05.11.2014 Aufrufe

EVANGELiScHES bERAtUNGSZENtRUM - EBZ München

EVANGELiScHES bERAtUNGSZENtRUM - EBZ München

EVANGELiScHES bERAtUNGSZENtRUM - EBZ München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

31<br />

und Verhaltensweisen kann nur dort gelingen, wo sie auf der<br />

Erkenntnis der Gleichheit aller Menschen fußt.<br />

Behandele den anderen so wie du von ihm selbst behandelt<br />

werden möchtest. Dieser pädagogische Leitsatz bezieht sich<br />

auf diesen Grundgedanken, der nicht nur die christliche Tradition<br />

prägt, sondern ebenso in den anderen Weltreligionen<br />

und z. B. im Humanismus zu den zentralen Werten gehört.<br />

Diese Gleichheit trägt und toleriert das Trennende, das fremd<br />

Wirkende. Nur dieser Grundsatz schützt im Umgang mit dem<br />

Anderen vor Abwertung und Feindseligkeit. Damit ist keinesfalls<br />

gemeint, aus dem Gemeinsamen eine Einheitlichkeit<br />

zu machen. Für manche Andersartigkeit finden wir kein Verständnis,<br />

manche Differenz stärkt unser eigenes Empfinden<br />

der Identität und fordert zum Widerspruch geradezu heraus,<br />

manches können wir schlecht gelten lassen und die Toleranz<br />

zu üben gelingt nur mit großer Anstrengung.<br />

Dies gilt eben auch für die Arbeit mit Kindern. Dort spielen<br />

das Streiten und das oft zähe miteinander Ringen um<br />

Lösungen eine zentrale Rolle im Gruppenalltag. Der Verzicht<br />

auf die eigene Maximalposition, das Einüben des Perspektivwechsels,<br />

um Interessen der anderen Kinder verstehen zu<br />

lernen, das Gelten Lassen anderer Ideen, das Erproben von<br />

Einlenken kennzeichnen einen wichtigen Gruppenprozess.<br />

Kindergruppen werden zusammengestellt. Die Kinder treffen<br />

keine Auswahl wie in ihrem Freundeskreis. So stoßen sie auf<br />

andere Kinder, die oft Neigungen, Interessen, Hobbys, die Liebe<br />

zum Fußballverein nur bedingt teilen oder gar ablehnen<br />

- und dann? Schon die Arbeit in Gruppen an sich stiftet also<br />

einen wesentlichen Erfahrungsrahmen für die Gleichheit und<br />

für die Andersartigkeit. Die sozialtherapeutische Konzeption<br />

stellt eine Fülle von Regeln und Spielformen bereit für das<br />

Erleben des Gemeinsamen und das Erproben von Verhaltensweisen<br />

im respektvollen Umgang mit Differenzen. Regeln<br />

gelten für alle gleich. Sie haben nicht nur eine große Bedeutung<br />

für das Funktionieren von Gruppenabläufen, sondern<br />

sie drücken die allem zu Grunde gelegte Gleichwertigkeit der<br />

Gruppenmitglieder aus und repräsentieren den Wert der Gerechtigkeit.<br />

Spielformen aus dem sozialtherapeutischen Rollenspiel<br />

schulen das Verstehen des Anderen durch Einfühlungen:<br />

„Der andere ist wie ich, er freut sich wie ich, er weint wie<br />

ich, er will als erster drankommen wie ich, er will gewinnen<br />

wie ich, er hasst schlechte Schulnoten wie ich, usw.“<br />

Gerade wenn ein Kind etwas Bedrückendes aus seinem Alltag<br />

erzählt, ermuntern wir die anderen Kinder der Gruppe zu<br />

einer Einfühlung. Dabei wird das Erlebnis des Kindes nicht<br />

kommentiert oder bewertet, sondern die Kinder stellen ähnliche<br />

eigene Erlebnisse dem Kind zur Seite. Wenn dies der<br />

Gruppe so noch nicht möglich ist, gibt der Gruppenleiter für<br />

diese Einfühlungen ein Vorbild, indem er stützend einwirkt.<br />

In den ca. 25 Gruppentreffen pro Jahr entwickelt so jede<br />

Kindergruppe eine eigene Geschichte in diesem Wertebezug.<br />

Respekt, Achtung und Verständnis als Grundhaltung entwickelt<br />

sich dort am nachhaltigsten, wo die Kinder mit Begeisterung<br />

angstfrei und fehlerfreundlich lernen können, indem<br />

die Leiter/innen selbst ein glaubwürdiges Vorbild geben im<br />

wertschätzenden Umgang mit allen Kindern.<br />

Theo Kornder<br />

Beratung für Eltern, Kinder, Jugendliche und Familien<br />

© S. Hofschlaeger / pixelio

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!