Schutz und Entwicklung - Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
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<strong>Schutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
unserer Moore<br />
Zum Nutzen von Mensch,<br />
Natur <strong>und</strong> Klima
REG.NO. DE-107-00110<br />
Impressum<br />
© 2012, NABU-B<strong>und</strong>esverband<br />
Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland (NABU) e.V.<br />
www.NABU.de<br />
Charitéstraße 3<br />
10117 Berlin<br />
Tel. 030.28 49 84-0<br />
Fax 030.28 49 84-20 00<br />
NABU@NABU.de<br />
Text: Felix Grützmacher, Dr. Anna Schulte-Eickholt<br />
Redaktion: Julia Degmair, Annika Natus<br />
Gestaltung: Kirstin Weppner, www.kirstinweppner.com<br />
Druck: Druckhaus Schöneweide GmbH, Berlin,<br />
zertifiziert nach EMAS; gedruckt auf 100 % Recyclingpapier,<br />
ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“<br />
1. Auflage 02/2012<br />
Bildnachweis:<br />
Titel: gr. Bild: S. Bartocha, kleine Bilder von li. n. re.: Blickwinkel /<br />
McPhoto, Arco Images / P. Hobson, A. Schüring; U2, S. 3, S. 4:<br />
S. Bartocha, S. 5: NABU, S. 6: Arco Images / P. Weimann, S. 8 li.:<br />
S. Bartocha, re.: M. Klüber, S. 10 von li. nach re.: S. Sczepanski,<br />
Blickwinkel / F. Poelking, Arco Images/J. de Cuveland; S. 11 von li.<br />
nach re. <strong>und</strong> o. nach u.: S. Sczepanski, Arco Images / D. Kjaer, F. Hecker,<br />
M. Klüber, Arco Images / K. Hinze; S. 12 von li. nach re.: S. Bartocha,<br />
Arco Images / W. Rolfes; S. 13: M. Klüber, S. 14: NABU/ F. Grützmacher,<br />
W. K<strong>und</strong>müller; S. 15 von li. nach re.: NABU/ T. Behrends (2),<br />
NABU/ F. Grützmacher; S. 17 von li. nach re.: NABU/ F. Hennek,<br />
NABU/ T. Behrends; S. 18 von li. nach re.: M. Delpho, Blickwinkel/<br />
R. Kaminski, S. Bartocha; S. 19: W. Rolfes, Blickwinkel / McPhoto;<br />
S. 20 von li. nach re.: W. Rolfes, Blickwinkel /McPhoto, NABU/ P.<br />
Ludwig-Sidow; S. 21 von o. nach u.: W. Rolfes, A. Schüring, L. Land -<br />
graf, NABU / J . Over; S. 22 li.: A. Schüring, re.: Arco Images /<br />
J. Cancalosi, u.: Blickwinkel / M. Woike; S. 23 li.: H. Rößling, re.:<br />
G. Haase, u.: Blickwinkel / C. Stenner; S. 24 von li. nach re.: S. Bartocha,<br />
Arco Images /G. Schulz, J. Reich; S. 27: J. Reich; Rückseite: S. Bartocha<br />
Bezug: Die Broschüre erhalten Sie kostenlos (zzgl. Versandkosten)<br />
beim NABU Natur Shop, Gutenbergstr. 12, 30966 Hemmingen,<br />
Tel. 0511.89 81 38-0, Fax 0511.89 81 38-60, Info@NABU-Natur-Shop.de<br />
oder unter www.NABU.de/shop. Art.-Nr. 5232<br />
Die Erstellung <strong>und</strong> Veröffentlichung dieser Broschüre wurde gefördert durch das B<strong>und</strong>esamt für Naturschutz mit Mitteln<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit. Die in der Broschüre geäußerten Ansichten <strong>und</strong><br />
Meinungen müssen nicht mit denen des Fördermittelgebers übereinstimmen.
Inhaltsverzeichnis<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Vorwort<br />
Moore in Deutschland<br />
Entstehung <strong>und</strong> Typen<br />
Viel Wasser braucht das Moor<br />
Wasser formt Vielfalt<br />
16<br />
17<br />
18<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Technik<br />
Extensiv: Lebensraum aus zweiter Hand<br />
Intensiv: Schadstoffe belasten Gewässer<br />
Forstwirtschaft <strong>und</strong> Feuchtgebiete<br />
Naturnahe Wälder statt Monokulturen<br />
8<br />
Verbreitung<br />
Deutschland, das Moorland<br />
19<br />
Torf als Rohstoff<br />
Verkauft, verheizt, vergraben<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Bedeutung der Moore<br />
Biologische Vielfalt<br />
Die Heimat der Spezialisten<br />
Von Wasserwelten <strong>und</strong> Brutinseln<br />
Wasser <strong>und</strong> Boden<br />
Moore als wertvolle Filter<br />
Klima<br />
Moore, die natürlichen<br />
Klimaschützer<br />
Gefährdung der Moore<br />
Das stille Sterben der Moore<br />
Arten-Insel im Nutzland<br />
Wenn das Moor „ausblutet“<br />
20<br />
22<br />
23<br />
24<br />
26<br />
27<br />
Praktischer Moorschutz<br />
So helfen Sie dem Moor<br />
Gute Planung, langer Atem<br />
NABU-Projekt Theikenmeer<br />
Ein Hochmoor lebt wieder auf<br />
NABU-Projekt Lange Damm Wiesen<br />
Ein vielfältiges Niedermoor darf wachsen<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
Von der Idee zum Projekt<br />
Förderung von Moorschutzmaßnahmen<br />
Quellen <strong>und</strong> weiterführende Literatur<br />
NABU vor Ort
Vorwort<br />
Moore: Bedrohte Vielfalt<br />
Wenn ich an den Lebensraum Moor denke, dann habe<br />
ich das Bild einer weitgehend offenen, nahezu gehölzfreien,<br />
von Torfmoosen, Wollgräsern <strong>und</strong> Sonnentau<br />
geprägten Feuchtlandschaft vor meinem geistigen<br />
Auge. Ich sehe Kraniche, die im Morgennebel ihre<br />
grazilen Tänze aufführen <strong>und</strong> höre die lauten, kollernden<br />
Rufe der Birkhühner bei der Balz. Ich mache mir<br />
aber auch bewusst, dass dieser Lebensraum, wenn er<br />
intakt ist, eine wichtige „Dienstleistungsfunktion“ für<br />
den Klima- <strong>und</strong> Gewässerschutz hat.<br />
In den Köpfen unserer Vorfahren dominierte sicherlich<br />
ein anderes Bild vom Moor: düstere, Angst einflößende<br />
<strong>und</strong> unbesiedelbare Landschaften. Die unwirtlichen<br />
Landstriche eigneten sich weder für die<br />
Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, noch für die Jagd. Daher<br />
feierte man bis in die 1970er Jahre die Trockenlegung<br />
ganzer Moorlandschaften als kulturelle Errungenschaft.<br />
Erst als Naturschützer darauf aufmerksam machten,<br />
dass mit dem Moor auch seine typischen Bewohner<br />
verschwanden, wurde langsam deutlich, wie hoch der<br />
Preis für diese Eingriffe tatsächlich ist.<br />
Neue Erkenntnisse der Wissenschaft zeigen, dass<br />
Moore auch für den Menschen wichtige Funktionen<br />
erfüllen. Sind sie intakt <strong>und</strong> ist ihr Wasserhaushalt<br />
ungestört, dann wirken sie wie Schwämme, die Niederschläge<br />
„aufsaugen“ <strong>und</strong> leisten damit einen Beitrag<br />
zum Hochwasserschutz. Außerdem binden sie<br />
das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid <strong>und</strong> wirken als<br />
Stoffsenke. In entwässerten Mooren verkehrt sich die<br />
Wirkung ins Gegenteil: Allein aus den zerstörten deutschen<br />
Mooren entweichen jährlich über 40 Millionen<br />
Tonnen klimaschädliche Treibhausgase. Mit Geld ist<br />
der Wert der Moore daher kaum aufzuwiegen. Ihr<br />
<strong>Schutz</strong> ist die beste Versicherung für uns Menschen<br />
<strong>und</strong> kostet uns weniger als ihre Zerstörung.<br />
Der dramatische Moorschw<strong>und</strong> hält jedoch an, selbst<br />
wenn heute viele Moore unter <strong>Schutz</strong> stehen. Nur<br />
noch r<strong>und</strong> fünf Prozent der deutschen Moore können<br />
wir als intakt oder naturnah bezeichnen. Selbst für<br />
diese wenigen verbliebenen Moore gibt es noch keine<br />
Entwarnung. Umwelteinflüsse setzen den empfindlichen<br />
Ökosystemen stark zu. Um unsere letzten Moore<br />
zu erhalten, bleibt also noch viel zu tun.<br />
Unsere Naturschutzmacher in den NABU-Gruppen<br />
erleben tagtäglich, dass viele kleine Aktionen, an vielen<br />
Orten, viel bewirken. Und zahlreiche dieser Taten<br />
brauchen wir im Moorschutz, denn die Aufgabe, die<br />
überlebenswichtige Wiedervernässung, ist gewaltig.<br />
Und sie kann uns nur dann gelingen, wenn wir einen<br />
langen Atem beweisen, um die in Jahrtausenden gewachsenen<br />
Lebensräume neu zu beleben. Doch der<br />
Lohn ist unschätzbar hoch, denn wir können helfen,<br />
diese einzigartigen Ökosysteme zu erhalten oder ihnen<br />
sogar wieder mehr Raum in unserer Landschaft zu geben.<br />
Darüber, ob unser Wasser auch in Zukunft sauber<br />
bleibt, ob wir die biologische Vielfalt erhalten <strong>und</strong> ob<br />
wir es schaffen, unser Klima zu schützen, wird heute<br />
entschieden.<br />
Vielleicht gibt es auch in Ihrer Nähe ein Moor? Lassen<br />
Sie sich faszinieren, wie vielseitig diese lange Zeit<br />
kaum beachteten Lebensräume sein können. Unsere<br />
Broschüre möchte Sie begeistern <strong>und</strong> ermutigen, vielleicht<br />
auch bei Ihnen vor Ort für den <strong>Schutz</strong> unserer<br />
Moore einzutreten.<br />
Olaf Tschimpke, NABU-Präsident<br />
5
Moore sind vielfältige Lebensräume, die vom Tiefland bis in Gebirgsregionen<br />
vorkommen, so wie hier in den bayerischen Alpen.<br />
Entstehung <strong>und</strong> Typen<br />
Viel Wasser braucht das Moor<br />
Als vor r<strong>und</strong> 12.000 Jahren die letzte Eiszeit endete,<br />
entstanden auf dem heutigen Gebiet Deutschlands<br />
die ersten Moore. Sie ent wickeln sich nur dort, wo<br />
Wasser im Überfluss vorhanden ist – als Quellwasser,<br />
häufiger Regen, hoch anstehendes Gr<strong>und</strong>wasser,<br />
Stau- oder regelmäßiges Hochwasser. Unter solchen<br />
wasserreichen <strong>und</strong> dadurch sauerstoffarmen Bedingungen<br />
zersetzen sich Pflanzenreste nicht vollständig,<br />
<strong>und</strong> organisches Material reichert sich an: Torf<br />
entsteht. Ein „Torfkörper“ wächst extrem langsam,<br />
nur etwa einen Millimeter pro Jahr. Bis sich ein Moor<br />
mit einer ein Meter mächtigen Torfschicht entwickelt<br />
hat, dauert es etwa 1.000 Jahre. Häufig entsteht zunächst<br />
ein sogenanntes Niedermoor, das hauptsächlich<br />
aus mineralstoffreichem Bodenwasser gespeist<br />
wird. Wächst der Torf jedoch höher, verliert er mit der<br />
Zeit den Kontakt zum Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> damit auch<br />
zu Nährstoffen. Das Moor muss seinen Wasserbedarf<br />
nun vermehrt durch Regenwasser decken. Moore in<br />
diesem Stadium bezeichnet man auch als Übergangsmoore.<br />
Um Moore zu beschreiben, unterscheiden Wissenschaftler<br />
unter anderem verschiedene „hydrogenetische<br />
Typen“. Neben dem ausschließlich vom Regen geprägten<br />
Hochmoor gibt es diverse Moortypen, die vom<br />
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser beeinflusst werden.<br />
6
Moore in Deutschland<br />
Wasser formt Vielfalt<br />
Quellmoor<br />
Quellmoore können entstehen, wo Quellwasser aus dem<br />
Boden tritt. Damit sich Torf bildet, muss der Boden permanent<br />
mit Wasser gesättigt sein. Daher findet man diesen Moortyp<br />
nur dort, wo ergiebige Quellen gleichmäßig <strong>und</strong> dauerhaft<br />
sprudeln.<br />
Hangmoore bilden sich, wenn Wasser an geneigten Flä chen<br />
langsam abwärts sickert <strong>und</strong> nicht durch den Boden abfließen<br />
kann. Oft treten Hangmoore neben Quellmooren auf.<br />
Hangmoor<br />
Durchströmungsmoor<br />
Überflutungsmoor<br />
Versumpfungsmoor<br />
Verlandungsmoor<br />
Kesselmoor<br />
Bei Durchströmungsmooren dringt Gr<strong>und</strong>wasser in den<br />
Torfkörper ein <strong>und</strong> bleibt darin, ohne als Quelle wieder auszutreten.<br />
Wie auch Hangmoore tritt dieser Moortyp oft zusammen<br />
mit Quellmooren auf.<br />
Überflutungsmoore kommen vor allem in Küsten- oder<br />
Auen überflutungsgebieten vor, wo der Wasserstand stark<br />
schwankt. Torf <strong>und</strong> mineralische Materialien wie Schluff oder<br />
Sand, die bei der Überflutung eingetragen werden, lagern sich<br />
im Wechsel ab.<br />
Versumpfungsmoore formen sich in flachen Senken auf<br />
Böden, die stark verdichtet sind oder viel Ton enthalten. Sie<br />
entwickeln sich aber auch in Sandgebieten mit hohem, stark<br />
schwankendem Gr<strong>und</strong>wasserspiegel. Die oft ausgedehnten<br />
Versumpfungsmoore sind vor allem in Urstromtälern oder in<br />
Flussauen außerhalb der Überflutungsgebiete zu finden.<br />
Verlandungsmoore entstehen, wenn die Ufer vegetation in<br />
Stillgewässer wie Seen oder Teiche hin einwächst <strong>und</strong> dann vertorft.<br />
Hierbei bilden sich oft „Schwingrasen“, schwimmende<br />
Pflanzendecken aus Moosen <strong>und</strong> anderen Gewächsen. Am<br />
Gewässergr<strong>und</strong> können sich mächtige Schichten von Sedimenten<br />
absetzen, die sogenannten „Mudden“.<br />
Kesselmoore entstehen in Senken oder Toteislöchern –<br />
dort, wo sich Wasser im hohl geformten Gelände staut. In<br />
den von Torf umschlossenen Senken in der Mitte der Kesselmoore<br />
sammelt sich gelegentlich Regenwasser. Solche Restseen<br />
sind auch als „Mooraugen“ oder „Kolke“ bekannt.<br />
Hoch- oder Regenmoore entwickeln sich oft aus Niedermooren<br />
in Regionen, in denen es häufig <strong>und</strong> viel regnet. Diese<br />
Moore werden nicht mehr vom Gr<strong>und</strong>wasser, son dern nur<br />
noch durch nährstoffarmes Regenwasser gespeist. Hier wachsen<br />
wahre Hungerkünstler unter den Pflanzen.<br />
Hochmoor<br />
Abbildungen:<br />
Verändert nach Hutter et al. 1997 <strong>und</strong> eigene Darstellung<br />
7
Moore in Deutschland<br />
Verbreitung<br />
Deutschland, das Moorland<br />
Oben: Im Müritz-<br />
Nationalpark gibt es<br />
eine Vielzahl wertvoller<br />
Naturräume. In<br />
den Verlandungsbereichen<br />
dieser Seen<br />
(links) kommt es<br />
zur Torfbildung – ein<br />
Moor entsteht.<br />
Das Feuerbachmoor<br />
(rechts) ist ein<br />
Niedermoor <strong>und</strong><br />
liegt in der Rhön.<br />
Noch vor etwa drei Jahrh<strong>und</strong>erten war Deutschland<br />
in großen Teilen „Moorland”. Vor allem in der norddeutschen<br />
Tiefebene <strong>und</strong> im Alpenvorland gab es<br />
großflächige Moore. Aber auch in den Mittelgebirgen<br />
hatten sich unzählige dieser Ökosysteme entwickelt.<br />
Ursprünglich waren r<strong>und</strong> 1,5 Millionen Hektar, also<br />
4,2 Prozent der Fläche Deutschlands, von Mooren bedeckt.<br />
Unter Einfluss der geografischen Besonderheiten<br />
hatten sich sehr unterschiedliche Lebensräume<br />
herausgebildet. Im regenreichen Nordwesten gab es<br />
großflächig Hochmoore, während der Osten <strong>und</strong> der<br />
Nordosten Deutschlands von Niedermooren geprägt<br />
waren. Dies änderte sich dramatisch, als die Menschen<br />
begannen das Moorland zu nutzen – zum Abbau<br />
von Torf <strong>und</strong> für die Landwirtschaft. Wie viele<br />
intakte Moorflächen heute noch existieren, ist nicht<br />
genau bekannt, da verlässliche flächendeckende Daten<br />
fehlen. Sicher ist aber, dass nur noch ein Bruchteil<br />
der ursprünglichen Moore erhalten ist. Etwa 95 Prozent<br />
der natürlichen Moore wurden in den letzten<br />
Jahrh<strong>und</strong>erten durch Menschenhand zerstört.<br />
Was wir in Böden lesen können:<br />
Wissenschaftler versuchen die ursprüngliche Verbreitung<br />
von Mooren zu ermessen, indem sie Torfböden<br />
erfassen. Dort, wo es heute noch Torf gibt, müssen<br />
sich in früheren Zeiten Moore bef<strong>und</strong>en haben. Nach<br />
deutscher bodenk<strong>und</strong>licher Definition spricht man<br />
von Mooren, wenn eine mindestens 30 Zentimeter<br />
mächtige Torfschicht vorhanden ist. Diese Definition<br />
gilt unabhängig davon, ob eine moortypische Tier<strong>und</strong><br />
Pflanzenwelt existiert. Die Karte rechts zeigt diese<br />
Verteilung in Deutschland. Sie beruht jedoch auf Feldaufnahmen,<br />
die teilweise 100 Jahre alt sind, denn aktuellere<br />
Daten existieren für Gesamtdeutschland nicht.<br />
Es ist davon auszugehen, dass sich ein Großteil dieser<br />
Moore heute buchstäblich in Luft aufgelöst hat.<br />
8
Moorkarte Deutschland<br />
Hochmoor<br />
Niedermoor<br />
Kilometer<br />
0 200<br />
Moorverbreitung in Deutschland. Auswertungen auf Basis der Geologischen Übersichtskarte 1:200.000, BGR, 2011.<br />
Quelle: M. Sommer, Institut für Bodenlandschaftsforschung, ZALF, Müncheberg.<br />
9
Bedeutung der Moore<br />
Nur im Hochmoor können sie überleben (v. l. n. r.):<br />
der Hochmoor-Bläuling, die Hochmoor-Mosaikjungfer <strong>und</strong><br />
der Hochmoor-Perlmutterfalter.<br />
Biologische Vielfalt<br />
Die Heimat der Spezialisten<br />
Indem wir die letzten naturnahen Moorlandschaften<br />
schützen <strong>und</strong> geschädigte Moorflächen revitalisieren,<br />
erhalten wir auch die heimische biologische Vielfalt.<br />
Denn in Mooren finden viele stark gefährdete Arten<br />
einen Lebens- <strong>und</strong> Rückzugsraum. Insbesondere die<br />
nährstoffarmen <strong>und</strong> sauren Hochmoore stellen extreme<br />
Anforderungen an ihre Bewohner. Hier haben sich<br />
hochspezialisierte Tier- <strong>und</strong> Pflanzengesellschaften<br />
entwickelt, die außerhalb dieses Ökosystems kaum<br />
überleben könnten. Manche Pflanzen haben sich an<br />
die karge Umwelt im Hochmoor mit raffinierten Techniken<br />
angepasst, um zusätzliche Nährstoffe zu beziehen.<br />
Unter ihnen befinden sich auch einige sogenannte<br />
fleischfressende Pflanzen. Der Sonnentau etwa fängt<br />
mit seinen klebrigen Blättern Insekten, verdaut sie<br />
<strong>und</strong> gewinnt dadurch Stickstoff <strong>und</strong> Mineralsalze. Torfmoosen<br />
reichen zum Überleben nicht nur geringste<br />
Mengen an verfügbaren Nährstoffen, sie besitzen auch<br />
die beeindruckende Fähigkeit, ein Vielfaches ihrer<br />
eigenen Masse an Wasser zu speichern. Sie wirken so<br />
gerade in Trockenzeiten ausgleichend auf den Wasserhaushalt.<br />
Auch die Hochmoor-Mosaikjungfer kommt mit den<br />
extremen Bedingungen im Hochmoor bestens zurecht.<br />
Noch vor wenigen Jahrzehnten zählte sie zu den häufigsten<br />
Libellenarten in Deutschland. Ihre Eier legt sie<br />
in schwimmende Torfmoosrasen, wo sich die Larve<br />
in der sauren Umgebung nur sehr langsam entwickelt.<br />
Heute ist die Libellenart vom Aussterben bedroht,<br />
denn auch ihr Lebensraum Hochmoor ist in Deutschland<br />
inzwischen fast verschw<strong>und</strong>en.<br />
Über die Jahrtausende haben sich im Lebensraum<br />
Moor besondere Biozönosen entwickelt, also voneinander<br />
abhängige Gemeinschaften von Tieren <strong>und</strong><br />
Pflanzen verschiedener Arten. Eine für Hochmoore<br />
charakteristische Pflanzenart ist beispielsweise die<br />
Gewöhn liche Moosbeere, die in Deutschland als gefährdete<br />
Art gilt. Viele Insekten, darunter zahlreiche<br />
Tagfalter wie der Hochmoor-Perlmutterfalter, der<br />
Moosbeeren-Grauspanner <strong>und</strong> der Hochmoor-Bläuling,<br />
ernähren sich von ihr. Wie ihre bevorzugte Futterpflanze<br />
sind auch diese Schmetterlinge in Deutschland<br />
selten geworden <strong>und</strong> stehen auf der Roten Liste<br />
als stark gefährdete oder gar vom Aussterben bedrohte<br />
Arten.<br />
10
Von Wasserwelten<br />
<strong>und</strong> Brutinseln<br />
Niedermoore sind das<br />
Zuhause zahlreicher<br />
wasserliebender Pflanzen<br />
<strong>und</strong> Tiere (v. l. n. r. <strong>und</strong><br />
v. o. n. u.): Fleischfarbenes<br />
Knabenkraut, Bekassine,<br />
Sumpf-Blutauge,<br />
Sumpf-Glanzkraut <strong>und</strong><br />
Moorfrosch.<br />
Nieder- <strong>und</strong> Übergangsmoore sind ökologisch <strong>und</strong><br />
hydrologisch besonders vielfältig. Zahlreiche Arten,<br />
die zeitweise oder ganzjährig an Wasser geb<strong>und</strong>en<br />
sind, können nur hier überleben. Die spezifische Art<br />
der Wasserversorgung führt in den jeweiligen Moortypen<br />
zu einem bunten Mosaik an Lebensgemeinschaften.<br />
Je nach Nährstoffgehalt <strong>und</strong> basischem<br />
Charakter des Wassers finden sich unterschiedliche<br />
Spezialisten ein. Seltene Pflanzenarten wie das Sumpf-<br />
Blutauge, die Zweihäusige Segge oder das Sumpfglanzkraut<br />
sind direkt betroffen, wenn solche vielfältigen<br />
Wasserlandschaften verschwinden.<br />
Auch für viele Vogelarten sind Niedermoore wichtige<br />
Rast- <strong>und</strong> Brutplätze, denn die wasserreiche Umgebung<br />
schützt sie vor natürlichen Fressfeinden. Die<br />
lockere obere Moorschicht ist zudem ein reich gedeckter<br />
Tisch: Sie steckt voller Leben <strong>und</strong> erweist sich<br />
für Vogelfamilien wie Rallen oder Schnepfen als ideal<br />
zur Nahrungssuche. Die Bekassine beispielsweise,<br />
eine Schnepfenart, stochert mit ihrem langen Schnabel<br />
tief unter der Oberfläche nach Schnecken oder kleinen<br />
Krebstieren.<br />
11
Bedeutung der Moore<br />
Wasser <strong>und</strong> Boden<br />
Moore als wertvolle Filter<br />
Oben: Moore können<br />
große Mengen Wasser auf -<br />
nehmen <strong>und</strong> schützen<br />
uns so vor Überschwemmungen.<br />
Außerdem<br />
filtern sie das Wasser<br />
<strong>und</strong> nehmen Nähr- <strong>und</strong><br />
Schadstoffe auf. Doch<br />
kommt der Torf mit<br />
Sauerstoff in Verbindung,<br />
mineralisiert er <strong>und</strong> die<br />
schädlichen Substanzen<br />
werden wieder frei gesetzt.<br />
Naturnahe Moorlandschaften wirken im Wasserhaushalt<br />
einer Landschaft wie ein Schwamm. Sie können<br />
innerhalb kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen <strong>und</strong> leisten<br />
dadurch auch einen wichtigen Beitrag für den<br />
Hochwasserschutz. Bei starkem Regen oder Überflutungen<br />
saugen sie durch ihre enorme Speicherfähigkeit<br />
das Wasser auf <strong>und</strong> geben es erst langsam wieder an<br />
die Umgebung ab. Moore erfüllen auch wichtige Funktionen<br />
bei der Gr<strong>und</strong>wasserneubildung. Sie sind regelrechte<br />
Wasserfilter. Die Pflanzen nehmen die im Wasser<br />
gelösten Nähr- <strong>und</strong> Schadstoffe auf. Durch die Torfbildung<br />
werden sie dauerhaft im Moor eingeschlossen.<br />
Wenn der Torfkörper mineralisiert, schwindet dieser<br />
vielfältige Nutzen der Moore. Nun werden schädliche<br />
Substanzen freigesetzt, die zuvor organisch fest geb<strong>und</strong>en<br />
waren. Nitrat <strong>und</strong> Phosphat können ins<br />
Gr<strong>und</strong>wasser gelangen <strong>und</strong> die Qualität des Trinkwassers<br />
beeinträchtigen. Sie gefährden jedoch auch<br />
angrenzende Gewässer, die bei hoher Nährstoffbelastung<br />
eutrophieren. Für einen ausgeglichenen Landschaftswasserhaushalt<br />
sind Moorlandschaften also in<br />
jeder Hinsicht von zentraler Bedeutung. Daher muss<br />
ein erfolgreicher Gewässerschutz auch die angrenzenden<br />
Moore einbeziehen.<br />
Eutrophierung<br />
Wenn sich übermäßig viele Nährstoffe in einem<br />
Ökosystem anreichern, bezeichnet man<br />
dies als Eutrophierung. Meist ist Eutrophierung<br />
menschengemacht <strong>und</strong> rührt daher, dass<br />
landwirtschaftliche Flächen übermäßig gedüngt<br />
werden. Aber auch entwässerte Moore<br />
setzen zahlreiche Nährstoffe frei. In den Böden<br />
reichern sich dadurch immer mehr Nitrat <strong>und</strong><br />
Phosphat an <strong>und</strong> gelangen durch den Wassertransport<br />
auch in angrenzende Flüsse <strong>und</strong><br />
Seen. Dort sorgen sie für einen Überschuss an<br />
Nährstoffen für die Pflanzen, Algen <strong>und</strong> Cyanobakterien.<br />
In einem eutrophierten Gewässer<br />
wachsen die Organismen zunächst sehr stark,<br />
so dass auch viel Biomasse anfällt, die nach<br />
dem Absterben zu Boden sinkt. Mikrobakterien<br />
zersetzen sie <strong>und</strong> verbrauchen dabei Sauerstoff.<br />
Schon bald kommt es durch den konstanten<br />
Sauerstoffmangel zur Veränderung der<br />
Vegetation <strong>und</strong> damit des gesamten Ökosystems.<br />
12
Klima<br />
Moore, die natürlichen Klimaschützer<br />
Moore sind wichtig für den Klimaschutz. Die im<br />
Moor lebenden Pflanzen nehmen während ihres<br />
Wachstums Kohlendioxid (CO 2 ) aus der Atmosphäre<br />
auf. Wenn aus den abgestorbenen Pflanzenresten Torf<br />
entsteht, wird darin auch der Kohlenstoff geb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> eingelagert. So haben sich in den Mooren in den<br />
Jahrtausenden ihrer Entstehung bedeutende Kohlenstofflager<br />
gebildet. Daher bezeichnet man wachsende<br />
Moore auch als Kohlen dioxid-Senken. In natürlichen<br />
Mooren entstehen jedoch auch Treibhausgase. Wenn<br />
Bakterien das organische Material unter Luftabschluss<br />
zersetzen, wird klimaschädliches Methan freigesetzt.<br />
Dies ist in einem ges<strong>und</strong>en Moor ganz natürlich.<br />
Obwohl Methangas entsteht, ist die Klimabilanz<br />
der Moore aufgr<strong>und</strong> der großen Kohlenstofflager<br />
dennoch positiv. Dramatische Folgen haben jedoch<br />
menschliche Eingriffe wie Entwässerung, weil Luft in<br />
den Moorkörper gelangt <strong>und</strong> der Torf mineralisiert.<br />
Dabei entsteht nicht nur das klimaschädliche CO 2 ,<br />
sondern auch Distickstoffmonoxid, besser bekannt<br />
als Lachgas. Dessen Klimawirksamkeit ist fast dreih<strong>und</strong>ertmal<br />
höher als die von CO 2 <strong>und</strong> zwölfmal höher<br />
als die schädliche Wirkung von Methan. Zerstörte<br />
Moore setzen also in extrem kurzer Zeit enorme<br />
Mengen von klimawirksamen Gasen frei, die Jahrtausende<br />
lang in den Mooren eingeschlossen waren. Den<br />
größten Anteil an diesen menschengemachten klimaschädlichen<br />
Emissionen verursachen in Deutschland<br />
mit 84 Prozent die Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft. Die extensive<br />
Nutzung von Mooren (neun Prozent) <strong>und</strong> der<br />
industrielle Torf abbau (sieben Prozent) sind für die<br />
übrigen nutzungsbedingten Klimagas-Emissionen verantwortlich.<br />
Kohlenstoff-Speicher Moor<br />
Moore bedecken nur drei Prozent der Landfläche<br />
unserer Erde. Dennoch ist in ihnen doppelt<br />
so viel Kohlenstoff geb<strong>und</strong>en wie in allen<br />
Wäldern weltweit. Etwa ein Drittel der terrestrischen<br />
Kohlenstoffvorräte lagert in Mooren.<br />
In Deutschland enthält eine 15 Zentimeter dicke<br />
Torfschicht auf gleicher Fläche etwa so viel<br />
Koh len stoff wie ein 100-jähriger Wald. Geht<br />
also eine ein Meter dicke Torfschicht verloren,<br />
müsste zum Ausgleich mehr als das Sechsfache<br />
an Fläche aufgeforstet werden <strong>und</strong> 100 Jahre<br />
ungestört wachsen.<br />
Oben: Das Schwarze<br />
Moor in der Rhön ist<br />
noch eines der wenigen<br />
intakten Hochmoore<br />
Deutschlands.<br />
Weitere Informationen<br />
zur Bedeutung von<br />
Mooren für den Klimaschutz<br />
finden Sie in<br />
der NABU-Broschüre<br />
„Klimaschutz natürlich!“,<br />
die Sie im NABU Natur<br />
Shop bestellen können<br />
(www.NABU.de/shop,<br />
Artikelnr. 5231).<br />
13
Das stille Sterben der Moore<br />
Arten-Inseln im Nutzland<br />
Der Moorpegel im<br />
Donaumoos zeigt<br />
eindrucksvoll, wie hoch<br />
das Moor einst war.<br />
Im Jahr 1836 lag die Mooroberfläche<br />
noch auf der<br />
Höhe des Schildes.<br />
Um die Moore in Deutschland steht es schlecht:<br />
95 Pro zent gelten als „tot“, da sie entwässert, abgetorft,<br />
bebaut oder land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlich genutzt<br />
werden. Moore bestehen zu mehr als 90 Prozent<br />
aus Wasser. Wird es ihnen entzogen, strömt Luft<br />
in den Moorkörper, was wiederum die Zersetzung<br />
fördert. Der Torf mineralisiert <strong>und</strong> das Porenvolumen<br />
des Torfkörpers verringert sich stetig. Das verdichtete<br />
Moor sackt in sich zusammen.<br />
Über die Jahrh<strong>und</strong>erte haben sich auf diese Weise<br />
ganze Landschaften teils mehrere Meter gesenkt. Das<br />
Moor kann nun auch nicht mehr als Wasserfilter <strong>und</strong><br />
-speicher funktionieren. Im Gegenteil: Der degradierte<br />
Torfkörper wirkt stauend. Die Bedingungen für Tiere<br />
<strong>und</strong> Pflanzen, die sich an das Ökosystem angepasst haben,<br />
ändern sich – ein unersetzlicher Lebensraum verschwindet,<br />
<strong>und</strong> mit ihm unzählige hochspezialisierte<br />
Arten.<br />
Die wenigen noch intakten Moore in Deutschland<br />
sind gesetzlich geschützt. Dennoch sind sie in Gefahr,<br />
denn vielerorts greifen Menschen in den Wasserhaushalt<br />
von Landschaften ein, indem sie beispielsweise<br />
Flussläufe verändern, Flächen versiegeln oder<br />
Böden durch Drainagen nutzbar machen. Dadurch<br />
sinkt der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel <strong>und</strong> Torfböden trocknen<br />
aus. Wind <strong>und</strong> Wasser tragen außerdem Nährstoffe<br />
aus angrenzenden Feldern <strong>und</strong> Äckern in das<br />
Ökosystem Moor.<br />
Sobald sich die Wasserversorgung <strong>und</strong> der Nährstoffhaushalt<br />
verändern, wirkt sich das auch auf die Zusammensetzung<br />
der Arten aus. Sie sind aber auch dadurch<br />
gefährdet, dass die letzten wachsenden Moore<br />
zunehmend „verinseln“. Große Distanzen zwischen<br />
den Ökosystemen erschweren oder verhindern gar<br />
gänzlich einen genetischen Austausch, <strong>und</strong> die wenigen<br />
<strong>und</strong> kleinflächigen Moore sind besonders sensibel für<br />
negative Umwelteinflüsse.<br />
14
Gefährdung der Moore<br />
Wenn das Moor „ausblutet“<br />
Bevor Moorflächen land- oder forstwirtschaftlich genutzt<br />
werden können, müssen sie entwässert werden.<br />
Dazu wird ein künstlicher Abfluss eingerichtet: Gräben,<br />
Rohrdränungen oder Vorflutgräben greifen auf<br />
unterschiedliche Weise in den Wasserhaushalt ein.<br />
Durch Binnengräben senkt sich der Wasserstand im<br />
Moor vergleichsweise geringfügig ab. Versickerungsgräben<br />
hingegen führen zu einem regelrechten „Ausbluten“<br />
der Moore. Sogenannte Abzugsgräben haben<br />
einen besonders starken Entwässerungseffekt, da sie<br />
nicht nur die Moore selbst, sondern auch deren Wassereinzugsgebiet<br />
beeinflussen. Egal wie ein Moor entwässert<br />
wird, jeder Wasserentzug wirkt sich auf die<br />
ökologischen Funktionen der Moore aus, ebenso wie<br />
auf ihre Artenzusammensetzung <strong>und</strong> die Artenvielfalt.<br />
Problematisch sind auch stark bewachsene Gräben,<br />
die lange nicht gepflegt wurden. In der Landschaft<br />
sind sie oft kaum noch erkennbar, jedoch<br />
können sie weiterhin eine deutliche Entwässerung verursachen.<br />
Oben: Indem sie entwässert<br />
<strong>und</strong> landwirtschaftlich<br />
genutzt<br />
werden, werden Moore<br />
zerstört.<br />
Wirkung der Entwässerung auf den Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
bei kleinflächigen Mooren<br />
Binnengräben senken den Wasserstand<br />
im Zentrum des Moores<br />
um einige Dezimeter ab. Wer eine<br />
Moor-Renaturierung plant, sollte<br />
daher lange Gräben abschnittsweise<br />
unterbrechen.<br />
Versickerungsgräben durchbrechen<br />
die abdichtende Schicht<br />
am Moorrand, so dass Wasser aus<br />
dem Moor fließt, das daraufhin regelrecht<br />
ausblutet. Der Graben am<br />
Rande des Moores sollte daher unbedingt<br />
verschlossen werden.<br />
Wasserzufuhr<br />
Wasserentzug<br />
Grabenplombe notwendig<br />
natürlicher Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
veränderter Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
Abzugsgräben entwässern nicht<br />
nur das Moor, sondern auch sein<br />
Einzugsgebiet. Gräben <strong>und</strong> Grabenabschnitte,<br />
die im Umfeld des<br />
Moores liegen oder daran vorbeiführen,<br />
müssen daher bei der Planung<br />
<strong>und</strong> Umsetzung der Rena turierung<br />
mit einbezogen werden.<br />
Abbildungen:<br />
Darstellung verändert<br />
nach Landgraf (2007):<br />
Der Moorschutzrahmenplan.<br />
<strong>Stiftung</strong><br />
Natur<strong>Schutz</strong>Fonds<br />
Brandenburg (Hrsg.).<br />
Potsdam.<br />
15
Gefährdung der Moore<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Technik<br />
Extensiv: Lebensraum aus zweiter Hand<br />
Viele Moorflächen wurden lange Zeit nur extensiv<br />
genutzt. Dies lag vor allem daran, dass man noch nicht<br />
über die Technik verfügte, um Moore großflächig<br />
<strong>und</strong> tiefgründig zu erschließen. Mit ihrem feuchten<br />
Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> der satten Pflanzenvielfalt eigneten<br />
sie sich als Viehweiden oder Streuwiesen. Auch dadurch<br />
gingen viele natürliche Moore verloren. Jedoch<br />
entwickelten sich manche dieser nur wenig genutzten<br />
Wiesen zu einem wertvollen Lebensraum für<br />
mittlerweile stark gefährdete Arten. Für sie sind solche<br />
Lebensräume „aus zweiter Hand“ heute oft die<br />
letzten Rückzugsräume.<br />
kein<br />
Phytomasseentzug<br />
geringer<br />
Oberflächenwasserzufluss<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
starker<br />
Gr<strong>und</strong>wasserzufluss<br />
Natürliches Durchströmungsmoor<br />
Ein ungestörtes, wachsendes Durchströmungsmoor<br />
ist durch starken Gr<strong>und</strong>wasserzufluss geprägt. Das<br />
Gr<strong>und</strong>wasser steht bis an die Geländeoberfläche, so<br />
dass organisches Material nicht vollständig abgebaut<br />
wird <strong>und</strong> sich Torf anreichert. So werden Nährstoffe<br />
geb<strong>und</strong>en, ohne dass sie das Gr<strong>und</strong>wasser in angrenzende<br />
Gebiete oder Gewässer wieder austrägt.<br />
geringe<br />
Torfmineralisierung<br />
geringe<br />
Düngung<br />
mäßiger<br />
Phytomasseentzug<br />
mäßiger<br />
Oberflächenwasserzufluss<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
starker<br />
Gr<strong>und</strong>wasserzufluss<br />
Extensiv genutztes Durchströmungsmoor<br />
Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden immer mehr Moore<br />
extensiv genutzt <strong>und</strong> dazu mäßig entwässert. Der<br />
Gr<strong>und</strong>wasserspiegel sank dadurch leicht <strong>und</strong> die Torfmineralisierung<br />
setzte ein. Bei diesem Prozess werden<br />
auch zuvor geb<strong>und</strong>ene Nährstoffe wieder freigesetzt.<br />
Die auf dem Moor wachsenden Pflanzen entziehen<br />
dem Boden einen Teil dieser Nährstoffe wieder.<br />
16
Gefährdung der Moore<br />
Intensiv: Schadstoffe belasten Gewässer<br />
Die Moornutzung änderte sich mit den erweiterten<br />
Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Technik Mitte<br />
des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts. Beispielhaft sind die<br />
„Komplexmeliorationen“ der 1970er Jahre in Nordostdeutschland<br />
oder bei der Umsetzung des Emslandplans<br />
im nordwestlichen Teil Niedersachsens. Dabei<br />
wurden große Moorflächen im Zuge der Erschließung<br />
<strong>und</strong> Flurgestaltung entwässert <strong>und</strong> intensiv genutzt.<br />
Doch nicht nur, dass die Moorflächen selbst landwirtschaftlich<br />
genutzt werden, stellt eine Gefahr dar. Auch<br />
übermäßige Nährstoffeinträge aus angrenzenden bewirtschafteten<br />
Gebieten bedrohen die Lebensgemeinschaften<br />
im Moor. Um die empfindlichen Ökosysteme<br />
effektiv zu bewahren, müssen Naturschützer also<br />
auch „über den Moorrand hinaus“ schauen: Ändert<br />
sich die Nutzung in landwirtschaftlich geprägten Einzugsgebieten<br />
oder wird sie intensiviert, so kommt es<br />
zu Nähr- oder Schadstoffeinträgen, die auch unsere<br />
Moore <strong>und</strong> Gewässer belasten.<br />
Oben: Diese artenreiche<br />
Feuchtwiese (links) bietet<br />
heute vielen Pflanzen<br />
<strong>und</strong> Tieren einen Lebensraum.<br />
Nährstoffeinträge<br />
aus Ackerflächen können<br />
die Lebensgemeinschaften<br />
in Mooren stark<br />
verändern (rechts).<br />
Vorfluter:<br />
Fluss oder See<br />
Deich<br />
Schöpfwerk<br />
starke<br />
Torfmineralisierung<br />
starke<br />
Düngung<br />
starker<br />
Phytomasseentzug<br />
starker<br />
Oberflächenwasserzufluss<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
mäßiger<br />
Gr<strong>und</strong>wasserzufluss<br />
Intensiv genutztes Durchströmungsmoor<br />
Die intensive Nutzung von Moorflächen Ende des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts ging mit verstärkter Entwässerung,<br />
Torfmineralisierung, Düngung <strong>und</strong> gestiegenem Nährstoffaustrag<br />
einher. Da die Torfkörper seither schrumpfen,<br />
müssen Moore mit hohem technischen Aufwand<br />
durch Schöpfwerke <strong>und</strong> regelmäßige Grabenvertiefungen<br />
trocken gehalten werden.<br />
Abbildungen auf<br />
dieser Doppelseite:<br />
Darstellung verändert<br />
nach Succow<br />
& Joosten 2001<br />
17
Gefährdung der Moore<br />
Forstwirtschaft <strong>und</strong> Feuchtgebiete<br />
Naturnahe Wälder statt Monokulturen<br />
Oben: Besonders in<br />
niederschlagsarmen<br />
Gebieten sind naturnahe<br />
Wälder sowie die Erhaltung<br />
von Feuchtgebieten<br />
im Wald für angrenzende<br />
Moore wichtig.<br />
Abbildungen des<br />
Wasserhaushaltes:<br />
Eigene Darstellung<br />
Außer der Landwirtschaft beeinflussen auch forstliche<br />
Eingriffe die Feuchtgebiete in unseren Wäldern.<br />
Bis heute bestehen viele Wälder in Deutschland aus<br />
Fichten- <strong>und</strong> Kiefernmonokulturen. Doch in den<br />
meisten Gebieten würden sie natürlicherweise nicht<br />
vorkommen – zumindest nicht in Reinbeständen.<br />
Diese standortfremden Bäume verdunsten verglichen<br />
mit den ursprünglich dort wachsenden Waldgesellschaften<br />
mehr Feuchtigkeit, so dass weniger Wasser<br />
versickert. Baum arten <strong>und</strong> Altersaufbau der Wälder<br />
beeinflussen die Neubildung von Gr<strong>und</strong>wasser. Nach<br />
dem Verschluss bestehender Entwässerungssysteme<br />
fördert daher auch ein Waldumbau hin zu Waldgesellschaften,<br />
die einst auf diesen Standorten zu finden<br />
waren, angrenzende Moorlebensräume <strong>und</strong> die Artenvielfalt.<br />
Waldbesitzer: Retter der Moore?<br />
Nadelbäume haben zwar eine kleinere Blattoberfläche<br />
als Laubbäume, verdunsten aber als immergrüne Arten<br />
ganzjährig betrachtet mehr Wasser. Indem Privatwald-Besitzer<br />
<strong>und</strong> die öffentliche Hand Nadelbaummonokulturen<br />
zu naturnahen Wäldern umbauen, verbessern<br />
sie auch den Wasserhaushalt im Einzugsgebiet.<br />
Generell sollte dabei auf Kahlschläge verzichtet werden.<br />
In kleinen Einzugsgebieten <strong>und</strong> besonders an Hängen<br />
kann es sonst zu vermehrter Erosion <strong>und</strong> verstärktem<br />
Oberflächenabfluss kommen. Nährstoffreicher Boden<br />
wird in tiefer gelegene Bereiche geschwemmt <strong>und</strong> beeinträchtigt<br />
die <strong>Entwicklung</strong> der Feuchtgebiete stark.<br />
Mehr Tipps für den naturnahen Waldumbau gibt<br />
es in der NABU-Broschüre „Mehr Naturschutz im<br />
Wald“, die Sie im NABU Natur Shop bestellen können<br />
(www.NABU.de/shop, Artikelnr. 5211).<br />
Ungestörter Wasserhaushalt<br />
In standortheimischen oder naturnah bewirtschafteten<br />
Wäldern kann durch die geringere Verdunstung<br />
mehr Wasser versickern. Es bildet sich stets neues<br />
Gr<strong>und</strong>wasser, wodurch das Moor mit ausreichend<br />
Feuchtigkeit versorgt bleibt. Die Vegetation ist moortypisch,<br />
<strong>und</strong> das Moor kann wachsen.<br />
Gestörter Wasserhaushalt<br />
In Wäldern mit hohem Nadelholzanteil verdunstet<br />
wesentlich mehr Wasser als im Boden versickert. Daher<br />
können trotz Verschluss von Entwässerungsgräben<br />
weiterhin die bekannten Prozesse ablaufen: Torf mineralisiert,<br />
sackt in sich zusammen, <strong>und</strong> es bildet sich<br />
eine untypische Vegeta tion aus – der Moorlebensraum<br />
verschwindet.<br />
18
Torf als Rohstoff<br />
Verkauft, verheizt, vergraben<br />
Menschen bauen Torf bereits seit Jahrtausenden ab.<br />
Schon im Jahr 45 n. Chr. beschrieb der römische Gelehrte<br />
Plinius der Ältere, dass die germanischen<br />
Chauken den Rohstoff als Energieträger nutzten. Bis<br />
ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde Torf vielerorts als Brennstoff<br />
verwendet. Heute spielt er nur noch in wenigen<br />
Ländern wie Irland, Schweden <strong>und</strong> Finnland eine<br />
Rolle für die industrielle Energiegewinnung. Hier<br />
wird Torf in Kraftwerken verbrannt, um Strom <strong>und</strong><br />
Wärme zu erzeugen.<br />
Seit der Mitte des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts verwendet<br />
man Torf verstärkt im Gartenbau. Er muss zwar<br />
mit Kalk <strong>und</strong> Nährstoffen angereichert werden, kann<br />
aber viel Wasser speichern, ist leicht <strong>und</strong> nicht durch<br />
Pflanzensamen verunreinigt. Längst gibt es alternative<br />
Sub strate, die alle positiven Eigenschaften des<br />
Torfes vereinen <strong>und</strong> sich teils sogar besser für Balkon<br />
<strong>und</strong> Garten eignen. Bis Gartenbauer ihre Gewohnheiten<br />
ändern, gehen jedoch weitere Moore unwiederbringlich<br />
verloren.<br />
In Deutschland findet Torfabbau vorwiegend in Niedersachsen<br />
statt, wo auf einer Fläche von r<strong>und</strong> 26.900<br />
Hektar jährlich etwa sieben Millionen Kubikmeter<br />
Torf abgebaut werden. Etwa ein Drittel davon verbrauchen<br />
allein die Hobby-Gärtner. Ein sehr geringer Teil<br />
kommt auch in der Medizin <strong>und</strong> Kosmetik zum Einsatz,<br />
beispielsweise als Moorbäder <strong>und</strong> -packungen.<br />
Torf ist ein fossiler <strong>und</strong> damit endlicher Rohstoff, der<br />
auch in Deutschland zur Neige geht. Mittlerweile<br />
werden große Mengen Torf vor allem aus dem Baltikum<br />
importiert. Nur indem wir verstärkt torffreie<br />
Substrate verwenden, können wir wertvolle Moorlandschaften<br />
weltweit schützen.<br />
So blüht Ihr Garten ohne Torf:<br />
Verwenden Sie nur noch torffreie Blumenerde, die inzwischen<br />
viele Gartencenter <strong>und</strong> Baumärkte anbieten.<br />
So pflegen Sie Ihre Pflanzen, leisten einen positiven<br />
Beitrag für die Natur <strong>und</strong> das Klima <strong>und</strong> werden nebenbei<br />
auch noch Moor- <strong>und</strong> Artenschützer.<br />
Praktische Hinweise finden Sie auch im NABU-Ratgeber<br />
„Bunte Gärten ohne Torf “, der kostenlos im NABU Natur<br />
Shop (www.NABU.de/shop, Artikelnr. 4050) erhältlich ist.<br />
Gute torffreie Erde enthält<br />
eine Mischung aus<br />
Kompost, Rindenhumus,<br />
Holz- <strong>und</strong> Kokosfasern.<br />
Weitere Zusätze wie<br />
Sand, Lavagranulat oder<br />
Tonminerale ergänzen<br />
die optimale Pflanzenversorgung.<br />
19
Praktischer Moorschutz<br />
Moorschützer zu sein ist harte Arbeit. Doch sie lohnt sich –<br />
Sonnentau (links) <strong>und</strong> Waldwasserläufer (Mitte) fühlen sich hier wieder wohl.<br />
So helfen Sie dem Moor<br />
Gute Planung, langer Atem<br />
Nur sehr wenigen Mooren in Deutschland sieht man<br />
heute noch den ursprünglichen Charakter an. Naturschützer<br />
können Mooren jedoch auf vielfältige Art<br />
helfen. Das wichtigste Ziel ist dabei, Eingriffe des<br />
Menschen in den Wasserhaushalt zurückzunehmen<br />
<strong>und</strong> die hydrologischen Zustände möglichst naturnah<br />
wiederherzustellen. Oft erfordert dies eine detaillierte<br />
Planung <strong>und</strong> einen langen Atem. Doch beides zahlt<br />
sich aus, denn Sie können dadurch wieder dauerhaft<br />
gute Lebensbedingungen für moortypische Tier- <strong>und</strong><br />
Pflanzengesellschaften herstellen.<br />
Analysieren <strong>und</strong> orientieren<br />
Ein Moor muss nass sein, denn nur dann kann es leben.<br />
Zentraler Punkt bei Moorschutzprojekten ist daher<br />
die Wiedervernässung von Flächen, damit wieder<br />
ein wassergesättigtes Moor entsteht, in dem sich Torf<br />
bilden kann. Dies können Naturschützer auf unterschiedliche<br />
Weise erreichen. Entscheidend für den<br />
Erfolg ist, dass Sie die lokalen Bedingungen genau studieren.<br />
Dabei können Sie sich an einigen Leitfragen<br />
orientieren: Auf welche Art wird das Moor durch<br />
Wasser gespeist (hydrologischer Moortyp)? Welche<br />
Wassermenge steht zur Verfügung? Wie hoch ist die<br />
Durchlässigkeit des Moorsubstrates? Wie ist das Oberflächengefälle<br />
beschaffen? Sind noch Restvorkommen<br />
moortypischer Vegetation vorhanden?<br />
Wasser zurückhalten<br />
Am einfachsten ist die Wiedervernässung durch sogenannte<br />
Stauverfahren, bei welchen Sie Entwässerungsgräben<br />
oder Dränrohre verschließen. Hierdurch<br />
fließt deutlich weniger bis gar kein Wasser mehr aus<br />
dem Moorkörper, sondern das Gr<strong>und</strong>wasser verbleibt<br />
darin <strong>und</strong> staut sich wieder bis zum Geländeniveau<br />
an (Grabenanstau). Zufließendes Wasser aus höher<br />
gelegenen Einflussgebieten sollten Sie nicht zurückhalten,<br />
sondern es in den Moorkörper einsickern<br />
(Grabeneinstau, Dräneinstau) lassen. Derartige Stauverfahren<br />
eignen sich besonders für Moore mit sehr<br />
geringem oder ohne Oberflächengefälle. Bei den durch<br />
Regen gespeisten Hochmooren können Sie das Niederschlagswasser<br />
auch über sogenannte Verwallungen<br />
zurückhalten, also zum Beispiel durch wasser<strong>und</strong>urchlässige<br />
Schwarztorfwälle, die Sie auf die Flächen<br />
aufsetzen.<br />
Das Einzugsgebiet beachten<br />
Moorschützer sollten das Wasserrückhaltevermögen<br />
im Einzugsgebiet erhöhen. Legen Sie dabei besonderes<br />
Augenmerk auf Landschaftselemente, die Senken-<br />
<strong>und</strong> Speicherfunktionen haben. Auch durch<br />
den naturnahen Waldumbau <strong>und</strong> eine angepasste<br />
Landbewirtschaftung verbessern Sie die hydrologischen<br />
Bedingungen im Einzugsgebiet. Eine landwirtschaftliche<br />
Extensivierung ohne den übermäßigen<br />
Einsatz von Düngemitteln <strong>und</strong> der Verzicht auf Pestizide<br />
hilft schädliche Einflüsse zu verringern.<br />
20
Entkusseln, falls angezeigt<br />
Wenn Naturschützer Gehölze von Moorflächen entfernen,<br />
bezeichnen sie dies als „Entkusseln“. Hierbei<br />
handelt es sich um eine Pflegemaßnahme zur Offenhaltung<br />
von artenreichen <strong>Kulturlandschaft</strong>en. Sie kann<br />
aber auch Schritte zur Revitalisierung eines Moores<br />
begleiten. Durch das Entkusseln fördern Sie vor allem<br />
Licht liebende Moorpflanzen <strong>und</strong> verhindern, dass<br />
Wasser aus den Moorflächen verdunstet. Birken beispielsweise<br />
entziehen dem Moor viel Feuchtigkeit.<br />
Eine einzige Birke kann zu einer Verdunstung von bis<br />
zu 100 Litern pro Tag beitragen – das entspricht einer<br />
gut gefüllten Badewanne.<br />
Damit das Moor wieder<br />
Moor sein kann: Verwallungen<br />
(links) <strong>und</strong><br />
Staumaßnahmen (Mitte)<br />
helfen Wasser zurückzuhalten,<br />
Entkusseln<br />
(unten) unterstützt die<br />
Moorpflanzen <strong>und</strong> verringert<br />
die Verdunstung.<br />
Gehölze können auf Moorflächen entweder per Hand<br />
oder von Weidetieren entfernt werden. Die Tiere, die<br />
sehr gut an das vorhandene Futter <strong>und</strong> die feuchten<br />
Bedingungen angepasst sind, halten die Triebe kurz.<br />
Alte Schafrassen, wie zum Beispiel Heidschnucken,<br />
kommen insbesondere in den Hochmoorgebieten zum<br />
Einsatz. In Niedermooren werden seit einigen Jahren<br />
erfolgreich Beweidungsprojekte mit Heckrindern <strong>und</strong><br />
Wasserbüffeln durchgeführt.<br />
Wichtig ist: Um einen dauerhaften Erfolg der Entkusselungen<br />
zu sichern, sollten möglichst die moortypischen<br />
Wasserstände wieder hergestellt werden. Bleibt<br />
der Moorwasserspiegel niedrig, wachsen auf den freien<br />
Flächen bald erneut Gehölze auf <strong>und</strong> es muss wieder<br />
entkusselt werden.<br />
21
Praktischer Moorschutz<br />
NABU-Projekt Theikenmeer<br />
Ein Hochmoor lebt wieder auf<br />
Nach der vollständigen<br />
Verwallung stellte<br />
sich natürlicherweise<br />
die Wiedervernässung<br />
der Moorflächen ein.<br />
Kreuzotter (oben) <strong>und</strong><br />
Schwarzkehlchen<br />
(unten) konnten von<br />
diesen Maßnahmen<br />
profitieren.<br />
Als sich vor etwa 35 Jahren einige Naturschützer in<br />
Niedersachsen zu gemeinsamen Aktionen versammelten,<br />
hätten sie sich nicht träumen lassen, dass sie<br />
später einmal ein ganzes Moor vor dem Austrocknen<br />
bewahren. Die NABU-Gruppe Werlte/Sögel im Regionalverband<br />
Emsland hatte sich gegründet, um bedrohte<br />
Vogelarten im 240 Hektar großen Naturschutzgebiet<br />
Theikenmeer zu schützen.<br />
Das namensgebende Gewässer ist der Rest eines sogenannten<br />
Laggsees. Er bildete sich aus dem abfließenden<br />
Wasser des einstigen Hochmoores zwischen dem<br />
Moorkörper <strong>und</strong> einem angrenzenden Sandrücken.<br />
Die Besonderheit dieses Moores wurde schon früh erkannt<br />
– schon seit 1936 steht es unter <strong>Schutz</strong>, wurde<br />
jedoch weiterhin als Wiese, Weide oder teils sogar<br />
zum Torfstechen genutzt. Als dies immer unwirtschaftlicher<br />
wurde, gab man die Nutzung auf; doch die Gräben<br />
<strong>und</strong> Drainagen blieben bestehen. Mit der Zeit<br />
kam es zu dramatischen Veränderungen. Die ausgetrockneten<br />
Flächen überwuchsen mit Birken, <strong>und</strong> das<br />
vormals 26 Hektar große Gewässer schrumpfte, bis es<br />
im Jahr 1977 gänzlich verschwand.<br />
In den Jahren 1978 bis 1981 bewirkte die NABU-<br />
Gruppe gezielte Staumaßnahmen. Damit erreichte<br />
sie, dass das Theikenmeer heute wieder eine Wasserfläche<br />
von etwa 20 Hektar aufweist. Mit öffentlichen<br />
<strong>und</strong> privaten Geldern konnte die NABU-Gruppe zunächst<br />
Gr<strong>und</strong>stücke kaufen, wo sie die Beschaffenheit<br />
des Torfkörpers untersuchte. Später setzten die Moorschützer<br />
dort Verwallungen auf, um die Entwässerung<br />
zu stoppen.<br />
Mittlerweile revitalisiert der NABU am Theikenmeer<br />
große Moorflächen <strong>und</strong> hat mit der Wiedervernässung<br />
in weiteren Teilen des <strong>Schutz</strong>gebietes begonnen. Das<br />
Regenwasser kann nun nicht länger von den Hochmoorflächen<br />
abfließen. Torfmoose vermehren sich in<br />
ihrem ursprünglichen Lebensraum, <strong>und</strong> das Moor<br />
kann wieder wachsen. Vögel wie die Bekassine finden<br />
ebenso wie die Kreuzotter ideale Bedingungen vor.<br />
Doch bis das Theikenmeer wieder ein lebendiges<br />
Hochmoor wird, braucht es noch eine lange Zeit. Es<br />
kann mehr als 20 Jahre dauern, bis sich ein typischer<br />
Hochmoorlebensraum entwickelt. Den Anfang haben<br />
die NABU-Naturschutzmacher gemacht – <strong>und</strong> einen<br />
langen Atem haben sie bereits bewiesen.<br />
22
Praktischer Moorschutz<br />
NABU-Projekt Lange Damm Wiesen<br />
Ein vielfältiges Niedermoor darf wachsen<br />
Das Naturschutz- <strong>und</strong> FFH-Gebiet Lange Damm<br />
Wiesen liegt im östlichen Brandenburg. Das r<strong>und</strong> 150<br />
Hektar große Niederungsgebiet, das durch die letzte<br />
Eiszeit geformt wurde, ist von einer Vielzahl schutzwürdiger<br />
Lebensraumtypen geprägt, darunter auch<br />
artenreiche Feuchtwiesen <strong>und</strong> Moore. Die umliegende<br />
Landschaft wird intensiv genutzt. Daher ist das Naturschutzgebiet<br />
besonders wertvoll. Hier finden sich<br />
sogar noch die Pflanzengesellschaften der äußerst seltenen<br />
Braunmoosmoore, die auf kalkreiche Standorte<br />
angewiesen sind.<br />
Hydrogenetisch handelt es sich bei den Lange Damm<br />
Wiesen um ein Durchströmungsmoor mit einigen<br />
Quellmoorstandorten. Da der Quelldruck besonders<br />
hoch ist <strong>und</strong> die Hydrologie sehr komplex, konnten<br />
Teilbereiche der Lange Damm Wiesen in den vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erten nicht tief entwässert, sondern<br />
nur extensiv genutzt werden. Einige Flächen blieben<br />
sogar dauerhaft vom Gr<strong>und</strong>wasser durchströmt.<br />
Seit den 1980er Jahren engagieren sich Naturschützer<br />
für dieses Gebiet. Anfangs pflegten sie die Flächen<br />
noch mit der Hand. Der NABU-Regionalverband<br />
Strausberg-Märkische Schweiz setzt seit zehn Jahren<br />
auch auf Schafe <strong>und</strong> Heckrinder für die Landschaftspflege.<br />
Diese Rinderrasse ist besonders gut angepasst<br />
an wechselfeuchte Standorte <strong>und</strong> an das vorhandene<br />
Raufutter. Das langfristige Ziel des NABU ist es, den<br />
Lebensraum für Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten zu erhalten,<br />
die auf eine solche extensive Nutzung angewiesen<br />
sind. Darüber hinaus sollen durch Wiedervernässung<br />
wieder eigendynamische Moorentwicklungsstadien<br />
ermöglicht werden.<br />
Im Rahmen des von der europäischen Union geförderten<br />
LIFE+-Projektes „Kalkreiche Niedermoore“<br />
hat der NABU inzwischen gemeinsam mit dem Naturschutzfonds<br />
Brandenburg Maßnahmen eingeleitet,<br />
um weitere Flächen zu renaturieren. Davon profitieren<br />
nicht nur Pflanzen wie die Sumpf-Stendelwurz,<br />
die Zweihäusige Segge oder das Sumpf-Läusekraut,<br />
sondern auch Vögel wie der Waldwasserläufer <strong>und</strong><br />
der Wachtelkönig, die als gefährdete oder stark gefährdete<br />
Arten auf der Roten Liste stehen.<br />
Um das artenreiche<br />
Moorgebiet Lange<br />
Damm Wiesen optimal<br />
zu pflegen, setzen die<br />
Moorschützer auf die<br />
Unterstützung von<br />
Heckrindern (oben).<br />
Die Sumpf-Stendelwurz<br />
(unten) gehört zu den<br />
Orchideengewächsen<br />
<strong>und</strong> ist in Deutschland<br />
mittlerweile selten <strong>und</strong><br />
weit verstreut.<br />
23
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
Von der Idee zum Projekt<br />
Förderung von Moorschutzmaßnahmen<br />
Vielen Mooren geht es in Deutschland schlecht. Denn<br />
trotz der Ausweisung als Naturschutzgebiet oder geschütztes<br />
Biotop fehlen für viele Moore bis heute konkrete<br />
<strong>Entwicklung</strong>s- <strong>und</strong> Maßnahmenpläne. Dabei<br />
können Naturschutzinitiativen vor Ort viel erreichen.<br />
Nicht nur bei kleineren Mooren lohnt es sich zu prüfen,<br />
ob <strong>und</strong> wie eine Revitalisierung möglich ist. Gerade<br />
bei Moorschutzprojekten sind für den Erfolg<br />
jedoch eine gute Planung <strong>und</strong> ein langer Atem entscheidend.<br />
Wichtig ist, früh viele Partner für ein solches<br />
Projekt zu begeistern. Bei den zuständigen Ansprechpartnern<br />
beim Landkreis <strong>und</strong> bei den Landesämtern<br />
erhalten Sie einen Überblick über bestehende Vorhaben<br />
<strong>und</strong> Finanzierungsmöglichkeiten. Ebenso engagieren<br />
sich viele Naturschutzstiftungen <strong>und</strong> Vereine<br />
im Moorschutz <strong>und</strong> beteiligen sich auch finanziell an<br />
der Umsetzung.<br />
Naturschutzprojekte, wie die Renaturierung von<br />
Mooren, können aus verschiedenen „Töpfen“ gefördert<br />
werden. Neben länderspezifischen Moorschutzprogrammen<br />
sind verpflichtende Ausgleichs- <strong>und</strong><br />
Ersatzmaßnahmen, die aus Eingriffen in die Natur<br />
entstehen, eine Finanzierungsmöglichkeit. Die Naturschutzstiftung<br />
Schleswig-Holstein praktiziert dies<br />
zum Beispiel sehr erfolgreich. Auch im Rahmen der<br />
Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie müssen diese<br />
vom Gr<strong>und</strong>wasser beeinflussten Landökosysteme<br />
mit berücksichtigt werden. Daher ist es wichtig, bei<br />
der Erarbeitung von Gewässerentwicklungskonzepten<br />
früh auf die Moorlebensräume hinzuweisen. Für größere<br />
Projekte enthält das B<strong>und</strong>esprogramm biologische<br />
Vielfalt einen Förderschwerpunkt „Ökosystemdienstleistungen“.<br />
Auch hier ist es möglich, Moorschutzprojekte<br />
zu finanzieren. Für Moore innerhalb<br />
des europäischen <strong>Schutz</strong>gebietsnetzes NATURA 2000<br />
(FFH- <strong>und</strong> Vogelschutzgebiete) gibt es mit LIFE+ ein<br />
eigenes Förderprogramm, mit dessen Hilfe schon vielen<br />
Mooren geholfen werden konnte.<br />
Darüber hinaus hat die hohe Klimarelevanz von<br />
Moorschutzprojekten neue Möglichkeiten der Förderung<br />
geschaffen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />
bietet für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt<br />
spezielle Emissionszertifikate an, durch deren Erlöse<br />
Moorschutzprojekte finanziert werden. Im Jahr 2011<br />
hat der NABU den Deutschen Moorschutzfonds gegründet.<br />
Dieser bietet Unternehmen die Möglichkeit,<br />
deutschlandweit Moorschutzprojekte zu unterstützen.<br />
Denn gerade für Moorschutzprojekte gilt: Jeder ausgegebene<br />
Euro wirkt doppelt – für den Klimaschutz<br />
<strong>und</strong> den Erhalt der biologischen Vielfalt!<br />
24
Übersicht der <strong>Schutz</strong>programme in den moorreichen<br />
B<strong>und</strong>esländern (Moorfläche > 1.000 km²)<br />
B<strong>und</strong>esland<br />
Fläche<br />
naturnaher/<br />
intakter Moore<br />
in km 2 (Anteil<br />
an gesamter<br />
Moorfläche)*<br />
Fläche gestörter/genutzter<br />
Moore in<br />
km 2 (Anteil<br />
an gesamter<br />
Moorfläche)*<br />
Programm<br />
Besonderheiten /<br />
Zielsetzungen<br />
Niedersachsen<br />
200 (4,8 %)<br />
inkl. Bremen<br />
4.000 (95,2 %)<br />
inkl. Bremen<br />
Niedersächsisches<br />
Moorschutzprogramm<br />
Sicherung von 50.000 ha nicht<br />
abgetorfter Hochmoorfläche als<br />
Naturschutzgebiete <strong>und</strong> Regeneration<br />
von 31.000 ha abgetorfter<br />
Hochmoorfläche. Einrichtung<br />
von Pufferflächen <strong>und</strong> Sicherung<br />
von 148 nach §28a NNatSchG<br />
geschützten Kleinsthochmooren<br />
als Naturschutzgebiet.<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
80 (2,7 %)<br />
2.850 (97,3 %)<br />
Konzept zum Bestand<br />
<strong>und</strong> zur <strong>Entwicklung</strong><br />
der Moore in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Einbeziehung der Landwirtschaft<br />
in die Moorpflege u.a. durch<br />
extensive Grünlandnutzung.<br />
Umwandlung von Acker auf<br />
Niedermoor in Grünland auf<br />
16.000 ha.<br />
Brandenburg<br />
60 (2,8 %)<br />
inkl. Berlin<br />
2.160 (97,2 %)<br />
inkl. Berlin<br />
Waldmoorschutzprogramm<br />
Brandenburg<br />
Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts<br />
durch Waldumbau<br />
<strong>und</strong> Wasserbau. Einrichtung von<br />
<strong>Schutz</strong>zonen um Moore.<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
50 (3,3 %)<br />
inkl. Hamburg<br />
1.450 (96,7 %)<br />
inkl. Hamburg<br />
Programm zur<br />
Wiedervernässung von<br />
Niedermooren<br />
Moorschutzprogramm<br />
für Schleswig-Holstein<br />
Wiedervernässung von 32.000 ha<br />
Niedermoorfläche <strong>und</strong> Sicherung/<br />
Wiederherstellung von<br />
20 Hochmooren mit Renaturierungspotenzial.<br />
Bayern<br />
220 (17,5 %)<br />
1.030 (82,5 %)<br />
Moorentwicklungskonzept<br />
Bayern<br />
Integration ins<br />
Klimaschutzkonzept<br />
Förderprogramm<br />
„KLIP 2020 Moore“.<br />
Mit der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt<br />
hat sich die B<strong>und</strong>esregierung für den Bereich Moore<br />
konkrete Ziele gesetzt. Die moorreichen B<strong>und</strong>esländer<br />
haben bereits eigene Programme mit unterschiedlichen<br />
Zielsetzungen auf den Weg gebracht. So setzt<br />
Brandenburg seinen bisherigen Schwerpunkt auf den<br />
Erhalt <strong>und</strong> die <strong>Entwicklung</strong> von Mooren im Wald.<br />
Mecklenburg-Vorpommern bezieht explizit die Landwirtschaft<br />
mit ein <strong>und</strong> setzt dabei auf das Freiwilligkeitsprinzip,<br />
insbesondere bei der extensiven Nutzung<br />
nicht vollständig wiederherstellbarer Moorstandorte.<br />
Die Instrumente sind in allen Fällen ähnlich: Eine große<br />
Rolle spielen Flächenkauf <strong>und</strong> der Rückbau von<br />
Drainagen. Oberstes Ziel ist es, natur nahe Moore zu<br />
erhalten <strong>und</strong> Flächen mit einem hohen Potenzial zur<br />
Revitalisierung zu entwickeln.<br />
*Alle Angaben<br />
ger<strong>und</strong>et.<br />
Datengr<strong>und</strong>lage:<br />
Höper (2007):<br />
Freisetzung von<br />
Treibhausgasen aus<br />
deutschen Mooren.<br />
In Telma 37.<br />
Hannover.<br />
25
Quellen <strong>und</strong> weiterführende Literatur<br />
Lesen <strong>und</strong> Surfen<br />
Literatur<br />
Succow M. & Joosten H. (2001): Landschaftsökologische<br />
Moork<strong>und</strong>e. 2. Auflage. E. Schweizerbart’sche<br />
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.<br />
Succow M. & Jeschke L. (1990): Moore in der<br />
Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt,<br />
Verbreitung, Nutzung <strong>und</strong> Erhaltung der Moore.<br />
2. Auflage. Urania, Leipzig.<br />
Dierßen K. & Dierßen B. (2008): Moore – Ökosysteme<br />
Mitteleuropas aus geobotanischer Sicht.<br />
2. Auflage, Eugen Ulmer, Stuttgart.<br />
Kapfer, A. & Poschlod, P. (1997): Sümpfe <strong>und</strong> Moore.<br />
Hutter, C.-P. (Hrsg.). Weitbrecht, Stuttgart.<br />
Nützliche Internetadressen<br />
Informationen zu Moorschutzaktivitäten in<br />
einzelnen B<strong>und</strong>esländern:<br />
Bayern:<br />
www.LfU.Bayern.de<br />
mit Praxisleitfäden zur Moorrenaturierung<br />
Brandenburg:<br />
www.MUGV.Brandenburg.de<br />
mit Praxisleitfäden zur Renaturierung von<br />
Feuchtgebieten<br />
Mecklenburg-Vorpommern:<br />
www.LUNG.MV-Regierung.de<br />
Niedersachsen:<br />
www.MU1.Niedersachsen.de<br />
Schleswig-Holstein:<br />
www.Schleswig-Holstein.de/UmweltLandwirtschaft<br />
Baden-Württemberg:<br />
www.Themenpark-Umwelt.Baden-Wuerttemberg.de<br />
www.NABU.de<br />
Tagesaktuelle Informationen r<strong>und</strong> um den<br />
Natur- <strong>und</strong> Umweltschutz.<br />
www.NABU.de/Moorschutz <strong>und</strong><br />
www.Moorschutzprojekt.de<br />
Informationen zu Mooren <strong>und</strong> Moorschutzprojekten<br />
des NABU.<br />
www.Deutscher-Moorschutzfonds.de<br />
Der Deutsche Moorschutzfonds des NABU unterstützt<br />
deutschlandweit Projekte zur Revitalisierung<br />
von Mooren.<br />
www.DGMTeV.de<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Moor- <strong>und</strong> Torfk<strong>und</strong>e<br />
widmet sich der Moor- <strong>und</strong> Torfforschung.<br />
www.mire-substrates.com<br />
Torf ist nicht gleich Torf! Anschauliche Informationsblätter<br />
helfen bei der Bestimmung der Torfe<br />
<strong>und</strong> geben so u.a. wertvolle Hinweise zur <strong>Entwicklung</strong><br />
eines Moores.<br />
www.Wetlands.org<br />
Wetlands International setzt sich für den weltweiten<br />
<strong>Schutz</strong> von Feuchtgebieten <strong>und</strong> deren nachhaltiger<br />
Nutzung ein.<br />
www.Ramsar.org<br />
Internationale Konvention über den <strong>Schutz</strong> der<br />
Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für<br />
Wasser- <strong>und</strong> Watvögel.<br />
www.BFN.de/0205_Foerderprogramm.html<br />
Informationen des B<strong>und</strong>esamts für Naturschutz über<br />
Finanzierungsmöglichkeiten von Naturschutzprojekten.<br />
Ansprechpartner im NABU<br />
Felix Grützmacher (Referent für Moorschutz)<br />
NABU-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Charitéstraße 3, 10117 Berlin<br />
Felix.Gruetzmacher@NABU.de<br />
Tel. 030.28 49 84-16 22<br />
26
NABU vor Ort<br />
NABU Baden-Württemberg<br />
Tübinger Straße 15, 70178 Stuttgart<br />
Tel. 07 11.9 66 72-0<br />
Fax 07 11.9 66 72-33<br />
NABU@NABU-BW.de<br />
www.NABU-BW.de<br />
NABU Bremen<br />
Contrescarpe 8, 28203 Bremen<br />
Tel. 04 21.3 39 87 72<br />
Fax 04 21.33 65 99 12<br />
Info@NABU-Bremen.de<br />
www.NABU-Bremen.de<br />
NABU Niedersachsen<br />
Alleestraße 36, 30167 Hannover<br />
Tel. 05 11.91 10 5-0<br />
Fax 05 11.9 11 05-40<br />
Info@NABU-Niedersachsen.de<br />
www.NABU-Niedersachsen.de<br />
NABU Sachsen<br />
Löbauer Straße 68, 04347 Leipzig<br />
Tel. 03 41.23 33 13-0<br />
Fax 03 41.23 33 13-3<br />
Landesverband@NABU-Sachsen.de<br />
www.NABU-Sachsen.de<br />
NABU-Partner Bayern –<br />
Landesb<strong>und</strong> für Vogelschutz (LBV)<br />
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein<br />
Tel. 0 91 74.47 75-0<br />
Fax 0 91 74.47 75-75<br />
Info@LBV.de<br />
www.LBV.de<br />
NABU Berlin<br />
Wollankstraße 4, 13187 Berlin<br />
Tel. 030.9 86 41 07 oder 9 86 08 37-0<br />
Fax 030.9 86 70 51<br />
LvBerlin@NABU-Berlin.de<br />
www.NABU-Berlin.de<br />
NABU Hamburg<br />
Osterstraße 58,<br />
20259 Hamburg<br />
Tel. 040.69 70 89-0<br />
Fax 040.69 70 89-19<br />
NABU@NABU-Hamburg.de<br />
www.NABU-Hamburg.de<br />
NABU Hessen<br />
Friedenstraße 26, 35578 Wetzlar<br />
Tel. 0 64 41.6 79 04-0<br />
Fax 0 64 41.6 79 04-29<br />
Info@NABU-Hessen.de<br />
www.NABU-Hessen.de<br />
NABU Nordrhein-Westfalen<br />
Merowingerstraße 88,<br />
40225 Düsseldorf<br />
Tel. 02 11.15 92 51-0<br />
Fax 02 11.15 92 51-15<br />
Info@NABU-NRW.de<br />
www.NABU-NRW.de<br />
NABU Rheinland-Pfalz<br />
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz<br />
Tel. 0 61 31.1 40 39-0<br />
Fax 0 61 31.1 40 39-28<br />
Kontakt@NABU-RLP.de<br />
www.NABU-RLP.de<br />
NABU Sachsen-Anhalt<br />
Schleinufer 18a, 39104 Magdeburg<br />
Tel. 03 91.5 61 93-50<br />
Fax 03 91.5 61 93-49<br />
Mail@NABU-LSA.de<br />
www.NABU-LSA.de<br />
NABU Schleswig-Holstein<br />
Färberstraße 51<br />
24534 Neumünster<br />
Tel. 0 43 21.5 37 34<br />
Fax 0 43 21.59 81<br />
Info@NABU-SH.de<br />
www.NABU-SH.de<br />
NABU Brandenburg<br />
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam<br />
Tel. 03 31.2 01 55-70<br />
Fax 03 31.2 01 55-77<br />
Info@NABU-Brandenburg.de<br />
www.NABU-Brandenburg.de<br />
NABU Mecklenburg-Vorpommern<br />
Arsenalstraße 2, 19053 Schwerin<br />
Tel. 03 85.7 58 94 81<br />
Fax 03 85.7 58 94 98<br />
LGS@NABU-MV.de<br />
www.NABU-MV.de<br />
NABU Saarland<br />
Antoniusstraße 18, 66822 Lebach<br />
Tel. 0 68 81.93 61 9-0<br />
Fax 0 68 81.93 61 9-11<br />
LGS@NABU-Saar.de<br />
www.NABU-Saar.de<br />
NABU Thüringen<br />
Leutra 15, 07751 Jena<br />
Tel. 0 36 41.60 57 04<br />
Fax 0 36 41.21 54 11<br />
LGS@NABU-Thueringen.de<br />
www.NABU-Thueringen.de<br />
Unterstützen Sie den <strong>Schutz</strong> der Natur – mit Ihrer Spende!<br />
NABU-Spendenkonto: Konto-Nr. 100 100 | Bank für Sozialwirtschaft | BLZ 370 205 00<br />
27
Seltene Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten sind im Lebensraum<br />
Moor zu Hause. Doch auch für uns Menschen sind<br />
die Feuchtlandschaften unschätzbar wertvoll. Als gigantische<br />
Wasserspeicher wirken Moore in der Landschaft<br />
wie ein Schwamm <strong>und</strong> schützen dadurch bei<br />
Hochwasser vor Überflutungen. Da sie zugleich im<br />
Wasser gelöste Schadstoffe binden, haben sie eine<br />
wichtige Filter-Funktion, <strong>und</strong> auch im Klimaschutz<br />
spielen Moore als Kohlenstoffspeicher eine Schlüsselrolle.<br />
Obwohl heute viele Moore unter <strong>Schutz</strong> stehen,<br />
belasten Umwelteinflüsse die Ökosysteme stark. Nur<br />
r<strong>und</strong> fünf Prozent der deutschen Moore sind heute<br />
noch intakt oder naturnah, <strong>und</strong> der dramatische<br />
Moorschw<strong>und</strong> hält weiter an. Bis heute werden Moore<br />
zerstört, um den Torf für Blumenerde zu verarbeiten.<br />
Um unsere letzten Moore zu erhalten, bleibt noch viel<br />
zu tun. Doch schon kleine Aktionen können viel bewirken.<br />
Unsere Broschüre begleitet Sie bei Ihrer<br />
nächsten Moor-Exkursion <strong>und</strong> hilft Ihnen die faszinierende<br />
Vielfalt zu verstehen <strong>und</strong> zu schützen.