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Prüfungsstress Warum alle so wild auf Castings ... - Sueddeutsche.de

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Schule&Job was geht 17<br />

Seltene<br />

Schnitzer<br />

Im O<strong>de</strong>nwald wer<strong>de</strong>n die<br />

einzigen Elfenbeinschnitzer<br />

Europas ausgebil<strong>de</strong>t –<br />

Elefanten sterben dafür nicht<br />

Von Katja Scherer<br />

Vorsichtig führt Cathrin Ulrich einen<br />

elektrischen Fräser über ein handtellergroßes<br />

Elfenbeinstück. Feiner Staub wirbelt<br />

<strong>auf</strong>, die Kontur eines Frauenkörpers<br />

kommt zum Vorschein. Die 21-Jährige<br />

macht eine Ausbildung zur Elfenbeinschnitzerin<br />

am Beruflichen Schulzentrum<br />

O<strong>de</strong>nwald im hessischen Michelstadt.<br />

Diese Ausbildung ist einzigartig in<br />

ganz Europa. So einzigartig, dass <strong>so</strong>gar<br />

Aufträge aus Abu Dhabi kommen.<br />

„Vor kurzem haben wir spezielle Geschenkartikel<br />

für einen Scheich angefertigt“,<br />

sagt Schnitzermeister Helmut Jäger.<br />

Er leitet die Ausbildung an <strong>de</strong>r Berufsfachschule<br />

für das holz- und elfenbeinverarbeiten<strong>de</strong><br />

Handwerk. Pro Lehr-<br />

Die Azubis arbeiten mit<br />

Nüssen, Knochen o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Bein von Mammuts<br />

jahr gibt es zwischen drei und fünf Schüler.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

zwei Jahrzehnten 14 Meister ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

Die Schüler kommen aus ganz<br />

Deutschland, gelegentlich auch aus <strong>de</strong>r<br />

Schweiz und Dänemark: „Die nehmen<br />

schon was in K<strong>auf</strong>, um diese Ausbildung<br />

machen zu können.“ So auch Cathrin.<br />

Sie fährt je<strong>de</strong>n Tag mehr als zwei Stun<strong>de</strong>n<br />

von Offenbach nach Michelstadt.<br />

„Ganz schön <strong>auf</strong>wendig, aber es lohnt<br />

sich“, sagt sie. „Ich fin<strong>de</strong> es toll, aus Rohmaterial<br />

etwas Schönes herzustellen.“<br />

Lust <strong>auf</strong> Luftfahrt?<br />

Die Elfenbeinschnitzerei hat im O<strong>de</strong>nwald<br />

eine lange Tradition. 1783 wur<strong>de</strong><br />

per Zunftbrief das Elfenbeinhandwerk<br />

genehmigt, um <strong>de</strong>r ärmlichen Region<br />

wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen.<br />

Knapp hun<strong>de</strong>rt Jahre später wur<strong>de</strong> die<br />

Schule gegrün<strong>de</strong>t. Nach einer längeren<br />

Blütezeit sei die Branche im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

in eine schwere Krise geraten, als<br />

wegen <strong>de</strong>s Artenschutzes <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit<br />

Elefantenelfenbein verboten wur<strong>de</strong>,<br />

sagt Jäger: „Um zu überleben, mussten<br />

wir offen sein für neue Materialien.“<br />

Seit <strong>de</strong>m Artenschutzabkommen müsse<br />

kein Elefant mehr für die Elfenbeinschnitzerei<br />

sterben. Zwar gebe es in<br />

Deutschland noch Restbestän<strong>de</strong> an Elefantenelfenbein,<br />

doch diese zu verwen<strong>de</strong>n<br />

sei mit einem enormen bürokratischen<br />

Aufwand verbun<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Schule<br />

wer<strong>de</strong> daher nur noch mit <strong>de</strong>m Elfenbein<br />

längst ausgestorbener Mammuts<br />

und elfenbeinähnlichen Materialien wie<br />

Rin<strong>de</strong>rknochen und Tagua-Nüssen ge-<br />

Fluglotse wer<strong>de</strong>n!<br />

www.dfs.<strong>de</strong><br />

Cathrin Ulrich arbeitet an einem Werkstück<br />

aus Elfenbein von einem längst<br />

ausgestorbenen Mammut. Fotos: ddp<br />

Startklar? Mit Abitur? Und zum Abflug bereit?<br />

Bewerben Sie sich jetzt! Wir bil<strong>de</strong>n das ganze Jahr über zur<br />

Fluglotsin bzw. zum Fluglotsen aus.<br />

Starthilfe gibt‘s hier: www.dfs.<strong>de</strong><br />

Weil <strong>de</strong>r Himmel Sie braucht!<br />

arbeitet. „Elfenbeinschnitzer – das Wort<br />

hat für viele einen schlechten Klang,<br />

aber es ist einfach ein historisch gewachsener<br />

Begriff“, sagt Jäger. Auch die Schüler<br />

wollten aus ethischen Grün<strong>de</strong>n nicht<br />

mehr mit Elfenbein arbeiten.<br />

Geöffnet habe sich die Schnitzerei jedoch<br />

nicht nur in Bezug <strong>auf</strong> die Materialien,<br />

<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch <strong>auf</strong> die Formen, sagt<br />

Jäger. So gehöre es zum Konzept <strong>de</strong>r Ausbildung,<br />

dass <strong>de</strong>n Schülern viel Freiraum<br />

für eigene I<strong>de</strong>en gegeben wer<strong>de</strong>:<br />

„Die Werke haben eigentlich immer Unikat-Charakter.“<br />

Bereits in <strong>de</strong>r Schule<br />

übernehmen die angehen<strong>de</strong>n Schnitzer<br />

spezielle Auftragsarbeiten, um an die<br />

Kundschaft herangeführt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Verk<strong>auf</strong>t wer<strong>de</strong>n die Werkstücke vor <strong>alle</strong>m<br />

als Schmuck o<strong>de</strong>r Kunstobjekte. Ein<br />

Viertel <strong>de</strong>r Schüler macht sich nach <strong>de</strong>r<br />

Ausbildung in <strong>de</strong>r Elfenbeinbranche<br />

selbständig, etwa die Hälfte arbeitet in<br />

verwandten Bereichen – und ein Viertel<br />

ist irgendwann als Künstler tätig.

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