Prüfungsstress Warum alle so wild auf Castings ... - Sueddeutsche.de
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Schule&Job<br />
DEFGH | Entschei<strong>de</strong>n, wie es weitergeht | 22. September 2010<br />
<strong>Prüfungsstress</strong> <strong>Warum</strong> <strong>alle</strong> <strong>so</strong> <strong>wild</strong> <strong>auf</strong> <strong>Castings</strong> sind<br />
Besserwisser Wie<strong>so</strong> manche Ratgeber nichts taugen<br />
Grünes Licht Woran man Berufe mit Zukunft erkennt<br />
Auf und davon Wie man im Ausland lernt o<strong>de</strong>r arbeitet
ANZEIGE<br />
Mit telc Sprachenzertifikaten das Zeugnis <strong>auf</strong>werten<br />
Christoph Muth, 16,<br />
ist Schüler am Helmholtz-Gymnasium<br />
in<br />
Karlsruhe. Er hat am<br />
Heisenberg-Gymnasium<br />
Karlsruhe/Ettlingen<br />
erfolgreich die Prüfung<br />
telc English<br />
B1 School abgelegt<br />
und ein Europäisches<br />
Sprachenzertifikat erhalten.<br />
Das Heisenberg-Gymnasium ist eine von<br />
über 1000 Einrichtungen in Deutschland, an<br />
<strong>de</strong>nen telc Sprachprüfungen abgelegt wer<strong>de</strong>n<br />
können. Wir haben Christoph gefragt,<br />
warum ihm die Prüfung <strong>so</strong> wichtig war.<br />
Neben <strong>alle</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s achtjährigen<br />
Gymnasiums hast du dich für<br />
eine Sprachprüfung von telc entschie<strong>de</strong>n.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Von <strong>de</strong>m Programm habe ich durch einen<br />
Freund erfahren und in <strong>de</strong>ssen Klasse waren<br />
sehr viele davon begeistert. Da habe ich<br />
ihn gefragt, ob ich diese Prüfung an seiner<br />
Schule nicht auch machen könnte. Das ging<br />
problemlos, bei<strong>de</strong> Schulleiter haben das ermöglicht.<br />
Ich habe die Prüfung telc English<br />
B1 School dann vor <strong>alle</strong>m <strong>de</strong>shalb gemacht,<br />
weil die Note in meinem Schulzeugnis nicht<br />
in <strong>alle</strong>n Län<strong>de</strong>rn Aussagekraft hat. Das B1-<br />
Zertifikat dagegen ist überall anerkannt.<br />
Was meinst du mit „überall“?<br />
In ganz Europa versteht inzwischen fast je<strong>de</strong>r<br />
Arbeitgeber und je<strong>de</strong> Uni, was B1 be<strong>de</strong>utet,<br />
* Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen <strong>de</strong>s Europarats<br />
telc Sprachenzertifikate:<br />
Zeig <strong>de</strong>r Welt, was du kannst!<br />
Die Zusatzqualifikation für <strong>de</strong>ine Karriere:<br />
• Weltweit anerkannte Zertifikate in neun Sprachen<br />
• Spezielle Prüfungen für Schülerinnen und Schüler<br />
weil sich das Stufensystem von A1 bis C2<br />
durchgesetzt hat. Dadurch weiß je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />
mein Zertifikat sieht, was ich wirklich kann.<br />
Dieses Stufensystem, <strong>de</strong>n GER*, hat <strong>de</strong>r<br />
Europarat genau zu diesem Zweck entwickelt.<br />
Und was be<strong>de</strong>utet das B1 <strong>auf</strong><br />
<strong>de</strong>inem Zertifikat konkret?<br />
B1 heißt im Grun<strong>de</strong>, dass ich die Sprache<br />
selbstständig verwen<strong>de</strong>n kann. Ich kann mich<br />
ohne Hilfe verständigen und <strong>alle</strong>s verstehen,<br />
was direkt mit meinem täglichen Leben zu tun<br />
hat. Zum Beispiel Texte o<strong>de</strong>r Gespräche zum<br />
Thema Schule, Hobbys usw.<br />
Du hast die Prüfung mit <strong>de</strong>r Note „sehr<br />
gut“ bestan<strong>de</strong>n. Da hast du vorher bestimmt<br />
viel gelernt?<br />
Eigentlich nicht. Die Themen waren genau<br />
die gleichen wie in unserem Englischbuch.<br />
Natürlich habe ich mir vorher <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lltest<br />
im Internet genau angeschaut, und die mündliche<br />
Prüfung habe ich mit meinem Freund<br />
geübt.<br />
Das war sicher <strong>de</strong>ine erste mündliche<br />
Prüfung. Warst du sehr <strong>auf</strong>geregt?<br />
Ich war ja nicht <strong>alle</strong>in. Bei <strong>de</strong>r mündlichen<br />
Prüfung ist man immer mit einem an<strong>de</strong>ren<br />
Kandidaten zusammen, mit <strong>de</strong>m man sich<br />
über bestimmte Themen, die vorgegeben<br />
sind, unterhalten muss. Die Zeit ging total<br />
schnell vorbei, weil es nur um Dinge ging, die<br />
uns echt interessiert haben. Und obwohl wir<br />
bestimmt auch ein paar Grammatikfehler gemacht<br />
haben, haben uns die Prüfer gar nicht<br />
• Erhöht <strong>de</strong>ine Berufschancen und bereitet dich optimal <strong>auf</strong> das Ausland vor<br />
Weitere Informationen und kostenlose Mo<strong>de</strong>lltests fin<strong>de</strong>st du unter www.telc.net<br />
O<strong>de</strong>r stell uns <strong>de</strong>ine Fragen persönlich: Telefon +49 (0) 69 95 62 46-10<br />
unterbrochen. Das hat mir be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs gut gef<strong>alle</strong>n:<br />
Es geht bei <strong>de</strong>r Prüfung nicht darum,<br />
wie viele Fehler man macht, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn darum,<br />
ob man sich verständlich machen kann. Dar<strong>auf</strong><br />
kommt es ja schließlich an, wenn man<br />
eine Sprache lernt.<br />
Denkst du, das Zertifikat von telc wird<br />
dir später weiterhelfen?<br />
Ich möchte nach <strong>de</strong>m Abi Informatik studieren,<br />
und dafür muss ich meine Englischkenntnisse<br />
natürlich weiter verbessern.<br />
Darum möchte ich <strong>auf</strong> je<strong>de</strong>n Fall auch noch<br />
die B2-Prüfung machen. Ich bin mir sicher,<br />
dass die telc Sprachenzertifikate meine<br />
beruflichen Chancen erhöhen.<br />
Dr. Ian McMaster,<br />
Chefredakteur von<br />
Business Spotlight<br />
Internationale<br />
Sprachenzertifikate<br />
wer<strong>de</strong>n in Bewerbungsverfahren<br />
immer wichtiger,<br />
das hören wir von vielen unserer<br />
Geschäftspartner.<br />
Die telc Zertifikate geben durch die Ausrichtung<br />
am GER-Niveausystem ganz klar<br />
Auskunft darüber, was ein Bewerber kann<br />
– das wissen Per<strong>so</strong>nalchefs zu schätzen.<br />
Auch die Bereitschaft, sich zusätzlich zu<br />
qualifizieren, kommt bei Unternehmern<br />
gut an.<br />
Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen
Schule&Job inhalt 3<br />
was wer<strong>de</strong>n?<br />
was geht?<br />
was tun?<br />
Prüflinge: <strong>Warum</strong> wollen Jugendliche<br />
Grünes Licht für Studium und Lehre:<br />
Der Feind in meinem Zelt: In einem<br />
4 eigentlich dauernd gecastet wer<strong>de</strong>n? 12 Welche Ab<strong>so</strong>lventen <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m 22 Frie<strong>de</strong>nscamp kommen Jugendliche<br />
Testen die Lehrer nicht genug?<br />
Arbeitsmarkt gebraucht wer<strong>de</strong>n<br />
aus Konfliktregionen ins Gespräch<br />
Besserwisser: Manche Menschen<br />
Diese Jobs verän<strong>de</strong>rn die Welt:<br />
Zeig was du kannst! Was erwarten<br />
6 wissen genau, was gut für dich ist. 18 Nirgends hat man <strong>so</strong> gute Chancen 24 Ausbildungsleiter von Bewerbern –<br />
Sie sind mit Vorsicht zu genießen.<br />
wie in <strong>so</strong>genannten MINT-Berufen<br />
und was nervt sie be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs?<br />
Hauptdarsteller: Vi<strong>de</strong>os drehen<br />
Na, wie war’s? Fünf Heimkehrer<br />
Muss das sein? Bewerber pauken<br />
8 kann fast je<strong>de</strong>r – doch nur wenige 20 erzählen, was sie als Schüler o<strong>de</strong>r 26 in <strong>de</strong>n Ferien, um ihre Chancen zu<br />
Plainpicture<br />
<strong>so</strong> witzig wie ein Münchner Schüler<br />
Azubi im Ausland erlebt haben steigern – und die Eltern zahlen<br />
Foto: (Titel), oh, dpa (2)<br />
www.sskm.<strong>de</strong><br />
Lust <strong>auf</strong> Studium?<br />
Schulabschluss und was kommt jetzt?<br />
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4 was wer<strong>de</strong>n Schule&Job<br />
Freiwillig vortanzen, vorsingen, vorsprechen – Hauptsache es gibt Zuschauer. Allein zum Superstar-Casting kamen im letzten Jahr 34 420 Kandidaten. Foto: dpa<br />
Wild <strong>auf</strong> Prüfungen<br />
<strong>Warum</strong> wollen Jugendliche eigentlich dauernd gecastet wer<strong>de</strong>n? Reichen ihnen die Tests und Proben in <strong>de</strong>r Schule nicht?<br />
Von Jutta Göricke<br />
Sportstun<strong>de</strong>. Die Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Turnh<strong>alle</strong><br />
strömen <strong>de</strong>n Schweiß von 100 Jahren<br />
aus. Auch Denise schwitzt, nicht vor Anstrengung,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn weil sie Angst hat.<br />
Wie nur <strong>so</strong>llen sie und ihre 85 Kilo Lebendgewicht<br />
diesen blö<strong>de</strong>n Aufschwung<br />
am Reck schaffen? Die ersten Klassenkameradinnen<br />
kichern schon, <strong>de</strong>r Sportlehrer<br />
verzieht gequält das Gesicht. Mutlos<br />
greift Denise mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n die<br />
Reckstange, versucht sich hochzuziehen,<br />
und plumpst schließlich runter wie ein<br />
nasser Sack. „Denise“, brüllt Lehrer Detlef<br />
D., „wat meenste, wat wa hier tun? Du<br />
musst <strong>alle</strong>t geben. Eens sag ick dir, wenn<br />
du dich nicht anstrengst, fliegste!“<br />
Denise weint erst ein bisschen, dann<br />
rafft sie sich <strong>auf</strong> und spricht entschlossen<br />
in die Kamera: „Ich will ja. Ich will <strong>alle</strong>s<br />
geben. Ich weiß, dass ich das kann. Und<br />
außer<strong>de</strong>m habe ich viele Facetten.“ Und<br />
dann, nach <strong>de</strong>m Schnitt, schwingt sie<br />
sich <strong>auf</strong>, fast wie eine Eins. Sie ist jetzt<br />
toll geschminkt und hat das quergestreif-<br />
i<br />
Schaut her! Je<strong>de</strong><br />
Bewerbung ist eine<br />
Art Casting. Ob es um<br />
einen Job o<strong>de</strong>r ein<br />
Stipendium geht – immer präsentiert<br />
man sich vor einer Jury und<br />
versucht, dabei möglichst gut<br />
auszusehen. Dass Jugendliche<br />
von <strong>Castings</strong> gera<strong>de</strong>zu magisch<br />
angezogen wer<strong>de</strong>n, haben jetzt<br />
auch Veranstalter registriert,<br />
zum Beispiel die Abiturientenmesse<br />
„Einstieg“. Sie präsentiert<br />
ihre Besucher im Vi<strong>de</strong>oclip. Die<br />
nächsten Termine: 29./30. Oktober<br />
in Berlin, 12./13. November<br />
in München, www.einstieg.com<br />
te Shirt gegen ein schwarzes mit Hello-<br />
Kitty-Glitzer getauscht. Das macht<br />
schlank und zeigt: Hey, ich bin motiviert.<br />
Und hey, ich schaff das.<br />
Schüler, die Biss haben. Die sich <strong>auf</strong><br />
die Sache konzentrieren und nicht unter<br />
<strong>de</strong>r Bank twittern. Und die <strong>auf</strong> ihre Lehrer<br />
hören, ihnen mit Respekt begegnen,<br />
stets pünktlich und diszipliniert sind, nie<br />
schwänzen . . . Ja, wenn es doch nur <strong>so</strong><br />
„Ich gebe <strong>alle</strong>s!“ Den Spruch<br />
<strong>alle</strong>r <strong>Castings</strong>hows hört man<br />
im Klassenzimmer eher selten<br />
liefe in <strong>de</strong>r Schule. Das wür<strong>de</strong> die Burnout-Rate<br />
<strong>de</strong>s Lehrper<strong>so</strong>nals vermutlich<br />
halbieren. Dabei geben sich die meisten<br />
Pädagogen wirklich Mühe, sind verständnisvoll<br />
und geduldig. <strong>Warum</strong> dann nur<br />
diese Renitenz? Liegt es an <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n<br />
Kamera im Klassenraum?<br />
Vielleicht <strong>so</strong>llten die Lehrer ganz einfach<br />
das Brüllen einführen. Wie Ober-<br />
Popstar Detlef D! Soost, <strong>de</strong>r seinen Zög-<br />
Stimmt ab! Ein be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>res<br />
Stipendium hat sich die Jobbörse<br />
Ab<strong>so</strong>lventa ausgedacht. Unabhängig<br />
von Noten, Referenzen<br />
o<strong>de</strong>r Parteizugehörigkeit<br />
kann sich je<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nt um ein<br />
Stipendium von bis zu 5000<br />
Euro bewerben, das diverse<br />
Unternehmen sponsern. Bewerber<br />
stellen sich nicht nur mit<br />
ihrem Lebensl<strong>auf</strong> vor, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn<br />
auch mit Bil<strong>de</strong>rn, Filmen o<strong>de</strong>r<br />
Lie<strong>de</strong>rn. Internet-User stimmen<br />
ab, wer das Stipendium verdient<br />
hat – daher nennt sich das Programm<br />
„Demokratisches Stipendium“.<br />
www.stipendium.<strong>de</strong><br />
Denkt mit! Es muss nicht immer<br />
„Deutschland sucht <strong>de</strong>n<br />
Superstar“ sein. RTL-Mo<strong>de</strong>rator<br />
Marco Schreyl übernimmt auch<br />
an<strong>de</strong>re Jobs. Er führt beispielsweise<br />
durch die Preisverleihung<br />
<strong>de</strong>s Wettbewerbs „Gut leben:<br />
Wie siehst du die Welt von morgen?“<br />
Jugendliche zwischen 14<br />
und 19 Jahren können teilnehmen<br />
und ihre ganz persönlichen<br />
Zukunftsvisionen einreichen –<br />
als Einzelkämpfer o<strong>de</strong>r im Team.<br />
Die 60 kreativsten Erwartungen,<br />
Träume und I<strong>de</strong>en wer<strong>de</strong>n im<br />
Februar 2011 in Berlin prämiert.<br />
www.wrigley-i<strong>de</strong>enschmie<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
lingen sehr klartextlich vermittelt, wo<br />
<strong>de</strong>r Hammer hängt. O<strong>de</strong>r unflätige Beschimpfungen<br />
loslassen, wie sie Ober-<br />
Superstar Dieter Bohlen meisterlich beherrscht.<br />
Kann sich doch je<strong>de</strong>r Musiklehrer<br />
leicht aneignen, <strong>so</strong> was: „Die Rammelgeräusche<br />
meines Lieblingshasen sind<br />
rhythmischer als <strong>de</strong>in Gitarrenspiel“<br />
o<strong>de</strong>r „Lieber Cholera <strong>auf</strong>’m Pillermann<br />
als <strong>de</strong>in Gesang“. Eine or<strong>de</strong>ntliche Schülerbeschimpfung<br />
am Morgen vertreibt<br />
auch eigenen Kummer und Sorgen.<br />
Außer<strong>de</strong>m: Sie wollen es doch nicht<br />
an<strong>de</strong>rs. 34 420 Bewerber hatte die siebte<br />
Superstar-Staffel. 34 420 Freiwillige,<br />
die sich vor einem Millionenpublikum <strong>de</strong>mütigen<br />
lassen. Sich von Run<strong>de</strong> zu Run<strong>de</strong><br />
quälen. Texte und Melodien lernen,<br />
was das Zeug hält. Mit wenig Schlaf auskommen.<br />
Hun<strong>de</strong>rtmal dieselben Tanzschritte<br />
üben. Eine Höllenangst davor haben,<br />
die nächste Prüfung („Recall“) zu<br />
vergeigen („verkacken“). Und doch immer<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Druck standhalten. <strong>Warum</strong><br />
tun sie sich das an?<br />
Da muss <strong>de</strong>r Psychologe ran. Michael<br />
Winterhoff, umstrittener Experte für aus<br />
Fallt <strong>auf</strong>! Der Kampf um öffentliche<br />
Aufmerksamkeit ist Alltag<br />
gewor<strong>de</strong>n und beschränkt sich<br />
nicht mehr <strong>auf</strong> Prominente und<br />
Medienprofis. Auch Normalbürger<br />
bereiten sich mit <strong>alle</strong>r Raffinesse<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>n verführerischen<br />
Moment <strong>de</strong>s Gesehenwer<strong>de</strong>ns<br />
vor – ganz gleich, ob dieser <strong>auf</strong><br />
Facebook stattfin<strong>de</strong>t, kniend vor<br />
einer TV-Jury o<strong>de</strong>r beim Schlagabtausch<br />
in einer Talkshow.<br />
Doch wie funktioniert das Geschäft<br />
mit <strong>de</strong>n Medien-Images?<br />
Wer legt die Rollen fest, wer<br />
schreibt das Drehbuch? Was<br />
wird aus <strong>de</strong>n Superstars von<br />
<strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r gel<strong>auf</strong>ene Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche,<br />
vermutet, dass – na klar – die Erziehung<br />
daheim verantwortlich dafür ist,<br />
dass Kin<strong>de</strong>r sich wenig respektvoll verhalten<br />
o<strong>de</strong>r gar zu kleinen Tyrannen wer<strong>de</strong>n.<br />
Weil ihre Eltern sie wie Kumpels be-<br />
Früher misstraute man<br />
Autoritäten, heute lässt<br />
man sich gerne anbrüllen<br />
han<strong>de</strong>ln und ihnen keine konsequente<br />
Anleitung fürs Leben geben. Dadurch<br />
verharren sie psychisch <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Niveau<br />
eines Kleinkin<strong>de</strong>s, auch noch mit 18 Jahren,<br />
sagt er. Muffelig und nervig, wenn<br />
sie nicht bekommen, was sie wollen. Das<br />
ist traurig.<br />
Aber muss man dagegen <strong>so</strong> <strong>auf</strong>begehren,<br />
dass man autoritäre Typen sucht, die<br />
einen anbrüllen und brutalstmöglich aburteilen?<br />
War das nicht mal an<strong>de</strong>rsrum,<br />
damals als <strong>alle</strong> Batikhem<strong>de</strong>n trugen und<br />
sich gegen ihre autoritären Eltern <strong>auf</strong>lehnten?<br />
Muss das wirklich sein, Denise?<br />
gestern? Wer<br />
profitiert von<br />
<strong>Castings</strong>hows,<br />
Doku-Dramen<br />
und Reality-<br />
TV? Steuern<br />
wir <strong>auf</strong> eine<br />
Gesellschaft<br />
<strong>de</strong>r Totalinszenierung<br />
zu, in<br />
<strong>de</strong>r mediengerechte Präsentation<br />
zur Grundbedingung wird?<br />
Diese Fragen haben Stu<strong>de</strong>nten<br />
<strong>de</strong>r Uni Tübingen in <strong>de</strong>m Buch<br />
„Die Casting-Gesellschaft“ (Halem-Verlag,<br />
18 Euro) untersucht.<br />
www.casting-gesellschaft.<strong>de</strong>
REWE Azubis zum/zur<br />
K<strong>auf</strong>mann/-frau im<br />
Einzelhan<strong>de</strong>l bringen<br />
es weiter.<br />
So wie Alexan<strong>de</strong>r. Sein erworbenes<br />
betriebswirtschaftliches Wissen<br />
wen<strong>de</strong>t er täglich in <strong>de</strong>r Praxis<br />
an. Selbstorganisation und Eigenständigkeit<br />
wer<strong>de</strong>n bei REWE<br />
systematisch geför<strong>de</strong>rt. So kann<br />
sich Alexan<strong>de</strong>r bis zum Marktmanager<br />
o<strong>de</strong>r zum selbstständigen<br />
Partnerk<strong>auf</strong>mann qualifizieren.<br />
Und schon mit 25 seinen eigenen<br />
Markt mit einem Umsatz von<br />
mehreren Millionen Euro im<br />
Jahr führen. Die Chancen<br />
sind gut. REWE sucht<br />
bis 2012 rund 1.000<br />
neue Führungskräfte.<br />
Alexan<strong>de</strong>r,<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
zum K<strong>auf</strong>mann<br />
im Einzelhan<strong>de</strong>l<br />
bei REWE.<br />
Ausbildung bei<br />
REWE ist mehr.<br />
Ent<strong>de</strong>cke, was dahintersteckt:<br />
www.rewe.<strong>de</strong>/ausbildung<br />
Je<strong>de</strong>n Tag ein bisschen besser.
6 was wer<strong>de</strong>n Schule&Job<br />
Die Besserwisser<br />
Niemand fällt die Entscheidung für einen Beruf o<strong>de</strong>r ein Studium <strong>alle</strong>in. Es gibt immer Menschen, die einem liebend gern helfen.<br />
Doch oft sind gera<strong>de</strong> die eifrigsten Ratgeber mit Vorsicht zu genießen. Denn sie verfolgen eigene Interessen, meint Peter Wagner<br />
Irgendwann steht Berufsfindung <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Lehrplan – und auch zu Hause will je<strong>de</strong>r mitre<strong>de</strong>n. Wie <strong>so</strong>ll man da einen kühlen Kopf bewahren? Foto: privat<br />
Der Lehrer Die Eltern Die älteren Geschwister<br />
Lehrer sehen sich oft nicht wirklich befugt, dir Tipps<br />
für die Zukunft zu geben. Sie haben genug Mühe,<br />
ihren Stoff durchzubringen und für Ruhe zu <strong>so</strong>rgen<br />
(„Tim? Tim?? Ein letztes Mal: Timmm!“). Manchmal<br />
aber ist es an<strong>de</strong>rs. Manchmal entzün<strong>de</strong>t sich im Unterricht<br />
ein kleines Feuer namens „ehrliches Interesse“.<br />
Wenn du dich für ein Fachgebiet begeisterst und <strong>de</strong>r<br />
Lehrer noch nicht <strong>alle</strong>s Herzblut aus <strong>de</strong>m Berufsleben<br />
in sein Privatleben umgelenkt hat, entwickelt sich <strong>so</strong><br />
etwas Wun<strong>de</strong>rbares wie För<strong>de</strong>rung. Dann gibt dir <strong>de</strong>r<br />
Lehrer Tipps, dann verweist er <strong>auf</strong> Literatur o<strong>de</strong>r<br />
bringt gar ein Büchlein aus seiner privaten Bibliothek<br />
mit. Solchermaßen lenkt er sanft <strong>de</strong>inen Weg und<br />
betreibt Werbung für sein eigenes Fach. Er macht in<br />
diesem Moment ein bisschen PR für seinen Lebensweg.<br />
Wie kann man es ihm ver<strong>de</strong>nken? Ist er mit <strong>de</strong>m Lehramtsstudium<br />
nicht zum berufsmäßigen Fan eines<br />
bestimmten Fachgebiets gewor<strong>de</strong>n? Der engagierte<br />
Lehrer ist <strong>de</strong>shalb, wie zum Beispiel auch <strong>de</strong>r Pressesprecher<br />
eines Unternehmens, ein gefährlicher Ratgeber,<br />
ein befangener Informant. Seine Begeisterung<br />
für dich und <strong>de</strong>in Interesse kann dich blen<strong>de</strong>n, kann<br />
dir die Sicht <strong>auf</strong> an<strong>de</strong>re Optionen versperren. Allerdings<br />
kommt das ja nicht <strong>so</strong> oft vor, Klassenstärken<br />
und Zeitnot verhin<strong>de</strong>rn meistens <strong>so</strong> viel Engagement.<br />
Häufiger ist ein Lehrer damit beschäftigt, Schülern<br />
zu ver<strong>de</strong>utlichen, dass sie besser die Finger von seinem<br />
Fach lassen. Aber auch das ist ja ein wichtiger Teil<br />
<strong>de</strong>r Berufsberatung: sagen, was nicht geht.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Eltern im großen Spiel namens<br />
„Berufsfindung“ wird stets und heftig unterschätzt.<br />
Es gibt Mütter und Väter, die mit ihrer Geldbörse die<br />
Wahl von Studienort, Fach o<strong>de</strong>r Ausbildungsbetrieb<br />
dirigieren: Wenn das Elternhaus knausern muss<br />
und <strong>de</strong>r Nachwuchs folgsam ist, wird häufig eine<br />
Hochschulstadt nahe <strong>de</strong>r Heimat und ein Studienfach<br />
mit guter Jobaussicht gewählt. Hauptsache kosteneffizient.<br />
Es gibt Ärzte, die gemeinsam mit ihren<br />
Kin<strong>de</strong>rn die mit „Dr. med.“ betitelten Menschen im<br />
Familienverbund nachzählen. Wenn das Ergebnis<br />
im zweistelligen Bereich liegt, sagt <strong>de</strong>r Vater leise<br />
und sehr Mafia-Pate-artig: „Du willst diese Dynastie<br />
doch nicht zerstören, o<strong>de</strong>r?“ In an<strong>de</strong>ren Haushalten<br />
wollen Eltern aus ihren Ab<strong>so</strong>lventenkin<strong>de</strong>rn das<br />
machen, was sie selbst gern gewor<strong>de</strong>n wären.<br />
Dann drängen sie <strong>auf</strong> eine Promotion – „ich hätte<br />
<strong>so</strong>nst was dafür gegeben, <strong>so</strong> eine Chance zu haben.“<br />
An<strong>de</strong>re tun <strong>alle</strong>s dafür, aus ihrem Nachwuchs kleine<br />
Ausstellungsstücke zu fertigen, über die man stolz<br />
im Bekanntenkreis berichten kann. Bei <strong>so</strong>lchen<br />
Eltern sind Berufsentscheidungen gut angesehen,<br />
die ihre Kin<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>utschen Großkonzernen, in die<br />
weite Welt o<strong>de</strong>r – Sicherheit ist eben Trumpf – ins<br />
Beamtentum führen. Eltern als Berater sind <strong>de</strong>shalb<br />
mit üppiger Vorsicht zu genießen. Sie verfolgen eigene<br />
Interessen und sind in Sachen Berufswahl Versicherungsvertretern<br />
nicht unähnlich. Die haben auch<br />
ihre Provision immer fest im Blick.<br />
Brü<strong>de</strong>r und Schwestern, die dir schon ins Abenteuer<br />
Leben vorangeschritten sind, sprechen gern in Extremen.<br />
Bestimmte Studienfächer seien „superleicht“<br />
o<strong>de</strong>r „sauschwer“. Bestimmte Ausbildungen könntest<br />
du „total vergessen“, weil du da „nie im Leben einen<br />
Job fin<strong>de</strong>st“. Sie berichten aus <strong>de</strong>m Berufsleben gern<br />
wie von einem Schlachtfeld, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m nur die Unterwürfigen<br />
vorankommen. Während <strong>de</strong>ine Geschwister<br />
Gleichaltrigen gegenüber von <strong>de</strong>r Herrlichkeit ihrer<br />
Arbeit schwärmen, vom Erfolg in ihrem Beruf, von<br />
wun<strong>de</strong>rbaren Aufstiegschancen, haben sie vor dir<br />
nichts zu verbergen. Du bist kein Konkurrent. Du<br />
bist harmlos. Du bist nur die kleine Schwester o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r kleine Bru<strong>de</strong>r. Dir kann man die Wahrheit über<br />
<strong>de</strong>n langweiligen Job sagen. Naja, und <strong>de</strong>ine Geschwister<br />
gef<strong>alle</strong>n sich ja auch darin, an dir zum ersten Mal<br />
ihre neu erworbene Weisheit zu testen. Das Leben<br />
zaubert nämlich immer dann die weichen Abdrücke<br />
<strong>de</strong>r Genugtuung in das Gesicht eines Menschen, wenn<br />
er an<strong>de</strong>ren von seinen Erfahrungen berichten darf.<br />
Hinzu kommt, dass <strong>de</strong>ine Geschwister schon in <strong>de</strong>iner<br />
Kindheit sehr gut darin waren, dir Angst einzujagen.<br />
Damals, als ihr noch im gleichen Zimmer geschlafen<br />
habt, da haben sie dir Grusel- und Geistergeschichten<br />
erzählt, weil sie selbst schon wussten, dass es Grusel<br />
und Geister nicht gibt. Es hat sie amüsiert, dich bei<br />
<strong>de</strong>m Gedanken, was da draußen <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Welt <strong>alle</strong>s <strong>auf</strong><br />
dich zukommt, ein bisschen schau<strong>de</strong>rn zu sehen.<br />
Schon damals hättest du ihnen nicht glauben dürfen.
Schule&Job was wer<strong>de</strong>n 7<br />
Der beste Freund Der Berufsberater Der Coach<br />
Ihr wer<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Teufel tun und euch gegenseitig <strong>de</strong>n<br />
Traum von <strong>de</strong>r Schauspielschule o<strong>de</strong>r vom Schiffbaustudium<br />
ausre<strong>de</strong>n. Wenn ihr plau<strong>de</strong>rt, dann über<br />
die ganze Welt und das, was geht. Ihr werft euer Halbwissen<br />
in nachmittäglichen Diskussionen zusammen.<br />
Die Geschichte vom Freund eines Cousins, <strong>de</strong>r angeblich<br />
an zwölf Schauspielschulen vorsprechen musste,<br />
um nirgends genommen zu wer<strong>de</strong>n. Über <strong>de</strong>n Kumpel<br />
von einem Kumpel, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Marine war und seit<strong>de</strong>m<br />
<strong>auf</strong> einem Kreuzfahrtschiff als zweiter Kapitän<br />
o<strong>de</strong>r <strong>so</strong> unterwegs ist. Ihr überlegt gemeinsam, ob das<br />
reizvoll ist, ob es zu weit weg o<strong>de</strong>r genau richtig ist,<br />
und ob man selbst auch von Schauspielschulen abgelehnt<br />
wür<strong>de</strong>. Eure Situation lässt euch zusammenrücken.<br />
Das ist schön. Blöd ist, dass damit auch <strong>de</strong>r<br />
Abschied näherrückt. Wenn die Träume skizziert<br />
sind, lehnt ihr euch <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Couch zurück und überlegt,<br />
wie oft ihr euch dann noch sehen wer<strong>de</strong>t. Nicht<br />
mehr <strong>so</strong> oft, stellt ihr fest. Aber es gibt ja Facebook.<br />
Und trotz<strong>de</strong>m seid ihr be<strong>so</strong>rgt. Dann <strong>de</strong>nkt ihr darüber<br />
nach, wie es wäre, eine Nummer kleiner zu <strong>de</strong>nken.<br />
Vielleicht ein Lehramtsstudium in <strong>de</strong>r nächstnahen<br />
Stadt? Und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re wird Ingenieur? Dann<br />
könnte man die gleiche Uni besuchen. Vielleicht <strong>so</strong>gar<br />
in einer WG leben. Und <strong>so</strong> verstehst du zum ersten<br />
Mal, dass das Leben emotionale Grenzen bereithält.<br />
Dass man immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Wunsch nach Vertrautheit<br />
mit <strong>de</strong>m Drang zur Ferne abgleichen muss. Du<br />
bist gespannt, wie dieser Abgleich bei dir ausgeht.<br />
Ehe du die heiligen H<strong>alle</strong>n <strong>de</strong>r Jobfindung betrittst,<br />
stellst du dir viel vor. Du <strong>de</strong>nkst bei <strong>de</strong>n Berufsberatern<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsagentur an Wahrsager, die Lebenslinien<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Hand anschauen und dann was Gutes<br />
vorschlagen. Wie wun<strong>de</strong>rbar! Die Enttäuschung ist<br />
zwangsläufig. Sie hat damit zu tun, dass dir bewusst<br />
wird, dass auch Berufsberater keine Geheimwaffen<br />
haben. Sie machen auch bloß das, was die Tests im<br />
Internet machen. Sie fragen dich, wo du in <strong>de</strong>r Schule<br />
gut warst, was dir Spaß macht, was du dir vorstellen<br />
kannst. Wenn du von Philo<strong>so</strong>phie sprichst, wer<strong>de</strong>n<br />
sie dich <strong>auf</strong> elend schlechte Beschäftigungsaussichten<br />
hinweisen müssen. Wenn du von <strong>de</strong>inen Mo<strong>de</strong>llfliegern<br />
erzählst, wer<strong>de</strong>n sie sich freuen und dir ganz<br />
viele Ingenieursachen erzählen. Und wenn du gar<br />
nichts weißt, empfehlen sie dir <strong>de</strong>n Weg in die Hotellerie<br />
o<strong>de</strong>r eine Ausbildung zum Altenpfleger. O<strong>de</strong>r<br />
zur Fachkraft für Lagerlogistik. Das war es dann<br />
mit <strong>de</strong>m Latein <strong>de</strong>r Berater, <strong>de</strong>nen es lei<strong>de</strong>r verwehrt<br />
bleibt, im Rahmen von 45 Minuten in die hinteren<br />
Winkel <strong>de</strong>iner Gedanken vorzustoßen, um die ganz<br />
verborgenen Lei<strong>de</strong>nschaften zutage zu för<strong>de</strong>rn.<br />
Nach <strong>de</strong>m Gespräch kannst du dann al<strong>so</strong> nach draußen<br />
in die Sonne treten und durchatmen und <strong>de</strong>nken:<br />
„Na super, niemand weiß was für mich.“ Du kannst<br />
aber auch rausgehen und lächeln und <strong>de</strong>nken: „Was<br />
ich als nächstes mache, liegt scheinbar ganz <strong>alle</strong>in<br />
bei mir. Zum ersten Mal. Ganz <strong>alle</strong>in. Bei mir.“ Ein<br />
pathetischer Gedanke. Aber schön, o<strong>de</strong>r?<br />
250 Euro für einen Jobcoach? Au weh. Das ist ja mal<br />
ein Experiment, das dir <strong>de</strong>ine Eltern da bezahlt haben.<br />
Du bist skeptisch und vielleicht zu Recht. Was<br />
<strong>so</strong>ll ein Jobcoach mehr können als <strong>de</strong>r Herr o<strong>de</strong>r die<br />
Dame von <strong>de</strong>r Arbeitsagentur? Nun, ihr habt ein bisschen<br />
mehr Zeit. Ihr plau<strong>de</strong>rt über <strong>de</strong>ine Schulzeit,<br />
<strong>de</strong>ine Freizeit. Ihr macht nette Spiele, in <strong>de</strong>nen du<br />
<strong>de</strong>ine Begabungen <strong>auf</strong>zeichnen <strong>so</strong>llst. Ihr kritzelt<br />
Blätter mit Blasen voll. Du <strong>so</strong>llst dich an Fernsehserien<br />
erinnern, die du mal gemocht hast, du <strong>so</strong>llst<br />
dich an Vorbil<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>iner Verwandtschaft erinnern.<br />
All das sind interessante Tests, die dich schon<br />
irgendwie ein bisschen näher an dich selbst heranbringen.<br />
Ein komisches Gefühl stellt sich ein. Nie,<br />
wirklich nie hat dich bisher jemand <strong>so</strong> sehr über <strong>de</strong>in<br />
Leben und <strong>de</strong>ine Wünsche ausgefragt. So wächst<br />
einen Tag lang <strong>de</strong>ine Hoffnung <strong>auf</strong> die be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>re Lösung,<br />
<strong>auf</strong> das unerwartete Ergebnis. Und doch sind es<br />
nach sechs Stun<strong>de</strong>n Grübeln nur drei eher grob skizzierte<br />
Branchen und ein paar Ausbildungsvorschläge,<br />
die du geliefert bekommst. Du bist enttäuscht, irgendwie.<br />
War das <strong>de</strong>r Wert dieses Tages? Du schläfst eine<br />
Nacht und wachst <strong>auf</strong> und verstehst. Es geht vielleicht<br />
beim Berufesuchen gar nicht darum, <strong>so</strong>fort<br />
eine Lösung an <strong>de</strong>r Hand zu haben. Es geht um etwas<br />
an<strong>de</strong>res. Es geht um die Erkenntnis, dass man sich<br />
ganz viele Fragen stellen muss, um diese eine Frage<br />
zu beantworten. Und dafür braucht man nicht unbedingt<br />
250 Euro. Dafür braucht man vor <strong>alle</strong>m Mut.<br />
Unser Geschenk<br />
zum Abitur:<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.<br />
Deutschlands erfolgreichster Hochschulstandort freut sich <strong>auf</strong> die neuen Studienanfänger.<br />
Auto, Weltreise, ein Sparbuch von <strong>de</strong>r Erbtante –<br />
<strong>alle</strong>s ganz nett. Doch wer zwei Drittel seines Lebens die<br />
Schulbank gedrückt hat, <strong>de</strong>r hat das Beste verdient: ein<br />
Studium in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg. Schließlich befin<strong>de</strong>n<br />
sich vier von <strong>de</strong>utschlandweit neun Elite-Univer sitäten<br />
und fünf <strong>de</strong>r zehn besten Fachhoch-<br />
schulen bei uns. Und nirgendwo<br />
<strong>so</strong>nst in Deutschland kommen <strong>auf</strong><br />
eine Lehrkraft weniger Studie-<br />
ren<strong>de</strong>. Dass Ihr Profes<strong>so</strong>r einmal<br />
keine Zeit für Sie hat, kann trotz<strong>de</strong>m hin und wie<strong>de</strong>r<br />
vorkommen: Wissenschaftspreise holen sich nicht von<br />
selbst ab. Das hohe Ausbildungs- und Forschungs niveau<br />
hat sich herumge sprochen – unsere Ab<strong>so</strong>lventen sind<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt hoch begehrt. Wun<strong>de</strong>rn Sie<br />
sich al<strong>so</strong> nicht, wenn Sie <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Campus von Frem-<br />
<strong>de</strong>n ange sprochen wer<strong>de</strong>n; es könnten Per<strong>so</strong>nalchefs<br />
re nommierter Unternehmen sein. Am besten machen<br />
Sie sich selbst ein Bild von Ihren Studienmöglichkei-<br />
ten. Dazu haben wir die Seite www. studieninfo-bw.<strong>de</strong><br />
ein ge richtet, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Sie unter an<strong>de</strong>rem einen hilf-<br />
reichen Orientierungstest fin<strong>de</strong>n. Und was Ihr Abitur-<br />
geschenk <strong>so</strong>nst noch zu bieten hat, erfahren Sie unter<br />
www. ba<strong>de</strong>n-wuerttemberg.<strong>de</strong>
8 was wer<strong>de</strong>n Schule&Job<br />
Schlag <strong>de</strong>n Toaster<br />
Vi<strong>de</strong>os drehen kann heute fast je<strong>de</strong>r Schüler – doch nur wenige sind dabei <strong>so</strong> witzig und cool wie Vincent Wild.<br />
Zum eigenen Kinofilm ist es trotz<strong>de</strong>m noch ein weiter Weg. Die passen<strong>de</strong> Ausbildung kann dabei helfen.<br />
Von Jutta Pilgram<br />
Normalerweise geht die Geschichte <strong>so</strong>:<br />
Schüler stellt lustiges Vi<strong>de</strong>o nach You-<br />
Tube, wird über Nacht millionenfach<br />
angeklickt und ist am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres<br />
steinreich. Je<strong>de</strong>r kennt die Comedyclips<br />
o<strong>de</strong>r Musikfilmchen, mit <strong>de</strong>nen ein japanischer<br />
Junge o<strong>de</strong>r eine britische Hobbysängerin<br />
zu Ruhm und Ehre gekommen<br />
sind. Doch diese Geschichten sind nicht<br />
<strong>de</strong>r Normalfall. Pro Minute wer<strong>de</strong>n etwa<br />
24 Stun<strong>de</strong>n neues Material nach You-<br />
Tube überspielt. Wer <strong>alle</strong>s anschauen<br />
wollte, was an einem Tag hochgela<strong>de</strong>n<br />
wird, bräuchte dazu vier Jahre. Und<br />
nicht je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r ein geniales Vi<strong>de</strong>o gedreht<br />
hat, wird gleich berühmt. Vincent<br />
Wild ist dafür ein gutes Beispiel.<br />
Der 17-jährige Münchner begann als<br />
Grundschüler mit <strong>de</strong>r Filmerei. Sein erstes<br />
Werk war ein Agentenfilm, <strong>de</strong>n er als<br />
Zehnjähriger gemeinsam mit seiner Cousine<br />
drehte. Mit 14 bekam er eine Vi<strong>de</strong>okamera<br />
zur Konfirmation, sein T<strong>auf</strong>pate<br />
installierte ihm ein Schnittprogramm<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Computer. Seither hat er viel<br />
Taschengeld in Scheinwerfer, Stative<br />
und Software investiert – und die Clips<br />
und Kurzfilme, die er dreht, wer<strong>de</strong>n immer<br />
besser, lustiger und eigenartiger.<br />
Fernsehen ist langweilig,<br />
Computerspiele sind doof,<br />
Web 2.0 ist die Zukunft<br />
Es sind Alien-Filme, Komödien, Parodien<br />
von Werbespots, Musikclips und<br />
Horrorstreifen o<strong>de</strong>r einfach nur Quatsch.<br />
Und fast immer macht er <strong>alle</strong>s <strong>alle</strong>in: Er<br />
entwickelt die I<strong>de</strong>e, steht vor und hinter<br />
<strong>de</strong>r Kamera, schnei<strong>de</strong>t, bearbeitet die<br />
Bil<strong>de</strong>r, produziert die Musik, erstellt <strong>de</strong>n<br />
Trailer, zeichnet Cartoons, baut Effekte<br />
und Texte ein. Das meiste hat er sich<br />
selbst beigebracht. Er experimentiert<br />
mit kostenlosen Demo-Versionen teurer<br />
Programme, be<strong>so</strong>rgt sich <strong>de</strong>n Soundtrack<br />
von Filmen in <strong>de</strong>r Stadtbücherei<br />
und mischt fröhlich <strong>alle</strong>s zusammen.<br />
Zuerst waren es Lego-Figürchen, die<br />
sich zu dramatischer Musik von Klippen<br />
stürzten o<strong>de</strong>r von Zügen überrollt wur<strong>de</strong>n.<br />
Dann kamen Holzschwerter, Kissen<br />
und Toaster zum Einsatz. Inzwischen<br />
arbeitet Wild mit <strong>alle</strong>n <strong>de</strong>nkbaren Effekten.<br />
Dabei ist er kein Computerfreak, <strong>de</strong>r<br />
seine Nächte dad<strong>de</strong>lnd vorm Bildschirm<br />
verbringt. „Bei mir zu Hause liegen bestimmt<br />
fünf Computerspiele herum, die<br />
ich noch nicht <strong>auf</strong>gemacht habe, weil sie<br />
mich nicht interessieren.“ Als Kind habe<br />
er viel ferngesehen, be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs gern „Bullypara<strong>de</strong>“<br />
o<strong>de</strong>r „Trickboxx“. „Doch da<br />
bin ich jetzt komplett ausgestiegen.“<br />
Fernsehen fin<strong>de</strong>t er langweilig. „Interaktives<br />
Internet ist die Zukunft.“<br />
Plattformen wie YouTube, MyVi<strong>de</strong>o<br />
o<strong>de</strong>r Clipfish sind die i<strong>de</strong>ale Probebühne<br />
für junge Filmemacher. Freun<strong>de</strong> und<br />
Wildfrem<strong>de</strong> können die Clips kommentieren<br />
o<strong>de</strong>r abonnieren. „Wenn <strong>de</strong>n Leuten<br />
ein Vi<strong>de</strong>o nicht gefällt, nehme ich es wie<strong>de</strong>r<br />
raus. Ich will ja nicht, dass keiner<br />
mehr <strong>auf</strong> meinen Kanal klickt“, sagt<br />
Wild. Aber <strong>so</strong> richtig ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong> er<br />
bisher nicht. Er nimmt es mit Humor und<br />
twittert: „Ich poste erst wie<strong>de</strong>r was,<br />
wenn ich min<strong>de</strong>stens 20 Followers hab.“<br />
Vincent Wild in seinem Vi<strong>de</strong>oclip „Haus-Music“ – „inspiriert von zwei Millionen<br />
YouTubern, die ähnliches gemacht haben“. Quelle: YouTube<br />
Manche Leute verstehen nicht, warum<br />
er <strong>so</strong> unermüdlich an seinen Vi<strong>de</strong>os herumbastelt.<br />
Sie fragen: „Hast du nichts<br />
Besseres zu tun?“ Doch er kann sich<br />
nichts Besseres vorstellen. Wenn er einen<br />
Film im Kopf hat, vergisst er die Zeit.<br />
„Es dauert ewig, bis Tonspur und Film<br />
zusammenpassen.“ Akribie, Ausdauer,<br />
Geschick – <strong>alle</strong>s Eigenschaften, die man<br />
braucht, um erfolgreich zu sein. Doch<br />
Vincent Wild ist auch ein gutes Beispiel<br />
dafür, dass man zehn Jahre lang zur<br />
Schule gehen kann, ohne dass irgen<strong>de</strong>in<br />
Lehrer sein Ausnahmetalent bemerkt.<br />
Denn es hat nichts mit <strong>de</strong>m Lehrplan zu<br />
tun und bringt auch keine guten Noten.<br />
<strong>Warum</strong> immer selbst die<br />
Hauptrolle spielen? Ein<br />
Tesa-Roller tut es auch<br />
Die Schule war frustrierend, erzählt<br />
er, nur wegen <strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong> sei er gern hingegangen,<br />
nach <strong>de</strong>m Realschulabschluss<br />
reichte es ihm. Jetzt macht er ein Freiwilliges<br />
Soziales Jahr, seit drei Wochen<br />
arbeitet er bei „Studio im Netz“, einer<br />
medienpädagogischen Einrichtung in<br />
München. Eigentlich wollte er gleich mit<br />
einer Lehre zum Mediengestalter Bild<br />
und Ton beginnen, doch er fand keinen<br />
Ausbildungsplatz. „Die nehmen lieber<br />
Leute über 18“, sagt er. Nächstes Jahr<br />
will er es wie<strong>de</strong>r versuchen.<br />
„Am liebsten wür<strong>de</strong> ich später mal<br />
Kinofilme drehen“, sagt Vincent Wild.<br />
Mediengestalter arbeiten in Rundfunkanstalten,<br />
Tonstudios, Werbeagenturen<br />
und Fernsehproduktionen – eigene Kinofilme<br />
drehen sie eher selten. Der Königsweg<br />
dorthin führt über eine Filmhochschule.<br />
In Deutschland gibt es sieben anerkannte<br />
Filmhochschulen und viele kleinere,<br />
meist private Ausbildungsstätten.<br />
Bewerber müssen eigene Arbeiten einreichen,<br />
eine harte Aufnahmeprüfung bestehen<br />
– und das Abitur haben. Doch<br />
auch für Leute wie Vincent Wild gibt es<br />
eine Chance: Fast <strong>alle</strong> Hochschulen machen<br />
eine Ausnahme für be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs begabte<br />
Bewerber: Sie können auch ohne<br />
Abitur in die Prüfung gehen – vor <strong>alle</strong>m,<br />
wenn sie schon eine abgeschlossene Ausbildung<br />
und Berufspraxis mitbringen.<br />
Vincent Wild hofft, dass er bald <strong>auf</strong><br />
Leute trifft, die seine Lei<strong>de</strong>nschaft teilen.<br />
„Manche Freun<strong>de</strong> haben sich schon<br />
beschwert, dass ich immer die Hauptrolle<br />
in meinen Filmen spiele,“ sagt er,<br />
„und ich frage mich selbst, ob das vielleicht<br />
ein bisschen narzisstisch wirkt.“<br />
Darum drehte er kürzlich gemeinsam<br />
mit seinem Freund Lucas Strathmann<br />
einen Gruselfilm, in <strong>de</strong>m ein blutrünstiger<br />
Tesa-Roller die Hauptrolle spielt.<br />
Der Titel: „T.E.S.A. Tötet er sie <strong>alle</strong>“.<br />
„Es wäre toll, mal mit mehr Darstellern<br />
zu arbeiten“, sagt Wild, „aber das ist<br />
schwer zu organisieren.“ Für <strong>de</strong>n Kurzfilm<br />
„Manfred“, eine Parodie <strong>auf</strong> die<br />
Mentalisten-Fernsehshows, fan<strong>de</strong>n sich<br />
ein paar Freun<strong>de</strong> bereit. Doch die Dreharbeiten<br />
zogen sich wochenlang hin, weil<br />
immer irgen<strong>de</strong>iner keine Zeit hatte o<strong>de</strong>r<br />
die Rolle zu peinlich fand. „Und ich will<br />
nicht <strong>so</strong> lange warten“, sagt Vincent<br />
Wild. Wenn er kein Material zum Schnei<strong>de</strong>n<br />
hat, wird er unruhig. Der letzte Kurzfilm<br />
aus <strong>de</strong>m August heißt „Die Welt“<br />
und zeigt nur eines: Regentropfen.
Schule&Job was wer<strong>de</strong>n 9<br />
Aus <strong>de</strong>r Klasse, aus <strong>de</strong>m Sinn<br />
Stephan Janosi hat 35 Jahre lang Erdkun<strong>de</strong> und Englisch unterrichtet. Weiß er eigentlich, was aus seinen Schülern wird?<br />
Haben Sie schon mal nachgerechnet, wie<br />
viele Schüler Sie in Ihrem Leben unterrichtet<br />
haben?<br />
Noch nicht. Mit Englisch und Erdkun<strong>de</strong><br />
hat man in <strong>de</strong>r Regel sechs o<strong>de</strong>r sieben<br />
Klassen je Schuljahr – macht al<strong>so</strong> etwa<br />
200 Schüler pro Jahr.<br />
Ein paar Tausend waren es al<strong>so</strong> schon.<br />
Locker.<br />
Bleiben Ihnen Schüler nach <strong>de</strong>m Abschluss<br />
in Erinnerung? O<strong>de</strong>r beginnt<br />
dann das große Vergessen?<br />
Die Gesichter bleiben im Kopf. Vorgestern<br />
habe ich in Augsburg eine Frau gesehen,<br />
die vor 20 Jahren bei mir im Unterricht<br />
saß. Sie ist heute Lehrerin und kam<br />
gera<strong>de</strong> mit ein paar Schülern aus einem<br />
Gymnasium. Ich habe sie mit ihrem Mädchennamen<br />
angesprochen, und sie war<br />
wie vom Donner gerührt. Sie hat mich<br />
erst nicht erkannt. Ich hatte früher einen<br />
Bart und eine ziemliche Lockenmähne.<br />
Man verschwin<strong>de</strong>t al<strong>so</strong> nie ganz aus <strong>de</strong>m<br />
Kopf <strong>de</strong>s Lehrers?<br />
Als ich 2006 beim Treffen <strong>de</strong>s 1981er Abi-<br />
Jahrgangs war, habe ich meinen ganzen<br />
Englisch-Leistungskurs wie<strong>de</strong>rerkannt.<br />
Stephan Janosi<br />
Foto: Wagner<br />
Im LK lernt man<br />
sich gut kennen.<br />
Es hat wahnsinnig<br />
Spaß gemacht,<br />
mit ihnen<br />
zu arbeiten. Wir<br />
waren viel im<br />
Theater, und sie<br />
sind auch zu mir<br />
nach Hause zu Besuch<br />
gekommen.<br />
Ein Riesenspaß.<br />
Was ist das für ein Verhältnis in dieser<br />
Zeit? Ist das schon Freundschaft?<br />
Eher Kameradschaft. Es bleibt schon<br />
noch eine Distanz.<br />
Verbin<strong>de</strong>n Sie beim Wie<strong>de</strong>rsehen auch<br />
Noten mit <strong>de</strong>n Gesichtern?<br />
Nein. Man <strong>de</strong>nkt das als Schüler ja immer:<br />
„Der spricht mich sicher <strong>auf</strong> meinen<br />
Fünfer von damals an.“ Ich kann im<br />
Nachhinein nicht mehr sagen, wie gut bestimmte<br />
Schüler waren. Nur von ein paar<br />
wenigen, <strong>de</strong>ren Leistungen sehr gut waren,<br />
kann ich mir das merken.<br />
Verfolgen Sie nach <strong>de</strong>m Abschluss die<br />
Biografien <strong>de</strong>r Schüler weiter?<br />
Das kann man ja lei<strong>de</strong>r nicht. Ein Jahrgang<br />
geht in <strong>alle</strong> Win<strong>de</strong>, zur Bun<strong>de</strong>swehr,<br />
ins Soziale Jahr, ins Studium. Gut,<br />
wer in <strong>de</strong>r Stadt bleibt, <strong>de</strong>n trifft man<br />
manchmal beim Schulkonzert. Aber an<strong>de</strong>re<br />
fin<strong>de</strong>t man erst Jahre später wie<strong>de</strong>r.<br />
Wo?<br />
Miriam Gruß zum Beispiel, die jetzt für<br />
die FDP im Bun<strong>de</strong>stag sitzt. Ich hatte sie<br />
als Schülerin. Da war ich überrascht, als<br />
ich sie <strong>auf</strong> Wahlplakaten sah, weil ich sie<br />
als sehr ruhig und zurückhaltend in Erinnerung<br />
hatte. Ich konnte mir gar nicht<br />
vorstellen, dass sie in die Politik geht.<br />
Besuchen Sie <strong>de</strong>nn <strong>alle</strong> Abiturtreffen?<br />
Wenn ich eine persönliche Einladung bekomme,<br />
versuche ich hinzugehen.<br />
Sind die Lehrer dort die Stargäste?<br />
Die Schüler freuen sich je<strong>de</strong>nfalls sehr,<br />
wenn man kommt und sie dann nicht<br />
mehr wie<strong>de</strong>rerkennt.<br />
Verän<strong>de</strong>rn sich manche <strong>de</strong>rart?<br />
Die Frauen nicht <strong>so</strong> sehr. Die Männer dagegen<br />
oft zu ihrem Nachteil. Die Haare<br />
wer<strong>de</strong>n weniger und die Kilo mehr.<br />
Setzen sich Begabungslinien ins Leben<br />
fort? Wer<strong>de</strong>n aus begabten Englisch-<br />
Schülern vorzugsweise Anglisten?<br />
Hhm. Die meisten Abiturienten wissen<br />
nicht, was sie machen wer<strong>de</strong>n. Selbst die<br />
Begabten nicht. Ich weiß nicht, ob es da<br />
einen Zusammenhang gibt.<br />
Es gibt zu Schulzeiten Leute, die einen<br />
Draht zu Lehrern haben. Bleibt das <strong>so</strong>?<br />
Das bleibt <strong>so</strong>. Wer schon in <strong>de</strong>r Schule<br />
eher einfach da saß und beobachtet hat,<br />
macht das auch später <strong>so</strong>.<br />
Welche Schüler bleiben im Gedächtnis?<br />
Die Lebhaften. Die man im Zaum halten<br />
musste. Die vergisst man nie.<br />
Interview: Peter Wagner<br />
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10 was wer<strong>de</strong>n Schule&Job<br />
Giftig? Tamara Buck (rechts) und ihre Zwillingsschwester Rebekka untersuchten <strong>de</strong>n Einfluss von Handystrahlen <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Lebenszyklus von Ho<strong>de</strong>nzellen. Foto: oh<br />
Verstrahlte Glasnu<strong>de</strong>ln<br />
Wie schädlich sind Handys in <strong>de</strong>r Hosentasche? Diese Frage wollten zwei schwäbische Abiturientinnen beantworten.<br />
Zuerst holten sie einen Preis bei „ Jugend forscht“ – jetzt wollen sie <strong>de</strong>r Sache in ihrer Doktorarbeit <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Grund gehen.<br />
Von Juliane von We<strong>de</strong>meyer<br />
Am Abendbrottisch unterhält sich Tamara<br />
Buck mit ihrer Familie gelegentlich<br />
über Ho<strong>de</strong>n. Die 21-Jährige kennt sich<br />
mit <strong>de</strong>m männlichen Geschlechtsteil aus.<br />
„Ho<strong>de</strong>ngewebe ist lustig“, sagt sie. Es habe<br />
Ähnlichkeit mit Glasnu<strong>de</strong>ln, und man<br />
könne es auch genau<strong>so</strong> schön auseinan<strong>de</strong>rziehen.<br />
Tamara Buck weiß <strong>so</strong>lche Dinge,<br />
weil sie mit ihrer Zwillingsschwester<br />
Rebekka untersucht hat, wie sich Handystrahlen<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>n männlichen Schritt auswirken.<br />
Mit ihrer Studie siegten die bei<strong>de</strong>n<br />
Schwestern in diesem Jahr beim<br />
bayerischen Lan<strong>de</strong>swettbewerb „Jugend<br />
forscht“.<br />
Jetzt sitzt Tamara Buck nicht am elterlichen<br />
Esstisch, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn in ihrem Lieblingscafé<br />
im Münchner Uni-Viertel und<br />
trinkt Biona<strong>de</strong>. Vergangenes Jahr hat sie<br />
gleich nach <strong>de</strong>m Abitur ihre schwäbische<br />
Heimat verlassen. „Ich musste mich von<br />
meiner Schwester trennen“, sagt sie und<br />
fügt hinzu: „Wenn nicht jetzt, wann<br />
dann?“ Ihre Schwester studiert jetzt in<br />
Tübingen und sie in <strong>de</strong>r bayerischen<br />
Hauptstadt. Übrigens bei<strong>de</strong> Medizin.<br />
Früher in <strong>de</strong>r Schule hatten die Buck-<br />
Schwestern nicht einmal einen Namen.<br />
„Niemand hat mich Tamara genannt, ich<br />
hieß bei <strong>alle</strong>n nur Zwilling“, erzählt sie.<br />
In <strong>de</strong>r 9000-Einwohner-Gemein<strong>de</strong>, in<br />
<strong>de</strong>r sie <strong>auf</strong>gewachsen ist, habe sie <strong>alle</strong>s<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>r Schwester gemacht.<br />
„Wir waren immer zusammen. Für mich<br />
war es fast <strong>so</strong>, als wären Rebekka und ich<br />
eine Per<strong>so</strong>n.“<br />
Die Geschwister sehen nämlich nicht<br />
nur ziemlich i<strong>de</strong>ntisch aus, sie sind sich<br />
auch charakterlich extrem ähnlich. Bei<strong>de</strong><br />
haben die gleichen Hobbys: im Chor<br />
singen, Klavier und Orgel spielen, tur-<br />
nen, mit <strong>de</strong>m Schultheater <strong>auf</strong>treten und<br />
forschen. Bei<strong>de</strong> waren Ministrantinnen<br />
und bei<strong>de</strong> hatten die gleiche Abiturnote.<br />
Die ist Tamara Buck etwas peinlich, sie<br />
möchte sie erst gar nicht verraten: Sie<br />
und ihre Schwester haben die Schule mit<br />
einer 0,8 abgeschlossen. „Wir mussten<br />
nie viel lernen“, erklärt sie. Ihnen sei die<br />
Schule einfach nur leicht gef<strong>alle</strong>n.<br />
Viel schwieriger sei es gewesen, an<br />
gutes Ho<strong>de</strong>ngewebe für ihre Studie zu<br />
kommen. Ein Jahr lang sind die Zwillinge<br />
immer wie<strong>de</strong>r in die nächst größere<br />
Stadt gefahren – zur Tübinger Universitätsklinik.<br />
Die Fahrt dauerte je<strong>de</strong>s Mal eine<br />
Dreiviertelstun<strong>de</strong>. Immer wie<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />
sie vertröstet. Endlich hatten sie <strong>de</strong>n<br />
richtigen Ansprechpartner gefun<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r ihnen zwei Brutkästen und 14 Gewebeproben<br />
zur Verfügung stellte. Die Reste<br />
von Geschlechtsumwandlungen.<br />
Die Gewebeproben lagen<br />
drei Wochen im Brutkasten –<br />
mal mit Handy, mal ohne<br />
Drei Wochen lang blieben die Proben<br />
dann in <strong>de</strong>n Brutkästen. In einem Kasten<br />
lagen immer auch vier Handys – <strong>auf</strong> Netzsuche,<br />
<strong>de</strong>nn dann strahlen sie am meisten.<br />
Im an<strong>de</strong>ren lag keines. Die Schwestern<br />
fan<strong>de</strong>n später heraus, dass mehr Zellen<br />
aus <strong>de</strong>m Handy-Brutkasten abgestorben<br />
waren. Repräsentativ ist die Studie<br />
nicht, dazu sei die untersuchte Ho<strong>de</strong>nmenge<br />
zu klein gewesen. Tamara<br />
Buck erzählt das <strong>alle</strong>s sehr sachlich, die<br />
wissenschaftlichen Begriffe gehen ihr<br />
leicht über die Lippen. Trotz<strong>de</strong>m scheinen<br />
männliches Ho<strong>de</strong>ngewebe und urologische<br />
Forschungsfragen nicht <strong>so</strong> recht<br />
zu einem Mädchen zu passen.<br />
Aber für Tamara Buck und ihre<br />
Schwester war das Projekt die logische<br />
Folge einer brennen<strong>de</strong>n Alltagsfrage:<br />
Sind Handystrahlen schädlich? Seit Jahren<br />
suchen weltweit Wissenschaftler<br />
nach <strong>de</strong>r Antwort. Auch in Deutschland.<br />
Das Bun<strong>de</strong>sumweltministerium gab<br />
2002 eine Studie zu diesem Thema in Auftrag.<br />
17 Millionen Euro kostete sie. 50<br />
Forschungsgruppen führten sechs Jahre<br />
lang verschie<strong>de</strong>ne Untersuchungen<br />
durch. 2008 stellte <strong>de</strong>r damalige Umweltminister<br />
Sigmar Gabriel die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichkeit vor: Handystrahlen<br />
seien nicht gesundheitsschädlich.<br />
Tamara Buck las davon in <strong>de</strong>r Zeitung<br />
– zufrie<strong>de</strong>n war die damals 18-Jährige<br />
mit <strong>de</strong>n Ergebnissen nicht. Zum einen<br />
konnten in <strong>de</strong>r Studie keine Langzeitfolgen<br />
untersucht wer<strong>de</strong>n, weil Handys als<br />
Alltagsgeräte noch nicht lang genug existieren.<br />
Außer<strong>de</strong>m waren an<strong>de</strong>re Forscher<br />
in ihren Studien zu entgegengesetzten Ergebnissen<br />
gekommen.<br />
Vor <strong>alle</strong>m aber war <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>auf</strong>gef<strong>alle</strong>n,<br />
dass sich die Forscher fast ausschließlich<br />
damit beschäftigten, wie sich<br />
die Strahlen <strong>auf</strong> das menschliche Gehirn<br />
auswirken. Dabei strahle ein Funktelefon<br />
am meisten, wenn es gera<strong>de</strong> ein Gespräch<br />
empfängt o<strong>de</strong>r eben <strong>auf</strong> Netzsuche<br />
ist. „Aber genau dann hat man das<br />
Handy nicht am Kopf, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn meistens<br />
in <strong>de</strong>r Hosentasche“, erklärt Tamara<br />
Buck. Da seien nun einmal die männlichen<br />
Geschlecht<strong>so</strong>rgane ziemlich nah.<br />
Die weiblichen wür<strong>de</strong>n dagegen gut geschützt<br />
im Inneren <strong>de</strong>s Körpers liegen.<br />
Und: „Außer<strong>de</strong>m kommt man an diese<br />
Zellen noch schlechter ran als an Ho<strong>de</strong>ngewebe“,<br />
fügt sie hinzu. Das Ho<strong>de</strong>n-Projekt<br />
wollen die Schwestern weiter verfolgen.<br />
Sie hoffen, dass sie irgendwann einmal<br />
ein repräsentatives Ergebnis erhal-<br />
ten. Auf je<strong>de</strong>n Fall wollen sie ihre Doktorarbeiten<br />
darüber schreiben.<br />
Auch wenn sie keine Streberin ist, ehrgeizig<br />
ist Tamara Buck schon. Je<strong>de</strong>n ihrer<br />
Schritte überlegt sie genau. Eigentlich<br />
hatte sie erst Schauspielerin und<br />
dann Mathematikerin wer<strong>de</strong>n wollen.<br />
Sie machte ein Praktikum und ein Probestudium,<br />
um herauszufin<strong>de</strong>n, ob das<br />
wirklich das Richtige für sie sei. War es<br />
nicht. Al<strong>so</strong> entschied sie sich für die<br />
Medizin. Dafür benötigte sie kein Praktikum.<br />
Darüber wusste sie auch <strong>so</strong> genug:<br />
Ihre Eltern sind Ärzte.<br />
Straff geplant: Erst in Indien<br />
famulieren, dann <strong>de</strong>n Facharzt<br />
machen und Kin<strong>de</strong>r kriegen<br />
Tamara Buck hat ihre Zukunft ziemlich<br />
genau geplant: Sie weiß bereits, dass<br />
sie die nötigen Praktika für ihr Studium<br />
in Indien und in <strong>de</strong>n USA ab<strong>so</strong>lvieren<br />
möchte. Weil ihr Studium samt Facharzt-<br />
Ausbildung etwa acht Jahre dauert, hat<br />
sie <strong>auf</strong> ein Auslandsjahr nach <strong>de</strong>m Abi<br />
verzichtet. Das will sie nun <strong>so</strong> im Studium<br />
nachholen. „Denn nach meiner<br />
Facharztausbildung bin ich fast 30“, gibt<br />
sie zu be<strong>de</strong>nken. Und mit 30 möchte sie<br />
einen Mann haben und Kin<strong>de</strong>r.<br />
Sie könnte sich <strong>so</strong>gar vorstellen, mit ihrer<br />
Schwester gemeinsam in einer Praxis<br />
zu arbeiten. Dann könnten sie abwechselnd<br />
ihre Kin<strong>de</strong>r hüten. Aber forschen<br />
möchte sie auch weiterhin. „Ich stell’ mir<br />
vor, wie ich <strong>auf</strong> Kongresse reise“, sagt<br />
sie. Vielleicht schafft sie es ja, bei<strong>de</strong>s zu<br />
kombinieren. Das lange Ringen um das<br />
Ho<strong>de</strong>ngewebe hat ihr zumin<strong>de</strong>st gezeigt,<br />
dass sie beharrlich sein muss, um sich<br />
ihre Wünsche zu erfüllen.
Schule&Job was wer<strong>de</strong>n 11<br />
Fin<strong>de</strong>rlohn für gute I<strong>de</strong>en<br />
Schüler gewinnen Preis für die Vermarktung eines GPS-Systems, das gestohlene Fahrrä<strong>de</strong>r ortet<br />
Von Anna Günther<br />
Sommerzeit ist Schützenfest-Zeit in<br />
<strong>de</strong>r westfälischen Stadt Rheine. 29 Vereine<br />
feiern ihre Schützenkönige, man amüsiert<br />
sich, tanzt und trinkt. Auf <strong>de</strong>m Weg<br />
nach Hause kann <strong>de</strong>r Spaß aber ganz<br />
plötzlich en<strong>de</strong>n – wenn das Fahrrad verschwun<strong>de</strong>n<br />
ist. „Das haben hier <strong>alle</strong><br />
schon erlebt“, sagt Karsten Volkmer.<br />
Mit seinen Mitschülern Nathalie Berthels,<br />
André Hellermann und Kevin Pruß<br />
fand <strong>de</strong>r 20-Jährige einen Weg, verlorene<br />
und gestohlene Rä<strong>de</strong>r <strong>auf</strong>zuspüren.<br />
Die Ab<strong>so</strong>lventen <strong>de</strong>r K<strong>auf</strong>männischen<br />
Schule in Rheine entwickelten das fiktive<br />
GPS-System „Argus“. Der Sen<strong>de</strong>r<br />
<strong>so</strong>ll in <strong>de</strong>n Lenker o<strong>de</strong>r in die Sattelstange<br />
<strong>de</strong>s Fahrrads eingebaut wer<strong>de</strong>n und<br />
Signale an einen Satelliten sen<strong>de</strong>n. Ist<br />
das Rad verschollen, kann <strong>de</strong>r Fahrradhändler<br />
es mit einem Empfangsgerät orten.<br />
Argus <strong>so</strong>ll als Paket mit einer Versicherung<br />
verk<strong>auf</strong>t wer<strong>de</strong>n, die wegen <strong>de</strong>s<br />
Peilsen<strong>de</strong>rs günstiger wird. „Eine Winwin-Situation“,<br />
sagt Volkmer. „Wir verdienen<br />
etwas, <strong>de</strong>r Fahrradhändler und<br />
die Versicherung verdienen daran, <strong>de</strong>r<br />
Besitzer zahlt niedrigere Beiträge und<br />
fin<strong>de</strong>t sein Rad immer wie<strong>de</strong>r.“ Der Erfin<strong>de</strong>rgeist<br />
<strong>de</strong>r vier Rheinenser wur<strong>de</strong> belohnt:<br />
Das Team setzte sich gegen 1126<br />
Gruppen aus ganz Deutschland durch<br />
und gewann vor einer Woche <strong>de</strong>n „Deutschen<br />
Grün<strong>de</strong>rpreis für Schüler“.<br />
Die größte Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
war nicht <strong>de</strong>r Businessplan,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn die Teamarbeit<br />
Mit <strong>de</strong>m Existenzgrün<strong>de</strong>r-Planspiel,<br />
einer Initiative von Stern, ZDF, Porsche<br />
und <strong>de</strong>n Sparkassen, <strong>so</strong>llen Jugendliche<br />
seit 1999 Lust <strong>auf</strong> die Wirtschaftswelt bekommen.<br />
In vier Monaten müssen sie ein<br />
Konzept erstellen und ihre eigene fiktive<br />
Firma grün<strong>de</strong>n. Die besten zehn Teams<br />
erhalten Geldpreise im Wert von 6000<br />
Euro, die besten fünf dürfen an einem<br />
„Future-Camp“ teilnehmen.<br />
Die vier Abiturienten aus Rheine entwickelten<br />
ihr Geschäftsmo<strong>de</strong>ll im „Startup-Kurs“<br />
ihrer Schule. „Wir haben uns<br />
auch noch nachmittags im Garten getroffen<br />
und am Projekt getüftelt“, sagt Karsten<br />
Volkmer. Mehr als 60 Überstun<strong>de</strong>n<br />
habe sein Team gemacht, und das während<br />
<strong>de</strong>r Abitur-Vorbereitung. Da sind<br />
die Hobbys schon mal <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Strecke geblieben,<br />
meint <strong>de</strong>r Feldhockey-Spieler.<br />
Die größte Herausfor<strong>de</strong>rung war aber<br />
nicht <strong>de</strong>r Businessplan, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn die<br />
Teamarbeit. Es sei gar nicht <strong>so</strong> leicht, als<br />
i<br />
Grün<strong>de</strong>rpreis. Um <strong>de</strong>n<br />
„Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis<br />
für Schüler“ können sich<br />
junge Leute zwischen 16<br />
und 24 Jahren in Teams von bis zu<br />
sechs Per<strong>so</strong>nen bewerben. Sie müssen<br />
zunächst neun Aufgaben lösen<br />
und dadurch Punkte sammeln. Erst<br />
wenn eine Min<strong>de</strong>stpunktzahl erreicht<br />
wird, kommt das Projekt in<br />
die zweite Run<strong>de</strong> und wird von einer<br />
Jury aus Wirtschaftsexperten beurteilt.<br />
Die Bewerbungsfrist für das<br />
nächste Spiel en<strong>de</strong>t am 15. Februar<br />
2011. www.dgp-schueler.<strong>de</strong><br />
Gruppe zusammenzuarbeiten und sich<br />
<strong>auf</strong> Kompromisse zu einigen. „Wir haben<br />
ganz neue Seiten an uns ent<strong>de</strong>ckt“,<br />
sagt Karsten Volkmer. Unterstützt wur<strong>de</strong>n<br />
die vier von ihrem Lehrer, <strong>de</strong>r Stadtsparkasse<br />
und <strong>de</strong>m Betriebsleiter eines<br />
Fahrradgeschäfts in ihrer Heimatstadt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Preisverleihung bekamen sie die<br />
Empfehlung, am besten <strong>so</strong>fort etwas aus<br />
ihrer I<strong>de</strong>e zu machen, die Gelegenheit<br />
komme nicht <strong>so</strong> schnell wie<strong>de</strong>r. „Wir<br />
sind hin- und hergerissen“, sagt <strong>de</strong>r 20jährige<br />
André Hellermann, „aber wahrscheinlich<br />
wer<strong>de</strong>n wir es probieren.“<br />
Vier Preisträger aus Rheine: Das Team<br />
„Argus“ erhielten <strong>de</strong>n Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis<br />
in <strong>de</strong>r Kategorie Schüler. dpa
12 was geht Schule&Job<br />
Jetzt ist die Entscheidung für eine Ausbildung fällig – aber wo lan<strong>de</strong>t man damit in drei o<strong>de</strong>r sechs Jahren? Foto: ddp<br />
Der Sprung ins Ungewisse<br />
Gute Chancen für Physiker, schlechte Aussichten für Germanisten – wie nützlich sind <strong>so</strong>lche Prognosen?<br />
Und wie sinnvoll ist es, sich bei <strong>de</strong>r Studien- und Berufswahl <strong>auf</strong> pauschale Empfehlungen zu verlassen?<br />
Von Juliane von We<strong>de</strong>meyer<br />
Rechtspfleger. Nach einem Traumberuf<br />
klingt das nicht. Rechtspfleger sitzen<br />
im Grundbuchamt o<strong>de</strong>r im Amtsgericht,<br />
sie erstellen Erbscheine, kümmern sich<br />
um die Zwangsversteigerung von Häusern.<br />
Dass das Spaß machen kann, glauben<br />
offenbar nicht einmal die Verwaltungsfachhochschulen.<br />
Dabei bil<strong>de</strong>n sie<br />
die Rechtspfleger aus. Wer dort studieren<br />
will, brauche „Frustrationstoleranz“,<br />
heißt es etwa <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Internetseite<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule für öffentliche Verwaltung<br />
in Bayern.<br />
Und trotz<strong>de</strong>m – die 77 jungen Menschen,<br />
die dort gera<strong>de</strong> ihr Rechtspflege-Studium<br />
beginnen, haben etwas, von<br />
<strong>de</strong>m die meisten Stu<strong>de</strong>nten nur träumen<br />
können: die Aussicht <strong>auf</strong> einen sicheren<br />
Job. Im vergangenen Jahr gab es bun<strong>de</strong>sweit<br />
nur 24 arbeitslose Rechtspfleger.<br />
5000 Architekten been<strong>de</strong>n ihr<br />
Studium, 3000 gehen in Rente<br />
– bleiben 2000 ohne Job<br />
Was will ich wer<strong>de</strong>n? Spätestens nach<br />
<strong>de</strong>m Abitur müssen sich die meisten<br />
jungen Menschen dieser Frage stellen:<br />
Hilfe bei <strong>de</strong>r Antwort kann ihnen die<br />
„Jobampel“ geben, für die <strong>de</strong>r Duisburger<br />
Erziehungswissenschaftler Michael<br />
Weegen seit ungefähr zehn Jahren die<br />
Prognosen erstellt. Sie verrät Abiturienten,<br />
mit welchem Studiengang sie später<br />
welche Chance <strong>auf</strong> einen Arbeitsplatz haben.<br />
Grün leuchtet sie in diesem Jahr<br />
nicht nur für die Verwaltungswissenschaften,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch für die Studiengänge<br />
Physik, Mathematik, Medizin,<br />
Elektrotechnik und Bauingenieurwesen.<br />
Jobchancen in <strong>de</strong>n<br />
wichtigsten Ausbildungsberufen<br />
gute Aussichten<br />
Hotel-/Restaurantfachleute<br />
Koch<br />
Bürok<strong>auf</strong>leute<br />
Steuer-/Rechtsanwaltsfachangestellte<br />
Elektroniker<br />
Fachinformatiker<br />
Mediengestalter<br />
Gebäu<strong>de</strong>reiniger<br />
Altenpfleger<br />
Gesundheits- und Krankenpfleger<br />
(Zahn-)Medizinische Fachangestellte<br />
<strong>so</strong>li<strong>de</strong> Aussichten<br />
Erzieher<br />
Heilerziehungspflegehelfer<br />
Immobilienk<strong>auf</strong>leute<br />
Reiseverkehrsk<strong>auf</strong>leute<br />
Berufskraftfahrer<br />
Fachkraft für Lagerlogistik<br />
Industriek<strong>auf</strong>leute<br />
K<strong>auf</strong>leute im Einzel-, Groß- und Außenhan<strong>de</strong>l<br />
mittelmäßige Aussichten<br />
Bäcker<br />
Fleischer<br />
Friseur<br />
Tischler<br />
Industriemechaniker<br />
Mechatroniker<br />
Sozialversicherungsfachangestellte<br />
Justiz-/Verwaltungsfachangestellte<br />
Bankk<strong>auf</strong>leute<br />
K<strong>auf</strong>leute für Versicherungen und Finanzen<br />
Anlagenmechaniker (Sanitär-, Heizungs-,Klimatechnik)<br />
Maler und Lackierer<br />
Metallbauer<br />
Maurer<br />
schlechte Aussichten<br />
Bergmechaniker<br />
Landwirt, Forstwirt<br />
SZ-Graphik; Quelle:„Beruf und Qualifikation in <strong>de</strong>r Zukunft“, BiBB, IAB, eigene Recherchen<br />
Wer eines dieser Fächer studiert, fin<strong>de</strong>t<br />
später al<strong>so</strong> ziemlich sicher einen Job.<br />
An<strong>de</strong>rs sieht es dagegen bei <strong>de</strong>n Fächern<br />
Germanistik, Geschichte, Jura und<br />
Architektur aus. Jährlich verlassen etwa<br />
5000 Architekten die Universitäten, aber<br />
nur 3000 gehen in <strong>de</strong>n Ruhestand. Was<br />
passiert al<strong>so</strong> mit <strong>de</strong>n übrigen 2000? Michael<br />
Weegen und seine Kollegen haben<br />
untersucht, ob es einen Bedarf für sie<br />
gibt. „Nein, <strong>de</strong>r Mehrbedarf ist nicht<br />
da“, sagt Weegen. Das Thema Hausbau<br />
sei ausgereizt. Darum zeigt die Jobampel<br />
für das Fach Architektur rot.<br />
Von <strong>de</strong>r Ärzteschwemme<br />
zum Medizinermangel – <strong>de</strong>r<br />
Jobmarkt ist in Bewegung<br />
Die Krux daran ist: Für Architektur<br />
scheinen sich wesentlich mehr junge Menschen<br />
zu interessieren als für die Rechtspflege.<br />
Die bayerische Verwaltungshochschule<br />
beispielsweise konnte dieses Jahr<br />
drei Studienplätze nicht besetzen. Es<br />
fehlten die Bewerber. Steht die Jobampel<br />
al<strong>so</strong> ausgerechnet bei <strong>de</strong>n beliebten Studiengängen<br />
<strong>auf</strong> Rot und bei <strong>de</strong>n unbeliebten<br />
<strong>auf</strong> Grün?<br />
Das sei etwas dran, sagt Michael Weegen.<br />
Denn die Entwicklung <strong>de</strong>r Berufe<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt bewegt sich in<br />
Wellen. Zum Beispiel bei <strong>de</strong>n Medizinern.<br />
Vor Jahren noch warnten Politiker<br />
vor einer Medizinerschwemme und <strong>de</strong>r<br />
Staat reglementierte, ob und wo Ärzte<br />
Praxen eröffnen durften. Das zeigte Wirkung.<br />
Mittlerweile studieren <strong>so</strong> wenig<br />
Schulabgänger Medizin, dass sich Weegen<br />
sicher ist: „Wir stehen vor einem<br />
wachsen<strong>de</strong>n Ärztemangel.“<br />
Die Kurven von Studienplatz-Nachfrage<br />
und Jobangebot sind meistens ver-<br />
Jobchancen in <strong>de</strong>n<br />
beliebtesten Studienfächern<br />
gute Aussichten<br />
Physik<br />
Mathematik<br />
Humanmedizin<br />
Zahnmedizin<br />
Bauingenieurwesen<br />
Elektrotechnik<br />
Verwaltungswesen<br />
<strong>so</strong>li<strong>de</strong> Aussichten<br />
Chemie<br />
Informatik<br />
Pharmazie<br />
Maschinenbau<br />
Politologie<br />
Soziologie<br />
Volkswirtschaftslehre<br />
Wirtschaftsingenieurwesen<br />
mittelmäßige Aussichten<br />
Biologie<br />
Betriebswirtschaftslehre<br />
Anglistik/Amerikanistik<br />
Erziehungswissenschaft<br />
Psychologie<br />
Sozialwesen<br />
Lehramt<br />
schlechte Aussichten<br />
Germanistik<br />
Geschichte<br />
Architektur<br />
Jura<br />
SZ-Graphik; Quelle: ISA Universität Duisburg-Essen, www.isa-info.<strong>de</strong>, www.jobampel.<strong>de</strong><br />
Dienst nur zur groben Orientierung:<br />
Auch wenn Juristen insgesamt schlechte<br />
Chancen haben, wird es auch in Zukunft<br />
Jobs für Jura-Ab<strong>so</strong>lventen geben.
Schule&Job was geht 13<br />
setzt. Weegen spricht <strong>so</strong>gar von einem<br />
Schweinezyklus. Dessen Wirkung bekam<br />
er in <strong>de</strong>n achtziger Jahren selbst zu<br />
spüren. Eigentlich hatte er Sport- und<br />
Geschichtslehrer wer<strong>de</strong>n wollen. „Aber<br />
ich habe genau in <strong>de</strong>n Berg hineinstudiert“,<br />
erzählt er. Trotz guter Noten hatte<br />
er damals in Nordrhein- Westfalen keine<br />
Chance <strong>auf</strong> eine Lehrerstelle. Al<strong>so</strong> sattelte<br />
er um <strong>auf</strong> Erziehungswissenschaften.<br />
Schon damals keimte in <strong>de</strong>m heute<br />
54-Jährigen die I<strong>de</strong>e eines Frühwarnsystems.<br />
Sie <strong>so</strong>llte künftigen Abiturienten<br />
ähnliche Erlebnisse ersparen.<br />
Weegen empfiehlt Schulabgängern,<br />
sich die Perspektiven ihres Wunschfaches<br />
genau anzusehen, bevor sie sich<br />
für eine Ausbildung o<strong>de</strong>r einen Studiengang<br />
entschei<strong>de</strong>n. Aber: „Wenn jemand<br />
wirklich einen Traumberuf hat, dann<br />
<strong>so</strong>llte er sich nicht vom Studium abhalten<br />
lassen, nur weil die Kurve sich gera<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Tal<strong>so</strong>hle befin<strong>de</strong>t.“ Seine Erfahrung<br />
sei, dass je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r unbedingt<br />
ein bestimmtes Fach studieren will, später<br />
damit auch erfolgreich sein wird.<br />
Ganz falsch wäre es, sich nur<br />
nach <strong>de</strong>r Jobampel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Verdienstaussichten zu richten<br />
Michael Weegen hält es <strong>so</strong>gar für problematisch,<br />
sich bei <strong>de</strong>r Studienwahl<br />
ganz und gar nach <strong>de</strong>n Jobchancen o<strong>de</strong>r<br />
etwa <strong>de</strong>n Verdienstaussichten zu richten:<br />
„Lei<strong>de</strong>r kommt es sehr häufig vor,<br />
dass jemand guckt, was es gibt und <strong>alle</strong>s<br />
wegstreicht, was er nicht mag o<strong>de</strong>r wo<br />
die Jobchancen schlecht stehen. Bis am<br />
En<strong>de</strong> nur noch ein einziges Fach übrigbleibt.“<br />
Sinnvoll sei es dagegen, bei<strong>de</strong>s –<br />
seine persönlichen Neigungen und die<br />
späteren Erfolgsaussichten – bei <strong>de</strong>r Ausbildungs-<br />
o<strong>de</strong>r Studienwahl zu berücksichtigen.<br />
Am sichersten ist <strong>de</strong>n Schulabgängern<br />
<strong>de</strong>r berufliche Erfolg übrigens,<br />
wenn sie studieren. Experten beobachten<br />
schon lange, dass die Zahl <strong>de</strong>r einfachen<br />
Jobs sinkt und die <strong>de</strong>r anspruchsvollen<br />
zunimmt. Berufs- und Arbeitsmarktforscher<br />
prognostizieren für die<br />
nächsten 15 Jahre, dass vor <strong>alle</strong>m in <strong>de</strong>n<br />
Rohstoff gewinnen<strong>de</strong>n und verarbeiten<strong>de</strong>n<br />
Berufen die Arbeitslosigkeit steigen<br />
wird.<br />
„Wir befin<strong>de</strong>n uns immer noch <strong>auf</strong><br />
<strong>de</strong>m Weg von <strong>de</strong>r Industriegesellschaft<br />
zur Informations- und Wissensgesellschaft“,<br />
sagt Weegen. „Wir brauchen<br />
künftig darum nicht nur Menschen, die<br />
Wissen produzieren, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch welche,<br />
die es <strong>auf</strong>bereiten und präsentieren<br />
können.“ Und da liege dann doch noch<br />
die Chance für Künstler und Mediengestalter,<br />
aber auch für Geisteswissenschaftler.<br />
Weil es für Germanisten,<br />
Kunsthistoriker o<strong>de</strong>r Philo<strong>so</strong>phen kaum<br />
konkrete Jobangebote gibt, gelangen sie<br />
meist als Quereinsteiger in ihre späteren<br />
Berufe. Zwar benötigten sie dafür mehr<br />
i<br />
Studiengänge im Test.<br />
Wer sich zum ersten Mal<br />
mit <strong>de</strong>r Frage beschäftigt,<br />
welche Studiengänge gute<br />
Aussichten <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt<br />
haben, <strong>so</strong>llte einen Blick <strong>auf</strong> die „Jobampel“<br />
<strong>de</strong>r Uni Duisburg/Essen werfen.<br />
Das Prognose-Tool vergleicht<br />
die Chancen <strong>de</strong>r Ab<strong>so</strong>lventen aus<br />
<strong>de</strong>n 26 wichtigsten Studiengängen<br />
und zeigt, welche von ihnen in sechs<br />
Jahren be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs gefragt sein wer<strong>de</strong>n.<br />
Außer<strong>de</strong>m informiert die Seite<br />
über Studieninhalte, Abbrecherquote<br />
und Berufsfel<strong>de</strong>r. www.jobampel.<strong>de</strong><br />
Zeit, diverse Praktika und befristete<br />
Jobs, aber danach fän<strong>de</strong>n sie oftmals<br />
einen guten Arbeitsplatz „Im Schnitt<br />
dauert das fünf bis sechs Jahre“, sagt<br />
Weegen. Auch Krankenschwestern und<br />
Altenpfleger wer<strong>de</strong>n in Zukunft immer<br />
stärker nachgefragt, prognostizieren<br />
die Forscher. Der Gesundheitssektor<br />
wächst. Die Menschen wer<strong>de</strong>n immer älter<br />
und damit meist auch länger krank.<br />
Weil gleichzeitig weniger Menschen<br />
geboren wer<strong>de</strong>n, wird es auch weniger<br />
arbeiten<strong>de</strong> Menschen geben. Eine Folge<br />
dieses Mangels könnte laut Weegen sein,<br />
dass Unternehmen ihren Angestellten<br />
künftig wie<strong>de</strong>r mehr bieten, um sie zu<br />
halten – unbefristete Arbeitsverträge<br />
und höhere Gehälter etwa.<br />
Es droht ein Fachkäftemangel,<br />
die doppelten Abiturjahrgänge<br />
f<strong>alle</strong>n da kaum ins Gewicht<br />
Bemerkbar macht sich die sinken<strong>de</strong><br />
Zahl <strong>de</strong>r Arbeitskräfte schon jetzt. Diesen<br />
Trend können selbst die doppelten<br />
Abiturjahrgänge nicht be<strong>de</strong>utend beeinflussen,<br />
obwohl bis zum Jahr 2015 wegen<br />
<strong>de</strong>r verkürzten Gymnasialzeit etwa<br />
275 000 Schulabgänger zusätzlich <strong>auf</strong><br />
<strong>de</strong>n Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />
strömen wer<strong>de</strong>n. Die Bun<strong>de</strong>sagentur für<br />
Arbeit erwartet, dass schon im nächsten<br />
Jahr die Zahl <strong>de</strong>r Arbeitslosen erstmals<br />
seit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung <strong>auf</strong> unter<br />
drei Millionen sinken wird. Die Berufschancen<br />
für Schulabgänger stehen im<br />
Moment al<strong>so</strong> ziemlich gut – wenn sie <strong>auf</strong><br />
<strong>de</strong>n richtigen Job setzen. Und <strong>de</strong>r muss<br />
nicht einmal in <strong>de</strong>r Rechtspflege sein.<br />
In <strong>de</strong>n TOP 10 <strong>de</strong>r besten Arbeitgeber<br />
Deutschlands das klingt einfach gut.<br />
Beim renommierten Wettbewerb Deutschlands Beste Arbeitgeber 2010 belegt E.ON <strong>de</strong>n<br />
4. Platz und zählt <strong>so</strong>mit zu <strong>de</strong>n besten. Jährlich erfahren 800 neue Azubis in einem von<br />
33 Ausbildungsberufen an insgesamt 50 Standorten in Deutschland, wie sich <strong>de</strong>r Erfolg<br />
im Team <strong>de</strong>r Zukunftsgestalter anfühlt. Wir suchen Talente mit Hitpotenzial.<br />
Ihre Energie gestaltet Zukunft.<br />
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Gipfeltreffen <strong>de</strong>r Talente<br />
Seit fünf Jahren gibt es <strong>de</strong>n Tag<br />
<strong>de</strong>r Talente. 300 junge Menschen<br />
aus ganz Deutschland<br />
trafen sich auch in<br />
diesem Jahr<br />
<strong>auf</strong> Einladung<br />
von<br />
Bun<strong>de</strong>sbildungsministerin<br />
Profes<strong>so</strong>r<br />
Dr. Annette<br />
Schavan zu<br />
<strong>de</strong>r dreitägigen<br />
Veranstaltung im<br />
„TIPI am Kanzleramt“<br />
in Berlin. Es<br />
sind Jugendliche, die<br />
sich durch außergewöhnliches<br />
Können in<br />
vielen Bereichen auszeichnen:<br />
In Literatur, Fremdsprachen,<br />
Geschichte, Umwelt, Sport,<br />
Schauspiel, Musik und Naturwissenschaften<br />
gehören sie zu<br />
<strong>de</strong>n Besten Deutschlands. Sie<br />
forschen, sie haben I<strong>de</strong>en, sie<br />
gewinnen Preise und bringen<br />
unser Land weiter.<br />
Je<strong>de</strong>r dieser jungen Menschen<br />
braucht För<strong>de</strong>rung, Motivation<br />
und Anerkennung. Das sind die<br />
Kernanliegen <strong>de</strong>s Tages <strong>de</strong>r<br />
Kristina Klein interessierte<br />
sich schon als kleines Kind<br />
für Zahlen und Buchstaben.<br />
Sie schaute sie an, wo immer<br />
sie <strong>auf</strong>tauchten. Vor <strong>alle</strong>m die<br />
Nummernschil<strong>de</strong>r von Autos<br />
hatten es ihr angetan. Schon<br />
mit drei Jahren konnte sie rechnen<br />
und lesen. Die Mathematik<br />
gefällt <strong>de</strong>r heute 14-jährigen<br />
Hamburgerin immer noch. „Am<br />
liebsten beschäftige ich mich<br />
mit Mathe in <strong>de</strong>r Freizeit, <strong>de</strong>nn<br />
<strong>de</strong>r Schulstoff ist oft ziemlich<br />
langweilig“, sagt Kristina, die<br />
gleich nach <strong>de</strong>r Einschulung<br />
TAG DER TALENTE<br />
2010<br />
Talente. Hier wer<strong>de</strong>n 300 Preisträgerinnen<br />
und Preisträger<br />
zwischen 12 und<br />
20 Jahren aus<br />
insgesamt 25<br />
verschie<strong>de</strong>nen<br />
Wettbewerben<br />
wie Jugend<br />
forscht,<br />
naturwissenschaftlichen<br />
Olympia<strong>de</strong>n<br />
und Bun<strong>de</strong>swettbewerbeneingela<strong>de</strong>n,<br />
um für ihre<br />
Leistungen geehrt<br />
zu wer<strong>de</strong>n.<br />
„Junge Menschen,<br />
die hervorragen<strong>de</strong><br />
Leistungen beweisen, verdienen<br />
unsere Anerkennung<br />
und eine adäquate För<strong>de</strong>rung<br />
ihres Talentes.“<br />
(Profes<strong>so</strong>r Dr. Annette Schavan)<br />
Die Bun<strong>de</strong>sministerin für Bildung<br />
und Forschung initiierte<br />
ein Jahr nach ihrem Amtsantritt<br />
2005 <strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>r Talente. Das<br />
Projekt liegt ihr am Herzen:<br />
„Natürlich ist die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
jungen Talente unsere wichtigs-<br />
zwei Klassen<br />
übersprun gen<br />
hat. Wie schon<br />
2009 hat sie dieses Jahr <strong>auf</strong><br />
Bun<strong>de</strong>sebene <strong>de</strong>n zweiten<br />
Platz bei <strong>de</strong>r Mathematik-<br />
Olympia<strong>de</strong> erreicht. Für ihren<br />
Erfolg wur<strong>de</strong> sie nun beim<br />
Tag <strong>de</strong>r Talente geehrt. Doch<br />
die begabte Gymnasiastin ist<br />
nicht nur <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />
Naturwissenschaften zu Hause.<br />
Eben<strong>so</strong> leicht f<strong>alle</strong>n ihr Fremdsprachen.<br />
Begeistert erzählt sie<br />
vom Erlernen <strong>de</strong>r chinesischen<br />
Sprache und ihrem achtmo-<br />
te Aufgabe. Wir müssen je<strong>de</strong><br />
Begabung unterstützen – sei es<br />
durch die Schule, Jugendwettbewerbe<br />
o<strong>de</strong>r durch Stipendien.<br />
Wichtig ist aber auch, dass die<br />
jungen Menschen unsere Anerkennung<br />
erfahren. Denn auch<br />
mit einem außergewöhnlichen<br />
Talent muss man sich täglich<br />
<strong>auf</strong>s Neue motivieren und hart<br />
an sich arbeiten.“ Gleichzeitig<br />
bietet <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r Talente <strong>de</strong>n<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
die Möglichkeit, an<strong>de</strong>re<br />
begabte Jugendliche kennenzulernen,<br />
in spannen<strong>de</strong>n Veranstaltungen<br />
neue Erfahrungen<br />
zu machen und nicht zuletzt die<br />
Bun<strong>de</strong>shauptstadt zu erkun<strong>de</strong>n.<br />
Profes<strong>so</strong>r Dr. Annette Schavan beim<br />
Tag <strong>de</strong>r Talente 2009<br />
Der Tag <strong>de</strong>r Talente, das sind<br />
drei ganz unterschiedliche Veranstaltungstage:<br />
In diesem Jahr<br />
lernten die Jugendlichen zum<br />
Auftakt Berlin in einer Stadtrallye<br />
natigen Schüler<strong>auf</strong>enthalt in<br />
Shanghai: „Als ich in die Klasse<br />
gekommen bin, habe ich kein<br />
Wort verstan<strong>de</strong>n. We<strong>de</strong>r konnte<br />
ich die Lehrer verstehen noch<br />
<strong>de</strong>ren Schriftzeichen entziffern.<br />
Nach etwa einem Monat konnte<br />
ich <strong>de</strong>m Unterricht dann ohne<br />
Probleme folgen“, berichtet die<br />
ehrgeizige Schülerin. Zum En<strong>de</strong><br />
ihres Aufenthaltes erhielt sie<br />
eine Auszeichnung als Klassenbeste.<br />
kennen. Anschließend traf man<br />
sich, um Wettbewerbsbeiträge<br />
aus Musik, Theater und<br />
Literatur zu<br />
erleben<br />
und in einer<br />
Interviewrun<strong>de</strong><br />
mit<br />
Jung autorin<br />
Melda<br />
Akbas,<br />
Gedächtnisweltmeisterin<br />
Dorothea<br />
Seitz und weiteren<br />
Gästen zu klären:<br />
„Woher kommt<br />
die Energie für<br />
<strong>de</strong>in Schaffen?“<br />
2010 konnten<br />
die Jugendlichen<br />
am<br />
Sonntag in<br />
Workshops zwischen 17 verschie<strong>de</strong>nen<br />
Angeboten wählen,<br />
die von Globalisierung über<br />
Stadtentwicklung bis hin zum<br />
Poetry Slam reichten. Bemerkenswert<br />
ist dabei vor <strong>alle</strong>m,<br />
dass sich die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer nicht <strong>auf</strong> ihre<br />
Wissensgebiete festlegen,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn häufi g die Gelegenheit<br />
nutzen, in an<strong>de</strong>re Inhalte als<br />
die ihres Wettbewerbs hineinzuschnuppern.<br />
Natürlich stand<br />
Zu <strong>de</strong>n Klassenbesten<br />
– <strong>alle</strong>rdings in Deutschland<br />
– gehört auch Florian<br />
Schober. Der 19-Jährige<br />
hat in diesem Jahr nicht nur<br />
sein Abitur mit <strong>de</strong>r Note 1,1<br />
abgelegt; er ist außer<strong>de</strong>m<br />
Bun<strong>de</strong>ssieger von Jugend<br />
forscht 2010 in <strong>de</strong>r Kategorie<br />
Geo- und Raumwissenschaften.<br />
Mit seinem Projekt<br />
„Flechten als Klimaarchive“<br />
hat <strong>de</strong>r Nachwuchswissenschaftler<br />
einen universellen<br />
Indikator für das Klima <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit gefun<strong>de</strong>n.<br />
Flechten haben <strong>de</strong>n Vorteil,<br />
dass sie bis zu 4.000 Jahre<br />
Feinstaub-Fänger und<br />
Codierungs<strong>so</strong>ftware<br />
die Abschlussveranstaltung, <strong>auf</strong><br />
<strong>de</strong>r einige Talente stellvertretend<br />
für <strong>alle</strong> 300 Jugendlichen<br />
ausgezeichnet wer<strong>de</strong>n, im<br />
Mittelpunkt: Prof. Hans Joachim<br />
Schellnhuber, Direktor <strong>de</strong>s<br />
Potsdam Instituts für Klimaforschung<br />
berichtete in seiner<br />
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Preisträgerinnen<br />
und Preisträgern<br />
davon,<br />
wie er<br />
wur<strong>de</strong>, was<br />
er heute ist<br />
und ermunterte<br />
sie, weiter<br />
neugierig<br />
zu sein. Die Botschaft, dass<br />
sich das eigene Engagement<br />
lohnt, kam an.<br />
Auch im nächsten Jahr<br />
wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r 300 junge<br />
Talente aus unterschiedlichen<br />
Fachgebieten nach Berlin<br />
kommen. Die Öffentlichkeit wird<br />
einen Eindruck von <strong>de</strong>r Vielfalt<br />
<strong>de</strong>r Begabungen in unserem<br />
Land bekommen und die jungen<br />
Menschen wer<strong>de</strong>n für ihre<br />
Leistungen gewürdigt. Der Tag<br />
<strong>de</strong>r Talente <strong>so</strong>ll damit Anerkennung<br />
für erbrachte Leistungen<br />
und zugleich Motivation für die<br />
Zukunft sein.<br />
Kristina und Florian – die Forscher von Morgen<br />
alt sind und räumlich gestreut<br />
vorkommen, z.B. auch dort,<br />
wo keine Bäume mehr wachsen.<br />
Das Interesse für Biologie<br />
und Klimatologie entwickelte<br />
sich bei Florian schon in <strong>de</strong>r<br />
Kindheit. „In <strong>de</strong>r vierten Klasse<br />
habe ich Wolken beobachtet<br />
und daraus meine eigenen Wetterprognosen<br />
erstellt. Natürlich<br />
haben diese meistens nicht<br />
gestimmt“, erzählt er mit einem<br />
Lächeln. Nun möchte Florian<br />
Schober ein Studium <strong>de</strong>r Molekularen<br />
Biologie <strong>auf</strong>nehmen<br />
– und in seiner Freizeit weiter<br />
Klavier spielen.<br />
Die Leistungen <strong>de</strong>r Teilnehmerinnen und Teilnehmer <strong>de</strong>s Tages<br />
<strong>de</strong>r Talente sind oft nicht nur beeindruckend, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch für<br />
die Wirtschaft interessant: Das Forscherduo Mathias Fromberger<br />
und Matthias Oberbauer hat mit einer innovativen Erfi ndung <strong>de</strong>n<br />
Hauptpreis beim Bun<strong>de</strong>sUmweltWettbewerb gewonnen. Die<br />
Teilnehmer aus <strong>de</strong>m Jahr 2009 entwickelten ein System, das<br />
<strong>de</strong>n Feinstaub, <strong>de</strong>r beim Bremsen von Pkw entsteht, ab<strong>so</strong>rbiert.<br />
Auch Martin Maas ist ein Erfi n<strong>de</strong>r. Der Preisträger <strong>de</strong>s Wettbewerbs<br />
Jugend forscht entwickelte im Jahr 2007 die Software<br />
Stegacrypt. Diese ermöglicht das versteckte Versen<strong>de</strong>n von<br />
Textdateien, unsichtbar integriert in digitale Bil<strong>de</strong>r und Fotos.
ANZEIGE<br />
Kreativität und Forschergeist för<strong>de</strong>rn<br />
Der Tag <strong>de</strong>r Talente bringt viele<br />
verschie<strong>de</strong>ne Wettbewerbe<br />
zu sammen, bei <strong>de</strong>nen die Neugier<br />
und <strong>de</strong>r Einfallsreichtum<br />
<strong>de</strong>r jungen Teil nehmer i nnen<br />
und Teilnehmer nahezu<br />
Internationales Film Festival<br />
Hannover up and coming<br />
Das Internationale Film Festival<br />
Hannover wur<strong>de</strong> 1982 als<br />
Nachwuchswettbewerb für<br />
Jugendliche zwischen 7 und 27<br />
gegrün<strong>de</strong>t und fi n<strong>de</strong>t <strong>alle</strong> zwei<br />
Jahre statt.<br />
www.up-and-coming.<strong>de</strong><br />
Theatertreffen<br />
<strong>de</strong>r Jugend<br />
Das Theatertreffen <strong>de</strong>r Jugend<br />
präsentiert jährlich bemerkenswerte<br />
Inszenierungen junger<br />
Ensembles, die als Preisträger<br />
aus einem bun<strong>de</strong>sweiten Wettbewerb<br />
hervorgegangen sind.<br />
Bewerben können sich Gruppen<br />
im Schüleralter o<strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>.www.theatertreffen-<strong>de</strong>rjugend.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>swettbewerb<br />
Fremdsprachen<br />
Der Wettbewerb richtet sich seit<br />
1979 an Jugendliche ab Klasse<br />
5 bis zum Abitur o<strong>de</strong>r Abschluss<br />
<strong>de</strong>r Berufsausbildung.<br />
www.bun<strong>de</strong>swettbewerb-<br />
fremdsprachen.<strong>de</strong><br />
Geschichtswettbewerb <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten<br />
Alle zwei Jahre ruft <strong>de</strong>r<br />
Ge schichtswettbewerb <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendliche unter 21 dazu <strong>auf</strong>,<br />
Geschichte vor Ort zu erforschen.<br />
Den Wettbewerb gibt es<br />
seit 1973.<br />
www.geschichtswettbewerb.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>swettbewerb<br />
Informatik<br />
Der Wettbewerb wen<strong>de</strong>t sich an<br />
Schülerinnen und Schüler bis<br />
21 Jahre. Die Aufgaben gibt es<br />
bei <strong>de</strong>n teilnehmen<strong>de</strong>n Schulen<br />
o<strong>de</strong>r direkt vom BWINF. Um<br />
Interesse zu wecken, führt <strong>de</strong>r<br />
BWINF außer<strong>de</strong>m das Online-<br />
Quiz Informatik-Biber durch.<br />
www.bwinf.<strong>de</strong><br />
unbegrenzt sind. Neben <strong>de</strong>n<br />
klassischen naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen bün<strong>de</strong>lt die<br />
jährliche Veranstaltung <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sministeriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF)<br />
Invent a Chip<br />
Invent a Chip fi n<strong>de</strong>t seit 2002<br />
jährlich statt und ruft Schülerinnen<br />
und Schüler <strong>de</strong>r<br />
Jahrgangsstufen 8 bis 13<br />
bun<strong>de</strong>sweit <strong>auf</strong>, einen Mikrochip<br />
nach eigenen, innovativen<br />
I<strong>de</strong>en zu entwickeln.<br />
www.invent-a-chip.<strong>de</strong><br />
lyrix<br />
Seit 2008 können Schülerinnen<br />
und Schüler selbstverfasste<br />
Gedichte zu monatlich wechseln<strong>de</strong>n<br />
Themen bei lyrix einreichen.<br />
Die Preisträgerinnen<br />
und Preisträger wer<strong>de</strong>n zu einer<br />
Schreibwerkstatt nach Berlin<br />
eingela<strong>de</strong>n.<br />
www.dradio.<strong>de</strong>/lyrix<br />
Treffen Junger Autoren<br />
Der Schreibwettbewerb will das<br />
literarische Schreiben anregen<br />
und för<strong>de</strong>rn. Er richtet sich an<br />
Jugendliche <strong>alle</strong>r Schularten<br />
und Ausbildungswege ab 10<br />
Jahre.<br />
www.treffen-junger-autoren.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>swettbewerb<br />
Komposition<br />
Der Bun<strong>de</strong>swettbewerb Komposition<br />
besteht seit 25 Jahren und<br />
ist ein Angebot an Jugendliche,<br />
eigene musikalische Gedanken<br />
zu entwickeln und umzusetzen.<br />
www.jmd.info<br />
Jugend jazzt<br />
Der Wettbewerb för<strong>de</strong>rt seit<br />
1997 <strong>de</strong>n talentierten Jazznachwuchs<br />
und bietet zusätzlich<br />
eine Mischung aus Festival,<br />
Konzertpodium, Kontakt- und<br />
Informationsbörse inkl. Workshops<br />
und Seminaren.<br />
www.jugend-jazzt.<strong>de</strong><br />
Jugend musiziert<br />
Jugend musiziert wur<strong>de</strong> 1963<br />
gegrün<strong>de</strong>t und ist ein dreistufi<br />
ger Wettbewerb für Solisten<br />
<strong>so</strong>wie Ensembles. Mehr als eine<br />
halbe Million Schülerinnen und<br />
Schüler haben bisher teilgenommen.<br />
www.jugend-musiziert.org<br />
auch Wettbewerbe aus <strong>de</strong>n<br />
Bereichen Sport, Geisteswissen<br />
schaften <strong>so</strong>wie Kunst<br />
und Kultur - die unterschiedlichsten<br />
Begabungen fi n<strong>de</strong>n<br />
sich hier wie<strong>de</strong>r. Das Interesse<br />
Treffen Junge Musik-Szene<br />
Das Treffen Junge Musik-Szene<br />
zeichnet seit 1984 junge Musizieren<strong>de</strong><br />
<strong>alle</strong>r Formationen und<br />
Musikgenres aus. Muttersprachliche<br />
Texte sind erwünscht, aber<br />
nicht Voraussetzung.<br />
www.treffen-junge-musikszene.<strong>de</strong><br />
Jugend forscht<br />
Ziel von Jugend forscht ist<br />
es, Jugendliche für Naturwissenschaften,<br />
Mathematik und<br />
Technik zu begeistern <strong>so</strong>wie<br />
Talente zu för<strong>de</strong>rn. Schülerinnen<br />
und Schüler bis 14 Jahre<br />
treten in <strong>de</strong>r Juniorsparte Schüler<br />
experimentieren an. Ab 15<br />
Jahre starten die Teilnehmer<br />
bei Jugend forscht.<br />
www.jugend-forscht.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>swettbewerb<br />
Mathematik<br />
Ziel <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swettbewerbs<br />
ist es, Schülerinnen und Schüler<br />
zu intensiver Beschäftigung<br />
mit Mathematik zu motivieren.<br />
Der 1970 gegrün<strong>de</strong>te Wettbewerb<br />
richtet sich vornehmlich<br />
an die Klassen 9 bis 13.<br />
www.bun<strong>de</strong>swettbewerb-<br />
mathematik.<strong>de</strong><br />
Auswahlwettbewerb<br />
zur Internationalen<br />
BiologieOlympia<strong>de</strong><br />
Die Internationale Biologie-<br />
Olympia<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> 1990 zum<br />
ersten Mal ausgetragen. Sie ist<br />
ein jährlich wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Schülerwettbewerb, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
För<strong>de</strong>rung biologisch begabter<br />
Schülerinnen und Schüler dient.<br />
www.biologieolympia<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Auswahlwettbewerb<br />
zur Internationalen<br />
ChemieOlympia<strong>de</strong><br />
Bei <strong>de</strong>r Internationalen Chemie-<br />
Olympia<strong>de</strong> versuchen Schülerinnen<br />
und Schüler aus <strong>de</strong>r<br />
ganzen Welt, Lösungen für theoretische<br />
und experimentelle<br />
Aufgaben zu fi n<strong>de</strong>n. Deutschland<br />
beteiligt sich seit 1974.<br />
www.icho.<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>n vom BMBF geför<strong>de</strong>rten<br />
Wettbewerben <strong>so</strong>wie jenen,<br />
die von an<strong>de</strong>ren Institutionen<br />
getragen wer<strong>de</strong>n, zeigt, wie<br />
viel Freu<strong>de</strong> an Leistung an <strong>de</strong>n<br />
Schulen und in <strong>de</strong>n Ausbil-<br />
Die Wettbewerbe <strong>de</strong>s Tages <strong>de</strong>r Talente<br />
Auswahlwettbewerb<br />
zur Internationalen<br />
PhysikOlympia<strong>de</strong><br />
Seit 1967 treffen sich einmal im<br />
Jahr physikbegeisterte Schülerinnen<br />
und Schüler aus <strong>alle</strong>r<br />
Welt in einem <strong>de</strong>r Teilnehmerlän<strong>de</strong>r,<br />
um in <strong>de</strong>r theo retischen<br />
und experimentellen Physik<br />
Aufgaben zu lösen.<br />
www.ipho.info<br />
Europäische<br />
ScienceOlympia<strong>de</strong><br />
Die Europäische ScienceOlympia<strong>de</strong><br />
ist die Naturwissenschaft<strong>so</strong>lympia<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union. Sie richtet sich<br />
an Schülerinnen und Schüler,<br />
die bis 17 Jahre alt sind. In<br />
Dreierteams geht es bei <strong>de</strong>r<br />
EUSO um <strong>de</strong>n Teamerfolg.<br />
www.eu<strong>so</strong>-info.<strong>de</strong><br />
Internationale<br />
JuniorScienceOlympia<strong>de</strong><br />
Seit 2004 treffen sich jährlich<br />
junge Talente aus etwa 50<br />
Nationen zur Internationalen<br />
JuniorScienceOlympia<strong>de</strong>. Sie<br />
sind 15 Jahre o<strong>de</strong>r jünger und<br />
messen ihr Können in Chemie,<br />
Biologie und Physik.<br />
www.ij<strong>so</strong>.info<br />
Schülerwettbewerb<br />
zur politischen Bildung<br />
Seit 1971 startet mit je<strong>de</strong>m<br />
Schuljahr <strong>de</strong>r Wettbewerb und<br />
ruft Klassen und Arbeitsgemeinschaften<br />
<strong>auf</strong>, eines von<br />
sechs vorgegebenen Projekten<br />
aus Politik und Gesellschaft zu<br />
bearbeiten. Der Wettbewerb<br />
hatte bereits 3,25 Millionen<br />
Teilnehmen<strong>de</strong>.<br />
www.schuelerwettbewerb.<strong>de</strong><br />
Wettbewerb Demokratisch<br />
Han<strong>de</strong>ln<br />
Der Wettbewerb wird seit 1990<br />
bun<strong>de</strong>sweit ausgeschrieben.<br />
Gesucht wer<strong>de</strong>n Projekte und<br />
Kontakt<br />
dungsbetrieben vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist. In <strong>de</strong>n Wettbewerben<br />
haben die Jugend lichen die<br />
Möglich keit, sich miteinan<strong>de</strong>r<br />
zu messen und Gleichgesinnte<br />
kennenzulernen.<br />
I<strong>de</strong>en, in <strong>de</strong>nen Themen und<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s Gemeinwesens<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
www.<strong>de</strong>mokratisch-han<strong>de</strong>ln.<strong>de</strong><br />
Europäischer Wettbewerb<br />
Der Wettbewerb besteht seit<br />
1953 und wen<strong>de</strong>t sich in vier<br />
Altersgruppen an Schülerinnen<br />
und Schüler <strong>alle</strong>r Schularten<br />
und Jahrgangsstufen.<br />
www.europaeischer-<br />
wettbewerb.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>swettbewerb<br />
Jugend trainiert für Olympia<br />
Der weltgrößte Schulsportwettbewerb<br />
wur<strong>de</strong> 1969 als<br />
Initiative <strong>de</strong>r Zeitschrift „stern“<br />
ins Leben gerufen. 800.000<br />
Schülerinnen und Schüler nehmen<br />
jährlich teil und sammeln<br />
Wettkampferfahrung.<br />
www.jtfo.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>sUmweltWettbewerb<br />
Der Wettbewerb richtet sich<br />
an Jugendliche im Alter von<br />
13 bis 21 Jahren. Er for<strong>de</strong>rt<br />
dazu <strong>auf</strong>, Ursachen von Umweltproblemen<br />
zu erkennen<br />
und nach Lösungen zu<br />
suchen.<br />
www.bun<strong>de</strong>sumwelt<br />
wettbewerb.<strong>de</strong><br />
Jugend grün<strong>de</strong>t<br />
Jugend grün<strong>de</strong>t ist ein Wettbewerb<br />
für Schülerinnen und<br />
Schüler und Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>.<br />
Die Teilnehmer sind <strong>auf</strong>gefor<strong>de</strong>rt,<br />
eine Geschäftsi<strong>de</strong>e zu<br />
entwickeln und ein virtuelles<br />
Unternehmen zu grün<strong>de</strong>n.<br />
www.jugend-gruen<strong>de</strong>t.<strong>de</strong><br />
Der Tag <strong>de</strong>r Talente ist eine Veranstaltung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums<br />
für Bildung und Forschung. In diesem Jahr fand er<br />
bereits zum fünften Mal statt. Mehr zum Tag <strong>de</strong>r Talente und<br />
seinen Wettbewerben erfahren Sie unter:<br />
www.bmbf.<strong>de</strong>/tag<strong>de</strong>rtalente
16 was geht Schule&Job<br />
Keine Hellseherei: Eignungstests gehen streng systematisch vor. Foto: ddp<br />
Das Borakel<br />
von Bochum<br />
Ist ein Studium das Richtige? Und wenn ja, welches Fach und<br />
an welcher Hochschule? „Self Assessments“ geben Antworten<br />
Das englische Wort „Assessment“ be<strong>de</strong>utet<br />
Beurteilung o<strong>de</strong>r Einschätzung.<br />
Bei einem „Self Assessment“ geht es al<strong>so</strong><br />
darum, sich selbst richtig einzuschätzen.<br />
Doch bevor man beginnt, einen Self Assessment-Test<br />
im Internet auszufüllen,<br />
muss man sich erst einmal orientieren.<br />
Welche Tests sind für wen gedacht?<br />
Das Angebot ist unübersichtlich. „Wer<br />
ein bisschen sucht, fin<strong>de</strong>t schnell 25 bis<br />
30 verschie<strong>de</strong>ne Tests“, sagt Klaus Wannemacher<br />
vom Hochschul-Informations-<br />
System (HIS) in Hannover, „und das ist<br />
noch nicht mal das komplette Angebot.“<br />
Die meisten Tests sind kostenlos und wer<strong>de</strong>n<br />
von Unis angeboten, zum Beispiel<br />
von <strong>de</strong>r Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
Hamburg, <strong>de</strong>n Universitäten<br />
in Aachen, Frankfurt, Bonn, Mannheim,<br />
Hei<strong>de</strong>lberg und München. O<strong>de</strong>r<br />
IchwilleinerstklassigesStudium<br />
mitbestenPerspektiven<br />
DieEBSUniversitätbietetakkreditierteStudienprogrammefürmeine<br />
internationaleKarriereun<strong>de</strong>ntwickeltPersönlichkeitenfürdieHerausfor<strong>de</strong>rungenvonmorgen.Dortlerneich,wasichzurErreichung<br />
meinerZielebenötige.<br />
BWLan<strong>de</strong>rEBSBusinessSchool<br />
•BachelorinGeneralManagement(BSc)<br />
•BachelorinAviationManagement(BSc)<br />
Juraan<strong>de</strong>rEBSLawSchool<br />
•ErstejuristischePrüfunginklusiveBachelorofLaws(LLB)<br />
•IntegriertesMasterstudiumofArtsinBusiness(MA)<br />
•LLMundPromotionsmöglichkeitenDr.jur.<br />
StipendienundFinanzierungsmöglichkeitenunter:www.ebs.edu<br />
EBSUniversitätfürWirtschaftundRechti.Gr.•Wiesba<strong>de</strong>n/Rheingau<br />
von <strong>de</strong>r Uni Bochum, die das hübsch betitelte<br />
„Borakel“ erfun<strong>de</strong>n hat.<br />
Hinter <strong>de</strong>m „Borakel“ steht <strong>de</strong>r Wirtschaftspsychologe<br />
Profes<strong>so</strong>r Heinrich<br />
Wottawa, <strong>de</strong>r klarstellt, das es min<strong>de</strong>stens<br />
drei verschie<strong>de</strong>ne Typen von Self<br />
Assessments gibt: Erstens Angebote wie<br />
das „Borakel“, die sich an Leute wen<strong>de</strong>n,<br />
die noch keine klare Vorstellung von ihrer<br />
Zukunft haben. Deshalb wer<strong>de</strong>n im<br />
Test vor <strong>alle</strong>m Fähigkeiten und Interessen<br />
abgeklopft. Die Angaben wer<strong>de</strong>n<br />
dann mit Studiengängen verknüpft. Aufrichtigkeit<br />
ist hier das A und O: „Es ist<br />
ganz entschei<strong>de</strong>nd, dass diese Tests ehrlich<br />
ausgefüllt wer<strong>de</strong>n, <strong>so</strong>nst betrügt<br />
man sich selbst“, sagt Wannemacher.<br />
Der zweite Typ sind Self Assessments<br />
wie das <strong>de</strong>r Uni Freiburg: Sie wollen<br />
Schulabgängern, die zumin<strong>de</strong>st ein ungefähres<br />
Wunschfach haben, vermitteln,<br />
was sie an <strong>de</strong>r jeweiligen Hochschule erwartet.<br />
„Die angehen<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten <strong>so</strong>llen<br />
sich fragen: Ist das etwas, womit ich<br />
mich später gerne beschäftigen möchte“,<br />
erklärt <strong>de</strong>r Diplom-Psychologe Ingo<br />
Zettler, <strong>de</strong>r mehrere Self Assessments<br />
entwickelt hat. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n jungen Bachelor-<br />
und Master-Studiengängen können<br />
die Inhalte bestimmter Fächer von<br />
Hochschule zu Hochschule höchst unterschiedlich<br />
ausf<strong>alle</strong>n. Um<strong>so</strong> wichtiger<br />
wird es für viele Standorte, für ihre Angebote<br />
zu werben – und das eben auch mit<br />
Self Assessments.<br />
Drittens gibt es Tests für Leute, die bereits<br />
ziemlich sicher wissen, welches<br />
Fach sie studieren möchten und erfahren<br />
wollen, ob sie das Zeug dazu haben. Sie<br />
Starten<br />
statt warten!<br />
müssen eine Art Prüfungsparcours <strong>auf</strong><br />
Probe durchl<strong>auf</strong>en.<br />
Und wie sieht schließlich das Ergebnis<br />
von Self Assessments aus? „Wir sagen am<br />
En<strong>de</strong> nie: Du bist dafür <strong>auf</strong> je<strong>de</strong>n Fall geeignet<br />
o<strong>de</strong>r auch nicht“, sagt Zettler.<br />
Statt<strong>de</strong>ssen bekommen die Teilnehmer<br />
beispielsweise angezeigt, wie sie im Vergleich<br />
zu an<strong>de</strong>ren Interessenten abgeschnitten<br />
haben. „Dazu geben wir dann<br />
Empfehlungen wie: Besuch doch noch<br />
mal einen Mathekurs.“ Die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Assessments seien keine „letzte Instanz“,<br />
sagt Zettler. „Wir wollen, dass<br />
die Teilnehmer die Ergebnisse mit ihren<br />
Eltern, Freun<strong>de</strong>n und auch Studienberatern<br />
besprechen.“ Ein Gespräch mit<br />
einem Berater empfiehlt auch Wannemacher.<br />
„Oft kommen durch Self Assessments<br />
ja auch neue Fragen <strong>auf</strong>, die man<br />
dann dort klären kann.“ SZ/dpa<br />
i<br />
Selbstversuch. Viele<br />
Hochschulen bieten Tests<br />
an, mit <strong>de</strong>nen man seine<br />
Interessen und Fähigkeiten<br />
prüfen kann, etwa das „Borakel“<br />
unter www.uni-bochum.<strong>de</strong>/borakel.<br />
Einen Überblick über <strong>alle</strong> Self Assessments<br />
gibt es <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Portal www.berufswahl.<strong>de</strong>,<br />
direkt anzusteuern unter<br />
http://tiny.cc/axk0u o<strong>de</strong>r beim Kölner<br />
Bildungsserver http://tiny.cc/wh66n.<br />
Auch die Uni Saarbrücken hat eine<br />
Liste mit <strong>alle</strong>n Tests <strong>auf</strong> ihre Seiten<br />
gestellt, aber erst muss man sich<br />
durch www.study-fin<strong>de</strong>r.<strong>de</strong> klicken.<br />
** Duales Studium<br />
Han<strong>de</strong>lsfachwirt **<br />
Die Alternative<br />
zur Hochschule<br />
Bieten: Praxis pur im Unternehmen, Theorie kompakt an <strong>de</strong>r AKADEMIE<br />
HANDEL. Von Anfang an bezahlt. Verantwortung und Karriere als Führungskraft<br />
im Han<strong>de</strong>l.<br />
Suchen: Abiturienten, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen. Die bei<br />
Marken nicht an Briefmarkensammlung <strong>de</strong>nken. Die Trends vor an<strong>de</strong>ren<br />
erkennen. Und Wirtschaft genau<strong>so</strong> spannend fi n<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>n Umgang<br />
mit Menschen.<br />
Aka<strong>de</strong>mie Han<strong>de</strong>l München, Brienner Str. 47, Fon 089/55145-20, info@aka<strong>de</strong>mie-han<strong>de</strong>l.<strong>de</strong>
Schule&Job was geht 17<br />
Seltene<br />
Schnitzer<br />
Im O<strong>de</strong>nwald wer<strong>de</strong>n die<br />
einzigen Elfenbeinschnitzer<br />
Europas ausgebil<strong>de</strong>t –<br />
Elefanten sterben dafür nicht<br />
Von Katja Scherer<br />
Vorsichtig führt Cathrin Ulrich einen<br />
elektrischen Fräser über ein handtellergroßes<br />
Elfenbeinstück. Feiner Staub wirbelt<br />
<strong>auf</strong>, die Kontur eines Frauenkörpers<br />
kommt zum Vorschein. Die 21-Jährige<br />
macht eine Ausbildung zur Elfenbeinschnitzerin<br />
am Beruflichen Schulzentrum<br />
O<strong>de</strong>nwald im hessischen Michelstadt.<br />
Diese Ausbildung ist einzigartig in<br />
ganz Europa. So einzigartig, dass <strong>so</strong>gar<br />
Aufträge aus Abu Dhabi kommen.<br />
„Vor kurzem haben wir spezielle Geschenkartikel<br />
für einen Scheich angefertigt“,<br />
sagt Schnitzermeister Helmut Jäger.<br />
Er leitet die Ausbildung an <strong>de</strong>r Berufsfachschule<br />
für das holz- und elfenbeinverarbeiten<strong>de</strong><br />
Handwerk. Pro Lehr-<br />
Die Azubis arbeiten mit<br />
Nüssen, Knochen o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>m Bein von Mammuts<br />
jahr gibt es zwischen drei und fünf Schüler.<br />
Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
zwei Jahrzehnten 14 Meister ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
Die Schüler kommen aus ganz<br />
Deutschland, gelegentlich auch aus <strong>de</strong>r<br />
Schweiz und Dänemark: „Die nehmen<br />
schon was in K<strong>auf</strong>, um diese Ausbildung<br />
machen zu können.“ So auch Cathrin.<br />
Sie fährt je<strong>de</strong>n Tag mehr als zwei Stun<strong>de</strong>n<br />
von Offenbach nach Michelstadt.<br />
„Ganz schön <strong>auf</strong>wendig, aber es lohnt<br />
sich“, sagt sie. „Ich fin<strong>de</strong> es toll, aus Rohmaterial<br />
etwas Schönes herzustellen.“<br />
Lust <strong>auf</strong> Luftfahrt?<br />
Die Elfenbeinschnitzerei hat im O<strong>de</strong>nwald<br />
eine lange Tradition. 1783 wur<strong>de</strong><br />
per Zunftbrief das Elfenbeinhandwerk<br />
genehmigt, um <strong>de</strong>r ärmlichen Region<br />
wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen.<br />
Knapp hun<strong>de</strong>rt Jahre später wur<strong>de</strong> die<br />
Schule gegrün<strong>de</strong>t. Nach einer längeren<br />
Blütezeit sei die Branche im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
in eine schwere Krise geraten, als<br />
wegen <strong>de</strong>s Artenschutzes <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit<br />
Elefantenelfenbein verboten wur<strong>de</strong>,<br />
sagt Jäger: „Um zu überleben, mussten<br />
wir offen sein für neue Materialien.“<br />
Seit <strong>de</strong>m Artenschutzabkommen müsse<br />
kein Elefant mehr für die Elfenbeinschnitzerei<br />
sterben. Zwar gebe es in<br />
Deutschland noch Restbestän<strong>de</strong> an Elefantenelfenbein,<br />
doch diese zu verwen<strong>de</strong>n<br />
sei mit einem enormen bürokratischen<br />
Aufwand verbun<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Schule<br />
wer<strong>de</strong> daher nur noch mit <strong>de</strong>m Elfenbein<br />
längst ausgestorbener Mammuts<br />
und elfenbeinähnlichen Materialien wie<br />
Rin<strong>de</strong>rknochen und Tagua-Nüssen ge-<br />
Fluglotse wer<strong>de</strong>n!<br />
www.dfs.<strong>de</strong><br />
Cathrin Ulrich arbeitet an einem Werkstück<br />
aus Elfenbein von einem längst<br />
ausgestorbenen Mammut. Fotos: ddp<br />
Startklar? Mit Abitur? Und zum Abflug bereit?<br />
Bewerben Sie sich jetzt! Wir bil<strong>de</strong>n das ganze Jahr über zur<br />
Fluglotsin bzw. zum Fluglotsen aus.<br />
Starthilfe gibt‘s hier: www.dfs.<strong>de</strong><br />
Weil <strong>de</strong>r Himmel Sie braucht!<br />
arbeitet. „Elfenbeinschnitzer – das Wort<br />
hat für viele einen schlechten Klang,<br />
aber es ist einfach ein historisch gewachsener<br />
Begriff“, sagt Jäger. Auch die Schüler<br />
wollten aus ethischen Grün<strong>de</strong>n nicht<br />
mehr mit Elfenbein arbeiten.<br />
Geöffnet habe sich die Schnitzerei jedoch<br />
nicht nur in Bezug <strong>auf</strong> die Materialien,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch <strong>auf</strong> die Formen, sagt<br />
Jäger. So gehöre es zum Konzept <strong>de</strong>r Ausbildung,<br />
dass <strong>de</strong>n Schülern viel Freiraum<br />
für eigene I<strong>de</strong>en gegeben wer<strong>de</strong>:<br />
„Die Werke haben eigentlich immer Unikat-Charakter.“<br />
Bereits in <strong>de</strong>r Schule<br />
übernehmen die angehen<strong>de</strong>n Schnitzer<br />
spezielle Auftragsarbeiten, um an die<br />
Kundschaft herangeführt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Verk<strong>auf</strong>t wer<strong>de</strong>n die Werkstücke vor <strong>alle</strong>m<br />
als Schmuck o<strong>de</strong>r Kunstobjekte. Ein<br />
Viertel <strong>de</strong>r Schüler macht sich nach <strong>de</strong>r<br />
Ausbildung in <strong>de</strong>r Elfenbeinbranche<br />
selbständig, etwa die Hälfte arbeitet in<br />
verwandten Bereichen – und ein Viertel<br />
ist irgendwann als Künstler tätig.
18 was geht Schule&Job<br />
Technisch einwandfrei<br />
Du weißt, wie ein Computer von innen aussieht? Kannst mathematische Rätsel lösen? Hast gute Noten in Bio o<strong>de</strong>r Chemie?<br />
Dann <strong>so</strong>lltest du <strong>de</strong>in Lieblingsfach zum Beruf machen. Denn in <strong>de</strong>n MINT-Berufen hat man die besten Jobchancen.<br />
MINT – das steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Zehn Vorschläge von Miriam Hoffmeyer<br />
MATHEMATIK<br />
AKTUAR<br />
Das lateinische Wort „actuarius“<br />
hat zwei Be<strong>de</strong>utungen:<br />
Schnellschreiber und schnell<br />
segelnd. Aktuare – auch Versicherungs-<br />
und Finanzmathematiker<br />
genannt – müssen<br />
aber vor <strong>alle</strong>m schnell rechnen.<br />
Für Versicherungen berechnen<br />
sie Risiken, Prämien<br />
und Rücklagen und entwickeln<br />
Anlagestrategien. Damit<br />
gewährleisten sie, dass eine<br />
Versicherung die Scha<strong>de</strong>nsansprüche<br />
ihrer Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>cken<br />
kann und trotz<strong>de</strong>m Gewinn<br />
macht. Bei Banken und Investmentgesellschaften<br />
beurteilen<br />
sie Wertpapiere und Aktien.<br />
Oft klappt es dann auch mit<br />
<strong>de</strong>m Segelboot.<br />
Ausbildung: Mathematikstudium<br />
mit Schwerpunkt<br />
Stochastik, Statistik, Wahrscheinlichkeitstheorie<br />
o<strong>de</strong>r<br />
Versicherungs- und Finanzmathematik.<br />
Wer Mitglied <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Aktuarvereinigung<br />
wer<strong>de</strong>n will, braucht noch<br />
eine Zusatzausbildung.<br />
Einstiegsgehalt: 46 000 Q<br />
MATH.-TECHNISCHER<br />
SOFTWAREENTWICKLER<br />
Ein Beruf für Programmiersprachgenies<br />
mit Spaß am<br />
analytischen Denken: Mathematisch-technischeSoftwareentwickler,<br />
genannt MATSE,<br />
setzen Aufgaben aus Technik,<br />
Naturwissenschaften o<strong>de</strong>r<br />
Wirtschaft in mathematische<br />
Mo<strong>de</strong>lle um. Auf dieser Basis<br />
planen und realisieren sie<br />
Softwaresysteme, mit <strong>de</strong>nen<br />
die Aufgaben bearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />
können. An Forschungszentren<br />
entwickeln sie gemeinsam<br />
mit Wissenschaftlern<br />
Algorithmen, um Versuche zu<br />
simulieren. Für Banken o<strong>de</strong>r<br />
Versicherungen richten sie<br />
Datenbanken ein. Außer<strong>de</strong>m<br />
werten sie statistische Daten<br />
aus und visualisieren sie.<br />
Ausbildung: Dreijährige Lehre<br />
in Firmen, Forschungseinrichtungen,<br />
Rechenzentren<br />
o<strong>de</strong>r Hochschulen. Die FH<br />
Aachen-Jülich kombiniert<br />
Ausbildung und Bachelor<br />
„Scientific Programming“.<br />
Einstiegsgehalt: 30 000 Q<br />
PHYSIK<br />
MEDIZINPHYSIKER<br />
In <strong>de</strong>r Medizin wer<strong>de</strong>n Strahlentherapien<br />
und radiologische<br />
Diagnostik immer wichtiger.<br />
Bei Bestrahlungen von<br />
Krebskranken sind Medizinphysiker<br />
für technisch-physikalische<br />
Lösungen und die<br />
Therapieplanung zuständig.<br />
Aufgrund physikalischer Mo<strong>de</strong>llrechnungen<br />
legen sie die<br />
genaue Strahlendosis für je<strong>de</strong>n<br />
Punkt im Körper fest, um<br />
Strahlenschä<strong>de</strong>n möglichst<br />
zu vermei<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m schulen<br />
sie medizinisches Per<strong>so</strong>nal<br />
und wirken an <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
neuer Geräte mit. Jobs<br />
gibt es vor <strong>alle</strong>m in Kliniken,<br />
aber auch in Entwicklungsabteilungen<br />
<strong>de</strong>r medizintechnischen<br />
Industrie.<br />
Ausbildung: Bachelor- und<br />
Master-Studiengänge in Medizinphysik<br />
bieten die Unis in<br />
Düsseldorf und H<strong>alle</strong>- Wittenberg<br />
<strong>so</strong>wie die Fachhochschule<br />
Berlin. Reine Master-Studiengänge<br />
gibt es in Berlin,<br />
Dres<strong>de</strong>n, Zürich und Gießen.<br />
Einstiegsgehalt: 50 000 Q<br />
PHYSIKLABORANT<br />
Mit Ampèremeter, Spektralfotometer<br />
o<strong>de</strong>r Destillen prüfen<br />
Physiklaboranten unterschiedliche<br />
Werkstoffe. In<br />
Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern<br />
planen sie Versuche,<br />
bauen die Versuchsanordnung<br />
<strong>auf</strong> und werten die<br />
Ergebnisse aus. Sie testen<br />
zum Beispiel, wie sich Materialeigenschaften<br />
durch nanotechnische<br />
Bearbeitung verbessern<br />
lassen, o<strong>de</strong>r untersuchen<br />
das elektrochemische<br />
Verhalten von Mikrochips.<br />
Jobs gibt es in Prüfinstituten<br />
und Forschungslaboratorien<br />
<strong>de</strong>r Computer-, Elektro-,<br />
Metall- und Chemieindustrie.<br />
Ausbildung: Dreieinhalbjährige<br />
Lehre in Industriebetrieben.<br />
In <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n<br />
Jahren machen sich die Azubis<br />
mit mechanischen, elektrotechnischen,<br />
optischen und<br />
wärmetechnischen Arbeiten<br />
vertraut, danach steht die<br />
Röntgen- und Kernstrahlenmesstechnik<br />
im Mittelpunkt.<br />
Einstiegsgehalt: 27 000 Q<br />
CHEMIE<br />
WIRTSCHAFTS-<br />
CHEMIKER<br />
Wer seine erste Stelle als<br />
Chemiker in <strong>de</strong>r Industrie<br />
antritt, merkt schnell, dass er<br />
dringend betriebswirtschaftliches<br />
Grundwissen bräuchte.<br />
Wirtschaftschemikern bleibt<br />
dieser Praxisschock erspart.<br />
Sie verbin<strong>de</strong>n chemisch-technisches<br />
Know-how mit wirtschaftlichem<br />
Denken. In Chemie-<br />
o<strong>de</strong>r Pharmaunternehmen<br />
gibt es für sie vielfältige<br />
Arbeitsmöglichkeiten. Sie<br />
achten beispielsweise dar<strong>auf</strong>,<br />
dass die Kosten für Forschung,<br />
Entwicklung und<br />
Fertigung im Rahmen bleiben,<br />
bewerten die Marktchancen<br />
neuer Entwicklungen o<strong>de</strong>r<br />
<strong>so</strong>rgen dafür, dass die Produkte<br />
gewinnbringend vermarktet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ausbildung: Studiengänge<br />
in Wirtschaftschemie bieten<br />
die Unis in Düsseldorf, Kiel,<br />
Karlsruhe, Münster, Ulm und<br />
die private Fachhochschule<br />
Fresenius in Idstein an.<br />
Einstiegsgehalt: 47 500 Q<br />
STOFFPRÜFER (CHEMIE)<br />
Kolorimetrieren, <strong>de</strong>kantieren,<br />
titrieren und oxidieren sind für<br />
Stoffprüfer keine Fremdwörter.<br />
Sie arbeiten in <strong>de</strong>r Glasund<br />
Keramikindustrie o<strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>r Steine- und Er<strong>de</strong>nindustrie,<br />
<strong>de</strong>ren Produkte später<br />
sehr starken Belastungen<br />
ausgesetzt sind – zum Beispiel<br />
hohem Druck o<strong>de</strong>r extremenTemperaturschwankungen.<br />
Die Stoffprüfer entnehmen<br />
Proben aus <strong>alle</strong>n Stufen<br />
<strong>de</strong>r Produktion, zerkleinern<br />
sie und führen Versuche mit<br />
ihnen durch, um Fehler zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse werten<br />
sie am Computer aus und<br />
dokumentieren sie.<br />
Ausbildung: Dreijährige<br />
Ausbildung in Industriebetrieben.<br />
Die Azubis führen<br />
unter an<strong>de</strong>rem einfache<br />
Glas- und Lötarbeiten aus,<br />
stellen Lösungen her und<br />
lernen verschie<strong>de</strong>ne Analyseverfahren<br />
kennen. In <strong>de</strong>r<br />
Berufsschule steht Chemie<br />
im Mittelpunkt.<br />
Einstiegsgehalt: 28 000 Q<br />
BIOLOGIE<br />
MOLEKULARBIOLOGE<br />
Mit <strong>de</strong>r Pipette, ihrem täglichen<br />
Werkzeug, erforschen<br />
sie die Grundlagen <strong>alle</strong>n Lebens:<br />
Molekularbiologen untersuchen<br />
die chemisch-physikalischen<br />
Eigenschaften von<br />
Zellen, <strong>de</strong>ren Stoffwechsel<br />
und Moleküle. Sie analysieren<br />
die Struktur und Funktion <strong>de</strong>r<br />
Gene und die Wechselwirkungen<br />
mit Proteinen. Nicht nur<br />
an Forschungseinrichtungen,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r chemischpharmazeutischen<br />
Industrie<br />
sind sie sehr gefragt. Dort<br />
entwickeln sie unter an<strong>de</strong>rem<br />
mikrobiologische Herstellungsverfahren<br />
für Arzneimittel.<br />
Ausbildung: Das Fach wird<br />
mit unterschiedlichen Namen<br />
und Schwerpunkten an vielen<br />
Unis angeboten. So kann man<br />
etwa in München und Bielefeld<br />
„Molekulare Biotechnologie“<br />
studieren, in Bonn und Münster<br />
„Molekulare Biomedizin“,<br />
in Hamburg „Molecular Life<br />
Science“ o<strong>de</strong>r in Hei<strong>de</strong>lberg<br />
„Molekulare Zellbiologie“.<br />
Einstiegsgehalt: 48 000 Q<br />
BIOLOGIELABORANT<br />
Auf speziellen Nährbö<strong>de</strong>n<br />
züchten Biologielaboranten<br />
Bakterien, Viren o<strong>de</strong>r Pilze,<br />
um sie unter <strong>de</strong>m Elektronenmikroskop<br />
zu untersuchen.<br />
Außer<strong>de</strong>m machen sie biochemische<br />
Versuche mit Blut<br />
o<strong>de</strong>r Gewebeproben. Wer <strong>de</strong>n<br />
Beruf lernen will, darf nicht<br />
grundsätzlich gegen Tierversuche<br />
sein. Denn Biologielaboranten<br />
untersuchen nicht<br />
nur Zellkulturen, Mikroorganismen<br />
und Pflanzen, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn<br />
auch Versuchstiere. Sie testen<br />
zum Beispiel <strong>de</strong>ren Reaktion<br />
<strong>auf</strong> bestimmte Wirkstoffe.<br />
Arbeitgeber sind die Pharma-,<br />
Kosmetik- und Lebensmittelindustrie<br />
<strong>so</strong>wie Forschungseinrichtungen.<br />
Ausbildung: Dreieinhalbjährige<br />
Ausbildung in Industriebetrieben.<br />
Die Azubis lernen,<br />
wie man Messdaten auswertet,<br />
Gewebe entnimmt o<strong>de</strong>r<br />
Proteine i<strong>de</strong>ntifiziert. In <strong>de</strong>r<br />
Berufsschule sind Biologie<br />
und Chemie am wichtigsten.<br />
Einstiegsgehalt: 32 000 Q<br />
INFORMATIK<br />
INGENIEUR-<br />
INFORMATIKER<br />
In einen Mittelklassewagen<br />
sind heute mehr als 50 Prozes<strong>so</strong>ren<br />
und Softwaresysteme<br />
eingebaut, die zum Beispiel<br />
ABS und Airbags steuern.<br />
Auch Maschinen o<strong>de</strong>r Flugzeuge<br />
bestehen zu einem<br />
großen Teil aus informationstechnischen<br />
Komponenten,<br />
die mechanischen Bauteile<br />
und elektronischen Schaltungen<br />
wer<strong>de</strong>n durch spezielle<br />
Software gesteuert. Ingenieur-<br />
Informatiker arbeiten an dieser<br />
Schnittstelle zwischen<br />
Technik und Informatik. Sie<br />
entwickeln Computersysteme<br />
für komplexe technische Aufgaben<br />
o<strong>de</strong>r optimieren rechnergestützte<br />
Abläufe in <strong>de</strong>r<br />
Industrie.<br />
Ausbildung: Ingenieur-Informatik<br />
(auch Computer Engineering<br />
o<strong>de</strong>r Computational<br />
Engineering) wird an einer<br />
Reihe von Unis und FHs angeboten<br />
– mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Vertiefungsschwerpunkten.<br />
Einstiegsgehalt: 42 000 Q<br />
FACHINFORMATIKER<br />
Nichts für Nerds: Fachinformatiker<br />
können sich zwar wun<strong>de</strong>rbar<br />
mit ihrem Computer<br />
unterhalten, aber eben<strong>so</strong> gut<br />
mit ihren Kun<strong>de</strong>n. Sie entwickeln<br />
Software- und Hardwarelösungen<br />
nach Kun<strong>de</strong>nwunsch.<br />
Es gibt zwei Fachrichtungen:<br />
Bei <strong>de</strong>r Anwendungsentwicklung<br />
geht es vor<br />
<strong>alle</strong>m darum, Software zu<br />
entwickeln und anzupassen,<br />
in <strong>de</strong>r Systemintegration um<br />
die Planung und Installation<br />
von Netzwerken zwischen<br />
Computern, Servern und Druckern.<br />
Fachinformatiker sind<br />
auch dafür zuständig, Fehler<br />
zu beheben und die Nutzer zu<br />
schulen. Dafür brauchen sie<br />
manchmal sehr gute Nerven.<br />
Ausbildung: dreijährige Ausbildung<br />
bei Softwareunternehmen,<br />
Systemhäusern und<br />
Netzwerkanbietern. Je nach<br />
Betrieb spezialisieren sich die<br />
Azubis <strong>auf</strong> bestimmte Einsatzgebiete,<br />
etwa Multimedia-Systeme<br />
o<strong>de</strong>r Rechenzentren.<br />
Einstiegsgehalt: 30 000 Q
Schule&Job was geht 19<br />
Abstecher in die Zukunft<br />
MINT-Berufe verän<strong>de</strong>rn die Welt. Ein fiktiver Tag im Leben <strong>de</strong>r MINT-Profis Jan und Julia, die 2010 ihr Abitur gemacht haben<br />
Von Miriam Hoffmeyer<br />
Freitag, 11. Juli 2020, kurz vor acht<br />
Uhr: Jan und Julia haben verschlafen.<br />
Vielleicht hätten sie „Alien 7“ doch besser<br />
am Wochenen<strong>de</strong> geguckt. Be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs<br />
toll war <strong>de</strong>r Film ja auch nicht. Aber<br />
wenn das kleinste Kino <strong>de</strong>r Stadt sich<br />
endlich ein autostereoskopisches System<br />
anschafft, <strong>so</strong>dass man keine 3D-Brille<br />
mehr <strong>auf</strong>zusetzen braucht, „dann muss<br />
man das unterstützen“, meint Julia.<br />
Natürlich hat Jan wie<strong>de</strong>r seine Hem<strong>de</strong>n<br />
nicht von <strong>de</strong>r Reinigung abgeholt.<br />
„Zieh ich eben das von gestern noch mal<br />
an“, murmelt er. „Und von vorgestern“,<br />
lästert Julia. Zum Glück ist das Hemd,<br />
wie viele Textilien, mit Zuckerlösung behan<strong>de</strong>lt,<br />
und die Cyclo<strong>de</strong>xtrine haben einen<br />
<strong>de</strong><strong>so</strong>dorieren<strong>de</strong>n Effekt. Auch nach<br />
zwei Tagen riecht das Hemd noch beinahe<br />
frisch gewaschen.<br />
Nach <strong>de</strong>m eiligen Frühstück steigen<br />
die bei<strong>de</strong>n in Julias Elektroauto mit Lithium-Ionen-Batterie.<br />
Es kann mehr als<br />
700 Kilometer weit fahren, bevor <strong>de</strong>r Akku<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>auf</strong>gela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n muss –<br />
auch wegen <strong>de</strong>s Solarmoduls <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m<br />
Wagendach.<br />
Jan entwickelt intelligente<br />
Spülmaschinen, Julia setzt<br />
Roboter <strong>auf</strong> Krebszellen an<br />
Julia legt vor <strong>de</strong>r roten Ampel eine<br />
Vollbremsung hin. Jan zieht die Augenbrauen<br />
hoch. „War volle Absicht“, behauptet<br />
Julia. „Die Bremskraft wird<br />
schließlich wie<strong>de</strong>r in Antriebsenergie umgewan<strong>de</strong>lt!“<br />
Sie setzt Jan bei seiner Firma<br />
ab, einem großen Haushaltsgerätehersteller.<br />
Jan entwickelt umweltfreundliche<br />
Spülmaschinen, bei <strong>de</strong>nen die Abwärme<br />
<strong>de</strong>s Kühlschrank-Kompres<strong>so</strong>rs<br />
das Wasser vorheizt. Die eingebaute<br />
Kommunikationstechnik <strong>so</strong>rgt dafür,<br />
dass die Geräte vorzugsweise dann l<strong>auf</strong>en,<br />
wenn Strom reichlich vorhan<strong>de</strong>n<br />
und billig ist, wenn al<strong>so</strong> zum Beispiel<br />
Windrä<strong>de</strong>r wegen starker Böen be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs<br />
viel Energie produzieren.<br />
Auch Julia mag ihren Job: Sie programmiert<br />
in einem Unternehmen für medizinische<br />
Nanotechnologie winzige Roboter.<br />
Im Körper von Krebspatienten docken<br />
die Roboter an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r<br />
Tumorzellen an und schalten dort die<br />
Produktion eines Eiweißes ab – danach<br />
verhungern die Zellen. Heute <strong>alle</strong>rdings<br />
hat Julia nicht viel Zeit für ihre eigentliche<br />
Arbeit, <strong>de</strong>nn eine wichtige Vi<strong>de</strong>okonferenz<br />
mit <strong>de</strong>n Kollegen in Japan ist<br />
angesetzt. Nur blöd, dass die neue Licht-<br />
i<br />
Fehlbesetzung. Immer nur<br />
Designer und Tierärztinnen!<br />
Technische Berufe kommen<br />
in <strong>de</strong>utschen TV-Soaps kaum<br />
vor. Nur zwei Prozent <strong>de</strong>r Serienhel<strong>de</strong>n<br />
haben einen rein technischen Beruf,<br />
fan<strong>de</strong>n Wissenschaftler <strong>de</strong>r Technischen<br />
Universität Berlin heraus. Dabei<br />
spielt das Fernsehen eine große Rolle<br />
beim Berufsfindungsprozess. Wie Begeisterung<br />
für technische Jobs zu wecken<br />
sei, machten dagegen gut recherchierte<br />
US-Krimiserien wie CSI o<strong>de</strong>r<br />
Navy CIS vor. Mehr über MINT-Berufe<br />
unter www.komm-mach-mint.<strong>de</strong><br />
wellenleitertechnik ständig abstürzt.<br />
„Von wegen 2,4 Milliar<strong>de</strong>n Bit pro Sekun<strong>de</strong>“<br />
schimpft ihre Chefin, „dass ich<br />
nicht lache! Mit Breitbandkabel wäre<br />
das nicht passiert.“<br />
Nach <strong>de</strong>r Arbeit will Julia noch<br />
schnell ein Geburtstagsgeschenk für ihre<br />
Deutsche Bank<br />
Private & Business Clients<br />
Ein<br />
wacher<br />
Verstand<br />
sieht<br />
Aktivität<br />
Initiative<br />
Vielfalt<br />
Potenzial<br />
Zusammenarbeit<br />
Deutsche Bank<br />
mehr<br />
Mutter k<strong>auf</strong>en. Unschlüssig steht sie vor<br />
einem Regal mit Handys, die das Alter<br />
<strong>de</strong>s Benutzers an <strong>de</strong>r Stimme erkennen.<br />
Schon praktisch, wenn die Lautstärke<br />
automatisch erhöht wird, <strong>so</strong>bald die<br />
leicht schwerhörige Mutter ins Handy<br />
spricht, o<strong>de</strong>r? „Auch für Demenz-Patien-<br />
Bankk<strong>auf</strong>leute (m/w)<br />
Ausbildung<br />
ten sehr geeignet“, schaltet sich <strong>de</strong>r Verkäufer<br />
ein, „das eingebaute GPS mel<strong>de</strong>t<br />
automatisch die Position an die Betreuer.“<br />
Oh je, <strong>de</strong>nkt Julia, das käme wohl<br />
nicht <strong>so</strong> gut an. Sie braucht dringend<br />
eine an<strong>de</strong>re I<strong>de</strong>e, aber irgendwas wird<br />
ihr schon einf<strong>alle</strong>n.<br />
Sehen Sie mehr als an<strong>de</strong>re und erkennen Sie, wie Lei<strong>de</strong>nschaft<br />
und Präzision bei uns zusammenspielen. Sehen Sie mehr und<br />
ent<strong>de</strong>cken Sie die Deutsche Bank.<br />
Die Schule liegt fast hinter Ihnen und Sie orientieren sich in Richtung<br />
Zukunft. Haben Sie schon einmal über Ihre Möglichkeiten in einer<br />
Bank nachgedacht? Mit einer Ausbildung im Privat- und Geschäftskun<strong>de</strong>nbereich<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Bank sind Sie <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r sicheren Seite.<br />
Denn wir bieten Ihnen die Karriereaussichten eines erfolgreichen<br />
Finanzdienstleisters – und das familiäre Umfeld in einem unserer<br />
bun<strong>de</strong>sweiten Filialteams. Bei uns lernen Sie <strong>alle</strong>s über Zahlungsverkehr,<br />
Kredite, Geldanlage und Finanzierung und entwickeln sich<br />
zum gefragten Experten rund um die Kun<strong>de</strong>nberatung. Ihr Plus:<br />
unsere bun<strong>de</strong>sweit einzigartige DIN-geprüfte Vertriebsqualifizierung<br />
mit Zertifikat. Außer<strong>de</strong>m profitieren Sie bei uns von sehr guten<br />
Übernahmechancen, überdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten<br />
und erstklassigen Weiterbildungsangeboten. Sie begeistern sich<br />
für <strong>de</strong>n Vertrieb und freuen sich <strong>auf</strong> direkte Kun<strong>de</strong>nkontakte? Dann<br />
ho�en wir <strong>auf</strong> Ihren wachen Verstand, <strong>de</strong>r seine Chance hier erkennt.<br />
Sie haben Fragen zur Ausbildung? Unter <strong>de</strong>r Telefonnummer<br />
0180 1000625 (zum Ortstarif) helfen wir Ihnen gerne weiter.<br />
Informieren und bewerben Sie sich unter:<br />
<strong>de</strong>utsche-bank.<strong>de</strong>/ausbildung<br />
SHIBUYA-KREUZUNG, TOKIO
20 was geht Schule&Job<br />
Na, wie war’s?<br />
Frem<strong>de</strong> Sprache, neue Klasse, ungewohnter Job:<br />
Fünf Heimkehrer erzählen vom Abenteuer Ausland<br />
Harald Konietzko, 24, aus<br />
Rheine war während seiner<br />
Kfz-Mechatroniker-Lehre für<br />
ein Praktikum in Norwegen<br />
„Ich hatte schon viel über die<br />
Arbeitswelt in Skandinavien<br />
gelesen. Dass die Menschen<br />
dort sehr gelassen sind, ihre<br />
Arbeit ruhig angehen, aber die<br />
Produktivität trotz<strong>de</strong>m sehr hoch<br />
ist. Als ich von <strong>de</strong>r Möglichkeit<br />
erfuhr, mit einem Azubi-Stipendium<br />
ins Ausland zu gehen, habe<br />
ich mich <strong>de</strong>shalb für Finnland<br />
und Norwegen beworben. Ich<br />
reise gerne, und die skandinavischen<br />
Län<strong>de</strong>r kannte ich noch<br />
nicht. Die Bedingung für das<br />
Stipendium war, dass man einen<br />
Praktikumsbericht schreibt und<br />
<strong>auf</strong> einem Internetportal zum<br />
Erfahrungsaustausch bereitsteht.<br />
Mein Serviceleiter im Betrieb<br />
sagte: „Ich lege Ihnen keine<br />
Steine in <strong>de</strong>n Weg.“ Und <strong>so</strong> haben<br />
wir uns dar<strong>auf</strong> verständigt,<br />
dass ich zehn meiner Urlaubstage<br />
in das Auslandspraktikum<br />
stecke. Das war es mir <strong>auf</strong> je<strong>de</strong>n<br />
Fall wert. Obwohl ich nur drei<br />
Wochen in Norwegen war, habe<br />
ich sehr viel gelernt: Natürlich<br />
zum einen über Autos, weil ich<br />
zu Hause in einer Merce<strong>de</strong>s-<br />
Werkstatt ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong><br />
und in Norwegen mit VW und<br />
Audi zu tun hatte. Die Geschäftsführung<br />
hat mir schnell einen<br />
eigenen Arbeitsplatz gegeben<br />
und mich selbständig arbeiten<br />
lassen. Und zum an<strong>de</strong>ren über<br />
die Menschen: Sie sind tatsächlich<br />
gelassener – und sie haben<br />
mich sehr herzlich <strong>auf</strong>genommen.<br />
Die Firma hat mir <strong>so</strong>gar<br />
einen Leihwagen zur Verfügung<br />
gestellt, um Norwegen zu erkun<strong>de</strong>n.<br />
Weil die meisten Norweger<br />
fließend Englisch sprechen,<br />
konnten wir uns gut verständigen.<br />
Und das Land selbst hat<br />
mich auch sehr beeindruckt –<br />
nicht nur die unglaubliche Flora<br />
und Fauna, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch die<br />
hochmo<strong>de</strong>rnen technologischen<br />
Anlagen wie Wasserkraftwerke<br />
und Glasfasernetze, <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnste<br />
und schnellste Weg für<br />
die Übertragung von Daten."<br />
Harald Konietzko<br />
(links) war in Norwegen,<br />
Sally Gutmann<br />
(oben) in Estland<br />
und Joana Knühmann<br />
(rechts) in<br />
Dubai. Fotos: privat<br />
Sally Gutmann, 20, aus<br />
Tübingen nahm an einem<br />
Freiwilligendienst in Tallinn,<br />
<strong>de</strong>r Hauptstadt Estlands, teil<br />
„Am Goethe-Institut in Tallinn<br />
war ich eine Art Mädchen für<br />
<strong>alle</strong>s. Daneben habe ich an einer<br />
Schule im Deutschunterricht<br />
geholfen und auch selbst Konversationskurse<br />
organisiert und<br />
geleitet. Es tat gut, nach <strong>de</strong>r<br />
ganzen sturen Lernerei für das<br />
Abitur <strong>auf</strong> einmal <strong>so</strong> viel Verantwortung<br />
zu tragen. Ich wollte<br />
nach <strong>de</strong>r Schule unbedingt arbeiten,<br />
<strong>de</strong>shalb habe ich mich beim<br />
Unesco-Programm „Kulturweit“<br />
beworben. Mit einem Platz in<br />
Estland hatte ich nicht gerechnet<br />
– aber es passte perfekt, weil ich<br />
als Austauschschülerin schon<br />
ein Jahr in Finnland war. Ich mag<br />
die Kälte und die Ruhe im Nor<strong>de</strong>n.<br />
Das Estnische ist mit <strong>de</strong>m<br />
Finnischen eng verwandt, die<br />
Menschen sind auch dort eher<br />
verschlossen. Aber ich kann<br />
ganz gut <strong>auf</strong> an<strong>de</strong>re zugehen.<br />
Als ich ankam, war ich voller<br />
Tatendrang – und erst mal ernüchtert,<br />
weil ich nicht dringend<br />
gebraucht wur<strong>de</strong>. Ich musste<br />
selbst zeigen, wie ich mich nützlich<br />
machen kann. Al<strong>so</strong> habe ich<br />
erklärt, dass ich überall dabei<br />
sein will und zu <strong>alle</strong>m bereit bin.<br />
Erst mal Ernüchterung:<br />
Ich wer<strong>de</strong> hier ja gar<br />
nicht gebraucht<br />
Die Arbeit füllte mich dann ziemlich<br />
aus, neben <strong>de</strong>n Sprachkursen<br />
haben wir ja auch richtige<br />
Kulturarbeit gemacht, zum Beispiel<br />
einen Talentwettbewerb<br />
für Kin<strong>de</strong>r ausgerichtet, die <strong>auf</strong><br />
Deutsch singen. Außer<strong>de</strong>m fand<br />
ich eine tolle WG. Ich habe <strong>so</strong>gar<br />
mit <strong>de</strong>m Gedanken gespielt,<br />
in Estland zu studieren – Politik,<br />
nicht Pädagogik, wie ich vorher<br />
dachte. Ich bin froh, dass ich<br />
nach <strong>de</strong>m Abi nicht Hals über<br />
Kopf eine Stadt und einen Studiengang<br />
ausgewählt habe, nur<br />
um ja keine Zeit zu verlieren.“<br />
Joana Knühmann, 23, aus<br />
München war während ihrer<br />
Ausbildung zur IT-Systemk<strong>auf</strong>frau<br />
in Dubai eingesetzt<br />
„Wer bei Siemens ein duales<br />
Studium ab<strong>so</strong>lviert, verbringt<br />
automatisch eine Praxisphase<br />
im Ausland. Ich wollte das<br />
unbedingt auch machen, al<strong>so</strong><br />
habe ich meinen Lebensl<strong>auf</strong> an<br />
unsere Nie<strong>de</strong>rlassung in Dubai<br />
geschickt, wo ich über Kollegen<br />
jeman<strong>de</strong>n kannte. Damit meine<br />
Chefin zustimmte, musste ich<br />
gute Noten und ein konkretes<br />
Projekt vorweisen können: Ich<br />
wollte bei <strong>de</strong>r IT-Entwicklung<br />
für einen Flughafen in Oman<br />
mitarbeiten. Dubai ist eine ganz<br />
be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>re Stadt: Sie ist das Tor<br />
zur arabischen Welt und trotz<strong>de</strong>m<br />
nahe an Europa. Die Stadt<br />
wächst wahnsinnig schnell, überall<br />
wird gebaut, die IT-Branche<br />
boomt. Für mich war Dubai als<br />
Ausbildungsstation be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs<br />
reizvoll: Man lernt einfach viel<br />
mehr, wenn man etwas ganz<br />
Neues <strong>auf</strong>baut, als wenn man<br />
etwas Bestehen<strong>de</strong>s weiterentwickelt,<br />
wie das in Deutschland<br />
meist <strong>de</strong>r Fall ist. Auch die<br />
Arbeitsweise war ganz an<strong>de</strong>rs:<br />
Mein Team war sehr jung, es<br />
waren nur wenige Leute, um<strong>so</strong><br />
mehr Verantwortung hatte je<strong>de</strong>r<br />
von uns. Alle Kulturen waren<br />
vertreten, zu meinen Kollegen<br />
gehörten ein In<strong>de</strong>r im Anzug<br />
genau<strong>so</strong> wie eine pakistanische<br />
Frau in buntem Gewand und<br />
Araber im weißen Tuch. Die<br />
Dubaier hätten mich gerne<br />
sechs Monate behalten – und<br />
nach <strong>de</strong>m Berufsbildungsgesetz<br />
können Azubis ja bis zu einem<br />
Viertel ihrer Ausbildungszeit im<br />
Ausland verbringen. Aber ich<br />
<strong>so</strong>llte in <strong>de</strong>r Berufsschule nichts<br />
verpassen, daher blieb ich nur<br />
zweieinhalb Monate dort, das<br />
entspricht <strong>de</strong>r Zeit zwischen<br />
zwei Unterrichtsblöcken. Und<br />
da hat Siemens sich wirklich um<br />
mich gekümmert: Außer meinem<br />
Azubi-Gehalt habe ich eine<br />
Essenspauschale bekommen,<br />
Appartement, Flug und Mietwagen<br />
hat die Firma bezahlt.“<br />
Julian Freichel, 19, aus<br />
Leonberg ging in <strong>de</strong>r<br />
zehnten Klasse für ein<br />
halbes Jahr nach Kanada<br />
„Als ich nach Kanada geflogen<br />
bin, hatte ich meine Mathe- und<br />
Französisch-Bücher im Gepäck.<br />
Ich wollte <strong>auf</strong> die Oberstufe vorbereitet<br />
sein – reingeschaut habe<br />
ich dann aber kaum. Ich hatte<br />
an <strong>de</strong>r High School ja auch extra<br />
einen Mathe-Kurs belegt, <strong>de</strong>r<br />
Themen behan<strong>de</strong>lte, die auch zu<br />
Hause <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Lehrplan gestan<strong>de</strong>n<br />
hätten. Manches wur<strong>de</strong> in<br />
Kanada intensiver behan<strong>de</strong>lt,<br />
Dann <strong>de</strong>r Wunsch, zu<br />
verlängern: Aber klappt<br />
das auch mit <strong>de</strong>m G8?<br />
manches an<strong>de</strong>rs erklärt und<br />
einige Themen waren ein Vorgriff<br />
<strong>auf</strong> Stoff aus <strong>de</strong>r zwölften<br />
Klasse in Deutschland. Dass ich<br />
zum ersten G8-Jahrgang an<br />
meiner Schule gehöre, war nie<br />
ein Argument gegen Kanada.<br />
Unser Schulleiter befürwortet<br />
<strong>de</strong>n Austausch und regelt die<br />
Abwesenheit ganz unkompliziert:<br />
Man muss zwar ein einigermaßen<br />
gutes Zeugnis haben.<br />
Aber das Jahr, das man zu Hause<br />
verpasst, muss man nicht<br />
nachholen, man wird <strong>so</strong>zusagen<br />
gleich in die Oberstufe versetzt.<br />
Ich hatte mich zuerst nur für ein<br />
halbes Jahr in Kanada entschie<strong>de</strong>n,<br />
weil ich dachte: Verlängern<br />
kann ich immer noch. Ich hätte<br />
meinen Aufenthalt dann auch<br />
gerne verlängert, um Lebensart<br />
und Sprache noch besser kennenzulernen.<br />
Und weil ich über<br />
<strong>de</strong>n Schwimmverein in Kanada<br />
viele Freun<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n hatte.<br />
Aber meine Eltern hatten schließlich<br />
doch Be<strong>de</strong>nken, dass es<br />
unter <strong>de</strong>m Druck von G8 zu Hause<br />
eng wer<strong>de</strong>n könnte mit <strong>de</strong>n<br />
Noten. So war es je<strong>de</strong>nfalls erstaunlich<br />
einfach, wie<strong>de</strong>r Anschluss<br />
zu fin<strong>de</strong>n. Nach meiner<br />
Rückkehr habe ich nur einen<br />
Crashkurs in französischer Grammatik<br />
gemacht – das war’s.<br />
Julian Freichel<br />
(links) zog es<br />
nach Kanada,<br />
Henrike Gellermann<br />
(unten)<br />
nach England.<br />
Henrike Gellermann, 21,<br />
aus Verl bei Gütersloh<br />
war ein Jahr lang als<br />
Au-Pair in London<br />
„Ich wollte nach <strong>de</strong>m Abi nicht<br />
nur reisen, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn an einem<br />
frem<strong>de</strong>n Ort auch <strong>de</strong>n Alltag<br />
kennenlernen. Al<strong>so</strong> habe ich die<br />
I<strong>de</strong>e von „Work & Travel“ in Australien<br />
verworfen und bin als<br />
Au-Pair nach London gegangen.<br />
Ich habe mich dort sehr wohl<br />
gefühlt: Ich lan<strong>de</strong>te bei einer<br />
super Gastfamilie und habe<br />
schnell Freun<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n –<br />
vor <strong>alle</strong>m an<strong>de</strong>re Deutsche,<br />
Englän<strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>r nicht <strong>so</strong> viele.<br />
Die haben ja schon ihren Freun<strong>de</strong>skreis<br />
und suchen nicht unbedingt<br />
<strong>de</strong>n Kontakt zu einem<br />
Au-Pair-Mädchen, das irgendwann<br />
wie<strong>de</strong>r weggeht. Trotz<strong>de</strong>m<br />
ist es mir gelungen, am Alltag<br />
<strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r teilzuhaben: Ich<br />
spiele Saxofon und habe <strong>de</strong>shalb<br />
beim London Saxophone<br />
Choir mitgemacht. Nach <strong>de</strong>n<br />
Proben sind wir Musiker und <strong>de</strong>r<br />
Dirigent immer gemeinsam in<br />
einen Pub gegangen. Außer<strong>de</strong>m<br />
war ich regelmäßig in <strong>de</strong>r Kirche<br />
in unserem Viertel und habe an<br />
<strong>de</strong>n Winterwochenen<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r<br />
Obdachlosenspeisung unserer<br />
Gemein<strong>de</strong> geholfen. Es gab<br />
Tage, an <strong>de</strong>nen ich es etwas<br />
langweilig fand, tagein, tagaus in<br />
die Sprachschule zu gehen und<br />
nachmittags <strong>auf</strong> zwei kleine<br />
Kin<strong>de</strong>r <strong>auf</strong>zupassen, be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs<br />
wenn sie krank sind o<strong>de</strong>r sich<br />
streiten! An<strong>de</strong>rerseits habe ich<br />
viel erlebt und auch einiges von<br />
Großbritannien gesehen: Mit<br />
Freun<strong>de</strong>n bin ich nach Oxford,<br />
Cambridge, Glasgow und Liverpool<br />
gefahren, auch in Cornwall<br />
und Schottland war ich ein paar<br />
Tage. Inzwischen studiere ich<br />
International Business in Maastricht.<br />
Die Studiensprache ist<br />
Englisch – da gibt mir das Jahr<br />
in London natürlich viel Sicherheit.<br />
Und ohne <strong>de</strong>n Auslands<strong>auf</strong>enthalt<br />
wäre es wohl schwierig<br />
gewor<strong>de</strong>n, diesen Studienplatz<br />
überhaupt zu bekommen.“<br />
Protokolle: Eva Keller
Schule&Job was geht 21<br />
Weit weg<br />
In <strong>de</strong>r zehnten Klasse, nach <strong>de</strong>r Schule, während <strong>de</strong>r Lehre o<strong>de</strong>r im Studium – was ist <strong>de</strong>r beste Termin für eine Zeit im Ausland?<br />
Von Eva Keller<br />
Den meisten reicht es nach <strong>de</strong>m letzten<br />
Schultag. Sie wollen weg von <strong>de</strong>n Büchern,<br />
weg aus <strong>de</strong>r Stadt mit <strong>de</strong>n vertrauten<br />
Gesichtern. Reisen, arbeiten. Ob in<br />
London, Sydney o<strong>de</strong>r Sao Paulo – egal.<br />
Hauptsache, an<strong>de</strong>re Leute sehen und an<strong>de</strong>re<br />
Dinge erleben. Ganz traditionell als<br />
Au-Pair, ein paar Monate <strong>auf</strong> Achse mit<br />
Work & Travel o<strong>de</strong>r als Teilnehmer<br />
eines Freiwilligen Sozialen Jahres. Das<br />
übrigens nur noch <strong>so</strong> heißt: Ein Jahr ist<br />
längst nicht mehr Pflicht, zwischen<br />
sechs und 18 Monaten ist je<strong>de</strong> Dienstzeit<br />
möglich, auch das Arbeiten in mehreren<br />
Drei-Monats-Blöcken, <strong>de</strong>r Wechsel von<br />
Einrichtungen, <strong>de</strong>r Sprung vom In- ins<br />
Ausland sind erlaubt.<br />
Wer nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schulzeit abwarten<br />
mag, kann schon als Austauschschüler<br />
<strong>de</strong>n Weg ins Ausland wählen –<br />
das tun je<strong>de</strong>s Jahr tausen<strong>de</strong> Mädchen<br />
und Jungen. USA, Kanada und Australien<br />
stehen ganz oben <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r<br />
Ziele. Ein Jahr im Ausland ist auch hier<br />
nicht mehr Standard: Viele Schüler entschei<strong>de</strong>n<br />
sich für ein halbes Jahr in <strong>de</strong>n<br />
USA o<strong>de</strong>r drei Monate Australien, zur<br />
Hälfte in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Sommerferien.<br />
Manche, weil sie nicht länger bleiben<br />
Für (Fach-)Abiturienten<br />
wollen. Die meisten aber, weil sie zu Hause<br />
<strong>so</strong> wenig Unterricht wie möglich verpassen<br />
wollen. Schüleraustausch in Zeiten<br />
<strong>de</strong>s G8 al<strong>so</strong>, wo viele Schüler Leistungs-<br />
und Zeitdruck verspüren und es<br />
einfach schwieriger gewor<strong>de</strong>n ist, ein<br />
paar Monate in <strong>de</strong>r Schule zu fehlen.<br />
Denn während im G9 die Schüler<br />
nach <strong>de</strong>r zehnten Klasse ins Ausland gingen<br />
und oft die elfte Klasse ausließen, ist<br />
es im G8 nicht überall möglich, die zehnte<br />
Klasse zu überspringen. Sie gilt als<br />
Orientierungsphase, in <strong>de</strong>r Grundlagen<br />
für die Oberstufe gelegt wer<strong>de</strong>n – und in<br />
<strong>de</strong>r man nach Meinung vieler Schulleiter<br />
anwesend sein <strong>so</strong>llte. Eine Beurlaubung<br />
für drei o<strong>de</strong>r sechs Monate in <strong>de</strong>r elften<br />
Klasse ist fast überall ausgeschlossen.<br />
Das Schuljahr im Ausland<br />
schrumpft: Oft bleiben davon<br />
nur verlängerte Sommerferien<br />
Christof Feinauer vom Sprachreisenanbieter<br />
IST sieht ein paar gute Grün<strong>de</strong>,<br />
erst nach <strong>de</strong>r zehnten Klasse ins Ausland<br />
zu gehen: „Dann hat man in je<strong>de</strong>m Fall<br />
<strong>de</strong>n Realschulabschluss in <strong>de</strong>r Tasche.<br />
Der Zeitpunkt ist ein klarer Schnitt, bevor<br />
es mit <strong>de</strong>m Kurssystem weitergeht.<br />
Ingenieure gesucht:<br />
Mit Ihrem Bachelor-Studium<br />
sind Sie dabei!<br />
Eine betriebliche Ausbildung mit IHK-<br />
Abschluss und ein ausbildungsbegleiten<strong>de</strong>s<br />
Studium zum staatlich anerkannten<br />
Bachelor – diese Kombination bietet die<br />
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2010 auch in München an. Vorlesungen<br />
an <strong>de</strong>r BA und Ausbildung im Unternehmen<br />
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Ihre Abschlüsse:<br />
Bachelor of Arts (Business Administration)<br />
Bachelor of Arts (Wirtschaftsinformatik)<br />
Bachelor of Engineering<br />
(Mechatronik | Elektrotechnik | Maschinenbau)<br />
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22. September 2010 und<br />
21. Oktober 2010<br />
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Und: Mit je<strong>de</strong>m Lebensjahr fällt es leichter,<br />
an<strong>de</strong>rswo Fuß zu fassen. Meist sind<br />
dann auch die Sprachkenntnisse besser.“<br />
Er rät <strong>de</strong>shalb: „Wenn jemand ein<br />
ganzes Jahr im Ausland plant und es<br />
nicht eilig hat, <strong>so</strong>llte er nicht in <strong>de</strong>r zehnten,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>r zehnten Klasse<br />
weggehen.“ Die Alternative: Ein Auslands<strong>auf</strong>enthalt<br />
zwischen drei und sechs<br />
Monaten für <strong>alle</strong>, die ab<strong>so</strong>lut kein Schuljahr<br />
verlieren wollen. Wobei wohl kaum<br />
ein Austauschschüler im Rückblick von<br />
einem verlorenen Jahr re<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong> –<br />
eher von einem Gewinn an kulturellen<br />
Einsichten, persönlichen Erfahrungen<br />
und Sprachkenntnissen.<br />
Weil es dafür nie zu spät ist, gibt es<br />
auch für Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> die Möglichkeit,<br />
im Ausland zu lernen. Das Berufsbildungsgesetz<br />
sieht nämlich vor, dass<br />
Azubis bis zu einem Viertel ihrer Lehrzeit<br />
im Ausland verbringen dürfen. Wer<br />
einen Ausbildungsabschnitt o<strong>de</strong>r ein<br />
Praktikum in <strong>de</strong>r Ferne nicht aus eigener<br />
Tasche finanzieren kann, <strong>so</strong>llte För<strong>de</strong>rgeld<br />
bei <strong>de</strong>r „Nationalen Agentur Bildung<br />
für Europa“ <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sinstituts<br />
für Berufsbildung in Berlin beantragen.<br />
Die För<strong>de</strong>rhöhe hängt von <strong>de</strong>n Lebenshaltungskosten,<br />
<strong>de</strong>m Zielland und <strong>de</strong>r<br />
Dauer <strong>de</strong>s Aufenthalts ab. Die Agentur<br />
hilft auch, die bürokratischen Hür<strong>de</strong>n<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Weg ins Ausland zu überwin<strong>de</strong>n.<br />
Für die meisten Azubis führte <strong>de</strong>r<br />
bislang übrigens nach Großbritannien,<br />
gefolgt von Italien und Spanien.<br />
Statt Schüleraustausch: Auch<br />
als Praktikant o<strong>de</strong>r Jobber<br />
kann man die Welt erkun<strong>de</strong>n<br />
„Besser spät als nie“ gilt für <strong>alle</strong>, die<br />
während <strong>de</strong>r Schulzeit nicht weggehen<br />
wollten o<strong>de</strong>r konnten: Für sie kommt ein<br />
Semester o<strong>de</strong>r gar ein Vollstudium im<br />
Ausland in Frage, Sprachkurse, Praktika<br />
o<strong>de</strong>r Recherche<strong>auf</strong>enthalte sind ebenfalls<br />
eine Option. Oft sind Auslands<strong>auf</strong>enthalte<br />
heute <strong>so</strong>gar Pflichtbestandteil<br />
<strong>de</strong>s Studiums – weil internationale Erfahrungen<br />
und Mobilität als selbstverständlich<br />
angesehen und von vielen<br />
Arbeitgebern erwartet wer<strong>de</strong>n. Die Politik<br />
unterstützt diesen Trend mit Stipendien<br />
und Programmen, das bekannteste<br />
ist „Erasmus“. Wie man sich als Erasmus-Stu<strong>de</strong>nt<br />
in Land und Leute verlieben<br />
kann, war auch schon im Kino zu sehen:<br />
Der erste Teil <strong>de</strong>r Komödie „L’auberge<br />
espagnole“ trug <strong>de</strong>n Titel „Barcelona<br />
für ein Jahr“, die Fortsetzung hieß<br />
„Wie<strong>de</strong>rsehen in St. Petersburg“.<br />
Du arbeitest nicht für je<strong>de</strong>n?<br />
Dann arbeite doch für <strong>alle</strong>.<br />
Bei <strong>de</strong>r Stadt München arbeiten Sie nicht für einen Konzern,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn für <strong>alle</strong> Münchnerinnen und Münchner. Sie helfen mit,<br />
unsere Stadt noch lebenswerter zu machen. Gemeinsam mit<br />
uns schaffen Sie <strong>de</strong>n Rahmen für eine weltoffene, familienfreundliche<br />
und wirtschaftlich erfolgreiche Stadt.<br />
Das ist kein Job. Das ist eine Aufgabe. Dazu brauchen wir<br />
Menschen, die etwas bewirken wollen und Spaß daran haben,<br />
sich für die Gemeinschaft einzusetzen.<br />
Machen Sie mit. Bewerben Sie sich jetzt für eine<br />
Ausbildung bei <strong>de</strong>r Stadt München.<br />
O<strong>de</strong>r ein duales Studium.<br />
In 11 Fachreferaten und <strong>de</strong>m Direktorium<br />
warten spannen<strong>de</strong> Themen <strong>auf</strong> Sie.<br />
Informieren Sie sich im Internet unter
22 was geht Schule&Job<br />
Der Feind in meinem Zelt<br />
Je<strong>de</strong>s Jahr im Sommer treffen sich Jugendliche aus Krisenregionen zu einem Frie<strong>de</strong>nscamp im badischen Rust.<br />
Hier begegnen sie Menschen, von <strong>de</strong>nen sie <strong>so</strong>nst nur Böses hören, und re<strong>de</strong>n – meist zum ersten Mal – miteinan<strong>de</strong>r.<br />
Von Jürgen Ruf<br />
Eigentlich sind sie Fein<strong>de</strong>, jetzt <strong>so</strong>llen<br />
sie Freun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n. Israelis und Palästinenser,<br />
Serben und Ko<strong>so</strong>vo-Albaner, Jugendliche<br />
aus Armenien und aus <strong>de</strong>m verfein<strong>de</strong>ten<br />
Nachbarland Aserbaidschan –<br />
im Freizeitpark Rust in <strong>de</strong>r Nähe von<br />
Freiburg treffen sie zum ersten Mal <strong>auf</strong>einan<strong>de</strong>r.<br />
Sie re<strong>de</strong>n über die Sinnlosigkeit<br />
von Gewalt – und über Frie<strong>de</strong>n.<br />
Je<strong>de</strong>s Jahr im Sommer lädt <strong>de</strong>r Europarat<br />
junge Menschen zu einem Frie<strong>de</strong>nscamp<br />
ein. Das einwöchige Camp <strong>so</strong>ll sie<br />
für die Frie<strong>de</strong>nsarbeit gewinnen und damit<br />
Kriege verhin<strong>de</strong>rn. „Der Krieg ist<br />
mein täglicher Begleiter, die Angst ist allgegenwärtig.“<br />
Mryana Hanna Wadi Imseeh<br />
lebt in Ramallah in <strong>de</strong>n palästinensischen<br />
Autonomiegebieten im Westjordanland<br />
und damit im Zentrum <strong>de</strong>s Nahostkonflikts.<br />
Die blutigen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
mit <strong>de</strong>n Israelis bekommt sie<br />
hautnah zu spüren. „Von <strong>de</strong>n Menschen<br />
<strong>auf</strong> <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite <strong>de</strong>s Krieges weiß<br />
ich wenig“, sagt die 20-jährige Stu<strong>de</strong>ntin.<br />
„Ich kenne nur die Propaganda und<br />
ihre Parolen.“<br />
„Das Ziel ist Annäherung –<br />
das erreicht man am besten<br />
durch gemeinsames Erleben.“<br />
Im Frie<strong>de</strong>nscamp bekommt <strong>de</strong>r Feind<br />
ein Gesicht – etwa in Per<strong>so</strong>n <strong>de</strong>s Israeli<br />
Imri Kalmann, einem 24-jährigen Stu<strong>de</strong>nten<br />
aus Tel Aviv. Er diskutiert viel<br />
mit <strong>de</strong>r jungen Palästinenserin, die er im<br />
Camp getroffen hat. „Frie<strong>de</strong>n wird nur<br />
möglich, wenn man <strong>de</strong>n Feind verstehen<br />
lernt“, sagt er. Er hofft <strong>auf</strong> mehr Verständnis<br />
und gegenseitigen Respekt.<br />
Und dadurch langfristig <strong>auf</strong> Frie<strong>de</strong>n.<br />
„Wir wollen einen Dialog zwischen<br />
<strong>de</strong>n Jugendlichen ermöglichen. Inmitten<br />
<strong>de</strong>r kriegerischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
haben sie keine Möglichkeit, ins Gespräch<br />
zu kommen“, sagt Michael Raphael.<br />
Der 45-jährige Konfliktmanager<br />
<strong>de</strong>s Europarates organisiert das Treffen,<br />
das je<strong>de</strong>s Jahr im Europa-Park Rust in<br />
<strong>de</strong>r Nähe von Freiburg stattfin<strong>de</strong>t. In Gesprächen<br />
und Workshops <strong>so</strong>llen Jugendliche<br />
Vorurteile abbauen und Feindschaften<br />
überwin<strong>de</strong>n.<br />
Es ist die siebte Auflage <strong>de</strong>s Camps. Etwa<br />
60 junge Leute im Alter von 18 bis 25<br />
Jahren nehmen teil, Christen eben<strong>so</strong> wie<br />
Ju<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Muslime. Obwohl es um ernste<br />
Themen geht, wird nicht nur gere<strong>de</strong>t.<br />
Gemeinsame Freizeitaktivitäten sind<br />
i<br />
Schüleraustausch.<br />
Etwa 14 000 <strong>de</strong>utsche<br />
Schüler entschei<strong>de</strong>n<br />
sich je<strong>de</strong>s Jahr für<br />
eine Zeit im Ausland, mehr als<br />
80 Prozent gehen in ein englischsprachiges<br />
Land. Im Deutschen<br />
Fachverband High School (DFH)<br />
sind zwölf Austauschorganisationen<br />
zusammengeschlossen.<br />
Eine Checkliste für Schüler, was<br />
bei <strong>de</strong>r Auswahl einer Organisation<br />
zu beachten ist, <strong>so</strong>wie Ratgeber<br />
mit Infos zum Gastschuljahr<br />
gibt es <strong>auf</strong> www.dfh.org.<br />
„Ich kenne nur die Propaganda“: Mit Aktionen wie <strong>de</strong>m Frie<strong>de</strong>nscamp will <strong>de</strong>r<br />
Europarat junge Leute ins Gespräch bringen und Kriege verhin<strong>de</strong>rn. Foto: dpa<br />
Internationale Lehre. Von <strong>de</strong>n<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n gehen je<strong>de</strong>s<br />
Jahr mehr als 10 000 ins Ausland,<br />
um Fach- und Sprachkenntnisse<br />
zu erweitern. Nach<br />
<strong>de</strong>m Berufsbildungsgesetz haben<br />
Azubis Anspruch dar<strong>auf</strong>, bis<br />
zu einem Viertel ihrer Ausbildungszeit<br />
im Ausland zu verbringen<br />
– bei einer dreijährigen Ausbildung<br />
sind das neun Monate.<br />
Als finanziellen Zuschuss für<br />
Auslandspraktika gibt es För<strong>de</strong>rmittel<br />
aus <strong>de</strong>m EU-Programm<br />
Leonardo. www.na-bibb.<strong>de</strong><br />
Freiwilligendienste. Das Freiwillige<br />
Soziale Jahr (FSJ) dauert<br />
zwischen sechs und 18 Monaten.<br />
Außer Plätzen in <strong>so</strong>zial-pflegerischen<br />
Einrichtungen gibt es<br />
mittlerweile auch welche in Museen,<br />
Theatern und Ge<strong>de</strong>nkstätten.<br />
Das Freiwillige Ökologische<br />
Jahr (FÖJ) bietet eine Chance,<br />
sich im In- o<strong>de</strong>r Ausland zu engagieren.<br />
Wichtige Adressen:<br />
www.pro-fsj.<strong>de</strong>, www.foej.<strong>de</strong>,<br />
www.fsjkultur.<strong>de</strong>, www.freiwilligendienste.<strong>de</strong>,www.freiwilligendienste-im-sport.<strong>de</strong><br />
Kulturarbeit. Das Programm<br />
„Kulturweit“ <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Unesco-Kommission vermittelt<br />
nach Afrika, Asien, Lateinamerika,<br />
Mittel- o<strong>de</strong>r Osteuropa, etwa<br />
ans Goethe-Institut, ans Deutsche<br />
Archäologische Institut<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Pädagogischen Austauschdienst(www.kulturweit.<strong>de</strong>).<br />
Wer sich für Entwicklungshilfe<br />
interessiert, <strong>so</strong>llte sich<br />
über das Programm „Weltwärts“<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
informieren. www.weltwaerts.<strong>de</strong><br />
ein fester Programmpunkt. Die Jugendlichen<br />
übernachten gemeinsam im Zelt.<br />
„Wenn zwei Menschen abends am Lagerfeuer<br />
sitzen und lachen, dann können sie<br />
am nächsten Tag nicht <strong>auf</strong>einan<strong>de</strong>r schießen“,<br />
sagt Raul Gulmammadov, 21, aus<br />
Aserbaidschan.<br />
„Das Ziel ist Annäherung. Dies wird<br />
am besten durch gemeinsames Erleben<br />
erreicht“, sagt Roland Mack, Chef <strong>de</strong>s<br />
Europa-Parks und Son<strong>de</strong>rbotschafter<br />
<strong>de</strong>s Europarates für Familien. Die Organisation<br />
mit Sitz in Straßburg hat 47 Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />
– viel mehr als die Europäische<br />
Union, mit <strong>de</strong>r sie nicht zu verwechseln<br />
ist. Der Europarat versteht sich als<br />
„Jemand muss <strong>de</strong>n ersten<br />
Schritt machen, damit die<br />
Zukunft friedlicher wird“<br />
Forum für Debatten. Seine Aufgabe ist<br />
die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Demokratie, <strong>de</strong>r<br />
Schutz <strong>de</strong>r Menschenrechte und <strong>de</strong>r<br />
Rechtsstaatlichkeit. „Wir machen je<strong>de</strong>s<br />
Jahr die gleiche Erfahrung“, sagt Mack.<br />
„Zu Beginn stehen sich die Jugendlichen<br />
distanziert und kritisch gegenüber. Und<br />
die Party zum Abschluss ist dann ein großes<br />
Miteinan<strong>de</strong>r.“<br />
Beim einmaligen Kennenlernen <strong>so</strong>ll es<br />
nicht bleiben. Die am Camp Beteiligten<br />
wer<strong>de</strong>n zu Frie<strong>de</strong>nsbotschaftern ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n ermuntert, in ihren<br />
Län<strong>de</strong>rn und Regionen Überzeugungsund<br />
damit Frie<strong>de</strong>nsarbeit zu leisten. So<br />
setzen Teilnehmer früherer Camps die<br />
Diskussion für mehr Frie<strong>de</strong>n im Internet<br />
fort, bil<strong>de</strong>n in ihrer Heimat Frie<strong>de</strong>nsgruppen,<br />
werben für Toleranz.<br />
So wie Alexandr Nagorno-Koraboth<br />
aus Armenien. Der 24-Jährige hofft vor<br />
<strong>alle</strong>m, dass die Öffentlichkeit <strong>auf</strong> sein<br />
Heimatland <strong>auf</strong>merksam wird. „Unser<br />
Konflikt fin<strong>de</strong>t weltweit kaum Beachtung,<br />
wir können daher nicht <strong>auf</strong> Hilfe<br />
von außen hoffen.“ Nach <strong>de</strong>m Camp will<br />
er sich aktiv für <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n einsetzen<br />
und Informationen ins Internet stellen.<br />
Mit schnellen Erfolgen rechnet zwar<br />
keiner <strong>de</strong>r Teilnehmer, aber: „Wir erleben<br />
bei <strong>de</strong>n Jugendlichen ein großes Engagement<br />
und eine große Ernsthaftigkeit“,<br />
sagt Organisator Raphael. „Einen<br />
Krieg zu führen ist schnell und einfach.<br />
Frie<strong>de</strong>n zu stiften und zu erhalten, das<br />
ist ein harter und langer Weg“, sagt <strong>de</strong>r<br />
Israeli Imri Kalmann. Er will es <strong>de</strong>nnoch<br />
versuchen: „Jemand muss <strong>de</strong>n ersten<br />
Schritt machen, damit die Zukunft friedlicher<br />
wird. Und wir Jugendliche haben<br />
<strong>de</strong>n größten Mut, daran zu glauben.“<br />
Job im Ausland. Mit „Work &<br />
Travel“ lassen sich Arbeiten und<br />
Reisen verbin<strong>de</strong>n – etwa als<br />
Erntehelfer o<strong>de</strong>r Kellner in Australien.<br />
Teilnehmer bekommen<br />
ein Zwölf-Monats-Visum, manche<br />
Län<strong>de</strong>r verlangen zu<strong>de</strong>m<br />
einen Nachweis über Ersparnisse.<br />
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organisieren „Work & Travel“.<br />
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wer<strong>de</strong>n <strong>alle</strong> Wege ins Ausland<br />
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möchte, <strong>so</strong>llte auch <strong>auf</strong> www.aupair-invia.caritas.<strong>de</strong><br />
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Schule&Job was geht 23<br />
Ausgemustert<br />
Die Bun<strong>de</strong>swehr <strong>so</strong>ll umgebaut wer<strong>de</strong>n. Der Verteidigungsminister will die Wehrpflicht aussetzen. Was be<strong>de</strong>utet das für mich?<br />
Von Florian Paulus Meyer<br />
Wie ist <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>r Dinge?<br />
Eines ist sicher: Die Wehrpflicht wird<br />
nicht aus <strong>de</strong>m Grundgesetz gestrichen.<br />
Im Moment wird aber heftig darüber<br />
diskutiert, die Wehrpflicht auszusetzen.<br />
Das heißt, dass sie theoretisch weiterhin<br />
besteht, junge Männer aber trotz<strong>de</strong>m<br />
nicht mehr zum Wehrdienst einberufen<br />
wer<strong>de</strong>n. Die FDP hatte das bereits in <strong>de</strong>n<br />
Koalitionsverhandlungen vor einem<br />
Jahr gefor<strong>de</strong>rt. Jetzt sieht es <strong>so</strong> aus, als<br />
ob sich auch die Union dar<strong>auf</strong> geeinigt<br />
hat, das System umzubauen. Wenn die<br />
Wehrpflicht wirklich ausgesetzt wird,<br />
steht auch <strong>de</strong>r Zivildienst vor <strong>de</strong>m Aus.<br />
<strong>Warum</strong> än<strong>de</strong>rt sich das dauernd?<br />
Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wehrpflicht stammt aus<br />
einer Zeit, in <strong>de</strong>r es darum ging, eine möglichst<br />
große Armee gegen die Bedrohung<br />
<strong>de</strong>s eigenen Territoriums <strong>auf</strong>stellen zu<br />
können. Ganz unterschiedliche Grün<strong>de</strong><br />
sprechen heute für eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Wehrpflicht: Die Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Bun<strong>de</strong>swehr haben sich geän<strong>de</strong>rt, daher<br />
plant Verteidigungsminister Karl-Theodor<br />
zu Guttenberg (CSU) <strong>de</strong>n größten<br />
Umbau in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr.<br />
Sie <strong>so</strong>ll zu einer Berufsarmee wer-<br />
Abitur 2011<br />
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<strong>de</strong>n, die gut vorbereitet ist <strong>auf</strong> Einsätze<br />
im Ausland. Eine sinnvolle Ausbildung<br />
<strong>de</strong>r Rekruten sei in nur sechs Monaten<br />
Wehrdienst nicht möglich, sagen Experten.<br />
Die geplante Wehrreform hängt<br />
aber auch mit <strong>de</strong>r Finanznot zusammen.<br />
Wirtschaftswissenschaftler for<strong>de</strong>rn ebenfalls,<br />
<strong>de</strong>n Wehrdienst abzuschaffen o<strong>de</strong>r<br />
ihn zumin<strong>de</strong>st auszusetzen. Sie beklagen,<br />
dass die Zwangsverpflichtung junger<br />
Männer Talente vergeu<strong>de</strong> und<br />
Arbeitsplätze vernichte – eine große Belastung<br />
für die Volkswirtschaft.<br />
Wer<strong>de</strong> ich zur Musterung einberufen?<br />
Wehrpflichtig sind im Moment noch <strong>alle</strong><br />
männlichen Deutschen vom vollen<strong>de</strong>ten<br />
18. Lebensjahr an. Die Kreiswehrersatzämter<br />
verschicken die Musterungsbeschei<strong>de</strong><br />
an die jungen Männer. Die Behör<strong>de</strong>n<br />
stellen dann bei <strong>de</strong>r Musterung fest,<br />
ob ein Wehrpflichtiger zum Dienst herangezogen<br />
wird. Im Zuge seiner Bun<strong>de</strong>swehrreform<br />
will Guttenberg nun auch<br />
die Musterung aussetzen. Die jungen<br />
Männer <strong>so</strong>llen dann nicht mehr gemustert,<br />
<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn nur noch erfasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie erfahre ich, ob ich überhaupt<br />
wehrtauglich bin?<br />
Bisher war es <strong>so</strong>: Wer einen Musterungsbescheid<br />
erhalten hat, musste zu einer<br />
Bun<strong>de</strong>sweit und in Luxemburg:<br />
Hochschulstudium plus<br />
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Neuss 06.10.10<br />
Nürnberg 04.10.10<br />
Siegen 06.10.10<br />
Stuttgart 04.10.10<br />
Luxemburg 13.10.10<br />
Untersuchung im Kreiswehrersatzamt erscheinen.<br />
Bei dieser Musterung entschei<strong>de</strong>t<br />
sich, ob er für <strong>de</strong>n Grundwehrdienst<br />
geeignet ist o<strong>de</strong>r ob es Grün<strong>de</strong> gibt, die gegen<br />
die Einberufung sprechen. Die Wehrpflichtigen<br />
wer<strong>de</strong>n dazu in drei Tauglichkeitsgra<strong>de</strong><br />
eingestuft: T1 und T2 be<strong>de</strong>utet<br />
wehrdienstfähig, T4 heißt vorübergehend<br />
nicht wehrdienstfähig. Wer die<br />
Einstufung T5 erhält, wird ausgemustert.<br />
Während vor zehn Jahren noch ungefähr<br />
86 Prozent <strong>alle</strong>r Gemusterten als<br />
tauglich eingestuft wur<strong>de</strong>n, waren es<br />
2008 nur noch 54 Prozent. Nicht je<strong>de</strong>r<br />
Taugliche wird <strong>so</strong>fort eingezogen. Oft<br />
wird eine Zurückstellung gewährt, zum<br />
Beispiel für <strong>de</strong>n Besuch einer Schule<br />
o<strong>de</strong>r für die Zeit <strong>de</strong>r Berufsausbildung.<br />
Womit muss ich rechnen, wenn ich<br />
jetzt 18 Jahre alt bin?<br />
Wer gera<strong>de</strong> 18 Jahre alt ist, <strong>so</strong>llte sich<br />
regelmäßig informieren. Die CDU wird<br />
<strong>alle</strong>r Voraussicht nach <strong>auf</strong> ihrem Parteitag<br />
im November die Aussetzung <strong>de</strong>r<br />
Wehrpflicht beschließen, die CSU En<strong>de</strong><br />
Oktober. Seit <strong>de</strong>m 1. Juli müssen Wehrpflichtige<br />
nur noch sechs Monate Wehrdienst<br />
leisten. Je nach<strong>de</strong>m wie schnell<br />
sich die Union und die FDP <strong>auf</strong> eine Reform<br />
einigen, kann sich die aktuelle Lage<br />
aber schnell än<strong>de</strong>rn.<br />
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Und womit muss ich rechnen, wenn<br />
ich jetzt 16 Jahre alt bin?<br />
Verteidigungsminister zu Guttenberg<br />
will die Bun<strong>de</strong>swehr zu einer Berufsarmee<br />
umbauen. Wehrdienstleisten<strong>de</strong> haben<br />
in seinem Konzept keinen Platz in<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr mehr. Auch SPD, Grüne<br />
und FDP haben sich für einen Umbau<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr und damit für eine Reform<br />
<strong>de</strong>r Wehrpflicht ausgesprochen.<br />
Wer jetzt 16 Jahre alt ist, hat gute Chancen,<br />
gar nicht mehr zum Wehrdienst herangezogen<br />
zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Was gibt es für Alternativen?<br />
Alternativen zum Wehrdienst gibt es –<br />
egal, ob die Wehrpflicht ausgesetzt wird<br />
o<strong>de</strong>r nicht. Wehrersatzdienst, al<strong>so</strong> Zivildienst<br />
können diejenigen leisten, die bereits<br />
einberufen wur<strong>de</strong>n. Auch das Freiwillige<br />
Soziale Jahr (FSJ) wird als Ersatz<br />
für <strong>de</strong>n Wehrdienst anerkannt. Es steht<br />
<strong>alle</strong>n offen, die sich nach <strong>de</strong>r Schulzeit<br />
o<strong>de</strong>r Ausbildung <strong>so</strong>zial engagieren wollen.<br />
Das FSJ dauert nicht immer genau<br />
ein ganzes Jahr, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn zwischen sechs<br />
und 18 Monaten. Man kann es in <strong>so</strong>zialen<br />
Einrichtungen ableisten, aber auch in vielen<br />
an<strong>de</strong>ren Bereichen: Inzwischen gibt<br />
es das FSJ in <strong>de</strong>r Kultur, im Sport, in <strong>de</strong>r<br />
Politik, <strong>de</strong>r Denkmalpflege (kurz FJD)<br />
und im ökologischen Bereich (kurz FÖJ).<br />
: drei Semester plus Master Thesis<br />
:: Persönlich<br />
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24 was tun Schule&Job<br />
Nur nicht zu eintönig: Die meisten Vorgesetzten sind dankbar, wenn ein Bewerber aus <strong>de</strong>r Reihe fällt – doch allzu extravagant darf er auch nicht sein. Foto: dpa<br />
Zeig, was du kannst<br />
Was erwarten Chefs von Bewerbern – und was nervt sie be<strong>so</strong>n<strong>de</strong>rs? Miriam Hoffmeyer hat fünf Ausbil<strong>de</strong>r gefragt<br />
Der Zeitpunkt<br />
Noch an<strong>de</strong>rthalb Jahre Schule? Dann ist<br />
es Zeit, sich zu bewerben. Die Per<strong>so</strong>nalabteilungen<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen sind das<br />
gewöhnt. Sie schauen sich gern auch ein<br />
Zeugnis aus <strong>de</strong>m vorletzten Schuljahr<br />
an. Und wer sich frühzeitig um eine Ausbildungsstelle<br />
o<strong>de</strong>r einen dualen Studienplatz<br />
kümmert, hat nach <strong>de</strong>r Schule<br />
nicht nur direkten Anschluss, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn<br />
steht von vornherein besser da. „Wenn<br />
sich einer früh bewirbt und nicht erst <strong>auf</strong><br />
<strong>de</strong>n letzten Drücker, sehe ich daran, dass<br />
er wirklich Interesse an <strong>de</strong>m Beruf hat“,<br />
meint zum Beispiel <strong>de</strong>r Handwerksmeister<br />
Walter Rommel, <strong>de</strong>r in seinem Betrieb<br />
für Gas-, Wasser- und Sanitär-Installation<br />
im schwäbischen Waiblingen<br />
drei Azubis betreut.<br />
Das Zeugnis<br />
Wer Grund zur Hoffnung hat, dass das<br />
nächste Zeugnis erheblich besser wird<br />
als das letzte, <strong>so</strong>llte <strong>alle</strong>rdings lieber<br />
noch ein bisschen warten. Denn fast <strong>alle</strong><br />
Unternehmen schauen zuerst <strong>auf</strong> die<br />
Schulnoten. Oft wer<strong>de</strong>n Bewerbungen<br />
automatisch aus<strong>so</strong>rtiert, weil <strong>de</strong>r Notendurchschnitt<br />
unter einem vorher festgelegten<br />
Wert bleibt. Dieser Wert liegt<br />
meistens irgendwo zwischen 2,4 und 3,0.<br />
Je nach<strong>de</strong>m, wie viele Azubis ein Unternehmen<br />
in einer bestimmten Region<br />
braucht und mit wie vielen Bewerbern es<br />
rechnet, wer<strong>de</strong>n die Anfor<strong>de</strong>rungen her<strong>auf</strong>-<br />
o<strong>de</strong>r heruntergesetzt. Es gibt aber<br />
auch Ausnahmen: „Wir gehen nicht nach<br />
Schulnoten“, versichert Manuela Steffens,<br />
die bei Ikea Hamburg für die Ausbildung<br />
verantwortlich ist. „Das Wesentliche<br />
sind Persönlichkeit und Teamfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Bewerbers.“<br />
Der Brief<br />
Das letzte Zeugnis war gut genug? O<strong>de</strong>r<br />
es muss reichen, <strong>de</strong>nn die Noten wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>so</strong> o<strong>de</strong>r <strong>so</strong> nicht mehr besser? Dann kann<br />
es losgehen. Obwohl heute praktisch<br />
je<strong>de</strong>r ein Rechtschreibprogramm zur<br />
Verfügung hat, berichten Ausbildungsleiter<br />
immer wie<strong>de</strong>r entsetzt von <strong>de</strong>n vielen,<br />
eigentlich überflüssigen Fehlern in Bewerbungsschreiben.<br />
Für die Formulierungen<br />
gilt: Nichts ö<strong>de</strong>t mehr an als<br />
Standardphrasen aus <strong>de</strong>m Bewerbungsratgeber!<br />
„Mit 08/15-Formulierungen<br />
kann man sich nicht herausheben“, sagt<br />
Manuela Steffens von Ikea. „Bei uns<br />
passt es, wenn es ungewöhnlich aussieht.<br />
Es darf <strong>so</strong>gar ein bisschen verrückt sein,<br />
wenn nur <strong>de</strong>r Inhalt gut ist!“<br />
Walter Rommel, Handwerksmeister<br />
aus Waiblingen:<br />
„Wer sich früh bewirbt und<br />
nicht erst <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n letzten<br />
Drücker, zeigt, dass er<br />
wirklich Interesse hat.“<br />
Der Lebensl<strong>auf</strong><br />
Mit zu viel Originalität in <strong>de</strong>r Gestaltung<br />
kann man an<strong>de</strong>rswo <strong>alle</strong>rdings daneben<br />
liegen. Was immer richtig ist: möglichst<br />
genau und nachvollziehbar <strong>auf</strong>schreiben,<br />
was man schon kann und warum<br />
man ausgerechnet diesen Platz bei<br />
gera<strong>de</strong> dieser Firma haben möchte. „Ich<br />
fin<strong>de</strong> es gut, wenn jemand wirklich über<br />
sich selbst schreibt. Man merkt sehr<br />
schnell, ob eine Bewerbung authentisch<br />
ist“, meint Claudia Reiss, die beim Softwarekonzern<br />
SAP in Walldorf für die<br />
dualen Studiengänge Wirtschaftsinformatik<br />
und Sales & Consulting <strong>so</strong>wie für<br />
die k<strong>auf</strong>männische Ausbildung zuständig<br />
ist. Ihrer Erfahrung nach gibt es viele<br />
Möglichkeiten, kreativ zu sein: „Manche<br />
Bewerber schicken einen Link zu ihrer<br />
Homepage, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Infos zu ihren Projekten<br />
o<strong>de</strong>r ihrem Engagement stehen. So etwas<br />
sehen wir sehr gern.“ Je konkreter,<br />
<strong>de</strong>sto besser – das fin<strong>de</strong>t auch Hans-Georg<br />
Kny, Ausbildungsexperte beim Siemens-Konzern<br />
in München: „Wer sich<br />
für eine IT-Ausbildung bewirbt, <strong>so</strong>llte<br />
nicht nur schreiben, dass er mal ein Praktikum<br />
in <strong>de</strong>m Bereich gemacht hat, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn<br />
dass er zum Beispiel schon einmal<br />
ein Betriebssystem konfiguriert hat.“<br />
Das Formular<br />
Fast <strong>alle</strong> großen und auch viele mittlere<br />
Unternehmen bieten heute die Möglichkeit,<br />
sich elektronisch zu bewerben, einige<br />
nehmen gar keine Bewerbungen <strong>auf</strong><br />
Papier mehr an. Das hat für die Bewerber<br />
einige Vorteile. Sie sparen nicht nur<br />
Porto – es ist auch leichter, ein vorgegebenes<br />
E-Formular auszufüllen als sich<br />
ein komplettes Anschreiben auszu<strong>de</strong>nken.<br />
Doch Vorsicht: Rechtschreibfehler,<br />
Kraut-und-Rüben-Sätze und an<strong>de</strong>re<br />
Schlampigkeiten f<strong>alle</strong>n auch <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m<br />
Bildschirm <strong>auf</strong>! „Wir wünschen uns<br />
or<strong>de</strong>ntliche Sätze und kein SMS-<br />
Deutsch“, sagt Hans-Georg Kny. Seiner<br />
Erfahrung nach wer<strong>de</strong>n viele E-Formulare<br />
schludrig ausgefüllt. „Wir wissen aus<br />
Umfragen, dass 40 Prozent <strong>de</strong>r Bewerber<br />
die Online-Bewerbung zu schnell bearbeiten.<br />
Dadurch wer<strong>de</strong>n oft Chancen<br />
vertan!“ Während die meisten Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Siemens-Bewerbungsformulars nur mit<br />
ein paar Worten ausgefüllt wer<strong>de</strong>n müssen,<br />
gibt es auch zwei offene Fel<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>nen<br />
die Jugendlichen zum Beispiel über<br />
weitere Qualifikationen und über ihre<br />
Motivation schreiben können. Wenn man<br />
<strong>so</strong>lch ein Feld einfach freilässt, ver-<br />
Manuela Steffens von Ikea<br />
in Hamburg: „Wir gehen<br />
nicht nach Schulnoten.<br />
Die Bewerbung darf <strong>so</strong>gar<br />
ein bisschen verrückt sein,<br />
wenn nur <strong>de</strong>r Inhalt gut ist.“
Schule&Job was geht 25<br />
Claudia Reiss von SAP in<br />
Walldorf: „Manche Bewerber<br />
schicken einen Link zu ihrer<br />
Homepage mit Infos zu<br />
ihren Projekten – <strong>so</strong> etwas<br />
sehen wir sehr gern.“<br />
schenkt man die Möglichkeit, sich positiv<br />
abzuheben. Wer sich in seiner Freizeit<br />
in irgen<strong>de</strong>iner Form engagiert – sei<br />
es im Sportverein, im Schulchor, bei <strong>de</strong>r<br />
freiwilligen Feuerwehr, als Nachhilfelehrer<br />
o<strong>de</strong>r <strong>so</strong>nstwo – <strong>so</strong>llte das unbedingt<br />
in die Bewerbung schreiben. Dasselbe<br />
gilt für erste Berufserfahrungen,<br />
etwa in Praktika o<strong>de</strong>r Übungsfirmen.<br />
Solche Informationen sind für die<br />
Ausbildungsleiter wichtig, <strong>de</strong>nn sie entnehmen<br />
daraus, dass <strong>de</strong>r Bewerber<br />
schon mal in einem Team gearbeitet hat,<br />
Kritik vertragen kann und bereit ist, Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
DasMünchnerMo<strong>de</strong>ll<br />
AusbildungsintegriertesdualesStudium(AIS)<br />
in<strong>de</strong>rVersicherungswirtschaft<br />
Das Foto<br />
Übrigens ist es heute nicht mehr notwendig,<br />
sich mit Bild zu bewerben – elektronische<br />
Bewerbungsformulare großer<br />
Unternehmen wie das von Siemens sehen<br />
dafür gar keinen Platz vor. Seit Inkrafttreten<br />
<strong>de</strong>s Antidiskriminierungsgesetzes<br />
ist es für die Arbeitgeber riskant<br />
gewor<strong>de</strong>n, ein Foto einzufor<strong>de</strong>rn, da dieses<br />
Rückschlüsse zum Beispiel <strong>auf</strong> ethnische<br />
Herkunft o<strong>de</strong>r eine Behin<strong>de</strong>rung zulässt.<br />
Es scha<strong>de</strong>t aber auch nichts, wenn<br />
man <strong>de</strong>r Bewerbung ein Foto beifügt.<br />
Das Auftreten<br />
Geschafft – die Einladung zum Bewerbertag<br />
ist da. Für die Kleidung gilt die bekannte<br />
Faustregel: Man zieht sich etwa<br />
<strong>so</strong> an, wie es in <strong>de</strong>r jeweiligen Branche<br />
üblich ist, und lieber ein bisschen zu fein<br />
als un<strong>de</strong>rdressed. Bei großen Unternehmen<br />
ist <strong>de</strong>m Vorstellungsgespräch häufig<br />
ein Eignungstest o<strong>de</strong>r ein Assessment<br />
Center vorgeschaltet. Ausgeschlafen zu<br />
sein ist elementar, <strong>so</strong>nst kann man schon<br />
an einfachen Mathe<strong>auf</strong>gaben o<strong>de</strong>r Testfragen<br />
zum Kurzzeitgedächtnis scheitern.<br />
Beim Assessment Center müssen<br />
Bewerber zum Beispiel Kurzvorträge<br />
halten o<strong>de</strong>r mit an<strong>de</strong>ren diskutieren.<br />
Hier achten die Beobachter dar<strong>auf</strong>, ob<br />
Bewerber selbstbewusst <strong>auf</strong>treten und<br />
schlüssig argumentieren, ob sie nicht zu<br />
dominant sind und auch nicht zu still.<br />
An<strong>de</strong>ren das Wort abzuschnei<strong>de</strong>n, gilt<br />
als Beweis für mangeln<strong>de</strong> Teamfähigkeit.<br />
Wer in dieses Fettnäpfchen tritt,<br />
wird meist mit einem kurzen Feedback<br />
nach Hause geschickt.<br />
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Das Gespräch<br />
Ob mit o<strong>de</strong>r ohne Assessment Center –<br />
irgendwann folgt das Vorstellungsgespräch,<br />
in <strong>de</strong>m die endgültige Entscheidung<br />
fällt. „Es ist schön, wenn jemand<br />
gut <strong>auf</strong> Leute zugehen kann“, sagt Stephan<br />
Rudolph, Leiter Berufsausbildung<br />
bei <strong>de</strong>r Allianz AG in München. „Das Bewerbungsgespräch<br />
ist schließlich das erste<br />
Verk<strong>auf</strong>sgespräch.“ Ausbildungsleiter<br />
wünschen sich offene, freundliche<br />
und vor <strong>alle</strong>m gut vorbereitete Bewerber.<br />
Man <strong>so</strong>llte die Firmen-Website<br />
gründlich gelesen haben, um nicht bei<br />
simplen Fragen („Wie heißt unser Vor-<br />
Stefan Rudolph von<br />
<strong>de</strong>r Allianz in München:<br />
„Negativ fin<strong>de</strong> ich, wenn<br />
ein Bewerber keine Fragen<br />
stellt und man ihm <strong>alle</strong>s<br />
aus <strong>de</strong>r Nase ziehen muss.“<br />
Studieren mit <strong>de</strong>n<br />
besten Perspektiven<br />
Bachelor in BWL<br />
Hans-Georg Kny von<br />
Siemens in München:<br />
„Or<strong>de</strong>ntliche Sätze und<br />
kein SMS-Deutsch – das<br />
wünschen wir uns bei<br />
Online-Bewerbungen.“<br />
standsvorsitzen<strong>de</strong>r?“) ins Schwitzen zu<br />
kommen. An<strong>so</strong>nsten geht es vor <strong>alle</strong>m<br />
darum, noch einmal ausführlich über<br />
die eigene Qualifikation und Motivation<br />
Auskunft zu geben. So sicher wie das<br />
Amen in <strong>de</strong>r Kirche kommt irgendwann<br />
auch die Auffor<strong>de</strong>rung an die Bewerber,<br />
selbst Fragen zu stellen. „Wegen mangeln<strong>de</strong>r<br />
Vorbereitung fällt vielen da<br />
nichts ein“, hat Hans-Georg Kny von<br />
Siemens festgestellt. Rudolph kennt das:<br />
„Negativ fin<strong>de</strong> ich, wenn Bewerber überhaupt<br />
nicht vorbereitet sind und gar keine<br />
Fragen haben – o<strong>de</strong>r wenn man jeman<strong>de</strong>m<br />
<strong>alle</strong>s aus <strong>de</strong>r Nase ziehen muss.“<br />
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26 was tun Schule&Job<br />
Anleitung zur<br />
Anpassung<br />
Kein Benehmen, schwach in Mathe und Deutsch –<br />
das Image von Schulabgängern ist schlecht.<br />
Viele Lehrstellen bleiben frei – angeblich, weil die Firmen<br />
mit <strong>de</strong>n Bewerbern unzufrie<strong>de</strong>n sind. Jetzt veranstalten<br />
sie <strong>so</strong>gar Berufseinstieg-Workshops in <strong>de</strong>n Schulferien.<br />
Von Elke Silberer<br />
Quietschen<strong>de</strong> Flip-Flops, T-Shirt mit<br />
Totenkopf – die Per<strong>so</strong>n<strong>alle</strong>iterin Ina<br />
Rixen wun<strong>de</strong>rt sich bei Vorstellungsgesprächen<br />
über nichts mehr. Ihre Firma,<br />
das Softwarehaus Soptim in Aachen, vergibt<br />
pro Jahr drei Ausbildungsplätze,<br />
und es kommt vor, dass sich nicht einmal<br />
zwei geeignete Bewerber fin<strong>de</strong>n.<br />
Das ist nicht nur ein Problem von Ina<br />
Rixen – in ganz Deutschland waren kurz<br />
vor Beginn <strong>de</strong>s neuen Ausbildungsjahres<br />
laut Deutschem Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertag<br />
(DIHK) noch etwa 50 000<br />
Lehrstellen frei. Die IHK Aachen reagierte<br />
dar<strong>auf</strong> zum ersten Mal mit einer Nachhilfe<br />
für Schulabgänger in <strong>de</strong>n Sommerferien.<br />
Die Eltern zahlten 180 Euro für<br />
die 40-Stun<strong>de</strong>n-Woche.<br />
Es gibt immer weniger junge<br />
Leute, <strong>de</strong>r Wettbewerb um<br />
Schulabgänger wird größer<br />
Frank Hundhausen wür<strong>de</strong> lieber mit<br />
seinen Freun<strong>de</strong>n schwimmen gehen.<br />
Aber die Eltern haben <strong>de</strong>n 18-Jährigen<br />
zur Ferienschulung vergattert. In einem<br />
Konferenzraum <strong>de</strong>r IHK löst er typische<br />
Einstellungstests. Er möchte eine Lehre<br />
als Steuerberater anfangen. Von Bekannten<br />
weiß er, wie schwierig die Einstellungstests<br />
sind. „Wenn ich total <strong>auf</strong>geregt<br />
bin, dann bringt das gar nichts.“<br />
Routine möchte er bekommen und löst<br />
einen Test nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren. Dafür erträgt<br />
er auch die Lästerei <strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong>:<br />
„Die haben mich gefragt, ob ich sie noch<br />
<strong>alle</strong> hab.“ In <strong>de</strong>n Ferien hinsetzen und<br />
büffeln – ein abschrecken<strong>de</strong>r Gedanke.<br />
Zwar kamen in Aachen von sechs Angeboten,<br />
darunter ein Benimm-Kurs, nur<br />
vier zustan<strong>de</strong>. „Doch <strong>de</strong>r Bedarf ist <strong>auf</strong> je<strong>de</strong>n<br />
Fall da“, meint <strong>de</strong>r zuständige<br />
IHK-Mann Christian Wirtz. In <strong>de</strong>r jüngsten<br />
DIHKAusbildungsstudie beklagten<br />
75 Prozent <strong>de</strong>r Lehrbetriebe schlechte<br />
Deutsch- und Mathekenntnisse, mangeln<strong>de</strong><br />
Disziplin und Leistungsbereitschaft<br />
von Bewerbern.<br />
Letzteres kann man Frank und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
jungen Frauen an seiner Seite, Andrea<br />
und Anne, nicht nachsagen. „Die,<br />
die es nötig hätten, nehmen diese Angebote<br />
in <strong>de</strong>r Regel nicht wahr“, sagt Per<strong>so</strong>n<strong>alle</strong>iterin<br />
Rixen. Sie erzählt von vielen Bewerbungen,<br />
die sie ad acta legen musste<br />
o<strong>de</strong>r die in <strong>de</strong>r Kuriositätensammlung<br />
lan<strong>de</strong>ten – wie die eines jungen Mannes,<br />
<strong>de</strong>r sein Geburtsdatum mit einem fotografierten<br />
Gebärstuhl illustrierte. Im vergangenen<br />
Jahr hat Rixen zum ersten Mal<br />
ein Bewerbertraining in einer Privatschule<br />
durchgeführt – bezahlt von <strong>de</strong>n Eltern.<br />
Im Sinne <strong>de</strong>r Chancengleichheit müssten<br />
<strong>so</strong>lche Angebote kostenlos sein,<br />
meint <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Verbands<br />
Bildung und Erziehung (VBE),<br />
Udo Beckmann: „Bei rückläufigen Geburtenjahrgängen<br />
wer<strong>de</strong>n wir in die Situation<br />
kommen, dass <strong>de</strong>r Wettbewerb<br />
um die Schulabgänger immer größer<br />
wird.“ Schulministerium und IHK <strong>so</strong>llten<br />
ein gemeinsames Angebot entwickeln,<br />
<strong>auf</strong> das Schulen zugreifen könnten.<br />
Doch die Praxis sieht an<strong>de</strong>rs aus.<br />
Auf <strong>de</strong>n Internet-Seiten <strong>de</strong>r IHK Köln<br />
und Düsseldorf wirbt die Junior Management<br />
School GmbH. Für 2500 Euro bereitet<br />
sie Schüler über das ganze Jahr <strong>auf</strong><br />
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Foto: <strong>wild</strong>ties.com<br />
Universitäts-Stipendien in <strong>de</strong>n USA<br />
Das Go Campus Programm<br />
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Fax: 0221-240 23 91<br />
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<strong>de</strong>n Einstieg ins Berufsleben vor. Schwerpunkt<br />
an 26 Tagen in <strong>de</strong>n Ferien und an<br />
<strong>de</strong>n Wochenen<strong>de</strong>n ist die <strong>so</strong>ziale Kompetenz:<br />
Rhetorik, Präsentation, Umgangsformen<br />
und Erkennen <strong>de</strong>s persönliches<br />
Profils. Zweiter Schwerpunkt sind die<br />
Wirtschaftswissenschaften.<br />
2500 Euro für ein Jahr<br />
Berufsvorbereitung – wer<br />
kann sich das leisten?<br />
Das Unternehmen existiert erst<br />
seit vier Jahren und ist an fünf Standorten<br />
in Deutschland vertreten. „Die<br />
Schule ist gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n von<br />
frustrierten Eltern, die gesehen haben,<br />
da fehlt doch was zur Beruf<strong>so</strong>rientierung“,<br />
sagt ein Sprecher.<br />
Die Einrichtung habe zur Zeit 300<br />
Schüler. Etwa die Hälfte wer<strong>de</strong><br />
über Teilstipendien unterstützt,<br />
sagt Karsten Löffler, zuständig<br />
für <strong>de</strong>n Standort Köln. Die Schule<br />
werbe das Geld von Unternehmen<br />
ein. Die Nachfrage steigt,<br />
das Unternehmen wächst. Nach<br />
einer Phase <strong>de</strong>r Qualitätssicherung<br />
wer<strong>de</strong> die Schule ihren<br />
sechsten Standort eröffnen,<br />
wahrscheinlich in München.<br />
Impressum<br />
Verantwortlich: Werner Schmidt<br />
Redaktion: Jutta Pilgram<br />
Anzeigen: Jürgen Maukner<br />
Spezial: IT<br />
Erscheinungstermin: 16. Oktober 2010<br />
Anzeigenschluss: 1. Oktober 2010<br />
Kontakt:<br />
Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung<br />
Anzeigenverk<strong>auf</strong>, Frau Melanie Pala<br />
Telefon +49(089)2183-8375<br />
stellen-anzeigen@sued<strong>de</strong>utsche.<strong>de</strong>
I<strong>de</strong>e und Umsetzung: Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> zum/zur Mediengestalter/in im Süd<strong>de</strong>utschen Verlag<br />
Der Süd<strong>de</strong>utsche Verlag ist als mo<strong>de</strong>rnes Medienunternehmen in vielen Geschäftsfel<strong>de</strong>rn aktiv. Sein bekanntestes<br />
Objekt ist die Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung, Deutschlands größte überregionale Abonnement-Tageszeitung. Außer<strong>de</strong>m<br />
gibt <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utsche Verlag auch Regionalzeitungen <strong>so</strong>wie Fachinformationen heraus. Weitere wichtige Geschäftsbereiche<br />
sind elektronische Medien und Drucktechnik. Zur Mediengruppe gehören zahlreiche Tochterunternehmen<br />
in Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz <strong>so</strong>wie in Mittel- und Osteuropa.<br />
Der Süd<strong>de</strong>utsche Verlag stellt nicht nur höchste Qualitätsansprüche an seine Produkte, <strong>so</strong>n<strong>de</strong>rn auch an die<br />
Berufsausbildung in seinen Unternehmen. Neben einer intensiven praxi<strong>so</strong>rientierten Ausbildung haben die<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n die Möglichkeit, in Projektarbeiten ihre Fähigkeiten und Kenntnisse unter Beweis zu stellen<br />
und Verantwortung zu übernehmen.<br />
Wir bil<strong>de</strong>n aus zum/zur:<br />
Medienk<strong>auf</strong>mann/-frau Digital und Print<br />
Mediengestalter/in Digital und Print<br />
Wirtschaftsinformatiker/in (BA) Bachelor of Science (B.Sc.)<br />
Bürok<strong>auf</strong>mann/-frau<br />
Ausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Firmen im Süd<strong>de</strong>utschen Verlag:<br />
Süd<strong>de</strong>utscher Verlag GmbH, Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung GmbH, MWB Medien GmbH,<br />
Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, verlag mo<strong>de</strong>rne industrie GmbH, Frankenpost Verlag GmbH,<br />
Suhler Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Suhl<br />
Informationen zu unserem Medienunternehmen und zu <strong>de</strong>n Ausbildungsberufen fin<strong>de</strong>n Sie unter:<br />
www.sued<strong>de</strong>utscher-verlag.<strong>de</strong>
Ausbildungsstandorte:<br />
München<br />
Berlin<br />
Dingolfing<br />
Landshut<br />
Leipzig<br />
Regensburg<br />
Karriere mit Dynamik.<br />
Ausbildung und Bachelorprogramm.<br />
So kann die Zukunft kommen! Ob Sie eine Berufsausbildung starten möchten o<strong>de</strong>r ein<br />
Studium anstreben: Die BMW Group ist Ihr zuverlässiger Partner, wo immer Sie hinwollen.<br />
Berufsausbildung.<br />
Ihr optimaler Start in die Berufswelt: eine Ausbildung bei <strong>de</strong>r BMW Group. O<strong>de</strong>r das Ganze<br />
noch getoppt: eine Duale Berufsausbildung mit integriertem Erwerb <strong>de</strong>r Fachhochschulreife<br />
(DBFH-Programm).<br />
Im Bereich Technik, u.a.:<br />
��Verfahrensmechaniker/-in für Kunststoff-<br />
und Kautschuktechnik.<br />
��Verfahrensmechaniker/-in für<br />
Beschichtungstechnik.<br />
��Fertigungsmechaniker/-in.<br />
��Mechatroniker/-in.<br />
O<strong>de</strong>r interessieren Sie sich eher für ein Bachelorstudium?<br />
BMW Group<br />
Im Bereich Betriebswirtschaft,<br />
Service und IT, u.a.:<br />
��Industriek<strong>auf</strong>mann/-frau.<br />
��Informatikk<strong>auf</strong>mann/-frau.<br />
��Fachmann/-frau für Systemgastronomie.<br />
��K<strong>auf</strong>mann/-frau für Versicherungen und<br />
Finanzen.<br />
SpeedUp – das Bachelorprogramm.<br />
Sie haben bald Ihre sehr gute bis gute (Fach-)Hochschulreife in <strong>de</strong>r Tasche und planen ein<br />
Bachelorstudium? Unser Stipendiatenprogramm bringt Sie in Bestzeit zum Bachelor – und<br />
bereitet Sie optimal <strong>auf</strong> ihren Berufsstart vor. Finanzielle Unterstützung und ein internationaler<br />
Einsatz sind nur ein Teil <strong>de</strong>r tollen Extras.<br />
Mögliche Studiengänge:<br />
��Elektro- und Informationstechnik (Hochschule Deggendorf).<br />
��Mechatronik/Elektrotechnik (Hochschule Esslingen).<br />
��Fahrzeuginformatik (Hochschule Ingolstadt).<br />
Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n Ausbildungsberufen und -standorten <strong>so</strong>wie die Möglichkeit<br />
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