Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GESELLSCHAFT NAH UND FERN<br />
zwiespältig. Die Arbeit der Nichtregierungsorganisationen<br />
müsse quantitativ<br />
und qualitativ verbessert werden.<br />
Besonders zu beachten sei „die öffentliche<br />
Ordnung, die Sicherheit der Bevölkerung<br />
durch polizeilichen Schutz<br />
und ein funktionierendes Rechtssystem,<br />
den Aufbau einer Wirtschaft, die<br />
Integration von Bevölkerungsgruppen,<br />
die von den Taliban abhängig sind,<br />
und die Anbahnung von Gesprächen<br />
mit den Taliban selbst, die Gewährleistung<br />
der Basisinfrastruktur.“<br />
Diese Erklärung versucht, die<br />
Überspitzungen während der Käßmann-Kontroverse<br />
zurückzunehmen.<br />
Aber es fällt doch auf, dass die politischen<br />
Forderungen an Bundesregierung<br />
und Bundestag nichts enthalten,<br />
was nicht teilweise schon seit<br />
Jahren öffentlich diskutiert wird. Der<br />
Wunsch, auch mit den Taliban sollen<br />
nun Gespräche geführt werden,<br />
folgt dem neuesten Trend. Versöhnlich<br />
bleibt der Abschluss des Textes, die<br />
Bekundung von Respekt und Dankbarkeit<br />
für alle Mitwirkenden am Aufbau<br />
in Afghanistan und die Fürbitte<br />
für Bundestag und Bundesregierung.<br />
Beträchtliche Übereinstimmung<br />
mit der katholischen Kirche<br />
Zwischen der evangelischen und<br />
der römisch-katholischen Kirche gibt<br />
es bereits seit langem große Übereinstimmungen<br />
in der Friedenslehre. Der<br />
Grundgedanke des gerechten Friedens<br />
verbindet beide. Für schwerste<br />
innerstaatliche Konflikte mit furchtbaren<br />
humanitären Notlagen sehen<br />
beide Kirchen die Möglichkeit einer<br />
militärischen Intervention vor, gebunden<br />
an strenge Kriterien. Es ist deshalb<br />
nicht überraschend, dass beide<br />
Kirchen auch in der Beurteilung des<br />
Afghanistan-Konflikts eine ähnliche<br />
Sichtweise vertreten. Deutlich erkennbar<br />
wird dies bei den vielfachen<br />
öffentlichen Äußerungen der beiden<br />
Militärbischöfe.<br />
Evangelischerseits wurde von einem<br />
schnellen Abzug der Bundeswehr<br />
aus Afghanistan abgeraten. Der katholische<br />
Militärbischof Walter Mixa<br />
äußerte sich ähnlich. Am 22. Oktober<br />
letzten Jahres, auf der Gesamtkonferenz<br />
der Militärseelsorge, sagte er,<br />
ein schneller Rückzug der Bundeswehr<br />
wäre ein Fehler. Die von den<br />
<strong>Soldaten</strong> geleistete Aufbauarbeit würde<br />
in Frage gestellt werden und das<br />
Sterben der deutschen <strong>Soldaten</strong> wäre<br />
nach menschlichen Maßstäben umsonst<br />
gewesen.<br />
Vermutlich in Reaktion auf die<br />
Käßmann-Kontroverse in der evangelischen<br />
Kirche hat Bischof Mixa<br />
am 5. Januar 2010 eine ausführliche<br />
Erklärung zur aktuellen Afghanistan-<br />
Diskussion abgegeben. Darin hat er<br />
auf die wichtigsten Grundsätze katholischer<br />
Friedenslehre hingewiesen.<br />
Demnach ist der Einsatz kriegerischer<br />
Mittel immer ein Übel, nach<br />
päpstlicher Überzeugung „eine Niederlage<br />
der Menschheit“ und nur unter<br />
sehr engen Bedingungen vertretbar.<br />
Kriegerische Handlungen müssen<br />
der Abwehr eines dauerhaften<br />
und schweren Schadens für eine Nation<br />
oder Völkergemeinschaft dienen,<br />
aber nur dann, wenn andere Mittel<br />
nicht wirksam sind. Im Blick auf den<br />
Bundeswehreinsatz schreibt er, dass<br />
er ursprünglich nicht zur Kriegsführung<br />
gedacht gewesen sei, „sondern<br />
zur Stabilisierung des Landes im Rahmen<br />
einer umfassenden Aufbauhilfe.“<br />
Davon könne gegenwärtig nicht mehr<br />
die Rede sein.<br />
Bischof Mixa bringt damit das<br />
gleiche Unbehagen über die veränderte<br />
Einsatzweise der Bundeswehr zum<br />
Ausdruck wie die evangelische Seite.<br />
Der Trierer Bischof Joseph Ackermann<br />
ist Vorsitzender der Deutschen<br />
Kommission Justitia et Pax. Genauso<br />
wie die EKD lehnt er den Rückgriff<br />
auf die alte Lehre vom gerechten<br />
Krieg ab. Krieg sei immer ein Übel.<br />
In seinem Interview mit der Frankfurter<br />
Rundschau am 05. Januar 2010<br />
sagte er zu den ökumenischen Übereinstimmungen<br />
in der Friedensfrage<br />
sehr treffend: „Die Unterschiede fallen<br />
nicht wirklich ins Gewicht. Das<br />
schließt nicht aus, dass man bei der<br />
Diskussion um die richtige Friedenspolitik<br />
gelegentlich zu unterschiedlichen<br />
Schlüssen kommt. Meiner Beobachtung<br />
nach verlaufen die Diskussionslinien<br />
dabei nicht zwischen den<br />
Kirchen sondern durch die Kirchen<br />
selbst.“ ❏<br />
Verbessertes Afghanistan-Konzept der Bundesregierung<br />
VON KLAUS LIEBETANZ<br />
Wie bei ihrer programmatischen Rede am 8.09.2009 angekündigt, hat Bundeskanzlerin Merkel am 27.<br />
Januar 2010 ein deutlich verbessertes Afghanistan-Konzept im Deutschen Bundestag vorgelegt. Dies<br />
geschah in enger Vorbereitung mit den Bundesministern des Äußeren, des Inneren, der Verteidigung<br />
und für Wirtschaftliche Zusammenarbeit. Angela Merkel hat die Verantwortung für ein schlüssiges Gesamtkonzept<br />
der deutschen Afghanistan-Politik übernommen, so wie es ihre Richtlinienkompetenz vorsieht (siehe auch<br />
„Friede ist möglich“ von <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>, November 2004). Im folgenden Beitrag werden<br />
die wesentlichen Aussagen ihres „Fünf-Punkte-Plans“ wiedergegeben und am Schluss kommentiert.<br />
Merkels „Fünf-Punkte-Plan“<br />
1. Verstärkte Ausbildung der<br />
afghanischen Armee<br />
Die Planung der Bundeswehr<br />
sieht vor, statt derzeit 280 in Zukunft<br />
1.400 deutsche <strong>Soldaten</strong> in die<br />
Ausbildung der afghanischen Streitkräfte<br />
einzubeziehen. Dazu sollen<br />
ca. 500 <strong>Soldaten</strong> und Soldatinnen<br />
zusätzlich nach Afghanistan entsandt<br />
werden. Der Rest der Ausbilder<br />
wird durch Umschichtung der<br />
Aufgaben im bestehenden Kontingent<br />
gewonnen. Die Ausbildung der<br />
Afghanen soll überwiegend nicht<br />
mehr in Camps sondern in einer Art<br />
„Training on the Job“ durchgeführt<br />
26 AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010