Physik uNd gesellschAfT - Austrian Physical Society
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<strong>Physik</strong> international<br />
Abb. 4: Schematischer Aufbau eines MTJ-Lesekopfs, wie er heute<br />
in Magnetplattenspeichern eingesetzt wird (Quelle: IBM).<br />
bei Raumtemperatur zu erreichen, hauptsächlich verursacht<br />
durch Spin-Flip-Streuung an den Interfaces. Die Tunnelbarrieren<br />
waren meist Oxide, die durch Oxidation eines vorher<br />
aufgebrachten dünnen Metallfilms (Al, Mg) hergestellt wurden.<br />
Durch Gitterfehlanpassung entstand dabei eine starke<br />
mechanische Spannung. In der weiterentwickelten Technologie<br />
werden die Oxide durch Plasmaoxidation aus der<br />
Gasphase aufgewachsen, womit perfekte Tunnelbarrieren mit<br />
Schichtdicken zwischen 2–4 nm hergestellt werden konnten.<br />
Mit MgO-Barrieren wurde dadurch ein „kolossaler“ Magnetowiderstand<br />
(CMR) von 472 % erreicht!<br />
Die Integration von Magneto-Tunnel-Junctions kann auch in<br />
die Standard-CMOS Prozesslinie der Halbleiterproduktion<br />
überführt werden, wodurch die Herstellung hochintegrierter (16<br />
kB) magnetischer RAMs (MRAM) bereits gelungen ist [3]. Ein<br />
wesentlicher Vorteil ist die Nichtflüchtigkeit der gespeicherten<br />
Information bei Stromausfall und der mit SRAM vergleichbar<br />
schnelle Speicherzugriff, wobei der Leistungsverbrauch gegenüber<br />
SRAM stark reduziert werden konnte.<br />
Ein großes Marktsegment ist auch der Einsatz von GMR-Fühlern<br />
in der Magnetsensorik. Die Empfindlichkeit von GMR-<br />
Sensoren übersteigt bereits die von Hall-Sensoren, sie sind<br />
weniger temperaturempfindlich und dazu noch korrosionsbeständig.<br />
Sie messen mittelbar (über angebrachte Magnete<br />
als „seismische“ Massen und Positionsmarker) Beschleunigungen,<br />
Positionen und Drehbewegungen. Sie werden verstärkt<br />
in der Automobilindustrie, zur Erhöhung der Fahrsicherheit<br />
von Automobilen eingesetzt.<br />
Obwohl auf atomaren Bahnen spin-polarisierte elektrische<br />
Ströme (10 11 A/cm 2 ) schon lange bekannt sind, war es bis jetzt<br />
nicht möglich, magnetische Stoffe durch Stromfluß permanent<br />
zu magnetisieren. Allerdings gibt es vielversprechende<br />
Experimente, hohe Stromdichten von 10 7 -10 8 A/cm 2 in Nanostrukturen<br />
(50 nm-Säulenstrukturen [4], Carbon-Nanotubes<br />
[5]) und Rastertunnelmikroskopen [6] lokal herzustellen und<br />
damit den Magnetisierungszustand von Nanomagneten (z.B.<br />
Fe-Inseln) umzuschalten. Durch hohen Stromfluß nähern sich<br />
die Elektronen hinreichend weit an, um die in Abb. 2 vorgestellten<br />
Korrelationseffekte ausnutzen zu können, wodurch<br />
auf das lokale magnetische Moment eines Nanomagneten<br />
ein Spin-Drehmoment ausgeübt wird. Durch Ausnutzen des<br />
kohärenten Transports in mesoskopischen Quantensystemen<br />
und durch resonantes Tunneln in spin-abhängigen Tunnelbarrieren<br />
kann der Magnetisierungzustand der Elektroden einer<br />
Doppelheterostruktur auch elektrisch von positiv nach negativ<br />
geschaltet werden, ähnlich der negativen Steilheit einer Tunneldiode<br />
oder von resonanten Tunneltransistoren. Ein jüngst<br />
erfolgreich durchgeführtes Experiment mit Carbon-Nanotubes<br />
[5] zwischen LaSrMnO-Elektroden verspricht, der Realisierung<br />
eines schon 1990 vorgeschlagenen „Spintransistors“ näher<br />
zu kommen. Der Verdienst der Nobelpreisträger Grünberg<br />
und Fert war, die teilweise vorausgesagten Effekte auch wirklich<br />
praktisch realisiert und auf den Markt gebracht zu haben.<br />
Die derzeit experimentell realisierten Riesenmagneto-Widerstandsänderungen<br />
haben sogar die Theoretiker überrascht!<br />
6 Nr. 4/2007