Behandlung mit niedermolekularen Heparinen ... - Vascularcare.de
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Herausgeber:<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Job Harenberg<br />
Ruprecht-Karls-Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Univ.-Prof. Dr. Dr. Holger Kiesewetter<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Koscielny<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />
vascular care<br />
Praxis und Forschung im Trend<br />
1|2010<br />
Einzelpreis: EUR 3,99<br />
Alternative Applikationsform<br />
NMH: In welchen Situationen<br />
ist eine i.v.-Gabe sinnvoll?<br />
Update „Tumor und Thrombose“<br />
Be<strong>de</strong>utet Thrombosehemmung<br />
auch Tumorhemmung?<br />
NMH bei Niereninsuffizienz<br />
Welche Substanzen sind geeignet?
Titel Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Job Harenberg<br />
Ruprecht-Karls-Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Medizinische Fakultät Mannheim<br />
Klinische Pharmakologie<br />
Maybachstraße 14<br />
68169 Mannheim<br />
Univ.-Prof. Dr. Dr. Holger Kiesewetter<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />
Institut für Transfusionsmedizin<br />
Luisenstraße 65<br />
10117 Berlin<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Koscielny<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />
Institut für Transfusionsmedizin<br />
Luisenstraße 65<br />
10117 Berlin<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Susanne Alban<br />
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />
Pharmazeutisches Institut<br />
Fachbereich Pharmazeutische Biologie<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Bettina Kemkes-Matthes<br />
Universitätsklinikum Gießen und Marburg<br />
Schwerpunkt Hämostaseologie<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Kujath<br />
Universitätsklinik Lübeck<br />
Klinik für Chirurgie<br />
Fachbereich Chirurgie<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Bernd Pötzsch<br />
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn<br />
Institut für Experimentelle Hämatologie<br />
und Transfusionsmedizin<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Werner H. Rath<br />
RWTH Aachen<br />
Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
Prof. Dr. med. Lothar Röcker<br />
Freie Universität Berlin<br />
Institut für Physiologie<br />
Fachbereich Physiologie<br />
Univ.-Prof. Dr. med Abdulgba Salama<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />
Institut für Transfusionsmedizin<br />
Luisenstraße 65<br />
10117 Berlin<br />
Prof. Dr. med. Dr. phil. nat. Helmut Schinzel<br />
Universitätsmedizin Mainz<br />
II. Medizinische Klinik und Poliklinik<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Reinhard Schneppenheim<br />
Universitätskrankenhaus Eppendorf<br />
Kin<strong>de</strong>rklinik<br />
Abt. für Pädiatrische Hämatologie<br />
und Onkologie, Fachbereich Pädiatrie<br />
Univ.-Prof. Dr. Christian Scholz<br />
Universität <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />
Lehrstuhl für Organisation, Personalund<br />
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Prof. Dr. Dr. Klaus Ulsenheimer<br />
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die dort ausgesprochene Empfehlung zur Verwendung <strong>de</strong>r Substanzen hinsichtlich <strong>de</strong>r Dosierung und <strong>de</strong>r Beachtung <strong>de</strong>r Kontraindikationen von <strong>de</strong>n Angaben in dieser Zeit schrift<br />
abweicht. Je<strong>de</strong> Dosierung o<strong>de</strong>r Applikation erfolgt auf eigene Gefahr <strong>de</strong>s Benutzers. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Verwendung von Präpa raten, die sich für das Indikations gebiet im Stadium <strong>de</strong>r<br />
noch nicht zugelassenen Erprobung befin<strong>de</strong>n, gilt dies in ganz beson<strong>de</strong>rer Weise.<br />
2 Vascular Care 1/2010 Vol. 18
Referat<br />
Patienten <strong>mit</strong> Niereninsuffizienz: aktuelle Daten zur<br />
<strong>Behandlung</strong> <strong>mit</strong> NMH<br />
REVIEW VON SCHMID P ET AL.<br />
NMH haben sich als min<strong>de</strong>stens<br />
ebenso sicher und<br />
wirksam, aber angenehmer<br />
als UFH zur Prophylaxe und<br />
Therapie venöser Thromboembolien<br />
(VTE) erwiesen.<br />
In vielen klinischen Situationen hat sich die<br />
Anwendung von <strong>nie<strong>de</strong>rmolekularen</strong> <strong>Heparinen</strong><br />
(NMH) als sicherer, wirksamer und für die Patienten<br />
angenehmer im Vergleich zur <strong>Behandlung</strong><br />
<strong>mit</strong> unfraktioniertem Heparin (UFH) erwiesen.<br />
Aufgrund einer möglichen Bioakkumulation<br />
wer<strong>de</strong>n NMH bei niereninsuffizienten Patienten<br />
allerdings nur begrenzt eingesetzt. SCHMID P<br />
et al. haben die bisher dazu vorliegen<strong>de</strong> Literatur<br />
ausgewertet und die pharmakokinetischen<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>r verfügbaren Substanzen in<br />
einem Übersichtsartikel zusammenfassend dargestellt.<br />
Auf Basis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit verfügbaren Daten<br />
geben die Autoren Empfehlungen, welche <strong>nie<strong>de</strong>rmolekularen</strong><br />
Heparine bei Patienten <strong>mit</strong><br />
Niereninsuffizienz aktuell angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
Der Einsatz von <strong>nie<strong>de</strong>rmolekularen</strong> <strong>Heparinen</strong><br />
(NMH) hat sich in vielen klinischen Situationen<br />
gegenüber UFH durchgesetzt. NMH haben sich<br />
als min<strong>de</strong>stens ebenso sicher und wirksam, aber<br />
angenehmer als UFH zur Prophylaxe und Therapie<br />
venöser Thromboembolien (VTE) erwiesen.<br />
Gleiches gilt für die Therapie bei akuter kardiovaskulärer<br />
Erkrankung. Die Studienauswertungen<br />
ergeben, dass NMH <strong>mit</strong> einem besseren<br />
Outcome und einem geringeren Blutungsrisiko<br />
zur Thromboseprophylaxe bei orthopädischen,<br />
chirurgischen und internistischen Patienten<br />
sowie zur Therapie bei venösen Thromboembolien<br />
und bei akutem Koronarsyndrom eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n können. Geeignet sind sie auch für spezielle<br />
Patientengruppen wie z.B. Krebspatienten.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Langzeitgabe von NMH zur<br />
VTE-Prophylaxe hat sich als vorteilhaft bei chirurgischen<br />
und internistischen hospitalisierten Patienten<br />
sowie bei an Krebs Erkrankten erwiesen.<br />
Die Vorteile von NMH<br />
NMH verfügen über eine Bioverfügbarkeit von<br />
über 85 % nach subkutaner Gabe. Die Bioverfügbarkeit<br />
von UFH s.c. erreicht dagegen nur 15 bis<br />
40 % und schwankt interindividuell sehr stark.<br />
Außer<strong>de</strong>m zeichnen sich NMH durch eine lineare<br />
Eliminationskinetik aus. Ihre pharmakodynamische<br />
Wirkung lässt sich folglich sehr gut vorhersagen,<br />
und sie sind in vielen klinischen Situationen<br />
ohne Labormonitoring sicher einsetzbar.<br />
Das Risiko einer heparininduzierten Thrombozytopenie<br />
ist unter NMH geringer als unter UFH.<br />
All diese Vorteile haben dazu geführt, dass NMH<br />
in vielen Bereichen UFH verdrängt haben und zu<br />
<strong>de</strong>n am häufigsten verwen<strong>de</strong>ten Substanzen im<br />
Krankenhaus gehören.<br />
NMH in beson<strong>de</strong>ren<br />
Krank heitssituationen<br />
Es gibt allerdings noch einige spezielle Situationen<br />
wie Niereninsuffizienz, Über- o<strong>de</strong>r Untergewicht,<br />
Schwangerschaft und Kindheit, in <strong>de</strong>nen<br />
die pharmakokinetischen Eigenschaften <strong>de</strong>r<br />
NMH nicht so gut untersucht sind und ein Vorteil<br />
ihres Einsatzes für die Patienten weniger ein<strong>de</strong>utig<br />
belegt ist. SCHMID und Kollegen beziehen<br />
sich in ihrem Review-Artikel auf Patienten<br />
<strong>mit</strong> Niereninsuffzienz. Eine eingeschränkte Nierenfunktion<br />
ist bei hospitalisierten Patienten<br />
häufig zu beobachten. Etwa 25 % <strong>de</strong>r stationär<br />
in <strong>de</strong>r Klinik befindlichen internistischen Patienten<br />
lei<strong>de</strong>n unter einer <strong>mit</strong>tleren Nierenschwäche<br />
und etwa 10 % haben eine ausgeprägte renale<br />
Insuffizienz.<br />
32 Vascular Care 1/2010 Vol. 18
Bereits bewährt haben sich NMH bei <strong>de</strong>r Hämodialyse.<br />
In Dialysezentren wer<strong>de</strong>n diese Substanzen<br />
daher heute schon vielfach routinemäßig<br />
appliziert. Dass <strong>de</strong>r inter<strong>mit</strong>tieren<strong>de</strong> Einsatz<br />
von NMH bei Hämodialyse zu vermehrten Blutungskomplikationen<br />
im Vergleich zu UFH führen<br />
wür<strong>de</strong>, ist nicht bekannt. Weniger gut untersucht<br />
ist die adäquate Dosierung von NMH bei<br />
nicht dialysepflichtigen Patienten <strong>mit</strong> reduzierter<br />
Nierenfunktion. Daten zum Einsatz von NMH bei<br />
Patienten unter Peritonealdialyse gibt es ebenfalls<br />
nur wenige.<br />
Pharmakokinetische<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>r NMH<br />
Es hat sich gezeigt, dass die verschie<strong>de</strong>nen NMH<br />
– und hier vor allem Dalteparin, Enoxaparin und<br />
Nadroparin – eine unterschiedlich hohe renale<br />
Clearance im Verhältnis zur Gesamt-Clearance<br />
aufweisen: So beträgt beispielsweise <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r renalen Clearance für Dalteparin 3 %, für<br />
Enoxaparin 6 bis 8 % und für Nadroparin 4 %.<br />
Untersuchungen im Tiermo<strong>de</strong>ll haben zwar ergeben,<br />
dass über die Nieren etwa 69 % radioaktiv<br />
markierten Dalteparins ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei muss aber berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, dass die<br />
überwiegen<strong>de</strong> Radioaktivität, die im Urin festgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n konnte, sich auf nicht funktionale<br />
Metaboliten bezieht. Bei gesun<strong>de</strong>n Proban<strong>de</strong>n<br />
betrug die im Urin gemessene Anti-Xa-Aktivität<br />
unter 10 % <strong>de</strong>r applizierten NMH-Dosis.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass die Nierenfunktion das Risiko<br />
einer Bioakkumulation dieser Substanzen nur eingeschränkt<br />
beeinflusst. Zu<strong>de</strong>m ist das Verhältnis<br />
<strong>de</strong>r renalen Elimination zur Gesamt-Clearance<br />
umso geringer, je größer das Molekulargewicht<br />
<strong>de</strong>s applizierten NMH ist.<br />
Daraus kann man ableiten, dass die Clearance<br />
von NMH <strong>mit</strong> hohem Molekulargewicht wie<br />
Dalteparin und Tinzaparin weniger von <strong>de</strong>r Nierenfunktion<br />
abhängt als die Clearance von NMH<br />
<strong>mit</strong> niedrigerem Molekulargewicht, z.B. Enoxaparin<br />
und Nadroparin.<br />
Zusammenfassend lässt sich aus <strong>de</strong>n bisher<br />
gewonnenen Erkenntnissen festhalten, dass die<br />
Pharmakokinetik je<strong>de</strong>r dieser Substanzen geson<strong>de</strong>rt<br />
analysiert wer<strong>de</strong>n muss. Die <strong>nie<strong>de</strong>rmolekularen</strong><br />
Heparine können nicht gemeinsam als<br />
Substanzgruppe hinsichtlich ihrer pharmakokinetischen<br />
Eigenschaften bei Patienten <strong>mit</strong> Niereninsuffizienz<br />
diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Blutungsrisiko<br />
bei Niereninsuffizienz<br />
Unabhängig von <strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten Antikoagulanzien<br />
ist das Blutungsrisiko von renal geschädigten<br />
Patienten erhöht. Die Ursachen für Blutungsereignisse<br />
bei schwerer Niereninsuffizienz<br />
sind multifaktoriell und die Mechanismen bis<br />
heute noch nicht völlig geklärt. Eine Metaanalyse<br />
von Studien <strong>mit</strong> Enoxaparin ergab ein relatives<br />
Risiko für größere Blutungsereignisse von<br />
2,25 (CI 1,19 – 4,27) bei Patienten <strong>mit</strong> schwerer<br />
Niereninsuffizienz im Vergleich zu Patienten, die<br />
über eine bessere renale Leistung verfügten. Im<br />
allgemeinen Patientengut hat sich gezeigt, dass<br />
die Gabe von NMH <strong>mit</strong> einem niedrigeren Blutungsrisiko<br />
assoziiert ist als die <strong>Behandlung</strong> <strong>mit</strong><br />
UFH. Bei Patienten <strong>mit</strong> schwerer renaler Insuffizienz<br />
ist dieser Unterschied aber weniger stark<br />
ausgeprägt.<br />
Bereits bewährt haben sich<br />
NMH bei <strong>de</strong>r Hämodialyse. In<br />
Dialysezentren wer<strong>de</strong>n diese<br />
Substanzen daher heute<br />
schon vielfach routinemäßig<br />
appliziert.<br />
Die Ursachen für Blutungsereignisse<br />
bei schwerer<br />
Niereninsuffizienz sind multifaktoriell<br />
und die Mechanismen<br />
bis heute noch nicht<br />
völlig geklärt.<br />
Vascular Care 1/2010 Vol. 18 33
Referat<br />
Es zeigte sich aber, dass die<br />
Gabe von UFH <strong>mit</strong> einer<br />
signifikant höheren Rate an<br />
tödlichen Lungenembolien<br />
vergesellschaftet war als die<br />
<strong>Behandlung</strong> <strong>mit</strong> NMH.<br />
Algorithmen zur Dosisadjustierung<br />
müssen daher<br />
bei<strong>de</strong> Ziele berücksichtigen:<br />
das Risiko von Blutungen<br />
zu minimieren ebenso wie<br />
thromboembolische Komplikationen<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
In einer Metaanalyse ergaben sich keine Unterschie<strong>de</strong><br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Blutungsereignisse bezogen<br />
auf <strong>de</strong>n inter<strong>mit</strong>tieren<strong>de</strong>n Einsatz von NMH<br />
bzw. UFH bei Hämodialyse. Auch in einer Registerstudie<br />
waren die beobachteten Blutungsraten<br />
unter NMH und UFH zur VTE-Therapie<br />
bei Patienten <strong>mit</strong> Nierenschwäche vergleichbar.<br />
Es zeigte sich aber, dass die Gabe von UFH<br />
<strong>mit</strong> einer signifikant höheren Rate an tödlichen<br />
Lungenembolien vergesellschaftet war als die<br />
<strong>Behandlung</strong> <strong>mit</strong> NMH.<br />
Ein weiteres Register ließ unter NMH bei niereninsuffizienten<br />
Patienten <strong>mit</strong> akutem Koronarsyndrom<br />
einen Trend zu einer niedrigeren Mortalität<br />
und einer geringeren Zahl von Blutungsereignissen<br />
während <strong>de</strong>s Krankenhausaufenthalts erkennen<br />
(vs. UFH). Eine höhere Mortalitätsrate unter<br />
UFH bei Patienten <strong>mit</strong> schwerer Niereninsuffizienz<br />
wur<strong>de</strong> auch in einer Subgruppen-Analyse<br />
zweier randomisierter kontrollierter Studien festgestellt.<br />
Insgesamt gibt es keine gesicherten signifikanten<br />
Unterschie<strong>de</strong> hinsichtlich <strong>de</strong>s Blutungsrisikos<br />
unter NMH bzw. UFH bei renal schwer geschädigten<br />
Patienten. Dennoch sind Hinweise zu verzeichnen,<br />
dass NMH nicht nur ebenso wirksam<br />
wie UFH sind, son<strong>de</strong>rn möglicherweise eben<br />
auch sicherer als UFH bei schwerer Niereninsuffizienz<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n können, wie dies<br />
von Patienten <strong>mit</strong> normaler Nierenfunktion her<br />
bekannt ist.<br />
Ist eine Dosisreduktion sinnvoll?<br />
Das Blutungsrisiko lässt sich durch eine Dosisreduktion<br />
einschränken. Dabei ist jedoch zu<br />
beachten, dass durch die Verringerung <strong>de</strong>r Dosis<br />
auch <strong>de</strong>r therapeutische Effekt abnehmen kann.<br />
Zur sicheren Antikoagulation muss ein bestimmter<br />
Anti-Xa-Spitzenspiegel erreicht wer<strong>de</strong>n. Zu<br />
niedrige Dosierungen beispielsweise von Enoxaparin<br />
haben sich als ebenso unwirksam wie Plazebo<br />
erwiesen, thromboembolische Komplikationen<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn. Zu<strong>de</strong>m hat ein Register von<br />
Patienten <strong>mit</strong> schwerer Niereninsuffizienz unter<br />
VTE-Therapie ergeben, dass das Risiko, ein tödliches<br />
thromboembolisches Ereignis zu erlei<strong>de</strong>n,<br />
höher war als das Risiko einer fatalen Blutung.<br />
Algorithmen zur Dosisadjustierung müssen daher<br />
bei<strong>de</strong> Ziele berücksichtigen: das Risiko von Blutungen<br />
zu minimieren ebenso wie thromboembolische<br />
Komplikationen zu verhin<strong>de</strong>rn. Daneben<br />
muss <strong>de</strong>r antikoagulatorische Effekt über<br />
die Anti-Xa-Spiegel überwacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Messung<br />
<strong>de</strong>r renalen Funktion<br />
Die Nierenfunktion lässt sich nicht allein durch<br />
die Creatinin-Clearance bestimmen. Am häufigsten<br />
wird zur Messung <strong>de</strong>r Nierenfunktion die<br />
Gleichung nach „Cockcroft und Gault“ herangezogen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r glomerulären<br />
Filtrationsrate (GFR) ist zu beachten, dass diese<br />
nicht stabil bleibt, also im Verlauf immer wie<strong>de</strong>r<br />
Kontrollmessungen erfor<strong>de</strong>rlich sind. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei länger dauern<strong>de</strong>n Untersuchungen zur<br />
Pharmakokinetik von NMH sind <strong>de</strong>shalb immer<br />
wie<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r renalen Funktion zu<br />
erwarten und zu berücksichtigen.<br />
34 Vascular Care 1/2010 Vol. 18
Monitoring<br />
<strong>de</strong>r Heparin-<strong>Behandlung</strong><br />
In vielen klinischen Situationen ist es nicht erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
die NMH-Gabe zu überwachen. Generell<br />
erfolgt ein Monitoring bei NMH nicht wie<br />
bei UFH über die aPTT, son<strong>de</strong>rn <strong>mit</strong>tels Anti-<br />
Xa-Aktivität. Spitzenspiegel <strong>de</strong>r Anti-Xa-Aktivität<br />
lassen sich zwischen drei und fünf Stun<strong>de</strong>n<br />
nach subkutaner Applikation messen. Die<br />
Anti-Xa-Aktivität ist eigentlich ein pharmakodynamischer<br />
Effekt, <strong>de</strong>r hier als pharmakokinetische<br />
Messgröße verwen<strong>de</strong>t wird. Auch wenn zu<br />
diskutieren bleibt, inwiefern die Anti-Xa-Werte<br />
<strong>mit</strong> klinischen Ereignissen wie Blutungen o<strong>de</strong>r<br />
thromboembolischen Ereignissen korrelieren,<br />
stellt die Anti-Xa-Aktivität <strong>de</strong>n besten verfügbaren<br />
Surrogat-Parameter für die klinische Routine<br />
dar und wird in vielen Studien verwen<strong>de</strong>t.<br />
Pharmakologische Aspekte<br />
Eine wichtige Rolle spielt die – gemessen an<br />
<strong>de</strong>m Dosierungsintervall bei prophylaktischer<br />
Gabe – relativ kurze Halbwertszeit von NMH.<br />
Dadurch bleibt eine aufgrund <strong>de</strong>r Niereninsuffizienz<br />
verlängerte Halbwertszeit ohne klinisch<br />
signifikanten bioakkumulatorischen Effekt.<br />
Außer<strong>de</strong>m erklärt dies, warum die Dosierungsempfehlungen<br />
für Patienten <strong>mit</strong> schwerer Niereninsuffizienz<br />
bei prophylaktischer Gabe (niedrige<br />
Dosis alle 24 h) nicht notwendigerweise<br />
dieselben wie bei therapeutischer <strong>Behandlung</strong><br />
(niedrige Dosis alle 12 h o<strong>de</strong>r hohe Dosis alle<br />
24h) sind. Eine Bioakkumulation aufgrund einer<br />
Niereninsuffizienz tritt so<strong>mit</strong> eher bei therapeutischer<br />
Anwendung <strong>de</strong>r NMH auf.<br />
Viele <strong>de</strong>r verfügbaren pharmakokinetischen<br />
Daten basieren auf Messungen nach Applikation<br />
einer einzelnen Dosis. Die Fragen zur Pharmakokinetik<br />
einer Substanz und folglich die Fragen<br />
nach Effektivität und Sicherheit lassen sich<br />
jedoch nicht anhand von Studien <strong>mit</strong> Single-Dosis-Design<br />
klären. Ebenso sind Untersuchungen<br />
<strong>mit</strong> kurzer Beobachtungsphase von zwei bis drei<br />
Tagen nur begrenzt geeignet. Um evi<strong>de</strong>nzbasierte<br />
Daten zu <strong>de</strong>n pharmakokinetischen Eigenschaften<br />
<strong>de</strong>r NMH zu erhalten, wer<strong>de</strong>n aussagekräftige<br />
Langzeitstudien benötigt.<br />
Zu <strong>de</strong>n einzelnen Substanzen<br />
Auch wenn die NMH sich klinisch durchaus als<br />
vergleichbar erwiesen haben, differieren sie hinsichtlich<br />
ihrer pharmakokinetischen Eigenschaften<br />
und da<strong>mit</strong> hinsichtlich unterschiedlicher<br />
pharmakodynamischer Wirkungen bzw. Risiken<br />
bei Patienten <strong>mit</strong> Niereninsuffizienz. Welche Studien<br />
zu pharmakokinetischen Daten einzelner<br />
NMH im Hinblick auf Niereninsuffizienz vorliegen,<br />
listen SCHMID et al. in ihrer Arbeit <strong>de</strong>tailliert<br />
auf.<br />
Die verfügbaren pharmakokinetischen Daten zu<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Substanzen sind in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
Tabelle zusammengefasst.<br />
Auch wenn zu diskutieren<br />
bleibt, inwiefern die Anti-<br />
Xa-Werte <strong>mit</strong> klinischen<br />
Ereignissen wie Blutungen<br />
o<strong>de</strong>r thromboembolischen<br />
Ereignissen korrelieren, stellt<br />
die Anti-Xa-Aktivität <strong>de</strong>n<br />
besten verfügbaren Surrogat-Parameter<br />
für die klinische<br />
Routine dar und wird in<br />
vielen Studien verwen<strong>de</strong>t.<br />
Vascular Care 1/2010 Vol. 18 35
Referat<br />
Tabelle: Pharmakokinetische Eigenschaften <strong>de</strong>r NMH bei Niereninsuffizienz – <strong>de</strong>rzeitiger Kenntnisstand<br />
NMH Dalteparin Enoxaparin Nadroparin Tinzaparin<br />
Prophylaxe<br />
Etliche Daten vorhan<strong>de</strong>n; eine<br />
kürzlich durchgeführte Studie<br />
ergab Anti-Xa-Werte zwischen<br />
0,29 und 0,34 I.E./ml bei im Mittel<br />
7-tägiger <strong>Behandlung</strong> (Range<br />
4 – 12 Tage); möglicherweise<br />
sind die Spitzen-Anti-Xa-Spiegel<br />
bei Intensivpatienten aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Einnahme von Vasopressoren<br />
niedriger als in an<strong>de</strong>ren Kollektiven.<br />
Etliche pharmakokinetische Studien<br />
<strong>mit</strong> prophylaktischen Enoxaparin-Dosierungen<br />
liegen vor.<br />
Eine Dosisreduktion bis zu 50 %<br />
bei Niereninsuffizienz wird auch<br />
bei prophylaktischer Dosierung<br />
empfohlen.<br />
ALHENC-GELAS et al.<br />
untersuchten die VTE-<br />
Prophylaxe <strong>mit</strong> Nadroparin<br />
bei 6 Patienten<br />
<strong>mit</strong> nephrotischem<br />
Syndrom. Die genaue<br />
Größe <strong>de</strong>r renalen<br />
Funktion wur<strong>de</strong> aber<br />
nicht angegeben, son<strong>de</strong>rn<br />
nur <strong>mit</strong> < 30 ml/<br />
min aufgeführt.<br />
MAHÉ et al. konnten<br />
keine signifikante Bioakkumulation<br />
nach<br />
8-tägiger Tinzaparin-<br />
Gabe bei 27 Patienten<br />
(CrCl = 36 +/- 12,5 ml/<br />
min) feststellen.<br />
Therapie<br />
Keine signifikant unterschiedlichen<br />
Anti-Xa-Spitzen-Spiegel<br />
(gemessen an Tag 1 und Tag 3)<br />
bei normaler bzw. eingeschränkter<br />
Nierenfunktion (CrCl = 26 ml/<br />
min, Range: 16 – 38); allerdings<br />
ist die Beobachtungszeit relativ<br />
kurz (SHPRECHER et al.)<br />
Etwa 2 % <strong>de</strong>r Patienten aus <strong>de</strong>n<br />
Enoxaparin-Studien hatten eine<br />
CrCl ≤ 30 ml/min (meistens Patienten<br />
<strong>mit</strong> akutem Koronarsyndrom).<br />
In dieser Subgruppe<br />
erwies sich Enoxaparin, wie auch<br />
in <strong>de</strong>r Gesamtgruppe <strong>de</strong>r Patienten,<br />
gegenüber UFH als überlegen.<br />
COLLET et al. entwarfen<br />
ein einfaches Dosierungsschema,<br />
das eine Dosisreduktion bis<br />
zu 65 % <strong>de</strong>r ursprünglichen Dosis<br />
vorsieht. Darunter wur<strong>de</strong>n vergleichbare<br />
Blutungsraten und<br />
Anti-Xa-Spitzenspiegel erzielt<br />
wie bei normaler Nierenfunktion.<br />
Vergleichbare Dosisreduktionen<br />
errechneten sich nach <strong>de</strong>m<br />
von HULLOT et al. entwickelten<br />
Schema.<br />
MISMETTI et al.<br />
berichteten über<br />
einen signifikanten<br />
Anstieg <strong>de</strong>r Anti-Xa-<br />
Spitzenspiegel unter<br />
Nadroparin bei Proban<strong>de</strong>n<br />
<strong>mit</strong> nur mäßig<br />
eingeschränkter Nierenfunktion.<br />
Sicherer Einsatz über<br />
10 Tage (1 x 175 I.E. kg<br />
KG /pro Tag s.c.) ohne<br />
Bioakkumulation bei<br />
Patienten <strong>mit</strong> schwerer<br />
Niereninsuffizienz<br />
(CrCl = 20 – 29 ml/min,<br />
n = 8). Bei Patienten<br />
<strong>mit</strong> CrCl von 51,2 +/-<br />
22,9 ml/min kamen bei<br />
Applikation von Tinzaparin<br />
über 30 Tage<br />
Blutungen nur in 1,5 %<br />
<strong>de</strong>r Fälle vor; dies ist<br />
vergleichbar <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />
Ergebnissen bei Patienten<br />
<strong>mit</strong> normaler<br />
Nierenfunktion.<br />
Terminales<br />
Nierenversagen<br />
Der Einsatz von Dalteparin als<br />
Antikoagulanz bei Hämodialyse<br />
ist in <strong>de</strong>r Klinik Routine; die<br />
Gabe von 5.000 I.E. s.c. für min<strong>de</strong>stens<br />
5 Tage ist ohne klinische<br />
Zeichen einer Bioakkumulation<br />
möglich; SCHRADER et al.<br />
berichten über die sichere und<br />
effektive <strong>Behandlung</strong> (intraperitoneale<br />
Gabe) einer tiefen<br />
Venenthrombose bei einem Patienten<br />
während <strong>de</strong>r Peritonealdialyse.<br />
Enoxaparin hat sich als effektives<br />
und sicheres Antikoagulanz<br />
bei Hämodialyse und Hämofiltration<br />
erwiesen. Es wur<strong>de</strong>n<br />
zwei Single-Dose-Studien zu<br />
Enoxaparin bei Patienten unter<br />
Peritonealdialyse durchgeführt.<br />
Außer<strong>de</strong>m gibt es einen Fallbericht<br />
über die intraperitoneale<br />
Applikation von Enoxaparin zur<br />
VTE-Therapie bei einem Kind<br />
während <strong>de</strong>r Peritonealdialyse.<br />
Etliche Studien belegen,<br />
dass Nadroparin<br />
ein sicherer und effektiver<br />
Ersatz für UFH<br />
zur Thromboseprophylaxe<br />
bei Patienten<br />
unter Hämodialyse ist.<br />
Tinzaparin wur<strong>de</strong><br />
sicher bei Hämodialyse<br />
selbst in Langzeitanwendung<br />
eingesetzt.<br />
HAIMER et al. haben<br />
ein <strong>de</strong>tailliertes pharmakokinetisches<br />
Profil<br />
von Tinzaparin nach<br />
i.v.- und s.c.-Einzeldosen<br />
erstellt.<br />
Gesamt<br />
Eines <strong>de</strong>r größten NMH, daher<br />
ist die Clearance am wenigsten<br />
von <strong>de</strong>r renalen Funktion abhängig.<br />
Dalteparin hat sich bei Niereninsuffizienz-Patienten<br />
über<br />
eine Dauer von bis zu 10 Tagen<br />
als sichere Thromboseprophylaxe<br />
erwiesen. Gleiches gilt für<br />
die Therapie, hier jedoch nur für<br />
eine Perio<strong>de</strong> von 3 Tagen belegt.<br />
Viele Daten verfügbar; meistens<br />
han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>n Studienteilnehmern<br />
um Patienten <strong>mit</strong><br />
akutem Koronarsyndrom.<br />
Enoxaparin ist so<strong>mit</strong> gut untersucht,<br />
Dosisreduktion ist empfohlen,<br />
allerdings führt eine zu<br />
ausgeprägte Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Dosis zu einem Anstieg <strong>de</strong>r Rate<br />
thromboembolischer Komplikationen.<br />
Die wenigen bisher<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Daten<br />
<strong>de</strong>uten auf eine Bioakkumulation<br />
von<br />
Nadroparin selbst bei<br />
mild ausgeprägter<br />
Nierenschwäche hin.<br />
Tinzaparin ist das<br />
NMH <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m größten<br />
Molekulargewicht,<br />
strukturell kommt es<br />
daher UFH am nächsten.<br />
Die verfügbaren<br />
Daten zeigen keine<br />
Bioakkumulation bei<br />
Niereninsuffizienz.<br />
• Certoparin: zur Bioakkumulation liegen keine Daten vor<br />
• UFH: wird vor allem i.v. appliziert, wird an Plasmaproteine gebun<strong>de</strong>n, über <strong>de</strong>n Urin in inaktiver Form ausgeschie<strong>de</strong>n, Monitoring (aPTT)<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, Vorteile aufgrund i.v.-Applikation insbeson<strong>de</strong>re bei instabilen Patienten und wegen <strong>de</strong>s verfügbaren effektiven Antagonisten<br />
(Protamin-Sulfat).<br />
36 Vascular Care 1/2010 Vol. 18
Termine Referat<br />
Termine – Kongresse 2010<br />
Februar 2010<br />
24.02. – 27.02. 54. Jahrestagung <strong>de</strong>r Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung<br />
(GTH); 1. Joint Meeting GTH & NVTH Symposium of the Ne<strong>de</strong>rlandse Vereniging<br />
voor Trombose en Hemostase (NVTH)<br />
Nürnberg<br />
24.02. – 27.02. 29. Deutscher Krebskongress <strong>de</strong>r Deutschen Krebsgesellschaft Berlin<br />
März 2010<br />
05.03. – 07.03. 12. Bun<strong>de</strong>skongress <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rgelassenen Chirurgen Nürnberg<br />
17.03. – 20.03. 51. Kongress <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin<br />
e.V.<br />
18.03 – 20.03. DGHO: Frühjahrstagung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Hämatologie<br />
und Onkologie 2010<br />
Hannover<br />
Berlin<br />
April 2010<br />
10.04. – 14.04. 116. Kongress <strong>de</strong>r Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) Wiesba<strong>de</strong>n<br />
20.04. – 23.04. 127. Kongress <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Chirurgie Berlin<br />
23.04. – 25.04 5 th International Conference on Thrombosis and Hemostasis Issues in Cancer Stresa, Italy<br />
13.04. – 16.04. 13 th International Congress on Antiphospholipid Antibodies Galveston, Texas<br />
Mai 2010<br />
05.05. – 07.05. Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit Berlin<br />
10.05. – 12.05 International Society for Laboratory Hematology (ISLH 2010) Brighton,<br />
United Kingdom<br />
11.05. – 14.05. 113. Deutscher Ärztetag Dres<strong>de</strong>n<br />
14.05. – 18.05. 6 th International Platelet Symposium (Platelets 2010) Ma‘ale Hachamisha,<br />
Israel<br />
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Vascular Care 1/2010 Vol. 18 37
Referat<br />
Eine noch in <strong>de</strong>n ACCP-Leit<br />
linien empfohlene Umstellung<br />
<strong>de</strong>r Antikoagulation auf<br />
UFH bei diesem speziellen<br />
Patientengut verhin<strong>de</strong>rt<br />
zwar eine mögliche Bioakkumulation<br />
<strong>de</strong>s Antikoagulanz,<br />
verwehrt <strong>de</strong>n Patienten<br />
aber auch die bestmögliche<br />
Therapie.<br />
Neuerungen seit <strong>de</strong>n ACCP-<br />
Gui<strong>de</strong>lines von 2008<br />
Seit <strong>de</strong>r Veröffentlichung <strong>de</strong>r ACCP-Gui<strong>de</strong>lines<br />
2008 sind zur Dosierung von NMH bei Patienten<br />
<strong>mit</strong> Niereninsuffizienz zahlreiche neue Untersuchungen<br />
durchgeführt wor<strong>de</strong>n. Die meisten<br />
Erkenntnisse liegen <strong>de</strong>rzeit zum Einsatz von Enoxaparin<br />
vor.<br />
Breiter gewor<strong>de</strong>n ist die Datenlage auch für<br />
Dalteparin und Tinzaparin. Bioakkumulation<br />
konnte für keine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Substanzen festgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, eine Dosisreduktion ist daher auch<br />
in dieser beson<strong>de</strong>ren Erkrankungssituation nicht<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Dalteparin und Tinzaparin können<br />
auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s heutigen Kenntnisstands als<br />
sinnvolle Alternative zur Antikoagulation von<br />
Patienten <strong>mit</strong> schwerer Niereninsuffizienz empfohlen<br />
wer<strong>de</strong>n. Dennoch sind weitere Studien<br />
zur therapeutischen Dosierung bei Niereninsuffizienz<br />
und Untersuchungen <strong>mit</strong> klinischen Endpunkten<br />
notwendig.<br />
Zur Bioakkumulation von Nadroparin o<strong>de</strong>r Certoparin<br />
weiß man bisher zu wenig, um diese<br />
Substanzen bei Niereninsuffizienz anzuwen<strong>de</strong>n.<br />
Eine noch in <strong>de</strong>n ACCP-Leitlinien empfohlene<br />
Umstellung <strong>de</strong>r Antikoagulation auf UFH bei diesem<br />
speziellen Patientengut verhin<strong>de</strong>rt zwar eine<br />
mögliche Bioakkumulation <strong>de</strong>s Antikoagulanz,<br />
verwehrt <strong>de</strong>n Patienten aber auch die bestmögliche<br />
Therapie. (Bitte lesen Sie dazu auch <strong>de</strong>n<br />
Beitrag von H. Schinzel zur Möglichkeit <strong>de</strong>r i.v.-<br />
Gabe von NMH bei Intensivpatienten ab Seite 8).<br />
NMH haben sich – wenn auch noch <strong>mit</strong> li<strong>mit</strong>ierten<br />
Daten – als sicherer und effektiver im Vergleich<br />
zu UFH auch in <strong>de</strong>r Subgruppe <strong>de</strong>r Patienten<br />
<strong>mit</strong> schwerer Niereninsuffizienz erwiesen.<br />
Die in <strong>de</strong>n Leitlinien <strong>de</strong>r ACCP 2008 angeratenen<br />
Dosisreduktionen sind aufgrund <strong>de</strong>r aktuell<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Erkenntnisse so nicht mehr haltbar.<br />
Eine generelle Dosisreduktion von Enoxaparin<br />
um 50 % kann eine Unterdosierung verursachen,<br />
die zu einer erhöhten Rate thromboembolischer<br />
Komplikationen führt. In diesem Zusammenhang<br />
sei außer<strong>de</strong>m daran erinnert, dass in <strong>de</strong>n USA<br />
die Standarddosierung für die Thromboseprophylaxe<br />
<strong>mit</strong> Enoxaparin 2 x 30 mg, also 60 mg<br />
pro Tag, beträgt, während in Europa 40 mg pro<br />
Tag verabreicht wer<strong>de</strong>n. Von einer Halbierung<br />
<strong>de</strong>r „europäischen“ Dosis von 40 mg auf 20 mg<br />
raten die Autoren <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Übersichtsartikels<br />
ab.<br />
Zusammenfassung<br />
Patienten <strong>mit</strong> schwerer Niereninsuffizienz<br />
haben sowohl ein erhöhtes Risiko für<br />
Thromboembolien als auch für Blutungen.<br />
Aktuell gibt es immer mehr Erkenntnisse<br />
über das Ausmaß <strong>de</strong>r Bioakkumulation<br />
bei Niereninsuffizienz. Die Dosierungsstrategien<br />
variieren abhängig von <strong>de</strong>r applizierten<br />
Substanz; dies hängt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n molekularen<br />
und strukturellen Unterschie<strong>de</strong>n<br />
aufgrund <strong>de</strong>r unterschiedlichen Herstellungsprozesse<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Substanzen<br />
zusammen. Bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Dosierung<br />
sind außer<strong>de</strong>m das individuelle Blutungsrisiko<br />
<strong>de</strong>s Patienten, <strong>de</strong>r prognostizierte<br />
Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung, mögliche<br />
geplante o<strong>de</strong>r notfallmäßige Interventionen<br />
sowie Begleitmedikationen, die das<br />
Gerinnungssystem beeinflussen könnten,<br />
zu berücksichtigen.<br />
38 Vascular Care 1/2010 Vol. 18
Abschließen<strong>de</strong> Empfehlung<br />
Es kann keine generelle Dosierungsanweisung<br />
für NMH gegeben wer<strong>de</strong>n. Folgen<strong>de</strong><br />
Punkte sind nach SCHMID et al. beim Einsatz<br />
von NMH bei schwer nierengeschädigten<br />
Patienten zu beachten:<br />
1. Zu Beginn <strong>de</strong>r Antikoagulation ist die<br />
renale Funktion <strong>de</strong>s Patienten zu bestimmen.<br />
Da insbeson<strong>de</strong>re Intensivpatienten<br />
häufig nicht in einem Steady-State sind,<br />
muss die Nierenleistung in bestimmten<br />
Zeitabstän<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r überprüft<br />
wer<strong>de</strong>n. Das individuelle Blutungsrisiko<br />
muss auf Basis <strong>de</strong>r Erkrankungsgeschichte<br />
und <strong>de</strong>s klinischen Zustands <strong>de</strong>s Patienten,<br />
seiner Begleitmedikation sowie bevorstehen<strong>de</strong>r<br />
Interventionen und eventuell aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r Gerinnungstests<br />
abgeschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />
2. NMH sind <strong>de</strong>n UFH aufgrund ihrer Wirksamkeit<br />
und Sicherheit sowie <strong>de</strong>r für die<br />
Patienten angenehmeren Applikation vorzuziehen.<br />
3. Nur in ganz bestimmten Situationen sind<br />
UFH besser geeignet (Instabilität, Notfall,<br />
erhöhtes Blutungsrisiko), da die UFH-Gabe<br />
schnell gestoppt wer<strong>de</strong>n kann und die<br />
UFH-Wirkung <strong>mit</strong> Protamin-Sulfat antagonisierbar<br />
ist.<br />
4. Es sollen nur solche NMH angewen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren pharmakokinetische und klinische<br />
Eigenschaften bei schwerer Niereninsuffizienz<br />
bekannt sind. Dies sind aktuell<br />
Enoxaparin, Dalteparin und Tinzaparin.<br />
5. Bei therapeutischer Gabe ist eine zweimal<br />
tägliche Dosierung vorzuziehen, um zu hohe<br />
Anti-Xa-Spitzenwerte zu vermei<strong>de</strong>n. Zur einmal<br />
täglichen therapeutischen Gabe gibt es<br />
bisher noch keine vali<strong>de</strong>n Dosierungsschemata.<br />
6. In je<strong>de</strong>m Fall muss eine Unterdosierung<br />
durch Dosisreduktion vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
7. Ein Labormonitoring <strong>de</strong>r Anti-Xa-Spiegel<br />
soll regelmäßig erfolgen und die verabreichten<br />
Dosierungen an die Ziel-INR angepasst<br />
wer<strong>de</strong>n. Wie häufig die Anti-Xa-Spiegel<br />
überprüft wer<strong>de</strong>n, hängt von <strong>de</strong>r Nierenfunktion,<br />
<strong>de</strong>m klinischen Verlauf und <strong>de</strong>r<br />
Erfahrung <strong>de</strong>s Behandlers <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />
Substanz ab.<br />
8. Nicht eingesetzt wer<strong>de</strong>n sollten NMH bei<br />
Patienten <strong>mit</strong> schwerer Niereninsuffizienz,<br />
wenn die Möglichkeit zu einem Monitoring<br />
<strong>de</strong>r Anti-Xa-Aktivität fehlt.<br />
9. Die zukünftigen Strategien zur Antikoagulation<br />
von Patienten <strong>mit</strong> Niereninsuffizienz<br />
sind <strong>de</strong>m jeweils aktuellen Kenntnisstand<br />
anzupassen.<br />
Literatur:<br />
Schmid P, Fischer AG, Wuillemin WA: Low-molecular-weight heparin<br />
in patients with renal insufficiency. SWISS MED WKLY 139 (2009)<br />
(31 – 32) 438 – 452<br />
Keine generelle Dosierungsanweisung<br />
für NHM bei<br />
Niereninsuffizienz.<br />
Vascular Care 1/2010 Vol. 18 39
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