FÜR NICHTS!? - deviantart

weiteren Scotch, dem er ihm nur 9,24 Sekunden später auf die Theke
stellte. Sortak nahm ihn mit einem ironischen hochziehen der rechten
Braue entgegen und hielt dann das Getränk feierlich in die Höhe. „Ah,
Scotch.“, sagte er laut, aber an niemand speziellen gewandt. „Das
offizielle Getränk für Leute, deren Leben total verhunzt ist.“
„Das wusste ich nicht.“, sagte der Barkeeper.
„Das war ein Scherz.“
„Das wusste ich auch nicht.“
Sortak seufzte und senkte das Glas, während der Barkeeper begann,
die anderen Gläser zu reinigen. Er warf ihm nur noch einmal einen Blick
zu, der Sortak irgendwie davon abhielt, den Scotch erneut in einem Zug
runterzuschlucken. Stattdessen nahm er nur einen kleinen Schluck und
sah durch die Fenster nach draußen. Ein paar Hundert Meter entfernt, am
Ende der Straße, befand sich die Shuttlebusstation Sausalito. Das war der
Ort, wo heute ein Schiff der Akademie landen würde, um die neuen
Kadetten aus diesem Viertel einzuladen. Ein paar Bewerber hatten sich
bereits eingefunden. Ihre Familien waren auch da, vermutlich um sie zu
verabschiedeten, ihnen Glück zu wünschen und zu sagen, wie stolz sie
auf ihre Kinder waren.
Sortak beobachtete sie aus der Distanz. Er hatte keine Familie, die ihn
verabschieden würde. Keine geliebten Personen, die gekommen waren,
um ihm Glück zu wünschen. Da war nur sein Vater, der ihm schon vor
Jahren den Rücken gekehrt hatte, was Sortak für einen kurzen Moment
mit leisem Bedauern erfüllte. Aus diesem Bedauern wurde Enttäuschung,
als Sortak sah, wie die jungen Leute lachten, fröhlich ihre Arme um die
Eltern schlangen, oder Fotos von sich machen ließen. Niemand wollte
ein Foto von Sortak machen.
Jetzt werde bloß nicht melodramatisch, schalte er sich.
Er sah wieder auf die Annahmebestätigung. Sternenflotten Akademie.
Er und die Akademie. Das konnte doch eigentlich gar nicht klappen.
Oder? Er war keiner von denen. Er verfügte weder über die nötige
Disziplin, noch über den Willen, sich jemandem unterzuordnen. Es war
eine blöde Idee gewesen, sich dort zu bewerben. Sortak wollte das Papier
gerade in seiner Hand zerknüllen, als jemand neben ihm sagte: „Wenn
man sich für eine von zwei Wegen entscheiden muss, sollte man immer
den Weg wählen, den man noch nicht kennt.“