FÜR NICHTS!? - deviantart

FÜR NICHTS!? - deviantart FÜR NICHTS!? - deviantart

fc06.deviantart.net
von fc06.deviantart.net Mehr von diesem Publisher
03.11.2012 Aufrufe

gegen die tödliche Wärme anzukämpfen, die in ihrem Innern zunahm, so verlockend und einlullend, dass sie keine Kraft mehr besaß, es zurückzudrängen. Sie spürte, dass es der Tod war. Der Moment ihres Wiederstandes ging schnell vorbei. Es war in Ordnung. Sie wollte jetzt zur Wärme. Dann spürte sie noch einmal dieses Raue auf ihrer Wange. Es zerrte sie zurück in die Realität, wo sie ganz und gar nicht hinwollte. Die grauen Schleier begann die Schwärze vor ihrem Blick aufzulösen. Shan hustete. Etwas tropfte ihr auf den Hals. Sie roch etwas komisches. Süßlich. Sie hörte tiefes Schnauben. Dann spürte sie wieder das raue Scheuern, es begann an ihrem Hals und wanderte die Wange hoch. Irgendwie fand Shan die Kraft den Kopf zu heben und die Augen zu öffnen. Sie wäre nicht erstaunt gewesen, hätte sie in das Gesicht eines Skeletts im schwarzen Umhang geblickt, das über ihr stand und sich auf seine Sense stützte. Stattdessen starrte sie in das Gesicht eines Pferdes. Das große, runde Auge des Tieres starrte mit sanftem Liedschlag auf sie herab. Es leckte ihre Wange ab und die Berührung fühlte sich beinahe angenehm an. Shan lächelte. Die grauen Schleier vor ihrem Blick lichteten sich weiter und- Es war kein Pferd. Shan sprang auf. „Bei den Sternen!“ Ihre plötzliche Bewegung ängstigte das merkwürdige Tier. Es schnaubte erschrocken und trottete sich langsam von ihr weg. Shan bereute ihre Bewegung sofort, als sich die gesamte Welt um sie zu drehen begann. Sie ächzte und versuchte sich aufzurichten, was gar nicht so einfach war, da sie sich kaum bewegen konnte. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an und das einzige, was sie spürte – wenn sie etwas spürte -, waren Schmerzen. Ihr rechter Arm schmerzte jetzt unerträglich und ihr Gesicht fühlte sich an, als hätte jemand versucht, ihr die Haut in Streifen herunterzuziehen. Noch schlimmer waren die Hände, die scheinbar in Flammen standen. Und ihre Beine zitterten. In ihren Ohren dröhnte der Wind und sie hatte rasende Kopfschmerzen. Aber ihr Sehvermögen kehrte langsam wieder komplett zurück und Shan sah sich nach dem Tier um, dass sie geweckt und vermutlich vor dem sicheren Erfrierungstod bewahrt hatte. Es trottete ein Stückchen die Gletscherspäte entlang und drehte sich dann noch einmal zu ihr um, um Shan vorwurfsvoll anzusehen. Aber jetzt

konnte sie es richtig sehen: ein kleiner Kopf, dicker Hals, schwerfälliger Körper, der mit zotteligem, weißem Fell bedeckt war. Es hatte nur ein Auge, zwei Fangzähne neben dem breiten Maul und große Ohren mit denen es regelmäßig flatterte. Shan blinzelte. Verwirrt und benommen suchte sie in ihrem Gedächtnis nach dem Namen des Tiers, aber sie kannte keinen. Sie kannte das ganze Tier nicht. Und obwohl es geradezu lachhaft abscheulich aussah, übte es auf groteske Art und Weise eine gewisse Faszination auf Shan aus. Vielleicht war sie die erste, die so ein Wesen je zu Gesicht bekommen hatte. Der Gedanke gefiel ihr. Shan sah an ihrer Jacke hinunter und bemerkte den schaumigen Speichel, der ihr vom Hals herunterlief. Das Tier hatte sie besabbert. Sie berührte den Speichel mit den Fingern - Shan empfand bei solchen Dingen keinen Ekel. Fühlte sich warm an. Sie starrte wieder das Tier an. Es bewegte sich gemächlich und vermittelte einen sanftmütigen, reichlich dummen Eindruck. Ist wahrscheinlich auch dumm, dachte Shan. Einige Meter von ihr entfernt blieb das Tier stehen, drehte sich zu ihr um und musterte ihre neue, jetzt aufrechte Erscheinung. Als Shan sich nicht bewegte, verlor das Tier wieder das Interesse und trottete weiter. Sie sah dem Wesen ein paar Sekunden nach und dann verschaffte sie sich einen Überblick über die Umgebung, um zu einer Einschätzung ihrer Situation zu gelangen. Dazu drehte sich Shan einmal um die eigene Achse und versuchte ihre wachsende Verzweiflung zu verbergen. Um sie herum ragte das extrem verbogene Gebirge der Eishölle in die Höhe und sie sah auf den ersten Blick, dass die Wetterverhältnisse dort noch ein wenig schlechter waren als im Bereich der Ebene in der sie abgestürzt war. Hier wie dort herrschten extrem niedrige Temperaturen. Der Schnee schmolz so gut wie nie, bildete immer dickere Schichten unter denen sich tückische Felsspalten verbargen. Trostlos, dachte Shan. Hier lebt höchstens Santas böser Bruder. In der Ebene zwischen dem Gebirge, wo sie sich befand, erstreckte sich die zerklüftete Eiswüste nach allen Seiten, so weit, dass sie in der Ferne in die grauen, dunklen Berge überzugehen schienen. Nichts als Weiß, endlos, ewig, schrecklich. Weiß und mörderisch kalt. Zum Glück hatte der Sturm aufgehört und es schneite im Moment auch nicht. Aber immer

gegen die tödliche Wärme anzukämpfen, die in ihrem Innern zunahm, so<br />

verlockend und einlullend, dass sie keine Kraft mehr besaß, es<br />

zurückzudrängen. Sie spürte, dass es der Tod war. Der Moment ihres<br />

Wiederstandes ging schnell vorbei. Es war in Ordnung. Sie wollte jetzt<br />

zur Wärme. Dann spürte sie noch einmal dieses Raue auf ihrer Wange.<br />

Es zerrte sie zurück in die Realität, wo sie ganz und gar nicht hinwollte.<br />

Die grauen Schleier begann die Schwärze vor ihrem Blick aufzulösen.<br />

Shan hustete. Etwas tropfte ihr auf den Hals. Sie roch etwas komisches.<br />

Süßlich. Sie hörte tiefes Schnauben. Dann spürte sie wieder das raue<br />

Scheuern, es begann an ihrem Hals und wanderte die Wange hoch.<br />

Irgendwie fand Shan die Kraft den Kopf zu heben und die Augen zu<br />

öffnen. Sie wäre nicht erstaunt gewesen, hätte sie in das Gesicht eines<br />

Skeletts im schwarzen Umhang geblickt, das über ihr stand und sich auf<br />

seine Sense stützte. Stattdessen starrte sie in das Gesicht eines Pferdes.<br />

Das große, runde Auge des Tieres starrte mit sanftem Liedschlag auf sie<br />

herab. Es leckte ihre Wange ab und die Berührung fühlte sich beinahe<br />

angenehm an. Shan lächelte. Die grauen Schleier vor ihrem Blick<br />

lichteten sich weiter und-<br />

Es war kein Pferd.<br />

Shan sprang auf. „Bei den Sternen!“<br />

Ihre plötzliche Bewegung ängstigte das merkwürdige Tier. Es<br />

schnaubte erschrocken und trottete sich langsam von ihr weg. Shan<br />

bereute ihre Bewegung sofort, als sich die gesamte Welt um sie zu<br />

drehen begann. Sie ächzte und versuchte sich aufzurichten, was gar nicht<br />

so einfach war, da sie sich kaum bewegen konnte. Ihr ganzer Körper<br />

fühlte sich taub an und das einzige, was sie spürte – wenn sie etwas<br />

spürte -, waren Schmerzen. Ihr rechter Arm schmerzte jetzt unerträglich<br />

und ihr Gesicht fühlte sich an, als hätte jemand versucht, ihr die Haut in<br />

Streifen herunterzuziehen. Noch schlimmer waren die Hände, die<br />

scheinbar in Flammen standen.<br />

Und ihre Beine zitterten. In ihren Ohren dröhnte der Wind und sie<br />

hatte rasende Kopfschmerzen. Aber ihr Sehvermögen kehrte langsam<br />

wieder komplett zurück und Shan sah sich nach dem Tier um, dass sie<br />

geweckt und vermutlich vor dem sicheren Erfrierungstod bewahrt hatte.<br />

Es trottete ein Stückchen die Gletscherspäte entlang und drehte sich dann<br />

noch einmal zu ihr um, um Shan vorwurfsvoll anzusehen. Aber jetzt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!