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Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre<br />

<strong>Umfrage</strong> zur Stellensituation bei<br />

kaufmännischen Lehrabgänger/innen<br />

im November 2011<br />

Ort, Datum Zürich, 08. Februar 2012<br />

Autor/in<br />

Aurélia Buchs / Andrea Ruckstuhl<br />

Kaufmännischer Verband Schweiz • Zentralsekretariat • Hans-Huber-Strasse 4 • Postfach 1853 • CH-8027 Zürich<br />

Telefon 044 283 45 45 • Telefax 044 283 45 65 • info@kvschweiz.ch • www.kvschweiz.ch


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Zusammenfassung Stand November 2011................................................................... 2<br />

2 Ausgangslage und Zielsetzung ................................................................................... 4<br />

2.1 Aktuelle Wirtschaftslage.............................................................................................. 4<br />

2.2 Arbeitsmarktsituation.................................................................................................. 4<br />

2.3 Ziel <strong>der</strong> zweiten Erhebungswelle im November............................................................ 4<br />

3 Ergebnisse.................................................................................................................. 5<br />

3.1 Die befragten KV-Lehrabgänger/innen..........................................................................5<br />

3.2 Erwerbssituation im November 2011.............................................................................5<br />

3.3 Erwerbssituation nach Ausbildungsprofil .................................................................... 6<br />

3.4 Erwerbssituation nach Ausbildungsbranche................................................................ 7<br />

3.5 Art <strong>der</strong> Stelle ............................................................................................................... 8<br />

3.5.1 Vertragsart .................................................................................................................. 8<br />

3.5.2 Arbeitsort .................................................................................................................... 9<br />

3.6 Lohn...........................................................................................................................10<br />

3.7 Beurteilung <strong>der</strong> Stelle................................................................................................. 11<br />

3.8 Erwerbslosigkeit......................................................................................................... 11<br />

3.9 Erfolgsfaktoren bei Stellensuche ................................................................................12<br />

3.10 Praktika......................................................................................................................13<br />

3.11 Weiterbildungen und berufliche Zukunft ....................................................................13<br />

3.12 Beurteilung Lehrzeit ................................................................................................... 15<br />

3.13 For<strong>der</strong>ungen...............................................................................................................15<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 1


1 Zusammenfassung Stand November 2011<br />

Der Kaufmännische Verband Schweiz untersuchte in <strong>der</strong> zweiten Erhebungswelle <strong>der</strong> diesjährigen<br />

Lehrabgänger/innen-<strong>Umfrage</strong> die Situation <strong>der</strong> jungen Kaufleute im November.<br />

Das Erfreuliche vorweg: Gut drei Monate nach Lehrabschluss wurden die allermeisten jungen<br />

Kaufleute vom Arbeitsmarkt aufgenommen.<br />

Hier die wichtigsten Resultate:<br />

v Festanstellung: 84.4% <strong>der</strong> KV-Lehrabgänger/innen haben inzwischen eine Festanstellung<br />

gefunden. In ⅔ <strong>der</strong> Fälle handelt es sich um eine unbefristete.<br />

v Nicht erwerbstätig: 11.9% <strong>der</strong> KV-Lehrabgänger/innen geben an, keiner Erwerbstätigkeit<br />

nachzugehen. Die meisten machen eine Weiterbildung, einen Sprachaufenthalt<br />

o<strong>der</strong> die RS. 3% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen bezeichnen sich als arbeitslos, dabei handelt<br />

es sich immer noch überdurchschnittlich oft um B-Profil-Absolvent/innen. Insgesamt<br />

haben sich 2% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen beim RAV registrieren lassen.<br />

v Praktikum: 3.7% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen absolvieren zurzeit ein Praktikum, welches<br />

durchschnittlich ca. 9.5 Monate dauert. Dies liegt über den vom KV Schweiz empfohlenen<br />

6 Monaten. Jedoch werden die Praktika durch die Lehrabgänger/innen grösstenteils<br />

gut bewertet. Auch die minimale Lohnempfehlung von CHF 1800.– scheint in den<br />

kaufmännischen Branchen mehrheitlich eingehalten zu werden.<br />

v Mehrheitlich faire Löhne: 86% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen mit einer Festanstellung erhalten<br />

einen Monatslohn von CHF 3900.– o<strong>der</strong> mehr. Die minimale Lohnempfehlung des<br />

KV Schweiz wird demnach grösstenteils befolgt.<br />

v Weiterbildungsinteressierte Lehrabgänger/innen: 18.2% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen haben<br />

bereits mit einer Weiterbildung begonnen und 61.4% haben vor, innerhalb <strong>der</strong><br />

nächsten 2 Jahre eine Weiterbildung anzufangen.<br />

v KV-Lehre bekommt gute Noten: Die grosse Mehrheit <strong>der</strong> jungen Kaufleute zeigt sich<br />

mit dem Inhalt und dem Umfang <strong>der</strong> betrieblichen Aufgaben während <strong>der</strong> Lehre zufrieden<br />

und fühlt sich optimal auf den Berufseinstieg vorbereitet.<br />

Die kaufmännische Grundbildung ist eine attraktive berufliche Grundbildung. Jugendliche mit<br />

einem KV-Abschluss sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Zudem bildet das kaufmännische<br />

Fähigkeitszeugnis auch eine optimale Basis für die berufliche Karriere in Ergänzung mittels<br />

verschiedener weiterführen<strong>der</strong> Ausbildungen. Obwohl die Arbeitslosenquote bei den<br />

Lehrabgänger/innen seit <strong>der</strong> Finanz- und Wirtschaftskrise kontinuierlich gesunken ist, ist<br />

nicht alles rosig – insbeson<strong>der</strong>e angesichts <strong>der</strong> unsicheren Zukunftsaussichten.<br />

3 Punkte sind hervorzuheben. Nach wie vor gibt es arbeitswillige junge Kaufleute, die nicht<br />

erwerbstätig sind. Ein Teil davon hat auch nach 3 Monaten den Berufseinstieg noch nicht<br />

geschafft und an<strong>der</strong>e stehen nach Auslaufen eines befristeten Vertrages ohne Stelle da.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 2


Dies bringt uns zu einem zweiten Negativpunkt. ⅓ <strong>der</strong> Anstellungen basieren auf einem befristeten<br />

Vertrag. Diese jungen Kaufleute werden also kurz- bis mittelfristig erneut mit <strong>der</strong><br />

Stellensuche konfrontiert sein.<br />

15% <strong>der</strong> Erwerbstätigen erhalten einen Lohn unterhalb des vom KV empfohlenen Mindestlohns<br />

von CHF 3900.–. Die Hälfte davon erhält sogar weniger als den vom KV empfohlenen<br />

Lohn für lediglich angelerntes Personal von 3700.–.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 3


2 Ausgangslage und Zielsetzung<br />

2.1 Aktuelle Wirtschaftslage<br />

Aufgrund <strong>der</strong> weiterhin ausgeprägten Abkühlung <strong>der</strong> Weltkonjunktur und des, trotz <strong>der</strong> eingeführten<br />

Wechselkursuntergrenze durch die SNB, hoch bewerteten Schweizer Frankens haben<br />

sich die Konjunkturprognosen für die Schweiz deutlich abgeschwächt. Ein krisenhafter Konjunktureinbruch<br />

wie Ende 2008 zeichnet sich zwar bis jetzt nicht ab, aber die negativen Auswirkungen<br />

des hohen Frankens auf Exporte und Unternehmensinvestitionen werden das<br />

wirtschaftliche Wachstum <strong>der</strong> Schweiz vermutlich stark bremsen. Für das Jahr 2012 beträgt die<br />

BIP-Wachstumsprognose 0.5% 1 .<br />

2.2 Arbeitsmarktsituation<br />

Die ersten Anzeichen dieser angespannten Wirtschaftslage machen sich durch einen erstmaligen<br />

Anstieg <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit seit 2009 bemerkbar. Im November betrug die Arbeitslosenquote<br />

gemäss den offiziellen SECO-Daten 2 3.1% und bei den 15-24 Jährigen 3.3%. Im Verlauf<br />

von 2012 dürfte sich die Arbeitslosigkeit noch zusätzlich verstärken. Die Prognosen sagen<br />

einen Höchststand von 3.9% für Ende 2012 voraus. Dies kann sich für die jungen<br />

KV-Berufseinsteiger/innen insofern als problematisch erweisen, als dass die Last-In-First-Out-<br />

Theorie 3 zutreffen könnte. Diese postuliert, dass bei Entlassungen vor allem diejenigen betroffen<br />

sind, die zuletzt eingestellt wurden, also genau die jungen Berufseinsteiger/innen im<br />

Herbst. Des Weiteren wird es für die Lehrabgänger/innen, welche bis anhin noch keine Stelle<br />

haben, umso schwieriger in <strong>der</strong> nächsten Zeit eine zu finden, da viele Unternehmen einen<br />

Einstellungsstopp einer Entlassungswelle vorziehen.<br />

2.3 Ziel <strong>der</strong> zweiten Erhebungswelle im November<br />

Wie in den Vorjahren werden die KV-Lehrabgänger/innen auch dieses Jahr zu zwei Zeitpunkten<br />

zu ihrer Arbeitssituation befragt: bei Lehrabschluss im Juli und 3 Monate später im November.<br />

Die Resultate <strong>der</strong> Novemberumfrage sollen in erster Linie zeigen, wie sich die Situation<br />

<strong>der</strong>jenigen verän<strong>der</strong>t hat, welche zum <strong>Umfrage</strong>zeitpunkt im Juli noch keine Stelle o<strong>der</strong> nur<br />

befristete Verträge hatten. Daraus lassen sich für das Jahr 2012, wofür die wirtschaftlichen<br />

Prognosen nicht ganz so rosig sind, Schlüsse ziehen, wie sich die Situation <strong>der</strong> kaufmännischen<br />

Berufseinsteiger/innen auf dem Arbeitsmarkt weiter entwickelt. Zudem werden die<br />

Novemberresultate auch mit denjenigen <strong>der</strong> entsprechenden Zeitpunkte in den Vorjahren<br />

verglichen. Aufgrund dieser Vergleiche lässt sich abschätzen, ob und falls ja, wie sich die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Wirtschaft spezifisch auf den Arbeitsmarkt bzw. auf die Situation jungen<br />

Kaufleute im Arbeitsmarkt auswirkt.<br />

1 <strong>Sec</strong>o (2011): Konjunkturtendenzen und Prognosen <strong>der</strong> Expertengruppen. Konjunkturprognosen des Bundes – Winter 2011/2012. Medienmitteilung 13.Dezember 2011<br />

2 <strong>Sec</strong>0 (2011): Die Lage auf dem Arbeitsmarkt November 2011.<br />

3 Sacchi, S. und A. Salvisberg (2010): Berufseinsteigerbarometer 2010. Report im Auftrag des Bundesamtes für Berufsbildung & Technologie BBT. Kurzfassung Oktober 2010<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 4


3 Ergebnisse<br />

3.1 Die befragten KV-Lehrabgänger/innen<br />

Anlässlich <strong>der</strong> ersten Erhebungswelle im Juli beteiligten sich über 2100 deutschschweizerische<br />

KV-Lehrabgänger/innen des Abschlussjahrgangs 2011 an unserer <strong>Umfrage</strong>. Dies entspricht<br />

einer Stichprobengrösse von etwa 25% (bei rund 8000 KV-Lehrabgänger/innen aus <strong>der</strong><br />

Deutschschweiz). Bei <strong>der</strong> Zweitbefragung im November betrug die Stichprobengrösse mit<br />

knapp 970 Befragten nicht ganz 12%. Beide <strong>Umfrage</strong>n sind repräsentativ.<br />

Das Geschlechterverhältnis liegt in <strong>der</strong> Novemberumfrage bei 77.7% Frauen beziehungsweise<br />

22.3% Männern. Die Frauen sind in <strong>der</strong> Stichprobe, wie bereits in unseren vergangenen <strong>Umfrage</strong>n,<br />

gegenüber <strong>der</strong> realen Geschlechterverteilung <strong>der</strong> KV-Lehrabgänger/innen (⅔ zu ⅓)<br />

etwas übervertreten.<br />

9.4% <strong>der</strong> befragten Lehrabgänger/innen haben eine Lehre im B-Profil (Schwerpunkt Information,<br />

Kommunikation und Administration), 58.1% im E-Profil (Schwerpunkt Wirtschaft und<br />

Gesellschaft, erweitert um eine Fremdsprache) und 31.5% im M-Profil (mit Berufsmaturität)<br />

absolviert.<br />

Die Verteilung bezüglich <strong>der</strong> Ausbildungsbranchen ist in <strong>der</strong> folgenden Tabelle abgebildet:<br />

Dienstleistung und Administration 25.0%<br />

öffentliche Verwaltung 20.6%<br />

Banken und Versicherungen 15.9%<br />

MEM-Industrie 8.0%<br />

öffentlicher Verkehr 7.2%<br />

An<strong>der</strong>e 23.3%<br />

3.2 Erwerbssituation im November 2011<br />

Rund 3 Monate nach Lehrabschluss gaben 84.4% <strong>der</strong> befragten Lehrabgänger/innen an,<br />

erwerbstätig zu sein. Verglichen mit <strong>der</strong> Erstbefragung im Juli haben also nochmals 13.7%<br />

Lehrabgänger/innen mehr eine Stelle gefunden. Diese Resultate bestätigen die Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> vergangenen Jahre. Über die Hälfte dieser 13.7% trat die Stelle innerhalb <strong>der</strong> ersten 4<br />

Wochen nach Lehrabschluss an.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Festanstellungen hat sich im Vergleich zum Stand November 2010 leicht verbessert.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 5


Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Zweitbefragung gaben erfreulicherweise nur noch 11.9% an nicht erwerbstätig<br />

zu sein. Die Gründe für die Erwerbslosigkeit sind verschiedene und werden im Kapitel 3.8<br />

erläutert.<br />

Der Prozentsatz <strong>der</strong>jenigen, die ein Praktikum absolvieren, beträgt 3.7%. Diese Zahl bedeutet<br />

eine leichte Abnahme gegenüber dem Vorjahr.<br />

Juli 2011 November 2011 November 2010<br />

Festanstellung 70.7% 84.4% 83.5%<br />

Praktikum 3.3% 3.7% 5.5%<br />

Nicht erwerbstätig 26.1% 11.9% 11.0%<br />

Hierbei muss angemerkt werden, dass die Novemberstichprobe gegenüber <strong>der</strong> Julistichprobe<br />

leicht verän<strong>der</strong>t ist. Diejenigen, die im Juli angaben, bereits eine Festanstellung zu haben,<br />

sind im Sample <strong>der</strong> Novemberumfrage leicht übervertreten. Dies kann dadurch nachgewiesen<br />

werden, dass wir die Teilnehmenden im November auch nochmals nach ihrer Situation im<br />

vergangenen Juli fragten. Die Verbesserungen sind dementsprechend zu relativieren.<br />

3.3 Erwerbssituation nach Ausbildungsprofil<br />

Im nachfolgenden Diagramm wird die Erwerbssituation nach Ausbildungsprofil dargestellt.<br />

Daraus lässt sich lesen, dass die Zahl <strong>der</strong> Festanstellungen mit höherem Schulniveau steigt.<br />

Diese Schere hat sich im Vergleich zur Julisituation aber erfreulicherweise etwa zur Hälfte<br />

geschlossen.<br />

Es wird beson<strong>der</strong>s spannend sein, diese Tatsache im Zusammenhang mit <strong>der</strong> zukünftigen KV-<br />

Reform zu verfolgen, welche für beide Profile je nach Ausbildungsbranche die gleichen betrieblichen<br />

Ausbildungsziele vorsieht.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 6


Erwerbssituation im Juli<br />

M-Profil<br />

E-Profil<br />

Stelle<br />

Keine Stelle<br />

Praktika<br />

B-Profil<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

* Für die Situation im Juli werden die Bezeichnungen Stelle bzw. Keine Stelle verwendet, da die Lehrabgänger/innen zu diesem<br />

Zeitpunkt noch im Lehrverhältnis stehen und somit sehr wohl erwerbstätig sind. Die Frage nach <strong>der</strong> Stelle bezieht sich dort auf<br />

die Zeit nach <strong>der</strong> Lehre.<br />

3.4 Erwerbssituation nach Ausbildungsbranche<br />

Insgesamt hat <strong>der</strong> Unterschied <strong>der</strong> Erwerbssituation zwischen den Branchen abgenommen.<br />

Nach wie vor haben die Lehrabgänger/innen <strong>der</strong> Branchen Handel, öffentlicher Verkehr, öffentliche<br />

Verwaltung sowie Dienstleistung und Administration aber noch etwas mehr Mühe,<br />

eine Festanstellung zu finden. Die Situation hat sich jedoch seit Juli merklich verbessert. Denn<br />

zum damaligen Zeitpunkt hatten nur knapp über 60% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen dieser Branchen<br />

eine Stelle gefunden. Mit Werten um die 80% liegen sie zwar immer noch rund 10%<br />

unter dem Wert <strong>der</strong> Banken- und Versicherungsbranche sowie <strong>der</strong> MEM-Industrie, aber <strong>der</strong><br />

Unterschied hat sich deutlich verkleinert.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 7


Erw erbssituation im November<br />

Öffentlicher<br />

Verkehr<br />

Öffentliche<br />

Verw altung<br />

MEM-Industrie<br />

Handel<br />

erw erbstätig<br />

nicht erw erbstätig<br />

Praktikum<br />

D& A<br />

Banken&<br />

Versicherungen<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Erwerbssituation im Juli<br />

Öffentlicher<br />

Verkehr<br />

Öffentliche<br />

Verw altung<br />

MEM-Industrie<br />

Handel<br />

Stelle<br />

Keine Stelle<br />

Praktikum<br />

D& A<br />

Banken&<br />

Versicherungen<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

3.5 Art <strong>der</strong> Stelle<br />

3.5.1 Vertragsart<br />

Knapp 56% aller Lehrabgänger/innen haben im November eine unbefristete Festanstellung<br />

und 28% eine befristete. Befristete Verträge sind insofern problematisch, da sie bloss eine<br />

Lösung auf Zeit darstellen, die Stellensuche fängt nach Auslaufen des befristeten Vertrages<br />

wie<strong>der</strong> von vorne an. Dies zeigt sich beson<strong>der</strong>s gut, wenn man die Situation <strong>der</strong>jenigen analysiert,<br />

<strong>der</strong>en befristeter Vertrag im November bereits ausgelaufen ist. Davon gaben nur 47% an,<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 8


eine Festanstellung gefunden zu haben, 5.7% absolvieren neu ein Praktikum, 13% gaben an,<br />

nun arbeitslos zu sein und weitere 33% gaben an, entwe<strong>der</strong> einen Sprachaufenthalt, Urlaub<br />

o<strong>der</strong> eine Weiterbildung zu absolvieren. Ob dies auch tatsächlich gewollt o<strong>der</strong> einfach als<br />

Alternativlösung gewählt wurde, kann man aufgrund <strong>der</strong> Resultate nicht sagen.<br />

3.5.2 Arbeitsort<br />

61% aller Lehrabgänger/innen konnten bei ihrem Lehrbetrieb weiter beschäftigt werden. Den<br />

Sprung in einen neuen Betrieb schafften 22.2%. Dies ist ein erfreulicher Anstieg gegenüber<br />

<strong>der</strong> Erstbefragung, bei welcher erst ca. 16% bei einem neuen Betrieb eine Stelle gefunden<br />

hatten. Der nahtlose Übergang zwischen Lehre und Einstieg in einen neuen Betrieb scheint<br />

demnach noch nicht optimal zu funktionieren.<br />

Wie viele Wochen nach Lehrabschluss sind Sie Ihre Stelle<br />

angetreten? (Nahtloser Übergang = 0)<br />

mehr als 12<br />

Wochen<br />

9-12 Wochen<br />

5-8 Wochen<br />

an<strong>der</strong>er Betrieb<br />

ehemaliger Lehrbetrieb<br />

1-4 Wochen<br />

Nahtloser<br />

Übergang<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Lehrabgänger/innen mit einer Festanstellung arbeiten zu 83% in <strong>der</strong> KV-Branche, in welcher<br />

sie bereits ihre Lehre absolviert haben. 13.5% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen arbeiten in einer neuen<br />

KV-Branche und lediglich 3.6% haben das Berufsfeld gewechselt und üben nun eine nicht<br />

kaufmännische Tätigkeit aus. Diese Resultate bestätigen die nach wie vor grosse Attraktivität<br />

des kaufmännischen Berufsfelds. Bei <strong>der</strong> Frage nach dem Grund für einen Branchen- bzw.<br />

Berufsfeldwechsel gaben 56.5% an, neue Erfahrungen sammeln zu wollen. Weitere 25.4%<br />

gaben an, keine Stelle in ihrer Ausbildungsbranche gefunden zu haben und 18.1% gaben an,<br />

dass ihnen ihre Ausbildungsbranche nicht gefallen hatte.<br />

Beinahe die Hälfte <strong>der</strong> Festanstellungen erfolgte in einem Betrieb mit mehr als 250 Angestellten.<br />

Je ein Fünftel <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen fand eine Stelle in einem Betrieb mit 50-249 bzw.<br />

10-49 und bloss 8.7% arbeiten in einem Betrieb mit 1-9 Angestellten. Kleinere Betriebe kön-<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 9


nen ihre Lehrabgänger/innen oft aus Kapazitätsgründen nicht behalten, auch wenn sie dies<br />

teilweise gerne tun würden.<br />

3.6 Lohn<br />

86% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen mit einer Festanstellung erhalten einen Lohn von CHF 3900.–<br />

o<strong>der</strong> mehr pro Monat. Dies entspricht den vom KV Schweiz postulierten minimalen Lohnempfehlungen.<br />

Daraus lässt sich ableiten, dass <strong>der</strong> KV Schweiz mit seinen Salärempfehlungen<br />

sehr wohl eine Deutungshoheit besitzt. Gut die Hälfte <strong>der</strong> Löhne liegt zwischen<br />

CHF 3900.– und 4200. –.<br />

Monatslohn<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

unter 3500<br />

3500<br />

3600<br />

3700<br />

3800<br />

3900<br />

4000<br />

4100<br />

4200<br />

4300<br />

4400<br />

4500<br />

4600<br />

4700<br />

4800 und mehr<br />

Bedenklich ist, dass 14% <strong>der</strong> festangestellten Lehrabgänger/innen für weniger als CHF 3900.–<br />

pro Monat arbeitet. Bei 5% liegt <strong>der</strong> Lohn sogar unter CHF 3500.–. Dabei muss jedoch angemerkt<br />

werden, dass dieser tiefe Lohn teilweise durch Zweitlehren erklärt werden kann.<br />

Die Resultate zeigen weiter auf, dass höhere Löhne ab CHF 4500.– öfters in grossen Betrieben<br />

mit mehr als 250 Angestellten gezahlt werden und auch <strong>der</strong> gemittelte Monatslohn bei Betrieben<br />

mit mehr als 250 Angestellten am höchsten ist. Dieser beträgt nämlich ca. CHF 4200.–,<br />

wohingegen <strong>der</strong> Monatslohn bei Betrieben mit 1-9 Angestellten durchschnittlich nur bei rund<br />

CHF 3980. – liegt.<br />

Betrachtet man die Löhne branchenspezifisch, werden die Banken- und Versicherungsbranchen<br />

ihrem Ruf gerecht. Sie zahlen mit durchschnittlich CHF 4470. – resp. 4340. – pro Monat<br />

deutlich höhere Löhne als die übrigen Branchen (ø etwa CHF 4100. –).<br />

Nach Profil differenziert sind keine deutlichen Lohnunterschiede sichtbar, was äusserst erfreulich<br />

ist. Demnach werden Lehrabgänger/innen unabhängig von ihrem schulischen Niveau<br />

für ihre Funktion bzw. ihre verrichtete Arbeit im Betrieb bezahlt.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 10<br />

10


¾ <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen sind mit ihrem Lohn eher bis vollkommen zufrieden. Der Rest ist<br />

eher nicht bis gar nicht zufrieden, wobei ein tieferer Lohn stark mit Unzufriedenheit korreliert<br />

und diese somit begründet ist.<br />

Erfreulich ist, dass knapp 79% <strong>der</strong> Befragten einen 13. Monatslohn erhalten. Wobei vor allem<br />

bei den Löhnen unter CHF 3500.– und über 4500.– überdurchschnittlich oft kein 13. Monatslohn<br />

gezahlt wird.<br />

3.7 Beurteilung <strong>der</strong> Stelle<br />

Knapp ¾ <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen mit einer Festanstellung sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie ihre in<br />

<strong>der</strong> Lehre erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten in ihrer aktuellen Stelle einbringen<br />

können.<br />

Knapp 80% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen gaben an, als vollwertiges Teammitglied behandelt zu<br />

werden und haben somit den Sprung vom Lernenden zum vollwertigen Mitarbeiter geschafft.<br />

Der Wert liegt bei denjenigen, welche in einem neuen Betrieb arbeiten, sogar noch etwas<br />

höher.<br />

57.9% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen fühlen sich in ihrer neuen Stelle inhaltlich gefor<strong>der</strong>t. Jedoch<br />

liegt auch hier <strong>der</strong> Wert bei denen, die in einem neuen Betrieb arbeiten, über 12% höher als<br />

bei denen, die weiterhin im Lehrbetrieb angestellt sind. Dies deutet auf die grosse Leistungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> jungen Kaufleute hin.<br />

Des Weiteren können sich Lehrabgänger/innen, welche in einem neuen Betrieb arbeiten,<br />

tendenziell auch eher vorstellen, länger dort zu bleiben und sehen auch leicht mehr Karriereund<br />

Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem neuen Betrieb.<br />

Erfreulicherweise sind über 90% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen eher bis vollkommen mit den Arbeitsbedingungen<br />

zufrieden.<br />

3.8 Erwerbslosigkeit<br />

Die Gründe dafür, nicht erwerbstätig zu sein, unterscheiden sich je nach Lehrabgänger/innen.<br />

So gaben 3% aller Lehrabgänger/innen an arbeitslos zu sein, wobei nur 2% beim RAV registriert<br />

sind. Dies zeigt die <strong>Zur</strong>ückhaltung gewisser junger Erwachsener, sich beim RAV anzumelden.<br />

Dies könnte auch mit <strong>der</strong> Verschlechterung <strong>der</strong> Bedingungen für junge Arbeitlose infolge<br />

<strong>der</strong> AVIG-Revision zusammenhängen. Die Zahlen <strong>der</strong> arbeitslosen KV-Lehrabgänger/innen<br />

liegen in einem ähnlichen Bereich wie die vom SECO erhobenen Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit.<br />

Demnach haben KV-Lehrabgänger/innen kein grösseres Risiko, arbeitslos zu werden,<br />

als Lehrabgänger/innen an<strong>der</strong>er Branchen. Aber: Jede/r Arbeitslose/r ist eine/r zu viel.<br />

Weitere 4% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen haben bereits mit einer Vollzeit-Weiterbildung begonnen<br />

und sind deshalb nicht erwerbstätig. Für einen Sprachaufenthalt haben sich 2.4% entschieden.<br />

Die restlichen nicht erwerbstätigen Lehrabgänger/innen machen entwe<strong>der</strong> Urlaub, die<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 11


RS, lassen sich Zeit bei <strong>der</strong> Stellensuche o<strong>der</strong> haben eine Stelle in Aussicht, haben sie jedoch<br />

noch nicht angetreten.<br />

Im untenstehenden Diagramm wird ersichtlich, dass <strong>der</strong> Grund für eine Erwerbslosigkeit bei B-<br />

Profil Absolvent/innen nach wie vor öfters auf einer Arbeitslosigkeit beruht als bei den an<strong>der</strong>en<br />

beiden Profilen. Das Diagramm stellt die 11.9% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen dar, welche angegeben<br />

haben nicht erwerbstätig zu sein – diese sind nach Profil aufgeschlüsselt.<br />

Gründe für Erwerbslosigkeit<br />

M-Profil<br />

E-Profil<br />

Arbeitslos<br />

Stelle gefunden aber noch nicht<br />

angetreten<br />

Sprachaufenthalt<br />

Weiterbildung<br />

Sonstiges<br />

B.Profil<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

* 10% <strong>der</strong> M-Profil-Absolvent/innen, 12% <strong>der</strong> E-Profil-Absolvent/innen, 16% <strong>der</strong> B-Profil-Absolvent/innen sind nicht erwerbstätig.<br />

Die Gründe werden in diesem Diagramm dargestellt.<br />

Von den erwerbslosen Lehrabgänger/innen gaben nicht ganz 40% an, eine Stelle zu suchen.<br />

¾ davon suchen im kaufmännischen Bereich und lediglich ein Viertel in einem nicht kaufmännischen<br />

Bereich.<br />

Für die meisten Stellensuchenden dauert die Suche nach einer Festanstellung bereits schon<br />

mehr als 3 Monate.<br />

3.9 Erfolgsfaktoren bei Stellensuche<br />

Auf die Frage, welche Faktoren entscheidend für den Erfolg bei <strong>der</strong> Stellensuche sind, gaben<br />

die Lehrabgänger/innen an erster Stelle das Bewerbungsdossier, an zweiter Stelle die Berufserfahrung<br />

und an dritter Stelle das Ausbildungsprofil an. Einen mässigen Einfluss haben ihrer<br />

Meinung nach die aktuelle Wirtschaftslage, die Ausbildungsbranche und die Abschlussnote.<br />

Praktisch keine Rolle spielen gemäss ihren Antworten «Vitamin B», Nationalität und das Geschlecht.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 12<br />

12


Diese Einschätzungen kontrastieren teilweise mit an<strong>der</strong>en Informationsquellen. Immerhin<br />

gaben knapp 10% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen mit einer Festanstellung an, ihre Stelle durch die<br />

Nutzung des Beziehungsnetzes gefunden zu haben. Das Beziehungsnetz ist nach <strong>der</strong> Anfrage<br />

beim Lehrbetrieb (67%) <strong>der</strong> zweiterfolgreichste Kanal bei <strong>der</strong> Stellensuche. Auf dem 3. Platz<br />

liegen die Online-Stellenportale.<br />

3.10 Praktika<br />

Beinahe die Hälfte <strong>der</strong> Praktika findet im gleichen kaufmännischen Berufsfeld wie die Lehre<br />

statt, je ¼ findet im kaufmännischen Berufsfeld, aber in einer an<strong>der</strong>en Branche wie die Lehre<br />

bzw. in einem ganz an<strong>der</strong>en nicht kaufmännischen Berufsfeld statt. Wie bereits im ersten<br />

Bericht erwähnt, ist ein Praktikum eigentlich nur bei einem Branchen- bzw. Berufsfeldwechsel<br />

zu empfehlen. Denn eine 3-jährige Grundbildung bereitet die jungen Kaufleute bereits genügend<br />

auf den Berufseinstieg vor, sodass ein Praktikum in <strong>der</strong> gleichen Branche nicht zweckmässig<br />

ist.<br />

Die Dauer <strong>der</strong> Praktika variiert zwischen 2 und 24 Monaten, wobei über die Hälfte <strong>der</strong> Praktikaverträge<br />

auf 12 Monate und mehr befristet ist. Der KV Schweiz weist hier nochmals mit<br />

Nachdruck darauf hin, dass ein Praktikum, welches länger als 6 Monate dauert, nicht angemessen<br />

ist, da danach <strong>der</strong> Ausbildungscharakter nur noch gering ist und ein voller Lohn gerechtfertigt<br />

wäre.<br />

Vielfach werden die Praktika von den Lehrabgänger/innen absolviert, um Berufserfahrungen<br />

zu sammeln und die Chancen auf eine Stelle zu verbessern. Zum Teil dienen die Praktika auch<br />

<strong>der</strong> beruflichen Neuorientierung o<strong>der</strong> sind Bestandteil/Voraussetzung einer weiteren Ausbildung.<br />

Die Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Praktika werden von den Lehrabgänger/innen mehrheitlich gut<br />

bewertet. So sagten 84.4% aus, dass das Praktikum einen Ausbildungscharakter habe und<br />

sehr lehrreich sei. Jedoch gab nur die Hälfte an, eine Betreuungszeit von 10-20 Stellenprozenten<br />

pro Woche zu haben. Nicht ganz ⅔ bekommen den vom KV Schweiz empfohlenen Monatslohn<br />

von CHF 1800. – o<strong>der</strong> mehr. In den meisten Fällen, in denen <strong>der</strong> Monatslohn unter CHF<br />

1800.– liegt, findet das Praktikum in einem an<strong>der</strong>en nicht kaufmännischen Berufsfeld statt,<br />

dort scheinen die KV Lohnempfehlungen weniger wahrgenommen bzw. befolgt zu werden.<br />

3.11 Weiterbildungen und berufliche Zukunft<br />

18.2% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen haben bereits mit einer Weiterbildung begonnen, davon machen<br />

sie ⅔ berufsbegleitend und ⅓ Vollzeit. 2% <strong>der</strong> Lernenden, die eine Vollzeitweiterbildung<br />

absolvieren, geben dennoch an, erwerbstätig zu sein. Möglicherweise handelt es sich dabei<br />

um Teilzeit-, Abend- o<strong>der</strong> Wochenendarbeit. 48% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen, welche ihre Weiterbildung<br />

berufsbegleitend absolvieren, werden we<strong>der</strong> finanziell noch zeitlich von ihrem<br />

Arbeitgeber unterstützt. Bei 30% wird die Weiterbildung zeitlich durch den Arbeitgeber unterstützt,<br />

bei 8.5% finanziell und bei 12.8% zeitlich und finanziell. Teilweise kann <strong>der</strong> hohe<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 13<br />

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Anteil, welcher gar keine o<strong>der</strong> keine finanzielle Unterstützung erhält, durch die hohe Zahl <strong>der</strong><br />

kostengünstigen Berufsmaturität für Erwachsene (BM2) erklärt werden. Der KV Schweiz<br />

empfiehlt den Betrieben jedoch, ihre Angestellten insbeson<strong>der</strong>e bei kosten- und zeitintensiven<br />

Weiterbildungen zu unterstützen, da <strong>der</strong> Betrieb später auch von <strong>der</strong> Weiterbildung bzw.<br />

dem generierten Know-how profitieren kann.<br />

Oft haben die Lehrabgänger/innen schon vor längerer Zeit entschieden, dass sie sich nach <strong>der</strong><br />

Lehre weiterbilden möchten. Die Weiterbildung stellt also keine Notlösung dar, weil nach <strong>der</strong><br />

Lehre keine Stelle gefunden wurde. Vielmehr sehen diese Lehrabgänger/innen die Weiterbildung<br />

als unumgänglich für ihre spätere Wunschstelle an.<br />

Von den restlichen Lehrabgänger/innen planen 10.5% eine Weiterbildung bereits innerhalb<br />

<strong>der</strong> nächsten 6 Monate, 18.1% innerhalb des nächsten Jahres, weitere 32.8% wollen sich in<br />

den nächsten ein bis zwei Jahren weiterbilden und 14.6% erst später. Lediglich 5.9% planen<br />

gar keine Weiterbildung. Dies spricht für das Weiterbildungsbedürfnis und den Wissensdurst<br />

junger Kauffrauen und Kaufmänner.<br />

¾ <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen erhoffen sich durch die Weiterbildung eine verbesserte berufliche<br />

Position. Knapp 70% haben eine monetäre Motivation, 63.3% sehen eine Weiterbildung als<br />

Sprungbrett für weitere Aufstiegschancen und 47% erhoffen sich dadurch einen Wissensvorsprung<br />

und Wettbewerbsvorteil.<br />

Was erhoffen Sie sich von dieser Weiterbildung?<br />

(Mehrfachnennunge n möglich)<br />

Eigenbestätigung<br />

Wissensvorsprung / Wettbewerbsvorteil<br />

Vermehrte Privilegien (Büro, Auto, Spesen)<br />

Sprungbrett für weitere Aufstiegschancen<br />

Erlangen eines Titels<br />

Verbesserte soziale Position<br />

Verbesserte berufliche Position<br />

Höherer Lohn<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />

Am meisten werden Fachhochschulen, die BM2 o<strong>der</strong> Zertifikatsausbildungen als anvisierte<br />

Weiterbildung genannt. Das Internet ist vor <strong>der</strong> Familie, den Freunden und dem Betrieb die<br />

beliebteste Informationsquelle, um das Weiterbildungsangebot kennenzulernen.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 14<br />

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3.12 Beurteilung Lehrzeit<br />

Zum Schluss <strong>der</strong> <strong>Umfrage</strong> wurden die Lehrabgänger/innen gebeten, ihre Lehrzeit rückblickend<br />

zu beurteilen. Die Resultate sind erfreulich und bestätigen die gute kaufmännische Grundbildung.<br />

So sind 93.8 % <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen <strong>der</strong> Meinung, dass die Aussage, die Lehre habe<br />

sie optimal auf den Berufseinstieg vorbereitet, eher bis voll zutrifft. Auch mit <strong>der</strong> Art und dem<br />

Umfang <strong>der</strong> betrieblichen Aufgaben waren fast 90% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen eher bis vollkommen<br />

zufrieden. Der tiefste Wert, wenn auch immer noch auf hohem Niveau (84% <strong>der</strong><br />

Lehrabgänger/innen waren zufrieden), erhielt die Betreuung durch die Berufsbildner/innen.<br />

Kritisiert wurde dabei die ungenügende zeitliche sowie zum Teil nicht ganz kompetente<br />

Betreuung. Knapp 90% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen haben ein gutes bis sehr gutes und ausführliches<br />

Lehrzeugnis erhalten. Der KV Schweiz begrüsst diese Tatsache sehr, da ein gutes und<br />

ausführliches Lehrzeugnis für die erste Stellensuche äusserst wichtig ist. 84% <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen<br />

hatten während <strong>der</strong> Lehrzeit erfreulicherweise selten bis gar nie Konflikte im<br />

Betrieb.<br />

3.13 For<strong>der</strong>ungen<br />

Die Resultate zeichnen ein positives Bild in Bezug auf den Berufseinstieg <strong>der</strong> Lehrabgänger/innen.<br />

Dennoch gibt es in einigen Bereichen noch Verbesserungsmöglichkeiten:<br />

• Ziel muss die flächendeckende Umsetzung <strong>der</strong> KV-Einstiegslöhne sein. Die Arbeit aller<br />

jungen Kaufleute hat mit einem angemessenen Salär entlöhnt zu werden.<br />

• Auch wenn die Erwerbssituation mit rund 85% festangestellten Lehrabgänger/innen<br />

sehr erfreulich ist, müssen weiterhin Anstrengungen getätigt werden, um die 3% arbeitsloser<br />

junger Kaufleute in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Denn die KV-<br />

Grundbildung, welche gerne als beste Ausbildung bezeichnet wird, sollte für alle arbeitswilligen<br />

Lehrabgänger/innen in eine nahtlos anschliessende unbefristete Erwerbstätigkeit<br />

münden.<br />

• Der KV Schweiz begrüsst die Abnahme <strong>der</strong> Praktikumsanstellungen gegenüber dem<br />

Vorjahr. Er plädiert weiterhin dafür, dass die Arbeitgeber wenn immer möglich eine<br />

Festanstellung anstatt einer Praktikumsstelle anbieten. Ein Praktikum nach einer dreijährigen<br />

Berufslehre ist nur in Ausnahmefällen bei einem Berufsfeldwechsel zu rechtfertigen.<br />

Eine gesetzliche Regelung, welche eine Bewilligungspflicht sowie eine maximale<br />

Dauer für die Praktika einführt, wäre ein Lösungsansatz für diese Problematik.<br />

• Zusätzlich for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> KV Schweiz die Betriebe auf, die jungen Kaufleute bei ihren Weiterbildungsambitionen<br />

zu unterstützen: entwe<strong>der</strong> durch zeitliche Entschädigung<br />

o<strong>der</strong>/und bei finanziell stärker ins Gewicht fallenden Weiterbildungen auch durch eine<br />

finanzielle Unterstützung o<strong>der</strong> wenigstens durch das Anbieten von interessanten Teilzeitanstellungen,<br />

die sich mit <strong>der</strong> Weiterbildung vereinbaren lassen. Der erfolgreiche<br />

Mix aus Theorie und Praxis sollte analog <strong>der</strong> Lehre auch während <strong>der</strong> Weiterbildung<br />

ermöglicht werden.<br />

Buchs/Ruckstuhl: Perspektiven nach <strong>der</strong> KV-Lehre, November 2011 15<br />

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