Magnetis polus australis und Magnetis polus arcticus ... - Alabaster.org
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Eckart von Seherr-Thohs<br />
<strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>australis</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>arcticus</strong> –<br />
zwei vergessene Arzneimittel<br />
Sucht man nach veröffentlichten Fällen, in denen <strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>australis</strong> oder <strong>Magnetis</strong><br />
<strong>polus</strong> <strong>arcticus</strong> das heilende Mittel war, so muss man schon auf Veröffentlichungen<br />
aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert oder zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zurückgreifen.<br />
In der neueren Literatur beschäftigt sich meines Wissens nur Stefan Reis im „Archiv für<br />
Homöopathik“ mit den Magneten <strong>und</strong> ihrer homöopathischen Anwendung. 1<br />
Magnete in der<br />
homöopathischen<br />
Fachliteratur<br />
Die reine Wirkung des Magneten stellt Hahnemann im<br />
zweiten Band seiner Reinen Arzneimittellehre (RAML)<br />
erstmalig systematisch dar.Er unterscheidet dabei zwischen<br />
der Wirkung des ganzen Magneten, des Südpols<br />
<strong>und</strong> des Nordpols. Hahnemann verwendete nur den<br />
Magnetstab <strong>und</strong> keine potenzierte Zubereitung dieser<br />
Arznei (Vorspann RAML, Bd. 2, S. 191–200) 2 . Wahrscheinlich<br />
war S. Swan der erste, der Milchzucker mit<br />
dem Magneten bestrich <strong>und</strong> anschließend verrieb, jedenfalls<br />
veröffentlichte er die erste erwähnenswerte<br />
Zusammenstellung von Kasuistiken mit potenziertem<br />
Magnet. 3<br />
Nennenswerte Zusammenstellungen der Arzneiwirkung<br />
finden sich ferner bei Jahr 4 , Noack/ Trinks/Müller,<br />
5 Rückert 6 , Altschul 7 , Possart 8 , Kastner 9 , von Bönninghausen<br />
10 <strong>und</strong> Seideneder 11 .<br />
1 Im Band 3, IV/1994 <strong>und</strong> Band 4, I/1995 mit <strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong><br />
<strong>australis</strong>, in Band 4, II/1995 mit <strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>arcticus</strong> <strong>und</strong><br />
in Band 5, III/1995 mit <strong>Magnetis</strong> poli ambo.<br />
2 Hahnemann, Samuel „Reine Arzneimittellehre“, Bd. 2, 3.<br />
Aufl. unveränd. Nachdruck Leipzig 1833<br />
3 Swan, Samuel “Some more high potencies of nothing”; in<br />
Organon, Vol.3, Liverpool 1880, S. 342 ff (nach Stefan<br />
Reis, Archiv für Homöopathik, Band 4, IV/1994, S. 180)<br />
4 Jahr, G.H.G. „Handbuch der Hauptanzeigen“, Leipzig 1851<br />
<strong>und</strong> „Ausführlicher Symptomenkodex der homöopathischen<br />
Arzneimittellehre“, Leipzig 1848, unv. Nachdruck,<br />
Hamburg, von der Lieth o. J.<br />
5 Noack, A./ Trinks, C.F./ Müller,C. „Handbuch der homöopathischen<br />
Arzneimittellehre“, Bd. 2, Leipzig 1847, unv. Nachdruck,<br />
Göttingen, Burgdorf 1984<br />
6 Rückert, E.F. „Kurze Übersicht der Wirkungen homöopathischer<br />
Arzneien“, Leipzig 1832 <strong>und</strong> „Systematische Darstellung<br />
der reinen Arzneiwirkungen“, Leipzig Bd.1–5, Leipzig<br />
1826–1827<br />
7 Altschul, E. „Real-Lexikon für homöopathische Arzneimittellehre“,<br />
Sondershausen 1864<br />
2.09<br />
Homöopathie KONKRET 45
Materia Medica<br />
Weder in T.F. Allens Encyclopedia of Pure Materia Medica<br />
12 noch in C. Herings Leitsymptomen 13 ist der Magnet<br />
aufgenommen <strong>und</strong> leider auch nicht in Uwe Plates<br />
Symptomen-Lexikon 14 .<br />
In Kents Repertorium ist der Magnet eher rudimentär<br />
vertreten. Im Radar finden sich die Einträge aus dem<br />
Kent <strong>und</strong> Ergänzungen aus verschiedenen Repertorien,aus<br />
denen die Rubriken generiert wurden (hauptsächlich<br />
aus von Bönninghausens Systematisch-Alphabetisches<br />
Repertorium der homöopathischen Arzneimittel<br />
15 <strong>und</strong> aus Bogers Charakteristics and Repertory,<br />
allerdings wurde die 2. posthum veröffentlichte indische<br />
Auflage 1938 16 verwendet). In der 1. Auflage sind<br />
nach stichpunktartiger Überprüfung die Einträge für<br />
Magnet identisch mit denen in Bönninghausens Repertorium.<br />
Im Radar findet man die Bönninghausen-<br />
Rubriken für z.B. Zahnschmerzen, jedoch nicht unter<br />
Zähne – Schmerzen <strong>und</strong> dann der Unterrubrik der Modalität<br />
bzw. Empfindung, sondern als Modalität/Empfindung<br />
direkt als erste Unterrubrik unter Zähne (siehe<br />
dazu Fall 3 <strong>und</strong> 4). In Bönninghausens Therapeutisches<br />
Taschenbuch 17 ist Magnet eingetragen,die Einträge<br />
aus Dudgeons Pathogenetic Cyclopedia 18 haben nach<br />
stichpunktartiger Überprüfung leider keinen Eingang<br />
ins Radar gef<strong>und</strong>en.<br />
Fallbeispiele aus meiner Praxis<br />
Aufgefallen ist mir das Arzneimittel Magnet zunächst<br />
einfach dadurch, dass Hahnemann es in der Reinen<br />
8 Possart, A. „Charakteristik der homöopathischen Arzneien“,<br />
Sondershausen 1848<br />
9 Kastner, R.F. „Bönninghausens Physiognomik der homöopathischen<br />
Arzneimittel“, Heidelberg 1995<br />
10 Jansen, A. „Bönninghausens Abgekürzte Übersicht der Eigenthümlichkeiten<br />
<strong>und</strong> Hauptwirkungen der homöopathischen<br />
Arzneien“, Hamburg, von der Lieth, 1999<br />
11 Seideneder, A. „Heilmittel-Archiv“, 2008<br />
12 Allen, T.F. „The Encyclopedia of Pure Materia Medica“, Bd.<br />
1–12 Nachdruck Neu Delhi 1988<br />
13 Hering, C. et al. „Leitsymptome unserer Materia Medica“,<br />
Bd. 1–10, Aachen 1992–1998<br />
14 Plate, U. „Symptomen-Lexikon der Materia Medica“,<br />
Braunschweig 2004<br />
15 Bönnighausen, C.v. „Systematisch-Alphabethisches Repertorium“,<br />
Hrsg. Kastner, R.F. Heppenheim 2003<br />
16 Boger. C.M. “Bönninghausens Characteristics and Repertory”,<br />
1. Aufl. Parkersburg 1905 bzw. 2. Aufl. ind. Nachdruck 1996<br />
17 Bönninghausen, C.v. „Therapeutisches Taschenbuch“,<br />
2. Aufl. 2002, Hrsg. K-H. Gypser et al<br />
18 Dudgeon, R.E. “The Pathogenetic Cyclopaedia”, Bd. 1 <strong>und</strong><br />
2, London 1850<br />
Arzneimittellehre aufführt <strong>und</strong> dass die Mittelbeschreibungen<br />
im Jahr <strong>und</strong> im Noack/Trinks/Müller<br />
einen doch beträchtlichen Umfang haben – jedoch<br />
hatte das bis zum Erscheinen des Artikels von Stefan<br />
Reis keine therapeutischen Konsequenzen. Im Archiv<br />
für Homöopathik, Band 1, IV 1992 veröffentlichte Eric<br />
Schwarz zwei Kasuistiken zu Electricitas, die dazu<br />
führten, dass ich mir die Imponderabilien Electricitas<br />
<strong>und</strong> Magnet als Arzneimittel bes<strong>org</strong>te. Erst durch Stefans<br />
Artikel ist das Mittel wirklich in meinen Blickwinkel<br />
gelangt <strong>und</strong>, wie es in der Praxis oft ist, scheinen<br />
gerade dann die Patienten zu kommen, bei denen<br />
dieses Mittel in Frage kommt.<br />
Fall 1: Eingewachsene Zehennägel<br />
Frau, 17 Jahre<br />
Sie kommt im November 2005 mit ihrer Mutter,<br />
die schon länger bei mir in Behandlung ist, wegen<br />
eingewachsener Großzehennägel <strong>und</strong> den damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Beschwerden. An beiden Großzehen<br />
wachsen die Nägel immer wieder ein. Beide Nägel<br />
wurden schon gespalten <strong>und</strong> mit Klammern wurde<br />
versucht, sie nach außen zu biegen, doch die<br />
Nägel wachsen immer wieder ein. Die Nägel sind<br />
verdickt. Um die Nägel sind die Zehen entzündet<br />
<strong>und</strong> deutlich geschwollen. Sie beschreibt stechende,<br />
teilweise auch klopfende, pochende Schmerzen<br />
bei dem geringsten Druck auf den Nagel bzw. die<br />
Zehen <strong>und</strong> beim Gehen. An der rechten Zehe hat<br />
sich direkt an dem Nagelfalz ein kleines Geschwür<br />
gebildet <strong>und</strong> „wildes Fleisch“.<br />
Außerdem klagt sie über Kopfschmerzen, in der<br />
Stirn über den Augen, ziehend, einen Tag vor den<br />
Menses, amel. wenn die Menses einsetzt, Druck<br />
auf die Stirn amel. Sie trägt dann gern ein eng anliegendes<br />
Stirnband. Kopfschweiß am Hinterkopf<br />
während der Kopfschmerzen.<br />
Verordnung<br />
Silicea C 200 (Gudjons), 3 Globuli trocken auf die<br />
Zunge.<br />
Follow-Up, 14 Tage später (Ende November 2005)<br />
Das Geschwür ist nach Absonderung von ein wenig<br />
wässrigem Eiter abgeheilt. Ansonsten hat sich nichts<br />
verändert. War die letzten drei Tage nicht in der Schu-<br />
46 Homöopathie KONKRET 2.09
Materia Medica<br />
le, weil sie keine festen Schuhe tragen kann. Bei der Der Hinweis auf die verdickten Nägel findet sich in E.<br />
EINGEWACHSENE ZEHENNÄGEL; 26 mit wildem 2006<br />
Fleisch. 17 Greenville<br />
1991<br />
Untersuchung fällt auf, dass die anderen Zehennägel,<br />
obwohl nicht eingewachsen, bei geringstem Druck<br />
sehr schmerzempfindlich sind. Ihre Menses hat sie<br />
noch nicht wieder gehabt.<br />
Case Some clinical Experiences 20 :<br />
„Einwachsende Zehennägel an beiden Füßen. Zehennägel<br />
hart, dick <strong>und</strong> wie Hörner verunstaltet. Rötung,<br />
Schmerz <strong>und</strong> Entzündung an den Rändern selbst der<br />
nicht einwachsenden Nägel (1890, Nov.12; Magnes<br />
Zu dieser Zeit arbeitete ich gerade an den Endkorrekturen<br />
zu S.R. Phatak Homöopathisches Repertorium 19<br />
<strong>polus</strong> <strong>australis</strong> 20 M Finke)“<br />
➔ Abb. 1<br />
<strong>und</strong> dort sind folgende Mittel in der Rubrik Nägel –<br />
eingewachsen verzeichnet:<br />
Fl-ac., Graph., Hep., M-aust., Nit-ac., Sil., Sul-i., Teucr.<br />
Verordnung<br />
<strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>australis</strong> C 200 (Ainsworth), 3<br />
Globuli gelöst in 100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch.<br />
Dies ist übrigens der einzige Eintrag von M-aust in<br />
seinem Repertorium.<br />
Nach 10-maligem Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel<br />
Wasser geben <strong>und</strong> davon 2 mal täglich 2 Teelöffel einnehmen.<br />
Die Lösung ist täglich neu anzusetzen.<br />
In Hahnemanns RAML findet sich unter M-aust:<br />
„W<strong>und</strong>schmerzhaftigkeit an der innern Seite des Nagels<br />
der großen Zehe im Fleische, als wenn der Nagel<br />
seitwärts in’s Fleisch eingewachsen wäre, schon bei geringer<br />
Follow-Up, 14 Tage später (Dezember 2005)<br />
Die Schwellung <strong>und</strong> Entzündung um die Großzehennägel<br />
ist abgeheilt. Kaum noch Schmerzen, ich kann<br />
Berührung sehr empfindlich“ (n. 8 St.)„Der sogar Druck auf die Nägel ausüben. Auch die<br />
Schuh drückt auf <strong>und</strong> an den Zehen <strong>und</strong> an dem Nagel<br />
der großen Zehe beim Gehen, wie von Hühneraugen“<br />
Schmerzempfindlichkeit auf Druck der anderen Zehennägel<br />
ist nicht mehr vorhanden.<br />
(n. 18 St.)<br />
„An der Wurzel der Nägel (dem weichen hintern Theile<br />
Zusammenfassung des weiteren Verlaufs<br />
derselben) ein Schmerz, als wenn sie abschwären<br />
wollten, <strong>und</strong> wie klopfend stechend.“<br />
Die Patientin nimmt weiter M-aust, aber nur noch<br />
einmal täglich 2 Teelöffel. Im Verlauf der nächsten<br />
Das letzte Prüfungssymptom mit der Symptomen Nr.<br />
236 bezieht sich allerdings auf die Fingernägel.<br />
Den Hinweis auf das überschießende Granulationsgewebe<br />
findet sich in Armin Seideneders Mitteldetails als<br />
6 Wochen bildet sich das überschießende Granulationsgewebe<br />
zurück. Anschließend lässt sie sich noch<br />
einmal die Großzehennägel klammern. Bis heute sind<br />
die Zehennägel nie wieder eingewachsen <strong>und</strong> der<br />
eine Beobachtung von H. C. Allen:<br />
19 Phatak, S.R. „Homöopathisches Repertorium“, München<br />
Abb. 1<br />
2.09<br />
Homöopathie KONKRET 47
Materia Medica<br />
nachwachsende Nagel ist auch nicht mehr verdickt.<br />
Keine weitere Medikation.<br />
Insgesamt habe ich M-aust. aufgr<strong>und</strong> dieser Erfahrung<br />
bei 5 weiteren Patienten, die unter immer<br />
wieder einwachsenden Zehennägeln litten, mit gutem<br />
Erfolg eingesetzt.Auch deren Zehennägel sind<br />
nach der Behandlung nicht wieder eingewachsen<br />
<strong>und</strong> zeigen ein normales Nagelwachstum.<br />
Kurzer Einschub via E-Mail von Stefan Reis:<br />
Was Eckart in Fall 1 beschreibt, habe ich schon oft<br />
erlebt. Mittlerweile ist M-aust. bei eingewachsenen<br />
Nägeln <strong>und</strong> banalen Panaritien (wenn sich<br />
also kein anderes Mittel mit besonderen Symptomen<br />
anbietet) immer erste Arznei <strong>und</strong> hilft meistens.<br />
Übrigens auch, wenn’s den Finger betrifft.<br />
Fall 2: Inkontinenz <strong>und</strong> Impotenz<br />
nach Prostataresektion<br />
Mann, 51 Jahre<br />
Wegen eines Prostatakarzinoms wurde im März<br />
2006 eine Prostataresektion durchgeführt. Er ist<br />
dafür in das Klinikum Dresden gefahren, weil dort<br />
so operiert werde, dass weitestgehend möglich die<br />
Erektionsfähigkeit erhalten bleibt. Aus Sicherheitsgründen<br />
wurde eine Totalresektion durchgeführt,<br />
obwohl der Tumor im unteren Viertel lokalisiert<br />
war. Bei der Operation wurde der Sphinkter<br />
nicht beschädigt, die Innervation funktioniert, der<br />
Harnleiter wurde gekürzt.<br />
Er kommt zur Erstkonsultation im Februar 2007,<br />
weil er seit der Operation inkontinent ist. Die Blase<br />
<strong>und</strong> die Harnröhre sind völlig gefühllos <strong>und</strong> er<br />
merkt nicht, dass die Blase gefüllt ist bzw. der<br />
Urin läuft. Der Urin tröpfelt ständig heraus. Komischerweise<br />
tröpfelt der Urin weder im Sitzen<br />
noch im Liegen, wohl aber beim Gehen, Stehen,<br />
Aufstehen vom Sitzen, beim Tragen <strong>und</strong> bei körperlicher<br />
Betätigung.<br />
Seit der Operation verspürt er ein Kribbeln, Ameisenlaufen<br />
in der Eichel. Eine Erektion kommt<br />
nicht mehr zustande, auch nicht durch Viagra®.<br />
Seit der Operation Schmerzen in der Lumbalregion<br />
<strong>und</strong> ein Steifigkeitsgefühl. Die Schmerzen seien<br />
so, als hätte er sich „verdreht“. Seit 2002 hat er<br />
einen Leistenbruch rechts. Es wurde ein Gitternetz<br />
eingesetzt. Bei Anstrengung Schmerzen in der Gegend<br />
des Leistenbruchs.<br />
Analyse <strong>und</strong> Repertorisation<br />
Da die Modalitäten der Inkontinenz für mich mit Radar<br />
nicht adäquat abzubilden sind, habe ich mit Bönninghausens<br />
Therapeutischem Taschenbuch repertorisiert<br />
<strong>und</strong> zwei Symptome im Radar nachgesehen.<br />
➔ Abb. 2<br />
Harnröhre – Empfindung – fehlt beim Urinieren<br />
ail. k alum. b4a.de,pd,ptk1 Apis k apoc. k ARG-N. bg2,k,ptk1<br />
CAUST. b4a.de,bg2,k,ptk1 cedr. k chlol. k Cupr. k grat. k hell. k<br />
kali-br. hr1,k,ptk1 M-aust. b7.de MAG-M. a1,b4a.de,bg2,k,ptk1<br />
mag-s. k merc. k nux-v. k Sars. b4a.de,k<br />
Abb. 2<br />
48 Homöopathie KONKRET 2.09
Materia Medica<br />
Blase – Urinieren – unwillkürlich – Gehen – agg.<br />
alet. k alum-sil. k anan. k Arg-n. k arn. b7a.de,bg2,k bell. bro1,k<br />
Bry. b7a.de,bg2,k Calc. bro1,k canth. bro1 caps. bro1<br />
Caust. bg2,bro1,k chlam-tr. bcx2 FERR. bro1,k,mtf33,ptk1 ferrm.<br />
bro1 ferr-p. bro1,k ign. bro1 kali-c. bro1 kali-s. k Lacd.<br />
k,ptk1 Mag-c. b4a.de,k,ptk1 mag-m. b4a.de,bg2,k mangp.<br />
rly4 NAT-M. b4a.de,bg2,bro1,k,ptk1,tl1 olib-sac. wmh1 Phac.<br />
k phos. k psor. al2 PULS. b7a.de,bg2,bro1,k,ptk1,tl1<br />
ruta b7a.de,bg2,k sapin. c2 Sel. bro1,k,ptk1 sep. k Squil. bro1<br />
stram. k sulph. bro1 tarent. k thuj. k vib. bro1,ptk1 xero. bro1<br />
Zinc. bg2,bro1,k,ptk1<br />
Verordnung<br />
Causticum C 200 (Gudjons), 3 Globuli gelöst in<br />
100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch. Nach 10-maligem<br />
Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel Wasser geben <strong>und</strong><br />
davon 2 mal täglich 2 Teelöffel einnehmen. Die Lösung<br />
ist täglich neu anzusetzen.<br />
Follow-Up, 5 Wochen später (April 2007)<br />
Es hat sich überhaupt nichts getan. Ich befrage den<br />
Patienten erneut <strong>und</strong> gehe meine Aufzeichnungen<br />
noch einmal durch. Dabei fällt mir auf, dass ich weder<br />
das Kribbeln in der Eichel noch die Schmerzen im<br />
Lumbalbereich berücksichtigt hatte.<br />
Erneute Analyse <strong>und</strong> Repertorisation ➔ Abb. 3<br />
Die Schmerzen des operierten Leistenbruchs dürfte<br />
ich in der aktuellen Repertorisation eigentlich nicht<br />
berücksichtigen, da es sich um ein altes Symptom<br />
handelt. Es dient jedoch zur Bestätigung, dass auch<br />
diese Beschwerde von M-aust mit abgedeckt ist (siehe<br />
dazu Gypser/Stahl, Bönninghausens kleine medizinische<br />
Schriften, Supplementband, das Vorwort, in dem<br />
Gypser die Erhebung des aktuellen Krankheitsbildes<br />
<strong>und</strong> die dazu gehörenden Symptome beschreibt 21 ).<br />
Bei der Repertorisation der Modalitäten der Inkontinenz<br />
war M-aust. schon in fast allen Rubriken vertreten.<br />
Da M-aust. zu den kleinen Mitteln gezählt wird,<br />
berücksichtige ich auch die einwertigen Einträge. Hier<br />
zeigt sich auch ein Fehler bei der ersten Repertorisation,<br />
die zu Caust. führte, denn Caust. ist in den Rubriken<br />
Stehen – agg. zweiwertig <strong>und</strong> Anstrengung des Körpers<br />
einwertig, Liegen – amel. zweiwertig angegeben.<br />
Bei einem großen Mittel wie Caust. hätte ich eigentlich<br />
nur drei- <strong>und</strong> vierwertige Einträge berücksichtigen<br />
dürfen.<br />
M-aust im Therapeutischen Taschenbuch<br />
• Verschlimmerung nach Umständen – Gehen,<br />
beim: M-aust<br />
• Verschlimmerung nach Umständen – Stehen:<br />
M-aust<br />
• Verschlimmerung nach Umständen – Anstrengung<br />
des Körpers: kein Eintrag<br />
21 Gypser, K-H/ Stahl, M. „Bönninghausens kleine medizinische<br />
Schriften“, Supplementband, Heidelberg 1994<br />
Abb. 3<br />
2.09<br />
Homöopathie KONKRET 49
Materia Medica<br />
• Verschlimmerung nach Umständen – Aufstehen<br />
vom Sitz, bei: M-aust<br />
• Besserung nach Umständen – Liegen: M-aust<br />
Verordnung<br />
<strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>australis</strong> C 200 (Ainsworth),<br />
3 Globuli gelöst in 100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch.<br />
Nach 10-maligem Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel<br />
Wasser geben <strong>und</strong> davon 2 mal täglich 2 Teelöffel einnehmen.<br />
Die Lösung ist täglich neu anzusetzen.<br />
Follow-Up, Ende Mai 2007<br />
Ich habe alle 10 Tage mit dem Patienten telefoniert.<br />
Er spürt jetzt in der Harnröhre, wenn Urin fließt <strong>und</strong><br />
auch, dass die Blase voll ist. Der Urin tröpfelt nur noch<br />
heraus, wenn er schwerere Dinge wie z.B. den Wocheneinkauf<br />
usw. trägt. Ansonsten keine Inkontinenz<br />
mehr. Das Kribbeln in der Eichel ist bereits drei Wochen<br />
nach der Einnahme verschw<strong>und</strong>en. Die Schmerzen<br />
im Lumbalbereich sind auch weg, lediglich das<br />
Steifigkeitsgefühl ist noch vorhanden. Eine Erektion<br />
kommt zwar wieder zustande, aber sie hält nicht lange<br />
genug. Die Schmerzen im Leistenbruch sind unverändert.<br />
Verordnung<br />
<strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>australis</strong> C 200 (Ainsworth),<br />
3 Globuli gelöst in 100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch.<br />
Nach 10-maligem Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel<br />
Wasser geben <strong>und</strong> davon einmal täglich 2 Teelöffel einnehmen.<br />
Die Lösung ist täglich neu anzusetzen.<br />
Zusammenfassung des weiteren<br />
Verlaufs<br />
Er hat noch 8 Wochen lang M-aust. eingenommen.<br />
Die Inkontinenz tritt danach nur noch auf, wenn er<br />
schwerere Dinge trägt <strong>und</strong> ist bis heute auf diesem<br />
Stand geblieben. Damit kann er aber gut leben, wie er<br />
sagt. Eine osteopathische Behandlung (4 Termine),<br />
die Ende Juni einsetzte, hat auch das Steifigkeitsgefühl<br />
im Lumbalbereich dauerhaft beseitigt. Die Erektion<br />
hält deutlich länger, während des Verkehrs erschlafft<br />
der Penis aber wieder. Mit Viagra® klappt es aber gut.<br />
Die Schmerzen im Leistenbruch sind noch vorhanden,<br />
treten aber deutlich seltener auf <strong>und</strong> nur bei großer<br />
Anstrengung wie beispielsweise Garten umgraben<br />
etc.<br />
Fall 3: Sehstörungen nach<br />
Augenlaserung<br />
Mann, 45 Jahre<br />
Die Erstkonsultation findet im Februar 2007 statt.<br />
Er hat sich im November 2006 das linke Auge lasern<br />
lassen. Seitdem klagt er über folgende Beschwerden:<br />
Kann mit dem linken Auge, wenn er versucht in<br />
der Ferne Gegenstände zu fixieren, diese nur verschwommen<br />
<strong>und</strong> wie durch einen Schleier wahrnehmen.<br />
Das verschwommene Sehen tritt nicht<br />
auf, wenn er liest oder Gegenstände im Bereich bis<br />
ca. 5 Meter fixiert. Will er z.B. beim Autofahren ein<br />
Straßenschild lesen, kneift er das linke Auge zu.<br />
Seit etwa 2–3 Tagen nach dem Lasern hat er ein<br />
Kälte-Empfinden des linken Auges. Diese Empfindung<br />
hält den ganzen Tag über bis zum Einschlafen<br />
an. M<strong>org</strong>ens beim Erwachen hat er beidseits<br />
Schläfenkopfschmerzen, die er als ein Drücken<br />
von innen heraus beschreibt, als würde der Kopf<br />
von innen auseinandergedrückt werden. Diese<br />
Kopfschmerzen treten jeden M<strong>org</strong>en nach dem<br />
Erwachen auf. Er hat das Gefühl, dass sie sich<br />
deutlich verschlechtern, wenn er die Augen bewegt<br />
<strong>und</strong> wenn er nach oben blickt. Die Kopfschmerzen<br />
halten etwa 30–60 Minuten an <strong>und</strong> weichen dann<br />
dem Kältegefühl im linken Auge, das sich erst nach<br />
dem Vergehen der Kopfschmerzen bzw. nach dem<br />
Erwachen einstellt. M<strong>org</strong>ens Absonderungen eines<br />
gelblichen, leicht fadenziehenden Schleims,<br />
nur in den äußeren Canthi. Sein Augenarzt kann<br />
sich die Kälteempfindung im linken Auge seit dem<br />
Lasern ebenso wenig erklären, wie die seitdem auftretenden<br />
Kopfschmerzen nach Schlaf <strong>und</strong> rät<br />
zum Abwarten.<br />
Ansonsten klagt er über ziehende Schmerzen im<br />
linken Schultergelenk. Die Schmerzen treten nur<br />
auf, wenn er versucht, den Arm über die Schulterhöhe<br />
zu heben. Der Schmerz zieht dann vom<br />
Schulterblatt in das Schultergelenk. Seit einem<br />
Jahr trägt er eine Zahnspange. Seit Jahren fehlt der<br />
Sechser links unten <strong>und</strong> der Fünfer <strong>und</strong> Siebener<br />
haben sich so verschoben, dass die Klammer notwendig<br />
ist, um den Sechser durch ein Implantat zu<br />
ersetzen. Nach etwa drei Monaten Tragezeit der<br />
Klammer hat er die Schulterbeschwerden. Da es<br />
50 Homöopathie KONKRET 2.09
Materia Medica<br />
nach dem Zahnschema einen Bezug zwischen dem<br />
Siebener <strong>und</strong> den unteren Halswirbeln <strong>und</strong> oberen<br />
Brustwirbeln (C5, C6, C7, Th2, Th3, Th4) <strong>und</strong><br />
der Schulter gibt, schicke ich den Patienten zur Behandlung<br />
dieser Beschwerden zum Osteopathen.<br />
Nach starker körperlicher Anstrengung hat er ein<br />
Hitzegefühl im Gesicht, ohne Rötung, das etwa<br />
eine St<strong>und</strong>e anhält. Vor neun Jahren hatte er eine<br />
Pneumonie, 1998 als Folge eines Motorradunfalls<br />
einen Lungenriss <strong>und</strong> einen Serienrippenbruch.<br />
Seit der Jugendzeit Nagelpilz, vor allem die Großzehennägel<br />
sind verdickt <strong>und</strong> gelblich-braun verfärbt.<br />
Der Patient ist Historiker <strong>und</strong> Archivar <strong>und</strong> muss<br />
mindestens einmal jährlich einen Vortrag halten.<br />
Er kann nur mit größter Überwindung vor Gruppen<br />
sprechen, bekommt vorher Durchfall, Herzklopfen<br />
<strong>und</strong> ist dann sehr unruhig. Beim Vortrag<br />
dann das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen<br />
<strong>und</strong> ersticken zu müssen.<br />
Analyse <strong>und</strong> Repertorisation<br />
Am Auffälligsten ist für mich das Kältegefühl im gelaserten<br />
Auge, das verschwommene Sehen beim Fixieren<br />
von entfernten Gegenständen, die Kopfschmerzen<br />
abwechselnd mit den Beschwerden der Augen <strong>und</strong> die<br />
Kopfschmerzen nach dem Schlaf, nach deren Vergehen<br />
das Kältegefühl auftritt. Kopfschmerzen gefolgt<br />
von Beschwerden der Augen lässt sich so im Repertorium<br />
nicht adäquat abbilden.<br />
Auge – Kälte – Gefühl von<br />
acon. bg2 Alum. bg2 am-c. bg2 asaf. bg2 Asar. b7a.de,bg2<br />
bell. bg2 CALC. bg2 caust. bg2 Con. bg2 croc. b7.de,bg2<br />
euphr. b7a.de fl-ac. bg2 graph. bg2 hura bg2 kali-c. bg2 lyc. bg2<br />
M-arct. b7.de,b7a.de par. b7.de,bg2 ph-ac. bg2 Plat. bg2<br />
seneg. bg2 Thuj. bg2<br />
Schaut man sich die Rubrik Auge – Kälte – Gefühl von<br />
näher an, so fällt auf, dass alle Einträge entweder aus<br />
C.M. Bogers Boenninghausens Charakteristics and Repertory<br />
oder aus C. v. Bönninghausens Systematisch–<br />
Alphabetisches Repertorium der homöopathischen Arzneimittel<br />
stammen, das ja die Ausgangsbasis für Bogers<br />
Repertorium ist 22 . Bis auf Fl-ac., Kali-c. <strong>und</strong> Phac.<br />
finden sich auch alle Mittel in Bönninghausens Repertorium<br />
(wobei Acon. in Klammern gesetzt ist, was<br />
für Bönninghausen bedeutet, der Eintrag ist für ihn<br />
noch zweifelhaft <strong>und</strong> bedarf der klinischen Verifikation).<br />
Geht man davon aus, dass es um Einträge nachzuvollziehen<br />
sinnvoll wäre, das ursprüngliche Werk<br />
als Referenz anzuzeigen, dürften nur Fl-ac., Kali-c.<br />
<strong>und</strong> Ph-ac. auf Bogers Repertorium als Quelle verweisen.<br />
Bell., das auch mit der Quelle Boger angegeben<br />
ist, findet sich nicht in der ersten Auflage von 1905,<br />
wohl aber in der posthum veröffentlichten indischen<br />
Ausgabe von 1938 (die Richtigkeit dieses Nachtrags<br />
kann ich mit der mir zur Verfügung stehenden Literatur<br />
nicht verifizieren <strong>und</strong> ist für mich damit fraglich).<br />
Die Rubrik Kopfschmerz – Schläfen – drückend – auseinander,<br />
die den beschriebenen Kopfschmerz nach<br />
meinem Empfinden am besten abbildet, ist ebenfalls<br />
ein Nachtrag aus Bönninghausens Repertorium.<br />
Kopf – Schmerz – Schläfen – drückend – auseinander<br />
acon. b7.de,bg2 apis b7a.de Bry. b7.de,b7a.de,bg2 caust. b4.de,bg2<br />
chin. b7.de,bg2 cina b7.de,bg2 ign. b7.de,bg2 kreos. b7a.de<br />
m-arct. b7.de Sabin. b7a.de stront-c. b4.de,bg2<br />
Wenn zwei Rubriken, die meiner Meinung nach<br />
die Beschwerden des Patienten abbilden, auf Ergänzungen<br />
aus Bönninghausens Repertorium<br />
zurückgehen, repertorisiere ich auch nach der<br />
Methodik, für die dieses Repertorium bearbeitet<br />
wurde <strong>und</strong> nehme dann auch bei einer Repertorisation<br />
mit Radar, falls vorhanden, die entsprechenden<br />
Rubriken, die aus dem entsprechenden<br />
Repertorium ergänzt bzw. nachgetragen<br />
wurden.<br />
Die Modalität Kopfschmerz agg. durch Bewegung der<br />
Augen findet sich im Radar nicht als Subrubrik unter<br />
Kopfschmerz, sondern direkt unter Kopf.<br />
Kopf – Bewegung – Augen; der – agg.<br />
acon. b7.de,bg2 agn. b7.de,b7a.de,bg2 apis bg2 arn. b7.de,bg2<br />
bell. b4.de,bg2,ptk1 Bry. b7.de,b7a.de,bg2,ptk1 calc. bg2 Caps. b7.de,bg2<br />
Chin. b7.de,bg2 chinin-s. bg2 coloc. b4.de,b4a.de,bg2 con. b4.de,bg2<br />
22 Peter Vint: Die beiden Auflagen von Bogers Characteristics and Repertory sind erschienen in: Die Homöopathie C.M. Bogers,<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praxis Bd. 1, Hamburg 2004, Verlag v.d. Lieth<br />
2.09<br />
Homöopathie KONKRET 51
Materia Medica<br />
bell. b4.de,bg2 Bov. b4.de,bg2 BRY. b7.de,bg2 cadm-s. bg2 calad. bg2<br />
cupr. b7a.de,bg2 dig. b4.de,b4a.de,bg2 dros. b7.de,bg2 gels. bg2<br />
t. b7.de,bg2 apis b7a.de arg-n. bg2 ars. b4.de,bg2 aur. b4.de Bar-c. bg2 „Schleim im äußern Augenwinkel [Weber a.a. O.]“<br />
hep. b4.de,b4a.de,bg2 lyc. bg2 M-arct. b7.de,b7a.de murac.<br />
Calc. b4.de,bg2 calc-p. bg2 carb-v. b4.de,b4a.de,bg2 caust. b4.de,bg2<br />
b4.de,b4a.de,bg2 nat-m. ptk1 Nux-v. b7.de,bg2,ptk1 op. b7a.de,bg2<br />
pic-ac. bg2 ptel. bg2 Puls. b7.de,b7a.de,bg2 rhus-t. b7.de,b7a.de,bg2<br />
sep. b4.de,bg2 Sil. b4a.de Spig. b7.de,bg2 staph. bg2 sulph. b4.de,bg2<br />
cham. b7.de,bg2 chel. bg2 chin. b7.de,bg2 cic. b7.de,bg2 cimic. bg2 cina<br />
Cocc. bg2 coff. b7.de,bg2 con. b4.de,bg2 croc. b7.de,bg2<br />
dig. bg2 dros. b7.de,bg2 euphr. b7.de,bg2 gels. bg2 Graph. b4.de,bg2<br />
thuj. b4a.de Valer. b7.de,bg2 verat. bg2 viol-o. bg2<br />
ham. bg2 hell. b7.de,bg2 Hep. b4.de,b4a.de,bg2 Ign. b7.de,bg2<br />
ip. b7.de,bg2 kali-bi. bg2 kali-br. bg2 Kali-c. b4.de,bg2 kalm. bg2<br />
Die Mittel Apis, Calc., Chinin-s., Lyc., Pic-ac. <strong>und</strong> Ptel. kreos. b7a.de LACH. bg2 lyc. b4a.de M-ambo. b7.de M-arct. b7.de<br />
mit der Quelle Boger sind Ergänzungen aus der mag-c. b4.de,bg2 mag-m. b4.de,b4a.de,bg2 merc. bg2 murx. bg2<br />
2. Auflage. Einen Nachweis für die Richtigkeit dieser<br />
Nachträge gelang mir nur für Pic-ac. <strong>und</strong> Ptel. Nat-m.<br />
NAT-M. b4.de,b4a.de,bg2 Nit-ac. b4.de,b4a.de,bg2 nux-m. b7.de,bg2<br />
NUX-V. b7.de,b7a.de,bg2 op. b7.de,bg2 petr. bg2 Ph-ac. b4.de,b4a.de,bg2<br />
aus dem Phatak lässt sich verifizieren.<br />
phos. b4.de,b4a.de,bg2 puls. b7.de,bg2 rheum b7.de,bg2 rhust.<br />
b7.de,bg2 rumx. bg2 ruta b7.de,bg2 sabad. bg2 sel. bg2 Seneg. bg2<br />
Die Modalität Kopfschmerz, Augen-Aufheben agg. aus sep. b4.de,bg2 squil. b7.de,b7a.de,bg2 stann. b4.de,bg2 staph. b7.de,bg2<br />
Bönninghausens Repertorium findet sich im Radar stram. bg2 sul-ac. b4.de,bg2 sulph. b4.de,bg2 Tarent. bg2<br />
ebenfalls unter Kopf <strong>und</strong> enthält Nachträge von Boger.<br />
thuj. b4.de,b4a.de,bg2 verat. b7.de,bg2<br />
In der 1. Auflage des Bogerschen Repertoriums finden<br />
Kopf – Heben – Augen; der – agg.<br />
acon. bg2 arn. bg2 bry. b7a.de,bg2 caps. b7.de,bg2 chin. b7a.de<br />
lac-c. bg2 lil-t. bg2 m-arct. b7.de,b7a.de ptel. bg2 puls. b7.de,bg2<br />
thuj. b4a.de<br />
sich neben Bönninghausens Mitteln unter Head – Internal,<br />
Agg. – Awaking, when nur Kali-bi. <strong>und</strong> Petr..<br />
Calad., Chel., Cocc., Dig., Sabad., Sel. <strong>und</strong> Stram. finden<br />
sich in der Rubrik Head – Internal, Agg. – Sleep,<br />
after. In der 2. Auflage sind die beiden Rubriken zu<br />
In der ersten Auflage steht diese Rubrik unter Head –<br />
Internal – Agg,, Eyes raising, enthält aber nur Caps.,<br />
M-arct. <strong>und</strong> Puls. In der 2. Auflage gibt es diesen Eintrag<br />
nicht mehr <strong>und</strong> die Rubrik heißt Head – Internal,<br />
Agg. – Looking upward <strong>und</strong> enthält die Mittel Acon.,<br />
Arn., Bry., Caps., Lac-c., Lil-t., Ptel. <strong>und</strong> Puls. Thuja ist<br />
einer zusammengefasst <strong>und</strong> enthalten zusätzlich die<br />
anderen Mittel, die mit der Quelle Boger angegeben<br />
sind. In den Kopfschmerzrubriken Kopf – Schmerz –<br />
m<strong>org</strong>ens – Erwachen – beim <strong>und</strong> Kopf – Schmerz –<br />
Schlaf – nach – agg. finden sich die in der 2. Auflage<br />
nachgetragenen Mittel mit der Quelle Kent.<br />
hier falsch eingetragen, denn es steht bei Bönninghausen<br />
als einziges Mittel in der Rubrik Kopfweh, inneres,<br />
nach Lage <strong>und</strong> Umständen – gebessert – von Augenaufheben.<br />
Interessant ist noch die Schleimabsonderung der äußeren<br />
Canthi, zumal sie mit einem Künzlipunkt versehen<br />
ist.<br />
Bogers Nachträge stehen in der Radar-Rubrik Kopf –<br />
Schmerz – Blicken, beim – oben, nach – durch mit der<br />
Quelle Kent, Ptel. mit der Quelle Boger. In der mir zur<br />
Verfügung stehenden Literatur gelang der direkte<br />
Nachweis nur für Lac-c. Da die anderen Mittel aber in<br />
Auge – Absonderungen – Canthi – äußere<br />
ant-c. k,mtf33 bar-c. k bry. k chin. h1 dulc. fd4.de Euphr. b7a.de<br />
ip. h1 lyc. k m-arct. b7.de mez. k nux-v. b7.de,bg2,k rhus-t. k<br />
ruta b7.de,bg2 sep. k<br />
der Rubrik Bewegung der Augen agg. stehen, mögen<br />
Bogers Nachträge richtig sein.<br />
Kombiniert man diese Rubriken, geht als einziges<br />
Mittel <strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>arcticus</strong> durch.<br />
Die Rubrik Kopfweh, inneres, nach Lage <strong>und</strong> Umständen<br />
– verschlimmert – beim Erwachen findet sich im<br />
Radar wieder unter Kopf.<br />
Aus Hahnemanns RAML:<br />
„Kälte des schwachen Auges, als wenn ein Stück Eis,<br />
statt des Auges, in der Augenhöhle läge; wie die Kälte<br />
Kopf – Erwachen; beim<br />
AGAR. b4a.de alum. b4a.de ambr. b7.de,bg2 anac. b4.de,bg2 ant-<br />
verging, ein lang anhaltender Nadelstich im Auge<br />
[Weber a.a. O.]“<br />
52 Homöopathie KONKRET 2.09
„Kopfweh, vorzüglich beim Aufheben <strong>und</strong> Bewegen<br />
der Augen.“<br />
„Kopfweh, als wenn die Schläfen auseinander gepreßt<br />
würden.“<br />
Verordnung<br />
<strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>arcticus</strong> C 30 (Ainsworth), 3 Globuli<br />
gelöst in 100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch. Nach<br />
10-maligem Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel Wasser<br />
geben <strong>und</strong> davon 2 mal täglich 2 Teelöffel einnehmen.<br />
Die Lösung ist täglich neu anzusetzen.<br />
Follow-Up, März 2007<br />
Die Kopfschmerzen m<strong>org</strong>ens nach dem Erwachen<br />
sind zwei Wochen nach der Einnahme bereits verschw<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> seitdem die Kopfschmerzen nicht<br />
mehr auftreten, ist auch das Kältegefühl im gelaserten<br />
Auge nicht mehr vorhanden. Die gelbliche, fadenziehende<br />
Absonderung aus den äußeren Canthi tritt<br />
m<strong>org</strong>ens unverändert auf, ebenso das verschwommene<br />
Sehen beim Fixieren entfernter Gegenstände mit<br />
dem linken Auge.<br />
Da Euphr. das für mich auffälligste Symptom des Kältegefühls<br />
im gelaserten Auge mit abdeckt, das unter<br />
M-arct verschw<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> auch die noch persistierende<br />
Absonderung aus dem äußeren Augenwinkel,<br />
ist es für mich das in Frage kommende Folgemittel zu<br />
M-arct.<br />
Verordnung<br />
Euphrasia C 30 (Gudjons), 3 Globuli gelöst in<br />
100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch. Nach 10-maligem<br />
Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel Wasser geben <strong>und</strong><br />
davon 2 mal täglich 2 Teelöffel einnehmen. Die Lösung<br />
ist täglich neu anzusetzen.<br />
Follow-Up, Anfang April 2007<br />
Die gelbliche, fadenziehende Absonderung aus den<br />
äußeren Canthi ist verschw<strong>und</strong>en. Das verschwommene<br />
Sehen beim Fixieren entfernter Gegenstände<br />
mit dem linken Auge ist unverändert.<br />
Analyse<br />
Kombiniert man die Rubrik Sehen – Trübsichtigkeit,<br />
trübes Sehen – entfernte Gegenstände mit dem schon<br />
vor dem Augenlasern bestehenden <strong>und</strong> immer noch<br />
auftretendem Symptom Gesicht – Hitze – Anstrengung<br />
agg., erscheint Spongia als mögliches Folgemittel.<br />
2.09<br />
Homöopathie KONKRET
Materia Medica<br />
Hahnemann führt dazu in der RAML folgendes Prüfungssymptom<br />
auf:<br />
„Sie kann nur mit großer Anstrengung ferne Gegenstände<br />
erkennen.“<br />
Verordnung<br />
Spongia C 200 (Gudjons), 3 Globuli gelöst in<br />
100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch. Nach 10-maligem<br />
Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel Wasser geben <strong>und</strong><br />
davon 2 mal täglich 2 Teelöffel einnehmen. Die Lösung<br />
ist täglich neu anzusetzen.<br />
Ich telefoniere regelmäßig mit dem Patienten. Für<br />
6 Wochen nimmt er Spongia nach der Einnahmeanweisung.<br />
Er glaubt, das Sehen beim Fixieren entfernter<br />
Gegenstände mit dem linken Auge wird deutlicher,<br />
aber noch ist es nicht wirklich gut. Nach den 6 Wochen<br />
nimmt er nur noch einmal täglich 2 Teelöffel ein.<br />
Follow-Up, Ende Juli 2007<br />
Das Fixieren entfernter Gegenstände mit dem linken<br />
Auge ist deutlich besser, was auch eine augenärztliche<br />
Untersuchung bestätigte. Die Hitze im Gesicht nach<br />
körperlicher Anstrengung tritt nicht mehr auf.<br />
Fall 4: Zahnbeschwerden<br />
Mann, 52 Jahre<br />
Die Erstkonsultation erfolgt im Mai 2007. Im Dezember<br />
2006 wurde am 3. Zahn oben rechts eine<br />
Wurzelbehandlung durchgeführt. Da der Zahn<br />
auch weiterhin schmerzhaft war <strong>und</strong> er den Zahn<br />
gern erhalten wollte, zumal er als Brückenpfeiler<br />
dienen sollte für eine Prothetik, die den 4. <strong>und</strong><br />
5. Zahn überspannen sollte, musste er immer wieder<br />
zur Behandlung. Im März 2007 wurde der<br />
Dreier abgeschliffen, um die Prothetik einzusetzen.<br />
Seit dem Abschleifen <strong>und</strong> dem probeweisen<br />
Tragen der Prothetik klagt er über folgende anhaltende<br />
Beschwerden: Ziehende Schmerzen im abgeschliffenen<br />
Zahn beim Einziehen von Luft, agg.<br />
im Liegen, amel. bei Bewegung <strong>und</strong> vor allem<br />
beim Gehen im Freien. Am rechten Zungenrand<br />
verspürt er ein Kribbeln. Er hat das Gefühl, auf<br />
dem Auge sei etwas, ein Haar oder so. Objektiv ist<br />
auf dem Auge nichts festzustellen, auch der bereits<br />
konsultierte Augenarzt hat nichts gef<strong>und</strong>en.<br />
Analyse <strong>und</strong> Repertorisation<br />
Am Auffälligsten ist für mich die Gleichzeitigkeit von<br />
Zahn- <strong>und</strong> Augenbeschwerden. Das ist nach Bönnighausen<br />
ein Nebensymptom. Dazu gilt methodisch<br />
Folgendes zu berücksichtigen 23 :<br />
• Nebensymptome werden dadurch definiert, dass<br />
ihr erstmaliges Auftreten nicht vor Beginn des<br />
Hauptsymptoms zu verzeichnen war. Sie sollten<br />
nicht älter, dürfen aber jünger als das Hauptsymptom<br />
sein.<br />
• Die zuletzt aufgetretenen Nebensymptome sind<br />
für die Mittelwahl besonders wichtig.<br />
• Nebensymptome, die nur in selteneren Fällen in<br />
Verbindung mit dem Hauptleiden <strong>und</strong> demzufolge<br />
auch selten unter diesen Umständen bei den<br />
Arzneiprüfungen vorkommen, sind vor allem zu<br />
beachten.<br />
Wenn sich bei einem Fall mit einem ungenauen<br />
Hauptsymptom, das sich nicht durch Modalitäten<br />
näher differenzieren lässt, Geniussymptome<br />
beziehungsweise charakteristische Symptome der<br />
Arznei in den Nebenbeschwerden abspiegeln,<br />
muss dies besonders beachtet werden. Das<br />
Hauptsymptom ist dann als Kriterium für die<br />
erste Grobauswahl von Mitteln zu vernachlässigen,<br />
<strong>und</strong> es muss nicht mehr unbedingt in der<br />
Materia medica nachzuweisen sein. An seine Stelle<br />
sind die Nebensymptome zu setzen.<br />
Die wichtigsten Nebensymptome spielen sich in<br />
einem anderen Leibes- oder Funktionsbereich ab<br />
als das Hauptsymptom, meist weit vom „Brandherd“<br />
entfernt.<br />
Die Modalitäten der Zahnschmerzen charakterisieren<br />
das Hauptsymptom Zahnschmerz. Die Ausgangsrubrik<br />
Zahnschmerzen begleitet von Beschwerden der Augen<br />
ist so, wie sie im Radar aufgeführt ist, eine Zusammenstellung<br />
aus den Rubriken Zähne <strong>und</strong> Zahnfleisch;<br />
Begleitende Beschwerden; An den Augen <strong>und</strong> Zähne<br />
<strong>und</strong> Zahnfleisch; Begleitende Beschwerden; In den Augen<br />
aus Bönnighausens Systematisch-Alphabetisches<br />
Repertorium. Der Eintrag von Spigelia ist aus Bogers<br />
Characteristics and Repertory, findet sich aber nicht in<br />
23 Möller, B. „Einführung in die Methodik Clemens v. Bönninghausens“,<br />
Archiv für Homöopathik Bd. 6, II/ 97<br />
54 Homöopathie KONKRET 2.09
Materia Medica<br />
Abb. 4<br />
der ersten Auflage von 1905, stammt also aus dem indischen<br />
Nachdruck 1938 <strong>und</strong> ist damit für mich sehr<br />
unsicher.<br />
Da die Einstiegsrubrik bis auf den einen Eintrag vollständig<br />
aus Bönninghausens Repertorium generiert<br />
ist, nehme ich auch für die Modalitäten der Zahnschmerzen<br />
lieber die Rubriken aus dem Bönninghausen.<br />
Diese finden sich im Radar wieder nicht unter<br />
Zahnschmerzen, sondern unter Zähne. Da der Patient<br />
die Empfindung von „etwas“ auf dem Auge nicht klar<br />
bezeichnen kann, nehme ich die Rubriken Sehen,<br />
Spinnweben vor den Augen <strong>und</strong> Auge, Haare, Gefühl<br />
eine Haares im Auge. Das Kribbeln im rechten Zungenrand<br />
habe ich nur überprüft: M-arct. findet sich<br />
nicht unter Kribbeln der Zunge, ist jedoch in der Rubrik<br />
M<strong>und</strong>, Jucken, Zunge in Bönninghausens Repertorium<br />
aufgeführt.<br />
➔ Abb. 4<br />
Verordnung<br />
<strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>arcticus</strong> C 30 (Ainsworth), 3 Globuli<br />
gelöst in 100 ml Alkohol-Wasser-Gemisch. Nach<br />
10-maligem Schütteln 3 Tropfen auf 12 Esslöffel Wasser<br />
geben <strong>und</strong> davon 2 mal täglich 2 Teelöffel einnehmen.<br />
Die Lösung ist täglich neu anzusetzen.<br />
Follow-Up, 4 Wochen später<br />
Im Laufe dieser vier Wochen sind sowohl die Zahnschmerzen,<br />
als auch das Gefühl auf dem Auge „sei etwas“,<br />
vollständig verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Prothetik ist<br />
zwei Tage vor dem Termin eingesetzt worden. Keine<br />
weitere Medikation.<br />
Fazit<br />
Ich habe insgesamt 14 Fälle, die entweder <strong>Magnetis</strong><br />
<strong>polus</strong> <strong>australis</strong> oder <strong>Magnetis</strong> <strong>polus</strong> <strong>arcticus</strong> benötigten.<br />
Einmal auf dieses Mittel aufmerksam geworden,<br />
taucht es doch hin <strong>und</strong> wieder in den verwendeten<br />
Rubriken auf <strong>und</strong> es lohnt sich, dann diese Mittel näher<br />
zu studieren.<br />
Eckart von Seherr-Thohs<br />
Kramerstraße 14<br />
31542 Bad Nenndorf<br />
Tel. 05723- 74 90 86<br />
Mail: praxis@seherr-thohs.de<br />
2.09<br />
Homöopathie KONKRET 55