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1<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

ISBN 978-3-00-024165-9<br />

<strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe<br />

1<br />

Abschlussbericht<br />

Durchgeführt von<br />

Gefördert von<br />

Betreut von


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe<br />

Gefördert vom<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)<br />

Referat 512: Produktionssysteme und -technologien<br />

Betreut durch<br />

Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe<br />

Bereich Produktion und Fertigungstechnologien (PTKA-PFT)<br />

Projektleitung:<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Straube<br />

Dipl.-Wi.-Ing Florian Rösch<br />

Institut für Technologie und Management<br />

Bereich <strong>Logistik</strong><br />

Technische Universität Berlin<br />

März 2008


4<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Herausgeber:<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Straube<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter<br />

Prof. Dr. Michael ten Hompel<br />

Projektteam:<br />

Bereich <strong>Logistik</strong>, Technische Universität Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Straube<br />

Dipl.-Wi.-Ing. Florian Rösch<br />

Dipl.-Kffr. Kathrin Klaar<br />

Dipl.-Ing. Friedrich Tentrop<br />

Bremer Institut für Produktion und <strong>Logistik</strong> GmbH<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter<br />

Dipl.-Inf. Jakub Piotrowski<br />

Dipl.-Wi.-Ing. Matthias Burwinkel<br />

Dipl.-Inf. Anne Virnich<br />

Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen,<br />

Technische Universität Dortmund<br />

Prof. Dr. Michael ten Hompel<br />

Dr.-Ing. Dirk Jodin<br />

Dipl.-Logist. Maria Beck<br />

Dipl.-Logist. Kai F. Semrau<br />

Straße des 17. Juli 135, Sekr. H90<br />

10623 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 - 314 2 28 77<br />

E-Mail: sekretariat@logistik.tu-berlin.de<br />

Hochschulring 20<br />

28359 Bremen<br />

Telefon: +49 (0)421 - 218 56 55<br />

E-Mail: info-ips@biba.uni-bremen.de<br />

Emil-Figge-Straße 73<br />

44221 Dortmund<br />

Telefon: +49 (0) 231 - 755 27 65<br />

E-Mail:sekretariat@flw.mb.uni-dortmund.de<br />

Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wurde mit den Mitteln<br />

des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Referat<br />

512: Produktionssysteme und -technologien, innerhalb des Rahmenkonzepts<br />

“Forschung für die Produktion von morgen” (Förderkennzeichen<br />

02PU1060) gefördert und vom Projektträger Forschungszentrum<br />

Karlsruhe, Bereich Produktion und Fertigungstechnologien (PTFK-PFT)<br />

betreut. Die Verantwortung für den Inhalt der Veröffentlichung liegt bei<br />

den Autoren.<br />

Alle Rechte, auch für die Umsetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.<br />

Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung in<br />

irgendeiner Form, auch nicht zum Zwecke der Unterrichtsgestaltung,<br />

reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,<br />

vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Gestaltung und Satz:<br />

Carsten Haar<br />

Grafik I DTP I Web<br />

info@cj-design.de<br />

Bildnachweis:<br />

Titelbild: yystom, www.istockphoto.com<br />

Druck:<br />

Druckerei Wagner<br />

Verlag und Werbung GmbH<br />

Weststraße 60<br />

09603 Großschirma OT Siebenlehn<br />

ISBN 978-3-00-024165-9


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

5<br />

Zusammenfassung<br />

Produzierende Unternehmen haben eine lange Tradition am Standort<br />

Deutschland. Um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft dieser<br />

Unternehmen zu stärken, erfährt die Produktionsforschung besondere<br />

Aufmerksamkeit. In diesem Zusammenhang spielt das Rahmenprogramm<br />

„Forschung für die Produktion von morgen“, das seit 1999<br />

vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert<br />

und vom Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe betreut wird, eine<br />

herausragende Rolle.<br />

Das Rahmenprogramm hat zum Ziel, komplexe Probleme des <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbes zu lösen und dabei volkswirtschaftlichen Nutzen<br />

zu erzeugen. Insbesondere soll die Innovations-, Wandlungs- und Leistungsfähigkeit<br />

von Unternehmen ausgebaut und visionäre Konzepte<br />

zur Anwendung gebracht werden. Die Forschungsprojekte sind dabei<br />

unternehmensübergreifend und interdisziplinär aufgebaut. In den Unternehmen<br />

sollen die Kompetenzen der Beschäftigten weiterentwickelt<br />

und letztendlich die Forschungsergebnisse breitenwirksam umgesetzt<br />

werden.<br />

Das Rahmenprogramm umfasst vier Handlungsfelder, auf deren Basis<br />

Forschungsprojekte konzipiert werden. Diese Handlungsfelder sind <strong>im</strong><br />

Einzelnen:<br />

• Marktentwicklung und strategische Produktplanung<br />

• Technologien und Produktausrüstungen<br />

• Neue Formen der Zusammenarbeit produzierender Unternehmen<br />

• Der Mensch und das wandlungsfähige Unternehmen<br />

Zur Überprüfung und Aktualisierung der Ausrichtung der einzelnen<br />

Handlungsfelder wurde in den Jahren 2006 und 2007 ein Projekt<br />

durchgeführt (Leitung: Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner), dessen Ergebnisse<br />

<strong>im</strong> Februar 2007 veröffentlicht wurden (Kleiner 2007). In<br />

diesem Rahmen wurde <strong>im</strong> dritten Handlungsfeld „Neue Formen der<br />

Zusammenarbeit produzierender Unternehmen“ die zukünftige Rolle<br />

der <strong>Logistik</strong> als verbindendes Element weltweit verteilter Produktionsstandorte<br />

für produzierende Unternehmen betont. Die <strong>im</strong> Projektbericht<br />

aufgeführten logistischen Themenfelder sollten dann in der <strong>Voruntersuchung</strong><br />

„<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“ (Projektlaufzeit Mai<br />

2007 bis Februar 2008) weiter detailliert werden. Insbesondere stand<br />

die vertiefende Betrachtung und Priorisierung von Themenfeldern zur<br />

zielgerichteten Ausschreibung zukünftiger Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

<strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Auf Basis einer umfangreichen Analyse aktueller Studien <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>Logistik</strong> sowie von Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften und<br />

Kongressbeiträgen wurden verschiedene Themenfelder als besonders<br />

relevant identifiziert. Die Themenfelder und die darunter subsumierten<br />

Einzelthemen wurden dann in Experteninterviews zur Diskussion<br />

gestellt, validiert und <strong>im</strong> Detail ergänzt. Darauf aufbauend fand eine<br />

Befragung von <strong>Logistik</strong>experten aus der Unternehmenspraxis mit dem<br />

Ziel statt, die Bedeutung der Einzelthemen und die Forschungsbedarfe<br />

aus Sicht der Wirtschaft zu erfassen.<br />

Im Einzelnen wurde die Bedeutung der folgenden Themenbereiche erhoben:<br />

• Ressourceneffizienz: Für eine ressourceneffiziente <strong>Logistik</strong>, welche<br />

politischen wie auch gesellschaftlichen Anforderungen standhalten<br />

muss, besteht zum einen die Möglichkeit die Leistungserbringung<br />

unter ökologischen Gesichtspunkten zu opt<strong>im</strong>ieren, wie auch die<br />

Ressourcenschonung <strong>im</strong> Planungsprozess der Implementierung<br />

von <strong>Logistik</strong>systemen zu berücksichtigen. Zum anderen können in<br />

Unternehmen selbst sowie über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

Mindeststandards eingeführt werden, die eine ökologische Transparenz<br />

auch für den Kunden herstellen.<br />

• Transparenz: Eine transparente <strong>Logistik</strong> steht vor der zukünftigen<br />

Herausforderung, die geforderte hohe Reaktionsgeschwindigkeit<br />

über die Informationsbereitstellung in Echtzeit, selbst in globalen<br />

Wertschöpfungsketten zur Unterstützung logistischer Prozesse, sicherzustellen.<br />

Dies betrifft gleichermaßen die Weiterentwicklung<br />

von Identifikationstechnik, wie auch deren konzeptioneller unternehmensübergreifender<br />

Einsatz zur Steuerung und Synchronisation<br />

operativer Prozesse in der <strong>Logistik</strong>.<br />

• Flexibilisierung: Die Flexibilisierung logistischer Systeme muss in<br />

Zukunft nicht nur eine Erhöhung von Geschwindigkeit und Reduzierung<br />

von Kosten realisieren, sondern sollte durch die Steigerung<br />

der Wandlungsfähigkeit und die Differenzierung von <strong>Logistik</strong>dienstleistungen,<br />

auch für die kundenindividuelle Massenfertigung, fokussiert<br />

werden. Für die operative <strong>Logistik</strong> bedeutet dies die Weiterentwicklung<br />

von dezentralen Steuerungskonzepten, wie auch die<br />

Weiterentwicklung der Modularisierung von logistischen Prozessen<br />

und der Förder- und Lagertechnik.<br />

• Standardisierung: Die Entwicklung der Kundenanforderungen in<br />

Richtung individueller Produkte und flexibler Reaktion auf Kundenwünsche<br />

führt zu einer höheren Komplexität in <strong>Logistik</strong>prozessen.<br />

Damit dennoch kostengünstig und effizient logistische Leistungen<br />

erbracht werden können, ist eine Standardisierung von Prozessschritten<br />

und -schnittstellen erforderlich, die nicht <strong>im</strong> Sinne einer<br />

Leistungsdifferenzierung von den Kunden wahrgenommen werden.<br />

• Informationstechnische Verknüpfung: Die moderne <strong>Logistik</strong><br />

ist ohne die Waren begleitenden Informationsströme nicht mehr<br />

denkbar. Immer leistungsfähigere und günstigere Informationstechnologien<br />

wie RFID oder GPS ermöglichen die Datenaufnahme<br />

in Echtzeit. In Zukunft müssen Ansätze entwickelt werden, die die<br />

Filterung der anfallenden Datenmengen und Überführung in entscheidungsunterstützende<br />

Informationen ermöglichen. Ebenfalls<br />

wird die Einbindung neuer Konzepte wie intelligente Systeme und<br />

serviceorientierte Architekturen in die unternehmensübergreifende<br />

Zusammenarbeit die <strong>Logistik</strong> entscheidend prägen.


6<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

• Zukunftsorientiertes Netzwerkdesign: Angesichts global verteilter<br />

Produktionsstätten wird die Internationalisierung die Wertschöpfungsnetze<br />

der Zukunft prägen. Grenzüberschreitend sind<br />

Netzwerke und Kooperationen zu managen und Supply Chains in<br />

Richtung der vorgelagerten Lieferanten zu beherrschen. Eine hohe<br />

Bedeutung wird in diesem Zusammenhang dem Konzept der dezentralen<br />

Steuerung beigemessen, welches es für einen Praxiseinsatz<br />

weiterzuentwickeln gilt.<br />

• Demografische Entwicklung: Die demografische Entwicklung erfordert<br />

durch die Verschärfung des Fachkräftemangels gleichermaßen,<br />

Maßnahmen zur Stärkung der interdisziplinären Ausbildung<br />

und Weiterbildung an Universitäten und in Unternehmen zur<br />

Sicherung des hochqualifizierten <strong>Logistik</strong>nachwuchses zu treffen.<br />

Auch die Entwicklung von ergonomischen und ansprechenden Arbeitsumgebungen<br />

hilft, die fehlende Attraktivität der <strong>Logistik</strong>branche<br />

wieder herzustellen. Ein weiterer Aspekt des demografischen<br />

Wandels ist der wachsende Reifegrad unserer Gesellschaft. Hier<br />

sollte präventiv die Sicherstellung einer uneingeschränkten Versorgung<br />

über die <strong>Logistik</strong> realisiert werden.<br />

• Sicherheit/Stabilität von <strong>Logistik</strong>systemen: <strong>Logistik</strong>prozesse<br />

finden heute mehrheitlich <strong>im</strong> Rahmen globaler Wertschöpfung<br />

statt. Die daraus resultierenden Wertschöpfungsnetze sind auf<br />

Prozessebene sehr anfällig für externe Störungen. Es gilt, zukünftig<br />

die Stabilität von <strong>Logistik</strong>systemen bereits in deren Planung einzubeziehen<br />

und schon in einem frühen Planungsstadium Konzepte<br />

für die Rekonfiguration zu entwickeln. Dies betrifft inner- und ausserbetriebliche<br />

Materialflusssysteme und <strong>Logistik</strong>netze, auch unter<br />

Einbezug einer geeigneten Informationserfassung und Verarbeitung<br />

in den IT-Systemen.<br />

Die Vorstellung der Projektergebnisse, insbesondere die Bewertung<br />

und Priorisierung der zukünftig durch Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

weiter zu bearbeitenden Themenfelder, wurde in einem öffentlichen<br />

Diskurs am 12. Februar 2008 in Frankfurt (Main) vorgenommen.<br />

Vertretern aus Wissenschaft und Unternehmenspraxis wurden die Forschungsergebnisse<br />

der <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe“ zunächst vorgestellt.<br />

Daraufhin erfolgte eine intensive Diskussion, deren Ergebnis die Zusammenfassung<br />

der untersuchten Zukunftsthemen der <strong>Logistik</strong> in drei<br />

Bereichen darstellt:<br />

• Ressourceneffizienz durch Opt<strong>im</strong>ierung und Neugestaltung der logistischen<br />

Leistungserbringung<br />

• Konzepte zur Differenzierung und Flexibilisierung von <strong>Logistik</strong>leistungen<br />

• Selbststeuerung logistischer Prozesse – Ressourcenschonung und<br />

Transparenz durch neue Informationstechnik<br />

In zukünftigen Forschungsförderungsmaßnahmen <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe in Deutschland gilt es nun, diesen identifizierten Themenfeldern<br />

besondere Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Sie wurden<br />

als die Kernthemen einer erfolgreichen <strong>Logistik</strong> identifiziert, die weltweit<br />

verteilte Standorte und Funktionen in Wertschöpfungsnetzen verbinden<br />

und somit zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen<br />

aus Deutschland <strong>im</strong> globalen Wettbewerb beitragen.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

7<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung.......................................................................................................................................................................................... 9<br />

2 Projektbeschreibung....................................................................................................................................................................... 10<br />

2.1 Einordnung des Projekts in das Rahmenprogramm „Forschung für die Produktion von morgen“................................................................... 10<br />

2.2 Methodik der <strong>Voruntersuchung</strong>..................................................................................................................................................................... 10<br />

3 Standortbest<strong>im</strong>mung der <strong>Logistik</strong> in Deutschland............................................................................................................................ 14<br />

4 Ergebnisse der Pr<strong>im</strong>är- und Sekundäranalyse................................................................................................................................... 18<br />

4.1 Ressourceneffizienz..................................................................................................................................................................................... 18<br />

4.2 Transparenz.................................................................................................................................................................................................. 22<br />

4.3 Flexibilisierung............................................................................................................................................................................................. 23<br />

4.4 Standardisierung.......................................................................................................................................................................................... 25<br />

4.5 Informationstechnische Verknüpfung........................................................................................................................................................... 26<br />

4.6 Zukunftsorientiertes Netzwerkdesign........................................................................................................................................................... 30<br />

4.7 Demografische Entwicklung......................................................................................................................................................................... 35<br />

4.8 Sicherheit/Stabilität von <strong>Logistik</strong>systemen.................................................................................................................................................. 38<br />

5 Öffentlicher Diskurs........................................................................................................................................................................ 42<br />

5.1 Organisation und Ablauf............................................................................................................................................................................... 42<br />

5.2 Ergebnisse................................................................................................................................................................................................... 43<br />

6 Fazit und Ausblick........................................................................................................................................................................... 44


8<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Wissensbasis der <strong>Voruntersuchung</strong>..................................................................................................................................................... 10<br />

Abbildung 2: Ausschnitt des entwickelten Fragebogens........................................................................................................................................... 12<br />

Abbildung 3: Forschungsdesign der <strong>Voruntersuchung</strong>............................................................................................................................................... 13<br />

Abbildung 4: Stärken der <strong>Logistik</strong> in Deutschland.................................................................................................................................................... 15<br />

Abbildung 5: Spannungsdreieck der <strong>Logistik</strong>ziele (in Anlehnung an Gudehus 2005)................................................................................................ 16<br />

Abbildung 6: Schwächen der <strong>Logistik</strong> in Deutschland................................................................................................................................................17<br />

Abbildung 7: Treiber für die Opt<strong>im</strong>ierung einer ressourcenschonenden Leistungserbringung (in Anlehnung an Paquette 2005)............................... 19<br />

Abbildung 8: Zieldreieck der Nachhaltigkeit.............................................................................................................................................................. 19<br />

Abbildung 9: Hemmnisse einer Forcierung der Nachhaltigkeit in der <strong>Logistik</strong>............................................................................................................ 20<br />

Abbildung 10: Technische und strategische Ebene in einem Materialflusssystem.................................................................................................... 21<br />

Abbildung 11: Hemmnisse einer transparenten Produktionslogistik......................................................................................................................... 22<br />

Abbildung 12: Möglichkeiten zur Erhöhung der Transparenz in <strong>Logistik</strong>prozessen..................................................................................................... 23<br />

Abbildung 13: Strukturmerkmale von Netzwerken (in Anlehnung an Pfohl 2004)..................................................................................................... 27<br />

Abbildung 14: Antworten auf die These „Die informationstechnische Verknüpfung in der <strong>Logistik</strong>kette wird in Zukunft gesichert durch“................. 27<br />

Abbildung 15: Konzentration von Distributionszentren in Europa (in Anlehnung an Capgemini 2006b).................................................................... 32<br />

Abbildung 16: Hemmnisse für die Umsetzung serviceorientierter Architekturen (SOA) <strong>im</strong> Unternehmen.................................................................. 34<br />

Abbildung 17: Stufen und Beteiligte einer Supply Chain (in Anlehnung an Reindl u. Oberniedermaier 2002)........................................................... 34<br />

Abbildung 18: Antwort auf die These „Notwendige Maßnahmen für ein zukunftsorientiertes Netzwerkdesign in der <strong>Logistik</strong>“.................................. 34<br />

Abbildung 19: Verschiebung der Alterspyramide zwischen 2005 und 2050 (in Anlehnung an Statistisches Bundesamt 2006)............................... 35<br />

Abbildung 20: Hemmnisse einer Verbesserung des Fachkräfteangebots in der <strong>Logistik</strong>........................................................................................... 35<br />

Abbildung 21: Durchschnittliche Anzahl offener Ingenieur-Stellen zwischen 2004 und 2007 (in Anlehnung an VDI 2006 und VDI 2007)................ 36<br />

Abbildung 22: Robustheit von Intralogistiksystemen................................................................................................................................................ 40<br />

Abbildung 23: Zukünftig relevante Themen zur Sicherstellung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der <strong>Logistik</strong> in Deutschland................. 42<br />

Abbildung 24: Vorgeschlagene Schwerpunkte zukünftiger Forschungsförderungsmaßnahmen................................................................................. 45


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

9<br />

1 Einleitung<br />

Das produzierende Gewerbe am Standort Deutschland agiert in einem<br />

sich stetig wandelnden Wettbewerbsumfeld. Dessen hochdynamische<br />

Veränderungen erfordern innovative, gleichzeitig jedoch ausgereifte<br />

Strukturen und Prozesse, um nicht nur auf dem hart umkämpften globalisierten<br />

Weltmarkt, sondern auch auf dem he<strong>im</strong>ischen Binnenmarkt<br />

zu bestehen. In der Gestaltung ihrer Produktions- und <strong>Logistik</strong>netze<br />

werden Unternehmen dabei mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert:<br />

Beispielhaft seien hier der steigende Konkurrenzdruck durch<br />

den globalen Wettbewerb sowie die rasante technologische Entwicklung<br />

bei Produktionsverfahren und Endprodukten genannt.<br />

In diesem Umfeld hat sich die <strong>Logistik</strong> zur drittgrößten Branche in<br />

Deutschland entwickelt und als Wachstumsmotor der letzten Jahre<br />

erwiesen (Klaus u. Kille 2007). Durch die anhaltende Tendenz der<br />

Industrie Wertschöpfungsumfänge auszulagern, aber auch durch die<br />

zentrale Lage Deutschlands in Europa und die dadurch entstehende<br />

Möglichkeit, bedeutende Güterströme aus logistischer Sicht abzuwickeln,<br />

ist eine positive Weiterentwicklung der Branche auch in Zukunft<br />

zu erwarten. Die <strong>Logistik</strong> wird dabei zum verbindenden Glied in weltweit<br />

verteilten Wertschöpfungsnetzen und trägt als ein Kernelement<br />

dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen in<br />

Deutschland nachhaltig zu sichern. Vermehrt muss sich die <strong>Logistik</strong><br />

mit weiteren Phänomenen befassen: Umweltaspekte sind zunehmend<br />

in die Planung von Wertschöpfungsnetzen einzubeziehen, die demografische<br />

Entwicklung der Bevölkerung führt zu einem geänderten<br />

Nachfrageverhalten der Kunden sowie einem sinkenden Angebot qualifizierter<br />

Mitarbeiter und die Gefahr terroristischer Anschläge verschafft<br />

dem Aspekt der Sicherheit in <strong>Logistik</strong>ketten große Aufmerksamkeit.<br />

Den dargestellten Herausforderungen können die Unternehmen am<br />

Produktionsstandort Deutschland nur durch eine stetige Weiterentwicklung<br />

ihrer Produkte, Dienstleistungen, Strukturen und Prozesse<br />

begegnen. In diesem Zusammenhang ist die aktive Zusammenarbeit<br />

der Unternehmen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Universitäten<br />

ein Schlüssel zum Erfolg, um auf die Veränderungen in der<br />

notwendigen Geschwindigkeit reagieren zu können. Für die Stärkung<br />

der Produktionsforschung in Deutschland wurde 1999 das Rahmenprogramm<br />

„Forschung für die Produktion von morgen“ vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert. Ziel des Rahmenprogramms<br />

ist es, die komplexen Probleme des <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbes in firmenübergreifenden und interdisziplinär ausgelegten<br />

Forschungsprojekten zu bearbeiten. Die Struktur des Rahmenprogramms<br />

umfasst vier Handlungsfelder, deren Aktualisierung <strong>im</strong> Jahr<br />

2007 vorgenommen wurde. Dabei wurde in den Empfehlungen zum<br />

Handlungsfeld „Neue Formen der Zusammenarbeit produzierender Unternehmen“<br />

aufgeführt, dass die <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

eine zunehmende Bedeutung erfährt (Kleiner 2007).<br />

Auf Basis dieses Ergebnisses wurde die <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“ (Projektzeitraum Mai 2007 bis Februar<br />

2008) durchgeführt. Ihr Ziel war es, die zukünftige Rolle der <strong>Logistik</strong><br />

für das produzierende Gewerbe näher zu spezifizieren. Die in diesem<br />

Rahmen erarbeiteten Themenfelder sollten dann in der Diskussion mit<br />

<strong>Logistik</strong>experten aus Wissenschaft und Praxis <strong>im</strong> Rahmen von Expertengesprächen<br />

und einem öffentlichen Diskurs hinterfragt und aufbereitet<br />

werden. Damit sollte die Grundlage für die zielgerichtete Konzeption<br />

zukünftiger Forschungsförderungsmaßnahmen gelegt werden.<br />

Die Struktur des Abschlussberichts folgt weitgehend der Abfolge der<br />

Arbeitspakete <strong>im</strong> Projektvorgehen.<br />

Nach der Einleitung erfolgt in Kapitel 2 die Einordnung der <strong>Voruntersuchung</strong><br />

„<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“ in das Rahmenprogramm<br />

„Forschung für die Produktion von morgen“ sowie die Vorstellung der<br />

<strong>im</strong> Projekt verfolgten Vorgehensweise und Forschungsmethodik.<br />

Basis für die Priorisierung von Forschungsförderungsmaßnahmen sind<br />

Forschungsbedarfe, die aus Sicht der Wissenschaft und der Unternehmenspraxis<br />

identifiziert werden. So stellt Kapitel 3 <strong>im</strong> Sinne einer<br />

Status-Quo-Erfassung die in der Befragung erhobenen Stärken und<br />

Schwächen der <strong>Logistik</strong> in Deutschland vor, um die Grundlage für die<br />

Vertiefung der Themen <strong>im</strong> weiteren Verlauf des Berichts zu schaffen.<br />

In Kapitel 4 werden dann die Themenfelder der <strong>Voruntersuchung</strong>, die<br />

auf der umfangreichen Literaturanalyse und den Expertengesprächen<br />

basieren, näher vorgestellt. Auch werden hier die Ergebnisse der unter<br />

Unternehmensvertretern durchgeführten Befragung und die dadurch<br />

erfolgte Priorisierung der Themenfelder vorgestellt.<br />

Die <strong>im</strong> öffentlichen Diskurs am 12. Februar 2008 in Frankfurt (Main)<br />

vorgestellten Forschungsergebnisse, sowie die Inhalte und Resultate<br />

der dort durchgeführten Diskussion, gibt Kapitel 5 wieder. Den Kerninhalt<br />

dieses Kapitels bilden die drei <strong>im</strong> Rahmen des Diskurses herausgearbeiteten<br />

Themenkomplexe, die bei der Ausschreibung zukünftiger<br />

Forschungsvorhaben besondere Berücksichtigung finden werden.<br />

Der Abschlussbericht schließt in Kapitel 6 mit einer zusammenfassenden<br />

Bewertung der Forschungsergebnisse und einem Ausblick auf zukünftige<br />

Schwerpunkte der Förderung von <strong>Logistik</strong>-Forschungsprojekten<br />

<strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe.


10<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

2 Projektbeschreibung<br />

Die Einbindung der <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

in das Rahmenprogramm „Forschung für die Produktion von<br />

morgen“ wird <strong>im</strong> Folgenden kurz beschrieben, bevor auf die <strong>im</strong> Projekt<br />

verfolgte Methodik in Unterkapitel 2.2 eingegangen wird.<br />

2.1 Einordnung des Projekts in das Rahmenprogramm<br />

„Forschung für die Produktion<br />

von morgen“<br />

Die Struktur des Rahmenprogramms „Forschung für die Produktion von<br />

morgen“ beinhaltet vier Handlungsfelder, anhand derer Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

ausgeschrieben und Forschungsprojekte konzipiert<br />

werden. Diese Handlungsfelder sind <strong>im</strong> Einzelnen:<br />

• Marktentwicklung und strategische Produktplanung<br />

• Technologien und Produktausrüstungen<br />

• Neue Formen der Zusammenarbeit produzierender Unternehmen<br />

• Der Mensch und das wandlungsfähige Unternehmen<br />

Unter der Federführung von Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner (Technische<br />

Universität Dortmund, Institut für Umformtechnik und Leichtbau; seit<br />

2007 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft) wurden in einem<br />

bis Februar 2007 dauernden Projekt die Handlungsfelder und die<br />

darin enthaltenen Themen analysiert. Im Sinne einer Fortschreibung<br />

des Rahmenkonzepts sind neue Forschungsfelder und -themen in den<br />

einzelnen Handlungsfeldern aufgearbeitet worden.<br />

Im Rahmen der Ausarbeitung zukünftiger Schwerpunkte <strong>im</strong> dritten<br />

Handlungsfeld „Neue Formen der Zusammenarbeit produzierender Unternehmen“<br />

wurde sehr deutlich, dass die <strong>Logistik</strong> als verbindendes<br />

Element weltweit verteilter Produktionsstandorte für produzierende<br />

Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor der Zukunft ist. Auf Basis dieser<br />

Erkenntnisse wurde <strong>im</strong> Mai 2007 die <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>produzierenden</strong> Gewerbe“ gestartet.<br />

Drei der führenden <strong>Logistik</strong>institute Deutschlands – der Bereich <strong>Logistik</strong><br />

der Technischen Universität Berlin, das Bremer Institut für Produktion<br />

und <strong>Logistik</strong> GmbH und der Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen<br />

der Technischen Universität Dortmund – wurden mit der Aufgabe betraut,<br />

die <strong>im</strong> Abschlussbericht des oben genannten Fortschreibungsprojekts<br />

erarbeiteten zukünftigen Themenschwerpunkte in der <strong>Logistik</strong><br />

weiter auszuarbeiten.<br />

Die Anforderung an die <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe“ war, die heutige und zukünftige Rolle der <strong>Logistik</strong> für produzierende<br />

Unternehmen in Deutschland näher zu beleuchten. Insbesondere<br />

stand die Detaillierung und Priorisierung von Themenfeldern zur<br />

zielgerichteten Ausschreibung zukünftiger Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

<strong>im</strong> Vordergrund.<br />

2.2 Methodik der <strong>Voruntersuchung</strong><br />

Ziel des vorliegenden Forschungsprojektes war die Definition zukünftiger<br />

Forschungsschwerpunkte für die <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe.<br />

Dabei wurde besonderen Wert auf Themenoffenheit sowie praxisnahe<br />

Inhalte, die an der aktuellen wirtschaftlichen Lage orientiert<br />

sind, gelegt. Um dies zu gewährleisten, sollten nicht nur die Expertise<br />

des Forschungsteams eingebracht, sondern vor allem <strong>Logistik</strong>experten<br />

aus Wirtschaft und Forschung sowie die Ergebnisse verschiedener Studien<br />

mit logistischem Hintergrund herangezogen werden. Mit Hilfe dieser<br />

Wissensbasis (siehe Abbildung 1) konnten aus der derzeitigen Situation<br />

Herausforderungen eruiert und daraus resultierende zukünftige<br />

Forschungsfelder <strong>im</strong> Bereich der <strong>Logistik</strong> aufgezeigt werden. Durch den<br />

Einbezug ausgewiesener <strong>Logistik</strong>experten konnten außerdem neueste<br />

Entwicklungen und bisher unveröffentlichte sowie undokumentierte<br />

Meinungen dargestellt und berücksichtigt werden.<br />

Auswertung von Studien:<br />

MIT SC2020, BDI Kl<strong>im</strong>astudie von McKinsey, Capgemini Studien,<br />

Frazelle Logistics Megatrends, Trends und Strategien, Megatrends<br />

in Deutschland etc.<br />

Besuch von logistikrelevanten Kongressen:<br />

24. Deutscher <strong>Logistik</strong>-Kongress, 25. Dortmunder Gespräche,<br />

Greening Logistics, 4. Hanselog, ManuFuture Konferenz,<br />

CSCMP-Conference (Philadelphia), SCM-Council (Brüssel) etc.<br />

Durchführung eines öffentlichen Diskurses:<br />

Diskussion und Priorisierung der Forschungsschwerpunktthemen<br />

International – Gespräche mit <strong>Logistik</strong>professoren:<br />

Befragung von Professoren aus den USA zu<br />

internationalen zukunftsrelevanten Forschungsthemen<br />

Analyse relevanter Forschungsartikel:<br />

Bowersox – Ten Megatrends in SCM, Paquette – Environmental<br />

Pressures, Rice/Caniato – Building a secure and resilient supply<br />

chain etc.<br />

Ergebnisse der<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

National – Durchführung von Experteninterviews:<br />

Befragung von Professoren, ehemaligen Doktoranden,<br />

Praxispartnern <strong>im</strong> <strong>Logistik</strong>management<br />

Überblick der Forschungsthemen aus 15 internationalen<br />

<strong>Logistik</strong>zeitschriften:<br />

International Journal of Logistics, Management, Journal of<br />

Business Logistics, Supply Chain Management Review,<br />

<strong>Logistik</strong>management etc.<br />

Empirische Erhebung über die Relevanz<br />

der Forschungsthemen in der Praxis<br />

Abbildung 1: Wissensbasis der <strong>Voruntersuchung</strong>


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

11<br />

Um den Anforderungen der <strong>Voruntersuchung</strong> gerecht zu werden, war<br />

es von großer Bedeutung, das richtige Vorgehen zur Datenerhebung<br />

auszuwählen. Für die pr<strong>im</strong>äre Datenerhebung wurden die Methoden<br />

der Befragung und Beobachtung gewählt. Eine Sekundäranalyse wurde<br />

in Form einer Literaturrecherche durchgeführt. Ausgewählt wurden die<br />

einzelnen Methoden unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte wie<br />

dem Aufwand, dem Nutzen, der Güte, der Granularität, der Komplexität<br />

und der Erfassung zusätzlicher Informationen bei der Datenerhebung.<br />

Die Daten sollten eine hohe Qualität und Komplexität aufweisen, da sie<br />

die Grundlage zur Definition zukünftiger Forschungsschwerpunkte bilden<br />

und somit die Vielschichtigkeit und Zusammenhänge logistischer<br />

Themen wiedergeben müssen. Ein weiteres Auswahlkriterium waren<br />

aufgrund des beschränkten Projektzeitraumes von acht Monaten die<br />

zur Verfügung stehenden Zeit- und Personalressourcen.<br />

Für das aktuelle Projekt kristallisierte sich nach der Analyse verschiedener<br />

Datenerhebungsmethoden folgende bestmögliche Variante der<br />

Datenerhebung heraus: Die Durchführung einer publikationsorientierten<br />

Literaturanalyse, der Besuch verschiedener logistikrelevanter<br />

Veranstaltungen und die mündliche und schriftliche Befragung ausgewählter<br />

Experten aus Wissenschaft und Praxis. Durch den Besuch der<br />

Konferenzen des Council of Supply Chain Management Professionals<br />

(CSCMP) und des Supply Chain Council (SCC) sowie durch Gespräche,<br />

die von Prof. ten Hompel <strong>im</strong> Rahmen des Besuchs verschiedener Forschungsinstitute<br />

in den USA durchgeführt wurden, ergab sich dazu die<br />

Möglichkeit, einen Überblick über aktuelle internationale Trends und<br />

zukünftige Forschungsschwerpunktthemen <strong>im</strong> Bereich der <strong>Logistik</strong> zu<br />

erlangen.<br />

In einem ersten Schritt erfolgte die Sichtung und Auswertung bestehender<br />

Forschungsfelder. In einer umfangreichen Literaturanalyse<br />

wurden aktuelle Veröffentlichungen <strong>im</strong> Bereich <strong>Logistik</strong> (d.h. Beiträge<br />

in Fachzeitschriften, Dissertationen und aktuell erschienene Bücher)<br />

sowie Studien anderer nationaler und internationaler Forschungs- und<br />

Beratungseinrichtungen eingehend untersucht und die dort formulierten<br />

Forschungsbedarfe aufgenommen. Um neben der Sicht der Wissenschaft<br />

auch die Unternehmenspraxis, sowie die Sicht von Politik<br />

und Verbänden in die Untersuchung mit einzubeziehen, wurden namhafte<br />

logistikrelevante Konferenzen und Tagungen besucht. Dazu zählen<br />

die Tagesforen „Greening Logistics“ (Organisation: Grünen Bundestagsfraktion)<br />

und „MANUFUTURE Konferenz Germany“ (Organisation:<br />

Fraunhofer IPA) und mehrere Konferenzen, wie die 5. Hanselog (Organisation:<br />

Bundesvereinigung <strong>Logistik</strong>), die 25. Dortmunder Gespräche<br />

(Organisation: Fraunhofer IML und Bundesvereinigung <strong>Logistik</strong>),<br />

der 24. Deutsche <strong>Logistik</strong>-Kongress (Organisation: Bundesvereinigung<br />

<strong>Logistik</strong>), Supply Chain Council European Conference (Organisation:<br />

Supply Council) und auch der CSCMP Jahreskongress in Philadelphia<br />

(USA) (Organisation: Council of Supply Chain Professionals).<br />

Experteninterviews<br />

Parallel zur Analyse von Studien und Zeitschriften sowie dem Besuch<br />

zahlreicher <strong>Logistik</strong>veranstaltungen wurde ein ausgewählter Expertenkreis<br />

interviewt. Dies erfolgte in Form eines teilstrukturierten Experteninterviews.<br />

Dabei wurde das Interview nach einem vorher definierten<br />

Leitfaden durchgeführt, war jedoch nicht an feste Fragen gebunden.<br />

Diese Art der Interviewführung erwies sich in Pretestinterviews als<br />

vorteilhaft gegenüber einem fest strukturierten oder einem freien Interview.<br />

Der Leitfaden erleichterte dem Interviewer, das Gespräch zu<br />

führen und wichtige Themen anzusprechen. Gleichzeitig hatte er die<br />

Möglichkeit, weniger relevante Themengebiete zu verkürzen bzw. auf<br />

vorher unbedachte, vom Interviewten eingebrachte Thesen einzugehen.<br />

Um eine natürliche Gesprächssituation herzustellen, wurde darauf<br />

geachtet, die Formulierung der Fragen möglichst offen zu lassen.<br />

Dies war jedoch nur insoweit realisierbar, wie die Fragen <strong>im</strong> Leitfaden<br />

abgehandelt und somit best<strong>im</strong>mte Themen herausgestellt werden<br />

konnten. Weiterhin war darauf zu achten, die Fragen neutral, eindeutig<br />

und gut verständlich zu formulieren. Seitens des Interviewten sollte es<br />

keine Verständnisschwierigkeiten geben. Außerdem wurden Suggestivfragen<br />

vermieden, die dem Proband eine allgemeine Meinung oder<br />

Tendenz hätten aufgezwingen können.<br />

Bei der Festlegung der Fragenschwerpunkte und der Gliederung des<br />

Interviews wurden vier D<strong>im</strong>ensionen herausgearbeitet und nacheinander<br />

von übergeordneten Problemen bis hin zu detaillierten Aspekten<br />

abgehandelt. Folgende Fragenschwerpunkte wurden ausgewählt:<br />

• Zukünftige Relevanz des Forschungsfeldes<br />

• Dringlichkeit des Forschungsfeldes<br />

• Forschungsbedarf auf diesem Gebiet<br />

• Hemmnisse, die einer Umsetzung des Forschungsfeldes <strong>im</strong> Wege<br />

stehen<br />

Neben der Auswahl der <strong>im</strong> Interview zu behandelnden Fragestellungen<br />

war die Auswahl der Experten ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt, um<br />

die Qualität der Pr<strong>im</strong>äranalyse zu gewährleisten. Bei der Expertenauswahl<br />

wurde auf bereits bestehende Kontakte der am Projekt beteiligten Institute<br />

zurückgegriffen. Die ausgewählten Experten waren teilweise bereits in<br />

der Forschung tätig und sind aktuell in der Industrie beschäftigt.<br />

Vor der eigentlichen Befragung wurden einige Pretests durchgeführt,<br />

um mögliche Redundanzen zu beseitigen und die <strong>im</strong> Vorfeld vorgenommene<br />

Zeitabschätzung von ca. einer Stunde pro Interview zu bestätigen.<br />

Nach Abschluss der Pretestphase und der daraus folgenden<br />

Überarbeitung des Leitfadens fanden die eigentlichen Experteninterviews<br />

statt.<br />

Die ausgewählten <strong>Logistik</strong>experten wurden an ihren Arbeitsplätzen<br />

befragt. Dies hatte den Vorteil, dass sich die Befragten in ihrer gewohnten<br />

Gesprächsumgebung befanden und sich somit schnell auf die<br />

Interviewsituation einstellen konnten. Im Verlauf des Interviews fungierte<br />

ein Teammitglied des Projektkonsortiums als Hauptgesprächspartner,<br />

während das andere Mitglied die wichtigsten Thesen des Experten<br />

schriftlich festhielt. Zusätzlich wurden die Gespräche mit dem<br />

Einverständnis des Befragten per Diktaphon aufgenommen. So ergab<br />

sich die Möglichkeit einer nachträglichen Transkription des Gesprächs.<br />

Anschließend wurden die relevanten Thesen mit Hilfe einer qualitativen<br />

Inhaltsanalyse aus dem Transkript extrahiert.


12<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Insgesamt wurden 19 Interviews durchgeführt, was nach Rücksprache<br />

mit dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (GESIS-ZUMA)<br />

in Mannhe<strong>im</strong> für den Erhalt zukunftsrelevanter <strong>Logistik</strong>thesen zur weiteren<br />

Bearbeitung des Projektes eine ausreichende Basis darstellte.<br />

Schriftliche Befragung<br />

Die in den Experteninterviews und der Literaturanalyse herausgearbeiteten<br />

Thesen wurden <strong>im</strong> weiteren Projektverlauf zusammengefasst<br />

und in einer schriftlichen bzw. elektronischen Befragung einer größeren<br />

Anzahl von <strong>Logistik</strong>experten vorgelegt. Im Rahmen des Projektes<br />

war es sinnvoll, den semantischen Aufbau der Expertenthesen für den<br />

Fragebogen nicht zu verändern, da nur so die erforderliche Komplexität<br />

der Fragen und Thesen erhalten bleiben konnte.<br />

Innerhalb des Fragebogens wurden die einzelnen Thesen verschiedenen<br />

Oberthemen zugeordnet (Beispiel: Die These „Differenzierung der<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleistungen zur Erfüllung individueller Kundenanforderungen“<br />

wurde dem Oberthema „Flexibilisierung“ zugeordnet). Die Anordnung<br />

der Themenblöcke erfolgte auch hier von übergeordneten hin zu<br />

detaillierten Aussagen. Insgesamt entstanden 10 Blöcke mit insgesamt<br />

70 Thesen sowie 3 kompakten Frageblöcken. Als Einstieg wurden<br />

die Kategorien Stärken und Schwächen der <strong>Logistik</strong> in Deutschland zu<br />

einer Fragengruppe zusammengefasst. Darauf folgten die Abschnitte<br />

Nachhaltigkeit, demografischer Wandel, Standardisierung, Flexibilisierung,<br />

Netzwerkdesign, Informationstechnik, Transparenz und Sicherheit/Stabilität.<br />

Die abschließende kompakte Fragengruppe beinhaltet<br />

die zukünftige Relevanz, Hemmnisse und Stand der Forschung übergeordneter<br />

Themengebiete. Ein Ausschnitt des entwickelten Fragebogens<br />

wird in Abbildung 2 dargestellt.<br />

Ein prioritäres Kriterium der Fragebogengestaltung war die Wertungsskala.<br />

Dies diente zur Operationalisierung der Informationen. Die<br />

Entscheidung fiel auf eine sechsstufige geschlossene Skala mit einer<br />

Kombination aus verbalen und numerischen Skalenwerten sowie der<br />

Möglichkeit, sich der Abst<strong>im</strong>mung zu enthalten. Dieser Aufbau deckt<br />

sich mit den Empfehlungen des GESIS-ZUMA und führte zu einer guten<br />

Übersichtlichkeit bei gleichzeitiger Angabe eines Wertungstrends.<br />

Die gerade Anzahl an Wertungen zwang die Experten dazu, bei Unentschlossenheit<br />

zumindest einen Trend anzugeben. So sollte die Häufung<br />

von neutralen Wertungen verhindert werden. Die Möglichkeit der kompletten<br />

Enthaltung war dennoch wichtig, da bei der großen Themenvielfalt<br />

nicht davon ausgegangen werden konnte, dass jeder Befragte<br />

zu allen Fragen die erforderlichen Expertisen aufwies.<br />

Informationen zum Unternehmen der befragten Experten wurden auf<br />

Branche, Anzahl der Mitarbeiter und den Jahresumsatz in gestaffelter<br />

Form begrenzt. Diese Daten dienten zur Einordnung der Unternehmen<br />

in Größenkategorien, um den Einfluss auf die Schwerpunktsetzung der<br />

einzelnen Themen zu messen. In die Befragung wurden sowohl Vertreter<br />

von Großunternehmen als auch klein- und mittelständischen Unternehmen<br />

(KMU) einbezogen.<br />

Wie auch schon bei den mündlichen Befragungen wurden vorab einige<br />

Pretests durchgeführt, um eventuelle Verständnisprobleme, den Zeitbedarf<br />

und Mängel zu extrahieren. Der anschließende Versand von ca. 150<br />

Fragebögen an die ausgewählten Experten erfolgte elektronisch und<br />

postalisch. Einige Fragebögen wurden persönlich auf dem 24. Deutschen<br />

<strong>Logistik</strong>-Kongress in Berlin überreicht. Von den versandten Fragebögen<br />

wurden 63 bearbeitet und zurückgesandt, was einer Rücklaufquote von<br />

ca. 42% entspricht. Dies zeigt den hohen Stellenwert der Untersuchung<br />

bei den Experten, um neue Schwerpunkte für die Forschung zu identifizieren<br />

und Defizite in einigen Bereichen der <strong>Logistik</strong> aufzudecken und<br />

zu beseitigen. Die zurückgesandten Fragebögen wurden mit Hilfe der<br />

modular aufgebauten statistischen Analysesoftware SPSS ausgewertet.<br />

Anschließend wurden die Ergebnisse innerhalb der beteiligten Institutionen<br />

diskutiert und aufbereitet. Der komplette Fragebogen ist <strong>im</strong> Anhang<br />

des Abschlussberichtes zu finden.<br />

Abbildung 2: Ausschnitt des entwickelten Fragebogens


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

13<br />

Diskurs<br />

Neben der Abfrage der aufgestellten Thesen anhand des Fragebogens<br />

wurde ein öffentlicher Diskurs in Frankfurt (Main) veranstaltet. Dieser<br />

Diskurs richtete sich sowohl an Wissenschaftler als auch an Praktiker<br />

mit logistischem Hintergrund. Im Rahmen des Diskurses wurden die Ergebnisse<br />

der Befragung und der daraus folgende Handlungsbedarf auf<br />

den unterschiedlichen Themengebieten von den beteiligten Instituten<br />

vorgestellt. Anschließend fand eine Fachdiskussion über zukünftige<br />

Forschungsschwerpunktthemen zwischen Vertretern der Wissenschaft<br />

und Unternehmenspraxis statt und wurde durch die Priorisierung vorrangiger<br />

Forschungsthemen abgeschlossen. Am Diskurs nahmen insgesamt<br />

42 Experten aus dem Bereich der <strong>Logistik</strong> teil.<br />

Durch das gewählte Vorgehen, das zusammenfassend in Abbildung 3<br />

dargestellt ist, wurden die <strong>im</strong> Laufe des Projektes gesammelten Themenfelder<br />

in mehreren Stufen bestätigt und in Handlungsempfehlungen<br />

überführt. Die Informationen aus der intensiven Literaturanalyse<br />

und die Thesen der Expertengespräche wurden in einem schriftlichen<br />

bzw. elektronischen Fragebogen einem breiteren Publikum vorgelegt<br />

und beurteilt. Die daraus resultierenden Ergebnisse wurden abschließend<br />

<strong>im</strong> Rahmen eines öffentlichen Diskurses diskutiert und priorisiert.<br />

Darüber hinaus wurde die Vorgehensweise bei der mündlichen<br />

und schriftlichen Befragung durch das GESIS-ZUMA abgesichert, um<br />

ein fehlerfreies methodisches Vorgehen und damit den wissenschaftlichen<br />

Anspruch zu gewährleisten.<br />

WISSENSCHAFTLICHE<br />

PERSPEKTIVE<br />

PRAXISORIENTIERTE<br />

PERSPEKTIVE<br />

Experteninterviews:<br />

• Abfrage zukünftiger Schwerpunktthemen in der <strong>Logistik</strong><br />

• Diskussion spezieller aus der Meta-Analyse gefilterter<br />

Themen (N=19)<br />

Analyse von: Studien und Zeitschriften<br />

Fragebogen:<br />

• Bestätigung/Widerlegung der Relevanz genannter<br />

Themen in der Praxis (N=63)<br />

Besuch von logistikrelevanten Kongressen<br />

WISSENSCHAFT<br />

UND PRAXIS<br />

Diskurs: Diskussion der Priorität der Themen <strong>im</strong> Dialog zwischen Wissenschaft und Unternehmenspraxis<br />

Abbildung 3: Forschungsdesign der <strong>Voruntersuchung</strong>


14<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

3 Standortbest<strong>im</strong>mung der<br />

<strong>Logistik</strong> in Deutschland<br />

Als drittgrößte Branche in Deutschland mit einem Umsatzvolumen<br />

von rund 175 Mrd. Euro und über 2,6 Mio. Beschäftigten zählt die<br />

<strong>Logistik</strong> nach der Automobil- und Elektroindustrie zu den führenden<br />

Industriezweigen Deutschlands. Ein jährliches Wachstum von über<br />

5% unterstreicht zudem die Bedeutung der <strong>Logistik</strong> für den Standort<br />

Deutschland (Klaus u. Kille 2007). Viele Branchen des <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbes, wie z.B. die Automobil-, Metall- und Elektro-, die Chemieund<br />

Pharma- sowie die Stahlindustrie, sind in der Verbindung ihrer<br />

weltweit verteilten Wertschöpfungsnetze und Absatzmärkte auf eine<br />

leistungsfähige <strong>Logistik</strong> angewiesen (Straube et al. 2005; Jahns et al.<br />

2005; Bundesverband der Deutschen Industrie 2007).<br />

Durch die Konzentration auf ihre Kernkompetenzen und die damit<br />

verbundene Auslagerung von Wertschöpfungsumfängen, stehen produzierende<br />

Unternehmen vor der Herausforderung, Zulieferer, aber<br />

auch Standorte für die Produktion von Vorprodukten und Komponenten<br />

in ihre Produktionsprozesse nahtlos einzubinden. Die zunehmende<br />

Spezialisierung von Unternehmen, aber auch die auf absehbare Zeit<br />

weiter auf hohem Niveau liegenden Lohnkosten in Deutschland lassen<br />

die Vermutung zu, dass diese Entwicklung weiter anhalten wird<br />

(SCI 2008). In diesem Zusammenhang ist die Signifikanz der <strong>Logistik</strong><br />

für Unternehmen in den letzen Jahren stetig gestiegen (Straube et al.<br />

2005). Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, hat die <strong>Logistik</strong> in<br />

Deutschland eine enorme Entwicklung erfahren, die sich in ihrer heutigen<br />

Leistungsfähigkeit widerspiegelt.<br />

Gerade die Automobilindustrie, eine der Vorzeigebranchen Deutschlands,<br />

hat besonders hohe Ansprüche an die <strong>Logistik</strong> und treibt die<br />

Entwicklung anspruchsvoller Konzepte voran. Ein Blick auf die mit<br />

<strong>Logistik</strong>preisen verschiedener Organisationen ausgezeichneten Unternehmen<br />

in den vergangenen Jahren, wie beispielsweise der Bundesvereinigung<br />

<strong>Logistik</strong> (BVL) oder des Bundesverbandes Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und <strong>Logistik</strong> (BME) unterstreicht dies. Aber auch in produktionsorientierten<br />

Benchmarking-Wettbewerben wie dem „Manufacturing<br />

Excellence Award“ oder „Die beste Fabrik“ werden <strong>im</strong>mer wieder die<br />

logistischen Konzepte der Automobilindustrie als führend ausgezeichnet<br />

(Klinkner u. Straube 2007). Die Implementierung anspruchsvoller<br />

<strong>Logistik</strong>konzepte wie der Anlieferung Just-in-T<strong>im</strong>e (JIT) oder Just-in-<br />

Sequence (JIS), auch über die Entfernung mehrerer Hundert oder Tausend<br />

Kilometer (Long Range JIS), wird in dieser Branche bereits seit<br />

vielen Jahren vorangetrieben und erfolgreich umgesetzt (VDA 2008).<br />

Dies unterstreicht die konzeptionelle und operative Leistungsfähigkeit<br />

der <strong>Logistik</strong> in Deutschland <strong>im</strong> Zusammenspiel zwischen <strong>produzierenden</strong><br />

Unternehmen und der <strong>Logistik</strong>branche. Neben der Automobilbranche<br />

haben auch andere als die oben aufgeführten Industriezweige<br />

inzwischen eine hohe Leistungsfähigkeit erreicht (Straube et al. 2005;<br />

Jahns et al. 2005).<br />

Ferner finden ebenso auf der Absatzseite anspruchsvolle <strong>Logistik</strong>konzepte<br />

Anwendung. Auch hier sei auf einige Gewinner von <strong>Logistik</strong>preisen<br />

verwiesen, die durch intelligente <strong>Logistik</strong>konzeptionen Wettbewerbsvorteile<br />

gegenüber ihren internationalen Mitbewerbern erzielen<br />

konnten und international expandieren (BVL 2007). Die Bedeutung der<br />

<strong>Logistik</strong>branche wird somit nicht nur durch die Exportstärke des <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbes in Deutschland hervorgerufen. Angesichts seiner<br />

82 Millionen Einwohner ist Deutschland der größte Absatzmarkt in Europa<br />

(Fraunhofer IIS u. Invest in Germany 2005). Dabei herrschen sehr<br />

unterschiedliche Gegebenheiten als Rahmenbedingungen vor: Einerseits<br />

gilt es, die Versorgung von Ballungsregionen wie dem Ruhrgebiet,<br />

dem Rheinland, aber auch Metropolregionen wie Berlin oder Hamburg<br />

sicherzustellen. Andererseits sind auch dünn besiedelte Gebiete oder<br />

entlegene Regionen logistisch zu erschließen. Diesen hohen Anforderungen<br />

wird die <strong>Logistik</strong>branche in Deutschland gerecht, wodurch sich<br />

einige <strong>Logistik</strong>dienstleister zu weltweit führenden „Global Playern“ entwickelt<br />

haben (Fraunhofer IIS u. Invest in Germany 2005).<br />

Neben den Gegebenheiten auf der Beschaffungs- und Absatzseite ist<br />

auch die geografische Lage Deutschlands für die <strong>Logistik</strong> von Vorteil.<br />

Durch seine zentrale Lage in Europa ist Deutschland zu einer logistischen<br />

Drehscheibe für die gesamte Europäische Union geworden.<br />

Diese günstige Ausgangssituation bereitet Deutschland den Weg zum<br />

logistischen Zentrum Europas für Importe, Exporte sowie zentraleuropäische<br />

Konsolidierungs- und Verteilungsaufgaben (Bullinger et al.<br />

2006). So wird die genannte Entwicklung an der Bedeutung der deutschen<br />

Seehäfen deutlich - Hamburg ist nach Rotterdam mit 9,89 Mio.<br />

umgeschlagener Container (TEU) der zweitgrößte Containerhafen Europas<br />

(Hypovereinsbank 2008). Durch seine Lage bietet er sich nicht nur<br />

für Importe als das Tor zu Europa an, auch für Verteilaufgaben in der<br />

Ostseeregion spielt Hamburg eine bedeutende Rolle. Auch <strong>im</strong> Bereich<br />

der Luftfracht ist Deutschland mit dem Flughafen Frankfurt (Main),<br />

dem größten Frachtflughafen Europas (Airports Council International<br />

2008), aber auch Flughäfen wie Köln/Bonn als Europa-Hub für UPS<br />

und Leipzig/Halle als zukünftiges Europa-Hub für DHL von entscheidener<br />

Bedeutung. Unterstützt wird diese Entwicklung durch die gut ausgebaute<br />

und leistungsfähige Infrastruktur mit 34 Autobahnkilometern<br />

und 116 Kilometern Eisenbahnstrecke je 1.000 Quadratkilometern<br />

Fläche. Diese hat sich <strong>im</strong> internationalen Wettbewerb der Wirtschaftstandorte<br />

als Erfolgsfaktor für die <strong>Logistik</strong> am Standort Deutschland<br />

herausgestellt (Bundesverband der Deutschen Industrie 2007).


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

15<br />

Neben der <strong>Logistik</strong>dienstleistungsbranche ist auch der Bereich der<br />

<strong>Logistik</strong>technologie ein Aushängeschild Deutschlands. Viele Intralogistikhersteller,<br />

die technologisch anspruchsvolle Förder- und Lagersysteme<br />

herstellen, sind deutsche Unternehmen. Mit Dematic und<br />

SSI Schäfer zählen beispielsweise zwei deutsche Unternehmen zu<br />

den Weltmarktführern der Intralogistikbranche (Kator 2007). Auch <strong>im</strong><br />

Segment der Transportmittel finden sich <strong>im</strong> Bereich Lastkraftwagen<br />

(z.B. Mercedes-Benz oder MAN), in der Trailerherstellung (z.B. Krone<br />

oder Schmitz Cargobull) oder <strong>im</strong> Feld der Bahntechnik (z.B. Siemens,<br />

Krauss-Maffei oder Knorr-Bremse) deutsche Unternehmen auf europäischen<br />

oder weltweiten Spitzenplätzen wieder.<br />

Darüber hinaus ist Deutschland auch bei der Entwicklung und <strong>im</strong><br />

Einsatz innovativer Technologien, wie beispielsweise der RFID-Technologie,<br />

<strong>im</strong> weltweiten Vergleich führend (SCI 2006; Straube u. Vogeler<br />

2008). Generell besteht eine starke Verknüpfung von <strong>Logistik</strong><br />

und Informationstechnologien in Deutschland, woraus u.a. ein hohes<br />

technologisches Know-how, eine gut ausgebaute Kommunikationsinfrastruktur<br />

und ein geringerer Vorbehalt gegenüber neuen Technologien<br />

resultieren (SCI 2006). Sinkende Marktpreise für Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien unterstützen den Trend zum Einsatz<br />

neuer Technologien auf dem Gebiet der <strong>Logistik</strong> (Arndt 2006).<br />

Neben den dargestellten Rahmenbedingungen seitens der Industrie,<br />

der Kunden und der Infrastruktur spielt auch die konzeptionelle<br />

Leistungsfähigkeit der <strong>Logistik</strong> in Deutschland eine große Rolle: Die<br />

Ingenieursausbildung an deutschen Universitäten hat eine Tradition<br />

von annähernd 200 Jahren. Auf dieser Basis hat sich in den 1970er<br />

Jahren – ausgehend von der technikorientierten Forschung und Lehre<br />

<strong>im</strong> Bereich der Materialflusssysteme – die systematische wissenschaftliche<br />

Bearbeitung <strong>im</strong> Bereich <strong>Logistik</strong> durch die Gründung erster<br />

<strong>Logistik</strong>lehrstühle an deutschen Universitäten entwickelt. Im Rahmen<br />

dieser Entwicklung wurde bereits sehr früh der interdisziplinäre Charakter<br />

durch die Verknüpfung von betriebswirtschaftlichen, ingenieurwissenschaftlichen<br />

und informationstechnischen Belangen betont<br />

(Baumgarten u. Ziebell 1988; Jünemann 1989). Die hieraus entstandene<br />

jahrzehntelange Tradition der <strong>Logistik</strong>forschung und das daraus<br />

resultierende logistische Know-how stärken den <strong>Logistik</strong>standort<br />

Deutschland. Diese Position wird durch vielfältige Forschungsförderungsprogramme,<br />

die die technologische Kompetenz deutscher Unternehmen<br />

<strong>im</strong> Bereich der Produktentwicklung und der Produktions- bzw.<br />

Fertigungstechnik unterstreichen, nachhaltig gesichert (MANUFUTURE<br />

2007; Kleiner 2007).<br />

Darüber hinaus wird die <strong>Logistik</strong> auch durch die Arbeit von Verbänden<br />

in hohem Maße unterstützt und gefördert. Organisationen wie die Bundesvereinigung<br />

<strong>Logistik</strong> (BVL), der Bundesverband Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und <strong>Logistik</strong> (BME), aber auch Fachgruppen in Verbänden wie<br />

beispielsweise dem Verband deutscher Ingenieure (VDI), dem Verband<br />

der Automobilindustrie (VDA) oder dem Verband Deutscher Maschinenund<br />

Anlagenbau (VDMA) unterstützen durch ihre vielfältigen Veranstaltungen<br />

den Dialog zwischen der <strong>Logistik</strong>branche, dem <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe, wie auch mit der Politik und öffentlichen Einrichtungen.<br />

Im Rahmen der Sekundäranalyse und der parallel durchgeführten Expertengespräche<br />

wurden bereits <strong>im</strong> Vorfeld verschiedene Stärken und<br />

Schwächen extrahiert, die in einem weiteren Schritt in der schriftlichen<br />

Befragung validiert wurden. Die Befragung <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong><br />

bestätigt die bereits aufgeführten Stärken der <strong>Logistik</strong><br />

in Deutschland, wie in Abbildung 4 zum Ausdruck kommt. Sie zeigt die<br />

Einschätzung der befragten <strong>Logistik</strong>experten hinsichtlich der Stärken<br />

der <strong>Logistik</strong> in Deutschland auf (jeweils Mittelwerte auf einer Skala von<br />

1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)).<br />

<strong>Logistik</strong>effizienz 2,03<br />

Technologie 2,10<br />

Internationale Ausrichtung 2,23<br />

branchenorientierte<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleistung<br />

2,31<br />

IT 2,39<br />

1,00 1,50 2,00 2,50 3,00<br />

Abbildung 4: Stärken der <strong>Logistik</strong> in Deutschland<br />

Neben der <strong>Logistik</strong>effizienz fanden sowohl die Themengebiete Technologie,<br />

internationale Ausrichtung, branchenorientierte <strong>Logistik</strong>dienstleistungen<br />

als auch Informationstechnologie (IT) eine hohe Zust<strong>im</strong>mung.<br />

Im Rahmen zukünftiger Forschungsförderungsmaßnahmen gilt es nun,<br />

diese „Stärken zu stärken“, ohne dabei jedoch die Verbesserungspotenziale<br />

der <strong>Logistik</strong> in Deutschland aus den Augen zu verlieren. Diese<br />

wurden analog zu den Stärken <strong>im</strong> Rahmen der Sekundäranalyse und<br />

der Expertengespräche erhoben sowie <strong>im</strong> Rahmen der Befragung validiert<br />

und priorisiert.


16<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Trotz der <strong>im</strong> ersten Teil des Kapitels dargestellten beeindruckenden<br />

Situation und Leistungsfähigkeit der <strong>Logistik</strong> in Deutschland gibt es<br />

zahlreiche Felder, in denen zukünftig Anstrengungen unternommen<br />

werden müssen, um die <strong>Logistik</strong>branche in Deutschland, v.a. <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf das Zusammenspiel mit der Industrie, weiterzuentwickeln,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit des <strong>produzierenden</strong> Gewerbes nachhaltig<br />

zu stärken und die Attraktivität des <strong>Logistik</strong>standortes Deutschland<br />

langfristig aufrechtzuerhalten.<br />

Im Rahmen einer Untersuchung zur Steigerung der Attraktivität des<br />

<strong>Logistik</strong>standorts Deutschland wurden u.a. folgende Schwächen identifiziert<br />

(Fraunhofer IIS u. Invest in Germany 2005): In vielen Teilen des<br />

Landes ist die Verkehrsinfrastruktur nicht in dem selben Maße weiterentwickelt<br />

worden, wie ihr Nutzungsgrad zugenommen hat. Durch<br />

die daraus resultierende Überlastung der Verkehrswege wird in Teilen<br />

bereits eine subopt<strong>im</strong>ale Leistung von <strong>Logistik</strong>prozessen erzeugt, weil<br />

zeitliche Sicherheitspuffer in die Prozesse eingeplant werden müssen.<br />

Auch das teilweise starre Rechtsgefüge und langwierige Genehmigungsverfahren<br />

lassen den <strong>Logistik</strong>standort Deutschland <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu Wettbewerbern abfallen (SCI 2006). Das hohe Lohnkostenniveau<br />

trifft selbstverständlich auch die <strong>Logistik</strong>branche, die dieses nur partiell<br />

durch ihre Effizienz wieder ausgleichen kann. Der sich abzeichnende<br />

Kl<strong>im</strong>awandel und die begrenzten Ressourcen, welche einen starken<br />

Anstieg der Energiepreise bewirken, verstärken die Forderungen nach<br />

einer ressourceneffizienten und ökologisch ausgerichteten <strong>Logistik</strong><br />

(Stern 2007).<br />

Die auf Leistungserbringung, Qualitätssicherung und Kostensenkung<br />

ausgerichtete Unternehmenslogistik legte den Fokus bisher kaum auf<br />

den ökologischen Aspekt, der u.a. die Bereiche Energieeffizienz und<br />

Ressourcenschonung umfasst. Die Umsetzung ökologischer Zielsetzungen<br />

steht bis heute <strong>im</strong> Zielkonflikt mit der logistischen Leistungserbringung<br />

(Scholz-Reiter et al. 2007). Maßnahmen zur Ressourcenschonung<br />

in der <strong>Logistik</strong> wurden nur dann in Unternehmen und Lieferketten<br />

durchgeführt, wenn dadurch ein Image- oder Marketingvorteil erzielt<br />

werden konnte, wie dies z.B. die Einführung des kl<strong>im</strong>aneutralen Paketversands<br />

bei einigen Unternehmen zeigt. Erst seit kurzer Zeit ist festzustellen,<br />

dass diese Themen die <strong>Logistik</strong>welt erreicht haben. So wird<br />

beispielsweise <strong>im</strong> aktuellen Manufacturing Excellence Report 2007<br />

herausgestellt, dass der Fokus in der Unternehmenspraxis nicht mehr<br />

allein auf reinen Kostensenkungsprojekten liegt. Alle teilnehmenden<br />

Unternehmen des Benchmarking-Wettbewerbs berücksichtigen Aspekte<br />

der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes in der Produktentwicklung.<br />

Die am besten abschneidenden Teilnehmer nutzen überdies<br />

gezielt ressourcenschonende Technologien und integrieren Gesichtspunkte<br />

der Rückführung und des Recyclings in der Produktentwicklung<br />

(Klinkner u. Straube 2007). Abbildung 5 zeigt das Spannungsdreieck<br />

der <strong>Logistik</strong>ziele Leistung, Qualität und Kosten, erweitert um den Aspekt<br />

Ressourcenschonung.<br />

Korrelationen<br />

zwischen den<br />

<strong>Logistik</strong>zielen<br />

Qualität<br />

• Lieferfähigkeit<br />

• Termintreue<br />

• Sendungsqualität<br />

• Flexibilität etc.<br />

Ressourcenschonung<br />

• Abfall und Schadstoffe<br />

• Ressourceneinsatz<br />

• Energie- und Flächenverbrauch<br />

etc.<br />

Leistung<br />

• Aufträge<br />

• Durchsatz<br />

• Lagern<br />

• Termine etc.<br />

Kosten<br />

• Personal<br />

• Betriebsmittel<br />

• Transportmittel<br />

• Bestände etc.<br />

Abbildung 5: Spannungsdreieck der <strong>Logistik</strong>ziele (in Anlehnung an<br />

Gudehus 2005)<br />

Der Aspekt der Ressourcenschonung erfordert die Berücksichtigung<br />

vieler Details. Trotz der aufgezeigten guten <strong>Logistik</strong>infrastruktur sind<br />

Autobahnen und andere Fernstraßen häufig überfüllt und auch das<br />

Schienennetz ist vor allem auf den Hauptkorridoren am Rande seiner<br />

Kapazitätsgrenze angelangt (Europäische Kommission 2005). Werden<br />

in diesem Zusammenhang intermodale Transportkonzepte als eine Lösungsmöglichkeit<br />

genannt, ist zu berücksichtigen, dass diese <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu monomodalen Konzepten zwar umweltfreundlicher und infrastrukturschonender<br />

sind, die Ansprüche hinsichtlich Zuverlässigkeit,<br />

Flexibilität und Störungsanfälligkeit jedoch noch nicht <strong>im</strong> gewünschten<br />

Maße erfüllt werden.<br />

Die Expertenbefragung <strong>im</strong> Rahmen dieser <strong>Voruntersuchung</strong> bestätigte<br />

weitere Schwächen, die in Abbildung 6 dargestellt werden und auf<br />

zukünftige Verbesserungsfelder der <strong>Logistik</strong> hinweisen (jeweils Mittelwerte<br />

auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6 (lehne voll<br />

und ganz ab)).


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

17<br />

Geringer gesellschaftlicher<br />

Stellenwert der <strong>Logistik</strong><br />

Mangelnde Integration der <strong>Logistik</strong><br />

in die Unternehmensstrategie<br />

Mangelnde ökologische<br />

Ausrichtung von <strong>Logistik</strong>systemen<br />

Mangelnde Bereitschaft der<br />

Unternehmen zum Datenaustausch<br />

Niedrige Stellung der <strong>Logistik</strong> in der<br />

Organisationsstruktur der Unternehmen<br />

Unzureichende strategische<br />

Sichtweise der <strong>Logistik</strong><br />

Nicht ausreichende<br />

Nachwuchsförderung<br />

2,44<br />

2,71<br />

2,71<br />

2,76<br />

2,79<br />

2,92<br />

2,98<br />

Skepsis gegenüber Innovationen<br />

3,16<br />

<strong>im</strong> IT-Bereich<br />

1,00 1,50 2,00 2,50 3,00<br />

Abbildung 6: Schwächen der <strong>Logistik</strong> in Deutschland<br />

Als Hauptmanko der <strong>Logistik</strong> in Deutschland wird von den Befragten<br />

der geringe gesellschaftliche Stellenwert der <strong>Logistik</strong> gesehen. Die<br />

eingangs dargestellten Stärken der <strong>Logistik</strong> sind offensichtlich breiten<br />

Teilen der Bevölkerung bisher nicht transparent. Damit stützt das<br />

Befragungsergebnis die Vermutung, dass breite Teile der Bevölkerung<br />

ohne Bezug zur <strong>Logistik</strong>branche die <strong>Logistik</strong> nur in Form der großen<br />

Menge an Lastkraftwagen wahrnehmen, die die rechte Spur der Autobahnen<br />

belegen (nach I10; VDA 2008).<br />

Aber auch in vielen Unternehmen selbst spiegelt sich die Bedeutung<br />

der <strong>Logistik</strong> nicht in der Verankerung <strong>im</strong> Unternehmen wider. Die <strong>Logistik</strong><br />

wird noch <strong>im</strong>mer von vielen Unternehmen als eine notwendige,<br />

kostenverursachende Aufgabe und nicht als ein Element der Unternehmensstrategie<br />

und Instrument zur Verbesserung der Unternehmensperformance<br />

angesehen. Die mangelnde Integration der <strong>Logistik</strong> in Unternehmensstrategie<br />

und -struktur wurde in der Befragung ebenfalls zu<br />

den Schwächen der <strong>Logistik</strong> gezählt und ist als Resultat der geringen<br />

Stellung in der Unternehmenspolitik zu sehen. Obwohl die <strong>Logistik</strong> ein<br />

Faktor der Differenzierung auf umkämpften Märkten und der Steigerung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit sein kann, ist sie in vielen Unternehmen<br />

häufig noch nicht an der entsprechenden Stelle verankert. Traditionelle<br />

Unternehmensbereiche wie Einkauf oder Marketing erfahren einen<br />

deutlich höheren Stellenwert (Straube et al. 2005).<br />

Nicht nur in Unternehmen, auch auf unternehmensübergreifender Ebene<br />

gibt es umfangreiche Verbesserungspotenziale. So wird von den<br />

befragten Experten die mangelnde Bereitschaft zum Datenaustausch<br />

– ein bereits seit vielen Jahren diskutiertes Thema zur unternehmensübergreifenden<br />

Opt<strong>im</strong>ierung von Wertschöpfungsnetzen <strong>im</strong> Sinne des<br />

Supply Chain Managements – als noch nicht ausreichend eingeschätzt.<br />

Erst langsam setzt sich die Erkenntnis in der Unternehmenspraxis<br />

durch, dass, um die Stellung der <strong>produzierenden</strong> Industrie Deutschlands<br />

<strong>im</strong> globalen Wettbewerb zu stärken, unternehmensübergreifende<br />

Kooperation, vorzugsweise in nicht von den Unternehmen als Kernkompetenz<br />

definierten Bereichen, notwendig ist. Erste Ansätze der Zusammenarbeit<br />

finden sich mittlerweile auch in von intensivem Wettbewerb<br />

beherrschten Branchen wie der Automobilindustrie (VDA 2008).<br />

Als weitere Schwäche und somit als Handlungsfeld der Zukunft wird von<br />

den befragten Experten das Thema des Fachkräftemangels bestätigt.<br />

Dieser Mangel an geeignetem Personal, v.a. <strong>im</strong> technischen Bereich,<br />

betrifft neben der Industrie auch besonders die <strong>Logistik</strong>branche.<br />

Im Zusammenhang mit der Befragung ist die Tatsache auffällig, dass<br />

die Beurteilung der Schwächen hinsichtlich der berechneten Mittelwerte<br />

auf einem mittleren Niveau stattfand, d.h. die Beurteilung der<br />

Schwächen erfolgte <strong>im</strong> Schnitt zwischen Indifferenz und leichter Zust<strong>im</strong>mung.<br />

Dies unterstreicht die Konzeption der <strong>Voruntersuchung</strong>,<br />

gezielt Felder der Verbesserung zu identifizieren und diese dann verstärkt<br />

durch Forschungsförderungsmaßnahmen zu lancieren, um die<br />

Wettbewerbsfähigkeit des <strong>produzierenden</strong> Gewerbes in Deutschland<br />

– unter besonderer Berücksichtigung der Stellung und Aufgaben der<br />

<strong>Logistik</strong> – zu stärken.<br />

Die hohe Bereitschaft der deutschen Unternehmen zu Effizienzsteigerung,<br />

Innovationen und Kooperationen zeigt einerseits, wie wichtig<br />

diese Strategien zur Sicherstellung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

sind. Andererseits werden diese Maßnahmen vor dem Hintergrund<br />

des steigenden Wettbewerbsdrucks auch zukünftig an Bedeutung<br />

gewinnen. Das nächste Kapitel leistet einen Beitrag zur Sicherstellung<br />

und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der <strong>Logistik</strong> in Deutschland<br />

und geht auf zukünftig relevante Themen <strong>im</strong> Detail ein.


18<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

4 Ergebnisse der Pr<strong>im</strong>är- und<br />

Sekundäranalyse<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Pr<strong>im</strong>är- und Sekundäranalyse<br />

dargestellt. Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben, wurde als Grundlage<br />

der Untersuchung eine umfangreiche Literaturanalyse durchgeführt,<br />

die durch Interviews mit <strong>Logistik</strong>experten ergänzt wurde. Auf Basis der<br />

Ergebnisse konnte dann eine fragebogenbasierte Erhebung begonnen<br />

werden, um die in der Literatur vorgefundenen Ergebnisse durch die<br />

Unternehmenspraxis validieren und priorisieren zu lassen.<br />

Die Gesamtergebnisse dieser Projektschritte werden in acht Unterkapiteln<br />

näher beschrieben und dienten als Basis für die Vorträge und<br />

anschließende Diskussion <strong>im</strong> Rahmen des öffentlichen Diskurses in<br />

Frankfurt (Main).<br />

4.1 Ressourceneffizienz<br />

Die logistische Leistungserbringung war bisher vorrangig darauf ausgerichtet,<br />

die bekannten logistischen Zielgrößen – das richtige Gut, zur<br />

richtigen Zeit, in der richtigen Menge und Qualität, am richtigen Ort,<br />

dem richtigen Kunden zu den richtigen Kosten – zu erfüllen (Plowman<br />

1964; ten Hompel et al. 2007). Zu diesen Forderungen gesellt sich seit<br />

einiger Zeit ein weiteres Ziel: die Forderung nach einer ressourceneffizienten<br />

<strong>Logistik</strong>. Der effiziente Umgang mit Ressourcen spielte aus<br />

Kostengründen in der <strong>Logistik</strong> und der Betriebswirtschaft schon <strong>im</strong>mer<br />

eine wichtige Rolle. Als Ressourcen werden in diesem Zusammenhang<br />

alle Hilfsmittel, die der Mensch zum Wirtschaften braucht, bezeichnet.<br />

Dazu zählen Finanz- und Betriebsmittel, Rohstoffe und Energie ebenso<br />

wie Wissen und Personal.<br />

Aufgrund kontinuierlich steigender Energiekosten und wachsenden<br />

Forderungen seitens der Bevölkerung nach umweltgerechten Lösungen<br />

wird das Thema Ressourceneffizienz zukünftig eines der Schlüsselthemen<br />

für erfolgreiches unternehmerisches Handeln sein. Der effiziente<br />

und umweltgerechte Umgang mit den vorhandenen natürlichen Ressourcen<br />

wird zukünftig auch die Aufgabe der <strong>Logistik</strong> sein.<br />

Der Bedarf einer ressourceneffizienten <strong>Logistik</strong> leitet sich aus verschiedenen<br />

Gründen ab. Zum einen reichen die heute bekannten Gas- und<br />

Ölreserven nach Schätzungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Ressourcen (BGR) nur noch für etwa 60 bis 70 Jahre (Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit 2005). Zum anderen zählt<br />

Deutschland trotz zahlreicher Maßnahmen wie der staatlichen Subventionierung<br />

von erneuerbaren Energien zu den Energie<strong>im</strong>portländern.<br />

Darüber hinaus ist auf dem Energiemarkt ein starker Preisanstieg zu<br />

beobachten.<br />

Neben den aufgeführten Auswirkungen auf dem Energiemarkt sind<br />

auch Faktoren wie beispielsweise Wasserknappheit in einigen Regionen<br />

der Welt nicht zu vernachlässigen. Eine Trockenperiode könnte zum<br />

Wegfall eines Verkehrsträgers führen, da die inländischen Wasserstraßen<br />

bei einem zu niedrigen Wasserstand nicht mehr passierbar sind<br />

und ein Produktionsausfall für die davon betroffenen Unternehmen die<br />

Folge sein kann. Durch die stark wachsende Weltbevölkerung werden<br />

Probleme wie die Luftverschmutzung ebenfalls weiter zunehmen. Auch<br />

hier gilt es, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die dadurch<br />

entstehenden Schäden so gering wie möglich zu halten.<br />

Als drittgrößte Branche Deutschlands leistet die <strong>Logistik</strong> einen wichtigen<br />

Beitrag zur deutschen Wirtschaft (Klaus u. Kille 2007). Mit einem<br />

jährlichen Wachstum von 5% zählt sie zu den stark wachsenden Wirtschaftszweigen.<br />

Die <strong>Logistik</strong>branche muss sich der Bedeutung ressourcenschonendem<br />

Handelns bewusst werden, da sie aufgrund ihrer<br />

hohen wirtschaftlichen Leistung einen hohen Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarf aufweist<br />

und somit einen nicht unwesentlichen Anteil an CO2-Emissionen<br />

verursacht. Des Weiteren kann nicht davon ausgegangen werden, dass<br />

der logistische Ressourcenbedarf, insbesondere der Bedarf an Öl, dem<br />

zukünftigen Angebot entspricht (Kuhn et al. 2007).<br />

Bisher wurde die Ressourcenschonung oft vernachlässigt, wenn keine<br />

CO2-Einsparungen erzielt werden konnten (Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit et al. 2006). Die oben<br />

aufgeführten Gründe verdeutlichen noch einmal die Forderung nach einem<br />

effizienten Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen,<br />

zumal die Regenerierbarkeit bei einigen Ressourcen nicht gegeben ist.<br />

Die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt<br />

wird auch in der Studie „The Supply Chain Response to Environmental<br />

Pressure“ von Paquette deutlich (Paquette 2005).<br />

Voraussetzungen für die Reduktion des Ressourcenverbrauchs sind<br />

unter anderem innovative Technologien und die Bereitschaft für Investitionen<br />

in die Technik, die durch frühzeitige Fördermaßnahmen unterstützt<br />

werden können. Für die <strong>Logistik</strong> ergeben sich verschiedene<br />

Ansatzpunkte zur Erreichung einer effizienten ressourcenfreundlichen<br />

<strong>Logistik</strong>, die <strong>im</strong> Folgenden aufgeführt werden.<br />

Ressourcenschonende Opt<strong>im</strong>ierung der Leistungserbringung<br />

Die deutsche Politik wie auch die Europäische Union erlassen regelmäßig<br />

Richtlinien zur weiteren Verringerung des CO2-Ausstoßes und fordern<br />

die effiziente Nutzung von Ressourcen durch jeden Einzelnen ein.<br />

In diesem Zusammenhang ist das Potenzial der Unternehmen sehr groß,<br />

einen signifikanten Beitrag durch nachhaltiges Wirtschaften <strong>im</strong> Sinne einer<br />

gesteigerten Ressourceneffizienz zu leisten. Durch die zunehmende<br />

gesellschaftliche Anerkennung und intensive Diskussion dieses Themas,<br />

zeichnet sich für Unternehmen ein klarer Image- und damit Wettbewerbsvorteil<br />

trotz des erhöhten Aufwands ab. Dies bestätigten auch die<br />

befragten <strong>Logistik</strong>experten in der vorliegenden Untersuchung, die die<br />

ressourcenschonende Opt<strong>im</strong>ierung der Leistungserbringung als eines<br />

der fünf Top-Forschungsschwerpunktthemen für die Zukunft definieren<br />

(Mittelwert 1,92 auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6<br />

(lehne voll und ganz ab)). Bei der Realisierung einer ressourceneffizienten<br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> Unternehmen sind die in Abbildung 7 dargestellten Einflussfaktoren<br />

zu berücksichtigen. Einerseits werden durch Vorschriften<br />

und zur Verfügung stehende Ressourcen die Determinanten des Vorhabens<br />

best<strong>im</strong>mt, andererseits beeinflussen das vorherrschende ethische<br />

Bewusstsein in der Gesellschaft wie auch die Kundenerwartungen den<br />

Umgang des Unternehmens mit bereits dargestellten Entwicklungen.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

19<br />

legen Rahmenbedingungen<br />

fest<br />

Ressourcen<br />

Vorschriften<br />

moralische<br />

Verpflichtungen<br />

Kunden<br />

Markt<br />

legen Umgang mit<br />

Rahmenbedingungen fest<br />

Abbildung 7: Treiber für die Opt<strong>im</strong>ierung einer ressourcenschonenden<br />

Leistungserbringung (in Anlehnung an Paquette 2005)<br />

Die Steigerung der Ressourceneffizienz ist abhängig von der Entwicklung<br />

dieser Treiber. Es ist notwendig zu untersuchen, wie „grün“ die<br />

<strong>Logistik</strong> eigentlich sein muss, damit Wirtschaftlichkeit, Kundennutzen<br />

und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden können.<br />

Dazu bedarf es einer Analyse, welche Schritte in <strong>produzierenden</strong> Branchen<br />

zur Verbesserung ökologischer Gesichtspunkte in der <strong>Logistik</strong> bereits<br />

erbracht wurden. Effektivität und Effizienz sind zu bewerten, um<br />

Strategien für die Ressourcenschonung entwickeln zu können, welche<br />

einen unternehmensübergreifenden Transfer erlauben. Ferner fehlt es<br />

insgesamt an einer Quantifizierung des Beitrages der <strong>Logistik</strong> zur Erhöhung<br />

der Ressourceneffizienz. Eine weitere zukünftige Forschungsaufgabe<br />

ist es, aktuell in der Praxis eingesetzte <strong>Logistik</strong>konzepte auf<br />

deren potenziellen Beitrag zur Umsetzung und deren Auswirkung auf<br />

ökologische Ziele zu bewerten.<br />

Die Vermeidung von Leerfahrten und die Auslastung der vorhandenen<br />

Kapazitäten wird insbesondere von <strong>Logistik</strong>dienstleistern in Wertschöpfungsketten<br />

außerhalb des Themas Ressourceneffizienz schon ausgiebig<br />

diskutiert, und gewinnt nun durch Einbeziehung dieses Faktors<br />

deutlich an Relevanz. Zu untersuchen ist hier, ob Opt<strong>im</strong>ierungs- bzw.<br />

Verbesserungsstrategien auf aggregierter Ebene existieren, welche unternehmensübergreifend<br />

wirken. Weiterer Forschungsbedarf besteht<br />

bei der Entwicklung von Methoden und Konzepten zur Vermeidung von<br />

Ineffizienzen durch Selbstopt<strong>im</strong>ierung in Wertschöpfungsketten. Dies<br />

betrifft Prozesse, wie beispielsweise das Auftragen einer chemischen<br />

Schutzschicht auf Materialien be<strong>im</strong> Lieferanten, welche in der nächsten<br />

Produktionsstufe wieder entfernt werden muss, um das Material<br />

weiter bearbeiten zu können. Auch hier bedarf es einer Entwicklung<br />

von Strategien sowie der Bewertung von Umsetzungsmöglichkeiten zur<br />

Vermeidung ineffizienter Prozesse.<br />

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bereits in der Planungsphase<br />

Durch die Einbindung eines auf Nachhaltigkeit basierenden Konzeptes<br />

in der Planungsphase eines <strong>Logistik</strong>systems kann der Umfang der Ressourceneffizienz<br />

weiter ausgedehnt werden. Nicht nur die natürlichen<br />

Ressourcen, sondern auch die betrieblichen Ressourcen wie beispielsweise<br />

Betriebs- und Finanzmittel sowie Personal finden in einem solchen<br />

Ansatz Berücksichtigung.<br />

Kernelement des Nachhaltigkeitsgedankens ist dabei das Gleichgewicht<br />

zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielvereinbarungen.<br />

Eine Entwicklung wird als nachhaltig bezeichnet, „wenn<br />

sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die<br />

Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse<br />

zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“ (Hauff 1987).<br />

Der Begriff der Ressourcen umschließt <strong>im</strong> Sinne der Nachhaltigkeit<br />

neben den natürlichen Ressourcen alle vielfältig vernetzten lokalen,<br />

regionalen und globalen Ökosysteme und letztendlich die gesamte<br />

Erde mitsamt der Erdatmosphäre.<br />

Das Zieldreieck der Nachhaltigkeit (siehe Abbildung 8) vereint dabei<br />

die Erreichung eines ökologischen Gleichgewichts parallel zu ökonomischer<br />

Sicherheit und sozialer Gerechtigkeit. Eine nachhaltige Entwicklung<br />

versucht durch eine ganzheitliche Sichtweise die Umwelt<br />

bestmöglich zu gestalten. Der Ansatz der Ganzheitlichkeit wird auch<br />

in der <strong>Logistik</strong> verfolgt.<br />

Die Forderung nach einer nachhaltigen Wirtschaftsweise wird von der<br />

Bundesregierung schon seit Jahren gestellt (z.B. BMBF-Rahmenprogramm<br />

Forschung für die Nachhaltigkeit, Initiative Forschung für Nachhaltigkeit<br />

fona, Forschungsschwerpunkt Wirtschaftswissenschaften<br />

für Nachhaltigkeit, u.a.). Als starker Wirtschaftstreiber muss ein auf<br />

Nachhaltigkeit basiertes Handeln auch von der <strong>Logistik</strong>branche in ihre<br />

Prozesse integriert werden. Auf dem 24. Deutschen <strong>Logistik</strong>-Kongress<br />

wurden diesem Thema mehrere Vorträge gewidmet.<br />

Stabile wirtschaftliche<br />

Entwicklung<br />

Ökonomie<br />

Ökologie<br />

Soziales<br />

Schutz der natürlichen<br />

Lebensgrundlagen<br />

Abbildung 8: Zieldreieck der Nachhaltigkeit<br />

Gerechte Verteilung<br />

der Lebenschancen<br />

Anhand der Definition des Planungsbegriffes in der <strong>Logistik</strong> wird deutlich,<br />

dass die Berücksichtigung von Ressourcen schon <strong>im</strong>mer eine<br />

wichtige Rolle spielte. Planung bedeutet demnach „die Auswahl, Organisation,<br />

D<strong>im</strong>ensionierung und Opt<strong>im</strong>ierung von Prozessen, Netzwerken<br />

und Ressourcen zur Erfüllung zukünftiger Leistungsanforderungen“<br />

(Gudehus 2005).


20<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Die Implementierung von nachhaltigen Konzepten in ein bereits bestehendes<br />

System kann Hindernisse aufwerfen und kostspielige Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

zur Folge haben. Aus diesem Grund ist die<br />

Verankerung nachhaltiger Konzepte von Beginn an empfehlenswert. Die<br />

Einbeziehung von Nachhaltigkeitsaspekten bereits in der Planungsphase<br />

logistischer Systeme wurde in der Expertenbefragung als eines der<br />

wichtigsten Handlungsfelder identifiziert (Mittelwert 2,00 auf einer Skala<br />

von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)).<br />

Logistische Maßnahmen, die den Gedanken einer nachhaltigen Entwicklung<br />

in sich tragen, sind beispielsweise die Prozessopt<strong>im</strong>ierung unter<br />

Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer aber auch gesellschaftlicher<br />

Aspekte sowie die effiziente Nutzung vorhandener Ressourcen:<br />

beginnend bei der Standortplanung, über die Verwendung ressourcenschonender<br />

Technologien, bis hin zu einer soziale Aspekte berücksichtigenden<br />

<strong>Logistik</strong>, die den Mitarbeiter von Anfang an integriert.<br />

Konkrete Vorschläge, die zur effektiven Umsetzung dieses Themengebietes<br />

beitragen können, sind die Identifizierung von <strong>Logistik</strong>standorten,<br />

die durch Nutzung von brachliegenden Flächen und Gebäuden die Zersiedlung<br />

der Landschaft mindern sowie die Entwicklung eines stringenten<br />

Redistributionskonzeptes, welches auch den verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Produkten, die <strong>im</strong> ersten Verkaufsschritt nicht veräußert<br />

wurden („Reverse Logistics“), einbezieht. Dieser Ansatz wurde von den<br />

befragten <strong>Logistik</strong>experten <strong>im</strong> Mittel mit 2,36 bewertet (auf einer Skala<br />

von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)).<br />

Durch die Erarbeitung von Strategien und Methoden, die neben ökonomischen<br />

Zielsetzungen sowohl ökologische als auch soziale Aspekte<br />

einbeziehen, nähert sich die Planung von <strong>Logistik</strong>systemen einen<br />

weiteren Schritt der Ganzheitlichkeit. In der Befragung <strong>im</strong> Rahmen des<br />

vorliegenden Verbundprojektes wurde ersichtlich, dass einer Forcierung<br />

des Themas Nachhaltigkeit in Unternehmen insbesondere die zu<br />

hohen Kosten <strong>im</strong> Wege stehen (siehe Abbildung 9).<br />

Keine Hemmnisse 3,3%<br />

Unternehmensinteressen 15,4%<br />

Unzureichender technischer Fortschritt 11,0%<br />

Unzureichende wissenschaftl. Fortschritte 12,1%<br />

Zu hohe Kosten 34,1%<br />

Mangelnde Marktrelevanz 17,6%<br />

Keine Angabe 6,6%<br />

0% 10% 20% 30% 40%<br />

Abbildung 9: Hemmnisse einer Forcierung der Nachhaltigkeit in der<br />

<strong>Logistik</strong><br />

Die Potenziale einer auf Nachhaltigkeitsaspekten basierenden Planung<br />

logistischer Systeme sind noch nicht vollständig erschlossen. Durch<br />

die Förderung dieses Forschungsgebietes ergibt sich insbesondere<br />

für Unternehmen kleiner bis mittlerer Größenordnung die Möglichkeit,<br />

nachhaltige Arbeitsweisen und Prozesse zu integrieren. Ebenso werden<br />

dadurch Hürden, wie z.B. zu hohe Kosten, gedämpft.<br />

Energieeffiziente Konzepte in <strong>Logistik</strong>systemen<br />

Das Thema Energieeffizienz n<strong>im</strong>mt einen <strong>im</strong>mer höheren Stellenwert in<br />

der aktuellen öffentlichen Diskussion ein. Auch <strong>im</strong> Bereich der <strong>Logistik</strong><br />

gewinnt dieses Thema zunehmend an Relevanz. So gaben in der Umfrage<br />

<strong>im</strong> Rahmen dieses Projekts 71% der befragten <strong>Logistik</strong>experten<br />

aus Forschung und Wirtschaft an, dass die Energieeffizienz logistischer<br />

Systeme ein wichtiges bis sehr wichtiges Thema für die Zukunft der<br />

Branche sei. Ebenso wurde die Bedeutung einer umweltgerechten und<br />

energieeffizienten <strong>Logistik</strong>wirtschaft auf dem Tagesforum „Greening<br />

Logistics“ der Grünen Bundestagsfraktion in Berlin hervorgehoben.<br />

Der Begriff Energieeffizienz steht für die Erhöhung des energetischen<br />

Wirkungsgrades technischer Systeme. Dies kann sowohl durch die<br />

Senkung des erforderlichen Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarfs als auch durch die<br />

Erhöhung der Nutzleistung einer Anlage erreicht werden. Ziel einer<br />

energieeffizienten <strong>Logistik</strong> ist es auch, durch Reduktion der Emissionen<br />

und des Ressourcenverbrauchs eine Erhöhung der langfristigen<br />

Versorgungssicherheit zu erreichen. Die Dringlichkeit einer Fokussierung<br />

auf energieeffiziente Techniken und Strategien wird aus mehreren<br />

Gründen ersichtlich.<br />

Für die Unternehmen kann eine energieeffiziente Nutzung von Maschinen<br />

und Prozessen, wie auch der Einsatz umweltfreundlicher Techniken<br />

langfristig zu einer Einsparung des Energieverbrauchs und somit<br />

zu erheblichen Kostenvorteilen führen. Da die Einsparungspotenziale<br />

und die daraus resultierenden Kostenvorteile in vielen Bereichen der<br />

<strong>Logistik</strong> noch nicht explizit herausgestellt wurden, besteht für die Unternehmen<br />

zurzeit noch ein zu hohes Risiko für die Umsetzung energieeffizienter<br />

<strong>Logistik</strong>konzepte.<br />

Zur Erhöhung der Transparenz in Bezug auf den Energieverbrauch und der<br />

zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten zur Energieeinsparung<br />

sind umfassende Forschungsmaßnahmen <strong>im</strong> Bereich der Energieeffizienz<br />

von <strong>Logistik</strong>systemen erstrebenswert. Dabei müssen zunächst<br />

energieintensive Prozesse und Techniken identifiziert und Technologien<br />

zur Minderung des Energieverbrauches entwickelt werden.<br />

Im Bereich der Industrie sind elektrische Antriebe für 70% des gesamten<br />

Stromverbrauchs verantwortlich (Bundesministerium für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit 2006). In der Intralogistik betrifft<br />

dies insbesondere die Antriebe der Fördertechnikelemente, da dieser<br />

Bereich 78% des Gesamtumsatzes ausmacht (Wenke u. Wehking<br />

2005). Hier können durch innovative Neuerungen Energieeinsparpotenziale<br />

genutzt werden.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

21<br />

Strategische<br />

Ebene<br />

Technische<br />

Ebene<br />

Abbildung 10: Technische und strategische Ebene in einem Materialflusssystem<br />

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen <strong>Logistik</strong> muss neben dem technischen<br />

Bereich auch auf strategischer Ebene umgedacht werden (siehe<br />

Abbildung 10). Es sind nicht nur die Prozesse zu identifizieren und zu<br />

verbessern, welche den höchsten Energieverbrauch haben, sondern<br />

auch jene Prozesse, die keinen Beitrag zur Wertschöpfung leisten, zu<br />

vermeiden. Ziel ist es, logistische Prozessketten <strong>im</strong> Hinblick auf eine<br />

ressourcenschonende Leistungserbringung zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Um ressourcenschonende Prozesse zu generieren, müssen <strong>im</strong> Vorfeld<br />

Energiebilanzen zu den einzelnen Maschinen, Anlagen und Abläufen<br />

aufgestellt werden. Nur so kann eine Vergleichsbasis geschaffen werden,<br />

die letztendlich eine Gesamtbewertung des Systems ermöglicht.<br />

Die Aufstellung der Energiebilanzen muss jedoch ganzheitlich erfolgen,<br />

d.h. neben der Berücksichtigung des energetischen Aufwands <strong>im</strong> Bau<br />

und Betrieb neuer Anlagen ist auch der für die Entsorgung der Anlagen<br />

anfallende Energieverbrauch zu berücksichtigen.<br />

Durch die Erstellung von umfassenden Energiebilanzen für alle beteiligten<br />

Komponenten besteht zukünftig bei der Planung eines Intralogistiksystems<br />

auch die Möglichkeit, die Lebenszykluskosten einer<br />

Arbeitsmittelvariante und somit die darin enthaltenen Energiekosten<br />

einzubeziehen. Bisher wurden bei der Systemauswahl lediglich Personal-<br />

und Anschaffungskosten prioritär berücksichtigt.<br />

Eine Fragestellung, die sich <strong>im</strong> Zuge einer Neu- oder Umplanung von<br />

Materialflusssystemen ergibt, ist die Möglichkeit einer Zweit- und Drittnutzung<br />

von Förder- und Lagertechniken. Hier ist ein Vergleich anzustreben,<br />

wie viel Energie für die Herstellung und den Betrieb dieser<br />

Anlagen aufzubringen ist und inwiefern sich dann auch eine Zweit- und<br />

Drittnutzung lohnt. Ebenfalls Teil dieses Themenfeld ist der Einsatz von<br />

multifunktionalen Förder- und Lagertechniken. Hier steht die Forderung,<br />

dass für verschiedene Einsatzzwecke jederzeit wenn möglich die<br />

schon vorhandene Förder- und Lagertechnik genutzt werden soll, <strong>im</strong><br />

Vordergrund. In diesem Zusammenhang ist besonders eine Weiterführung<br />

des Ansatzes kleinskalig repetetiver Förder- und Lagertechniken<br />

interessant, so dass einzelne Teile ausgetauscht und die Anlage jederzeit<br />

für einen spezifischen Einsatzfall erweitert und angepasst werden<br />

kann.<br />

Weitere Ansätze für die Effizienzsteigerung in der <strong>Logistik</strong> sind <strong>im</strong> Bereich<br />

der Steuerungstechnik zu finden. Die dezentrale Steuerung eines<br />

Materialflusssystems mittels eines Multiagentensystems in Verbindung<br />

mit Web-Services ermöglicht eine eigenständige und echtzeitfähige<br />

Kommunikation zwischen den Agenten. Durch die Etablierung<br />

dieser Steuerungsmethodik können vereinfacht Routing-Algorithmen<br />

<strong>im</strong>plementiert werden, die nicht nur die Durchlaufzeit, sondern auch<br />

den Energieverbrauch der Materialflüsse in die Routenberechnung einbeziehen.<br />

Auf diese Weise können Objekte <strong>im</strong> Materialfluss schnell<br />

und energieeffizient an ihr Ziel gelangen.<br />

In der Expertenumfrage <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> stuften die<br />

Befragten das Thema Robustheit und Sicherheit von <strong>Logistik</strong>systemen<br />

als ein weiteres wichtiges Zukunftsthema ein. Dies verdeutlicht, dass<br />

nicht nur die Einsparungen der Energie, sondern auch die Sicherung<br />

der Energiezufuhr langfristig von Bedeutung sein wird. Besonders in<br />

Zeiten der Ressourcenknappheit ist dies ein wichtiges Kriterium für<br />

die Unternehmen.<br />

Bei der Umsetzung der hier beschriebenen Möglichkeiten zur Gestaltung<br />

einer energieeffizienten <strong>Logistik</strong> kommt es zwangsläufig zu einer<br />

Offenlegung aller Systembereiche. Die vorgestellten Ansätze stellen<br />

demnach ebenso einen Beitrag zur Erhöhung der Transparenz in <strong>Logistik</strong>systemen<br />

dar.<br />

Die Fokussierung der <strong>Logistik</strong>forschung auf ressourcenschonende<br />

Konzepte ermöglicht die Entwicklung innovativer Lösungen für ein auf<br />

Nachhaltigkeit basiertes Wirtschaften. Die Ausschöpfung der Potenziale<br />

<strong>im</strong> <strong>Logistik</strong>sektor zur Energieeinsparung verlangt jedoch noch<br />

erheblichen Forschungs- und Entwicklungsaufwand.<br />

Die Verbreitung des Energieeffizienzgedankens in Materialflusssystemen<br />

kann durch die interdisziplinäre Kooperation aber auch durch neue<br />

Ansätze anderer <strong>Logistik</strong>forschungsprojekte vorangetrieben werden. Im<br />

Zuge des Konzepts des „Internet der Dinge“ werden Informationen nicht<br />

mehr zentral, sondern dezentral am Objekt gespeichert (Bullinger u. ten<br />

Hompel 2007), wodurch beispielsweise das Sammeln von energiespezifischen<br />

Materialflussdaten sowie die Implementierung von energieeffizienten<br />

Steuerungsalgorithmen vereinfacht werden kann.<br />

Durch die Förderung von Forschungsvorhaben aus dem Bereich der<br />

<strong>Logistik</strong> mit dem Ziel der Energieeffizienzsteigerung kann eine gegenüber<br />

Störungen unanfällige und kostengünstige Energieversorgung der<br />

<strong>Logistik</strong>kette gewährleistet werden.


22<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Vereinbarung und Durchsetzung ökologischer Mindeststandards in<br />

der gesamten Supply Chain<br />

Das gestiegene Umweltbewusstsein der Kunden verlangt zusehends<br />

nach Transparenz bezüglich der ressourceneffizienten Erstellung des<br />

Endproduktes. Der Endkunde hat momentan auch aufgrund der sich<br />

mehr und mehr angleichenden Produkte kaum mehr als den Preis als<br />

kaufentscheidendes Kriterium. Die individuellen ökologischen Präferenzen<br />

der Endkunden ermöglichen in Zukunft, durch die Einführung<br />

von ökologischen Mindeststandards über die Wertschöpfungskette<br />

und die daraus resultierende Transparenz dem Kunden gegenüber, einen<br />

zusätzlichen Nutzen zu stiften, der die Kaufentscheidung maßgeblich<br />

beeinflussen kann. Dazu bedarf es einer standardisierten Methode<br />

zur Zertifizierung einzelner Unternehmen und der gesamten jeweiligen<br />

Produkte. Somit können Unternehmen durch die Einbeziehung des Kriteriums<br />

Ressourceneffizienz in die Gestaltung ihrer logistischen Konzepte<br />

und Prozesse nicht nur den gesetzlichen Vorschriften Rechnung<br />

tragen, sondern sich potenziell <strong>im</strong> Wettbewerb differenzieren.<br />

Weiterer Forschungsbedarf besteht <strong>im</strong> Bereich der Entwicklung und<br />

Durchsetzung des „Environmental Cost Accounting“, der Produktentwicklung<br />

unter Beachtung ökologischer Aspekte wie der vollständigen<br />

Recyclingfähigkeit (beispielsweise „cradle to cradle“) oder der<br />

Entwicklung von Methoden zur Messung des ökologischen Produktlebenszyklus<br />

(Paquette 2005) für logistische Prozesse. Dies erfordert<br />

eine Untersuchung der vorhandenen Konzepte, um nicht Kennzahlen<br />

für Unternehmen zu generieren, die zusammenhangslos zu anderen<br />

kennzahlbasierten Systemen stehen, sondern diese als einen weiteren<br />

Bestandteil in das Zielsystem integriert.<br />

Die noch zu realisierende Forschungsarbeit für dieses Thema ist hoch,<br />

da schon das Potenzial der Einführung von ökologischen Mindeststandards<br />

nicht bekannt ist und entsprechend von den Praktikern nur mit<br />

einer mittleren Relevanz (Mittelwert 2,67 auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me<br />

voll und ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)) bewertet wurde.<br />

4.2 Transparenz<br />

Transparenz in der <strong>Logistik</strong> wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Die <strong>Voruntersuchung</strong> bestätigt die Relevanz und identifiziert den<br />

notwendigen Forschungsbedarf zur Gestaltung einer transparenten<br />

<strong>Logistik</strong> sowohl in Informationsprozessen als auch in Geschäfts- und<br />

Produktionsprozessen. Eine transparente <strong>Logistik</strong> fördert die Rückverfolgung<br />

von Produkten, steigert die Produkt- und Servicequalität. Weiter<br />

leistet sie einen Beitrag zur Gestaltung von effizienteren Prozessen,<br />

beispielsweise durch die Identifikation unproduktiver Prozesse. Insgesamt<br />

versucht eine transparente Produktionslogistik, die gestiegene<br />

Komplexität der Waren- und Informationsflüsse zu beherrschen. Dabei<br />

wird vor allem die Komplexität der Interaktion der Waren- und Informationsflüsse<br />

fokussiert. Methoden hierfür können die Vernetzung von<br />

Prozessen oder auch die Gestaltung der Schnittstellen zur Beschaffungs-<br />

bzw. Distributionslogistik sein.<br />

Keine Hemmnisse 15,8%<br />

Unternehmensinteressen 15,8%<br />

Unzureichender technischer Fortschritt 21,1%<br />

Unzureichende wissenschaftl. Fortschritte 13,2%<br />

Zu hohe Kosten 18,4%<br />

Mangelnde Marktrelevanz 3,9%<br />

Keine Angabe 11,8%<br />

0% 10% 20% 30% 40%<br />

Abbildung 11: Hemmnisse einer transparenten Produktionslogistik<br />

Mit 21,1% wird der unzureichende technische Fortschritt als wichtigste<br />

Begründung angegeben. Es folgen mit 18,4% die zu hohen Kosten, gefolgt<br />

von konfliktären Unternehmensinteressen mit 15,8%. Als weiterer<br />

Aspekt werden die unzureichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

mit 13,2% angegeben. Es wird ersichtlich, dass der derzeitige Entwicklungsstand<br />

für einen geeigneten Technologieeinsatz nicht ausreichend<br />

ist und hier noch Forschungsbedarf besteht. Im Rahmen der Pr<strong>im</strong>äranalyse<br />

wurde diese Lücke ebenfalls insofern identifiziert, als dass die<br />

Realisierung einer hohen Verfügbarkeit von Real-T<strong>im</strong>e-Informationen<br />

und die IT-Vernetzung von Transportmitteln als technologieintensive<br />

Forschungsfelder genannt wurden. Diese werden <strong>im</strong> Folgenden explizit<br />

vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt zielt auf die Synchronisation der<br />

Lager- mit der Produktionslogistik ab.<br />

Realisierung einer hohen Verfügbarkeit von Real-T<strong>im</strong>e-Informationen<br />

Die vorliegende <strong>Voruntersuchung</strong> identifiziert als größtes Hemmnis<br />

einer transparenten <strong>Logistik</strong> fehlende technologische Erkenntnisse<br />

und Möglichkeiten. Dies kann sich sowohl auf die Produktions- und<br />

Geschäftsprozesse beziehen, aber insbesondere auch auf die Informationsflüsse<br />

und deren Synchronisation mit den Warenflüssen. Dabei<br />

würde eine hohe Verfügbarkeit von Real-T<strong>im</strong>e-Informationen einen signifikanten<br />

Beitrag zur Stärkung der Transparenz leisten. Real-T<strong>im</strong>e-<br />

Informationen in der Produktionslogistik können zum Beispiel Informationen<br />

zu Beständen von Rohmaterialien oder Halbfertigerzeugnissen<br />

liefern. Außerhalb der Produktionslogistik ist ein gängiges Einsatzgebiet<br />

von Real-T<strong>im</strong>e-Informationen das sogenannte Tracking & Tracing.<br />

Hier wird der Versand von Stückgütern beispielsweise dem Kunden gegenüber<br />

sichtbar gemacht, indem über den Sendungsstatus informiert<br />

wird. Insgesamt erhöhen Real-T<strong>im</strong>e-Informationen die Verlässlichkeit<br />

und haben unter anderem die Stärkung des effizienten und direkten<br />

Kundenkontakts zum Ziel.<br />

Die Validierung der Erkenntnisse aus der Pr<strong>im</strong>äranalyse über die Sekundäranalyse,<br />

versucht unter anderem die Ursachen fehlender Transparenz<br />

zu ermitteln. Dabei geben die befragten Personen die in Abbildung<br />

11 dargestellten Hemmnisse an:


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

23<br />

Die Bewertung der befragten <strong>Logistik</strong>experten, mit welchen Möglichkeiten<br />

die Transparenz in <strong>Logistik</strong>prozessen erhöht werden kann, zeigt<br />

Abbildung 12 auf:<br />

Realisierung einer hohen Verfügbarkeit<br />

von Real-T<strong>im</strong>e Informationen<br />

Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit<br />

zur Strg. operat. Proz. i. d. Supply Chain<br />

Vernetzung aller Transportmittel<br />

durch IT<br />

Synchronisation der Lagerlogistik mit<br />

der Produktionslogistik<br />

1,84<br />

1,95<br />

2,15<br />

2,46<br />

Synchronisation von Arbeitsstationen<br />

in der Produktionslogistik<br />

2,69<br />

1,00 1,50 2,00 2,50 3,00<br />

Abbildung 12: Möglichkeiten zur Erhöhung der Transparenz in <strong>Logistik</strong>prozessen<br />

Die Befragung zeigt, dass die Verfügbarkeit von Real-T<strong>im</strong>e-Informationen<br />

mit einem Mittelwert von 1,84 (Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und<br />

ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)) als wesentlicher Faktor zur<br />

Verbesserung der Transparenz in <strong>Logistik</strong>prozessen angesehen wird.<br />

In Verbindung mit dem oben beschriebenen Defizit an technologischen<br />

Möglichkeiten, ist die Entwicklung geeigneter Technologien zur Bereitstellung<br />

und Verwertung von Real-T<strong>im</strong>e-Informationen relevant. Hier<br />

können zum Beispiel technische Lösungen, wie der Einbezug mobiler<br />

Endgeräte in logistische Prozesse, ein Forschungsansatz sein (Richter<br />

u. Rösch 2005).<br />

Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit zur Steuerung operativer<br />

Prozesse in der Supply Chain<br />

In der <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“ wurde<br />

von den befragten <strong>Logistik</strong>experten auf der Netzwerkebene als<br />

vordringlichste Aufgabe gesehen, die Reaktionsgeschwindigkeit zur<br />

Steuerung operativer Prozesse in der Supply Chain und damit deren<br />

Flexibilität zu erhöhen. Eine Ursache für die Forderung nach hohen<br />

Reaktionsgeschwindigkeiten in Produktionsnetzwerken ist, dass Störungen<br />

häufig nur an wenigen Punkten in der Lieferkette identifiziert<br />

werden können, teilweise sogar erst am Zielort eines Produkts (Mc-<br />

Curry u. McIvor 2003; nach I9). Dem frühzeitigen Gegensteuern steht<br />

derzeit – trotz einer <strong>im</strong>mer leistungsfähigeren Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

– die subopt<strong>im</strong>ale Verfügbarkeit der richtigen<br />

Informationen in der richtigen Granularität zur richtigen Zeit entgegen.<br />

Hier liegt zukünftig eine der Hauptaufgaben in der Entwicklung ganzheitlicher<br />

Strategien, die die Möglichkeiten der IT-Weiterentwicklung<br />

nutzen, jedoch auch die Überwindung der organisatorischen Hemmnisse<br />

nicht vernachlässigen.<br />

Die Frage nach einer höheren Reaktionsgeschwindigkeit stellt sich<br />

vor allem in internationalen Wertschöpfungsketten. Von der <strong>Logistik</strong><br />

wird hier ein Höchstmaß an Präzision gefordert. Operative Fehler, beispielsweise<br />

eine nicht verladene Palette oder verladener Container<br />

aufgrund von Kapazitätsengpässen, können in der Wertschöpfungskette<br />

zu massiven Behinderungen führen. Da diese Vorkommnisse<br />

nicht auszuschließen sind, muss hier konzeptionell an der schnellen<br />

Bereitstellung von Bewegungsdaten gearbeitet werden. Es reicht nicht<br />

mehr aus, eine Reaktionskette anzustoßen, wenn erst am Zielort festgestellt<br />

wird, dass etwas fehlt. Die schnelle Weitergabe nicht wettbewerbsrelevanter<br />

Bewegungsdaten ermöglicht, durch das vorhandene<br />

Zeitfenster Reaktionsmöglichkeiten für eine Kompensation des Fehlers<br />

oder der operativen Störung zu schaffen, um mögliche Produktionsstillstände<br />

zu vermeiden. Hierbei steht besonders die Verknüpfung<br />

der Bewegungsdaten mit in den IT-Systemen bereits vorhandenen Daten<br />

und die neutrale Weitergabe zur Information an die betroffenen<br />

Wertschöpfungsstufen <strong>im</strong> Vordergrund (Capgemini 2006a). Dies erfordert<br />

ebenfalls eine umfangreiche informatorische Verknüpfung der<br />

Verkehrsträger, um nicht nur Bestandsdaten, sondern auch Zustände<br />

überwachen zu können, was auch auf den 25. Dortmunder Gesprächen<br />

intensiv diskutiert wurde. Zudem wird eine Definition benötigt,<br />

welche dieser Bewegungsdaten erfasst und wie diese Informationen<br />

in unterschiedlichen Wertschöpfungsketten transparent gemacht werden<br />

können und müssen. Die Weiterentwicklung von Kollaborationskonzepten<br />

zu einem unternehmensübergreifenden Supply Chain Event<br />

Management zur Integration der dargestellten Komponenten erscheint<br />

essentiell für die Steigerung der Reaktionsfähigkeit in operativen <strong>Logistik</strong>prozessen<br />

(Singh 2004). Teilnehmer der Befragung <strong>im</strong> Rahmen<br />

der vorliegenden <strong>Voruntersuchung</strong> st<strong>im</strong>mten dieser Notwendigkeit, die<br />

Reaktionsgeschwindigkeit auf operativer Ebene zu erhöhen, zu und<br />

platzierten dieses Handlungsfeld als eines der Top-Themen für die Zukunft<br />

der <strong>Logistik</strong>.<br />

4.3 Flexibilisierung<br />

In modernen, ganzheitlichen <strong>Logistik</strong>ansätzen stellt der Endkunde mit<br />

seiner Nachfrage den Kern aller Aktivitäten in Wertschöpfungsnetzen<br />

dar. Dabei war in der Vergangenheit eine zunehmende Dynamisierung<br />

der Nachfrage zu beobachten. Auch wenn viele Unternehmen des<br />

<strong>produzierenden</strong> Gewerbes – zum Beispiel <strong>im</strong> Bereich des Maschinenund<br />

Anlagenbaus – davon nicht <strong>im</strong> selben Maße betroffen sind wie<br />

Handelsunternehmen, die bei einer Nicht-Verfügbarkeit von Produkten<br />

häufig direkte Umsatzverluste hinzunehmen haben, ist dennoch eine<br />

zunehmende Kundenorientierung in die Entwicklung von <strong>Logistik</strong>strategien<br />

einzubeziehen. Zielgrößen wie Pünktlichkeit, Termintreue und Prozessstabilität<br />

trotz großer Dynamik best<strong>im</strong>men somit die Konzeption<br />

von <strong>Logistik</strong>prozessen. Eine Möglichkeit, mit dieser Dynamisierung der<br />

Märkte umzugehen, ist beispielsweise die Implementierung von Konzepten<br />

wie der Modularisierung logistischer Prozesse (Mayer 2007).<br />

In der Befragung <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> wurde dem Thema<br />

der Flexibilisierung eine sehr hohe Bedeutung beigemessen, wie später<br />

in Abbildung 23 aufgezeigt wird. Dabei ist festzustellen, dass für <strong>Logistik</strong>dienstleister<br />

dieses Thema eine noch höhere Bedeutung einn<strong>im</strong>mt,<br />

als für die verladende Industrie oder den Handel (Mittelwerte von 1,36<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu 1,64 bzw. 1,89 auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und<br />

ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)). Die verschiedenen Unterthemen<br />

der Flexibilisierung, die die Wissenschaft und die Unternehmenspraxis<br />

diskutiert, werden <strong>im</strong> Folgenden vorgestellt.


24<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Schaffung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils durch Erhöhung<br />

der logistischen Leistungsfähigkeit einer Supply Chain<br />

Die erforderliche Kundenorientierung in der <strong>Logistik</strong> hat verschiedene<br />

Ausprägungen. Während in der Vergangenheit in der Konzeption<br />

von <strong>Logistik</strong>prozessen und -leistungen häufig allein die Kriterien der<br />

Geschwindigkeitserhöhung und Kostenmin<strong>im</strong>ierung <strong>im</strong> Vordergrund<br />

standen, ist zunehmend eine Betonung des richtigen Zeitpunkts der<br />

Leistungserbringung zu beobachten (Gottschalk 2007; Lee 2004).<br />

Selbst in der Automobilindustrie, die häufig als eine der Vorzeigeindustrien<br />

hinsichtlich logistischer Leistungsfähigkeit genannt wird,<br />

wurden in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen, um<br />

Lieferzeiten insgesamt zu verkürzen. Gerade <strong>im</strong> Bereich der Liefertermintreue<br />

bedarf es jedoch nach wie vor weiterer Aktivitäten. Die in<br />

diesem Zusammenhang entwickelten Konzepte schließlich auf andere<br />

Branchen des <strong>produzierenden</strong> Gewerbes zu übertragen, ist Aufgabe<br />

von Wissenschaft und Praxis.<br />

Hinsichtlich des weiteren Forschungsbedarfs zur Flexibilisierung von<br />

<strong>Logistik</strong>systemen ist eine übergreifende Untersuchung zum opt<strong>im</strong>alen<br />

Maß der Flexibilität notwendig. Unternehmen haben heutzutage kaum<br />

eine Möglichkeit, den notwendigen Bedarf an Flexibilität zu ermitteln<br />

sowie die Auswirkungen auf den Gesamtprozess der Wertschöpfung<br />

einschätzen zu können. Ebenfalls können die Folgen auf angrenzende<br />

Prozesse kaum identifiziert werden. Die Bewertung von Flexibilitätskonzepten<br />

sowie die Modularisierung dieser, um eine Quantifizierung<br />

von Kosten und Nutzen zu erzeugen, sind zu fokussieren. Insofern steht<br />

auch die Best<strong>im</strong>mung des Wertbeitrages der Flexibilität in logistischen<br />

Prozessen oder in Gesamtsystemen aus, welche für die Entscheidung<br />

des Einsatzes von Flexibilitätskonzepten in Unternehmen eine fundamentale<br />

Bedeutung besitzt.<br />

Dies bestätigen die Praktiker in der durchgeführten Umfrage und sehen,<br />

neben der Transparenz von Informationen in Wertschöpfungsketten,<br />

die vertiefende Erforschung zur Bewertung von Flexibilitätskonzepten<br />

und damit zur bewussten Steigerung der Flexibilität als das wichtigste<br />

Handlungsfeld für die Zukunft der <strong>Logistik</strong> mit einer Bewertung von<br />

1,88 (Mittelwert auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6<br />

(lehne voll und ganz ab)).<br />

Differenzierung der <strong>Logistik</strong>dienstleistungen zur Erfüllung individueller<br />

Kundenwünsche<br />

Individuelle Kundenwünsche treten <strong>im</strong> Rahmen des Wandels vom Verkäufer-<br />

zum Käufermarkt <strong>im</strong>mer stärker in den Vordergrund. Der Wunsch<br />

des Kunden wird somit differenzierter und kurzlebiger. Dies stellt zum<br />

Beispiel erhöhte Anforderungen an die Lieferfähigkeit und die Verlässlichkeit<br />

der logistischen Abläufe. Neben individuellen Produkten sind<br />

jedoch auch Servicewünsche in das Kundenwunsch-Verständnis mit<br />

einzubeziehen. So wird ebenfalls eine Differenzierung notwendig, die<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleister zu erbringen haben, genauso wie die Flexibilisierung<br />

der logistischen Abläufe. Dieses Ergebnis spiegelt auch die Praxisbefragung<br />

der <strong>Voruntersuchung</strong> wider. Auf die Frage, welche Rolle<br />

verschiedene Aspekte hinsichtlich der Flexibilisierung logistischer Abläufe<br />

spielen, wird die Differenzierung der <strong>Logistik</strong>dienstleistungen mit<br />

einem Mittelwert von 1,89 (Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis<br />

6 (lehne voll und ganz ab)) als zweitwichtigster Einfluss genannt. Allein<br />

dem Einfluss einer Erhöhung der logistischen Leistungsfähigkeit in der<br />

Supply Chain wird eine größere Relevanz zugesprochen.<br />

Die Studie „Der <strong>Logistik</strong>markt 2010“ untersucht in diesem Kontext<br />

die bestehenden Anforderungen an die sich ändernden Leistungsund<br />

Wettbewerbsstrukturen des Markts der <strong>Logistik</strong>dienstleistungen<br />

(Exxent 2006). Dabei identifiziert die Studie die Treiber „Kostendruck<br />

be<strong>im</strong> Kunden“, „Fokussierung auf Kernkompetenzen“ und „Zunahme<br />

der internationalen Waren- und Materialströme“. Diese führen zu einer<br />

komplexeren <strong>Logistik</strong>, die der <strong>Logistik</strong>dienstleister mit sogenannten<br />

Dachstrategien versucht zu bewältigen. Strategien wie diese können<br />

als modulare Strategien angesehen werden, die spezifisch auf die jeweiligen<br />

Kunden angewandt werden. Die <strong>Logistik</strong>dienstleistungen werden<br />

somit nach den individuellen Kundenwünschen differenziert. Diese<br />

Vorgehensweise beschreibt einen Ansatz zur Steigerung der Flexibilität<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf die Differenzierung von <strong>Logistik</strong>dienstleistungen. Es besteht<br />

weiterer Forschungsbedarf zur Gestaltung flexibler Verfahren und<br />

Methoden, um individuelle Kundenwünsche effizienter bedienen zu<br />

können. Sich der Instrumente des Marketings zu bedienen und einen<br />

Transfer der Methoden und Instrumente auf die <strong>Logistik</strong> zur Identifikation<br />

und Bearbeitung logistischer Kundensegmente zu generieren, stellt<br />

einen weiteren Forschungsansatz dar. Dies ermöglicht es, differenzierte<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleistungen den definierten logistischen Kundensegmenten<br />

zuordnen zu können und entsprechend zu bündeln.<br />

Einer Umsetzung der geforderten Leistungsdifferenzierung steht entgegen,<br />

dass viele Unternehmen sich nicht <strong>im</strong> Klaren darüber sind, welche<br />

Leistungen die Kunden einerseits wirklich nachfragen, und zu welchen<br />

Kosten diese Leistungen vom Unternehmen oder beauftragten <strong>Logistik</strong>dienstleistern<br />

erbracht werden (Anderson 1995). Die Ermittlung des<br />

Nutzens differenzierter <strong>Logistik</strong>prozesse und die Auswahl geeigneter<br />

Differenzierungsmöglichkeiten stellen somit ein wichtiges Handlungsfeld<br />

der Forschung dar. In diesem Zusammenhang müssen Konzepte<br />

der Standardisierung und Modularisierung logistischer Leistungen weiterentwickelt<br />

werden. Einen Anknüpfungspunkt liefert hierzu das in der<br />

Produktion erfolgreich eingesetzte Prinzip der „Mass Customization“,<br />

das es nun auf <strong>Logistik</strong>prozesse anzupassen gilt. Auch sind weitere<br />

Anstrengungen zu unternehmen, durch entsprechend konzipierte Kosten-<br />

und Leistungskennzahlen eine höhere Transparenz des Beitrags<br />

der <strong>Logistik</strong> zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen zu generieren.<br />

Steuerungsstrategien für dezentrale <strong>Logistik</strong>systeme<br />

Infolge von durch Kundenwünsche hervorgerufene Trends, wie der<br />

Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen und der Atomisierung<br />

der Sendungen, wachsen die Anforderungen an die Steuerung<br />

logistischer Prozesse stetig (Arnold 2006). Um die Steuerung von<br />

Materialflüssen effizienter zu gestalten, werden zurzeit durch verschiedene<br />

Forschungsprojekte die Grundlagen <strong>im</strong> Bereich der dezentralen<br />

Steuerung von Intralogistiksystemen geschaffen (z.B. SFB 696, Teilprojekt<br />

C5: Realt<strong>im</strong>e Logistics – Echtzeitfähige <strong>Logistik</strong>; AIF-Projekt:<br />

Erarbeitung von Methoden und Regeln zur Gestaltung agentengestützter,<br />

dezentraler Steuerungen für den Einsatz in komplexen Materialflusssystemen;<br />

Verbundprojekt VitOL der Fraunhofer Gesellschaft:<br />

Sensornetze in der <strong>Logistik</strong>).<br />

Die weiter steigenden Anforderungen verlangen einen schnelleren<br />

Auf- bzw. Umbau komplexer Systeme mit der entsprechenden Anpassung<br />

von verschiedenen Technologien. Dies betrifft auch die einfache,<br />

schnelle und dauerhafte Lösung von Störungen in einem intralogistischen<br />

System (nach I2). Im gemeinsamen Einsatz verschiedener Technologien<br />

kommt es häufig zu Effizienzverlusten aufgrund von Interferenzen<br />

der Techniken und Kommunikationsschwierigkeiten.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

25<br />

Die weitere Erforschung der Steuerung von dezentralen Intralogistiksystemen<br />

muss daher auf Strategien ausgerichtet sein, die flexible<br />

und effiziente Steuerungslösungen generieren und die Nachteile des<br />

Anpassungsaufwands oder aufwendiger Kommunikation min<strong>im</strong>ieren<br />

(nach I5). Darüber hinaus muss eine stärkere Transparenz hinsichtlich<br />

der Bewertung unterschiedlicher Steuerungsalternativen für die in<br />

ständigem Wettbewerb stehenden Unternehmen geschaffen werden.<br />

Aufgrund der Komplexität der Steuerungslösungen müssen Vorgehensweisen<br />

entwickelt werden, die die Ermittlung der opt<strong>im</strong>alen Steuerungsstrategie<br />

für unterschiedliche Einsatzfälle erleichtern.<br />

Aufgrund der mangelnden Vergleichbarkeit von Steuerungslösungen<br />

und der hohen Komplexität von Daten und Problemstellungen in intralogistischen<br />

Systemen ist eine Weiterentwicklung von Agentensystemen<br />

zur dezentralen Steuerung der Materialflüsse erforderlich. Um die<br />

Vorteile einer Dezentralisierung der Steuerung von Materialflusssystemen<br />

(z.B. größere Robustheit, höhere Flexibilität, höhere Effizienz) in<br />

der Zukunft vollständig ausschöpfen zu können, müssen die geschaffenen<br />

Grundlagen stetig erweitert und ausgebaut werden. Dazu zählt<br />

vor allem der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Steuerung, um<br />

leistungsfähigere Agentensysteme zu schaffen.<br />

Zukünftige Forschungsvorhaben sollten die Überwindung von Hemmnissen<br />

(z.B. die unzureichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und<br />

die zu hohen Kosten), die einer Forcierung von dezentralen Steuerungen<br />

in Materialflusssystemen in Unternehmen <strong>im</strong> Wege stehen, adressieren.<br />

Weiterentwicklung der Modularisierung von Förder- und Lagertechnik<br />

In einigen Forschungsprojekten, wie beispielsweise <strong>im</strong> Projekt „Modulare<br />

Materialflusssysteme für wandelbare Fabrikstrukturen“ der<br />

Technischen Universität München (AiF-FV-Nr. 14021N), wurden bereits<br />

die Grundlagen für die Modularisierung von Materialflusssystemen gelegt.<br />

Die Fortführung dieser Forschungsansätze und die Erprobung <strong>im</strong><br />

<strong>produzierenden</strong> Gewerbe in Verbindung mit der RFID-Technologie stellen<br />

den nächsten Schritt zur Realisierung von modularen Förder- und<br />

Lagertechniken dar. Für die Modularisierung von Förder- und Lagersystemen<br />

bieten sich ebenfalls neue Möglichkeiten in Verbindung mit<br />

dem Internet der Dinge und serviceorientierten Architekturen (SOA) an<br />

(Erl 2005). Ein Beispiel dafür bildet der Ansatz zellularer Systeme <strong>im</strong><br />

Sinne autonomer, agentenbasierter, serviceorientierter Systeme (ten<br />

Hompel 2006). Diese Aussage spiegelt sich auch in der Expertenbefragung<br />

<strong>im</strong> Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> wider. Hierbei wurde dem<br />

Thema „Modularisierung“ in der <strong>Logistik</strong> eine hohe zukünftige Relevanz<br />

zugesprochen (Mittelwert 2,10 auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und<br />

ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)).<br />

Die Modularisierung von Förder- und Lagertechniken kann zur Steigerung<br />

der Flexibilität in innerbetrieblichen <strong>Logistik</strong>systemen beitragen.<br />

Dieser Ansatz führt dazu, dass aufgrund des modulartigen Aufbaus der<br />

eingesetzten Techniken, diese beliebig erweitert oder reduziert werden<br />

können, je nach Einsatzfall und Bedarf <strong>im</strong> Unternehmen. Darüber hinaus<br />

ergibt sich die Möglichkeit der problemlosen Wiederverwendung<br />

an einem anderen Ort, was wiederum zur Steigerung der Nachhaltigkeit<br />

und Ressourcenschonung in Unternehmen beisteuert. Dafür muss der<br />

modulartige Aufbau bereits auf kleinster Ebene erfolgen und vor allem<br />

die Standardisierung von Schnittstellen berücksichtigen.<br />

Die Untersuchung dieser Fragestellung <strong>im</strong> Rahmen eines Verbundprojektes<br />

kann zu einem unternehmensübergreifenden Modulaufbau<br />

beitragen, so dass aufgrund standardisierter Modulmerkmale eine<br />

Kombination verschiedener Techniken möglich ist. Die Integration<br />

verschiedener Techniken in ein System wird dadurch vereinfacht. Die<br />

Anzahl an Neuerungen <strong>im</strong> Bereich der Förder- und Lagertechnik für Intralogistiksysteme<br />

wird zukünftig eher gering ausfallen. Vielmehr wird<br />

durch die intelligente Kombination vorhandener Technologien für den<br />

spezifischen Einsatzsatzfall ein Mehrwert erzielt (nach I2). Durch die<br />

Modularisierung von Förder- und Lagertechniken kann dieser Vorgang<br />

vereinfacht werden.<br />

4.4 Standardisierung<br />

In der Produktionsplanung werden die Material- und Kapazitätsanforderungen<br />

zur Erfüllung der Kundenaufträge analysiert und Start- und<br />

Endtermine für Aufträge sowie Ressourcenzuordnungen grob festgelegt.<br />

Dieser Produktionsplan dient als Vorlage für die Produktionssteuerung,<br />

die auf der operativen Ebene angesiedelt ist und die detaillierte<br />

Zuweisung von Aufträgen zu Maschinen und Transporteinrichtungen<br />

vorn<strong>im</strong>mt, die Bereitstellung der zusätzlich benötigten Ressourcen<br />

organisiert sowie Aufträge zum Fertigen freigibt. Speziell in vernetzten<br />

Supply Chains sind herkömmliche PPS-Systeme oft nicht mehr in<br />

der Lage, die Dynamik der Prozesse abzubilden und die Zielvorgaben<br />

bei geringer Durchlaufzeit, niedrigen Lager- und Umlaufbeständen,<br />

hohen Auslastungen, hoher Termintreue und hoher Reaktionsfähigkeit<br />

direkt umzusetzen. Es wird heute versucht, Verbesserungen durch die<br />

Dezentralisierung der Steuerung sowie durch den Einsatz von PPS-<br />

Teilsystemen und von Entscheidungsunterstützungsystemen für die<br />

Produktionssteuerung zu erreichen. Jedoch können solche Systeme,<br />

bedingt durch die nicht ausreichende Umsetzung von Standards, nur<br />

eingeschränkt flexibel und nachhaltig effizient über die nachfolgenden<br />

Schritte entscheiden. Die zunehmende Individualisierung von Produkten<br />

und die Atomisierung von Sendungsgrößen und die daraus resultierende<br />

hohe Komplexität bei der Herstellung und Handhabung der<br />

Produkte, machen ebenfalls die Schaffung standardisierter Schnittstellen<br />

zwischen den einzelnen Prozessbeteiligten notwendig. Dies<br />

wurde auch <strong>im</strong> Rahmen der Befragung bestätigt. Die befragten Experten<br />

sahen die Standardisierung logistischer Prozesse und zusätzlich<br />

benötigter Ressourcen durch die zunehmende Individualisierung von<br />

Produkten mit einem Mittelwert von 2,00 als eines der wichtigsten<br />

Themen an (Mittelwert auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu)<br />

bis 6 (lehne voll und ganz ab)). Die zunehmende Atomisierung der Sendungsgrößen<br />

(Mittelwert 2,11) sowie die fortschreitende Verkürzung<br />

der Produktlebenszyklen (Mittelwert 2,19) wurden ebenfalls zu den<br />

Haupttreibern in der um Standardisierung bemühten <strong>Logistik</strong> genannt.<br />

Individualisierung von Produkten vs. Standardisierung<br />

Die Individualisierung von Produkten findet in vielen Märkten und Unternehmensbereichen<br />

statt. Sie wird <strong>im</strong> Kontext der individuellen Massenfertigung<br />

(Perspektive Blau 2007) vorangetrieben und hat sich zum<br />

Beispiel in der Automobilindustrie etabliert. Es werden hier die Vorteile<br />

der Massenfertigung mit denen der Einzelfertigung verbunden. So soll<br />

dem Kunden unter Berücksichtigung von Kostenaspekten genau das<br />

Produkt bereitgestellt werden, das er sich wünscht.


26<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

4.5 Informationstechnische Verknüpfung<br />

Dieses Verständnis wirkt sich somit auch auf die komplette Supply<br />

Chain aus: einerseits durch die steigende Produktmodularisierung und<br />

andererseits durch die Notwendigkeit der On-Demand-Verfügbarkeit<br />

von Zulieferprodukten. Dies wird dadurch bedingt, dass eine Produktion<br />

erst dann anläuft, wenn ein entsprechender Auftrag für das Produkt<br />

vorhanden ist, was sich auf die komplette Supply Chain auswirkt. Die<br />

Teilnehmer der Supply Chain müssen somit flexibel agieren können und<br />

miteinander vernetzt sein. Die Wertschöpfung des Produkts verschiebt<br />

sich durch diese Wettbewerbsstrategie stärker auf die Zulieferer. Dies<br />

ist eines der Ergebnisse der Studie „Future Automotive Industry 2015“<br />

von der Fraunhofer Gesellschaft, die inhaltlich die strukturellen Veränderungen<br />

mit dem Fokus auf Produktion und <strong>Logistik</strong> analysiert (Mercer<br />

Management Consulting 2004).<br />

Dieses Verhalten wirkt dem Verständnis der <strong>Logistik</strong> des Strebens<br />

nach Standardisierung jedoch scheinbar entgegen. Die Herausforderung<br />

ist die Beherrschung der Produktkomplexität und der Variantenvielfalt.<br />

Dabei n<strong>im</strong>mt mit der steigenden Warenkomplexität auch die<br />

Informationskomplexität zu, die es ebenso zu beherrschen gilt. So sind<br />

unnötige Informationen zu identifizieren und abzubauen, um eine Vereinfachung<br />

zu erzielen. Für die Forschung muss es das zukünftige Ziel<br />

sein, durch geeignete Ansätze die Konzepte der Individualisierung und<br />

der Standardisierung sowohl <strong>im</strong> Informationsfluss, als auch <strong>im</strong> Warenfluss<br />

zusammenzuführen.<br />

Umgang mit der Atomisierung der Sendungsgrößen<br />

Die sich verändernden Konsumgewohnheiten der Menschen führen<br />

beispielsweise zu einer Zunahme der Marktanteile von Internet-Versandhändlern<br />

wie Amazon. Die Vielfalt der online angebotenen Produkte<br />

steigt, gleichzeitig erhöht sich auch die Frequenz, in der Kunden ihre<br />

Bestellungen tätigen, wodurch die Sendungsgrößen <strong>im</strong> Mittel abnehmen.<br />

Die Atomisierung der Sendungsgrößen erhöht die Komplexität<br />

der <strong>Logistik</strong>prozesse in vielfältiger Weise. Die Supply Chain erfährt eine<br />

Komplexitätssteigerung, die sich unter anderem in steigenden Transportkosten<br />

in Relation zum Auftragsvolumen und der Notwendigkeit<br />

einer opt<strong>im</strong>alen Feinverteilung der Sendungen an Kunden niederschlagen.<br />

Diese Entwicklung wird in der Forrester-Studie „E-<strong>Logistik</strong> erobert<br />

Kunden“ dargestellt (Forrester 2001). Wehking zeigt den konfliktären<br />

Zusammenhang zwischen der Atomisierung der Sendungsgrößen und<br />

der angestrebten Standardisierung in logistischen Prozessen unter anderem<br />

insofern auf, indem er die nicht mögliche opt<strong>im</strong>ale Palettierung<br />

der Sendungen durch die vielfältigen Sendungsabmaße beschreibt<br />

(Wehking 2004).<br />

Dem Problem der Atomisierung der Sendungsgrößen wurde in der Befragung<br />

– nach der Individualisierung der Produkte – mit einem Mittelwert<br />

von 2,13 (Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6 (lehne voll<br />

und ganz ab)) der zweitgrößte Einfluss zugeordnet. Die in der <strong>Voruntersuchung</strong><br />

identifizierten Probleme, denen sich die nach Standardisierung<br />

bemühte <strong>Logistik</strong> stellen muss, wurden bereits dargestellt. Viele<br />

der Befragten gaben dies als zentrales Hindernis für eine standardisierte<br />

<strong>Logistik</strong> an. Als eine mögliche Lösung kann beispielsweise der<br />

Ansatz dezentraler Pick-Up-Stellen angeführt werden, der die Reduktion<br />

von Lagerkosten durch die Bündelung von Sendungen, Stückgütern<br />

oder Waren in Kunden- bzw. Einsatzortnähe zur Folge hat.<br />

Die Informationstechnologie wird von der Mehrzahl der Befragten <strong>im</strong><br />

Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

als zentrale Stärke der <strong>Logistik</strong> in Deutschland genannt, wie bereits in<br />

Abbildung 4 dargestellt wurde.<br />

In den Bereich der Informationstechnologie kann ein weiteres <strong>im</strong> Rahmen<br />

der <strong>Voruntersuchung</strong> identifiziertes Top-Thema, die informationstechnische<br />

Verknüpfung, eingeordnet werden. Dabei handelt es sich<br />

um die Kopplung von Netzwerkpartnern mittels interorganisatorischer<br />

Informations- und Kommunikationssysteme (Pfohl 2004).<br />

In Unternehmensnetzwerken bestehen geschäftliche, soziale und informationstechnische<br />

Beziehungen. Sie beschreiben die Verbindung<br />

der Unternehmen in IT-Netzwerken mithilfe des Internets, beispielsweise<br />

per Electronic Data Interchange (EDI). Abbildung 13 zeigt Strukturmerkmale<br />

von Netzwerken unter Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />

Beziehungsebenen.<br />

Für die <strong>Logistik</strong> bedeutet die informationstechnische Verknüpfung,<br />

dass alle beteiligten Unternehmen kooperativ, bzw. kollaborativ handeln<br />

können. Sie ist eine grundlegende Voraussetzung, um den Informationsfluss<br />

zwischen den Prozessbeteiligten durchgängig zu gestalten<br />

und damit das Konzept des Supply Chain Management umsetzen<br />

zu können (<strong>Logistik</strong>zentrum der Bundeswehr 2008). In Steuerungs- und<br />

Entscheidungsprozessen spielt das Internet zukünftig eine bedeutende<br />

Rolle, da durch internetbasierte Tools innerhalb der Supply Chain<br />

Koordinationsmechanismen informationstechnisch verknüpft werden<br />

können (Straube 2004).<br />

Nicht nur unternehmensübergreifend, sondern auch unternehmensintern<br />

ist die informationstechnische Verknüpfung von hoher Relevanz,<br />

wie die Umfrageergebnisse in diesem Themenblock zeigen. Auf die These<br />

„Die Informationstechnische Verknüpfung der <strong>Logistik</strong>kette wird in<br />

Zukunft gesichert durch…“ wurden mit Radio Frequency Identification<br />

(RFID) und der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) Technologien<br />

und Konzepte hoch bewertet, die derzeit pr<strong>im</strong>är in geschlossenen,<br />

d.h. in der Regel unternehmensinternen Systemen eingesetzt<br />

werden. Unternehmensinterne Steuerungs- und Entscheidungsprozesse<br />

können mithilfe informationstechnischer Verknüpfung zunehmend<br />

in Richtung dezentraler Steuerungsstrategien entwickelt werden.<br />

In zukünftiger Forschung ist ein unternehmensübergreifender Einsatz<br />

der Technologien über geschlossene Systeme hinaus anzustreben, um<br />

deren Vorteile besser nutzbar zu machen. Neben der genannten RFID-<br />

Technologie und dem Konzept der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation<br />

wurden in der Befragung auch die Themen Global Positioning<br />

System (GPS), Barcode, Serviceorientierte Architekturen (SOA), Verringerung<br />

der IT-Komplexität und Mensch-zu-Maschine-Kommunikation<br />

auf ihre zukünftige Relevanz in <strong>Logistik</strong>ketten geprüft.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

27<br />

Netzwerkgröße und -ausdehnung:<br />

• Anzahl an Netzwerkpartnern<br />

• Netzwerkdichte u. -zentralität<br />

• Redundanz<br />

• Räumliche Ausdehnung<br />

Geschäftliche Beziehungen:<br />

• Art u. Häufigkeit der Transaktionen<br />

(Symmetrie, Kontinuität, Umfang)<br />

• Stabilität der Geschäftsbeziehungen<br />

Partnereigenschaften:<br />

Spezialisierungsgrad •<br />

Netzwerkerfahrung und -kompetenz •<br />

Kooperationsbereitschaft •<br />

Informationstechnische Beziehungen:<br />

Computergestützte Planungs- und Steuerungssysteme •<br />

Internet, EDI •<br />

Soziale Beziehungen:<br />

• Vertrauensverhältnis<br />

• Machtverhältnis<br />

• Konfliktpotential<br />

• Netzwerkkultur<br />

Abbildung 13: Strukturmerkmale von Netzwerken (in Anlehnung an<br />

Pfohl 2004)<br />

In diesem Kapitel werden die genannten Themen kurz erläutert und<br />

ihre Bedeutung für die <strong>Logistik</strong> sowie bestehender Forschungsbedarf<br />

aufgezeigt. Abbildung 14 zeigt die Umfrageergebnisse hinsichtlich der<br />

zukünftigen Bedeutung der verschiedenen Themen durch die <strong>Logistik</strong>experten<br />

(jeweils Mittelwerte auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und<br />

ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab).<br />

Radio Frequency Identification (RFID) 2,06<br />

GPS/Ortungssysteme 2,25<br />

Maschine-zu-Maschine-Kommunikation 2,34<br />

Serviceorientierte Architekturen (SOA) 2,35<br />

Barcode 2,52<br />

Verringerung der IT-Komplexität 2,56<br />

Mensch-zu-Maschine-Kommunikation 2,56<br />

1,00 1,50 2,00 2,50 3,00<br />

Abbildung 14: Antworten auf die These „Die informationstechnische<br />

Verknüpfung in der <strong>Logistik</strong>kette wird in Zukunft gesichert durch“<br />

Materialidentifikation mittels RFID und Barcode<br />

Radio Frequency Identification (RFID) beschreibt eine Technologie,<br />

die den Austausch von Informationen ermöglicht, ohne dass zwischen<br />

Informationsträger (Transponder) und auslesendem Gerät (Reader)<br />

Sichtkontakt bestehen und/oder eine Berührung stattfinden muss. Der<br />

Datenaustausch erfolgt über magnetische und elektromagnetische<br />

Felder (Finkenzeller 2002). RFID wird den automatischen Identifikationsverfahren<br />

(Auto-ID-Verfahren) zugeordnet.<br />

Mittels der Automatisierung von Datenerfassungsvorgängen kann der<br />

operative Aufwand reduziert und die Qualität und Granularität von<br />

Daten über die <strong>im</strong> logistischen Fluss befindlichen Einheiten erhöht<br />

werden (Straube et al. 2007). Zudem werden neue Prozesse, wie die<br />

Analyse des Kundenverhaltens auf der Ladenfläche, ermöglicht.<br />

Die Nutzung von RFID <strong>im</strong> Produktionsbereich konzentrierte sich in den<br />

letzten Jahren auf Steuerungsaufgaben und die dezentrale Datenübermittlung<br />

(Scholz-Reiter 2006). Beispiele hierfür sind die Steuerung<br />

von Lackierstraßen für Autokarosserien mittels Transpondern und die<br />

Steuerung von Produktionsstraßen. Laut Bundesamt für Sicherheit in<br />

der Informationstechnik (BSI) eignet sich der Einsatz von RFID überall<br />

dort, wo automatisch gekennzeichnet, erkannt, registriert, gelagert,<br />

überwacht oder transportiert werden muss (BSI 2004). Laut Mattern<br />

ergeben sich „konkrete Anwendungsmöglichkeiten der RFID-Technik<br />

[…] zunächst vor allem <strong>im</strong> Bereich der <strong>Logistik</strong>“ (Mattern 2005).


28<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Neben dem reinen Automatisierungsnutzen steht hier die Verfolgung<br />

von logistischen Einheiten <strong>im</strong> Fokus. Eine lückenlose Verfolgung der<br />

Warenströme über die gesamte Lieferkette hinweg sei möglich, wenn<br />

„Produkte oder zumindest ganze Paletten ihre Identität jedes Mal automatisch<br />

preisgeben, wenn sie das Tor einer Lagerhalle oder die Laderampe<br />

eines LKW passieren“ (Mattern 2005). Auch Scholz-Reiter<br />

et. al sehen das größte Potential von RFID „<strong>im</strong> Einsatz der Technik bei<br />

der Kennzeichnung von Bauteilen, Produktträgern und Einzelprodukten,<br />

weshalb RFID besonders für Produktion, <strong>Logistik</strong> und Handel von<br />

Interesse ist“ (Scholz-Reiter et al. 2006).<br />

Generell werden RFID-Systeme in lokal geschlossene, kollaborativ<br />

geschlossene und global offene Systeme unterschieden. Während<br />

der Transponder in geschlossenen Systemen vor dem Verkauf einem<br />

Kreislauf zugeführt wird, bleibt der Transponder bei offenen Systemen<br />

am Objekt. Ein Beispiel für geschlossene RFID-Anwendungen sind Behältermanagementsysteme<br />

bei denen der RFID-Transponder am Behälter<br />

befestigt wird und neben der reinen Funktion als Identifikator<br />

auch als Speicher von Verlaufsdaten zum Einsatz kommen kann. Bei<br />

offenen Kreisläufen werden dagegen Einweg-Transponder verwendet.<br />

Diese können sich entweder auf Etiketten befinden oder direkt in das<br />

Produkt integriert werden. Forschungsbedarf besteht bei diesen Systemen<br />

vor allem <strong>im</strong> Bereich des Datenschutzes, der für viele Handelsunternehmen<br />

<strong>im</strong>mer noch eines der Haupthindernisse bei der Nutzung<br />

der Technologie darstellt.<br />

Nachdem in einer Reihe von Piloten – vor allem <strong>im</strong> Bereich der geschlossenen<br />

Systeme – die technologische Reife von passiven und<br />

aktiven Systemen nachgewiesen wurde, ist die Wirtschaftlichkeit vieler<br />

Anwendungen fraglich. Daher müssen tragfähige Geschäftsmodelle für<br />

Industrieunternehmen, Handel und Dienstleister entwickelt werden.<br />

Ein weiterer Punkt, in dem Bedarf für Forschungsarbeit besteht, ist die<br />

Überführung von Piloten in den Produktivbetrieb. Zentrales Thema ist<br />

die Erhöhung der Integrationstiefe und -weite durch die Ausweitung des<br />

getaggten Objektspektrums, die Erhöhung des Funktionsumfangs und<br />

die Integration weiterer Partner. Dafür fehlen bisher Erkenntnisse über<br />

Strategien und Methoden, die in Projekten mit Unternehmen gewonnen<br />

werden können, die bereits die Pilotphase abgeschlossen haben.<br />

Auch das Thema der Datennutzung ist noch ungelöst. Da die RFID-<br />

Technologie in den meisten Anwendungsfällen als reines Substitut des<br />

Barcodes nicht wirtschaftlich genutzt werden kann, müssen Anwendungen,<br />

Verfahren und Methoden der Datenanalyse entwickelt werden,<br />

um die höhere Datenqualität in wirtschaftlichen Nutzen zu transformieren.<br />

Beispiele hierfür sind die Analyse des Käuferverhaltens auf<br />

der Verkaufsfläche, die eventbasierte Überwachung und Steuerung der<br />

Wertschöpfungskette sowie die Nutzung der Technologie <strong>im</strong> Rahmen<br />

dezentraler Steuerungskonzepte. Auch diese Anwendungen können<br />

nur mit Unternehmen entwickelt werden, welche die Phase der Machbarkeitsstudien<br />

bereits hinter sich haben.<br />

Auf der technologischen Seite gewinnt die Integration weiterer technologischer<br />

Komponenten <strong>im</strong>mer mehr an Bedeutung. Neben der Integration<br />

von Speicherkapazität in die Transponder ist die Einbettung<br />

von Sensoren und Rechenkapazität von hoher Relevanz. Beispiele für<br />

Anwendungen in diesem Bereich sind die sogenannte Smart Box oder<br />

das Messen des Reifendrucks über mit Sensoren ausgestattete Transponder.<br />

Im Bereich des Ubiquitous oder Pervasive Computings – unter<br />

dem die Integration von Intelligenz in herkömmliche Objekte zusammengefasst<br />

wird – besteht sowohl auf der technologischen als auch<br />

auf der betriebswirtschaftlichen Seite <strong>im</strong>menser Forschungsbedarf.<br />

Zudem ist die Nutzung des Transponders über den Lebenszyklus in offenen<br />

Systemen ein wichtiges Thema. In genau diesem Bereich wird an<br />

Lösungen für Systeme, bzw. Transponder gearbeitet, die einen „Gegenstand<br />

über seinen ganzen Lebenszyklus begleiten und für Reparaturen<br />

oder Recycling nützlich“ (Scholz-Reiter 2006) sind.<br />

Softwareseitig fehlt es noch <strong>im</strong>mer an Standardlösungen, weswegen<br />

sehr hohe Integrationskosten entstehen, die eines der Haupthindernisse<br />

bei der Implementierung von RFID-Systemen darstellen (Straube et<br />

al. 2005). Vor allem <strong>im</strong> Bereich der Middleware und der Umsetzung<br />

des Electronic Product Code Information Services (EPCIS) besteht daher<br />

noch Forschungsbedarf.<br />

In der Befragung der <strong>Logistik</strong>experten <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong><br />

wurde auf die Frage, wodurch zukünftige <strong>Logistik</strong>ketten informationstechnisch<br />

verknüpft werden, RFID als Top-Thema genannt, knapp vor<br />

der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation. Vielfältige Forschungsbemühungen<br />

und Untersuchungen zu dieser Thematik zeigen die grundlegende<br />

Relevanz des Themas.<br />

Forschungsfelder ergeben sich beispielsweise in den Bereichen Datenanalyse,<br />

Middleware, Sicherheit und Pulkerfassung (Scholz-Reiter<br />

2006). Um eine weitere Verbreitung der Technologie voranzutreiben,<br />

müssen umfassende Anstrengungen unternommen werden, die zeigen,<br />

wie Piloten in den Produktivbetrieb überführt und in die Wertschöpfungskette<br />

integriert werden können und wie die RFID-Technologie in<br />

tragfähigen Geschäftsmodellen wirtschaftlich eingesetzt werden kann.<br />

Daneben gibt es noch eine Reihe technischer Fragen – auf Hard- und<br />

Softwareseite – die noch nicht als gelöst angesehen werden können.<br />

Neben dem RFID-Hype der letzten Jahre darf nicht aus den Augen verloren<br />

werden, dass mit dem Barcode seit Jahrzehnten eine erprobte<br />

und zuverlässige Technologie existiert, die nur bei erwiesener Vorteilhaftigkeit<br />

und dann auch nur nach und nach durch RFID ersetzt werden<br />

kann. Der Barcode ist eine optoelektronisch lesbare Schrift. Dabei<br />

können entweder parallele Striche in unterschiedlichen Abständen<br />

(Strichcode) oder unterschiedlich angeordnete Pixel (Matrixcode) die<br />

Daten in maschinenlesbarer Form repräsentieren (Finkenzeller 2002).<br />

Spezielle Lesegeräte tasten die <strong>im</strong> Barcode verschlüsselte Information<br />

optisch per Laser ab. Dabei kann die Lesbarkeit durch den Zustand<br />

des Barcodes beeinflusst werden. Die Verbreitung des Barcodes ist<br />

hoch; er wird beispielsweise auf Lieferscheinen, Ausweisen, Etiketten,<br />

Verpackungen oder Transporteinheiten eingesetzt. Der am weitesten<br />

verbreitete Barcode ist der 1976 speziell für die Lebensmittelindustrie<br />

konzipierte, aus 13 Ziffern bestehende European Article Number (EAN)<br />

(Finkenzeller 2002).


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

29<br />

Wie RFID wird der Barcode ebenfalls den Auto-ID-Verfahren zugeordnet,<br />

wobei der Einsatz von Barcodes auch über geschlossene Systeme<br />

hinaus ohne technische Einschränkungen möglich ist. Lesbarkeitsprobleme<br />

ergeben sich in Barcode-Systemen hauptsächlich, wenn der<br />

Barcode verschmutzt, beschädigt oder das Lesegerät defekt ist.<br />

Seit sich die RFID-Technologie stärker in die Bereiche Produktion und<br />

<strong>Logistik</strong> integriert, wird vermehrt davon berichtet, dass sie den Barcode<br />

ablöst. Aufgrund des Umfrageergebnisses (siehe Abbildung 14)<br />

kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Ablösung des Barcodes<br />

durch RFID noch in weiter Ferne liegen.<br />

Forschungsbedarfe eröffnen sich <strong>im</strong> Bereich der Kombination des Barcodes<br />

mit anderen Auto-ID-Technologien wie RFID, der Weiterentwicklung<br />

unterschiedlicher Barcode-Typen und der Erhöhung von Leseraten<br />

bei Beeinträchtigungen durch Lichtverhältnisse oder Beschädigungen.<br />

Einsatz satellitengestützter Navigationssysteme wie GPS und Galileo<br />

Das amerikanische Global Positioning System (GPS) ist ein satellitengestütztes<br />

Navigationssystem, das über 24 Satelliten weltweit Objekte<br />

orten kann. Es wird beispielsweise als Navigationshilfe in Kraftfahrzeugen,<br />

Taschencomputern oder Handys eingesetzt. Weiter wird GPS bei<br />

dem für die <strong>Logistik</strong> bedeutenden Tracking & Tracing eingesetzt.<br />

Das geplante europäische Satellitensystem Galileo wird als Konkurrenzsystem<br />

aufgebaut und soll das GPS langfristig ablösen (Eurospace<br />

2006). In der <strong>Logistik</strong> wird GPS unter anderem zur Automatisierung<br />

der Datenerfassung eingesetzt. Im Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> stellt<br />

GPS neben RFID und der Maschine-zu-Maschine-Kommunikationen<br />

den Haupttreiber für die Gewährleistung der informationstechnischen<br />

Verknüpfung in der <strong>Logistik</strong>kette dar. Im Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong><br />

wurde der Begriff GPS synonym für Ortsbest<strong>im</strong>mungsmethoden durch<br />

Satellitenortung verwendet, weshalb das europäische Pendant Galileo<br />

nicht explizit in die Befragung einbezogen wurde.<br />

Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die erhobenen<br />

Expertenmeinungen analog für dieses System gelten. Theiss et al.<br />

beschreiben zukünftige Einsatzfelder von GPS in der Integration von<br />

PDAs und weiteren tragbaren Informationstechnologien sowie in der<br />

Informationsbereitstellung für Kunden (Theiss et al. 2005). Hier sei<br />

das bereits eingeführte Tracking & Tracing beispielhaft zu nennen. Weitere<br />

Felder werden auch in der Supply Chain und <strong>im</strong> professionellen<br />

Sport gesehen. Durch ihren Dynamik und Präzision ist die GPS- Technologie<br />

in vielen Anwendungen einsetzbar. Das System Galileo wiederum<br />

ist besser verfügbar, präziser und zuverlässiger als das GPS-System<br />

(Kinnock 2001). Es ist für zivile Zwecke ausgelegt und kompatibel zu<br />

dem Navigationssystem GPS.<br />

Potenziale des Einsatzes von Maschine-zu-Maschine-Kommunikation<br />

Der Begriff Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) beschreibt<br />

den automatisierten Informationsaustausch zwischen Endgeräten.<br />

Dies können Maschinen, Automaten, Container oder Fahrzeuge sein.<br />

Die Maschine-zu-Maschine-Technologie verknüpft somit Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien mit der <strong>Logistik</strong>. Das Marktforschungsinstitut<br />

IDATE bescheinigt dem Maschine-zu-Maschine-<br />

Kommunikationsmarkt ein hohes zukünftiges Marktwachstum (IDATE<br />

2005). Demnach wird dem internationalen Maschine-zu-Maschine-<br />

Markt ein jährliches Wachstum von 49% prognostiziert. Weiter wird<br />

der drahtlosen Abwicklung der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation<br />

(wireless-M2M-Konzept) eine vielversprechende Zukunft bestätigt. Die<br />

bis dato existierende drahtgebundene Kommunikation (TCP/IP-Konzepte),<br />

wird stärker durch Mobilfunknetze abgebildet werden (UMTS,<br />

GSM, GPRS).<br />

Im Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> wurde die Maschine-zu-Maschine-<br />

Kommunikation nach RFID als wichtigste Technologie identifiziert, um<br />

die informationstechnische Verknüpfung in der <strong>Logistik</strong>kette in Zukunft<br />

zu sichern (siehe Abbildung 14).<br />

Das Anwendungsspektrum der RFID-Technologie umfasst das Flottenmanagement<br />

und Transportwesen, aber auch die Produktion/Automation.<br />

Gemäß einer Untersuchung der Aberdeen Group können<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleister durch den Einsatz von Maschine-zu-Maschine-<br />

Technologien Instandhaltungskosten um 11% senken, die Fahrzeugauslastung<br />

um 13% verbessern und den Service stärken (Aberdeen<br />

Group 2004). Durch Maschine-zu-Maschine-Technologien werden diese<br />

Unternehmen schneller und flexibler, was sich positiv auf die Kundenzufriedenheit<br />

auswirken kann. In der Produktionslogistik bestehen<br />

Einsatzmöglichkeiten der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation in<br />

Kombination mit der RFID-Technologie, wie sie beispielsweise in einem<br />

automatisierten Warenlager zum Einsatz kommen könnte.<br />

Entwicklung von intelligenten Agentensystemen<br />

In der Praxis sind verteilte Steuerungssysteme bei einer zeitgemäßen<br />

Unternehmens-IT unentbehrlich geworden. Sie gewährleisten schon<br />

heute eine hohe Verfügbarkeit, eine gleichmäßige Verteilung der Last<br />

und eine hohe Gesamtleistung (ten Hompel u. Schmidt 2008). Ein Beispiel<br />

für Informationsträger in einem verteilten System sind intelligente<br />

Ladungsträger. Sie tragen in Verkehr und Produktion zur Transparenz<br />

und Liefertreue bei und dienen als Lieferanten für Prozessinformationen<br />

in der Produktion (Bullinger u. ten Hompel 2007). Im BMBF-Projekt<br />

„Internet der Dinge – Wandelbare Echtzeit-<strong>Logistik</strong>systeme auf Basis<br />

Intelligenter Agenten für den produktionsnahen Bereich“ des Fraunhofer<br />

Instituts für Materialfluss und <strong>Logistik</strong> werden die technischen<br />

Grundlagen für den Einsatz von Multiagentensystemen in Materialflusssystemen<br />

gelegt.


30<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

4.6 Zukunftsorientiertes Netzwerkdesign<br />

In der Zukunft werden keine fixierten Prozessketten mehr existieren. Die<br />

Abläufe werden nicht länger vorhersagbar sein, vielmehr ergeben sich<br />

die Prozesse erst bei der Kommunikation von Agenten durch den Abruf<br />

von Web-Services. Dies führt zu einer Zunahme der Dynaxität (Dynamik<br />

und Komplexität) (nach I5). Diese Art der informationstechnischen<br />

Verknüpfung erfordert eine zeitnahe, prozessadaptive Änderung der<br />

Ablaufsteuerung, die durch Software-Agenten ausgeführt wird. Damit<br />

die Software-Agenten auch in der Zukunft diesen Herausforderungen<br />

gewachsen sind, müssen sie sich noch flexibler an Veränderungen anpassen<br />

können.<br />

Speziell auf der technischen Seite besteht die Forderung nach harmonisch<br />

wachsenden und sich verändernden Systemen. Damit diese<br />

Anforderungen erfüllt werden, müssen Software-Agenten in Zukunft<br />

zusätzliche Eigenschaften besitzen. Dies kann insbesondere durch Ansätze<br />

aus dem Bereich der Bionik erfolgen, die auf der Adaption von<br />

Steuerungs- und Koordinationsmechanismen aus der Natur beruhen.<br />

Dies kann beispielsweise durch die Ableitung von menschlichen Eigenschaften<br />

und Verhaltensweisen zur Steuerung von Multiagentensystemen<br />

geschehen. Dazu zählt u.a. die Fähigkeit des selbstständigen Lernens,<br />

um sich fortwährend eigenständig an Veränderungen anpassen<br />

und Veränderungen <strong>im</strong> System autonom und dezentral durchführen zu<br />

können (Selbstkonfiguration) (Russell u. Norvig 2004).<br />

Ein weiterer Ansatz, der auf der Projektion menschlicher Verhaltensweisen<br />

auf Software-Agenten beruht, sind Eigenschaften wie Kooperationsfähigkeit<br />

bzw. egoistisches Verhalten. Sie können auf ein Multiagentensystem<br />

übertragen werden, um den Informationsfluss und die<br />

Entscheidungsfindung innerhalb und außerhalb logistischer Systeme zu<br />

opt<strong>im</strong>ieren. Der Ansatz, egoistische Verhaltensweisen in Multiagentensystemen<br />

einzusetzen, stammt aus der Spieltheorie und hat dort bereits<br />

bewiesen, dass diese Herangehensweise zum Gesamtgewinn für<br />

das ganze System führt (Russell u. Norvig 2004; Luce u. Raiffa 1957).<br />

Der Mehrwert durch die Verteilung von Aufgaben auf autonom agierende<br />

Komponenten (Agenten) liegt insbesondere in der gesteigerten<br />

Flexibilität und Robustheit des Gesamtsystems.<br />

Da die Weiterentwicklung von Software-Agenten bzw. von Multiagentensystemen<br />

auf einer zunächst überwiegend theoretischen Ebene<br />

erfolgt, ist die zu verrichtende Forschungsarbeit nicht alleine auf Unternehmensebene<br />

zu verwirklichen. Insbesondere das Defizit in der<br />

Kommunikation zwischen <strong>Logistik</strong> und Informatik verdeutlicht den<br />

Forschungsbedarf auf universitärer Ebene in Kooperation mit Unternehmen.<br />

In der Umfrage <strong>im</strong> Rahmen dieser <strong>Voruntersuchung</strong> wurde der<br />

Stand der Forschung bei serviceorientierten Strukturen und intelligenten<br />

Systemen als relativ gering bewertet (Mittelwerte 3,92 und 3,76<br />

auf einer Skala von 1 (vollkommen ausreichend) bis 6 (vollkommen<br />

unzureichend)) und kann durch weitere Forschungsvorhaben vorangetrieben<br />

werden.<br />

Die Globalisierung der Wertschöpfung und deren Folgen best<strong>im</strong>men<br />

mittlerweile nicht mehr nur strategische Überlegungen von <strong>produzierenden</strong><br />

Unternehmen, sondern sind fester Bestandteil des Tagesgeschäfts.<br />

Die Unternehmen sind sowohl auf den Beschaffungsmärkten<br />

als auch auf den Absatzmärkten global aufgestellt. In der Automobilindustrie<br />

werden beispielsweise nicht nur Produktionsstätten von<br />

Zulieferunternehmen in Niedriglohnländern aufgebaut, auch sind die<br />

höchsten Zuwachsraten <strong>im</strong> Fertigfahrzeugabsatz in den wachsenden<br />

Regionen China, Indien und Russland festzustellen (VDA 2007). Diese<br />

Entwicklung stellt hohe Anforderungen an die produzierende Industrie<br />

und das Design ihrer Netzwerke.<br />

Aus weit voneinander entfernten Produktions- und Absatzregionen resultieren<br />

lange Reaktionszeiten. Da <strong>Logistik</strong>kosten zur Beschleunigung<br />

von Teilen, Komponenten und Fertigprodukten nicht beliebig steigen<br />

können, werden hohe Ansprüche an die Beschaffungs-, Produktionsund<br />

Absatzplanung gestellt, wobei häufig die Grenzen traditioneller<br />

Planungsmethoden in der Gesamtopt<strong>im</strong>ierung von Wertschöpfungsnetzen<br />

erreicht werden. Der Erfolgsfaktor der Zukunft wird darin liegen,<br />

die Endkundenbedarfe auf geeignete Weise zu erheben und deren<br />

Schwankungen durch intelligentes Netzwerkdesign beherrschbar zu<br />

machen. In diesem Zusammenhang spielen Informationen eine entscheidende<br />

Rolle – moderne <strong>Logistik</strong>konzepte wie das Supply Chain<br />

Management basieren u.a. auf deren Verfügbarkeit (S<strong>im</strong>chi-Levi et al.<br />

2003; Alicke 2005). Wenn die gewünschten Informationen in einer<br />

geeigneten Granularität erhoben werden können, führt dies <strong>im</strong> Idealfall<br />

zur gewünschten Transparenz und verbessert die Gesamtleistung<br />

der Wertschöpfungskette. Hierbei gilt es jedoch nicht nur in Richtung<br />

des Endkunden Integrationsanstrengungen zu übernehmen. Auch die<br />

Transparenz über vorgelagerte Produktionsorte wird zum Wettbewerbsfaktor.<br />

Durch die global verteilte Wertschöpfung über Entfernungen<br />

von Tausenden Kilometern kann den Unternehmen teilweise die Übersicht<br />

und damit auch die Kontrolle über ihre Supply Chains abhanden<br />

kommen, wie beispielsweise der Skandal um mit bleihaltiger Farbe behandeltes<br />

Kinderspielzeug aus China <strong>im</strong> Jahr 2007 aufgezeigt hat.<br />

Die Zusammenarbeit wird dabei nicht nur durch die Zugehörigkeit zu<br />

verschiedenen Kulturkreisen erschwert, die in Teilen vermeintliche<br />

Lohnkostenvorteile schnell aufgrund von Reibungsverlusten und Qualitätsproblemen<br />

dahinschmelzen lassen. Auch die tendenziell kürzer<br />

werdenden Zeiträume, für die sich Unternehmen an andere Unternehmen<br />

zur Herstellung von Produkten binden, führen dazu, dass neue<br />

Konzepte der Zusammenarbeit erforderlich sind. Eine Tendenz in Richtung<br />

Serviceorientierter Architekturen (SOA) ist hier auszumachen,<br />

die eine dezentrale Steuerung von Wertschöpfungsketten in Zukunft<br />

ermöglichen können.<br />

Im Folgenden werden – ausgehend von der Kundenebene, über die<br />

Netzwerkebene bis hin zur operativen Unterstützung durch IT-Plattformen<br />

– sowohl Herausforderungen, als auch Lösungsansätze <strong>im</strong> Bereich<br />

des zukunftorientierten Netzwerkdesigns aufgezeigt und durch<br />

die Einschätzung der befragten Experten hinsichtlich Zukunftsthemen<br />

und Umsetzungshemmnissen ergänzt.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

31<br />

Informationserfassung des Kundenbedarfs zur Verbesserung von<br />

Forecasting-Methoden<br />

Be<strong>im</strong> Versuch, die Produktions- und <strong>Logistik</strong>aktivitäten an der tatsächlichen<br />

Endkundennachfrage auszurichten, werden häufig die Grenzen<br />

herkömmlicher Prognoseverfahren erreicht. Die befragten Unternehmen<br />

sehen dieses Handlungsfeld mit einer durchschnittlichen Bewertung<br />

von 1,94 (Mittelwert auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz<br />

zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)) als eines für die Praxis wichtigsten<br />

Themen für die Zukunft der <strong>Logistik</strong>. Perspektivisch sind zwei Kernaspekte<br />

zu bearbeiten:<br />

Erstens müssen weiterhin die gängigen Forecast-Methoden verbessert<br />

werden. Obwohl die Opt<strong>im</strong>ierung der unternehmensübergreifenden Abst<strong>im</strong>mung<br />

von Planungen schon seit langem Ziel wissenschaftlicher<br />

Untersuchungen ist, lässt der Umsetzungsgrad in der Praxis aufgrund<br />

der dort vorhandenen Implementierungshürden weiteren Spielraum<br />

für Verbesserungen (Gorman u. Re<strong>im</strong>an 2007). Hier spielt <strong>im</strong> besonderen<br />

Maße die Erweiterung der Informationsbasis eine Rolle. Mobile<br />

Endgeräte ermöglichen mittlerweile eine Aufnahme des tatsächlichen<br />

Bedarfs der Kunden durch das „direct ordering“, deren umfangreicher<br />

Einsatz in Prognosen forschungsseitig zu ermitteln ist (Capgemini<br />

2006a). Dieses Handlungsfeld der sogenannten „customer collaboration“<br />

könnte in Zukunft auch Einfluss auf Produktionsplanungsprozesse<br />

haben, da hier die Möglichkeit besteht, Massenproduktion für den<br />

tatsächlichen Bedarf zu realisieren. Hier könnte auch eine Verschmelzung<br />

des „direct ordering“ mit Konzepten wie „Available to promise“<br />

zum Forschungsgegenstand werden.<br />

Zweitens stellt sich die Frage bezüglich des Verzichts von Prognosen<br />

und die Rückkehr zum day-to-day planning in der <strong>Logistik</strong>. Der operative<br />

Einsatz wird durch standardisierte Prozesse der Pull-Steuerung der<br />

Produktion über Kanban-Regelkreise mittlerweile ermöglicht. Die Übertragung<br />

auf die taktische bzw. strategische Ebene in Wertschöpfungsketten<br />

muss untersucht sowie deren Einsatzpotenziale <strong>im</strong> Verbund mit<br />

Praxispartnern geprüft werden. Ein weiteres Handlungsfeld in diesem<br />

Zusammenhang ist die Integration verschiedener Prognose-Methoden<br />

über die strategische, taktische und operative Ebene der <strong>Logistik</strong> (Lapide<br />

2007). Weiterhin ist zu untersuchen, wie und an welcher Stelle<br />

der „Entkopplungspunkt der Planung“ zwischen prognosebasiertem<br />

Vorgehen und der Fertigung nach Kundenauftrag in Abhängigkeit der<br />

gefertigten Produkte und Kundenanforderungen festzulegen ist. Desweiteren<br />

gilt es bei der Entwicklung ganzheitlicher <strong>Logistik</strong>strategien<br />

Flexibilitätselemente bereits in der Architektur von <strong>Logistik</strong>prozessen<br />

zu berücksichtigen, um mit der Planungsunsicherheit besser umgehen<br />

zu können (Straube et al. 2005). Hier sind zukünftig Konzepte zur Best<strong>im</strong>mung<br />

des „opt<strong>im</strong>alen Flexibilitätsgrades“ in Abhängigkeit von Unternehmensspezifika<br />

und Marktgegebenheiten zu erarbeiten.<br />

Integration von Netzwerk-Partnern der 2. und 3. Supply-Chain-Stufe<br />

In einer zunehmend arbeitsteiligen Welt stehen Unternehmen vor<br />

der Herausforderung, sich in globale Produktionsnetze zu integrieren<br />

(nach I8). Das Spektrum der dabei zu bewältigenden Herausforderungen<br />

reicht von der Harmonisierung von IT-Schnittstellen über die<br />

gemeinsame Entwicklung und Vermarktung von Produkten bis hin zur<br />

Schaffung von Vertrauen als Grundlage der Zusammenarbeit rechtlich<br />

selbständiger Unternehmen.<br />

Gerade in der Automobilindustrie wird sich diese Entwicklung weiter<br />

fortsetzten: Große Zulieferunternehmen liefern Module, deren Konzeption<br />

häufig auf eigener Entwicklungsarbeit beruht, an Automobilhersteller.<br />

Durch die Übernahme kompletter Produktionsumfänge haben<br />

diese Zulieferer mittlerweile eine ähnliche Fertigungskomplexität<br />

erreicht wie mancher Automobilhersteller und stellen an die eigenen<br />

Zulieferer auf den vorgelagerten Stufen der Supply Chain hohe Anforderungen<br />

(VDA 2007). Damit ist die Integration von Netzwerkpartnern<br />

der zweiten und dritten Supply-Chain-Stufe eine der aktuellen Aufgaben<br />

in der Industrie. Vielversprechende Ansätze existierten in der<br />

Übernahme von Kooperationsprinzipien des Handels in das produzierende<br />

Gewerbe, wie am Beispiel des Vendor Managed Inventory (VMI)<br />

erfolgreich gezeigt werden konnte. Von den dabei gemachten Erfahrungen<br />

können auch andere Branchen des <strong>produzierenden</strong> Gewerbes<br />

lernen. In diesem Zusammenhang gilt es, auch die Anforderungen, die<br />

aus der Globalisierung an logistische Prozesse in <strong>produzierenden</strong> Unternehmen<br />

des Mittelstands resultieren, zu erheben und Konzepte zur<br />

konkurrenzfähigen Leistungserbringung – auch durch <strong>Logistik</strong>dienstleister<br />

– zu entwickeln.<br />

Weiterer Forschungsbedarf besteht bei der Konzeption eines Analyseverfahrens<br />

zur Aufdeckung kritischer Pfade in internationalen<br />

Wertschöpfungsketten. Die Integration kritischer Pfade bzw. einzelner<br />

Wertschöpfungspartner der hinteren Supply-Chain-Stufen in die<br />

Planungsprozesse führt zu einer höheren Reaktionsfähigkeit auf Seiten<br />

des Abnehmers und zu einer größeren Transparenz von Bedarfen<br />

gegenüber dem Lieferanten. Um Planungskomplexität zu vermeiden,<br />

muss hier eine Reduktion der Integrationstiefe durch entsprechende<br />

Verfahren bewerkstelligt werden. Die Relevanz dieses Handlungsfeldes<br />

wurde von den befragten Unternehmen mit durchschnittlich 2,24 (Mittelwert<br />

auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll und ganz zu) bis 6 (lehne voll<br />

und ganz ab)) bewertet, erfordert allerdings die Berücksichtigung von<br />

Erkenntnissen von Kollaborationsaspekten in der <strong>Logistik</strong>.<br />

Strategien zur Stärkung der Informationsbereitstellung<br />

In der Zeit einer unendlich erscheinenden Informationsverbreitung<br />

über das Internet fällt es Unternehmen weiterhin schwer, Informationen<br />

zum gegenseitigen Nutzen für andere Unternehmen zur Verfügung<br />

zu stellen. Deshalb müssen Strategien entwickelt werden, die die Informationsbereitstellung<br />

auf Unternehmensebene verbessern. Beispiele<br />

solcher Strategien sind die branchenübergreifende Übertragung von<br />

Best-Practise-Lösungen, die verstärkte Bereitstellung von Firmenwissen<br />

innerhalb von Wertschöpfungsnetzen und die unternehmensübergreifende<br />

Schaffung von Open-Source-Lösungsplattformen.<br />

Bei der Übertragung von Best-Practise-Lösungen aus anderen Branchen<br />

liegt der Schwerpunkt auf der Adaption der vorhandenen Lösungen<br />

für die eigenen Einsatzzwecke. „Es ist <strong>im</strong>mer noch so, dass<br />

Branchen und Unternehmen für sich eigene Lösungen entwickeln. Der<br />

Brückenschlag zwischen Branchen und besten Lösungen ist […] nicht<br />

gemacht.“ (nach I4) Aus diesem Grund werden Instrumente zum Bereitstellen<br />

und Übertragen von eigenen Lösungen und zum Lernen von<br />

fremden Lösungen benötigt.


32<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung ist es für Unternehmen<br />

zunehmend entscheidend, Unternehmensverbünde zu schließen,<br />

u.a. um durch den Informationsaustausch innerhalb von Wertschöpfungsnetzen<br />

vielfältige Vorteile zu erlangen. Dazu zählen z.B. <strong>im</strong><br />

Bereich der Forschung und Entwicklung die Ergänzung des eigenen<br />

Know-hows, die Senkung der Forschungs- und Entwicklungskosten sowie<br />

die Verkürzung von Entwicklungszyklen. Die Herausforderung bei<br />

der partnerschaftlichen Informationsbereitstellung liegt <strong>im</strong> Schutz des<br />

geistigen Eigentums der kooperierenden Unternehmen.<br />

Eine weitere Strategie der Informationsbereitstellung besteht in der<br />

Errichtung einer offenen Plattform, die für logistische Lösungen allen<br />

Nutzern offen steht. Beispielsweise sollte ein kleines Unternehmen bei<br />

einem logistischen Problem die Möglichkeit haben, die entscheidenden<br />

Faktoren der Problematik <strong>im</strong> Internet zu erläutern, damit sich alle<br />

Anwender mit ihrem Erfahrungswissen an der Lösung beteiligen können.<br />

Der Kreis der Anwender kann international und unbeschränkt oder<br />

auf einzelne Netzwerke begrenzt sein.<br />

Der Vorteil eines unbeschränkten Nutzerkreises liegt sicherlich in der<br />

Vielzahl und Vielfalt der möglichen Lösungen. Dem steht der Nachteil<br />

von absichtlichen Manipulationen, die durch entsprechende Maßnahmen<br />

zu verhindern sind, gegenüber. Bei einem eingeschränkten Nutzerkreis<br />

sind absichtliche Falschinformationen zwar unwahrscheinlicher,<br />

die Vielfalt der Lösungen wird jedoch ebenfalls geringer. Durch<br />

die beschriebenen Arten der Informationsbereitstellung werden aus<br />

verschiedenen Unternehmen, Branchen und Ländern Lösungen für ein<br />

beschriebenes Problem vorgeschlagen, so dass das <strong>im</strong> Unternehmen<br />

vorhandene Know-how <strong>im</strong> Hinblick auf Lösungsalternativen ergänzt<br />

wird. Innerhalb der Strategie zur Informationsbereitstellung wird es<br />

eine Hauptaufgabe sein, aus einem Pool von bestehenden möglichen<br />

Lösungen die beste herauszufinden (nach I4).<br />

58 der 63 befragten Experten st<strong>im</strong>mten zu, dass die Entwicklung von<br />

Strategien zur Stärkung der Informationsbereitstellung eine notwenige<br />

Maßnahme für ein zukunftsorientiertes Netzwerkdesign in der <strong>Logistik</strong><br />

darstellt (Mittelwert 2,19 auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll zu) bis 6<br />

(lehne vollständig ab)). Das Ziel der beschriebenen unternehmens- und<br />

branchenübergreifenden Informationsbereitstellung ist die Errichtung<br />

von Netzwerken, in denen Lösungen durch das gesammelte Wissen<br />

der Anwender generiert werden.<br />

Strategien zur Stärkung der Bereitstellung von Informationen sind auf<br />

einen langen Planungs- und Anwendungshorizont ausgerichtet. Aus<br />

diesem Grund sollten sie nicht durch eine auf kurzfristige Gewinne<br />

gründende Instanz entwickelt werden. Die teilweise sensiblen Informationen<br />

erfordern außerdem die Neutralität der Entwickler, um die<br />

ungewünschte Weitergabe des geistigen Eigentums auszuschließen.<br />

Schaffung von grenzenunabhängigen Netzwerkstrukturen<br />

51 Jahre nach der Unterzeichnung der Römischen Verträge hat sich<br />

die Europäische Union zur größten Freihandelszone der Welt mit einer<br />

gemeinsamen Währung für die meisten EU-Bürgerinnen und Bürger<br />

entwickelt. Auch wenn Europa in dieser Zeit <strong>im</strong>mer stärker zusammengewachsen<br />

ist, so sind die nationalen Wirtschaftsstrukturen weiterhin<br />

deutlich erkennbar. Die gegenwärtigen Distributionsstrukturen sind auf<br />

die nationalen Gegebenheiten angepasst und auch die Standortwahl<br />

neuer Warenverteilzentren wird <strong>im</strong>mer noch maßgeblich durch die Grenzen<br />

der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten best<strong>im</strong>mt (siehe Abbildung 15).<br />

Abbildung 15: Konzentration von Distributionszentren in Europa (Capgemini<br />

2006b)<br />

In der Mehrzahl der europäischen Unternehmen sind nationale Verteilerstrukturen<br />

zu finden, weshalb sich die Vorräte in Zentral- oder<br />

Regionallagern an den nationalen Beständen orientieren (nach I1).<br />

Das Festhalten an nationalen Distributionsnetzen hat damit wesentlichen<br />

Einfluss auf die Gestaltung aller logistischen Prozesse entlang<br />

der Lieferkette – von der Größe und der Verteilung der Distributionszentren<br />

über die Frequenz und die Auslastung von Transporten bis hin<br />

zur Liefertreue und -qualität. Diese Faktoren beeinflussen die Kosten,<br />

die Kundenzufriedenheit und die Umweltbelastung entlang der Supply<br />

Chain maßgeblich. Diesen Sachverhalt spiegelt das Ergebnis der<br />

Expertenumfrage <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> wider, bei der 74%<br />

der Befragten die Gestaltung von grenzenunabhängigen Distributionsstrukturen<br />

als wichtig bis sehr wichtig einstuften.<br />

Trotz der großen zukünftigen Relevanz grenzenunabhängiger Distributionsstrukturen<br />

für die <strong>Logistik</strong> (Rang 5 unter den Themen in der Befragung),<br />

gibt es derzeit zahlreiche Hindernisse, an denen eine <strong>Logistik</strong><br />

ohne Grenzen in Europa scheitert. Die unterschiedlichen Sprachen,<br />

Währungen sowie Gesetze und Vorschriften sind nur einige von vielen<br />

auch kulturell geprägten Hindernissen. Nicht zu unterschätzen sind in<br />

diesem Zusammenhang aber auch die eingefahrenen Managementstrukturen<br />

und das durch Ländergrenzen beeinflusste Denken der<br />

Menschen, wodurch bisher grenzenunabhängige Distributionsstrukturen<br />

vernachlässigt wurden.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

33<br />

Für die Überwindung der Barrieren in den Köpfen der Menschen<br />

müssen neue Geschäftsmodelle entwickelt werden, die eine <strong>Logistik</strong><br />

ohne Grenzen <strong>im</strong> europäischen Wirtschaftraum ermöglichen. Um den<br />

Mehrwert grenzenunabhängiger Distributionsstrukturen aufzuzeigen,<br />

ist insbesondere die Transparenz der Daten auf europäischer Ebene<br />

erforderlich. In diesem Zusammenhang müssen Konzepte entwickelt<br />

werden, wie die dargelegten Hindernisse umgangen werden können.<br />

Die Interdependenz von Technologie, <strong>Logistik</strong>konzepten und Organisationspsychologie<br />

erschwert die Gestaltung grenzenunabhängiger<br />

Distributionsstrukturen innerhalb der Unternehmen (nach I1), weshalb<br />

in Zusammenarbeit mit der Forschung Konzepte einer <strong>Logistik</strong> ohne<br />

Grenzen entwickelt werden müssen.<br />

Verbesserung mult<strong>im</strong>odaler Transportsysteme<br />

Eine effiziente und ganzheitliche Vernetzung zwischen den Verkehrsträgern<br />

wird künftig eine Schlüsselrolle für die Wettbewerbsposition<br />

intermodaler Verkehre spielen. Dabei ist ein besonderer Fokus auf biund<br />

tr<strong>im</strong>odale Umschlag-Hubs zu legen. An diesen makrologistischen<br />

Knotenpunkten der Verkehrsinfrastruktur erfolgen die Verknüpfung der<br />

Transportketten sowie die betrieblich/organisatorische Vernetzung der<br />

Verkehrsbetriebe. Nur durch Kombination der systemischen Vorteile<br />

der verschiedenen Verkehrsträger kann eine leistungsgerechte Befriedigung<br />

der stark ausdifferenzierten Anforderungen an Transporte erzielt<br />

werden (Ihde 2001).<br />

Der Vernetzungsgrad in mult<strong>im</strong>odalen Transportsystemen kann sowohl<br />

durch infra- und suprastrukturelle als auch durch organisatorische<br />

Maßnahmen gesteigert werden. Im Fokus organisatorischer Maßnahmen<br />

wird künftig die Vernetzung der Akteure des Transportnetzwerkes<br />

mittels innovativer Informations- und Kommunikationssysteme eine bedeutende<br />

Rolle spielen. Eine durchgängige Datentransparenz entlang<br />

der gesamten mehrgliedrigen Transportkette wird eine Grundvoraussetzung<br />

für einen effizienten Prozessablauf bei Transport, Umschlag<br />

und Zwischenlagerung sein. Zur Abbildung vorhandener Datenkomplexität<br />

werden neue standardgetriebene IT-Plattformen notwendig sein,<br />

an welchen sich alle Akteure des Transportnetzwerkes aktiv mit einer<br />

Schnittstellenanbindung beteiligen müssen. Die ersten Schritte zur Einführung<br />

plattformbasierter Kommunikation werden gegenwärtig durch<br />

ausgewählte Seehäfen getätigt, wobei zukünftig sowohl Binnenhäfen<br />

als auch Schienenterminals aufgrund ihrer zunehmenden Hinterland-<br />

Hub-Funktion die Entwicklung und Implementierung solcher Branchenplattformen<br />

ebenfalls vornehmen müssen.<br />

Die Plattformen der Seehäfen – auch Port Community Systems genannt<br />

– werden als ganzheitliche und geografisch fokussierte Informations-Hubs<br />

in globalen Supply Chains definiert, welche pr<strong>im</strong>är auf die<br />

Interessen der heterogenen Gemeinschaft der hafennahen Unternehmen<br />

ausgerichtet sind (Srour et al. 2008). Mehrwert solcher Systeme<br />

für die Vernetzung liegt nicht nur in der verkehrsträgerübergreifenden<br />

Integration der Prozesse, sondern vielmehr in dem Potenzial zum Kapazitätsmanagement<br />

in Echtzeit für alle Bestandteile der Transportkette.<br />

Dadurch können künftig die bestehenden Ineffizienzen bei der<br />

Abwicklung der Transport- und Umschlagprozesse beseitigt werden, so<br />

dass die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der mult<strong>im</strong>odalen<br />

Verkehre bei vergleichsweise geringer Zunahme der Kapazität der Infrastruktur<br />

gesteigert werden kann.<br />

Serviceorientierte Konstruktion logistischer Prozessketten<br />

Auf der Grundlage von serviceorientierten Architekturen soll zukünftig<br />

eine serviceorientierte dezentral gesteuerte <strong>Logistik</strong> aufgebaut werden.<br />

Dieses Prinzip findet bereits <strong>im</strong> Zuge des Internet der Dinge Anwendung<br />

(Bullinger u. ten Hompel 2007). Dort werden Objekte <strong>im</strong> Materialfluss<br />

dezentral gesteuert. Der Informationsaustausch erfolgt mittels<br />

Multiagenten, die einen zur Verfügung gestellten Service bzw. Dienst je<br />

nach Bedarf abrufen. Auf diese Weise können Systemabläufe selbstorganisiert<br />

gesteuert werden. Grundlegend stellt der Ansatz SOA eine<br />

Zusammenstellung von Services dar, die <strong>im</strong> Netzwerk miteinander kommunizieren<br />

können, lose verbunden sind (d.h., dass die einzelnen Anwendungen<br />

die technischen Eigenschaften der anderen Services nicht<br />

kennen müssen), einen eindeutigen Aufbau und unabhängige Schnittstellen<br />

haben sowie wieder verwendbar sind (Capgemini 2006c). Anstelle<br />

atomarer Prozesskettenelemente werden ebenso kleinteilige,<br />

atomare Services best<strong>im</strong>mt, die jedoch <strong>im</strong> Gegensatz zu einer festgefügten<br />

Prozesskette nur lose untereinander gekoppelt sind (nach I5).<br />

Die Reihenfolge des Aufrufs der Services ist nicht vorbest<strong>im</strong>mt, so dass<br />

sehr unterschiedliche Serviceketten entstehen können.<br />

Durch die Wandlung von <strong>im</strong> Vorfeld festgelegten Prozesskettenabläufen<br />

hin zu einer bedarfsgerechten Abfrage von angebotenen Diensten,<br />

werden aufgrund der fehlenden deterministischen Prozessstruktur<br />

auch neue Managementmethoden erforderlich. Dezentrale serviceorientierte<br />

Steuerungen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität <strong>im</strong><br />

Management. Es gilt, die Auswirkungen einer serviceorientierten Konstruktion<br />

logistischer Prozessketten auf den Zielerreichungsgrad in<br />

<strong>Logistik</strong>systemen zu untersuchen. Darüber hinaus ist die Entwicklung<br />

neuer Managementmethoden, die den Umgang mit flexiblen, nicht prognostizierbaren<br />

Abläufen beherrschen, eine weitere Herausforderung,<br />

die <strong>im</strong> Rahmen einer fortschreitenden Serviceorientierung erarbeitet<br />

werden muss. Durch die Etablierung eines solchen Systems und den<br />

daraus resultierenden Veränderungen ist ebenso zu überprüfen, ob<br />

neue S<strong>im</strong>ulationsverfahren und neue oder alternative analytische Methoden<br />

zur Anwendung kommen müssen.<br />

Langfristig gesehen bringen diese Veränderungen eine Verlagerung<br />

des Fokus innerhalb des Supply Chain Managements von einer prozessorientierten<br />

zu einer serviceorientierten Sichtweise mit sich. „Es<br />

wird keine steife Prozesskette mehr existieren, da die Abläufe nicht<br />

mehr vorhersagbar sind. Die Prozesse ergeben sich erst durch Abruf<br />

der Services.“ (nach I5)<br />

Der Mehrwert, den Unternehmen durch eine serviceorientierte Steuerung<br />

von <strong>Logistik</strong>systemen erhalten, wurde noch nicht explizit herausgestellt,<br />

da dieser Ansatz zur Steuerung von logistischen Abläufen noch in<br />

den Anfängen steckt. Dies zeigt sich auch in der Expertenbefragung <strong>im</strong><br />

Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong>. Bei der Beantwortung der Frage zu unterschiedlichen<br />

Hemmnissen einer Umsetzung verschiedener Themengebiete<br />

<strong>im</strong> Unternehmen gaben 29% der Befragten an, keine Angabe zu<br />

diesem Themengebiet machen zu können (siehe Abbildung 16).


34<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Keine Hemmnisse 12,7%<br />

Lieferant<br />

Stufe 2<br />

Lieferant<br />

Stufe 1<br />

Produzent Handel Endkonsument<br />

Unternehmensinteressen 4,8%<br />

Unzureichender technischer Fortschritt 17,5%<br />

Unzureichende wissenschaftl. Fortschritte 15,9%<br />

Zu hohe Kosten 20,6%<br />

Mangelnde Marktrelevanz 6,3%<br />

Keine Angabe 31,7%<br />

0% 10% 20% 30% 40%<br />

Abbildung 16: Hemmnisse für die Umsetzung serviceorientierter<br />

Architekturen (SOA) <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Es wurde deutlich, dass speziell auf den Gebieten „Intelligente Systeme“<br />

(Mittelwert 3,92; <strong>im</strong> folgenden jeweils auf einer Skala von 1 (vollkommen<br />

ausreichend) bis 6 (vollkommen unzureichend)), „SOA“ (Mittelwert<br />

3,76) und „dezentrale Steuerung von Materialflusssystemen“<br />

(Mittelwert 3,75) hoher Forschungsbedarf gesehen wird. Die Vertiefung<br />

und Verknüpfung dieser Themengebiete führt zu einer Ausdehnung der<br />

serviceorientierten Konstruktion logistischer Prozessketten.<br />

In der Studie „Manufacturing in a service-oriented enterprise: the end<br />

of business as usual“ von Capgemini wird auf die Veränderungen in einem<br />

Unternehmen durch die Serviceorientierung nach dem Prinzip der<br />

SOA und daraus entstehende Wettbewerbsvorteile hingewiesen (Capgemini<br />

2006c). Die Förderung von Handlungsfeldern, die zur Weiterentwicklung<br />

und Steuerung serviceorientierter <strong>Logistik</strong>systeme beitragen,<br />

führt zur Erhöhung der Flexibilität und dadurch zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen.<br />

Des Weiteren können durch gezielte Forschungsvorhaben<br />

in diesem Bereich Erkenntnisse über den Nutzen dieses neuartigen<br />

Ansatzes für Unternehmen vertieft und erweitert werden.<br />

Implementierung Supply-Chain-weiter Kollaborationsplattformen<br />

Eine Supply Chain, <strong>Logistik</strong>- oder auch Lieferkette besteht aus unterschiedlichen<br />

Partnern. Abbildung 17 zeigt Stufen und Beteiligte einer<br />

Supply Chain vom Lieferanten zweiter Stufe über den Produzenten bis<br />

hin zum Endkonsumenten. Jeder Beteiligte außer dem Endkonsumenten<br />

einer Supply Chain hat sowohl Lieferanten als auch Empfänger. Vom Produzenten<br />

ausgehend stellen die Lieferanten die sogenannte Wertschöpfungstiefe<br />

dar. Meist kennt der Produzent nur Lieferanten der ersten Supply<br />

Chain Stufe, diese ihre Lieferanten erster Stufe und so weiter.<br />

Supply Chain Management verfolgt das Ziel, <strong>Logistik</strong>prozesse effizienter<br />

und kostengünstiger zu gestalten. Neben dem Einsatz von Software<br />

müssen auch die unternehmensinternen und -externen Prozesse<br />

hinsichtlich effizienten Managements angepasst werden (Reindl u.<br />

Oberniedermaier 2002). Innerhalb der Supply Chain agieren die unterschiedlichsten<br />

Unternehmen dahingehend einheitlich, als dass ein<br />

gemeinsames, übergeordnetes Ziel erreicht werden soll. Ein solches<br />

Agieren wird Zusammenarbeit, Kooperation und <strong>im</strong> Rahmen der verwendeten<br />

Informationstechnologie zunehmend auch Kollaboration<br />

genannt (Straube 2004).<br />

Abbildung 17: Stufen und Beteiligte einer Supply Chain (in Anlehnung<br />

an Reindl u. Oberniedermaier 2002)<br />

Kollaboration und Kooperation bezeichnen Konzeption, Aufbau und<br />

Pflege einer unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit in unterschiedlichsten<br />

Bereichen, zielgerichtet auf logistische Prozesse, Bestände<br />

und ATP-Konzepte (Available to Promise). Die Zusammenarbeit<br />

von Unternehmen soll hinsichtlich aufbau- und ablauforganisatorischer<br />

Aspekte verbessert werden (Reindl u. Oberniedermaier 2002).<br />

Hierzu können sogenannte Kollaborationsplattformen eingesetzt werden,<br />

mithilfe derer die Unternehmen kooperativ zusammenarbeiten können.<br />

Innerhalb der Plattformen können unterschiedliche Ziele geplant<br />

und verfolgt, Wissen und Informationen ausgetauscht und sämtliche die<br />

Supply Chain betreffenden Aktivitäten geplant und vollzogen werden.<br />

Forschungsbedarf besteht neben dem technischen Aufbau der Kollaborationsplattformen<br />

insbesondere in der Entwicklung von Sicherheitsstrategien<br />

hinsichtlich der Unternehmensdaten und der Entwicklung<br />

von Strategien zur Weitergabe und Teilung von Wissen, bzw. Informationen<br />

zwischen Unternehmen. Abbildung 18 zeigt die notwendigen<br />

Maßnahmen für ein zukunftsorientiertes Netzwerkdesign nochmals<br />

konsolidiert auf (jeweils Mittelwerte auf einer Skala von 1 (st<strong>im</strong>me voll<br />

und ganz zu) bis 6 (lehne voll und ganz ab)).<br />

Schaffung grenzenunabhängiger Distributionsstrukturen<br />

Info-Erfassung des Kundenbedarfs zur<br />

Verb. von Forecasting-Methoden<br />

Strategien zur Stärkung der Informationsbereitstellung<br />

Integration von Netzwerkpartnern der 2.<br />

und 3. Supply-Chain-Stufe<br />

Verbesserung mult<strong>im</strong>odaler Transportsysteme<br />

1,92<br />

1,92<br />

2,19<br />

2,24<br />

2,33<br />

Implementierung von Supply-Chainweiten<br />

Kollaborationsplattformen<br />

2,52<br />

1,00 1,50 2,00 2,50 3,00<br />

Abbildung 18: Antwort auf die These „Notwendige Maßnahmen für ein<br />

zukunftsorientiertes Netzwerkdesign in der <strong>Logistik</strong>“


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

35<br />

4.7 Demografische Entwicklung<br />

Der demografische Wandel gehört zu den Determinanten der zukünftigen<br />

gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland, welche seit langer<br />

Zeit vorhersehbar ist und mittlerweile als irreversibel gilt (siehe Abbildung<br />

19). Die durchschnittliche Geburtenrate liegt seit den 1980er<br />

Jahren zwischen 1,3 und 1,5 Kindern pro Frau (Statistisches Bundesamt<br />

2007). Die Auswirkung dieser Fortentwicklung betrifft allerdings<br />

nicht nur die viel diskutierte Gefährdung des sozialen Sicherungssystems,<br />

sondern wirkt sich ebenfalls auf der Ebene der Verfügbarkeit von<br />

Arbeitskräften, der Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte und den<br />

Veränderungen der Arbeitsbedingungen aufgrund der veränderten Altersstruktur<br />

in Unternehmen aus. Darüber hinaus stellt sich die Frage,<br />

wie eine reife Gesellschaft ausreichend versorgt werden kann, ohne<br />

dass diese große Einschränkungen hinnehmen muss. Diese vier Ebenen<br />

aufgreifend, untersuchte die <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe“, ob deren Auswirkungen die Zukunft der <strong>Logistik</strong><br />

nur tangential berühren oder wesentliche Schnittpunkte identifiziert<br />

werden können.<br />

am 31.12.2005 am 31.12.2050<br />

Männer<br />

Alter in Jahren<br />

Frauen<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1000 800 600 400 200 0 0 200 400 600 800 1000<br />

Tausend Personen<br />

Männer<br />

Alter in Jahren<br />

Frauen<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1000 800 600 400 200 0 0 200 400 600 800 1000<br />

Tausend Personen<br />

Untergenze der „mittleren“ Bevölkerung<br />

Obergenze der „mittleren“ Bevölkerung<br />

Abbildung 19: Verschiebung der Alterspyramide zwischen 2005 und<br />

2050 (Statistisches Bundesamt 2006)<br />

Die Ergebnisse der Befragung <strong>im</strong> Rahmen der vorliegenden <strong>Voruntersuchung</strong><br />

lassen den Schluss zu, dass Themen, die unmittelbar durch<br />

den demografischen Wandel beeinflusst werden, zwar als wichtig<br />

empfunden werden, allerdings diesen noch keine Priorität eingeräumt<br />

wird. Dies zeigt Abbildung 20, bei der die Praktiker die Hemmnisse<br />

in Unternehmen einschätzten, dem zu erwartenden Fachkräftemangel<br />

offensiv und proaktiv entgegen zu treten. Der überwiegende Teil der<br />

Befragten sieht keine Hemmnisse (27,6%) oder sieht dieses Thema<br />

nicht in der Verantwortung der <strong>Logistik</strong> selbst, da es den politischen<br />

Unternehmensinteressen (19%) unterworfen ist und so eine Einflussnahme<br />

als eher gering eingeschätzt wird. Weitere 27,6% der Befragten<br />

konnten keine Angabe zu diesem Handlungsfeld machen. Dies unterstützt<br />

die Vermutung, dass vielfach noch kein Bewusstsein über die<br />

zukünftige Fachkräftesituation herrscht oder dies nicht als Problem<br />

wahrgenommen wird. Im Kontrast dazu stehen die verschiedensten<br />

wissenschaftlichen Studien, Artikel und Forschungsprojekte (siehe<br />

hierzu u.a. Bullinger et al. 2003; Singh 2004; Capgemini 2007, Bowersox<br />

2000), die eine Forcierung des Fachkräfteangebots oder deren<br />

Kompensation durch Handlungsfelder wie umfangreiche Qualifikationsmaßnahmen<br />

als notwendig ansehen, um die Leistungsfähigkeit der<br />

<strong>Logistik</strong> in Zukunft zu erhalten.<br />

Keine Hemmnisse 27,6%<br />

Unternehmensinteressen 19,0%<br />

Unzureichender technischer Fortschritt 3,4%<br />

Unzureichende wissenschaftl. Fortschritte 1,7%<br />

Zu hohe Kosten 12,1%<br />

Mangelnde Marktrelevanz 8,6%<br />

Keine Angabe 27,6%<br />

0% 10% 20% 30% 40%<br />

Abbildung 20: Hemmnisse einer Verbesserung des Fachkräfteangebots<br />

in der <strong>Logistik</strong><br />

Interdisziplinäre Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte<br />

Unternehmensintern steht die <strong>Logistik</strong> vor der Herausforderung, die<br />

übergeordnete Unternehmensstrategie in die Wertschöpfungsprozesse<br />

zu integrieren, welche wiederum operativ gesteuert werden müssen.<br />

Ebenso muss die <strong>Logistik</strong> auf vertikaler Ebene Unternehmensund<br />

Abteilungsgrenzen verknüpfen, Fertigungsstufen koordinieren und<br />

<strong>Logistik</strong>leistungen bis hin zum Kunden realisieren. Der Erfolg dieser<br />

<strong>im</strong>mer komplexer werdenden Vorgänge in der <strong>Logistik</strong> ist von den vielseitigen<br />

Kompetenzen der in der <strong>Logistik</strong> tätigen Menschen abhängig.<br />

Das Management dieser <strong>Logistik</strong>prozesse ist mit der globalen Wertschöpfung,<br />

der zunehmenden Integration von IT-Komponenten und<br />

zusätzlichen Restriktionen, wie eine ressourcenschonende Leistungserbringung,<br />

so anspruchsvoll und umfangeich geworden, dass sie mit<br />

anderen Tätigkeiten auf der Managementebene vergleichbar ist und<br />

demnach zu diesen in Konkurrenz tritt (Frazelle 2002). Auf der anderen<br />

Seite hat die Befragung innerhalb dieses Projektes gezeigt, dass der<br />

gesellschaftliche Stellenwert der <strong>Logistik</strong> wie auch die Stellung der<br />

<strong>Logistik</strong> in vielen Organisationen recht niedrig ist (siehe Kapitel 3). Die<br />

<strong>Logistik</strong> muss damit um ihren Managementnachwuchs fürchten. Dazu<br />

kommen weitere Faktoren, wie die demografische Entwicklung, die<br />

das Angebot hochqualifizierter Fachkräfte in der <strong>Logistik</strong> schmälern.<br />

Eine Analyse der Stellenausschreibungen für <strong>Logistik</strong>manager ergibt,<br />

dass <strong>im</strong> Schwerpunkt nach Hochschulabsolventen mit technischem<br />

Hintergrund gesucht wird. Es zeichnet sich ab, dass in Deutschland<br />

ein Ingenieursmangel aufgrund der nicht ausreichenden Anzahl an Absolventen<br />

herrschen wird. Schon jetzt ist der Bedarf an Ingenieuren,<br />

gemessen an der Anzahl offener Stellen in Deutschland, am höchsten<br />

(Beck 2007). In 2007 fehlte es, wie in Abbildung 25 dargestellt, durchschnittlich<br />

an 23.000 Ingenieuren (VDI 2007).


36<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

15.000<br />

2004<br />

-7%<br />

14.000<br />

29%<br />

18.000<br />

Durchschnittliche Anzahl offener Ingenieur-Stellen ausgehend von einer Dunkelziffer<br />

von 1:1 gemeldeten Stellen, gemessen jeweils April-Mai<br />

23.000<br />

Abbildung 21: Durchschnittliche Anzahl offener Ingenieur-Stellen zwischen<br />

2004 und 2007 (in Anlehnung an VDI 2006 und VDI 2007)<br />

Nach Einschätzung des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit wird<br />

der „Bedarf an Ingenieuren langfristig pro Jahr um 20.000 höher liegen<br />

als das, was das inländische Bildungssystem hergibt“ (Manager<br />

Magazin 2007).<br />

Diesem Umstand Rechnung zu tragen, obliegt der Verantwortung von<br />

Politik und Wissenschaft, indem sie die Attraktivität der Ingenieurswissenschaften<br />

stärken und die Ausbildung derart gestalten, dass<br />

sie auf die Bedürfnisse zukünftiger Berufserfordernisse zugeschnitten<br />

und permanent angepasst werden. Dazu muss eine rollierende Überprüfung<br />

zukünftiger Bedarfe an Ingenieuren durchgeführt werden, die<br />

auch die inhaltlichen Qualifikationen und Kompetenzen eruiert, um<br />

den Ingenieursnachwuchs entsprechend auf die berufliche Zukunft<br />

vorzubereiten. Hierfür sind, zusammen mit der Wissenschaft, auch<br />

Unternehmen in der Verantwortung, den zukünftigen Bedarf an logistischen<br />

Fachkräften und deren Anforderungen an Qualifikation zu<br />

benennen, um einen Transfer in die universitäre und betriebliche Ausbildung<br />

zu garantieren. Insbesondere in der <strong>Logistik</strong> besteht dafür ein<br />

hoher Bedarf. Die Interdisziplinarität der <strong>Logistik</strong> zeichnet sich durch<br />

die Zusammenführung von Erkenntnissen der Betriebswirtschaftslehre,<br />

Produktions- und Verkehrswirtschaft, Materialflusstechnik, Wirtschaftsinformatik,<br />

Arbeitswissenschaft und Sozialpsychologie, aus.<br />

Diese umfangreiche interdisziplinäre Ausbildung von <strong>Logistik</strong>ern wird<br />

von 82,3% der befragten Praktiker als sehr wichtig bzw. wichtig für die<br />

Zukunft der <strong>Logistik</strong> eingestuft. Die interdisziplinäre Ausbildung ist ein<br />

vielversprechendes zukünftiges Handlungsfeld, welches das vorhandene<br />

Angebot an zukünftigen hochqualifizierten Fachkräften in ihrer<br />

Ausbildung dem Bedarf der Unternehmen anpassen muss.<br />

Auch <strong>im</strong> internationalen Kontext ist bekannt, dass die Nachfrage nach<br />

<strong>Logistik</strong>mitarbeitern einerseits zwar groß ist, andererseits diese aber<br />

nicht entsprechend auf ihre zukünftigen Aufgaben in der Ausbildung<br />

vorbereitet sind (Bradley 1999). Dies erhöht die Relevanz, dieses<br />

Handlungsfeld auch <strong>im</strong> internationalen Kontext zu untersuchen und<br />

einheitliche Standards zu schaffen.<br />

28%<br />

2005 2006 2007<br />

Weiterentwicklung des Wissens- und Kompetenzmanagements <strong>im</strong><br />

Unternehmen<br />

Da positive Effekte von Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung<br />

an Hochschulen durch die überdurchschnittlich lange Ausbildungszeit<br />

erst mit deutlicher Verzögerung Wirkung zeigen, müssen viele Unternehmen,<br />

um den Mangel der Ausbildung zu kompensieren, in die unternehmensinterne<br />

Weiterbildung investieren (Institut der deutschen<br />

Wirtschaft Köln 2007). Die Rolle der innerbetrieblichen Weiterbildung<br />

wird auch zukünftig weiter zunehmen. Mit 55% stellt die betriebliche<br />

Weiterbildung, noch vor der Erstausbildung (47%) die wichtigste Kategorie<br />

des zukünftigen Kenntniserwerbs in der <strong>Logistik</strong> dar. Aktuell<br />

liegt die Bedeutung nur bei 10% (Kuhwan u. Thum 2003). Auch die<br />

Teilnehmer der Befragung dieses Projektes st<strong>im</strong>men zu 70,5% damit<br />

überein, die Steigerung von Wissen und Kompetenzen der Mitarbeiter<br />

in der <strong>Logistik</strong> zukünftig vermehrt zu fokussieren. Ebenfalls wurde auf<br />

dem 7. VDA-<strong>Logistik</strong>ongress <strong>im</strong> Februar 2008 dieses Handlungsfeld<br />

zum zentralen Thema für die <strong>Logistik</strong> erhoben.<br />

Dennoch wird aktuell die Umsetzung der Weiterbildung von Managern<br />

und Mitarbeitern in Unternehmen vernachlässigt. Dies rührt vornehmlich<br />

aus dem akuten Zeitmangel, den diese durch den gestiegenen<br />

Komplexitätsgrad ihrer Aufgabenstellungen und auch den Personaleinsparungen<br />

der letzten Jahre verspüren. Aus diesem Grund müssen<br />

Qualifizierungsmethoden mit konzeptioneller Diversivität und Reife<br />

entwickelt werden, um den unterschiedlichen Anforderungen seitens<br />

der Mitarbeiter und Manager speziell in der <strong>Logistik</strong> gerecht zu werden.<br />

Dies erfordert ferner Methoden, die Erfahrung und Wissen auf<br />

Basis der Arbeitsinhalte erzeugen, um den vielfach der Teilnahme an<br />

Weiterbildungsveranstaltungen entgegenstehenden Zeitmangel zu<br />

überwinden.<br />

Ebenso sollte das Potenzial und die Weiterentwicklung des Einsatzes<br />

neuer Methoden, die mit dem Fortschritt <strong>im</strong> Bereich der modernen<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien (beispielsweise virtuelle<br />

Lernplätze, Planspiele zur Durchdringung verschiedener <strong>Logistik</strong>szenarien,<br />

etc.) möglich erscheinen, in der logistischen Weiterbildung<br />

gemeinsam mit Unternehmen entwickelt und bewertet werden, um<br />

potenzielle Einsatzmöglichkeiten festzulegen. In diesem Zusammenhang<br />

stehen auch die Entwicklung und der Einsatz von Business-Intelligence-Systemen<br />

für den spezifischen Kontext der <strong>Logistik</strong>. Diese<br />

sollen das Mitarbeiterwissen formalisierbar und damit teil- und wieder<br />

verwertbar für andere Mitarbeiter machen.<br />

Forschungsfelder ergeben sich <strong>im</strong> Bereich der Integration von Business-<br />

Intelligence-Systemen in Unternehmen, in der Anpassung der Systeme<br />

an Unternehmen und der Integration in bestehende Softwaresysteme.<br />

Darüber hinaus bedarf es der Entwicklung verbesserter Einsatzmöglichkeiten<br />

von „Communities of Practice“ für die <strong>Logistik</strong>, um die oft<br />

vernachlässigten sozialen Aspekten des Teilens und Weitergebens von<br />

Wissen in die <strong>Logistik</strong>prozesse zu integrieren (Bobrow 2002).


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

37<br />

Steigerung der Kompetenzen für nachhaltiges Implementierungsund<br />

Change Management<br />

Insbesondere betrifft der Mangel an entsprechenden Qualifizierungsmethoden<br />

die Implementierung und Verbesserung komplexer <strong>Logistik</strong>systeme,<br />

welche zu den größten Herausforderungen <strong>im</strong> <strong>Logistik</strong>management<br />

zählen. Die aktuellen Probleme unternehmensintern- und<br />

unternehmensübergreifend <strong>Logistik</strong>systeme zu <strong>im</strong>plementieren, ist<br />

auch ein Qualifizierungsproblem. Dem st<strong>im</strong>men 66% der Befragten zu.<br />

Diese Implementierungsprojekte scheitern zu oft an der Tatsache, dass<br />

selbst erfahrene <strong>Logistik</strong>manager die benötigten Kompetenzen für derartige<br />

Projekte unterschätzen und dem Managementnachwuchs diese<br />

gar nicht erst zutrauen (Bradley 1999; Closs 2000). Die traditionell<br />

eingesetzten Methoden wie Schulungen oder Workshops zur Überwindung<br />

der vorhandenen Probleme stoßen hier an Ihre Grenzen, weshalb<br />

<strong>im</strong> Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Praxis die Entwicklung<br />

einer ganzheitlichen Implementierungsqualifizierung, die individuelle<br />

Qualifizierungsbedarfe unter Betrachtung unterschiedlicher Implementierungsprojekte<br />

und Unternehmensschwerpunkte berücksichtigt, forciert<br />

werden muss. Dies sollte zwingend in einem Projektkonsortium<br />

bestehend aus Wissenschaft und Praxis bearbeitet werden, da sich<br />

der Bedarf aus der Praxis ergeben muss und die Zusammenführung einer<br />

qualitativ hochwertigen und generischen Strategie zur Entwicklung<br />

und zum Einsatz von Qualifizierungsmethoden in der Verantwortung<br />

der Forschung liegt.<br />

Umfangreiche Qualifikationsmaßnahmen für geringqualifizierte<br />

Mitarbeiter<br />

Neben den hochqualifizierten Fachkräften fehlt in der <strong>Logistik</strong> schon<br />

heute operatives Personal, beispielsweise herrscht eine allgemeine<br />

Knappheit an LKW-Fahrern bei <strong>Logistik</strong>dienstleistern. Auch dies ist zum<br />

großen Teil der mangelnden Attraktivität der operativen <strong>Logistik</strong>branche<br />

geschuldet. Arbeitsplätze in Produktion und Lager werden heute<br />

<strong>im</strong>mer noch mit einem „dark, rat infested place“ (Charles Dickens nach<br />

Frazelle 2002) verglichen. Hier muss zusammen mit der Industrie nach<br />

einer Möglichkeit gesucht werden, Ergonomie und Design in operativen<br />

<strong>Logistik</strong>prozessen zu verbessern, um die Attraktivität eines Arbeitsplatzes<br />

in der operativen <strong>Logistik</strong> zu erhöhen und damit auch Fluktuationen<br />

und Besetzungsschwierigkeiten zu verhindern. Vor dem Hintergrund<br />

einer alternden Belegschaft auch in diesem Bereich, sollte die Einrichtung<br />

von Produktions-, Lager- oder Kommissionierbereichen überdacht<br />

werden, insbesondere wie diese altersgerecht zu gestalten sind.<br />

Zusätzlich muss selbst gering qualifiziertes Personal in der <strong>Logistik</strong><br />

vertiefend geschult werden (Bowersox 2000). Oft bilden diese den<br />

eigentlichen persönlichen Kontakt zum Kunden, sind sich aber ihrer<br />

Rolle in der Wertschöpfungskette nicht bewusst bzw. werden nicht mit<br />

diesem Verständnis wahrgenommen. Ebenfalls wird dieses Personal<br />

nicht weiter geschult, um diesen Vorteil auch nutzen zu können. Hinzu<br />

kommt, dass deren Aufgaben ebenfalls <strong>im</strong>mer komplexer werden und<br />

zusätzliche Bereiche wie Zahlungsabwicklungsvorgänge, Weitergabe<br />

von Informationen, Aufnahme der Kundenzufriedenheit bzw. Störfällen<br />

zum ursprünglichen Aufgabenfeld hinzutreten. Diese bergen ein erhebliches<br />

Potenzial zur Verbesserung der logistischen Leistungsfähigkeit<br />

der Wertschöpfungskette. Die Maßnahmen zur umfangreichen Weiterbildung<br />

von gering qualifizierten Mitarbeitern befürworten allerdings<br />

nur 40,3% der Teilnehmer der Befragung.<br />

Entwicklung einer differenzierten Strategie zur Versorgung der alternden<br />

Endkunden<br />

Eine wichtige Herausforderung, mit der sich die deutsche Wirtschaft<br />

in Zukunft auseinandersetzen muss, ist die zunehmende Überalterung<br />

der Bevölkerung. Die Zahl der älteren Menschen (älter als 55 Jahre)<br />

wird sich in den nächsten zehn Jahren in den EU15-Staaten gegenüber<br />

1960 verdoppeln. Diese Entwicklung führt zu Veränderungen auf vielen<br />

Gebieten, wie z.B. der Gesundheitsvorsorge, der Wohnformen und<br />

-umgebungen sowie der Produkte und Dienstleistungen. Immer mehr<br />

Menschen der Generation „55 plus“ entdecken und nutzen das Internet,<br />

um die dort angebotenen Produkte online einzukaufen (European<br />

Interactive Advertising Association 2007). Das daraus resultierende<br />

veränderte Einkaufsverhalten dieser Bevölkerungsschichten führt zu<br />

neuen Herausforderungen für die <strong>Logistik</strong>. 62% der befragten Experten<br />

wiesen dem Thema „Überalterung der Bevölkerung“ eine hohe<br />

zukünftige Relevanz für die <strong>Logistik</strong> zu. Die Entwicklung einer differenzierten<br />

Strategie zur Versorgung der alternden Endkunden, die auf die<br />

Bedürfnisse älterer Menschen eingeht, ist ein Ansatz, der sich dieser<br />

Aufgabe stellt. Eine frühzeitige Berücksichtigung von Maßnahmen,<br />

die die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland einbeziehen, führt<br />

für Unternehmen langfristig gesehen zur Sicherung von Marktanteilen<br />

und Wettbewerbsvorteilen. Die Auswirkungen, die der demografische<br />

Wandel auf die <strong>Logistik</strong> hat und der Nutzen, der sich durch angepasste<br />

Strategien ergibt, können in gemeinsamen Forschungsprojekten zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis untersucht werden.<br />

Einsatz von Decision-Making-Systemen für die Planung logistischer<br />

Systeme<br />

Im Verlauf der Planung logistischer Systeme bleiben große Potenziale<br />

vorhandenen Wissens der Mitarbeiter ungenutzt, da sie nicht oder nur<br />

indirekt an Entscheidungsprozessen beteiligt sind. Dadurch werden<br />

während einer Planungsphase Entscheidungen getroffen, die nur zu einem<br />

geringen Teil das Erfahrungswissen aller Mitarbeiter ausschöpfen.<br />

Da aber gerade die Planung den größten Einfluss auf die Gestaltung<br />

logistischer Systeme hat, muss hier das in der Vergangenheit gemeinschaftlich<br />

gesammelte Wissen berücksichtigt werden. Die Planung<br />

logistischer Systeme enthält viele komplexe Entscheidungsprozesse,<br />

die durch branchen- oder unternehmensspezifische Gegebenheiten<br />

hervorgerufen werden. Dabei werden die relevanten Informationen<br />

häufig neu gesammelt und bewertet. Die sich dabei wiederholenden<br />

Erfahrungswerte bleiben währenddessen ungenutzt.<br />

Das Wissensmanagement hat in den letzten Jahren zwar <strong>im</strong>mer stärker<br />

Einzug in die Unternehmensstrukturen gefunden, dennoch bleiben<br />

Planungsprozesse davon bisher weitestgehend unberührt. Von einem<br />

künstlichen (softwarebasierten) System, das die Planung unterstützt,<br />

würden insbesondere KMU profitieren, da hier meist das notwendige<br />

Know-how nur eingeschränkt zur Verfügung steht und schneller verloren<br />

gehen kann.


38<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Das Ziel bei der Entwicklung von Decision-Making-Systemen für die<br />

Planung logistischer Systeme ist die Nutzung des vorhandenen, auf<br />

Erfahrungen beruhenden Mitarbeiterwissens für die an Entscheidungsprozessen<br />

beteiligten Personen. Dieses Erfahrungswissen muss<br />

gesammelt und in Wissensstrukturen eingebettet werden, um für die<br />

Entscheidungen bei <strong>Logistik</strong>planungen zur Verfügung zu stehen und<br />

um eine bessere Lösungsbreite zu generieren. Durch die Gestaltung<br />

eines interaktiven-webbasierten Decision-Making-Systems können<br />

Erfahrungen und Lösungsansätze zu Planungsszenarien in einer Wissensdatenbank<br />

gespeichert und anderen Anwendern zur Verfügung<br />

gestellt werden. Die bestehenden Ansätze, die es in diesem Bereich<br />

gibt, müssen weitergeführt werden, um eine künstliche Intelligenz aufzubauen,<br />

die die Planung begleitet.<br />

Bei der Einführung eines Decision-Making-Systems wird das Wissen<br />

der an Planungsprozessen beteiligten Personen während der Planung<br />

logistischer Systeme gesammelt und verarbeitet, damit es bei<br />

zukünftigen Planungen zur Verfügung steht. Fehler können dadurch<br />

vermieden bzw. nicht wiederholt werden, da frühere Entscheidungen<br />

nachvollzogen und ausgebessert werden können. Bei neuen Entscheidungen<br />

unterstützt ein Decision-Making-System die Planung, indem<br />

Entscheidungen aus ähnlichen Planungen auf den vorliegenden Fall<br />

übertragen werden.<br />

Gerade in KMU wirken sich die <strong>im</strong>mer kürzer werdenden Beschäftigungszeiten<br />

negativ auf die in einem Unternehmen gesammelten und<br />

abrufbaren Erfahrungswerte aus. Durch ein den vorausgegangenen<br />

Beschreibungen entsprechendes Decision-Making-System zur Unterstützung<br />

der Planung logistischer Systeme kann dieser Entwicklung<br />

entgegengewirkt werden. Da in KMU die zum Aufbau eines solchen<br />

Systems notwendigen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen, sind sie<br />

vermehrt auf die Unterstützung durch externes Know-how und entsprechende<br />

Ressourcen angewiesen.<br />

4.8 Sicherheit/Stabilität<br />

von <strong>Logistik</strong>systemen<br />

Die erhöhte Bedrohung durch Terroranschläge und die daraus resultierende<br />

Angst vor dem Zusammenbruch vollständiger Versorgungssysteme<br />

verlangt Stabilität und Sicherheit, um einem Kollaps entgegen zu<br />

wirken. Darüber hinaus betonen Debatten über eine drohende Energieknappheit<br />

und den Ausfall von Verkehrsträgern die Gefährdung der<br />

Versorgungssicherheit Deutschlands.<br />

Dass sich auch die <strong>Logistik</strong> dieser Bedrohung stellen muss, wird u.a. in<br />

Studien wie (Sheffi 2001; Rice u. Caniato 2003) deutlich. Diese Meinung<br />

wurde auch <strong>im</strong> Rahmen der Expertenbefragung bestätigt. Demnach<br />

wiesen 71% der befragten Experten der Sicherheit und Robustheit<br />

von <strong>Logistik</strong>systemen einen hohen zukünftigen Stellenwert zu.<br />

Die Befragung ergab darüber hinaus, dass die Hemmnisse für den Aufbau<br />

von sicheren und stabilen <strong>Logistik</strong>systemen zum einen <strong>im</strong> unzureichenden<br />

technischen Fortschritt und zum anderen in den geringen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen auf diesem Gebiet liegen. Der mangelnde<br />

technische Fortschritt ist hierbei insbesondere auf fehlende<br />

Sicherheitstechnologien zurückzuführen. Daraus wird deutlich, dass<br />

durch eine öffentliche Förderung von Forschungsinitiativen auf diesem<br />

Themengebiet den oben aufgeführten Hindernissen entgegen gewirkt<br />

werden kann.<br />

In einem gesonderten Fragenblock wurden verschiedene Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Sicherheit und Stabilität in <strong>Logistik</strong>systemen abgefragt.<br />

Im Folgenden werden die wichtigsten Handlungsfelder aufgeführt<br />

sowie deren Inhalt, Zielsetzung und Mehrwert erörtert.<br />

Die Aufgabe der <strong>Logistik</strong> ist es, in Bezug auf Zielvereinbarungen eine<br />

entsprechende Leistung zu erbringen. Damit dies auch weiterhin reibungslos<br />

gewährleistet wird, dürfen Themenschwerpunkte, die sich mit<br />

der Sicherheit und Robustheit von Wertschöpfungsketten und <strong>Logistik</strong>anlagen<br />

befassen, nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Konzepte zur Rekonfiguration einer unterbrochenen Supply Chain<br />

Ein weiterer Aspekt auf der Netzwerkebene, der in die Entwicklung<br />

neuer <strong>Logistik</strong>strategien einbezogen werden muss, ist die Absicherung<br />

der globalen Produktionsnetze und Lieferketten. Einerseits wird diese<br />

Notwendigkeit durch die in Folge der Attentate des 11. September<br />

2001 erlassenen Sicherheitsvorschriften, besonders in den USA, erzeugt<br />

(Willis u. Ortiz 2004). Aber auch Naturkatastrophen, wie die<br />

durch den Hurrikan Katrina ausgelösten Überflutungen in New Orleans<br />

<strong>im</strong> Jahre 2005, und Epidemien, wie der Ausbruch von SARS <strong>im</strong> Jahre<br />

2003 in Asien, erfordern von Unternehmen in zunehmendem Maße<br />

Konzepte, die eine Rekonfiguration einer unterbrochenen Supply Chain<br />

ermöglichen. Auch weniger an Katastrophen gebundene Ereignisse,<br />

wie beispielsweise der Produktionsausfall eines wichtigen Lieferanten<br />

oder Streiks in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, die die<br />

Infrastruktur betreffen, können in Zeiten min<strong>im</strong>aler Lagerbestände <strong>im</strong>mensen<br />

Schaden für produzierende Unternehmen bedeuten.<br />

Hierbei ist grundsätzlich zu erforschen, welche Strategien zur Verringerung<br />

des Risikos unter verschiedenen Konstellationen möglich erscheinen.<br />

Ebenfalls muss unter Berücksichtigung der verschärften und<br />

über die Länder heterogen verteilten Sicherheitsregularien untersucht<br />

werden, welche strategischen Vor- und Nachteile für das operative<br />

Geschäft entstehen und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen,<br />

um etwaige Nachteile ausgleichen zu können. Dieser Umstand<br />

generiert die Frage, in welchem Umfang die unterschiedlichen Sicherheitsvorkehrungen<br />

die operativen Prozesse der <strong>Logistik</strong> behindern und<br />

welche Strategien einen Ausgleich bzgl. der Verringerung der zusätzlich<br />

benötigten Zeit oder finanziellen Mittel ermöglichen.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

39<br />

Eine umfassende Ermittlung des Sicherheitswunsches von Kunden über<br />

verschiedene Branchen ist notwendig, um abschätzen zu können, wie<br />

viel Sicherheitsaufwand notwendig ist und welche Kosten daraus entstehen.<br />

Unter diesem Aspekt wäre die Entwicklung unterschiedlicher<br />

standardisierter Sicherheitspakete zur Differenzierung des Bedarfs<br />

möglich, aus denen der Kunde je nach Präferenz auswählen kann.<br />

Ein weiterer Bedarf besteht für die Schaffung von Transparenz bzgl.<br />

der Sensibilität, d.h. der Anfälligkeit globaler Wertschöpfungsnetze auf<br />

Störungen. Es müssen abhängig von dieser Störanfälligkeit übergreifende<br />

Maßnahmen und deren Nutzen analysiert und bewertet werden,<br />

die <strong>im</strong> Fall des Eintretens ergriffen werden können, um die Produktion<br />

zu sichern. Der Aspekt der Lieferkettensicherheit muss bereits <strong>im</strong> Entwurf<br />

ganzheitlicher <strong>Logistik</strong>strategien Berücksichtigung finden. Auch<br />

die Frage nach der Umsetzung der mit der Absicherung von Supply<br />

Chains verbundenen Vorschriften wie der ISO 28001 (Supply Chain<br />

Security) oder die Erlangung des Status eines zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten<br />

(Authorizes Economic Operator: AEO) stellen die<br />

Unternehmenspraxis vor neue Herausforderungen in ihren strategischen<br />

Überlegungen. Die Verteilung der Verantwortung für die Sicherheit<br />

über die Wertschöpfungskette ist ebenfalls über den Verbund von<br />

Wissenschaft und Praxis zu realisieren.<br />

Neue Technologien zur Vernetzung von IT-Systemen<br />

Bestehende <strong>Logistik</strong>systeme zur Planung und Steuerung werden den<br />

heutigen Anforderungen an eine flexible und effiziente Auftragsabwicklung<br />

nicht gerecht. Der wesentliche Grund liegt in der charakteristischen<br />

hohen Komplexität und Dynamik der Geschäftsabläufe. Diese<br />

zeigt sich beispielsweise in der hohen Vielfalt der Kundenanforderungen,<br />

den entsprechend angebotenen Leistungen und der zunehmenden<br />

Vernetzung der einzelnen Unternehmen in der <strong>Logistik</strong>kette<br />

(Komponentenlieferant, Transportdienstleister, Hersteller, Händler). Es<br />

existieren heute nur wenige übergreifende Planungs- und Steuerungssysteme<br />

für die Auftragsabwicklung, die Prozesse und Informationen<br />

angrenzender <strong>Logistik</strong>bereiche, wie der Transportlogistik, integrieren.<br />

Die <strong>im</strong> Zielsystem der <strong>Logistik</strong> bestehenden Konflikte zwischen den Interessen<br />

des Kunden (<strong>Logistik</strong>leistung) und des Unternehmens (<strong>Logistik</strong>kosten)<br />

werden somit noch durch die häufig fehlende Abst<strong>im</strong>mung<br />

und zum Teil konträre Interessen der einzelnen operativen Bereiche<br />

verstärkt (Bullinger et al. 2006).<br />

Neuartige IT-basierte Leitstände zur Unterstützung der Planung und<br />

Steuerung <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe ermöglichen die Realisierung einer<br />

höheren <strong>Logistik</strong>leistung (hohe Termintreue, kurze Durchlaufzeiten,<br />

kurze Auftragswartezeiten etc.) bei geringeren <strong>Logistik</strong>kosten (geringe<br />

Bestände, hohe Transportauslastung, min<strong>im</strong>ale Leerwege etc.), da jeder<br />

Prozessteilnehmer den Überblick über den Gesamtprozess besitzt,<br />

der Planungshorizont erweitert wird und damit eine bessere Abst<strong>im</strong>mung<br />

der Prozessteilnehmer möglich wird.<br />

Eine Möglichkeit zur Realisierung eines IT-basierten Leitstandes bieten<br />

mobile Unternehmensanwendungen. Mobile Unternehmensanwendungen,<br />

insbesondere solche, die den Nutzer bei Aufgaben unterstützen,<br />

die nur eine eingeschränkte, nebenläufige Interaktion mit dem Computer<br />

gestatten (z.B. Produktion, Service), zählen derzeit noch <strong>im</strong>mer<br />

zur Gruppe der Spezialanwendungen, die einen vergleichsweise hohen<br />

Aufwand bei Einführung und Wartung erfordern (Haasis 2005). Eine<br />

Anschaffung solcher Anwendungen ist für Unternehmen problematisch,<br />

da die Kosten <strong>im</strong> Vergleich zum zu erwartenden Nutzen hoch<br />

sind. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn neue, noch wenig am<br />

Markt etablierte Technologien zum Einsatz kommen sollen (Gumpp u.<br />

Pousttchi 2005).<br />

Ein ganzer Bereich dieser neuen Technologien ist das sogenannte Wearable<br />

Computing, welches mobilen Nutzern erlaubt, ihre Aufgaben mit<br />

Hilfe von in der Kleidung integrierter Computer-Technologie zu erledigen.<br />

Diese neuen Technologien erlauben auch Anwendungen, die sich<br />

für den Nutzer kaum wahrnehmbar in die zu unterstützenden Aufgaben<br />

integrieren, so dass leistungsfähige Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

in Bereiche vordringt, wo heute aufgrund mangelnder<br />

alternativer Interaktionsmöglichkeiten vorrangig Papier und Stift eingesetzt<br />

werden (Kirste 2002). Die Integration von Wearable Computern<br />

in Unternehmensprozesse, der Einfluss dieser auf die Gestaltung der<br />

Arbeitsprozesse und das Zusammenspiel der beteiligten Partner in<br />

Form von IT-Leitständen bieten heute noch großes Potenzial für die<br />

Forschung.<br />

Strategien zur Stärkung der Informationssicherheit<br />

Informationen entstehen bei der Auswertung von Daten. Dabei spielt es<br />

keine Rolle, ob automatische Verfahren wie Data Mining oder menschliche<br />

Interpretation angewendet werden. Die zugrundeliegenden Daten<br />

unterliegen alle dem Aspekt Sicherheit.<br />

Datensicherheit wird beschrieben als „die Menge der Maßnahmen zum<br />

Schutz des Betreibers (Anwenders) <strong>im</strong> Hinblick auf die Funktionsfähigkeit<br />

von DV-Systemen insbesondere zum Schutz vor Verfälschung und<br />

Verlust von Daten und vor unberechtigten Zugriffen auf Daten (Kubicek<br />

2005). Nach ITSEC und ISO 7489-2 existieren drei allgemeine Sicherheitsanforderungen<br />

an die Daten- bzw. IT-Sicherheit. Diese sind Vertraulichkeit,<br />

Verfügbarkeit und Integrität (Pohl 2004; Kubicek 2005). Dabei<br />

beschreibt Vertraulichkeit den „Schutz vor unbefugter Preisgabe von Informationen“,<br />

Verfügbarkeit den „Schutz vor unbefugter Vorenthaltung<br />

von Informationen oder Betriebsmitteln“ und Integrität den „Schutz vor<br />

unbefugter Veränderung von Informationen“ (ITSEC 1991).


40<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Um den vorgestellten Sicherheitsanforderungen zu entsprechen, werden<br />

<strong>im</strong> Anhang zu §9 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) technische<br />

und organisatorische Maßnahmen beschrieben. Diese sind<br />

Zutrittskontrolle, Zugangskontrolle, Zugriffskontrolle, Weitergabekontrolle,<br />

Eingabekontrolle, Auftragskontrolle, Verfügbarkeitskontrolle und<br />

die Gewährleistung, dass „zu unterschiedlichen Zwecken erhobene<br />

Daten getrennt voneinander verarbeitet werden können“ (Bundesdatenschutzgesetz<br />

2003). Eine ausführliche Darstellung der einzelnen<br />

Maßnahmen findet sich <strong>im</strong> genannten Gesetzestext.<br />

Einige Maßnahmen zur Verstärkung der Datensicherheit sind bereits in<br />

der Praxis etabliert. Dazu zählen beispielsweise die Zugangsbeschränkung<br />

zu Datenverarbeitungssystemen durch Passwörter, das Erstellen<br />

von Datenträger-Sicherungskopien und die Entwicklung bzw. Einhaltung<br />

eines firmeneigenen Sicherheitskonzepts. Die Durchdringung betrieblicher<br />

Abläufe mit Informationstechnologien (IT) zwingt zur Auseinandersetzung<br />

mit dem Aspekt Datensicherheit/Informationssicherheit.<br />

Zukünftiger Forschungsbedarf zeigt sich in eben diesem Aspekt der<br />

zunehmenden Informationstechnologie in Unternehmen. Neben der<br />

Erarbeitung theoretischer Sicherheitskonzepte müssen diese Strategien<br />

umgesetzt, Mitarbeiter sensibilisiert und Investitionen in Hardware<br />

getätigt werden. Konzepte und Technologien müssen dabei ständig<br />

verbesserten Angriffen von außen (bspw. Industriespionage, Einbrüche)<br />

standhalten und auf veränderte und zunehmende Datenmengen<br />

reagieren können. Entsprechend müssen sie dauerhaft weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Implementierung von Ausweichpfaden während der Planungsphase<br />

Die Befragung der <strong>Logistik</strong>experten ergab, dass die Sicherheit und<br />

Stabilität von <strong>Logistik</strong>systemen durch die Implementierung von Ausweichpfaden<br />

bereits in der Planungsphase gewährleistet werden kann.<br />

Insgesamt ist für diese These eine hohe Zust<strong>im</strong>mung zu verzeichnen<br />

(Mittelwert 2,00 auf einer Skala von 1 (sehr hohe Zust<strong>im</strong>mung) bis<br />

6 (sehr geringe Zust<strong>im</strong>mung)). Dieses Forschungsthema setzt sich<br />

insbesondere für die Entwicklung und Ausarbeitung von Handlungsanweisungen<br />

und Notfallplänen für Materialflusssysteme ein. Bei einem<br />

Ausfall der IT kann dann auf bereits vorbereitete Ausweichszenarien<br />

zurückgegriffen werden. Diese Vorbereitungen für einen eintreffenden<br />

Ernstfall sichern somit den ungehinderten Ablauf eines Systems.<br />

Bei der Planung von <strong>Logistik</strong>systemen besteht die Möglichkeit, frühzeitig<br />

potenzielle Störgrößen zu untersuchen und entsprechende Ausweichpfade<br />

zu integrieren. Die Kosten, die bei einem späteren Störfall<br />

entstehen, sind möglicherweise höher anzusetzen als präventive<br />

Maßnahmen vor Inbetriebnahme des Systems. Da die Potenziale und<br />

Kosteneinsparungen, die durch die Prävention entstehen, noch nicht<br />

identifiziert wurden, trägt die Investition in Vorhaben zur Stärkung der<br />

Stabilität für Unternehmen zurzeit ein zu großes Risiko.<br />

In Forschungsvorhaben, die sich mit diesem Themengebiet auseinandersetzen,<br />

müssen zunächst störende Einflussgrößen identifiziert werden.<br />

Darauf aufbauend können dann systemspezifische Ausweichszenarien<br />

entwickelt werden. Um ein standardisiertes Vorgehen zu ermöglichen,<br />

müssen Methodiken und Strategien zur Ermittlung der Einflussgrößen<br />

sowie zur Abbildung von Ausweichpfaden entwickelt werden.<br />

Sicherstellung der Robustheit in innerbetrieblichen Materialflusssystemen<br />

Systeme müssen nicht nur flexibel reagieren, sie müssen auch robust<br />

und sicher gegenüber Störungen sein. Dies wird in einer Umfrage des<br />

Fraunhofer Instituts für Materialfluss und <strong>Logistik</strong> (IML) deutlich, in der<br />

Anbieter und Anwender von Warehouse-Management-Systemen (WMS)<br />

eine höhere Lieferbereitschaft und eine geringere Fehlerquote als die<br />

wichtigsten gegenwärtigen und zukünftigen Kundenanforderungen eingestuft<br />

haben (ten Hompel 2007). Es ist zunächst grundlegend zu klären,<br />

welche Voraussetzungen Materialflusssysteme erfüllen müssen,<br />

damit sie als robust gelten. Eine Definition des Begriffes Robustheit<br />

gelingt beispielsweise über die Definition der Fehlertoleranz aus der Informatik.<br />

Demnach gilt ein System als robust, wenn es trotz störender<br />

Einflussgrößen verfügbar ist und zugleich zuverlässig und funktionssicher<br />

arbeitet (siehe Abbildung 22). Die Verfügbarkeit beschreibt die<br />

Eigenschaft, dass ein System unmittelbar benutzbar ist. Zuverlässig ist<br />

ein System, wenn es fortlaufend ausfallfrei läuft und funktionssicher<br />

bedeutet, dass keine Auswirkungen oder Übergriffe auf umliegende<br />

Komponenten zu verzeichnen sind oder sogar der komplette Systemzusammenbruch<br />

droht, wenn das System vorübergehend nicht korrekt<br />

arbeitet. (Tannenbaum u. van Steen 2008).<br />

Durch die zunehmende Dezentralisierung von Materialflusssystemen<br />

ergeben sich in Bezug auf die Sicherheit und Stabilität neue Herausforderungen,<br />

die nicht vernachlässigt werden dürfen.<br />

Störgrößen<br />

System<br />

Funktionssicherheit<br />

Zuverlässigkeit + Verfügbarkeit +<br />

Robustheit =<br />

Abbildung 22: Robustheit von Intralogistiksystemen<br />

Störgrößen


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

41<br />

Forschungsvorhaben zur Erhöhung der Sicherheit und Robustheit in<br />

dezentralen Systemen müssen Methoden und Strategien entwickeln,<br />

die eine frühzeitige Erkennung von Störgrößen und Engpässen ermöglichen.<br />

Ebenso müssen Präventionsmaßnahmen entwickelt werden.<br />

Dabei dürfen Konzepte für die Reaktion <strong>im</strong> Störfall jedoch nicht vernachlässigt<br />

werden.<br />

Um Systemschwächen frühzeitig zu erkennen, muss in dezentral gesteuerten<br />

Materialflusssystemen die Robustheit auf verschiedenen<br />

Ebenen untersucht werden. Zum einen stellt sich die Frage nach der<br />

Systemüberwachung in dezentralen Systemen. Wie werden Fehler gemeldet<br />

und wohin sollen diese übermittelt werden? Darüber hinaus<br />

muss der Einfluss eines Störfalls auf das Gesamtsystem abgeklärt<br />

werden. Analytische und s<strong>im</strong>ulationsgestützte Berechnungsmodelle<br />

zählen zu den denkbaren Methoden, die zur frühzeitigen Identifizierung<br />

von potenziellen Störgrößen beitragen und die Auswirkungen auf das<br />

Gesamtsystem aufzeigen können. Eine grundlegende Untersuchung,<br />

ob diese Modelle eine praktikable Lösung für dieses Anwendungsfeld<br />

bieten, ist hierbei empfehlenswert, da durch die dezentrale Steuerung<br />

mittels Multiagenten und Web-Services das Systemverhalten nicht<br />

prognostizierbar ist.<br />

Neben zahlreichen Maßnahmen zur Fehlererkennung und -vermeidung<br />

darf die Reaktion <strong>im</strong> Störfall nicht vernachlässigt werden, denn trotz<br />

aller Vorsichtsmaßnahmen bleibt der Eintritt eines Störfalls nicht ausgeschlossen.<br />

Deshalb müssen für <strong>Logistik</strong>systeme, ob inner- oder außerbetrieblich,<br />

Notfallpläne entwickelt werden, die den Systemablauf<br />

auch <strong>im</strong> geschwächten Zustand regeln. Darin sollten Möglichkeiten<br />

zum Umbau bzw. zur Umgestaltung oder zur Erweiterung enthalten<br />

sein. Des Weiteren sind Instrumente zu erarbeiten, die zur schnellen<br />

Fehlerfindung und Diagnose beitragen, so dass die Ursachen und ihre<br />

Auswirkungen schnellstmöglich behoben werden können.<br />

Die Förderung dieser Handlungsfelder ist erforderlich, da der Aufwand<br />

für Unternehmen <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe sowohl aus finanzieller,<br />

personeller als auch zeitlicher Sicht gegenwärtig zu hoch ist. Unternehmen<br />

kleiner bis mittlerer Größe werden dadurch Möglichkeiten gegeben,<br />

ihre Schwachstellen zu identifizieren und frühzeitig Gegenmaßnahmen<br />

einzuleiten. Von der Förderung solcher Maßnahmen würden<br />

aber nicht nur KMU profitieren. Große Unternehmen sichern dadurch<br />

ebenfalls ihre Lieferketten und innerbetrieblichen Abläufe und tragen<br />

somit weiter zu einer funktionierenden deutschen Wirtschaft bei.


42<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

5 Öffentlicher Diskurs<br />

Zur Diskussion der dargestellten Ergebnisse und zu einer weiteren Detaillierung<br />

und Priorisierung zukünftig zu fördernder Themenbereiche in<br />

der <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe wurde am 12. Februar 2008<br />

ein öffentlicher Diskurs in Frankfurt (Main) durchgeführt. Hierzu waren<br />

führende <strong>Logistik</strong>experten aus Wissenschaft und Unternehmenspraxis<br />

sowie aus Verbänden, von Projektträgern und aus der Politik eingeladen.<br />

Insgesamt fanden sich 42 der eingeladenen Experten vor Ort ein.<br />

Flexibilisierung 1,59<br />

Internationalisierung 1,75<br />

Netzwerke/Kooperationen 1,84<br />

Nachhaltigkeit 1,86<br />

Transparente <strong>Logistik</strong> 2,00<br />

Energieeffizienz 2,00<br />

5.1 Organisation und Ablauf<br />

Organisatorisch gliederte sich der Diskurs in zwei Teile. In einem ersten<br />

Teil stellten die Leiter der beteiligten Forschungsstellen – Prof. Dr.-Ing.<br />

Frank Straube, Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter und Prof. Dr. Michael<br />

ten Hompel – die Ergebnisse der wissenschaftlichen Recherche, der<br />

Experteninterviews und der Befragung vor. Dabei wurde die Thematik<br />

zukünftiger Forschungsthemen in der <strong>Logistik</strong> auf drei verschiedenen<br />

Ebenen betrachtet. Ausgehend von der strategischen Ebene wurden<br />

Zukunftsthemen <strong>im</strong> Bereich der Informationsflussebene und der Materialflussebene<br />

erörtert. Ziel des ersten Teils des Diskurses war, allen<br />

Teilnehmern einen Überblick über den Status Quo der <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe in Deutschland zu geben und somit die Basis<br />

für eine intensive Diskussion zu schaffen. Behandelt wurden folgende<br />

Fragestellungen: Welche Megatrends in Wirtschaft und Gesellschaft<br />

sind für die Produktion und die <strong>Logistik</strong> relevant? Wie kann sich die<br />

<strong>Logistik</strong> darauf einstellen? Müssen neue logistische Lösungen entwickelt<br />

werden? Wie könnten diese aussehen? In welchem Umfang und<br />

Zuschnitt sind hierzu Forschungsvorhaben erforderlich?<br />

Als besonders interessant erwies sich der Vergleich zwischen den in<br />

Kapitel 4 bereits ausführlich beschriebenen Themenfeldern und der<br />

Bewertung von deren Relevanz durch die befragten <strong>Logistik</strong>experten<br />

(siehe Abbildung 23, Mittelwerte auf einer Skala von 1 (sehr hohe<br />

Zust<strong>im</strong>mung) bis 6 (sehr geringe Zust<strong>im</strong>mung)). Während bei vielen<br />

Themen die Wichtigkeit in Literatur und Praxis ähnlich eingeschätzt<br />

wurde, gab es auch Themen, wie beispielsweise das Feld der Internationalisierung,<br />

das für die Unternehmen zwar eine wichtige Determinante<br />

ihres Handelns darstellt, für die Festlegung zukünftiger Themen der<br />

Forschungsförderung jedoch weiter spezifiziert werden muss. Diese<br />

Aufgabe wurde <strong>im</strong> zweiten Teil des Diskurses begonnen, indem in Ansätzen<br />

diskutiert wurde, welchen Aufgaben sich Unternehmen selbst<br />

annehmen müssen und in welchen Bereichen Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

angebracht sind.<br />

Robuste <strong>Logistik</strong>systeme 2,02<br />

Identifikationstechnik 2,06<br />

Modularisierung 2,10<br />

Opt<strong>im</strong>ierungsalgorithmen 2,14<br />

Human Resources/Fachkräfteangebot 2,17<br />

Kl<strong>im</strong>awandel 2,25<br />

Standardisierung 2,25<br />

Intelligente Systeme 2,27<br />

Individualisierung/Customizing 2,30<br />

Reverse Logistics 2,53<br />

Automatisierung 2,59<br />

Serviceorientierte Architekturen (SOA) 2,74<br />

Dezentr. Strg. von Materialflusssystemen 2,93<br />

Lokale Produktionsstandorte 3,02<br />

Überalterung der Bevölkerung 3,23<br />

Outsourcing 3,27<br />

Bionik 3,82<br />

1,00 1,50 2,00 2,50 3,00<br />

Abbildung 23: Zukünftig relevante Themen zur Sicherstellung und Verbesserung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit der <strong>Logistik</strong> in Deutschland<br />

Im zweiten Teil des Diskurses wurden die Ergebnisse und Thesen der<br />

<strong>Voruntersuchung</strong> von den anwesenden <strong>Logistik</strong>experten kommentiert,<br />

ergänzt und kritisch diskutiert. Ziel dieses Diskursteils war die Anreicherung<br />

der präsentierten Themenfelder um weitere Punkte sowie eine<br />

Priorisierung der Punkte <strong>im</strong> Dialog. Als Ergänzung zur durchgeführten<br />

Befragung konnte so an einzelnen Stellen die Diskussion vertieft<br />

werden, um den anwesenden Vertretern des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung sowie des Projektträgers Forschungszentrum<br />

Karlsruhe eine entsprechende Ausgangsbasis für die Konzeption zukünftiger<br />

Forschungsförderungsmaßnahmen zu geben.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

43<br />

5.2 Ergebnisse<br />

Im zweiten Teil des Diskurses wurden die in Kapitel 4 bereits ausführlich<br />

dargestellten Forschungsergebnisse diskutiert und anschließend erarbeitet,<br />

welcher Themenfelder sich zukünftige Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

konkret annehmen sollten. Dabei wurde von den Teilnehmern<br />

auch <strong>im</strong> internationalen Umfeld eine zunehmende Annäherung<br />

der behandelten Themenfelder bestätigt. Die Grundthemen weisen<br />

einen hohen Ähnlichkeitsgrad auf, wobei regionale Unterschiede festzustellen<br />

sind: Das Thema Netzwerkmanagement wird beispielsweise<br />

in Asien nicht so sehr auf der Kooperationsebene verankert wie in Europa.<br />

In den USA fordern höhere Transportvolumina in Teilen andere<br />

Forschungsansätze als sie in Deutschland verfolgt werden. Außerdem<br />

werden dort Themen wie Disruption Management oder finanzielle Aspekte<br />

stärker betont. Die <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> erarbeiteten<br />

Oberbegriffe zukünftiger Forschungsfelder des <strong>produzierenden</strong> Gewerbes<br />

in Deutschland lassen sich unter den Titeln Ressourceneffizienz,<br />

Flexibilität und Transparenz subsumieren. Besonders intensiv wurde<br />

das Thema der Ressourceneffizienz diskutiert. Diese stand bisher <strong>im</strong><br />

Ruf, in einem Zielkonflikt mit der logistischen Leistungserbringung zu<br />

stehen. Maßnahmen zur Ressourcenschonung in der <strong>Logistik</strong> wurden<br />

nur dann in Unternehmen und in einigen Lieferketten durchgeführt,<br />

wenn dadurch ein Image- oder Marketingvorteil erzielt werden konnte.<br />

Bei der Diskussion wurde aber deutlich, dass ein intelligenter Umgang<br />

mit den Ressourcen durchaus das Potenzial zur Kostensenkung und<br />

damit zur Effizienzsteigerung in der <strong>Logistik</strong> besitzt.<br />

In der Diskussion wurde auf die folgenden Themenbereiche intensiv<br />

eingegangen:<br />

Ressourceneffizienz durch Opt<strong>im</strong>ierung und Neugestaltung der logistischen<br />

Leistungserbringung:<br />

Wie bereits erläutert, wachsen die Forderungen nach mehr Ressourceneffizienz<br />

in der <strong>Logistik</strong>. Die Experten bestätigten, dass die Ressourceneffizienz<br />

neu gestaltete <strong>Logistik</strong>systeme, sowohl innerhalb<br />

eines Unternehmens als auch ganzheitlich über die gesamte Supply<br />

Chain, erfordert.<br />

Beispielsweise beträgt der heutige Anteil der Leerfahrten <strong>im</strong> Transport<strong>gewerbe</strong><br />

noch <strong>im</strong>mer 30%, trotz vieler Bemühungen, die seit über<br />

20 Jahren unternommen werden. Die steigenden Energiekosten sind<br />

in der absoluten Höhe noch zu niedrig, um regulierend zu wirken. Die<br />

in Deutschland vorhandene Infrastruktur stellt einen Engpass dar. Der<br />

Ausbau des Straßennetzes konnte mit dem steigenden Verkehr nicht<br />

Schritt halten und fällt in der näheren Zukunft noch stärker hinter der<br />

prognostizierten Zunahme des Verkehrs zurück. Diskutiert wurde, ob<br />

der Ausbau des Straßennetzes und eine bessere Instandhaltung des<br />

Straßennetzes zu einer Verbesserung führen können. Festgehalten<br />

wurde, dass durch die Verringerung der Anzahl der Baustellen um die<br />

Hälfte, die volkswirtschaftliche Energieeinsparung wesentlich größer<br />

wäre als durch viele andere staatliche Maßnahmen.<br />

Ein weiterer Diskussionspunkt war der Energieverbrauch von Förder- und<br />

Lageranlagen. Auch hier kann durch gezielte strategische und organisatorische<br />

Maßnahmen der Energieverbrauch wesentlich gesenkt werden.<br />

Für die Neu- und Umplanung von Materialflusssystemen müssen jedoch<br />

zunächst grundlegend Energiebilanzen für Systeme, Anlagen, Maschinen<br />

und Prozesse erstellt werden. Außerdem müssen die technischen<br />

Anlagen flexibel für neue Aufgaben umgebaut werden können.<br />

Konzepte zur Differenzierung und Flexibilisierung von <strong>Logistik</strong>leistungen:<br />

Die <strong>Logistik</strong> muss sich einer <strong>im</strong>mer stärkeren Individualisierung der Kundenanforderungen<br />

stellen. Die daraus resultierende Verringerung der<br />

Größe von Sendungen und Ladungen führt zu einer hohen Komplexität,<br />

die mit heutigen Planungs- und Steuerungsverfahren kaum beherrschbar<br />

ist. Die Abwicklung der logistischen Prozesse sollte <strong>im</strong> Hinblick auf eine<br />

ressourcenschonende <strong>Logistik</strong> nur den tatsächlichen Erwartungshorizont<br />

der Kunden erfüllen und auf die alleinig schnellstmögliche Abwicklung<br />

verzichten. Hierfür ist ein Bewertungsinstrument für die Kundenanforderungen<br />

notwendig, da oftmals nicht klar ist, ob be<strong>im</strong> Kunden die Bereitschaft<br />

besteht, für eine auf Geschwindigkeit ausgerichtete Lieferung zu<br />

bezahlen, die mit großem Aufwand und Ressourcenverbrauch verbunden<br />

ist, während es ihm viel mehr auf die Liefertermintreue ankommt.<br />

Mit einer ressourcenschonenden, robusten, sicheren und flexiblen <strong>Logistik</strong><br />

können sich Unternehmen von ihren Wettbewerbern differenzieren.<br />

Mehr Flexibilität kann beispielsweise erreicht werden, wenn alle<br />

Prozessmodule so weit wie möglich standardisiert und austauschbar<br />

gestaltet werden. Die Einführung neuer logistischer Konzepte scheitert<br />

sehr häufig daran, dass es keine überzeugenden Vergleiche und<br />

Bewertungen der verschiedenen Möglichkeiten gibt. In diesem Zusammenhang<br />

gilt es unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Ist<br />

das neue Konzept wirklich flexibler? Können individuelle Kundenwünsche<br />

damit besser bedient werden? Wie hoch ist der ökologische Nutzen?<br />

Wie viel Aufwand erfordert die Einführung? Lohnt sich das neue<br />

System für Unternehmen in Deutschland? Solche Potenzialuntersuchungen<br />

bekannter und neuer Methoden, Technologien und Systeme<br />

können unter anderem auf den Ergebnissen des Projektes „Bilanzfähige<br />

<strong>Logistik</strong>“ (Wildemann 2004) aufbauen.<br />

Selbststeuerung logistischer Prozesse – Ressourcenschonung und<br />

Transparenz durch neue Informationstechnik:<br />

Wie bereits in Kapitel 3 erläutert, wird die Leistungsfähigkeit der <strong>Logistik</strong><br />

in Deutschland <strong>im</strong> Allgemeinen als hervorragend beurteilt, obwohl<br />

hinsichtlich best<strong>im</strong>mter Bereiche, wie der oben genannten Liefertermintreue,<br />

noch großes Verbesserungspotenzial besteht. Die hohe<br />

Einsatzbereitschaft für Technologien der deutschen Unternehmen<br />

führt heute zu einer Datenflut, die in Ihrer Vielfalt nicht ausreichend<br />

schnell ausgewertet werden kann. Dies liegt häufig an inkompatiblen<br />

Softwarepaketen bzw. firmenspezifischen Anpassungen, die die Kommunikation<br />

erschweren, und fehlenden relevanten Informationen, die<br />

für rechtzeitige Entscheidungen benötigt werden. Der vorherrschende<br />

Termindruck vieler Unternehmen ist mit einer erheblichen Ressourcenverschwendung<br />

verbunden, die leicht vermieden werden könnte.<br />

Eine lückenhafte Rückführung von Informationen über den Materialfluss<br />

kann beispielsweise zu Sonderfahrten führen, die aufgrund des<br />

oft vorherrschenden Termindrucks ohne ausreichende Berücksichtigung<br />

der Ressourcenkosten durchgeführt werden. Überproduktion, lange<br />

Suchzeiten in Lagerbereichen und Doppelbestellung bedingt durch<br />

den nicht ausreichend dokumentierten Eingang von angelieferten Gütern<br />

sind nur wenige Beispiele für die Ressourcenverschwendung.<br />

Heutige zentrale logistische Planungs- und Steuerungssysteme können<br />

selten opt<strong>im</strong>al arbeiten, weil die Material- und Informationsflüsse,<br />

die bisher getrennt laufen, in der Praxis nicht genügend miteinander<br />

synchronisiert werden können. Die Verbindung des Informationsflusses<br />

mit dem Materialfluss, wie <strong>im</strong> Konzept der Selbststeuerung, bietet


44<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

hohe Potenziale. Logistische Objekte wie einzelne Stückgüter oder Ladungsträger<br />

führen die erforderlichen Informationen mit sich und sollten<br />

mit den Komponenten des Transportsystems kommunizieren können.<br />

Auf diesem Weg werden dezentral Entscheidungen über Wege und Reihenfolgen<br />

möglich. Der Materialfluss kann selbstständig auf Störungen<br />

<strong>im</strong> Transportsystem oder in den Bearbeitungsstationen reagieren. Im<br />

Rahmen des Sonderforschungsbereichs 637 „Selbststeuerung logistischer<br />

Prozesse – ein Paradigmenwechsel und seine Grenzen“ konnten<br />

in S<strong>im</strong>ulationsstudien und Laboraufbauten die Vorteile einer solchen<br />

Selbststeuerung bereits demonstriert werden (Scholz-Reiter 2008). Im<br />

BMBF-Projekt „Internet der Dinge“ (Bullinger u. ten Hompel 2007) werden<br />

bereits Materialflusskomponenten für eine solche Regelung entwickelt.<br />

Da alle Komponenten den gleichen Softwareagenten besitzen,<br />

werden Aufbau und Umbau von großen logistischen Anlagen, die aus<br />

diesen Komponenten bestehen, wesentlich vereinfacht.<br />

Parallel zur Plenumsdiskussion des Diskurses wurde von einem Vertreter<br />

des Projektträgers Forschungszentrum Karlsruhe eine Themenliste erstellt,<br />

über deren Inhalt und Formulierungen <strong>im</strong> Abschluss des Diskurses<br />

diskutiert wurde. Die folgende Liste gibt <strong>im</strong> Original-Wortlaut die von den<br />

Diskurs-Teilnehmern diskutierten Themenfelder wieder, denen sich zukünftige<br />

Forschungsförderungsmaßnahmen konkret annehmen sollten:<br />

• Ressourceneffizienz durch Opt<strong>im</strong>ierung und Neugestaltung der logistischen<br />

Leistungserbringung:<br />

• Neue Verfahren zur Opt<strong>im</strong>ierung der logistischen Leistungserbringung<br />

• Identifizierung und Vermeidung von Fehlprozessen sowie der<br />

Verminderung von nicht opt<strong>im</strong>al ausgenutzten Prozessen<br />

• Verbesserung der technischen Komponenten<br />

• Energie- und Ressourcenbilanzen für Systeme, Anlagen, Maschinen<br />

und Prozesse<br />

• Wandelbarkeit und Flexibilisierung von Förder- und Lagertechniken<br />

• Nachhaltigkeitsaspekte bei Neu- oder Umplanung von Intralogistiksystemen<br />

und Wertschöpfungsketten<br />

• Konzepte zur Differenzierung und Flexibilisierung von <strong>Logistik</strong>leistungen<br />

• Erfüllung individueller Kundenanforderungen<br />

• Konzepte zur Best<strong>im</strong>mung des Nutzens differenzierter <strong>Logistik</strong>leistungen<br />

• Statt schnellstmöglicher Abwicklung von Prozessen: Erfüllung<br />

des Erwartungshorizonts der Kunden<br />

• Flexibilität ohne Vorteile einer Standardisierung (z.B. von Prozessen<br />

oder Infrastruktur) aufzugeben<br />

• Potenzialbewertung von Strategien, Methoden und Technologien<br />

• Zuverlässigkeit und Sicherheit in der <strong>Logistik</strong><br />

• Selbststeuerung logistischer Prozesse - Ressourcenschonung und<br />

Transparenz durch neue Informationstechnik<br />

• Erhöhung der Verfügbarkeit von aktuellen Informationen<br />

• Aufbereitung der zu erwartenden Datenmengen auch <strong>im</strong> Regelbetrieb<br />

von Supply Chains zur Sicherstellung der Transparenz für<br />

die Entscheidungsfindung<br />

• Selbststeuerung logistischer Prozesse<br />

• Beschleunigung von Maßnahmen zur Kompensation von Störungen<br />

6 Fazit und Ausblick<br />

Die <strong>Voruntersuchung</strong> „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“ hat gezeigt,<br />

dass die <strong>Logistik</strong> ein wichtiges Element in den Wertschöpfungsnetzen<br />

produzierender Unternehmen ist und <strong>im</strong> Rahmenkonzept „Forschung<br />

für die Produktion von morgen“ nicht vernachlässigt werden<br />

darf. Als drittgrößte Branche und einer der stärksten Wirtschaftstreiber<br />

Deutschlands leistet die <strong>Logistik</strong> einen hohen Beitrag zur Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen in Deutschland.<br />

Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Entwicklungen <strong>im</strong> wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Umfeld wurde das Forschungspotenzial<br />

auf dem Gebiet der <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe identifiziert<br />

und in Kapitel 4 in konkreten Handlungsempfehlungen für Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

formuliert.<br />

Die in Kapitel 4 vorgeschlagenen Forschungsförderungsmaßnahmen<br />

(siehe Abbildung 24) verdeutlichen die vielfältigen Ansatzpunkte, bei<br />

denen Forschung und Praxis gemeinsam einen Beitrag zur langfristigen<br />

Sicherung des <strong>Logistik</strong>standortes Deutschland leisten können. Dabei<br />

sind insbesondere interdisziplinäre Projekte von hoher Bedeutung, um<br />

den Brückenschlag zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen<br />

zu ermöglichen und die Übertragung bewährter Methoden und Konzepte<br />

auf die <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe zu erleichtern. Hoher<br />

Forschungsbedarf wurde insbesondere auf den Gebieten Ressourceneffizienz,<br />

Transparenz und Flexibilität identifiziert.<br />

Das Thema Ressourceneffizienz ist eines der Schlüsselthemen für die<br />

Zukunft der <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe. Der ökologisch sinnvolle<br />

Umgang mit den vorhandenen natürlichen Ressourcen darf nicht<br />

nur als Modetrend aufgefasst werden, sondern muss als kategorischer<br />

Imperativ in der Gestaltung zukunftsorientierter Wertschöpfungsnetze<br />

berücksichtigt werden. Die Effekte nachhaltig orientierter <strong>Logistik</strong>prozesse<br />

sind derzeit noch schwer messbar. Eine verstärkte Förderung<br />

von Projekten mit dem Ziel der Ressourcenschonung ist aus diesem<br />

Grund empfehlenswert, denn nur so kann bei Unternehmen das Bewusstsein<br />

und die Verantwortung für eine auf Nachhaltigkeit basierende<br />

umweltgerechte <strong>Logistik</strong> geweckt werden.<br />

Im Rahmen der <strong>Voruntersuchung</strong> wurde darüber hinaus deutlich, dass<br />

insbesondere der sinnvolle Einsatz und die Weiterentwicklung der zur<br />

Verfügung stehenden Informationstechnologien neue Organisationsformen,<br />

wie beispielsweise die Selbststeuerung und -organisation<br />

logistischer Prozesse, ermöglichen und dadurch die Steigerung der<br />

Transparenz und Flexibilität vorangetrieben werden kann.<br />

Um auch in Zukunft die Leistungsfähigkeit der <strong>Logistik</strong> aufrecht zu<br />

erhalten, muss frühzeitig durch die Kooperation von Praxis und Wissenschaft<br />

in den vorgeschlagenen Forschungsfeldern das Know-how<br />

geschaffen werden, so dass unumgängliche Probleme, wie beispielsweise<br />

der demografische Wandel oder die Ressourcenknappheit, bewältigt<br />

werden können.<br />

Diese konkretisierten Themenfelder werden <strong>im</strong> Rahmen zukünftiger<br />

Ausschreibungen von Forschungsförderungsmaßnahmen besonders<br />

berücksichtigt, um die Leistungsfähigkeit der <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe und damit die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen<br />

<strong>im</strong> globalen Kontext zu stärken.


<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

45<br />

4.1 Ressourceneffizienz<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

Ressourcenschonende Opt<strong>im</strong>ierung der Leistungserbringung<br />

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bereits in der Planungsphase<br />

Energieeffiziente Konzepte in <strong>Logistik</strong>systemen<br />

Vereinbarung und Durchsetzung ökologischer Mindeststandards in der gesamten Supply Chain<br />

4.2 Transparenz<br />

▪<br />

▪<br />

Realisierung einer hohen Verfügbarkeit von Real-T<strong>im</strong>e Informationen<br />

Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit zur Steuerung operativer Prozesse in der Supply Chain<br />

4.3 Flexibilisierung<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

Schaffung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils durch Erhöhung der logistischen Leistungsfähigkeit einer Supply Chain<br />

Differenzierung der <strong>Logistik</strong>dienstleistungen zur Erfüllung individueller Kundenwünsche<br />

Steuerungsstrategien für dezentrale <strong>Logistik</strong>systeme<br />

Weiterentwicklung der Modularisierung von Förder- und Lagertechnik<br />

4.4 Standardisierung<br />

▪<br />

Individualisierung von Produkten vs. Standardisierung<br />

▪ Umgang mit der Atomisierung der Sendungsgrößen<br />

4.5 Informationstechnische Verknüpfung<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

Materialidentifikation mittels RFID und Barcode<br />

Einsatz satellitengestützter Navigationssysteme wie GPS und Galileo<br />

Potenziale des Einsatzes von Maschine-zu-Maschine Kommunikation<br />

Entwicklung von intelligenten Agentensystemen<br />

4.6 Zukunftsorientiertes Netzwerkdesign<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

Informationserfassung des Kundenbedarfs zur Verbesserung von Forecasting-Methoden<br />

Integration von Netzwerk-Partnern der 2. und 3. Supply-Chain-Stufe<br />

Strategien zur Stärkung der Informationsbereitstellung<br />

Schaffung von grenzunabhängigen Netzwerkstrukturen<br />

Verbesserung mult<strong>im</strong>odaler Transportsysteme<br />

Serviceorientierte Konstruktion logistischer Prozessketten<br />

Implementierung Supply-Chain-weiter Kollaborationsplattformen<br />

4.7 Demografischer Wandel<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

Interdisziplinäre Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte<br />

Weiterentwicklung des Wissens- und Kompetenzmanagements <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Steigerung der Kompetenzen für nachhaltiges Implementierungs- und Change Management<br />

Umfangreiche Qualifikationsmaßnahmen für geringqualifizierte Mitarbeiter<br />

Entwicklung einer differenzierten Strategie zur Versorgung der alternden Endkunden<br />

Einsatz von Decision-Making-Systemen für die Planung logistischer Systeme<br />

4.8 Sicherheit und Stabilität<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

▪<br />

Konzepte zur Rekonfiguration einer unterbrochenen Supply Chain<br />

Neue Technologien zur Vernetzung von IT-Systemen<br />

Strategien zur Stärkung der Informationssicherheit<br />

Implementierung von Ausweichpfaden während der Planungsphase<br />

Sicherstellung der Robustheit in innerbetrieblichen Materialflusssystemen<br />

Abbildung 24: Vorgeschlagene Schwerpunkte zukünftiger Forschungsförderungsmaßnahmen


46<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

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I1 – I19: Experteninterviews. Durchgeführt <strong>im</strong> Rahmen des <strong>Voruntersuchung</strong><br />

„<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“ zur Definition zukünftiger<br />

Forschungsschwerpunktthemen für die <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong><br />

Gewerbe<br />

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48<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

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Abschlussbericht<br />

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<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

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coverDate=01%2F31%2F2005&_rdoc=1&_fmt=summary&_<br />

orig=search&_cdi=5628&_sort=d&_docanchor=&view=c&_<br />

acct=C000049504&_version=1&_urlVersion=0&_userid=963894&<br />

md5=3bc7650c25d3b4008b03c20bc1976e2a<br />

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50<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Anhang<br />

Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

Fragebogen<br />

Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen<br />

„<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

Diese Umfrage wird <strong>im</strong> Auftrag des BMBF zur Definition zukünftiger<br />

Forschungsschwerpunktthemen in der <strong>Logistik</strong> durchgeführt und richtet sich<br />

an Experten aus dem Bereich der <strong>Logistik</strong>.<br />

Ihre Angaben <strong>im</strong> Fragebogen sind für den Projekterfolg von hoher Bedeutung<br />

und werden selbstverständlich vertraulich behandelt. Bitte senden Sie uns den<br />

ausgefüllten Fragebogen bis zum 31.10.07 an die unten genannte Adresse<br />

zurück. Wir werden Ihnen als Dank die Ergebnisse des Projektes nach dessen<br />

Abschluss <strong>im</strong> I. Quartal 2008 zur Verfügung stellen. Das Ausfüllen wird<br />

ca. 15 - 20 Minuten in Anspruch nehmen. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!<br />

Firma :<br />

Name :<br />

E-Mail :<br />

…………………………………………………………………………………..<br />

…………………………………………………………………………………..<br />

…………………………………………………………………………………..<br />

Angaben zum Unternehmen<br />

Welcher Branche gehört Ihr Unternehmen an?<br />

Industrie<br />

Dienstleistung<br />

Verband/<br />

Handel Forschung Sonstige<br />

Öffentl. Einrichtung<br />

3. Ein wesentlicher Beitrag für eine auf Nachhaltigkeit basierende <strong>Logistik</strong> lässt<br />

sich durch folgende Konzepte erzielen:<br />

Nachhaltigkeit<br />

Energieeffiziente Konzepte in<br />

<strong>Logistik</strong>systemen<br />

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />

bereits in der<br />

Planungsphase (z.B. Layoutplanung)<br />

Vereinbarung und Durchsetzung von<br />

ökologischen Mindeststandards in<br />

der gesamten Supply Chain<br />

Ressourcenschonende Opt<strong>im</strong>ierung<br />

der Leistungserbringung<br />

(z.B. Vermeidung von Leerfahrten)<br />

Stärkere Berücksichtigung der<br />

Redistributionslogistik innerhalb der<br />

Supply Chain (Reverse Logistics)<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

4. Entscheidende demografische Entwicklungen für die <strong>Logistik</strong> in<br />

Deutschland sind die Überalterung der Bevölkerung und der zunehmende<br />

Mangel an Fachkräften. Mit den folgenden Maßnahmen kann diesen<br />

Entwicklungen begegnet werden:<br />

Überalterung der Bevölkerung<br />

Entwicklung einer differenzierten<br />

Strategie zur Versorgung der<br />

alternden Endkunden<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

<br />

Wie viele Mitarbeiter sind in Ihrem Unternehmen beschäftigt?<br />

weniger als 50 250 bis unter 1.000 5.000 bis 10.000<br />

Fachkräftemangel<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

50 bis unter 250 1.000 bis unter 5.000 mehr als 10.000<br />

Interdisziplinäre Ausbildung <br />

Welchen Umsatz erzielte Ihr Unternehmen <strong>im</strong> vergangenen Geschäftsjahr?<br />

weniger als 2,5 Mio. € 15 Mio. € bis unter 50 Mio. € mehr als 1 Mrd. €<br />

2,5 Mio. € bis unter 5 Mio. € 50 Mio. € bis unter 250 Mio. €<br />

5 Mio. € bis unter 15 Mio. € 250 Mio. € bis 1 Mrd. €<br />

Umfangreiche Qualifikationsmaßnahmen<br />

für gering qualifizierte<br />

Mitarbeiter<br />

Wissens- und Kompetenzmanagement<br />

<strong>im</strong> Unternehmen (z. B.<br />

wissensbasierte Lernsysteme)<br />

Steigerung der Kompetenzen für ein<br />

dauerhaftes Change-Management<br />

<br />

<br />

<br />

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Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

1. Zu den Stärken der <strong>Logistik</strong> in Deutschland zählen:<br />

Stärken<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

1 2 3 4 5 6<br />

<strong>Logistik</strong>effizienz <br />

Internationale Ausrichtung <br />

Technologie <br />

IT <br />

Branchenorientierte<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleistungen<br />

keine<br />

Angabe<br />

<br />

2. Zu den Schwächen der <strong>Logistik</strong> in Deutschland zählen:<br />

5. Die um Standardisierung bemühte <strong>Logistik</strong> muss sich folgenden Problemen<br />

stellen:<br />

Standardisierung<br />

Zunehmende Atomisierung der<br />

Sendungsgrößen<br />

Zunehmende Individualisierung von<br />

Produkten<br />

Mangelnde Implementierung von<br />

standardisierten IT-Komponenten am<br />

Markt<br />

Fortschreitende Verkürzung der<br />

Produktlebenszyklen<br />

Mangelnde Standardisierung<br />

innerbetrieblicher Informationsflüsse<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Schwächen<br />

Geringer gesellschaftlicher<br />

Stellenwert der <strong>Logistik</strong><br />

Unzureichende strategische<br />

Sichtweise der <strong>Logistik</strong><br />

Niedrige Stellung der <strong>Logistik</strong> in der<br />

Organisationsstruktur der<br />

Unternehmen<br />

Mangelnde Integration der <strong>Logistik</strong> in<br />

die Unternehmensstrategie<br />

Mangelnde ökologische Ausrichtung<br />

von <strong>Logistik</strong>systemen<br />

Skepsis gegenüber Innovationen <strong>im</strong><br />

IT-Bereich<br />

Mangelnde Bereitschaft der<br />

Unternehmen zum Datenaustausch<br />

in der <strong>Logistik</strong>kette<br />

Nicht ausreichende<br />

Nachwuchsförderung<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

keine<br />

Angabe<br />

1 2 3 4 5 6<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

6. Welche Rolle spielen die folgenden Aspekte hinsichtlich der Flexibilisierung<br />

logistischer Abläufe?<br />

Flexibilisierung<br />

Differenzierung der<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleistungen zur Erfüllung<br />

individueller Kundenanforderungen<br />

Schaffung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils<br />

durch die Erhöhung<br />

der logistischen Leistungsfähigkeit<br />

einer Supply Chain<br />

Strategien zur Dezentralisierung der<br />

Steuerung von Materialflusssystemen<br />

große<br />

Rolle<br />

geringe<br />

Rolle<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

<br />

<br />

<br />

Entwicklung von Agentensystemen <br />

Modularisierung von Lager- und<br />

Fördersystemen<br />

<br />

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<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

51<br />

Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

7. Die folgenden Aspekte stellen notwendige Maßnahmen für ein zukunfts-<br />

orientiertes Netzwerkdesign in der <strong>Logistik</strong> dar:<br />

Netzwerkdesign<br />

Ausweitung des Dienstleistungssektors<br />

auf die Produktion<br />

Schaffung grenzenunabhängiger<br />

Distributionsstrukturen (<strong>Logistik</strong> ohne<br />

Grenzen)<br />

Verlagerung von internationalen<br />

zurück zu lokalen<br />

Produktionsstandorten<br />

Verlagerung des Fokus innerhalb des<br />

Supply Chain Managements von<br />

einer prozessorientierten zu einer<br />

serviceorientierten Sichtweise<br />

Aufbau einer Infrastruktur<br />

(Hardware/Software) für<br />

Kollaborationen<br />

Implementierung von SC- weiten<br />

Kollaborationsplattformen<br />

Strategien zur Stärkung der<br />

Informationsbereitstellung<br />

Verbesserung von mult<strong>im</strong>odalen<br />

Transportsystemen<br />

Integration von Netzwerkpartnern der<br />

2ten und 3ten Supply Chain Stufe<br />

Informationserfassung des Kundenbedarfs<br />

zur Verbesserung von<br />

Forecasting-Methoden<br />

Integration des Kunden in den<br />

Produktentwicklungsprozess<br />

Effektive Anwendung von<br />

Opt<strong>im</strong>ierungsalgorithmen durch<br />

Berücksichtigung von harten und<br />

weichen Faktoren<br />

Übertragung von Steuerungs- und<br />

Koordinationsmechanismen aus der<br />

Natur (Bionik - Schwarmintelligenz)<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

Seite 5 von 10<br />

lehne ab<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

10. Die Sicherheit bzw. die Stabilität von <strong>Logistik</strong>systemen wird gewährleistet<br />

durch…<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

keine<br />

Sicherheit/Stabilität<br />

Angabe<br />

1 2 3 4 5 6<br />

…die Implementierung von<br />

Ausweichpfaden während der<br />

<br />

Planungsphase.<br />

…Konzepte, die eine Rekonfiguration<br />

einer unterbrochenen Supply<br />

<br />

Chain ermöglichen (z.B. bei<br />

terroristischen Anschlägen).<br />

…eine Vernetzung der IT-Systeme. <br />

…die Nutzung von<br />

Kundeninformationen (bspw. in <br />

CRM-Systemen).<br />

…eine zunehmende Konzentration<br />

<br />

auf regionale Netzwerke.<br />

…eine dezentrale Steuerung der<br />

<br />

Objekte <strong>im</strong> Materialfluss.<br />

…den Einsatz von<br />

<br />

S<strong>im</strong>ulationssoftware.<br />

…die Sicherung von Firmendaten<br />

<br />

als Backup.<br />

…die Überführung des <strong>im</strong>pliziten<br />

Wissens der Mitarbeiter in ein<br />

<br />

Business Intelligence System.<br />

…Konzepte für die Nutzung des<br />

Business Intelligence Systems <br />

„in neuen Kontexten“.<br />

...die flexible Gestaltung von<br />

Informationserzeugung,<br />

<br />

-verwertung und -validierung.<br />

…vielfältige und reichhaltige<br />

Informationserzeugung,<br />

-verwertung und -validierung.<br />

<br />

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Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

8. Die informationstechnische Verknüpfung in der <strong>Logistik</strong>kette wird in Zukunft<br />

gesichert durch….<br />

11. Wie schätzen Sie die zukünftige Relevanz der folgenden Themen in der<br />

<strong>Logistik</strong> ein?<br />

Information<br />

…Radio Frequency<br />

Identification (RFID).<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

keine<br />

Angabe<br />

1 2 3 4 5 6<br />

<br />

Themen<br />

Zukünftige<br />

Relevanz<br />

sehr hoch<br />

sehr gering<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Nachhaltigkeit <br />

keine<br />

Angabe<br />

…Barcode. <br />

Kl<strong>im</strong>awandel <br />

…serviceorientierte Architekturen<br />

(SOA).<br />

<br />

Energieeffizienz <br />

Reverse Logistics <br />

…GPS / Ortungssysteme. <br />

…Maschine-zu-Maschine<br />

Kommunikation.<br />

…Mensch-zu-Maschine<br />

Kommunikation.<br />

…Verringerung der Komplexität in<br />

der IT.<br />

<br />

<br />

<br />

9. Die Erhöhung der Transparenz von <strong>Logistik</strong>prozessen bedarf der folgenden<br />

Maßnahmen:<br />

Transparenz<br />

Synchronisation der Kapazitäten<br />

einzelner Arbeitsstationen in der<br />

Produktionslogistik<br />

Synchronisation der Lagerlogistik mit<br />

der Produktionslogistik<br />

Vernetzung aller Transportmittel<br />

durch IT<br />

Realisierung einer hohen<br />

Verfügbarkeit von Real-T<strong>im</strong>e<br />

Informationen<br />

Erhöhung der<br />

Reaktionsgeschwindigkeit zur<br />

Steuerung operativer Prozesse in<br />

der Supply Chain<br />

st<strong>im</strong>me zu<br />

lehne ab<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Überalterung der Bevölkerung <br />

Human Resources/<br />

Fachkräfteangebot<br />

<br />

Netzwerke/ Kooperationen <br />

Internationalisierung <br />

Lokale Produktionsstandorte <br />

Individualisierung/ Customizing <br />

Standardisierung <br />

Modularisierung <br />

Automatisierung <br />

Flexibilisierung <br />

Outsourcing <br />

Identifikationstechnik <br />

Transparente <strong>Logistik</strong> <br />

Intelligente Systeme <br />

Serviceorientierte Architekturen<br />

(SOA)<br />

<br />

Robuste <strong>Logistik</strong>systeme <br />

Dezentrale Steuerung von<br />

Materialflusssystemen<br />

<br />

Bionik <br />

Opt<strong>im</strong>ierungsalgorithmen <br />

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52<br />

<strong>Voruntersuchung</strong><br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe<br />

Abschlussbericht<br />

Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

12. Welche Hemmnisse stehen einer Forcierung folgender Themen für die<br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe maßgeblich <strong>im</strong> Weg?<br />

(Mehrfachnennungen sind möglich.)<br />

Themen<br />

Hemmnisse<br />

mangelnde<br />

Marktrelevanz<br />

zu hohe Kosten für das<br />

Unternehmen<br />

unzureichende<br />

wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse<br />

unzureichender<br />

technischer Fortschritt<br />

unternehmensspezifische<br />

Interessen<br />

keine Hemmnisse für das<br />

Unternehmen<br />

keine Angabe<br />

Nachhaltigkeit <br />

Kl<strong>im</strong>awandel <br />

Energieeffizienz <br />

Reverse Logistics <br />

Human Resources/<br />

Fachkräfteangebot<br />

<br />

Netzwerke/ Kooperationen <br />

Internationalisierung <br />

Lokale Produktionsstandorte <br />

Individualisierung/ Customizing <br />

Standardisierung <br />

Modularisierung <br />

Automatisierung <br />

Flexibilisierung <br />

Outsourcing <br />

Identifikationstechnik <br />

Transparente <strong>Logistik</strong> <br />

Intelligente Systeme <br />

Serviceorientierte Architekturen<br />

(SOA)<br />

<br />

Robuste <strong>Logistik</strong>systeme <br />

Dezentrale Steuerung von<br />

Materialflusssystemen<br />

<br />

Bionik <br />

Opt<strong>im</strong>ierungsalgorithmen <br />

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Zukünftige Forschungsschwerpunktthemen - „<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>produzierenden</strong> Gewerbe“<br />

13. Wie beurteilen Sie den Stand der Forschung für die <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>produzierenden</strong> Gewerbe hinsichtlich der folgenden Themen?<br />

Stand der<br />

vollkommen<br />

sehr<br />

Forschung ausreichend<br />

gering<br />

Themen<br />

1 2 3 4 5 6<br />

keine<br />

Angabe<br />

Nachhaltigkeit <br />

Kl<strong>im</strong>awandel <br />

Energieeffizienz <br />

Reverse Logistics <br />

Überalterung der Bevölkerung <br />

Human Resources/<br />

Fachkräfteangebot<br />

<br />

Netzwerke/ Kooperationen <br />

Internationalisierung <br />

Lokale Produktionsstandorte <br />

Individualisierung/ Customizing <br />

Standardisierung <br />

Modularisierung <br />

Automatisierung <br />

Flexibilisierung <br />

Outsourcing <br />

Identifikationstechnik <br />

Transparente <strong>Logistik</strong> <br />

Intelligente Systeme <br />

Serviceorientierte Architekturen<br />

(SOA)<br />

<br />

Robuste <strong>Logistik</strong>systeme <br />

Dezentrale Steuerung von<br />

Materialflusssystemen<br />

<br />

Bionik <br />

Opt<strong>im</strong>ierungsalgorithmen <br />

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