2 Schuldenbremse, Solidarpakt und Infrastrukturbau - 1 ...
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10 <strong>Schuldenbremse</strong>, <strong>Solidarpakt</strong> <strong>und</strong> <strong>Infrastrukturbau</strong><br />
Die Bauwirtschaft in Deutschland klagt inzwischen<br />
darüber, dass in vielen B<strong>und</strong>esländern<br />
die öffentlichen Ausgaben wegen des<br />
Einhaltens der Schuldenkriterien sinken –<br />
Bauinvestitionen sind oft nur noch eine Residualgröße;<br />
sie werden dann getätigt, wenn<br />
alle anderen Verpflichtungen erfüllt sind.<br />
Dies wäre gänzlich unproblematisch, würde<br />
privates Kapital einspringen, beispielsweise<br />
im Rahmen der Privatisierung, wie aus dem<br />
Verkehrsbereich bekannt. Doch auch hier<br />
führt die Weltwirtschaftskrise zu Verwerfungen:<br />
Diese Investitionen besitzen ohnehin<br />
niedrige Renditen, die durch die langsam anziehende<br />
Geldentwertung unter Druck geraten.<br />
Die Verbindung zwischen Inflation,<br />
niedriger Verzinsung <strong>und</strong> kalter Steuerprogression<br />
führt letztendlich dazu, dass der<br />
Staat konsumtive Ausgaben aus der Vermögenssubstanz<br />
seiner Bürger schöpft. Auf die<br />
Dauer kann das nicht gutgehen. Offensichtlich<br />
wird uns das Thema weiter beschäftigen<br />
– Generationengerechtigkeit herzustellen<br />
wird wohl in dieser Generation nicht<br />
gelingen.<br />
Ordnungsökonomisches Credo –<br />
ein Deutungsversuch<br />
Der Weg zum Schuldenstaat wird<br />
von vielen mit einem Verlust an<br />
Denken in ordnungsökonomischen<br />
Kategorien verb<strong>und</strong>en. Das bedeutet,<br />
dass einerseits die Rolle des<br />
Staates in der Wirtschaft zu betrachten<br />
ist, denn ab einem gewissen Niveau<br />
staatlichen Handelns wird private<br />
Aktivität verdrängt <strong>und</strong> insbesondere<br />
werden innovative Wachstumskräfte<br />
gelähmt. Auf der anderen<br />
Seite steht das Denken in Anreizen,<br />
weil viele Fehlsteuerungen der Tatsache geschuldet<br />
sind, dass die Summe des individuell<br />
Rationalen kollektiv zum Verderb führt.<br />
Das sei an einem Beispiel verdeutlicht:<br />
Wenn der Staat im Rahmen des Hartz IV-<br />
Programms die Unterstützung am Konstrukt<br />
„Bedarfsgemeinschaft“ festmacht, dann darf<br />
er sich nicht w<strong>und</strong>ern, wenn diese „explodieren“,<br />
weil nicht eingetragene Lebenspartnerschaften,<br />
bzw. Unverheiratete, mehrere<br />
Wohnungen nehmen, um damit ihr staatlich<br />
unterstütztes Einkommen zu maximieren.<br />
Dabei kann diese Strategie sogar im Interesse<br />
der Wohnungsbaugesellschaften liegen,<br />
die damit ihre Einnahmensituation verbessern<br />
können. Statistisch wird die Problematik<br />
des Erzeugens von Risikostrukturen<br />
durch staatliches Handeln vor allem bei der<br />
Armutsgefährdung deutlich: Diese liegt beispielsweise<br />
in Sachsen-Anhalt als Flächenstaat<br />
ungefähr 50 % über der der südlichen<br />
Länder, <strong>und</strong> es stellt sich die Frage, woran<br />
das liegt. Sicher ist auch die ökonomische<br />
Lage ein Gr<strong>und</strong> dafür, aber weshalb ist es<br />
möglich, dass sich Väter regional dermaßen<br />
unterschiedlich aus der Verantwortung ziehen<br />
können? Kann die Hypothese völlig verneint<br />
werden, dass mit der Großzügigkeit<br />
staatlicher Hilfe der Wille, sich das Geld<br />
vom Ex-Partner zu holen, erlahmt <strong>und</strong> auch<br />
die staatliche Bürokratie dazu keinen Anreiz<br />
gibt, weil es mit erheblichem Aufwand verb<strong>und</strong>en<br />
ist?<br />
Sachsen‐Anhalt<br />
Mecklenburg‐Vorpommern<br />
Thüringen<br />
Sachsen<br />
Brandenburg<br />
Saarland<br />
Niedersachen<br />
Bremen<br />
Rheinland‐Pfalz<br />
Nordrhein‐Westfalen<br />
Deutschland<br />
Schleswig‐Holstein<br />
Bayern<br />
Hessen<br />
Baden‐Württemberg<br />
Hamburg<br />
Berlin<br />
0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0<br />
Abb. 1 Armutsgefährdungsquoten von Alleinerziehenden<br />
2007<br />
Offensichtlich werden wir, wie diese kleinen<br />
Beispiele zeigen, die Ausgaben, vor allem<br />
im Bereich der Sozialausgaben, nur dadurch<br />
in den Griff bekommen, wenn wir die Anreize<br />
verstärken, die das Verhalten Einzelner<br />
auch gesamtwirtschaftlich effizient machen<br />
<strong>und</strong> es damit in Einklang mit dem marktwirtschaftlichen<br />
System bringen.