Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK<br />
Widerstand gegen Reformen in den USA<br />
Obamas christliche Ziele<br />
VON KLAUS LIEBETANZ<br />
Bei der feierlichen Einsetzung von<br />
Barack Obama als 44. Präsident<br />
der Vereinigten Staaten am 20. Januar<br />
2009 haben viele seinen Absichten<br />
zugejubelt:<br />
– Reduzierung der Armut in den<br />
USA<br />
– angemessene Sozialversicherung<br />
für alle Bürger (ca. 50 Mio. Amerikaner<br />
haben keine Gesundheitsversicherung)<br />
– Verzicht auf einseitige weltweite<br />
Aktionen<br />
– Lösung des Nahost-Konfliktes<br />
durch Bildung eines unabhängigen<br />
Palestinenserstaates, (eines<br />
der Kernprobleme beim Kampf<br />
gegen den islamischen Terror)<br />
– Kampf gegen die Erderwärmung.<br />
Mit Zustimmung ist auch seine<br />
Rede in der Kairoer Universität aufgenommen<br />
worden, in der er der muslimischen<br />
Welt die Hand reichte. Heute<br />
ist der Jubel abgeebbt und es beginnt<br />
ein zähes Ringen im amerikanischen<br />
Repräsentantenhaus und im<br />
Kongress. Obama ist bei den Mühen<br />
in der Arbeitsebene angelangt, sogar<br />
offener Hass und Feindschaft schlägt<br />
ihm teilweise entgegen.<br />
Widerstand gegen die Gesundheitsreform<br />
Es geht bei alldem um die Angst<br />
vor Umverteilung; die Angst, dass die<br />
Regierung Obama dieses uramerikanische<br />
Selbstverständnis aufkündigt,<br />
nach dem jeder alles erreichen kann,<br />
aber auch ganz und gar allein für sich<br />
verantwortlich ist. „Es gab in Amerika<br />
nie eine erfolgreiche soziale Bewegung,<br />
es gibt darum kein Gefühl dafür,<br />
was ein moderner Wohlfahrtsstaat bedeuten<br />
kann“, sagt der deutsche Politologe<br />
Manfred Henningsen 1 , der seit<br />
40 Jahren in Obamas Geburtsstaat<br />
Hawaii lebt und lehrt, „und daher<br />
1 Manfred Henningsen, geb. 1938, seit<br />
1970 Professor für Politikwissenschaft<br />
an der Universität Hawaii, Autor von<br />
„Der Mythos Amerika“, Eichborn Verlag<br />
2009<br />
rührt dieses Denken, dass jede Solidarität<br />
unamerikanisch sei.“<br />
Das alles macht Obamas Gegner<br />
wütend. Sie zweifeln seine Geburtsurkunde<br />
an, zeichnen ihn mit Stammeskostüm<br />
und einem Knochen, der<br />
durch die Nasenflügel geführt ist. Obama<br />
ist die perfekte Zielscheibe für<br />
die extreme Rechte. Hinzu kommt Obamas<br />
Ziel, jene zu schützen, die nach<br />
dem Verständnis der weißen Rechten<br />
keinen Schutz verdienen, weil sie<br />
„faul und schwarz“ seien. Manche seiner<br />
Gegner vergleichen ihn mit Adolf<br />
Hitler. Konservative protestantische<br />
Kirchen der Weißen gehören auch zu<br />
Obamas Gegnern. Sie bilden eine geschlossene<br />
Gesellschaft mit den Wohlhabenden.<br />
Sie realisieren nicht, dass<br />
sie die Sache Jesu Christi mit Füßen<br />
treten, wie seinerzeit die Apartheitskirchen<br />
in Süd Afrika.<br />
Widerstand gegen die dialogbereite<br />
Außenpolitik<br />
Obama hat ein neues Klima in<br />
der internationalen Politik geschaffen.<br />
Multilaterale Diplomatie ist wieder<br />
ins Zentrum gerückt. Dialog und<br />
Verhandlungen werden als vorrangige<br />
Mittel angesehen, um selbst die<br />
kompliziertesten internationalen Konflikte<br />
zu lösen. Der heimliche Chef<br />
der Republikaner, der Radio-Moderator<br />
Limbaugh kommentierte die<br />
Auszeichnung Barack Obamas mit<br />
dem Friedessnobelpreis mit folgenden<br />
Worten: „Diesen Preis zu gewinnen<br />
ist eine größere Peinlichkeit, als<br />
die Olympischen Spiele zu verlieren.“<br />
Die Welt wolle die USA entmannen,<br />
so Limbaugh, sie „liebt geschwächte,<br />
kastrierte Vereinigte Staaten“. Was die<br />
konservative Wähler George W. Bush<br />
übel nahmen, war nicht das Kriegsführen<br />
an und für sich, sondern das<br />
erfolglose Kriegführen. Es war schon<br />
bemerkenswert, dass George W. Bush<br />
wiedergewählt wurde, nachdem er unter<br />
Vorspiegelung falscher Tatsachen<br />
einen Angriffskrieg gegen den Irak<br />
geführt hat.<br />
Widerstand gegen die Friedenspolitik<br />
in Nahost<br />
Bei keinem anderen Thema erzielen<br />
die Rechten größere Wirkung<br />
als mit ihrer Kritik an Obamas Israel-Politik:<br />
329 US-Abgeordnete unterzeichneten<br />
einen Brief, der die<br />
Regierung zur „engen und persönlichen<br />
Zusammenarbeit mit Israel“<br />
verpflichten soll. Dass Obama einseitige<br />
Vorleistungen von der israelischen<br />
Regierung, wie einen Siedlungsstopp,<br />
forderte, halten sie für<br />
einen Sündenfall.<br />
Barack Obama vertraut<br />
auf Jesus Christus<br />
Nach Aussage von Jim Wallis,<br />
einem wichtigen geistlichen Berater<br />
des Präsidenten, auf dem Deutschen<br />
Evangelischen Kirchentag in Bremen<br />
ist Obama ein in Jesus Christus verankerter<br />
Politiker. Das gibt ihm seine<br />
Ruhe, Selbstsicherheit und Ausstrahlung.<br />
In Prag sagte Obama: „Wir<br />
müssen die Stimmen ignorieren, die<br />
sagen, die Welt könne sich nicht ändern.<br />
Wir müssen insistieren: Yes,<br />
we can!“ (Vgl. dazu die Aussage von<br />
Papst Johannes Paul II vor jugendlichen<br />
Pilgern in Rom:„Fürchtet Euch<br />
nicht und gebt niemals auf. Der Friede<br />
ist möglich!“).<br />
Zurzeit trifft der Präsident der<br />
Vereinigten Staaten bei der seit Jahren<br />
überfälligen Gesundheitsreform<br />
(50 Mio. Amerikaner sind ohne Gesundheitsversicherung)<br />
auf den erbitterten<br />
Widerstand der Konservativen,<br />
Wohlhabenden und Mächtigen in der<br />
Wirtschaft, die ihre Privilegien verteidigen.<br />
Erst am Heiligabend 2009 hatte<br />
Obama den ersten innenpolitischen<br />
Erfolg mit dem Abstimmungsergebnis<br />
60:40 im Senat für die Gesundheitsreform.<br />
Der Gesetzestext muss jetzt<br />
noch im Repräsentantenhaus finalisiert<br />
werden, was ein weiteres hartes<br />
Ringen bedeuten wird. Des weiteren<br />
ist eine starke Lobby der teilweise<br />
veralteten amerikanischen Schwerindustrie<br />
gegen dringend notwendi-<br />
10 AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010