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Marken-Rating - Universität St.Gallen

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<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

DISSERTATION<br />

der Universität <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>,<br />

Hochschule für Wirtschafts-,<br />

Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)<br />

zur Erlangung der Würde eines<br />

Doktors der Wirtschaftswissenschaften<br />

vorgelegt von<br />

Florian Wiedemann<br />

aus Deutschland<br />

Genehmigt auf Antrag der Herren<br />

Prof. Dr. Reiner Fickert<br />

und<br />

Prof. Dr. Klaus Spremann<br />

Dissertation Nr. 3042<br />

D-Druck-Spescha, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> 2005


Die Hochschule <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften gestattet<br />

hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen<br />

Anschauungen <strong>St</strong>ellung zu nehmen.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, den 11. November 2004<br />

Der Rektor:<br />

Prof. Dr. Peter Gomez


Vorwort<br />

Trotz einer Vielzahl von existierenden Ansätzen zur <strong>Marken</strong>bewertung und -steuerung<br />

zeigt die Auseinandersetzung mit der Praxis, dass der <strong>Marken</strong>wert im Rahmen des<br />

<strong>Marken</strong>managements eine bestenfalls marginale Rolle einnimmt. Vor diesem Hintergrund<br />

sollen in der vorliegenden Arbeit die Gründe für diese Diskrepanz untersucht<br />

und auf dieser Grundlage ein Instrumentarium zur <strong>Marken</strong>bewertung und -steuerung<br />

entwickelt werden, das für den Einsatz in der Praxis geeignet ist.<br />

Für das Zustandekommen dieser Arbeit möchte ich an dieser <strong>St</strong>elle meinem Doktorvater,<br />

Herrn Prof. Dr. oec. publ. et Dipl. Ing. ETH Reiner Fickert, großen Dank aussprechen.<br />

Er hat mir die Möglichkeit gegeben, als externer Doktorand am Institut für<br />

Accounting, Controlling und Auditing diese Doktorarbeit zu verfassen. Die Gespräche<br />

mit ihm waren bei der Verortung dieser Arbeit im Spannungsfeld von Theorie und<br />

Praxis von unschätzbarem Wert. Seine Sichtweisen und Ideen haben mich über die<br />

reine akademische Arbeit hinaus positiv beeinflusst. Dafür bin ich ihm von ganzem<br />

Herzen dankbar.<br />

Aufrichtig danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Klaus Spremann für die wertvollen<br />

Hinweise und die Übernahme des Korreferats.<br />

Die Arbeit entstand parallel zu meiner Tätigkeit bei KPMG. Der Firma danke ich für<br />

die notwendigen Freiräume, die mir im Rahmen des Doktorandenprogramms gewährt<br />

wurden. Namentlich erwähnen möchte ich Herrn Dr. Helmut Ellrott, von dessen analytischer<br />

Denkweise ich bei der Konzeption und <strong>St</strong>rukturierung der Doktorarbeit stark<br />

profitieren konnte. Darüber hinaus bin ich Dr. Christian Aders für die Anregung zur<br />

Themenwahl, die stete Diskussionsbereitschaft sowie die Herstellung von Praxiskontakten<br />

zu großem Dank verpflichtet. Nicht zuletzt möchte ich auch Dr. Martin<br />

Hebertinger für die freundschaftliche Unterstützung meinen Dank aussprechen.<br />

Wertvolle Anregungen für diese Arbeit entstanden durch ein gemeinsames Praxisprojekt<br />

zwischen dem Institut für Marketing und Handel der Universität <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

und KPMG. Hierbei möchte ich mich bei Herrn Dr. Joachim Kernstock, Leiter<br />

Kompetenzzentrum Brand Management, für die angenehme Zusammenarbeit sowie bei<br />

den verschiedenen <strong>Marken</strong>verantwortlichen aus der Praxis für deren Teilnahme an dem<br />

Projekt bedanken.<br />

Frau Eva Bachmann schulde ich Dank für die Übernahme des formalen Lektorats.<br />

I


Ein besonderes Wort des Dankes soll meinen Eltern gelten. Sie haben mich auf meinem<br />

bisherigen Lebensweg in jeglicher Hinsicht unterstützt und gefördert. Ihnen ist<br />

diese Arbeit gewidmet.<br />

München, im Januar 2005<br />

Florian Wiedemann<br />

II


Inhaltsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................<br />

Abkürzungsverzeichnis .........................................................................................<br />

V<br />

X<br />

A Zielsetzung und Vorgehen ...................................................................... 1<br />

B Grundlagen .............................................................................................. 5<br />

1 Bedeutung der Marke ................................................................................ 5<br />

1.1 Marke als Werttreiber für Aktienkurs und Unternehmenswert ................. 5<br />

1.2 Bedeutung der Marke für Konsumenten .................................................... 15<br />

2 Aktuelle Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements ............................. 23<br />

3 <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Marken</strong>management .............................................. 31<br />

3.1 Definition von Marke und <strong>Marken</strong>wert ...................................................... 31<br />

3.2 Darstellung der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung ................. 36<br />

3.2.1 Einführung in das Fallbeispiel .................................................................... 37<br />

3.2.2 Finanzorientierte Verfahren ....................................................................... 42<br />

3.2.2.1 Kostenbasierter Ansatz ............................................................................... 42<br />

3.2.2.2 Marktbasierter Ansatz ................................................................................ 47<br />

3.2.2.3 Einkommensbasierter Ansatz ..................................................................... 52<br />

3.2.3 Marketingorientierte Verfahren .................................................................. 59<br />

3.2.4 Kombinationsverfahren .............................................................................. 63<br />

3.3 Eignung der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung für das<br />

<strong>Marken</strong>management ................................................................................... 67<br />

4 <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Rating</strong> .................................................................... 75<br />

4.1 Bedeutung des <strong>Rating</strong>s ............................................................................... 76<br />

4.2 Systematik und Inhalte des <strong>Rating</strong>s ............................................................ 80<br />

4.3 Eignung des <strong>Rating</strong>s für die <strong>Marken</strong>bewertung ......................................... 83<br />

C Methodik des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ................................................................ 87<br />

1 Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ............................................................ 87<br />

2 Kriterien des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s .................................................................... 94<br />

2.1 <strong>Marken</strong>stärke .............................................................................................. 94<br />

2.1.1 Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke .................................................................... 94<br />

2.1.1.1 Grundprinzip .............................................................................................. 94<br />

2.1.1.2 <strong>Marken</strong>bekanntheit ..................................................................................... 102<br />

2.1.1.3 <strong>Marken</strong>image .............................................................................................. 109<br />

2.1.1.4 Wettbewerbsposition .................................................................................. 118<br />

2.1.1.5 Branchenattraktivität .................................................................................. 120<br />

2.1.2 Messung der <strong>Marken</strong>stärke ........................................................................ 123<br />

2.2 <strong>Marken</strong>produktwert .................................................................................... 127<br />

III


2.2.1 Werttreiber des <strong>Marken</strong>produktwerts ......................................................... 127<br />

2.2.2 Messung des <strong>Marken</strong>produktwerts ............................................................. 132<br />

2.3 <strong>Marken</strong>wert ................................................................................................ 136<br />

2.3.1 Werttreiber des <strong>Marken</strong>werts ..................................................................... 136<br />

2.3.1.1 Grundprinzip .............................................................................................. 136<br />

2.3.1.2 Wachstumsrate des Umsatzes der Marke ................................................... 142<br />

2.3.1.3 Operative Marge ......................................................................................... 153<br />

2.3.1.4 Investitionen ............................................................................................... 158<br />

2.3.1.5 Fremdkapital ............................................................................................... 162<br />

2.3.1.6 Zusammenfassung ...................................................................................... 163<br />

2.3.2 Messung des <strong>Marken</strong>werts ......................................................................... 166<br />

2.4 Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio ..................................................................... 169<br />

2.4.1 Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio .......................................... 169<br />

2.4.2 Messung des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio .............................................. 175<br />

3 <strong>Rating</strong> der Marke ........................................................................................ 176<br />

3.1 <strong>Rating</strong> einer Einzelmarke ........................................................................... 176<br />

3.2 <strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong> eines <strong>Marken</strong>portfolios ................................................ 181<br />

4 Kommunikation des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s durch ein <strong>Marken</strong>-Cockpit ............. 188<br />

D Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ........................................................... 198<br />

1 <strong>St</strong>rategische Analyse .................................................................................. 198<br />

1.1 <strong>Marken</strong>portfolio .......................................................................................... 198<br />

1.2 Einzelne <strong>Marken</strong> ......................................................................................... 209<br />

2 Planung ....................................................................................................... 216<br />

2.1 Entwicklung von Werttreiberbäumen ......................................................... 216<br />

2.2 Erstellung einer „optimierten“ Planung ..................................................... 224<br />

3 Performancemessung .................................................................................. 228<br />

3.1 Auswahl von Spitzenkennzahlen für die Performancemessung ................. 228<br />

3.2 Performancemessung auf Basis eines Performance-Cockpits .................... 234<br />

4 Externes Reporting ..................................................................................... 236<br />

4.1 Analyse des aktuellen <strong>St</strong>ands der Abbildung der Marke im externen<br />

Reporting .................................................................................................... 236<br />

4.2 Verbindung von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem Reporting ......................... 240<br />

E Thesenförmige Zusammenfassung .......................................................... 246<br />

F Anhänge ..................................................................................................... 250<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................ 263<br />

IV


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung A--1: <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument<br />

zur Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements ............................. 3<br />

Abbildung B--1: Aktienrendite von <strong>Marken</strong>unternehmen im Vergleich zum<br />

Gesamtmarkt .............................................................................. 6<br />

Abbildung B--2: Untersuchungen zum Einfluss der Marke auf die Aktienkursentwicklung<br />

von Unternehmen .................................................. 7<br />

Abbildung B--3: Operative Rendite des investierten Kapitals von <strong>Marken</strong>unternehmen<br />

im Vergleich zum Gesamtmarkt .............................. 9<br />

Abbildung B--4: Vergleich von Wachstum und operativer Rendite für Unternehmen<br />

mit <strong>Marken</strong> und Unternehmen mit unmarkierten<br />

Produkten ...................................................................................... 9<br />

Abbildung B--5: Relation <strong>Marken</strong>wert zu Marktwert und Intellectual Capital der<br />

Unternehmen mit den wertvollsten <strong>Marken</strong> für das Jahr 2003.... 14<br />

Abbildung B--6 <strong>Marken</strong>management und Wertsteigerung ................................... 15<br />

Abbildung B--7: Rangliste der wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland in<br />

Abhängigkeit von Attraktivität und tatsächlicher Verwendung 16<br />

Abbildung B--8: Rangliste der wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland in<br />

Abhängigkeit des Vertrauensgrads ............................................. 18<br />

Abbildung B--9: Ranglisten der wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland in<br />

Abhängigkeit der Faszination bei Entscheidern bzw. der<br />

Faszination in der Rap-Szene ...................................................... 21<br />

Abbildung B-10: Aufteilung des Gewinns auf die <strong>Marken</strong> bei <strong>Marken</strong>artikelunternehmen<br />

................................................................................ 24<br />

Abbildung B-11: Entwicklung der Marktanteile von stärkster Herstellermarke<br />

und Handelsmarken/Aldi von 1973 bis 2001 .............................. 26<br />

Abbildung B-12: Aktuelle Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements und<br />

Zielsetzung dieser Arbeit ............................................................ 30<br />

Abbildung B-13: Übersicht über Definitionen des Terminus „brand“ in der<br />

internationalen Literatur .............................................................. 32<br />

Abbildung B-14: Zusammenhang von Produkt und Marke .................................... 33<br />

Abbildung B-15: Zusammenhang von Marke und <strong>Marken</strong>produkt ........................ 34<br />

Abbildung B-16: Wert einer Marke auf Basis mehrerer <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen ................................................................ 35<br />

Abbildung B-17: Übersicht über bestehende Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung ..... 37<br />

Abbildung B-18: Organisationsstruktur von BRAND ............................................ 38<br />

Abbildung B-19: <strong>Marken</strong>portfolio von BRAND .................................................... 38<br />

Abbildung B-20: Schritte des kostenbasierten Ansatzes ......................................... 43<br />

Abbildung B-21: Ausgewählte <strong>Marken</strong>transaktionen ............................................. 48<br />

Abbildung B-22: <strong>Marken</strong>wert als Teil des Intellectual Capital .............................. 50<br />

Abbildung B-23: Verfahren zur Abgrenzung der Einzahlungen bzw. Erträge<br />

der Marke .................................................................................... 54<br />

V


Abbildung B-24: Übersicht über ausgewählte kommerzielle und nichtkommerzielle<br />

marketingorientierte Verfahren ............................ 59<br />

Abbildung B-25: <strong>Marken</strong>wertkonzept von Aaker ................................................... 61<br />

Abbildung B-26: Der innere <strong>Marken</strong>wert im Verfahren von Andresen ................. 62<br />

Abbildung B-27: Übersicht über ausgewählte Kombinationsverfahren ................. 63<br />

Abbildung B-28: Bewertungsverfahren von Semion .............................................. 65<br />

Abbildung B-29: Übersicht über die Methodik des neuen Interbrand-Ansatzes .... 66<br />

Abbildung B-30: Ableitung der Anforderungen an <strong>Marken</strong>bewertungsverfahren<br />

für Zwecke des <strong>Marken</strong>managements ......................................... 69<br />

Abbildung B-31: Integration von Marketingperspektive und Finanzperspektive in<br />

den bestehenden Kombinationsverfahren ................................... 72<br />

Abbildung B-32: Vernetzte Darstellung der Einflussfaktoren des <strong>Marken</strong>werts ... 73<br />

Abbildung B-33: Erfüllung der Anforderungen an ein Bewertungsverfahren<br />

für die <strong>Marken</strong>führung durch die bestehenden Ansätze ............. 75<br />

Abbildung B-34: Bedeutung eines <strong>Rating</strong>s in Abhängigkeit der Adressatengruppen<br />

........................................................................................ 79<br />

Abbildung B-35: Ebenen der <strong>Rating</strong>analyse ........................................................... 81<br />

Abbildung B-36: Kriterien zur Analyse des Unternehmensrisikos bei <strong>St</strong>andard &<br />

Poor’s und Moody’s .................................................................... 82<br />

Abbildung B-37: Integration von Marketing- und Finanzperspektive in den<br />

bestehenden Verfahren und über die Methodik des <strong>Rating</strong>s ....... 85<br />

Abbildung C--1: Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für eine Einzelmarke .......... 88<br />

Abbildung C--2: <strong>Rating</strong>-Systematik für eine Einzelmarke ..................................... 90<br />

Abbildung C--3: Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für eine Marke innerhalb<br />

eines <strong>Marken</strong>portfolios ............................................................... 92<br />

Abbildung C--4: <strong>Rating</strong>-Systematik für eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

..................................................................................... 93<br />

Abbildung C--5: Untersuchungen zu den statistischen Zusammenhängen<br />

zwischen Werttreibern der Marke ................................................. 95<br />

Abbildung C--6: Einflussfaktoren der Marketing-<strong>St</strong>rategie ..................................... 96<br />

Abbildung C--7: Modell zur <strong>St</strong>rukturierung der Einstellungen und das Wissen<br />

der Konsumenten zu <strong>Marken</strong> ........................................................ 97<br />

Abbildung C--8: Zusammenhang zwischen Marktanteilsrang und Return on<br />

Investment für F&E- und marketingintensive Geschäfte ........... 100<br />

Abbildung C--9: Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke ..................................................... 102<br />

Abbildung C-10: <strong>Marken</strong>bekanntheitspyramide ..................................................... 103<br />

Abbildung C-11: Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit in Abhängigkeit<br />

des Orts der Kaufentscheidung ................................................... 106<br />

Abbildung C-12: Transformation des Messergebnisses der <strong>Marken</strong>bekanntheit in<br />

einen Wert auf der <strong>Rating</strong>-Skala ................................................. 108<br />

Abbildung C-13: Dimensionen des <strong>Marken</strong>images ................................................ 110<br />

Abbildung C-14: Verfahren zur Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images .............. 112<br />

Abbildung C-15: Assoziationen zu den <strong>Marken</strong> BMW und Burger King .............. 113<br />

Abbildung C-16: Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images ...................................... 115<br />

VI


Abbildung C-17: Transformation des Messergebnisses des <strong>Marken</strong>images<br />

in einen Wert auf der <strong>Rating</strong>-Skala ............................................. 116<br />

Abbildung C-18: Transformation des Messergebnisses der Wettbewerbsposition<br />

in einen Wert auf der <strong>Rating</strong>-Skala ............................................. 119<br />

Abbildung C-19: Wettbewerbskräfte zur Bestimmung der Branchenattraktivität .. 121<br />

Abbildung C-20: Transformation des Messergebnisses der Branchenattraktivität<br />

in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala .................................... 122<br />

Abbildung C-21: Gewichtung der Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke ........................... 124<br />

Abbildung C-22: Gewichtung von <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image<br />

in Abhängigkeit des Involvements des Konsumenten ................ 126<br />

Abbildung C-23: Werttreiberbaum zur Ermittlung des <strong>Marken</strong>produktwerts ........ 129<br />

Abbildung C-24: Zuordnung von Ausprägungen des (relativen)<br />

<strong>Marken</strong>produktwerts zu Punktwerten auf der <strong>Rating</strong>-Skala ....... 135<br />

Abbildung C-25: Zusammenhang zwischen <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert 136<br />

Abbildung C-26: Abweichungsmöglichkeiten zwischen <strong>Marken</strong>produkt und<br />

Marke innerhalb der Wertschöpfungskette ................................. 138<br />

Abbildung C-27: Werttreiberbaum zur Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts ..................... 140<br />

Abbildung C-28: Zusammenhang von ökonomischer Nutzungsdauer des<br />

<strong>Marken</strong>produkts und der Marke .................................................. 141<br />

Abbildung C-29: Methoden zur Bestimmung der Preisprämie ............................... 143<br />

Abbildung C-30: Verfahren zur Bestimmung der Mengenprämie .......................... 147<br />

Abbildung C-31: Kombinationsmöglichkeiten der Verfahren zur Ermittlung von<br />

Preisprämie und Mengenprämie ................................................. 150<br />

Abbildung C-32: Werttreiber des Umsatzes der Marke .......................................... 152<br />

Abbildung C-33: Werttreiber der Herstellkosten der Marke ................................... 154<br />

Abbildung C-34: Werttreiber der Vertriebskosten der Marke ................................ 156<br />

Abbildung C-35: Werttreiber der Verwaltungskosten der Marke ........................... 157<br />

Abbildung C-36: Werttreiber der Abschreibungen der Marke ............................... 158<br />

Abbildung C-37: Werttreiber der Investitionen der Marke in Working Capital ..... 160<br />

Abbildung C-38: Ermittlung der Investitionen der Marke in Anlagevermögen ..... 161<br />

Abbildung C-39: Ermittlung des Fremdkapitals der Marke .................................... 162<br />

Abbildung C-40: Zuordnung von Ausprägungen des relativen Kapitalwerts<br />

der Marke zu Punktwerten auf der <strong>Rating</strong>-Skala ........................ 168<br />

Abbildung C-41: Wechselbeziehungen innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios ............ 171<br />

Abbildung C-42: Transformation der Ergebnisse der Operationalisierung der<br />

Abgrenzungsfähigkeit in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala 173<br />

Abbildung C-43: Transformation der Ergebnisse der Operationalisierung der<br />

Kompatibilität in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala ............ 174<br />

Abbildung C-44: Integration der Werttreiber zum Gesamtwert für den Beitrag<br />

zum <strong>Marken</strong>portfolio .................................................................. 175<br />

Abbildung C-45: Wirkungsbezogene Klassifikation von <strong>Marken</strong>portfolios .......... 181<br />

Abbildung C-46: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen für ein <strong>Marken</strong>portfolio aus Einzelmarken<br />

......................................................................................... 183<br />

VII


Abbildung C-47: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen eines <strong>Marken</strong>portfolios der Unternehmensmarke<br />

............................................................................. 183<br />

Abbildung C-48: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen eines <strong>Marken</strong>portfolios mit dominanter<br />

Unternehmensmarke ................................................................... 184<br />

Abbildung C-49: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen eines <strong>Marken</strong>portfolios bei gleichberechtigtem<br />

Auftritt ................................................................... 185<br />

Abbildung C-50: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen eines <strong>Marken</strong>portfolios bei dominanter<br />

Produktmarke .............................................................................. 186<br />

Abbildung C-51: Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts der Unternehmensmarke ............... 186<br />

Abbildung C-52: Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-Cockpits ........................................... 188<br />

Abbildung C-53: Cockpitfenster 1 – <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert ................................................................................. 190<br />

Abbildung C-54: Cockpitfenster 2 – Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio ....................... 191<br />

Abbildung C-55: Cockpitfenster 3 – Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

.............................................................................................. 191<br />

Abbildung C-56: Cockpitfenster 4 – Komponenten Wertbeitrag <strong>Marken</strong>produkt .. 192<br />

Abbildung C-57: Cockpitfenster 5 – Cashflows <strong>Marken</strong>produkt ........................... 193<br />

Abbildung C-58: Cockpitfenster 6 – Komponenten relativer <strong>Marken</strong>wert ............. 193<br />

Abbildung C-59: Cockpitfenster 7 – Komponenten Wertbeitrag Marke ................ 194<br />

Abbildung C-60: Cockpitfenster 8 – Cashflows Marke .......................................... 194<br />

Abbildung C-61: Cockpitfenster 9 – <strong>Marken</strong>bekanntheit ....................................... 195<br />

Abbildung C-62: Cockpitfenster 10 – <strong>Marken</strong>image .............................................. 196<br />

Abbildung C-63: Cockpitfenster 11 – Wettbewerbsposition und Branchenattraktivität<br />

.................................................................................. 196<br />

Abbildung D--1: Einordnung der strategischen Analyse des <strong>Marken</strong>portfolios in<br />

den Prozess der Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios ......... 199<br />

Abbildung D--2: <strong>Marken</strong>-Cockpits als Grundlage für ein <strong>Marken</strong>-Audit .............. 201<br />

Abbildung D--3: Rangliste der <strong>Marken</strong> von BRAND ............................................ 202<br />

Abbildung D--4: Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> bzw. <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen (Finanzperspektive) ............................... 203<br />

Abbildung D--5: Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> (Marketingperspektive) 206<br />

Abbildung D--6: Analyse der fortzuführenden <strong>Marken</strong> (Portfolioperspektive) ..... 208<br />

Abbildung D--7: Einordnung der strategischen Analyse der Einzelmarken<br />

in den Prozess der Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios ..... 209<br />

Abbildung D--8: <strong>St</strong>rategische Optionen für zu liquidierende <strong>Marken</strong> ................... 210<br />

Abbildung D--9: <strong>St</strong>rategische Optionen für verschiedene Konstellationen<br />

zu liquidierender <strong>Marken</strong> innerhalb des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ........... 212<br />

Abbildung D-10: Ableitung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen für eine einzelne<br />

Marke .......................................................................................... 215<br />

Abbildung D-11: Werttreiberbaum zu Produktpolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> ............ 218<br />

VIII


Abbildung D-12: Werttreiberbaum zu Preispolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> ................. 220<br />

Abbildung D-13: Werttreiberbaum zu Kommunikationspolitik und <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong> .......................................................................................... 221<br />

Abbildung D-14: Werttreiberbaum zu Vertriebspolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> .......... 223<br />

Abbildung D-15: Spitzenkennzahlen für die Performancemessung im Rahmen<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s .................................................................... 232<br />

Abbildung D-16: Ausgestaltung der Performancemessung in Abhängigkeit des<br />

Verantwortungsbereichs des Managers ...................................... 233<br />

Abbildung D-17: Grundstruktur des Performance-Cockpits ................................... 234<br />

Abbildung D-18: Ermittlung der Obergrenze für den Wert der selbst geschaffenen<br />

Marke ................................................................................... 242<br />

Abbildung F--1: <strong>Rating</strong>skalen von Moody’s und <strong>St</strong>andard & Poor’s .................... 250<br />

IX


Abkürzungsverzeichnis<br />

abschreibb. abschreibbar<br />

AG<br />

Aktiengesellschaft<br />

APB<br />

Accounting Principles Board<br />

ASB<br />

Accounting <strong>St</strong>andards Board<br />

Aufl.<br />

Auflage<br />

AV<br />

Anlagevermögen<br />

Bd.<br />

Band<br />

bzw.<br />

beziehungsweise<br />

CAPM Capital Asset Pricing Model<br />

CEO<br />

Chief Executive Officer<br />

DAX<br />

Deutscher Aktienindex<br />

DCF<br />

Discounted Cashflow<br />

EBIT<br />

Earnings before Interest and Tax<br />

EBITDA Earnings before Interest, Tax, Depreciation and Amortization<br />

EBT<br />

Earnings before Tax<br />

et al.<br />

et alteri<br />

etc.<br />

et cetera<br />

f. /ff. folgende(r) /fortfolgende<br />

FASB<br />

Financial Accounting <strong>St</strong>andards Board<br />

FCF<br />

Free Cashflow<br />

FER<br />

Fachempfehlungen zur Rechnungslegung<br />

Ford.<br />

Forderungen<br />

FTSE<br />

Financial Times <strong>St</strong>ock Exchange<br />

GAAP Generally Accepted Accounting Principles<br />

GuV<br />

Gewinn- und Verlustrechnung<br />

GWA<br />

Gesamtverband Kommunikationsagenturen<br />

HGB<br />

Handelsgesetzbuch<br />

Hrsg.<br />

Herausgeber<br />

IAS<br />

International Accounting <strong>St</strong>andard<br />

IASC<br />

International Accounting <strong>St</strong>andards Committee<br />

IFRS<br />

International Financial Reporting <strong>St</strong>andard<br />

Inv.-Planung Investitionsplanung<br />

L&L<br />

Lieferung und Leistung<br />

Mio.<br />

Millionen<br />

MPW<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

MW<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

X


no.<br />

number<br />

NOPLAT Net Operating Profit less Adjusted Tax<br />

Nr.<br />

Nummer<br />

o.V.<br />

ohne Verfasser<br />

Par.<br />

Paragraph<br />

PIMS<br />

Profit Impact of Market <strong>St</strong>rategies<br />

RKW<br />

Relativer Kapitalwert<br />

ROI<br />

Return on Investment<br />

S. Seite(n)<br />

S&P<br />

<strong>St</strong>andard & Poor’s<br />

SFAC<br />

<strong>St</strong>atement of Financial Accounting Concepts<br />

TRS<br />

Total Returns to Shareholders<br />

UK<br />

United Kingdom<br />

UNO<br />

United Nations Organization<br />

US<br />

United <strong>St</strong>ates<br />

USA<br />

United <strong>St</strong>ates of America<br />

Verb.<br />

Verbindlichkeiten<br />

vgl.<br />

vergleiche<br />

vol.<br />

volume (Band)<br />

WACC Weighted Average Cost of Capital<br />

(gewogene durchschnittliche Kapitalkosten)<br />

z.B.<br />

zum Beispiel<br />

XI


A<br />

Zielsetzung und Vorgehen<br />

„When CEOs think about brands, their brains hurt.“ 1<br />

Die Rolle der Marke als zentraler Werttreiber von Unternehmen ist in den letzten Jahren<br />

vielfach betont worden. 2 Während diese Tatsache allgemein anerkannt ist, besteht<br />

über das genaue Ausmaß des Werts von <strong>Marken</strong> keinerlei Einigkeit. So weichen die<br />

durch externe Bewertungsexperten ermittelten <strong>Marken</strong>werte teilweise in frappierender<br />

Weise voneinander ab. 3 Innerhalb der Unternehmen herrscht beim Management allerdings<br />

in der Regel eine ebenso große Unsicherheit über den Wert der <strong>Marken</strong>. 4 Die<br />

Kenntnis des Werts von <strong>Marken</strong> und deren Werttreiber bildet jedoch die Voraussetzung<br />

für eine adäquate Berücksichtigung des <strong>Marken</strong>managements im Rahmen der<br />

Unternehmensführung.<br />

Verantwortlich für die schwierige Greifbarkeit des Werts von <strong>Marken</strong> ist ihr Charakter<br />

als „[f]iendishly complicated, elusive, slippery, semi-real, semi-virtual entities“. 5 Diese<br />

Komplexität des Konstrukts Marke bringt es mit sich, dass <strong>Marken</strong> nicht nur aus einer<br />

einzigen Perspektive betrachtet werden können. Eine Methodik bzw. ein Instrument<br />

zur Abbildung eines „true and fair view“ der Marke für Zwecke des <strong>Marken</strong>managements<br />

muss mithin eine Integration von verschiedenen Perspektiven ermöglichen. Dies<br />

ist in zweierlei Hinsicht erforderlich.<br />

So kann der Wert der Marke zum einen nur durch die gemeinsame Betrachtung der<br />

Marketing- und der Finanzperspektive erfasst werden. Die <strong>St</strong>ärke der Marke bei den<br />

Konsumenten als den zentralen Adressaten der Marke ist primär über die Sichtweise<br />

des Marketing zugänglich. Der finanzielle Beitrag der Marke zum Unternehmenserfolg<br />

kann dagegen nur im Kontext des Finanzbereichs abgebildet werden. Mithin ist für die<br />

Ermittlung eines „true and fair view“ der Marke für Zwecke des <strong>Marken</strong>managements<br />

eine Integration von Marketing- und Finanzperspektive erforderlich.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Jeremy Bullmore, ehemaliger Vorsitzender der UK Advertising Association, zitiert nach Malcolm (2003),<br />

S. 2.<br />

Vgl. beispielsweise Aaker (1991), S. 7 ff.; Keller (1998), S. 7 ff; Doyle (2000), S. 221 ff.; Kotler (2003),<br />

S. 418; Kumar (2004a), S. 147.<br />

So differieren die von zwei externen Bewertern für Siemens ermittelten <strong>Marken</strong>werte um 821%. Vgl. Esch<br />

(2002), S. 84.<br />

Vgl. hierzu auch die Einschätzung von Lev zum <strong>St</strong>and von Management, Bewertung und Reporting von immateriellen<br />

Vermögenswerten in der Praxis: „… both managers and investors are at a very early stage of<br />

grappling with the management, valuation, and reporting of intangibles“. Lev (2004), S. 6.<br />

Bullmore, zitiert nach Malcolm (2003), S. 2.<br />

1


Die zweite erforderliche Integration bezieht sich auf die Intangible- und die Produktsicht<br />

der Marke. <strong>Marken</strong> stellen immaterielle Vermögenswerte dar und sind daher konzeptionell<br />

vom <strong>Marken</strong>produkt abzugrenzen. Allerdings werden in der Marketing-<br />

Literatur ebenso wie im Verständnis der Praxis und im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

die Begriffe Marke und <strong>Marken</strong>produkt oftmals synonym verwendet. 6 Verantwortlich<br />

hierfür ist die Tatsache, dass eine exakte Trennung von Marke und <strong>Marken</strong>produkt<br />

zwar konzeptionell möglich ist, aber gerade für Aspekte des Managements Marke und<br />

<strong>Marken</strong>produkt fast untrennbar zusammenhängen. Die zweite erforderliche Integration<br />

für die Ermittlung eines „true and fair view“ der Marke zur Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements<br />

ist damit die Integration von Intangible- und Produktsicht der Marke.<br />

Zur Integration von Marketing- und Finanzperspektive sowie zur Integration der Intangible-<br />

und Produktsicht der Marke soll in dieser Arbeit Rückgriff auf die Methodik des<br />

<strong>Rating</strong>s genommen werden. <strong>Rating</strong>s ermöglichen eine Aggregation von Informationen<br />

aus verschiedensten Bereichen in einer leicht kommunizierbaren Kennzahl. Aus diesem<br />

Grund erscheint die Methodik des <strong>Rating</strong>s für die zur Ermittlung eines „true and<br />

fair view“ der Marke erforderliche Zusammenführung von verschiedenen Perspektiven<br />

als besonders geeignet.<br />

Vor diesem Hintergrund besteht die Zielsetzung dieser Arbeit darin, auf Basis der Methodik<br />

des <strong>Rating</strong>s den „true and fair view“ der Marke für Zwecke des <strong>Marken</strong>managements<br />

abzubilden. Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> kann damit als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument<br />

zur Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements betrachtet werden. Nachfolgende<br />

Abbildung verdeutlicht die Grundidee:<br />

6<br />

Bei einer Befragung von deutschen <strong>Marken</strong>verantwortlichen waren 87,6% der Manager der Überzeugung,<br />

dass Marke und markiertes Produkt zusammengehören. Vgl. Günther/Kriegbaum (1999), S. 5 f.<br />

2


<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument<br />

Intangible-Sicht<br />

der Marke<br />

Integration durch Methodik des <strong>Rating</strong>s<br />

Produkt-Sicht<br />

der Marke<br />

Marketing-Sicht<br />

der Marke<br />

Finanz-Sicht<br />

der Marke<br />

Abbildung A-1:<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument zur Unterstützung<br />

des <strong>Marken</strong>managements<br />

Die Konzeption des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s erfolgt nicht nur für die Bewertung und <strong>St</strong>euerung<br />

einer Einzelmarke, sondern es werden explizit die Besonderheiten des Mehrmarkenfalls<br />

abgebildet. In der bisherigen Literatur zur <strong>Marken</strong>bewertung, aber auch zum<br />

<strong>Marken</strong>management stellen Einzelmarken den dominierenden Analysegegenstand dar.<br />

In der Praxis verfügen jedoch viele Unternehmen nicht über Einzelmarken, vorherrschend<br />

sind vielmehr komplexe <strong>Marken</strong>portfolios. Aus diesem Grund wird bei der<br />

Entwicklung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s explizit auch die Portfolioperspektive eingenommen.<br />

Zur Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands erfolgt die Entwicklung des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s mit der Zielsetzung der Bewertung von Produktmarken. Die Grundgedanken<br />

sind aber auch für <strong>Marken</strong> des Dienstleistungs- oder Investitionsgüterbereichs gültig.<br />

Im Rahmen der bestehenden Literatur wurden Fragen der <strong>Marken</strong>bewertung bislang<br />

ausschließlich im Kontext der Marke als immaterieller Vermögenswert betrachtet. Innerhalb<br />

dieser Intangible-Sicht der Marke wurde auch eine Integration von Marketingund<br />

Finanzperspektive angestrebt. Um die Anschlussfähigkeit an die bestehende Literatur<br />

zu gewährleisten, wird im Rahmen dieser Arbeit daher zunächst die Frage der<br />

Integration von Marketing- und Finanzsicht auf der Ebene der Marke als immaterieller<br />

Vermögenswert diskutiert. Im zweiten Schritt wird dann die Diskussion um die zusätzliche<br />

Integration von Intangible- und Produktsicht erweitert.<br />

Die Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Im Anschluss an das einleitende Kapitel A erfolgt<br />

in Kapitel B die Erarbeitung der Grundlagen dieser Arbeit. Nach einer Darstellung<br />

der Bedeutung der Marke für Unternehmen und Konsumenten werden die aktuellen<br />

Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements betrachtet. In diesem Zusammenhang<br />

3


wird das Erfordernis der Integration von Marketing- und Finanzperspektive sowie von<br />

Intangible- und Produktsicht der Marke abgeleitet. Darauf aufbauend wird der Zusammenhang<br />

von <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Marken</strong>management diskutiert. Zunächst<br />

wird hierbei eine Definition von Marke und <strong>Marken</strong>wert für diese Arbeit entwickelt.<br />

Im nächsten Schritt werden die bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung anhand<br />

eines durchgehenden Fallbeispiels dargestellt und ihre Eignung für die Verwendung im<br />

Rahmen des <strong>Marken</strong>managements überprüft. Vor dem Hintergrund der Defizite der<br />

bestehenden Ansätze für die Verwendung im Rahmen des <strong>Marken</strong>managements wird<br />

abschließend die Verbindung zwischen <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Rating</strong> hergeleitet.<br />

Gegenstand des Kapitels C ist die Entwicklung der Methodik des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s. Bei<br />

der Erläuterung der grundsätzlichen <strong>St</strong>ruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s wird zum einen deutlich,<br />

wie im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s die Integration der Marketing- und<br />

Finanzperspektive erfolgt. Daneben wird auch dargestellt, wie die Ebene der Marke als<br />

immaterieller Vermögenswert mit der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts zusammengeführt<br />

wird. Im Anschluss daran werden die Kriterien des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s sowie deren Werttreiber<br />

erläutert. Auf dieser Grundlage kann dargelegt werden, wie die Aggregation der<br />

Kriterien im <strong>Rating</strong> der Marke erfolgt. Abschließend wird gezeigt, wie die Komponenten<br />

und Ergebnisse des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s in der Form eines <strong>Marken</strong>-Cockpits in einer<br />

leicht kommunizierbaren Form zusammengefasst und veranschaulicht werden können.<br />

Zur Veranschaulichung der konzeptionellen Überlegungen wird in den einzelnen Abschnitten<br />

auf das in Kapitel B eingeführte Fallbeispiel Bezug genommen.<br />

In Kapitel D wird die Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s im Rahmen des <strong>Marken</strong>managements<br />

diskutiert. Zunächst wird dargestellt, welche Anhaltspunkte das <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong> für die Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios sowie für die Ableitung von<br />

strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen für einzelne <strong>Marken</strong> liefern kann. Darauf aufbauend wird<br />

darauf eingegangen, welche Möglichkeiten das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> für die Konkretisierung<br />

und Quantifizierung der Erkenntnisse der strategischen Analyse im Rahmen der Planung<br />

bietet. Ebenso ist Gegenstand der Überlegungen, wie das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> für die<br />

Performancemessung verwendet werden kann. Abschließend wird auf die Verbindung<br />

von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem Reporting eingegangen. Auch die Darstellungen des<br />

Kapitels D sollen anhand des durchgängigen Fallbeispiels verdeutlicht werden.<br />

Kapitel E fasst die Ergebnisse in Thesenform zusammen.<br />

In Kapitel F, dem Anhang zu dieser Arbeit, werden die vollständigen Datengrundlagen<br />

des Fallbeispiels gezeigt.<br />

4


B<br />

Grundlagen<br />

1 Bedeutung der Marke<br />

Die Bedeutung der Marke kann unter verschiedenen Blickwinkeln diskutiert werden.<br />

So lässt sich etwa aus einer makroökonomischen Perspektive die Rolle der Marke für<br />

die Entwicklung von Volkswirtschaften analysieren. 7 In dieser Arbeit wird allerdings<br />

eine gleichsam mikroökonomische Sichtweise eingenommen, da ein Beitrag zur Unterstützung<br />

des <strong>Marken</strong>managements auf der Ebene des einzelnen Unternehmens geleistet<br />

werden soll. Die Zielsetzung der Unternehmensführung besteht gemäß dem Shareholder<br />

Value-Ansatz in der <strong>St</strong>eigerung des Marktwerts des Eigenkapitals des Unternehmens.<br />

8 Auch wenn Marktwert und „innerer“ Wert des Unternehmens über einen<br />

gewissen Zeitraum voneinander abweichen können, hängt langfristig die Entwicklung<br />

des Marktwerts des Unternehmens von der Entwicklung des „inneren“ fundamentalen<br />

Unternehmenswerts ab. 9 Vor diesem Hintergrund wird in Abschnitt B1.1 die Rolle der<br />

Marke als Werttreiber für Aktienkurs und Unternehmenswert untersucht. Zum anderen<br />

basiert der Wert der Marke in zentralem Maße auf der <strong>St</strong>ärke der Marke bei den Konsumenten<br />

als den primären Adressaten der Marke. Daher ist die Analyse der Bedeutung<br />

der Marke für die Konsumenten Gegenstand von Abschnitt B1.2.<br />

1.1 Marke als Werttreiber für Aktienkurs und Unternehmenswert<br />

Die Marke wird als zentraler Werttreiber von Unternehmen betrachtet. 10 Wenn der Besitz<br />

einer Marke einen Wettbewerbsvorteil darstellt, müssten Unternehmen mit starken<br />

<strong>Marken</strong> eine überdurchschnittliche Wertentwicklung aufweisen. Als erster Anhaltspunkt<br />

für diesen vermuteten Zusammenhang soll für den Zeitraum von 1999 bis 2002<br />

die Aktienkursentwicklung von Unternehmen mit starken <strong>Marken</strong> der Rendite des Gesamtmarkts<br />

gegenübergestellt werden. 11 Für die Auswahl der Unternehmen wird auf<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Vgl. Sheppard (1999), S. 10-12.<br />

Zum Shareholder Value-Ansatz vgl. grundlegend <strong>St</strong>ewart (1991), Black/Wright/Bachman (1998), Rappaport<br />

(1999), Copeland/Koller/Murrin (2000).<br />

Vgl. Williams, J.B. (1938), S. 57 f. u. S. 186-191; Copeland/Koller/Murrin (2000), S.56; Spremann/Pfeil/<br />

Weckbach (2001), S. 34-36.<br />

Vgl. beispielsweise Aaker (1991), S. 7 f.; Kapferer (1992), S. 9; Keller (1998), S. 7-9; Aaker/Joachimsthaler<br />

(2002), S. 3-25; Esch (2003), S .4; Kotler (2003), S. 418; Kumar (2004a), S. 147.<br />

Da die Untersuchung für deutsche börsennotierte Unternehmen vorgenommen wird, wird der Gesamtmarkt<br />

über den Aktienindex HDAX abgebildet. Der HDAX fasst die Werte aller 110 Unternehmen aus den Auswahlindizes<br />

MDAX und TecDAX zusammen. Für die Untersuchung wurde die Zusammenstellung des<br />

5


eine Rangliste der aus Konsumentensicht stärksten <strong>Marken</strong> in Deutschland zurückgegriffen.<br />

12 Hieraus wurden die zehn börsennotierten Unternehmen mit den wertvollsten<br />

<strong>Marken</strong> ausgewählt: 13<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

Rendite<br />

10%<br />

0%<br />

-10%<br />

-20%<br />

1999 2000 2001 2002<br />

Aktienrendite<br />

<strong>Marken</strong>unternehmen<br />

Aktienrendite HDAX-<br />

Unternehmen<br />

-30%<br />

-40%<br />

-50%<br />

Jahr<br />

Abbildung B-1:<br />

Aktienrendite von <strong>Marken</strong>unternehmen im Vergleich zum Gesamtmarkt<br />

Der Vergleich lässt erkennen, dass in dem betrachteten Zeitraum die Aktien der Unternehmen<br />

mit starken <strong>Marken</strong> wesentlich bessere Renditen erzielten als der Gesamtmarkt.<br />

14 Allerdings kann diese Analyse aufgrund des relativ kurzen Zeitraums und der<br />

Beschränkung der Anzahl der betrachteten Unternehmen noch nicht als allgemeiner<br />

Beleg für eine Überrendite von Unternehmen mit Aktien gelten. Ein vollständigeres<br />

Bild ergibt sich, wenn auf weitere empirische <strong>St</strong>udien zur Beziehung zwischen Marke<br />

und Aktienkursentwicklung Bezug genommen wird. Abbildung B-2 stellt in den letzten<br />

Jahren durchgeführte Untersuchungen und ihre zentralen Ergebnisse im Überblick<br />

dar:<br />

12<br />

13<br />

14<br />

HDAX zum 31.12.2003 herangezogen. Zur genauen Zusammensetzung des H-DAX vgl. www.deutscheboerse.com.<br />

Vgl. Roland Berger <strong>St</strong>rategy Consultants (2002a).<br />

Vgl. Roland Berger <strong>St</strong>rategy Consultants (2002b). Aus der Liste wurden als die zehn börsennotierten Unternehmen<br />

mit den wertvollsten <strong>Marken</strong> Siemens AG, Adidas-Salomon AG, Hugo Boss AG, Beiersdorf AG,<br />

Henkel KGaA, Karstadt Quelle AG, Deutsche Telekom AG, Lufthansa AG, Bayerische Motorenwerke AG<br />

sowie Puma AG ausgewählt.<br />

Die Aktienrenditen der <strong>Marken</strong>unternehmen wurden als reine Kursrendite berechnet. Im Gegensatz dazu beinhaltet<br />

die Rendite des H-DAX neben der Kursrendite zusätzlich noch die Dividendenrendite. Nach Bereinigung<br />

dieses Effekts würde der Vorteil der <strong>Marken</strong>unternehmen noch deutlicher ausfallen.<br />

6


Autor(en) Methodik Ergebnis<br />

Trevillion/Perrier Vergleich der Aktienkursentwicklung<br />

Outperformance der Unternehmen mit<br />

(1999) 15 von 59 Unternehmen starken <strong>Marken</strong> gegenüber<br />

Gesamtmarkt<br />

mit starken <strong>Marken</strong> gegenüber<br />

FTSE 100 Index im Zeitraum von<br />

1982 bis 1998<br />

Court/Leiter/Loch Untersuchung Total Returns to<br />

(1999) 16 Shareholders (TRS) von 130<br />

Unternehmen der Fortune 250<br />

bzw. Fortune 1000<br />

Joas/Offerhaus Vergleich Wertentwicklung<br />

(2001) 17 <strong>Marken</strong>unternehmen relativ zum<br />

Boston Consulting<br />

Group (2002) 18<br />

Aktienindex S&P 400<br />

Vergleich der fünf Konzerne mit<br />

höchsten Werbeetats zwischen<br />

1990 und 2001 mit Aktienindex<br />

S&P 400<br />

TRS von starken <strong>Marken</strong> 1,9%-Punkte<br />

über Branchendurchschnitt<br />

TRS von schwachen <strong>Marken</strong> 3,1%-Punkte<br />

unter Branchendurchschnitt<br />

Wertentwicklung starker <strong>Marken</strong> über<br />

5 Jahre deutlich über dem <strong>St</strong>andard &<br />

Poor’s Index, Wertentwicklung<br />

schwacher <strong>Marken</strong> darunter<br />

Die fünf Konzerne mit den höchsten<br />

Werbeetats (Unilever, Procter & Gamble,<br />

Nestlé, Coca-Cola, Ford) steigerten<br />

Aktienkurs um 437% gegenüber 219%<br />

des S&P 400<br />

Abbildung B-2:<br />

Untersuchungen zum Einfluss der Marke auf die Aktienkursentwicklung von<br />

Unternehmen<br />

Ergebnis der <strong>St</strong>udien ist trotz unterschiedlicher betrachteter Unternehmen und Zeiträume<br />

eine überdurchschnittliche Entwicklung der Aktien von <strong>Marken</strong>unternehmen<br />

gegenüber dem Gesamtmarkt. Vor diesem Hintergrund scheint ein positiver Einfluss<br />

zwischen Marke und Aktienrendite zu bestehen. 19 Eine Erklärung für diesen Zusammenhang<br />

könnte darin bestehen, dass Aktionäre Aktien bevorzugen, deren <strong>Marken</strong><br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

Vgl. Trevillion/Perrier (1999), S. 3 f.<br />

Die Größe Total Returns to Shareholders entspricht der Summe aus den Dividendenzahlungen an die Aktionäre<br />

und der <strong>St</strong>eigerung des Aktienkurses vgl. Court/Leiter/Loch (1999), S. 102.<br />

Vgl. Joas/Offerhaus (2001), S. 9.<br />

Vgl. Boston Consulting Group (2002), S. 5.<br />

Der Einfluss von <strong>Marken</strong> auf die Rendite von Aktien wurde vermutlich um 1950 als erstes von Warren<br />

Buffet erkannt. Das bis zu den 50er Jahren dominierende Bewertungs-Paradigma der Ertragswertmethode<br />

schätzte die zukünftigen Erträge auf Basis der Zahlen des letzten Jahresabschlusses. Ein Wachstum wurde gar<br />

nicht oder nur sehr konservativ angesetzt. Die Aktien von Unternehmen, die über <strong>Marken</strong> verfügten und auf<br />

dieser Basis bewertet wurden, waren unterbezahlt. Buffet erkannte, dass der <strong>Marken</strong>wert zusätzlich zu dem<br />

Ertragswert bei Nullwachstum bzw. geringem Wachstum eine weitere Wertkomponente darstellte und investierte<br />

gezielt in Unternehmen mit starken <strong>Marken</strong>, wie Coca-Cola oder Walt Disney. Vgl. Spremann (2002),<br />

S. 146-154.<br />

7


ekannt sind und die ein klares Image besitzen. 20 In diesem Zusammenhang ließ sich<br />

für Unternehmen des DAX30 eine Beziehung zwischen der Klarheit des <strong>Marken</strong>bilds<br />

von Unternehmensmarken und der Bereitschaft zum Aktienkauf nachweisen. 21<br />

Die Annahme, dass Aktionäre ihre Anlageentscheidung primär auf Basis der Unternehmensmarke<br />

treffen, steht allerdings in Gegensatz zu den Annahmen über rationales<br />

Anlageverhalten. Auch wenn gerade in den letzten Jahren das Augenmerk auf Abweichungen<br />

des tatsächlichen Verhaltens der Anleger von den Annahmen des „homo oeconomicus“<br />

gelenkt wurde, 22 spiegeln Aktienkurse grundsätzlich die Annahmen der<br />

Marktteilnehmer über die zukünftige Entwicklung des „inneren“ oder fundamentalen<br />

Werts des Unternehmens wider. 23 In diesem Verständnis investieren Anleger in Unternehmen<br />

mit starken <strong>Marken</strong>, weil sie davon ausgehen, dass die Marke eine über<br />

durchschnittliche <strong>St</strong>eigerung des fundamentalen Unternehmenswerts ermöglicht. Die<br />

Entwicklung des fundamentalen Unternehmenswerts wird neben dem Wachstum<br />

wesentlich durch die operative Rendite des investierten Kapitals getrieben. 24 Unternehmen<br />

mit starken <strong>Marken</strong> müssten demnach ein stärkeres Wachstum und eine höhere<br />

operative Rendite auf das investierte Kapital aufweisen als der Gesamtmarkt.<br />

Ein möglicher Zusammenhang zwischen Marke und operativer Rendite des investierten<br />

Kapitals wird im Folgenden für die bereits bei der Analyse der Aktienperformance<br />

herangezogene Gruppe der börsennotierten Unternehmen mit den aus Konsumentensicht<br />

wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland untersucht. Die operative Rendite wird hier<br />

berechnet als Relation aus dem operativen Gewinn vor <strong>St</strong>euern und dem investierten<br />

Kapital, definiert als Summe aus Anlagevermögen und Working Capital. Abbildung<br />

B-3 vergleicht für den Zeitraum von 1999 bis 2002 die Entwicklung der operativen<br />

Rendite der <strong>Marken</strong>unternehmen mit der operativen Rendite des Gesamtmarkts:<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

Unter dem (fast ausschließlich im deutschsprachigen Bereich verwendeten Terminus) „Sharebranding“ wird<br />

in den letzten Jahren verstärkt diskutiert, Aktien als <strong>Marken</strong> bzw. als <strong>Marken</strong>artikel zu positionieren.<br />

Vgl. beispielsweise Schmidt (2001), S. 46-51.<br />

Vgl. Gruner + Jahr (1998), S. 292-294.<br />

Vgl. Shiller (2000), S. 135-168.<br />

Vgl. Rappaport/Mauboussin (2001), S. 40 f.<br />

„However, the core idea that the key drivers of value are return on invested capital (relative to WACC) and<br />

growth is generally applicable for all companies.“ Copeland/Koller/Murrin (2000), S. 140 f.<br />

8


9%<br />

8%<br />

Rendite<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

Operative Rendite<br />

<strong>Marken</strong>unternehmen<br />

Operative Rendite<br />

HDAX-Unternehmen<br />

2%<br />

1999 2000 2001 2002<br />

Jahr<br />

Abbildung B-3:<br />

Operative Rendite des investierten Kapitals von <strong>Marken</strong>unternehmen im<br />

Vergleich zum Gesamtmarkt<br />

Mit Ausnahme einer Periode konnten die Unternehmen mit starken <strong>Marken</strong> eine höhere<br />

operative Rendite auf das investierte Kapital erzielen als der Gesamtmarkt. Die<br />

überdurchschnittliche Aktienkursentwicklung dieser Unternehmen geht mithin mit einer<br />

überdurchschnittlichen Verzinsung der im Unternehmen eingesetzten Mittel einher.<br />

Diese Ergebnisse werden durch eine weitere <strong>St</strong>udie bestätigt, bei der Wachstum und<br />

operative Rendite von Herstellern von markierten und unmarkierten Nahrungsmittelprodukten<br />

verglichen wurden: 25<br />

Hersteller von Nahrungsmittelprodukten<br />

(1990-1995)<br />

Markiert<br />

Unmarkiert<br />

Umsatzwachstum 5,2% 4,9%<br />

Umsatzrentabilität 9,2% 4,4%<br />

Wachstum des operativen Gewinns 4,8% 3,2%<br />

Gesamtrentabilität 12,0% 8,7%<br />

Gewinn pro Aktie 11,1% 9,2%<br />

Abbildung B-4:<br />

Vergleich von Wachstum und operativer Rendite für Unternehmen mit <strong>Marken</strong><br />

und Unternehmen mit unmarkierten Produkten<br />

25<br />

Swander & Pace (1997), zitiert nach Biel (2000), S. 64.<br />

9


Die Hersteller von <strong>Marken</strong>produkten konnten im betrachteten Zeitraum eine doppelt so<br />

hohe Umsatzrentabilität und eine um 50% höhere Wachstumsrate des operativen Gewinns<br />

erzielen. Die Untersuchung weist damit ebenfalls auf eine Beziehung zwischen<br />

Marke und operativer Performance hin. Für die weitere Analyse kann dieser Zusammenhang<br />

detaillierter analysiert werden, indem der Einfluss der Marke auf die finanziellen<br />

Werttreiber bzw. die operativen Cashflows des Unternehmens betrachtet wird.<br />

Die Effekte lassen sich danach systematisieren, ob die Marke zu einer Erhöhung der<br />

operativen Cashflows oder einer Reduktion des Risikos der operativen Cashflows<br />

führt. 26<br />

Erhöhung der operativen Cashflows des Unternehmens<br />

Die Marke kann auf verschiedene Wege zu einer Erhöhung der operativen Cashflows<br />

des Unternehmens führen. Eine Möglichkeit besteht in einer Preisprämie gegenüber<br />

schwächeren Marke bzw. No-name-Produkten. Beispielsweise sind gemäß einer Untersuchung<br />

treue Käufer von Coca Cola bereit, eine Preisprämie von 20% gegenüber<br />

der stärksten Wettbewerbsmarke zu bezahlen, Volvo-Fahrer akzeptieren einen Preisaufschlag<br />

von 40%, bei loyalen Nutzern von Tide und Heinz beträgt die Preisprämie<br />

gegenüber den Wettbewerbsmarken sogar 100%. 27 Ein weiteres prägnantes Beispiel<br />

für eine Preisprämie der Marke stellen Preisunterschiede zwischen grundsätzlich baugleichen<br />

Automobilen dar. Die Modelle Lexus und Toyota Camry verfügen über den<br />

gleichen Motor, dennoch wird der Lexus zu einem um 10.000 Dollar höheren Preis<br />

verkauft. 28<br />

Alternativ kann eine Erhöhung der operativen Cashflows auch durch eine Wirkung der<br />

Marke auf die Absatzmenge erzielt werden. Klassisches Beispiel für einen derartigen<br />

Effekt einer Mengenprämie ist der Blind Test zwischen Coca Cola und Pepsi Cola. 29<br />

Während bei einem Test ohne Darbietung der Marke die Mehrheit der Konsumenten<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

Vgl. Srivastava/Shervani/Fahey (1998), S. 8. Der von den Autoren erwähnte Aspekt des zeitlich früheren<br />

Anfallens von Cashflows aufgrund der Marke (acceleration of cashflows) ist von einer untergeordneten Bedeutung<br />

und wird daher in dieser Arbeit nicht näher betrachtet.<br />

Vgl. Kotler (2003), S. 422. Die Existenz von Preisprämien wird kritisch gesehen von Holbrook (1992), S. 71-<br />

83 u. Bello/Holbrook (1995), S. 125-131.<br />

Vgl. Kotler (2003), S. 422. Ein ähnliches Beispiel stellen die Preisunterschiede zwischen den nahezu baugleichen<br />

Modelle VW Sharan, Ford Galaxy und Seat Alhambra dar; vgl. Esch (2003), S. 11 f. Für eine Untersuchung<br />

zum Effekt der Marke auf den Preis von gebrauchten baugleichen Automobilmodellen mit unterschiedlichen<br />

<strong>Marken</strong> vgl. Sullivan (1998), S. 154-165. Im Bereich der Camcorder wurden die technisch identischen<br />

Modelle von Sony, Nikon und Ricoh zu Preisabständen von 10% (Sony gegenüber Nikon) bzw. 8% (Nikon<br />

gegenüber Ricoh) verkauft. Vgl. Biel (2000), S. 66. Weitere Beispiele finden sich bei Farquhar (1989),<br />

S. RC-7 f.; Aaker (1991), S. 22 f.<br />

Konkret wurden bei dem Test Diet Coke und Diet Pepsi miteinander verglichen. Vgl. de Chernatony/<br />

McDonald (1992), S. 9.<br />

10


Pepsi bevorzugte, entschieden sich nach dem Aufbringen von <strong>Marken</strong> rund zwei Drittel<br />

der Testpersonen für Coca Cola. Ein ähnliches Phänomen wurde auch im britischen<br />

Mobilfunkmarkt beobachtet. Bei einer Untersuchung der Zufriedenheit mit den Mobilfunknetzen<br />

erhielt der Netzbetreiber Virgin bessere Noten als T-Mobile. Tatsächlich<br />

verfügt jedoch Virgin über kein eigenes Mobilfunknetz, sondern nutzt das Netz von<br />

T-Mobile. Die bessere Einschätzung der Netzqualität und die damit verbundenen Kundengewinne<br />

von Virgin zu Lasten von T-Mobile sind mithin alleine auf die Marke<br />

Virgin zurückzuführen. 30<br />

Auch über Lizenzierungen von bekannten <strong>Marken</strong> kann eine Erhöhung der operativen<br />

Cashflows erreicht werden. 31 In der Regel erhält der Lizenzgeber einen bestimmten<br />

Prozentsatz auf den Umsatz, den der Lizenznehmer mit der Marke erzielt. 32 Die Lizenzierung<br />

der eigenen Marke bietet für den Eigentümer darüber hinaus auch indirekte Effekte<br />

auf die operativen Cashflows. So kann durch die Vergabe von Lizenzen der Bekanntheitsgrad<br />

der Marke gesteigert und das Image um weitere gewünschte Assoziationen<br />

angereichert werden, was sich letztlich wieder in einer Erhöhung der operativen<br />

Cashflows niederschlägt.<br />

Im Fall der Etablierung eines neuen Produktes hat das Unternehmen die Optionen,<br />

entweder einen neuen <strong>Marken</strong>namen zu entwickeln, eine bestehende Marke zu verwenden<br />

oder beide Varianten zu kombinieren. 33 Im Fall der Übertragung des bereits<br />

bestehenden <strong>Marken</strong>namens wird von einer <strong>Marken</strong>dehnung (brand extension) gesprochen.<br />

Der Vorteil einer <strong>Marken</strong>dehnung gegenüber der Etablierung einer neuen Marke<br />

besteht zum einen darin, dass die Kosten für die Entwicklung und Einführung des neuen<br />

Namens gespart werden und dass zum anderen die hohe Floprate von 80-95% bei<br />

der Einführung von neuen Produkten deutlich gesenkt werden kann. 34<br />

Oftmals werden die <strong>Marken</strong>produkte vom Hersteller über die Zwischenstufe des Handels<br />

an die Konsumenten verkauft. In diesem Fall kann eine starke Marke zu einer Verbesserung<br />

der Position des Herstellers gegenüber dem Handel führen. 35 Da eine starke<br />

Marke direkt von den Kunden des Handels nachgefragt wird, zeigt sich dieser koopera-<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

35<br />

Interview mit Dr. Jost Jacoby, Leiter Controlling O 2 Germany, am 17.03.2004 in München.<br />

In Deutschland beispielsweise wird mit der Lizenzierung von <strong>Marken</strong> jährlich ein Umsatz von über 5 Milliarden<br />

Euro erzielt. Vgl. Binder (2000), S. 359.<br />

Dieser Prozentsatz kann in Abhängigkeit der <strong>St</strong>ärke der Marke und der Produktkategorie stark schwanken.<br />

In der Praxis sind häufig Prozentsätze in der Größenordnung von 3-8% zu beobachten. Zu einer Übersicht<br />

über Prozentsätze bei Lizenzierungen von <strong>Marken</strong> vgl. beispielsweise Battersby/Grimes (2002), S. 21 ff.<br />

Vgl. Keller (1998), S. 67.<br />

Vgl. Brasco (1988), S. 6; Köhler (1994), S. 435.<br />

Vgl. Keller (1998), S. 65.<br />

11


tionsbereiter in Bezug auf die Höhe der Listungsgebühren, die Qualität und die Größe<br />

der für die Marke zur Verfügung gestellten Regalfläche. Dies führt zu geringeren Listungskosten<br />

bzw. zu höheren Umsatzerlösen durch die bessere Positionierung der <strong>Marken</strong>produkte<br />

am Point-of-Sale.<br />

Die Marke wirkt jedoch nicht nur zwischen Unternehmen und Konsumenten oder<br />

Handel, sondern auch im Verhältnis des Unternehmens zu den weiteren <strong>St</strong>akeholdern,<br />

wie etwa den Arbeitnehmern. So konnte nachgewiesen werden, dass eine Korrelation<br />

zwischen der Bekanntheit der Unternehmensmarke und der Attraktivität des Unternehmens<br />

aus Sicht von <strong>St</strong>udenten besteht. 36 Die Listen der attraktivsten Arbeitgeber<br />

werden durch Unternehmen mit bekannten <strong>Marken</strong> dominiert. 37 Dies führt letztlich<br />

dazu, dass das Unternehmen geringere Kosten für die Anwerbung neuer Mitarbeiter<br />

aufwenden muss.<br />

Reduktion des Risikos der operativen Cashflows des Unternehmens<br />

Neben einer <strong>St</strong>eigerung kann die Marke auch mit einer Reduktion des Risikos der operativen<br />

Cashflows des Unternehmens einhergehen. 38 Ein Einfluss der Marke auf die<br />

Volatilität der operativen Cashflows kann über eine überdurchschnittliche Loyalität<br />

(brand loyalty) der Kundenbasis erfolgen. Gemäß einem Manager für Heinz Ketchup<br />

kann Loyalität gegenüber einer Marke letztlich daran festgemacht werden „… whether<br />

a housewife, intending to buy Heinz tomato ketchup in a store, finding it to be out of<br />

stock, will walk out of the store to buy it elsewhere.” 39 Treue Kunden werden auch in<br />

Zukunft Käufe des Produktes des Unternehmens tätigen und sorgen damit für einen<br />

stetigen operativen Cashflow. Darüber hinaus sind loyale Kunden auch weniger anfällig<br />

gegenüber Werbe- und Promotionaktivitäten von Seiten des Wettbewerbs.<br />

Diese Punkte veranschaulichen gleichsam anekdotisch die Bedeutung der Marke für<br />

die Unternehmen. Vor diesem Hintergrund ist nicht überraschend, dass oftmals die<br />

Marke einen Großteil des Wertes von Unternehmen ausmacht. Allerdings berichten nur<br />

wenige Unternehmen in den Geschäftsberichten über den Wert ihrer <strong>Marken</strong>. Von den<br />

börsennotierten Unternehmen in Deutschland weist beispielsweise lediglich Adidas<br />

den Wert seiner <strong>Marken</strong> im Geschäftsbericht aus. 40<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

Vgl. Esch (2003), S. 396 ff.<br />

Vgl. für die Schweiz o.V. (2004a), S. 19.<br />

Vgl. Srivastava/Shervani/Fahey (1997), S. 49-64.<br />

Tony O’Reilly, ehemaliger CEO von H.J. Heinz, zitiert nach Kotler (2003), S. 422.<br />

Vgl. Sattler (2001), S. 60.<br />

12


Als alternativer Anhaltspunkt für den finanziellen Wert von <strong>Marken</strong> kann der Vergleich<br />

des Marktwerts und des Buchwerts der Unternehmung dienen. Diese Differenz<br />

wird auch als Intellectual Capital (Intellektuelles Kapital) bezeichnet und deutet auf die<br />

Existenz immateriellen Vermögens der Unternehmung hin. 41 Eine mögliche Kategorisierung<br />

des Intellectual Capital ist die Aufteilung in Human Capital, Customer Capital<br />

und Organizational Capital. 42 Die Marke stellt hierbei einen Bestandteil des Customer<br />

Capital dar. 43 Das Intellectual Capital kann daher als Obergrenze für den Wert der<br />

Marke bzw. <strong>Marken</strong> des Unternehmens betrachtet werden.<br />

Vor diesem Hintergrund soll für die zehn börsennotierten Unternehmen mit den aus<br />

Konsumentensicht wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland für das Jahr 2003 der absolute<br />

Wert des Intellectual Capital berechnet und der Anteil der Marke am Marktwert des<br />

Unternehmens sowie am Intellectual Capital bestimmt werden. Für die <strong>Marken</strong>werte<br />

wird auf die von der Beratungsgesellschaft Semion ermittelte Rangliste der wertvollsten<br />

<strong>Marken</strong> in Deutschland zurückgegriffen: 44<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

Vgl. Spremann (2002), S. 51.<br />

Zu den Komponenten des Intellektuellen Kapitals vgl. <strong>St</strong>ewart (1998), S. 83-86; Sullivan (2000), S. 4-7; Lev<br />

(2001), S. 5-7.<br />

Vgl. Spremann (2002), S. 183.<br />

Vgl. Semion (2004a).<br />

13


Rang<br />

Marke bzw. Unternehmen<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

2003<br />

in Mrd.<br />

Euro<br />

Marktwert<br />

Unternehmen<br />

2003 in<br />

Mrd. Euro 45<br />

Intellectual<br />

Capital 2003<br />

in Mrd.<br />

Euro 46<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

als %<br />

des Marktwerts<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

als %<br />

des Intellectual<br />

Capital<br />

1 Siemens 10,663 39,122 14,773 27,3% 72,2%<br />

2 Adidas-Salomon 3,261 3,541 2,129 92,1% 153,2%<br />

3 Hugo Boss 0,469 0,953 0,554 49,2% 84,7%<br />

4 Beiersdorf 2,719 8,921 7,090 30,5% 38,3%<br />

5 Henkel 6,786 7,862 4,477 86,3% 151,6%<br />

6 Karstadt Quelle n/a 47<br />

7 Deutsche Telekom 14,963 53,074 19,270 28,2% 77,6%<br />

8 Lufthansa 6,638 4,044 1,348 164,1% 492,4%<br />

9 BMW 7,996 20,873 4,723 38,3% 169,3%<br />

10 Puma 0,323 1,496 1,112 21,6% 29,0%<br />

Durchschnitt 59,7% 140,9%<br />

Abbildung B-5:<br />

Relation <strong>Marken</strong>wert zu Marktwert und Intellectual Capital der Unternehmen<br />

mit den wertvollsten <strong>Marken</strong> für das Jahr 2003<br />

Die gewählte Methodik stellt ein vereinfachtes Vorgehen dar. 48 Unabhängig von der<br />

Plausibilität einzelner Werte wird durch die Berechnung jedoch deutlich, dass <strong>Marken</strong>werte<br />

einen hohen Anteil des Unternehmenswerts repräsentieren können.<br />

Zusammenfassend kann mithin festgehalten werden, dass <strong>Marken</strong> für Unternehmen zu<br />

überdurchschnittlicher Aktienkursentwicklung und operativer Performance führen<br />

können. Aus diesem Grund ist in den Unternehmen ein professionelles <strong>Marken</strong>management<br />

erforderlich. Im Rahmen der strategischen Analyse ist die Zusammensetzung<br />

des <strong>Marken</strong>portfolios zu überprüfen und eine Untersuchung der <strong>St</strong>ärken und Schwächen<br />

der einzelnen <strong>Marken</strong> vorzunehmen. Ergebnis ist die Ableitung der strategischen<br />

<strong>St</strong>oßrichtungen zur Verbesserung des <strong>Marken</strong>werts. Aufgabe der Planung ist es, die<br />

verschiedenen <strong>St</strong>rategien zu bewerten und konkretisieren. Hieraus resultiert ein Marketingprogramm<br />

für die einzelnen Produkte bzw. <strong>Marken</strong>. Der Erfolg der einzelnen<br />

Maßnahmen wird bei der Performancemessung durch geeignete Kennzahlen überprüft.<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

Der Marktwert des Unternehmens wird berechnet als durchschnittliche Marktkapitalisierung des Geschäftsjahres<br />

2003. Von den betrachteten Unternehmen weicht lediglich das Geschäftsjahr von Siemens vom Kalenderjahr<br />

ab. Die Aktienkurse der einzelnen Börsentage wurden über Bloomberg ermittelt.<br />

Das Intellectual Capital wird für die Untersuchung als Differenz aus dem Marktwert und dem Buchwert des<br />

Eigenkapitals ermittelt. Die Buchwerte des Eigenkapitals wurden auf der Grundlage von Bloomberg-Daten<br />

berechnet.<br />

Für die Marke Karstadt Quelle wird von Semion kein <strong>Marken</strong>wert ausgewiesen.<br />

Nicht zuletzt ist das Bewertungsverfahren von Semion kritisch zu betrachten. Vgl. Frahm (2004), S. 149 f.<br />

14


Schließlich ist die Entwicklung und das Potenzial der <strong>Marken</strong> gegenüber den relevanten<br />

Anspruchsgruppen des Unternehmens im Rahmen des externen Reporting zu<br />

kommunizieren.<br />

Erfolgreiches <strong>Marken</strong>management führt zu einer Erhöhung der operativen Cashflows<br />

bzw. zu einer Reduktion des Risikos der operativen Cashflows und damit zu einem<br />

Anstieg von <strong>Marken</strong>wert, fundamentalem Unternehmenswert und potentiell dem Aktienkurs<br />

des Unternehmens:<br />

Erhöhung/<br />

Risikoreduktion<br />

operative<br />

Cashflows<br />

<strong>St</strong>eigerung<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

<strong>Marken</strong>management<br />

<strong>St</strong>eigerung<br />

fundamentaler<br />

Unternehmenswert<br />

<strong>St</strong>eigerung<br />

Aktienkurs<br />

Abbildung B-6<br />

<strong>Marken</strong>management und Wertsteigerung<br />

Eine <strong>Marken</strong>strategie ist allerdings nicht gleichsam automatisch wertsteigernd. 49 Es ist<br />

mithin für die <strong>Marken</strong>führung von entscheidender Bedeutung, dass das Management<br />

Kenntnis darüber besitzt, welche Funktionen die Marke für die Konsumenten erfüllt<br />

und in welchen Situationen diese Funktionen relevant sind. Aus diesem Grund wird im<br />

folgenden Abschnitt die Bedeutung der Marke für die Konsumenten näher betrachtet.<br />

1.2 Bedeutung der Marke für Konsumenten<br />

Ähnlich wie für den finanziellen Wert der Marke existieren auch für den Wert der<br />

Marke aus Sicht der Konsumenten mehrere Ranglisten. Dies kann zum Teil auf das<br />

Bestreben der Ersteller der Ranglisten nach einer Differenzierung zurückgeführt werden.<br />

Allerdings spiegelt die Vielzahl der Untersuchungen auch die Komplexität des<br />

Konstrukts der Marke wider. Aus diesem Grund sollen im Rahmen dieses Abschnitts<br />

die unterschiedlichen Ranglisten genutzt werden, um hieran die einzelnen Facetten der<br />

Bedeutung der Marke für die Konsumenten abzuleiten. 50<br />

49<br />

50<br />

Als Beispiel kann hier etwa die <strong>Marken</strong>strategie von E.on angesehen werden. Vgl. Esch (2003), S. 530 f.<br />

Die einzelnen Ranglisten spiegeln teilweise mehrere Funktionen der Marke wider. In diesem Abschnitt soll es<br />

allerdings darum gehen, die Funktion der Marke, die bei der jeweiligen Rangliste besonders anschaulich ist,<br />

herauszuarbeiten.<br />

15


Zeichen zur Wiedererkennung<br />

Bei der ersten hier näher zu betrachtenden Rangliste wurde die Rangfolge der <strong>Marken</strong><br />

sowohl anhand der Attraktivität der Marke für die Konsumenten als auch auf Basis der<br />

tatsächlichen Verwendung der <strong>Marken</strong> ermittelt. 51 Die Teilnehmer der <strong>St</strong>udie setzen<br />

sich aus einer repräsentativen <strong>St</strong>ichprobe der Gesamtbevölkerung zusammen. 52 Die aus<br />

Sicht der Konsumenten wertvollsten <strong>Marken</strong> stellen sich gemäß dieser Untersuchung<br />

wie folgt dar: 53 Rang Marke Branche<br />

1 Coca-Cola Getränke<br />

2 McDonald’s Fastfood<br />

3 Wrigleys Süßwaren<br />

4 Nike Mode<br />

5 Sony Elektronik<br />

6 Red Bull Getränke<br />

7 Media Markt Einzelhandel<br />

8 Fanta Getränke<br />

9 Playstation Elektronik<br />

10 H&M Einzelhandel<br />

Abbildung B-7:<br />

Rangliste der wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland in Abhängigkeit von Attraktivität<br />

und tatsächlicher Verwendung<br />

In der Rangliste dominieren <strong>Marken</strong> des alltäglichen Gebrauchs bzw. <strong>Marken</strong>, die auf<br />

den Massenmarkt abzielen. Verantwortlich hierfür ist die Berücksichtigung der tatsächlichen<br />

Verwendung der Marke. Aus diesem Grund können etwa <strong>Marken</strong> des<br />

Luxusgüterbereichs, wie Porsche oder Ferrari, nur relativ geringe Gesamtwerte erzielen.<br />

Unabhängig davon kann anhand dieser Rangliste bereits die wohl grundlegendste<br />

Funktion der Marke abgeleitet werden. Diese besteht in ihrer Rolle als Zeichen zur<br />

Wiedererkennung.<br />

51<br />

52<br />

53<br />

Vgl. Roland Berger <strong>St</strong>rategy Consultants (2002a), S. 4-6. Diese Untersuchung wurde bereits bei der Analyse<br />

des Einflusses der Marke auf den Aktienkurs und den Unternehmenswert in Abschnitt B1.1 eingeführt. Bei<br />

der Gegenüberstellung von Aktienrendite und operativer Rendite mit dem Gesamtmarkt wurden lediglich die<br />

<strong>Marken</strong>, die zu einem börsennotierten Unternehmen gehören, einbezogen. Diese Einschränkung kann bei der<br />

Untersuchung der Bedeutung der Marke für die Konsumenten aufgegeben werden. Aus diesem Grund resultiert<br />

hier eine andere Rangfolge der <strong>Marken</strong> bzw. Unternehmen.<br />

Vgl. Roland Berger <strong>St</strong>rategy Consultants (2002a), S. 5.<br />

Vgl. Roland Berger <strong>St</strong>rategy Consultants (2002b).<br />

16


Anhand der Marke können die Konsumenten schnell die ihnen bekannten Produkte<br />

bzw. die von ihnen üblicherweise gekauften Produkte identifizieren. Als Konsequenz<br />

verringert sich für die Konsumenten der Suchaufwand bzw. der Aufwand für Informationsbeschaffung.<br />

54 Diese Funktion der Marke gewinnt ihre Bedeutung insbesondere<br />

dadurch, dass die eingeschränkte Fähigkeit der Konsumenten zur Aufnahme und Verarbeitung<br />

von Daten auf einen drastischen Informationsüberschuss trifft. 55 Eine Überschreitung<br />

der Informationskapazität des Individuums führt zu kognitivem <strong>St</strong>ress. 56<br />

Eine Möglichkeit, auf diesen kognitiven <strong>St</strong>ress zu reagieren, besteht in der Neuverschlüsselung<br />

und Gruppierung von Informationen. Die Marke kann in diesem Zusammenhang<br />

als „information chunk“ 57 interpretiert werden. „As brand names provide<br />

memory shortcuts, time-pressed consumers are more inclined to buy brands with names<br />

they recognise.” 58<br />

Ein eindrucksvolles Beispiel für die Wirksamkeit der Funktion der Marke als Zeichen<br />

zur Wiedererkennung stellen empirische Untersuchungen über die <strong>Marken</strong>kenntnisse<br />

von Kindern dar. Bei einem Wettbewerb in bayerischen Grundschulen, bei dem die<br />

Kinder Vorlagen mit Kühen auf Weiden ausmalen mussten, malten ein Drittel von<br />

rund 30.000 Kindern diese Kühe lila, weil sie durch die Werbung für die Marke Milka<br />

ständig mit lila Kühen konfrontiert werden. 59 Die <strong>Marken</strong>kenntnis von Kleinkindern<br />

ließ sich auch durch empirische <strong>St</strong>udien bestätigen. So kennen bereits 68% der Dreibis<br />

Vierjährigen das <strong>Marken</strong>logo von Milka, bei Coca-Cola sind es 64%, bei McDonald’s<br />

56% und bei Kinderschokolade 54%. 60 Zwar wissen die Kinder nur selten den<br />

zu dem <strong>Marken</strong>logo gehörigen Namen, sie können allerdings dem Logo meist die richtige<br />

Produktkategorie zuordnen. Die Kinder nutzen das Logo der Marke instinktiv, um<br />

die Komplexität der Umwelt an ihre noch begrenzte Informationskapazität anzupassen.<br />

Diese Prozesse lassen sich analog für die Erwachsenen übertragen. Vor diesem Hintergrund<br />

ist es nicht überraschend, dass an der Spitze der Rangliste mit Coca-Cola,<br />

McDonald’s und Wrigleys drei <strong>Marken</strong> stehen, die von vielen Konsumenten als<br />

gleichsam identisch mit der jeweiligen Produktkategorie angesehen werden.<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

58<br />

59<br />

60<br />

Vgl. Berthon/Hulbert/Pitt (1999), S. 54.<br />

Vgl. Esch (2003), S. 32.<br />

Vgl. Kirsch (1994), S. 20.<br />

Jacoby/Szybillo/Busato-Schach (1977), S. 209.<br />

de Chernatony/Dall’Olmo Riley (1998), S. 420.<br />

Vgl. Esch (2003), S. 8.<br />

Vgl. Melzer-Lena/Barlovic (1999), S. 28.<br />

17


Qualitätssignal<br />

Die zweite hier analysierte Rangliste stellt auf den Vertrauensgrad ab, den die Konsumenten<br />

den <strong>Marken</strong> entgegenbringen. 61 Hierbei wird das Vertrauen in die <strong>Marken</strong> jeweils<br />

für einzelne Branchen analysiert. Die Rangfolgen der <strong>Marken</strong> für ausgewählte<br />

Branchen stellen sich wie folgt dar: 62<br />

Automobile Benzin Mobiltelefone Uhren Bekleidung Waschmittel<br />

VW Aral Nokia Junghans C&A Persil<br />

Mercedes Shell Siemens Swatch Hugo Boss Spee<br />

Audi Esso Motorola Citizen Esprit Ariel<br />

BMW Jet Telekom Casio Levis Henkel<br />

Opel DEA Vodafone Seiko Adidas Sunil<br />

Erfrischungsgetränke<br />

Handelsunternehmen<br />

Nahrungsmittel<br />

Süßigkeiten Kaffee/Tee Hautpflege<br />

Gerolsteiner Aldi Maggi Haribo Jacobs Nivea<br />

Coca-Cola Edeka Dr. Oetker Milka Tchibo Yves Rocher<br />

Volvic Lidl Knorr Lindt Melitta Florena<br />

Vilsa Real Nestlé Ritter Sport Dallmayr Dove<br />

Adelholzener Kaufland Barilla Ferrero Eduscho Oil of Olaz<br />

Abbildung B-8:<br />

Rangliste der wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland in Abhängigkeit des Vertrauensgrads<br />

Auffällig ist, dass primär Massenmarken an der Spitze stehen und <strong>Marken</strong> des hochwertigen<br />

Segments weniger vertreten sind bzw. ganz fehlen. 63 Der Grund hierfür ist<br />

darin zu sehen, dass den Konsumenten bei der Befragung keine Liste von <strong>Marken</strong>namen<br />

vorgegeben wurde. 64 Sie mussten die <strong>Marken</strong>namen daher sozusagen „ungestützt“<br />

nennen, weshalb die aktive Bekanntheit einer Marke in dieser Untersuchung eine gewichtige<br />

Einflussgröße darstellt.<br />

Anhand dieser Ranglisten wird als zweite Funktion der Marke ihre Rolle als Qualitätssignal<br />

deutlich. „Je gleichförmiger und massenhafter die Produkte sind, und je anonymer<br />

die Beziehung zwischen Anbieter und Nachfrager gestaltet [ist], desto mehr Ver-<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

Vgl. o.V. (2004b), S. 89-116.<br />

Vgl. o.V. (2004b), S. 98-114.<br />

Dies wird besonders deutlich bei den Branchen Bekleidung und Uhren.<br />

Vgl. o.V. (2004b), S. 90.<br />

18


trauenspotential benötigt das markierte Produkt.“ 65 Grundlage für die Unsicherheit der<br />

Konsumenten ist, dass zwischen Anbieter und Nachfrager ein Informationsgefälle besteht.<br />

66 Eine Möglichkeit zur Verringerung des Informationsgefälles besteht im Aufbau<br />

so genannter selbstbindender Maßnahmen durch die Anbieter. 67 Selbstbindende Maßnahmen<br />

signalisieren dem Nachfrager, dass der Anbieter hohe Kosten eingeht, wenn er<br />

sein Qualitätsversprechen nicht einhalten kann.<br />

Eine Sonderform einer Selbstbindungsmaßnahme stellt die Vertrauensbildung durch<br />

Personifizierung und Aufbau markenspezifischen Kapitals (brand name assets) dar. 68<br />

Der Aufbau einer Marke ist aus Sicht des Anbieters ein Sanktionsinstrument des Nachfragers.<br />

Nutzt der Anbieter die Informationsdefizite der Nachfrager aus, riskiert er die<br />

in den Aufbau des markenspezifischen Kapitals getätigten Investitionen. 69 „Eine einmal<br />

aufgebaute Reputation ist wie eine Geisel in der Gewalt des Kunden, deren Leben<br />

bei jedem Kauf erneut aufs Spiel gesetzt wird.“ 70 Für den Konsumenten verringert sich<br />

durch die Marke die Unsicherheit und damit das wahrgenommene Risiko. 71<br />

Das Ausmaß der Unsicherheit der Konsumenten hängt eng mit der Art der Eigenschaften<br />

des jeweiligen Produktes zusammen. Produkteigenschaften lassen sich in Such-,<br />

Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften unterteilen. 72 Während die Qualität von<br />

Sucheigenschaften durch Inspektion des Produktes bereits vor dem Kauf bestimmt<br />

werden kann, können Konsumenten Erfahrungseigenschaften erst beim Gebrauch bzw.<br />

Vertrauenseigenschaften gar nicht beurteilen. Die Rolle der Marke als Qualitätssignal<br />

spielt daher bei <strong>Marken</strong>produkten bzw. Dienstleistungen mit einem hohen Anteil an<br />

Vertrauens- bzw. Erfahrungseigenschaften eine Rolle. 73<br />

Das Ausmaß des Vertrauens der Konsumenten in <strong>Marken</strong> wird noch deutlicher, wenn<br />

es mit dem Vertrauen in gesellschaftliche bzw. staatliche Institutionen verglichen wird.<br />

In einer britischen <strong>St</strong>udie aus dem Jahr 1999 resultierten für die <strong>Marken</strong> Kellogs-<br />

Cornflakes oder Heinz-Ketchup größere Vertrauenswerte als für die Institutionen<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

Hätty (1989), S. 14.<br />

Vgl. Spremann (1990), S. 564-572.<br />

Vgl. Irmscher (1997), S. 177 f.<br />

Vgl. Irmscher (1997), S. 178 f.<br />

Vgl. Spremann (1988), S. 619.<br />

Kaas (1990), S. 545.<br />

Auch der Anbieter hat ein Interesse an der Reduktion der Unsicherheit, da die Qualitätsunsicherheit auf Seiten<br />

der Nachfrager zu einem Marktversagen durch Rückzug der Anbieter qualitativ hochwertiger Produkte<br />

(adverse Selektion) führen kann. Vgl. Akerlof (1970), S. 488-500; Spremann (1990), S. 574 f.<br />

Vgl. Nelson (1970), S. 312; Darby/Karni (1974), S. 68 f.<br />

Vgl. Sattler (1997), S. 186 f.<br />

19


Kirche, Polizei oder Parlament. 74 Eine ähnliche Untersuchung ergab, dass die britische<br />

Handelskette Boots mit 87% Grad des Vertrauens weitaus höhere Werte erzielte als<br />

UNO (64%), Polizei (59%) oder die britische Labour-Regierung (40%). 75<br />

Prestigefaktor<br />

Die Funktionen der Marke als Zeichen zur Wiedererkennung und als Qualitätssiegel<br />

stellen eher auf den rationalen Aspekt der Kaufentscheidung ab. Sie können allerdings<br />

noch nicht die „Magie der Marke“ 76 erklären. Diese wird anhand von zwei Untersuchungen<br />

deutlich, bei denen die <strong>Marken</strong> nach der Faszination, die sie bei den Konsumenten<br />

auslösen, in eine Rangfolge gebracht wurden. Teilnehmer der ersten <strong>St</strong>udie<br />

waren Personen in deutschen Unternehmen und Institutionen ab der mittleren Führungsebene.<br />

77 Bei der zweiten Untersuchung wurde ermittelt, welche <strong>Marken</strong> in den<br />

Liedern der US-Charts am meisten genannt wurden. Da eine Nennung von <strong>Marken</strong> in<br />

der Regel in Rap-Songs vorkommt, ist anhand dieser Rangliste zu erkennen, welche<br />

<strong>Marken</strong> in der Rap- bzw. Hip-Hop-Szene die größte Faszination ausüben: 78<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

78<br />

Vgl. Pringle/Gordon (2002), S. 147.<br />

Vgl. Pringle/Gordon (2002), S. 151.<br />

Biel (2000), S. 71.<br />

Vgl. o.V. (2004c), S. 63-72. Die Rangliste enthielt ursprünglich auch noch Personen bzw. Institutionen, die<br />

deutsche Entscheider faszinieren. Diese wurden aufgrund der hier interessierenden Fragestellung aus der<br />

Rangliste entfernt.<br />

Vgl. American Brandstand (2004), Full list 2003.<br />

20


Rang Marke Branche Rang Marke Branche<br />

1 Porsche Automobile 1 Mercedes-Benz 79 Automobile<br />

2 BMW Automobile 2 Cadillac Automobile<br />

3 Mercedes-Benz Automobile 3 Hennesy Spirituosen<br />

(Cognac)<br />

4 Ferrari Automobile 4 Gucci Bekleidung<br />

5 Microsoft Elektronik 5 Lexus Automobile<br />

6 Ebay Internet-Handel 6 Burberry Bekleidung<br />

7 Rolls-Royce Automobile 7 Cristal Spirituosen<br />

(Champagner)<br />

8 Nokia Telekommunikation 8 Prada Bekleidung<br />

9 Lamborghini Automobile 9 Chevrolet Automobile<br />

10 Jaguar Automobile 10 Dolce & Gabbana Bekleidung<br />

Abbildung B-9:<br />

Ranglisten der wertvollsten <strong>Marken</strong> in Deutschland in Abhängigkeit der Faszination<br />

bei Entscheidern bzw. der Faszination in der Rap-Szene<br />

Die Ranglisten sind zwar durch die spezielle Lebenswelt der beiden Konsumentengruppen<br />

geprägt, dennoch wird hieraus die Funktion der Marke als Prestigefaktor für<br />

Konsumenten sichtbar.<br />

Gerade die häufige Nennung von Automobilmarken und Bekleidungsmarken macht<br />

deutlich, dass <strong>Marken</strong> nicht nur zwischen Anbieter und Nachfrager, sondern auch im<br />

Verhältnis zwischen Konsument und sozialem Umfeld wirken. Durch demonstrativen<br />

Konsum von <strong>Marken</strong>produkten zeigt das Individuum sein Wohlstandsniveau. 80 Hierbei<br />

ist zu unterscheiden zwischen Luxusgütern und Alltagsgütern. 81 Da sich nur wenige<br />

Individuen Luxusgüter, wie beispielsweise Yachten, leisten können, impliziert schon<br />

allein der Besitz dieser Güter einen Geltungsnutzen. Im Gegensatz dazu sind Alltagsgüter<br />

für eine größere Anzahl von Menschen erschwinglich. 82 Der Besitz dieser Güter<br />

alleine bringt noch keinen Prestigegewinn mit sich. Entscheidend ist vielmehr, welche<br />

Markierung das Alltagsgut besitzt. „Soziale Effekte löst nicht mehr das Produkt aus,<br />

sondern in vielen Bereichen erlaubt erst die Markierung eine Produktpositionierung,<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

Die Marke Mercedes-Benz wurde im Jahr 2003 in den Liedern der US-Charts 112-mal genannt. „ Mercedes<br />

has been a rap brand of choice for many years. … And the brand has been in the #1 Billboard song for 13<br />

weeks this year. On 12 th April, Mercedes was mentioned in 4 separate songs.” American Brandstand (2004),<br />

Full list 2003.<br />

Vgl. Feemers (1992), S. 78-82; Lakaschus (1994), S. 1964-1969.<br />

Vgl. Bearden/Etzel (1982), S. 184 f.<br />

Da der Großteil der Bevölkerung in Industriestaaten ein Automobil besitzt, kann auch ein Automobil in diesem<br />

Sinne als „Alltagsgut“ betrachtet werden.<br />

21


die das Produkt aus der Masse, aus dem Bereich der Alltagsgüter hervorhebt und soziale<br />

Anerkennung initiieren kann.“ 83 Die Marke verschafft dem Käufer einen zusätzlichen<br />

sozialen Nutzen, der neben den reinen funktionalen Nutzen des Gutes tritt. 84<br />

Damit die Marke als Prestigefaktor wirken kann, müssen zwei Voraussetzungen gegeben<br />

sein. Zum einen müssen das Produkt bzw. die Marke der Öffentlichkeit zumindest<br />

grundsätzlich sichtbar und zugänglich sein. 85 Allerdings kann an die <strong>St</strong>elle des Produkts<br />

teilweise auch ein symbolhafter Platzhalter treten. 86 Zum anderen muss eine subjektiv<br />

wahrgenommene Wichtigkeit (high involvement) des Produktes bei den Konsumenten<br />

und seinem sozialen Umfeld gegeben sein.<br />

Die Faszination der in der Rangliste ganz vorne vertretenen Automobilmarken oder<br />

Bekleidungsmarken erklärt sich mithin zu einem wesentlichen Teil aus dem sozialen<br />

Prestige, das sie dem Käufer der Marke vermitteln. Allerdings würde es einem verkürzten<br />

Verständnis entsprechen, etwa die Faszination der Marke Ferrari nur auf ihre<br />

Funktion als Prestigefaktor zurückzuführen. Hier wird zusätzlich noch eine weitere<br />

Funktion der Marke relevant.<br />

Erlebnisfaktor<br />

Die zweite Funktion der Marke, die aus den beiden Ranglisten abgeleitet werden kann,<br />

besteht in der Funktion der Marke als Erlebnisfaktor. Dies erklärt sich vor dem Hintergrund<br />

einer zunehmenden Erlebnisorientierung der Gesellschaft. 87 Die Konsumenten<br />

kaufen <strong>Marken</strong>, weil sie Erlebnisse und Gefühle vermitteln. In diesem Zusammenhang<br />

kann die Marke sogar als „Lifestyle-Entwurf“ 88 angesehen werden. <strong>Marken</strong> bieten in<br />

einer postmodernen Welt, in der die überkommenen Werte grundsätzlich in Frage gestellt<br />

werden, eine Möglichkeit zur persönlichen Orientierung. Die Marke dient hier als<br />

Mittel zur Ich-Findung. „Nicht mehr der andere soll mich orten, ich erkenne mich via<br />

Marke gleichsam selbst.“ 89<br />

Als Beispiel für die Rolle der Marke als „Lifestyle-Entwurf“ kann die Popularität des<br />

geschwungenen Logos von Nike, des so genannten swoosh, als Tattoo-Motiv angesehen<br />

werden. „Not only do dozens of Nike employees have a swoosh tattooed on their<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

89<br />

Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 140.<br />

Vgl. Keller (1998), S. 99.<br />

Vgl. Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 139.<br />

Vgl. Feemers (1992), S. 76.<br />

Vgl. Linxweiler (2001), S. 27 f.<br />

Schütte (1999), S. 48.<br />

Schütte (1999), S. 56.<br />

22


calves, but tattoo parlors all over North America report that the swoosh has become<br />

their most popular item.“ 90 Ebenso kann für einen Ferrari-Fahrer die Faszination an der<br />

Marke Ferrari neben den technischen Qualitäten vor allem auf dem Lebensgefühl, das<br />

die Marke vermittelt, beruhen.<br />

Auf Basis der Analysen zur Bedeutung der Marke aus Sicht der Unternehmen und der<br />

Konsumenten wird die zentrale Rolle der Marke und eines <strong>Marken</strong>managements für<br />

Unternehmen deutlich. Vor diesem Hintergrund soll im folgenden Abschnitt auf die<br />

aktuellen Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements eingegangen werden.<br />

2 Aktuelle Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements<br />

Die Zielsetzung dieser Arbeit besteht darin, auf Basis der Methodik des <strong>Rating</strong>s den<br />

„true and fair view“ der Marke für Zwecke des <strong>Marken</strong>managements abzubilden. Das<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> kann daher als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument betrachtet<br />

werden. Zur Entwicklung eines solchen Instruments ist ein Verständnis erforderlich,<br />

welche Fragestellungen für das <strong>Marken</strong>management von Relevanz sind und welche<br />

Informationsanforderungen hieraus resultieren. Zu diesem Zweck sind die aktuellen<br />

Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements näher zu betrachten. Dies wird getrennt<br />

nach den Bereichen strategische Analyse, Planung, Performancemessung und externes<br />

Reporting vorgenommen. Dabei wird jeweils auch auf die erforderlichen Informationen<br />

zur Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements eingegangen.<br />

Aktuelle Herausforderungen für die strategische Analyse<br />

Für die strategische Analyse ist als zentrale Veränderung des Umfeldes die Inflation<br />

der angebotenen <strong>Marken</strong> anzusehen. So ist den letzten Jahren eine steigende Anzahl<br />

der angebotenen Produkte und <strong>Marken</strong> zu beobachten. 91 Die hieraus resultierende vergrößerte<br />

Auswahl wird von vielen Konsumenten allerdings nicht nur positiv, sondern<br />

mehr und mehr als „Angebotschaos“ wahrgenommen. 92 Vor diesem Hintergrund ist es<br />

90<br />

91<br />

92<br />

Klein (2000), S. 56.<br />

Hierfür sind mehrere Ursachen verantwortlich. Zum einen versuchten viele Unternehmen, die heterogenen<br />

Bedürfnisse der Konsumenten durch maßgeschneiderte Angebote abzudecken. Zum anderen erhöhte sich die<br />

Anzahl der angebotenen <strong>Marken</strong> auch durch die zunehmende Internationalisierung und den damit verbundenen<br />

Markteintritt neuer Wettbewerber. Weitere Gründe sind die Verkürzung der Produktlebenszyklen und der<br />

Zwang zu beständigen Produktinnovationen. Vgl. Esch (2003), S. 27-29.<br />

Dies wird noch dadurch verstärkt, dass die Inflation der <strong>Marken</strong> auch mit einer Inflation der kommunikativen<br />

<strong>Marken</strong>maßnahmen einhergeht. Als Konsequenz nehmen die Konsumenten eine strikte Beschränkung der von<br />

23


nicht überraschend, dass der Großteil des Gewinns von vielen <strong>Marken</strong>artikelunternehmen<br />

mit einer sehr geringen Anzahl von <strong>Marken</strong> erzielt wird. 93 Abbildung B-10 stellt<br />

für bekannte <strong>Marken</strong>artikelunternehmen die Aufteilung des Gewinns auf die <strong>Marken</strong><br />

des Portfolios dar:<br />

75% der <strong>Marken</strong><br />

erwirtschaften<br />

weniger als 10%<br />

des Gewinns<br />

30% des<br />

Gewinns<br />

entfallen auf die<br />

restlichen 27<br />

<strong>Marken</strong><br />

Unilever (1999)<br />

25% der <strong>Marken</strong><br />

erwirtschaften<br />

mehr als 90%<br />

des Gewinns<br />

Diageo (1999)<br />

70% des<br />

Gewinns<br />

entfallen auf die<br />

8 größten<br />

<strong>Marken</strong><br />

weniger als 50%<br />

des Gewinns<br />

entfallen auf<br />

übrige <strong>Marken</strong><br />

die 10<br />

wichtigsten<br />

<strong>Marken</strong><br />

erwirtschaften<br />

mehr als 50%<br />

des Gewinns<br />

Procter & Gamble (1992-2002)<br />

Abbildung B-10: Aufteilung des Gewinns auf die <strong>Marken</strong> bei <strong>Marken</strong>artikelunternehmen<br />

So waren im Jahr 1999 bei Unilever 400 der 1.600 <strong>Marken</strong> für mehr als 90% des Gewinns<br />

verantwortlich. Ähnliches gilt für den weltweit größten Spirituosenhersteller<br />

Diageo, bei dem im Jahr 1999 70% des Konzerngewinnes auf 8 der 35 <strong>Marken</strong> des<br />

<strong>Marken</strong>portfolios entfielen. Auch bei Procter & Gamble machten die größten 10 <strong>Marken</strong><br />

des Unternehmens mehr als 50% des Gewinns des Unternehmens in den Jahren<br />

1992 bis 2002 aus. Bei Nestlé waren im Jahr 1996 rund 200 der mehr als 8.000 <strong>Marken</strong><br />

des Unternehmens für einen Großteil des Unternehmensgewinns verantwortlich.<br />

93<br />

ihnen wahrgenommenen <strong>Marken</strong> vor. Insbesondere für neu eingeführte <strong>Marken</strong> wird es daher immer schwieriger,<br />

die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erwecken. Vgl. Linxweiler (2001), S. 34.<br />

Vgl. zum Folgenden Kumar (2004b), S. 56.<br />

24


Die Konsequenz für die <strong>St</strong>rategien der <strong>Marken</strong>artikelunternehmen besteht darin, dass<br />

vielfach eine Konzentration der personellen und finanziellen Ressourcen auf die<br />

stärksten <strong>Marken</strong> vorgenommen wird. <strong>St</strong>rategische Maßnahmen dieser Art können aktuell<br />

bei verschiedenen großen <strong>Marken</strong>artikelunternehmen beobachtet werden. So erhöhte<br />

beispielsweise Unilever im zweiten Halbjahr 2002 die Werbeausgaben um 50%,<br />

reduzierte aber gleichzeitig im Zeitraum von 2000 bis 2002 das <strong>Marken</strong>portfolio von<br />

1.600 <strong>Marken</strong> auf 900 <strong>Marken</strong> im Jahr 2004. Bis zum Ende des Jahres 2004 sollen nur<br />

die 400 stärksten und profitabelsten <strong>Marken</strong> übrig bleiben. 94 Ähnliche <strong>St</strong>rategien werden<br />

auch von anderen großen <strong>Marken</strong>artikelunternehmen wie LVMH (Louis Vuitton<br />

Moët Henessy) durchgeführt. 95<br />

Zur Generierung der erforderlichen Informationen für die Restrukturierung eines<br />

<strong>Marken</strong>portfolios ist zum einen eine Bewertung der einzelnen <strong>Marken</strong> unter Berücksichtigung<br />

der Marketing- und Finanzperspektive durchzuführen. Aus der Marketingperspektive<br />

wird deutlich, welche <strong>Marken</strong> über einen hohen Goodwill bei den Konsumenten<br />

verfügen. Parallel dazu können aus der Finanzperspektive wertschaffende und<br />

wertvernichtende <strong>Marken</strong> identifiziert werden.<br />

Die Information über die Wertschaffung oder -vernichtung auf der Ebene der Marke<br />

als immaterieller Vermögenswert reicht jedoch für die Entscheidung über die Restrukturierung<br />

des Portfolios noch nicht aus. Wenn das Management etwa die Forderung<br />

aufstellt, nur profitable <strong>Marken</strong> im Portfolio behalten zu wollen, so bezieht sich dies<br />

auf das <strong>Marken</strong>produkt. Alleine auf der Basis der Analyse der Marke als immaterieller<br />

Vermögenswert kann noch keine Aussage über eine Wertschaffung oder -vernichtung<br />

auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts getroffen werden. Mithin ist im Rahmen der Restrukturierung<br />

eines Portfolios auch die Produktebene zu betrachten.<br />

Zusammenfassend kann mithin aus der aktuellen Herausforderung der strategischen<br />

Analyse die Notwendigkeit einer Integration von Marketing- und Finanzperspektive<br />

sowie von Intangible- und Produkt-Sicht der Marke abgeleitet werden. Erst die gemeinsame<br />

Betrachtung führt zu einem „true and fair view“ der Marke, auf dessen Basis<br />

Entscheidungen über die zukünftige Zusammensetzung des Portfolios getroffen<br />

werden können.<br />

94<br />

95<br />

Vgl. Unilever (2003a).<br />

Vgl. LVMH (2003), S. 3-5.<br />

25


Aktuelle Herausforderungen für die Planung<br />

Als weitere aktuelle Fragestellung des <strong>Marken</strong>managements ist die zunehmende Konkurrenz<br />

durch Handelsunternehmen bzw. Billigprodukte zu beobachten. Handelsunternehmen<br />

wie Aldi oder Lidl versuchen verstärkt, sich gegenüber den Herstellern von<br />

<strong>Marken</strong>produkten zu profilieren, indem sie sich selbst als Marke positionieren. 96 Dies<br />

wird erleichtert durch die steigende Qualität der No-name-Produkte, die mittlerweile<br />

von den Konsumenten gegenüber <strong>Marken</strong>artikeln als weitgehend gleichwertig empfunden<br />

werden. 97 Die Herausforderung wird verdeutlicht durch eine vergleichende<br />

Betrachtung des Marktanteils der Handelsmarken im Vergleich zur stärksten Herstellermarke<br />

für den Zeitraum von 1973 bis 2001: 98<br />

30,0%<br />

25,0%<br />

Marktführer<br />

Marktanteil<br />

20,0%<br />

15,0%<br />

10,0%<br />

5,0%<br />

0,0%<br />

Handelsmarken /Aldi<br />

73<br />

75<br />

77<br />

79<br />

81<br />

83<br />

85<br />

87<br />

89<br />

91<br />

93<br />

95<br />

97<br />

99<br />

Jahr<br />

Abbildung B-11: Entwicklung der Marktanteile von stärkster Herstellermarke und Handelsmarken/Aldi<br />

von 1973 bis 2001<br />

Die Konsequenz für die <strong>St</strong>rategien der Hersteller von <strong>Marken</strong>artikeln besteht darin,<br />

dass sie ihre <strong>Marken</strong> klar profilieren müssen. 99 Nur wenn die <strong>Marken</strong> über ein positives,<br />

relevantes und unverwechselbares Image bei den Konsumenten verfügen, sind<br />

diese bereit, eine Preisprämie für die <strong>Marken</strong> zu bezahlen. Insbesondere muss der Einsatz<br />

von Sonderangebotsaktionen oder Preispromotionen sehr sorgfältig abgewogen<br />

werden. In diesem Zusammenhang ist vor allem die Rolle des Käufersegments der Sys-<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

Hierbei wird die <strong>St</strong>rategie verfolgt, den Firmennamen in der Funktion als Qualitätssignal zu verwenden. Vgl.<br />

Meffert/Burmann (1996), S. 2.<br />

Vgl. Quelch/Harding (2004), S. 26 f.<br />

Vgl. GfK (2001) zitiert nach Esch (2003), S. 443. Vgl. für ähnliche Entwicklungen in den USA Quelch/<br />

Harding (2004), S. 24 f.<br />

Vgl. Quelch/Harding (2004), S. 39.<br />

26


tem Beater zu berücksichtigen. 100 System Beater sind durch eine hohe <strong>Marken</strong>präferenz<br />

bei gleichzeitiger hoher Preissensibilität gekennzeichnet. Aufgrund ihrer Erfahrung<br />

mit den Marketingmaßnahmen der Unternehmen warten sie ab, bis sie die von<br />

ihnen präferierten <strong>Marken</strong> im Rahmen von Aktionen günstig erhalten. Im schlimmsten<br />

Fall sind manche <strong>Marken</strong> nur noch durch Sonderangebote zu vermarkten. 101<br />

Auch im Rahmen der aus den Herausforderungen der Planung resultieren Informationsanforderungen<br />

nimmt der <strong>Marken</strong>wert eine wichtige Rolle ein. So ist für die<br />

Bewertung und Auswahl einzelner Maßnahmen zum einen die Kenntnis der Auswirkungen<br />

auf den finanziellen <strong>Marken</strong>wert erforderlich. Zum anderen muss aber auch<br />

abgeschätzt werden, wie sich durch die Maßnahme die zentralen Werttreiber des Werts<br />

der Marke aus der Marketing-Perspektive, wie Image oder Bekanntheit, verändern<br />

werden.<br />

Allerdings wird auch hier wieder die schwierige Trennbarkeit von Marke und <strong>Marken</strong>produkt<br />

deutlich. So wirken beispielsweise Aktivitäten der Kommunikationspolitik<br />

sowohl auf die Marke als auch auf das <strong>Marken</strong>produkt. Eine Auswahl von Maßnahmen<br />

sollte daher nicht nur auf der Basis ihrer erwarteten Auswirkungen auf den Wert der<br />

Marke, sondern auch auf der Grundlage ihrer Auswirkungen auf den Wert des <strong>Marken</strong>produkts<br />

beurteilt werden. 102<br />

Auch für die Planung wird mithin die Notwendigkeit einer Integration von Marketingund<br />

Finanzperspektive sowie von Intangible- und Produktsicht der Marke deutlich.<br />

Aktuelle Herausforderungen für die Performancemessung<br />

Eine weitere Herausforderung an das <strong>Marken</strong>management stellt das zunehmende Interesse<br />

des Top-Managements nach einer Offenlegung des Beitrags der Marke zum<br />

Unternehmenserfolg dar. Verantwortlich hierfür ist, dass sich auch auf den Top-<br />

Managementebenen die Erkenntnis über die Rolle der Marke als zentraler Werttreiber<br />

durchgesetzt hat. 103 Damit liegt es nahe, auch die Entwicklung der Marke verstärkt zu<br />

beobachten und zu messen. So wurde bei einer Umfrage im Vorfeld des Weltwirtschaftsforum<br />

2004 unter ausgewählten CEOs der Charakter der Marke als kritische<br />

Größe zur Messung der Performance des Unternehmens betont: „Now it is clear that<br />

100 Vgl. Meer (1995), S. RC-4 f.<br />

101 Dies ist etwa bei der Kaffeemarke Jacobs Krönung zu beobachten. Vgl. Esch (2003), S. 41.<br />

102 In Abschnitt D2.2 wird anhand des Fallbeispiels eine Situation gezeigt werden, bei der eine Maßnahme den<br />

<strong>Marken</strong>wert erhöht, den Wert des <strong>Marken</strong>produkts aber reduziert.<br />

103 „Brands are now centre stage.” Blackett (1998), S. xi.<br />

27


eputation is a vital component of a company’s value and it is becoming a key measure<br />

of a company’s performance.“ 104 Mit 27% der Nennungen wird die Entwicklung der<br />

Marke von den befragten CEOs als wichtigeres Performancemaß eingeschätzt als Profitabilität<br />

(17%), Return on Investment (13%) oder Aktienperformance (5%) des Unternehmens.<br />

105<br />

Die Konsequenz für die Unternehmen besteht darin, dass die oftmals bestehende Trennung<br />

zwischen Marketing und Finanzbereich aufgehoben werden muss: „For too many<br />

on both sides of the fence, marketing has been regarded as a science or art in its own<br />

right, with members of this exclusive club happy to spend their time talking their own<br />

language their own group and giving each other rewards. The result has been that marketing<br />

has allowed itself to be separated from business. It has not allowed itself to be<br />

judged by business criteria.” 106 Die Performancemessung im Bereich des <strong>Marken</strong>managements<br />

ist mithin um finanzielle Kennzahlen zu ergänzen, um anschlussfähig an die<br />

Kenngrößen des Finanzbereichs bzw. des Top-Managements und der Kapitalmärkte zu<br />

werden.<br />

Das zunehmende Interesse des Top-Managements nach einer Offenlegung des Beitrags<br />

der Marke zum Unternehmenserfolg im Rahmen der Performancemessung bezieht sich<br />

zunächst auf die Finanzperspektive der Marke. Allerdings muss auch die Marketing-<br />

Perspektive der Marke in die Performancemessung einfließen. Anderenfalls könnten<br />

(Fehl-)Anreize resultieren, etwa durch Kürzungen von Werbemaßnahmen finanzielle<br />

Größen auf Kosten einer nachhaltigen Beschädigung der Wahrnehmung der Marke<br />

durch die Konsumenten zu maximieren.<br />

Bereits bei den Informationsanforderungen der Planung wurde erläutert, dass aufgrund<br />

der schwierigen Trennbarkeit von Marke und <strong>Marken</strong>produkt die Auswirkungen von<br />

Maßnahmen des <strong>Marken</strong>managements sowohl auf der Ebene der Marke als auch des<br />

<strong>Marken</strong>produkts geplant werden sollten. Wegen der engen Verbindung von Planung<br />

und Kontrolle ist die gemeinsame Betrachtung von Marke und <strong>Marken</strong>produkt auch<br />

für die Performancemessung erforderlich. Bei der isolierten Betrachtung von Marke<br />

oder <strong>Marken</strong>produkt – unter Umständen auf Basis unterschiedlicher Methoden – könnten<br />

widersprüchliche Anreize bzw. (Fehl-)Anreize für das <strong>Marken</strong>management resultieren.<br />

Somit gilt auch für die Performancemessung die Notwendigkeit einer Integration<br />

von Marketing- und Finanzperspektive sowie von Intangible- und Produktsicht der<br />

Marke.<br />

104 John Grahm, Chairman und CEO von Fleishman-Hillard, zitiert nach World Economic Forum (2004).<br />

105 Vgl. World Economic Forum (2004).<br />

106 Chris Ingram, früherer Chairman von Tempest, zitiert nach Malcolm (2003), S. 3.<br />

28


Aktuelle Herausforderungen für das externe Reporting<br />

Als aktuelle Herausforderung für das externe Reporting kann die zunehmende Forderung<br />

nach einer Berichterstattung über die immateriellen Vermögenswerte angesehen<br />

werden. 107 Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeit der Aktivierung von selbst geschaffenen<br />

immateriellen Vermögenswerten ist es für Unternehmensexterne sehr<br />

schwer, den finanziellen Wert selbst geschaffener <strong>Marken</strong> und die Zukunftschancen<br />

des Unternehmens einzuschätzen. 108<br />

Für das Management resultiert hieraus die Aufgabe, die Werttreiber und die Potenziale<br />

des Unternehmens explizit zu machen. Im Fall der selbst geschaffenen Marke ergibt<br />

sich die besondere Schwierigkeit, dass deren Wert nicht im externen Rechnungswesen<br />

ausgewiesen wird. Aus diesem Grund muss das Management durch eine geeignete<br />

Vorgehensweise im Rahmen des externen Reportings sicherstellen, dass der Wert der<br />

Marke adäquat in das Urteil der Kapitalgeber einfließt.<br />

Im Rahmen des externen Reportings spielt der finanzielle <strong>Marken</strong>wert beispielsweise<br />

zur Bestimmung des Bilanzwerts von akquirierten und damit aktivierbaren <strong>Marken</strong><br />

eine wesentliche Rolle. Zusätzlich sind für die Investoren auch die Werte der selbst<br />

geschaffenen und damit nicht aktivierbaren <strong>Marken</strong> von Interesse. Neben Informationen<br />

über die Finanzperspektive besteht ein umfassendes externes Reporting der Marke<br />

auch aus Angaben über die Werttreiber der Marketingperspektive, wie etwa die Bekanntheit<br />

der Marke.<br />

Allerdings nehmen Unternehmen im Rahmen des externen Reportings nicht nur die<br />

Intangible-Sicht der Marke ein. Unilever berichtet etwa im Geschäftsbericht für das<br />

Jahr 2002: „Leading brands grow by 5,4%.“ 109 Dies bezieht sich allerdings auf den<br />

Umsatz der jeweiligen <strong>Marken</strong>produkte und nicht auf den isolierten Umsatz der einzelnen<br />

<strong>Marken</strong> als immaterielle Vermögenswerte. Die Vielfältigkeit der im Rahmen<br />

des externen Reportings relevanten Informationen erfordert somit auch die gemeinsame<br />

Betrachtung der <strong>Marken</strong>- und der <strong>Marken</strong>produktebene.<br />

107 „Hard evidence regarding the harmful private and social consequences of the disclosure environment of intangibles<br />

(both within business organizations and in capital markets) is fast accumulating. … There is thus a<br />

scientific base for the call for a substantial improvement in information disclosure concerning intangibles.”<br />

Lev (2001), S. 103.<br />

108 Vgl. Lev/Zarowin (1999), S. 3-15.<br />

109 Unilever (2003b), S. 5.<br />

29


Zusammenfassend lässt sich mithin auf Basis der aktuellen Herausforderungen des<br />

<strong>Marken</strong>managements das in der Problemstellung dieser Arbeit postulierte Erfordernis<br />

der Integration von Marketing- und Finanzperspektive sowie von Intangible- und Produktsicht<br />

der Marke ableiten:<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument<br />

Intangible-Sicht<br />

der Marke<br />

Integration durch Methodik des <strong>Rating</strong>s<br />

Produkt-Sicht<br />

der Marke<br />

Marketing-Sicht<br />

der Marke<br />

Finanz-Sicht<br />

der Marke<br />

Aktuelle Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements<br />

Inflation von<br />

Produkten und<br />

<strong>Marken</strong><br />

Konkurrenz durch<br />

Handelsunternehmen<br />

bzw. Billigprodukte<br />

Aufmerksamkeit<br />

des Top-Managements<br />

für die Marke<br />

Forderung nach<br />

Berichterstattung über<br />

die Marke<br />

Abbildung B-12: Aktuelle Herausforderungen des <strong>Marken</strong>managements und Zielsetzung dieser<br />

Arbeit<br />

In der bestehenden Literatur zur <strong>Marken</strong>bewertung wird die Perspektive der Marke als<br />

immaterieller Vermögenswert diskutiert. Es wird mithin eine Intangible-Sicht der<br />

Marke eingenommen. Um eine Anschlussfähigkeit an die bisherige Literatur herzustellen,<br />

erfolgt die Diskussion von <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Marken</strong>management im folgenden<br />

Abschnitt ausschließlich im Kontext der Marke als immaterieller Vermögenswert.<br />

Auf diese Weise rückt zunächst der Integrationsaspekt der Verbindung von Marketingund<br />

Finanzperspektive in den Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang wird zu zeigen<br />

sein, welchen Beitrag die Methodik des <strong>Rating</strong>s zur Integration von Marketing- und<br />

Finanzsicht der Marke leisten kann. Die Erweiterung der Diskussion um die Integration<br />

der Ebenen Marke als immaterieller Vermögenswert und <strong>Marken</strong>produkt wird dann<br />

in Kapitel C vorgenommen.<br />

30


3 <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Marken</strong>management<br />

3.1 Definition von Marke und <strong>Marken</strong>wert<br />

Aufgrund der Komplexität des <strong>Marken</strong>konstrukts ist der Begriff der Marke selbst<br />

schillernd. Aus diesem Grund ist in diesem Abschnitt zu erarbeiten, welches <strong>Marken</strong>verständnis<br />

dieser Arbeit zugrunde liegt. „Grundsätzlich ist bei begrifflichen Auseinandersetzungen<br />

immer davon auszugehen, dass es keine ’richtige’ oder ’falsche’<br />

Definition von Begriffen gibt. Vielmehr sind Begriffe und Definitionen letztlich eine<br />

Frage der Zweckmäßigkeit.“ 110 Der folgende Versuch der Erarbeitung eines <strong>Marken</strong>verständnisses<br />

erhebt daher nicht den Anspruch, eine gleichsam allgemeingültige Definition<br />

für die Marke zu entwickeln. Vielmehr soll eine <strong>Marken</strong>definition resultieren,<br />

die für die Zielsetzung dieser Arbeit geeignet ist.<br />

Den Ausgangspunkt für eine Definition der Marke stellt eine Analyse der existierenden<br />

Definitionen des Begriffs der Marke dar. Eine umfassende Zusammenstellung der Definition<br />

der Marke in der internationalen Literatur wurde von de Chernatony/Dall’Olmo<br />

Riley vorgenommen. Hierbei wurden 12 „Themen“ im Zusammenhang<br />

mit der Definition des Terminus „brand“ identifiziert: 111<br />

110 Bruhn (1994), S. 9.<br />

111 Vgl. de Chernatony/Dall’Olmo Riley (1998), S. 418-424.<br />

31


„Thema“ Bedeutung/Definition 112<br />

Brand as a legal instrument Marke als Zeichen, um das Eigentum zu bezeichnen<br />

Brand as a logo<br />

„A name, term, sign, symbol or design, or a combination of them,<br />

intended to identify the goods or services of one seller or group of<br />

sellers and to differentiate them from those of competitors.” 113<br />

Brand as a company Unternehmen ist als Marke zu verstehen, Produktmarken basieren auf<br />

der Unternehmensmarke<br />

Brand as a shorthand Marke als Entscheidungshilfe<br />

Brand as a risk reducer Marke reduziert das wahrgenommene Risiko der Konsumenten<br />

Brand as an identity system Marke bzw. <strong>Marken</strong>identität als ganzheitliche <strong>St</strong>ruktur von sechs<br />

zusammenhängenden Aspekten: Beschaffenheit, Persönlichkeit, Kultur,<br />

Bezug zum Verbraucher, spontane Zuordnung, Vision 114<br />

Brand as an image in consumers’<br />

minds<br />

psychological attributes.” 115<br />

„Brands are consumer images of the product’s functional and<br />

Brand as a value system Marke ist ein Bündel von relevanten Werten für die Konsumenten<br />

Brand as a personality „A brand personality can be defined as the set of human characteristics<br />

associated with a given brand.” 116<br />

Brand as a relationship Marke als der Ausdruck einer Beziehung zwischen Produkt und<br />

Konsument<br />

Brand as adding value Marke als Zusatznutzen bzw. als Produkt mit Zusatznutzen<br />

Brand as an evolving entity <strong>Marken</strong> als <strong>St</strong>ufen eines Entwicklungsprozesses von „commodity“ zu<br />

„Referenz“ für eine bestimmte Produktkategorie<br />

Abbildung B-13: Übersicht über Definitionen des Terminus „brand“ in der internationalen<br />

Literatur<br />

Die 12 „Themen“ können danach unterschieden werden, inwieweit die Marke als immaterieller<br />

Vermögenswert oder als <strong>Marken</strong>produkt aufgefasst wird. Dabei zeigt sich,<br />

dass in der Literatur kein einheitliches Begriffsverständnis vorherrscht. So verstehen<br />

die ersten zehn in Abbildung B-13 aufgeführten Definitionen die Marke als immateriellen<br />

Vermögenswert, während die letzten beiden Sichtweisen sie zum Teil mit dem<br />

<strong>Marken</strong>produkt gleichsetzen.<br />

112 Nicht für alle „Themen“ existiert eine direkte Definition der Marke; in diesen Fällen wurde die Bedeutung der<br />

Marke gemäß der jeweiligen Sichtweise dargestellt. Teilweise ist auch zweifelhaft, ob manche dieser „Themen“<br />

überhaupt als eigenständige Definitionen der Marke angesehen werden können.<br />

113 American Marketing Association (1960) zitiert nach de Chernatony/Dall’Ollmo Riley (1998), S. 419.<br />

114 Vgl. Kapferer (1992), S. 50-56.<br />

115 Martineau (1959), S. 50.<br />

116 Aaker (1996b), S. 141.<br />

32


Dies macht es erforderlich, den Zusammenhang zwischen Produkt und Marke noch<br />

etwas näher zu beleuchten. Kotler unterscheidet in Abhängigkeit des Nutzens für den<br />

Konsumenten fünf Ebenen eines Produkts: 117 core benefit (Kernnutzen), generic product<br />

(„no-frills“-Version, Basisprodukt), expected product („normale“ Erwartungen<br />

der Konsumenten an das Produkt), augmented product (Zusatznutzen) sowie potential<br />

product (potentielle Erweiterungen des Produktes). In der heutigen Wirtschaftswelt<br />

findet der Wettbewerb überwiegend auf der Ebene des augmented product statt. 118<br />

Gemäß dieser Kategorisierung stellt die Marke eine Möglichkeit zur Erzielung eines<br />

Zusatznutzens auf der Ebene des augmented product dar.<br />

Diese Systematik greift Doyle auf, indem er den Zusammenhang von Produkt und<br />

Marke als Entwicklungsprozess beschreibt: 119<br />

Potential brand<br />

Augmented brand<br />

Basic brand<br />

Product<br />

Abbildung B-14: Zusammenhang von Produkt und Marke<br />

Den Ausgangspunkt bildet die Ebene des product. 120 Ein Produkt dieser Art erfüllt die<br />

Bedürfnisse der Konsumenten. Auf der nächsten Ebene wird das product um eine basic<br />

brand ergänzt, indem über <strong>Marken</strong>zeichen, Verpackung, Design, Werbung oder Promotionaktivitäten<br />

eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb angestrebt wird. 121<br />

117 Vgl. Kotler (2003), S. 407-409. Kotler baut hierbei auf den Überlegungen von Levitt auf. Vgl. Levitt (1980),<br />

S. 84-88.<br />

118 Vgl. Kotler (2003), S. 408.<br />

119 Vgl. Doyle (2000), S. 232.<br />

120 Vgl. zum Folgenden Doyle (2000), S. 233.<br />

121 Diese <strong>St</strong>ufe entspricht der in Abschnitt B1.2 angesprochenen Funktion der Marke als Zeichen zur Wiedererkennung.<br />

33


Auf der Ebene der augmented brand wird die Kombination aus Produkt und <strong>Marken</strong>zeichen<br />

um zusätzliche Nutzenelemente, wie beispielsweise längere Garantiefristen<br />

oder zusätzliche Serviceleistungen, angereichert, um sie attraktiver für die Konsumenten<br />

zu machen. 122 Die vierte und oberste Ebene stellt die potential brand dar. Diese<br />

umfasst den emotionalen Zusatznutzen der Marke als Voraussetzung zum Aufbau von<br />

<strong>Marken</strong>loyalität und Zahlungsbereitschaft. 123<br />

Auch wenn die Begrifflichkeiten nicht immer eindeutig verwendet werden, machen die<br />

Systematiken von Kotler und Doyle deutlich, dass sich das Verhältnis von <strong>Marken</strong>produkt<br />

und Marke letztlich über drei Größen konkretisieren lässt. Ausgangspunkt ist das<br />

unmarkierte Produkt bzw. No-name-Produkt. 124 Das No-name-Produkt wird ergänzt<br />

durch den Zusatznutzen der Marke als immaterieller Vermögenswert. No-name-<br />

Produkt und Marke zusammen ergeben das <strong>Marken</strong>produkt. In diesem Sinne kann die<br />

Marke definiert werden als ein immaterieller Zusatznutzen, der neben den Nutzen des<br />

No-name-Produkts tritt. 125 Nachfolgende Abbildung stellt den Zusammenhang von<br />

Marke und <strong>Marken</strong>produkt noch einmal dar:<br />

Marke<br />

Immaterieller<br />

Zusatznutzen<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

No-name-<br />

Produkt<br />

Abbildung B-15: Zusammenhang von Marke und <strong>Marken</strong>produkt<br />

In den Abschnitten A und B wurde bereits erläutert, dass die Bewertung der Marke als<br />

immaterieller Vermögenswert die Integration von Marketing- und Finanzperspektive<br />

der Marke erforderlich macht. Diese Dualität von Marketing- und Finanzperspektive<br />

ist somit auch bei der Definition des <strong>Marken</strong>werts zu berücksichtigen. In diesem Sinne<br />

122 Diese zusätzlichen Elemente können mit der in Abschnitt B1.2 beschriebenen Funktion der Marke als Qualitätssignal<br />

in Verbindung gebracht werden.<br />

123 Hier besteht eine Nähe zu den in Abschnitt B1.2 hergeleiteten Funktionen der Marke als Prestigefaktor bzw.<br />

als Erlebnisfaktor.<br />

124 Die für die Wertermittlung der Marke erforderliche exakte Definition des unmarkierten Produkts bzw. Noname-Produkts<br />

wird in Abschnitt C2.3.1.1 vorgenommen.<br />

125 Diese <strong>Marken</strong>definition steht daher in engem Zusammenhang mit dem Verständnis der Marke von Kotler und<br />

Doyle bzw. dem „Thema“ der Marke als „adding value“, wobei hier explizit zwischen <strong>Marken</strong>produkt und<br />

Marke differenziert wird.<br />

34


wird der Wert der Marke aus der Finanzperspektive als <strong>Marken</strong>wert bezeichnet. Für<br />

den Wert der Marke aus der Perspektive des Marketing wird der Terminus <strong>Marken</strong>stärke<br />

verwendet.<br />

Aufgrund der Definition der Marke als immaterieller Zusatznutzen gegenüber einem<br />

No-name-Produkt wird der <strong>Marken</strong>wert zunächst auf der Ebene einzelner „<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen“<br />

erfasst. Wenn die Marke beispielsweise als Dachmarke<br />

nicht nur in einer einzigen <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination verwendet<br />

wird, errechnet sich der Gesamtwert der Marke als Summe aus den anteiligen <strong>Marken</strong>werten<br />

der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen: 126<br />

Gesamtwert der Marke A<br />

Wert der Marke A in <strong>Marken</strong>produkt-<br />

<strong>Marken</strong>kombination 1<br />

Wert der Marke A in <strong>Marken</strong>produkt-<br />

<strong>Marken</strong>kombination 2<br />

Marke A<br />

Marke A<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

1<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

2<br />

No-name-<br />

Produkt 1<br />

No-name-<br />

Produkt 2<br />

Abbildung B-16: Wert einer Marke auf Basis mehrerer <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen<br />

Nach der Schaffung der begrifflichen Grundlagen kann in den beiden folgenden Abschnitten<br />

die Darstellung der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung und die<br />

Überprüfung deren Eignung für das <strong>Marken</strong>management vorgenommen werden.<br />

126 Wenn eine Marke wie Nivea beispielsweise einmal als Marke für ein Duschmittel und daneben als Marke für<br />

eine Hautcreme verwendet wird, so entspricht dies zwei <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen. Der Gesamtwert<br />

der Marke Nivea errechnet sich als Summe der jeweiligen Werte der Marke Nivea für die beiden<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen. Die unter Umständen sehr komplexen Aufteilungen von <strong>Marken</strong> auf<br />

verschiedene <strong>Marken</strong>produkte werden in Abschnitt C3.2 bei der Darstellung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für ein<br />

<strong>Marken</strong>portfolio vertieft diskutiert.<br />

35


3.2 Darstellung der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

Die Kenntnis des Werts der Marke ist für das <strong>Marken</strong>management von zentraler Bedeutung.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu klären, auf der Grundlage welchen Verfahrens<br />

die Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts erfolgen soll. Hierfür ist im ersten Schritt zu untersuchen,<br />

ob eines der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung als geeignet für<br />

die Verwendung im Rahmen des <strong>Marken</strong>managements angesehen werden kann. Zu<br />

diesem Zweck werden in Abschnitt B3.2 die bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

dargestellt und in Abschnitt B3.3 im Hinblick auf ihre Eignung für den Bewertungsanlass<br />

des <strong>Marken</strong>managements überprüft.<br />

Die bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung nehmen eine Intangible-Sicht der<br />

Marke ein und ermitteln daher einen Wert für die Marke als immaterieller Vermögenswert.<br />

Die Ebene des <strong>Marken</strong>produkts bleibt ausgeblendet. Aus diesem Grund wird<br />

bei der Diskussion und Würdigung der bestehenden Verfahren insbesondere der Aspekt<br />

der Integration von Marketing- und Finanzperspektive im Mittelpunkt stehen.<br />

Für die Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts existiert eine Vielzahl von Verfahren. 127 Diese<br />

können im Hinblick auf die verwendeten Input-Größen in finanzorientierte Verfahren,<br />

marketingorientierte Verfahren sowie Kombinationsverfahren unterschieden werden.<br />

128 Die finanzorientierten Verfahren ermitteln den <strong>Marken</strong>wert auf Basis von<br />

finanziellen Kennzahlen als eine Größe in Geldeinheiten. Im Gegensatz dazu wird im<br />

Rahmen der marketingorientierten Verfahren eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive<br />

eingenommen und der <strong>Marken</strong>wert auf der Grundlage von nicht-finanziellen<br />

Kennzahlen als dimensionslose Größe berechnet. Eine Integration von finanzorientierten<br />

und marketingorientierten Verfahren wird mit den Kombinationsverfahren angestrebt,<br />

wobei als Ergebnis in der Regel ebenfalls ein finanzieller <strong>Marken</strong>wert resultiert.<br />

Auf der nächsten Ebene können die finanzorientierten Verfahren weiter unterteilt werden<br />

in den kostenbasierten Ansatz, marktbasierten Ansatz und den einkommensbasierten<br />

Ansatz. 129 Innerhalb des einkommensbasierten Ansatzes wird in dieser Arbeit die<br />

Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts auf Basis des Cash-Accounting sowie auf Basis des<br />

Accrual-Accounting unterschieden:<br />

127 Die bislang umfassendste Übersicht zu internationalen nicht-kommerziellen und kommerziellen Verfahren der<br />

<strong>Marken</strong>bewertung findet sich bei Frahm (2004), S. 48-172.<br />

128 Diese Untergliederung wird etwa auch von Cheridito (2003), S. 99 vorgenommen. Zu anderen Möglichkeiten<br />

der Abgrenzungen der Verfahren vgl. beispielsweise Sattler (1997), S. 48 ff.; Maretzki (2001), S. 68.<br />

129 In der englischsprachigen Literatur werden hierfür die Begriffe Cost Approach, Market Approach und Income<br />

Approach verwendet. Vgl. Smith (1997), S. 18-23; Reilly/Schweihs (1999), S. 95.<br />

36


Bestehende Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

Finanzorientierte Verfahren<br />

Marketingorientierte Verfahren<br />

Kombinationsverfahren<br />

Kostenbasierter<br />

Ansatz<br />

Marktbasierter<br />

Ansatz<br />

Einkommensbasierter<br />

Ansatz<br />

Verfahren auf Basis<br />

Cash-Accounting<br />

Verfahren auf Basis<br />

Accrual-Accounting<br />

Abbildung B-17: Übersicht über bestehende Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

In den folgenden Abschnitten werden die Grundzüge der einzelnen Verfahren kurz<br />

vorgestellt. Die Würdigung der Eignung der Verfahren für den Zweck des <strong>Marken</strong>managements<br />

ist Gegenstand des Abschnitts B3.3. Zur besseren Verständlichkeit wird die<br />

Darstellung anhand eines durchgängigen Fallbeispiels vorgenommen, in welches nachfolgend<br />

kurz eingeführt wird.<br />

3.2.1 Einführung in das Fallbeispiel<br />

Die theoretischen Überlegungen dieser Arbeit sollen anhand einer praxisorientierten fiktiven<br />

Fallstudie veranschaulicht werden. Diese Fallstudie kann und soll nicht die Komplexität der<br />

Realität abbilden, sondern will gezielt abstrahieren und anhand einer einfachen Darstellung<br />

die konzeptionellen Überlegungen dieser Arbeit veranschaulichen.<br />

Im Mittelpunkt des Fallbeispiels steht das fiktive Modellunternehmen BRAND mit Sitz in einem<br />

europäischen Land. Die Geschäftstätigkeit von BRAND besteht in der Herstellung und<br />

dem Vertrieb von Eiscreme und Soft Drinks. Das Unternehmen ist an der Börse notiert und<br />

verfügt über die Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Die Bilanzierung erfolgt nach IFRS<br />

(International Financial Reporting <strong>St</strong>andards).<br />

BRAND besteht aus den beiden Geschäftsbereichen Ice Cream und Soft Drinks, die als organisatorische<br />

Einheiten (management units) geführt werden. Der Geschäftsbereich Soft<br />

Drinks unterteilt sich weiter in die Bereiche Cola und Limonade. Die Organisationsstruktur<br />

von BRAND stellt sich mithin wie folgt dar:<br />

37


BRAND AG<br />

Ice Cream<br />

Soft Drinks<br />

Organisatorische<br />

Einheiten<br />

Cola<br />

Limonade<br />

Abbildung B-18: Organisationsstruktur von BRAND<br />

BRAND wurde vor mehr als zwanzig Jahren gegründet. Als erstes Produkt führte das Unternehmen<br />

das Cola-Getränk Coki am Markt ein. Coki wird vor allem von der Gruppe der 14-<br />

30-jährigen gekauft. Auf den Flaschen findet sich neben dem Logo von Coki auch ein kleinerer<br />

Verweis auf die Unternehmensmarke BRAND.<br />

Aufgrund des großen Erfolgs von Coki wurde fünf Jahre nach der Einführung von Coki zusätzlich<br />

das Limonaden-Getränk Livella in das Sortiment aufgenommen. Die Käufer dieses<br />

Produkts setzen sich zum einen ebenfalls aus der Gruppe der 14-30-jährigen zusammen,<br />

allerdings wird Livella in zunehmendem Maße auch von den 30-50-jährigen gekauft. Da auf<br />

dem Markt bereits ein Konkurrenzprodukt mit einem ähnlichen Namen existiert, werden die<br />

Assoziationen mit der Unternehmensmarke BRAND betont, so dass auf den Flaschen von<br />

Livella zur Unterstützung auch die Unternehmensmarke BRAND angebracht ist.<br />

Auf Rat einer Beratungsgesellschaft entschied sich das Management, in den Markt für Eiscreme<br />

einzutreten. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2001 der Geschäftsbereich Ice Cream<br />

gegründet. Einziges Produkt ist bislang das Fruchteis Top Ice. Die Zielgruppe für Top Ice<br />

umfasst 8-16-jährige Kinder und Jugendliche. Auf der Verpackung ist ausschließlich das<br />

Logo Top Ice aufgeführt.<br />

Im Jahr 2003 ergab sich unerwartet die Gelegenheit, den Hauptkonkurrenten auf dem Bereich<br />

der Cola-Getränke zu einem sehr attraktiven Kaufpreis zu übernehmen. Diese Chance<br />

wollte sich das Management nicht entgehen lassen. Mit dem Unternehmen erwarb BRAND<br />

die Cola-Marke Peppi. Diese zielt grundsätzlich auf die ähnliche Zielgruppe ab wie die eigene<br />

Marke Coki. Vor diesem Hintergrund gibt es heftige Diskussionen innerhalb des Managements<br />

von BRAND, ob die Bearbeitung des Marktes mit zwei <strong>Marken</strong> sinnvoll ist. Aktuell<br />

ist auf den Flaschen von Peppi kein Hinweis auf das Unternehmen BRAND angebracht.<br />

Nachfolgende Abbildung veranschaulicht das <strong>Marken</strong>portfolio von BRAND:<br />

BRAND<br />

Top Ice<br />

Coki<br />

Peppi<br />

Livella<br />

Abbildung B-19: <strong>Marken</strong>portfolio von BRAND<br />

38


Die Erläuterung der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung soll anhand der Produktmarke<br />

Top Ice vorgenommen werden. Diese steht in keinen Beziehungen zu der Unternehmensmarke<br />

und zu den anderen Produktmarken des Unternehmens. Aus diesem Grund<br />

besitzt sie den Charakter einer reinen Einzelmarke. Die Auswahl einer Einzelmarke wird an<br />

dieser <strong>St</strong>elle der Arbeit vorgenommen, da die bestehenden Ansätze der <strong>Marken</strong>bewertung in<br />

der Literatur grundsätzlich die Bewertung einer Einzelmarke zum Gegenstand haben.<br />

Die grundsätzliche Problematik bei der Bewertung einer Marke besteht darin, dass in der<br />

Regel nur Informationen über Zahlungs- oder Erfolgsgrößen auf der Ebene des Unternehmens<br />

bzw. des <strong>Marken</strong>produkts vorliegen. Die für die Bewertung der Marke relevanten Größen<br />

müssen erst isoliert werden. Auch im Fallbeispiel existieren als Ausgangspunkt für die<br />

Bewertung lediglich Zahlen für das <strong>Marken</strong>produkt.<br />

Für das <strong>Marken</strong>produkt Top Ice liegen für die letzten drei Geschäftsjahre 2001 bis 2003 Gewinn-<br />

und Verlustrechnungen und Bilanzen vor. Zusätzlich wurden für die Geschäftsjahre<br />

2004 bis 2006 auf Basis eines detaillierten Maßnahmenplans Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen<br />

sowie Plan-Bilanzen erstellt. Für den Zeitraum von 2004 bis 2006 wurde auch<br />

eine detaillierte Investitionsplanung vorgenommen sowie eine Kapitalflussrechnung aufgestellt.<br />

Als Grundlage für eine Bewertung wurde die Planung vom Management bis in das Jahr 2024<br />

fortgeführt. Dies entspricht der Annahme einer ökonomischen Nutzungsdauer von 20 Jahren<br />

für das <strong>Marken</strong>produkt Top Ice. Diese lange Nutzungsdauer wurde gewählt, da mit der Einführung<br />

des Produkts die Intention des Managements verbunden ist, einen „Klassiker“ auf<br />

dem Markt zu etablieren.<br />

Im Folgenden werden Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Investitionsrechnung und<br />

Kapitalflussrechnung dargestellt und die der Planung zugrunde liegenden Annahmen erläutert:<br />

130<br />

130 Das Zahlenbeispiel im Text gibt die Vergangenheitsjahre 2001 bis 2003 sowie die Planjahre 2004 bis 2006<br />

und 2024 wider. Die vollständige Planung ist im Anhang dieser Arbeit aufgeführt.<br />

39


2001 2002 2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

Gewinn- und Verlustrechnung<br />

Umsatz 2.059,8 2.142,8 2.229,2 2.342,0 2.484,6 2.635,9 7.639,5<br />

Preis 1,13 1,17 1,20 1,24 1,28 1,31 ... 2,24<br />

Absatzmenge 1.818 1.836 1.855 1.892 1.948 2.007 ... 3.416<br />

Umsatzwachstum 4,03% 4,03% 4,03% 5,06% 6,09% 6,09% ... 6,09%<br />

Herstellkosten 1.180,1 1.272,6 1.316,6 1.372,1 1.440,4 1.512,7 ... 3.816,1<br />

Absatzmenge 1.818 1.836 1.855 1.892 1.948 2.007 ... 3.416<br />

variable <strong>St</strong>ückkosten 0,48 0,50 0,51 0,53 0,54 0,56 ... 0,96<br />

variable Herstellkosten 880,1 915,6 952,5 1.000,7 1.061,6 1.126,2 ... 3.264,2<br />

fixe Herstellkosten 300,0 357,0 364,1 371,4 378,9 386,4 ... 551,9<br />

Vertriebskosten 595,0 612,3 624,9 702,6 745,4 790,8 ... 2.291,9<br />

Kosten für Werbekampagnen 389,0 398,0 402,0 468,4 496,9 527,2 ... 1.527,9<br />

Kosten für Händlerprovisionen 103,0 107,1 111,5 117,1 124,2 131,8 ... 382,0<br />

Quote der sonstigen Vertriebskosten vom Umsatz 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% ... 5,0%<br />

sonstige Vertriebskosten 103,0 107,1 111,5 117,1 124,2 131,8 ... 382,0<br />

Verwaltungskosten 71,2 66,6 67,8 69,0 70,2 71,4 ... 99,7<br />

Kosten für rechtlichen Schutz der Marke 30,0 25,0 25,8 26,5 27,3 28,1 ... 47,9<br />

sonstige Verwaltungskosten 41,2 41,6 42,0 42,4 42,9 43,3 ... 51,8<br />

EBITDA 213,5 191,4 219,9 198,3 228,6 261,0 ... 1.431,9<br />

EBITDA-Marge 10,37% 8,93% 9,86% 8,47% 9,20% 9,90% ... 18,74%<br />

Abschreibungen -160,0 -132,1 -109,9 -92,3 -82,9 -77,9 ... 0,0<br />

außerordentliche AfA auf Anlagevermögen -976,5<br />

EBIT 53,5 59,2 109,9 106,0 145,7 183,1 ... 455,4<br />

Zinsen -49,0 -39,8 -32,6 -27,0 -24,5 -23,9 ... -84,1<br />

EBT 4,5 19,4 77,3 79,0 121,2 159,3 ... 371,4<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen -1,6 -6,8 -27,1 -27,6 -42,4 -55,7 ... -130,0<br />

Jahresüberschuss 2,9 12,6 50,3 51,3 78,8 103,5 ... 241,4<br />

Ausschüttung 2,9 12,6 50,3 51,3 78,8 103,5 ... 641,4<br />

Die Ermittlung des Umsatzes erfolgt auf Basis des Preis-/Mengengerüsts von Top Ice. Für<br />

den Zeitraum von 2007 bis 2024 wird die Wachstumsrate von Preis- und Absatzmenge für<br />

das Jahr 2006 fortgeführt.<br />

Bei den Herstellkosten wird zwischen variablen und fixen Komponenten unterschieden. Die<br />

variablen Herstellkosten ergeben sich als Produkt aus der Absatzmenge und den variablen<br />

<strong>St</strong>ückkosten. Die fixen Herstellkosten werden mit einer Wachstumsrate von 2% geplant.<br />

Bei den Vertriebskosten werden für das <strong>Marken</strong>produkt Top Ice Kosten für Werbekampagnen,<br />

Kosten für Händlerprovisionen sowie sonstige Vertriebskosten unterschieden. Die ersten<br />

beiden Kategorien werden direkt geplant, die sonstigen Vertriebskosten werden als Prozentsatz<br />

vom Umsatz angesetzt.<br />

Als Komponenten der Verwaltungskosten werden die Kosten für den rechtlichen Schutz der<br />

Marke und die sonstigen Verwaltungskosten unterschieden. Der Planung der Kosten für den<br />

rechtlichen Schutz der Marke liegen annahmegemäß budgetierte Maßnahmen zugrunde,<br />

während die sonstigen Verwaltungskosten mit einer Wachstumsrate von 1% angesetzt werden.<br />

Für die Abschreibungen wurde auf den Bestand des Anlagevermögens der Vorperiode ein<br />

degressives Verfahren über 5 Jahre unterstellt. Zum Ende der ökonomischen Nutzungsdauer<br />

wird das <strong>Marken</strong>produkt annahmegemäß zu Buchwerten liquidiert. Aus diesem Grund<br />

wird im Jahr 2024 eine außerordentliche Abschreibung auf das Anlagevermögen vorgenommen.<br />

Der Zinssatz für Fremdkapital wird in Höhe von 7% angesetzt. Der <strong>St</strong>euersatz beträgt konstant<br />

35%.<br />

40


Aus Vereinfachungsgründen wird für alle Planungsperioden eine periodengleiche Vollausschüttung<br />

der Jahresüberschüsse unterstellt. Im Jahr 2024 wird zusätzlich zum Jahresüberschuss<br />

der Bestand des Eigenkapitals der Vorperiode in Höhe von 400 ausgeschüttet.<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

Bilanz<br />

abschreibbares Anlagevermögen 660,6 549,7 461,6 414,3 389,4 383,2 ... 0,0<br />

Vorräte 149,4 150,9 152,4 155,5 160,1 164,9 ... 0,0<br />

Forderungen aus L&L 169,3 176,1 183,2 192,5 204,2 216,6 ... 0,0<br />

Kassenbestand 61,8 64,3 66,9 70,3 74,5 79,1 ... 0,0<br />

Aktiva 1.041,1 941,0 864,1 832,5 828,3 843,8 ... 0,0<br />

Eigenkapital 400,0 400,0 400,0 400,0 400,0 400,0 ... 0,0<br />

Darlehen 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 ... 0,0<br />

Kontokorrent 468,8 365,8 285,9 250,3 241,0 251,3 ... 0,0<br />

Verbindlichkeiten aus L&L 72,3 75,3 78,3 82,2 87,3 92,6 ... 0,0<br />

Passiva 1.041,1 941,0 864,1 832,5 828,3 843,8 ... 0,0<br />

Die Entwicklung des abschreibbaren Anlagevermögens basiert auf einer Investitionsplanung.<br />

Die Posten des Working Capital werden über die Kennzahlen Forderungsreichweite (30 Tage),<br />

Lagerreichweite (30 Tage) und Verbindlichkeitsreichweite (30 Tage) geplant. 131 Der Bestand<br />

der (operativen) Kasse wird in Höhe von 3% vom Umsatz angesetzt. Der Ausgleich<br />

der Bilanzposten erfolgt über den Posten Kontokorrent.<br />

Zum Ende der ökonomischen Nutzungsdauer werden die Vermögenswerte und Schulden zu<br />

Buchwerten verkauft bzw. abgelöst und das Eigenkapital ausgeschüttet. Aus diesem Grund<br />

sind zum Ende der Periode 2024 alle Bilanzposten mit dem Wert 0 angesetzt.<br />

2004 2005 2006 ... 2024<br />

Investitionsplanung<br />

Absatzmenge <strong>Marken</strong>produkt 1.891,6 1.948,4 2.006,8 ... 3.416,5<br />

Kapazität pro Maschine 10,0 10,0 10,0 ... 10,0<br />

Benötigte Maschinen <strong>Marken</strong>produkt 190,0 195,0 201,0 ... 342,0<br />

Veränderung Maschinen <strong>Marken</strong>produkt 4,0 5,0 6,0 ... 10,0<br />

Kosten pro Maschine 11,3 11,6 11,9 ... 20,3<br />

Investitionen in abschreibb. AV 45,0 58,0 71,6 ... 203,3<br />

Quote der Investitionen vom Umsatz 1,9% 2,3% 2,7% ... 2,7%<br />

Für die Investitionsplanung wird die Absatzmenge (= Produktionsmenge) des <strong>Marken</strong>produkts<br />

mit der Kapazität pro Maschine verglichen. Auf dieser Basis können die benötigten<br />

zusätzlichen Maschinen bzw. durch Multiplikation mit den Kosten pro Maschine die erforderlichen<br />

Bruttoinvestitionen berechnet werden.<br />

Da die Absatzmenge über die ökonomische Nutzungsdauer kontinuierlich ansteigt, werden<br />

auch bis zum letzten Jahr Investitionen vorgenommen. Es wird mithin nicht unterstellt, dass<br />

das Produkt in den letzten Jahren langsam zurückgefahren wird, sondern die Planung wird<br />

gleichsam im Jahr 2024 abgeschnitten.<br />

131 Da bei den variablen Herstellkosten der Materialaufwand nicht explizit ausgewiesen wird, erfolgt die Planung<br />

der Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung aus Vereinfachungsgründen in Relation zu der Summe der<br />

variablen Herstellkosten.<br />

41


Auf dieser Grundlage stellt sich die Kapitalflussrechnung wie folgt dar:<br />

2004 2005 2006 ... 2024<br />

Kapitalflussrechnung<br />

Jahresüberschuss 51,3 78,8 103,5 ... 241,4<br />

Zinsen 27,0 24,5 23,9 ... 84,1<br />

Abschreibungen 92,3 82,9 77,9 ... 976,5<br />

Veränderungen Vorräte -3,0 -4,7 -4,8 ... 272,6<br />

Veränderungen Ford. aus L&L -9,3 -11,7 -12,4 ... 591,9<br />

Veränderungen Verb. aus L&L 4,0 5,0 5,3 ... -252,9<br />

Cashflow operativ 162,3 174,8 193,3 ... 1.913,5<br />

Cashflow Investitionen -45,0 -58,0 -71,6 ... -203,3<br />

...<br />

Veränderung Darlehen 0,0 0,0 0,0 ... -100,0<br />

Veränderung Kontokorrent -35,6 -9,2 10,2 ... -1.100,8<br />

Ausschüttung -51,3 -78,8 -103,5 ... -641,4<br />

Zinsen -27,0 -24,5 -23,9 ... -84,1<br />

Cashflow Finanzierung -113,9 -112,5 -117,2 ... -1.926,3<br />

Cashflow Gesamt 3,4 4,3 4,5 ... -216,0<br />

Diese Daten bilden die Grundlage für die Ermittlung des Werts der Marke Top Ice. Als <strong>St</strong>ichtag<br />

für die Bewertung wird der 31.12.2003 festgelegt.<br />

3.2.2 Finanzorientierte Verfahren<br />

3.2.2.1 Kostenbasierter Ansatz<br />

Der kostenbasierte Ansatz lässt sich auf die ökonomischen Grundprinzipien des Güteraustauschs<br />

und des Gleichgewichtspreises zurückführen. 132 Diese Grundsätze besagen,<br />

dass ein Anleger für ein Gut nicht mehr zu bezahlen bereit ist als die Kosten für den<br />

Erwerb oder die Herstellung eines Guts mit dem gleichen Nutzen. Unter der Voraussetzung<br />

eines effizienten Marktes pendeln sich die Preise der Güter im Gleichgewicht<br />

so ein, dass der Marktpreis des Guts eine Funktion seines Nutzens darstellt. Kosten<br />

werden in diesem Sinne als ökonomische Kostengröße verstanden: „The economic<br />

measure of cost is usually equal to an accounting measure of cost that has been adjusted<br />

by either (or both) incremental and decremental influences caused by market<br />

conditions.” 133<br />

Die Erfassung der Kosten der Marke stellt mithin nur den Ausgangspunkt bei der Bewertung<br />

auf Basis des kostenbasierten Ansatzes dar. In einem zweiten Schritt sind zusätzlich<br />

die durch Markteinflüsse erforderlichen werterhöhenden oder wertmindernden<br />

132 Vgl. Reilly/Schweihs (1999), S. 96 f.<br />

133 Reilly/Schweihs (1999), S. 97.<br />

42


Anpassungen der bilanziellen Kosten zu berücksichtigen. Nach diesen Korrekturen<br />

resultiert ein Wert für die Marke: „It is noteworthy that the cost approach analysis begins<br />

with some measure of cost, but concludes with some measure of value.“ 134 Nachfolgende<br />

Abbildung veranschaulicht die Schritte des kostenbasierten Ansatzes:<br />

Bestimmung der Kosten der Marke<br />

Ermittlung von werterhöhenden bzw.<br />

wertmindernden Einflüssen<br />

Berechnung des Werts für die Marke<br />

Abbildung B-20: Schritte des kostenbasierten Ansatzes<br />

Als grundlegende Verfahren des kostenbasierten Ansatzes können die Bewertung auf<br />

Basis von historischen Kosten und die Bewertung auf Basis von Wiederbeschaffungskosten<br />

unterschieden werden. 135<br />

Historische Kosten<br />

Die Bewertung der Marke auf Basis von historischen Kosten beginnt mit der sachlichen<br />

und zeitlichen Abgrenzung der für den Aufbau der Marke in der Vergangenheit<br />

angefallenen (bilanziellen) Kosten. 136<br />

Für die sachliche Abgrenzung der historischen Kosten zum Aufbau der Marke ist zu<br />

unterscheiden zwischen Aufwendungen, deren alleiniger Zweck in der Schaffung der<br />

Marke liegt und Aufwendungen, die neben einem anderen Zweck auch der Schaffung<br />

der Marke dienen. 137 Die erste Kategorie von Aufwendungen kann über die Kosten für<br />

134 Reilly/Schweihs (1999), S. 99.<br />

135 Vgl. zur Darstellung und Würdigung der Verfahren des kostenbasierten Ansatzes Aaker (1991), S. 24;<br />

Kapferer (1992), S. 298-303; Smith (1997), S. 21 u. S. 129 ff.; Haigh (1998), S. 49; Keller (1998), S. 359;<br />

Reilly/Schweihs (1999), S. 118-145; Esch (2003), S. 533; Frahm (2004), S. 58 f.<br />

136 Eine ausführliche Diskussion der (Herstellungs-)Kosten der Marke im Kontext der <strong>Marken</strong>bewertung findet<br />

sich bei Greinert (2002), S. 138-156.<br />

137 Vgl. zum Folgenden Greinert (2002), S. 140-150.<br />

43


den Aufbau bzw. die Schaffung der für das Vorliegen einer Marke konstitutiven Elemente<br />

<strong>Marken</strong>zeichen, Recht an der exklusiven Nutzung, <strong>Marken</strong>bekanntheit und<br />

<strong>Marken</strong>image eindeutig identifiziert werden. Die Abgrenzung des auf die Marke entfallenden<br />

Teils der Aufwendungen, die neben einem anderen Zweck auch der Schaffung<br />

der Marke dienen, ist auf Basis einer prozentualen Aufteilung der einzelnen Aufwandskategorien<br />

in den Anteil, der in unmittelbarem Zusammenhang mit der Marke<br />

steht, und in einen Anteil, der auch ohne die Marke anfallen würde, vorzunehmen. 138<br />

Für die zeitliche Abgrenzung der historischen Kosten sind Beginn und Ende des Aufbaus<br />

der Marke zu bestimmen. Der Beginn des Aufbaus der Marke ist in der Regel<br />

eindeutig festgelegt. Das Ende des Aufbaus der Marke kann daran festgemacht werden,<br />

dass die Marke die angestrebten Zielwerte (bzw. gewisse Mindestwerte) in Bezug<br />

auf <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image erreicht hat. Mithin sind bei der zeitlichen<br />

Abgrenzung der historischen Kosten auch die Aktivitäten bzw. Werbekampagnen zu<br />

berücksichtigen, die dazu beigetragen haben, dass die Marke die Zielwerte in Bezug<br />

auf <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image erreicht hat.<br />

Nach der sachlichen und zeitlichen Abgrenzung der Kosten zum <strong>Marken</strong>aufbau resultiert<br />

eine Zeitreihe der historischen Kosten. 139 Sollte sich zwischen dem Ende des <strong>Marken</strong>aufbaus<br />

und dem Bewertungszeitpunkt der Wert der Marke verändert haben, ist<br />

dies durch Wertminderungen oder Werterhöhungen zu berücksichtigen. Im Rahmen<br />

des kostenbasierten Ansatzes kann die Bestimmung der Wertveränderung allerdings<br />

nur auf Basis einer pauschalen Einschätzung getroffen werden. 140<br />

Zur Veranschaulichung der Darstellungen soll die Marke Top Ice auf Basis der historischen<br />

Kosten für den <strong>Marken</strong>aufbau bewertet werden.<br />

Die Marke Top Ice wurde im Januar des Jahres 2001 als Marke angemeldet und in den<br />

Markt eingeführt. Damit ist der Beginn des Betrachtungszeitraums zur Abgrenzung der historischen<br />

Kosten determiniert.<br />

138 Für diese Abgrenzung ist eine Definition des Vergleichsfalls ohne Marke erforderlich. In dieser Arbeit wird<br />

die Definition des No-name-Produkts in Abschnitt C2.3.1.1 vorgenommen.<br />

139 Geldentwertungseffekte können durch die Multiplikation der nominalen Werte mit einem Inflationsfaktor<br />

berücksichtigt werden. Ergebnis ist eine Indikation für den Wert der Marke in aktueller Kaufkraft. Vgl. Smith<br />

(1997), S. 132.<br />

140 Für eine genaue Bestimmung der Wertänderung ist die Prognose der zukünftigen Cashflows bzw. Erträge und<br />

Aufwendungen der Marke, mithin also die Anwendung des einkommensbasierten Ansatzes erforderlich. Vgl.<br />

Smith (1997), S. 138 f.<br />

44


Mit der <strong>Marken</strong>einführung war die mittelfristige Zielsetzung der Erreichung einer gestützten<br />

Bekanntheit der Marke in Höhe von rund 60% in der relevanten Zielgruppe verbunden. Nach<br />

mehreren intensiven Werbekampagnen wurde bei einer Konsumentenbefragung im Juni<br />

2003 ein gestützter Bekanntheitsgrad in Höhe von 58% festgestellt. Der Aufbau der Marke<br />

lässt sich mithin an dem Zeitraum von Januar 2001 bis Juni 2003 festmachen.<br />

Als Kosten, deren alleiniger Zweck in der Schaffung der Marke Top Ice besteht, können zum<br />

einen die Aufwendungen für die Eintragung der Marke identifiziert werden. Diese entsprechen<br />

dem Posten „Kosten für rechtlichen Schutz der Marke“ in der GuV des Jahres 2001.<br />

Die Kosten für rechtlichen Schutz der Marke in den Folgeperioden dienen nicht mehr dem<br />

Aufbau, sondern nur noch der Sicherung des rechtlichen Schutzes der Marke und werden<br />

daher nicht berücksichtigt. Eine weitere Kostenart, deren alleiniger Zweck in der Schaffung<br />

der Marke Top Ice besteht, stellen die Kosten für Werbekampagnen dar. Diese werden deshalb<br />

in voller Höhe in die Bewertung einbezogen.<br />

Die sonstigen Vertriebskosten können annahmegemäß nur zu 75% der Marke zugerechnet<br />

werden, da der Rest sich aus Kosten für Maßnahmen zusammensetzt, die unabhängig von<br />

der Schaffung der Marke angefallen wären. Gleiches gilt für die Kosten für Händlerprovisionen.<br />

Hier wird unterstellt, dass der Anteil der Marke 50% beträgt.<br />

Da der Aufbau der Marke annahmegemäß im Juni 2003 endet, sind die Kosten des Jahres<br />

2003 nur noch jeweils zur Hälfte in der Bewertung zu berücksichtigen. Auf dieser Basis ergeben<br />

sich die folgenden nominalen Kosten für den Aufbau der Marke:<br />

2001 2002 2003<br />

Kosten für Werbekampagnen 389,0 398,0 201,0<br />

Anteil Marke an Kosten für Händlerprovisionen (50%) 51,5 53,6 27,9<br />

Anteil Marke an sonstigen Vertriebskosten (75%) 30,9 31,2 15,8<br />

Kosten für rechtlichen Schutz der Marke 30,0<br />

Historische Kosten gesamt 501,4 482,8 244,6<br />

Die Kosten für die einzelnen Jahre sind in einem nächsten Schritt mit einem Korrekturfaktor<br />

zum Ausgleich der Geldentwertung durch Inflation zu multiplizieren, um die Summe der<br />

historischen Kosten zu aktuellen Preisen zu erhalten:<br />

2001 2002 2003<br />

Historische Kosten 501,4 482,8 244,6<br />

Geldentwertungsfaktor (3%) 1,06 1,03 1,00<br />

Historische Kosten zu aktuellen Preisen 531,9 497,3 244,6<br />

<strong>Marken</strong>wert 1.274<br />

Im Zeitraum zwischen Juni 2003 und dem Bewertungsstichtag 31.12.2003 wurden annahmegemäß<br />

keine Maßnahmen durchgeführt, die den Wert der Marke wesentlich beeinflussten.<br />

Aus diesem Grund wird keine Anpassung wegen Werterhöhung oder Wertminderung<br />

vorgenommen.<br />

Als Ergebnis der Bewertung der Marke auf Basis historischer Kosten resultiert mithin ein<br />

Wert von 1.274. 141<br />

141 Bei der exakten Bewertung der Marke in Abschnitt C2.3.2 wird ein negativer <strong>Marken</strong>wert resultieren. Verantwortlich<br />

hierfür sind die hohen Kosten für Werbung, die nicht durch den zusätzlichen Umsatz der Marke<br />

gedeckt werden. Da im Rahmen des kostenbasierten Ansatzes zur Bestimmung von möglichen Wertminderungen<br />

lediglich eine pauschale Einschätzung der Marke vorgenommen wird, aber nicht die Werttreiber betrachtet<br />

werden, kann eine solche Überschätzung des <strong>Marken</strong>werts resultieren.<br />

45


Fiktive Wiederbeschaffungskosten der Marke<br />

Alternativ könnte die Bewertung der Marke auf Basis von fiktiven Wiederbeschaffungskosten<br />

erfolgen. Der Wert der Marke bestimmt sich hierbei über die Kosten, die<br />

anfallen würden, um die Marke zum jetzigen Zeitpunkt noch einmal neu zu erschaffen.<br />

142 Die Rekonstruktion der Marke bezieht sich nicht nur auf ihr Erscheinungsbild<br />

und ihren rechtlichen Schutz, sondern auch auf ihre <strong>St</strong>ärke bei den Konsumenten. Eine<br />

solche Prognose von rein hypothetischen Kosten ist allerdings durch einen hohen Grad<br />

an Subjektivität gekennzeichnet: „The valuation of brands on the basis of what they<br />

might theoretically cost to re-create is likely to pass through the realms of the acceptably<br />

subjective in to the realms of the wildly fantastic.“ 143<br />

Eine gewisse Objektivierung könnte dadurch erreicht werden, dass bezüglich der Daten<br />

für die Einführungskosten einer neuen Marke entweder auf <strong>St</strong>udien bzw.<br />

Schätzungen von Experten oder Angaben von Unternehmen zurückgegriffen wird. Die<br />

Einführungskosten für neue <strong>Marken</strong> im amerikanischen Markt werden auf 50 bis über<br />

100 Millionen Dollar geschätzt. 144 Für den deutschen Markt ergeben sich auf Basis<br />

einer Managerbefragung ähnliche Werte. 145 So liegen die vermuteten erforderlichen<br />

Investitionen zur Einführung einer Biermarke bei rund 90 Millionen Euro, eines<br />

Shampoos bei knapp 50 Millionen Euro und einer Tafelschokolade bei etwa 77 Millionen<br />

Euro. Die Ausgaben von Bahlsen für die Einführung des Keks-Schoko-Riegel<br />

„Pick-up“ sollen sich auf knapp 50 Millionen Euro belaufen haben. 146 Problematisch<br />

an dem Abstellen auf Vergleichsdaten ist jedoch, dass aufgrund der geringen Anzahl<br />

von vorliegenden Daten kaum eine der konkreten Bewertungskonstellation vergleichbare<br />

Marke identifiziert werden kann. 147<br />

Eine Anwendung des Verfahrens auf die Marke Top Ice wird aufgrund des fiktiven<br />

Charakters der Bewertung auf Basis von Wiederbeschaffungskosten nicht vorgenommen.<br />

142 Vgl. Kapferer (1992), S. 301.<br />

143 Batchelor (1998), S. 100.<br />

144 Vgl. Aaker (1990), S. 47.<br />

145 Vgl. Sattler (1997), S. 8.<br />

146 Vgl. o.V. (1999), S. 8.<br />

147 Eine praktikable Alternative könnte darin bestehen, dass der Prozess des <strong>Marken</strong>aufbaus nicht gesamthaft<br />

betrachtet wird, sondern in seine drei zentralen Komponenten aufgeteilt wird. Dazu zählen Aufwendungen,<br />

die erforderlich sind, um das Nutzungsrecht an der Marke, die <strong>Marken</strong>bekanntheit sowie das <strong>Marken</strong>image zu<br />

reproduzieren. Vorteil dieser Aufspaltung ist, dass für die einzelnen Komponenten leichter Vergleichswerte<br />

gewonnen werden können. Vgl. Greinert (2002), S. 162-166.<br />

46


3.2.2.2 Marktbasierter Ansatz<br />

Der marktbasierte Ansatz basiert auf der Grundidee, dass der Wert einer Marke ihrem<br />

Gleichgewichtspreis auf dem Markt entspricht. 148 Der Marktpreis der Marke kann zum<br />

einen direkt auf der Grundlage von <strong>Marken</strong>transaktionen bestimmt werden. Alternativ<br />

lässt sich der Marktpreis der Marke indirekt über die Börsenbewertung des Unternehmens<br />

ermitteln. Beide Verfahren werden im Folgenden kurz dargestellt. 149<br />

<strong>Marken</strong>transaktionen<br />

Marktpreise können sich entweder durch den Handel an Börsen oder durch Transaktionen<br />

bilden. Da <strong>Marken</strong> nicht als isolierte Güter an Börsen gehandelt werden, lässt<br />

sich ein direkter Marktpreis für eine Marke nur anhand von <strong>Marken</strong>transaktionen ableiten.<br />

150 Bislang wurden allerdings erst wenige Transaktionen vorgenommen, bei<br />

denen die Marke einziger oder primärer Gegenstand der Transaktion war. Abbildung<br />

B-21 zeigt eine Übersicht von <strong>Marken</strong>transaktionen, für die veröffentlichte Daten vorliegen:<br />

151<br />

148 Vgl. Reilly/Schweihs (1999), S. 101.<br />

149 Zur Darstellung und kritischen Würdigung des marktorientierten Ansatzes vgl. Aaker (1991), S. 25 f.;<br />

Kapferer (1992), S. 303 f.; Smith (1997), S. 139-143; Haigh (1998), S. 50; Keller (1998), S. 359 f.;<br />

Reilly/Schweihs (1999), S. 146-158; Esch (2003), S. 534 f.; Frahm (2004), S. 60 f.<br />

150 <strong>Marken</strong>transaktionen können danach unterschieden werden, ob lediglich das unbenutzte und bereits in das<br />

<strong>Marken</strong>register eingetragene <strong>Marken</strong>zeichen oder eine bereits am Markt eingeführte Marke gehandelt wird.<br />

Transaktionspreise für Nutzungsrechte an der Marke können allerdings nicht für die Bewertung von existierenden<br />

und eingeführten <strong>Marken</strong> verwendet werden, weil diese <strong>Marken</strong>rechte lediglich die rechtliche Hülle,<br />

aber nicht die eigentlich werthaltige Substanz der Marke repräsentieren. Aus diesem Grund verbleiben Transaktionen<br />

bereits am Markt existierender <strong>Marken</strong> als einzige Quelle zur Ableitung von Marktpreisen.<br />

151 Vgl. Smith (1997), S. 139-142.<br />

47


Marke(n)<br />

Kaufpreis<br />

(Mio. Dollar)<br />

Jahr Käufer Verkäufer<br />

Hazeline 132 1995 Glaxo-Wellcome Unilever<br />

Wordperfect, Quattro Pro,<br />

PerfectOffice<br />

7 Spirituosen-<strong>Marken</strong> (Calvert<br />

Gin, Calvert Extra American<br />

Whiskey, Kessler American<br />

Blended Whiskey, Leroux<br />

Cocktails, Lord Calvert<br />

Canadian Whiskey, Ronrico<br />

Rum, Wolfschmidt Vodka)<br />

32 <strong>Marken</strong> aus dem<br />

medizinischen Bereich<br />

124 1996 Corel Corporation Novell<br />

372 n/a American Brands, Inc Seagram<br />

52 n/a Menley & James<br />

Laboratories<br />

Company<br />

n/a<br />

Abbildung B-21: Ausgewählte <strong>Marken</strong>transaktionen<br />

Die in den Transaktionen für die Marke bezahlten Preise können über Multiplikatoren<br />

auf andere <strong>Marken</strong> übertragen werden. Solche Transaktions-Multiplikatoren werden<br />

dadurch ermittelt, dass der Kaufpreis der Marke in das Verhältnis zu einer geeigneten<br />

Bezugsgröße, wie etwa Umsatz, EBIT oder Jahresüberschuss gesetzt wird. Bei der Bestimmung<br />

der Bezugsgröße ist wesentlich, dass diese in voller Höhe mit der Marke –<br />

präzise ausgedrückt mit dem markierten Produkt bzw. der markierten Leistung – erzielt<br />

wurde. 152 Verkauft ein Unternehmen beispielsweise neben dem <strong>Marken</strong>produkt noch<br />

ein unmarkiertes Produkt, so ist nur der mit dem <strong>Marken</strong>produkt erzielte Umsatz,<br />

EBIT oder Jahresüberschuss zur Bestimmung des Multiplikators heranzuziehen.<br />

Der Multiplikator ermöglicht es, Größenunterschiede zwischen <strong>Marken</strong> auszugleichen.<br />

Allerdings können sich <strong>Marken</strong> nicht nur anhand ihres Geschäftsvolumens, sondern<br />

auch durch ihre <strong>St</strong>ärke bei den Konsumenten oder durch ihre Branchenzugehörigkeit<br />

unterschieden. Zur Beurteilung der Vergleichbarkeit der zu bewertenden Marke und<br />

der Vergleichsmarke können verschiedene Charakteristika herangezogen werden: 153<br />

• Volumen des Marktes, in dem sich die Marke befindet<br />

• Marktanteil der Marke<br />

152 Eine Isolierung der direkt auf die Marke als immaterieller Vermögenswert zurückzuführenden Umsatz, EBIT<br />

oder Gewinn ist aufwendig und entspricht nicht dem Grundcharakter der Multiplikatormethode als praktikables<br />

Verfahren.<br />

153 Vgl. Smith (1997), S. 133.<br />

48


• Preisprämie des markierten Produktes bzw. der markierten Dienstleistung<br />

• Unterstützung durch Werbeaktivitäten<br />

• Profitabilität des markierten Produktes bzw. der markierten Dienstleistung<br />

• Bekanntheit der Marke<br />

• Dehnbarkeit und Wachstumschancen der Marke<br />

Da das Wesen einer Marke darin besteht, sich von den Wettbewerbern und damit von<br />

anderen <strong>Marken</strong> abzugrenzen, sind Unterschiede zwischen <strong>Marken</strong> die Regel. Abweichungen<br />

zwischen Vergleichsobjekt und Bewertungsobjekt können durch Zu- oder<br />

Abschläge bei den empirisch ermittelten Multiplikatoren berücksichtigt werden.<br />

Die Bewertung einer Marke auf Basis von Transaktionen vergleichbarer <strong>Marken</strong> kann anhand<br />

des Beispielfalls der Marke Top Ice veranschaulicht werden. Die Bewertung soll<br />

anhand eines Umsatzmultiplikators vorgenommen werden. Es sei unterstellt, dass zu Beginn<br />

des Jahres 2004 eine Transaktion einer vergleichbaren Marke getätigt wurde, bei der ein<br />

Preis von 600 erzielt wurde. Der Umsatz des <strong>Marken</strong>produkts für das Jahr 2003 betrug<br />

800. 154 Mithin ergibt sich ein Umsatzmultiplikator von 0,75:<br />

2003 2004<br />

Transaktionspreis 600<br />

Umsatz vergleichbares <strong>Marken</strong>produkt 800<br />

Umsatzmultiplikator 0,75<br />

Für das Beispiel sei unterstellt, dass die zur Ableitung des Multiplikators herangezogene<br />

Marke und die Marke Top Ice nicht vollständig vergleichbar sind. So ist die Vergleichsmarke<br />

Marktführer, Top Ice ist in ihrem Markt jedoch lediglich die viertgrößte Marke. Die schwächere<br />

Marktposition führt auch dazu, dass Marke Top Ice eine schlechtere operative Marge als<br />

die Vergleichsmarke erzielt.<br />

Aus diesem Grund ist für die Übertragbarkeit auf Top Ice der Umsatzmultiplikator der Vergleichsmarke<br />

nach unten anzupassen. In diesem Beispiel soll ein Abschlag in Höhe von<br />

20% angesetzt werden:<br />

Umsatzmultiplikator vor Anpassung 0,75<br />

Anpassungsfaktor 20%<br />

Umsatzmultiplikator nach Anpassung 0,60<br />

Umsatz <strong>Marken</strong>produkt Top Ice 2.229<br />

<strong>Marken</strong>wert auf Basis Umsatzmultiplikator 1.337<br />

2003 2004<br />

Als Ergebnis der Bewertung anhand eines Transaktionsmultiplikators einer vergleichbaren<br />

Marke resultiert für die Marke Top Ice ein Wert von 1.337. 155<br />

154 Da im Rahmen des marktbasierten Ansatzes keine direkte Isolierung von markenspezifischen Größen stattfindet,<br />

stellt der Umsatz des <strong>Marken</strong>produkts die Bezugsgröße für die Ableitung des Multiplikators dar.<br />

155 Da sowohl Umsatz als auch EBIT Größen vor Zinszahlungen an die Fremdkapitalgeber darstellen, stellt dieser<br />

Wert einen Gesamtkapitalwert der Marke dar. Der Eigenkapitalwert der Marke könnte durch Subtraktion<br />

des Fremdkapitals der Marke bestimmt werden. Eine detaillierte Diskussion des Zusammenhangs zwischen<br />

49


Börsenbewertung des Unternehmens<br />

Der Marktpreis des Unternehmens wird bei einem börsennotierten Unternehmen als<br />

Marktkapitalisierung bestimmt. 156 Zur Bestimmung des <strong>Marken</strong>werts ist der<br />

Marktpreis des Unternehmens in seine einzelnen Komponenten aufzuspalten. Der Unternehmenswert<br />

setzt sich aus der Summe der materiellen Vermögenswerte und des<br />

Intellectual Capital zusammen. Der Wert des Intellectual Capital umfasst neben dem<br />

<strong>Marken</strong>wert auch den Wert der weiteren immateriellen Vermögenswerte des Unternehmens,<br />

wie beispielsweise Patente, Software oder Know-how. 157 Um den Wert der<br />

Marke zu ermitteln, ist daher der Anteil des <strong>Marken</strong>werts am Gesamtwert des<br />

Intellectual Capital zu bestimmen: 158<br />

Intellectual<br />

Capital<br />

Materielles<br />

Vermögen<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Anlagevermögen<br />

Umlaufvermögen<br />

Differenz zwischen<br />

Markwert und<br />

Buchwert des<br />

Eigenkapitals<br />

Buchwert des<br />

Eigenkapitals<br />

Fremdkapital<br />

Marktwert<br />

des Eigenkapitals<br />

Marktwert<br />

des Gesamtkapitals<br />

Abbildung B-22: <strong>Marken</strong>wert als Teil des Intellectual Capital<br />

Die Bestimmung des Anteils der Marke kann entweder dadurch erfolgen, dass die restlichen<br />

identifizierbaren immateriellen Vermögenswerte einzeln bewertet werden. Der<br />

Residualbetrag entfällt dann auf die Marke. 159 Eine alternative Methode schlagen<br />

Simon/Sullivan vor. 160 Sie differenzieren die immateriellen Vermögenswerte nach dem<br />

<strong>Marken</strong>wert, dem Wert nicht-markenbezogener Faktoren sowie dem Wert branchen-<br />

Gesamtkapitalwert und Eigenkapitalwert der Marke wird in Abschnitt C2.3.1.1 vorgenommen. Wie bereits<br />

bei dem Fallbeispiel für den kostenbasierten Ansatz dargestellt, wird bei der exakten Bestimmung des <strong>Marken</strong>werts<br />

in C2.3.2 dieser Arbeit ein negativer <strong>Marken</strong>wert resultieren. Diese Diskrepanz gegenüber dem Bewertungsergebnis<br />

auf Basis des marktbasierten Ansatzes entsteht daraus, dass der marktbasierte Ansatz ebenso<br />

wie der kostenbasierte Ansatz nicht direkt an den Werttreibern der Marke ansetzt.<br />

156 Falls dies nicht möglich ist, kann der Marktpreis des Unternehmens alternativ auch auf Basis von Börsenbewertungen<br />

oder Transaktionen abgeleiteten Multiplikatoren vergleichbarer Unternehmen ermittelt werden.<br />

157 Vgl. Spremann (2002), S. 51.<br />

158 In der Abbildung wird zur Vereinfachung unterstellt, dass sich Buchwert und Wiederbeschaffungswert der<br />

Vermögenswerte entsprechen.<br />

159 Vgl. Smith (1997), S. 144.<br />

160 Vgl. Simon/Sullivan (1993), S. 28-52.<br />

50


spezifischer Faktoren. 161 Diese Komponenten werden weiter in ihre Bestandteile aufgespalten.<br />

Der <strong>Marken</strong>wert wird dann letztlich auf Basis von Regressionsgleichungen<br />

zurückgeführt auf die Faktoren Werbeausgaben, Alter der Marke und den markenbezogenen<br />

Marktanteil. 162 Eine dritte Möglichkeit der Bestimmung des Anteils der Marke<br />

besteht schließlich darin, den Anteil der Marke an den immateriellen Vermögenswerten<br />

auf Grundlage einer pauschalen Schätzung zu bestimmen.<br />

Auch die Bewertung auf Basis der Börsenbewertung des Unternehmens soll am Beispiel der<br />

Marke Top Ice dargestellt werden. Da der Geschäftsbereich Ice Cream als organisatorische<br />

Einheit nicht selbst börsennotiert ist, ist zur Bestimmung des Marktpreises des Geschäftsbereichs<br />

auf Multiplikatoren vergleichbarer Unternehmen abzustellen.<br />

In der Fruchteis-Branche seien drei Wettbewerber börsennotiert, deren durchschnittlicher<br />

Umsatzmultiplikator 1,1 beträgt. 163 Da die Unternehmen mit dem Geschäftsbereich Ice<br />

Cream grundsätzlich vergleichbar sind, kann der Umsatzmultiplikator direkt auf den Umsatz<br />

des Geschäftsbereichs Ice Cream des Jahres 2003 angewendet werden. Im Ergebnis resultiert<br />

ein Gesamtkapitalwert für den Geschäftsbereich Ice Cream in Höhe von 2.452:<br />

Durchschnittlicher Umsatzmultiplikator Branche 1,1<br />

Umsatz Geschäftsbereich Top Ice 2.229<br />

Gesamtkapitalwert des Geschäftsbereichs Top Ice 2.452<br />

Vereinfacht sei angenommen, dass die Buchwerte der materiellen Vermögenswerte ihren<br />

aktuellen Marktpreisen entsprechen. Der Wert der materiellen Vermögenswerte kann daher<br />

direkt aus der Bilanz abgelesen werden. Nach Abzug des Werts der materiellen Vermögenswerte<br />

entfällt mithin auf die immateriellen Vermögenswerte ein Betrag von 1.588:<br />

Gesamtkapitalwert des Geschäftsbereichs Top Ice 2.452<br />

Buchwert (= Marktpreis) materielle Vermögenswerte 864<br />

Wert der immateriellen Vermögenswerte 1.588<br />

Bislang wurden für den Geschäftsbereich Ice Cream noch keine Bewertungen weiterer<br />

immaterieller Vermögenswerte vorgenommen. Aus diesem Grund verbleibt für die Bestimmung<br />

des Anteils der Marke am Gesamtwert der immateriellen Vermögenswerte lediglich<br />

eine pauschale Schätzung. Das Management schätzt hierbei den Anteil der Marke auf 75%.<br />

Der <strong>Marken</strong>wert ergibt sich damit als:<br />

Wert der immateriellen Vermögenswerte 1.588<br />

Anteil der Marke 75%<br />

<strong>Marken</strong>wert 1.191<br />

Auf Basis der Bewertung des <strong>Marken</strong>werts auf Basis des Marktwerts des Unternehmens<br />

resultiert mithin ein <strong>Marken</strong>wert in Höhe von 1.191. 164<br />

161 Vgl. Simon/Sullivan (1993), S. 35.<br />

162 Vgl. Simon/Sullivan (1993), S. 37.<br />

163 Dieser Umsatzmultiplikator ist höher als der im vorigen Beispiel auf Basis der Transaktion einer vergleichbaren<br />

Marke abgeleitete Umsatzmultiplikator. Hintergrund ist, dass sich der Multiplikator hier auf ein Unternehmen<br />

bzw. einen Geschäftsbereich und nicht nur auf eine Marke bezieht.<br />

164 Wie bereits bei dem Fallbeispiel für den kostenbasierten Ansatz dargestellt, wird bei der exakten Bestimmung<br />

des <strong>Marken</strong>werts in C2.3.2 dieser Arbeit ein negativer <strong>Marken</strong>wert resultieren. Diese Diskrepanz gegenüber<br />

51


3.2.2.3 Einkommensbasierter Ansatz<br />

Allgemein kann bei der Bewertung gemäß dem einkommensbasierten Ansatz entweder<br />

auf Cashflows bzw. Zahlungsvorgänge (Cash-Konzept) oder auf „verrechnete“ Bestands-<br />

und Erfolgsgrößen (Accrual-Konzept) abgestellt werden. 165 Die auf der<br />

Diskontierung prognostizierter (Free) Cashflows basierenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

lassen sich auf die Grundlagen des Cash-Accounting zurückführen, die auf<br />

der Diskontierung prognostizierter Übergewinne bzw. Residualgewinne basierenden<br />

Verfahren dagegen auf die Grundlagen des Accrual-Accounting. 166 Cash- und Accrual-<br />

Accounting sowie die darauf basierenden Bewertungsverfahren müssen zu dem gleichen<br />

Ergebnis führen, wenn die so genannte „Clean Surplus“-Bedingung eingehalten<br />

wird. 167 Diese Bedingung besagt, „dass die Veränderung eines beliebigen Kontos zwischen<br />

zwei Perioden aus der Summe der betreffenden Cash- und Accrual-Buchungen<br />

im Laufe der Periode vollständig erklärbar sein muss.“ 168<br />

Die Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts gemäß dem Cash-Konzept auf Basis von diskontierten<br />

Free Cashflows stellt sich wie folgt dar:<br />

(1) Vm<br />

= <br />

(1<br />

FCF<br />

T<br />

m<br />

t<br />

t= 0 + WACC<br />

m<br />

)<br />

mit<br />

V m<br />

t<br />

T<br />

FCF m<br />

WACC m<br />

= <strong>Marken</strong>wert<br />

= Zeitindex<br />

= letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

= Free Cashflow der Marke<br />

= Gesamtkapitalkostensatz der Marke<br />

dem Bewertungsergebnis auf Basis des marktbasierten Ansatzes entsteht daraus, dass der marktbasierte Ansatz<br />

ebenso wie der kostenbasierte Ansatz nicht direkt an den Werttreibern der Marke ansetzt.<br />

165 Vgl. Fickert (1985), S. 133 f.; Fickert (1986a), S. 47; Fickert (1986b), S. 109; Fickert (1986c), S. 124-130.<br />

166 Vgl. Kind (2000), S. 42.<br />

167 Vgl. beispielsweise Lücke (1955), S. 313-316; Peasnell (1982), S. 361-381; O’Hanlon/Peasnell (1998),<br />

S. 423-426; Spremann (2004), S. 239-244.<br />

168 Kind (2000), S. 45.<br />

52


Gemäß dem Accrual-Konzept entspricht der <strong>Marken</strong>wert der Summe aus dem Barwert<br />

der zukünftigen Residualgewinne der Marke und dem Wert des in die Marke investierten<br />

Kapitals zum Bewertungsstichtag:<br />

T<br />

NOPLATm<br />

−WACC<br />

m<br />

× NOAt<br />

−1<br />

RGm<br />

(2) Vm<br />

= NOAt<br />

= 0<br />

+ <br />

= NOA<br />

t<br />

t=<br />

0<br />

+<br />

t<br />

(1 + WACC )<br />

(1 + WACC )<br />

mit<br />

V m<br />

NOA<br />

t<br />

T<br />

NOPLAT m<br />

WACC m<br />

RG m<br />

t=<br />

0<br />

m<br />

= <strong>Marken</strong>wert<br />

= Investiertes Kapital (Net Operating Assets) der Marke<br />

= Zeitindex<br />

= letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

= operativer Gewinn der Marke vor Zinsen und nach <strong>St</strong>euern<br />

= Gesamtkapitalkostensatz der Marke<br />

= Residualgewinn der Marke<br />

Unabhängig davon, ob das Cash- oder Accrual-Konzept zugrunde gelegt wird, basiert<br />

die Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts letztlich auf einer Differenzbetrachtung. 169 Der <strong>Marken</strong>wert<br />

entspricht der Differenz der Unternehmenswerte mit Marke und ohne Marke.<br />

Für die Bewertung auf Basis von Free Cashflows gilt deshalb:<br />

m<br />

(3)<br />

V<br />

m<br />

=<br />

FCF<br />

FCF<br />

( M )<br />

− FCF(<br />

oM )<br />

T<br />

T<br />

m<br />

<br />

=<br />

t <br />

t<br />

t= 1 (1 + WACC<br />

m<br />

) t=<br />

1 (1 + WACC<br />

m<br />

)<br />

mit<br />

V m = <strong>Marken</strong>wert<br />

t<br />

= Zeitindex<br />

T = letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

FCF m = Free Cashflows der Marke<br />

FCF(M) = Free Cashflows des Unternehmens mit Marke<br />

FCF(oM) = Free Cashflows des Unternehmens ohne Marke<br />

WACC m = Gesamtkapitalkostensatz der Marke 170<br />

169 Vgl. Aders/Wiedemann (2001), S. 470.<br />

170 In Gleichung (3) wird unterstellt, dass die Kapitalkosten des Unternehmens mit Marke und des Unternehmens<br />

ohne Marke nicht voneinander abweichen. Nur in diesem Fall können der Wert des <strong>Marken</strong>produkts und der<br />

Wert des No-name-Produkts zu einer Komponente zusammengefasst werden.<br />

53


Im Rahmen des einkommensbasierten Ansatzes sind mithin stets drei Größen zu<br />

bestimmen:<br />

• Höhe der aus der Marke resultierenden Zahlungs- bzw. Erfolgsgrößen<br />

• Länge der ökonomischen Nutzungsdauer der Marke<br />

• Höhe des Diskontierungssatzes<br />

Im Folgenden werden die einzelnen Aspekte kurz dargestellt. Eine ausführlichere Diskussion<br />

der Punkte erfolgt in Abschnitt C2.3 bei der Darstellung der Ermittlung des<br />

finanziellen <strong>Marken</strong>werts im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s.<br />

Bei der Bestimmung der Höhe der aus der Marke resultierenden Cashflows bzw. Residualgewinne<br />

wird bei den meisten Verfahren der Schwerpunkt auf die Abgrenzung der<br />

Einzahlungen bzw. Erträge der Marke gelegt. Die Art der Abgrenzung der Einzahlungen<br />

bzw. Erträge stellt daher das grundlegende Differenzierungskriterium der einzelnen<br />

Verfahren des einkommensbasierten Ansatzes dar. 171 Abbildung B-23 zeigt die<br />

verschiedenen Verfahren zur Abgrenzung der Einzahlungen bzw. Erträge der Marke<br />

im Überblick:<br />

Verfahren zur Abgrenzung<br />

der Einzahlungen bzw. Erträge der Marke<br />

Conjoint-<br />

Analyse<br />

Preisabstandbasierter<br />

Ansatz<br />

Direkte Befragung<br />

der Konsumenten<br />

Hedonische<br />

Preisfunktion<br />

Abbildung B-23: Verfahren zur Abgrenzung der Einzahlungen bzw. Erträge der Marke<br />

Die Ermittlung der Einzahlungen der Marke auf Basis des Preisabstand-basierten<br />

Ansatzes stellt auf den Unterschied der am Markt beobachtbaren Preisdifferenz von<br />

<strong>Marken</strong>produkt und einem vergleichbaren No-name-Produkt bzw. einer vergleichbaren<br />

schwachen Marke ab. 172 Vorteil dieser Methodik ist zum einen die Bestätigung der<br />

Preisprämie am Markt und zum anderen ihre Praktikabilität. Aus diesem Grund wird<br />

der Preisabstand-basierte Ansatz in Abschnitt C2.3 bei der Entwicklung eines <strong>Marken</strong>-<br />

171 Auf die Abgrenzung der zusätzlichen Auszahlungen bzw. Aufwendungen der Marke wird in den meisten Verfahren<br />

weniger Wert gelegt. Als wesentliche Komponenten werden hierbei meistens Kosten für Aufbau und<br />

Pflege der Marke gesehen.<br />

172 Vgl. Aaker (1991), S. 22 f.; Aaker (1996a), S. 106 f.; Smith (1997), S. 144 ff.<br />

54


ewertungsverfahrens in dieser Arbeit wieder aufgegriffen. Dabei wird auch auf die<br />

Lösung der mit dem Verfahren möglicherweise verbundenen praktischen Probleme<br />

eingegangen.<br />

Die Grundidee der Conjoint-Analyse 173 besteht darin, dass der Anteil der Marke am<br />

Preis des Produktes über verschiedene Präferenzurteile der Konsumenten bestimmt<br />

werden kann. 174 Diese Urteile werden beispielsweise dadurch abgefragt, dass die Konsumenten<br />

die <strong>Marken</strong> in eine Präferenzrangfolge bringen oder die Marke auswählen,<br />

die sie am ehesten kaufen würden. Die Verarbeitung der Daten erfolgt in einem spezifischen<br />

Modell, in dem die Präferenzurteile die abhängige Variable und die Preise die<br />

unabhängige Variable darstellen. Im Ergebnis resultiert der Anteil des Preises des<br />

<strong>Marken</strong>produkts, der unmittelbar auf die Marke zurückzuführen ist. Die Methode ist<br />

für die Ermittlung einer Preisprämie der Marke sehr gut geeignet: „Conjoint Measurement<br />

ist eine ideale Methode, um den Wert der Anbieterreputation bzw. einer Marke<br />

festzustellen.“ 175 Aus diesem Grund wird auf die Conjoint-Analyse als zweite Methodik<br />

neben dem Preisabstand-basierten Ansatz bei der Entwicklung eines <strong>Marken</strong>bewertungsverfahrens<br />

in dieser Arbeit zurückgegriffen.<br />

Bei der Ermittlung der Einzahlungen auf Basis der direkten Befragung der Konsumenten<br />

werden die Konsumenten direkt nach dem Preisunterschied gefragt, bei dem sie<br />

zwischen dem mit der Marke gekennzeichneten Produkt und einem vergleichbaren Noname-Produkt<br />

indifferent sind. 176 Eine solche isolierte Beurteilung von Produktmerkmalen<br />

kann allerdings zu einer systematischen Überschätzung des Werts der einzelnen<br />

Merkmale und somit auch des Anteils der Marke am Preis des Produkts führen. 177 Aus<br />

diesem Grund wird diese Methodik in dieser Arbeit nicht weiter verfolgt.<br />

Im Rahmen des hedonischen Ansatzes wird versucht, die am Markt beobachtbaren<br />

Preisdifferenzen verschiedener Produkte einer Produktklasse durch die Unterschiede<br />

der Eigenschaften der Produkte zu erklären. 178 Zu diesem Zweck wird eine so genannte<br />

hedonische Preisfunktion auf Basis von Regressionsanalysen abgeleitet. Hierbei stellen<br />

die Produkteigenschaften die unabhängige Variable und die beobachtbaren Preise die<br />

173 Alternativ wird auch der Ausdruck Conjoint Measurement verwendet.<br />

174 Vgl. Blackston (1992), S. RC-3-RC-6; Crimmins (1992), S. 11-19; Swait/Erdem/Louviere/Dubelaar (1993),<br />

S. 23-45; Brockhoff/Sattler (1996), S. 207-224; Sattler (1997), S. 176-194; Kalra/Goodstein (1998), S. 210-<br />

224.<br />

175 Simon (1997), S. 6.<br />

176 Eine mögliche Fragestellung könnte lauten: „Suppose that Brand A and Brand D cost the same. Them from<br />

your previous responses you would prefer A to D. Now, suppose that the price of A higher than the price of<br />

D. How much more would you be willing to pay for A than for D?” Park/Srinivasan (1994), S. 275.<br />

177 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 96.<br />

178 Vgl. Sander (1994), S. 104-136.<br />

55


abhängige Variable dar. Die geschätzten Regressionskoeffizienten für die Produkteigenschaft<br />

„<strong>Marken</strong>zeichen“ können als durchschnittliche zusätzliche Zahlungsbereitschaft<br />

im Vergleich zu einer unbekannten Marke interpretiert werden. Da die Anwendung<br />

des hedonischen Ansatzes an strenge Annahmen gebunden ist, die in der Praxis<br />

regelmäßig nicht gegeben sind, wird der hedonische Ansatz in dieser Arbeit nicht mehr<br />

weiterverfolgt. 179<br />

Nach der Abgrenzung der Erfolge der Marke für die aktuelle Periode sind diese über<br />

ihre ökonomische Nutzungsdauer zu planen. Bei der Bestimmung der Länge der ökonomischen<br />

Nutzungsdauer der Marke ist zwischen der rechtlichen und der ökonomischen<br />

Perspektive zu differenzieren. Nach der Eintragung erlangt die Marke einen<br />

rechtlichen Schutz, der zunächst auf zehn Jahre begrenzt ist. 180 Bei Nachweis der Benutzung<br />

der Marke kann dieser Schutz beliebig oft um weitere zehn Jahre verlängert<br />

werden. Im Gegensatz dazu wird die ökonomische Nutzungsdauer an dem Zeitraum<br />

festgemacht, über den mit der Marke Erträge erwirtschaftet werden können. Für die<br />

Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts mit dem einkommensbasierten Ansatz ist daher ausschließlich<br />

die ökonomische Nutzungsdauer relevant. 181 Wesentliche Determinanten<br />

bei der Bestimmung der ökonomischen Nutzungsdauer sind der Lebenszyklus des markierten<br />

Produkts sowie die mögliche Übertragbarkeit der Marke auf andere Produktkategorien.<br />

182<br />

Die Bestimmung der Länge der ökonomischen Nutzungsdauer steht in engem Zusammenhang<br />

mit der Festlegung der Höhe des Diskontierungssatzes, da Erträge und Diskontierungssatz<br />

äquivalent definiert sein müssen. Der Diskontierungssatz entspricht<br />

der Alternativrendite bzw. den Opportunitätskosten des Investors und besteht aus einem<br />

Basiszinssatz sowie einem Risikozuschlag. 183 Für die <strong>Marken</strong>bewertung ist hierbei<br />

zu klären, in welcher Höhe der Risikozuschlag anzusetzen ist. In der Regel wird<br />

vorgeschlagen, in Anlehnung an das bei der Unternehmensbewertung übliche Vorgehen<br />

den Risikozuschlag auf Basis des Capital Asset Pricing Model (CAPM) zu<br />

bestimmen. 184 Hierbei soll das spezifische Risiko der Marke über einen Auf- bzw. Abschlag<br />

auf den Beta-Faktor des Unternehmens bzw. des Geschäftsbereichs der Marke<br />

179 Zu den Annahmen des hedonischen Ansatzes vgl. Sander (1994), S. 104-107.<br />

180 Die Regelung ist in § 47 <strong>Marken</strong>G festgelegt. Vgl. Meffert/Burmann (1998), S. 10 f.<br />

181 Die rechtliche Nutzungsdauer ist für die Bewertung nur dann bedeutsam, wenn sich dadurch eine Beschränkung<br />

der ökonomischen Nutzungsdauer ergeben würde.<br />

182 Vgl. Greinert (2002), S. 209-213. Die Bestimmung der ökonomischen Nutzungsdauer von Marke und <strong>Marken</strong>produkt<br />

wird in den Abschnitten C2.2.1 und C2.3.1.1 im Kontext des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s diskutiert. Zur Bedeutung<br />

des Lebenszyklus für die Marke vgl. auch Bruhn (1997), S. 119-131.<br />

183 Vgl. Damodaran (1996), S. 47-68.<br />

184 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 222-227; Greinert (2002), S. 214-216.<br />

56


ermittelt werden. Auch wenn hierbei teilweise eine Fundierung der Auf- oder Abschläge<br />

über Scoring-Modelle vorgenommen wird, verbleibt eine hohe Subjektivität. 185<br />

Der einkommensbasierte Ansatz wird in den bestehenden Verfahren mit unterschiedlicher<br />

Genauigkeit durchgeführt. Bislang fehlt jedoch ein Verfahren, das konsequent an<br />

den finanziellen Werttreibern der Marke ansetzt. Eine solche Methodik soll in Abschnitt<br />

C2.3 entwickelt werden. Um eine doppelte Darstellung zu vermeiden, wird an<br />

dieser <strong>St</strong>elle der Arbeit daher auf die Anwendung des einkommensbasierten Ansatzes<br />

für die Marke Top Ice verzichtet.<br />

<strong>St</strong>attdessen soll an dieser <strong>St</strong>elle kurz auf das Verhältnis von <strong>Marken</strong>wert zu <strong>Marken</strong>produktwert<br />

bzw. Unternehmenswert eingegangen werden. Betrachtet werde hierfür<br />

ein Unternehmen, das lediglich ein <strong>Marken</strong>produkt herstellt. Der <strong>Marken</strong>produktwert<br />

ist damit mit dem Unternehmenswert identisch. Die Parameter zur Ermittlung von<br />

<strong>Marken</strong>produktwert, Wert des No-name-Produkts und <strong>Marken</strong>wert stellen sich annahmegemäß<br />

wie folgt dar:<br />

t=0 t=1<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

Preis 4 4<br />

Absatzmenge 50 50<br />

Umsatz 200 200<br />

<strong>St</strong>ückkosten 1 1<br />

Herstellkosten 50 50<br />

Free Cashflow <strong>Marken</strong>produkt 150 150<br />

No-name-Produkt<br />

Preis 2 1,5<br />

Absatzmenge 50 50<br />

Umsatz 100 75<br />

<strong>St</strong>ückkosten 1 1<br />

Herstellkosten 50 50<br />

Free Cashflow No-name-Produkt 50 25<br />

Marke<br />

Preisprämie 2 2,5<br />

Mengenprämie 0 0<br />

Umsatz 100 125<br />

Herstellkosten 0 0<br />

Free Cashflow Marke 100 125<br />

<strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt unterscheiden sich in dem Beispiel lediglich<br />

durch den Preis. Eine Wirkung der Marke auf die Absatzmenge oder die <strong>St</strong>ückkosten<br />

besteht annahmegemäß nicht. Dementsprechend basiert der Free Cashflow der Marke<br />

185 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 226.<br />

57


ausschließlich auf dem Unterschied des Umsatzes zwischen <strong>Marken</strong>produkt und Noname-Produkt.<br />

In t = 1 reduziert sich der Preis des No-name-Produkts von 2 auf 1,5. 186<br />

Damit erhöht sich die Preisprämie von 2 auf 2,5 und der Free Cashflow der Marke von<br />

100 auf 125. Der Free Cashflow des <strong>Marken</strong>produkts ist für beide Perioden konstant.<br />

Auf Grundlage dieser Parameter sollen im Folgenden die Werte für <strong>Marken</strong>produkt,<br />

No-name-Produkt und Marke in t = 0 und t = 1 errechnet werden. Es sei vereinfachend<br />

unterstellt, dass die Free Cashflows jeweils als ewige Rente anfallen. Bei einem Kapitalkostensatz<br />

von 10% ergeben sich die folgenden Werte:<br />

t=0 t=1<br />

Free Cashflow <strong>Marken</strong>produkt 150 150<br />

<strong>Marken</strong>produktwert 1.500 1.500<br />

Free Cashflow No-name-Produkt 50 25<br />

Wert No-name-Produkt 500 250<br />

Free Cashflow Marke 100 125<br />

<strong>Marken</strong>wert 1.000 1.250<br />

Da sich der Free Cashflow des <strong>Marken</strong>produkts nicht verändert, müssen auch der <strong>Marken</strong>produktwert<br />

bzw. der Unternehmenswert konstant bleiben. Aufgrund der Verschlechterung<br />

des Alternativfalls ohne Marke ergibt sich allerdings ein Anstieg des<br />

<strong>Marken</strong>werts von 1.000 auf 1.250. Diese Veränderung des <strong>Marken</strong>werts besitzt jedoch<br />

auf den <strong>Marken</strong>produktwert bzw. den Unternehmenswert keinen Einfluss. Es hat sich<br />

lediglich der Wert der (fiktiven) Referenzgröße No-name-Produkt geändert. Als Folge<br />

ist der Anteil des <strong>Marken</strong>werts am Unternehmenswert gestiegen, der Unternehmenswert<br />

ist jedoch unverändert geblieben.<br />

Dieses einfache Beispiel zeigt, dass eine Veränderung des <strong>Marken</strong>werts nicht zwangsläufig<br />

mit einer Veränderung des Unternehmenswerts gleichzusetzen ist. Hierfür ist<br />

verantwortlich, dass der <strong>Marken</strong>wert stets über eine Differenzbetrachtung errechnet<br />

wird. Wenn sich der Fall des No-name-Produkts verändert, besitzt dies Auswirkungen<br />

auf den <strong>Marken</strong>wert, die sich nicht im Wert des <strong>Marken</strong>produkts bzw. des Unternehmens<br />

niederschlagen. Dieser Zusammenhang zwischen <strong>Marken</strong>produktwert bzw. <strong>Marken</strong>wert<br />

wird bei der Anwendung des <strong>Rating</strong>s der Marke wieder aufgegriffen werden.<br />

187<br />

186 Verantwortlich hierfür kann beispielsweise ein gestiegenes Qualitätsbewusstsein der Konsumenten sein, so<br />

dass das No-name-Produkt nur noch zu einem herabgesetzten Preis verkauft werden kann.<br />

187 Vgl. Abschnitt D1.1<br />

58


3.2.3 Marketingorientierte Verfahren<br />

Die marketingorientierten Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung sind dadurch charakterisiert,<br />

dass der <strong>Marken</strong>wert auf Basis von nicht-finanziellen Indikatoren als dimensionslose<br />

Größe bestimmt wird. In der englischsprachigen Literatur fällt ein solcher <strong>Marken</strong>wert<br />

unter den schillernden Begriff „Brand Equity“, zum Teil wird er aber auch als<br />

„Brand <strong>St</strong>rength“ 188 bezeichnet. In der deutschsprachigen Literatur wird üblicherweise<br />

der Ausdruck „<strong>Marken</strong>stärke“ 189 verwendet. Abbildung B-24 gibt einen Überblick<br />

über ausgewählte kommerzielle und nicht-kommerzielle marketingorientierte Verfahren<br />

der <strong>Marken</strong>bewertung:<br />

Autoren Bezeichnung Indikatoren<br />

Aaker 190<br />

Andresen 191<br />

Högl/Twardawa/<br />

Hupp 192<br />

Kamakura/Russel 193<br />

Keller 194<br />

Maretzki/Wildner 195<br />

Srivastava/Shocker 196<br />

<strong>Marken</strong>eisberg-<br />

Modell<br />

(icon Brand<br />

Navigation)<br />

Brand-Potential-<br />

Index (GfK)<br />

<strong>Marken</strong>treue, <strong>Marken</strong>bekanntheit, wahrgenommene<br />

Qualität, <strong>Marken</strong>assoziationen, weitere <strong>Marken</strong>vorzüge<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit, subjektiv empfundener Werbedruck,<br />

Klarheit des inneren Bildes, <strong>Marken</strong>uniqueness,<br />

Einprägsamkeit der Werbung, Attraktivität des inneren<br />

Bildes, <strong>Marken</strong>sympathie, <strong>Marken</strong>vertrauen, Loyalität<br />

<strong>Marken</strong>loyalität, Kaufabsicht, <strong>Marken</strong>bekanntheit,<br />

Mehrpreisakzeptanz, Uniqueness, <strong>Marken</strong>sympathie,<br />

<strong>Marken</strong>vertrauen, wahrgenommene Qualität, <strong>Marken</strong>identifikation,<br />

Bereitschaft zur Weiterempfehlung<br />

Produktnutzen, der nicht durch objektive Produkteigenschaften,<br />

kurzfristige Werbewirkungen und den<br />

Preis erklärt werden kann<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit, <strong>Marken</strong>image<br />

Marktanteil, der nicht durch kurzfristige Effekte von<br />

Marketing-Mix-Instrumenten zurückzuführen ist<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit, <strong>Marken</strong>loyalität<br />

Abbildung B-24: Übersicht über ausgewählte kommerzielle und nicht-kommerzielle marketingorientierte<br />

Verfahren<br />

188 Vgl. Srivastava/Shocker (1991), S. 6-8; Francois/MacLachlan (1995), S. 322; Walser (2004), S. 58 f.<br />

189 Vgl. Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 37; Esch (2003), S. 514; Kriegbaum (2001), S. 74.<br />

190 Vgl. Aaker (1991), S. 15 ff.<br />

191 Vgl. Andresen (1991), S. 28-34.<br />

192 Vgl. Högl/Twardawa/Hupp (2001), S. 5-59.<br />

193 Vgl. Kamakura/Russel (1993), S. 9-22.<br />

194 Vgl. Keller (1993), S. 1-22; Keller (1998), S. 41 ff.; Keller (2000b), S. 967-987.<br />

195 Vgl. Maretzki/Wildner (1994), S. 101-105.<br />

196 Vgl. Srivastava/Shocker (1991), S. 15.<br />

59


Die einzelnen Verfahren können nach verschiedenen Dimensionen analysiert werden.<br />

So ist in Bezug auf die Auswahl und Operationalisierung der Indikatoren festzustellen,<br />

dass keine Einheitlichkeit besteht. Eine weitere Analysedimension stellt die Verarbeitung<br />

der Indikatoren dar. Die Indikatoren werden entweder ungewichtet nebeneinander<br />

gestellt oder zu einer Gesamtgröße aggregiert. Die möglichen Varianten bei einer<br />

Aggregation reichen hier von einer Addition der Indikatoren bis hin zu einer multiplikativen<br />

Verknüpfung. Schließlich können die Verfahren auch nach ihrer Herkunft differenziert<br />

werden. Als grundlegende Kategorien lassen sich Verfahren, die in einem<br />

wissenschaftlichen Umfeld entwickelt wurden, von Bewertungsmethoden kommerzieller<br />

Anbieter unterscheiden.<br />

Mithin wird deutlich, dass eine allgemeine Darstellung des marketingorientierten Verfahrens<br />

nicht möglich ist. Aus diesem Grund soll auch das Fallbeispiel BRAND nicht<br />

für den marketingorientierten Ansatz angewendet werden. Zur Veranschaulichung<br />

werden stattdessen beispielhaft die Verfahren von Aaker und Andresen näher dargestellt.<br />

Der Ansatz von Aaker wurde ausgewählt, da er als frühe theoretische Arbeit<br />

neben dem Ansatz von Keller die Diskussion um qualitative Einflussfaktoren des<br />

<strong>Marken</strong>werts nachhaltig beeinflusst hat. Das Verfahren von Andresen stellt eines der<br />

prominentesten kommerziellen Verfahren zur Ermittlung eines <strong>Marken</strong>werts aus der<br />

Marketingperspektive dar.<br />

Aaker bezeichnet den Wert der Marke als Brand Equity und definiert ihn als „… a set<br />

of brand assets and liabilities linked to a brand, its name and symbol, that add to or<br />

subtract from the value provided by a product or service to a firm and/or to that firm’s<br />

customers”. 197 Als wesentliche Determinanten des <strong>Marken</strong>werts sieht Aaker die Größen<br />

<strong>Marken</strong>treue (Brand Loyalty), Bekanntheit des Namens, (Name Awareness),<br />

wahrgenommene Qualität (Perceived Quality), sowie weitere <strong>Marken</strong>vorzüge (Other<br />

Proprietary Brand Assets), wie beispielsweise Patente oder Warenzeichenrechte. 198 Die<br />

Bedeutung von Brand Equity besteht darin, dass es sowohl für die Konsumenten als<br />

auch für das Unternehmen Wert schafft. Abbildung B-25 verdeutlicht die Zusammenhänge<br />

im <strong>Marken</strong>wertkonzept von Aaker: 199<br />

197 Aaker (1991), S. 15.<br />

198 Vgl. zum Folgenden Aaker (1991), S. 16-18.<br />

199 Vgl. Aaker (1991), S. 17.<br />

60


Wahrgenommene<br />

Qualität<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

<strong>Marken</strong>assoziationen<br />

<strong>Marken</strong>treue<br />

Weitere<br />

<strong>Marken</strong>vorzüge<br />

Brand Equity<br />

Wert für den Konsumenten<br />

Wert für das Unternehmen<br />

Abbildung B-25: <strong>Marken</strong>wertkonzept von Aaker<br />

Die einzelnen Determinanten des <strong>Marken</strong>werts stehen zum Teil untereinander in<br />

Wechselbeziehungen. Beispielsweise wird die wahrgenommene Qualität durch die<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit, <strong>Marken</strong>assoziationen und <strong>Marken</strong>treue beeinflusst. Eine weitere<br />

Interdependenz besteht darin, dass die Dimensionen nicht nur den <strong>Marken</strong>wert beeinflussen,<br />

sondern wiederum selbst eine Folge von diesem darstellen können. Nähere<br />

Angaben über die Gewichtung oder Verknüpfung zwischen den Größen werden in dem<br />

Ansatz von Aaker allerdings nicht gegeben. Aus diesem Grund ist der Ansatz von<br />

Aaker weniger als Messmodell, sondern in erster Linie als ein Erklärungsmodell zur<br />

<strong>Marken</strong>wertbildung zu betrachten. 200<br />

Als Beispiel für ein kommerzielles Verfahren wird in dieser Arbeit das von Andresen<br />

in die Literatur eingeführt „<strong>Marken</strong>eisberg-Modell“ vorgestellt. 201 Der <strong>Marken</strong>wert<br />

wird in dem Modell als <strong>Marken</strong>stärke bezeichnet und anhand des Bilds des <strong>Marken</strong>eisbergs<br />

betrachtet. Als Komponenten der <strong>Marken</strong>stärke die beiden Größen <strong>Marken</strong>bild<br />

und <strong>Marken</strong>guthaben unterschieden.<br />

Das <strong>Marken</strong>bild entspricht gemäß dem Bild des Eisbergs dem für den Kunden „sichtbaren“<br />

Teil über der Wasseroberfläche. Im <strong>Marken</strong>bild manifestiert sich die Wahrnehmung<br />

des aktuellen <strong>Marken</strong>auftritts durch die Konsumenten. Der <strong>Marken</strong>auftritt<br />

wird im Wesentlichen durch Maßnahmen des Marketing-Mix, wie beispielsweise Produktgestaltung,<br />

Promotionaktionen oder Werbung, bestimmt. Als Einflussfaktoren und<br />

200 Vgl. Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 92.<br />

201 Vgl. zum Folgenden Andresen (1991), S. 28-34; Andresen/Esch (2000), S. 989-995.<br />

61


Messindikatoren des <strong>Marken</strong>bilds werden <strong>Marken</strong>bekanntheit, subjektiv empfundener<br />

Werbedruck, Klarheit des inneren <strong>Marken</strong>bildes, Einprägsamkeit der Werbung sowie<br />

Attraktivität des inneren <strong>Marken</strong>bildes betrachtet.<br />

Das <strong>Marken</strong>guthaben dagegen entspricht dem Teil des Eisbergs, der sich unter der<br />

Wasseroberfläche befindet. Es repräsentiert die Einstellungen der Konsumenten zu der<br />

Marke als Ergebnis der Marketingbemühungen der Vergangenheit. Während das <strong>Marken</strong>bild<br />

relativ kurzfristig geändert werden kann, sind Anpassungen des <strong>Marken</strong>guthabens<br />

nur langfristig möglich. Das <strong>Marken</strong>guthaben wird geprägt und gemessen durch<br />

die Faktoren <strong>Marken</strong>vertrauen, <strong>Marken</strong>sympathie und <strong>Marken</strong>loyalität.<br />

Die Messung von <strong>Marken</strong>bild und <strong>Marken</strong>guthaben erfolgt durch Befragungen von<br />

Konsumenten. Die Ausprägungen der beiden Dimensionen werden in einem Koordinatensystem<br />

mit den Achsenbezeichnungen <strong>Marken</strong>bild und <strong>Marken</strong>guthaben abgetragen.<br />

Durch einen Vergleich mit ebenfalls empirisch ermittelten Durchschnittswerten<br />

der jeweiligen Produktkategorie können die <strong>St</strong>ärken und Schwächen der <strong>Marken</strong> identifiziert<br />

werden. Nachfolgende Abbildung veranschaulicht noch einmal die Komponenten<br />

des <strong>Marken</strong>eisbergs und deren Bestimmungsfaktoren: 202<br />

kurzfristig<br />

<strong>Marken</strong>bild<br />

• <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

• Subjektiv wahrgenommener Werbedruck<br />

• Einprägsamkeit der Werbung<br />

• <strong>Marken</strong>uniqueness<br />

• Klarheit des inneren Bildes<br />

• Attraktivität des inneren Bildes<br />

langfristig<br />

<strong>Marken</strong>guthaben<br />

• <strong>Marken</strong>sympathie<br />

• <strong>Marken</strong>vertrauen<br />

Abbildung B-26: Der innere <strong>Marken</strong>wert im Verfahren von Andresen<br />

Durch den Bezug auf die Ausprägungen der Indikatoren bei anderen <strong>Marken</strong> ermittelt<br />

der Ansatz von Andresen keinen absoluten, sondern lediglich einen relativen <strong>Marken</strong>wert.<br />

203 Auch die Verknüpfung der Größen zu einem Gesamtwert für die <strong>Marken</strong>stärke<br />

wird nicht vorgenommen. Insofern stellt der Ansatz in erster Linie ein Diagnoseinstrument<br />

für das Marketing und weniger ein Bewertungsinstrument dar. 204<br />

202 Vgl. Andresen/Esch (2000), S. 992.<br />

203 Vgl. Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 98.<br />

204 Vgl. Franzen/Trommsdorff/Riedel (1994), S. 1383.<br />

62


3.2.4 Kombinationsverfahren<br />

Die Kombinationsverfahren wurden mit der Zielsetzung entwickelt, die Marketingund<br />

Finanzperspektive der Marke zu integrieren. 205 Vor diesem Hintergrund ist das<br />

grundlegende Charakteristikum der Verfahren des gemischten Ansatzes ihre Zweibzw.<br />

Mehrstufigkeit. Abbildung B-27 gibt einen Überblick über ausgewählte Kombinationsverfahren<br />

der <strong>Marken</strong>bewertung:<br />

Autoren Bezeichnung Komponenten<br />

Bekmeier-Feuerhahn 206<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>gewinn<br />

Franzen/Trommsdorff/ Brand Performancer <strong>Marken</strong>stärke, Ertragspotential des Marktes<br />

Riedel 207<br />

Haigh 208 Brand Finance-Ansatz Economic Value Added, Brand Value<br />

Högl/Hupp/Maul/Sattler 209<br />

Penrose 210<br />

Sattler 211<br />

<strong>Marken</strong>wertmodell<br />

der GfK<br />

Interbrand-Modell<br />

(alte Darstellung)<br />

Added, Assessing Brand Risk<br />

<strong>Marken</strong>isolierungsmodell, <strong>Marken</strong>prognosemodell,<br />

<strong>Marken</strong>risikomodell,<br />

<strong>Marken</strong>strategisches Optionsmodell,<br />

Simulationsmodell<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>gewinn<br />

Langfristiger <strong>Marken</strong>nutzen, Kurzfristiger<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Semion 212 Semion-Modell <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>bild, Finanzwert,<br />

<strong>Marken</strong>schutz<br />

Spannagl 213 Brand <strong>Rating</strong> Verfahren <strong>Marken</strong>stärke, diskontierter Preisabstand,<br />

Trevillion/Perrier 214<br />

Interbrand Modell<br />

(neue Darstellung)<br />

Zukunftspotential der Marke<br />

<strong>Marken</strong>stärke, Bedeutung der Marke für<br />

Kaufentscheidung, <strong>Marken</strong>gewinn<br />

Abbildung B-27:<br />

Übersicht über ausgewählte Kombinationsverfahren<br />

205 Vgl. beispielsweise für den Interbrand-Ansatz Murphy (1992), S. 191 f.<br />

206 Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 111 ff.<br />

207 Vgl. Franzen/Trommsdorff/Riedel (1994), S. 1373-1401; Franzen (2002), S. 26-31.<br />

208 Vgl. Haigh (1998), S. 60-64.<br />

209 Vgl. Högl/Hupp/Maul/Sattler (2002), S. 37-80.<br />

210 Vgl. Penrose (1989), S. 32-46; Murphy (1992), S. 184-197.<br />

211 Vgl. Sattler (1997), S.168 ff.<br />

212 Vgl. Semion (2004b).<br />

213 Vgl. Spannagl (2001), S. 38-43.<br />

214 Vgl. Trevillion/Perrier (1999), S. 34-37.<br />

63


Die Verfahren ermitteln als Endgröße einen finanziellen <strong>Marken</strong>wert. 215 Der finanzielle<br />

<strong>Marken</strong>wert wird in der Regel als Kombination von <strong>Marken</strong>gewinn und einem Maß<br />

für die <strong>Marken</strong>stärke berechnet. 216 Die einzelnen Verfahren unterscheiden sich im<br />

Wesentlichen dadurch, wie durch die Verknüpfung bzw. Kombination dieser beiden<br />

Größen der finanzielle <strong>Marken</strong>wert berechnet wird. Ähnlich wie bei den marketingorientierten<br />

Verfahren existiert auch hier nicht eine einzige Methodik. 217 Aus diesem<br />

Grund werden zur Veranschaulichung die Verfahren von Semion und Interbrand<br />

vorgestellt. Diese Verfahren genießen durch die jährlich von den beiden Agenturen<br />

erstellten Ranglisten der wertvollsten Unternehmen eine hohe Bekanntheit.<br />

Der Ansatz von Semion beruht auf einem Indikatorenmodell, das sich aus den vier<br />

Dimensionen <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>bild, Finanzwert des Unternehmens und <strong>Marken</strong>schutz<br />

zusammensetzt. 218 Die Dimensionen werden auf insgesamt 96 <strong>Marken</strong>wertindikatoren<br />

zurückgeführt. Eine Liste der einzelnen Indikatoren sowie deren Verknüpfung<br />

ist nicht vollständig offen gelegt. 219 Auf Basis dieses Modells erfolgt die Bewertung<br />

der Marke im Ansatz von Semion in drei Schritten. Zuerst werden für die Ausprägungen<br />

der vier Dimensionen ermittelt. Im Anschluss daran werden diese Faktorwerte zu<br />

einem Gewichtungsfaktor additiv verknüpft. Im letzten Schritt wird der durchschnittliche<br />

Vorsteuergewinn der letzten drei Jahre mit dem Gewichtungsfaktor multipliziert,<br />

um einen finanziellen <strong>Marken</strong>wert zu erhalten: 220<br />

215 So nehmen die auf Basis der Ansätze von Interbrand und Semion aufgestellten Ranglisten der wertvollsten<br />

<strong>Marken</strong> eine Rangreihung der <strong>Marken</strong> nach ihrem finanziellen Wert vor. Vgl. die Ableitung von finanziellen<br />

<strong>Marken</strong>werten über die Rangliste von Semion in Abschnitt B1.1<br />

216 Vgl. Frahm (2004), S. 90.<br />

217 Daher wird auch keine Anwendung auf das Fallbeispiel BRAND bzw. die Marke Top Ice vorgenommen.<br />

218 Vgl. zum Folgenden Frahm (2004), S. 147-150.<br />

219 Vgl. Frahm (2004), S. 148.<br />

220 Vgl. Esch (2003), S. 546.<br />

64


<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>bild<br />

Finanzwert<br />

<strong>Marken</strong>schutz<br />

• Marktanteil<br />

• Markteinfluss<br />

• Marketingaktivitäten<br />

• Distributionsgrad<br />

• Bekanntheitsgrad<br />

• Geschlossenheit des<br />

<strong>Marken</strong>auftritts<br />

• <strong>Marken</strong>potenzial<br />

• etc.<br />

• Imageposition der<br />

Marke im Markt<br />

• Imageposition der<br />

Marke zum Verbraucher<br />

• Imageposition der<br />

Marke zum Produkt<br />

• Verbraucherassoziationen<br />

• etc.<br />

• Vorsteuergewinn<br />

• Gewinnentwicklung<br />

• etc.<br />

• <strong>Marken</strong>verzeichnis<br />

• <strong>Marken</strong>umfeld<br />

• int. <strong>Marken</strong>schutz<br />

• Verbraucherassoziationen<br />

• etc.<br />

Summe<br />

Gewichtungsfaktor<br />

X<br />

durchschnittlicher<br />

Vorsteuergewinn (3 Jahre)<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Abbildung B-28: Bewertungsverfahren von Semion<br />

Unabhängig von den am Verfahren in der Literatur geäußerten Kritikpunkten genießt<br />

der Ansatz aufgrund der hohen Anzahl von durchgeführten Bewertungen eine hohe<br />

Bedeutung in der Praxis. 221<br />

Der <strong>Marken</strong>bewertungsansatz der englischen Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

Interbrand wurde Ende der 80er Jahre entwickelt. 222 Mittlerweile wurde die ursprüngliche<br />

Version des Ansatzes zu einem neuen Verfahren weiterentwickelt. In dieser Arbeit<br />

soll zunächst kurz auf die ursprüngliche Version des Verfahrens eingegangen werden,<br />

da diese üblicherweise in der Literatur behandelt wird. Darauf aufbauend wird die<br />

aktuelle Version des Ansatzes vorgestellt.<br />

In der alten Darstellung des Ansatzes wurde in einem ersten Schritt ein gewichteter<br />

Durchschnitt aus den <strong>Marken</strong>gewinnen der letzten drei Vergangenheitsjahre berech-<br />

221 Zur kritischen Würdigung des Verfahrens vgl. Esch (2003), S. 547; Frahm (2004), S. 149 f.<br />

222 Vgl. Penrose (1989), S. 32-46; Murphy (1992), S. 184-197.<br />

65


net. 223 Im nächsten Schritt wurden die Ausprägungen von 80 bis 100 Indikatoren aus<br />

sieben Hauptkategorien der <strong>Marken</strong>stärke ermittelt. Diese ergaben auf Basis eines Scoring-Modells<br />

einen auf den Wertebereich von 0 bis 100 normierten Wert für die <strong>Marken</strong>stärke.<br />

Der Scoring-Wert für die <strong>Marken</strong>stärke wurde über einen von Interbrand<br />

empirisch ermittelten Zusammenhang in einen Multiplikator von 0 bis 20 überführt,<br />

der auf den durchschnittlichen <strong>Marken</strong>gewinn angewendet wurde. Ergebnis war ein<br />

langfristiger finanzieller <strong>Marken</strong>wert.<br />

An diesem Vorgehen wurde vielfach Kritik geäußert. 224 Als problematisch angesehen<br />

wird dabei insbesondere die vergangenheitsorientierte Ermittlung der Gewinne sowie<br />

die Validität des von Interbrand verwendeten Modells zur Abbildung des Zusammenhangs<br />

zwischen Scoring-Wert der <strong>Marken</strong>stärke und Multiplikator.<br />

In neueren Veröffentlichungen werden für die zukünftigen Perioden die durch die<br />

Marke verursachten Gewinne explizit prognostiziert. 225 Die Gewinne entsprechen dabei<br />

dem Gewinn des <strong>Marken</strong>produkts nach Abzug von Kapitalkosten auf das in die<br />

Marke investierte Kapital. Der Anteil der Marke an diesen Residualgewinnen (residual<br />

earnings) wird über eine Analyse der kaufrelevanten Faktoren (role of branding index)<br />

ermittelt. Die <strong>Marken</strong>stärke (brand strength score) wird auf Basis der alten Methode<br />

ermittelt. Sie wird nunmehr allerdings als Maßgröße für das Risiko der Marke interpretiert<br />

und zur Bestimmung des Kapitalisierungszinssatzes der zukünftigen Residualgewinne<br />

herangezogen. Die Methodik des aktuellen Verfahrens kann mithin wie folgt<br />

veranschaulicht werden: 226<br />

Financial<br />

Analysis<br />

Market<br />

Analysis<br />

Brand<br />

Analysis<br />

Residual<br />

Earnings<br />

Role of<br />

Branding Index<br />

Brand <strong>St</strong>rength<br />

Score<br />

Brand<br />

Earnings<br />

Brand Value<br />

Brand<br />

Discount<br />

Rate<br />

Abbildung B-29: Übersicht über die Methodik des neuen Interbrand-Ansatzes<br />

223 Vgl. zum Folgenden Murphy (1992), S. 192-197; Frahm (2004), S. 124-126.<br />

224 Vgl. beispielsweise Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 80 f.<br />

225 Vgl. zum Folgenden Trevillion/Perrier (1999), S. 34-37.<br />

226 Vgl. Frahm (2004), S. 127.<br />

66


Auch die Weiterentwicklung des Ansatzes von Interbrand wird in der Literatur kritisch<br />

betrachtet. Da Komponenten des alten Ansatzes übernommen wurden, bestehen zudem<br />

deren Kritikpunkte fort. 227<br />

Mit der Darstellung der Kombinationsverfahren ist der Überblick über die bestehenden<br />

Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung abgeschlossen. Im nächsten Abschnitt können die<br />

Verfahren im Hinblick auf ihre Eignung für das <strong>Marken</strong>management überprüft werden.<br />

3.3 Eignung der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung für das <strong>Marken</strong>management<br />

Nach der Darstellung der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung ist zu untersuchen,<br />

inwieweit sie für den Bewertungsanlass der <strong>Marken</strong>führung geeignet sind. In der<br />

Literatur wurde eine Reihe verschiedenartiger Anforderungen an <strong>Marken</strong>bewertungsverfahren<br />

entwickelt. 228 Von einem Verfahren wird unter anderem gefordert, dass es<br />

objektiv, reliabel, valide, wirtschaftlich und praktikabel, generell anwendbar, sensitiv,<br />

stetig und glaubwürdig ist. Diese Anforderungen sind grundsätzlich alle auch für die<br />

Anwendbarkeit eines Verfahrens zur Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements als wünschenswerte<br />

Eigenschaften zu betrachten. 229 Zur Überprüfung der Eignung der bestehenden<br />

Verfahren sind allerdings die für das <strong>Marken</strong>management bedeutendsten Anforderungen<br />

herauszuarbeiten. Hierfür ist auf die Funktionen der <strong>Marken</strong>bewertung im<br />

Rahmen des <strong>Marken</strong>managements Bezug zu nehmen. 230<br />

Esch fordert von einem <strong>Marken</strong>bewertungsverfahren für Zwecke des <strong>Marken</strong>managements,<br />

dass es einen „Dreiklang von Diagnose, Therapie und Evaluation“ 231 ermöglichen<br />

soll. Zunächst muss das Verfahren im Sinne einer Diagnose eine Aussage darüber<br />

treffen können, warum eine Marke mehr oder weniger erfolgreich ist. 232 Auf dieser<br />

Grundlage können dann einer Therapie ähnlich geeignete Maßnahmen zur <strong>St</strong>eigerung<br />

des <strong>Marken</strong>werts abgeleitet werden. Schließlich ist der Wert der Marke im Rahmen der<br />

Evaluation als finanzieller Wert zu bestimmen. Diese Anforderungen erscheinen für<br />

227 Vgl. Frahm (2004), S. 129 f.<br />

228 Zu einem Überblick über Anforderungen an <strong>Marken</strong>bewertungsmodelle vgl. Kriegbaum (2001), S. 83-87.<br />

229 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 87.<br />

230 An dieser <strong>St</strong>elle sei zur Klarstellung noch einmal darauf hingewiesen, dass zunächst die Diskussion der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

ausschließlich in der Intangible-Sicht der existierenden Literatur zur <strong>Marken</strong>bewertung erfolgt.<br />

Aus diesem Grund wird eine Integration von Intangible- und Produktsicht der Marke hier nicht weiter thematisiert<br />

bzw. als Anforderung an die Verfahren gerichtet.<br />

231 Esch (2003), S. 516.<br />

232 Vgl. zum Folgenden Esch (2003), S. 514-516.<br />

67


die vorliegende Arbeit insbesondere deswegen geeignet, da sie der in der Problemstellung<br />

dieser Arbeit dargestellten Zielsetzung einer Integration von Marketing- und<br />

Finanzperspektive entsprechen. Allerdings sind die Anforderungen Diagnose, Therapie<br />

und Evaluation noch zu abstrakt, um daran konkret die Eignung der bestehenden Verfahren<br />

der <strong>Marken</strong>bewertung für das <strong>Marken</strong>management überprüfen zu können. Sie<br />

sind daher im Folgenden zu konkretisieren.<br />

Das Kriterium der Evaluation entspricht der Ermittlung eines finanziellen <strong>Marken</strong>werts.<br />

Aus Sicht einer Shareholder Value-Orientierung muss dieser <strong>Marken</strong>wert<br />

methodisch anschlussfähig sein an die Zielsetzung der <strong>St</strong>eigerung des Unternehmenswerts.<br />

Der „innere“ oder fundamentale Unternehmenswert wird als Barwert der zukünftigen<br />

Zahlungen bzw. Erfolge des Unternehmens berechnet. Daher muss als erste<br />

Anforderung der <strong>Marken</strong>wert unter Berücksichtigung der zukünftigen Erfolgsaussichten<br />

der Marke bestimmt werden.<br />

Aus der Finanzperspektive ist allerdings die Ermittlung eines finanziellen <strong>Marken</strong>werts<br />

noch nicht ausreichend. Vielmehr muss auch innerhalb der Finanzperspektive eine Diagnose<br />

von Ansatzpunkten für Verbesserungen möglich sein. Aus diesem Grund ist als<br />

zweite Anforderung an das Verfahren zu richten, dass es die finanziellen Werttreiber<br />

als <strong>St</strong>ellhebel für Wertveränderungen der Marke sichtbar macht.<br />

Die Möglichkeiten zur Diagnose auf Basis des finanziellen <strong>Marken</strong>werts sind allerdings<br />

begrenzt. So ermöglicht der zeitliche Vergleich des <strong>Marken</strong>werts zwar eine Aussage<br />

über die Wertveränderung, die Gründe hierfür werden jedoch nicht sichtbar. Aus<br />

diesem Grund kann als dritte Anforderung an das Bewertungsverfahren abgeleitet werden,<br />

dass es die nicht-finanziellen Werttreiber der Marke abbildet bzw. eine Aussage<br />

über die nicht-finanzielle <strong>Marken</strong>stärke ermöglicht.<br />

Die <strong>Marken</strong>bewertung für Zwecke der <strong>Marken</strong>führung erfordert die Berücksichtigung<br />

sowohl der Marketing- als auch der Finanzperspektive. Dies ist insbesondere aus dem<br />

Blickwinkel der Therapie von Bedeutung. Nur wenn eine geeignete Integration der<br />

beiden Dimensionen erfolgt, können Maßnahmen zur <strong>St</strong>eigerung des Werts der Marke<br />

abgeleitet werden. Die Forderung nach einer geeigneten Integration von Finanz- und<br />

Marketingperspektive stellt mithin die vierte Anforderung dar. Der Rückgriff auf die<br />

eher vage Formulierung „geeignete Integration“ ermöglicht es, sich an dieser <strong>St</strong>elle der<br />

Argumentation darauf zu beschränken, die Probleme der bestehenden Verfahren aufzuzeigen,<br />

ohne selbst noch eine „Lösung“ anzubieten. Dies wird Gegenstand von Abschnitt<br />

B4.3 bzw. Kapitel C sein.<br />

68


Nachfolgende Abbildung fasst die Ableitung der Anforderungen an ein <strong>Marken</strong>bewertungsverfahren<br />

für Zwecke des <strong>Marken</strong>managements aus den allgemeinen Kriterien<br />

noch einmal zusammen:<br />

Allgemeine Kriterien<br />

Konkretisierung für Überprüfung<br />

der Eignung der bestehenden Verfahren<br />

Evaluation<br />

Bestimmung zukunftsorientierter<br />

finanzieller <strong>Marken</strong>wert<br />

Ermittlung finanzielle Werttreiber<br />

Diagnose<br />

Ermittlung <strong>Marken</strong>stärke<br />

bzw. nicht-finanzielle Werttreiber<br />

Therapie<br />

“Geeignete” Integration von<br />

Marketing- und Finanzperspektive<br />

Abbildung B-30: Ableitung der Anforderungen an <strong>Marken</strong>bewertungsverfahren für Zwecke<br />

des <strong>Marken</strong>managements<br />

Vor diesem Hintergrund können die bestehenden Ansätze der <strong>Marken</strong>bewertung bezüglich<br />

der Erfüllung dieser Anforderungen analysiert werden. Nicht alle bestehenden<br />

Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung wurden explizit für die Bewertung im Rahmen der<br />

<strong>Marken</strong>managements konzipiert. Daher soll es im Folgenden nicht darum gehen,<br />

grundsätzliche „Defizite“ der Verfahren aufzuzeigen, sondern ihre Eignung für den<br />

Bewertungsanlass <strong>Marken</strong>management zu überprüfen. 233<br />

Kostenbasierter Ansatz<br />

Am kostenbasierten Ansatz wird oftmals die Kritik geäußert, dass durch die Betrachtung<br />

von Kosten lediglich eine vergangenheitsbezogene Sichtweise eingenommen<br />

wird. 234 Allerdings beruht dies auf einem verkürzten Verständnis des kostenbasierten<br />

Ansatzes: „Essentially, the mistakes that many analysts make are defining the components<br />

of cost too narrowly and ignoring one or more of the forms of obsolescence.” 235<br />

233 Zur Bedeutung des Bewertungswecks für die Auswahl eines Bewertungsverfahrens vgl. Moxter (1991), S. 5 f.<br />

234 Vgl. etwa Kriegbaum (2001), S. 91.<br />

235 Reilly/Schweihs (1999), S. 127.<br />

69


Durch die Berücksichtigung von Wertminderungen (bzw. Werterhöhungen) können<br />

auch im kostenbasierten Ansatz die Zukunftsaussichten der Marke berücksichtigt werden.<br />

Damit wird die Anforderung nach Ermittlung eines zukunftsbezogenen <strong>Marken</strong>werts<br />

durch den kostenbasierten Ansatz grundsätzlich erfüllt. Die Zu- oder Abschläge<br />

auf die Kosten werden im kostenbasierten Ansatz lediglich pauschal bestimmt. Aus<br />

diesem Grund ist die zweite Anforderung nach Abbildung der finanziellen Werttreiber<br />

nicht gegeben. Aufgrund der Beschränkung auf die finanzielle Dimension ermöglicht<br />

der kostenbasierte Ansatz zudem auch keine Abbildung der nicht-finanziellen Werttreiber.<br />

Eine geeignete Integration von Marketing- und Finanzperspektive ist konsequenterweise<br />

auch nicht möglich. Zusammenfassend ist der kostenbasierte Ansatz<br />

daher nicht für das <strong>Marken</strong>management geeignet.<br />

Marktbasierter Ansatz<br />

Marktpreise spiegeln die Erwartungen der Marktteilnehmer über die Zukunftsaussichten<br />

des gehandelten Vermögenswerts wider. Aus diesem Grund erfüllt der marktbasierte<br />

Ansatz die Anforderung nach Ermittlung eines zukunftsorientierten <strong>Marken</strong>werts.<br />

Allerdings werden auch im marktbasierten Ansatz die finanziellen Werttreiber nicht<br />

offen gelegt. Des Weiteren wird die nicht-finanzielle Dimension nicht betrachtet, so<br />

dass auch die Integration von Marketing- und Finanzperspektive nicht möglich ist. Der<br />

marktbasierte Ansatz ist damit nicht für die Verwendung im Rahmen des <strong>Marken</strong>managements<br />

geeignet.<br />

Einkommensbasierter Ansatz<br />

Die Verfahren des einkommensbasierten Ansatzes berechnen den <strong>Marken</strong>wert als<br />

Barwert der zukünftigen Erfolge der Marke und entsprechen damit dem Postulat nach<br />

Ermittlung eines zukunftsorientierten <strong>Marken</strong>werts. Durch die Aufspaltung der Zahlungen<br />

bzw. Erfolge in die dahinter stehenden Komponenten ist eine Abbildung der<br />

finanziellen Werttreiber möglich. 236 Allerdings werden auch im Rahmen des einkommensbasierten<br />

Ansatzes die nicht-finanziellen Wertdeterminanten ausgeblendet. Eine<br />

Integration von Marketing- und Finanzperspektive findet nicht statt. Zusammenfassend<br />

können daher auch die Verfahren des einkommensbasierten Ansatzes in ihrer Reinform<br />

für den Einsatz im Rahmen des <strong>Marken</strong>managements nicht herangezogen werden.<br />

236 Dies wird allerdings in der Mehrzahl der Verfahren nur ansatzweise vollzogen.<br />

70


Marketingorientierte Verfahren<br />

Die marketingorientierten Verfahren fokussieren zwar auf die nicht-finanziellen Einflussgrößen<br />

des Werts der Marke. Damit erfüllen sie die Forderung nach der Darstellung<br />

der nicht-finanziellen Werttreiber. Dem Postulat nach Abbildung eines finanziellen<br />

<strong>Marken</strong>werts sowie der finanziellen Werttreiber wird allerdings nicht entsprochen.<br />

Folglich kann auch keine geeignete Integration von Marketing- und Finanzperspektive<br />

gegeben sein. Vor diesem Hintergrund ist eine ausschließliche Verwendung von marketingorientierten<br />

Verfahren für das <strong>Marken</strong>management nicht zu empfehlen.<br />

Kombinationsverfahren<br />

Im Gegensatz zu den bisher betrachteten Verfahren nehmen die Kombinationsverfahren<br />

eine ganzheitliche Sichtweise ein. Sie kombinieren die Eigenschaften des einkommensbasierten<br />

und des marketingorientierten Ansatzes. Daher sind die Kombinationsverfahren<br />

„strukturell“ für das <strong>Marken</strong>management geeignet. Allerdings wird in dieser<br />

Arbeit die in den Verfahren verwendete Art der Integration zwischen Marketing- und<br />

Finanzperspektive nicht als zweckmäßig erachtet, so dass die Kombinationsverfahren<br />

in ihrer bestehenden Form ebenfalls nicht alle Anforderungen erfüllen. Dies ist im Folgenden<br />

näher zu begründen.<br />

Die Kombinationsverfahren betrachten die Marke aus der Marketing- und Finanzperspektive.<br />

Allerdings wird mit den Verfahren die Zielsetzung angestrebt, einen finanziellen<br />

<strong>Marken</strong>wert auszuweisen. Aus diesem Grund muss die Marketingperspektive<br />

letztlich in die Finanzperspektive integriert werden. Dies erfolgt in der Regel dadurch,<br />

dass die <strong>Marken</strong>stärke bzw. deren Werttreiber über eine mathematische bzw. stochastische<br />

Verknüpfung mit finanziellen Größen verbunden werden. So wird beispielsweise<br />

im Ansatz von Interbrand der Wert der Marke aus der Marketingperspektive zur<br />

Ermittlung des Diskontierungssatzes der zukünftigen <strong>Marken</strong>gewinne verwendet. 237 Im<br />

Ansatz von Semion wird die <strong>St</strong>ärke der Marke aus der Marketingperspektive als Multiplikator<br />

auf den durchschnittlichen Vorsteuergewinn der letzten drei Vergangenheitsjahre<br />

angewendet. 238 Nachfolgende Abbildung verdeutlicht noch einmal die grundsätzliche<br />

Vorgehensweise:<br />

237 Vgl. die Darstellung des Ansatzes von Interbrand in Abschnitt B3.2.4.<br />

238 Vgl. die Darstellung des Ansatzes von Semion in Abschnitt B3.2.4.<br />

71


Finanzieller<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Marketingperspektive<br />

Finanzperspektive<br />

Integration über mathematische bzw.<br />

stochastische Verknüpfung<br />

Abbildung B-31: Integration von Marketingperspektive und Finanzperspektive in den bestehenden<br />

Kombinationsverfahren<br />

Diese Methodik der Integration von Marketing- und Finanzperspektive ist jedoch aus<br />

zwei Gründen problematisch.<br />

Die erste Problematik besteht darin, dass die Wirkungsbeziehungen zwischen den<br />

Einflussfaktoren des <strong>Marken</strong>werts aus der Marketingperspektive und der Finanzperspektive<br />

zu komplex sind, um über einen einfachen mathematischen Zusammenhang<br />

abgebildet werden zu können. So bestehen nicht nur Interdependenzen zwischen finanziellen<br />

und nicht-finanziellen Wertdeterminanten, sondern auch gegenseitige Einflüsse<br />

der nicht-finanziellen Werttreiber untereinander. 239 Zusätzlich erstrecken sich diese<br />

Wechselbeziehungen nicht nur auf eine Periode, sondern wirken periodenübergreifend.<br />

240 Ein Versuch der Darstellung möglicher Ursache-Wirkungs-Beziehungen findet<br />

sich etwa bei Kriegbaum: 241<br />

239 Vgl. Esch (2003), S. 78.<br />

240 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 273.<br />

241 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 274.<br />

72


wahrgenommenes<br />

Risiko<br />

Bildung von<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>bewusstsein<br />

Bekanntheit<br />

+<br />

Image<br />

Qualität<br />

+<br />

-<br />

+<br />

+ +<br />

+<br />

+<br />

Involvement<br />

Soziale Faktoren<br />

+<br />

Transferpotential<br />

+ + +<br />

Speicherung von <strong>Marken</strong>stärke<br />

+<br />

Erstkauf<br />

+<br />

+<br />

Assoziationen<br />

Zufriedenheit<br />

+<br />

- +<br />

Schutz vor<br />

Wettbewerbern<br />

+ +<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+ + +<br />

Absatz<br />

+ Marktanteil<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Distribution<br />

Preisprämie<br />

+<br />

Preispolitik<br />

-<br />

Kommunikationspolitik<br />

Produktpolitik<br />

Imitierbarkeit<br />

Gesetzgebung<br />

Wiederholungskauf<br />

Produktrange<br />

Wechselkosten<br />

Marktwachstum<br />

Marktvolumen<br />

Distributionspolitik<br />

+<br />

Transfer<br />

Ausgaben<br />

für Transfer<br />

markenbezogene<br />

Ausgaben<br />

-<br />

langfristig mittelfristig kurzfristig lenkbar nicht lenkbar Indikator Teil des <strong>Marken</strong>wertes<br />

Abbildung B-32: Vernetzte Darstellung der Einflussfaktoren des <strong>Marken</strong>werts<br />

73


Trotz der Beschränkung auf eine abstrakte Ebene weist diese Abbildung bereits eine<br />

hohe Komplexität auf. Die gewünschte Abbildung der Interpendenzen würde allerdings<br />

zusätzlich noch eine Quantifizierung aller Ursache-/Wirkungszusammenhänge<br />

erfordern. Aus diesem Grund kann die Erfassung dieser Ursache-/Wirkungszusammenhänge<br />

über einen einfachen mathematischen Zusammenhang, wie beispielsweise<br />

einen Multiplikator, nicht adäquat sein. 242<br />

Das zweite Problem besteht darin, dass die Ermittlung eines Werts für die Marke mit<br />

einer besonderen Unsicherheit behaftet ist. Die Bewertung einer Marke unterscheidet<br />

sich von einer Unternehmensbewertung dadurch, dass neben die Schwierigkeit der<br />

Prognose der zukünftigen Zahlungen noch die Problematik der Isolierung der markenspezifischen<br />

Zahlungen hinzutritt. 243 Während für die aktuelle Periode die Isolierung<br />

der direkt auf die Marke entfallenden Zahlungen noch mit einigermaßen großer<br />

Sicherheit bestimmbar sein kann, so ist die Prognose dieser Größen – unter Umständen<br />

sogar für einen unendlich langen Planungszeitraum – nur als grobe Schätzung möglich.<br />

Dies gilt bereits für die Bewertung einer Einzelmarke. In der Praxis herrschen zudem<br />

vornehmlich komplexe <strong>Marken</strong>architekturen vor. Oftmals sind Produkte nicht nur mit<br />

einer Produktmarke, sondern beispielsweise zusätzlich auch noch mit einer Unternehmensmarke<br />

gekennzeichnet. In diesen Fällen ist mithin die Isolierung der Zahlungen<br />

nicht nur für eine Marke, sondern für zwei und unter Umständen sogar mehr <strong>Marken</strong><br />

erforderlich. Erschwerend kommt in der Praxis hinzu, dass die für die Verfahren erforderlichen<br />

Informationen entweder überhaupt nicht vorliegen oder nur unter großem<br />

zeitlichen und finanziellen Ressourceneinsatz generiert werden können. Vor diesem<br />

Hintergrund kann die Priorisierung des finanziellen <strong>Marken</strong>werts in den bestehenden<br />

Kombinationsverfahren kritisch gesehen werden. Eine Kennzahl, deren Ermittlung mit<br />

großen Unsicherheiten und Unschärfen behaftet ist, ist als (alleinige) Spitzenkennzahl<br />

für das <strong>Marken</strong>management nicht geeignet. 244<br />

Zusammenfassend können die Kombinationsverfahren zwar strukturell als geeignet für<br />

die <strong>Marken</strong>bewertung im Rahmen des <strong>Marken</strong>managements angesehen werden. Aller-<br />

242 Alternativ könnte der Versuch unternommen werden, die mathematische Verbindung, beispielsweise über<br />

Regressionsmodell soweit zu verfeinern, dass eine adäquatere Abbildung der Wirkungsbeziehungen erzielt<br />

wird. Dies würde allerdings zu einer nicht mehr handhabbaren Komplexität und letztlich zu „Scheingenauigkeiten“<br />

führen. Zur Ablehnung der Erstellung eines „Totalmodells“ bei der Bewertung von Unternehmen vgl.<br />

Ballwieser (1990), S. 28-30.<br />

243 Sattler spricht von dem Isolierungsproblem und dem Prognoseproblem der <strong>Marken</strong>bewertung. Vgl. Sattler<br />

(1997), S. 2 f.<br />

244 Vgl. zu den Schwierigkeiten der Ermittlung eines <strong>Marken</strong>werts auch Barwise (1993), S. 100.<br />

74


dings erfüllen auch sie nicht die Anforderung nach geeigneter Integration von Marketing-<br />

und Finanzperspektive.<br />

Die Erfüllung der Anforderungen durch die bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

wird in Abbildung B-33 noch einmal im Überblick dargestellt:<br />

Ermittlung eines zukunftsorientierten<br />

finanziellen<br />

<strong>Marken</strong>werts<br />

Abbildung der finanziellen<br />

Werttreiber<br />

Ermittlung der <strong>Marken</strong>stärke<br />

und Abbildung der nichtfinanziellen<br />

Werttreiber<br />

Geeignete Integration von<br />

Marketing- und Finanzperspektive<br />

Kostenbasierter<br />

Ansatz<br />

Marktbasierter<br />

Ansatz<br />

Einkommensbasierter<br />

Ansatz<br />

Marketingorientierter<br />

Ansatz<br />

Kombinationsverfahren<br />

+ + + - +<br />

- - + - +<br />

- - - + +<br />

- - - - -<br />

Abbildung B-33: Erfüllung der Anforderungen an ein Bewertungsverfahren für die <strong>Marken</strong>führung<br />

durch die bestehenden Ansätze<br />

Als Fazit kann an dieser <strong>St</strong>elle mithin festgehalten werden, dass keines der bestehenden<br />

Verfahren uneingeschränkt für die Verwendung im Rahmen des <strong>Marken</strong>managements<br />

geeignet ist. Insbesondere existiert noch keine geeignete Methodik für das zentrale<br />

Kriterium der Integration von Marketing- und Finanzperspektive. Vor diesem<br />

Hintergrund soll im nächsten Kapitel diskutiert werden, inwieweit die Methodik des<br />

<strong>Rating</strong>s eine zweckmäßige Integration von Marketing- und Finanzperspektive ermöglichen<br />

kann.<br />

4 <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Rating</strong><br />

Vor dem Hintergrund der eingeschränkten Eignung der bestehenden Verfahren der<br />

<strong>Marken</strong>bewertung für das <strong>Marken</strong>management soll in dieser Arbeit ein eigener Bewertungsansatz<br />

entwickelt werden. Zur Integration von Marketing- und Finanzperspektive<br />

75


im Rahmen der Bewertung wird hierbei auf die Methodik des <strong>Rating</strong>s zurückgegriffen.<br />

Die Verbindung von <strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Rating</strong> in dieser Form ist in der Literatur<br />

und Praxis der <strong>Marken</strong>bewertung bislang noch nicht vorgenommen worden. 245 Aus<br />

diesem Grund wird in diesem Abschnitt die Herstellung des Zusammenhangs zwischen<br />

<strong>Marken</strong>bewertung und <strong>Rating</strong> ausführlich hergeleitet.<br />

Dies erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird in Abschnitt B4.1 die Bedeutung des<br />

<strong>Rating</strong>s aufgezeigt. Im Anschluss daran ist in Abschnitt B4.2 auf die Systematik und<br />

die Inhalte eines <strong>Rating</strong>s näher einzugehen. Auf dieser Grundlage setzt in Abschnitt<br />

B4.3 die Diskussion der Eignung des <strong>Rating</strong>s als Methodik zur Integration von Marketing-<br />

und Finanzperspektive im Rahmen der <strong>Marken</strong>bewertung auf.<br />

Die Diskussion der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung erfolgte im Kontext<br />

der Marke als immaterieller Vermögenswert. Deshalb steht an dieser <strong>St</strong>elle die Untersuchung<br />

der Eignung des <strong>Rating</strong>s als Methodik zur Integration von Marketing- und<br />

Finanzperspektive im Vordergrund. Die Rolle des <strong>Rating</strong>s für die Integration von<br />

Intangible- und Produktsicht der Marke wird in Abschnitt C1 thematisiert werden.<br />

4.1 Bedeutung des <strong>Rating</strong>s<br />

„There are two superpowers in the world today in my opinion. There’s the United<br />

<strong>St</strong>ates and there’s Moody’s Bond <strong>Rating</strong> Service. The United <strong>St</strong>ates can destroy you by<br />

dropping bombs, and Moody’s can destroy you by downgrading your bonds. And believe<br />

me, it’s not clear sometimes who’s more powerful.” 246 Dieses Zitat des Journalisten<br />

Thomas Friedman aus dem Jahr 1996 beschreibt auf pointierte Weise die Rolle von<br />

<strong>Rating</strong>s bzw. <strong>Rating</strong>agenturen in der modernen Wirtschaftswelt. 247<br />

Bevor allerdings auf die Bedeutung des <strong>Rating</strong>s näher eingegangen werden kann, ist<br />

zunächst kurz eine Definition des Terminus <strong>Rating</strong> vorzunehmen. Der Begriff<br />

„<strong>Rating</strong>“ kann definiert werden als „classification or ranking of sb/sth according to<br />

245 Die Methodik des <strong>Rating</strong>s wurde lediglich zur Einschätzung der <strong>Marken</strong>stärke aus der Marketing-<br />

Perspektive, aber nicht für die Integration von Marketing- und Finanzperspektive herangezogen. Dies gilt<br />

auch für das in Abbildung B-27 aufgeführte Brand-<strong>Rating</strong> Verfahren.<br />

246 Interview mit Thomas L. Friedman in der TV-Sendung „The News Hour with Jim Lehrer“ vom 13.02.1996<br />

zitiert nach Partnoy (1999), S. 620.<br />

247 Als weiteres Indiz für die Bedeutung und den Wert von <strong>Rating</strong>s kann die Börsenkapitalisierung der <strong>Rating</strong>agentur<br />

Moody’s betrachtet werden. Vgl. Partnoy (2002), S. 65. Diese betrug Anfang Juli 2004 rund 8 Milliarden<br />

Euro.<br />

76


quality.” 248 In diesem Sinne stellt das <strong>Rating</strong> eine allgemeine Methodik zur Evaluierung<br />

von Sachverhalten dar. 249 Beispielsweise wird die Methodik des <strong>Rating</strong>s zur<br />

Einschätzung von Hotels, Kinofilmen oder Restaurants angewandt. 250 Ein <strong>Rating</strong> zur<br />

Beurteilung der Fähigkeit zur Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen wird auch als<br />

Credit <strong>Rating</strong> bezeichnet. 251 Grundsätzlich lassen sich zwei Formen eines Credit <strong>Rating</strong>s<br />

unterscheiden. Nimmt eine spezialisierte <strong>Rating</strong>agentur das Credit <strong>Rating</strong> vor,<br />

wird von einem externen <strong>Rating</strong> gesprochen. 252 Für ein Credit <strong>Rating</strong>, das durch ein<br />

Kreditinstitut durchgeführt wird, wird dagegen der Ausdruck internes <strong>Rating</strong> verwendet.<br />

253<br />

Das eingangs angeführte Zitat bezieht sich auf die Bedeutung von Credit <strong>Rating</strong>s aus<br />

Sicht des Unternehmens als Emittent eines Finanztitels. Im Folgenden soll die Perspektive<br />

des einzelnen Unternehmens beibehalten werden und anhand der verschiedenen<br />

Adressaten die Bedeutung des (Credit) <strong>Rating</strong>s untersucht werden. 254<br />

Als erste Gruppe der Adressaten eines externen <strong>Rating</strong>s werden die Kapitalmarktteilnehmer<br />

betrachtet. Die Bedeutung von externen <strong>Rating</strong>s für die Kapitalmarktteilnehmer<br />

wird üblicherweise unter Rückgriff auf die Reputation der <strong>Rating</strong>-Agenturen begründet.<br />

255 <strong>Rating</strong>s verringern in diesem Verständnis die asymmetrische Informationsverteilung<br />

zwischen Unternehmen bzw. Emittent und Investor. 256 Die Kapitalmarktteilnehmer<br />

reduzieren ihren eigenen Aufwand zur Informationsbeschaffung und<br />

stützen sich auf die etwa von Moody’s oder <strong>St</strong>andard & Poor’s erstellten <strong>Rating</strong>s bei<br />

248 Cowie (1989), S. 1040.<br />

249 Die Abgrenzung zu einem Ranking erfolgt dadurch, dass bei dem Ranking die Erstellung einer Rangliste im<br />

Vordergrund steht. Aus diesem Grund ist ein einzelner Rankingwert im Gegensatz zu einem einzelnen <strong>Rating</strong>wert<br />

ohne Aussagekraft. Zur Abgrenzung von <strong>Rating</strong> und Ranking vgl. Sönnichsen (1992),<br />

S. 119-124.<br />

250 Vgl. Partnoy (1999), S. 621.<br />

251 <strong>St</strong>andard & Poor’s definiert ein Credit <strong>Rating</strong> wie folgt: „A Credit rating is <strong>St</strong>andard & Poor’s opinion of the<br />

general creditworthiness of an obligor, or the creditworthiness of an obligor with respect to a particular debt<br />

security or other financial obligation, based on relevant risk factors.” <strong>St</strong>andard & Poor’s (2004), S. 3.<br />

252 Für eine Darstellung der historischen Entwicklung von externen <strong>Rating</strong>s bzw. <strong>Rating</strong>agenturen vgl. Sylla<br />

(2002), S. 19-40.<br />

253 Zur Unterscheidung von externem und internem <strong>Rating</strong> vgl. beispielsweise Fischer/Holzkämper (2003),<br />

S. 70 f.<br />

254 Die Analyse bezieht sich dabei primär auf externe <strong>Rating</strong>s, da nur diese veröffentlicht werden. Im Text wird<br />

darauf eingegangen, welche Aspekte auch für interne <strong>Rating</strong>s Gültigkeit besitzen.<br />

255 „The traditional answer to this question is that the agencies gather and analyze all sorts of pertinent financial<br />

and other information, and then use it to provide a rating of the intrinsic value or quality of a security as a<br />

convenient way for investors to judge quality and make investment decision. With every rating, the agency<br />

puts its reputation on the line.” Sylla (2002), S. 35.<br />

256 „In sum, credit rating firms can help lenders pierce the fog of asymmetric information that surrounds lending<br />

relationships. Equivalently, credit rating firms can help borrowers (and their credit qualities) emerge from that<br />

same fog.” White (2002), S. 43.<br />

77


der Einschätzung der zukünftigen Ausfallwahrscheinlichkeit von Finanzierungstiteln.<br />

257 Als Konsequenz werden die Finanzierungsmöglichkeiten und -kosten am Kapitalmarkt<br />

wesentlich durch das <strong>Rating</strong> determiniert. 258 Des Weiteren kann das <strong>Rating</strong><br />

auch den Aktienkurs des Unternehmens beeinflussen. 259 Zwar konnte eine allgemeine<br />

Korrelation zwischen <strong>Rating</strong> und Aktienkurs nicht durch <strong>St</strong>udien nachgewiesen werden,<br />

260 einige Kursreaktionen auf Downgradings der <strong>Rating</strong>s von Unternehmen veranschaulichen<br />

allerdings, dass diese Möglichkeit besteht. 261<br />

Neben den Finanzierungsbeziehungen zum „anonymen“ Kapitalmarkt kann das Unternehmen<br />

Kapital auch über Kreditinstitute beschaffen. Kreditinstitute nutzten bereits in<br />

der Vergangenheit spezifische <strong>Rating</strong>modelle, um die Kreditwürdigkeit von Kunden zu<br />

beurteilen. Die geplante Reform der Bankenregulierung (Basel II) wird die Bedeutung<br />

von <strong>Rating</strong>s für die Kreditvergabe deutlich verstärken. 262 Dies bezieht sich zunächst<br />

auf ein internes <strong>Rating</strong>, allerdings wird ein vorliegendes externes <strong>Rating</strong> als zusätzliche<br />

Informationsquelle herangezogen. 263<br />

Darüber hinaus beeinflusst das <strong>Rating</strong> die Verhandlungsposition des Unternehmens<br />

gegenüber Kunden und Lieferanten. 264 So können potentielle Kunden und Lieferanten<br />

durch ein positives veröffentlichtes <strong>Rating</strong> die solide Finanz- und Ertragslage des Unternehmens<br />

erkennen. Die potentiellen Geschäftspartner werden dann nicht nur mit<br />

größerer Wahrscheinlichkeit mit dem Unternehmen in Geschäftsbeziehungen treten,<br />

sondern sie werden vermutlich auch eher zu Kundenanzahlungen bzw. Lieferantenkrediten<br />

bereit sein. 265<br />

Als weiterer Effekt ist der Einfluss des <strong>Rating</strong>s auf das Ansehen des Unternehmens bei<br />

aktuellen und potentiellen Mitarbeitern zu sehen. 266 Ein gutes <strong>Rating</strong> signalisiert den<br />

257 Vgl. White (2002), S. 43 f.; Kley (2003), S. 221.<br />

258 Vgl. Everling (1991), S. 256-258.<br />

259 Für eine Übersicht zu Untersuchungen der Auswirkung von <strong>Rating</strong>s auf den Aktienkurs vgl. <strong>St</strong>einer/Heinke<br />

(1996), S. 586-588.<br />

260 Vgl. <strong>St</strong>einer/Heinke (1996), S. 588 f. Bei einem <strong>Rating</strong> stehen die zukünftigen Risiken stärker im Vordergrund.<br />

Die <strong>St</strong>eigerung des Unternehmenswerts und die Optimierung des <strong>Rating</strong>s können daher zumindest<br />

kurzfristig in einem konfliktären Verhältnis zueinander stehen.<br />

261 Beispielhaft kann hier der Kursrutsch bei der Thyssen-Krupp AG in Folge der Herabstufung des <strong>Rating</strong>s im<br />

Jahr 2003 genannt werden.<br />

262 Zu den möglichen Konsequenzen von Basel II vgl. Gleißner/Füser (2002), S. 16-19; Kley (2003), S. 75-84.<br />

263 Vgl. Presber/<strong>St</strong>engert (2002), S. 10.<br />

264 Vgl. Everling (1991), S. 272-274.<br />

265 Vgl. Everling (1991), S. 273 f. Allerdings kann in diesem Zusammenhang ein positives <strong>Rating</strong> nicht nur von<br />

Vorteil sein, da bei Kenntnis der guten Bonität Großkunden bei der nächsten Preisverhandlung größere Nachlässe<br />

fordern könnten. Aus diesem Grund verzichten viele mittelständische Unternehmen auf die Veröffentlichung<br />

eines guten <strong>Rating</strong>s. Vgl. Presber/<strong>St</strong>engert (2002), S. 41.<br />

266 Vgl. Munsch/Weiß (2001), S. 39.<br />

78


Mitarbeitern den Erfolg ihres Unternehmens und stellt ein Indiz für die Sicherheit ihres<br />

Arbeitsplatzes dar. Ebenso ist es für potentielle Mitarbeiter von Bedeutung, dass das<br />

Unternehmen erfolgreich wirkt und ihnen Aufstiegschancen und Arbeitsplatzsicherheit<br />

gewährleisten kann.<br />

Abbildung B-34 stellt die möglichen Wirkungen eines externen und eines internen <strong>Rating</strong>s<br />

noch einmal im Überblick dar:<br />

Beeinflussung Aktienkurs<br />

und Konditionen für<br />

Kapitalaufnahme<br />

am Kapitalmarkt<br />

Kapitalmarkt<br />

Lieferanten<br />

und Kunden<br />

Beeinflussung<br />

Verhandlungsposition<br />

gegenüber Lieferanten<br />

und Kunden<br />

Informationen über<br />

Verbesserungspotenziale<br />

und Benchmarking<br />

Management<br />

Mitarbeiter<br />

Beeinflussung Image<br />

bei Mitarbeitern<br />

Kreditinstitute<br />

Beeinflussung Konditionen<br />

für Aufnahme von<br />

Fremdkapital<br />

über Kreditinstitute<br />

Abbildung B-34: Bedeutung eines <strong>Rating</strong>s in Abhängigkeit der Adressatengruppen<br />

Auf einen Aspekt von Abbildung B-34 ist bislang noch nicht eingegangen worden.<br />

Neben den verschiedenen bereits angesprochenen externen und internen Gruppierungen<br />

stellt auch das Management einen Adressaten des <strong>Rating</strong>s dar. 267 In diesem Sinne<br />

verfügt das <strong>Rating</strong> über eine Informationsfunktion für das Management. 268 Aufgrund<br />

der neutralen Analyse durch die <strong>Rating</strong>agentur bzw. das Kreditinstitut werden die<br />

<strong>St</strong>ärken und Schwächen sowie die Chancen und Risiken des Unternehmens transparent.<br />

269 Dies bezieht sich sowohl auf den leistungswirtschaftlichen als auch auf den<br />

267 Dieser Aspekt wird insbesondere von der „praxisnahen“ Literatur betont. Vgl. Presber/<strong>St</strong>enger (2002), S. 96.<br />

268 Vgl. Everling (1991), S. 252-255.<br />

269 Vgl. Gleißner/Füser (2002), S. 20.<br />

79


finanzwirtschaftlichen Bereich des Unternehmens. Zur Vorbereitung auf ein von einem<br />

Dritten durchgeführtes <strong>Rating</strong> ist es für Unternehmen sinnvoll, selbst ein <strong>Rating</strong><br />

durchzuführen, um bereits im Vorfeld mögliche Verbesserungspotentiale zu erkennen<br />

und diese zum Zeitpunkt des eigentlichen <strong>Rating</strong>s bereits vollzogen zu haben. 270 Auf<br />

diese Weise wird das <strong>Rating</strong> selbst zu einem Managementinstrument des Unternehmens.<br />

Dieser Aspekt wird in Abschnitt B4.3 wieder aufgegriffen. Zunächst ist allerdings im<br />

nächsten Abschnitt auf die Systematik und die Inhalte des <strong>Rating</strong>s einzugehen, um das<br />

Verständnis für die Methodik des <strong>Rating</strong>s zu schaffen.<br />

4.2 Systematik und Inhalte des <strong>Rating</strong>s<br />

<strong>Rating</strong>systeme können grundsätzlich in quantitative und qualitative <strong>Rating</strong>systeme unterschieden<br />

werden. 271 Quantitative <strong>Rating</strong>systeme vollziehen die Verknüpfung der<br />

Komponenten auf der Basis von mathematisch-statistischen Modellen. 272 Input-<br />

Faktoren stellen ausschließlich quantitative Größen dar. 273 Mit diesen Modellen ist die<br />

Zielsetzung verbunden, subjektive Einflüsse, etwa bei der Gewichtung der Kriterien,<br />

auszublenden. 274 Quantitative <strong>Rating</strong>systeme werden vor allem dann eingesetzt, wenn<br />

aufgrund einer großen Anzahl von erforderlichen Bewertungen eine <strong>St</strong>andardisierung<br />

erforderlich ist. Im Gegensatz dazu fließen in qualitative <strong>Rating</strong>systeme auch Kriterien<br />

ein, die gar nicht oder nur mit großem Aufwand objektivierbar bzw. quantifizierbar<br />

sind. 275 Die <strong>Rating</strong>systeme der großen <strong>Rating</strong>agenturen sind gemäß dieser Einteilung<br />

als qualitative <strong>Rating</strong>systeme zu betrachten. 276 Dies wird im Folgenden anhand der<br />

Darstellung der <strong>Rating</strong>systeme von <strong>St</strong>andard & Poor’s und Moody’s näher erläutert. 277<br />

270 In diesem Zusammenhang wird auch von einer „<strong>Rating</strong>-<strong>St</strong>rategie“ gesprochen. Vgl. Gleißner/Füser (2002),<br />

S. 4.<br />

271 Vgl. Everling (1991), S. 125-127.<br />

272 Hierzu zählen beispielsweise Diskriminanzanalysen oder künstliche neuronale Netze. Vgl. Kley (2003),<br />

S. 146-152.<br />

273 Die Unterscheidung zwischen quantitativen und qualitativen Größen kann am Skalenniveau der Ausgangsdaten<br />

festgemacht. Allerdings ist der Übergang zwischen quantitativen und qualitativen Größen teilweise fließend.<br />

Vgl. Kley (2003), S. 145.<br />

274 Vgl. Eigermann (2002), S. 33.<br />

275 Beispiele stellen etwa die Marktposition des Unternehmens oder die Qualität des Managements dar.<br />

276 Vgl. Eigermann (2002),. S. 31 f.<br />

277 Aufgrund ihrer dominanten Marktstellung wird ein Großteil der <strong>Rating</strong>s von diesen Agenturen durchgeführt.<br />

Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Vorgehensweise dieser beiden Unternehmen gleichsam einen<br />

Marktstandard darstellt, der auch die Verfahren kleinerer Agenturen stark beeinflusst.<br />

80


Die <strong>Rating</strong>analyse vollzieht sich bei den großen <strong>Rating</strong>agenturen auf den drei Ebenen<br />

Länderrisiko, Branchenrisiken und Unternehmensrisiken: 278<br />

<strong>Rating</strong><br />

Unternehmensrisiko<br />

Branchenrisiko<br />

Länderrisiko<br />

Abbildung B-35: Ebenen der <strong>Rating</strong>analyse<br />

Den Ausgangspunkt der <strong>Rating</strong>analyse stellt die Analyse der internationalen Kreditwürdigkeit<br />

des Herkunftslandes des Emittenten dar. 279 Das <strong>Rating</strong> des Emittenten kann<br />

im Regelfall nicht höher ausfallen als das <strong>Rating</strong> seines Herkunftslandes. Das Länderrating<br />

wird daher auch als „sovereign ceiling“ bezeichnet. 280<br />

Der zweite Analysebereich wird durch die Analyse der aktuellen Situation und der<br />

Entwicklungsperspektive der Branche des Unternehmens repräsentiert. 281 Als Grundelemente<br />

der Branchenanalyse kann die Untersuchung von konjunkturellen Abhängigkeiten,<br />

wirtschaftspolitischen Veränderungen, Marktzugangsbeschränkungen sowie<br />

technologischen Veränderungen angesehen werden. 282<br />

Den Kern der <strong>Rating</strong>analyse bildet die Untersuchung der Unternehmensrisiken. Die<br />

<strong>Rating</strong>agenturen betrachten hierbei grundsätzlich die gleichen Bereiche und unterscheiden<br />

sich primär in der Abgrenzung der betrachteten Risiken: 283<br />

278 Zu einer Darstellung für Moody’s vgl. Berblinger (1996), S. 64.<br />

279 Dahinter steht die Erfahrung, dass Transfer bzw. Währungsumtausch von Zahlungen eines Unternehmens an<br />

seine Gläubiger durch staatliche <strong>St</strong>ellen beschränkt werden kann. Vgl. Berblinger (1996), S. 64.<br />

280 „The foreign currency debt ratings of industrial issuers … are in most cases capped by Moody’s sovereign<br />

ceiling for the nation in which the company is domiciled.” Moody’s Investors Service (1998), S. 3.<br />

281 Vgl. Leffers (1996), S. 358.<br />

282 Vgl. Moody’s Investors Service (1998), S. 4 f.; <strong>St</strong>andard & Poor’s (2004), S. 17 f.<br />

283 Vgl. Moody’s Investors Service (1998), S.6-16; <strong>St</strong>andard & Poor’s (2004), S. 17-27. Die Darstellung erfolgt<br />

gemäß Gleißner/Füser (2002), S. 84.<br />

81


<strong>St</strong>andard & Poor’s<br />

Finanzielles Risiko:<br />

(Bilanz- und Rechnungswesen, Finanzpolitik,<br />

Rentabilität, Cashflow, Finanzielle <strong>St</strong>abilität)<br />

Geschäftsrisiko:<br />

(Industriemerkmale)<br />

Moody’s<br />

Finanzwirtschaftliche Risiken:<br />

(Cashflow, Liquidität, Verbindlichkeitsstruktur,<br />

Eigenkapital und Reserven)<br />

Wettbewerbliche und betriebliche Risiken:<br />

(Relativer Marktanteil, Wettbewerbsposition,<br />

Diversifizierung, Umsatz, Kosten, Ergebnis,<br />

Absatz und Beschaffung)<br />

(Wettbewerbsposition)<br />

Unternehmensstruktur und rechtliche Risiken:<br />

(Einbeziehung verbundener Unternehmen)<br />

(Management)<br />

Managementqualität:<br />

(Planungs- und Kontrollwesen, Managementerfahrung,<br />

Organisationsstruktur, Nachfolgeregelung)<br />

Abbildung B-36: Kriterien zur Analyse des Unternehmensrisikos bei <strong>St</strong>andard & Poor’s und<br />

Moody’s<br />

Der Überblick über die von den <strong>Rating</strong>agenturen analysierten Kriterien macht deutlich,<br />

dass sowohl quantitative als auch qualitative Kriterien verwendet werden. Vor diesem<br />

Hintergrund erklärt sich die Einstufung der Verfahren als qualitative <strong>Rating</strong>systeme.<br />

Die Gewichtung und Verknüpfung der Kriterien wird von den <strong>Rating</strong>agenturen als<br />

Geschäftsgeheimnis betrachtet und daher nur in Ansätzen offen gelegt. 284 Verschiedentlich<br />

wurden daher Versuche unternommen, aus den Zusammenhängen zwischen<br />

den <strong>Rating</strong>s bewerteter Unternehmen und den Daten bewerteter Unternehmen Rückschlüsse<br />

auf die von den Agenturen verwendete Methodik zu ziehen. 285 Unabhängig<br />

von der konkreten Vorgehensweise einzelner Agenturen ist jedoch grundsätzlich davon<br />

auszugehen, dass die Transformation der Einschätzungen zu den einzelnen Kriterien in<br />

ein aggregiertes <strong>Rating</strong>urteil stets durch einen relativ hohen Grad an subjektiver Einschätzung<br />

geprägt ist: „There are no formulae for combining scores to arrive at a rating<br />

conclusion. Bear in mind that ratings represent an art as much as a science. A rating is,<br />

in the end, an opinion.” 286<br />

284 Die jeweils aktuellsten Dokumentationen der grundsätzlichen <strong>Rating</strong>-Methodik der beiden großen <strong>Rating</strong>-<br />

Agenturen finden sich in Moody’s Investors Service (1998) und <strong>St</strong>andard & Poor’s (2004).<br />

285 Für einen Überblick über die durchgeführten Untersuchungen vgl. Kniese (1996), S. 62-66.<br />

286 <strong>St</strong>andard & Poor’s (2004), S. 17.<br />

82


Das Ergebnis der Analysen der <strong>Rating</strong>-Agentur stellt eine Einschätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

dar. Diese wird durch Symbole in Form von Buchstaben ausgedrückt,<br />

wobei sich die Buchstabenkombinationen zwischen den <strong>Rating</strong>-Agenturen<br />

unterscheiden. 287 Jede <strong>Rating</strong>stufe entspricht einer Ausfallwahrscheinlichkeit. 288 Eine<br />

ausführliche Darstellung der <strong>Rating</strong>stufen von <strong>St</strong>andard & Poor’s und Moody’s findet<br />

sich im Anhang zu dieser Arbeit.<br />

Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung des <strong>Rating</strong>s wurde anhand der Darstellungen<br />

deutlich, dass das <strong>Rating</strong> eine praktikable Methodik der Aggregation von Informationen<br />

aus verschiedenen Bereichen in einer leicht kommunizierbaren Kennzahl<br />

darstellt. Vor diesem Hintergrund wird im folgenden Abschnitt die Eignung des <strong>Rating</strong>s<br />

als Methodik zur Integration von Marketing- und Finanzperspektive untersucht.<br />

4.3 Eignung des <strong>Rating</strong>s für die <strong>Marken</strong>bewertung<br />

In Abschnitt B4.1 wurde dargestellt, dass die Bedeutung des <strong>Rating</strong>s unter anderem auf<br />

der Informationsfunktion gegenüber dem Management basiert. Das Management kann<br />

zum einen die Erkenntnisse des <strong>Rating</strong>s zur Identifizierung von Verbesserungspotenzialen<br />

nutzen. Damit liegt die Verwendung des <strong>Rating</strong>s auch als Grundlage eines Bewertungs-<br />

und <strong>St</strong>euerungsinstrument zur Unterstützung des Managements nahe. Die nähere<br />

Betrachtung der Systematik und der Inhalte des <strong>Rating</strong>s in Abschnitt B4.2 hat<br />

daneben deutlich gemacht, dass das <strong>Rating</strong> eine Aggregation von Informationen und<br />

Daten aus verschiedensten Perspektiven ermöglicht. Damit kann davon ausgegangen<br />

werden, dass das <strong>Rating</strong> grundsätzlich auch eine Integration von Marketing- und<br />

Finanzperspektive (sowie von Intangible- und Produkt-Sicht) der Marke ermöglichen<br />

kann.<br />

Vor diesem Hintergrund ist eine detailliertere Untersuchung der Eignung des <strong>Rating</strong>s<br />

für die <strong>Marken</strong>bewertung sinnvoll. Die Eignung der Methodik des <strong>Rating</strong>s ist daran<br />

festzumachen, inwieweit die Probleme der bestehenden Verfahren bei der Integration<br />

von Marketing- und Finanzperspektive gelöst werden können. Zusammengefasst bezog<br />

sich die Kritik an der Integration von Marketing- und Finanzperspektive in den bestehenden<br />

Verfahren auf zwei Aspekte. Erstens ist die mathematische Einbindung der<br />

287 Vgl. zu einer Erläuterung der einzelnen Kriterien <strong>St</strong>andard & Poor’s (2004), S. 7-10.<br />

288 Gemäß der Skala von Moody’s entspricht beispielsweise ein <strong>Rating</strong> von Aa3 einer durchschnittlichen einjährigen<br />

Insolvenzrate der Jahre 1983-1999 von 0,1%, während ein <strong>Rating</strong> von B1 mit einer Ausfallrate von<br />

3,5% in Verbindung gebracht werden kann. Vgl. Presber/<strong>St</strong>engert (2002), S. 7.<br />

83


Marketingperspektive in die Finanzperspektive mit einer zu starken Vereinfachung der<br />

komplexen Wirkungszusammenhänge verbunden. Zweitens schränken die Schwierigkeiten<br />

bei der Ermittlung eines <strong>Marken</strong>werts dessen Eignung als Spitzenkennzahl für<br />

das <strong>Marken</strong>management stark ein. Im Folgenden wird auf beide Aspekte eingegangen.<br />

Die Darstellung der Systematik des <strong>Rating</strong>s hat deutlich gemacht, dass die einzelnen<br />

<strong>Rating</strong>-Kriterien letztlich eigenständige Input-Größen für das Gesamturteil darstellen.<br />

289 Beispielsweise werden bei dem <strong>Rating</strong> eines Unternehmens das Länderrisko,<br />

Branchenrisiko sowie die Risiken des Unternehmens grundsätzlich parallel betrachtet.<br />

Die einzelnen Komponenten werden zwar mit einem unterschiedlichen Gewicht im<br />

Gesamturteil berücksichtigt, es erfolgt jedoch keine Über- oder Unterordnung in dem<br />

Sinne, dass eine Perspektive in die andere integriert wird.<br />

Übertragen auf den Fall der Bewertung einer Marke bedeutet dies, dass auf Grundlage<br />

der Methodik des <strong>Rating</strong>s Marketingperspektive und Finanzperspektive als jeweils<br />

eigenständige Größen in das Gesamt-<strong>Rating</strong> der Marke einfließen. Dies stellt eine<br />

grundsätzlich andere Vorgehensweise dar als die mathematische Integration der<br />

Marketingperspektive in die Finanzperspektive, die letztlich einer Unterordnung der<br />

Marketingperspektive unter die Finanzperspektive entspricht. Zur Veranschaulichung<br />

werden in nachfolgender Abbildung die beiden Herangehensweisen einander gegenüber<br />

gestellt:<br />

289 Dies wird beispielsweise auch deutlich anhand der schematischen Darstellung der <strong>Rating</strong>systematik von Credit<br />

Suisse. Vgl. Kley (2003), S. 162.<br />

84


Finanzieller<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

<strong>Rating</strong> der<br />

Marke<br />

Marketingperspektive<br />

Finanzperspektive<br />

Marketingperspektive<br />

Finanzperspektive<br />

Integration in den bestehenden<br />

Kombinationsverfahren<br />

Integration über die<br />

Methodik des <strong>Rating</strong>s<br />

Abbildung B-37: Integration von Marketing- und Finanzperspektive in den bestehenden Verfahren<br />

und über die Methodik des <strong>Rating</strong>s<br />

Abbildung B-37 verdeutlicht, dass im Rahmen des <strong>Rating</strong>s Finanz- und Marketingperspektive<br />

grundsätzlich unabhängig voneinander betrachtet werden. Die direkte mathematische<br />

bzw. stochastische Verknüpfung zwischen den Perspektiven wird damit<br />

aufgelöst. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Wechselbeziehungen zwischen den<br />

Dimensionen ausgeblendet werden. In Abschnitt C1 wird bei der Erläuterung der<br />

Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s gezeigt werden, dass die Interdependenzen<br />

zwischen Marketing- und Finanzperspektive über einen analytischen Zusammenhang<br />

erfasst werden. Dies bedeutet, dass die Ausprägungen der Marketingperspektive und<br />

deren Werttreiber gleichsam gesamthaft bei der Ermittlung und Prognose aller Größen<br />

der Finanzperspektive zu berücksichtigen sind. 290<br />

Anhand der Abbildung wird auch der Beitrag der Methodik des <strong>Rating</strong>s zur Lösung<br />

der Problematik der Verwendung des <strong>Marken</strong>werts als Spitzenkennzahl deutlich. Innerhalb<br />

der Systematik des <strong>Rating</strong>s stellt der finanzielle <strong>Marken</strong>wert nicht mehr die<br />

Spitzenkennzahl, sondern lediglich ein Kriterium dar. In der abstrakten Darstellung<br />

dieser Arbeit tritt die Marketingperspektive als weiteres Kriterium hinzu. Wie in Abschnitt<br />

C1 gezeigt werden wird, können im Rahmen eines solchen <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

mehrere Kriterien aufgenommen werden. Ergebnis ist mithin eine Relativierung der<br />

Rolle des (finanziellen) <strong>Marken</strong>werts.<br />

Zusammenfassend ist auf Basis dieser Überlegungen festzuhalten, dass die Methodik<br />

des <strong>Rating</strong>s das Potential besitzt, die Probleme der bestehenden Verfahren bei der Integration<br />

von Marketing- und Finanzperspektive zu lösen. An dieser <strong>St</strong>elle wurde die<br />

290 Ähnlich Cheridito (2003), S. 191.<br />

85


Analyse allerdings noch auf einem sehr abstrakten Niveau vorgenommen. Die genaue<br />

Ausgestaltung der Methodik des <strong>Rating</strong>s im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ist Gegenstand<br />

der Darstellungen des nächsten Kapitels. In diesem Zusammenhang wird auch<br />

auf die Rolle des <strong>Rating</strong>s für die Integration von <strong>Marken</strong>- und Produktebene eingegangen.<br />

Dieser Aspekt wurde bei der Analyse der bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

nicht behandelt, da diese ausschließlich die Ebene der Marke als immaterieller<br />

Vermögenswert betrachten.<br />

86


C<br />

Methodik des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

Die Zielsetzung dieser Arbeit besteht darin, auf Basis der Methodik des <strong>Rating</strong>s den<br />

„true and fair view“ der Marke abzubilden. Hierfür ist die Integration der Marketingund<br />

der Finanzperspektive sowie der Intangible- und Produkt-Sicht der Marke erforderlich.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe des Kapitels C darzustellen, wie diese<br />

Integration im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s vorgenommen wird. Hierfür wird zunächst<br />

die Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s in Abschnitt C1 vorgestellt. Auf dieser Grundlage<br />

werden im Abschnitt C2 die Kriterien des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s erläutert. Die Zusammenführung<br />

der Kriterien zum <strong>Rating</strong> der Marke ist Gegenstand des Abschnitts C3.<br />

Abschließend wird in Abschnitt C4 darauf eingegangen, wie die Komponenten und<br />

Ergebnisse des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s durch ein <strong>Marken</strong>-Cockpit für die Kommunikation<br />

innerhalb des Unternehmens aufbereitet werden können.<br />

1 Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

Die Entwicklung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s hat vor dem Hintergrund der in Abschnitt B3.3<br />

entwickelten Anforderungen an ein Bewertungsverfahren zu erfolgen. Hinzu kommt<br />

noch die aus der spezifischen Zielsetzung dieser Arbeit resultierende Anforderung der<br />

Integration von <strong>Marken</strong>- und Produktebene. Im Folgenden wird anhand der Grundstruktur<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s gezeigt, wie diese Anforderungen berücksichtigt werden.<br />

Abbildung C-1 stellt die Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für eine Einzelmarke im<br />

Überblick dar:<br />

87


Marketingperspektive<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Indirekte<br />

Berücksichtigung<br />

<strong>Rating</strong> der Marke<br />

Indirekte<br />

Berücksichtigung<br />

Finanzperspektive<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Abbildung C-1:<br />

Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für eine Einzelmarke<br />

Mittelpunkt des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ist die Kenngröße <strong>Rating</strong> der Marke. Im <strong>Rating</strong> der<br />

Marke werden zum einen die Marketing- und die Finanzperspektive zusammengeführt.<br />

Die Zusammenführung von Intangible- und Produkt-Sicht der Marke wird innerhalb<br />

der Finanzperspektive vorgenommen. Der finanzielle Wert des <strong>Marken</strong>produkts wird<br />

hierbei als <strong>Marken</strong>produktwert bezeichnet, für den finanziellen Wert der Marke als<br />

immaterieller Vermögenswert wird gemäß der definitorischen Festlegungen in Abschnitt<br />

B3.1 der Ausdruck <strong>Marken</strong>wert verwendet. Eine Differenzierung zwischen<br />

<strong>Marken</strong>produkt und Marke ist im Bereich der Marketingperspektive nicht erforderlich<br />

bzw. sinnvoll, da zentrale Kennzahlen der Marketingperspektive, wie beispielsweise<br />

Bekanntheit oder Image, sich gleichermaßen auf <strong>Marken</strong>produkt und Marke beziehen.<br />

Vor diesem Hintergrund entspricht das <strong>Rating</strong> der Marke genau genommen dem <strong>Rating</strong><br />

einer <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination. Der etwas umständliche Ausdruck der<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination wurde für diese Arbeit als Begriff für die gemeinsame<br />

Betrachtung von <strong>Marken</strong>produkt und Marke geprägt. Bislang existiert noch<br />

kein solcher Terminus. Als Grund hierfür kann gesehen werden, dass eine Integration<br />

der Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert, wie sie vor allem im <strong>Marken</strong>bewertungskontext<br />

vorgenommen wird, und der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts, wie sie in<br />

einem Management-Kontext gebräuchlich ist, noch nicht innerhalb eines Bewertungsund<br />

<strong>St</strong>euerungsinstruments vorgenommen wurde. Die in dieser Arbeit vorgenommene<br />

Zusammenführung der Dimensionen erfordert mithin auch eine Entwicklung von neuen<br />

Begrifflichkeiten.<br />

88


Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit des Texts wird allerdings im Folgenden statt<br />

vom <strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination vereinfacht vom <strong>Rating</strong> der<br />

Marke gesprochen. Die Begriffe <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination und Marke<br />

werden daher synonym gebraucht. An <strong>St</strong>ellen, an denen jedoch aufgrund dieser sprachlichen<br />

Vereinfachung Missverständnisse auftreten könnten, wird explizit zwischen den<br />

Termini differenziert und von der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination einerseits sowie<br />

der Marke als immaterieller Vermögenswert andererseits gesprochen.<br />

Zur weiteren Erläuterung des <strong>Rating</strong>s der Marke bzw. der <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombination<br />

sind zunächst dessen Komponenten darzustellen. Darauf aufbauend wird<br />

dann darauf eingegangen, wie die einzelnen Perspektiven zum <strong>Rating</strong> der Marke zusammengeführt<br />

werden.<br />

Die Marketingperspektive wird über das Kriterium <strong>Marken</strong>stärke abgebildet. 291 Aufgrund<br />

der hohen Bedeutung der Konsumenten als den primären Adressaten der Marke<br />

muss die Messung der <strong>Marken</strong>stärke die Wertschätzung der Marke aus Sicht der Konsumenten<br />

umfassen. Als konsumentenbezogene Werttreiber werden im Rahmen des<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image herangezogen. Allerdings sind<br />

Geschäftserfolg und damit <strong>Marken</strong>wert nicht nur von den Beziehungen zu den Konsumenten,<br />

sondern auch von Markt- und Wettbewerbseinflüssen abhängig. Mithin ist<br />

für die Bestimmung der <strong>Marken</strong>stärke auch die Marktperspektive einzubeziehen. 292<br />

Als marktbezogene Werttreiber werden im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s die Wettbewerbsposition<br />

der Marke und die Branchenattraktivität betrachtet. Wie bereits dargestellt,<br />

erfolgt für die Marketingperspektive keine Differenzierung zwischen der Intangible-<br />

und der Produkt-Sicht der Marke. Eine solche Unterscheidung wird allerdings<br />

innerhalb der Finanzperspektive getroffen.<br />

Die Finanzperspektive wird über die Kriterien <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert<br />

erfasst. Der <strong>Marken</strong>produktwert entspricht dem finanziellen Wert des <strong>Marken</strong>produkts,<br />

während der <strong>Marken</strong>wert den finanziellen Wert der Marke als immaterieller Vermögenswert<br />

darstellt. Auf diese Weise wird sowohl die Wertschaffung auf der Ebene des<br />

<strong>Marken</strong>produkts als auch auf der Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert<br />

abgebildet. Über die finanziellen Größen soll eine Verbindung zur Unternehmensführung<br />

geschaffen werden. Aus diesem Grund muss die methodische Anschlussfähigkeit<br />

291 Die genaue Darstellung und die Begründung für die Konzeption der <strong>Marken</strong>stärke erfolgt in Abschnitt<br />

C2.1.1.1. Dort wurde auch dargestellt, dass die <strong>Marken</strong>stärke sich sowohl auf die Marke als auch auf das<br />

<strong>Marken</strong>produkt bezieht. Deshalb wird die <strong>Marken</strong>stärke im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s gemeinsam für<br />

Marke und <strong>Marken</strong>produkt ermittelt.<br />

292 Vgl. Mussler/Mussler (1995), S. 186.<br />

89


von <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert an die Zielgröße Unternehmenswert gegeben<br />

sein. Der „innere“ Unternehmenswert entspricht dem Gegenwartswert der zukünftigen<br />

Zahlungen bzw. Erfolge des Unternehmens. Analog dazu werden im Rahmen des<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert als Barwert der zukünftigen<br />

Zahlungen bzw. Erfolge von <strong>Marken</strong>produkt bzw. Marke ermittelt. 293<br />

Die Integration der Marketing- und Finanzperspektive erfolgt über die Methodik des<br />

<strong>Rating</strong>s. Hierbei werden die jeweiligen Ausprägungen von <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert<br />

und <strong>Marken</strong>wert in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala überführt und anschließend<br />

zu einem Gesamtwert für das <strong>Rating</strong> der Marke aggregiert. Die Zusammenführung<br />

der Kriterien zu dem Gesamtwert erfolgt dabei nicht über eine mathematische<br />

Verknüpfung. Vielmehr ist das <strong>Rating</strong> der Marke als eine <strong>St</strong>rukturierung der Messergebnisse<br />

der Kriterien von Marketing- und Finanzperspektive konzipiert<br />

Aus diesem Grund besteht das <strong>Rating</strong> für eine Einzelmarke aus zwei Elementen. Das<br />

erste Element – ein Großbuchstabe – steht für die Einschätzung der Marke aus Sicht<br />

der Finanzperspektive. Hierbei wird zwischen den <strong>St</strong>ufen A bis D differenziert. Das<br />

zweite Element – ein Vorzeichen – bildet die Bewertung der Marke aus Sicht der Marketingperspektive<br />

ab. Hier lassen sich die zwei Abstufungen ‚+’ und ‚-’ unterscheiden.<br />

Die möglichen Ausprägungen des <strong>Rating</strong>s einer Einzelmarke reichen daher von dem<br />

besten Wert A+ bis zu dem schlechtesten Wert D-:<br />

Finanz-<br />

Marketingperspektivperspektive<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

C<br />

C<br />

D<br />

D<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

Abbildung C-2:<br />

<strong>Rating</strong>-Systematik für eine Einzelmarke<br />

293 Die Definition von <strong>Marken</strong>produkt und Marke in dieser Arbeit erfolgt grundsätzlich auf Basis des Cash-<br />

Konzepts. Im Fallbeispiel der Marke Top Ice wird allerdings die Identität der Bewertung auf Basis des Cashund<br />

des Accrual-Konzepts nachgewiesen.<br />

90


Diese im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s gewählte Art der Integration von Marketingund<br />

Finanzperspektive sowie von Intangible- und Produkt-Sicht der Marke verfügt<br />

über mehrere Vorzüge.<br />

So wird erstens die <strong>Marken</strong>stärke als eigenes Kriterium im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s erfasst. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> in der<br />

Lage ist, auch „schwache Signale“, die sich zunächst nur im Rahmen der <strong>Marken</strong>stärke,<br />

aber noch nicht in finanziellen Größen auswirken, abzubilden. 294 Beispielsweise ist<br />

es nur sehr schwierig möglich, zu prognostizieren, wie sich Veränderungen des <strong>Marken</strong>images<br />

in den zukünftigen Perioden in den finanziellen Werttreibern niederschlagen<br />

werden. Durch die Erfassung der <strong>Marken</strong>stärke als eigenes Element im Rahmen<br />

des <strong>Rating</strong>s der Marke wird sichergestellt, dass sich solche Veränderungen in der<br />

Spitzenkennzahl widerspiegeln, ohne dass zwangsläufig eine Prognose der Auswirkungen<br />

auf die finanziellen Werttreiber vorgenommen werden muss. Die <strong>Marken</strong>stärke<br />

erfüllt damit gleichsam eine Funktion als Chancen-/Risikogröße.<br />

Zweitens erfolgt durch die indirekte Berücksichtigung der <strong>Marken</strong>stärke in <strong>Marken</strong>produktwert<br />

und <strong>Marken</strong>wert keine unzulässige Vereinfachung der Komplexität der<br />

Wirkungsbeziehungen zwischen der Marketing- und der Finanzperspektive. Indirekte<br />

Berücksichtigung bedeutet, dass die <strong>Marken</strong>stärke nicht direkt in das finanzielle<br />

Kalkül etwa über einen Multiplikator oder als Auf- oder Abschlag auf den Zinssatz<br />

integriert wird, sondern dass die <strong>Marken</strong>stärke und ihre Veränderung im Zeitablauf<br />

gleichsam gesamthaft bei der Prognose der finanziellen Werttreiber von <strong>Marken</strong>produktwert<br />

und <strong>Marken</strong>wert einfließen muss. 295 Dies entspricht dem bei der Unternehmensbewertung<br />

üblichen Vorgehen der Verbindung von nicht-finanziellen und finanziellen<br />

Wertdeterminanten. Bei der Bestimmung und Prognose von jedem finanziellem<br />

Werttreiber muss überlegt werden, auf welche Weise die <strong>Marken</strong>stärke bzw. deren<br />

Veränderung im Zeitablauf zu berücksichtigen ist. Auf diese Weise wird die Transparenz<br />

der Bewertung erhöht, da stets begründet werden muss, wie die <strong>Marken</strong>stärke in<br />

das finanzielle Kalkül Eingang gefunden hat.<br />

Bislang wurde die Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s im Kontext der Bewertung einer<br />

Einzelmarke diskutiert. Bei der Führung einer Marke innerhalb eines Portfolios muss<br />

allerdings gegenüber der Einzelmarke zusätzlich berücksichtigt werden, dass die Marke<br />

auch die richtige Position innerhalb des <strong>Marken</strong>portfolios besitzt. 296 Dieser Sach-<br />

294 Zum Vorteil der Verwendung von Indikatoren, wenn die finanziellen Ergebnisse nur schwer prognostiziert<br />

werden können vgl. Spremann (2002), S. 185.<br />

295 Vgl. Cheridito (2003), S. 187-191.<br />

296 Vgl. Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 120-127.<br />

91


verhalt wird im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s über die Größe Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

erfasst. Der Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio umfasst zum einen die Abgrenzungsfähigkeit<br />

gegenüber den anderen Tochtermarken und zum anderen die Wechselbeziehungen<br />

der Tochtermarke mit der Unternehmensmarke. 297 Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> für<br />

eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios stellt sich mithin wie folgt dar:<br />

Marketingperspektive<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Portfolioperspektive<br />

Beitrag zum<br />

<strong>Marken</strong>portfolio<br />

<strong>Rating</strong> der Marke<br />

Finanzperspektive<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Abbildung C-3:<br />

Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> für eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios umfasst mithin<br />

neben der Marketing- und der Finanzperspektive zusätzlich die Portfolioperspektive.<br />

Diese Erweiterung schlägt sich auch im <strong>Rating</strong> der Marke nieder. Die Einschätzung<br />

des Beitrags der Marke zum <strong>Marken</strong>portfolio wird durch ein drittes Element des <strong>Rating</strong>s<br />

– ein Kleinbuchstabe – erfasst. Als <strong>St</strong>ufen der Unterteilung werden hier a und b<br />

verwendet. Mithin erstrecken sich die möglichen Ausprägungen des <strong>Rating</strong>s für eine<br />

Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios von Aa+ bis Db-:<br />

297 Zur Begründung der Auswahl dieser Größen vgl. Abschnitt C2.1.1.1.<br />

92


Marketingperspektive<br />

Portfolioperspektive<br />

Finanzperspektive<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

.<br />

.<br />

.<br />

D<br />

D<br />

a<br />

a<br />

b<br />

b<br />

a<br />

.<br />

.<br />

.<br />

b<br />

b<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

.<br />

.<br />

.<br />

+<br />

-<br />

Abbildung C-4:<br />

<strong>Rating</strong>-Systematik für eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

Nach der überblicksartigen Darstellung der Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s soll<br />

abschließend untersucht werden, wie sich das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> zu den Dimensionen eines<br />

Credit <strong>Rating</strong>s für Unternehmen verhält. Diese Gegenüberstellung dient zum einen<br />

zur Veranschaulichung, zum anderen wird damit aber auch das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> auf<br />

Vollständigkeit überprüft.<br />

Der erste grundlegende Unterschied besteht darin, dass im Rahmen des Credit <strong>Rating</strong>s<br />

der Fokus in erster Linie auf Risiken gelegt wird, während bei dem <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

eine sowohl auf Chancen als auch auf Risiken ausgelegte Einschätzung der einzelnen<br />

Faktoren erfolgt. Dementsprechend spiegelt auch das <strong>Rating</strong> der Marke einen „true and<br />

fair view“ der Marke wider und entspricht nicht einem Maß für das mit der Marke verbundene<br />

Risiko.<br />

Als zweiter zentraler Unterschied können die im Rahmen von Credit <strong>Rating</strong> und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

explizit betrachteten Input-Größen angesehen werden. In der Systematik<br />

von <strong>St</strong>andard & Poor’s werden als Analysebereiche Land, Branche und Unternehmen<br />

(finanzielle Situation, Industriemerkmale, Wettbewerbsposition und Qualität des Managements)<br />

betrachtet. 298 Von diesen Punkten finden sich im <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> explizit<br />

die finanzielle Situation in <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert sowie die Einschätzung<br />

von Land bzw. Branche und Wettbewerbsposition in der <strong>Marken</strong>stärke wieder.<br />

Nicht direkt abgebildet werden die auf die Managementqualität und die Prozesse und<br />

298 Vgl. hierzu die ausführliche Darstellung in Abschnitt B4.2.<br />

93


<strong>St</strong>rukturen ausgerichteten Kriterien. Diese sind zum einen aus der internen Perspektive<br />

des Managements schwer „objektiv“ zu beurteilen, zum anderen stellen sie keine unmittelbaren<br />

Werttreiber des <strong>Marken</strong>werts dar. 299 Deshalb werden sie nicht explizit als<br />

Einflussfaktoren des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s berücksichtigt, allerdings sind sie zumindest implizit<br />

in den Werttreibern von <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert enthalten.<br />

In den folgenden Abschnitten werden die Kriterien des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s detailliert dargestellt.<br />

Gegenstand des Abschnitts C2.1 ist die Erläuterung der Werttreiber und der<br />

Messung der <strong>Marken</strong>stärke. Die Werttreiber und die Messung von <strong>Marken</strong>produktwert<br />

und <strong>Marken</strong>wert werden in den Abschnitten C2.2 und C2.3 näher behandelt. Die Erweiterung<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s einer Einzelmarke zu einem <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> für die<br />

Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios wird in Abschnitt C2.4 vorgenommen.<br />

2 Kriterien des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

2.1 <strong>Marken</strong>stärke<br />

2.1.1 Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke<br />

2.1.1.1 Grundprinzip<br />

Der Überblick über die marketingorientierten Verfahren sowie die Kombinationsverfahren<br />

in den Abschnitten B3.2.3 und B3.2.4 hat deutlich gemacht, dass in den bestehenden<br />

Verfahren eine Vielzahl von Werttreibern der <strong>Marken</strong>stärke verwendet wird.<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie für das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> die Werttreiber<br />

der <strong>Marken</strong>stärke zu definieren sind. Als erster Anhaltspunkt hierfür soll auf<br />

empirische Vergleichsstudien zu Werttreibern der <strong>Marken</strong>stärke bzw. des <strong>Marken</strong>werts<br />

Bezug genommen werden. Im Rahmen dieser <strong>St</strong>udien wurden die statistischen<br />

Zusammenhänge zwischen verschiedenen nicht-finanziellen und finanziellen Werttreibern<br />

der Marke ermittelt. 300 Der Grad der Korrelation zwischen den einzelnen Größen<br />

soll etwas darüber aussagen, wie konsistent bzw. „austauschbar“ die Werttreiber der<br />

Marke sind. Abbildung C-5 gibt einen Überblick über die Methodik der durchgeführten<br />

empirischen Untersuchungen und deren Ergebnisse:<br />

299 Diese Größen werden auch in den bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung nicht explizit abgebildet.<br />

300 Für die Identifizierung von Werttreibern der <strong>Marken</strong>stärke sind nur die nicht-finanziellen Größen relevant, da<br />

die finanziellen Werttreiber in der Finanzperspektive erfasst werden. Dies schränkt jedoch die Aussagekraft<br />

der empirischen Untersuchungen für die hier interessierende Fragestellung nicht ein.<br />

94


Autor(en)<br />

Untersuchungsdesign<br />

Betrachtete Werttreiber<br />

Ergebnis<br />

Francois/<br />

MacLachlan 301<br />

Befragung von<br />

Kunden eines<br />

<strong>Marken</strong>qualitätseinschätzung ungestützte<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit, gestützte <strong>Marken</strong>bekanntheit,<br />

Hochsignifikante,<br />

stark positive<br />

belgischen<br />

Käuferreichweite, <strong>Marken</strong>-Kaufabsicht, <strong>Marken</strong>-<br />

Zusammenhänge<br />

Supermarkts;<br />

treue, Teilnutzen der Marke, Preis-Premium,<br />

zwischen fast<br />

bezieht sich auf<br />

<strong>Marken</strong>-Wahlanteil, Summe der Werbeausgaben<br />

allen Werttreibern<br />

27 <strong>Marken</strong><br />

je Marke zwischen 1980 und 1992, Marktpreis im<br />

Erhebungszeitraum<br />

Agarwal/ Rao 302<br />

Befragung von<br />

ungestützte <strong>Marken</strong>bekanntheit, <strong>Marken</strong>verwen-<br />

Hochsignifikante,<br />

Marketingstuden-<br />

dung, <strong>Marken</strong>einstellung, wahrgenommenes Preis-<br />

stark positive<br />

ten einer US-<br />

Leistungsverhältnis der Marke, <strong>Marken</strong>qualitäts-<br />

Zusammenhänge<br />

amerikanischen<br />

einschätzung, allgemeine <strong>Marken</strong>einschätzung,<br />

zwischen fast<br />

Universität;<br />

Teilnutzen der Marke, indirekt abgefragtes Preis-<br />

allen Werttreibern<br />

bezieht sich auf<br />

Premium, <strong>Marken</strong>-Wahlanteil/Kaufabsicht (direkt<br />

13 nationale<br />

und indirekt abgefragt), <strong>Marken</strong>verwendung in<br />

Schokoladen-<br />

der Vergangenheit<br />

marken<br />

Mackay 303<br />

weiterführende<br />

weitgehend identisch mit Agarwal/Rao<br />

Nichtsignifikante<br />

Replikationsstudie<br />

Zusammenhänge<br />

zu Agarwal/Rao;<br />

und schwach<br />

bezieht sich auf<br />

positive Korrela-<br />

Tankstellen-<br />

tionen zwischen<br />

marken<br />

den Werttreibern<br />

Frahm 304<br />

Befragung von<br />

Marktanteil, Marktpreis, gewichtete Distributi-<br />

Hochsignifikante,<br />

bevölkerungs-<br />

onsquote, Wiederkaufrate, Käuferreichweite,<br />

stark positive<br />

repräsentativer<br />

Bedarfsdeckung, <strong>Marken</strong>kraft des GfK-<br />

Zusammenhänge<br />

<strong>St</strong>ichprobe; be-<br />

<strong>Marken</strong>simulators, gestützte <strong>Marken</strong>bekanntheit,<br />

zwischen fast<br />

zieht sich auf<br />

Vorhandensein im Relevant Set, <strong>Marken</strong>treue,<br />

allen Werttreibern<br />

Röstkaffe und<br />

zuletzt gekaufte Marke, Brand Potential Index der<br />

Tafelschokolade<br />

GfK, Preis-Premium, <strong>Marken</strong>-Wahlanteile,<br />

Durchschnittliche <strong>Marken</strong>präferenz, Teilnutzen<br />

der Marke sowie Kombinationen zwischen<br />

Werttreibern<br />

Abbildung C-5:<br />

Untersuchungen zu den statistischen Zusammenhängen zwischen Werttreibern<br />

der Marke<br />

301 Vgl. Francois/MacLachlan (1995), S. 321-332.<br />

302 Vgl. Agarwal/Rao (1996), S. 237-247.<br />

303 Vgl. Mackay (2001), S. 38-51.<br />

304 Vgl. Frahm (2004), S. 173-277.<br />

95


Mit der Ausnahme der Untersuchung von Mackay zeigen die <strong>St</strong>udien signifikante Zusammenhänge<br />

und positive bis stark positive Korrelationen zwischen den einzelnen<br />

Werttreibern. 305 Diese Resultate können dahingehend interpretiert werden, „daß viele<br />

Indikatoren im Hinblick auf eine <strong>Marken</strong>wertmessung weitestgehend gleichermaßen<br />

gut geeignet sind.“ 306 Frahm schlägt vor diesem Hintergrund vor, möglichst leicht und<br />

kostengünstig zu erhebende Indikatoren für die Messung der <strong>Marken</strong>stärke heranzuziehen.<br />

307<br />

Eine leichte Erhebbarkeit der Werttreiber soll in dieser Arbeit gleichsam als Nebenbedingung<br />

beachtet werden. Primär soll jedoch die Bestimmung der Werttreiber mit der<br />

Zielsetzung erfolgen, die aus einer konzeptionellen Ebene relevanten Facetten der<br />

<strong>St</strong>ärke der Marke abzubilden. Dies steht in Einklang mit Walser, der aus den <strong>St</strong>udien<br />

eine etwa skeptischere Schlussfolgerung zieht: „The amount of correlation among the<br />

different measures is ‘high’ enough to conclude that they measure the same thing, but<br />

‘low’ enough to note that they measure different aspects of that thing.” 308<br />

Als Ausgangspunkt hierfür soll der von Kotler entwickelte Bezugsrahmen zur Bestimmung<br />

der Einflussfaktoren der Marketing-<strong>St</strong>rategie dienen: 309<br />

Demographisches/<br />

wirtschaftliches<br />

Umfeld<br />

Handel<br />

Technologisches/<br />

physikalisches<br />

Umfeld<br />

Zulieferer<br />

Konsumenten<br />

Öffentlichkeit<br />

Politisches/<br />

gesetzliches<br />

Umfeld<br />

Wettbewerber<br />

Soziales/<br />

kulturelles<br />

Umfeld<br />

Abbildung C-6:<br />

Einflussfaktoren der Marketing-<strong>St</strong>rategie<br />

305 Der Aussagegehalt bzw. die Verallgemeinerbarkeit der <strong>St</strong>udie von Mackay ist allerdings aufgrund der Spezifika<br />

der Untersuchung als kritisch zu betrachten. Vgl. Frahm (2004), S. 178.<br />

306 Frahm (2004), S. 282.<br />

307 Vgl. Frahm (2004), S. 282 f.<br />

308 Walser (2004), S. 126. Walser konnte allerdings auf die von Frahm durchgeführte und bislang umfangreichste<br />

Untersuchung noch nicht zurückgreifen.<br />

309 Vgl. Kotler (2003), S. 115.<br />

96


Im Mittelpunkt der Abbildung stehen die Konsumenten. Diese stellen den zentralen<br />

Bezugspunkt für die Marketing-<strong>St</strong>rategie dar und entsprechen auch den primären<br />

Adressaten der Marke. Aus diesem Grund müssen konsumentenbezogene Werttreiber<br />

bei der Messung der <strong>Marken</strong>stärke eine zentrale Rolle einnehmen. Die Beziehung zwischen<br />

Marke und Konsumenten vollzieht sich freilich in einem Umfeld, das durch die<br />

weiteren Marktteilnehmer sowie gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Faktoren<br />

geprägt ist. Zur Messung der <strong>Marken</strong>stärke muss daher auch auf die relative <strong>St</strong>ärke von<br />

Unternehmen und Marke im Vergleich zu den weiteren Marktteilnehmern sowie auf<br />

den Einfluss der Branche auf die Erfolgschancen der Marke eingegangen werden. Mithin<br />

sind die konsumentenorientierten Werttreiber um marktorientierte Werttreiber zu<br />

ergänzen. 310<br />

Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden die konsumenten- und marktbezogenen<br />

Werttreiber des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s konkretisiert.<br />

Die Konkretisierung der konsumentenbezogenen Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke muss<br />

„in den Köpfen der Konsumenten“ 311 ansetzen. Hierfür wird auf ein Modell zur <strong>St</strong>rukturierung<br />

und Operationalisierung der Einstellungen und des Wissens der Konsumenten<br />

zu <strong>Marken</strong> zurückgegriffen. Diese Systematik erscheint für die hier vorliegende<br />

Zielsetzung geeignet, da es die Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen den einzelnen<br />

Größen veranschaulicht und durch empirische Untersuchungen gestützt ist: 312<br />

<strong>Marken</strong>bindung<br />

<strong>Marken</strong>loyalität<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>Marken</strong>zufriedenheit<br />

<strong>Marken</strong>sympathie<br />

<strong>Marken</strong>vertrauen<br />

Abbildung C-7:<br />

Modell zur <strong>St</strong>rukturierung der Einstellungen und des Wissens der Konsumenten<br />

zu <strong>Marken</strong><br />

310 Vgl. zu der Forderung nach gleichzeitiger Betrachtung von konsumenten- und marktorientierten Indikatoren<br />

für die <strong>Marken</strong>bewertung Mussler/Mussler (1995), S. 186.<br />

311 Esch (2003), S. 514.<br />

312 Vgl. Esch/Geus/Langner (2002), S. 475.<br />

97


Ausgangspunkt der Analyse ist das Konstrukt der <strong>Marken</strong>bekanntheit. Die <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

stellt die Voraussetzung dafür dar, dass die Konsumenten Assoziationen mit<br />

der Marke bilden können. 313 Alleine aufgrund von Bekanntheit entwickeln sich bereits<br />

in gewissem Maße Sympathie und Vertrauen zu der Marke. 314 Die <strong>Marken</strong>sympathie<br />

nimmt hierbei eine wichtige Zwischenrolle zwischen <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image<br />

ein. Das <strong>Marken</strong>image umfasst die Assoziationen der Konsumenten mit der<br />

Marke. Diese können entweder kognitiv oder emotional geprägt sein.<br />

Das <strong>Marken</strong>vertrauen beschreibt das Ausmaß, in dem der Konsument sich auf die<br />

Marke verlässt. Als Einflussgrößen auf das <strong>Marken</strong>vertrauen gelten vor allem <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image, aber auch die <strong>Marken</strong>zufriedenheit. 315 <strong>Marken</strong>zufriedenheit<br />

ist das Ergebnis des Vergleichs der Erfahrungen mit der Marke und den subjektiven<br />

Erwartungen. 316 Diese Einschätzung ist stark subjektiv geprägt und durch das<br />

<strong>Marken</strong>image beeinflusst.<br />

Des Weiteren kommt den Größen <strong>Marken</strong>loyalität und <strong>Marken</strong>bindung eine wichtige<br />

Bedeutung zu. 317 Die <strong>Marken</strong>loyalität wird daran festgemacht, dass ein Konsument<br />

häufig die gleiche Marke kauft, andere <strong>Marken</strong> kaum verwendet und aktive Mund zu<br />

Mund Propaganda für die Marke betreibt. Die <strong>Marken</strong>loyalität kann allerdings neben<br />

einer hohen Zufriedenheit mit der Marke auch beispielsweise auch auf einem Mangel<br />

an Alternativen basieren. Aus diesem Grund ist zwischen der Einstellungs- und der<br />

Verhaltensdimension der <strong>Marken</strong>loyalität zu differenzieren. 318 Die emotionale Bindung<br />

des Konsumenten zur Marke wird über das Konstrukt der <strong>Marken</strong>bindung erfasst.<br />

Konsumenten können eine hohe <strong>Marken</strong>bindung auch gegenüber <strong>Marken</strong> aufweisen,<br />

die sie noch nie gekauft haben. 319<br />

Innerhalb dieser Systematik können <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image als die<br />

zentralen Größen betrachtet werden. 320 So gilt die <strong>Marken</strong>bekanntheit als notwendige<br />

und das <strong>Marken</strong>image als hinreichende Bedingung für den Erfolg einer Marke. 321<br />

313 Vgl. Keller (1998), S. 92.<br />

314 Vgl. Aaker (1991), S. 65.<br />

315 Vgl. Esch (2003), S. 79.<br />

316 Vgl. Esch (2003), S. 79.<br />

317 Vgl. Aaker (1991), S. 34-55; Baldinger/Rubinson ( 1996), S. 22.<br />

318 Vgl. Chaudhuri/Holbrook (2001), S. 83.<br />

319 Beispielsweise verfügen viele Menschen über eine hohe <strong>Marken</strong>bindung gegenüber der Marke Ferrari, nur ein<br />

Bruchteil von ihnen sind aber tatsächlich Käufer der Marke.<br />

320 Vgl. Keller (1998), S. 94; Esch (2003), S. 77.<br />

321 Vgl. Esch (2003), S. 71 u. S. 75.<br />

98


Die Bedeutung der <strong>Marken</strong>bekanntheit beruht erstens darauf, dass sie in engem Zusammenhang<br />

mit der Wahrscheinlichkeit steht, dass die Marke bei der Kaufentscheidung<br />

in den „consideration set“ der Konsumenten aufgenommen wird. 322 Zweitens<br />

kann bei <strong>Marken</strong>, die in die engere Wahl kommen, die Bekanntheit der Marke den<br />

Ausschlag für die Kaufentscheidung geben. Dies ist insbesondere der Fall, wenn das<br />

persönliche Interesse der Konsumenten an dem Produkt gering ist oder wenn die<br />

Konsumenten keine tiefere Kenntnis der Produkt- oder Dienstleistungskategorie besitzen.<br />

323 Drittens steht die in Abschnitt B1.2 beschriebene Funktion der Marke als Qualitätssignal<br />

in engem Zusammenhang mit dem Grad der <strong>Marken</strong>bekanntheit. Konsumenten<br />

gehen oftmals davon aus, dass <strong>Marken</strong> mit einer hohen Bekanntheit erfolgreich,<br />

traditionsreich, weit verbreitet und damit vertrauenswürdig sind. 324 Viertens erleichtert<br />

die Bekanntheit der Marke den Aufbau von Assoziationen bei den Konsumenten. 325<br />

Die Bedeutung des <strong>Marken</strong>images basiert erstens auf der Möglichkeit, über das Image<br />

eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb zu erzielen. 326 In vielen Branchen<br />

der heutigen Wirtschaftswelt bilden <strong>Marken</strong> eine der wenigen Möglichkeiten, einen<br />

nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Zweitens kann das <strong>Marken</strong>image<br />

beispielsweise über die Assoziationen von Qualität den konkreten Grund der Entscheidung<br />

für ein Produkt darstellen. 327 Drittens können mittels des Images und der Assoziationen<br />

der Marke Gefühle bei den Konsumenten erweckt und eine „Magie der<br />

Marke“ 328 geschaffen werden.<br />

Als Zwischenfazit kann daher festgehalten werden, dass im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s als konsumentenorientierte Werttreiber die beiden Größen <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image betrachtet werden. 329<br />

Die konsumentenbezogenen Werttreiber werden durch marktbezogene Werttreiber ergänzt.<br />

Der Bezugsrahmen zur Abbildung der Einflussfaktoren der Marketing-<strong>St</strong>rategie<br />

zeigt, dass die Beziehung zwischen Marke und Konsument unter dem Einfluss der weiteren<br />

Marktteilnehmer, insbesondere der Wettbewerber, stattfindet. Die relative <strong>St</strong>ärke<br />

der Marke im Wettbewerb soll in dieser Arbeit über die Kenngröße Wettbewerbsposi-<br />

322 Vgl. Nedungadi (1990), S. 263-276; Aaker (1991), S. 66 f.<br />

323 Vgl. Hoyer/Brown (1990), S. 147.<br />

324 Vgl. Aaker (1991), S. 65.<br />

325 Vgl. Keller (1998), S. 92.<br />

326 Vgl. Aaker (1991), S. 111.<br />

327 Vg. Aaker (1991), S. 112.<br />

328 Biel (2000), S. 71.<br />

329 Die anderen Größen werden allerdings nicht vernachlässigt, da sie letztlich Komponenten bzw. Einflussgrößen<br />

von Bekanntheit und Image der Marke darstellen und daher gleichsam indirekt berücksichtigt werden.<br />

99


tion festgemacht werden. An dieser <strong>St</strong>elle könnte kritisch eingewendet werden, dass<br />

die konsumentenbezogenen Werttreiber bereits auch als Maß für die <strong>St</strong>ärke der Marke<br />

im Wettbewerb betrachtet werden können. Insofern stellt sich die Frage, ob eine Überschneidung<br />

der Werttreiber bzw. eine Doppelerfassung vorliegt. 330 Die Begründung für<br />

das in dieser Arbeit gewählte Vorgehen basiert auf zwei Aspekten.<br />

Zum einen soll auf die Untersuchungen des PIMS-Programms Bezug genommen werden.<br />

Zielsetzung des PIMS-Forschungsprogramms ist es, herauszufinden, wie sich strategische<br />

Schlüsseldimensionen auf Rentabilität und Unternehmenswachstum, mithin<br />

die Determinanten für Wertsteigerung, auswirken. 331 Im Rahmen dieser Untersuchungen<br />

wurde insbesondere die Rolle des Marktanteils für den Erfolg von Unternehmen<br />

untersucht. 332 Dabei konnte eine sehr enge Beziehung zwischen Marktanteil und Rentabilität<br />

nachgewiesen werden. Dieser Zusammenhang ist bei marketingintensiven<br />

Branchen wesentlich stärker ausgeprägt als bei fertigungsintensiven Geschäften: 333<br />

Fertigungsintensive Geschäfte<br />

F&E- und Marketingintensive Geschäfte<br />

40%<br />

40%<br />

35%<br />

35%<br />

30%<br />

30%<br />

25%<br />

25%<br />

ROI<br />

20%<br />

ROI<br />

20%<br />

15%<br />

15%<br />

10%<br />

10%<br />

5%<br />

5%<br />

0%<br />

5 oder<br />

schlechter<br />

4 3 2 1<br />

0%<br />

5 oder<br />

schlechter<br />

4 3 2 1<br />

Marktanteils-Rang<br />

Marktanteils-Rang<br />

Abbildung C-8:<br />

Zusammenhang zwischen Marktanteilsrang und Return on Investment für<br />

F&E- und marketingintensive Geschäfte<br />

330 Die Existenz von Überschneidungen zwischen den Indikatoren der <strong>Marken</strong>stärke stellt einen häufig geäußerten<br />

Kritikpunkt an Kombinationsverfahren dar. Vgl. hierzu beispielsweise die Kritik am Ansatz von Interbrand<br />

bei Bekmeier-Feuerhahn (1998), S. 80 oder Frahm (2004), S. 126.<br />

331 Vgl. Buzzell/Gale (1989), S. XI.<br />

332 Vgl. Buzzell/Gale (1989), S. 63-88.<br />

333 Vgl. Buzzell/Gale (1989), S. 85. Dieser Effekt wird damit begründet, dass Marktführer oftmals Wettbewerbsstrategien<br />

verfolgen, die auf eine Verbesserung und Innovation von Produkten und Dienstleistungen ausgerichtet<br />

sind. Aufgrund dieser <strong>St</strong>rategien fallen zwar relativ höhere F&E- und Marketingaufwendungen als bei<br />

den Konkurrenten an, dies wird allerdings durch Größeneffekte kompensiert. Im Ergebnis unterscheiden sich<br />

die Quoten von Marketingaufwendungen zu Umsatz für Marktführer und Unternehmen mit kleineren Marktanteilen<br />

nur unwesentlich. Der Effekt auf die Rentabilität resultiert daher nicht aus Kostenvorteilen, sondern<br />

aus der überlegenen Qualität der Marktführer, die sich in höheren Preisen bzw. höheren Absatzmengen niederschlägt.<br />

100


Unternehmen können in der Sichtweise dieser Arbeit letztlich als Kombinationen von<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen betrachtet werden. Der Zusammenhang zwischen<br />

Marktanteil und Rendite gilt dementsprechend auch auf der Ebene der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination<br />

bzw. der Marke. Aufgrund der zentralen Rolle des<br />

Marktanteils für den <strong>Marken</strong>erfolg soll deshalb der Marktanteil der Marke als eigenständiger<br />

Werttreiber betrachtet werden. 334<br />

Das zweite Argument für die explizite Abbildung der Wettbewerbsposition über den<br />

Marktanteil greift auf die Untersuchungen zu der Korrelation der einzelnen Werttreiber<br />

zurück. Wenn die einzelnen Indikatoren – zumindest zu einem gewissen Grad – austauschbar<br />

sind, sind Überschneidungen zwischen den Größen im Rahmen von Indikatoren-Modellen<br />

fast unvermeidlich. Aus diesem Grund erscheinen mögliche methodische<br />

Bedenken gegen die Verwendung der Wettbewerbsposition als Werttreiber der<br />

<strong>Marken</strong>stärke als unbedenklich.<br />

Die bislang betrachteten Größen <strong>Marken</strong>bekanntheit, <strong>Marken</strong>image und Wettbewerbsposition<br />

der Marke vermitteln eine Aussage über die <strong>St</strong>ellung der Marke gegenüber<br />

Konsumenten und Wettbewerb. Allerdings sind damit die Erfolgsaussichten der Marke<br />

noch nicht vollständig bestimmt: „Neither a strong company operating in an unattractive<br />

market nor a weak company operating in an attractive market will do very well.” 335<br />

Das Zitat von Kotler macht deutlich, dass nicht nur die Position der Marke innerhalb<br />

der Branche, sondern auch die strukturellen Gegebenheiten der Branche selbst zu berücksichtigen<br />

sind. Als zweiter marktbezogener Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke wird<br />

daher die Branchenattraktivität betrachtet.<br />

Zusammengefasst wird die <strong>Marken</strong>stärke und damit die Marketing-Perspektive des<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s über folgende vier Werttreiber abgebildet:<br />

334 Vgl. Buzzell/Gale (1989), S. 68.<br />

335 Kotler (2003), S. 97.<br />

101


Marketing-Perspektive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

Wettbewerbsposition<br />

Branchenattraktivität<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Rating</strong> der Marke<br />

Abbildung C-9:<br />

Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke<br />

Die Ausprägungen der Werttreiber werden gemessen und ihnen ein Punktwert auf der<br />

fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala zugewiesen. Die Punktwerte der Werttreiber auf der <strong>Rating</strong>-<br />

Skala werden dann zu einem Punktwert für die <strong>Marken</strong>stärke zusammengeführt.<br />

Nach der Erläuterung der Ableitung der Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke erfolgt in den<br />

folgenden Abschnitten die Darstellung der Konzeptualisierung und Operationalisierung<br />

der einzelnen Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke. Hierbei wird auch darauf eingegangen<br />

werden, wie die Einstufung der Werttreiber auf der fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala<br />

vorgenommen werden kann.<br />

2.1.1.2 <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Die <strong>Marken</strong>bekanntheit stellt in dieser Arbeit neben dem <strong>Marken</strong>image den zentralen<br />

konsumentenbezogenen Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke dar. Im Folgenden werden zunächst<br />

kurz die Dimensionen der <strong>Marken</strong>bekanntheit dargestellt. Hiermit soll das<br />

Verständnis für die Erläuterung der Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit geschaffen<br />

werden. Im dritten Schritt wird erläutert, wie die Transformation der Messergebnisse<br />

in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala erfolgen kann. Die theoretischen<br />

Überlegungen können abschließend am Fallbeispiel BRAND veranschaulicht werden.<br />

102


Dimensionen der <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Die Beschäftigung mit Aspekten der Wiedererkennung bzw. Bekanntheit hat eine<br />

lange Tradition in der Marketing-Literatur. Ausgehend von der Untersuchung der<br />

grundsätzlichen Rolle für die Entscheidungsbildung von Konsumenten wurde sie in der<br />

Folge spezifisch im Zusammenhang mit der Wahlentscheidung für <strong>Marken</strong> behandelt.<br />

336 Seit Beginn der 90er Jahre wird die <strong>Marken</strong>bekanntheit explizit als Einflussgröße<br />

auf den <strong>Marken</strong>wert diskutiert. 337<br />

Als Dimensionen der <strong>Marken</strong>bekanntheit sind die Tiefe und die Breite der <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

zu unterscheiden. 338 Die Tiefe der <strong>Marken</strong>bekanntheit wird bestimmt durch<br />

die Leichtigkeit, mit der sich die Konsumenten an die <strong>Marken</strong> erinnern: „The depth of<br />

brand awareness concerns the likelihood that a brand element will come to mind and<br />

the ease with which it does so.“ 339 Ein klassisches Instrument zur Beschreibung der<br />

Tiefe der <strong>Marken</strong>bekanntheit stellt die <strong>Marken</strong>bekanntheitspyramide von Aaker dar: 340<br />

Top-of-Mind-<br />

Bekanntheit<br />

aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

(recall)<br />

passive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

(recognition)<br />

Marke ist unbekannt<br />

Abbildung C-10: <strong>Marken</strong>bekanntheitspyramide<br />

Eine Top of Mind-Bekanntheit weisen die <strong>Marken</strong> auf, die von den Konsumenten als<br />

erstes innerhalb einer Produktkategorie genannt werden. Die weiteren <strong>Marken</strong> der Pro-<br />

336 Vgl. Lavidge/<strong>St</strong>einer (1961), S. 59-62, <strong>St</strong>effenhagen (1976), S. 715-734; Lynch/Scrull (1982), S. 18-37;<br />

Hoyer/Brown (1990), S. 141-148.<br />

337 Die Diskussion der Rolle der <strong>Marken</strong>bekanntheit für den <strong>Marken</strong>wert wurde wesentlich von Aaker und Keller<br />

geprägt. Vgl. Aaker (1991), S. 56-77; Keller (1993), S. 3.<br />

338 Vgl. Keller (1998), S. 88.<br />

339 Keller (1998), S. 88.<br />

340 Vgl. Aaker (1991), S. 62.<br />

103


duktkategorie, die erinnert werden, sind durch eine aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit gekennzeichnet.<br />

<strong>Marken</strong> dagegen, die nur mit Hilfe einer Unterstützung von den Konsumenten<br />

wieder erkannt werden, verfügen über eine passive <strong>Marken</strong>bekanntheit. Die<br />

unterste <strong>St</strong>ufe der Bekanntheit wird durch die Nicht-Erkennung der Marke repräsentiert.<br />

Die zweite wesentliche Dimension stellt die Breite der <strong>Marken</strong>bekanntheit dar. Während<br />

die Tiefe der <strong>Marken</strong>bekanntheit etwas darüber aussagt, wie leicht sich der Konsument<br />

an eine spezifische Marke erinnert, steht die Breite der <strong>Marken</strong>bekanntheit im<br />

Zusammenhang mit der Frage, in welchen Kauf- und Verwendungssituationen der<br />

Konsument die spezifische Marke als relevant erachtet: „The breadth of brand awareness<br />

concerns the range of purchase and usage situations where the brand element<br />

comes to mind.“ 341 Die Breite der <strong>Marken</strong>bekanntheit hängt eng mit der Organisation<br />

des <strong>Marken</strong>- und Produktwissens im Gedächtnis der Konsumenten zusammen und<br />

determiniert, auf welcher Ebene der Hierarchie die Marke in die Entscheidung des<br />

Konsumenten einbezogen wird. 342<br />

Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Das Verständnis von Tiefe und Breite als Dimensionen der <strong>Marken</strong>bekanntheit ist die<br />

Grundlage für eine zweckmäßige Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit im Rahmen<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s. Hierbei determiniert die Tiefe der <strong>Marken</strong>bekanntheit die<br />

Art des gewählten Verfahrens; es werden üblicherweise Verfahren zur Messung der<br />

passiven <strong>Marken</strong>bekanntheit (Recognitiontests) und Verfahren zur Messung der aktiven<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit (Recalltests) unterschieden. Die Breite der <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

dagegen besitzt einen Einfluss auf die Ausgestaltung des Verfahrens.<br />

Zur Messung der passiven <strong>Marken</strong>bekanntheit werden Recognitiontests herangezogen.<br />

343 Die Aufgabe für die Versuchsteilnehmer besteht hierbei darin, die Marke als<br />

bekannt zu identifizieren. Bei einer typischen Versuchsanordnung erhält der Versuchsteilnehmer<br />

eine Liste von <strong>Marken</strong>namen der zu betrachtenden Produktkategorie.<br />

Zur Kontrolle der Antworten können hierbei neben tatsächlich existierenden <strong>Marken</strong><br />

341 Keller (1998), S. 88.<br />

342 Bei einem Konsumenten, der allgemein bei nicht-alkoholischen Getränken an die Marke Fanta denkt, ist die<br />

Marke durch eine größere Breite gekennzeichnet als bei einem Konsumenten, für den Fanta lediglich in der<br />

Kategorie Soft Drinks relevant ist. Je größer die Breite der Marke, desto größer die Anzahl unterschiedlicher<br />

Verwendungssituationen, in denen die Marke potentiell gekauft werden kann und desto größer die <strong>Marken</strong>stärke.<br />

Zur Kategorisierung von Produkten im Gedächtnis von Konsumenten vgl. grundlegend Sujan/Dekleva<br />

(1987), S. 372-378.<br />

343 Vgl. zum Folgenden Keller (1998), S. 326-329.<br />

104


auch fiktive <strong>Marken</strong> aufgeführt werden. Anhand dieser Liste wird ihm eine Frage nach<br />

den ihm bekannten <strong>Marken</strong> gestellt.<br />

Die Messung der aktiven <strong>Marken</strong>bekanntheit erfolgt auf der Grundlage von Recalltests.<br />

344 Im Gegensatz zu den Verfahren zur Messung der passiven <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

wird den Versuchsteilnehmern die Marke nicht vorgelegt. Die Erinnerung muss damit<br />

ohne eine Unterstützung erfolgen. 345 Bei der Messung der aktiven <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

ist die Dimension der Breite der <strong>Marken</strong>bekanntheit zu beachten. So kann beispielsweise<br />

den Konsumenten die Frage nach den von ihnen erinnerten <strong>Marken</strong> im Automobilbereich<br />

gestellt werden. Alternativ könnten aber auch engere Produktkategorien wie<br />

Sportwagen oder sogar italienische Sportwagen vorgegeben werden. Je enger die Produktkategorie,<br />

desto leichter ist es für den Versuchsteilnehmer, sich an eine spezifische<br />

Marke aktiv zu erinnern. Eine umfassende Analyse erfordert die Messung der aktiven<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit in Bezug auf verschiedene mögliche Kauf- oder Verwendungssituationen<br />

der Marke.<br />

Im Rahmen der Operationalisierung ist darüber hinaus die grundsätzliche Frage zu klären,<br />

welches Verfahren angewendet bzw. welche Art der <strong>Marken</strong>bekanntheit gemessen<br />

werden soll. Passive und aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit unterschieden sich durch die Präsenz<br />

der Marke. Vor diesem Hintergrund kann die Festlegung in Abhängigkeit des<br />

Orts der Kaufentscheidung getroffen werden. 346 Es ist davon auszugehen, dass die<br />

passive <strong>Marken</strong>bekanntheit bedeutsamer ist, wenn die jeweilige Marke beim Kaufentscheidungsprozess<br />

physisch gegenwärtig bzw. zumindest – wie etwa in einem Katalog<br />

– sichtbar ist. Fallen allerdings Point-of-Sale und der Ort der Kaufentscheidung auseinander,<br />

ist die aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit von größerer Relevanz. Sollte eine gleichzeitige<br />

Messung von aktiver und passiver <strong>Marken</strong>bekanntheit nicht möglich sein, kann<br />

mithin in Abhängigkeit des Orts der Kaufentscheidung eine Beschränkung auf eines<br />

der beiden Messverfahren vorgenommen werden.<br />

344 Vgl. zum Folgenden Keller (1998), S. 329-332.<br />

345 Differenziertere Messungen erfassen nicht nur die reine Nennung, sondern auch die Reihenfolge der Nennungen.<br />

Dadurch ist es möglich, zwischen verschiedenen Abstufungen der aktiven Erinnerung zu unterscheiden.<br />

346 Vgl. Keller (1998), S. 88; Walser (2004), S. 82.<br />

105


Nachfolgende Abbildung stellt die verschiedenen Aspekte der Operationalisierung der<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s noch einmal zusammen:<br />

Kaufentscheidung am<br />

Point-of-Sale<br />

Kaufentscheidung nicht am<br />

Point-of-Sale<br />

Dimensionen Passive <strong>Marken</strong>bekanntheit Aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Verfahren zur<br />

Operationalisierung<br />

Typische<br />

Fragestellungen<br />

Ergebnis der<br />

Operationalisierung<br />

Recognitiontest<br />

„Welche der dargestellten <strong>Marken</strong>namen<br />

sind Ihnen bekannt? Bitte<br />

kreuzen Sie diejenigen <strong>Marken</strong> an,<br />

die Sie kennen.“<br />

Prozentsatz der Wiedererkennung<br />

der Marke<br />

Recalltest<br />

„Welche Automobilmarke fällt<br />

Ihnen spontan ein?“<br />

Prozentsatz der aktiven Erinnerung<br />

der Marke<br />

Abbildung C-11: Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit in Abhängigkeit des Orts der<br />

Kaufentscheidung<br />

Nach der Darstellung der konzeptionellen Grundlagen und der Operationalisierung der<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit ist im letzten Schritt noch auf die Transformation in einen Punktwert<br />

auf der <strong>Rating</strong>-Skala einzugehen.<br />

Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Eine Möglichkeit der Überführung des Ergebnisses der Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala könnte in der direkten Transformation<br />

der Messergebnisse auf Basis eines gleichsam allgemein gültigen Schemas<br />

bestehen. 347 In diesem Fall wäre mit dem weitgehend objektiv ermittelbaren Prozentsatz<br />

der passiven bzw. aktiven <strong>Marken</strong>bekanntheit gleichzeitig auch der Punktwert auf<br />

der <strong>Rating</strong>-Skala festgelegt. Dieses Vorgehen ist allerdings mit Schwierigkeiten verbunden.<br />

So ist erstens die Ausprägung der Höhe der <strong>Marken</strong>bekanntheit sehr stark davon<br />

abhängig, zu welchen Zeitpunkt die Messung durchgeführt wurde. Beispielsweise ergeben<br />

sich für Unternehmen während oder kurz nach der Durchführung einer Werbekampagne<br />

höhere Bekanntheitswerte als mit einem gewissen zeitlichen Abstand zu den<br />

Werbekampagnen. Zweitens hängt der Wert der <strong>Marken</strong>bekanntheit von der Zusam-<br />

347 Dies würde dem Grundgedanken eines quantitativen <strong>Rating</strong>systems entsprechen. Zur Abgrenzung von qualitativen<br />

und quantitativen <strong>Rating</strong>systemen vgl. Abschnitt B4.2.<br />

106


mensetzung der Versuchsteilnehmer bei der Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

ab. Zwar sollte die <strong>Marken</strong>bekanntheit grundsätzlich an der relevanten Zielgruppe<br />

gemessen werden, allerdings kann selbst unter dieser Vorgabe die Abgrenzung der<br />

Versuchsteilnehmer unterschiedlich erfolgen, da viele <strong>Marken</strong> nicht nur von einer einzelnen<br />

Zielgruppe verwendet werden. 348 Drittens weisen etablierte <strong>Marken</strong> – ungeachtet<br />

ihrer „tatsächlichen“ <strong>Marken</strong>stärke – oftmals Werte für die <strong>Marken</strong>bekanntheit von<br />

über 90% auf. 349 Eine mathematische Zuordnungsregel müsste gerade im hohen Prozentbereich<br />

sehr fein sein, um Differenzen zwischen den <strong>Marken</strong> überhaupt erfassen<br />

zu können.<br />

Vor diesem Hintergrund soll für das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> nicht der Versuch unternommen<br />

werden, eine quantitative, allgemein gültige Zuordnung von Werten der <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

zu Punkten auf der <strong>Rating</strong>-Skala zu entwickeln. Vielmehr wird vorgeschlagen,<br />

auf Grundlage der Operationalisierung der <strong>Marken</strong>bekanntheit eine qualitative<br />

Einschätzung der <strong>St</strong>ärke der Marke vorzunehmen.<br />

Im Rahmen dieser qualitativen Interpretation sind drei grundlegende Faktoren zu berücksichtigen.<br />

Erstens müssen die oben dargestellten, die Vergleichbarkeit von Messungen<br />

beeinträchtigenden Faktoren in die Evaluation einbezogen werden. Daneben ist<br />

zweitens auch der zeitliche Vergleich der Ausprägungen der <strong>Marken</strong>bekanntheit von<br />

Bedeutung. Die Betrachtung des zeitlichen Verlaufs der <strong>Marken</strong>bekanntheit ermöglicht<br />

eine bessere Einschätzung der aktuellen Werte. Als weitere Referenzgröße können<br />

drittens auch die Ausprägungen der <strong>Marken</strong>bekanntheit bei den relevanten Wettbewerbern<br />

betrachtet werden.<br />

Auf dieser Grundlage kann eine Transformation des Ergebnisses der Operationalisierung<br />

in einen Wert auf der <strong>Rating</strong>-Skala vorgenommen werden. Die <strong>Rating</strong>-Skala besteht<br />

hierbei aus fünf <strong>St</strong>ufen. Ein Wert von 1 entspricht der schlechtesten, ein Wert von<br />

5 der besten Bewertung. Ergebnis der Transformation ist mithin ein Punktwert auf der<br />

<strong>Rating</strong>-Skala zwischen 1 und 5:<br />

348 Beispielsweise kann die primäre Zielgruppe einer Marke die Gruppe der 14-28-jährigen darstellen, die Marke<br />

aber zusätzlich auch von 29-35-jährigen Konsumenten gekauft werden. Die Werte für die <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

werden unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob für die Messung der <strong>Marken</strong>bekanntheit ausschließlich die<br />

14-28-jährigen oder ob auch die 29-35-jährigen Konsumenten einbezogen werden.<br />

349 Vgl. Tolle/<strong>St</strong>effenhagen (1994), S. 380.<br />

107


Prozentsatz für<br />

<strong>Marken</strong>bekantheit<br />

Qualitative Einschätzung<br />

1 2 3 4 5<br />

sehr<br />

schlecht<br />

durch-<br />

gut<br />

sehr<br />

schlecht<br />

schnittlich<br />

gut<br />

“<strong>St</strong>örfaktoren”<br />

bei Messung<br />

Zeitlicher<br />

Vergleich<br />

Benchmarking<br />

mit Wettbewerb<br />

Abbildung C-12: Transformation des Messergebnisses der <strong>Marken</strong>bekanntheit in einen Wert<br />

auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Zur Veranschaulichung der Darstellungen wird für die <strong>Marken</strong>bekanntheit ebenso wie<br />

für die anderen Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke das Fallbeispiel der Marke Top Ice aufgegriffen.<br />

Für Top Ice wurde annahmegemäß 6 Monate nach der Markteinführung im Juni 2001 eine<br />

erste Messung der passiven <strong>Marken</strong>bekanntheit vorgenommen. Seitdem wird jeweils zu Beginn<br />

des Jahres eine Messung der aktiven und passiven <strong>Marken</strong>bekanntheit durchgeführt.<br />

Bei den letzten beiden Erhebungen wurden zusätzlich auch die aktive und passive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

der wichtigsten Wettbewerbsmarken erfasst:<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Top Ice 23% 28% 32%<br />

Marke A 56% 57%<br />

Marke B 43% 40%<br />

Marke C 29% 34%<br />

Passive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Top Ice 34% 49% 58% 60%<br />

Marke A 87% 89%<br />

Marke B 69% 67%<br />

Marke C 56% 59%<br />

Grundsätzlich zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Werte für die aktive und passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit von Top Ice. Die Wettbewerbsmarke A ist bereits seit Jahrzehnten am<br />

Markt eingeführt und genießt daher eine sehr hohe passive Bekanntheit. Für die Marke B<br />

wurden in den letzten Jahren im Rahmen eines Programms zur <strong>St</strong>eigerung der Profitabilität<br />

die Werbeaufwendungen deutlich eingeschränkt. Trotzdem gingen die Werte für die passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit nur leicht zurück; die Marke B profitiert von ihrer langen Tradition. Wettbewerbsmarke<br />

C wurde zeitgleich mit B am Markt eingeführt und erreichte für die Jahre<br />

2003 und 2004 ähnliche Werte für die passive <strong>Marken</strong>bekanntheit wie Top Ice.<br />

108


Für die aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit stellen sich die Entwicklungen ähnlich dar. Allerdings ist<br />

hier noch ein größerer Abstand zwischen den neu eingeführten <strong>Marken</strong> Top Ice und C sowie<br />

den Traditionsmarken A und B zu beobachten.<br />

Vor diesem Hintergrund wird die <strong>Marken</strong>bekanntheit von Top Ice im Rahmen des <strong>Rating</strong>s als<br />

ein durchschnittlicher Wert eingestuft. Dies entspricht einem Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

von 3.<br />

2.1.1.3 <strong>Marken</strong>image<br />

Das Image der Marke stellt neben der <strong>Marken</strong>bekanntheit den zweiten zentralen Werttreiber<br />

der <strong>Marken</strong>stärke bei den Konsumenten dar. Auch hier wird zunächst auf die<br />

die Dimensionen des Images eingegangen, bevor die Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images<br />

und die Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala dargestellt<br />

werden. Abschließend erfolgt die Anwendung im Rahmen des Fallbeispiels BRAND.<br />

Dimensionen des <strong>Marken</strong>images<br />

Aus einer konzeptionellen Perspektive kann das <strong>Marken</strong>image definiert werden als<br />

„perceptions about a brand as reflected by the brand associations held in consumer<br />

memory.” 350 Das <strong>Marken</strong>image wird mithin durch eine Vielzahl von Assoziationen mit<br />

der Marke gebildet, die durch ein semantisches Netzwerk miteinander verbunden<br />

sind. 351 Die Assoziationen können zum einen inhaltlich in verschiedene Arten von<br />

Assoziationen abgegrenzt werden. 352 Zum anderen werden die <strong>Marken</strong>assoziationen<br />

nach ihrer Beschaffenheit in die Dimensionen <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit<br />

unterteilt: 353<br />

350 Keller (1993), S. 3. Ähnlich auch die Definition von Aaker: „A brand image is a set of associations, usually<br />

organized in some meaningful way.“ Aaker (1991), S. 109.<br />

351 Semantische Netzwerke stellen das aktuell vorherrschende Konzept zur Abbildung der Organisation von<br />

Informationen im Gedächtnis dar. Grundlegend zu semantischen Netzwerken vgl. Quillian (1972), S. 226-<br />

270; Rumelhart/Lindsay/Norman (1972), S. 197-246. Zum Zusammenhang zwischen Assoziationen und<br />

Image vgl. Biel (1992), S. RC-9.<br />

352 Vgl. Keller (1998), S. 93. Für eine alternative Unterteilung von Assoziationen vgl. Aaker (1991), S. 114-129.<br />

353 Vgl. Keller (1998), S. 94.<br />

109


Eigenschaften<br />

Arten der<br />

<strong>Marken</strong>assoziationen<br />

Nutzen<br />

<strong>St</strong>ärke der<br />

<strong>Marken</strong>assoziationen<br />

Einstellungen<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

Vorteilhaftigkeit der<br />

<strong>Marken</strong>assoziationen<br />

Einzigartigkeit der<br />

<strong>Marken</strong>assoziationen<br />

Abbildung C-13: Dimensionen des <strong>Marken</strong>images<br />

Als Arten von Assoziationen mit der Marke können in Abhängigkeit ihres Abstraktionsgrads<br />

Eigenschaften (attributes), Nutzen (benefits) und Einstellungen (attitudes)<br />

unterschieden werden. 354 Eigenschaften sind die beschreibenden Charakteristika, die<br />

die Konsumenten mit einem Produkt oder einer Dienstleistung verbinden. Eigenschaften<br />

können weiter in produktbezogene (product-related) und indirekt produktbezogene<br />

(non-product-related) Eigenschaften differenziert werden. Produktbezogene Eigenschaften<br />

entsprechen Produktbestandteilen oder Produktfunktionen, wie etwa die Motorleistung<br />

bei einem PKW. Zu den indirekt produktbezogenen Eigenschaften zählen<br />

Merkmale, die keinen physischen Produktbestandteil darstellen, wie etwa der Preis<br />

oder das Bild von einem typischen Benutzer.<br />

Der Nutzen einer Marke beschreibt die Gründe, warum der Konsument die Marke<br />

kauft. Als grundlegendste Form kann der auf den physischen Produkteigenschaften<br />

basierende funktionale Nutzen betrachtet werden. Ein symbolischer Nutzen ist primär<br />

auf indirekt produktbezogenen Eigenschaften begründet und erfüllt soziale und persönliche<br />

Bedürfnisse, wie Prestige oder Exklusivität. Emotionaler Nutzen entspricht den<br />

354 Vgl. zum Folgenden Keller (1998), S. 93-102. Die Übersetzung der englischen Termini erfolgt in Anlehnung<br />

an Keller (2000b), S. 971.<br />

110


Gefühlen und Empfindungen bei der Verwendung der Marke und kann sich sowohl auf<br />

produktbezogene als auch auf indirekt produktbezogene Eigenschaften beziehen.<br />

Einstellungen spiegeln die positive oder negative Haltung des Konsumenten gegenüber<br />

einer Marke wieder. Resultat der Einstellungen ist der Gesamteindruck der Konsumenten<br />

zu der Marke. Einstellungen sind von Bedeutung, da sie besonders eng mit dem<br />

Verhalten der Konsumenten verknüpft sind.<br />

Die Wirksamkeit der Assoziationen hängt von ihrer Beschaffenheit ab. Keller unterscheidet<br />

die <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit von Assoziationen. 355 Die<br />

verschiedenen Dimensionen bauen dabei aufeinander auf. So ist die Einzigartigkeit<br />

einer Assoziation nur von Bedeutung, wenn sie auch ausreichend stark ist, dass sie von<br />

den Konsumenten wahrgenommen wird und zudem als vorteilhaft eingeschätzt wird.<br />

Die <strong>St</strong>ärke von <strong>Marken</strong>assoziationen wird beeinflusst durch die Quantität der Verarbeitung<br />

und die Qualität der Informationsverarbeitungsprozesse. Je öfter und je intensiver<br />

ein Konsument sich mit der Information bzw. der Marke beschäftigt, desto stärker<br />

entwickeln sich die damit verbundenen Assoziationen. 356 Persönliche Relevanz der<br />

Information sowie die Konsistenz bei der Darbietung der Information im Zeitablauf<br />

wirken positiv auf die <strong>St</strong>ärke der <strong>Marken</strong>assoziation.<br />

Die Vorteilhaftigkeit von <strong>Marken</strong>assoziationen beruht darauf, dass die Assoziation zum<br />

einen von den Konsumenten erwünscht ist und zum anderen von dem Unternehmen<br />

objektiv erfüllt und die Erfüllung glaubwürdig über einen längeren Zeitraum vermittelt<br />

werden kann. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass eine Würdigung<br />

der Assoziation in Bezug auf ihre Vorteilhaftigkeit in Abhängigkeit der spezifischen<br />

Kaufsituation erfolgt. Beispielsweise kann die Farbe eines gebrauchten PKW für einen<br />

Konsumenten einen bedeutenden Faktor darstellen, während sie für den anderen bei<br />

der Kaufentscheidung vernachlässigbar ist.<br />

Als weitere Dimension tritt die Einzigartigkeit der <strong>Marken</strong>assoziation hinzu. Der Kern<br />

der Positionierung einer Marke zielt darauf ab, die Marke in einem von dem Konsumenten<br />

als wichtig erachteten Attribut oder Nutzen einzigartig zu machen. Es geht<br />

mithin darum, eine so genannte „unique selling proposition“ für die Marke zu entwi-<br />

355 Vgl. zum Folgenden Keller (1998), S. 102-109. Eine alternative Klassifizierung der Beschaffenheit von<br />

Assoziationen wurde von Esch (1993), S. 59 f. vorgenommen.<br />

356 Die stärkste Verbindung mit einer Assoziation entsteht üblicherweise auf der Grundlage einer direkten Erfahrung<br />

mit der Marke. Unmittelbar durch die Marke beeinflussbare Informationsquellen, wie die Werbung, erzeugen<br />

oftmals die schwächsten Assoziationen und sind daher am leichtesten veränderbar.<br />

111


ckeln. Die Einzigartigkeit gegenüber dem Wettbewerb kann bzw. muss sich allerdings<br />

nicht auf alle Produkteigenschaften erstrecken. Für bestimmte Assoziationen genügt<br />

es, wenn sie als gleichwertig gegenüber konkurrierenden <strong>Marken</strong> empfunden werden.<br />

Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images<br />

Die Operationalisierung des Images der Marke baut auf den oben dargestellten Dimensionen<br />

des Images auf. Als Verfahren zur Messung des <strong>Marken</strong>images lassen sich qualitative<br />

und quantitative Messverfahren unterscheiden. Qualitative Messverfahren sind<br />

durch einen geringen <strong>St</strong>rukturierungsgrad und eine Vielzahl von Antwortmöglichkeiten<br />

der Versuchteilnehmer gekennzeichnet. 357 Hierzu zählt die Messung<br />

von Assoziationen über freie Assoziationsverfahren oder anhand von Projektionsverfahren.<br />

Ergebnis dieser Verfahren sind im Wesentlichen verbale Beschreibungen<br />

der <strong>Marken</strong>wahrnehmung durch die Versuchsteilnehmer. Auf dieser Grundlage können<br />

die verschiedenen Assoziationen der Konsumenten mit der Marke und erste Anhaltspunkte<br />

in Bezug auf deren Beschaffenheit gewonnen werden.<br />

Zur Konkretisierung der Ermittlung der <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit<br />

der Assoziationen werden zusätzlich quantitative Messverfahren eingesetzt. 358 Hierbei<br />

werden die Antwortmöglichkeiten auf einem skalierten Niveau erfasst. Numerische<br />

Auswertungen sowie zeitliche Vergleiche sind damit möglich. Die Verfahren sind unterschiedlich<br />

ausgestaltet, je nachdem ob die Beschaffenheit der Attribute und Nutzen<br />

oder der Einstellungen gemessen wird.<br />

Abbildung C-14 stellt die Verfahren im Überblick dar:<br />

Verfahren zur Operationalisierung<br />

des <strong>Marken</strong>images<br />

Qualitative Verfahren<br />

Quantitative Verfahren<br />

Messung freier<br />

Assoziationen<br />

Projektionsverfahren<br />

Messung<br />

Attribute/ Nutzen<br />

Messung<br />

Einstellungen<br />

Abbildung C-14: Verfahren zur Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images<br />

357 Vgl. Keller (1998), S. 311-323; Aaker (1991), S. 136-146.<br />

358 Vgl. Keller (1998), S. 334-339; Aaker (1991), S. 147-152.<br />

112


Im Folgenden werden die einzelnen qualitativen und quantitativen Verfahren kurz dargestellt.<br />

Zielsetzung der Messung der freien Assoziationen ist es in erster Linie, die Bandbreite<br />

möglicher Assoziationen der Marke zu identifizieren. 359 Bei der Messung freier Assoziationen<br />

werden die Versuchspersonen nach allen Assoziationen befragt, die sie mit<br />

der Marke verbinden (z.B. „Was bedeutet die Marke XX für Sie?“). Durch weitere<br />

Fragen wie beispielsweise nach den Vorteilen oder Nachteilen der Marke können die<br />

Einschätzungen konkretisiert werden und ein Profil der Assoziationen der Marke erstellt<br />

werden. Amerikanische <strong>St</strong>udenten äußerten beispielsweise zu den <strong>Marken</strong> BMW<br />

und Burger King die folgenden freien Assoziationen: 360<br />

BMW<br />

• German Auto<br />

• High Quality<br />

• High Performance<br />

• Expensive<br />

• Upscale/ High Class/ Classy/ Prestigious<br />

• Yuppie<br />

• Ultimate Driving Machine<br />

• Sporty/ Fast<br />

Burger King<br />

• Fast Food<br />

• Whopper<br />

• Flame Broiled<br />

• Have It Your Way<br />

• Fatty/ Greasy/ Sloppy Burgers<br />

Abbildung C-15: Assoziationen zu den <strong>Marken</strong> BMW und Burger King<br />

Die Schwierigkeit bei der Messung freier Assoziationen kann darin bestehen, dass die<br />

Versuchsteilnehmer nicht ihre wahren Assoziationen nennen, weil sie entweder die<br />

(vermeintlichen) Erwartungen des Versuchsleiters erfüllen wollen oder trotz besten<br />

Willens auf eine direkte Frage hin nicht dazu in der Lage sind. 361 Aus diesem Grund<br />

werden als Ergänzung Projektionsverfahren hinzugezogen. 362 Hierbei werden die Urteile<br />

der Konsumenten über die Marke gleichsam indirekt abgefragt. Als Möglichkei-<br />

359 Daneben liefert die Methodik auch bereits erste Anhaltspunkte zur Einschätzung der <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit<br />

und Einzigartigkeit der Assoziationen. Wenn beispielsweise die Antwort „hohe Qualität“ durchgehend von<br />

den Konsumenten an einer der ersten <strong>St</strong>elle genannt wird, deutet dies auf eine starke Verankerung der spezifischen<br />

Assoziation in den Vorstellungen der Konsumenten hin. Auch in Bezug auf die Vorteilhaftigkeit und<br />

Einzigartigkeit der Assoziationen können durch weitere Fragen, etwa nach den Vorteilen und Nachteilen der<br />

Marke oder den Unterschieden zu anderen <strong>Marken</strong>, Hinweise gewonnen werden.<br />

360 Vgl. Keller (1998), S. 313.<br />

361 Vgl. Aaker (1991), S. 136.<br />

362 Vgl. Keller (1998), S. 314.<br />

113


ten hierfür existieren Ergänzungs- und Interpretationsaufgaben 363 oder Vergleichsaufgaben.<br />

364<br />

Eine detailliertere Ermittlung der <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit der<br />

Assoziationen der Marke ist auf Basis der quantitativen Methoden möglich. Die Messung<br />

wird getrennt nach Attributen und Nutzen der Marke als spezifischen <strong>Marken</strong>assoziationen<br />

auf niedrigem Niveau einerseits und Einstellungen gegenüber der Marke<br />

als allgemeinen <strong>Marken</strong>assoziationen auf hohem Niveau andererseits vorgenommen.<br />

Die Attribute und Nutzen werden im Hinblick auf ihre <strong>St</strong>ärke (z.B. „Wie stark<br />

beschreiben die folgenden Produktcharakteristika die Marke XX?“) auf ihre Vorteilhaftigkeit<br />

(z.B. „Wie gut oder schlecht ist es für die Marke XX die folgenden Produktcharakteristika<br />

zu besitzen?“) und auf ihre Einzigartigkeit (z.B. „Wie einzigartig ist die<br />

Marke XX in Bezug auf die folgenden Produktcharakteristika?“) untersucht. Die Einstufung<br />

kann anhand verschiedener Skalen vorgenommen werden. Für das <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong> soll die Einordnung auf einer fünfstufigen Skala erfolgen.<br />

Für die Messung der Einstellung sind andere Fragestellungen erforderlich, da die Einstellung<br />

sich weniger auf einzelne Produktmerkmale bezieht, sondern vielmehr eine<br />

gesamthafte Einschätzung des <strong>Marken</strong>produkts bzw. der Marke darstellt (z.B. „Wie<br />

vorteilhaft ist Ihre generelle Einstellung gegenüber der Marke XX?“). Entsprechend<br />

dem Vorgehen bei der Messung der Attribute und Nutzen wird die Zuordnung zu einem<br />

Wert auf der fünfstufigen Skala vorgenommen. Ergebnis des zweiten Schritts ist<br />

mithin eine Einstufung der Attribute und Nutzen sowie der Einstellung auf der fünfstufigen<br />

Skala.<br />

363 Hierbei werden den Konsumenten beispielsweise Bilder mit Menschen vorgelegt, die bestimmte Produkte<br />

benutzen. Die Aufgabe für die Verbraucher besteht darin, leere Sprechblasen auszufüllen und die Gedanken,<br />

Worte oder Handlungen der Akteure darzustellen. Auf diese Weise geben die Konsumenten indirekt ihre eigene<br />

Einstellung gegenüber der Marke zu erkennen.<br />

364 Bei Vergleichsaufgaben werden die Konsumenten gebeten, die Marke mit beispielsweise Menschen, Tieren<br />

oder auch anderen <strong>Marken</strong> zu vergleichen. Eine typische Frage könnte etwa wie folgt lauten: „Wenn Marke<br />

XX ein Auto wäre, welche Marke wäre es?“<br />

114


Die verschiedenen Aspekte der Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images werden durch<br />

folgende Abbildung noch einmal zusammengefasst:<br />

Dimensionen des Arten der <strong>Marken</strong>assoziationen<br />

<strong>Marken</strong>images<br />

Operationalisierung Qualitative Verfahren<br />

Typische<br />

Messung freier Assoziationen:<br />

Fragestellungen „Was bedeutet die Marke XX für<br />

Sie?“ oder „An was denken Sie bei<br />

der Marke XX?“<br />

Projektionsverfahren: „Wenn<br />

Marke XX ein Auto wäre, welche<br />

Marke wäre es dann?“<br />

<strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit<br />

der <strong>Marken</strong>assoziationen<br />

Quantitative Verfahren<br />

Attribute und Nutzen: „Wie stark<br />

beschreiben die folgenden angeführten<br />

Produktcharakteristika die Marke<br />

XX?“ oder „Wie gut oder schlecht ist<br />

es für die Marke XX, die folgenden<br />

Produktcharakteristika zu besitzen?“<br />

oder „Wie einzigartig ist die Marke<br />

XX in Bezug auf die folgenden<br />

Produktcharakteristika?“<br />

Einstellungen: „Wie vorteilhaft ist Ihre<br />

generelle Einstellung gegenüber der<br />

Marke XX?“ oder „Wie schätzen Sie<br />

die Qualität der Marke XX ein?“ oder<br />

„Wie gut passt das Image der Marke<br />

XX zu Ihnen?“<br />

Ergebnis Assoziationen mit der Marke Quantitative Einschätzung der <strong>St</strong>ärke,<br />

Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit<br />

der Assoziationen mit der Marke<br />

Abbildung C-16: Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images<br />

Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Im letzten Schritt sind die Messungen der einzelnen Dimensionen des <strong>Marken</strong>images<br />

in einen Punktwert für das <strong>Marken</strong>image zu überführen. Aufgrund der Komplexität des<br />

Konstrukts des Images ist eine Zusammenführung der einzelnen quantitativen Ausprägungen<br />

beispielsweise über eine Durchschnittsbildung nicht sinnvoll. Zudem ist zu<br />

berücksichtigen, dass die hier vorgestellte Vorgehensweise lediglich eine Möglichkeit<br />

zur Messung des <strong>Marken</strong>images darstellt. 365 Aus diesem Grund wird für das <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong> vorgeschlagen, die Messungen des <strong>Marken</strong>images auf Basis einer qualitativen<br />

365 Für eine Übersicht weiterer Möglichkeiten der Messung des <strong>Marken</strong>images vgl. Esch (2003), S. 480-514.<br />

115


Einschätzung in einen Punktwert für das <strong>Marken</strong>image auf der fünfstufigen <strong>Rating</strong>-<br />

Skala zu transformieren. Als mögliche Referenzpunkte für die Einschätzung können<br />

die Entwicklung des <strong>Marken</strong>images im Zeitablauf sowie der Vergleich mit Wettbewerbsmarken<br />

herangezogen werden:<br />

Einstufung der<br />

Dimensionen des<br />

<strong>Marken</strong>images<br />

Qualitative Einschätzung<br />

1 2 3 4 5<br />

sehr<br />

schlecht<br />

durch-<br />

gut<br />

sehr<br />

schlecht<br />

schnittlich<br />

gut<br />

Zeitlicher<br />

Vergleich<br />

Benchmarking<br />

mit Wettbewerb<br />

Abbildung C-17: Transformation des Messergebnisses des <strong>Marken</strong>images in einen Wert auf<br />

der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Zur Veranschaulichung der Ergebnisse wird das Fallbeispiel der Marke Top Ice aufgegriffen.<br />

In den ersten beiden Jahren nach der Markteinführung von Top Ice fokussierte das Management<br />

bei der Führung der Marke Top Ice ausschließlich auf den Bekanntheitsgrad. Eine<br />

Messung des <strong>Marken</strong>images wurde demzufolge in den Jahren von 2001 und 2002 nicht vorgenommen.<br />

Mit der Annäherung an die angestrebten Zielwerte für die <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

wurde auch das <strong>Marken</strong>image stärker betrachtet. Im Jahr 2003 wurde deshalb eine erste<br />

Messung des <strong>Marken</strong>images vorgenommen. An dieser <strong>St</strong>elle sollen die Ergebnisse der Folgeerhebung<br />

des Jahres 2004 dargestellt werden.<br />

Im ersten Schritt wurden auf Basis von qualitativen Verfahren die Assoziationen der Konsumenten<br />

mit Top Ice ermittelt. Dabei ergaben sich die folgenden fünf zentralen Assoziationen:<br />

erfrischend, fruchtig, sportlich, süß, schmeckt gut.<br />

Diese Assoziationen wurden im zweiten Schritt im Hinblick auf ihre <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit<br />

und Einzigartigkeit bewertet. Hierfür wurden quantitative Messverfahren herangezogen, wobei<br />

eine Differenzierung zwischen Attributen und Nutzen sowie Einstellungen vorgenommen<br />

wurde.<br />

116


Im Folgenden werden die Fragen und die durchschnittlichen Bewertungen der Attribute und<br />

Nutzen von Top Ice dargestellt:<br />

1. Wie sehr sind die folgenden Beschreibungen zutreffend für die Marke Top Ice? (1 =<br />

ich stimme überhaupt nicht zu und 5 = ich stimme sehr zu):<br />

__1,4__ erfrischend<br />

__2,3__ fruchtig<br />

__2,3__ sportlich<br />

__3,5__ süß<br />

__1,8__ schmeckt gut<br />

2. Wie gut oder schlecht ist es für die Marke Top Ice, über die folgenden Eigenschaften<br />

zu verfügen? (1 = sehr schlecht und 5 = sehr gut):<br />

__3,9__ erfrischend<br />

__2,6__ fruchtig<br />

__3,2__ sportlich<br />

__1,9__ süß<br />

__4,7__ schmeckt gut<br />

3. Wie einzigartig ist die Marke Top Ice in Bezug auf die folgenden Eigenschaften? (1 =<br />

ich stimme überhaupt nicht zu und 5 = ich stimme sehr zu):<br />

__1,2__ erfrischend<br />

__1,1__ fruchtig<br />

__2,2__ sportlich<br />

__2,9__ süß<br />

__0,9__ schmeckt gut<br />

Parallel hierzu wurde auch eine Messung der <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit der<br />

Einstellungen zu Top Ice vorgenommen. Auf diese Weise sollte der Gesamteindruck der<br />

Konsumenten gegenüber der Marke ermittelt werden.<br />

Hierfür wurden die folgenden Fragen verwendet:<br />

1. Wie sehr mögen Sie die Marke Top Ice? (1 = überhaupt nicht und 5 = sehr):<br />

Durchschnittswert:__3,5<br />

2. Wie positiv sind ihre Gefühle und Einstellungen gegenüber der Marke Top Ice?<br />

Durchschnittswert:__2,9<br />

Auf dieser Basis wurde die Einschätzung des <strong>Marken</strong>images vorgenommen. Es zeigt sich,<br />

dass die gesamte Einstellung gegenüber Top Ice durchaus positiv ist. Grundsätzlich verfügt<br />

Top Ice auch über Assoziationen, die von den Konsumenten als vorteilhaft eingeschätzt<br />

werden. Allerdings ist es noch nicht gelungen, diese Assoziationen fest bei den Konsumenten<br />

zu verankern und sich über die Assoziationen von den Wettbewerbern zu differenzieren.<br />

Vor diesem Hintergrund wird die aktuelle Ausprägung des <strong>Marken</strong>images als schlecht betrachtet<br />

und mit dem Wert 2 auf der <strong>Rating</strong>-Skala eingestuft.<br />

117


2.1.1.4 Wettbewerbsposition<br />

Neben den konsumentenbezogenen Werttreibern werden in dieser Arbeit auch marktbezogene<br />

Werttreiber als Komponenten der <strong>Marken</strong>stärke herangezogen. Als erster<br />

marktbezogener Werttreiber wird die Wettbewerbsposition der Marke betrachtet. Da<br />

die Wettbewerbsposition im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s direkt am Marktanteil festgemacht<br />

wird, kann im Folgenden gleich auf Aspekte der Operationalisierung der<br />

Wettbewerbsposition eingegangen werden. 366<br />

Operationalisierung der Wettbewerbsposition<br />

Die Operationalisierung der Wettbewerbsposition erfolgt im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s über die drei Größen absoluter Markanteil, Marktanteilsrang und relativer<br />

Marktanteil. 367<br />

Der absolute Marktanteil setzt das Absatzvolumen der betrachteten Marke in das Verhältnis<br />

zu dem Gesamtabsatz in dem Markt. 368 Der Markt ist gemäß dem Konzept des<br />

„bedienten Marktes“ abzugrenzen als der Teil des Gesamtmarkts, für den das Unternehmen<br />

ein passendes Produkt anbietet und durch Marketingmaßnahmen unterstützt. 369<br />

Auf diese Weise kann auch für Nischenanbieter der relevante Markt definiert und auf<br />

dieser Basis ein aussagekräftiger Marktanteil gemessen werden.<br />

Die Bestimmung der Größe Marktanteilsrang ergänzt die Betrachtung des absoluten<br />

Marktanteils. Auf einem stark fragmentierten Markt kann ein absoluter Marktanteil<br />

von 15% die Marktführerschaft bedeuten, während ein solcher Marktanteil auf einem<br />

konzentrierten Markt beispielsweise mit dem dritten oder vierten Rangplatz gleichgesetzt<br />

werden kann. Mit Hilfe des Marktanteilsrangs lassen sich mithin auch <strong>Marken</strong> auf<br />

Märkten mit einem unterschiedlichen Konzentrationsgrad miteinander vergleichen.<br />

Eine weitere Verfeinerung wird durch die Kenngröße relativer Marktanteil vorgenommen.<br />

Hierbei wird der eigene Marktanteil der Marke in das Verhältnis zu den ku-<br />

366 Es erfolgt mithin keine Diskussion der Dimensionen der Größe wie etwa bei der <strong>Marken</strong>bekanntheit und dem<br />

<strong>Marken</strong>image.<br />

367 Dies erfolgt in Anlehnung an das Vorgehen im Rahmen des PIMS-Programms. Vgl. daher zum Folgenden<br />

Buzzell/Gale (1989), S. 65 f.<br />

368 Zur Verdeutlichung sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass die <strong>Marken</strong>stärke jeweils gemeinsam für<br />

Marke und <strong>Marken</strong>produkt für eine bestimmte <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination bestimmt wird. Der zu<br />

messende Marktanteil bezieht sich mithin auf den Marktanteil der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination.<br />

369 Zum Konzept des „bedienten Marktes“ vgl. Buzzell/Gale (1989), S. 30 f.<br />

118


mulierten Marktanteilen der drei größten Wettbewerber gesetzt. 370 Hieraus resultiert<br />

wiederum eine prozentuale Größe.<br />

Ergebnis der Operationalisierung der Wettbewerbsposition sind mithin die Prozentwerte<br />

für den absoluten und relativen Marktanteil sowie eine Rangziffer als Ausdruck für<br />

den Marktanteilsrang. Im nächsten Schritt sind diese Messergebnisse in einen Punktwert<br />

auf der <strong>Rating</strong>-Skala zu transformieren.<br />

Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Für die Transformation in einen Punktwert sind die drei Arten von Messungen der<br />

Wettbewerbsposition im Überblick zu betrachten. Da jede der einzelnen Größen einen<br />

eigenständigen Aspekt darstellt, hat eine Gesamteinschätzung der Wettbewerbsposition<br />

auf Basis einer qualitativen Interpretation zu erfolgen:<br />

%-Satz absoluter /<br />

relativer Marktanteil,<br />

Marktanteilsrang<br />

Qualitative Einschätzung<br />

1 2 3 4 5<br />

sehr<br />

schlecht<br />

durch-<br />

gut<br />

sehr<br />

schlecht<br />

schnittlich<br />

gut<br />

Abbildung C-18: Transformation des Messergebnisses der Wettbewerbsposition in einen Wert<br />

auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Abschließend sollen die Überlegungen am Fallbeispiel BRAND veranschaulicht werden:<br />

Für den Fruchteis-Markt – dieser Markt entspricht dem von Top Ice „bedienten Markt“ – seien<br />

die absoluten Marktanteile wie folgt verteilt:<br />

Absolute Marktanteile 2003<br />

Top Ice 17%<br />

Marke A 35%<br />

Marke B 29%<br />

Marke C 19%<br />

Auf Basis dieser Daten ergibt sich mithin als Marktanteilsrang für Top Ice der vierte Rang.<br />

Die relativen Marktanteile für Top Ice gegenüber den drei stärksten Wettbewerbsmarken<br />

errechnen sich dementsprechend als:<br />

370 Im Rahmen der Untersuchungen der PIMS-<strong>St</strong>udie wurde ermittelt, dass von den betrachteten Größen zur<br />

Messung der Wettbewerbsposition bzw. des Marktanteils der relative <strong>Marken</strong>wert gegenüber den drei größten<br />

Wettbewerbern am engsten mit dem ROI korreliert. Vgl. Buzzell/Gale (1989), S. 66 und S. 236 f.<br />

119


Relativer Marktanteil 2003<br />

Absoluter Marktanteil Top Ice 17%<br />

Absoluter Marktanteil drei stärkste Wettbewerber 83%<br />

Relativer Marktanteil Top Ice 20%<br />

Die Marke A ist der klare Marktführer im Segment Fruchteis. Dies spiegelt sich in allen drei<br />

betrachteten Größen deutlich wieder. Top Ice nimmt bislang erst den vierten Rang im Markt<br />

ein.<br />

Zusammenfassend wird die Wettbewerbsposition von Top Ice daher als schlecht eingestuft.<br />

Demzufolge wird der Wettbewerbsposition für die Marke Top Ice der Punktwert 2 auf der<br />

<strong>Rating</strong>-Skala zugewiesen.<br />

2.1.1.5 Branchenattraktivität<br />

Neben der Wettbewerbsposition stellt die Branchenattraktivität den zweiten marktorientierten<br />

Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke dar. Im Folgenden wird zunächst auf die<br />

Dimensionen der Branchenattraktivität eingegangen. Im Anschluss daran wird die<br />

Operationalisierung der Branchenattraktivität und deren Transformation in einen<br />

Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala thematisiert.<br />

Dimensionen der Branchenattraktivität<br />

Zur Analyse der Dimensionen der Branchenattraktivität soll in dieser Arbeit auf den<br />

Bezugsrahmen von Porter zurückgegriffen werden. Gemäß der Systematik von Porter<br />

wird die langfristige Attraktivität einer Branche durch fünf Wettbewerbskräfte bestimmt:<br />

Intensität des Wettbewerbs, Wahrscheinlichkeit des Auftretens neuer Wettbewerber,<br />

Verhandlungsmacht der Käufer sowie <strong>St</strong>ärke der Lieferanten. 371 Nachfolgende<br />

Abbildung stellt den Bezugsrahmen von Porter im Überblick dar: 372<br />

371 Vgl. Porter (1991), S. 101; Porter (1992), S. 22-30.<br />

372 Vgl. Porter (1992), S. 23 u. S. 26.<br />

120


Neue<br />

Anbieter<br />

Lieferanten<br />

Wettbewerber<br />

in der Branche<br />

Abnehmer<br />

Ersatzprodukte<br />

Abbildung C-19: Wettbewerbskräfte zur Bestimmung der Branchenattraktivität<br />

Aus dem Blickwinkel der Intensität des Wettbewerbs kann eine Branche als unattraktiv<br />

bezeichnet werden, die sich aus zahlreichen, starken und aggressiven Wettbewerbern<br />

zusammensetzt. 373 Die Attraktivität wird darüber hinaus noch weiter gemindert bei<br />

einer rückläufigen Entwicklung des Geschäftsvolumens, großem Investitionsbedarf<br />

sowie hohen Marktaustrittsbarrieren.<br />

Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens neuer Wettbewerber hängt von der Höhe der<br />

Markteintrittsbarrieren und Marktaustrittsbarrieren ab. Der ungünstigste Fall ist durch<br />

niedrige Eintrittshürden gepaart mit hohen Austrittsbarrieren gekennzeichnet. In diesem<br />

Fall betreten die Firmen bei einer guten Marktentwicklung ohne Schwierigkeiten<br />

den Markt, können diesen aber nicht mehr so leicht bei einer Verschlechterung der<br />

ökonomischen Verhältnisse verlassen. Als Folge entstehen in der Branche Überkapazitäten.<br />

In Bezug auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Substitutionsprodukten ist ein<br />

unattraktiver Markt dadurch gekennzeichnet, dass tatsächliche oder potentielle Substitute<br />

für die angebotenen Produkte existieren. Die Folge ist eine Begrenzung der Preise<br />

und der Gewinne.<br />

Betreffend die Verhandlungsmacht der Käufer ist eine unattraktive Branche durch eine<br />

hohe Verhandlungsmacht der Käufer geprägt. Positiv auf die Verhandlungsmacht der<br />

Käufer wirken sich eine Konzentration oder Verbindung der Käufer im Rahmen von<br />

373 Die Erläuterung erfolgt am Beispiel einer unattraktiven Branche. Für eine attraktive Branche ist die Argumentation<br />

entsprechend spiegelbildlich. Vgl. zum Folgenden Porter (1992), S. 22-30; Kotler (2003), S. 242 f.<br />

121


Organisationen, geringe Differenzierung der Produkte, geringe Wechselkosten der<br />

Käufer oder hohe Preissensitivität der Käufer aus.<br />

Eine hohe Verhandlungsmacht der Lieferanten mindert die Attraktivität einer Branche.<br />

Die Verhandlungsmacht der Lieferanten besteht darin, dass sie die Preise erhöhen oder<br />

die Liefermengen reduzieren können. Die Verhandlungsmacht wird gesteigert durch<br />

eine Konzentration der Lieferanten, eine geringe Anzahl von Lieferanten, eine hohe<br />

Bedeutung des Produkts der Lieferanten als Input-Faktor für das Unternehmen oder<br />

hohe Wechselkosten für die Unternehmen.<br />

Im Rahmen der Operationalisierung der Branchenattraktivität sind die Ausprägungen<br />

dieser fünf Einflussfaktoren zu bestimmen.<br />

Operationalisierung der Branchenattraktivität<br />

Die Ausprägung der verschiedenen Einflussfaktoren der Branchenattraktivität kann<br />

nicht über direkt quantifizierbare Größen gemessen werden. Vielmehr ist die Ausprägung<br />

der Größen auf Basis einer qualitativen Einschätzung vorzunehmen. Um die<br />

Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala zu erleichtern, sind die fünf<br />

Dimensionen jeweils mit einem Wert von 1 (Branche sehr unattraktiv) bis 5 (sehr attraktiv)<br />

zu bewerten. Der Durchschnitt aus diesen Bewertungen entspricht der Gesamteinschätzung<br />

der Branchenattraktivität.<br />

Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Da im Rahmen der Operationalisierung bereits eine Einschätzung der Branchenattraktivität<br />

auf einer fünfstufigen Skala erfolgt, kann dieser Wert direkt als Punktwert auf<br />

der <strong>Rating</strong>-Skala herangezogen werden.<br />

Direkte Transformation<br />

Einschätzung<br />

der Branchenattraktivität<br />

1 2 3 4 5<br />

sehr<br />

schlecht<br />

durch-<br />

gut<br />

sehr<br />

schlecht<br />

schnittlich<br />

gut<br />

Abbildung C-20: Transformation des Messergebnisses der Branchenattraktivität in einen<br />

Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Abschließend ist die Darstellung am Fallbeispiel BRAND vorzunehmen.<br />

122


Im Falle der Marke Top Ice ist die Attraktivität der Branche bzw. des Marktsegments Fruchteis<br />

zu beurteilen. Auf Basis der Einschätzungen des Managements wurden hierbei die folgenden<br />

Einschätzungen und Punktwerte vergeben:<br />

Kriterium Einschätzung Punktwert<br />

Wettbewerbsintensität<br />

Wahrscheinlichkeit des Eintritts<br />

neuer Wettbewerber<br />

Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

von Substituten<br />

Verhandlungsmacht der Käufer<br />

Verhandlungsmacht der<br />

Lieferanten<br />

Relativ hoch; einige Markteintritte<br />

in den letzten Jahren haben zu<br />

einem deutlichen Anstieg der<br />

Wettbewerbsintensität geführt<br />

Gering; große<br />

Nahrungsmittelkonzerne sind<br />

bereits im Markt vertreten<br />

Zum jetzigen Zeitpunkt keine<br />

Substitute absehbar<br />

2,5<br />

Verkäufer sind nicht organisiert;<br />

sehr geringe Verhandlungsmacht 5<br />

Kreis der Lieferanten begrenzt;<br />

als Konsequenz relativ große<br />

Verhandlungsmacht der<br />

Lieferanten<br />

4<br />

5<br />

2<br />

Durchschnittlicher Wert 3,7<br />

Auf Basis der Einschätzungen des Managements ergibt sich mithin ein durchschnittlicher<br />

Punktwert für die Attraktivität der Branche Fruchteis von 3,7.<br />

2.1.2 Messung der <strong>Marken</strong>stärke<br />

Ergebnis der Betrachtung der Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke ist für jeden Werttreiber<br />

die Einstufung als Punktwert auf der fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala. Die Messung der<br />

<strong>Marken</strong>stärke erfordert die Aggregation dieser Werte. In diesem Zusammenhang ist zu<br />

klären, wie die Gewichtung der Punktwerte für die einzelnen Werttreiber vorzunehmen<br />

ist. Als grundlegende Möglichkeiten können eine Gleichgewichtung und eine Ungleichgewichtung<br />

der einzelnen Werttreiber unterschieden werden.<br />

Bei einer Gleichgewichtung wird unterstellt, dass alle Werttreiber die gleiche Bedeutung<br />

für die <strong>Marken</strong>stärke besitzen. Dies könnte auch als Konsequenz aus der Analyse<br />

der statistischen Zusammenhänge der einzelnen Werttreiber gezogen werden. 374 Ein<br />

Vorteil der Gleichgewichtung würde darin bestehen, dass die Festlegung von Gewichtungsfaktoren<br />

eine subjektive Komponente darstellt, die zu einer Einschränkung der<br />

Objektivität des Verfahrens führt.<br />

374 Vgl. Abschnitt C2.1.1.1.<br />

123


Andererseits ist davon auszugehen, dass eine Gleichgewichtung der Werttreiber nicht<br />

für alle <strong>Marken</strong> zutreffend ist. So kann beispielsweise die relative Bedeutung von<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image zwischen einzelnen <strong>Marken</strong> stark differieren.<br />

Während bei einer auf Impulskäufe ausgerichteten Marke primär die Wiedererkennung<br />

bzw. passive <strong>Marken</strong>bekanntheit die höhere Bedeutung besitzt, verhält es sich bei einer<br />

Marke des Luxusgüterbereichs genau spiegelbildlich. In diesem Fall würde eine<br />

Gleichgewichtung der Werttreiber zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen.<br />

Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s gleichsam ein Kompromiss<br />

aus Gleichgewichtung und Ungleichgewichtung gewählt. Grundsätzlich sollen<br />

die konsumenten- und die marktbezogenen Werttreiber mit dem gleichen Gewicht in<br />

die Bewertung einfließen. 375 Dies bedeutet, dass die Summe der Gewichte von <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image sowie die Summe der Gewichte von Wettbewerbsposition<br />

und Branchenattraktivität jeweils 50% beträgt. 376 Die relativen Gewichte<br />

zwischen <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image sowie zwischen Wettbewerbsposition<br />

und Branchenattraktivität sollen allerdings in Abhängigkeit des Einzelfalls bestimmt<br />

werden. Nachfolgende Abbildung veranschaulicht noch einmal die Grundidee:<br />

Marketing-Perspektive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

Wettbewerbsposition<br />

Branchenattraktivität<br />

?% ?%<br />

?% ?%<br />

50%<br />

50%<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Rating</strong> der Marke<br />

Abbildung C-21: Gewichtung der Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke<br />

375 Diese Festlegung kann natürlich auch zu einem gewissen Grad als willkürlich betrachtet werden.<br />

376 50% ist dementsprechend auch das maximale Gewicht, mit dem ein einzelner Faktor in die Bewertung einfließen<br />

kann.<br />

124


Obwohl die Festlegung der relativen Gewichte der einzelnen Werttreiber letztlich im<br />

jeweiligen Einzelfall erfolgen muss, soll im Folgenden dennoch eine Vorgehensweise<br />

vorgestellt werden, die zumindest für <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image als Anhaltspunkt<br />

für die Ableitung der jeweiligen Gewichtungsfaktoren dienen kann.<br />

Die relative Gewichtung von <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image kann auf Grundlage<br />

der Bedeutung der Marke für die Konsumenten abgeleitet werden. In Abschnitt<br />

B1.2 wurden die einzelnen Funktionen der Marke entwickelt. Diese Funktionen der<br />

Marke können jeweils mit spezifischen Kauf- bzw. Verwendungssituationen der Marke<br />

in Verbindung gebracht werden. So ist die Funktion der Marke als Zeichen zur<br />

Wiedererkennung vor allem bei Gewohnheitskäufen von Bedeutung. Die Funktion der<br />

Marke als Qualitätssignal ist dagegen relevant bei einer Unsicherheit der Konsumenten<br />

über die Eigenschaften des Produkts. Die Funktionen der Marke als Prestigefaktor<br />

bzw. als Erlebnisfaktor spielen eine Rolle bei Kaufsituationen mit einer wahrgenommenen<br />

sozialen Bedeutung bzw. einer wahrgenommenen Bedeutung für die persönlichen<br />

Werte.<br />

Diese verschiedenen Kaufsituationen sind durch einen unterschiedlichen Grad der persönlichen<br />

Bedeutung für den Konsumenten (involvement) gekennzeichnet. So sind<br />

Gewohnheitskäufe tendenziell mit einem niedrigen Involvement verbunden. Dagegen<br />

ist bei Vorliegen einer Unsicherheit über die Produkteigenschaften, einer wahrgenommenen<br />

sozialen Bedeutung oder einer wahrgenommenen Bedeutung für die persönlichen<br />

Werte von einem hohen Involvement des Konsumenten auszugehen. Je höher das<br />

Involvement, desto größer ist die relative Bedeutung des <strong>Marken</strong>images, während bei<br />

einem niedrigen Involvement die <strong>Marken</strong>bekanntheit eine höhere Relevanz besitzt.<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich ein mögliches Gewichtungsschema von <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image in Abhängigkeit der Kaufsituationen bzw. des Involvements<br />

des Konsumenten wie folgt dar:<br />

125


Kaufsituation Involvement<br />

Konsument<br />

Relative<br />

Gewichtung<br />

Bekanntheit<br />

Relative<br />

Gewichtung<br />

Image<br />

Absolute<br />

Gewichtung<br />

Bekanntheit<br />

Absolute<br />

Gewichtung<br />

Image<br />

Gewohnheitskauf niedrig 80% 20% 40% 10%<br />

Kauf bei<br />

Unsicherheit<br />

Kauf bei<br />

sozialer Bedeutung<br />

hoch 20% 80% 10% 40%<br />

Kauf bei<br />

Bedeutung für<br />

Werte<br />

Abbildung C-22: Gewichtung von <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image in Abhängigkeit des<br />

Involvements des Konsumenten<br />

Abgetragen sind in den ersten beiden Spalten die relativen Gewichtungen von <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image. Zur Ermittlung der absoluten Gewichtung, mit der<br />

die Größen am Ende in die <strong>Marken</strong>stärke einfließen, sind die relativen Gewichtungen<br />

mit 50%, dem Anteil der konsumentenorientierten Werttreiber an der <strong>Marken</strong>stärke, zu<br />

multiplizieren:<br />

Abschließend soll die Messung der <strong>Marken</strong>stärke am Beispiel der Marke Top Ice dargestellt<br />

werden.<br />

Im Fall der Marke Top Ice ergeben sich für die Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke die folgenden<br />

Punktwerte auf der fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala:<br />

Werttreiber<br />

Punktwert auf <strong>Rating</strong>-Skala<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit 3<br />

<strong>Marken</strong>image 2<br />

Wettbewerbsposition 2<br />

Branchenattraktivität 3,7<br />

Im ersten Schritt ist die relative Gewichtung von <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image zu<br />

bestimmen. Da die Entscheidung über den Kauf eines Fruchteis mit einem niedrigen Involvement<br />

verbunden ist, wird dem Vorschlag in Abbildung C-22 gefolgt und <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image mit den Gewichtungsfaktoren 40% bzw. 10% angesetzt. Die Bedeutung<br />

von Wettbewerbsposition und Branchenattraktivität wird als ungefähr gleich eingeschätzt.<br />

Damit resultiert für die Wettbewerbsposition und Branchenattraktivität jeweils ein<br />

Gewichtungsfaktor in Höhe von 25%. Auf dieser Grundlage kann ein Gesamtwert für die<br />

<strong>Marken</strong>stärke errechnet werden:<br />

126


Werttreiber Punktwert auf <strong>Rating</strong>-Skala Gewichtungsfaktor gewichteter Punktwert<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit 3 40% 1,2<br />

<strong>Marken</strong>image 2 10% 0,2<br />

Wettbewerbsposition 2 25% 0,5<br />

Branchenattraktivität 3,7 25% 0,9<br />

<strong>Marken</strong>stärke 2,8<br />

Im Ergebnis resultiert für die <strong>Marken</strong>stärke von Top Ice ein Punktwert von 2,8.<br />

2.2 <strong>Marken</strong>produktwert<br />

2.2.1 Werttreiber des <strong>Marken</strong>produktwerts<br />

Die Funktion des <strong>Marken</strong>produktwerts im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s besteht darin,<br />

den finanziellen Wert des <strong>Marken</strong>produkts abzubilden. Er steht in unmittelbaren Zusammenhang<br />

mit der Veränderung des Unternehmenswerts und schafft damit die konzeptionelle<br />

Verbindung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s mit der Zielsetzung der <strong>St</strong>eigerung des<br />

Unternehmenswerts. 377<br />

In dieser Arbeit wird der <strong>Marken</strong>produktwert auf Basis des Cash-Konzepts definiert<br />

als Barwert der zukünftigen Free Cashflows des <strong>Marken</strong>produkts. Der <strong>Marken</strong>produktwert<br />

V P kann daher dargestellt werden als:<br />

(1)<br />

EV<br />

P<br />

mit<br />

EV p<br />

t<br />

T<br />

FCF P<br />

WACC P<br />

=<br />

T<br />

FCF<br />

P<br />

<br />

t<br />

t= 0 ( 1 + WACC )<br />

P<br />

= Gesamtkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Zeitindex<br />

= letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

= Free Cashflow des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Gesamtkapitalkostensatz des <strong>Marken</strong>produkts<br />

Gemäß Gleichung (1) wird der Wert des <strong>Marken</strong>produkts durch Diskontierung der<br />

Free Cashflows als Cashflows an alle Kapitalgeber mit dem Gesamtkapitalkostensatz<br />

des <strong>Marken</strong>produkts ermittelt. Der so berechnete <strong>Marken</strong>produktwert entspricht dem<br />

Wert des <strong>Marken</strong>produkts aus Sicht der Eigen- und Fremdkapitalgeber. Die Zielset-<br />

377 Vgl. hierzu auch die Diskussion des Zusammenhangs von <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert mit dem Unternehmenswert<br />

in Abschnitt B3.2.2.3.<br />

127


zung der <strong>St</strong>eigerung des Shareholder Value bezieht sich jedoch auf den Marktwert des<br />

Eigenkapitals. 378 Aus diesem Grund stellt die eigentliche Zielgröße für das Management<br />

des <strong>Marken</strong>produkts der Eigenkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts dar. Dieser kann<br />

auf Basis des Gesamtkapitalwert des <strong>Marken</strong>produktwerts berechnet werden als:<br />

(2) E<br />

p<br />

= EV<br />

p<br />

− FK<br />

p<br />

mit<br />

E p<br />

EV p<br />

FK p<br />

= Marktwert des Eigenkapitals des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Gesamtkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Marktwert des Fremdkapitals des <strong>Marken</strong>produkts<br />

Der Eigenkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts entspricht dem Gesamtkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts<br />

nach Abzug des Marktwerts des Fremdkapitals des <strong>Marken</strong>produkts in<br />

t = 0. 379<br />

Diese Größen und deren Komponenten können auch in Form eines Werttreiberbaums<br />

dargestellt werden: 380<br />

378 Vgl. statt vieler Rappaport (1999), S. 39 f.<br />

379 Alternativ könnte der Eigenkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts auch direkt über die Diskontierung der Cashflows<br />

an die Eigentümer ermittelt werden. Diese Methodik wird allerdings in erster Linie für Banken und<br />

Versicherungen verwendet. Vgl. Copeland/Koller/Murrin (2000), S. 428 f. u. S. 454 f. Aus diesem Grund<br />

wird im Rahmen dieser Arbeit die indirekte Berechnung des Eigenkapitalwerts auf Basis des Gesamtkapitalwerts<br />

vorgenommen.<br />

380 Vgl. Fickert (1992), S. 60 f.; Rappaport (1999), S. 68; Spremann/Pfeil/Weckbach (2001), S. 362.<br />

128


Unternehmenswert<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

Free<br />

Cashflow<br />

Diskontierungssatz<br />

Fremdkapital<br />

Wachstumsrate<br />

des Umsatzes<br />

Investitionen in<br />

Working Capital<br />

Ökonomische<br />

Nutzungsdauer<br />

Kapitalkosten<br />

operative Marge<br />

<strong>St</strong>euersatz<br />

Investitionen in<br />

Anlagevermögen<br />

Abbildung C-23: Werttreiberbaum zur Ermittlung des <strong>Marken</strong>produktwerts<br />

Der Eigenkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts ergibt sich durch Diskontierung der Free<br />

Cashflows und nachfolgendem Abzug des Fremdkapitals. Zur Ermittlung der Free<br />

Cashflows sind die Wachstumsrate des Umsatzes, die operative Marge, der <strong>St</strong>euersatz,<br />

die Investitionen in Working Capital und Anlagevermögen sowie die ökonomische<br />

Nutzungsdauer des <strong>Marken</strong>produkts zu bestimmen. Der Diskontierungssatz basiert auf<br />

den Kosten des <strong>Marken</strong>produkts für Eigen- und Fremdkapital.<br />

Im Folgenden soll nicht auf die Ermittlung und Prognose aller Werttreiber des <strong>Marken</strong>produktwerts<br />

eingegangen werden. Thematisiert werden ausschließlich die Werttreiber,<br />

bei denen aufgrund der Bewertung auf der Produktebene Abweichungen<br />

gegenüber einer Bewertung auf der Unternehmensebene bestehen können. Im Folgenden<br />

wird daher speziell die Ermittlung der ökonomischen Nutzungsdauer des <strong>Marken</strong>produkts<br />

und der Kapitalkosten des <strong>Marken</strong>produkts behandelt. 381<br />

Im Rahmen der Unternehmensbewertung wird üblicherweise eine unendliche ökonomische<br />

Lebensdauer der Unternehmen unterstellt. Diese Prämisse kann nicht ohne wei-<br />

381 Die Bestimmung der weiteren Werttreiber des <strong>Marken</strong>produkts entspricht konzeptionell dem Vorgehen bei<br />

einer Unternehmensbewertung. Vgl. hierfür beispielsweise Copeland/Koller/Murrin (2000) S. 131 ff.;<br />

Spremann (2002), S. 245 ff.; Spremann (2004), S. 15 ff.<br />

129


teres auf <strong>Marken</strong>produkte übertragen werden. Die ökonomische Nutzungsdauer eines<br />

<strong>Marken</strong>produkts wird grundsätzlich durch dessen Lebenszyklus determiniert. Für das<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> soll der Lebenszyklus eines <strong>Marken</strong>produkts auch die zukünftigen Generationen<br />

des Produkts umfassen, sofern diese nicht zu einem vollständig neuartigen<br />

Produkt führen. Diese weite Interpretation der ökonomischen Nutzungsdauer eines<br />

<strong>Marken</strong>produkts erscheint erforderlich, da oftmals erst ab der zweiten Generation eines<br />

Produkts die ursprünglichen Investitionen verdient werden. 382 Aus diesem Grund<br />

könnte eine zu kurze Definition der ökonomischen Nutzungsdauer zu Fehlschlüssen<br />

über die Rentabilität von einzelnen <strong>Marken</strong>produkten führen. Für <strong>Marken</strong>produkte, bei<br />

denen eine Substitution durch ein alternatives Produkt nicht absehbar ist, kann die<br />

Nutzungsdauer durchaus zehn oder mehr Jahre betragen. 383 Eine unendliche Nutzungsdauer<br />

sollte jedoch nur in Ausnahmefällen der Bewertung zugrunde gelegt werden.<br />

Der Kapitalkostensatz ist bei der Ermittlung des <strong>Marken</strong>produktwerts auf Basis des<br />

Entity-Ansatzes als Gesamtkapitalkostensatz zu bestimmen. Daher ist im Folgenden<br />

auf die Ermittlung von Eigenkapitalkostensatz und Fremdkapitalkostensatz als Komponenten<br />

des Gesamtkapitalkostensatzes einzugehen.<br />

Der Eigenkapitalkostensatz setzt sich aus den beiden Komponenten Basiszinssatz und<br />

Risikozuschlag zusammen. Der Basiszinssatz repräsentiert die Verzinsung einer risikofreien<br />

Alternativanlage. Zu seiner Ermittlung wird üblicherweise auf Anleihen der<br />

öffentlichen Hand zurückgegriffen, weil diese als nahezu risikofrei gelten. Der Risikozuschlag<br />

setzt sich gemäß dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) aus der Marktrisikoprämie<br />

zur Abbildung des allgemeinen Marktrisikos und dem Beta-Faktor zur<br />

Erfassung des systematischen Risikos des Bewertungsobjekts zusammen. 384<br />

Die Ermittlung des Risikozuschlags des <strong>Marken</strong>produkts hängt davon ab, ob der Unternehmensbereich,<br />

der das <strong>Marken</strong>produkt herstellt und vertreibt, börsennotiert ist.<br />

Bei einem börsennotierten Unternehmen bzw. Unternehmensbereich lässt sich der Risikozuschlag<br />

auf Basis des Beta-Faktors des Unternehmensbereichs bestimmen. Ist der<br />

Unternehmensbereich nicht börsennotiert, kann zum einen auf die Beta-Faktoren<br />

vergleichbarer börsennotierter Unternehmen Bezug genommen werden. Falls Vergleichsdaten<br />

dieser Art nicht vorliegen, muss eine Analyse der Risikostruktur des<br />

<strong>Marken</strong>produkts vorgenommen werden. Das Risiko wird durch die Schwankungsbreite<br />

der Cashflows determiniert. Hierbei wird auf der Einzahlungsseite die Variabilität der<br />

382 Dies ist beispielsweise in der Automobilbranche zu beobachten.<br />

383 In dem Fallbeispiel in dieser Arbeit wird eine ökonomische Nutzungsdauer des <strong>Marken</strong>produkts von 20 Jahren<br />

angesetzt.<br />

384 Vgl. Brealey/Myers (1996), S. 179-183.<br />

130


Cashflows durch das Absatzrisiko und auf der Auszahlungsseite durch die Fixkostenstruktur<br />

des <strong>Marken</strong>produkts bestimmt. 385 Die Einschätzung des Risikos kann über ein<br />

Scoring-Modell erfolgen. 386<br />

Die Kosten der Fremdfinanzierung können als Quotient aus dem Zinsaufwand und<br />

dem durchschnittlichen Bestand an Fremdkapital bestimmt werden. Alternativ kann<br />

auf aktuelle Marktkonditionen für Fremdkapital gleicher Laufzeit und gleichem Risiko<br />

zurückgegriffen werden.<br />

Bislang wurde davon ausgegangen, dass die für die Ermittlung des <strong>Marken</strong>produktwerts<br />

erforderlichen Parameter in der gewünschten Form vorhanden sind. Dies ist in<br />

der Praxis allerdings nicht immer der Fall. Aus diesem Grund wird im Folgenden dargestellt,<br />

welche Möglichkeiten zur Generierung der erforderlichen Daten bestehen.<br />

Hierbei wird zwischen der Führung des <strong>Marken</strong>produkts als rechtliche Einheit (legal<br />

unit) und der Führung des <strong>Marken</strong>produkts als organisatorische Einheit (management<br />

unit) unterschieden.<br />

Falls das <strong>Marken</strong>produkt als eigenständige rechtliche Einheit innerhalb eines Unternehmens<br />

geführt wird, muss das Unternehmen eine Gewinn- und Verlustrechnung und<br />

Bilanz für das <strong>Marken</strong>produkt erstellen. In der Regel liegen dann auch Plan-Ergebnisrechnungen<br />

für die rechtliche Einheit bzw. das <strong>Marken</strong>produkt vor. Dies gilt nicht in<br />

gleichem Maße für Plan-Bilanzen. Falls eine Plan-Bilanz nicht existiert, kann diese<br />

jedoch ohne größere Schwierigkeiten auf Grundlage der Plan-Ergebnisrechnungen und<br />

grundlegenden Kennzahlen, wie beispielsweise Forderungsreichweite oder Lagerreichweite,<br />

entwickelt werden.<br />

Die zweite grundlegende Konstellation in Bezug auf die Datenverfügbarkeit stellt der<br />

Fall dar, dass das <strong>Marken</strong>produkt lediglich den Teil einer rechtlichen Einheit darstellt<br />

bzw. als Management-Einheit organisiert ist. Hier kann die Konstellation auftreten,<br />

dass für das <strong>Marken</strong>produkt Gewinn- und Verlustrechnung und Bilanz weder für die<br />

Vergangenheit noch für die Zukunft vorliegen. Da ohne Gewinn- und Verlustrechnung<br />

und Bilanz keine Ermittlung der Cashflows des <strong>Marken</strong>produkts möglich ist, müssen<br />

die Abschlussdaten des <strong>Marken</strong>produkts auf Basis einer Segmentierung der rechtlichen<br />

Einheit erstellt werden.<br />

385 Vgl. hierzu Aders (1998), S. 119-141.<br />

386 Zu Möglichkeiten, Beta-Faktoren fundamental abzuleiten, vgl. auch Damodaran (2001), S. 74-87.<br />

131


Die Erstellung einer Gewinn- und Verlustrechnung erfordert die Allokation der anteilig<br />

auf das <strong>Marken</strong>produkt entfallenden Ertrags- und Aufwandsposten. 387 Umsätze und<br />

Einzelkosten können in der Regel ohne größere Schwierigkeiten dem <strong>Marken</strong>produkt<br />

zugeordnet werden. Wenn, wie bei den Gemeinkosten, kein unmittelbarer Zusammenhang<br />

besteht, ist die Aufteilung auf Basis von ökonomisch sinnvollen Relationen vorzunehmen.<br />

So können beispielsweise Gemeinkosten der Fertigung den einzelnen <strong>Marken</strong>produkten<br />

auf Basis der jeweiligen Herstellungsmengen zugeschlüsselt werden.<br />

Für die Entwicklung einer Bilanz für das <strong>Marken</strong>produkt müssen die anteilig dem<br />

<strong>Marken</strong>produkt zuzuordnenden Vermögensgegenstände und Schulden identifiziert<br />

werden. 388 Eine Vereinfachung kann durch die Annahme erreicht werden, dass das<br />

<strong>Marken</strong>produkt die identische Kapitalstruktur wie das Unternehmen besitzt. In diesem<br />

Fall müssen lediglich die Aktiva und unverzinslichen Verbindlichkeiten zugeordnet<br />

werden. Für die Aufteilung existieren prinzipiell zwei Möglichkeiten. Entweder lassen<br />

sich einzelne Bilanzpositionen direkt dem <strong>Marken</strong>produkt zuordnen oder es ist eine<br />

Allokation auf der Grundlage von ökonomisch begründeten Kennzahlen vorzunehmen.<br />

Der erste Fall ist beispielsweise gegeben bei einer Spezialmaschine, auf der ausschließlich<br />

das <strong>Marken</strong>produkt gefertigt wird. Ein Fabrikgebäude des Unternehmens, in dem<br />

neben dem <strong>Marken</strong>produkt noch weitere Produkte hergestellt werden, kann dagegen<br />

nur über eine Schlüsselung aufgeteilt werden.<br />

Nach der Darstellung der Werttreiber des <strong>Marken</strong>produktwerts kann im nächsten Abschnitt<br />

näher darauf eingegangen werden, wie die Messung des <strong>Marken</strong>produktwerts<br />

erfolgt.<br />

2.2.2 Messung des <strong>Marken</strong>produktwerts<br />

Auf Basis der Werttreiber des <strong>Marken</strong>produktwerts und anhand von Gleichung (1)<br />

kann ein Wert für das <strong>Marken</strong>produktwert bestimmt werden. Hierbei ist allerdings zu<br />

berücksichtigen, dass ein Cashflow vor Zinsen einem Gesamtkapitalkostensatz gegenübergestellt<br />

wird. Das Resultat dieser Bewertung ist mithin der Gesamtkapitalwert des<br />

<strong>Marken</strong>produkts. Zur Ermittlung des <strong>Marken</strong>produktwerts aus Sicht der Eigentümer<br />

des Unternehmens ist in einem zweiten Schritt von dem Gesamtkapitalwert der anteilige<br />

Marktwert des Fremdkapitals des <strong>Marken</strong>produktwerts zu subtrahieren.<br />

387 Zur Segmentierung der Erfolgsrechnung vgl. Kind (2000), S. 134-153.<br />

388 Zur Segmentierung der Bilanz vgl. Kind (2000), S. 112-130.<br />

132


Für die Bewertung des <strong>Marken</strong>produkts Top Ice kann auf die bei der Einführung des Fallbeispiels<br />

in Abschnitt B3.2.1 dargestellten Planungen für Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz,<br />

Investitionsrechnung und Kapitalflussrechnung zurückgegriffen werden. Die der Planung<br />

zugrunde liegenden Prämissen wurden in Abschnitt B3.2.1 bereits dargestellt. Für die Bewertung<br />

wird vereinfachungsgemäß unterstellt, dass die operativen Aufwendungen mit Ausnahme<br />

der Abschreibungen in der gleichen Periode zu Auszahlungen führen.<br />

Für die Ermittlung des <strong>Marken</strong>produktwerts von Top Ice auf Basis der diskontierten zukünftigen<br />

Free Cashflows ergibt sich daher:<br />

2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

DCF-Bewertung<br />

EBIT 106,0 145,7 183,1 ... 455,4<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen -37,1 -51,0 -64,1 ... -159,4<br />

NOPLAT 68,9 94,7 119,0 ... 296,0<br />

Abschreibungen 92,3 82,9 77,9 ... 976,5<br />

Investitionen ins Anlagevermögen -45,0 -58,0 -71,6 ... -203,3<br />

Investitionen ins Netto-Umlaufvermögen -8,4 -11,4 -11,9 ... 611,6<br />

Veränderung Kasse -3,4 -4,3 -4,5 ... 216,0<br />

Free Cashflow 104,5 104,0 108,8 ... 1.896,9<br />

WACC 10,00% 10,00% 10,00% ... 10,00%<br />

Barwertfaktor 0,91 0,83 0,75 ... 0,14<br />

Barwert der Free Cashflows 95,0 85,9 81,8 ... 256,3<br />

Gesamtwert <strong>Marken</strong>produkt 2.232,6 2.351,4 2.482,6 2.622,0 ... 0,0<br />

Marktwert des Fremdkapitals <strong>Marken</strong>produkt 385,9<br />

Marktwert des Eigenkapitals <strong>Marken</strong>produkt 1.846,8<br />

Es resultiert mithin zum Bewertungsstichtag 31.12.2003 ein Gesamtwert für das <strong>Marken</strong>produkt<br />

von rund 2.233 und nach Abzug des Marktwerts des Fremdkapitals ein Marktwert des<br />

Eigenkapitals für das <strong>Marken</strong>produkt von rund 1.847. Der identische Wert resultiert auch auf<br />

der Grundlage einer Bewertung anhand von (Gesamtkapital-)Residualgewinnen:<br />

2003 2004 2005 2006 2024<br />

Residualgewinn-Bewertung<br />

NOPLAT 68,9 94,7 119,0 ... 296,0<br />

Investiertes Kapital 785,9 750,3 741,0 751,3 ... 0,0<br />

Capital Charge -78,6 -75,0 -74,1 ... -160,1<br />

Residualgewinn -9,7 19,7 44,9 ... 136,0<br />

Barwertfaktor 0,91 0,83 0,75 ... 0,14<br />

Barwert der Residualgewinne -8,8 16,3 33,8 ... 18,4<br />

Summe der Barwerte der Residualgewinne 1.446,8<br />

Gesamtwert <strong>Marken</strong>produkt 2.232,6<br />

Marktwert des Fremdkapitals <strong>Marken</strong>produkt 385,9<br />

Marktwert des Eigenkapitals <strong>Marken</strong>produkt 1.846,8<br />

Für die weitere Verwendung im <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> ist der <strong>Marken</strong>produktwert in einen<br />

Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala zu überführen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der<br />

als Barwert der zukünftigen Free Cashflows ermittelte Wert für das <strong>Marken</strong>produkt<br />

einem Bruttokapitalwert entspricht. Der Bruttokapitalwert alleine ermöglicht allerdings<br />

noch keine Aussage über eine finanzielle Wertschaffung. Eine positive Wertschaffung<br />

durch das <strong>Marken</strong>produkt resultiert erst dann, wenn der Bruttokapitalwert das in das<br />

133


<strong>Marken</strong>produkt investierte Kapital übersteigt. Es muss mithin ein positiver Nettokapitalwert<br />

vorliegen.<br />

Die Konsequenz für die Überführung des <strong>Marken</strong>produktwerts in einen Punktwert auf<br />

der <strong>Rating</strong>-Skala besteht darin, dass der Bruttokapitalwert des <strong>Marken</strong>produktwerts in<br />

das Verhältnis zu dem investierten Kapital gesetzt wird. Das investierte Kapital ist definiert<br />

als Summe aus Anlagevermögen und Working Capital bzw. als Differenz aus<br />

Aktiva und unverzinslichen Verbindlichkeiten. 389 Im Ergebnis resultiert der so genannte<br />

relative Kapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts RKW p : 390<br />

(2)<br />

FCF<br />

T<br />

P<br />

<br />

t<br />

t=0 (1 + WACC<br />

P<br />

)<br />

RKW<br />

P<br />

=<br />

=<br />

IC<br />

p<br />

EV<br />

IC<br />

P<br />

P<br />

mit:<br />

RKW P<br />

t<br />

T<br />

FCF P<br />

WACC P<br />

IC P<br />

EV P<br />

= relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

= Zeitindex<br />

= letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

= Free Cashflow des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Gesamtkapitalkostensatz des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Investiertes Kapital des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Gesamtkapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts<br />

Auf dieser Grundlage kann der relative Kapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts berechnet und<br />

die Einteilung gemäß der fünfstufigen Skala vorgenommen werden.<br />

Gemäß der gewählten Definition des relativen Kapitalwerts des <strong>Marken</strong>produkts<br />

nimmt dieser den Wert 1 an, wenn der Bruttokapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts exakt so<br />

hoch ist wie das investierte Kapital des <strong>Marken</strong>produkts. Es liegt dann ein Nettokapitalwert<br />

des <strong>Marken</strong>produkts von 0 vor. Bei dieser Konstellation wird eine Verzinsung<br />

des eingesetzten Kapitals genau in Höhe der Kapitalkosten erreicht. Dies entspricht der<br />

Mindestanforderung an die Verwendung von investiertem Kapital. Daher wird einem<br />

RKW p in Höhe von 1 der Punktwert 3 als durchschnittlicher Wert der fünfstufigen Ra-<br />

389 Der relative Kapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts bezieht sich in der hier gewählten Definition auf den Gesamtkapitalwert<br />

des <strong>Marken</strong>produkts. <strong>St</strong>reng genommen stellt der Eigenkapitalwert die für die Unternehmensführung<br />

relevante Größe dar. Aufgrund der Bedeutung der Kennzahl investiertes Kapital (als Summe aus Eigenund<br />

Fremdkapital) soll hier jedoch die Betrachtung auf der Ebene des Gesamtkapitalwerts erfolgen.<br />

390 Die Definition dieser Größe erfolgt in Anlehnung an die Kennzahl relativer Kapitalwert bzw. Kapitalwertrate,<br />

die zur Ermittlung der Rangfolgen von Investitionen verwendet wird. Vgl. Weston/Brigham (1981), S. 149 f.<br />

134


ting-Skala zugeteilt. Die weitere Differenzierung einer Verzinsung des investierten<br />

Kapitals über die Kapitalkosten hinaus ist im Einzelfall anhand der erzielbaren Renditen<br />

in der jeweiligen Branche festzulegen. In dieser Arbeit wird die Einstufung mit den<br />

Punktwerten 4 bzw. 5 an der Erzielung eines relativen RKW p in Höhe von 2 bzw. 3<br />

festgemacht.<br />

Ein positiver Bruttokapitalwert, der allerdings keine Verzinsung des investierten Kapitals<br />

in Höhe der Kapitalkosten ermöglicht, führt zu einem RKW p zwischen 0 und 1.<br />

Dies entspricht einem Punktwert von 2 auf der <strong>Rating</strong>-Skala. Als Konsequenz wird<br />

einem negativen Bruttokapitalwert bzw. einem negativen RKW p der Punktwert 1 auf<br />

der <strong>Rating</strong>-Skala zugeordnet.<br />

Nachfolgende Tabelle fasst die möglichen Ausprägungen des relativen Kapitalwerts<br />

des <strong>Marken</strong>produkts und die damit verbundenen Punktwerte noch einmal zusammen:<br />

Punktwert Ausprägung RKW p<br />

1 RKW p < 0<br />

2 0 < RKW p < 1<br />

3 1< RKW p < 2<br />

4 2 < RKW p < 3<br />

5 RKW p > 3<br />

Abbildung C-24: Zuordnung von Ausprägungen des (relativen) <strong>Marken</strong>produktwerts zu<br />

Punktwerten auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Abschließend soll die Berechnung eines relativen Kapitalwerts des <strong>Marken</strong>produkts<br />

und die Überführung in einen Punktwert am Fallbeispiel der Marke Top Ice durchgeführt<br />

werden.<br />

Im Fall der Marke Top Ice berechnet sich anhand dieser Methodik der relative Kapitalwert<br />

des <strong>Marken</strong>produkts wie folgt:<br />

Relativer Kapitalwert <strong>Marken</strong>produkt<br />

2003 2004 2005 2006 2024<br />

Gesamtwert <strong>Marken</strong>produkt 2.232,6 2.351,4 2.482,6 2.622,0 ... 0,0<br />

Investiertes Kapital <strong>Marken</strong>produkt 785,9 750,3 741,0 751,3 ... 0,0<br />

Relativer Kapitalwert <strong>Marken</strong>produkt 2,8 3,1 3,4 3,5 ... n/a<br />

Zum Bewertungsstichtag beträgt der relative Kapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts Top Ice mithin<br />

2,8. Dies entspricht einem Punktwert 4 auf der <strong>Rating</strong>-Skala.<br />

135


2.3 <strong>Marken</strong>wert<br />

2.3.1 Werttreiber des <strong>Marken</strong>werts<br />

2.3.1.1 Grundprinzip<br />

Die Rolle des <strong>Marken</strong>werts im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s besteht darin, den finanziellen<br />

Wert der Marke als immaterieller Vermögensgegenstand abzubilden. Er ist auf<br />

Grundlage des Cash-Konzepts definiert als Barwert der Free Cashflows der Marke:<br />

(1)<br />

EV<br />

m<br />

=<br />

T<br />

FCF<br />

m<br />

<br />

t<br />

t= 0 ( 1 + WACC )<br />

m<br />

mit<br />

EV m<br />

t<br />

T<br />

FCF m<br />

WACC m<br />

= Gesamtkapitalwert der Marke<br />

= Zeitindex<br />

= letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

= Free Cashflow der Marke<br />

= Gesamtkapitalkostensatz der Marke<br />

Zur näheren Erläuterung der Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts ist auf den Zusammenhang<br />

zwischen <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert näher einzugehen: 391<br />

Wert<br />

No-name-<br />

Produkt<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

Abbildung C-25: Zusammenhang zwischen <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert<br />

391 Vgl. hierzu die Definition der Marke in Abschnitt B3.1.<br />

136


Der <strong>Marken</strong>wert entspricht der Differenz aus dem <strong>Marken</strong>produktwert und dem Wert<br />

des No-name-Produkts. Vor diesem Hintergrund lässt sich Gleichung (1) umformen<br />

zu:<br />

(2)<br />

EV<br />

m<br />

T FCF<br />

<br />

= ( ) ( ) <br />

<br />

p FCFn<br />

=<br />

−<br />

<br />

t<br />

t<br />

t 0<br />

1 + WACC<br />

p<br />

1 + WACCn<br />

<br />

mit<br />

EV m<br />

t<br />

T<br />

FCF p<br />

WACC p<br />

FCF n<br />

WACC n<br />

= Gesamtkapitalwert der Marke<br />

= Zeitindex<br />

= letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

= Free Cashflow des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Gesamtkapitalkostensatz des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Free Cashflow des No-name-Produkts<br />

= Gesamtkapitalkostensatz des No-name-Produkts<br />

Gleichung (2) macht zum einen deutlich, dass der Wert des <strong>Marken</strong>produkts eine<br />

Komponente des <strong>Marken</strong>werts darstellt. Zum anderen wird sichtbar, dass die Berechnung<br />

des <strong>Marken</strong>werts Annahmen über die Free Cashflows des No-name-Produkts<br />

erfordert. In diesem Zusammenhang ist zu klären, wie das No-name-Produkt zu definieren<br />

ist. Hierbei lassen sich zwei grundsätzliche Sichtweisen unterscheiden.<br />

Zum einen kann unterstellt werden, dass sich No-name-Produkt und <strong>Marken</strong>produkt in<br />

allen Bereichen der Wertschöpfungskette unterscheiden können. Dies bedeutet, dass<br />

das No-name-Produkt andere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, Produktionsprozesse<br />

und Produktqualität oder auch eine andere Vertriebsstruktur als das <strong>Marken</strong>produkt<br />

aufweisen kann. 392 In dieser Sichtweise muss beispielsweise für die Bewertung<br />

der Marke BMW überlegt werden, wie das Geschäftsmodell des Unternehmens<br />

BMW sich ohne die Marke darstellen würde. Es ist zu klären, ob für no-name PKW<br />

oder Motorräder der aktuelle Forschungs- und Entwicklungsaufwand aufrechterhalten<br />

werden kann. Ebenso ist zu überdenken, ob die auf eine hohe Qualität ausgerichteten<br />

Produktionsprozesse für die Herstellung eines No-name-Produkts angepasst werden<br />

müssen. Das Beispiel macht deutlich, dass eine solche Definition des No-name-<br />

Produkts zu weit reichenden Gedankenspielen Anlass geben kann. Im Fall einer Transaktion<br />

sind allerdings genau diese Überlegungen anzustellen. Da das Unternehmen<br />

392 Schlaberg definiert beispielsweise das No-name-Produkt als branchentypisches Produkt des Niedrigpreissegments.<br />

Damit können <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt grundsätzlich in allen Bereichen der Wertschöpfungskette<br />

voneinander abweichen. Vgl. Schlaberg (1997), S. 304-314.<br />

137


nach dem Verkauf über die Marke nicht mehr verfügen kann, sind die Auswirkungen<br />

in allen <strong>St</strong>ufen der Wertschöpfungskette zu untersuchen. Für den Bewertungsanlass<br />

des <strong>Marken</strong>managements ist jedoch gerade beabsichtigt, die Marke weiter zu führen.<br />

Aus diesem Grund kann für diese Arbeit eine Einschränkung der Unterscheidungsmöglichkeiten<br />

von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt vorgenommen werden.<br />

Für das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> wird daher angenommen, dass die Geschäftsmodelle von <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt lediglich im Marktauftritt voneinander abweichen<br />

können. Dies kann anhand der Wertschöpfungskette von Porter veranschaulicht werden:<br />

393<br />

Unternehmensinfrastruktur<br />

Unterstützende<br />

Aktivitäten<br />

Personalwirtschaft<br />

Technologieentwicklung<br />

Gewinnspanne<br />

Beschaffung<br />

Marketing<br />

& Vertrieb<br />

Eingangslogistik<br />

Operationen<br />

Ausgangslogistik<br />

Kundendienst<br />

Primäre Aktivitäten<br />

Abbildung C-26: Abweichungsmöglichkeiten zwischen <strong>Marken</strong>produkt und Marke innerhalb<br />

der Wertschöpfungskette<br />

Ein unterschiedlicher Marktauftritt kann sich in den primären Aktivitäten auf den <strong>St</strong>ufen<br />

Marketing & Vertrieb, Ausgangslogistik und Kundendienst auswirken. Ein weiterer<br />

Effekt der Marke äußert sich darin, dass im Rahmen der Unternehmensinfrastruktur<br />

Maßnahmen für den rechtlichen Schutz der Marke getroffen werden müssen. Dagegen<br />

werden die Prozesse und Maßnahmen bei den weiteren unterstützenden und primären<br />

Aktivitäten für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt als identisch unterstellt. 394<br />

393 Vgl. Porter (1991), S. 103; Porter (1992), S. 62.<br />

394 Allerdings können trotz unterstellter identischer Produktionsprozesse aufgrund einer höheren Absatzmenge<br />

von <strong>Marken</strong>produkt im Vergleich zum No-name-Produkt die Kosten im Bereich Operation voneinander abweichen.<br />

Dies wird in Abschnitt C2.3.1.3 detailliert diskutiert.<br />

138


Nach der Darstellung der Definition des No-name-Produkts kann der Werttreiberbaum<br />

zur Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts hergeleitet werden.<br />

Der <strong>Marken</strong>wert als Barwert der Free Cashflows der Marke ergibt den Gesamtkapitalwert<br />

der Marke. Die Zielsetzung der <strong>St</strong>eigerung des Shareholder Value bezieht sich<br />

allerdings auf den Marktwert des Eigenkapitals. Aus diesem Grund stellt die eigentliche<br />

Zielgröße für das Management des <strong>Marken</strong>produkts der Eigenkapitalwert der Marke<br />

dar. Dieser ist definiert als:<br />

(3) Em<br />

= EVm<br />

− FK<br />

m<br />

mit<br />

E m<br />

EV m<br />

FK m<br />

= Eigenkapitalwert der Marke<br />

= Gesamtkapitalwert der Marke<br />

= anteiliges Fremdkapital der Marke<br />

Der Werttreiberbaum des <strong>Marken</strong>werts entspricht in der Grundstruktur dem Schema<br />

zur Berechnung des <strong>Marken</strong>produktwerts. Die durch einen Kreis markierten Größen<br />

weichen bei <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt voneinander ab und müssen für die<br />

Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts explizit bestimmt werden. Für die anderen Größen ist die<br />

für die Berechnung des <strong>Marken</strong>produkts verwendete Ausprägung anzusetzen:<br />

139


Unternehmenswert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Free Cashflow<br />

der Marke<br />

Diskontierungssatz<br />

anteiliges<br />

Fremdkapital der<br />

Marke<br />

Wachstumsrate<br />

des Umsatzes der<br />

Marke<br />

operative Marge<br />

der Marke<br />

<strong>St</strong>euersatz des<br />

<strong>Marken</strong>produkts<br />

Investitionen<br />

der Marke in<br />

Working Capital<br />

Investitionen<br />

der Marke in<br />

Anlagevermögen<br />

Ökonomische<br />

Nutzungsdauer<br />

des <strong>Marken</strong>produkts<br />

Kapitalkosten<br />

des<br />

<strong>Marken</strong>produkts<br />

Abbildung C-27: Werttreiberbaum zur Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts<br />

Die Abbildung macht deutlich, dass das anteilige Fremdkapital, die Wachstumsrate des<br />

Umsatzes, die operative Marge sowie die Investitionen in Working Capital und Anlagevermögen<br />

für die Marke neu berechnet werden müssen. Diese Größen entsprechen<br />

jeweils der Differenz im Fall des <strong>Marken</strong>produkts und im Fall des No-name-Produkts.<br />

Dagegen sind die Größen <strong>St</strong>euersatz, ökonomische Nutzungsdauer und Kapitalkosten<br />

gleich ausgeprägt wie im Fall des <strong>Marken</strong>produkts. Dies ist näher zu begründen.<br />

Für die Begründung der Annahme identischer Kapitalkosten bei <strong>Marken</strong>produkt und<br />

No-name-Produkt muss auf Gleichung (2) Rückgriff genommen werden. Gleichung (2)<br />

lässt erkennen, dass bei Gleichung (1) implizit eine Vereinfachung des Bewertungskalküls<br />

vorgenommen wird. So können die beiden Komponenten der Gleichung (2) nur<br />

dann zusammengefasst werden, wenn der Kapitalkostensatz des <strong>Marken</strong>produkts und<br />

des No-name-Produkts nicht voneinander abweichen. 395 In der Regel ist jedoch davon<br />

395 Zwar werden von verschiedenen Autoren Risikoabschläge oder Risikoaufschläge zur Bestimmung der Kapitalkosten<br />

der Marke diskutiert. Vgl. beispielsweise Kriegbaum (2001), S. 224-227. Die Verwendung dieses<br />

Kapitalkostensatzes für die Diskontierung der Cashflows oder Erfolge der Marke impliziert aber, dass für den<br />

Fall mit Marke und ohne Marke die gleichen Kapitalkosten Gültigkeit besitzen.<br />

140


auszugehen, dass das No-name-Produkt aufgrund der schwächeren Wettbewerbsposition<br />

durch ein größeres Risiko und damit höhere Kapitalkosten gekennzeichnet ist.<br />

Gleichung (1) stellt daher eine Vereinfachung dar, ist aber auch durch eine wesentlich<br />

bessere Handhabbarkeit als Gleichung (2) gekennzeichnet. Im Folgenden wird deshalb<br />

die Annahme identischer Kapitalkosten im Fall mit und ohne Marke unterstellt und so<br />

die Überführung von Gleichung (2) in Gleichung (1) ermöglicht. Die damit verbundene<br />

Unschärfe wird bewusst in Kauf genommen, um die leichtere Anwendbarkeit der<br />

Methodik zu gewährleisten. 396<br />

Neben den Kapitalkosten wird auch die ökonomische Nutzungsdauer in dieser Arbeit<br />

für <strong>Marken</strong>produkt und Marke identisch angesetzt. Der Grund besteht darin, dass im<br />

Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen betrachtet werden.<br />

Für eine solche Kombination sind die Nutzungsdauern von <strong>Marken</strong>produkt und<br />

Marke definitionsgemäß identisch. Aufgrund des immateriellen Charakters der Marke<br />

besteht die Möglichkeit, dass sie beispielsweise nach dem Ende der ökonomischen<br />

Nutzungsdauer des <strong>Marken</strong>produkts 1 auf das <strong>Marken</strong>produkt 2 übertragen und auf<br />

diese Weise weiter verwendet wird. Durch die Übertragung auf das <strong>Marken</strong>produkt 2<br />

entsteht allerdings wiederum eine neue <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination, innerhalb<br />

der die Nutzungsdauern von <strong>Marken</strong>produkt und Marke identisch sind. Nachfolgende<br />

Abbildung verdeutlicht noch einmal die Grundidee:<br />

Marke A<br />

<strong>Marken</strong>produkt 1<br />

Marke A<br />

<strong>Marken</strong>produkt 2<br />

Zeit<br />

Ökonomische Nutzungsdauer<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination 1<br />

Ökonomische Nutzungsdauer<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination 2<br />

Ökonomische Nutzungsdauer Marke A<br />

Abbildung C-28: Zusammenhang von ökonomischer Nutzungsdauer des <strong>Marken</strong>produkts und<br />

der Marke<br />

396 Alternativ könnte die exakte Berechnung über Gleichung (2 als Nebenrechnung durchgeführt werden und die<br />

zusätzliche Wertkomponente zu dem auf Basis von Gleichung (1) resultierendem Wert addiert werden.<br />

141


Als dritte Größe wird für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt der <strong>St</strong>euersatz in gleicher<br />

Höhe angesetzt, da die Höhe des <strong>St</strong>euersatzes nicht durch die Marke beeinflusst<br />

ist. 397<br />

Nach der Darstellung des Grundprinzips der Berechnung des <strong>Marken</strong>werts wird in den<br />

folgenden Abschnitten die Ableitung der finanziellen Werttreiber des <strong>Marken</strong>werts<br />

näher dargestellt. Zielsetzung hierbei ist es, einen Bezugsrahmen zu einer konsistenten<br />

Ableitung der Werttreiber der Marke zu entwickeln. Dies geschieht vor einem wahrgenommenen<br />

Defizit in Bezug auf das systematische Vorgehen bei der Ableitung der<br />

Zahlungen bzw. Erfolgsgrößen in einer Vielzahl der bestehenden Ansätze der finanziellen<br />

<strong>Marken</strong>bewertung. Beispielsweise wird oftmals nicht berücksichtigt, dass mit<br />

einer Mengenprämie der Marke bei der Bestimmung des Umsatzes auch zusätzliche<br />

mengenabhängige Herstellkosten verbunden sind. 398<br />

Der im Folgenden entwickelte Bezugsrahmen bezieht sich auf das als „typisches“ Produktionsunternehmen<br />

gestaltete Fallbeispiel BRAND. Die diskutierten Posten lehnen<br />

sich daher an die <strong>St</strong>ruktur und Positionen der in Abschnitt B3.2.1 eingeführten Gewinn-<br />

und Verlustrechnung und Bilanz an.<br />

2.3.1.2 Wachstumsrate des Umsatzes der Marke<br />

Ein mit der Marke verbundener zusätzlicher Umsatz kann entweder dadurch bedingt<br />

sein, dass mit der Marke ein höherer Preis als ohne Marke – mit anderen Worten eine<br />

Preisprämie – erzielt wird. 399 Ein zusätzlicher Umsatz kann aber auch daher resultieren,<br />

dass die Marke eine höhere Absatzmenge – auch als Mengenprämie bezeichnet –<br />

ermöglicht. 400 Preisprämie und Mengenprämie können auch gemeinsam auftreten. Im<br />

Folgenden wird zunächst gezeigt, wie Preisprämie und Mengenprämie berechnet werden<br />

können. Im zweiten Schritt wird dann erläutert, wie auf Basis der beiden Größen<br />

der aktuelle Umsatz der Marke abgeleitet werden kann. Im dritten Schritt wird darauf<br />

eingegangen, wie auf dieser Grundlage der Umsatz für die zukünftigen Perioden geplant<br />

wird.<br />

397 Allerdings können im Fall des <strong>Marken</strong>produkts aufgrund eines höheren operativen Gewinns absolut höhere<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen als bei dem No-name-Produkt anfallen. Dieser Aspekt wird im Kalkül berücksichtigt.<br />

398 Vgl. beispielsweise die Beispielrechnung von Sattler (1997), S. 307-312.<br />

399 Für Beispiele vgl. Abschnitt B1.1.<br />

400 Für Beispiele vgl. Abschnitt B1.1.<br />

142


Preisprämie<br />

In vielen Fällen werden <strong>Marken</strong>produkte zu höheren Preisen abgesetzt als unmarkierte<br />

Produkte. Eine solche Preisprämie kann zum einen auf einer höheren (objektiv messbaren)<br />

Qualität des <strong>Marken</strong>produktes beruhen, zum anderen aber auch unmittelbar auf<br />

die Marke zurückzuführen sein. Für die Ermittlung der Wirkungen der Marke auf den<br />

Umsatz des Unternehmens ist gemäß der Definition des No-name-Produkts in dieser<br />

Arbeit ausschließlich der zweite Effekt relevant. Die Preisprämie der Marke ist in diesem<br />

Sinne definiert als der Preisunterschied zwischen dem <strong>Marken</strong>produkt und einem<br />

(bis auf die Marke) identischen No-name-Produkt.<br />

Zur Ermittlung der Preisprämie existieren verschiedene Methoden. 401 Die Auswahl<br />

einer Methode für das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> soll daran festgemacht werden, ob Marktpreise<br />

für ein Vergleichsprodukt bestehen:<br />

Preisabstandbasierter<br />

Ansatz<br />

Marktpreise für<br />

Vergleichsmarke<br />

vorhanden<br />

Conjoint-<br />

Analyse<br />

Abbildung C-29: Methoden zur Bestimmung der Preisprämie<br />

Falls Marktpreise für ein vergleichbares No-name-Produkt bzw. vergleichbare <strong>Marken</strong><br />

vorliegen, wird für das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> die Anwendung des Preisabstand-basierten Ansatzes<br />

vorgeschlagen. Sind Marktpreise für eine Vergleichsmarke nicht gegeben, stellt<br />

die Conjoint-Analyse das alternative Verfahren dar. Im Folgenden wird auf die beiden<br />

Methoden zur Bestimmung der Preisprämie näher eingegangen und ihre Rangordnung<br />

begründet.<br />

Bei den Preisabstand-orientierten Ansätzen wird die Preisprämie als Differenz des<br />

Marktpreises des <strong>Marken</strong>produkts und des Marktpreises eines vergleichbaren No-<br />

401 Vgl. die Übersicht in Abschnitt B3.2.2.3. Aufgrund der dort dargestellten Kritikpunkte werden die direkte<br />

Befragung der Konsumenten sowie der hedonische Ansatz hier nicht mehr behandelt.<br />

143


name-Produkts ermittelt. 402 Sollten <strong>Marken</strong>produkt und Vergleichsmarke bzw. Noname-Produkt<br />

zu unterschiedlichen Preisen im Handel angeboten werden, sind die jeweiligen<br />

durchschnittlichen Preise zu bestimmen. 403 Allerdings ist die Methodik trotz<br />

ihrer konzeptionellen Einfachheit mit einigen praktischen Schwierigkeiten verbunden.<br />

So können die am Markt beobachtbaren Preise Ausdruck von speziellen preispolitischen<br />

<strong>St</strong>rategien der Unternehmen sein. In diesem Fall gibt die Preisdifferenz die Präferenzen<br />

der Konsumenten nicht unverzerrt wider. 404 Für die Bewertung bedeutet dies,<br />

dass der Einfluss von preispolitischen Maßnahmen, wie etwa Sonderangebotsaktionen,<br />

auf die jeweiligen Marktpreise zu bereinigen ist. Hierfür kann zum einen eine längerfristige<br />

Betrachtung der Preisunterschiede oder auch der Rückgriff auf den Preisabstand<br />

zwischen anderen <strong>Marken</strong>produkten und No-name-Produkten hilfreich sein.<br />

Des Weiteren existiert nicht in allen Fällen ein für die spezifische Marke vergleichbares<br />

reines No-name-Produkt. 405 In diesen Fällen muss der Vergleich zwischen dem<br />

<strong>Marken</strong>produkt und einem Produkt mit einer möglichst schwachen Marke gezogen<br />

werden. Als Konsequenz wird die Höhe der Preisprämie tendenziell unterschätzt, da<br />

der Preis des Vergleichsprodukts selbst bereits eine – wenn auch geringe – Preisprämie<br />

gegenüber dem reinen No-name-Produkt beinhaltet. Dieser Effekt kann eliminiert werden,<br />

indem die anhand von Marktdaten ermittelte Preisprämie für die Bewertung höher<br />

angesetzt wird.<br />

Die wohl relevanteste Problematik bei dem Rückgriff auf Marktpreise besteht darin,<br />

dass sich in vielen Fällen <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt nicht nur durch die<br />

Markierung, sondern auch durch andere kaufrelevante Faktoren, wie etwa die Qualität<br />

des Produktes, unterscheiden. Ein solches No-name-Produkt entspricht nicht der in<br />

dieser Arbeit festgelegten Definition des No-name-Produkts als ein bis auf die Marke<br />

mit dem <strong>Marken</strong>produkt identisches Produkt. In diesem Fall ist es erforderlich, den<br />

unmittelbar auf die Marke zurückzuführenden Anteil an der am Markt beobachtbaren<br />

Preisprämie zu isolieren.<br />

Zu diesem Zweck kann eine Analyse der kaufrelevanten Faktoren vorgenommen<br />

werden. 406 Hierfür werden auf Basis von Konsumentenbefragungen oder auf der<br />

402 Vgl. Aaker (1991), S. 22 f.; Smith (1997), S. 144 f.<br />

403 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 306.<br />

404 Vgl. Kriegbaum (2001), S. 95.<br />

405 Vgl. Kapferer (1992), S. 306.<br />

406 Zu einem ähnlichen Vorgehen vgl. Castedello/Klingbeil (2004), S. 157 f. Diese Methodik entspricht dem<br />

Grundgedanken nach auch der Ermittlung der Bedeutung der Marke für die Kaufentscheidung im neuen Interbrand-Ansatz.<br />

Vgl. Trevillion/Perrier (1999), S. 35.<br />

144


Grundlage von Einschätzungen des Managements im ersten Schritt alle kaufrelevanten<br />

Faktoren ermittelt. 407 Hierzu zählen beispielsweise neben der Marke auch Aspekte wie<br />

Qualität oder Verpackung. Darauf aufbauend sind die einzelnen Faktoren mit einem<br />

Scoring-Wert gemäß ihrer Bedeutung für die Kaufentscheidung zu bewerten. Als letzter<br />

Schritt ist auf Basis dieser Bewertungen der relative Anteil der Marke für die Kaufentscheidung<br />

zu bestimmen. 408 Dieser Prozentwert entspricht dem Anteil der Marke<br />

am Preisabstand zwischen <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt.<br />

Zur Veranschaulichung soll die Methodik am Fallbeispiel BRAND verdeutlicht werden.<br />

Für die Marke Top Ice wurden als relevante Faktoren der Kaufentscheidung Marke, Verpackung<br />

und wahrgenommene Produktqualität identifiziert. Auf Basis einer Befragung von<br />

Konsumenten wurden diese Faktoren mit einem Punktwert auf einer Skala von 1 (sehr geringe<br />

Bedeutung) bis 5 (sehr hohe Bedeutung) eingestuft. Im Ergebnis resultieren folgende<br />

prozentuale Anteile für die einzelnen Faktoren:<br />

Marke 4 50,0%<br />

Wahrgenommene Produktqualität 2 25,0%<br />

Verpackung 2 25,0%<br />

8 100,0%<br />

Dieser Gewichtungsfaktor ist mit der am Markt beobachtbaren Preisabstand zwischen <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt zu multiplizieren, um den Anteil der Marke an der Preisprämie<br />

zu bestimmen:<br />

Preis <strong>Marken</strong>produkt 1,24<br />

Preis no-name Produkt (am Markt beobachtbar) 0,63<br />

Preisprämie <strong>Marken</strong>produkt 0,61<br />

Anteil Marke an Preisprämie <strong>Marken</strong>produkt 50,0%<br />

Preisprämie Marke 0,30<br />

Für Top Ice beträgt die Preisprämie der Marke im Jahr 2004 mithin 0,30 Geldeinheiten.<br />

Die Messung der Preisprämie über am Markt beobachtbare Preisabstände wird als primäre<br />

Methode für das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> vorgeschlagen, weil die ermittelten Preisprämien<br />

durch von den Konsumenten am Markt tatsächlich bezahlte Preise bestätigt sind. Zum<br />

anderen ist die Methodik durch eine hohe Praktikabilität gekennzeichnet. Allerdings ist<br />

die Anwendbarkeit des Preisabstand-basierten Ansatzes daran gebunden, dass Marktpreise<br />

für vergleichbare No-name-Produkte oder zumindest vergleichbare schwache<br />

407 Da die Preisprämie untersucht wird, stellt der Preis keinen kaufrelevanten Faktor dar.<br />

408 Bei der Bestimmung des relativen Anteils der Marke ist zu berücksichtigen, dass die Marke auch die Wahrnehmung<br />

anderer kaufrelevanter Faktoren beeinflussen kann. Wenn beispielsweise die Qualität des betrachteten<br />

Produkts auch nach der Verwendung für den Konsumenten nicht vollständig einschätzbar ist, wird die<br />

Wahrnehmung der Produktqualität durch die Marke geprägt. Ähnlich Trevillion/Perrier (1999), S. 35.<br />

145


<strong>Marken</strong> existieren. Falls dies nicht gegeben ist, wird für das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> vorgeschlagen,<br />

die Messung auf Basis der Conjoint-Analyse vorzunehmen.<br />

Die Methodik der Conjoint-Analyse basiert auf den Erkenntnissen der neueren Nachfragetheorie,<br />

dass Güter nicht ganzheitlich wahrgenommen werden, sondern vielmehr<br />

als ein Bündel von Eigenschaften betrachtet werden. 409 Auf dieser Grundlage kann<br />

durch die Verfahren der Conjoint-Analyse ermittelt werden, wie sich der Kaufpreis auf<br />

die einzelnen Produktmerkmale aufteilt. Damit lässt sich die Preisprämie als Anteil des<br />

Kaufpreises, der auf das Produktmerkmal Marke entfällt, bestimmen. 410 Allgemein<br />

lassen im Rahmen einer Conjoint-Analyse folgende Schritte unterscheiden: 411<br />

• Auswahl der Eigenschaften und Festlegung der Eigenschaftsausprägungen<br />

• Wahl des Erhebungsdesigns<br />

• Bewertung der <strong>St</strong>imuli<br />

• Ermittlung der Nutzenwerte von Auskunftspersonen<br />

• Aggregation der individuellen Nutzenwerte<br />

Ausgangspunkt der Conjoint-Analyse ist die Festlegung der kaufrelevanten Produktbzw.<br />

Leistungsmerkmale. 412 Als Anforderungen an die Merkmale ist zu richten, dass<br />

diese relevant für die Kaufentscheidung, untereinander unabhängig und technisch realisierbar<br />

sind. Als weitere Kriterien werden aufgeführt, dass die Merkmale in einer<br />

kompensatorischen Beziehung zueinander stehen und keine Cut-off Kriterien darstellen<br />

sollen. Daneben sollen die Merkmale nominalskaliert oder leicht in Gruppen einteilbar<br />

sein und die untersuchten <strong>Marken</strong> möglichst vollständig beschreiben.<br />

Der zweite Schritt stellt die Wahl des Erhebungsdesigns dar. Hierbei unter anderem ist<br />

zu bestimmen, welche Kombinationen an Merkmalsausprägungen den Testpersonen<br />

präsentiert werden sollen. Zu entscheiden ist auch, in welcher Art und Weise die<br />

Merkmalsausprägungen präsentiert werden sollen. Auf dieser Basis können im dritten<br />

Schritt die Gesamturteile der Konsumenten über die einzelnen Produktvarianten eingeholt<br />

werden. Die Testpersonen bringen dabei die ihnen präsentierten Produktvarianten<br />

409 Als Ursprung der Conjoint-Analyse gilt der Aufsatz von Luce/Tukey (1964), S. 1-27. Die Einführung der<br />

Conjoint-Analyse in das Marketing erfolgte durch Green/Rao (1971), S. 355-363 und Johnson (1974), S. 121-<br />

127.<br />

410 Zur Anwendung der Conjoint-Analyse im Rahmen der <strong>Marken</strong>bewertung vgl. Blackston (1992), S. RC-3-RC-<br />

6; Brockhoff/Sattler (1996), S. 207-224; Crimmins (1992), S. 11-19; Kalra/Goodstein (1998), S. 210-224;<br />

Sattler (1997), S. 176-194; Swait/Erdem/Louviere/Dubelaar (1993), S. 23-45.<br />

411 Vgl. Hammann (1992), S. 240; Gustafsson/Herrmann/Huber (2001), S. 9 f.<br />

412 Vgl. zum Folgenden Kriegbaum (2001), S. 97-100.<br />

146


in eine ordinale Reihenfolge. Basis für die Rangreihung durch die Konsumenten ist der<br />

Nutzen des Produktes.<br />

In einem vierten Schritt werden den Merkmalsausprägungen Teilnutzenwerte zugeordnet.<br />

Dabei wird auf den Zusammenhang zurückgegriffen, dass der Gesamtnutzen einer<br />

Produktvariante sich additiv aus den Teilnutzenwerten der Produktmerkmale zusammensetzt.<br />

Abschließend werden die Teilnutzenwerte über die Testpersonen aggregiert.<br />

Hierfür ist eine Normierung der Teilnutzenwerte erforderlich. Nach Umrechnung der<br />

Teilnutzenwerte in Geldeinheiten resultiert der Anteil des Preises des <strong>Marken</strong>produkts,<br />

der unmittelbar auf die Marke zurückzuführen ist.<br />

Zusammenfassend basiert die Ermittlung der Preisprämie im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s auf den beiden Methoden preisabstand-basierter Ansatz und Conjoint-Analyse.<br />

Die konkrete Entscheidung für eine der Methoden ist auf Grundlage der Datenlage<br />

festzumachen.<br />

Mengenprämie<br />

Die Marke besitzt in vielen Fällen nicht nur einen Einfluss auf den Preis, sondern auch<br />

auf die Absatzmenge des <strong>Marken</strong>produktes. Analog zu der Ermittlung der Preisprämie<br />

wird die Methodik zur Abgrenzung der Mengenprämie daran festgemacht, ob am<br />

Markt das Absatzvolumen für eine vergleichbare Marke beobachtbar ist:<br />

Volumendifferenzbasierter<br />

Ansatz<br />

Absatzvolumen<br />

für<br />

Vergleichsmarke<br />

vorhanden<br />

Conjoint-<br />

Analyse<br />

Abbildung C-30: Verfahren zur Bestimmung der Mengenprämie<br />

Falls ein Absatzvolumen für eine no-name Marke bzw. eine vergleichbare Marke vorhanden<br />

ist, kann die Bestimmung der Mengenprämie auf Basis des Volumendifferenzbasierten<br />

Ansatzes erfolgen. Ist diese Datengrundlage nicht gegeben, steht als alterna-<br />

147


tive Methode die Conjoint-Analyse zur Verfügung. Analog zu den Erläuterungen bei<br />

der Ermittlung der Preisprämie werden die Verfahren im Folgenden näher dargestellt.<br />

Bei der Messung der Mengenprämie anhand des Volumendifferenz-basierten Ansatzes<br />

wird die Mengenprämie als Differenz der Absatzvolumina von <strong>Marken</strong>produkt und<br />

einem vergleichbaren No-name-Produkt bestimmt. 413 Bei der Bestimmung der Absatzvolumina<br />

ist festzulegen, für welches geographische Gebiet der <strong>Marken</strong>wert ermittelt<br />

werden soll. Existiert eine geographische Beschränkung, so ist das Absatzvolumen<br />

entsprechend einzugrenzen, anderenfalls sind grundsätzlich die weltweiten Absatzmengen<br />

von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt relevant.<br />

Allerdings gelten für die Ermittlung der Mengenprämie anhand von Marktdaten die<br />

bereits bei der Ermittlung der Preisprämie angeführten kritischen Aspekte. So kann der<br />

beobachtbare Unterschied des Absatzvolumens nicht nur die Präferenzen der Konsumenten<br />

widerspiegeln, sondern auch durch die Distributionspolitik des Unternehmens<br />

beeinflusst sein. 414 Analog zu dem Vorgehen bei der Bestimmung der Preisprämie ist<br />

dieser Effekt durch eine Anpassung zu bereinigen.<br />

Falls <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt sich nicht nur durch das <strong>Marken</strong>zeichen,<br />

sondern auch durch weitere Aspekte, wie etwa die Qualität unterscheiden, ist dieser<br />

Effekt auch bei der am Markt beobachtbaren Mengenprämie zu eliminieren. Zu diesem<br />

Zweck ist analog dem Vorgehen bei der Preisprämie der Anteil des <strong>Marken</strong>zeichens an<br />

den kaufrelevanten Faktoren zu bestimmen. Allerdings unterscheidet sich das Verfahren<br />

gegenüber der Abgrenzung der Preisprämie dadurch, dass der Preis in diesem Fall<br />

als kaufrelevanter Faktor berücksichtigt werden muss. 415 Aufgrund der Aufnahme des<br />

Einbezugs des Faktors Preis resultieren gegenüber der Abgrenzung der Preisprämie<br />

andere Gewichtungsfaktoren.<br />

Zur Veranschaulichung soll die Methodik am Fallbeispiel BRAND verdeutlicht werden.<br />

Für die Marke Top Ice wurden als relevante Faktoren der Kaufentscheidung Marke, Verpackung,<br />

wahrgenommene Produktqualität sowie der Preis identifiziert. Auf Basis der Einschätzungen<br />

des Managements wurden diese Faktoren mit einem Punktwert auf einer Skala<br />

von 1 (sehr geringe Bedeutung) bis 5 (sehr hohe Bedeutung) eingestuft. Im Ergebnis resultieren<br />

folgende prozentuale Anteile für die einzelnen Faktoren:<br />

413 Vgl. Greinert (2002), S. 189.<br />

414 Vgl. Greinert (2002), S. 189.<br />

415 Vgl. Castedello/Klingbeil (2004), S. 157 f.<br />

148


Marke 4 33,3%<br />

Wahrgenommene Produktqualität 2 16,7%<br />

Verpackung 2 16,7%<br />

Preis 4 33,3%<br />

12 100,0%<br />

Bei der Bestimmung der relevanten Faktoren für die Kaufentscheidung für die Analyse einer<br />

Mengenprämie ist auch der Preis als relevanter Faktor einzubeziehen. Aus diesem Grund<br />

resultieren gegenüber der Analyse der Preisprämie andere Gewichtungsfaktoren. Während<br />

der Anteil der Marke an der Preisprämie 50,0% betrug, beläuft er sich bei der Mengenprämie<br />

auf 33,3%.<br />

Dieser Gewichtungsfaktor ist mit der am Markt beobachtbaren Differenz der Absatzvolumina<br />

von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt zu multiplizieren, um den Anteil der Marke an der<br />

Mengenprämie zu bestimmen:<br />

Menge <strong>Marken</strong>produkt 1.892<br />

Menge no-name Produkt (am Markt beobachtbar) 1.500<br />

Mengenprämie <strong>Marken</strong>produkt 392<br />

Anteil Marke an Mengenprämie <strong>Marken</strong>produkt 33,3%<br />

Mengenprämie Marke 131<br />

Im Ergebnis resultiert für das Jahr 2004 eine Mengenprämie der Marke in Höhe von 131<br />

Einheiten.<br />

Die Verwendung von Marktdaten stellt mithin auch bei der Ermittlung einer Mengenprämie<br />

ein leicht anwendbares Vorgehen dar und wird daher als primäres Vorgehen für<br />

das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> vorgeschlagen. Sollten allerdings die Datenvoraussetzungen für die<br />

Messung der Mengenprämie auf Basis von Marktdaten nicht gegeben sein, kann alternativ<br />

auf die Methodik der Conjoint-Analyse zurückgegriffen werden.<br />

Die Messung der Mengenprämie auf Basis von Konsumentenbefragungen basiert auf<br />

der Methodik der Conjoint-Analyse. 416 Hierbei wird die Absatzmenge des <strong>Marken</strong>produkts<br />

als Produkt aus dem Grenzwert der Erstkaufrate, dem Grenzwert der Wiederkaufrate,<br />

der relativen Kaufintensität, dem Bekanntheitsgrad und dem Distributionsgrad<br />

gemessen. 417 Die Conjoint-Analyse wird zur Ermittlung des Grenzwerts der Wiederkaufrate<br />

herangezogen. Die restlichen Bestimmungsfaktoren können etwa anhand<br />

eines typischen No-name-Produkts oder einer typischen Handelsmarke geschätzt werden.<br />

Die Differenz des Marktanteils des <strong>Marken</strong>produkts und des über die Conjoint-<br />

Analyse ermittelten Marktanteils des No-name-Produkts entspricht der Mengenprämie<br />

der Marke.<br />

416 Vgl. Sattler (1997), S. 189-191.<br />

417 Vgl. Parfitt/Collins (1968), S. 131-145; Sattler (1997), S. 67.<br />

149


Die Auswahl eines Verfahrens zur Bestimmung der Mengenprämie ist allerdings nicht<br />

unabhängig von der gewählten Methodik zur Messung der Preisprämie. So wird bei<br />

der Messung der Preisprämie auf Basis der Conjoint-Analyse unterstellt, dass bei dem<br />

so ermittelten Preisunterschied die Konsumenten indifferent zwischen dem <strong>Marken</strong>produkt<br />

und dem No-name-Produkt sind. 418 Wenn die Konsumenten allerdings indifferent<br />

zwischen <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt sind, würden sie von beiden Produkten<br />

die gleiche Menge kaufen. Die Annahme einer Indifferenz der Konsumenten<br />

zwischen <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt ist damit gleichzusetzen mit der gleichen<br />

Absatzmenge zwischen <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt. Der Ansatz einer<br />

auf Basis der Conjoint-Analyse ermittelten Preisprämie hat mithin zur Folge, dass aufgrund<br />

der impliziten Prämisse der Indifferenz der Konsumenten zwischen <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt nicht gleichzeitig eine Mengenprämie angesetzt werden<br />

darf.<br />

Der gleiche Zusammenhang gilt ebenso umgekehrt. Eine auf Basis der Conjoint-<br />

Analyse ermittelte Mengeprämie unterstellt Indifferenz der Konsumenten zwischen<br />

<strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt und darf mithin nicht mit einer Preisprämie<br />

kombiniert werden. Ein paralleler Ansatz von Preisprämie und Mengenprämie ist mithin<br />

nur möglich, wenn beide Größen auf Basis von Marktdaten ermittelt wurden.<br />

Nachfolgende Abbildung veranschaulicht noch einmal die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten:<br />

Messung Preisprämie auf<br />

Basis Preisabstandbasierter<br />

Ansatz<br />

Messung Preisprämie auf<br />

Basis Conjoint-Analyse<br />

Messung Mengenprämie<br />

auf Basis Volumendifferenz-basierter<br />

Ansatz<br />

kombinierbar<br />

nicht kombinierbar<br />

Messung Mengenprämie<br />

auf Basis Conjoint-Analyse<br />

nicht kombinierbar<br />

nicht kombinierbar<br />

Abbildung C-31: Kombinationsmöglichkeiten der Verfahren zur Ermittlung von Preisprämie<br />

und Mengenprämie<br />

Nach der Darstellung der isolierten Ermittlung von Preisprämie und Mengenprämie<br />

soll im nächsten Schritt gezeigt werden, wie die beiden Komponenten zum Umsatz der<br />

Marke zusammengeführt werden können.<br />

418 Vgl. Sattler (1997), S. 184.<br />

150


Der Umsatz der Marke U m ist definiert als Differenz aus dem Umsatz des <strong>Marken</strong>produkts<br />

U p und dem Umsatz des No-name-Produkts U n :<br />

(1): U<br />

m<br />

= U<br />

p<br />

−U<br />

n<br />

mit<br />

U m<br />

U p<br />

U n<br />

= Umsatz der Marke<br />

= Umsatz des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Umsatz des No-name-Produkts<br />

Nach Aufspaltung in die Preis- und Mengenkomponenten kann Gleichung (1) auch<br />

dargestellt werden als:<br />

(2) U<br />

m<br />

= Pp<br />

* M<br />

p<br />

− Pn<br />

* M<br />

n<br />

mit<br />

U m<br />

P p<br />

M p<br />

P n<br />

M n<br />

= Umsatz der Marke<br />

= Preis des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Menge des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Preis des No-name-Produkts<br />

= Menge des No-name-Produkts<br />

Diese Darstellung macht deutlich, dass der Umsatz der Marke nicht direkt über Preisprämie<br />

und Mengenprämie berechnet werden kann. Vielmehr dienen Preis- und Mengenprämie<br />

dazu, die Preis- und Mengenkomponenten für das No-name-Produkt herzuleiten<br />

und auf dieser Basis den Umsatz der Marke zu bestimmen.<br />

Zusammengefasst stellen sich die Werttreiber des Umsatzes der Marke damit wie folgt<br />

dar:<br />

151


Preis des<br />

<strong>Marken</strong>produkts<br />

Preisprämie<br />

Absatzmenge<br />

des<br />

<strong>Marken</strong>produkts<br />

Umsatz der<br />

Marke<br />

Preis des<br />

No-name-<br />

Produkts<br />

Mengenprämie<br />

Absatzmenge<br />

des<br />

No-name-<br />

Produkts<br />

Abbildung C-32: Werttreiber des Umsatzes der Marke<br />

Für die zukünftigen Perioden ist zu untersuchen, ob die Wachstumsrate des Umsatzes<br />

des <strong>Marken</strong>produkts von der Wachstumsrate des Umsatzes des No-name-Produkts<br />

abweicht. Die geplante Wachstumsrate der Preise von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt wird beeinflusst durch die geplante Inflationsrate und die Fähigkeit des Unternehmens,<br />

Preissteigerungen am Markt weiterzugeben. Eine Abweichung zwischen<br />

<strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt ist wahrscheinlich, wenn das No-name-Produkt<br />

über eine schlechtere Positionierung gegenüber Konsumenten und Wettbewerb<br />

verfügt. Als Anhaltspunkt für eine Einschätzung kann die Preisentwicklung von <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt in der Vergangenheit heranzogen werden. Sollte es<br />

bereits in den vergangenen Perioden zu einem Abweichen der Wachstumsraten gekommen<br />

sein, deutet dies darauf hin, dass die Preisentwicklungen auch in der Zukunft<br />

unterschiedlich verlaufen werden.<br />

In der Regel wird die Wachstumsrate der Absatzmenge des <strong>Marken</strong>produkts über den<br />

geplanten Marktanteil und das geschätzte Volumen des Gesamtmarkts geplant. Auf<br />

Basis der Absatzmenge der aktuellen Periode kann auch für das No-name-Produkt der<br />

Marktanteil ermittelt werden. Für die Prognose stellt sich die Frage, ob sich die Marktanteile<br />

von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt mit der gleichen Wachstumsrate<br />

152


verändern. Ähnlich wie bei der Bestimmung der Wachstumsrate der Preise kann auch<br />

hier Bezug auf die Entwicklung der Marktanteile von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt in der Vergangenheit genommen werden. 419 Zu berücksichtigen ist allerdings,<br />

dass selbst bei dem Ansatz der Wachstumsraten für Preis und Menge in gleicher Höhe<br />

bei <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt ein absoluter Anstieg der Preis- und Mengenprämie<br />

resultiert. Der Ansatz der Preis- und Mengenprämie der aktuellen Preis- und<br />

Mengenprämie für die zukünftigen Perioden würde daher geringere Wachstumsraten<br />

des <strong>Marken</strong>produkts implizieren und ist daher als kritisch anzusehen.<br />

2.3.1.3 Operative Marge<br />

Zur Bestimmung der operativen Marge sind von den Umsatzerlösen die operativen<br />

Kosten abzuziehen. In dieser Arbeit werden als operative Kosten der Marke Herstellkosten,<br />

Vertriebskosten und Verwaltungskosten unterschieden. Die Abschreibungen<br />

werden in der Planungsrechnung des Fallbeispiels isoliert ausgewiesen und deshalb<br />

hier als eigener Posten behandelt.<br />

Herstellkosten<br />

Die Herstellkosten bestehen aus variablen und fixen Komponenten. Sowohl für die<br />

variablen als auch die fixen Herstellkosten ist zu untersuchen, ob ihre Höhe bei <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt unterschiedlich ausgeprägt ist.<br />

Zu den variablen Herstellkosten zählen beispielsweise Fertigungslöhne oder Kosten<br />

für Fertigungsmaterial. Die variablen Herstellkosten können bei <strong>Marken</strong>produkt und<br />

No-name-Produkt durch zwei Gründe voneinander abweichen. Zum einen kann eine<br />

Differenz durch eine unterschiedliche Produktionsmenge von <strong>Marken</strong>produkt und Noname-Produkt<br />

bedingt sein. Falls bei der Berechnung der Umsatzerlöse eine Mengenprämie<br />

der Marke unterstellt wird, resultieren variable Herstellkosten, die direkt der<br />

Marke zuzurechnen sind. Die mengenbedingte Erhöhung der variablen Herstellkosten<br />

errechnet sich dann als Produkt aus der Mengenprämie und den variablen Herstellkosten<br />

pro <strong>St</strong>ück.<br />

419 In der in Abschnitt B1.1 dargestellten <strong>St</strong>udie von Swander & Pace wurde unter anderem das Umsatzwachstum<br />

von Unternehmen mit <strong>Marken</strong> mit dem Umsatzwachstum von Unternehmen ohne <strong>Marken</strong> verglichen. Die<br />

Werte für die <strong>Marken</strong>unternehmen lagen mit 5,2% nur leicht über dem Wachstum der Unternehmen mit Noname-Produkten<br />

mit 4,9%. Dies deutet zumindest für die betrachtete Gruppe von Unternehmen für einen eher<br />

geringen Einfluss der Marke auf die Wachstumsraten von Preis und Absatzmenge hin.<br />

153


Zum anderen könnte auch die Höhe der <strong>St</strong>ückkosten bei <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt voneinander abweichen. Dies wäre beispielsweise dann der Fall, wenn für das<br />

<strong>Marken</strong>produkt hochwertigere Einsatzstoffe oder aufwendigere Produktionsprozesse<br />

als für das No-name-Produkt zur Anwendung kämen. Dies ist jedoch durch die in dieser<br />

Arbeit gewählte Definition des No-name-Produkts ausgeschlossen. Das No-name-<br />

Produkt wurde in Abschnitt C2.3.1.1 definiert als ein Produkt, das die gleiche Qualität<br />

wie das <strong>Marken</strong>produkt aufweist. Mithin müssen für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt konsequenterweise auch identische Produktionsprozesse und Fertigungsmaterialien<br />

unterstellt werden. Aufgrund dieser Prämisse kann kein Einfluss der Marke auf<br />

die variablen <strong>St</strong>ückkosten bestehen. 420<br />

Die fixen Herstellkosten sind grundsätzlich unabhängig von der Produktionsmenge.<br />

Damit fallen sie sowohl im Fall des <strong>Marken</strong>produkts als auch im Fall des No-name-<br />

Produkts in gleicher Höhe an. Aus diesem Grund werden keine fixen Herstellkosten<br />

für die Marke angesetzt.<br />

Zusammenfassend stellen sich die Werttreiber der (variablen) Herstellkosten der Marke<br />

wie folgt dar: 421<br />

Mengenprämie<br />

(Variable)<br />

Herstellkosten<br />

<strong>St</strong>ückkosten<br />

Abbildung C-33: Werttreiber der Herstellkosten der Marke<br />

Die Prognose der variablen Herstellkosten kann auf Basis der für das <strong>Marken</strong>produkt<br />

geplanten <strong>St</strong>ückkosten und der für die Planung des Umsatzes der Marke angesetzten<br />

Mengenprämie vorgenommen werden.<br />

420 Ein Einfluss der Marke auf die <strong>St</strong>ückkosten könnte eventuell durch die mit einem höheren Produktionsvolumen<br />

verbundenen Lerneffekte bedingt sein.<br />

421 Die fixen Herstellkosten von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt könnten noch dadurch variieren, dass für<br />

das <strong>Marken</strong>produkt eine andere Art von Produktionsanlagen eingesetzt wird als für das No-name-Produkt.<br />

Aufgrund der Prämisse der identischen Produktionsprozesse von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt Produktionsmittel<br />

gleicher Qualität verwendet werden. Aus diesem Aspekt resultiert mithin kein Einfluss auf die<br />

fixen Herstellkosten der Marke.<br />

154


Vertriebskosten<br />

Als Vertriebskosten sollen in dieser Arbeit die Kosten für Werbung, Kosten für Händlerprovisionen<br />

sowie sonstige Vertriebskosten unterschieden werden. Für diese Komponenten<br />

ist im Folgenden zu untersuchen, ob sie bei <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt eine unterschiedliche Höhe einnehmen und damit Vertriebskosten der Marke<br />

darstellen.<br />

Die Kosten für Werbung weichen in der Regel bei <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt voneinander ab, da <strong>Marken</strong>produkte zur Sicherung von <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image stärker beworben werden als No-name-Produkte. Zwar werden auch<br />

für No-name-Produkte beispielsweise Anzeigen in Printmedien geschaltet, dies erfolgt<br />

allerdings in der Regel im Zusammenhang mit einer Vielzahl von weiteren Angeboten<br />

der Verkaufsstätte. Da als Kosten für Werbung allerdings lediglich dem <strong>Marken</strong>produkt<br />

bzw. dem No-name-Produkt direkt zurechenbare Werbemaßnahmen verstanden<br />

werden sollen, können die Kosten für Werbung des <strong>Marken</strong>produkts in voller Höhe als<br />

<strong>Marken</strong>kosten klassifiziert werden.<br />

Bei Kosten für Händlerprovisionen ist ebenfalls davon auszugehen, dass sie bei<br />

<strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt unterschiedlich ausgeprägt sind. Hierbei sind<br />

allerdings zwei gegensätzliche Wirkungseffekte zu unterscheiden. Einerseits hängt die<br />

Höhe der Händlergebühren von der Verhandlungsmacht des Herstellers und damit wesentlich<br />

von der <strong>St</strong>ärke der Marke ab. Die Händlerprovisionen des <strong>Marken</strong>produkts<br />

sind in dieser Hinsicht niedriger als im Fall des No-name-Produkts. Andererseits drängen<br />

Hersteller oftmals aus Imagegründen darauf, dass die Marke vom Händler an einer<br />

prominenten <strong>St</strong>elle am Point-of-Sale platziert wird. Im Gegensatz dazu würde bei einer<br />

no-name Marke eher in Kauf genommen, dass sie an einer weniger attraktiven <strong>St</strong>elle<br />

positioniert wird. In diesem Zusammenhang können für <strong>Marken</strong>produkt höhere Gebühren<br />

anfallen als für das No-name-Produkt. Zusammenfassend errechnen sich die Händlerprovisionen<br />

der Marke als Differenz aus den Händlerprovisionen des <strong>Marken</strong>produkts<br />

und des No-name-Produkts, wobei es von der relativen <strong>St</strong>ärke der Einzeleffekte<br />

abhängt, ob die Händlerprovisionen der Marke ein positives oder negatives Vorzeichen<br />

besitzen. 422<br />

Unter sonstigen Vertriebskosten werden hier die Aufwendungen für kurzfristige Werbung,<br />

Promotionaktivitäten oder Kosten für die Akquisition und Bindung von Kunden<br />

422 In der hypothetischen Beispielrechnung von Schlaberg werden die Kosten des Händlermarketing für das Referenzprodukt<br />

(annahmegemäß kein No-name-Produkt, sondern ein Produkt aus dem mittleren Preisbereich)<br />

niedriger als für das <strong>Marken</strong>produkt angesetzt. Vgl. Schlaberg (1997), S. 314.<br />

155


subsumiert. Aufwendungen dieser Art fallen prinzipiell sowohl für ein <strong>Marken</strong>produkt<br />

als auch für ein No-name-Produkt an. Für das <strong>Marken</strong>produkt lassen sich die sonstigen<br />

Vertriebskosten direkt aus der Gewinn- und Verlustrechnung bzw. Kostenrechnung des<br />

<strong>Marken</strong>produkts ablesen. Zur Bestimmung der Höhe der sonstigen Vertriebskosten für<br />

das No-name-Produkt kann auf den branchenüblichen Anteil der sonstigen Vertriebskosten<br />

am Umsatz für ein No-name-Produkt bzw. für eine schwache Marke zurückgegriffen<br />

werden. Zu berücksichtigen ist, dass auch bei gleicher Relation von sonstigen<br />

Vertriebskosten zum Umsatz bei <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt die sonstigen<br />

Vertriebskosten in absoluter Höhe aufgrund des höheren Umsatzes des <strong>Marken</strong>produkts<br />

voneinander abweichen. 423<br />

Zusammengefasst stellen sich die Werttreiber der Vertriebskosten der Marke wie folgt<br />

dar:<br />

Kosten für Werbung<br />

Vertriebskosten<br />

Händlerprovisionen<br />

<strong>Marken</strong>produkt und<br />

No-name-Produkt<br />

Sonstige Vertriebskosten<br />

<strong>Marken</strong>produkt und<br />

No-name-Produkt<br />

Abbildung C-34: Werttreiber der Vertriebskosten der Marke<br />

Für die zukünftigen Perioden ist ebenfalls zu unterstellen, dass die Kosten für Werbung<br />

ausschließlich für das <strong>Marken</strong>produkt anfallen. Sie können direkt aus der Planung<br />

des <strong>Marken</strong>produkts direkt abgeleitet werden.<br />

423 Allgemein ist keine Aussage möglich, ob die sonstigen Marketingkosten mit Marke oder ohne Marke höher<br />

sind. Einerseits verfügen Unternehmen mit starken <strong>Marken</strong> über einen Kundenstamm, der gegenüber eigenen<br />

Marketingaktivitäten empfänglicher reagiert als die Kunden eines No-name-Produktes. Vor diesem Hintergrund<br />

kann davon ausgegangen werden, dass die sonstigen Marketingkosten für <strong>Marken</strong>produkte geringer<br />

sind als für No-name-Produkte. Vgl. Keller (1993), S. 9. Andererseits werden <strong>Marken</strong>produkte aber auch<br />

stärker beworben, so dass auch der Anteil kurzfristiger Werbeaufwendungen größer als bei einem No-name-<br />

Produkt sein kann.<br />

156


Die Händlerprovisionen der Marke stellen einen Anteil der gesamten Händlerprovisionen<br />

des <strong>Marken</strong>produkts dar. Eine mögliche Vorgehensweise für die Planung besteht<br />

darin, die aktuelle Relation von Händlerprovisionen der Marke zu Händlerprovisionen<br />

des <strong>Marken</strong>produkts auch für die Planung anzusetzen. Auf dieser Basis können die<br />

Händlerprovisionen der Marke direkt aus den geplanten Händlerprovisionen des <strong>Marken</strong>produkts<br />

abgeleitet werden. Die gleiche Methodik kann auch für die Planung der<br />

sonstigen Vertriebskosten der Marke angewendet werden.<br />

Verwaltungskosten<br />

Die rechtliche Betreuung der Marke sowie die Überwachung möglicher Schutzrechtsverletzungen<br />

verursachen Aufwendungen im Verwaltungsbereich, die direkt der Marke<br />

zuzurechnen sind. Da diese Tätigkeiten bei einem No-name-Produkt nicht anfallen,<br />

sind die damit verbundenen Aufwendungen in voller Höhe den Aufwendungen der<br />

Marke zuzurechnen.<br />

Für die sonstigen Verwaltungskosten ist davon auszugehen, dass sie sowohl im Fall<br />

mit Marke und ohne Marke in gleicher Höhe anfallen. Aus diesem Grund bilden die<br />

sonstigen Verwaltungskosten keinen Bestandteil des <strong>Marken</strong>werts dar.<br />

Zusammengefasst stellen sich die Werttreiber der Verwaltungskosten der Marke wie<br />

folgt dar:<br />

Verwaltungskosten<br />

Kosten für rechtlichen Schutz<br />

der Marke<br />

Abbildung C-35: Werttreiber der Verwaltungskosten der Marke<br />

Die Kosten für rechtlichen Schutz der Marke werden auch in den zukünftigen Perioden<br />

der Marke in voller Höhe zugerechnet und können direkt aus der Planung des <strong>Marken</strong>produkts<br />

abgelesen werden.<br />

Abschreibungen<br />

Voraussetzung für den Ansatz von Abschreibungen der Marke ist eine Mengenprämie<br />

bei der Planung des Umsatzes der Marke. Wenn die höhere Produktionsmenge des<br />

<strong>Marken</strong>produkts im Vergleich zu dem No-name-Produkt nicht mit der gleichen Anzahl<br />

von Produktionsanlagen hergestellt werden kann, besteht ein Einfluss auf die Ab-<br />

157


schreibungen. Die Abschreibungen der Marke errechnen sich demzufolge als Produkt<br />

aus der Abschreibungsquote und der Differenz der Sachanlagen von <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt.<br />

Die Werttreiber der Abschreibungen stellen sich damit wie folgt dar:<br />

Abschreibungen<br />

Sachanlagen<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-<br />

Produkt<br />

Abschreibungsquote<br />

Abbildung C-36:<br />

Werttreiber der Abschreibungen der Marke<br />

Für die Planung der Abschreibungen der Marke ist auf Basis der zukünftigen Absatzbzw.<br />

Produktionsmengen von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt für die einzelnen<br />

Perioden das jeweils erforderliche Sachanlagevermögen zu bestimmen. Die Bestimmung<br />

der Absatz- bzw. Produktionsmenge des No-name-Produkts kann über die geplante<br />

Mengenprämie der einzelnen Perioden erfolgen.<br />

2.3.1.4 Investitionen<br />

Die Untersuchung des Einflusses der Marke auf die Investitionen ist getrennt nach Investitionen<br />

in das Working Capital und Investitionen in das Anlagevermögen vorzunehmen.<br />

Investitionen in Working Capital<br />

Das Working Capital setzt sich für ein Produktionsunternehmen aus Vorräten sowie<br />

Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zusammen. Üblicherweise<br />

werden diese Posten von den Unternehmen nach Zielwerten geeigneter<br />

Kennzahlen gesteuert. Das Management der Vorräte beispielsweise erfolgt auf Basis<br />

der Kenngröße Lagerreichweite. Diese ist definiert als Quotient aus der Absatzmenge<br />

pro Tag und dem Bestand an Vorräten. Für einen Zielwert der Lagerreichweite, bei-<br />

158


spielsweise 30 Tage, kann auf Basis der Kenntnis der täglichen Absatzmenge der<br />

erforderliche Lagerbestand an Vorräten errechnet werden. Analog werden die Forderungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen über die Forderungsreichweite, definiert als<br />

Quotient aus Umsatz pro Tag und Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen,<br />

gesteuert. Die relevante Kennzahl für das Management der Verbindlichkeiten<br />

aus Lieferungen und Leistungen ist die Verbindlichkeitsreichweite, die dem Quotient<br />

aus Materialaufwand pro Tag und dem Bestand an Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />

und Leistungen entspricht.<br />

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Zielwerte zur <strong>St</strong>euerung des Working<br />

Capital für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt nicht voneinander abweichen. 424 Bei<br />

gleichen Zielwerten für die Kennzahlen resultiert allerdings bereits aufgrund von Differenzen<br />

bei der absoluten Höhe der Umsatzerlöse bzw. der Absatzmenge oder der<br />

Materialaufwendungen ein abweichendes Working Capital für <strong>Marken</strong>produkt und<br />

No-name-Produkt. Unterschiede bei der absoluten Höhe des Working Capital führen<br />

dementsprechend auch zu einer unterschiedlichen Höhe der Investitionen in das Working<br />

Capital.<br />

Vor diesem Hintergrund können die Investitionen der Marke in Vorräte als Produkt aus<br />

der Veränderung der Mengenprämie zur Vorperiode und der Lagerreichweite ermittelt<br />

werden. Entsprechend sind die Investitionen der Marke in Forderungen aus Lieferungen<br />

und Leistungen definiert als Produkt aus der Veränderung des Umsatzes der Marke<br />

zur Vorperiode und der Forderungsreichweite. Schließlich ergeben sich die Investitionen<br />

der Marke in Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen durch die Multiplikation<br />

der Veränderung der Materialaufwendungen der Marke zur Vorperiode und<br />

der Verbindlichkeitsreichweite.<br />

Nachfolgende Abbildung fasst die Werttreiber der Investitionen in das Working Capital<br />

zusammen:<br />

424 Vgl. die gleiche Annahme bei Schlaberg (1997), S. 311.<br />

159


Mengenprämie<br />

zu Vorperiode<br />

Investitionen der<br />

Marke in Vorräte<br />

Lagerreichweite<br />

Investitionen<br />

der Marke in<br />

Working Capital<br />

Investitionen der<br />

Marke in<br />

Forderungen aus<br />

L&L<br />

Umsatz der<br />

Marke zu<br />

Vorperiode<br />

Verbindlichkeitsreichweite<br />

Forderungsreichweite<br />

Investitionen der<br />

Marke in Verbindlichkeiten<br />

aus L&L<br />

Materialaufwendungen<br />

der<br />

Marke zu<br />

Vorperiode<br />

Abbildung C-37: Werttreiber der Investitionen der Marke in Working Capital<br />

Die Abbildung macht deutlich, dass die Investitionen der Marke in das Working Capital<br />

vollständig durch die Prämissen bei der Abgrenzung der Umsatzerlöse bzw. der<br />

Herstellkosten bestimmt sind. So können Investitionen der Marke in Vorräte nur im<br />

Fall einer Mengenprämie der Marke auftreten. Ebenso sind Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />

und Leistungen der Marke ausschließlich durch zusätzliche Materialaufwendungen<br />

der Marke bedingt. Diese können wiederum nur im Fall einer Mengenprämie<br />

der Marke auftreten. Schließlich resultieren Investitionen in Forderungen aus Lieferungen<br />

und Leistungen der Marke im Falle eines zusätzlichen Umsatzes der Marke.<br />

Dieser zusätzliche Umsatz kann durch eine Preisprämie und/oder eine Mengenprämie<br />

bedingt sein.<br />

Für die zukünftigen Perioden kann unterstellt werden, dass die Zielwerte der Kennzahlen<br />

unverändert bleiben. Die Umsatzerlöse, Absatzmengen und Materialaufwendungen<br />

werden bei der Planung der Gewinn- und Verlustrechnung prognostiziert. Vor diesem<br />

Hintergrund lassen sich die Posten des Working Capital und damit auch die dazu gehörigen<br />

Investitionen auf Basis der dargestellten Methodik ableiten.<br />

160


Investitionen in Anlagevermögen<br />

Die Investitionen der Marke in das Anlagevermögen entsprechen der Differenz der<br />

Bruttoinvestitionen in das Anlagevermögen im Fall des <strong>Marken</strong>produkts und im Fall<br />

des No-name-Produkts.<br />

Ein Unterschied bezüglich der Höhe des Anlagevermögens zwischen <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt kann zum einen aus der Anzahl bzw. der Größe der Produktionsanlagen<br />

resultieren. Wird der Umsatz der Marke auf Basis einer Mengenprämie<br />

bestimmt, ist abzuschätzen, ob aufgrund der zusätzlichen Produktionsmenge die<br />

Anschaffung einer weiteren Produktionsanlage erforderlich ist. Zu diesem Zweck ist<br />

sowohl für <strong>Marken</strong>produkt als auch No-name-Produkt die jährliche Produktionsmenge<br />

in das Verhältnis zur Kapazität einer Produktionsanlage zu setzen. Falls die für die<br />

Produktion des No-name-Produkts erforderliche Anzahl von Produktionsanlagen von<br />

der Anzahl der Produktionsanlagen im Fall mit Marke abweicht, ist für die Marke ein<br />

größeres Anlagevermögen als für das No-name-Produkt erforderlich. Die Differenz<br />

aus der Veränderung der Anzahl der Produktionsanlagen im Fall des <strong>Marken</strong>produkts<br />

und des No-name-Produkts ergibt die zusätzlichen Produktionsanlagen aufgrund der<br />

Marke. 425 Nach Multiplikation mit den Kosten pro Produktionsanlage resultieren die<br />

Investitionen der Marke in das Anlagevermögen.<br />

Nachfolgende Abbildung stellt die Ermittlung der Investitionen der Marke in das Anlagevermögen<br />

noch einmal im Überblick dar:<br />

Investitionen der Marke in<br />

Anlagevermögen<br />

Anzahl zusätzliche Produktionsanlagen<br />

gegenüber Vorperiode<br />

<strong>Marken</strong>produkt und<br />

No-name-Produkt<br />

Kosten pro Produktionsanlage<br />

Abbildung C-38: Ermittlung der Investitionen der Marke in Anlagevermögen<br />

Für die zukünftigen Perioden kann die Planung der Investitionen in das Anlagevermögen<br />

auf der Basis der gleichen Methodik vorgenommen werden. Alternativ besteht<br />

425 Die direkte Berechnung der Investitionen aus der Veränderung der Mengenprämie der Marke ist ungenau, da<br />

hierbei nicht berücksichtigt wird, dass die Produktionsanlagen nicht voll ausgelastet sein können.<br />

161


auch die Möglichkeit, die Investitionen in das Anlagevermögen über eine Quote vom<br />

Umsatz abzuleiten.<br />

2.3.1.5 Fremdkapital<br />

Für die Ermittlung des Eigenkapitalwerts der Marke ist der Gesamtkapitalwert der<br />

Marke um das anteilige verzinsliche Fremdkapital der Marke zu reduzieren. Zur Ermittlung<br />

des Fremdkapitals der Marke soll davon ausgegangen werden, dass <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt über die gleiche Kapitalstruktur in Buchwerten verfügen.<br />

Die Bilanzsumme lässt sich über die Aktivseite ermitteln. Auf die Berechnung des<br />

Anlagevermögens und der unverzinslichen Forderungen als Bestandteil des Working<br />

Capital wurde bereits eingegangen. Die (operative) Kasse kann für das No-name-<br />

Produkt über die gleiche Quote zum Umsatz wie im Fall des <strong>Marken</strong>produkts abgegrenzt<br />

und geplant werden. Vor diesem Hintergrund errechnet sich das auf die Marke<br />

entfallende verzinsliche und unverzinsliche Fremdkapital als Produkt aus der Fremdkapitalquote<br />

und der Differenz der Bilanzsumme im Fall des <strong>Marken</strong>produkts und des<br />

No-name-Produkts. Nach Abzug der unverzinslichen Verbindlichkeiten resultiert das<br />

anteilige verzinsliche Fremdkapital der Marke:<br />

Gesamtes<br />

Fremdkapital<br />

der Marke<br />

Bilanzsumme<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-<br />

Produkt<br />

Verzinsliches<br />

Fremdkapital<br />

der Marke<br />

Fremdkapitalquote<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

Unverzinsliche<br />

Verbindlichkeiten<br />

Abbildung C-39: Ermittlung des Fremdkapitals der Marke<br />

162


2.3.1.6 Zusammenfassung<br />

Auf dieser Basis können Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Investitionsplanung und Kapitalflussrechnung<br />

der Marke Top Ice abgeleitet werden:<br />

Gewinn- und Verlustrechnung<br />

2004 2005 2006 ... 2024<br />

Umsatz Marke 697,0 744,6 795,3 ... 2.577,9<br />

Umsatzwachstum 2,3% 6,8% 6,8% ... 6,7%<br />

...<br />

Preis <strong>Marken</strong>produkt 1,24 1,28 1,31 ... 2,24<br />

Wachstumsrate Preis 3,0% 3,0% 3,0% ... 3,0%<br />

Absatzmenge <strong>Marken</strong>produkt 1.892 1.948 2.007 ... 3.416<br />

Wachstumsrate Absatzmenge 2,0% 3,0% 3,0% ... 3,0%<br />

Umsatz <strong>Marken</strong>produkt 2.342,0 2.484,6 2.635,9 ... 7.639,5<br />

Preisprämie Marke 0,30 0,31 0,32 ... 0,55<br />

Preis no-name Produkt 0,93 0,96 0,99 ... 1,69<br />

Wachstumsrate Preis no-name Produkt 3,0% 3,0% 3,0% ... 3,0%<br />

Mengenprämie Marke 130,5 139,7 149,4 ... 416,0<br />

Absatzmenge no-name Produkt 1.761 1.809 1.857 ... 3.000<br />

Wachstumsrate Absatzmenge no-name Produkt 1,8% 2,7% 2,7% ... 2,7%<br />

Umsatz no-name Produkt 1.644,9 1.740,0 1.840,6 ... 5.061,7<br />

Herstellkosten Marke 69,1 76,1 83,8 ... 397,5<br />

Mengenprämie Marke 130,5 139,7 149,4 ... 416,0<br />

variable <strong>St</strong>ückkosten Marke 0,53 0,54 0,56 ... 0,96<br />

variable Herstellkosten Marke 69,1 76,1 83,8 ... 397,5<br />

fixe Herstellkosten Marke 0,0 0,0 0,0 ... 0,0<br />

Vertriebskosten Marke 614,8 652,2 691,9 ... 2.005,4<br />

Kosten für Werbekampagnen 468,4 496,9 527,2 ... 1.527,9<br />

Anteil Marke an Kosten für Händlerprovisionen 50,0% 50,0% 50,0% ... 50,0%<br />

Kosten für Händlerprovisionen 58,5 62,1 65,9 ... 191,0<br />

Anteil Marke an sonstigen Vertriebskosten 75,0% 75,0% 75,0% ... 75,0%<br />

sonstige Vertriebskosten der Marke 87,8 93,2 98,8 ... 286,5<br />

Verwaltungskosten Marke 26,5 27,3 28,1 ... 47,9<br />

Kosten für rechtlichen Schutz der Marke 26,5 27,3 28,1 ... 47,9<br />

sonstige Verwaltungskosten der Marke 0,0 0,0 0,0 ... 0,0<br />

EBITDA -13,3 -11,1 -8,6 ... 127,1<br />

EBITDA-Marge -1,91% -1,49% -1,08% ... 4,93%<br />

Abschreibungen -13,3 -10,6 -10,8 ... 0,0<br />

außerordentliche AfA auf Anlagevermögen -179,5<br />

EBIT -26,6 -21,7 -19,4 ... -52,4<br />

Zinsen -5,3 -4,4 -4,9 ... -23,7<br />

EBT -31,9 -26,2 -24,3 ... -76,1<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen 11,2 9,2 8,5 ... 26,6<br />

Jahresüberschuss -20,7 -17,0 -15,8 ... -49,5<br />

Ausschüttung/ Verlustausgleich 20,7 17,0 15,8 ... -23,6<br />

163


Auf Basis der Preis- und Mengenprämie wird der Umsatz des No-name-Produkts bestimmt.<br />

Der Umsatz der Marke resultiert als Differenz des Umsatzes des <strong>Marken</strong>produkts und des<br />

No-name-Produkts. Die Wachstumsrate des Preises wird für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt in identischer Höhe angesetzt. Für die Wachstumsrate der Absatzmenge wird unterstellt,<br />

dass die Absatzmenge des No-name-Produkts im Vergleich zum <strong>Marken</strong>produkt mit<br />

dem Faktor 0,9 wächst.<br />

Die variablen Herstellkosten der Marke ergeben sich als Produkt aus der Mengenprämie der<br />

Marke und den variablen <strong>St</strong>ückkosten. Fixe Herstellkosten werden nicht angesetzt, da diese<br />

annahmegemäß für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt in gleicher Höhe anfallen.<br />

Bei den Vertriebskosten werden die Kosten für Werbekampagnen in voller Höhe, die Kosten<br />

für Händlerprovisionen sowie die sonstigen Vertriebskosten als Anteil von 75% bzw. 50% der<br />

Kosten im Fall des <strong>Marken</strong>produkts angesetzt.<br />

Bei den Verwaltungskosten werden die Kosten für den rechtlichen Schutz der Marke dieser<br />

in voller Höhe zugerechnet. Für die sonstigen Verwaltungskosten wird unterstellt, dass sie<br />

für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt in gleicher Höhe anfallen. Deshalb werden für die<br />

Marke keine sonstigen Verwaltungskosten geplant.<br />

Die Abschreibungen errechnen sich als Produkt aus dem Abschreibungssatz (degressive<br />

Abschreibung über 5 Jahre) und der Differenz des Sachanlagevermögens im Fall mit Marke<br />

und ohne Marke.<br />

In der Berechnung werden positive <strong>St</strong>euerzahlungen ausgewiesen. Für die Interpretation<br />

dieser Größen ist zu berücksichtigen, dass <strong>St</strong>euerzahlungen auf der Ebene der Marke lediglich<br />

eine „theoretische“ Größe darstellen. Die Ergebnisgrößen der Marke selbst werden nicht<br />

direkt besteuert. Allerdings führt der negative Effekt der Marke auf die <strong>St</strong>euerbemessungsgrundlage<br />

auf der übergeordneten Ebene des <strong>Marken</strong>produkts zu einer Reduktion von<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen des <strong>Marken</strong>produkts. Ohne Existenz der Marke würde die <strong>St</strong>euerbemessungsgrundlage<br />

des <strong>Marken</strong>produkts höher sein und damit auch zu höheren <strong>St</strong>euerzahlungen<br />

führen. Aus diesem Grund muss für die Bewertung der Marke gleichsam eine „<strong>St</strong>euergutschrift“<br />

ausgewiesen werden.<br />

Eine ähnliche Begründung ist auch für den Posten „Ausschüttung/Verlustausgleich“ vorzunehmen.<br />

In Perioden, in denen negative Jahresüberschüsse auf der Ebene der Marke resultieren,<br />

wird die Marke durch das <strong>Marken</strong>produkt gleichsam „subventioniert“, indem ein<br />

Verlustausgleich vorgenommen wird.<br />

2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

Bilanz<br />

abschreibbares Anlagevermögen 66,6 53,2 54,2 55,3 ... 0,0<br />

Vorräte 10,7 10,7 11,5 12,3 ... 0,0<br />

Forderungen aus L&L 56,0 57,3 61,2 65,4 ... 0,0<br />

Kassenbestand 20,4 20,9 22,3 23,9 ... 0,0<br />

Aktiva 153,7 142,2 149,2 156,8 ... 0,0<br />

Eigenkapital 73,1 73,1 73,1 73,1 ... 0,0<br />

Darlehen 37,0 38,0 39,0 40,0 ... 0,0<br />

Kontokorrent 38,1 25,4 30,9 36,8 ... 0,0<br />

Verbindlichkeiten aus L&L 5,5 5,7 6,3 6,9 ... 0,0<br />

Passiva 153,7 142,2 149,2 156,8 ... 0,0<br />

164


Im Rahmen der Investitionsplanung werden über den Vergleich der Absatzmengen von <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt und der Kapazität pro Maschine die für <strong>Marken</strong>produkt<br />

und No-name-Produkt jeweils erforderlichen Investitionen berechnet.<br />

Investitionsplanung<br />

2004 2005 2006 ... 2024<br />

Absatzmenge <strong>Marken</strong>produkt 1.891,6 1.948,4 2.006,8 ... 3.416,5<br />

Absatzmenge no-name Produkt 1.761,1 1.808,6 1.857,5 ... 3.000,5<br />

Kapazität pro Maschine 10,0 10,0 10,0 ... 10,0<br />

Benötigte Maschinen <strong>Marken</strong>produkt 190,0 195,0 201,0 ... 342,0<br />

Benötigte Maschinen no-name Produkt 177,0 181,0 186,0 ... 301,0<br />

Veränderung Maschinen <strong>Marken</strong>produkt 4,0 5,0 6,0 ... 10,0<br />

Veränderung Maschinen no-name Produkt 4,0 4,0 5,0 ... 8,0<br />

Kosten pro Maschine 11,3 11,6 11,9 ... 20,3<br />

Investitionen <strong>Marken</strong>produkt 45,0 58,0 71,6 ... 203,3<br />

Investitionen no-name Produkt 45,0 46,4 59,7 ... 162,6<br />

Zusätzliche Investitionen Marke 0,0 11,6 11,9 ... 40,7<br />

Investitionen der Marke 0,0 11,6 11,9 ... 40,7<br />

Quote der Investitionen vom Umsatz 0,0% 1,6% 1,5% ... 1,6%<br />

Auf dieser Grundlage stellt sich die Kapitalflussrechnung wie folgt dar:<br />

2004 2005 2006 ... 2024<br />

Kapitalflussrechnung<br />

Jahresüberschuss -20,7 -17,0 -15,8 ... -49,5<br />

Zinsen 5,3 4,4 4,9 ... 23,7<br />

Abschreibungen 13,3 10,6 10,8 ... 179,5<br />

Veränderungen Vorräte 0,0 -0,8 -0,8 ... 32,5<br />

Veränderungen Ford. aus L&L -1,3 -3,9 -4,2 ... 198,6<br />

Veränderungen Verb. aus L&L 0,2 0,6 0,6 ... -30,1<br />

Cashflow operativ -3,3 -6,0 -4,4 ... 354,7<br />

Cashflow Investitionen 0,0 -11,6 -11,9 ... -40,7<br />

Veränderung Darlehen 1,0 1,0 1,0 ... -40,0<br />

Veränderung Kontokorrent -12,7 5,4 6,0 ... -299,1<br />

Ausschüttung/ Verlustausgleich 20,7 17,0 15,8 ... -23,6<br />

Zinsen -5,3 -4,4 -4,9 ... -23,7<br />

Cashflow Finanzierung 3,8 19,0 17,9 ... -386,5<br />

Cashflow Gesamt 0,5 1,4 1,5 ... -72,5<br />

Diese Daten sind die Basis für die Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts auf Basis des Cash-Konzepts<br />

bzw. auf Basis des Accrual-Konzepts im folgenden Abschnitt C2.3.2.<br />

Nach der Darstellung der Werttreiber des <strong>Marken</strong>werts ist im folgenden Abschnitt zu<br />

untersuchen, auf welche Weise die Messung des <strong>Marken</strong>werts erfolgt.<br />

165


2.3.2 Messung des <strong>Marken</strong>werts<br />

Auf Basis der Werttreiber des <strong>Marken</strong>werts kann ein Wert für die Marke bestimmt<br />

werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass ein Free Cashflow als Zahlungsstrom vor<br />

Zinsen einem Gesamtkapitalkostensatz gegenübergestellt wird. Das Resultat dieser<br />

Bewertung ist mithin ein Gesamtkapitalwert der Marke. Zur Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts<br />

aus Sicht der Eigentümer des Unternehmens ist von dem Gesamtkapitalwert der<br />

anteilige Marktwert des Fremdkapitals zum Bewertungsstichtag zu subtrahieren.<br />

Für die Marke Top Ice resultiert auf Basis der zukünftigen Free Cashflows der Marke mithin<br />

der folgende <strong>Marken</strong>wert:<br />

2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

DCF-Bewertung<br />

EBIT -26,6 -21,7 -19,4 ... -52,4<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen 9,3 7,6 6,8 ... 18,3<br />

NOPLAT -17,3 -14,1 -12,6 ... -34,0<br />

Abschreibungen 13,3 10,6 10,8 ... 179,5<br />

Investitionen ins Anlagevermögen 0,0 -11,6 -11,9 ... -40,7<br />

Investitionen ins Netto-Umlaufvermögen -1,1 -4,1 -4,3 ... 200,9<br />

Veränderung Kasse -0,5 -1,4 -1,5 ... 72,5<br />

Free Cashflow -5,6 -20,6 -19,6 ... 378,2<br />

WACC 10,00% 10,00% 10,00% ... 10,00%<br />

Barwertfaktor 0,91 0,83 0,75 ... 0,14<br />

Barwert der Free Cashflows -5,1 -17,0 -14,7 ... 51,1<br />

Gesamtwert Marke -30,4 -27,8 -10,1 8,5 ... 0,0<br />

Marktwert des Fremdkapitals Marke 75,1<br />

Marktwert des Eigenkapitals Marke -105,5<br />

Der gleiche Wert ergibt sich auch auf der Grundlage von Residualgewinnen:<br />

2003 2004 2005 2006 2024<br />

Residualgewinn-Bewertung<br />

NOPLAT -17,3 -14,1 -12,6 ... -34,0<br />

Investiertes Kapital 148,2 136,5 143,0 149,9 ... 0,0<br />

Capital Charge -14,8 -13,7 -14,3 ... -41,2<br />

Residualgewinn -32,1 -27,8 -26,9 ... -75,3<br />

Barwertfaktor 0,91 0,83 0,75 ... 0,14<br />

Barwert der Residualgewinne -29,2 -23,0 -20,2 ... -10,2<br />

Summe der Barwerte der Residualgewinne -178,6<br />

Gesamtwert Marke -30,4<br />

Marktwert des Fremdkapitals Marke 75,1<br />

Marktwert des Eigenkapitals Marke -105,5<br />

Als Ergebnis resultiert mithin ein negativer Gesamtkapitalwert sowie Eigenkapitalwert der<br />

Marke. Die Darstellung einer Beispielrechnung mit einem negativen (Brutto)-Kapitalwert der<br />

Marke mag zunächst ungewöhnlich erscheinen. Allerdings kann nicht grundsätzlich davon<br />

ausgegangen werden, dass eine Marke immer wertschaffend ist.<br />

166


Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> ist bewusst so konzipiert, dass es alle Konstellationen in Bezug auf<br />

Wertschaffung oder -vernichtung auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts und der Marke als immaterieller<br />

Vermögenswert abbilden kann. Vor diesem Hintergrund soll die Ermittlung eines<br />

negativen <strong>Marken</strong>werts die Analysemöglichkeiten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s verdeutlichen.<br />

Der <strong>Marken</strong>wert ist definiert als die Differenz der Werte von <strong>Marken</strong>produkt und No-name-<br />

Produkt. Zur Kontrolle der Ergebnisse der Bewertung wird in dieser Arbeit deshalb auch der<br />

Wert für das No-name-Produkt ermittelt. Hierbei resultiert ein Gesamtkapitalwert von 2.263<br />

und ein Eigenkapitalwert von 1.953. 426 Zur Kontrolle können diese Werte den entsprechenden<br />

Größen für <strong>Marken</strong>produkt und Marke gegenübergestellt werden:<br />

Gesamtwert <strong>Marken</strong>produkt 2.232,6<br />

Gesamtwert Marke -30,4<br />

Gesamtwert no-name Produkt 2.263,0<br />

Eigenkapitalwert <strong>Marken</strong>produkt 1.846,8<br />

Eigenkapitalwert Marke -105,5<br />

Eigenkapitalwert no-name Produkt 1.952,3<br />

Es zeigt sich, dass die Summe aus dem Wert für das No-name-Produkt und dem Wert für<br />

die Marke den Wert des <strong>Marken</strong>produkts ergibt. Dies entspricht der Definition des <strong>Marken</strong>werts<br />

in dieser Arbeit.<br />

Ähnlich wie im Fall des <strong>Marken</strong>produktwerts ist bei der Überführung des <strong>Marken</strong>werts<br />

in einen Punktwert zu berücksichtigen, dass der Bruttokapitalwert der Marke in das<br />

Verhältnis zu dem investierten Kapital gesetzt werden muss, um eine Aussage über<br />

Wertschaffung oder -vernichtung ermöglichen zu können. In Anlehnung an den relativen<br />

Kapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts wird der relative Kapitalwert der Marke RKW M<br />

definiert als:<br />

(1)<br />

FCF<br />

T<br />

m<br />

<br />

t<br />

t=1 (1 + WACC<br />

m<br />

)<br />

RKW<br />

m<br />

=<br />

=<br />

IC<br />

m<br />

EV<br />

IC<br />

m<br />

m<br />

mit<br />

RKW m<br />

t<br />

T<br />

FCF m<br />

WACC m<br />

IC m<br />

EV m<br />

= Relativer Kapitalwert der Marke<br />

= Zeitindex<br />

= letzte Periode des Bewertungszeitraums<br />

= Free Cashflow der Marke<br />

= Gesamtkapitalkostensatz der Marke<br />

= Investiertes Kapital der Marke<br />

= Gesamtkapitalwert der Marke<br />

426 Die Berechnungen sind im Anhang dargestellt.<br />

167


Auf dieser Grundlage kann der relative Kapitalwert der Marke errechnet und die Einteilung<br />

des relativen Kapitalwerts der Marke gemäß der fünfstufigen Skala vorgenommen<br />

werden:<br />

Punktwert Ausprägung RKW m<br />

1 RKW m < 0<br />

2 0 < RKW m < 1<br />

3 1< RKW m < 2<br />

4 2 < RKW m < 3<br />

5 RKW m > 3<br />

Abbildung C-40: Zuordnung von Ausprägungen des relativen Kapitalwerts der Marke zu<br />

Punktwerten auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Die Festlegung der Einstufungen erfolg analog dem Vorgehen im Fall des <strong>Marken</strong>produkts.<br />

Deshalb kann an dieser <strong>St</strong>elle an die Erläuterungen des Abschnitts C2.2.2 verwiesen<br />

werden.<br />

Für die Marke Top Ice errechnet sich zum Bewertungsstichtag und für die zukünftigen Perioden<br />

der relative Kapitalwert der Marke in folgender Höhe:<br />

Relativer Kapitalwert Marke<br />

2003 2004 2005 2006 2024<br />

Gesamtwert Marke -30,4 -27,8 -10,1 8,5 ... 0,0<br />

Investiertes Kapital Marke 148,2 136,5 143,0 149,9 ... 0,0<br />

Relativer Kapitalwert Marke -0,2 -0,2 -0,1 0,1 ... n/a<br />

Ein relativer Kapitalwert der Marke in Höhe von -0,2 zum Bewertungsstichtag 31.12.2003<br />

entspricht einem Punktwert 1 auf der fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala.<br />

Mit der Bewertung des <strong>Marken</strong>werts ist die Messung und Bewertung der Kriterien für<br />

eine Einzelmarke abgeschlossen. Im nächsten Abschnitt wird mit dem Kriterium des<br />

Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio eine Dimension eingeführt, die für <strong>Marken</strong> innerhalb<br />

eines <strong>Marken</strong>portfolios zusätzlich relevant ist.<br />

168


2.4 Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Im bisherigen Verlauf der Arbeit wurde die Entwicklung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s im Kontext<br />

einer Einzelmarke vorgenommen. Der Fall der Einzelmarke bildet allerdings nur<br />

einen Teil der in der Praxis vorherrschenden Konstellationen ab. Vielmehr verfügen<br />

die meisten Unternehmen über mehr als eine Marke. 427 In dieser Arbeit soll für die<br />

Konstellation von mehreren <strong>Marken</strong> eines Unternehmens der Begriff <strong>Marken</strong>portfolio<br />

verwendet werden. 428 Innerhalb eines solchen Portfolios kann die einzelne Marke mehr<br />

oder weniger gut mit den anderen <strong>Marken</strong> harmonieren. Das Ausmaß, mit dem sich die<br />

Marke mit den anderen <strong>Marken</strong> des <strong>Marken</strong>portfolios ergänzt, wird in dieser Arbeit als<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio bezeichnet und als eigenes Kriterium im Rahmen des<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s behandelt. Gegenstand des folgenden Abschnitts C2.4.1 ist die Darstellung<br />

der Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio. Darauf aufbauend wird in<br />

Abschnitt C2.4.2 erläutert, wie die Messung des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio erfolgt.<br />

Das Management und die Gestaltung von <strong>Marken</strong>portfolios stellt ein komplexes Feld<br />

dar, das auch in der Marketing-Literatur in bestimmten Aspekten erst ansatzweise erfasst<br />

wird. 429 Aus diesem Grund ist mit den folgenden Ausführungen nicht der Anspruch<br />

verbunden, die Komplexität des Untersuchungsobjekts einigermaßen adäquat<br />

abzubilden. Vielmehr sollen erste Ansatzpunkte für die Integration der Portfolioperspektive<br />

in ein <strong>Marken</strong>bewertungsverfahren aufgezeigt werden. Damit soll die von<br />

Aaker/Joachimsthaler so genannte „brand-is-an-island trap“ 430 vermieden werden:<br />

„Looking at brands as stand-alone silos is a recipe for confusion and inefficiency.” 431<br />

2.4.1 Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Die <strong>Marken</strong> innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios stehen in Wechselbeziehungen zueinander.<br />

Diese Interdependenzen können zum einen zwischen <strong>Marken</strong> auf einer Hierar-<br />

427 Vgl. dazu die empirische Untersuchung von Laforet/Saunders (1994), S. 66-75. Die Autoren folgern aus ihren<br />

Ergebnissen: „Given that 50 percent of the products studied carried more than one brand name, it is surprising<br />

that a single brand with a single brand name dominates thought and research.“ Laforet/Saunders (1994),<br />

S. 66.<br />

428 In der Literatur wird teilweise zwischen <strong>Marken</strong>portfolio und <strong>Marken</strong>architektur differenziert. Vgl. beispielsweise<br />

Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 134 f.; Esch (2003), S. 359 u. S. 402. In dieser Arbeit werden<br />

die Begriffe allerdings synonym verwendet.<br />

429 Vgl. beispielsweise Esch (2003), S. 410.<br />

430 Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 133.<br />

431 Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 133.<br />

169


chieebene und zum anderen zwischen <strong>Marken</strong> auf verschiedenen Hierarchieebenen<br />

bestehen. 432<br />

Bei der Analyse von Wechselbeziehungen zwischen <strong>Marken</strong> auf der gleichen Hierarchieebene<br />

ist zu unterschieden, ob sich die <strong>Marken</strong> in der gleichen oder in unterschiedlichen<br />

Produktkategorien befinden. 433 Der erste Fall entspricht konzeptionell dem<br />

Management von mehreren Einzelmarken. In diesem Fall ist daher keine Erweiterung<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für eine Einzelmarke erforderlich. Der alternative Fall ist durch<br />

Führung von mehreren <strong>Marken</strong> in einer Produktkategorie gegeben. 434 Diese <strong>St</strong>rategie<br />

basiert auf dem Grundgedanken, dass es besser ist, wenn Konsumenten innerhalb einer<br />

Produktkategorie zwischen mehreren <strong>Marken</strong> des eigenen Unternehmens wählen können,<br />

als zwischen der eigenen Marke und den <strong>Marken</strong> von Konkurrenten. 435 Zentrale<br />

Gefahr hierbei ist jedoch, dass die Abgrenzungsfähigkeit der <strong>Marken</strong> nicht gegeben ist<br />

und daher Kannibalisierungseffekte zwischen den <strong>Marken</strong> auftreten. 436 Vor diesem<br />

Hintergrund stellt die Abgrenzungsfähigkeit der <strong>Marken</strong> innerhalb einer Produktkategorie<br />

den ersten Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio dar. 437<br />

Die zweite relevante Dimension der Wechselbeziehungen innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

wird durch die Beziehung zwischen <strong>Marken</strong> auf verschiedenen Hierarchieebenen<br />

repräsentiert. Zur Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands werden in dieser<br />

Arbeit ausschließlich die Beziehungen zwischen Unternehmensmarke und Produktmarken<br />

betrachtet. 438 Als Erfolgsmerkmal soll hierbei angesehen werden, wie gut sich<br />

Unternehmensmarke und Produktmarke ergänzen. 439 Die Kompatibilität zwischen Unternehmens-<br />

und Produktmarke stellt mithin den zweiten Werttreiber des Beitrags zum<br />

<strong>Marken</strong>portfolio dar.<br />

Nachfolgende Abbildung veranschaulicht noch einmal die möglichen Wechselbeziehungen<br />

zwischen den <strong>Marken</strong> innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios und die hieraus abgeleiteten<br />

Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio:<br />

432 Vgl. zu einem Bezugsrahmen möglicher Über- und Unterordnungsverhältnisse zwischen <strong>Marken</strong><br />

Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 105.<br />

433 Vgl. Esch (2003), S. 359.<br />

434 Vgl. zu den Charakteristika einer solchen Mehrmarkenstrategie Meffert/Perrey (2000), S. 625-627.<br />

435 Vgl. Mason/Milne (1994), S. 163.<br />

436 Vgl. Meffert/Perrey (2000), S. 631. Für Beispiele zu Kannibalisierungen vgl. Copulsky (1976), S. 103-105.<br />

Teilweise kann eine Kannibalisierung allerdings auch in begrenztem Maße gewünscht sein, wenn dadurch<br />

Abwanderungen zu den <strong>Marken</strong> des Wettbewerbs verhindert werden sollen.<br />

437 Vgl. Keller (2000a), S. 152.<br />

438 Die dargestellte Methodik kann prinzipiell aber auch auf andere Über- und Unterordnungsverhältnisse übertragen<br />

werden.<br />

439 Vgl. Esch (2003), S. 403.<br />

170


Unternehmensmarke<br />

Kompatibilität<br />

Kompatibilität<br />

Kompatibilität<br />

Produktmarke A Abgrenzungs-<br />

Produktmarke B Produktmarke C<br />

fähigkeit<br />

Produktbereich 1 Produktbereich 2<br />

Abbildung C-41: Wechselbeziehungen innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

Die Produktmarken A und B befinden sich innerhalb des gleichen Produktbereichs.<br />

Aus diesem Grund bildet für diese <strong>Marken</strong> neben der Kompatibilität mit der Unternehmensmarke<br />

auch die gegenseitige Abgrenzungsfähigkeit einen Werttreiber. Die<br />

Produktmarke C ist die einzige Marke des Unternehmens in ihrem Produktbereich, so<br />

dass für diese Marke lediglich die Kompatibilität mit der Unternehmensmarke einen<br />

Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio darstellt. 440<br />

Nach dieser Erläuterung der Grundlagen werden im Folgenden Abgrenzungsfähigkeit<br />

und Kompatibilität als Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio näher erläutert.<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Analog zu der <strong>St</strong>rukturierung bei der Erläuterung der Werttreiber <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image in den Abschnitten C2.1.1.2 und C2.1.1.3 erfolgt die Darstellung<br />

der Abgrenzungsfähigkeit in drei Schritten. Zunächst wird kurz auf die Dimensionen<br />

der Abgrenzungsfähigkeit eingegangen. Darauf aufbauend wird ausgeführt, wie die<br />

Operationalisierung der Abgrenzungsfähigkeit erfolgen kann. Im letzten Schritt wird<br />

die Transformation der Ergebnisse der Operationalisierung in einen Punktwert auf der<br />

<strong>Rating</strong>-Skala beschrieben.<br />

Als Dimensionen der Abgrenzungsfähigkeit werden die Konstrukte Diskriminationsfähigkeit<br />

und Prägnanz betrachtet. 441 Die Prägnanz bezieht sich auf die Fähigkeit einer<br />

Marke, die für sie typischen Merkmale klar zu vermitteln. Unter der Diskriminations-<br />

440 Die Relevanz der verschiedenen Größen für <strong>Marken</strong> innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios wird in Abschnitt C3.2<br />

näher diskutiert.<br />

441 Vgl. zum Folgenden Esch (2003), S. 368 f.<br />

171


fähigkeit wird die Unterscheidungsfähigkeit der Marke in der subjektiven Wahrnehmung<br />

der Konsumenten verstanden. Als zentrale <strong>St</strong>ellhebel zur Beeinflussung von<br />

Diskriminationsfähigkeit und Prägnanz gelten das Produktdesign und die Kommunikation.<br />

Zur Sicherstellung der Abgrenzungsfähigkeit sind für jede Marke die zentralen<br />

Merkmale festzulegen, die das Image und die Bekanntheit der Marke fördern. „Daraus<br />

ergibt sich im Kern ein dreidimensionaler Raum, in dem man die Prägnanz und Diskriminationsfähigkeit<br />

für die aus strategischer Sicht zentralen Elemente der einzelnen<br />

<strong>Marken</strong> erfassen kann.“ 442<br />

Die Operationalisierung der Abgrenzungsfähigkeit umfasst zwei Elemente. 443 Zum<br />

einen ist zu untersuchen, inwieweit Prägnanz und Diskriminationsfähigkeit der Marke<br />

gegeben sind. Dabei ist sowohl auf die „objektive“ Differenzierung als auch auf die<br />

subjektive Wahrnehmung der Konsumenten einzugehen. Zur Bestimmung der Differenzierung<br />

der <strong>Marken</strong> in der subjektiven Wahrnehmung der Konsumenten können die<br />

Imageanalysen der einzelnen <strong>Marken</strong> in Bezug auf Überschneidungen analysiert werden.<br />

Eine Möglichkeit besteht darin, die Images der einzelnen <strong>Marken</strong> mit den relevanten<br />

Zielgruppensegmenten in einer graphischen Darstellung zu verknüpfen, um auf<br />

diese Weise Überschneidungen deutlich zu machen. 444<br />

Zum anderen ist zu untersuchen, ob und in welchem Maße zwischen den <strong>Marken</strong><br />

Kannibalisierungseffekte bestehen. Die Messung von Kannibalisierungseffekten kann<br />

auf Basis von Gewinn- und Verlust-Analysen vorgenommen werden. 445 Diese Analysen<br />

vermitteln eine Aussage darüber, welche der <strong>Marken</strong> Marktanteile an Wettbewerbsmarken<br />

verliert oder gewinnt und welche der <strong>Marken</strong> an welche Marke innerhalb<br />

des eigenen <strong>Marken</strong>portfolios Marktanteile verliert oder gewinnt. Nicht alle <strong>Marken</strong>wechsel<br />

von <strong>Marken</strong> innerhalb des <strong>Marken</strong>portfolios sind allerdings als Kannibalisierung<br />

zu betrachten. Eine Kannibalisierung liegt nur dann vor, wenn die Konsumenten<br />

ohnehin nicht zu einer Konkurrenzmarke gewechselt hätten. 446<br />

Resultat der Operationalisierung der Abgrenzungsfähigkeit ist zum einen eine Aufbereitung<br />

der Imagemessung in Bezug auf Überschneidungen und zum anderen eine<br />

quantitative Abbildung der Kannibalisierungseffekte zwischen den <strong>Marken</strong>.<br />

442 Esch (2003), S. 370.<br />

443 Vgl. Esch (2003), S. 370.<br />

444 Vgl. DeSarbo/Wu (2001), S. 250 f.<br />

445 Vgl. Esch (2003), S. 379.<br />

446 Vgl. Esch (2003), S. 379.<br />

172


Für die Ergebnisse der Operationalisierung der Abgrenzungsfähigkeit ist im letzten<br />

Schritt eine Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala vorzunehmen.<br />

Eine sehr gute (sehr schlechte) Abgrenzungsfähigkeit für die <strong>Marken</strong> innerhalb eines<br />

Produktbereichs liegt vor, wenn sowohl bei der Analyse der Images der Marke als auch<br />

in Bezug auf das Kaufverhalten der Konsumenten keine (hohe) Überschneidungen<br />

erkennbar sind. Die Einschätzung der Abgrenzungsfähigkeit erfordert mithin die parallele<br />

Interpretation der qualitativen Analysen der Images als auch der quantitativen<br />

Messungen von Kannibalisierungseffekten. Eine allgemeine Zuordnungsregel von<br />

Messergebnissen zu Punktwerten auf der <strong>Rating</strong>-Skala ist – ebenso wie bei <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image – nicht möglich. Grundlage für die Transformation der<br />

Messergebnisse in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala muss daher letztlich das Urteil<br />

des Managements bzw. des Bewerters sein. Nachfolgende Abbildung veranschaulicht<br />

noch einmal die Grundidee:<br />

Qualitative Einschätzung<br />

Imageanalysen<br />

und Messung<br />

Kannibalisierungseffekte<br />

1 2 3 4 5<br />

sehr<br />

schlecht<br />

durch-<br />

gut<br />

sehr<br />

schlecht<br />

schnittlich<br />

gut<br />

Abbildung C-42: Transformation der Ergebnisse der Operationalisierung der Abgrenzungsfähigkeit<br />

in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Neben der Abgrenzungsfähigkeit stellt die Kompatibilität den zweiten Werttreiber des<br />

Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio dar.<br />

Kompatibilität<br />

Als Dimensionen der Kompatibilität können die verschiedenen Rollen von Unternehmens-<br />

bzw. Produktmarken in ihrem gegenseitigen Verhältnis betrachtet werden.<br />

Aaker/Joachimsthaler unterscheiden zwischen Unterstützern („Endorsers“) und Sub-<br />

<strong>Marken</strong> („Subbrands“). 447 Eine unterstützende Marke soll dem Angebot Glaubwürdigkeit<br />

und Vertrauen vermitteln. Da diese Assoziationen in der Regel mit Institutionen in<br />

Verbindung gebracht werden, nehmen eher Unternehmensmarken als Produktmarken<br />

eine Funktion als Unterstützer ein. Sub-<strong>Marken</strong> dagegen verstärken oder modifizieren<br />

die Assoziationen einer übergeordneten Marke. 448 Vor diesem Hintergrund bezieht sich<br />

die Funktion als Sub-Marke eher auf Produktmarken als auf Unternehmensmarken.<br />

447 Vgl. Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 102 f.<br />

448 Als Beispiele für Sub-<strong>Marken</strong> können die Modellreihen 3-er, 5-er oder 7-er bei BMW betrachtet werden.<br />

173


Die Operationalisierung der Kompatibilität zwischen Unternehmens- und Produktmarke<br />

erfolgt auf Basis der im Rahmen der Operationalisierung des <strong>Marken</strong>images<br />

vorgenommenen Analysen. Diese sind allerdings differenziert für die beiden Fälle der<br />

Marke als Unterstützer und als Sub-Marke auszuwerten. Für <strong>Marken</strong> mit der Funktion<br />

als Unterstützer ist zu überprüfen, in wie weit sie tatsächlich von den Konsumenten<br />

wahrgenommen wird und sich im Image der Produktmarke niederschlägt. Im Fall der<br />

Marke mit der Funktion als Sub-Marke sind die mit den <strong>Marken</strong> verbundenen Assoziationen<br />

und Werte darauf hin zu untersuchen, ob und wie stark die untergeordnete auf<br />

die übergeordnete Marke „einzahlt“. Der Idealfall ist dadurch gegeben, dass die beiden<br />

<strong>Marken</strong> nur leicht voneinander abweichen und sich dabei gegenseitig um positive<br />

Assoziationen und Werte ergänzen.<br />

Für die Ergebnisse der Operationalisierung der Kompatibilität ist im letzten Schritt<br />

eine Transformation in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala durchzuführen. Die Operationalisierung<br />

der Kompatibilität zwischen Unternehmensmarke und Produktmarke<br />

erfolgt im Rahmen von Imageanalysen. Für die Einstufung auf der <strong>Rating</strong>-Skala ist von<br />

dem Management bzw. dem Bewerter eine qualitative Einschätzung der Ergebnisse<br />

dieser Imageanalysen vorzunehmen:<br />

Imageanalysen<br />

Qualitative Einschätzung<br />

1 2 3 4 5<br />

sehr<br />

schlecht<br />

durch-<br />

gut<br />

sehr<br />

schlecht<br />

schnittlich<br />

gut<br />

Abbildung C-43: Transformation der Ergebnisse der Operationalisierung der Kompatibilität<br />

in einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala<br />

Für die Anwendung auf das Fallbeispiel ist die Marke Top Ice in Bezug auf die Werttreiber<br />

Abgrenzungsfähigkeit und Kompatibilität zu überprüfen. Da Top Ice die einzige Marke innerhalb<br />

des Geschäftsbereichs Ice Cream darstellt, ist der Werttreiber Abgrenzungsfähigkeit für<br />

Top Ice nicht relevant.<br />

Auf der Verpackung von Top Ice findet sich kein Hinweis auf die Unternehmensmarke<br />

BRAND. Trotzdem kann untersucht werden, ob das Image von Top Ice grundsätzlich zur<br />

Unternehmensmarke BRAND sowie zur <strong>Marken</strong>philosophie des <strong>Marken</strong>portfolios passt.<br />

Analysen zeigen, dass die mit Top Ice verbundenen Assoziationen sehr gut mit der Grundausrichtung<br />

des <strong>Marken</strong>portfolios in Richtung Jugendlichkeit und Sportlichkeit harmonieren.<br />

Aus diesem Grund wird die Kompatibilität von Top Ice mit der Note 4,5 bewertet.<br />

174


Nach der Darstellung der Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio wird im<br />

nächsten Abschnitt dargestellt, wie die Ergebnisse zur Messung des Beitrags zum<br />

<strong>Marken</strong>portfolio zusammengeführt werden können.<br />

2.4.2 Messung des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Ergebnis der Betrachtung der Werttreiber des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio ist jeweils<br />

ein Punktwert auf der <strong>Rating</strong>-Skala. Die Messung des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

erfordert die Aggregation dieser Werte. In diesem Zusammenhang ist zu klären, wie<br />

diese Aggregation vorzunehmen ist. Hierbei soll differenziert werden zwischen einer<br />

positiven und einer negativen Ausprägung der Werttreiber. Ein Punktwert von 3 oder<br />

größer auf der <strong>Rating</strong>-Skala drückt aus, dass für das Management in diesem Bereich<br />

grundsätzlich kein Handlungsbedarf besteht. Falls daher beide Werttreiber mindestens<br />

den Wert 3 annehmen, wird der Durchschnitt zwischen den beiden Größen gebildet.<br />

Sollte einer der beiden Werttreiber allerdings über einen Wert kleiner 3 verfügen, wird<br />

der niedrigere der beiden Werte als Gesamt-Punktwert für den Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

angesetzt. Damit soll verhindert werden, dass ein Handlungsbedarf in einem<br />

der beiden Bereiche aufgrund einer Kompensation der Ausprägungen der Werttreiber<br />

nicht sichtbar wird.<br />

Nachfolgende Abbildung verdeutlicht noch einmal die Methodik der Aggregation der<br />

Punktwerte für die Werttreiber Abgrenzungsfähigkeit und Kompatibilität zur Messung<br />

des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio:<br />

Kompatibilität < 3 Kompatibilität 3<br />

Abgrenzungsfähigkeit < 3 kleinerer Wert Punktwert für<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Abgrenzungsfähigkeit 3 Punktwert für Kompatibilität Durchschnitt<br />

Abbildung C-44: Integration der Werttreiber zum Gesamtwert für den Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Für die Marke Top Ice kann lediglich die Kompatibilität gemessen werden. Diese wurde mit<br />

dem Wert 4,5 bewertet. Aus diesem Grund entspricht dieser Wert auch dem Gesamtwert für<br />

den Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio.<br />

175


Mit der Darstellung des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio ist die Erläuterung der Kriterien<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s abgeschlossen. Auf dieser Grundlage kann im Folgenden gezeigt<br />

werden, wie die Punktwerte von <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert und<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio zu einem <strong>Rating</strong> der Marke integriert werden können.<br />

Dabei wird differenziert nach dem <strong>Rating</strong> einer Einzelmarke und dem <strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong><br />

eines <strong>Marken</strong>portfolios.<br />

3 <strong>Rating</strong> der Marke<br />

3.1 <strong>Rating</strong> einer Einzelmarke<br />

Resultat der Messungen von <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert ist<br />

jeweils ein Punktwert auf der fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala. 449 Diese Komponenten sind<br />

zu dem <strong>Rating</strong> der Marke zusammenzuführen. Das <strong>Rating</strong> der Marke entspricht dem<br />

„true and fair view“ der Marke. Bei der Erläuterung der <strong>St</strong>ruktur des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

in Abschnitt C1 wurde bereits dargestellt, dass Marketing- und Finanzperspektive im<br />

Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s nicht zu einem Wert aggregiert werden, sondern als isolierte<br />

Komponenten in das <strong>Rating</strong> der Marke einfließen. Auf Basis dieser methodischen<br />

Grundsatzentscheidung können im Folgenden die möglichen Ausprägungen des<br />

<strong>Rating</strong>s einer Einzelmarke aufgezeigt werden.<br />

Hierbei sei zur Klarstellung noch einmal darauf hingewiesen, dass <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s betrachtet werden. Das <strong>Rating</strong><br />

der Marke entspricht damit genau genommen dem <strong>Rating</strong> einer <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination.<br />

Zur graphischen Darstellung des <strong>Rating</strong>s der Marke werden die Ausprägungen der<br />

<strong>Marken</strong>stärke auf der Abszisse und die Ausprägungen von <strong>Marken</strong>produktwert (MPW)<br />

bzw. <strong>Marken</strong>wert (MW) auf der Ordinate vorgenommen. Ergebnis ist eine Vier-<br />

Felder-Matrix. Hierbei stellt der Wert 3 als Mittelpunkt der fünfstufigen Skala die<br />

Trennlinie zwischen den Feldern dar. Auf dieser Grundlage resultieren acht mögliche<br />

Kombinationen, die jeweils in einen <strong>Rating</strong>wert überführt werden können:<br />

449 Da hier eine Einzelmarke betrachtet wird, ist das Kriterium Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio nicht relevant.<br />

176


<strong>Rating</strong> A+:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MPW<br />

MW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Ein <strong>Rating</strong> A+ entspricht dem bestmöglichen <strong>Rating</strong>wert. In diesem Fall verfügen<br />

<strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert über einen Punktwert auf der <strong>Rating</strong>skala größer<br />

als 3. Dies bedeutet, es wird sowohl auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts als auch auf<br />

der Ebene der Marke Wert geschaffen. Zusätzlich wird auch die <strong>Marken</strong>stärke mit einem<br />

Punktwert größer als 3 eingestuft. Die finanzielle Wertschaffung basiert mithin<br />

auf einer starken Position der Marke bei den Konsumenten und im Markt.<br />

<strong>Rating</strong> A-:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MPW<br />

MW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Ein <strong>Rating</strong>wert A- unterscheidet sich von dem <strong>Rating</strong> A+ dadurch, dass die <strong>Marken</strong>stärke<br />

lediglich unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Allerdings erzielen sowohl<br />

<strong>Marken</strong>produkt als auch Marke eine höhere Rendite als die Kapitalkosten auf das in sie<br />

investierte Kapital. Damit wird sowohl auf der Ebene der Marke als auch auf der Ebene<br />

des <strong>Marken</strong>produkts Wert geschaffen. Die schwache <strong>Marken</strong>stärke könnte allerdings<br />

ein Risiko in der Zukunft darstellen.<br />

177


<strong>Rating</strong> B+:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MPW<br />

MW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Während bei einem A-<strong>Rating</strong> sowohl auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts als auch auf<br />

der Ebene der Marke Wert geschaffen wird, ist bei einem B-<strong>Rating</strong> eine Differenzierung<br />

vorzunehmen. Ein B-<strong>Rating</strong> wird vergeben, wenn lediglich auf der Ebene des<br />

<strong>Marken</strong>produkts eine Rendite in Höhe der Kapitalkosten erreicht wird. In diesem Fall<br />

wird zwar insgesamt noch Wert für das Unternehmen generiert, die Marke selbst reduziert<br />

aber den Wert des <strong>Marken</strong>produkts. Die hohe <strong>Marken</strong>stärke kann als Potential<br />

und Chance für die Zukunft betrachtet werden.<br />

<strong>Rating</strong> B-:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MPW<br />

MW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Der Unterschied gegenüber dem <strong>Rating</strong>wert B+ besteht hier in der unterdurchschnittlichen<br />

Ausprägung der <strong>Marken</strong>stärke. Mithin wird zwar gesamthaft Wert für das Unternehmen<br />

geschaffen, die Marke selbst allerdings vernichtet aus einer finanziellen<br />

Perspektive Wert und verfügt zudem über eine schwache Position bei den Konsumenten<br />

und im Markt. Diese Konstellation besitzt mithin trotz des insgesamt positiven<br />

Beitrags zum Unternehmenswert ein deutliches Risikopotential.<br />

178


<strong>Rating</strong> C+:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MW<br />

MPW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Ein C-<strong>Rating</strong> wird vergeben, wenn nur noch die Marke Wert generiert, das gesamte<br />

Produkt dagegen aus Sicht des Unternehmens Wert vernichtet. Bei einer ceteris paribus<br />

Betrachtung ohne Berücksichtigung von Synergien oder einer „strategischen“ Bedeutung<br />

würde der Wert des Unternehmens steigen, wenn das Produkt aus dem Portfolio<br />

entfernt würde. Die hohe <strong>Marken</strong>stärke deutet allerdings auf ein Potential der Marke<br />

hin.<br />

<strong>Rating</strong> C-:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MW<br />

MPW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Bei einem <strong>Rating</strong>wert C- ist die Wertvernichtung auf Produktebene zusätzlich begleitet<br />

durch eine schwache <strong>Marken</strong>stärke. Diese Kombination lässt eine Wandlung des Produkts<br />

von einem Wertvernichter zu einem Wertschaffer schwierig erscheinen.<br />

179


<strong>Rating</strong> D+:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MPW<br />

MW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Ein D-<strong>Rating</strong> entspricht einer Wertvernichtung sowohl auf der Produkt- als auch auf<br />

der <strong>Marken</strong>ebene. Weder das Produkt noch die Marke werden rentabel geführt. Einen<br />

Ansatzpunkt für eine Verbesserung könnte allerdings die hohe <strong>Marken</strong>stärke darstellen.<br />

<strong>Rating</strong> D-:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

MPW<br />

MW<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Diese Kombination umfasst die ungünstigste Ausprägung der drei Kriterien. Eine<br />

Wertvernichtung auf Ebene von Produkt und Marke wird begleitet durch eine schlechte<br />

<strong>Marken</strong>stärke.<br />

Die Darstellung hat gezeigt, dass die hier gewählte <strong>St</strong>ruktur des <strong>Rating</strong>s die <strong>St</strong>ärken<br />

und Schwächen der <strong>Marken</strong> offen legt. Dieser Aspekt wird in Abschnitt D1 aufgegriffen,<br />

wenn auf Basis des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s das <strong>Marken</strong>portfolio und die einzelnen <strong>Marken</strong><br />

in Bezug auf die Ableitung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen untersucht werden.<br />

Zunächst ist allerdings noch im folgenden Abschnitt darauf einzugehen, wie sich das<br />

<strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong> eines <strong>Marken</strong>portfolios darstellt. 450<br />

450 Da die Marke Top Ice eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios darstellt, wird die Anwendung der Überlegungen<br />

auf das Fallbeispiel erst in Abschnitt C3.2 gemeinsam mit den anderen <strong>Marken</strong> des Portofolios von<br />

BRAND vorgenommen.<br />

180


3.2 <strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong> eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

Gegenüber dem <strong>Rating</strong> einer Einzelmarke ist das <strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong> eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

um das Kriterium Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio zu erweitern. Die<br />

Bewertung des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio wird in Form eines Punktwerts auf der<br />

fünfstufigen Skala vorgenommen. Entsprechend der zweistufigen Unterteilung der<br />

<strong>Marken</strong>stärke in einen positiven und einen negativen <strong>Rating</strong>wert wird auch für den<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio eine zweistufige Unterteilung für das <strong>Rating</strong> vorgenommen.<br />

Ein Punktwert für den Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio größer oder gleich 3 wird<br />

mit einem a gekennzeichnet, ein Punktwert für den Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio kleiner<br />

3 wird als b klassifiziert. Das <strong>Rating</strong> für eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

reicht mithin von dem bestmöglichen Wert Aa+ bis zu dem schlechtesten möglichen<br />

Wert Db-.<br />

Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass für die <strong>Marken</strong> eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

nicht immer alle Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s sinnvoll bestimmt werden können.<br />

Dies soll im Folgenden anhand von prototypischen <strong>St</strong>rukturen von <strong>Marken</strong>portfolios<br />

näher erläutert werden. In der Literatur existieren verschiedene Ansätze zur <strong>St</strong>rukturierung<br />

von <strong>Marken</strong>portfolios. 451 In dieser Arbeit wird eine Klassifikation herangezogen,<br />

bei der die verschiedenen Typen von Portfolios in Abhängigkeit der Wahrnehmung der<br />

Konsumenten unterschieden werden: 452<br />

<strong>Marken</strong>portfolio<br />

Unternehmensmarke<br />

gemischte<br />

<strong>Marken</strong><br />

Einzelmarke<br />

Unternehmensmarke<br />

dominant<br />

Gleichberechtigter<br />

Auftritt<br />

Produktmarke<br />

dominant<br />

Abbildung C-45: Wirkungsbezogene Klassifikation von <strong>Marken</strong>portfolios<br />

451 Vgl. Laforet/Saunders (1994), S. 68; Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 105.<br />

452 Vgl. Esch/Bräutigam (2001), S. 725.<br />

181


Als Extremformen lassen sich die Fälle unterscheiden, dass entweder alle Produkte des<br />

<strong>Marken</strong>portfolios mit der Unternehmensmarke markiert sind oder dass das <strong>Marken</strong>portfolio<br />

in der Form von Einzelmarken geführt wird, ohne dass die Unternehmensmarke<br />

nach außen erscheint. In diesen beiden Fällen setzen sich die <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen aus einem <strong>Marken</strong>produkt und einer Marke zusammen.<br />

Im Falle von gemischten <strong>Marken</strong> sind dagegen die einzelnen Produkte sowohl mit der<br />

Unternehmensmarke als auch mit der Produktmarke gekennzeichnet. Die <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen<br />

bestehen mithin aus einem <strong>Marken</strong>produkt und zwei<br />

<strong>Marken</strong>. Als Varianten der gemischten <strong>Marken</strong> lassen sich die Konstellation dominante<br />

Unternehmensmarke, dominante Produktmarke und gleichberechtigter Auftritt der<br />

<strong>Marken</strong> unterscheiden. Die Existenz einer Dominanz oder Gleichordnung von Unternehmens-<br />

bzw. Produktmarke soll dabei an der Perspektive der Kunden festgemacht<br />

werden; es wird mithin eine wirkungsbezogene Klassifikation vorgenommen.<br />

Im Folgenden wird für die verschiedenen in Abbildung C-45 dargestellten typischen<br />

<strong>St</strong>rukturen von <strong>Marken</strong>portfolios gezeigt, aus welchen Komponenten sich das <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen zusammensetzt.<br />

Einzelmarken<br />

Auch wenn die <strong>Marken</strong> eines Portfolios als Einzelmarken geführt werden, ist das<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> einer solchen Marke nicht unbedingt mit dem <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> einer<br />

„echten“ Einzelmarke, die nicht Bestandteil eines Portfolios ist, identisch. Als erste<br />

Erweiterung ist für Einzelmarken, die sich innerhalb gleicher Produktbereiche befinden,<br />

ihre Abgrenzungsfähigkeit zu überprüfen. Die zweite (potentielle) Erweiterung<br />

bezieht sich auf die Messung der Kompatibilität. Auch wenn die Unternehmensmarke<br />

im Hintergrund steht, so kann doch die grundsätzliche Kompatibilität der Einzelmarke<br />

mit der Grundphilosophie der Unternehmensmarke bzw. des <strong>Marken</strong>portfolios untersucht<br />

werden. 453<br />

453 Eine hohe Ausprägung der Kompatibilität könnte in diesem Zusammenhang Indiz für eine „strategische“<br />

Bedeutung der Marke sein.<br />

182


Zusammenfassend besteht für ein <strong>Marken</strong>produktportfolio, bei dem die <strong>Marken</strong> als<br />

Einzelmarken geführt werden, das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> für die <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombinationen<br />

aus den folgenden Elementen:<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Einzelmarken<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

ja ja ja falls relevant ja<br />

Kompatibilität<br />

Abbildung C-46: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen für ein <strong>Marken</strong>portfolio aus Einzelmarken<br />

Unternehmensmarke<br />

Für ein <strong>Marken</strong>portfolio, dessen Produkte ausschließlich mit der Unternehmensmarke<br />

gekennzeichnet sind, weicht die Zusammensetzung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für die <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen<br />

in einem Punkt von dem Fall der Einzelmarken ab.<br />

Da mit der Unternehmensmarke lediglich eine Marke innerhalb des Portfolios besteht,<br />

ist der Werttreiber der Kompatibilität nicht relevant. Die Abgrenzungsfähigkeit ist dagegen<br />

unter Umständen auch in diesem Fall relevant, da beispielsweise auch zwischen<br />

Produkten, die mit der Unternehmensmarke geführt werden, Kannibalisierungseffekte<br />

auftreten können.<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Unternehmensmarke<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

ja ja ja falls relevant n/a<br />

Kompatibilität<br />

Abbildung C-47: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen eines <strong>Marken</strong>portfolios der Unternehmensmarke<br />

Für den Grundfall eines <strong>Marken</strong>portfolios aus gemischten <strong>Marken</strong> wird im Folgenden<br />

auf die drei Varianten dominante Unternehmensmarke, gleichberechtigter Auftritt von<br />

Unternehmensmarke und Produktmarke sowie dominante Produktmarke eingegangen.<br />

183


Gemischte <strong>Marken</strong> - Dominante Unternehmensmarke<br />

Bei <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen, die mit zwei <strong>Marken</strong> versehen sind, ist<br />

insbesondere zu klären, ob die einzelnen Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für beide<br />

oder lediglich für eine der beiden <strong>Marken</strong> zu bestimmen sind. Diese Fragestellung bezieht<br />

sich allerdings nicht auf die Werttreiber <strong>Marken</strong>stärke und <strong>Marken</strong>produktwert,<br />

da diese Größen für die gesamte <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination erfasst werden.<br />

So wird die Messung des <strong>Marken</strong>produktwerts nicht davon beeinflusst, ob das Produkt<br />

mit einer oder zwei <strong>Marken</strong> gekennzeichnet ist. Ebenso bezieht sich die Abgrenzungsfähigkeit<br />

auf die gesamte <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination.<br />

Differenzierungen sind allerdings für <strong>Marken</strong>wert und Kompatibilität erforderlich. Für<br />

das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> wird bei einer dominanten Unternehmensmarke vorgeschlagen,<br />

aufgrund der Schwierigkeiten der Isolierung der Zahlungen bzw. Erfolgsgrößen nur<br />

den Wert der Unternehmensmarke zu berechnen. Beispielsweise würde dann der Preisunterschied<br />

zwischen <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt nicht weiter auf Unternehmensmarke<br />

und Produktmarke aufgeteilt, sondern in voller Höhe der Unternehmensmarke<br />

zugerechnet werden.<br />

Die Überprüfung der Kompatibilität soll aus der Perspektive der Produktmarke vorgenommen<br />

werden. Hintergrund ist die Überlegung, dass die Unternehmensmarke auch<br />

für weitere <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen verwendet wird und daher eine<br />

Erreichung der Kompatibilität eher über die Anpassung der Produktmarke erreicht<br />

werden kann.<br />

Nachfolgende Abbildung fasst die Überlegungen zu dem Fall des <strong>Marken</strong>portfolios<br />

mit einer dominanten Unternehmensmarke noch einmal zusammen:<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Dominante<br />

Unternehmensmarke<br />

ja<br />

ja<br />

für Unternehmensmarke<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

falls relevant<br />

Kompatibilität<br />

für Produktmarke<br />

Abbildung C-48: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombinationen<br />

eines <strong>Marken</strong>portfolios mit dominanter Unternehmensmarke<br />

184


Nach der relativ ausführlichen Darstellung für den Fall der dominanten Unternehmensmarke<br />

soll im Folgenden nur noch auf die Unterschiede gegenüber dieser<br />

Konstellation eingegangen werden.<br />

Gemischte <strong>Marken</strong> – Gleichberechtigter Auftritt von Unternehmensmarke und Produktmarke<br />

Als Unterschied gegenüber dem Fall der dominanten Unternehmensmarke ist hier die<br />

Berechnung des <strong>Marken</strong>werts zu betrachten. Für den Fall der gemischten Marke wird<br />

vorgeschlagen, einen Versuch der Aufteilung des <strong>Marken</strong>werts auf Unternehmensmarke<br />

und Produktmarke vorzunehmen. Dies wird vermutlich mit Unschärfen verbunden<br />

sein, ermöglicht aber zumindest einen groben Eindruck, ob Unternehmens- und Produktmarke<br />

mit Wertschaffung für das <strong>Marken</strong>produkt verbunden sind: 454<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Gleichberechtigter<br />

Auftritt<br />

ja<br />

ja<br />

für Unternehmensmarke<br />

und Produktmarke<br />

falls relevant<br />

Kompatibilität<br />

für Produktmarke<br />

Abbildung C-49: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen eines <strong>Marken</strong>portfolios bei gleichberechtigtem Auftritt<br />

Gemischte <strong>Marken</strong> - Dominante Produktmarke<br />

Die Konstellation der dominanten Produktmarke unterscheidet sich von den beiden<br />

anderen Varianten von <strong>Marken</strong>portfolios mit gemischten <strong>Marken</strong> dadurch, dass der<br />

<strong>Marken</strong>wert ausschließlich für die Produktmarke berechnet werden sollte. Aufgrund<br />

der untergeordneten Bedeutung der Unternehmensmarke in der Wirkung gegenüber<br />

dem Konsumenten ist eine Allokation der Zahlungen bzw. Erfolgsgrößen auf die Unternehmensmarke<br />

nicht sinnvoll:<br />

454 In diesem Fall müsste eine Allokation der Kosten für allgemeine Werbung der Unternehmensmarke auf die<br />

einzelnen <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen vorgenommen werden.<br />

185


<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Dominante<br />

Produktmarke<br />

ja<br />

ja<br />

für Produktmarke<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

falls relevant<br />

Kompatibilität<br />

für Produktmarke<br />

Abbildung C-50: Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen eines <strong>Marken</strong>portfolios bei dominanter Produktmarke<br />

Noch nicht diskutiert wurde die Frage, wie sich im Fall von gemischten <strong>Marken</strong> der<br />

Wert der Unternehmensmarke errechnet. Bislang wurden jeweils einzelne <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen<br />

betrachtet. Die Unternehmensmarke kann sich jedoch<br />

über mehrere solche Kombinationen erstrecken. Der <strong>Marken</strong>wert der Unternehmensmarke<br />

errechnet sich daher als Summe aus den jeweiligen auf die Unternehmensmarke<br />

entfallenden <strong>Marken</strong>werten der einzelnen <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen. 455<br />

Die folgende Abbildung verdeutlicht noch einmal die Grundidee:<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Unternehmensmarke<br />

+<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Unternehmensmarke<br />

in <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination 1<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Unternehmensmarke<br />

in <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination 2<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Unternehmensmarke<br />

in <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination 3<br />

Abbildung C-51: Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts der Unternehmensmarke<br />

455 Hierbei wurde unterstellt, dass alle Kosten der Unternehmensmarke auf die <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombinationen<br />

aufgeteilt worden sind.<br />

186


Abschließend sind die Darstellungen anhand des <strong>Marken</strong>portfolios von BRAND zu<br />

veranschaulichen.<br />

Für die einzelnen <strong>Marken</strong> des <strong>Marken</strong>portfolios von BRAND ergeben sich die folgenden<br />

Ausprägungen der Kriterien sowie das daraus resultierende <strong>Rating</strong>:<br />

<strong>Marken</strong>stärke <strong>Marken</strong>produktwert <strong>Marken</strong>wert Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio <strong>Rating</strong><br />

Top Ice 2,8 4,0 1,0 4,5 Ba-<br />

Coki 3,6 5,0 4,0 1,5 Ab+<br />

Peppi 5,0 2,5 5,0 1,5 Cb+<br />

Livella 1,5 1,0 2,0 2,5 Db-<br />

187


4 Kommunikation des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s durch ein <strong>Marken</strong>-Cockpit<br />

Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> soll eine Integration von Marketing- und Finanzperspektive der<br />

Marke sowie von <strong>Marken</strong>- und Produktebene ermöglichen, um als Bewertungs- und<br />

<strong>St</strong>euerungsinstrument das <strong>Marken</strong>management zu unterstützen. Wesentliche Voraussetzung<br />

hierfür ist die verständliche Kommunikation der Ergebnisse: „Erfolgreich sind<br />

Visualisierungen in Form von Cockpits. … Diese erlauben bei geeigneter Zusammenstellung<br />

von Resultaten und Treibern den Führungskräften verschiedener Bereiche,<br />

Querbeziehungen zwischen einzelnen Größen zu erkennen.“ 456 Als Mittel zur Kommunikation<br />

der Ergebnisse des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s soll daher ein <strong>Marken</strong>-Cockpit entwickelt<br />

werden. 457 Abbildung C-52 zeigt dessen Grundstruktur:<br />

3<br />

3.000,0<br />

2.500,0<br />

2.000,0<br />

1.500,0<br />

1.000,0<br />

500,0<br />

0,0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0 Relativer Kapitalwert<br />

NPV<br />

2,0 Investiertes Kapital<br />

1,0<br />

0,0<br />

1<br />

Top Ice B a –<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert<br />

6<br />

5<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

-50,0<br />

-100,0<br />

-150,0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>wert<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1 Relativer Kapitalwert<br />

0,0 NPV<br />

2004 2005 2006 -0,1 Investiertes Kapital<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

6<br />

4<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

-1,00%<br />

-2,00%<br />

2004 2005 2006<br />

Komponenten Wertbeitrag <strong>Marken</strong>produkt<br />

2.000,0<br />

1.500,0<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

1.000,0<br />

Investiertes Kapital<br />

500,0<br />

2004 2005 2006<br />

0,0<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

-200,0<br />

0,0%<br />

-10,0%<br />

-20,0%<br />

-30,0%<br />

-0,5<br />

Komponenten Wertbeitrag Marke<br />

200,0<br />

2004 2005 2006<br />

160,0<br />

7<br />

Value Spread (ROIC-<br />

120,0<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

80,0<br />

40,0<br />

0,0<br />

5<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

-100,0<br />

-200,0<br />

Cashflows <strong>Marken</strong>produkt<br />

2004 2005 2006<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

2<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Kompatibilität<br />

Punktwert Beitrag<br />

zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

-10,0<br />

-20,0<br />

Cashflows Marke<br />

2004 2005 2006<br />

8<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

-300,0<br />

0,0<br />

-30,0<br />

2001 2002 2003 2004<br />

9<br />

6,0<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

0,8<br />

10<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

Wettbewerbsposition/Branchenattraktivität<br />

11<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Aktive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>St</strong>ärke<br />

Vorteilhaftigkeit<br />

Einzigartigkeit<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

160%<br />

120%<br />

80%<br />

40%<br />

Punktwert<br />

Wettbewerbsposition<br />

Punktwert<br />

Branchenattraktivität<br />

Relativer Marktanteil<br />

0,0<br />

2001 2002 2003 2004<br />

0<br />

0,0<br />

2003 2004<br />

0,0<br />

2001 2002 2003 2004<br />

0%<br />

Abbildung C-52: Grundstruktur des <strong>Marken</strong>-Cockpits<br />

456 Fickert/Kind (2000), S. 10 f. Im Fall der Marke ist dies besonders von Bedeutung, da aufgrund der verschiedenen<br />

Dimensionen der Marke auch der Kreis der Adressaten eines <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s aus unterschiedlichen<br />

Bereichen des Unternehmens stammt.<br />

457 Für ein Cockpit im Bereich der wertorientierten <strong>St</strong>euerung von Segmenten vgl. Kind (2000), S. 192. Weitere<br />

Beispiele für Cockpits finden sich etwa bei Fickert/Anger (1998), S. 59; Fickert/Kind (2000), S. 10;<br />

Fickert/Geuppert/Künzle (2003), S. 124-138.<br />

188


Das <strong>Marken</strong>-Cockpit besteht aus drei Bereichen. Der zentrale, in der Abbildung dunkelgrau<br />

hinterlegte Bereich bildet die wesentlichen Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

ab. An der Spitze stehen hierbei der Name und der <strong>Rating</strong>wert der Marke. In Cockpitfenster<br />

1 wird die zeitliche Entwicklung der Punktwerte von <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert<br />

und <strong>Marken</strong>wert abgetragen. Cockpitfenster 2 gibt einen Überblick über<br />

das Kriterium Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio und damit die Portfolioperspektive des<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s.<br />

In dem mittelgrau hinterlegten Bereich wird in den Cockpitfenstern 3 bis 5 bzw. 6 bis 8<br />

die Entwicklung der absoluten Höhen von <strong>Marken</strong>produktwert bzw. <strong>Marken</strong>wert sowie<br />

deren zentraler Werttreiber graphisch veranschaulicht. Dies ermöglicht eine detaillierte<br />

Analyse der Finanzperspektive für die Produktebene und die <strong>Marken</strong>ebene.<br />

Gleichsam die Basis des <strong>Marken</strong>-Cockpits bilden in dem hellgrau hinterlegten Bereich<br />

die Cockpitfenster 9 bis 12, in denen die Ausprägungen der Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke<br />

abgebildet sind. Hier ist die Marketingperspektive der Marke erfasst.<br />

Im Folgenden werden die Inhalte und Zielsetzungen der einzelnen Cockpit-Fenster<br />

näher erläutert. Dies erfolgt direkt am Fallbeispiel Top Ice.<br />

Cockpitfenster zur Abbildung des <strong>Rating</strong>s der Marke<br />

Die Marketing- und die Finanzperspektive sowie die Ebene von <strong>Marken</strong>produkt und<br />

Marke als immaterieller Vermögenswert werden in Cockpitfenster 1 über die Komponenten<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert abgebildet. Der Punktwert<br />

der <strong>Marken</strong>stärke gemäß der fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala wird auf der Abszisse, die<br />

Punktwerte für <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert auf der Ordinate abgetragen. Eine<br />

Trennung bei dem Durchschnittswert 3 führt zu einer 4-Felder-Matrix. Da die <strong>Marken</strong>stärke<br />

gemeinsam für <strong>Marken</strong>produkt und Marke ermittelt wird, befinden sich die<br />

Kombinationen von <strong>Marken</strong>produkt und <strong>Marken</strong>stärke bzw. Marke und <strong>Marken</strong>stärke<br />

stets auf einer vertikalen Linie. Diese Darstellung wird für die aktuelle Periode sowie<br />

für die letzten drei Vergangenheitsjahre vorgenommen. Auf diese Weise wird deutlich,<br />

wie sich Marketing- und Finanzperspektive der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination<br />

in den letzten Jahren verändert haben. Pfeile verdeutlichen die zeitliche Entwicklung:<br />

189


<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert<br />

6<br />

5<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Abbildung C-53: Cockpitfenster 1 – <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert<br />

Im Fall der Marke Top Ice verzeichnet der <strong>Marken</strong>produktwert in den betrachteten Perioden<br />

einen deutlichen Anstieg. Während im Jahr 2001 der relative Kapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts<br />

noch kleiner als 1 war, ist in der Zwischenzeit eine deutliche Verbesserung erkennbar.<br />

Mittlerweile resultiert aus der Planung ein positiver Brutto- und Nettokapitalwert des <strong>Marken</strong>produkts.<br />

Für den <strong>Marken</strong>wert ist dagegen eine konstant ungünstige Entwicklung erkennbar. Seit 2001<br />

resultierte auf Basis der Planung stets ein negativer Kapitalwert der Marke.<br />

Die <strong>Marken</strong>stärke zeigt eine deutlich positive Tendenz, was vor allem durch die kontinuierliche<br />

Verbesserung der konsumentenbezogenen Werttreiber und der Wettbewerbsposition<br />

bedingt ist.<br />

Die Portfolioperspektive der Marke wird über Cockpitfenster 2 erfasst. Der Beitrag<br />

zum <strong>Marken</strong>portfolio als Kennzahl der Portfolioperspektive setzt sich aus den beiden<br />

Werttreibern Abgrenzungsfähigkeit und Kompatibilität zusammen. Die Punktwerte für<br />

die beiden Werttreiber werden auf der Abszisse abgetragen. Parallel dazu ist als Ergebnis<br />

der Zusammenführung der beiden Größen der Punktwert des Beitrags zum<br />

<strong>Marken</strong>portfolio aufgeführt. Dieser entspricht bei guter Ausprägung der Werttreiber<br />

dem Durchschnitt der beiden Größen bzw. bei schlechter Ausprägung der niedrigeren<br />

der beiden Größen. Die Darstellung der Größen wird analog zu Cockpitfenster 1 für<br />

die aktuelle Periode sowie für die letzten drei Vergangenheitsjahre vorgenommen:<br />

190


Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Kompatibilität<br />

Punktwert Beitrag<br />

zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

0,0<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Abbildung C-54: Cockpitfenster 2 – Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Die Marke Top Ice stellt die einzige Marke des Geschäftsbereichs Ice Cream dar. Aus diesem<br />

Grund ist der Werttreiber Abgrenzungsfähigkeit nicht relevant, so dass nur die Kompatibilität<br />

gemessen wird. Hierbei zeigt sich auf hohem Niveau ein Anstieg der Punktwerte. Es<br />

wird erkennbar, dass die Marke Top Ice gut innerhalb des <strong>Marken</strong>portfolios von BRAND positioniert<br />

ist.<br />

Cockpitfenster zur Abbildung des finanziellen Werts des <strong>Marken</strong>produkts<br />

Der Punktwert des <strong>Marken</strong>produktwerts auf der <strong>Rating</strong>-Skala wird durch die Höhe des<br />

relativen Kapitalwerts, definiert als Relation aus dem <strong>Marken</strong>produktwert und dem<br />

Wert des in das <strong>Marken</strong>produkt investierten Kapitals, bestimmt. In Cockpitfenster 3<br />

wird die Entwicklung des relativen Kapitalwerts sowie von <strong>Marken</strong>produktwert und<br />

investiertem Kapital für die aktuelle Periode und die nächsten zwei Planjahre ausgewiesen:<br />

458<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

3.000,0<br />

2.500,0<br />

2.000,0<br />

1.500,0<br />

1.000,0<br />

500,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Relativer Kapitalwert<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

Investiertes Kapital<br />

0,0<br />

2004 2005 2006<br />

0,0<br />

Abbildung C-55: Cockpitfenster 3 – Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

458 Der relative Kapitalwert wird auf der rechten Achse abgetragen, <strong>Marken</strong>produktwert und investiertes Kapital<br />

werden an der linken Achse gemessen.<br />

191


Für Top Ice wird deutlich, dass gemäß der Planung der Wert des <strong>Marken</strong>produkts in jeder<br />

Periode kontinuierlich ansteigen wird. Das investierte Kapital entwickelt sich weitgehend<br />

konstant. Als Konsequenz wird für die zukünftigen Perioden von einem Anstieg der relativen<br />

Kapitalwerte des <strong>Marken</strong>produkts ausgegangen.<br />

In Cockpitfenster 4 wird der relative Kapitalwert der aktuellen Periode näher analysiert.<br />

Hierfür werden die Entwicklung der Differenz aus operativer Rendite und Kapitalkosten<br />

(Value Spread) sowie die Entwicklung des investierten Kapitals dargestellt.<br />

Dies erfolgt für die aktuelle Periode sowie für die nächsten zwei Planjahre. Auf diese<br />

Weise wird verdeutlicht, ob die geplante Wertschaffung primär aus einem Wachstum<br />

des investierten Kapitals oder aus einer Ausweitung des Value Spread erzielt werden<br />

soll:<br />

Komponenten Wertbeitrag <strong>Marken</strong>produkt<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

-1,00%<br />

-2,00%<br />

2004 2005 2006<br />

2.000,0<br />

1.500,0<br />

1.000,0<br />

500,0<br />

0,0<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

Abbildung C-56: Cockpitfenster 4 – Komponenten Wertbeitrag <strong>Marken</strong>produkt<br />

Im Fall der Marke Top Ice wird ein deutlicher Anstieg des Value Spread geplant. Parallel<br />

dazu entwickelt sich das investierte Kapital relativ konstant. Mithin wird die zukünftige Wertschaffung<br />

durch die Verbesserung der operativen Rendite getrieben.<br />

Die Abbildung der operativen, investiven und finanziellen Cashflows für die aktuelle<br />

sowie die nächsten zwei Perioden wird in Cockpitfenster 5 vorgenommen. Dies ermöglicht<br />

eine Analyse der mit dem <strong>Marken</strong>produkt verbundenen Geldflüsse. Die operativen<br />

Cashflows entsprechen den Zahlungen aus der operativen Geschäftstätigkeit des<br />

Unternehmens. Im investiven Cashflow werden die aus Investitionen resultierenden<br />

Zahlungen gezeigt. Der finanzielle Cashflow wird bestimmt durch die Aufnahmen und<br />

Rückzahlungen von Fremd- und Eigenkapital. Aus dieser Perspektive können „Cash-<br />

Vernichter“ und „Cash-Generatoren“ identifiziert werden:<br />

192


Cashflows <strong>Marken</strong>produkt<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

-100,0<br />

-200,0<br />

2004 2005 2006<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

-300,0<br />

Abbildung C-57: Cockpitfenster 5 – Cashflows <strong>Marken</strong>produkt<br />

Für Top Ice zeigt sich, dass auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts deutlich positive Cashflows<br />

aus dem operativen Geschäft erwirtschaftet werden. Die negativen finanziellen Cashflows<br />

spiegeln die Prämisse der Vollausschüttung positiver Jahresüberschüsse wider. Der negative<br />

investive Cashflow spiegelt die Auszahlungen für Investitionen aufgrund des geplanten<br />

Anstiegs der Absatzmenge wider.<br />

Cockpitfenster zur Abbildung des finanziellen Werts der Marke<br />

Die Analyse des <strong>Marken</strong>werts erfolgt in Form der gleichen Darstellungen wie im Fall<br />

des <strong>Marken</strong>produktwerts. Somit wird in Cockpitfenster 6 die Planung der aktuellen<br />

Periode sowie der nächsten zwei Jahre für den relativen <strong>Marken</strong>wert und dessen Komponenten<br />

abgebildet:<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>wert<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

-50,0<br />

-100,0<br />

-150,0<br />

-200,0<br />

2004 2005 2006<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Relativer Kapitalwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Investiertes Kapital<br />

Abbildung C-58: Cockpitfenster 6 – Komponenten relativer <strong>Marken</strong>wert<br />

193


Für Top Ice zeigt sich, dass auf der Ebene der Marke für die nächsten Jahre eine kontinuierliche<br />

Verbesserung von <strong>Marken</strong>wert und damit auch relativem Kapitalwert der Marke geplant<br />

wird. Allerdings wird auch in der Planung noch keine Wertschaffung erreicht, da der relative<br />

Kapitalwert kleiner als 1 ist.<br />

In Cockpitfenster 7 erfolgt eine Analyse der Ursachen der geplanten Wertbeiträge der<br />

Marke als immaterieller Vermögenswert. Hierfür wird die Entwicklung des Value<br />

Spread sowie die Entwicklung des investierten Kapitals betrachtet:<br />

Komponenten Wertbeitrag Marke<br />

0,0%<br />

-10,0%<br />

-20,0%<br />

2004 2005 2006<br />

200,0<br />

160,0<br />

120,0<br />

80,0<br />

40,0<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

-30,0%<br />

0,0<br />

Abbildung C-59: Cockpitfenster 7 – Komponenten Wertbeitrag Marke<br />

Auf der Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert wird für die nächsten Planperioden<br />

von einer deutlichen Verbesserung des negativen Value Spread ausgegangen. Dies<br />

reicht allerdings für eine Verzinsung der Kosten auf das investierte Kapital noch nicht aus.<br />

Das investierte Kapital steigt parallel zu dem wachsenden Geschäftsvolumen an.<br />

In Cockpitfenster 8 wird auch für die Marke als immaterieller Vermögenswert eine<br />

Aufspaltung der Cashflows in die einzelnen Bestandteile vorgenommen:<br />

Cashflows Marke<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

-10,0<br />

-20,0<br />

-30,0<br />

2004 2005 2006<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

Abbildung C-60: Cockpitfenster 8 – Cashflows Marke<br />

194


Auf der Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert zeigt sich bei Top Ice ein negativer<br />

operativer Cashflow. Durch den unterstellten Verlustausgleich am Ende der Periode<br />

resultiert ein positiver finanzieller Cashflow. In 2004 ergibt sich ein investiver Cashflow der<br />

Marke in Höhe von 0, da für <strong>Marken</strong>produkt und No-name-Produkt Investitionen in gleicher<br />

Höhe vorgenommen werden.<br />

Cockpitfenster zur Abbildung der <strong>Marken</strong>stärke<br />

Die <strong>Marken</strong>bekanntheit als Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke wird in Cockpitfenster 9 abgetragen.<br />

In Abhängigkeit der durchgeführten Messungen werden hier die passive bzw.<br />

aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit sowie der Punktwert für die <strong>Marken</strong>bekanntheit abgebildet.<br />

Eine explizite Planung der Ausprägungen der <strong>Marken</strong>bekanntheit über mehrere Zukunftsperioden<br />

erfolgt in der Regel nicht. 459 Aus diesem Grund werden in diesem<br />

Cockpitfenster die Werte der <strong>Marken</strong>bekanntheit für die aktuelle Periode und die letzten<br />

drei Vergangenheitsjahre gezeigt:<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Aktive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

0,0<br />

2001 2002 2003 2004<br />

0<br />

Abbildung C-61: Cockpitfenster 9 – <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Für die Marke Top Ice ist ein kontinuierlicher Anstieg der Werte für die aktive und passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit sowie des Punktwerts für die <strong>Marken</strong>bekanntheit zu erkennen. Diese<br />

Entwicklung spiegelt die Wirksamkeit der seit der Einführung der Marke im Juni 2001 durchgeführten<br />

Werbekampagnen wider.<br />

Als weiterer Werttreiber ist das <strong>Marken</strong>image im Rahmen des <strong>Marken</strong>-Cockpits abzubilden.<br />

Dabei wird für die Messung der <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit<br />

der Assoziationen der Marke jeweils der durchschnittliche Wert über alle Assoziationen<br />

aufgeführt. Bei der Vorstellung der Dimensionen und der Messung des <strong>Marken</strong>images<br />

wurde bereits erläutert, dass das Image ein komplexes Konstrukt darstellt, das<br />

459 Dies gilt ebenso für die weiteren Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke.<br />

195


deshalb nicht über eine einfache Durchschnittbildung adäquat erfasst werden kann.<br />

Vor diesem Hintergrund sollen die Angaben für die <strong>St</strong>ärke, Vorteilhaftigkeit und Einzigartigkeit<br />

der Assoziationen lediglich einen grundsätzlichen Eindruck über die Entwicklung<br />

der Dimensionen des <strong>Marken</strong>images ermöglichen. Eine ganzheitliche Sicht<br />

und qualitative Würdigung des <strong>Marken</strong>images spiegelt sich in den Punktwerten wider,<br />

die ebenfalls abgetragen werden:<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>St</strong>ärke<br />

Vorteilhaftigkeit<br />

Einzigartigkeit<br />

0,0<br />

2003 2004<br />

Abbildung C-62: Cockpitfenster 10 – <strong>Marken</strong>image<br />

Für die Marke Top Ice wurden erst im Jahr 2003 die ersten Messungen des <strong>Marken</strong>images<br />

vorgenommen. Der Vergleich mit der aktuellen Messung des Jahres 2004 zeigt eine leichte<br />

Verbesserung der Ausprägungen der Dimensionen, insbesondere bei der wahrgenommenen<br />

Vorteilhaftigkeit der <strong>Marken</strong>assoziationen. Allerdings befinden sich die Durchschnittswerte<br />

sowie der Punktwert für das <strong>Marken</strong>image immer noch auf einem relativ niedrigen Niveau.<br />

In Cockpitfenster 11 werden Wettbewerbsposition und Branchenattraktivität abgebildet.<br />

Für die Wettbewerbsposition werden relativer Marktanteil und Punktwert aufgeführt.<br />

Da sich die Branchenattraktivität aus fünf Komponenten zusammensetzt, wird<br />

für die Branchenattraktivität lediglich die Entwicklung des Punktwerts abgetragen:<br />

Wettbewerbsposition/Branchenattraktivität<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

2001 2002 2003 2004<br />

160%<br />

120%<br />

80%<br />

40%<br />

0%<br />

Punktwert<br />

Wettbewerbsposition<br />

Punktwert<br />

Branchenattraktivität<br />

Relativer Marktanteil<br />

Abbildung C-63: Cockpitfenster 11 – Wettbewerbsposition und Branchenattraktivität<br />

196


Für die Marke Top Ice zeigt sich eine leichte, aber kontinuierliche Verbesserung des relativen<br />

Marktanteils sowie des Punktwerts für die Wettbewerbsposition. Allerdings ist die Position<br />

von Top Ice im Markt immer noch als unterdurchschnittlicher Wert zu betrachten. Im Gegensatz<br />

dazu weist die Branchenattraktivität für das aktuelle Jahr sowie die letzten drei Vergangenheitsjahre<br />

einen hohen Wert auf. Die hohe Attraktivität der Branche war einer der<br />

zentralen Gründe, warum das Management sich dafür entschied, in den Markt für Fruchteis<br />

einzutreten.<br />

Nach der Darstellung der Bewertungsmethodik des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s und der Aufbereitung<br />

der Ergebnisse in Form des <strong>Marken</strong>-Cockpits soll im folgenden Kapitel D dargestellt<br />

werden, wie die Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> erfolgen kann. Dabei wird auf<br />

die Aspekte des <strong>Marken</strong>managements strategische Analyse, Planung, Performancemessung<br />

und externes Reporting eingegangen.<br />

197


D<br />

Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

Zielsetzung des Kapitels D ist die Darstellung der Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für<br />

verschiedene Aspekte des <strong>Marken</strong>managements. In Abschnitt D1 wird gezeigt, welche<br />

Informationen das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> für die strategische Analyse sowohl auf Portfolio-<br />

Ebene als auch auf Ebene der einzelnen <strong>Marken</strong> bzw. <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombinationen<br />

bereitstellen kann. 460 Gegenstand des Abschnitts D2 ist die Erläuterung der<br />

Unterstützungsmöglichkeiten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s bei der Auswahl von Maßnahmen<br />

des <strong>Marken</strong>managements und der Planungserstellung. Im Anschluss daran wird in Abschnitt<br />

D3 der mögliche Beitrag des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für die Performancemessung diskutiert.<br />

Abschließend ist in Abschnitt D4 die Funktion des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s für das<br />

externe Reporting der Marke zu untersuchen.<br />

Bei den nachfolgenden Erörterungen ist allerdings zu berücksichtigen, dass das <strong>Marken</strong>management<br />

nicht auf Basis eines einzigen Instruments vorgenommen werden<br />

kann. So stellt auch das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> nur ein Instrument des <strong>Marken</strong>managements<br />

dar. Im <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> werden die zentralen Kennzahlen und Werttreiber der Finanz-,<br />

Marketing- und Portfolioperspektive von Marke und <strong>Marken</strong>produkt zusammengeführt.<br />

Damit setzt das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> auf bereits relativ aggregierten Kenngrößen auf.<br />

Insbesondere für detaillierte Analysen innerhalb der jeweiligen Dimensionen ist daher<br />

auf weitere Instrumente zurückzugreifen. Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen<br />

der Darstellungen der Anwendungsmöglichkeiten an verschiedenen <strong>St</strong>ellen darauf hingewiesen,<br />

durch welche Analysen die aus dem <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> resultierenden Informationen<br />

zu erweitern bzw. zu ergänzen sind.<br />

1 <strong>St</strong>rategische Analyse<br />

1.1 <strong>Marken</strong>portfolio<br />

Die strategische Analyse eines <strong>Marken</strong>portfolios ist insbesondere aufgrund der in Abschnitt<br />

B2 angesprochenen aktuellen Herausforderung der Inflation von Produkten und<br />

460 Gegenstand des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s sind <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen. Daher bezieht sich die Anwendung<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s auch auf <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen. Aus Gründen der besseren<br />

Lesbarkeit wird aber im Folgenden statt von <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen kurz von <strong>Marken</strong> gesprochen.<br />

An <strong>St</strong>ellen, an denen die Marke als immaterieller Vermögenswert gemeint ist, wird die Trennung<br />

zwischen den Begrifflichkeiten vollzogen und zur Verdeutlichung von der Marke als immaterieller Vermögenswert<br />

gesprochen. Dies wird insbesondere bei der Darstellung der strategischen Analyse des <strong>Marken</strong>portfolios<br />

aus der Finanzperspektive der Fall sein.<br />

198


<strong>Marken</strong> von zentraler Bedeutung. 461 Dennoch wird diese Management-Aufgabe von<br />

vielen Unternehmen vernachlässigt: „Überraschenderweise untersuchen die meisten<br />

Unternehmen ihre <strong>Marken</strong>portfolios nicht regelmäßig, um festzustellen, ob sie möglicherweise<br />

so viele <strong>Marken</strong> anbieten, dass sie schwache <strong>Marken</strong> nicht mehr identifizieren<br />

und unrentable eliminieren können.“ 462 Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden<br />

dargestellt werden, wie das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> den Prozess der strategischen Analyse eines<br />

<strong>Marken</strong>portfolios unterstützen kann. 463<br />

Die strategische Analyse eines <strong>Marken</strong>portfolios stellt einen wesentlichen Bestandteil<br />

des gesamten Prozesses der Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios dar: 464<br />

Schritte bei der<br />

Restrukturierung des<br />

<strong>Marken</strong>portfolios<br />

<strong>Marken</strong>-<br />

Audit<br />

Auswahl der<br />

fortzuführenden<br />

<strong>Marken</strong><br />

Liquidierung<br />

der aufgegebenen<br />

<strong>Marken</strong><br />

<strong>St</strong>ärkung der<br />

der verbleibenden<br />

<strong>Marken</strong><br />

<strong>St</strong>rategische<br />

Analyse des<br />

<strong>Marken</strong>portfolios<br />

Portfolioperspektive<br />

<strong>Marken</strong>-<br />

Audit<br />

Auswahl der<br />

fortzuführenden<br />

<strong>Marken</strong><br />

Finanzperspektive<br />

Marketingperspektive<br />

Abbildung D-1:<br />

Einordnung der strategischen Analyse des <strong>Marken</strong>portfolios in den Prozess<br />

der Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

Gemäß dieser Unterteilung besteht der Prozess der Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

aus vier Schritten. Im Rahmen des <strong>Marken</strong>-Audits werden die jeweiligen<br />

<strong>Marken</strong> analysiert und einander vergleichend gegenübergestellt. Auf dieser Grundlage<br />

kann anhand von geeigneten Kriterien eine Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> vorgenommen<br />

werden. Entsprechend den Dimensionen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s sind hier sowohl<br />

die Finanzperspektive als auch die Marketing- und Portfolioperspektive einzu-<br />

461 Zu den Gründen für die Reduzierung eines <strong>Marken</strong>portfolios vgl. Braun (2000), S. 649; Kapferer (2000),<br />

S. 607 f.; Sachs (2002), S. 8; Kumar (2004a), S. 149-154.<br />

462 Kumar (2004b), S. 55.<br />

463 Zur Klarstellung sei nochmals darauf verwiesen, dass es sich in der Terminologie dieser Arbeit eigentlich um<br />

ein <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>portfolio handelt.<br />

464 Zum Prozess der Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios vgl. Kumar (2004a), S. 156-173. Als Fallbeispiele<br />

für Restrukturierungen vgl. für das Unternehmen SCF Hygiene Papier Braun (2000), S. 649-665; für die<br />

Thomson Gruppe Kapferer (2000), S. 615-618; für Unilever Sachs (2002), S. 8-16.<br />

199


nehmen. Nach der Entscheidung über die Zusammensetzung des <strong>Marken</strong>portfolios sind<br />

für die Liquidierung der aufgegebenen <strong>Marken</strong> geeignete Maßnahmen zu identifizieren.<br />

Schließlich sind <strong>St</strong>rategien für das Wachstum und die <strong>St</strong>ärkung der verbleibenden<br />

<strong>Marken</strong> zu entwickeln.<br />

Hierbei beziehen sich die ersten beiden Maßnahmen auf die strategische Analyse des<br />

<strong>Marken</strong>portfolios. Sie sind daher Gegenstand dieses Abschnitts und werden im Folgenden<br />

näher betrachtet. Die letzten beiden Schritte umfassen die strategische Analyse<br />

auf der Ebene der einzelnen Marke bzw. <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination und<br />

werden daher in Abschnitt D1.2 behandelt.<br />

<strong>Marken</strong>-Audit<br />

Die strategische Analyse beginnt mit der Durchführung eines <strong>Marken</strong>-Audits aller<br />

<strong>Marken</strong> des Portfolios. 465 Im Rahmen eines <strong>Marken</strong>-Audits soll auf Basis von möglichst<br />

objektiven Informationen eine vergleichende Bewertung der einzelnen <strong>Marken</strong><br />

vorgenommen werden. Zielsetzung ist es, einen übergreifenden Überblick über den<br />

Wert und die Potentiale aller <strong>Marken</strong> des Portfolios zu gewinnen.<br />

Für ein solches <strong>Marken</strong>-Audit können die in Form der <strong>Marken</strong>-Cockpits aggregierten<br />

Ergebnisse der <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s der einzelnen <strong>Marken</strong> herangezogen werden. In den<br />

<strong>Marken</strong>-Cockpits sind der Wert, die zentralen Werttreiber sowie die Chancen und Risiken<br />

der <strong>Marken</strong> zusammengefasst. Darüber hinaus wird auch die Perspektive des<br />

<strong>Marken</strong>produkts explizit betrachtet. Daher stellen die <strong>Marken</strong>-Cockpits der einzelnen<br />

<strong>Marken</strong> eine geeignete Grundlage für ein solches <strong>Marken</strong>-Audit dar.<br />

Das <strong>Rating</strong> der Marke als einfache und leicht kommunizierbare Kennzahl besitzt darüber<br />

hinaus den Vorteil, dass die <strong>Marken</strong> anhand einer einheitlichen Systematik eines<br />

<strong>Rating</strong>s miteinander verglichen bzw. in eine Reihenfolge gebracht werden können.<br />

Dies ist insbesondere von Bedeutung, da eine Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

auch mit Veränderungen von Zuständigkeiten der jeweiligen Brand oder Product Manager<br />

verbunden ist. 466 Die Methodik des <strong>Rating</strong>s kann hierbei dazu dienen, die unter<br />

Umständen schwierige Diskussion überhaupt in Gang zu bringen und gleichzeitig zu<br />

strukturieren.<br />

465 Vgl. Aaker/Joachimsthaler (2002), S. 156-161; Kumar (2004a), S. 156-159.<br />

466 Vgl. zu der „politischen“ Dimension der Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios Kumar (2004b), S. 57-59.<br />

200


3.000,0<br />

2.500,0<br />

2.000,0<br />

1.500,0<br />

1.000,0<br />

500,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

0,0<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

-1,00%<br />

-2,00%<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

-100,0<br />

-200,0<br />

-300,0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

2004 2005 2006<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

2001 2002 2003 2004<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Komponenten Wertbeitrag <strong>Marken</strong>produkt<br />

2004 2005 2006<br />

2.000,0<br />

1.500,0<br />

1.000,0<br />

500,0<br />

0,0<br />

Cashflows <strong>Marken</strong>produkt<br />

2004 2005 2006<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

Relativer Kapitalwert<br />

NPV<br />

Investiertes Kapital<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Aktive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3.000,0<br />

2.500,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

0 1 2.000,0 2 3 4 5 6<br />

3,0<br />

1.500,0 <strong>Marken</strong>stärke<br />

2,0<br />

1.000,0<br />

Beitrag 500,0 zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

0,0<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

2001 2002 2003 2004<br />

1,00%<br />

2004 2005 2006<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

2001 2002 2003 2004<br />

5,0<br />

4,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Komponenten Wertbeitrag <strong>Marken</strong>produkt<br />

0,00%<br />

-1,00%<br />

2004 2005 2006<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

-2,00%<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

Kompatibilität<br />

2.000,0<br />

Punktwert Beitrag<br />

zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

1.500,0<br />

1.000,0<br />

500,0<br />

0,0<br />

Cashflows <strong>Marken</strong>produkt<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>St</strong>ärke<br />

Vorteilhaftigkeit<br />

Einzigartigkeit<br />

0,0<br />

2003 2004<br />

2004 2005 2006<br />

-100,0<br />

-200,0<br />

-300,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

-50,0<br />

-100,0<br />

-150,0<br />

-200,0<br />

0,0%<br />

-10,0%<br />

-20,0%<br />

Relativer Kapitalwert<br />

-30,0%<br />

NPV<br />

Investiertes Kapital<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

-10,0<br />

-20,0<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC) -30,0<br />

Investiertes Kapital<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

Wettbewerbsposition/Branchenattraktivität<br />

0 3.000,0 1 2 3 4 5,0 5 6<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

2.500,0<br />

4,0<br />

6,0<br />

2.000,0160%<br />

3,0 Relativer Kapitalwert<br />

5,0<br />

Beitrag z um <strong>Marken</strong>portfolio<br />

1.500,0<br />

Punktwert<br />

120%<br />

NPV<br />

4,0<br />

Wettbewerbsposition<br />

2,0 Investiertes Kapital<br />

6,0 1.000,0<br />

Punktwert<br />

3,0<br />

80%<br />

Branchenattraktivität<br />

500,0<br />

1,0<br />

2,0<br />

5,0<br />

Relativer Marktanteil<br />

40%<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Cashflow investiv 1,0<br />

0,0<br />

0,0<br />

4,0<br />

Cashflow finanziell<br />

0,0<br />

0%<br />

2004 2005 2006<br />

Kompatibilität<br />

Cashflow operativ 2001 20023,0<br />

2003 2004<br />

Cashflow total<br />

2,0<br />

Komponenten Wertbeitrag Punktwert <strong>Marken</strong>produkt Beitrag<br />

zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

1,0<br />

6,00%<br />

2.000,0<br />

0,0<br />

5,00%<br />

2001 2002 2003 2004<br />

4,00%<br />

1.500,0<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Aktive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>wert<br />

2004 2005 2006<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

40,0<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert<br />

6<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

-1,00%<br />

-2,00%<br />

300,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

-100,0<br />

-200,0<br />

-300,0<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Komponenten Wertbeitrag Marke<br />

2004 2005 2006<br />

200,0<br />

160,0<br />

120,0<br />

80,0<br />

0,0<br />

Cashflows Marke<br />

5<br />

2004 2005 2006<br />

Relativer Kapitalwert<br />

NPV<br />

Investiertes Kapital<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

2004 2005 2006<br />

200,0<br />

2003 2004<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

2001 2002 2003 2004<br />

1.000,0<br />

500,0<br />

0,0 <strong>Marken</strong>image<br />

<strong>St</strong>ärke<br />

Vorteilhaftigkeit<br />

Cashflows <strong>Marken</strong>produkt<br />

Einzigartigkeit<br />

2004 2005 2006<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Aktive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

-50,0<br />

-100,0<br />

-150,0<br />

-200,0<br />

0,0%<br />

-10,0%<br />

-20,0%<br />

-30,0%<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

-10,0<br />

-20,0<br />

-30,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

-10,0%<br />

120,0<br />

1<br />

Wettbewerbsposition/Branchenattraktivität<br />

80,0<br />

-20,0%<br />

0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>produktwert<br />

40,0<br />

160%<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

3.000,0<br />

-30,0% 5,0<br />

0,0<br />

120% <strong>Marken</strong>stärke Punktwert<br />

Wettbewerbsposition<br />

2.500,0<br />

Punktwert<br />

4,0<br />

80%<br />

Branchenattraktivität<br />

Cashflows Marke<br />

2.000,0<br />

Beitrag z um <strong>Marken</strong>portfolio<br />

3,0 Relativer Kapitalwert<br />

Relativer Marktanteil<br />

40%<br />

1.500,0<br />

30,0 NPV<br />

6,0<br />

2,0 Investiertes Kapital<br />

0%<br />

1.000,0<br />

20,0<br />

2001 5,0 2002 2003 2004<br />

500,0<br />

1,0<br />

Abgrenzungsfähigkeit 10,0<br />

4,0<br />

0,0<br />

0,0<br />

Kompatibilität 2004 2005 2006 0,0<br />

3,0<br />

2004 2005 2006<br />

-10,0<br />

2,0<br />

Punktwert Beitrag<br />

zum Komponenten <strong>Marken</strong>portfolio Wertbeitrag <strong>Marken</strong>produkt<br />

1,0<br />

-20,0<br />

0,0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>wert<br />

2004 2005 2006<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert<br />

Cashflows Marke<br />

6<br />

5<br />

4<br />

2004 2005 2006<br />

3<br />

2<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Komponenten Wertbeitrag Marke<br />

2004 2005 2006<br />

200,0<br />

160,0<br />

120,0<br />

80,0<br />

40,0<br />

0,0<br />

2001 2002 2003 2004<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

2003 2004<br />

Relativer Kapitalwert<br />

NPV<br />

Investiertes Kapital<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

6,00%<br />

5,00%<br />

4,00%<br />

3,00%<br />

2,00%<br />

1,00%<br />

0,00%<br />

-1,00%<br />

-2,00%<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

-100,0<br />

-200,0<br />

-300,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

500,0<br />

6,0<br />

2004 2005 2006<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

5,0<br />

0,0<br />

<strong>St</strong>ärke<br />

4,0<br />

Vorteilhaftigkeit<br />

3,0<br />

Einzigartigkeit Cashflows <strong>Marken</strong>produkt<br />

2,0<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

2001 2002 2003 2004<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

-50,0<br />

-100,0<br />

-150,0<br />

-200,0<br />

2.000,0 -30,0<br />

1.500,0<br />

1.000,0<br />

2004 2005 2006<br />

0,0<br />

0,0%<br />

1,0<br />

0,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>wert<br />

2004 2005 2006<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Wettbewerbsposition/Branchenattraktivität 1<br />

Investiertes Kapital<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Aktive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Passive<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

160%<br />

120%<br />

80%<br />

40%<br />

0%<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Komponenten Wertbeitrag Marke<br />

2004 2005 2006<br />

200,0<br />

160,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

<strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

0<br />

Relativer Kapitalwert<br />

NPV<br />

Investiertes Kapital<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Punktwert<br />

Wettbewerbsposition <strong>Marken</strong>stärke<br />

Punktwert<br />

Branchenattraktivität<br />

Relativer Marktanteil Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

2001 2002 2003 2004<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

2003 2004<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Kompatibilität<br />

Punktwert Beitrag<br />

zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>St</strong>ärke<br />

Vorteilhaftigkeit<br />

Einzigartigkeit<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

-50,0<br />

-100,0<br />

-150,0<br />

-200,0<br />

0,0%<br />

-10,0%<br />

-20,0%<br />

-30,0%<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

-10,0<br />

-20,0<br />

-30,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Komponenten Relativer <strong>Marken</strong>wert<br />

2004 2005 2006<br />

Wettbewerbsposition/Branchenattraktivität<br />

2001 2002 2003 2004<br />

160%<br />

120%<br />

80%<br />

40%<br />

0%<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

Komponenten Wertbeitrag Marke<br />

2004 2005 2006<br />

200,0<br />

160,0<br />

120,0<br />

80,0<br />

40,0<br />

0,0<br />

Cashflows Marke<br />

2004 2005 2006<br />

Relativer Kapitalwert<br />

NPV<br />

Investiertes Kapital<br />

Value Spread (ROIC-<br />

WACC)<br />

Investiertes Kapital<br />

Cashflow investiv<br />

Cashflow finanziell<br />

Cashflow operativ<br />

Cashflow total<br />

Punktwert<br />

Wettbewerbsposition<br />

Punktwert<br />

Branchenattraktivität<br />

Relativer Marktanteil<br />

Die Durchführung eines <strong>Marken</strong>-Audits wird – ebenso wie später die weiteren Schritte<br />

der strategischen Analyse – am Fallbeispiel BRAND veranschaulicht.<br />

Für das <strong>Marken</strong>-Audit als Ausgangspunkt der strategischen Analyse des <strong>Marken</strong>portfolios<br />

sind die <strong>Marken</strong>-Cockpits der <strong>Marken</strong> Coki, Peppi, Top Ice und Livella nebeneinander zu<br />

stellen:<br />

3<br />

4<br />

5<br />

9<br />

1<br />

2<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Top Ice B a –<br />

3<br />

4<br />

Top Ice B a –<br />

3<br />

10 11<br />

5<br />

9<br />

1<br />

2<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

4<br />

Top Ice B a –<br />

10 11<br />

3<br />

5<br />

9<br />

6<br />

7<br />

8<br />

1<br />

2<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

4<br />

10 11<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

1<br />

2<br />

<strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

6<br />

7<br />

Top Ice B a –<br />

8<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10 11<br />

Abbildung D-2:<br />

<strong>Marken</strong>-Cockpits als Grundlage für ein <strong>Marken</strong>-Audit<br />

Auf der Grundlage der einzelnen <strong>Marken</strong>-Cockpits resultiert für das Management ein erster<br />

Eindruck, welche <strong>Marken</strong> Wert für das Unternehmen schaffen bzw. vernichten, Cashflows<br />

generieren bzw. verbrauchen, über starke bzw. schwache Marktanteile verfügen oder sich in<br />

attraktiven bzw. unattraktiven Branchen befinden. Wie im weiteren Verlauf noch zu zeigen<br />

sein wird, ermöglicht die parallele Betrachtung der Ebenen von <strong>Marken</strong>produkt und <strong>Marken</strong><br />

als immaterieller Wert eine differenziertere Analyse gegenüber einer ausschließlichen Fokussierung<br />

auf die Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert wie in den bestehenden<br />

Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung.<br />

Zur Verdichtung und gleichsam als <strong>St</strong>artpunkt für die Analyse können die <strong>Marken</strong> des Portfolios<br />

von BRAND anhand der <strong>Rating</strong>s in eine Rangliste gebracht werden. Diese Reihenfolge<br />

stellt sich für das Portfolio von BRAND wie folgt dar: 467<br />

467 Auf der Skala sind aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht alle möglichen Ausprägungen des <strong>Rating</strong>s der<br />

Marke abgetragen. <strong>St</strong>attdessen wird beispielsweise für ein A-<strong>Rating</strong> die beste Ausprägung Aa+ und schlechteste<br />

Ausprägung Ab- gezeigt. Dies wird analog für ein B-, C- und D-<strong>Rating</strong> vorgenommen.<br />

201


<strong>Rating</strong>-Wert<br />

Coki (Ab+)<br />

Top Ice (Ba-)<br />

Peppi (Cb+)<br />

Da+<br />

Aa+<br />

Ab-<br />

Ba+<br />

Bb-<br />

Ca+<br />

Cb-<br />

Db-<br />

Livella (Db-)<br />

Abbildung D-3:<br />

Rangliste der <strong>Marken</strong> von BRAND<br />

Coki weist mit einem <strong>Rating</strong> von Ab+ den besten Wert auf, gefolgt von Top Ice mit Ba- und<br />

Peppi mit Cb+; den schlechtesten <strong>Rating</strong>wert verzeichnet Livella mit Db-.<br />

Die Rangreihung der <strong>Marken</strong> auf der Grundlage der <strong>Rating</strong>s soll zunächst lediglich<br />

den Vergleich anhand eines einheitlichen Schemas ermöglichen. Dies soll noch keine<br />

Entscheidung über die Zusammensetzung des Portfolios implizieren. Die Auswahl der<br />

fortzuführenden <strong>Marken</strong> wird im nächsten Schritt anhand von geeigneten Kriterien<br />

vorgenommen. Entsprechend den drei grundlegenden Dimensionen des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s sind hierbei die Finanz-, die Marketing- und die Portfolioperspektive einzunehmen.<br />

Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> (Finanzperspektive)<br />

Aus der Perspektive einer wertorientierten Unternehmensführung müssen das Unternehmen<br />

bzw. dessen <strong>Marken</strong>produkte und dessen <strong>Marken</strong> als immaterielle Vermögenswerte<br />

langfristig eine operative Rendite auf das in sie investierte Kapital in Höhe<br />

des Kapitalkostensatzes erzielen. 468 Diese Bedingung ist für <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen bei einem <strong>Rating</strong>wert A oder B erfüllt. In diesen Fällen weist<br />

das <strong>Marken</strong>produkt einen positiven Nettokapitalwert auf. Die Einteilung in wertschaffende<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen wird mithin an der Wertschaffung auf<br />

der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts festgemacht. Die Frage, ob auf der Ebene der Marke<br />

468 Zur Betonung der Bedeutung der Grundgedanken der wertorientierten Unternehmensführung für das Marketing<br />

vgl. Doyle (2000), S. 70.<br />

202


als immaterieller Vermögenswert die Kapitalkosten verdient werden, ist für die Feststellung<br />

der Wertschaffung einer <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination zunächst von<br />

nachrangiger Bedeutung. Dies beruht auf der Tatsache, dass im Rahmen einer <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination<br />

der <strong>Marken</strong>wert lediglich eine Komponente des Gesamtwerts<br />

darstellt. Zur Ermittlung des Gesamtwerts und damit auch des Beitrags zum<br />

Unternehmenswert ist auf den <strong>Marken</strong>produktwert abzustellen. 469 Der Umkehrschluss<br />

besteht darin, dass alle <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen mit einem <strong>Rating</strong>wert<br />

C oder D im Hinblick auf den Fortbestand im Portfolio kritisch zu überprüfen sind.<br />

Der <strong>Marken</strong>wert sagt in diesem Zusammenhang etwas darüber aus, ob die Marke als<br />

immaterieller Vermögenswert einen positiven Beitrag zum Wert des Produkts leistet.<br />

Auf Basis des <strong>Marken</strong>werts alleine kann allerdings noch keine Entscheidung über die<br />

Fortführung oder Eliminierung der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination aus dem Portfolio<br />

getroffen werden. Falls das <strong>Marken</strong>produkt insgesamt einen positiven Nettokapitalwert<br />

bzw. einen relativen Kapitalwert der Marke größer 1 aufweist, würde eine Eliminierung<br />

der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination unabhängig von der Ausprägung<br />

des <strong>Marken</strong>werts zu einer Wertvernichtung auf der Ebene des Unternehmens führen.<br />

Folgende Abbildung veranschaulicht die Vorgehensweise anhand des <strong>Marken</strong>portfolios von<br />

BRAND:<br />

<strong>Rating</strong>-Wert<br />

Aa+<br />

Ab-<br />

Ba+<br />

Bb-<br />

Ca+<br />

Cb-<br />

Coki (Ab+)<br />

Top Ice (Ba-)<br />

Peppi (Cb+)<br />

Wertschaffung<br />

Wertvernichtung<br />

Kandidaten für<br />

Fortführung<br />

Coki<br />

Top Ice<br />

Kandidaten für<br />

Liquidierung<br />

Peppi<br />

Livella<br />

Da+<br />

Db-<br />

Livella (Db-)<br />

Abbildung D-4:<br />

Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> bzw. <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombinationen<br />

(Finanzperspektive)<br />

Coki weist einen positiven Nettokapitalwert für <strong>Marken</strong>produkt und Marke als immaterieller<br />

Vermögenswert auf. Aus diesem Grund wird auf allen Ebenen der <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>-<br />

469 Vgl. hierzu auch die Beispielrechnung in Abschnitt B3.2.2.3.<br />

203


kombination Wert für das Unternehmen geschaffen. Dies gilt für Top Ice nur für die Ebene<br />

des <strong>Marken</strong>produkts. Hier leistet die Marke als immaterieller Vermögenswert aufgrund des<br />

negativen Nettokapitalwerts einen negativen Beitrag zum Wert des <strong>Marken</strong>produkts. Da die<br />

gesamte <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination allerdings eine die Kapitalkosten übersteigende<br />

Verzinsung auf das investierte Kapital erzielt, ist Top Ice aus dem Blickwinkel der Finanzperspektive<br />

fortzuführen.<br />

Im Gegensatz dazu wird sowohl für Peppi und Livella auf der Ebene des Produkts Wert vernichtet.<br />

Aus finanzieller Sicht stellen beide <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen daher<br />

Kandidaten für eine Liquidierung aus dem Portfolio dar.<br />

Fazit der strategischen Analyse aus der Finanzperspektive ist daher, dass Coki und Top Ice<br />

weitergeführt werden sollten und Peppi und Livella Kandidaten für eine Liquidierung darstellen.<br />

Die Unterscheidung in wertschaffende und wertvernichtende <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen führt allerdings nur zu einer Vorauswahl der <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen, die im Portfolio behalten bzw. liquidiert werden sollen. So<br />

bleiben sowohl die Marketing- als auch die Portfolioperspektive noch völlig ausgeblendet.<br />

Aus diesem Grund stellen die in Abbildung D-4 als wertschaffend oder wertvernichtend<br />

bezeichneten <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen lediglich Kandidaten<br />

für den Verbleib oder die Eliminierung aus dem Portfolio dar.<br />

Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> (Marketingperspektive)<br />

Bei der strategischen Analyse eines <strong>Marken</strong>portfolios sollte die Marketingperspektive<br />

aus zwei Gründen explizit berücksichtigt werden. So kann zum einen das Management<br />

von einer Marke nicht nur eine Verzinsung in Höhe der Kapitalkosten verlangen, sondern<br />

zudem als weitere Anforderung auch noch eine hohe Ausprägung der <strong>Marken</strong>stärke<br />

fordern. Beispielsweise gab John F. Welch Jr. für General Electric die <strong>St</strong>rategie<br />

aus, dass „es unser strategisches Ziel ist, uns zu einem Unternehmen zu entwickeln,<br />

das entweder Nr. 1 oder Nr. 2 in jedem seiner Wettbewerbsfelder ist … “. 470 Eine starke<br />

Position im Wettbewerbsfeld hängt mit dem Marktanteil, aber auch mit Bekanntheit<br />

und Image der Marke zusammen. Diese Aspekte stellen Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke<br />

dar und können über die Betrachtung dieser Größe in der Entscheidung über die Zusammensetzung<br />

des Portfolios berücksichtigt werden. Darüber hinaus kann auch die<br />

Attraktivität der Branche das Wachstumspotential der Marke beeinflussen und damit<br />

auch in die Entscheidung über die Fortführung einer Marke einfließen.<br />

470 John F. Welch, Jr. zitiert nach Buzzell/Gale (1989), S. 88. Diese <strong>St</strong>rategie wird auch aktuell noch von General<br />

Electric verfolgt vgl. Kumar (2004b), S. 60.<br />

204


Der zweite Grund für die explizite Betrachtung der Marketingperspektive besteht darin,<br />

dass im finanziellen Kalkül nicht zwangsläufig alle Informationen der Marketingperspektive<br />

vollständig abgebildet sein müssen. So sind die unmittelbaren finanziellen<br />

Auswirkungen einer Veränderung der <strong>Marken</strong>stärke nur sehr schwer abzuschätzen. In<br />

der Ausprägung der <strong>Marken</strong>stärke spiegeln sich daher unter Umständen Chancen oder<br />

Risiken wider, die sich in den finanziellen Komponenten noch nicht vollständig niedergeschlagen<br />

haben. Die zusätzliche Analyse der <strong>Marken</strong>stärke als eigene Dimension<br />

kann auf diese Weise zusätzliche Informationen für die Entscheidung über die Zusammensetzung<br />

des Portfolios liefern. Dies ist umso bedeutender, als die Analyse über<br />

die Zusammensetzung der <strong>Marken</strong> nicht nur den Wert auf der Basis ihrer aktuellen<br />

<strong>St</strong>rategie, sondern auch die Potentiale durch mögliche Maßnahmen zu ihrer <strong>St</strong>ärkung<br />

berücksichtigen sollte. 471<br />

Aus diesem Grund sollten gerade die <strong>Marken</strong>, bei denen einen finanzielle Wertschaffung<br />

(Wertvernichtung) mit einer schwachen (starken) <strong>Marken</strong>stärke einhergeht, detailliert<br />

untersucht werden. Unter Umständen kann die Konsequenz dieser Betrachtung<br />

dann darin bestehen, dass eine <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination, die auf Basis der<br />

aktuellen Planung einen negativen Wert aufweist, trotzdem im Portfolio fortgeführt<br />

wird, da ihr vom Management aufgrund ihrer hohen <strong>Marken</strong>stärke mit Hilfe von zusätzlichen<br />

unterstützenden Maßnahmen ein „Turnaround“ zugetraut wird.<br />

Im Falle von BRAND ist die Analyse der <strong>Marken</strong>stärke insbesondere für Top Ice und Peppi<br />

von Relevanz.<br />

Top Ice ist durch eine unterdurchschnittliche <strong>Marken</strong>stärke gekennzeichnet. Das Management<br />

hat allerdings die Vorgabe gesetzt, alle <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen, die in<br />

ihren Märkten nicht eine führende Position einnehmen, zu liquidieren. Eine schlechte Ausprägung<br />

der <strong>Marken</strong>stärke ist hierfür ein mögliches Indiz. Die nähere Analyse der Werttreiber<br />

der <strong>Marken</strong>stärke von Top Ice zeigt auch, dass die Ausprägungen von <strong>Marken</strong>image,<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit und Wettbewerbsposition bei Top Ice durchschnittlich bis schlecht ausgeprägt<br />

sind.<br />

Allerdings ist bei der Interpretation dieser Werte berücksichtigen, dass die Marke erst vor<br />

drei Jahren am Markt eingeführt wurde. Daneben befindet sich Top Ice in einer attraktiven<br />

Branche. Vor diesem Hintergrund entscheidet sich das Management, dass Top Ice trotz der<br />

aktuell schwachen <strong>Marken</strong>stärke im Portfolio fortgeführt wird.<br />

471 „More important, the brand rationalization decision is strategic: Managers must consider what could occur,<br />

not what is actually occurring. They must imagine the profit and loss for the firm and each surviving brand<br />

after the purge of marginal brands and the adjustment of the marketing mix for survivors.” Kumar (2004a),<br />

S. 158.<br />

205


Im Gegensatz dazu ist Peppi durch eine sehr gute <strong>Marken</strong>stärke gekennzeichnet. Diese<br />

basiert insbesondere auf der hohen Bekanntheit und den guten Imagewerten von Peppi. Auf<br />

dieser Grundlage geht das Management davon aus, dass durch ein geeignetes Maßnahmenprogramm<br />

die finanzielle Situation der Marke so verbessert werden kann, dass eine<br />

Fortführung der Marke sinnvoll erscheint.<br />

<strong>Rating</strong>-Wert<br />

Analyse möglicher<br />

Verschlechterungen<br />

des <strong>Rating</strong>s<br />

Aa+<br />

Ab-<br />

Ba+<br />

Bb-<br />

Coki (Ab+)<br />

Top Ice (Ba-)<br />

Kandidaten für<br />

Fortführung<br />

Coki<br />

Kandidaten für<br />

Liquidierung<br />

Peppi<br />

Analyse möglicher<br />

Verbesserungen<br />

des <strong>Rating</strong>s<br />

Ca+<br />

Cb-<br />

Da+<br />

Peppi (Cb+)<br />

Top Ice<br />

Peppi<br />

Livella<br />

Db-<br />

Livella (Db-)<br />

Abbildung D-5:<br />

Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> (Marketingperspektive)<br />

Als Ergebnis ändert sich nach der Betrachtung der Marketingperspektive die Zusammensetzung<br />

der Kandidaten für Fortführung und Liquidierung. Peppi wird von einem Kandidaten für<br />

die Liquidierung zu einem Kandidaten für die Fortführung umgestuft.<br />

Ergebnis des Einbezugs der Marketingperspektive im Rahmen der Restrukturierung<br />

eines Portfolios ist eine Konkretisierung der Kandidaten für eine Fortführung bzw.<br />

Entfernung aus dem Portfolio. Bislang wurde allerdings die Einschätzung der <strong>Marken</strong><br />

auf Basis einer isolierten Betrachtung vorgenommen. Tatsächlich stehen die <strong>Marken</strong><br />

aber in Wechselbeziehungen zu den anderen <strong>Marken</strong> des Portfolios. Im nächsten<br />

Schritt ist daher zu überprüfen, inwieweit die Betrachtung der Portfolioperspektive<br />

eine Anpassung der Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> erforderlich macht.<br />

Auswahl der fortzuführenden <strong>Marken</strong> (Portfolioperspektive)<br />

Bei der Entscheidung über die Zusammensetzung eines Portfolios können grundsätzlich<br />

zwei Herangehensweisen unterschieden werden. Der portfolioorientierte Ansatz<br />

stellt einen Top Down-Ansatz dar, bei dem alle <strong>Marken</strong> des Portfolios anhand bestimmter<br />

Kriterien überprüft werden. 472 Alle <strong>Marken</strong>, die die Kriterien erfüllen,<br />

verbleiben im Portfolio, die restlichen <strong>Marken</strong> werden nicht fortgeführt. Diese Vorge-<br />

472 Diese Herangehensweise prägt die Restrukturierung des <strong>Marken</strong>portfolios von Unilever vgl. Kumar (2004a),<br />

S. 168-173.<br />

206


hensweise wurde bislang bei der Analyse des <strong>Marken</strong>portfolios aus der Finanzperspektive<br />

und der Marketingperspektive zu Grunde gelegt. Die jeweilige Ausprägung von<br />

<strong>Marken</strong>produktwert bzw. <strong>Marken</strong>wert und <strong>Marken</strong>stärke bestimmt die Zuordnung der<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen als Kandidaten für Fortführung oder Liquidierung.<br />

Die zweite Herangehensweise wird durch den segmentbasierten Ansatz repräsentiert.<br />

473 Hierbei werden für die einzelnen Märkte die Kundensegmente betrachtet und<br />

analysiert, welche <strong>Marken</strong> erforderlich sind, um alle Kundensegmente in jedem Markt<br />

adäquat bedienen zu können. Diese Sichtweise soll im Folgenden herangezogen werden,<br />

wenn die strategische Analyse der <strong>Marken</strong> aus der Portfolioperspektive erfolgt.<br />

Für die <strong>Marken</strong> bzw. <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen, die auf Basis der Analyse<br />

aus der Finanz- und der Marketingperspektive im Portofolio verbleiben sollen, ist zu<br />

analysieren, ob es zwischen den <strong>Marken</strong> innerhalb des gleichen Segments zu<br />

Überschneidungen bzw. zu Kannibalisierungseffekten kommt. Zur Messung dieses<br />

Sachverhalts ist auf die Ausprägung des Kriteriums Abgrenzungsfähigkeit Bezug zu<br />

nehmen. Bei einer schlechten Ausprägung der Abgrenzungsfähigkeit und damit<br />

verbundenen Überschneidungen zwischen den <strong>Marken</strong> muss geprüft werden, ob eine<br />

Einstellung einer der beiden <strong>Marken</strong> aufgrund der damit verbundenen Ersparnis an<br />

Ressourcen der Führung beider <strong>Marken</strong> vorzuziehen ist. In diesem Fall könnte es trotz<br />

einer positiven Beurteilung bei isolierter Betrachtung vorteilhaft sein, eine der beiden<br />

<strong>Marken</strong> aufzugeben.<br />

Nach dieser Analyse ist die Anzahl der Kandidaten für die Fortführung im Portfolio<br />

bereits sehr eingegrenzt. Die Anzahl der Kandidaten wird nicht weiter verringert. Vielmehr<br />

ist zu untersuchen, ob einzelne der bislang ausgesonderten <strong>Marken</strong> aufgrund ihrer<br />

„strategischen“ Bedeutung doch im Portfolio behalten werden sollten.<br />

In diesem Zusammenhang ist auf die Kompatibilität zwischen den Produktmarken und<br />

der Unternehmensmarke eines Portfolios zurückzukommen. Eine positive Ausprägung<br />

des Beitrags zur Unternehmensmarke spiegelt sich nicht im <strong>Marken</strong>produktwert bzw.<br />

<strong>Marken</strong>wert der Produktmarke wider. Insoweit ist dieser Effekt nicht direkt quantifizierbar.<br />

Dennoch kann er auf der Ebene der Unternehmensmarke einen bedeutenden<br />

Beitrag leisten. Ein Indikator für eine mögliche „strategische“ Bedeutung ist eine hohe<br />

Ausprägung bei der Kompatibilität. Beispielsweise ist hier an eine Premium-Marke zu<br />

473 Ein solcher Ansatz ist beispielsweise bei der Restrukturierung des <strong>Marken</strong>portfolios des schwedischen Unternehmens<br />

Electrolux zu beobachten gewesen vgl. Kumar (2004a), S. 164-168.<br />

207


denken, die eine hohe <strong>Marken</strong>stärke aufweist, aber (zumindest aktuell) nicht profitabel<br />

geführt werden kann. Auf Basis der bisherigen Analyseschritte würde diese Marke<br />

aufgrund ihres negativen Wertbeitrags zum Unternehmenswert aus dem Portfolio genommen<br />

werden. Der aus dieser Marke resultierende Imagetransfer auf die anderen<br />

<strong>Marken</strong> des Portfolios könnte allerdings so groß sein, dass dieser positive Effekt den<br />

negativen Wertbeitrag der Marke überkompensiert. 474<br />

Die Analyse der Kenngröße Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio lässt für die <strong>Marken</strong> Coki und Peppi<br />

eine schlechte Abgrenzungsfähigkeit erkennen. Diese schlägt sich in einer deutlichen<br />

Kannibalisierung der <strong>Marken</strong> nieder. Aus diesem Grund beschließt das Management, nur<br />

eine Marke im Segment Cola-Getränke beizubehalten. Da die Marke Coki gegenüber Peppi<br />

bei der Finanzperspektive die besseren Werte aufweist, soll das Segment Cola-Getränke<br />

nur mit der Marke Coki bearbeitet werden.<br />

Für die Marke Livella ist die Analyse einer strategischen Bedeutung nicht zielführend, da die<br />

schlechte Ausprägung der <strong>Marken</strong>stärke nicht auf diese Möglichkeit hinweist.<br />

Nachfolgende Abbildung veranschaulicht noch einmal das Vorgehen im Rahmen dieses letzten<br />

Schritts und stellt gleichzeitig den gesamten Prozess der strategischen Analyse eines<br />

<strong>Marken</strong>portfolios im Überblick dar.<br />

<strong>Rating</strong>-Wert<br />

Aa+<br />

Analyse möglicher<br />

Verschlechterungen<br />

des <strong>Rating</strong>s<br />

Ab-<br />

Ba+<br />

Bb-<br />

Analyse der<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

der <strong>Marken</strong><br />

Kandidaten für<br />

Fortführung<br />

Coki<br />

Kandidaten für<br />

Liquidierung<br />

Peppi<br />

Ca+<br />

Top Ice<br />

Livella<br />

Analyse möglicher<br />

Verbesserungen<br />

des <strong>Rating</strong>s<br />

Cb-<br />

Da+<br />

Analyse einer<br />

„strategischen“<br />

Bedeutung<br />

Peppi<br />

Db-<br />

Abbildung D-6:<br />

Analyse der fortzuführenden <strong>Marken</strong> (Portfolioperspektive)<br />

Als Ergebnis der strategischen Analyse resultiert, dass die <strong>Marken</strong> Coki und Top Ice fortgeführt<br />

werden sollen. Peppi wird aufgrund der Überschneidungen mit Coki aus dem Portfolio<br />

genommen, der Grund für die Eliminierung von Livella ist die Wertvernichtung sowohl auf<br />

Produkt- als auch auf <strong>Marken</strong>ebene, die zudem von einer schwachen <strong>Marken</strong>stärke begleitet<br />

ist.<br />

474 Ein solcher „strategischer“ Beitrag der Marke ist nur schwer zu quantifizieren. Allerdings kann durch ein<br />

retrogrades Vorgehen die erforderliche Mindesthöhe des „strategischen“ Beitrags bestimmt werden. Dieser<br />

muss mindestens so hoch sein wie die Wertvernichtung auf der Produktebene. Durch dieses Vorgehen kann<br />

ausgeschlossen werden, dass die Fortführung von <strong>Marken</strong> mit einem nicht näher konkretisierten Beitrag zum<br />

Unternehmen begründet werden kann.<br />

208


Gerade am Beispiel der Marke Peppi wird deutlich, dass je nachdem, ob die Analyse aus der<br />

Finanz-, Marketing- oder Portfolioperspektive vorgenommen wird, unterschiedliche Schlussfolgerungen<br />

gezogen werden können. So wurde Peppi auf Basis der Betrachtung aus der<br />

Finanzperspektive als Kandidat für eine Liquidierung eingestuft. Aus dem Blickwinkel der<br />

Marketingperspektive wurde allerdings das Potential der Marke deutlich, so dass sie wieder<br />

zu den fortzuführenden <strong>Marken</strong> gezählt wurde. Der ergänzende Blickwinkel der Portfolioperspektive<br />

ließ allerdings die Überschneidung mit Coki erkennen. Als Ergebnis der gemeinsamen<br />

Betrachtung der Perspektiven wird die Marke deshalb nicht im Portfolio weitergeführt.<br />

Ergebnis der strategischen Analyse des <strong>Marken</strong>portfolios ist die Entscheidung, welche<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen fortgeführt und welche aufgegeben werden<br />

sollen. Als nächste Schritte des Prozesses der Restrukturierung eines Portfolios sind<br />

geeignete Maßnahmen sowohl für die zu liquidierenden <strong>Marken</strong> bzw. <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen als auch für die fortzuführenden <strong>Marken</strong> bzw. <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen zu entwickeln. Diese Fragestellungen sind Gegenstand des<br />

nächsten Abschnitts.<br />

1.2 Einzelne <strong>Marken</strong><br />

Nach der strategischen Analyse auf der Ebene des <strong>Marken</strong>portfolios können im nächsten<br />

Schritt die strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen für die einzelnen <strong>Marken</strong> abgeleitet werden.<br />

Die Identifizierung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen wird zunächst für die nicht<br />

fortzuführenden <strong>Marken</strong> und anschließend für die fortzuführenden <strong>Marken</strong> erörtert. 475<br />

Schritte bei der<br />

Restrukturierung des<br />

<strong>Marken</strong>portfolios<br />

<strong>Marken</strong>-<br />

Audit<br />

Auswahl der<br />

fortzuführenden<br />

<strong>Marken</strong><br />

Liquidierung<br />

der aufgegebenen<br />

<strong>Marken</strong><br />

<strong>St</strong>ärkung der<br />

der verbleibenden<br />

<strong>Marken</strong><br />

<strong>St</strong>rategische<br />

Analyse der<br />

Einzelmarken<br />

Liquidierung<br />

der aufgegebenen<br />

<strong>Marken</strong><br />

<strong>St</strong>ärkung der<br />

der verbleibenden<br />

<strong>Marken</strong><br />

Abbildung D-7:<br />

Einordnung der strategischen Analyse der Einzelmarken in den Prozess der<br />

Restrukturierung eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

475 Exakt wäre hier wieder von fortzuführenden bzw. nicht fortzuführenden <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen<br />

zu sprechen.<br />

209


<strong>St</strong>rategische <strong>St</strong>oßrichtungen für nicht fortzuführende <strong>Marken</strong><br />

Die Erörterungen des vorangegangenen Abschnitts D1.1 haben gezeigt, dass drei<br />

Gründe dafür verantwortlich sein können, dass eine <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination<br />

nicht im Portfolio fortgeführt werden soll:<br />

• finanzielle Wertvernichtung auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts (<strong>Rating</strong> C oder<br />

D),<br />

• niedrige <strong>Marken</strong>stärke trotz Wertschaffung auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts<br />

(<strong>Rating</strong> A- oder B-),<br />

• schlechte Abgrenzungsfähigkeit trotz Wertschaffung auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts<br />

(<strong>Rating</strong> Ab oder Bb).<br />

Bevor für diese Kategorien von nicht fortzuführenden <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombinationen<br />

die strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen entwickelt werden können, ist zunächst<br />

auf die grundsätzlichen strategischen Optionen für zu liquidierende <strong>Marken</strong> einzugehen:<br />

476<br />

<strong>St</strong>rategische Optionen<br />

für zu liquidierende <strong>Marken</strong><br />

Zusammenführen<br />

Verkaufen<br />

Melken<br />

Löschen<br />

Abbildung D-8:<br />

<strong>St</strong>rategische Optionen für zu liquidierende <strong>Marken</strong><br />

Im Falle eines Zusammenführens wird eine <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination aufgegeben<br />

und parallel dazu deren Produkteigenschaften oder Image auf eine andere<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination übertragen. Diese Veränderung wird in der<br />

Werbung bekannt gegeben und die Konsumenten aufgefordert, die Ersatzmarke auszuprobieren.<br />

Bei einem Verkauf ist zu differenzieren zwischen dem Verkauf des <strong>Marken</strong>produkts<br />

und dem isolierten Verkauf der Marke. Die Betrachtung von <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen<br />

im Rahmen dieser Arbeit ermöglicht die Diskussion und<br />

Abbildung von beiden Maßnahmen. Das Melken einer Marke umfasst die radikale Reduzierung<br />

von Werbe- und sonstigen Unterstützungsmaßnahmen der Marke, um die<br />

Profitabilität der Marke zu erhöhen. Allerdings wird durch diese <strong>St</strong>rategie die <strong>Marken</strong>-<br />

476 Vgl. zum Folgenden Kumar (2004a), S. 161-163.<br />

210


stärke zerstört, so dass diese Maßnahme zu den Liquidierungsstrategien zu zählen ist.<br />

Das Löschen umfasst die Einstellung der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination. Auch<br />

hier ermöglicht die Betrachtung von <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen eine differenziertere<br />

Analyse.<br />

Auf dieser Grundlage können im Folgenden für die drei identifizierten Kategorien von<br />

zu liquidierenden <strong>Marken</strong> die möglichen strategischen Optionen abgeleitet werden.<br />

Bei einer <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination mit einem <strong>Rating</strong>wert C oder D stellt<br />

die Wertvernichtung auf der Produktebene den Grund für die Eliminierung dar. Für die<br />

Ableitung von strategischen Optionen ist zu differenzieren, ob die <strong>Marken</strong>stärke stark<br />

oder schwach ausgeprägt ist. Im Falle einer hohen <strong>Marken</strong>stärke besteht die Möglichkeit,<br />

das Produkt aufzugeben und die Marke als immaterieller Vermögenswert mit einer<br />

anderen Marke des <strong>Marken</strong>portfolios zusammenzuführen. Ist dies nicht möglich,<br />

kann versucht werden, die hohe <strong>Marken</strong>stärke zu nutzen und durch drastische Reduktionen<br />

der Werbemaßnahmen die <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination zumindest für<br />

einige Perioden profitabel zu führen. Wenn die <strong>Marken</strong>stärke schwach ausgeprägt ist,<br />

stehen die Optionen Verkaufen und Löschen zur Verfügung. In der Regel wird der<br />

Verkauf des <strong>Marken</strong>produkts priorisiert werden. 477 Sollte dies jedoch nicht möglich<br />

sein, ist der Verkauf oder die Lizenzierung der Marke als immaterieller Vermögenswert<br />

alleine in Betracht zu ziehen. Ist weder ein Verkauf von <strong>Marken</strong>produkt noch<br />

Marke als immaterieller Vermögenswert möglich, verbleibt nur die Einstellung der<br />

gesamten <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination.<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen mit einem <strong>Rating</strong>wert A- oder B- sind<br />

eigentlich für das Unternehmen wertschaffend, sollen aber aufgrund ihrer schlechten <strong>Marken</strong>stärke<br />

aus dem Portfolio entfernt werden. Bei dieser Konstellation stellt eine<br />

Zusammenführung der Marke als immaterieller Vermögenswert mit einer anderen<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination aufgrund der schlechten <strong>Marken</strong>stärke keine<br />

sinnvolle strategische Option dar. 478 Da die <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination<br />

grundsätzlich profitabel ist, kann ein Melken strategisch sinnvoll sein. Die Entscheidung<br />

darüber hängt davon ab, ob durch einen Verkauf des <strong>Marken</strong>produkts – oder eventuell<br />

lediglich der Marke als immaterieller Vermögenswert – das Unternehmen besser gestellt<br />

wäre. Eine Einstellung der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination erscheint bei<br />

dieser Konstellation nicht zielführend.<br />

477 Auf diese Weise können die Arbeitsplätze erhalten und die Kosten einer Schließung von Produktionsstätten<br />

vermieden werden.<br />

478 Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein Zusammenführen von <strong>Marken</strong> auch immer mit Kosten<br />

verbunden ist. Vgl. Kumar (2004b), S. 63.<br />

211


Ein <strong>Rating</strong>wert Ab oder Bb deutet an, dass die Marke zwar wertschaffend ist, aber<br />

aufgrund von Überschneidungen mit anderen <strong>Marken</strong> des Portfolios nicht fortgeführt<br />

werden soll. In diesem Fall ist die Zusammenführung der Marke als immaterieller<br />

Vermögenswert mit einer anderen <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination des Portfolios<br />

grundsätzlich sinnvoll. Ein Melken der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination ist dagegen<br />

weniger ratsam, da dadurch die Konkurrenzsituation nicht beseitigt bzw. sogar<br />

noch verschärft werden kann. Der Verkauf des <strong>Marken</strong>produkts stellt eine weitere<br />

Möglichkeit dar, allerdings ist damit auch die Gefahr verbunden, dass die Konkurrenz<br />

für die eigenen <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen erhöht wird. 479 Vor diesem<br />

Hintergrund kann eine weitere Option darin bestehen, solche <strong>Marken</strong>produkt-/ <strong>Marken</strong>kombinationen<br />

einzustellen.<br />

Grund für<br />

Liquidierung<br />

Wertvernichtung<br />

auf der Produktebene<br />

Schlechte<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Schlechte Abgrenzungsfähigkeit<br />

<strong>Rating</strong>wert<br />

<strong>Rating</strong> C oder D<br />

(hohe<br />

<strong>Marken</strong>stärke)<br />

<strong>Rating</strong> C oder D<br />

(schwache<br />

<strong>Marken</strong>stärke)<br />

<strong>Rating</strong> A- oder<br />

B-<br />

<strong>Rating</strong> Ab oder<br />

Bb<br />

Nachfolgende Abbildung führt die verschiedenen Konstellationen zu liquidierender<br />

<strong>Marken</strong> und die grundsätzlichen strategischen Optionen noch einmal im Überblick zusammen:<br />

Zusammenführen<br />

x<br />

Melken Verkaufen Löschen<br />

x<br />

x<br />

x x x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

Abbildung D-9:<br />

<strong>St</strong>rategische Optionen für verschiedene Konstellationen zu liquidierender<br />

<strong>Marken</strong> innerhalb des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

Die Übersicht macht deutlich, dass in allen Fällen mehr als eine strategische Option<br />

grundsätzlich sinnvoll ist. Hier ist das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> um weitere Analysen, wie etwa<br />

Konsumentenbefragungen zur besseren Abschätzung der Erfolgsaussichten einer Zusammenführung<br />

von zwei <strong>Marken</strong>, zu ergänzen.<br />

479 Alternativ könnte vielleicht lediglich die Marke an einen Dritten verkauft werden, mit der Auflage, sie in einer<br />

anderen Produktkategorie zu nutzen.<br />

212


Die strategische Analyse des <strong>Marken</strong>portfolios von BRAND ergab, dass die <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen Peppi und Livella aus dem Portfolio entfernt werden sollen. Bei Peppi<br />

liegt der Grund in der hohen Überschneidung mit der Marke Coki. Ein Zusammenführen erscheint<br />

dem Management nicht zielführend, da die beiden <strong>Marken</strong> langjährige Konkurrenten<br />

darstellten, so dass eine Zusammenführung bei den Konsumenten zu Verwirrungen führen<br />

könnte. Zudem stellt Coki die langjährige Traditionsmarke von BRAND dar.<br />

Da die Marke Peppi gerade mit der strategischen Zielsetzung erworben worden war, die<br />

Konkurrenz auf dem Markt der Cola-Getränke zu verringern, wird ein Verkauf des <strong>Marken</strong>produkts<br />

bzw. der Marke als immaterieller Vermögenswert ebenfalls nicht erwogen. Vor dem<br />

Hintergrund von Abbildung D-9 verbleibt als einzige Möglichkeit daher die Einstellung der<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination mit der Zielsetzung, dass die Käufer zu einem möglichst<br />

hohen Teil auf die Marke Coki wechseln.<br />

Bei Livella besteht der Grund für die Liquidierung in der finanziellen Wertvernichtung. Zudem<br />

ist die Marke durch eine geringe <strong>Marken</strong>stärke gekennzeichnet. Das Management möchte<br />

die <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination allerdings nicht einfach aufgeben. Vor diesem Hintergrund<br />

hat das Management eine Investment-Bank beauftragt, für die <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination Livella einen Käufer zu suchen. Bevorzugt soll das gesamte <strong>Marken</strong>produkt<br />

verkauft werden. Falls dies nicht gelingt, möchte das Management wenigstens die Marke<br />

Livella als immaterieller Vermögenswert veräußern.<br />

Nach der Ableitung von strategischen Optionen für die zu liquidierenden <strong>Marken</strong> steht<br />

im Folgenden die Identifizierung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen für die fortzuführenden<br />

<strong>Marken</strong> im Mittelpunkt.<br />

<strong>St</strong>rategische <strong>St</strong>oßrichtungen für fortzuführende <strong>Marken</strong><br />

Die Ableitung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen für fortzuführende <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen erfolgt auf Basis des <strong>Rating</strong>s der Marke und dessen zentraler<br />

Werttreiber. Der Grundcharakter des <strong>Rating</strong>s der Marke als <strong>St</strong>rukturierung der Ausprägungen<br />

der einzelnen Kriterien ermöglicht eine direkte Identifizierung der <strong>St</strong>ärken<br />

und Schwächen der <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen. Dies soll im Folgenden<br />

für die Finanz-, Marketing- und Portfolioperspektive aufgezeigt werden.<br />

Die Ausprägung der Finanzperspektive wird durch den ersten Buchstaben des <strong>Rating</strong>s<br />

ausgedrückt. Anhand des <strong>Rating</strong>s wird deutlich, ob Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Rentabilität der Marke als immaterieller Vermögenswert (<strong>Rating</strong> B), zur <strong>St</strong>eigerung<br />

der Rentabilität des <strong>Marken</strong>produkts (<strong>Rating</strong> C) oder zur Verbesserung der Rentabilität<br />

von sowohl Marke als immaterieller Vermögenswert als auch <strong>Marken</strong>produkt (<strong>Rating</strong><br />

D) erforderlich sind. Für die weitere Analyse können <strong>Marken</strong>wert und <strong>Marken</strong>produktwert<br />

noch weiter in ihre Komponenten Free Cashflows, Diskontierungssatz anteiliges<br />

Fremdkapital der Marke sowie die dahinter stehenden Werttreiber, wie beispiels-<br />

213


weise Umsatzwachstum oder operative Marge, aufgegliedert werden. 480 Auf diese<br />

Weise kann identifiziert werden, an welchen <strong>St</strong>ellhebeln der Finanzperspektive die<br />

Maßnahmen der <strong>Marken</strong>führung ansetzen müssen. 481 Ein mögliches Ergebnis dieser<br />

Analyse könnte etwa die Vorgabe der Verbesserung der operativen Marge darstellen.<br />

Die Ausprägung der <strong>Marken</strong>stärke wird durch das Vorzeichen des <strong>Rating</strong>s angezeigt.<br />

Ein „-“ im Rahmen des <strong>Rating</strong>s lässt erkennen, dass ein Handlungsbedarf auf der Ebene<br />

der <strong>Marken</strong>stärke besteht. Die Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke – <strong>Marken</strong>bekanntheit,<br />

<strong>Marken</strong>image, Wettbewerbsposition und Branchenattraktivität – werden für die Aggregation<br />

zu einem Gesamtwert jeweils auf einer fünfstufigen <strong>Rating</strong>-Skala gemessen.<br />

Anhand dieser Einstufungen wird deutlich, welche Größen eine überdurchschnittliche<br />

oder eine eher unterdurchschnittliche Ausprägung aufweisen. Auf dieser Grundlage<br />

lassen sich die Ansatzpunkte und die strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen innerhalb der Marketingperspektive<br />

ermitteln. So kann beispielsweise als strategische Maßnahme aus der<br />

Analyse resultieren, dass der Bekanntheitsgrad der Marke gesteigert werden muss.<br />

Die Ausprägung der Portfolioperspektive wird durch den zweiten Buchstaben des <strong>Rating</strong>s<br />

signalisiert. Bei einem <strong>Rating</strong>wert b ist entweder die Abgrenzungsfähigkeit oder<br />

die Kompatibilität nicht ausreichend gegeben. Zur Konkretisierung ist der Beitrag zum<br />

<strong>Marken</strong>portfolio in die Komponenten Abgrenzungsfähigkeit und Kompatibilität aufzugliedern.<br />

Die Einstufung auf der fünfstufigen Skala zeigt an, bei welcher der beiden<br />

Komponenten die Maßnahmen des <strong>Marken</strong>managements ansetzen müssen. Als mögliche<br />

strategische <strong>St</strong>oßrichtung kann hier etwa die Verbesserung der Abgrenzungsfähigkeit<br />

gegenüber den anderen <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombinationen des gleichen Produktbereichs<br />

identifiziert werden.<br />

Nachfolgende Abbildung zeigt den Prozess der Ableitung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen<br />

für eine einzelne Marke noch einmal im Überblick:<br />

480 Vgl. die Darstellung des Werttreiberbaums in Abschnitt C2.3.1.1.<br />

481 Hierbei ist auch auf die zeitliche Entwicklung der Größen sowie auf den Vergleich mit den Relationen von<br />

Wettbewerbern abzustellen.<br />

214


A<br />

Kein unmittelbarer<br />

Handlungsbedarf<br />

Unternehmenswert<br />

B<br />

C<br />

Verbesserung der Rentabilität<br />

der Marke<br />

Verbesserung der Rentabilität<br />

des <strong>Marken</strong>produkts<br />

Free Cashflow<br />

der Marke<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Diskontierungssatz<br />

anteiliges<br />

Fremdkapital der<br />

Marke<br />

<strong>St</strong>rategische <strong>St</strong>oßrichtungen<br />

Finanzperspektive<br />

(z.B. Verbesserung<br />

operative Marge<br />

auf der Ebene der Marke)<br />

D<br />

Verbesserung der Rentabilität<br />

von Marke und <strong>Marken</strong>produkt<br />

Wachstumsrate<br />

des Umsatzes der<br />

Marke<br />

operative Marge<br />

der Marke<br />

<strong>St</strong>euersatz des<br />

<strong>Marken</strong>produkts<br />

Investitionen<br />

der Marke in<br />

Working Capital<br />

Investitionen<br />

der Marke in<br />

Anlagevermögen<br />

Ökonomische<br />

Nutzungsdauer<br />

des <strong>Marken</strong>produkts<br />

Kapitalkosten<br />

des<br />

<strong>Marken</strong>produkts<br />

+<br />

-<br />

Kein unmittelbarer<br />

Handlungsbedarf<br />

Verbesserung der<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

Wettbewerbsposition<br />

Branchenattraktivität<br />

<strong>St</strong>rategische <strong>St</strong>oßrichtungen<br />

Marketingperspektive<br />

(z.B. <strong>St</strong>eigerung<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit)<br />

a<br />

b<br />

Kein unmittelbarer<br />

Handlungsbedarf<br />

Verbesserung von<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

bzw. Kompatibilität<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Kompatibilität<br />

Beitrag zum<br />

<strong>Marken</strong>portfolio<br />

<strong>St</strong>rategische <strong>St</strong>oßrichtungen<br />

Portfolioperspektive<br />

(z.B. Verbesserung<br />

Abgrenzungsfähigkeit)<br />

Abbildung D-10: Ableitung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen für eine einzelne Marke<br />

Im Fall von BRAND sollen lediglich die <strong>Marken</strong> Coki und Top Ice fortgeführt werden.<br />

Deshalb wird die strategische Analyse auf der Ebene der einzelnen Marke ausschließlich<br />

für diese beiden <strong>Marken</strong> verdeutlicht.<br />

Die Marke Coki verfügt über das <strong>Rating</strong> Ab+. Dieses <strong>Rating</strong> deutet daraufhin, dass für die<br />

<strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination ein Handlungsbedarf im Bereich des Beitrags zum <strong>Marken</strong>portfolio<br />

besteht. Verantwortlich hierfür ist die geringe Abgrenzungsfähigkeit zwischen<br />

Coki und Peppi. Diese Problematik wurde allerdings durch die Eliminierung von Peppi aus<br />

dem Portfolio gelöst. Aus diesem Grund lässt die strategische Analyse für Coki auf Basis<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s keinen Anlass für eine Änderung der aktuellen <strong>St</strong>rategie erkennen.<br />

Auch wenn auf der abstrakten Ebene des <strong>Marken</strong>images zunächst kein Handlungsbedarf<br />

sichtbar wird, könnten trotzdem beispielsweise bei einer detaillierten Analyse des <strong>Marken</strong>images<br />

Ansatzpunkte für Maßnahmen sichtbar werden. An dieser <strong>St</strong>elle wird wiederum die<br />

Notwendigkeit des Zusammenspiels des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s mit weiteren Instrumenten des<br />

<strong>Marken</strong>managements deutlich.<br />

Die Marke Top Ice ist durch das <strong>Rating</strong> Ba- gekennzeichnet. Gemäß der Darstellung in<br />

Abbildung D-10 können hieraus Anhaltspunkte für die Ableitung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen<br />

in zwei Richtungen gewonnen werden. Zum einen sind Verbesserungspotentiale bezüglich<br />

der Profitabilität der Marke erkennbar. Zum anderen wird deutlich, dass die <strong>Marken</strong>stärke<br />

gesteigert werden kann. Ansatzpunkte hierfür bestehen insbesondere im Bereich des<br />

<strong>Marken</strong>images.<br />

215


Die aus dem <strong>Rating</strong> der Marke abgeleiteten strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen sind noch<br />

relativ unkonkret. Beispielsweise ist für die Vorgabe der operativen Marge der Marke<br />

zu klären, auf Basis welcher konkreter Maßnahmen die Vorgabe erreicht werden kann.<br />

Zu diesem Zweck sind die verschiedenen Maßnahmen zu bewerten und auf dieser Basis<br />

eine gleichsam „optimierte“ Planung zu erstellen. Auf diese Aspekte wird im<br />

nächsten Abschnitt näher eingegangen.<br />

2 Planung<br />

Die strategische Analyse bildet die Grundlagen und die Rahmenbedingungen für die<br />

Ableitung einer Planung. Hierbei geht es zunächst darum, die geeigneten Maßnahmen<br />

zur Konkretisierung der strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen auszuwählen. Zu diesem Zweck<br />

müssen die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

abgeschätzt werden. In Abschnitt D2.1 werden daher Werttreiberbäume zur <strong>St</strong>rukturierung<br />

der Auswirkungen der Maßnahmen auf die verschiedenen Komponenten des<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s entwickelt. Darauf aufbauend wird in Abschnitt D2.2 gezeigt, wie auf<br />

Basis der Werttreiberbäume die Maßnahmen bewertet werden können und eine gleichsam<br />

„optimierte“ Planung abgeleitet werden kann. 482<br />

2.1 Entwicklung von Werttreiberbäumen<br />

Die Entwicklung von Werttreiberbäumen soll in dieser Arbeit für die Aktivitäten des<br />

Marketing-Mix als den „klassischen“ Bereichen zur Beeinflussung von <strong>Marken</strong>produkt<br />

bzw. Marke erfolgen. Als Aktivitäten des Marketing-Mix werden Produktpolitik,<br />

Preispolitik, Kommunikationspolitik und Vertriebspolitik betrachtet. 483 Im Folgenden<br />

werden die Zusammenhänge zwischen den Aktivitäten des Marketing-Mix und dem<br />

482 An dieser <strong>St</strong>elle ist auf den Unterschied gegenüber der Bewertung einer Marke einzugehen. In Abschnitt B3.3<br />

wurde die Unmöglichkeit einer vollständigen Abbildung der Ursache-Wirkungs-Beziehungen der nichtfinanziellen<br />

und finanziellen Werttreiber bei der Ermittlung von <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert dargestellt.<br />

Als Begründung wurde die zu hohe Komplexität eines solchen Totalmodells angeführt. Diese Aussage<br />

stellt keinen Widerspruch dar zu der Zielsetzung dieses Abschnitts, eine Quantifizierung der Auswirkungen<br />

von operativen Maßnahmen vorzunehmen. Der Unterschied besteht darin, dass die Beurteilung von Investitionsmaßnahmen<br />

unter einer ceteris paribus-Prämisse erfolgt. Es wird die Veränderung der Auswirkung einzelner<br />

Maßnahmen auf <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert und <strong>Marken</strong>stärke betrachtet. Die Anzahl der sich<br />

ändernden Parameter ist dabei begrenzt. Als Folge resultiert eine deutliche Komplexitätsreduktion. Dies ermöglicht<br />

es, eine Quantifizierung der Wirkungszusammenhänge – zumindest näherungsweise – zu versuchen.<br />

483 Zu den 4 P des Marketing-Mix – Product, Price, Promotion und Place – vgl. beispielsweise Kotler (2003),<br />

S. 16.<br />

216


<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> differenziert nach den Einzeleffekten auf <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert,<br />

<strong>Marken</strong>wert sowie nach dem Gesamteffekt auf das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> dargestellt.<br />

484<br />

Werttreiberbaum zu Produktpolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Maßnahmen der Produktpolitik zielen darauf ab, über die Veränderung von Produkteigenschaften<br />

die Wertschätzung des Produkts durch die Konsumenten zu beeinflussen.<br />

485 Diese Aktivitäten werden von den Konsumenten in der Regel nicht direkt,<br />

sondern nur über den Kontakt mit dem Produkt wahrgenommen. Sie wirken daher indirekt<br />

auf die <strong>Marken</strong>stärke. Dieser indirekte Effekt kann über eine Veränderung der<br />

objektiven Qualität des Produkts und einer dadurch bedingten Veränderung der wahrgenommenen<br />

Qualität des Produkts erfolgen. Da die wahrgenommene Qualität positiv<br />

die Größen <strong>Marken</strong>vertrauen, <strong>Marken</strong>zufriedenheit und damit letztlich das <strong>Marken</strong>image<br />

beeinflusst, besteht auf diese Weise ein positiver Effekt auf die <strong>Marken</strong>stärke. 486<br />

Im finanziellen Bereich wirken sich Aktivitäten der Produktpolitik über – zumindest<br />

kurzfristig – höhere Auszahlungen zunächst negativ auf den <strong>Marken</strong>produktwert<br />

aus. 487 Allerdings ist mit den Maßnahmen das Ziel eines späteren Zuwachses an Einzahlungen<br />

bzw. einer Reduktion von Auszahlungen verbunden. Ein Anstieg an Einzahlungen<br />

kann auf höheren Preisen oder höheren Absatzmengen aufgrund der höheren<br />

Produktqualität beruhen. Eine höhere Absatzmenge führt dann allerdings auch wieder<br />

zu einem Anstieg der mengenabhängigen Kosten. Eine Reduktion an Auszahlungen<br />

kann mit einem Anstieg der Loyalität der Konsumenten oder positiver Mund-zu-Mund-<br />

Werbung verbunden sein. 488 Der Gesamteffekt der Aktivitäten der Produktpolitik auf<br />

den <strong>Marken</strong>produktwert ist von der relativen <strong>St</strong>ärke der Einzeleffekte abhängig und<br />

daher zunächst unbestimmt. 489<br />

484 Die Effekte auf die <strong>Marken</strong>stärke werden anhand der konsumentenbezogenen Werttreiber <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image vorgenommen, da die Wettbewerbsposition sowie die Branchenattraktivität durch das Management<br />

nur zum Teil bzw. gar nicht beeinflusst werden können. Ebenso wird aus Gründen der Komplexitätsreduktion<br />

an dieser <strong>St</strong>elle die Darstellung für eine Einzelmarke vorgenommen und die Portfolioperspektive<br />

ausgeblendet.<br />

485 Vgl. Keller (1998), S. 176.<br />

486 Zur Bedeutung der wahrgenommenen Qualität für die <strong>Marken</strong>stärke vgl. Aaker (1991), S. 78-103.<br />

487 Die Auswirkungen auf <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert werden in den Werttreiberbäumen auf Basis von<br />

Zahlungsgrößen dargestellt.<br />

488 Vgl. Kotler (2003), S. 319.<br />

489 Die empirischen Untersuchungen im Rahmen der PIMS-<strong>St</strong>udie konnten allerdings einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen der Veränderung der Produktqualität im Vergleich zum Wettbewerb und dem ROI nachweisen:<br />

„Auf lange Sicht ist der wichtigste Einzelfaktor, der den Erfolg einer Geschäftseinheit bestimmt, die<br />

Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen im Vergleich zu ihren Konkurrenten.” Buzzell/Gale (1989),<br />

217


Ein Effekt der Produktpolitik auf den <strong>Marken</strong>wert besteht aufgrund der in dieser Arbeit<br />

gewählten Definition des No-name-Produkts als mit dem <strong>Marken</strong>produkt qualitativ<br />

identisches Produkt nicht.<br />

Die Effekte der Produktpolitik auf <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Rating</strong> der<br />

Marke lassen sich zusammenfassend in einem Werttreiberbaum abbilden: 490<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Direkte Auszahlungen<br />

wegen<br />

Maßnahmen der<br />

Produktpolitik<br />

Produktpolitik<br />

(z.B. Erhöhung<br />

Produktqualität)<br />

Einzahlungen<br />

aufgrund<br />

Veränderung<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>Rating</strong> der<br />

Marke<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

Mengenbedingte<br />

Auszahlungen<br />

Sonstige<br />

Auszahlungen<br />

Abbildung D-11: Werttreiberbaum zu Produktpolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Anhand der Abbildung wird noch einmal deutlich, dass der Gesamteffekt der Aktivitäten<br />

der Produktpolitik auf das <strong>Rating</strong> der Marke bzw. das <strong>Rating</strong> der <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination von der Richtung und der <strong>St</strong>ärke der Veränderung des <strong>Marken</strong>produktwerts<br />

abhängt. Der Wirkungszusammenhang zwischen Maßnahmen der<br />

S. 7. Vgl. auch die Untersuchung von Aaker/Jacobsen zum Zusammenhang zwischen wahrgenommener Qualität<br />

und Aktienkurs, Aaker/Jacobsen (1994), S. 191-201.<br />

490 In dem Werttreiberbaum werden zeitliche Effekte nicht explizit abgebildet.<br />

218


Produktpolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> kann daher nicht allgemeingültig angegeben werden.<br />

Werttreiber zu Preispolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Die Preispolitik kann einen Einfluss auf die wahrgenommene Qualität besitzen, da der<br />

Preis von den Konsumenten oftmals als Qualitätsindikator herangezogen wird. 491 Eine<br />

Preissenkung kann mithin über die wahrgenommene Qualität das Image der Marke und<br />

damit die <strong>Marken</strong>stärke negativ beeinflussen. 492<br />

Bei der Analyse der Auswirkungen der Preispolitik auf den <strong>Marken</strong>produktwert sind<br />

drei Effekte zu unterscheiden. Der erste Effekt besteht in einer Erhöhung (Verringerung)<br />

der Einzahlungen bei einer Preiselastizität der Nachfrage größer 1 (kleiner 1).<br />

Die zweite Wirkung besteht in einer Erhöhung der mengenabhängigen Auszahlungen.<br />

493 Als dritter Effekt ist eine mögliche Reduktion der Einzahlungen aufgrund der<br />

Verringerung der wahrgenommenen Qualität zu berücksichtigen. 494 Der Gesamteffekt<br />

einer Preisänderung auf den <strong>Marken</strong>wert hängt von der relativen <strong>St</strong>ärke der Einzeleffekte<br />

ab.<br />

Die Auswirkungen der Preispolitik auf den <strong>Marken</strong>wert entsprechen in ihrer Richtung<br />

den Effekten beim <strong>Marken</strong>produktwert. 495<br />

491 Gemäß empirischen Untersuchungen stellt der Preis eine von acht Facetten der Qualitätswahrnehmung von<br />

Produkten dar. Vgl. Güldenberg (1991), S. 164.<br />

492 Alternativ ist auch denkbar, dass für Produkte, die bewusst als preiswert positioniert werden sollen, eine<br />

Preissenkung auch zu einer Verbesserung des Images führt.<br />

493 Bei einer Preissenkung ist damit aufgrund der zusätzlichen mengenbedingten Auszahlungen eine Preiselastizität<br />

von größer 1 notwendig, damit insgesamt ein positiver Effekt resultiert.<br />

494 Diese Gefahr besteht insbesondere, wenn das Produkt zu häufig über Sonderangebotsaktionen vermarktet<br />

wird.<br />

495 Die Preisänderung führt erstens – bei unterstelltem konstantem Preis des No-name-Produkts – zu einer Veränderung<br />

der Preisprämie und damit der Umsatzerlöse der Marke. Zweitens führt der Effekt der Preisänderung<br />

auf die Absatzmenge des <strong>Marken</strong>produkts zu einer Veränderung der Mengenprämie der Marke und<br />

damit der mengenbedingten Auszahlungen der Marke. Drittens wirkt sich auch auf der Ebene der Einzahlungen<br />

der Marke eine durch die Preispolitik verursachte Verbesserung oder Verschlechterung der <strong>Marken</strong>stärke<br />

aus.<br />

219


Der Werttreiberbaum für die Wirkung der Preispolitik auf die Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

stellt sich mithin wie folgt dar:<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Einzahlungen<br />

wegen<br />

Preisänderung<br />

<strong>Rating</strong> der<br />

Marke<br />

Preispolitik<br />

(z.B. Preissenkung)<br />

Mengenbedingte<br />

Auszahlungen<br />

<strong>Marken</strong>produktwert/<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Einzahlungen<br />

wegen Veränderung<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

Abbildung D-12: Werttreiberbaum zu Preispolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Die Abbildung macht deutlich, dass allgemeingültige Auswirkungen im Hinblick auf<br />

die Richtung der Auswirkungen einer Preispolitik auf das <strong>Rating</strong> der Marke nicht möglich<br />

sind.<br />

Werttreiberbaum zu Kommunikationspolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Maßnahmen der Kommunikationspolitik erhöhen in der Regel sowohl Bekanntheitsgrad<br />

als auch Image der Marke. 496 Mithin besteht eine gleichgerichtete Wirkungsbeziehung<br />

zwischen Kommunikationspolitik und <strong>Marken</strong>stärke.<br />

Die Auswirkungen der Kommunikationspolitik auf den <strong>Marken</strong>produktwert lassen sich<br />

in drei Teileffekte aufspalten. Erstens fallen für die Aktivitäten der Kommunikationspolitik<br />

Auszahlungen an. Zweitens sollte sich die positive Veränderung der <strong>Marken</strong>-<br />

496 Dieser Zusammenhang ist grundsätzlich gegeben, allerdings kann etwa bei misslungenen Werbekampagnen<br />

auch keine oder sogar eine negative Auswirkung auf die <strong>Marken</strong>stärke bestehen.<br />

220


stärke durch die Kommunikationspolitik in einer Erhöhung der Einzahlungen niederschlagen.<br />

Diese Erhöhung der Einzahlungen kann auf einem höheren Preis bzw. einem<br />

Anstieg der Absatzmenge basieren. Im letzteren Fall steigen als dritter Effekt auch die<br />

mengenabhängigen Auszahlungen. 497 Der Gesamteffekt hängt wiederum von der relativen<br />

<strong>St</strong>ärke der einzelnen Auswirkungen ab.<br />

Die Auswirkungen der Kommunikationspolitik auf den <strong>Marken</strong>wert entsprechen den<br />

Wirkungen im Fall des <strong>Marken</strong>produkts.<br />

Der Werttreiberbaum für die Wirkung der Kommunikationspolitik auf die Komponenten<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s stellt sich mithin wie folgt dar:<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit/<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Direkte<br />

Auszahlungen<br />

wegen<br />

Maßnahme<br />

<strong>Rating</strong> der<br />

Marke<br />

Einzahlungen<br />

wegen Erhöhung<br />

Bekanntheit/<br />

Image<br />

Kommunikationspolitik<br />

(z.B. Werbekampagne)<br />

<strong>Marken</strong>produktwert/<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Mengenbedingte<br />

Auszahlungen<br />

Abbildung D-13: Werttreiberbaum zu Kommunikationspolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Die Wirkung der Maßnahmen der Kommunikationspolitik auf das <strong>Rating</strong> der Marke<br />

hängt mithin davon ab, ob der zusätzliche Deckungsbeitrag aus der Erhöhung von<br />

Preis und/oder Absatzmenge die Kosten für die Durchführung der Werbemaßnahme<br />

kompensiert.<br />

497 Unter der Annahme positiver Deckungsbeiträge resultiert aus der gemeinsamen Betrachtung des zweiten und<br />

dritten Effekts ein positiver Einfluss auf den <strong>Marken</strong>produktwert.<br />

221


Werttreiberbaum zu Vertriebspolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Die Analyse der Auswirkungen der Vertriebspolitik auf die <strong>Marken</strong>stärke erfordert<br />

eine differenzierte Betrachtung nach <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image. So wirkt<br />

eine Erhöhung des Distributionsgrads über die gestiegene Präsenz positiv auf den Bekanntheitsgrad<br />

der Marke. Allerdings könnte bei <strong>Marken</strong>produkten, für die eine bestimmte<br />

Exklusivität kennzeichnend ist, eine leichtere Erhältlichkeit auch zu negativen<br />

Effekten in Bezug auf das Image der Marke führen. Die Wirkungsrichtung der Distributionspolitik<br />

auf die <strong>Marken</strong>stärke hängt daher von der relativen <strong>St</strong>ärke der möglichen<br />

Auswirkung auf Bekanntheit und Image ab.<br />

Bei der Betrachtung der Auswirkungen der Vertriebspolitik auf den <strong>Marken</strong>produktwert<br />

sind drei Effekte zu unterscheiden. Erstens hat eine Erhöhung des Distributionsgrads<br />

einen Anstieg der Auszahlungen des <strong>Marken</strong>produkts zur Folge. Zweitens führt<br />

eine Erhöhung des Distributionsgrads auch zu einem Anstieg der Absatzmenge und<br />

damit der Einzahlungen des <strong>Marken</strong>produkts. Drittens fallen aufgrund der höheren<br />

Absatzmenge zusätzliche mengenbedingten Auszahlungen an. Unterstellt, dass die<br />

einzelne Einheit profitabel produziert werden kann, wirken der zweite und der dritte<br />

Effekt insgesamt positiv. Der Gesamteffekt hängt mithin von der relativen <strong>St</strong>ärke der<br />

Erhöhung der Auszahlungen und dem Anstieg des Deckungsbeitrags aus dem zusätzlichen<br />

Absatzvolumen ab.<br />

Die Effekte auf den <strong>Marken</strong>wert entsprechen den Auswirkungen auf den <strong>Marken</strong>produktwert.<br />

Nachfolgende Abbildung veranschaulicht die Zusammenhänge noch einmal:<br />

222


<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

Auszahlungen<br />

wegen<br />

Maßnahme<br />

<strong>Rating</strong> der<br />

Marke<br />

Einzahlungen<br />

aus Mengensteigerung<br />

Vertriebspolitik<br />

(z.B. Erhöhung<br />

Distributionsgrad)<br />

<strong>Marken</strong>produktwert/<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Mengenbedingte<br />

Auszahlungen<br />

Abbildung D-14: Werttreiberbaum zu Vertriebspolitik und <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

Ähnlich wie bei den anderen Werttreiberbäumen kann auch für die Vertriebspolitik<br />

kein allgemeingültiger Wirkungszusammenhang im Hinblick auf die Veränderung der<br />

Komponenten des <strong>Rating</strong>s der Marke angegeben werden. Dies soll jedoch auch nicht<br />

die primäre Zielsetzung von Werttreiberbäumen sein. Die Aufstellung von Werttreiberbäumen<br />

soll vielmehr eine Systematisierung der möglichen Wirkungen der einzelnen<br />

Aktivitäten auf die Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ermöglichen. Auf diese<br />

Weise soll sichergestellt werden, dass bei der Abschätzung der möglichen Auswirkungen<br />

von Maßnahmen im Vorfeld keine wesentlichen Effekte übersehen werden.<br />

Nach der Darstellung der Werttreiberbäume für die Maßnahmen des Marketing-Mix<br />

wird im Folgenden gezeigt, wie auf dieser Grundlage eine Bewertung der Maßnahmen<br />

und die Erstellung einer“optimierten Planung“ erfolgen kann.<br />

223


2.2 Erstellung einer „optimierten“ Planung<br />

Werttreiberbäume ermöglichen eine <strong>St</strong>rukturierung der Ursache-/Wirkungszusammenhänge.<br />

Für die Erstellung einer „optimierten“ Planung ist zusätzlich zu der<br />

Identifizierung der grundsätzlichen Richtung der Zusammenhänge auch zu versuchen,<br />

die Höhe der Auswirkung auf die Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s zu quantifizieren.<br />

Die einfachste Möglichkeit einer Quantifizierung besteht darin, die <strong>St</strong>ärke des Wirkungszusammenhangs<br />

über eine zwei- oder dreistufige Skala anzugeben. Beispielsweise<br />

wird ein leichter Zusammenhang über ein „+“ und ein starker Zusammenhang über<br />

„++“ angegeben. Daneben kann auch die Zeitdimension des Wirkungszusammenhangs<br />

über die Bezeichnung „kurzfristig“, „mittelfristig“ oder „langfristig“ zumindest grob<br />

spezifiziert werden. 498 Dem Vorteil einer leichten Handhabbarkeit dieser Methodik<br />

steht der Nachteil gegenüber, dass eine Abschätzung der Auswirkungen von Maßnahmen<br />

auf dieser Grundlage nur eingeschränkt möglich ist.<br />

Als potentiell genauere, aber auch aufwendigere Alternative kann die Quantifizierung<br />

des Zusammenhangs der Größen über regressionsanalytische Verfahren vorgenommen<br />

werden. Hierbei wird versucht, über die Auswertung von Vergangenheitsdaten einen<br />

statistischen Zusammenhang zwischen der Veränderung der operativen <strong>St</strong>ellhebel und<br />

den Ausprägungen der Komponenten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s zu ermitteln. 499 Bei der<br />

Gestaltung der Verfahren stellt allerdings insbesondere die Abbildung der Wirkungsbeziehungen<br />

der einzelnen Einflussfaktoren untereinander eine Schwierigkeit dar. 500<br />

Zudem sind die Verfahren als relativ aufwendig zu betrachten.<br />

Vor diesem Hintergrund soll in dieser Arbeit eine alternative Möglichkeit der Abschätzung<br />

der Auswirkungen von einzelnen Maßnahmen auf die Komponenten des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s vorgestellt werden. Im ersten Schritt sind die Effekte auf die Werttreiber von<br />

<strong>Marken</strong>wert, <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>stärke zu bestimmen, die sich mit relativ<br />

hoher Sicherheit aus den Maßnahmen ableiten lassen. Hierzu zählen in erster Linie die<br />

Auszahlungen für die jeweiligen Maßnahmen. Eine solche relativ gute Abschätzbarkeit<br />

bezüglich der Auswirkungen kann beispielsweise aber auch für die Veränderung der<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit auf Basis einer Werbekampagne bestehen.<br />

498 Vgl. zu einem ähnlichen Vorgehen Kriegbaum (2001), S. 274.<br />

499 Berechnungen dieser Art liegen dem Bewertungsverfahren von Interbrand zugrunde. Vgl. Riedel (1996),<br />

S. 131-134.<br />

500 Vgl. Riedel (1996), S. 133.<br />

224


Andere Effekte, wie etwa die mittel- und langfristigen Veränderungen einer Verschlechterung<br />

des <strong>Marken</strong>images, sind nur sehr schwer zu quantifizieren. 501 Aus diesem<br />

Grund wird für die Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s vorgeschlagen, verschiedene<br />

Szenarien darzustellen und damit die verbundenen Prämissen der Wirkungsbeziehungen<br />

zwischen den Parametern offen zulegen. Beispielsweise ist im Fall der Reduktion<br />

von Werbemaßnahmen eine Verschlechterung der <strong>Marken</strong>stärke und damit ein potentieller<br />

Rückgang der Kundenzahlen zu erwarten. Die mögliche <strong>St</strong>ärke der Imageverschlechterung<br />

auf die Kundenzahlen und damit auf die Einzahlungen kann durch verschiedene<br />

Szenarien (z.B. Kundenverlust -10%, -20%, -30%) abgebildet werden. Auf<br />

dieser Basis kann das Management die am wahrscheinlichsten erscheinende Entwicklung<br />

auswählen und die Maßnahme ablehnen oder in die Planung aufnehmen.<br />

Aufgrund der verschiedenen Dimensionen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s wird es dabei möglich,<br />

die Auswirkungen sowohl auf <strong>Marken</strong>produktwert, <strong>Marken</strong>wert, <strong>Marken</strong>stärke und<br />

<strong>Rating</strong> der Marke darzustellen. Damit soll eine ganzheitliche und langfristige Sichtweise<br />

bei der Auswahl von konkreten Maßnahmen unterstützt werden. Letztlich können<br />

allerdings auch niemals alle Effekte im Vorfeld quantifiziert werden, sondern es<br />

besteht gerade die Leistung des Managements darin, auf Basis einer unsicheren Informationslage<br />

die Entscheidungen zu treffen.<br />

Diese Überlegungen sollen im Folgenden anhand des Fallbeispiels BRAND veranschaulicht<br />

werden.<br />

Auf Basis der Analyse der <strong>St</strong>ärken und Schwächen von Top Ice resultierten zwei Ansatzpunkte<br />

für das <strong>Marken</strong>management. Zum einen wurde deutlich, dass Top Ice durch eine<br />

unterdurchschnittliche <strong>Marken</strong>stärke gekennzeichnet ist. Zum anderen lies die strategische<br />

Analyse erkennen, dass auf der Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert ein negativer<br />

<strong>Marken</strong>wert vorliegt.<br />

Auf Druck des Controllings wird der Verbesserung der Profitabilität der Marke die höhere<br />

Priorität eingeräumt. Deshalb wird als strategische <strong>St</strong>oßrichtung vorgegeben, die operative<br />

Marge der Marke als immaterieller Vermögenswert durch Kosteneinsparungen zu steigern.<br />

Zur Konkretisierung dieser strategischen <strong>St</strong>oßrichtung untersucht das Management zwei<br />

mögliche Maßnahmen. Als erste Maßnahme wird erwogen, keine Anzeigen mehr für die<br />

Marke in Printmedien zu schalten. Damit wäre eine Reduktion der Werbeausgaben um 10%<br />

verbunden. Die zweite Maßnahme besteht darin, die bestehenden Mittel für Werbekampagnen<br />

um 3% zu kürzen, dabei aber grundsätzlich die bestehenden Werbemedien weiterhin zu<br />

nutzen.<br />

Aufgabe des Managements im Rahmen der Planung ist es, die Wirkungen der Maßnahmen<br />

auf Basis des Werttreiberbaums der Kommunikationspolitik zu schätzen und eine der beiden<br />

501 Vgl. hierzu etwa die Darstellung zeitlicher Werbewirkungsverläufe bei Erichson/Maretzki (1993), S. 531-<br />

544.<br />

225


Maßnahmen auszuwählen. Basis für die Berechnungen ist die Planung von Top Ice vor<br />

Durchführung der Maßnahmen. Diese Planung liegt der Ermittlung des aktuellen <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s von Top Ice zugrunde.<br />

Bei der ersten Maßnahme wird von einer Reduktion der Werbeaktivitäten in Höhe von 10%<br />

ausgegangen. Aufgrund des starken Rückgangs kann nicht unterstellt werden, dass dies<br />

ohne Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Marke durch die Konsumenten bleibt. Auf<br />

Basis der Erfahrungen der Vergangenheit schätzt das Management, dass eine Reduktion<br />

der Werbeaufwendungen um 10% mit einem Rückgang des Bekanntheitsgrads von<br />

6%-Punkten verbunden sein wird. Ebenso ist davon auszugehen, dass sich die Werte für<br />

das <strong>Marken</strong>image ebenso wie für die Wettbewerbsposition verschlechtern werden. Zusammenfassend<br />

kann mithin ein deutlich negativer Effekt auf die <strong>Marken</strong>stärke erwartet werden.<br />

Die Auswirkungen der Reduktion der Werbemaßnahmen auf die Einzahlungen sind für das<br />

Management schwerer abzuschätzen. Aus diesem Grund werden verschiedene Szenarien<br />

für den Einfluss der Verschlechterung von <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image auf die<br />

Einzahlungen berechnet. Um ein Gefühl für die Bandbreite möglicher Effekte zu bekommen,<br />

sollen die Szenarien „kein Kundenverlust“, „Kundenverlust in Höhe von 12%“ und „Kundenverlust<br />

in Höhe von 20%“ durchgespielt werden. Ein Verlust an Kunden wird über die Veränderung<br />

der Absatzmenge abgebildet.<br />

Für die zweite Maßnahme wird unterstellt, dass außer der Reduktion der Auszahlungen mit<br />

der Maßnahme keine weiteren (negativen) Effekte verbunden sind. Das Management geht<br />

mithin davon aus, dass die Konsumenten eine Reduktion der Werbemaßnahmen um 3%<br />

nicht in einem Ausmaß wahrnehmen, dass ein negativer Effekt auf die <strong>Marken</strong>stärke resultiert.<br />

Da annahmegemäß keine Auswirkung auf die Einzahlungen besteht, kann die Veränderung<br />

von <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert auf Basis der Einsparungen der Kosten<br />

berechnet werden.<br />

Vor diesem Hintergrund stellen sich die <strong>Marken</strong>produktwerte und <strong>Marken</strong>werte für die beiden<br />

Maßnahmen in den jeweiligen Szenarien wie folgt dar:<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

Ausgangsfall 2.232,6 -30,4<br />

Reduktion Kosten für Werbekampagne um 10%<br />

ohne Effekt bei Absatzmenge 2.647,1 384,1<br />

mit 12% Rückgang bei Absatzmenge 2.211,5 130,0<br />

mit 20% Rückgang bei Absatzmenge 1.920,3 -54,2<br />

Reduktion Kosten für Werbekampagne um 3%<br />

ohne Effekt bei Absatzmenge 2.357,0 93,9<br />

Der Ausgangsfall wird durch den <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert auf Basis der Planung<br />

vor Durchführung der Maßnahme repräsentiert. 502<br />

Die Übersicht macht deutlich, dass eine Reduktion der Kosten für Werbekampagnen um<br />

10% ohne Effekt auf die Kundenzahlen bzw. Absatzmenge zu der höchsten Verbesserung<br />

von <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert führt. Eine solche rein auf die Kosten fokussierte<br />

Betrachtung greift allerdings zu kurz. Es wird nicht berücksichtigt, dass eine Reduktion der<br />

Werbemaßnahmen sich auch auf die Wahrnehmung der Konsumenten auswirkt und zu ei-<br />

502 Hierbei wird auf die Gesamtkapitalwerte und nicht die Eigenkapitalwerte von <strong>Marken</strong>produkt und <strong>Marken</strong>wert<br />

Bezug genommen, da später durch die Gegenüberstellung mit dem investierten Kapital die Wertschaffung<br />

bzw. -vernichtung von <strong>Marken</strong>produkt und Marke nach Durchführung der Maßnahme betrachtet wird.<br />

226


ner Verschlechterung der <strong>Marken</strong>stärke führt. Aus diesem Grund bildet dieses Szenario<br />

nicht alle Wirkungen ab und kann daher ausgeschlossen werden.<br />

Bei einem Rückgang der Kunden bzw. der Absatzmenge von 12% resultiert bereits eine<br />

Verschlechterung des <strong>Marken</strong>produktwerts gegenüber dem Ausgangsfall. Für den <strong>Marken</strong>wert<br />

ergibt sich hier noch eine leichte Verbesserung. Verantwortlich hierfür ist, dass sich<br />

aufgrund der relativ geringen Mengenprämie von Top Ice Änderungen der Absatzmenge auf<br />

den <strong>Marken</strong>wert nicht so stark auswirken. Im Fall der Prämisse eines Rückgangs von Kunden<br />

bzw. Absatzmenge in Höhe von 20% verschlechtern sich sowohl <strong>Marken</strong>produktwert als<br />

auch <strong>Marken</strong>wert.<br />

Das Management geht davon aus, dass mindestens ein Rückgang der Kunden um 12% zu<br />

erwarten ist. Da in diesem Fall bereits eine Verschlechterung des <strong>Marken</strong>produktwerts eintritt,<br />

ist die erste Maßnahme mithin als nachteilig zu betrachten.<br />

Eine Reduktion der Kosten für Werbekampagnen um 3% führt unter der Annahme, dass<br />

kein negativer Effekt aufgrund von Kundenverlusten resultiert, zu einer Erhöhung von <strong>Marken</strong>produktwert<br />

und <strong>Marken</strong>wert. Zudem ist die zweite Maßnahme auch mit keiner Verschlechterung<br />

der <strong>Marken</strong>stärke verbunden.<br />

Zusammenfassend ist daher auf Basis einer Analyse der Auswirkungen der Maßnahmen auf<br />

das <strong>Rating</strong> der Marke die zweite Maßnahme durchzuführen. Die Planungen für <strong>Marken</strong>produkt<br />

und Marke unter Berücksichtigung der Effekte der zweiten Maßnahme stellen mithin die<br />

„optimierte“ finanzielle Planung für die <strong>Marken</strong>produkt-/<strong>Marken</strong>kombination dar.<br />

Auf Basis der „optimierten“ Planung ergeben sich dann die folgenden relativen Kapitalwerte<br />

für <strong>Marken</strong>produkt und Marke:<br />

Relativer Kapitalwert bei "optimierter Planung"<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

Gesamtkapitalwert 2.357,0<br />

Investiertes Kapital 785,9<br />

Relativer Kapitalwert 3,0<br />

Marke<br />

Gesamtkapitalwert 93,9<br />

Investiertes Kapital 148,2<br />

Relativer Kapitalwert 0,6<br />

Ergebnis ist, dass auch im Rahmen einer „optimierten“ Planung auf der Ebene der Marke als<br />

immaterieller Vermögenswert weiterhin keine Verzinsung des investierten Kapitals in Höhe<br />

der Kapitalkosten über die Laufzeit der Marke erreicht wird. Allerdings haben die Berechnungen<br />

zu den Auswirkungen der ersten Maßnahme auch gezeigt, dass eine stärkere Reduktion<br />

der Werbemaßnahmen zu Kundenverlusten und damit zu einer Wertvernichtung auf<br />

der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts führen würde. Eine weitere „Optimierung“ durch Kosteneinsparungen<br />

im Bereich der Kommunikationspolitik ist daher nicht möglich. Als Konsequenz<br />

hieraus könnte beispielsweise versucht werden, eine weitere Verbesserung der operativen<br />

Marge der Marke etwa durch Einsparungen im Bereich der Kosten für den rechtlichen<br />

Schutz der Marke zu erzielen.<br />

227


Die Erreichung der aus der Planung resultierenden Größen ist im Rahmen der Performancemessung<br />

zu überwachen. Die Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s auf die Performancemessung<br />

ist daher Gegenstand des nächsten Abschnitts.<br />

3 Performancemessung<br />

Die Messung der Performance der Marke ist aus mehreren Gründen von Bedeutung.<br />

Erstens dient sie zur Kontrolle, ob die Aktivitäten des <strong>Marken</strong>managements den Planbzw.<br />

Soll-Vorgaben entsprechen. Im Falle eines Abweichens können frühzeitig<br />

Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Damit eng zusammenhängend kann die Performancemessung<br />

auch als Instrument zur Einschätzung der Leistungen der <strong>Marken</strong>manager<br />

und als Grundlage für deren erfolgsabhängige Entlohnung genutzt werden.<br />

Darüber hinaus vermittelt die Performancemessung der Marke dem Top-Management<br />

Informationen über den Beitrag der Marke zum Unternehmenserfolg. 503<br />

Die Messung der Performance der Marke erfordert ein kohärentes und hierarchisches<br />

System von zueinander komplementären Kennzahlen. 504 Entsprechend der Forderung<br />

nach einer Hierarchie der Kennzahlen soll im folgenden Abschnitt D3.1 zunächst die<br />

Auswahl von Spitzenkennzahlen für die Performancemessung der Marke vorgenommen<br />

werden. Im zweiten Schritt wird in Abschnitt D3.2 mit dem Performance-Cockpit<br />

ein Instrument entwickelt, das die für die Performancemessung relevanten Kennzahlen<br />

zusammenführt.<br />

3.1 Auswahl von Spitzenkennzahlen für die Performancemessung<br />

In der Literatur zur <strong>Marken</strong>bewertung wird der <strong>Marken</strong>wert von vielen Autoren als<br />

zentrale Kennzahl des <strong>Marken</strong>managements und damit auch für die Performancemessung<br />

vorgeschlagen. 505 Die bisherigen Überlegungen dieser Arbeit haben gezeigt, dass<br />

der <strong>Marken</strong>wert beispielsweise für die strategische Analyse eines <strong>Marken</strong>portfolios<br />

über eine große Bedeutung verfügt. Auch im Rahmen der Entwicklung einer „optimierten“<br />

Planung sind die Auswirkungen auf den <strong>Marken</strong>wert zu berücksichtigen. Im<br />

503 Dieser Aspekt wurde in Abschnitt B2 bei der Darstellung der aktuellen Herausforderungen an das <strong>Marken</strong>management<br />

hervorgehoben.<br />

504 Vgl. Reinecke/Tomczak (1998), S. 101.<br />

505 Vgl. Franzen/Reimann (1998), S. 215; Sattler (1998), S. 194; Kriegbaum (2001), S. 353.<br />

228


Folgenden soll allerdings untersucht werden, ob eine solche Bedeutung des <strong>Marken</strong>werts<br />

auch für die Performancemessung gegeben ist.<br />

Die Untersuchung der Eignung des <strong>Marken</strong>werts für die Performancemessung muss<br />

auf der Grundlage von Anforderungen an eine solche Spitzenkennzahl der Performancemessung<br />

erfolgen. Mit dem zunehmenden Interesse des Top-Managements an der<br />

Entwicklung der Marke als Performancemaß wird die Frage nach einer hierarchisch<br />

übergeordneten Kennzahl relevant. Für die Ableitung der Anforderungen an eine Spitzenkennzahl<br />

für die Performancemessung im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s kann auf<br />

die allgemeinen Kriterien an Kennzahlen für Incentivierung und Performancemessung<br />

zurückgegriffen werden: 506<br />

• Wertorientierung 507<br />

• Objektivierbarkeit 508<br />

• Kommunizierbarkeit 509<br />

• Beeinflussbarkeit 510<br />

Die Eignung des <strong>Marken</strong>werts als Spitzenkennzahl der Performancemessung ist auf<br />

der Grundlage dieser Anforderungen zu überprüfen. 511<br />

Der <strong>Marken</strong>wert ist gemäß dem einkommensbasierten Ansatz definiert als Barwert der<br />

zukünftigen Cashflows bzw. als Barwert der zukünftigen Residualgewinne der Marke<br />

zuzüglich des in die Marke investierten Kapitals. Die gleiche Methodik wird auch für<br />

506 Vgl. Hostettler (1997), S. 295; Kames (2000), S. 41-46.<br />

507 Wertorientierung der Kennzahl ist gegeben, wenn die Veränderung der Kennzahl in direktem bzw. möglichst<br />

engem Zusammenhang mit der Veränderung des Unternehmenswerts steht. Das Kriterium der Wertorientierung<br />

der Spitzenkennzahl der Performancemessung soll verhindern, dass eine Verbesserung der Kennzahl erreicht<br />

wird, obwohl auf der Ebene des Unternehmens für die Eigentümer letztlich Wert vernichtet wird. Vgl.<br />

Kames (2000), S. 41 f.<br />

508 Die Operationalisierung der Kennzahl muss möglichst intersubjektiv nachvollziehbar sein. Subjektive Einschätzungen<br />

oder Interpretationsmöglichkeiten sollen bei der Bestimmung der Kennzahl möglichst ausgeschlossen<br />

werden. Dies ermöglicht eine Transparenz bei der Beurteilung der Performance. Vgl. Kames<br />

(2000), S. 43-45.<br />

509 Die Kennzahl muss gegenüber den Mitarbeitern, aber auch gegenüber externen Anspruchsgruppen, einfach<br />

kommunizierbar sein. Erforderlich hierfür ist insbesondere, dass die Ermittlung der Kennzahl nicht durch eine<br />

zu hohe Komplexität gekennzeichnet ist.<br />

510 Die Höhe der Kennzahl muss in voller Höhe durch den Manager beeinflusst werden können. „Zu verantworten<br />

kann nur sein, was auch durch eigene Maßnamen erzeugt wurde und nicht entstanden wäre, wenn man auf<br />

derartige Maßnahmen verzichtet hätte.“ Kames (2000), S. 43. Diese Anforderung ist zentral für die Akzeptanz<br />

der Kennzahl.<br />

511 Die Untersuchung wird für einen auf Basis des einkommensbasierten Ansatzes ermittelten <strong>Marken</strong>wert vorgenommen.<br />

Die Erfüllung der Anforderung des Kriteriums der Beeinflussbarkeit hängt von der organisatorischen<br />

Verantwortung ab und wird im späteren Verlauf des Abschnitts diskutiert.<br />

229


die Berechnung des „inneren“ bzw. fundamentalen Unternehmenswerts als Zielgröße<br />

der Unternehmensführung zugrunde gelegt. Aus diesem Grund steht der <strong>Marken</strong>wert<br />

in einer engen methodischen Verbindung zum Unternehmenswert und erfüllt das Kriterium<br />

der Wertorientierung. 512<br />

Die Ermittlung eines <strong>Marken</strong>werts ist gegenüber der Bestimmung des Werts eines Unternehmens<br />

bzw. eines Unternehmensbereichs zusätzlich durch ein Isolierungsproblem<br />

gekennzeichnet. 513 Aus diesem Grund ist die Nachvollziehbarkeit des Zustandekommens<br />

des Ergebnisses der <strong>Marken</strong>bewertung und damit die Kommunizierbarkeit nur<br />

eingeschränkt gegeben.<br />

Zur Überprüfung der Objektivität des <strong>Marken</strong>werts ist auf das Isolierungs- und Prognoseproblem<br />

bei der Ermittlung des <strong>Marken</strong>werts näher einzugehen. Die Isolierung der<br />

Zahlungen bzw. Erfolge der Marke erfordert subjektive Einschätzungen. Beispielsweise<br />

kann die Identifizierung des Anteils der Marke an den Vertriebskosten oder Verwaltungskosten<br />

nicht ohne Schätzungen vorgenommen werden. Darüber hinaus müssen<br />

die Zahlungen bzw. Erfolgsgrößen der Marke nicht nur für die aktuelle Periode, sondern<br />

auch für die zukünftigen Perioden der ökonomischen Nutzungsdauer bestimmt<br />

werden. Die Prognose zukünftiger Größen ist allerdings zwangsläufig mit einer hohen<br />

Subjektivität verbunden. Zusammenfassend kann mithin festgehalten werden, dass die<br />

Anforderung der Objektivität durch den <strong>Marken</strong>wert nicht erfüllt wird.<br />

Als Konsequenz dieser Überlegungen ist festzuhalten, dass der <strong>Marken</strong>wert aufgrund<br />

der Verletzung der Anforderung der Objektivität nicht für die Performancemessung<br />

geeignet ist. Dies gilt unabhängig von der konkreten Ausgestaltung des Verfahrens,<br />

sondern ist vielmehr ein immanentes Problem der Zukunftsorientierung einer jeden<br />

Bewertung. Diese kritische Einschätzung der Eignung für die Performancemessung<br />

lässt sich folglich ebenso auf die Kenngrößen <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Rating</strong> der<br />

Marke übertragen.<br />

Diese Erkenntnis, dass mehrperiodische und zukunftsbezogene Kennzahlen nicht als<br />

Spitzenkennzahlen für die Performancemessung eingesetzt werden sollten, ist allerdings<br />

auf dem Gebiet der <strong>St</strong>euerung des Unternehmens bereits seit längerem bekannt.<br />

514 Das Problem der eingeschränkten Objektivität des Unternehmenswerts führte<br />

512 Es ist hier lediglich von einer „engen“ Verbindung die Rede, da die Veränderung des <strong>Marken</strong>werts nicht in<br />

jedem Fall einer Veränderung des Unternehmenswerts in gleicher Höhe entspricht. Vgl. die Beispielrechnung<br />

in Abschnitt B3.2.2.3.<br />

513 Vgl. Sattler (1997), S. 2 f.<br />

514 Vgl. Copeland/Koller/Murrin (2000), S. 55-57.<br />

230


dazu, dass in den folgenden Jahren als alternative finanzielle Kennzahl der Wertbeitrag<br />

bzw. Residualgewinn entwickelt bzw. wieder entdeckt wurde. 515 Vor diesem Hintergrund<br />

liegt es nahe, die Idee der Ermittlung eines Residualgewinns als (finanzielle)<br />

Spitzenkennzahl für die Performancemessung auch auf den Fall der Marke bzw. des<br />

<strong>Marken</strong>produkts zu übertragen.<br />

Der Residualgewinn der Marke wurde bei der Darstellung der Bewertung der Marke<br />

auf Basis des Accrual-Konzepts bereits in Abschnitt B3.2.2.3 eingeführt. Neben der<br />

Bewertung kann der Residualgewinn der Marke auch für die Performancemessung<br />

verwendet werden und ist definiert als:<br />

(1) RG<br />

m<br />

= NOPLATm<br />

−WACC<br />

m<br />

× NOAt<br />

−1<br />

mit<br />

RG m<br />

NOPLAT m<br />

WACC m<br />

NOA<br />

t<br />

= Residualgewinn der Marke<br />

= operativer Gewinn der Marke vor Zinsen und nach <strong>St</strong>euern<br />

= Gesamtkapitalkostensatz der Marke<br />

= Investiertes Kapital (Net Operating Assets) der Marke<br />

= Zeitindex<br />

Der Residualgewinn wird berechnet als Differenz aus dem operativen Gewinn und den<br />

Kapitalkosten auf das investierte Kapital. Für die Performancemessung wird der Residualgewinn<br />

der abgelaufenen Periode herangezogen. Da hierfür ausschließlich auf Ist-<br />

Größen von Gewinn- und Verlustrechnung sowie Bilanz zurückgegriffen werden kann,<br />

sind die Anforderungen der Objektivität und Kommunizierbarkeit gegeben. Aufgrund<br />

des Ausblendens zukünftiger Erfolgsgrößen erfüllt der Residualgewinn der einzelnen<br />

Periode die Anforderungen der Wertorientierung zwar nicht vollständig, aber in ausreichendem<br />

Maße.<br />

Da der Einstieg in die Diskussion um eine Spitzenkennzahl aus dem Blickwinkel der<br />

bestehenden Literatur zur <strong>Marken</strong>bewertung erfolgte, wurde bislang ausschließlich die<br />

Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert betrachtet. Im Rahmen der Entwicklung<br />

des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s wurde allerdings dargelegt, dass zum einen im Rahmen<br />

der Finanzperspektive zusätzlich die Ebene des <strong>Marken</strong>produkts zu betrachten ist und<br />

dass zum anderen die Marketingperspektive explizit zu erfassen ist.<br />

515 Vgl. bereits Solomons (1965), S. 277 und als Meilenstein für die Wiederentdeckung des Residualgewinns<br />

<strong>St</strong>ern (1991).<br />

231


Für die Performancemessung im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s bedeutet dies, dass als<br />

zweite finanzielle Spitzenkennzahl der Performancemessung der Residualgewinn des<br />

<strong>Marken</strong>produkts heranzuziehen ist. Der Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts stellt<br />

sich wie folgt dar:<br />

(2) RG NOPLAT −WACC<br />

× NOA<br />

−1<br />

mit<br />

RG p<br />

NOPLAT p<br />

WACC p<br />

NOA<br />

t<br />

p<br />

=<br />

p<br />

p<br />

t<br />

= Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= operativer Gewinn des <strong>Marken</strong>produkts vor Zinsen und nach <strong>St</strong>euern<br />

= Gesamtkapitalkostensatz des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Investiertes Kapital (Net Operating Assets) des <strong>Marken</strong>produkts<br />

= Zeitindex<br />

Die zweite Erweiterung muss die Berücksichtigung der Marketingperspektive umfassen.<br />

Die Marketingperspektive wird im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s über die Kennzahl<br />

<strong>Marken</strong>stärke abgebildet. Aus diesem Grund tritt die <strong>Marken</strong>stärke neben den<br />

Residualgewinn der Marke und den Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts als dritte<br />

Kennzahl der Performancemessung im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s. Nachfolgende<br />

Abbildung fasst die Überlegungen noch einmal zusammen:<br />

Spitzenkennzahlen<br />

der Performancemessung<br />

im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

Residualgewinn<br />

<strong>Marken</strong>produkt<br />

Residualgewinn<br />

Marke<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

Abbildung D-15: Spitzenkennzahlen für die Performancemessung im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s<br />

Zur konkreten Ausgestaltung der Performancemessung für einzelne <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombinationen ist auf das noch nicht behandelte Kriterium der Beeinflussbarkeit<br />

einzugehen. Das Kriterium der Beeinflussbarkeit fordert, dass der an der Kennzahl<br />

gemessene Manager die Entwicklung der Kennzahl auch in vollem Maße beeinflussen<br />

kann. 516<br />

516 Vgl. hierzu auch den Fragenkomplex zur <strong>Marken</strong>verantwortung in Unternehmen im Rahmen der empirischen<br />

Untersuchung Günther/Kriegbaum. Vgl. Günther/Kriegbaum (1999), S. 12-16.<br />

232


Der Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts kann dementsprechend nur für einen Manager<br />

zur Performancemessung herangezogen werden, der auch die Entscheidungsgewalt<br />

über alle Produktentscheidungen innehat. Dies gilt allerdings ebenso für den Residualgewinn<br />

der Marke. Dieser entspricht letztlich der Differenz aus dem Residualgewinn<br />

des <strong>Marken</strong>produkts und dem Residualgewinn des No-name-Produkts. Für einen<br />

Manager allerdings, dessen Entscheidungsbefugnis beispielsweise lediglich auf die<br />

Maßnahmen der Kommunikationspolitik eingegrenzt ist, sollte im Hinblick auf die<br />

Anforderung der Beeinflussbarkeit die Performancemessung an <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

und <strong>Marken</strong>image als durch ihn beeinflussbare Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke ansetzen.<br />

Nachfolgende Abbildung veranschaulicht noch einmal die Grundidee:<br />

Manager mit<br />

voller Produktverantwortung<br />

Manager mit<br />

Verantwortung für<br />

z.B. Kommunikationspolitik<br />

Performancemessung<br />

Performancemessung<br />

<strong>Marken</strong>produktwert<br />

<strong>Marken</strong>wert<br />

<strong>Marken</strong>stärke<br />

<strong>Marken</strong>image<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Abbildung D-16: Ausgestaltung der Performancemessung in Abhängigkeit des Verantwortungsbereichs<br />

des Managers<br />

Bereits bei der Darstellung der Methodik des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s in Kapitel C wurde die<br />

Bedeutung einer Kommunizierbarkeit der Ergebnisse innerhalb der Organisation betont.<br />

Dies gilt ebenfalls für die Performancemessung. Aus diesem Grund ist – als<br />

gleichsam weitere zusätzliche Ebene zu dem <strong>Marken</strong>-Cockpit – speziell für die Performancemessung<br />

ein Performance-Cockpit zu entwickeln. Dies ist Gegenstand des<br />

nächsten Abschnitts. Dort erfolgt auch die Darstellung für die Marke Top Ice.<br />

233


3.2 Performancemessung auf Basis eines Performance-Cockpits<br />

In Abschnitt D3.1 wurde eine Auswahl von geeigneten Spitzenkennzahlen für die Performancemessung<br />

vorgenommen. Ähnlich wie für die Ergebnisse der Bewertung auf<br />

Basis des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ist auch für die Performancemessung ein Instrument zu<br />

entwickeln, das die Informationen in leicht kommunizierbarer Form aufbereitet. Die<br />

grundsätzliche <strong>St</strong>ruktur eines solchen Performance-Cockpits stellt sich wie folgt dar:<br />

Residualgewinn <strong>Marken</strong>produkt (Soll-Ist)<br />

0,0<br />

1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal<br />

-2,0 2004 2004 2004 2004<br />

-4,0<br />

Wertbeitrag (Ist)<br />

-6,0<br />

Wertbeitrag (Soll)<br />

-8,0<br />

-10,0<br />

-12,0<br />

Investiertes Kapital <strong>Marken</strong>produkt (Soll-Ist)<br />

1200,0<br />

1000,0<br />

800,0<br />

600,0<br />

Invested Capital (Ist)<br />

400,0<br />

Invested Capital (Soll)<br />

200,0<br />

0,0<br />

1. 2. 3. 4.<br />

Quartal Quartal Quartal Quartal<br />

2004 2004 2004 2004<br />

Top Ice B a –<br />

• Leicht negative Abweichung bei<br />

Wertbeitrag des <strong>Marken</strong>produkts wegen<br />

Überschreitung der Plan-Werte des<br />

investierten Kapitals<br />

• Deutlich negative Abweichung bei<br />

Residualgewinn der Marke wegen<br />

Verfehlung der EBITDA-Ziele aufgrund<br />

Durchführung nicht budgetierter<br />

Werbemaßnahmen<br />

• <strong>Marken</strong>stärke und Beitrag zum<br />

<strong>Marken</strong>portfolio innerhalb der Vorgaben<br />

Residualgewinn Marke (Soll-Ist)<br />

0,0<br />

-5,0 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal<br />

2004 2004 2004 2004<br />

-10,0<br />

-15,0<br />

-20,0<br />

Wertbeitrag (Ist)<br />

-25,0<br />

Wertbeitrag (Soll)<br />

-30,0<br />

-35,0<br />

-40,0<br />

-45,0<br />

Investiertes Kapital Marke (Soll-Ist)<br />

200,0<br />

180,0<br />

160,0<br />

140,0<br />

120,0<br />

Invested Capital (Ist)<br />

100,0<br />

80,0<br />

Invested Capital (Soll)<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal<br />

2004 2004 2004 2004<br />

EBITDA <strong>Marken</strong>produkt (Soll-Ist)<br />

Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio (Soll-Ist)<br />

EBITDA Marke (Soll-Ist)<br />

250,0<br />

6,0<br />

0,0<br />

200,0<br />

5,0<br />

-5,0<br />

1. Quartal<br />

2004<br />

2. Quartal<br />

2004<br />

3. Quartal<br />

2004<br />

4. Quartal<br />

2004<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

1. Quartal<br />

2004<br />

2. Quartal<br />

2004<br />

3. Quartal<br />

2004<br />

4. Quartal<br />

2004<br />

EBITDA (Ist)<br />

EBITDA (Soll)<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Abgrenzungsfähigkeit<br />

Kompatibilität<br />

Soll-Wert<br />

Ist-Wert<br />

-10,0<br />

-15,0<br />

-20,0<br />

-25,0<br />

-30,0<br />

EBITDA (Ist)<br />

EBITDA (Soll)<br />

<strong>Marken</strong>bekanntheit (Soll-Ist)<br />

<strong>Marken</strong>image (Soll-Ist)<br />

Wettbewerbsposition (Soll-Ist)<br />

80%<br />

6,0<br />

45%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

Soll-Wert<br />

Ist-Wert<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Soll-Wert<br />

Ist-Wert<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

Soll-Wert<br />

Ist-Wert<br />

0%<br />

0,0<br />

0%<br />

Passive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

Aktive <strong>Marken</strong>bekanntheit<br />

<strong>St</strong>ärke Vorteilhaftigkeit Einzigartigkeit<br />

absoluter Marktanteil<br />

relativer Marktanteil<br />

Abbildung D-17: Grundstruktur des Performance-Cockpits<br />

Das Performance-Cockpit soll aufzeigen, in welchem Maß die Plan-Werte erreicht<br />

wurden. Basis der Performancemessung sind die Werte, die im Rahmen der Planung<br />

vorgegeben wurden. Gerade unterjährig ist es von Bedeutung, Abweichungen frühzeitig<br />

erkennen zu können, um gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten zu können.<br />

Dies kann für die <strong>St</strong>euerung dahingehend operationalisiert werden, dass der Zielerreichungsgrad<br />

der Planwerte farblich markiert wird. Intuitiv leicht verständlich ist die<br />

Farbenfolge der Verkehrsampel. In diesem Sinne entspricht ein grünes Signal einer<br />

Planerreichung bzw. -übererfüllung, ein gelbes Signal ist mit einer negativen Planab-<br />

234


weichung innerhalb des Toleranzbereichs und ein rotes Ampellicht mit einer stark negativen<br />

Planabweichung verbunden.<br />

Die Kommentierung der Ergebnisse des Performance-Cockpits erfolgt in dem Textfeld<br />

im Mittelpunkt des Cockpits. Hier können bereits unterjährig die aus dem Plan-/Ist-<br />

Vergleich identifizierten (Gegen-) Maßnahmen eingetragen werden. Am Ende der<br />

Periode kann dieses Feld zur Zusammenfassung der Performance der <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination und zur Begründung von eventuellen Planabweichungen genutzt<br />

werden.<br />

Auf der linken Seite des Performance-Cockpits wird der Vergleich der Plan-Werte mit<br />

den Ist-Werten für den Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts sowie dessen zentrale<br />

Komponenten investiertes Kapital und operativer Gewinn vor Zinsen, <strong>St</strong>euern und Abschreibungen<br />

(EBITDA) vorgenommen. Für die unterjährige <strong>St</strong>euerung können, wie in<br />

der Abbildung, hier nicht nur Jahreswerte, sondern auch die Plan- und Ist-Werte für<br />

einzelne Quartale verglichen werden. Entsprechend werden auf der rechten Seite des<br />

Performance-Cockpits für den Residualgewinn der Marke sowie das investierte Kapital<br />

und den EBITDA der Marke Plan- und Ist-Werte einander gegenüber gestellt.<br />

Im unteren Bereich des <strong>Marken</strong>-Cockpits wird der Plan-/Ist-Vergleich für <strong>Marken</strong>bekanntheit,<br />

<strong>Marken</strong>image und Wettbewerbsposition als die durch das Management (zumindest<br />

teilweise) beeinflussbaren Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke vorgenommen. Falls<br />

für den Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio explizite Vorgaben gemacht wurden, können diese<br />

auch in das Performance-Cockpit aufgenommen werden.<br />

Abschließend soll das Performance-Cockpit noch auf das Fallbeispiel Top Ice angewendet<br />

werden.<br />

Die Soll-Werte für Top Ice wurden auf Basis der Planung von <strong>Marken</strong>produkt und Marke<br />

abgeleitet. 517 Hieraus wurden auch Planvorgaben für die einzelnen Quartale bestimmt. Für<br />

die Zielerreichung dieser Planwerte wird im Folgenden von einer fiktiven Entwicklung von Ist-<br />

Werten ausgegangen. Die Performancemessung wird für das Ende der Periode vorgenommen.<br />

Es liegen mithin die Ist-Werte für alle vier Quartale vor.<br />

Die Cockpitfenster für das <strong>Marken</strong>produkt auf der linken Seite lassen erkennen, dass in dem<br />

Beispiel die Vorgaben für den Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts leicht verfehlt werden.<br />

Da die Abweichung innerhalb des vom Management tolerierbaren Bereichs liegt, zeigt die<br />

Ampel gelb. Die Analyse der Soll-Ist Abweichungen für investiertes Kapital und EBITDA<br />

macht deutlich, dass die Verfehlung des Zielwerts für den Residualgewinn auf ein gegenüber<br />

der Planung zu hohes investiertes Kapital des <strong>Marken</strong>produkts zurückzuführen ist.<br />

517 Die Planung des <strong>Marken</strong>produkts für das Jahr 2004 ist in Abschnitt B3.2.1, die Planung der Marke für das<br />

Jahr 2004 ist in Abschnitt C2.3.1.6 dieser Arbeit dargestellt.<br />

235


Die Gegenüberstellung von Plan- und Ist-Werten für den Residualgewinn auf der Ebene der<br />

Marke als immaterieller Vermögenswert lässt erkennen, dass hier eine deutliche Verfehlung<br />

der Planung vorliegt. Die Ampel ist auf rot gestellt. Während das investierte Kapital sich sogar<br />

besser als prognostiziert entwickelt hat, zeigt die Entwicklung des EBITDA der Marke<br />

eine deutliche Planabweichung auf. Die rote Ampel weist hier auf die kritische Verfehlung<br />

der Vorgaben hin.<br />

Für die Werttreiber der <strong>Marken</strong>stärke sowie den Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio werden die<br />

Plangrößen erreicht bzw. überschritten. Aus diesem Grund sind hier alle Ampeln auf grün<br />

geschaltet.<br />

Im Mittelpunkt des Cockpits findet sich eine verbale Zusammenfassung der für die Adressaten<br />

des Cockpits wesentlichen Aspekte der Analyse der Performance der <strong>Marken</strong>produkt-/<br />

<strong>Marken</strong>kombination. Im Fall der Marke Top Ice wird auf die leichte Planabweichung bei dem<br />

Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts und auf die starke Planabweichung bei dem Residualgewinn<br />

der Marke als immaterieller Vermögenswert hingewiesen. Daneben wird auch mit<br />

dem Hinweis auf die Durchführung von nicht-budgetierten Werbekampagnen der Grund für<br />

die Abweichung auf der Ebene der Marke angegeben.<br />

4 Externes Reporting<br />

Als letzter Aspekt der Anwendung des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ist die Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements<br />

im Rahmen des externen Reportings zu betrachten. Unter dem externen<br />

Reporting wird im Folgenden die Berichterstattung durch das externe Rechnungswesen<br />

verstanden. Hierbei soll insbesondere untersucht werden, wie die durch das<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> ermittelten <strong>Marken</strong>werte in das externe Reporting integriert werden<br />

können. In diesem Zusammenhang ist in Abschnitt D4.1 zunächst der aktuelle <strong>St</strong>and<br />

der Abbildung der Marke im externen Reporting zu analysieren. 518 Auf dieser Basis<br />

kann in Abschnitt D4 ein Vorschlag zur Verbindung von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem<br />

Reporting entwickelt werden.<br />

4.1 Analyse des aktuellen <strong>St</strong>ands der Abbildung der Marke im externen Reporting<br />

Zielsetzung der Berichterstattung gemäß IAS bzw. IFRS und US-GAAP ist die Bereitstellung<br />

von nützlichen Informationen für die Entscheidungen der Adressaten. 519 In<br />

diesem Zusammenhang nehmen die beiden Prinzipien der relevance (Relevanz) und<br />

518 Aufgrund ihrer großen internationalen Bedeutung stehen dabei die Rechnungslegungssysteme IAS bzw. IFRS<br />

und US-GAAP im Mittelpunkt.<br />

519 Allgemein zu Anforderungen an die Qualität von Informationen des externen Rechnungswesens vgl. Behr<br />

(2002), S. 24-29.<br />

236


eliability (Verlässlichkeit) eine hohe Bedeutung ein. 520 Relevance und reliability können<br />

allerdings in einem konkurrierenden Verhältnis zueinander stehen. 521 Die Berücksichtigung<br />

von <strong>Marken</strong> im Rahmen des externen Reporting stellt gerade ein solches<br />

Spannungsfeld zwischen relevance und reliability dar. 522 Dies ist im Folgenden näher<br />

zu erläutern.<br />

Aufgrund der großen Bedeutung von <strong>Marken</strong> für Unternehmen liegt der Schluss nahe,<br />

dass ein Reporting über <strong>Marken</strong>werte durch das Prinzip der relevance geboten ist. Dies<br />

wird bestätigt durch empirische Untersuchungen der Auswirkung einer Berichterstattung<br />

über <strong>Marken</strong>werte auf die Entscheidungen der Adressaten des externen Reporting.<br />

So konnten Barth et al. zeigen, dass die in der Publikation „Financial World“<br />

veröffentlichten Ranglisten und Werte von <strong>Marken</strong> einen Einfluss auf die Marktbewertungen<br />

der Unternehmen besitzen. 523 In einer anderen <strong>St</strong>udie wiesen Kallapur/Kwan<br />

für eine Gruppe britischer Unternehmen nach, dass Bewertungen von <strong>Marken</strong> durch<br />

Manager des Unternehmens mit den Aktienkursen der Unternehmen positiv korreliert<br />

sind. 524 Darüber hinaus können auch die Untersuchungen zum Einfluss der Marke auf<br />

den Unternehmenswert und den Aktienkurs als Beleg für ihre Entscheidungsrelevanz<br />

angesehen werden. 525<br />

Trotz der hohen Bedeutung der Marke im Sinne der relevance der Berichterstattung<br />

wird allerdings in den internationalen <strong>St</strong>andards das Prinzip der reliability aktuell höher<br />

gewichtet. Dies spiegelt sich in den Möglichkeiten zur Aktivierung von <strong>Marken</strong><br />

wider. Hierbei wird zwischen erworbenen und selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> differenziert.<br />

Für von Dritten erworbene <strong>Marken</strong> besteht eine Objektivierung des Werts über<br />

520 „Relevance and reliability are the two primary qualities that make accounting information useful for decision<br />

making. … If either of these qualities is missing, the information will not be useful. … ” SFAC no. 2. „To be<br />

useful, information must be relevant to the decision-making needs of users. Information has the quality of<br />

relevance when it influences the economic decisions of users by helping them evaluate past, present or future<br />

events or confirming, or correcting, their past evaluations. ” IAS Framework par. 26. „To be useful, information<br />

must also be reliable. Information has the quality of reliability when it is free from material error and bias<br />

and can be depended upon by users to represent faithfully that which it either purports to represent or could<br />

reasonably be expected to represent.” IAS Framework par. 31.<br />

521 Vgl. Haller (1998), S. 13.<br />

522 Vgl. <strong>St</strong>olowy/Haller/Klockhaus (1999), S. 3.<br />

523 Vgl. Barth/Clement/Foster/Kaznik (1998), S. 44-63.<br />

524 Vgl. Kallapur/Kwan (2000), S. 7-16.<br />

525 Vgl. auch die Darstellungen in dieser Arbeit in Abschnitt B1.1.<br />

237


den Kaufpreis, so dass diese grundsätzlich aktiviert werden müssen. 526 Im Gegensatz<br />

dazu wird für selbst geschaffene <strong>Marken</strong> explizit die Aktivierung ausgeschlossen. 527<br />

Mittlerweile sind allerdings gerade im angelsächsischen Raum Tendenzen einer Aufweichung<br />

der Trennung zwischen akquirierten und selbst geschaffenen immateriellen<br />

Vermögensgegenständen im Hinblick auf den Bilanzansatz erkennen. Diese Entwicklungen<br />

besitzen auch für die Bilanzierung von <strong>Marken</strong> Auswirkungen. So kann in begründeten<br />

Fällen für <strong>Marken</strong> eine unbestimmte Nutzungsdauer (indefinite useful life)<br />

angesetzt werden. 528 Bei einer Lebensdauer von beispielsweise mehr als zehn Jahren<br />

kann davon ausgegangen werden, dass die akquirierte Marke weitgehend durch die<br />

selbst geschaffene Marke substituiert wurde und der Bilanzansatz zu einem Großteil<br />

einen Anteil des selbst geschaffenen <strong>Marken</strong>wertes ausdrückt.<br />

Als Zwischenfazit ist mithin festzuhalten, dass sich der angesprochene Konflikt zwischen<br />

den Prinzipien relevance und reliability ausschließlich auf selbst geschaffene<br />

<strong>Marken</strong> bezieht. Hierbei wird aktuell in den internationalen <strong>St</strong>andards das Prinzip der<br />

reliability höher gewichtet als der Grundsatz der relevance. 529 Allerdings ermöglichen<br />

es die aktuellen Regelungen, selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände –<br />

gleichsam durch die Hintertür – in der Bilanz anzusetzen. Konsequent weiter gedacht<br />

bedeutet dies auch, dass der in allen <strong>St</strong>andards bislang noch kategorisch ausgeschlossene<br />

Ansatz von selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> mittlerweile auf eher wackeligen Füßen<br />

steht. Aus diesem Grund sollen im Folgenden die Gründe für das aktuelle Aktivierungsverbot<br />

von selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> näher analysiert werden.<br />

IAS 38 führt mehrere Voraussetzungen für die Aktivierung eines immateriellen Vermögensgegenstands<br />

an. 530 Die für die Aktivierung einer selbst geschaffenen Marke<br />

kritische Voraussetzung ist die zuverlässige Messbarkeit des Werts der Marke. Diese<br />

wird von Seiten des IASC für selbst geschaffene <strong>Marken</strong> als nicht gegeben betrachtet:<br />

526 Für eine Diskussion der Aktivierungsmöglichkeiten von <strong>Marken</strong> gemäß IAS 38 vgl. <strong>St</strong>olowy/Haller/Klockhaus<br />

(1999), S. 5-12. Zu der für die Bilanzierung von immateriellen Vermögensgegenständen<br />

relevanten Regelung in den US-GAAP, APB Opinion No. 17, vgl. Pellens (1997), S. 183-188.<br />

527 „Internally generated brands, mastheads, publishing titles, customer lists and items similar in substance shall<br />

not be recognised as intangible assets.” IAS 38 revised par. 63.<br />

528 Vgl. IAS 38 revised par. 88. Auch wenn eine unbestimmte Nutzungsdauer nicht automatisch mit einer unendlichen<br />

Nutzungsdauer gleichzusetzen ist, ermöglicht diese Regelung beispielsweise für (erworbene) Unternehmensmarken<br />

den Ansatz einer unendlichen Nutzungsdauer.<br />

529 „Most surprisingly IASC stresses in this context more the reliability aspect … than the relevance aspect.”<br />

<strong>St</strong>olowy/Haller/Klockhaus (1999), S. 27.<br />

530 „An intangible asset shall be recognised if, and only if:<br />

(a) it is probable that the expected future economic benefits that are attributable to the asset will flow to the<br />

entity; and<br />

(b) the cost of the asset can be measured reliably.” IAS 38 revised par. 21.<br />

238


„Brands are going to get on the balance sheet only if they are purchased externally or<br />

acquired as part of a merger. The reason is that they would fail the cost measurement<br />

test, because you really can’t identify with any confidence the cost of developing a<br />

brand. … So although I don’t think anybody doubts that they may be assets, and that<br />

you are spending money that will bring you benefits in the future, you cannot perform<br />

the measurement reliably enough to put the cost of internally generated brands on the<br />

balance sheet.” 531<br />

Diese Aussage bedeutet allerdings nicht, dass der Wert der Marke unbedingt auf Basis<br />

des kostenbasierten Ansatzes ermittelt werden muss. So wird bei dem Erwerb einer<br />

Marke im Rahmen eines Unternehmenskaufs auch die Bewertung der Marke auf Basis<br />

der zukünftigen Cashflows als zulässig erachtet. 532 Die mit der Prognose der zukünftigen<br />

Cashflows der Marke verbundene subjektive Komponente bei der Bewertung der<br />

Marke scheint für das IASC somit nicht in Widerspruch zu einer zuverlässigen Messung<br />

des Wertes zu stehen. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen kann die<br />

Schlussfolgerung gezogen werden, dass der Grund für das Aktivierungsverbot von<br />

selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> nicht am Fehlen einer geeigneten Bewertungsmethodik<br />

festzumachen ist. Vielmehr stellt das Fehlen von geeigneten Rahmenbedingungen für<br />

die Bewertungsmethodik den eigentlichen Grund für das Aktivierungsverbot dar. Dies<br />

wird im Folgenden näher erläutert.<br />

Im Falle der Bewertung der Marke im Rahmen eines Unternehmenskaufs bildet der<br />

Unterschied zwischen Kaufpreis und der Summe der fair values der anderen akquirierten<br />

Vermögensgegenstände und Schulden eine Obergrenze für den Wert der Marke.<br />

Auf diese Weise wird dem subjektiven Einfluss bei der Bewertung der Marke ein<br />

Rahmen gesetzt. Diese Obergrenze ist bei der Bewertung einer selbst erstellten Marke<br />

nicht gegeben: „It is this ‘natural ceiling’ that differentiates the reliability with which<br />

purchased intangible fixed assets can be measured, and the Board [Accounting <strong>St</strong>andards<br />

Board, ASB] believes that without the ‘natural ceiling’ the value of an internally<br />

developed fixed asset can be measured sufficiently reliably for recognition only if the<br />

asset has a readily ascertainable market value.” 533 Mithin kann das aktuelle Aktivie-<br />

531 Sir Bryan Carsberg, ehemaliger Generalsekretär des IASC, zitiert nach Haigh (1998), S. 134. Vgl. hierzu<br />

auch den Kommentar zu IAS 38 revised par. 63 in der Basis for Conclusions: „IAS 38 specifically prohibits<br />

the recognition as intangible assets of brands, mastheads, publishing titles, customer lists and items similar in<br />

substance that are internally generated. IASC believed that internally generated intangible items of this kind<br />

would rarely, and perhaps never, meet the recognition criteria in IAS 38. However, to avoid any misunderstanding,<br />

IASC decided to set out this conclusion in the form of an explicit prohibition.” IAS 38 revised<br />

BCZ45.<br />

532 Vgl. Haigh (1998), S. 134.<br />

533 Blodinger (1998), S. 104.<br />

239


ungsverbot von selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> am Fehlen einer am Markt bestätigten<br />

Obergrenze für den Wert der selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> festgemacht werden.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Analyse des aktuellen <strong>St</strong>ands der Abbildung der Marke im<br />

Rahmen des externen Reporting kann im folgenden Abschnitt D4.2 ein Konzept zur<br />

Verbindung von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem Reporting entwickelt werden.<br />

4.2 Verbindung von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem Reporting<br />

Auf Basis der Analyse des aktuellen <strong>St</strong>ands der Abbildung der Marke im Rahmen des<br />

externen Reporting soll im Folgenden die Verbindung von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem<br />

Reporting diskutiert werden. Hierbei lassen sich grundsätzlich zwei Ansatzpunkte<br />

unterscheiden.<br />

Der erste Aspekt bei der Verbindung zwischen <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem Reporting<br />

besteht darin, dass die im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ermittelten Werte für die<br />

Überprüfung der Bilanzwerte von aktivierten <strong>Marken</strong> herangezogen werden können.<br />

Auf diese Weise kann überprüft werden, ob eine außerplanmäßige Wertminderung<br />

vorgenommen werden muss. 534<br />

Die zweite Möglichkeit einer Verbindung von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem Reporting<br />

kann darin gesehen werden, dass einzelne Größen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s, die nicht in<br />

Gewinn- und Verlustrechnung bzw. Bilanz explizit erscheinen, im Rahmen einer freiwilligen<br />

Berichterstattung aufgeführt werden. So können etwa Informationen über die<br />

Entwicklung der Bekanntheit der Marke oder auch über die Residualgewinne auf der<br />

Ebene einzelner <strong>Marken</strong>produkte freiwillig im Rahmen des externen Reportings – beispielsweise<br />

im Anhang – kommuniziert werden.<br />

Es ist allerdings kritisch zu hinterfragen, ob die Informationen über den Wert der selbst<br />

geschaffenen <strong>Marken</strong> auf diese Weise adäquat von den Adressaten berücksichtigt werden.<br />

So wird nicht deutlich, wie sich die Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung<br />

nach einer Berücksichtigung der selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> darstellen würden. Diese<br />

Information ist jedoch von Bedeutung, da Externe bei der Analyse des externen Reporting<br />

sich oftmals stark auf Kennzahlen von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung<br />

534 Gemäß IAS muss für eine Marke mit einer unbestimmten Nutzungsdauer jährlich oder bei Vorliegen von<br />

Indizien für eine Wertminderung ein Test auf Wertminderung durchgeführt werden. Vgl. IAS 38 revised par.<br />

108.<br />

240


abstützen. Beispielsweise besitzen die Kennzahlen für die Beurteilung der finanziellen<br />

Risiken eines Unternehmens im Rahmen eines Credit <strong>Rating</strong>s eine große Bedeutung. 535<br />

Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden ein Konzept entwickelt werden, wie Unternehmen<br />

die Auswirkung des Werts von selbst geschaffenen <strong>Marken</strong> auf Bilanz und<br />

Gewinn- und Verlustrechnung darstellen können. Dieses Konzept kann zum einen<br />

de lege lata als Element einer freiwilligen Berichterstattung in Anhang oder Geschäftsbericht<br />

verstanden werden. Alternativ kann das Konzept auch de lege ferenda als eine<br />

Anregung zur Weiterentwicklung der bestehenden Rechnungslegungsstandards aufgefasst<br />

werden.<br />

Die Analyse der aktuellen <strong>St</strong>andards der Rechnungslegung in Abschnitt D4.1 hat deutlich<br />

gemacht, dass eine Bilanzierung der selbst geschaffenen Marke letztlich auf das<br />

Fehlen einer am Markt abgeleiteten Obergrenze zurückgeführt werden kann. Vor diesem<br />

Hintergrund wird im Folgenden eine Methodik vorgestellt, wie eine solche Obergrenze<br />

auch für eine selbst geschaffene Marke ermittelt werden kann.<br />

Bei dem Erwerb eines Unternehmens wird in der Regel ein Kaufpreis bezahlt, der den<br />

Wert des buchmäßigen Eigenkapitals übersteigt. Diese Differenz bezieht sich zum einen<br />

auf Unterschiede zwischen Buch- und Zeitwert der Vermögensgegenstände und<br />

Schulden und zum anderen auf den Wert des nicht bilanzierten immateriellen Vermögens<br />

bzw. des Intellektuellen Kapitals. In Fällen, in denen die Marke den wichtigsten<br />

immateriellen Faktor des erworbenen Unternehmens darstellt, kann der Wert des Intellektuellen<br />

Kapitals ungefähr mit dem <strong>Marken</strong>wert gleichgesetzt werden. Sind neben<br />

der Marke noch andere immaterielle Vermögenswerte im Kaufpreis enthalten, teilt sich<br />

das Intellektuelle Kapital entsprechend auf die Marke und die weiteren immateriellen<br />

Vermögenswerte auf. Der Wert des Intellektuellen Kapitals kann daher als Obergrenze<br />

für den Wert der (erworbenen) Marke betrachtet werden.<br />

Im Falle der Bewertung einer selbst geschaffenen Marke fehlen die Transaktion und<br />

die damit verbundene Bestätigung des Unternehmens- bzw. <strong>Marken</strong>wertes durch den<br />

Markt. Allerdings kann eine solche Marktbewertung über die Börsenkapitalisierung<br />

oder über Börsen- bzw. Transaktionsmultiplikatoren gleichsam nachgebildet werden.<br />

Von dem Marktwert des Eigenkapitals des Unternehmens ist der Zeitwert der Vermögensgegenstände<br />

und Schulden des Unternehmens abzuziehen. Resultat ist der Wert<br />

des immateriellen Vermögens bzw. des Intellektuellen Kapitals. Dieser stellt eine am<br />

535 Vgl. <strong>St</strong>andard & Poor’s (2004), S. 49-54.<br />

241


Kapitalmarkt bestätigte Obergrenze für den Wert der selbst geschaffenen Marke dar,<br />

innerhalb der die Bewertung der selbst geschaffenen Marke erfolgen kann:<br />

Rahmen<br />

der traditionellen<br />

Bilanz<br />

Am Kapitalmarkt abgeleitete<br />

Obergrenze für<br />

Wert der selbst geschaffenen<br />

Marke<br />

Anlagevermögen<br />

zu Buchwerten<br />

Wissenskapital<br />

als Differenz zwischen<br />

Marktwert und Buchwert<br />

des Eigenkapitals<br />

Buchwert des<br />

Eigenkapitals<br />

Marktwert des<br />

Eigenkapitals<br />

Gesamtwert des<br />

Unternehmens zu Marktwerten<br />

Umlaufvermögen<br />

zu Buchwerten<br />

Fremdkapital<br />

Abbildung D-18: Ermittlung der Obergrenze für den Wert der selbst geschaffenen Marke<br />

Gegen das hier vorgestellte Vorgehen könnten verschiedene Einwände geäußert werden.<br />

So scheint gerade unter dem Eindruck der zunehmenden Volatilität an den Weltbörsen<br />

die Verwendung einer Börsenkapitalisierung mit starken Zufälligkeiten behaftet<br />

zu sein. Der Einfluss von einzelnen Börsenschwankungen kann allerdings vermindert<br />

werden, indem beispielsweise der niedrigere Wert aus dem Durchschnittskurs der letzten<br />

12 Monate und dem aktuellen Börsenkurs als Grundlage zur Berechnung der<br />

Marktkapitalisierung verwendet wird. Durch dieses Vorgehen wird sichergestellt, dass<br />

der Effekt von Anstiegen des Börsenkurses nivelliert wird, während bei fallenden Kursen<br />

gewährleistet ist, dass der für die Berechnung der Obergrenze herangezogene Börsenkurs<br />

nicht höher ist als der aktuelle und damit niedrigste Börsenkurs.<br />

Ein weiterer möglicher Kritikpunkt könnte darin bestehen, dass der Unterschiedsbetrag<br />

in voller Höhe als Obergrenze für den <strong>Marken</strong>wert herangezogen wird. Bei voller<br />

Ausnutzung der Bandbreite wird unterstellt, dass die Marke den einzigen immateriellen<br />

Vermögensgegenstand des Unternehmens darstellt. Diese Problematik kann dadurch<br />

eingeschränkt werden, dass festgelegt wird, dass der <strong>Marken</strong>wert beispielsweise<br />

maximal 80% des Unterschiedsbetrags betragen darf. 536 Der verbleibende Betrag bildet<br />

entsprechend den Wert des sonstigen immateriellen Vermögens ab.<br />

536 Auf diese Weise legte das Unternehmen Guinness eine Obergrenze für den Wert akquirierter <strong>Marken</strong> fest.<br />

Vgl. von Rütte/Hoenes (1995), S. 257.<br />

242


Ergebnis dieses ersten Schritts ist ein Wert für die selbst geschaffene Marke, der an<br />

einer am Kapitalmarkt abgeleiteten Obergrenze überprüft worden ist. Im nächsten<br />

Schritt ist zu klären, wie dieser Wert zum Zeitpunkt der erstmaligen Aktivierung sowie<br />

in den darauf folgenden Perioden bilanziell zu behandeln ist.<br />

Zum Zeitpunkt der Erstbewertung ist der Gesamtkapitalwert der selbst geschaffenen<br />

Marke erfolgsneutral zu aktivieren. 537 Als Gegenposten wird auf der Passivseite das<br />

Eigenkapital um den Posten „Bewertungsreserve“ erhöht. Durch die Aufnahme des<br />

selbst geschaffenen <strong>Marken</strong>wertes wird die Aussagekraft der Bilanz erhöht, die Ergebnisrechnung<br />

bleibt in der Periode der erstmaligen Aktivierung jedoch unberührt.<br />

In den Folgeperioden werden die Investitionen in die Marke aktiviert und über ihre<br />

ökonomische Nutzungsdauer abgeschrieben. Die ökonomische Nutzungsdauer von<br />

Investitionen in die Marke wird üblicherweise zwischen zwei und drei Jahren festgelegt.<br />

Als Investitionen in die Marke werden Aufwendungen angesehen, die auf eine<br />

<strong>St</strong>ärkung der Marke abzielen und deren Wirkungsdauer über die einzelne Periode<br />

hinausgeht. Gemäß der Untergliederung der Aufwendungen in dieser Arbeit zählen<br />

hierzu ausschließlich die Kosten für Werbekampagnen. Die restlichen Aufwendungen<br />

der Marke verfügen über keinen unmittelbaren investiven Charakter.<br />

Parallel hierzu ist in jeder Periode zu überprüfen, ob eine außerordentliche Wertminderung<br />

der selbst geschaffenen Marke vorliegt. Zu diesem Zweck ist der fortgeführte<br />

Buchwert mit dem im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ermittelten jährlichen <strong>Marken</strong>wert<br />

zu vergleichen. Liegt dabei der Barwert der zukünftigen Cashflows der Marke unter<br />

dem bilanzierten <strong>Marken</strong>wert, ist eine außerplanmäßige Abschreibung auf den niedrigeren<br />

Wert vorzunehmen.<br />

Die Überlegungen sollen im Folgenden am Fallbeispiel BRAND veranschaulicht werden.<br />

Im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s wurde für die Marke Top Ice ein Gesamtkapitalwert für die<br />

Marke Top Ice in Höhe von -30,4 ermittelt. Auf Basis der „optimierten“ Planung resultierte<br />

allerdings ein neuer <strong>Marken</strong>wert in Höhe von 93,9. Dieser wurde zum 31.12. 2003 ermittelt.<br />

Der <strong>Marken</strong>wert soll daher in der Eröffnungsbilanz zum 1.1. 2004 angesetzt werden. In diesem<br />

Beispiel entspricht die nachträgliche Aktivierung einer selbst geschaffenen Marke<br />

gleichsam einem Wechsel in der Bilanzierungsmethodik, weshalb hier Schlussbilanz und<br />

Eröffnungsbilanz voneinander abweichen.<br />

537 Dieses Vorgehen erfolgt in Anlehnung an die etwa an das in der Praxis übliche Vorgehen, <strong>Marken</strong>werte stets<br />

als Gesamtkapitalwerte in der Bilanz anzusetzen. Dahinter steht die Idee, dass der Bilanzwert der Marke nicht<br />

durch die Finanzierung der Marke beeinflusst sein sollte.<br />

243


Im ersten Schritt ist der <strong>Marken</strong>wert in Höhe von 93,9 an der am Kapitalmarkt abgeleiteten<br />

Obergrenze zu überprüfen. Da der Produktbereich Fruchteis nicht börsennotiert ist, muss<br />

auf Börsen- bzw. Transaktionsmultiplikatoren vergleichbarer Unternehmen zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Im Rahmen der Darstellung des marktbasierten Ansatzes in Abschnitt B3.2.2.2 wurde auf<br />

Basis des Umsatzmultiplikators ein Gesamtkapitalwert für den Geschäftsbereich Ice Cream<br />

in Höhe von 2.452 abgeleitet. Nach Abzug der Wiederbeschaffungswerte des materiellen<br />

Vermögens resultiert ein Wert des immateriellen Vermögens von 1.588. Dieser Wert liegt<br />

über dem im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ermittelten Gesamtkapitalwert der Marke. Als<br />

Folge kann der <strong>Marken</strong>wert in voller Höhe in der Bilanz angesetzt werden.<br />

Im nächsten Schritt soll gezeigt werden, wie sich Gewinn- und Verlustrechnung sowie Bilanz<br />

des Geschäftsbereichs Fruchteis durch die Aktivierung der selbst geschaffenen Marke Top<br />

Ice verändern.<br />

2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

Gewinn- und Verlustrechnung<br />

Preis 1,20 1,24 1,28 1,31 ... 2,24<br />

Absatzmenge 1.855 1.892 1.948 2.007 ... 3.416<br />

Umsatz 2.229,2 2.342,0 2.484,6 2.635,9 ... 7.639,5<br />

Umsatzwachstum 4,03% 5,06% 6,09% 6,09% ... 6,09%<br />

Herstellkosten 1.316,6 1.372,1 1.440,4 1.512,7 ... 3.816,1<br />

Absatzmenge 1.855 1.892 1.948 2.007 ... 3.416<br />

variable <strong>St</strong>ückkosten 0,51 0,53 0,54 0,56 ... 0,96<br />

fixe Herstellkosten 364,1 371,4 378,9 386,4 ... 551,9<br />

Vertriebskosten 624,9 234,2 248,5 263,6 ... 764,0<br />

Kosten für Werbekampagnen 402,0 0,0 0,0 0,0 ... 0,0<br />

Kosten für Händlerprovisionen 111,5 117,1 124,2 131,8 ... 382,0<br />

Quote der sonstigen Vertriebskosten vom Umsatz 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% ... 5,0%<br />

sonstige Vertriebskosten 111,5 117,1 124,2 131,8 ... 382,0<br />

Verwaltungskosten 67,8 69,0 70,2 71,4 ... 99,7<br />

Kosten für rechtlichen Schutz der Marke 25,8 26,5 27,3 28,1 ... 47,9<br />

Quote der sonstigen Verwaltungskosten vom Umsatz 2,0% 2,0% 2,0% 2,0% ... 2,0%<br />

sonstige Verwaltungskosten 42,0 42,4 42,9 43,3 ... 51,8<br />

EBITDA 219,9 666,7 725,5 788,2 ... 2.959,8<br />

EBITDA-Marge 9,86% 28,47% 29,20% 29,90% ... 38,74%<br />

Abschreibungen -109,9 -92,3 -82,9 -77,9 ... 0,0<br />

außerordentliche AfA auf Anlagevermögen -976,5<br />

Abschreibungen auf aktivierte Marke 0,0 -156,1 -321,8 -497,5 ... -3.034,5<br />

EBIT 109,9 418,3 320,9 212,8 ... -1.051,1<br />

Zinsen -32,6 -27,0 -46,4 -58,0 ... -182,9<br />

EBT 77,3 391,3 274,5 154,8 ... -1.234,1<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen -27,1 -27,6 -42,4 -55,7 ... -130,0<br />

Jahresüberschuss 50,3 363,6 232,1 99,1 ... -1.364,1<br />

Ausschüttung/ Verlustausgleich 0,0 363,6 232,1 99,1 ... -964,1<br />

Die Aktivierung der Marke wirkt sich dahingehend in der Gewinn- und Verlustrechnung aus,<br />

dass die Kosten für Werbekampagnen aufgrund ihres investiven Charakters aktiviert und<br />

über drei Jahre abgeschrieben werden. Für die Folgeperioden sei unterstellt, dass der im<br />

Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ermittelte <strong>Marken</strong>wert stets über dem Bilanzwert der Marke<br />

liegt. Aus diesem Grund werden keine außerordentlichen Abschreibungen vorgenommen.<br />

Allerdings wird die Marke zum Ende der Planungsperiode im Jahr 2024 ebenso wie die anderen<br />

Vermögensgegenstände und Schulden in voller Höhe abgeschrieben.<br />

244


2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

Bilanz<br />

selbst geschaffene Marke 93,9 406,2 581,3 611,0 ... 0,0<br />

abschreibbares Anlagevermögen 461,6 414,3 389,4 383,2 ... 0,0<br />

Vorräte 152,4 155,5 160,1 164,9 ... 0,0<br />

Forderungen aus L&L 183,2 192,5 204,2 216,6 ... 0,0<br />

Kassenbestand 66,9 70,3 74,5 79,1 ... 0,0<br />

Aktiva 958,1 1.238,7 1.409,6 1.454,9 ... 0,0<br />

Bewertungsreserve 93,9 93,9 93,9 93,9 ... 0,0<br />

Eigenkapital 400,0 400,0 400,0 400,0 ... 0,0<br />

Darlehen 100,0 100,0 100,0 100,0 ... 0,0<br />

Kontokorrent 285,9 562,6 728,5 768,4 ... 0,0<br />

Verbindlichkeiten aus L&L 78,3 82,2 87,3 92,6 ... 0,0<br />

Passiva 958,1 1.238,7 1.409,6 1.454,9 ... 0,0<br />

Die unter 2003 ausgewiesene Bilanz entspricht streng genommen der Eröffnungsbilanz zum<br />

1.1. 2004. Der im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ermittelte (Eigenkapital-)Wert der Marke in<br />

Höhe von 93,9 wird auf der Aktivseite angesetzt. Als korrespondierender Posten wird auf der<br />

Passivseite das Eigenkapital um den Posten Bewertungsreserve in gleicher Höhe erhöht.<br />

Die Aktivierung der Marke und der Aufwendungen mit investivem Charakter darf sich nicht<br />

auf die Cashflows des <strong>Marken</strong>produkts und damit den Wert des <strong>Marken</strong>produkts auswirken.<br />

Ein Einfluss der Aktivierung der Marke auf den Unternehmenswert wird allerdings nur dann<br />

vermieden, wenn die mit der Aktivierung verbundenen Aufwendungen in den Folgeperioden<br />

nicht steuerwirksam werden. Daher werden für die Berechnung die <strong>St</strong>euerzahlungen des<br />

<strong>Marken</strong>produkts Top Ice ohne Aktivierung der Marke angesetzt. Als Konsequenz besteht<br />

keine Abweichung zwischen dem <strong>Marken</strong>produktwert mit Aktivierung der Marke und dem<br />

<strong>Marken</strong>produktwert ohne Aktivierung der Marke:<br />

2003 2004 2005 2006 ... 2024<br />

DCF-Bewertung<br />

EBIT 418,3 320,9 212,8 ... -1.051,1<br />

<strong>St</strong>euerzahlungen -37,1 -51,0 -64,1 ... -159,4<br />

NOPLAT 381,2 269,9 148,7 ... -1.210,5<br />

Abschreibungen 248,5 404,6 575,4 ... 4.010,9<br />

Investitionen ins Anlagevermögen -513,4 -554,9 -598,8 ... -1.731,2<br />

Investitionen ins Netto-Umlaufvermögen -8,4 -11,4 -11,9 ... 611,6<br />

Veränderung Kasse -3,4 -4,3 -4,5 ... 216,0<br />

Korrektur wegen nicht zahlungswirksamer Aktivierung Marke 0,0<br />

Free Cashflow 104,5 104,0 108,8 ... 1.896,9<br />

EK-Kosten unverschuldet 10,00% 10,00% 10,00% ... 10,00%<br />

Barwertfaktor 0,91 0,83 0,75 ... 0,14<br />

Barwert der Free Cashflows 95,0 85,9 81,8 ... 256,3<br />

Gesamtwert <strong>Marken</strong>produkt 2.232,6<br />

Marktwert des Fremdkapitals <strong>Marken</strong>produkt 385,9<br />

Marktwert des Eigenkapitals <strong>Marken</strong>produkt 1.846,8<br />

Mit der Erläuterung der Verbindung von <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> und externem Reporting ist<br />

die Darstellung der Anwendungsmöglichkeiten des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s im Rahmen des<br />

<strong>Marken</strong>managements abgeschlossen. Im nächsten Abschnitt werden die zentralen Ergebnisse<br />

dieser Arbeit in Form von Thesen noch einmal zusammengefasst.<br />

245


E<br />

Thesenförmige Zusammenfassung<br />

1. Die Kenntnis eines „true and fair view“ der Marke ist für das <strong>Marken</strong>management<br />

von grundlegender Bedeutung. Zur Ermittlung eines solchen <strong>Marken</strong>werts<br />

sind zum einen die Marketing- und die Finanzperspektive der Marke zu integrieren.<br />

Zum anderen müssen die Ebene der Marke als immaterieller Vermögenswert<br />

und die Ebene des <strong>Marken</strong>produkts zusammengeführt werden. Zu diesem<br />

Zweck war es die Zielsetzung dieser Arbeit, basierend auf der Methodik<br />

des <strong>Rating</strong>s diese Dimensionen zum „true and fair view“ der Marke zu integrieren.<br />

Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> soll zur Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements dienen<br />

und ist als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument konzipiert.<br />

2. Die Marke besitzt sowohl aus der Perspektive der Unternehmen als auch der<br />

Konsumenten eine hohe Bedeutung. Für die Unternehmen basiert der Wert der<br />

Marke auf ihrer Rolle bei der <strong>St</strong>eigerung des fundamentalen Unternehmenswerts<br />

als Grundlage höhere Aktienkurse. Aus der Sicht der Konsumenten kann<br />

die Bedeutung der Marke an ihrer Rolle als Zeichen zur Wiedererkennung, Qualitätssignal,<br />

Prestigefaktor bzw. Erlebnisfaktor festgemacht werden.<br />

3. Aufgrund der Bedeutung der Marke nimmt das <strong>Marken</strong>management eine zentrale<br />

Rolle innerhalb der Unternehmensführung ein. Als aktuelle Herausforderungen<br />

des <strong>Marken</strong>managements können die Inflation von Produkten und <strong>Marken</strong>,<br />

eine zunehmende Konkurrenz durch Handelsunternehmen und Billigprodukte,<br />

das zunehmende Interesse des Top-Managements an der Performance der Marke<br />

sowie die Forderung nach einer verstärkten Berichterstattung über <strong>Marken</strong><br />

im externen Reporting betrachtet werden. Es lässt sich zeigen, dass das Management<br />

für diese Fragestellungen die Kenntnis eines „true and fair view“ der<br />

Marke als Ergebnis der Integration von Marketing- und Finanzperspektive sowie<br />

von Intangible- und Produkt-Sicht der Marke benötigt.<br />

4. Die Marke kann als immaterieller Zusatznutzen gegenüber einem No-name-<br />

Produkt definiert werden. Die bestehenden Verfahren der <strong>Marken</strong>bewertung<br />

ermitteln einen Wert für die Marke als immaterieller Vermögenswert. Die<br />

Überprüfung der Verfahren zeigt, dass keines der Verfahren vollständig für die<br />

Verwendung zur Unterstützung des <strong>Marken</strong>managements geeignet ist, da eine<br />

geeignete Integration von Marketing- und Finanzperspektive der Marke nicht<br />

gelingt. Verantwortlich hierfür ist zum einen, dass die Komplexität der Wirkungsbeziehungen<br />

zwischen Marketing- und Finanzperspektive nicht adäquat<br />

246


abgebildet wird. Zum anderen ist kritisch zu sehen, dass der finanzielle <strong>Marken</strong>wert<br />

als eine Größe, die oftmals nur mit großen Unsicherheiten bestimmt<br />

werden kann, die zentrale Kennzahl darstellt.<br />

5. Als alternative Methode zur Integration von Marketing- und Finanzperspektive<br />

wird die Methodik des <strong>Rating</strong>s betrachtet. Die Vorzüge des <strong>Rating</strong>s bestehen<br />

erstens darin, dass Marketing- und Finanzperspektive gleichberechtigt behandelt<br />

werden und dass das <strong>Rating</strong> anstelle des finanziellen <strong>Marken</strong>werts als Spitzenkennzahl<br />

herangezogen wird. Zusätzlich ermöglicht die Methodik des <strong>Rating</strong>s<br />

auch die Integration von Intangible- und Produkt-Sicht der Marke.<br />

6. Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> als Instrument zur Ermittlung des „true and fair view“ der<br />

Marke setzt auf der Methodik des <strong>Rating</strong>s auf. Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> einer Einzelmarke<br />

besteht aus den drei zentralen Kriterien <strong>Marken</strong>stärke, <strong>Marken</strong>produktwert<br />

und <strong>Marken</strong>wert. Die <strong>Marken</strong>stärke entspricht dem Wert der Marke<br />

aus der Marketingperspektive. Über <strong>Marken</strong>wert und <strong>Marken</strong>produktwert werden<br />

der finanzielle Wert der Marke als immaterieller Vermögenswert und der<br />

finanzielle Wert des <strong>Marken</strong>produkts erfasst; die beiden Kriterien bilden zusammen<br />

die Finanzperspektive. Die Zusammenführung der drei Kriterien im<br />

<strong>Rating</strong> der Marke führt mithin zu der geforderten Integration von Marketingund<br />

Finanzperspektive sowie von Intangible- und Produktsicht der Marke. Das<br />

<strong>Rating</strong> der Marke entspricht dem „true and fair view“ der Marke.<br />

7. Für eine Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios ist das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> um das<br />

Kriterium Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio zu erweitern. Dies ist erforderlich, da<br />

die Positionierung einer Marke innerhalb eines <strong>Marken</strong>portfolios einen<br />

entscheidenden Erfolgsfaktor für eine Mehrmarkenstrategie darstellt. Über das<br />

Kriterium Beitrag zum <strong>Marken</strong>portfolio werden sowohl die Beziehungen von<br />

Produktmarken untereinander als auch die Interdependenzen zwischen Produktmarke<br />

und Unternehmensmarke abgebildet.<br />

8. Zur Messung ihrer Ausprägung werden die einzelnen Kriterien des <strong>Marken</strong>-<br />

<strong>Rating</strong>s in ihre Werttreiber aufgespalten. Die <strong>Marken</strong>stärke wird über die konsumentenbezogenen<br />

Werttreiber <strong>Marken</strong>bekanntheit und <strong>Marken</strong>image sowie<br />

über die marktbezogenen Werttreiber Wettbewerbsposition und Branchenattraktivität<br />

erfasst. Die Kriterien <strong>Marken</strong>produktwert und <strong>Marken</strong>wert werden über<br />

die finanziellen Werttreiber Wachstumsrate des Umsatzes, operative Marge,<br />

Investitionen und Fremdkapital abgebildet. Das Kriterium Beitrag zum <strong>Marken</strong>-<br />

247


portfolio umfasst als Werttreiber die Abgrenzungsfähigkeit der Marke gegenüber<br />

den anderen <strong>Marken</strong> des Portfolios sowie die Kompatibilität mit der Unternehmensmarke.<br />

9. Im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s werden verschiedene Perspektiven der Marke<br />

zusammengeführt. Als Konsequenz besitzen die Ergebnisse des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

auch für Adressaten aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens Relevanz.<br />

Vor diesem Hintergrund müssen die Ergebnisse des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s in einer<br />

leicht verständlichen und gut kommunizierbaren Form aufbereitet werden. Hierfür<br />

wurde ein <strong>Marken</strong>-Cockpit entwickelt. Das <strong>Marken</strong>-Cockpit bildet die Entwicklung<br />

der Kriterien des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s sowie deren zentraler Werttreiber<br />

graphisch ab. Insbesondere durch die mehrperiodischen Darstellungen soll ein<br />

Verständnis für die Entwicklungen des „true and fair view“ der Marke und deren<br />

zentralen Werttreiber geschaffen werden.<br />

10. Das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> ist als Bewertungs- und <strong>St</strong>euerungsinstrument zur Unterstützung<br />

des <strong>Marken</strong>managements konzipiert. Im Rahmen der strategischen<br />

Analyse kann das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong> als Grundlage für die Restrukturierung eines<br />

<strong>Marken</strong>portfolios herangezogen werden. Die verschiedenen Dimensionen des<br />

<strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s ermöglichen es hierbei, die Vielzahl der Gesichtspunkte abzubilden,<br />

die bei der Entscheidung über eine Fortführung oder Liquidierung von<br />

<strong>Marken</strong> zu berücksichtigen sind. Darüber hinaus ermöglicht das <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong><br />

die Ableitung von strategischen <strong>St</strong>oßrichtungen für die einzelnen fortzuführenden<br />

oder zu liquidierenden <strong>Marken</strong>.<br />

11. Im Rahmen der Planung können auf Basis des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s die möglichen<br />

Auswirkungen von Maßnahmen des <strong>Marken</strong>managements in Form von Werttreiberbäumen<br />

strukturiert werden. Auf dieser Grundlage kann eine „optimierte“<br />

Planung abgleitet werden. Aufgrund der verschiedenen Dimensionen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s<br />

wird eine umfassende Sicht der Auswirkungen von einzelnen Maßnahmen<br />

ermöglicht. Der Einfluss der Maßnahmen auf die <strong>St</strong>ärke der Marke bei<br />

den Konsumenten wird ebenso berücksichtigt, wie die Auswirkungen auf die<br />

finanzielle Wertschaffung auf der Ebene des <strong>Marken</strong>produkts und der Marke als<br />

immaterieller Vermögenswert.<br />

12. Mehrperiodische, zukunftsbezogene Größen wie der <strong>Marken</strong>wert oder auch das<br />

<strong>Rating</strong> der Marke sind als Spitzenkennzahlen für die Performancemessung nicht<br />

geeignet. Die Performancemessung im Rahmen des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s wird daher<br />

248


auf der Grundlage der Größen Residualgewinn des <strong>Marken</strong>produkts, Residualgewinn<br />

der Marke und <strong>Marken</strong>stärke vorgenommen. Auch für die Performancemessung<br />

ist die Kommunizierbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen. Ein<br />

Performance-Cockpit ergänzt das <strong>Marken</strong>-Cockpit und bildet die für die Performancemessung<br />

zentralen Kennzahlen graphisch ab.<br />

13. Die Ergebnisse des <strong>Marken</strong>-<strong>Rating</strong>s können insbesondere für die freiwillige Berichterstattung<br />

im Rahmen des externen Reportings genutzt werden. Aufgrund<br />

des Aktivierungsverbots ist die Vermittlung von Informationen über den Wert<br />

selbst geschaffener <strong>Marken</strong> von Bedeutung. Eine Möglichkeit, den Wert der<br />

<strong>Marken</strong> für das Unternehmen transparent zu machen, besteht in der Erstellung<br />

einer Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung nach einer Aktivierung der<br />

selbst geschaffenen <strong>Marken</strong>.<br />

249


F<br />

Anhänge<br />

Nachfolgende Tabelle zeigt die <strong>Rating</strong>-<strong>St</strong>ufen von <strong>St</strong>andard & Poor’s und Moody’s: 538<br />

Moody’s S&P Risikogarantie<br />

Aaa AAA Höchste Bonität, geringstes Ausfallrisiko<br />

Aa1 AA+ Hohe Bonität, kaum höheres Risiko<br />

Aa2<br />

AA<br />

Aa3<br />

AA-<br />

A1 A+ Überdurchschnittliche Bonität, etwas höheres Risiko<br />

A2<br />

A<br />

A3 A-<br />

Baa1 BBB+ Mittlere Bonität, stärkere Anfälligkeit bei negativen Entwicklungen<br />

im Unternehmensumfeld<br />

Baa2 BBB<br />

Baa3 BBB-<br />

Ba1 BB+ Spekulativ, Zins- und Tilgungsrückzahlungen bei negativen<br />

Entwicklungen gefährdet<br />

Ba2<br />

BB<br />

Ba3<br />

BB-<br />

B1 B+ Geringe Bonität, höchstes Ausfallrisiko<br />

B2<br />

B<br />

B3 B-<br />

Caa CCC Geringste Bonität, höchstes Ausfallrisiko<br />

Ca<br />

CC<br />

C<br />

C<br />

D D Schuldner bereits in Zahlungsverzug oder Insolvenz<br />

Abbildung F-1:<br />

<strong>Rating</strong>skalen von Moody’s und <strong>St</strong>andard & Poor’s<br />

538 Vgl. Presber/<strong>St</strong>engert (2002), S. 7.<br />

250


GuV/Bilanz (2001-2024) <strong>Marken</strong>produkt<br />

251


Inv.-Planung/Kapitalflussrechnung (2004-2024) <strong>Marken</strong>produkt<br />

252


Bewertung <strong>Marken</strong>produkt<br />

253


GuV (2004-2024) Marke<br />

254


Bilanz (2003-2024)/Inv.-Planung/Kapitalflussrechnung (2004-2024) Marke<br />

255


Bewertung Marke<br />

256


GuV (2004-2024)/Bilanz (2003-2024) No-name-Produkt<br />

257


Inv.-Planung/Kapitalflussrechnung (2004-2024) No-name-Produkt<br />

258


Bewertung No-name-Produkt<br />

259


GuV/Bilanz (2003-2024) <strong>Marken</strong>produkt mit Aktivierung Marke<br />

260


Inv.-Planung/Kapitalflussrechnung (2004-2024) <strong>Marken</strong>produkt mit Aktivierung Marke<br />

261


Bewertung <strong>Marken</strong>produkt mit Aktivierung Marke<br />

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Lebenslauf<br />

PERSÖNLICHE DATEN<br />

Name: Florian Wiedemann<br />

Geburtsdatum, -ort: 19. März 1974 in München<br />

Familienstand: ledig<br />

BERUFLICHE TÄTIGKEIT<br />

1998 – Mitarbeiter bei KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft,<br />

Abteilung Corporate Finance, in München und Frankfurt<br />

AUSBILDUNG<br />

1999 – 2004 Doktorandenstudium als externer Doktorand am Lehrstuhl<br />

für Accounting, Controlling und Auditing der Universität<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Sommer 1996<br />

Sommer 1995<br />

Sommer 1994<br />

Praktikum bei KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft,<br />

Abteilung Corporate Finance, in London<br />

Praktikum bei KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft,<br />

Abteilung Corporate Finance, in München<br />

Praktikum bei BMW, Abteilung Controlling, in München<br />

1993 – 1998 <strong>St</strong>udium der Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität, München, mit den Schwerpunkten<br />

Revisions- und Treuhandwesen, <strong>St</strong>rategische<br />

Unternehmensführung sowie Arbeits- und Organisationspsychologie<br />

1984 – 1993 Schulzeit in München<br />

282

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