Chefredakteur - Lbs

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03.11.2012 Aufrufe

enerGIeSParen 8 Passivhaus: außen richtig ausrichten, innen richtig ausstatten Von Grund auf sparsam Es muss nicht gleich ein Passivhaus sein. Auch gängige Haustypen verbrauchen heute wenig Energie. Worauf Bauherren achten sollten Wer auf einem freien, unbebauten Grundstück einen Neubau errichten will, kann theoretisch aus dem Vollen schöpfen. Doch worin sich Massiv- und Fertighäuser im Wohnkomfort unterscheiden oder ob sich für ihre Bedürfnisse eher ein Niedrigenergie- oder ein Passivhaus anbietet, das können Bauherren zum Beispiel mit dem Besuch einer Musterhausausstellung herausfinden. Darüber hinaus gibt es auch unter energetischen Gesichtspunkten ein paar Dinge, die sie bei der Planung ihres Eigenheims bedenken sollten. Grundstück. Wer eine Wärmepumpe als Heizung in Betracht zieht, sollte wissen, dass Erdwärmepumpen im Winter deutlich effizienter arbeiten als solche, die Neubau WUSSTEN SIE SCHON . . . . . . dass aus 500 Euro Monatsmiete im Laufe von 20 Jahren 120 000 Euro werden? Warum dieses Geld nicht lieber in ein eigenes Zuhause stecken? die Heizenergie nur aus der Umgebungsluft gewinnen. Allerdings sind Erdwärmepumpen auch teurer, und wer keine Tiefbohrung ansetzen kann, benötigt ein großes Grundstück, um dort die Schläuche des Erdkollektors vergraben zu können. Die Kollektorfläche sollte mindestes zweimal so groß sein wie die beheizte Wohnfläche – und wurzelfrei. Dachneigung. Viele Hausbesitzer ärgern sich heute, dass sie die Vorteile einer Solaranlage nicht nutzen können, weil ihr Dach nicht nach Süden ausgerichtet ist, sondern in Ost-West-Richtung. Wer den Bau noch plant, kann das berücksichtigen. Haustyp. Klassische Massivhäuser sind für viele das Nonplusultra. Doch die Fertighäuser holen auf:

InTerVIew „Mehr über das Haus erfahren“ Viktor Grinewitschus, Leiter des Fraunhofer- inHaus-Zentrums, erklärt, wie moderne Technik uns beim Energiesparen helfen kann. FOCUS-MONEY: Deutschlands Energieverbrauch soll bis 2020 um 20 Prozent sinken. Ist das zu schaffen? Viktor Grinewitschus: Das wird eine Herausforderung, denn wir sind jetzt schon hinten dran. Von 1995 bis 2007 sank der Energieverbrauch für die Heizung von Wohngebäuden nur um 2,7 Prozent. Offenbar reichen die traditionellen Maßnahmen nicht aus. Dazu brauchen wir moderne Technik. MONEY: . . . die Sie am Fraunhofer-inHaus-Zentrum entwickeln. Wann werden wir diese Lösungen einsetzen? Grinewitschus: Hoffentlich bald. Jedes Jahr wird nur ein Prozent unseres Gebäudebestands durch Neubauten ersetzt oder saniert. Das heißt, es dauert 100 Jahre, bis eine neue Technologie vollständig ankommt. Deshalb ist es so wichtig, auch alte Gebäude aufzurüsten. MONEY: Und wo fangen wir am besten an? Grinewitschus: Wir müssen es den Bewohnern leichter machen, sich Energie sparend zu verhalten. Im Auto ist es selbstverständlich, dass ein Computer uns beim Bremsen oder Einparken hilft. Aber in meinem Haus muss ich noch jeden Thermostat von Hand regeln. Es wäre doch sinnvoll, wenn sich die Heizung vorübergehend abschaltet, sobald alle Bewohner das Haus verlassen haben. MONEY: Woher weiß sie das? Grinewitschus: Über Zeitschaltungen oder Bewegungsmelder. Eines Tages wird mein Haus auch den Wetterbericht kennen. Wird es sonnig, heizt es weniger und öffnet automatisch die Rollläden auf der Südseite. Und auch die Bewohner erfahren mehr über ihr Haus. 2010 wuchs ihr Absatz um 9,3 Prozent, der von Massivhäusern nur um vier Prozent. Welcher Gebäudetyp in Sachen Dämmung die Nase vorn hat, ist umstritten. Während die Dämmung in einem Fertighaus in Holzständerbauweise von vornherein in den Wänden steckt, wird sie beim Massivhaus zusätzlich an der Außenwand angebracht. Andererseits sind Massivhäuser bessere Wärmespeicher, wenn die Heizung nachts abschaltet. Dann zählt die „thermische Masse“. Niedrigenergie- oder Passivhaus? Das ist eine Geschmacks- und eine Preisfrage. Als Niedrigenergiehaus gilt ein Haus, wenn es pro Jahr maximal sieben Liter Heizöl oder 70 Kilowattstunden (kWh) MONEY: Was denn zum Beispiel? Grinewitschus: Wir wissen oft gar nicht, wo im Gebäude wir die Energie verbrauchen. Wir wissen nicht einmal, wie viel Strom einzelne Geräte beziehen. Intelligente Stromzähler könnten uns zu jedem Gerät eine Art Einzelverbindungsnachweis ausspucken, wie beim Telefon. Auch die Art der Energieerzeugung wird sich ändern. MONEY: Warum ist das nötig? Grinewitschus: Bisher haben wir alles getrennt: Wir wohnen im Grünen und arbeiten in der Stadt. Das verursacht viel Verkehr und ist ökologisch nicht optimal, denn auch unsere Kraftwerke stehen kilometerweit entfernt. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird immer mehr Strom dezentral erzeugt. Den sollten wir dann aber auch vor Ort verbrauchen. Und wenn wir auf Wind- und Solarstrom setzen, muss der Verbrauch dem schwankenden Angebot folgen. Da kann intelligente Haustechnik vieles managen. Wenn ich meinen Solarstrom nicht benötige, kann ihn vielleicht der Nachbar brauchen. Gebäude sind außerdem hervorragende Wärmespeicher. Das lässt sich alles nutzen. MONEY: Und bringt mehr als Dämmen? Grinewitschus: Ich habe nichts gegen Dämmen. Aber ich sehe in der Steuerungstechnik ein enormes zusätzliches Potenzial an wirtschaftlichen Maßnahmen, das wir noch gar nicht erschlossen haben. MONEY: Wie groß ist nach Ihrer Einschätzung der Einspareffekt? Grinewitschus: Allein die zeitgesteuerteEinzelraum-Regelung spart im Schnitt mehr als 20 Prozent Heizkosten. Viktor Grinewitschus leitet das Fraunhofer- inHaus-Zentrum in Duisburg pro Quadratmeter verbraucht. Seit Einführung der Energieeinsparverordnung ist das Niedrigenergiehaus in Deutschland bei Neubauten der Standard. Die nächste Stufe ist das 3-Liter-Haus, dem 34 kWh pro Quadratmeter und Jahr genügen. Ein Passivhaus kommt ganz ohne separates Heiz- oder Klimasystem aus. Sein Jahres-Heizwärmebedarf liegt unter 15 kWh pro Quadratmeter, der Primärenergiebedarf einschließlich Warmwasser und Haushaltstrom unter 120 kWh. Damit verbraucht das Passivhaus rund 80 Prozent weniger Heizenergie als ein Niedrigenergiehaus. Das hat allerdings seinen Preis. Passivhäuser sind in der Anschaffung gut 20 Prozent teurer als herkömmliche Häuser. 9

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Es muss nicht gleich ein Passivhaus sein. Auch gängige Haustypen<br />

verbrauchen heute wenig Energie. Worauf Bauherren achten sollten<br />

Wer auf einem freien, unbebauten Grundstück<br />

einen Neubau errichten will, kann theoretisch<br />

aus dem Vollen schöpfen. Doch worin sich<br />

Massiv- und Fertighäuser im Wohnkomfort unterscheiden<br />

oder ob sich für ihre Bedürfnisse eher ein<br />

Niedrigenergie- oder ein Passivhaus anbietet, das<br />

können Bauherren zum Beispiel mit dem Besuch einer<br />

Musterhausausstellung herausfinden. Darüber<br />

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ein paar Dinge, die sie bei der Planung<br />

ihres Eigenheims bedenken sollten.<br />

Grundstück. Wer eine Wärmepumpe als Heizung in<br />

Betracht zieht, sollte wissen, dass Erdwärmepumpen<br />

im Winter deutlich effizienter arbeiten als solche, die<br />

Neubau<br />

WUSSTEN SIE SCHON . . .<br />

. . . dass aus 500 Euro Monatsmiete<br />

im Laufe von 20 Jahren<br />

120 000 Euro werden? Warum<br />

dieses Geld nicht lieber in ein<br />

eigenes Zuhause stecken?<br />

die Heizenergie nur aus der Umgebungsluft gewinnen.<br />

Allerdings sind Erdwärmepumpen auch teurer,<br />

und wer keine Tiefbohrung ansetzen kann, benötigt<br />

ein großes Grundstück, um dort die Schläuche des<br />

Erdkollektors vergraben zu können. Die Kollektorfläche<br />

sollte mindestes zweimal so groß sein wie die<br />

beheizte Wohnfläche – und wurzelfrei.<br />

Dachneigung. Viele Hausbesitzer ärgern sich heute,<br />

dass sie die Vorteile einer Solaranlage nicht nutzen<br />

können, weil ihr Dach nicht nach Süden ausgerichtet<br />

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