FÜR NICHTS!? - deviantart

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03.11.2012 Aufrufe

Anschließend zog sie die Flasche aus dem Rucksack und schraubte den Deckel auf. Sie roch am Inhalt: Alt und breckig. Aber vermutlich Wasser. Und wenn es sich um Gift handelte, war es ihr auch egal, dann hatte sie es wenigstens bald hinter sich. Sie schloss erneut die Augen und trank alles aus, mitsamt den Brocken, von denen sie gar nicht wissen wollte, worum es sich bei ihnen handelte. Shan schüttelte sich vor Ekel, bemüht, bloß keinen Gedanken daran zu verschwenden, was sie da gerade getan hatte, aus Angst, sich dann erst recht übergeben zu müssen. Also setzte sie schnell die Unersuchung des Rucksacks fort, um sich abzulenken. Sonst war aber nichts nützliches drin. Nur noch Staub, mehr Maden und- Shan runzelte die Stirn. Da drin funkelte etwas. Ein Gegenstand. Im milden Licht der Höhle konnte Shan nicht richtig erkennen, was es war: nur irgendein rubingrünes, mit wertvollen Edelsteinen besetztes Ding. Selbst in dessen jetzigem, verschmutztem Zustand blitzten die Edelsteine im Licht der Höhle und ließen Shan nicht mehr los. Sie griff fasziniert hinein, bekam das Ding zu fassen und hob es mit tiefer Ehrfurcht aus dem Rucksack hinaus. Es raubte ihr den Atem, machte ihr bisheriges Leiden vergessen, und erzeugte eine Hochstimmung, die sie kaum zu fassen vermochte. Der Urgon von Shangri-La! Das bedeutete, dass es die Stadt wirklich gab! Oder zumindest gegeben hatte. Alten Legenden zufolge hatten die Shangrilaner wertvolle Schätze vergraben, bevor ihre Stadt von einem Blizzard erwischt worden war. Shan hatte von Sturak darüber gehört, er war Wissenschaftler. Er lehrte an der Sternenflottenakademie. Er wusste alles über diese alten Geschichten und auch noch eine Menge anderer Dinge. Shan hatte ihm oft stundenlang gelauscht und war neugierig geworden. Man hatte angenommen, dass die Stadt vielleicht gar nicht existierte, denn die einzigen Geschichten, die man über sie hörte, stammten von zwielichtigen Frachterkommandanten, denen kaum jemand glaubte. Doch nun hielt Shan den Beweis in der Hand. Der Urgon So wunderschön, im Licht der Höhle goldglitzernd – Der Urgon. Der Urgon der Shangrilaner. Was Shan empfand, war die Erregung einer überwältigenden Entdeckung. Und sie gehörte nicht dem Toten. Er war

kein Shangrilaner. Es war ein Schatzjäger! Er musste die Stadt gefunden und den Urgon mitgenommen haben, aber er hatte es nicht zurückgeschafft. Die Jagd nach dem Urgon war ihm zum Verhängnis geworden. Seltsam, dachte Shan. Fünfzehn Zentimeter hoch, Tausende von Jahren alt, ein Klumpen Gold mit einem Gesicht, das man kaum schön nennen konnte – seltsam, dass Menschen dafür unfassbare Risiken auf sich nahmen und ihr Leben riskierten. Sogar dafür töteten. Und trotzdem hielt sie das Bildwerk in seinem Bann. Jetzt hatte sie den Urgon gefunden. Das Relikt einer längst vergessenen Zeit, das einzige Überbleibsel der alten Shangrilaner und der erste Hinweis, dass es sie wirklich gegeben hatte. Sie hielt den Urgon in ihren Händen, starrte ihn an. Und sie schien fast zu riechen, oder zu spüren, wie das einst war, als Shangri-La noch existierte. Es war derart hypnotisierend, dass sie das Knurren der sich nähernden, fleischgewordenen Gefahr zunächst gar nicht bemerkte. Doch dann sah sie es! Das Wesen stand im Eingang der Höhle und knurrte sie an. Es war groß, fast drei Meter von der Nasen- bis zur Schwanzspitze. Es war von dem Krach, den Shan angerichtet hatte, angezogen worden. Und es hatte zweifellos Hunger! Das gesamte Tier war mit dichtem, zotteligem Pelz bedeckt. Es bewegte sich auf allen Vieren, mit gewaltigen Krallen. In den Augen glühte Gier, darüber ragte ein einzelnes, dünnes Horn nach vorn. Es öffnete den Rachen, und die Kiefer knirschten. „Scheiße!“ Shans Gedanken schlugen Purzelbäume – und ihr Herz gleich mit. Sie stand praktisch mit dem Rücken zur Wand, suchte verzweifelt einen Ausweg. Das Tier knurrte bedrohlich. Ein Phaser hätte das Problem in kürzester Zeit erledigt. Auch ein Messer hätte sich als nützlich erwiesen. Aber gegenwärtig verfügte Shan nur über ihre aufgerissenen Hände. Und die Entschlossenheit, ihr Leben nicht im Bauch einer Kreatur auf einem ungastlichen Planeten zu beenden. Nicht jetzt. Nicht, wo sie den Urgon gefunden hatte. Sie würde es zurückbringen! Sie musste kämpfen. Sie musste leben. Das Monster knurrte. Shan knurrte zurück. Zwar bei weitem nicht so lautstark wie die

kein Shangrilaner. Es war ein Schatzjäger! Er musste die Stadt gefunden<br />

und den Urgon mitgenommen haben, aber er hatte es nicht<br />

zurückgeschafft. Die Jagd nach dem Urgon war ihm zum Verhängnis<br />

geworden.<br />

Seltsam, dachte Shan. Fünfzehn Zentimeter hoch, Tausende von<br />

Jahren alt, ein Klumpen Gold mit einem Gesicht, das man kaum schön<br />

nennen konnte – seltsam, dass Menschen dafür unfassbare Risiken auf<br />

sich nahmen und ihr Leben riskierten. Sogar dafür töteten. Und trotzdem<br />

hielt sie das Bildwerk in seinem Bann. Jetzt hatte sie den Urgon<br />

gefunden. Das Relikt einer längst vergessenen Zeit, das einzige<br />

Überbleibsel der alten Shangrilaner und der erste Hinweis, dass es sie<br />

wirklich gegeben hatte. Sie hielt den Urgon in ihren Händen, starrte ihn<br />

an. Und sie schien fast zu riechen, oder zu spüren, wie das einst war, als<br />

Shangri-La noch existierte. Es war derart hypnotisierend, dass sie das<br />

Knurren der sich nähernden, fleischgewordenen Gefahr zunächst gar<br />

nicht bemerkte.<br />

Doch dann sah sie es!<br />

Das Wesen stand im Eingang der Höhle und knurrte sie an. Es war<br />

groß, fast drei Meter von der Nasen- bis zur Schwanzspitze. Es war von<br />

dem Krach, den Shan angerichtet hatte, angezogen worden. Und es hatte<br />

zweifellos Hunger! Das gesamte Tier war mit dichtem, zotteligem Pelz<br />

bedeckt. Es bewegte sich auf allen Vieren, mit gewaltigen Krallen. In<br />

den Augen glühte Gier, darüber ragte ein einzelnes, dünnes Horn nach<br />

vorn. Es öffnete den Rachen, und die Kiefer knirschten.<br />

„Scheiße!“<br />

Shans Gedanken schlugen Purzelbäume – und ihr Herz gleich mit. Sie<br />

stand praktisch mit dem Rücken zur Wand, suchte verzweifelt einen<br />

Ausweg.<br />

Das Tier knurrte bedrohlich.<br />

Ein Phaser hätte das Problem in kürzester Zeit erledigt. Auch ein<br />

Messer hätte sich als nützlich erwiesen. Aber gegenwärtig verfügte Shan<br />

nur über ihre aufgerissenen Hände. Und die Entschlossenheit, ihr Leben<br />

nicht im Bauch einer Kreatur auf einem ungastlichen Planeten zu<br />

beenden. Nicht jetzt. Nicht, wo sie den Urgon gefunden hatte. Sie würde<br />

es zurückbringen! Sie musste kämpfen. Sie musste leben. Das Monster<br />

knurrte. Shan knurrte zurück. Zwar bei weitem nicht so lautstark wie die

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