07.11.2014 Aufrufe

hgk Z intern interviews mit giaco schiesser und frédéric dedelley auf ...

hgk Z intern interviews mit giaco schiesser und frédéric dedelley auf ...

hgk Z intern interviews mit giaco schiesser und frédéric dedelley auf ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24 <strong>hgk</strong>z<strong>intern</strong>3/07<br />

Frühmenschen beweist ihre grosse Geschicklichkeit <strong>und</strong><br />

gute Kenntnis des Verhaltens der verschiedenen Beutetiere.<br />

In jeder Siedlungsphase setzte sich der Speisezettel unterschiedlich<br />

zusammen. Bevorzugt waren Gazellen, Dromedare,<br />

Wildesel oder Pferde, seltener wurden Antilopen,<br />

Auerochsen <strong>und</strong> Nashörner gejagt – oder eben auch das Riesenkamel.<br />

Menschliche Zähne <strong>und</strong> Knochenreste scheinen<br />

die südlichste Neandertalerzivilisation zu belegen. Haben<br />

die Neandertaler das Riesenkamel gejagt? Falls ja, welche<br />

Bedeutung kommt der Kameljagd in dieser Neandertalerpopulation<br />

zu? Lassen sich Aussagen zu den Jagdstrategien<br />

der Neandertaler machen? Diesen teilweise hochspekulativen<br />

Fragen geht die Vertiefung Scientific Visualization in<br />

einem neuen Kooperationsprojekt nach.<br />

Wiederbelebungsversuche<br />

Die kontextualisierte szenische Wiedergabe einer Neandertalerjagd<br />

ist ein attraktives Beispiel für die Anwendung<br />

der populärwissenschaftlichen Darstellung. Das Lebensbild<br />

des Riesenkamels sowie rekonstruierte Neandertalerszenen<br />

werden fokussiert, welche in einer populärwissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift ein interessiertes Laienpublikum<br />

anzusprechen vermögen (z.B. „GEO“). Anders als bei der<br />

Verwendung der Illustration im engen wissenschaftlichen<br />

Umfeld steht die populärwissenschaftliche Darstellung<br />

nicht zwingend im Dienste des reinen Informationstransfers,<br />

sondern hat andere prioritäre Aufgaben. Der Betrachter<br />

<strong>und</strong> die Betrachterin sollen direkt angesprochen <strong>und</strong> in<br />

das Bildgeschehen einbezogen werden. Vermag das Bild zu<br />

packen, sind sie auch bereit, die zu ver<strong>mit</strong>telnden Inhalte<br />

<strong>auf</strong>zunehmen.<br />

Kooperation <strong>mit</strong> der Wissenschaft<br />

Die qualifizierte Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />

ist essentiell für die Berufsbefähigung im Gebiet der<br />

Wissenschaftskommunikation. Deshalb sind Projektarbeit<br />

<strong>und</strong> Teamwork feste Bestandteile des Lernprogramms. Das<br />

Neandertalerprojekt lässt gr<strong>und</strong>sätzliche Fragestellungen<br />

zu Bildkonzeption <strong>und</strong> Bildentwicklung zu <strong>und</strong> bietet ein<br />

hervorragendes Trainingsfeld für die Auseinandersetzung<br />

<strong>mit</strong> den Mitteln der illusionistischen Darstellungsweisen.<br />

Gefordert <strong>und</strong> ermöglicht werden individuelle Bildentwicklungsmethoden.<br />

Insbesondere in der Zusammenführung<br />

<strong>und</strong> Wechselwirkung analoger <strong>und</strong> digitaler Arbeitsmethoden<br />

liegt ein grosses Potenzial zur Entwicklung innovativer<br />

Bildideen.<br />

Aktuelle Ausstellung zum Thema im Anthropologischen Museum<br />

der Universität Zürich Irchel:<br />

Die Sonderausstellung „151 Jahre Neandertal“ stellt die uns verwandte<br />

menschliche Spezies ins Zentrum <strong>und</strong> entlarvt das <strong>auf</strong> einem wissenschaftlichen<br />

Irrtum beruhende Bild vom Keulen schwingenden, buckligen Wilden<br />

als „Palaeopoesie“. Gezeigt werden unter anderem auch szenische Rekonstruktionsgemälde<br />

einer ehemaligen Studentin des Studienbereichs Wissenschaftliche<br />

Illustration. Die Ausstellung dauert noch bis 10. Dezember 2007.<br />

Projektverantwortliche: Niklaus Heeb, Leitung, <strong>und</strong> Fabienne Boldt, Dozierende<br />

Scientific Visualization.<br />

Kooperationspartner: Anthroplogisches Institut <strong>und</strong> Museum der Universität<br />

Zürich Irchel, Prof. Peter Schmid.<br />

* Niklaus Heeb leitet die Vertiefung Scientific Visualization (niklaus.heeb@<br />

<strong>hgk</strong>z.net).<br />

museum<br />

einschränkungen<br />

empfinde ich als<br />

inspirierend<br />

Frédéric Dedelley ist verantwortlich für die<br />

Architektur der Ausstellungen „On Time“<br />

<strong>und</strong> „Nature Design“ im Museum für Gestaltung<br />

Zürich. Der Zürcher Designer erklärt im<br />

Gespräch <strong>mit</strong> Miriam Ruesch*, wie die Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> dem Kurator einer Ausstellung<br />

funktioniert <strong>und</strong> wo er Ideen für seine Projekte<br />

findet.<br />

Sie sind Industriedesigner. Wo sehen Sie Schnittstellen zur<br />

Ausstellungsarchitektur, wo unterscheidet sich diese Disziplin<br />

von Ihrem angestammten Berufsfeld?<br />

Sowohl im Produktdesign als auch bei der Ausstellungsarchitektur<br />

geht es darum, Objekte zu entwerfen. Die Objekte<br />

in der Ausstellung haben die Funktion, die Exponate zur<br />

Geltung zu bringen. Sie sind allerdings provisorisch <strong>und</strong><br />

temporär. Bei beiden Berufszweigen muss ich mich <strong>mit</strong><br />

einem Inhalt, <strong>mit</strong> Funktionen <strong>und</strong> <strong>mit</strong> Form auseinandersetzen.<br />

Die wichtigste Schnittstelle sehe ich in der Arbeitsmethode:<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Projektinhalt<br />

werden Ideen generiert, die sich <strong>mit</strong> den spezifischen<br />

Mitteln der jeweiligen Disziplin entwickeln <strong>und</strong><br />

umsetzen lassen. Bei der Ausstellungsarchitektur können<br />

aber im Gegensatz zum Industriedesign keine Prototypen<br />

gebaut <strong>und</strong> optimiert werden; die Ausstellungsarchitektur<br />

ist immer ein Prototyp, der von Anfang an stimmen <strong>und</strong><br />

funktionieren muss ... Der grösste Unterschied zwischen<br />

den beiden Disziplinen zeigt sich in Bezug <strong>auf</strong> den Raum als<br />

Gestaltungsparameter: Durch die Ausstellungsarchitektur<br />

wird eine Raumdramaturgie geschaffen, welche die Aussagen<br />

der Exponate <strong>und</strong> der Ausstellung unterstützt. Hinzu<br />

kommen szenografische Mittel wie das Licht, die man als<br />

Industriedesigner weniger berücksichtigt.<br />

Sie haben engen Kontakt zum Kurator oder zur Kuratorin<br />

einer Ausstellung. Welche Vorgaben erhalten Sie für Ihre<br />

Arbeit <strong>und</strong> wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?<br />

Vom Kurator oder von der Kuratorin erhalte ich zuerst ein<br />

Konzept, mehrere Statements sowie eine Liste der Exponate.<br />

Der weitere Prozess ist ein Zusammenspiel: Ich interpretiere<br />

diese Vorgaben <strong>und</strong> erstelle einen ersten Vorschlag,<br />

der Inhalt <strong>und</strong> Raum einer Ausstellung gleichermassen<br />

einschliesst. Auf dieses Konzept reagiert der Kurator beziehungsweise<br />

die Kuratorin <strong>und</strong> verändert zum Beispiel die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!