Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK<br />
von ihnen militärisch aufgerüsteten<br />
anglophonen Tutsi nicht durch einen<br />
Waffenstillstand und Aufstockung<br />
der UN-Blauhelm-Mission, wie von<br />
General Dallaire gefordert, aufhalten<br />
wollten (Quelle: der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Graf Waldburg-Zeil,<br />
seinerzeit Vorsitzender des Bundestagsausschusses<br />
für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung).<br />
Letztendliches strategisches Ziel der<br />
USA war die Kontrolle des frankophonen<br />
Kongos durch von ihnen militärisch<br />
unterstützte anglophone Ugander<br />
und Ruander, was wenige Jahre später<br />
durch General Kagame und Ugandas<br />
Präsident Museweni geschah und zur<br />
Ablösung des Frankreich freundlichen<br />
Mobutu führte. Diese Hintergründe<br />
werden von einigen deutschen Politikern<br />
und Angehörigen der Friedensbewegung,<br />
die für Paul Kagame wegen<br />
seiner effektiven Entwicklungspolitik<br />
eingenommen sind, nicht erkannt oder<br />
bewusst nicht wahrgenommen.<br />
Barack Obama wird nicht von<br />
heute auf morgen die auf die Interessen<br />
der Vereinigten Staaten ausgerichtete<br />
Außenpolitik verändern können<br />
(vgl. „Widerstand gegen Reformen in<br />
den USA Obamas christliche Ziele“<br />
in AUFTRAG <strong>277</strong>, Seite 10). Die<br />
Tendenz der deutschen Afrikapolitik<br />
ist es bedauerlicherweise, sich nicht<br />
einzumischen und Afrika den Franzosen<br />
und Engländern zu überlassen.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass Bundesaußenminister<br />
Westerwelle eine selbstbewusstere<br />
Afrikapolitik durchführt.<br />
D<br />
Schlussfolgerungen<br />
ie Bundesrepublik Deutschland<br />
hat sich 2005 beim UN-Gipfel<br />
verpflichtet, die Grundsätze der „Responsibility<br />
to Protect“ (R2P) zu beachten.<br />
Sie muss daher daran interessiert<br />
sein, dass die gravierenden und systematischen<br />
Menschenrechtsverletzungen,<br />
besonders gegen Frauen und<br />
Kinder im Ostkongo unterbleiben. Des<br />
Weiteren beteiligt sich Deutschland<br />
mit ca. 100 Mio. USD an den jährlichen<br />
Kosten der MONUC und leistet<br />
65 Mio. Euro an Entwicklungshilfe in<br />
der DR Kongo. Letztendlich hat sich<br />
die deutsche Bundeswehr 2006 mit einem<br />
größeren Kontingent an der nicht<br />
ungefährlichen Absicherung der demokratischen<br />
Wahl in der DR Kongo<br />
beteiligt.<br />
AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010<br />
Vorrang für Maßnahmen der<br />
zivilen Konfliktbearbeitung<br />
Eine rein militärische Lösung<br />
zur Lösung der FDLR-Problematik<br />
scheint nicht angemessen und Erfolg<br />
versprechend zu sein. Nach Auffassung<br />
von ÖNZ wäre es effizienter, die<br />
Masse der FDLR’ler durch substanzielle<br />
zivile Angebote (Ausbildung,<br />
Arbeitsplätze und ein gesichertes Einkommen<br />
von mindestens 18 Monaten)<br />
aus der Illegalität heraus zu lösen.<br />
Dabei müssten auch ihre Familien<br />
einbezogen werden. Hierzu müsste<br />
die Bundesregierung eine gemeinsame<br />
europäische Lösung anstreben,<br />
zumal die genozidäre Hutu-Melizen,<br />
FDLR, die ehemaligen Verbündeten<br />
Frankreichs waren. Es ist auch mit<br />
Widerstand aus Ruanda zu rechnen,<br />
da die FDLR, wie oben beschrieben,<br />
zum erheblichen wirtschaftlichen Vorteil<br />
Ruandas beitragen.<br />
Die Drahtzieher der FDLR in<br />
Deutschland, Frankreich und Amerika<br />
müssten zu Verantwortung gezogen<br />
werden. In Deutschland ist bereits der<br />
Chef der FDLR, Ignace Murwanashyaka,<br />
der in Mannheim zusammen mit<br />
seiner deutschen Frau lebt, in 2009<br />
verhaftet worden und muss sich vor<br />
Gericht verantworten. In diesem Zusammenhang<br />
könnte sich auch eine<br />
politische Lösung abzeichnen. Als<br />
Vermittler wäre die römische Friedensgemeinde<br />
Sant’Egidio eine gute<br />
Adresse, wie seinerzeit beim nachhaltigen<br />
Frieden in Mosambik.<br />
Dringende Professionalisierung<br />
der FARDC in Ost-Kongo<br />
Grundvoraussetzung für die Überwindung<br />
der systematischen sexuellen<br />
Gewalt in der Kivu-Region ist auch<br />
eine Professionalisierung der FARDC.<br />
Hierzu ist eine verstärkte Erziehung<br />
dieser Truppenteile im Ostkongo zur<br />
Rechtstaatlichkeit und zur Bestrafung<br />
von <strong>Soldaten</strong>, die sich schwerer<br />
Menschenrechtsverletzungen schuldig<br />
machen. Das gleiche gilt auch für<br />
unterlassene Dienstaufsichtspflicht<br />
und unterlassenen Verfolgung solcher<br />
Straftaten gegen die Menschlichkeit.<br />
Voraussetzung dafür ist eine regelmäßige,<br />
kontrollierte und angemessene<br />
Bezahlung der <strong>Soldaten</strong>, angemessene<br />
Unterkunft in Kasernen, die auch die<br />
Familien der <strong>Soldaten</strong> beherbergen.<br />
Die Blauhelmmission der MONUC<br />
kann im Bereich der Sicherheitssektorreform<br />
aktive Unterstützung leisten,<br />
ebenso die EU – Projekte EUSEC<br />
und EUPOL. Zentrales Anliegen aller<br />
Reformen sollte es sein, den Schutz<br />
der Zivilbevölkerung voranzustellen<br />
und schnelle Eingreifmechanismen<br />
aufzubauen, um Menschenrechtsverletzungen<br />
vorzubeugen und geschehene<br />
juristisch zu bestrafen. Dazu<br />
könnte die Errichtung einer FARDC-<br />
Einheit für die interne Aufklärung von<br />
Fällen sexueller Gewalt dienen.<br />
Die Tatsache, dass der Generalstabschef<br />
der kongolesischen Streitkräfte,<br />
Olenga, perfekt Deutsch spricht<br />
und mit einer Deutschen verheiratet<br />
ist, sollte bei den deutschen Bemühungen<br />
um eine rechtstaatlich orientierte<br />
Reform der kongolesischen<br />
Streitkräfte eine positive Rolle spielen.<br />
❏<br />
Kurznachrichten<br />
Islamrat verteidigt<br />
Kruzifixe<br />
in deutschen Gerichten<br />
D<br />
er Vorsitzende des Islamrates,<br />
Ali Kizilkaya,<br />
hat sich für einen Verbleib<br />
von Kreuzen in deutschen<br />
Gerichtssälen ausgesprochen.<br />
Die „weit über ein<br />
Jahrtausend gewachsene<br />
abendländische Tradition“<br />
verdiene „allemal so viel Respekt,<br />
dass man ihre Symbole<br />
achtet“, sagte Kizilkaya der<br />
Tageszeitung „Die Welt“. Er<br />
zeigte sich überzeugt, dass<br />
ein Kreuz an der Wand „keinen<br />
Richter davon abhält,<br />
nach Maßgabe des deutschen<br />
Rechtes zu urteilen“.<br />
(KNA)<br />
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