Download - KJF Regensburg
Download - KJF Regensburg
Download - KJF Regensburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1/13<br />
aus dem Inhalt …<br />
Soziale Arbeit macht Freude.<br />
Dienste an Menschen<br />
müssen jedoch besser bezahlt<br />
und anerkannt werden.<br />
Zu Besuch bei der <strong>KJF</strong>:<br />
Kindernobelpreisträgerin<br />
Anna Mollel<br />
Aus der Arbeit der Katholischen Jugendfürsorge<br />
der Diözese <strong>Regensburg</strong> e. V.<br />
„Wie ich Deutschland erlebe…“<br />
Nachgefragt bei jungen<br />
Frauen aus anderen Ländern
Impressum<br />
Titelfoto:<br />
Anna Mollel, Kindernobelpreisträgerin<br />
2012, mit Kindern des Pater-Rupert-<br />
Mayer-Zentrums<br />
Foto: Juliane Zitzlsperger, neverflash.com<br />
Herausgeber:<br />
Katholische Jugendfürsorge der Diözese<br />
<strong>Regensburg</strong> e. V., Direktor Michael Eibl<br />
Redaktionsleitung:<br />
Michael Eibl, Isolde Hilt<br />
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:<br />
Christine Allgeyer, Martina Dommer,<br />
Prof. Dr. Josef Eckstein, Christoph Escherle,<br />
Isolde Hilt, Flora Jädicke, Anja Zankl<br />
Fotos:<br />
Archiv, Christine Allgeyer, altrofoto.de,<br />
Günther Ciupka, Flora Jädicke, Renate Höning,<br />
Johannes Schoppelrey, Juliane Zitzlsperger,<br />
Fotolia.com (© Christian Nitz, © industrieblick,<br />
© Marina Lohrbach, © S.Kobold)<br />
Gestaltung:<br />
grafica-design.de<br />
Astrid Riege<br />
Druck:<br />
hm Druck, <strong>Regensburg</strong><br />
Auflage:<br />
8.000<br />
Kontakt Redaktion:<br />
Katholische Jugendfürsorge<br />
der Diözese <strong>Regensburg</strong> e. V.<br />
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Orleansstraße 2a · 93055 <strong>Regensburg</strong><br />
Telefon: 0941 79887-220 · Telefax: 0941 79887-177<br />
E-Mail: presse@kjf-regensburg.de<br />
www.kjf-regensburg.de<br />
2<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
Einander wertschätzen tut gut.<br />
Liebe Mitglieder, liebe Freunde und Förderer,<br />
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!<br />
Die Wertschätzung der Menschen,<br />
die sich uns anvertrauen, und die<br />
Wertschätzung unserer Mitarbeiter<br />
ist uns in unserer Arbeit sehr<br />
wichtig. Sie ist die Anerkennung<br />
für den Dienst an Menschen und<br />
motiviert immer wieder neu.<br />
Große Wertschätzung erfuhren<br />
wir auch von unserem neuen Bischof<br />
Dr. Rudolf Voderholzer, der<br />
die Geschäftsstelle und mehrere<br />
Einrichtungen der <strong>KJF</strong> besuchte. Er<br />
nahm sich viel Zeit für die Betreuten<br />
und die Mitarbeiter und informierte<br />
sich ausführlich über unsere<br />
Arbeit. Vor wenigen Tagen<br />
bedankte er sich handschriftlich<br />
mit einer Karte an Prälat Dr. Josef<br />
Schweiger und mich: „Mittlerweile<br />
durfte ich ja schon Ihre Zentrale<br />
und mehrere Einrichtungen besuchen<br />
und mir ein Bild machen von<br />
der großartigen Arbeit der <strong>KJF</strong>.<br />
Nochmals auch an dieser Stelle<br />
herzlichen Dank und Grüße an die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!“<br />
Seinen Leitspruch „Christus<br />
ist unter Euch; ER ist die Hoffnung<br />
auf Herrlichkeit!“ (Kol 1,27) gibt er<br />
uns mit auf den Weg.<br />
Das Titelthema lautet dieses Mal<br />
„Für soziale Arbeit begeistern“. Es<br />
ist ein wunderbares Berufsfeld,<br />
das aber noch mehr Wertschätzung<br />
erfahren muss. Im „Standpunkt“<br />
macht Prof. Dr. Josef<br />
Eckstein, Präsident a. D. der Technischen<br />
Hochschule <strong>Regensburg</strong><br />
und Vorsitzender des Vereins<br />
„Zweites Leben e. V.“, deutlich,<br />
dass soziale Arbeit mehr ist als<br />
„nur“ der Dienst am Menschen:<br />
Sie bildet eine tragende Säule für<br />
den sozialen Frieden in unserer<br />
Gesellschaft.<br />
Es ist richtig, dass wir Politik und<br />
Gesellschaft noch mehr herausfordern<br />
müssen, die Arbeit von Menschen<br />
an Menschen anzuerkennen.<br />
Wir sollten aber auch bei uns<br />
selbst beginnen. Haben wir die<br />
Sensibilität für die kleinen Gesten<br />
der Wertschätzung? Sehen wir<br />
auch die kleinen Fortschritte bei<br />
Kindern, Jugendlichen, erwachsenen<br />
Menschen mit und ohne Behinderung?<br />
Freuen wir uns gemeinsam<br />
über die kleinen Erfolge<br />
des Alltags? Schaffen wir es immer<br />
wieder, auch Ärger und Konflikte<br />
frühzeitig und offen anzusprechen?<br />
Gelingt es uns, von Herzen<br />
„Danke“ zu sagen?<br />
Bei der <strong>KJF</strong> führen wir viele sozialpolitische<br />
Gespräche, verhandeln<br />
mit unseren Partnern, entwickeln<br />
neue Konzepte… Wir üben Kritik an<br />
zu viel Bürokratie, zu geringen Entgelten<br />
etc. Wir konnten uns aber<br />
auch über positive Entwicklungen,<br />
ordentliche Verhandlungsergebnisse<br />
und den gefundenen Kon-<br />
sens freuen. Dafür sage ich von<br />
Herzen „Danke“ bei unseren Partnern<br />
in Politik und Gesellschaft.<br />
Dankbar sind wir auch für den Besuch<br />
von Anna Mollel aus Tansania,<br />
der Kindernobelpreisträgerin<br />
2012. Sie leistet in ihrem Land bewundernswerte<br />
Pionierarbeit für<br />
Kinder mit Behinderungen. Gleichzeitig<br />
sehen wir durch ihren Bericht,<br />
wie viel bei uns bereits zum<br />
Guten hin passiert ist und dass<br />
unsere Hilfe nicht vor Landesgrenzen<br />
Halt machen darf.<br />
Ich sage den Menschen „Danke“,<br />
die sich uns anvertrauen, unseren<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
die jeden Tag Großartiges<br />
leisten, unseren Freunden und Förderern,<br />
ohne deren Unterstützung<br />
vieles nicht möglich wäre.<br />
Ich wünsche viel Freude mit der<br />
neuen Aktion Kontakte.<br />
Ihnen und Ihren Lieben einen<br />
schönen Sommer und viele wertschätzende<br />
Begegnungen!<br />
Ihr<br />
Michael Eibl<br />
Direktor der <strong>KJF</strong><br />
Kontakte 1/2013 3
Aktuell<br />
6<br />
24<br />
Inhalt<br />
Titelthema<br />
aktuell<br />
31<br />
Für soziale Arbeit begeistern<br />
>>> Es macht Freude, anderen Menschen 6<br />
zu helfen und für sie da zu sein.<br />
Soziale Arbeit und die Menschen, für<br />
die sie da ist, müssen jedoch eine andere<br />
Wertschätzung erfahren, macht<br />
<strong>KJF</strong>-Direktor Michael Eibl deutlich.<br />
>>> Wir lieben unseren Job! 8<br />
Der Beruf macht einfach Spaß,<br />
wenn man gerne mit Menschen<br />
zusammenarbeitet.<br />
>>> Bewerben Sie sich bei uns. 10<br />
Die <strong>KJF</strong>, eine attraktive Arbeitgeberin<br />
>>> Kloster St. Klara wird inklusiv. 12<br />
Mitten in <strong>Regensburg</strong> entsteht u. a.<br />
Wohnraum für Menschen mit Behinderung<br />
und für junge Mütter mit ihren Kindern.<br />
>>> Kunst ist unsere gemeinsame Sprache. 18<br />
Im Atelier „Kunst inklusiv“ im <strong>Regensburg</strong>er<br />
Andreasstadel sind Menschen<br />
mit und ohne Behinderung kreativ.<br />
>>> Alles wirkliche Leben ist Begegnung. 20<br />
Junge Frauen aus anderen Ländern,<br />
zu Gast in Haus Hemma, erzählen, wie<br />
sie Deutschland erleben.<br />
>>> Kinderpreisträgerin Anna Mollel 24<br />
aus Tansania zu Gast<br />
Über eine außergewöhnliche Frau, die<br />
ihr Leben mit Liebe und Beharrlichkeit<br />
Kindern mit Behinderung widmet<br />
>>> Ins Leben zurückgekämpft 28<br />
Ein Mann überlebt mit schwersten<br />
Schädel-Hirn-Verletzungen.<br />
Seine Frau gibt nicht auf und geht mit<br />
ihm in ein neues Leben.<br />
>>> Ich habe immer ein offenes Herz für Sie! 31<br />
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer lernt die<br />
Katholische Jugendfürsorge kennen.<br />
4<br />
Kontakte 1/2013
20<br />
18<br />
kurz notiert<br />
>>> Ihr gutes Werk lebt weiter. 34<br />
<strong>KJF</strong> nimmt Abschied von Franz Randak,<br />
Begründer der Aktionsgemeinschaft<br />
„Kind in Not“<br />
>>> Wer erinnern uns in Dankbarkeit an Sie. 35<br />
Abschied von Dr. Birgit Böhm, Leiterin<br />
der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle<br />
Kelheim der <strong>KJF</strong><br />
>>> Jugendliche über die aktuellen Medien 42<br />
erreichen<br />
„Wir können nur empfehlen, den Schritt<br />
in die Facebook-Welt zu wagen“, so das Fazit<br />
aus dem Haus des Guten Hirten.<br />
Standpunkt<br />
>>> Soziale Arbeit – der Gerechtigkeit 14<br />
Genüge tun.<br />
Soziale Arbeit ist eine tragende Säule<br />
für den sozialen Frieden. Sie ist nicht nur<br />
wichtig, sie ist systemrelevant, führt<br />
Prof. Dr. Josef Eckstein, Präsident a.D. der<br />
Technischen Hochschule <strong>Regensburg</strong>, aus.<br />
>>> Erziehungsberatung hilft 17<br />
Infos dazu bietet ein neues Web-Portal.<br />
>>> Meine Lieblingstorte 38<br />
Die besten Rezepte für einen guten Zweck<br />
>>> Es ist normal, anders zu sein. 39<br />
Dokumentation zu <strong>Regensburg</strong> inklusiv<br />
>>> Ein Beruf für Menschenfreunde 39<br />
Alles über Beruf und Ausbildung zur<br />
Heilpädagogik auf der neuen Website der<br />
Fachakademie <strong>Regensburg</strong><br />
>>> Für trauernde Kinder und Jugendliche 45<br />
„Kindertrauerbegleitung e.V.“ hilft<br />
aus der Welt der <strong>KJF</strong><br />
Im Gespräch<br />
>>> Menschen, die bewegen 13<br />
Neues aus den Einrichtungen<br />
>>> Neuentwicklungen, Jubiläen, Projekte 32<br />
Vergelt’s Gott!<br />
>>> Spenden 16<br />
Innehalten 47<br />
Kontakte 1/2013 5
Titelthema<br />
„Es macht Freude,<br />
anderen Menschen zu helfen<br />
und für sie da zu sein.“<br />
Soziale Arbeit und die Menschen, für die sie da ist,<br />
müssen jedoch eine andere Wertschätzung erfahren.<br />
Interview: Isolde Hilt • Fotos: Juliane Zitzlsperger · altrofoto.de<br />
6<br />
Kontakte 1/2013
Titelthema<br />
Fachkräfte fehlen in vielen Branchen, auch im sozialen<br />
Bereich. Was spricht dafür, einen sozialen Beruf<br />
zu ergreifen?<br />
Man kann mit seiner ganzen Persönlichkeit, seinen<br />
Kompetenzen etwas für andere Menschen leisten.<br />
Man bringt Professionalität ein, die sehr wichtig ist,<br />
und persönliches Engagement. Das Besondere ist,<br />
dass man sehr schnell eine Rückmeldung zur geleisteten<br />
Arbeit bekommt.<br />
In anderen Branchen oder bei Behörden habe ich<br />
auch mit Menschen zu tun. Was macht speziell den<br />
sozialen Bereich aus?<br />
Der soziale Bereich geht tiefer, er ist mehr als eine<br />
Dienstleistung: Es geht um persönliche Probleme,<br />
um Situationen, in denen man Hilfe und Unterstützung<br />
braucht, wo eine enge Vertrauensbeziehung<br />
entsteht. Das betrifft vor allem die Kolleginnen und<br />
Kollegen, die direkt mit Klienten arbeiten, setzt sich<br />
aber auch fort bei den Mitarbeitern, die Führungsverantwortung<br />
haben.<br />
zieht ein Jugendlicher bei uns aus, den ich<br />
drei Jahre lang betreut habe. Er bringt alles selbst auf<br />
„Momentan<br />
die Reihe. Darüber bin ich wahnsinnig glücklich! … Der<br />
Beruf macht einfach Spaß, wenn man gerne mit Menschen zusammen<br />
arbeitet.“ So wie Anja Zankl, Erzieherin im Haus des<br />
Guten Hirten der <strong>KJF</strong>, würden viele, die einen sozialen Beruf<br />
ergreifen, mit niemandem tauschen wollen. Ihre Arbeit gibt<br />
ihnen etwas, das mit nichts aufzuwiegen ist. Vielleicht<br />
liegt das Geheimnis darin, dass man sich in<br />
der Begegnung und Auseinandersetzung mit anderen<br />
Menschen selbst am ehrlichsten erfährt. Tatsache<br />
ist aber auch, dass sich in sozialen Berufen<br />
ein Fachkräftemangel abzeichnet. Viele Stellen<br />
sind unterbezahlt, die Anerkennung sozialer Arbeit<br />
wird der hohen Professionalität, dem Engagement<br />
und der Leistung, die etwa in der Kinder- und<br />
Jugendhilfe, der Arbeit für Menschen mit Behinderung,<br />
im Gesundheits- und Pflegebereich erbracht<br />
wird, nicht gerecht.<br />
Politik und Gesellschaft sind dringend zum Handeln<br />
aufgefordert. Doch kann man auch viel in den eigenen<br />
Reihen bewirken, wie Michael Eibl, Direktor der Katholischen<br />
Jugendfürsorge <strong>Regensburg</strong>, im Gespräch ausführt: Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in ihrer Arbeit wertschätzen, vernünftige<br />
Rahmenbedingungen hinsichtlich Weiterentwicklung und<br />
Einkommen schaffen, in persönlichen Krisensituationen ein<br />
verlässlicher Arbeitgeber bleiben.<br />
Was spricht dafür, sich bei der <strong>KJF</strong> zu bewerben?<br />
Ich glaube, wir schaffen in besonderer Weise sinnstiftende<br />
Arbeit. Das liegt an unserer Wertehaltung, die<br />
dem christlichen Glauben entspringt, an der Haltung<br />
Menschen gegenüber und an einem Arbeitsklima,<br />
wo wir einander mit Wertschätzung begegnen. Das<br />
gelingt uns in den allermeisten Fällen. Auch in kritischen<br />
Situationen stehen wir zueinander.<br />
Es geht bei der <strong>KJF</strong> also besonders menschlich zu?<br />
Ja, davon bin ich überzeugt. Garanten dafür sind für<br />
mich Menschen, die bei uns schon seit Jahrzehnten<br />
tätig sind, die die <strong>KJF</strong> prägen wie mein Vorgänger<br />
Prälat Dr. Josef Schweiger oder<br />
viele andere in Verwaltungsrat<br />
und Vorstand, langjährige Mitarbeiter<br />
oder Einrichtungsleiter.<br />
Werte entstehen durch Menschen,<br />
die sie prägen. Ich kann<br />
nach 21 Jahren mit aufrichtiger<br />
Überzeugung sagen, dass hier<br />
viele Menschen am Werk sind, die<br />
die Werte und das Klima bei der<br />
<strong>KJF</strong> sehr positiv beeinflussen.<br />
Michael Eibl<br />
Direktor der <strong>KJF</strong><br />
Kontakte 1/2013 7
Titelthema<br />
Können Sie das an einem Beispiel deutlich<br />
machen?<br />
Ich glaube, unsere Mitarbeiter merken,<br />
dass sie hier gut aufgehoben sind, zum<br />
Beispiel dann, wenn sie selbst in eine<br />
Krisensituation kommen. Ihnen so zu<br />
begegnen, wie wir es selbst erwarten<br />
und uns wünschen würden, halte ich<br />
für sehr wichtig. Nehmen Sie einen 50-,<br />
60-jährigen Mitarbeiter, der schwer erkrankt und<br />
länger ausfällt. Wir überlegen uns, wie wir ihn in dieser<br />
Zeit stützen können und wie sein Wiedereinstieg<br />
gelingen kann. Wenn er schwerer beeinträchtigt ist,<br />
leistet das Betriebliche Eingliederungsmanagement<br />
gute Dienste.<br />
Wenn jemand vorzeitig in Ruhestand gehen will,<br />
prüfen wir das sorgfältig, versuchen, uns in den Mitarbeiter<br />
oder die Mitarbeiterin einzufühlen und die<br />
persönlichen Motive zu verstehen.<br />
Wenn sich Mitarbeiter um ein schwer erkranktes<br />
Familienmitglied kümmern wollen, soll das bei uns<br />
mit der Arbeit vereinbar sein. An erster Stelle muss<br />
natürlich unsere Arbeit stehen, dass wir für unsere<br />
Klienten bestmögliche Arbeit leisten und ihnen helfen.<br />
Das Ganze geht aber nur, wenn wir Mitarbeiter<br />
haben, die zufrieden sind und in sich ruhen.<br />
Diese Glaubenserfahrung,<br />
diese Glaubenssehnsucht tragen<br />
sehr viele Menschen in sich.<br />
Es ist nur in unserer heutigen Zeit<br />
nicht mehr ‚in‘, es so zu formulieren.<br />
Wenn man sich bei der <strong>KJF</strong> bewirbt, muss man katholisch<br />
sein, oder?<br />
Ja. Das gehört zur Grundhaltung, dass wir unseren<br />
Glauben als kirchlicher Träger leben wollen. Wir haben<br />
auch evangelische Christen in unseren Reihen.<br />
Wichtig ist, dass man zu unserem Glauben steht<br />
und ihn lebt. Jeder, der an sich selbst die Erfahrung<br />
macht, dass der Glaube Kraft gibt, kann das so auch<br />
weitergeben.<br />
Viele glauben zwar, haben mit der Kirche aber<br />
Schwierigkeiten. Diese Haltung harmoniert nicht so<br />
gut mit den Einstellungskriterien eines katholischen<br />
Arbeitgebers…<br />
Die Einstellungskriterien sind durch die Grundordnung<br />
des kirchlichen Dienstes vorgegeben, durch die<br />
Erklärung der deutschen Bischöfe zum kirchlichen<br />
Dienst und die AVR. Was ich bemerke, ist, dass das<br />
oft so negativ besetzt ist. Wir wollen die Mitarbeiter<br />
doch gewinnen! Ich versuche, das Ganze positiv zu<br />
besetzen und zu sagen: Wichtig ist, dass Mitarbeiter<br />
zu unserem Glauben stehen und sich bewusst sind,<br />
dass wir alle Kirche sind.<br />
Dass Glaube etwas Positives ist, versuchen wir unseren<br />
Mitarbeitern zu vermitteln, indem wir ihnen<br />
Wir lieben unseren Job!<br />
Aufgezeichnet: Isolde Hilt • Fotos: Johannes Schoppelrey<br />
Anja Zankl ist nach einer fünfjährigen Ausbildung staatlich<br />
anerkannte Erzieherin. Ihr Kollege Christoph Escherle, ebenfalls<br />
Erzieher, hat noch eine Zusatzausbildung als Spielpädagoge.<br />
Beide arbeiten im Haus des Guten Hirten bei Schwandorf,<br />
einem Zentrum für Berufsvorbereitung und berufliche<br />
Ausbildung mit den Teilbereichen Internat, Sonderberufsschule<br />
und verschiedenen Berufsfeldern. In der Einrichtung<br />
der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese <strong>Regensburg</strong><br />
werden junge Menschen unterstützt, denen es wegen einer<br />
Lernbeeinträchtigung oder aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten<br />
schwer fällt, sich für einen Beruf zu entscheiden<br />
und eine Ausbildung zu machen. Anja Zankl und Christoph<br />
Escherle könnten sich keine schönere Arbeit vorstellen. Warum,<br />
erzählen sie hier:<br />
Wie haben viele Jugendliche, die Entwicklungsverzögerungen<br />
haben. Meistens<br />
brauchen sie circa zwei Jahre, bis<br />
sie in der Lage sind, eine Ausbildung zu<br />
schaffen. Wir unterstützen sie dabei,<br />
hier aufzuholen. Wir begleiten sie auf<br />
ihrem Weg bis nach der Ausbildung,<br />
unterstützen und fördern sie im emotionalen<br />
und lebenspraktischen Bereich.<br />
Uns freut es zu sehen, wie sich die jungen<br />
Menschen entwickeln, wie sie bei<br />
uns aufblühen, reifen, wie es ihnen bei<br />
uns oft besser geht. Es ist schön, ihnen<br />
auch ein Vorbild sein zu können.<br />
Die Jugendlichen kommen um 17.00<br />
Uhr von der Arbeit. Wir reden darüber,<br />
wie der Tag war. Danach bereiten wir<br />
zusammen das Abendessen vor. Wir<br />
8<br />
Kontakte 1/2013
Titelthema<br />
pastorale Angebote ermöglichen, um für sich selbst<br />
Kraft aus dem Glauben zu schöpfen. Das ist kein<br />
aufgesetzter, sondern ein authentischer Glaube, der<br />
Kraft gibt. Erst dann kann ich so etwas auch weitergeben.<br />
Das ist auch kein überzogener oder überhöhter<br />
Anspruch, sondern etwas, das den Menschen<br />
wirklich hilft. Diese Glaubenserfahrung, diese Glaubenssehnsucht<br />
tragen sehr viele Menschen in sich.<br />
Es ist nur in unserer heutigen Zeit nicht mehr ‚in‘, es<br />
so zu formulieren.<br />
Viele finden den sozialen Bereich zwar attraktiv, heikel<br />
ist aber bei Berufen wie der der Erzieherin oder<br />
des Heilerziehungspflegers die Bezahlung. Von einem<br />
solchen Gehalt kann eine Familie nur schwer<br />
leben.<br />
Wir haben den Vorteil, dass wir tariflich bezahlen.<br />
Wir wenden die Arbeitsvertragslinien des Deutschen<br />
Caritasverbandes an, die mit denen des öffentlichen<br />
Dienstes vergleichbar sind. Das ist eine wichtige<br />
Grundlage, aber leider nicht selbstverständlich.<br />
Gleichzeitig kämpfen wir darum, dass Mitarbeiter<br />
in sozialen Berufen mehr finanzielle Anerkennung<br />
erhalten. Hier müssen bei den Tarifverhandlungen<br />
andere Sätze erreicht werden. Für soziale und Gesundheitsberufe<br />
muss man bereit sein, mehr Geld<br />
zu bezahlen. Bei Kommunen, die auch Arbeitgeber<br />
und Tarifpartner sind, bei Staatsregierungen und<br />
der Bundesregierung muss ein Bewusstseinswandel<br />
stattfinden.<br />
Sehen Sie ein Licht am Horizont, dass sich da etwas<br />
tut?<br />
Wir müssen den Finger in die Wunde legen. Angenommen,<br />
man will die offene Ganztagesschule<br />
in Bayern und stellt den Trägern einen Betrag von<br />
26.000 Euro zur Verfügung. Die Caritas kommt aber,<br />
wenn sie ihre Mitarbeiter tariflich bezahlen und die<br />
Mindestqualitätsanforderung erfüllen will, bei ihrer<br />
Berechnung auf 42.000 Euro. An solch einem Punkt<br />
muss ich offenlegen, dass dahinter eine politische<br />
Strategie steckt: möglichst viele Ganztagsschulen<br />
einrichten, um gut dazustehen, aber nicht bereit<br />
sein, für diese Qualität auch zu zahlen. Das heißt, hier<br />
dürfen wir die Politiker nicht aus der Verantwortung<br />
nehmen und müssen auf diese Details hinweisen,<br />
denn das kriegt normalerweise in der Bevölkerung<br />
niemand mit.<br />
Das Einkommen ist immer auch ein Ausdruck, wie<br />
hoch eine bestimmte Arbeit wertgeschätzt wird. So<br />
gesehen stimmt die Bezahlung in sozialen Berufen<br />
eher traurig.<br />
Ja, der Wert von Arbeit wird häufig über das Einkommen<br />
definiert. Wir haben genügend Beispiele aus der<br />
Wirtschaft oder teilweise der Medizin. Diesem Trend<br />
müssen wir entgegensteuern. Eine höhere Bezahlung<br />
für soziale Berufe ist notwendig. Auf der anderen<br />
Seite sollten wir als Wert auch die Sinnstiftung<br />
sozialer Arbeit sehen: dass hier besonders wertvolle<br />
Arbeit geleistet wird, die den Menschen dient und<br />
machen Sport, gehen raus... Das Alltägliche<br />
- wie in einer normalen Familie<br />
auch.<br />
Unser Beruf macht einfach Spaß, weil<br />
du jeden Tag gefordert bist. Es ist nicht<br />
eintönig, sondern sehr abwechslungsreich.<br />
Jeden Tag, jede Stunde musst du<br />
dich neu darauf einlassen. Man kann<br />
sich auch selbst verwirklichen.<br />
Wenn die Jugendlichen unser Haus<br />
verlassen, laufen oftmals Tränen. Viele<br />
melden sich später noch und erzählen,<br />
was ihnen die Zeit bei uns gebracht hat<br />
und bedanken sich. Besonders freuen<br />
wir uns darüber, dass die Erfolgsquote<br />
bei 95 Prozent liegt, das heißt, nahezu<br />
alle Jugendlichen werden von<br />
einem Betrieb übernommen.<br />
wird. Man verdient in diesem Bereich wenig, obwohl die Ausbildung<br />
so lange dauert. Physisch ist unser Job nicht anstrengend,<br />
aber manchmal vom Kopf her. Man will mit<br />
seinen Worten ja niemanden verletzen.<br />
Wir würden trotzdem nie etwas anderes<br />
machen wollen. Der Beruf macht<br />
einfach Spaß, wenn man gerne mit<br />
Menschen, in unserem Fall mit Jugendlichen,<br />
zusammen arbeitet.<br />
Schade finden wir, dass unsere<br />
Arbeit in der Öffentlichkeit<br />
kaum erwähnt oder gesehen
Titelthema<br />
Wenn ich Angebote schaffe, muss ich auch bereit sein, nach Tarif zu bezahlen.<br />
Das betrifft die Staatsregierung, die Bundesregierung,<br />
aber auch Institutionen wie die Bundesagentur für Arbeit.<br />
dadurch auch persönliche Erfüllung bringt. Wichtig<br />
ist aber, einer Familie, einem Haupternährer oder<br />
zwei Partnern, die im sozialen Bereich arbeiten, ein<br />
Gehalt zu zahlen, von dem sich eine Familie ernähren<br />
kann. Nur wer selbst eine Perspektive hat, kann anderen<br />
Perspektiven ermöglichen.<br />
Man muss keine astronomischen Gehälter anstreben,<br />
die in anderen Bereichen Formen angenommen<br />
haben, die nicht mehr vertretbar sind. Im sozialen Bereich<br />
muss niemand im Jahr 200.000 Euro verdienen.<br />
Es darf nicht sein, dass bei Banken und Unternehmen<br />
das Gehalt von Vorstandspositionen das eines Mitarbeiters<br />
um das Dreißigfache und mehr übersteigt.<br />
Man muss auch in anderen Branchen<br />
mehr für Ausgleich sorgen.<br />
Da ist etwas in unserer Gesellschaft<br />
gründlich schief gelaufen.<br />
In vielen sozialen Diensten und<br />
Einrichtungen fehlt es an männlichen<br />
Bewerbern, Leitungsstellen<br />
ausgenommen. Was läuft da<br />
schief?<br />
Das hat sicher mit dem Verdienst<br />
zu tun. Die Tradition, dass man<br />
Führungspositionen früher mehr<br />
an Männer vergeben hat, ändert<br />
sich jedoch langsam im sozialen<br />
Bereich. Hier sind wir auf einem<br />
guten Weg. Bei der Leitungskonferenz<br />
der <strong>KJF</strong> zum Beispiel haben<br />
wir bald je zur Hälfte Männer und<br />
Frauen. Ich glaube, da entstand in<br />
den letzten Jahren ein Bewusstsein,<br />
dass Frauen genauso gut führen<br />
können, in manchen Bereichen<br />
sogar besser. An der gesellschaftlichen<br />
Diskussion über eine Quote<br />
für Vorstandspositionen in der<br />
Wirtschaft sieht man, dass sich Politik<br />
und Wirtschaft da noch sehr<br />
schwer tun. Wir reden nicht so viel<br />
darüber, wir machen es einfach.<br />
heißt, die Arbeit der Mitarbeiter wertschätzen, ihnen<br />
das signalisieren und auch nach außen tragen. Ich<br />
halte es für wichtig, dass sich soziale Organisationen<br />
selbstbewusst in der Öffentlichkeit darstellen, auf<br />
den Wert der Arbeit hinweisen, worin die Leistungen<br />
für Kinder, Jugendliche, Familien, kranke Menschen,<br />
Menschen mit Behinderungen bestehen. Das stärkt<br />
Mitarbeiter in ihrem beruflichen Selbstbewusstsein.<br />
Wir müssen uns auch überlegen, wie wir den Wert sozialer<br />
Arbeit für die Gesamtgesellschaft darstellen: Da<br />
ist zum einen und an erster Stelle der Nutzen für die<br />
Menschen selbst, zum anderen aber auch der volkswirtschaftliche<br />
Nutzen, der nicht zu übersehen ist.<br />
Bewerben Sie sich!<br />
Die Katholische Jugendfürsorge<br />
… eine attraktive Arbeitgeberin für Fach- und Führungskräfte<br />
„Gute Leute“, heißt es im Volksmund, „werden überall<br />
gebraucht.“ Für den sozialen Bereich, in dem es vorwiegend<br />
um Menschen geht, die sich in einer schwierigen Lebenslage<br />
befinden, gilt dies besonders. Wir suchen Profis mit Herz!<br />
Das haben wir zu bieten:<br />
• Als sozial-karitativer Träger von Einrichtungen und<br />
Beratungsstellen der Kinder- und Jugendhilfe, Heim- und<br />
Heilpädagogik, beruflichen Rehabilitation und zur Teilhabe<br />
von Menschen mit Behinderung sowie des Pflege- und Gesundheitswesens<br />
decken wir ein breites Berufsspektrum ab.<br />
• Das Gehalt stimmt. Wir garantieren Tariftreue.<br />
• Wir bieten eine Zusatzversorgung und die <strong>KJF</strong>-Rente.<br />
• Supervision, Coaching und Weiterbildung stehen bei uns<br />
nicht nur auf dem Papier.<br />
• Wir legen Wert auf ein gutes und familienfreundliches<br />
Arbeitsklima sowie individuelle Beschäftigungs- und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Was kann man Ihrer Meinung<br />
nach in gesellschaftspolitischer<br />
Hinsicht tun, damit soziale Berufe<br />
ein besseres Ansehen genießen?<br />
Auch wenn es ein gesellschaftspolitisches<br />
Thema ist, ist es wichtig,<br />
bei sich selbst anzufangen. Das<br />
• Das Langzeitkonto – die Möglichkeit für berufliche Auszeiten<br />
oder den vorzeitigen Ruhestand – ist ein weiteres<br />
<strong>KJF</strong>-Plus.<br />
Wir haben Ihre Neugierde geweckt?<br />
Bitte nehmen Sie Kontakt zu uns auf!<br />
E-Mail: personal@kjf-regensburg.de<br />
10<br />
Kontakte 1/2013
Titelthema<br />
Was fordern Sie von der Politik?<br />
Nicht nur schöne Worte, sondern<br />
konkrete Entscheidungen,<br />
Gesetze, die einen Rahmen<br />
schaffen, der es vor allem<br />
freien Trägern ermöglicht, in<br />
ihrer subsidiären Rolle gute<br />
soziale Arbeit zu leisten. Das<br />
heißt, wenn ich Angebote<br />
schaffe, muss ich auch bereit<br />
sein, nach Tarif zu bezahlen.<br />
Das betrifft die Staatsregierung,<br />
die Bundesregierung,<br />
aber auch Institutionen wie<br />
die Bundesagentur für Arbeit.<br />
Dass ich nicht danach trachte,<br />
soziale Arbeit immer billiger<br />
zu machen, sondern wertzuschätzen,<br />
indem ich genügend<br />
Finanzmittel zur Verfügung<br />
stelle.<br />
Bei den Leistungen für Menschen mit Behinderung<br />
ist zum Beispiel ein wichtiger Schritt, dass diese aus<br />
der Sozialhilfe herausgenommen werden und wir in<br />
der nächsten Legislaturperiode ein Bundesleistungsgesetz<br />
erhalten. Der lang anhaltende Diskussionsprozess<br />
in dieser wichtigen Frage gibt mir allerdings<br />
zu denken.<br />
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte ein<br />
junger Mensch mitbringen, der sich für einen sozialen<br />
Beruf interessiert?<br />
Er sollte Interesse an Menschen haben, ein Menschenfreund<br />
sein. Er sollte Freude daran haben, anderen<br />
Menschen zu helfen. Er sollte begeisterungsfähig<br />
sein für soziale Berufe und auch eine Erfüllung<br />
darin finden, sich in dieser Rolle weiter zu entwickeln.<br />
Wir brauchen in unserer fachlich sehr anspruchsvollen<br />
Arbeit Persönlichkeiten, die ein professionelles<br />
Verständnis von Pädagogik, Therapie etc. haben.<br />
Bitte den Satz vervollständigen: „Ein sozialer Beruf<br />
ist das Höchste für mich, weil…“<br />
… weil ich hier persönliche Erfüllung erlebe, tagtäglich,<br />
und weil es Freude macht, anderen Menschen zu<br />
helfen, für andere da zu sein.<br />
Wichtig ist mir, für diese wunderbare Arbeit bei der <strong>KJF</strong><br />
viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen<br />
und ihnen zu vermitteln, dass es etwas Schönes ist,<br />
in einem kirchlichen Sozialverband wie der <strong>KJF</strong> zu arbeiten<br />
und viel für andere Menschen zu bewegen.<br />
Was ist für Sie persönliche Erfüllung?<br />
Das sind für mich gelungene Beziehungen, auch das<br />
gemeinsame Durchstehen von kritischen, schwierigen<br />
Situationen und sich über kleinste Teilerfolge<br />
freuen können.<br />
Auf der nächsten ConSozial werben die vier Jugendfürsorge-Vereine<br />
um Nachwuchs. Wird es bereits<br />
eng mit gutem Personal oder möchten Sie nur früh<br />
genug damit anfangen?<br />
Wir wollen früh genug damit anfangen zu werben<br />
und das weiter intensivieren. In bestimmten Regionen<br />
der Diözese ist der Fachkräftemangel bereits<br />
absehbar. Es wird einen Konkurrenzkampf um künftige<br />
Fachkräfte geben, wenn es darum geht, Auszubildende,<br />
aber auch Fachkräfte für die soziale Arbeit<br />
zu gewinnen.<br />
Kontakte 1/2013 11
aktuell<br />
Eine gute Entscheidung für <strong>Regensburg</strong>:<br />
Kloster St. Klara<br />
wird inklusiv<br />
Text und Foto: Christine Allgeyer<br />
Ein Stahlrohr mit Tageszeitung, Geldstücke, die Pläne<br />
und eine Papierrolle mit einem Bibelzitat mauerten <strong>KJF</strong>-<br />
Direktor Michael Eibl, der Unternehmer Peter Trepnau<br />
und Architekt Georg Kartini bei der Grundsteinlegung in<br />
der ehemaligen Klosteranlage St. Klara in das alte Gemäuer<br />
ein.<br />
Prälat Dr. Josef Schweiger, 1. Vorsitzender der <strong>KJF</strong>,<br />
hatte das Evangelium des Tages nach Johannes 10,<br />
Vers 11-18 ausgesucht: „Ich bin der gute Hirte.“ Mit<br />
dem Projekt „St. Klara“ zeige die <strong>KJF</strong>, dass sie sich im<br />
Dienste der ihr anvertrauten Menschen aktuellen<br />
Anforderungen stellt.<br />
Es ist ein in der Immobilienbranche hoch bewertetes<br />
Filetstück im denkmalgeschützten Ensemble der<br />
<strong>Regensburg</strong>er Altstadt in der Ostengasse, für das die<br />
Unternehmensgruppe Peter Trepnau den Zuschlag<br />
erhielt. Zwei Jahre vergingen, bis die <strong>KJF</strong> für das Projekt<br />
gewonnen werden konnte. „Eine gute Entscheidung!“,<br />
sind sich alle Beteiligten einig.<br />
Bezahlbarer Wohnraum in <strong>Regensburg</strong><br />
„Über das Projekt freuen wir uns besonders“, erklärte<br />
Direktor Michael Eibl, „weil wir damit Menschen<br />
mit und ohne Behinderung und alleinerziehenden<br />
Müttern mit ihren Kindern den in <strong>Regensburg</strong> so<br />
dringend benötigten Wohnraum bieten können.“<br />
Für St. Klara gibt es aus Sicht von Peter Trepnau<br />
nichts Besseres als ein inklusives Wohnmodell und<br />
soziale Nutzungen: „Dieser Herausforderung stellen<br />
wir uns gerne, um möglichst vielen Menschen in<br />
diesem historischen Ambiente in absolut zentraler<br />
Lage ein neues Zuhause zu geben.“<br />
Auf rund 4.000 qm Grund befindet sich die sanierungsbedürftige,<br />
barocke Klosteranlage. Bisher waren<br />
in ihr das Ostkirchliche Institut, die städtische<br />
Jugendschutzstelle und Verwaltungseinrichtungen<br />
untergebracht. Bezahlbarer Wohnraum in <strong>Regensburg</strong><br />
ist rar. Menschen in sozialen Notlagen oder<br />
mit einem besonderen Unterstützungsbedarf<br />
blieben auf der<br />
Suche nach Wohnraum chancenlos,<br />
gäbe es nicht Projekte wie St.<br />
Klara.<br />
Das inklusive Wohnkonzept, das<br />
eine stationäre und eine ambulante<br />
Wohngruppe für Menschen<br />
mit körperlicher Behinderung oder<br />
auch für nichtbehinderte Mieter<br />
sowie Appartements für junge<br />
Mütter mit Kindern vorsieht, überzeugt.<br />
Mitten in der Altstadt gelegen,<br />
ist von St. Klara aus alles mit<br />
dem Rollstuhl zu erreichen, was<br />
man im Alltag braucht – Ladengeschäfte,<br />
Ärzte, Bushaltestelle –<br />
oder was ihn bunt macht: Donaustrand,<br />
Kino, Kneipen, Restaurants,<br />
Museum.<br />
12<br />
Kontakte 1/2013
aus der Welt<br />
der <strong>KJF</strong><br />
Menschen<br />
im Gespräch<br />
Er macht<br />
es einfach<br />
gut!<br />
Einstimmig wurde Hans Horn, Geschäftsführer der<br />
<strong>KJF</strong> Werkstätten gemeinnützige GmbH, erneut zum<br />
1. Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft der<br />
Werkstätten für behinderte Menschen in Bayern<br />
e.V. gewählt.<br />
Damit steht der 46-jährige Diplomingenieur weiterhin<br />
an der Spitze der landesweiten Interessenvertretung,<br />
die sich insbesondere für die Teilhabe am Arbeitsleben<br />
für Menschen mit Behinderung einsetzt.<br />
Mehr Bewusstsein für Menschen<br />
mit Behinderung<br />
Mit Regionalkonferenzen in allen sieben Regierungsbezirken<br />
Bayerns hat Irmgard Badura, Behindertenbeauftragte<br />
der Bayerischen Staatsregierung, zu<br />
mehr Bewusstsein in der breiten Öffentlichkeit für<br />
die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung<br />
beigetragen.<br />
Für die Veranstaltungen im April und Mai in <strong>Regensburg</strong><br />
und Plattling hatte die <strong>KJF</strong> als Kooperationspartner<br />
die Veranstaltungsorte – das Pater-Rupert-<br />
Mayer-Zentrum und die Berufsschule St. Erhard – zur<br />
Verfügung gestellt. „Es war uns eine große Ehre, dass<br />
wir Gastgeber sein durften“, so <strong>KJF</strong>-Direktor Michael<br />
Eibl. Alle Träger seien gefordert, zusammenzuarbeiten,<br />
wenn es um die Inklusion von Menschen mit Behinderung<br />
gehe.<br />
Gott ist die Liebe.<br />
Und wer in der Liebe wohnt,<br />
der wohnt in Gott<br />
und Gott in ihm.<br />
Meister Eckhart<br />
Helga Kagerbauer<br />
geb. 27.01.1945 – gest. 24.03.2013<br />
Verwaltungsangestellte bei den Straubinger<br />
Werkstätten St. Josef<br />
Im Gebet und im Glauben wissen wir<br />
uns den Verstorbenen über den Tod hinaus<br />
verbunden und zu Dank verpflichtet.<br />
Direktor Michael Eibl<br />
Kontakte 1/2013 13<br />
Fortsetzung<br />
Seite 40
Standpunkt<br />
Soziale Arbeit –<br />
der Gerechtigkeit Genüge tun!<br />
Text: Prof. Josef Eckstein · Fotos: Juliane Zitzelsperger · fotolia © industrieblick<br />
Soziale Arbeit ist mehr als „nur“ wohltätige Hilfe für notleidende Menschen.<br />
Prof. Dr. Josef Eckstein, Präsident a. D. der Technischen Hochschule <strong>Regensburg</strong><br />
und Vorsitzender des Vereins „Zweites Leben e. V.“, sieht in Sozialer Arbeit<br />
eine tragende Säule für den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft. Soziale<br />
Arbeit ist nicht nur wichtig, sondern systemrelevant!<br />
Der Ausbau der Sozialen<br />
Arbeit gehört zu den positiven Errungenschaften<br />
der deutschen Sozialpolitik. Dies zeigt nicht zuletzt<br />
der Blick auf die aktuelle Situation in unseren europäischen<br />
Nachbarländern, in denen oft ähnlich gut<br />
ausgebaute Strukturen und Einrichtungen fehlen.<br />
Heute umfasst die Soziale Arbeit bei uns ein breites<br />
Spektrum von Arbeitsfeldern und Tätigkeiten, mit<br />
denen Menschen unterstützt, beraten, betreut und<br />
begleitet werden – Menschen, die sich schwer tun<br />
oder es schwer haben, mit ihrem Leben und dem<br />
Leben in der Gemeinschaft gut zurechtzukommen,<br />
die daran scheitern oder die Gefahr laufen, diese<br />
Eigenständigkeit und Souveränität über ihre Lebensgestaltung<br />
zu verlieren. Damit sind komplexe<br />
Problemlagen angesprochen, die Soziale Arbeit zu<br />
bearbeiten hat und die hohe Anforderungen an die<br />
fachliche Kompetenz und Professionalität der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter stellen.<br />
Die sozialen Problemlagen sind gerade in den letzten<br />
Jahren weiter gewachsen. Damit steigt auch<br />
der Bedarf an Sozialer Arbeit. Verantwortlich dafür<br />
sind sozialstrukturelle Veränderungen, die sich mit<br />
Begriffen wie Individualisierung der Lebensformen,<br />
demografischer Wandel (mit der Zunahme<br />
hilfebedürftiger alter Menschen), Fortsetzung und<br />
Verschärfung sozialer Ungleichheit und der Kluft<br />
zwischen den sozialen Schichten, Verstetigung von<br />
Armut etc. beschreiben lassen. Gleichzeitig kollidiert<br />
dieser steigende Bedarf mit dem Spardiktat<br />
der öffentlichen Haushalte. Die Folge: Mittel zur Bekämpfung<br />
sozialer Probleme fehlen, der Druck zur<br />
betriebswirtschaftlichen<br />
„Optimierung“ steigt, soziale Dienstleistungen<br />
sind als preiswerte Handelsware anzubieten (unter<br />
Inkaufnahme von Qualitätsverlust). „Auszubaden“<br />
haben dies letztlich die betroffenen Menschen, denen<br />
Hilfeleistungen vorenthalten werden; auszubaden<br />
haben es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit höheren Belastungen und verstärkt anfallenden<br />
Kontrollaufgaben.<br />
Es ist an der Zeit, die<br />
gesellschaftliche Bedeutung<br />
und den Wert Sozialer Arbeit<br />
neu und deutlich ins<br />
Bewusstsein der Politik und<br />
der Gesellschaft zu rücken.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es an der Zeit, die gesellschaftliche<br />
Bedeutung und den Wert Sozialer Arbeit<br />
neu und deutlich ins Bewusstsein der Politik und<br />
der Gesellschaft zu rücken. Hilfreich könnte dafür<br />
ein Vorschlag wie der von Matthias Möhring-Hesse<br />
sein, der fordert, Soziale Arbeit als ein „öffentliches<br />
Gut“ zu betrachten. Damit würden wichtige Arbeitsbereiche<br />
der Sozialen Arbeit die Beliebigkeit der so<br />
genannten „freiwilligen Leistungen“ verlieren und<br />
14<br />
Kontakte 1/2013
Standpunkt<br />
Prof. Dr. Josef Eckstein<br />
Präsident a. D. der Technischen<br />
Hochschule <strong>Regensburg</strong><br />
Vorsitzender des Vereins<br />
„Zweites Leben e. V.“<br />
zugleich die ethischen Grundlagen, denen<br />
Soziale Arbeit wie staatliche Sozialpolitik verpflichtet<br />
sind, zur Geltung kommen:<br />
• Gerechtigkeit: „Zuerst muss man den Forderungen<br />
der Gerechtigkeit Genüge tun, und man darf<br />
nicht als Liebesgabe anbieten, was schon aus<br />
Gerechtigkeit geschuldet ist.“ (Zweites Vatikanisches<br />
Konzil: Dekret über das Apostolat der Laien,<br />
Nr. 8)<br />
• Menschenwürde (Art. 1 des Grundgesetzes<br />
schließt den Anspruch auf rechtliche Achtung als<br />
Subjekt ein.)<br />
• Teilhabe (Anspruch aller Menschen auf gleichberechtigte<br />
Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft<br />
– politisch, wirtschaftlich, kulturell, gesellschaftlich)<br />
Von diesen ethischen Leitlinien geprägt, ist Soziale<br />
Arbeit mehr als „nur“ wohltätige Hilfe für notleidende<br />
Menschen (wenngleich auch dies nicht wenig<br />
ist). Sie ist eine tragende Säule für den sozialen Frieden<br />
in einer Gesellschaft gleichberechtigter Bürgerinnen<br />
und Bürger, für ein friedliches Miteinander in<br />
Gerechtigkeit und Solidarität. Solche Arbeit ist nicht<br />
nur wichtig, sie ist systemrelevant!<br />
Dieses Bewusstsein vom Wert der Sozialen Arbeit<br />
gilt es immer wieder zu schärfen und bei den Entscheidungsträgern<br />
in Politik und Gesellschaft einzufordern.<br />
Zu wünschen bleibt, dass auch die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern in der Sozialen Arbeit<br />
die gebührende Wertschätzung und Anerkennung<br />
erfahren – und dass sich diese nicht nur in lobenden<br />
(Politiker-)Worten, sondern auch in der Sorge für<br />
eine angemessene Bezahlung ausdrückt.<br />
Zu wünschen bleibt, dass<br />
auch die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in der<br />
Sozialen Arbeit die gebührende<br />
Wertschätzung und<br />
Anerkennung erfahren.<br />
Kontakte 1/2013 15
Vergelt s G<br />
Ihre Spende, Ihr Geschenk ist gut angekommen. Herzlichen Dank!<br />
Bambini im Glück<br />
Die 5.000-Euro-Spende der Stiftung „Für junge Menschen“<br />
sorgt für noch mehr gute Ausstattung und<br />
Spielzeug im integrativen Kinderhaus BAMBINO im<br />
<strong>Regensburg</strong>er Westen. Max Harreiner, Vorsitzender<br />
der <strong>KJF</strong>-nahen Stiftung, überreichte gemeinsam mit<br />
Michael Eibl, dem Stiftungsratsvorsitzenden, Bernadette<br />
Dechant aus dem Stiftungsrat und Ingeborg<br />
Gerlach, Leiterin des Rechnungswesens bei der <strong>KJF</strong>,<br />
den Spendenscheck an Patricia Hoffmann, Leiterin<br />
von BAMBINO, und Reinhard Mehringer, Gesamtleiter<br />
des Pater-Rupert-Mayer-Zentrums, zu dem das<br />
Kinderhaus gehört.<br />
Gut gerüstet<br />
Gerade recht zur Sommerzeit kann der Fuhrpark der<br />
Bildungsstätte St. Wolfgang erweitert werden. Johann<br />
Braun, dessen Enkel Jonas das Förderzentrum<br />
besucht, verzichtete auf eigene Geschenke zum 65.<br />
Geburtstag und spendete stattdessen 600 Euro für<br />
neue Räder. Weitere 500 Euro nahm der Gesamtleiter<br />
von St. Wolfgang, Johann Listl, vom Kreativkreis<br />
„Hand in Hand“ in Empfang. Sie werden in die Ausstattung<br />
der neuen Schulküche investiert.<br />
Das ist … spitze!<br />
Großartig!<br />
Seit vielen Jahren verzichtet ein Großteil der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des E.ON Energie-<br />
Konzerns am Monatsende auf die Auszahlung ihrer<br />
Netto-Cent-Beträge – freiwillig und für einen guten<br />
Zweck. Die daraus entstehende Summe wird durch<br />
den Konzern verdoppelt.<br />
Thomas Barth, Vorsitzender des Vorstands der E.ON<br />
Bayern AG, und Hans Wollitzer, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats<br />
der E.ON Energie AG, übergaben<br />
eine Spende in Höhe von 10.000 Euro an Reinhard<br />
Mehringer, den Leiter des Pater-Rupert-Mayer-<br />
Zentrums in <strong>Regensburg</strong>. „Wir müssen alles dafür<br />
tun, um es behinderten Kindern und Jugendlichen<br />
möglich zu machen, aktiv in ihrem sozialen und gesellschaftlichen<br />
Umfeld teilzunehmen“, unterstrich<br />
Thomas Barth.<br />
Was da an Spenden im vergangenen halben Jahr<br />
zusammenkam, ist für die Harl.e.kin-Nachsorge <strong>Regensburg</strong><br />
ein wahrer Segen. Insgesamt spendeten<br />
Freunde und Förderer 5.700 Euro.<br />
Die kirchliche Stiftung „Für junge Menschen“ erlöste<br />
mit dem Extrachor Hemau 450 Euro für Harl.e.kin.<br />
Mitarbeiter/innen von Infineon spendeten 1.172 Euro,<br />
der Unternehmer Eduard Wagner gar 2.500 Euro.<br />
1.000 Euro übergab Elisabeth Storck, die auf Geschenke<br />
zu ihrem sechzigsten Geburtstag verzichtete.<br />
Der Frauenbund Thalmassing spendete 750 Euro.<br />
Angelina Ernst, Koordinatorin von Harl.e.kin, und<br />
Prof. Dr. Hugo Segerer, Klinik St. Hedwig der Barmherzigen<br />
Brüder, bedankten sich bei allen herzlich.<br />
Fortsetzung Seite 36<br />
16<br />
Kontakte 1/2013
kurz notiert<br />
Kurz notiert<br />
Erziehungsberatung<br />
hilft<br />
ott!<br />
Eines der größten Abenteuer, das uns diese<br />
Welt bietet, ist das Leben mit Kindern. Nichts<br />
kommt der Beziehung zu eigenen Kindern gleich,<br />
mit niemandem sonst fühlen wir uns<br />
so eng verbunden.<br />
Trotzdem ist Erziehung nicht immer ein „Kinderspiel“<br />
und oft genug ganz schön anstrengend.<br />
Wie einen jungen Menschen gut auf den Weg<br />
bringen – hin zu einem selbstbestimmten, verantwortungsbewussten<br />
Leben? Als Eltern fühlt man<br />
sich öfter einmal ratlos und weiß nicht so recht<br />
weiter.<br />
Kindern und Jugendlichen ergeht es nicht anders.<br />
Nicht alle Sorgen, die sie bedrücken, können sie<br />
mit ihren Eltern oder Lehrern besprechen.<br />
Die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen<br />
der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese<br />
<strong>Regensburg</strong> e. V. helfen gerne weiter – vertraulich<br />
und kostenfrei.<br />
Auf dem neuen Internet-Portal<br />
www.erziehungsberatung-kjf.de<br />
finden sich viele Hilfen, unter anderem auch<br />
die nächste Beratungsstelle in der Nähe des<br />
eigenen Wohnorts.<br />
Kontakte 1/2013 17
aktuell<br />
Kunst ist unsere<br />
gemeinsame Sprache.<br />
Im Atelier „Kunst inklusiv“ sind Menschen mit und ohne Behinderung kreativ.<br />
Text: Flora Jädicke · Fotos: Renate Höning · Flora Jädicke<br />
Der Inklusionsgedanke ist einen wesentlichen Schritt weitergekommen. Im Atelier „Kunst inklusiv“<br />
sind seit Anfang des Jahres Menschen mit und ohne Behinderung kreativ. Das inklusive Kunstprojekt<br />
ist bewusst im Zentrum der <strong>Regensburg</strong>er Kulturschaffenden – im Künstlerhaus Andreasstadel – und<br />
im Umfeld nicht behinderter Menschen angesiedelt. „Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte<br />
der Gesellschaft“, hob Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese <strong>Regensburg</strong>,<br />
bei der offiziellen Eröffnung des Ateliers hervor. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt<br />
und wurde von der „Aktion Mensch“ mit rund 130.000 Euro finanziell ausgestattet.<br />
Vom Gedanken der Inklusion geleitet,<br />
hatte Michael Eibl bereits<br />
den „Kunst.Preis“ 2010 und 2012<br />
auf den Weg gebracht – gemeinsam<br />
mit dem Kunst- und Gewerbeverein<br />
<strong>Regensburg</strong>. In zwei großen<br />
Ausstellungen waren geistig<br />
behinderte Künstlerinnen und<br />
Künstler aus dem gesamten ostbayerischen<br />
Raum eingeladen,<br />
ihre Werke der Öffentlichkeit zu<br />
präsentieren. Die überwältigende<br />
Resonanz schaffte in der Gesellschaft<br />
ein neues Bewusstsein für<br />
das meist unerkannte künstlerische<br />
Potenzial von Menschen mit<br />
geistiger Behinderung. „Mit ihrer<br />
Kunst bringen sie Lebendigkeit,<br />
Lebenslust und Authentizität, die<br />
uns nicht mehr loslässt“, sagte Michael Eibl bei der<br />
Atelierseröffnung vor mehr als 130 geladenen Gästen<br />
im Künstlerhaus Andreasstadel. Eibl liegt die<br />
Kunst besonders am Herzen. „Sie kennt keine Grenzen“,<br />
sagt er, „und ist in der Lage zu verbinden.“<br />
„Durch die Anerkennung ihrer Kunst sollen Menschen<br />
mit Behinderung eine gesellschaftliche Integration<br />
erfahren“, ergänzt Renate Höning, die seit Februar<br />
das Atelier leitet und mit einem Künstler aus<br />
der <strong>KJF</strong>-Wohngemeinschaft St. Hildegard arbeitet.<br />
Die Künstlerin und Heilpädagogin unterstreicht die<br />
„gemeinsame Sprache der Kunst, weil uns Bilder unmittelbarer<br />
berühren als Worte“. Aus diesem Grund<br />
könne Kunst niemals behindert sein. Es gebe gute<br />
Kunst und schlechte Kunst, provokante und belanglose<br />
Kunst, Kunst, die in den Bann ziehe oder sofort<br />
vergessen werde: „Kunst ist nicht<br />
behindert, sie wird höchstens<br />
behindert – von der Gesellschaft<br />
und von Vorurteilen, gegen die<br />
Menschen mit Behinderung jeden<br />
Tag zu kämpfen haben.“ Dabei<br />
brauche die Kunst „nur“ einen<br />
Raum, um zu gedeihen, so Renate<br />
Höning.<br />
Raum bietet das Atelier 19/20 im<br />
zweiten Stock großzügig an. In<br />
den kommenden Jahren will die<br />
Leiterin von „Kunst inklusiv“ von<br />
dort aus den gesamten ostbayerischen<br />
Raum für das inklusive<br />
Kunstprojekt erschließen. Sie<br />
18<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
„ Kunst ist nicht<br />
behindert,<br />
sie wird höchstens<br />
behindert.“<br />
blickt auf mehr als 20 Jahre künstlerische und heilpädagogische<br />
Tätigkeit zurück und verfügt über ein<br />
großes Netzwerk, das sie für das Projekt nutzen will.<br />
Das Atelier wird überwiegend während der Freizeit<br />
geöffnet sein. „Kunst soll für jedermann erreichbar<br />
sein“, stellt Renate Höning das Konzept vor.<br />
In diesem Sinne werden in den kommenden Jahren<br />
Künstler mit und ohne Behinderung zu Sommerakademien<br />
eingeladen. Geplant sind Kooperationen<br />
mit weiteren inklusiven Kunstprojekten wie den<br />
oben: Atelierleiterin<br />
Renate Höning<br />
mit Kevin von der<br />
Lebenshilfe e. V.<br />
Lappersdorf, der<br />
ebenfalls regelmäßig<br />
im Atelier<br />
arbeitet und<br />
Teilnehmer des<br />
Kunst.Preis 2012 ist.<br />
Im Rahmen der<br />
Feierlichkeiten zur<br />
Eröffnung des<br />
Ateliers wurden<br />
Bilder von Künstlern<br />
im Atelier verlost.<br />
KulturFormen Hartheim aus Österreich, Atelier- und<br />
Museumsbesuche. Seit Beginn des Ateliers arbeiten<br />
Künstler an einer Ausstellung beim SSV Jahn <strong>Regensburg</strong>,<br />
die im Oktober eröffnet werden soll. Der Kern<br />
der Arbeit aber wird darin bestehen, Spielräume zu<br />
eröffnen, in der die Wahrnehmung der Künstler im<br />
Mittelpunkt steht. „Wir wollen kreative Prozesse<br />
anstoßen, verborgene Talente entdecken und sie<br />
fördern. Unser vorrangiges Ziel ist es, einen Ort für<br />
Kunstschaffende zu errichten, der von behinderten<br />
und nicht behinderten Menschen besucht werden<br />
kann. Das Atelier ‚Kunst inklusiv‘ soll Arbeitsraum<br />
und Begegnungsstätte im Herzen der <strong>Regensburg</strong>er<br />
Kulturwelt sein“, sagt Höning. Mit diesem Standort<br />
könne es gelingen, die Künstler und ihre Werke in<br />
das kulturelle Leben einzubinden.<br />
Kontakte 1/2013 19
aktuell<br />
„Alles wirkliche Leben<br />
ist Begegnung.“ *<br />
Haus Hemma ist ein Raum für interkulturelle Begegnung<br />
und interreligiöse Erziehung.<br />
Text: Martina Dommer, stellvertretende Einrichtungsleiterin in Haus Hemma<br />
Fotos: Juliane Zitzlsperger<br />
Im Zuge der Globalisierung studieren und arbeiten immer mehr junge Menschen aus anderen<br />
Ländern in Deutschland. <strong>Regensburg</strong> zieht Studentinnen und Studenten aus nah<br />
und fern an. In Haus Hemma, einer Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge, können<br />
99 junge Frauen, die eine Ausbildung machen, Wohnung und ein Stück Heimat finden.<br />
Das Haus liegt zentral und trotzdem ruhig.<br />
Martina Dommer<br />
Wir haben uns die Aussage von Martin Buber „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ als<br />
Leitsatz gewählt. Uns ist der internationale Aspekt im Haus als große Bereicherung im<br />
Bezug auf wertschätzenden Umgang miteinander, das Kennenlernen anderer Kulturen,<br />
Verständnis für anderes Denken wichtig geworden. Wir möchten Situationen schaffen,<br />
in denen junge Menschen ins Gespräch kommen und ein gleichberechtigtes Miteinander<br />
leben können. Echte Offenheit für Neues und Fremdes soll zu Herzen gehen; aufgeschlossen<br />
sein hält jung und beweglich. In der Konfrontation mit dem Fremden erfahre ich, was mich in meiner<br />
Kultur mit all ihrem Reichtum geprägt hat.<br />
Haus Hemma hat mit seiner Arbeit ein Netzwerk in alle Himmelsrichtungen der Welt geschaffen und kann<br />
sich gedanklich bei den weltweiten gesellschaftlichen Ereignissen mit konkreten Personen verbinden. Wirkliche<br />
Begegnungen fördern vor allem auch den Frieden.<br />
Fünf junge Frauen, die bei uns in Haus Hemma wohnen oder gewohnt haben, berichten, wie sie Deutschland<br />
und die Menschen hier, auch im Vergleich zu ihrer Kultur, erleben.<br />
„Deutschland<br />
ist ein Land, das<br />
vorausschauend<br />
denkt..“<br />
Paola Stephanie Apaolaza Gallegos<br />
aus Spanien<br />
Ich mache meinen Doktor in Pharmazie. Mein Aufenthalt<br />
in Deutschland war vom ersten Tag an in jeder<br />
Hinsicht bereichernd. Ich habe sehr nette und unterhaltsame<br />
Menschen getroffen. Ich kehre mit vielen<br />
neuen Freunden, die ich nicht mehr vergessen werde,<br />
nach Spanien zurück. Ich glaube, dieses Land unterstützt<br />
Studenten sehr. Es ist ein Land, das vorausschauend<br />
denkt.<br />
Zu meinem Land: Spanien ist ein Land voller Geschichte<br />
mit wunderschönen Landschaften. Abgesehen<br />
davon kann man einen unglaublichen Gegensatz<br />
zwischen den Menschen vom Norden und Süden feststellen.<br />
Trotz unserer verschiedenen Schwierigkeiten<br />
bewältigen wir bereitwillig, was auch kommen mag.<br />
20<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
Nour Yassin aus Jordanien<br />
Ich studiere Logistik an der German Jordanian University in Amman.<br />
Im Moment absolviere ich ein Austauschjahr in Deutschland<br />
und mache gerade ein Praktikum bei Siemens in <strong>Regensburg</strong>.<br />
Es gibt mehrere Gründe, warum ich gerne hier leben würde. Einer<br />
ist, dass alles so gut organisiert ist. Alles geht nach Plan und jeder<br />
muss sich daran halten. Die Leute sind immer pünktlich und somit<br />
wird Rücksicht darauf genommen, wie wertvoll Zeit ist.<br />
Die Menschen sind sehr freundlich, besonders in<br />
Bayern. Täglich grüßen fremde Leute auf der Straße<br />
und sagen mir „Hallo“ und „Guten Morgen“.<br />
Ich empfinde das als eine wunderbare Geste. Die<br />
Menschen behandeln einander gleich; sie betrachten<br />
dich nicht mit anderen Augen – gleichgültig,<br />
woher man kommt.<br />
Es gibt aber auch negative Dinge, z. B. das Wetter.<br />
Der Winter ist zu lang! Die Sprache ist schwer zu<br />
erlernen. Und das Essen hier mag ich nicht sonderlich.<br />
Man isst hier hauptsächlich Schweinefleisch,<br />
das ich nicht essen darf.<br />
Das Leben in Jordanien ist auch sehr schön. Das<br />
Beste und Wichtigste ist die Familie, die ständig<br />
um einen herum ist. Normalerweise leben die<br />
Studenten so lange zu Hause, bis sie entweder<br />
das Land verlassen oder heiraten.<br />
Das Essen ist sehr gut, die arabische Küche allgemein.<br />
Es gibt nichts Besseres als warmes Essen,<br />
das die Mutter jeden Tag zubereitet.<br />
Nachteile in Jordanien sind, dass es keine öffentlichen<br />
Transportmittel gibt, dafür umso mehr<br />
Autos. Das verursacht ständig Staus und Luftverschmutzung.<br />
„Täglich grüßen mich<br />
fremde Leute.<br />
Ich empfinde das als eine<br />
wunderbare Geste.“<br />
Kontakte 1/2013 21
aktuell<br />
Beatriz Mateos Toset aus Spanien<br />
„Die deutschen<br />
Leute sind nicht so<br />
streng wie man im<br />
Ausland denkt.“<br />
Ich habe ein Stipendium für eine Ausbildung zur<br />
Dolmetscherin in „Deutsch – Spanisch“.<br />
Für meinen Aufenthalt in Deutschland habe ich<br />
nur schöne Worte. Ich habe viele neue Erfahrungen<br />
gemacht und alle sind positiv für mich gewesen.<br />
Die deutschen Leute sind nicht so streng<br />
wie man im Ausland denkt, besonders die jungen<br />
Menschen. Sie haben mir immer geholfen, wenn ich etwas nicht verstanden oder falsch<br />
gemacht habe. An der Uni ist die Stimmung auch gut.<br />
Andererseits habe ich mit der deutschen Pünktlichkeit andere Erfahrungen gemacht.<br />
Kommt der Stadtbus früher an der Haltestelle an, fährt er auch früher ab und ich muss<br />
auf den nächsten Bus warten. Hier ist es unabdingbar, die rote Ampel zu akzeptieren,<br />
auch wenn kein Auto kommt. In Spanien ist das nicht so.<br />
Die Feste sind anders als in Spanien, aber sie haben mir immer gefallen.<br />
Ich hoffe, ich kann wieder nach Deutschland kommen und ein paar Jahre hier<br />
bleiben!<br />
„Solange man die Gesetze befolgt,<br />
ist man in Deutschland sicher.“<br />
Chunhong Zhao aus China<br />
Die meisten Leute in Deutschland sind freundlich und hilfsbereit. Wenn jemand wirklich<br />
Hilfe braucht, helfen sie schnell mit viel Geduld.<br />
Weltweit gesehen, hat Deutschland die wenigsten Verbrechen und Unfälle. Solange man<br />
die Gesetze befolgt, ist man in Deutschland sicher.<br />
Deutschland hat ein erstaunlich ausgebautes Verkehrssystem. Reisende können in oder<br />
zwischen Städten leicht vorankommen. Unser öffentlicher Verkehr ist besser ausgebaut,<br />
aber das Verkehrssystem ist nicht so gut wie in Deutschland.<br />
Das Leben schreitet in Deutschland langsamer voran. Die Menschen planen alles und<br />
handeln danach. In China stehen die Leute unter Druck, alles schnell zu erledigen. Die<br />
meisten Deutschen führen ein ruhiges Leben, während die Mehrheit der Chinesen ein<br />
turbulentes, lautes Leben bevorzugen.<br />
Die Bürokratie ist ein typisch deutsches Problem – wie in China auch.<br />
Deutschland ist ein wunderschönes Land. Ich bin froh, dass ich hier leben durfte.<br />
22<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
Katarzyna Guderska aus Polen<br />
Ich habe in der Schule Deutsch gelernt. Trotzdem war der Start in<br />
<strong>Regensburg</strong> nicht einfach. Aber nach zwei Wochen war es normal,<br />
immer auf Deutsch zu sprechen.<br />
Es gibt keinen großen Unterschied zwischen meinem Land und<br />
Deutschland. Die Deutschen brauchen vielleicht etwas länger, bis<br />
sie Freundschaften schließen. In Polen geht alles schneller. Wir können<br />
sofort Party machen und viel sprechen. Deutsche sind ein bisschen<br />
kühl und ernst.<br />
Ich hatte anfangs Probleme mit dem Einkaufen. In <strong>Regensburg</strong><br />
schließen die Supermärkte spätestens um 20 Uhr. Das darf ich<br />
nicht vergessen, sonst habe ich nichts zu essen. In Polen gibt es<br />
viele 24 h-Geschäfte.<br />
Ein weiterer Unterschied ist an der Uni. Hier ist der Professor nett<br />
und er hilft. In meiner Heimat sieht es ganz anders aus.<br />
„Die Deutschen<br />
brauchen etwas<br />
länger, bis sie<br />
Freundschaften<br />
schließen.“<br />
Kontakte 1/2013 23
Kindernobelpreisträgerin Anna Mollel<br />
aus Tansania zu Gast bei der <strong>KJF</strong><br />
Über eine außergewöhnliche Frau,<br />
die ihr Leben mit Liebe und Beharrlichkeit<br />
Kindern mit Behinderung widmet<br />
Text und Interview: Isolde Hilt • Fotos: Juliane Zitzlsperger
aktuell<br />
Zweieinhalb Millionen Kinder auf der ganzen Welt haben sie gewählt und ihr den „World‘s Children‘s Prize<br />
for the Rights of the Child 2012“ zugedacht: Anna Mollel, 62 Jahre alt, vom Volk der Massai aus dem Norden<br />
Tansanias. Die Auszeichnung gilt als alternativer Nobelpreis für Menschen, die sich in besonderer Weise für<br />
die Rechte von Kindern einsetzen. Damit wurde die ehemalige Leiterin des Zentrums Haduma ya Walemavu<br />
in Tansania für ihr über 20-jähriges Engagement für Massaikinder mit Behinderungen geehrt.<br />
Der „World‘s Children‘s Prize“ soll Botschaft sein für<br />
eine Welt, in der die Rechte von Kindern uneingeschränkt<br />
respektiert werden. An dem Wettbewerb<br />
können sich alle Schulen beteiligen; mehr als 27 Millionen<br />
junge Menschen von 58.000 Schulen aus 107<br />
Ländern unterstützen ihn. Durch die Ausschreibung<br />
erfahren jedes Jahr Millionen von Kindern mehr über<br />
Kinderrechte, Demokratie, Freundschaften, die nicht<br />
vor Landesgrenzen Halt machen, und dass es lohnt,<br />
sich für andere einzusetzen.<br />
„The World‘s Children‘s Prize for the Rights of the<br />
Child“,von der schwedischen Regierung und mehreren<br />
Wohltätigkeitsorganisationen ins Leben gerufen,<br />
wird seit dem Jahr 2000 verliehen. Er ist mit 100.000<br />
Euro dotiert – Geld, das Anna Mollel dafür verwendet<br />
hat, eine Schule für Kinder mit und ohne Behinderung<br />
zu bauen, mit größeren Klassen und Toiletten.<br />
Es reicht bei weitem noch nicht, der Preis aber hat sie<br />
bekannt gemacht, macht neugierig auf ihre Arbeit<br />
und zieht – hoffentlich – weitere Spenden nach sich.<br />
Anfang Juni kam Anna Mollel auf Einladung des Bundesverbands<br />
Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie<br />
e. V. (CBP) und der Katholischen Jugendfürsorge<br />
der Diözese <strong>Regensburg</strong> e. V. für eine Woche nach<br />
Deutschland. Erste Station: <strong>Regensburg</strong>.<br />
Mittwoch, 5. Juni 2013: Wir freuen uns sehr, dass uns<br />
Anna Mollel ein Interview gibt. Victoria Mehringer, die<br />
nach ihrem Abitur 2011 als Missionarin auf Zeit nach<br />
Tansania ging, hat die Sprache der Massai – Swahili<br />
– in nur wenigen Monaten gelernt und steht als Dolmetscherin<br />
zur Verfügung.<br />
Anna Mollel beginnt zu erzählen und wäre da nicht<br />
bereits eine Stunde später der nächste Termin, könnte<br />
man ihr gerne noch eine kleine Ewigkeit länger zuhören.<br />
„Behinderte Kinder gelten als Schande,<br />
als eine Strafe Gottes, die man versteckt<br />
und von anderen fern hält.“<br />
Die Massai leben sehr verbunden mit der Landschaft.<br />
Sie ziehen von Ort zu Ort, um nach Wasserstellen<br />
für ihre Tiere zu suchen. Tiere sind ihr<br />
Lebensinhalt. Die Nomaden haben Probleme<br />
mit der Regierung, die die Nationalparks erweitern<br />
möchte und dadurch die Massai vertreibt.<br />
In Anna Mollels Volk muss jeder zum Überleben<br />
beitragen, auch die Kinder, die bereits sehr früh<br />
zuarbeiten. Sie werden zu Wasserstellen geschickt,<br />
die oft weit entfernt sind, melken Kühe,<br />
helfen im Haushalt. Auch wenn es gesetzlich<br />
das Recht dazu hätte, geht ein Kind der Massai<br />
selten zur Schule.<br />
Behinderte Kinder gelten als Schande, als eine<br />
Strafe Gottes, die man versteckt und von anderen<br />
fern hält. Sie werden in doppeltem Sinn als<br />
Last gesehen, die man auf dem Rücken tragen<br />
muss, weil es keine Hilfen wie einen Rollstuhl<br />
gibt.<br />
Mädchen werden bereits ab 12 Jahren zwangsverheiratet;<br />
ihre Väter suchen den Ehemann aus.<br />
Anna Mollel schmunzelt – in Erwartung der ihr<br />
inzwischen vertrauten Reaktion –, als sie kurz<br />
Einblick in ihre Lebensumstände als kleines<br />
Mädchen gewährt: „Ich bin das dritte und letzte<br />
Kind meiner Mutter. Mein Vater hatte viele<br />
Frauen. Er war mit neun Frauen verheiratet und<br />
hatte 45 Kinder mit ihnen. Meine Mutter war<br />
Kontakte 1/2013 25
seine vierte Frau.“ Familienstrukturen, die Anna Mollel<br />
mit anderen Mädchen ihres Volkes teilt, nicht aber<br />
den weiteren Lebensweg, bei dem es ihrer Mutter<br />
gelang, die Weichen anders zu stellen. „Mein Vater<br />
wollte mich zwangsverheiraten, er stand bereits mit<br />
einem Mann vor der Tür. Ich sagte nein. Ich wollte<br />
erst meinen Schulabschluss und eine Ausbildung zur<br />
Krankenschwester machen. Meine Mutter hat mich<br />
dabei sehr unterstützt, obwohl sie deshalb von meinem<br />
Vater geschlagen wurde. Sie verkaufte unsere<br />
Kühe, um damit das Schulgeld bezahlen zu können.“<br />
Ihre erste Begegnung mit einem behinderten Kind<br />
hat Anna Mollel im Alter von sechs Jahren. Rufe aus<br />
einer Hütte machen sie auf die gleichaltrige Naurei<br />
aufmerksam: Deren Familie hält das Mädchen versteckt,<br />
schämt sich für es, weil es nicht laufen kann,<br />
sein Körper so klein und der Kopf sehr groß ist. Anna<br />
spielt mit Naurei, was nicht gerne gesehen ist, aber<br />
sie setzt sich trotzdem weiter für sie ein. Sie spürt,<br />
wie schlimm es sein muss, nicht mit anderen Kindern<br />
spielen zu dürfen und darüber zu vereinsamen. Wenige<br />
Jahre später ergeht es Annas Freundin zunächst<br />
wie allen anderen Massai-Mädchen: Sie wird schwanger<br />
von einem Mann, den sie nicht kennt. Das Kind<br />
kommt per Kaiserschnitt auf die Welt, stirbt aber. Für<br />
Naurei wendet sich trotzdem noch alles zum Guten.<br />
Das zweite Kind überlebt, ist gesund und besucht mit<br />
Hilfe von Anna Mollel die Schule. Naurei lebt heute in<br />
einem eigenen Haus und ist glücklich.<br />
Anna Mollel sucht die Familien auf,<br />
spricht mit den Eltern, bittet sie,<br />
ihre Kinder in das Zentrum Huduma<br />
ya Walemavu zu bringen, damit<br />
man ihnen dort helfen kann.<br />
Dem ersten Schritt heraus aus<br />
dem Versteck folgen die nächsten:<br />
regelmäßige Behandlungen,<br />
Operationen für die Kinder und<br />
langsam fällt auch das Gefühl<br />
der Schande in den Familien ab.<br />
1996 steigt Caritas International<br />
Deutschland in das Projekt mit ein<br />
und unterstützt es bis heute.<br />
Manche Begegnungen bringen besonders<br />
viel in Bewegung. So geschehen<br />
auf einer Fachreise durch<br />
Tansania im letzten Jahr, an der<br />
Reinhard Mehringer teilnahm und<br />
dabei Anna Mollel kennen lernte:<br />
„Als sie in unseren Bus einstieg,<br />
habe ich sofort gemerkt, diese Frau<br />
ist etwas ganz Besonderes.“ Der<br />
Gesamtleiter des Pater-Rupert-<br />
Mayer-Zentrums war endgültig<br />
begeistert, als er von der Idee der<br />
Bildung ist der Schlüssel zu Veränderung: Die Nobelpreisträgerin<br />
für Kinderrechte wird nicht müde, in abgelegene<br />
Dörfer zu fahren, um ihr Volk davon zu überzeugen.<br />
An ihr sehen sie, dass Kinder eine Zukunft, ein<br />
besseres Leben haben, wenn sie zur Schule gehen und<br />
eine Ausbildung machen dürfen.<br />
Dass die Massai in Tansania Kinder mit einer Behinderung<br />
besser annehmen können, ist ebenfalls Anna<br />
Mollel zu verdanken. 1990 bietet ihr Elfrieda Steffen,<br />
eine deutsche Entwicklungshelferin, an, gemeinsam<br />
mit ihr ein Rehabilitationszentrum für behinderte<br />
Kinder aufzubauen. Die ersten sechs Jahre sind mühevoll,<br />
die beiden Frauen erhalten wenig Unterstützung.<br />
26<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
„Ich bin begeistert, dass es überall Wasser<br />
aus der Wasserleitung gibt und dass die Toiletten<br />
funktionieren!“<br />
Auch in Berlin, einem weiteren Halt auf ihrer Reise,<br />
hat die Kindernobelpreisträgerin Spuren hinterlassen.<br />
In vielen Gesprächen konnte sie ihre Arbeit vorstellen,<br />
zu denen sie der CBP und dessen Vorsitzender, Johannes<br />
Magin, eingeladen hatte.<br />
inklusiven Schule hörte, die die Afrikanerin aufbauen<br />
wollte. Was macht man mit jemandem, von dem man<br />
begeistert ist? Einladen! „Mir lagen mit einem Besuch<br />
von Anna mehrere Sachen am Herzen: Ich wollte unseren<br />
Schülerinnen und Schülern die Welt öffnen und<br />
ihnen zeigen, wie es Menschen mit Behinderung in<br />
anderen Ländern geht. Außerdem möchte ich viele<br />
andere Menschen dafür gewinnen, die inklusive Schule<br />
in Tansania voranzubringen.“<br />
Anna Mollel ist nicht alleine heimgefahren, viele Herzen<br />
aus Deutschland haben sie begleitet. Auch ein<br />
Kooperationsvertrag mit der Bildungsstätte St. Wolfgang<br />
war dabei, die die inklusive Schule in Tansania<br />
unterstützen will. Über Spenden sollen Lehrkräfte bezahlt,<br />
die Einrichtung der Schule verbessert und ein<br />
Spielplatz für Kinder gebaut werden.<br />
Ein Tag zurück, Dienstag 4. Juni in Straubing: Der Gast<br />
aus Tansania ist gespannt auf den Besuch in der Bildungsstätte<br />
St. Wolfgang, einer Einrichtung, die sich<br />
um Kinder und Jugendliche sorgt und sie fördert, die<br />
geistig beeinträchtigt oder von geistiger Behinderung<br />
bedroht sind. Hier gibt es auch eine inklusive<br />
Schulklasse, die Kinder mit und ohne Behinderung<br />
besuchen. Besonders beeindrucken Anna Mollel die<br />
verschiedenen Hebemöglichkeiten für behinderte<br />
Kinder; so etwas gibt es in ihrer Heimat nicht. Da ist<br />
bereits ein Rollstuhl ein kostbares Gut. Wie gut es uns<br />
gehen muss, lässt sich erahnen, wenn Anna Mollel<br />
sagt: „Ich bin begeistert, dass es überall Wasser aus<br />
der Wasserleitung gibt und dass die Toiletten funktionieren!“<br />
Wer gerne<br />
spenden möchte,<br />
erhält weitere<br />
Informationen<br />
bei Reinhard<br />
Mehringer,<br />
Tel. 0941 2980-0<br />
Kontakte 1/2013 27
aktuell<br />
Ins Leben<br />
zurückgekämpft<br />
Christine Allgeyer im Gespräch mit<br />
Rosi und Siegi Macht sowie dem Neuropsychologen Armin Dunkel<br />
Mit 26 Jahren stürzt Siegi Macht vom Dach seines Stadels in<br />
die Tiefe. Schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen überlebt der<br />
gelernte Elektriker wie durch ein Wunder. Sein Leben<br />
ist nach dem tragischen Unfall ein anderes, er<br />
selbst ist ein anderer. Seine Frau Rosi gibt die<br />
Hoffnung nicht auf und geht mit ihm in das<br />
neue Leben. Gemeinsam schaffen sie es.<br />
Vieles hat sich seitdem verändert. Eines<br />
nicht: Siegi und Rosi Macht sind ein Paar<br />
geblieben.<br />
Der Neuropsychologe Armin Dunkel<br />
hat in ganz schweren Zeiten geholfen<br />
und ist auch heute noch da, wenn<br />
er gebraucht wird. Ohne ihn und<br />
die Bruder Konrad Werkstätte<br />
in Mitterfels hätte Siegi Macht<br />
nicht wieder ins Arbeitsleben<br />
zurückgefunden. Seit 2007<br />
begleitet der Diplom-Psychologe<br />
nicht nur Siegi<br />
Macht und dessen Frau,<br />
sondern vermittelt den<br />
Gruppenleitern in der<br />
Werkstätte in Einzelsupervision<br />
und<br />
edukativen Maßnahmen<br />
Hintergrundwissen<br />
über die Auswirkungen<br />
von<br />
Schädel-Hirn-<br />
Verletzungen<br />
und wie man<br />
Verletzte fördern<br />
und unterstützen<br />
kann.<br />
28<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
Erzählen Sie mir Ihre Geschichte, Herr Macht?<br />
Siegi M.: Am 6. Oktober 2004 ist mein Unfall passiert.<br />
Wir hatten auf dem Stadel Windbretter befestigt.<br />
Der Stadel hat ein ziemlich hohes Dach.. Ich bin<br />
durchgebrochen und es ging es neun Meter abwärts.<br />
Ich bin mit dem Kopf auf dem Boden aufgekommen.<br />
Rosi M.: Die erste Aussage der Ärzte war, dass Siegi<br />
wahrscheinlich nicht überleben wird. Sie meinten,<br />
es habe keinen Sinn, etwas zu machen. Auf den Bildern<br />
waren keine Gehirnstrukturen mehr zu erkennen.<br />
Wir sollten einfach abwarten. Doch da schlug<br />
er zweimal gezielt nach einer Schwester. Daraufhin<br />
entschieden die Ärzte zu operieren.<br />
Herr Dunkel, in welchem Zustand war<br />
Herr Macht nach dem Unfall?<br />
In einem akut lebensbedrohlichen Zustand:<br />
Ein Schädel-Hirn-Trauma ist<br />
immer eine durch äußere Gewalteinwirkung<br />
entstandene Verletzung des<br />
Gehirns. Durch die Gewalteinwirkung<br />
folgen häufig raumfordernde Blutungen<br />
im Gehirn. Dieser raumfordernde<br />
Prozess schädigt das Gehirn zusätzlich<br />
zu den eigentlichen Sturzverletzungen.<br />
Durch die Blutung entsteht ein enormer<br />
Druck auf das Gehirn, das dann<br />
entlastet werden muss. In der Akutbehandlung<br />
wird die Schädeldecke geöffnet<br />
und das Blut abgesaugt. Wenn aber<br />
die Neurochirurgen keine Überlebenschance<br />
mehr sehen, werden diese Maßnahmen<br />
nicht mehr vorgenommen. Herr Macht hat<br />
seinen Lebenswillen im letzten Moment noch<br />
geäußert, sodass die Notfallmaßnahmen doch<br />
noch eingeleitet wurden.<br />
Frau Macht, war Ihnen bewusst, welche Art von Verletzungen<br />
vorliegen und wie Sie die Situation Ihres<br />
Mannes einschätzen müssen?<br />
Als gelernte Krankenschwester hatte ich das Fachliche<br />
schon irgendwo im Hinterkopf. Aber wenn Gefühle<br />
mit ins Spiel kommen, gerät das alles durcheinander.<br />
Worauf wartet man? Stirbt er oder gibt es doch noch<br />
eine Möglichkeit? Die Aussage war: Sie müssen abwarten.<br />
Und dann wartet man eben.<br />
Wie lange haben Sie gewartet?<br />
Das lässt sich nicht in einem Zeitraum fassen. Auch<br />
heute nach acht Jahren warten wir, denn es gibt immer<br />
wieder Fortschritte. Das sehe ich an Siegis Verhalten<br />
und an seiner Motivation. Es hieß, nach zwei Jahren<br />
sei ein Endzustand erreicht, aber das ist nicht der<br />
Fall. Mit entsprechender Unterstützung oder Hilfsmitteln<br />
kann man vieles kompensieren und verbessern.<br />
Hatten Sie immer Hoffnung?<br />
Ja. Schon im Krankenhaus habe ich abends beim Verabschieden<br />
immer gesagt: „Du kannst nicht einfach<br />
sterben, Siegi.“ Jedes Anzeichen einer Reaktion gab<br />
mir Hoffnung.<br />
Sie haben beide nicht aufgegeben. Was passierte<br />
dann?<br />
Rosi M.: Im November 2004 kam Siegi für fast 10 Monate<br />
in die neurologische Frühreha ins Bezirksklinikum<br />
<strong>Regensburg</strong>, danach in die Rehaklinik nach Freyung.<br />
Er hatte dazwischen einen epileptischen Anfall,<br />
später nochmals zwei.<br />
Siegi M.: Jetzt nehme ich Medikamente, damit dass<br />
nicht wieder passiert.<br />
Was haben Sie während der Reha gemacht?<br />
Siegi M.: Ich musste Elektrosachen zusammenbauen,<br />
konnte es aber nicht. 2006 habe ich dann für zwei<br />
Wochen in meiner alten Firma gearbeitet. Aber es<br />
ging überhaupt nicht mehr, weil ich das von der Leistung<br />
her nicht mehr geschafft habe. Herr Dunkel hat<br />
uns dann die Werkstätte empfohlen.<br />
Kontakte 1/2013 29
aktuell<br />
Herr Dunkel, seit wann begleiten Sie Frau und Herrn<br />
Macht?<br />
Ich habe Herrn Macht nach der stationären neurologischen<br />
Reha kennengelernt. Die Berufsgenossenschaft<br />
hatte mich beauftragt, die neuropsychologische<br />
Reha ambulant fortzuführen. Der Kostenträger<br />
gab Herrn Macht eigentlich keine große Chance,<br />
dass eine Beschäftigung wieder funktionieren würde.<br />
Dagegen sprachen die Vorerfahrungen in den<br />
Rehabilitationskliniken und die Schwere der Symptomatik.<br />
Rosi M.: Für Siegi war es sehr schwer, keine Aufgabe<br />
mehr zu haben. Es war allerdings für ihn auch nicht<br />
einfach, sich auf die Werkstätte einzulassen. Hier hat<br />
er aber einen geschützten Rahmen, in dem er einer<br />
sinnvollen Aufgabe nachgeht und der ihm wieder<br />
Struktur im Alltag gibt. Das tut ihm gut.<br />
Armin Dunkel: Mit der Zeit fand sich Herr Macht hier<br />
ein. Er hat gelernt, mit der Behinderung, die durch<br />
den Unfall entstanden ist, zunehmend besser und<br />
kompetenter umzugehen, bestimmte Defizite auszugleichen<br />
und wieder eine Arbeitsstruktur, einen<br />
Lebensrhythmus zu finden. Das sind Ziele, die man<br />
nicht unmittelbar greifen kann, aber Lebensqualität<br />
ausmachen. In diesem Sinne hat sich Herr Macht<br />
wieder ins Leben zurückgekämpft und nimmt aktiv<br />
am Leben teil. Von einer sehr schlechten Prognose,<br />
die anfangs das Überleben und später das soziale<br />
Leben in Frage gestellt hat, hin zu heute stabilen<br />
Lebensverhältnissen, in denen der familiäre Kontext<br />
und die Ehe erhalten blieb, ist das eine großartige<br />
Leistung. Dabei waren die Rahmenbedingungen, die<br />
Herr Macht in der Werkstatt vorgefunden hat, ganz<br />
entscheidend.<br />
Was war für Sie in dieser Zeit besonders<br />
wichtig, Frau Macht?<br />
Die Sicherheit, dass ich mich immer<br />
bei Herrn Dunkel melden<br />
konnte. Ganz besonders wichtig<br />
waren seine Hinweise zu Siegis<br />
Verhalten, dass er mich damit<br />
nicht persönlich treffen oder verletzen<br />
will. Seine Persönlichkeit<br />
und sein Verhalten hatten sich ja<br />
komplett verändert. Herr Dunkel<br />
hat mir geholfen, damit umzugehen<br />
und uns Möglichkeiten aufgezeigt,<br />
wie wir es gemeinsam<br />
schaffen.<br />
Sie haben Ihren Mann ganz neu<br />
kennenlernen müssen?<br />
Ja. Das war alles sehr schwierig<br />
trotz Unterstützung. Der Siegi<br />
war vor dem Unfall ruhig und<br />
wollte immer mit jedem gut<br />
auskommen. Das ist jetzt ganz<br />
anders. Wenn er heute der Meinung<br />
ist, das ist so, dann ist das<br />
so. Da geht er keinen Schritt zur<br />
Seite, komme, was wolle. Alles ist anders. Das fängt<br />
schon in der Früh beim Aufstehen an. Ich kann das<br />
gar nicht beschreiben. Es gab auch Momente, in denen<br />
ich dachte, es geht nicht mehr. Da hat uns Herr<br />
Dunkel sehr geholfen. Er kam anfangs zweimal die<br />
Woche. Das hat mir Sicherheit gegeben. Auch der<br />
Vorschlag mit der Werkstätte war für mich eine<br />
riesige Entlastung. Wir haben beide wieder einen<br />
Rhythmus und eine Alltagsstruktur gefunden.<br />
Was genau machen Sie in der Werkstatt, Herr<br />
Macht?<br />
Ich arbeite in der technischen Fertigung mit Schläuchen<br />
für Waschanlagen. 2007 habe ich im Berufsbildungsbereich<br />
angefangen, war in der Wäscherei<br />
und in der Montage. In die Küche durfte ich nicht.<br />
Frau Mittnacht sagte: „Bis du in der Früh kommst, ist<br />
schon alles gekocht.“ (lacht) Ich komme ja erst um<br />
zehn Uhr, nicht schon um acht, weil ich das einfach<br />
nicht schaffe. In einer Firma brauchst du damit gar<br />
nicht anfangen. Da bist du gleich weg vom Fenster.<br />
Im Anschluss an das Gespräch führt Siegi Macht die<br />
Gesprächsgruppe durch die Werkstätte zu seinem<br />
Arbeitsplatz. Auf dem Weg dorthin grüßen seine<br />
Kolleginnen und Kollegen: „Servus Siegi!“ Er erklärt<br />
uns, woran andere Gruppen arbeiten, was in den<br />
einzelnen Abteilungen gefertigt und produziert<br />
wird. Man spürt, er gehört hier her. Siegi Macht hat<br />
in der Werkstätte viel mehr gewonnen als nur einen<br />
Arbeitsplatz.<br />
30<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
„Ich habe immer<br />
ein offenes Herz für Sie!“<br />
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer lernt die <strong>KJF</strong> kennen<br />
Text: Christine Allgeyer<br />
„Sie können sich auf mich verlassen. Ich betrachte die Caritas und die Katholische Jugendfürsorge<br />
als wesentliche Bereiche des kirchlichen Lebens. Ich bin für Sie da, wo Sie mich<br />
brauchen“, versicherte Bischof Rudolf bei seinem Antrittsbesuch in der <strong>Regensburg</strong>er<br />
Geschäftsstelle. Seitdem hat er erste <strong>KJF</strong>-Einrichtungen in Eggenfelden und Mitterteich<br />
besucht, demnächst folgt das Cabrini-Zentrum in Offenstetten.<br />
Er ist ein Mann, der die Herzen<br />
der Beschäftigten der<br />
<strong>KJF</strong> im Sturm eroberte: Der<br />
neue Diözesanbischof nahm sich<br />
viel Zeit für persönliche Gespräche<br />
und ein geselliges Miteinander.<br />
Wie bei seinem Besuch in der<br />
Geschäftsstelle im April angekündigt,<br />
bereist Bischof Rudolf derzeit<br />
sein neues Bistum, um dort, „wo<br />
sich das Leben entfaltet – in Pfarreien,<br />
Schulen und Einrichtungen“,<br />
mehr über die Arbeit der Katholischen<br />
Jugendfürsorge und anderer<br />
kirchlicher Träger zu erfahren.<br />
In allen Häusern, die sich auf den<br />
hohen Besuch vorbereitet hatten,<br />
herrschte große Freude. Prälat Dr.<br />
Josef Schweiger, 1. Vorsitzender der <strong>KJF</strong>, hieß den Bischof<br />
gemeinsam mit Direktor Michael Eibl im Namen<br />
aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herzlich<br />
willkommen. Etwa 90 Beschäftigte der Geschäftsstelle<br />
und Nebenstellen der <strong>KJF</strong> hatten sich in der<br />
Hauskapelle zu seinem Empfang eingefunden. „Ich<br />
freue mich sehr, heute bei Ihnen zu sein und mehr<br />
über Sie und Ihre Arbeit zu erfahren“, erklärte der Bischof.<br />
In seiner Begrüßungsrede erinnerte Prälat Dr.<br />
Schweiger an die bescheidenen Anfänge der Katholischen<br />
Jugendfürsorge vor 100 Jahren und an das große<br />
Fest anlässlich ihres runden Geburtstags auf dem<br />
Domplatz im vergangenen Jahr. „Wir setzen große<br />
Hoffnung in Sie, dass Sie dem karitativen Bereich<br />
und der Katholischen Jugendfürsorge wohlwollend<br />
zur Seite stehen“, so Schweiger.<br />
<strong>KJF</strong>-Direktor Michael Eibl stellte die Geschäftsstelle<br />
mit ihren Abteilungen, Stabsstellen und Referaten<br />
vor. Er gab einen Überblick über die Fachbereiche<br />
und die Arbeit in den <strong>KJF</strong>-Einrichtungen in der Diözese.<br />
Bischof Rudolf zeigte sich beeindruckt von den<br />
vielfältigen Hilfeleistungen, die dort an die 25.000<br />
Menschen jährlich erfahren.<br />
Den jüngsten Bischof Bayerns zeichnet viel aus, zum<br />
Beispiel, dass er sich Zeit nimmt – etwa bei seinem<br />
Besuch in den <strong>KJF</strong> Werkstätten in Eggenfelden und<br />
Mitterteich, bei dem ihm Geschäftsführer Hans Horn<br />
und die Werkstattleiter Alfred Miller und Josef Fick<br />
die Beschäftigten sowie den Betriebsablauf vorstellten.<br />
In den Wohngemeinschaften St. Benedikt in Mitterteich<br />
verweilte er besonders lange. Einrichtungsleiterin<br />
Elke Bauer freute sich sehr darüber, Bischof<br />
Rudolf so vertieft im Gespräch mit den Betreuten zu<br />
sehen. Sie dankten es ihm mit einem Theaterstück,<br />
bei dem ihm die Herzen zuflogen: „Hurra, hurra, der<br />
Bischof kommt!“<br />
Kontakte 1/2013 31
aus der Welt<br />
der <strong>KJF</strong><br />
Neues<br />
aus den Einrichtungen<br />
Reingeschnuppert<br />
Acht Einrichtungen der <strong>KJF</strong> haben sich am bundesweiten<br />
„Jungen- und Mädchen-Zukunftstag“ mit<br />
insgesamt 38 Plätzen beteiligt. Am Schnuppertag<br />
kamen die jungen Leute mit Fachkräften ins Gespräch<br />
und lernten unterschiedliche Arbeitsfelder<br />
in der sozialen Arbeit kennen. Die <strong>KJF</strong> nutzt den<br />
BOYS’ und GIRLS’ DAY, um junge Leute für Berufe im<br />
sozialen Bereich zu gewinnen. In der Bildungsstätte<br />
St. Gunther unterstützte Staatssekretär Markus<br />
Sackmann den bundesweiten Aktionstag mit seinem<br />
Besuch.<br />
Gemeinsam Teilhabe ermöglichen<br />
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Integrationsfachdienste<br />
Bayern e.V. hatte Grund zum Feiern: „15 Jahre gibt es die LAG<br />
jetzt schon!“ freute sich Vorsitzender Johannes Magin. In einer<br />
hochkarätig besetzten Diskussionsrunde brachte Michael Eibl,<br />
Direktor der <strong>KJF</strong>, zum Jubiläum die Akteure zur Sicherung der<br />
Teilhabe am Arbeitsleben aus dem Bayerischen Sozialministerium,<br />
dem Zentrum Bayern Familie und Soziales und der Bundesagentur<br />
für Arbeit zusammen. Ein Unternehmer aus der<br />
Region zeigte beeindruckend seine positiven Erfahrungen mit<br />
dem IFD auf. Die Integrationsfachdienste unterstützen Menschen<br />
mit Behinderung dabei, eine Beschäftigung auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt aufzunehmen und auf Dauer auszuüben.<br />
Damit das gelingt, kooperieren sie mit Arbeitgebern, einem<br />
engmaschigen Partnernetzwerk und den Kostenträgern.<br />
Frech und kunterbunt<br />
Malermeister Franz Rebl kennt in <strong>Regensburg</strong> jeder.<br />
Er bringt Farbe ins Leben, am liebsten auf Fassaden.<br />
Und weil für Kinder Farben in ihrer Umgebung<br />
besonders wichtig sind, hatte der Landauer Malermeister<br />
seine Idee der „Bunten Häuser“ mit einem<br />
Wettbewerb in Schulen, Kindergärten und anderen<br />
Einrichtungen weitergetragen. Das Pater-Rupert-<br />
Mayer-Zentrum beteiligte sich daran und gewann<br />
prompt den 1. Preis: eine Rebl-Fassade, so bunt, wie<br />
es nur gerade geht! Gestaltet von Künstler Carsten<br />
Kruse ist sie ein bunt-fröhlicher Hingucker, der auch<br />
für die Kreativität der Kinder und Jugendlichen des<br />
Förderzentrums steht.<br />
32
aus der Welt<br />
der <strong>KJF</strong><br />
Spatenstich<br />
Die <strong>KJF</strong> Werkstätten gemeinnützige GmbH errichtet derzeit die erste<br />
Werkstätte für Menschen mit Körperbehinderung in Ostbayern. Beim<br />
Spatenstich war Markus Sackmann mit dabei: „Es freut mich sehr, dass<br />
der Freistaat Bayern den Bau der St. Johannes Werkstätte für körperbehinderte<br />
Menschen in <strong>Regensburg</strong> mit über 850.000 Euro ermöglichen<br />
kann. Damit entstehen in <strong>Regensburg</strong> 30 neue Beschäftigungsplätze<br />
für Menschen mit einer Körper- oder auch Mehrfachbehinderung.“<br />
Ein Arbeitsplatz nahe am Wohnort erleichtere die Teilhabe am Arbeitsleben<br />
enorm, meinte der Sozialstaatssekretär. „Außerdem bin ich<br />
überzeugt, dass die St. Johannes Werkstätte für körperbehinderte Menschen<br />
auch den Wirtschaftsstandort <strong>Regensburg</strong> weiter stärken wird.“<br />
Der Befreiungshalle zu Ehren<br />
150 Jahre Befreiungshalle waren<br />
für die Stadt Kelheim Anlass,<br />
Schülerinnen und Schüler verschiedener<br />
Schularten aus Kelheim und Umgebung zu einem Kunstprojekt<br />
einzuladen. Die Cabrini-Schule Offenstetten produzierte ein<br />
Video und beeindruckte mit ihrer Percussion Group „Die Schlagfertigen“<br />
sowie der Veehharfengruppe „Saitenklang“ bei der Ausstellungseröffnung<br />
im Maximilianeum in München.<br />
Darüber hinaus beteiligten sich die Cabrini-Schule und die Prälat-<br />
Michael-Thaller-Schule aus Abensberg am Projekt „Audioguides“. Die<br />
elektronischen Hörbücher entstanden im Rahmen der Aktion „Hörbilder<br />
150 Jahre Befreiungshalle“ der Stiftung Zuhören, des Bayerischen<br />
Rundfunks und der Stadt Kelheim.<br />
„mittendrin!“ berichtet weiter<br />
Nach zwei Jahren Projektlaufzeit fand im<br />
Februar die „mittendrin!“-Abschlussparty<br />
statt. Unter dem Dach der Offenen Behindertenarbeit<br />
bei der <strong>KJF</strong>-Einrichtung<br />
„Magdalena – von Mensch zu Mensch“ wird<br />
jedoch das „mittendrin!“-Reporterteam weiterhin<br />
unterstützt. Auch Petra Ellert bleibt<br />
bei „mittendrin!“, damit die Reporter wie<br />
bisher im „mittendrin!“-Internetblog: www.<br />
mittendrin-kelheim.blogspot.de berichten<br />
können. Die Projektleiterin hat im Laufe<br />
von zwei Jahren Beachtliches auf die Beine<br />
gestellt, damit Menschen mit Behinderung<br />
in allen Lebensbereichen „mittendrin“ sind.<br />
Fortsetzung<br />
Seite 44<br />
Kontakte 1/2013 33
aktuell<br />
Ihr gutes Werk lebt weiter!<br />
<strong>KJF</strong> nimmt Abschied von Franz Randak, dem Gründer<br />
und Ehrenvorsitzenden der Aktionsgemeinschaft „Kind in Not“<br />
Text: Christine Allgeyer<br />
„Kind in Not“: In Eggenfelden und im Landkreis Rottal-Inn wird es kaum jemanden geben, der diese<br />
Aktionsgemeinschaft nicht kennt: eine Initiative, die sich seit über 40 Jahren für Menschen, insbesondere<br />
für Kinder mit Behinderung stark macht. Ihr Gründer und Ehrenvorsitzender Franz Randak starb<br />
am 22. Mai im Alter von 87 Jahren. Prälat Dr. Josef Schweiger, Vorsitzender der <strong>KJF</strong>, verabschiedete sich<br />
von einem „Mann, der in seinem tiefen Glauben an einen menschenfreundlichen Gott, in seiner Liebe<br />
zu den Menschen, insbesondere den Menschen mit Behinderung, und in seiner geistigen Kraft für uns<br />
alle ein Vorbild war“.<br />
Franz Randak wurde am 24. März<br />
1926 in Kaltenbach im Böhmerwald<br />
als Ältester von neun Kindern<br />
in einfache Verhältnisse<br />
hineingeboren. Schon früh übernahm<br />
er Verantwortung für die<br />
jüngeren Geschwister und entwickelte<br />
so ein Gespür für die Anliegen<br />
seiner Mitmenschen. Vor dem<br />
Einzug zum Militär 1944 begann<br />
Franz Randak sein Lehramtsstudium.<br />
1946 aus der Kriegsgefangenschaft<br />
heimgekehrt, unterrichtete<br />
er zunächst in Heiligenberg, dann<br />
an der katholischen Knabenschule<br />
in Eggenfelden. 1959/60 studierte<br />
er Sonder-und Sozialpädagogik<br />
und unterrichtete anschließend<br />
an Sonderschulen in Plattling und<br />
Eggenfelden, 1967 wurde er Sonderschulrektor,<br />
1977 folgte die Beförderung<br />
zum Schulamtsdirektor<br />
im Staatlichen Schulamt im Landkreis<br />
Rottal-Inn. Dieses Amt übte<br />
er bis zu seinem Ruhestand 1989<br />
aus.<br />
Franz Randak hat in seinem über<br />
40 Jahre währenden Wirken und<br />
Engagement in der Kommunal-,<br />
der Bildungs- und Schulpolitik,<br />
insbesondere mit seiner Pionierarbeit<br />
im Förderschulbereich viel<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
bewegt und erreicht. Neben seinem<br />
sozial caritativen Wirken engagierte<br />
er sich in Verbänden und<br />
in der Gesellschaft, setzte sich unermüdlich<br />
für Menschen ein, die<br />
sich in besonderen Notlagen oder,<br />
von allen vergessen, am Rande der<br />
Gesellschaft befanden.<br />
Prälat Dr. Josef Schweiger stellte<br />
besonders heraus, was Franz<br />
Randak in 40 Jahren vertrauensvoller<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>KJF</strong> geschaffen hatte. In seiner<br />
Aufzählung fanden sich die Einrichtungen<br />
der Behindertenhilfe und Rehabilitation,<br />
der Jugend- und Erziehungshilfe und ein Bildungswerk<br />
für Erwachsene mit Behinderung. „Alle diese<br />
Einrichtungen verdanken wir der Pionierarbeit von<br />
Franz Randak“, so Schweiger, „sie tragen seine Handschrift.“<br />
Die Handschrift eines Menschen mit der Vision,<br />
dass jedes Kind bildungsfähig sei, wenn es nur<br />
rechtzeitig und kompetent gefördert werde.<br />
Gemäß dem Leitwort von „Kind in Not“ – „Leben<br />
schützen, Leben stützen“ – mühte sich Franz Randak<br />
ein Leben lang um die Teilnahme und Teilhabe hilfebedürftiger<br />
Menschen. <strong>KJF</strong>-Direktor Michael Eibl<br />
schätzte Franz Randak ebenfalls sehr: „Wir haben in<br />
ihm einen starken Charakter und einen vorbildlichen<br />
Kämpfer für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung<br />
verloren. Sein Wirken war kraftvoll und segensreich.<br />
Mutige Pioniere wie Franz Randak bereichern<br />
unsere Gesellschaft.“ Die <strong>KJF</strong> werde dem Gründer<br />
der Aktionsgemeinschaft „Kind in Not“ ein ehrendes<br />
Andenken bewahren.<br />
34<br />
Kontakte 1/2013
aktuell<br />
„Wir erinnern uns<br />
in Dankbarkeit an sie.“<br />
Abschied von Dr. Birgit Böhm, Leiterin<br />
der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle<br />
Kelheim der <strong>KJF</strong><br />
Nachruf von Birgitta Hable<br />
Am 29. Mai 2013 verstarb Dr. Birgit Böhm nach kurzer, schwerer Erkrankung.<br />
Frau Dr. Böhm war Psychologische Psychotherapeutin und Kinderund<br />
Jugendlichen-Psychotherapeutin. Seit 1. Januar 2002 arbeitete sie<br />
als Diplom-Psychologin und Leiterin an der Erziehungsberatungsstelle<br />
in Kelheim.<br />
Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Sorge um traumatisierte Menschen:<br />
Menschen, die sich in Ausnahmesituationen befanden, sei es durch Unfälle,<br />
Gewalterfahrungen oder familiäre Krisensituationen – kurz gesagt,<br />
Situationen, die die Menschen überforderten. Hier stellte sich Frau Dr.<br />
Böhm zusammen mit den KlientInnen den schwierigen Themen, um<br />
eine Verarbeitung, eine Integration der schlimmen Erfahrungen in die<br />
Biographie der Betroffenen zu begleiten und zu erreichen.<br />
Frau Dr. Böhm engagierte sich auf vielerlei Weise für traumatisierte Menschen,<br />
sei es durch persönliche Beratung,<br />
Debriefing von betroffenen<br />
Gruppen, Vorträge, Artikel, Untersuchungen<br />
oder Netzwerkarbeit.<br />
Vielfältigkeit prägte Frau Dr. Böhms<br />
Leben. Sie interessierte sich für<br />
viele Wissensgebiete und strebte<br />
danach, sich immer weiter zu qualifizieren.<br />
Frau Dr. Böhm zeigte bei all den<br />
schwierigen Themen und Aufgaben<br />
Optimismus und Standfestigkeit<br />
– auch bei ihrer schweren<br />
Erkrankung. Bis zuletzt engagierte<br />
sie sich für ihre Arbeit, bis an die<br />
Grenzen ihrer Kräfte. Durch ihren<br />
Tod hinterlässt Frau Dr. Böhm eine<br />
große Lücke.<br />
Die Katholische Jugendfürsorge<br />
und alle Kolleginnen und Kollegen<br />
der Erziehungsberatungsstellen<br />
erinnern sich in Dankbarkeit an<br />
Frau Dr. Böhm. Möge sie in Frieden<br />
ruhen.<br />
Kontakte 1/2013 35
Vergelt s G<br />
Ihre Spende, Ihr Geschenk ist gut angekommen. Herzlichen Dank!<br />
Fortsetzung<br />
von Seite 16<br />
Olympioniken gut unterwegs<br />
Eine 1.000-Euro-Spende des Skiclubs Beratzhausen<br />
überbrachten Sarah Achhammer, Elena Ruppelt<br />
und Sandra Plog. Damit unterstützte der Club die<br />
Teilnahme von Schülerinnen und Schülern aus <strong>KJF</strong>-<br />
Einrichtungen an den Special Olympics. Das ist die<br />
weltweit größte, vom Internationalen Olympischen<br />
Komitee (IOC) offiziell anerkannte Sportbewegung<br />
für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.<br />
Die Olympioniken freuten sich riesig.<br />
Gemeinsam mit <strong>KJF</strong>-Direktor Michael Eibl und dem<br />
Einrichtungsleiter Ludwig Faltermeier der Bischof-<br />
Wittmann-Schule bedankten sie sich herzlich für die<br />
großartige Unterstützung.<br />
Reich beschenkt<br />
Aus Painten erhielt die Bischof-Wittmann-Schule<br />
Anfang des Jahres gleich zwei gute Nachrichten –<br />
oder besser gesagt Spenden. Die Katholische Landjugend<br />
übergab 600 Euro und das „Paintner Weihnachtsmarkt-Team“<br />
1.470 Euro. Darüber freuten sich<br />
Schulleiter Ludwig Faltermeier, das Kollegium und<br />
die Schülerinnen und Schüler riesig.<br />
Auch der Frauenbund Sinzing hatte die gute Idee,<br />
den Erlös aus dem Verkauf ihrer köstlichen Torten<br />
und Kuchen bei ihren Kaffeekränzchen in Höhe von<br />
400 Euro dem Cafe „Titanic“ in der Bischof-Wittmann-Schule<br />
zu spenden. Christa Beer, die Teamleiterin<br />
der „süßen Runden“, übergab mit Irene Brix,<br />
der Vorsitzenden des Frauenbunds Sinzing, den<br />
Spendenscheck.<br />
Weihnachtsfreuden<br />
Wie kann es anders sein? An Weihnachten wollen<br />
Menschen anderen eine Freude bereiten und helfen,<br />
wo Unterstützung gebraucht wird. Für die <strong>KJF</strong> ist<br />
die segensreiche Weihnachtszeit deshalb auch die<br />
spendenreichste Zeit des Jahres.<br />
Für Freude strahlende Augen sorgten Jasmin und<br />
Christina aus dem SFZ Hemau mit ihren Geschenkpäckchen<br />
für Kinder in der Bischof-Wittmann-<br />
Schule. Ebenfalls schön verpackte Geschenke übergaben<br />
REAL-Geschäftsleiter Mansuet Zenger, seine<br />
Kolleginnen Birgitt Schott und Elke Zigalke. Auch die<br />
Firma Innstolz beschenkte das Förderzentrum mit<br />
1.000 Euro.<br />
Bereits vier Jahre in Folge spendete die Schneider<br />
Electric Energy GmbH insgesamt rd. 10.000 Euro für<br />
Teilhabeeinrichtungen der <strong>KJF</strong> in Offenstetten. Alle<br />
Jahre wieder beschenkt auch Richard Deml, AOK-<br />
Direktor das Kinderzentrum St. Vincent mit einer<br />
großzügigen Sachspende. Dasselbe gilt für das Ingenieurbüro<br />
Butz, Hausmann & Hiller GmbH aus Amberg,<br />
die 1.500 Euro für unterschiedliche inklusive<br />
Projekte spendeten.<br />
Das Ingenieurbüro Zott übergab einen 1.000-Euro-<br />
Spendenscheck und die Firma Birnthaler 500 Euro<br />
für Sport- und Kunstprojekte für Menschen mit Behinderung.<br />
Im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum freuten<br />
sich die Kinder und Jugendlichen über 80 Päckchen<br />
aus der Aktion „Charity-Baum“ der Galeria Kaufhof.<br />
1.000 Euro übergaben die Inhaber des Fitnesscenters<br />
Vitadrom in Straubing Laura und Christian<br />
Daems für die Straubinger Förderzentren der <strong>KJF</strong>. Allen<br />
Spendern ein herzliches Vergelt’s Gott!<br />
36<br />
Kontakte 1/2013
ott!<br />
Digital Power<br />
Ihre Hausaufgaben können sie künftig bequem<br />
zuhause an ihren Laptops erledigen. Gleich zehn<br />
davon hat IT-Leiter Jörg Bublath der Firma Intel Mobile<br />
Communications am Standort <strong>Regensburg</strong> in<br />
das Pater-Rupert-Mayer-Zentrum der <strong>KJF</strong> gebracht.<br />
„Wir sind für die Spende sehr dankbar, weil öffentliche<br />
Mittel für solche Zwecke nicht zur Verfügung<br />
stehen“, so Reinhard Mehringer, Gesamtleiter des<br />
PRMZ.<br />
Engagierte Frauen<br />
„Für die tollen Angebote braucht es sicher Geld“,<br />
war sich Anna Bach, Vorsitzende des Frauenbunds<br />
der Dompfarrei, sicher. Gemeinsam mit Frauenbundmitbegründerin<br />
Georgine Lingel überbrachte<br />
sie den 1.000-Euro-Spendenscheck in die Epilepsie<br />
Beratungsstelle <strong>Regensburg</strong>.<br />
Über die großzügige Spende freuten sich die Leiterin<br />
der Beratungsstelle Petra Klein und ihre Kolleginnen<br />
Elisabeth Seifert, Lidwina Böhm-Westermeier und<br />
Claudia Lieblich.<br />
Wunderbare Klänge<br />
… Und langsam wird es Tradition: Das Blechbläser-<br />
Consort <strong>Regensburg</strong> und der Organist Andreas Merl<br />
gaben erneut ein Konzert zugunsten der Stiftung<br />
„Für junge Menschen“ in der Kirche St. Martin in<br />
Barbing. Stimmungsvoll führten sie in das neue Jahr<br />
2013. Den Erlös über 500 Euro überreichten Bernhard<br />
Mitko und Bernadette Dechant an Stiftungsratsvorsitzenden<br />
Michael Eibl, der sich herzlich bedankte.<br />
Für Januar 2014 ist bereits das nächste Konzert in<br />
Barbing geplant.
kurz notiert<br />
Kurz notiert<br />
Meine Lieblingstorte<br />
Wir schwören es Ihnen: Aus diesem Buch wird es nicht nur eine Torte auf Ihre persönliche<br />
Hitliste schaffen! Zu gut sind die einzelnen Rezepte, zig-fach erprobt, leicht<br />
nachzubacken, von vielen getestet, um sämtliche Kalorienbedenken zu ignorieren.<br />
Ob Torten-Neuling oder Torten-Profi, für jede und jeden findet sich die Torte, mit<br />
der man beim nächsten Auftischen Eindruck machen kann.<br />
Das Buch enstand, weil die Katholische Jugendfürsorge<br />
der Diözese <strong>Regensburg</strong> letztes Jahr ihren 100. Geburtstag<br />
feierte und sich Stilla Maria Lachner vom Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />
dachte, „ein Geburtstag ohne Torte geht<br />
gar nicht!“. Viele liebe Leute, die sich der <strong>KJF</strong> verbunden<br />
fühlen, ganz besonders Stiftungsrätin Bernadette Dechant,<br />
haben deshalb im Jubiläumsjahr ihr Lieblingstortenrezept<br />
herausgerückt, um ein gutes Werk zu tun: Die<br />
<strong>KJF</strong>-nahe Stiftung „Für junge Menschen.“, die diese ‚süße<br />
Verführung‘ herausgibt, unterstützt mit dem Erlös aus<br />
dem Verkauf Projekte für Kinder, Jugendliche und Menschen<br />
mit Behinderung.<br />
Backbegeisterte werden „Meine Lieblingstorte“ noch in<br />
anderer Weise zu schätzen wissen: Lästiges Umblättern<br />
der Buchseiten mit klebrigen Teig- oder Cremefingern ist passè. Das Buch im DIN<br />
A4-Querformat mit Ringspiralenbindung steht dank einer ausgetüftelten Konstruktion<br />
wie eine Eins, jedes Rezept passt auf eine Seite, die Schrift ist gut und leicht<br />
zu lesen.<br />
Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, dieses Buch nicht vorzubestellen.<br />
„Meine Lieblingstorte … gelingt, schmeckt fein, ist die Beste!“ erscheint im Herbst,<br />
versüßt einem die kalte, oft graue Jahreszeit, ist ein wertvolles Geschenk zu Weihnachten<br />
und tut obendrein noch Gutes!<br />
Preis 10,- Euro zuzüglich Versandkosten<br />
Ihre Vorbestellung bitte an:<br />
Stilla Maria Lachner<br />
E-Mail: presse@<br />
kjf-regensburg.de<br />
38<br />
Kontakte 1/2013
kurz notiert<br />
Es ist normal, anders zu sein:<br />
<strong>Regensburg</strong> inklusiv – die Dokumentation<br />
…oder anders ausgedrückt: Eine Stadt macht sich auf den Weg zu einem selbstverständlichen<br />
und unverkrampften Miteinander von Menschen mit und ohne<br />
Behinderung.<br />
„Ziel ist es, dass alle Menschen in <strong>Regensburg</strong> gleichberechtigt an allen<br />
Lebensbereichen teilhaben können. Mit Neugierde für den Alltag zum<br />
Beispiel des Nachbarn, der Kollegin, des Mitarbeiters, der Klassenkameradin<br />
kann es gelingen, Barrieren im Kopf abzubauen und <strong>Regensburg</strong> so zu<br />
gestalten, dass alle gleichberechtigt und „un“behindert leben können“,<br />
beschreibt Thomas Kammerl, Projektkoordinator, das große Vorhaben.<br />
Dass möglichst viele der guten Ideen, die bei der Auftaktveranstaltung im<br />
Herbst vergangenen Jahres zur Sprache kamen, auch Wirklichkeit<br />
werden, dazu wollen u. a. die Stadt <strong>Regensburg</strong>, die Hochschule <strong>Regensburg</strong>,<br />
die Katholische Jugendfürsorge <strong>Regensburg</strong>, die Lebenshilfe, die<br />
Diakonie und der Caritas-Verband ihren Teil beitragen.<br />
Mehr erfahren Sie in der Dokumentation „<strong>Regensburg</strong> inklusiv“,<br />
die unter www.regensburg-inklusiv.de als <strong>Download</strong> zur Verfügung<br />
steht.<br />
Heilpädagogik:<br />
ein Beruf für Menschenfreunde<br />
… und ein Beruf, der gefragt ist und beste Voraussetzungen bietet, um sich anschließend in<br />
einem Bachelor-Studium der Heilpädagogik oder der Sozialen Arbeit an einer Hochschule<br />
weiterzuqualifizieren.<br />
Heilpädagogen und Heilpädagoginnen arbeiten in Einrichtungen der Behinderten- und<br />
Jugendhilfe, zum Teil auch in eigener Praxis.<br />
Ihr fachliches Know-how ist in der Frühförderung, in schulvorbereitenden Einrichtungen,<br />
Förderschulen, heilpädagogischen und therapeutischen Heimen, Werkstätten, Wohnheimen,<br />
Fachkliniken wie<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
und in Beratungsstellen<br />
gefragt.<br />
Interesse an einer Ausbildung?<br />
Erste Informationen<br />
bietet die Fachakademie<br />
für Heilpädagogik<br />
<strong>Regensburg</strong> auf ihrer<br />
neuen Website:<br />
www.fachakademiefuer-heilpaedagogik.de<br />
Kontakte 1/2013 39
aus der Welt<br />
der <strong>KJF</strong><br />
Menschen<br />
im Gespräch<br />
Fortsetzung von Seite 13<br />
Bitte alle mal herhören!<br />
Was haben Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer,<br />
Ministerpräsident Horst Seehofer, Graf von und zu<br />
Lerchenfeld und die Preisträgerin des Weltkinderpreises<br />
2012 Anna Mollel gemeinsam?<br />
Sie wurden von einem Radioteam des inklusiven<br />
Radioprojektes „Radio sag‘ was!“ der <strong>KJF</strong> interviewt.<br />
Ganz große Klasse ist, was die Radiojournalisten<br />
mit Behinderung aus Einrichtungen in Eggenfelden,<br />
Straubing, Mitterteich und <strong>Regensburg</strong> gemeinsam<br />
mit Moderator Carl Prämaßing auf die Beine stellen.<br />
Ihre Interviews zu hören macht Spaß und … neugierig<br />
auf mehr!<br />
Neuwahlen bei Kind in Not<br />
Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Aktionsgemeinschaft Kind in Not wurden<br />
Dr. Stephan Gaisbauer sowie seine Stellvertreter Ingrid Prinz und Dr. Thomas Pröckl<br />
im Amt bestätigt. Schriftführerin bleibt Anita Meister und neue Schatzmeisterin ist Monika<br />
Bachmeier.<br />
Diesen Vorstandsmitgliedern stehen im Gesamtvorstand zur Seite: Josef Auer (neu), Josef<br />
Borchi (neu), Pfarrer Egon Dirscherl, Andrea Hillig (neu), Maria Jürgas, Christiane Kasper,<br />
Dr. Franz Lichtnecker, Willi Schwibach (neu), MdL Reserl Sem und Manfred Weindl.<br />
<strong>KJF</strong>-Direktor Michael Eibl und Stephan Gais-<br />
bauer überreichten den ausgeschiedenen<br />
Vorstandsmitgliedern Johann<br />
Fischer, Josef Lindemann und<br />
Karl-Heinz Wimmer die Rupertimedaille<br />
mit Dankurkunde. Otto Geier<br />
– seit 1985 Schatzmeister –<br />
wurde zum Ehrenvorstandsmitglied<br />
ernannt.
aus der Welt<br />
der <strong>KJF</strong><br />
Jugend braucht Perspektive.<br />
Der bundesweite Josefstag stellt junge Menschen<br />
in den Mittelpunkt, deren Leben perspektivlos erscheint.<br />
„Wir sind seit Jahren an dieser Aktion beteiligt“,<br />
erklärte Michael Eibl, „ und nutzen den Tag, um<br />
unsere Abgeordneten bundesweit zu sensibilisieren,<br />
wie notwendig und wichtig unsere Angebote sind.“<br />
MdB Peter Aumer war der Einladung in die Lernwerkstatt<br />
gefolgt, um sich vor Ort zu informieren. Eibl wies<br />
kritisch auf die derzeit problematischen Rahmenbedingungen<br />
zur Förderung und Begleitung der jungen<br />
Menschen hin. „Wir fühlen uns von der Staatsregierung<br />
im Stich gelassen. Die fehlende Investitionsförderung<br />
in der Jugendhilfe und auch im Bereich des<br />
Jugendwohnens erschwert die Bildung und Ausbildung<br />
benachteiligter junger Menschen. Wenn wir die<br />
jungen Leute wirklich fördern wollen, dann brauchen<br />
wir hier mehr Unterstützung“, so Eibl.<br />
Nah am Bundespräsidenten<br />
Beim Bürgerempfang des Bundespräsidenten Joachim<br />
Gauck im Historischen Reichssaal des UNESCO-<br />
Welterbes mit dem bayerischen Ministerpräsidenten<br />
Horst Seehofer, Polit- und <strong>Regensburg</strong>er<br />
Lokalprominenz waren die Werkstatträte Wolfgang<br />
Sollfrank und Hans Peter Fendl aus den Straubinger<br />
Werkstätten St. Josef mittendrin.<br />
Doch dabei sein ist ja nicht alles, dachte sich Wolfgang<br />
Sollfrank und ging beherzt auf Joachim Gauck<br />
zu. „Ihre Rede hat mich sehr beeindruckt“, sagte er<br />
dem Bundespräsidenten, der sich über die kurze Begegnung<br />
sichtlich freute.<br />
Besuch aus dem<br />
afrikanischen Niger<br />
Bischof Ambroise Ouédraogo besuchte<br />
als Gast der diesjährigen<br />
MISEREOR-Fastenaktion „Wir<br />
haben den Hunger satt“ das Jugendzentrum<br />
Kontrast der <strong>KJF</strong> im<br />
Stadtosten.<br />
Er zeigte sich beeindruckt von den<br />
vielfältigen Angeboten. Auf großes<br />
Interesse stießen bei Bischof<br />
Ouédraogo die Bemühungen um<br />
die Integration von Migrantinnen<br />
und Migranten in <strong>Regensburg</strong>.<br />
Das Jugend- und Familienzentrum<br />
Kontrast, so sein anerkennendes<br />
Fazit, leiste dazu einen besonders<br />
wertvollen Beitrag.<br />
Kontakte 1/2013 41
Titelthema<br />
Gefällt mir · Kommentieren · Teilen<br />
„Wir können nur empfehlen,<br />
den Schritt in die Facebook-W<br />
Text: Anja Zankl und Christoph Escherle, Haus des Guten Hirten/Ettmannsdorf<br />
Im digitalen Zeitalter ist es wichtig, auf dem neuesten Stand zu sein und<br />
Jugendliche auch über die aktuellen Medien zu erreichen. Wir wollten sowohl<br />
den jungen Erwachsenen, die sich zur Zeit bei uns im Haus des Guten<br />
Hirten beruflich orientieren oder eine Ausbildung machen, als auch Ehemaligen<br />
die Möglichkeit geben, mit uns in Kontakt zu bleiben und über<br />
die neuesten Vorkommnisse informiert zu werden. Kurzum, eine Facebook<br />
Seite musste her!<br />
Als soziale Einrichtung sollte einem<br />
bewusst sein, dass Facebook<br />
nicht einfach nebenbei laufen<br />
kann. Es bedarf der täglichen<br />
Pflege und nimmt viel Zeit in Anspruch.<br />
Mails müssen beantwortet,<br />
Kommentare durchgesehen<br />
und die neuesten Informationen<br />
gepostet werden.<br />
Die Jugendlichen waren begeistert; innerhalb der<br />
ersten Wochen stieg die Liste der Freunde auf einige<br />
Hundert an. Mittlerweile schreiben uns zukünftige<br />
Praktikanten an, um sich zu informieren oder einfach<br />
mit uns in Kontakt zu treten.<br />
Es bereitet uns große Freude, über dieses Medium<br />
zu kommunizieren. Die anfänglichen Bedenken, die<br />
Jugendlichen könnten sich zu sehr „kontrolliert“<br />
fühlen, waren auch schnell beseitigt. Bis zum heutigen<br />
Tag hat uns noch niemand darauf angesprochen,<br />
sich überprüft zu fühlen – im Gegenteil: Die Jugendlichen<br />
sind begeistert, durch Kommentare oder<br />
Posts unsererseits einmal im Mittelpunkt stehen zu<br />
dürfen.<br />
Auch Nachwuchskräfte verweisen wir gerne auf unsere<br />
Facebook Seite, da wir auf der „Like“-Seite sämtliche<br />
Informationen verarbeitet haben, die auch auf<br />
der Homepage zu finden sind. So können sich Interessierte<br />
ein Bild von unserer Einrichtung und dem<br />
Leben im Internat zu machen.<br />
Facebook kann nicht<br />
nebenbei laufen.<br />
Es bedarf der täglichen<br />
Pflege und nimmt viel Zeit<br />
in Anspruch.<br />
Junge Menschen müssen<br />
ein Gefühl für<br />
angemessenes Arbeiten<br />
mit dem Medium „Facebook“<br />
bekommen.<br />
Eine Aufklärung für junge Menschen<br />
ist extrem wichtig, da<br />
oftmals das Bewusstsein für Privatsphäre<br />
fehlt und häufig persönliche<br />
Probleme über diese<br />
Plattform ausgetragen werden.<br />
Hier setzen wir an und bearbeiten<br />
unsere Facebook Seite gelegentlich<br />
gemeinsam mit den Jugendlichen,<br />
damit es ihnen möglich<br />
ist, ein Gefühl für angemessenes<br />
Arbeiten mit dem Medium „Facebook“<br />
zu bekommen.<br />
Wir können nur empfehlen, den<br />
Schritt in die Facebook-Welt zu<br />
wagen, um auf diesem Weg die<br />
Einrichtung zu repräsentieren. Ein<br />
herzliches Dankeschön an Einrichtungsleiter<br />
Otto Storbeck, der<br />
diesen Weg unterstützt!<br />
42<br />
Kontakte 1/2013
Titelthema<br />
elt zu wagen.“<br />
Besuchen Sie uns gerne unter:<br />
https://www.facebook.com/<br />
hausdes.gutenhirten<br />
Kontakte 1/2013 43
aus der Welt<br />
der <strong>KJF</strong><br />
Neues<br />
aus den Einrichtungen<br />
Fortsetzung von Seite 33<br />
Erziehungsberatung stärken<br />
2012 wandten sich insgesamt 4.904 Familien<br />
mit Kindern und Jugendlichen an die zehn<br />
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen<br />
der <strong>KJF</strong>. „Die Anzahl der Ratsuchenden“, so<br />
<strong>KJF</strong>-Direktor Michael Eibl, „ist damit im Vergleich<br />
zu den Vorjahren erneut leicht gestiegen und<br />
bleibt auf einem enorm hohen Niveau“.<br />
Im 100. Jahr des Bestehens der Katholischen<br />
Jugendfürsorge zeigt die Statistik der Beratungsdienste,<br />
dass 36,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />
bei einem alleinerziehenden Elternteil<br />
aufwuchsen, 44,6 Prozent der jungen Menschen<br />
hatten eine Trennung der Eltern erlebt.<br />
Angesichts dieser Entwicklungen sei es erforderlich,<br />
die Erziehungsberatungsstellen mit ihren<br />
hohen fachlichen Kompetenzen zu stärken. Das<br />
jahrzehntelange Know-how auf- und auszubauen<br />
sei ein Gebot nachhaltiger Sozialpolitik, so Eibl.<br />
Innovatives Wohnprojekt<br />
Mit dem Bau von vier Reihenhäusern für Auszubildende<br />
haben die <strong>KJF</strong> als Träger und das B.B.W.<br />
neue Wege des Wohnens für Internatsschüler<br />
beschritten. „Damit gelingt es dem Berufsbildungswerk,<br />
den Verselbständigungsprozess der<br />
Auszubildenden weiter nachhaltig zu fördern“,<br />
meint Walter Krug.<br />
Den Segen für die vier Häuser spendete Prälat Dr.<br />
Josef Schweiger. Für ein gelingendes Leben, so der<br />
1. Vorsitzende der <strong>KJF</strong>, brauche es Brot, ein Dach<br />
über dem Kopf, eine gute Ausbildung, Freunde,<br />
Anerkennung und Liebe. Das innovative Wohnprojekt<br />
bietet jungen Menschen während ihrer Ausbildung<br />
die bestmöglichen Rahmenbedingungen.<br />
44<br />
Kontakte 1/2013
kurz notiert<br />
Kurz notiert<br />
Hilfe für trauernde<br />
Kinder und Jugendliche<br />
Patenklasse für Medienstar<br />
Ein braun-weiß geflecktes<br />
Kälbchen, geboren am 13. April<br />
2013, dem Tag, als im Vatikan<br />
weißer Rauch aufstieg, wurde<br />
schnell berühmt. Denn Maria<br />
Necker-Kraus und ihr Mann Josef<br />
Kraus gaben ihm den Namen des<br />
neuen Papstes und suchten für<br />
ihren prominenten Franzi eine<br />
Patenklasse. „Wir wollen damit<br />
Kindern mit Behinderung die<br />
Arbeit auf unserem Biohof näher<br />
bringen“, so die patente Bäuerin<br />
aus Untersanding. In der Bischof-<br />
Wittmann-Schule fanden sich<br />
schnell 15 Schülerinnen und<br />
Schüler, die die Patenschaft gerne<br />
übernahmen.<br />
In diesen Tagen nimmt ein Verein seine Arbeit auf, der Kindern und Jugendlichen<br />
zur Seite stehen will, die ein Elternteil, ein Geschwisterkind<br />
oder einen anderen lieben Menschen<br />
verloren haben. Bei Kindertrauerbegleitung e. V. engagieren sich ehrenamtlich<br />
Menschen, die vom Fach sind und sich mit Kindern und Jugendlichen<br />
gut auskennen.<br />
Kinder und Jugendliche trauern anders als Erwachsene. So kann beispielsweise<br />
auf Momente größter Traurigkeit ein fröhliches Spiel folgen. Manche<br />
ziehen sich wechselweise sehr zurück oder gehen dann wieder stark<br />
nach außen. Wieder andere schwanken zwischen Aggressivität und starker<br />
Fürsorge für andere. Erwachsene haben oftmals Schwierigkeiten, mit<br />
solchen zunächst widersprüchlichen Ausdrucksweisen von Trauer umzugehen.<br />
Im September startet eine erste Gruppe, die bis zu acht Kindern und Jugendlichen<br />
die Möglichkeit geben will, ihre Trauer auf ihre Weise auszudrücken.<br />
Bei Interesse oder Fragen bitte Kontakt aufnehmen zu:<br />
Barbara Pustet<br />
Physiotherapeutin, Heilpädagogin, Kinder- und Jugendtrauerbegleiterin<br />
Matthias Keitel<br />
Fachkraft für Kinder- und Jugendpalliativmedizin, Kinder- und Jugendtrauerbegleiter<br />
E-Mail:<br />
b.pustet@kindertrauerbegleitung-regensburg.de<br />
m.keittel@kindertrauerbegleitung-regensburg.de<br />
Telefon: 0941 20052761 • mobil: 0176 61863462<br />
Kontakte 1/2013 45
Werden Sie Mitglied oder<br />
werben Sie ein Mitglied!<br />
Katholische Jugendfürsorge<br />
der Diözese <strong>Regensburg</strong> e. V.<br />
Orleansstraße 2a · 93055 <strong>Regensburg</strong><br />
Tel.: 0941 79887-0 · Fax: 0941 79887-177<br />
Beitrittserklärung:<br />
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese <strong>Regensburg</strong> e. V.,<br />
deren Aufgabe es ist, hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen zu helfen. Der Mindestbeitrag beträgt<br />
EUR 10,– pro Jahr; unsere Mitgliederzeitschrift Aktion Kontakte erhalten Sie dafür kostenlos.<br />
Ich bin bereit, einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von EURO<br />
Ich bin bereit, eine Spende in Höhe von EURO<br />
zu zahlen.<br />
zu zahlen.<br />
der Mitgliedsbeitrag/die Spende kann von meinem Konto<br />
Nr.<br />
IBAN<br />
bei der<br />
BLZ<br />
BIC<br />
abgebucht werden.<br />
Vorname:<br />
Nachname:<br />
Straße:<br />
PLZ/Ort:<br />
Mitarbeiter/in bei der <strong>KJF</strong>: ja nein<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
Rücksendung oder Fax bitte an obige Anschrift<br />
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Innehalten<br />
So ein Glück<br />
Geb mir ein Stük fom Glük<br />
Ich Geb ich dir 2 zurük.<br />
Valentin, 7 Jahre<br />
Quelle:<br />
25 Jahre krass, Jubiläumsausgabe<br />
„SO EIN GLÜCK“<br />
Gedanken, Meinungen, Wünsche,<br />
(Stil-)Blüten, Gedichte, Geschichten<br />
und mehr von Kindern und Jugendlichen
Bist du gerne mit Menschen zusammen?<br />
Willst du einen abwechslungsreichen Beruf?<br />
Macht es dir Freude, etwas für andere zu tun?<br />
Komm zu uns!<br />
Besuche uns auf der ConSozial 2013,<br />
der Fachmesse für Soziales,<br />
am 6. und 7. November 2013<br />
im Messezentrum Nürnberg.<br />
Am Stand des V•<strong>KJF</strong> – Verband Katholische<br />
Jugendfürsorge e.V. – informieren wir dich<br />
über verschiedene Berufe im sozialen und<br />
Gesundheitsbereich.<br />
Weitere Infos findest du<br />
ab Oktober 2013 unter<br />
www.kjf-regensburg.de<br />
Katholische Jugendfürsorge der Diözese <strong>Regensburg</strong> e. V. · Orleansstraße 2 a · 93055 <strong>Regensburg</strong>