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B Judaschke - Basale Stimulation - Klinikum München-Ost

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<strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> ®<br />

Vortrag<br />

4. gerontopsychiatrische Pflegetagung<br />

25. und 26.03.2011<br />

am Isar-Amper-<strong>Klinikum</strong><br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>München</strong>-<strong>Ost</strong><br />

4. Gerontopsychiatrische Pflegetagung 25./26. März 2011 Burkhard <strong>Judaschke</strong> 1


Was ist <strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> ® ?<br />

Die <strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> ® versteht sich:<br />

• als Angebot körperbezogenen und ganzheitlichen Lernens<br />

• als umfassende Entwicklungsanregung in sehr frühen<br />

Lebensphasen<br />

• als Orientierung in unklaren Wahrnehmungs-,<br />

Kommunikations- und Bewegungssituationen<br />

• als Stressreduzierung für Menschen in belastenden<br />

Grenzsituationen (z.B. schweren gesundheitlichen Krisen)<br />

• als Begleitung von Menschen in ihrem Sterben<br />

• als psychotherapeutisch orientierte Begleitung in<br />

schwierigen Wahrnehmungs- und Kommunikationsphasen<br />

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Was ist <strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> ® ?<br />

<strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> ® bietet die Möglichkeit bei Menschen mit<br />

Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Orientierungsverlust:<br />

• die Wahrnehmungsbereiche zu aktivieren<br />

• die primäre Körper- und Bewegungserfahrung anzuregen<br />

• die individuelle, non-verbale Kommunikation zu fördern<br />

Basal stimulierende Pflege ist auch Bildung. Sie leitet an,<br />

begleitet und unterstützt Menschen in ihrer eigenen Entwicklung.<br />

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Begriffsdefinitionen<br />

Basal = grundlegend, voraussetzungslos<br />

Stimulatio = Anreiz, Anregung<br />

Habituation = Reizausblendung bei länger<br />

anhaltendem, unverändertem<br />

Reizmuster<br />

<strong>Stimulation</strong> = Anregung durch ein ständig<br />

veränderndes Informationsangebot<br />

Autostimulation = Selbstreizung aufgrund von<br />

Reizverarmung<br />

Taktile Abwehr = Phänomen aufgrund einer<br />

Überempfindlichkeit gegenüber<br />

empfangenen Reizen<br />

Regression = Rückgang, Rückführung,<br />

Rückschritt<br />

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Begründer<br />

Prof. Dr. Andreas Fröhlich<br />

• Pädagoge und Sonderpädagoge<br />

• gilt als Begründer der <strong>Basale</strong>n <strong>Stimulation</strong> ®<br />

• wurde als pädagogisches Konzept in den frühen 1970ern<br />

entwickelt<br />

Prof. Christel Bienstein<br />

• Krankenschwester und Dipl. Pädagogin<br />

• übertrug das Konzept für den Bereich der Pflege in den<br />

1980ern<br />

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Grundgedanke<br />

Menschen in ihrer schwierigen subjektiven Situation, die durch<br />

Stress, hohe emotionale Belastung, Angst, Unsicherheit und<br />

Gefühle der Hilflosigkeit gekennzeichnet ist, durch:<br />

• die Herstellung von zwischenmenschlicher Beziehung<br />

• die Herstellung von Nähe<br />

• das Schaffen einer Verbindung und<br />

• der Vermittlung von ganzheitlichen Eindrücken und<br />

Erfahrungen<br />

eine Orientierung über den eigenen Körper und seinen<br />

vorhandenen Möglichkeiten zu geben.<br />

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Zielgruppe<br />

• Bewusstlose, Sedierte und Beatmete<br />

• Bettlägerige und stark Bewegungseingeschränkte<br />

• Desorientierte<br />

• Wahrnehmungsgestörte<br />

• Schwerstbehinderte<br />

• Halbseitengelähmte<br />

• Demente<br />

• Sterbende<br />

� Während eines längeren Krankenhausaufenthaltes, insbesondere �<br />

bei älteren Menschen, sind häufig eindeutige geistige<br />

Rückzugstendenzen zu erkennen (Regression).<br />

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Ziele der <strong>Basale</strong>n <strong>Stimulation</strong> ®<br />

• durch Bewegung das eigene Leben spüren<br />

• Sicherheit erleben, Vertrauen aufbauen<br />

• Leben erhalten und Entwicklung erfahren<br />

• den eigenen Rhythmus entwickeln<br />

• Außenwelt erfahren<br />

• Beziehung aufnehmen und Begegnung gestalten<br />

• Sinn und Bedeutung geben<br />

• sein Leben gestalten<br />

• Autonomie und Verantwortung erhalten<br />

Die Abnahme von Berührungen<br />

fördert Desorientierung und den Verlust der Eigenwahrnehmung!<br />

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Voraussetzung<br />

Die Grundlage der <strong>Basale</strong>n <strong>Stimulation</strong> ® ist die Fähigkeit<br />

des Pflegenden und des zu Pflegenden, sich auf eine<br />

gemeinsame Beziehung einlassen zu können!<br />

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Stufen sensorischer Wahrnehmung<br />

Aufbau von Wahrnehmung<br />

visuell<br />

taktil-haptisch<br />

auditiv<br />

olfaktorisch, gustatorisch<br />

senso-motorisch<br />

audio-rhythmisch<br />

audio-vibratorisch<br />

vibratorisch vestibulär somatisch<br />

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Sensorische Basis<br />

auditive<br />

Wahrnehmung<br />

taktil-haptische Wahrnehmung<br />

sensorische Wahrnehmung<br />

vibratorische Wahrnehmung<br />

vestibuläre Wahrnehmung<br />

grundlegende<br />

Wahrnehmung<br />

(sensorische Basis)<br />

orale- und olfaktorische Wahrnehmung<br />

aufbauende<br />

Wahrnehmung<br />

visuelle<br />

Wahrnehmung<br />

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Sensorische Basis<br />

Im homogenen Feld kommt es zu einer degenerativen Habituation.<br />

Eine starke Einschränkung an taktil-haptische sensorischer Wahrnehmung <strong>Stimulation</strong> führt nicht selten zu<br />

Autostimulationsmechanismen.<br />

sensorische Wahrnehmung<br />

vibratorische Wahrnehmung<br />

auditive<br />

visuelle<br />

In allen Wahrnehmungsbereichen gibt es vielfältige <strong>Stimulation</strong>smöglichkeiten,<br />

Wahrnehmung vestibuläre Wahrnehmung Wahrnehmung<br />

die es ermöglichen, mit dem Menschen in Kontakt zu treten und mit ihm zu<br />

kommunizieren.<br />

grundlegende<br />

Wahrnehmung<br />

(sensorische Basis)<br />

Die sensorische Basis bleibt auch bei schweren Störungen erhalten.<br />

orale- und olfaktorische Wahrnehmung<br />

aufbauende<br />

Wahrnehmung<br />

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Grundlegende Wahrnehmung<br />

somatische Wahrnehmung<br />

Entwicklung: entwickelt sich als erstes<br />

Wahrnehmungsorgan: Haut<br />

bereits in der 12. Schwangerschaftswoche vorhanden<br />

Reizaufnahme: die Haut, die Muskulatur und die Berührung innerhalb<br />

der Gebärmutter werden gespürt<br />

Die Haut vermittelt und empfängt Reize<br />

Autostimulation: knirschen mit den Zähnen, brummen, kratzen mit den<br />

Fingernägeln auf der Bettdecke<br />

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Grundlegende Wahrnehmung<br />

vibratorische Wahrnehmung<br />

Entwicklung: bereits in der 12. Schwangerschaftswoche vorhanden<br />

Wahrnehmungsorgan: unbekannt, evtl. Gleichgewichtsorgan mitbeteiligt<br />

Reizaufnahme: Bauch, Brustkorb und Kopf nehmen Schwingungen auf<br />

(z.B. die Darmgeräusche, die Atmung, den Herzschlag<br />

oder die Stimme der Mutter)<br />

Autostimulation: „nesteln“ auf der Bettdecke, kratzen oder reiben der<br />

eigenen Haut<br />

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Grundlegende Wahrnehmung<br />

vestibuläre Wahrnehmung<br />

Entwicklung: bereits in der 12. Schwangerschaftswoche vorhanden<br />

fetale Gegensteuerung bei mütterlichen Bewegungen<br />

motorische Steuerung des Körpers und des<br />

Gleichgewichts<br />

Wahrnehmungsorgan: Gleichgewichtsorgane (v.a. Innenohr, Kleinhirn)<br />

Reizaufnahme: vestibuläre Anregung geschieht durch Bewegung der<br />

Körperachse<br />

ermöglicht gemeinsam mit visuellen Reizen die<br />

Orientierung im Raum<br />

informiert über Beschleunigung, Drehung, Auf und Ab<br />

Autostimulation: Schaukelbewegungen des Oberkörpers<br />

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somatische <strong>Stimulation</strong><br />

Ziele:<br />

• Erhaltung der Körperform<br />

• Erhaltung des Körperschemas<br />

• Förderung des Wohlbefindens<br />

Maßnahmen:<br />

• Lagerung<br />

• Baden, Duschen<br />

• basalstimulierende Haarwäsche<br />

• primär basalstimulierende Ganzkörperwäsche<br />

• Atemstimulierende Einreibung (ASE)<br />

• Kleidung<br />

• somatische <strong>Stimulation</strong> durch den Körper einer anderen Person<br />

(Einbeziehung der Angehörigen)<br />

• usw.<br />

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vibratorische <strong>Stimulation</strong><br />

Ziele:<br />

• Vermittlung von Information über das Körperinnere<br />

• Förderung des Körpergefühls, Körpertiefe und Körperfülle<br />

Maßnahmen:<br />

• Zahnpflege mit einer elektrischen Zahnbürste<br />

• Rasur mit elektrischem Rasierapparat<br />

• Vibrations- und Massagegeräte (z.B. Vibrax ® )<br />

– Einsatz am Körper<br />

– Aufsetzen auf der Matratze<br />

• Mobilisierung<br />

• Spazierfahrten mit Rollstuhl oder Bett auf unebenem Untergrund<br />

(Einbeziehung der Angehörigen)<br />

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vestibuläre <strong>Stimulation</strong><br />

Ziel:<br />

• Förderung des Lage- und Gleichgewichtssinns<br />

Maßnahmen:<br />

• Lagerungen<br />

– 30°-Seitenlagerung<br />

– 135°-Lagerung<br />

– Absenkung oder Erhöhung des Bettendes<br />

• Mobilisation (Sitzen im Rollstuhl oder Sessel)<br />

• Schaukelbewegungen<br />

• Kopfwendebewegungen<br />

• Bolusgabe bei Sondenernährung in einer aufrechten Position<br />

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Die Berührung<br />

Berührungen sind Signale. Als solche müssen sie eindeutig sein!<br />

Darum:<br />

• Vermeidung punktueller Berührung<br />

• Vermeidung aller oberflächlichen Berührungen<br />

• Vermeidung aller abgehackten, fliehenden und zerstreuenden Berührungen<br />

• Vermeidung von überhasteten Arbeitsweisen<br />

• Vorüberziehen mit konstantem Druck arbeiten<br />

• Initialberührung ritualisieren (Berührung möglichst am Körperstamm)<br />

In der Pflege von wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen<br />

kommt es weniger darauf an was man macht, es ist viel<br />

bedeutsamer wie man es tut.<br />

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<strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> ®<br />

Die <strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> ® ist keine Methode<br />

oder neue Technik.<br />

Sie wird als ein Konzept verstanden,<br />

welches offen ist für Veränderungen,<br />

Weiterentwicklungen, Analysen und neuen Ideen.<br />

(öklökäö)<br />

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Vielen Dank<br />

für ihre Aufmerksamkeit<br />

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Quellen und Literaturverzeichnis<br />

Christel Bienstein, Andreas Fröhlich<br />

<strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> in der Pflege<br />

Uta Zagermann<br />

<strong>Basale</strong> <strong>Stimulation</strong> in der Pflege<br />

Andreas Fröhlich, Peter Nydahl<br />

Haltung, Kompetenz, Technik<br />

Markus Biedermann<br />

Essen als basale <strong>Stimulation</strong><br />

Internet:<br />

www.basale-stimulation.de<br />

www.nydahl.de<br />

www.basale.at<br />

www.pflegewiki.de<br />

www.wikipedia.org<br />

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