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Bud apester <strong>Zeitung</strong><br />

13. Jahrgang / Nr. 47 Budapest, 22. - 28. November 2013 www.bzt.hu 750 Forint – D: 5,70 Euro<br />

Kommentar:<br />

Viele Ungarn kehren ihrem Heimatland<br />

den Rücken. Die Gründe sind ebenso<br />

unterschiedlich wie die gewählten<br />

Destinationen.<br />

04<br />

Kooperation:<br />

Die deutsch-ungarischen<br />

Beziehungen sind<br />

hervorragend, Kritik gibt<br />

es nur ganz am Rande.<br />

07<br />

Knotenpunkt:<br />

Noch ist der Nyugati tér<br />

grau und zerstückelt.<br />

Das soll sich bis zum<br />

kommenden Herbst ändern.<br />

12<br />

Daneben<br />

getippt!<br />

Die „Story“ schien perfekt: Eine Nacht-und-Nebel-Aktion, ein schwarzes Auto und<br />

ein zerstörtes Denkmal eines jüdischen Schriftstellers. „Bingo!“, müssen da einige<br />

Journalisten vor Freude ausgerufen haben und bastelten aus diesen drei Fakten<br />

flugs eine Meldung über eine abermalige antisemitische Straftat im ach so bösen<br />

Ungarn zusammen. Die Realität sah in diesem Fall indessen weit banaler aus.<br />

<br />

Siehe Seite 2 „Verkehrsunfall zur antisemitischen Straftat aufgeblasen“<br />

Auf dem Foto: Die bei einem Verkehrsunfall zwischen Győr und Abda beschädigte<br />

Statue des ungarischen Schriftstellers Sándor Radnóti.<br />

MTI / Csaba Krizsán<br />

War Miklós Horthy<br />

ein Satan oder<br />

Menschenretter?<br />

• Von Gábor Czakó<br />

Vor Kurzem wurde vor einer reformierten Kirche in der <strong>Budapester</strong><br />

Innenstadt eine Büste zum Gedenken an den Reichsverweser<br />

Miklós Horthy eingeweiht (3. November; Anm.). Prompt entbrannte<br />

eine Debatte: Während auf der einen Seite kritisch in Frage gestellt<br />

wurde, warum ausgerechnet in der Nähe eines reformierten<br />

Gotteshauses ein Denkmal für einen Politiker aufgestellt worden<br />

sei, wurde auf der anderen Seite die Tätigkeit Miklós Horthys als<br />

Staatsoberhaupt mit unbarmherzigen Worten bedacht.<br />

Ich habe mich niemals für den Reichsverweser begeistert. Zur Begeisterung<br />

hatte ich als Kriegswaise wenig Grund. Noch dazu habe ich<br />

seine Memoiren gelesen, aus denen für mich –gelinde gesagt – weder<br />

eine bedeutende Persönlichkeit, noch ein großer Politiker, noch ein<br />

Mensch hervorgeht, der im Laufe der Zeit weise geworden war. Zweifelsohne<br />

ist es eine Tatsache, dass er in der ungarischen und österreichisch-ungarischen<br />

Militärgeschichte der einzige Admiral war, der auf<br />

dem Meer eine Schlacht gewonnen hatte, namentlich in der Straße von<br />

Otranto (Süditalien) im Jahr 1917. Zuletzt hatte János Hunyadi zu<br />

Wasser ein Gefecht gewonnen: 1456 gelang es ihm, die übermächtige<br />

Kriegsflotte der Osmanen bei Belgrad zu besiegen, allerdings auf der<br />

Donau. Andererseits ist es auch eine Tatsache, dass nach dem Zusammenbruch<br />

der Kommunen auf jenen Territorien, die unter der Kontrolle<br />

der Truppen Horthys standen, dem Roten Terror (Räterepublik<br />

unter Béla Kun; Anm.) ein Weißer Terror gefolgt war, und wir haben<br />

keinerlei Grund dazu, den einen Terror als schlecht und den anderen<br />

als gut zu betrachten. Selbst dann nicht, wenn der rote dem weißen<br />

Terror vorangegangen war und Rachsucht entfacht hatte. Ja, er hatte<br />

sogar jenes Gesetz inspiriert, das für die Juden den Zugang zu Universitäten<br />

beschränkte.<br />

Fakt ist aber auch, dass das Land in jeglicher Hinsicht am Boden war.<br />

Nach den Verlusten im Ersten Weltkrieg folgten zunächst die Besetzung<br />

durch Rumänien und schließlich der Friedensvertrag von Trianon, der<br />

nicht nur mit der brutalen Zerstückelung des Landes einherging (Ungarn<br />

musste rund zwei Drittel seines Territoriums an seine Nachbarländer<br />

abtreten; Anm.), sondern auch mindestens eine halbe Million Menschen<br />

dazu veranlasste, ihre Wohnorte zu verlassen. Ganz zu schweigen<br />

davon, dass nach der jahrelangen Blockade durch die Kleine Entente<br />

(Tschechoslowakei, Jugoslawien, Rumänien; Anm.) durch die neuen<br />

Grenzziehungen auch noch elementare Bahnverbindungen Richtung<br />

Ausland gekappt wurden. Horthy gelang es indes, in der Person István<br />

Bethlens (zwischen 1921 und 1931 ungarischer Regierungschef; Anm.)<br />

einen Politiker zu finden, der imstande war, dem Land innerhalb von<br />

zehn Jahren wieder auf die Beine zu helfen. Der Preis dafür war unter<br />

anderem die Aufrechterhaltung des Großgrundbesitzsystems.<br />

Fortsetzung auf Seite 3<br />

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Tip of the Week Tipp der Woche – Weihnachtliches<br />

Die besinnliche Zeit steht bevor und auch in der internationalen Community<br />

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2 P o l i t i k<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Kompakt<br />

Bloßgestellt: Századvég distanziert<br />

sich von eigenem Mitarbeiter<br />

In einer Pressemitteilung vom Mittwoch betonte<br />

das regierungsnahe Politikfor schungsinstitut,<br />

dass eine jüngst veröffentlichte, kritische<br />

Studie zur pauschalen Ein kom mensteuer<br />

(16%) nicht den Standpunkt des Institutes widerspiegle,<br />

Századvég-Mitarbeiter Péter Virovácz<br />

habe diese nicht im Auftrag des Instituts<br />

verfasst. Századvég bat die Medien darum, in<br />

künftigen Veröffentlichungen zur Studie das<br />

Institut nicht namentlich zu nennen. Virovácz<br />

hatte in dem Do kument zusammen mit einem<br />

Co-Autor herausgestellt, dass die Flat Tax<br />

nicht den Gering-, sondern den Großverdienern<br />

zugute komme.<br />

Verhindert: Grundrechtsbeauftragter<br />

blockiert Prüfung für Auslandsungarn<br />

László Székely stellte das noch von<br />

Vorgänger Máté Szabó eingeleitete Verfahren<br />

ein, da er keine Kollision mit dem geltenden<br />

Grundgesetz erkenne. Dieses sieht vor, dass<br />

wahlberechtigte Ungarn, die hier gemeldet<br />

sind, zum Zeitpunkt der Wahl aber nicht in<br />

Ungarn wohnen sowie solche, die hier gemeldet<br />

waren, aber ausgewandert sind, persönlich<br />

bei einem ungarischen Konsulat oder<br />

einer Botschaft erscheinen müssen, um wählen<br />

zu können, eine Briefwahl ist für sie nicht<br />

vorgesehen.<br />

Gas-Konferenz: Ministerin Németh<br />

argumentiert für South Stream<br />

Auf einer Konferenz am Dienstag in Budapest<br />

stellte Ungarns Entwicklungsministerin<br />

Zsuzsanna Németh vor einem internationalen<br />

Publikum die Vorteile der Gazprom-Pipeline<br />

für Europa vor. Laut Németh wird diese<br />

etwa zur Bildung einer strategischen Partnerschaft<br />

mit den beteiligten Nachbarländern<br />

führen und zur Energiesicherheit der gesamten<br />

Region beitragen. Die Pipeline würde<br />

zudem die Beziehungen von süd- und osteuropäischen<br />

Ländern zu Russland weiter verbessern.<br />

Steuerskandal: Rogán will vorgehen<br />

Als Reaktion auf die jüngsten Vorwürfe des<br />

Ex-NAV-Mitarbeiters András Horváth, wonach<br />

der Staat Mittäter bei der systematischen<br />

Hinterziehung von Steuergeldern durch Konzerne<br />

sei, sagte Fidesz-Fraktionschef Antal<br />

Rogán, dass man diesen im Rahmen eines<br />

Strafverfahrens nachgehen könne. Rogán<br />

sagte allerdings nicht, ob gegen die Steuersünder,<br />

die Behörde oder den Ankläger.<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

ISSN 1419-8770<br />

Verlag: BZT Media Kft.<br />

1073 Budapest, Erzsébet krt. 43.<br />

Chefredakteur & Herausgeber: Jan Mainka<br />

Tel: 453-0752, 453-0753 Fax: 240-7583<br />

E-Mail: verlag@bzt.hu – redaktion@bzt.hu<br />

Internet: www.bzt.hu<br />

Stellv. Chefredakteurin: Elisabeth Katalin Grabow<br />

Politik: Peter Bognar<br />

Wirtschaft: Daniel Hirsch<br />

Layout: Zsuzsa Urbán<br />

Marketing & Sales: Jan Mainka<br />

Abo & Distribution: Ildikó Varga<br />

Kioskvertrieb: Hungaropress Kft.<br />

Im Auftrag der MAGPRINT KFT. gedruckt von:<br />

Magyar Közlöny Lap- és könyvkiadó Kft., Lajosmizse<br />

Verantwortlicher Leiter /Druck/:<br />

Majláth Zsolt, Generaldirektor<br />

Preis In Forint In Euro<br />

6 Monate 16.000 120<br />

1 Jahr 30.000 210<br />

Pdf-Abo /1 Jahr/ 12.000 50<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong> ist Partner der:<br />

The Budapest Times<br />

Ex-Regierungspartei SZDSZ<br />

Lib erale hinterlassen Schuldenberg<br />

Die ehemalige linksliberale Regierungspartei<br />

SZDSZ steckt bis zum<br />

Hals in Schulden. Die inzwischen<br />

sprichwörtlich in der Versenkung verschwundene<br />

Partei hat Schulden in<br />

Höhe von mehr als 1,22 Milliarden<br />

Forint aufgehäuft. Wie die regierungsnahe<br />

Tageszeitung Magyar Nemzet in<br />

dieser Woche berichtete, hat der Bund<br />

der Freien Demokraten, wie die Partei<br />

offiziell hieß, in Budapest und der<br />

ungarischen Provinz mehrere ihrer Bezirks-<br />

und Regionalbüros ohne Bezahlung<br />

von Strom- Gas- und Wasserrechnungen<br />

hinterlassen.<br />

Den größten Posten des gigantischen<br />

Schuldenbergs machen Kredite im<br />

Gesamtwert von 1,1 Milliarden Forint<br />

aus, die dem SZDSZ von der staatlichen<br />

Ungarischen Entwicklungsbank (Magyar<br />

Fejlesztési Bank) gewährt wurden, so<br />

Magyar Nemzet. Von dieser Summe hat<br />

der SZDSZ bislang noch „keinen einzigen<br />

Forint getilgt”. Laut dem konservativen<br />

Blatt dürfte der Wert jener Immobilien,<br />

die sich noch im Eigentum des SZDSZ befinden,<br />

nur einen Bruchteil der Summe<br />

ausmachen, die an die Ungarische Entwicklungsbank<br />

zurückzuzahlen ist.<br />

Immobilienvermögen<br />

deckt angeblich die Kreditschulden<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Verantwortlich für den kleinen<br />

journalistischen Unfall<br />

war die Deutsche Presseagentur<br />

(dpa), deren beide Korrespondenten<br />

aus ihrer eher<br />

negativ geprägten Einstellung<br />

gegenüber der ungarischen Regierung<br />

in ihren Artikeln, aber<br />

auch bei sonstigen Verlautbarungen<br />

kein Hehl machen.<br />

Obwohl von offizieller ungarischer<br />

Seite unmittelbar nach<br />

Bekanntwerden der Tat am<br />

Montag sogleich mitgeteilt worden<br />

war, dass es bis dato keinerlei<br />

Anhaltspunkte für eine<br />

antisemitisch motivierte Straftat<br />

gebe, wob einer der beiden<br />

dpa-Korrespondenten aus den<br />

hervorragenden Ingredienzien<br />

flugs eine Meldung über eine<br />

antisemitische Straftat. Natürlich<br />

wurde nicht direkt behauptet,<br />

dass es sich um eine rechtsextreme<br />

Straftat handelte.<br />

Indem der dpa-Meldung aber<br />

gleich noch eine Kurzbiografie<br />

des Schriftstellers Sándor Radnóti<br />

angefügt wurde, nebst seiner<br />

ethnischen Zugehörigkeit<br />

und den Umständen seines gewaltsamen<br />

Todes, wurde schon<br />

Ex-SZDSZ-Chef Gábor Fodor (2008-2009) will es mit einer neuen<br />

liberalen Partei nochmals wissen und ohne Schulden anfangen.<br />

Auf der Website der liberalen Partei<br />

war vor einigen Wochen noch anderes<br />

zu lesen: „Bevor es zur Auflösung des<br />

SZDSZ kommt, wird die Partei alle ihre<br />

Schulden begleichen. Die mit Darlehen<br />

belasteten Immobilien, die selbstredend<br />

mehr Wert haben als die Kredite, gehen<br />

allesamt in den Besitz des Kreditgebers<br />

(Ungarische Entwicklungsbank; Anm.),<br />

sprich den Staat über. Dass das Immobilienvermögen<br />

der Partei die Kreditschulden<br />

deckt, wird nicht nur von uns<br />

behauptet, sondern geht auch aus einer<br />

Untersuchung der NAV (Steuerbehörde;<br />

Anm.) aus dem Vorjahr hervor. In den<br />

vergangenen Jahren sind mehrere Parteien<br />

(beispielsweise die Kleinlandwirtepartei<br />

und MIÉP [Ungarische Partei für<br />

Wahrheit und Gerechtigkeit; Anm.]) aufgelöst<br />

worden, ohne ihre riesigen Schulden<br />

zu begleichen. Der SZDSZ wird seine<br />

Tätigkeit allerdings in transparenter<br />

und korrekter Weise beenden.”<br />

Nicht einmal die Nebenkosten<br />

einzelner Büros wurden bezahlt<br />

Ungarn-Berichterstattung in deutschsprachigen Medien<br />

sehr deutlich, auf welche Tatmotive<br />

die beiden dpa-Korrespondenten<br />

mit detektivischem<br />

Spürsinn tippten. Der weiterhin<br />

eingestreute Satz: „Die Tat<br />

dürfte einen rechtsextremistischen<br />

beziehungsweise antisemitischen<br />

Hintergrund haben“,<br />

sollte auch letzte Zweifel bei<br />

den Lesern zerstreuen.<br />

Für einzelne deutsche<br />

Medien ein Fressen<br />

Derart schmackhaft gemacht<br />

war es dann auch kein<br />

Wunder, dass Redakteure von<br />

politisch ebenso eingestellten<br />

Medien aus dem deutschen<br />

Sprachraum scharenweise<br />

dankbar zugriffen und die<br />

Meldung nebst dem dpa-Aufklärungstipp<br />

weiterverbreiteten<br />

und sogar noch weiter ausschmückten.<br />

So merkte etwa<br />

Spiegel online an, dass sich die<br />

Tat nur wenige Monate vor Beginn<br />

des Gedenkjahres ereignet<br />

habe, das die ungarische<br />

Regierung anlässlich des 70.<br />

Jahrestages des Holocaust an<br />

den ungarischen Juden plane.<br />

„Unerwartete Töne“, schließlich<br />

steht die ungarische Regierung<br />

laut Spiegel online in<br />

dem Ruf, die profaschistische<br />

Vergangenheit Ungarns „zu<br />

verharmlosen“.<br />

Ein ganz banaler<br />

Diskounfall<br />

Laut Magyar Nemzet sind das nichts<br />

als leere Worte. Die Liberalen seien in<br />

„schmarotzerhafter Weise” nicht bereit,<br />

selbst grundlegende Kosten, sprich Nebenkosten,<br />

zu zahlen. Allein das ehemalige<br />

Büro des SZDSZ in der zentralungarischen<br />

Stadt Veszprém hat Schulden<br />

in Höhe von rund 1,5 Millionen angehäuft,<br />

so Magyar Nemzet. Im einstigen<br />

SZDSZ-Büro in der südungarischen<br />

Stadt Gyula ist sogar der Stromzähler<br />

abmontiert worden, weil die lokalen Vertreter<br />

der entschlafenen liberalen Partei<br />

ihre Stromrechnungen nicht bezahlt haben.<br />

Der Schuldenstand in Gyula: etwa<br />

700.000 Forint.<br />

Der Kommunikationsdirektor der Regierungspartei<br />

Fidesz, Máté Kocsis,<br />

hatte die ehemaligen Vorsitzenden des<br />

SZDSZ, Gábor Kuncze, János Kóka und<br />

Gábor Fodor, schon früher dazu aufgerufen,<br />

die Kreditschulden an die Ungarische<br />

Entwicklungsbank zurückzuzahlen.<br />

Sein Aufruf ist bisher auf taube Ohren<br />

gestoßen. Der Sprecher des Fidesz,<br />

Róbert Zsigó, appellierte an den Chef der<br />

Partei „Gemeinsam-Dialog für Ungarn”,<br />

Ex-Premier Gordon Bajnai (2009-2010),<br />

mit ehemaligen SZDSZ-Politikern nicht<br />

mehr gemeinsame Sache zu machen,<br />

müsse doch das ungarische Volk für die<br />

nichtbezahlten Schulden des SZDSZ die<br />

Zeche zahlen. In der Partei „Gemeinsam-Dialog<br />

für Ungarn” haben mehrere<br />

frühere SZDSZ-Politiker eine neue politische<br />

Heimat gefunden.<br />

Nach 25 Jahren ist der<br />

SZDSZ Geschichte<br />

Der SZDSZ wurde 1988 gegründet. Bei<br />

den ersten freien Parlamentswahlen im<br />

Jahr 1990 war die Partei hinter dem Ungarischen<br />

Demokratenforum (MDF) von<br />

József Antall zweitstärkste Kraft. Von<br />

1994 bis 1998 und 2002 bis 2010 war sie<br />

Juniorpartner in mehreren Regierungen<br />

mit den Sozialisten (MSZP). Nach 25 Jahren<br />

des Bestehens ist der liberale Bund der<br />

Freien Demokraten nunmehr Geschichte.<br />

▶▶PB<br />

Verkehrsunfall zur antisemitischen Straftat aufgeblasen<br />

Dass die Polizei derweil bezüglich<br />

Tathergang, Tätern<br />

und deren möglichen Motive<br />

noch ermittle, erfuhren die Leser<br />

all dieser Medien freilich<br />

nicht. Ebenso wenig, dass sich<br />

die Tat, nachdem sich nur wenige<br />

Stunden später der Unfallverursacher<br />

der Polizei gestellt<br />

hatte, als ganz banaler Diskounfall<br />

entpuppte: Übermüdung,<br />

fehlende Ortskenntnisse,<br />

Nebel und Crash. Danach infolge<br />

Panik Fahrerflucht. Nicht<br />

mehr und nicht weniger.<br />

Auf jeden Fall aber zu wenig<br />

für dpa, um noch eine Meldung<br />

mit der Entwarnungsnachricht<br />

nachzuschieben. Und so kann<br />

man etwa bei Spiegel online bis<br />

zum Redaktionsschluss dieser<br />

Ausgabe immer noch die eingangs<br />

zitierte Meldung nebst<br />

der Vermutung der instinktsicheren<br />

dpa-Ermittler lesen.<br />

Keine Ergänzung, keine Anmerkung,<br />

keine Aktualisierung.<br />

Nichts!<br />

Der Autor des für seine präzise<br />

Recherche und faktengetreue<br />

Wiedergabe ungarischer<br />

Ereignisse bekannten Blogs<br />

Hungarian Voice kommentierte<br />

die mal wieder gezeigte<br />

Fehlleistung deutschsprachiger<br />

Journalisten in Sachen<br />

Ungarnberichterstattung wie<br />

folgt: „Sensationslust setzte<br />

sich erneut gegenüber journalistischer<br />

Sorgfalt durch. Vorurteile<br />

gegenüber der ungarischen<br />

Regierung und – ja, auch<br />

das – gegenüber der ungarischen<br />

Bevölkerung sorgten in<br />

der auch von eben jener Presse<br />

geschaffenen Grundstimmung<br />

dafür, dass die ‚Story‘ über<br />

Ungarn weitererzählt wird,<br />

und das ganz unabhängig von<br />

den Fakten. (…) Die Verfasser<br />

können nicht aus ihrer Haut,<br />

sie müssen die ungarische Regierung<br />

um jeden Preis im Negativkontext<br />

erscheinen lassen<br />

und – im Vorübergehen – auch<br />

noch das für 2014 geplante<br />

Jahr des Gedenkens an die ungarischen<br />

Holocaust-Opfer für<br />

unglaubwürdig erklären.“<br />

▶▶Jan Mainka<br />

MTI / Zsolt Szigetváry


22. – 28. November 2013<br />

Fortsetzung auf Seite 3<br />

Tatsache ist ferner, dass Ungarn<br />

während der Herrschaft<br />

Horthys, das heißt, bis zur deutschen<br />

Besetzung am 19. März<br />

1944, einziger Zufluchtsort im<br />

Hitlerschen Bündnissystem<br />

war. Nirgendwo konnten so viele<br />

Menschen die Verfolgungen<br />

überleben. Bis zum erwähnten<br />

Zeitpunkt hatte Ungarn sich<br />

geweigert, die Flüchtlinge, die<br />

hierher geflohen waren, an Nazi-Deutschland<br />

auszuliefern,<br />

weder die Reste der polnischen<br />

Armee, noch die aus den ehemaligen<br />

Landesteilen Ungarns geflohenen<br />

Juden, die hier Obhut<br />

suchten, noch die aus der Gefangenschaft<br />

geflüchteten Soldaten,<br />

sei es britischer, amerikanischer<br />

oder anderer Herkunft.<br />

Es gibt widersprüchliche<br />

Quellen darüber, wann die ungarische<br />

Regierung von den<br />

sogenannten Auschwitz-Protokollen<br />

und der systematischen<br />

Ermordung der Juden erfuhr.<br />

Was für die Nachwelt indes erhalten<br />

blieb, sind mehrere Ermahnungen,<br />

ja Forderungen von<br />

deutscher Seite, die „Judenfrage<br />

in Ungarn” endlich zu lösen. Mit<br />

der Besetzung Ungarns durch<br />

Deutschland wurde der staatlichen<br />

Autonomie Ungarns ein<br />

Ende gesetzt. Im Sommer 1944<br />

hatte die Macht Horthys nur<br />

noch symbolischen Wert, gleichwohl<br />

konnte auf seinen Befehl<br />

hin der ihm treue Oberst Ferenc<br />

Koszorús am 6. Juli 1944 den geplanten<br />

„Gendarmerie-Putsch”<br />

(die ungarische Gendarmerie<br />

fungierte Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs als williger Helfer<br />

Nazi-Deutschlands bei der Verfolgung<br />

der Juden; Anm.) unter<br />

Endre Baky verhindern.<br />

Damals erteilte der Reichsverweser<br />

auch den Befehl, die<br />

<strong>Budapester</strong> Juden nicht zu deportieren.<br />

In jener Zone, die<br />

von Hitler-Deutschland besetzt<br />

worden war, war das der einzige<br />

Fall, dass Truppen eines Bündnispartners<br />

Juden retteten. Die<br />

Deutschen konnten das freilich<br />

nicht hinnehmen, weshalb sie im<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Herbst 1944 (den Pfeilkreuzler;<br />

Anm.) Ferenc Szálasi als Statthalter<br />

installierten. Horthy wurde<br />

mit seiner Familie in Deutschland<br />

interniert, wo er später in<br />

amerikanische Gefangenschaft<br />

geriet. Der Militärgerichtshof in<br />

Nürnberg verhörte ihn zwar als<br />

Zeugen, doch erhob er im Gegensatz<br />

zu den Staatsmännern der<br />

Achsenmächte – von denen die<br />

Mehrheit hingerichtet wurde –<br />

keine Anklage gegen ihn. Selbst<br />

Josef Stalin, der sein unmittelbarer<br />

militärischer Gegner war,<br />

lastete ihm nichts an.<br />

Sogar die Verfolgten des Zweiten<br />

Weltkriegs, darunter nicht<br />

zuletzt die Juden, kamen zu dem<br />

Schluss, dass Horthy unter den<br />

gegebenen Umständen das Maximum<br />

erreicht hat. Bei der Beurteilung<br />

Horthys könnte dieser<br />

Umstand für die Nachwelt vielleicht<br />

als Richtschnur dienen.<br />

Auch sollte die Frage nicht außer<br />

Acht gelassen werden, welche<br />

Überlebenschancen die Verfolgten<br />

während jener Schreckenszeit<br />

in Ungarn hatten. Ordnete<br />

sich Ungarn Nazi-Deutschland<br />

voll und ganz unter oder konnte<br />

P o l i t i k<br />

Erinnerungskultur<br />

War Miklós Horthy ein Satan oder Menschenretter?<br />

Äußerst umstritten: Die Einweihung einer Horthy-Büste in Budapest.<br />

MTI / Zoltán Máthé<br />

das Land geschickt einen kleinen<br />

Bewegungsspielraum für<br />

sich beanspruchen. Mit welchem<br />

Ergebnis? Welche Menschenpolitik<br />

verfolgte Horthy im Vergleich<br />

zu Jozef Tiso (zwischen 1939<br />

und 1945 Staatsoberhaupt der<br />

Slowakei; Anm.), Ion Antonescu<br />

(rumänischer Diktator zwischen<br />

1940 und 1944; Anm.), Ferenc<br />

Szálasi, dem Duce (Benito Mussolini;<br />

Anm.) oder Philippe Pétain<br />

(zwischen 1940 und 1944<br />

Staatsoberhaupt Frankreichs;<br />

Anm.)? Hat er sich derselben<br />

Verbrechen schuldig gemacht<br />

wie die genannten Politiker<br />

oder hat er während der Schreckensperiode<br />

zu den Wohltätern<br />

gezählt?<br />

Wir sollten uns hierbei aber<br />

auch darüber Gedanken machen,<br />

was wir heute zum Schutz<br />

der Geschändeten, Enteigneten<br />

und Verfolgten tun – tun wir<br />

denn alles in unserer Macht stehende<br />

für sie?<br />

Miklós Horthy und seine Familie<br />

übersiedelten später nach<br />

Portugal, wo sie dank der Unterstützung<br />

einer Stiftung lebten,<br />

die von aus Ungarn geflohenen<br />

Juden finanziert wurde. Horthy<br />

starb 1957 in Estoril.<br />

3<br />

Der Autor ist Schriftsteller, Publizist<br />

und bildender Künstler.<br />

Der hier abgedruckte Text erschien<br />

am 16. November 2013 in<br />

der regierungsnahen Tageszeitung<br />

Magyar Nemzet.<br />

<br />

<br />

Aus dem Ungarischen<br />

von Peter Bognar


4 M e i n u n g<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Zitate<br />

„Seit 21 Jahren gab<br />

es nicht mehr so<br />

viele Beschäftigte<br />

in Ungarn wie jetzt.”<br />

Fidesz-Sprecherin Gabriella<br />

Selmeczi auf einer Pressekonferenz<br />

am Mittwoch.<br />

„Die Orbán-Regierung<br />

hat Arbeitsplätze<br />

geschaffen: in Wien,<br />

in Berlin, in London...“<br />

Együtt-Dialog für Ungarn-<br />

Vorstand Gordon Bajnai<br />

bei einem öffentlichen<br />

Forum in Wien am Montag.<br />

„In ihrer Dichtung<br />

verfügen die restlos<br />

miteinander zer strittenen<br />

Ungarn über<br />

erstaunlich lebendige,<br />

gemeinsame,<br />

lebensfähige Wurzeln.“<br />

Wilhelm Droste,<br />

in Budapest lebender Autor,<br />

Übersetzer und Herausgeber<br />

auf Neue Zürcher<br />

<strong>Zeitung</strong>-Online am Montag.<br />

Kommentar zum Thema Auswanderung<br />

Ver gleich mit dem Exodus nach 1956 abwegig<br />

Seit Jahren ist die Tendenz zu beobachten, dass immer mehr Ungarn,<br />

zumal junge Menschen, das Land verlassen, um als Arbeitsmigranten<br />

vor allem in Großbritannien, Skandinavien, Deutschland<br />

und Österreich zu arbeiten.<br />

Die Zahl jener Ungarn, die<br />

dem Land in den vergangenen<br />

Jahren den Rücken gekehrt<br />

haben, wird auf mindestens eine<br />

halbe Million geschätzt. In Anbetracht<br />

der riesigen Auswanderungswelle<br />

werden hierzulande<br />

zum Teil erbitterte Debatten darüber<br />

geführt, worin die Gründe für<br />

den Exodus zu suchen sind. Wie in<br />

Ungarn nicht anders zu erwarten<br />

ist, sind die einschlägigen Diskussionen<br />

über die Maßen politisch<br />

aufgeladen. Während die Linke<br />

in der Tätigkeit der amtierenden<br />

Regierung von Viktor Orbán den<br />

Grund für die Abwanderungsmisere<br />

sieht, suggeriert die Rechte,<br />

dass die Schuldenpolitik und Misswirtschaft<br />

der linksliberalen Regierungen<br />

(2002-2010) die heutige<br />

Situation verursacht hätten. Lesen<br />

Sie im Folgenden einen Meinungsbeitrag<br />

unseres Redakteurs<br />

Peter Bognar zu diesem Thema.<br />

Am Thema Auswanderung ist<br />

vor allem eines mit aller Deutlichkeit<br />

abzulesen: die gleichsam pathologische<br />

Polarisierung der ungarischen<br />

Politik, ja des gesamten<br />

öffentlichen Lebens in Ungarn.<br />

Die seit Jahren anhaltende Auswanderungswelle<br />

mit dem Exodus<br />

1956 zu vergleichen, wie es<br />

von einigen linken Meinungsbildnern<br />

getan wird, ist gelinde<br />

gesagt abwegig. Schimmert hier<br />

doch unverkennbar die Abscheu<br />

der Linken vor der Regierung von<br />

Viktor Orbán durch.<br />

Die Suggestion ist einfach wie<br />

eingängig: Während die Ungarn<br />

1956 vor dem real existierenden<br />

Sozialismus und den Panzern<br />

der Sowjetunion massenweise ins<br />

benachbarte Österreich flohen,<br />

flüchten sie heute vor einem „autoritären<br />

Regime” in den Westen,<br />

in dem nicht wenige Ungarn sogar<br />

Anklänge an kommunistische<br />

Diktaturen sehen. Ja, ich schließe<br />

nicht einmal aus, dass gerade<br />

diese realitätsblinde Darstellung,<br />

von der das gesamte linke Lager<br />

widerhallt, vielen Magyaren einen<br />

Anstoß dazu gibt, Ungarn<br />

den Rücken zu kehren. Denn wer<br />

will schon in einer „Bananenrepublik”<br />

leben, in der „Demokratie<br />

und Rechtsstaatlichkeit mit Füßen<br />

getreten werden” und wo die<br />

Obrigkeit nackte Willkür walten<br />

lässt.<br />

Um nicht gleich als verbohrter<br />

Apologet der Regierung Orbán<br />

abgestempelt zu werden, füge ich<br />

mit aller Nachdrücklichkeit hinzu,<br />

dass ein derart realitätsfremder<br />

Sprachgebrauch auch unter<br />

den linksliberalen Regierungen<br />

im Zeitraum 2002 bis 2010 gang<br />

und gäbe war. Auch damals war<br />

Ungarn der Apokalypse nahe,<br />

nur eben aus dem Blickwinkel<br />

der Rechten. Und auch seinerzeit<br />

wurden gegen Medgyessy, Gyurcsány<br />

und Bajnai Flüche ausgestoßen<br />

wie heute gegen Orbán.<br />

Das Thema Auswanderung war<br />

dennoch keine Option, schließlich<br />

steht es einem anständigen Patrioten<br />

aus dem „nationalen Lager”<br />

nicht gut an, das Vaterland im<br />

Stich zu lassen.<br />

Doch zurück zum Thema Auswanderung.<br />

Fakt ist, dass die Arbeitsmärkte<br />

Deutschlands und<br />

Österreichs, also jener Länder, in<br />

die die Ungarn seit jeher mit Vorliebe<br />

auswandern, erst im Jahr<br />

2011 für ungarische Arbeitskräfte<br />

geöffnet wurden. Die Migration<br />

in diese Länder ist seit jenem<br />

Jahr denn auch exponentiell<br />

gestiegen. Daraus ist zu schließen,<br />

dass die hohen Auswanderungszahlen<br />

der vergangenen<br />

Jahre vor allem auf die Arbeitsmarktöffnung<br />

in Deutschland<br />

und Österreich zurückzuführen<br />

sind. Und noch eins: 2008, das<br />

heißt noch unter der Regierung<br />

Gyurcsány, brach eine globale<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

aus, deren Auswirkungen in Ungarn<br />

noch heute schmerzlich zu<br />

spüren sind, unter anderem auch<br />

dadurch, dass viele Ungarn das<br />

Weite suchen.<br />

▶▶Peter Bognar<br />

„Herr (Dávid) Vitézy<br />

kann die Autofahrer<br />

nicht verstehen, denn<br />

er hat so oft ein Auto<br />

gesteuert, wie ich<br />

einen Helikopter.“<br />

Budapests Oberbürgermeister<br />

István Tarlós in einem<br />

Index-Interview über<br />

den BKK-Vorsitzenden.<br />

„Der Wirtschaftsraum<br />

Pannonien ist nicht<br />

mehr zu stoppen.“<br />

Ingrid Puschautz-Meidl,<br />

Präsidentin des Arbeitsmarkt-<br />

Kooperations-Netzwerks Eures-T<br />

Pannonia am Dienstag gegenüber<br />

dem Wirtschaftsblatt über die<br />

steigende Anzahl Kooperationen<br />

zwischen Firmen aus dem<br />

Burgenland und Ungarn.<br />

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Bei anderen gelesen<br />

Ungarns Wirtschaft<br />

ist über den Berg<br />

Die ungarische Wirtschaft ist im dritten<br />

Quartal dieses Jahres um 1,7 Prozent gewachsen.<br />

Die konservative Tageszeitung Magyar<br />

Nemzet freut sich, dass Ungarn endlich<br />

aus der wirtschaftlichen Talsohle gefunden<br />

hat: „Ungarn musste zuerst seinen Haushalt<br />

in Ordnung bringen. (...) Die finanzielle Konsolidierung<br />

des Landes war unumgänglich,<br />

selbst wenn sie das Wachstum vorübergehend<br />

hemmte. Das hat uns drei Jahre gekostet,<br />

nun sind wir aber über den Berg. Wir<br />

konnten uns nicht nur aus dem [von 2004<br />

bis 2013 laufenden] Defizitverfahren der EU<br />

befreien, sondern vermochten auch die letzte<br />

Tranche des IWF-Kredites zurückzuzahlen.<br />

Die Regierung von Viktor Orbán hat viel riskiert,<br />

doch ihre Rechnung ist aufgegangen.<br />

(...) Jetzt ist die Ankurbelung der Wirtschaft<br />

angesagt. Dabei hilft ein Kreditprogramm<br />

der Notenbank, das dazu taugt, den Investitionen<br />

einen Schub zu geben. Auch ist der<br />

Konsum auf Touren gekommen, was der<br />

niedrigen Inflation und dem Wachstum der<br />

Reallöhne zu verdanken ist.“ (20. November<br />

2013)<br />

Ungarn verfolgt<br />

unliebsamen Schriftsteller<br />

Der ungarische Schriftsteller Ákos Kertész<br />

hat vergangene Woche in Kanada politisches<br />

Asyl erhalten. Kertész war Anfang 2012<br />

nach Kanada ausgewandert, weil er, wie er<br />

sagte, die Hetze gegen seine Person nicht<br />

mehr aushielt. Für die linke Tageszeitung<br />

Népszava ist der Fall Kertész ein erneutes<br />

Armutszeugnis für die rechtskonservative<br />

Regierung von Viktor Orbán: „Der mit dem<br />

Kossuth-Preis [höchste staatliche Auszeichnung<br />

Ungarns] ausgezeichnete Ákos Kertész<br />

wurde in Kanada zum politischen Flüchtling.<br />

(...) Der Kult-Autor des Romans Das<br />

verschenkte Leben des Ferenc Makra hätte<br />

vor zehn Jahren wohl selbst nicht gedacht,<br />

dass er sich in seinem eigenen Land einmal<br />

als Verfolgter fühlen und am anderen Ende<br />

der Welt um Asyl ansuchen würde. (...) Wegen<br />

einer Meinungsäußerung [er stellte die<br />

Ungarn 2011 als charakterschwache Untertanen<br />

dar] geriet er ins Kreuzfeuer von Angriffen<br />

und wurde zum Opfer einer Hetzkampagne.<br />

Zu guter Letzt entzog ihm Budapest<br />

sogar die Ehrenbürgerschaft.“ (16. November<br />

2013)<br />

Ungarns Gesellschaft ist schwer suchtkrank<br />

Bei der Einweihung eines Denkmals zum Gedenken<br />

an den Reichsverweser Miklós Horthy<br />

vor der Kirche der Heimkehr in der Innenstadt<br />

von Budapest (3. November 2013), gab es auch<br />

eine Gegendemonstration, bei der zahlreiche<br />

Demonstranten den Gelben Stern trugen. Der<br />

Publizist Róbert Puzsér ist in der unabhängigen<br />

Wochenzeitung Nevem Senki der Ansicht, dass<br />

diese Geste eine „himmelschreiende Frechheit“<br />

ist, symbolisiert doch der Gelbe Stern die Stigmatisierung,<br />

Ghettoisierung und Deportierung<br />

der Juden: „Dem Gedenken an die 600.000 ermordeten<br />

ungarischen Juden ist nie und nimmer<br />

damit gedient, wenn die Schrecknisse ihrer Leiden<br />

und ihrer Vernichtung von der abgründigen<br />

politischen Hysterie der Gegenwart vereinnahmt<br />

werden. Was wir sehen, ist der Versuch, den<br />

Holocaust im Interesse tagespolitischer Ziele in<br />

schäbiges Kleingeld zu konvertieren. Das Tragen<br />

des Gelben Sterns ist im EU-Land Ungarn eine<br />

ähnliche Pietätlosigkeit gegenüber den Opfern<br />

des Holocaust wie die Verharmlosung der Konzentrationslager<br />

beziehungsweise der Zahl der<br />

ermordeten Juden. Und dennoch: Die Trianonund<br />

Holocaust-Neurotiker werden nicht müde,<br />

die unheilvollsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts<br />

für ihre kleinlichen Scharmützel auszuschlachten<br />

– die sich in einer Waschschüssel mit<br />

lauwarmem Wasser abspielen. Das Traurige ist,<br />

dass die Parteien den tobenden Furor, der sich<br />

aus den Traumata der Vergangenheit speist, fast<br />

schon mit obszöner Freude stimulieren. Die Diagnose<br />

ist eindeutig: Die ungarische Gesellschaft<br />

ist schwer suchtkrank. Sie ist auf pathologische<br />

Weise davon abhängig, historisches Kapital in<br />

Kleingeld zu verwandeln und es auf billigste Weise<br />

zu verprassen. Ihr Zustand ist zwar besorgniserregend,<br />

aber weiterhin nicht lebensbedrohlich.<br />

Gleichwohl ist höchste Aufmerksamkeit geboten,<br />

neigt doch der Kranke dazu, während seiner Anfälle<br />

sich mal mit der rechten, mal mit der linken<br />

Hand zu verletzen.“ (12. November)


22. – 28. November 2013<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

W i r t s c h a f t<br />

5<br />

Bruttoinlandsprodukt: Zweites Quartal im Plus<br />

Der Aufschwung ist da!<br />

Die ungarische Wirtschaft ist im III. Quartal um 1,7 Prozent gewachsen.<br />

Rezession mag in der Eurozone ein Thema sein, hierzulande<br />

ist sie das nicht mehr. Denn die Orbán-Regierung hat<br />

noch einige Asse im Ärmel.<br />

Wie das Zentralamt für<br />

Statistik (KSH) vergangene<br />

Woche mitteilte,<br />

wuchs die ungarische Volkswirtschaft<br />

im III. Quartal<br />

um satte 1,7 Prozent. Erst<br />

im Sommer hatte die Meldung<br />

für Freude gesorgt, dass<br />

die Wirtschaft nicht länger<br />

schrumpft. Nun hat der Aufschwung<br />

ein Format erreicht,<br />

dass ihn auch die ewigen<br />

Nörgler nicht mehr wegreden<br />

können. Die detaillierten Angaben<br />

werden erst im Dezember<br />

vorliegen, das KSH machte<br />

die allgemein als positive<br />

Überraschung aufgenommene<br />

Wachstumszahl an der guten<br />

Ernte, den vermehrten staatlichen<br />

Infrastrukturaufträgen<br />

für das Baugewerbe und der<br />

allmählich zu sich findenden<br />

Industrie fest. Seit Jahresbeginn<br />

lag die Wirtschaftsleistung<br />

im Schnitt um 0,7 Prozent<br />

über dem Vorjahreswert,<br />

womit die Prognose der Regierung<br />

für das Gesamtjahr 2013<br />

erfüllt wäre. Einmal gut in<br />

Fahrt gekommen erscheinen<br />

neue Ziele am Horizont.<br />

Ministerpräsident Viktor<br />

Orbán sagte im wöchentlichen<br />

Interview für das Kossuth-Radio:<br />

„Ich habe immer<br />

daran geglaubt, dass jene<br />

Wirtschaftspolitik, mit der<br />

wir einst Spitzenreiter in der<br />

Region waren, Erfolg haben<br />

Das ungarische Wachstum und seine Triebfedern<br />

(Quartalsangaben in Prozent, jeweils im Vergleich zum Vorjahr)<br />

I. II. III.<br />

BIP -0,8% +0,5% +1,7%<br />

Industrieproduktion -3,1% -1,6% 0%<br />

Baugewerbe +4,8% +7,2% +8,0%<br />

Investitionen -8,7% +4,6% ***<br />

Erwerbsquote 56,6% 58,3% 59,2%<br />

Erwerbslosenquote 11,8% 10,3% 9,8%<br />

Inflation* 2,2% 1,9% 0,9%**<br />

Reallöhne +1,0% +2,0% +4,9%<br />

Einzelhandel* -3,1% -0,4% +0,3%<br />

<br />

Quelle: KSH<br />

* Jeweils am Ende des Quartals<br />

** im Oktober<br />

*** Die Investitionszahl für das III. Quartal gibt das KSH<br />

erst später bekannt.<br />

wird.“ Im IV. Quartal könnte<br />

sich das Wachstum auf 2,5<br />

Prozent beschleunigen, womit<br />

Ungarn durchaus Aspirant<br />

auf den 1. Platz in Mittelosteuropa<br />

ist. Ein Aspirant, der<br />

„noch jede Menge Munition<br />

im Magazin hat“, wobei Orbán<br />

an die sinkenden Staatsschulden,<br />

das ausgewogene und<br />

kontrollierte Haushaltsdefizit,<br />

die positive Handels- und<br />

Zahlungsbilanz sowie die angemessenen<br />

Devisenreserven<br />

erinnerte.<br />

Wie diese Faktoren in ein höheres<br />

und vor allem nachhaltiges<br />

Wirtschaftswachstum<br />

münden, weiß niemand besser<br />

als sein Volkswirtschaftsminister,<br />

Mihály Varga. An<br />

erster Stelle stehen natürlich<br />

auch in seiner Bewertung die<br />

Ist-Daten, das heißt die Industrie<br />

und dabei vor allem<br />

der Fahrzeugbau wird die<br />

erstrangige Wachstumslokomotive<br />

sein. Daneben setzt er<br />

allgemein auf die Exportleistung,<br />

die freilich stark von<br />

der deutschen Konjunktur<br />

abhänge. Die Landwirtschaft<br />

werde 2014 ganz sicher nicht<br />

mehr positiv zum Aufschwung<br />

beitragen können, schätzt er<br />

realistisch ein. Denn so wie<br />

die miserable Ernte 2012 die<br />

Rezession vertiefte, überhöht<br />

die sehr gute Ernte 2013 den<br />

Wachstumswert. Ohne diese<br />

Extreme wäre Ungarns Volkswirtschaft<br />

im Vorjahr nicht<br />

um 1,7 Prozent abgesackt und<br />

jetzt nicht um 1,7 Prozent<br />

nach oben geschnellt.<br />

Ein neues Element auf der<br />

DWC-Vortrag von Audi-Entwickler Martin Schuster<br />

„Je des Gramm zählt“<br />

OECD: Vorsichtig<br />

mit der Geldpolitik!<br />

Die OECD hat ihre Wachstumsprognose<br />

für Ungarn für dieses<br />

Jahr auf 1,2 Prozent und für<br />

2014 auf 2,0 Prozent angehoben.<br />

Gleichzeitig erging eine Warnung<br />

an die Notenbank, die geldpolitischen<br />

Stimuli in dem Maße<br />

zurückzunehmen, wie sich die<br />

Inlandsnachfrage belebt. Um die<br />

Stabilität des Forint nicht zu gefährden,<br />

sollte zudem der Zinssenkungszyklus<br />

zu einem Ende<br />

kommen. Bekanntlich hat die<br />

Notenbank unter György Matolcsy<br />

den Leitzins systematisch bis auf<br />

3,4 Prozent gesenkt, die Akteure<br />

an den Finanzmärkten rechnen<br />

derzeit mit einem Endpunkt bei<br />

3 Prozent. An diesem Dienstag<br />

tauchte der Ertrag bei der Auktion<br />

der dreimonatigen Diskontschatzbriefe<br />

auf das Rekordtief von 2,97<br />

Prozent ab; dort erwarten die Anleger<br />

den Leitzins demnächst.<br />

Habenseite dürfte aber der<br />

Privatverbrauch sein. Varga<br />

erinnerte daran, dass zahlreiche<br />

Maßnahmen der Regierung<br />

ganz bewusst darauf<br />

aus sind, mehr Geld in den Taschen<br />

der Bürger zu belassen.<br />

So hat die Politik der sinkenden<br />

Wohnnebenkosten für ein<br />

Minus bei den Energiekosten<br />

von 20 Prozent bzw. von 10<br />

Prozent im Falle von Wasser,<br />

Abwasser, Müllabfuhr sowie<br />

weiteren Versorgungsleistungen<br />

gesorgt. Für die Pädagogen<br />

im Lande wurde ein neues<br />

Karrieremodell eingeführt, die<br />

Steuervergünstigungen für Familien<br />

werden vervollkommnet.<br />

Im Durchschnitt dürften<br />

diese Maßnahmen den Familien<br />

100.000 Forint belassen.<br />

Die Kaufkraft der Löhne und<br />

Einkommen nimmt obendrein<br />

durch die niedrige Inflation zu.<br />

▶▶RA<br />

„Wir drehen jeden Stein um, jedes Gramm<br />

zählt“, so Martin Schuster (Foto), Leiter Gesamtfahrzeugentwicklung<br />

der Audi Hungária<br />

Motor Kft., vergangenen Mittwoch vor<br />

den Mitglie dern und Gästen des Deutschen<br />

Wirtschaftsclubs. Gemünzt war dieser Ausspruch<br />

auf die vielfältigen Anstrengungen<br />

des Audi-Konzerns, bei der Reduktion von<br />

Schadstoffemissionen innerhalb des Premiumsegments<br />

Maßstäbe zu setzen.<br />

Möglich wird dies unter anderem durch<br />

noch energieeffizientere Motoren,<br />

konsequenten Leichtbau, eine permanente<br />

Verringerung des Luftwiderstands der Fahrzeuge<br />

sowie durch innovative Fahrerassistenzsysteme.<br />

Weitere Einsparungspotenziale<br />

bieten Technologien wie die intelligente<br />

Abschaltung von augenblicklich nicht benötigten<br />

Zylindern (cylinder on demand) oder<br />

die kurzzeitige Speicherung von kinetischer<br />

Energie beim Bremsen zur anschließenden<br />

Leistungszugabe beim Beschleunigen (Rekuperation).<br />

Trotz des durchaus noch vorhandenen<br />

Potenzials, über technische Lösungen,<br />

den Treibstoffverbrauch beziehungsweise<br />

Schadstoffausstoß pro Kilometer noch weiter<br />

zu verringern, vergaß Schuster auch nicht zu<br />

erwähnen, dass bis zu 30 Prozent des Energieverbrauchs<br />

durch das eigene Fahrverhalten<br />

beeinflusst werden können.<br />

▶▶M.<br />

Kompakt<br />

Dollaranleihe: Enorme<br />

Nachfrage senkt Aufpreis<br />

Die Zentrale zur Verwaltung der Auslandsschulden<br />

(ÁKK) konnte eine fünffache Überzeichnung<br />

ihrer auf 2 Mrd. Dollar limitierten<br />

Dollaranleihe verzeichnen, so dass der ungarische<br />

Staat letztlich nur 325 Basispunkte<br />

über dem Ertrag der als Referenz dienenden<br />

zehnjährigen US-Bonds zahlen muss.<br />

Der Zinssatz fällt mit 5,75% wegen der allgemeinen<br />

internationalen Entwicklung dennoch<br />

höher als bei der letzten Dollaranleihe<br />

im Februar (5,4%) aus.<br />

Interview: Matolcsy sieht<br />

MNB absolut unabhängig<br />

Notenbankpräsident György Matolcsy<br />

schloss bei seinem ersten Interview für einen<br />

ausländischen Sender seit seinem<br />

Amtsantritt kategorisch aus, die Regierung<br />

würde Druck auf die MNB ausüben. Es sei<br />

aber richtig, dass sich die MNB als strategischer<br />

Partner der Regierung verstehe,<br />

merkte Matolcsy gegenüber dem US-Fernsehsender<br />

CNBC an. Unter Hinweis auf<br />

Bun desbanker Jens Weidmann (der war<br />

einst u. a. Abteilungsleiter im Bundes kanzler<br />

amt) erklärte Matolcsy, er sei nicht der<br />

erste Notenbankpräsident, der früher eine<br />

Position in der Regierung besaß.<br />

Konzept:<br />

Streben ins Zentrum<br />

Ungarn will bis 2030 das wirtschaftliche<br />

und geistige Zentrum Mittelosteuropas werden,<br />

verspricht das jetzt vom Volks wirtschafts<br />

ressort vorgelegte neue Konzept für<br />

die nationale Entwicklung und Raumordnung.<br />

Die Vorlage wird voraussichtlich kommende<br />

Woche im Parlament behandelt.<br />

Wirtschaftspolitik:<br />

Fortan berechenbar<br />

Die Berechenbarkeit der ungarischen<br />

Wirtschaftspolitik wird sich fortan systematisch<br />

verbessern, was eine gute Nachricht<br />

für Investoren ist, erklärte der Staatssekretär<br />

im Volkswirtschaftsministerium, Zoltán Cséfalvay,<br />

in einem Interview. In den vergangenen<br />

Jahren habe die Regierung außerordentlich<br />

viele Reformen verwirklicht, welche<br />

die Investoren verunsichern konnten.<br />

Beratungen: Navracsics im Gespräch<br />

über Fremdwährungskredite<br />

Am Dienstag traf sich Justizminister Tibor<br />

Navracsics mit Vertretern der Ungarischen<br />

Notenbank, Nationalen Gerichtsbehörde, Behörde<br />

des Grundsicherungsbeauftragten,<br />

Un ga rischen Anwaltskammer, Ungarischen<br />

Notarskammer und General staas an waltschaft<br />

zu Gesprächen im Hinblick auf eine<br />

rechtliche Regulierung der Fremd wäh rungskredite.<br />

Er warte noch auf eine Entscheidung<br />

der Kurie, sagte Navracsics. Einen Antrag für<br />

eine Gesetzesänderung habe man im Parlament<br />

bereits eingereicht, Anfang Dezember<br />

erwarte man Vorschläge zur Umsetzung.


6 W i r t s c h a f t<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Aufsichtsstrafe: Banken<br />

blockierten Schlusstilgung<br />

Die Wettbewerbsaufsicht GVH hat einem<br />

Dutzend Banken nach zwei Jahre andauernden<br />

Untersuchungen eine einmalig hohe<br />

Strafe von 9,5 Mrd. Forint (knapp 32 Mio.<br />

Euro) auferlegt. Die betroffenen Banken hätten<br />

Ende 2011 ihr Verhalten abgestimmt, um<br />

die Schlusstilgung von Devisenkreditnehmern<br />

zu erschweren. Mit Milliardenstrafen wurden<br />

OTP und Erste Bank belegt, die den Hauptan<br />

teil daran hatten, dass mindestens 6.000<br />

Schuld nern die Ablösung gegen ein<br />

Forintdarlehen verwehrt blieb.<br />

Jabil: Strategischer Partner<br />

baut massiv Arbeitsplätze ab<br />

Der Auftragsfertiger der Elektronikindustrie,<br />

Jabil Circuit, baut an seinem einzigen Fertigungsstandort<br />

in Ungarn 700 Arbeitsplätze<br />

ab. Das Internetportal hvg.hu hatte unter Beru<br />

fung auf das Schreiben eines Mitarbeiters<br />

des Werks in Tiszaújváros sogar von 1.200<br />

Arbeitsplätzen berichtet, die verloren gehen<br />

– die Differenz zur offiziellen Darstellung<br />

könnte sich aus den weggeschickten Leih arbeits<br />

kräften ergeben. Das linksliberale<br />

Internetportal versäumte nicht zu erwähnen,<br />

dass Außenstaatssekretär Péter Szijjártó<br />

erst im Frühjahr im Namen der Regierung<br />

eine strategische Vereinbarung mit Jabil<br />

Circuit unterzeichnete. An insgesamt drei<br />

Stand orten in Ungarn (neben dem Fertigungs<br />

werk im ostungarischen Tiszaújváros<br />

noch mit Service und Logistik in Szombathely<br />

und Pécs) beschäftigte das US-Unternehmen<br />

zu Spitzenzeiten mehr als 9.000 Mitarbeiter.<br />

Der aktuelle Stellenabbau soll Insider be richten<br />

zufolge aus dem Abbruch der Geschäftsbeziehungen<br />

zu Blackberry herrühren. Die<br />

rechtsextreme Partei Jobbik forderte die<br />

Regierung auf, den Multi zur Rückzahlung<br />

von 6 Mrd. Forint zu veranlassen, die dieser<br />

noch 2011 als Zuwendungen für die Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen erhielt. Das Beispiel von<br />

Jabil Circuit zeige, dass die strategischen<br />

Vereinbarungen der Regierung mit Multis nur<br />

der Kampagnenstrategie des Fidesz dienten,<br />

ohne den betroffenen Mitarbeitern Existenzsicher<br />

heit zu bieten.<br />

Takata: HITA darf<br />

größtes Projekt verbuchen<br />

Der japanische Zulieferer für die Automobilindustrie<br />

Takata hat mit Ministerpräsident<br />

Viktor Orbán die größte Investition der vergangenen<br />

fünf Jahre auf der grünen Wiese<br />

Takata-Präsident Stefan Stocker (l.)<br />

und Premier Viktor Orbán am<br />

vergangenen Freitag im Parlament.<br />

vereinbart, die von einem neu in Ungarn angesiedelten<br />

Unternehmen vorgenommen wird.<br />

Für mehr als 20 Mrd. Forint wird in Miskolc ein<br />

Werk für die Komplettfertigung von Pkw-Airbags<br />

entstehen. Vorstandschef Stefan<br />

Stocker versprach im Zuge des Gigaprojekts<br />

1.000 Arbeitsplätze bis 2017. Wie der<br />

Staatssekretär im Ministerpräsidialamt, Péter<br />

Szijjártó, betonte, habe sich der Investor von<br />

der ersten Kontaktanbahnung an auf die<br />

Fachkompetenz des Ungarischen Außenwirtschafts<br />

amtes (HITA) verlassen.<br />

Kompakt<br />

MTI / Szilárd Koszticsák<br />

Haribo: Doppelt so<br />

viele Gummibärchen<br />

Mitte November schloss der Süßwa renhersteller<br />

Haribo eine Großinvestition von 3,5<br />

Mrd. Forint im Gummibärchenwerk Nemes vámos<br />

(Komitat Veszprém) ab. Auch dank dieser<br />

Kapazitätserweiterung hofft das Unterneh<br />

men in diesem Jahr auf eine Steigerung<br />

der Umsatzerlöse von zuletzt 7 Mrd. Forint<br />

um rund ein Drittel. Bis 2015 soll die<br />

Produktion auf 24.000 Tonnen im Jahr verdoppelt<br />

werden.<br />

Vögele: Restrukturierung<br />

zeigte Erfolg<br />

Die Schweizer Bekleidungskette Charles<br />

Vögele hält an ihrer Länderorganisation Ungarn<br />

fest, gab das Unternehmen am Hauptsitz<br />

in Pfäffikon bekannt. Der kriselnde Mode konzern<br />

hatte im Frühjahr den schrittweisen<br />

Rückzug aus Polen und Tschechien angekündigt.<br />

In Ungarn eingeleitete Restruk tu rierungs<br />

maßnahmen hätten erste Erfolge gezeigt,<br />

weshalb Vögele hier ebenso wie in<br />

Slowenien präsent bleibe.<br />

Raiffeisen: Vor dem<br />

Auszug aus Ungarn?<br />

Die Raiffeisen Bank International in Wien<br />

hat in dieser Woche eingeräumt, es gebe<br />

Interessenten für die ungarische Banktochter.<br />

Bislang hatten die Österreicher nur offizielle<br />

Gespräche in der Ukraine zugegeben, während<br />

Märkte wie Ungarn und Slowenien unter<br />

„besonderer Beobachtung“ stehen würden.<br />

Seit dem Ausbruch der Krise musste Raiffeisen<br />

in Ungarn rund 500 Mio. Euro an kumulierten<br />

Verlusten hinnehmen; im I. Halbjahr<br />

2013 kamen nochmals 85 Mio. Euro hinzu.<br />

Die Bilanzsumme wird gesundgeschrumpft,<br />

weit über 1.000 Arbeitsplätze gingen bislang<br />

verloren. Am Wochenende noch hatte Vorstands<br />

vorsitzender Karl Sevelda erklärt, man<br />

wolle „grundsätzlich“ in Ungarn bleiben, da in<br />

diesem seit 1987 erschlossenen Markt „viel<br />

Herzblut stecke“.<br />

Bosch: Miskolc<br />

statt Solothurn<br />

Die Robert Bosch-Gruppe baut ihren<br />

Standort für die Entwicklung und Fertigung<br />

von Elektrowerkzeugen in Miskolc aus. Die<br />

Sparte Holzanwendungen wird teilweise aus<br />

Solothurn in der Schweiz in die ostungarische<br />

Industriestadt verlagert. Damit entstehen dort<br />

bis Ende 2016 zusätzliche 320 Arbeitsplätze.<br />

EY: Manager<br />

des Jahres geehrt<br />

Balázs Vinnai ist „Manager des Jahres“ bei<br />

EY (früher Ernst and Young) Ungarn. Der<br />

Gründer und Geschäftsführer des Anbieters<br />

von Finanztechnologien, IND Group, hatte vor<br />

acht Jahren bereits den Sonderpreis „Hoffnungs<br />

träger“ gewonnen, der dieses Mal an<br />

den Geschäftsführer der Mikropakk Kft., Gábor<br />

Fazekas, ging. Außerdem wurden der<br />

Gene raldirektor der Csaba Metál Zrt., Béla<br />

József Majoros, als „Vorbild“ und der Mitbegründer<br />

der Presi.com Kft., Péter Árvai, als<br />

„Mutiger Bahnbrecher“ geehrt.<br />

Die Swisscham Hungary Handelskammer Schweiz-Ungarn und ihre Partner:<br />

die Ungarisch-Französische Handels- und Industriekammer, die Kanadische Handelskammer in Ungarn,<br />

die Italienische Handelskammer in Ungarn, die Britische Handelskammer in Ungarn,<br />

und das Österreichisches AußenwirtschaftsCenter Budapest präsentieren:<br />

Business Lunch mit einem Vortrag von<br />

Dr. Zoltán Cséfalvay<br />

Staatssekretär für wirtschaftliche Strategie im ungarischen Wirtschaftsministerium.<br />

Die Zeichen des wirtschaftlichen Wachstums und die Möglichkeiten der Unternehmen<br />

Die Wirtschaftsentwicklung- und Innovationsplanung<br />

für den Zeitraum 2014-20, und die verfügbare Ressourcen<br />

Freitag, den 29. November 2013, 12:30-14:00 Uhr<br />

(Registrierung beginnt bereits um 12:00 Uhr)<br />

Budapest Marriott Hotel, Erzsébet-Saal<br />

(1052 Budapest, Apáczai Csere János u. 4.)<br />

Der Vortrag wird auf Ungarisch gehalten und ins Englische synchronübersetzt.<br />

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Tel./Fax: +36-1-214-0651 oder E-mail: info@swisscham.hu an.<br />

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22. – 28. November 2013<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

W i r t s c h a f t<br />

7<br />

DUIHK und BGF: Konferenz zu 40 Jahren deutsch-ungarischer Wirtschaftsbeziehungen<br />

Lob und Kritik für „Schicksalsgemeinschaft“<br />

Die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

sind traditionell hervorragend,<br />

davon durfte auch die <strong>Budapester</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> bereits oft genug berichten. Auf<br />

einer von der Deutsch-Ungarischen Industrie-<br />

und Handelskammer (DUIHK)<br />

und der Wirtschaftshochschule Budapest<br />

(BGF) ausgerichteten Konferenz am<br />

Montag gab es nicht nur die üblichen<br />

gegenseitigen Lobpreisungen, sondern<br />

auch vereinzelt Kritik und Verbesserungsvorschläge.<br />

Neben hochrangigen Referenten auf<br />

dem Podium waren auch BGF-Studenten<br />

und -Dozenten sowie Mitglieder der<br />

entsprechenden Fachverbände in der Aula<br />

der Hochschule versammelt, um die bereits<br />

seit 1973 währende intensivere Partnerschaft<br />

der beiden Länder zu würdigen.<br />

Austragungsort war die BGF, die sich als<br />

frischgebackenes DUIHK-Mitglied mit der<br />

Ausrichtung eines so wichtigen, komplett<br />

deutschsprachigen Events würdig „vorstellen“<br />

wollte.<br />

In seinen Grußworten erwähnte Klaus<br />

Riedel, Gesandter der Deutschen Botschaft<br />

Budapest, neben den wichtigsten historischen<br />

Meilenstein der Partnerschaft auch<br />

die Bedeutung der hiesigen deutschen Unternehmen,<br />

von denen manche bereits ihr<br />

20jähriges Bestehen feiern: „Zum Erfolg<br />

gehört, sich nicht darauf auszuruhen“, unterstrich<br />

er unter anderem. BGF-Prorektor<br />

Dr. Balázs Ferkelt kam anschließend auf<br />

die Bedeutung der deutschen Sprache an<br />

seiner Hochschule zu sprechen, an der ein<br />

zweisprachiges Diplom in Kooperation mit<br />

der Fachhochschule Frankfurt beziehungsweise<br />

der Universität Kempten angeboten<br />

wird: „Wir möchten unseren Beitrag zur<br />

Vertiefung der deutsch-ungarischen Beziehungen<br />

leisten, daher ist eines unse-<br />

Betonten die große Bedeutung der dualen Ausbildung:<br />

Javier Pareja (Bosch), Ekkehard Philipp (Mercedes), László Oroszváry (Knorr-Bremse),<br />

Stevan Sefer (Thyssen), Dale A. Martin (Siemens) – (v.l.)<br />

rer Hauptziele die Einführung der dualen<br />

Ausbildung an der BGF. Dafür kooperieren<br />

wir mit 25 deutschen Hochschulen und der<br />

DUIHK.“<br />

Der stellvertretende Staatssekretär im<br />

Außenministerium Gergely Prőhle bezeichnete<br />

in seiner Rede Deutsche und Ungarn<br />

als „Schicksalsgemeinschaft“: „Ungarn<br />

konnte erst mit Deutschland als Partner<br />

den Weg der Modernisierung einschlagen.<br />

die langjährige gemeinsame kulturelle<br />

Erfahrung ist möglicherweise die Quelle<br />

der gemeinsamen wirtschaftlichen Kraft.“<br />

Nicht so ganz glücklich sei man über die<br />

Berichterstattung gewisser deutschsprachiger<br />

Medien, die verstehen müssten, dass<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg Deutsche aktiv<br />

umerzogen, Ungarn jedoch zum Schweigen<br />

gebracht wurden, wodurch es unterschiedliche<br />

Wahrnehmungen vieler Dinge<br />

gebe. „Deutschland betrachtet angesichts<br />

seines Fachkräftemangels Mitteleuropa als<br />

erweiterten deutschen Arbeitsmarkt“, so<br />

Prőhle, „was aber nicht gut ist, da es hier<br />

nur eine beschränkte Zahl an qualifizierten<br />

Arbeitskräften gibt.“<br />

Deutsche Unternehmen in Ungarn<br />

nicht ganz zufrieden<br />

Neben der Geschichte der Beziehungen<br />

zeigte DUIHK-Geschäftsführer Gabriel<br />

Brennauer auch Verbesserungsmöglichkeiten<br />

auf: „Es ist gut, dass die ungarische Regierung<br />

mit einzelnen deutschen Konzernen<br />

strategische Vereinbarungen schließt<br />

– aber deutsche KMUs fragen zu recht:<br />

„Und was ist mit uns?“ Die Reinvestitionen<br />

der deutschen Unternehmen zeugten von<br />

deren langfristigen Plänen, dagegen seien<br />

Ungarns staatliche Investitionen seit 2007<br />

dramatisch gesunken, dort müsse mehr<br />

getan werden. Generell seien deutsche<br />

Unternehmen zwar zufrieden und würden<br />

sich laut einer aktuellen DUIHK-Umfrage<br />

mehrheitlich wieder für den Standort Ungarn<br />

entscheiden, jedoch schaffe die inkonstante<br />

Wirtschaftspolitik, die Unterschiede<br />

BZT / Daniel Hirsch<br />

zwischen Unternehmen mache, ein Investitionsklima,<br />

das zu wünschen übrig lasse.<br />

„Die ungarische Regierung muss mit den<br />

deutschen Managern mehr kommunizieren<br />

und ihnen nicht nur Vorschriften machen“,<br />

schloss Brennauer.<br />

In einer abschließenden Runde äußerten<br />

einige Chefs der hiesigen deutschen Firmen<br />

ihre Eindrücke und Ideen. Stevan Sefer,<br />

Konzernrepräsentant von ThyssenKrupp<br />

und Dale A. Martin, Vorstandsvorsitzender<br />

der Siemens Zrt. gaben an, mit ihrer Standortentscheidung<br />

für Ungarn ihren Kunden<br />

gefolgt zu sein und dies nicht bereut zu<br />

haben. Javier González Pareja, Geschäftsführer<br />

der Robert Bosch Kft. sprach vom<br />

guten Draht zur Regierung, dagegen äußerte<br />

Ekkehard Philipp, Kaufmännischer<br />

Geschäftsführer Mercedes-Benz Manufacturing<br />

Hungary Kft. leichte Kritik an der<br />

staatlichen Bürokratie.<br />

Einig waren sich alle, dass Fremdsprachen<br />

ein Mittel zum Erfolg sind, wobei etwa<br />

Pareja Englisch eine höhere Bedeutung<br />

einräumte als Deutsch. László Oroszváry,<br />

Entwicklungsdirektor der Knorr-Bremse<br />

Vasúti Jármű Rendszerek Hungária Kft.<br />

sieht in Ungarn eine Rückentwicklung, da<br />

zu wenige Fremdsprachen obligatorisch seien.<br />

Alle stellten weiterhin leichte Mentalitätsunterschiede<br />

fest, etwa dass Deutsche<br />

eher mit fachlichen Argumenten, Ungarn<br />

eher mit persönlicher Kreativität punkten<br />

würden, oder dass unterschiedliche Diskussionskulturen<br />

herrschen würden, aufgrund<br />

derer etwa ein Kompromiss in Ungarn eher<br />

als Niederlage, in Deutschland eher als<br />

Sieg wahrgenommen werden würde. An die<br />

Hochschulen gerichtet, betonten die Manager<br />

die große Bedeutung der dualen Ausbildung<br />

und des Schließens der noch vorhandenen<br />

Lücke zwischen Theorie und Praxis.<br />

▶▶Daniel Hirsch


8 F e u i l l e t o n<br />

Stadtbild wird obdachlosenfrei<br />

Problem<br />

ohn e Lösung<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Allen Protesten zum Trotz regelte die Stadtversammlung am vergangenen<br />

Donnerstag das Leben auf der Straße neu. Neben Zonen des<br />

Weltkulturerbes wird es Obdachlosen von nun an verboten sein, in<br />

U-Bahn-Unterführungen zu schlafen. Und auf Spielplätzen, Friedhöfen,<br />

in jeglichen Kinderschutz-Einrichtungen und (Hoch-)Schulen. Und<br />

unter Brücken, Unterführungen und angrenzende Stufen. Kurzum: Die<br />

Stadt wird obdachlosenfrei.<br />

Das Gesetz zur neuen Verordnung<br />

wurde heftig<br />

– auch international –<br />

kritisiert (die <strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

berichtete). Nach Demonstrationen<br />

und Solidaritätsbekundungen versuchten<br />

Aktivisten der Gruppe „Die<br />

Stadt gehört allen“ (A város mindenkié)<br />

in einer letzten fast verzweifelt<br />

wirkenden Aktion die Abstimmung<br />

am Donnerstag zu verhindern.<br />

Mit Menschenkette gegen<br />

Unmenschlichkeit<br />

Da die Sitzung des Stadtrates<br />

öffentlich war, hatten es die Aktivisten<br />

nicht schwer, sich Zugang<br />

zu verschaffen. Innerhalb kurzer<br />

Zeit hatten sie sich als Menschenkette<br />

um die Tische und Sitze der<br />

Abgeordneten positioniert und<br />

konnten so – wenn auch nur für relativ<br />

kurze Zeit – die Abstimmung<br />

über die neue Verordnung verhindern.<br />

OB Tarlós, der für seine teils<br />

ruppige Art bekannt ist, ließ sich<br />

Bei der Versammlung des Stadtrates vergangene Woche versuchten Aktivisten der Gruppe<br />

„Die Stadt gehört allen“ erfolglos die Abstimmung über die Obdachlosenverordnung zu verhindern.<br />

davon nicht beeindrucken und die<br />

Demonstranten nach wiederholter<br />

Aufforderung von Mitgliedern der<br />

Bereitschaftspolizei aus dem Saal<br />

entfernen. Miklós Fekete-Nagy,<br />

Aktivist und Obdachloser, sprach<br />

gegenüber dem Nachrichtenportal<br />

index.hu davon, dass man dies<br />

befürchtet habe, trotzdem sei man<br />

enttäuscht, denn „eigentlich haben<br />

wir gehofft, dass der Vorschlag zur<br />

Verordnung zurückgezogen wird.“<br />

Dass dies nicht einmal im Bereich<br />

des Möglichen lag, machte Tarlós<br />

auf der anschließenden Pressekonferenz<br />

klar: „Sie (die Aktivisten –<br />

Anm.) hätten demonstrieren können,<br />

bevor wir die Entscheidung<br />

überhaupt gefällt haben. So war<br />

das Ganze heute nur eine dilettantische<br />

politische Aktion.“<br />

Doch dass nicht nur von Fidesz-Seite<br />

hart gegen Obdachlose<br />

vorgegangen wird, zeigt das Beispiel<br />

des sozialistisch regierten<br />

XIII. Bezirks. József Tóth, Mitglied<br />

der sozialistischen Oppositionspartei<br />

MSZP und Bürgermeister des<br />

Bezirks, ging die hauptstädtische<br />

Verordnung nicht weit genug. Genauer<br />

gesagt würde er die Bannmeile<br />

für Obdachlose um öffentliche<br />

Plätze von 100 auf 200 Meter erhöhen.<br />

Auch dies sollte am Donnerstag<br />

in der Sitzung des Stadtteilrates<br />

beschlossen werden, auch hier kam<br />

es zu Protesten. Mitglieder der Facebook-Gruppe<br />

„Die Verfassung ist<br />

kein Spielzeug“ (Az alkotmány nem<br />

játék) besetzten die Sitzung. Ähnlich<br />

wie von OB Tarlós wurde die<br />

Polizei dazu gerufen, jedoch wurde<br />

die Abstimmung über die Obdachlosenverordnung<br />

hier vorerst vertagt.<br />

Bitte um Solidarität<br />

Noch am Donnerstag wandte sich<br />

der Präsident des Kuratoriums der<br />

Stiftung Menhely an die Bewohner<br />

Budapests. Péter Győri ruft seine<br />

Mitbürger in einem offenen Brief<br />

zur Solidarität mit den Obdachlosen<br />

auf. Dort heißt es unter anderem:<br />

„Solange der Staat und die<br />

Selbstverwaltungen nicht alles dafür<br />

tun können, um jedem Bürger<br />

Arbeit, Wohnung und ein minimales<br />

Einkommen zu sichern, so lange<br />

müssen wir selbst den heimatlosen<br />

Menschen Hilfe anbieten.“ Neben<br />

Kirchen bittet er auch Wohnungseigner<br />

darum, ihre Türen nicht<br />

zu verschließen und die Entscheidungsträger<br />

im Parlament darum,<br />

alles dafür zu tun, dass jeder ein<br />

Zuhause habe. Der erste Schritt in<br />

diese Richtung dürfte getan sein,<br />

haben doch in der vergangenen Woche<br />

Vertreter der Stadt und Repräsentanten<br />

des HungExpo-Geländes<br />

Gespräche aufgenommen. Wie OB<br />

Tarlós mitteilte, ist das Gelände der<br />

HungExpo geeignet, um gar Zehntausend<br />

Menschen aufzunehmen.<br />

Kritiker bemängeln indes zwei<br />

Punkte: Erstens sei dieser Schritt<br />

viel zu spät gekommen, die „Krisenzeit”<br />

habe bereits am 1. November<br />

begonnen, außerdem nähmen<br />

die Gespräche Zeit in Anspruch,<br />

die nicht mehr zur Verfügung stehe.<br />

Eine schnelle Lösung wird gebraucht.<br />

Weiterhin fürchten sie<br />

um die Unversehrtheit der gegebenenfalls<br />

dort untergebrachten Obdachlosen.<br />

Auf Nachfrage erklärte<br />

eine erfahrene Sozialarbeiterin:<br />

„Verwahranstalten mit mehreren<br />

Hundert Menschen bergen enorme<br />

Sicherheitsrisiken, da sie schlecht<br />

bis gar nicht überwacht werden<br />

können. In so einer Unterbringung<br />

kann niemand für die Sicherheit<br />

der Menschen garantieren.“<br />

▶▶EKG<br />

Bea Kallós


22. – 28. November 2013<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

F e u i l l e t o n<br />

9<br />

Telenor: Kooperation mit UNICEF und interaktives Labyrinth im Allee Einkaufszentrum<br />

Tel ko-Anbieter mit Engagement<br />

Telenor Magyarország erregte diese Woche<br />

gleich mit zwei nicht-gewerblichen<br />

Aktionen Aufmerksamkeit: Im gemeinsamen<br />

Kampf gegen Kinderprostitution und<br />

Pädophilie unterschrieb man einen Kooperationsvertrag<br />

mit UNICEF Magyarország;<br />

daneben wurde im Allee Einkaufszentrum<br />

ein interaktives Labyrinth eröffnet, durch<br />

das man sich mithilfe Telenors mobilem<br />

Netz durchschlägt.<br />

Am 20. November, dem Internationalen<br />

Tag der Kinderrechte besiegelten<br />

das Unternehmen und die Hilfsorganisation<br />

vertraglich ihre Zusammenarbeit<br />

im Kampf gegen jede Art von Pädophilie. Auf<br />

der Pressekonferenz wurden auch eigens für<br />

die Aktion produzierte Videoclips gezeigt, die<br />

sich über das Internet verbreiten sollen: Diese<br />

zeigen, dass 20 Prozent aller Mädchen und 10<br />

Prozent aller Jungen weltweit von Pädophilie<br />

betroffen sind, und auch, dass aus den Opfern<br />

später Täter werden können. Daher veröffentlichen<br />

die Partner gemeinsam eine Applikation,<br />

die mithilfe von Schulpsychologen entwickelte<br />

Hel-APP, die Kindern in brenzligen<br />

Situationen mit Sofortratschlägen und den<br />

wichtigsten Notrufnummern helfen soll.<br />

Mobile Medien<br />

zum Kinderschutz<br />

Emese Danks, Ratspräsidentin UNICEF<br />

Ungarn betonte: „Das Smartphone ist mittlerweile<br />

ein Gefährte unserer Kinder geworden,<br />

mit der App können wir sie über das für sie<br />

so bedeutende Gerät erreichen.“ Christopher<br />

Laska, Vorstandvorsitzender von Telenor Magyarország<br />

hob die Bedeutung des Internets<br />

hervor: „Wir können unsere Kinder in der Realität<br />

vor Krankheiten schützen und müssen<br />

dies auch in der digitalen Welt tun. Zu Telenors<br />

Mission, Internet für<br />

alle möglich zu machen,<br />

gehört daher auch, unser<br />

Wissen zum Schutz<br />

der Kinder zu teilen.“<br />

Das Unternehmen habe<br />

bereits zwei ähnliche<br />

Projekte gestartet, daher<br />

besitze man Erfahrung<br />

auf dem Gebiet.<br />

„Das Internet formt die<br />

Gesellschaft, die Kommunikation<br />

und die<br />

Bildung stärker als bisher<br />

gedacht, daher ist<br />

ein solcher Schutz für<br />

Kinder wichtig“, schloss<br />

Laska. Neben Telenor<br />

sind auch die Medienorganisation<br />

Smart<br />

Media Hungary und<br />

der Gerätehersteller<br />

Huawei an dem „Ébresztő-Óra“(„Wecker-<br />

bzw.<br />

Aufwach-Stunde“)-Programm,<br />

einer digitalen<br />

Vortragsreihe zu Kinderrechten,<br />

beteiligt, in<br />

dessen Rahmen auch<br />

die Help-APP verbreitet<br />

werden soll.<br />

Mit Tablets und mobilem Net durchs<br />

Telenor-Labyrinth<br />

Telenor-Vorstand Christopher Laska und UNICEF Ungarn-Ratspräsidentin Emese Danks<br />

unterschrieben eine Kooperationsvereinbarung zum Kampf gegen Pädophilie.<br />

Bereits am Dienstag eröffnete Telenor im<br />

Allee Einkaufszentrum ein interaktives Labyrinth,<br />

in dem man mit einem Tablet-PC<br />

und mit Hilfe von „Augmented Reality“, einem<br />

Programm, in dem die Realitätswahrnehmung<br />

erweitert wird, Minispiele spielen<br />

kann. In Begleitung einer Telenor Mitarbeiterin<br />

wird man im Labyrinth von Station zu Station<br />

geführt. Bei den Spielen muss man etwa<br />

Schmetterlinge fangen oder Raketenstarts<br />

auslösen. Mit dem Labyrinth will das Unternehmen<br />

in erster Linie seinen Imagewandel<br />

unterstreichen, und den Teilnehmern<br />

spielerisch nahebringen, dass Telenor ein<br />

moderner Mobilfunkanbieter mit schnellem<br />

mobilen Netz und zukunftsweisenden Applikationen<br />

ist. Telenor-Marketing-Chef Mike<br />

Michel lädt alle herzlich ein, die „das Erlebnis<br />

des schnellen Internets und den neuen<br />

Serviceleistungen von Telenor kennenlernen<br />

möchten.“ Das Labyrinth steht noch bis kommenden<br />

Dienstag im Allee Einkaufzentrum<br />

und ist jeden Tag von 11 bis 19 Uhr geöffnet.<br />

Für Teilnehmer gibt es übrigens eine kleine<br />

Belohnung für die Bewältigung des Labyrinthes<br />

in Form von In-Ear-Kopfhörern und der<br />

Teilnahme an einem Gewinnspiel, bei dem<br />

man einen 3D-Fernseher gewinnen kann.<br />

▶▶Philipp Faßbender/Daniel Hirsch<br />

BZT / Daniel Hirsch<br />

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dieses Jahr zu Weihnachten wünschen…<br />

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Unsere Schuhe können Sie bequem in unserem <strong>Budapester</strong> Schauraum (1225 Budapest, Március 15. u. 1-3) kennenlernen und natürlich auch kaufen. Nebenbei können Sie dort auch einen Blick in unsere<br />

Schuh-Manufaktur werfen und einen Eindruck von der einzigartigen handwerklichen Herstellung dieser besonderen Schuhe gewinnen. Der Schauraum ist von Montag bis Freitag von 8 bis 14.30 Uhr für<br />

Sie geöffnet oder nach Terminabsprache (Tel.: +36-1-207-6185 oder Mobil: +36-20-537-8683). Frau Andrea Nyerges berät Sie auf Deutsch und führt Sie auch gerne durch unsere Manufaktur.


10 F e u i l l e t o n<br />

Gute Dinge kommen aus der Flasche<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Flü ssige Freuden im „Vom Fass“<br />

Wir schreiben den 5. November, und die Hauptstadt kann bei der<br />

aktuellen Wetterlage beim besten Willen nicht als trocken bezeichnet<br />

werden. Doch im XIII. Bezirk, in der Nummer 20 Szent István<br />

Park, werden ganz andere Flüssigkeiten als Wasser genossen. Der<br />

Laden „Vom Fass“ befindet sich an der Ecke zur Hollán Ernő utca<br />

und bietet alles zum Verkauf, was sich in Flaschen füllen lässt.<br />

Der Name „Vom Fass“ stammt<br />

von Johannes Kinderlen, der<br />

seinen ersten Laden 1994 in Regensburg<br />

eröffnete. In den folgenden<br />

20 Jahren wurde „Vom Fass“<br />

ein internationaler Lizenzbetrieb<br />

mit über 120 Partnern weltweit,<br />

inklusive des Heimatlandes<br />

Deutschland, Österreich, Großbritannien,<br />

Japan und natürlich<br />

Ungarn.<br />

Beste Qualität<br />

und beste Preise<br />

„Wir gehören offiziell zum großen<br />

Lizenzbetrieb“, erklärt Mária<br />

Baranyai, die Besitzerin des<br />

Ladens am Szent István Park.<br />

„Wir bestellen unsere Produkte<br />

aus dem Netzwerk der Firma.<br />

Aber innerhalb dieses Rahmens<br />

können unsere Läden ein unterschiedliches<br />

Angebot haben, je<br />

nach den Wünschen der Kunden.<br />

Normalerweise wird das Angebot<br />

von kleinen Produzenten auf der<br />

ganzen Welt zusammengestellt<br />

– das gegenteilige Konzept zu<br />

multinationalen Unternehmen<br />

und großen Supermärkten. Das<br />

ist gut, denn so können wir kleine<br />

Produzenten in Ungarn unterstützen,<br />

indem wir Wein und<br />

Öl bei ihnen bestellen. Und es erlaubt<br />

uns, uns die beste Qualität<br />

zu sichern.“<br />

Die Auswahl an Produkten ist<br />

riesig, die Qualität hervorragend,<br />

die Produkte sind gesund und<br />

der Laden erfreut sich wachsender<br />

Popularität. Vielleicht liegt<br />

das daran, dass die Kunden im<br />

„Vom Fass“ alle Produkte probieren<br />

dürfen, bevor sie sie kaufen.<br />

Auch das Design überzeugt,<br />

und der Laden bietet Öl, Essig,<br />

Sirup und alkoholische Getränke<br />

in Flaschen aller Größen und<br />

Formen an. Natürlich hat jede<br />

Jahreszeit ihre Besonderheiten,<br />

und so bereitet sich „Vom Fass“<br />

mit Lebkuchen, Likör, heißer<br />

Schokolade und thematisch passend<br />

geformten Flaschen auf die<br />

Weihnachtszeit vor.<br />

Da der Laden sich auf alles<br />

spezialisiert hat, was aus dem<br />

Fass kommt, ist auch die Bedienung<br />

speziell abgestimmt. Mária<br />

Baranyai kann ihre Kunden auf<br />

qualifizierte Weise über die physiologischen<br />

Eigenschaften ihrer<br />

Produkte informieren – genau das<br />

Richtige, wenn man gesundheitsbewusst<br />

oder auf der Suche nach<br />

alternativen Heilmethoden ist.<br />

„Unsere Preise entsprechen<br />

den Firmenstandards“, so Baranyai.<br />

„Die Leute bekommen ‚Vom<br />

Szépvölgyi Teniszcentrum<br />

Ob’s regnet oder die Sonne scheint – bei uns können Sie das ganze Jahr über im Trockenen spielen.<br />

Öl, Wein, Schnaps, Sirup: Im Laden am Szent István Park gibt es all das - und immer vom Fass.<br />

Fass‘-Produkte in allen Läden des<br />

Lizenzbetriebs für denselben Preis.<br />

Sie sind vielleicht nicht so günstig<br />

wie Öl oder Essig aus dem Supermarkt,<br />

aber ich bin überzeugt, dass<br />

wir eine andere Art von Qualität<br />

anbieten. Auf der anderen Seite<br />

hat ‚Vom Fass‘ es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, diese wunderbaren<br />

Geschmackserlebnisse jedermann<br />

zu ermöglichen. Das ist der Grund,<br />

weshalb wir alle Produkte gezapft<br />

verkaufen, und nicht in festgelegter<br />

Menge. So kann jeder die Flüssigkeiten<br />

aussuchen, die er möchte,<br />

und die Größe der Flasche, die<br />

sein Portemonnaie hergibt.“<br />

Auch bei<br />

Expats beliebt<br />

Der Laden hat auch die Aufmerksamkeit<br />

von Expat-Gruppen<br />

auf sich gezogen, da die Nachfrage<br />

nach handgemachten Produkten<br />

bei Ausländern sogar noch höher<br />

ist. Die Besitzerin schätzt, dass<br />

zwei Drittel ihrer Stammkunden<br />

Ungarn sind, und der Rest<br />

Wahl-<strong>Budapester</strong>. Die Bedienungen<br />

im Laden sprechen Englisch<br />

und Deutsch, um das Einkaufen<br />

für ein internationales Publikum<br />

angenehmer zu machen. Ein weiterer<br />

„Vom Fass“-Laden befindet<br />

sich auf der anderen Seite der Donau,<br />

im Einkaufszentrum Mammut<br />

I.<br />

▶▶Réka Hamvas<br />

Deutschsprachige Katholische Gemeinde St. Elisabeth Budapest<br />

K i r c h e d e r E l i s a b e t h i n n e n<br />

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Hochwertige Sandplätze in wunderschöner Umgebung.<br />

(An Regentagen steht Ihnen unsere Halle mit<br />

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Wohltätigkeitskonzert<br />

zu Gunsten der St. Elisabeth Stiftung<br />

„Festliche Orgelklänge bei Kerzenschein”<br />

Samstag, 23. November 2013, 19.30 Uhr<br />

Ottorino RESPIGHI: Preludio per organo<br />

Michelangelo ROSSI: Toccata<br />

Giovanni GABRIELI: Jubilate Deo<br />

Benedetto MARCELLO – Johan Sebastian BACH: Concerto in D-Moll<br />

Giacomo PUCCINI: Salve Regina<br />

Franz LISZT: Ungarns Gott<br />

Franz LISZT – Camille SAINT-SAËNS:<br />

Legende in A-Dur „Der Heilige Franziskus predigt den Vögeln”<br />

Franz LISZT – Giuseppe VERDI: Agnus Dei<br />

Richard WAGNER – Marco Enrico BOSSI: Parsifal<br />

Zum Schluss: Gemeinsames Singen des „Elisabeth-Liedes”<br />

An der Kirchenorgel:<br />

Lóránt Réz<br />

www.elisabeth.hu<br />

EINTRITT FREI, KOLLEKTE AM EINGANG ERBETEN


22. – 28. November 2013<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

F e u i l l e t o n<br />

11<br />

Deutscher Botschafter begeht Volkstrauertag<br />

Ged enken, um Frieden zu wahren<br />

Der deutsche Botschafter in Ungarn, Matei I. Hoffmann, beging am<br />

Sonntag den alljährlichen Volkstrauertag, an dem der weltweiten<br />

Opfer aller Gewaltdiktaturen gedacht wird. Hierzu besuchte er<br />

eine Gedenkveranstaltung auf dem Deutsch-Ungarischen Soldatenfriedhof<br />

in Budaörs, danach eine auf dem Jüdischen Friedhof<br />

im X. Bezirk von Budapest.<br />

Von allen Friedhöfen, auf<br />

denen deutsche Soldaten<br />

in Ungarn bestattet sind,<br />

ist der in Budaörs der größte. Insgesamt<br />

fast 16.000 gefallene deutsche<br />

und ungarische Armeeangehörige<br />

ruhen hier, Seite an Seite,<br />

viele von ihnen namenlos. Um ihnen<br />

und allen anderen Opfern von<br />

Gewaltdiktaturen ein Gesicht zu<br />

geben und ihrer zu gedenken, wird<br />

in Deutschland seit 1952 der sogenannte<br />

Volkstrauertag begangen.<br />

So auch in Budaörs: Am Sonntag<br />

legte der deutsche Botschafter in<br />

Ungarn, Matei I. Hoffmann, auf<br />

dem Ehrenhain einen Kranz nieder.<br />

Weitere Kränze stammten<br />

vom Ungarischen Militär, von der<br />

Kasperle<br />

Theater<br />

Krippenspiel<br />

Botschafter Matei I. Hoffmann auf dem Jüdischen Friedhof.<br />

Gebasteltes<br />

Glühwein<br />

&<br />

Punsch<br />

Maronen<br />

&<br />

Mandeln<br />

Adventskränze<br />

und vieles mehr...<br />

Gedenken an die Kriegsopfer auf dem Deutsch-Ungarischen Soldatenfriedhof in Budaörs.<br />

Selbstverwaltung Budaörs, vom<br />

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge,<br />

von der Deutschen<br />

Kulturgemeinschaft Budaörs,<br />

der Deutschen Selbstverwaltung<br />

Budaörs, der Deutschen Minderheitenverwaltung<br />

Budakeszi und<br />

vom Deutschen Reservistenverband<br />

Rottau-Pocking. Neben dem<br />

Botschafter nahmen auch Oberst<br />

Manfred Knopp, Militärattaché der<br />

Deutschen Botschaft, Vertreter des<br />

ungarischen, rumänischen, türkischen<br />

und polnischen Militärs,<br />

der stellvertretende Bürgermeister<br />

von Budaörs, Gábor Szabó, Gabriel<br />

Brennauer, Geschäftsführer der<br />

Deutsch-Ungarischen Industrieund<br />

Handelskammer, sowie ungarische<br />

und deutsche Geistliche teil.<br />

In seiner Rede baute Hoffmann<br />

eine Brücke von der Vergangenheit<br />

in die Gegenwart: „Wir trauern<br />

nicht nur um die in den Weltkriegen<br />

aus politischen oder rassistischen<br />

Gründen Getöteten, sondern<br />

auch um die Opfer von Terror und<br />

Krieg heutiger Tage; nicht nur<br />

um die Kriegsopfer von Budapest<br />

1945, sondern auch um die deutschen<br />

Toten an der innerdeutschen<br />

Grenze. Da es immer weniger Zeitzeugen<br />

gibt, ist es nun an uns, den<br />

Gedenk-Staffelstab an die nächste<br />

Generation weiterzugeben.“ Symbolisch<br />

übertrug er daher das Wort<br />

an zwei Schülerinnen des Thomas<br />

Mann-Gymnasiums Budapest, die<br />

in ihrer Rede bekräftigten, dass<br />

nur durch ein solches Gedenken<br />

und das Verstehen des Volkstrauertages<br />

der heutige Friede aufrechterhalten<br />

werden könne. In<br />

ihren anschließenden Gebeten verurteilten<br />

die Geistlichen die Gründe<br />

für die Tötung der vielen Menschen<br />

und baten um Versöhnung,<br />

Verständigung und Frieden.<br />

Anschließend traf der Botschafter<br />

auf dem Jüdischen Friedhof<br />

Budapest Holocaust-Überlebende,<br />

um dort der jüdischen Toten während<br />

der Naziherrschaft zu gedenken.<br />

Einer der Zeitzeugen, der für<br />

Außenbeziehungen verantwortliche<br />

Vorstand des Verbandes der<br />

Jüdischen Gemeinden Ungarns,<br />

Ernő Lazarovits, stimmte vor<br />

dem Ehrenmal ein jüdisches Totengebet<br />

an. Der deutsche Pfarrer<br />

Erlbruch schloss sich mit einem<br />

christlichen Gebet an, indem er<br />

um Vergebung für alles bat, was<br />

die Deutschen getan haben. Nach<br />

einer weiteren Kranzniederlegung<br />

dankte Lazarovits dem deutschen<br />

Botschafter und betonte: „Es geht<br />

hier nicht nur um die toten ungarischen<br />

oder Juden anderer Länder,<br />

sondern um die insgesamt 53 Millionen<br />

Menschen, die im Zweiten<br />

Weltkrieg starben.“<br />

▶▶Daniel<br />

Hirsch<br />

BZT / Daniel Hirsch (2)<br />

Adventsbasar<br />

Am 30. November 2013<br />

16.00 bis 20.00 Uhr<br />

Eintritt frei!<br />

An der Deutschen Schule Budapest<br />

Cinege út 8/c, 1121 Budapest


12 B u d a p e s t<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Kompakt<br />

Ausgehtipp:<br />

Restaurant Days 2013<br />

Das Tischreservierungsportal<br />

„TableFree“ lädt mit seinen Restaurant<br />

Days vom 22.-29. November<br />

zu besonderen kulinarischen<br />

Erlebnissen zu äußerst<br />

günstigen Preisen in fünfzig hervorragende<br />

<strong>Budapester</strong> Restaurants<br />

ein, z.B. ins Buddha Bar<br />

Restaurant oder Spinoza Café.<br />

Gäste können 3-Gänge-Menüs<br />

schon für 3-5.000 Forint erhalten,<br />

die sie vorher auf der Webseite<br />

des Portals auswählen<br />

können.<br />

Umfrage: Selbst Autofahrer<br />

unterstützen Busspur<br />

Laut einer von der „Luft“-AG in<br />

Auftrag gegebenen Umfrage<br />

heißt die Hälfte der befragten<br />

Autofahrer die Busspuren gut,<br />

auch drei Viertel der Anwohner<br />

sind dafür. In einem offenen<br />

Brief forderte die AG OB Tarlós<br />

auf, verstärkt die Interessen der<br />

Nutzer von öffentlichen Verkehrsmit<br />

teln zu beachten und umzusetzen.<br />

Tarlós hatte sich jüngst<br />

gegen die vielen BKK-Baustellen<br />

ausgesprochen.<br />

Verkündet: Neudesign<br />

der BKK-Logos<br />

Am Dienstag wurde auf der<br />

Eröffnung des 7. Graphifestes im<br />

Design Terminal bekannt gegeben,<br />

dass das Hidden Characters<br />

Grafikdesignstudio den besten<br />

Vorschlag eingereicht hatte. Sie<br />

wurden mit dem Entwurf neuer<br />

Logos für die Metro- und HÉV-<br />

Fahrzeuge sowie die BKK-<br />

Schiffe beauftragt. Das bisherige<br />

Metro-Logo wurde erst mit dem<br />

Einsatz der neuen Züge der<br />

Linie 2 eingeführt.<br />

Ausgezeichnet: New York<br />

Café schönsten Europas<br />

Der Mannheimer Fotograf und<br />

Cafébesitzer Adonis Malamos<br />

reiste für sein Fotoalbum, das<br />

auf stern.de eingesehen werden<br />

kann, über 60.000km durch 20<br />

europäische Städte, um die<br />

schönsten Caféhäuser zu fotografieren.<br />

Neben dem La<br />

Procope in Paris und dem Café<br />

Camelot in Krakau schaffte es<br />

auch das wohl berühmteste Café<br />

Budapests in die Auswahl.<br />

NEUES VOM<br />

Franz-Liszt-Flughafen<br />

Bahnhofsvorplatz wird umgestaltet<br />

Mit Rauchglas in die Zukunft<br />

Was dem Berliner die Weltuhr, ist dem <strong>Budapester</strong><br />

die Uhr gegenüber dem Bahnhof<br />

Nyugati pályaudvar. Nur Wenige wissen,<br />

dass dieser Platz tatsächlich einen eigenen<br />

Namen hat und demnächst ein anderes Gesicht<br />

haben soll. Der Nyugati tér wird umgebaut,<br />

und es besteht wohl Einigkeit darin:<br />

Es kann nur besser werden.<br />

Vor allem zwei Elemente sind es, die<br />

den Platz ausmachen, aber nur eines<br />

soll einem wirklichen Wandel unterzogen<br />

werden. Während der Platz derzeit noch<br />

auf verschiedene Ebenen verteilt ist, die über<br />

breite Stufen hinab zur Metro führen, soll genau<br />

dies laut den Plänen des Planungsbüros<br />

Város-Teampannon Kft. bis zum kommenden<br />

September geändert werden. Anstelle des zerstückelten<br />

und schlecht einsehbaren Platzes<br />

soll demnächst ein sogenannter Multifunktions-Agoraplatz<br />

entstehen. Dies bedeutet<br />

nichts anderes, als dass der Nyugati tér auf<br />

eine Ebene gehoben und leicht begrünt wird.<br />

So wird er zwar nach wie vor seiner ursprünglichen<br />

Funktion als Verkehrsknotenpunkt<br />

gerecht, kann jedoch in Zukunft auch für ebenerdige<br />

Veranstaltungen wie Konzerte oder<br />

Märkte genutzt werden.<br />

Skála bleibt erhalten<br />

Das zweite markante Element des Platzes<br />

ist zweifelsfrei das Gebäude der Skála. Während<br />

sich die Geister an dem braunen Rauchglas<br />

scheiden, sind sich Architekten einig: Das<br />

von György Kővári entworfene mehrgeschossige<br />

Kaufhaus mag zwar aus der Zeit gefallen<br />

wirken, ist aber nichtsdestoweniger eine architektonische<br />

Besonderheit, die es zu bewahren<br />

gilt. So wird denn auch an der Fassade<br />

nichts verändert, im Inneren dafür aber umso<br />

mehr. Derzeit beherbergt die Skála noch einen<br />

Asia-Shop, einen Indoor-Spielplatz für Kinder<br />

Während viele Touristen und Einheimische glauben,<br />

dass die St.-Stephans-Basilika im 19. Jahrhundert<br />

fertiggestellt wurde, wurde der Bau der für<br />

Hochzeiten beliebten Kirche tatsächlich erst 1905<br />

beendet. Die Einweihung fand am 19. November desselben<br />

Jahres statt. Die irrige Annahme bezüglich<br />

der zeitlichen Einordnung rührt wahrscheinlich<br />

vom Stil des Gebäudes, da die Bauarbeiten 54 Jahre<br />

vor der Fertigstellung des Gotteshauses begannen.<br />

Grund für die Verspätung ist der Zusammensturz<br />

der Basilika im Jahr 1868. Aus diesem Grund mussten<br />

die Arbeiten nochmals von Grund auf begonnen<br />

werden. Die Geschichte der Basilika begann aber<br />

sogar noch früher: Auf der flachen Pester Seite der<br />

Donau bot der kleine Hügel, auf dem die Kirche heute<br />

steht, hunderten Menschen Schutz vor der großen<br />

Flut 1838. Da viele Menschen ihre Rettung für ein<br />

Wunder hielten, sammelten sie Spenden zum Bau einer<br />

Kirche auf dem Hügel. Wie das Parlament zählt<br />

auch die St.-Stephans-Basilika zu den höchsten Gebäuden<br />

von Budapest. Beide sind 96 Meter hoch, was<br />

zeigen soll, dass weltliches und religiöses Denken<br />

dieselbe Wichtigkeit besitzen. Nach den aktuellen Bestimmungen<br />

darf es in der Hauptstadt kein höheres<br />

Gebäude geben als die Basilika und das Parlament.<br />

Nach dem Umbau soll der Verkehrsknotenpunkt Nyugati tér vielfältig nutzbar sein.<br />

und im Keller einen Supermarkt. Die oberen<br />

Stockwerke sind indes schon lange nicht<br />

mehr zugänglich. Wie das Nachrichtenportal<br />

index.hu schreibt, will die Betreiberfirma Libri<br />

Könyvkereskedelmi Kft. genau dies nun<br />

ändern. Neben einem Fitnesscenter soll auch<br />

ein Kulturzentrum Platz bekommen. Doch<br />

entschieden ist bisher noch nichts, lediglich<br />

die Finanzierung ist gesichert. Im Rahmen<br />

Budapest Retro – St.-Stephans-Basilika<br />

der TÉR_KÖZ-Ausschreibungen der Hauptstadt<br />

wurde dem vom VI. Bezirk unterstützen<br />

Projekt eine Fördersumme von 295 Millionen<br />

Forint zugesprochen. Dies sei zwar weniger<br />

als ursprünglich geplant, „aber“, so zitiert index.hu<br />

einen beteiligten Architekten, „große<br />

Planänderungen sind nicht nötig, wir kaufen<br />

maximal günstigere Gehwegplatten.“<br />

▶▶EKG<br />

Város-Teampannon Kft.<br />

Ausweichlandungen:<br />

Statt Budapest nach Wien<br />

Wegen des starken Nebels<br />

in der Nacht von Samstag auf<br />

Sonntag herrschten Berichten<br />

zufolge Sichtweiten von gerade<br />

einmal 100m, daher wurden<br />

zahlreiche Maschinen, etwa<br />

der ungarischen Fluglinie<br />

Wizz Air nach Wien und Bratis<br />

lava umgeleitet.<br />

Fortepan orig Noémi Saly


22. – 28. November 2013<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

B u d a p e s t<br />

13<br />

Minimalismus, der schmeckt<br />

Lou Lou<br />

Restaurant<br />

Keine zwei Wochen ist es her, als ich hungrig die Gegend rund um<br />

die Király utca durchstreifte. Die Restaurants im Gozsdu udvar hatte<br />

ich bereits durchgekostet, und so gern ich diese geschäftige,<br />

angesagte Schlemmermeile habe, so knurrte mir doch der Magen<br />

nach etwas Neuem. Auch in der Király utca fand ich nicht, wonach<br />

es mich dürstete. Die Cafés hätten es nicht mit meinem Hunger, die<br />

Grillrestaurant-Ketten nicht mit meinen gastronomischen Ansprüchen<br />

aufnehmen können.<br />

In einer ruhigen Seitenstraße<br />

wollte ich mich kurz fangen, als<br />

ich plötzlich einer mysteriösen<br />

Fensterwand gegenüber stand. Die<br />

weißen Vorhänge waren von innen<br />

zugezogen, doch die ebenfalls verglaste<br />

Eingangstür erlaubte einen<br />

Blick ins erleuchtete Rauminnere.<br />

Das geschmackvolle Interieur aus<br />

lindengrünen, gepolsterten Sesseln,<br />

mittelbraunem Parkett und dezenten,<br />

geschmackvollen Dekogegenständen<br />

erweckte mein Interesse.<br />

Der Ort war nicht ausgeschildert,<br />

strahlte jedoch sofort eine edle Atmosphäre<br />

aus. Ich wusste, hier<br />

würde ich gut dinieren können. Einzig<br />

die verschlossene Tür hielt mich<br />

davon ab, sogleich das dato noch vor<br />

der Eröffnung befindliche Restaurant<br />

aufzusuchen.<br />

Klassiker in neuem Gewand bietet das Lou Lou.<br />

Etwas wie das<br />

Lou Lou<br />

Eine Woche später werde ich an<br />

ebendiesem Ort zu meinem Tisch<br />

geführt. Károly Rudits verweist den<br />

Teddybären behutsam von dem für<br />

mich bestimmten Sessel, hier habe<br />

eben noch ein ganz junger Gast gesessen.<br />

Mein Magen knurrt genauso<br />

laut wie vor einer Woche. Ein<br />

Glück bin ich jetzt hier, im Lou Lou<br />

Restaurant.<br />

Rudits ist der Besitzer des Lou<br />

Lou, doch er ist auch Gastgeber<br />

und Gourmet, kurz, ein Gastronom<br />

mit Leidenschaft. Schnell wird<br />

klar, dass man es hier außerdem<br />

mit einem Mann mit Erfahrung<br />

zu tun hat. Denn ganz neu ist das<br />

Lou Lou nicht, im Gegenteil: Zum<br />

ersten Mal öffnete das Fine Dining<br />

Restaurant seine Pforten 1996. Innerhalb<br />

weniger Jahre wurde es zu<br />

einem der besten und beliebtesten<br />

Restaurants Budapests. Im Januar<br />

2009 kam dann das plötzliche<br />

Aus, die Krise machte sich auch<br />

in der Gastronomie bemerkbar.<br />

Einige Jahre hat es nun gedauert,<br />

bis Rudits den Zeitpunkt der Neueröffnung<br />

gekommen sah. „In der<br />

vergangenen Zeit bin ich ruhiger<br />

geworden, sehe nun klarer“, erzählt<br />

der Restaurantbesitzer. „Das sieht<br />

man auch am neuen Lou Lou. Viele<br />

hochklassige Restaurants sind vielleicht<br />

etwas zu schnörkelig, andere<br />

etwas zu schlampig. Doch es gibt<br />

Das minimalistische Design lässt Raum, um sich voll auf den Genuss zu konzentrieren.<br />

auch etwas dazwischen. Etwas, das<br />

die nötige Eleganz besitzt und doch<br />

gelöst und einfach ist.“ Etwas wie<br />

das Lou Lou.<br />

Fürwahr besticht das französisch<br />

geprägte Restaurant mit<br />

noblem Minimalismus und einer<br />

Prise charmantem Witz – Eigenschaften,<br />

die sich im Interieur<br />

wie in den Gerichten widerspiegeln.<br />

Die Tische aus hellem Holz<br />

kommen ohne Tischdecken daher,<br />

zum warmen, selbstgebackenen<br />

Brot und der fein gesalzenen Butter<br />

wird ein Holzmesser gereicht.<br />

Statt Ölgemälden zieren ein paar<br />

Flaschen Wein, weitere Teddybären<br />

und geschmackvolle Vasen<br />

den Raum, die hochprofessionellen<br />

Bedienungen tragen schwarz.<br />

Sodann wird das Amuse-Gueule<br />

serviert: Verschiedene geschichtete<br />

Mousse‘, arrangiert im kleinen<br />

Glas. Ricotta, Spinat, etwas Puffreis<br />

und der aus der französischen<br />

Schweiz stammende Halbhartkäse<br />

Tête de Moine – eine himmlische,<br />

grün-weiße Ouvertüre.<br />

Trüffel, Ente und ein<br />

japanisch-ungarisches Gelee<br />

Ein Salat aus frischem Ziegenkäse,<br />

Schwarzwurzel, Chlorophyll<br />

(sic!), grünem Gartengemüse und<br />

Trüffelspänen folgt sogleich. Hier<br />

treffen sich unterschiedlichste<br />

Blattsalate und bieten einen frischen,<br />

leichten Zwischenstopp vor<br />

den Hauptgängen. Der feine Trüffel,<br />

der dezent über das grüne Gericht<br />

gestreut wurde, hinterlässt seinen<br />

eigensinnigen Geschmack im Mund<br />

und leitet dramaturgisch über zu<br />

den kulinarisch größten Momenten<br />

des Abends. Aufgetischt wird<br />

nun ein Entenleber Parfait, das<br />

Enten-Rillettes umschließt; dazu<br />

gibt es eine Handvoll Pilze, Birne<br />

und ein Gelee aus Nomu Tokaier<br />

Weinessig. Wie mich der Kellner<br />

aufklärt, stammt dieser besondere<br />

Weinessig von einem japanischen<br />

Feinschmecker und Weinliebhaber,<br />

der sich in den ungarischen Traditionswein<br />

verliebte und just die erste<br />

und einzige Firma gründete, die ihn<br />

in Weinessig verwandelt. Tatsächlich<br />

geht das Gelee eine herrliche<br />

Symbiose mit Rillettes und Pastete<br />

ein und schmeckt mit dem Wissen<br />

um seine Herkunft fast noch besser.<br />

Als Höhepunkt dient die nun<br />

folgende geröstete Entenbrust mit<br />

Orangensoße, Belgischer Endivie<br />

und Karotte. Das Fleisch der Ente<br />

ist zum Dahinschmelzen zart und<br />

kleidet sich gleichwohl mit einer<br />

knusprigen, deftigen Kruste. Die<br />

Orangensoße mit ihrer süß-sauren<br />

Würze und einem zimtigen Pepp<br />

bildet eine adäquate Basis und erweckt<br />

in mir den Wunsch, der Teller<br />

möge sich immer und immer<br />

wieder aufs Neue mit diesem Gericht<br />

füllen.<br />

Trotz des wundervollen Teller-Arrangements<br />

kann die hausgemachte<br />

Tortellini mit Kräutern<br />

der Provence, Gemüse und gereiftem<br />

Provolone-Käse leider nicht<br />

mit ihren Vorgänge(r)n mithalten.<br />

Die Pasta mit der Tomaten-Paprika-Soße<br />

ist schmackhaft und fruchtig,<br />

doch den besonderen Dreh, den<br />

mutigen Ausbruch, den solch ein<br />

Gericht benötigt, hat sie leider nicht<br />

inne.<br />

Die Süße des Desserts tröstet<br />

jedoch ohne Weiteres mithilfe von<br />

in Ingwer-Karamell gebackener<br />

Banane, Krokant, weißer Schokolade,<br />

Limettencreme, Kardamom<br />

und Ananas, auch wenn es im Lou<br />

Lou keineswegs Grund zum Trösten<br />

braucht. In einem separaten<br />

Keramikkännchen erlaubt es eine<br />

unaufdringliche Vanillesoße, die<br />

Nachspeise nach Belieben anzureichern.<br />

Eine fabelhafte Komposition<br />

süßer Verführungen.<br />

Den Schlussstrich setzen eine<br />

Weihnachts-Praline und ein<br />

Mohn-Baiser, clean auf einem<br />

Holzbrett angerichtet und auf eine<br />

fingerfertige Verzehrung wartend.<br />

Was nicht erwähnt werden muss:<br />

Mein Hunger ist gestillt, der Gaumen<br />

höchst zufrieden. Au revoir,<br />

Lou Lou.<br />

▶▶Lisa Weil<br />

Restaurant Lou Lou<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Freitag: 12 bis 15<br />

Uhr, 18:30 bis 23 Uhr<br />

Samstag: 18:30 bis 23 Uhr<br />

Sonntags geschlossen<br />

Tel.: +36 1 / 877-6202,<br />

+36 70 / 333-5289<br />

VI. Székely Mihály utca 2.<br />

www.lou-lou.hu<br />

Preise<br />

Vorspeisen und Hauptgerichte:<br />

......................................3.200-8.900 Ft<br />

Dessert:....................................2.100 Ft<br />

Mittagsmenü (3 Gänge, Mo bis Fr):<br />

.................................................4.400 Ft<br />

Zoltán Miklóska (3)<br />

Arany Kaviar Restaurant<br />

Mittags traditionales Russisches Bistro:<br />

5.900 Ft (20 EUR) – 3-Gänge-Menü mit<br />

1 Glas (1dl) Wein, Mineralwasser und Kaffee!<br />

Jeden Tag von 12 bis 15 Uhr!<br />

1015 Budapest, Ostrom u. 19<br />

Jeden Tag geöffnet: 12-15 Uhr, 18-24 Uhr<br />

Tel.: (+36 1) 201 6737<br />

reservation@aranykaviar.hu<br />

www.aranykaviar.hu


14 B u d a p e s t<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Kultur &<br />

Bildung<br />

Goethe-Institut<br />

IX. Ráday utca 58<br />

Tel.: +36 1 374 4070, Leiterin: Jutta Gehrig<br />

E-Mail: info@budapest.goethe.org<br />

www.goethe.de/budapest<br />

27. November, 18 Uhr: „Dreileben – Komm’ mir nicht nach”:<br />

Zweiter Teil der Filmtrilogie. Der Film von Dominik Graf erzählt<br />

von einer Polizeipsychologin, die an ihrem Einsatzort alte<br />

Bekannte trifft. Ort: Goethe-Institut.<br />

Deutsche Studenten in Budapest Teil 3<br />

Sonderstatus: Muttersprachlerin<br />

Die eigene Sprache in einem fremden<br />

Land studieren – ergibt das Sinn? Die<br />

22jährige Sabrina Knott studiert ein Jahr<br />

lang mit Erasmus-Stipendium an der Eötvös<br />

Loránd Universität in Budapest. Ihr<br />

Fach: Germanistische Linguistik. Als einzige<br />

Muttersprachlerin sitzt sie mit einer<br />

Handvoll ungarischer Kommilitonen im<br />

Hörsaal. Wie so vielen Erasmus-Studenten<br />

geht es ihr vor allem um den Auslandsaufenthalt<br />

an sich, denn in Ungarn<br />

hat sie ihre zweite Heimat gefunden.<br />

Österreichisches Kulturforum<br />

VI. Ben czúr utca 16,<br />

Tel.: +36 1 413 3590,<br />

E-Mail: budapest-kf@bmeia.gv.at,<br />

www.okfbudapest.hu,<br />

Leiterin: BACHFISCHER, Susanne Mag.Dr.iur<br />

23. November, 19:30 Uhr: Wohltätigkeitskonzert zu Gunsten<br />

der St. Elisabeth Stiftung mit dem Titel „Festliche Orgelklänge<br />

bei Kerzenschein”. Eintritt frei, Kollekte am Eingang wird<br />

erbeten. Ort: Deutschsprachige Katholische Gemeinde St.<br />

Elisabeth Budapest, I. Fő utca 41-43. (Batthyány tér)<br />

Andrássy Universität<br />

VIII. Pollack Mihály tér 3<br />

Tel: +36 1 266 3101, -4408, +36 30 525 50 43<br />

Fax: +36 1 266 3099<br />

www.andrassyuni.hu<br />

Rektor: Prof. Dr. András Masát<br />

26.November, 19 Uhr: Ringvorlesung zum Thema „Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Bildung”. Gäste: István Antal, Rektor des<br />

Roma Fachkollegiums Budapest. „Das Roma Fachkollegium<br />

stellt sich vor”.<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

I. Batt hyány utca 49<br />

Tel: +36 1 487 5010<br />

E-Mail: info.budapest@kas.de,<br />

www.kas.de/ungarn<br />

Leiter: Frank Spengler<br />

Lions Club Thomas Mann<br />

XII. Cinege út 8/C<br />

E-mail: lc.thomasmann.budapest@online.ms<br />

www.thomasmannlionsbudapest.com<br />

Präsident: Dieter Uesseler<br />

Haus der Ungarndeutschen<br />

VI. Lendvay u. 22<br />

www.hdu.hu<br />

Noch bis 10. November: Gemeinsame Ausstellung des<br />

Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler und der<br />

KünstlerGilde e.V. Esslingen.<br />

International Womens’ Club<br />

www.iwcbudapest.hu<br />

Europaschule<br />

XII. Istenhegyi út 32<br />

E-mail: office@europaschule.hu<br />

www.europaschule.hu<br />

27. November, 18 Uhr: Vortrag von Univ. Prof. Dr. Anton Pelinka<br />

zum Thema „Österreich nach den Nationalratswahlen 2013”. Ort:<br />

Österreichisch-Ungarische Europaschule, XII. Istenhegyi út 32.<br />

Anmeldung bis 25. November unter direktion@europaschule.hu<br />

V. Zoltán u. 16<br />

(am Szabadság tér)<br />

Reservierung:<br />

+36 1 331 4352<br />

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THINK INTERDEAN.<br />

Tel. 888-6750<br />

budapest@interdean.com<br />

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Wahrscheinlich ist die Geschichte<br />

ihrer Eltern Grund dafür,<br />

dass Sabrina Knott nach Ungarn<br />

ging. Ihr Vater wurde Anfang der<br />

80er Jahre im Rahmen seiner Arbeit beim<br />

Auswärtigen Amt nach Ungarn versetzt.<br />

Fünf Jahre lebte er mit seiner Frau dort.<br />

Später verbrachte die Familie fast jedes<br />

Jahr ihren Urlaub in Budapest, um alte<br />

Freunde zu besuchen.<br />

2011 eroberte Sabrina Knott die Stadt<br />

dann für sich allein: Nach ihrem Abitur<br />

arbeitete sie ein halbes Jahr als Praktikantin<br />

bei der <strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>. Sie sprach<br />

zwar nur ein paar Brocken Ungarisch, doch<br />

Budapest zog sie völlig in ihren Bann. Als<br />

sie zurück nach Berlin sollte, wollte sie<br />

am liebsten bleiben. Kaum auf deutschem<br />

Boden, organisierte sie sich ein weiteres<br />

Praktikum an der Andrássy Universität,<br />

und arbeitete noch einmal ein halbes Jahr<br />

bei der BZ. 2012 begann sie dann ein Studium<br />

an der Berliner Humboldt-Universität<br />

in Germanistischer Linguistik und Ungarischer<br />

Literatur und Kultur im Nebenfach.<br />

Und wieder blieb sie nicht lange: Noch bevor<br />

ihre ersten Noten feststanden, bewarb<br />

sie sich auf ein Erasmus-Jahr in Budapest.<br />

Ihr war bewusst, dass es vielleicht nicht<br />

sonderlich effizient sein würde, ihre Muttersprache<br />

im Ausland zu studieren. Doch<br />

es blieb nur diese Option; ihr Ungarisch<br />

war noch nicht gut genug, um in dieser<br />

Sprache zu studieren. Und sie wollte nun<br />

einmal unbedingt nach Budapest zurück.<br />

Das Vorführexempel<br />

Nach einem intensiven Sprachkurs am<br />

Balassi Institut im August 2013 begann<br />

sie ihr Studium an der Eötvös Loránd Universität<br />

(ELTE). Dort musste sie sich erst<br />

einmal an andere Verhältnisse gewöhnen:<br />

„In Berlin sitzen dreihundert Studenten<br />

in einem Hörsaal – hier sind wir teilweise<br />

nur zu sechst.“ Ihre Kommilitonen sind<br />

alle Ungarn; sie selbst ist in ihren Kursen<br />

meist die einzige Erasmus-Studentin, und<br />

die einzige Deutsche. „Dafür, dass sie alle<br />

Deutsch als Zweitsprache lernen, sind sie<br />

sehr gut!“, betont sie. Doch es ist eben nicht<br />

dasselbe. „Ich will das Ganze noch nicht<br />

endgültig beurteilen, da ich ja erst angefangen<br />

habe. Vielleicht habe ich auch die<br />

falschen Kurse belegt, aber ein bisschen<br />

Marianna Massage<br />

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...then call Rob on 06-30-552-0840<br />

or visit www.primecuts.hu<br />

Sabrina Knott zieht es immer wieder nach Budapest zurück, ob zum Arbeiten oder privat.<br />

unterfordert fühle ich mich manchmal<br />

doch.“ Sie besucht sowohl Lehrveranstaltungen<br />

aus dem Bachelor-, als auch aus<br />

dem Master-Studiengang an der ELTE.<br />

Auf ihrem Stundenplan stehen Fächer wie<br />

Sprachgeschichte, das System der deutschen<br />

Sprache, Syntax- und Textlinguistik.<br />

Als Deutsche hat sie in ihrem Studiengang<br />

einen unfreiwilligen Sonderstatus. Oft wird<br />

sie von den Dozenten als „Vorführexempel“<br />

herangezogen: „Wie sehen Sie das denn als<br />

Muttersprachlerin?“ Doch gegenüber ihren<br />

ungarischen Kommilitonen den „Besserwisser<br />

raushängen“ zu lassen, ist ihr fern.<br />

Um in ihrem Wunschland zu sein, nimmt<br />

Sabrina eventuelle Nachteile in Kauf. Die<br />

Anerkennung der hier besuchten Lehrveranstaltungen<br />

in Deutschland gestaltet<br />

sich schwierig, und das obwohl die beiden<br />

Universitäten in Berlin und Budapest eine<br />

Partnerschaft eingegangen sind. Nach ihrer<br />

Rückkehr wird sie notfalls Veranstaltungen<br />

nachholen müssen, doch darauf hat<br />

sie sich bereits eingestellt: „Ich habe auch<br />

in den ersten zwei Semestern bereits vorgearbeitet.“<br />

Berlin vs. Budapest<br />

In Deutschland könnte sie vielleicht mehr<br />

lernen – aber für Deutschland schlägt nun<br />

einmal nicht ihr Herz. Von Heimweh nach<br />

Berlin daher keine Spur. „Viele sagen, Berlin<br />

und Budapest wären sich so ähnlich. Ich<br />

finde das gar nicht!“ Die Berliner hätten<br />

eine Arroganz an sich, die ihr nicht gefällt.<br />

„Sie denken, Berlin wäre der Nabel der<br />

Welt. Dabei hat Berlin nicht annähernd so<br />

großartige Dinge zu bieten wie Budapest.<br />

Allein das Panorama an der Donau!“ Wenn<br />

sie einen schlechten Tag hat, erzählt sie,<br />

Seit August 2012 erfolgreich in der stationäre Pflege<br />

von österreichischen deutschen und schweizerischen Senioren<br />

• Langzeit-, Kurzzeit- und Urlaubspflege<br />

• Hochqualifiziertes, deutschsprechendes Personal<br />

• Tagessatz ab 50 EUR bis 70 EUR (Alle Pflegestufe)<br />

• exclusiv für deutsprachige Senioren<br />

Weitere Informationen:<br />

Tel: +36/84 563 028 • www.seniorencare.com<br />

fährt sie mit dem Fahrrad am Fluss entlang,<br />

und lässt sich vom Fahrtwind die Sorgen<br />

aus dem Kopf pusten. „Dann denke ich:<br />

Danke, dass ich in dieser schönen Stadt sein<br />

darf!“ Es gefällt ihr allerdings nicht, dass in<br />

Budapest zurzeit so viel umgebaut wird, sie<br />

bevorzugt das alte, authentische Flair.<br />

Budapest ist Sabrina Knotts Zuhause;<br />

auch bei Nacht hat sie selten Angst, allein<br />

auf der Straße zu sein, anders als in Berlin.<br />

Dazu kommen der ruhige Charme der<br />

Ungarn und die Spontaneität, in der sie<br />

hier lebt. „Wenn ich meine Freunde treffen<br />

möchte, brauche ich keine wochenlange<br />

Planung. Ich rufe einfach an und frage:<br />

Hast du heute schon was vor?“ Bei dem Besuch<br />

in der Bar oder im Restaurant wird<br />

die Rechnung nicht penibel geteilt, man<br />

wechselt sich mit dem Bezahlen ab, und<br />

auf den einen oder anderen Forint kommt<br />

es unter Freunden nicht an.<br />

Neben Studium und Freizeit lernt Sabrina<br />

Knott weiter die komplizierte ungarische<br />

Sprache, und dabei hilft ihr ausgerechnet<br />

ihr Studium in Germanistischer Linguistik<br />

weiter: „Durch die Phonetik weiß ich<br />

endlich, wie das ‚rollende R‘ gebildet wird.<br />

Du drückst die Zungenspitze an den Zahndamm,<br />

hebst den Zungenkranz an und lässt<br />

den Luftstrom so durchfließen.“<br />

Für die Zukunft kann sie sich sehr gut<br />

vorstellen, dauerhaft in Ungarn zu leben.<br />

Vielleicht wird sie für das Auswärtige Amt<br />

arbeiten, wie ihr Vater, oder für ein Kulturinstitut<br />

in Budapest. Hauptsache, sie<br />

kann bleiben. Zumindest im Herzen ist<br />

Sabrina Knott bereits Ungarin – und so<br />

hat sich auch in die Schreibweise ihres Namens<br />

das Ungarische eingeschlichen. Aus<br />

Sabrina wurde „Szabrina“.<br />

▶▶Alice Echtermann<br />

Pflege- und<br />

Rehazentrum<br />

Balaton


22. – 28. November 2013<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

B u d a p e s t<br />

15<br />

Im Portrait: Daniela Neves, Professorin für Kultur, Sprache und Geschichte an der ELTE<br />

Lie be auf den zweiten Blick<br />

Obwohl sie sehr heimatverbunden ist, ihre Geburtsstadt Belo<br />

Horizonte liebt, und eine anerkannte Expertin in brasilianischer<br />

Literatur ist, lebt und lehrt Daniela Neves in Budapest. Doch für<br />

die Professorin und Übersetzerin war das Leben in der ungarischen<br />

Hauptstadt nicht von Anfang so schön, wie sie es sich<br />

vorgestellt hatte. Zu fremd war alles, sowohl Sprache als auch<br />

Mentalität. Doch mit der Zeit gewöhnte sie sich an die Gegebenheiten.<br />

Nun arbeitet sie an der ELTE als Professorin und lehrt eigentlich<br />

alles mögliche, von Kunstgeschichte bis Portugiesisch.<br />

In einer Akademikerfamilie<br />

geboren, entschied sich Daniela<br />

Neves schon früh an<br />

einer Universität zu studieren.<br />

Ihr Vater war Journalist und ihr<br />

Großvater Doktor der Medizin<br />

und Professor für Psychologie.<br />

Zu den Interessen des Großvaters<br />

zog es sie dann auch. Mit<br />

18 Jahren begann sie Psychologie<br />

zu studieren, um danach zu<br />

Kommunikationswissenschaften<br />

zu wechseln. Heute sagt Daniela<br />

Neves von sich: „So früh hätte ich<br />

nicht mit dem Studium beginnen<br />

sollen. Ich finde, man sollte in<br />

einer späteren Phase des Lebens<br />

damit anfangen.“ Doch geschadet<br />

hat es ihr allem Anschein<br />

nach nicht, denn aus ihr ist eine<br />

Professorin für Literatur und<br />

Sprache geworden. Jedoch war<br />

es für Daniela Neves nicht unbedingt<br />

eine Bilderbuchkarriere,<br />

denn im zarten Alter von 23 Jahren<br />

bekam sie einen Sohn, der<br />

alles etwas schwieriger machte.<br />

In dieser Zeit war sie mittendrin<br />

in der Werbeszene Brasiliens.<br />

Als Kreative gestaltete sie Werbungen<br />

für eine Agentur, noch<br />

immer in ihrer Heimatstadt Belo<br />

Horizonte. Doch sollte man sich<br />

ihr Leben als Kreative nicht vorstellen<br />

wie man allgemein die<br />

Werbungs- und Marketingmenschen<br />

à la Frédéric Beigbeder<br />

einschätzt, als ständig Party Machende<br />

und koksende Chaoten:<br />

„Klar hab ich mitbekommen, was<br />

da alles um mich herum passiert<br />

ist, aber als Mutter hatte ich<br />

eben wichtigere Dinge zu tun.“<br />

Leidenschaft<br />

für die Literatur<br />

Irgendwann hatte sie aber genug<br />

von der Werbebranche und<br />

entschloss sich ihrer wahren<br />

Leidenschaft nachzugehen, dem<br />

Lesen und Schreiben. Sie begann<br />

das Studium der Brasilianischen<br />

Literatur, obwohl ihre Mutter<br />

strikt dagegen war: „Sie betrachtete<br />

das wohl als brotlose Kunst.“<br />

Daniela Neves spezialisierte sich<br />

auf brasilianische Poesie und<br />

kam dadurch zum ersten Mal in<br />

Kontakt mit dem Schriftsteller<br />

Murilo Mendes. Der brasilianische<br />

Lyriker faszinierte die junge<br />

Studentin, die sich zur Aufgabe<br />

machte, ihre Dissertation<br />

über den verstorbenen Vertreter<br />

der brasilianischen Moderne zu<br />

schreiben. Dafür reiste sie nach<br />

Europa, genauer gesagt nach<br />

Rom, um in Werken von Mendes<br />

zu stöbern. Denn diese waren in<br />

ihrem Heimatland selbst nicht<br />

erhältlich. Murilo Mendes lebte<br />

und arbeitete einen großen Teil<br />

seines Lebens in Rom und hinterließ<br />

dort zahlreiche Schriften.<br />

Getrieben vom Ehrgeiz, fand Daniela<br />

Neves genau den richtigen<br />

Ort für ihre Nachforschungen.<br />

Luciana Stegagno Picchio, eine<br />

berühmte italienische Philologin<br />

und Historikerin, nahm sich<br />

ihrer an. Sie ließ Neves bei sich<br />

wohnen und überließ ihr ihre gesamten<br />

Werke von Murilo Mendes.<br />

Daniela Neves promovierte,<br />

und aus der Arbeit wurde ein<br />

Buch mit dem englischen Titel<br />

Daniela Neves: Sie liebt brasilianische Poesie, italienische Opern und ihre Wahlheimat Budapest.<br />

„Murilo Mendes – poet of metamorphosis“.<br />

Doch in Rom arbeitete<br />

sie nicht nur, sie verliebte sich<br />

auch in einen Amerikaner, dem<br />

sie dann nach Annapolis folgte,<br />

dort auch fünf Jahre lebte und<br />

als Übersetzerin tätig war. Doch<br />

die Liebe scheiterte, und Neves<br />

sehnte sich zurück an die Universität.<br />

Nächste Station:<br />

Budapest<br />

Gerade rechtzeitig kam der<br />

Ruf aus Budapest – eine Einladung<br />

als Lehrende an die ELTE.<br />

Daniela Neves nahm an, kam<br />

aber mit einem etwas mulmigen<br />

Gefühl nach Ungarn, denn<br />

sie kannte zwar den Westen,<br />

aber Osteuropa war ihr noch<br />

fremd. Das Einzige, worauf sie<br />

sich freute, waren die Opern. Sie<br />

wusste von der wunderschönen<br />

Staatsoper und den berühmten<br />

ungarischen Komponisten. Ihr<br />

Großvater war ein leidenschaftlicher<br />

Liebhaber vorwiegend italienischer<br />

Opern. Neben seiner<br />

Tätigkeit als Arzt und Professor,<br />

so erzählt Neves, war er auch ein<br />

„großartiger Linguist, der acht<br />

Sprachen fließend beherrschte.“<br />

Er übersetzte ganze Opern ins<br />

Portugiesische und weckte damit<br />

auch das Interesse seiner Enkelin.<br />

Doch in der Anfangszeit fühlte<br />

sie sich oft einsam, sie kannte<br />

sich nicht aus und kam nicht<br />

mit der ungarischen Mentalität<br />

zurecht: „In Brasilien redet man<br />

ständig mit jedem, auch mit<br />

Fremden, hier musste ich mich<br />

erst an die stillere Art der Menschen<br />

gewöhnen.“ Doch mit der<br />

Zeit gewann sie auch hier Freunde,<br />

vor allem in der Brasilianischen<br />

Botschaft, mit der sie auch<br />

heute noch in regem Kontakt ist<br />

und dort viele Projekte initiiert<br />

und betreut. Budapest wurde ihr<br />

immer sympathischer, auch weil<br />

sie sich hier erneut verliebte –<br />

wieder in einen Amerikaner. Mit<br />

diesem lebt sie nun in den Budaer<br />

Bergen und genießt täglich<br />

den Ausblick auf die Hügel, die<br />

sie an ihre Heimat erinnern.<br />

▶▶Philipp Faßbender<br />

BZT / Philipp Faßbender


16 P a n o r a m a<br />

<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

22. – 28. November 2013<br />

Kompakt<br />

Einwanderung: Zahl<br />

der Asylanträge steigt<br />

Laut einem euronews-Bericht<br />

hat Ungarn mit aktuell 17.000 fast<br />

zehn Mal so viele Asylsuchende<br />

wie 2012. 2013 kamen die Migranten<br />

aus 70 Ländern: Die meisten<br />

aus dem Kosovo, Syrien und<br />

Afghanis tan. Für viele sei Ungarn<br />

nur ein Tran sitland Richtung<br />

West europa. Die Immigrations behör<br />

de sieht die Lage daher gelassen,<br />

Nichtregie rungs organisationen<br />

wie Menedék indes schlugen<br />

wegen der ausgeschöpften<br />

ungarischen Kapazitäten Alarm.<br />

BKS weist Berufung<br />

gegen Ungarn-Doku ab<br />

Der österreichische Bundeskom<br />

mu nikationssenat (BKS) hat<br />

vorvergangenen Freitag die Beschwerde<br />

der ungarischstämmigen<br />

Rechts an wäl tin Eva Barki gegen<br />

Paul Lend vais Dokumentation<br />

„Nationale Träu me - Ungarns Abschied<br />

von Europa?“ und die anschließende<br />

Dis kussionsrunde<br />

abgewiesen. Barki hatte u.a. die<br />

Auswahl der Dis ku tanten kritisiert,<br />

die Doku sei nicht objektiv<br />

gewesen. Der BKS lehnte beides<br />

ab: bei der Diskussionsrunde sei<br />

auch ein Vertreter der Orbán-Regie<br />

rung anwesend gewesen, der<br />

Film entspreche dem ORF-Objekti<br />

vi täts gebot.<br />

Winter-Festival: Schanze<br />

in HungExpo<br />

Ab Mittwoch wird auf dem<br />

Fridge-Festival die Schanze beschneit,<br />

auf der von Donnerstag<br />

bis Sonntag internationale Freeski<br />

fahrer und Snowboarder ihr<br />

Können zeigen. Er gänzt wird das<br />

von den Veranstaltern des Sziget-<br />

Festivals organisierte Pro gramm<br />

durch Auftritte von The Prodigy,<br />

Pen dulum, Paul Kalk bren ner und<br />

Grandmaster Flash.<br />

Abgestraft: Szegeder Jobbik-<br />

Abgeordneter verurteilt<br />

Csaba Keresztúri wurde vom<br />

Szegeder Gericht wegen seiner<br />

Prügelei auf dem Szegeder Juris<br />

tenball 2011 zu 10 Monaten<br />

Haft auf Bewährung verurteilt,<br />

zudem legte er sein Amt als<br />

Abgeordneter im Stadtparlament<br />

nieder. Keresztúri hatte auf dem<br />

Ball betrunken eine Frau belästigt,<br />

deren Bruder kam zu Hilfe,<br />

woraufhin der Jobbik-Politiker<br />

die Fäuste sprechen ließ.<br />

Weihnachtsbasare verschiedener Organisationen<br />

Bes innlichkeit rund um den Globus<br />

Zwar ist der erste Advent noch eine<br />

an einer weihnachtlichen Tombola teilnehmen.<br />

Natürlich spendet auch der IWC<br />

Woche weg, aber wer mag, kann sich<br />

schon jetzt am Wochenende den vorweihnachtlichen<br />

Freuden hingeben. Der Weihnachtsmarkt<br />

die Einnahmen des Eintrittsgeldes für<br />

Hilfszwecke.<br />

der Organisation Diplomatic<br />

Spouses Budapest (DSB) läutet die festliche<br />

Zeit ein. Am Sonntag wird es bunt im<br />

InterContinental Hotel. Denn dann lädt<br />

der DSB zum nunmehr dritten Mal zum<br />

Basar. Zwischen den Ständen schlendernd<br />

können die im Lande vertretenen<br />

Kulturen kennengelernt werden, traditionelle<br />

IWC Weihnachtsbasar<br />

1. Dezember<br />

11 bis 15 Uhr<br />

Marriott Hotel<br />

V. Apáczai Csere János utca 4<br />

Eintritt 500 Forint<br />

www.iwcbudapest.hu<br />

Speisen gekostet und das ein oder<br />

Z<br />

andere Souvenir oder kleine Geschenk gekauft<br />

werden. Auch die beliebte Tausch-<br />

festlichen Party lädt die North Ame-<br />

war ohne Basar, dafür aber zu einer<br />

börse für Kleider und Schmuck erwartet<br />

die Besucher ebenso wie Spiel und Tanz<br />

für die Kleinen. Natürlich dürfen bei so<br />

einem besinnlichen Anlass auch die nicht<br />

rican Women´s Association am zweiten<br />

Adventwochenende. In den Räumen der<br />

Dover School wird gemeinsam gegessen,<br />

gefeiert und getanzt.<br />

vergessen werden, denen es weniger gut<br />

geht. Deswegen spendet der DSB auch in<br />

diesem Jahr die Eintrittsgelder an verschiedene<br />

wohltätige Organisationen.<br />

NAWA Weihnachtsfeier<br />

7. Dezember ab 19 Uhr<br />

Dover School<br />

A<br />

VII. Király u. 9<br />

Diplomatic Spouses Budapest m Wochenende des ersten Advents geht<br />

Eintritt 5.000 Forint<br />

Weihnachtsbasar es international weiter. Denn dann lädt<br />

(Für Mitglieder und deren Gäste)<br />

24. November 10 bis 16 Uhr<br />

InterContinental Hotel<br />

V. Apáczai Csere János utca 12-14<br />

Eintritt 500 Forint<br />

der International Women‘s Club zum Weihnachtsmarkt.<br />

Traditionell findet dieser im<br />

Marriott Hotel am Ufer der Donau statt. Gäste<br />

können lokale Besonderheiten kaufen und<br />

& 6.000 Forint für Nicht-Mitglieder<br />

Um Anmeldung bis zum 1. Dezember<br />

wird gebeten unter:<br />

NAWASecr@gmail.com<br />

<strong>Budapester</strong> Löwen pflanzen Bäume und fördern soziale Projekte<br />

Lio ns Club spendet elf Bäume in Csömör<br />

Wie schon im vergangenen November finanzierte und organisierte<br />

der deutschsprachige Lions Club Thomas Mann (LCTM)<br />

auch in diesem Jahr eine Baumpflanzung im <strong>Budapester</strong> Umland.<br />

Mit dieser Aktion schließt sich der Club dem „Lions-<br />

Green Team-Projekten“ des international bekannten Dachverbandes<br />

an.<br />

Der LCTM in Budapest besteht<br />

aus einer überschaubaren<br />

Gruppe von engagierten,<br />

deutschen und ungarischen<br />

Freiwilligen. Die Mitglieder<br />

sind zumeist Expats, viele arbeiten<br />

in der freien Wirtschaft,<br />

besetzen zum Teil sogar Positionen<br />

in Vorständen wichtiger<br />

ungarischer Unternehmen. Diese<br />

privilegierte Stellung nutzen<br />

die Mitglieder, um sich für<br />

Wohltätigkeit zu engagieren.<br />

Darunter: Schulranzen spenden,<br />

vorfinanzierte Zoobesuche<br />

für Kinder aus dem Kinderwohlfahrtszentrum<br />

und eben<br />

die jährliche Baumpflanzung.<br />

Tradition<br />

wird fortgesetzt<br />

In diesem Jahr fiel die Standortwahl<br />

auf das Lebenshilfewerk<br />

“Foundation for Equal<br />

Rights!” in Csömör. Schon seit<br />

vielen Jahren unterstützt der<br />

LC Thomas Mann das Rehabilitationszentrum<br />

mit notwendigen<br />

Spenden wie Küchenutensilien<br />

aber auch größeren<br />

Investitionen. In diesem Zentrum<br />

haben rund 110 Menschen<br />

mit unterschiedlichen Grad von<br />

Behinderung ein Zuhause und<br />

in den vorhandenen Werkstätten<br />

auch einen sinnvolle Möglichkeit<br />

der Integration. Unter<br />

anderem gibt es einen eigenen<br />

kleinen Gärtnerbetrieb. Eben<br />

dieser wurde jetzt um elf Apfelund<br />

Kirschbäume bereichert.<br />

Bei der Pflanzung ist zwar von<br />

den zukünftigen Schattenspendern<br />

noch nicht viel mehr als<br />

dünne Stämmchen mit spärlichen<br />

Zweige zu erkennen aber<br />

in einigen Jahren werden sie die<br />

Bewohner des Lebenshilfewerks<br />

hoffentlich mit ersten Ernten<br />

Bei der Übergabe der Bäume:<br />

(v.l.) Peter Sczepanski, Erzsébet Cseh (beide LCTM), Barbara<br />

Terbócs-Hajdú, Geschäftsführerin der Stiftung Egyenlő Esélyekért,<br />

Dieter Uesseler, Hans Günther Hogg (beide LCTM).<br />

erfreuen. Ein bisschen nachgeholfen<br />

wurde schon. Eine kleine<br />

Delegation der Löwen kam<br />

nach Csömör, um persönlich die<br />

Bäumchen mit guten Worten<br />

und ein paar Streicheleinheiten<br />

zum Wachsen zu ermuntern.<br />

▶▶Katrin Holtz<br />

Hiermit laden wir Sie herzlich<br />

zu unserer ersten gemeinsamen<br />

Weihnachtsfeier<br />

am Samstag, den 14. Dezember 2013 ein.<br />

Einlass ab 18:00 Uhr<br />

im ehemaligen historischen<br />

Offizierskasino, der heutigen Zentrale der MKB Bank.<br />

(1056 Budapest, Váci utca 38.)<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Weitere Informationen und Anmeldung unter: +36-1-312 1123, mail@dwc.hu, www.dwc.hu

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