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Prüfungsstress Warum alle so wild auf Castings ... - Sueddeutsche.de

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12 was geht Schule&Job<br />

Jetzt ist die Entscheidung für eine Ausbildung fällig – aber wo lan<strong>de</strong>t man damit in drei o<strong>de</strong>r sechs Jahren? Foto: ddp<br />

Der Sprung ins Ungewisse<br />

Gute Chancen für Physiker, schlechte Aussichten für Germanisten – wie nützlich sind <strong>so</strong>lche Prognosen?<br />

Und wie sinnvoll ist es, sich bei <strong>de</strong>r Studien- und Berufswahl <strong>auf</strong> pauschale Empfehlungen zu verlassen?<br />

Von Juliane von We<strong>de</strong>meyer<br />

Rechtspfleger. Nach einem Traumberuf<br />

klingt das nicht. Rechtspfleger sitzen<br />

im Grundbuchamt o<strong>de</strong>r im Amtsgericht,<br />

sie erstellen Erbscheine, kümmern sich<br />

um die Zwangsversteigerung von Häusern.<br />

Dass das Spaß machen kann, glauben<br />

offenbar nicht einmal die Verwaltungsfachhochschulen.<br />

Dabei bil<strong>de</strong>n sie<br />

die Rechtspfleger aus. Wer dort studieren<br />

will, brauche „Frustrationstoleranz“,<br />

heißt es etwa <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Internetseite<br />

<strong>de</strong>r Fachhochschule für öffentliche Verwaltung<br />

in Bayern.<br />

Und trotz<strong>de</strong>m – die 77 jungen Menschen,<br />

die dort gera<strong>de</strong> ihr Rechtspflege-Studium<br />

beginnen, haben etwas, von<br />

<strong>de</strong>m die meisten Stu<strong>de</strong>nten nur träumen<br />

können: die Aussicht <strong>auf</strong> einen sicheren<br />

Job. Im vergangenen Jahr gab es bun<strong>de</strong>sweit<br />

nur 24 arbeitslose Rechtspfleger.<br />

5000 Architekten been<strong>de</strong>n ihr<br />

Studium, 3000 gehen in Rente<br />

– bleiben 2000 ohne Job<br />

Was will ich wer<strong>de</strong>n? Spätestens nach<br />

<strong>de</strong>m Abitur müssen sich die meisten<br />

jungen Menschen dieser Frage stellen:<br />

Hilfe bei <strong>de</strong>r Antwort kann ihnen die<br />

„Jobampel“ geben, für die <strong>de</strong>r Duisburger<br />

Erziehungswissenschaftler Michael<br />

Weegen seit ungefähr zehn Jahren die<br />

Prognosen erstellt. Sie verrät Abiturienten,<br />

mit welchem Studiengang sie später<br />

welche Chance <strong>auf</strong> einen Arbeitsplatz haben.<br />

Grün leuchtet sie in diesem Jahr<br />

nicht nur für die Verwaltungswissenschaften,<br />

<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch für die Studiengänge<br />

Physik, Mathematik, Medizin,<br />

Elektrotechnik und Bauingenieurwesen.<br />

Jobchancen in <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Ausbildungsberufen<br />

gute Aussichten<br />

Hotel-/Restaurantfachleute<br />

Koch<br />

Bürok<strong>auf</strong>leute<br />

Steuer-/Rechtsanwaltsfachangestellte<br />

Elektroniker<br />

Fachinformatiker<br />

Mediengestalter<br />

Gebäu<strong>de</strong>reiniger<br />

Altenpfleger<br />

Gesundheits- und Krankenpfleger<br />

(Zahn-)Medizinische Fachangestellte<br />

<strong>so</strong>li<strong>de</strong> Aussichten<br />

Erzieher<br />

Heilerziehungspflegehelfer<br />

Immobilienk<strong>auf</strong>leute<br />

Reiseverkehrsk<strong>auf</strong>leute<br />

Berufskraftfahrer<br />

Fachkraft für Lagerlogistik<br />

Industriek<strong>auf</strong>leute<br />

K<strong>auf</strong>leute im Einzel-, Groß- und Außenhan<strong>de</strong>l<br />

mittelmäßige Aussichten<br />

Bäcker<br />

Fleischer<br />

Friseur<br />

Tischler<br />

Industriemechaniker<br />

Mechatroniker<br />

Sozialversicherungsfachangestellte<br />

Justiz-/Verwaltungsfachangestellte<br />

Bankk<strong>auf</strong>leute<br />

K<strong>auf</strong>leute für Versicherungen und Finanzen<br />

Anlagenmechaniker (Sanitär-, Heizungs-,Klimatechnik)<br />

Maler und Lackierer<br />

Metallbauer<br />

Maurer<br />

schlechte Aussichten<br />

Bergmechaniker<br />

Landwirt, Forstwirt<br />

SZ-Graphik; Quelle:„Beruf und Qualifikation in <strong>de</strong>r Zukunft“, BiBB, IAB, eigene Recherchen<br />

Wer eines dieser Fächer studiert, fin<strong>de</strong>t<br />

später al<strong>so</strong> ziemlich sicher einen Job.<br />

An<strong>de</strong>rs sieht es dagegen bei <strong>de</strong>n Fächern<br />

Germanistik, Geschichte, Jura und<br />

Architektur aus. Jährlich verlassen etwa<br />

5000 Architekten die Universitäten, aber<br />

nur 3000 gehen in <strong>de</strong>n Ruhestand. Was<br />

passiert al<strong>so</strong> mit <strong>de</strong>n übrigen 2000? Michael<br />

Weegen und seine Kollegen haben<br />

untersucht, ob es einen Bedarf für sie<br />

gibt. „Nein, <strong>de</strong>r Mehrbedarf ist nicht<br />

da“, sagt Weegen. Das Thema Hausbau<br />

sei ausgereizt. Darum zeigt die Jobampel<br />

für das Fach Architektur rot.<br />

Von <strong>de</strong>r Ärzteschwemme<br />

zum Medizinermangel – <strong>de</strong>r<br />

Jobmarkt ist in Bewegung<br />

Die Krux daran ist: Für Architektur<br />

scheinen sich wesentlich mehr junge Menschen<br />

zu interessieren als für die Rechtspflege.<br />

Die bayerische Verwaltungshochschule<br />

beispielsweise konnte dieses Jahr<br />

drei Studienplätze nicht besetzen. Es<br />

fehlten die Bewerber. Steht die Jobampel<br />

al<strong>so</strong> ausgerechnet bei <strong>de</strong>n beliebten Studiengängen<br />

<strong>auf</strong> Rot und bei <strong>de</strong>n unbeliebten<br />

<strong>auf</strong> Grün?<br />

Das sei etwas dran, sagt Michael Weegen.<br />

Denn die Entwicklung <strong>de</strong>r Berufe<br />

<strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt bewegt sich in<br />

Wellen. Zum Beispiel bei <strong>de</strong>n Medizinern.<br />

Vor Jahren noch warnten Politiker<br />

vor einer Medizinerschwemme und <strong>de</strong>r<br />

Staat reglementierte, ob und wo Ärzte<br />

Praxen eröffnen durften. Das zeigte Wirkung.<br />

Mittlerweile studieren <strong>so</strong> wenig<br />

Schulabgänger Medizin, dass sich Weegen<br />

sicher ist: „Wir stehen vor einem<br />

wachsen<strong>de</strong>n Ärztemangel.“<br />

Die Kurven von Studienplatz-Nachfrage<br />

und Jobangebot sind meistens ver-<br />

Jobchancen in <strong>de</strong>n<br />

beliebtesten Studienfächern<br />

gute Aussichten<br />

Physik<br />

Mathematik<br />

Humanmedizin<br />

Zahnmedizin<br />

Bauingenieurwesen<br />

Elektrotechnik<br />

Verwaltungswesen<br />

<strong>so</strong>li<strong>de</strong> Aussichten<br />

Chemie<br />

Informatik<br />

Pharmazie<br />

Maschinenbau<br />

Politologie<br />

Soziologie<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

Wirtschaftsingenieurwesen<br />

mittelmäßige Aussichten<br />

Biologie<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

Anglistik/Amerikanistik<br />

Erziehungswissenschaft<br />

Psychologie<br />

Sozialwesen<br />

Lehramt<br />

schlechte Aussichten<br />

Germanistik<br />

Geschichte<br />

Architektur<br />

Jura<br />

SZ-Graphik; Quelle: ISA Universität Duisburg-Essen, www.isa-info.<strong>de</strong>, www.jobampel.<strong>de</strong><br />

Dienst nur zur groben Orientierung:<br />

Auch wenn Juristen insgesamt schlechte<br />

Chancen haben, wird es auch in Zukunft<br />

Jobs für Jura-Ab<strong>so</strong>lventen geben.

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