />

während die andere Hand die andere Seite unterstützt<br />

o Liegt Lähmung vor: inspiratorisches Geräusch kann ohne Kraftaufwand erzeugt<br />

werden<br />

• Nach Ruheuntersuchung: Beurteilung bei Belastung<br />

o An 3 aufeinanderfolgenden Tagen<br />

o Versammeltes Reiten oder longieren mit nach außen ausgebundenem Kopf<br />

o Belastung so lange, bis Atmung angestrengt wird<br />

o Positive Tiere: typisches Geräusch, das nach Ende der Belastung sofort wieder<br />

verschwindet<br />

• Endoskopie meist einfacher und schneller<br />

o Nur bei echter Hemiphlegia laryngis ragt linker Arylknorpel in Luftweg<br />

DD<br />

• Choking up bei Trabern<br />

o Zunge liegt mehr über Gebiss => bei Anzug der Zügel Verlegung der Luftwege<br />

o Eher exspiratorische Geräusche<br />

• Alle Zubildungen, die die Atemwege einengen<br />

• Paralyse der Nüsterndilatatoren bei Fazialislähmung<br />

• Verlegung der Atemwege durch Verlagerung des Gaumensegels<br />

o Hptsl. exspirat. Geräusche<br />

Therapie<br />

• Leichte Zerrung/ Quetschung des N. recurrens => Heilung nach spätestens 4-5 Monaten<br />

• Heilung kann durch Glukokortikoide unterstützt werden<br />

• Chronische Fälle: OP<br />

o Linksseitige Ventrikelektomie (=Entfernung der linken Stimmtasche nach<br />

Laryngotomie)<br />

• OP- Erleichterung: Tracheotomie<br />

o 2-3 d belassen, da sonst Erstickungsgefahr wegen Aspiration der Wundränder<br />

• Spätfolge der OP: Knorpelveränderungen wie Chondritis ossificans, Einengung des<br />

Kehlkopflumens, Fistelbildungen oder Knorpelnekrosen<br />

• Ventrikelelktomie<br />

104


o Erfolge für Freizeit – <strong>Pferd</strong>e ausreichend, bei Leistungstieren zusätzlich Laryngoplastik<br />

empfohlen!!<br />

Prognose<br />

• Funktionelle Wiederherstellung bei kombinierter OP zu 90%<br />

• Nach OP mindestens 6 Wochen Stallruhe!!<br />

Krankheiten der Luftsäcke<br />

• Luftsäcke = Ausstülpungen der Tuba auditiva, verbinden Pharynx und Paukenhöhle<br />

o Entwickeln sich bei Fohlen in ersten 2 Lebensmonaten<br />

o 300 – 500 ml Fassungsvermögen<br />

o Zungenbein: Unterteilung in medialen und lateralen Anteil<br />

o Lateraler Teil bedeckt von Glandula parotis<br />

o Medialer Teil liegt Wand des Nasen – Rachen – Raumes an<br />

o Von Rachenhöhle ausgehende Katarrhe werden vom Luftsack abgefangen => eitrige<br />

Otitis media bei Equiden sehr selten!!<br />

Luftsackentzündung<br />

Definition<br />

• Katarrhalisch- eitrige Entzündung der Luftsack –SH => Ansammlung von Exsudat in<br />

Luftsackhöhlen (= Luftsackempyeme oder Luftsackhydrops)<br />

• Akuter oder chronischer Verlauf möglich<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Akuter Luftsackkatarrh oft Folge von Virusinfektionen der oberen Luftwege oder akuter<br />

Streptokokkenpharyngitis, bzw. Druse<br />

• Auch durch Eindringen von Futterteilchen, Schimmelpilzen, Verletzungen oder eitriger<br />

Pharyngitis<br />

• Druse -> Abszeßbildung in retropharyngealen Lnn. -> Durchbrechen in Luftsäcke => eitrige<br />

Entzündung<br />

• Chronische Verlaufsformen nach Abklingen der Primärinfektion = Luftsackempyem<br />

Symptome<br />

• Vorausgegangene Primärinfektion => Verschlechterung des AB mit subfebrilen<br />

Körpertemperaturen<br />

• Charakt. Meist einseitige Anschwellung des Luftsackes in der Parotisgegend<br />

• Eher bei kurzhalsigen als bei langhalsigen <strong>Pferd</strong>en<br />

• Palpation: Schmerzhaftigkeit, oft auch Fluktuation<br />

• Verstärkt einseitiger Nasenausfluss<br />

o Schubweises Auftreten<br />

o Schleimig – eitrig bis klumpig und tws. fauliger Geruch<br />

o Verstärkt bei Senken des Kopfes und Druck auf die Parotisgegend<br />

• Eitergefüllter Luftsack kann Pharynxwand erheblich nach innen und unten vorwölben<br />

o Schluckbeschwerden<br />

o Regurgitieren<br />

o Stenosegeräusche bei Atmung<br />

• Hydrops und Konkrementbildung<br />

o Serös- schleimige Flüssigkeitsansammlungen, oft mit kugeligen Konkrementen mit<br />

glatter Oberfläche<br />

o Im Anschluß an serös- schleimige oder eitrige Entzündungen der Luftsäcke<br />

o Konkremente bilden sich aus abgeschilferten Epithelzellen, Blut,<br />

Entzündungsprodukten und nekrotischen Geweben<br />

o Runde Form durch Bewegung des Luftsackes<br />

o Werden „Chondroide“ genannt (= Luftsacksteine)<br />

o Fortgeschrittene Fälle: nur eingedickte, käsig – bröckelige Exsudatmassen werden<br />

vorgefunden<br />

o Klinische Untersuchung wenig zuverlässig, Palpation schmerzlos<br />

o Gesicherte Diagnose mit Röntgen!<br />

• Luftsackmykose<br />

105


o Epistaxis, Lähmung von Gaumen und Stimmbändern<br />

o Vorwiegend dorsal in medialer Luftsackkammer<br />

o Hptsl. Aspergillus als Ursache<br />

o Zu Beginn klinisch unauffällig<br />

o Pilzmyzel dringt in SH ein => Arrosion von Gefäßen oder Nervenschädigungen<br />

o Gefäßarrosionen, v.a. A: carotis interna => starkes, meist einseitiges Nasenbluten<br />

(Evtl. Verbluten!!)<br />

Diagnose<br />

• Endoskopie unerlässlich!!<br />

• Katarrhalisch eitrige Veränderungen und Empyeme: an Mündung der Tuba auditiva<br />

Sekretbahnen oder Sekretklumpen<br />

• Innenhöhle des Luftsackes: Rötung und Schwellung der SH, Sekretansammlung in medialer<br />

Kammer<br />

• Empyem: Eingang in Tuba auditiva oft verklebt => keine Entleerung des Eiters möglich<br />

• Luftsackmykosen endoskopisch am Besten feststellbar, wenn schon diphteroide Membranen<br />

vorliegen<br />

o Gelblich – braun, flächenhaft oder vereinzelt, trocken und sich deutlich von der<br />

Umgebung abhebend<br />

o Schon Gefäßarrosionen => im Eiter Blutungen zu finden<br />

o Auch Schädigung von Nerven möglich<br />

• Röntgen bei Diagnose große Bedeutung<br />

o Flüssigkeitsmenge<br />

o Konkremente<br />

o Ausmaß von Schwellungen<br />

o Tympanie<br />

o Geeignet für Verlaufskontrolle und Erkennen von Rezidiven<br />

DD<br />

• Epistaxis<br />

• Dysphagie<br />

• Schluckbeschwerden mit Regurgitation bei eitrigen Pharyngitiden<br />

• Parotisschwellungen<br />

• Lungenblutungen<br />

• Druse<br />

• Fraktur des Zungenbeins<br />

Therapie<br />

• Füttern und Tränken vom Boden<br />

• Mehrmaliges Senken des Kopfes am Tage (gleichzeitig Druck auf Luftsäcke ausüben)<br />

o Reicht teilweise schon für Selbstheilung<br />

• Luftsackspülungen unter Sichtkontrolle (Endoskop) mit antiseptischen und antiphlogistischen<br />

Lösungen<br />

o Ethacridinlödungen oder 3%ige H2O2<br />

• Nach Spülung Installation von Sulfonamid- oder Antibiotikapräparaten<br />

• Empyem, Hydrops, Mykose<br />

o Spülungen<br />

o Installation von Sulfonamiden, Antibiotika/ Antimykotika<br />

• Kongenitale Luftsackmeteorismen: nur chirurgische Eingriffe, helfen aber nicht immer!!<br />

• Hilft konservative Therapie nicht => OP mit Eröffnung des Luftsackes<br />

o CAVE: gefäß- und nervenreiches OP-Gebiet!!!<br />

Prognose<br />

• Empyeme und Konkremente wegen aufwändiger und risikoreicher OP prognostisch vorsichtig<br />

zu bewerten<br />

• Liegen schon Gefäß- oder Nervenschädigungen vor: ungünstige Prognose<br />

• Abszesse, die in Luftsäcke durchbrechen haben gute Prognose, da oft Spontanheilung nach<br />

kurzer Zeit<br />

106


Geschwülste in oberen Luftwegen<br />

• Neubildungen bei <strong>Pferd</strong> in Nase sehr selten<br />

• Ausnahme:<br />

o Melanome<br />

o Lymphosarkome<br />

o Sarkoid<br />

• Nur dann behandeln, wenn operativ gut zu erreichen und benigne!!<br />

Nichtansteckende Krankheiten von Trachea, Lunge und Brustfell<br />

Tracheitis<br />

Definition<br />

• Entzündung der Trachea- SH<br />

• Selten selbstständige Erkrankung<br />

Ätiologie<br />

• In Verbindung mit Laryngitis und/oder Bronchitis<br />

• Ursachen<br />

o Chemisch- physikalische Reize<br />

o Virale, bakterielle oder parasitäre Infektionen<br />

• Auch in Folge von Ösophagusobstruktionen oder follikulären Pharyngitiden<br />

Symptome<br />

• Verstärkte tracheale Atemgeräusche<br />

• Gelegentlich rasselnde bis pfeifende Töne<br />

• Druck auf Trachea: trockener und schmerzhafter Husten leicht auslösbar<br />

• AB nur leicht gestört<br />

Diagnose<br />

• Klinische Symptome<br />

• Primärerkrankung<br />

• Endoskopie<br />

Therapie<br />

• Inhalation von Aerosolen mit<br />

o Expektorantien<br />

o Ätherischen Ölen<br />

o Antiphlogistika<br />

o Antiallergika<br />

Akute Bronchitis<br />

Definition<br />

• Alle akuten Entzündungen des Bronchialsystems<br />

• Häufigste Ursache: virale respiratorische Infektionskrankheiten<br />

• Oft verbunden mit Entzündung der oberen Atemwege oder der Lunge<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Gehört in der Regel zum Symptombild verschiedener viraler respiratorischer<br />

Infektionskrankheiten<br />

o Influenza A (Hoppegartener Husten)<br />

o EHV 1 (Virusabort, Rhinopneumonitis)<br />

o EHV2 und 4<br />

o Equines Arteritisvirus (<strong>Pferd</strong>estaupe)<br />

o Reoviren (Serotyp 1 und 3)<br />

o Equines Adenovirus<br />

• Respiratorische Viruserkrankung oft Basis für sekundäre Bakterieninfektionen (Streptokokken,<br />

Pasteurellen, Klebsiellen und Bordetellen)<br />

• Selten primär bakterieller Infekt als Ursache<br />

• Stress => Immunsuppression<br />

107


• Auslösendes Agens erreich Bronchien in der Regel aerogen<br />

• Beginn: Hyperämie und Ödematisierung der Bronchial – SH<br />

• Später: erhöhte Sekretion von Leukozyten in Bronchiallulmen (=Hyperkrinie)<br />

• SH- Ödeme, Hyperkrinie und Bronchialspasmen -> Einengung der Lumina in den Bronchioli<br />

=> Ventilationsstörung<br />

• Desquamation von Bronchial – SH – epithel ermöglicht Peribronchitis<br />

• Zellproliferationen => vollständiger Verschluss der kleinen Atemwege möglich<br />

Symptome<br />

• Husten<br />

o Je nach Lokalisation der Entzündung und Art der Veränderung trockene bis feucht<br />

– produktive Qualität<br />

• Trockene, bellende Hustenanfälle während der Fütterung = Zeichen für allergisch Genese<br />

• Infektiöse Genese i.d.R. fieberhaft<br />

• <strong>Pferd</strong>einfluenza:<br />

o Fiber bis 41 °C<br />

o Schübe sollten nicht länger als 3-4d dauern<br />

• Zu Beginn viraler Bronchitis: seröses Sekret, später mukös – eitrig<br />

• Allergische Bronchitiden: weißliches Sekret<br />

• Auskultation: verschärfte vesikuläre Atemgeräusche, später auch Rasselgeräusche<br />

• Bronchialobstruktion -> Erhöhung des Residualvolumens -> reversible Lungenüberdehnung<br />

=> Vergrößerung des Lungenperkussionsfeldes<br />

Diagnose<br />

• Klinische Untersuchung und Anamnese = sicherste Diagnose<br />

• Oft fließende Übergänge zu Bronchopneumonien, die klinisch nicht immer exakt abzugrenzen<br />

sind<br />

DD<br />

• Erkrankungen der oberen Atemwege<br />

• Akute Pneumonien<br />

• Lungenödeme<br />

• Bronchopneumonische Veränderungen:<br />

o Deutlicher Veränderungen im Blutbild<br />

o Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung<br />

Therapie<br />

• Optimales Stallklima<br />

• Ruhe!!!<br />

• Expektorantien<br />

o Sekretolytika<br />

o Mukolytika<br />

o Sekretomotorika<br />

• Bronchospasmolytika<br />

o ß2- Sympathomimetika (Glenbuterol)<br />

o Methylxanthine<br />

• Chemotherapeutika bei bakteriellen und viralen Infektionen mit fieberhaftem Verlauf =><br />

Vermeidung von Sekundärinfektionen<br />

• Glukokortikosteroide bei allergisch bedingten akuten Bronchitiden<br />

Prognose<br />

• Akute Form bei früher Therapie hat günstige Prognose<br />

• Ernsthafte Erkrankung, da sie sonst chronisch wird<br />

Prophylaxe<br />

• Schaffung optimaler Umweltbedingungen<br />

• Schutzimpfungen<br />

!!!!!!!!! CHRONISCH OBSTRUKIVE BRONCHITIS !!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />

Definition<br />

• COB = Krankheitsprozess, der in einer sich selbst erhaltenden Entzündung mit bronchialer<br />

Obstruktion als Ergebnis mündet<br />

• Gravierendstes Merkmal: Obstruktion der Bronchioli, zuerst reversibel, dann irreversibel<br />

108


• Sehr komplexe Erkrankung<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Multifaktorielle Ätiologie<br />

• Bedeutung einzelner Faktoren noch nicht genau geklärt<br />

• Entscheidende Rolle:<br />

o Infektionen<br />

o Inhalative Umweltantigene (=> allergische Reaktionen)<br />

o Chemisch- physikalische Reize<br />

• Unzureichende Bewegung => verminderte Reinigungsaktivität der Atemwege, da<br />

Stimulierung der pulmonalen mukoziliären Clearance ausbleibt<br />

• Zentrales Ergebnis der COB: Einengung der kleinen Atemwege<br />

• 2 wichtige pathogenetische Faktoren sind:<br />

1. Störung der mukoziliären Clearance<br />

• Verminderung der Zilienaktivität<br />

• Verfestigung des Bronchialschleims<br />

2. Hyperreagibilität der Atemwege<br />

• Über Bronchospasmus, Bronchial – SH – Ödem und endbronchiale Hypersekretion<br />

• Beide münden in Bronchial – SH – Hyperplasie und –metaplasie<br />

• Reagibilität der Atemwege = Fähigkeit, den Durchmesser im Sinne einer erwünschten<br />

Abwehrreaktion reversibel zu verändern<br />

• Hyperreagibilität: erhöhte Bereitschaftm aus inhalierte Noxen mit übermäßigen spastischen<br />

Reaktionen zu antworten!<br />

o Überschießende Reaktionen auf thermische Reize (kalte Luft), mechanische Reize<br />

(Staub), chemische Reize (NH3, SO2) oder pharmakologische Reize (Histamin,<br />

Prostaglandin, Leukotrine, Kinine...)<br />

• Bronchialobstruktion =>Änderung der Atemwegsmorphologie<br />

• Ständige SH_reizung => Meta- und Hyperplasie der SH<br />

• Pahtologische Veränderungen: Beginn an Clarazellen<br />

o Verantwortlich für Produktion seröser Mukusanteile<br />

o Degranulieren, werden ersetzt durch schliemproduzierende Becherzellen<br />

• Bronchien und Bronchioli: deutlicher Zilienverlust => geörderte Mukoziliarinsuffizienz<br />

• Interzellularspalten hochgradig verbreitert<br />

• Intraepithelial erhöhter Gehalt an Mastzellen (= Entzündungsmediatoren)<br />

• Bronchialobstruktion zu Beginn reversibel<br />

• Umbauprozesse fortgeschritten => irreversibles Stadium<br />

• Folgen der Bronchialobstruktion<br />

o Erhöhung der Atemwegswiderstände (Atemwegsresistance)<br />

o Verminderung der Lungendehnbarkeit (dynamische Compliance)<br />

• Hypoxämie und Hyperkapnie => reflektorische Engstellung der Lungenarteriolen (= Euler –<br />

Liljestrand – Reflex)<br />

� pulmonaler Hochdruck<br />

� Cor pulmonale<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Guter Vorbericht extrem wichtig<br />

o Dauer der Erkrankung<br />

o Leistungsbereitschaft<br />

o Husten, Nasenausfluss<br />

• Klinische Untersuchung in geräuscharmem Raum in Ruhe<br />

• Kurzzeitige Atemstimulation empfehlenswert<br />

o Belastung oder Applikation von Lobelin<br />

• Sichere Befuderhebung durch<br />

o Endoskopie<br />

o Tracheo – Bronchilasekret – Zytologie<br />

o Arterielle Blutgasanalyse<br />

o Lungenfunktionsanalyse<br />

o Röntgen<br />

DD<br />

• Pneumonie<br />

• Lungenbluten<br />

109


• Intrathorakale Tumoren oder Abszesse<br />

Therapie<br />

• COB an sich unheilbar => rein symptomatische Therapie<br />

• Oft keine Symptome vorhanden<br />

• Medikamentöse Behandlung gezielt gegen Hyperreagibilität der Atemwege und Störungen der<br />

Clearance<br />

• Beeinflussen der Bronchospasmen auf 3 Wegen möglich<br />

1. Stimulierung der ß2- adrenergen Rezeptoren<br />

o Substanzen wirken selektiv auf ß2- Rezeptoren der glatten Bronchialmuskulatur<br />

o Eim <strong>Pferd</strong>: Glenbuterol (Ventipulmin ® )2x pro Tag<br />

2. Aktivierung der Calciumpumpe<br />

o Xanthinderivate<br />

o Bronchospasmolytische Wirkung<br />

o V.a Aminophyllin (Theophyllin – Salz) oral in Form von Pellets -> enge therapeutische<br />

Breite<br />

3. Blockade der cholinergen Rezeptoren in Bronchialmuskulatur (= Anticholinergika)<br />

o Nebenwirkungen auf andere Organe (Tachykardie, Darmatonie)<br />

o Hemmung der Sekretionstätigkeit der Bronchialdrüsen<br />

o Hemung der Flimmerhaaraktivität<br />

o Atropin nicht einsetzen wegen Nebenwirkungen<br />

o Iprtopiumbromi (Atrovent ® ) hat Atropinähnliche Wirkung, aber nicht dessen<br />

Nebenwirkungen<br />

• Beeinflussung der Hypersekretion<br />

o Mittelpunkt der Therapie von Hyper- und Dyskrenie: Beseitigung der Störung des<br />

Schleimtransportes und der Schleimproduktion<br />

o Positive Beeinflussung des Reinigunsmechansimus durch Expektorantien<br />

o Expektorantien: Substanzen, die Entfernung von Sekret erleichtern / beschleunigen<br />

(= Sekretolytika, Mukolytika und Sekretomotorika)<br />

• Sekretolytika<br />

o Steigern Sekretion der Schleim produzierenden Zellen => Verflüssigung des Sekretes<br />

o Reflexesekretolytika: Resorption über MDT, Stimulation parasympathischer afferenter<br />

Fasern => Sterigerung der Bronchialsekretion<br />

o Wichtigste Vertreter<br />

• Ätherische Öle (per inhalationem)<br />

• Anorganische Salze<br />

• Gujacol<br />

o Viele Medikamente: direkte Ausschleusung über Bronchialdrüsen<br />

• Mukolytika<br />

o Verändern physiko- chemische Eigenschaften durch Senken der Viskosität<br />

o Vermehrte Lysosomenbildung und Aktivierung hydrolytischer Enzyme => Abbau des<br />

Schleims<br />

• Bromhexin<br />

• Ambroxol<br />

• Dembroxol<br />

o Acetylcystein zur Viskositätserniedrigung des Schleimes durch Spaltung von<br />

Disulfidbrücken<br />

• Sekretomotorika<br />

o Steigern Aktivität des Flimmerepithels der Bronchial – SH<br />

o Vermehrte Zilienbewegung => Förderung der mukoziliären Clearance =><br />

Unterstützung der expektorierende Wirkung von Sekreto- und Mukolytika<br />

o Stärkste Wirkung: Glenbuterol<br />

• Hartnäckige Fälle der Dyskrenie => Hyperinfusionstherapie<br />

o Ziel: Erhöhung des hydrostatischen Druckes im Lungenkreislauf => Auslösung eines<br />

Lungenödems<br />

o Vermehrte Wasserausscheidung über Bronchialepithel => Sekret wird von<br />

Bronchialwand abgelöst, kann dann leichter abtransportiert werden<br />

o Gabe von Glenbuterol, danach 30 l steriler NaCl (nicht mehr als 10 l pro Stunde)<br />

o Während Infusion ständige tierärztliche Kontrolle<br />

o Nach Infusion: leichte Bewegung und Thoraxklopfmassage<br />

110


o Therapie nach 2 d wiederholen<br />

• Beeinflussung des SH – Ödems<br />

o Einsatz von Glukokortikosteroiden, v.a. zur Entzündungshemmung<br />

• Nebenwirkungen wie Hufrehe => kurzwirksame Präparate verwenden<br />

• Keine Einheitstherapie vorhanden!!!<br />

Belastungsinduziertes Lungenbluten<br />

• Auch Exercise Induces Pulmonary Hemorrhage (EIPH) genannt<br />

Definition<br />

• Auftreten von Blut in Trachea und Bronchien nach stärkerer körperlicher Belastung<br />

Vorkommen<br />

• Hptsl. bei Rennpferden, Polopferden, Appaloosa, Quartern und warmblütigen Militarypferden<br />

nach Höchstleistungen<br />

• Wird schon mit Beginn des Trainings festgestellt<br />

• Korrelation zwischen Lungenbluten und zunehmendem Alter<br />

• Auslöser sind kurze und schnelle Belastungen<br />

• Tritt nicht bei Ausdauerleistungen auf<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Blutungen entstehen immer im dorsocaudalen Zwerchfellwinkel der Lunge<br />

• Bisher nur Hypothese, keine eindeutige Ätiologie bekannt<br />

o Wahrscheinlich Erkrankung von Bronchioli<br />

o Tiere trainieren auf Sandbahn, in Lungen wurde Sand gefunden (Präsidien. Faktor??)<br />

o Gefäßschädigung nach Virusinfektionen<br />

Symptome<br />

• Hustenanfälle nach Belastung<br />

• Schluckbewegungen<br />

• Epistaxis relativ selten<br />

Diagnose<br />

• Am Besten durch Tracheobronchoskopie<br />

• Sicherer Beweis erst 30 – 90 min nach Belastungsende<br />

o Vorher Gefahr der iatrogenen Blutung!!!<br />

• Radiologisch: nach Blutung Verdichtungen in dorsokaudalen Lungenabschnitten<br />

• Atemwege bei Sektion<br />

o Hyperplasie des respiratorischen Epithels<br />

o Peribronchiale Hyperplasie<br />

DD<br />

• Erkrankungen des Nasen – Rachen – Raumes, die mit Nasenbluten einhergehen<br />

Therapie<br />

• Nur Unterdrücken der Symptome möglich<br />

Prophylaxe<br />

• Vermeidung von Infektionen der kleinen Luftwege<br />

• Einmal veränderte Luftwege regenerieren nicht mehr vollständig => ungünstige Prognose<br />

Lungenhyperämie und Lungenödeme<br />

Definition<br />

• Entweder vermehrter Blutzustrom in Endstrombahn, oder verminderter Abfluss aus<br />

Lungenkreislauf<br />

• Lungenhyperämie führt IMMER zu Ödembildung in der Lunge<br />

• Lungenödem: massive Vermehrung von Flüssigkeit intravaskulär<br />

• Hyperämie und Ödem = Vorstufe einer Pneumonie<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Lungenhyperämie wird in aktive und passive Form unterschieden<br />

• Aktive Lungenhyperämie, ausgelöst durch<br />

111


o Einatmen reizender Gase, heißer Luft und Rauch<br />

o Überanstrengung<br />

o Flüssigkeitsapplikatio durch falsch eingeschobene Nasenschlundsonde<br />

o Verschlucken<br />

o Akute Schockzustände<br />

o Anfangsstadium jeder Pneumonie<br />

o Vermehrter Blutzufluss in Endstrombahn => Erweiterung der Arteriolen<br />

• Passive (venöse) Hyperämie<br />

o Erschwerter Abfluss des Blutes aus Lungenkreislauf<br />

o Insuffizienz des linken Herzens => erhöhter Stauungsdruck in Lungenvenen und –<br />

kapillaren<br />

o Starker Anstieg des Lungenkapillardruckes => Transsudation -> Ansammlung von<br />

Flüssigkeit im Gewebe => Dehnbarkeit (Compliance) der Lunge wird vermindert<br />

o Verstärkung der Dyspnoe<br />

o Begünstigend: längeres Liegen auf der Seite<br />

• Wichtigste Ursachen<br />

o Ansteigen des hydrostatischen Druckes über den kolloidosmotischen Druck<br />

o Stark verminderter kolloidosmotischer Druck<br />

o Hypotone Hyperhydratation oder Hyperinfusionstherapie<br />

o Störung der Gefäßpermeabilität (v.a. der Kapillarwände)<br />

o Neurogene Reflexmechanismen bei Schädeltraumen oder Hirnerkrankungen mit<br />

Druckanstieg im Liquorraum<br />

Symptome<br />

• Ausgeprägte Fälle: Erregung, Angstzustände, Muskelzittern, Dyspnoe, dumpfer Husten und<br />

Tachykardie<br />

• Herzfrequenz oft > 100 Schläge pro Minute<br />

• Schwacher Puls<br />

• Pochender Herzstoß<br />

• SH: hyperämisch gestaut und zyanotisch<br />

• Vorderbeine weit ausgestellt zur Atmungserleichterung!!!<br />

• Nüstern weit geöffnet<br />

• Rasselnde Atemgeräusche (oft schon ohne Stethoskop zu hören!!)<br />

• Nasenausfluss (schaumig)<br />

• Perkussion: Dämpfung über ventralem Lungenfeld<br />

• Ungünstiger Verlauf: Steigerung der Symptome bis Asphyxie, unfühlbarer Puls und<br />

Niederstürzen der Tiere<br />

• Tod durch Lähmung des Atmungszentrums<br />

Diagnose<br />

• Unverkennbare Symptome<br />

• Anamnese<br />

• Röntgen: Verschattungen im ventralen Lungenbereich<br />

• Hohes Fieber; Verdacht auf infektiöse Genese<br />

DD<br />

• Kruppöse Pneumonie<br />

• Hypoxie<br />

• Intoxikation<br />

Prognose<br />

• Anhängig von Stärke der Symptome<br />

• Kardiogen bedingt => ungünstige Prognose<br />

Therapie<br />

• Ruhigstellen<br />

• Abkühlen (Dusche)<br />

• Therapie des Grundleidens<br />

o Herzinsuffizienz: g- Strophantin i.v.<br />

o Allergisch: Antihistaminika und Glukokortikoide i.v. (wasserlösliche Präparate<br />

verwenden!!!)<br />

o Schock: Adrenalin-HCl und Antihistaminika<br />

o Flüssigkeits – Ausschwemmung: Furosemid als Diuretikum<br />

o Aderlass (4-6l)<br />

112


Pneumonie<br />

Definition<br />

• Akut oder chronisch verlaufende Entzündungen des Lungenparenchyms<br />

• Je nach Lokalisation alveolär oder interstitiell<br />

• <strong>Pferd</strong> hptsl. katarrhalisch – nichteitrige und eitrige Bronchopneumonien, dann gangränös,<br />

dann fibrinös und chronisch<br />

1. Bronchopneumonie<br />

• Gekennzeichnet durch oberflächliche Entzündung von Bronchial – SH und Alveolen<br />

• Meist geringe Sekretproduktion<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Auslösender Faktor für katarrhalische Pneumonie: Virusinfektionen -> oft kompliziert durch<br />

Sekundärinfektionen mit Streptokokken<br />

• Herabsetzung der Immunabwehr -> Vermehrung der Erreger und Steigerung ihrer Virulenz<br />

• Vermehrung der Erreger vor allem im Interstitium => Primärerkrankung hptsl. in SH sichtbar<br />

• Bakterielle Beteiligung: Entwicklung einer katarrhalischen Entzündung der SH<br />

o Ansammlung eines Exsudates aus Schleimstoffen, Leukos, Erys, Epithelzellen und<br />

Bakterien<br />

• Ausbreitung der Entzündung entlang Bronchialverästelung, von da in Hauptlappen<br />

=> Störung des Gasaustausches in der Lunge<br />

• Kompensation durch Erhöhung von Herzfrequenz und Atemfrequenz<br />

• Normalerweise nach 7 –1 0 d Abklingen der entzündlichen Veränderungen<br />

Symptome<br />

• Weitgehend gleich der Bronchitis => Abgrenzung teilweise schwer<br />

• Hinweise: anhaltendes Fieber<br />

pO2 sinkt<br />

pCO2 steigt<br />

• Inappetenz<br />

• Apathie<br />

• Tachykardie<br />

• Tachypnoe<br />

• Röntgen: pneumonische Herde feststellbar, v.a. bei Fohlen!!<br />

Therapie<br />

• Sehr gute Spontanheilung, wenn Patient ruhig gestellt wird unter guten hygienischen<br />

Verhältnissen<br />

• Keine Besserung => massive Therapie mit Antibiotika und Sulfonamiden<br />

• Mittlerweile viele Resistenzen => vor Antibiose Antibiogramm<br />

• Antibiotika mindestens 4d nach Fieberende weiter geben!!<br />

o CAVE: bei langer Anwendung Dickdarmentzündung möglich<br />

• Sekretolytika und Broncholytika (wie bei COB)<br />

2. eitrige Pneumonie<br />

• Hptsl. durch Sekundärinfektionen aus akuten Bronchitiden oder Bronchopneumonien<br />

• <strong>Pferd</strong> fast nur Streptokokken als Sekundärerreger!!<br />

• Begünstigende Faktoren:<br />

o Reizung der Atemwege (Rauch, Staub, Gase)<br />

113


o Schwächung des AB<br />

Symptome<br />

• Wie Bronchitis oder katarrhalische Pneumonie<br />

• Unterschiede anhängig von Erregerart und Umfang der Lungenveränderungen<br />

• Ausgeprägte Allgemeinstörungen<br />

• Eitriger Nasenausfluss<br />

• Produktiver Husten<br />

• Exspiratorische Dyspnoe mit Dampfrinne<br />

• Giemen und Rasselgeräusche zu hören<br />

Diagnose<br />

• Auf klinische Symptome gestützt<br />

• Vorrangige Symptome<br />

o Eitriger Nasenausfluss<br />

o Deutliche Störung des AB<br />

o Auffallende exspiratorische Dyspnoe<br />

DD<br />

• Bronchitis<br />

• Katarrhalische Bronchopneumonie<br />

o Abgrenzung oft schwer<br />

o BU des Bronchialsekretes<br />

o Röntgen und US<br />

o Verlaufskontrolle des Blutbildes<br />

� Hohe Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung<br />

Therapie<br />

• Sofortige Ruhigstellung<br />

• Gute Hygiene<br />

• Massive Antibiose und Sulfonamidgabe nach Antibiogramm<br />

Prognose<br />

• Zweifelhaft<br />

• Vollständige Funktion der Lunge nicht wiederherstellbar, meist Entstehung eines Emphysems<br />

3. gangränöse Pneumonie<br />

Definition<br />

• Putrider Zerfall von Lungengewebe<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Hptsl. Folge einer Aspirations- oder der eitrigen Bronchopneumonie<br />

• Tws. nach perforierenden Thoraxwunden<br />

• Relativ oft durch falsch eingeführte Nasenschlundsonden<br />

• Starke Vermehrung von Fäulniskeimen -> jauchiger Zerfall von Lungengewebe mit<br />

Kavernenbildung<br />

o Enthalten stinkende, bräunliche Flüssigkeit und Gas<br />

o Zugang zum Bronchialbaum => Ausscheidung der Zerfallsprodukte über die<br />

Atemwege => Jauchig stinkender, blutig – grünlicher Nasenausfluss<br />

• Resorption von Toxinen => zusätzlich schwere Intoxikationserscheinungen, Septikämie,<br />

Pyämie und Exitus<br />

Symptome<br />

• Akuter Krankheitsverlauf mit sehr hohem Fieber<br />

• Zunehmende Verschlechterung des AB<br />

• Faulig riechender Foetor ex ore<br />

• Faulig riechender, bräunlich – braungrauer Nasenausfluss<br />

• Produktiver, schmerzhafter Husten<br />

• Dyspnoe<br />

• BB<br />

o Hochgradige Leukozytose mit Neutrophilie und Kernlinksverschiebung (verschwindet<br />

kurz vor dem Tod)<br />

Diagnose<br />

• Anhand der Symptome leicht zu stellen<br />

114


Therapie<br />

• Nur im Anfangsstadium sinnvoll<br />

o Allgemeine und intratracheale Chemo<br />

o Massive Dosierungen!!<br />

Prognose<br />

• Ungünstig bis schlecht<br />

4. Fibrinöse Pneumonie<br />

• = kruppöse Pneumonie<br />

Definition<br />

• akut verlaufende, fieberhafte Erkrankung<br />

• gekennzeichnet durch fibrinöse Entzündungen des lobären Typs<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• früher v.a. bei Brustseuche des <strong>Pferd</strong>es<br />

• seid 30 – 40 Jahren nicht mehr aufgetreten<br />

• Erreger: Pneumokokken, Diplokokken, Pasteurellen, Staphylokokken und Streptokokken<br />

• Stürmische Entwicklung<br />

• Vorwiegend lobäre Lokalisation<br />

• Alveolen und kleine Atemwege immer mit einbezogen, gefüllt mit blutig- fibrinösem Exsudat<br />

• Klassischer Verlauf in 3 Stadien<br />

o Anschoppunggstadium<br />

� Ausfüllen der Alveolen mit Entzündungsprodukten<br />

o Rote und graue Hepatisation<br />

� Gerinnung des Exsudates<br />

o Lysis<br />

� Verflüssigung des Exsudates mit Resorption oder Abhusten<br />

• Oft bindegewebige Indurationen oder eitrige bis eitrig-nekrotisierende Umwandlung der<br />

betroffenen Bereiche<br />

• Brustfell oft einbezogen<br />

• Hypoxie und metabolische Azidose<br />

Symptome<br />

• Bronchopneumonie mit wechselnden Symptomen<br />

o Plötzliches Auftreten, akuter Verlauf<br />

• Zu Beginn nur schwere Allgemeinerkrankungen ohne spezifische Symptome<br />

• In ersten 24 h auffällige, auf Lunge bezogene Anzeichen<br />

o Exspiratorische Dyspnoe<br />

• SH hyperämisierend und zyanotisch<br />

• Hochfrequenter Puls<br />

• Pochender Herzschlag<br />

Komplikationen<br />

• Pleuritiden (trockene Reibegeräusche, die bei Atmungshemmung verschwinden)<br />

• Herzinsuffizienz<br />

Diagnose und DD<br />

• Aufgrunde der Anamnese und klinischer Befunde möglich<br />

• Exsudative Pleuritis<br />

o Hat bei Perkussion aber horizontale Dämpfungslinie<br />

Therapie<br />

• Isolieren Kranker Tiere<br />

• Unterbringung in sehr gut belüfteten Räumen<br />

• Absolute Ruhigstellung<br />

• Überbrücken der Inappetenz: Zwangsernährung mit Nasenschlundsonde oder Dauertropf<br />

• Massive Antibiotika – oder Sulfonamidgabe<br />

o Erst Antibiogramm<br />

o Mind 3 d nach Entfieberung weiter geben!!<br />

Prognose<br />

• Bei frühzeitiger Behandlung günstig<br />

• Restitutio ad integrum kann nicht erreicht werden!!<br />

• Sehr lange Rekonvaleszenz muss eingeplant werden<br />

115


5. chronische Pneumonie<br />

Definition<br />

• Lungenprozess, der sich nach > 6 Wochen nicht resorbiert hat<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Entwickeln sich aus vorhergehenden Pneumonien bei<br />

o Keiner / falscher Therapie<br />

o Verkürzung der Rekonvaleszenz<br />

o Schlechte hygienische Verhältnisse<br />

o Viel Staub<br />

• Alveolär- entzündliches Exsudat wird nicht resorbiert => akute Infiltration bleibt bestehen<br />

• Fibrose nicht mehr rückgängig zu machen => Sekretverhaltungen und Elastizitätsverlust<br />

=> Anlass für neue Entzündungen!!!<br />

• z.T. Abszessbildung in der Lunge<br />

• Rhodokokkus equi verursacht eigenständige chronische subakute Lungenerkrankungen<br />

• „Farmerlunge“<br />

o Immunologische Reaktion auf eingeatmete Antigene<br />

o Fibrosierung der Lunge<br />

o Im Vordergrund: entzündliche vaskuläre Veränderungen und septale lymphoblastische<br />

Infiltrationen<br />

o Fortgeschrittener Verlauf: diffuse Fibrose im septalen Raum => Verlust<br />

funktionsfähiger Alveolen => gesteigerte Compliance!!<br />

Symptome<br />

• Abgeschlagenheit<br />

• Verminderte Leistungsfähigkeit<br />

• Abmagerung<br />

• Normale – subfebrile Körpertemperaturen<br />

• Schwacher, produktiver Husten -> schleimig- eitriger Auswurf<br />

• Geringe körperliche Belastungen => Dyspnoen verschiedener Stärke<br />

• Auskultation: keinerlei Atemgeräusche über ungenügend belüftetem Raum<br />

o Andere Lungenbereiche rasselnde oder giemende Geräusche (zäh- visköser Schleim!!)<br />

• BB: Leukozytose mit Kernlinksverschiebung<br />

Diagnose<br />

• Erhebung einer gründlichen Anamnese (Vorausgegangene Lungenerkrankungen???)<br />

• Röntgen<br />

• US<br />

• BB<br />

Therapie<br />

• Intensive Antibiotika- oder Sulfonamidgabe bis zur Besserung der Symptome und des BB<br />

• V.a. Präparate mit hoher Penetrationsfähigkeit einsetzen<br />

Prognose<br />

• Vorsichtig – ungünstig<br />

• Lungenveränderungen meist irreversibel<br />

116


Erkrankungen von Pleura und Brusthöhle<br />

• Meist zusammen mit Infektionskrankheiten, Lungenerkrankungen, Thoraxtraumen und<br />

Neubildungen in der Brusthöhle<br />

Pleuritis<br />

Definition<br />

• Entzündungen der Pleurablätter<br />

• Akut oder chronisch mit verschiedenen Lokalisationen und Entzündungsformen<br />

• Unterscheidung zwischen „trockener“ Pleuritis (Pl sicca) und „feuchter“ Pleuritis (Pl<br />

exsudativa)<br />

• Pleuraerguss kann verschiedene Zusammensetzung haben<br />

o Exsudat<br />

� Eiweißreiche Flüssigkeit<br />

� Entzündliche Prozesse<br />

o Transsudat<br />

� Eiweißarm<br />

� Bei intravasalen Stauungen<br />

o Pleuraempyem<br />

� Bei eitrigen Rippenfellentzündungen<br />

o Hämothorax<br />

� Blutungen in die Brusthöhle<br />

o Chylothorax<br />

� Ansammlung einer milchähnlichen Flüssigkeit<br />

� Durch Zerreißung des Ductus thoracicus<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Bei <strong>Pferd</strong> selten selbstständige Erkrankung<br />

• I.d.R. sekundär<br />

o Pleuraverletzungen<br />

o Pneumonien<br />

o Pneumothorax<br />

o Septikämie<br />

o Spezifisch Infektionskrankheiten (Tbc, früher Brustseuche)<br />

• Bestehende Pneumonie => hämatogene oder lymphogene Infizierung der Pleura<br />

• Akuter Verlauf<br />

o Als Pleuritis sicca oder Pl. Exsudativa<br />

o Pleuritis exsudativa unterteilt in Pl. Purulenta, Pl serosa und Pl gangraenosa<br />

o Sehr schmerzhaft => Einschränkung der Atembewegung (Atmung wird oberflächlich<br />

und schnell)<br />

o Ansammlung des Exsudates => Verminderung der Ventilation, des Innendruckes im<br />

Pleuraraum und des venösen Blutstromes aus rechtem Herzventrikel<br />

• Chronische Form<br />

o Meist akuter Verlauf<br />

o Symptome abhängig von Art der Pleuritis uns Alter des Tieres<br />

o Jüngere Tiere drastischerer Verlauf als erwachsene!!<br />

o Leichte fibrinöse Pleuritis infolge einer Pneumonie oft nur schwer zu diagnostizieren<br />

Symptome<br />

• Akuter Verlauf<br />

o Fieber<br />

o Abgeschlagenheit<br />

o Inappetenz<br />

o Muskelzittern<br />

o Gesträubtes Haarkleid<br />

o Tachykardie<br />

o Tachypnoe mit abdominalem Atmungstyp<br />

o Nach außen gestellte Ellenbogen<br />

o Starke Schmerzhaftigkeit bei Druck auf Interkostalraum<br />

117


o Bei Auskultation deutliche Reibegeräusche, synchron mit der Atmung, verschwinden<br />

bei Atmungshemmung<br />

• Exsudative Formen<br />

o Bei Druck auf Interkostalräume weniger schmerzhaft<br />

o Stärkeres Ausmaß: deutliche inspiratorische Dyspnoe<br />

o Charakt: Bei Perkussion auftretende, horizontale Dampfrinne<br />

o Auskultation: Plätschergeräusche, Herztöne nur „wie aus der Ferne hörbar“<br />

o Oft Ödem an Unterbrust, Bauch und Vorderbeinen<br />

o Erkrankte Tier legen sich kaum, oder gar nicht mehr hin<br />

Diagnose<br />

• Charakt. Klinische Symptome<br />

o Reibungsgeräusche<br />

o Plätschergeräusche<br />

o Horizontale Dämpfungslinien<br />

• Punktion der Brusthöhle<br />

o Linke Brustseite im 7. IKR<br />

o Rechte Brustseite im 6. IKR<br />

DD<br />

• Hämothorax<br />

• Hydrothorax<br />

• Kruppöse Pneumonie<br />

• Hilfreich: Untersuchung des Brusthöhlenpunktates<br />

Therapie<br />

• Wenig erfolgversprechend<br />

• Vordergrund: Behandlung der Grunderkrankung<br />

• Intensive allgemeine und lokale Antibiose (oder Sulfonamide)<br />

o Erst nach Antibiogramm<br />

o Über längeren Zeitraum, auch über klinische Heilung hinaus<br />

• Exsudative Pleuritiden: Entleeren des Ergusses durch Punktion der Pleurahöhle<br />

• Große Exsudatmengen vorhanden: fraktionierte Entleerung<br />

o Sonst Gefahr des Lungenödems!!<br />

• Nach Abfließen des Exsudates Versorgung der Pleurahöhle mit nicht reizenden Antibiotika<br />

Prognose<br />

• Nach Rückbildung des Ergusses Entwicklung meist fibröser Pleuraadhäsionen<br />

o Beeinflussen Atmung => Prognose erst nach längerer Zeit möglich<br />

• Meist Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit => Prognose immer vorsichtig bis ungünstig<br />

Pneumothorax<br />

Definition<br />

• Luft- oder Gasansammlung im Pleuraraum<br />

• Unterschieden zwischen ein- und beidseitigem; äußerem und inneren Pneumothorax<br />

• Äußerer Pneumothorax durch Eindringen von Außenluft über perforierende Thoraxwunden<br />

• <strong>Innere</strong>r Pneumothorax durch Verbindungen des Bronchial- oder Alveolensystems zur<br />

Pleurahöhle<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Eindringen von Luft oder Gasen bei <strong>Pferd</strong>en häufiger<br />

• Ursachen: traumatische äußere Verletzungen, aber auch Ösophagusperforationen, Rupturen<br />

der Bronchien und/oder Zwerchfellrupturen<br />

• Äußerer Pneumothorax: Luft dringt durch Thoraxöffnung in Pleuraspalt -> Druckausgleich -><br />

Zusammenfall der Lunge -> Lungenelektase<br />

• <strong>Innere</strong>r Pneumothorax<br />

o Keine direkte Verbindung zwischen Außenluft und Pleurahöhle => kein<br />

Druckausgleich<br />

o Wenn keine Infektion: günstigerer Krankheitsverlauf<br />

o Luft im Pleuraraum wird resorbiert<br />

o Nach Thorax- und Ösophagusperforationen oft Infektionen durch Verschmutzung<br />

118


• Alle Formen: negative Beeinflussung des Gasaustausches in der Lunge => in schweren Fällen<br />

Asphyxie und Herz-Kreislauf-Schwäche<br />

Symptome<br />

• Äußerer Pneumothorax<br />

o Abgeschlagenheit<br />

o Dyspnoe<br />

o Tachykardie<br />

o Bei Adspektion Wunden leicht feststellbar<br />

o Austritt blutigen Schaumes = Zeichen für Verletzung der Lunge<br />

o Stärkere Blutungen: Hämothorax möglich (Schocksymptome!!!)<br />

• Auskultation: fehlende Geräusche auf erkrankter, verstärkte auf gesunder Seite<br />

• Perkussion auf kranker Seite: metallischer Ton<br />

Diagnose<br />

• Offener Pneumothorax leicht zu diagnostizieren<br />

• Röntgen festigt die Diagnose<br />

Therapie<br />

• Offenen Pneumothorax nach Wundrevision chirurgisch behandeln<br />

• In Pleura befindliche Luft mit Spritze absaugen<br />

• Starker Lungenkollaps: Dauerdrainagen ( Redon- bzw. Vakuumdrainagen)<br />

• Lunge > 24 h retrahiert: Absaugkatheter kann entfernt werden<br />

• Mit Entfernen der Luft gleichzeitig wässrige, nicht reizende Antibiotikalösung eingeben<br />

• 6-8 d allgemeine Antibiose<br />

Prognose<br />

• zweifelhaft<br />

• auch bei klinischer Heilung Verklebungen der Pleura möglich => Leistungseinbußen durch<br />

Atmungsbehinderung<br />

Hämothorax<br />

Definition<br />

• Ansammlung von Blut im Pleuraspalt<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• Ursachen<br />

o Thoraxwunden<br />

o Rippenbrüche<br />

o Gefäßverletzungen<br />

o Ösophagusperforation nach falschem Einführe der Nasen- SS<br />

• Erzeugt meist auch Entzündung der Pleura<br />

� Vermischen des Blutes mit Exsudat<br />

� Verminderung von Erys, Erhöhung der Leukos<br />

• Starke Füllung der Pleurahöhle -> Kompression der Lunge -> Verringerung der Atmungsfläche<br />

-> geringerer Gasaustausch<br />

• Keine bakterielle Infektion: Flüssigkeit wird serös – hämorrhagisch und dann resorbiert<br />

Symptome<br />

• Je nach Stärke<br />

• Unruhe / Erregung<br />

• Körperschwäche<br />

• Apathie<br />

• Beschleunigte und vertiefte Atmung<br />

• SH blass und zyanotisch<br />

• Tachykardie mit pochendem Herzschlag<br />

• Verletzung der Lunge: blutig- schaumiger Nasenausfluss<br />

Diagnose<br />

• Aus Anamnese und klinischen Befunden<br />

• Untersuchung der Pleuraflüssigkeit<br />

Therapie<br />

119


• Sofort Ruhigstellen!!!!<br />

• Absaugen des Pleurainhaltes bei gleichzeitiger Applikation eines nichtreizenden,<br />

wasserlöslichen Antibiotikums<br />

• Primärerkrankung behandeln<br />

Hydrothorax<br />

Definition<br />

• Stauung im Gefäßsystem des Lungenkreislaufes -> Transsudation eiweißarmer Flüssigkeit in<br />

Pleuraspalt<br />

• Oft Symptom einer allgemeinen Ödembildung im Organismus<br />

• Pleura nicht betroffen<br />

• Bei <strong>Pferd</strong>en selten<br />

Ätiologie<br />

• Hptsl. durch Rechtsherzinsuffizienz mit Blutstauung in Lungengefäßen<br />

• Auch starkes Absinken des Gesamteiweiß im Blutplasma mögliche Ursache<br />

• Ausscheidung des Transsudates in beide Pleurahöhlen<br />

• Je nach Transsudatmenge: mehr oder weniger starke Kompression der Lungenflügel =><br />

Verkleinerung der Atmungsfläche und Reduzierung des Gasaustausches im Lumen<br />

o Je nach Größe der Veränderung Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz<br />

• Bis 30 l Transsudat wurden festgestellt<br />

Symptome<br />

• Zunehmende, vorwiegend inspiratorische Dyspnoe<br />

• Apathie<br />

• Allgemeine Körperschwäche<br />

• Perkussion: auf beiden Seiten deutliche, absolute Dämpfung im ventralen Bereich<br />

Diagnose<br />

• Durch klinische Symptome und meist gleichzeitig bestehende Ödeme möglich<br />

• Röntgen und Ultraschall zur Feststellung der Flüssigkeit<br />

• Punktion der Brusthöhle<br />

Therapie<br />

• Thorakozentese mit Vakuumdrainage<br />

o Vorübergehende Erleichterung<br />

o Bei großer Mengen vorsichtig!!! Schockgefahr!!!<br />

• Grunderkrankung therapieren<br />

Prognose<br />

• Zweifelhaft bis ungünstig, da Primärleiden oft nicht therapiert werden kann<br />

Infektionskrankheiten<br />

Allgemein<br />

• Husten schon immer Problem in der <strong>Pferd</strong>ehaltung<br />

o Besteht er länger => chronische Formen mit starker Leistungsminderung<br />

• Heute <strong>Pferd</strong>e oft „reiselustig“ zwischen Ställen, Turnieren, Ausstellungen... =><br />

Infektionsdruck enorm gestiegen<br />

• Weitere Faktoren<br />

o Arzneimittelabusus<br />

� Antibiotika und Cemotherapeutika führen oft zu Resistenzen<br />

� Unkontrollierte Kortikosteroidgabe => Immunsuppression behandelter Tiere<br />

o Desinfektionsmittel<br />

� Oft wahlloser, nicht fachgerechter Einsatz<br />

� Entwicklung von Resistenzen<br />

o Endemischer Hospitalismus<br />

� Durch Desinfektion selektierte „Bestandskeime“ entstanden<br />

� Führen zu klinisch ähnlichen/gleichen Infektionskrankheiten<br />

o Nicht konsequent durchgeführte Schutzimpfungen<br />

� Verantwortlich für Sensibilisierung / Provokation => erhöhte Infektionsgefahr<br />

120


• Fließender Übergang zwischen mono- und multikausalen Infektionskrankheiten<br />

=> erschwerte Therapie<br />

• Erreger der wichtigsten monokausalen respiratorischen Infektionskrankheiten <strong>Pferd</strong><br />

o Influenza – A – equi-1- und –2-Viren (<strong>Pferd</strong>einfluenza, Hoppegartener Husten)<br />

o Equine Herpesviren 1 und 4 (Rhinopneumonitis, Virusabort, Enzephalomyelitiden)<br />

o Equines Arteritis – Virus (<strong>Pferd</strong>estaupe, Rotlaufseuche)<br />

o Tws. Reoviren (seuchenhafter Husten)<br />

o Streptokokkus equi (Druse, Adenitis equorum, Coryza contagiosa equorum)<br />

• Multikausale Infektionskrankheiten<br />

o Viren, die die Basisinfektion setzen => Bakterien und Pilze können sich ansiedeln<br />

• Bekämpfung der monokausalen bakteriellen Infektionskrankheiten: Chemotherapie nach<br />

Antibiogramm!!<br />

• Bei Viruserkrankungen: Schutzimpfungen!!!, bewährt gegen<br />

o Influenza-A-equi-1- und –2-Virus<br />

o Rhinopneumonitis und <strong>Pferd</strong>earteritis<br />

• Bekämpfung multikausaler Krankheiten<br />

o Schutzimpfung mit Kombinationsimpfstoffen und stallspezifischen Vakzinen<br />

o Paramunisierung<br />

� Stimuliert in wenigen Stunden unspezifische Abwehr<br />

� Fördert als „biologisches Regulanz“ die Wirksamkeit von Chemotherapeutika<br />

<strong>Pferd</strong>einfluenza<br />

= Influenza equorum, Hoppegartener Husten, <strong>Pferd</strong>egrippe<br />

Allg<br />

• Akut verlaufende, hoch kontagiöse zyklische Virusallgemeinkrankheit mit bevorzugter<br />

Manifestation im Respirationstrakt<br />

• Klinische Symptome<br />

o Kurzes Fieber<br />

o Katarrh der Atmungsorgane<br />

o Trockener, kräftiger und schmerzhafter Husten<br />

• Klinische Bilder variieren sehr stark<br />

• Verläuft bei sofortiger Ruhigstellung der Tiere gutartig<br />

o Bis 100% Morbiditätsrate<br />

o Mortalität < 19%<br />

• Keine Ruhigstellung -> Virusgeneralisation mit bakterieller Sekundärinfektion => schwere<br />

Verlaufsformen und Spätschäden<br />

o Bei tragenden Stuten Abort möglich<br />

• Beide Influenzavirus – Subtypen weltweit verbreitet<br />

o Subtyp equi-2 ist virulenter, sucht bestimmte Gebiete immer wieder seuchenhaft<br />

heim!!<br />

• <strong>Pferd</strong>e empfänglich für Influenza – A – Viren des Menschen!!<br />

o Meist klinisch inapparent<br />

Ätiologie und Klassifizierung der <strong>Pferd</strong>einfluenzaviren<br />

• Gehören zu Orthomyxoviridae, Genus Influenzavirus<br />

• Spezies A natürlicherweise bei <strong>Pferd</strong>, Schwein und Geflügel<br />

• Influenzaviren prinzipiell identisch gebaut<br />

• Virushülle enthält Lipiddoppelschicht, in ihr spikeförmig angeordnete Oberflächenantigene<br />

o H-Antigen (Hämagglutinierendes Antigen)<br />

o N-Antigen (Neuraminidase – Antigen)<br />

o Verantwortlich für immunisierende Eigenschaften<br />

o Hämagglutinin => Adsorption des Virions an Zelloberfläche<br />

o Neuraminidase regelt Ausschleusung der Virionen aus infizierten Zellen<br />

• Hüllantigen generell sehr variabel => Immunität gegen bestimmten Subtyp des Virus nur<br />

geringen / gar keinen Schutz gegen andere Subtypen<br />

• <strong>Pferd</strong>einfluenzaviren gegen äußere Einflüsse sehr labil<br />

121


o Spaltung/ Inaktivierung durch aller Detergentien, Lipidlösungsmittel und<br />

Desinfektionsmittel möglich<br />

o Verlust der Infektiosität bei 56°C nach 30 min<br />

Epidemiologie<br />

• Wirtsspektrum bei equinen Inluenza-A-viren relativ eng, hptsl. auf Equiden beschränkt<br />

• Übertragung auf Mensch grundsätzlich möglich<br />

• Viruausscheidung bis zum Ende der 1. Woche nach Auftreten erster Symptome<br />

• IKZ von 1-3 d => Schnelle Verbreitung<br />

• Virusaufnahme hptsl. per inhalationem über Tröpfcheninfektion<br />

• Jahreszeitliche Häufung von Oktober – April<br />

Infektionen- und Krankheitsverlauf<br />

• Klinisch inapparente Infektionen eher selten, meist Krankheit<br />

• IKZ 18 h-3 d<br />

• Starke Rötung der Nasen – SH und Konjunktiven<br />

• Klarer Nasen- und Augenausfluss<br />

• Kurzdauernde Schwellung der Kehlgangslnn.<br />

• Biphasischer Temperaturanstieg mit<br />

o 40,5°C bei A-equi-1<br />

o 42°C bei A-equi-2<br />

• erster Fieberanstieg meist übersehen<br />

• Hauptstadium:<br />

o Charakt, trockener, hohler Husten<br />

o Oft leichte Gelbfärbung von Skleren und Nasen – SH<br />

• Ohne Behandlung nach 1-3 Wochen Heilung<br />

o Nur wenn Tiere NICHT!!!! Belastet werden!<br />

• Kontinuierlich erhöhte Temperatur = Zeichen für bakterielle Sekundärinfektionen<br />

o Fieberfreie Intervalle wechseln ab mit Fieberschüben<br />

o Eitrige Nasenkatarrhe, katarrhalische Bronchopneumonie<br />

• Fohlen ohne maternale Immunität<br />

o Schwere Erkrankungen, führen zu schwerer Bronchopneumonie!!<br />

o Kompliziert durch bakterielle Sekundärinfektionen<br />

� Myokardschäden in 4-5 d tödlich<br />

• Schlechte und ungünstige Haltungsbedingungen begünstigen Ausbruch<br />

• Begleitsymptome variieren je nach Kondition und Konstitution der Tiere<br />

o Inappetenz, erhöhte Sensibilität, Muskelzittern<br />

o Subikterische bis ikterische SH<br />

• Während akuter Phase<br />

o Frühabort in ersten 3 Monaten möglich<br />

122


• Ak schon 4-6 d nach Krankheitsbeginn<br />

o 12 –20 d danach Höhepunkt<br />

o 8-12 Wochen danach im Blut nicht mehr nachweisbar<br />

• Titer 1:20 => Zeichen für überstandene Infektion<br />

• Titer 1:40 = Schutz vor Infektion<br />

Diagnose<br />

• Kardinalsymptome<br />

o Trockener Husten<br />

o Respiratorische Symptome<br />

• Schnelle Verbreitung im Bestand<br />

• Verdachtsdiagnose relativ schnell zu stellen<br />

o Sicherung durch Antigennachweis!!<br />

• Virusisolierung aus Luftsackspülprobe, Augen- und Nasensekretprobe<br />

DD<br />

• Andere Virusinfektionen<br />

o EHV-1 und 4 -> breiten sich nur langsam aus, Aborte bei trächtigen Stuten<br />

Therapie<br />

• Keine kausale vorhanden!!<br />

• Empfohlen: Behandlung erkrankter Tiere mit Paramunitätsinducern aus Pockenviren!<br />

• Intensive und gezielte Antibiose (Verhinderung bakterieller Sekundärinfektionen)<br />

• Absolute Schonung!!!!!!!!<br />

• Ställe mit Influenzafällen: mindestens 4 Wochen sperren<br />

• Nach Durchseuchung Bestand gründlich reinigen und desinfizieren!!<br />

• Wirksame Bekämpfung der <strong>Pferd</strong>einfluenza<br />

o Nur regelmäßige Schutzimpfung wirksam<br />

o Absatzfohlen in Impfprogramm einbeziehen!!!<br />

o Polyvalente Vakzine benutzen<br />

• Folgende Impfempfehlungen gelten zur Zeit<br />

o Kombiimpfung gleichzeitig gegen:<br />

� <strong>Pferd</strong>einfluenza<br />

� Herpesviren => gesamter <strong>Pferd</strong>ehustenkomplex abgedeckt<br />

� Reovirusinfektionen<br />

o Grundimmunisierung<br />

� 2 Impfungen im Abstand von 8-10 Wochen ab 3.-4. Lebensmonat<br />

� nach 4 Monaten Auffrischung<br />

o alle 6 Monate impfen<br />

o aktuelles Seuchengeschehen durch Influenza – A => Einzelimpfungen<br />

• Impfung gegen Influenza A<br />

o Grundimmunisierung<br />

� 2 Impfungen im Abstand von 6-8 Wochen ab 3.-4. Lebensmonat<br />

o Auffrischung 6 Monate nach 2. Impfung<br />

o Alle 9-12 Monate Wdh-Impfungen<br />

Rhinopneumonitis<br />

= Equine virale Rhinopneumonits, EHV-4-Infektion<br />

Allgemein<br />

• Herpesvirus<br />

• Hptsl. respiratorische und abortive Bedeutung, tws auch zentralnervöse!!<br />

• Alphaherpesviridae<br />

• EHV-1<br />

o Erreger des Stutenabortes<br />

o Spätaborte zw. 7.-10 Monat<br />

o Geburt lebensschwacher Fohlen, die in den ersten d sterben<br />

o Bei Stuten nach der Geburt tws. Manifestation im ZNS (= Enzephalomyelitis)<br />

• EHV-2<br />

o Zytomegalie- Virus des <strong>Pferd</strong>es<br />

123


o Isoliert aus Respirationstrakt, B-Lymphos, Leukos und Nierenzellkulturen<br />

• EHV-3<br />

o Koitalexanthem <strong>Pferd</strong> (= Bläschenausschlag, Deckinfektionen)<br />

• EHV-4<br />

o Rhinopneumonitis<br />

o V.a. bei Fohlen<br />

o Bei älteren <strong>Pferd</strong>en meist klinisch inapparent<br />

o Gelegentlich Spätaborte, nervale Störungen und perineale Sterblichkeit<br />

• EHV-5-8<br />

o Nix bekannt!!!<br />

• Rhinopneumonitis = zyklisch verlaufende Virusallgemeinerkrankung<br />

o Bevorzugt im Respirationstrakt<br />

o Erreger ist EHV-4<br />

• Bei jüngeren Tieren respiratorische Symptome auch durch EHV-1 möglich<br />

• Mischinfektionen sind möglich<br />

• EHV-1 und EHV-4 Infektionen<br />

• Zum Großteil klinisch inapparent<br />

• Subklinische Infektionen sind zeitlich begrenzt<br />

• Persistierende Infektionen etablieren sich latent oder okkult<br />

• Latente Infektionen<br />

o Vermehrungsfähige Viruspartikel im Knochenmark, Makro- und Mikrophagen, in<br />

trigeminalen Ganglien, in Tonsillen, Haut- und SH<br />

• Okkulte Infektionen<br />

o Entzieht sich Abwehr<br />

o Nur Virusnukleinsäure persistiert<br />

Ätiologie<br />

• EHV-4-typisches, komplex aufgebautes Herpesvirus<br />

o Behülltes DNA-Virus mit kubischem Nukleokapsid<br />

o Lipidhaltige Hülle => empfindlich gegen Detergentien und Lipidlösungsmittel<br />

o Hitze- und säurelabil, bei 56°C in 5-10 min inaktiviert<br />

Epidemiologie<br />

• Weltweit verbreitet<br />

• Natürlich empfänglich: <strong>Pferd</strong>e und andere Equiden<br />

• Virusausscheidung über Sekrete und Exkrete (v.a. Nasensekret)<br />

• Bei Husten Übertragung durch Tröpfcheninfektion möglich<br />

• Eintrittspforte: SH von Respirations- und Genitaltrakt<br />

• Intrauterine Übertragung möglich<br />

• Virusreservoire: v.a. persistent infizierte <strong>Pferd</strong>e<br />

o Reaktivierung des Virus durch Stress möglich<br />

Infektions- und Krankheitsverlauf<br />

• Hauptsächlich klinisch nicht relevante, persistierende Infektionen<br />

o Konversion von Krankheit hptsl. beim Absetzer (fehlender Schutz über Kolostrum) und<br />

Jährling<br />

o Entwicklung einer ansteckenden, akuten und fieberhaften Erkrankung!<br />

• Junge <strong>Pferd</strong>e<br />

o IKZ bis zu respiratorischen Symptomen 3-10 d<br />

o Plötzlich einsetzender Katarrh mit monophasisch Temperaturerhöhung<br />

o Dauer 1-5 Wochen, je nach Schwere der Symptome<br />

o Belastung der Tiere => Pneumonie und Pleuritis möglich<br />

o Tiere erholen sich i.a. schnell<br />

• Ältere Tiere mit aktiver Immunität<br />

o Nur gelegentlich Erkrankung<br />

o Vorwiegend unter Stress als Folge einer Neuinfektion oder durch Aktivierung einer<br />

persiflierenden Infektion<br />

• Trächtige Stuten: Übertragung auf Fetus, IKZ 4 Wochen bis 4 Monate, danach Spätabort<br />

• EHV-4 bedingte Enzephalomyelitis immer mehr Bedeutung<br />

o Wechselnde Parzen<br />

124


o Tws. tödliche Paralysen<br />

o Evtl. Immunkomplexkrankheit<br />

o Exantheme an Nüstern und äußerem Genitale der Stute ( => Verwechslung mit<br />

EHV-3)<br />

• Natürlich erworbene Immunität gegen EHV-4 => Immunität gegen EHV-1<br />

• Zelluläre Immunität: bei intranasaler EHV-4 Infektion schon nach 2 d in SH, Höhepunkt nach<br />

7-15 d, Abnahme ab 6.-8. Woche<br />

• Humorale Immunität<br />

o Beginnt erst nach 14 – 21 d<br />

o Ak um 4 Wochen p.inf. Höhepunkt, können bis etwa 5./6. Woche p. inf. Persistieren<br />

• Fohlen 6.- 8. Lebenswoche körpereigene Abwehr => Fohlen kann sich aktiv mit seiner<br />

Umwelt auseinandersetzen<br />

o Voll belastbare Immunität erst ab 6.- 8. Monat, tws. erst am Ende des ersten<br />

Lebensjahres<br />

Diagnose<br />

• Kein Symptom: deutlich Zeichen für EHV-4<br />

o Keine pathognomonischen Anzeichen<br />

• Diagnose immer über Erregernachweis absichern<br />

• Virusanzüchtung aus Nasen- und Rachenspülprobe, Leber und Lunge abortierter Feten<br />

Therapie<br />

• Keine spezielle Therapie vorhanden<br />

• Tiere SOFORT und bis zum Verschwinden des Hustens ruhig stellen<br />

• Akutes Stadium: Antibiose zur Vorbeugung von bakteriellen Sekundärinfektionen<br />

o Mindestens 3 d über Fieberphase hinaus geben<br />

• Hustenreizstillende Mittel geben<br />

• Sekretolytika<br />

• Schutz EHV-4 freier Zuchtbestände unter Impfschutz:<br />

o Einstellen nur ordentlich geimpfter <strong>Pferd</strong>e<br />

o Junge <strong>Pferd</strong>e vor Neuaufstallung in Quarantäne<br />

o Räumliche Trennung von Zuchtstuten und übrigen Tieren des Bestandes<br />

o Kein Verkehr mit nicht geimpften <strong>Pferd</strong>en<br />

• Bestände mit Virusabort: 8 Wochen nach letztem Fall Sperre für jeden <strong>Pferd</strong>everkehr<br />

• Kreuzimmunität zwischen EHV- und EHV-4 => Impfung gegen EHV-1 alle 6 Monate schützt<br />

auch vor EHV-4!!<br />

• Herpesimpfung<br />

o Grundimmunisierung im 4. und 6./7. Monat<br />

o Auffrischungsimpfung 6 Monate nach Grundimmunisierung<br />

o Wdh- Impfung nach 6 Monaten<br />

o Alle 6 Monate Wdh - Impfung<br />

• Kombiimpfstoff gegen Hustenkomplex uns Influenza anwenden!!<br />

• Bewährt: intratracheale Notimpfung bei EHV-Endemie<br />

o Lebendimpfstoff<br />

o Belastet <strong>Pferd</strong>e nicht<br />

o Blockiert Eintrittspforte an respiratorischen SH<br />

Arteritis equorum<br />

= <strong>Pferd</strong>estaupe, Rotlaufseuche des <strong>Pferd</strong>es. Pinkeye, EVA<br />

Allgemein<br />

• Equine virale Arteritis ist kontagiöse, zyklisch verlaufende, fieberhafte Virusallgemeinkrankheit<br />

• Führt zur Schädigung des Gefäßendothels (Tunica interna), v.a. der kleinen Arterien und<br />

Arteriolen<br />

• Charakt.: Augenveränderungen (Pink, eye), Ödeme an Extremitäten, Bauch und im<br />

Genitalbereich und Frühaborte<br />

• Enterale und respiratorische Manifestationen kompliziert durch bakterielle Sekundärinfektionen<br />

• Infektion weltweit verbreitet, verläuft aber klinisch inapparent<br />

125


Ätiologie<br />

• Erreger der Arteritis = Genus Arterivirus<br />

• Vermehrung verläuft mit zytopathischem Effekt<br />

o Möglich in vielen Zellkulturen und einigen permanenten Zelllinien (BHK.21)<br />

• Auffälligstes ultrastrukturelles Charakteristikum: doppelt umhüllte zytoplasmatische Vesikel<br />

Epidemiologie<br />

• Virus wird während Virämie in Fieberphase mit Nasensekret, Speichel, Augensekret und Kot<br />

ausgeschieden<br />

• Infizierte Hengste können Erreger mehrere Jahre mit Sperma ausscheiden<br />

• Stark virushaltig: alle Gewebe und Flüssigkeiten abortierter Feten<br />

• Übertragung direkt durch Kontakt, Geschlechtsakt, Samen und intrauterin<br />

Empfänglich<br />

• <strong>Pferd</strong>e aller Altersstufen<br />

• Frisch verseuchte Bestände: 4-6 Wochen Seuchendauer<br />

• Klinisch inapparente Verlaufsform => Keimausscheidung und Dauerausscheider<br />

Infektions- und Krankheitsdauer<br />

• Infektion führt nicht immer zu Krankheit und selten zu Seuche<br />

• Subklinische und latente Verlaufsformen dominieren<br />

• Virus schon 24 h p. inf. in Lunge<br />

o Transport über infizierte Makrophagen nach intranasaler Infektion<br />

• 2 d später Erreichen der bronchialen Lnn<br />

• 4 d p. inf.: Virus im gesamten lymphoretikulären System nachweisbar => Infektion von<br />

Gefäßendothel und Organmanifestation<br />

• Entwicklung einer Panarteritis, v.a. muskuläre Arterien und Arteriolen betroffen<br />

• Schädigung der Tunica interna => Permeabilitätsstörungen => Ödeme und Hämorrhagien<br />

• 3-10 d IKZ<br />

• ab 6.-7. d schwerste Symptome<br />

o Gliedmaßen Ödeme<br />

o Anorexie<br />

o Mattigkeit<br />

o Gestörtes Sensorium<br />

• Typisch: Konjunktivitis mit Tränenfluss, Lichtscheue und Lidödeme („Pinkeye“)<br />

• Viele Tiere zeigen Verdauungsstörungen -> Zuerst Obstipation und Kolik, später Durchfälle<br />

und Ikterus<br />

• Tws. Fazialisparese und Penisvorfälle<br />

• Affektionen der Luftwege äußert sich in Pharyngitiden, Laryngitiden und gelegentlich Husten,<br />

Dyspnoe und Nasenausfluss<br />

• Fieber bis 41°C meist ca. 5-9 d vorhanden!!<br />

o Oft mit somnolentem Verhalten verbunden<br />

• Fast immer Nasenausfluss<br />

• Morbidität > 50%, niedrige Letalität<br />

• Am Schwersten erkranken trächtige Stuten<br />

• In 40 – 80% der Fälle Frühaborte, entweder während Fieberphase oder in Rekonvaleszenz<br />

• Virus stark abortogenes Potential<br />

• Abort früh nach der Infektion, oft ohne Vorzeichen<br />

o Dem abortierten Fetus fehlen typische Symptome<br />

o Tws, ggrd. Autolyse am Fetus<br />

• Geburt lebensschwacher Fohlen mit bronchopneumonischen Symptomen, Ödemen und<br />

petechialen Blutungen<br />

• Relativ schnell Bildung von Ak<br />

o Können Persistenz des Virus nicht verhindern<br />

o Schützen bestimmte Zeit vor zu Krankheit führenden Reinfektionen<br />

• Vermutlich jahrelange Immunität<br />

• Maternale Ak im Fohlen 2-6 Monate nachweisbar<br />

Diagnose<br />

• Nur möglich, wenn mehrere Tiere gleichzeitig erkranken<br />

• Nachweis von Virus aus Sekreten, Exkreten und Leukozyten<br />

126


Therapie<br />

• Kausale Therapie nicht möglich<br />

• Symptomatische Therapie je nach dominierendem Symptom<br />

• Sofortige Ruhigstellung des Patienten<br />

• Isolierung kranker und seuchenverdächtiger <strong>Pferd</strong>e<br />

• 4-6 Wochen Sperre betroffener Ställe nach letztem manifesten Fall<br />

• verseuchte Gebiete: serologische Populationsuntersuchungen<br />

• Schutzimpfung<br />

o Nicht in allen Ländern bekannt<br />

o Parenterale Impfung<br />

o Bildung spezifischer Ak und zellulärer Immunität<br />

• Vor Export tws. Nachweis, dass Tier in letzten 180 d keinen Kontakt mit EVA- kranken <strong>Pferd</strong>en<br />

hatte!!<br />

<strong>Pferd</strong>ehustenkomplex<br />

• Multikausale Krankheit des Atmungsorganes<br />

• Entsteht durch synergistisches Zusammenwirken von fakultativ pathogenen Erregern und<br />

nichtmikrobiellen Faktoren<br />

• Keine spezifischen Krankheitsbilder nachweisbar<br />

• Nehmen oft Ausgang von klinisch inapparenten Infektionen<br />

• Meist setzen Viren als Leitkeime die Basisinfektion<br />

o Ermöglicht Bakterien, Pilzen... weitere Ansiedlung<br />

• Primäre virale Basisinfektionen<br />

o Reoviren<br />

o Rhinoviren<br />

o Adenoviren<br />

o Parainfluenza – 3<br />

o EHV-1 und –3<br />

o Influenza A<br />

• Konversion in Krankheit durch Sekundärinfektionen<br />

• Wichtigste multikausale respiratorische Infektionskrankheit im Verlauf des<br />

<strong>Pferd</strong>ehustenkomplexes<br />

o Viraler <strong>Pferd</strong>ehusten<br />

o Kontagiöse Pleuropneumonie<br />

o Fohlenpneumonie (Pasteurellen, Bordetellen)<br />

o Streptokokkenpharyngitis<br />

o Sommerpneumonie<br />

• Große Bedeutung: endemischer Hospitalismus<br />

• Mit Herpesviren infizierte Bestände bleiben lebenslange Virusträger => bei Stress immer<br />

Quelle neuer Infektionen<br />

• Meist mehrere Manifestationsorgane betroffen<br />

• In ungeimpften Beständen 40% Erkrankungshäufigkeit pro Jahr<br />

• Gefahr: Neigung zur Chronizität<br />

o V.a. chronische Bronchiolitiden mit sekundärer Allergisierung<br />

o Mit Hauptursache für COB<br />

• Auch nichtmikrobielle Faktoren sind beteiligt<br />

o Besitzer verlangen kranken Tieren Leistung ab<br />

o Körperliche Belastung in akuter Phase der Infektion<br />

o Antibiotika- und Corticosteroidmißbrauch<br />

o Unzureichende Stallhygiene<br />

o Fehlerhafte Applikation von Medikamenten über Magenschlundsonde<br />

o Endogene und exogene Immunsuppression<br />

o Unkontrollierter Personenverkehr<br />

• Unzureichende Therapie => chronische Verlaufsformen möglich<br />

Therapie<br />

• Kausal nicht möglich => Symptomatisch<br />

127


• Ruhigstellung der Tiere über mehrere Wochen mit geeigneter Fütterung und Haltung<br />

• Bekämpfung mittels<br />

o Schutzimpfungen<br />

o Einsatz stallspezifischer Impfstoffe<br />

o (Paramunisierung)<br />

• „Allheilmittel“ gibt es nicht!<br />

• Virale Kombinationsvakzinen mit Antigenen der wichtigsten Leitkeime<br />

• Haben chemotherapeut. Maßnahmen versagt => Einsatz stallspezifischer Vakzine<br />

• Paramunisierung bei neugeborenen Fohlen sofort nach Geburt zur Prophylaxe!!<br />

Krankheiten von Mundhöhle, Zähnen, Zunge und Kiefer<br />

Symptome bei Erkrankungen im Maul<br />

• Abnormales Verhalten während der Futteraufnahme<br />

• Konditionsverlust<br />

• Mundgeruch<br />

• Salivation<br />

• Kopfschütteln<br />

• Abneigung gegen das Gebiss<br />

• Unrittigketi<br />

• Vorwölbungen/ Schwellungen des Kiefers<br />

• Eitriger Ausfluss aus Mundhöhle und Nase<br />

Untersuchung des Mauls<br />

• Da <strong>Pferd</strong>emaul sehr lang ist und nur begrenzt zu öffnen, braucht man Licht!!!<br />

o Am Besten fokussierbare Stirnlampe<br />

• Zur US der hintere Backenzähne Kiefer mit Spreizer öffnen<br />

• Achten auf:<br />

o Anzahl, Form und Aussehen der Zähne und deren Kanten (Zahnspitzen!!)<br />

o Länge und Kongruenz der Zahnreihen<br />

o Farbe und Beschaffenheit des Zahnfleisches<br />

o Futterreste<br />

o Beweglichkeit von Zähnen<br />

• Futterkrippe untersuchen: Futterwickel sind Zeichen für Zahnspitzen<br />

Störungen im Zahnwechsel<br />

Bumps<br />

• Dt. „Knäste“ genannt<br />

• Physiologische Umfangsvermehrungen<br />

• Häufiger am UK als am OK<br />

Symptome<br />

• Bei 2-3 jährigen <strong>Pferd</strong>en ein- oder beidseitige Umfangsvermehrung der Kontur des Margo<br />

ventralis mandibulae<br />

• Meist am 2., 3. und 4. Prämolaren und 1. Molaren<br />

Ursache<br />

• Meist Störung des Zahnwechsels<br />

o Missverhältnis zwischen Abbau der Milchzähne und Aufbau bleibender Zähne<br />

o Wachsende Zähne wachsen nicht mehr in physiologische Richtung => Vorwölbungen<br />

• Milchzähne ausgefallen => Wachstumsdruck bleibt aus, Bump bildet sich zurück<br />

• Bump des M1 im UK durch nicht abgebaute orale Alveolarwand<br />

o Hat ja keinen Milchzahn angelegt!!!<br />

• Auch Verkeilung der unterschiedlichen gerichteten Wurzeln von P2, P3, P4 möglich<br />

Therapie<br />

128


• Milchprämolaren, unter denen sich Bumps gebildet haben, extrahieren!!<br />

Zysten<br />

• Entstehen aus Resten der Hertwig’schen Epithelscheide oder als Hemmungsmissbildung<br />

• Enthalten oft Zahnreste<br />

• Können Kiefer lokal vorwölben<br />

• Ohrrandfistel = häufigste Hemmungsmissbildung<br />

o Fistelöffnung am ventralen Ohrmuschelrand<br />

o Sondierung des Fistelkanals => stoßen auf Zähne mit typischem metallischen<br />

„Zahnklang“<br />

Therapie<br />

• Exstirpation des Fistelkanals und der Zyste mit Zahnteilen<br />

CAVE: Fraktur des Schädelbeins vermeiden<br />

Persistierende Milchkappen<br />

• Nicht ausgefallene Reste von Milchzähnen<br />

• Zwischen Milchzahnrest und bleibendem Zahn wird Demarkationslinie sichtbar<br />

• Entstehen Störungen der gleichmäßigen Abnutzung<br />

• Rotierte oder gekippte Milchzahnkappen => mechanische Irritation und / oder Einkeilung von<br />

Futterresten => Gingivitis, Parodontitis<br />

• Oft Ursache für Rittigkeitsprobleme junger <strong>Pferd</strong>e, die vorher ohne Probleme liefen!!<br />

Therapie<br />

• Entfernen der Milchkappen<br />

Persistierende Schneidezähne<br />

• Meist vergesellschaftet mit distal davon durchgebrochenem, bleibendem Incisivus<br />

Therapie<br />

• Extraktion des Milchzahnes<br />

CAVE: lange Wurzeln, die Krone kann sehr leicht abbrechen!!<br />

• Bleibender Zahn kann sich dann in physiologische Stellung schieben<br />

Abnorme Anzahl von Zähnen<br />

Oligodontie<br />

• = Verminderung der Zahnzahl<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Fehlen von Zähnen, angeborener Zustand<br />

• Entweder durch Retention oder Inklusion eines oder mehrerer Zähne im Kiefer<br />

(Pseudooligodontie) oder Fehlen einer Zahnanlage (reduktive Oligodonie)<br />

• Pseudooligodontie<br />

o Bei Stute meist an Hakenzähnen<br />

o Seltener bei Hengsten und Wallachen<br />

o Klinisch oft nicht von echter Form zu unterscheiden<br />

o Röntgen zur Diagnosestellung<br />

• Echte Oligodontie<br />

o Phylogenetische Reduktion des Gebisses (= reduktive Oligodontie)<br />

o Spontane Form viel öfter<br />

� = Anlage zu weniger Zahnkeime<br />

� Unterdrückung der angelegten Zahnkeime während embryonaler oder<br />

postembryonaler Entwicklung<br />

• Meist fehlen einzelne Zähne, tws. aber auch ganze Zahnsorten, bzw. – reihen<br />

• Auch Schneidezähne können betroffen sein!!<br />

129


Therapie<br />

• Nur Folgezustände therapierbar => abnorm verlängerte Antagonisten regelmäßig kürzen,<br />

bzw. abschleifen<br />

Polydontie<br />

• Überzahl von Zähnen<br />

• Pseudopolydontie<br />

o Zähne einer Sorte durch Transposition an andere Sorte herangerückt<br />

o Persistenz einzelner oder aller Milchzähne<br />

• Typische (atavistische) Polydontie<br />

o Zu Grunde liegt Atavismus<br />

o Auftreten überzähliger Zähne in verlängerter Zahnreihe durch verminderte Zahl der<br />

Zahnkeimanlage<br />

o Für <strong>Pferd</strong>e typisch: Vorhandensein eines 4. Incisivus und eines P1 vor P2<br />

(=Wolfszahn)<br />

o Wolfszahn so oft, dass er kaum als pathologisch angesehen wird<br />

• Atypische Polydontie<br />

o Echte Mi0bildungen oder Variationen der Zahnzahl<br />

o I.d.R. nix mit phylogenetischer Entwicklung zu tun!!<br />

o Große Zahnkeimzahl, Spaltung ursprünglich einzelner Zahnkeime, latente Dignathie,<br />

Verlagerung / Versprengung von Teilen der Zahnleiste<br />

o Zähne selten einfache Zapfenform, sondern entweder Milchzahn. Oder<br />

Ersatzzahncharakter<br />

o Werden grundsätzlich nicht gewechselt<br />

Therapie<br />

• Extraktion, wenn sie Probleme bereiten!!<br />

Brachygnathie inferior und superior<br />

• Brachygnathia inferios = Karpfengebiss (UK< OK)<br />

• Brachygnathia superior = Hechtgebiss ( OK > UK)<br />

• Angeborene Verkürzung eines Kiefers<br />

Symptome<br />

• Veränderungen an den Schneidezähnen<br />

o Stehen nur tws in Reibung<br />

• Nur Incisivi betroffen: Futteraufnahme / Kauen möglich<br />

• Hechtgebiss seltener als Karpfengebiss<br />

Therapie<br />

• Leichte Fälle: alle 6-9 Monate Zähne abschleifen<br />

• Schwere Fälle: Extraktion der Zähne<br />

Fehlstellungen von Zähnen<br />

Schneidezähne<br />

• Nach Zahnverlust fehlen eines Incisivi => Antagonist wächst in Lücke rein<br />

o Muss regelmäßig beschliffen werden<br />

o Kann Lateralexkursionen des Kiefers beim Kauen behindern => Entstehung von<br />

Zahnspitzen an Backenkieferzähnen<br />

• Zu langer OK – incisivi: mit Neigung der Schneidezahn – Kauebene nach vorne und unten<br />

verbunden<br />

o Parallel zur Okklusionsebene der Backenzähne schleifen, bis die gut zu schließen sind<br />

130


Wolfszähne<br />

• = P1, oft am OK, selten am UK<br />

• können direkt vor P2 oder auch seitlich davon verlagert vorkommen<br />

• Probleme meist in Kombi mit Gebiss, wenn P1 besonders groß, scharfkantig oder seitlich<br />

verlagert ist<br />

Therapie<br />

• Ursache für Kaufunktionsstörungen => Extraktion!!!<br />

• CAVE: Wurzel bricht sehr leicht ab!!<br />

Pulpitis<br />

• = Entzündung der in Zahnhöhle liegenden Pulpa<br />

• kommt in jedem Alter vor<br />

• Incisivi haben 1 Pulpakankal, OK- Backenzähne 5, UK-Backenzähne 2!<br />

Ursachen<br />

• Trauma<br />

o Beißen auf harte Gegenstände<br />

o Schlag auf Kiefer<br />

• Zahnfissuren, -frakturen<br />

o Direkter Zugang von Keimen => Pulpa wird in kurzer Zeit infiziert und später<br />

nekrotisch<br />

• Malokklusion<br />

o Nach Gingivitis / Parodontitis retrograde Infektion der Pulpa über Wurzelspitze<br />

möglich<br />

o OK Imbalance zwischen Abnutzung und Bildung von Sekundärdentin => Eröffnung<br />

der Pulpahöhle<br />

• Hämatogene Infektion<br />

o Gestreute Infektion<br />

o Eher selten<br />

• Karies<br />

o Sehr selten Ursache, da Zähne der <strong>Pferd</strong>e sehr dicke Schmelzschicht haben<br />

• Iatrogen<br />

o Zu tief geschliffen / abgezwickt<br />

o Thermisch induziert, wenn bei Schleifen nicht mit Wasser gekühlt wird<br />

DD<br />

• Bumps<br />

o Schmerzlos<br />

o Nicht vereinzelt<br />

Symptome<br />

• Hyperämie und entzündliches Ödem der Pulpa<br />

=> Kompression der Pulpanerven => Zahnschmerzen!!<br />

• Keine Ausdehnungsmöglichkeit in der Pulpa => relativ schnell Nekrosen<br />

• Schmerzen<br />

o Störungen in der Futteraufnahme<br />

o V.a. während der Aufnahme kalten Wassers<br />

• Tws. Foetor ex ore<br />

• Schonung der betroffenen Seite => Gebissanomalien<br />

• Fehlende von Ersatzdentin => Freilegung der Pulpahöhle auf der Kaufläche<br />

• Bei akuter Pulpitis ist regionärer Lnn. verdickt und druckempfindlich<br />

• Perkussion des erkrankten Zahnes => Schmerz<br />

• Kann im Verlauf zur Lockerung des Zahnes kommen, tws. verbunden mit Zahnabszess, bzw.<br />

– fistel an Kieferaußenseite<br />

Therapie<br />

• Seröse Pulpitis kann sich ohne bleibende Schäden spontan zurückbilden<br />

• Wurzelspitzenresektion zur Erhaltung des Zahnes<br />

o Nur, wenn Erkrankung nicht zu weit fortgeschritten ist<br />

131


• Gelockerter Zahn ist zu entfernen<br />

Zahnstein<br />

• Bei etwa 80% aller <strong>Pferd</strong>e<br />

• V.a. an Zähnen, die an Speicheldrüsen- Ausführungsgängen liegen<br />

Symptome<br />

• Grau – weißlicher bis dunkelgrauer, braun, manchmal auch gelbgrüner Belag<br />

• Reicht etwa bis Mitte der Krone<br />

• Kaufläche selbst ist immer frei!!<br />

• Scheren- oder Treppengebiss: v.a. an bukkalen Flächen abnorm verlängerter Zähne<br />

• Überlappt Zahnfleisch => ulzerierende Veränderungen unter ihm => foetor ex ore<br />

• Gingivitis (Parodonditis i.d.R. nicht vorhanden)<br />

Ätiologie<br />

• Entweichen von Kohlendioxid => lösliches Calciumhydrogencarbonat des Speichels wird zu<br />

unlöslichem Calciumcarbonat => Niederschlag an Zähnen<br />

• Besteht aus<br />

o Calciumcarbonat<br />

o Epithelien der Mund – SH<br />

o Futterbestandteilen<br />

o Mikroorganismen der Mundhöhle<br />

• Kalkreiche Nahrung fördert Bildung!!<br />

Therapie<br />

• Mechanische Entfernung<br />

• Nach Entfernen Polieren der Zähne<br />

o Vorbeugung vor Wiederansammlung<br />

Parodontitis<br />

• = Entzündung des Zahnhalteapparates<br />

• verbunden mit Knochenschwund => irreversibel<br />

• weit fortgeschritten: retrograder Befall der Pulpa => Pulpitis<br />

• oft Bildung von Eiterfisteln<br />

o im UK ventral durch Haut nach außen<br />

• OK: Infizierung von Nasen- und Kieferhöhle<br />

Symptome<br />

• Gestörte FA (langsam und weniger)<br />

• Haarkleid glanzlos und struppig<br />

• Haarwechsel verzögert / unvollständig<br />

• Müde, temperamentslos<br />

• Koliken, Darmentzündungen<br />

• Im Kot unzerkaute Haferkörner<br />

• Adspektion der Mundhöhle<br />

o Hyperämie<br />

o Blutungen<br />

o Schwellungen des Zahnfleisches<br />

• Röntgen: Veränderungen sofort deutlich zu sehen!<br />

Ätiologie<br />

• Bakterielle Infektion, Ausgang von eingekeiltem Futter (Grannen!!!!)<br />

o Begünstigt durch weiche Nahrung und Melassefütterung<br />

• Chronische Parodontitis => ossifizierende Periositis des Kieferknochens<br />

Therapie<br />

• Eingekeilte Faserbündel entfernen<br />

• Teilresektion der Krone<br />

o Entlastet Zahn vom Kauen<br />

• Meist: Extraktion des erkrankten Zahnes<br />

132


Stomatitis<br />

• Physiologisch: blassrote, aber gut durchblutete SH<br />

Symptome<br />

• Verstärkte Salivation und Störung in der Futteraufnahme<br />

• Widersetzlichkeit beim Trensen und Reiten<br />

• Katarrhalische Stomatitis<br />

o Fleckige oder diffuse Rötungen<br />

o Geschwollene SH<br />

o Schwellung z.T. masssivst („Geschwulst“)<br />

o Abgestorbenes Epithel vermischt mit Sekret der Schleimdrüsen und Speichel =><br />

grauweißer bis schmutzigweißer Belag<br />

• Stomatitis vesiculosa<br />

o Hanfkorn- linsengroße Blasen<br />

o Bläschen platzen bald => flache Errosionen (heilen in wenigen d ab)<br />

• Stomatitis pustulosa<br />

o Wenn Eitererreger zur Stomatitis vesicularis kommen<br />

o Eitrig eingeschmolzene Knötchen -> von rotem Hof umgebene Pusteln -> tiefe, in<br />

Submucosa reichende Geschwüre -> narbiges Verheilen<br />

• Stomatitis pseudomembranosa<br />

o Starker Speichelfluss<br />

o Starke Rötung der SH<br />

o Grauweiße Beläge und Krusten<br />

Ätiologie<br />

• Katarrhalische Form: selbstständiges Auftreten durch traumatische, chemische und infektiöse<br />

Einflüsse<br />

o Oft Begleiterscheinung von Infektionskrankheit<br />

• Stomatitis vesicularis ist virusbedingt<br />

Diagnose<br />

• Nach Inspektion der Mundhöhle möglich<br />

Therapie<br />

• Ursachen abstellen<br />

• Futterumstellung auf Kleietrank, Grünfutter und zartes Heu<br />

• Prüfen, ob <strong>Pferd</strong> Selbsttränke bedient, wenn nicht Wasser im Eimer anbieten<br />

• Ulzerationen mit Chlorhexidingel bepinseln<br />

• Evtl. Parenterale Antibiose<br />

Abnorme Gebissabnutzungen<br />

Zahnspitzen<br />

Symptome<br />

• = scharfkantige Ränder an Backenzähnen<br />

o im UK am lingualen Rand, im OK am bukkalen Rand<br />

• häufigstes Zahnleiden der <strong>Pferd</strong>e<br />

Ätiologie<br />

• mehrere Ursachen möglich<br />

• natürliche Prädestination<br />

o UK schmaler als OK<br />

o <strong>Pferd</strong> neigt zur Entstehung von Zahnspitzen<br />

• Zu wenige Rauhfutter<br />

o Umstellung von Rauhfutter auf mechanisch vorbereitetes Futter => Exkursion der<br />

seitlichen Mahlbewegung nimmt ab<br />

o Rauhfutter: <strong>Pferd</strong> bündelt Futter und schiebt es im Maul hin und her => geht bei<br />

Kraftfutter nicht, da dies dann verloren geht<br />

o Futterwickel in Krippe oder am Boden = Zeichen für Zahnspitzen<br />

133


o Behindern normale Okklusion => können zu weiteren abnormen Abnutzungen führen<br />

(Treppen, Wellengebiss...)<br />

o Schmerzhafte Verletzungen an Maul – SH führen zu verminderter Fresslust<br />

• Abnormitäten im Schneidezahnbereich<br />

o Zu lange Incisivi: Störung der Lateralexkursion<br />

o Wellenförmige Kaufläche<br />

o In eine Lücke hinein wachsender Backenzahn => Blockade der Seitwärtsbewegung<br />

Therapie<br />

• Beschleifen der spitzen Kanten und Ecken<br />

o Oft mehrfach wiederholen!!<br />

o Nur scharfe Zahnspitzen entfernen, NICHT Kanten der Zahnreihen abrunden<br />

o Beim Schleifen keinen großen Druck ausüben<br />

� Zahn wird erhitzt => Pulpa kann durch thermische Schädigung nekrotisch<br />

werden!!<br />

o Schleifen immer unter Wasserkühlung!!<br />

Wellengebiss<br />

• Kaufläche der Backenzähne von Seite betrachtet Wellenform<br />

• Oft bei Ponys und alten <strong>Pferd</strong>en<br />

• Vergesellschaftet mit Protrusion am P2 (mesial)<br />

• Ursache<br />

o Ungleichmäßige Zahnhärte<br />

o Langdauernde Okklusionsstörung<br />

Therapie<br />

• Beschleifen der Backenzahnreihe<br />

• Therapie nicht in einer Sitzung, sondern in mehreren!!!<br />

Treppengebiss<br />

• Kaufläche hat bei seitlicher Betrachtung Stufen- bzw. Treppenform<br />

• V.a. im hinteren Backenzahnbereich zwischen P3 und M1<br />

• Zähne in mehreren Sitzungen abschleifen, bis ebene Kaufläche entsteht<br />

• Je früher geschliffen wird, desto besser ist Langzeiterfolg<br />

• Ohne Behandlung: irreparable Schäden am Gebiss und an Kiefer möglich!!!<br />

Scherengebiss<br />

• Kaufläche nicht horizontal, sondern mehr oder weniger ausgeprägter Winkel<br />

• Ohne Behandlung: Backenzähne am OK palatinal und am UK bukkal bis zum Zahnfleischrand<br />

abgerieben<br />

Therapie<br />

• Sukzessives Abtragen der höchsten Protrusionen<br />

o Nach mehreren Sitzungen horizontale Fläche erreicht<br />

o Langsame Anpassung, um Kiefergelenken Zeit zu geben, sich anzupassen<br />

Meißelzahn (Exsuperantia dentinum)<br />

• Meißelzahn = Prämolare oder Molare, der über Niveau der Zahnreihe ragt<br />

• Entsteht da, wo ein Antagonist fehlt<br />

• Haben fast immer scharfe, tws. auch sehr lange Kronenspitzen<br />

• Verletzen ohne Behandlung die SH und/oder Knochen des Gegenkiefers<br />

• Mechanische Hindernis beim Kauen<br />

• Stören durch Schmerzhaftigkeit die Futteraufnahme<br />

Therapie<br />

• Abzwicken oder Abschleifen der zu langen Krone<br />

134


• Abzwicken oft Eröffnung der Pulpa als Folge => wenn möglich in mehreren Etappen<br />

abschleifen!!!<br />

• Fehlen eines Antagonisten: Zahn wächst zeitlebens weiter!!<br />

Abnorme Abnutzung der Schneidezähne<br />

• Z.B. bei Koppen (Aufsetzkopper) oder beim Barrenwetzen (Krippenwetzen)<br />

ANM.: Aufsetzkopper: <strong>Pferd</strong>e schlucken Luft, indem sie OK auf Gegenstände (meist Krippe) setzen<br />

• Koppergebiss: starke Abnutzung der Labialkanten der maxillaren ersten und 2. Incisivi<br />

Therapie<br />

• Koppergebiss<br />

o Abstellen des abnormen Verhaltens durch Milieuveränderungen<br />

o Kopper-OP: Myektomie des M. sternomandibularis, sternohyoidei, sternothyreoidei<br />

und omohyoidei<br />

o <strong>Pferd</strong>e, die neben Koppern stehen, können sich das Fehlverhalten abgucken!!!<br />

• Barrenwetzer<br />

o <strong>Pferd</strong> reibt bei leicht geöffneten Lippen mit Schneidezähnen am Krippenrand =><br />

Labialfläche wird so weit abgeschliffen, dass Kunden sichtbar und Pulpahöhlen<br />

eröffnet werden<br />

o Extreme Fälle: Wunden mit Blutungen am Zahnfleischrand<br />

o Futteraufnahme kann Probleme bereiten<br />

o Ist kaum abzugewöhnen, am Besten entfernt man nach dem Füttern die Krippe<br />

Zementhypoplasie<br />

Symptome<br />

• Zu Karies neigende, minderwertig verkalkende Zementfüllung<br />

• An einer oder mehreren Schmelzeinstülpungen<br />

• Pfd: eines der häufigsten Zahnleiden im OK<br />

• V.a. an M1 oder P4<br />

• Als dunkle Flecken an Zahnoberfläche zu sehen<br />

o Nach Einführen einer Sonde Entfernen fauliger, stinkender Futterbestandteile<br />

• Toxine können Pulpa erreichen => Pulpitis oder Pulpanekrose<br />

• Besteht es über längere Zeit => Zahnfraktur durch Instabilität<br />

• Zähne oder deren Reste müssen entfernt werden!!<br />

Therapie<br />

• Hypoplastischer Zement im Schmelzhohlzylinder mit Füllung oder Inlay versehen =><br />

verhindern der vorzeitigen Abnutzung<br />

Karies<br />

• = bakteriell bedingte Dekalzifizierung<br />

• relativ selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• vorwiegend an Backenzähnen (M1 OK)<br />

• selten an Schneide- oder Hakenzähnen<br />

Symptome<br />

• Kaustörungen, wenn Karies Pulpa erreicht (=> Schmerzen)<br />

• bräunliche Verfärbungen<br />

• typische Beschaffenheit des zerfallenden Hartgewebes<br />

• Karies entwickelt sich in Schmelzeinstülpungen -> oft Stillstand beim Erreichen des Schmelzes<br />

• Selten beobachtet, da<br />

o Zähne der Equiden schmelzfaltig sind (Mensch: Schmelzhöckrig)<br />

o Zähne laufend abgenutzt werden<br />

o Typisches kohlenhydratreiches, kariogenes Futter fehlt<br />

Therapie<br />

• Oft in Folge einer Zementhypoplasie => kann mit Amalgam oder Inlay versorgt werden<br />

135


• Zahn kann durch endodontische Behandlung erhalten werden<br />

• Behandlung wie beim Menschen (Amalgamfüllung)<br />

Erkrankungen der Zunge<br />

Glossitis<br />

Definition<br />

• Entzündung von Zungen – SH und des intrainguinalen Systems<br />

• Hptsl. nach oberflächlichen oder tiefergreifenden mechanischen, chemischen oder<br />

thermischen Verletzungen<br />

Symptome<br />

• Leitsymptom: gestörte Nahrungsaufnahme<br />

o Trinken und Kauen erschwert oder unmöglich<br />

• Entzündung => eingeschränkte Beweglichkeit der Zunge<br />

o Futter fällt bei gleichzeitig verstärkter Salivation wieder aus Maul<br />

• Wiederspenstigkeit beim Einlegen des Gebisses und gegen die Zügel beim Reiten und Fahren<br />

• Große Muskelquerwunden => Zungenspitze liegt teilweise zwischen Schneidezähnen<br />

o Hochgradige Schwellung => Quillt aus geöffneter Mundhöhle vor<br />

� Hat Eindrücke, Wunden... durch Zähne<br />

• Hervorziehen der Zunge ist schmerzhaft<br />

• An Zunge verschieden Formen der Entzündung zu sehen<br />

• Vorsichtige Palpation: Oberfläche eingestochene Fremdkörper zu fühlen<br />

Ätiologie<br />

• Im Zusammenhang mit Stomatiden verschiedener Genese<br />

• Kleinere Stichwunden durch Fremdkörper<br />

• Belecken schadhafter Krippen...<br />

• Zunge bei Sturz zwischen den Incisivi => Amputation (ganz oder tws.)<br />

• Auch durch spitze Zähne, etc..<br />

• Verwendung scharfkantiger Gebisse<br />

• Tierquälerei<br />

Diagnose und DD<br />

• Untersuchung reicht für sichere Diagnose aus<br />

Therapie<br />

• Hohe Dosen Breitbandantibiotika<br />

• Gute Heilungstendenz<br />

o Spezifische Immunabwehr in Mundhöhle<br />

o Bakterizide Wirkung des Speichels<br />

• Tiefe Querwunden oder bereits Nekrosen<br />

o Zungenspitze kann bis zu 10 cm tief amputiert werden (Futteraufnahme dann immer<br />

noch möglich!!!)<br />

o Normale Wundtoilette<br />

o SH- Adaptation mit tieffassenden Nähten<br />

• Wundinfektionen: Spülung der Mundhöhle mit antiseptischen Mitteln oder 0,1 – 0,2%<br />

Chlorhexidin<br />

• Bis Wundheilung: Flüssignahrung!!!<br />

Prophylaxe<br />

• Anwendung stark reizender Medikamente: Schutzverband um Ablecken zu verhindern<br />

• Gebisse prüfen<br />

• In erster Zeit Gummitrense oder Hackamore verwenden<br />

ANM.: „Hackamore“ = gebisslose Zäumung, die über Druck auf den Nasenrücken wirkt, nicht wie<br />

normale Zäumungen übers Maul!!<br />

136


Zungenlähmungen<br />

• Durch ein- oder beidseitige Parese oder Paralyse des N. hypoglossus<br />

Symptome<br />

• Beiderseitige Lähmung: Zunge hängt aus der Mitte des Mauls heraus<br />

• Einseitige Lähmung: Zunge wird zur gesunden Seite hin verogen<br />

• Verstärkte Salivation<br />

• Kein Gefühl in der Zunge => Verletzungen in der SH<br />

• Nahrung kann nur schwer oder gar nicht aufgenommen und abgeschluckt werden<br />

Ätiologie<br />

• Schädigung des N. hypoglossus meist durch Traumata verschiedener Art<br />

• Auch zentral bedingt durch ZNS- Entzündung, Bulbärparalyse, Tollwut, Vergiftung und<br />

Tumoren<br />

Diagnose und DD<br />

• Zunge unbeweglich<br />

• Angeborene Makroglossei, Zungenstrecken<br />

o Zunge ist beweglich<br />

• Fraktur des Zungenbeins<br />

• Faszialislähmung<br />

• Luxation der Mandibula<br />

Therapie<br />

• Schutz der Zunge vor Verletzungen<br />

• Parese verschwinden nach kurzer Zeit meist ohne Therapie<br />

• Zentral bedingt: Verlauf der Primärerkrankung entscheidet über Schicksal<br />

• Chronische Lähmung => Atrophie => Probleme in Futter- und Wasseraufnahme<br />

• Lähmung länger als 14 d => ungünstige Prognose<br />

Pharynx<br />

Krankheiten Pharynx und Ösophagus<br />

Pharyngitis<br />

Definition<br />

• Superfizielle oder profunde bis in Submukosa reichende Entzündung der Rachen – SH<br />

• Orale Partie des Gaumensegels und er lymphatische Rachenring sind einbezogen<br />

• Besondere Form: chronisch – lymphoide follikuläre Pharyngitis<br />

Symptome und Diagnose<br />

• <strong>Pferd</strong> steht mit gestreckter Kopfhaltung da<br />

• Stark verlangsamte Futteraufnahme<br />

• Sehr schmerzhafter Schluckakt<br />

• Abschlucken unter schüttelnden oder nickenden Kopfbewegungen<br />

• Tws. „leerkauen“ oder sogar vollständiges Einstellen der Futteraufnahme<br />

• Tws. Regurgitieren<br />

• Beiderseits muköser oder eitriger Nasenausfluss, vermengt mit Futterpartikeln<br />

• Pharynxpalpation von außen sehr schmerzhaft<br />

• Lnn. des Kehlganges geschwollen<br />

• Kehlgang verstrichen<br />

• Verdacht => Endoskopie<br />

o Gaumensegel und Kehldeckel geschwollen<br />

o Zungengrund scheint gläsern - sulzig<br />

Ätiologie<br />

• Selten selbstständige Erkrankung<br />

• Meist durch Traumen oder in Folge Erkrankungen der oberen Luftwege<br />

DD<br />

137


• Geschwülste<br />

o Nicht schmerzhaft<br />

o Röntgenologisch auszuschließen<br />

• Schlundkopflähmung<br />

o Schluckreflex fehlt<br />

o Fehlen: Rötung und Schmerzen und gestreckte Kopfhaltung<br />

• Ösophagusverstopfung<br />

o Nasenschlundsonde schieben<br />

o Palpation<br />

• Erkrankungen des Luftsackes<br />

o Palpatorisch und endoskopisch auszuschließen<br />

o Tief gehaltener Kopf: Nasenausfluss<br />

• Zungengrundzyste<br />

o Bei Fohlen bis zu ½ Jahr und 1 Jahr klinisch manifest<br />

o Von Mundhöhle aus zu palpieren<br />

Therapie<br />

• Weiche, breiige, dünnflüssige Nahrung<br />

• Schlucken <strong>Pferd</strong>e nicht ab => künstliche Ernährung per Dauerkatheter<br />

• Tws. Antibiotikaschutz und Glukokortikoide!<br />

=> Entzündungserscheinungen klingen schnell ab<br />

• Physikalische Therapie: trockene und feuchte Wärme auf Kehlgangs-, Kehlkopf- und<br />

Halsregion<br />

• Tiefgehaltener Kopf: Spülen mit Borwasser, Kaliumpermanganat- oder 3%iger<br />

Wasserstoffperoxidlödung<br />

• Eitrige Form: Antibiotikum - Prednisolon – Spray<br />

• Zusatz von etwas Adrenalin (1:1000) in Spüllösung zum schnelleren Abklingen der SH-<br />

Hyperämie<br />

Prognose<br />

• akute Formen heilen in 8-14 d ab<br />

• eitrige Formen tws. Übergang in Abszedierung, danach Heilung<br />

Chronisch lymphoide follikuläre Pharyngitis<br />

Definition<br />

• chronische, lymphoide follikuläre oder auch mehr filiforme, papilläre SH- Entzündung im<br />

Pharynx<br />

=> Einengung der oberen Atemwege<br />

• bei <strong>Pferd</strong>en jeden Alters möglich<br />

Symptome<br />

• starke in- und exspiratorische Atemgeräusche<br />

o verstärken sich bei forcierter Atmung<br />

• bei Bewegung z.T. heftige Hustenanfälle möglich<br />

• erhöhte Atemfrequenz<br />

• tws. serös – schleimiger Nasenausfluss<br />

o kann vorübergehend verschwinden!!<br />

• Kein Fieber<br />

• Tiere machen in Box keinen kranken Eindruck<br />

• Kehlgangslnn ggrd. markig geschwollen<br />

• Druck auf Kehlkopf => leicht Husten auslösbar<br />

• Lunge o.b.B<br />

Ätiologie<br />

• Sehr spezielle chronische Form der Pharyngitis im Anschluss an akute virale oder viral –<br />

bakterielle Infektionen<br />

• Wochen – monatelang nach überstandener Influenza- bzw. Rhinopneumonitis – Infektionen<br />

138


• Jegliche Irritation des Gewebes des Nasen – Rachen- Raumes durch verschiedene Noxen =><br />

lymphoide follikuläre Hyperplasie<br />

o Tws. mit Zubildung von Bindegewebe und Bildung von SH - Zotten<br />

Diagnose<br />

• Durch Adspektion, Palpation und Endoskopie<br />

• Serologie: hinweise auf vorangegangene Virusinfektionen<br />

o CAVE: Impftiter!!!!!!!!!!!!!<br />

DD<br />

• Paralyse des N. recurrens<br />

o Wichtig abzuklären bei Ankaufsuntersuchung<br />

• Entrapement der Epiglottis<br />

o Ankaufsuntersuchung!!<br />

• Dorsalverlagerung des Gaumensegels<br />

o Ankaufsuntersuchung!!!<br />

• Alleinige klinische Symptome sind nicht ausreichend<br />

o bei jeder dieser Erkrankungen Verstärkung der stenotischen Atemgeräusche während<br />

der Bewegung<br />

Prognose und Therapie<br />

• sehr vorsichtige Prognose<br />

• nur noch eingeschränkte Sporttauglichkeit<br />

• absolute Ruhigstellung der <strong>Pferd</strong>e über 2-3 Monate => meist funktionell Heilung<br />

o evtl. systemische Prednisolonbehandlung<br />

• CAVE: bei Langzeitglukokortikoidgabe immer Anabolikabage, sonst Spontanfrakturen wegen<br />

osteoporotischer Wirkung!!<br />

• Rachenraum kann mit organischer Jodlösung besprayt werden<br />

o Nur im Anfangsstadium erfolgreich<br />

• Beste Resultate bei Elektrokauterisierung oder Lasertherapie<br />

o Demarkierende Entzündung der hyperplastischen Follikel<br />

Fremdkörper im Pharynx<br />

Definition<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> Obturationsstenosen im Rachenraum<br />

• Entstehen durch voluminöse. Harte, nicht abschluckbare Hackfruchtteile oder Fremdkörper<br />

o Verkeilen im Rachenraum<br />

• <strong>Pferd</strong> nimmt an sich selten spitze Fremdkörper auf<br />

Symptome<br />

• Aufnahme zu großer, knolliger Früchte<br />

o Plötzlich heftige Hustenanfälle<br />

o Kopfschütteln<br />

o Tws. Speicheln und röchelnde Atmung<br />

• Einspießen => infizierte Wunden<br />

Diagnose und Therapie<br />

• Untersuchung am sedierten Tier<br />

• Entfernen der Fremdkörper<br />

Wunden, Phlegmonen und Abszesse im Pharynx<br />

Definition<br />

• v.a. von Rachenhöhle ausgehende perforierende Wunde => Phlegmonen und Abszesse<br />

Symptome<br />

• größere Wunden im Pharynx => vorübergehend Blutungen aus Nase und Mundhöhle<br />

• Schluckakt vorsichtig und verzögert<br />

• Perforation der Rachen – SH durch Wunde => Rachenphlegmonen<br />

• Perforation der inneren Rachenfaszie: Schluckakt durch intramuskuläre Phlegmonen sehr<br />

beeinträchtigt<br />

• Tws. schlucken erkrankte <strong>Pferd</strong>e gar nicht mehr ab<br />

139


• Übergreifen der Phlegmone auf Atmungsrachen => Schnarchgeräusch, Erstickungsanfälle<br />

• Pharynxgegend geschwollen, Hals tief und Kopf gestreckt gehalten<br />

• Röntgen- oder Sonografie: Abszesse, die mit Gasbildung einhergehen und metallische<br />

Fremdkörper gut zu sehen<br />

• Hyperämisierende Behandlung: in 8 – 10 Tagen bilden sich retropharyngeale Abszesse, brechen<br />

in Mitte der Glandula parotis durch<br />

• Ganaschenbereich dabei geschwollen<br />

Ätiologie<br />

• <strong>Pferd</strong> selten Phlegmonen durch perforierende Fremdkörper<br />

• Oft nach Wundinfektion durch<br />

• Eingehen mit Peitschenstöcken<br />

• Ruten<br />

• Unvorsichtiges Vorgehen mit Zahnraspel<br />

• Schleifwunden durch Abgleiten mit Beckerschen Zahnschleifgerät<br />

• Abrutschen mit Zahnmeißel<br />

DD<br />

• Alle Grade der Pharyngitis<br />

Therapie<br />

• Blutungen stehen meist in wenigen Minuten spontan<br />

• Phlegmonen und Abszesse nach Regeln der Allgemeinen Chirurgie versorgt<br />

• Allgemeine Antibiose zum Vorbeugen der Wundinfektion<br />

Prognose<br />

• Nach Entfernung der Fremdkörper und Abszedierung gut<br />

Zungengrundzyste<br />

Definition<br />

• Schleimhautzyste am Zungengrund zum Eingang des Rachenraumes, von Pflaumen- bis<br />

Birnengröße<br />

• Kehldeckelzysten solitäre Gebilde in Plica glossoepiglottica, am freien Rand des Kehldeckels und<br />

sehr selten an letzten Backenzähnen zur Basis der Epiglottis<br />

Symptome<br />

• Beim jungen, wachsenden <strong>Pferd</strong> ganz allmählich entstanden<br />

• Zunächst Schluckbeschwerden, verbunden mit Würgen<br />

• Schlucken: rachenwärts gerichteter Zug auf Zyste => allmähliche Stielung der Zyste<br />

• SH-Oberfläche verdickt und erosiv<br />

• Verlängerung des Stiels => Zunahme der Beschwerden<br />

• Zyste beim Abschlucken in Mundrachen gezogen => totale oder partielle Obturationsstenose,<br />

Regurgitation von Futter möglich<br />

• Lange Zysten: Abschlucken ohne Futteraufnahme möglich -> gelangen in Schlundkopf,<br />

verschließen gleichzeitig Kehldeckel und Kehlkopf => Würgen und krampfhafter Husten<br />

• Durch Würgen und Husten wird Zyste wieder in Ausgangslage zurückgebracht<br />

• Kleine Zysten, die längere Zeit bestehen: unvollständiger Verschluß des Mundrachens,<br />

Verschlucken kann zu Aspirationspneumonie führen<br />

Diagnose<br />

• V.a. bei Fohlen<br />

• Lässt sich Zunge weit vorziehen, Zyste oft sichtbar<br />

• Endoskopie möglich<br />

Ätiologie<br />

• Retentionszysten der SH-Drüsen<br />

• Epitheliale SH-Zysten<br />

• Reste des Ductus thyreoglossus (verläuft in Mediallinie)<br />

Therapie und Prognose<br />

• Inzision oder Zertrümmern der Zyste => Rezidiv<br />

• Zyste muss an Stielbasis reseziert werden<br />

• Am besten mit Drahtschlingenkraseur<br />

• Auch Laryngotomie möglich<br />

140


• Gute Prognose<br />

Defekte am Velum palatinum<br />

Definition<br />

• Palatum fissum, Palatoschisis, Gaumenspalte oder Wolfsrachen<br />

• Mangelhafte Ausbildung des Processus palatinus des Os maxillare => fehlender Verschluß der<br />

embryonalen Gaumenspalte<br />

• Selten bei Kleinpferden und Ponys, häufiger angeborene Defekte am Gaumensegel<br />

Symptome<br />

• Meist schon wenige Stunden nach der Geburt<br />

• Teil der gesaugten Milch fließt dann über Nasenlöcher ab, wenn Kopf nach Saugen nach unten<br />

genommen wird<br />

• Fohlen verschlucken sich oft, niesen, prusten und haben krächzende Hustenanfälle<br />

• Ernährungszustand wird schlechter und schlechter, es besteht Flüssigkeitsdefizit<br />

• Rauhfutteraufnahme => Zustand wird schlimmer (- lebensbedrohlich)<br />

• Rauhfutteranteile treten aus Nase aus<br />

• Aufgenommenes Wasser spritzt in großem Strahl aus beiden Nüstern => Rhinitis mit mukös –<br />

eitrigem Ausfluß<br />

• Symptome einer Schluckpneumonie<br />

Diagnose<br />

• Ausmaß der Gaumenspalte mit Spatel bei geöffnetem Maul gut zu erkennen<br />

• Defekt beginnt immer am freien Rand des Gaumensegels<br />

• Manchmal nur lateral, manchmal in Mittellinie lokalisiert<br />

• Ränder des Gaumensegels meist wulstartig verdickt<br />

• Führt man Nasenschlundsonde ein, schiebt man dabei Schleim und Futterbrei in den Rachenraum<br />

zurück<br />

DD<br />

• Pharyngitis und Ösophagospasmus<br />

• Bei Fohlen selten Kardiaspasmus muss auch berücksichtigt werden<br />

Therapie<br />

• Nur operativer Verschluss!!<br />

• Zugang zum Gaumensegel bei Fohlen und Pony nur durch Mandibularsymphysiotomie möglich<br />

• Intraoperative Blutaspiration möglich => Intubationsnarkose<br />

• Nach OP Heilung in 10 – 14 d<br />

• Hochdosierter Schutz mit Antibiotika<br />

Prognose<br />

• Günstig<br />

• Teilweise Nahtdehiszenzen am Gaumensegel unvermeidbar<br />

• Nahtdehiszenz meist teilweise<br />

• Dann OP wiederholen<br />

Epikrise<br />

• Erblich bedingt => operativ geheilte Tiere nicht zur Zucht einsetzen!!<br />

Gaumensegelverlagerung<br />

• Belastungsinduzierte Dorsalverlagerung des Gaumensegels (= dorsal displacement of the soft<br />

palate DDSP)<br />

Definition<br />

• Permanente oder habituelle Dorsalverlagerung des Gaumensegels<br />

• Am stehenden <strong>Pferd</strong> kommt freier Rand des Gaumensegels über Kehldeckel zu liegen<br />

• In Bewegung wird flatterndes Gaumensegel ins Kehlkopflumen eingesogen<br />

Symptome<br />

• Galopprennpferde und Traber sind besonders betroffen<br />

• Bei stärkerer physischer Belastung zu besonders exspiratorischen, schlotternden<br />

Atmungsgeräuschen<br />

• <strong>Pferd</strong>e bleiben wegen hochgradiger Atemnot plötzlich stehen, zeigen Schweißausbrüche und<br />

Hustenanfälle<br />

141


• Schnelle Beruhigung der Atmung<br />

• Endoskopie in Ruhe: immer über Spitze hängendes Gaumensegels mit etwas glasig verdickt<br />

erscheinendem Rand<br />

• Endoskopie im Lauf: freier Rand des Gaumensegels schlottert, wird in Kehlkopflumen über die<br />

Epiglottis in Lumen eingesogen<br />

Ätiologie<br />

• Permanente Verlagerung wahrscheinlich durch Paralyse des versorgenden Astes des N. recurrens<br />

• Habituelle Verlagerung, Gaumensegel kehrt in Ruhe immer wieder in Ausgangslage zurück<br />

• Choking up kann DDSP – Symptome auslösen<br />

DD<br />

• Abgrenzung vom Kehlkopfpfeifen<br />

• Immer wieder Verwechslung mit Choking up<br />

• V.a. im Endkampf, Kehlkopf wird gleichzeitig nach vorn gedrückt und angehoben =><br />

Würgen<br />

• Lockerung des Gebisses behebt Zustand sofort<br />

• Abgrenzung des Entrapement der Epiglottis<br />

Therapie<br />

• Sicherste Erfolge durch partielle Resektion des dorsalverlagerten Gaumensegelrandes<br />

Prognose<br />

• Bei alleiniger Erkrankung des Gaumensegels gut<br />

Entrapement der Epiglottis<br />

Definition<br />

• Dorsalverlagerung der Plica arytenoepiglottica => Kehldeckel verfängt sich<br />

• SH – Falte liegt beim gesunden <strong>Pferd</strong> als breite, bewegliche Falte neben der Epiglottis und berührt<br />

diese als lateral Begrenzung<br />

Symptome<br />

• Plötzliche, in der Bewegung verstärkte Symptome einer Verlagerung der oberen Luftwege<br />

• Stehen bleiben, husten, Kopfschütteln<br />

• Versuch, Futter oder Wasser aufzunehmen: Hustenanfälle werden gesteigert<br />

• Besteht Erkrankung schon mehrere Tage: vollständiges Einstellen der Futter- und<br />

Wasseraufnahme<br />

• Verschlucken kann zu Pneumonie führen<br />

Ätiologie<br />

• Ursache unbekannt, vermutet wird Hypoplasie des Kehldeckels<br />

Diagnose und DD<br />

• Definitive Diagnose am stehenden <strong>Pferd</strong> endoskopisch möglich<br />

• Kehldeckel nach unten gedrückt<br />

• Konturen nicht oder nur teilweise zu sehen => intensive Gefäßzeichnung am Kehldeckel<br />

nicht zu erkennen<br />

• Endoskopisch ausschließen von<br />

• Displacement des Gaumensegels<br />

• CLFP<br />

• Paralyse des N. recurrens<br />

• Bestätigung der Diagnose am stehenden <strong>Pferd</strong> von der Mundhöhle aus<br />

Therapie und Prognose<br />

• Befreiung der Epiglottis durch digitale Manipulation über Mundhöhle<br />

• OP in Rückenlage<br />

• Resektion der SH- Falte, nachdem man Kehldeckel um 90°C drehte<br />

• Resektion vom Arylknorpel bis zur Medianebene<br />

• Unter Umständen Resektion beiderseits<br />

• Blutungen mit Kauter gestillt<br />

• <strong>Pferd</strong> kann 8 – 10 d p. op. Wieder geritten werden<br />

142


Krankheiten des Ösophagus<br />

Pathophysiologie<br />

• Schluckakt ist gestört oder aufgehoben<br />

• Schluckakt normalerweise über Rachenmuskulatur in Gang, angeschlossen ist zweite,<br />

unwillkürliche Phase (läuft reflektorisch ab, wird durch Berührung einer Schluckstelle ausgelöst)<br />

• Bissen wird durch nacheinander ablaufende Kontraktionen nach unten gebracht<br />

• Physiologischerweise Kontraktionswelle nur bei Nahrungsaufnahme, partielle oder totale<br />

Kontraktionswelle durch Dehnung (Fremdkörper), lokale Reize (Entzündungen, Ulcera, Parasiten<br />

und Wunden)<br />

Schleimhautwunden<br />

• Entstehen vom Lumen aus<br />

Symptome<br />

• Tiere trinken, wenn überhaupt, dann nur vorsichtig und langsam<br />

• Große Schlucke werden u.U. regurgitiert => Flüssigkeit fließt aus Mundhöhle und Nüstern wieder<br />

ab<br />

Diagnose<br />

• 100 – 200 ml eines dünnflüssigen Positivkontrastmittels => Schleimhautrelief und Darstellung von<br />

SH-Wunden<br />

• Perforation: Kontrastmittel durch Muskulatur in periösophagales Bindegewebe<br />

Therapie<br />

• 1-2 Wochen nur schleimige Nahrung<br />

• feste Bissen dürfen Ösophagus nicht passieren!!!<br />

• Hohe Antibiotikadosen (10 Mio IE Penicillin / d)<br />

• Nach 8-10 d kleine Portionen eingeweichten Kraftfutters<br />

• Rauhfutter frühestens nach 3 Wochen<br />

Prognose<br />

• gut<br />

Schleimhautgeschwüre<br />

• durch Drucknekrosen bei festsitzenden Fremdkörpern<br />

• Folge von Verätzungen<br />

• Festsitzende Gastrophiluslarven<br />

Symptome<br />

• Chronischer Ösophagismus, Striktur und oberhalb davon zu Speiseröhrendilatation<br />

• Speiseröhrenabläufe an linker Halsseite zu erkennen<br />

• Nachweis eines Ulkus mittels Endoskop oder durch Kontrastmittelröntgen<br />

Therapie<br />

• 8 – 14 d schleimige Nahrung<br />

• Gastrophilus Larven als Ursache: Ivermectin – Gabe<br />

Prognose<br />

• Gut, wenn auslösende Faktoren abgestellt werden können<br />

Perforierende Ösophaguswunden<br />

Ätiologie<br />

• Können von außen durch Wunden in linker Drosselrinne entstehen<br />

• Wichtiger und häufiger sind von innen verursachte Wunden<br />

• Entstehen dann, wenn rücksichtslos sondiert wird und Rindermaterial verwendet wird<br />

• Sondenkopf rutscht meist vom mit Schleim überzogenen Fremdkörper ab, und durchstößt<br />

von innen her den Ösophagus<br />

Symptome<br />

• Von außen erfolgte Perforation: Speichel, Blut und Futterteile in der Wunde<br />

143


• Tränken: stoßweises Austreten von Flüssigkeit aus der Wunde<br />

• Wundumgebung knistert beim Darüberstreichen => infiziertes Empyem<br />

• Perforation von innen: meist schlitzartiger Riss, dadurch dringt Ösophagusinhalt und Blut in<br />

umgebendes Bindegewebe<br />

• Linker und medialer Halsbereich: sich ständig vergrößernde, oft knisternde, schmerzhafte<br />

Schwellung<br />

• Speiseröhrenperforation im Thoraxbereich: hochgradig gestörtes AB (Fieber, keine Futter- und<br />

Wasseraufnahme)<br />

• Nach 12 – 24 Stunden hochgradige Atemnot, zurückzuführen auf Mediastinalemphysem<br />

und Empyem<br />

Therapie<br />

• Von außen entstandene Wunden<br />

• Kleine heilen nach konservativer Behandlung gut ab<br />

• Größere Wunden: chirurgische Behandlung (oft keine komplikationslose Heilung)<br />

Prognose<br />

• Bei von außen entstandenen perforierenden Wunden gut<br />

• Von innen entstandenen Wunden, wenn länger als 24 h bestehen vor Entdeckung: schlecht<br />

• Bestehende Infektion nur schwer zu bekämpfen<br />

• Perforationen im thorakalen Bereich: jede Therapie ist aussichtslose<br />

Epikrise<br />

• Verdacht auf Ösophagusperforation: schnelles Handeln!!!<br />

• Breitbandantibiotikum und polyvalentes Gasbrandserum am Besten vor OP geben!!<br />

Speiseröhrenfistel<br />

Definition<br />

• Fistula oesophagi<br />

• Fistelöffnung meist im linken Halsbereich<br />

• Fistelkanal durch Haut, Unterhaut, Faszie und Muskulatur bis in Lumen<br />

Symptome<br />

• Bei Flüssigkeits- und Futteraufnahme entleert sich je nach Größe der Fistelöffnung und Weite des<br />

Fistelganges ein Teil nach außen<br />

• Unklare Fälle: Eingabe von Farblösungen<br />

• Röntgen: Fistelkanal kann mit Kontrastmittel dargestellt werden<br />

• Bestehen sie längere Zeit => Abmagerung der <strong>Pferd</strong>e<br />

• Ständiger Speichelverlust führt zur Dehydratation<br />

Ätiologie<br />

• Entstehen nach perforierenden Ösophaguswunden<br />

• Auch durch Nahtdehiszenzen nach Ösophagotomien<br />

Therapie<br />

• Fistelkanal muss bis zum Fistelgrund umschnitten werden<br />

• SH- Wunden werden mit eng sitzenden Knopfheften genäht<br />

Prognose<br />

• Gut, aber tws. 2-3 Op‘s nötig<br />

• Fistelkanal verkleinert sich erfahrungsgemäß nach jeder OP<br />

144


Ösophagospasmus und Ösophagismus<br />

Definition<br />

• = Speiseröhrenkrampf im Sinne der allgemeinen Chirurgie eine funktionelle Stenose<br />

• schmerzhafte, reflektorische, ringförmige Einschnürung der Ösophagusmuskulatur<br />

• größere, nicht zerkaute Futterstücke und Fremdkörper werden zurückgehalten => Nahrungsbrei<br />

kann sich anstauen<br />

• Ösophagismus<br />

• Anfallsweises, durch krampfhaften Schluckakte eingeleitetes und Kontraktion der<br />

Schlundmuskulatur ausgelöstes peristaltisches Hin- und Hergleiten des Nahrungsbreis im<br />

Ösophagus<br />

Symptome<br />

• Dehnung der Speisröhre durch Sonden mit zu großem Durchmesser oder Abschlucken zu großer<br />

Bissen => Schädigung der Mukosa<br />

• Hier entsteht durch Einschnürung ein ringförmiger Spasmus (an linker Halsseite zu sehen)<br />

• Nahrungsbrei und Wasser stauen sich über spastisch verengter Stelle<br />

• Tws. allmähliches Lösen des Spasmus => Nahrungsbrei fließt langsam wieder ab<br />

• Manchmal Regurgitieren und stoßweises Abfließen über Nüstern uns Mund<br />

• Ösophagismus<br />

• Neben ringförmiger Einschnürung noch antiperistaltische Welle<br />

• <strong>Pferd</strong>e sind unruhig<br />

• Gestreckte Kopf- und Halshaltung mit Verspannung der Halsmuskulatur<br />

• Teil des Speiseröhreninhaltes fließt magenwärts ab<br />

Ätiologie<br />

• Nach Aufnahme von Giftpflanzen oder auf allergische Grundlage<br />

• Symptomatisch nach Abschlucken zu großer Futterbissen, die zu SH-Wunden... führen<br />

Therapie<br />

• Abstellen der Ursache<br />

• Antihistaminika – Gabe<br />

• Hohe Dosen kurzwirkender Glukokortikoide unter Antibiotikaabschirmung<br />

• Gabe von Spasmoanalgetika (Buscopan u.ä.) in Kombination mit Neuroleptika, bzw. Neuroplegika<br />

• Atropingaben nur im Ausnahmefall bewährt<br />

• Zu oft Komplikationen durch Einschränkung der Speichel- und Darmsekretion<br />

• Spasmoanalgetika in Kombination mit Neuroleptika in kleinen Dosen über mehrere Tage<br />

hintereinander<br />

• Vitamin B1 und B12 können zusätzlich verabreicht werden<br />

• Myotomie an der Strikturstelle, bzw. caudal einer Dilatation nur dann, wenn konservative Therapie<br />

nicht anschlägt<br />

Hiatusspasmus und Kardiaspasmus<br />

Definition<br />

• Leiden tritt im Fohlenalter auf<br />

• Spastischer Verschluß des Endteils des Ösophagus, bzw. der Kardia => Stauung der Nahrung und<br />

Dilatation des Brust- und Halsteils der Speiseröhre<br />

Symptome<br />

• Nach Aufnahme von Flüssigkeit: in linker Drosselrinne schwappende, beutelähnliche, durch<br />

Beimengung von Luft bei Palpation plätschernde Umfangsvermehrung<br />

• Starke Ausprägung: schwappende Umfangsvermehrung kann bis an Mandibula heranreichen<br />

• Speiseröhreninhalt entleert sich allmählich<br />

• Nimmt erkranktes Fohlen Kopf runter: Futterbrei, Speichel oder Flüssigkeit entleeren sich aus der<br />

Nase<br />

• Einführen einer Fohlensonde<br />

• Ist an Dilatation frei beweglich<br />

• Sonde stößt an Kardia an ein Hindernis => weiche Sonde kann umschlagen<br />

• Gut im Röntgenbild darstellbar<br />

Ätiologie<br />

• Ösophagale Dysfunktion mit nicht zeitgerechter Öffnung der Kardia beim Schluckakt<br />

145


• Kann beim Fohlen angeboren sein<br />

• Kann auch wenige d nach Geburt auftreten, durch Stress und intensive Umweltreize<br />

Diagnose<br />

• Stützt sich auf Anamnese, klinische Symptome und evtl. Röntgen<br />

Therapie<br />

• Streßbedingt: gleiche Behandlung wie Ösophagospasmus, bzw. Ösophagismus<br />

• Regulation des Wasserhaushaltes<br />

• OP bei Therapieresistenten Fällen<br />

Prognose<br />

• Immer vorsichtig!!<br />

Epikrise<br />

• Fohlen mit angeborener Form sollten auch nach Heilung nicht zur Zucht verwendet werden<br />

Obturationsstenose des Ösophagus<br />

Definition<br />

• Partielle oder totale Verlegung des Speiseröhrenlumens (= Schlundverstopfung)<br />

Symptome<br />

• Häufig bei futterneidischen <strong>Pferd</strong>en -> fressen hastig, ohne Hackfrüchte richtig zu zermahlen<br />

• Können im Anfangsteil des Ösophagus stecken bleiben und sich verkeilen<br />

• Tiere schütteln mit dem Kopf<br />

• Husten<br />

• Treten mit gestrecktem Kopf von Futterkrippe zurück<br />

• Plötzlich Stopp der Futteraufnahme<br />

• Tws. Scharren mit den Vorderbeinen<br />

• Vor Verschluss sammelt sich Speichel -> fließt aus Maul ab<br />

• Kopf und Hals werden tief gehalten<br />

• Fremdkörper im Ösophagus palpierbar<br />

• Oft auch Verschluss der Speiseröhre mit gequollenen Rübenschnitzeln, spelzenreichem Futter oder<br />

trockenen Pellets<br />

• Sind den ganzen Ösophagus entlang palpierbar<br />

Ätiologie<br />

• Können auch durch vorausgegangene Obturation des Pharynx eingeleitet werden<br />

• Engste Stelle des <strong>Pferd</strong>e- Ösophagus liegt im unteren Teil (hier im Schnitt 1 cm enger, als oben)<br />

• Jeder Bissen braucht etwa 7 – 12 Sekunden, um in Magen zu gelangen<br />

• Kompakte Fremdkörper bleiben kurz hinter Pharynx, dem Brusteingang oder vor dem Zwerchfell<br />

im Ösophagus stecken<br />

• Spasmus an der Obturationsstelle<br />

• Wenige eingespeichelte, trocken Bissen setzen sich im thorakalen Teil fest -> Fixation durch<br />

einsetzenden Spasmus -> quellen auf<br />

• <strong>Pferd</strong>e fressen weiter, bis gesamter Ösophagus angeschoppt ist<br />

• Trockenschnitzel sollte man 6- 12 h vor dem Verfüttern in genügend Wasser quellen lassen<br />

• Kompakte Fremdkörper sind Obst (Äpfel!!!), Möhren und wenig zerkleinerte Hackfrüchte!!<br />

DD<br />

• Schlunddivertikel<br />

• Narbenstenosen<br />

• Funktionelle Stenosen und Kompressionsstenosen<br />

• SH – Tumoren<br />

Diagnose<br />

• Palpation von Fremdkörpern und angeschopptem Futter möglich<br />

• In Brustapertur oder im thorakalen Teil des Ösophagus festsitzende Futterteile werden mit Sonde<br />

diagnostiziert<br />

• Manche Fremdkörper gleiten während des Transportes im Hänger von selbst in den Magen<br />

• Obturation besteht dann nicht, wenn <strong>Pferd</strong> Eimer Wasser in großen Schlücken austrinken kann<br />

• Aufnahme kleiner Schlücke Wasser beweist gar nichts!<br />

Prognose<br />

• Besteht Ösophagusobturation länger als 24 h => Komplikationen<br />

146


• Schluckpneumonie<br />

• Aspiration von Speichel und Futterteilchen => Lungengangrän<br />

• SH- Nekrosen am Sitz des Fremdkörpers sind selten<br />

• Muss so schnell wie möglich beseitigt werden<br />

Therapie<br />

• Kompakte, glatte Fremdkörper im Anfangsteil durch oralwärtige Massage durch Maul entfernen<br />

• Spasmolytika und Neuroleptikagabe!!<br />

• Maulgatter einlegen!<br />

• Gelingt Massage nicht: OP<br />

• Wenn möglich Ösophagus dabei nicht eröffnen, nur freilegen und dann oralwärts<br />

massieren<br />

• Kompakter FK in Brustapertur oder vor Zwerchfell: versuchen, ihn mit Sonde in Magen zu<br />

schieben!<br />

• Stark wirkende Spasmoanalgetika in Kombi mit Chlorpromazin<br />

• Flüssigkeit kranial des Fremdkörpers absaugen<br />

• Spasmus durch Medikamente beseitigt => mit Gummisonde leichten Druck ausüben und<br />

FK in Magen schieben<br />

• Ultima ratio: Ösophagotomie<br />

• Verstopfung mit Schnitzeln, Pellets, o.ä.: Spültherapie oder ösophageale Luftinsufflation<br />

• Spültherapie kann am stehenden, sedierten <strong>Pferd</strong> durchgeführt werden<br />

• Nach Einführen einer Nasenschlundsonde bis zum FK Wasserberieselung mit wechselndem<br />

Druck<br />

• Wasser löst einzelne Teile ab, zweite eingeführte Sonde dient als Abfluss<br />

• Nach 2-3 L Wasser Pause zum Ablaufen des Wassers und gelöster Teilchen<br />

• Fortschreitende Leerung des Ösophagus => Nasenschlundsonde weiter vorschieben<br />

• Behandlung dauert meist mehrere Stunden, bis Ösophagus komplett frei ist<br />

• Danach Nachinjektion von Spasmolytika und Neuroleptika<br />

• Ösophageale Luftinsufflation<br />

• Durch Nasenschlundsonde wird stoßweise Luft aus Kompressor eingelassen =>Teile werden<br />

gelockert und gelangen mit Speichel hptsl. durch Nase nach außen<br />

• Im Endabschnitt des Ösophagus werden Teilchen in Magen gedrückt<br />

• Entweichen saurer Magengase: Magen ist erreicht!!<br />

• Rupturen des Ösophagus treten nicht auf, da überschüssige Luft neben Sonde entweichen<br />

kann<br />

• Schonender in Narkose am in rechter Seitenlage liegenden Tier!!<br />

Nachbehandlung<br />

• Allgemeine und intratracheale Antibiose über 5 – 6 Tage<br />

• 1-2 Tage nur Wasser und Brei (sehr wässriger Brei!! )<br />

• nach Ösophagotomie läßt man <strong>Pferd</strong>e 6-7 Tage hungern, Infusionen<br />

Epikrise<br />

• Speiseröhrenverstopfung in 24 h nach Entstehung beseitigen<br />

Striktur und Narbenstenose des Ösophagus<br />

Definition<br />

• Striktur: ringförmige Einschnürung<br />

• Narbenstenosen: auf größere Abschnitte ausgedehnt, Lumen kann bis auf Bleistiftstärke eingeengt<br />

werden<br />

Symptome<br />

• Zunächst normale Futteraufnahme, nach kurzer Zeit Kopfnicken und Kopfschütteln<br />

• Abgeschluckte Bissen werden nur sehr langsam und teilweise transportiert => Anfüllen der<br />

Speiseröhre auf der linken Halsseite<br />

• Strikturstelle/ Narbe: gummiartige Verkleinerung des Durchmessers<br />

Ätiologie<br />

• Meist im Anschluß an Sondierung mit Metallsonden oder als echte Narbenstrikturen nach OP<br />

Diagnose<br />

• Schluckweise aufgenommene Flüssigkeit meist ohne Problem<br />

• Nur Kraft- und Rauhfutter staut sich an<br />

147


• Eingeführte Gummisonde stößt auf Hindernis an Verengung -> gut sichtbar durch Lufteinblasen<br />

• Röntgen und Ultraschall gut zur Diagnose<br />

DD<br />

• Obturationsstenosen<br />

• Funktionelle Stenosen<br />

Therapie und Prognose<br />

• Vorsichtiges Weiten und Dehnen der Striktur meist nur vorübergehend erfolgreich<br />

• OP: Freilegen der Narbenstenose und Inzision in Muskularis<br />

• Dabei Mukosa nicht verletzen!!!<br />

• Nach OP sofort normal füttern, um neue Verengungen zu vermeiden!!<br />

• Resektion von Striktur bessere Ergebnisse als Resektion von Narben<br />

Epikrise<br />

• Nur selten volle Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit => begrenzt Nutzungsfähigkeit der<br />

Tiere<br />

Ösophagusdivertikel<br />

Definition<br />

• Riß in der Muskularis des Ösophagus => Aussackung der SH<br />

• Liegen im zervikalen Teil, an Brustapertur und tws. epiphrenisch<br />

• Faust – bis fußballgroß<br />

Symptome<br />

• Immer erst nach Futter- und Wasseraufnahme<br />

• <strong>Pferd</strong>e treten plötzlich von Krippe zurück, zeigen Zeichen der Schlundverstopfung<br />

• Tws. Regurgitieren unter Entleerung des Divertikels<br />

• Langandauernde Peristaltik: allmähliche Entleerung möglich<br />

• Tws. starkes Husten (wie Erstickungsanfall)<br />

Ätiologie<br />

• Beim erwachsenen <strong>Pferd</strong> häufige Sondierungen als Ursache, Steckenbleiben von Fremdkörpern<br />

und schnelles Quellen von Futter<br />

• Beim Fohlen sind sie angeboren<br />

Therapie<br />

• Leerspülen mit eingeführter Sonde<br />

• Keine Dauererfolge<br />

• Resektion zur dauerhaften Beseitigung<br />

Prognose<br />

• Dann gut, wenn Divertikel zervikal oder thorakal gut zugänglich!!<br />

148


Krankheiten des Magens<br />

Magen – Darm – Trakt<br />

Magenkatarrh (Gastritis)<br />

Definition / Vorkommen<br />

• Erkrankung der Magen – SH mit verschiedenen Stadien<br />

• Akute Gastritis<br />

• Hyperämie und Ödembildung des SH<br />

• Hemmung der Magensaftsekretion<br />

• Vermehrte Schleimbildung<br />

• Tiefgreifende Entzündungen: Hämorrhagische Veränderungen mit blutigen<br />

Absonderungen (z.B. Morbus maculosus, Tiefe Magenulzera..)<br />

• Chronische Gastritis<br />

• Folge langanhaltender Reizung mit Geschwür- und Narbenbildung (z.B. Parasiten)<br />

• Veränderungen meist in kutaner SH der Vormagenabteilung<br />

• Hypertrophie der SH<br />

• Chronische Dilatation und Hypertrophie des Duodenums => rezidivierender Reflux =><br />

Ulcus im Bereich des Pylorus, in Einzelfällen Perforation<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Primär akuter Magenkatarrh selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• Heut noch nach<br />

• Reizenden oder zu heißen Medikamenten<br />

• Unsachgemäße Fütterung mit Hackfrüchten, Trockenschnitzeln oder schimmeligem Futter<br />

• Mangelhafte Zerkleinerung des Futters durch Zahnfehler<br />

• Periodische Appetitlosigkeit bei jungen oder nervösen <strong>Pferd</strong>en nach Überanstrengung<br />

• Häufigste Ursache<br />

• Befall mit Larven der Gasterophilus Arten<br />

• Sekundäre Erkrankungen im Verlauf von<br />

• Virusinfektionen<br />

• Morbus maculosus<br />

• Darmstrangulationen<br />

• Überstandener Schock (Entstehung von Ulzera)<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Akute Form: Futteraufnahme ist immer gestört oder sistiert<br />

• Vermehrtes Lecken<br />

• Häufiges Gähnen und Flehmen<br />

• Foetor ex ore<br />

• Magensaft stinkt wie Maul, ist schleimig, im hämorrhagischer Form blutig durchsetzt<br />

• Chronische Form<br />

• Ähnliche Symptome<br />

• Mageninhalt hat Schleimklumpen mit Blutbeimengungen<br />

• Diagnose am Besten per Gastroskopie<br />

DD<br />

• Erkrankungen des Darmes mit oder ohne Reflux aus Dünndarm<br />

• Veränderungen des Gebisses<br />

• Stoffwechselerkrankungen => Laborwerte<br />

• Hyperbilirubinämie<br />

• Hyperlipämiesyndrom<br />

• Hypokalzämie<br />

Therapie<br />

• Entleerung und Ruhigstellung des Magens (mind 24 h kein Futter)<br />

• Verluste von Chlorionen durch starkes Schwitzen und mehrmaliges Abpumpen des Magens:<br />

Substitution von Salzsäure<br />

• 10 – 20 g Hcl in 1 Eimer Leinsamenschleim<br />

• Entleerung des Magens und Normalisierung der Sekretion durch Gaben geringer Mengen<br />

Mittelsalze<br />

149


• 50 – 80 g Glaubersalz oder Karlsbader Salz in Leinsamenschleim<br />

• anschließend leicht verdauliches Konzentrat und Grünfutter oder gutes Heu<br />

• häufigeres Füttern in kleinen Mengen und stundenweiser Weidegang ratsam<br />

• Medikamente<br />

• H2- Blocker (Ranitidin, Cimetidin)<br />

• Protonenpumpenhemmer (Omeprazol)<br />

• Pektin und Kaolin enthaltende Adjuvantien<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Bei einfachem Magenkatarrh günstig<br />

• Verschwindet bei sachgemäßer Therapie nach 1- 2 Tagen<br />

• Chronische Form: Prognose des Grundleidens ausschlaggebend<br />

Magenerweiterung (= Dilatatio ventriculi)<br />

Anatom. Vorbemerkungen<br />

• Jede Störung des Abflusses aus dem Magen => Gefahr der Magenüberladung (Dilatation)<br />

• Magen des <strong>Pferd</strong>es hat typ. Eigenschaften<br />

• Geringes Fassungsvermögen (12 – 15 Liter)<br />

• Spitzwinklige Einmündung des Ösophagus und starke Kardiaschließmuskeln => Erbrechen<br />

nicht möglich<br />

• Magenüberladung oft reflektorisch begleitet von Pylorusspasmus<br />

• Nur sofortige Druckentlastung über Nasenschlundsonde kann vor tödlicher Magenruptur schützen<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Unphysiologische Erweiterung des Magens<br />

• Geht immer mit Überladung (Futter, Flüssigkeit oder Gas einher)<br />

• 3 Formen werden unterschieden<br />

• primäre (alimentär bedingte) Magenüberladung<br />

• sekundäre Magenüberladung<br />

• chronische MAgenüberladung<br />

Primäre Magenüberladung<br />

Definition und Vorkommen<br />

• nach exzessiver Futteraufnahme oder durch Aufnahme rasch quellenden oder gärendem Futter<br />

(Rübenschnitzel, Obst, Brot und große Mengen pelletiertes Futter)<br />

• Unterscheidung zwischen festem und flüssigem Mageninhalt => Verschieden Therapien<br />

• Häufig feste, obstipationsähnliche Anfüllung des gesamten Magens mit trockenem Futter =><br />

Volumen bis an Grenze des Fassungsvermögens vergrößert<br />

• Normalerweise festes Futternur in Pars glandularis / proventricularis, zum Pylorus hin wird<br />

es immer breiiger => kann ins Duodenum abfließen<br />

• Alimentäre Magenüberladung: Durchtränkung des Mageninhaltes kann nur langsam geschehen<br />

=> nur wenig Inhalt wird weiter transportiert<br />

• Bakterielle Aktivität => Verschiebung des pH- Wertes im Chymus und Anstieg der Temperatur im<br />

Futterbrei<br />

• Völlig trocken geschichteter Mageninhalt verlegt Magenausgang<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Plötzlich deutliche bis heftige Kolikanzeichen<br />

• Sistierende Futteraufnahme<br />

• Tws. Speichelfluß<br />

• Würgen unter Schmerzäußerungen<br />

• Hals gespannt und nach ventral durchgebogen<br />

• Flüssiger Mageninhalt: in sehr, sehr seltenen Fällen auch Vomitus möglich!!<br />

• Erbrochenes fließt über Nüstern, nicht über Maul ab!!<br />

150


• Tiere bewegen sich vorsichtig und langsam<br />

• Erheblicher Druck auf Zwerchfell<br />

• Manche <strong>Pferd</strong>e nehmen „hundesitzaritge“ Stellung ein, um Entlastung herbeizuführen<br />

• Zwerchfellhochstand und Schmerzen => Dyspnoe, Tachykardie Blutdruckabfall und Schock<br />

• Deutlich erhöhter Puls (Schmerzen!!)<br />

DD<br />

• Ähnliche Symptome wie bei Schlundverstopfung => immer Passage des Ösophagus überprüfen!!<br />

• Abfließen von Magensaft bei festen Futtermassen nicht möglich => Verwechslungmit Obturation<br />

im Kardiabereich möglich<br />

• Rektale Untersuchung zum Ausschluß von Darmerkrankungen<br />

• Gärungen im Magen => Dünndarmmeteorismen<br />

Therapie<br />

• Klinisches Bild ähnlich dem eines Strangulationsileus, es fehlen aber die dafür typischen rektalen<br />

Befunde<br />

• Wichtigste: Einführen des Nasenschlundsonde<br />

• Magen nur mit flüssigem Inhalt gefüllt, ist Entleerung so gut möglich<br />

• Schwierigkeiten bei festem Inhalt<br />

• Sonde stößt beim Hin- und Herschieben auf Wiederstand<br />

• Gefühl, Sonde könne nicht tief genug eingeführt werden<br />

• Rektal nur sehr selten nachzuweisen<br />

• Verdacht auf primäre Magenüberladung mit Verlegung des Pylorus:<br />

• Nasenschlundsonde wird im Magen eingeführt, Assistent bläst Luft rein<br />

• TA kontrolliert rektal: Flexura duodeni caudalis über Blinddarmkopf nach kurzer Zeit<br />

gasgefüllt, wenn Pylorus nicht komplett verschlossen ist!!!<br />

• Totale Verlegung des Pylorus: nicht mal Luft strömt durch => Verhindern einer<br />

Magenruptur!!!!!!<br />

• Magen entleeren<br />

• i.v. Gabe eines Spasmoanalgetikums -> kleine Mengen Wasser eingeben (max. 2l!!) um<br />

Inhalt fraktioniert aufzuweichen und abzuhebern<br />

• zur Entlastung genügt es, wenn 1/3 des Inhaltes entnommen werden<br />

• Gabe von Paraffinöl bei gärenden Stoffen zur Erleichterung des Abganges in den Darm<br />

• sichere Zeichen, dass genug entleert wurde:<br />

• markante Besserung des AB<br />

• Nachlassen der Kolikzeichen<br />

• Peristaltik setzt wieder ein<br />

• Sicheres Zeichen für Ruptur: plötzlich eintretende Ruhe des <strong>Pferd</strong>es, kalter, nasser Schweiß und<br />

allgemeine Schocksymptome<br />

• KEINE GABE VON PERISTALTIKANREGENDEN MITTELN (NEOSTIGMIN ODER CARBACHOL)<br />

• Erhöhung des Muskeltonus => Provokation einer Magenruptur<br />

• Konventiolle Entleerung des Magens nicht mögliche => Laparotomie<br />

• Eingabe von Wasser per Magenschlundsonde, Aufweichen und Ablassen verflüssigten<br />

Inhaltes durch Chirurgen<br />

• Mind. 1/3 des Inhaltes entfernen, bis Abfluß des Inhaltes über Duodenum festgestellt<br />

werden kann<br />

Verlauf / Prognose<br />

• Prognose abhängig von Art des Mageninhaltes<br />

• Günstig bei flüssigen oder gärfähigen Stoffen, da schnelle Entfernung möglich<br />

• Festgepackte, geschichteter, trockener Mageninhalt rasche Entfernung oft nicht gefahrlos möglich<br />

• Immer Gefahr der Ruptur<br />

• Komplikation: durch Aspiration von Mageninhalt Entwicklung einer Fremdkörperpneumonie (meist<br />

tödlich)<br />

• Aufnahme großer Mengen Kraftfutter: Rehe möglich => Pulsation der Mittelfußarterie regelmäßig<br />

überprüfen<br />

151


Sekundäre Magenüberladung<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Magenüberladungen, gespeist durch Reflux aus Dünndarm<br />

• Häufiger als primäre Magenüberladung<br />

• Symptom bei verschiedenen Passageproblemen im Darm<br />

• I.d.R. durch Rückstau von Speichel, Pankreassaft, Galle und alkalischem Darminhalt<br />

• Je näher Darmverschluss am Magen liegt, desto früher Rückstau<br />

• Meist terminales Jejunum oder Ileum verlegt => Magenüberladung erst ab 12. Stunde zu<br />

erwarten (vorher muss prästenotischer Dünndarm vollaufen!!)<br />

• Bei Dickdarmileus meist keine sekundäre Magenüberladung<br />

Symptome / Diagnose<br />

• Ähnlich denen der primären Magenüberladung<br />

• Meist überdeckt durch Kolikerschienungen der Grunderkrankung<br />

• Bald deutliche Störung im Flüssigkeitshaushalt<br />

• Puls- und Atemfrequenz, Hämatokrit und TPP steigen deutlich an (= Zeichen der<br />

Hypovolämie)<br />

• V.a. rekrale Untersuchung wichtig wegen Grunderkrankung<br />

• Direkte Hinweise (Hernia inguinalis incacerata, Obstipatio ilei, Hernia spatii reniolienalis)<br />

• Indirekte Hinweise (Dünndarmileus: dilatierte Dünndarmschlingen mit kurzem oder<br />

langem Gekröse als Zeichen für prox. oder dist. Dünndarmileus)<br />

Therapie<br />

• Bei jedem Darmverschluss muss mit Magenüberladung gerechnet werden => Immer<br />

Sondierung des Magens !!!!!<br />

• Mageninhalt auffangen und grobsinnlich beurteilen<br />

• pH- Wert, Farbe, Geruch, Menge<br />

• Rückschlüsse auf Krankheitsgeschehen möglich<br />

• Sehr große Mengen, rötlich bis braun-rötlicher Reflux = Zeichene einer<br />

Gastroduodenojejunitis<br />

• Abfluss des Mageninhaltes über Nasenschlundsonde so oft, bis Passage des Darmes wieder<br />

hergestellt ist<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Prognose abhängig von Prognose der jeweiligen Grundkrankheit<br />

• Abheben des Mageninhaltes beseitigt zumindes Gefahr der Magenruptur<br />

Chronische Magendilatation<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Dauerhafte Erweiterung und Entleerungsstörung des Magens<br />

• Sehr selten!!!<br />

• Fortwährende Fütterung mit schwerverdaulichem Futter<br />

• Chronische Pyloruserkrankungen<br />

• Ulzerationen<br />

• Meist erst bei Laparotmie oder Sektion diagnostiziert<br />

Symptome / Diagnose<br />

• U.U. Chronische Abmagerung und aufgetriebener Bauch<br />

• Rektal evtl. „Riesenmagen“ zu fühlen<br />

Verlauf / Prognose<br />

• Endet oft mit Ruptur der insuffizienten chronisch- hypertrophen Magenwand<br />

• Extreme Fälle: Magen selbst wog 12 kg, sein Inhalt 122 kg!<br />

152


Magenruptur<br />

Definiton / Vorkommen<br />

• Kann Folge jeder schwerwiegender Erkrankung des Magens sein<br />

• Prinzipiell 3 Formen anhand der Ursache zu unterscheiden<br />

• Primäre Magenüberladung<br />

• Sekundäre Magenüberladung<br />

• Idiopathische Magenüberladung<br />

• Idiopathische Magenüberladung entsteht ohne erkennbare Ursache<br />

• Bei Sektion keine kausale Ursache zu erkennen<br />

• Bei älteren <strong>Pferd</strong>en häufiger (Elastizität des Gewebes nimmt ab => Widerstandskraft des<br />

Magens gegen Innendruck nimmt ab)<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Magenrupturen auch durch Obturation des Magenausganges und / oder des Duodenums<br />

• Starke Tympanie nach Fehlgärung oder Drehung um Längsachse des Duodenums oral der Flexura<br />

duodeni caudalis<br />

• Sehr selten Perforationen nach Ulzerationen und Tumoren<br />

• Ruptur an typischer Stelle (an großer Kurvatur parallel und etwas dorsal des Netzansatzes)<br />

• Überdehnung der Magenwand bei Dilatation<br />

• Spontanrupturen (typische „Platzwunde“)<br />

• Subtotale Rupturen (Ruptur in „zwei Phasen“)<br />

• Riß der Magenwand nicht sofort durch alle 3 Schichten, Mukosa hält noch längere Zeit<br />

stand<br />

• SH liegt in Falten, ist dehnungsfähiger als Muskelhaut und Innendruck gegenüber<br />

widerstandsfähiger als Muskulatur<br />

• Erst bei Nekrose der SH vollständige Ruptur<br />

• Zeitversetzte Variante histologisch nachweisbar<br />

• Subtotale tws. klinisch unerkannt, dramatischer Verlauf einer Perforation mit Schock und<br />

Peritonitis zunächst ausbleibt<br />

• Subtotale Ruptur der Muskelschicht kann zum Verbluten führen<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Bei Kolikpferd immer plötzliche Beruhigung nach heftiger Kolik<br />

• Koliksymptome verschwinden plötzlich, gleichzeitig setzten schwere Schocksymptome ein<br />

• Hämokonzentration bei zunächst normalem TPP-Wert<br />

• TPP fällt infolge des Proteinverlustes stark ab (Peritonitis)<br />

• Diagnose anhand des klinischen Bildes in Kombi mit rektaler Untersuchung<br />

• Magen selbst, auch wenn er obstipiert ist, entzieht sich der Untersuchung<br />

• Ruptur => Gefühl der „Leere“, da Gas und Flüssigkeit in Bauchhöhle entweichen => Unterdruck<br />

und Adhäsionskräfte werden aufgehoben<br />

• Bauchhöhlenpunktion zur Sicherung der Diagnose<br />

• Kleine Perforation mit wenig ausgetretenem Mageninhalt: Netzbeutel hält vorerst Mageninhalt<br />

zurück => Bauchhöhlenpunktat frei von Futterpartikeln<br />

• Kurze Zeit nach perforierender Ruptur steht <strong>Pferd</strong> teilnahmslos da, ist schweißgebadet, geblähte<br />

Nüstern und flache, frequente Atmung, vermeidet jeed Bewegung<br />

• Bald kein Puls mehr fühlbar, hohe Herzfrequenz<br />

• Unmittelbar bevorstehender Tod schon am äußeren Erscheinungsbild zu erkennen<br />

• Tod meist einige Stunden nach der Ruptur<br />

DD<br />

• Gleiche Symptome bei Darmruptur<br />

• Akute Peritonitis => starke Schockerscheinungen mit dem Indolenzstadium<br />

• Bauchhöhlenpunktat ist schmutzigrot, hoher Leukozytengehalt, Erythrozyten und Eiweiß, aber<br />

ohne Beimengung von Futterpartikeln<br />

Therapie<br />

• Bei vollständiger Ruptur mit Austritt von Mageninhalt in Bauchhöhle aussichtslos<br />

153


Magentumor<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Häufigste Form primärer Magentumoren beim <strong>Pferd</strong>: Plattenepithelkarzinome<br />

• Generell aber nicht so oft<br />

• Karzinom am Fundus und an Kardia<br />

• Metastasen Bauch- oder Brusthöhlen eher ungewöhnlich<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Ursachen unbekannt<br />

• Vermutet: Prädisponierende Faktoren<br />

• Chronische Reizung durch Magenparasiten<br />

• Irritation der kutanen SH durch Futter und toxische Substanzen<br />

Symptome / Diagnose<br />

• V.a. ältere <strong>Pferd</strong>e betroffen<br />

• Symptome<br />

• Wechsel zwischen guter und schlechter Futteraufnahme<br />

• Kontinuierlich abnehmende Fresslust bis zur völligen Inappetenz und Abmagerung<br />

• Intermittierendes Fieber<br />

• Portionsweise Futteraufnahme<br />

• Kardia mitbetroffen: Störungen in der Schluckphase mit Würgebewegungen, Rülpsen, Speichelfluß<br />

und Reflux<br />

• Labordiagnostisch im fortgeschrittenen Stadium Anämie<br />

• Hyperproteinämie mit Hypoalbuminämie und Hyperglobulinämie<br />

• Tws. neoplastische Zellen im Bauchhöhlenpunktat<br />

Diagnose<br />

• Durch Gastroskopie intra vitam zu stellen<br />

• Röntgen kann Hinweise liefern<br />

DD<br />

• Zahnerkrankungen<br />

• Kiefer- und Zungenbeinfrakturen<br />

• Chronische Magenulzera<br />

• Chronische Magenobstipation<br />

• Neoplasmen der Brusthöhle mit Ösophaguskompression und andere Neoplasmen<br />

Verlauf / Prognose / Therapie<br />

• In Frühphase der Entwicklung oft maskierter Verlauf (=> Fehlen charakt. Symptome)<br />

• Tiere meist im fortgeschrittenen Verlauf erst vorgestellt => infauste Prognose, Euthanasie<br />

angezeigt<br />

Magenulzera<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Besonders oft beim Fohlen diagnostiziert<br />

• Studien zeigen, dass beinahe jedes 2. <strong>Pferd</strong> erkrankt sein soll<br />

• Unterscheidung zwischen<br />

• Asymptomatischen (stillen) Ulzera<br />

• Symptomatischen (aktiven) Ulzera<br />

• Perforierenden Ulzera<br />

• Pylorische oder duodenale Obstruktionen in Folge Narbenbildung durch Ulzera<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Relevante und für Pathogenese wichtige Faktoren<br />

• Genetisch bedingte Disposition (Vollblüter)<br />

• Folgen medikamentöser Behandlungen (Langzeittherapie mit Coricosteroiden und NSAID’s)<br />

• Streßfaktoren (Training, ungewohnter Transport, einseitige, konzentratreiche Fütterung,<br />

Hungerphasen)<br />

• Intestinale Koliken<br />

• Infektionen<br />

• Parasiten<br />

• Fremdkörper<br />

154


• Immer auch Störung der protektiven Mechanismen der Magenschleimhaut eine Rolle!!!<br />

• Unterschiedlich tiefe Läsionen entlang Margo plicatus, Pars proventrikularis, gelegentlich im<br />

Fundus und Antrum pyloricum<br />

Symptome / Diagnose<br />

• Klinische Äußerung durch Symptomkomplex<br />

• Chronische und rezidivierende Kolik<br />

• Verminderter Appetit<br />

• Schlechtes Allgemeinbefinden<br />

• Chronsiche Diarrhoe<br />

• Abmagerung<br />

• Perprandiale Koliken<br />

• Bruxismus, Ptyalismus<br />

• Reflux<br />

• Verminderte Lesitungsfähigkeit<br />

• Sicherung der Diagnose mittels Gastroskopie<br />

DD<br />

• Zahn- Luftsack- oder Schlunderkrankungen<br />

• Mage- und Darmerkrankungen anderer Genese<br />

Therapie<br />

• Mehrere therapeutische Ansätze<br />

1. Säureblockade<br />

• Rezeptorblockade mit H2- Antagonisten (Cimetidin, Ranitidin) => verminderte HCl-<br />

Ausschüttung, kann wochenlang dauern<br />

• Blockade des für H+ - Ionen – Pumpe benötigten Enzyms (z.B.mit Omeprazol),<br />

Inaktivierung dieser Pumpe => deutliche Senkung der H+ - Konzentration im<br />

Magenlumen<br />

1. Antazida<br />

• Magensäure wird bei oraler Gabe neutralisiert<br />

2. SH- schützende Mittel<br />

• Geringe Resoprtionsrate nach oraler Gabe => Schutzfilm über Magen – SH<br />

• Abflußstörungen aus Magen mit gastroösophagealem Reflux => Gefahr der<br />

Aspirationspneumonie => Antibiotikaprophylaxe angezeigt<br />

Prognose und Verlauf<br />

• Günstig, wenn durch Medikamentengabe spontane Besserung der Symptome<br />

• Oft auch Heilung nach Abschalten der Stressoren<br />

• Kontrolle der Heilung per Endoskopie<br />

• Chronische Ulzera haben vorsichtige bis schlechte Prognose<br />

155


Katarrhalische und entzündliche Erkrankungen des Darmes (=Enteritis)<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Komplex, der schwer in Einzelerkrankungen aufzugliedern ist<br />

• Vielfältige Ursachen, fließende Übergänge<br />

• Primär entzündliche Erscheinungen im MDT selten<br />

• Entwicklung meist sekundär oder als Folge von Stress<br />

• Einfachste Form: akuter Darmkatarrh<br />

• Im Verlauf von Allgemeinerkrankungen<br />

• Stress<br />

• Erschöpfung<br />

• Antibiotikatoleranz<br />

• Parasitenbefall<br />

• Virusinfektionen und bakterielle Infektionen<br />

• Hyperämie und Schleimabsonderungen der Darm – SH mit vorübergehender<br />

Resorptionsstörung<br />

• Daraus kann chronischer Darmkatarrh entstehen<br />

• Degenerative oder proliferativ – hyperplastische Veränderungen an der Oberfläche der Darm-<br />

SH<br />

• Besondere Rolle: Veränderungen in Folge von Thrombosen und Darmwandschädigung durch<br />

wandernde Strongylidenlarven<br />

• Größere Darmabschnitte betroffen: Malabsorptionserscheinungen wie Hypoproteinämie und<br />

fortschreitende Kachexie<br />

• Schädigung der Darm-SH / Störung der Darmflora => fakultativ – pathogene Keime können<br />

virulent werden und zu akuter Darmentzündung führen<br />

• Viele Enteritiden: schwere Schädigungen der Darmwand (Epithelnekrosen, Blutungen und starke<br />

Flüssigkeitsverluste in Darmlumen) => Diarrhoe<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Leitsymptom ist Durchfall<br />

• Spastische Darmkontraktionen => milde bis heftige Kolikschmerzen<br />

• Einfacher Darmkatarrh kann in 1- 2 Tagen spontan heilen<br />

• Rektale Untersuchung: spastisch kontrahierte, rigide Darmteile zu fühlen<br />

• Starke Peristaltik oft schon aus einiger Entfernung zu hören<br />

• Länger anhaltende Katarrhe => leichte – mittelgradige Exsikkose, Hypokaliämie und<br />

Hyponatriämie<br />

• Kolon und Enddarm mit betroffen => Tenesmus ani<br />

• Chronischer Darmkatarrh: glanzloses Fell, Abmagerung, Elektrolytverlust und anhaltende<br />

Durchfälle<br />

DD<br />

• Durchfall und Fieber auch bei<br />

• Peritonitis<br />

• Nekrosen des Kolons und Zäkums<br />

• Unterscheidung durch Bauchhöhlenpunktat<br />

• Breiiger Kot oft auch bei chronisch – rezidivierender Blinddarmobstipation und Hyperlipidämie<br />

• Akute Magen- und Darmstörungen: Aufnahme giftiger Pflanzen mögliche Ursache<br />

Therapie<br />

• Einfacher Darmkatarrh<br />

• 1-2 d Nahrungskarenz<br />

• Paraffinöl oder Leinsamenschleim<br />

• Stärkere Durchfälle: Carbo medicinalis und Cortex Quercus<br />

• Verhinderung der sekundären bakteriellen Infektion: Antibiotika oder Sulfonamide<br />

• Reduktion des Wasser- und Elektrolytausscheidung im Kot!<br />

• Intravenöse Rehydratation (unter Beachtung von Hämatokrit, Gesamteiweiß, Elektrolyten und<br />

Blutgasen)<br />

• Isotone (0,9%ige), bzw. hypertone (7%ige) NaCl – Lösungen, Plasma, Plasmaexpander,<br />

Glukose- und Elektrolytlösungen<br />

• Korrektur der Azidose durch Natriumhydrogencarbonatlösungen (5%, 8,4%)<br />

• Einsatz antisekretorischer Pharmaka (Promazin – Derivate)<br />

• Blockade der Enterotoxinproduktion durch Antibiotika und nichtsteroidale Antiphlogistika<br />

156


• Schrittweise Umstellung von intravenöser auf orale Rehydratation mit Glucose- und<br />

Elektrolytlösungen (orale Rehydratationslösung, von der WHO empfohlen: 1 l Wasser mit 20g<br />

Glukose, 3,5g NaCl, 2,5g Natriumhydrogencarbonat und 1,5g Kaliumchlorid<br />

• Ratsam: frühzeitige bakterielle Kotuntersuchung mit Resistenztest<br />

• Parasitäre Grundlage: antihelminthische Behandlung<br />

• Völlige Inappetenz: Zwangsfütterung mit Nasenschlundsonde in kleinen Portionen über den Tag<br />

verteilt<br />

Verlauf, Prognose<br />

• Akute Form verläuft mild, heilt in 1-2 d bei Futterentzug aus<br />

• Chronischer Katarrh: durch irreversible Schädigung der Darmwand chronische Durchfälle mit<br />

Malabsorptionserscheinungen<br />

• Therapeutisch schwer bis gar nicht zu beeinflussen<br />

• 2 besondere Formen der hämorrhagischen Enteritis<br />

• Gastroduodenojejunitis<br />

• Equine Typhokolitis<br />

Gastroduodenojejunitis<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Angloamerikanische Synonyme: Anterior enteritis, Duodenitis, Proximal jejunitis, Proximal Enteritis<br />

• Idiopathische gastrointestinale Erkrankung, bei der Magen, immer Duodenum und Teile des<br />

magennahen Jejunums betroffen sind<br />

• Katarrhalisch – hämorrhagische, manchmal auch nekrotische Entzündung<br />

• Erkrankter Darmabschnitt: paralytischer Ileus => Magenüberladung => ohne Behandlung bald<br />

Magenruptur<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Zu Beginn milde bis heftige Kolik<br />

• Schwitzen am Hals und Thoraxwand<br />

• Lidbindehäute gerötet bis zyanotisch<br />

• Meist verlängerte Kapillarfüllungszeit<br />

• Puls- und Atmungsfrequenz immer deutlich erhöht<br />

• Körpertemperatur meist geringgradig erhöht<br />

• Rasch verlaufende Dehydratation<br />

• Schon in ersten Stunden der Erkrankung steigen Hämatokrit und TPP<br />

• Nekrotische Entzündung => Eiweißverlust<br />

• Typisch: Magenüberladung mit flüssigem Inhalt (zu Beginn sauer, dann alkalisch)<br />

• Spontanes Erbechen durch Nüstern (bei <strong>Pferd</strong> sehr selten) schon öfters bei dieser Krankheit<br />

beobachtet<br />

• Rektale Untersuchung besonders wichtig<br />

• Fast immer tympanisch dilatierte Flexura duodeni caudalis mit Wandödem zuertasten (läuft<br />

kaudal und horizontal um Blinddarmkopf herum)<br />

• Zusätzlich fühlt man einzelne oder mehrere mit Gas oder Flüssigkeit gefüllte Dünndarmschlingen<br />

von geringem Durchmesser, liegen prall gefüllt in kranialer Bauchhöhle<br />

• Einzelne Schlingen können auch spastisch kontrahiert sein<br />

• Colon ascendens (linke ventrale Kolonlage) verkleinert sich über der stark dehydrierten Ingesta<br />

mit deutlicher Poschierung<br />

DD<br />

• Funktioneller Ileus infolge der Paralyse des magennahen Dünndarmes<br />

• Milde Verlaufsformen: konservative Behandlung<br />

• Muss vom mechanisch bedingten Dünndarmverschluß abgegrenzt werden<br />

• Abgrenzung nach 3-9 h möglich, wenn Tier nicht auf Behandlung anspricht<br />

• Kolikschmerzen vor allem verursacht durch Magen- und Dünndarmdilatation<br />

• Lassen fast immer nach, wenn Magen abgehebert wird<br />

• Hält schmerzfreier Zustand an: Zeichen, dass wahrsch. kein mechanischer Ileus vorliegt<br />

• Ausschluß des mechanischen Ileus, Schmerzen lassen aber auch nach laufender Entleerung durch<br />

Nasenschlundsonde nicht nach: schwerwiegende pathologische Veränderungen am erkrankten<br />

Dünndarmabschnitt<br />

157


• Nachlassen der Schmerzen => günstige Prognose<br />

Therapie<br />

• Schon initial verschiedene Verlaufsformen<br />

• Entzündung des Dünndarmes kann solche Ausmaße annehmen, dass fleckenförmige Nekrosen der<br />

Darmwand entstehen<br />

• Nehmen abgeheberte Föüssigkeitsmengen im Verlauf immer mehr ab, bis gar keine mehr abgeht:<br />

günstiges Zeichen und für gute Prognose gewertet<br />

• Therapie umfasst konservative und ausnahmnsweise chirurgische Maßnahmen<br />

• Zunächst Versuch der Konservativen Therapie<br />

• Infusionstherapie, abgestimmt auf Dehydratation (pro Stunde mehr als 3 Liter)<br />

• Ständige Überprüfung des Magens mittels Magenschlundsonde und Anhebern des<br />

Mageninhaltes (ca. alle 3-5 Stunden)<br />

• Gabe von Parasympathomimetika, um Peristaltik anzuregen (z.B. Konstigmin ® )<br />

• Behandlung gegen Endotoxämie durch NSAID’s (z.B. Flunixin – Meglumin)<br />

• Prophylaxe einer möglichen Reheerkrankung<br />

• Rektale Verlaufskontrolle sehr wichtig!!<br />

• Feststellen, ob Zahl der dilatierten Dünndarmschlingen zu- oder abnimmt<br />

• Prognostisch günstig zu bewerten sind:<br />

• Normalisierung der Herz – Kreislauf – Funktion<br />

• Normalisierung des Flüssigkeitshaushaltes<br />

• Nachlassen der Schmerzen<br />

• Abnahme der Flüssigkeitsmenge, die aus Magen abgehebert werden kann<br />

• Chirurgische Behandlung immer angezeigt, wenn<br />

• Konservative Therapie in 12 – 24 h keine Besserung zeigt<br />

• Zustand des Patienten schlechter wird<br />

• Schon bei Eingangsuntersuchung und –behandlung extreme Schmerzen anhalten<br />

• OP meist Ausstreichen des gestauten Chymus aus Dünndarm in Caecum<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Großteil der Patienten kann durch intensive konservative Therapie geheilt werden<br />

• Schwerwiegende Komplikaitonen können sich aus Grunderkrankung ergeben<br />

• Aspirationspneumonien<br />

• Peritonitis<br />

• Magenruptur<br />

• Schock<br />

• Disseminierte intravasale Gerinnung<br />

• Hufrehe<br />

Typhokolitis (Colitis X)<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Besonders schwere Form der katarrhalisch- hämorrhagischen Entzündung des Blinddarmes und<br />

des Colon ascendens<br />

• Gekennzeichnet durch sporadisches Auftreten und akuten bis perakuten Verlauf<br />

• Endet oft tödlich<br />

• Koliksymptome unterschiedlichen Schweregrades<br />

• Profuser, wäßriger, später hämorrhagischer Durchfall<br />

• Toxämie mit rasch fortschreitendem Schockzustand und hoher Mortalität<br />

• Pathologische Untersuchung:<br />

• Ulzerativ – nekrotisierende Typhilitis und / oder Kolitis (ähnelt Potomac Horse fever oder<br />

Salmonellose)<br />

• Gesamtes Zäkum und meist ventrale des Colon ascendens bis zur Beckenflexur<br />

• Caudal der Beckenflexur liegende Kolonlagen seltener betroffen<br />

• Oft scharfe Grenze zwischen betroffenem und gesundem Gewebe<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Niedrige Morbidität => nicht kontagiös<br />

• Tritt zu jeder Jahreszeit auf, gehäuft im Winter<br />

• Keine Rasse- oder Geschlechtsdisposition bekannt<br />

158


• V.a. <strong>Pferd</strong>e im Alter zwischen 7 und 15 Jahre (bei 1-3 Jährigen ist Salmonellose meist Ursache)<br />

• Vorausgegangen oft Streßsituationen unterschiedlicher Art<br />

• Koliken<br />

• Allgemeinanästhesie<br />

• Chirurgische Eingriffe<br />

• Parasitenbefall<br />

• Impfungen<br />

• Hochträchtigkeit und Geburt<br />

• Lange Transporte<br />

• Standortwechsel<br />

• Abrupter Futterwechsel oder Futterentzug<br />

• Antibiotikagaben<br />

• Besondere Risikogruppe: hospitalisierte <strong>Pferd</strong>e<br />

• Ist in D die gefährlichste postoperative Komplikation beim Klinikpatienten<br />

• Aber auch sporadisches Auftreten ohne spezifischen Grund mögliche!!<br />

• Im Vordergrund: entzünsliche Veränderungen des Blinddarmes und rechter ventraler Kolonlagen<br />

• Frühes Stadium: hochgradig entzündete Mukosa und ausgeprägtes Darmwandödem<br />

• Fortgeschrittenes Stadium: Nekrose, die die ganze Darmwand erfasst<br />

• Dickdarm – SH – Entzündung => erhöhte Sekretion ins Darmlumen und mangelhafte Resorption<br />

von Wasser und Elektrolyten aus dem Darmlumen => Ansammlung großer Flüssigkeitsmengen im<br />

Blinddarm und Colon ascendens<br />

• Frühstadium: reduzierte Blinddarmperistaltik, sistiert im weiteren Verlauf völlig => Toxine im<br />

Daminhalt werden nicht ausgeschieden<br />

• Verminderung des zirkulierenden Blutvolumens => Hypovolämie mit Volumenmangelschock<br />

Symptome /Diagnose<br />

• Nach kurzem Stadium der Apathie und mangelnder Futteraufnahme schlagartiges Einsetzen der<br />

Symptome<br />

• Milde bis heftige Koliksymptome mit rasch fortschritendem, toxischen Schockzustand<br />

• Später profuse Diarrhoe<br />

• Apathie und vollständige Inappetenz, begleitet von unspezifischen Schocksymptomen<br />

• Schlecht staubare Venen<br />

• Herabgesetzter Hautturgor<br />

• Schwacher Puls, Tachykardie<br />

• Kalte Extremitäten<br />

• Deutlich verlängerte Kapillarfüllungszeiten<br />

• Ziegelrote bis zyanotische SH<br />

• Meist physiologische bis subfebrile Körpertemperaturen<br />

• Fieber meist Zeichen einer Salmonellose<br />

• Massiver Flüssigkeitsverlust => in kurzer Kht von 0,5 – 0,8 l/l und zunächst erhöhte TPP<br />

(7,5 - >9 g/dl)<br />

• 6-7 h nach Krankheitsbeginn fangen Werte an zu divergieren<br />

• häufig schneller Abfall des TPP (Zeichen einer intramuralen Exsudation und von<br />

Proteinverlusten durch die entzündete Darmwand)<br />

• Hkt steigt weiter an<br />

• Initiale Leukozytopenie, geht später über in Leukozytose und Neutropenie mit Linksverschiebung<br />

über<br />

• Leukozyten fallen im Finalstadium endgültig ab<br />

• Metabolische Azidose und Störungen im Elektrolythaushalt<br />

• Rektale Untersuchung<br />

• Blinddarm extrem Flüssigkeits gefüllt<br />

• Wandverdickung wegen des entzündlichen Ödems<br />

• Ödem auch an mit Gas und Flüssigkeits gefüllten ventralen Kolonlagen<br />

• Linke dorsale Kolonlagen<br />

• Diarrhoe setzt verzögert ein, später große Mengen wäßrigen, stinkenden, hämorrhagischen Kotes<br />

abgesetzt<br />

DD<br />

• Enterokolitiden durch Salmonella typhimurium<br />

159


• Einziges verlässliches Unterscheidungsmerkmal: hierbei Fieber bis 41°C vor Beginn des<br />

Durchfalls<br />

• Oft 2-6 Tage nach resistenzmildernden Belastungssitutationen<br />

• Erkrankung von Dünn- und Dickdarm<br />

• Tws nach 8 –16 h septischer Schock, ohne dass Durchfall eingesetzt hat<br />

• I.d.R. mehrtägiges Durchfallgeschehen<br />

• Oft akute Hufrehe als Begleiterkrankung<br />

• Diagnose durch kulturellen NAchweis aus dem Kot (CAVE: wird auch bei akuten<br />

Durchfallphasen nicht kontinuierlich ausgeschieden => an mehreren Tagen untersuchen!!!)<br />

• Post mortem histologisch gut zu unterscheiden<br />

• Enterokolitiden durch Chlostridieninfektionen abgrenzen<br />

Therapie und Prophylaxe<br />

• Prophylaxe bei <strong>Pferd</strong>en aus Risikogruppen<br />

• Zurückhaltender Einsatz von Antibiotika und NSAID’s<br />

• Streßminderung<br />

• Sorgfältige Hygiene (Salmonellose)<br />

• Früherkennung von Typhokolitis / Salmonellose durch intensive Beobachtung<br />

• Beginn der Erkrankung<br />

• Inappetenz<br />

• Gedämpftes Verhalten<br />

• Leichte Kolikanzeichen<br />

• Verminderte Peristaltik<br />

• Konservative und chirurgische Therapie möglich<br />

• Konservative Maßnahmen<br />

• Parenterale Flüssigkeitssubstitution<br />

• Nahrungs- und Wasserentzug<br />

• Parasympathomimetika (z.B. Konstigmin ® ) um Darmmotorik anzuregen<br />

• Antibiose bei Fieberanstieg, wenn Verdacht auf Salmonellose<br />

• Pharmaka mit Anti – Endotoxin- Wirkung (z.B. Flunixin – Meglumin (Finadyne ® ),<br />

Hyperimmunseren)<br />

• Orale Anwendung von Zuckerlösungen (Laktulose)<br />

• Allg. Thrombose- und Reheprophylaxe durch Heparinapplikation<br />

• Intensivbehandlung unter ständiger Kontrolle von Puls, Atmung, Temperatur und Werten von Hkt,<br />

TPP, Blutgasen und Leukozytenzahl<br />

• Chirurgische Maßnahmen<br />

• In Frühphase Inhalt aus Darm entfernen und Spülen (Vermeiden einer Nekrose)<br />

• Überstehen der hochakuten Phase mit Absatz strukturierten Futters: langsamer Beginn der<br />

Fütterung mit diätischer Nahrung<br />

• Präzäkal gut verdauliches Futtermit geringer Stimulation der Verdauungssekrete<br />

• Anreicherung mit Vitaminen, flüchtigen Fettsäuren, Phosphor und Spurenelementen zur<br />

Regeneration der Dickdarm - SH<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Behandlung sehr arbeits- und kostenintensiv<br />

• Prognose günstig, wenn<br />

• Schnelle Normalisierung der Herz – Kreislauffunktion<br />

• Verbesserung der Werte von Hkt, TPP, Hydrogencarbonat, Puls und Atmung<br />

• Kein Fieber<br />

• Kein starker Abfall der Leukozyten<br />

• Wenig Infusionen nötig, um gestiegenen Hkt und TPP zu normalisieren<br />

• Prognose vorsichtig bis zweifelhat, wenn<br />

• Puls, Atmung und Temperatur über längere Zeit trotz Behandlung erhöht bleiben<br />

• Anstieg des Hkt einhergeht mit Abfall des TPP<br />

• Trotz Substitution ständiger Fall der Hydrogencarbonatkonzantration im Blut (< 20 mmol/l)<br />

• Leukozytenzahl unter 1500 /μl<br />

• Prognose infaust, wenn<br />

• Puls und Atmung extrem erhöht bleiben<br />

• Nach einigen Tagen Fieber und starke Leukozytopenie auftreten<br />

• deutliche Divergenz zwischen hohem Hkt und niedrigem TPP<br />

160


Magen- und Darmkoliken<br />

Einleitung<br />

• „Kolik“ ist abgeleitet von „Kolon“, wird angewendet für alle schmerzhaften Zustände im Abdomen<br />

• Kolik ist keine Krankheit, sondern eine Aufforderung, eine differenzierte, systematische Diagnostik<br />

zu betreiben<br />

• Kann bei folgenden Krankheitsgruppen auftreten<br />

• Magen- und Darmerkrankungen<br />

• Leber- und Gallengangserkrankungen<br />

• Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane<br />

• Erkrankungen im Brust- und Schlundbereich<br />

• Infektionskrankheiten<br />

• Hauterkrankungen<br />

• Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />

• Wasser- und Futtermangel<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> spielen anatomische Besonderheiten am MDT große Rolle beim Entstehen einer Kolik<br />

• Relative Unfähigkeit zu Erbrechen => schnell Magenüberladung, Gefahr der Ruptur<br />

• Besonders langes Dünndarmgekröse => 19 – 30 m langer Dünndarm kann in alle Teile der<br />

Bauchhöhle wandern mit Gefahr des Einklemmens in vorgeformte Lücken<br />

• Frei bewegliches großes Kolon mit 60 – 130 l Fassungsvermögen kann sich in alle Richtungen<br />

wenden => Gefahr des Aufhängens am Milz – Nieren – Band, das bei dorso-lateraler<br />

Wanderung wie Falle wirkt<br />

• Pathologische Strukturen, die nur beim <strong>Pferd</strong> in dieser Häufung Ursachen darstellen<br />

• Pseudoligamenta => Dünndarmstrangulationen<br />

• Lipoma pendulans, Merkel’sche Divertikel<br />

• Angeborene / erworbene Mesenteriallücken<br />

• Am Übergang von weiten zu engen Darmteilen können Ingesta Obstipationen verursachen<br />

161


• Parasitäre Erkrankungen<br />

• Gasterophilus am Magen seltene Rolle<br />

• Endartritis verminosa an vorderer Gekrösewurzel und Larvenstadien von Strongylus vulgaris<br />

große Rolle<br />

• Entzündliche Gefäßveränderungen (Aneurysmen, Thrombosen, Stenosen) => chronische<br />

Mangeldurchblutung verschiedener Darmteile => Disponierend für Störung der Darmtätigkeit<br />

und Nekrosen<br />

• Pathophysiologische Ursache: Labilität des Vegetativums der <strong>Pferd</strong>e<br />

• Typische Kolikschmerzen durch Krämpfe in der Darmwand bedingt<br />

• 3 schmerzhafte Zustände zu unterscheiden: krampfhafte Peristaltik, tonischer Darmkrampf und<br />

Schmerz durch strangulierte Gekröse- und Darmteile<br />

• krampfhafte Peristaltik<br />

• übermäßige Steigerung des Muskeltonus mit starker Beschleungigung des Rhythmus<br />

• Darmbewegungen werden „stürmisch“<br />

• Auffallend laute, plätschernde und gurgelnde Geräusche, von starken Bauchschmerzen<br />

begleitet<br />

• Tonischer Darmkrampf<br />

• Lang anhaltende, örtlich begrenzte, übermäßige Tonussteigerung der Darmmuskulatur<br />

• Kann bis zum völligen Verschluss des Lumens führen<br />

• Durch mechanische Insulte hervorgerufen: kontinuierlich vorhanden, durch Druck und Zug am<br />

Darm und Mesenterium<br />

• Durchblutungsstörungen => Hypoxie mit starken Schmerzen, bevor Gewebetod eintritt<br />

• Darmschmerz<br />

• Heftiger, durch diskontinuierlich auftretende spastische Peristaltik verursachter Schmerz<br />

• Diskontinuierliche Kolikanfälle (typ. für Krampfkoliken)<br />

• Darminhalt beschleunigt gefördert => nicht genügend eingedickt<br />

• Kontinuierlicher Schmerz hervorgerufen durch tonischen Krampf: dumpfes, nicht besonders<br />

dramatisches aber verändertes Verhalten<br />

• Darm- und Gekröseschmerz, auch durch Ischämie bedingter Schmerz: heftiges und<br />

rücksichtsloses Auf- und Niedergehen!!<br />

• Ventilmechanismen (Magen, Blinddarm und paralytischer Dünndarm): bei Überladung durch<br />

Flüssigkeit oder Gas entsteht gemischter Ileus<br />

• Entstehung sekundärer mechanischer Verschlüsse durch Flexion oder Torsion<br />

Koliksymptome<br />

• Je nach Intensität der Schmerzen<br />

• Niederlegen zu ungewohnten Zeiten<br />

• Ruhiges Stehen mit gestrecktem Hals und Kopf<br />

• Motorische Unruhe<br />

• Hin- und Hertrippeln<br />

• Scharren mit Vorderbeinen<br />

• Schlagen mit Hinterbeinen<br />

• Umsehen zum Bauch<br />

• Häufiges Niederlegen und Aufstehen<br />

• Als schwerste Fom der Kolik (Torsio coli totalis) zeigen Tiere rücksichtsloses Sichniederwerfen<br />

und Wälzen (Gefahr der Selbstverletzung)<br />

• V.a. bei Dickdarmobstipation häufiges Absetzen kleinerer Mengen Harn, oder extrem langes<br />

Zurückhalten<br />

• Schweregrad der Kolikerscheinungen entspricht nicht immer Schweregrad der Erkrankung<br />

• Vergleichsweise harmloser Darmkrampf tws. heftige Reaktionen, bei umfangreichen<br />

ischämischen Dickdarmnekrosen unverhältnismäßig milde Symptome<br />

• Dickdarmkoliken: fast immer milder und diskontinuierlicher Verlauf mit Phasen scheinbarer<br />

Beruhigung mit geringer Futteraufnahme<br />

• Längsdrehung des gesamten Colon ascendens um 360° und mehr: <strong>Pferd</strong> tobt derart, dass<br />

keinerlei Untersuchung möglich ist!!!<br />

• Unphysiologische Stellungen zur Entlastung schmerzender Regionen<br />

• Hundesitzige Stellung bei Magendilatation und Zwerchfellhochstand<br />

162


• Rückenlage bei Darmdrehungen und Inkarzerationen<br />

• Sägebockstellung und knien auf Karpalgelenke bei Obstipation und Obstruktion<br />

• Entspannende Rückenlage bei Magengeschwüren und Volvulus nodosus (des Fohlens)<br />

• Schweißausbruch, beginnend am Hals und im Schulterbereich<br />

• Kalter Schweiß direkt nach Magen- oder Darmruptur<br />

Systematische Untersuchung<br />

• Anamnese<br />

• Allg. Untersuchung<br />

• Auskultation der Bauchhöhle<br />

• Magensondierung<br />

• Rektale Untersuchung<br />

• Laboruntersuchungen<br />

• Bauchhöhlenpunktion<br />

• Diagnostisch- therapeutische Medikation<br />

• Ultraschall<br />

• Dokumentation der Befunde<br />

• Idealziel: ätiologische Diagnose!!<br />

• Heftig beginnende Kolik kann nach erster Behandlung heilen, aber auch in tödliche<br />

Erkrankung übergehen => genaue Diagnostik nötig!!!!<br />

• Koliken sind keine statischen Erkrankungen => Komplikationen immer möglich<br />

• Genaue Erfassung der Kolikform und des Zustandes des Patienten für Therapie essentiell<br />

• Empfehlung: Diagnostik und Therapie zeitlich abgestuft betreiben:<br />

1-3 Stunden nach Erkankungsbeginn<br />

• Anamnese<br />

• Klinische Untersuchung<br />

• Spezielle Untersuchung<br />

• Magensondierung und / oder –entleerung<br />

• Rektale Untersuchung<br />

• Laboruntersuchung (Hkt und TPP -> Ausgangslage)<br />

• Diagnostisch – therapeutische Medikation<br />

• Blinddarmpunktion bei Meteorismus<br />

3 – 5 Stunden nach Erkrankung<br />

• Klinische Untersuchung<br />

• Spezielle Untersuchung<br />

• Dokumentation und vergleichende Auswertung der beiden Untersuchungen<br />

• Kann nach 3-5 Stunden keine Diagnose für oder gegen Klinikseinweisung gestellt werden und<br />

es trat keine deutliche Besserung ein: Untersuchungen mind. alle 2 h wiederholen!! Deutliche<br />

Verschlechterung => sofortige Klinikseinweisung!!!!<br />

Anamnese<br />

• Beginn und Dauer der Erkrankung ermitteln => Abschätzen in welchem Status päsens Tier<br />

vorgestellt wird<br />

• Letzte Futter- und Wasseraufnahme<br />

• Umstellung von Futter??<br />

• Qualitativ anderes Futter???<br />

• Rohfaserreiches Futter begünstigt Obstipation, v.a. im Colon ascendens<br />

• Laktierende Stuten oft Torsio (Rotatio) coli ascendentis bei rohfaserarmer Grasfütterung<br />

• Fohlen mit starkem Wurmbefall: Ileuszustände im Dünndarm durch tote Spulwürmer<br />

• Fragen nach früheren Erkrankungen<br />

• Chronische Koliker: frühere Druse evtl. Zeichen für abdominalen Lnn-Abszeß<br />

• Bauchhöhlen OP: Verdacht auf Strangulation und Darmverlagerung durch Verwachsung<br />

• Stute: Trächtigkeit (Torsio uteri) und Unregelmäßigkeiten in der Rosse (Veränderungen am<br />

Eierstock)<br />

• Überdosierung von Prostaglandinen erzeugen Koliken<br />

• Wichtig: vorausgegange Untersuchungen und Behandlungen Dritter<br />

(REKTUMVERLETZUNGEN!!)<br />

163


Klinische Untersuchung<br />

• Konzentriert sich besonders auf AB, Kreislauf, Körpertemperatur und Abdomen<br />

Äußere Besichtigung<br />

• Verhalten beobachten<br />

• Grad und Art der Kolikerscheinungen<br />

• Unphysiologische Stellungen (auch erfragen)<br />

• Kotabsatz und Kotqualität (wenn nötig erfragen)<br />

• Aufgetriebene Flanken<br />

• Schweißausbrüche<br />

• Hautverletzungen an Kopf und Hüfthöckern (durch Hinwerfen bei heftigen Koliken)<br />

• Hengste: Vergleich der Hodensackhälften und der Leistengegend<br />

• Geringe Assymetrie oft physiologisch<br />

• Elastische Darmeinklemmung (Hernia inguinalis incarcerata) im Processus vaginalis: Hoden<br />

zu Beginn schmerzhaft hochgezogen, später infolge venöser Stauunge vergrößert, kühl und<br />

hart, meist mit Berührungsschmerz, Samenstrang bis in Leiste verdickt<br />

• Hochgradige Schmerzäußerung bei Palpation des Skrotums auch bei Torsio testis und<br />

Peritonitis => rektale Untersuchung<br />

• Bedrohlicher Zustand des Patienten => Magensondierung<br />

• Hochgradiger Blinddarmmeteorismus: Darmopunktion<br />

• Kolik derart heftig, dass keine Untersuchung möglich ist: analgetische oder sedierende<br />

Schmerzdämpfung angebracht<br />

• Metamizol (Novalgin ® )<br />

• Butyl-Scopolamin (Buscopan copmositum ® )<br />

• Flunixin – Meglumin (Finadyne ® )<br />

• Xylazin (Rompun ® )<br />

• Detomidin (Domedosan ® )<br />

• Romifidin (Sedivet ® )<br />

• Methadon (Polamivet ® )<br />

• Phenothiazinderivate (Combelen ® oder Vetranquil ® ) wegen blutdrucksenkender Wirkung nicht<br />

einsetzen!<br />

Herz- Kreislauf - System<br />

• Bei vielen MD- Erkrankungen, v.a. bei Darmverschluß ist Schock wichtigstes Begleitsymptom<br />

• Erhöhung der Herz- und Pulsfrequenz<br />

• Erniedrigung der Hauttemperatur in Peripherie<br />

• Zyanose der sichtbaren SH<br />

• Verminderte Hautelastizität<br />

• Verlängerte Kapillarfüllungszeit<br />

• Oligurie, tws sogar Anurie<br />

• Puls prüfen (Frequenz und Qualität)<br />

• KFZ, kann auf 3- 10 s verlängert sein<br />

• Konjunktiven können ungeeignet sein, da sich durch Wälzen oft traumatische Konjunktivitis<br />

entwicklen kann<br />

• Normalerweise rosarote Farbe, kann zu Beginn blaßrosa werden, später dann dunkelrot, bei<br />

ausgeprägter Intoxikation werden sie schmutzig- rot<br />

• Venenfüllung<br />

• Schlecht staubare V. jugularis => Hypovolämie mit niedrigem zentralen Venendruck<br />

• Atmungsfrequenz<br />

• Variiert je nach Kolikform, meist aber leicht erhöht => sollte erst nach gewisser<br />

Beruhigungszeit gemessen werden<br />

• Bei hochgradig geblähtem Abdomen besonders hohe Atemnfrequenz (auch bei<br />

Magenüberladung, Magen- Darm- Ruptur, Peritonitis, Zwerchfellhernie und Azidose)<br />

• Absenkung des intraabdominalen Druckes sinkt auch Atmungsfrequenz<br />

• Kann Magen entleert oder tympnaischer Blinddarm entgast werden, beruhigt sich die Atmung<br />

relativ schnell wieder<br />

• Körpertemperatur immer vor rektaler Untersuchung messen<br />

• Meist normal bis leicht erhöht<br />

• Kann bei Schock unter Norm sinken<br />

• Hyperthermie = Zeichen von Darmnekrose, Peritonitis, Salmonellose oder auch<br />

Aspirationspneumonie<br />

164


• Deutliche Temperaturerhöhung gleich zu Beginn der Erkrankung: Zeichen für Darminfarkt<br />

Abdomen<br />

• Deutliche Umfangsvermehrung => erhebliche Erhöhung des intraabdominalen Druckes<br />

• Nur in fortgeschrittenen Fällen von Darmnekrose oder bei Magen- bzw. Darmruptur<br />

Schmerzhaftigkeit der gespannten Bauchdecke (hier auch rektale Palpation der Darmwand<br />

schmerzhaft)<br />

Auskultation<br />

• Auf linker und rechter Bauchseite hinter den Rippenbögen im dorsalen und ventralen<br />

Quadranten<br />

• Beurteilung von Qualität und Quantität der Darmgeräusche<br />

• Dorsaler linker Quadrant<br />

• Glucksende Darmgeräusche gut zu hören<br />

• Können vermehrt, vermindert oder aufgehoben sein<br />

• Evtl. plätschernder Charakter<br />

• Leise beginnend, sich lebhaft steigernd und in Ferne auslaufend klingen oder abrupt<br />

unterbrochen werden (= spastische Hemmung)<br />

• Ventraler linker Quadrant<br />

• Geräusche der linken Kolonlage<br />

• Dumpf, brummend, manchmal zischend und in der Regel permanent<br />

• Verlaufen nicht periodisch wie Dünndarmgeräusche<br />

• Sind oft auch bei Dünndarmileus noch einige Zeit zu hören, wenn Peristaltik schon erloschen<br />

ist<br />

• Hinter rechtem Rippenbogen: über Blinddarmkopf ist ileozäkales Einspritzgeräusch zu hören<br />

• Ileuminhalt entleert sich periodisch in das Zäkum<br />

• Beim gesunden <strong>Pferd</strong> 1-3x pro Minute zu hören<br />

• Blinddarm vorwiegend mit Gas gefüllt => mehr fauchend- tympanische Geräusche<br />

• Mit Flüssigkeit und Gas gefüllt: überwiegend plätschernde, glucksende Geräusche<br />

• Ventrale, rechte Quadranten<br />

• peristaltische Wellen des Blinddarmkörpers hörbar<br />

• zu Beginn des Dünndarmverschlusses Peristaltik verstärkt (arbeiten gegen Hindernis), wird<br />

dann gehemmt und erlahmt schließlich ganz<br />

• bei Ileumobstipation fehlt Ileum – Einspritzgeräusch, fehlt auch im späten Verlauf jedes<br />

Dünndarmileus => Fehlen ist Hinweis für Passagehindernis im Dünndarm<br />

• jede fortgeschrittene Ileussituation => genereller Darmstillstand<br />

• paralytischer Ileus: absolute Stille im Abdomen in Endphase<br />

• Auskultation: Zeit!!!!<br />

• Mindestens 5 Minuten für jede Seite nötig<br />

• Vor allem in postoperativer Phase nötig => Entwicklung eines paralytischen Ileus frühzeitig zu<br />

erkennen<br />

Spezielle Untersuchungen<br />

Magensondierung<br />

• Magensondierung großer diagnostischer Wert und Sinn, dass drohende Magenüberladung<br />

erkannt wird<br />

• Während Kolikeruntersuchung nötig, wenn:<br />

• Puls- und Atmung besonders hoch<br />

• Hinweise dafür bestehen, dass Mageninhalt über die Nase abläuft<br />

• Würgebewegungen am Hals wahrgenommen werden<br />

• Bauch hochgradig gebläht ist<br />

• Mögliche Anzeichen einer hochgradigen Magenüberladung<br />

• Sondierung erfolgt bei<br />

• Jeder Erstuntersuchung eines Kolikers<br />

• Verlaufsuntersuchung konservativ therapierter <strong>Pferd</strong>e<br />

• Klinikeinweisung vor Transport<br />

• Vorbereitung einer OP direkt vor dem Ablegen<br />

• Postoperative Verlaufsuntersuchungen<br />

• Widerstand der Kardia tws. nur durch kräftiges Einblasen von Luft zu überwinden<br />

• Hat Sonde Magen erreicht: zuerst evtl. vorhandenes Gas ablassen<br />

165


• Suche nach Flüssigkeit: am Sondenende saugend führt man sie langsam tiefer ein, bis man<br />

Flüssigkeitsspiegel erreicht hat<br />

• Keine Flüssigkeit, sondern fester Widerstand: Sonde liegt auf festem Futter<br />

• Bei gesundem <strong>Pferd</strong> kann keine, oder nur wenig (500ml) Flüssigkeit abgesaugt werden<br />

• Weißer Schaum im Sondenende = Zeichen, dass Magen relativ leer ist<br />

• Flüssigkeitsmengen > 3-5 l: Zeichen für Magenüberladung<br />

• Besteht aus Speichel und Magensaft, der nicht mehr in Dünndarm abfließen kann<br />

• Dünndarmverschluss: Magen füllt sich umso schneller, je näher Verschluss am Magen liegt<br />

• Vorwiegend feste Futterteile im Magen => schonende Magenspülung durchführen, bis größter<br />

Teil des Mageninhaltes abgehebert ist<br />

• Reflux aus Jejunum:<br />

• pH- Wert der Flüssigkeit im Alkalischen<br />

• Farbe durch Gallenfarbstoffe gelbbraun<br />

• Gastroduodenojejunitis: wegen hämorrhagischer Enteritis oft weinrote Farbe<br />

• Drohende Magenruptur: heftige, ununterbrochene Kolik, erhöhte Puls- und Atmungsfrequenz,<br />

tws. läuft Mageninhalt über Maul und Nüstern ab<br />

• Negativer Sondenbefund: nicht immer Zeichen für leeren Magen, v.a. wenn rektal<br />

Dünndarmschlingen zu fühlen sind<br />

• Feststellung der sekundären Magenüberladung: Sondierung alle 3-5 Stunden wiederholen<br />

• Starke Gasbildung: Sonde kann eingeführt und fixiert liegen bleiben => laufende<br />

Druckentlastung gewährleistet<br />

• Flüssigkeitsgefüllter Magen: Dauesonde kontraindiziert: Gefahr der Schluckpneumonie!!<br />

• Verdacht auf primäre Magenüberladung mit Verlegung des Pylorus: Assisitent bläst über<br />

Sonde Luft in Magen, TA untersucht rektal: ist Pylorus nicht komplett verschlossen, füllt sich<br />

Duodenum mit Luft<br />

Rektale Untersuchung<br />

• Eine der ergiebigsten und wichtigsten Untersuchungen beim Koliker<br />

• Immer bei Erstuntersuchung durchführen!!<br />

• Im Anfangsstadium nicht immer pathologische Befunde zu erwarten<br />

• Rektalbefund beim gesunden <strong>Pferd</strong><br />

• <strong>Pferd</strong> muss vor Perforation des Darmes geschützt werden<br />

• V.a. bei Unruhe und Pressen und sehr engem Darmrohr<br />

• SPASMOANALGETIKUM ANWENDEN!!!<br />

166


• Spasmoanalgetikum sollte beim Koliker routinemäßig eingesetzt werden<br />

• Empfohlen ist systematisches Vorgehen:<br />

• Kotballen im kleinen Kolon<br />

• Kaudaler Milzpol<br />

• Kaudaler Teil der linken Niere<br />

• Aorta abdominalis<br />

• Tws. craniale Gekrösewurzel<br />

• Taenia ventralis caeci halbrechts, sichelförmig gespannt, immer gut erkennbar<br />

• Dorsale Anheftung des Blinddarmkopfes, wenn Hand an rechter dorsaler Bauchwand<br />

entlangstreicht<br />

• Milz-Nieren-Band nur zu tasten, wenn dorsaler Milzpol und linke Niere nicht zu eng<br />

aufeinanderliegen<br />

• Beckenflexur und einige Tänien der linken Kolonlagen meist nur undeutlich wahrnehmbar<br />

• Männliche Tiere: routinemäßig Leistenringe untersuchen<br />

• Pathologisch tastbare Darmabschnitte: Beurteilung nach Lage, Größe und Inhalt<br />

• Werden anhand anatomischer Strukturen (Tänien, Bandstreifen...) identifiziert<br />

• Lage im Verhältnis zu Bauchorganen, Inhalt, Größe, Beweglichkeit und Konsistenz feststellen<br />

• Kot soll normal geballt, feucht und zerfallend sein<br />

• Verzögerte Darmpassage => starker Wasserentzug => kleingeballter und trockener Kot<br />

• Beschleunigte Darmpassage (Enteritis) => breiig bis wäßriger Kot<br />

• Darmrohr sollte locker und dehnbar sein, pathologisch nach vorn verschlossen oder von außen<br />

eingeengt<br />

• Mukosa verschiebbar, entfaltbar und gleitend, darf nicht samtartig, sandpapierrauh und<br />

stumpf<br />

• SH- Läsionen fühlt man am besten mit der handschuhlosen Hand<br />

• Als Kotbeimengungen zu finden:<br />

• Weißliche Schleimfetzen als Pseudomembrane (Darmschleim)<br />

• Parasiten (Oxyuren, Gasterophiluslarven, kleine Strongyliden, Askariden und Bandwürmer)<br />

• Blut<br />

• Sandbeimengungen (Sandobstipation)<br />

• Ileus: schon nach wenigen Stunden Ampulla ohne Kot, ihre SH ist trocken und von pappigem<br />

Schleim bedeckt<br />

• Milz:<br />

• In Höhe der letzten Rippe, normalerweise scharfrandig<br />

• Verlagerung des großen Kolons zwischen laterale Bauchwand und Milz => Abdrängung nach<br />

medial<br />

• Überdeckt von Darmteilen: man muss es von linker Niere aus suchen<br />

• Vordere Gekrösewurzel nur bei kleinen bis mittleren <strong>Pferd</strong>en zu finden<br />

• Orientierung an Aorta abdominalis<br />

• Gekrösewurzel pulsiert, sie darf nicht verdickt, verdeckt oder schmerzhaft sein<br />

• Endarteriitis und/ oder Aneurysmen: keine, oder schwirrende Pulsation<br />

• Gesunder Zustand<br />

• Leere Dünndarmschlinge, nicht tastbar, nur wenn Peristaltikwelle abläuft<br />

• Spastische Kolik<br />

• Spastisch – verengte, daumendicke, derb-elastische Dünndarmschlingen<br />

• Verstreichen beim Nachlassen der Welle<br />

• Dünndarmileus<br />

• Flexura duodeni caudalis als horizontal verlaufendes und kaum bewegliches Dünndarmrohr<br />

rechts kaudal der Gekrösewurzel<br />

• Nur, wenn Rückstau bis zum Magen reicht<br />

• Einzelne oder viele, prallgefüllte, mit Gas und / oder Flüssigkeit gefüllte Dünndarmschlingen<br />

• Sind parallel gestaffelt und lassen sich nur schwer bewegen<br />

• Meist prästenotische Dünndarmschlingen<br />

• Dilatierte Dünndarmschlingen von fleischiger Konsistenz, erscheinen abnorm fixiert und<br />

schmerzhaft => Inkarzeration oder Strangulation<br />

167


• Von Gekrösewurzel ausgehender, gedrehter, derbelastischer Strang: wahrsch. Volvolus<br />

mesenterialis<br />

• Frühstadium Ileumsobstipation: In Armtiefe obstipiertes Ileum als wurstförmiges, gestrecktes<br />

Darmrohr<br />

• Unterarmdick von links unten nach rechts oben (hier am Blinddarm fixiert)<br />

• Glatte Oberfläche<br />

• Spätstadium: obstipiertes Ileum von prästenotischen, dilatierten Dünndarmschlingen aus<br />

Untersuchungsbereich verdrängt<br />

• Dilatierte Dünndarmschlingen: immer Alarmzeichen!!!<br />

• Typ. für Dünndarmileus: sekundäre Verfestigung der Ingesta durch Dehydratation im<br />

Blinddarm, bzw. im großen Kolon<br />

• Darminhalt fühlt sich wie ausgepreßt an<br />

• Blinddarm im Normalfall nicht zu tasten, nur Taenia ventralis caeci von kraniomedial nach<br />

kaudal gegen rechte Bauchwand gerichtet<br />

• Anschoppung im Dickdarmbereich: betroffene Darmabschnitte mit plastisch vortretenden<br />

charakt. anatomischen Merkmalen<br />

• Obstipierter Blinddarmkörper: unschwer in rechter Bauchhöhle zu finden, tws direkt vor<br />

knöchernem Becken<br />

• Chronisch – rezidivierende Blinddarmobstipation: Blinddarmwand deutlich lederartig verdickt<br />

(Hypertrophie)<br />

• Linke Kolonlagen: links ventral und medial der Milz<br />

• Gesundes <strong>Pferd</strong>: wegen dünnbreiigem Inhalt kaum zu fühlen<br />

• Bei Obstipation Bandstreifen gut zu erkennen, Poschen verstreichen meist<br />

• Bei caudaler Verfolgung: Beckenflexur zu finden<br />

• Darmstein im Colon transversum: steinharte Halbkugel rechts der linken Niere mit glatter oder<br />

höckriger Oberfläche<br />

• Blinddarm und großes Kolon gebläht: Poschen deutlich tastbar, Tänien hart gespannt und in<br />

längsverlaufenden Rinnen zwischen Poschenreihen<br />

• Meteorismus im Dickdarm: Zeichen der Passagebehinderung in aboral gelegenem Teil<br />

• Hochgradige Blähung des Colon ascendens, die auch nach Blinddarmpunktion nicht<br />

verschwindet: Hinweis auf Torsio coil ascendentis<br />

• Kleines Kolon bei Obstipation oder Blähung armstark, lagert sich in mehreren, engen,<br />

radförmigen Krümmungen in der Beckenhöhle und vor dem Becken<br />

• Erkennbar an charakt. bandförmigen Taenia libera, springen antimesenterial über Darmfläche<br />

hervor<br />

• Peritoneum soll glatt und unempfindlich sein<br />

• Rauhe, zottige, stumpfe Beschaffenheit meist von Futterpartikeln verursacht<br />

• Peritonitische, fibrinöse Auflagerungen kann von Unterlage gelöst werden<br />

• In Fällen von Ruptur dorsal subperitoneales Ödem zu fühlen<br />

• Häufigster Fehler bei rektaler Untersuchung<br />

• Untersucher macht pathologische Struktur aus, versäumt aber, sich von Bauchhöhle<br />

Gesamteindruck zu machen<br />

• Ergebnisse der rektalen Untersuchung<br />

• Eindeutige Rektalbefunde<br />

• Befunde, bei denen Art und Ort der Obstruktion „auf der Hand liegen“<br />

• Passagehindernis ist direkter Palpation zugänglich<br />

• Charakteristische Rektalbefunde<br />

• Jene Befunde, bei denen Obstruktion getastet werden kann, die richtige Deutung ist nur<br />

im Zusammenhang mit Gesamtbild möglich<br />

• Mehrzahl der Befunde<br />

• Mehrdeutige Rektalbefunde<br />

• Obstruktionen können zwar nicht getastet werden, auf sie kann aber durch bezeichnende<br />

Einzelheiten geschlossen werden<br />

• Zwischenfälle beim Rektalisieren sehr selten<br />

• Meist Zerreißungen am Übergang des terminalen Kleinkolons zum Rektum<br />

• Verletzungen meist dorsal in Nähe des Ansatzes des Mesokolon, bzw. Mesorektum<br />

168


Bauchhöhlenpunktion<br />

• = Paracentese<br />

• Hinweise auf pathologische Vorgänge in der Bauchhöhle<br />

• Erhärtet Verdacht auf Ileuserkrankung, Blutungen, Aszites und Peritonitis<br />

• Tumoröse oder infektiöse Exsudate können in Bauchhöhle nachgewiesen werden<br />

• Fakultative Methode, kein routinemäßiger Einsatz<br />

• Nicht nötig, wenn durch klinische Untersuchung schon sichere Diagnose<br />

• Entnahme mit Trokar oder Braunüle<br />

• Punktion in der Linea alba, etwa auf Mitte zwischen Sternum und Nabel<br />

• Vorher Rasur und lokale Desinfektion<br />

• Blutungen aus Kanüle aus zufällig angestochenem Gefäß oder aus der Milz => Zurückziehen<br />

und erneuter Versuch<br />

• Punktion einer nicht pathologische gefüllten Darmschlinge relativ ungefährlich, da<br />

Einstichstelle durch Kontraktion der Darmmuskulatur schnell wieder verschlosse<br />

• <strong>Pferd</strong>e mit raktal festgestellter Dünndarmdilatation nicht punktieren<br />

• Bei Perforation Gefahr des Austrittes von Darminhalt<br />

• Stuten im späten Drittel der Trächtigkeit nicht punktieren -> Gefahr, den Uterus zu treffen<br />

• Beim gesunden <strong>Pferd</strong> fließen nur 1-2 ml pro Stich ab<br />

• Strohgelbe, klare Flüssigkeit<br />

• Große Ansammlung von Flüssigkeit: kontinuierlicher Strahl fließt ab<br />

• Gewonnenes Punktat in Reagenzglas auffangen und makroskopisch beurteilen<br />

• Volumen, Farbe, Durchsichtigkeit und Geruch<br />

• Nach grobsinnlicher Beurteilung wird gewonnenes Punktat zentrifugiert und Bodensatz<br />

beurteilt<br />

• Bodensatz ist deutlich differenziert geschichtet<br />

• Bewertung erfolgt nach pathophysiologischen Gesichtspunkten<br />

1. Funktionelle Darmstörungen ohne pathologisch – anatomische Darmveränderungen<br />

• Spastische Kolik<br />

• Gering – mittelgradige Dickdarmobstipation<br />

• Milder Meteorismus<br />

• Man gewinnt nur geringe Menge Punktat, ist gelb, durchsichtig und ohne Beimengungen<br />

3. leichte venöse Stauung ohne Darmnekrose<br />

• Obstipatio ilei<br />

• Flexio coli<br />

• Hernia spatii reniolienalis<br />

• In frischen Fällen leicht vermehrtes Punktat, hellgelb, später etwas dunkler<br />

• Punktat gering getrübt<br />

• Nach Zentrifugation erscheinen nur wenige Erys<br />

• Nur geringgradig erhöhter Gesamteiweißgehalt<br />

4. venöse Stauung mit erheblicher Infarzierung und beginnender Darmnekrose<br />

• Volvulus jejuni<br />

• Inkarzeration in inneren Hernien<br />

• Torsio coli<br />

• Im Sediment deutliche Schicht aus Erys und Leukos<br />

• Gesamteiweiß beträgt 2-4 g/dl<br />

• Beginn der Infarzierung: fast nur rote Blutkörperchen zu sehen<br />

• Fortschreitende Nekrose: Anteil der weißen Blutkörperchen steigt<br />

5. umfangreiche venöse Stauungen und Darmnekrosen mit Durchwanderungsperitonitis<br />

• Volvulus jejuni<br />

• Torsio coli totalis<br />

• Große Mengen von Punktat werden gewonnen<br />

• Deutlich rot bis schmutzig-rot<br />

• Im Sediment überwiegend Leukozyten, aber auch dicke Schicht Erys vorhanden<br />

• Gesamteiweißgehalt größer als 4 g/dl<br />

• Nekrotischer Darm schon für Bakterien durchlässig => grau – brauner Bodensatz<br />

169


6. Darmnekrosen auf thrombotisch – embolischer Grundlage und nach Gekröseabriss<br />

• Zäkumnekrose<br />

• Kolonnekrose<br />

• Schmutziggelb – rotes bis grünliches, rahmiges Punktat<br />

• Stark getrübt<br />

• Menge wechselnd, oft nicht sehr viel<br />

• Proteingehalt 4-5 g/dl<br />

• Nach Zentrifugation dickes Leukozytensediment mit relativ wenig Erys<br />

7. Magen- oder Darmruptur, diffuse Peritonitis<br />

• Schmutzig-rotes oder graugrünes, sehr trübes Punktat in großer Menge<br />

• Tws. Geruch von Darminhalt<br />

• Im Sediment graugrüne Pflanzenpartikel, viele Leukos und Erys<br />

• Flüssigkeit über Bodensatz in Folge Hämolyse braunrot<br />

8. Intraperitoneale Blutung<br />

• Frische, akute Blutungen: Punktat besteht aus Vollblut<br />

• Lackfarben, enthält fast nur rote Blutkörperchen<br />

• Anteil der Erys im Zentrifugenröhrchen etwa Hkt von Blut<br />

• Fehlpunktion mit Blut aus Milz: Hkt deutlich höher als der des Blutes<br />

9. Abdominale Abszesse und Tumoren<br />

• Chronisch – rezidivierende Koliken<br />

• Chronische Koliken: Punktat trüb, gelblich – grün von hoher Dichte und hohem Zellgehalt<br />

• Erys, Lymphos, neutrophile und eosinophile Granulozyten und Epithelzellen<br />

10. Hydrops ascitis<br />

• Bauchwassersucht: Punktat hochgradig vermehrt, hellgelb und klar<br />

• Keine Beimengungen<br />

• Niedrige Dichte (1005 – 1015)<br />

11. Harnblasenruptur (Uroperitoneum)<br />

• Hellgelbes, wasserklares oder nur wenig getrübtes Punktat (= Harn)<br />

• Wichtig: Vergleich von Harnstoff- und Kreatininkonzentration im Blut und im Punktat<br />

Laboruntersuchungen<br />

• Ergänzen klinische Untersuchungen des Kolikers<br />

• Wichtige Hinweise zur Verlaufskontrolle<br />

• Besonders wichtig: Hkt und TPP<br />

• Anstieg = Zeichen für Flüssigkeitsdefizit im Gefäßsystem<br />

• Normalwerte<br />

• Hkt 0,3 – 0,4 l/l<br />

• TPP 5,5 – 7,0 g/dl<br />

• Erhöhte Hktwerte bei Eryausschüttung der Milz, starken Schmerzen und Stress<br />

• Hochgradig Permeabiltiätsstörungen => Austritt von Plasma => steigender Hkt mit<br />

sinkendem TPP<br />

• Koliker mit Unterbrechung des enteralen Flüssigkeitstransportes durch Verschluss<br />

verschiedene Formen zu unterscheiden<br />

• Obturationsileus<br />

• Nur Darminneres verlegt => langsamer und gleichmäßiger Anstieg von Hkt und TPP<br />

• Strangulationsileus<br />

• Neben Darmverlegung auch Strangulation mit starker Extravasation von Flüssigkeit<br />

(Plasma und Elektrolyte)<br />

• Hkt steigt bei versch. TPP<br />

• Nekrosen ohne Darmverschluss<br />

• Peritonitis, Pleuritis und Enteritiden als Ursachen<br />

• Extravasaler Eiweißverlust => sinkender TPP<br />

• Hkt auch prognostische Bedeutung: je höher Hkt, desto größer Letalitätsrate<br />

• Ab Hkt von 0,7 l/l ist Prognose fast infaust<br />

170


Diagnostisch – therapeutische Medikation<br />

• Anwendung von Spasmoanalgetika und – in Ausnahme – Parasympathomimetika<br />

• Schmerzen infolge krampfhafter Peristaltik und Schmerzen infolge eines tonischen<br />

Darmkrampfes => Spasmoanalgetika können Kolikerscheinungen schlagartig beseitigen<br />

• Wirken nicht bei stranguliertem Gekröse, bzw. stranguliertem Darm<br />

• Bei eingetretener Darmnekrose und tiefer Schock => Stadium der tiefen Ruhe beim Patienten<br />

• Beruhigung im Sinne einer Heilung erst, wenn auch Kreislauf normalisiert ist, und Peristaltik<br />

festgestellt werden kann<br />

• Spasmolytische Therapie hat sich heute durchgesetzt<br />

• Versagen von Spasmoanalgetika = Zeichen für ernstzunehmende Grundkrankheit, oft auch<br />

Ileus => es ist unsinnig, diese Medikamente in kurzen Abständen mehrmals zu verabreichen<br />

• Allgemeiner Meteorismus: Neostigmin (Konstigmin ® ) nach Punktion des Zäkums und<br />

Magenentleerung<br />

• Anwendung von Paraffinöl nicht gefährlich, da es nicht in Wasserhaushalt eingreift<br />

Darmpunktion<br />

• Bei rektaler Untersuchung hochgradig meteorisierter Blinddarm unterschiedlicher Ursachen<br />

festgestellt => von rechter Flanke mit Blinddarmtrokar<br />

• Punktion => auch Öffnung des durch passiven Verschlussmechanismus verseperrten Ostium<br />

caecocolicum => auch Gas aus Colon ascendens kann retrograd in Blinddarm entweichen<br />

• Entgasung => spontane Erleichterung des Patienten und verbesserte retale<br />

Untersuchungsmöglichkeit<br />

• Meteorisiertes Zäkum mit gas- und flüssigkeitsgefülltem Blinddarm: allgemeiner Meteorismus,<br />

kein Ileus => Punktion und Cholinergika sind sinnlos<br />

• Großes Kolon am Besten nicht punktieren<br />

• Wenn doch, dann rektal mit möglichst dünner Kanüle<br />

• Immer nur gasgefüllte Schlingen punktieren!!!!<br />

• Dünndarmschlingen grundsätzlich nicht punktieren!!!<br />

Ultraschall und Röntgen<br />

• Vorrangig bei Kleinpferd und Fohlen eingesetzt (wenn aus anatomischen Gründen rektale<br />

Untersuchung nicht möglich ist)<br />

• Ultraschall<br />

• Verschiedene Abschnitte und Organe der Bauchhöhle darstellbar<br />

• Pathologische Veränderungen zu sehen, solange sie im Untersuchungsbereich des<br />

Schallkopfes liegen<br />

• Vor allem gut bei Eindringtiefen bis 20 – 25 cm (3,5 mHz Schallkopf)<br />

• Nur bei flüssigem Darinhalt möglich<br />

• Transkutan und transrektal möglich<br />

• Abdominales Röntgen<br />

• Enterolithen, Sand, Gas und Flüssigkeit feststellbar<br />

• Kontrastmittelbilder können ebenfalls sehr aufschlussreich sein<br />

Spezielle Kolikerkrankungen<br />

Spastische Koliken<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Auch katarrhalischer Darmkrampf, rheumatische Kolik, Reiz- und Erkältungskolik genannt<br />

• Funktionelle Darmstörung, nur selten mit histologischer Veränderung der SH<br />

• Störung des vegetativen Gleichgewichtes mit überwiegendem Vagotonus => verstärkte<br />

Peristaltik mit Neigung zu Darmkrämpfen<br />

• Mit 40% Anteil die häufigste Kolik bei <strong>Pferd</strong>en überhaupt<br />

• Tonisch-klonische Darmkrämpfe durch Tonussteigerung der Darmmuskultur => spastischer<br />

Verschluß des Darmrohres möglich<br />

171


Ätiologie und Pathogenese<br />

• Äußere Reize (Wetterwechsel, Haltungsfehler, Überanstrengung...) als Ursache<br />

• Futterumstellungen, Verabreichung von verdorbenem Futter, Wechsel von Stall- auf<br />

Weidefütterung ebenfalls oft Ursache<br />

• Oft individuelle Disposition zu dieser Kolikform<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Plötzliches, anfallsweises und heftiges Auftreten mit kontinuierlichen oder diskontinuierlichen<br />

Kolikanzeichen<br />

• Kolikattacken dauern 5 –10 Minuten, dazwischen Phasen ohne Schmerzanfälle<br />

• AB zu Beginn nur ggrd. gestört<br />

• Puls und Atemfrequenz erhöhen sich nur während der Schmerzattacken<br />

• Hkt kann wegen Schmeren leicht erhöht sein, TPP bleibt unverändert<br />

• Lebhafte Peristaltik schon aus einiger Entfernung neben dem <strong>Pferd</strong> zu hören!!<br />

• Häufiger Absatz kleiner, meist weich bis dünnbreiiger Kotportionen<br />

• Rektal meist keine auffälligen Befunde, manchmal sind sich verkrampfende Darmteile zu<br />

tasten<br />

• Ohne zusätzliche Komplikationen verschwindet Kolik nach 4-6 h von alleine!<br />

• Komplikationen: Volvolus und Invaginationen!!<br />

• Gabe von Spasmoanalgetika: meist schlagartiges Verschwinden der Kolikanfälle<br />

DD<br />

• Dünndarmileus<br />

• Hat aber auffällige rektale Befunde und reagiert nicht auf Spasmoanalgetika!!<br />

• Durchblutungsstörungen durch thromborisch-embolsiche Verschlüsse<br />

o Unterscheidung praktisch unmöglich, wenn nur eine Darmarterie im Endstromgebiet<br />

betroffen<br />

o Mehrere Arterien betroffen => im weiteren Verlauf Transportbehinderungen im<br />

betroffenen Darmabschnitt<br />

Therapie<br />

• Im Normalfall reicht 1-2x I.v. Gabe von Metamizol (Novalgin ® ) mit max. 10 ml pro 100 kg KM!<br />

• Oder Butylscopolaminbromid- Metamizol – Natrium (Buscopan compositum ® ) mit 3-6 ml / 100<br />

kg KM<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Bei gezielter Behandlung günstig!!<br />

• Unbehandelt: heftige klonische Darmkrämpfe können zu Invaginationen und<br />

Darmverschlingungen führen<br />

Meteorismus<br />

Definition und Vorkommen<br />

• = Gaskolik, Windkolik, Meteorismus intestini<br />

• Aufblähung von MDT durch übermäßige Gasentwicklung => Überdehnung des Darmrohres,<br />

im Spätstadium sogar Darmparalyse<br />

• Gasbildung kann zu Rupturen führen (extreme Fälle!)<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Meteorismus<br />

• Primärer Meteorismus<br />

• I.d.R. alimentär bedingt<br />

• Aufnahme von frischem Klee, jungem Gras, welkem oder erhitzem Grünfutter, frischem Brot<br />

oder Obst<br />

• Starke Gasbildung: in kurzer Zeit schwerste Koliken möglich, können auch zu Magenrupturen<br />

führen<br />

• Gasbildung kann nur auf Magen beschränkt sein, oder im gesamten Darmkanal stattfinden<br />

• Sekundärer Meteorismus<br />

• Entwickelt sich bei allen Ileuszuständen im prästenotischen Darmteil und beim paralytischen<br />

Ileus<br />

• Überdehnung des Darmrohres => Zirkulationsstörungen in der Darmwand => verminderte<br />

Sauerstoffversorgung der Darmmuskulatur<br />

• Sauerstoffmangel => Einschränkung der Darmperistaltik => Teufelskreis<br />

• Kann nur durch Dekompression der dilatierten Darmschlingen unterbrochen werden<br />

172


Symptome<br />

• Geringgradige Aufblähungen im Dickdarmbereich: milde Kolikerscheinungen, ungestörtes AB<br />

• Darmgeräusche lebhaft und deutlich verstärkt<br />

• Kein Passagehindernis: Abgang von viel Gas und wenig Kot<br />

• Dünn- und Dickdarm mitbetroffen: allgemeiner Meteorismus<br />

• Kolik oft sehr heftig<br />

• Anfang einer Gaskolik zunächst heftige Peristaltik, mit zunehmender Umfangsvermehrung der<br />

Darmschlingen aber immer weniger, bis zum Erliegen<br />

• Dann auch schnell schwere Störungen des AB<br />

• Puls > 80 / min<br />

• Flache, costale Atmung mit > 30 / min<br />

• Inspiratorische Dyspnoe<br />

• Bei hochgradigem Meteorismus durch Druck auf Zwerchfell Atemnot<br />

• Erhöhter Intraabdominaler Druck => Behinderung des venösen Rückflusses =><br />

Schockerscheinungen<br />

• Extremfall: nach 3-5 Stunden Tod durch Ersticken<br />

• Rektale Untersuchung: dilatierte, u.U. bis ins Becken reichende Dünndarmschlingen und<br />

meteorisierter Blinddarm<br />

• Primärer Meteorismus: oft Hinweis einer qualitativ veränderten Fütterung, meist allgemeine<br />

Form<br />

• Sekundärer Meteorismus: oft nur auf einzelne Darmteile (vor dem Hindernis) beschränkt<br />

• „Auffangbehälter“ der entstehenden Gase = Blinddarm<br />

• Gase entweder primär in ihm entstanden, oder sekundär in anderem Teil des MDT, Gas<br />

sammelt sich aber in Caecum<br />

Therapie<br />

• Wichtigstes Ziel: Entleerung des Magens durch Sondierung und Entfernung der Darmgase<br />

durch Punktion<br />

• U.U. muss Magenschlundsonde einige h liegen gelassen werden<br />

• Primärer Meteorismus: Blinddarm immer gefüllt => Punktion in der rechten Flanke<br />

• Im Frühstadium einer Kolonverlagerung kann so spontane Reposition ausgelöst werden<br />

• Trokarierung => spontane Erleichterung für Patienten<br />

• Nach Entfernung der Gase lassen Schmerzen nach, Tiere erholen sich rasch<br />

• Falls nicht: KEINE GABE VON DARMLÄHMENDEN MEDIKAMENTEN: schalten<br />

Darmperistaltik aus => kann sich nicht entleeren<br />

• Beginnender Schok: Infusionstherapie<br />

• Nach Darmpunktion über einige d parenterale Antibiotikagabe!!!<br />

• Relativ oft auf Blinddarm beschränkter Meteorismus, der so stark ist, dass er passiv das<br />

Ostium caecocolicum verschließt => Gas kann nicht ins Kolon abfließen<br />

• Punktion des Caecums reicht für sofortige Besserung des AB<br />

• Konservativ keine Heilung möglich => Laparotomie<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Bei primären Meteorismus günstig, wenn rechtzeitig erkannt und therapiert wird<br />

• Beim sekundären Meteorismus abhängig von Prognose des Grundleidens!!<br />

Obstipation<br />

Einleitung<br />

• = unphysiologische Ansammlung von eingetrocknetem Darminhalt, der das Darmlumen<br />

vorübergehend oder andauernd verschließt => Dilatation des Darmrohres<br />

• oft durch Sedimentierung, Anhäufung und Austrocknung von Ingesta und Kotpartikeln<br />

sowie Sand an disponierten Stellen<br />

• im Dünndarm fast immer, im Dickdarm zu selten zu vollständigem Verschluss<br />

• normalerweise Dündarminhalt beim <strong>Pferd</strong> zu 95% aus Wasser, erst im großen Kolon findet<br />

die Resorption des Wassers statt => Eindickung des Darminhaltes<br />

• Obstipation im Dünndarm: Sedimentierung => Anhäufung von Futterpartikeln vor<br />

mechanischem Hindernis -> aus Sediment wird mit Kontraktionen Wasser herausgepresst<br />

173


(= Siebwirkung) => Darmwand umschließt Obstipat im Dauerkrampf => entwickelt sich<br />

schnell<br />

• Obstipation im Dickdarm: beginnt durch Wasserentzug => langsame Entwicklung in<br />

Schüben über mehrere Fütterungsperioden!!<br />

o Zu Beginn nur milde Koliksymptome<br />

Stenosen im Dünndarmbereich<br />

• Z.B. durch Strikturen, Adhäsionen<br />

• Lange unerkannt ohne Symptome möglich<br />

• Geringe Einengung des Darmes => Ileus im prästenotischen Segment<br />

• Starke Einengung des Darme => Arbeitshypertrophie vor der Stenose, später Dilatation<br />

des Darmrohres<br />

o Schwierigkeiten an Stenose führen zu rezidivierenden Koliken in Anschluß an<br />

Nahrungsaufnahme<br />

o Arbeitshypertrophie schon viele Meter vor der Stenose!!!<br />

Stenosen im Dickdarmbereich<br />

• Funktionelle Stenose des Ostium caecocolicum => Hypertrophie der<br />

Blinddarmwandmuskulatur!!<br />

• Hypertrophie nimmt Ausgang immer am Blinddarmkopf, kann gesamten Blinddarm<br />

betreffen<br />

• Im Endstadium oft Ruptur des Blinddarmes<br />

• störungsfreie Passage der Ingesta behindert durch<br />

o herabgesetzte Darmmotilität<br />

o Üergröße der Futterpartikel<br />

o Mechanische und/oder funktionelle Stenosen<br />

o Absinken des Wassergehaltes im Darminhalt<br />

• Häufigste Ursachen für gestörte Peristalitk<br />

o Bewegungsmangel<br />

o Überanstrengung<br />

o Enteritis<br />

o Parasitenbefall<br />

o Vegetative Dystonien<br />

o Viszerale Neuropathien bzw. Neuromyopathien<br />

• Im Sommer durch starkes Schwitzen Wassermangel => vermehrte Resorption im<br />

Dickdarm => unphysiologische Eindickung der Ingesta<br />

• Dünndarmileus => Hypovolämie => Mobilisierung der Wasserreserven im Dickdarm =><br />

Eindickung der Ingesta im großen Kolon<br />

• Anatomische Einengungen des Darmes = bevorzugte Anlagerungsstellen für<br />

Obstipationen, geordnet nach Häufigkeit<br />

o Beckenflexur<br />

o Übergang der rechten dorsalen Kolonlage zum Colon transversum<br />

o Übergang vom Ileum zum Blinddarm<br />

o Übergang vom Blinddarm zur rechten ventralen Kolonlage<br />

o Kleinkolon<br />

o Jejunum<br />

o Duodenum<br />

174


Dünndarmobstipation<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Meist im Ileum (80 – 85%), gelegentlich im Jejunum und selten im Duodenum<br />

• Primäre Obstipationen: keine makroskopisch feststellbaren pathologischen Veränderungen<br />

am darm<br />

• Sekundäre Obstipationen: Anschoppungen<br />

o Im Jejunum vor Lumeneinengungen durch zirkuläre Stenosen, Entzündung der<br />

Darmwand, Tumoren, Abszesse...<br />

o Meist wegen verdickter Darmwand oder Stenose des Ostium ileale<br />

• Disposition des Ileums durch anatomisch – physiologische Eigenschaften zu erklären<br />

o Enges Lumen durch starke Ringmuskulatur => anatomische Engstelle für<br />

Transport der Ingesta<br />

o Ingesta bleibt bis zu 30 min liegen, beror sie in Caekum gelangt<br />

o Bei groben und wenig zerkleinerten Futterbestandteilen: Verfilzungen im Ileum<br />

mit Anschoppungen<br />

• Ileumobstipation v.a. in Sommermonaten, <strong>Pferd</strong>e aller Rassen und Altersklassen können<br />

betroffen sein<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Zeigt sich kurze Zeit nach der Futteraufnahme mit plötzlich auftretender, milder bis<br />

heftiger Kolik<br />

• AB zu Beginn nur leicht gestört, Auskultation der 4 Quadranten sehr wichtig, vor allem das<br />

Ileo – Zäkale Einspritzgeräusch (in rechter Flanke)<br />

o Muss bei 5 min Abhören mindestens 1x zu hören sein!!<br />

• Unterbrechung der enteralen Flüssigkeitsresorption => Hkt und TPP steigen kontinuierlich<br />

an<br />

• Ersten Zeichen einer Hypovolämie frühestens 6 – 10 h nach Beginn<br />

o Kolikschmerzen i.d.R. noch mild, nur ausnahmsweise heftig<br />

• Ab 12. – 14. Stunde kleinere Refluxmengen (2-5l) aus Magen zu entnehmen<br />

• Entleerung des Magens erst ab 18. Stunde => oft ausgeprägte Magenüberladung mit 10 –<br />

15 l Flüssigkeit<br />

• Bei Auskultation keine Peristaltik mehr wahrnehmbar<br />

• Magennahe Obstipation => Magenüberladung schon viel früher<br />

• Anfangsstadium, wenn prästenotischer Dünndarm noch nicht maximal gefüllt und dilatiert<br />

ist: Ilerum rektal zu ertasten<br />

o In Armestiefe als längliches, glattwandiges, unterarmstarkes Darmrohr<br />

o Zieht von links unten nach rechts oben (hier fixiert)<br />

• Dünndarmobstipation => Flüssigkeitstransport in Dünndarm unterbrochen => dessen<br />

Inhalt dehydriert (kann so weit gehen, dass Inhalt deutlich an Volumen verliert und<br />

Poschen und Taenien gut zu fühlen werden<br />

• Mittleres Krankheitsstadium (ab 8. Stunde): obstipiertes Ileum von prästenotischen, stark<br />

gefüllten Dünndarmschlingen nach kranial aus Untersuchungsbereich verdrängt<br />

o Parazentese: hellgelbes, klares Punktat ohne Erythrozyten aber mit geringer<br />

Leukozytenzahl<br />

o Fehlende Erys sind Unterscheidungsmerkmal zum Strangulationsileus<br />

• Angeschoppte Jejunumschlinge hinsichtlich Umfang und Konsistenz ähnlich wie<br />

obstipiertes Ileum<br />

o Lässt sich aber in verschiedene Richtungen verschieben, da es nicht am Blinddarm<br />

fixiert ist<br />

• Spasmoanalgetika (Novalgin ® oder Buscopan compositum ® ) haben diagnostische und<br />

therapeutische Bedeutung<br />

o Unterdrücken bei Dünndarmobstipation im Gegensatz zum Strangulationsileus<br />

deutlich die Schmerzen => längere Wirkung (> 1h) der Pharmaka = Zeichen für<br />

Obstipationsileus<br />

• Magennaher Dünndarmileus: bei rektaler Untersuchung extrem gefülltes Duodenum bei<br />

sonst „leerem Bauch“<br />

• Sonderform: Verstopfung durch Spulwürmer<br />

o Bei Fohlen und Absetzern<br />

o Rektale Untersuchung wegen Größe nicht/kaum möglich<br />

175


o Anamnese (Abmagerung mit Blähbauch, Kolik nach Wurmkur, keine Peristalttk,<br />

gute Wirkung von Spasmoanalgetika) ermöglicht Verdachtsdiagnose!<br />

o Da dünnflüssiger Dünndarminhalt durch Wurmknäuel gelangt, nur verzögerte,<br />

oder gar keine Hypovolämie<br />

DD<br />

• Abzugrenzen von Ileusstrangulation oder Inkarzeration des Dünndarmes<br />

o Deutlich stärkere Koliksymptome<br />

o Spasmoanalgetika wirken kaum oder gar nicht<br />

o Schon nach wenigen Stunden deutlich verschlechtertes AB<br />

• Strangulationsileus: Buchhöhlenpunktat hat schon nach wenigen Stunden Leukozyten<br />

Therapie<br />

• Im Anfanggstadium 2x Gabe von Metamizol (Novalgin ® ) im Abstand von 30 min.<br />

o Führt oft schon zum Lösen der Obstipation<br />

• Konsrevative Therapie kein Erfolg => OP<br />

• Besteht Zustand > 8h mit Erhöhung von Hkt und TPP: Überweisung in Klinik nach<br />

Vorbehandlung mit Metamizol!!<br />

Prognose<br />

• Bei konservativer Behandlung vorsichtig, da sich kompletter Dünndarmileus meist nicht<br />

löst<br />

• >90% Heilungsrate, wenn OP in ersten 8 h nach Krankheitsbeginn<br />

• Herz-Kreislauf-Versagen, therapieresistenter Ileus, Typhokolitis und Peritonitis oft bei<br />

Erkrankungsdauer > 24 h als Komlikationen => hohe Todesrate<br />

Dickdarmobstipation<br />

Blinddarmobstipation<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Häufigste Erkrankung des Blinddarmes<br />

• Unterscheidung zwischen akuter und chronisch rezivierender Form<br />

• Aktuer Verlauf<br />

o Einmaliges Auftreten<br />

o Bei sachgerechter Behandlung entleert sich Blinddarm nach 2-4 d<br />

o Obstipation rezidiviert nicht!!<br />

• Chronischer Verlauf<br />

o Obstipation wiederholt sich in unregelmäßigen Abständen immer wieder<br />

o Kann so ggrd sein, dass nur geringe klinische Symptome auftreten<br />

o Folgen: Leistungseinußen, Abmagerung, Tod durch Ruptur<br />

• Akute Formen gelangen in Klinik, wenn nach 1-3 Tagen trotz Behandlung keine Besserung<br />

eintritt, oder wenn es zu dramatischen Verschlechterungen kommt<br />

Anatomische Aspekte<br />

• Am Blinddarm zu unterscheiden: Basis, Corpus und Apex caeci<br />

• Am Blinddarmkopf<br />

o Curvaturra major und minor<br />

• Steht über Ostium ileale mit Ileum und über Ostium caecocolicum mit Kolon in Verbindung<br />

• Ostia keine eigenen Schließmuskeln, werden nur bei Ein- und Austritt von Darminhalt<br />

geöffnet<br />

• Ingesta bleibt 4 – 24 h im Blinddarm<br />

• Peristaltik: von Blinddarmspitze in Richtung auf Blinddarmkopf<br />

Pathogenese<br />

• Obstipation beginnt fast immer an Basis caeci vor Ostium caecocolicum<br />

176


• Siebwirkung der dort gelagerten Ingesta => immer mehr fester Darminhalt sammelt sich<br />

an<br />

• Spätstadium: Verschluß des Ostium caecocolicum durch Einrollen der Basis caeci<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Auf Grundlage der rektalen Befunde 4 Stadien<br />

1. Obstipation des überhängenden Teils der Basis caeci<br />

o Kindskopfgroße, glattwandige „Geschwulst“ sehr weit kranial im rechten oberen<br />

Quadranten, lässt sich in pendelnde Bewegung versetzen<br />

2. Obstipation der Basis caeci<br />

o Immobile, kindskopf- fußballgroße geschwulstartige Umfangsvermehrung im<br />

oberen rechten Quadranten<br />

3. Aufbau eines prästenotischen Staus bis in Blinddarmkörper<br />

o Oberschenkelstarker Blinddarm senkrecht vor kranialen Beckenrand in rechter<br />

Hälfte der Bauchhöhle: deutliche Poschierung des Blinddarmes über teigigem<br />

Darminhalt<br />

o Mit flacher Hand kann man zwischen Poschen eingehen<br />

4. vollständiger Verschluss des Ostium caecocolicum<br />

o Gesamter Blinddarmkörper über teigigem Inhalt mit Gas und Flüssigkeit gefüllt<br />

o Blinddarm vor kranialem Beckenrand<br />

o Strukturierung durch Poschen undeutlich oder nicht wahrnehmbar<br />

o Hohes Risiko einer spontanen Ruptur => Indikation für sofortige OP<br />

• Obstipation des überhängenden Teils der Basis caeci: nur geringe bis milde Kolik<br />

o Reduzierte Futteraufnahme<br />

o Leichter Ikterus<br />

o Nur geringe Störungen im Wasserhaushalt<br />

DD<br />

• Typische rektale Befunde (s.o.)<br />

• Verwechslung mit Verlagerung des großen Kolons nach rechts zwischen Blinddarm und<br />

rechter Bauchwand<br />

o Einfache Unterscheidung: Blinddarmtäenien sind vertikal, Kolontänien horizontal<br />

• Invaginatio caecocolica<br />

o Am Übergang vom oberen rechten zum unteren rechten Quadranten fleischige<br />

„Geschwulst“ zu fühlen (bewegbar, aber nicht pendelnd)<br />

Therapie<br />

• Obstipationen des überhängenden Teils oder des Kopfes lassen sich leicht mit Glaubersalz<br />

und Spasmoanalgetika behandeln<br />

o Mehrmalige Gabe von 150 – 300 g Glaubersalz als 4-5%ige wässrige Lösung mit<br />

einigen Litern Paraffinöl in Abständen von 8 – 24 h<br />

• Indikation zur OP: prästenotisch angeschoppter Darminhalt füllt ganzen Blinddarn aus<br />

• Aus akuter Anschoppung kann chronisch – rezidivierende Erkrankung werden<br />

o Reduzierte Futteraufnahme wegen mangelndem Appetit => chronsiche<br />

Abmagerung<br />

o Häufiges Liegen zu ungewöhnlichen Zeiten<br />

o Rezidivierende, milde Koliken<br />

o Rezidivierender Blinddarmmeteorismus, Blinddarmentleerungsstörungen<br />

o Kotkonsistenz wechselnd von normal bis durchfallartig<br />

o Kot oft breiig und von unangenehmem Geruch<br />

o Bei rektaler Betastung fällt hohe Kontraktionsbereitschaft des Blinddarmes auf<br />

• Chronisch – rezidivierende Blinddarmanschoppung führt zu Abmagerung und Hypertrophie<br />

der gesamten Blinddarmwand<br />

• Chronische Form nur mit OP zu behandeln<br />

o Erweiterungsplastik des Ostium caecocolica um Verschlussmechanismus<br />

auszuschalten<br />

Vrelauf und Prognose<br />

• Bei rechtzeitiger und gezielter Therapie Prognose für akute Form gut<br />

• Bei chronischer Form Prognose auch nach OP vorsichtige Prognose<br />

o Je nach Grad und Ausmaß der Wandhypertrophie<br />

177


Obstipation des großen Kolons<br />

• Am Colon ascendens Unterscheidung zwischen Obstipation der ventralen linken Längslage<br />

und/oder der Beckenflexur und die der magenähnlichen Erweiterung<br />

• Nur bei Saugfohlen sehr selten, sonst bei <strong>Pferd</strong>en aller Altersklassen und Rassen<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Funktionen des Dickdarmes: Wasserresorption, Verdauung und Transport<br />

• Verschiedene Störungen können Obstipationen hervorrufen, v.a. aber<br />

o Ungenügende Zerkleinerung des Futters<br />

o Schwerverdauliche Futterkomponenten, die in großen Mengen aufgenommen<br />

werden<br />

o Reduzierte Aktivität der Darmflora (Wassermangel, orale Antibiotikagabe...)<br />

o Gestörte Motorik durch exo- und endogene Faktoren (ungenügende Bewegung,<br />

Witterungseinflüsse, Parasiten, Streß, Sandablagerungen..)<br />

o Eindickung des Chymus durch Wassermangel und/oder hohe Schweißverluste<br />

o Neuronendefizit in der Beckenflexur<br />

o Magenulzera mit Störung des Gastro - Kolonreflexes<br />

Symptome<br />

• Störungen der Darmaktivität durch Erkrankungen der glatten Muskulatur und des Plexus<br />

myenterici<br />

• Beginnen schleichend und haben protrahierten Verlauf<br />

• Kolikanzeichen erst bei erheblichem Ausmaß der Obstipation<br />

• Zunächst: verzögerter und verringerter Absatz von trockenem, kleingeballtem Kot,<br />

wechselnder Appetit, verminderter Wasseraufnahme und häufiges Liegen<br />

• Ungewöhnlich starkes Schwitzen bei der Arbeit<br />

• Milde Kolikzeichen meist von längeren Intervallen ohne Beschwerden unterbrochen<br />

• Nebenbefund: rektal volle Harnblase festgestellt (meist reflektorischer Krampf des<br />

Blasenhalses)<br />

• Peristasltik meist deutlich herabgesetzt<br />

• AB nur leicht gestört; P, A und T zunächst unverändert!!!<br />

Diagnose<br />

• I.Allg. gesichtert durch eindeutige rektale Befunde<br />

o Anschoppung der ventralen linken Kolonlage, der Beckenflexur und der linken<br />

dorsalen Kolonlage<br />

• Obstipationen der ventralen linken Längslage<br />

o Am häufigsten<br />

o Linke ventrale Kolonlage oberschenkelstark ausgedehnt<br />

o Mehr oder weniger verstrichene Poschenreihen, dazwischen Bandstreifen um 90°<br />

versetzt und zur Beckenflexur hin auslaufende<br />

o Linke dorsale Kolonlage ist leer<br />

• Obstipation der Beckenflexur<br />

o U-förmige Schleife horizontal nach kranial offen<br />

o Meist vor Beckeneingang<br />

o Unterschenkelstark mit glatter Oberfläche<br />

o Übergang in linke ventrale Kolonlage kann durch deren Bandstreifen identifiziert<br />

werden<br />

o Dorsale Kolonlage hat keine Bandstreifen und ist nur undeutlich zu fühlen (da<br />

leer!!)<br />

• Anschoppung der dorsalen linken Lage<br />

o Meist im unteren linken Quadranten vor Becken<br />

o Oberarmstark, glatt und bandstreifenfrei<br />

o Fingereindrücke bleiben kurzfristig bestehen<br />

o Bei korrekter Lagerung der linken Längslage meist Rückstau von Ingesta vor einer<br />

Obstipation der magenähnlichen Erweiterung<br />

• Auch Mischformen möglich<br />

• Voluminöse Obstipationen => linke Bauchhöhle fast total eingenommen => Palpation der<br />

Milz schwierig<br />

• Obstipation der magenähnlichen Erweiterung<br />

o Eher selten<br />

o Rektal schwer nachzuweisen<br />

178


o Betroffener Darmteil stark vergrößert, aber nur bei maximal tiefem Eingehen zu<br />

fühlen<br />

o Medianlinie und etwas rechts von ihr: konvexe Seite einer relativ derben<br />

Umfangsvermehrung zu fühlen (= caudaler Pol der Obstipation am Übergang zum<br />

Colon transversum)<br />

o Schwer zu erreichen, da immer Dünndarmgekröse vor magenähnlicher<br />

Erweiterung liegt<br />

DD<br />

• Dünndarmileus<br />

o Eindickung des Darminhaltes der linken Kolonlagen wegen Flüssigkeitsverlust<br />

o Über dehydriertem Darminhalt in linker ventraler Kolonlage kontrahiert Darmwand<br />

=> Poschen und Tänien treten deutlich vor<br />

• Verlagerung der großen Kolons nach links dorsal in Milz-Nieren-Raum<br />

o Typische rektale Befunde, die abgegrenzt werden müssen<br />

• Abszesse an vorderer Gekrösewurzel<br />

o Von Obstipation der magenähnlichen Erweiterung abzugrenzen<br />

o Oberfläche meist höckrig und nicht glatt wie bei Lnn<br />

Prognose<br />

• Bei rechtzeitiger Behandlung günstig<br />

Therapie<br />

• Bei leichten Formen in linken Kolonlagen reicht oft Gabe von 300 g Glaubersalz als isotone<br />

wässrige Lösung und einige Liter Paraffinöl<br />

• Spasmonalagetika zur Verhinderung eines Darmkrampfes und gegen die Schmerzen<br />

• Falls nach 24 h keine Besserung: Wdh der Therapie bis zur endgültigen Abheilung<br />

• Bei Dehydratation: Infusionstherapie<br />

• Hyperinfusionstherapie (5l pro Stunde) => Erweichung des Kotes<br />

• Wenn nach wenigen d immer noch keine Abheilung: OP<br />

• Besteht Obstipation schon länger, ist Prognose vorsichtig zu stellen<br />

• Obstipationen der magenähnlichen Erweiterung: meist Sandverstopfung<br />

o Wird erst relativ spät bemerkt => vorsichtige Prognose<br />

o Indikation für Laparotomie<br />

Obstipation des kleinen Kolons<br />

Definition und Vorkomme<br />

• Meist Anschoppung von grobfilzigem, dehydriertem Darminhalt<br />

• Darmrohr wird dilatiert und verliert charakt. Poschierung<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Primäre Obstipationen<br />

o Ohne erkennbare Veränderungen des Darmrohres<br />

o Manchmal nach Verfütterung von grobstengligem, saftigem Grünfutter<br />

o Oft auch neurogene Funktionsstörungen des Colon descendens (tritt auch bei<br />

normaler Fütterung unter Medikation mit Laxantien auf => unheilbar)<br />

• Sekundäre Obstipation<br />

o Vor Stenosen oder infolge mechanischer Hindernisse (Phytobezoare, Darmsteine,<br />

Fremdkörper)<br />

o Selten: Knickung oder Längs- bzw. Querdrehung in Folge abnormer Füllung<br />

• Rezidivierende Verstopfung auch bei chronisch-rezidivierender Blinddarmverstopfung =><br />

chronische Dilatation des Darmrohres und Hypertrophie seiner Muskulatur<br />

Diagnose<br />

• Charakt. Rektales Bild<br />

o Vor Obstipat Rückstau festen Darminhaltes und Gas => tws.<br />

Blinddarmmeteorismus<br />

o Dilatiertes Colon descendens erkannt an erhabenen antimesenterialen<br />

Bandstreifen und radförmiger Anordnung der angeschoppten Darmschlingen<br />

o Sehr langes Gekröse wird gespannt => bis zur kaudalen Gekrösewurzel verfolgbar<br />

Therapie<br />

• Primäre Form kann von rektal ausgespült werden<br />

179


• Nach Gabe von Spasmolytikum portionsweise Einlauf machen<br />

o CAVE: dabei keinen Druck ausüben!!!! Gefahr der Darmruptur!!!<br />

Prognose<br />

• Primäre Form hat günstige Prognose, solange sie nicht durch neurogene Störungen<br />

verursacht werden<br />

Darmverlegung<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Bezeichnet alle Zustände, in denen Darmlumen durch Fremdkörper oder<br />

fremdkörperartige Gebilde verlegt ist<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Sehr selten<br />

• Heute hptsl. durch Fremdkörper (Heunetze, Textilien, Kunststofffolien), Futterkonglobate<br />

und nur sehr selten durch Konkremente!!<br />

• Bei Darmsteinen Unterscheidung zwischen 2 Formen: echte Darmsteine (Enterolithen) uns<br />

Pflanzenbezoare (Phytobezoare)<br />

• Echte Darmsteine<br />

o Steinhart<br />

o Große Dichte und glatte Oberfläche<br />

o Am Übergang der magenähnlichen Erweiterung zum Colon transversum<br />

o Selten am Colon descendens<br />

o Ca. 90% Ammoniummagnesiumphophat<br />

o Wachsen um Fremdkörper im Laufe von Jahren konzentrisch<br />

o Früher v.a. bei Müllerei und Bäckereipferden, die mit Kleie gefüttert wurden<br />

• Phytobezoare<br />

o Auch Hafersteine genannt<br />

o Zu 50% aus organischen Teilen (Haferhaaren) und 50% aus anorganischer<br />

Substanz (hptsl. Tripelphosphat)<br />

o Kugelig verfilzte Haferhaare werden von Tripelphosphatkristallen durchsetzt<br />

o Darmsteine relativ leicht, sanpapierartige, unregelm. Oberfläche<br />

o Können sich in einigen Monaten entwickeln<br />

• Konglobate<br />

o Aus mangelhaft zerkauten und verdauten, filzartigen Pflanzenresten<br />

o Klee und Leguminosen bei <strong>Pferd</strong>en mit mangelnder Kauwirkung (Fohlen und<br />

<strong>Pferd</strong>e mit Gebissfehlern) häufig Ursache<br />

o Bis kindskopfgroß, rundlich oder kurzzylindrisch<br />

o Verlegen Darmlumen völlig<br />

• Fremdkörper und Darmsteine längere Zeit im großen Kolon, ohne Schaden anzurichten<br />

• Nur wenn sie in enge Darmteile gelangen kommt es zum Darmverschluß<br />

• Versperren trichterförmigen Übergang vom großen zum kleinen Kolon, selten die<br />

Beckenflexur<br />

• Prästenotisch führen sie zur Widerstandsperistaltik => werden weiter in Enge getrieben<br />

• Auf Darmstein: erhöhter Dauertonus der Darmwand => ischämische Nekrose =><br />

Darmruptur<br />

• Prästenotisch: großräumige Obstipationen im gesamten Dickdarmbereich und sekundärer<br />

Meterorismus<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Allmählich (tws. auch plötzlich) einsetzende, milde bis heftige Kolikschmerzen<br />

• Klinisches Bild erinnert zuerst an Dickdarmobstipation, aber immer völlige Kotverhaltung!!<br />

• Spasmoanalgetika: Kolikschmerzen lassen zunächst nach<br />

• AB zu Beginn fast ungestört<br />

• Hkt und TPP oft einige Tage unverändert oder nur leicht erhöht<br />

• Rektal: eingeklemmter Darmstein am Übergang vom großen zum kleinen Kolon<br />

nachweisbar<br />

• Kleines Kolon völlig leer<br />

• Vor Verlegung Anschoppung der Ingesta<br />

180


• Diagnose gestützt auf: rektal nachweisbarer Darmstein, sistieren von Kotabsatz und<br />

prästenotische Obstipation<br />

DD<br />

• Tumoren an vorderer Gekrösewurzel<br />

o Chronischer Verlauf<br />

o Kotabsatz in kleinen Mengen vorhanden<br />

o Fühlen sich derb- elastisch an<br />

• Obstipationen im kleinen Kolon<br />

o Beeinflussbar durch Klysmen<br />

o Konglobate und Fremdkörper: Spülflüssigkeit fließt ohne Beimengungen ab<br />

• Primäre Dickdarmanschoppung in magenähnlicher Erweiterung<br />

o Ähnlicher rektaler Befund<br />

o Obstipation ist eindrückbar!!!!!!!!<br />

� Besteht sie aus Sand: fühlt sich an wie Sandsack<br />

Therapie<br />

• Sandkolik oft konservativ erfolgreich zu behandeln, Rest: OP!!<br />

• Entfernung des Darmsteines über präumbikale, mediane Laparotomie<br />

• Spät operierte Fälle mit zirkulärer Darmenkrose: Darmresektion!<br />

Prognose<br />

• Relativ günstig, da wegen langsamem Verlauf genug Zeit bleibt, rechtzeitige OP ui<br />

veranlassen<br />

Ödeme und Hämatome<br />

Submuköses Ödem des terminalen Kleinkolons<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Am Übergang vom kleinen Kolon zum Rektum<br />

• Kann über 10-20 cm Länge zu Verlegung des Darmrohres führen, davor entsteht<br />

Obstipation<br />

• Sekundär: Abknicken des Colon descendens vor Engstelle der Excavatio rectogenitalis<br />

durch Kotstau => kompletter Verschluß des Darmrohres<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Unbekannte Ursache<br />

• Denkbar: venöse Abflussstörung der Anastomosen zwischen V. portae und V. cava<br />

caudalis<br />

• Kotstau vor Ödem => weitere Behinderung des venösen Rückflusses<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Typisch: Milde Kolik und protrahierter Verlauf<br />

• Keinerlei Kotabsatz<br />

181


• Längeres Bestehen: Meteorismus im großen Kolon und im Blinddarm<br />

• Rektal: durch Ampulle kann man auf Ödem gelangen<br />

o Kaudaler Teil mir Fingerspitzen zu ertasten<br />

o Stark geschwollene, das Darmlumen einengende Mukosa<br />

o Schleimig glatte Oberfläche und Fältelung verloren, ist sandpapierartig, trocken<br />

und stumpf<br />

o Typische Veränderungen am besten mit bloßer Hand zu tasten: an Fingern<br />

schmierig-braune Blutspuren von Oberfläche der erkrankten SH<br />

DD<br />

• Ähnlicher Befund auch bei beginnender Nekrose des Endabschnittes des kleinen Kolons<br />

infolge eines Gekröseabrisses nach Mastdarmvorfall oder nach Darmquetschungen nach<br />

Schwergeburten<br />

• Obstipation durch Ausfall der Peristaltik<br />

Therapie<br />

• Heilung meist konservativ durch vorsichtige rektale Spülungen<br />

• Man versucht durch Spülungen die Obstipation vor der Verengung aufzuweichen und<br />

abzubauen<br />

• Glaubersalz und Paraffinöl für mehrere Tage<br />

• Behandlung so lange, bis Abschwellung der SH festgestellt wird und spontaner Kotabsatz<br />

erfolgt<br />

Intramurales Hämatom<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Ähnliche, innere Darmverlegung durch intramurale Hämatome am Dünn- oder Dickdarm<br />

• Können über mehrere Zentimeter bis zu Metern reichen und zum Ileus, in seltenen Fällen<br />

zum Tod durch Verbluten führen<br />

• Genaue Ursache nicht bekannt, evtl. Larven von Strongylus – vulgaris<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Anhaltende Kolik und fehlender Kotabsatz<br />

• Rektal je nach Lokalisation des Hämatoms Dübbdarmverschluß, bzw. Obstipation des<br />

Colon descendens<br />

Therapie<br />

• OP in der Regel notwendig<br />

o Resektion des betroffenen Darmabschnittes<br />

Prognose<br />

• Bei begrenzter Ausdehnung und frühzeitiger OP nicht ungünstig<br />

<strong>Innere</strong> Hernien<br />

• Äußerlich nicht sichtbar, da sie sich in Bauch- oder Brusthöhle befinden<br />

• Am häufigsten Einklemmung von Dünndarmteilen<br />

• Bruchpforten der inneren Hernien angeboren oder erworben<br />

• Typische Formen:<br />

o Dünndarminkarzerationen in Foramen epiploicum<br />

o Einklemmung des Kolon ascendens in Milz-Nieren-Raum (Spatium renolienale)<br />

• Erworbene Lücken durch innere Verletzungen<br />

o Bei physiologischen Invaginationen bei Hyperperistaltik kann Gekröse an Kante<br />

des Intussuszipiens gezerrt werden und zerreißen<br />

• Längere Invaginationen: kürzeres Gekröse kann nicht folgen => Zerreißen<br />

• Nach Lösung der Invagination bleibt Loch bestehen<br />

• Klinisch manifest werden Läsionen erst, wenn Darm inkarzeriert wird<br />

• Je nachdem, welcher Teil inkarzeriert ist: Dünndarm- oder Dickdarmileus Symptome!!<br />

182


Hernia foraminis omenalis<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Mehr oder weniger großer Dünndarmabschnitt tritt in Foramen omentale ein und wird<br />

inkarzeriert<br />

• Foramen omentale ca. 3-6 cm lang und 4-8 mm weit, schlitzförmig<br />

o Auf Höhe der rechten 14. Rippe an Basis des Processus caudatus des rechten<br />

Leberlappens und rechtem Schenkel der Bauchspeicheldrüse<br />

o Kraniale Begrenzung durch Lig. hepatoduodenale<br />

• Verlagerung des Dünndarmes durch Foramen omentale auf verschiedenen Wegen<br />

o Einklemmung von medial nach Zerreißung des Netzbeutels<br />

o Einklemmung von lateral nach medial (Hernia bursae omentalis)<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Anatomische Vorgaben in Betracht gezogen<br />

o Bei Blähung, Vermehrter Füllung und Erhöhung des Bauchinnendruckes ist Raum<br />

zwischen Magen, magenähnlicher Erweiterung des großen Kolons und dorsaler<br />

Bauchwand trichterförmig => reusenförmiger Fangkorb<br />

o Kleine Öffnung durch Foramen omentale, nach dextrodorsal gerichtet<br />

o Darm wandert durch weite Öffnung => Eintreten in Trichtermündung<br />

o Zurückgleiten des Darmes nur in leerem Zustand möglich<br />

• Übertritt über lateral recht schwer => kommt nicht so oft vor<br />

• Dünndarmschlinge durch Foramen omentale -> Dilatation durch Gas und Flüssigkeit =><br />

weitere Dünndarmteile werden in Inkarzeration eingezogen<br />

• Solange Darm noch nicht ödematisiert ist, können Teile durch Peristaltik wieder<br />

zurückrutschen<br />

• Im weiteren Verlauf Entstehung eines typischen Strangulationsileus<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Beginn meist mit einer heftigen Kolik, bei der sich <strong>Pferd</strong>e rücksichtslos hin und her wälzen<br />

=> oft Verletzungen an Kopf und Beinen<br />

• Starke Schmerzen durch Zug am Gekröse und Peritoneum parietale => schon zu Beginn<br />

deutlich erhöhte Herzfrequenz (>60/ min) bei zunächst physiologischem Hkt und TPP<br />

• Herzfrequenz steigt weiter an, durch Hypovolämie wird Herzschlagvolumen vermindert<br />

• Verhalten von Hkt und TPP: Schweregrad ablesbar<br />

• Einklemmung des Dünndarmes mit vollständiger Unterbrechung des enteralen<br />

Flüssigkeitslaufes => kontinuierlicher Anstieg von Hkt und TPP<br />

• Milde Inkarzeration mit gesichertem Flüssigkeitstransport: Hkt und TPP können lange Zeit<br />

unverändert bleiben<br />

• Stärkere Blutungen im inkarzerierten Darmabschnitt: niedrige Hkt und TPP<br />

• Steigender Hkt bei fallendem TPP => fast sicheres Zeichen für umfangreiche<br />

Darmnekrose<br />

• Foramen omentale bei rektaler Untersuchung nicht zu erreichen => indirekte Anzeichen<br />

wichtig!!<br />

183


o Oft zwischen Caecum und rechter Bauchwand dilatierte Dünndarmschlingen<br />

• Linke Kolonlage mit dehydriertem, verfestigtem Ingesta angefüllt<br />

• Im Verlauf Sistieren der Peristaltik, v.a. das Ileum – Einspritzgeräusch<br />

• Zu erwartende sekundäre Magenüberladung etwa ab 12. Krankheitsstunde (5l Reflux)<br />

• Zwischen 13. und 18. Stunfe erheblicher Rückstau (mehr als 10l)<br />

• Parazentese: in allen Fällen mit Strangulation hämorrhagisches Punktat mit Erys und<br />

Leukos<br />

o Bei milder Strangulation und während „Durchwanderungsphase“ unauffälliges<br />

Punktat<br />

• Spasmoanalgetika wirken nur kurzzeitig oder gar nicht<br />

DD<br />

• Alle anderen inneren Hernien<br />

o Spezielle Diagnose meist in OP<br />

Therapie<br />

• Konservative Therapie nicht möglich!!<br />

• So schnell wie möglich OP einleiten!!!<br />

Prognose<br />

• Abhängig vom Zeitpunkt der OP<br />

o Bei umfangreichen Darmnekrosen ab 12. Krankheitsstunde deutlich ungünstig<br />

o OP nach 12. Stunde haben Chance von 50%!!!<br />

Hernia spatii lienorenalis<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Linker Teil der Kolonschleife meist von lateral in Milz-Nieren-Raum und wird dort<br />

eingeklemmt<br />

• V.a. bei erwachsenen, großrahmigen Warmblutwallachen<br />

• Stuten und kleinere <strong>Pferd</strong>e erkranken seltener,Fohlen nur ausnahmsweise<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

184


• Ursache noch nicht bekannt<br />

• Linke Kolonlagen schwimmen zwischen Milz und linker seitlicher Bauchwand hoch<br />

• Voller Magen mit Verlagerung der Milz nach kaudomedial soll Vorgang beschleunigen<br />

• Kolonschleife im Milz – Nieren – Raum: wird festgehalten und eingeschnürt<br />

o Festgehalten von linker Niere, Lig. Phrenicolienale, dorsalem Milzpol und dorsaler<br />

Bauchwand<br />

• Unterscheidung zwischen kompletter und inkompletter Form, je nachdem ob Milzpol<br />

laterodorsal (komplette Einklemmung) oder ventral (inkomplette Einklemmung) von der<br />

ventralen Grimmdarmschleife liegt<br />

• Milz in der Regel gestaut<br />

• Straff gespannte Lig. Phrenicolienale: Kolonlagen fast immer um 180° gedreht<br />

• Am Milz-Nieren-Band kommt es zur prästenotischen Ingestaanschoppung in ventraler und<br />

steno-stenotischen on der dorsalen Kolonlage<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Milde Kolik, protrahierter Verlauf<br />

• Selten heftige Kolik, dann perakuter Verlauf => nach 3-6 h Schockzeichen, Verwechslung<br />

mit Torsio coli möglich<br />

• In der Regel milder Verlauf<br />

o P, A und T nicht erhöht, AB erst nicht gestört<br />

• Kaum Beeinflussung durch Spasmoanalgetika<br />

• Abdomen im Bereich der linken Flanke leicht gefüllt<br />

• Peristaltik klingen, angehackt und spastisch gehemmt, aber selten aufgehoben<br />

• Milder Verlauf: Hkt in Norm oder nur mäßig erhöht, TPP bei 6,5- 7,5 g/dl<br />

• Längere Dauer: Hkt kann auf über 0,5l/l ansteigen<br />

• Magensondierung: Gas entweicht<br />

o Bei 30% aller Fälle: Magendilatation<br />

o Verschleppte Fälle: Mageninhalt übelriechend<br />

• Rektale Untersuchung<br />

o Einwandfreie Diagnose möglich<br />

o Ampulla recti ist leer und pappig, oder enthält geringe Mengen trockenen Kotes<br />

o Kolon descendens nur gering gefüllt oder sogar leer (dann unauffindbar)<br />

o Äuffällig: Grimmdarmtaenien, die quer durch Abdomen ziehen und nicht aus der<br />

Lage gebracht werden können, verlaufen konvergierend nach links und<br />

kraniodorsal und sind abnorm fixiert<br />

o Ausgestreckter Arm kann nicht wie normal ungehindert von Aorta bis zur linken<br />

ventralen Bauchwand schwenken<br />

o Kaudaler Pol der linken Niere zieht straff gespanntes Milz – Nieren – Band nach<br />

ventral und links unter Grimmdarmtänie<br />

o Milz meist schwer zugänglich<br />

� Meist weiter ventromedial oder kaudal als erwartet<br />

o Nur Beckenflexur eingeklemmt: große Kurvatur ist nach kaudal gerichtet und in<br />

Nähe des Beckeneinganges zu fühlen<br />

o Schon bei mäßiger Füllung des stenostenotischen Teils Tänien der linken<br />

ventralen Längslage konvergierend in Milz – Nieren – Raum ziehend<br />

DD<br />

• Abgrenzung von: Anschoppungen, Drehungen, Verlagerung und Meterosimus des großen<br />

Kolons und des Caecums<br />

o Meist durch rektalen Nachweis des unbedeckten Milz – Nieren - Bandes<br />

Therapie<br />

1. Konservativ<br />

• Zu Beginn genügt Futterentzug und Unterbringung in einer großen Box zum Wälzen<br />

o Viele <strong>Pferd</strong>e legen sich auf rechte Seite => Reposition<br />

• Verlagerungen der linken Lagen ohne Prästenotische Obstipation und Gasstau: meist<br />

spontane Korrektur nach 5-10 h<br />

• Spätes Stadium der Erkrankung mit pästenotischer Obstipation<br />

o Laxierende Hyperinfusion (5l 0,9% NaCl) zur Aufweichung der Obstipation<br />

• Wälzen in Allgemeinnarkose<br />

185


o <strong>Pferd</strong> auf rechte Körperseite ablegen, und 10 Min liegen lassen => Milz sinkt in<br />

Bauchmitte ab => Mehr Platz im Bereich der Stenose => Verminderung der<br />

Einklemmung der Kolonlagen<br />

o Anchließend Verbringen des <strong>Pferd</strong>e in Rückenlage => dorsaler Milzpol kann an<br />

Bauchwand zurückgelangen, ventraler Milzteil wird nach medial abgedrängt =><br />

Kolonlagen können nach ventral aufsteigen<br />

o Wälzversuch kann mehrmals wiederholt werden<br />

o Erleichterung der Repostion, wenn man vor Ablegen Bauchhöhle mittels Punktion<br />

in Flanke mit bis zu 30l isotoner (steriler!!!) NaCl füllt!!<br />

o Blinddarmmeteorismus muss vor Ablegen beseitigt werden<br />

• Wälzen meist erfolglos, wenn auch rechte Kolonlagen betroffen<br />

• Gabe von Adrenalin<br />

o Milz als Eryspeicher entlässt diese => wird kleiner, evtl. Reposition<br />

2. Operativ<br />

• Nach medianer oder linker lateraler Laparotomie<br />

• Nicht leicht am geblähten und geschoppten Kolon<br />

o Gasabsaugen<br />

• Rezidivverhütung: Resektion der linken Kolonlage oder Verschluß des Milz-Nieren-Raumes<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Bei mildem Verlauf in ersten 3d, bei perakutem Verlauf in ersten 12 h erkannt =><br />

Prognose sehr günstig<br />

• Tws. Rezidivneigung einzelner Tiere => Verschluss des Milz-Nieren-Raumes<br />

Hernia mesenterialis<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Bruchpforte gebildet durch Gekröselücke, in die meistens Dünndarmteile, selten<br />

Dickdarmteile eintreten und dort inkarzeriert werden<br />

• Gekröselücken können an allen Mesenterialabschnitten vorkommen<br />

o Prädelektionsstellen da, wo festverankerte Darmteile in sehr bewegliches, langes<br />

Gekröse übergehen<br />

186


• Entstehung von Gekröselücken: Motilitätsstörungen des Darmes, wie Hyperperistaltik oder<br />

hochgradige Blähungen mit anschließender Gekröseverletzung<br />

• Möglich auch traumatische Ursachen<br />

o Geburt mit Darmquetschungen und Gekröseverletzungen<br />

o Sturz<br />

o Plötzliche Anstrengung<br />

o Deckakt (perforierende Verletzung der Scheide und des Mesokolons)<br />

o Rektale Untersuchung<br />

• Typisch: Hernia mesojejunalis der älteren Zuchtstute<br />

Hernia pseudoligamentosa<br />

Definition und Vorkommen<br />

• = sogenannter „Briden-Ileus“<br />

• verursacht durch abnorme peritoneale Stränge<br />

• relativ häufig beim <strong>Pferd</strong><br />

• Narbenstrang kann mit Bauchwand oder einem Bauchorgan verwachsen sein<br />

• V.a. beim älteren <strong>Pferd</strong> (>15a) Dünndarmstrangulationen als Folge gestielter Geschwülste<br />

(Lipoma pendulans)<br />

o Stiel der Fettgeschwulst legt sich um eine Darmschlinge, zieht sich fest und<br />

stranguliert den Darmteil<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Typische Zeichen eines Dünndarmileus<br />

o Umso stärker, desto intensiver Strangulation des Darmabschnittes ist<br />

• Folgen: Dünndarmmeteorismus und Dilatation, hämorrhagische Infarzierung und<br />

schließlich Nekrose des strangulierten Darmabschnittes<br />

• Rektale Untersuchung: typische Befunde eines Dünndarmileus<br />

Therapie<br />

• OP mit Reposition und anschließendem Vernähen der Gekröselücke!!<br />

• Naht nicht möglich: Netz kann reseziert werden!!!<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Prognose um so günstiger, je rechtzeitiger <strong>Pferd</strong>e operiert werden können!!!<br />

187


Darmverlagerung<br />

Gekröseverdrehung des Dünndarmes<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Entsteht dadurch, dass eine Dünndarmschlinge sich karussellartig um ihr eigenes Gekröse<br />

dreht<br />

• Drehungsstelle liegt im Darmrohr, Einschnürungsstelle im Mesenterium<br />

o Einschnürungsstelle liegt umso höher, je mehr Schlingen in Drehung<br />

miteiinbezogen sind<br />

• Zunehmende Darmwanderung => zunehmende gegenseitige Strangulation<br />

• Torsion kann rechts- oder linksläufig sein<br />

• Segmentaler Volvolus auch durch meckelsche Divertikel, bzw. Hernia mesodiverticularis<br />

möglich<br />

• Sonderform: Torsio mesenterialis jejuni et ilei<br />

o Gesamtes Dünndarmkonvolut dreht sich um Gekrösewurzel<br />

o Drehungen auch > 360°!!!<br />

• Allein oder in Verbindung mit Lageveränderungen anderer Darmteile<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Starke Füllung und Tympanie eines Dünndarmabschnittes => Anspannung des<br />

betroffenen Mesenteriums => Entstehung einer Achse, bei starker Peristaltik kann hierum<br />

erste Drehung passieren<br />

• Zunehmende Peristaltik und Gasbildung => immer mehr Dünndarmschlingen drehen sich<br />

• Begünstigend: langes Dünndarmgekröse des <strong>Pferd</strong>es<br />

• Am Ende: Strangulationsileus des Dünndarm mit allen Folgen<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Meist sehr heftige, plötzlich auftretende Kolik<br />

• Ausnahmsweise Entwicklung aus einer zunächst harmlos verlaufenden spastischen Kolik<br />

möglich<br />

• Spasmoanalgetika bringen keine Besserung<br />

• AB schon nach kurzer Zeit erheblich gestört, Puls und Atmung sind stark erhöht<br />

• Ab 6. Krankheitsstunde: bedrohliche Anzeichen<br />

o Schocksymptome<br />

o Sekundäre Magenüberladung<br />

o Hochgradig geblähtes Abdomen<br />

• Rektale Untersuchung: mit Gas und Flüssigkeit gefüllte Dünndarmschlingen<br />

o Strangartig verspannt und ödematisiert<br />

o Zug auf einzelne Darmschlingen verstärkt Kolikschmerzen<br />

188


DD<br />

• Meteorismus intestini<br />

o Wegen rektalen Befunden auszuschließen<br />

o Milderer Verlauf<br />

• Volvolus nodosus und Dünndarminkarzeration<br />

o Erst bei Laparotomie zu unterscheiden<br />

Therapie<br />

• Rasanter Krankheitsverlauf => schnelle OP!!<br />

• Teile des Dünndarmes irreperabel geschädigt => Resektion<br />

• Wenn keine OP durchgeführt werden soll/kann, und Diagnose abgesichert ist: sofortige<br />

Euthanasie!!!<br />

Längsachsendrehung des Blinddarmes<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Seltene Blinddarmerkrankung<br />

• Relativ immobiler Blinddarm kann sich nur in Verbindung mit gleichzeitiger Bewegung der<br />

rechten Kolonlage und dem Ileum rotieren<br />

• Dreht sich als Wringbewegung um seine eigene Längsachse<br />

• Einschnürungsstelle meist im Blinddarmkopfbereich, Ileum kann auch beteiligt sein<br />

• Führt zu Ileus und Nekrose des gedrehten Darmes<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Mittel – hochgradige Kolikanzeichen, kaum durch Analgetika zu beeinflussen<br />

• Symptome ähnlich Dünndarmileus<br />

• Sicherung der Diagnose durch rektale Untersuchung<br />

o Deutlich fühlbares Blinddarmwandödem und Tympanie<br />

o Prästenotisch erweiterte Dünndarmschlingen<br />

DD<br />

• Hochgradige Obstipation<br />

• Flexio caeci nach kaudal<br />

• Invaginatio caecocaecalis oder caecocolica<br />

o Können alle 3 durch rektale Untersuchung sicher abgegrenzt werden!!!<br />

Therapie<br />

• OP<br />

• Bei Nekrose Resektion<br />

Blinddarmabknickung<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Nach kaudal auch unter physiologischen Verhältnissen<br />

o Blinddarmkörper wird über lateral in kaudale Richtung verlagert =><br />

Blinddarmspitze zeigt nach kaudal<br />

• Abknickung im Kopfbereich kann zu Strangulationserscheinungen führen<br />

Diagnose und Symptome<br />

• Zunächst Beginn mit milder Kolik und geringen Störungen des AB<br />

• Starke Gasbildung => so starker Anstau, dass Zirkualtion beeinträchtigt wird =><br />

erhebliche Störungen des AB<br />

• Rektal kann Blinddarmspitze erfühlt werden<br />

Therapie<br />

• Solange keine Ödeme der Blinddarmwand vorliegen reicht vorsichtige Gasententleerung,<br />

um spontan Reposition zu erreichen<br />

• Ödeme festgestellt => OP<br />

Längsachsendrehung des großen Kolons<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Dorsale und ventrale Kolonlagendrehen sich um ihre Längsachse<br />

189


• Achse ist das Mesokolon, das zwischen den beiden Lagen liegt<br />

• Drehung sowohl nach lateral als auch nach medial möglich<br />

o Bis 90° im physiologischen Bereich<br />

o Von 90 – 180° kann Drehung sich selbst korrigieren<br />

o Ab 180° keine spontane Reposition mehr möglich<br />

• 360° ist die häufigste Drehung<br />

• üngünstigster Fall (recht häufig): Drehungsstelle über magenähnliche Erweiterung nach<br />

kaudal gewandert => gesamtes großes Kolon ist betroffen<br />

• Einschnürungsstelle: Kolonlagen spiralig umeinander verdreht<br />

• Grad der Zirkulationsstörung abhängig von Torsionsgrad, Füllung der prästenotischen und<br />

stenotischen Darmteile<br />

• Stuten deutlich öfter betroffen, v.a. goßrahmige Zuchtstuten<br />

• Torsio coli partialis gleichmäßig über Jahr verteilt, Torsio coli totalis v.a. April – August<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Verantwortlich im wesentlichen:<br />

o Mechanische und statische Verhältnisse im Bereich der großen Kolonlagen<br />

o Unregelmäßigkeiten der peristaltischen Darmbewegungen<br />

o Obstipation der großen Kolonlagen<br />

• Obstipation der großen Kolonlagen => Meteorismus im prästenotischen Darmabschnitt<br />

=> schwere, dorsale Lage sinkt ab, leichte, gasgefüllte ventrale Lage steigt nach dorsal<br />

auf<br />

o Darmlumen wird nicht eingeengt<br />

o Verschwindet mit Verschwinden der Obstipation wieder<br />

• Drehung beginnt im Bereich der Beckenflexur, hier linke dorsale und ventrale Lage duch<br />

langes Mesocolon ascendens verbunden => bei starker Peristaltik noch gegeneinander<br />

sehr beweglich<br />

• Torsio coli totalis im Vergleich zur Torsio coli partialis wesentlich häufiger<br />

• Zuchtstuten: Fütterung über Winter sehr voluminös => verhältnismäßig großes Kolon<br />

o Nach Trächtigkeit „Viel Platz“ im Bauch<br />

o Übergang von Stall- auf Weidefütterung mit weniger Heu und viel frischem,<br />

gärenden Grünfutter<br />

• Verschlossenes Darmlumen => Tod<br />

o Verschluß der Venen an Einschnürungsstelle => Stauungshyperämie und<br />

Extravasation => Ödematisierung der Darmwand, Mukosa wird schon nach<br />

wenigen Stunden nekrotisch, v.a. an antimesenterialer Seite<br />

o Allein in Darmwand bis 50l Transsudat möglich<br />

o Gleichzeitig Autointoxikation durch Toxine der Zersetzungsprodukte des<br />

Darminhaltes, der Darmbakterien und des beginnenden Gewebstodes<br />

o Intoxikation -> Hämolyse und parenchymatöse Degeneration von Herz, Leber und<br />

Nieren<br />

190


o Tympanie des Darmes => Zwerchfellhochstand mit Dyspnoe und Druck auf große<br />

Gefäße (= Belastung für Herz- und Kreislauf)<br />

o Tod in 6 – 12 h<br />

Symptome und Diagnose<br />

1. Tosio coli ascenditis totalis<br />

• Plötzlicher Beginn mit Kolik, die „an Dramatik von keiner anderen übertroffen wird“<br />

o Rücksichtsloses Niederwerfen, Wälzen, Aufspringen....<br />

• Wegen Verhalten Untersuchung kaum möglich<br />

• Domosedan ® oder Sedivet ® lindern Symptome, so dass Untersuchung möglich wird<br />

• Tiere schon nach kurzer Zeit schweißnass, Puls bei 80 – 120, Atmung bei 60-80<br />

• Flanken vorgewölbt<br />

• SH schmutzig-rot<br />

• Hkt schon 2-3 h nach Beginn > 0,60 Vol.-%<br />

• Rektale Untersuchung Unterschiedung von 2 Situationen: typische Torsion um 360° und<br />

hochgradiger Meteorismus<br />

o Torsion um 360°: hochgradig ödematisiertes Kolon mit fleischigen Poschen<br />

deutlich konturiert vor Becken, bei großrahmigen <strong>Pferd</strong>en tws. sehr kranial<br />

verlagert => nicht gleich zu finden<br />

o Meteorismus der stenostenotischen Kolonschleife: Teile der ventralen und<br />

dorsalen Kolonlagen weiten sich in Beckenhöhle aus, Zugang zur Bauchhöhle ist<br />

völlig versperrt<br />

• Diagnose wegen perakutem Verlauf relativ einfach zu stellen<br />

• Rasche Verschlechterung des Patienten => Entscheidung ob Klinik oder Eutha recht<br />

schnell zu treffen<br />

•<br />

2. Torsio coli ascenditis partialis<br />

• Verlauf abhängig vom Grad der Strangulation<br />

• Rektale Untersuchung: fast immer ödematisiertes Kolon und Mesocolon im Bereich der<br />

linken Lagen<br />

DD<br />

• Dislocatio et Flexio coil ascendentis ad dextram / sinistram sine torsione<br />

• Dislocatio et Flexio coli ascendentis medialis<br />

• Flexio coli ascendentis<br />

• Retroflexio coli ascendentis<br />

• Hernia spatii lienorenalis coli ascendentis<br />

• Meteorismus coli ascendentis<br />

• Prästenotischer Kolonmeteorismus aufgrund einer Obstipation oder eines Darmsteines in<br />

der magenähnlichen Erweiterung<br />

• Venöse oder arterielle Thrombose der Kolongefäße, bzw. der Arteria mesenterica cranialis<br />

• Haben alle ähnliche rektake Befunde, aber deutlich milderen Krankheitsverlauf<br />

• Thrombotisch – embolische Erkrankungen gehen mit Temperaturerhöhung einher und<br />

fallweise Absatz von Blutdurchtränktem Kot<br />

Therapie<br />

• Bei Drehungen bis 180° kann man abwarten mit konservativer Therapie (Laxantien,<br />

Spasmolytika, rektale Verlaufsuntersuchungen)<br />

• Immer Indikation zur OP, wenn rektal Ödematisieurng im Kolonbereich festgestellt werden<br />

kann!!!<br />

Prognose<br />

• Sehr schwierige OP, wird die Technik sicher beherrscht, ist die Prognose günstig, solange<br />

keine Nekrose des Darmes vorliegt<br />

• Falls nicht mehr als 2 /3 entfernt werden müssen, hat auch Kolonresektion eine gute<br />

Prognose<br />

• Gesamtes Kolon nekrotisch: Prognose infaust<br />

191


Abknicken des großen Kolons<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Verlagerung der Beckenflexur nach kranial => beckenseitige Abknickung und Einengung<br />

des Darmrohres<br />

• Nicht selten, manchmal Folge eines Meteorismus oder einer Obstipation<br />

• Nach lateral, medial, dorsale oder ventral möglich<br />

• Abknickungsstelle meist in Querlagen<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Erst milde Symptome, da Darmlumen nur etwas verengt und venöse Stauung nur gering<br />

ist<br />

• Rektale Untersuchung: gasgefülltes Kolon<br />

o Beckenflexur nach kranial verlagert => kann nicht gefühlt werden!!<br />

Therapie<br />

• Starke Gasbildung mit retrogradem Blinddarmmeteorismus und nur leicht gestörtem AB:<br />

erst Punktion des Blinddarmes<br />

• Nach Punktion Behandlungsversuch mit Prostigmin ®<br />

• Konservative Therapie erfolglos oder deutliche Verschlechterung (rektal fühlbares<br />

Darmwandödem) => OP<br />

Prognose<br />

• Konservative Therapie nicht immer erfolgreich<br />

• Stark laxierende Therapie: Gefahr der Darmruptur<br />

• Günstige Erfolgsaussichten<br />

Verlagerung des Colon ascendens nach rechts dorsal<br />

Definition und Vorkommen<br />

• = Dislocatio coli ascenditis ad dextram<br />

• relativ häufig<br />

• Colon ascendens zwischen Bilddarm und rechter lateraler Bauchwand verlagert =><br />

Beckenflexur vor Becken (rechte Seite) oder in Mitte der Bauchhöhle vor Zwerchfell<br />

• Blinddarm ist Fixpunkt, Kolonschleife legt sich darum wieder nach medial und kranial<br />

• Verlagerung des großen Kolons => Abknickungsstelle aboral des Blinddarmes am Anfang<br />

und Ende des großen Kolons<br />

• Einfache Flexion<br />

o Dorsale Lage bleibt in dorsaler Position<br />

• Zusätzlich Längsachsendrehungen, meist zwischen 90 und 180°<br />

o 180° Drehung: dorsale Lage ventral, ventrale Lage dorsal<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• bei rechtsseitiger Verlagerung unbekannt<br />

• oft in milder Form als Sekundärerkrankung bei Dünndarmverschlüssen, Beckenflexur liegt<br />

dann am kranialen Beckenrand<br />

o hierbei fast nie Gefäßstrangluation => Kolonlschleife nicht ödematisiert<br />

• primäre Form: Beckenflexur fast immer am Becken => rektal nicht zu erreichen<br />

o meist leichte Strangulationserscheinungen<br />

o nur selten Drehungen um 360°<br />

• Drehungsgrad und Intensität der Strangluation bestimmen Umfang der entstehenden<br />

Obstipation und des intraluminalen Gasdruckes<br />

• Verlagerung des Kolon nach medial und kaudal: immer extreme Obstipation der<br />

magenähnlichen Erweiterung<br />

• Nur Flexion: Ingestatransport kann weitergeführt werden, wenn auch eingeschränkt<br />

• Torsion mit Flexion verbunden: feste Obstipation in der magenähnlichen Erweiterung =><br />

Zirkulationsstörungen<br />

192


Symptome und Diagnose<br />

• Klinisches Bild entspricht milder Form der Torsio coli oder der Hernia spatii lienorenalis<br />

• Venöse Stauungen => Extravasation und starke Gasbildung<br />

o Ab dann deutlich gestört, da großer Teil der Kolonschleife betroffen ist<br />

• Rektal: statt Blinddarm ist geblähtes Kolon zu fühlen<br />

• Caecum umgeben von ventraler und dorsaler Kolonlage => Caecumkörper verdeckt<br />

• Flexion ohne Längsdrehung: Mesokolon auf Untersucher zugewandter Seite<br />

o Zusätzlich Längsdrehung um 180°: gefäßführende Strukturen auf der dem<br />

Untersucher abgewandten Seite, ventrale Lage liegt dorsal, dorsale Lage liegt<br />

ventral<br />

DD<br />

• Obstipation an versch. Stellen des Colon ascendens<br />

• Kolondrehungen<br />

• Hernia spatii lienorenalis<br />

Therapie<br />

• Bei ungestörtem AB, relativ leerem Kolon und ohne Längsachsendrehung: konservative<br />

Maßnahmen<br />

o Futterentzug<br />

o Milde Laxantine<br />

o Infusionen zur Unterstützung der Laxantien<br />

• Bei rechtsseitiger Kolonverlagerung: Laparotomie mit Reposition und/oder Retorsion des<br />

verlagerten Kolons<br />

o Ohne Laparotomie Entwicklung einer hämorrhagischen Infarzierung und einer<br />

Kolonnekrose<br />

Prognose<br />

• Vergleichsweise günstig<br />

• Heilung in der Regel auch, wenn OP erst nach wenigen Tagen stattfindet<br />

• Neigung zur Typhokolitis => OP nicht zu lange herauszögern!!<br />

Verlagerung des Colon ascendens nach mediokaudal<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Bei hochträchtigen Stuten tws. Verlagerung der rechten Kolonlagen nach medial<br />

• Große Gebärmutter => Colon ascendens knickt vor Verlötstelle mit dorsaler Bauchwand<br />

nach links um => Verlagerung der magenähnlichen Erweiterung und der rechten<br />

ventralen Kolonlagen in Richtung Becken!!<br />

• Gezeichnet durch Abknicken mit prästenotischem Stau zw. Blinddarm und nach medial<br />

abgeknickter rechter ventralen Kolonlage<br />

193


• Extreme Obstipation der magenähnlichen Erweiterung<br />

• Colon transversum und Colon descendens sind leer<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Ähnlich der rechtsseitigen Kolonverlagerung<br />

• Unterschied: magenähnliche Erweiterung in der Mitte und Beckenflexur Richtung<br />

Zwerchfell abgedrängt<br />

• Rektale Untersuchung<br />

o Mitte der Bauchhöhle obstipierte, voluminöse, sich nach kaudal verjüngende,<br />

magenähnliche Erweiterung<br />

o Darminhalt von kaudal nach kranial fester<br />

o Caecum mit Gas gefüllt, gut zu identifizieren!!<br />

Therapie<br />

• Nur OP<br />

Darmeinschiebung (Invagination)<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Verlagerungen einer Darmschlinge in Richtung ihrer Längsachse<br />

• Teil des Darmrohres wird ümgestülpt, rückt in das benachbarte ein und bewegt sich<br />

Richtung kaudal mit Peristaltik => 3 Darmrohre werden teleskopartig<br />

zusammengeschoben<br />

o Äußeres Rohr: Intussuszipiens (Invaginans)<br />

o <strong>Innere</strong>s Rohr mit mittlerem Rohr: Intussuszeptum (Invaginat)<br />

• Äußeres und mittleres Rohr berühren sich mit ihrer SH-Seite, mittleres und inneres mit<br />

ihrer Serosaseite<br />

• Zwischem mittlerem und innerem Rohr liegt miteingestülptes Gekröse<br />

• Invaginaler Darmabschnitt wird so lange weiter befördert, bis Zug am Gekröse<br />

Weiterschub behindert<br />

• Verhältnismäßig selten<br />

• Meist Fohlen, Warmblutjährlinge oder Kleinpferde betroffen<br />

• Können am Dünn- oder Dickdarm entstehen, je nach betroffenem Darmabschnitt benannt<br />

o Invaginatio jejunalis<br />

o Invaginatio jejunoilealis<br />

194


o Invaginatio ileocaecalis<br />

o Invaginatio jejunoileocaecalis<br />

o Invaginatio caecalis<br />

o Invaginatio caecocolica<br />

o Invaginatio colica ascendentis<br />

o Invaginatio colica descendentis<br />

o Invaginatio colorectalis<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Peristaltische Dysfunktion (Hyperperistaltik) und Atonie benachbarter Darmteile als<br />

Auslöser<br />

• Mechanische Reize durch Parasiten (Anoplocephala – Arten) mit bevorzugtem Sitz an der<br />

Ileocaecalklappe weitere Ursache<br />

• Invaginationen am Dünndarm auch während normaler Verdauung => entstehen wohl<br />

durch Hyperperstaltik<br />

• Eindruck, als würden Intussuspizines und Intussuszeptum aktiv gegenläufige Bewegungen<br />

durchführen<br />

• Intussuszeptum auf antimesenterialer Seite durch Zug des Mesenteriums konvex<br />

gekrümmt<br />

• Darmlumen zu Beginn nicht vollständig verschlossen => Verlauf kann milde und<br />

protrahiert sein (Subileus)<br />

• Am Invaginationshals wird Gekröse komprimiert und geklemmt => venöse<br />

Abflussbehinderung => Stauungshyperämie und Stauungsödem des Intussuszeptums<br />

• Submukosa wird sulzig ödematisiert und verfärbt sich dunkel- bis schwarzrot<br />

• Circulus vitiosus: Schwellung verstärkt Kompression der Blutgefäße => gänzlicher<br />

Verschluss des Darmlumens => Verschluss der Venen und Arterien => Ileussymptome<br />

• Ileussymptome abhängig vom Ort der Invagination<br />

• Dünndarm<br />

o Prästenotischer Stau mit bekannten Folgen<br />

o Intussuszeptum geht in Nekrose über<br />

o Invaginationshals: fibrinöse Verklebung<br />

o Tws. Naturheilung durch Abstoßung des nekrotischen Intussuszeptums und<br />

fibrinöse Verklebungen schon dicht genug sind, um Darm sicher zu verschließen,<br />

wenn nicht: Sickerinfektion mit tödlicher Peritonitis<br />

• Dickdarm<br />

o Rückstau bis in Magen fehlt<br />

o Wasserresorption ist kaum gestört<br />

o Störungen des AB nur verzögert<br />

o Auch hier Chancen auf Naturheilung<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Bei Dünndarminvaginationen Muster des Dünndarmileus!!<br />

• Invaginatio ileocaecalis, bzw. Invaginatio jejunoileocaecalis<br />

o Invaginat als korkenzieherartig gewundene, fleischige Geschwulst im<br />

Blinddarmbereich<br />

o Geschwulst lässt sich in pendelnde Bewegung versetzen<br />

o Dorsokaudal der Geschwulst Indetifikation der bentralen Caecumtaenie und<br />

ungehinderte Verfolgung nach caudal<br />

o Klinisch typische Dünndarmileussymptome<br />

• Invaginatio caecalis<br />

o Kolikanzeichen längere Zeit mild, lassen sich mit Spasmoanalgetika beseitigen<br />

solange noch keine vollständige Darmobstruktion vorliegt<br />

o P, A, Hkt und TPP über längere Zeit im normalen Bereich<br />

o Tws. Vorstellung von Patienten mit rezidivierender Kolik, aber eigentlich Vorliegen<br />

einer chronischen Invaginatio caecalis<br />

• Invaginatio caecocolica<br />

o Darmpassage und Blutzirkulation des invaginierten Bereiches erheblich gestört<br />

o Ileum mit einbezogen => deutlich verschärfte Situation<br />

� Besonders heftige Kolik, nur begrenzte Wirkung von Spasmoanalgetika<br />

� Verschlechtertes AB der Tiere => Anstieg von P, A, Hkt und TPP<br />

o Blinddarmspitze in rechter ventraler Kolonlage<br />

195


o Invaginierter Teil im Ostium caecocolicum eingeklemmt<br />

o Rechte Bauchhälfte erscheint erst leer<br />

o Rechter dorsaler Quadrant: fleischige Geschwulst, relativ beweglich, schmerzhaft<br />

auf Berührung<br />

Therapie<br />

• Werden meist erst dann vorgestellt, wenn Reposition fast nicht mehr möglich ist =><br />

Resektion<br />

• Rechtzeitige OP: Resektion nur nötig, wenn Vitalitätsverlust am Darm auftritt<br />

Prognose<br />

• Bei guter OP-Technik heilbar, wenn keine Peritonitis entsteht und paralytischer Ileus und<br />

Schock in Griff bekommen werden<br />

Thrombotisch – embolische Kolik<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Folge akuter Mangeldurchblutung einzelner oder mehrerer Darmabschnitte durch<br />

Verschluss der Darmarterien, ausnahmsweise auch der Venen<br />

• Relativ selten, trotz starker parasitärer Durchseuchung der <strong>Pferd</strong>ebestände<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Larven des 4. Stadiums von Strongylus vulgaris zentrale Stellung in der Ätiologie<br />

o Schmarotzen in vorderer Gekrösewurzel und Bauchschlagader<br />

o Schädigen Intima (Endarteriitis) und gesamte Arterienwand (Aneurysma)<br />

o Entzündliche Veränderungen durch Zubildungen von Bindegewebe auf A.<br />

mesenterica cranialis angelagerten Bauchganglien<br />

• Schädigung der sympathischen Ganglien Grundelement für Neigung mancher <strong>Pferd</strong>e zu<br />

vegetativer Imbalance (Parasympathikotonie) und daraus resultierender<br />

Motilitätsstörungen<br />

• Hochgradige Gefäßaneurysmen hinsichtlich der Blutversorgung des Darmes symptomlos<br />

• Von Endarteriitis ausgehende Thrombosen verursachen nur selten Embolien der<br />

Darmarterien mit Mangeldurchblutung in größeren Darmabschnitten<br />

• Akute Mangeldurchblutung, wenn: gleichzeitiger Verschluss mehrerer miteinander<br />

anastomosierender Arterien<br />

• Darminfarkt<br />

o Mehr oder weniger ausgedehnte ischämische Nekrose<br />

o Umgeben von hämorrhagischer Randzone<br />

o Blutzufuhr nur größtenteils oder langsam unterbrochen => hämorrhagische<br />

Infarzierung (Hypoxie schädigt Gefäßwand, sie werden durchlässig!!)<br />

o Noch geringe, aber erheblich verminderte Blutzufuhr: Ödematisierung der<br />

Darmwand, v.a. im Bereich der Submukosa<br />

Vorkommen und Erscheinungsbild<br />

• Größe und Beschaffenheit des Thrombus im Bereich der A. mesenterica cranialis<br />

bestimmen Krankheitsbild<br />

• Erst bei gleichzeitigem Verschluß mehrerer miteinander anastomosierter Arterien oder bei<br />

Verstopfung fast aller Arteriolen eines Kapillargebietes entsteht Darminfarkt<br />

• Komplette Unterbrechung der arteriellen Blutzufuhr größerer Gebiete => ischämischer<br />

Infarkt => trocken Nekrose (Gangrän) aller Schichten der Darmwand<br />

• Darmwand wird relativ schnell dünn und pergamentartig, Darminhalt schimmert durch<br />

• Hämorrhagischer Infarkt: blutige Durchtränkung => Verdickung der Darmwand,<br />

Aufhebung des Mukosareliefs und blauschwarze Verfärbung des geschädigten Gebietes<br />

196


Symptome und Diagnose<br />

• Weniger komplette Verschlüsse => Mangeldurchblutung des betreffenden<br />

Darmabschnittes<br />

• Bestenfalls temporärer ischämischer Darmkrampf<br />

o Läßt nach Erweiterung der Anastomosen wieder nach, sobald Durchblutung<br />

wiederhergestellt ist<br />

• Mittelgradige Verschlüsse: Stase im betroffenen Gebiet mit Ödematisierung der Darmwand<br />

und Paralyse<br />

• Ischämische Dünndarmnekrose<br />

o Rasch fortschreitende Dehydratation (Anstige von Puls, Hkt und TPP) =><br />

hypovolämischer Schock<br />

o Intoxikationssymptome (gerötete, verwaschene oder schmutzige Kopf-SH)<br />

o Akute, sekundäre Magendilatation<br />

o Leere Ampulle, deren SH mit pappigem Schleim bedeckt<br />

o Unterarm stark geblähte Dünndarmschlingen tastbar<br />

o Koteindickung => Colon ascendens mit teigigem Inhalt und Poschen deutlich zu<br />

sehen<br />

• Ischämische Nekrose des großen Kolons und Zäkums<br />

o Typische Ileumsymptome fehlen<br />

o Symptomatik von Intoxikation und später von Peritoniits<br />

o Darmgase gehen ungehindert ab, Blähungen fehlen<br />

o Rektaler Befund zunächst unergiebig: Abdomen scheint leer zu sein, keinerlei<br />

Meteorismus nachweisbar<br />

• Ischämische Nekrose des kleinen Kolons<br />

o Vorherrschend<br />

o Sistieren des Kotabsatzes bei Kotdrang<br />

o Störungen im AB durch Intoxikation<br />

o I.d.R. keine Dehydratation<br />

o Rektal armstarke, obstipierte, radförmig gekrümmte Schlingen des Colon<br />

descendens und tympanisierte Teile desColon descedens<br />

� Schmutziges, blutiges und übelriechendes Exsudat am<br />

Untersuchungshandschuh<br />

197


• Resultat der Bauchhöhlenpunktion ist Leitsymptom<br />

o Zu Beginn wegen Transsudation nur vermehrt<br />

o Beginnende Nekrose: Trübung durch Blutkörperchen<br />

o Kurz nach Krankheitsbeginn hohe Zahl an Leukozyten feststellbar<br />

o Ausgedehnte trockene Nekrosen: Peritonealflüssigkeit evtl. wegen hohem<br />

Leukohegalt milchig getrübt<br />

• Vermehrung der Peritonealflüssigkeit = Zeichen für Größe des Schadens<br />

• Qualität der Peritonealflüssigkeit = Zeichen für Grad der Schädigung und mögliche<br />

Peritonitis<br />

• Einheitliches Krankheitsbild nicht zu erwarten<br />

• AB zunächst nicht oder nur wenig verändert<br />

• Größere Bezirke des Colon ascendens betroffen: profuser Durchfall<br />

• Thrombose im Dünndarm: Zeichen eines Dünndarmileus mit prästenotischem Stau und<br />

sekundärer Magenüberladung<br />

• Rechtzeitige Öffnung von Anastomosen => spontane Heilung möglich<br />

• Entwicklung einer Nekrose => schleppender Verlauf, Peritonitis Zeichen stehen im<br />

Vordergrund<br />

• Zu Beginn immer Fieber<br />

• Generell immer eher milde Symptome<br />

• Bei dieser Erkrankung sollte man nicht auf Bauchhöhlenpunktion verzichten<br />

o Wegen Transsudation erst nur vermehrt und mit Erys durchsetzt => Trübung des<br />

Punktates<br />

o Blutversorgung schnell genug wiederhergestellt, so dass keine Nekrose entsteht:<br />

zunehmende Menge an Leukos im Punktat<br />

OP- bzw. Sektionsbefunde<br />

• Bei OP fast immer genau zu erkennen, welche Arterie wo verstopft sind<br />

DD<br />

• Im Dünndarmbereich alle anderen Ileuszustände abzugrenzen<br />

Therapie<br />

• Leichte Fälle: Spasmoanalgetika zur Regulation der Peristaltik<br />

• Wichtig: antiparasitäre Therapie (Ivermectin)<br />

• Zu Beginn auch blutgerinnungshemmende Therapie sonnvoll<br />

• Ursache der Kolik Darmnekrose => in frischen Fällen kann OP gute Resultate bringen<br />

o Nekrotischen Darmteil bis in gesundes Gewebe entfernen und Darmpassage<br />

wiederherstellen<br />

Verlauf und Prognose<br />

• In leichten Fällen günstige Prognose<br />

• Bei Darmnekrose nur dann Heilungschancen, wenn Darmresektion technisch möglich!!<br />

• Komplizierte Verschlüsse an Aufzweigungen großer Arterien => Prognose infaust<br />

<strong>Innere</strong> Verletzungen<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Quetschungen des Darmrohres und seines Gekröses => Schäden am Darmrohr und<br />

Abrisse des Mesenteriums<br />

• Blutversorgung dabei erhalten => Darmquetschungen und Einriß heilen ab<br />

o Einriß hinterlässt Lücke im Mesenterium = Disposition für Inkarzeration<br />

• Unterbrechung der Blutversorgung => Nekrose mit Peritonitis<br />

• Symptome abhängig vom Grad und Umfang der inneren Verletzungen<br />

• Einfache Darmquetschungen können symptomlos bleiben oder vorübergehende Koliken<br />

provozieren => werden meist nicht erkannt<br />

• Kleinere Perforationen oder Rupturen mit nur wenig Darminhalt der in Bauchhöhle gelangt<br />

=> lokale Peritonitis, können durch Verwachsungen mit der Nachbarschaft in<br />

Ausnahmefällen abheilen<br />

• Große Verletzungen => Darminhalt in Bauchhöhle => Peritonitis mit Tod<br />

198


Darmverletzungen der Stute bei der Geburt<br />

• Relativ häufig<br />

• Können mit folgenden Veränderungen einhergehen<br />

o Darm- und Gekrösequetschungen im Dünndarm oder des kleinen Kolons ohne<br />

Zusammenhangstrennung<br />

o Läsionne der Darmabschnitte, bei denen Teil des Gekröses vom Darmrohr<br />

getrennt wird<br />

o Darm- und Gekrösequetschungen mit Eröffnung des Darmrohres<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Bei allen Formen bald nach der Geburt Unruhe, Scharren, Auf- und Niedergehen<br />

• Futteraufnahme vermindert oder sistiert völlig<br />

• Klinisches Bils wechselt nach Umfang und Schwere der Veränderungen der betroffenen<br />

Darmabschnitte<br />

• Ohne Nekrose vergeht milde Kolik nach wenigen Stunden ohne Behandlung<br />

• Darmnekrose<br />

o Heftige Koliken in ersten Stunden<br />

o Deutlicher Anstieg der Körpertemperatur<br />

o Aus nekrotischem Darm wandern Bakterien in Bauchhöhle => Peritonitis =><br />

starke Verschlechterung des Allgemeinzustandes<br />

o Ausfall der Peristaltik im nekrotischen Darmteil => Ileus mit erneuter Kolik<br />

o 2-4 d, bis Perforation im Bereich der Nekrose<br />

o<br />

• Bauchhöhlenpunktion ist wichtigstes Hilfsmittel<br />

o Alle 6-8 h wiederholen<br />

o Zu Beginn leicht getrübtes Punktat mit Erys drin<br />

o Später dickflüssiger, rahmiger Charakter (durch Beimengung von Leukozyten)<br />

• Sonderfall: Mesenterialriß am Übergang des Mesocolon descendens zum Mesorektum<br />

o Immer dann, wenn während Geburt mehr als 30 cm Darm vorfallen<br />

o Nach 2-3 h zu Beginn milde Kolik, verursacht durch beginnende Obstipation vor<br />

absterbendem Kolonabschnitt<br />

o Nekrose zwischen 50 – 80cm lang<br />

o Rektal: Obstipation, oft auch Nekrose zu fühlen<br />

� Trockene, stumpfe und samtartige Oberfläche der Mukosa<br />

� Kot haftet an trockener SH => kaum zu lösen<br />

Therapie<br />

• Konservative Therapie nicht möglich<br />

• OP sehr schwer, braucht 3 erfahrene Chirurgen!!!<br />

Prognose<br />

• Bei OP in ersten 24 – 48 h von gutem Chirurgen günstig!!<br />

Mastdarmverletzungen<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Entweder nicht perforierend oder perforierend<br />

• Hauptursache: rektale Untersuchungen, v.a. seit Einführen der Sonografie<br />

• Weitere Ursachen: transanale Fehlbedeckungen durch heftige Hengste,<br />

Fremdkörpertraumen oder sadistische Manipulationen<br />

• Meist an „typischer Stelle“ dorsal auf der mesenterialen Seite am Übergang des Rektums<br />

zum kleinen Kolon<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Meist erst durch frisches Blut am Handschuh nach rektaler Untersuchung festgestellt<br />

• Typisch: hellrotes Blut für Rupturen, die die SH und die Muskularis umfassen<br />

• Nachuntersuchung am Besten ohne Handschuh<br />

• Riß in der Regel dorsal am Übergang des Rektum in Colon descendens<br />

• Wird in 3 Grade eingeteit<br />

1. Mukosa und Submukosa verletzt, Wunde meist nur wenige cm lang und kaum<br />

zu ertasten<br />

2. Mukosa, Submucosa und Muscularis sind verletzt, Serosa unverletzt =><br />

Bauchhöhle erst mal vor Darminhalt geschützt<br />

199


3. Alle Darmabschnitte beteiligt, Bauchhöhle ist eröffnet<br />

• Bei vollständiger Ruptur in kürzester Zeit alle Schocksymptome<br />

• Verletzungen 2. und 3. Grade sofort nähen!!!<br />

• 1. Grad heilt in 8-10d spontan ab, es reicht den Kot mit Laxantien dünnbreiig zu halten<br />

• nach Erstversorgung von 2. und 3. Grad Tiere in Klinik bringen<br />

o Kot muss weich gehalten werden<br />

� Paraffinnöl, Glaubersalz<br />

o Antibiose!!!<br />

Prognose<br />

• Günstig bei kleinen Läsionen<br />

• Bei größeren Läsionen abhängig vom Umfang, Verunreinigung, Zeitpunkt der OP und<br />

Resultat der OP<br />

Graskrankheit<br />

Definition und Ätiologie<br />

• = Grass sickness, Equine Dysautonomia<br />

• keine Geschlechts- oder Rassedisposition<br />

• grundsätzlich alle <strong>Pferd</strong>e betroffen, v.a. aber bei 2- 7 jährigen<br />

• ganzes Jahr über, aber auffällige Inzidenz im späten Frühjahr und frühen Sommer<br />

• <strong>Pferd</strong>e mit Weidegang erkranken öfter<br />

• Ausgang immer letal<br />

• Vermutung: Neurotoxin als Ursache<br />

o Wird wahrsch. mit Nahrung aufgenommen<br />

• Typisch: degenerative Veränderungen des vegetativen Nervensystems mit Nekrosen an<br />

autonomen sympathischen Ganglien und bestimmten Gehirnstammkernen<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Perakuter und akuter Verlauf<br />

o Plötzliche Erkrankung meistens Tod nach 2-3 d, oder Euthanasie nötig<br />

o Ausgeprägte Dysphagie, Speicheln Regurgitieren<br />

o Schlund- bzw. Schlundkopflähmung<br />

o Beim Schieben der Nasenschlundsonde im Schlund kein Widerstand zu spüren<br />

o I.d.R. große Mengen flüssiger Mageninhalt<br />

o Kompletter Darmstillstand, Muskelzittern, leichte Temperaturerhöhung,<br />

flächenhaftes Schwitzen, Dehydratation, Hypovolämie und hohe Pulsfrequenz<br />

o Rektale Untersuchung<br />

� Rektum – SH auffällig trocken<br />

� Kleine, runde, schleimüberzogene Kotballen im Rektum<br />

� Ertastbarer Darminhalt im Kolon vollkommen dehydriert<br />

� Dilatierte Dünndarmschlingen gestaffelt in der BAuchhöhle<br />

o Perakute Fälle: <strong>Pferd</strong>e sterben in 24 h<br />

o Akute Fälle: Tod 2-4 d nach Krankheitsbeginn<br />

• Subakute und chronische Form<br />

o Bei subakuten Fällen Krankheit über 1-3 Wochen nach Auftreten erster Symptome<br />

o Chronisch erkrankte Tiere können wochen – monatelang Überleben<br />

o Abmagerung, Atrophie der Stammmuskulatur, flächenhaftes Schwitzen,<br />

Dehydratation, intermittierende schwache Kolik<br />

o Deutlich eingeschränkte Darmtätigkeit => nur geringe Mengen fest geformten,<br />

eingetrockneten, kleinballigen Kotes<br />

Labordiagnostik<br />

• Deutlich erhöhte Plasmacortisol- und Blutharnstoffwerte<br />

DD<br />

• Alle Dünndarmerkrankungen mit Dünndarmdilatation<br />

o I.A. mit Durchfall<br />

• Kann vor allem im Anfangsstadium mit Gastroduodenojejunitis verwechselt werden<br />

Therapie<br />

• Akuter oder perakuter Krankheitsverlauf, der trotz Therapie keine Besserung zeigt:<br />

Euthanasie im Sinne des Tierschutzes<br />

200


Prognose<br />

• Infaust<br />

• Restitutio ad integrum auch durch intensive Therapie nicht einzuleiten, auch nicht bei<br />

chronischen Fällen<br />

Chronische / rezidivierende Koliken<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Wiederholtes, in unregelmäßigen oder regelmäßigen Abständen Auftreten von Koliken<br />

• Äußere Ursachen (Fütterungs- oder Witterungseinflüsse) vermutet, aber nicht<br />

nachgewiesen<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Funktioneller Natur<br />

o Motilitätsstörungen aufgrund neurovegetativer Dysfunktionen oder<br />

Mangeldurchblutungen<br />

o Morphologische Veränderungen im Magen – Darm – Kanal<br />

Diagnostik<br />

• Erheblich größerer Zeitaufwand als bei akuter Kolik, erhebliche Variation der klinischen<br />

Symptome<br />

• Kolikanzeichen meist dezent, selten heftig<br />

• Ausführliche Anamnese gehört dazu<br />

o Alter, Geschlecht und Rasse (Fohlen und Jährlinge leiden oft an chronischen<br />

Parasitosen!!)<br />

o Beginn, Dauer, Häufigkeit und Zeitabstände zwischen einzelnen Kolikanfällen<br />

o Verhalten des <strong>Pferd</strong>es bei der Kolik<br />

o Zeitlicher Zusammenhang mit Futteraufnahme<br />

o Art und Zusammensetzung der Fütterung<br />

o Wurmkuren<br />

• Klinische Untersuchung entspricht der eines akuten Kolikers<br />

• Besonderes Augenmerk: tiefe rektale Palpation<br />

o Tws. mehrfach zu wiederholen<br />

o Abnorme Zubildungen<br />

o Verwachsungen von Darmteilen untereinander oder an der Bauchwand<br />

o Darmwandveränderungen<br />

o Meteorismus in verschiedenen Darmteilen<br />

o Fremdkörper<br />

• Kot parasitologisch untersuchen, dabei auf Beimengungen (Sand!!!) achten!!<br />

• Röntgen, Ultraschall, Gastroskopie als weiterführende Untersuchungen<br />

• Alle Untersuchungen ohne Ergebnis => Probelaparotomie als letzte Möglichkeit<br />

• Mögliche Ursachen für rezidivierende Koliken<br />

o Magengeschwüre, Neoplasmen des Magens<br />

o Intestinale Stenosen und Narbenstenosen im Dünndarm- und Dickdarmbereich<br />

o hemmungsmissbildungen<br />

o chronische Blinddarmobstipation<br />

o chronische Obstipation der linken ventralen Kolonlagen und/oder der Beckenflexur<br />

• <strong>Pferd</strong>e mit chronisch – rezidivierender Kolonverstopfung: Nachweis eines<br />

Neuronendefizites in der Darmwand<br />

• Verwachsungen von Darmteilen mit benachbarten Organen => Behinderung der<br />

Beweglichkeit des Darmes mit Eingrenzung des Lumens => Einschränkung der Mobilität<br />

und Motilität<br />

o Chronische Passagestörungen nicht angepasster Darmanastomosen: an<br />

Anastomosen Bildung von Stenosen und Dilatationen => Beeinträchtigung der<br />

Ingestapassage<br />

o Intraabdominale Abszesse: je nach Ausmaß rezidivierende Koliken<br />

o Viszerale Tumoren: als Allgemeinerkrankungen oder lokal als Lymphosarkome<br />

DD<br />

• Nieren-, Harnleiter-, Harnblasen- und Harnröhrenerkrankungen, bei Stuten zusätzlich<br />

Eierstockerkrankungen!!!<br />

201


Ileus<br />

Definition<br />

• Darmverschluss und dessen örtliche und allgemeine Folgen<br />

• Subileus oder Präileus, wenn er nur partiell ist => Gas und Flüssigkeit können Darmlumen<br />

passieren<br />

• Verschiedene Formen<br />

o Mechanischer Ileus<br />

� Obturationsileus<br />

� Strangulationsileus<br />

o Dynamischer oder Funktioneller Ileus<br />

� Spastischer Ileus<br />

� Paralytischer Ileus<br />

o Gemischter Ileus<br />

• Mechanischer Ileus durch<br />

o <strong>Innere</strong> Verlegung oder Verengung des Lumens<br />

o Obturations- oder Okklusionsileus<br />

o Einschnürung des Darmrohres und seiner Gefäße von außen<br />

• Dynamischer oder funktioneller Ileus<br />

o Durch Darmlähmung oder Darmkrampf hervorgerufen<br />

o Eine Form kann in die andere Übergehen<br />

• Paralytischer Ileus<br />

o Primär als intestinale Motilitätsstörung<br />

o Reflektorisch (postoperativer Ileus), toxisch (Peritonitis), metabolisch (Azidose,<br />

Hypokaliämie) oder anämisch verursacht<br />

o Auch sekundär im Endstadium eines mechanischen Ileus<br />

Pathophysiologie des Ileus<br />

• Am Dünn- oder am Dickdarm<br />

• Strangulation einer inkarzerierten Darmschlinge => lokale Reaktionen mit zunächst<br />

reflektorischer, sympathikotoner Darmlähmung => Erweiterung des Darmlumens =><br />

vagotone Gegenreaktion mit Hyperperistaltik<br />

• Dünndarmileus: Flüssigkeit kann nicht in Dickdarm abfließen, sie staut sich auf<br />

• Dickdarmileus: entstehende Darmgase können nicht entweichen<br />

• Obturationsileus<br />

o I.d.R. einfacher Verschluß des Darmrohres<br />

o Unterscheidung eines dilatierten prästenotischen Darmschenkels vor Hindernis<br />

und leerer, poststenotischer Abschnitt<br />

• Meist bei Inkarzeration einer Darmschlinge zweifache Stenosierung => prästenotischer,<br />

stenostenotischer und poststenotischer Teil!!<br />

• Venöses Stauungsödem in wenigen Stundenm lokale Hypoxie oder Anoxie der Darmwand<br />

• Transsudation von elektrolyt- und eiweißreicher Flüssigkeit in Darmlumen<br />

o Erst nur durchlässig für flüssige Blutbestandteile, später auch für korpuskuläre<br />

• Hypoxie in der Darmwand => erhöhte Laktatbildung und Freisetzung von Catecholaminen<br />

• Verringerung des Quotienten intazelluläres / extrazelluläres Kalium => Herabsetzung der<br />

Erregbarkeit der Darmmuskulatur => Darmatonie<br />

• Nicht nur lokale Folgen, auch für gesamten Organismus<br />

o Zu Beginn periphere Kreislaufschwäche<br />

o Flüssigkeitsverlust => hypovolämischer Schock (evtl. kombiniert mit<br />

hämorrhagischem)<br />

o Erhöhter Puls<br />

o Obturationsileus: Anstieg von Hkt und Gesamteiweiß<br />

o Strangulationsileus: Anstieg von Hkt und fallender TPP<br />

• Intoxikation durch Bakterien und Darminhalt => beschleunigte Durchlässigkeit für<br />

Blutinhaltstoffe<br />

• Mangeldurchblutung und Entgleisung des Stoffwechsels => metabolische Azidose =><br />

Beschleunigung der Schädigung der parenchymatösen Organe<br />

202


Paralytischer Ileus<br />

Definition und Vorkommen<br />

• = Verlust der dynamischen und der statischen Motilität => Füllung mit Gas und Flüssigkeit<br />

• Sonderstellung neben mechanischem und gemischtem Ileus<br />

• Hpts. am Dünndarm<br />

• Nicht seltene und erhebliche Komplikation nach Dünndarmverschlüssen und den dadurch<br />

bedingten Eingriffen<br />

• Mortalitätsrate: 45% - 95%<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Ursachen: Schock, Dünndarmdilatation, Elektrolytimbalance, Meteorismus, Ischämie und<br />

Entzündung, Endotoxämie, Peritonitis, Narkosedauer und Traumatisierung durch<br />

Operateur<br />

• Paralytischer Ileus wird eingeteilt in:<br />

o Frühe Form (12 – 24 h p.op.)<br />

o Späte Form (2. –7. d p.op.)<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Symptome entsprechen denen eines Dünndarmverschlusses ohne Strangulation<br />

• Milde Kolik<br />

• Ansteigende Herzfrequenz (60-80 Schläge / min)<br />

• Kontinuierlicher Anstieg von Hkt und TPP trotz Flüssigkeitssubstitution<br />

• Verminderte bis aufgehobene Peristaltik<br />

• Fehlende Defäkation<br />

• Sekundäre Magenüberladung<br />

• Typische Rektalbefunde<br />

o Erst nur einzelne, gefüllte Dünndarmschlingen, die immer mehr werden<br />

Therapie<br />

• Fehlen einer zufriedenstellenden, kausalen Therapie<br />

• Zuerst Unterbinden der Futter- und Wasseraufnahme<br />

• Parenterale Flüssigkeitsgabe<br />

• Medikamentöse Beeinflussung der Darmmotorik<br />

o Neostigmin<br />

o Metoclopramishydrochlorid<br />

• Alle 3 h Sondieren des Magens, um Reflux abzuhebern<br />

• Nichtsteroidale Antiphlogistika<br />

• Mittels Pharmakotherapie können etwa 50% aller Patienten erfolgreich behandelt werden<br />

• Kein Ansprechen auf Therapie in 12- max- 24 h => Relaparotomie<br />

Prognose<br />

• Unterschiedlich<br />

• Bei Früherkennung deutlich besser<br />

203


Ileusdiagnostik<br />

Frühdiagnostik in der Praxis<br />

• „ Über Darmverschluß darf Sonne nicht auf- oder untergehen“!!!!<br />

• OP sollte in ersten 4-10 h angestrebt werden!!!<br />

• Je länger bis zur OP gewartet wird, desto schlechter wird die Prognose => Verdacht auf<br />

Ileus reicht, um <strong>Pferd</strong> in Klinik einzuweisen!!!!!<br />

• In Praxi Verdacht begründet, wenn:<br />

o Kolikschmerzen andauernd und heftig sind, sowie durch Sasmoanalgetika nicht zu<br />

beeinflussen<br />

o Bei rektaler Untersuchung der Befund eindeutig ist<br />

• Weiterer Verlauf<br />

o Kolikschmerzen dauern an, oder hören bei weiterer Verschlechterung des AB auf!!<br />

o Charakt. rektale Befunde erhoben werden können<br />

o Rektale Befunde mehrdeutig sind<br />

o Bauchhöhlenpunktat vermehrt und/oder verfärbt ist<br />

o Atmung und Puls über Norm steigen, und Hkt und TPP deutlich steigen!!<br />

• Weitere Ileuszeichen<br />

o Gerötete, verwaschen gerötete, anämisch-ikterische, schmutzig-gerötete<br />

Konjunktiven<br />

o Verzögertes venöses Blutangebot<br />

o Verlängerte Kapillarfüllungszeit<br />

o Sekundäre Magenüberladung<br />

• Entscheidung für/gegen Klinikseinweisung in ersten 5h stellen (je früher operiert wird,<br />

desto besser sind die Chancen!!!)<br />

Vorbereitung für Transport in Klinik<br />

• Magen mit Nasenschlundsonde entleeren<br />

• Sonde sollte nur dann während Transport im Magen liegen bleiben, wenn im Magen viel<br />

Gas gebildet wird<br />

• Jegliche Orale Medikation und Flüssigkeitszufuht unterlassen!!!<br />

• Beginnende Hämolonkentration => parenterale Flüssigkeitssubstitution<br />

• <strong>Pferd</strong>e mit schlechtem Kreislauf: Infusion auch während Transport durch Begleiter<br />

fortsetzen lassen!!!<br />

• NICHT SINNVOLL: Patient zur Kreislaufstabilisation mehrere Stunden infundieren, und<br />

so Transport in Klinik verzögern!!!<br />

• Starker Meteorismus im Dickdarm: Entlastung durch Caecumspunktion<br />

• Hohe Dose Antibiotika zur Bekämpfung von Bakteriämie und Peritonitis<br />

• Anmeldung in Klinik durch Tierarzt mit folgenden Angaben:<br />

o Vorbericht<br />

o Frühere Koliken<br />

o Zeitpunkt des Beginns der Kolik<br />

o Verlauf der Kolik<br />

o Prämedikation mit Dosierung<br />

o Ergebnis der eigenen Untersuchungen<br />

o Ergebnis der Magensondierung<br />

Erkrankungen der Bauchhöhle<br />

Peritonitis<br />

Definition und Vorkommen<br />

• = Bauchfellentzndung<br />

• Ausgangspunkt ist bakterielle Kontamination<br />

• Je nach Ausbreitung wird zwischen lokaler und diffuser Peritonitis unterschieden<br />

• Peritonuem an sich sehr gut bei Infektabwehr<br />

o Schnelle Absonderung von Granulozyten und Makrophagen und<br />

Fibrinausschwitzungen => Abkapselung kleinerer Infektionsherde<br />

• Besondere Rolle: großes Netz (hat Eigenschaften eines lymphoiden Organs)<br />

204


• Lokale Peritonitis mit Abkapselung => Verwachsungen im Bereich der Läsion mit<br />

bandartigem oder auch flächenhaftem Charakter<br />

• Diffuse Peritonitis:<br />

o Ausbreitung der Erreger in gesamte Bauchhöhle mit entsprechenden<br />

Entzündungserscheinungen<br />

o Bsp. Darmruptur: schnell starke, blutige Exsudation mit Fibrinabsonderung,<br />

Bauchfell ist blutig imbibiert, Serosa wird matt und stumpf, Darmschlingen können<br />

schon nach 4-6 Stunden verkleben<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Auf traumatischem Weg nach Perforation der Bauchwand<br />

• Stumpfe Bauchtraumen => Darmruptur => Peritonitis<br />

• Häufigste Ursache: Ruptur des Magens oder eines Darmteiles, folgende Peritonitis ist<br />

immer diffus => perakut unter Zeichen des kalten Schockes in wenigen Stunden Tod<br />

• <strong>Pferd</strong> nur sehr selten Fremdkörperperitonitis<br />

• Häufiger Peritonitist als Folge von Darmnekrosen<br />

• Auch nach intraabdominaler Abszeßbildung (Streptococcus equi, Rhodococcus equi) und<br />

Neoplasmen<br />

• Heut nur noch selten Komplikation nach einer OP<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Starke Varianz in den Symptomen<br />

• Lokale Peritonitis<br />

o geringe Schmerzäußerungen mit leichter Spannung der Bauchdecke<br />

o verminderte oder sistierende Futteraufnahme<br />

o leicht erhöhte bis fieberhafte Temperatur<br />

o erhöhte Herzfrequenz und Hypovolämie<br />

o rektale Untersuchung bei Prozessen im vorderen Bereich der Bauchhöhle negativ<br />

o tws. kann Verklebung einzelner Darmteile untereinander gefühlt werden<br />

• diffuse Peritonitis<br />

o perakut bis akut mit schweren Krankheitserscheinungen<br />

o <strong>Pferd</strong>e haben starke Schmerzen, z.T. mit Kolik<br />

o Starke Bauchdeckenspannung<br />

o Hohes Fieber<br />

o Starke Exsudation => Aszites<br />

o Bauchhöhlenflüssigkeit ist getrübt mit Ery-Beimengungen, viele Leukos und viel<br />

Fibrin<br />

o Bei Rupturen enthält Flüssigkeit auch Futterbestandteile<br />

o Deutlich erhöhte Puls- und Atemfrequenz<br />

o Rein kostale, flache und frequente Atmung<br />

o Oft Stöhnen bei Exspiration<br />

o Hohe Hkt mit niedrigem TPP<br />

o Pathologischer Inhalt in der Bauchhöhle zu finden (Eingeweide schwimmen<br />

förmlich)<br />

DD<br />

• Wegen evtl. auftretendem Durchfall Abklären der Salmonellose!!<br />

• Beim Fohlen im Verlauf der Septikämie weitere Organerkrankungen (Nephritis, Arthritis)<br />

Therapie<br />

• Bei Magen- Darmruptur ist Behandlung aussichtslos, Tier sollte sofort euthanasiert werden<br />

• Bauchwandperforation ohne Darmverletzung: chirurgische Versorgung und Antibiose zur<br />

Verhinderung einer Peritonitis<br />

• Behandlung eines Fohlens mit Peritonitis durch Fohlenseptikämie ist aussichtslos<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Prognose abhängig von Ätiologie, Schweregrad, Dauer und Komplikaitonen der Peritonitis<br />

• Diffuse Peritonitis ist fast immer tödlich<br />

• Fohlenseptikämie auch hohe Letalität<br />

• Lokale Entzündungen mit kleinem Ausmaß heilen meist ab, aber immer Entstehung von<br />

Verwachsungen!!<br />

• Fortgeschrittene Darmnekrosen: oft Durchwanderungsperitonitis<br />

o Durch intraperitoneale Lavage während OP gute Prognose<br />

205


Blutungen in die Bauchhöhle<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> relativ selten, v.a. nach stumpfen Traumen<br />

• Stuten in geburtsnähe: Hämatome im breiten Mutterband (Rutpur einer A. uterina) nicht<br />

selten<br />

• Bei Kastrationen, v.a. bei solchen im Stehen (auch 10 d nach der Kastration noch möglich)<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Mehr oder weniger starke Kolikerscheinungen<br />

• Größere Blutungen: schnell fortschreitende Schwäche mit hoem Puls und hochgradiger<br />

Dyspnoe<br />

• Weiterer Verlauf: Puls wird immer schwächer bis unfühlbar, SH blass bis perlweiß<br />

• <strong>Pferd</strong>e sterben an hämorrhagischem Schock<br />

• Wichtiges Hilfsmittel: Bauchhöhlenpunktion<br />

• Verdacht: Hkt und TPP bestimmen, dann alle 30 min. kontrollieren!!!<br />

• Rektaler Befund ist relativ unaufällig<br />

Therapie<br />

• Erfolg handelsüblicher Hämostyptika ist fraglich – zweifelhaft<br />

• Am besten ist Transfusin, da Blut das Beste Hämostyptikum ist<br />

• Ist Blutung nicht innerhalb von 12h nicht zum Stillstand gekommen: Laparotomie zur<br />

chirurgischen Versorgung<br />

• Intraabdominale Blutung nach einer Kastration: rechtzeitige Laparotomie, um<br />

Samenstumpf aufzusuchen und zu legieren<br />

• Unstillbare Milzblutungen durch Trauma => Milzexstirpation<br />

Verlauf und Prognose<br />

• Bei Leber-, Milz- und Gefäßruptur ist Prognose infaust, da Therapie oft zu spät kommt<br />

• Geringgradige Blutungen in Ligg. Lata uteri bei unverletztem Peritonuem oft ohne<br />

aufwändige Threapie gestillt<br />

Tumoren und Abszesse in der Bauchhöhle<br />

Definition und Vorkommen<br />

• Tumorerkrankungen in der Bauchhöhle sind extrem selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• An erster Stelle: Lymphosarkom<br />

o Intestinale Verlaufsform mit tunorösen Veränderungen einiger oder aller<br />

lymphatischer Organe der Bauchhöhle<br />

o Verläuft in meisten Fällen aleukämisch, meistens begleitet von chronischer<br />

Anämie, Abmagerung und Fieberschüben<br />

• Andere Tumorarten sind noch seltener<br />

• Adenokarzinome und Retikulosarkome in der Bauchhöhle meist Metastasen eines<br />

Primärtumors<br />

• Primärer Tumor des Peritoneums: ;esotheliom<br />

• Plattenepithelkarzinome gehen meist vom Magen aus und metastasieren in die<br />

Bauchhöhle<br />

• Relativ oft: gutartige Lipome beim alten <strong>Pferd</strong><br />

o Können zu Darmstrangulationen führen<br />

• Intraabdominale Abszesse<br />

o Meist Folge von Lymphknoteneinschmelzungen durch Drusebakterien<br />

o Abszesse entstehen an der Gekröseplatte, nehmen immer mehr Raum ein<br />

o An ihnen verkleben meist Dick- und Dünndarmschlingen<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Verläuft zu Beginn immer schleichend und ohne spezifische Symptome<br />

• Erste Anzeichen:<br />

o Abmagerung, mangelnder Appetit und Leistungsabfall<br />

• Äußere Anzeichen: Ödeme der Beine, des Präputiums, des Unterbauches und Unterbrust<br />

• Mehr oder weniger ausgeprägte Aszites<br />

• Anämie<br />

• Rezidivierende Koliken<br />

• Größere Tumoren im Darm und an den Eierstöcken lassen sich rektal ertasten<br />

206


• Unklare Fälle: Bauchhöhlenpunktat<br />

o Mehr oder weniger vermehrt, von gelber bis rötllicher Farbe<br />

o Enthält Lymphozyten und Granulozyten, im fortgeschrittenen Stadium und bei<br />

Abszessen auch Erythrozyten<br />

• Magenkarzinom<br />

o Schwere Diagnose<br />

o Anfangsstadium: keine charakt. Symptome<br />

o Meist ältere <strong>Pferd</strong>e betroffen<br />

o Wochenlange Abmagerung, Schluckbeschwerden und Störungen in<br />

Ösophaguspassage (Würgen und Regurgitieren)<br />

o Gastroskopie zur schnellen und sicheren Diagnose<br />

• Abdominale Druse<br />

o Abszeßbildung meist der Lnn der vorderen Gekrösewurzel<br />

o Erst bei kollateralen Verlötungen entsteht Ileus<br />

o Peritonitis bei Einschmelzungen<br />

o Diagnose anhand der rektalen Untersuchung stellen<br />

DD<br />

• Erkrankungen anderer Organsysteme, die zu Aszites und Ödemen führen können<br />

Therapie, Prognose und Verlauf<br />

• Alle Tumorerkrankungen zuerst protrahierter Verlauf, im Terminalstadium dann schwere<br />

Störungen des Stoffwechsels, der Darmpassage oder der direkt betroffenen Organsysteme<br />

• Maligne Tumoren (z.B. Magenkarzinom): Prognose infaust<br />

• Abszesse in der Bauchhöhle oft erst diagnostiziert, wenn sie inoperables Ausmaß<br />

angenommen haben<br />

• Therapeutisch günstig: Lipome und Tumoren der Eierstöcke, da der Tumor/Organ ohne<br />

Probleme entfernt werden kann<br />

o Metastasen sind sehr selten<br />

• Verdacht auf Tumorerkrankungen in der Bauchhöhle => Probelaparotomie, um Diagnose<br />

zu sichern<br />

• Tumorwachstum an verschiedenen Lokalisationen = Zeichen für Malignität=> Therapie<br />

aussichtslos und OP abzubrechen<br />

Aszites<br />

Definition und Vorkommen<br />

• = Bauchwassersucht<br />

• allg.: abnorme Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle<br />

• Flüssigkeit entweder Transsudat oder Exsudat<br />

• Transsudation<br />

o Durch Stauungen im Pfortader- und Hohlvenenbereich<br />

o Bei Leber- und Nierenerkrankungen<br />

o Herzinsuffizienz<br />

o Hypoalbuminämie<br />

o Tumoren<br />

• Exsudation<br />

o Bei tumorösen und entzündlichen Prozessen in Bauchhöhle und des MDT<br />

o Häufigste Ursache: Peritonitis<br />

• Darmnekrosen => blutige, stark erythrozyten- und leukozytenhaltige Exsudate<br />

• Besondere Form: Uroperitoneum nach Blasenruptur des neugeborenen Fohlens<br />

• Länger bestehende Stauungsaszites: immer entzündliche Vorgänge am Peritoneum<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Auffälligstes Zeichen: zunehmender Bauchumfang<br />

• Bei <strong>Pferd</strong>en mit tonnigem Rumpf (Zuchtstuten) erst relativ spät bemerkt<br />

• Fast immer im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen => Abmagerung und<br />

mangelnde Futteraufnahme<br />

• Abdomen bei eingefallenen Flanken birnenförmig abgesenkt<br />

• Oft Ödeme der Gliedmaßen, des Unterbauches und des Präputiums<br />

• Wichtigstes diagnostisches Hilfsmittel: Parazentese<br />

207


• Rektal<br />

o Bei starker Flüssigkeitsansammlung scheinen Darmteile zu schwimmen<br />

o Entzündliche Veränderungen: Fibrinauflagerungen und Verklebungen<br />

o Evtl. Tumore zu ertasten<br />

DD<br />

• Bei akuten Auftreibungen: Veränderungen des Darmes<br />

• Tragende Stuten: Eihautwassersucht<br />

Therapie und Prognose<br />

• Abhängig von der Grundkrankheit<br />

• Meist wegen zugrunde liegenden schweren Erkrankungen aussichtslose Therapie<br />

• Blasenruptur des neugeborenen Fohlens gute Prognose, wenn früh chirurgisch behandelt<br />

wird<br />

Krankheiten der Leber<br />

Einleitung<br />

• Heute relativ geringe Bedeutung<br />

• Beobachteter Rückgang sekundärer Leberschäden wegen verbesserten therapeutischen<br />

Möglichkeiten der Primärerkrankungen<br />

• Leber extrem gute Kompensations- und Regenerationsmöglichkeiten => Diagnostik<br />

erschwert, oft erst in fortgeschrittenem Stadium möglich<br />

Untersuchung der Leber<br />

• Von Lunge vollständig oder fast vollständig bedeckt => nur deutliche Vergrößerungen per<br />

Perkussion festzustellen<br />

• Bereicherung der diagnostischen Möglichkeiten = Sonografie<br />

o Geeignet: 5-MHz-Schallkopf<br />

o Untersuchungsfeld entlang der rechten kaudalen Lungengrenze<br />

o Bindegewebszunahme, Fettleber und zelluläre Infiltration => erhöhte Echogenität<br />

• Biopsie zur Feststellung der Art der Lebererkrankung<br />

o Punktionsstelle im rechten 14. Interkostalraum in Höhe der Sitzbeinhöckerlinie<br />

o Sicheres Ergebnis der Blindbiopsie nur bei diffusen Lebererkrankungen zu<br />

erwarten<br />

o Dürfen bei gestörter Blutgerinnung nicht durchgeführt werden<br />

o Grundsätzlich immer Risiko der Verletzung größerer Blutgefäße oder der<br />

Gallengänge => Besitzer über Risiko aufklären<br />

Leberdiagnostik<br />

Fettstoffwechsel<br />

• Mit Pfortader zugeführtes Neutralfett -> Umwandlung in Transportform (Lipoproteine) zur<br />

Weiterbeförderung von Leberparenchymzelle<br />

o Dazu Cholin nötig<br />

• Cholin kann nur aus Methionin gebildet werden (beides „Lipotrope Substanzen“)<br />

o Mangel => Fett kann Leber nicht verlassen => Fettleber (z.B. bei Eiweißmangel)<br />

• Weitere Ursachen für Verfettung:<br />

o Überernährung<br />

o Unterernährung<br />

o Hungerzustand<br />

o Hypoxie (Anämie)<br />

o Vergiftungen<br />

o Medikamente<br />

o Infektionen<br />

o Endokrine Störungen<br />

• Leber = wichtige Bildungsstätte von Cholesterol und dessen Estern<br />

208


o Werden mit Galle ausgeschieden<br />

o Aus ihnen werden Gallensäuren gebildet<br />

• Hochgradige Fettleber bei Hyperlipidämie<br />

o Gut genährte <strong>Pferd</strong>e (meist eher Ponys) nehmen krankheitsbedingt kein Futter<br />

mehr auf => hochgradige Hypertriglyzeridämie und Hypercholesterolämie<br />

(verfärben Blut, bzw. Serum und Plasma milchig) => hochgradige Fettinfiltration<br />

von Leber, Herz und Nieren<br />

• Falls es Primäerkrankung erlaubt Corticosteroide zur Stimulierung des AB und des Appetits<br />

geben<br />

Kohlenhydratstoffwechsel<br />

• Aus Darm resorbierte Zucker werden in Leber zu Glycogen umgewandelt<br />

• Bei Bedarf Abgabe ans Blut<br />

• Mangel an Zucker: Glycogen kann aus bestimmten Aminosäuren gebildet werden (auch<br />

aus Fett) = Glykoneogenese<br />

• Aus Muskelarbeit stammende Milchsäure wird zum Größtenteil in Glycogen überführt<br />

• Akute Hepatopathien: durch gesteigerte Glykogenolyse oft Glykogenmangel<br />

Eiweißstoffwechsel<br />

• Zentrale Rolle im Auf- und Abbau<br />

• V.a. Serumalbumin, Fibrinogen, Prothrombin, Faktoren 5,6,7,9,10,11 des<br />

Blutgerinnungssystems<br />

• Glycoproteine und Lipoproteine werden in Leber gebildet<br />

• Fehlen schwefelhaltiger Aminosäuren (Cystein und Methionin) => Behinderung der<br />

Entgiftungsfunktion und evtl. Leberschäden<br />

• Entgiftung von Ammoniak (entsteht beim Abbau von Eiweiß und Aminosäuren, ist<br />

neurotoxisch) durch Bindung an Glutamat<br />

o In Niere durch Bildung von Harnstoff<br />

• Störungen in Proteinsynthese => Albuminmangel => Veränderung der kolloidalen<br />

Beschaffenheit des Plasmas und Störungen in der Gerinnung<br />

• Verlust der Ammoniakentgiftung: schwere zentralnervöse Störungen (= „Hepato –<br />

enzephales – Syndrom“)<br />

• Bei schweren Leberschäden: Überwachung der Blutgerinnung!!!<br />

Gallensäurestoffwechsel<br />

• Gallensäuren = Endprodukte des ablaufenden Cholesterolstoffwechsels<br />

• Mit Galle in Dündarm, dort Fettverdauung<br />

• Resorption und Rückführung über portalen Kreislauf in die Leber (= Enterohepatischer<br />

Kreislauf)<br />

• Erhöhung der Gesamtkonzentration der Gallensäuren im Blut bei Lebererkrankungen<br />

durch<br />

o Gallenstau<br />

o Eingeschränkte Fähigkeit der Leberzellen, resorbierte Gallensäuren aus<br />

Pfortaderblut aufzunehmen<br />

o Störung der Konjugation in Leberzellen<br />

• Ersatz der mit Kot ausgeschiedenen Säuren reicht meist Reserve in Leber<br />

Enzyme<br />

• Erhöhte Enzymaktivität ohne weitere Symptome: Abwarten<br />

• Für Leberdiagnosti die Enzyme wichtig, die in Leberzellen in größerer Konzentration sind,<br />

als sons wo<br />

• Pathologisch gesteigerter Zerfall der Leberzellen => Enzyme gelangen in größerem<br />

Umfang ins Blut => erhöhte Leberenzymaktivität<br />

• Stärkere Erhöhungen bei akuten Schäden mit starker Zellschädigung<br />

• Chronische Erkrankungen mit geringer Aggressivität: Erhöhungen nur gering oder sogar<br />

gar nicht<br />

• Gebräuchliche Enzymbestimmungen<br />

209


o Aspartat-Amino-Transferase (AST, ASAT, GOT): ubiquitär, aber deutlich länger<br />

anhaltender Anstieg bei Leberparenchymschäden<br />

o Glutamat-Dehydrogenase (GLDH): Hinweis auf Zellnekrosen<br />

o Gamma-Glutamyl-Transpeptidase(γ- GT): hauptsächlich in Gallengangszellen,<br />

Aktivitätserhöhung v.a. bei Gallenstauung und Zirrhosen<br />

o Sorbit-Dehydrogenase (SDH): rascher Anstieg bei akuten Leberschäden, kurze invitro-Haltbarkeit<br />

o Alkalische Phosphatase (AP): v.a. in Zellen des Skelettsystems und von<br />

Leberzellen in Galle ausgeschieden<br />

� Hepatogene Erhöhung bei Gallenstauung<br />

Ausscheidungs- und Entgiftungsfunktion<br />

• Wesentliche Aufgaben der Leber: Neutralisation und Elimination endogener und exogener<br />

Giftstoffe, Arzneimittel...<br />

• Hepatozyten synthetisieren neue Verbindungen durch Konjugation, Oxidation, Reduktion<br />

und Hydrolyse<br />

• Wichtige Syntheseleistung für Verlauf der Lebererkrankungen: Umbildung des aus Darm<br />

resorbierten Ammoniaks zu Harnstoff, der mit Urin ausgeschieden wird<br />

o Gestörte Harnstoffsynthese => Erhöhung des Plasmaspiegels von Ammoniak =><br />

zentralnervöse Erscheinungen<br />

=> bei allen schweren Lebererkrankungen immer<br />

Blutammoniakbestimmung!!!<br />

• Medikamente oft Abbau in Leber => bei Schäden verzögerter Abbau => bei Dosierung<br />

berücksichtigen!!!!<br />

• Bromsulphaleintest (BSP): wie lange dauert es, bis i.v. injizierter gallengängiger farbstoff<br />

über Galle ausgeschieden wird, und aus Blut eliminiert wird<br />

Bilirubinstoffwechsel und Ikterus<br />

• Bilirubin = physiologischer Blutbestandteil und Grundverbindung aller Gallenfarbstoffe<br />

• Ery-Abbau: im Mononukleären Phagozytären System entsteht aus Häm eisenfreies<br />

Bilirubin 1 (= indirektes, freies, unkonjugiertes Bilirubin)<br />

o Wasserunlöslich<br />

o Im Blutplasma an Albumin gebunden<br />

o Nicht harnfähig<br />

o Hochgrd Hämolysen Neugeborener: Entstehung so großer Mengen, dass es Blut-<br />

Liquor-Schranke passiert => toxische Schädigung des Gehirns mit evtl. schweren<br />

Schäden<br />

• Bilirubin1 des Blutes von Leberzellen aufgenommen -> Veresterung mit Glucuronsäure =><br />

Bilirubin2<br />

• Bilirubin2 von Leberzellen über Galle in Darm => Umbildung zu verschiedenen Derivaten<br />

und Ausscheidung über Kot als Stercobilin<br />

o Nur geringer Teil als Urobilinogen nach Resorption im Dünndarm über<br />

Pfortadersystem wieder in Leber<br />

• Bilirubin2<br />

o Wasserlöslich und harnfähig<br />

o Enthält Blut patholog. Bilirubin2 => Bilirubinurie<br />

• Bilirubinurie beim <strong>Pferd</strong> immer pathologisch!!!!!<br />

• Physiologischer Bereich der Bilirubinkonzentration im Blut länger als 1-2 d deutlich<br />

überschritten => Hyperbilirubinämie mir Gelbfärbung des Gewebes (=Ikterus)<br />

• Bilirubinstoffwechsel des <strong>Pferd</strong>es 2 Besonderheiten:<br />

1. oher physiologischer Plasmabilirubinspiegel, so dass ggrd. Ikterus nicht pathologisch<br />

sein muss, v.a. bei Renn- und schweren Zugpferden<br />

2. durch Hungerzustände entstehen schnell Hyperbilirubinämie mit Ikterus => fehlende<br />

Nahrungsaufnahme als DD beim Ikterus immer berücksichtigt werden!!<br />

210


Hämolytischer Ikterus<br />

• = prähepatischer Ikterus<br />

• durch vermehrten Abbau von Erys, bzw. durch Hämolyse<br />

• Kapazität der Leberzellen ungenügend für auftretende Mengen an Bilirubin 1 =><br />

Erhöhung der Konzentration im Blut<br />

• Bilirubin nicht harngängig => trotz hoher Konzentrationen im Harn nicht nachzuweisen!!<br />

o Kot durch hohe Konzentration an Gallenfarbstoffen dunkel gefärbt<br />

• Wichtigste Ursachen für Hämolyse: Bakterientoxine, Viren, Parasiten, Gifte und<br />

immunpathologische Faktoren<br />

• Hämolytischer Ikterus der Neugeborenen bei allen Tierarten als seltene Erkrankung<br />

möglich<br />

• Praktische Bedeutung v.a. bei Vollblutfohlen (ca. 1% der Geburten)<br />

o Vater hat Blutkörpercheneigenschaften vererbt, gegen die die Mutter Ak besitzt<br />

=> bei Kolostrumaufnahme gelangen Ak der Mutter in Fohlen<br />

o Gesund geborene Fohlen erkranken wenige Stunden nach Kolostrumaufnahme<br />

o Schwer erkrankte Fohlen fast aussichtslose Therapie => Prophylaxe, indem<br />

Fohlen mit Ak- freier Kolostralmilch anderer Stuten gefüttert wird in ersten 2 d,<br />

dabei Stute alle 2h ausmelken!!<br />

o Nach 2 d kann Fohlen Ak nicht mehr über Darm resorbieren => kann wieder an<br />

Mutter saugen<br />

o Erneute Paarung der Stute mit diesem Hengst vermeiden!!<br />

Stauungsikterus<br />

• Durch Behinderung des Gallenabflusses in den intra- oder extrahepatischen Gallangängen<br />

• Bilirubin-2-haltige Galle staut sich bis in Gallenkanälchen zurück -> über Interstitium ins<br />

Blut<br />

• Bilirubin 2 nierengängig => Hyperbilirubinämie und Anstieg gallenpflichtiger Stoffe<br />

(Gallensäuren, Chloresterol..) im Blut<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> Verlegung der Gallengänge sehr selten => Stauungsikterus keine große Rolle<br />

Hepatischer Ikterus<br />

• Häufigste Ikterusform<br />

• Schädigung der Leberzellen => gestörte Abgabe von Bilirubin in Gallenkanälchen<br />

• Bilirubin über Sinoide in Blutgefäßsystem zurück => Anstieg von Bilirubin2<br />

• Ursachen<br />

o Alle schweren entzündlichen und degenerativen Parenchymschäden<br />

• Hepatischer Ikterus kein obligates Symptom bei Lebererkrankungen<br />

• Chronische Lebererkrankungen: oft nur mäßige Hyperbilirubinämie, aber kein Ikterus<br />

• DD der vorliegenden Ikterusform durch klinische Untersuchung oft nicht möglich<br />

o Überwiegender Anstieg von Bilirubin 1 im Blut: hämolytischer Ikterus<br />

o Kann hämolytischer Ikterus ausgeschlossen werden, ist es wahrscheinlich<br />

hepatischer, da Stauungsikterus so selten ist!!!<br />

• Verdacht auf Lebererkrankungen folgende ergänzende Diagnostik:<br />

o Bilirubin in Blut und Harn<br />

o ASTH<br />

o GLDH<br />

o γ-GT<br />

o SDH<br />

o AP<br />

o Ammoniak<br />

o Blutgerinnung und<br />

o Biopsie<br />

211


Allgemeine Symptome der Lebererkrankungen<br />

• Auffälligstes, aber nicht obligates Merkmal: Ikterus<br />

• Rascher Zerfall der Leberzellen mit tödlichem Ausgang kann er fehlen, weil alles zu schnell<br />

geht<br />

• Oft nur uncharakt., vieldeutige Symptome: Leistungsminderung, Mattigkeit, Apathie,<br />

Inappetenz, Gähnen, Neigung zu Obstipation oder Diarrhö, Meteorsimus, Koliken..<br />

• Zentralnervöse Erscheinungen entwicklen sich dann, wenn Leber toxische Produkte<br />

(Ammoniak) nicht abbauen kann, und sie die Blut-Hirn-Schranke passieren<br />

• Leberschädigung oft nur Begleiterkrankung anderer primärer Erkrankungen (Septikämie,<br />

Pyämie, Infektiöse Anämie, Fohlenlähme, Nabelentündungen..)<br />

• Hohe Kompensationsfähigkeit der Leber => geringgrd. Erkrankungen symptomlos, erst<br />

bei Sektion/Schlachtung entdeckt!!<br />

Grundsätze der Lebertherapie<br />

• Verläuft nach gleichen Gesichtspunkten<br />

o Ausschalten und Bekämpfen der leberschädigenden Faktoren<br />

o Schonung der Leber<br />

o Unterstützung der Leber duch Hemmung von Entzündung und Degeneration,<br />

Förderung der Leberzellfunktion und -regeneration<br />

Ausschalten und Bekämpfen der leberschädigenden Faktoren<br />

• Heilungschancen gut, wenn Ursachen rechtzeitig beseitigt werden => am Wichtigsten ist<br />

Herausfinden und Abstellen der Ursachen!!!<br />

• Bestandserkrankungen: Futter und Einsteu untersuchen, Infektionskrankheiten abklären<br />

• Leberschäden durch AM immer wieder erwähnt, meist relative Toxizität, die erst nach<br />

längerer Behandlung auftritt<br />

Schonung der Leber<br />

• Körperliche Schonung<br />

• Einwandfreies Futter, leicht verdaulich, vitaminreich und schmackhaft<br />

• Futter in mehreren kleinen Rationen verabreichen!!<br />

• Zurückhaltung bei Medikamenten, die die Leber belasten<br />

Unterstützung der Leber<br />

• Wärme und körperliche Schonung<br />

• Coricosteroide, v.a. Prednisolon hochdosiert und kurzfristig bei schweren Hepatosen mit<br />

hohem Serumbilirubin<br />

• Cholergika fördern Gallenfluß, sollen Ausscheidung von Toxinen und Gallensäuren fördern<br />

• Meist nur möglich, zu erkennen, dass Leber mitbetroffen ist, in welcher Form sehr schwer<br />

zu sagen!!!<br />

=> Diagnose „Hepatopathie“<br />

Leberkoma<br />

• Alle Störungen des ZNS, die im Verlauf schwerer Lebererkrankungen auftreten<br />

• Teilweise nur vorübergehendes Syndrom, das nach Besserung der Leberfunktion wieder<br />

verschwindet<br />

• Meist irreversibler Schaden, auch nach Besserung der Leberfunktion<br />

• Schwere Schäden => giftige Substanzen gar nicht / vermindert abgebaut!!<br />

• Entscheidend für Gehirnsymptome nicht Art der Lebererkrankung, sondern Grad der<br />

Leberschädigung!!<br />

• Symptome können alle Störungen der Gehirnfunktion umfassen<br />

• Im Vordergrund: Wesensveränderungen, Bewegungsunlust und -störungen, Somnolenz,<br />

Stupor und Koma<br />

• Verlauf zwischen Stunden und Tagen<br />

• Tws. Heilung, wenn Leber rechtzeitig wiederhergestellt wird<br />

• Sicherung der Diagnose: Ammoniakbestimmung im Blut<br />

o Höhe der Ammoniakkonzentration und Schwere der Symptome müssen nicht<br />

korrelieren<br />

• Nervale Symptome als Terminalstadium einer Lebererkrankung => Therapie sinnlos!!<br />

212


• Therapeutische Möglichkeiten zur Überbrückung beim <strong>Pferd</strong> gering<br />

o Parenterale Zufuhr von Glukose und Vitaminen<br />

o Gegen enterale bakterielle Eiweißabbauprodukte:<br />

� Darmentleerung durch Laxantien<br />

� Toxinadsorption durch Tierkohle<br />

� Antibiotika zur Bekämpfung der ammoniakbildenden Flora<br />

� Vorübergehende Futtereinstellung<br />

• Bei Bedarf Flüüsigkeits- und Elektrolytkorrektur, Kreislaufstützung und Diuretika<br />

Amyloidose der Leber<br />

• Bei <strong>Pferd</strong>en, die längere Zeit der Serumgewinnung dienten und dazu hyperimmunisiert<br />

werden<br />

• Leber kann extrem vergrößert und extrem brüchig sein<br />

o Kann spontan rupturieren => Verblutungsgefahr!!<br />

• Früher häufiger in Verbindung mit chronisch- eitrigen Prozessen, z.B. Druse und<br />

Tuberkulose<br />

• Amyloid extrahepatozellulär abgebaut<br />

• Leberzellschädigung sekundär durch anhaltenden Druck und Ernährungsstörung<br />

• Symptome und Ergebnisse der Funktionsprobe abhängig von Schwere der Schädigung<br />

• Wertvolles diagnostisches Hilfsmittel: extreme Lebervergrößerung<br />

• Oft auch andere Organe betroffen, v.a. Milz und Nieren<br />

• Diagnose durch Biospie sichern<br />

• Keine spezifische Behandlung vorhanden<br />

• Gerginggradige Formen können nach Beseitigung der Ursachen heilen<br />

Fettleber<br />

• Kann viele Ursachen haben (siehe „Fettstoffwechsel“)<br />

• Höhere Grade => erhebliche Umfangsvermehrung<br />

• Klinische Symptome fehlen bei einfacher Fetteinlagerung<br />

• Funktionsproben: normale Werte oder nur ggrd. Abweichungen<br />

• Hochpathologische Werte => komplizierte Form<br />

• Sichere Diagnose nur durch Leberbiopsie möglich<br />

• Wirksamste Behandlung: Ausschaltung der Ursachen<br />

• Abzutrennen: Fetteinlagerungen in nekrotische oder geschädigte Leberzellen (bei<br />

Hepatosen, Hepatitiden und Zirrhosen)<br />

Leberabszesse<br />

• Seltene eitrige Entzündungen der Leber i.d. R. mit Abszessbildung<br />

• Metastatische Abszesse tws. bei Druse, als noch keine antibiotische Therapie vorlag<br />

• Heute meist bei Fohlen infolge einer eitrigen Omphalophlebitis oder im Verlauf der<br />

Spätlähme<br />

• Druckschmerzen im Leber- und Abdominalbereich<br />

• Ungünstige Prognose für vollständige Heilung => Euthanasie<br />

213


Krankheiten der Harnorgane<br />

Einleitung<br />

• Untergeordnete Bedeutung beim <strong>Pferd</strong><br />

• Kaum spezifische klinische Symptome<br />

• Meist Folge- und Begleiterscheinungen anderer Krankheiten<br />

• Bleiben oft unerkannt<br />

• Nieren = wichtigstes Ausscheidungsorgan für stickstoffhaltige Endprodukte des<br />

Stoffwechsels<br />

o Große Bedeutung für Wasser- und Elektrolythaushalt und Regulation des Säure-<br />

Basen- Gleichgewichtes<br />

• Nieren = endokrine Organe<br />

• Hohe Kompensationsfähigkeit => nicht alle Erkrankungen sind mit nachweisbaren<br />

Leistungsbeeinträchtigungen verbunden<br />

• Bis auf wenige Ausnahmen nur mit Erhebung des Harnstatus pathologische<br />

Veränderungen nachweisbar<br />

• Blutuntersuchungen zum Prüfen der Nierenparameter (Harnstoff, Creatinin, Elektrolyte,<br />

Säure-Basen-Haushalt)<br />

• Verzicht auf Biopsie der Nieren, zu hohes Risiko!!!<br />

Niereninsuffizienz<br />

Akute Niereninsuffizienz<br />

• Plötzlich auftretende Unfähigkeit der Niere, Wasser- und Elektrolythaushalt des<br />

Organismus zu regulieren und Ausscheidung Stickstoffhaltiger Endprodukte zu sichern!!<br />

Symptome<br />

• Störungen des AB (Schwäche, zunehmende Depression und Inappetenz)<br />

• Klinische Zeichen: Veränderte Harnmenge und öfter Absatz<br />

• Rektale Untersuchung: Nieren Umfangsvermehrt und schmerzhaft<br />

• Größere Aussagekraft: Blut- und Harnbefunde<br />

o Entscheidendes Merkmal für Nierenversagen: Erhöhung der N-haltigen<br />

Ausscheidungsprodukte im Blut (Harnstoff > 6,7 mmol/l, Creatinin > 177,0<br />

μmol/l)<br />

o Überwiegend niedriger Kaliumspiegel bei erhöhter Kaliumkonzentration<br />

o Evtl. Hyperphosphatämie<br />

• Oligurie bei auffällig niedriger Dichte des Harns<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Schäden an Nieren selbst, aber auch prä- und postrenale Ursachen<br />

• Prärenale Ursachen<br />

o Blutverluste<br />

o Dehydratation<br />

o Kreislaufinsuffizienz<br />

o Alles mit verringerter Nierenduchblutung => herabgesetzter Filtrationsdruck =><br />

herabgesetzte glomeruläre Filtrationsrate<br />

• Postrenale Ursachen<br />

o Verschluß der Harnwege (Urolithiasis)<br />

• Akute Tubulusschäden bei <strong>Pferd</strong> häufigste Ursachen einer akuten, renal bedingten NI<br />

o Folge ungenügender Blutversorgung<br />

o Einwirkung nephrotoxischer Substanzen<br />

• Ungenügende Bildung von Primärharn => Minderleistung der Ausscheidung von<br />

Stoffwechselprodukten und der Regulation der Homöostase des inneren Milieus<br />

Diagnose<br />

• Beweisend für Versagen der Nierenfunktion: erhöhte Harnstoff- und Creatininwerte im<br />

Blut und Verschiebung von Elyten mit metabolischer Azidose<br />

• Weiter Untersuchungen, um Ursache zu finden<br />

Prognose<br />

214


• Akute Form prinzipiell reversibel<br />

• Erfolg der Therapie abhängig von der Ursache<br />

• Situation dann kritisch, wenn Anurie besteht und Diurese nach begonnener<br />

Flüssigkeitssubsttuion nicht zurückkehrt<br />

Therapie<br />

• Wichtigste Maßnahme: Zufuhr von Flüssigkeit und Korrektur der veränderten Elyte und<br />

Säure-Basen-Verhältnisse<br />

• In leichten Fällen alle 5 Stunden 5-6 l Wasser per Nasenschlundsonde infundieren<br />

• Schwere Fälle: I.v. Infusion!!!<br />

• Blutuntersuchung gibt Hinweise auf nötigen Infusion- Zusätze<br />

• Keine beginnende Harnbildung => Hyperhydratation mit Ödembildung in Geweben und<br />

Lunge!! => immer Diuretika zugeben!!!!<br />

o Furosemid 1mg/kg alle 2-3 h bis zum Ende der Anurie/ Oligurie<br />

o I.v. Gabe von Mannitol 20% (0,25-1,0g/kg KM)<br />

o Diuretische Wirkung nur dann, wenn genug Flüssigkeit für Harnbildung da ist,<br />

und glomeruläre Filtration möglich<br />

• Weitere Behandlungen: gegen Primärerkrankung gerichtet!!!<br />

o Dabei keine Mittel nehmen, die die Nieren zusätzlich belasten würden!!!!<br />

Chronische Niereninsuffizienz<br />

• Immer Ausdruck einer Schädigung der Niere<br />

• Mindestend 2 /3 der Nephrone müssen funktionsuntüchtig sein!!<br />

• Entweder glomeruläre Erkrankung oder primäes tubulo – interstitielles Leiden<br />

Symptome<br />

• Allmähliche Entwicklung mit fortschreitender Abmagerung, Appetitlosigkeit und<br />

Leistungsschwäche<br />

• Stumpfes Haarkleid<br />

• Veränderte Harnmenge, ist aber nicht immer auffällig<br />

• Meist Oligurie, selten Polyurie<br />

• Fortgeschrittene Fälle: Ödembildung<br />

• Rektale Untersuchung: Niere scheint verkleinert zu sein<br />

• Harnuntersuchung in der Regel nicht aufschlussreich<br />

• Harndichte bei 1010, unabhängig von Urinmenge und Wasseraufnahme<br />

• Harnstoff- und Creatinin im Blut sind erhöht<br />

• Verschiebungen in Elytkonzentrationen<br />

o Niedrige Natrium- und Chloridspiegel, Anstige von Kalium und Magnesium<br />

• Besonderheit im Vergleich zu anderen Tierarten: Hyperkalzämie bei Hypophosphatämie<br />

Ätiologie<br />

• Wichtigste Primärerkrankung: Glomerulonephritis<br />

• Chronische interstitielle Nephritis beim <strong>Pferd</strong> seltener Ursache, als bei anderen Tieren<br />

(Hund)<br />

• Extrarenale Ursachen kaum eine Rolle, aber Ausgangspunkt für akute Verschlechterung<br />

des Zustandes!!!<br />

Diagnose<br />

• Vorbericht, klinischer Befund und Ergebnisse von Blut- und Harnuntersuchung<br />

• Beurteilung des spezifischen Harngewichtes v.a. bei Tubulusschäden wichtig!!!<br />

• Bioptat zur Aussage über Charakter und Schwere der Veränderungen<br />

Prognose<br />

• Ausgefallene Nephrone können nicht „reaktiviert“ werden => Heilung nicht möglich<br />

• Prognose immer ungünstig<br />

Therapie<br />

• Immer dann, wenn Sekundärkrankheit die Insuffizienz verschlechtern kann<br />

• Kann nur zeitweilige Besserung und Lebensverlängerung erreichen<br />

• Korrektur des inneren Milieus:<br />

o Eiweißreduzierte Diät zur Senkung des Harnstoff –N<br />

o Substitution von NaCl bei Hyponatriämie<br />

215


Renale tubuläre Azidose<br />

• Besondere Form der tubulären Insuffizienz<br />

• Funktion der proximalen oder distalen Tubuli bei Regulation des Säure-Basen-Haushaltes<br />

gestört<br />

Symptome<br />

• Bei <strong>Pferd</strong>en unterschiedlichen Alters<br />

• Vorbericht immer längere Krankheitsdauer mit fortschreitender Abmagerung<br />

• Kachexie verbunden mit völligem Leistungsschwund, Hinfälligkeit und Schwanken<br />

• Häufig Bradykardie und Neigung zu Nasenbluten<br />

• Verschiebungen im Säure-Basen-Status des Blutes (kompensierte oder dekompensierte<br />

metabolische Azidose)<br />

• Hyperchlorämie bei gleichzeitig niedrigem Na- und meist auch K-Spiegel<br />

• Harnstoff und Creatinin meist im Normalbereich<br />

• Manchmal Proteinurie im Harn<br />

• Alkalischer pH des Urins!!!<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Auslöser noch nicht erkannt<br />

• Proximale Form: Unfähigkeit zur Rückresorption von Natriumhydrogencarbonat aus den<br />

Tubuli<br />

• Distale Form: keine H-Ionen in Tubuli abgegeben => Ausscheidung der anfallenden<br />

Anionen als Na- Salze<br />

• Ergebnis ist immer hyperchlorämische Azidose<br />

Diagnose<br />

• Nut durch Nachweis einer metabolischen Azidose mit Hyperchlorämie bei alkalischem Harn<br />

möglich<br />

• Andere Erscheinungen einer NI fehlen<br />

Prognose<br />

• Unklare Ätiologie => prognostische Beurteilung sehr schwer<br />

Therapie<br />

• Keine Kausaltherapie vorhanden<br />

• Korrektur des Säure-Basen-Status und des Elythaushaltes<br />

• Substitution von Natrium-Hydrogencarbonat unter Kontrolle des Säure-Basen-Status<br />

• Immer Kaliumgabe<br />

o Nach Überwindung der Azidose entsteht sonst Hyperkaliämie<br />

• Behandlung mit Normalisierung des Säure-Basen-Status abschließen<br />

• Weitere Kontrollen, da Rückfälle möglich!!<br />

Krankheiten der Niere<br />

Nephritis<br />

• Umfasst Erkrankungen der Glomerula, der Tubuli, des Interstitiums und tws. auch des<br />

Nierenbeckens<br />

• Klinische Unterscheidung möglich zwischen eitrigen und nichteitrigen Nephritiden, sowie<br />

chronischen und akuten Verlaufsformen<br />

• Geringe klinische Bedeutung<br />

Symptome<br />

• Nephritis nonpurulenta<br />

o Meist Glomerulonephritis erwachsener <strong>Pferd</strong>e<br />

o Evtl. Ausgangspunkt chronischer NI, und dann erst Symptome zeigen<br />

o Abmagerung und Schwäche<br />

o Ödeme an Vorbrust und Unterbauch<br />

o Tws. ständiger Durst<br />

o Proteinurie, tws mit Hypoproteinämie als Folge<br />

o Bei akuter Form Erys im Harnsediment<br />

o Änderungen in Serumkonzentration von Rest-N und Elyten erst, wenn<br />

Kompensationsfähigkeit ausgeschöpft ist!!<br />

• Nephritis purulenta<br />

216


o Meist bei Fohlen und jüngeren <strong>Pferd</strong>en<br />

o Symptom zu Beginn charakt. für akuten Entzündungsprozess<br />

o In steriler Katheterharnprobe viele Leukozyten und Bakterien<br />

o Rektale Untersuchung: Nieren geschwollen und sehr schmerzhaft<br />

o Weiterer Verlauf: rezidivierendes Fieber, Anämie, Siechtum und Ausbildung einer<br />

NI<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Ensteht infolge vieler Infektionskrankheiten<br />

• Erst nur zirkulierende Immunkomplexe lagern sich an Glomerulomembran ab => Störung<br />

der Funktion<br />

• Eitrige Form oft Komplikation der Frühlähme des Fohlens oder der Druse<br />

o Hämatogen angeflutete Keime => Entwicklung multipler kleiner Eiterherde in<br />

gesamter Nierenrinde, nur selten Bildung größerer Abszesse<br />

• Pyelonephritiden bei <strong>Pferd</strong> sehr selten<br />

o Fast immer im Zusammenhang mit Grieß- oder Steinbildung und Harnstau<br />

DD<br />

• Nephrose nur schwer abzugrenzen<br />

• Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der ableitenden Harnorgane ausschließen<br />

durch Vorbericht, klinische Anzeichen und des Harnbefundes<br />

Diagnose<br />

• Harnanalyse<br />

o Proteinurie<br />

o Erys, Leukos und Nierenepithel in wechselnder Menge<br />

• Harnstoff, Creatinin und Elyte zur Einschätzung des Funktionszustandes des Niere<br />

Prognose<br />

• Beachte: Nephritiden verlaufen beim <strong>Pferd</strong> fast immer dubakut bis chronisch und werden<br />

erst dann klinisch auffällig, wenn Insuffizienz entsteht<br />

• Prognose immer zweifelhaft bis ungünstig, da keine vollständige Heilung erreicht werden<br />

kann<br />

Therapie<br />

• Nichteitrige Nephritis: Maßnahmen gegen vorhandene oder drohende Insuffizienz<br />

o Diures, eweißreduzierung, Elytversorgung<br />

o Dauerbehandlungen mit Glukokortikoiden haben sich als wenig sinnvoll<br />

erwiesen<br />

• Eitrige Entzündungen: Erreger iolieren und Antibiogramm durchführen<br />

• Hohe Antibiotikadosierung, auch nach Besserung des klinischen Bildes und<br />

Normalisierung des Harnbefundes<br />

Nephrose<br />

• = Nierendegeneration<br />

• degenerative Nierenschädigung ohne entzündlichen Ursprung<br />

• Tubuli und Glomerula betroffen, Störung wirkt sich aber immer auf gesamtes Nephron<br />

aus<br />

• Relativ oft beim <strong>Pferd</strong>, wegen rel. Geringer Schäden aber nur selten erkannt<br />

• Massive degenerative Proszesse => NI<br />

Symptome<br />

• Fehlen in leichten Fällen, oder beschränken sich auf Allgemeinsymptome (Rückgang der<br />

Futteraufnahme, Bewegungsunlust..)<br />

• Im Harn Nachweis von Protein, Blut und meist auch Glucose<br />

• Sediment: Erys, Epithelzellen, Hyalin- und Epithelzylinder<br />

• Gestörte Ausscheidung von Calcium => Hypercalciämie<br />

• Schwere Formen: nach wenigen d Anstieg des Harnstoffspiegels im Blutseum => Urämie<br />

• Ausgeprägtes Bild beim <strong>Pferd</strong> nur selten<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Stoffwechselstörung der Niere, kann von degenerativen Veränderungen bis zur Nekrose<br />

reichen<br />

217


• Unterschiedliche Ursachen, da Noxen aus Umwelt oder vom Körper selbst kommen<br />

können<br />

• Schockzustände => Zentralisation des Kreislaufes => Minderdurchblutung der Niere =><br />

Schädigung der Tubuli (=“Schockniere“)<br />

• Tubuläre Myoglobin- und Hämoglobinnephrosen<br />

o Von Bedeutung für <strong>Pferd</strong><br />

o Beim sog. Nierenverschlag, bzw. bei hämolytischen Anämien<br />

• Exogene nephrotoxische Substanzen<br />

o Inhaltsstoffe vieler Pflanzen: Eiche<br />

o Aflatoxine in pilzbefallenem Getreide<br />

o Schwermetalle<br />

o Vit D3 bei Überdosieung und Vit K3 (nicht an <strong>Pferd</strong>e verabreichen!!!)<br />

• Amyloidnephrose = Besonderheit<br />

o V.a. bei Serumpferden oder bei chronischen Infektionskrankheiten<br />

DD<br />

• Abgrenzung zu anderen Nierenerkrankungen ist schwer<br />

Diagnose<br />

• Proteinurie und Zylindrurie sind wichtigste Befunde<br />

• Harnstoff- und Creatininbestimmung, wegen Vorliegene einer NI und deren Grad<br />

Prognose<br />

• Leichte Formen heilen vollständig ab ohne wesentliche klinisch Erscheinungen<br />

• Münden nephrotische Veränderungen in renale Insuffizienz => zweifelhafte bis<br />

ungünstige Prognose<br />

• Völliges Versagen beider Nieren => Tod<br />

Therapie<br />

• Beeinflussung der degenerativen Veränderungen ist nicht möglich<br />

• Vermeidung aller nierenschädlichen Einflüsse<br />

Krankheiten der Harnleiter<br />

• Sehr selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• Meist einbezogen in ebenfalls sehr seltene Pyelonephritis<br />

• Einseitiger Verschluss durch Harnstein möglich => Stauung => Hydronephrose<br />

• Als eigenständige Erkrankung nur Ectopia ureteris bekannt<br />

o Embryonale Entwicklungsstörung, bei der einer oder beide Harnleiter verlagert<br />

sind und nicht an ihrer üblichen Stelle in Harnblase münden<br />

Symptome<br />

• Auffälligste Erscheinung: Harninkontinenz<br />

o Besteht von Geburt an<br />

• Bei einseitiger Verlagerung neben Harnträufeln auch völliger aktiver Harnabsatz möglich<br />

• Ständige Nässe des Fells => Schenkelinnenseiten bei Stuten bald entzündlich gereizt, bei<br />

Hengstfohlen am Bauch<br />

• Entwicklung betroffener Fohlen sonst total normal<br />

• AB ungestört, solange keine sekundären Harnwegsinfektionen entstehen<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Ergebnis eines Fehlers in der embyonalen Entwicklung<br />

• Harnleiter mündet nicht im Trigonum vesicae in die Harnblase, sondern an Harnröhre<br />

oder sonst wo<br />

• Falsche Einmündung => Schließmuskel der Harnblase wird umgangen => ständige<br />

Abgabe des gebildeten Harns (= Inkontinenz)<br />

• Bei einseitiger Form wird Niere trotzdem gefüllt<br />

DD<br />

• Lähmungen<br />

o Überprüfen der Sphinkterenfunktion<br />

• Hypoplasie der Harnblase<br />

o Messen der Kapazität der Blase<br />

Diagnose<br />

218


• Wichtigster Anhaltspunkt: Harninkontinenz mit emtzündlichen Hautreaktionen durch<br />

austretenden Urin<br />

• Endoskopische Überprüfung der Mündung der Ureteren<br />

o Junge Tiere dazu oft zu klein<br />

• Sonografie und Röntgen bei jungen Tieren oft besser<br />

Prognose<br />

• Nur durch OP zu beheben<br />

• Erfolg der OP anhängig vom Alter des Tieres<br />

o Zunehmendes Alter => zunehmende Komplikationen (bakterielle<br />

Blasenentzündungen, Stauungen..)<br />

Krankheitden der Harnblase<br />

Zystitis<br />

• Akut oder chronisch, als oberflächlicher SH-katarrh, tiefergreifende hämorrhagische<br />

Entzündung oder purulente Erkrankung<br />

• Gesunde SH der Harnblase sehr widerstandsfähig => erst Schädigung, bevor sich<br />

Entzündung entwickeln kann<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> selten selbstständige Erkrankung, meist als Begleiterscheinung oder Folge<br />

anderer Krankheiten<br />

Symptom<br />

• Häufiger Harnabsatz mit jeweils nur geringen Mengen (Tropfen)<br />

• Akuter Katarrh: oft Schmerzen beim Urinieren<br />

o <strong>Pferd</strong>e bleiben lange in der fürs Harnen typischen Stellung und stöhnen<br />

• Tws. regelrechter Zwang, die Harnblase ohnen nennenswerten Inhalt durch ständiges<br />

schmerzhaftes Pressen zu entleeren (=Tenesmus vesicae)<br />

• Harn nur tropfenweise abgesetzt => bei Stuten Haut unterhalb der Vulva oft nass und<br />

mit Harnsediment überzogen, tws. auch haarlose Stellen<br />

• Hämorrhagische und eitrige Entzündungen verlaufen fieberhaft mit deutlicher<br />

Beeinträchtigung des AB<br />

• Chronische Zystitis: Blasenwand erscheint verdickt<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Fast immer gleichzeitig als Ergebins einer bakterielle Infektion bei gleichzeitiger lokaler<br />

Abwehrschwäche<br />

• Bakterien gelangen aszendierend in Harnblase<br />

o Stuten wegen kürzerer Harnröhre deutlich öfter betroffen<br />

• Am häufigsten E. coli, Proteus, Klebsiellen, Pseudomonas, Streptokokken und<br />

Staphylokokken und ausnahmsweise Corynebakterium renale<br />

• Völlig intakte Blasen-SH: Erreger können sich nicht festsetzen und werden mit Harn<br />

wieder raus geschwemmt<br />

DD<br />

• Rosse bei Stuten<br />

• Nierenerkrankungen<br />

• Urolithiasis<br />

• Blasenlähmung<br />

Diagnose<br />

• Verhalten beim Harnabsatz, rektaler Palpationsbefund und Harnuntersuchung<br />

• Akute Zystitis<br />

o Bakterielle Zersetzung des Harnstoffes zu Ammoniak => alkalisch mit<br />

stechendem Geruch<br />

o Im Sediment massenhaft desquamierte Epithelzellen, weiße und rote<br />

Blutkörperchen<br />

• Bei hämorrhagischer und purulenter Zystitis können Blutzellen überwiegen, Blutkoagula<br />

und Eiterflocken vorhanden sein<br />

o Proteinurie<br />

• Chronische Entzündungen: Veränderungen meist auf Zellgehalt beschränkt<br />

219


• Zytoskopie nur dann, wenn Therapie erfolglos<br />

Prognose<br />

• Akute Formen infolge mechanischer Reizungen können in wenigen Tagen spontan<br />

abheilen, wenn Reiz nicht mehr wirkt<br />

• Hämorrhagische und purulente Entzündungen können mit Therapie in 2-3 Wochen<br />

geheilt werden, je nach Beeinflussbarkeit der Grundkrankheit<br />

• Bereits chronische Veränderungen an Blasen-SH => oft Rezidive<br />

Therapie<br />

• Beseitigung der krankheitsbegünstigenden Faktoren<br />

• Bekämpfung der bakteriellen Besiedelung<br />

• Mittels Katheter Gewinnung von sterilem Harn zur bakteriologischen Untersuchung mit<br />

Antibiogramm<br />

• Wenn Antibiogramm erlaubt: Penicillin<br />

o Wird rasch ausgeschieden und im Harn gut konzentriert<br />

• Hohe Dosen nötig: 20 000 – 50 000 IE Penicillin über 7-10d!!, bei chronischen Formen<br />

bis zu einem Monat<br />

• Spülungen der Harnblase zur Entfernung des Harnsedimentes und evtl. vorhandenen<br />

Harngrießes<br />

Harnblasenlähmung<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> fast ausschl. neurogen bedingt<br />

• Gekennzeichnet durch Funktionsausfall des Schließmuskels und/ oder<br />

Austreibungsmuskels<br />

• Unvermögen, Harnblase willkürlich zu entleeren oder den Harn zu halten<br />

Symptome<br />

• Kein aktiver Harnabsatz bei gefüllter Blase (= Harnverhaltung)<br />

• Füllung erreicht bestimmten Grad => tropfenweiser Harnabsatz ohen aktive Beihilfe<br />

(Harninkontinenz)<br />

• Stuten: bald Entzündung der HAut am Perineum und Schenkelinnenseiten<br />

• Immer Gefahr einer Zystitis<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Schädigung im hinteren Bereich des Rückenmarkes und dort ausgehender Nerven<br />

o Wichtigsten: Neuritiden der cauda equina und Myeloenzephalitiden infolge<br />

EHV-1<br />

Diagnose<br />

• Rektale Untersuchung<br />

o Meist stark gefüllte Harnblase, die in die Bauchhöhle hängt<br />

o Leichte Massage führt zur Harnabgabe<br />

• Meist nicht nur auf Blase beschränkt, sondern auch Lähmung von Mastdarm und<br />

Schweifrübe<br />

Prognose<br />

• Abhängig von der Primärerkrankung, aber meist ungünstig<br />

• Immer Gefahr einer Zystitis als Komplikation<br />

Therapie<br />

• Keine spezifische Behandlung vorhanden => Harnstau in Blase irgendwie verhindern, um<br />

Entzündung vorzubeugen!!<br />

o Regelm. Rektale Massagen oder Dauerkatheter<br />

• Sändig mit Harn verunreinigte Hautpartien mit abdeckenden Salben oder Gelen schützen<br />

o Melkfett, Vaseline geht auch<br />

• Neurogene Schädigung heilt meist nicht, auch nicht durch Vit.-B-Injektionen =><br />

Unheilbarer Zustand<br />

220


Verlagerung der Harnblase<br />

• Selten beim <strong>Pferd</strong><br />

• Abknickung nach hinten = Retroflexio vesicaee<br />

• Umstülpung = Inversio vesicae<br />

• Vorfall = Prolapsus vesicae<br />

• Inversion nur bei Stuten möglich<br />

o Harnblase in Urethra gedrückt<br />

• Prolaps: Harnblase über Scheide nach außen<br />

Symptome<br />

• Kolikartige Unruhe<br />

• Stöhnen beim Versuch des Harnabsatzes<br />

• Steife Nachhand bei Bewegungsunwilligkeit<br />

• Im Scheidenbereich Abnormalitäten erkennbar<br />

Ätiologie<br />

• Ungewöhnlich starkes Pressen als Voraussetzung<br />

Diagnose<br />

• Adspektion und Palpation<br />

Prognose<br />

• Retroflexio nach Abstellen der Ursache von selbst behoben<br />

• Andere Verlagerungen: Nekrosen drohen => wenn nicht umgehend Reposition droht der<br />

Tod<br />

Therapie<br />

• Spasmolytika zum Überwinden des Abknickens<br />

• Evtl. Epiduralanästhesie zur Beseitigung des Pressens, oder Allgemeinnarkose<br />

• Urethra der Stute lässt sich bis ca. 8cm weiten => nach manueller Reposition muss sie<br />

verschlossen werden!!<br />

• Antibiotikagabe wie bei Zystitis<br />

• Tetanusprophylaxe<br />

Ruptur der Harnblase<br />

• V.a. beim Hengstfohlen unter der Geburt<br />

• Bei erwachsenen <strong>Pferd</strong>en ausnahmsweise als Komplikation eines Harnröhrenverschlusses<br />

• Harn gelangt in Bauchhöhle => schwere Peritoneumsschäden und metabolische<br />

Entgleisungen<br />

Symptome<br />

• Erst 24-48 h p.p. fallen beim Fohlen Symptome auf<br />

• Apathie, verminderte Sauglust<br />

• Oft, aber erfolgloser Versuch, Harn abzusetzen!!<br />

• AB schnell schlechter, Herz- und Atmung werden schneller<br />

• Zunehmende Leibesfülle im ventralen Bereich<br />

• Schwere Intoxikationserscheinungen => tödlicher Ausgang<br />

• Erwachsene Tiere: sofort schwere Schocksymptomatik und Schweißausbruch<br />

Ätiologie<br />

• Druck beim Durchtritt durch das Becken<br />

• Tws. keine echte Ruptur, sondern ein persistierender Urachus, über den Harn in Bauch<br />

läuft<br />

• Fohlen nimmt in ersten Tagen 20-40l Milch auf => erhebliche Mengen Harn werden in<br />

Bauch gegeben<br />

Diagnose<br />

• Fehlendes Harnen (bei neugeborenen Fohlen häufiges Harnen phys.!!!!)<br />

• Punktion der Bauchhöhle: Entleerung von Harn mit niedriger Dichte<br />

o Harnstoffkonzentration mehrfach höher als im Blutserum<br />

o Entwicklung einer Peritonitis => rapider Anstieg des Zellgehaltes<br />

• Röntgenkontrastdarstellung der Harnblase nach Luftfüllung gelingt nicht<br />

Prognose<br />

• Ungünstig, aber hptsl. abhängig vom Zeitpunkt der OP<br />

Therapie<br />

221


• Nur Naht der gerissenen Blase erfolgversprechend<br />

• Infusionen für Flüssigkeit und zur Korrektur des inneren Milieus<br />

• Antibiose!!<br />

o Bei scheinbar erfolgreich operierten Tieren mehr Todesfälle durch Peritonitis,<br />

als durch Versagen der Nierenfunktion<br />

Krankheiten der Harnröhre<br />

• Sehr selten<br />

• Meist Entzündung (Urethritis)<br />

• Meist Folge einer Zystitis oder von Harnsteinen<br />

• Schmerzen beim Harnabsatzm Hämaturie oder eitriger Ausfluss<br />

• Bei Hengsten auch Deckunlust<br />

• Diagnose durch Palpation und rektale Untersuchung<br />

o Bei Stute noch Vaginoskopie<br />

• Behandlung wie Zystitis<br />

Urolithiasis<br />

• = Harnsteinkrankheit<br />

• Bildung von Konkrementen unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung in<br />

harnbereitenden und –ableitenden Organen und durch sie verursachte Schäden und<br />

Funktionsstörungen<br />

• Nephrolitiden entstehen in Nierenkanälchen oder im Nierenbecken => Verschluss des<br />

Harnleiters möglich<br />

• Urolithen befinden sich in der Harnblase, können beim Weitertransport bei<br />

Hengsten/Wallachen Harnröhre verlegen<br />

o Kurze und dehnbare Harnröhre der Stuten passieren sie meist ohne Problem<br />

• Häufiger bei männlichen als bei weiblichen Tieren<br />

• Insgesamt aber eher selten<br />

Ätiologie und Pathogenese<br />

• Enthalten beim <strong>Pferd</strong> immer Calcium<br />

• 47% aller Steine aus Calciumcarbonat<br />

• 42% aus Calciumcarbonat und Calciumoxalat<br />

• bei Fütterung leicht Claciumüberschuss erzeugt => gesteigerte renale Exkretion =><br />

Entstehung der Steine<br />

• kompakte Gebilde unterschiedlicher Größe oder sandförmiger Harngrieß<br />

• meist in der Harnblase<br />

Symptome<br />

• abhängig von Lokalisation<br />

• Nieren- und Harnleitersteine<br />

o Steine in Nierenparenchym oder Nierenbecken meist Sektionsbefund, ohne<br />

vorherige Hinweise<br />

o Sekundäre Entzündungen möglich => Rückenkrümmung und gespannter<br />

Gang<br />

o Nur rektal fühlbar, wenn sie sich in Blasennähe im Ureter festsetzen<br />

• Harnblasensteine<br />

o Oft längere Zeit keine Symptome<br />

o Beim Entleeren der Harnblase in Nähe der Urethra => kolikartige Schmerzen<br />

mit Strangurie und Pollakisurie<br />

o Tier steht dann längere Zeit, bis tatsächlich Harn abgesetzt wird<br />

o Harn meist bluthaltig<br />

o Entleerte Blase: größere Steine und größere Mengen an Gries rektal zu fühlen<br />

• Harnröhrenstein<br />

o Können bei Wallachen und Hengsten zum vollständigen Verschluß führen<br />

o Setzen sich meist an Umschlagstelle der Harnröhre in Nähe des<br />

Beckenausganges fest => Versuch, Harn abzusetzen, aber ohne Erfolg<br />

o Tiere sehr unruhig<br />

222


o Penis bleibt ausgeschachtet, immer wieder Versuch des Harnabsatzes<br />

o Rektal: prall gefüllte Harnblase und im vorderen Abschnitt erweiterte<br />

Harnröhre<br />

o Vorschieben des Katheters: Wiederstand => Lokalisation des Steines genau<br />

zu ermitteln<br />

DD<br />

• Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwegen auf entzündlicher Grundlage<br />

o Abgrenzung meist durch klinischen Verlauf möglich<br />

Diagnose<br />

• Wiederholt auftretende Beschwerden beim Harnen und kolikaritge Schmerzen, sowie<br />

Steifheit der Hinterhand = Zeichen für Steine<br />

• Zystoskopie und Sonografie können Befund präzisieren<br />

Prognose<br />

• Zweifelhaft bis ungünstig, da bei Wallachen und Hengsten meist kein Spontanabgang<br />

• Steinauflösung durch Medikation beim <strong>Pferd</strong> nicht möglich<br />

• Ziehen oft Hydronephrose nach sich<br />

Therapie<br />

• Bisher keine Ditämaßnahmen bekannt<br />

• Nur OP möglich bei Steinen<br />

• Harngrieß: Spülungen möglich<br />

• Stuten: Extraktion direkt oder nach Zertrümmerung durch kurze und dehnbare Harnröhre<br />

möglich<br />

Krankheiten der endokrinen Organe<br />

Hypophyse<br />

• Hypophyse hat zwei Anteile, Untersceidung nach embryonalem Ursprung, Morphologie<br />

und Funktion<br />

o Adenohypophyse mit Pars tuberalis, Pars intermedia und Pars distalis<br />

o Neurohypophyse (= Hypophysenhinterlappen)<br />

Adenohypophyse<br />

• Produziert in Epithelzellen verschieden Hormone<br />

• Hormone wirken entweder direkt auf Organismus (Wachstumshormone, Prolactin, ß-<br />

Endorphin, Melanozytenstimulierendes Hormon) oder kontrollieren Entwicklung und<br />

Funktion anderer, peripherer endokriner Drüsen (Adrenocorticotropes Hormon,<br />

Thyreotropes Hormon, Gonadotropine) => indirekter Einfluß auf die Körperfunktionen<br />

• Sekretion der Hormone gesteuert durch (meist) im Hypothalamus produzierte Hormone<br />

des ZNS<br />

o Gelangen auf humoralem Weg in Hypophyse, dort hemmender oder<br />

stimulierender Einfluß<br />

=> sehr enger funktioneller Zusammenhang zwischen ZNS und<br />

Adenohypophyse<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> hptsl. generelle Unterfunktion der Adenohypophyse (= Panhypopituitarismus)<br />

Tumoren der Adenohypophyse<br />

Vorkommen<br />

• V.a. beim älteren <strong>Pferd</strong> häufiger zu finden und abzugrenzen von knotigen Hyperplasien<br />

• Meist gutartig, Entwicklung vorwiegend im Zwischen-, seltener im Vorderlappen, bei<br />

Stuten doppelt so oft wie bei Hengsten<br />

Symptome<br />

• Muskelatrophie, Polydipsie, Polyurie, Hyperglykämie, Glukosurie, Hirsutismus, verzögerte<br />

Wundheilung und beidseitige Vergrößerung der NNR<br />

• Oft relative/absolute Neutrophilie, Lymphopenie und Eosinophilie im Blut<br />

223


• Tws. Alopezie, Hyperhidrose, Blindheit und lokomotorischen Störungen<br />

• Symptome entsprechen weitgehend denen des Cushing-Syndroms<br />

• Immer erhöhter Blutspiegel an Melanozytenstimulierendem Hormon<br />

• Diagnostische und therapeutische Maßnahmen wie bei Cushing!!!<br />

Prognose<br />

• Dann ungünstig, wenn deutliche Hyperglykämie<br />

• Ohne Hyperglykämie bei guter Ernährung und Vermeidung zusätzlicher Komplikationen<br />

noch mehrere Jahre leben und bedingt arbeitsfähig sein<br />

Neurohypophyse<br />

• Sezerniert 2 Hormone<br />

o Vasopressin (= Adiuretin oder Antidiuretisches Hormon)<br />

o Oxytocin<br />

• Hormone werden in Neuronen des rostralen Hypothalamus gebildet<br />

o Deren Neurite ziehen über Tractus hypothalamus in Neurohypophyse<br />

• Wirkungsort des Oxytocins v.a. Milchdrüse (= Milchejektion) und weiblicher Genitaltrakt<br />

(= Stimulation der Kontraktilität)<br />

• Wesentlichste physiologische Aktivität des Vasopressins auf Nieren gerichtet<br />

o Einschränkung der Wasserabgabe des Organismus<br />

o Förderung der Rückresorption von Wasser im distalen Tubulus => Hemmung<br />

der Diurese<br />

o Wichtigste Auslöser einer Vasopressinfreisetzung: Anstieg des osmotischen<br />

Druckes des Blutplasmas durch Dehydratation<br />

o Sehr empfindlicher Regulationsmechanismus<br />

o Abnahme des zirkulierenden Blutvolumens = Sekretionsreiz<br />

• Vasopressin hat therapeutischen Einsatz bei der Stillung schwer beherrschbarer innerer<br />

Blutungen<br />

Diabetes insipidus<br />

Definition<br />

• Sehr seltene Krankheit beim <strong>Pferd</strong><br />

• Verursacht durch Störung der Produktion oder der Freisetzung von Vasopressin<br />

• Unvermögen, Harn zu konzentrieren<br />

• Ursachen: v.a. Tumoren, Entzündungen und degenerative oder traumatische Schäden im<br />

Bereich des Hypothalamus- Neurohypophysen- Systems<br />

• Störungen der Diureseregulation erst bei Ausfall von 85% der Neurone bemerkt<br />

• Nur Neurohypophyse betroffen: gewisse Fähigkeit zur Harnkonzentrierung bleibt erhalten<br />

o Vasopressin tritt dann direkt in Blut über<br />

Symptome<br />

• Polyurie, daraus resultiert eine Polydypsie<br />

o Plötzliches oder allmähliches Auftreten<br />

• <strong>Pferd</strong>e trinken bis 100l Wasser am Tag<br />

• Durst hat Zwangscharakter<br />

• Harnabsatz in großen Mengen<br />

o Harn ist hell, zucker- und eiweißfrei mit geringer Dichte<br />

• Wasserverluste nicht immer sofort ausgleichbar => SH oft trocken, Obstipationen und<br />

geringe Schweißabsonderung<br />

• Nicht genug Wasser zur Verfügung => schnelle Exsikkose<br />

Diagnose<br />

• V.a. auf Anamnese und Harnuntersuchung begründet<br />

• Harn mit niedriger Dichte und Osmolarität, zuckerfrei<br />

• Harn ermöglicht Abgrenzung zum Diabetes mellitus<br />

• Sichere Aussage: Injektion von 10IE Vasopressin<br />

o Harnausscheidung sinkt bei gleichzeitigem Anstieg von Dichte und Osmolalität<br />

Therapie<br />

224


• Tägliche, möglichst auf 2 Dosen verteilte Gabe von 5-10 IE synthetischen Vasopressins<br />

i.m.<br />

• Tiere sollten entsprechend ihrer Bedürfnisse trinken können<br />

• Voller therapeutischer Effekt erst nach einiger Zeit erreicht!!<br />

Prognose<br />

• Irreversibler Verlauf => schlechte Prognose<br />

• Substitution von Vasopressin gewährleistet volle Verwendbarkeit der Tiere für begrenzten<br />

Zeitraum<br />

Schilddrüse<br />

• Sezerniert 3 Hormone: Triiodthyronin (T3), Tetraiodthyronin oder Thyroxin (T4) und<br />

Reserve- Triiodthryonin (rT3)<br />

• Aufgenommenes Iodid -> aus Blut extrahiert -> in Schilddrüse Oxidation zu elementarem<br />

Iod -> Einbau in Tyrosylreste eines Glykoproteins<br />

o Durch Kondensation entstehen Schilddrüsenhormone, werden im Kolloid der<br />

Schilddrüsenfollikel gespeichert<br />

• Nach Abgabe an Blutbahn sind T4 und T3 >99% an Transportproteine gebunden => nur<br />

sehr kleiner Anteil liegt in freier und biologisch aktiver Form vor<br />

o Hormonausscheidung mit Harn gering => schnell verfügbares Hormondepot<br />

im Blut<br />

• Biologische Halbwertszeit T4: 190 h<br />

• Biologische Halbwertszeit T3: 19 h<br />

• Verhältnis T3:T4 im peripheren Blut bei 1:50<br />

• Hormone über Blutkreislauf zu Körperzellen<br />

o Stimulation von Kohlenhydratumsatz, Wärmeproduktion, Sauerstoffverbrauch,<br />

Wachstum und Reifung des ZNS und Herzarbeit<br />

• Unmittelbare Schilddrüsenregulation durch Iodgehalt des Blutes (abhängig vom Gehalt in<br />

der Nahrung) und Thyreotropes Hormon der Adenohypophyse (TSH)<br />

o Zu niedrige und zu hohe Iodkonzentration wirken beide hemmend<br />

o Freisetzung von TSH durch Thyreotropin-releasing-Hormon (im ZNS gebildet)<br />

stimuliert<br />

• Abfall der Konzentration an Schilddrüsenhormon im Blutspiegel -> vermehrte TRH –<br />

Sekretion => vermehrte TSH-Sekretion<br />

Hypothyreose<br />

Definition<br />

• Unterfunktion der Schilddrüse mit zu geringer Sekretion der Hormone<br />

• Chromosomal bedingt, intrauterin oder postnatal erworben<br />

• Primäre Form<br />

o Ausgang von Schilddrüse selbst<br />

• Sekundäre Form<br />

o Zu geringe TSH-Sekretion<br />

Ätiologie<br />

• Angeborene primäre Hypothyreose: sporadisches oder endemisches Auftreten<br />

o Entwicklungshemmung (Hypoplasie oder Aplasie)<br />

o Genetisch bedingte Störungen bei enzymatisch gesteuerter Hormonsynthese<br />

o Exogene Noxen<br />

• Postnatale primäre Hypotyreose:<br />

o Auf Grundlage eines Iodmangels<br />

o Auch bei Iodüberschuss<br />

o Thyreoditis oder Tumoren<br />

o Einwirkung strumigener Substanzen (Thyreostatika)<br />

• Keine Athyreose oder angeborene Hypoplasie => primäre Form mit Strumabildung<br />

(Kropfbildung) verbunden<br />

o Verringerte Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut => verstärkte<br />

TSH-Abgabe => Proliferation des Gewebes<br />

o Proliferation entweder diffus, oder knotig (v.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en)<br />

225


• V.a. bei <strong>Pferd</strong>en mit Iodmangel im Futter oder Überangebot<br />

• Iod wird in Milch angereichert => Fohlen können zu hoher Iodbelastung ausgesetzt sein,<br />

ohne dass Stute erkennbare Symptome zeigt<br />

• Sekundärer Hypothyreodismus<br />

o Bei <strong>Pferd</strong> sehr selten<br />

o Sekretion von TSH durch partiellen oder totalen Ausfall der<br />

Hypophysenfunktion mehr oder weniger eingeschränkt<br />

o Ursache in Hypophyse selbst oder im ZNS<br />

Symptome<br />

• Besonders dann ausgeprägt, wenn Störungen schon pränatal oder beim Fohlen in Pasen<br />

intensiven Wachstums auftreten!!<br />

• Betroffene Feten: oft Todgeburten oder Geburt lebensschwacher Fohlen<br />

o Sehnenkontrakturen, können nicht stehen und nicht saugen<br />

• Ossifikation des Skelettes verzögert => erhöhte Gefahr traumatisch bedinger Frakturen<br />

• Bei älteren <strong>Pferd</strong>en oft geringgradige bis gar keine Symptome<br />

o Trägheit und Schwäche<br />

o Neigung zur Fettsucht<br />

o Symmetrischer Haarausfall<br />

o Trockene und rissige Haut<br />

Diagnose<br />

• Beim erwachsenen <strong>Pferd</strong>en meist nur dann möglich, wenn neben Struma mehrere<br />

Symptome nachweisbar sind!!<br />

• Sichere Aussage durch labordiagnostischen Nachweis einer erniedrigten Konzentration im<br />

Serum<br />

DD<br />

• Bei Struma: Schildrüsenadenom mit hormoneller Aktivität<br />

• Hyperthyreose<br />

• Fohlen: Rachitis kann ähnliches Bild hervorrufen<br />

Therapie<br />

• Primär Beseitigung der Ursachen!!<br />

• Verhütung einer Strumabildung: 2-4 μg/kg KM Iod<br />

• Ursache in Drüse selbst => Hormonsubstitution<br />

o V.a. oral wirksame Kombinationspräparate, die T3, T4 und Kaliumiodid<br />

enthalten<br />

o Dosierung individuell, je nach Ausprägung der Symptome<br />

Prognose<br />

• Bei erwachsenen Tieren mit entsprechender Therapie günstig<br />

• Fohlen: rechtzeitiges Erkennen wichtig!!! Schäden die durch zu späte Behandlung<br />

entstanden sind, kann man nicht mehr rückgängig machen!!<br />

Hyperthyreose<br />

Definition<br />

• Überfunktion der Schilddrüse mit vermehrter Sekretion von T4 und T3<br />

Ätiologie<br />

• Weitgehend ungeklärt<br />

• Rolle spielen Entzündungen, Schilddrüsenadenome und –karzinome und übermäßige<br />

Aufnahme schilddrüsenaktiver Substanzen<br />

• TSH im Blut erniedrigt, weil vermehrt abgegebene Schilddrüsenhormone die TSH-<br />

Freisetzung aus Hypophyse hemmen<br />

Symptome<br />

• Vergrößerung der Schilddrüse, entweder diffus oder knotig<br />

• Tachykardie und Arrhythmien<br />

• Abmagerung trotz guten, tws. sogar gesteigerten Appetits<br />

• Unruhe und Schweißausbrüche bei geringgradigen Anlässen<br />

Diagnose<br />

• Bei ausgeprägten Symptomen schon anhand des klinischen Bildes möglich<br />

226


• Sicherste Aussage: Bestimmung des Serumspiegels an T4 oder T3, ist hier erhöht<br />

DD<br />

• Konstitutionell bedingte vegetative Labilität<br />

• Intoxikationen<br />

• Enzephalitis<br />

• Erkrankungen, die über gesteigerten Stoffwechsel zur Abmagerung führen<br />

Therapie<br />

• Ziel: Hemmung der Hormonsynthese in der Schilddrüse<br />

• Medikamentöse Therapie: Einsatz von Thyreostatika<br />

o Wirksam sind auch Iod und Iodsalze, radioaktives Iod, Thiocyanat und<br />

Perchlorat<br />

• Häufig schubweiser Verlauf zu beobachten => jederzeit Rezidive möglich<br />

• Nur selten spontane Dauerheilungen!!<br />

Nebenschilddrüse<br />

• Auch Epithelkörperchen genannt<br />

• Besteht beim <strong>Pferd</strong> aus 4 Körperchen, die direkt neben der Schilddrüse liegen<br />

• Sezerniert Parathormon = Polypeptidhormon<br />

o Reguliert mit Calcitonin und Vit. D den Calcium- und Phosphathaushalt des<br />

Organismus<br />

o Bewirkt Resorption von Calcium und Phosphor aus dem Darm<br />

o Aktivierung der Osteoklasten => Freisetzung von Calcium und Phosphat aus<br />

Knochen<br />

o Angriff an Nieren => Verstärkung der Phosphordiurese und Verminderung der<br />

Calciumausscheidung<br />

o Gegenspieler = Calcitonin (senkt Calciumspiegel im Blut)<br />

=> insgesamt Erhöhung des Calciumspiegels im Blut<br />

• Parathormon vermehrt freigesetzt, wenn Calciumkonzentration im Serum unter<br />

physiologischen Wert sinkt<br />

Alimentär bedingter, sekundärer Hyperparathyreodismus<br />

• Verschobenes Calcium – Phosphor – Verhältnis im Futter => erhöhte<br />

Phosphatkonzentration im Plasma => Hemmung der intestinalen Calciumabsorption =><br />

Hypokalzämie<br />

• Hypokalzämie kann bei chronischem Verlauf zur Vergrößerung der Nebenschilddrüse<br />

führen => vermehrte Sekretion von Parathormon => Demineralisation des Skelettes mit<br />

Zubildung von Fasermark<br />

• V.a. bei älteren <strong>Pferd</strong>en entsteht fibröse Osteodystrophie<br />

Symptome<br />

• Initial zeitweiliges Lahmen, allgemeine Empfindlichkeit der Gelenke und steifer Gang<br />

• Relativ früh entsteht Lockerung der Zähne, später Auftreibungen des OK und UK<br />

• Hyperosteorosa an Nasenlöchern => Dyspnoe, v.a. bei Anstrengungen<br />

• Oft Spontanfrakturen und generalisierte Knochenatrophie<br />

• Plasmacalciumspiegel untere Grenze der Norm<br />

• Hohe Phosphatkonzentrationen<br />

• Verstärkter Knochenstoffwechsel => im Blut vermehrte Aktivität der alkalischen<br />

Phosphatase und erhöhte Konzentration an Hydroxyprolin<br />

DD<br />

• Osteoporose<br />

o Corticalis der Knochen immer gut erhalten<br />

• Osteomalazie<br />

o Niedriger Blutphosphatspiegel<br />

• Hyperthyreose<br />

o Typische Symptome<br />

227


o Hyperkalzurie<br />

• D- Hypervitaminose<br />

o Oft Ausbildung einer Hyperkalzämie<br />

Therapie<br />

• Regulierung des Calcium – Phosphor – Angebotes durch Futterumstellung<br />

• Zusätzliche Calciumversorgung, dabei unbedingt darauf achten, dass Phosphorzufuhr<br />

nicht auch erhöht wird!!!!<br />

Prognose<br />

• Rekalzifizierung des Skelettes durch hohe Calciumgaben<br />

o Dauert bis zu einigen Monaten!!!<br />

Nebennieren<br />

• Bestehen aus 2 verschiedenen Anteilen<br />

o Zentral gelegenes Nierenmark<br />

o Peripher gelegene Nierenrinde<br />

Nebennierenrinde<br />

• 3 Zonen in ihr zu unterscheiden<br />

• produzierte Hormone sind alles Steroide<br />

• außen liegt Zona glomerulosa hier Bildung von Aldosteron<br />

o (= Mineralocorticoid), wichtig für Natrium-, Kalium- und Wasserhaushalt<br />

o wirkt v.a. auf Nieren, auch auf SH des Kolons, Speichel- und Schweißdrüsen<br />

o Retention von Natriumionen und Wasser bei gleichzeitig verstärkter Abgabe<br />

von Kalium<br />

o Sekretion kontrolliert vom Renin – Angiotensin – System<br />

o Gegenspieler = Atriales Natriuretisches Peptid, das auch Alsosteronsekretion<br />

direkt hemmt!!<br />

• Weiter innen liegt Zona fasciulata, am Nebennierenmark liegt Zona reticularis direkt an,<br />

sie bilden Glukokortikoide (wichtigste Vertreter: Cortisol und Corticosteron) und adrenale<br />

Sexualsteroide ( in erster Linie Androgene)<br />

o Glukokortikoide wirken hptsl. auf Intermediärstoffwechsel<br />

� Eiweikatabole Wirkung über glukoneogenetischen Effekt<br />

� Permissive Wirkung für Gefäßeffekte von Adrenalin und Noradrenalin<br />

� Erhöhen Erregbarkeit des ZNS<br />

� Hemmung der Osteoblasten<br />

� Stimulierung der Osteoklasten<br />

� Förderung der glomerulären Filtration in der Niere (=> Kontrolle des<br />

Wasserhaushaltes)<br />

� Schutzfunktion bei Streß<br />

� Antiphlogistischer Effekt mit Verzögerung der Heilung bei<br />

Gewebsdefekten und Herabsetzung der Infektionsresistenz<br />

� Glukoneogenetische Wirkung kann bei längerer Gabe zu<br />

Steroidiabetes führen!!!<br />

� Beim erwachsenen Tier Muskelatrophie und Osteoporose möglich<br />

� Beim Jungtier evtl. Wachstumshemmung<br />

o Sexualsteroide<br />

� Unter physiologischen Bedingungen nur geringe Bedeutung<br />

� Weibliches Tier: eiweißanabole Wirkung der Androgene<br />

� Andorgene evtl. Rolle bei Nymphomanie der Stute<br />

• Sekretion der Hormone durch Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) der Adenohypophyse<br />

der Adenohypophyse stimuliert<br />

• ACTH-Freisetzung durch im ZNS gebildetes Corticotropin-releasing-hormon (CRH)<br />

stimuliert<br />

• Physiologische Hemmer der ACTH-Freisetzung: Cortisol und Corticosteron<br />

o Bei hohem Spiegel hemmen sie, bei niedrigem Spiegel fördern sie<br />

228


Unterfunktion der NNR<br />

� hohe Dosen über längere Zeit: ACTH-Freisetzung kann so unterdrückt<br />

sein, dass Atrophie der NNR entsteht<br />

� vor Behandlungsende Dosis ausschleichen, um Sekretion wieder<br />

anzuregen!!<br />

1. akute NNR- Insuffizienz<br />

• jede Belastung steigert Bedarf an Glukokortikoiden<br />

• latente Insuffizienz des Hypothalamus – Hypophysen – NNR – Systems => NNR<br />

erhöhtem Bedarf nicht gewachsen<br />

• akutes Versagen auch durch hämorrhagische Infarzierung infolge einer Septikämie<br />

möglich<br />

• Ausfallserscheinungen ( schneller und starker Blutdruckabfall, Zyanose, Muskelschwäche,<br />

Untertemperatur, Kolikanfälle, schließlich Kollaps und Koma)<br />

• Dyselektrolytämie mit Erniedrigung der Natrium- und Erhöhung der Kaliumkonzentration<br />

im Serum<br />

• Während Krise stark erhöhte Harnstoff- und Kreatininwerte durch verminderte<br />

Nierendurchblutung<br />

• Anstieg der eosinophilen Granulozyten im Blut<br />

• Therapie nur aufgrund der klinischen Befunde<br />

o Muss sofort eingeleitet werden<br />

o Beseitigung des Volumendefizites!!!<br />

o Schnellstmögliche Verabreichung hoher Glukokortikoiddosen<br />

2. primäre chronische NNR – Insuffizienz (=Morbus Addison)<br />

Definition<br />

• hervorgerufen durch Ausfall der NNR<br />

•<br />

9 /10 des Gewebes müssen funktionslos sein, bevor Ausfallserscheinungen auftreten<br />

Ätiologie<br />

• mögliche Ursachen<br />

o chronische Entzündungen<br />

o hämorrhagische Infarkte<br />

o Neoplasien<br />

o Ischämie<br />

o Amyloidose<br />

• Iatrogene NNR-Insuffizienz durch längerdauernde Glukokortikoidtherapie ist sekundäre<br />

Form<br />

Symptome<br />

• Meist chronisch – progressiver Verlauf<br />

• Begrenzte Sekretionskapazität der NNR => schon geringe Belastungen können schwere<br />

Krisen auslösen<br />

• Erkrankung oft erst durch Krise erkannt<br />

• Wichtigste Symptome: Anorexie mit Abmagerung, Mattigkeit und Lethargie, Diarrhoe<br />

abwechselnd mit Obstipation, Salzhunger, Hypotonus und Dehydratation<br />

Diagnose<br />

• Symptome nicht pathognomonisch => Laboruntersuchungen!!!<br />

• Cortisolspiegel im Blut am unteren Normbereich, keine sichere Aussage möglich<br />

o Cortisolkonzentration 2, bzw. 8 h nach i.v. oder i.m. Injektion von 1 IE<br />

ACTH/kg KM dann auf 2-3 faches angestiegen!!<br />

o Bleibt Anstieg aus => sichere Diagnose der NNR - Insuffizienz<br />

Therapie<br />

• Therapie muss individuell erfolgen<br />

• Substitution von NNR-Hormonen<br />

• Kein gestörter Mineralhaushalt => täglich 5-15 mg Prednisolon per os, am besten auf 2x<br />

verteilt!!<br />

• Geringgradige Störung des Mineralhaushaltes: Kochsalzzugabe ins Futter reicht meist<br />

schon!!<br />

229


Prognose<br />

• Unbehandelt führt Addison meist zum Tod<br />

• Adäquate Substitutionstherapie: meist Erhaltung der Tiere bei voller Leistungsfähigkeit<br />

Überfunktion der NNR (= Cushing – Syndrom)!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />

Defintion<br />

• Krankheitsbild liegt Überangebot von endogenem Cortisol oder exogen zugeführtem<br />

Glukokortikoid zugrunde<br />

• Relativ oft festgestellt<br />

Ätiologie<br />

• Ursachen des erhöhten Glukokortikoidspiegels<br />

o NNR- Adenome und –karzinome (primäre Überfunktion)<br />

o NNR-Hyperplasie in Folge einer verstärkten ACTH-Sekretion der Hypophyse<br />

o Ektopische, ACTH-bildende Tumoren<br />

o Verabreichung hoher Dosen an ACTH (sekundäre Überfunktion)<br />

o Exogene Zufuhr von Glukokortikoiden<br />

• Tumoren in Zona fasciulata der NNR meist einseitig, sezernieren unabhängig von ACTH-<br />

Stimulation große Mengen an Glukokortikoiden => Hemmung der ACTH-Freisetzung =><br />

bilaterale Atrophie der Zona fasciulata et reticularis<br />

o Hormonell aktive Adenome und Karzinome der NNR beim <strong>Pferd</strong> aber eher<br />

selten!!<br />

• Vermehrte Sekretion meist ausgehend von Marko- oder Mikroadenomen in Pars<br />

intermedia, die aus mehreren Knötchen bestehen<br />

o Bei Stuten etwa doppelt so häufig wie bei Hengsten/Wallachen<br />

o Meist keine autonomen Tumoren, sonder hyperplasiogene<br />

Geschwulstbildungen<br />

• Bei Patienten mit endogen bedingter NNR-Hyperplasie ist Empfindlichkeit des<br />

Hypothalamus-Hypophysensystems gegenüber ACTH-hemmenden Effekten von Cortisol<br />

deutlich herabgesetzt => primäre Ursache der Erkrankung wahrscheinlich zentralnervöse<br />

Regulationsstörung<br />

Symptome<br />

• Wesentlichste Symptome: Muskelatrophie und Muskelschwäche => Senkrücken und<br />

Hängebauch<br />

• Tiere ermüden schnell bei körperlicher Belastung<br />

• Ataktischer Gang möglich<br />

• Langes, meist wellig-zottiges Fell, das im Frühjahr nicht abgestoßen wird und schnell in<br />

übermäßiger Länge nachwächst<br />

• Immunsuppression => Pyodermien und Häufung von Infektionskrankheiten<br />

• Verzögerte Wundheilung<br />

• V.a. bei Hypophysentumoren ist Polydipsie vorhanden (verursacht durch Polyurie)<br />

• Auftretende Gewichtsverluste i.d.R. diabetisch bedingt<br />

Diagnose<br />

• Anamnese und Symptome erlauben Verdachtsdiagnose<br />

• Absicherung der Diagnose durch Labortests<br />

• Hyperglykämie mit sehr hohen Glukosewerten, die durch Insulin nicht wesentlich<br />

beeinflussbar sind<br />

• Glukosurie und Hyperinsulinämie<br />

• <strong>Pferd</strong>e besonders empfindlich auf diabetogene Wirkung von Glukokortikoiden => meist<br />

Entwicklung eines Diabetes mellitus<br />

• Rascher Abbau von Körpermasse => Ketonurie möglich<br />

• Blutbild: Lymphopenie, ausgeprägte Eosinophilie und relative/absolute Neutrophilie<br />

• Physiologischer Tagesrhythmus der Cortisolkonzentration ist immer aufgehoben<br />

o Phys.: Anstieg am Morgen, Abfall am Abend<br />

• Weitere Diagnosesicherung durch: Dexamethason-Hemmtest<br />

230


o Synthetisches Glukokortikoid Dexamethson hemmt beim gesunden Tier sehr<br />

effektiv ACTH-Sekretion, ohne dabei im Blut miterfasst zu werden<br />

o Injektion von 40 μg/kg KM Dexamethason i.m. und Bestimmung der<br />

Plasmakonzentration von Cortisol und Corticosteron vor und 12 h nach<br />

Injektion!!<br />

o Gesundes Tier: Abfall der Werte auf ca. 1 /3 des Ausgangswertes!!<br />

o Beim kranken Tier entweder stark reduzierter, oder gar kein Abfall!!<br />

DD<br />

• Unterernährung, Kaustörungen und Parasitosen<br />

• Langes Fell, Polyurie und Polydipsie weisen aber auf NNR hin<br />

• Abgrenzung zum Diabetes mellitus durch Insulin – Gabe<br />

o Bewirkt beim Cushing keinen wesentlichen Abfall des Blutzuckerspiegels<br />

Therapie<br />

• Allein sichere Therapie = einseitige Adrenalektomie bei einem NNR – Tumor oder totale<br />

bei beidseitiger NNR - Hyperplasie!<br />

o OP beim <strong>Pferd</strong> kaum durchführbar<br />

• Einsatz von Adrenostatika<br />

o Pergolid (Permax), leider nur in USA auf dem Markt<br />

o Cyproheptadin (Nuran)<br />

o Beide haben znetralen Angriffspunkt => hemmen ACTH-Sekretion<br />

Prognose<br />

• Ungünstig, besonders bei deutlicher Hyperglykämie<br />

• Ohne Hyperglykämie können Tiere noch einige Jahre bei entsprechender Kontrolle leben<br />

NNM<br />

• Produziert 2 Hormone: Adrenalin und Noradrenalin<br />

o Sind beides Catecholamine<br />

o Werden in Chromaffinozyten aus Tyrosin produziert<br />

• Verhältnis NA zu A beim <strong>Pferd</strong> ca. 1:4<br />

• Fasern des N. splanchnikus -> ständig Impulse vom Zwischenhirn und von Medulla<br />

oblongata zum NNM => kontinuierlich niedrige Hormonsekretion<br />

o Normalerweise 20 – 70 ng/kg/min<br />

• Verschiedene Reize => plötzliche starke Erhöhung der Freisetzung<br />

• Beides sehr labile Substanzen => werden schnell aus Blut entfernt und mit Harn als<br />

Vanillinmandelsäure ausgeschieden<br />

• Ihre Wirkungen entsprechen Sympathikus<br />

o Erhöhung von Herzaktivität und Blutdruck<br />

o Hemmung der Darmperistaltik<br />

o Dilatation der Bronchien<br />

o Verstärkte Schweißsekretion<br />

o Steigerung von Glykogenolyse und Lipolyse<br />

o Erhöhung des Grundumsatzes und des Sauerstoffverbrauches<br />

• Adrenalin hat wesentlich stärkere Stoffwechseleffekte als NA<br />

• Ausfall des NNm hat keine klinischen Erscheinungen als Folge<br />

o Teil der Produktion von Paraganglien und Gruppen chromaffiner Zellen<br />

übernommen<br />

Überfunktion des NNM<br />

• = Prächromozytom<br />

Definition<br />

• bis hühnereigroße, meist gutartige Tumoren des NNM<br />

• meist einseitiges Auftreten<br />

• bestehen hptsl. aus chromaffinen Zellen, können sich auch in Paraganglien entwickeln<br />

• sezernieren meist große Catecholaminmengen<br />

Symptome<br />

• paroxysmales oder kontinuierliches Auftreten der Symptome<br />

231


• paroxysmaler Anfall: plötzlich einsetzender starker Blutdruckanstieg, begleitet von<br />

weiteren Zeichen einer Catecholaminausschüttung<br />

o Unruhe<br />

o Pupillenerweiterung<br />

o Dyspnoe<br />

o Starker Schweißausbruch<br />

o Tremor<br />

o Hyperthermie<br />

• Nach Abklingen eines Anfalls oft Harnflut beobachtet<br />

• Häufiger ist persistierende Hypertonie<br />

o Hyperglykämie und Glukosurie<br />

o Kann auch intermittierend verlaufen<br />

o Nachts Abfall der Blutdruckes wie beim gesunden Tier<br />

Diagnose<br />

• Manchmal allein aufgrund der klinischen Symptome möglich<br />

• Gelegentlich Geschwulst rektal zu palpieren<br />

• Meist zusätzliche Laboruntersuchungen nötig<br />

o Hypergylkämie und Glukosurie<br />

o Herabgesetzte Glukosetoleranz und Neutrophilie<br />

o Catecholamine selbst oder ihre Abbauprodukte im Harn nachweisbar, erhöhte<br />

Werte<br />

• Vorwiegende Steigerung der Adrenalinproduktion lässt auf Tumor im NNM schließen<br />

• Deutliche Erhöhung der NA-Sekretion oft bei extraadrenalen Geschwülste<br />

• Auch pharmakologische Tests zur Diagnosesicherung möglich<br />

o Einsatz von Phentolamin, das α-adrenerge Rezeptoren blockiert => schneller<br />

Abfall der erhöhten Blutdruckes und Rückgang der klinischen Symptome<br />

o Vorsichtige Dosierung: Hypotonie und Schock möglich!!!<br />

Therapie<br />

• Effektivste Therapie = Entfernung des Tumors<br />

o Beim <strong>Pferd</strong> extrem schwer!!!<br />

• Nebennieren liegen sehr nahe an Vena cava caudalis => chirurgisch kaum zu entfernen<br />

• Auch extraadrenale Tumoren für Krankheitsbild evtl. verantwortlich<br />

• Schwere Fälle: nur Behandlung mit Blockern der Catecholaminsynthese möglich<br />

• Tiere mit leichten Symptomem können unbehandelt über Jahre leben, wenn durch<br />

Vermeidung starker Belastungen keine zusätzlichen Komplikationen herbeigerufen<br />

werden<br />

Endokrines Pankreas<br />

• In Langerhansschen Inseln des Pankreas werden Insulin und Glucagon gebildet<br />

o Polypeptide, die in B- bzw. A-Zellen des Pankreas entstehen<br />

• Relation A- zu B-Zellen beträgt etwa 1: 1,2<br />

• Insulin ist einziges Hormon im Organismus, das Abfall von Blutzuckerspiegel und<br />

gleichzeitige Speicherung von Energie als Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß bewirkt (=<br />

anabole Effekte)<br />

o Primär bedingt durch Beschleunigung des Transportes von Zucker und<br />

anderen Substraten in die Körperzellen => Verstärkung der Glykogen-,<br />

Eiweiß- und Fettsynthese<br />

• Viele Hormone sind Gegenspieler des Insulins<br />

o Hemmen Eintritt von Glukose in die Zellen, oder die intrazelluläre<br />

Glukoseverwertung<br />

o Z.B. Glucagon, Glukokortikoide, Wachstumshormon, Adrenalin und<br />

Schilddrüsenhormone<br />

� Haben im Überschuss ausgeprägten diabetogenen Effekt<br />

• Freisetzung von Insulin stimuliert durch<br />

o Monosaccharide<br />

o Aminosäuren<br />

o Fettsäurecorticotropes Hormon<br />

232


o Gastrointestinalhormone<br />

o Adrenocorticotropes Hormon<br />

o Wachstumshormon<br />

o Cholinergika<br />

• Bei anderen Spezies sind Monosaccharide der stärkste Reiz, bei <strong>Pferd</strong>en nicht =><br />

Glukosetoleranz mit 1,5 – 3,5 h zwischen Glukoseverabreichung und Erreichen des<br />

Ausgangsblutzuckerspiegels relativ gering<br />

• Kurzkettige Fettsäuren auch keine Wirkung auf Insulinsekretion<br />

• Effektivster Reiz für Glukagonfreisetzung: Verringerung der Glucosekonzentration im Blut<br />

=> Glukagon = „Hungerhormon“<br />

o Weitere Stimuli: Absinken des Fettsäurespiegels und Anstieg der freien<br />

Aminosäuren im Blut<br />

Diabetes mellitus<br />

Ätiologie<br />

• Absoluter oder relativer Mangel an Insulin führt zum Diabetes mellitus, d.h. zu<br />

Hypergylkämie und Glukosurie<br />

• Kann entstehen wenn:<br />

o Biosynthese des Hormons in B-Zellen der Langerhansschen Inseln gestört ist<br />

o Sekretion gestört ist<br />

o Fehler in Eiweißbindung des Hormons im Blut<br />

o Reaktion der Erfolgszellen beeinträchtigt<br />

o Hormonabbau nicht funktioniert<br />

• Die ersten beiden auch bei morphologischen Schäden des Pankreas (Pankreatitis,<br />

Autoimmunreaktionen oder B-Zellnekrose)<br />

• Pankreatoprive Form des Diabetes beim <strong>Pferd</strong> sehr selten<br />

• Sonstige Störungen => sekundärer Diabetes, beruhend auf chronischer<br />

Überbeanspruchung der B-Zellen<br />

• Überbeanspruchung der B-Zellen auch dann, wenn ständig hoher Spiegel an<br />

Insulinantagonisten vorhanden<br />

• Auch hervorgerufen durch längerdauernde Therapie mit Glukokortikoiden<br />

• Wichtige Rolle auch Hypophysenadenome -> sezernieren vermehrt Wachstumshormone<br />

=> Glukoseutilisation gehemmt<br />

• Sekundäre Insuffizienzen: früher oder später Versagen der B-Zellen durch chronische<br />

Überbeanspruchung<br />

Symptome<br />

• Starke Abmagerung, führt trotz großer Fresslust zur Kachexie<br />

• Rasche Ermüdbarkeit<br />

• Hohe Pulszahl<br />

• Dyspnoe<br />

• Verstärkte Infektionsneigung und verzögerte Wundheilung<br />

• Behaarungsstörungen<br />

• Katarakt<br />

• Schmerzen an den Gelenken und Hufen<br />

• Hufgangrän durch Sklerosierung der Gefäße<br />

Diagnose<br />

• Permanente Hyperglykämie (= einziges diagnostisch sicheres Merkmal bei Diabetes<br />

mellitus)<br />

• Erniedrigter Insulinspiegel im Plasma<br />

• Glukosetoleranztest<br />

o Nüchternes Tier (12h Hungern)<br />

o 0,5 mg Glukose /kg KM infundieren<br />

o gesundes Tier: nach 90 min. Ausgangswert des Blutzuckerspiegels<br />

• oft reicht auch Nachweis von Glukose im Harn mit Indikatorpapier<br />

DD<br />

• Diabetes mit Ursache im Pankreas selbst und extrainsulärer Diabetes zu unterscheiden<br />

233


• Cushing (iatrogen induzierte Form)<br />

o Nachweis einer Eosinopenie und Lymphopenie<br />

o Negativer Dexamethason – Hemmtest<br />

o Nachweis erhöhter oder gleichbleibender Cortisolkonzentrationen im Blut<br />

o Normaler oder relativ zu hoher Insulinspiegel im Plasma<br />

o Insulin bewirkt keine Senkung des Blutglukosespiegels<br />

Therapie<br />

• Gabe von Insulin<br />

• Kohlenhydratarme Diär beim <strong>Pferd</strong> schwer durchzuführen<br />

• Tiere befinden sich wegen herabgesetzter Glukosverwertung auch eh schon in<br />

permanentem Hungerzustand => keine starke Rationierung des Futters<br />

• Therapie mit Insulin mit niedrigen Dosen beginnen um hypoglykämischen Schock zu<br />

verhindern<br />

o Doch Schock: sofort Glukoseinfusion in großen Mengen<br />

• Günstig bei Dauerbehandlungen: Depotinsulinpräparate, die Protamin und / oder Zink<br />

enthalten => 1-2x Injektion pro Tag genügt<br />

• 2x täglich injiziern: 3 /5 der Dosis morgens und 2 /5 abends<br />

• konsequente Durchführung der Therapie entscheidend<br />

• Dosis meist nach längerer Behandlungsdauer reduzieren<br />

• Überwachung der Terapie: Kontrolle der Zuckerausscheidung über den Harn mittels<br />

Indikatorpapier<br />

Prognose<br />

• Ungünstig<br />

• Tod durch Coma diabeticum, aber auch durch Nieren-, Herz- oder Kreislaufversagen<br />

• Infektionen besondere Gefahr für diabetische <strong>Pferd</strong>e<br />

Infektiöse Krankheiten des Nervensystems<br />

Amerikanische <strong>Pferd</strong>eenzephalitis<br />

• = Östliche, Westliche und Venezolanische <strong>Pferd</strong>eenzephalitis, EEE (eastern equine<br />

encephalomyelitis), WEE, VEE, Kansas horse plague, Peste loca, seuchenhafte Hirn –<br />

Rückenmark – Entzündung der <strong>Pferd</strong>e<br />

Begriffsbestimmungen<br />

• zyklische verlaufende Virusallgemeinkrankheit bevorzugt der Equiden<br />

• auch Menschen, Hausgeflügel, Schweine und andere Tiere befallen (Zoonose)<br />

• an bestimmte Gebiete gebundene Saisonkrankheit<br />

• in Sommer- oder Herbstmonaten akutes oder subakutes Auftreten unter Bild einer<br />

Enzephalomyelitis<br />

• oft tödlich<br />

• Virusreservoir: Vögel und Nager, in deren Blut Virus vorübergehend nachweisbar<br />

• Säuger keine Bedeutung als Virusreservoir<br />

• Übertragung durch Mücken<br />

• 3 serologisch unterschiedliche Typen: östliche, westliche und venezolanische Form<br />

• Western Equine Encephalomyelitis milder als Eastern Form<br />

• Venezolanische Form meist Symptome einer Allgemeinkrankheit<br />

• Bedeutung liegt in hoher Mortalität und in Bedeutung für den Menschen<br />

• Vorkommen derzeit auf amerokanischen Kontinent begrenzt<br />

• WEE am weitesten verbreitet<br />

234


Ätiologie<br />

• Gehören zum Genus Alphavirus der Familie Togaviridae<br />

• Behülltes Virus mit 2-3 glykosylierten Proteinen an Oberfläche<br />

• Hüllprotein E1 hat hämagglutinierende Eigenschaften, E2 hptsl. verantwortlich für<br />

Virulenz<br />

• Hoher Lipidgehalt und labile Hülle => relativ wenig widerstandsfähig, mit entsprechender<br />

Desinfektion problemlos zu inaktivieren!!<br />

• Stark empfindlich gegenüber Wärme und Klimaschwankungen<br />

Epidemiologie<br />

• Indirekte Übertragung durch verschiedene Insektenarten<br />

• Direkte Übertragung von <strong>Pferd</strong> zu <strong>Pferd</strong> oder Mensch zu Mensch erfolgt nicht!!<br />

• Epidemiologie stark beeinflusst durch Immunstatus der Wirtspopulation<br />

Infektions- und Krankheitsverlauf<br />

• Führen bei <strong>Pferd</strong> zu akut verlaufenden Erkrankungen mit klinischen Symptomen einer<br />

Enzephalomyelitis<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> meist stärker ausgebildete Symptome als beim Menschen<br />

• IKZ bei natürlichen Infektionen 1-3 Wochen<br />

• Beginnt beim <strong>Pferd</strong> mit Virämie und Fieber (bis 41°C)<br />

• Perakute Krankheiten führen innerhalb von Stunden zum Tod (ohne weitere Symptome)<br />

• Alle Serotypen führen zu zyklischer Infektionskrankheit mit biphasischem Verlauf<br />

• In 2. Virämie wird ZNS befallen<br />

o Unruhe<br />

o Exzitation<br />

o Gähnen<br />

o Anorexie<br />

• Später Depressionen mit Ataxien, hundesitziger Stellung und Schlafsucht<br />

• Im Endstadium Auftreten von Paralysen, Unterlippe hängt herab, Ataxien werden<br />

deutlicher<br />

• Tod i.d.R 24 – 48 h nach Erscheinen der zentralnervösen Symptome<br />

• Mortalität bei EEE- Infektionen 75%, WEE- Infektionen 30% und bei VEE- Infektionen bis<br />

zu 90%<br />

• Natürlich erworbene Immunität meist humoraler Art<br />

• Häufig klinisch inapparent verlaufende Infektionen: 60% der 1-5jährigen <strong>Pferd</strong>e in<br />

Endemiegebieten haben Ak<br />

• Neutralisierender Ak gegen einen Typ schützt nicht vor anderem Serotyp<br />

Diagnose<br />

• Seuchenverlauf und Symptome => Verdachtsdiagnose<br />

• Diagnosesicherung durch Pathohisto<br />

• Endgültige Diagnose erst durch Erregernachweis möglich!!<br />

o Dafür am Besten Gehirnmaterial infizierter Tiere<br />

DD<br />

• Borna<br />

o Beschränkt auf wenige enzootisch Gebiete<br />

o Sporadische Fälle über das ganze Jahr<br />

o Wenig kontagiös, Kontakt mit Schafen<br />

o Sehr lange Inkubationszeit (Wochen – Monate)<br />

o Serumbehandlung unwirksam<br />

o Einheitlicher Serotyp<br />

• Grdstzl. Alle anderen Infektionskrankheiten mit zentralnervösen Symptomen<br />

o Tollwut<br />

o Rhinopneumonitis<br />

o Arteritis<br />

o Arbo – Enzephalitiden<br />

Behandlung<br />

• Chemotherapie nicht möglich<br />

235


• Immunseren (bei Behandlung nach Exposition sofort wirksam)<br />

• Nach Manifestation der Krankheit auch Immunseren unwirksam<br />

• Prophylaxe am Wichtigsten!!<br />

o Kontrolle der Vektoren<br />

o Impfprogrammen bei gefährdeten Tieren<br />

o Kontrolle des <strong>Pferd</strong>everkehrs<br />

• Schutzimpfung<br />

o Lebendvakzinen, inaktivierte Virus – Vakzinen, Subunit-Vakzinen und<br />

Vektorimpfstoffe<br />

o <strong>Pferd</strong>e und Menschen können beide damit geimpft werden<br />

o Gute Ak- Bildung<br />

o Grundimmunidierung: 2 Impfungen im Abstand von 3 Wochen<br />

o Jährliche Wiederholungsimpfung<br />

• Lebendvakzinen dürfen beim Mensch nicht angewendet werden!<br />

Borna - Krankheit<br />

• = Meningo Encephalomyelitis simplex enzootica equorum, hitzige Kopfkrankheit,<br />

Genickstarre, Encéphalite enzootique<br />

Begriffsbestimmung<br />

• chronische, virusbedingte Meningoenzephalitis bei <strong>Pferd</strong>, Schaf und Kaninchen mit langer<br />

IKZ, meist tödlichem Ausgang und Übertragung auf den Menschen<br />

• persistierende Infektion mit neurotropem Virus<br />

• Charakter einer „Slow virus disease“<br />

• Charakteristische sind Veränderungen des Wesens, bzw. Bewusstseinstrübungen,<br />

Verhaltensstörungen, Erregungs- und Depressionszustände, Teilnahmslosigkeit,<br />

Zwangsbewegungen, Krämpfe und schließlich Paresen<br />

• Seid über 250 Jahren bekannt und gefürchtet<br />

Ätiologie<br />

• Erreger = Bornavirus der Familie der Bornaviridae<br />

• Natürliches Wirtsspektrum: <strong>Pferd</strong>, Schaf, Kaninchen und Mensch<br />

Epidemiologie<br />

• Enzootischer Charakter mit geringer Ausbreitungstendenz und niedriger Kontagiosität<br />

• Sporadisches Auftreten und saisonale Rhythmik (höhere Inzidenz im Frühjahr)<br />

• Praktisch nur in Deutschland und der Schweiz bekannt<br />

• Virusreservoire soweit nicht bekannt<br />

• Virusausscheidung lange vor Ausbruch der Krankheit, bevorzugt über Nasensekret<br />

• Virushaltig auch Augensekret, Speichel, Urin, Milch und Blut<br />

• Virusaufnahme über SH der oberen Respirations- uns Digestionstraktes<br />

• Galaktogene und intruterine Übertragungen sind möglich<br />

• Ausgeschiedenes Virus nicht sehr infektiös<br />

Infektions- und Krankheitsverlauf<br />

• IKZ schwankt in weiten Grenzen, normal 4-8 Wochen beim <strong>Pferd</strong><br />

• Dauer der Inkubation nach oben scheinbar keine Grenzen gesetzt<br />

o Abhängig von Alter der Tiere, Applikationsweise, Virusdosis und Immunstatus<br />

• Klinisch relevante Krankheit hat vielfältige Symptomatik<br />

o Psyche<br />

o Sensorium<br />

o Sensibilität<br />

o Motilität<br />

o Vegetativum<br />

• Prodromalstadium mit Mattigkeit und verringerter Futteraufnahme beim <strong>Pferd</strong> meist nicht<br />

bemerkt<br />

• Hauptstadium: erst stark beeinträchtigtes Bewusstsein<br />

236


o Berühren oder Anrufen kann Exzitationen auslösen<br />

o Angriffslust und Bösartigkeit sehr selten<br />

o Zwangsbewegungen wechseln ab mit Verharren in unnatürlichen Stellungen<br />

o Kopf wird oft aufgestützt<br />

o Bevorzugt dunkle Stallecken<br />

o Hindernisse werden nicht mehr erkannt<br />

o Tappender oder schwankender Gang, leichtes Stolpern<br />

o Krämpfe und Lähmungen im Kopfbereich<br />

o Zähneknirschen<br />

o Hängenlassen der Ohren<br />

o Lähmungen der Nachhand<br />

o Hypoästhesie und Anästhesie<br />

o Lichtscheue mit Sehstörungen verbunden (Pupillenveränderungen, Nystagmus<br />

und Strabismus)<br />

• Lähmungen nehmen im weiteren Verlauf zu<br />

• Meist völlig eingestellte Futter- und Wasseraufnahme => allgemeine Schwäche<br />

• Seitenlage und Unfähigkeit, aufzustehen<br />

• Letalität schwankt zwischen 60 und 95%<br />

• Tiere, die akutes Stadium überleben genesen etwa zur Hälfte wieder dauerhaft<br />

o Bei restlichen Tieren Folgeschäden (Kreuzschwäche, Dummkoller, Epilepsie)<br />

oder Rezidive<br />

• Virusisolationen gelangen auch aus nichtneuronalem Gewebe<br />

• Nach überstandener Infektion Entwicklung einer labilen Immunität, die Rezidive nicht<br />

verhindert<br />

• Schutz gegenüber Challenge – Infektionen durch künstliche, nichtletale Infektionen, bzw.<br />

Applikation von Lebendimpfstoffen<br />

• Bei Immunität handelt es sich um kurzdauernde, labile Infektionsimmunität<br />

• Systemisch verabreichte Ak vermitteln keinen Schutz gegen Krankheit, stimulieren aber<br />

nach mehrmaliger Applikation die Ak-Bildung im Serum<br />

Diagnose<br />

• Klinische und labordiagnostische Methoden sind nur bedingt geeignet<br />

• Am Besten: Nachweis von Virus, Virusantigen oder spezifischen Ak<br />

DD<br />

• Virale, bakterielle, toxische und traumatische Enzephalitiden<br />

• Alle Erkrankungen, die mit enzephalomyelitischen Symptomen einhergehen oder sie<br />

vortäuschen<br />

Schutzimpfung<br />

• Inaktivierte Virus Vakzine bieten keinerlei Schutz => Lebendvakzinen werden verwendet<br />

o Sog. „Lebendimpfstoff nach Zwick“<br />

o Aus Gehirnen infizierter Kaninchen<br />

• Wirksamkeit und Unschädlichkeit der Vakzine nicht eindeutig bewiesen => wurde schon<br />

vor Jahren eingestellt<br />

o Im Impfstoff enthaltenes Virus besitzt Restvirulenz für <strong>Pferd</strong>e und Schafe, und<br />

Kontaminiert nach Ausscheidung mit Kot die Umwelt<br />

• Nach Impfung Impferkrankungen wegen Restvirulenz<br />

• Andere Impfstoffe als der nach Zwick stehen noch nicht zur Verfügung<br />

Therapie<br />

• Spezifische Therapie gibt es nicht, erkrankte Tiere werden symptomatisch behandelt<br />

• Empfohlen werden hygienische Maßnahmen<br />

o Absonderung erkrankter Tiere<br />

o Unschädliche Beseitigung gestorbener Tiere<br />

o Reinigung und Desinfektion des Stalles<br />

• Quarantäne und Stallsperren sind wegen der langen IKZ sinnlos<br />

237


Equine Herpesviren - Enzephalomyelitis<br />

• = Parese – Paralyse – Syndrom, Schlaganfall der <strong>Pferd</strong>e, EHV<br />

• geht einher mit spinalen Ausfällen<br />

• bisher auf bestimmte Bestände lokalisierte Ausbrüche (endemische Verlaufsform) mit<br />

geringer Ausbreitungstendenz<br />

• stark schwankende Morbiditäts- und Letalitätsraten<br />

• meist durch EHV-1, selten durch EHV-4 verursacht<br />

• EHV-1 Enzephalomyelitis vor allem bei Stuten kurz nach der Geburt als Myelitis, seltener<br />

als Enzephalomyelitis<br />

• Subakuter bis chronischer Verlauf<br />

• Läsionen im ZNS auch bei 50% aller totgeborenen oder in ersten Tagen verstorbenen<br />

Fohlen<br />

o Disseminiert – herdförmige Nekrosen im ZNS ohne spezifische Topik<br />

• Andere Form zentralnervöser Störungen gekennzeichnet durch: Ataxien, Paresen und<br />

Paralysen mit akuten bis perakuten Todesfällen<br />

o Zu Beginn meist leichte Störungen im Respirationstrakt, werden meist<br />

übersehen<br />

• In der Regel nicht kontagiös<br />

• Virusanzüchtung gelingt meist nicht<br />

• Prophylaxe ist durch regelmäßige Schutzimpfung gewährleistet<br />

• Es sollte keine Notimpfung durchgeführt werden<br />

Tetanus<br />

• = Starrkrampf, Hirschkrankheit, Lck-jaw. Tetano<br />

Begriffsbestimmungen<br />

• akut oder subakut verlaufende allgemeine Intoxikaiton im Anschluß an eine Lokalinfektion<br />

mit obeflächlichen oder tiefen Wunden mit dem anaeroben Sporenbildner Clostridium<br />

tetani<br />

• Wunde, sichtbare oder unsichtbare Verletzungen -> Erreger dringen in Organismus ein<br />

und schließen die Eingangspforten nach außen ab => anaerobe Verhältnisse<br />

• Im anaeroben Milieu Auskeimung und Entwicklung zu vegetativen Tetanusbazillen -><br />

Vermehrung und Bildung des Tetanustoxins<br />

• Tetanustoxin gelangt über Gewebe in periphere Nerven und wandern zentripedal ins ZNS<br />

ein<br />

• Empfänglich sind grdstzl alle Tiere, am Empfänglichsten sind <strong>Pferd</strong> und Mensch<br />

• Erreger ist weltweit verbreitet, i.d.R. in versporter Form im Boden, vor allem in<br />

stallmistgedüngter Erde<br />

• Sporen bleiben in oberflächlicher Schicht des Bodens lange vermehrungsfähig<br />

• Gefährdung geht aus von Aufnahme der Sporen, die äußerst widerstandsfähig sind<br />

• Anaerobes Milieu zum Auskeimen der Sporen v.a. in tiefen Wunden (Nageltritten) und in<br />

oberflächlichen und verkrusteten Wunden<br />

• Erreger bleiben in der Wunde wo sie sich vermehren, nur ihr Toxin wandert<br />

Infektions- und Krankheitsverlauf<br />

• Krankheitsbild gekennzeichnet durch spastisch-tonischen Dauerkrampf der<br />

quergestreiften Muskulatur<br />

• IKZ von wenigen Tagen – mehreren Wochen (je nach Empfindlichkeit des Wirtes)<br />

• Beginn mit Versteifung der Körpermuskulatur<br />

• Charakterisiert durch einzelne dominante Symptome<br />

o Rigor: tritt in jedem Fall auf<br />

o Spasmen: können fehlen<br />

• Kumulation beider Effekte kann zu Insuffizienz der Atemmuskulatur führen<br />

• Für Diagnose wichtig: Trismus<br />

o Muskeln des Kiefers sind kontrahiert<br />

238


• Beteiligung der Pharynxmuskulatur => früh einsetzende Dysphagie, oft mit gleichzeitiger<br />

Versteifung der Nacken-, Rücken-, Arm- und Beinmuskulatur<br />

o Typisches Bild des Ophistotonus!!<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> Beginn der Versteifung am Kopf, dann Ausdehnung bis zum Schweif<br />

• Ohren steil aufgerichtet und unbeweglich<br />

• Kauen und Schlucken fallen schwer<br />

• Sägebockstellung<br />

• Nickhautvorfall!!!<br />

• Schweif unbeweglich vorgestreckt<br />

• Muskeln angespannt und fast bretthart<br />

• Allgemein erhöhte Erregbarkeit => Krampfanfälle durch Aufregung<br />

• Temperatur nicht erhöht, steigt erst kurz vor dem Tod auf 42°- 43°C<br />

=> jede Erhöhung der Temperatur ist prognostisch ungünstig<br />

• Tod gewöhnlich 3-10d nach Beginn der ersten Krankheitszeichen<br />

• Genesung dauert 4-6 Wochen<br />

• Mortalität bei 45% bei erwachsenen <strong>Pferd</strong>en und 90% bei jungen Tieren<br />

• Erkrankungen, die innerhalb von 6 d nach Ansteckung entwickeln sind i.d.R. tödlich<br />

Diagnose<br />

• Aufgrund der typischen klinischen Zeichen möglich<br />

• Zur Absicherung (Forensik) bakteriologischer Erregernachweis<br />

Therapie<br />

• Erfolgsaussichten nur bei langer IKZ und unvollständigen Symptomen<br />

• Heilbehandlung mit Tetanus- Immunserum abhängig von Sitz, Art und Umfang der<br />

Verletzung<br />

• Gesicherte Diagnose => sofort mit möglichst hohen Dosen Antitoxin therapieren<br />

o Nur das Toxin im Wundbezirk und das im Blut können abgefangen werden,<br />

nicht das ans ZNS- gebundene!<br />

• Behandlungsschema (empfohlen)<br />

o 30 000 IE Antitoxin epidural oder i.v., zusätzlich 15 000 IE intramuskulär oder<br />

subkutan<br />

o tägliche Wiederholung bis zur klinischen Besserung<br />

o bekannte Eintrittspforte: zusätzliche lokale Applikation<br />

• symptomatische Therapie ebenfalls erforderlich<br />

• Unterbringung in ruhigem, abgedunkeltem Stall<br />

• Vermeidung jeglicher Erregung<br />

• Bei Trismus: Wasser und Futter über Nasenschlundsonde<br />

• Hochdosierte Penicillingaben (tägl. 10 Mio. IE)<br />

• Gabe von Sedativa<br />

Schutzimpfungen<br />

• Fester Bestandteil jeden Impfprogrammes<br />

• Führt zur Bildung antitoxischer Ak, die das Toxin neutralisieren<br />

o Verhindern nicht Auskeimung aufgenommener Sporen, bzw. eine<br />

Lokalinfektion<br />

• Toxoid-Impfstoffe vermitteln belastbare und langanhaltende Immunität<br />

• Beginnt beim neugeborenen Foheln mit Applikation von Tetanus-Immunseren<br />

o V.a. bei Fohlen, die nicht genügend Kolostrum erhalten haben oder bei der<br />

Geburt Verletzungen erlitten<br />

• Ab 3. Lebensmonat aktive Immunisierung mit Tetanustoxoid möglich<br />

• Grundimmunisierung<br />

o 2 Impfungen im Abstand von 4-8 Wochen<br />

• ein Jahr nach abgeschlossener Grundimmunisierung Wiederholungsimpfung<br />

o nach derartiger Immunisierung reicht Auffrischung alle 2 – 4 Jahre<br />

• passive Schutzimpfung<br />

o bei allen tiefen, verschmutzten Wunden<br />

o empfohlen vor OP’s (Kastration)<br />

239


Tollwut<br />

= Rabies, Lyssa<br />

• virusbedingte Infektionskrankheit, i.d.R. durch Bißverletzungen übertragen<br />

• endet unter Symptomen einer akuten lymphozytären Polioenzephalomyelitis letal<br />

Erreger<br />

• Tollwutvirus, Genus Lyssavirus, Familie Rhabdoviridae<br />

o Wenig widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen<br />

o Kann in Tierkadavern wochenlang überleben<br />

• Wirkungsvolles Desinfektionsmittel: 2%iges Formalin<br />

• Virus wird nach seiner Verbreitung als Straßen-, Wald- oder Fledermausvirus bezeichnet,<br />

Virus fixe wurde durch Passagen in Virulenz herabgesetzt<br />

• Empfänglich sind alle warmblütigen Säuger, der Mensch und bedingt auch Vögel!!<br />

• Unterschiedliche Empfänglichkeit, <strong>Pferd</strong> und Mensch wenig empfänglich, Fuchs, Wolf und<br />

Katze sehr!!<br />

Epidemiologie<br />

• Hauptwirte infizieren andere Tierarten und den Menschen<br />

• Unterscheidung in Hundetollwut, Wildtollwut und Fledermaustollwut<br />

• Hundetollwut<br />

o Hptsl. in Afrika, Asien<br />

o Herrenlose, streunende Hunde als Hauptwirte, gefährden andere Tiere und<br />

den Menschen<br />

• Wildtollwut<br />

o Hauptwirt ist der Fuchs<br />

o Erkrankt er => Verlust der natürlichen Scheu, wird bisswütig und fällt andere<br />

Tiere an<br />

o <strong>Pferd</strong> = Endglied der Infektionskette, Hund und Katze gefährden aber die<br />

Menschen!!<br />

o Unterliegt saisonalen Schwankungen (Häufung im Frühjahr und im 3-4 Jahres<br />

– Rhythmus)<br />

• Fledermaustollwut<br />

o Sonderstellung<br />

o Hauptwirte = blutsaugende Fledermausarten<br />

o Bei Fledermäusen selbst meist nur subklinische Infektionen<br />

• Übertragung erfolgt fast ausnahmslos über den Biß, virushaltiger Speichel infiziert das<br />

Gewebe<br />

• Hund: Speichel schon 5d vor Ausbruch der Krankheit virushaltig<br />

• Virus kann nicht durch intakt Haut eindringen, aber durch verletzte Haut<br />

Pathogenese<br />

• Virus gelangt mit Speichel über Bissverletzung in Gewebe -> Wanderung über periphere<br />

Nerven, Spinalganglien und Rückenmark ins Gehirn -> starke Vermehrung -><br />

Ausbreitung in die Peripherie -> Infektion der Speicheldrüsen mit weiterer<br />

Virusvermehrung<br />

• Virusbedingte Schädigung von Gehirn und Rückenmark => klinische Symptome mit<br />

tödlichem Ausgang<br />

Klinik<br />

• Unterschiedliche IKZ, je nachdem wie weit die Eintrittsstelle vom ZNS weg ist,<br />

Virusmenge und Immunität des Empfängers<br />

o 1 Woche bis 90 d<br />

• nicht jede Bissinfektion führt zur Erkrankung<br />

• klassischer Verlauf hat 3 Stadien<br />

1. Prodromalstadium<br />

o verändertes Verhalten<br />

o Schreckhaftigkeit<br />

o Scheu<br />

o Unruhe<br />

240


o Zuckungen<br />

o Juckreiz an Bissstelle<br />

o Benommenheit<br />

o Dummkollerähnliche Symptome<br />

o Vermehrtes Liegen<br />

2. Exzitationsstadium<br />

o Gesteigerte Unruhe<br />

o Kolikartige Symptome<br />

o Krampfanfälle<br />

o Raserei = rasende Wut<br />

o Beißen<br />

o Schlagen<br />

o Gesteigerter Geschlechtstrieb<br />

o Häufiger Harn- und Kotdrang<br />

3. Paralytisches Stadium<br />

o Schluckbeschwerden<br />

o Speichelfluß<br />

o Stimmveränderung<br />

o Nachhandschwäche<br />

o Festliegen<br />

o Fehlt Exzitationsstadium = stille Wut<br />

• Es dominieren die Fälle der stillen Wut, v.a. bei Wdk<br />

• Patienten sterben in erster Krankheitswoche<br />

• Spontanheilungen sind nicht bekannt<br />

• Klinisch manifeste Erkrankung verläuft immer tödlich!!<br />

Diagnose und DD<br />

• V.a bei stiller Wut intra vitam nicht möglich!!<br />

• Verdächtig: alle plötzlich auftretenden Wesensveränderungen und akute zentralnervöse<br />

Symptome<br />

• Infektionsmöglichkeiten erfragen!!!!<br />

• Impfungen rechtfertigen nicht, Tollwut differentialdiagnostisch auszuschließen<br />

• Sichere Diagnose ist nur am toten Tier möglich<br />

o Es reicht, den Kopf zur Untersuchung einzusenden<br />

• DD sind sehr umfangreich => Krankheit wird gar nicht, oder erst sehr spät korrekt<br />

erkannt<br />

Prophylaxe<br />

• Impfung aus inaktivierten Erregern<br />

• Impfung tollwutverdächtiger oder ansteckungsgefährdeter Tiere ist<br />

verboten!!!<br />

• Behandlungsversuche an tollwutkranken Tieren sind verboten!!<br />

241


Infektionskrankheiten mit Beteiligung mehrerer Organsysteme<br />

Infektiöse Anämie<br />

• = ansteckende Blutarmut der Einhufer, Equine infektiöse Anämie (EIA)<br />

• virusbedingte Erkrankung des Blutes und der bBlutbildenden Organe<br />

• Anämie = Leitsymptome<br />

o Entsteht durch antikörperbedingte Hämolyse<br />

• Klinisches Bild variiert zwischen hochfieberhaften, septikämischen, akuten Formen mit<br />

raschem tödlichen Ausgang und subakuten bis chronischen Formen<br />

• Tendenz zu Fieber, Anämie, Subikterus, Blutungen, Ödembildung, Herzinsuffizinez,<br />

Abmagerung, Mattigkeit, Benommenheit und Nachhandschwäche<br />

• Latente oder inapparente Form: Tiere scheinen gesund und leistungsfähig, sind aber<br />

Virusträger<br />

• Nur für Einhufer infektiös<br />

Ätiologie<br />

• Verschiedene, antigenetisch nicht einheitliche Virusstämme<br />

• Relativ hohe Tenazität gegenüber äußeren Einflüssen<br />

• Bleibt bei Zimmertemperatur in eingetrocknetem Blut etwa 7 Monate infektionsfähig<br />

• Desinfektion: 2%ige Formalinlösung, stark saure und stark alkalische Mittel geeignet<br />

• Einmal infizierte Tiere bleiben lebenslange Virusträger (=> potentielle Virusausscheider)<br />

Übertragung<br />

• Auf 3 Wegen möglich<br />

1. bei tragenden Stuten intrauterine Infektion des Fetus<br />

o Feten sterben ab, werden abortiert oder kommen als lebensschwache Fohlen<br />

oder gesunde Virusträger zur Welt<br />

o Nach der Geburt Infektion durch Kolostralmilch möglich<br />

2. tierärztliche Instrumente<br />

o Nach Behandlung eines Virusträgers nicht gereinigt und desinfiziert worden<br />

3. blutsaugende Insekten<br />

o Wichtigste Rolle bei der Übertragung<br />

o Virus vermehrt sich in Insekten nicht<br />

• Infektionsweg über Insekten erklärt gehäuftes Auftreten in insektenreichen Gebieten<br />

• Kontaktinfektionen ohne praktische Bedeutung<br />

• Virushaltiges Blut ist entscheidendes Agens<br />

• Virusgehalt erreich in febrilen Phasen die höchste Konzentration<br />

Pathogenese<br />

• Wenige d nach Ansteckung schon während IKZ Virusvermehrung im lymphoretikulären<br />

System (Leber, Milz, Lnn, Knochenmark)<br />

• Im Blut ist Virus in mononukleären Zellen und Erythrozyten<br />

• Anlagerung von Ak und Komplement an infizierte Erys => Hämolyse => Anämie<br />

• Chronisch verseuchte Gebiete: Entwicklung einer Immunität möglich<br />

o Verhindert schwere Verlaufsformen und Todesfälle<br />

• Neutralisierende Ak sind stammspezifisch => kein Schutz gegen heterologe Stämme =><br />

kein sicherer Infektionsschutz<br />

Vorkommen und Verlauf<br />

• Auf ganzer Welt verbreitet, aber nur auf regionale Gebiete beschränkt<br />

• Häufigkeit des Auftretens lässt keine Regeln erkennen<br />

• Bedeutung ist zur Zeit gering<br />

• Für den Verlauf der Erkrankung scheint es von Bedeutung zu sein, ob der Bestand<br />

chronisch verseucht ist, oder ob die Infekion frisch eingeschleppt wurde<br />

• In länger verseuchten Beständen überwiegen chronische und latente Verlaufsformen<br />

• Akute Fälle sind die Ausnahme, kommen in erster Linie bei neu eingestellten Tieren vor<br />

• Neueinschleppung<br />

242


Erreger<br />

o Erst vereinzeltes, dann gehäuftes Auftreten<br />

Klinische Erscheinungen<br />

• IKZ schwankt zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen<br />

• Dauer hängt ab von Menge des aufgenommenen Virus<br />

• Akute Verlaufsformen<br />

o Septikämisches Krankheitsbild mit Fieber bis 42°C<br />

o Fieber kann remittieren oder intermittieren<br />

o Schwäche, Zittern schwankender Gang, Tachykardie, Abmagerung, Ödem<br />

o Sehr verdächtig: petechiale Blutungen<br />

o Besonders an Zungenunterfläche<br />

o An Konjunktiven und an Nasenscheidewand<br />

o Rektal Milzvergrößerung nachweisbar<br />

o Anfangs keine Anämie<br />

o Tod schon nach wenigen d<br />

• Subakuter Verlauf<br />

o Weniger drastisch, häufiger beobachtet<br />

o Wiederholte Fieberanfälle mit geringen Allgemeinsymptomen<br />

o Anämie, Blutungen, Ödeme neben Fieberanfällen wichtigste Symptome<br />

o Erkrankung kann nach mehreren Attacken an Intensität zunehmen<br />

o Führen zum Tod, oder geht in chronische Form über<br />

• Chronische Form<br />

o Fieberanfälle in Abständen mehrerer Monaten<br />

o Fieberfreie Zeiten: <strong>Pferd</strong>e erscheinen unauffällig, oder sind leistungsschwach<br />

und magern ab<br />

o Anämie in unterschiedlichem Maß ausgebildet<br />

Diagnose<br />

• Sehr schwer<br />

• Kein pathognomonisches Symptom vorhanden!!<br />

• Laborbefunde auch nicht typisch!<br />

o Coggins-Test wird 3 Wochen nach Infektion positiv!!<br />

Therapie<br />

• Keine sichere vorhanden<br />

• Immunprophylaxe auch nicht vorhanden<br />

• Seuchengefahr => systematische Insektenbekämpfung<br />

Rotz<br />

ANZEIGEPFLICHT!!!<br />

Klassifizierung<br />

- Burkholderia mallei (veraltert: Pseudomonas mallei, Actinobacillus mallei), Familie Pseudomonaceae, Genus<br />

Burkholderia<br />

Tenazität<br />

- gering außerhalb des Wirtes, empfindlich gg. Trockenheit, Licht, Hitze<br />

- überlebt bei Dunkelheit und Feuchtigkeit 14 d im Stall<br />

Epidemiologie<br />

- v.a. in Asien und Afrika<br />

- Erregereinschleppung über latent infizierte Tiere<br />

- Infektion erfolgt oral über Haut und SH, selten aerogen<br />

- Empfänglichkeit: Esel und Maultier > <strong>Pferd</strong>e>Kamele> Hunde und Katzen (tote Großkatzen im Zoo nach der<br />

Aufnahme infizierten Fleisches), kleine Wiederkäuer erkranken nur selten, Rd. Schw, Vögel sind<br />

unempfänglich<br />

- Lebensgefährliche Zoonose Humanpathologische Risikogruppe 3<br />

243


Pathogenese<br />

- akut: hauptsächlich Esel und Maultiere<br />

- chronisch: hauptsächlich <strong>Pferd</strong>e<br />

- Lungenrotz, generalisiert: infektiöses Futter => Eindringen in lymphatischen Nasen- Rachen – Ring,<br />

NasenSH, örtliche LNN. => hämatogene Streuung: Ansiedlung im gesamten Körper, v.a. in der Lunge und<br />

den Atemwegen<br />

- Haut. Rotzknötchen und Geschwüre, typische ältere Veränderung als eisblumenartige Rotznarben in der Nase<br />

betroffener <strong>Pferd</strong>e<br />

- Nasenrotz lokal: Tröpfcheninfektion (Inhalation) = diphteroide beläge, Knötchen, Geschwüre auf SH der<br />

oberen Luftwege<br />

- Hautrotz: Schmierinfektion => Pusteln, Knoten nach kleinen Verletzungen<br />

Klinik<br />

- akut: fieberhaft, einseitiger, später beiderseitiger Nasenausfluss, Schwellung der Kehlgangslymphknoten, Tod<br />

nach 2-3 Wochen<br />

- chron.: unregelmäßige Fieberschübe, Husten, Atembeschwerden (cave Dampfigkeit), Entzündung der<br />

Kehlgangslnn., Abmagerung, Geschwüre, Knoten<br />

- Skript: an Hglm. „Elephantitis malleosa“ durch chron. Lymphangitis<br />

- Erregerausscheider über Jahre<br />

- Tierversuch an Meerschweinchen: eitrige Orchitis<br />

Diagnose<br />

- klinisch in akuten Fällen anhand Veränderungen des Nasenbereiches<br />

- path.-anat., histologische Veränderungen Haut, respiratorische Schleimhaut, Lunge<br />

- Serologie: KBR mit höherer Spezifität als SLA (Serumlangsamagglutination) Titer >1:5<br />

- Allergologisch (Ophthalmomalleinprobe): in EU heute nicht mehr zugelassen, Testpräparat wird in Lidsack<br />

eines Versuchstieres eingebracht => 14h: lokale Entzündungsreaktionen, tws. Sogar Temperaturanstieg<br />

- Hautprobe: s.c. Nachteil: Tiere bilden Ak => Serokonversion, Serumprobe positiv, Injektion in Bauchhöhle<br />

- DD: Nasenrotz: Druse, Tbc, chron. Nasenausfluß (aber beiderseits); Pocken; Lungenrotz: Tbc, Botryomykose,<br />

Parasiten, Nocardiose; Hautrotz: Mykosen, Botryomykosen<br />

Therapie<br />

- Anzeigepflichtig<br />

- Es wird nicht therapiert sondern getötet, Schlacht- und Abhäuteverbot, Tierkörper ist unschädlich zu<br />

beseitigen<br />

- Auf Tötung ansteckungsgefährdeter Tiere kann verzichtet werden, wenn: mehrmonatige Absonderung, sowie<br />

klinische und serologische Kontrolle<br />

- Menschen: heute mit Sulfonamiden oder Tetracyclinkombi heilbar<br />

Prophylaxe<br />

- in Nordamerika, EU ausgerottet (letzter Fall in D: 1995), kommt aber noch vor in Nordafrika, Asien, auch in<br />

der Türkei<br />

Druse<br />

Definition<br />

• Akute, kontagiöse Erkrankung der Equiden mit Entzündung der SH, des oberen<br />

Respirationstraktes und Vereiterung der regionären Lnn<br />

Vorkommen und Epidemiologie<br />

• Weltweit verbreitet<br />

• Streptokokkus equi, subsp. Equi fast nur bei Equiden vorhanden<br />

• Nachweis aus Umwelt und von gesunden Tieren nur sehr selten<br />

• Nach Einschleppung des Erregers seuchenhafte Ausbreitung im Bestand<br />

• Am häufigsten junge <strong>Pferd</strong>e betroffen (= „Kinderkrankheit“)<br />

• Bei Fohlen und Jährlingen bis 100% Morbidität<br />

• <strong>Pferd</strong>e jeden Alters können betroffen sein, Jungtiere erkranken am Stärksten<br />

• Übertragung vorwiegend aerogen durch Tröpfcheninfektionen<br />

• Erreger ist hochkontagiös, kann mittels kontaminierter Tränkeimer o.ä. übertragen werden<br />

244


Symptome<br />

• IKZ von 1 – 8 d<br />

• Erkrankung beginnt mit hohem Fieber (40 – 41,5°C)<br />

o Kann ohne Behandlung 10 – 16 d anhalten<br />

• Danach akuter Nasenkatarrh<br />

o Beiderseitiger seröser bis schleimiger Ausfluss<br />

o Schwellung der Lnn<br />

• Oft Konjunktivitis und Stomatitis<br />

• Fohlen sind apathisch, saugen, bzw. saufen und fressen fast nichts und huste<br />

o Spontane Heilung möglich (= „leichte Druse“)<br />

• Schwere Druse<br />

o Hochgradige schleimig- eitrige Nasen-Rachen-Entzündung<br />

o Frühzeitige Schwellung der Kehlgangs- und Luftsacklymphknoten<br />

• Typische Kehlgangsdruse: bald gut diagnostizierbare mandibuläre Lymphadenitis mit<br />

Abszesßbildung in wenigen Tagen<br />

• Eröffnen oder Durchbrechen der Abszesse: Fieber sinkt schnell<br />

• „kalte Druse“: kein Fieber mit geringem Nasenausfluss<br />

o Erreger wird bei dieser Form leicht in neue Bestände eingeschleppt<br />

• Schwere Komplikationen bei Vereiterungen der retropharyngealen, subparotidealen Lnn und<br />

der Lungen- und Gekröselnn. (metastatische Form)<br />

• Keine absolute Ruhigstellung => erhöhte Gefahr der Pyämie<br />

o Metastasierung in versch. Lnn., meist in die der kranialen Gekrösewurzel!!<br />

o Verdauungsstörungen, Kolikerscheinungen und Allmähliche Abmagerung<br />

Ätiologie<br />

• Erreger: S. equi subsp. Equi<br />

o eng verwandt mit S. zooepidemicus<br />

o bekapselt => schleimiges Wachstum<br />

• Virulenz abhänigg von:<br />

o Hoher Vermehrungsrate junger Kulturen => hohe Keimzahl<br />

o Große Zellen durch Vorhandensein einer Kapsel => Verzögerung der Phagoytose<br />

o Negative Oberflächenspannung für Einzelzellen<br />

o Starke Hämolysin- und Endotoxinbildung<br />

Pathogenese<br />

• Erreger über Nase und Mund an Zellen des lymphatischen Gewebes<br />

• Bald Nachweis des Erregers in Lnn<br />

• Vermehrung des Erregers extrazellulär in Lnn<br />

• Zrestörung eines Teils der Erreger und der Leukozyten => Gewebseinschmelzung und<br />

Abszessbildung<br />

• Verschleppung der Erreger in Liquorsystem => eitrige Meningoenzephalitis<br />

• Septikämie: rascher tödlicher Ausgang, v.a. bei Fohlen und Eseln<br />

Diagnose<br />

• Klassische Symptome<br />

• Alter der betroffenen Tiere<br />

• Meist seuchenhafter Verlauf<br />

• Bakteriologie<br />

DD<br />

• Fohlenlähmekomplex<br />

• Pyämische Form der Salmonellose<br />

• Rhodococcus-equi- Infektionen<br />

• Rotz- und Rhinovirusinfektionen<br />

Therapie<br />

• Frühzeitige Antibiose, noch vor Vereiterung in Lnn<br />

• Infektionsversuche: in 8 von 10 Fällen Abszedierung!!<br />

• Hohe i.m. Dosen von Penicillin<br />

245


• Bereits gebildete Abszesse durch Antibiose nicht zu beeinflussen!!<br />

o Abszesse sollten eröffnet werden!!<br />

o Gabe von Immunseren<br />

• Therapie so lange, bis Tier nach Entleerung der Abszesse 3 d fieberfrei ist<br />

Prophylaxe<br />

• Quarantäne<br />

• Verhütung der Ausbreitung im Bestand<br />

• Erkrante Tiere sofort isolieren!!<br />

• Gesunde Tiere im Bestand überwachen!!<br />

• Antibiotikaprophylaxe zum Stoppen eines Ausbruches!!<br />

• Immunprophylaxe<br />

o Passiv und aktiv möglich!!!<br />

Allgemein<br />

- klassische Kokzidien<br />

- einwirtig (=ohne Wirtswechsel)<br />

- direkte Übertragung (= kein ZW)<br />

- Infektion oral durch Oozyste<br />

- Ausscheidung Oozyste über Faeces & Harn<br />

- Erkrankung: Kokzidiose<br />

Entwicklung<br />

Eimeriidae<br />

Am Beispiel der Eimeria, gilt aber in Grundzügen für alle Apikomplexa<br />

Die Entwicklung ist bei allen Eimerien gleich<br />

� bei Geflügel meist mehr als 2 Schizontengenerationen<br />

� bei E. tenella wandern Schizonten der 2. Generation in subepitheliale Gewebe<br />

E.bovis & E.zuerni<br />

orale Aufnahme sporulierter Oozysten durch<br />

den Wirt ↓<br />

freiwerden der Sporozoiten im Dünndarm und Transport in die zentralen Lymphkapillaren der Darmzotten mit<br />

Lymphozyten ↓<br />

Besiedelung der dortigen Endothelzellen (die meisten Eimeria spp. bleiben im Darm und<br />

besiedeln Epithelzellen) ↓<br />

1. Schizogonie: Bildung von Merozoiten in<br />

Makroschizonten (ca. 2 Wochen) ↓<br />

nach Platzen der Zelle Auswanderung ins Epithel und Besiedelung von Epithelzellen in distaleren Darmabschnitten<br />

↓<br />

2. Schizogonie: Bildung von Merozoiten<br />

↓<br />

Gamogonie: Differenzierung zu Makro- &<br />

Mikrogamonten und Bildung von Makro- &<br />

Mikrogameten, dann Syngamie<br />

↓<br />

Zygote umgibt sich mit einer Hülle:<br />

unsporulierte Oozyste<br />

↓<br />

Oozyste gelangt ins Darmlumen und wird<br />

mit dem Kot ausgeschieden<br />

↓<br />

Sporulation in der Außenwelt:<br />

4 Sporozysten mit je 2 Sporozoiten<br />

246


Sporogonie: - in Außenwelt<br />

- aus Zygote entwickeln sich in Oozyste vier Zellen � die Sporoblasten<br />

- Sporoblasten umgeben sich mit Hülle � Sporozyten<br />

- Zweiteilung der Sporozyten � Sporozoiten = inf. Stadium<br />

Eindringen in die Zelle:<br />

- Material von Oozyste kann übrig bleiben & außerhalb der Sporozysten liegen bleiben<br />

� Restkörper zur Speziesdifferenzierung<br />

orale Aufnahme der Sporozoiten<br />

↓<br />

Ortung der Zielzelle über Rezeptoren<br />

↓<br />

Sporozoit stellt sich auf Spitze & beginnt mit<br />

Sekretion aus den Mikronemen & Rhoptrien<br />

↓<br />

Mit Hilfe eines „Myosin-Motors“ bewegt er sich<br />

unter Mitnahme eines Teils der Zellwand in die Zelle<br />

↓<br />

Bildung der parasitophoren Vakuole<br />

� besteht zum Großteil aus Rhoptrien-Material<br />

↓<br />

danach Differenzierung zum Trophozoiten<br />

↓<br />

Beginn der Teilung<br />

Schizogonie: - im Wirt nach Aufnahme der Sporozoiten<br />

- Zerfallsteilung<br />

typische Schizogonie: Trophozoit repliziert DNA � Organisation der DNA an Peripherie der<br />

Zelle � Teilung � umgeben mit Plasma �<br />

Bildung neuer Konoide �<br />

Differenzierung zu freien Merozoiten<br />

Endodyogenie: einfache Zweiteilung � Material der Mutterzelle wird vollständig<br />

verbraucht<br />

die Kerne werden geteilt<br />

Anlage neuer Apikalkomplexe<br />

danach � Längsteilung<br />

Endopolygenie an der Peripherie eines polyploiden Kerns entstehen<br />

gleichzeitig viele Tochterzellen<br />

Nachdem genet. festgelegte Zahl von Merozoiten entstanden ist wird die Zelle zerstört � Merozoiten<br />

werden frei � Befall neuer Zellen<br />

Die Zahl der Schizontengenerationen (meist 2) ist bei Eimeria genet. festgelegt<br />

Gamogonie:<br />

geschl. Phase Merozoiten bilden geschl. determinierte Zellen � Gamonten<br />

- weibl. Mikrogamonten bilden einen Makrogamet<br />

- männl. Mikrogamonten bilden durch Zerfall viele Mikrogameten<br />

Morphologie<br />

- durch Syngamie entsteht eine Zygote<br />

- Variiert sehr stark<br />

- invasive Stadien (Sporozoiten & Merozoiten)<br />

247


Gattungen<br />

� äußere Begrenzung = Pellikula<br />

PPPlasmalemm Komplex aus 2 Membranen<br />

Mikrotubuli<br />

� Mikrotubuli ziehen vom Polring nach dorsal zum hinteren Polring<br />

� Nahrungsaufnahme über Mikropore (Pinozytoseähnlich)<br />

� Apikalkomplex:<br />

� Konoid aus Mikrotubuli<br />

innerhalb des Polrings<br />

� Rhoptrien keulenförmig<br />

� Mikronemen zum Eindringen in Wirtszelle<br />

� dichte Granula<br />

� dickwandiges Vesikel (vermutlich endosymbiontischer Plastide)<br />

� ein Kern<br />

� Mitochondrium<br />

� Golgi-Apparat<br />

� rER<br />

Spezies Wirt Lokalisation Pathogenität Schizontengeneration<br />

E.bovis Rind<br />

distales Ileum,<br />

Caecum, Colon<br />

++ 2<br />

E. alabamensis<br />

Gamonten liegen +<br />

2<br />

(Weideinfektion�<br />

distal, übrige Stadien (galt bis vor kurzem<br />

blutige Diarrhoe &<br />

Gewichtsverlust)<br />

proximal im Darm als apathogen)<br />

E. zuerni<br />

hinterer Dünndarm,<br />

Caecum, Colon<br />

++ 2<br />

E. bakuensis Schaf Dünndarm ++ 2<br />

E.airlongi Ziege Dünndarm + 2<br />

E.debliecki Schwein Dünndarm + 2<br />

E.stiedai Kaninchen Gallengänge +++<br />

Toxoplasma<br />

Allgemein<br />

- die einzige Art dieser Gattung ist Toxoplasma gondii<br />

- fakultativ heteroxener Gewebeparasit<br />

- Unterschied zu anderen Kokzidien � zweiwirtig!!!<br />

- Endwirte: Feliden<br />

- Beteiligung an Aborten & conatalen Schäden bei Schwein, Schaf, Ziege, Mensch<br />

- Meldepflichtig!<br />

248


Klinik<br />

- nichtträchtige Tiere<br />

� Fieber ohne gestörtes Allg.befinden<br />

- trächtige Tiere<br />

� Aborte<br />

� perinatale Sterblichkeit<br />

� im ersten Drittel<br />

� unbemerkter Abort<br />

� Veränderungen der Kotyledonen<br />

� Nekrosen am Fetus<br />

� Mumifizierung, Totgeburten oder lebensschwache Lämmer<br />

� spätere Trächtigkeit<br />

� ohne Reinfektion problemlos<br />

� bei Reinfektion Aborte<br />

� Mensch: Hydrocephalus, cerebrale Verkalkung, Veränderungen am Augenhintergrund<br />

Immunologie<br />

- T-Zell vermittelt<br />

- T-Zellen setzen INF γ frei<br />

- befallene Zellen produzieren NO & senken Tryptophansynthese (Tryptophan ist für Tachyzoiten essentiell)<br />

- bei Immunsuppression ist Reaktivierung befallener Zellen möglich<br />

- Tachyzoiten können zu cerebraler Toxoplasmose führen<br />

Diagnose<br />

- wichtig zum Schutz schwangerer Frauen vor Erstinfektion<br />

- neg. Ergebnis nicht beweisend<br />

- Serologie (Kot)<br />

Bekämpfung<br />

Therapie<br />

� bei akuter Infektion<br />

� Sulfamethazin-Na + Pyrimethamin<br />

� bei latenter Infektion<br />

� Toltrazuril (Baycox®)<br />

Familienmorphologie<br />

- Lebenszyklus ein- oder zweiwirtig<br />

- trypomastigot & amastigote Form im Vertebratenwirt<br />

- epimastigote & promastigote Form im Athropoden<br />

- Zellkern<br />

- Kinetoplast (Geißelansatz unterschiedlich)<br />

- undulierende Membran<br />

- Golgi-Apparat<br />

- ER<br />

- Mikrotubuli (Stützeinrichtung)<br />

- Mitochondrium<br />

Trypanosoma<br />

249


- spindelförmig (5-30 µm)<br />

Gattungsmorphologie<br />

- extrazelluläre Parasiten (exkl. T. cruzi)<br />

- Übertragung zyklisch durch Athropoden ( exkl. T. equiperdum & evansi)<br />

- Salivaria �� Stercoraria<br />

Immunologie<br />

bei anderen Erregern: IgM steigen erst an & fallen dann ab; hier persistiert der Titer<br />

Grund: T. brucei verändert Oberflächenantigene (surface coat; 10-15 nm dick)<br />

Oberflächenprotein = VSG�variant surface glycoprotein<br />

aus - Signalpolypeptid<br />

- variabler Region<br />

- homologe Region<br />

- hydrophobem Schwanz<br />

VSG ist mit GPI-Anker (Glycosyl-Phosphatidyl-Inositol) im Plasmalemm verankert<br />

� kann nach Neusynthese schnell abgeworfen werden<br />

10 % des Genoms codieren für VSG<br />

100-110 Zyklen versch. Oberflächen-AG-Muster bekannt � keine Vaccinierung möglich<br />

2) Anlagerung an Erys � mitphagozytiert � es können AutoAK gegen Erys gebildet werden<br />

- zirkulierende Immunkomplexe<br />

- massiver Anstieg IgG & IgM<br />

- polyklonale B-Zellaktivierung<br />

- unspezif. Effekte<br />

Diagnose<br />

Erregernachweis: - Blutausstrich<br />

- dicker Tropfen<br />

- Methode nach Woo � Zentrifugation des Blutes in Mikrohämatokritkapillare<br />

T. sammeln sich oberhalb der Erys<br />

- Lanham- Methode � T. werden mit Cellulosefilter aus Blut gefiltert<br />

- Serologie (KBR, ELISA, IF)<br />

Bekämpfung<br />

Bekämpfung Tze-Tze-Fliege (Insektizide, Fallen, sterile male)<br />

Chemoprophylaxe kostenaufwendig<br />

hält 4-6 Wochen an, Gefahr der Resistenzbildung<br />

Isometamidiumchlorid (Samorin®, Trypamidium®)<br />

Suramin (Naganol®)<br />

Chemotherapie Diamidine (Berenil®)<br />

Quinapyramin-sulfat (Antrycide®)<br />

weitere Strategien Zucht toleranter Rinderrassen (Einzucht von N´Dama & anderen lokalen Rassen)<br />

Beseitigung von Reservoiren (Büffel sind inf. erkranken aber nicht � Obsolet)<br />

T.brucei evansi – Surra<br />

- Huf- und Klauentiere, aber auch Caniden<br />

- Verbreitung azyklisch-alimentär (T. in Blutresten an Stechwerkzeugen, keine Vermehrung)<br />

- Vektoren = Tabaniden & Vampirfledermäuse<br />

- Nagana-ähnlich � Fieber, ZNS-Störung, extreme Abmagerung, Paralyse (Kreuzlähme)<br />

T.brucei equinum – Mal de Caderas<br />

- <strong>Pferd</strong>, Rind, Esel, Maultier<br />

-Südamerika<br />

- Übertragung azyklisch-alimentär; Kreuzlähme<br />

T.brucei equiperdum – Dourine – Beschälseuche<br />

- <strong>Pferd</strong><br />

- Afrika & Asien<br />

250


- Übertragung mechanisch durch Deckakt<br />

- in Deutschland anzeigepflichtig<br />

Pathogenese lokale Veränd. an Vagina bzw. Penis (Schwellung, Depigmentierung)<br />

Parasitämie nach 2-3 Wochen<br />

Folge: Unterhautödeme, Fieberschübe, Urticaria (Talerflecken)<br />

Abmagerung<br />

Fasciola hepatica – großer Leberegel<br />

- häufig bei Wdk, aber auch andere<br />

- !Zoonoseerreger!<br />

Morphologie<br />

- 2-5 cm groß<br />

- lanzettförmig<br />

- Sattel im cran. Bereich (häufig farblich abgesetzt)<br />

- nach außen bedornt bzw. tragen Stacheln<br />

- Bauchsaugnapf<br />

� direkt hinter Aufzweigung des Darms<br />

- Darm � aus zwei Hauptschenkeln<br />

� verzweigt, endet blind<br />

Einwanderung ins ZNS � Kreuzlähme & Fazialislähmung (nach 3-4 Monaten)<br />

Fasciola<br />

- Geschlechtsorgane<br />

� zwei Genitalöffnungen<br />

eine für Zirrusbeutel, eine für Vagina � lat. Dotterstöcke münden über Dottergänge in<br />

Ootyp<br />

� gefiedertes Ovar mündet mit Ovidukt in Ootyp<br />

� Ootyp mündet in geschlängelten Uterus<br />

� beide Hoden sind stark gefiedert<br />

- Eier � groß, oval, glatte Schale<br />

� spitzer Pol mit Operkulum<br />

� erscheinen granuliert<br />

Entwicklung<br />

Fasciola lebt als Adultus in den Gallengängen<br />

seines Wirtes<br />

↓<br />

Eier gelangen in Gallenblase und bei deren<br />

schubweiser Entleerung weiter in den Darm<br />

↓<br />

Ausscheidung der Eier mit den Faeces<br />

↓<br />

Eier werden von Regen ausgewaschen und<br />

gelangen in Gewässer<br />

↓<br />

nach ca. 3 Wochen schlüpfen Mirazidien,<br />

die innerhalb von 6-8 h eine Schnecke finden müssen<br />

↓<br />

einbohren in den Fuß der Schnecke und<br />

251


Gesamtdauer: 3-4 Monate<br />

Präpatenz: ca. 10-12 Wochen<br />

Patenz: 1-6 Jahre<br />

Entwicklungszeiten<br />

Differenzierung zur Sporozyste<br />

↓<br />

Wanderung in das Hepatopankreas<br />

(Mitteldarmdrüse)<br />

↓<br />

Entstehung von ca. 40 Redien aus einer Sporozyste<br />

↓<br />

aus 1 Redie entstehen ca. 50 Zerkarien<br />

(bei niedrigen Temperaturen können<br />

Tochterredien als Zwischenstufe eingeschaltet sein)<br />

↓<br />

Wanderung der Zerkarien entlang des Darmes<br />

zur Analgegend und Auswanderung ins Wasser<br />

↓<br />

Z. schwimmen frei im Wasser & heften sich an Pflanzen<br />

↓<br />

Abwerfen des Schwanzes & enzystieren,<br />

idem sie Proteinhülle bilden<br />

↓<br />

dadurch entsteht für Endwirt inf. Metazerkarie<br />

↓<br />

Aufnahme der Metazerkarie durch Endwirt<br />

mit Wasser oder Futterpflanzen<br />

↓<br />

Verdauung der Proteinhülle<br />

↓<br />

im Duodenum Entwicklung zum Jungegel<br />

↓<br />

Durchbohren der Darmwand (nach 2-24 h)<br />

↓<br />

Wanderung durch Bauchhöhle zur Leber &<br />

durchdringen der Leberkapsel (4-6 d)<br />

↓<br />

ca. 6 Wochen lang wandert Egel durch Leberparenchym<br />

� durch Bohrgänge entsteht Hepatitis parasitaria<br />

↓<br />

danach einbohren in Gallengänge & erlange der Geschlechtsreife<br />

d.h. Beginn der Eiablage<br />

� es kann zur Cholangitis kommen<br />

Stadium Entwicklungszeit bei optimalen 20°C<br />

Ei zu Mirazidium 2-4 Wochen<br />

Mirazidium zur Zerkarie 8 Wochen<br />

Wanderung in der Leber 6-8 Wochen<br />

Präpatenz 8-12 Wochen<br />

Ei bis Adult 3-4 Monate<br />

Überlebenszeit der Metazerkarie<br />

bei ca. 10°C Monat<br />

bei ca. 20°C Stunden<br />

in Heu 4-6 Monate<br />

in Silage bei 12°C 12 Tage<br />

in Silage bei 40°C 7 Tage<br />

Überlebenszeit der Eier<br />

252


Temperatur Überlebenszeit<br />

Stapelmist 50°C 10 Tage<br />

Gülle<br />

18°C 55 Tage<br />

8°C 76 Tage<br />

Epidemiologie<br />

- an bestimmtes Ökosystem gebunden � wegen ZW (Zwergschlammschnecke Lymnea truncatula)<br />

- L.truncantula als limitierender Faktor<br />

� ab 10°C aktiv (April)<br />

� Geschlechtsreife nach 3-4 Monaten<br />

� Überlebenszeit 2 Jahre<br />

� bei Frost überleben ca. 5-10% der Schnecken<br />

� eine Schnecke kann theoretisch 22.500 Nachkommen haben<br />

- Auftreten der Metzerkarien<br />

� wenn Mai- Juni regenreich � ab August Metazerkarien, sonst ab Herbst<br />

� bei extrem trockenem Sommer entwickeln sich die Schnecken verspätet<br />

� infizierte Schnecken überwintern � im Frühjahr zahlreiche Metazerkarien<br />

- Faktoren der Fasziolose<br />

� Egel haben breites Wirtsspektrum<br />

� geringe Immunität beim Endwirt<br />

� Biotopbindung des ZW: Primär-und Sekundärhabitat(vom Mensch geschaffen, = Pfütze an Tränke)<br />

� Klimaabhängigkeit der exogenen Formen<br />

� ungeschl. Vermehrung im ZW : ein Mirazidium bringt 1000-2000 Metazerkarien Hervor<br />

� Überlebnsfähigkeit der Eier & Metazerkarien<br />

Monat Metazerkarie Adult<br />

Mai-Juni + Regen August Oktober<br />

Mai- Juni trocken Oktober Dezember<br />

Überwinterte Schnecke Frühjahr ~ Juni<br />

Pathogenese<br />

1.) Immigrationsphase durch Läsionen in der Darmwand � Fibrinablagerungen & Verklebungen<br />

dadurch Störung der Verdauung � intrauterine Infektionen beim Rind<br />

2.) Wanderphase subakute Fasziolose<br />

traumatische Hepatitis aufgrund der Bohrgänge<br />

Leberspezif. Enzyme (GLDH & SDH) steigen an<br />

evtl. Blutungen in die Bauchhöhle<br />

3.) Gallengangsphase subakuter oder chron. Verlauf<br />

Phase ist gekennzeichnet durch<br />

� hyperplastische Cholangitis (wegen Läsionen in Gallengängen)<br />

� perilobuläre Fibrose<br />

� Verkalkungen in der Submukosa<br />

Prolinausscheidung von Fasciola � Hydroxylapatit-<br />

Ablagerungen (Ca-Ionenkomplex Ca10(PO 4) 6(OH) 2)<br />

� Hypalbuminämie & Ödeme (wegen Blutungen in Leber)<br />

hypochrome makrozytäre Fe-Mangelanämie<br />

= Blutungsanämie, regenerativ, Cr-markierte Erys treten<br />

nicht im Urin auf, wie es bei Hämolyse der Fall wäre,<br />

sondern in Faeces<br />

� Mineralstoffverlust<br />

Klinik – Fasziolose<br />

Spezies Verlaufsform Egelstadium Jahreszeit<br />

253


Lamm akut Juvenile September – November<br />

Älteres Schaf<br />

subakut Adulte<br />

Oktober – Dezember<br />

chronisch<br />

ab Dezember<br />

Rind<br />

chronisch<br />

subklinisch<br />

- subakute Form<br />

� verminderte Fresslust<br />

� schlechte Futterverwertung<br />

� verminderte Mastleistung & Fleischqualität<br />

� verminderte Milchleistung<br />

- akute Form<br />

� v.a. beim Lamm im Herbst<br />

� Apathie<br />

� Dyspnoe<br />

� Anämie<br />

� Aszites<br />

� Bauchschmerzen<br />

� Letalität hoch, Verlauf nur 1-2 Tage<br />

- chron. Form<br />

� Verursacher ist adulter Egel<br />

� Gewichtsverlust<br />

� Ödeme<br />

� Anämie<br />

� Aszites<br />

Immunologie<br />

- Inf. von Jungtieren im Frühjahr führt zur Weideverseuchung<br />

- Inf. von älteren Tieren � Immunitätsentwicklung<br />

- Immunsystem � antikörperabhängige zytotoxische Zellen (ADCC) während Parenchymwanderung<br />

Diagnostik<br />

- chron. Fasziolose<br />

� anhand Klinik, Jahreszeit, Vorhandensein eines Schneckenhabitat<br />

� Sedimentationsverfahren (nur nach Ablauf der Präpatenz erfolgreich)<br />

� Serologie: AK-Nachweis in Milch oder Blutserum<br />

� PCR: Erfolg unbefriedigend<br />

- akute Fasciolose<br />

� nur anhand von Klinik & Sektion, da keine Eier vorhanden<br />

Bekämpfung<br />

- Ausschaltung ZW � Melioration (Regulierung der Wasserverhältnisse)<br />

- Ansteckungsprophylaxe � Auszäunen der Schneckenhabitate<br />

- Kontaminationsprophylaxe � Minimierung der Eiausscheidung durch Medikation vor Weideauftrieb<br />

- Metaphylaxe � Schutz vor (sub)klinischen Schäden nach Infektion durch Medikation<br />

- Heilbehandlung � Medikation im Spätsommer & Herbst (Schafe)<br />

Fasziolizide<br />

Therapie sollte zum Ende der Weidesaison erfolgen<br />

Salicylsäureanilide Closantel (Flukiver®)<br />

Oxyclozanid (Diplin®)<br />

Rafoxanid (Raniden®)<br />

sehr gut gegen adulte Fasciola beim Schaf<br />

254


Benzimidazole Albendazol (Valbazen®)<br />

Teilwirkung gegen adulte F. hepatica<br />

nicht in Trächtigkeit einsetzen<br />

Probenzimidazole Triclabendazol (Fasinex®)<br />

gute Wirkung gegen alle Stadien von F.hepatica im Endwirt<br />

keine Wirkung gegen Nematoden<br />

darf nicht bei laktierenden Tieren eingesetzt werden<br />

Immunprophylaxe<br />

- mit rekombinantem Antigen<br />

weitere Spezies der Fasciolidae<br />

- Fasciola gigantica bis 7,5 cm lang<br />

gleicher Zyklus wie F.hepatica<br />

Wirte: Wdk<br />

ZW: Lymnea spp.<br />

keine Jahreszeitliche Dynamik, daher andere Epidemiologie<br />

Vorkommen: Südeuropa, USA, mittlerer Osten<br />

- Fasciolides magna bis zu 10 cm lang<br />

wird meist vom Wirt schnell eingekapselt<br />

Vorkommen: Nordamerika, Zentraleuropa<br />

- Fasciolopsis buski parasitiert hauptsächlich im Menschen<br />

Reservoir: Schweine<br />

parasitiert im Dünndarm<br />

Vorkommen: Asien<br />

Parascaris equorum<br />

(Nematoda => Adenophorea => Ascaridida => Ascarididae)<br />

Allgemeines und Morphologie<br />

• größter Nematode des <strong>Pferd</strong>es (weibl. bis 50cm)<br />

• bewohnen Dünndarm von <strong>Pferd</strong>en und Eseln<br />

• weltweit verbreitet<br />

• Ei:<br />

o mittelgroß (80μm)<br />

o rundlich<br />

o Schale dick, rau<br />

o enthält Eizelle<br />

• meist bei Fohlen und Jährlingen<br />

• Prävalenz kann 75% erreichen<br />

Entwicklung<br />

• direkt<br />

• Eier werden mit Kot ausgeschieden<br />

=> in Ei entwickelt sich infektiöse L3<br />

=> orale Aufnahme<br />

=> schlüpfen und dringen in Darmwand ein<br />

=> mit V.portae in Leber<br />

=> wandern durch Parenchym, dann in Blut => Lunge<br />

=> bohren sich in Alveolen ein<br />

=> wandern über Bronchien in Trachea<br />

=> werden hochgehustet und abgeschluckt<br />

=> häuten sich 2mal im Dünndarm und reifen zu Adulten<br />

Epidemiologie<br />

• Eier auf Weide lange lebensfähig<br />

• auf undurchlässigem Boden länger vorhanden, auf durchlässigem schnell in Tiefe gewaschen<br />

255


• Entw. zur infektiösen Larve dauert lange (10-14Tage) => Absammeln der Kotballen als<br />

Präventivmaßnahme<br />

Klinik<br />

• Hauptsymptom: Kümmern<br />

• Husten und grauer Nasenausfluss<br />

Pathogenese<br />

• Schäden beim Fohlen in der Darmphase<br />

• Lungenschäden heilen meist problemlos aus<br />

• bei wiederholter Infektion kommt es zu eosinophiler Infiltration in die Lunge, seltener in Leber<br />

Diagnose<br />

• Kotuntersuchung: typ. dreischichtige Eier<br />

• findet man mehr als eine Eizelle hat man zu lange gewartet<br />

Bekämpfung<br />

• alle zugelassenen Anthelmintika wirksam<br />

Oxyuridose<br />

• Befall des Dickdarmes weltweit verbreitet<br />

• Meist erwachsene <strong>Pferd</strong>e betroffen<br />

o Oxyuris Equi (in Mitteleuropa fast ausschließlich)<br />

o Probstmayria vivpara<br />

Epidemiologie<br />

• Begattete Weibchen wandern zur Eiablage aus dem Darm in Analregion aus, setzen dort einmal 5 000 –<br />

6 000 Eier perlschnurartgig mit gelatineartiger Flüssigkeit ab<br />

• Weibchen wandern nach Eiablage in Rektum zurück und sterben dann<br />

• Infektionsfähige 3. Larvenstadien entstehen schon nach 3 Wochen, die in Eischnüren bleiben, fallen mit<br />

ihnen ins Streu<br />

• Infektion per os als Schmutzinfektion durch Aufnahme der Eier<br />

• Präpatenz 4- 5 Monate<br />

• Erwachsene Oxyuren harmlos => meist subklinische Störungen<br />

• 3. und 4. Larvenstadien saugen an SH des Dickdarmes fest => evtl. Typhokolitis möglich<br />

• Eischnüre verursachen Juckreiz => Scheuern<br />

Diagnostik<br />

• Unruhe, geschubberte Schweifrübe<br />

• Untersuchung der Analgegend gezielt auf Einschnüre<br />

o Weißlich - gelbgrau<br />

• Probennahme durch Klebestreifen<br />

Bekämpfung<br />

• Cambendazol<br />

• Fenbendazol<br />

• Mebendazol<br />

Strongylus (gr. Strongyliden)<br />

(Nematoden => Strongylida => Strongylidae)<br />

Gattungsmorpgologie<br />

• Vorkommen. weltweit<br />

• Wirt: <strong>Pferd</strong> und Esel im Caecum, Colon<br />

• Größe 2-3cm<br />

• blutrote Färbung<br />

• Mundkapsel: groß, kugelig => Festsaugen in SH<br />

• Mundhöhle: umgeben von doppeltem Blätterkranz (Palisadenwürmer)<br />

• Zähne: Artspezifisch => Differenzierung<br />

• Strongyloider Oesophagus<br />

• Eier:<br />

o typische MDS-Eier<br />

o mittelgroß<br />

o längsoval<br />

256


o Schale dünn, glatt, ununterbrochen<br />

o Inhalt Blastomeren (Morula)<br />

Gattungen<br />

• Strongylus edentatus: keine Zähne<br />

• Strongylus vulgaris: zwei Zähne<br />

• Strongylus equinus: vier Zähne<br />

Entwicklung<br />

• Eier gelangen mit dem Kot ins Freie<br />

� nach 5-8Tagen schlüpfen L1 aus dem Ei<br />

� häuten sich zur L2<br />

� entwickelt sich innerhalb von 5-10Tagen zur bescheideten L3<br />

� L3 nimmt keine Nahrung auf, wartet nur auf Wirt<br />

� sehr mobil aufgrund Scheidenschwanz => wandern aus Kot aus => kriechen an Grashalmen hoch<br />

oder im Stall an der Wand<br />

� Infektion meist auf der Weide (75%) durch orale Aufnahme<br />

� werfen Scheide auf dem Weg zum Dickdarm ab<br />

S. vulgaris S. edentatus S. equinus<br />

L3: Eindringen in Submukosa L3: Einwandern in Venen Häutung zur L4 in entzündlichen<br />

Knoten in Dickdarmmuskulatur<br />

L4: Einwandern in Arteriolen;<br />

wanderung in/auf Gefäßintima<br />

Wanderung in Gekrösearterie /<br />

Gekrösewurzel<br />

Eindringen in Aorta /<br />

Aortaaufzweigungen<br />

L5 mit Blutstrom zur Darmwand;<br />

Steckenbleiben in Arteriolen =><br />

Thrombenbildung, Entzündung<br />

Einwandern in Submukosa;<br />

Bildung von Wurmknötchen<br />

Auswandern präadulter Stadien<br />

ins Dickdarmlumen<br />

Eiablage<br />

über V. portae in die<br />

Lebergefäße; Einschluss in<br />

entzündlichen Granulomen<br />

L4: Herausbohren;<br />

Parenchymwanderung<br />

Häutung zur L5 im fibrinösen<br />

Blatt der Serosa<br />

Wanderung zurück in den Darm<br />

(teil. frei in Bauchhöhle);<br />

Eindringen<br />

Eiablage<br />

Wanderung durch die Bauchhöhle<br />

in die Leber<br />

Leberwanderung: 6-17 Wochen<br />

(teilw. Einwanderung in<br />

Pankreas)<br />

als L5 Wanderung ins Caecum<br />

Eiablage<br />

Pathogenese<br />

• Granulomentstehung bei Häutung zur L4<br />

• Entstehung sog. Haemomelasmen (Granulome) durch Einblutung in das subserosale Gewebe => erst<br />

schwarz, dann durch Abbau des Blutes grünlich (Melasmen: Hyperpigmentierung)<br />

• Wanderung auf Intima: Endothelläsionen<br />

• Gefäßwandverdickung, Fadenthromben<br />

• Aneurysmen (umschriebene Ausweitung eines arteriellen Gefäßes durch Wandveränderungen)<br />

• Organschäden durch Verfrachtung von Larven über die Aorta<br />

Erkrankung<br />

• besonders <strong>Pferd</strong>e bis 2 Jahre betroffen, Adulte hohe Wurmbürde möglich Altersresistenz)<br />

• besonders bei schlechtem Weidemanagement<br />

• Klinik:<br />

o Verbluten bei Riss des Aneurysmas (sehr selten)<br />

o Intermittierende Lahmheit bei Thrombenabschwemmung in A.femoralis<br />

o Embolien / Infarkte bei Verstopfung der Darmgefäße<br />

• 700-800 Larven können für Jungpferde innerhalb von 3 Monaten tödlich sein<br />

• die Wurmknötchen hinterlassen Narben<br />

Epidemiologie<br />

• S.vulgaris: Prävalenz von 20-30% (Jungpferde)<br />

257


Diagnose<br />

• Anamnese (Weidehaltung)<br />

• Klinik (Anämie, Gewichtsverlust)<br />

• Kotproben: Flotation<br />

• Schwere Erkrankungen können auch bei geringen Eizahlen auftreten<br />

Therapie<br />

• alle gängigen Antithelmintika (Benzimidazole, Makrozyklische Laktone...)<br />

Habronema<br />

Allgemeines<br />

• Parasiten in der Magenwand von Eseln und <strong>Pferd</strong>en<br />

• weltweit verbreitet<br />

• Arten:<br />

o Habronema muscae<br />

o Habronema majus<br />

o Draschja megastoma<br />

Entwicklung<br />

• Weibchen sind ovovivipar<br />

=> L1 sind beim Abgehen der Eier in ihnen enthalten<br />

=> nach Schlüpfen werden sie von Maden verschiedener Fliegenarten aufgenommen (Musca, Stomoxys,<br />

Haematobia)<br />

=> in ihnen entwickeln sie sich synchron mit der Fliege zur L3<br />

=> bei der Nahrungsaufnahme der Fliege in der Nähe des Maules verlässt die Larve sie über die<br />

Mundwerkzeuge<br />

=> gelangt in das Maul des <strong>Pferd</strong>es<br />

=> wird abgeschluckt<br />

=> etabliert sich im glandulären Bereich des Magens<br />

Pathogenese und Klinik<br />

• im Magen geschwürige Veränderungen<br />

• wenn Larve in Wundbereich abgesetzt<br />

o => Haut-Habronematose (Sommerwunden) mit eosinophilen Veränderungen<br />

o nässende Ekzeme<br />

o mgl. Cheloidentstehung<br />

Diagnose<br />

• Patente Infektionen selten<br />

• Diagnose aus Kot mit Flotation, es werden Eier oder u.U. aufgedrehte Larven gefunden<br />

Bekämpfung<br />

• Avermectin (Ivomec®, Equest®)<br />

Gasterophilose<br />

• Weltweit verbreitete, für Equiden spezifische Gastrointestinal- und Hautmyiasis<br />

Erreger<br />

• Beim <strong>Pferd</strong> nur Gasterophilus, deren 2. Und 3. Larven in versch. Abschnitten des Verdauungstraktes<br />

sitzen<br />

Epidemiologie<br />

• Flugzeit nur in der warmen Jahreszeit (Juli und August)<br />

• Weibliche Fliegen legen ca. 160 bis 2500 Eier am Haaren der Karpalregion ab<br />

• Eier sehr wiederstansdsfähig gegenüber äußeren Einflüssen<br />

• In Haaren geschlüpfte Larven bei Belecken oral aufgenommen/ gelangen durch Hautwanderung in<br />

Maulhöhle<br />

• Parasitische Larven leben 8 – 9 Monate im Intestinaltrakt, im Endstadium haben sie eine Größe von 2cm<br />

• Im darauffolgenden Frühjahr werden verpuppte Larven mit dem Kot ausgeschieden, dringen in obere<br />

Schicht des Erdbodens ein<br />

258


Krankheitsbild<br />

• <strong>Pferd</strong>e beim Anflug der Fliegen unruhig, versuchen auszuweichen oder formieren sich in flachen<br />

Gewässern<br />

• Im Vordergrund stehen gastrointestinale Symptome, aber oft subklinischer Verlauf<br />

• Stomatitis, Gingivitis und Glossitis<br />

• Kau- und Schluckbeschwerden<br />

• Hauptschaden am definitiven Sitz der Larven:<br />

• Erosionen<br />

• Geschwürige Veränderungen<br />

• Papillomatöse Wucherungen<br />

• Verdauungsstörungen<br />

• Kolikanfälle<br />

Diagnostitk<br />

• Gastroskopie<br />

• Erlaubt gleichzeitig Einschätzen des Schadens am Magen<br />

Bekämpfung<br />

• Mittel der Wahl sind makrozyklische Laktone<br />

• Ivermectin zur oralen Anwendung<br />

• Doramectin zur subkutanen Applikation<br />

LABORDIAGNOSTIK<br />

• Wenn Vorbericht und klinische Untersuchungen nicht so weiterhelfen<br />

• Zum Bestätigen einer Verdachtsdiagnose<br />

• Bestimmte Erkrankungen ausschließen<br />

• Verlaufskontrolle<br />

• „Screening“ aus Verlegenheit meist völlig wertlos<br />

zelluläres Blutbild<br />

rotes Blutbild<br />

• = RBC<br />

• Zahl der Erys<br />

• Hämatokrit<br />

• Hämoglobin<br />

• (MCV / MCH / MCHC)<br />

Hämatokrit zu niedrig<br />

• chronischer Blutverlust<br />

• bei akuten Blutungen nach 6-8h<br />

• zu Beginn einer Blutung keine Veränderungen<br />

• chronische Blutungen bei starkem Parasitenbefall<br />

• Anämien<br />

o Hämolytische Anämie<br />

� Bakterientoxine<br />

� Parasiten<br />

� Autoimmun<br />

� EIA<br />

Hämatokrit zu hoch<br />

• Hypovolämie<br />

o Diarrhöe<br />

o Wasseraufnahme vermindert<br />

o Starkes Schwitzen<br />

o Verbrennungen<br />

o Polyurie<br />

o Schock<br />

Weißes Blutbild<br />

259


• Gesamtzahl<br />

• Differentialblutbild<br />

o Granulotzyten<br />

� Neutrophil<br />

� Basophil<br />

� Eosinophil<br />

o Lymphozyten<br />

o Monozyten<br />

o Nicht nur Prozentsatz, sondern auch absolute Zahlen wichtig!!!<br />

• Entwicklung einer Leukozytose bei Hund und <strong>Pferd</strong> sehr unterschiedlich<br />

o <strong>Pferd</strong> erhöhen sich Leukozytenzahlen erst spät, werden dann höchstens 20<br />

o Kleintier sind Werte von 20 normal!!!<br />

• <strong>Pferd</strong> hat sehr wenige Granulozytenjugendformen<br />

• Linksverschiebung<br />

o Viele „junge“ neutrophile Granulozyten<br />

o Regenerativ oder degenerativ<br />

� Gesamtleukozytenzahlen als Maß<br />

� Regenerativ = Leukozytose<br />

� Degenerativ = Leukopenie (Peritonitis!!!)<br />

• Rechtsverschiebung<br />

o Alte Granulozyten (neutrophile)<br />

� Hypersegmentierter Kern<br />

Erhöhung der Gesamtleukozyten<br />

• Entzündungen<br />

o Bakterien<br />

o Viren<br />

o Pilze<br />

• Lymphome<br />

o Metastasen im Knochenmark<br />

o Einzelfälle<br />

Leukopänien<br />

• Peritonitis<br />

• Pleuritis<br />

• (Pneumonien)<br />

• Enteritiden<br />

Proteine<br />

• Gesamteiweß (GE)<br />

• Albumin<br />

• Globulin<br />

o Elektrophorese (Aufteilung nach Ladung und Größe)<br />

• Fibrinogen<br />

o Ist APP, vor allem bei akuten Erkrankungen!!!<br />

• Akute Phase Proteine (APP)<br />

Eiweiß erhöht<br />

• Chronische Entzündungen<br />

• Hypovolämie<br />

Eiweißmangel<br />

• Meist Albuminmangel<br />

• Enteritis (Aufnahme sinkt, Verlust steigt)<br />

• Mangelnde Resorption<br />

• Blutverluste<br />

• NI<br />

• Lerberinsuffizienz<br />

260


• Mangelnde Futteraufnahme<br />

• Verbrennungen<br />

Leber<br />

• Bilirubin ( da <strong>Pferd</strong> keine Gallenblase hat, sind Werte deutlich höher als beim<br />

Kleintier!!)<br />

• Enzyme<br />

o γ-GT (Glutamin – Transferase)<br />

o GLDH<br />

o SDH (Steigt in Frühphase von Lebererkrankungen an)<br />

• Ammoniak (beim Abbau von Aminosäuren)<br />

• Harnstoff<br />

• Gallensäuren<br />

Niere<br />

• Harnstoff<br />

• Creatinin<br />

• Elektrolyte<br />

o Kalium vor allem für Herzfunktion wichtig!!<br />

• Harnstofferhöhung allein<br />

o Auch bei starker Proteinfütterung und Hungerzuständen<br />

• Sind Harnstoff und Creatinin im patholog. Bereich => weniger als 30% der Niere<br />

funktionieren noch<br />

CPK<br />

• Creatin- Phosphor- Kinase<br />

• Muskelenzym<br />

• Erhöht bei Kreuzverschlag<br />

• Erst ab 5-stelligem Bereich pathologisch erhöht<br />

LDH<br />

• Laktat- Dehydrogenase<br />

• Überall dort, wo Muskelzellen sind<br />

AP<br />

• Alkalische Phosphatase<br />

• In Oseteoblasten<br />

• Hoch bei<br />

o Jungen Tieren<br />

o Frakturen<br />

o Osteotumoren<br />

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