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FÜR NICHTS!? - deviantart

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die Zeit zu bestimmen, aber Shan schätzte, dass sie schon mindestens<br />

einen halben Tag durch das Höhlensystem wanderte. Die Intensität des<br />

Lichts schwankte stark. Ein paar Mal bewegte sie sich durch fast<br />

vollkommene Finsternis, aber mehrmals wurde das Eis über ihrem Kopf<br />

auch so dünn, dass sie die Sonne wie einen blassgelben Fleck mit<br />

verwaschenen Rändern darüber erkennen konnte. Zwei oder dreimal<br />

verließ sie das Eislabyrinth auch ganz, ehe sie wieder in einen Tunnel<br />

oder eine Höhle eindrang.<br />

Die märchenhafte Schönheit dieser verborgenen unterirdischen Welt<br />

täuschte auf den ersten blick darüber hinweg, wie schwer das<br />

Vorwärtskommen in ihr manchmal war. Ganze Strecken musste sie<br />

kletternd oder kriechend zurücklegen. Aber es machte Shan nichts mehr<br />

aus. Gar nichts mehr. Sie war durstig und alles tat ihr weh, ihr war sogar<br />

schlecht, aber auch das ignorierte sie. Da war nur noch diese eiserne<br />

Entschlossenheit, die sie voran trieb. Den Willen, nach allem, was sie<br />

durchgemacht hatte, jetzt nicht mehr aufzugeben. Ihr Rucksack mit dem<br />

Urgon baumelte von einer Seite zur anderen. Sie hatte vor einer Weile<br />

ihr Aufnahmegerät hervorgeholt. Der Gedanke lag nahe, einen<br />

Abschiedsbrief zu sprechen, für den Fall, dass sie es nicht schaffen<br />

würde. So etwas wie „Hi, Dad, hi Mom, es tut mir leid.“ Aber das kam<br />

für sie überhaupt nicht in Frage. Es kam einer Kapitulation gleich.<br />

Stattdessen hatte sie Sachen aufgezählt, für die es sich zu leben lohnte.<br />

Die sie sehen wollte. Die sie Essen wollte. Und die Standpauke, die sie<br />

hören wollte. Und dann hatte sie angefangen den Urgon zu beschreiben,<br />

die Höhle, in der sie ihn gefunden hatte, und einige zusätzliche<br />

Gedanken, was er wohl langfristig für die Forschung bedeutete, und wie<br />

man ihn und seinen Fundort als Ausgangsbasis für zukünftige<br />

Expeditionen auf der Suche nach Shangri-La nutzen konnte.<br />

Sie marschierte eine weitere gute Stunde, dann war sie draußen. Die<br />

Kälte der Nacht klatschte ihr so unvermittelt entgegen, dass sie einen<br />

Moment lang schwankte. In der Höhle war es kühl, aber wenigstens<br />

nicht so eisig gewesen, ganz im Gegensatz zu draußen. Sofort begann<br />

Shans Körper wieder zu schmerzen und Taub zu werden. Hier draußen<br />

erwartete sie wieder Schneegestöber.<br />

Inzwischen war es Nacht und alles dunkel. Sie entfernte sich noch<br />

einige Schritte von der Höhle und erkletterte zunächst einen kleinen

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