Bund der Steuerzahler
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haushaltspolitik<br />
Rundfunkgebühren<br />
Vom Umgang mit den GEZ-Gel<strong>der</strong>n<br />
In ihren Anfängen war die Rundfunkund<br />
Fernsehgebühr stabil. Bis 1970<br />
und damit 16 Jahre lang betrug sie<br />
umgerechnet 3,58 Euro pro Monat.<br />
Seit 1997 steigt sie regelmäßig alle<br />
vier Jahre. Und das, obwohl inzwischen<br />
Privatanbieter längst bewiesen<br />
haben, wie Rundfunk und Fernsehen<br />
auch ohne Zwangsabgaben finanziert<br />
werden können. Derzeit beträgt die<br />
GEZ-Gebühr 17,03 Euro. Und seit Jahresbeginn<br />
ist selbst für Arbeitsstätten<br />
und Zweitwohnungen ohne Fernseher<br />
o<strong>der</strong> Radios, aber mit internetfähigen<br />
Computern o<strong>der</strong> Handys erstmals<br />
eine Gebühr (5,52 Euro) fällig.<br />
Kürzlich nun hat die ARD<br />
eine neue Erhöhungsdiskussion<br />
gestartet. Ab<br />
2009 will sie monatlich knapp<br />
einen Euro mehr von jedem<br />
Gebührenzahler. Das ZDF hat<br />
inzwischen nachgezogen, so<br />
dass bald eine GEZ-Gebühr<br />
Anzeige<br />
von rund 18,50 Euro droht. Ob<br />
es soweit kommt, ist eine politische<br />
Entscheidung. An ihr<br />
sind die „Kommission zur Ermittlung<br />
des Finanzbedarfs“,<br />
die Landesregierungen und<br />
die Landtage beteiligt. Im Vorfeld<br />
dieser Diskussionen lohnt<br />
daher ein kurzer Blick auf die<br />
jüngste Vergangenheit, um zu<br />
sehen, wie effizient die „Öffentlich-Rechtlichen“<br />
mit den<br />
Gebühren wirtschaften.<br />
Drei Beispiele:<br />
1. Ende Juni 2007 kündigte<br />
die EU-Kommission an,<br />
Deutschland vor dem Europäischen<br />
Gerichtshof zu verklagen.<br />
Grund sei die<br />
„langjährige Praxis <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunkanstalten,<br />
ihre Werk-, Liefer- und<br />
Dienstleistungsaufträge ohne<br />
europaweites wettbewerbso-<br />
rientiertes Vergabeverfahren“<br />
zu vergeben. Es müsse gewährleistet<br />
sein, „dass die Gebühren,<br />
die <strong>der</strong> deutsche Bürger<br />
zahlt, in effizienter, transparenter<br />
und wirtschaftlicher<br />
Weise verwendet werden.“<br />
Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />
2. Mitte Juni 2007 hatten<br />
sich ARD und ZDF die Übertragungsrechte<br />
für die Fußball-EM<br />
2008 für den Rekordpreis<br />
von 115 Millionen Euro<br />
gesichert. „Vertretbare Konditionen“<br />
nannte das <strong>der</strong> amtierende<br />
ARD-Vorsitzende, Fritz<br />
Raff. Skandalös teuer befanden<br />
hingegen Branchenkenner.<br />
Dabei hätten ARD und<br />
ZDF wie schon bei <strong>der</strong> WM<br />
2006 RTL erneut zum Juniorpartner<br />
machen können. Die<br />
Übertragung einiger EM-Spiele<br />
wäre dann von RTL übernommen<br />
und ohne GEZ-Millionen<br />
finanziert worden. Auf<br />
die RTL-Kritik an dem mangelnden<br />
Kooperationswillen<br />
reagierte die ARD mit dem<br />
Hinweis, dass man im Sport<br />
auch verlieren können müsse.<br />
Dies äußert eine Anstalt, die<br />
dank ihrer GEZ-Finanzierung<br />
in etwa in <strong>der</strong> Lage einer 100-<br />
Meter-Sprinterin ist, die fünf<br />
Sekunden vor allen an<strong>der</strong>en<br />
starten darf.<br />
3. Der amtierende ARD-<br />
Vorsitzende ist als Intendant<br />
des Saarländischen Rundfunks<br />
(SR) auch Mitglied im Aufsichtsrat<br />
<strong>der</strong> SR-eigenen Filmproduktionsgesellschaft<br />
„Telefilm<br />
Saar“. Vom Aufsichtsrat<br />
lange Zeit unbemerkt, sollen<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Betrügereien<br />
des inzwischen entlassenen<br />
Gesamtertrag aus Rundfunkgebühren<br />
(in Mrd. Euro)<br />
Quelle: www.gez.de<br />
Geschäftsführers zur völligen<br />
Überschuldung <strong>der</strong> „Telefilm<br />
Saar“ geführt haben. Mitte Juli<br />
wurde nun beschlossen, die<br />
„Telefilm Saar“ zu liquidieren.<br />
Glück im Unglück haben die 25<br />
Mitarbeiter, die im SR weiterbeschäftigt<br />
werden sollen sowie<br />
die Gläubiger <strong>der</strong> „Telefilm<br />
Saar“, die voraussichtlich über<br />
20 Millionen Euro aus den<br />
Rücklagen des SR erhalten.<br />
Unklar bleibt, wie in einem Unternehmen<br />
mit zuletzt nur<br />
noch wenigen Millionen Euro<br />
Umsatz solch ein Schuldenberg<br />
am Aufsichtsrat vorbei<br />
entstehen konnte. Doch was<br />
sind schon 20 Millionen Euro,<br />
mag man desillusioniert denken<br />
angesichts von über 7,29<br />
Milliarden Euro, die die GEZ-<br />
Kunden allein im vergangenen<br />
Jahr gezahlt haben.<br />
Kontrollpflicht <strong>der</strong> Politik<br />
Es zeigt sich eben immer<br />
wie<strong>der</strong>, dass dort, wo Gel<strong>der</strong><br />
per Zwang eingenommen<br />
werden – egal ob Steuern o<strong>der</strong><br />
GEZ-Gebühren – die Mittelverwendung<br />
beson<strong>der</strong>s kritisch<br />
kontrolliert werden muss.<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>der</strong> <strong>Steuerzahler</strong><br />
wird deshalb auch in <strong>der</strong> Frage<br />
anstehen<strong>der</strong> GEZ-Gebührenerhöhungen<br />
die Politik<br />
an ihre Kontrollpflicht erinnern.<br />
MW<br />
176 September 2007