Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK<br />
AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010<br />
wie die Grüne Bewegung zu verhindern,<br />
will man die islamische Bewegung<br />
von ganz unten stärken. Dazu<br />
soll es auch an jeder Grundschule<br />
ein Bassidschi-Büro geben – nach<br />
dem Vorbild von Mittelschulen und<br />
Universitäten. Dort sollen sich Schüler<br />
treffen, die sich für die Bassidschi<br />
interessieren. Auch Freizeitprogramme<br />
werden genutzt, um Schüler in die<br />
richtige Richtung zu lenken. Zudem<br />
soll jede Schule einen Mullah für die<br />
religiös-ideologische Erziehung bekommen.<br />
Die Bassidschi-Milizen wurden<br />
von Revolutionsführer Ayatollah Khomeini<br />
vor 31 Jahren ins Leben gerufen.<br />
Bei den Demonstrationen z.B. in<br />
Teheran lösen ihre blutigen Gewaltexzesse<br />
Empörung und Entsetzen aus.<br />
Das veranlasste den regimekritischen<br />
Großayatollah Ali Montazeri in der<br />
geistlichen Hochburg Ghom damals<br />
im November 2009 erneut zu einem<br />
scharfen Statement, wonach Gewalt<br />
gegen friedliche Demonstranten „eine<br />
schwere Sünde gegen des Islam und<br />
die Gesetze der Scharia“ sei. Auch<br />
in ihrem privaten Umfeld spüren die<br />
Bassidschi, dass ihr Ansehen stark<br />
gelitten hat. Trotz des Imageproblems<br />
sollen die Bassidschi keine Nachwuchssorgen<br />
haben. In Zeiten hoher<br />
Arbeitslosigkeit und schwieriger Aufnahmeprüfungen<br />
für die Universitäten<br />
könnten für manche Iraner nicht ideologische<br />
Gründe sondern ganz praktische<br />
Vorteile Anlass sein, den Milzen<br />
beizutreten. Auch wer Beamter werden<br />
will hat es leichter. Das gilt erst<br />
recht für politische Top-Positionen.<br />
Offenbar um die Milizen besser<br />
kontrollieren zu können, hat man die<br />
Truppen noch fester an die Revolutionswächter<br />
(Pasdaran) gebunden. Bis<br />
Juni 2009 lag ein loser Verbund vor;<br />
jetzt sind die Bassidschi Teil der Bodentruppen<br />
der Pasdaran.<br />
Wenn es denn in der tief gespaltenen<br />
iranischen Gesellschaft ein nationales<br />
Einheitselement gibt, dann<br />
hat sie sich bedauerlicherweise in der<br />
Nuklearfrage herauskristallisiert. Für<br />
das Atomprogramm (nicht unbedingt<br />
für die Atombombe) treten selbst die<br />
Intellektuellen ein, die dem Westen<br />
am freundlichsten gesinnt sind und<br />
den Knüppel-Mullahs am kritischsten<br />
gegenüberstehen. Nicht einmal<br />
sie können sich dem Sog des Patriotismus<br />
entziehen. Und so ist es auch<br />
eines der höchsten Ziele des Atomprogramms,<br />
die in die Unzufriedenheit<br />
abdriftende Nation auf die gegenwärtige<br />
islamische Staatsführung<br />
einzuschwören. Und je mehr der äußere<br />
Druck auf das Land wächst, desto<br />
leichter wird es, die Oppositionellen<br />
als Landesverräter und als Agenten<br />
des Westens abzustempeln. Die Atomfrage<br />
könnte so die islamische Elite<br />
an der Macht halten.<br />
D<br />
Nordkorea<br />
er Zwischenfall (Seegefecht Anfang<br />
November 2009 im Gelben<br />
Meer zwischen Schiffen der nord- und<br />
südkoreanischen Marine) kam umso<br />
überraschender, als sich die Spannungen<br />
zwischen beiden Ländern davor<br />
ein wenig entschärft hatten. Nordkorea<br />
hatte sich seit August etwas auf<br />
das Nachbarland zubewegt. Auch den<br />
USA gegenüber zeigte sich das Regime<br />
in Pjöngjang vor dem Zwischenfall<br />
wieder mit Blick auf den Streit um<br />
sein Atomwaffenprogramm für bilaterale<br />
Gespräche bereit, wenn es auch<br />
weiterhin die Sechser-Runde ablehnte.<br />
Das Gefecht könnte von Nordkorea<br />
provoziert worden sein und der<br />
Zeitpunkt dafür bewusst gewählt, da<br />
doch Präsident Obama in den Tagen<br />
danach nach Seoul reiste und somit<br />
seine volle Aufmerksamkeit gewonnen<br />
werden konnte. Die neuerlichen<br />
Spannungen führten den Menschen<br />
in der Region das latent bestehende<br />
Eskalationsrisiko in Korea drastisch<br />
vor Augen.<br />
Im Jahr 2009, noch wenige Monate<br />
vor dem Jahreswechsel hatte<br />
Nordkorea mit neuen Atom- und Raketentests<br />
sowie dem Wiederaufbau<br />
des Atomreaktors in Yongbyon die<br />
internationale Staatengemeinschaft<br />
herausgefordert und damit folgerichtig<br />
Sanktionen der Internationalen<br />
<strong>Gemeinschaft</strong> ausgelöst. Von den<br />
Gesprächen der Sechser-Gruppe aus<br />
Nordkorea, Südkorea, China, Japan,<br />
Russland und den Vereinigten Staaten<br />
zog Pjöngjang sich zurück und<br />
begründete die Entwicklung eigener<br />
Atomwaffen mit dem Willen, die<br />
USA von einem Krieg gegen Nordkorea<br />
abschrecken zu wollen. In einer<br />
von den amtlichen Medien verbreiteten<br />
Neujahrsbotschaft 2010 hieß<br />
es dann doch recht überraschend,<br />
die Beendigung des feindlichen Verhältnisses<br />
zu den USA sei entscheidend<br />
für Frieden und Stabilität auf<br />
der koreanischen Halbinsel und im<br />
übrigen Asien; Nordkorea wünsche<br />
bessere Beziehungen zu Amerika.<br />
Pjöngjang sei weiter bereit, „auf der<br />
koreanischen Halbinsel ein dauerhaftes<br />
Friedenssystem“ zu etablieren<br />
und sie „mit Dialog und Verhandlungen<br />
atomwaffenfrei zu machen“. Mit<br />
dieser Botschaft gibt Nordkorea mal<br />
wieder Hoffnungen auf eine Wiederaufnahme<br />
der Sechser-Gespräche zur<br />
Beendigung des Atomprogramms Auftrieb.<br />
Dann könnte auch das projektierte<br />
Verbindungsbüro der USA in<br />
Nordkorea eingerichtet werden und<br />
den Dialog stärken.<br />
Das kommunistische Nordkorea<br />
hat Anfang Dezember 2009 überraschend<br />
eine Währungsreform eingeleitet.<br />
Angesichts der Inflation verfolgte<br />
sie das Ziel, das Geld aufzuwerten<br />
und für dessen störungsfreie Zirkulation<br />
zu sorgen. Außerdem diente<br />
die Umstellung auch dazu, den<br />
aus der Not geborenen kleinteiligen<br />
Schwarzmarkthandel vieler Nordkoreaner<br />
im Land zu unterdrücken. Zwei<br />
Stellen des Won wurden gestrichen,<br />
so dass es für 1000 alte Won jetzt einen<br />
neuen Schein über 10 Won gibt.<br />
Im nordkoreanischen Alltag ist<br />
nach der Währungsreform die Verwendung<br />
ausländischer Währungen<br />
wie Dollar, Euro und dem chinesischen<br />
Yuan verboten. Ausländische<br />
Währungen waren bisher in einigen<br />
nordkoreanischen Geschäften und<br />
Restaurants akzeptiert worden. Mit<br />
diesem Erlass wird allen Personen<br />
und Organisationen mit Ausnahme<br />
von Banken verboten, ausländische<br />
Währungen zu besitzen. Zunächst war<br />
unklar, wie sich die Märkte und der<br />
private Handel in Zukunft entwickeln<br />
würden. Würde man überhaupt noch<br />
importierte Waren kaufen können?<br />
Würde es einen Schwarzmarkt geben?<br />
Die Nordkoreaner sind findig<br />
und clever, sie werden sicher eine<br />
Lösung finden, so wurde erwartet.<br />
Bislang durfte jeder Koreaner Dollar<br />
oder Euro besitzen. Wer Verwandte<br />
oder Bekannte im Ausland hatte –<br />
viele Nordkoreaner leben in China –<br />
ließ sich Waren schicken. Dann gab<br />
es Tupperparties in den Wohnungen<br />
von Pjöngjang. Man verkaufte für ei-<br />
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