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Depotfunde von Bronzegeschirr, Schmuck und Münzen aus Burgau ...

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28 | EINFÜHRUNG HISTORISCHER KONTEXT | 29<br />

<strong>Depotf<strong>und</strong>e</strong> <strong>von</strong> <strong>Bronzegeschirr</strong>,<br />

<strong>Schmuck</strong> <strong>und</strong> <strong>Münzen</strong> <strong>aus</strong> <strong>Burgau</strong><br />

(Lkr. Günzburg)<br />

LOTHAR BAKKER<br />

Bereits 1867 <strong>und</strong> 1868 wird über einen F<strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> sieben Bronzegefäßen berichtet, die beim<br />

Torfstechen im <strong>Burgau</strong>er Moos in „3 Fuß Tiefe“<br />

zutage gekommen waren. Dem Historischen<br />

Kreisverein für Schwaben <strong>und</strong> Neuburg<br />

geschenkt, kamen sie in das Augsburger Maximilianmuseum<br />

<strong>und</strong> befi nden sich heute mit<br />

dem folgenden <strong>Schmuck</strong>- <strong>und</strong> Münzdepot im<br />

Römischen Museum. Für 1875 wird der<br />

Ankauf <strong>von</strong> Silbermünzen <strong>und</strong> drei goldenen<br />

Fingerringen verzeichnet, ebenfalls beim Torfabbau<br />

im <strong>Burgau</strong>er Moos miteinander aufgef<strong>und</strong>en<br />

: Die <strong>Münzen</strong> wurden nur zum Teil<br />

erworben. Vermutungen, dass beide <strong>Depotf<strong>und</strong>e</strong><br />

zu einem Hortf<strong>und</strong> zusammengehörten,<br />

lassen sich aufgr<strong>und</strong> der dürftigen F<strong>und</strong>nachrichten<br />

nicht mehr klären.<br />

In dem Bronzegefäßdepot <strong>von</strong> 1867 (Abb. ##1),<br />

bestehend <strong>aus</strong> Küchen- <strong>und</strong> Tafelgeschirr,<br />

befi ndet sich ein Satz <strong>von</strong> drei verschieden<br />

großen „Östlandkesseln“ (Künzl : Typ „Neupotz<br />

E 13“), die vermutlich damals ineinander<br />

gestellt waren (Randdurchmesser 27,5 cm; 31<br />

cm; 37 cm). Zum Tischgeschirr gehören die<br />

beiden unverzierten bauchigen Becher <strong>aus</strong><br />

dünnem Bronzeblech (Höhe 10,5 cm <strong>und</strong><br />

12 cm) sowie ein Halbdeckelbecken (Künzl :<br />

Typ „Neupotz D 33“) mit drei Griffen <strong>und</strong> nach<br />

vorn gerichtetem Ausguss. Ein hier in der <strong>aus</strong>gesparten<br />

Wandung eingesetzter Siebeinsatz<br />

ist verloren; die Lötspuren sind deutlich sicht-<br />

bar. Der knapp die Hälfte des Gefäßes einnehmende<br />

Deckel, lose aufgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nicht<br />

mehr angelötet, trägt auf der Oberseite eingepunzte<br />

Verzierungen <strong>aus</strong> Kreisbögen <strong>und</strong><br />

Punkten (Abb. ##2).<br />

Her<strong>aus</strong>gehoben ist die gegossene Schale mit<br />

zwei seitlich angesetzten „Daumenrasthenkeln“<br />

(Randdurchmesser 21 cm). Die größtenteils<br />

eingepunzte Dekoration im Inneren des<br />

Gefäßbodens zeigt in einem Kreis zwei kleine<br />

gefl ügelte Eroten, sich tanzend an den Händen<br />

haltend, mit eingeritzten Konturen. Die Szene<br />

ist kreisförmig umgeben <strong>von</strong> einer ebenfalls<br />

gepunzten Ranke mit fünfgliedrigen Blättern<br />

<strong>und</strong> einem doppelten Zickzackband außen. In<br />

der Art <strong>und</strong> Technik des Dekors ist die <strong>Burgau</strong>er<br />

Schale mit dem reich verzierten Epona-/<br />

Dionysosbecken <strong>aus</strong> dem Weißenburger<br />

Schatzf<strong>und</strong> vergleichbar. Die drei „Östlandkessel“<br />

<strong>und</strong> das Halbdeckelbecken zählen zu den<br />

weit verbreiteten Bronzegefäßtypen der ersten<br />

Hälfte bis um die Mitte des 3. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

n. Chr., die auch in dem großen <strong>Bronzegeschirr</strong>-Ensemble<br />

<strong>von</strong> Neupotz mehrfach vertreten<br />

sind. Die „Erotenschale“ scheint bisher<br />

keine direkten Vergleichsstücke zu besitzen.<br />

Aus dem zweiten, vielleicht jedoch zugehörigen<br />

<strong>Schmuck</strong>- <strong>und</strong> Münzdepot <strong>aus</strong> <strong>Burgau</strong><br />

(Abb. ##3) sind an erster Stelle die drei Fingerringe<br />

<strong>aus</strong> Gold zu nennen. Neben einem sehr<br />

auffälligen breiten zylindrischen Ring, mit git-<br />

terartigen Durchbrechungen zwischen rippenförmigen<br />

Stegen gearbeitet, tragen die beiden<br />

anderen Goldringe auf der Oberseite eingesetzte<br />

Nicolo-Gemmen : Bei dem gerieften<br />

Ring unverziert, bei dem glatten Ring zeigt der<br />

Nicolo einen stehenden Eros mit überschlagenem<br />

Bein, der sich auf eine Fackel stützt.<br />

Die vierzig erworbenen <strong>Münzen</strong> verteilen sich<br />

auf die Zeit <strong>von</strong> 218/22 bis 251/53 n. Chr.<br />

Neben einem Denar des Elagabal für Julia<br />

Maesa <strong>von</strong> 218/22 handelt es sich ansonsten<br />

um Antoniniane, anders als im F<strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

Osterzell (vgl. Beitrag Bakker, Osterzell). Vorhanden<br />

sind Prägungen für Gordianus III.<br />

(12 Stück), Philippus I. (19, da<strong>von</strong> fünf für Philippus<br />

II. <strong>und</strong> zwei für Otacilia Severa), Traianus<br />

Decius (3) <strong>und</strong> Trebonianus Gallus<br />

(5, da<strong>von</strong> drei für Volusianus). Die „Schlussmünzen“<br />

sind die fünf Stücke des Trebonianus<br />

Gallus <strong>von</strong> 251/53 n. Chr. Während in dem<br />

Osterzeller F<strong>und</strong> die Prägungen der Severer<br />

sehr deutlich dominieren, fällt hier in dem<br />

wohl um dieselbe Zeit verborgenen <strong>Burgau</strong>er<br />

Depot ihr weit gehendes Fehlen auf (nur eine<br />

für Julia Maesa). Auch das <strong>Burgau</strong>er <strong>Schmuck</strong><strong>und</strong><br />

Münzdepot ist, wie die gleichzeitigen<br />

F<strong>und</strong>e <strong>von</strong> Scheppach <strong>und</strong> Osterzell, mit<br />

einem verheerenden „Alamannen“-Vorstoß<br />

um 251/53 n. Chr. in das nordwestliche Raetien<br />

zu verbinden, dem die ursprünglichen<br />

Besitzer zum Opfer gefallen sein dürften.<br />

< 2 <strong>Burgau</strong> (Lkr. Günzburg) : Das HALBDECKELBECKEN<br />

MIT SEINER PUNZVERZIERUNG (hinterer Henkel<br />

verloren) <strong>und</strong> die »EROTEN-SCHALE« (Maßstab 1 : 2).<br />

Römisches Museum Augsburg<br />

> 3 <strong>Burgau</strong> (Lkr. Günzburg) : GOLDENE FINGERRINGE<br />

UND VIERZIG SILBERMÜNZEN <strong>aus</strong> dem zweiten(?)<br />

Depotf<strong>und</strong> <strong>aus</strong> dem <strong>Burgau</strong>er Moos.<br />

Römisches Museum Augsburg<br />

f 1 <strong>Burgau</strong> (Lkr. Günzburg) : Das 1867 beim Torfstechen<br />

geborgene BRONZEGESCHIRR-DEPOT (Höhe des größten<br />

„Östlandkessels“ : 25 cm).<br />

Römisches Museum Augsburg


112 | HORTFUND NEUPOTZ<br />

Eine Gefäßgarnitur <strong>aus</strong> Weinkrug<br />

<strong>und</strong> Blechkanne<br />

JOACHIM GORECKI<br />

Den Wein individuell nach Geschmack mit<br />

erhitztem Wasser (calda) zu vermischen, gilt<br />

schon <strong>aus</strong> der Sicht antiker Autoren als spezifisch<br />

römische Sitte. Gekühltes Wasser (frigida)<br />

oder Schnee verwenden dagegen auch die Griechen.<br />

Die Römer benutzen zum Aufwärmen<br />

eigens für diesen Zweck entwickelte Wassererhitzer<br />

(authepsa), mitunter recht komplizierte<br />

<strong>und</strong> kunstvoll <strong>aus</strong>gestaltete Konstruktionen,<br />

die nach dem Prinzip eines Samowars funktionieren,<br />

also mit Holzkohle beheizt werden.<br />

Zahlreiche Originale, aber auch bildliche Darstellungen<br />

<strong>aus</strong> der gesamten Kaiserzeit belegen<br />

die Üblichkeit solcher Apparaturen an der<br />

gehobenen Tafel. Die römische Prozedur der<br />

Weinzubereitung steht damit in einem deutlichen<br />

Gegensatz zu der griechischen Sitte, sich<br />

des Kraters zu bedienen, in welchem dem<br />

Wein kaltes Wasser zugesetzt <strong>und</strong> die so einmal<br />

erzeugte Mischung an alle Teilnehmer des<br />

Symposions unterschiedslos verteilt wird.<br />

Lange Zeit rätselt die Forschung über die<br />

Funktion der seit augusteischer Zeit in ver-<br />

< 1 BLECHKANNE<br />

Neupotz, Hortf<strong>und</strong><br />

Bronze | Ende 1. Jh. n. Chr. bis erste Hälfte 2. Jh. n. Chr.<br />

Wie die Kalkablagerungen zeigen, diente die Kanne<br />

in der Art des heutigen Teekessels zum Erhitzen <strong>von</strong><br />

Wasser.<br />

Historisches Museum der Pfalz Speyer, Künzl D 3<br />

> 2 WEINKRUG<br />

Neupotz, Hortf<strong>und</strong><br />

Bronze | erste Hälfte 2. Jh. n. Chr.<br />

Der gegossene Griff trägt eine Reliefverzierung, deren<br />

Hauptmotiv die Göttin Minerva mit Eule darstellt.<br />

Dieser aufwändige <strong>Schmuck</strong> unterstreicht die<br />

Verwendung des Kruges als Tafelgeschirr.<br />

Historisches Museum der Pfalz Speyer, Künzl D 4<br />

schiedenen Modellen nachweisbaren Blechkannen<br />

mit Scharnierdeckel, bis es gelingt,<br />

<strong>aus</strong> den Kalkablagerungen auf den Innenwänden<br />

die richtigen Schlüsse zu ziehen : Diese<br />

Gefäße werden in der Antike verwendet wie<br />

bei uns die Wasserkessel mit Pfeife, <strong>und</strong> auch<br />

heute noch dienen im Orient <strong>und</strong> auf dem<br />

Balkan formal ganz ähnlich handgetriebene<br />

Kupferkannen dem gleichen Zweck <strong>und</strong> sorgen<br />

damit für Kontinuität seit der Antike, was<br />

ganz erstaunlich ist. Zu den ungleich aufwändigeren<br />

Authepsae bilden die Blechkannen<br />

die preiswertere Alternative, bedürfen allerdings<br />

einer Feuerstelle <strong>und</strong> müssen deshalb<br />

hin- <strong>und</strong> hergetragen werden. Die Kanne <strong>von</strong><br />

Neupotz zeigt als Besonderheit dieser Spezies<br />

eine Griffattasche, die nicht mit der Gefäßwand<br />

verb<strong>und</strong>en, sondern abständig montiert<br />

ist (Abb. ##1). Damit wird der Überhitzung<br />

der Handhabe vorgebeugt, <strong>und</strong> der Gebrauch<br />

so erleichtert. Die dreifache Lochung der Attasche<br />

dürfte zusätzlich für Wärmeableitung<br />

sorgen. Der Klappdeckel dagegen soll den all-<br />

zu schnellen Wärmeverlust des erhitzten Wassers<br />

verhindern.<br />

Der einzige Krug des F<strong>und</strong>es gerät nicht als<br />

Solitär, sondern zusammen mit der Blechkanne<br />

in die Beute <strong>und</strong> dürfte damit einem H<strong>aus</strong>halt<br />

entstammen (Abb. ##2). Dass sich beide<br />

Gefäße an der Tafel als Trinkgeschirr sinnvoll<br />

ergänzen, ja einander funktional bedingen,<br />

belegt eine Reihe <strong>von</strong> F<strong>und</strong>en vor allem <strong>aus</strong><br />

Gräbern, insbesondere aber eine Reliefdarstellung<br />

auf der Innenseite des bekannten Sarkophags<br />

<strong>von</strong> Simpelveld. Neben anderem H<strong>aus</strong>rat<br />

ist eine Etagere mit Metallgefäßen<br />

wiedergegeben, auf der u. a. Krug, hier allerdings<br />

ein anderer zeitgleicher Typ, <strong>und</strong> Blechkanne<br />

als Paar einträchtig nebeneinander stehen.<br />

Dass unsere Kombination <strong>von</strong> Neupotz in<br />

der ersten Hälfte des 2. Jahrh<strong>und</strong>erts n. Chr.<br />

auch als preiswerte Tonimitationen hergestellt<br />

<strong>und</strong> sepulkral verwendet wird, beweist die<br />

Berechtigung des Schlusses. Blechkannen sind<br />

<strong>von</strong> der Art ihrer Handhabung gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

einem schnelleren Verschleiß <strong>aus</strong>gesetzt. Der<br />

Krug ist als der ältere <strong>von</strong> beiden Gefäßen<br />

anzusehen, was an seiner stärkeren Abnutzung<br />

erkennbar wird. Die gegliederten Krüge dieser<br />

Form blicken auf eine lange Entwicklungsgeschichte<br />

zurück, die <strong>von</strong> Griechenland bis Italien<br />

zu verfolgen ist <strong>und</strong> sich auch noch in der<br />

Spätantike fortsetzt. Im 2. Jh. bilden sie das<br />

erfolgreichste Modell in den Nordwestprovinzen.<br />

Wo <strong>und</strong> in welchen Werkstätten diese<br />

Gefäße hergestellt werden, wissen wir noch<br />

nicht. Da da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>zugehen ist, dass arbeitsteilig<br />

produziert wird, denn Henkel <strong>und</strong> Gefäßkörper<br />

stammen mit Gewissheit nicht <strong>aus</strong> einer<br />

Hand, birgt die Überbewertung der üblicherweise<br />

reliefverzierten Henkel für die retrospektive<br />

Findung <strong>von</strong> Werkstattkreisen methodisch<br />

gewisse Risiken, die nur durch eine komplexere<br />

interpretatorische Herangehensweise abgemildert<br />

werden können.<br />

TAFEL- UND TRINKGESCHIRR | 113


184 | EINFÜHRUNG HISTORISCHER KONTEXT | 185<br />

1 BÜNDEL AUS VOTIVBLECHEN<br />

Hagenbach, Hortf<strong>und</strong> | Silber<br />

3. Jh. n. Chr.<br />

Die verzierten Silberbleche dienten im<br />

Tempel als Opfergaben. Unter den Votivblechen<br />

<strong>aus</strong> dem Hortf<strong>und</strong> <strong>von</strong> Hagenbach<br />

fand man noch 62 Exemplare<br />

so vor, wie sie die Plünderer damals<br />

zum Abtransport vorbereitet hatten.<br />

Die fragilen Bleche waren gebündelt<br />

<strong>und</strong> mit einem silbernen Armreif in der<br />

Mitte zusammengehalten.<br />

Historisches Museum der Pfalz Speyer<br />

Versteckt, versenkt, verschüttet – Hortf<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Hortarten<br />

BÄRBEL HANEMANN<br />

Deponierungen <strong>von</strong> Wertobjekten wurden <strong>und</strong> werden<br />

zu allen Zeiten angelegt. Doch gerade in gefahrvollen<br />

Epochen wie dem stark <strong>von</strong> Germaneneinfällen<br />

heimgesuchten 3. Jahrh<strong>und</strong>ert n. Chr. versuchten<br />

die Menschen verstärkt durch das Anlegen <strong>von</strong> Horten<br />

ihr Eigentum in Sicherheit zu bringen. Die in der<br />

Regel sorgsam in der Erde verborgenen Wertsachen –<br />

Geld, <strong>Schmuck</strong>, Tafelsilber oder auch nur Gebrauchsgerät<br />

<strong>aus</strong> Metall wie <strong>Bronzegeschirr</strong> oder eisernes<br />

Werkzeug <strong>und</strong> Gerät –wurden kurzfristig aufgr<strong>und</strong><br />

drohender Gefahr versteckt. Doch häufig blieb die<br />

spätere Bergung dieser Depots <strong>aus</strong> <strong>und</strong> die Objekte<br />

gelangten erst nach Jahrh<strong>und</strong>erten wieder ans Tageslicht.<br />

Diese Versteckf<strong>und</strong>e sind für Archäologen <strong>und</strong><br />

Historiker <strong>von</strong> besonderer Bedeutung. Als geschlossene<br />

F<strong>und</strong>komplexe erlauben sie Einblicke in die<br />

zum Zeitpunkt der Verbergung in Umlauf befindlichen<br />

Gebrauchsobjekte, was Rückschlüsse zu vielfältigen<br />

Bereichen der römischen Alltagskultur zulässt.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> sind Hortf<strong>und</strong>e <strong>von</strong> großer historischer<br />

Aussagekraft. Eine Anhäufung <strong>von</strong> Hortf<strong>und</strong>en,<br />

so genannte Hortf<strong>und</strong>horizonte, spiegeln nicht nur<br />

gefahrvolle Zeitepochen wider, sondern geben Auskunft<br />

über die <strong>von</strong> den Einfällen betroffenen Gebiete,<br />

die Stoßrichtung der Plünderer <strong>und</strong>, falls datierbare<br />

Objekte wie z. B. <strong>Münzen</strong> im Depot enthalten sind,<br />

sogar über den genauen Zeitpunkt der Einfälle.<br />

Hortf<strong>und</strong>e sind sehr ambivalent. Man spricht <strong>von</strong><br />

Schatzf<strong>und</strong>en, wenn besondere Wertgegenstände wie<br />

<strong>Münzen</strong> (Münzhort), <strong>Schmuck</strong> oder Prunkgeschirr<br />

<strong>aus</strong> Edelmetall gehortet wurden. Die meisten Depots<br />

setzen sich jedoch nur <strong>aus</strong> alltäglichen Gebrauchsgegenständen<br />

wie Küchengeschirr <strong>und</strong> Eisengeräten<br />

zusammen. Es gibt auch Schrottdepots, die <strong>aus</strong> Altmetall,<br />

das zur Weiterverarbeitung bestimmt war,<br />

bestehen. Enthält ein Hort Sakralobjekte, kann man<br />

annehmen, dass es sich hierbei um Tempelinventar<br />

(Tempelschätze) handelt. Deponierungen <strong>aus</strong> kultischen<br />

Gründen (so genannte Weihedepots), die in<br />

vorrömischer Zeit an speziellen Orten wie Flüssen,<br />

Mooren etc. üblich waren, sind für die römische Zeit<br />

noch umstritten. Allerdings waren neben sonstigen<br />

Sakralobjekten wie z. B. Votivblechen (Abb. ##1), Wei-<br />

hungen <strong>von</strong> Alltagsgeräten in Tempeln üblich, wie<br />

u. a. die unbrauchbar gemachten Werkzeuge <strong>und</strong> Waffen<br />

<strong>aus</strong> dem Hort <strong>von</strong> Hagenbach oder der bronzene<br />

Kochkessel mit Weihe-Inschrift an den Gott Merkur<br />

<strong>aus</strong> dem Hort <strong>von</strong> Otterstadt-Angelhof nahe legen. Als<br />

„gemischte Depots“ bezeichnet man Horte, die unterschiedliche<br />

Elemente der oben genannten Kategorien<br />

enthalten wie etwa im Hortf<strong>und</strong> <strong>von</strong> Weißenburg<br />

(Bayern), der Waffen, Rüstungsteile, Sakralobjekte,<br />

<strong>Bronzegeschirr</strong> <strong>und</strong> Eisengeräte umfasste. Zu dieser<br />

F<strong>und</strong>kategorie gehören auch die großen F<strong>und</strong>komplexe<br />

Neupotz <strong>und</strong> Hagenbach.<br />

In den meisten Fällen handelt es sich um Versteckf<strong>und</strong>e,<br />

bei denen der Eigentümer seine Wertgegenstände zusammentrug,<br />

sie in einem Hortbehältnis (Kiste, Truhe,<br />

Gefäß, Eimer, Sack o. Ä.) verstaute <strong>und</strong> anschließend<br />

an einem sicheren Ort unter der Erde verbarg (sog.<br />

Besitzerverstecke). Der Gruppe der Hort- bzw. <strong>Depotf<strong>und</strong>e</strong><br />

werden allerdings auch F<strong>und</strong>anhäufungen anderer<br />

Art, die nicht absichtlich unter die Erde gelangten,<br />

zugeordnet wie z. B. unter H<strong>aus</strong>trümmern begrabene<br />

Werkstatt- oder Kellerinventare, so z. B. der sogenannte<br />

„Küchenf<strong>und</strong>“ <strong>von</strong> Rheinzabern.<br />

Baggerf<strong>und</strong>e <strong>aus</strong> Flüssen wie die Horte <strong>aus</strong> dem Altrhein<br />

bei Neupotz, Hagenbach, Otterstadt <strong>und</strong> Lingenfeld<br />

stellen wiederum eine völlig andere F<strong>und</strong>kategorie<br />

dar. Sie gelangten zwar ebenfalls nur durch<br />

Zufall unter die Erde, doch handelt es sich hier nicht<br />

wie bei den oben genannten Versteckf<strong>und</strong>en um<br />

Besitzerdepots, sondern um gehortete Beute germanischer<br />

Plünderer, die durch ein Unglück beim<br />

Abtransport im Rhein versank (so genannte Beutehorte).<br />

Charakteristisch für einen Hortf<strong>und</strong> ist die<br />

sorgfältige Verstauung der Gegenstände. Dies konnte<br />

man auch bei den F<strong>und</strong>en <strong>von</strong> Neupotz, Hagenbach,<br />

Lingenfeld <strong>und</strong> Otterstadt beobachten, doch waren<br />

es in diesem Fall nicht die Eigentümer, sondern die<br />

Plünderer, die ihr Raubgut möglichst Platz sparend<br />

ineinander stapelten <strong>und</strong> zum Abtransport in großen<br />

Bronzekesseln verstauten – exakt in diesem Zustand<br />

befanden sie sich noch beim Auffinden über 1700<br />

Jahre später. Die Bergung dieser F<strong>und</strong>e erfolgte nie<br />

durch systematische Ausgrabung, sondern stets

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