Welten des Glaubens: Judentum. Bar Mitzwah - FWU

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42 02538 Welten des Glaubens: Judentum. Bar Mitzwah Seite 1 _______________________________________________________________________________________ FWU - Schule und Unterricht 42 02538 Laufzeit 15 min, Farbe Welten des Glaubens: Judentum. Bar Mitzwah Kurzbeschreibung "Bar Mitzwah" ist im Judentum das Fest der religiösen Mündigkeit. Aus eigener Kraft soll der Sohn einer jüdischen Familie nun alle Rechte und Pflichten wahrnehmen. Der Film zeigt die "Bar-Mitzwah"-Feier zweier jüdischer Jungen in Jerusalem - mit allem, was dazu gehört: Die Vorbereitung auf dieses Fest am ersten Sabbat, der dem 13. Geburtstag des Jungen folgt, die Beschäftigung mit der Tora-Rolle beim Rabbiner (denn der "Sohn des Gesetzes" darf von nun an im Gottesdienst in der Synagoge aus der Tora vorlesen), das Tragen der Tora-Rolle aus einer Synagoge zur Klagemauer sowie das fröhliche Fest der Familie nach der Feier in der Synagoge. Schlagwörter Weltreligion, Glaube, Judentum, Bar Mitzwah, Israel, Jerusalem, religiöse Feste Religion ● Religionskunde, Nichtchristliche Religionen Adressaten Allgemeinbildende Schule (5-13) Außerschulische Jugendbildung Weiterbildung. Weitere Medien Welten des Glaubens 42 02537 Animismus. Naturreligion in Australien. VHS 15 min, f 42 02539 Sikhismus. Der goldene Tempel. VHS 15 min, f 42 02540 Hinduismus. Der Elefanten-Gott. VHS 15 min, f Lernziele Kenntnisse gewinnen über die jüdische Religion; am Beispiel der Juden in Jerusalem den Zusammenhang von religiöser Überzeugung und alltäglicher Lebensführung nachvollziehen; Verständnis für andere religiöse Traditionen erlangen; die Bedeutung der Bar Mitzwah für den jüdischen Glauben erfahren; Ablauf und Hintergrund einer jüdischen Feier kennenlernen; das Judentum zu anderen Glaubenssystemen ins Verhältnis setzen können; sich mit der eigenen religiösen Identität auseinandersetzen Reihe "Welten des Glaubens" Der vorliegende Film über "Judentum. Bar Mitzwah" ist Bestandteil der Filmreihe "Welten des Glaubens", die in die breit gefächerte Welt der Religionen einführt. Aktuell im Angebot sind drei weitere Titel dieser Filmreihe: "Sikhismus. Der goldene Tempel", "Hinduismus. Der Elefanten-Gott" und "Animismus. Naturreligion in Australien". Für die beiden nächsten Jahre sind insgesamt sechs weitere Titel geplant. Jeder dieser Filme stellt Jugendliche vor, die ihre religiösen Überzeugungen erläutern und von ihrer persönlichen Glaubenserfahrung berichten. Dabei wird jeweils ein spezieller Ausschnitt - oft ein besonders Fest - der betreffenden Religionsgemeinschaft nahe gebracht. _________________________________________________________________________________________ © FWU Institut für Film und Bild

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<strong>FWU</strong> - Schule und Unterricht<br />

42 02538 Laufzeit 15 min, Farbe<br />

<strong>Welten</strong> <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong>: <strong>Judentum</strong>. <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong><br />

Kurzbeschreibung<br />

"<strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong>" ist im <strong>Judentum</strong> das Fest der religiösen Mündigkeit. Aus eigener Kraft soll der<br />

Sohn einer jüdischen Familie nun alle Rechte und Pflichten wahrnehmen. Der Film zeigt die<br />

"<strong>Bar</strong>-<strong>Mitzwah</strong>"-Feier zweier jüdischer Jungen in Jerusalem - mit allem, was dazu gehört: Die<br />

Vorbereitung auf dieses Fest am ersten Sabbat, der dem 13. Geburtstag <strong>des</strong> Jungen folgt, die<br />

Beschäftigung mit der Tora-Rolle beim Rabbiner (denn der "Sohn <strong>des</strong> Gesetzes" darf von nun<br />

an im Gottesdienst in der Synagoge aus der Tora vorlesen), das Tragen der Tora-Rolle aus<br />

einer Synagoge zur Klagemauer sowie das fröhliche Fest der Familie nach der Feier in der<br />

Synagoge.<br />

Schlagwörter<br />

Weltreligion, Glaube, <strong>Judentum</strong>, <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong>, Israel, Jerusalem, religiöse Feste<br />

Religion ● Religionskunde, Nichtchristliche Religionen<br />

Adressaten<br />

Allgemeinbildende Schule (5-13)<br />

Außerschulische Jugendbildung<br />

Weiterbildung.<br />

Weitere Medien<br />

<strong>Welten</strong> <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong><br />

42 02537 Animismus. Naturreligion in Australien. VHS 15 min, f<br />

42 02539 Sikhismus. Der goldene Tempel. VHS 15 min, f<br />

42 02540 Hinduismus. Der Elefanten-Gott. VHS 15 min, f<br />

Lernziele<br />

Kenntnisse gewinnen über die jüdische Religion; am Beispiel der Juden in Jerusalem den<br />

Zusammenhang von religiöser Überzeugung und alltäglicher Lebensführung nachvollziehen;<br />

Verständnis für andere religiöse Traditionen erlangen; die Bedeutung der <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong> für<br />

den jüdischen Glauben erfahren; Ablauf und Hintergrund einer jüdischen Feier kennenlernen;<br />

das <strong>Judentum</strong> zu anderen <strong>Glaubens</strong>systemen ins Verhältnis setzen können; sich mit der<br />

eigenen religiösen Identität auseinandersetzen<br />

Reihe "<strong>Welten</strong> <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong>"<br />

Der vorliegende Film über "<strong>Judentum</strong>. <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong>" ist Bestandteil der Filmreihe "<strong>Welten</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong>", die in die breit gefächerte Welt der Religionen einführt. Aktuell im Angebot<br />

sind drei weitere Titel dieser Filmreihe: "Sikhismus. Der goldene Tempel", "Hinduismus. Der<br />

Elefanten-Gott" und "Animismus. Naturreligion in Australien". Für die beiden nächsten Jahre<br />

sind insgesamt sechs weitere Titel geplant. Jeder dieser Filme stellt Jugendliche vor, die ihre<br />

religiösen Überzeugungen erläutern und von ihrer persönlichen <strong>Glaubens</strong>erfahrung berichten.<br />

Dabei wird jeweils ein spezieller Ausschnitt - oft ein besonders Fest - der betreffenden<br />

Religionsgemeinschaft nahe gebracht.<br />

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Zum Inhalt<br />

Der Film begleitet Aaron Admanit und Avi Niazov während ihrer <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong>, dem Fest der<br />

religiösen Mündigkeit, das männliche Juden in aller Welt an ihrem 13. Geburtstag feiern. Avi<br />

erzählt: "Es ist ein seltsames Gefühl, dass ich jetzt das Alter erreicht habe, von dem an ich die<br />

Gesetze selbst beachten muss. Bisher spüre ich es kaum, aber das wird sich bald ändern, wenn<br />

mir alle meine Sünden selbst angerechnet werden." Aaron lernt von seinem Vater, wie man<br />

die geheiligte Tefillin vorschriftsmäßig anlegt. In den dazugehörigen Kästchen befinden sich<br />

kleine Pergamentrollen mit vier bedeutenden Bibelpassagen (Ex. 13,1-10 u.11-16; Deut. 6,4-<br />

9, 11,13-21; Hinweise auf Tefillin). Wie diese geheiligten Schriftrollen angefertigt werden,<br />

sieht man in einer Werkstatt.<br />

Für Aaron als Juden ist es wichtig, "der Tora zu folgen, die unser Gott uns gegeben hat, um<br />

seine Gebote zu erfüllen, aber auch alle Bräuche, die zum <strong>Judentum</strong> gehören, zu pflegen." Als<br />

Vorbereitung auf die <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong> unterrichtet ein Rabbiner die beiden Jungen regelmäßig.<br />

Avi besucht ihn zu Hause, um das Lesen der hebräischen Texte aus der Tora zu üben.<br />

Dann ist es soweit: Am Donnerstag in der Woche vor seinem Geburtstag muss Aaron zum<br />

ersten Mal vor versammelter Gemeinde eine Passage aus der Tora vorlesen. Dazu trägt er den<br />

Tallit, einen Gebetsschal. Anschließend gratulieren ihm alle Anwesenden in der Synagoge -<br />

auch seine Mutter und Schwester - zu seinem Eintritt in die Gemeinde. Viele Israelis besuchen<br />

aus diesem Anlass die Klagemauer, das grš§te Heiligtum der Juden, so wie Avi im Film.<br />

Für die anschließende Familienfeier wurde ein aufwendiges Essen vorbereitet, das nach den<br />

jüdischen Ernährungsvorschriften nur aus koscherer Nahrung besteht.<br />

Ergänzende Informationen<br />

A <strong>Judentum</strong><br />

Volk Israel:<br />

Das <strong>Judentum</strong> wird neben Islam, Christentum, Hinduismus und Buddhismus zu den fünf<br />

großen Weltreligionen gezählt. Die Angehörigen <strong>des</strong> jüdischen <strong>Glaubens</strong> bezeichnen sich<br />

selbst als "Volk Israel". Die Bezeichnung "Juden" kommt vom israelitischen Stamm Juda<br />

(Gen. 49). "Jude" ist nach jüdischer Lehre, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde<br />

oder sich zum <strong>Judentum</strong> bekennt und keiner anderen Religion angehört. Das Volk Israel<br />

versteht sich als auserwähltes Volk, mit dem Gott einen Bund geschlossen und ihm damit ein<br />

Vorrecht - aber auch eine besondere Verantwortung - übertragen hat.<br />

Monotheismus:<br />

Neben dem Islam und dem Christentum gehört auch das <strong>Judentum</strong> zu den nahöstlichprophetischen<br />

und monotheistischen Religionen. Die wichtigste Lehre im <strong>Judentum</strong> ist der<br />

Glaube an den einen Gott, der zugleich Schöpfer und Herrscher der Welt ist. In der<br />

Hebräischen Bibel wird Gottes Eigenname mit vier Konsonanten, dem Tetragramm "JHWH"<br />

bezeichnet. Dieser Name wurde jedoch von den Juden in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten<br />

aus Ehrfurcht nicht mehr ausgesprochen, weil Gott im Namen selbst gegenwärtig<br />

sei. Es wurde gebräuchlich, von Gott als "Adonaj" (Herrn) zu sprechen.<br />

Gruppen innerhalb <strong>des</strong> <strong>Judentum</strong>s:<br />

Das <strong>Judentum</strong>, wie wir ihm heute begegnen, hat eine lange, über dreitausendjährige Geschichte.<br />

In dieser Zeit hat es zahlreiche Differenzierungen auch der <strong>Glaubens</strong>richtungen gegeben,<br />

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die es schwierig machen, heute von "dem <strong>Judentum</strong>" zu sprechen. Immer wieder gehörten<br />

Besetzung oder Exil zur Geschichte <strong>des</strong> Volkes Israel. Nach der Zerstörung <strong>des</strong> Tempels in<br />

Jerusalem um 70 n. Chr. wurden die Juden im ganzen römischen Reich verstreut. Zwei Gruppen<br />

haben sich daraus gebildet:<br />

die "Sephardim", zu denen spanische, portugiesische, nordafrikanische, griechische, italienische,<br />

Šthiopische, jeminitische und syrische Juden gehören und die "Aschkenasim", zu<br />

denen deutsche, mitteleuropäische und russische Juden gehören, die sich der jeweiligen Lan<strong>des</strong>sprache<br />

angepasst bzw. "Jiddisch" gesprochen haben - eine mittelalterliche, deutsche<br />

Mischsprache.<br />

Gebet:<br />

Ein frommer Jude betet dreimal am Tag: morgens, nachmittags und abends, zu Hause oder in<br />

der Synagoge (hebräisch: "Bet Knesset"). Beim Gebet bedeckt er den Kopf mit einem gewöhnlichen<br />

Hut oder einem Käppchen (Kippa). Am Morgen trägt er einen Gebetsschal<br />

(Tallit) mit Quasten an den vier Enden und kann auch die Gebetsriemen mit den Lederkästchen<br />

(Tefillin) anlegen, in denen sich heilige Texte befinden.<br />

Koschere Speisen:<br />

Nach den Speisegesetzen ("Kaschrut"), die in Tora und Talmud stehen, soll alle Nahrung<br />

koscher, d.h. "rein" sein. Koscher sind beispielsweise nur Tiere, die gespaltene Hufe haben<br />

und Wiederkäuer sind (Lev. 11). Schweinefleisch ist daher grundsätzlich verboten. Weiterhin<br />

müssen die Tiere vorschriftsmäßig geschlachtet werden, d.h. ihr Fleisch muss vollständig<br />

ausgeblutet sein. Fleisch- und Milchprodukte dürfen darüber hinaus während einer Mahlzeit<br />

nicht gemeinsam eingenommen werden.<br />

Kleidung:<br />

Die "Chassidim" sind die einzige jüdische Gruppe, die auch äußerlich als Juden zu erkennen<br />

sind. Sie tragen die Kleidung der polnischen Landbevölkerung <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts mit Kaftan,<br />

Hut, <strong>Bar</strong>t und Schläfenlocken. Sie werden auch als die "Gesetzestreuen" oder "orthodoxe"<br />

Juden bezeichnet, die sich durch besondere Strenge und Frömmigkeit auszeichnen.<br />

Nicht-orthodoxe Juden tragen nur zu religiösen Anlässen eine Kopfbedeckung, meist eine<br />

kleine runde Kappe, die "Kippa" oder aber einen Hut.<br />

B <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong>:<br />

Mit 13 Jahren wird ein jüdischer Junge vollberechtigtes Mitglied der Gemeinde. Auch dieser<br />

Lebensabschnitt beginnt mit einem Fest zur Feier der Volljährigkeit bzw. Religionsmündigkeit.<br />

<strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong> bedeutet "Sohn <strong>des</strong> göttlichen Gebotes" oder "Sohn der Pflicht", d.h. "zur<br />

Innehaltung <strong>des</strong> Religionsgesetzes Verpflichteter". - In modernen jüdischen Gemeinden gibt<br />

es eine ähnliche Feier auch für die Mädchen im Alter von 12 Jahren, die Bat <strong>Mitzwah</strong>. Sie<br />

werden dann entsprechend zur "Tochter <strong>des</strong> göttlichen Gebotes". - Die Religionsmündigkeit<br />

bedeutet für die jungen Juden zweierlei:<br />

Auf der einen Seite werden sie vollwertige Gemeindemitglieder und zählen von nun an beim<br />

"Minjan". Das Minjan bezeichnet die erforderliche Min<strong>des</strong>tzahl von 10 Anwesenden für einen<br />

Gottesdienst. Auf der anderen Seite wird man von ihnen nun die Einhaltung der 613 "Mitzwoth"<br />

erwartet, der 248 Gebote und 365 Verbote, die nach jüdischem Glauben zu beachten<br />

sind. Vor dem 13. Lebensjahr waren die Eltern verantwortlich für das Handeln ihres Kin<strong>des</strong>,<br />

nun sind diese für sich selbst verantwortlich.<br />

Der Zeremonie geht in der Regel ein besonderer <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong>-Unterricht voraus. Der Rabbiner,<br />

ein ausgebildeter Religionslehrer und Schriftgelehrter, hat dabei folgende Aufgaben: die<br />

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Bedeutung <strong>des</strong> Ereignisses zu würdigen, die Texte der Tora zu erläutern und ihre Lesung in<br />

der traditionellen Vortragsweise ("Tropp") mit den Schülern einzuüben. Er vermittelt dabei<br />

einen Überblick über die neuen religiösen Pflichten und übt auch das Anlegen <strong>des</strong> Gebetsschals<br />

und der Gebetsriemen, die siebenmal um den Arm gewickelt werden.<br />

Nach seinem 13. Geburtstag wird der Junge dann mit seinem Gemeindenamen erstmals zur<br />

Lesung der Tora aufgerufen und spricht die Segenssprüche ("Beracha") über die Tora. Meist<br />

findet dies in einem Gottesdienst am Sabbat statt. Der betreffende Toraabschnitt wird singend<br />

vorgelesen. In der Regel hat sich das neue Gemeindemitglied schon monatelang vorher auf<br />

die Lesung der "Haftarah", dem zum Torawochenabschnitt gehörenden Text aus den Prophetenbüchern,<br />

vorbereitet. Für den jeweiligen Jungen ist dies ein besonderes Ereignis und zugleich<br />

eine große Ehre. Als herausragende Leistung gilt es, wenn er nach dem Morgengottesdienst<br />

noch eine religiöse Erörterung ("Derascha") <strong>des</strong> Wochenabschnittes geben kann oder<br />

eine Diskussion über ein Talmudthema vorträgt - meist verbunden mit Worten <strong>des</strong> Dankes an<br />

seine Eltern und Lehrer. Es ist Sitte geworden, dass daraufhin auch der Rabbiner das Wort an<br />

den <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong> richtet, um ihn nochmals auf die besondere Bedeutung dieses Tages hinzuweisen<br />

und ihn mit dem dreifachen Priestersegen ("Birkat kohanim") zu segnen, für ihn zu<br />

beten und ihm im Namen der Gemeinde zur Erinnerung an den Festakt eine Bibel zu überreichen.<br />

Die <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong>-Zeremonie ist nicht vor 1400 belegt. Die heute praktizierte Form ist vom<br />

liberalen deutschen <strong>Judentum</strong> <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts eingeführt worden und mag von der<br />

protestantischen Konfirmation inspiriert sein. In Israel geht man an diesem Tag häufig an die<br />

Westmauer <strong>des</strong> Tempels in Jerusalem - wie auch Avi Admanit im Film. Es ist üblich, die<br />

religiöse Zeremonie mit einer großen Familienfeier im Hause <strong>des</strong> <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong> abzuschließen.<br />

Zur Verwendung<br />

Die Kenntnisse, die Schülerinnen und Schüler über die Geschichte der Verfolgung der Juden,<br />

insbesondere aber über den Holocaust haben, sind häufig diffus und ungenau. Informationen<br />

über Glauben und Religion sind ein wesentlicher, erster Schritt, das <strong>Judentum</strong> und die Menschen,<br />

die sich dazu bekennen, besser verstehen zu lernen. Dies ist nicht nur ein Beitrag, mit<br />

der eigenen unheilvollen Geschichte umzugehen, sondern auch ein erster Ansatz, um einen<br />

Dialog zwischen den Religionen zu eröffnen. Der Blick für Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

wird geschärft, was dazu beitragen kann, die eigenen Überzeugungen differenzierter<br />

und deutlicher formulieren zu können.<br />

Die vorliegende Dokumentation kann als Einstieg in diesen Themenbereich dienen oder zur<br />

thematischen Ergänzung eingesetzt werden. Es bietet sich beispielsweise an: Kenntnisse zum<br />

<strong>Judentum</strong> zu aktualisieren; zu besprechen, wo gemeinsame Wurzeln von jüdischem und<br />

christlichem Glauben deutlich werden; die Bedeutung der <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong> für jüdische Jugendliche<br />

nachzuvollziehen und mit den Feiern für christliche Jugendliche zu vergleichen.<br />

Da der Film bei der konkreten Lebenswelt und den Erfahrungen der Jugendlichen ansetzt,<br />

bietet sich zunächst eine sehr offene und emotionale Diskussion an. In der Fachliteratur ist im<br />

Zusammenhang mit dem Thema Filmdidaktik der Begriff "Pädagogik der Unschärfe" geprägt<br />

worden. Die Theorie besagt, je offener das nach dem Film stattfindende Gespräch ist, <strong>des</strong>to<br />

größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sachgespräch und Lebensweltkontext wechselseitig<br />

aufgegriffen und integriert werden können. Dazu könnten Fragestellungen <strong>des</strong> Lehrers in folgenden<br />

Bereichen animieren:<br />

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1. Fragen zum religiösen Leben (Gebäude, Heiligtümer, Riten, Alltag, usw.)<br />

Was bedeutet die <strong>Bar</strong> <strong>Mitzwah</strong> für jüdische Jugendliche? Welche christlichen Rituale und<br />

Feste sind vergleichbar?<br />

Was verändert sich mit diesen Feiern für das Lebensgefühl der Jugendlichen?<br />

Welche Gefühle lösen die im Film gezeigten religiösen Handlungen und Riten aus, z.B. an der<br />

Klagemauer in Jerusalem, das Binden der Tefillin, der Umgang mit der Tora? Welche vergleichbaren<br />

Heiligtümer und Riten kennt der christliche Glaube?<br />

Welchen Stellenwert haben koschere Speisen im Alltag der Juden? Welchen Sinn könnten sie<br />

in der frühen Geschichte <strong>des</strong> Volkes gehabt haben? Gibt es bei uns Ernährungsvorschriften<br />

oder Regeln, denen eine vergleichbare Bedeutung zuzuschreiben ist?<br />

Woran erkennt man orthodoxe Juden? Gibt es in unserer Religionsgemeinschaft Kleiderordnungen<br />

oder vergleichbare Traditionen?<br />

Welche Bedeutung hat Jerusalem für die Juden. Was wird im Film über Jerusalem und seine<br />

besondere Stellung gesagt. Welche Konflikte in Hinblick auf die heutige Situation Israels<br />

können sich daraus ergeben?<br />

Welche Bedeutung hat der Staat Israel für die Juden. Was weißt du über die Situation <strong>des</strong><br />

jüdischen Volkes im Lauf der Geschichte. Was weißt du über die Judenverfolgung während<br />

<strong>des</strong> Nationalsozialismus? Meinst du, dass es heute noch Spannungen zwischen Juden und<br />

Nichtjuden gibt? Was könnte dazu beitragen, ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln?<br />

Hast du Lust, einmal nach Israel zu fahren und was würde dich dort erwarten?<br />

2. Fragen zur <strong>Glaubens</strong>welt der einzelnen Religionen (Gottesvorstellung, Weltbild,<br />

Menschenbild, Jenseitsvorstellungen, usw.)<br />

Warum verstehen die Juden sich als "das auserwählte Volk"? Inwieweit geht diese<br />

Auffassung konform mit dem Christentum?<br />

Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Hinblick auf zentrale Vorstellungen von Gott<br />

und der Welt können im Vergleich der Religionen aus dem Film erschlossen werden?<br />

3. Mit Hilfe <strong>des</strong> Filmes lassen sich auch generelle Fragen zum Thema Religion, Tradition<br />

und religiöse Rituale behandeln, z.B.:<br />

Wie ist das <strong>Judentum</strong> entstanden? Was hat es von den anderen Religionen zur Zeit seiner<br />

Entstehung unterschieden? Welchen Platz hat das <strong>Judentum</strong> heute in der Vielfalt der Religionen?<br />

Welchen Stellenwert haben Riten und Traditionen für eine Religion? Hat das <strong>Judentum</strong> hier<br />

Besonderheiten, die dir auffallen? Wie schätzt du das Verhältnis zwischen Orthodoxen und<br />

Reformern im <strong>Judentum</strong> ein? Was wollen die Reformer ändern? Gibt es ähnliche Gruppenbildungen<br />

in der christlichen Kirche?<br />

Literatur<br />

Küng, H. 1999. Spurensuche. Die Weltreligionen auf dem Weg. München: Piper.<br />

Metz, W. (Hrsg.). 1996. Handbuch Weltreligionen (4. Aufl.). Wuppertal: R. Brockhaus.<br />

Gamm, H.-J. 1990. Das <strong>Judentum</strong>. Eine Einführung. Frankfurt/ New York.<br />

Hannover, J. 1986. Gelebter Glaube. Die Feste <strong>des</strong> jüdischen Jahres. Gütersloh.<br />

Kolatch, A. J. 1997. Jüdische Welt verstehen (2. Aufl.). Wiesbaden: Fourier.<br />

Lau, I. M. 1990. Wie Juden leben. Glaube, Alltag, Feste (2. Aufl.). Gütersloh: Gerd Mohn.<br />

Maier, J. 1988. Das <strong>Judentum</strong>. München.<br />

Schoeps, J. H. (Hrsg.). 1992. Neues Lexikon <strong>des</strong> <strong>Judentum</strong>s. Gütersloh: Bertelsmann Lexikon<br />

Verlag.<br />

Thieberger, F. (Hrsg.). 1997. Jüdisches Fest. Jüdischer Brauch. Frankfurt am Main: Jüdischer<br />

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Verlag.<br />

Vries, S. Ph. de. 1981. Jüdische Riten und Symbole. Wiesbaden.<br />

Unterrichtsmaterialien<br />

Lähnemann, J. 1986. Weltreligionen im Unterricht: eine theologische Didaktik für Schule,<br />

Hochschule und Gemeinde. 2 Bände. Göttingen.<br />

Tworuschka, U. & Zilleßen, D. (Hrsg.). 1977. Thema Weltreligionen: ein Diskussions- und<br />

Arbeitsbuch für Religionspädagogen und Religionswissenschaftler. Frankfurt am Main:<br />

Diesterweg.<br />

Herausgabe<br />

<strong>FWU</strong> Institut für Film und Bild, 2000<br />

Produktion<br />

North South Productions for Channel 4<br />

Schools Television,1996<br />

Buch<br />

Peter Cox<br />

Regie<br />

Rossana Horsley<br />

Kamera<br />

Jossi Greenberg<br />

Begleitkarte<br />

Christin Meyer, Oberried<br />

Pädagogische Referentin im <strong>FWU</strong><br />

Petra Müller<br />

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