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03.11.2012 Aufrufe

20 was geht Schule&Job Na, wie war’s? Fremde Sprache, neue Klasse, ungewohnter Job: Fünf Heimkehrer erzählen vom Abenteuer Ausland Harald Konietzko, 24, aus Rheine war während seiner Kfz-Mechatroniker-Lehre für ein Praktikum in Norwegen „Ich hatte schon viel über die Arbeitswelt in Skandinavien gelesen. Dass die Menschen dort sehr gelassen sind, ihre Arbeit ruhig angehen, aber die Produktivität trotzdem sehr hoch ist. Als ich von der Möglichkeit erfuhr, mit einem Azubi-Stipendium ins Ausland zu gehen, habe ich mich deshalb für Finnland und Norwegen beworben. Ich reise gerne, und die skandinavischen Länder kannte ich noch nicht. Die Bedingung für das Stipendium war, dass man einen Praktikumsbericht schreibt und auf einem Internetportal zum Erfahrungsaustausch bereitsteht. Mein Serviceleiter im Betrieb sagte: „Ich lege Ihnen keine Steine in den Weg.“ Und so haben wir uns darauf verständigt, dass ich zehn meiner Urlaubstage in das Auslandspraktikum stecke. Das war es mir auf jeden Fall wert. Obwohl ich nur drei Wochen in Norwegen war, habe ich sehr viel gelernt: Natürlich zum einen über Autos, weil ich zu Hause in einer Mercedes- Werkstatt ausgebildet werde und in Norwegen mit VW und Audi zu tun hatte. Die Geschäftsführung hat mir schnell einen eigenen Arbeitsplatz gegeben und mich selbständig arbeiten lassen. Und zum anderen über die Menschen: Sie sind tatsächlich gelassener – und sie haben mich sehr herzlich aufgenommen. Die Firma hat mir sogar einen Leihwagen zur Verfügung gestellt, um Norwegen zu erkunden. Weil die meisten Norweger fließend Englisch sprechen, konnten wir uns gut verständigen. Und das Land selbst hat mich auch sehr beeindruckt – nicht nur die unglaubliche Flora und Fauna, sondern auch die hochmodernen technologischen Anlagen wie Wasserkraftwerke und Glasfasernetze, der modernste und schnellste Weg für die Übertragung von Daten." Harald Konietzko (links) war in Norwegen, Sally Gutmann (oben) in Estland und Joana Knühmann (rechts) in Dubai. Fotos: privat Sally Gutmann, 20, aus Tübingen nahm an einem Freiwilligendienst in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, teil „Am Goethe-Institut in Tallinn war ich eine Art Mädchen für alles. Daneben habe ich an einer Schule im Deutschunterricht geholfen und auch selbst Konversationskurse organisiert und geleitet. Es tat gut, nach der ganzen sturen Lernerei für das Abitur auf einmal so viel Verantwortung zu tragen. Ich wollte nach der Schule unbedingt arbeiten, deshalb habe ich mich beim Unesco-Programm „Kulturweit“ beworben. Mit einem Platz in Estland hatte ich nicht gerechnet – aber es passte perfekt, weil ich als Austauschschülerin schon ein Jahr in Finnland war. Ich mag die Kälte und die Ruhe im Norden. Das Estnische ist mit dem Finnischen eng verwandt, die Menschen sind auch dort eher verschlossen. Aber ich kann ganz gut auf andere zugehen. Als ich ankam, war ich voller Tatendrang – und erst mal ernüchtert, weil ich nicht dringend gebraucht wurde. Ich musste selbst zeigen, wie ich mich nützlich machen kann. Also habe ich erklärt, dass ich überall dabei sein will und zu allem bereit bin. Erst mal Ernüchterung: Ich werde hier ja gar nicht gebraucht Die Arbeit füllte mich dann ziemlich aus, neben den Sprachkursen haben wir ja auch richtige Kulturarbeit gemacht, zum Beispiel einen Talentwettbewerb für Kinder ausgerichtet, die auf Deutsch singen. Außerdem fand ich eine tolle WG. Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, in Estland zu studieren – Politik, nicht Pädagogik, wie ich vorher dachte. Ich bin froh, dass ich nach dem Abi nicht Hals über Kopf eine Stadt und einen Studiengang ausgewählt habe, nur um ja keine Zeit zu verlieren.“ Joana Knühmann, 23, aus München war während ihrer Ausbildung zur IT-Systemkauffrau in Dubai eingesetzt „Wer bei Siemens ein duales Studium absolviert, verbringt automatisch eine Praxisphase im Ausland. Ich wollte das unbedingt auch machen, also habe ich meinen Lebenslauf an unsere Niederlassung in Dubai geschickt, wo ich über Kollegen jemanden kannte. Damit meine Chefin zustimmte, musste ich gute Noten und ein konkretes Projekt vorweisen können: Ich wollte bei der IT-Entwicklung für einen Flughafen in Oman mitarbeiten. Dubai ist eine ganz besondere Stadt: Sie ist das Tor zur arabischen Welt und trotzdem nahe an Europa. Die Stadt wächst wahnsinnig schnell, überall wird gebaut, die IT-Branche boomt. Für mich war Dubai als Ausbildungsstation besonders reizvoll: Man lernt einfach viel mehr, wenn man etwas ganz Neues aufbaut, als wenn man etwas Bestehendes weiterentwickelt, wie das in Deutschland meist der Fall ist. Auch die Arbeitsweise war ganz anders: Mein Team war sehr jung, es waren nur wenige Leute, umso mehr Verantwortung hatte jeder von uns. Alle Kulturen waren vertreten, zu meinen Kollegen gehörten ein Inder im Anzug genauso wie eine pakistanische Frau in buntem Gewand und Araber im weißen Tuch. Die Dubaier hätten mich gerne sechs Monate behalten – und nach dem Berufsbildungsgesetz können Azubis ja bis zu einem Viertel ihrer Ausbildungszeit im Ausland verbringen. Aber ich sollte in der Berufsschule nichts verpassen, daher blieb ich nur zweieinhalb Monate dort, das entspricht der Zeit zwischen zwei Unterrichtsblöcken. Und da hat Siemens sich wirklich um mich gekümmert: Außer meinem Azubi-Gehalt habe ich eine Essenspauschale bekommen, Appartement, Flug und Mietwagen hat die Firma bezahlt.“ Julian Freichel, 19, aus Leonberg ging in der zehnten Klasse für ein halbes Jahr nach Kanada „Als ich nach Kanada geflogen bin, hatte ich meine Mathe- und Französisch-Bücher im Gepäck. Ich wollte auf die Oberstufe vorbereitet sein – reingeschaut habe ich dann aber kaum. Ich hatte an der High School ja auch extra einen Mathe-Kurs belegt, der Themen behandelte, die auch zu Hause auf dem Lehrplan gestanden hätten. Manches wurde in Kanada intensiver behandelt, Dann der Wunsch, zu verlängern: Aber klappt das auch mit dem G8? manches anders erklärt und einige Themen waren ein Vorgriff auf Stoff aus der zwölften Klasse in Deutschland. Dass ich zum ersten G8-Jahrgang an meiner Schule gehöre, war nie ein Argument gegen Kanada. Unser Schulleiter befürwortet den Austausch und regelt die Abwesenheit ganz unkompliziert: Man muss zwar ein einigermaßen gutes Zeugnis haben. Aber das Jahr, das man zu Hause verpasst, muss man nicht nachholen, man wird sozusagen gleich in die Oberstufe versetzt. Ich hatte mich zuerst nur für ein halbes Jahr in Kanada entschieden, weil ich dachte: Verlängern kann ich immer noch. Ich hätte meinen Aufenthalt dann auch gerne verlängert, um Lebensart und Sprache noch besser kennenzulernen. Und weil ich über den Schwimmverein in Kanada viele Freunde gefunden hatte. Aber meine Eltern hatten schließlich doch Bedenken, dass es unter dem Druck von G8 zu Hause eng werden könnte mit den Noten. So war es jedenfalls erstaunlich einfach, wieder Anschluss zu finden. Nach meiner Rückkehr habe ich nur einen Crashkurs in französischer Grammatik gemacht – das war’s. Julian Freichel (links) zog es nach Kanada, Henrike Gellermann (unten) nach England. Henrike Gellermann, 21, aus Verl bei Gütersloh war ein Jahr lang als Au-Pair in London „Ich wollte nach dem Abi nicht nur reisen, sondern an einem fremden Ort auch den Alltag kennenlernen. Also habe ich die Idee von „Work & Travel“ in Australien verworfen und bin als Au-Pair nach London gegangen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt: Ich landete bei einer super Gastfamilie und habe schnell Freunde gefunden – vor allem andere Deutsche, Engländer leider nicht so viele. Die haben ja schon ihren Freundeskreis und suchen nicht unbedingt den Kontakt zu einem Au-Pair-Mädchen, das irgendwann wieder weggeht. Trotzdem ist es mir gelungen, am Alltag der Engländer teilzuhaben: Ich spiele Saxofon und habe deshalb beim London Saxophone Choir mitgemacht. Nach den Proben sind wir Musiker und der Dirigent immer gemeinsam in einen Pub gegangen. Außerdem war ich regelmäßig in der Kirche in unserem Viertel und habe an den Winterwochenenden bei der Obdachlosenspeisung unserer Gemeinde geholfen. Es gab Tage, an denen ich es etwas langweilig fand, tagein, tagaus in die Sprachschule zu gehen und nachmittags auf zwei kleine Kinder aufzupassen, besonders wenn sie krank sind oder sich streiten! Andererseits habe ich viel erlebt und auch einiges von Großbritannien gesehen: Mit Freunden bin ich nach Oxford, Cambridge, Glasgow und Liverpool gefahren, auch in Cornwall und Schottland war ich ein paar Tage. Inzwischen studiere ich International Business in Maastricht. Die Studiensprache ist Englisch – da gibt mir das Jahr in London natürlich viel Sicherheit. Und ohne den Auslandsaufenthalt wäre es wohl schwierig geworden, diesen Studienplatz überhaupt zu bekommen.“ Protokolle: Eva Keller

Schule&Job was geht 21 Weit weg In der zehnten Klasse, nach der Schule, während der Lehre oder im Studium – was ist der beste Termin für eine Zeit im Ausland? Von Eva Keller Den meisten reicht es nach dem letzten Schultag. Sie wollen weg von den Büchern, weg aus der Stadt mit den vertrauten Gesichtern. Reisen, arbeiten. Ob in London, Sydney oder Sao Paulo – egal. Hauptsache, andere Leute sehen und andere Dinge erleben. Ganz traditionell als Au-Pair, ein paar Monate auf Achse mit Work & Travel oder als Teilnehmer eines Freiwilligen Sozialen Jahres. Das übrigens nur noch so heißt: Ein Jahr ist längst nicht mehr Pflicht, zwischen sechs und 18 Monaten ist jede Dienstzeit möglich, auch das Arbeiten in mehreren Drei-Monats-Blöcken, der Wechsel von Einrichtungen, der Sprung vom In- ins Ausland sind erlaubt. Wer nicht das Ende der Schulzeit abwarten mag, kann schon als Austauschschüler den Weg ins Ausland wählen – das tun jedes Jahr tausende Mädchen und Jungen. USA, Kanada und Australien stehen ganz oben auf der Liste der Ziele. Ein Jahr im Ausland ist auch hier nicht mehr Standard: Viele Schüler entscheiden sich für ein halbes Jahr in den USA oder drei Monate Australien, zur Hälfte in den deutschen Sommerferien. Manche, weil sie nicht länger bleiben Für (Fach-)Abiturienten wollen. Die meisten aber, weil sie zu Hause so wenig Unterricht wie möglich verpassen wollen. Schüleraustausch in Zeiten des G8 also, wo viele Schüler Leistungs- und Zeitdruck verspüren und es einfach schwieriger geworden ist, ein paar Monate in der Schule zu fehlen. Denn während im G9 die Schüler nach der zehnten Klasse ins Ausland gingen und oft die elfte Klasse ausließen, ist es im G8 nicht überall möglich, die zehnte Klasse zu überspringen. Sie gilt als Orientierungsphase, in der Grundlagen für die Oberstufe gelegt werden – und in der man nach Meinung vieler Schulleiter anwesend sein sollte. Eine Beurlaubung für drei oder sechs Monate in der elften Klasse ist fast überall ausgeschlossen. Das Schuljahr im Ausland schrumpft: Oft bleiben davon nur verlängerte Sommerferien Christof Feinauer vom Sprachreisenanbieter IST sieht ein paar gute Gründe, erst nach der zehnten Klasse ins Ausland zu gehen: „Dann hat man in jedem Fall den Realschulabschluss in der Tasche. Der Zeitpunkt ist ein klarer Schnitt, bevor es mit dem Kurssystem weitergeht. Ingenieure gesucht: Mit Ihrem Bachelor-Studium sind Sie dabei! Eine betriebliche Ausbildung mit IHK- Abschluss und ein ausbildungsbegleitendes Studium zum staatlich anerkannten Bachelor – diese Kombination bietet die Hessische Berufsakademie ab September 2010 auch in München an. Vorlesungen an der BA und Ausbildung im Unternehmen wechseln sich dabei ab. Ihre Abschlüsse: Bachelor of Arts (Business Administration) Bachelor of Arts (Wirtschaftsinformatik) Bachelor of Engineering (Mechatronik | Elektrotechnik | Maschinenbau) Nächste Info-Veranstaltungen: 22. September 2010 und 21. Oktober 2010 fon 0800 4959595 gebührenfrei fax 0800 8959595 gebührenfrei info@hessische-ba.de www.hessische-ba.de BA. Dual. Genial. Neue Hopfenpost | Arnulfstraße 30 Und: Mit jedem Lebensjahr fällt es leichter, anderswo Fuß zu fassen. Meist sind dann auch die Sprachkenntnisse besser.“ Er rät deshalb: „Wenn jemand ein ganzes Jahr im Ausland plant und es nicht eilig hat, sollte er nicht in der zehnten, sondern nach der zehnten Klasse weggehen.“ Die Alternative: Ein Auslandsaufenthalt zwischen drei und sechs Monaten für alle, die absolut kein Schuljahr verlieren wollen. Wobei wohl kaum ein Austauschschüler im Rückblick von einem verlorenen Jahr reden würde – eher von einem Gewinn an kulturellen Einsichten, persönlichen Erfahrungen und Sprachkenntnissen. Weil es dafür nie zu spät ist, gibt es auch für Auszubildende die Möglichkeit, im Ausland zu lernen. Das Berufsbildungsgesetz sieht nämlich vor, dass Azubis bis zu einem Viertel ihrer Lehrzeit im Ausland verbringen dürfen. Wer einen Ausbildungsabschnitt oder ein Praktikum in der Ferne nicht aus eigener Tasche finanzieren kann, sollte Fördergeld bei der „Nationalen Agentur Bildung für Europa“ des Bundesinstituts für Berufsbildung in Berlin beantragen. Die Förderhöhe hängt von den Lebenshaltungskosten, dem Zielland und der Dauer des Aufenthalts ab. Die Agentur hilft auch, die bürokratischen Hürden auf dem Weg ins Ausland zu überwinden. Für die meisten Azubis führte der bislang übrigens nach Großbritannien, gefolgt von Italien und Spanien. Statt Schüleraustausch: Auch als Praktikant oder Jobber kann man die Welt erkunden „Besser spät als nie“ gilt für alle, die während der Schulzeit nicht weggehen wollten oder konnten: Für sie kommt ein Semester oder gar ein Vollstudium im Ausland in Frage, Sprachkurse, Praktika oder Rechercheaufenthalte sind ebenfalls eine Option. Oft sind Auslandsaufenthalte heute sogar Pflichtbestandteil des Studiums – weil internationale Erfahrungen und Mobilität als selbstverständlich angesehen und von vielen Arbeitgebern erwartet werden. Die Politik unterstützt diesen Trend mit Stipendien und Programmen, das bekannteste ist „Erasmus“. Wie man sich als Erasmus-Student in Land und Leute verlieben kann, war auch schon im Kino zu sehen: Der erste Teil der Komödie „L’auberge espagnole“ trug den Titel „Barcelona für ein Jahr“, die Fortsetzung hieß „Wiedersehen in St. Petersburg“. Du arbeitest nicht für jeden? Dann arbeite doch für alle. Bei der Stadt München arbeiten Sie nicht für einen Konzern, sondern für alle Münchnerinnen und Münchner. Sie helfen mit, unsere Stadt noch lebenswerter zu machen. Gemeinsam mit uns schaffen Sie den Rahmen für eine weltoffene, familienfreundliche und wirtschaftlich erfolgreiche Stadt. Das ist kein Job. Das ist eine Aufgabe. Dazu brauchen wir Menschen, die etwas bewirken wollen und Spaß daran haben, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Machen Sie mit. Bewerben Sie sich jetzt für eine Ausbildung bei der Stadt München. Oder ein duales Studium. In 11 Fachreferaten und dem Direktorium warten spannende Themen auf Sie. Informieren Sie sich im Internet unter

20 was geht Schule&Job<br />

Na, wie war’s?<br />

Frem<strong>de</strong> Sprache, neue Klasse, ungewohnter Job:<br />

Fünf Heimkehrer erzählen vom Abenteuer Ausland<br />

Harald Konietzko, 24, aus<br />

Rheine war während seiner<br />

Kfz-Mechatroniker-Lehre für<br />

ein Praktikum in Norwegen<br />

„Ich hatte schon viel über die<br />

Arbeitswelt in Skandinavien<br />

gelesen. Dass die Menschen<br />

dort sehr gelassen sind, ihre<br />

Arbeit ruhig angehen, aber die<br />

Produktivität trotz<strong>de</strong>m sehr hoch<br />

ist. Als ich von <strong>de</strong>r Möglichkeit<br />

erfuhr, mit einem Azubi-Stipendium<br />

ins Ausland zu gehen, habe<br />

ich mich <strong>de</strong>shalb für Finnland<br />

und Norwegen beworben. Ich<br />

reise gerne, und die skandinavischen<br />

Län<strong>de</strong>r kannte ich noch<br />

nicht. Die Bedingung für das<br />

Stipendium war, dass man einen<br />

Praktikumsbericht schreibt und<br />

<strong>auf</strong> einem Internetportal zum<br />

Erfahrungsaustausch bereitsteht.<br />

Mein Serviceleiter im Betrieb<br />

sagte: „Ich lege Ihnen keine<br />

Steine in <strong>de</strong>n Weg.“ Und <strong>so</strong> haben<br />

wir uns dar<strong>auf</strong> verständigt,<br />

dass ich zehn meiner Urlaubstage<br />

in das Auslandspraktikum<br />

stecke. Das war es mir <strong>auf</strong> je<strong>de</strong>n<br />

Fall wert. Obwohl ich nur drei<br />

Wochen in Norwegen war, habe<br />

ich sehr viel gelernt: Natürlich<br />

zum einen über Autos, weil ich<br />

zu Hause in einer Merce<strong>de</strong>s-<br />

Werkstatt ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong><br />

und in Norwegen mit VW und<br />

Audi zu tun hatte. Die Geschäftsführung<br />

hat mir schnell einen<br />

eigenen Arbeitsplatz gegeben<br />

und mich selbständig arbeiten<br />

lassen. Und zum an<strong>de</strong>ren über<br />

die Menschen: Sie sind tatsächlich<br />

gelassener – und sie haben<br />

mich sehr herzlich <strong>auf</strong>genommen.<br />

Die Firma hat mir <strong>so</strong>gar<br />

einen Leihwagen zur Verfügung<br />

gestellt, um Norwegen zu erkun<strong>de</strong>n.<br />

Weil die meisten Norweger<br />

fließend Englisch sprechen,<br />

konnten wir uns gut verständigen.<br />

Und das Land selbst hat<br />

mich auch sehr beeindruckt –<br />

nicht nur die unglaubliche Flora<br />

und Fauna, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch die<br />

hochmo<strong>de</strong>rnen technologischen<br />

Anlagen wie Wasserkraftwerke<br />

und Glasfasernetze, <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnste<br />

und schnellste Weg für<br />

die Übertragung von Daten."<br />

Harald Konietzko<br />

(links) war in Norwegen,<br />

Sally Gutmann<br />

(oben) in Estland<br />

und Joana Knühmann<br />

(rechts) in<br />

Dubai. Fotos: privat<br />

Sally Gutmann, 20, aus<br />

Tübingen nahm an einem<br />

Freiwilligendienst in Tallinn,<br />

<strong>de</strong>r Hauptstadt Estlands, teil<br />

„Am Goethe-Institut in Tallinn<br />

war ich eine Art Mädchen für<br />

<strong>alle</strong>s. Daneben habe ich an einer<br />

Schule im Deutschunterricht<br />

geholfen und auch selbst Konversationskurse<br />

organisiert und<br />

geleitet. Es tat gut, nach <strong>de</strong>r<br />

ganzen sturen Lernerei für das<br />

Abitur <strong>auf</strong> einmal <strong>so</strong> viel Verantwortung<br />

zu tragen. Ich wollte<br />

nach <strong>de</strong>r Schule unbedingt arbeiten,<br />

<strong>de</strong>shalb habe ich mich beim<br />

Unesco-Programm „Kulturweit“<br />

beworben. Mit einem Platz in<br />

Estland hatte ich nicht gerechnet<br />

– aber es passte perfekt, weil ich<br />

als Austauschschülerin schon<br />

ein Jahr in Finnland war. Ich mag<br />

die Kälte und die Ruhe im Nor<strong>de</strong>n.<br />

Das Estnische ist mit <strong>de</strong>m<br />

Finnischen eng verwandt, die<br />

Menschen sind auch dort eher<br />

verschlossen. Aber ich kann<br />

ganz gut <strong>auf</strong> an<strong>de</strong>re zugehen.<br />

Als ich ankam, war ich voller<br />

Tatendrang – und erst mal ernüchtert,<br />

weil ich nicht dringend<br />

gebraucht wur<strong>de</strong>. Ich musste<br />

selbst zeigen, wie ich mich nützlich<br />

machen kann. Al<strong>so</strong> habe ich<br />

erklärt, dass ich überall dabei<br />

sein will und zu <strong>alle</strong>m bereit bin.<br />

Erst mal Ernüchterung:<br />

Ich wer<strong>de</strong> hier ja gar<br />

nicht gebraucht<br />

Die Arbeit füllte mich dann ziemlich<br />

aus, neben <strong>de</strong>n Sprachkursen<br />

haben wir ja auch richtige<br />

Kulturarbeit gemacht, zum Beispiel<br />

einen Talentwettbewerb<br />

für Kin<strong>de</strong>r ausgerichtet, die <strong>auf</strong><br />

Deutsch singen. Außer<strong>de</strong>m fand<br />

ich eine tolle WG. Ich habe <strong>so</strong>gar<br />

mit <strong>de</strong>m Gedanken gespielt,<br />

in Estland zu studieren – Politik,<br />

nicht Pädagogik, wie ich vorher<br />

dachte. Ich bin froh, dass ich<br />

nach <strong>de</strong>m Abi nicht Hals über<br />

Kopf eine Stadt und einen Studiengang<br />

ausgewählt habe, nur<br />

um ja keine Zeit zu verlieren.“<br />

Joana Knühmann, 23, aus<br />

München war während ihrer<br />

Ausbildung zur IT-Systemk<strong>auf</strong>frau<br />

in Dubai eingesetzt<br />

„Wer bei Siemens ein duales<br />

Studium ab<strong>so</strong>lviert, verbringt<br />

automatisch eine Praxisphase<br />

im Ausland. Ich wollte das<br />

unbedingt auch machen, al<strong>so</strong><br />

habe ich meinen Lebensl<strong>auf</strong> an<br />

unsere Nie<strong>de</strong>rlassung in Dubai<br />

geschickt, wo ich über Kollegen<br />

jeman<strong>de</strong>n kannte. Damit meine<br />

Chefin zustimmte, musste ich<br />

gute Noten und ein konkretes<br />

Projekt vorweisen können: Ich<br />

wollte bei <strong>de</strong>r IT-Entwicklung<br />

für einen Flughafen in Oman<br />

mitarbeiten. Dubai ist eine ganz<br />

be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>re Stadt: Sie ist das Tor<br />

zur arabischen Welt und trotz<strong>de</strong>m<br />

nahe an Europa. Die Stadt<br />

wächst wahnsinnig schnell, überall<br />

wird gebaut, die IT-Branche<br />

boomt. Für mich war Dubai als<br />

Ausbildungsstation be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs<br />

reizvoll: Man lernt einfach viel<br />

mehr, wenn man etwas ganz<br />

Neues <strong>auf</strong>baut, als wenn man<br />

etwas Bestehen<strong>de</strong>s weiterentwickelt,<br />

wie das in Deutschland<br />

meist <strong>de</strong>r Fall ist. Auch die<br />

Arbeitsweise war ganz an<strong>de</strong>rs:<br />

Mein Team war sehr jung, es<br />

waren nur wenige Leute, um<strong>so</strong><br />

mehr Verantwortung hatte je<strong>de</strong>r<br />

von uns. Alle Kulturen waren<br />

vertreten, zu meinen Kollegen<br />

gehörten ein In<strong>de</strong>r im Anzug<br />

genau<strong>so</strong> wie eine pakistanische<br />

Frau in buntem Gewand und<br />

Araber im weißen Tuch. Die<br />

Dubaier hätten mich gerne<br />

sechs Monate behalten – und<br />

nach <strong>de</strong>m Berufsbildungsgesetz<br />

können Azubis ja bis zu einem<br />

Viertel ihrer Ausbildungszeit im<br />

Ausland verbringen. Aber ich<br />

<strong>so</strong>llte in <strong>de</strong>r Berufsschule nichts<br />

verpassen, daher blieb ich nur<br />

zweieinhalb Monate dort, das<br />

entspricht <strong>de</strong>r Zeit zwischen<br />

zwei Unterrichtsblöcken. Und<br />

da hat Siemens sich wirklich um<br />

mich gekümmert: Außer meinem<br />

Azubi-Gehalt habe ich eine<br />

Essenspauschale bekommen,<br />

Appartement, Flug und Mietwagen<br />

hat die Firma bezahlt.“<br />

Julian Freichel, 19, aus<br />

Leonberg ging in <strong>de</strong>r<br />

zehnten Klasse für ein<br />

halbes Jahr nach Kanada<br />

„Als ich nach Kanada geflogen<br />

bin, hatte ich meine Mathe- und<br />

Französisch-Bücher im Gepäck.<br />

Ich wollte <strong>auf</strong> die Oberstufe vorbereitet<br />

sein – reingeschaut habe<br />

ich dann aber kaum. Ich hatte<br />

an <strong>de</strong>r High School ja auch extra<br />

einen Mathe-Kurs belegt, <strong>de</strong>r<br />

Themen behan<strong>de</strong>lte, die auch zu<br />

Hause <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Lehrplan gestan<strong>de</strong>n<br />

hätten. Manches wur<strong>de</strong> in<br />

Kanada intensiver behan<strong>de</strong>lt,<br />

Dann <strong>de</strong>r Wunsch, zu<br />

verlängern: Aber klappt<br />

das auch mit <strong>de</strong>m G8?<br />

manches an<strong>de</strong>rs erklärt und<br />

einige Themen waren ein Vorgriff<br />

<strong>auf</strong> Stoff aus <strong>de</strong>r zwölften<br />

Klasse in Deutschland. Dass ich<br />

zum ersten G8-Jahrgang an<br />

meiner Schule gehöre, war nie<br />

ein Argument gegen Kanada.<br />

Unser Schulleiter befürwortet<br />

<strong>de</strong>n Austausch und regelt die<br />

Abwesenheit ganz unkompliziert:<br />

Man muss zwar ein einigermaßen<br />

gutes Zeugnis haben.<br />

Aber das Jahr, das man zu Hause<br />

verpasst, muss man nicht<br />

nachholen, man wird <strong>so</strong>zusagen<br />

gleich in die Oberstufe versetzt.<br />

Ich hatte mich zuerst nur für ein<br />

halbes Jahr in Kanada entschie<strong>de</strong>n,<br />

weil ich dachte: Verlängern<br />

kann ich immer noch. Ich hätte<br />

meinen Aufenthalt dann auch<br />

gerne verlängert, um Lebensart<br />

und Sprache noch besser kennenzulernen.<br />

Und weil ich über<br />

<strong>de</strong>n Schwimmverein in Kanada<br />

viele Freun<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n hatte.<br />

Aber meine Eltern hatten schließlich<br />

doch Be<strong>de</strong>nken, dass es<br />

unter <strong>de</strong>m Druck von G8 zu Hause<br />

eng wer<strong>de</strong>n könnte mit <strong>de</strong>n<br />

Noten. So war es je<strong>de</strong>nfalls erstaunlich<br />

einfach, wie<strong>de</strong>r Anschluss<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Nach meiner<br />

Rückkehr habe ich nur einen<br />

Crashkurs in französischer Grammatik<br />

gemacht – das war’s.<br />

Julian Freichel<br />

(links) zog es<br />

nach Kanada,<br />

Henrike Gellermann<br />

(unten)<br />

nach England.<br />

Henrike Gellermann, 21,<br />

aus Verl bei Gütersloh<br />

war ein Jahr lang als<br />

Au-Pair in London<br />

„Ich wollte nach <strong>de</strong>m Abi nicht<br />

nur reisen, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn an einem<br />

frem<strong>de</strong>n Ort auch <strong>de</strong>n Alltag<br />

kennenlernen. Al<strong>so</strong> habe ich die<br />

I<strong>de</strong>e von „Work & Travel“ in Australien<br />

verworfen und bin als<br />

Au-Pair nach London gegangen.<br />

Ich habe mich dort sehr wohl<br />

gefühlt: Ich lan<strong>de</strong>te bei einer<br />

super Gastfamilie und habe<br />

schnell Freun<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n –<br />

vor <strong>alle</strong>m an<strong>de</strong>re Deutsche,<br />

Englän<strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>r nicht <strong>so</strong> viele.<br />

Die haben ja schon ihren Freun<strong>de</strong>skreis<br />

und suchen nicht unbedingt<br />

<strong>de</strong>n Kontakt zu einem<br />

Au-Pair-Mädchen, das irgendwann<br />

wie<strong>de</strong>r weggeht. Trotz<strong>de</strong>m<br />

ist es mir gelungen, am Alltag<br />

<strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r teilzuhaben: Ich<br />

spiele Saxofon und habe <strong>de</strong>shalb<br />

beim London Saxophone<br />

Choir mitgemacht. Nach <strong>de</strong>n<br />

Proben sind wir Musiker und <strong>de</strong>r<br />

Dirigent immer gemeinsam in<br />

einen Pub gegangen. Außer<strong>de</strong>m<br />

war ich regelmäßig in <strong>de</strong>r Kirche<br />

in unserem Viertel und habe an<br />

<strong>de</strong>n Winterwochenen<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r<br />

Obdachlosenspeisung unserer<br />

Gemein<strong>de</strong> geholfen. Es gab<br />

Tage, an <strong>de</strong>nen ich es etwas<br />

langweilig fand, tagein, tagaus in<br />

die Sprachschule zu gehen und<br />

nachmittags <strong>auf</strong> zwei kleine<br />

Kin<strong>de</strong>r <strong>auf</strong>zupassen, be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs<br />

wenn sie krank sind o<strong>de</strong>r sich<br />

streiten! An<strong>de</strong>rerseits habe ich<br />

viel erlebt und auch einiges von<br />

Großbritannien gesehen: Mit<br />

Freun<strong>de</strong>n bin ich nach Oxford,<br />

Cambridge, Glasgow und Liverpool<br />

gefahren, auch in Cornwall<br />

und Schottland war ich ein paar<br />

Tage. Inzwischen studiere ich<br />

International Business in Maastricht.<br />

Die Studiensprache ist<br />

Englisch – da gibt mir das Jahr<br />

in London natürlich viel Sicherheit.<br />

Und ohne <strong>de</strong>n Auslands<strong>auf</strong>enthalt<br />

wäre es wohl schwierig<br />

gewor<strong>de</strong>n, diesen Studienplatz<br />

überhaupt zu bekommen.“<br />

Protokolle: Eva Keller

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