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Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK<br />

Ausübung ihrer Menschenrechtsarbeit<br />

umgebracht. Die VEM setzt einen<br />

Teil des Friedensfonds des BMZ<br />

mit ihren Partnerorganisationen vor<br />

Ort um. Mutombo hält eine Justizreform<br />

in der DR Kongo für dringend<br />

geboten. Ohne Gerechtigkeit wird es<br />

keinen Frieden geben. Ferner ging er<br />

auf die miserable Situation der Straßenkinder<br />

ein. Sie werden bei Straffälligkeit<br />

in die gleichen unzumutbaren<br />

afrikanischen Gefängnisse wie die<br />

Erwachsenen geworfen. Das bedeutet<br />

für die Kinder und Jugendlichen in<br />

diesen meist überfüllten Gefängnisse<br />

ein zusätzliches Martyrium. Notwendig<br />

seien mehr Rechte für Kinder.<br />

Das Problem mit der FDLR 2<br />

Die FDLR sind ruandische Hutu-<br />

Milizen im Ost-Kongo auf dem Gebiet<br />

der DR Kongo. Sie waren nach<br />

dem Völkermord an den ruandischen<br />

Tutsi in die DR Kongo geflohen. Sie<br />

wurden anfangs von Präsident Mobutu<br />

mit Waffen unterstützt und haben<br />

sich im Laufe der letzten 15 Jahre gut<br />

organisiert und verfügen über ein weit<br />

verzweigtes Netz von Unterstützern<br />

in Frankreich, Deutschland und den<br />

USA. Die FDLR ist im Ost-Kongo ein<br />

Staat im Staate. Sie drangsalieren die<br />

kongolesische Bevölkerung, ernten wo<br />

sie nicht gesät haben und benutzen<br />

sexuelle Gewalt als Mittel der Unterdrückung<br />

und Vertreibung.<br />

Erster Versuch in 2009 die<br />

FDLR zu entwaffnen<br />

Vom 22. Januar bis 25. Februar<br />

2009 gab es eine überraschende,<br />

gemeinsame Militäroperation der offiziellen<br />

kongolesischen Streitkräfte<br />

FARDC (Forces Armées de la République<br />

Démocratique du Congo) und<br />

der Ruandischen Streitkräfte gegen<br />

die Stellungen der FDLR im Nord-Kivu.<br />

Zuvor hatte sich der Machthaber in<br />

Ruanda General Paul Kagame, seinen<br />

ehemaligen Verbündeten und Gefolgsmann<br />

Laurant Nkunda angeblich in<br />

Ruanda unter Hausarrest gestellt. General<br />

Nkunda hatte die CNDR (Congrès<br />

national pour la Défence du Peuple),<br />

eine ruandaphone Rebellengruppe<br />

in Ost-Kongo straff organisiert und<br />

befehligt. Kagame zog seinen alten<br />

2 Die folgenden Abschnitte beziehen sich<br />

größtenteils auf Informationen aus den<br />

vier ÖNZ-Newslettern von 2009<br />

Verbündeten zurück, weil in einem<br />

UN-Bericht Beweise vorlagen, dass<br />

er die CNDR militärisch unterstützte.<br />

In Folge dieses Berichtes drohten<br />

nämlich mehrere europäische Staaten<br />

ihre Entwicklungshilfe zu streichen,<br />

von der die Hälfte des Haushalts in<br />

Ruanda abhängt. In einem Deal zwischen<br />

Präsident Kabila und Kagame<br />

wurde daher die CNDR der offiziellen<br />

Kongoarmee unterstellt. Das geschah<br />

aber nur pro forma, da die CNDR<br />

nicht wie die anderen Rebellengruppierungen<br />

mit anderen Truppenteilen<br />

verwürfelt wurde, sondern größtenteils<br />

ihre alte militärische Struktur<br />

behielt. Kagame setzte an Stelle von<br />

Nkunda nur einen anderen Gefolgsmann<br />

ein, Jean-Bosco Ntaganda, der<br />

wegen des Vorwurfs von Kriegsverbrechen<br />

durch den Internationalen<br />

Strafgerichtshof unter Anklage steht.<br />

Die „gemeinsame“ Militäroperation<br />

von FARDC und ruandischen Streitkräften<br />

war nur von mäßigem Erfolg,<br />

weil die Ruander nicht energisch genug<br />

gegen die FDLR vorgingen. Augenzeugen<br />

beobachteten sogar, wie<br />

sie mit den ruandischen Landsleuten<br />

fraternisierten. Die FDLR konnte<br />

der FARDC geschickt ausweichen,<br />

um nach Abschluss der Operation die<br />

Zivilbevölkerung zu drangsalieren.<br />

Nach Aussagen von Teilnehmern der<br />

Tagung liegt die Zurückhaltung der<br />

Kagame-Truppe gegenüber der FDLR<br />

an dem Umstand, dass auf dem Gebiet<br />

der FDLR zahlreiche Bodenschätze,<br />

wie Coltan, Gold und Diamanten abgebaut<br />

werden, die teilweise über Ruanda<br />

am kongolesischen Staat vorbei<br />

exportiert werden. Nur so ist zu erklären,<br />

dass Ruanda, das selbst kaum Bodenschätze<br />

hat, zum Hauptexporteur<br />

von wertvollen Rohstoffen wurde. Kagame<br />

spielt nicht nur in diesem Fall<br />

ein Doppelspiel.<br />

Der zweite Versuch in 2009 die<br />

FDLR zu entwaffnen<br />

Da Präsident Kabila sein Wahlversprechen<br />

von 2006, im Ost-Kongo<br />

für Sicherheit zu sorgen, im Blick<br />

auf die kommenden Kommunalwahlen<br />

einhalten wollte, startete die offizielle<br />

kongolesische Armee FARDC<br />

zusammen mit der MONUC (United<br />

Nations Mission in the DR Congo) im<br />

1. Halbjahr 2009 eine weitere Militäroperation<br />

gegen die FDLR, ohne offizielle<br />

Beteiligung der ruandischen<br />

Streitkräfte. Auch dieser militärischen<br />

Operation war wenig Erfolg beschieden,<br />

da die FDLR-Streitkräfte im<br />

unwegsamen Gelände (meist Urwald)<br />

geschickt ausweichen konnten. Den<br />

1.200 entwaffneten FDLR-<strong>Soldaten</strong><br />

standen nach Angabe des UNHCR<br />

am Ende der Operation ca. 800.000<br />

interne Vertriebene, Hunderte von getöteten<br />

Zivilisten und unzählige Vergewaltigungen<br />

gegenüber. Die enormen<br />

Kollateralschäden an den unbeteiligten<br />

Zivilisten standen in keinem<br />

Verhältnis zum geringen Erfolg dieser<br />

Militärmission.<br />

Die unrühmliche Rolle der<br />

FARDC im Ost-Kongo<br />

Die offiziellen kongolesischen<br />

Streitkräfte im Ost-Kongo sind zu großen<br />

Teilen durch Verwürfelung von<br />

verschiedenen Rebellenbewegungen,<br />

die aufgegeben haben, entstanden.<br />

Ihre Ausbildung, Rechtstaatlichkeit,<br />

Bezahlung und Versorgung ist sehr<br />

gering. Der deutsche Vertreter bei der<br />

MONUC, Botschafter Conze erklärte<br />

2006 noch bei einer Veranstaltung in<br />

Berlin, dass von Seiten der Europäischen<br />

Union sichergestellt sei, dass<br />

jeder FARDC-Soldat zehn USD pro<br />

Monat erhält. Das ist ein Hohn, weil<br />

auch im Ost-Kongo Weltmarktpreise<br />

gelten. Kein Wunder, dass diese finanziell<br />

auf sich gestellte Truppe auf<br />

eigene Rechnung plündert und vergewaltigt.<br />

In einem Report vom Juli<br />

2009 beschreibt HRW die <strong>Soldaten</strong><br />

der FARDC als vorrangige Akteure<br />

der sexuellen Gewalt im Ostkongo.<br />

65% der Opfer sind Kinder.<br />

Die machtpolitische Rolle<br />

der USA im Kongo<br />

Trotz neuerer amerikanischer Bestrebungen<br />

auch partnerschaftliche<br />

und humanitäre Perspektiven stärker<br />

zu fokussieren (Vgl. die Grundsatzrede<br />

von Barack Obama im Juli 2009<br />

in Accra (Ghana) über Good Governance-Strukturen),<br />

bleiben einseitige<br />

wirtschaftliche Interessen an den Rohstoffen<br />

Afrikas bestehen. Im Zweifel<br />

werden Wirtschafts- und Machtinteressen<br />

den Menschenrechtsfragen vorgezogen,<br />

wie bei der Nichtverhinderung<br />

des Völkermordes 1994 in Ruanda,<br />

wo die demokratische Clinton-<br />

Administration den Vormarsch der<br />

12 AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010

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