FÜR NICHTS!? - deviantart

Harbinger
Sie hätten das Kind niemals mitnehmen dürfen. Professor Block,
seines Zeichens bolianischer Historiker, Dienststelle Vulkan, wusste
ganz genau, dass sie das Mädchen hätten Zuhause lassen sollen. Ein
Kind in einer uralten Tempelruine – das konnte doch nur Probleme
heraufbeschwören! Er hatte dies die ganze Zeit über gepredigt, hatte die
Leiter der hiesigen Expedition geradezu angefleht. Doch die beiden
Sternenflottenoffiziere waren Stur bei ihrem Vorhaben geblieben, ihre
Tochter bei diesem Ausflug mitzunehmen. Es sei ihr sechster Geburtstag
und sie hätte es sich so sehr gewünscht, ihre Eltern wenigstens einmal
bei der Arbeit zu begleiten, hatten sie gesagt. Und offenbar wog der
Wunsch einer sechsjährigen schwerer als jegliche Vernunft – und ganz
speziell schwerer, als die akademische Meinung eines
expeditionserfahrenen Wissenschaftlers. Vor allem der Vater hatte sich
in diesem Punkt als erschreckend verbohrt und uneinsichtig erwiesen,
und hatte versucht, Block mit so hohlen Sprüchen der Sorte „Machen Sie
sich keine Gedanken“, oder „Wird schon schief gehen.“, zu beruhigen.
Was natürlich nicht geklappt hatte.
Nun, im Innern des steinernen Tempels von Vishnu, zuckte Block
unweigerlich zusammen, als er von seinem piependen Tricorder
aufblickte und bemerkte, wie das kleine Mädchen den Arm zu einer
Höhlenmalerei an der Wand ausstreckte.
„Nicht anfassen!“, kreischte er.
Das Mädchen fuhr zusammen. Engelsgleich, mit einem blonden
Haarschopf und einer mindestens genauso unbändigen Persönlichkeit
wie seine furchtbaren Eltern, hob sie sofort die Hände, als würde sie sich
ergeben wollen, biss sich auf die Unterlippe, und sah den Professor aus
großen, unschuldigen Augen an.
Block seufzte und seine massige Gestalt sackte ein. Das Mädchen
hatte ihm einen fürchterlichen Schrecken eingejagt. Er zog zitternd ein
fleckiges Seidentuch aus seiner Hosentasche und tupfte den perlenden