FÜR NICHTS!? - deviantart

Shan machte ein wütendes Gesicht. Zumindest stellte sie sich das vor,
denn in Wahrheit hatte sie sich schon vor Äonen von Jahren des
Wanderns mit ihrem Gesicht verkracht, da sie auch diesen Teil ihres
Körpers nicht mehr spürte. Wenigstens, so dachte sie, konnte es kaum
schlimmer werden.
In dem Moment wurde es schlimmer. Der Schneesturm, der sie von
hinten überfiel, traf Shan völlig unvorbereitet. Eine eisige dunkle Wand,
von Blitzen durchzuckt und von einem grauenvollen Sturm vorwärts
gepeitscht, prallte gegen sie. Auf einen Schlag sah sie so gut wie gar
nichts mehr. Der soeben noch graue Himmel war plötzlich mit
pechschwarzen Wolken bedeckt und dann verschwand er völlig. Die
Temperatur fiel schlagartig um mehrere gefühlte tausend Grad und
Eisstücke prügelten ihr ins Gesicht.
Und Shan musste kichern. Ein krächzendes Geräusch, das vom
heftigen Wind sofort weggefegt wurde. Sie kicherte, weil ihr nun klar
war, dass sie hier sterben würde.
Eishölle - Dritter Tag
Shan kicherte nicht mehr. Dazu war sie auch gar nicht mehr in der
Lage. Schon der schiere Versuch hätte keinen Sinn gehabt. Ihre
Gesichtsmuskulatur war derart Steif und unbeweglich, dass allein der
Gedanke zu kichern, völlig absurd war.
Während sie weitermarschierte, wirbelte Schnee um, und in ihrem
Kopf herum, der Sturm heulte noch immer und hatte kein bisschen
nachgelassen. Er hatte sich sogar zu einem waschechten Blizzard
gewandelt. Ständig zuckten Blitze, überall Schneegestöber. Shan war
fast völlig blind, hatte keine Ahnung wohin sie ging und ihre Gelenke
bewegten sich so träge und plump, wie die eines altertümlichen
Kampfroboters.
Sie hatte irgendwann fürchterlich zu zittern begonnen, zunächst in
kurzen Schüben und dann fast ununterbrochen, als hätte sie einen
Schüttelkrampf. Nun war ihr Körper ein einziges, wandelndes Zittern.
Sie hatte viel über das Thema Eis gelesen und wusste, was das bedeutete.