Anfänge am Atlantik (I): Wann entstanden die ersten Megalithbauten?

Anfänge am Atlantik (I): Wann entstanden die ersten Megalithbauten? Anfänge am Atlantik (I): Wann entstanden die ersten Megalithbauten?

04.07.2012 Aufrufe

Verbreitung der Dolmen und verwandter Megalithgräber Die klassischen Verbreitungsgebiete der Ur- und erweiterten Dolmen sind Dänemark, Schleswig- Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, aber auch Schweden. Sie wurden sowohl mit Rund- als auch mit Langhügeln ummantelt. Steinkisten fi nden sich gehäuft in Schweden, kaum in Dänemark und Norddeutschland, Ganggräber mit falschem Gewölbe fehlen völlig. Für die anderen Gebiete hängt der Befund entscheidend davon, wie Dolmen und Ganggräber voneinander unterschieden werden. So urteilt die Archäologin Mamoun Fansa über Nordwestdeutschland: »Die Großsteingräber zwischen Weser und Ems gehören zu den Ganggräbern. Dolmen, wie wir sie aus dem östlichen Verbreitungsgebiet kennen, gibt es hier nicht.« Doch ein gangloses Großsteingrab wie der so genannte »Stein in Herrenfand« bei Lastrup (Cloppenburg) ließe sich mit seinen zehn Tragsteinen und vier Decksteinen durchaus als »erweiterter Dolmen« defi nieren. An der westfranzösischen Atlantikküste wurden auch klassische Dolmen gebaut wie beispielsweise der Dolmen de la Frébouchère in Le Bernard mit neun Tragsteinen, einem riesigen Deckstein von 80t und dem Eingang auf der Schmalseite. Doch in Frankreich ist der Übergang zu Ganggräbern fl ießend, genauso wie der zu den Ganggräbern mit falschem Gewölbe und Galeriegräbern. Außerdem gibt es hier viele Steinkisten – deren Tradition entstand ja vermutlich an der bretonischen Küste. In Irland dominieren unter den rund 1500 erhaltenen Megalithen vor allem Ganggräber in verschiedenen Varianten: neben dem klassischen Ganggrab (Passage Tomb) auch das Grab mit ummauertem Vorhof (Court Tomb), das Grab mit fl ankierenden Menhiren (Portal Tomb), das Galeriegrab mit keilförmigem Grundriss und Steinkisten. Auch in England und Schottland fi nden sich neben klassischen Dolmen wie jenen nahe Login (Pembrokeshire/Wales) Ganggräber, die bis in die Inselwelten Nordschottlands – Orkneys und Shetlands – reichen. Besonders typisch für England und Wales sind jedoch Langhügel mit Ganggräbern. Auf der Iberischen Halbinsel dagegen fehlen Urdolmen, Galeriegräber und Langhügel. In 70 D OLMEN, GANGGRÄBER UND HÜNENBETTEN Der äußere Steinkreis des »Teufelsbackofens« im Everstorfer Forst nahe Wismar bildete keinen zusätzlichen Steinkreis, sondern ist die erhalten gebliebene Einfassung des einstigen Grabhügels, der den Dolmen ummantelte. den 1920er bis 1940er Jahren hat das deutsche Archäologen-Paar Vera und Georg Leisner die Megalithen der Iberischen Halbinsel eingehend erforscht. Sie entwickelten 45 Kriterien, anhand derer die Megalithbauten kategorisiert werden konnten. Doch die sinnvollste, weil ausgeprägteste Unterscheidung ist die zwischen Ganggräbern und Kuppelgräbern – beide mit einem Rundhügel. Das typische Ganggrab besteht aus einer polygonalen Kammer, die von einem großen, jedoch schmalen Jochstein bedeckt wird. Die Verbreitung der Dolmen und Ganggräber in südöstlicher Richtung reicht bis in den Balkan, beispielsweise ins türkische Thrakien. Nordöstlich von Edirne bei Lalapascha existieren noch heute 30 bis 40 Dolmen. Häufi ger als Dolmen mit einer Grabkammer sind solche mit zwei hintereinander angelegten Kammern, oftmals haben sie als Einstieg ein so genanntes »Seelenloch«. Auf Malta schließlich kam der klassische Dolmen erst in der Bronzezeit zum Einsatz. Kleine Dolmen für Individualbestattungen aus dieser Zeit fi nden sich noch im Südwesten von Gozo. Schlichte Eleganz – Alt-Gaarz gilt als einer der schönsten Urdolmen im Ostseeraum. den Dolmen und Ganggräber gebaut – mit manchmal erstaunlicher Dichte: Südwestlich von Haaßel (Kreis Uelzen) lag ein lang gestrecktes Megalithfeld mit über 40 Ganggräbern und Hünenbetten. Hier war die Landschaft übersät mit Findlingen jeder Größe: von kleinen Kieselsteinen bis zu gewaltigen Felsbrocken. Noch heute, nach über 6000 Jahren Landwirtschaft, lässt sich jeden Herbst beobachten, wie die Bauern dort beim Umpfl ügen die freigelegten Steine am Rande der Felder zu ganzen Hügeln zusammentragen – so genannte Lesesteinhaufen. Wie sahen die Dolmen eigentlich aus? Die steinernen Grabkammern nahezu aller Dolmen und Ganggräber in Nord- und Westeuropa lagen nicht offen zutage, wie es mancher Megalith heute nahe legt, sie wurden fast alle von Grabhügeln aus Erdschichten bedeckt. So bildet der äußere Steinring des Teufelsbackofens im Everstorfer Forst nahe Wismar nicht etwa einen Cromlech, sondern er ist die übrig gebliebene Einfassung des einstigen Grabhügels, der die Grabkammer ummantelte. Doch wie hoch waren die Grabhügel ursprünglich? Das Großsteingrab II von Kleinenkneten wurde 1938 rekonstruiert, indem das Erdreich, das links und rechts der Megalithanlage lag, wieder aufgetürmt wurde. Doch das ist zu knapp bemessen, denn sicherlich hat im Laufe der Jahrtausende die Erosion etliche Kubikmeter Erdmaterial abgeführt. Die realistische Rekonstruktion eines Grabhügels erwartet uns im Boyne-Tal, 50km nördlich von Dublin. Dort wurden die Erdmäntel von Megalithgräbern nicht zu halbkugelförmigen Kuppen, sondern zu zuckerhutförmigen Gipfeln aufgetürmt. Wenn wir uns darüber hinaus noch vergegenwärtigen, dass die Megalithgräber häufi g auf Anhöhen errich- 71 DOLMEN, GANGGRÄBER UND HÜNENBETTEN

Neolithisches Matriarchat auf Malta und in Çatal Hüyük? Als Matriarchat wird eine Gesellschaftsordnung bezeichnet, in der die Frau oder die Mutter die vorherrschende Rolle spielt, die sich in mutterrechtlicher Besitz- und Erbfolge oder in einer herausragenden Bedeutung der Frau in der religiösen Kultur zeigen kann. Angesichts der vielen korpulenten und vermeintlich weiblichen Statuen wie derjenigen der »Magna Mater« von Tarxien (dem unteren, bis zur Hüfte reichenden Körperteil einer korpulenten Kolossalstatue) wird darüber spekuliert, ob auf Malta ein Fruchtbarkeitskult oder gar ein Matriarchat geherrscht habe. Die Archäologin Marija Gimbutas hat in ihren Büchern (1974 – 1999) eine Theorie des Matriarchats zusammengefasst: Die neolithische Lebensweise breitete sich als friedliche Agrargesellschaft vom Nahen Osten bis nach Westeuropa aus. Die vielen Funde an Muttergottheiten und Fruchtbarkeitssymbolen wie Spiralen beweisen, dass die Gesellschaften matriarchalisch organisiert waren. Erst im 4. und 3. Jtsd. v. Chr. wurde diese friedfertige Welt von anstürmenden, patriarchalisch organisierten Reitervölkern aus Innerasien zerstört. Auch die Interpretation der Religionswissenschaftlerin Ina Wunn geht in diese Richtung: Während in der ersten Hälfte des Neolithikums Ahnenfi guren und weibliche Göttinnen überwogen, sind es in der zweiten Hälfte die mit Axt, Krummstab oder Haken ausgerüsteten männlichen Gottheiten wie beispielsweise der Kriegsgott von Szegvar. Dagegen hält der Frühgeschichtler Jens Lüning: »In Mitteleuropa sind seit Beginn der Götterdarstellungen die Hälfte aller Götter männlich.« Darüber hinaus gibt es auch keine Hinweise für eine Invasion – so der amerikanische Archäologe Chris Scarre: »Invasionen durch Steppenvölker sind archäologisch nicht bewiesen, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass im 4. und 3. Jtsd. v. Chr. neue Völker nach Europa gezogen wären.« Wie spekulativ die ganzen Schlussfolgerungen sind, zeigt sich besonders bei Çatal Hüyük. Der Ort mit seinen frühen Figuren der »Magna Mater« wird meistens als Kronzeuge für eine urneolithische und gleichzeitig matriarchalische Gesellschaft angeführt. Das von 1961 bis 1965 von dem britischen Frühgeschichtler James Mellaart rund 50 km südöstlich der zentralanatolischen Stadt Konya ausgegrabene Çatal Hüyük (Hügel an der Weggabelung) revolutionierte die bis dahin gültige Kulturgeschichte. Der rund zweitausend Jahre durchgehend besiedelte Wohnhügel wurde gemeinsam mit anderen Fundstätten Anatoliens zum Bindeglied der Neolithischen Revolution zwischen dem Gebiet des fruchtbaren Halbmondes und den Landschaften Südosteuropas. Auf über 14 ha drängten sich hier ineinander verschachtelte Lehmbauten, zwischen denen 102 KULTGRÄBER UND TEMPELBAUTEN Höfe, jedoch keine Gassen und Straßen lagen. Die Menschen stiegen durch Dachluken in die spartanisch eingerichteten Räume: eine Feuerstelle, ein kleines Heiligtum und Podeste, auf denen getrennt voneinander Männer sowie Frauen und Kinder schliefen. Reich verziert waren dagegen die Wände der Wohnräume; unter der Vielfalt der Motive sticht besonders die Muttergöttin hervor, die als Gebärende mit für die Frühzeit typisch übertriebenen Geschlechtsmerkmalen – große Brüste und breite Hüften mit dicken Oberschenkeln – dargestellt wurde. Sie avancierte zum Ursymbol für eine neolithische Lebensweise unter matriarchalischer Ordnung. Doch Mellaarts Schüler Ian Hodder, der nach 30-jähriger Grabungspause 1995 die Arbeiten in Çatal Hüyük wieder aufgenommen hat, fand keine Anzeichen dafür, dass die Bewohner überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebten. Mittlerweile ist der Forschung insgesamt klar, dass der Prozess des Sesshaftwerdens keine Folgeerscheinung des Ackerbaus war. Die Menschen bauten ihre Dörfer und probierten das Säen von Pfl anzen und das Züchten von Tieren zunächst als Zweit- und Dritterwerb aus. Dies könnte auch die Entwicklung Çatal Hüyüks zur Stadt erklären; die große, auf einander eingespielte Gemeinschaft wäre geeignet gewesen, um die Gazellenherden, die zwischen dem Taurusgebirge und der Arabischen Halbinsel hin- und herzogen, zu jagen. Hunderte von Menschen waren erforderlich, um die Tiere in riesige, vorher errichtete V-förmige Absperrungen zu treiben. Zu dieser Annahme passt auch das Ende von Çatal Hüyük. Um 5800/5700 v. Chr. verschwand die Jagd als Bildmotiv, wenig später wurde die Stadt aufgegeben – nicht neolithische Lebensweise oder Matriarchat waren am Ende, sondern die Zeit der großen, gemeinsamen Jagd war in Çatal Hüyük vorüber. Neben Muttergöttinnen fi nden sich in Çatal Hüyük häufi g Darstellungen und Artefakte von Stieren und Auerochsen. Regionale Symbolik der Megalithkulturen (nach J.-P- Mohen und M. Fansa) Irische Symbole Atlantischer Ozean Westiberische Symbole die Lebenskraft, Werden, Fruchtbarkeit, Leben an sich symbolisiert«, argumentiert Mahlstedt. Heißt das jedoch auch, dass wir aus der überzeichneten Darstellung und der symbolischen Überhöhung der fruchtbaren Frau schlussfolgern dürfen, ja müssen, die religiöse Welt aller neolithischen Kulturen sei dominiert worden von einer Muttergöttin, die die »Ernährerin Erde« verkörperte? Ihre Argumentation gipfelt in der Deutung von Funden in Çatal Hüyük: Eine kleine Frauenstatuette in einem Kornspeicher soll die Vitalkraft des Saatgutes gestärkt haben. Doch nach heutigem Wissen gab es dort keine Kornspeicher, weil die Bewohner keine Bauern, sondern Jäger waren. Tajo Ebro Loire Nordsee Bretonische Symbole Mittelmeer Für Çatal Hüyük, Newgrange, die Megalithtempel auf Malta und andere jungsteinzeitliche Fundstellen gilt, was der Archäologe Chris Scarre resümiert: »Die sorgfältige Überprüfung jedes einzelnen Falles hat ergeben, dass von einer einzigen Universalreligion keine Rede sein kann, dass es sich vielmehr um unterschiedliche Bekenntnisse und Bräuche handelt.« So lassen sich die meisten Figuren auf Malta, auch die »Magna Mater«, nicht eindeutig zuordnen, denn ihnen fehlen die primären Geschlechtsmerkmale. Es ist möglich, dass sie lediglich die Verkörperung des Wunsches nach Wohlstand darstellen. Rhein Po Ostsee Symbole der Trichterbecher-Kultur Donau Sawe 0 100 200 300 400 500 km 103 KULTGRÄBER UND TEMPELBAUTEN N S

Verbreitung der Dolmen und verwandter Megalithgräber<br />

Die klassischen Verbreitungsgebiete der Ur- und<br />

erweiterten Dolmen sind Dänemark, Schleswig-<br />

Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, aber auch<br />

Schweden. Sie wurden sowohl mit Rund- als<br />

auch mit Langhügeln ummantelt. Steinkisten<br />

fi nden sich gehäuft in Schweden, kaum in Dänemark<br />

und Norddeutschland, Ganggräber mit<br />

falschem Gewölbe fehlen völlig.<br />

Für <strong>die</strong> anderen Gebiete hängt der Befund entscheidend<br />

davon, wie Dolmen und Ganggräber<br />

voneinander unterschieden werden. So urteilt<br />

<strong>die</strong> Archäologin M<strong>am</strong>oun Fansa über Nordwestdeutschland:<br />

»Die Großsteingräber zwischen<br />

Weser und Ems gehören zu den Ganggräbern.<br />

Dolmen, wie wir sie aus dem östlichen Verbreitungsgebiet<br />

kennen, gibt es hier nicht.«<br />

Doch ein gangloses Großsteingrab wie der so<br />

genannte »Stein in Herrenfand« bei Lastrup<br />

(Cloppenburg) ließe sich mit seinen zehn<br />

Tragsteinen und vier Decksteinen durchaus als<br />

»erweiterter Dolmen« defi nieren.<br />

An der westfranzösischen <strong>Atlantik</strong>küste wurden<br />

auch klassische Dolmen gebaut wie beispielsweise<br />

der Dolmen de la Frébouchère in Le<br />

Bernard mit neun Tragsteinen, einem riesigen<br />

Deckstein von 80t und dem Eingang auf der<br />

Schmalseite. Doch in Frankreich ist der Übergang<br />

zu Ganggräbern fl ießend, genauso wie<br />

der zu den Ganggräbern mit falschem Gewölbe<br />

und Galeriegräbern.<br />

Außerdem gibt es hier viele Steinkisten – deren<br />

Tradition entstand ja vermutlich an der bretonischen<br />

Küste.<br />

In Irland dominieren unter den rund 1500<br />

erhaltenen Megalithen vor allem Ganggräber<br />

in verschiedenen Varianten: neben dem<br />

klassischen Ganggrab (Passage Tomb) auch das<br />

Grab mit ummauertem Vorhof (Court Tomb),<br />

das Grab mit fl ankierenden Menhiren (Portal<br />

Tomb), das Galeriegrab mit keilförmigem<br />

Grundriss und Steinkisten.<br />

Auch in England und Schottland fi nden sich<br />

neben klassischen Dolmen wie jenen nahe<br />

Login (Pembrokeshire/Wales) Ganggräber,<br />

<strong>die</strong> bis in <strong>die</strong> Inselwelten Nordschottlands<br />

– Orkneys und Shetlands – reichen. Besonders<br />

typisch für England und Wales sind jedoch<br />

Langhügel mit Ganggräbern.<br />

Auf der Iberischen Halbinsel dagegen fehlen<br />

Urdolmen, Galeriegräber und Langhügel. In<br />

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D OLMEN, GANGGRÄBER UND HÜNENBETTEN<br />

Der äußere Steinkreis des<br />

»Teufelsbackofens« im Everstorfer<br />

Forst nahe Wismar<br />

bildete keinen zusätzlichen<br />

Steinkreis, sondern ist<br />

<strong>die</strong> erhalten gebliebene<br />

Einfassung des einstigen<br />

Grabhügels, der den Dolmen<br />

ummantelte.<br />

den 1920er bis 1940er Jahren hat das deutsche<br />

Archäologen-Paar Vera und Georg Leisner <strong>die</strong><br />

Megalithen der Iberischen Halbinsel eingehend<br />

erforscht. Sie entwickelten 45 Kriterien, anhand<br />

derer <strong>die</strong> <strong>Megalithbauten</strong> kategorisiert werden<br />

konnten. Doch <strong>die</strong> sinnvollste, weil ausgeprägteste<br />

Unterscheidung ist <strong>die</strong> zwischen Ganggräbern<br />

und Kuppelgräbern – beide mit einem<br />

Rundhügel. Das typische Ganggrab besteht aus<br />

einer polygonalen K<strong>am</strong>mer, <strong>die</strong> von einem großen,<br />

jedoch schmalen Jochstein bedeckt wird.<br />

Die Verbreitung der Dolmen und Ganggräber in<br />

südöstlicher Richtung reicht bis in den Balkan,<br />

beispielsweise ins türkische Thrakien. Nordöstlich<br />

von Edirne bei Lalapascha existieren noch<br />

heute 30 bis 40 Dolmen. Häufi ger als Dolmen<br />

mit einer Grabk<strong>am</strong>mer sind solche mit zwei<br />

hintereinander angelegten K<strong>am</strong>mern, oftmals<br />

haben sie als Einstieg ein so genanntes »Seelenloch«.<br />

Auf Malta schließlich k<strong>am</strong> der klassische Dolmen<br />

erst in der Bronzezeit zum Einsatz. Kleine<br />

Dolmen für Individualbestattungen aus <strong>die</strong>ser<br />

Zeit fi nden sich noch im Südwesten von Gozo.<br />

Schlichte Eleganz – Alt-Gaarz<br />

gilt als einer der schönsten<br />

Urdolmen im Ostseeraum.<br />

den Dolmen und Ganggräber gebaut – mit manchmal<br />

erstaunlicher Dichte: Südwestlich von Haaßel (Kreis<br />

Uelzen) lag ein lang gestrecktes Megalithfeld mit über<br />

40 Ganggräbern und Hünenbetten. Hier war <strong>die</strong> Landschaft<br />

übersät mit Findlingen jeder Größe: von kleinen<br />

Kieselsteinen bis zu gewaltigen Felsbrocken.<br />

Noch heute, nach über 6000 Jahren Landwirtschaft,<br />

lässt sich jeden Herbst beobachten, wie <strong>die</strong> Bauern dort<br />

beim Umpfl ügen <strong>die</strong> freigelegten Steine <strong>am</strong> Rande der<br />

Felder zu ganzen Hügeln zus<strong>am</strong>mentragen – so genannte<br />

Lesesteinhaufen.<br />

Wie sahen <strong>die</strong> Dolmen eigentlich aus?<br />

Die steinernen Grabk<strong>am</strong>mern nahezu aller Dolmen und<br />

Ganggräber in Nord- und Westeuropa lagen nicht offen<br />

zutage, wie es mancher Megalith heute nahe legt,<br />

sie wurden fast alle von Grabhügeln aus Erdschichten<br />

bedeckt. So bildet der äußere Steinring des Teufelsbackofens<br />

im Everstorfer Forst nahe Wismar nicht etwa einen<br />

Cromlech, sondern er ist <strong>die</strong> übrig gebliebene Einfassung<br />

des einstigen Grabhügels, der <strong>die</strong> Grabk<strong>am</strong>mer ummantelte.<br />

Doch wie hoch waren <strong>die</strong> Grabhügel ursprünglich?<br />

Das Großsteingrab II von Kleinenkneten wurde 1938<br />

rekonstruiert, indem das Erdreich, das links und rechts<br />

der Megalithanlage lag, wieder aufgetürmt wurde. Doch<br />

das ist zu knapp bemessen, denn sicherlich hat im Laufe<br />

der Jahrtausende <strong>die</strong> Erosion etliche Kubikmeter Erdmaterial<br />

abgeführt. Die realistische Rekonstruktion eines<br />

Grabhügels erwartet uns im Boyne-Tal, 50km nördlich<br />

von Dublin. Dort wurden <strong>die</strong> Erdmäntel von Megalithgräbern<br />

nicht zu halbkugelförmigen Kuppen, sondern<br />

zu zuckerhutförmigen Gipfeln aufgetürmt.<br />

Wenn wir uns darüber hinaus noch vergegenwärtigen,<br />

dass <strong>die</strong> Megalithgräber häufi g auf Anhöhen errich-<br />

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DOLMEN, GANGGRÄBER UND HÜNENBETTEN

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