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Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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GESELLSCHAFT NAH UND FERN<br />

zu Erkrankungen der Atemorgane –<br />

etwa der Bildung von Staublungen<br />

-, zu Hörschäden und Verletzungen<br />

aller Art führt. Die von ihren Frauen<br />

getrennt lebenden Schwarzen führen<br />

oftmals homosexuelle Beziehungen<br />

unter Bergarbeitern, was inzwischen<br />

wissenschaftlich gut dokumentiert ist.<br />

Da die Löhne der schwarzen Wanderarbeiter<br />

kaum finanzielle Spielräume<br />

zulassen, werden von den Wanderarbeitern<br />

in Südafrika kaum heterosexuelle<br />

Beziehungen gepflegt oder gar<br />

neue Familien gegründet. Aus der medizinischen<br />

AIDS-Forschung wissen<br />

wir heute, dass schwarze Wanderarbeiter<br />

in ganz Afrika eine der Hauptursachen<br />

für die rasche und breitflächige<br />

Verbreitung des HIV-Virus<br />

in Afrika darstellen und zahlreiche<br />

Erkrankungen wie Tuberkulose und<br />

Meningitis auf eine HIV-Infektion<br />

zurück zuführen sind.<br />

Unter Südafrikas schwarzer Bevölkerung<br />

gibt es nach wie vor einen<br />

hohen Prozentsatz von Menschen, die<br />

arbeitslos sind oder nur gelegentlich<br />

eine Beschäftigung finden. Dieser<br />

schwarze Bevölkerungsteil wird als<br />

hochgradig frustriert eingestuft und<br />

gilt als ursächlich für den Hass, den<br />

viele schwarze Südafrikaner auf die<br />

Wanderarbeiter in Südafrika entwickeln.<br />

Es kommt vielfach zu Streitereien<br />

und Schlägereien, mitunter zu<br />

regelrechten Hetzjagden gegen Wanderarbeiter,<br />

zu (Raub-) Überfällen<br />

und Morden, da in den Augen vieler<br />

Schwarzer Südafrikas die Wanderarbeiter<br />

den Südafrikanern die Arbeit<br />

wegnehmen. Gerade im Jahr 2008<br />

ließ sich eine Welle der Gewalt gegen<br />

Wanderarbeiter in Südafrika beobachten.<br />

Kriminalität und<br />

Gewaltbereitschaft<br />

Gewalt und Kriminalität stellen<br />

in Südafrika ein großes gesellschaftspolitisches<br />

Problem dar. Angesichts<br />

der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

2010 in Südafrika scheint diese Problemlage<br />

seinen Ruf weltweit zu ruinieren.<br />

Der halbstaatliche Sozialwissenschaftliche<br />

Forschungsrat (HSRC)<br />

in Pretoria belegt aufgrund dieser Situation<br />

eine allgemein negative Stimmung<br />

im Land. Tatsächlich führt Südafrika<br />

die Liste jener Länder, in denen<br />

Kriminalitätsstatistiken geführt<br />

werden, seit Jahren an. 2008 wurden<br />

in Südafrika durchschnittlich fünfzig<br />

Menschen am Tag ermordet. Und das<br />

sind nur die Fälle, die polizeilich angezeigt<br />

werden. Die Dunkelziffer, besonders<br />

in schwarzen Townships, in<br />

denen Menschen ohne Meldung bei<br />

einer Behörde völlig illegal leben,<br />

dürfte tatsächlich um ein vielfaches<br />

höher sein.<br />

Die Dramatik der südafrikanischen<br />

Kriminalitätsstatistik liegt auch<br />

darin begründet, dass die Südafrikaner<br />

auf sämtlichen Verbrechensgebieten,<br />

die mit Gewalt zu tun haben,<br />

weltweit führend sind: Mord,<br />

versuchter Mord, Totschlag, schwere<br />

Körperverletzung, versuchte schwere<br />

Körperverletzung, Raubüberfälle und<br />

Vergewaltigung. Besonders hinsichtlich<br />

Vergewaltigungen wird eine hohe<br />

Dunkelziffer angenommen, wobei die<br />

gemeldeten Fälle sich vor allem auf<br />

die schwarze Bevölkerung Südafrikas<br />

beziehen. Von vielen schwarzen<br />

Frauen gibt es Berichte, dass Vergewaltigungen<br />

mit Schlägen einher gehen,<br />

die oft zu Körperverletzungen<br />

führen, vollzogen von ihren an- oder<br />

betrunkenen Ehemännern. Hinzu treten<br />

Meldungen über Folterungen und<br />

den Einsatz tödlicher Gewalt durch<br />

Polizeibeamte, wie Amnesty international<br />

beispielsweise für die Jahre<br />

2007 und 2008 berichtet. Folter<br />

und Gewalt durch Polizisten reicht<br />

dabei auf eine seit langem bestehende<br />

Praxis aus den Tagen der Apartheid<br />

zurück.<br />

Dabei haben sich die absoluten<br />

Zahlen der Kriminalitätsstatistik<br />

Südafrikas insgesamt verbessert. So<br />

fiel 2007 die Mordrate um 2 Prozent<br />

und versuchter Mord um 18 Prozent,<br />

schwere Körperverletzung um 15 Prozent<br />

und versuchte Körperverletzung<br />

um 10 Prozent. Als ursachlich hierfür<br />

gilt das Zero-Toleranz-Konzept<br />

der New Yorker Polizei, welches in<br />

Südafrika seit einigen Jahren Anwendung<br />

findet, also kleine Straftaten<br />

mit hohen Strafmaßnahmen zu<br />

ahnden. Kapstadt und Johannesburg<br />

sind nachwievor Brennpunkte des<br />

Verbrechens, doch hat sich gerade in<br />

Johannesburg die Lage entspannt: inzwischen<br />

können auch Weiße wieder<br />

weitgehend gefahrenlos in die Innenstadt<br />

von Johannesburg fahren, wenngleich<br />

Stadtteile wie Hillbrow leider<br />

noch immer aufgrund des Drogenhandels<br />

mitunter lebensgefährlich sind.<br />

Umweltzerstörung und<br />

Umweltverschmutzung<br />

Südafrikas Umweltbilanz stellt sich<br />

als katastrophal dar. Seit dem Beginn<br />

eines strukturierten Bergbaues<br />

zur Förderung von Edelmetallen,<br />

Kohle und Eisen zu Ende des 19.<br />

Jahrhunderts und einer zunehmenden<br />

Ansiedelung von Industrien in Südafrika<br />

wurde auf die Umwelt keine<br />

Rücksicht genommen. Die ausgestoßenen<br />

Schadstoffe und der Raubbau<br />

an der Natur erschienen den weißen<br />

Bewohnern Südafrikas angesichts der<br />

Größe und Weite des Landes zu gering.<br />

Außerdem war der Wille übermächtig,<br />

möglichst rasch an die Lebensverhältnisse<br />

in den USA und<br />

Westeuropa aufzuschließen. Schließlich<br />

ist zu berücksichtigen, dass auch<br />

in der westlichen Welt erst seit den<br />

achtziger Jahren – etwa durch „Global<br />

2000“, einen Bericht an den damaligen<br />

US-Präsidenten Jimmy Carter<br />

– eine Sensibilität für Umweltfragen<br />

entstand.<br />

Und als es eigentlich Zeit war,<br />

konkrete Strategien in der Umweltpolitik<br />

für Südafrika umzusetzen, hatte<br />

das Land mit den großen gesellschaftspolitischen<br />

Herausforderungen<br />

eines Wechsels von der Apartheid<br />

zur Demokratie zu kämpfen. Unglücklicherweise<br />

ließ sich in den vergangenen<br />

dreißig Jahren in Südafrika ein<br />

rasantes Wachstum der schwarzen<br />

Bevölkerung vor allem in städtischen<br />

Slums beobachten, in denen es weder<br />

eine funktionierende Wasser- und<br />

Energieversorgung noch eine organisierte<br />

Abfallwirtschaft gibt. Selbst<br />

in städtischen Quartieren, wo Wellblechhütten<br />

durch Steinhäuser ersetzt<br />

wurden, trat in den drei letzt<br />

genannten Punkten keine wirkliche<br />

Verbesserung ein. Nur die urbane<br />

Stromversorgung scheint in Südafrika<br />

irgendwie zu funktionieren, sei<br />

sie nun legal erworben oder illegal<br />

abgezapft. Leider häufen sich in Städten<br />

wie Pretoria und Johannesburg<br />

nunmehr auch der umherliegende<br />

Müll in öffentlichen Anlagen wie etwa<br />

Parks und Sportstadien, was auch mit<br />

der mangelnden Sensibilisierung der<br />

schwarzen Bevölkerung für eine geordnete<br />

Abfallbeseitigung zu tun hat.<br />

30 AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010

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