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^oct^e*^ ficbcn. - Glowfish

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<strong>^oct^e*^</strong> <strong>ficbcn</strong>.<br />

asott<br />

j^dnrirf)<br />

Uieijof.<br />

iettet XJ)tii,<br />

—+M*^<br />

Stuttgart.<br />

1854.


@octt)c im f^o^tm Ttamtä" xini ©reifenalfcr»<br />

SSon<br />

ber brltten ©d^treijcrtcife BIS ju feinem 5!obe.<br />

1797 bi5 1832.


urd^ fie einmal an bie 25ü^ne gen>i?^nt, entzog er biefer ani^<br />

\<br />

;<br />

;<br />

^<br />

'<br />

'<br />

ar fd^on \<br />

fo gut, ba^ bie currenten (Binde fid^ ju tiijKiger 3wfrieben^eit<br />

Befe^en liegen, aBer freilid^ auä) nur (Stürfe, bie nid^t in bie<br />

eigentlid^e bifl^terifd^e (Sip^äre :^ineinreid^ten. „5c^ ^a"6e gejlem,"<br />

j<br />

@oet:^e'3 Seien. IV. 1 j


fc^rtetj (SJoet^e am 22. 0loüem^er 1797 an Sd^ltler, „jum<br />

etflen Mal tviebcr in 3^ter $^oge gefcjfen, unb trünfd^e ©ie<br />

Batb irtebcr borin einfüt;ren ju fönnen. ^a ic^ cjanj atS ?5rem*<br />

ber ber aSorjieffung §ufa:^, fo t)aU i^ mt^ terirunbert , ti>ie<br />

treit unferc l^eute h?lrK{d^ finb. Qluf ehiem gehjiffen ebenen<br />

SCDegc ber 9lahir iinb ^rofa machen ffe if)re @ad^en üBer bfe<br />

3JZafen gut; o6er teibet im SDZomente, rt>o nur eine 3^inctur<br />

fon ^oefie eintritt, irie bo(| tjei bcm cjetinbcflen ^at^^etifd^en<br />

immer gef^ie^t, finb fie gteid^ nu« ober fatfa^.'^ m f^eint<br />

bemnad), baf ®oet^e in unfic^ercr (Srinnerung äwa^ öon bct<br />

festem ßdt auf bie gegenn?ärtige überträgt, ivenn er ijon<br />

biefer in ben Qlnnaten fagt: „SCBir burften aJJanc^eg »erfu^en,<br />

unä felBjt unb unfere ßu^auer in einem ^ö^ern (Sinne an^^<br />

juBilben/' ©oet^e i^ermifte in biefem 2Öinter, aii^ in S3e*<br />

gie^ung auf bag ^^eater, teB^aft bie ©egenn^art (Sd^itler'ä,<br />

ter auf bie «Sd^aufipieter gemüf^tid^er einnnrfen fonnte. „3^<br />

l^afce fie," f^rieB @oett)e am 9. 3)ecemBer, „mit ber «Hoffnung<br />

getröfiet, baß «Sie un3 auf ^ü'^ia^r n^o^t Befuc^en nn'irben.<br />

iffermajen fe(B(l nid^t ge"6en !ann. 3^'if^


3<br />

i>irector3 ©oct^e, iroruBer man ft^ BeHagt f^at, ging nte'^t<br />

au0 ©runbfa^ aB au^ natiirttd^em ^ange ^etvor, unb mag<br />

gum aSeften beä ©anjen oft fe'^r nöf^tg getrefen fei^n.<br />

5Der €fleji be3 Sa^teä 1797 fc^iranb größtcnt~^ei(3 üBet<br />

tem Orbncn äußerer ^^eaterangetcgen^eiten, n.ne bem Erneuern<br />

ber Gontracte u. bgt. me^r ba^tn; i?on (Stimmung ju Ipotitl*<br />

f^er 5ßrobuction trottte fid^ nid^t bie geringflc (B)ßnx jeigenj<br />

bie trüBe Sa'^räseit üBte aud^ irieber i^re 0lec^te auf fein ®e«<br />

mütB au8. dx fonnte fe(6fl nid^t einmal ^um Qtuffd^reiBen<br />

feiner ^unjlfcetrad^tungen fommen. „5)aä Snteteffe am Qluö*<br />

atBeiten berfeI6en/' ^eift e^ in einem ©riefe ^om 2. 5)ecemBer<br />

an (Stiller, „ifl jule^t bur(| ben Umgang mit 3)?ei)er fe^r<br />

gefc^n^äd^t n^orben. @oBalb i^ eine


(Srfreultd^eö, ivenn a\x^ t^coretifd^et ^atux, p ©tanbe.


eS i^m rei^t fiax, trie fe^r f\ä) biefeä eipif^e ©ebic^t in eint*<br />

gen SBe^ie^ungcn bem ©ranta onnä^ert. Ue'6et ber Seetüre<br />

ber SUaä fam er auf ben ®eban!en ju wnterfiK^en, oB jh^ifd^en<br />

^eftor'a i5^ob wnb ber QlBfa'^rt ber ©rted^en ^on ber tro*<br />

Üanif^en Mfle nod^ ein e^if^eS ©ebid^t inne liege. 5(itf<br />

ben erften 93litf f(^ien e3 i'^m, al^ oB in biefem 3^^traume<br />

ttur tragif(^e @xtj;et3 ju finben feien } namentti^ l^iett er ben<br />

1$:ob be3 Qlc^iUeS für einen ^errli^en @toff ju einer<br />

'^ragöbie. Sir irerben fe^en, irie er biefeö erfle ^t^er^u<br />

f^öter mobificirte, unb ftd^ barau§ ber ^Un feiner Qtd^ittei6<br />

^nttrirfette.<br />

5Da bem SSor'^aBen, fid^ na(^ 9leuj;a1)r in Ut Senaif^e<br />


xiä)tiQin (Sd^titte, Befonberö aBet aUe 33etfud^e, Erfahrungen<br />

unb (Einfäöe aufbetva^rt. 5e^t trennte er nun biefe SSotumina<br />

auSefnanbcr, Ue§ fid^ ^a^ierfärfe mad^en, ru"6ricirte btefelBen<br />

nad^ einem geiviffen


ciationen Ü6er bie ^arfcenU^re, na^ ben J?ategoricn<br />

aufgejient." (Sr ^atte fd^on eine Ql^nung, ba^ Sd^tUer<br />

ni^t Befonberö bamit aufrieben fein n^erbe} „unter S^rcn Jpans<br />

ben," fd^neB er, „irirb hkB 33latt gar :6aib eine anbere ®e«<br />

fiatt geUJinnen."^ Unb fo gefd^a^ eg aud^; (Spider mnjte bie<br />

5luöfü^rung be^ ©ebanfenö für ju r^a!pfobijlifd^ wnb n>in!ür=*<br />

\i^ erHären, machte eine 0lei^e n?o^lgegriinbeter QlugpeUungen<br />

unb fdf;lug ju guter 2ii^t eine anbere einfad^ere gint^eitung<br />

ber 8:ar6enBetrac^tung üor (a. in SSejie^ung auf ^i^t unb<br />

fjinfterni^, b. auf baö Qluge, c auf bie «KÖr^er, n^oran bie<br />

i^arBe erfd^eint); benn er mod^te fid^ nun üBer§eugt ^a^en,<br />

ba§ ®oet()e'n eine jtreng !p^i(ofo:pI;if(|e SBe^anblung unmÖg*<br />

lii^<br />

lt>ar.<br />

^it bem irieberertrad^ten Sntereffe für bie OTaturtt?iffen*<br />

fd^aft :^ing o^ne ßtt^^i^d auc^ bie l^ectüre beö engtifd^en @e*<br />

U^t^ ,/^er 6otanifd§e ©arten" öon 5)arh.Hn §ufammen, h?or*<br />

über ©oet^e in einem SBriefe an (Sd^ider ijom 27. Sanuar Be*<br />

ridf)tet. (S0 ift barin baS buntefte 3)Zaterial ijon 9^aturle^re,<br />

ß^emie, ©eogra^^ie, SBotanif, Safcrif* unb «i&anbetötrefen<br />

o^ne eine ©!pur ijon ;poetifd^em ©efü^t jufammengeBunben.<br />

Sd^iUer meinte, fo ijerunglücft biefe ipoetifd^e ©eBurt fei, fo<br />

lönne man ben (Stoff nid^t für unj^ulaffig unb ju bid^terifd^er<br />

93e§anbtung ungeeignet erftaren. „SBenn man gleid^ Qlnfangä,"<br />

fagte er, r/^uf alleö fogenannte Unterrichten 25erjid^t t^äte,<br />

unb Blof bie Statur in i^rer reid^en 3)lannigfattigfeit , 33etre«<br />

gung imb Bufammenivirfung ber $§antafie na^e ju Bringen<br />

fud^te, alle natürUdC;en (Erzeugungen mit einer gen?iffen SieBe<br />

unb QldS)tung aufführte, jebem feine feifcftftänbige ^xiftenj


8<br />

rcfvectirte, fo mü^te ein te'B^fteä Sntereffe erregt trerben."<br />

3d^ i^crmut^e, baß ^tebur^ j^uerjt in ©oet^e bie 3b ee ju<br />

einem großen Olaturgebid^t cntjianb, ber tvix im folgen*<br />

ben Sa^re n^ieber Begegnen h?erben. @r [(S^rieB barüber an<br />

JtneBet: „3)Jir bandet, i^ fonnte ben Qtufhjanb öon 3^^^ w«b<br />

Gräften j ben iä) an jene (naturn?iffenfc|>afttic§en) ©tnbten ge*<br />

iranbt, nid^t Keffer n«|en, alö h?enn id) meinen 93orrat^ ju<br />

einem ®cbi$t yjerarBeitete. JDlt ^aft ben fteinen SSerfud^ üBer<br />

hk 3)2etamor!|?^ofe ber Q^^ftan^en gut aufgenommen, unb Ǥer*<br />

ber f)at mir au^ ira§ BefonberS f^reunbUc^eö barüBer gcfagt,<br />

tvdä)^^ mi^ fe^r ermuntert, an ba6 größere SÖerf ju benfen.<br />

Sfreilid^ ifi eä im ©anjen dn fürd^tertic^er QlnBticf ; bo(3^ muß<br />

man benfen, baß man nad^ unb na^ bur(^ an^attenben f^^eiß<br />

SSieteä ju ©taube Bringt.'^*)<br />

5Der (Sd^tuß beg Sanuarä Brad^te, irie n?ir Griffen, 's^m<br />

©eBurtStag ber regierenben ^er^ogin. @eit toierje^n Sa'^ren<br />

^atte ©oet^e biefeg f^eft nid^t me^r burd^ dn ©ebid^t gefeiert}<br />

h?enigften0 ^at fid^ feineö au§ biefer 3^if


9<br />

an, bie er in frühem ©ebid^ten biefer Qtrt ntd^t angetranbt<br />

l^attc. OZä^ern Qluff^tug üBer bag Oleboutcnf^iet, beffen 2!ett<br />

f1^ in ®oett;e'ä Setfen unter ber Ueberfd^rift „9)Zaä!en5ug<br />

jum 30. Sanuar 1798'' finbet, ge'6en ein )ßaax (SteHen au3<br />

©oet^e'ö ßorrefiponben^ mit


10<br />

bo^ ®oet(;c nod^ eine ruhige Seitfolge \Jov fic^ erB(i(fte.<br />

„©efd^äfte unb 3er|lreuungen," fd^rieB er an (B^iUa, „Brin*<br />

gen immer iineber neue ©eburten if)rer Qlrt ^erüor." (Sr<br />

mu§te ba^er ben QluöfÜug na^ 3ena, unb bamit bie Jpoffnung<br />

auf (Stimmung unb SÖieberfei^r ber ^robucti\)ität aBcrmal0<br />

l^inauörürfenj founte er niä)t^ ^u ©tanbe Bringen, fo Bef^af:*<br />

tigte er fid^ bod^ trenigfienä mit QInberer ^oefieen ober machte<br />

$läne in eigenen. Öe6^aften Qlnt^eil na^m er an einer i^m<br />

ijon (S^iöer jugefanbten Sb^Üe eineö Qinoni}muö, ol^ne ju<br />

a^nen, ba^ beö f^reunbeS @attin bie SSerfafferin irar,*) be§*<br />

gteici^en nn ber Qtgneä öon Mkn, öon (Sc^iÖer'ö (Bcf)n.>ägerin.<br />

^nxä) JlneBel erhielt er einen ^rof^ect unb ^roBen üon ®rü»<br />

Ber^ ©ebic^ten, beö 9lürnBerger 33ürger8 unb ©tabtfl[af(3^ner§,<br />

ben er ©d^iUer'n alä einen testen QlBfömmUng ber 9lürnBerger<br />

•) JDic 3^Ke ifl überfd^rtebcn „JDte Äa^ulle im Selbe" unb<br />

atgebvucEt in bem (etji 1798 etfd^tenencn) jivolften


11<br />

3)?eifietfangcr anfunbigte. ©dritter ermunterte ©oet^c'n, dn<br />

ipaar Seiten gur (Einführung beg neuen S)i^ter3 Beim ^nhli*<br />

cum ju fd^reiBen, eine Qlufforberung, n^etd^er ©oet^e gegen<br />

(gnbe beg 5a^rea m^tam. %n\ 3. %cbx. metbete er (S^iUern,<br />

er ^a6e etiva ein :^aIB 2)u|cnb 2)Zä§r(i^en unb ®efd^id;ten im<br />

(ginne, bie er aH ben jn^eiten ^l^eit ber Untert;aUungen feiner<br />

Qluögetranberten Bearbeiten woUc. (Sobann backte er auc^ üwaQ<br />

ernji^after feinen i^aufi anzugreifen, t^eilö um biefen $rage*<br />

laip^cn io0 ju n?erben, t^ei(a um ftc^ ju einer ^Ö§ern unb ret*<br />

nern Stimmung, 'okUn^t §um X^U, tiorjuBereiten. 5)aneBen<br />

trug er ftc^ für ben a)?ufenalmanad^ mit einem (Einfall, „noc^<br />

toUer aU bie 3^enien", une er Sd^iUern i^erfic^erte. (Er<br />

iroüte i^n aBer nur unter gen^iffen Sßebingungen communiciren,<br />

inbem er fici^ bie Oleba!tion biefe§ abermaligen Qln^ang6 öor*<br />

Behalte, bem i^vcunbe aBer jule^t, nne Billig, bie SÖa^l frei«<br />

jieUe, oB er i^n aufnehmen n^ofle. 5Baren mit biefem mi^jie*<br />

riöö angefünbigten ^robufte ijieöeid^t bie Seiffagungen<br />

be§ ^^ati^ gemeint?<br />

Sn ©oet^e'a XageBud^ ftnbet fic^ biefe fettfame ^robuction<br />

juerji unter bem 23. 3)Jar§ 1798 notirt. 9lad^ münbtid^en<br />

(SrHarungen gegen €Riemer l^atte ber 5Di$ter urf^rünglid^ bie<br />

5lBfi d^t, auf jeben Xag im 3a:^re ein folc^eö 3)i|lid^on ober<br />

vielmehr ^oip^elbifÜd^on ju mad^en, „bamit e6 eine Q(rt ijon<br />

Sted^Büd^lein, in ber Seife ber e^^ematigen @:prud§fajt*<br />

lein, imirbe, n.ne man fonjl fid^ ber 33iBe(, beg ©efangBud^eö<br />

u. bgl. ba§u Bebiente, au» einem jufciKig aufgefd^tagenen 2Serfe<br />

ein guteg ober ein fc^Ummea £)men, eine 35eftätigung ober QIB*<br />

ma^nung ^erjune^meu} ober ivie bie %Um i^ren Konter Braud^*


12<br />

ten itnb barauö f^rc sortes Homericas xtnb Virgilianas ju jie'^en<br />

Ipflcgten." Snbef unterhielt i^ bie 33ef(^aftigung mit biefen<br />

CPoeficn, irfe er [elBfl in ben Qlnnalcn fagt, nur furje 3^t*^j<br />

er führte jenen $(an ni^t ou§ , unb ba§ 9)?anufcri^t ber fer*<br />

tigen jn?eiunbbreifig 5Do:p^^etbijlic^en i^ertor fic^ unter (^d^itler'S<br />

5Pa!piere, fanb fic^ aBer f^äter n?ieber unb irurbe nun in einer<br />

f^otge mit ben ijier Sa^^reSjeiten gebrucft. ^ft unfere 2Ser=«<br />

mut^ung xi^ÜQ, ba^ bie Sßeiffagungen be§ aSaüS anfänglich<br />

^u 9^ad^fo(gern ber 2Cenien Bejiimmt n?aren, fo läßt flc^ leicht<br />

benfen, n?ie Ooet^e auf ben Einfall geriet^, ß'in Jpau^tfipaf<br />

Bei ben 3t>nien n?ar für bie Beiben ^ic^ter ba3 ^in* unb «§er«<br />

tat^en be6 ^u6ti!umg getrefen, auf n^en biefeg unb jeneg 5DI*<br />

flid^ott eigentlid^ gemünzt feij fo fonnte ju (S(|iller'g größter<br />

SBelufiigung Ql. 2B. (SiJ^legel bie jungen 0?e!poten im 341. 3fe*<br />

nion (e'ben bie Beiben (Sd^legel) ni^>t l^eraugfinben. 5E)a lag<br />

nun ber ©ebanfe nid^t fern, h)ie bort aug bem literarifU e§ fc^njer fein, eine leB^aftere<br />

SSen^egung ^erüorjuBringen, aU bie Genien erregt Ratten. lleBri*<br />

gen3 t>ing ber ©ebanfe, an^ Ite^em bie SCÖeiffagungen beä<br />

S3afi3 entf^^rungen finb, auä) mit jttjei tiefeingen^urjelten 9lei*<br />

gungen ©oet^e'S ^ufammen: einmal mit feiner ^reube am ©e«


13<br />

i>eimtt)un, am 2Scrfie(fenf!pieIen , unb bann mit jenem öon bet<br />

üJJuttcr ererBten «i^ange, in em^ctnen jnfaötgen 95egegniffett<br />

ettraS SSorBebcutenbeö ju erBUcfen.<br />

2)ie Qlrt, irie ©oet^e fiä) in bem aSrtefivedf^fet mit ßükx*)<br />

ubcx bie Söeiffagungen be6 35afi6 auSf^^ric^t, mad^t bem 3n*<br />

ter^reten n?enig ^nt^, fid^ an eine ^Deutung berfet6en §u n?a*<br />

gen. „5£)ie beutfd^e Station/' fagt er, „n.>ei§ burd^aua nid^t^<br />

jnred^t §u kgen; burd^auö jlolipern fte üBer (Strohhalmen. (So<br />

qwäten fte fid^ unb mic^ mit ben Seiffagungen beS SBafi^,.<br />

früher mit bem Jperen=(Sinmatein0 unb fo mancf)em anbern Un*<br />

finn, ben man bem fd^tic^ten 3)Zenfc^enöerjtanbe anzueignen<br />

geben!t." ^ro| biefer ^rHcirung n?irb man fid^ aBer fd^irer*<br />

liä) entfd^Uefen fÖnnen, mit 9iiemer anjune^men, baj hinter<br />

liefen Pi^ttinifc^en (S^rüd^en „nid^tö ju fud^en fei". Jt^e^terer<br />

n.nberjheitet fid^ auä) felBjl, n^enn er an einer anbern ©teUe<br />

fagt: „ba i^re Q(6faffung in bie ßdt ber fran^öfifd^en Oleöo*<br />

lution fallt, fo ifl mand^eä auf bie ß^^tgefdfnd^te Qlnfipielenb^<br />

baritt," unb n?eiter§in: „bod^ ift nid^t %Uc^ 3Beiffagung unb<br />

Olat^fel, ineleä nur rät^fel§aft auagebrütfte (Sentenzen ipraftt*<br />

fc^er Selt= unb SeBenan^ei^^eit.'^ 5)ie @r!lärungen beö (iin*<br />

jelnen, bie iä) in meinem (Sommentar ju ®oet§e'ö ©ebid^ten<br />

ijerfud^t,**) Befljtigt biefe SBe^auiptung, unb n^eiät jugleid^<br />

mehrere Qlnflänge


141<br />

fj^mmetrifd^en ©Ueberung. 3)te (S^rud^c brei unb fed^Sje^n Be*<br />

gelegnen bte Stnt^eilung in bte brci ^au^pt^artien. Jg»ätte ©oet^e<br />

biefe ^ic^tung bem urfipriinglidfien $(ane gemäß ausgeführt,<br />

fo träte o^ne 3ii?^if^'t Befonberö bte crjte, nur au8 jwei (B:prü*<br />

d^en Befle^enbe ^artte h?etter au§ge"&{(bet, unb au^ in bem<br />

Uebrigen no(^ manches i^erbinbcnbe 3)?ittelgUeb eingefroren<br />

hjorben, trenn glei$ ber ®eban!enfotge immer ^ftva^ @:prin*<br />

genbeä er'^atten n>erben mußte, um bem ©angen ben :^ro:^3'^etif mel;r le^re, fi^ i)on fi^ fetbji ju fc^eibenj<br />

er fönne bieg um fo e^er t^un, aU feine Statut, trie gettennte<br />

£iuecffi(6etfugetn, fic^ tei^t unb f^netl triebet l^teinige. (Sc^et^<br />

ling'ö 5Bet! genia^tte i^m eine intereffante !?e!türc} bod§ glaubte<br />

er in finben, baß ber ^Berfaffer baä ben Sßorfletlungäatten, bie<br />

er in ©ang bringen möd^te, Sibcrfpte^eitbe gat bebac^tig öer«<br />

fd^treige. a)Zitunter gingen m^ ein ^aar 3^age mit neuen<br />

SßibUot^efSeinrid^tungen, Orbnen ber 9)Hnerai(ien, ber Snfeften<br />

u. f.<br />

n\ ^in. ,,Senn man fo riet jufammenf(i^le^!pt /' fd^rie'b


15<br />

et am 3. SOMrj an (Sc^ißer, „unb nur eine Qtit lang anfielt,<br />

taö (SingeBrad^te einjurangircn , fo ireig man Batb ni^t, hJO<br />

man fidf) laffen fott.'' 5£)ann na^^m er ivieber ben (EtUini<br />

toor, corrigirte feine QlBfc^rift nnb machte fi(| ein Schema ju<br />

ben 9loten. Unb am 10. 9)Zar§ Berietet er gar an ^Sc^tUer:<br />

„(S6 fe^Ue nur noc^, ha^ in baS §e^nte ^au^ meineg ^oroffo^3<br />

no^ einige ^ufen Öanbeö eingefroren n^ürben, bamit meine<br />

ßriflenj ja no^ bunter n?erben moäjt^. Unb boc^ ifi e0 fo,<br />

iä) :^aBe baö OBerrof taer ?5reigut erlauben . . , UeM*<br />

genö haU iä) einen ganj reinen ,^auf gct^an, h?ie tro^t fet*<br />

ten gefd^ie^tj benn i^ ^aBe ba0 ®ut unb bie ©eBaubc Big auf<br />

ben heutigen %aQ nic^t gefe^en, unb irerbe e6 morgen jum<br />

erftenmal in Qlugenfc^ein nehmen. Sa0 baBei ju Bebenden unb<br />

attenfattä ^u t^un ifl, n)irb mic^ faum ac^t $age auf^Uen."<br />

@egen ben 20. ^Mx^ gelang eg ©oet^e'n enbUcS^, fi^ öon<br />

feinen ©efd^aften {oöjuma^en unb auf einige ßdt in bie „5e*<br />

naifc^e aBfoIute StiW luxMmk^m. „3)Zein ^iefiger Qluf*<br />

entijalt/' fd^rieB er ben 23. an aJZe^er, „fangt fd^on an ge*<br />

fegnet ju fein, oB i^ gleid^ bie erflen 3:'age immer fadste §u<br />

5ßer!e ge^en muf , bamit iä^ flatt guter Stimmung nid^t eine<br />

fatfd^e @d^tt>ingung ^^erijorBringe." 5Der 93rief, hjoraua biefe<br />

©teile entnommen ifi, giBt auc^ üBer einige ©egenflaube ber<br />

^IBenbconferenjen mit ©dritter QluSfunft. ,,9Som SaUen«<br />

flcin,'^ ^d^t eg, „^aBe i^ nun brei Qlcte gehört; er ifi fürtrefftid^<br />

unb in einigen ©teilen erjiaunenb . . . 3)?eine Beiben<br />

e^if^en ©egenftänbe, fon?o^t $^eU al0 %ä)ilh ^«^ e^iU<br />

ter'S 33eifall." Qiaein fo fru^tBar, m er eS ftd^ gebaut ^atU,<br />

follte ber Qlufent^alt in Sena für ©oet^e nid^t n?erben; feine


ipocttfd^e Qlber trollte burd^auö nid^t irieber in redeten i5(u§<br />

fommen. (Bx i^atu Befonberö bic (Stimmung pix Qtuöfü^rung<br />

einiger li}rifd^cn ©toffc t;ier ju finben gehofft} er Um jebod^,<br />

hjte eS fd^eint, nur ^ur ^uöarBeitung ber (SIegie (Su!p^rofi)ne,<br />

bte im i"*origen Sa^re nid^t ganj fertig gen^orben u^ar, unb<br />

fcrad^te felBji biefe noc^ nid^t völlig ju ©tanbe.<br />

5)er 9)Jufenatmanad^ für baö fotgenbe Sa^r enthalt jtoar<br />

brei ©ebid^te, üon benen man ijermut:^en fönnte, baj fie %xu^U<br />

biefer ^age geh?efen. @ö finb „2)ie SJJufagcten", „Q(m<br />

bluffe" unb „Seutfd^er Parnaß", im Qllmanac^ aKe bret<br />

^feuboni}m mit SufluS Qlmman unterjeid^net. S# mod^te<br />

fie aBer, auS ©rünben, bie in meinem G^ommentar ju @oet^e'3<br />

©ebid^ten ausführlicher entnntfett ftnb, ireit lieber einer frühem<br />

ßeit pfd^reiBen. 5)ie 9)Zufageten f)atU er ijermut:^Ud^ nod^ auQ<br />

bem Sa^r 1781 ober ber näd^fifotgenben ßüt ba liegen, n^o<br />

er, burd^ Qlnafreon angeregt, iXHxft bie eigent^ümlid^e li}rifc^e<br />

3:onart, in tt?eld^er aud^ biefe0 Uebli(|e ©ebid^t ge^^alten i%<br />

öerfuc^t ^atte. 5)aö Sieb „5lm ?5luffe", im 3)?ufenalmanad^<br />

„%n meine Sieber'' üBerferrieten , fd^ließt ftd^, allem Qlnfc^eine<br />

nad^, einem altern 6i}flua erotifc^er ©ebid^te an. 5)ag britte<br />

©ebid^t finbet fi^ in ©oet^e'S ^ageBud^ (unter bem 15,, Sunt<br />

1798) als „Sachter auf bem «Parnaß" fcejeid^r- .; im<br />

9)?ufenalmanad^ ^at eS bie UeBerfd^rift „S ä n g e r nu'i r b e".<br />

2)en gegenir artigen 3;itel erhielt baS (^tücf burd^ Oliemer, ber<br />

c8 juerfl 2)it^i}ramBe taufte, bann aber im 33ebenfen, ot<br />

nid^t bie ^^ilologen (Sinn^enbungen mad^en könnten, bie je^ige<br />

Ue^erfd^rift „^eutfd^er Parnaß" nui^lte. ©dritter fd^rieB<br />

am 23. 3uli: „^ä) ^a6e, ireil ber 5)rucf beS Qllmanad^S je^t


17<br />

angefangen ij!, 3^r ^oetengebid^t taufen muffen, unb finbe<br />

gerabe feinen ^paffenbern $itet, aU (Scingetn?ütbe, ber bie<br />

fronte »erfierft, unb bod^ bie (Satire für ben ^nbigen auö«<br />

brürft." ©oet^e anttrortete: „^n %itd ©angern^ürbc<br />

üBertrifft an 2SortreffUd^feit alle meine «.Hoffnungen. 3}i5gc td^<br />

'oaB eble Serf bod^ Balb gebtucft fe^en! 3d^ ^aBe S^iemanben<br />

n?eiter ütva§> baöon gefagt." @d^eint e3 ^iernad^ nun, ba§<br />

®oett;e ben ®eft(|tg^unft, aug bem fein ^^reunb bag ©ebtd^t<br />

anfa^, ^jottfommen Billigte, fo erregt bod§ bie nähere SSetrad^*<br />

tung beS ®ebid^te§ a3eben!en üBer bie Olid^tigfeit biefer Qluf«<br />

faffung. ©dritter fanb in bem @tücf eine ©ati^re auf W üBer*<br />

garten ^oeten, bie ijon allem 5DerBen unb Äeibenfd^aftlid^en<br />

eine 33erle^ung i^rer ©ängern^ürbe, eine Entheiligung ber ^oefie<br />

fürd^ten. 5c^ fann mid^ inbef Bei ber l^efung beö ®ebic§tg be0<br />

EinbrutfS nid^t erhjel^ren, ba^ eö urfiprüngtid^ ganj im (Srnfte<br />

gemeint geii^efen, unb möchte ba^er bie Entfiel;ung beffelBen<br />

einer treit frühem ßdt, namentlid^ ber ß^od^e, n^o er fid^<br />

ijon bem fraftgenialifd^en ^reiBen entfd^ieben ^urütfjog, etn?a<br />

ber 2dt um 1779, jufd^reiBen. ©e^ören nnrfltd^ bie brei<br />

genannten ^i^oeften fämmtlid^ einer frühem $eriobe an, fo er*<br />

flärt eg fic^ aud§ , n^anmi er gerabe fie, gegen feine ©eiro^n*<br />

f)eii, ipfeuboni^m mitttjeilte. @r f)atU \)a^ ^uBlicum fo fe^r<br />

baran geh^ö^nt, in feinen l^iebcrn Qlugflüffe feineS augenBlicf*<br />

lid^en SeBeng,<br />

feiner gegenträrtigen (gntn?itf(ungöe;pod^e ju fe^en,<br />

^a^ er ftd§ nid^t entfd^lie§en fonnte, fold^e 3)enfmäler einer<br />

l^inter i^m liegenben ^eriobe unter bie je^igen ©ebid^te ju<br />

mifd^en. ©oet^e mod^te im 3a^r 1798 felBfl üBer bie ^l^o*<br />

flro:p^e lächeln, n?omit er einft im £)eutfd^en $arnag ben n?il*<br />

je'ö Seien. IV. 2


18<br />

Un (Poeten ber ©eniejeit entgegengetreten war, unb ba^et<br />

wm fo trinfger in bie Qtrt, n?te «Spider baä ®ebi$t auffaßte,<br />

eingeben.<br />

93or bem 6. Qtpril muj ©oet^e ttJteber nad^ Seimar ju*<br />

tücfge!e^rt fein 3 benn in einem aSriefe i)on biefem 5£)atum ftagt<br />

(Bä)iUa, ia^ beS Ö^reunbeö Qlnfent^^alt in 5ena fo gar fc^neU<br />

ijorüBer gegangen unb für eine fo lange QtBnjefen^eit bod^ irirf*<br />

U(^ ^n fürs geh^efen fei. 5n Seimar na"^m ©oet^e fogIei(i^<br />

ben i^aujl njiebet öot unb fanb ©^iÜer'ä 33emet!ung Beftatigt,<br />

baj bie (Stimmung beä i^rü'^lingä li)xi\ä) fei, iraö i^m bei bem<br />

t^^fobifc^en 5Drama fe^r ju (3nU fomme. Ql6er batb trat<br />

eine neue Unterbre^ung ein: Sfflanb erf^ien in 3Beimar unb<br />

eröffnete<br />

mit bem 24. 2)Zar5 einen 6i}!tug i?on ©ajiijorjiedungen,<br />

ber fid^ 'Bio jum 4. 3)?ai ^injog. 3)iefe ganje 3«i über lebte<br />

©oet^e fafi nur für'0 X^eaterj er ijerfäumte feine 23orfieUung<br />

5fflanb'0, unb über jebe berfelben n?urbe mit 3Wei)er fogleic^<br />

münblid^ unb mit (Sdf)i(ler f(|riftUc^ öer^anbelt. Sä geigte fi$<br />

oud^ ^ier h)ieber, tvk gern imb freubig er baS ira^r^aft 3Sor«<br />

treffliche anerfannte. Sr rü:^mte mit SBegeifierung in 93riefen<br />

an ©exilier bie ©ehjalt, tromit Sfflanb jeben Qlugenblicf bie<br />

teinjte (Stimmung in fid^ ju ern?e(fen n)iffe, bie lebhafte @in*<br />

:6ilbung, n^oburd^ er aUeä ju feiner Oloöe ©e^örige entbecfe,<br />

bie 0?a^a^mung8gabe, iroburd^ er baä ©efunbene unb gleid^*<br />

fam ©efc^affene bar^uflellen ijerjle^e, ben ^umor, iromit er<br />

'oa^ ©anje öou Qlnfang biö ju (Snbe burd^fü^re. B^^gten fid§<br />

bie übrigen (Sd^auf^ieler, an^ bie befferen, neben i^m, nur<br />

gleid^fam als 0leferenten, bie eine frembe ^aä)t auS ben Qlcten<br />

vortragen, fo trat er als ein n>lrflic^e3 0?atur* unb .^unjige*


19<br />

Bilbe te^Benbig üor bie ^In^m bcr ßu^^amx. „©rof h?ar ber<br />

(Sittflug feiner ©egentüart," fagt ©oet^e in ben Qlnnaten, „Unn<br />

jeber 3)^itf:pictenbe muf te ftc^ an if)m i^rüfen, inbcm et mit i^m<br />

wetteiferte; unb bie nö^jie f^otge it>ar, bag biegmat unfere ®e*<br />

fellfc^aft gar l'öM^ auäQcftatkt na$ iSau^fiäbt jog."<br />

Sä^renb Sfftanb'S 5lntrefen^eit ^atte er bod^ feinen ^au^<br />

etitjag ireiter geBrad^t. 2)aö alU no$ ijorrat^igc l^öd^fl con*<br />

fufe 3}?anufcri^t it^ar alJgef^rieBcn, unb bie ^^ei(e i)atU er in<br />

aBgefonberten Sagen nac^ ben Olummern eineä augfü^rli(|en<br />

©^enta'g i^intercinanber gelegt} fo ba§ er nun jeben Qlugen*<br />

Uid ber (Stimmung nu^en fonnte, um einjetne %^^ik miUt<br />

aug^ufü^ren unb baö @an§e früher ober fpciter jufammenju*<br />

IteHen. 5£)ann ^atte i^m Sfftanb m^ ^n^ ju einer anbern Qlr*<br />

Beit jurücfgelaffen. 5E)a er erfu^^r, baf ©oet^e früher an einem<br />

^h^eiten ^l^eite ber B^uBerftöte gearbeitet IjatU^ fo Be*<br />

^eugte er ben Sunf(|, baö (BtM für bag ^Berliner ^^eater ju<br />

Befi|en. 5DarüBer irarb ©oef^e'n ber ©ebanfe irieber (eB^aft,<br />

er fuc^te bie Qlcten ^eröor unb Begann h?eiter §u arBeiten. 3m<br />

©runbe, fd^rieB er an Sd^iHer, fei bo(f; fc^on fo ijiet gefc^e^en,<br />

baf c8 t^öric^t u^are, ben ©cgenftanb liegen ju laffen; unb<br />

iräre e0 an^ nur um beS Uibigen SSor t^eit^ irillen, fo<br />

^crbiene aucä^ ber eine 95e^er§igung , um fo me^r aU eine fo<br />

leichte (5om!pofition ju jeber ßdt unb @tunbe fortgeführt n?er*<br />

ben fönne, unb boc^ noc^ üBerbieg eine Stimmung ^u ün^aQ<br />

S3efferem öorBereite. Snbeg Befd^aftigte er fic^ nur einige $age<br />

mit biefer öor brei Sauren angefangenen QlrBeit, unb ließ fte<br />

bann aBermalö liegen, um fie f^ater einmal „in ßdkn mitU<br />

lerer Stimmung^' bur(ä^5ufü^ren. SCßa^rfd^einli(^ irar e0 ein


20<br />

n?atttenber 3wi^«f ^«J« ©dritter, ber bie QlrBcit trieber inä ©totfen<br />

^xaä)U. „3)af @ie fid^ burd^ bie JO^j^er/' fd^rieB biefer am<br />

11. ^ni, „nur nid^t l^inbcrn laffen, an bie ^aiiiptfad^e red^t<br />

ernfilid^ in benfen! 2)ie ^aulptfad^c ift jn^ar immer baö ®elb^<br />

aBer nur für ben 3lealijien i?on ber firicten OBferijanj. S^nen<br />

muj id^ ben ©^rud^ §u «^erjcn füt^ren : ^Irad^tet nad^ bem n^aö<br />

bro'Ben ifl, fo tvixh cn^ bag IteBrige alleS ^fallen!"<br />

SirÜe ^ier ber i^reunb ^emmenb auf feine 5!§ätigfeit ein,<br />

fo gaB er i^m bafür gleid^jeitig ben Q(nfio§ ju einer anbern,<br />

irürbigern 33efd^äftigung. (gr :^atte ©oet^e'n gegen (Snbe be&<br />

^tpritö gefd^rieBcn, baj er ben ^omer mit einem ganj neuen 23er*<br />

gnügen lefe unb orbentUd^ in einem ))oetifd^en a)Zeere fc^nnmme;<br />

au0 biefer «Stimmung fatte man an^ nid^t in einem einzigen<br />

«Punfte, unb Qirieö fei ibeal Bei ber flnntid^jien SKa^r^eit.<br />

©oet^e antn?ortete: „5nbem (Sie nur ber ^lia§> er^rä^nen,<br />

fü^le id^ fc^on n?ieber ein unenbUd^^eä 23ertangen, mid^ an jene<br />

QlrBeit (bie Qlc^iUeiS) p machen, i^on ber tt?ir fd^on fo i^iet<br />

gefiprod^en :^aBen.'' Qluf (2 dritter' ö ßureben griff er bann im<br />

^ai ben ©egenjtanb ernj^Uc^cr an. „^i^x SÖrief/^ fd^rieB er<br />

am 12. 3)Zai, „^at mid^, irie Sie n>ünfd^en, Bei ber Sliag an*<br />

getroffen, tro^in i^ immer UeBer jurücffel^re} benn man nnrb<br />

bod^ immer, gieic^rt)ie in einer 3Jiontgo(ftere, üBer aUeö Srbifd^e<br />

^inauöge^oBenj unb Befinbet fid^ n^a^r^aft in bem Bnnfd^en*<br />

taum, in n?etc^em bie ©Otter ^n unb ^er fd^ireBten. 3d^<br />

fa^re im Sc^ematifiren unb Unterfud^en fort, unb glauBe mid^<br />

hjieber einiger ^au^t^affe ju meinem fünftigen Unternehmen<br />

Bemäd^tigt ju ^aBen . . . 5)aä SÖid^tigjie Bei meinem gegen*<br />

njartigen Stubium ifl, baf id^ aUeä ©uBjecti^e unb ^at:^o*


21<br />

togif(^c au§ meiner Untevfud^ung entferne.


22<br />

Sie bcr Qlugfü^ruttg Un i^ nteljl mit mir einig, h?erbe aBer<br />

na^ meiner alten Seife barauä ein ©e^eimniß machen, Bi0<br />

id^ bie aufgeführten 6tetten felBft lefen fann." ©d^ider ant=^<br />

njortete ganj öortrefftid^ :<br />

„3$ glauBe S^nen nic^tg 3Beffere0<br />

n?ünf(ä^en ju fönnen, aU ba^ Sie 5^re Qlc^ißeiö, fo n^ie fte<br />

je^t in 3§rer Imagination eriftirt, Bloß mit \iä) fclBj! i>er*<br />

gteii^en, unb Beim ^omer Bloß Stimmung fu(^en, o^ne 3^r<br />

©ef^clft mit feinem eigentUd^ p ijergteii^en. (Sie irerben fiä)<br />

gan^ geting S^ren ©toff fo Bitben, n^ie er ftd^ ju S^rer ^orm<br />

quatificirt, imb umgefe^rt n^erben (Sie bie i^orm ^u bem (Stoffe<br />

nid^t i>erfel;ten. ^ür Beibeg Bürgt S^nen 3§rc ^^atur unb 3^re<br />

©nfid^t unb (Erfahrung. 5)ie tragifc^e unb fentimentate 33e*<br />

fc^affen(;eit beS (Stoffes njerben (Sie unfe^lBar burc^ S^ren fuB*<br />

jectiüen 3)id^ter$arafter Batanciren, unb ftd^er iji eS met)r eine<br />

2^ugenb aU ein i^e^ter beä


tolbt ^attt feinSetf üBer J^etmann unb ^Dorof^ea öon<br />

5[^ari0, ii^o^in er fiä> mit feiner i^amilfe Begcften :^atte, im<br />

SKvinufcrilpt an (B^iUtx gefd^itft, bamit biefer eä retoibiren unb<br />

lim 3)rucfe BefÖrbern miJd^te. ©dritter ^atte eS ®oet^e'n f^on<br />

vjor i^rer S^f^JW^iwenfunft in 5ena aU diu unerhjartet erfreu=»<br />

U^c (Srfd^einung angefünbtgt. „5Bir h?otten ba§ SSerf," f^rieb<br />

er, „h>emt e§ S^nen re^t ifi, miteinanber tefenj e6 trirb Qlöeä<br />

^ur (Sipra^e Mngen, iraö fid^ burd& Otaifonnement üfcer bie<br />

(Gattungen unb 5(rten ber ^oefte anomalen ober a^nen la^t<br />

5Die fd^iJne ®ered^tig!eit, bie S^nen barin burd^ einen benfenbcn<br />

©etft unb burd^ ein gefü'^tiJDffeg »^erj erzeigt rt)irb, mu§ @ie<br />

freuen, fo trie biefe§ lauU unb grünbUc^e 3^W9tti^ «w


24<br />

!ommeu Befricbigenb erüart,<br />

unb eBen fo ben anirenbenben %^dl<br />

für fid^ gon5 untabet^aft gefunben, aBer er ijcrmijte einen<br />

mitttetn 'X^ül, irel^er jene aUgemeinen ®runbfä|e ber 33?e*<br />

ta^^^fif ber JDid^tfunji auf Befonbere rebucirc itnb bte *Jlnti>en*<br />

bung beg ^Itlgemeinjlen auf baö 5niHbuetlj!e vermittle. *)<br />

2Öa8 nod^ fonjt in ben atenbtid^en 3uf«w"n^n!ünften ber<br />

Beiben fjreunbe jur (Siprad^e gefommen, unb tromit ©oet^e fi§<br />

biegmat in ber Senaifc^en (Sd^to^einfamfeit Befd^aftigt, barüBer<br />

ftnb un3 nur f^ärlid^e Qlnbeutimgen ermatten. O^nc 3^^if^^<br />

tt?arb üBer (S(|itler'g Sattenftein, unb ®oet^e'ä Z^U unb<br />

5rd^iaeg irieber fleißig öer^anbett. „ßur Qldf)iaeig/' er^ap<br />

®oet:^e in ben Qlnnalen unter bem 5. 1798, „^atte tc^ ben<br />

^(an ganj im (Sinne, ben i^ ©c^ider'n eineg 5tBenb0 an^'^<br />

fii^rtid^ erja^tte. 5£)er ??reunb fd^att mid^ au0, baf iii) üwa^<br />

fo Kar öor mir fe^en fönnte, o"^ne fold^e§ auöjuBitben burd^<br />

5föorte unb (Si)(Benmaß. @o angetrieBen unb fleißig ermahnt<br />

fc^rieB i^ bie itiKi erj^en ©efange^ an^ ben ^tan fd^rieB id^<br />

auf, ju beffen ?5i)rbenii^ mir ein treuer ütuö^ug au^ ber SHaS<br />

bienen foUte." SBaS ba§ (Sd^reiBen ber erfien ©efänge Betrifft,<br />

*) 3n ber Uebcqeugxtng, ba^ an bem l^ier fo treffenb aitgebeuteten<br />

Mangel unferc 3(cjlf)etif unb ^odit biö auf ben Ifjeuttgen ZaQ<br />

leibet, l^at ber SSerfalfcr biefeä in einigen 2)Zoncgra^]^ten (loie<br />

malt ber JDid^ter ©efialten? (fmmerid^, 1834. Sie malt ber<br />

JDic^ter gro^e 9idumc unb o^^tifd^^^er'^aftene ©egcnftanbe? ®.<br />

Str^iü für ben Unterrid^t im 3)eutfd^en, ^ft. I, (S. 162 ff.<br />

unb n)ie jleUt ber JDid^tcr (StiUe unb @infam!eit bar? (Sbenbof.<br />

J^ft. IV, (5. 146 ff.) ein ^aar ©anf^eine ju einer vermittelnbcn<br />

^un|}^?!^i(ofo^3l^ie , ivie (Sd^itfer fte njünfd^te, gu liefern öerfud^t.


fo öettred^felt ®oetk baö 5. 1798 mit bem na


ii)n, nne et feltfl in ben Qlnnatm fagt, bcm ®runb imb S3oben,<br />

ber I^anbeSart, ben börf(i(|en SSer^ättniffen nä^er ju treten,<br />

^öertie^ axiä) manche 5lnft(^ten wnb 9)ittgefü^(e, bie i^m fonjl<br />

i)ön(g fremb ge^tie6en irären." ^ierauS entftanb bcnn eine<br />

nac^Bartid^c ©emeinfc^aft mit Sietanb, ber fic^ freiUc^ tiefer<br />

in bie


er innig t^eitne'^menbe f^rcunb, fügte abtt ein ipaar 5tage<br />

fpäter (ben 11. 5uti) tröjienb I^in^u: „5Diefc ©tijrungen fmb<br />

freilidf) fe^r fatal, aBer infofern fie bie ^joetifd^en ©eBurten Bei<br />

S^nen retarbiren, fo fijnnen fte ineHeic^t eine befio rafd^cre<br />

unb reifere (SntBinbung öerantaffen unb ben ©ipcitfommer i>on<br />

96 iricberBoIen , ber mir immer unijerge^U^ SIeiBen n.nrb."<br />

Seibcr fotite biefe «Hoffnung nid^t in (Srfüßung ge^cn. ©obalb<br />

©oet^e i^on «Sd^iHer iveg irar, Begann i^n ber Böfe C^ngel ber<br />

tovitie, tüie er f^rieB, mit i^'ciuilen ju f^tagen; bod& I^aBe<br />

er t^m ju ^ru^ «nb ein (B^nna ju @tanbe geBrac^t,<br />

irorin er bie auf eine 5Dualttat fi(^ Bejie^enben 9?aturnHrfimgen<br />

(magnetifc^e, eteftrifd^e, gabanifc^c, c^romatifc^e, fonore) :pa*<br />

raHeliftre; er muffe nur fe^en, toie er jebem einjelnen ^age<br />

ftti^aö aBfle"^fe5 baö möge benn 9)iaffe machen, iüenn eg fein<br />

©anjeä machen fÖnne.<br />

3u bem 3^^eaterBau, ben man ie|t teB^aft in Eingriff<br />

tta'^m, unb anbern QlB^attungen fam no^ bie Olebaction einer<br />

mit ^ttjcx unternommenen S^itf^tift, ber ^rolpi)läen. 3^en<br />

erjten ©ebanfen ba^u Ratten bie Beiben i^reunbe fc^on im ijorigen<br />

Sa^re auf ber ®ott:^arbtre{fe gefaßt unb mitttertreite ^an^c^<br />

bafür gebac^t, gefammett, georbnet unb niebergefd^-rieBen. 5£)a0<br />

Slßer! follte, trie eä in ber Einleitung ^d^t, eigentlid^ SSemer*<br />

fimgen unb SSetrad^tungen l^armonifd^ üerBunbener i^eunbe<br />

üBer 97atur unb ^unft enthalten; inbe§ ti>ar ber Sn^alt fafi<br />

ouSfc^tiefUd^ ber ^unfi getribmet. grür ©oct^e iraren bie<br />

5[3ro:pi9taen infofern eine tra^re So^lt^at, atS fte i^n nötl^ig*<br />

ten, fo ijiete 3been unb @rfa:^rungen, bie er lange mit ffd^<br />

herumgetragen, enblid^ aua^uf^red^enj ber !poetifd^en ^robuc*


28<br />

Ü'oitat fomtten fie aBer «atürtid^ mir ^inberltc^ fein. %x ber<br />

legten ^ätftc beö 3uti finben rvix if^n mit bem ^Icbi^ivcn feiner<br />

eigenen wnb ber 9Äe^er'f(i;eu Qluffä|e für'ä erjie (BiM Befd^äf*<br />

tigt. 5)ie Olebaction i>«n 3)^ei}er'ä QlrBeiten mad^te i^n, n^ie<br />

er (Sd^iUer K^fannte, gan^ ungtücfUd^. „^iefe reine aSefd^rei*<br />

Bung unb ^arfieHung, biefeS genaue unb batet fo fd^ön em*<br />

:^?funbenc Urt:^ei(/' fc^rieB er, forbert ben ^cfer unrt?iberM(id^<br />

jum Qtnfd^auen auf. Snbem i^ biefe Xage ben Qluffa| Ü6er<br />

bfe i^amitie ber 9?ioBe burc^ging, ^ttc i^ mögen anfipannen<br />

laffen, um nac^ i^-Ioren^ ju fahren." Sßie aBcr fortirä^renb<br />

fein ®eift ^trifd^en ben Beiben ^oten Statur imb ^unft "^in<br />

unb l^erge^ogen trarb, fo Vier^anbelte er in eBen biefen 5'agen<br />

mit «§errn i?on 3)larum, ber ju 93efud^ fam, ijietfac^ üBer<br />

^teftricität. (Er nennt biefen 3J?ann in ben SBriefen an<br />

(Sdf)i(ler „eine gar eigene, gute, ijerjiänbige 0^atur", unb rü^mt<br />

^on i^m in ben Qlnnaten, baj er if)m mand^en in ber OZatur*<br />

iriffenfd^aft gen^onnenen SSort^eit i^rbanfe.<br />

UeBer einen nochmaligen Qtufent^att ©oet^e'g ^u Sena<br />

^om Qtnfange Qtuguft'g Bio gegen ben 18. ^aBen irir nur f:par*<br />

li^t -5Kad^rid|iten. QluS ^Briefen, bie er bamatS an ^offammer*<br />

rat:^ ^irmö richtete,*) get)t f)en>or, n^ie eintäßüc^ er \\^ au^<br />

ber i^ente mit bem X^eaterBau unb ben 9?orftettungen ber in<br />

Saud^fiabt f^ietenben ©efeöfd^aft Befd^öftigte. £)er iriffenfd^aft-<br />

Ud^e unb !poetifd^e (Ertrag jene? Qtufent^alte? fd^eint gering ge*<br />

trefen ju fein. „(Eigentlich foUte man mit una ^oeten," meinte<br />

er in einem 39riefe an (Sd^itter, „wie bie Jper^ijge i>on (Sad&fen'<br />

•) 9tBgebru(ft im (Sefeafd^aftcv 3g. 1832.


29<br />

mit Sut^cr öerfa(;ren, ung auf ber ©träfe iregne^men wnb in<br />

ein ©ergfd^lof fVerren. 5$ itjünfc^te, man mad^te bie Cipetation<br />

Qki^ mit mir, unb Big 3}?ic^ael foUte mein S^eH fertig<br />

fein.''<br />

3ie ireniger eö i^m gelingen trottte, felBfi etn>a6 Sßebeu*<br />

tenbeg ju ©taube ^u Bringen, um fo förberUd^er fud^te er Ire*<br />

nigpenö auf ©d^iller'g ^IrBeiten einjuujtrfen. @r irar i^m Bei<br />

ben fteinern 5)id^tungen, SBürgfd^aft, .Jtam^^f mit bem<br />

3)rad^en, beö 3)^äbdf)enö »^lage, n^etd^e bamatö entfianben,.<br />

mit feinem ^atf) jur ^anb, unb fteuerte in<br />

bem 3JJufenatmanad^<br />

für 1799 9}?e:^rere0 Bei, nmS um fo nöt^iger n?ar, aU ©dritter<br />

j;e|t bie li)rifd^e (Stimmung nid^t finben fonnte. ©etBjl Big auf<br />

bie 5Detfe be6 QUmanac^S erjirecfte fic^ ©oet^e'ö (Sorgfalt; er<br />

lief fie mit einer eigenen, felBjlerbad^ten Qlrt anagU}^^ifd^er<br />

ßierrat^en auöftatten. SSon biefen SSerjierungen, mit benen<br />

er fid§ eine gute ßdt ^u fd^affen machte, ifi in bem 33rieftt?edf)fe(<br />

mit (Sc^iöer unb 3)?e9er me^rfad^ bie Otebe; er berfud^te, Ujie<br />

aug einem Sßriefe an 3)Ze^er ijom 15. 5uni er^eUt, bie ^0(5*<br />

fiotfnad^a^mung in ^ulpfer ju leijien. 3)en größten Qln*<br />

tf)d\ aBer nnbmete er bie gan§e ßdt ^inburd^ bem 2ßallenjiein,<br />

ber Bei bem le^ternjcii^nten SSefud^e in 3ena fd^on fo tütit öor«<br />

gerücft wax, baß ©dritter i^m bie jirei le|ten Qtcte ber ^^icco*<br />

lomini üortefen fonnte.<br />

£)ie 3:rennung beö 2öerfö in §n?ei große<br />

Dramen ^atte ber ^id^ter auf @oet:^e'g ^aff) vorgenommen,<br />

unb fo folgte er aud^ in (Sin^etnl^eiten ijielfad^ feiner Leitung.<br />

55)er aBeifall ®oetI)e'g hjar i^m, irie er gefielt, Bei ber QlrBeit<br />

bie füßepe Hoffnung, unb trenn er i§n irirflid^ einärnbtete,


30<br />

bie fccfie f^cubej benn fceim ^u'6licum, meinte er, iretbe einem<br />

baö irenige 93ergnügen burc^ fo i^tcle 3)?i^t5ne öerfümmert.<br />

^a unterbe§ ber ^^eaterBau fo mit i^orgerütft tvax, baf<br />

man l^offen burfte, i^n i^or ber Eröffnung ber Sinterfaifon<br />

lu i^oUenben, fo kg ber ©ebanfe ni^t fern, baö neue ^au3<br />

burc^ einen ^^et( ber Sßatlenjlein'fc^en ^ritogie ein^utrei^^en.<br />

Sit bicfem Swnfd^e nntrbe ®oett;e BeftärÜ, aU ©filier im<br />


31<br />

3Kofaifav"6eit an^ QlBra^m'g ©c^rift: „SReimtJ bi^, ober i^<br />

lif bid^"*) in Utxa^ttn i%<br />

(^in öielüerBreitete^ ©eriic^t f^rie'b ©oet^e'n tange 3^it<br />

einen großen Qtntl^eil an SaIIen|ie{n'ä Sager ju unb ließ t)k<br />

(Sal^ujmeriprebigt ganj öon t^m ^errü"^ren. %U i^n (Scfermann<br />

barüBer im % 1831 Befragte, ertriberte er: „5m @rnnbe ijl<br />

5Weö ©c^iöer'ö eigene Q(r6eit. 5Da irir jebod^ in fo einem<br />

SSer^ättniß mit einanber leBten, nnb ©editier mir nid^t allein<br />

ben $lan mitt^eilte unb mit mir burd^f^rad^, fonbern aud^ bie<br />

Qluäfü^rung, fo irie fie täglid^ :^erann?ud^g, communicirte unb<br />

meine 93emerfungen ^örte unb nu|te, fo mag iä) auä) h?o^l<br />

baran einigen S^^eil i^aUn, 5Daß einjetne (Stellen i>on mir<br />

l^errü^ren, erinnere iä) mid^ faum, auf er jenen gtrei 3Serfen:<br />

(Sin ^aWpimann, bcn ein anbver cv^aä),<br />

Sicß mir ein paax glüÄltd^e SBürfcl naä).<br />

3)enn ba i^ gerne moti^irt it>iffen moUte, hjie ber 33auer<br />

ju ben falfd^en Sürfeln gefommen, fo fc^rieB iä) biefe SSerfe<br />

eigen:^änbig in ba0 a)Zanufcri!pt hinein. (Sd^iller f)atU baran<br />

nid^t gebadet, fonbern in feiner fü^nen Qlrt beut 93auer gerabeju<br />

W Sürfel gegeBen, o^ne ijiel ju fragen, n?ie er baju ge!om*<br />

men." Qlug bem Sßriefired^fel mit ©d^iHer ergiBt ftd^ ferner,<br />

*) 5lotttcntlid^ f)at ber JDid^tcr ben ^ractat benu^t: „5(nff! ouff<br />

ii)x 6l;nfien! boö tft: (Bim Betücgltd^c Stnftifd^ung ber d^rifis<br />

Itd^en 2Bajfen h)ibcr ben türfifd^en 93lut;@gct.'' @tne genaue<br />

Slad^weifung ber imitirten ©tcltcn f. in meinem „^x^i'o für<br />

ben Untcmd^t im JDeutf^cn'' {% 1844, ^ft. H.,


32<br />

ba^ ©oet^e dn QlnfangSUeb §u bem 33otf))icI bic^tete,*) hjetd^eg<br />

(Sd^iUcr um ein :paar @tro:^3^ett ijerme^rte. 2)en ^tan jum<br />

Prolog fc^einen icibe 5Did^ter gcmeinfd^aftUd^ entirorfen ju<br />

:^a6en, bod^ gehört bte 5tugfül;rung (Sd^iller'n aUein an. Un*<br />

faglid^e 3)?ü^e lief eö fidf) aBcr ©oet^e fofien, um baä 2ßer!<br />

feineö ^^teunbeö ju einer n^ürbigen 23ü^nenbarflenung ju fcrin*<br />

gen 5 er fdJ)uUe bie Sd^aufpieter, er IdtiU bie ^roBen unb ^atte<br />

ni(|>t me^r l^un fi?nnen, n?enn eS bie Qluffü^rung etneö eigenen<br />

SietUngöhjerfeä gegolten i)ätic. ©dritter fe^te feine ©ebulb<br />

unb Qlugbauer auf eine fc^n^ere ^xoU, benn aU baS 33orfvie(<br />

Bereite in ©oet^e'ö ar, unb bie (Sd^auf^ieler fd^on<br />

i^re O^oHen einüBten, iroöte ber unermüblid^e 5£)id^ter nod^<br />

immer änbern, Beffern, ^in§ufe|en. SSotenfrauen, (Exipreffe<br />

n?anberten ^irifd^en 3ena ^in unb ^er, unb felBji baa ©ering*<br />

fügige hjurbe mit bi:plomatifc§er ©enauigfeit öer^^anbelt. **)<br />

Um<br />

fo grijfer war aBer aud^ ©oet:^e'S ?5teube üBer ben ^rium!p^,<br />

ben bie 9Kufe feineS ?^reunbeg Bei ber erjien Sßorjietlung am<br />

12. jOct. errang. 3a, au^ SieBe ju i^m t^at er fogar etn?a0,<br />

n?aS fld^ nid^t Billigen läft: beö guten (Srfolgg ber Qtuffü^^rimg<br />

gehjif,<br />

fd^ematifirte er eine 33orrecenfion***) ber 5)arfiellung<br />

unb beö ^ffectö, ben baö ©tiicf gemad^t :^aBe. „2)a i^ miä)<br />

*) SWitgetl^cilt in meinem Kommentar ju ©oct^e'ö ©cbid^ten, n.,<br />

419 ff.<br />

*) ^offmeiflcr, (Sd^itlcc'ö «eben m., 370.<br />

***) Sßa^rfd^einlid^ bie üon J^offmcijler in ben (Su^^lcm. ju (Sd^illcr'ö<br />

äöerfen (IV., 581 ff.) mitgct^eilte St^anblung: „Eröffnung<br />

be0 SSeimarifd^en X^eaterd."


33<br />

einmal auf baä Clement ber Unöerfd^amt^eit cingetajfen :^a6e/<br />

fagte er, „fo iroflen wir fe^en, ii^er eS mit unä aufnimmt!''<br />

5(ud^ no(^ ben Olefi beg Sa^teg :^tnburd^ nat)m ©oet^e<br />

an ©d^ißer'ö trciterer QirBeit am Sattenjiein ben fijrbertid^jien<br />

5lnt^eil3 namcntUd^ üerbanft i^m bie erjle ©cene ijon SÖatlen*<br />

jlein'ö $ob i^re ßntfte^ung. 0?ad^ bem urfiprüngUd^en dnU<br />

hjurfe gebac^tc ©dritter feine» «gelben SSertrauen auf baö @lütf<br />

feiner Unternehmung baburd^ ju motiinren, ba^ bie (Sonfietta«<br />

tion glucfüer^eif enb Befunben irürbe unb baä Speculum astrologicum<br />

foHte im afirologifd^en ßiwtm^^ ^^" ßwf^^u^rn i>or*<br />

geführt tüerben. 5Da if)m aBer i^interbrein biefcS Mittel un*<br />

bramatifd^, trocfen, teer unb n?egen ber te^nifd^en 5(uöbrü(fe<br />

bunfel erfd^icn, fo erfann er ein neueä, in bie ©attung bet<br />

5lnagramme, ß^^ronobiftid^en unb Xeufetäöetfe ge:^i)rigeä 3)2«*<br />

ti):, trug aBer SBebenfen üBer ben tragifd^en ®ti)ait biefet<br />

,,neuen S*ra|e" unb fragte ©oet^e'n um ^at^. 3)iefer Bat<br />

\{ä) 33eben!jeit an^ unb erflärte nad^ ijielfältiger UeBerlegung<br />

ba§ aftrologifc^e 9)?otii) für Bcffer. Sie tiefgefd^ij^ften ©rünbe,<br />

toomit er feine ßntfc^eibung unterftü^te,*) fe|ten (Sd^iHer auf<br />

ben (Stanb:pun!t , ben ajlrotogifd^en QlBerglauBen, ber i§m an*<br />

fangä 5un?iber geh?efen tüax, nunmel^r mit 0?eigung fi^mBotifd^<br />

ju Be^anbetn. „(§.^ ift eine redete ©otteägaBe um einen ireifen<br />

unb forgfättigen f^reunb," anth?crtete er ^od^erfreut unb na^m<br />

ftd^ toor, „nod^ üwa^ 23ebeutenbeg für biefe 9)Zoti^e ^u t^un."<br />

9kd^ ^offmeijter'ö SSermut^ung trurben je^t erjt hit @ef^räc§e<br />

*) ©. ben S3vtcf an «Sd^iaer üom 8. JDcc. 1798 (^ix. 534).<br />

©oct^e'« Seien. IV.<br />

ß


34<br />

bet ©räfin, ber X^dla unb beö Max in Qlct 3 @c. 4 ber<br />

^iccolomini über ben ®(auBen an bte «Sterne gebt(ä^tct unb<br />

etngcf^otjcn} BcfonberS aber f:pred^en bie Sorte, h?e((|e ^aütn'^<br />

flein in bcm q}iccotom. Qtct 2 (Sc. 6 an Stto rid^tet:<br />

$Die l^immltfd^cn ©cjltvne machen mä}t<br />

S3lop 2;ag unb mä)t u. f. h).<br />

ganj unb gar bie ©ebanfen ®oet^e'3 au3.<br />

ßu eigener ^robuction Ue^ biefen unterbeffen f^on W<br />

3a^reg,^eit ni^t fommen ) e§ gelang t^m bamit treber in 3cna<br />

no(^ in Seimar, i'voi\ä^m benen fein Qlufcntl;alt au^ in ben<br />

legten SD^onaten n^ed^fette. ^^^eater- unb anbere ©efc^äfte,*)<br />

Sf^atur- unb ^unftfcetrac^tungen flochten \i^ Bunt bur^einanberj<br />

,;fo ge^t ein narrifd^ mü:f)fameö :^e6en fort/' fcf)rieB er am<br />

•8. 5£)ec. an (Sd^itter, „n)ie baä 3}l%c^en ber ^aufenb unb<br />

(Einen S'lac^t, iro ftc^ immer eine ^aM in bie anbere einfd^ad^*:<br />

telt.'' S3or Qtllem aBer ti^üufd^te er, in biefem hinter enbtic^<br />

einmal „baS ^arBenn^efen M ju njerben/' unb arBeitete ju«<br />

nad;ft ein «Schema ber ^^i^fiologtf^en ?5arBcn auS,<br />

it)el(|eä er an ©^ifler jur SBe^erjigung aU S3afi§ i^rer 3)i0«<br />

ceiptationen fd^itfte. 3)iefer Begann ie|t immer tiefer in be3<br />

^^reunbeö c^romatif^e Unterfu(|ungen ein^uge^en. (Sr ergriff<br />

ni^t Blo^ „burd^ bie gro^e 0latürUd^!eit feines @enieS/' n?ie<br />

©oet^e am (Snbe ber i^ax^mU^x^ rü^mt, fd;nett bie «ipaujpt*<br />

fünfte, irorauf eö anfam, fonbern, ivenn ®oet:^e mand^mal<br />

*) S)ic S3riefe an ^ixmß tm ©efcllfc^aftcr (1832) taffen rcc^t in<br />

baö 2)etatt biefer Sorgen unb ©efc^dfte bltcfcn.


35<br />

auf feinem ^efd^auUa^en 2ßegc zögerte, fo not^igte er i^n bur^<br />

feine te^ectirenbe ^raft ijorirattS ju eiten unb ti^ i^n glei^*<br />

fam an ba3 3iet, n?o^in et jkeBte. „(Beider, " ^ei^t e6 in<br />

einem SBriefe ©oet^e'g an m^^a ^om 15. 9Roö. 1798, „^ilft<br />

mir burd^ feine 5:r)eitna'^me au^erorbentti^. Heber bie öer*<br />

fd^iebenen aßeflimmungen ber ^amtonie ber f^arben burd^ ben<br />

ganzen ^reiS ^at er fe:^r fc^öne 3been, bie eine grof e %xn^U<br />

Barfeit ijerf^red^en." ®r tüar e6, ber ®oett)e'n ben lange auf*<br />

:^attenben B^^if*^'^/ irorauf benn eigenttid^ baö ixmnberBarc<br />

SBern^ec^fetn ber %axUn Bei getriffen 9}lenf^en Berufe, ba^in<br />

entfc^ieb, baf i^nen bie (ErfenntniJ beö 33(anen fe^^te. (Bin<br />

junger ©ilbemeifter, ber bamata in 5ena jiubirte, n^ar in<br />

biefem i^atle unb erBot fic^ freunbli^ ju Ǥin= unb Sieber*<br />

öerfud^en, n?obur(^ fic^ benn jene^ Otefultat ^erau^jteKte.<br />

Q(uf bent ©eBiete ijon ®oet^eS «^unPefireBungen ^aBen<br />

trir neBen bem ^wnUn ©tütf ber ^ro^l}laen, beffen<br />

SRebaction er in biefer 2^it Beenbigte, eine fe^r intereffante<br />

QlrBeit öon noi^eHijiifd^'e^ijiokrifd^er f^'ortn ^u ern^ä^^nen, ben<br />

«Sammler unb bie ©einigen. ®oet"^e gebenft berfelBen<br />

juerjt in einem ©riefe au§ 3ena an 5D?el)er ijom 27. 91oi>. 1798.<br />

„^eute i>or aä)t ^agen," f^reiBt er, „fam mit (B^iUcx äwa^<br />

jur Sipra^e, ba3 irir in einigen QlBenben burd^arBeiteten unb<br />

ju einer fleinen (Eom^ofition fc^ematiftrten. 3d^ fing gteid^<br />

an aug^ufü^ren unb Bringe eg nja^^rfc^einUd^ biefe 5ßoc^e ju<br />

©tanbe. (So gibt einen tüd^tigen ^Beitrag ju ben ^ro!pi}täen.<br />

ßg ^eift ber ^unjlfammUr unb ijl ein fteineS f^amitien*<br />

gematbe in 33riefen, ba6 jur 5(Bfic^t ^at, bie »erfd^iebenen<br />

Olid^tungen , treidle MnfHer unb l&ieB^aBer nehmen fönnen,<br />

3*


36<br />

irenn fie nid^t aufä ®anje ber .^unjl auSgel^en, fonbern f!d^<br />

«n einsclne S^^cile {galten, auf eine ^eitere SÖeife barsufletlen.<br />

©ö fommt 'Bei bcr ©etegen^cit gar 3)Zand^c8 jur (S^rad^e.'*<br />

ßrl^eßt f^on aug biefcm SSriefe, ba^ ©dritter an ber @nt*<br />

jie^ung ber fd^Önen (Som^ofition Bet^eiltgt h?ar, fo f^rid^t e&<br />

©oet^c nic^t minber Befiimmt in einem f!pätern 93riefe an ii^n<br />

(öom 22, 3uni 1799) aug: „5Öie ijiel Qint^eit @ie an bem<br />

Sn^alt unb an ber ©efiatt beS (Sammler g ^oBen, iriffen ©ie<br />

fetBji/' 5nbe^ geBü^rt bag 23erbienjt ber Qlugfüfjrung be^<br />

ßinjetnen «nferm 3)id^ter allein. 3)Zart barf unBcbenfUc^ biefe<br />

^robuction ju ©cet^e'ö Bejten funfiv^Bilofo^j^ifc^en Seijlungen<br />

jaulen. Senn er nid^t feiten in fireng bibaftifdf)en ^Darfiet*<br />

lungen, tro^ feiner reichen ^enntniffe unb feiner tiefen ©infid^t^<br />

hinter Qtnbern ^urücfblieB , 'okUd^t nur an^ bem ©runbe, n?eit<br />

er ju fe^r 5Did^ter nmr,*) fo finb bagegen feine münblid^en unb<br />

Brieflichen t^eoretifd^en Qtugfvrüc^e, bie er gelcgentlid^ mit<br />

SBe^ug auf einen Befonbern ®egenfianb an eine Befiimmtc ^erfon<br />

rid^tete, um fo fc^lagenber unb vortrefflicher. (Eä n>ar ba^er<br />

ein fe^r richtiger Snjiinct, ber i^n im (Sammler, n?o e8<br />

eine längere t^eoretifd^e (Srörtung galt, bie Brieflic^=bialogifd§e<br />

^orm irä^len lieg. @erabe an ben fd^nnerigjien (Stellen ge^t<br />

bie e^ijlolarifc^e 5£)arflellung in ®ef:prad^ üBer, unb ba§ ©anje<br />

lauft jule^t in bie i^m bamalS fo BelieBte fc^ematifc^e i^orm<br />

au0. 2)er 3nl)alt läßt fid^ in ber Mrje fo anbeuten, ba§<br />

^rnji unb (S^icl aU ^ti^ei (Srtreme bargeficKt n^erben, an^<br />

benen einerfeitS trodene 9hd^a^mer, G^arafterifiifer unb *^lein*<br />

Slofenfranj, über ©oetl^c,


37<br />

lünfiter, anbrerfeitö ^P^antomiften , UnbuUilen unb (Sfijjiftcn<br />

l^eröorge^en, iro^renb bie aä)U ^unjiira^r^eit, ©^ön^eit unb<br />

S[5ottenbung in ber ^littt, in ber 93ertinbung öon (Srnjt unb<br />

(S^iel p finben fc!^. ©oet^e Braute baa ©anje erfl im na(^=<br />

fien Sa^re gu (Staube unb Ue§ e0 in bie ^ro^^taen einrücfen.<br />

5Ilö er eS ©drittem gebtucft üBerfanbte, antn>ortete biefer:<br />

„@ö f)at mir in ber ©ejiaft, h?orin e6 j[e|t ifl, no^ toiet reid^er<br />

unb Belebter gefc^ienen, aU je i"»or^er Beim einzelnen gefen, unb<br />

eö muj alä baö Reiter unb funjitoä auägegoffene dlefuttat eineg<br />

langen ßrfo^renö unb OleflectitenS auf jeben irgenb emipfang*<br />

liefen 3)?cnfc^en tounberfam irirfen. 5£)er ®e:^alt iji ni^t ju<br />

üBerfe^en, eBen h?eit fo bidc^ Sichtige nur jart, nur im 9}or*<br />

Beigeben angebeutet ift."<br />

(Schlief Uc^ gebenfen nnr noc^ einer grof ent:^eiia im :^aufe<br />

biefeä Sa^rö entftanbenen ^ixUit, bie eBen fo fe^r mit ©oet^e'S<br />

Sntereffe für bie Bilbenbe ,^unfi, tüie mit feinen c^romatifd^en<br />

SBemü^ungen ^ufammen^angt} e3 ijl 5Diberot'ö Sßerfud^<br />

üBer hit SD^^alerei, üBerfe^t unb mit Qlnmerfungen<br />

Begleitet. Sn einem einfü^renben „©efiänbnif" fagt un3<br />

ber UeBerfe^er felBjt, njaö i^n pt ber QlrBeit ijerantaßt ^aBe.<br />

3u einem georbneten SSortrage, einer jufammen^ängenben ^B*<br />

^anbtung üBer bie in bem ^Diberot'fd^en


38<br />

tcr^attung, ein ©treitgef^rcid^ üBer ben ©egcnjianb ju Beginnen.<br />

@o entflanb feine UeBerfc|ung, mit Qlnntei-fungen burc^flod^ten,<br />

t)k, itne fc^on eine flüd^tige UeBerfid^t beä ©anjen jeigt, feinen<br />

geringern Oiaum aU ben Xtxt einnehmen. ^vi§ i^n eine fold^e<br />

SSe^anbtungätreife ber ©ad^e meCjr angemut^et, aU eine form-<br />

U(|e QlB(;anblung , erHärt er fid^ felBjl burd^ ben aEgemeinen<br />


39<br />

(Stnlettcnbeö. ^ortgefe^te %^dlnat)xm an (gd^iUev'S SÖallenjlcin.<br />

Sld^iKeiö.


40<br />

itic^t ^ö^er fleigertc unb energifd^er äußerte, f)aüt er einet<br />

langen UeBnng in Oicfignation nnb ©ebulb ju banfen. Bwbem<br />

l§ob i^n ber „ßobiafuä" ijon QtrBeiten , ©ef^äften, ^orfd^un*<br />

gen unb ß'^'^fii^^wungen, in bem er fi^ unaBliciffig umtrieB,<br />

«Ber einen ^ag nac^ bem anbern unöermerft ^{nn?eg. ©anj<br />

anberö i>er^ie(t eg \iä) mit ©dritter. 2Öenn er nid^t bid^terifd^<br />

:|)robuctiö n?ar, glauBte er nid^t gu leBen. %U er bie SCßal*<br />

lenfiein'fd^e ^rilogie üBeriDunben ^atte, fd^rieB er an ©oet^e:<br />

„Sd^ ^aBe mid§ fc^on lange i^or bem QlugenBlicE gefiird^tet,<br />

ten iä) fo fe^r n?ünfd^te, meineö Ser!eg to6 ju fein, imb in<br />

ber 'X^at Befinbe id§ mid^ Bei meiner ie|igen i^rei^eit fd^tim«<br />

mcr, alä ber Biö^erigen ©flaöerei. 5£)ie aJZaffe, bie mid^ Bi6*<br />

l^er anjog unb fejt^iett, ifl nun auf einmal n?eg, unb mir<br />

bun!t, alö n?enn iä) Befiimmung^loö im luftleeren öiaum ^inge."<br />

(So fonnte fid^ ©oetl^e nie füllen. (Sr i)atU auf feinen Beiben<br />

Oleifcn nad^ Italien, Bei bem breimaligen S^efud^e ber eniger nagte Befonberö hja^renb biefeS 2ßin*<br />

terg 1798/9 ein fiitter ,Jlummer an feiner (Seele, ba^ i^m<br />

nid^t, n?ie bem f^teunbe, eine Bebeutenbe ^oetifd^e (Sd^ö^fung


.<br />

41<br />

gelingen troöte. ©^itler Bemetfte e3 mit innigem aJZitgefü^l<br />

unb fc^rieB am 5. SÄärj: „(S6 ^at mi(| biefen SÖinter oft<br />

gefd^merjt, @ie nid^t fo Reiter unb vmtf)'oi>U ju finben, atS<br />

fonfij unb e^en barum l^atte i^ mir fel6jl ettrag me^r ©etfleS*<br />

frei^eit getrünfd^t, um 3^nen me^r fein ju fönnen. 5Dte Ola»<br />

tur ^at Sie einmal Bejiimmt ^erijotjuBringen} jeber anbete 3«*<br />

jianb, h?enn er eine ßüt lang an'^ält, jireitet mit Syrern<br />

Sefen. ^inc fo lange ^aufe, als (Sie biegmal in ber ^[Joefie<br />

gemad^t '^aben, barf mä)t rm^x üorfommen, unb (Sie muffen<br />

barin dn SDJad^ttoort augf^jred^en unb ernftli^ n^ollen. ©(|on<br />

be^tregen ijl mir ^f)xt Sbee ju einem bibattifd^en ©ebid^te<br />

(jenem lucre^ifd^en 0Zaturgebi$te) fe^r njiHfommen geirefen;<br />

eine<br />

fold^e SSefd^aftiguug fnüipft bie niiffenfd^aftlid^en<br />

QlrBeiten an bie<br />

:|3oetif(^en Gräfte an unb tt?irb S^nen ben UeBergang erleid^*<br />

Um, an bem e8 je|t allein p fehlen ^ä)dnU' S^röfienb fügt<br />

er fipater noc^ ^inju, baS ^rü^ja^r unb ber (Sommer trerbe<br />

QlUeö gut mad^en. ^aä) ber langen ^aufe irerbe er fi(S^ bejio<br />

reid^er entlaben, ^Befonbera n?enn er bie Qld^iHeig gleid^ öor*<br />

ne^me, ireil baburc^ eine ganje 3Bett in 95en?egung fomme.<br />

SDHt traurigem Säd^eln mag ©oet^e bie Qlnttrort gefd^rie'Ben<br />

f)aUn: „3c^ muf mic^ nur nad^ S^rem ?Rat1^ aU eine ßii^i^*<br />

Bei anfe^en, bie in ber (Srbe unter bem (Sd^nee liegt, unb<br />

auf SStätter unb 35lüt^en in ben näd^ften SÖod^en l^offen . .<br />

3Bir iroHen fe^en, wie treit trir eg im 5Ö ollen Bringen."<br />

QlBer ein 3J?ad^tf^rud^ , nne (Sd^itler i^n »erlangte, n^ar<br />

ni^t bie (Baä)t ©oet^e'g, ber öon je^er bag i^m iniro^nenbe<br />

3:alent alg Statur Betrad^tete. Ungefähr brei Sa^re lang<br />

tvä^rte nod^ bie @:^röbigfeit feiner SÄufe, bie für i^n um fi>


42<br />

quatmber fein mufte, als, nac^ (Sd^itlcv'ö Beugnif , ein ein§i«<br />

geg ®ef!prad^ bie ^^ütte ipoetifd^er 3beeh, bie bamatö fp leBen*<br />

iig in feiner ^^antafie taQ, in iebem QlugenBlicfe :^eröorto(fen<br />

fonnte. 5£)er liefet toirb eS un8 ban!en, n?enn n^it ii)n ta«<br />

fd^er üBer biefe ßeit ^inn>egfüt)ren.<br />

5Den Januar beä 3. 1799 nnbmete ©oet^e gtöjtent^eitg<br />

bem SBattenfiein. ©Ritter ^atte i^m am @i5)tijejtertage bie<br />

^iccotomini jugefanbt nnb traf ben 4. San. felBfi mit feiner<br />

i^amilie in Seimar ein, nm bie 33orBereitungen jur Qluffü^*<br />

rung bea 3)ramaS, bag ^um ©eBurtgtage ber ^er^ogin gege*<br />

Ben n^erben fotite, iperfiJntic^ leiten ^n l^elfen. (Sr fanb burd^<br />

©oet^e'ö (Sorgfalt im (Sd^loß dn niebUc^eö, Bequemet *^ogi0<br />

Bereitet nnb mit aUen SBebürfniffen öerfe^en. 55) ie «§au^t(ajl<br />

ber ^roBen BUeB, ungead^tet ber 5lntrefen^eit beg 5Did^ter3,<br />

ouf ©oet^e liegen; benn ©d^iUer n^arb oft bnrdf) .^ränflic^feit<br />

nnb QlBf!panmmg in Solge fd5)laflofer 9]äc^te i">er^inbert, 'cm<br />

^roBen Bei^urtjo^nen. 3)ie @c|tüierig!eiten, bie fid^ Bei 'c^n^<br />

felBen ergaBen, n?aren nid6t gering, n?eil bie ©c^auf:pieler fid^<br />

an ben SSortrag beä jamBifd^en £ininarö nod^ gar nic^t ge*<br />

tri)^nt t)attenj aBer ©oet^e ru^te nic^t. Big biefeg ^inberni§<br />

üBertrunben njor. @Ben fo eifrig Bemühte er fid^ , im 33erein<br />

mit 3)?ei9er, für bie (Sojiüme mib 5Decorationen be6 ©tüdeöj<br />

nnb Big auf n^eld^e ©injeln^eiten fid^ feine Sorgfalt erftrecfte,<br />

Ben?eiät ein SBillet, baä er am 3J2orgen beS 30. San. an<br />

©d^iUer rid^tete: „@o ifi benn enblid^ ber grofe 5ag ange^«<br />

Brod^en, anf beffen QlBenb i^ i^erlangenb unb neugierig genug<br />

Bin. ^ier nod^ einige 33emerfungen : 1) SCßoUten


43<br />

^oUä fte^t er gar ju nüd^tern auö. 2) Qlud^ tttare bag Sa*<br />

tett für Sattenfiein mä)t ju ijergeffen, e0 mu^ fo dWa^ irie<br />

Otei^erfebern Bei ber ©arberoBe fein. 3) Sollten Sie ni^t<br />

aud^ 5ßatlenfietn nod^ einen rotten 3Äantel geBen? ßr fie^t<br />

ijon fluten ben ^Inbern fo fe^r ä^ntid^."<br />

Qlud^ nod^ in ber erjien «Hälfte beö f^eBruarg bauetten bte<br />

SSemü^ungen für ben SBaÖenfiein fort. Qlm 2. n?utben bie<br />

^iccolomini aBermalä aufgeführt, irorauf (Sd^iller nod^ Big<br />

ju ber 3)Zitte beä a)Zonatä in ©oet^e'ä 0U§e BUeB. 5)iefer<br />

Begleitete i^n fobann nac^ Sena jurütf unb öertreilte bort Bi3<br />

gegen Qlnfang 9)lär§. 5)ie Qüiffü^rung ber 0!per ^atm^ra<br />

(4. 3)2är5) rief i§n n.neber nad^ Seimar, unb nun Begann,<br />

nad^ ijier SSod^en (Stiöflanb, baä Commercium mit (Sc^ittet<br />

burd^ bie ^Botenfrau ioieber. S)ie Crma^nung beffelBen, mit<br />

emjiem Cntf(^tuf bie ^i^illti^ ijorjune^men , ging nid^t<br />

gan^ ijerloren. %m 9. ^axi fd^rieB i^m @oet^e: „3hin nod^<br />

bie gute ^laä)xiä)t, ba§ i^ burd^ S^ren ßuruf ermuntert, biefc<br />

3^age meine ©ebanfen auf bem trojanifd^en treibe feft gehalten<br />

:^aBe. (Bin grofer ^I)eit beS ©ebid^teg, bem eä noc^ an in*<br />

nerer ©efialt fehlte, ^at ft^ Bi§ in feine Heinjien B^^ig^ or*<br />

ganifirt, unb hjeil nur baö unenblic^ enblid^e mid^ intereffiren<br />

fann, fo fleße iä) mir ijor, baf id^ mit bem ©anjen, irenn<br />

iä) aöe meine Gräfte barauf öern^enbe. Big Cnbe (Se^temBerg<br />

fertig fein fann." QlBer an ber i^ortbauer feiner (Stimmung<br />

einmal ungtäuBig getüorbcn, fe|t er fogleid^ :^in5u: „5c^ iritt<br />

blefen Sa^n fo lange alö möglid^ Bei mir ju erhalten fud^en."<br />

SKit großem (Eifer unb iradS)fenbem 9J?ut^e fe^te er Big gegen<br />

ben 20. a^ärj bie ^IrBeit fort, ^(m 16. fd()rieB er an


44<br />

IcXf ber imterbejfett SaUenflein'ä $ob Bcenbigt fjatte:<br />

;,iHed^t<br />

^ergti^ gratuUre i^ jum 3:obe beä t^catraU[df)en Jpelbcn.<br />

Jlönnte ic^ bod^ meinem e^jifd^en i)or einttetenbem ^erbjle auä)<br />

baä MenöUc^t auöBtafen! . . . Sünf ©efänge finb fc^on mo*<br />

ttötrt, unb ijon bem erjlen 180 Hexameter gefd^tieBen. ^m^<br />

eine ganj Befonbere 9tefoIution unb ^iät ^ahc i^ eS ge§hjun*<br />

gcnj unb ba eg mit bem Qlnfange geUmgen ifl, fo fann man<br />

für bie ^ortfe^ung nid^t Bange fein."<br />

SÖä^renb eineä Qlufent^alteä gu Sena ijom 20. SHar^ Big<br />

^um 10. Qliprit rürfte bie ^Id^illeiS immer n?eiter ijor. Qlm<br />

21. Uxiä)ktc er an 3}Zei)er mit ^reube, baf ©dritter für'3<br />

näc^jle 3a^r fiatt feineg t^rifd^en QUmanad^S bie ©d^njejlern<br />

^on Seä~6o6 i^on Qlmalie v. Sm^off ^^erauSjugeten ge*<br />

benfe. „2)aburc^/' fd^rieB er, „trirb i)on allen ©eiten getron*<br />

nett, für i^n, für miä) unb für unfere lieBe steine (Fräulein<br />

^. Sm^off) baju. 3d^ Jann bie befie ßeit ber Qld^iUeig geBen,<br />

unb n?a0 baä grü^ja^r an kleinen ©ebid^ten Bringt, gleid^ in<br />

bie 3ßi^o!|3t>läen fe^en, um biefe ernfi^aften «§aEen mit einigen<br />

Jtränjen ju fd^mücfen." Qlm 27. mclbete er bie aSoHenbung<br />

yjon 350 33erfen, bie fcif)on bie üBrigen nad^jie^en füllten,<br />

„^iefe 2Öoc§e,'^ fügte er ^inju, „n?ia id^ nod^ in öoHem %Ui^t<br />

l^ier auSleBen; n^al^rfd^einlid^ ivirb ber erfte ©efang fertig , unb<br />

trenn eä mir mijglid^ ift, fange ic^ gleid^ ben jireiten an, ba«<br />

mit |a fein ©tilljtanb eintrete; benn bie QlrBeit fängt fd^on<br />

an eine ungeheure SBreite in jeigen, trogu, o^ne an^altenben<br />

^lei§, baö SeBen n^o^l nid^t ^inreid^en möd^te." 3^ro|bem<br />

Befd^tof er am 2. Ql!prit, iro er (Sd^iöern ben fertigen erfien<br />

©efang mitt^eilte, „eine fleine ^Jaufc ^u mad^en, um ftd^ bei:


45<br />

mm junad^fi ju katBettcnben ^loüu fipcciclKer p öctfi^crn.''<br />

Selber fottte eg eine große öer^ngmßöolle ^aufe irerbcn!<br />

Qlm 10. Ql^jrit BegaB fi^ ®oet^c mit (Sd^iöer naä) 2Öei*<br />

mar, um ^ier bie erjie Qtuffü^ruttg beg ganzen SaUenj^em<br />

ijorsitBereiten utib ju teiten. ®ar«6er vergingen ein ^aar<br />

So(|en unter fo jerfheueitber X^atigfeit, baf er an ipoetifc^eä<br />

Sd^affen ni(|t benfen fonnte. QUä ©dritter gegen ben 25.<br />

njieber nad^ Sena jurürfgefe^rt irar. Beeilte er fid^, bie brin*<br />

genbflen ©efd^äftöarBeiten ju Befeitigen unb reiäte bem i^teunbc<br />

nad^. 3)ie i^eitung beö 5:^eater§ Beforgte in feiner QlBhjefen*<br />

l^eit ber ^offammerrat^ ^irmö, ber i^m in biefem ©efd^aft<br />

^unäc^fi untergeorbnet n^ar unb üBeratt mit jh^ecfmäßiger $^a*<br />

ti^tdi<br />

eingriff.<br />

UeBer ©oet^e'ö bieömaUge SSefd^aftigungen §u 5ena, n?o<br />

er Big jum 27. ^ai verireitte , finb unö nur n?enige Beftimmtc<br />

5lnbeutungen erhalten. Qtu6 ^Briefen an SKei^er öom 12. imb<br />

14. ^Ui erbeut, baf er ie^t erft ben ©d^tuß beä (Sammlerö<br />

fd^rieB. £)ann n?urbe, h?ie ber i8rie[n?ed^fet mit ©dritter toer»<br />

mutzen laßt, in ben bamaligen QtBenbconferenjen mit bemfet*<br />

Ben ^uerp ber ^tan ^u bem ©d^ema ÜB er ben £)ilettan*<br />

tiömuS Bef!prod^en, bag fid^ aB eine öern?anbte QlrBeit an<br />

ben «Sammler anfd^toß , unb i^on ©oet^e bie QluSfü^rung beg*<br />

felBen fogteid^ Begonnen. (Sg n?ar Befd^Ioffen njorben, baß<br />

jeber bet Beiben Jtunfifreunbc ün ©d^ema für fid^ augarBetten<br />

foUte. aSeibe ^Ben fid^ ermatten, ©oet^e'g (Sntn?urf, ber in<br />

feinen 55?erfen mitget^eitt ifi, enttjatt me^r %i)at\a^cn unb<br />

treffenbe 33emerfungen , n?ogegen (Sd^itler'g furje taBeUarifd^e<br />

UeBerjic^t, bie ^offmeifler juerjl ijerijffentlid^t f)atf fid^ burd^


46<br />

Begrtjfämafigc 35efiimmt^eit auöjeid^net. ©o trat axxä) in bie*<br />

fcr Jtteinigfeit, Bcmertt «^offmcifler , bie 3)tffercn5 'beiber CRa«<br />

turen ^eri)or , unb irenn man Beibe QlrBelten mit einanber i>er*<br />

gteid^t/ fo finbet man fe'^r tra^r, n^aS ®oet^e Bei biefer<br />

@ctegent)eit fagt: „UeBer^auipt n?itrbcn fotdf)e met^obifd^e (Snt«*<br />

ttjürfe burc^ (gd^iöer'ö :p^i(ofo!pt;tfd§en £)rbmmg§geifi, ju WtU<br />

^em id^ mid^ fi^mbolifitenb hinneigte , jur angcne^mjien Unter*<br />

"Gattung/' (Einen 3)lonat fipater fam ®oet^e auf ben ©ebanfen,<br />

biefer QlrBeit, n?ie bem (Sammler, eine n^oetifd^e %oxm ju ge*<br />

Ben, um i^r atlgemeinern Eingang §u öerfd^affen. „2Öie<br />

^ünjlter," fügte er ^inju, „Unterne'^mer, SSorfäufer, Käufer<br />

unb SieB^aBer jeber ,^unjt im .5)ilettantigm erfoffen finb, baö<br />

fe^e i^ j,e|t erfl mit (Sd^rerfen, ba irir bie @a(^e fo fe^r<br />

burc^gebac^t unb bem ^inbe einen 9^amen gegeBen ^aBen. 3Bir<br />

irotlen mit ber größten (Sorgfalt unfere Sd^emata noc^matg<br />

burd^arBeiten, bamit trir ung bcä ganjen ®eBatte§ üerfid^crn,<br />

unb bann aBn^arten, oB unS bag gute ©lücf eine ^yorm ju*<br />

iüeiSt, in ber n?ir i^n aufteilen. SSenn irir bereinfi unfere<br />

©df)leufen jie^en, fo irirb e^ bie grimmigften


47<br />

Ungefähr gleichseitig mit ber eBen Bef^ro^enen taBeHari*<br />

f(|en 3)arfteKung f^eint eine ^emlperamententofe enttror*<br />

fen trorben ju fein, bereit @oet§e, fo tine be0 «Sd^emaä über<br />

ben 5Ditettantigtttu3 in ben Qtnnaten f(ä^on unter bem X 1798<br />

gebenft. 5(uferbem trarb o^ne 3^^if^^ Sßiete^ üBer @d^itter'0<br />

neuen bramatifd^en ^(an, bie 3)?aria (Stuart, üer^anbelt.<br />

5ltt l^rif^en ^robuctionen gehört in biefen Senaifd^en Qluf*<br />

enthalt tvoi^l ber „©i^jiegel ber 3)?u[e/' ein aUegorifd^eS<br />

©ebid^t, irorin ®oet§e'ö bamalige ©emüt^Slage bargejtettt ijl.<br />

5£)ie 3)htfe, bie, „ftd^ ju f($mücfen Begierig/' ben rinijenben<br />

95a(^ ^erfotgt unb eine ru^^ige Stelle §ur ©elBpefipiegelung<br />

fud^t, re^räfenttrt ba0 bid^terifd^e ©emüt^, tt?ie eö in 9)Uttert<br />

beö Beiregtid^en, raufd^enben 5ßeUteBen3 ftd^ nad^ einem @tünb*<br />

d^en ftifler, finniger ©elBPefd^auung fe^nt. 3ßergeBlid^ ift<br />

bieg (Se^enj bie fd^n?an!enbe %laä)i^ beg SelttreiBeng öer^ie^t<br />

fietg bag Ben.^egUd6e SBitb. 5£)er 5£)ic^ter muß fid^ ganj aug<br />

bem ©etrieBe beg SeBeng ^eraug in bie (Sinfamfeit, an einen<br />

„SGBinfet beg @eeg'' (n?ie ©oet^e nad^ Sena) flüd^ten, irenn<br />

er bie ©ejlalten feineg Snnern in reinen, fejien Umriffen er*<br />

BUcfen triU.<br />

^a^ einer (Stelle in ben Qlnnalen (1799) §u urt^eilen,<br />

fallt in biefe ß^it «uc^ bie SBerat^^ung üBer ben ^lan, „bie<br />

beutfc^en bramatifd^en ©tüdfe, bie fid^ er:^alten ließen, t^eilg<br />

unüeränbert im 5)ruc! ju fammeln, t^^eilg aBer, öeranbert unb<br />

ing ßnge gebogen, ber neuern ßiit unb i^rem ©efd^macfe nä^er<br />

in Bringen." (Sine a^nlid^e £):^eration follte mit ben Beffem<br />

auglanbifd^en (Stücfen angejiellt, unb fo für bie beutfc^en<br />

S^^eater ber @runb pi einem foliben 0ie!pertorium gelegt it?er-


48<br />

bcn. 2)er ©cbattfe fc^eint wrf^rüitgUdf) öon ^tvo^ ber 93erteger l^unbert ßaroUn J&onorar für<br />

^e^ «Stürfe unb beren S5eurt^ei(ung Bot. 3nbeJ njar ber ®e*<br />

banfe boc^ folgenreid^ für ©oet^^e'ö ^^ätigfeit, inbem barauä<br />

fVäter bie 3ßü^nenBearBeitung mehrerer feiner ättern 3)ramen,<br />

beä ®ö^, ber (BUUa u. a., foh^ie bie Ue6erfe|ung beö SOia*<br />

:^omet unb beö S^ancreb öon 23ottaire ^eröorging, auf bie n^ir<br />

unten jurütffommen n?erben. UeBer^aui^t afcer regte (Sd^iUer'g<br />

SSeif^iel bie Bereits erfierBenbe 3^(}eilna^me ®oett;e'g für JDrama<br />

unb 3^^eater irieber auf, njie biefer felBfi in ben ©ef^räc^en<br />

mit (gtfermann geftanb. „^n ben neunziger Sauren,'' fagt er<br />

(richtiger foUte e8 :^eifen: in ber legten Hälfte ber neunziger<br />

Sa^re), „irar bie eigentU^c ßdt meines S::^eater=3ntereffe8<br />

fd^on üorüBer, unb i^ fd^rieB nid^tS me^^r für bie S3ü:E|ne}<br />

i^ UJoUte mic^ ganj §um ^ipifd^en hjenben. (B^iUct<br />

eriüedte baS fd^on ertofd^ene Sntereffe, unb i^m unb feinen<br />

(Ba^^n ju SieBe naBm id^ am ^^eater n?ieber Qlnt^eil"


49<br />

(So^alb @oet^e ftd^ am 27. 3)?ai öon (5d§ifler entfernt<br />

i)atU , jog i^n iriebev ber entgegengefe^te ^ol be§ ©efd^äftö*<br />

tretBenö an unb rig i^n in eine S^-'^f^teuung :^mein, n?e^e<br />

jtrei 9)Zonate I)tnbuvd^ aUe tiefere ^robnctbttät ouf^oB.<br />

„QlBenb^<br />

hjeif ic^ tvo^l/ baf cfwa^ gef(|e^en i%" Kagte er bem Sreunbe,<br />

„ha^ afcer aud^ iuo^r o^ne mid^ unb üieUetc^t ganj anberS<br />

i^ätte gefd^e^en foUen/' 5Da er aBer einmal üon ber ^oefie<br />

nic^t aBtaffen fonnte, fo tinbmete er in biefer ßdt bem 2öerfe<br />

feiner ?^eunbin öon Sm'^off, ben Sc^u^efiern i?on SeSBog,<br />

"ok IteBeüoUfle ^'^eitna^me. (Sr ^ielt mit ber Xi^Uxin bar*<br />

üBer Ql6enbconferenjen Bei ber ^^rau i>on ^Sot^ogen nnb nutzte<br />

tro| ber rigorifiifd^en ^^orberungen, bie er in %ola,t feiner<br />

^Betrachtungen üBer ben 5)ilettantiSmu0 machte, bie 5'rauen<br />

bod^ Bei guter )&aune gu erhalten, ^ann räumte er, „um<br />

nic^t ganj müfig gu fein/^ feine bun!(e .Kammer auf, n.Heber*<br />

^otte ältere 23erfu(^e unb fieHte einige neue an; Befonberl<br />

terfuc^te et, oB ber fogenannten Snflerion ct)£im^ aB^ugeti^innen<br />

lx>äre. 5)ajn.Hfd§en lieg er bie fämmtli(|en Keinen ©ebid^te ju*<br />

fammenfd^reiBen unb itunberte fid^ üBer ben fcnberBaren<br />

,;6ober,'' irelc^er barauS entjianb. %U er §u Qtnfange Mi'^<br />

fid^ wieber nad^ 5ena ju pd^ten gebadete, !am ein neueg<br />

^inbernij. 5)er ^önig unb bie Königin »on ^reufen n?ur*<br />

ben in Seimar ju aSefud^ ertrartet, n^oburd^ ber »§er§og i?er*<br />

anlagt irarb, ben ©d^lopau eifriger §u BetreiBen. (Sr :^ielt<br />

ba§u ®oet^e'0 ®egenn?art für nijt^ig, treld^er biefen ©lauBen,<br />

n?ie er an «Sd^iUer fd^rieB, „mä) o^ne eigene UeBerjeugung<br />

ju ijere^ren ^atte." Snbem er nun einmal, nne er fid^ auä*<br />

brüdt, „im etanbe ber ^rniebrigung" fortleBen mußte, lieg<br />

©oet^c'a «efcen. iv. 4


50<br />

er ff^ axiä) einen 93efud^ ber f^tau i?on ^a Olo^e, öot bem<br />

ftd^ ©dritter irie öor einem l^eranjie^enben Ungen?itter fürc|>tete,<br />

ganj gut gefallen. „i5rtau 'oon ^a ^oä)c," metbete er (B^iU<br />

ler'n am 24. 5uli, „^aU id^ ^treimat, erjl in ^ieffurt^, bann<br />

in O^mannfiebt gefe^en imb fte eBen gerabe, ,h)ie ijor stranjig<br />

Sa'^ren gefunben. (Sie gehört ^n ben ni^ellirenben S^aturenj<br />

fie ^tht ba6 ©emeine l^erauf unb jie^t baö 33orjiig(td^e I;erun*<br />

ter, unb rid^tet bag ©anje at§bann mit i^^rer (Sauce ju belie*<br />

Bigem ®enu^ an 5 üBrigenä möd^te man fagen, ba^ i^re Un*<br />

ter^altung intereffante (Stellen i)Cit.^'*) 5£)ann ^txiä)Ut er<br />

ireiter, ba^ Xitä mit ^arbenBerg unb (Sd^teget Bei i^m<br />

gegeffen. 33on ^ied fagt er: „pr ben erf!en QtnOticf iji e3<br />

eine red^t (eiblid^e 0latur} er f^rad^ n^enig, aBer gut, unb 1)at<br />

uBer^au^t ^ier gan^ n^o^t gefallen."**) Sn ben Qlnnaten ifi<br />

aud^ nod^ unter biefem Sa^re bcr 93erül;rung mit (Sc^eUing<br />

gebadet, ber i^m bie Einleitung ju feinem (Sntirurf ber ^a^<br />

turjp'^itofo^^ie mitt^eiUe. „^x Bef^rad^ gern/' ^ü^t eg, ,,man*<br />

d^ertei ^^i^fifalifd^eä , i^ ^jerfafte einen aUgemeinen (Sd^e*<br />

mattSmuS üBer 9flatur unb ^unfi."<br />

*) ©oetl^e ücrfc|t in ben Stnnalen biefen S3efud^ irrtpmlid^ in ben<br />

Sommer 1798.<br />

**) ©egen (Snbe beö Sa^vö fd^eint Xkä l^dufiger mit ©oet^e ücr*<br />

feiert ju l^aben. 3n einem S3nefe an Sd^ilter 'oom 6. S)ec.<br />

ifi üon einer 33orlefung ber ^iect'fd^en ©enoüeüa anf feinem<br />

3immer bie Oicbc, h)oruBcr e§ in ben Slnnalen f)d^ti „%ud<br />

loö mir feine ©tncofca üor, beren iüal^rl^aft :|3oettfdf;e ^el^anb*<br />

lung mir fel^r viel ^reube mad^tc nnb ben freunblid^jten ©ei*<br />

fall oBgelronn."


51<br />

$£)a ber @^tofBau feine ti^eitete Entfernung ^uUef unb<br />

t>ie @e^nfucf)t nadf) Oiu1)e unb Sammlung Bei ©oet^e bod^<br />

jute^t üfcer^anb na^m, fo entfd^tof er fic§ ßnbe Suti'ö in<br />

feinen ©arten ^u jie^en, h?o er ben Qlugufl unb 6e:ptemBer<br />

^inbur^ fcUeB. „OB bte Einfamfeit bea 3tmt^l0," fc^rietj er<br />

am 31. ^nli an «Spider, „ju bem (Sinnigen, nmö 0lot^ ijt,<br />

öiel I)elfen irirb, nutf bie S^^t lehren." (Sr Befd^äftigte fid§<br />

l^ier 5unä(|ft mit ber Bwfammenfiellung feiner fteinern ©ebic^te,<br />

bie Unger i?er(angt ^atte. „ßn einer fold^en Oiebaction," fc^rieB<br />

er am 3. Qtugufi, „gehört (Sammlung, i5raffung imb eine ge*<br />

tviffe atigemeine (Stimmung. 3Öenn iä) noc^ ein !paar ^Du^enb<br />

neue ©ebid^te bajut^un fönnte, um getriffe Sücfen augjufüüen,<br />

unb geitviffe aftuBrüen, bie fe^r mager auffallen, ju Bereid^ern,<br />

fo fönnte eä ein rec§t intereffanteg ©anje geBen. 5Dod§ irenn<br />

i^ nic^t ßdt finbe, baä ^uBlicum ju Bebenfen, fo njiÖ i^<br />

n)enigften§ fo reblic^ gegen mic^ felBjt ^anbeln, bag iä) mi^<br />

^on bem üBerjeuge, n?a6 i^ t^un follte, u^enn i^ eg auc^<br />

gerabe je^t ni^t t^un fann. (S0 giBt für bie Sufunft teitenbe<br />

^^inger^eige." SSei biefer Olebaction fafte er auc^ baö 3}?etrum<br />

feiner ©ebic^te, namenttid^ bie «Hexameter xmb Pentameter,<br />

fc^ärfer inä Qluge unb fanb bie (Slpigramme in biefer ^infic^t<br />

„am Uebertic^ften gearBeitet," boc^ au^ gtücfUd^er SÖeife am<br />

teid^tejten metrifd^ 5u üerBeffern, iroBei oft Q(u0bru(! unb @inn<br />

mit gelrann. (SBen fo löfc^te er bamatä au6 ben riJmif^en<br />

(Elegien manchen Iprofobifd^en ?^'e^ter gUicflii^ n?eg; Bei ipaffio*<br />

ittrten QlrBeiten jebo(^, tnU QHeriä unb ^oxa, fanb er bie<br />

(Sa^e f^n^ieriger, teijlete inbej aud^ "^ier, fo<br />

öiel er öermod^te.<br />

Y,2Öenn man folc^e QSerBefferungen," f^rieB er am 7. 5lugufl<br />

4*


52<br />

an (B^iücx, „anä) nur t^eiüi^etfe ju (Staube Bringt, fo jetgt<br />

man 'ooä) immer feine ^erfectibilität , fo ivie auc^ ^lef^^ect für<br />

Me §ortfd)ritte in ber ^rofobie, n^etd^e man 23 offen unb feiner<br />

©d^ute niä)t aBf^rec^en fanu."<br />

5Dle S'^ad^mittage n?aren ber l^ectüre üou 3)?tUon'g ijer-»<br />

orenem ^arabiefe gennbmet, u?etd^eö i^m ^u ijieten S5e*<br />

tra^tungen Stoff Bot. @r fanb aud^ Bei biefem ©ebid^te, n?ie<br />

Bei allen anberen ^unfitrerfen, baß eS eigentlich ^a^ Snbiüi*<br />

tuum fei, ireld^eg fid^ baburd^ mauifeftire unb baS 3ntereffe<br />

l^en^orBringe. 5)er ©egenftanb bäu(^te i^m aBfd5)eulic§ , auf er*<br />

Xi^ fc^eiuBar, innerlich nmrmfiic^tg unb ^oI)L 5(ußer ben n?e«<br />

nigen natürlichen<br />

unb energifd^en 3[)?otiüen finbe man eine ganje<br />

q^artie lat)mer unb falfc^er, bie einem n^e^e mad^ten. ^in<br />

^auiptfe^ler beg 2)ic^terö, nad^ft ber $ßat)l beö etoffeS, Be*<br />

ftel)^ barin, baf er feine *4>^tfonen, (Sijtter, ©ngel, Teufel,<br />

9JJenfag auf<br />

3eid^nung unb 3wfflwimenfe|ung beö ©ebid^tö einen großen<br />

(Einfluß geüBt} fo nne aud^ ber Umftanb, baß ber ^erfaffer<br />

Blinb gen^efen, auf «Haltung unb Kolorit Bebeutenb eingenürft<br />

BaBe. UeBrigenS fei baö SBerf einzig in feiner Qlrt unb ber<br />

5Di^ter ein in jcbcm (Sinne iutereffanter 3}iann, bem man<br />

e^arafter, (SJefü^l, ^erfianb, ^enntniffe, bid^terifd^e unb reb*<br />

nerifc^e Talente nic^t aBf^rec^en fönne. — ©ine n^eitere öectüre


53<br />

Ux S^ac^mtttag^fiitnben irarcn 2Öin!etmanng S3riefe unb<br />

altere @(^rtftett. „3d^ imig mir ba§ 35erbfenft unb bie<br />

(Sinn.Hr!img bfefeä ii^acfern 9)?artneg/' i)d^t e^ in einem ©riefe<br />

an ©d^iUer ijom 21. Q(uguft: „im ßinjelnen beuttic^ ju mad^en<br />

fuc^en." QUiferbem fxi'^rcn W Qtnnaten nod^ ^erber'ö f^rag*<br />

mente xtnter ben bamalö getefenen 8(^riften auf.<br />

©elfcji Vit f^äten QlBenbe itnb Sf^ad^te tie^ ©oet^e in feiner<br />

(Sarteneinfamfett ni(|t un'Benult. Sßiber feine ©enjo'^n^eit<br />

Uitb er Bio gegen 3??itternac^t auf, um burd^ dn guteS<br />

©^ieget^JTeteffoip ben 5D?onb ^u Betrauten unb fo mit biefem<br />

„fc^on fo lange getieften unb Bettunberten -9i|a^6ar" enbti^<br />

nä^er Befannt ju n^erben. „@§ ift eine fe^r angenehme (Sm*<br />

ipfinbung," f^rieB er (B^iUixn am 21. Qlugufi, „einen fo Be*<br />

beutenben ©egenfianb, i^on bem man i^or fur^er ßtit fo gut al3<br />

gar nichts genm^t, um fo öiet genauer !ennen §u Temen. ®aS<br />

fd^öne (5


54<br />

llnterne"^muttg ^unäd^ll hnx^ 9k$ta^ am ^onoxax. ^^ermtnbc*<br />

tung bcr Qluftage unb 3^1«^^^*" ^^^ ^^^ ttä(|iften ©tücfen §u et*<br />

leidstem fuc^te. ^axxn Um man auf ben (äcbanfen, mit ber<br />

ßeitfd^rift bie Qtu§fe|ung eineö ^reifeä für bie Befie ßetc^nung<br />

eineö jä^rlid^ öon ©oet^e unb 9J?ei)er ju nni^tenben ©cgen*<br />

fianbeg in Q3er6inbung p Bringen unb fo bie .^ünfiter aud^<br />

jpra!tifd^ ju förbern. 3)ie einkufenben ^oncurrenjptfe fotiten<br />

öffentlich auögeftetit unb m^ bie gefrönten ben ^ünj^Iern irie*<br />

ber jugejiellt n?erben , ba6 näd^fte ^rolpijtäen^eft aBer ein mo*<br />

tbiixU^ Uxtijdl namentUd^ üBcr bie<br />

Beiben ßd^nnxiQtn Bringen,<br />

benen man ben $reiä juerfannt ^atk. %üx bag Sa^r 1799<br />

n?ar bie 55)arftetlung ber ©cene an^ bem britten aSud^ ber ^Wa^<br />

aufgegeBen, trie Q(!p^robite bie ^etena jum $ari6 fü^rt. @ö<br />

liefen neun ^oncurren^jiücfe ein, n^orunter auc^ ein !paar Oe(*<br />

gemälbe traren.<br />

^ie „^reiöertt^eilung unb 3tecenfion/'<br />

iretd^e bie $ro!pl}läen im erften ©tücfe beö britten Sanbeg<br />

Brad^ten, enttüicfelt in ber (Einleitung bie QlBfic^t, bie man Bei<br />

ber 5lufflellung get;aBt. 9)?an §aBe nid^t \)ortrepd^e ^unfl=<br />

irerfe :^infic^nUc^ ber Qlugfü^rung ersn^erft; ba§u fei bie ßdt<br />

%u furj unb ber 5Ptei3 (20 5Dufaten aU erjic, unb 10 aU<br />

imiic Prämie) nid^t anfe^ntid^ genug gen^efeu} fonbern crnfl*<br />

li^ jtreBenbe jlünftler fottten i^ermod^t n^erben, ben ©ebanfen<br />

eineö a3i(be§ mit möglid^fler (Sorgfalt burc^juarBeiten. ^k<br />

Prämien ert)ielten ^yerbinanb »^artmann axi^ (BtnttQaxt<br />

unb «!&einri(^ ^olBe au0 3)üffelborf, unb iwax 3eber bie<br />

J&älfte beg ©efaimntvreifeö , \vdl bie ^unjirid^ter feinem ber*<br />

felBen einen entfc^iebenen SSorrang jujuf^red^en n?agten.<br />

5n W bieömafige ©artenfaifon fällt auA) bie Qtnfnü^fung


55<br />

ÜB erfien ^aben^ ju einem 33et^äUniffe , n.^orau6 für ©oct^e<br />

ÜB 5u feinem S^obe eine i^üHe i>on ®enu§ unb 35eteBung er*<br />

imd^fen foUte, ber S3ef anntfc^aft mit 3^^^^^^- ^^^<br />

11. ^lugnfi richtete biefer einen SBrief an ©oet^e, ber W lieBe*<br />

üodfte ^ere^^rung at^mete. 5Der £)id^ter antoortete freunbtid^<br />

entgegenfommenb, unb fo n^aren bie erflen öiinge §u einer<br />

langen .^ette ijon SBriefen gefd^tungen, treidle, neBen ben<br />

©oet^e^S^iöerfc^en, i>ielleid^t bie intereffantefte ßorref^ponbenj<br />

ber ®oet^e:=£iteratur bitben. ©oet^e legte feinem ©(abreiben<br />

eine bid^terifcf)e ^robuftion Bei, n?a^rf(^einUc^ eine %ruä:}t be§<br />

©artenaufent^altö, njoöon er fagt, fie fei burd^ ben ©ebanfen<br />

entftanben, ob man nid^t bie bramatifd^en 35aGaben fo auö*<br />

Bitben fönnte, ba^ fie ju einem großem 6ingj!ü(fe bem ß^om*<br />

^onifien (Stoff geBenj nur fürd^tete er, bie gegenn^ärtige ^aBe<br />

nid^t Sürbe genug, um einen fo großen Qlufn?anb ju öer*<br />

bienen. dB n^ar bie erj^e 2öal:purgi6nad^t. (Eine eigent*<br />

liä)c ^antaU i)at bemnac^ ber 5)idf)ter nid^t liefern n^oHenj<br />

boc^ nähert fid^ bie 3Sal!purgi6nad^t fd^on fe^r ber ßantate<br />

an, nne fie benn aud^ in ©oet^e'g 323erfen unter ber 3fiuBrif<br />

biefer £id^tung§art aufgeführt ift. ß^Wern n^ollte eg mit ber<br />

ßomlpofition berfelBen nid^t red^t gelingen. „5Die QSerfe finb<br />

mufifatifd^ unb fingBar," fd^rieB er ben 21. (Se:ptemBer : „id^<br />

t)aBe aud^ ein guteä ^:^eil t;ineingearBeitet -, allein i^ tann bie<br />

JJJuft nid^t finben, bie burd§ baö ©anje mf^t" ^lit bem ent*<br />

fc^iebenften (Erfolge com^ponirte f^äter 9J?enbelfo^=33art^olb5)<br />

biefe 55)ic^tung. (Soet^e erleBte e6 nod^ unb rid^tete am 9. (Se^*<br />

temBer 1831 ein ©d^reiBen an ben (Eom^onijlen, n^orin er<br />

unter Qlnberem ben ©runbgebanfen beg ©tüdfeö fe^r Bejiimmt


56<br />

auöfpric^t. „3){e8 ©ebid^t/' f(ä^tef6t er, „ift im eigentUc^en<br />

©tnnc 'E)od^fi}mBoUf(3^ inteutiontrt. ^enn e8 mu§ fioä) in<br />

ben engfien Otaum einge^fercf)t unrb.'^ ^er ©egenjlanb ift<br />

au^erorbenttid^ gtütfUd^ gen>a^(t; er ifi f:)bä)ft bebeutfom unb<br />

au§ ber (S^od^e be§ öietleid^t ttefften geifiigen ^onflictS genom*<br />

men, in ben unfere 0lation jematg gerat^en. Unb wie ge=»<br />

it>öf)n(id^, fo '&en?a()rt a«(^ :^ier ber ^id^ter feine conferöatiije<br />

(Sinnesart} er ^eigt fic^, nne im @ö|, ^ermann unb ^oro*<br />

ti)ea wnb anber6n>o auf ber


57<br />

5tnt^ei(, ben ©oet^^e m biefer unb bcn nä^j^fotgenben bramattfc^en<br />

^Irkiten beä f^rcunbeS na^m, jogcn tl^n unöenncrft ju<br />

biefer ©attung 'hinüber.<br />

2öeit t^m aBet in ber nä^flen ßdt bie tiefern Duetten<br />

origineller ^robuctiöität fortbauernb jtocften, fo fud^te er ber<br />

iriebercrn^ac^ten Oleigung jum JDrama ^u^jörberfi burdf) UeBer*<br />

fe^ung wnb SBcarBeitung öuglänbifd^er ©tücfe ^u genügen,<br />

nnb fo finben n^ir i^n benn naä) bem OHicfjuge a\i^ bem ®ar*<br />

ten in bie Stabt, im OctoBer 1799 mit ber UeBertragnng<br />

beg SDZa^omet ^on SSoUaire Befd^äftigt. ßr fc^eint bie*<br />

fetbe f(^on n>ä^renb be§ ©artenaufent^attg Begonnen ju ^aBenj<br />

benn Bereite<br />

i^or ber ^alftt be§ £)ctoBera üBerrafd^te er ©dritter<br />

burd^ 3"f^tt^w^^9 ^i^^


- 58<br />

ber ganje innere ®ctft biefer ©tütfe Bepimmt n?erbe.<br />

„5)ie 6t)as<br />

raftere/^ öe^au^tete er, „bte ©cfinnungen, baö SSetragen ber<br />

^erfonen, Qltteö jieUt fic^ baburd^ unter bie Spiegel beä ®egen*<br />

fa|eS, imb n?te bte ©eige beö SJiufifanten bie SBetregungen ber<br />

S^änjer leitet, fo au^ bie 5nieifdf)enflid^te Statur beg Qiteranbriner^<br />

\)k SSetregungen be§ ©emüt^g unb bie ©ebanfen. ^er, 3Serftanb<br />

irirb unterBrod^en aufgeforbert, unb iebeä ©efü^l, jeber ©ebanfe<br />

in biefe ^orm, n?ie in baä Sßett beg ^rofrujleä gesträngt.'' 33e*<br />

fanntli^ Iic(5 ft(^ (Bä)iüa b«rurbe i^on Senem in umfaffen*<br />

beren 5lenberungen ermuntert unb erl}ielt i>on il)m in einem 33riefc<br />

ijom 18. Dct. 1799 eine 3)Zenge fc6ä|Barer 3been unb 3Bin!e.<br />

3n ber erjien Hälfte OZoi^emBerö*) ^atte ©oett)e bie UeBer«<br />

fe^ung Beenbigt} am 17. 2)ecemBcr trug er fte bem ^erjog*<br />

*) ©. S3rteftü. mit Knebel, IF, 224.


59<br />

lid^en $aarc i^or, bag er jum $:^ee ju ftc^ geBeten f^atk.<br />

5)ann irarb gemetnfam mit ©d^ittev, ire^er unterbeg (am<br />

3. 3)ec.) fi(^ mit feiner ^^amttie in SSeimar angeftebett ^attc,<br />

bie Qliiffü^rung beS 'Stü(feä ^iir g-eier beä @eBurt§tag§ ber<br />

^erjogin (b. 30. San. 1800) ijor^ereitet. ^a öorau^sufe^en<br />

it^ar, ba^ üBer W 2^xM\ü^xnnQ ber fatten, fieifen, ^runfen*<br />

ben bramatifd^en Stücfe auf bie beutfc^e SBü^ne fid^ ein ge*<br />

timttigeS ©ef^rei erbeten irürbe, fo bi($tcte Schiller, um 'oa$<br />

^uBUcum i>on üorne^er auf ben redeten (5tanb^un!t jur SBe^<br />

urtt)eihmg beS Unternehmend ju ftetlen, bie fd^önen (Standen<br />

„Qtn ©oet^e, aU er ben 2)k^omet üon Sßoltaire auf bie<br />

23ü^ne Brad^te." Q(u§ bem 93rieftt)ed^fet ber 6eiben ^reunbe<br />

f(|eint ^erüorjuge^en, ba^ fie urf^rüngtid^ jum ^rotog be3<br />

a)Za^omet Benimmt geirefen. „^mit ben!e id^ einen ^JSerfud^<br />

ju machen," fd^rieB S dritter am 8. San. 1800, „oB iä) meine<br />

©tanjen fertig Bringen !ann, bamit irir baö ^uBticum mit<br />

getabener i^tinte Beim 5}?a:^omet erirarten fÖnnen." 23on ber<br />

fcc^öten


60<br />

m^ ®oct^^e'6 minme^rtgen Qlnft(|ten, für bic ^ragÖbte au^<br />

bte metrifc^e ^omx. 3a, et forbcrtc fd^on im 9loi>cmBer 1797<br />

fogar für aKe bramattfc^en QtrBciten, Suftf^iet unb i^arce ntd^t<br />

auSgcfd^toffen , r^i^t^mifd^e 5Darj!ettimg. (5o fc^r :^atte fi$<br />

feine ^oetif feit ber 3^it/ ^^'^ ^^ ben ®ö| unb 6tai?igo<br />

fd^rieB,<br />

i^eränbert.<br />

2ßie ber ^af)omd üBer^an^t baju mitn?irfen foHte, baS<br />

to'^e 9laturalifiren im 3)roma gu Befd^ränfen, fo mu^te er au^<br />

at§ ^O'Jittet bienen, jenen funpofen (Soni^erfationSton ber (B^au::<br />

f^ieler, ben ®oet^e früher ein6n?eitett gebutbct ^atte, ju ijer*<br />

ebetn unb namenttid^ bie ijon ben öaterlanbifc^en SBü^nen Bei=<br />

na^e i^erBannte r^if)tf)mif$e ^ectamation h.Heber in Qtufna^me<br />

in Bringen, ©oet^e if)üU felBfi *) bic @ef$i(ä^te be§ feit 1791<br />

BefieBenben ^oftt^eaterg in mehrere ^erioben ein, iroijon er bie<br />

erj^e Bi6 ju ben ©af^öcrfieUungen Sfflanb'ö rennet. 3n biefer<br />

^eriobe trattete Bei ben ©(^aufpietern bag fatfcf)e ^atiixli^^<br />

feitö!princi^, tvornad^ fie üBerall il;re 515erfi?ntic^!eit t)er^ortretett<br />

liefen, o'^ne §u Bebenfen, baf ber (Sc^auf^icter eö in feiner<br />

@en.iatt '^aBen muffe, in geiriffen Olotlen feine Snbiöibualität<br />

ganj unfenntlic^ ju mad^en. Sfftanb'S ^rfc^einen auf ber 2ßei*<br />

marifd^en S^ü^ne Belehrte fie eineö Qlnbern. 3)ie ^ti^^dt,<br />

Womit er feine OloIIen fonberte, au6 jeber ein ©anjeä ^u ma*<br />

^en, unb fic^ fohjo'^t in'^ (Sbte aU in'ö ©emeine, unb immer<br />

funjhna^ig unb fd^ön gu maöüren öerfianb, trar ju eminent,<br />

aU bag fie nid^t 'f^atk frud^tBar irerben unb eine neue ^eriobc<br />

einlenfen fotlen. 3^ie näd^fifotgenbe (Spoc^e Bilbete bie ^röff*<br />

*) 3n bem 5tuffa^: Söcimartf(i^eä ^^eater 1802.


mmg unb ^tnitei^ung bcö ax^ittUoni]^ neu eingerichteten<br />

(S


62<br />

gen: „Sajfen (Sie bcn Qlnfang it»ie baö ^nbe fein, unb ba^<br />

künftige trie baö 93ergangene.'^ (Sä ging ie|t fetten ein<br />

%aQ ba^in, n>o bie i^vennbe nic^t ein (Stünbd^en in innigem<br />

®ebanfenau6taufd^ juBradf^ten, \va^ natürtid^ i^ren Brieflid^en<br />

Sßerle^r, ju unferm ^aä)ti)di, fe^r sufammenfd^rum^fen Ue^.<br />

33igireilen jebo^ 50g fid^ @oetf)e nac^ OBerrofta, ober, trenn<br />

er red^t fi(| fet&jt lekn n?ot(te, nad^ 3ena jurütf, njo fi^ benn,<br />

irie (Sd^iUer fagte, bie ^ote an ber magnetifd^en ©tange i^rer<br />

^orrefvonbenj umgele^rt barfletlten} Olorben n^ax jum 6üben<br />

getrorben. 5Da aBer im ©an^en ber SBriefn^ec^fet jn^ifd^en<br />

SSeiben ijon nun an grofe )^üc!en jeigt, fo :^aBen nnr unä<br />

befio me^r nac^ ©oet^e'ä anberireitiger (Sorref^onbenj umj^u*<br />

fe^en, unb I)ier treffen n?ir fogteid^ auf einen SBrief an 3acoBi<br />

bom 2. Sanuar, ber um fo intereffanter i% aU er ein Olefume<br />

ber te|ti)ergangenen Sa'^re gi6t. „(Seit ber 3^^^/" \^x^ibt<br />

@oetl;e, „tvo ivix unä nid^t unmittelbar Beriil^rt :^aBen, I;aBe<br />

i(^ mand^e 93Drt^ei(e geifiiger 33ilbung genoffen, ©onft ma(^te<br />

mid^ mein entfc^iebener ^aj gegen (Sd^n^ärmerei, «§eud^etei unb<br />

Qlnmaßung auc^ gegen baö n?al)re ibeate @ute im 9)Jen*<br />

fd^en, bag fid^ an ber ^rfa^rung nid^t tvo^ ganj rein jeigen<br />

fann, oft ungered^t. Qlud^ fjierüBer, n?ie üBer manc^eö<br />

Qtnbere, Belehrt un§ bie ßdt, unb man lernt, baj n?a^re<br />

@d^a|ung nid^t o^ne ©d^onung fein fann. Oeit ber ßdt<br />

ijl mir jebeä ibeale ©treBen, n^o iä) e§ antreffe, n^ert^<br />

unb (ieB, unb ^u fannfl benfen, n^ie mid^ ber ©ebanfe an<br />

5£)id§ erfreuen muf , ba ^einc 9Ric^tung eine ber reinften ift,<br />

bie id^ jematö gelaunt I)a6e. SÖenn id^ 3)ir üon mir fagen<br />

fottte, fo müftc i^ n?eit(äufig fein; benn bie brei ober öier


63<br />

Sa^re ^aBcn manche SSeränberung in mir ^eröorgeBra^t.<br />

9f?a$bem i^ ben 'otxQtW^m Qlufh?anb eineä bitettantif^en<br />

6treBcn6 naä) Bitbenber .^unjl eingefe'^en ^atte, iroüte id^ mir<br />

jute|t no(i^ ein reineä Qlnfdf^auen bea ^öc^jlen, n?a6 unä baöon<br />

üBrig ijl, »erf^affen. 9)iein i^reunb SD?ei)er irar f^on 1795<br />

nad^ Statien öorauggegangen, unb e'Ben aU i^ mi^ loggctö3t<br />

f)atU, if)m ^u folgen, irar bie 35eririrrung fo grof, baf ic^<br />

nur 6iä an bie ©d^ireij fam. ®ie ?5otge ^at Betriefen, bci§<br />

hjir iro^l traten, itüeber nad& ^aufe ^u fe^ren. SCöaS h?ir<br />

au§ biefem allgemeinen unb Befonbern (5d^iPruiefer jireifcUe nid^t<br />

an einem guten (Erfolge. (So Braud^e nur 3BenigeS, meinte


64<br />

er, am ^ext i>eränbert ju h?erben, namentlich in 33egie^ung<br />

auf bie mi.}t^otogifc^c Partie, bie für baö ^ufcUcum in 3)kffa<br />

ju talt fei} aii^ dn jpaar ©emcinf^rüc^e , fo cjnt fie i^ren<br />

^(a§ i^erbienten, rat:§e er bem bramatif(|en Sntereffe §u o!pfern.<br />

©oet^e'n irar eö ganj rt)unber(icf) ju 3)iut^e, alö er fic^ in<br />

biefeö lange nid^t me^r angefel;ene 5)ocument einer n?eit :^inter<br />

ii)m liegenben (Entnutflungae^od^e ijertiefen foHtej er fd^eint<br />

be0 greunbeö 33ertrauen pm (Erfolge eineö (gtütfeS, beffen<br />

«^anblung fo n.>enig äu^erlid^ ifl, nic^t getl;eilt ju :^a6en} er<br />

itagte eg irenigfienS erfi dn :paar 3al;re fipäter, bie S^^igcnte<br />

auf bie 35ü^ne ju Bringen.<br />

3m g-eBruar finben tvix ii)n irieber mit 3)?onb6eoBad^*<br />

tungen Befc^^äftigt. „Um fteBen Ut;r, ba ber 3Wonb aufget}t/'<br />

fc^rieB er am il. SeBruar an «Schiller, „finb @ie ju einer<br />

ajhonomifc^en Partie eingelaben, ben SJZonb unb ben ©aturn<br />

ju Betrad^ten; benn eä finben fid^ f)cntc -^IBenb brei 3^eleffo:j3e<br />

In meinem .§aufe. (Rollten «Sie aBer bie irarme @tuBe \)or*<br />

gießen, fo h?irb S^nen i^reunb SJ^eier ©efellfd^aft leijien, ber<br />

bie 3}2onbBerge fo fet)r hjie bie (Sd^n^eijerBerge, unb bie ©eftirne<br />

fo fel)r alä bie .^älte mit einem ^er^lid^en ^ünftler^a^ ux^<br />

folgt." 53Ut ^ülfe eineS fed^äfü^igen ^erfd^cB n.mrben biefe<br />

SBeoBad^tungen mehrere 9}Zonblved^fel burc^ fortgefe|t unb U^<br />

Bebeutenbften ISic^tgränjen Bemerkt, n^oburdl} fid^ Bei ©oet^e<br />

ein beutlid^er ^Begriff üom dielief ber 9)2onboBertTäc^e Bilbete.<br />

UeBer^au!pt trat je|t bie Dlatuririffenfd^aft im ^reiölauf feiner<br />

aSef^äftigungen nüeber ftärfer l^erüor. (Bä)on am 8. Sanuar<br />

^ette er ©df)illern gemelbet, bag er „ein n^enig in physicis<br />

ftecfe." 3m Q'lnfange ^Dtärj, tvo er fid^ in OBerrofla auffielt,


65<br />

Untti ein 3Befuc§ beä Senaer q}^^fiferö So^. Sil^. bitter,<br />

ben er in einem [Rateten ^Briefe on @df)iflet*) „eine .6tfd;ci*<br />

nung iiun (Erfiaunen,<br />

einen ti^a^ren Siffenö^immel auf (Stben"<br />

nennt, feine ©ebanfen ttüeber auf bic ^^arBente^^te :^in, unb er<br />

irarb ft(^ ici^t 5uerft gan§ ftar üBer bie @intt)eitung berfelBen<br />

in bie brei ^au^ tmaffen, bie bibaftifd^e, ^o(emif(ä^e unb ^ijto*<br />

rifd^e. %nä) ^atu er ftd^, tüie er am 12. 3)?ärj an ^neBet<br />

ierid^tete, mit bem SKagnet, fo n.ne mit aSotani! Befd^äfttgt<br />

unb meinte im SBiffenfc^aftUd^en „einige artige ©d^ritte" ge*<br />

t:^an ju ^a'ßen. QluS OBerrofta ^urücfge!e:^rt , irarb er in<br />

ber testen «^ätfte beg Wdxi öon einer mef)rtägigen Un^ä^Ud^*<br />

Uit an'ä ^aug gefeffelt unb Benu^te „bie fd^led^te 3eit'^ jum<br />

Orbnen feiner ^ftanjenfammtung. 3tt biefen ^agen tvax e0 aud^<br />

ivo^l, h)o er, um fid^ baS Suffteu'fd^e ©i}fiem red^t anfd^aulid^<br />

ju mad^en, bie fämmtUd^en ^u!pfer me^^rerer Botanifd^en £)ctai3*<br />

aCßerfe in Orbnung Brad^tej **) er erhielt baburc^ eine Qtnfd^au*<br />

ung ber einzelnen ©ejlalt unb eine UeBerfid^t beö ©anjen, bie<br />

auf anberm 2Bege nid^t teid^t ju erlangen getrefen iräre.<br />

3)littlertt^ei(e u>ar aud^ bie (Sammlung ber fteinern ®e*<br />

bid^te für Unger ^um QlBfd^tug gelangt. 6ie enthielt eine<br />

intereffante ,<br />

gen?ifferma^en neue ^i^robuction , bie lüer Sa^*<br />

reo Seiten, aug altern unb neu entfianbenen aßrud^fiüdfen j^u*<br />

fammengefe^t. 5Öir finben Her eine größere Qtnja^l SSotiö*<br />

tafeln mit ben brei ©ipigrammenMnjen SSielen, @iner<br />

unb @i§Ba:^n, me^rern jerjlreuten (Sipigrammen auS bem<br />

*) 9lt. 747.<br />

**) Slnnalcn unter bem 3. 1800.<br />

®ott\)t'i geben.<br />

IV.


66<br />

SKufenalmanad^ für 1797 itnb einigen ^^injugebi^tctcn ^ijti^en<br />

ju einem neuen ©anjen i)erfnü:pft. Sragt man, n?arum ®oet"^e<br />

jene ßipigramnae auä i'^rer ursprünglichen SßerBinbung ^erauö*<br />

gelöf't unt) ju ben iner Sa^reöjeiten sufammengefteUt f^at, fo<br />

bürfte ber @runb n^o^t in iSrotgenbem ju fud^en fein. (Sr<br />

trollte ijermut^Ud^ feinen Qtnf^eil an ben 23otiütafetn nic^t<br />

gerne !prei6ge6en, unb n^agte boc^ anä) ni^t, bie ganje (Samm*<br />

lung berfelBen in feine 2Ber!e aufzunehmen.


67<br />

S){d^terg &x. 21). m>a m ben testen ^ifti^^n btefer m==<br />

t^eitung (0Zr. 35—37) ijl aud^ fd^on auf bte SSergängtic^Jeit<br />

ber ©turnen, ber Sugenb, ber Sd^ön^eit unb SieBe ^ingetütefen.<br />

5£)eä ^id^terö aöunf(^, baß mit ber ^kU baS SeBen jugleid^<br />

enben möge, BleiBt unevfüHtj eg folgt ber «^erBf}, bie 3^it<br />

ber ?5rüc^te. 3)ie ^rü^te, bte baä SeBen bem 3)?anne Bringt,<br />

finb aBer ni^t immer fo reid^ unb fd^ön, aU bie, iretd^e H^<br />

matm f^enbet (^r. 38). (Somit ifl atfo ber 3)id^ter entf^ut*<br />

bigt, irenn iia^ S'olgenbe nur Qlnbeutenbeä , nur J^ücfen^afteS<br />

Bietet, ^ier geigt fic§ nun, größtent^eitä au0 ben SSotiötafeln<br />

entnommen, eine Otei^e iofe ijcrBunbener (5ä|e üBer baö 3Ser*,<br />

^^ältniß üon Woxai unb ^oefie, genialifd^e ^raft, gemeinfame<br />

!poetifd^e ^^ätigfeit mit ^reunben, Originalität unb Qlneignung<br />

beä f^remben, unb ijieteö Qlnbere — lauter Syjarimen unb ^r*<br />

fal;rung§fä|e , bie ©oet^e burd^ finnige SSeoBad^tung be3 Se*<br />

Benö, ber ^un|l unb beö n^iffenfd^aftlid^en 3:reiBen6 gen^onnen.<br />

3n ber legten Hälfte (etn^a \)on 0^r. 68 an) n^enbet ftd^ Ut<br />

S3etraci;tung me^r ber :politifd^en unb religiöfen (S^^are ju<br />

unb nimmt einen fc^arfern G^arafter an, irie benn aud^ öon<br />

'Da an fein ß!pigramm me^r ben SSotiütafeln entlehnt ifl.<br />

2)a§<br />

©c^lufbipid^on:<br />

2)tepmal jlreuft bu, o «^crbfi, nur leidste, h)el!enbe S3lättcr;<br />

@ib mir dn anber SJlat fc^toeßenbe ^rüd^te bafitr,<br />

irelc^eS o^ne 3^


68<br />

barin, ba§ , mit Qlugna"^me beö eintettcnben unb aBflieJenbett<br />

^ifti^onö, uns burd^ge^enbS bie SBe^te^ung auf bie Sa^reg^elt<br />

fo<br />

ireit an^ ben Qlugen gerütft tjl. ®anj anberS i?cr:^citt cö<br />

ftd§ in biefer «§infid;t mit bem Sinter, ber in allen einzelnen.<br />

2)ijii(|cn, n;enn fte auc^ nod^ fo atigemeine dlefierionen ent*<br />

l^aWen, auf eine ^fjc^ft funfireid^ üariirenbe Seife bie SBejic^ung<br />

jut Sa^reSjeit fejl:^ä(t. 5Demnac^, irenn toit ein ©efammt*<br />

urt^eit über bie (Somipofition ber iner Sa^rS^citen fäöen foüen,<br />

möd^ten irir fagen, baS ®ebi(^t mut^c unS, Bei allen fonftigen.<br />

aSurjügen, boc^ nid^t trie eine urfprünglid^e freie (5df)ö:pfung;.<br />

irie ein gelungener erjier ®u^ an, fonbern jeige no^ bie<br />

©Spuren, ba^ eö au§ frü:^ern @ebi(ben burc^ Umfd^metjung<br />

entjianben ifi. *) ßu ber QlBt:^eitung ^txhft i}atk ®oet:^e aud^<br />

fetBjl i)on Qlnfang an fein red&teg 3utrauen, nüe man au^<br />

einem Sßriefe an ©dritter i>Dm 22. ^Mx^ fic^t, ber jugleic^<br />

auf beS ^e|tern a)Utn)ir!ung Bei biefer ^robuction beutet.<br />

„Syrern ^aii) jufolge," fd^reiBt ©oet^e, „t}aBe i^ nod^ einen<br />

^erBfi §ufammengejio:p:peU unb fc^icfe :^ier bie bier Sa^rg*<br />

jeiten i^u gefäöiger 5Durd^fid^t. SßieUeid^t fättt 3^ncn ü\va^<br />

ein, ba6 bem ©anjen njo^t t^ut} benn u>aä mid^ Betrifft, fo<br />

finbe i^ mic§ in gar feiner ipoetifc^en Sa^rS^eit."<br />

Um „einmal n?ieber red^t inele frembe ©eftaltcn unb @e=<br />

genjiänbe in ftd^ aufzunehmen," nne er an ^neBel fc^rieB, un*<br />

') Sntereffant unb btibenb tft eö füv ben ^reunb unb Süngcr ber<br />

Voetifd^cn Äunjl, bcö 2)td^tevg SSerfal^ren bei biefer Umfdf;meljung<br />

im (Sinjelnen ndl^er ju beleud^ten. Sir f)abm bic^ im (Sommcns<br />

tax ju ©oet^e'ö ©ebid^ten (11, 227 ff.) tjcrfud^t.


69<br />

tertia^m ®oet^c gegen baä (Snbe Qt^titS lux 3)?eg5eit einen<br />

QtuäfUtg na^ Seilpjig. „^lad^ niemer tangen (ginfantfeit/'<br />

i>eginnt ein bon bort au0 (trrt^ümtid§ ijom 4. Q(!priO batirtet<br />

SBrief an «Sd^itler, „ma^t mir ber @egenfa| üiel 3Sergnügen.<br />

3c^ gebenfe auc^ noc^ bie näd^jie SKod^e ^ier ^u "Bleiben. (So<br />

eine 3}?effe ift irirfUc^ bie SÖett in einer ?fln^, \vf> man bag<br />

©enjerBe ber 9}lenf(^en, ba3 auf lauter me^anif^en f^ertig*<br />

feiten ru^t, re^t ftar anf(|aut.'' SSon ©emätben, ^u^fem<br />

u. bgt. fanb er manc^eg ®ute, aBer nur au§> i^ergangenen<br />

ßeiten} im X^eater „^errfc^te ber üBertrieBenfie $RaturaUgmu6,<br />

im ©an^en trie<br />

im @in5elnen."<br />

UeBer bie näc^fifolgenben 9}lonate Bia ^um 22. Suli jte^en<br />

itng nur bürftige ^ocumente ju ©eBot. Sßietteid^t fällt in<br />

btefe ^iit bie (Entjte:^ung ber „gwten SeiBer", einea „ge=<br />

fetligen ©d^erjeä", hjie ©oet^e bie ^robuction in ben 5(nnaten<br />

unter bem S. 180*0 Be^eid^net. 3n getriffer ^infid^t fann fie<br />

aia ein fteineö 9f?ac^f!piel ^u ben Untergattungen beutfd^er Qiuagen?anberten<br />

gelten, benen fie i^i^t m^ in ber O^ei^e ber fämmt*<br />

lid^en 2Öer!e fotgt. (Erjä^lung unb ©ef^rä^ öerf^lingen fi^<br />

tvk bort teic^t unb anmut^ig ineinanberj iri^ige unb ^umo*<br />

tiftif^e 3üge n^e^fetn mit Oleflerionen , bie aua ber tiefften<br />

unb feinjien Seit* unb 3J?enfd^enfenntni^ gefd^öipft finb, unb<br />

mit fteinen aua bem SeBen gegriffenen ©efc^id^t^en , bie ben<br />

ruhigen SeoBad^ter ber aJ?enfd^"^eit leB^aft anf:pred^en, trenn<br />

fie gleid^ nid^t Bebeutenb genug für ben Olomanbid^ter unb<br />

nid^t ^ifant genug für ben 5lne!botener5ät)ter fein nnirben.<br />

Unter bem 22. 3uU ^ei^t eS in einem ^BiÜct ©oet^e'g<br />

an (Sc^iner: „^^ f)aU mid^ furj unb gut entfd^toffen , nad^


70<br />

j5:{f(l^e l^btüBer m^ 5ena ju gc^en, ireft id^ ein für otlcmal<br />

f)itx in feiner Qtrt üon 33eftnnitng gelange." Sa§rf(|einUd^<br />

l^atte er bort an^ in ber ßtüi\ä)miät feit bem Qtnfange Ql^ritg<br />

mitunter einige Socken pgeBrad^t; benn in ben Qtnnaten ^eijt<br />

e6, er ^a^e bie ^ölfte beö Sa^reö in 3ena ijerteBt. ßw ben<br />

nn§ Befannten ©rünben, niarum er fic^ fo ^äuftg au§ SGßeimar<br />

finä)kk, f(|eint fid^ nun nod^ ein anberer, red^t trauriger ge*<br />

fetlt §u ^aben. @ein l^auöIic^eS aSer^aItni§, ba6 i^m in ber<br />

erfien ßdt, feiner QlBnormitat ungead^tet, nid^t brücfenb ge*<br />

iüefen tvax , f)atH fid^ j;e|t, hjie eö fd^eint, unerfreutid^er ge*<br />

^aiUt, n?aö benn aud^ auf feine QlrBeitglujl nad^t^eitig einn?irfte.<br />

ir ftnb wdt entfernt, triijiate ^tatfd^ereien , ivie fie „ba§<br />

^nä)Uin öon ®oet^e'' in bie Seit geBrad^t f)at, für Baare<br />

HÖa^r^eit ju nehmen 3<br />

aBer ein burd^aug unöern^erflid^er 3^wg^<br />

feinet tagtid^en Meng, ©dritter, fd^reiBt an ^i?rner: „3;m<br />

©an^en Bringt ®oet"^e fci^t ju n?enig ^n'oox, fo reid^ er nod^<br />

immer an ßrftnbung unb Qlugfü^rung ifl. ©ein ©ernüt^ ift<br />

nid^t ru"^ig genug, ireil i~^m feine elenben ^äuölid^en SSer^^ält*<br />

niffe, bie er ju fd^n^ad^ ijl ju änbern, ijiel SSerbruf erregen."<br />

Körner antn^ortete: „JDaJ ®oet^e feine 3Ser^ä(tniffe brücfen<br />

muffen, Begreife i^ red^t tro^l, unb id^ erlläre mir barauS,<br />

irarum er außer^alB Seimar ireit geniefBarer, aH in Seimar<br />

fein fott. SD^an öerte^t bieSitten nid^t ungeftraft. ßu redetet<br />

Qtit ^atti er geh?if eine lieBenbe ®atiin gefunbenj unb hjie<br />

ganj anber6 hjäre ba feine ^rifienj! 5£)o8 anbere ©efd^led^t<br />

t)at eine p^ere Sßefiimmung, aU jum Serfjeug ber ©innUd^*<br />

feit :§eraBgetoürbigt ju irerbenj unb für entBe^rteS ^äugUc^eS<br />

mM giBt e0 feinen (grfa|. ©oet^e fann felBjt baö ®efd^i?)3f


71<br />

nid^t aä)ttn, bag fid^ ii)m unfcebingt Eingab, ^r fann ijon<br />

5lnbern feine Qld^tung für fte unb bte 3^rtgen erjtringcn. Unb<br />

bod^ mag er nid^t leiben, irenn fie gering gefc^ä|t iüirb. Sotd^e<br />

aSer^altnijfe nxvad^en ben fraft^oUj^en ^ann enbUd^ inür6e. @a<br />

ijl fein Sßiberjtanb ha, ber burd^ ^am^f gu ü6erti>inben iji,<br />

fonbern eine ^eimtic^ nagenbe (Sm^^finbung, beren man ftd^<br />

fanm "6eh?u^t tjt, unb bie man burd^ 33etciu6ung ju unter*<br />

brüten fuc§t.''<br />

^aum in Sena angefommen, i^erfügte ©oet^e ft$, „in<br />

(Ermangelung beS ®efü§t0 eigener ^robuction'S h?ie er an<br />

©editier metbete, in bie 33uttner'fd^e SSiBUot^ef, :^otte ftd^ einen Jfc<br />

SSottaire unb Begann eine UeBerfe^ung beö Xancreb, mit bercirf^<br />

5Iuffü^rung er ben näc^flen 30. Januar ju fetern gebadete. %ä)t<br />

Xage lang, Bio jum legten 3uU, ging bie QlrBeit i^ren jietigen<br />

®ang fort. Sag er 3)?orgenö mit SBIeijiift niebergefd^rieBen,<br />

bictirte er in ruhigen QiugenBUcfen, fo ba§ ba^ erfte 9)Zanufcriv»t<br />

fc^on ^iemtid^ rein erfc^ien. Qluf fotd^e Q(rt Braute er ben<br />

gc^tuf beä streiten QlcteS unb bie Beiben folgenben Qlcte, mit<br />

Qtuäna^^me beä @c^luffeö tion Beiben, ju Staube, unb Bemäc|*<br />

tigte fid^ fo für'ö ^rpe „ber ebtern (Singeireibe beg Stücfeg".<br />

(2d^on in biefen ^Jartien lief er eö nid^t üBerall Bei ber Blof en<br />

UeBerfe|ung Bett?enben, fonbern „t"^at ^ier unb ba ein irenig<br />

me^r^' } baä IteBrige aBer, baö er einfltr eilen „auf einen frifcf;en<br />

Eingriff" ^urücflegte, gtauBtc er nod^ me^r BeleBen, unb na*<br />

mentlic^ bem Qlnfange unb ßnbe größere t^üUe alä im Original<br />

geBen ju muffen. 55)aä 8tücf fei red^t eigentlich ein (Sc^au*<br />

f^iel, fdj)rieB er an 6d^iller, benn QlUeä n>erbe barin jur


72<br />

me^r l^etöorju^etten, ba er treniger genirt fei, atS ber ^ran*<br />

jofe. 2)er t^eatratif(^e (gffe!t fönne ni^t auöBteiBen, irell<br />

5llleä barauf Berechnet fei unb Bere(J§net irerben fönne. ^\U<br />

o|fentU(|e 3Bege6en^eit wnb ^anblung forbere abtx baS (Stud<br />

not:^n?enbig ß^^örej für biefe iroHe er ou(^ forgen, unb "^ofe<br />

eä babiird^ fo<br />

ti^eit ju treiben, al§ e3 bie 0^atur unb bie erfle<br />

gaUifc^e Qtntage beffetfcen ertauBe. 5Do^ gtauBte er, fid^ in<br />

%cn (S;^ören „fe^r nü^tern" ber^atten in muffen, um ni^t<br />

baä ©an^e ju ^erfiören.<br />

2)ie QlrBeit muß i:^m in Sena gut öon Statten gegangen<br />

feinj benn er ijeriranbte regetmäfig nur öier ©tunben beg<br />

9)Zorgen§ baranj bie üBrige ßdt beg ^age0 tuurbe auf bie<br />

mannigfad^fic unb mitunter tufiige Seife „öetgeubet'^ (Seine<br />

?^reunbe in biefem „Stalpetipta^ be§ SOöiffenä unb ber Siffen*<br />

fd^aft", »ober, gr. Sd^regel, Senj, Stgen u. f.<br />

tv.<br />

fd^icften i^m ]^u geiziger CRa^rung für einfame Stunben ber<br />

©aBen bie SrüCfe: ß^i^wngen, Sournate, Betletrijiifc^c ^loin^<br />

taten, ^eitere ^^ilotogicn, jootogifd^e, Botanifd^e unb minera*<br />

loQi^^c Paritäten u. f.<br />

n?. QlBer anä) an teiBtid^er ÖaBung<br />

ließen fie eö nic^t fe'^ten, nne er benn namenttid^ in einem<br />

SBriefe an Schiller bie öon !^ober gef^enbeten „fürtreffUc^en<br />

JtreBfe unb föfitic^^en SBeine" rü^mt. Snbeß n^arcn bie Stunben<br />

ber ßci^Pi^^wwng boc^ auc^ nic^t unfrud^tBar an mand^em Blei*<br />

Benben ®uten. (Bin Stubirenber, ber fid§ BefonberS mit ber Qtna*<br />

tomie ber Snfeften aBgaB, ^erlegte unb bcmonfirirte i^m einige,<br />

Iroburd^ er benn aud^ in biefem ^^od^e, in ber Äenntnif , nne in<br />

ber SBe^anbtung i3orn)ärt§ fam. Unb gan^ jute|t gelang e3<br />

i^m noc^, einen „Änoten im ^aufi ju löfen", ben er fd^on im


73<br />

^axi ju JOScrrofta um ein (Stüdf iüeitcr gcfü'^rt ^atte.<br />

„könnte i^ no(^ öter^e^ ^age i^ier Heifcett/' [(^rieB er ben<br />

1. QUigujl an @(|i(Ier, „fo foflte e3 ein anber Qtuöfe^en barait<br />

gelrinnen} aUein iä) Bitbe mir (eiber ein, in SÖeimar niJt^ig<br />

ju fein, unb opfere biefer ^inBitbung meinen leB^aftejien<br />

Sunfc§ auf . . . 3)Jorgen n^erbe iä) ttjieber fcei 3^nen fein."<br />

2ÖaS i^ jur Mcffe^r nad^ Seimar Beirog , h?ar o^ne<br />

ßtreifet bie SSorBereitung bcr bie^jä^rigen QluSftelTung. Sä<br />

Vuaren für baS 3a^r 1800 §n?ei ^reiäaufgafcen öon entgegen*<br />

gefegtem ß^arafter gejlellt hjorben, um mehrere ,^ünfiter jur<br />

©oncurrenj geneigt ju mad^en, Beibe an^ ber 3tiaä, ber QtB*<br />

fd^ieb ^ector'ä bon Qlnbromad^e unb ber Xob beä<br />

{Rl^efuö. £)er (Srfotg tcar fe^r erfreutid^: ad^tunb^njanjig<br />

(Soncurren^pcfe tiefen nn, öon benen neun^e^n bie erftere<br />

^lufgaBe be^anbelt Ratten; in ben meijlen jeigte fid^ ein tüd^*<br />

tige^ latent unb ein n^adfereS (StreBen; gefrönt iturben bcr<br />

Sft^efuS \Jon 3of. ^ offmann aug ^ö(n itnb ^ector'0<br />

QlBfd^ieb i)on $rof. ^af^l axi^ Raffet, jener mit einem,<br />

tiefer mit girei 5Dritt^ei(en beö auggefe|ten @efammt!preifea<br />

i^on fed^g^ig £)ucaten. 5J)ie ^ro^^i^Iäen Brad&ten fobann fe^r<br />

betaittirte 35eurt^ei(ungen aller eingegangenen Stücfe. ^er<br />

britte S3anb ber ßdt\^xi\t, n?orin biefea gefd^a:^, n^ar (eiber<br />

ber te|te; ber QlBfa| ging fo unBefriebigenb, bag bie ^erau0*<br />

geBer für bie i5iortfe|ung auf alle Sinnat;me Ratten Sßerjid^t<br />

t^un muffen. 3ßei( aBer fo bod^ immer nid^t ber ßtinä ber<br />

SßerBreitung erreicht tt?orben träre, fo entfc^toffen fid^ ®oet:^c<br />

unb 3)?ei}er, auf (gd^iöer'ä 3flat^, im näd^j^en Sat;re, bie m^<br />

gemeine öiteratur^eitung jum Ganat ju machen, ber i^re


74<br />

^unji'Bcgrtffe in§ ^uBUfum Bringen fotite. ©oet^c fagt in<br />

ben Qlnnatcn, burd^ atfid^tUc^eä @egcnn?{rfen Böäiritliger ^m^<br />

f(|cn fei bag Unternehmen ber ^ro^Jl^täen in§ «Stocfen gera*<br />

t^m) eö liegt aud^ in ber dlatnx ber 'Sa(if)e, baf eine fo<br />

ernjte ^ritif, irie fie ^ier BefonberS auf Qlntag ber ^reiäcon*<br />

currenj geüBt h)urbe, immer nur 5Öenige ju 5Dan! ijer^flid^tet<br />

«nb i)ie(e ©egner auftrecft. 5)er ^auiptjiretf, ben bie SCßei*<br />

marer .^unfifreunbe "bei i^ren SSejiteBungen im Qluge Xjattm,<br />

trurbe nic^t erreicht. „3Benn man eö mit ber ^unji i^on<br />

innen ^erauö rebUc^ meint," f^rieB ©oet^e ^ierü6er in f))a«<br />

teren Sauren an ßetter, „fo mu^ man hjünfc^en, ba§ fie<br />

iDÜrbige unb Bebeutenbe ©egenftänbe Be^anbelej<br />

benn na^ ber testen fünfilerifd^cn SSotlenbung tritt unö, fttt«<br />

liä) genommen, ber ©e^alt immer aU ^ö^jle ^inl^eit irieber<br />

entgegen, beßtuegen unr SB. ^. j^. anä) in ben ^ro^Ji^täen,<br />

ba irir no^ in bem SBa^n fianben, eö fei auf bie SÖZenfd^en<br />

genetifd^ ju n^irfen, ung noc^ üBer bie ©egenftänbe fo<br />

ttmli^ äußerten unb unfere $rei3aufga6en ba^in richteten.<br />

2)ie0 ift aBer Qltleö ijergeBen6 geiüefen, ba gerabe feit ber<br />

ßcit baö ^^egenben* unb «^eiligen^i^ieBer um fid|> ge*<br />

griffen unb alleö ira^re SeBenSlufiige axi^ ber Bilbenben ^unfl<br />

ijerbrangt ^atJ'<br />

3m @e:ptemBer ftnben irir ©oet^e h?ieber in Sena, h?o<br />

er bie^mal tttva öier SBod^en (Bi§ jum 4. OftoBer) BUeB.<br />

6§ gelang i^m, ira^renb beä je|igen Qlufent^alteö einen Be*<br />

beutenben ©d^ritt im ^aufl u^eiter ju t^un, unb jn^ar in<br />

ber Partie, h)0 Jpelena auftritt. 2)iefer S^^eit, ben er ur*<br />

fptungliil, irie eS fd^cint, aU ein ganj felBftflänbigeö


75<br />

ju Be'^anbeln gcba(|te, unb bcr au^ iti^t no(ä^ geirijfermafen<br />

tin ©anjeg für ft^ BUbet, ifi eine fe^r alte (Sonceiptiott beS<br />

a^ (Bnitt in 5ena öon S^leuem an. „^Mnc ^etena ift nnrf*<br />

lid^ aufgetreten/' fd^rieB er ben 12. (Ee^temBer an (Sd^iHer.<br />

„9lun iuf)t mid^ aBer ba6 @(^i)ne in ber Sage meiner ^elbin<br />

fo fe^r an, baf eg mid^ Betrü6t, trenn i^ e0 junäc^fi in<br />

eine ^a|e üernr-anbeln fott. SBirHic^ fü^te i^ nid^t geringe<br />

JJujl, eine ernft^afte ^ragöbie auf ba^ Qlngefangene ^u grün*<br />

benj aUeitt id^ h?erbe mid^ pten bie OBUegen^eiten ju öer*<br />

mehren, beren fümmertid^e (Srfüüung o^ne^in fd^on bie i^-reube<br />

beä SeBeng iregje^rt." (5dJ)ifler riet^ i^m, trenn bie fd^i?nen<br />

©efiatten unb (Situationen fämen, fid^ nid^t burd^ ben ©e*«<br />

banfen flören ju laffen, baf e§ (Sd^abe fei fte ju tjerarBeiten.<br />

iDer }SaU fÖnne im jireiten 5::^ei( be§ ^an\t i^m nod^ i?fter0<br />

tjorfommen, unb eS mi?d^te dn- für aflemat gut fein, trenn<br />

er fein ipoetifc^eg ©ctinffen barüBer jum ^(^h?eigen Bringe. ^a6<br />

SBarBarifd^e ber SSe^anbtung, baä i^m burd^ ben ®eifl beS ©an^en<br />

auferlegt trerbe, !önne ben :^i?^em ©e^alt nid^t jeriBren unb bag<br />

(Sd^ijne nid^t auf^eBen, nur eg anberS f^^ecificiren unb für ein an*<br />

*) (Riemer, aHttt^cilungen üUt ®oef^e n, 581.


76<br />

bereg ©eelenöermögen juBerettcn.<br />

©Ben baS ^ö^erc unb 95ot*<br />

ne^mcre in ben 3Äottöen iretbe bem 2Ber! einen eigenen Oleij<br />

geBen, unb Helena fei in biefem (Stücf ein (Si)niBot für aöe<br />

bic fd^önen ©efiatten, bie fid^ :^inein verirren mÖd^ten. ^ur^,<br />

et muffe in feinem %(in\i nUxaU fein ^au\tx^ä)t üBen. So<br />

getröfiet unb Beruhigt arbeitete er frifd^en 9)?ut^eö n^eiter unb<br />

M ©d^iÖer'n, ber tt)n mit SDJei^er am 21. (September befugte,<br />

ben Qlnfang öor. 3)iefer fd^rieb ein ^aar S^age fipäter: „3^rc<br />

neuüc^e SSortefung ^at miä) mit einem großen unb i?orne:^men<br />

©inbrudf enttaffen; ber eble :^oI;c ©eift ber otten ^ragöbic<br />

h?e^t au0 bem 3}?onolog einem entgegen unb mac^t ben Qif)b*<br />

rigen ©ffeft, inbem er ru^ig mäd^tig baS ^ieffie aufregt."<br />

©oet^c brachte no^ bie «i^au^tmomente beä ${anö in Drb«<br />

nungj aber ba mußte bie ^oefie tDieber einem anbern Sntereffe<br />

tüeid^en.<br />

(S^on irä^renb feineg testen Qlufent^atteö in Sena ^atte<br />

er neben ^ancreb fi$ mit ^^iUfo^^if^en ©ipecuta«<br />

tionen bef^äftigt unb fogar eine ©d^rift öon SBaaber „über<br />

baö ^t)tt)agoreifd^e Ouabrat in ber 01atur ober bie iner 9Bett=»<br />

gegenben" jtubirt. 3e|t gingen n^ieber feit einiger ßdt ^^ito*<br />

fo^^ifd^e (SoUoquia mit S^iet^ammer unb 5un»ei(en aucfc mit<br />

f^rriebric^ (Sc^tegel, unb ®e|>riid^e mit Olitter über ^ö^ere<br />

^"^ijft! neben feinen !poetifc^en Qlrbeiten fort imb brcingten<br />

jute^t bie «Helena ganj jur (Seite, ^m^ :p^ilofo^:^ifd§e (Schriften<br />

fi(ä^ Qlnberer ©ebanfen anzueignen, h^arb i^m, n?ie n?ir nnffen,<br />

fe^r f(^h>er} e^er ging eö burd^ lebenbige Untertjattung , unb<br />

fo tuar er aud^ mit bem ©rgebniß feiner je^igen (SoHoquia<br />

fei^r jufrteben. „^^<br />

j^eifte nic^t'', fd^rieb er an (Sd^iffer,


77<br />

„baf i^ auf biefem SSege ju einer ßinftd^t in bic ^^ilofo^^ie<br />

bie[er Ie|ten ^age getaitgen iretbe. 5£)a man bte 3Betrac^tuttgen<br />

über -Dktur unb Jlunj! bod^ einmat nid^t Io6 trirb, fo ifi e0<br />

l^öc^jl nöt^ig, fi(^ mit biefcr ^errfd^enben unb getrattfamen<br />

SSorjletlungöart tefannt ^u ntad^en.'^ QlBer tro^ aller Sße*<br />

mü^ungen eignete er fi(^ boc^ fein frembe^ ©s^jiem ijolljianbig<br />

an, fonbern afftmitirte fic^ nur barauS einiget SSeriranbte.<br />

^a^ 3Beimar prücfgefe^rt , f)attc ®oet§e eine fleine<br />

hxcimati]^t ^tftüi^tdt jum ®eBurt§tage ber «^erjogin Qlmalia,<br />

bem 24. £)!to6er öor^ubereiten. (Sr gebadete biegmal ben ^ag<br />

auf eine neue unb eigent^iimlid^e %xt ^u feiern, inbem er<br />

burd^ ein bramatifd^eS (Bind an bie Bilbenbe ^unji erinnern,<br />

unb tin :^laj^ifd^eä unb boc^ juglfid^ Beireglid^eö unb Belebtet<br />

Ser! ben Bi^W^w^itt ^or Qlugen jieöen n?otlte. ßn bem<br />

ßnbe f)atU er, ira^rfd5)einlid§ fd^on im 3uni, *) ba0 fleine<br />

(Btütf ^alao^^ron unb Oleoter^e conci^irt. (S§ n^urbe<br />

am 24., im engern Greife, i>on jungen Äunftfreunben mufler*<br />

^oft aufgeführt, i^ünf i^iguren, ^aläoip^ron mit ben Beiben<br />

Qllten, unb bie ^n^ei ^inber, n^elc^e ^leoter^e Begleiten, f^pielten<br />

in ^^araftermaöfeu} ber 5)ame, treidle Dleoter^e i^orpellte,<br />

h^ar eä allein vergönnt, bie ©efeüfd^aft in ber eigenjien Qln*<br />

mut^ i^rer ©efid^tö^üge ^u ergoßen. „®urd^ ben -QlBbrucf<br />

*) ^ä) üennutl;c, baf ftd^ bic Betben ^iMt @oetl;e'ö an (Sd^ilter<br />

t>om 24. unb 27. Sunt auf ^aldc^^ron unb S^leoter^e Begleiten.<br />

3u ^apm irurbe baö (Bind in einem fro^^en ßirfet Bei Srdus<br />

lein »on ©öd^fiaufen geBtad^t, too ©oetl^c cö, auf unb aB fc^rei^<br />

tenb, ivic eö ifjxn gerabe einfiel, bictirte.


78<br />

beg (5türfe§/' Bemerft ®oet^e fet6fi, „fann man bcm ^JuBU*<br />

tum frcilid^ nur ctnen ^~§eit beg ©anjen ijortegen, tnbem bte<br />

2ßirfung ber ijoUjiänbigcn £)arfienuni3 auf bie ©cfinnungen<br />

unb bte ta^fcingU(|!ett gcBitbeter ß^W^w^^r efcn*<br />

l^eit bie maä)xi^t, baf 3fflanb feinen ^ancreb, ben 18. 3a*<br />

nuar, alö bem $age ber Ärönungöfeier, aufzuführen iüünfd^e.<br />

5)ieß Ben^og i^n, fofort „eine aBfolute (ginfamfeit ju fiatuiren,<br />

feinen ^^ilofo^~^en nod^ ^^i^fifcr, furj, auger :?obern, 9f?ie=»<br />

manb ju fe^en, unb fi$ in bem romantifdf) tragif^en Jtrcife


79<br />

pt ^alUn." (Sr rücftc mit bet QlrSeit rafd^ ijorlrättg, oBgteic^<br />

i^m baä


»erBunben, Befeitigt ^atte. 5e|t 6rad§ et in Seimar mit<br />

»erfiärfter ®eix>aU iüieber auö unb i)erfe|te i^n in einen fotc^en j<br />

Bufianb, baf er einige Sage o^ne SBefinnung lag. 5£)ie @eN J<br />

nigen haaren außer ^^affung; aber «m fo entfd^bffener unb<br />

Befonnener griff üBeraU fein fürftUcif)cr i^reunb i^erfönU^ etn^<br />

%U if)m bie ^unji beö QlrjteS itnb feine treffUd^e 0Zatur enb*<br />

li(^ baS aSen^ußtfein n^iebergegeBen ^atte, fanb er fein red^teS<br />

Qluge burd^ eine ®ef(|n)ulji ijerfc^loffen. Snnerlid^ aBer et*<br />

i)oltt er fid^ fo Ba(b, baf er am 19. Sanuar, um bie Sänge»*<br />

n?ei(e ju Befäm:pfen, eine UeBerfe|ung beä 3;^eo^^rafti*<br />

fd^en aSüd^leing öon ben ^arBen unternahm. UeBer<br />

fernere Böfe (Stunben l^oBen i^n feine f^eunbe : SSoigt, Berber,<br />

ßinfiebet, Sober, unb ijor atten (Sd^iller ^iniueg. Qlm 22.<br />

irar fd^on Bei i^m ein doncert ijeranflattet , am 24. öffnete<br />

ffd^ baö Qluge trieber, unb er fonnte mit freiem, genefenben"<br />

S3ticfe bent ^erjoge, ber nad^ SÖerlin aBreifle, für bie forg«<br />

faltige Leitung ber ^ur banfen. %m 29. ging er bie Ototte<br />

ber Qlmenaibe im ^ancreb mit 5Demoife(le (Saö^erö burd^.'<br />

©d^iUer leitete bie ^JroBen beö ©tücfg unb gaB i^m am'<br />

näci)ften ^age f^ät QtBenbS Tia^xi^t ijon beni ©elingen ber<br />

Qluffü^rung.<br />

^ro| jeneä a^jologetifd^en ©ebid^teö üon @d[;i(Ier ju ?iRa^<br />

^omet maä)tm anbere i^teunbe @oet:^e'g, namentlid^ feine 3e*<br />

nenfifd^en, i^m 2ßorh?ürfe, baß er ,^raft unb ßdt an fran»»<br />

jÖfifed^fel mit ©dritter


81<br />

l^etft c3 barüBer unter fcem 11. 3)?ar§: „fSlit meinem i^-auft<br />

ge^t eö fa^te fort. Senn tc^ tägltd^ au^ nur n^entg mad^e,<br />

fo fu(|>e id§ mir bod^ ben @inn unb ben Qlnt:^eit baran ju<br />

ermatten." Unb eine Sod^e f!pater: „Sinen eigentUd^en (2tin=*<br />

jlanb an l^auft ^abt iä) nod^ nic^t gemadC}t, aBer mitunter<br />

nur fd^irad^e ^^^ortfd^ritte. 5Da bie $^iIofo:^^en auf biefe Qlr*<br />

iiüt neugierig finb,<br />

tjaU i^ mi^ freiUd^ jufammen ju nehmen."<br />

5P?an fie^t, bie ijoUe, frifc^e DueHe ber ^Probuctii^itat war<br />

i^m nod^ immer nid^t n?ieber erfd^toffen, unb bie ^^ilofo^^en<br />

jianben i^m fogar üBer bem JDid^ten felBji im SGßege. 5£)od^<br />

Berichtet ©d^iUer am 27. Qt^rit an Körner: „©oef^e f)at in*<br />

beffen (feit ber SSieber^erfteßung) a3iele§ an feinem ^^aufl<br />

getrau — ber aBer nod^ immer aU eine unerfd^Öipflid^e %Beit<br />

toor i^m liegt} benn bem ^ß'ffltte nad§ iji baö, iraä gebrurft<br />

ift, nur pd^jieng ber ijierte ^^eil beö ©anjen, imb iraä feitbem<br />

fertig getrorben ift, Beträgt nod^ nid^t fo inel aU H^ ©ebrucfte."<br />

QtBer baneBen ging ganj im (gtiHen, freUid^ aud^ fe^<br />

langfam, eine anbere :poetifc§e 5lrBeit fort, üon treld^er (S dritter<br />

nid^tö trufte. (So n^ar bie natürUd^e 2! ödster, bereit<br />

6once^tion im 9?otemBer 1799 burd^ bie SJJemoiren ber<br />

@te:p^anie öon S3ourBon*(5onti in ©oet^e angeregt<br />

njorben irar. *) 5Den $tan f^attt er in ber erjlen «^Ötfte beS<br />

2)ecemBerö 1799 ent^tjorfen. @r fud^te fid^ barin ein ®efa§<br />

*)


82<br />

ju Bereiten, tt^orin et Qtneä, trag er fo man^eg ^a^x üBer<br />

bie franjöPfd^e Ole^otution unb bereit ?5otgen gebac^t, „mit<br />

ge§iemenbem ^xn^t" nteber^utegen hoffte, ßä mag il^m fd^trer<br />

getrorben fein, biefen ©egenjianb öor ©exilier ju i^er^eimUd^en;<br />

aBer fein alter, bur^ (Erfahrung geftär!ter QlBerglauBe, ba§<br />

ber, n?e(d^er einen ©eijleSfd^a^ ^eBen njoUte, nid^t f^^re^en<br />

bürfe, lieg ii)n au^ bieömal f^n^eigen, felBjl auf bie ©efa'^r,<br />

bem ^reunbe „unt^eilne^menb, gtauBen= unb t^^atloö" ju er*<br />

fd^einen. 5Bir irerben bem SCÖerfe fipäter eine nähere 23etra$*<br />

tung iinbmen unb Bemerfen ^ier nur nod^, baj mit QlBf(§tuf<br />

be0 Sa'^reg 1801 ber erjie ^Ut öoUenbet irar.<br />

3)Jit biefen Beiben grof en ipoetif^en QtufgaBen flritt n?ieber<br />

man^eö Qlnbere um fein Sntereffe, fo bag er fid^ n)ol)t ein*<br />

mal Bei ©c^iUer üBer feinen jerriffenen 3"l^^i"^ Beftagte, ber<br />

i^m fafl ade Hoffnung unb jugleic^ ben ^nti) Benehme.<br />

aSalb traren e0 ^^^eatergefd^afte, iraS i^n ijon feiner Ipoetif^en<br />

3::^ätig!eit aBleitete, n^ie bie ^roBen be6 irieber:^olt gegeBenen<br />

S;ancreb, Balb bie teB^afte ^^eilna^me an ©^^»iaer'ö QlrBeiten,<br />

ber ie|t mit ber Sungfrau öon Drieang Befdj) öftigt n^ar, Balb<br />

t^eoretifc^e Sßer^anbtungen mit 9iitter, ©d^eHing, i^riebrid^<br />

Sd^leget unb Qlnbern; bann irieber ein intereffanter SBefud^,<br />

ttie ber toon ^ierf unb bem 3)2ater ^ artmann öon ^tutU<br />

gart. Sangere ßüt fann er axt^ üBer eine §u fleHenbe v^l^i^o*<br />

foip^ifc^e ^reiSaufgaBe, bie er in einem SBriefe an (Schiller<br />

(t)om 11. SWar§) auf folgenbe Seife formuUrt: „ßine ge*<br />

brangte, Ud^toolle S)ar|tetlung be3 SBepe:^enben im 3)Zenfc^en,<br />

mit (Snttrtcfelung ber ^^änomen ber (Suttur an^ bemfelBen,<br />

man Betrad^te fie nun aU ein ©anjeS ber ©egeniuart, ober


83<br />

m ©ucceffion, ober aU Bcibeö jugteid^." Unfere Qttmut^ an<br />

guten Sufif^fetcn Betrog @oet^en, au^ ouf ein guteS 3ntri*<br />

guenftücf einen ^reig aua^ufe^en. 2)rei5e^t ßoncurrenjftürfe<br />

liefen dn, — „unb nic^t eineS ijl boöon p Uanä)tn," Bexi^Hk<br />

©(Ritter (am 5. OftoBer) an Körner 5<br />

„bie meifien<br />

finb ganj unter ber ^ritü, (So fle^t e0 je^t um bte brama*<br />

tifd^e ^unft in £>eutfc§tanb !" *)<br />

3u QlBfc^treifungen auf fe^r heterogene ®eBiete tuarb<br />

@oet^e burd^ ben SBefi| feinea ?^retgutea ju 3Rofk öerteitet.<br />

®r BegaB fic^ bort^in am 25. ^axi unb HieB, einen furjen<br />

ßtrifc^enaufent^att in SÖeimar abgerechnet, Bio in bie erjien<br />

3)^aitage. Qlm 27. Ql^rit fc^rieB er an ©Ritter: „Snbem (Sie<br />

in Seimar allerlei augerorbentUd^e t^eatratifd^e (SrgÖpd^feiten<br />

(burd§ frembe (Sanger unb 93attettanjer) genießen, mug td§<br />

auf bem Sanbe öerireiten unb mid^ mit aHertei gerid^ttid^en<br />

^änbetn (gegen ben Big^erigen ^i^ac^ter beä ®ut'eg), 95efud^en<br />

in ber 9^ad^Barfc^aft unb fonfligen realifitf^en S^affen unter*<br />

:^atten." (Sr meinte inbej mit bem Qlufent^Ite bort jufrieben<br />

fein p fönnen, ba er i^m ^^i)fifd^ tro'^t Befomme unb fid^<br />

o^ne^in ijon feinem rccont»a(e0cirenben Swfi^"^^ J^^^e 5Bunber<br />

ertrarten tiefen. 3n einem 33riefe üom 28. f)d^t e0: „3d^<br />

:^aBe biefe ^age gerabe baä ®egent^ei( öon ®efang unb $an§<br />

erleBt, inbem ic^ mit ber rotten 0latur unb üBer ba^ efet^af*<br />

tejie 3Äein unb 5Dein im streite tag. ^tnH Bin i^ meinen<br />

alten 5ßad^ter erjl loS gen?orben, unb nun giBt e6 fo 3)Jand^c0<br />

*) (Bodf)t gebenft biefer ^Prciöauöfe^ung trrtpmlid^ erfi unter<br />

bem Saläre 1802 in ben Slnnaten.<br />

6*


84<br />

ju 'beforgcn unb 511 Bebenfen, ba ber neue erft 3fol^ann{8 ein*<br />

litf)t. ^ä) glauBe ba^er tanm, bag i^ (SonnaBenbÖ fommen<br />

trerbe S^ t;aBe ber Sßerfnd^ung nic^t itiberfic^en fönnen,<br />

mir einen (Spaziergang ^ier anjutegen, ba man öor^er feinen<br />

(B^xiit im ^rocfnen t^un fonnte Bei feud^tem SBetter, unb-^<br />

feinen im ©d^atten Bei ©onnenfc^ein. 9hin t^at mid^ ba^f<br />

ethjaS hjeiter geführt atö BiKig, unb i^ mug :^ier BteiBen,<br />

Bis bie Qlnkge fertig i^, Yodl fte mir jute^t nod^ ijeripfufd^t<br />

tüerben fÖnnte." *)<br />

5£)er Qlufent^alt auf bem J^anbe bauerte Big in ben 9)?af<br />

l^inein unb n^ar für feine Sieber^erpellung förberlid^. „Wt<br />

meiner ©efunb^eit," fd^rieB er am 2. Suni an ^neBet, „ge'^t<br />

eö teiblid^, unb iä) ^aBe bie ßüt U^tx fo gut aU mögtid^<br />

Benu^t; in mand^en 5£)ingen ge^t e8 i^i^t fe^r rafd§, Befon«<br />

ber§ in ber QluSBitbung ber Sbeen, bie auf bie 9f?atur SBe^ug<br />

l^aBen.'' ^Dod^ riet^en i^m Qter^te unb ^eunbe nac^ ber grim«<br />

migen .Jtranf^eit ein jlärfenbeä S3ab an, unb ®oet:^e lief fid^<br />

um fo leidster für ^s^rmont Bejtimmen, alö er längjt fd^oa<br />

fid^ na(^ einem Qtufent^alt in @(?ttingen gefeint :^atte. ©o-'<br />

reijle er benn am 5. 3uni, i)on feinem ©o^ne Begleitet, auä-<br />

3ßeimar aB. ßn ©öttingen im ®a|i^of jur Ärone etngefe^rt,<br />

Vt»arb er in ber QlBenbbammerung öon ©tubirenbcn mit einem<br />

imiproijifirten, freubigen !iJeBe^od& Begrüft, n?orauf foglcid^ bie<br />

Betregte 9Kenge n?ieber auÖeinberfloB, ireit bergteid^en 33eifaE8*<br />

*) 5tuöfül§riic^ereö ^icruBer in ©oct^e'ö 5lnnatcn unter bem ^af)xt<br />

1801, einem ber Sai^rgdnge, bie er mit Befonberer Sorgfalt<br />

Bearbeitet l^at.


85<br />

bejcugungcn ijpolijetoibrig it^aren. S5ei S5lumen6a(J^, bcr<br />

i^ naä) getüo^^nter Seife l^erjUd^ empfing, ^ai) et unter an*<br />

berm ^Zeiten unb aJ?erfttȟrbigen ben erjien QleroUt^enj burd^<br />

bic SBetrad^tung feiner @c^abe(famm(ung it^urbe mand^e alte<br />

3bee in i^m n?ieber aufgeregt. 3)ann Betüunberte er bie Oleit*<br />

U^n beg Berühmten (Stattmeifterg Qti^rer, unb BegaB fid^<br />

ijon bort nac^ ber ^^iBUot^ef §u einer vorläufigen, üBerfid^t*<br />

lid^en SBefc^auung. ^ier jeigte i^m ^e^ne ^ö^fe Jpome*<br />

rifd^er «gelben, öon Xifd^Bein in großem 9)?af fiaBe auggefü^rt.<br />

@oet^e erfannte bie «§anb feineä alten ?5reunbeö h>ieber unb<br />

freute ftd^ feiner fortgefe|ten Semü^ung burd^ ba^ (Stubium<br />

ber 5lntife ftc^ ber ©infic^t ju nähern, nne ber Bilbenbe ^ünfiler<br />

mit bem ^i^ttx ju n?etteifem ^aBe. Unter 33lumenBa(^a Leitung<br />

Befa^ er n?ieber^olt bie 9)iufeen unb fanb ^ier il)m nod^<br />

unBefannte aujereuro^äifc^e 9?iufier|iü(fe an^ bem (Steinreiche.<br />

3um 33efuc^ be6 ^^einBergeö, einer au^ üielgefialtigen 95er^<br />

fteinerungen §ufammengefe|ten ^ö^e nmrbe er burd^ feinen<br />


86<br />

einen glücfUd^en ßu\aU au^ ©ricöbad^'ä an^ 5ena ft^ ein*<br />

gemiet^et Ratten unb Batb m^^^x eintrafen. Ue'Ber^^au^t UU<br />

bete fic^ ^ier t^eilä üon 9)2cinnern unb ^^rauen, beten S3e*<br />

lanntfd^aft er ie|t juerft ntad^te, if)cM öon äUern, geprüften<br />

f^reunben unb ?5reunbinnen ein fo angenehmer unb intereffanter<br />

3ir!el um i^n, baf er (in ben Qlnnaten) r\iä)t Uiä)t eine<br />

SSabejeit unter Befferer ©efeüfd^aft »erteBt ju ^aBen Be!ennt.<br />

i&eibcr irar aBer ein jiürmifc^ regnerif^eä Setter einer ijftern<br />

ßufammenfunft im ^^reien :^inbertic^, tvo er bann ju .^aufe<br />

Bigtoeiten bie UeBerfe^ung beö ^^co^f)xaft öorna^m ober feine<br />

S'arBente^re tüeiter auSjuBitben fud^te. Qln ber JDunjI^ö^te in<br />

ber 9^a§e be6 Orteö ftettte er jur Unter^altimg feiner ©efett*<br />

fd^aft Sr^^erimente mit SeifenBtafen an, bie auf ber bid^tern<br />

S^uftfd^id^t tanjten, mit flacfernben (Stro^tüifd^en, bie eingetaucht<br />

augenBUcfU^ i)ertof(|en unb fid^ Beim ^^eraua^ie^en :plö^Uc^<br />

irieber entjünbeten u. bgt. mehrere. (Sr tief fid^ fogar baö<br />

ge^eimniföotte Qlgen6 in ^i)rmonter gtafc^en füllen unb lrie=<br />

beredte bie aSerfuc^e im kleinen §u *^aufe unb f:päter nod^<br />

in SGöeimar. 2Öenn eS ba6 SCßetter geftattete, irurben Heine<br />

(Srcurftonen unternommen, 5. 35. nad^ Sübe, unb hinter bie=»<br />

fem Orte auf ben fogenannten ,5ln)fia(tBerg , n>o Bei l^ettem<br />

©onnenfc^ein, jur größten i^reube feineS (So^neö, bie Qlecfer<br />

üon taufenb unb aBer taufenb fteinen SBergfri^fiaden h.>ieberfd^immerten.<br />

5Daa an^attenbe üB(e Setter brängte bie ©e«*<br />

feUfc^aft nid^t fetten inö 3!^eater. J^ier iranbte er me^r bem<br />

^erfonat atS ben (Stücfen feine Qlufmer!fam!eit ju. „SBei bem<br />

l^teflgen J^eater," Berid^tete er barüBer an ©dritter, „finb<br />

mehrere ©uBjecte, bie tin red^t guteö 5leuf ere ^aBen unb !per*


87<br />

fcctiBet erfd^einen. ^tc ©efellfd^aft iji im ©anjen c^er gut<br />

aU fd^ted^t, bod^ Bringt fte eigentlid^ nid^tS ^tfreutid^eg '^et*<br />

bor, ireil ber 9?atura(i§muö, bie ^fufd^erei, bie falfd^e SRid^*<br />

tung ber SnbiiHbuatitäten enttreber jum ^rotfnen ober 9}Zani*<br />

rirtm, unb tvk baS Unzeit aUc ^ei^en mag, ^ier fo iric<br />

ubcxaU tviU unb trirft unb baö ßi^fanitncnBrcunen beö @an*<br />

§en i^er^inbcrt.'^ Sine le^^afte Qlip^re^enfion erregte in tf)m<br />

bie !SJeibenfd§aft beg (B)ßuU, bie er trie eine Böfe ©d^tange fic^<br />

burd^ bie aSabegefetlfd^aft n>inben unb fcehjegen fa^. ^ier ^Örte<br />

er eine @attin angfltid^ ben ®ema^l anflehen, nid^t n?eiter ju<br />

f^ielen, bort fa^ er einen jungen 9)iann, in f.nfierer Sßer^n^eif*<br />

lung üBer feinen 33ertu|l, bie ©eliette, bie 93raut ijernad^tafftgen.<br />

Qtuc^ n^ar er ß^uQt, toie ein ©lücflid^er bie SSanf f^jrengte<br />

unb fid^ fogteid^ in eine ^ofid^aife n>arf, um ben erBeuteteu<br />

^^ai^ in (gid^er^eit ju Bringen.<br />

Untergattungen unb mannigfad^c J^ectüre, auf ^i^rmont'S<br />

©efd^ic^te unb 9]ad^Barfc^aft Bejügtid^, erregten in i^m bie<br />

5bee ju einer Qlrt üon dloman, ber bie teB^afte 5ßanberfc^aft<br />

au§ atten 9Bettt^ei(en nad^ $^rmont im 5a^re 1582 barfleto<br />

fottte. ßr enttt^arf nad^ feiner 2Beife fogteid^ ein ©d^ema<br />

ba^u, n?elc^e§ i^m n^o^t Beim 9f?ieberfc^reiBen ber in ben Qln*<br />

nalen gegeBenen (S%e*) öorgetegen ^at. ^a^ biefer ju<br />

urt^eiten, njürbe baö 2ßerf me^r SBefd^reiBung unb ^leflerion<br />

aU dxiä^unQ enthalten unb 'okUdä)t ju fe"^r ber ©rimbtage<br />

einer anjie^enben unb f^annenben J^anbtung entBe^rt ^aBen.<br />

5£)er ©ebanfe Befd^aftigte i^^n bie gan^e ßcit feineg Qlufent*<br />

) @. ©oct^c'ö S. m. 27, @. 89 ff.


88<br />

^attS in $l)rmont unb auf ber 0lüc!reife. Seit aUx 9?teteö<br />

burc^juflubiren trat, um bag 2Bcr! ge^^nttijott unb le^rrei^<br />

gu mad^en, unb bte 3SerarBeitung beg ^erf^titterten (Stoffes<br />

i>icl 3^it wttb ^raft »erlangt ^aBen trürbe, fo geriet^ eS<br />

Balb, unb um fo e^er inö ©tocfen, atö er ben jn^eiten Q(uf*<br />

enthalt in ©öttingen jjum ©tubium ber ©efd^td^te ber ^arBen*<br />

le^re<br />

Beflimmt i)atU.<br />

5Die Ui^ttn 2^age in $i)rmont Brad^te er in unerfreutid^er<br />

©timmung ju; ja er fc^rieB an 9)tei)er, er ^abe fic^ in feinem<br />

£efcen nid^t teid^t mi^mut^iger gefü^^tt, ciU bamatö. ©ag an*<br />

tegenbe SSab, nad^ ber ^^od^ent^üubtid^en Jtranf^eit, ^atte i^n<br />

fo reijBar gemad^t, baf er CRac^tä üor heftiger 95tutiuattung<br />

nid^t fd^tafen fonnte, unb Bei $age burd^ bag ©leic^guttigfie<br />

in einen ercentrifd^en Buftfi«^ i^erfe^t irarb. %m 9. 5uti !am<br />

ber «^erjog ^art 5lugufi an. „@r ifl im %aUt aller Qln!om*<br />

menben/^ fd^rieB ©oet^e üBer i^n am 12. an (Sd^itlerj „er<br />

l^offt unb amüflrt fic^: iä) 'hingegen, aU ein 5lBge^enber,.flnbe<br />

fe^r mäßigen ©eivinn, unb bie Seile tritt atte 5:age länger<br />

Irerben. 3d^ fe^e ba'^er mit 6el;nfuc^t meiner ©rlöfung ent*<br />

gegen." (Sie erfolgte am 17. 3uli.<br />

2)ie 35eiregung imb S^^fii^^uung ber Oleife, unb mUd^t<br />

an^ bie \?on bem ^Ir^^t öerf^rod^ene S^^ad^trirfung beä SSrunnenö<br />

liefen i^n ju ©öttingen in Befferer (Stimmung anlangen,<br />

©einem SSorfa^ gemäf Brad^te er ^ier einen großen %^tit beg<br />

3:age3 auf ber SBiBliot^e! ju unb arBeitcte SSielea jur ©e*<br />

fd^id^te ber ^arBenle^re jufammen. „2Öenn man eine ßdt<br />

kng ^ier BlieBe/' fd^rieB er an aJZe^er, „fo irürbe bie ^ijlo*<br />

tifd^e 8e^anblung ber Siffenfd^aften für ung, h.>ie für fo »tele


89<br />

5lnbere, rel^enb irerben/' ®r meinte a^er, trenn man naa§ gefd^e^en fei,<br />

fo lönne man ki^t barüBer »ergeffen, n?o3 gefd^e^en foUe.<br />

^3 irare nur p irünfd^en geti^efen, baf er baS in ber %ax^<br />

Bente^re Bereite ©etei^te öoöjlanbiger erfa'^ren unb gctrür*<br />

bigt ^tU', iine man^e f(^öne (Stunbe iräre baburd^ für feine<br />

:|)oetif$e X^^atigfeit au0gett»onnen h>orben! 5Die ^rofefforen<br />

©artoriuö unb «§ugo Baten i^n um einen 35ortrag üBer<br />

feine i^arBente^re, unb er gaB i^rem Qtntrage „ju eigener ^^-af«<br />

fung unb UeBung'' na$. 2)er Sßerfuc^ f^^ug ^^i^t jur S5e*<br />

friebigung auäj allein, it>eit entfernt, ben ©runb in ber 8a(|e<br />

pi ftnben, fuc^te er i^n nur in „feiner no(| nic^t öoHfianbigen<br />

S3e^errfd^ung beS ®egenj!anbeg."<br />

Rani er auä ber 33iBtiot^e! pxxM, fo irurben bie üBri*<br />

gen ^ageSjiunben in fetterer ©efeUigfeit ijerteBt. SSon allen<br />

©eiten n^etteiferte man, ben gefeierten ^Did^ter burc^ SDIittagS*<br />

unb QIBenbtafeln, (SJpajiergänge unb Sanb fahrten ju erweitern.<br />

5Da5n?ifd^en fehlte eg nid^t an mannigfaltiger 33ele^rung. SBlu*<br />

menBac^ gcB i^m eine SÄenge neuer ^enntniffe unb Qluf*<br />

fd^lüffe, xmb fud^te juglei^ bie (Sammler=Seibenf(^aft feineö<br />

@o^ne3 in Befriebigen. $rof. J^offmann mad^te itin mit<br />

ben fr^^togamifd^en ®en?äc^fen nä^er Befannt unb füllte ba*<br />

burd^ eine ftarfe !^ücfe in feinem Botanifd^en SCßiffen an^. ^5rof.<br />

(Sei^ffer jctgte i^m bie Snjlrumente ber ©ternn^arte mit @e*<br />

faHigfeit umftanblid^ i^or. Snbem er fo bie 3!age nü|ltd^ unb<br />

angenehm ^erBrad^te, geigten ftd^ Bei ^a^tiüt bod^ nod^ einige<br />

Sftejic ber franf^aften ^J^rmonter Olei^Barfeit. ©an^ unglürflid^<br />

mad^te iBn bie Xod^ter feineö ^au^n^ixtf^i^, inbem fie fid^ Bis


'<br />

90<br />

^itttma^t imcrmübUd^ in einem nnb bemfelBen cabenjattigen"'<br />

©angc üBte, bcr ^nk^t mit einem 5'riller gefrönt n)nrbe. ^aju<br />

fom eine BeDenbe ^xmbefd^aor, nadf» ber manc^eä Qtmmonä'^orn<br />

beg i^einBerge^ ^inauSjTogj nnb n^aä baö 9Haß feiner 3Set«<br />

jtreiftung iJoU mad^te, hjar ber ungeheure ^on be§ 0?ad^t*<br />

n)ci(3^ter'^ornä, ber, n?ie jn^if^en bie S5ettöort)änge herein, i^m<br />

anä O^r fd^allte. (Sr trat n^egen beg öe|tern mit ber ^oli^ei<br />

in Hnter^anbtung , n^etd^e benn auä), bem Berü(;mten ®afi ju<br />

©efotten, erfi einö, bann mehrere ber «Körner jum (Bä)\vd^<br />

gen Brad^te.<br />

3)anf'6ar für ®enug nnb S3ete^rung fc^ieb ®oet^e am<br />

14. 5lugnji öon ©öttmgen, ~6efud§tc bie a3afattBrüd^e 'üon<br />

2)rangfetb, Bejiieg ben ^o^en ^agen, hjo ba6 fc^önfie Setter<br />

bie n>eite Umfid^t "begünjligte , unb reifte üBer ^annÖöerifd^*<br />

QJiünben nad§ (Raffet, ^ier traf er bie (Seinigen unb j^xmnb<br />

SWes^ct an. 93on bem n?a(fern 9^a^I geleitet, gingen ffe nad^<br />

SÖil^elmö^Ö^e, 'Betrad^teten bie t;errnd^en ©emälbe ber 93ilber*<br />

gaterie nnb be0 @d)toffeä, burc^nmnbeUen baö 3)2ufeum nnb<br />

Befud^ten bag J^eoter. ^ann ging bie 9teife üBer J^o^en*<br />

eid^en, ^reujBurg nnb (Sifenad^ nad^ ®ot:^a. 3)ort na^m i^n<br />

ber langfiBefrennbete ^rinj Qlugujt in feinem angenehmen<br />

(Sommer^ aufe wixt^Uä) auf unb ^ät bie ganje ßdt feinet<br />

^(ufent^alteö eine eng gefd^toffcne ^afe(. ©oet^e'g biefjä^rigen<br />

©eBurtätag feierte er burd^ ein fiattlid^ea ^a^l, ^u beffen 0?ac^*<br />

tifd^ ber ^aug^ofmeifter, an bcr @!pi|e ber fämmtUd^en iprinj*<br />

lid^en I^itoree, eine mad^tige, i^on Bunten 2Öad^§ftötfen ftam*<br />

menbe Sporte auftrug. 3n Weiterer (Stimmung trafen bie 0lei*<br />

fenben am 30. 5lugujl h>ieber in 2Öeimar ein.


91<br />

Stotfci^cnbetrad^tung. SluöjtcUung. S^^catralifd^c 53ejireBungcn. ^rditj^<br />

(^cn. ©cfellfc^aftölteber. SSerettelteö ©c^tacrfej}. Sciter'ö S3e[u^.<br />

©intge Sieber. SSorf^net: „2ßaö toir Bringen." 2tu§|lug naä) J^aKe.<br />

5(ufent^alt in Sena. ^nnjIouöjieUung. aScrtujl eineö Äinbeö.<br />

SJlünjenfammtung. (SeÜini Bcenbigt. @l)Iabni ju SSefud^. 3)ie natura<br />

lid^e 2^oc^tcr aufgeführt, ©xcer^iren feiner Sluffa^e üBer bie ^orBen;:<br />

lel^re. StBermaliger S3efud^ Setter'ö. Sieber. Umarbeitung beö ©o^.<br />

JDramatif^e $Dibaö!aTien. (Sorge für bie Senaer Siteraturjettung.<br />

^erber'ö ^ob.<br />

@oett)e VDar auf bem Qluöfluge itad^ ©öttingen unb ^i^r*<br />

mont irieber in ©efa'^r getrefen, ti»ie auf bcr legten (Sd^it^ei^cr*<br />

reife eine SWaffe üon Qlnfd^auungen unb ^inbrüden auf ftd^<br />

ju laben , beten UeBerfüde na(^{;er feine ^robuctiintät ^emmen<br />

mufte. ßt ^atte eö n?itEic^ aBerntatg barauf aBgefe^en, Qlc*<br />

tenfaöcifel anjutegen unb baö 9)Jannigfa(|tfie ju ^rotofoU §u<br />

nehmen. ©tüdUd^er SOßeifc ^inberte i^n baran jtreiertei: bet<br />

SRejt feiner ©c^träd^e öon ber ^ranJ^eit ^er unb bie ©efett*<br />

fc^aft feineö «So^neö. ^r fetBft n^ar freilid^ bamit ni^t fe'^r<br />

jufrieben unb Hagte in einem ^^riefe ou^ ©öttingen an


92<br />

leitet. 5Doc^ ip er fe^r cjtüdltd^j er gctrinnt in tnan^em<br />

6mne iinb an^ mein 3Sert;ä(tnif gegen bie 3)?enfd^en irirb<br />

bur^ i^n getinber unb fetterer, at3 e6 üteHeid^t augerbem<br />

l^atte fein fÖnnen."<br />

(So !e^rte er benn bie6ma( nic^t Bekflet unb ermübet,<br />

fonbern erfrifd^t nnb ge!raftigt jnrücf unb tt?ir irren ^af^l nid&t,<br />

irenn irir in ber erfreuU(^ern unb frui^tBarern 5P^i^iobe, bie<br />

iii^t r\a^ Beina'^e i^ierjä^rigem (Stocfen feiner tiefern !probu!*<br />

tt^jen ^raft h?ieber an'^eBt, eine 0la(^trirfung ber Oteife finben.<br />

9)?itten unter ber ^Uc i>on Qlnregungen, burc^ treidle er fid^<br />

bieSmat nur tei^ter t)atte 'Berühren taffen, n^ar in li^m ber<br />

l^eitfame ^ntfd^tuf gereift, „fid^ ju befc|)ränfen , nur ba8 SfJäd^fie<br />

unb 0?ott;n?enbigtie ju t^un/' Unb irag feinen ^ang jum<br />

Jli^eoretifiren Betraf, fo n^ar aud^ mit biefem eine 93eränberung<br />

vorgegangen, dx itJoUte in BuJiwft „immer tveniger für 5ln*<br />

bere t^eorctifiren," nne er au3 ^i^rmont an Schiller fc^rieB.<br />

„$Die ^Henfd^en,'' fe|te er ^inju, „fc^erjen unb Bangen fic^ an<br />

ben SeBenärät^fetn ^erum; trenige !ümmern fid^ um bie auf*<br />

löfenben Sorte. 5)a fie nun fämmtUc^ fe"^r red^t baran t^un,<br />

fo muf man fiie ni^t irre ma^en." i^reilid^ trafen nad^ ber<br />

Olücffe^r nod^ anbere günfiige Umftänbe ^ufammen, auf beren<br />

Olec^nung jum ^^til ©oet^e'g reichere ^robuctiintät in ber<br />

nad^fien ßdt lu fd^reiBen ifi. 3« biefen gehören bie (SJrün*<br />

bung eineä gefettfd^afttid^en Jlrän^d^enö, beren 3JJittet:pun!te<br />

©oet^e unb ©dritter n^aren, unb bie bamit in 3iifantttt


93<br />

daneben gingen feine SBcfireBungen im bramatif^en ®i:Wtt<br />

fort, n^ä^venb baä (S^oä bitrc^aug in ben ^intergrunb trat.<br />

(So !i?nnen irir atfo bie nä^fte ^eriobe aU eine U}rifd^*<br />

bramatifd^e Bejeid^nen.<br />

£)er Sefer ertx^arte inbe§ treber eine fo rei(|e unb glan*<br />

jenbc 33tüt^enfü(le ti^rifc^er ^oeften, wk fie ba§ 3"[ßwittten*<br />

irirfen mit (Spider in ben brei erften Sauren ^en^orrief, no^<br />

fo leBcnSfrifc^e 5)ramen , irie ®oet§e fie auf bem ^ij^en^unfte<br />

feiner v^oetifc^en Jtraft gef(|)affen ^atte. (Sr fianb j,e|t in feinem<br />

breiunbfünfjigjten Sa^re , unb in bem fünf§igfien '^attt er fd^on<br />

jenen Jpöi^eJpunft hinter fic^ üegen. 3Soö er üon nun an aU<br />

5)ic^ter teiflete, ifi ^n^ar grofent^eilö nod^ Bebeutenb, unb baö<br />

3)Zeifte Icift, h?enn eö aucp im ©anjen nic^t ben ßinbrucf eineS<br />

au^ ber f^üße f:prubelnber ^id^tetfraft l^eriiorgegangenen ^unfi*<br />

tt)er!e6 mad^t, boc| ^on ber einen ober anbern (Bdtt ben 2)?eij^er<br />

erfien 0^ange3 erfennenj allein Beftimmte ßdä)cn beuten bo$<br />

auf ein (Sinfen ^in. ^n fleinern unb großem ^id^tungen<br />

entlehnt er i)on je^t an ^aupger ben (Stoff üon an^tn ^er<br />

unb fcegnügt fid^ Biän^eiten fetbfi mit einem geringern ®rabe<br />

ber Umtilbung , ober er »ern^enbet feine ^raft an eigene attere<br />

^robuctioncn unb fu^t i^nen eine feinen je|igen Qlnforberungen<br />

entf^redf)enbe ©efiatt p gekn, (tt?ie bem ®t)|), unb wo er<br />

ben Stoff au8 ber ©egentrart nimmt, ba Be^anbett er i^n,<br />

ein tiefere^ !pat^otogifd^e8 Sntereffe üermeibenb, me^r fpietenb<br />

ober xMt if)n burc^ 93etrad^tung in eine n^eitere ^erne. £)ann<br />

aufert fic^ me^r unb me^r ein Ǥang, in bem ^injetnen dm<br />

oHgemeinere SBebeutfamfeit ju ertUtfen unb biefe 93ebeutung<br />

^eri^orjufe^ren, furj bie ^fJcigung, bie ©egenftanbe in ber ^Poeffe


94<br />

fi^mBoUfd^ ju Be^anbetn. ^ferner legt er auf bie attgemelnere<br />

jtuttfiform ber ©cbic^tc, bie bem 95ereid^ be0 SSerfianbeg an*<br />

gehört, einen ü^ern?tegenben Qlcccnt unb läft bafüt im 3)e*<br />

tail, tro ©efü^t unb ©efd^matf energif^er p trirfen ^aBen,<br />

in5(ugbru(f, Ol^^f^mug unb Oleim oft SeBen, aöärme, ^m^<br />

bung unb fcefonberg ^(ar^eit »ermiffen. ^ie (S^rad^e entBe^rt<br />

man(ä^mat ju fe^r beö ßoloritä unb ift nüd^tern unb getrö^n*<br />

li(ä^3 in anbern ^robuctionen bagegen, tvo ber QluSbru^ fld^<br />

l^eBt, ^errfd^t ein forcirter (Sc^irung ober ein üornc^meä ^a*<br />

t;^oä. Qln bie @tetle ber früheren Sie'blic^feit unb SBärme tritt<br />

^äitflg ßi^^'^^^^it wtt^ ©alanterie, unb met;r unb me^r »er*<br />

brängt ctwa^ @efu(|te3 unb SD'Janirirteö bie ehemalige natür*<br />

Itd^e Qlnmut:^ unb Seid^tigfeit in 2Bort unb SBenbung.<br />

Sßenn biefe @rfc|einungen bcn benfenben S3eoBa(^ter beä<br />

3)lenfc^engeijieg ü'6ert)au;pt nic^t Befremben !i?nnen, fo erftaren<br />

fie fic^ Bei ®oett)e inäBefonbere an^ burd^ urf^^rüngtii^e Q(n=<br />

lagen unb fein Big^erigeg !SeBen. ®ie i^om SSater ererbten<br />

6^arafter§üge, bie fogar in ben frühem 3a^ren \nä)t h?ir!ung0*<br />

loS haaren unb inenigftenö jur 9}?äfigung feineg Sugenbfeuerä<br />

Beitrugen, ba§ Bebäc^tige, Befonnene SÖefen, bie ^örmlic^feit,<br />

bie OrbnungöUeBe unb Defonomie, bag 3w^tttt;l)atten unb fiitte<br />

QluäBitben be3 33efi|eö, baö 33el;agen an bemfelBen, ferner bie<br />

i)on ber 9JJutter üBerfommene ©c^eu i)or allen heftigen (Sin*<br />

brüten / W ru^^ige a3efd^auUd;!eit, ber ^umorifiifc^e ®Ui^^<br />

mut^ , iromit aud^ biefe in f^nätern Sa'^ren ha^ SeBen anfa^ —<br />

QlUeg biefeö trat in ©oet^e Bei l^eranna^enbem QUter flärfer<br />

unb fiärfer ^er\jor. Unb ba§ ein 9)Zann , ber ein {;alBe3 5a^r*<br />

^unbert lang fo intenfii> geleBt, fipöter^in nid^t üBer ein reid^erc3


95<br />

ßa^ttal toon Gräften ju gerieten ^atU, barf unö ni^i fotro^l<br />

SBimber nehmen, aU öietme^r, baf t:^m nod^ ein fo großer<br />

^oub lu ©cBote j^anb. ^enn unftreitig tt?ürbe bag, txraö er<br />

hjeiter^itt gekijiet, baä ganje Se^en emeö anbern, felBjl Bebeu*<br />

tenben a)lanneS tüürbig auffüllen.<br />

^nü^^fen irir, na^ biefer 3^iW^"^^tt:ad^tung , triebet<br />

Bei ber ßdt an, tro er öon ber dleife jurücffe^rte , fo flnben<br />

Wir i^n foglei(^ burc^ ein äufereö ©efd^äft, bie Qtuöjtellung<br />

ber eingefanbten ßoncurrenjflütfe, M^aft in Qlnf^rud^ genom*<br />

nten. £)Brt?o:§l er bie^mat ^ntree ^Beja^ten Ue§ , wm ben ßr*<br />

trag jum greife ju fd^tagen , fo fe^Ue eö bo^ nid^t an lai^U<br />

reid5)em Sßefud^ öon 9^adf)barn unb i^remben. ^Jta^ gefd^toffener<br />

QtugjieHung erhielt CTla^l auS (Saffet bie ^ätfte beö ^reife^<br />

tvegen 5ld^iU auf 6fi?roä, unb ^offmann au§ ^ö(n bie<br />

anbere «Hälfte n^egen %^ilV^ ^am^f mit ben bluffen.<br />

Qluferbem txmrben Beibe B^iid^tigen ötotlen<br />

auftretenb , bem 5ßeimarer 33ü^nen^erfonat eine neue Qlnregung<br />

Qob. ©dritter urt^eitt in einem SBriefe an Körner (öom<br />

23. September) üBer i^re ^arjlellung ber ^axici (Btmxt:<br />

„(Sie fipiett biefe Oiotte mit Sattheit unb großem SSerjtanb,<br />

i^re iDectamation iji fd^ön unb finnijoöj aBer man möd^te i^^r<br />

nod^ ütva^ me^r (Sd^trung unb einen me^^r tragifd^en ^ti)l<br />

n)ünfc^en. 5Daö 23orurt:^eit beS BelieBten ^^atürUd^en Be^errfd^t<br />

fle nod^ ju fe^r} i^r a3ortrag nähert fid^ bem ^onöerfationö*


96<br />

ton unb Qltleö tinirbe mtr jit tüixfUä) in if)rem aJZunbc. 2)a,<br />

ipo ble 01atur grajiöö unb ebet ijl, trte Bei aJlabame Unjet*<br />

monn, mag man fic^'ä gern gefallen laffen."<br />

3n biefer QlBneigung gegen baS O^atürti^feitöiprinci^ , bie<br />

©oet^e mit feinem ^reunbe tf^tilUf Begannen i^i^t Beibe, unb<br />

Befonberö unfer 5Did^ter, auf t:^eatraUfc^em ©eBiet üBer bie<br />

redete ©tänje i^inauöjuge^^en. 5£)a§ er am 24. ÖftoBer, aW<br />

bem Sa'^reatage beä erfien 3)Ja§!enf:piet6 $atäo!p^ron unb 9fleo*'<br />

teripe bie a3rüber, nad^ ^^erenj öon (Sinfiebel BearBeitet,<br />

glei^faöö in 3Kaäfen aufführen lief , iroUen n?ir nid^t tabelnj<br />

„eö hjurbe fo," n?ie @oet:§e felBft in ben Qtnnaten fagt, „eine<br />

neue i^otge tfieatralifd^er (Eigenheiten eingeleitet, bie eine ßüt<br />

lang gelten, a)?annigfaltig!eit in bie a3or|iellungen Bringen^<br />

unb p QluöBilbung getriffer Wertigkeiten Qtnlaf geBen foHten.^<br />

Qlöein fd^on bag fd^eint un3 ein nmnberlid^eS ^Beginnen, ba$'<br />

man burd^ bie Qluffü^rung alterer franjöfifc^er ^rauerf:piele,<br />

iüie 9)Ja^omet unb Xanfreb, (Sd^auf^ieler unb ^ßuBlifum für<br />

bie ^ö§ere XragÖbie ^eran^uBilben fucf)te; benn nnc foH bie<br />

falfd^e SRac^a^mung bcö (Sblen unb ^o^en im ©taube fein,<br />

«JZeigung unb Qld^tung für baffelBe ein^uflöfen? 91od^ n^eniger<br />

aBer bürfte eä 93illigung öerbienen, baf @oet:§e gleid^ ju Oln^»<br />

fange beö nad^flen Sa^reö (4. Januar 1802) ben 5on ijon<br />

51. 2ß. ©d^legel unb f^ater gar ben QllarfoS öon ^riebr.<br />

(Schlegel auf bie asüfine Brad^te. 3Äit bem erjlern, n?oburd^<br />

er eine ^Inna^erung an baö gried^ifdf)e Jrauerfipiel Bejhjecfte,<br />

h)ie burd^ bie SBrüber an bag römifd^e, glüdfte eä nod§ jiemli(|.<br />

3)er finnlid^e 2:^eil beS ©türfeS unterjiü^te feine Sirfung;<br />

ble fed^a 5[}erfonen: ün Blü^enber ÄnaBe, ein ®ott al8 3üng*


97<br />

ling, ein jtattUc^er ^Önig, eine «Königin, ein trürbiger ®reig,<br />

eine ^riefierin, fteUtcn eine gro^e a)Jannigfaltigfeit bat} für<br />

Bebeutenbe ßofHimc, für jtrerfmäf ige Qtuäf(3^mücfung ber iBü^ne<br />

irar geforgtj bie ®e(ia(t ber Beiben altern Scanner ^atte man<br />

burd^ SyJaSfen inä S^ragifd^e gejieigert; eS fehlte nid^t an trec^«<br />

feinben gefälligen ©ruip^en, unb bie ^au^tfituationen gaBen<br />

5lnl


98<br />

3n ber e^en angebeuteten 5l^ft$t irurbe au^ ©os^i'ö<br />

S^uranbot, öon


99<br />

trcniger an bem (Stücfe §u uxanhtxn, aU er ertüartet f)aiU,<br />

inbem ba§, iraS ben ©ang ju fe^r ijetsögern fönnte, iteniger<br />

in einzelnen ©teilen, al6 in ber rejiectirenben Haltung bc3<br />

©anjen liege. 9^ur glaubte er W fitttid^en ©Iprüd^e unb<br />

Sed^felreben einf^rcinfen ju muffen, ba üBer^awipt in ber<br />

^anblung felSfi f^on ju ijtel „moralifd^e ßafuijitf" l^errfd^e,<br />

unb riet^ jebenfaUg bie Drefiifd^en (Bcenen p fürten, iroriit<br />

er „eine ju lange unb einförmige Cinal o^ne ©egenjlanb"<br />

fa^. *) Qlßein eö trar ©oet^e'n unmöglid^ , irgenb ttm^<br />

baran ju t:§un, unb fo na^m ©exilier bie SSeränberungen ganj<br />

nac^ eigenen ßrmcffen öor. Qlm 15. Wai irarb baä jiemlid^<br />

i?er!ürjte enn n.>ir nur nid^t eine totale 9^ieberlage bamit erleiben, bie<br />

iä) fafl für^te. . . . (Einen (B^xitt jum ßkU tverben it?ir<br />

burd§ biefc Sßorjiellung nid^t t^un, ober iä) müfte mic^ ganj<br />

Betrügen.'' ©oet^e antn^ortete: „Ue'Ber ben Qllarfoö Un i^<br />

öööig 3§rer 3)Jeinung; allein mid^ bünft, ivir muffen QlUleS<br />

nmgen, ireil am ©elingen ober Sfiid^tgelingen nad^ Qlujen gar<br />

nic^tö liegt. Saä n^ir baBei gen?innen, fd^eint mir ^au^t*<br />

fcid^lid^ baö ju fein, baf lt?ir biefe äußer ji oBligaten


100<br />

mafe f^red^en laffen unb f:pred^cn ^mn. (!) Uc6rigcnö fanit<br />

man auf baS ftoff artige 3?nteteffe bo


„r>f)m f:pefutatitie 3^?^^^/' ii-^te er in ben Qlnnaten fagt,<br />

„Bto^ an feinem unb (S(^itler'g Umgange unb fonftigen Set*<br />

ftungen fici^ erfreuenb.'^ %ait ^m^td nna, btefer ßixtd ^ate<br />

aujer ben fceiben 3)i(^tem unb QÄei^er fajl nur h?eiHid^e SKtt*<br />

gtteber ge^a^lt, unb er 'hqd^mt barunter namentUd^ i^rau öon<br />

(Sd^iöer, i>on ^öoljogen, Qlmatie ijon Sm'^off unb bte @rafin<br />

ijon (S. ((ginftebel). Qlüein fc^on au3 bem ©tiftungötiebe erhellt,<br />

H^ n?enigften6 fielen «Ferren ju bem .Greife geborten, unb nad^<br />

einem SSrtefe @(^itter'ä an ,S:örner n^urben an^ „ber ^er^og<br />

unb bte fürjtU


102<br />

SBetteifer o^itc 9lcib, ®efd^ma(f o^ne Qlnmafung, ©efätligfeit<br />

o^ne ßUxmi, unb gu aU bem 0?atürlid^!eit ot;nc Olo^l^eit<br />

toed^fetfeltig in einanbcv tüirften."<br />

®iefe l&teber, bie ijon Körner imb ßtlkx com^onirt iuur*<br />

bett, jiettte ber ^id^ter mit einigen anbern, fipäter entftanbenenunb<br />

imw ^^ei( in biefen Jttei6 nid^t ted^t ^affenben, ju einem<br />

iSieb erjirauf e ^ufammen, unb öeröffentlid^te fie juctji unter bem<br />

%iid „3)er ©efeUigfeit geh)ibmete lieber, ein ^a^*<br />

fd^enBu(| auf ba§ Sa'^r 1804, ^erauggegeBen ijon<br />

(SJoet^e unb aöietanb.'' 3n bem ©tiftungäUebe „fonn*<br />

ten fid^ bie ©lieber ber ©efettfc^aft," irie ®oet:^e öerftc^ert,<br />

;,a{0 unter leichte ^a^hn ber^üKt, gar iro^l ernennen."<br />

2)e(io fd^n^erer irirb eg für xmö, bie ^erfonen ju errat^en;<br />

ba0 ©ebid^t gehört ju benen, bie nur ber 5£)id^ter fetfcji burd^<br />

einen Kommentar bem Sefer ^äik iJoUfommen geniepar<br />

mad^en lönnenj unb bamit ift freiließ ein ^abet auägef^rod&en.<br />

£)a0 ;^ieb ^um neuen Sa^re (1. ^an. 1802) jeigt fteOen*<br />

uteife fd^pn eine 5ßenbung beö ©ebanfenä unb ber


103<br />

^rän^d^en $^eit na^m. (Sd^iHer feierte ben 5l6enb bur(i^ fein<br />

©cblc^t: „3)em ßrB^rinsen i»on 3[Beimar, at§ er naä) ^ari0<br />

reifte". Sßei ^Sergteid^ung ber jirei löieber tritt ung bie 9Ser*<br />

fc^iebent;eit beä (S^arafterg 6etber 5J)id^ter red^t tefc^aft ent*<br />

gegen. (Sd^iÖer'ö ©ebid^t ijl ernji, ^er§lic^, 'oon ijaterlanbi*<br />

f(3^er unb fitttid^er ®efinnung burd^firömt. „(Sr irarf/' tute<br />

^offmeifier treffenb fagt, „ben ßrnjl: ber 3Bei§^eit, ein n.>ett*<br />

umfaffenbeä ©emüt^ in bie (B^ak ber gefetlfd^afttid^en Hn*<br />

ter^altung, unb ernj!, n>ie biefe, ttaren aud^ feine (Sefell*<br />

fd^aftölieber." ©oet^e trifft meifter^aft ben Xon gejieigerter<br />

gefeHiger i^rö:^Ud^feit. 3n ber SReget n?ci:^(te er für ba§ ®e*<br />

feUfd^aftglieb teid^tere (Buid^, anmwt^ige unb gefaöige (Stoffe,<br />

tpogegen ©dritter ftd^ §u ben er^aBenjlen unb grojartigften<br />

©egenfiänben ^inge^ogen füllte, unb j. 95. ben SJ^itgtiebem<br />

beö «Kränjd^enS in ben „öier 2ße(tattern" umfaffenbe irettge^<br />

fd^ic^tUd^e ©emälbe aufrollte, ober in bem „(Siegegfejl" , nad^<br />

feinem eigenen Qlugbrucf, in ba§ üotte 5{e!^renfelb ber ^\ia^<br />

hineinfiel unb barauS I)eimtrug, iraö er fonnte. Qlu6na^mg*<br />

toeife ^at auä) ®oetl)e in einem öieUeid^t eBenfaUß für bag<br />

,^ränjd^en Befiimmten $?iebe, ber SCßeltfeele, nad^ einem ber<br />

er^aBenflen (Stoffe gegriffen, ^r jlimmt ^ier in Begetfierten<br />

S^önen ben «§^mnuö ber ^^oSmogonie an. 5Da6 ©ebid^t jieHt<br />

baä UniüerfatleBen ber 0Zatur bar, n?ie eg an^ bem gemein*<br />

famen Urquelle, ber ®ott:^eit, nad^ oHen SRid^tungen ftd^ er*<br />

gießt; unb fo möchte iro^l bie ältere UeBerfd^rift „323elt*<br />

fc^ö^fung'' aU bie Bejeic^nenbere anj^ufe^en fein, ©oet^e »er*<br />

anberte fie, iua^rfd^einlid^ um ben Srrt^um p ijerpten, al0<br />

fei t;ierBei an eine erpe, eine einmalige Seltfd^oipfung ju


104<br />

benfen, jvä^renb biefer ^rojef bcr SettBefeetung in SCBa^r^eit<br />

al6 ein conttnuirUc^er §u Utxa^Un ift.*)<br />

3)ag UeBUd^c ©ebid^t „©d^äfetö ^ragettcb" fotl, irie<br />

i^alf erjä^tt, gtei^faUg feine Sntflel^ung jenem QlBenbjirM<br />

öerbanfen. „£)oc^ jtreiten fid^," fügt er l^inju, „n?ie einjl<br />

'Dk fielen (Stäbte um Jpomer, no(S^ SBeimar unb 3ena um<br />

biefeä Sieb." ©o biel ijt namli(i^ geling, ba^ ©oet^e bie an*<br />

mut^ige ^kinigfeit eine6 Qlbenbä in jenen ßixhl Brad^te unb<br />

fie, a(ö ein treuer Olitter, feiner 3)ame, ber ©räfin öon (g.,<br />

§u pfen legte. Qlber iraä gefc^a"^? (Sine Seite barauf<br />

fommt eine eBenfatIg geiftreic^e 5Dame üon Sena :^erüber unb<br />

Befud^t bie ©rafin. 93alb lenft fid^ baa ©efpräd^ auf ©oet^e,<br />

feine 3?orUeBe für Sena, unb mt er fid§ Befonberö auc^ im<br />

^aufe biefer 5)ame äußerfi iro^l gefäHt. „@o ^aBen h?ir<br />

unö unter Qtnberm/' fä^rt bie üermeintUd^ ober nnrftid^ 6e*<br />

günftigile ^ame fort, „aud^ jur (SntMung eineö Siebe§ ®lüc!<br />

ju trünfc^en, baö ju ben fd^önjten, unfd^ulbigften unb an*<br />

mut^igjlen gehört, bie je ber @eele eineö 5)ic^ter8 entjToffen<br />

finb." 5£)ie ©räfin trirb gef:pannt unb iinll iriffen, n^ie baS<br />

Sieb '^eijt. 3)a erteilt fie bie Q(ntn>ort: „£)a broBen auf jenem<br />

SBerge." (5ie eitt mit biefer ©ntbecfung fogteid^ ju i^rem Un*<br />

getreuen, üfcerBäuft i^n mit ben lieBenön^ürbigfien 35ornmrfen<br />

unb Bebro^t i^n mit einer förmtid^en Qtnflage nac^ ben ftren*<br />

gen ®efe|en bea üon i^m fetBft BetieBten cour d'amour, ber<br />

*) ^aij^xt^ über ben (Sinn wnb bie (Sntflel^ungöjcit biefeö iind^ttgcn<br />

©ebtd^teö f. in meinem Kommentar gu ©oetl^e'ö ©ebid^te IF,<br />

446 ff.


105<br />

t^m auöbtüdU^ untetfage, feine ^utbigungen tne^r aU einer<br />

5)ame barj-utiringen. ©oef^e Bezeigte bie größte SReumüt^ig*<br />

feit, i">erf:prad^ 93efferung unb fonnte freiU^ nid^t um^in, ber<br />

«Dame fetneä ^erjenS in aÜen biefen


106<br />

nn ?5eft pi (B^xm ©(^ttlefS auf ben 5. 9)Mrj ju ijetanftalten<br />

Mnb ^offtc babxtrd^ W'idä) eine (Erkältung, h)o nii^t einen<br />

SBrud^ jitnfc^en ben Beiben 3)ic^tcrn ^^etüor^urufen. 5Die 93er*<br />

t)attniffe lagen günjiig für i^nj bie n^ac^fenbe lln^ufrieben^eit<br />

ber i^m geneigten £)amen beö .^ränjc^enö tüax feiner %h^i^t<br />

förberli(|. QHä i^re 95ittgefud^e nm bie Qlufnal^mc ^o^efcue'^<br />

jjiä) ernfi unb fd^er^enb immer nüebert)otten, n?nrbe ©oet^e<br />

ijerbrief li(^ unb auf crte, entn?eber muffe man bem aufgeflettten<br />

@efe|e treu 'bleiBen, ober lieBer bie ganje ®efel](f({;aft aufli)fen,<br />

n?a0 i^ieUeid^t um fo raf^Uc^er fei, ba eine ju lange fortge*<br />

fe|te Streue ber Otitter gegen bie 5£)amen atterbingö etn^aS<br />

SSef^n^ertic^eä, n^o nid^t gar Sangtreitigeö mit fid^ fü^re.<br />

3)ie 3Ser^errli(ä^ung (5 dritter' g foHte auf bem neu becorir*<br />

ten (Stabt^auöfaate i)or fid^ get;en. 3)?an :^atte fic^ ju bem<br />

ßnbe eine grof e ßr^ibition üon mand^ertet auf i^ nnb feine<br />

Sßerfe Bejüglic^en ^arfietlungen auggebad)t. @cenen au§ fei*<br />

nen n?ic^tigften ^ragöbien, im ^ojiüm ber ^anbelnben ^erfonen<br />

gef:pro


107<br />

unb ber anirefenbc 5£)id^tet fctfcfi bon garten »§anbcn gefront<br />

tr erben.<br />

©c^itter'tt n?ar ni^t ivo^t p 9}?nt^ "bei ber ©ad^e; er<br />

^uf)Uc baä 33erfcingUc^e ber SfloÜe, bie man i^m jugeba(|t<br />

f)(itU, unb na^m boc^ aud^ Qtnfianb, fic^ ben en<br />

füllen."<br />

©oet^e fd^eint nod^ in f^jciteren Sauren, bei QlBfaffung


108<br />

bct Qlnnatcn, feine ^reube baran ge^aBt ju ^aBen, baj ^o|e*<br />

!6ue, oBivo^t ein großer 3)leifier in ber Sntrigue, bieSmat einen<br />

großem gefunben. %Ux mit OJed^t meint »i^offmeifier , unfer<br />

5)i(^ter hjürbe ^ö^^er ba fie'^en, trenn er, üBer ^rtüatemipfinb*»<br />

Ucf>feiten er^aBen, ben ^utbignngöact gebilligt nnb fogar Beför*<br />

bert ^üt] aud^ it>are bief !tüger geirefenj benn ber SSorfaH<br />

Brad^te junäc^fl in ber f^'öt)cxn (Societät eine große (Störung<br />

l^eröor, bie fid^ f(|nen bnrc^ aUe 6(|id^ten ber ©efeöfd^aft in<br />

ber Keinen Sftefibenj fortpflanzte. 5Daö ^rän^d^en löf'te fic^<br />

auf, unb, h>ie @oet(;e felBji gefielt, „gelangen i^m feitbem nie<br />

ivieber ©efänge jener Q(rt." ßu ©dritter aBer BUeB fein SSer*<br />

^ältniß ungeftört. ©dfierjenb fd^rieB biefer: „3)er 5. 3)iärj<br />

tfl mir gtütfUd^er öorüBergegangen , aU bem (^äfar ber 15.'^<br />

Qttö oB nid^tä vorgefallen träre, fa^ man SBeibe einträd^tig<br />

i^re ^o^en ßn^täi. mittx verfolgen.<br />

Seiber fieHten fid^ biefen ß^^c^^^ auf (Seiten ©oet^e'ä<br />

immer noÄ) allerlei «^inberniffe enfgegen. (So ^atte t^m ber<br />

5:0b beg ^ofrat^g aSüttner, ber fic^ in ber «mitte beö 2öitt«<br />

terö von 1801 auf 1802 ereignete, ein mü^^evoUeS unb bem<br />

©eijle trenig frud^tenbe§ @efdf)äft auferlegt. 33üttner ^attt<br />

ber Univerfttät 5ena eine feBr umfaffenbe, tt)eiln>eife ^b^ft ungeorbnete<br />

©iBliot^ef unb mancherlei !p:^i)fi!alifd^*d^emifd^en Ql:^=»<br />

!j3arat ^interlaffen, mit beren UeBerna^me, Äatalogiftrung unb<br />

orbnung§mäßiger QluffteUung ©oet^c aU SSorfte^er ber nnffen*<br />

fd^aftlid^en Qlnfialten beö @taateg Beauftragt n^urbe. @r n?cire<br />

baBei, nad^ feiner Sßeife, gern umfid^tig unb !planmäfig §u<br />

3Berfe gegangen} aBer bie von ^^üttner eingenommenen ßim^^<br />

mer mußten §u einem anbern ßivetfe Balbigjl geräumt n^erben.


109<br />

Sn einem 35ricfe ijom 22. Sanitär l^eißt eö: „5(^ bao er SKittagö unb QlBenbg auSn^ärtS iuar. WiU<br />

unter fieUten fic^ aud^ iprobucti^e SÄomente einj e§ gelang<br />

i^m „ettx^aö Sörif^eS", unb baju mÖd^ten tro^l %xii^iütiger<br />

i^tüt^Ung, ^auer im 2Bec^fel, ^rü^lingaora*<br />

fei, (Se'^nfud^t unb ba§ Jpod^jeitlieb in redf;nen fein,<br />

trenn fle gleid^ erfi im folgenben 3a^re erfd^ienen fiinb. 3«^<br />

95eleBung feiner !poetifc^en Stimmung trug o^ne B^^^f^'^ bie<br />

Qtoefen'^eit 3^^^^^'^ Ö^S^it ^"^^ geBruarö Bei. „3elter ^at<br />

fe^r leB^afte (Einbrütfe gurücfgelaffen," fd^rieB @oet^e am 19.


110<br />

,<br />

SDlarj an ©(Sattler, „^an "^ört überall feine SD'ietobien, unb<br />

iinr l^aBen i^m ju banfen, baß «nferc lieber unb 33atlaben<br />

butd^ Vi)n \)on ben lobten ern?ec!t n?orben." 5Daö UcbUd^e<br />

©ebid^t „^xn^idÜQtx ^xni)linQ" muß fd^on öor bem Q(^rU<br />

entjianbcn fein; benn ß^^ter cx\vai)nt feiner in einem Sßriefe<br />

an ©oet^e öont 7. Ql^rit, al6 eine0 Bereits comvonirten. 3n<br />

ben fielen erjten ©tro^^en :^at eä einen befcri^tiüen ß^arafter,<br />

tt»a§ Bei ©oet^e eine (Settentjeit tft, unb erinnert an ©atiS.<br />

,,3)auer im Sec^fel" fd^itbert in f:pra^Uc^ imb metrifd^ mwfier*<br />

^after 5)arfteIIung in ben ^trei erften (5tro;p^en ben en?igen<br />

5ße(|fet ber dlatnx, in ben Beiben folgenben bie flete Umiranb*<br />

lung beS ^J^enfc^en hmä) bie öerfc^iebenen ^Itteröfiufen. QlBer<br />

bie ©d^tußfirolp^e ireiji tröfllid^ auf ein 35tei6enbe6 ^in: it»er<br />

hm ®en.>inn nnffenfc§aftti(3^er ^yorberung, ben ßm^erB Beben*<br />

tenber SeBenSerfa^rimgen in feinem SBufen ju Beira^ren unb<br />

i^m mit fünfiterifc^em ©eifte ©eftatt unb i^orm ju geBen ireif<br />

ber Bereitet fic^ einen unüergängUd^en (5(^a|, ber ii;n treu<br />

burc^ aUen Sec^fet ber Olatur unb beä a)?enfd^enteBena ^in=<br />

burd^ Begleitet, ßn bem anmut^igen „^rü^Iingäorafel" n>arb<br />

©oet^e iüo^l burc^ ein 93ot!gUeb angeregt. 55)aö Coucou<br />

fd^eint auf m franjöfifd^eä SßorBilb ju beuten. 3)o(^ fe^tt<br />

es au^ unter ben beutfd^en 3SolfStiebern nid^t an fold^en<br />

^utfufS=Orafeln, trie j. 33. (Sr! in feiner ©ammtung ein<br />

bur(| ganj 55)eutfd^tanb n?eit i^erBreiteteS mitt^eitt („(Sin<br />

«Sd^äfermäbd^en n^eibete")- ®a§ jugenbtic^ feurige, in leBen*<br />

bigen Ol^i)t^men fid^ ergießenbe Sieb „©e^nfud^f' ijl man in<br />

SSerfud^ung, einer frühem ^eriobe jujufd^reiBen. Better er=»<br />

n?a^t e0 in einem Briefe öom 3. geBr. 1803 unb n?ei^


111<br />

Md auf eine altere 6om^>ofition öon S^eid^arbt jutücf. 55a3<br />

„^od^SeitÜeb" gebort, h?te ®oetl)c in bem Qluffa| „95ebeutenbe<br />

^örbernif bur$ dn geiflretc^eg 2Öort" Se!attnt, ju ,, gegriffen<br />

^otiyen, Scgcnben, uraltgef(|id^tUd^en UcBertteferungen", bte<br />

er feit (angen Sa'^ren in feinem Innern trug unb einer immer<br />

reinem ?5orm entgegenreifen tie§. SCÖa^rfd^eintic^ n?ar i^m ber<br />

©egenftanb au0 ber leBenbigen SSotföfage pgefommen. *) (Sr<br />

entnahm barauä nur bie ©runblinien jur «Sc^itberung ber<br />

ßtt^ergen^od^jeit , inbem er aßeS UeBrige fallen tief. 5n biefer<br />

©^itberung aBer fd^eint er mit ber romantifd^en ©c^utc p<br />

n?etteifern, tre^e bie funjirei^en ?5ormen ber Italiener unb<br />

@:panier m^ auf bie beutfd^e ^oefie üBertragen IjatU. (Eine<br />

i^ütle i^on .^(angfiguren , öon Qlüiterationen , Qlffonan^en unb<br />

SBinnenreimen jeber Qlrt, bie er ijerfc^n^enberifd^ üBer baö ©anje<br />

auSgegoffen ^at, öerlei^t biefem ein taunen^aft^^auBerifc^eg,<br />

gum ©egenflanbe trefftid^ :|)affenbeg ß^otorit. ^Daf unfer ®e«<br />

bic^t fd^on 1802 entfianben ifl, Betreibt dn SBrief ©oet^e'a<br />

an ßetter üom 6. 5DejemBer biefeö Sa^reg, n?orin ea i)d^t:<br />

,,0Je^men (Sie ben ©rafen unb bie Q'w^xQt, W f\ä) ^ier<br />

:|3robuciren , freunbtid^ auf, bie erji j,e|t, trie mic^ bün!t, %xt<br />

unb ®efd^i(! :^aBen."<br />

Qln baä öerh?orrene SBiBtiot^efätuefen , baä fi^ erfl im<br />

grü^tinge auf^uflären Begann, f(^bf fi^ fogteic^ ein anbereö<br />

©efd^äft an, jebod^ »on eth?a0 freunbUc^erer Qlrt. 5£)ie Öaucä^*<br />

fiabter ©ommerBü^ne , bon SBeUomo mi?gU(^|i öfonomifc^ ein*<br />

*) (Sin )paav »ariiicnbe gönnen ber (Sage f. in meinem Kommentar<br />

ju ©octl^e'ö ®eb. H. 465 ff.


112<br />

gerid^tet, troÜte mä)t mc"^t geniigen; ©d^auf^ieter unb (Stücfe,<br />

Befonbetö aUx baö ^aßtfc^e unb Seiv^igcr t^eilne(}menbe ^iMi"<br />

inm forberten ein njürbigereö I^ocat.


113<br />

liege fic^ no^ 9Kand^eS baran t^m. 5$ fonttte ni^t aUc<br />

3Kotbe egal augfü^ren." 23on bem ®ebanfeu, fid^ ganj ait<br />

bie $rofa ju ijalten, irar er unterbef n^ieber abgegangen} im<br />

legten 3)rittet bea ©tücfeS, ijom fedj^gse^nten Qluftritt an, ^ert*<br />

fd^en bie metrifd^en g'Otmen ijor. UeBer bie Qlnffü:^rung U^<br />

rid^tete ®oet^e am 28. 5uni ang Saud^fläbt an ©d^iCfer:<br />

„Sag<br />

SBetter fcegünfiigte un6, unb baö Sßotfijiet :^at (BIM gemad^t.<br />

5Det (Schlug, oB er gteid^ Keffer fein fönnte, ijl mir bod^ i?er*<br />

l^ältnißmäf ig ,<br />

ju bem 5£)rang ber Umfiänbe, leiblid^ gelungen,<br />

^ätte ic^ QlKeö »orauöfe^en fönnen, fo f;atU iä) 3^nen feine<br />

Olu^e getaffen, W Sie mir baö le^te 3)?otiö awggearBeitet<br />

Ratten."<br />

2Ba^rfd^ein(id^ meinte ©oet^e bamit ba6 5luftreten ber<br />

Xragöbic aU „$at^o3" in ber ijorle^ten (Scene. Unter (B^iU<br />

ler'g ^eber hjürbe aUerbingö biefer Qluftritt glänjenber gerat^en<br />

unb \vo^ a\x^ ber 35eruf unb bie QlufgaBe ber S^ragöbie tref*<br />

fenber unb aUfeitiger entti^icfett njorben fein. (Boü^t fagt biefe<br />

QlufgaBe ungefähr in bem @inne, trie irir fte in feiner S^p^i*<br />

genie gelöst ftnben („23om kleinen lä^t ba6 (Sd^icffat fic^ ijer*<br />

fönnen.") Qlufer $at^o0 erfc^einen in bem 3Sorf^iel nod^<br />

^^one, aU Ole^räfentantin ber D^er, Sßater 3}Zärten aU ^5er*<br />

fonification beS Ijürgertid^en (Sd^aufijpielä , feine f^rau aU bie<br />

beä ^}offenf!piet3 , eine 9f?i}m:p:^e aU fi)mBoUfd^e 5)arjtenung be3<br />

0latürUd^en , 9Zaiüen in ber ^oefie , ein ^naBe mit jiuei WaB*<br />

len, einer tragifd^en unb einer fomifd^en in ber «^anb, ber bie<br />

jüngji auf ber SSü^ne öerfud^ten a)?aö!enf;piele relpräfentirt, ein<br />

anberer ,^na6e, ^alb fd^irarj, ^a(B rofenfarb gelteibet, bie<br />

5P^antaf[e barjieaenb. 3Jiercur öerfnü^ft unb commentirt baS<br />

®oet§e'« itUn. iv. 8


114<br />

©attje. 5Die aSetitjanbtuttg einer fc^te^ten ?&antxntüixt^^u^^<br />

flute In einen :prä^tigen ©aal beutet fijmBoUfd^ auf ben SJZeu«<br />

Ibau t}in. ©filier !onnte fi^ mit biefen QlUegotien ni^^t Bc*<br />

freunben, bie er in einem aSriefe an Jlörner ijom 15. 0loi)em*<br />

Ber ,,einen ungtücfU(|en (Sinfatt" nennt. 3Som ©tücfe über=»<br />

l^au^t urt^eiU er: „@0 ^ai treppe ©teUen, bie akr auf<br />

einen )()XaiUn 5£)iatog, hjie (Sterne auf einen 23ett(ermante( ge«<br />

fticft finb.'' 5ßir flnben biefeö Urt^eit ju ^art} ber £)iatog<br />

erf^eint un0 im QlUgemeinen onmut^ig unb gefäßig unb ber<br />

2Öe


115<br />

Sc^ltTer'g "irad^fcnbe QlBneigung gegen gerbet ©d^ulb.


116<br />

tüd


117<br />

fud^ aBjujiatten, tvo er mand^e feinet Siebet, mit 0lei(^arbt'8<br />

tWetobien, 'oon ber iro^tflingenben (Stimme feinet älteften<br />

^oä)ttx gefü^li^ott i^orttagen ^ötte.<br />

Q(m 26. 3uU trat et iriebet in Seimat jutüd; atteirt<br />

fd^on am 3. Qlugufl fluchtete et ft$ aufä 0^eue na^ Sena,<br />

in bet Hoffnung eine ^tobuftiöe Stimmung in finben. 5tt<br />

t)en etfien ijietje^n ^agen n?enigjten6 Ben?ä^tte fi^ biefe ^off*<br />

nung nid^t, wk auä bem S3tiefn^e(^fel mit ©ci^ittet l^etijot*<br />

ge'^t. 3)afitt getang e6 i'^m, einige ![^ü(fen in ber Se^te bet<br />

3)?etamor^^ofe ber 3nfe!ten, unb itvax Wxä) SSeoSad^tung be3<br />

5Ba(^ät^umg ber Sotfmitd^ grause, nad^ SÖunfd^ aug^ufünen.<br />

%n^ bie bergteic^enbe ^nod^ente^re Befd^äftigte i^n l^eB^aft.<br />

Wit )[^ober irurben gen^iffe anatomifd^e ^ro6(eme bur


118<br />

erhielt ben ^telö. Sm Svi^e ber Sanbfc^aften n.>utbe ein<br />

(Soncurrenjpcf üou 01:^ oben auS Raffet gefrönt. 5Die QIuö*<br />

fietlung jog im ^^an^t M OftoBerS öiele aughjörtige unb<br />

einl^eimifd^e ^unfifreunbe ^txM unb näherte irieber bie bur^<br />

baö ijeteitette f^eji i>om 5. 3Jiärj einattber eutfrembeten ®c*<br />

mutier. Qtu$ aug hjeiterer gfernc Brad^ten bic ^ettpferiett<br />

manchen hjiUfommenen SBefud^, uue unter Qlnbern 33lumen*<br />

Ba


119<br />

5t)iefet $ali0tnan, ber if)m ben Qlnfang bcS neuen 3a^te0<br />

unb no^ f^äter ^in mand^e (Stunben erweiterte, tüar eine<br />

J^u^fermün^enfammtung , au3 einer S^ürnBergifd^en ^luction<br />

ertrorBen. SBei ber UeBerfe^ung beö ßettini ^atU er, bet<br />

aBgefagtefle geinb üon SSorten, benen feine Qlnfd^auung ent«<br />

f^rad^, oft eine ira^^re ^ein em^funben, ba§ i^m feine del*<br />

linifc^en QJZünjen unb Qlnbereö, n?a§ jene Briten öergegentvär»<br />

tigen fönnte, ju ©eBote jlanben. «So trar i^m benn bie<br />

0Jad^rid^t üBeraug erfreuttci^, ba§ in jener Qluction eine ganje<br />

a}?affe i)on SD^iünjen beS fünfzehnten Sa^r^unbertg Bio §um<br />

ad^tje'^nten l^eraB feil geBoten n?erbe. Seiber fanb fi(^ in ber<br />

Sammlung, aU fie nun anlangte, Mn einziger ©eUini, aBer<br />

bafür bie ganje Originalfolge öon ^äBflen feit 3J?artin V.<br />

Biä ju ßlemeng XI., bajtrifd^en ßarbinale, ^Jriefter, ©ele^rte,<br />

Jlünfller, alle in f(^arfen unBefd^äbig ten (Sternklaren, ^ier*<br />

burd^ aufgeregt, baä ®efc^id^tlid^e yü jlubiren, forfd^te er nad^<br />

aBonannt, 3J?aj5ud^elli u. Ql. unb legte fo irieber ben ©runb<br />

ju neuen ^enntniffen.<br />

^ie SeBenSBefd^reiBung beö ©eHini , ober üielme^r ein<br />

Qln^ang baju Befd^äftigte i^n öielfad^ Bio in ben SeBruar<br />

hinein. Mit biefem ©u^^lement Befd^lo^ er fiine QlrBeit an<br />

bem Serfe, üeröffentlid^te bag ©anje in einer Befonbern<br />

^bition *) unb entlebigte fic^ fb enblid^ einer QlufgaBe, bie er<br />

fid^ i^or fteBen Sauren gejteUt '^atte. „(Bu n^iffen,'' fd^rieB er<br />

am 5. ^eBruar an ©dritter üBer ben ^In^^ang, „baf e0 feine<br />

*) ScBcn bcö SSenücnitto eeUini. SÖon il)m fclbfi gefd^rieBcn.<br />

UcBerfe^t unb mit einem Stnl^angc l^erau^g^Ö- ö- ®' ^' ^- 1^^^»


120<br />

öertDÜnf^terc Qtrfcelt glBt, aU fotd^e Olefuttate auftufieKen.<br />

^ie öiel mu^ man tefen unb überlegen, trenn eS ni^t auf<br />

eine (5!piegelfed§teret :^mau§(aufen fotl!" iDaa ©u:p!ptement<br />

uxhxntä f\ä) üBer bte gleid^settigen ^ünfiler unb i^ren Sin*<br />

fluf auf ßenini, giBt eine p(|tige (S^ilberung ber bantatigen<br />

Buficinbe öon ^Uxm^, d^arafteriftrt (Setlint unb fein latent,<br />

hm^tü furj üBer feine testen Sefcenöja^re, bie in ber (Setfcji*«<br />

6iogra!p:^ie nic^t Bef!pro(|en finb, ^anbelt ijon feinen ^intertaf*<br />

fenen Äunjlnjerfen unb ©d^riften unb f^eitt auö ben Ui^tcxn<br />

3Äe:^rere§ mit. 3Cßa§ aBer bie ^au^tarBeit, bie UeBerfelung<br />

i)on (Senini'6 SeBen, Betrifft, fo ergiBt ftd^ Bei einer 23er*<br />

gteid^ung be3 Original, baj bie UeBertragung, tvk leidet unb<br />

flie^enb fte fid^ Ben^egt, boc^ im Qlttgemeinen fe:^r treu ge'^al*<br />

ten ifl unb mit großem ®IM ben naiüen %on ber Urfd^rift<br />

toiebergiBt. 2)ie (Sint^eilung in 6a:pitel ge:^ört ©oet^e'n anj<br />

im Original ge^t bie (Srja^tung o^ne eine fold^e (gint:§ei(ung<br />

fort. Qluc^ inner^alB ber (5;a:pite( ^at er ^äufig ber UeBer*<br />

ftd^tUc^!eit hjegen QlBfä^e gemad^t, h^o fie in ber Urfc^rift<br />

fe'^len, unb junjeiten längere ^erioben aufgetöft, bamit ftd^<br />

bie UeBerfe|ung leichter läfe. @tettenn?eife ifl eine minber<br />

intereffante ^axtk auögetaffenj üon ben (Sonetten unb fon=»<br />

jligen Keinen !poetifd^en QSerfud^en, bte ßettini feiner SeBeng*<br />

Befc^reiBung ti)dU ijorgefe^t, t:^eit8 eingen?eBt l)atte, ifl nur<br />

gCÖenigeS, n?ie ®oet^e fagt, „burc^ ®efäßigfeit eineö ^unfi*<br />

freunbeg" übertragen; n?eggeBUeBen ifl unter Qlnberm ein lan^<br />

gereö ®ebid^t in 5!erjinen (^um SoBe beg ^erferö), ein fo*<br />

öenannteg 6a!pitolo. ©oet^e fc^eint bie QlBftc^t ge^aBt ju<br />

^aBen, e0 nod^ nad^juBringen; benn er ertva^nt feiner in ber


121<br />

5tt'^att3anga'6e gunt erfien (^a)i^itd be6 brüten 8u^S, tvorauS<br />

fiä) bcnn anä) bie auffattenbe Mrje biefe^3 (Savitelö txlVdxt.<br />

0?a(| ©oet^e'ö eigenem SSefenntni? irürbe er burci^ baS<br />


122<br />

f^tieB er barü6er om 26. Sanuar an eile<br />

hjurbe ©d^ider mit feiner ©raut öon 3)?eff[na<br />

fertig , unb nun Begannen l^efe * unb 5;"^eaterVro6en unfern<br />

5t)id^ter h^ieber leB^aft in ^(nf^jrud^ ju ne'^men. 55)en Oleigen<br />

ber biegjä^rigen 3^^eaterjiücfe ^atU ^aläo:p^ron unb 0?eoter:pe,<br />

mit einem umgearBeiteten, inä QlUgemeinere getranbten on 3)?effina<br />

ftatt, unb am 2. %^xii Brad^te ©oet^e gu QlUer UeBerrafc^img<br />

feine Sugenie auf bie SBü^ne.<br />

33on ben (Sd^auf^ielern üortrepd^<br />

vorgetragen, fanb baö (Stücf, Befonberä in feiner Ie|tcn ^alfte,<br />

grof en SBeifatt. (Sd^itler Ben^unberte bie l^o^e (Si^mBolü, njo»<br />

mit ^ier ber «Stoff Be^anbett ivar, fo baf aöeö


123<br />

üertü^t unb 5lIIe0 nur aU @ltcb eineS ibeaten ©attjen erf


124<br />

bie 50?enf^tid^!ett irütbcn barin n?o^t bem fiänbif^en ©onbcr*<br />

intereffe jum ^^fer gctjrad^t irerben.<br />

2.^icl SßorarBeit i^erlangte fobantt bie Qluffü^rung ber<br />

Jungfrau i;on Ortcanö, Bereitete bafür aBer au^ feinem i^reube<br />

(Scf;iIIer einen gtänjenben 5'rinm:p^. QWeö „^WißiroUenbe,<br />

SSetneinenbe, ^eraBfe|enbe" let^nte ©oef^e aU S^^eaterbirector<br />

ijiettei^t mit §u treit getriebener ©trenge ab. (So irieö er<br />

ein Heines ]^ufif!piel „ber ©d^äbetfenner" Betitelt, n^eld^eS<br />

©att'ö SBejirefeungen läc^ertic^ ma(|te, mit einem 35riefe ju*<br />

tütf, ben er nnä in ben Qlnnaten mitgett)eiU f)at ßö ^d^t<br />

barin: ,,2Öir ijermeiben auf nnferm ^^eater, fo ml mijgtic^,<br />

Qlöeg iraä iinffenfd^aftUcf)e Unterfuc^ungen ijor ber 9)?enge<br />

^eraBfe|en fÖnnte, t:^eilS anS eigenen ©runbfä^en, t^eilä n?eit<br />

unfere ^ilfabemie in ber SRä^e ifi." 33ietleid^t füllte er fid^<br />

auc^ felfcfi, Bei feiner Hinneigung ju ben ^^abater'fcä^en unb<br />

©oU'f^en Se^ren, ün irenig mitgetroffen.<br />

Qlm 14. 3)iai BegaB er fid^ na^ 3ena, um ft(^ in ber<br />

bortigen (Sinfamfeit ber QUtöarBeitung ber i^arBentet^re p<br />

h?ibmen, bie i^m wk eine fd^n^ere ©c^utb auflag. 5Daä «§au^t*<br />

üBel, n^eli^eä i^m ben ?5ortf^ritt erfd^n?erte, n?ar bie 9)Zaffe<br />

i)on ^Jaipieren, bie er jufammengefd^rieBen unb ijon benen er<br />

fiä) fc^n^er loSmad^en fonnte. (S^e er no^ ber


125<br />

nügcnb Web. 5l(Ie btefc ^}a^iere ju aux)ßixcn unb bann ju<br />

öerBrennen, n?ar i^m ein fd^trerer (gntfc^tug. ßr fü^Ue fd^on<br />

im 3SorauS, ba§ er fie f!pciter jitrücfttmnfd^en tretbe, um ftd^<br />

felBft fid^ ^iflortfd^ ju ijergegenträrtigen. „^k nabe Unfa*<br />

:^ig!eit/' fd^tieB er an ^d^iKer, „bte Ungefd^icftid^feit, bie<br />

jpafftonirte ^eftigfeit, baa ßutrauen, ber ©lawBe, bie aJlü^e,<br />

ber SIeiß, baö @d^Ie^:^en unb ©d^teifen unb bann tvieber<br />

ber «Stunn unb 3)rang, H^ atle6 ntad&t in ben ^a^ieren<br />

unb Qlften eine red^t intereffante Q(nftd^t." QlBer er füllte<br />

au^, ba§ er nic^t an'S ßid fomme, irenn er fte nid^t öer*<br />

üIq^, unb fo entfd^tof er ftc^ bie (Srje, trie gtänjenb fie<br />

auä) lum 3:^ei( toaren, ju oipfern, um enbUd^ baS reine 3)?etatt<br />

:^erau05uBefommen. 5£)iefe QlrBeit füllte ben gegenir» artigen<br />

Qlufent^att in 3ena ^iemtid^ au^ , nur geriet^ jutreilen mit<br />

i^r fein Sntereffe für bie beutfd^e 3^ittt^^ffw"9 ^^ (Streit^<br />

n?etd^e0 burd^ 23o§en6 DZä^e rege gehalten n^urbe.<br />

3n ber erjien ^ätfte be6 5uni rief i^n ein 93efud^ ß^U<br />

ter'ö na^ Söetmar jurücf , ber in mancher SSe^ie^^ung gen?inn*<br />

reic^ für i^n tvar. (So Befamen nic^t B(of bie steinen 6on*<br />

certe, bie er in feinem «^aufe ausführen lief, einen BeleBenben<br />

5(nftof, fonbern auä) für bie Organifation beö 5:^eaterord^e*<br />

fterö unb ber £)^er, njomit ftc^ ©oet^e feit einiger ß^it ernfi*<br />

Ii(^ befd^äftigte, ging i^m ßdtcx mit förbertid^em ^atf) an<br />

bie ^anb. ^ann entlockte i^m auc^ baö 9Ben>uf tfein, an bem<br />

neugcn^onnenen ent^ufiaj^ifd^en i^reunbe einen UeBeiJoll ein*<br />

bringenben (Som^onifien für jebe fingBare ^ßrobuftion p ^a*»<br />

Ben, n^ieber einige Sieber if^iiU l^rifd^er Qlrt, tf)üU ber 93at*<br />

labengattung fid^ na^ernb. (ES bürften ba^in fotgenbe ge*


126<br />

Betrug, 0la(ä^tgefang, bic gtüdlic^cn ©atten, SCÖan*<br />

beret unb $a^tertn, ^rtegöerftärung, SBergfc^toß,<br />

mittet (§.nxt'^ ^xaut\a^xt, bet Olattenfänger. $Dag<br />

erjte berfelBen )max fd^on, ijor ßetter'S Qtufunft, ^u einem<br />

f^ejif^iet für ben 1. mai gebid^tet trorben. @g fc^tie^t f!c^<br />

ber metrtfc^en Sorm, unb Big auf einen gegriffen ®rab au^<br />

nod^ bem ©eij^e na^, an jene Qtnafrcontifd^en S^ieber an, bereu<br />

Olei^e ©oet^e ijor me^r alä ^ii^an^ig Sauren mit ber ^aä)^<br />

Bilbung üon Qlnafreonö ^ieb „Qln bie ßicabe'' eröffnete. ^Daä<br />

magif(^e Sf^e^ iji bie iiing|le 93tume biefeS frif^ buftenben<br />

j^ieberfran^eö. „'Xxoft in ^^ranen'', biefeä n.ntnberi)one, üon<br />

tieffier, innigfier (Smipftnbung bur


I.d7<br />

5ßunfd^e, baf aw^ bie ^eUeBte ijon ber (Seligfeit biefeg ©e*<br />

fu^(g 6ig §um (e|ten QlbfUngen beS 33ett>ugtfein§ in 'Xxaum<br />

unb ^d^taf möge bur(i^brungen iretbctt,<br />

biefe Sflegungen f:pred^en<br />

an^ aUm 35itbern unb $önen, ix^omit unä bie SSerfe Berüfj*<br />

ren.'' f^ür „bie gtücf U^en ®atten" :^at @oet^e, trie<br />

er in ben ©efpra^en mit (S(fermann Befannte, immer eine<br />

Befonbere 93ortie'6e ge^aBt; unb mit Oled^t; benn ha^ ©ebid^t<br />

ifl i)on inniger ^erjUd^er (Sm^finbung burd^brungen, unb bie<br />

ft)rad^Ud^c unb metrifd^e Qlugfütjrung üBerauö reintid^, leidet<br />

unb gefäöig. 9)Zer!n.>ürbig iji eä, baf ®oet^e mit biefer ^ro*<br />

buftion aug feiner geirö^ntid^en ^oetifc^en @!pl^äre l^erauStritt,<br />

unb bennod^ [einen ©egenjianb mit fold^em (BIM Be^anbett.<br />

ßä ftnb biejmat ganj frembe Situationen, bie er un6 ijor*«<br />

fü^rt, )&eBenölagen, bie öon ber feinigen gan^ aBtreid^en. (Sr<br />

nähert fid^ ^ier bem ®enre, beffen öerunglucfte, txMak S3e«<br />

arBeitung burd^ (Sd^mibt ijon 5Berneud^en u. %. er in ben<br />

„mu\m unb ©rajien in ber maxt^' i>erf))ottet ^atU. 2Ba^r*<br />

fc^einlid^ \vax eS ber 93eft| beS fteinen greiguteg Olo^ta, unb<br />

ber baburd^ »erantafte länblid^e Qtufent'^alt , n?aö i^m ben<br />

Qlnflof ju biefer ^robuftion gaB. 2ßeit ireniger gelungen iji<br />

baö ©ebid^t „Sauberer unb ^ad^terin", n?orin Oliemer<br />

„eine Qlnf^Jtelung auf bag SSer^ältniß ber Sugenie in bem<br />

jhjeiten (ober öielmeT^r britten) S^^eile" beö ©tüdeö fte^^t.<br />

2)er ©egenjianb iji an unb für fic^ unBebeutenb, nid^tg al3<br />

bie glütfUc^e Jtatafho^^e eines jiemlid^ geirö^nlid^en OlomanSj<br />

unb ba^ er burd^ bie 33e^anbtung ge^oBen unb ijerebelt rt>or*<br />

ben, löjt fid^ nid^t Be^auipten. ^ie S^rad^e i^ o"^ne @d^n»ung<br />

unb Kolorit, unb boc^ ntd^t einfad^ unb natürlich, i^ielme^r


128<br />

gegiert wnb gcjnjungen, wnb oBenbrein an einigen (Stellen<br />

unflar. ßn bem ©ebtd^t „Jtrieggerflcirung" em:pfing<br />

@oet:^e bie ^tntegung n^ieber i^on einem ^ßolUlWt), *) beffen<br />

erfie ©troip^e er unöeranbert aufgenommen ^at. Qlttf gteid^e<br />

Seife ijerfe|t er fic^ im „SBergfd^toJ" bur$ ben Qlnfangä*<br />

ijerö, u^omit fo ijiete SSolföUeber an^eBen, itie bur(| einen<br />

einlettenben QUcorb, in ben ^on be0 SSotfSgefangeö , bem er<br />

mi^ barin treu BteiBt, bag er BefonberS in ber erjien Jpätfte<br />

beg @ebi(i^te8 QlHiterationen, QInnominationen xinb Qlffonanjen<br />

xd^liä) angehjanbt ^at. £)ag @tÜ£f jerfattt in imi Benimmt<br />

gefc^iebene gteid^e «Hälften, bie burd^ bie fieBente (Stroip^e ijer*<br />

fnüvft n?erben; bie erfle ifl: ber Erinnerung an bie 33ergan«<br />

gen'^eit geiribmet, bie iwdt^ jtellt bie ®egenh?art, aBer no^<br />

immer öon bem Sid^te ber ijergangenen ßdt Beteud^tet, bar.<br />

(SS n?attet in bem ©ebtd^t dn ®q\xi)l, ijon bem ©oet^e in<br />

fetner ^elBftBiograip^ie Befennt, ba^ eö i^n oft unb mächtig<br />

Be^errf


129<br />

Sßefer h?erben ttid^t genannt), fonbern auä) wfcer^aii^t bic<br />

(Sage aU dn aBgefd^toffeneö factum fallen taffen, iinb ^ubem<br />

bas innere, bie (Seele ber 3)i(^tung ganj i>eränbert, inbem er<br />

ftatt etneö a^nungöi^oU n^arnenben Ttax^cn^ imS ein ^etteteö^<br />

anmut^igeä SStlb giBt. ^a^ Oliemer tinire „ber €flattenfänger"<br />

ein UeBeri>(eiBfe( au^ einem verloren gegangenen gteid^namigen<br />

JtinberBaöet ber frühem Seimarifc^en ßdt. 3)ie^ trürbc<br />

ben l^eitern Xon be6 ©anjen gut erklären j «nb man lÖnnte<br />

bann ben „gutgelaunten'^ Oiattenfänger fügUd^ aU eine BilbU^e<br />

5)arfteaung ©oet^e'ö, bea ^inberfreunbeä , Betrad^ten, ber ju<br />

jener ßdt ben »steinen mand^eä fro^e %tft Bereitete. — OTe<br />

biefe ©ebic^te erfc^ienen guerji in bem öon Sietanb unb ©oet^e<br />

l^erauggegeBenen Xafc^en'Bud^e auf baö 3. 1804.<br />

Belter fc^ieb nad^ öierä^e^ntägigem Qlufent^aÜ. 5)iefe p>d<br />

SBod^eu legten ben ©runb ju einem nähern unb BleiBenben<br />

aßer^ältniffe mit ©oet^e, wd^^$ für SSeibe ijon unfd^äparem<br />

3Bert^e geit>orben ijt. ^a^ unferm 5Di(^ter einjt Qlnbre,<br />

^aj^fer, 9leid^I;arbt i^orüBerge^enb getrefen iraren, baö follte<br />

i^m ßdkx für fein gan^eö üBrigeä SeBen fein, — ein ergan*<br />

jenbea Organ feineä SBefenö für bie 9)?ufif, fo irie i^m Be*<br />

reitö üor längerer ßdt für eine anbere (Seite feineg geijiigen<br />

Otrekng, für bie Htbenbe ^unjt, ein fold^eä ergänjenbe Or*<br />

gan an ^einrid^ CIKe^er ju ^^eil getrorben irar. ^atU ber<br />

Weitere au^, Bigl;er fein ^aug= unb ^ifd^genoffe , in i^olge<br />

einer eingegangenen e^^elic^en S3er"6inbung, im öorigen Sa^re<br />

fein ^aug i?erlaffen, fo trat baburd^ in i^rem itied^felfeitigen<br />

(Simrtrfen bo(^ treber ^tnbernif nod^ 5Paufe ein. SBeibc<br />

^eunbe Blieben i^m, 3)?ei}er burc^ fajl täglid^en ^perfönlidfien<br />

©oet^e'e 2tUn. iv. 9


130<br />

S5et!et>r, ßdttx t>urd^ unauggefe|ten 93tiefn)e(ä§fet uttb ti^iebcr*<br />

^o(tc QSefuc^e, ^eitk^Benö innig ijer'bunben; unb , gteid^fam n?ie<br />

gitm B^wgttiJ it)rer Un^ertrenntic^feit, folgten 33eibe bem ^in*<br />

gegangenen ^i(3^ter in furjer B^it naä).<br />

Unterbeffen ^attt bie (Somtnerfatfon be§ X^eaterä<br />

ju Sau^*<br />

fläbt ^Begonnen, ^aö neue ^auä, bag tro^l auögefiattete die*<br />

!^ertorium, bie fotgfättige ^arflettung ijon (Stücfen, n?ie bie<br />

fSxaut ijon 9)?efftna, bie natütUd^e %e^Ux, bie Qlnbria beä<br />

^erenj naä) 0Ziemei>er8 QSear'beitung w. f.<br />

n.\ ^ogen öon Öeiip*<br />

jig, ^aUe unb anbent (Stäbten ein fe^r geBitbeteg ^uBUcum<br />

i^erBei. ©oet^e ijern^eitte biegmat nur fo lange bort aU nijt^ig<br />

irar, um mit .^ofrat^ ^irmä bie aSebürfniffe ber a3auli(|feiten<br />

unb einigeg SCßünfc^engivert^e ber Umgebung an^uorbnen, unb<br />

mg^te bann noä) einen Qlugflug über «§alle, @ie6i^en|iein,<br />

«DZerfeBurg unb ^laumBurg, auf n?elc^eni er mand^e n^ert^e<br />

aSerBinbung (mit Solf, (Sd^malj, SafoB, meil, ^^afontaine,<br />

0?iemet)er) erneuerte unb oud^ einige QtugBeute für feine mine*<br />

ralogifd^e<br />

(Sammlung gen)ann.<br />

dx ^tk fid§ nun gern baö ^^i^eatern^efen auf eine ßdt<br />

lang gan^ auB bem (Sinne gcfd^lagenj allein er ^atte Bereits,<br />

um bag 0le!pertorium ber beutfc^en 3Bü^ne ju Bereidf)ern, eine<br />

Umarbeitung beö @ö| Begonnen, „^ag altbeutfd^e, n?ie*<br />

ber erfianbene 5Drama/' :^cigt e8 barüBer in einem ^Briefe<br />

anB 3ena an (Sd^iller öom 5. 3uli, ,,Bilbet ftc^ mit einiger<br />

aßequemlid^feit um. ^^ iuüfte nid^t ju fagen, ob fid^'ö or*<br />

ganifirt, ober !rl)fialliftrt , h^eldjieg benn bod^ jule^t, nad^ bem<br />

(S^jrad^geBraud^ ber öerfd^iebenen (Sd^ulen, auf (Sing ^inauö*<br />

laufen fönnte." 3)antt Ratten ftd^ oud^ brei junge 3)?änner,


131<br />

SBotff, ©rüner itnb Krimmer Bei ii)m gemetbet, mit entf^ie*<br />

bener Steigung unb uni^erfemtBaren Qlnkgen für bie SSü^ne.<br />

^it ben fcetben erflern Begann er, n?ei( er eBen einer Reitern,<br />

ruhigen ßnt geno§, „grünbUd^e ^DibaöMen," iüte er in beti<br />

Qlnnaten erjä^lt, „i«bem er mi^ fic^ hk ^unjl aii8 i^ren<br />

«infac^ficn (Elementen entn?i(fette, unb an ben i^ortfd^ritten<br />

Beiber Se^rlinge fid^ m^ unb m^ em^orfiubirte, fo baj er<br />

nun felBfl ftarer üfcer ein ©efd^öft timrbe, bem er fid§ Bisher<br />

me^r inftinftmäfig ^ingegeBen :^atte." (E§ erixmd^fen :^ierau3<br />

anmä^Ug, inbem er biefe ©tubien aud^ f^äter mit anbem jun*<br />

gen ©d^auf:pie(ern i^erfotgte, bie ,,0iegeln für @c§auf!pie*<br />

Ux,"*) bie ie|t in feinen fämmtUc^en Serfen ben (S(|tug<br />

ber Qivibxit „^C;eater unb bramatifc^e ^oefie" Bitben. «Sie<br />

er:^ietten aBer erft im 3. 1824 burd^ (Scfermann i^re gegen*<br />

n^ärtige ©eftatt unb Bitbeten Big ba^in nur ein Qtggregdt ijon<br />

:^öd^ft jerftüdetten Olotijen.**) Qtud^ je|t nod^ fann baä ©anje<br />

nic^t für einen ijottftänbigen unb grünbtid^en @d^auf:pieter*<br />

^atedj)iämuS gelten, enthalt aBer eine QÄenge fe^^r ii}idj)tiger<br />

unb teidf»tfa^Ud^er SSorfd^riften. ajJan fte^t eä jeber einjetnen<br />

Otegel an, baf fie unmittelBar auS ber (Erfahrung unb ^xaxiS<br />

^en^orgegangen<br />

i|i.<br />

5£)ie Qluäflüge nad^ €flofta, benen n?ir in ben öor^erge'^en*<br />

ben 3a^ren öielfad^ Begegneten, ^ören öon nun an auf} benn<br />

er ^atte 'oa^ @ut Bereits im 3)?ai***) an feinen ^ad^ter mit<br />

*) e. 93b. 35,


132<br />

^oxt^ül aBgcjlanben. ^Dagegen bauerten bie ^xcurfionen nad^<br />

3ena fort, unb e3 Boten fi(ä^ baju ie|t gerabe red^t ^äuftgcunb<br />

niä)t angenehme SSerantaffungen bar. Sie üBer^au:pt<br />

feit ber Ole^otution eine große Unru^^e unb 23eränberung§tu|l<br />

In bie 3Kenf^en gekommen irar, [o lief fid§ ie|t auf einmal<br />

eine gan^e Oiei^e ber ijorjügtid^fien ^rofefforen, nne SBober,<br />

5|)aulu0, «^ufelanb, «Sd^eUing, tion 5ena nad^ anbern Untrer*<br />

fitaten ^^erüBerlorfen; unb baju machte (Bd^ü| fogar Qtnftatten,<br />

bie Berü()mte QlUgemeine J&iteraturjeitung mit ^ä) m^ ^aUe<br />

gu ijeripfiansen. Qlnfangö f)ult man ben ^?(an geheim. %U<br />

if)n aBer ^o|e6ue mit trtum^^irenber @c§abenfreube im f^rei*<br />

müt^igen auggeiplaubert ^atU, ließ ©oet^e öffenttid^ erklären,<br />

baß man mit bem neuen Sa^re bie fiiteratur§eitung in 5ena<br />

felBji fortfe^en n?erbe. ^ie augge^eid^netpen a}Jänner irurben<br />

jur S^eilna'^me an bem neuen Sn^itut cingetaben. (So n?anbte<br />

ftd^ ©oet^e an ßdUx unb So'^anneS aJJütler, unb (Sc^itter in<br />

einem umjiänbUd^en (Sd^reiBen an %i^U. ®oet§e unb 9}?ei}er<br />

Befd^toffen anä) üBer bie ^unjiaugfiedungen in Seimar unb<br />

bie ^reiöaufgaBen in ber ß^itfd^rift ju üer^anbeln, unb ©c^itter<br />

foUte, fo n^eit eö feine üBrigen QlrBeiten geftatteten, buvd§ Die*<br />

cenflonen mitn^irfen. J^ofrat^ (gid^päbt, ber Big^er fd^on fic^<br />

mit Befonberer 5'^ätigfeit an ber Siteraturjeitung Bett;eiUgt<br />

l^atte, entfd^loß fidC; jur UeBerna^me ber 3Rebaction. %nä) bie<br />

Süden in ber Olei^e ber afabemifc^en l^e^rer fud^te ©oet^e fo<br />

gut aU mijgtid^ aug§ufütlen. QU6 Qtnatom trarb Qldermann<br />

'^erangejogen, n)e(d§er ben ©runb ju einem längfi BeaBfid^tigten<br />

anatomifc^en aJJufeum legte j ber Botanifd^en QlnfJalt nmrbe<br />

(Sd^eber tiorgefe^t. f^ernoiv, ijon 0lom ^eimfe^^renb, er*


133<br />

!^tett bic feit 3agemann'0 ^ob i^accinte fBiUiot^tfaxfitUt ber<br />

tefonbern Süd^erfammtung bet ^erjogin Qlmalfa. SDlit t^m<br />

fe^rte Dr. Oiiemer au^ Stalten §urucf, iretd^er bort eine ßeit<br />

lang in »^umBotbt'ö i^amilienfreife gelebt ^atk. (Ex tüox<br />

©oet^^e'n aU geiranbter Kenner ber alten (S^rad^en ^öd^fl er*<br />

tpünfd^t unb trurbe i)on i^m alä Se^rer feineä


134<br />

gionen oinb mu§ funftig unferm Snflitut eine ganje neue 2ßen*<br />

bung geBen." JDaö ©anje ijl; je^t ou^ bem großem ^Juttti*<br />

cum jugängttd^ bur(^ bte 0?ad^träge ju ©oet^e'S Serfen \jon<br />

aSoag.*) ^aä) einer furgen SSoretinnerung unb einem 93er=<br />

jeic^nif ber fämmttid^en, bicamat auagefieUten Jlunftiretfe folgt<br />

eine 35eutt^eitung ber einzelnen %Beiten. C)bi}ffeua, n^etd^er<br />

ben Jti}f(oVen :^interlijiig burd^ Sein Befänftigt, irar bie crfte<br />

QlufgaBe geh?efen für ben Mnflter, ber fid^ mit menfd^tid^en<br />

©ejiaUen tefd^aftigte; bie Mfte ber ^i)fto^en „m^ ^ome*<br />

rifd^en Qtnläffen'' bie anbere für ben !^anbf(^aftgma(er. ^ie<br />

ßai^l ber eingelaufenen ßoncurrenjj^ütfe jeugte u>ieber i>on er*<br />

freutid^er ^^eitna^mej ben $rcig erhielt eine ß^id^ttung „Oböf*<br />

feug unb .^^ftolp'' i)on a)?artin Sagner an^ SürjBurg.<br />

(Einen großen ^^dl beö ^rogammg nimmt bann ferner ber<br />

gSerfud^ ein, ,„$oli)gnot'ö ©emalbe in ber l^efc^e ju ^et^^i<br />

ju rejtauriren unb fid^ in ©ebanfen ber ^unjt biefeS Uri^aterä,<br />

tt)ie cS fid^ t^utt liege, ju nähern." £)iefe 5trt»eit foüte ber<br />

2Sorläufer einer ganzen ölei:§e o^ntidf>er fein; bie SGÖeimartfc^en<br />

^unfifreunbe gebadeten, auf bem eingefd^tagenen Sege fort*<br />

fd^reitenb, burc^ fucceffi^^e SBc^anbTung beä ^>aufania§ unb<br />

«Pliniuö, Befonberg aud^ ber ^f)i(oprate, bie Äünjlter ju för*<br />

bem unb pgteid^ ben Qntert^umgforfd^ern in bie ^anbe ju<br />

arbeiten. ^lU ^Irei^aufgat^e für baä nad^fifolgenbe Sa^^r n?urbe<br />

,;baö SPfienfd^engefd^ted^t, öom Clement beö 5Bafferö Bebrängt",<br />

auögcira^lt. ©oet^e unb 9)?ei)er t;atten axi^ ben Bisherigen<br />

Erfahrungen bie UeBerjcugung gen?onnen, baß eine aUin eng<br />

*) ÜI, 253 jf.


135<br />

Bejitmmte ^tufgaBe ben Jlünfttern nid^t ganj jxtfage unb bie<br />

it SWenge frei?<br />

lid^ gcgcnitjartig !aum fd^ig fei.'' 5)ie @teKe, li30 @ugente fo<br />

unfc^ulbig mit i:^rem (Sd^murfe fpiett, inbep ein ungel^euteö<br />


136<br />

einem $Dad^e im «S^toffe n?o^nenb, mä)\dkn ffe „anfianbige<br />

aSefuc^c", n.>ie ©oet^e Berietet. (gineS Qlbenbö fanb fid^ ^er*<br />

ber Bei i^m tin unb enttüicfette, ju ©oet^e'ä innigfler fS^reube,<br />

mit Olu'^e unb Olein^eit bie 3Sorjüge be6 JDramag. QlBer biefe<br />

f^reube foHte nic^t lange bauern; benn et enbigte feine ^ritif<br />

„mit einem iWax Reiter au0gef:proc^enen aBer ^öc^fi iriberivär*<br />

tigen $tum:pf/' itjie eä in ben Qlnnaten 1)^i^t, „troburd^ baS<br />

©anje, trenigjienS füv ben Qlugen'BUcf, ijor bem 33erftanbe<br />

ijernid^tet irurbe.'' ©oet^e fa^ t^n an, o^ne ctrt?a§ 511 er*<br />

fiebern, unb bie ijieten Sa'^re i^reg ßwf^innnenfeinä erfc^recften<br />

i^n in biefem (Bijmbol aufö ?5ürd§terU^fie.<br />

bid^te bet gncd^ifd^cit Stnt^ologic, h?o ein Äinb «nter einem<br />

fc^roffiaBl^ängenben Reifen, ber jeben StugenbliÄ ben ©nfiurj<br />

brol^t, ru^^tg entfc^lafen tfi. 5m ©anjen ahn, meinte er, fei<br />

ber @itBerbteifiift ©oit^e'^ für baö l^eutige ^uBlicnm gu gart;<br />

bie (Stridf;e beffelöen feien ju fein, ju nnfennttid^, ju ät^ertfc^.<br />

S)aö an fo arge SSergroberungen gen^o^nte Stuge fonne fie ju<br />

feinem ($§arafter6ilbe jufammenfaffen. S)te je^ige literartfd^c<br />

Sißett, unBefümmert um rid^tige Scic^nung unb (Sfiavaftcr, ivoHc<br />

burc^auö mit einem reid^ergiebigen ?5ar6enquafi bebient fein.<br />

Uebrigenö iDÜnfd^te er nid^tö angetegentlid^er aU bie S3eenbigung,<br />

eineg Sßerfcö, baö er eBen iüegen feiner ©nfalt unb Sartl^eit<br />

unb ber ^erlcneBene feiner JDiction, \mt er eö nonntc, mit fei^<br />

nem jener ^robucte üertaufc^en mod^te, bie, in ^arBen fdfjiuimmenb,<br />

bie Ungeluipl^ett t^rer Umriffe nur aKjuoft burdf) dn<br />

gldngenbcS Kolorit t>erBergen.<br />

^


137<br />

2)te natml\ä)t Xoä)kx. 93ül^ncnBcar6cthtng bcö ©ö^<br />

öon<br />

93 er Itdringen.<br />

93ei Settern bie Bebeutenbfie %xn^t ber Im ijorigen ßa*<br />

^ite( erja^lten l^rtfc^ * btamatifc^en ^ertobe trat bie natür*<br />

Ud^e 3^^ ödster. 33crgteic^t man biefeö 5Drama mit ber CiueUe,<br />

iforaug ber ^id^ter beu ©egenftanb gefc^ö^ft, ben 3}?emoirett<br />

ber ^rin^efftn (Ste^^anie li^ouife tion S3ourBon=©onti,*) fo<br />

fie^t man, nne frei er mit ben Stoffe gefd^altet unb QlUeS<br />

ins 3beale hinauf geläutert fiat. (Statt ber :^ifiorifd^en ^er*<br />

fönen treten aBjiracte, fi}mBolifd§e ©ejtatten auf, bie ßeit ber<br />

^anbtung i\t eten fo lüenig aU ber @d^auvta| Bejlimmt Be*<br />

jeic^net. 3n ber ?^'igur beä Jtönigä finb, n?a§ baä gefd^id^t*<br />

Ud^e 2ßcr:^a(tiii5 jur «^etbin beö (Stücfea Betrifft, l^ubtrig XV.<br />

nnb I^ubirig XVI. jufammen gefaxt, unb Befonberö ijon bem<br />

JiJe^tern einige «^au^^td^arafterjü^e entleBnt. Qluä bem ^rinjen<br />

Subnüg i5tan§ ijon SßourBon=Sonti ift, mit Bebeutenber 33er*<br />

anberung feineö 6;:^ara!ter0 unb feiner ^poUtifc^en (Stellung,<br />

ber «^erjog entfianben. (Sine i^rud^t feinet geheimen l^ieBeS*<br />

öerfiänbniffeö mit ber frönen ^erjogin öon SJJajarin, bie in<br />

bem 3)rama a(ö „bie ^yürflin, bie tiere^rte, na^ i^ern.'>anbte,<br />

*) aScrgl. oBcn (S. 81. 3)ie 3)lemotrcn crfd^ienen 5tpril unb<br />

mai 1799.


138<br />

mm etfi üerfiorBenc'' angebeutet h?hb, vrar bie ^tinseffitt, in<br />

wnferer iDi^tung etnfad^ (Sugenie (bie (BuU ober (Sbetge*<br />

^orne) genannt. 0?ad^ ben 3)Zemoiren lette bie ^erjogin nod^,<br />

atg ber 3)Joment ber Qlnerfennung ber natürti^en Xo^tcx fld^<br />

näherte, n>ci§renb ber 5Did^ter fie jüngfl nerftorBen fein läft.<br />

3)ie ^ofmeijierin bcö ^rama'g, bie UeBeüoHe Srjie^erin<br />

^ugenienö, erfc^eint in ben 9}lemoiren a(ä eine fetnge6i(bete,<br />

aBer ^att^^erjige, ranfeüoKe junge Sittn^e, 9Ramcnö 5)elorme,<br />

bie gan^ ber Partei be0 ^alBtruberö ber ^rinjeffin, beS ®ra*<br />

fen ijon 9)?ard^e, j^uget^an ift. lim i^re .§anb Ben?arB ftd^<br />

ein »^err Saquet, Officier be§ fönigltd^en ^aufe§, au6 beut<br />

ber ^ic^ter, gleichfalls mit Bebeutenber Umformung beö 6^a=<br />

tafterö, ben (2ecretär beS «'perjogä gefc^affen. Qtm n^eiteften<br />

ijt ©oet'^e in bem ©eric^törat^ öon feinem ^iporifc^en<br />

SSorBitbe aBgen^i^en, bem ^rocurator Qlntoine Souig 35., nad^<br />

ber ^^ilberung ber 9}lemoiren einem gefü^tlofen, geizigen,<br />

Bigotten, aBergläuBifd^en 9J?enfd^en öon njiberli(|em Qleufern.<br />

5Die Jpeirat^ ber ^rinjeffin mit i^m njurbe burcä^ bie unhjür*<br />

bigflen 50Zittet er^n^ungen, n?a^renb ber 55)i(^ter (Ingenien au^<br />

ben cbeljien 9)?otiüen bem ©erid^tSrat^e bie ^anb reid^en tagt.<br />

2)ie üBrigen 5|}erfonen beö ©tücfeö, ber 5BcttgeifiUd^e , ber<br />

!DJÖnd§, ber ©ou^jerneur, bie QteBtiffin finb rein fi)mBolifd^e<br />

gfiguren. (Bo ^at alfo ©oet^e i)on jener bem £)id^ter jufte*<br />

:^enben grei^cit, ben ijorgefunbenen 6toff nad^ feinem aSebürfnig<br />

umjufd^affen, reid^tid^en ©eBraud^ gemacht.<br />

QtnbererfeitS Heg er fid^ nic^t leidet einen ßwg «uö ber<br />

SirfUd^feit entgelten, n>eld^er feinen ßtoedfen förberlid^ fein


139<br />

tonnte.*) 3)ie 3^^^örfniffe be§ »^öntgö nnb feiner ®voßen,<br />

bo§ offenbare ®e"^eimni§ öon ber Qltfunft ber ^rinjeffm, bte<br />

^axili^tdi be6 S3ater§, bev ^af bea v^alBBruberS gegen fie,<br />

bie Unelnigfeit beS i^ürften i^on Sßout^on - ß^onti mit feinem<br />

6o^ne, ba§ S3er^ä(tni§ öon «Jperrn l^aquet ju i^rau ^»etorme,<br />

bie «^utb beö ^Önigg gegen bie ^rinjefftn, W 23orBereitungen<br />

ju il^rer feiertidf>en Sßorf^etlung Id ^ofe, i:§re ritterlid^smänn*<br />

tid^e Stj^ie^ung, bie ^a^t ge^^eimev Snftrwctionen , bie ber<br />

33erjlo^enen überall in ben 3S}eg tritt, unb fo i>icle anbere<br />

gefci^id^tlic^e ^'^atfad^en finb in bie ^ic^tung ^^erütergenommen<br />

wnb sieben fid^ aU ein jufammen^attenber f^aben burd^ baö<br />

©anje ^in'ouxä^. 5cbo(ä^ ip feineö biefer 3Ser^äItniffe in ber<br />

ro'^en ^orm ber Sirflic^feit bargejielltj alle ^aBen burd^ baä<br />

:poetifc§e !^äuterfeuer l;inburc§ge^en muffen, «nb erfd^einen üon<br />

ben (5$lacfen ber 3wf«f^t9f'^it gereinigt, in i^erebelter, ibea*<br />

lifd^er ©e^alt.<br />

5Die irid^tigfie ^eränberung a~6er, bie ®oet^e mit feinem<br />

Stoffe vorgenommen, Befielt barin, 'oa^ er ben ganzen ©egen*<br />

jtanb an§ feiner urf^rünglid^en (Enge unb UnBebeutfamfeit<br />

:^erauggerücft, ba^ er i^n jum Präger ber großartigpen melt*<br />

^i]lorifc^en 23er^ältniffe gemad^t f)at. 5Der ^anbel, irie er in<br />

ber Sirflid^feit vorging, gehört, nad^ SßeBer'ö treffenber Sße*<br />

*) fficrgl. ju bcm 9Jädf)jifolgenbett bte „33 or tcfungcn jur<br />

Steft^eti!" von 2ß. (5. SGBeBev (Hannover 1831)®. 77—192.<br />

9tu^er biefer tief cingcljenben ©vövtevung von ©oet^e'ö @ugente<br />

finb noc^ bie Betreffcnben aSorlefuugen in ber (gd^vift von JRof<br />

c n ! r a n j :<br />

㨟etl;e unb feine SSev!e" ntel^tfac^ Benu^t hjotbcn.


140<br />

merfung, in baö ®e6iet geirö^nttd^cr ^of« unb ^^Amittenranle.<br />

®oet:^e ^at i^m bie pd^ftc ^oUtifc^e 93ebeutimg gctte^enj (Su*<br />

gentenö :^oo0 tft Bei i^m ber @rt6a^fet, wtlä)n unter bem Be*<br />

reitö merf6aren 93eBen beg gefammtm ®emeinit>efenö jirtfc^en<br />

§iret Parteien getrorfcn n?irb, bie nur auf ben QtntaJ :^arren,<br />

um ju nntbem SBürgerfriege to^suBred^en unb i^ren ^txx\^n<br />

unb baä gefammte QSatertanb an ben Olanb beä 33erberBen3<br />

^u jie^^en. ©erabe ber Umjianb, baf fid^ an bie ©c^icffate<br />

ber natürlid^en %o^kx, bur(| eine jn?erfmäfige Umformung<br />

beg (Sujets, ein ©emälbe ber öerfd^iebenen $f)afen ber Oleüo*<br />

lution anfnülpfen lie^, n>ar eS, tva^ unfern 5Did^ter ben ®e*<br />

genjtanb aufgreifen lief. @r Bereitete fid^ barin, n.He er felBjl<br />

fagt, ein @efä§, irorin er fd^lief lid^ feine Qlnftc^ten ber fran*<br />

jöfifd^en 3lei>otution, i^rer Urfad^cn, i^reä 33ertaufä unb i^rer<br />

Solgen nieberlegen n^oUte. ^ie ^oetifd^en Serfe, bie er Biä*<br />

^er biefem Ungeheuern ^pnomen in ber 5Öeltgefd^id^te ge*<br />

iribmet ^atte, sollten i^m nic^t genügen. Qluf e^ifd^em f^elbe<br />

^atH er burd§ »^ermann unb 5£)orot^ea genuffermafen mit ber<br />

Oiei^olution f^rieben gefd5)toffen. ®r erfannte fte bort, njie<br />

Oiofenfranj treffenb fagt, „alä eine unüermeiblic^ geirorbene<br />

^atafiro^^e an, unb njaffnete ftc^ gegen fie burd^ bie ßnux'<br />

ftd^t, bie er an^ ber un\)ern.nifllid^en (SuBftan^ beä 93?enfc|en«=<br />

geifieö Berau0na^m, n^eld^er an§i aUm 33erirrungen jum ®e*<br />

^orfam gegen bie ®efe|e ber Df^atur unb jur Qluggleid^^ung ber<br />

©igenfraft mit ben ijon aufen auf i^n einbringenben 33erän*<br />

berungen fid^ juriicfge^riefen fielet." Qlud^ im (Spiegel ber bra=<br />

matifd^en ^oefie l)atte er fc^on, )rie ung Begannt ijt, bie<br />

grauenvolle Srfc^einung aufjufaffen unb baburd§ i^ren Beäng*


141<br />

fitgettbm Sinbritc! ^u mttbern gefud^t; allem er irar bamtt<br />

fetbfi itnsufrieben, itnb ijerniif te ttamenttid^ an jenen 33erfu$en<br />

„ben ge^iemenben Srnfi". Se|t enbUd^, burd^ (S(^itler'ä giän*<br />

i^enben (Srfotg in bem :^ö^ern ^Drama ange|>ornt, fc^icfte er<br />

ftd; an, ben ©egenfianb, n?ie e§ bie ®rÖfe unb 35?ürbe bef«<br />

fef&en öertangte, in einer ^ragöbie, unb iwax in einer i^otge<br />

ton mehreren (Stücfen, atä $ri(ogie ju Be^anbeln.<br />

Qln eine fold^e ci^fUfd^e 5Darfiettung :^atte er fd^on, wie<br />

mx irtffen, Bei feiner Sip'^igenie gebadet, unb ftd^ nä^er nod^<br />

mit biefer 23e^anbtung6ireife burd& bie leB^fte ^^eitna^me an<br />


142<br />

t^an Ifl, i)ai fiä) im (Stitten nnt Partei unter ber ^o^en<br />

Qtrifiofratie geBilbet. Sie pcM bitrd^ Sutrigue unb @ert»alt^<br />

t^tigfeit nac^ ^ertfd^aft unb ©enuj j t^r Oipfer ijt awci^ @u*<br />

genie getrorben. Snbem aBer bte Qlrifiofratie ben ,^önig um*<br />

garnt unb unfc^äblic^ ju machen fud^t, af)nt fie nid^t,baf i^t<br />

ber mä^tigjle unb gefä^rUc^pe i^einb öon unten auf, aua<br />

bem SSolfe, anmä)^. 3)er streite Qtufjug Beginnt i^Ui\ä)<br />

auf bem :&anbfi| beö ©en^t^rat^eg, wo dugenie fc^on man^e<br />

SßerBeffenmgen getroffen 5 aber fetBfi in i^re trauUd^en ®e*<br />

fiprä^e mif^t fid^ bte Söetrnc^tung ber öffentlichen Bufiänbe,<br />

bie ber ©eric^täratl; mit Begeifterten Hoffnungen, (Sugenie mit<br />

büj^erer SÖeforgnif anfie^^t. 3^re Unterrebung n?irb burd^ bie<br />

Qtnfunft ijon ®a|ien gejtört, irorauf fid^ Sugenie entfernt.<br />

@g finben fic^ §u einer geheimen ßonferen^ mit bem ©eric^tö*<br />

rat^ ein (Sad^n?alter, ein (2olbat unb dn Jpanbnjerfer ein,<br />

ivieber fämmtUd^ fi)mBo(ifd^e Figuren, SSertreter i)on ganzen<br />

«Bolföflaffen unb ©täuben, ^er ©eric^tärat^ eri?ffnet bie SBe*<br />

f:pre(^img mit einer £)arfte(lung ber augeuBlidtic^cn Qlufli)fung<br />

ber ^otitif(|en a3er^ä(tniffe unb ermat;nt in :patriotif(i^ent ßu*<br />

fammen^atten burc^ i^öberaliämuö 3 er ge^ijrt ^u ben aufrid^*<br />

tigen, ibeatifirenben ^^rei^eitSfreunben, nne i^rer fo<br />

i^iete ben<br />

Sßeginn ber fran^ofifd^en Otei^otution mit froher »Hoffnung be*<br />

grüßten. QlBer in bem ©ef^rnd^e §eigt fid^, baß bie anbem<br />

(Stäube, bie ijon bem ©runbBefi| auggefd^toffen iraren, burd^<br />

bie 9iei">o(ution bie 2?ort^eite ber Bisherigen 33efi|er an fid^<br />

reißen möchten} bie SSerfammtung gerät^ in ©treit unb löft<br />

fid^ auf. (Sugenie, burd^ i^re f;eftigen 3)iäcufftonen neugierig<br />

gemad^t, erfunbigt fic^ Beim ©erid^tSrat^e, erfährt nä^er ben


3ufianb beö (Btaati$ unb bie Qttftd^ten ber ^arteten, entfe^t<br />

fic^ ii13er bie (Sntbecfung, xtnb Befci^tieft ^ute^t in einfamem<br />

©elfcjlgefpräcf;, nac^ ber ^au^tfiabt ju fliegen unb bem ^öntg<br />

gu «§ütfe ju eilen.<br />

UeBer ben brüten Qluftug ^a^en fi^ nur f(|njad^e Qlnbeu*<br />

tungen erhalten. (Sr fü^rt unä auf einen ^ta^ in ber »§au!pt*<br />

fiabt, n^o ber SettgeipUd^e , hk ^ofnteijlerin , ber ©ecretair^<br />

ber ^anbirerfer, ber «^erjog, Sßolf unb §ule|t anä) (Sugenie<br />

auftritt. 5Die Oteöotution fc^eint in ijotter @nttt?icf(ung Be*<br />

griffen, ber «^erjog alö ein ebler gehaltener Souig ^^iU:p^<br />

(ggatite fid^ auf bie (BdU beS aufrü^rerifci^en Sßot^eä gejleUt<br />

ju ^afcen. 5)ann finbet im ^ataiä beö «^erjogg eine Swf^nt*<br />

men!unft (Sugenienö mit bem Könige unb jule^t, n^ie eö f^eint,<br />

ßugenienö 33er^aftung ^att 5£)er i^ierte Qiuf^ug ijerfe|t unö<br />

in einen Werfer, «^ier finben voix ben Orafen, auö ber


144<br />

Q(u§ bcm ht bctt ncitejten QluSgaBen üon ©oet^e'ö SSerfen<br />

ijcrÖffentUc^teu ©d^ema für bie ^ortfe|uttg ber natürltd^en<br />

3!oc|ter , bem trir in bcm SSor^erge'^enben genau folgten , ge^t<br />

beutUd^ ^erijor, ba§ er in ben Qlnnaten entn^eber auä nnbents:<br />

n^er (Erinnerung 'Berid^tete, ober einen anbern ^lan für bie<br />

gortfe|ung ijor ftd^ ^atte, n>enn er fagt: „S)er §n?eite S^^eil<br />

foHte auf bem J^anbgute, bem Qlufent^att ^ugenienö, sjorge^en;<br />

ber br itte in ber ^au!ptjlabt, n>o mitten in ber größten aSer*<br />

ivirrung ba0 triebergefunbene ©onett (an^ bem erfien ^^dt)<br />

freiließ !ein «§ei(, aBer bod^ einen fc^önen Qtugen'bUtf irürbc<br />

]^eri>orge'6rad^t :^aten." Sa^rf^etnlid^ entfd^loj er fid^, \iml<br />

man bem erften (Stücf einen ju (angfamen ®ang , eine ju<br />

grope QluSfü^rUc^feit i>orgen>orfen ^atU, ben urf:^3rüngUd^ auf<br />

^ie ju^ei anbern (Stücfe öert^eitten (Stoff in eineö jufammenju*<br />

brangenj unb fo entjianb n^o^t baS in ben jüngften QluägaBcn<br />

ber ©oet^e'fd^en 3Berfe mitget^eitte Sd^ema. Otiemer öer*<br />

mutzet, bag ba8 ©ebid^t „535anberer unb ^äc^terin" in aSe*<br />

§ug ju unferm ^rama fie'^e. Senn fid^ biefeS fo i^er:^ä(t, fo<br />

n?äre bamit irol}t ein 2öin! üBer ben iprojectirten QlBfd^luf<br />

beö ©anjen gege'Ben, treuer ftd^ ^iernad^ ibi)nifd^ gefiattet<br />

unb an ben Qluägang unb bie @d^(u^te:^re üon .^ermann unb<br />

^Dorof^ea erinnert ^tU.<br />

^aä) biefen Qtnbeutungen üBer ben ©efammtin^alt ber<br />

^ritogie nnrb ber ßefer ftc§ felBfl fagen, n?ie fe^r bie ^i^U<br />

»oHenbung berfetfcen ju 'Bebauern ifi. ^^reiUd^ ün leBenbigeö,<br />

Ben?egungöreid^eg, marfigeS aSitb ber Oieöolutionäe^od^e burfte<br />

man öon ©oet^e in biefem Filter nid^t me^r ertcarten; jene<br />

SüÄe unb (Energie ber ^Darfieöungöfraft, rt?omit er einfl bie


145<br />

aSoftöfcenen feincö (Sgmont ^mgeirorfen ^atU, tvax i?crftegt.<br />

5lBer tvdä)^^ ^iä)t irütbe er ubn ba6 bunfte ©etrteBe aitgge*<br />

goffen, mit treidlet ^inftd^t bie iritffamficn i^actoren auö bem<br />

ijertrorrenen ©an^en :^en>orge^oBett , mit tüet$er ^unjt bie<br />

öertiHcfetten (Erfd^eittungen entfaltet mtb üBerfid^tUd^ gru^ipirt,<br />

treibe ?5üIIe öon 5Beig^eit, t)on Seiten unb Tarnungen in<br />

fein Serf öern?e"6t ^aBen! (Sr felBft fuc^te bie Utfad^e ber<br />

0Ji(|töoIIenbung barin, baß er ben großen, «nöer5ei^Ud5)en<br />

f^e^^ter Begangen, mit bem erjten 'X^dU l^erborjutreten, e'^e<br />

baS ©anje fertig irar. „^ä) nenne ben ?5e^ter unüer5ei^U(|,"<br />

fagt er in ben Qlnnalen, „mit er gegen meinen alten gelprüften<br />

QttergtauBen Begangen njurbe , einen QlBergkuBen , ber fi^ in*<br />

beß ganj vernünftig erftaren la^t (Sinen fe^r tiefen @inn<br />

f^at jener $Öa^, baß man, um einen


146<br />

gebadet tüax. ©oet^e mußte fügten, baß biefem ®ch?ü^Ie fi^<br />

brangcnbet unb üBerfiürsenber aSegcBen^eiten ,<br />

biefen furd^tSaren<br />

5luftrttten, biefen ijoc^tragifc^en SKotben fetn ie|t fc^on mää)"<br />

ÜQ ju ruhiger ßontem^tatton fid^ ^tnneigenbeö, immer a^ipre*<br />

^enfitier ti^erbenbeö ®emüt^ ni^t me^r rec^t geirad^fen fei.<br />

3m Qtuguji 1804 fc^rieB er an B^^ter, er fü:^(e fic^ Biöix^eiten<br />

öerfud^t, ben erftett 'X^di §u etgentUi^ t^eatraUfc^en 3^''^^^«<br />

in jerfiören unb m^ bem ©anjen ber erfl tntenbirten brei<br />

$^eite ein einjigeö (Stücf ju mad^en. (Sr Beforgte jebod^ , e8<br />

möd^ten bie (Situationen, bie nad^ ber erjten Qlntage i^ielleic^t<br />

in fe^r auägefü^rt feien, nunmehr aUju ffi^jen^aft erfc|)einett.<br />

3e:^n 5a^re f:päter äußerte er gegen ^atf, er fei fo i^öllig bon<br />

biefer Qlr"6eit jurücf, baß er bamit umge^^e, aud^ fogar ben<br />

^ntrtjurf be6 ©anjen unter feinen ^a^ieren ^u jerftören, bamit<br />

nid^t nad^ feinem 3^obe ün Un'6erufener ftd^ an bie ^^ortfe^ung<br />

mad^e. 5m 3ja^r 1823 geflanb er inbeß, er Bilbe biefe ^oxU<br />

feiung nod^ immer in ©ebanfen auö, o^ne a'ber ben a)Zut^<br />

^u gen? innen, fid^ im ^injetnen ber Qlugfü^rung ju n^ibmen.<br />

3m Sa^re 1831 enbUd^ fd^rieB er anßelter: „Qln bie natür*<br />

Uä)^ ^od^ter barf id^ gar nid^t benfenj benn irie njoUte id^<br />

mir bag Ungeheuere, ba6 ba gerabe beüorfte^t, irieber inS @e«<br />

bäd^tniß jurürfrufen V<br />

S^hn^oU unä nnn, biefer unterBUeBenen 33oIIenbung h?egen,<br />

üBer bie üoUe 33ebeutfamfeit unb ben ganzen SCÖert^ beS fertig<br />

genjorbenen erflen StürfeS fein Urt:^eit gemattet iji, inbem in<br />

ber 3^rilogie, it'ie in einem breit^eiligen mufifatifd^en ©anjen,<br />

bie einzelnen


147<br />

tiefet boc^ ni^t ab^aiUn, ba3 erfle 5E)rama an htn SJJagfiaB<br />

einer \?DlIenbeten ^ragöbte ju legen , ba boc§ ait(^ n^ieber jebeS<br />

ber brei @tü(fe, bie einen (Sl)ftu0 Silben, für ff^ Big auf einen<br />

gen?iffen ®rab ein fel'Bjifiänbigeg , fünjlterifd^ aBgegranjteä<br />

®anic barfletten muß. 3n ber %^at la^t auä) baä ijortiegenbe<br />

^Dranta feineöü^eg^ bie trünfc^enöirert^e ^in^eit nnb QlBrun*<br />

bung ^ermiffen. (Sine mit föriperUi^en unb geijiigen SSorjügen<br />

auögeflattete Jungfrau auö fürj^Ud^em @efc^ted^te, 'bk i^x^<br />

^inb^eit in ^alBer SSerBorgen'^eit üerteBt ^at, fle^t auf bem<br />

fünfte, pt ber i^r ge^ü^renben gtänjenben (Stellung er^o'Bett<br />

ju h-^erbenj ba fiürjt fie, jum X^eil burd^ eigene, jebo^<br />

fd^tüac^e SSerfd^utbung, jumeifl a^er burc^ 2?erfettung ungtücE*<br />

lid^er Umftänbe, öon i^rer ^bf)c ^era"6 unb irirb gejtrungen,<br />

fid^ bie 9lü(f!e^r ju i^rem frühem ©tanb^unft burd^ bie (S^e<br />

Tuit einem uneBentsürtigen, irenn gteid^ ebetgefinnten ©atten ju<br />

öerfd^Ue^en. 5)ie ^ö^e beg Sturseg, bie au^erorbenttid^en Um*<br />

ftänbe, n^omit er in 33er6inbung fie^t, ber fittlid^e 2Bert^ ber<br />

^crfon, bie öon bem Ungtücf Betroffen iuirb., i^r @efdf)(ec^t,<br />

i^reSugenb, i^re äufem SSorjüge, i^re geringe 33erfd^utbung^<br />

bie gen?attfame Trennung ber ^od^ter ijon bem lieBenben 33ater<br />

— Qltteö vereinigt fic^, bag (Sreignif ju einem öotüommen<br />

tragifd^en ju mad^en. Um bie «^elbin be6 (Stücfeg iji ein Jtreiä<br />

fcebeutcnber (S^raftere gejiellt: ein ^önig, ber burd§ mand^en<br />

G^arafter^ug an jenen gefrönten aJJartijrer erinnert, ber unter<br />

ber ®uißotine feine ebte (Seele an^^an^k, eln^^er^og, in bem<br />

nid^t Bloß baö 23itb eine3 järtlid^en 93ater3/ fonbern oud^<br />

eines ^od^p^nigen (Sbet* unb ©taatmanneS bargefleCft ijl, ein<br />

@raf aU SlÄufierbitb treuer Qln^ängtidfifeit an feinen Tlonaxi^m}<br />

10*


148<br />

unb felBft ben brei 9)Jitteta^erfonen beä ®etrattftrcid^eä, hjoburd^<br />

ßugentcnö Unglütf ^erBeigcfü^rt trirb, muf man einen Qln*<br />

t^eit :^ö^erer unb eblerer ^mfaxt juerfennen. ^it Oled^t<br />

maä)t SOöeBer auf biefen ©runb^ug in ©oet^e'ö ^i^tungen Be«<br />

fonberg aufmer!fam, baj er felBfi bie aSertreter beö Böfen<br />

^rittci^ö nid^t unebel unb öerad^tUd^ barjufiellen ipftegt.<br />

„0ii(|t§<br />

jle^t mit @oet^e'0 ©efmnung, h?ie fie in feinen 2ßer!en fic^<br />

üBeraH offenBart, in fo ijoHfommenem @egenfa|e, aU ba0<br />

gio^e unb ©emeinej er ^at nie o^ne »Jlot^ unb jietg in einer<br />

:^i?^jl mäßigen ,<br />

gurücf^attenben Qlnn?enbung biefe ungefd^lad^ten<br />

(Elemente in feine ^robuctionen §ugetaffen ; in ber ^o^en 3:ra*<br />

göbie l^at er fid^ i^rer ganjlic^ enthalten. @etbji bog Sßi^fe,<br />

fohjeit e0 in bie aJJafd^inerie feiner £)ramen einn^irft, ifl öon<br />

jebem SBeifd^matf beä eigentUd^ 3fio^en frei gehalten j e8 erfc^eint<br />

furd^tBatr, aBer niä)t öeräd^tlic^. (So jie^t au


149<br />

fkeBenben ©efü^te leben Q(u0treg aBf^netbet; tüix folgen mit<br />

jener le^^aften S^^eilna^me , trelcä^e |ebe felBjlfiänbtge, energifd^c<br />

nnb finnreic^e Sirffamfeit etneä n?ett umfaffenben 3Serflanbe6<br />

ju gennnnen i^jflegt , bem Unterrichte, iretc^en ber 2BeltgeijtU$e<br />

in ben »^ünjien beä 3)Zac^taöetti erf^eUt.'^ 5)urc^au6 f$ön unb<br />

tpürbei^ott ift enbUd^ ber ©erid^tgrat^ gehalten , ber h)en{gfien0<br />

bur^ Qtbet ber ©efinnung unb SSitbung ber Jungfrau eBen*<br />

Bärtig ijl;, bie i^m bie ^anb reicht.<br />

Ungea(|)tet fotc^er SSorjüge ^at eä bem ©tücfe ^on Qln^<br />

fang an nid^t an ^abteni gefe^^tt. 3Jlan ^ermi^te barin ha^<br />

xc^tt ^tbm, man fanb e§ ^u gebebt, ju irenig t^eatratifc^j<br />

man Be^au:ptete, cä fe^te i^m an 2Öarme unb Energie, eS<br />

fei „marmorgtatt , aBer auä) marmorfatt"; man erflärte e8<br />

für in öorne^m, unb ©erüinuä namenttid^ finbet barin nur<br />

^i^Iomatie. 2Öa6 ben Sßorn^urf in großer @ebe'§nt:^eit Be*<br />

trifft, fo fc^eint biefen ©oet^e felBft nic^t aB§un?eifen, unb er<br />

erftärt f\^ bie QluSfü^rli^feit barang, "Da^ er unter aUerlei<br />

„^umutten" ba§ ©tüd fortgefüI;rt f^aU. S)a i^m baä @anje<br />

öoHfommen gegennjärtig gehjefen fei, fo ^aBe er am (Sinjelnen,<br />

trie er ging unb flanb, n?eiter arBeiten fi?nnen, unb baBei fi^<br />

nun auf ben jebegmaUgen Befonbern $unft concentrirt, ber<br />

in bie Qlnfc^auung treten follte. ßnx richtigen 33eurt^eilung<br />

ber ?5rage, oB ba§ 5Drama t^eatratifc^ fei ober nid^t, mu§<br />

man not^n^enbig bag 5ßu6ti!um, hjofür eg Bered^net i% in ^t^<br />

trad^t sie'^en. Ql(lerbing6 eine ßufd^auemtaffe, ber fid^ nur burd§<br />

eine leB^aft f^annenbe .^anbtung, burd^ ein ©etümmel Bunter<br />

(Erf^ einungen , burd^ dm rafc^e ?5otge effeftöoHer (Scenen<br />

Qtnt^eil aBgen?inncn ü^t, trirb unfer


150<br />

ftnbenj aBer eblere, BübitngSreic^ere ßn^oxcx, ireld^e mit ®e*<br />

nuß eine feine, finnreid^e, gefü^ti^olle (Entiricfctung gemüt^*<br />

lid^er, ben ^liefen ber menfd^üc^en SBrujt atgetanfd^ter SSer*<br />

l^ältniffe verfolgen, mi3d^ten in biefer 33ejic^nng njo^^t anberg<br />

«rrt;eiten. ©oet^e pflegte Bei feinen bic^terifc^cn $robu!tionen<br />

gunäd^ji an ben .^reia, ber i^n ningaB nnb ben er fic^ juge*<br />

Bilbet ^atte, an Seimar p benfen; nnb trie biet tt>ar :^ier<br />

nid^t in ben legten Satiren burd^ Qluffü()rung ^d^iUer'fd^er<br />

itnb ©d^tegel'fd^er ©tücfe, burd^ UeBertragnng franjöftfd^er<br />

XragÖbien, burd^ HeBnng ber 8c^anf^ieler in ber r^i^t^mifd^en<br />

(S^rad^e beg I;i?^ern ^ot^^urng gefc^et;en, um haB 5:()eater==<br />

!jjuBUfum für ben ©enuj eineö 3)ramag, irie bie natürliche<br />

3!od^tcr ift, »orjuBereiten ! Ser bem (Stü^e SÄangel an<br />

SCßarme i^orhjirft, ben ijerireifen n>ir nur auf ben britten %tt,<br />

h)0 ber «^erjog burd^ ben Settgeiftlic^en bie erbid^tete ®e*<br />

fd^ic^te öon (Sugenienö ^obc erfährt. Sa^^rlid^, mit biefer<br />

^Partie fijnnen fid^ nur trenige (BUU^n anberer ^ragöbien an<br />

Sßarme beö @efü^tg, an :patt)etif^er ^raft meffen. 3Sorne:^m,<br />

biiplomatifc^ ift atlerbinga bie ganje Gattung unferS ©tücfeä.<br />

5lBer mit ^c^t fragt 9lofenfran§: Äann ber erfte %f)dl an^<br />

berö aU bi^plomatifc^ fein? 3)iufte nid^t baä ^umuttuarifd^c<br />

in bem ^raftbrang ungeBänbigter Staturen ben f:pätern ©tücfen<br />

aufBe^atten BleiBen? a)Züffen nid^t bie Könige, bie ^ofleute<br />

eine feingeBilbete, biijjlomatifc^ gen^anbte ©vra^e reben, hjo<br />

ein (Staat mit bem Tla^ ber inbiöibueUen 3Bitbung ba§ 2)?ag<br />

i>er i^rei^eit, h?eld^e0 feine Bejle^enbe 33erfaffung gen^a^rt,<br />

i^on üBerfd^ritten ^at? Sie fann man bem ©eBitbeten bie<br />

«Bitbung, bem J&ofmann baä J&öflfd^e gum aSortrurf mad^en?


151<br />

5)em manntd^fa^en 5'abet, ben uttfer ©tue! erfahren l^at,<br />

mag tt>o^ Bei SSieten ein rt(^t{ge0 ©efü^t ju ©ninbe liegen,<br />

irelc^eg nur mä)t ju Harem SBenjußtfein gekommen ifi, näm=*<br />

lid^ ba§ ©oet'^e ^ier in fetner fS^mBolifd^en Olid^titng ju<br />

ireit gegangen. SÖir tviffen 'Bereite, »on hjann fid^ biefe S^^ei*<br />

gitng batirt. Qnm ^ur^Bruii^ fam fte auf feiner testen<br />

©(^itei^erreife , fo irie er auc^ bamata i^rer ftd^ felBji Be*<br />

flimmt Beiruft h^urbe. 93iS auf einen gen.nffen ®rab ift atte<br />

h?a^re ^oefie fi}mBoUf$; bag (Sinjetne, bag 5nbii?ibuetle, ba0<br />

fie ung ijorfü^rt, ifl immer ber 3fle!prafentant »on ethjag Qld*<br />

gemeinem. Wtin ber äc^te, ber naiöe ^iä)Ux jleßt, o'^ne<br />

baf er e§ n.>eif unb tritt, in bem SBefonbern ha^ Qlttgemeine<br />

bar; unb biefea Hingt in jenem nur bunfet, aBer um fo reifer<br />

mit an. 5Der ä*te ^i^Ux flreBt mit SBen^uftfein nad^ inbi*<br />

ijibuetter (S'^arafterifiif, unb bie Sbealitat gefettt fid^ feinem<br />

SSerfe öon felBft ju, in bem Ma^t n?ie er eine iuatjr^aft<br />

bid^terifd^e ^lÖettanfd^auung :^at. (So tvar eg in ©oet^e'g<br />

frühem SÖerfen. (Bdt jener ^ipod^e aBer arBeitete er p aB*<br />

fid^tti^ auf fi}mBoUfd^e .^arjtettung ^in.


m<br />

tcreffe naät unb fa^( itie fdm anbete bet 3ßölfergef^{df)te (?);<br />

ble ?5lgwt I^ubtrig'ä XV. fie'^t in ben Qtnnaten feines ^d^^<br />

in furd^tBarer ^(äglic^feit unb (Sntoürbigung ha, iretd^e o^nc<br />

bie f^mä^lid^jle l^üge burd^ ben ©riffet feiner ^id^tfunjt ju<br />

l^eBen njärej ^ürjt (Sonti, fo red^tfc^affen unb a^tbax er in<br />

^infid^t feiner Bürgertid^en Qlnfld^ten gen?efen fein mag, tritt<br />

in ^perfÖnUd^er ®mi^tiQhit JetneStregg atfo t)eröor, ba§ fte<br />

i^xn in ber öiolle eineS tragifd^en gelben i>er^etfen fonnte;<br />

'i^atU anä) an^ bem Brutalen ©rafen üon 3)Jard^e ftd^ ein<br />

SBü^enBöfenjid^t' einigermaßen jurid^ten taffen, bie ^rinjeffln<br />

fel6fl, aU bie gräfUd^e ^ataftro^^e i^rer BürgerUd^en QluS*<br />

titgung fie ergriff, mar nod^ ein Jlinbj i^r (Sd^idfat ^ttt<br />

rubren, nid^t i^r (S;^ara!ter anä) burd^ Qlbel unb «^o^eit<br />

üBerhjättigen fönnen. 5Da mußte dn ©eniua trie ©oet^e<br />

em^finben, bag eö nur einen ^aih^n unb i^erirorrenen X^eater*<br />

effeft ^eröortringen fonnte, bie ^ijlorifd^en 0^amen unb Qln*<br />

f^ietungen in baS £)rama nad^^ufd^te^^ipen, n?ä^renb n^enigfienö,<br />

unb in nid^t geringem Umfange, eine t^eitireife UmgejtaUung<br />

ber :perfÖnUd§en QSer^ättniffe unertäf Ud^ blieb 3 er ijer^id^tete<br />

auf ben möglichen ®en?inn, ber auö bem ^inbrucfe beS dtva<br />

93eit>e^attenen ,auf bie ©emüt^er ber 9)ienge ju jiet;en nnarj<br />

er itnjttte mit reiner ,ßunfl ben 33eifaU beg reinen ©efd^macfeS<br />

crtrerBen. 3m ©inne jener gried^ifd^en SWeifter, aU beren<br />

ijottBürtigen ©eipcggenoffen trir i^n in ber S^^igenie unb im<br />

Xa^f> erfennen, fd^uf er anä) in ber natürlid^en 3:!od^ter dm<br />

Olei^e fbeatifd^er ©efialten, bie in jeber ^^infi^t i-^ollenbete<br />

3!i)^en beS aB{ira!t ß^arafterifd^en finb." %Udn, abgefe^en<br />

ba^on, baß Seber '^ier bie Untaugtid^feit beö ©toffeg §u einer


lud<br />

concretcttt aSe^anbtung üUxtxkUn barftettt, fo giBt ung bie<br />

Jtraft, tüomit ©oetl^e eine einmal eingefc^tagene 3lid^tung ju<br />

»erfolgen pflegte, bie SSürgfd^aft, baf er um biefe ßdt mi^<br />

auf einen ©egenflanb öon anberer Qlrt bie fj^mBoUftrenbe aJJa*<br />

nier angen^enbet ^aBen n^ürbej §eigt fid^ boc^ auc^ in ber<br />

^^tf)it ber ^anbora, in ber QlUegorif be3 (gipimenibeö, in<br />

ber @i}mBoU! be0 jn^eiten 3^:^ei(ä ijon lyaufl, n?ie entfd^ieben<br />

unb an'^attenb er in biefer Oii(|tung fortging.<br />

6^e n?ir öon bem ^rama QIBfd^ieb nehmen, gebenden<br />

trir noc^ einer hk ^etbin beffetfcen Betreffenben intereffanten<br />

2)?itt^ei(ung SSam^agen'g üon Snfe. SJZan i^at me^rfac^ ben<br />

3h?eifel aufgeirorfen, oB nid^t bie 3)?emoiren ber Ste^^anie<br />

l^ouife ijon S3our6on*Sonti erbic^tet feien, unb bie ^erfon<br />

felbfl, bie fic^ aU 3Serfafferin angiBt, gar nic^t eriftirt :^aBe.<br />

9?un er§a§U aBer SSarn^agen *) üon einer aJJabame ©nadlet,<br />

einer bur^ bie mannic^fac^jien Talente auägejeid^neten ©ante,<br />

bie unter ben bieten anbern fran§Öfif(|en Qlu§gen?anberten in<br />

^eutfd^tanb eine ßuffwc^t gegen 0Zot^ unb (Slenb fu^enb,<br />

m^ 3Berlin fam. (Sie machte bie feinjlen «^anbarBeiten,<br />

fünftti^e S3ilbn?erfe öon X^on unb ^eig, ^ei^nete unb matte,<br />

übte 9)?uftf unb taö i^re 5Di(^ter mit Beirunberngn^ürbigem<br />

Qtuäbrucf i^or. Qt6er fie öerfianb aud^ mit ^ferben rüfiig<br />

umjuge^en, ju reiten, ju fahren, \a fogar ^um ^ufBefd^tag<br />

unb 5Öagenfd^mieren Befannte fie i^re garten ^änbe ni^t un*<br />

geüBt. Sm (Sti(^fedf)ten unb ^ijtotenfc^iefen n?ar fie Bereit,<br />

ۊ mit jebem 50?anne aufjune^men. Qluf na^ereg S3efragen<br />

*) aSermifd^te ©d^riften III, 24.


154<br />

t>ertTaute fie Olac^el )i?eüm, bet nad^'^edgcn i^rau 95arn"^agctt<br />

tion (Snfe, fie fei au6 bem ^aufe SßourBon, bem 2)?a!et un*<br />

e^ettd^er ®chmt hux^ föntgti^en 30^a(^tf:pru(^ ent^oBeu, a6er<br />

burd^ ein feinbtid^eg ?5rflmitieni?er'^ä(tni$ biefeg 93ortf)ei(ä Bc«<br />

rauBt irorben, Bio bie Oleijotution gefontnten unb Qltten ^um<br />

SßerberBen gen?orben fei. 3^r 33ater ^aBe fte Qltleö (erneu (äffen,<br />

,<br />

trag ein 9J?äb(|en , unb sug(eid^ irag nn ^nabe u?iffen fo((e,<br />

unb iijx bie Befien JsJe^rer in aden ?5flc^ern ge()a(ten; unter<br />

Qlnbern rü:^mte fie fid^ 5- 5. Olouffeau'ö Unterrtd^t genoffen<br />

lu ^aBen. ^n i^ren ©efic^tgjügen irar in ber 'X^at eine<br />

große Q(e^n(i(^feit mit ben aSourBonen auffat(enb. @ie ver(ie5<br />

a5er(in Ba(b irieber, um naä) 0luf(anb ju reifen, (eBte aBer in ben<br />

Satiren 1800 unb 1801 ii^ieber in smece(enBurg unb Jg>o(fiein<br />

Bei il)rer ^-reunbin, ber i5räu(etn i^on ©i^ucfmann, reifte bann<br />

nad^ $ari§, tt>o unter a5ona^arte'§ ßonfu(ate günjiigere «i^off*<br />

nungen für bie 5(u8gen>anberten auf^uge^^cn fd^ienen, unb fnü^fte<br />

t)ier aSefanntfc^aft mit f^riebrid^ @d^(ege( an. ©ie burfte in<br />

^arig ni^t B(eiBen unb ging f^ater tüieber nad^ SRuß(anb,<br />

tro fic^ i^r JiJeBcngfaben i)er(iert.


I<br />

öemte^rte! QHä if)m biefer Umjlanb lange ttac^^^er ä^ufaöig<br />

eröffnet n?xirbe, fd^ien er öon bem uncrtrarteten ßwf^n^tt^^tt*<br />

:^ange tief ergriffen, fagte abtx fein Sort, fonbern ging emjl<br />

f^u^etgenb me^rmal^ im Bi«^«^^!^ ^wf nnb nieber, Bi6 er mit<br />

geti^attfamem (Sntfd^Inf V^I(?|Uc^ bag ©ef^rä^ auf ct)[va^ Qln*<br />

bereö<br />

l^inlenfte.<br />

S)e§ berttjaubten ®egenj^anbe§ it>egen rei"^en n?ir ^ier<br />

eine fur§e ^efpred^nng ber im 3at;rc 1803 unternommenen<br />

Umformung beö ®ö| öon 95erUd^ingen an, n^enn<br />

gteid; bie «^au^tarBcit baran unb bie 33olIenbung berfetkn<br />

in'S nä^ftfotgenbe Sa^r fäöt. ^er ©ebanfe ju biefer britten<br />

SBearteitung *) ging, n.ne ung fd^on Befannt ift, au^ bem<br />

^tane i}er^or, in 35erBinbung mit 6


156<br />

itir ftü^et fci^on Bei bem (S^luffe be0 erjtcn Qlcteä im ie im<br />

@d^auf:piet, fc^Ueßt a6er n^eit früher mit ben ©cenen, n^o ®ö|<br />

fid^ ang bem ,^am^)f in offenem %tiU in fein (Schloß ^urüd*<br />

jie^t. 5Die 3Sermä^tung 9}iatienä mit (Siefingen, bie 93elage*<br />

tung, bie (Sa^itutation , bie ©efangenna^me @Ö|eng, bie im<br />

(Sc^auf^iel nod^ jum britten Qlct gehören, finb im 33ü^nenftü(f<br />

in ben inerten »erlegt. 5Diefer enthält auferbem, naä) einigen<br />

neu l^injugefommenen (Scenen, hk unä Qlbet^eib, 5Öeiglingen<br />

unb %xani üorfü^ren , nod^ bie Qluftritte ju ^eilBronn Bio ju<br />

®ö|enö ^Befreiung burd^ «Sicfingen. ^k üBrigen (Scenen,<br />

ireld^e im (S(|auf^ie( bie le|te ^äfte beg vierten Qtcteä Bilben,<br />

fInb im 33ü^nen|iüc! aufgefallen. 3n biefem finben n?ir im<br />

SBeginn beg fünften QlcteS ®(?| mit ®eorg auf ber «^irfd^jagb,<br />

n?o i^n bie aufrü^rerifc^en SSauern treffen unb i^m bie ^au^U<br />

mannöftetle<br />

antragen.<br />

QtBer nid^t Blof in ber (Sint^eiUing , aud^ fonfi ^at baö<br />

®rama Bei ber 95earBeitung für bie 35ü(;ne große Sßeränbe*<br />

tungen erfahren, ^ie ^umorrei^en (Scenen am ^ofe ju a3am*<br />

Berg, ber h.n|ige SieBetraut, ber :pebantifd^e Oleariuö, bag<br />

maffiöe 5ßeinfaf i^on ?5ulba finb gänjlid^ auggefc^ieben tror*<br />

•) 55crgl. X^. II, «S. 85.


157<br />

:Den; fo fe^r tvax e§ bem 55)id^ter wm ^erj!etluttg einet com«<br />

Ipacterti, ein^^eitöoHern bramattfc^en ^anbtung ju t^un. UeBer*<br />

,all fiet)t man, h>ie er ftd^ "Semü^t i)at, irenigfiena bte ftärfften<br />

^erpö^c gegen bie ©efe^e ber ß^iU unb Ortgein^eit ju Be*<br />

iieitigcn. £)ann ijl auc^ an bie 3)lotiöirung größere Sorgfalt<br />

oerirenbet. Sir ma^m nur auf ©idingen'ö ^eirat:^äantrag<br />

im britten Qlcte (am (S(^tuffe be§ fieBenten Qluftrittg) unb<br />

auf ®ö|eng UeBerna^me ber ^au^tmanngfiette Bei ben reSet*<br />

lif^en aBauern aufmerffam. I^ief unö ber ^Did^ter nod^ im<br />

(5d^auf:piel üBer ba§ 3)?otii) biefer UeBerna^me im ßtrei*<br />

fei,*) fo jeigt er l^ier aufö aSejiimmtefle , \)a^ i^n nid^t bie<br />

Jurd^t baju Betrog, ßminki Beftimmt ®Ö^ im asü^nen*<br />

(lürfe 5ur Qlnna^me be6 Qtntragg : feine @e^nfu(|t nad^ $^ci*<br />

tigfeit, unb Stum^fä 3SorjteIIungen öon all bem Ungtürf, bag<br />

in feiner ^a^t jie^t §u bereuten. 5Dag erfte ^oti'o ifi burd^<br />

Die unmittelBar öor^erge^enbc @cene i^orBereitet, iretc^e biefem<br />

3h?etfe augenfd^einUc^ i^^r (Sntj!e^en öerbanft. ®ö^ fe^t mit<br />

feinem lieBen @eorg einem «^irfd^e nad^ Big an bie auferjte<br />

©renje feine§ aßannfreifeg. Qluf hk i^-rage ©eorg'a, oB er<br />

Die aSefc^ränfung, bag er nid^t :^inüBerbürfe , mit ©etaffen^eit<br />

ertrage, anttüortet er: „mit ©elaffen^eit ? 0?ein! So oft i^<br />

in bie ^erne fe^e, fü^te i^ mid^ üon untüillfürtid^em ^ram^f<br />

ergriffen, ber mid§ öorirärta treiBt u. f. h?." ^a§ jn^eite<br />

3Kotiü finbet an ©tumipf ein Berebteä Organ unb tritt ijiel<br />

Bebeutenber :^eröor al8 im (Sd^auf^iel. 5£)amit man aBer ja<br />

tiic^t gtauBen foEe, baß i^urd^t ju ©ö^eng (Sntfd^luffe mitge*<br />

aiergl. Xi)l II, @. 88.


158<br />

tvixft ^abt, fo ^at bcr ^icf;ter eine ©ituation ^teju erbaut,<br />

tDorttt ®Ö|enö ^obeä^crad^tung rec^t inö Sid^t tritt. 3)a er<br />

f\ä)<br />

^ebenft, fallen bie Q(nfrül)rer im Greife i^re ©^nef e gegen<br />

i^n. Qtfcer j^^t 'hxi^t fein ©rimrn gegen fie toö: „@o! (2o<br />

re^t! 5Dte (Stellung iji mir n^iUfornmen! Um befto freier fann<br />

i^ fagen, trag iä) ijon ßuc§ benfe u. f.<br />

)x\^' @rfl, atS fie<br />

na^ unb nad;, burc^ bie ^ot^eit feiner ©rfc^einung ü6eriüät=<br />

ttgt, bie @:pieße n?ieber aufgerichtet ^aten, erklärt er ficf) unter<br />

geiriffen ^ebingungen jur Qlnna^me ber «^auiptmannsftelle Bereit,<br />

i^erner finb üielfacä^e $DerBI;eiten unb üBertrieBen fc^einenbc<br />

9^aii>etäten in bem 33ü^nenftüde gemilbert ober getilgt, unb<br />

enbUcf) mehrere (5^ara!tere n^eiter ausgeführt unb betaiHirt.<br />

@o erfc^ien (SetBi| in bem (Sc^auf^net ats eine S'^eBenfonnc<br />

ju ®i)|, in matterm ©lanje, fonft aBer in ben ^auipt^ügen<br />

t:^m i^ernmnbt. Sn bem 33ü^nenftü(f löft \iä) fein (S^arafter<br />

bur^ fomifc^e ßiit^aten entfc^iebeuer öon bem bea «^aupt^elben<br />

aB unb ift jugteid^ Bebeutfamer gen^orben. ©ein erfleö Qluf=<br />

treten ift ^ier ungemein anjiet^enb unb c^arafteriftifd^ geBatten,<br />

irenn gleid^ ber S^on beg 3)ialogg nid^t mit bem ©efammttonet<br />

ber 5Dic^tung ^armonirt. (Sr erf^eint aU ein treut)er5igert<br />

^anö o^ne @orge, burc^ „dn ^teeBtatt i;ertt?ünfc^ter Olitter^'<br />

(Surfet) fafi Big aufg ^emb ausgesogen, fo ba^ i^m ®ö|en8:<br />

Hausfrau mit nid^t n^eniger, aU mit Mem auS^^etfen muf.<br />

%n^ ®i5|eng ß^arafter, unb noc^ me§r ber feiner ^xan tjat<br />

eine anbere ?^ärBung Befommen. 5Die ^UfaBet^, bie n?ir im<br />

S3ü:^nenftiitf in ber a^tm «Scene beS jnjeiten QlcteS mit


ie Um6Ubungen, ttjet^e bem ßt;arafter ber Qfbel^eib ju X^eit<br />

geiuorben, Bebeutenb, unb nehmen einen großen aftaum ein.<br />

3n ber attern SBearBeitung Beruhte i^re jauberifc^e ©emalt<br />

'^auiptfäc^Ud^ auf i^ren äußern Sfleijen, n^etc^e ber ^i^tn<br />

natürlich nur mittelbar, bur(| i^re 2Öir!ungen, barfleUen f onnte.<br />

5m 33ü^nenfiü(f iji i^r eine lieBenölvürbige, ijerfü^rerifc^e<br />

(Etourberie geliehen, bie fid^ unmittelBar barfteUen lie§ unb<br />

jene Sirfungen un^ Begreif(i(|er nxvt^t. ©e^r anfpre^enb<br />

iji bie (Scene, n?o fie bem fd^wad^en SÖetöltngen, ber aBer<br />

tetm ^aifer ^iet ijermag, eine ganje OleiI;e ijon S3ern?anbten<br />

unb guten i^rreunben, lauter unfähige ober unn?ürbige 9}?en'<br />

fc^en, jur Qlnftetlung im (Sxecutionö^eer öorf^tägt, ben (Sbten<br />

i>on SÖanjenau, ben 'oon SBUnjfo^f u. f.<br />

it». 3SeiäUngen l>e*<br />

fürchtet ade bie Oiamen ju ijergeffenj fie üerf:prid^t i^m einen<br />

Staat a'Bsuric^ten, ber i^m bie ^^amen immer n?ieber^olen unb<br />

„^itte, Bitte'' ^injufügen foU. .^aum ift 2öeiSlingen treg, fo<br />

fommt gran§. (Sie ijerfui^t gteid^, oB fie burc^ i^nftd^ ben Staat<br />

nid^t erf^aten !ann} unb er, burd^ bie ^kU ju einem gelehrigen<br />

Schüler gemad^t, ettem^orirt al^Balb W versus memoriales;<br />

S3eim alten .^ertn üon Söanjenau<br />

©eben!' id^ meiner gnöb'gen %xau',<br />

93eim ^ax\(i)aU, Xxuä)\z^, Kämmerer, (Sd^cnfen,<br />

^Ölnp iä) ber lieBen Srau gebcnfen u. f. lü.<br />

^aä) ®ö|en0 (gefangennähme fe^en \tix fie ijetmummt<br />

mit einem SDJaöfengefolge auftteten, aba untet biefen fc^einBat<br />

leid^tfinnigen ßetjiteuungen ijon n?eitaugfe^enben e'^rgeijigen<br />

ßnthjürfen Betregt. 33 on l^inreijenbet @eh?alt ift bie ^IBfd^iebS"


160<br />

fcene jirifd^en t^t unb ^an^, n?o biefer fld^, um ben ^re{0<br />

i^rer ^öd^ften ©unpeseugimg , mit' bem ^^rlöfd^c^en inx SSer*<br />

giftung feinet ^errn auf ben 2Öeg mad^t unb Balb barauf eine<br />

fd^irarje v>etmummte ©eflalt mit Strang unb 5Do((^ ftd^ in<br />

baö ©c^tof ^ereinfd^leid^t. SSorBereitet finb biefe Scenen burd§<br />

eine frühere furje, n?orin ijier SSoten beS l^eimlid^en ©eric^t^<br />

von ben i>ter «^fmmetggegenben an berfelBen (Stelle jufammen*<br />

treffen unb fid^ mit ge^^eimni^^oDfen Sorten Begrüben. 5Dafür<br />

ijt aBer bie Si|ung ber ^eiligen 3Se^me , bie fid^ in ben altern<br />

S5earBeitungen ftnbet, aufgefallen.<br />

5n ber QtugbrucfStreife fiec^en biefe neuen Partien feltfam<br />

gegen bie alten X^eite ab, fo ba§ baS 99ü^nenjiü(f , n?a§ ben<br />

Stl)l "Betrifft, burd^auö nid^t n)ie aug einem ®uf erfd^eint,<br />

fonbern ben (Sinbrudf beS 3ufammengeflücften mad^t. @S ijl<br />

nterfrt)ürbig , in ireld^em ®rabe ber 5£)id^ter in f^atem 5a"^ren<br />

unfähig n.>ar , aud^ nur in bergleid^en @infd^ie"6feln ben jugenblid^en<br />

©eniug jurütf^uBefd^n^ören. 2)?an foflte benfen, ber ®eift<br />

unb ^on be0 ®anjen f)'dtk i^n für eine fo furje ßät au0<br />

bem augen^licflid^en SÖannfreife em!por^eBen unb tragen muffen.<br />

(Sr fd^eint alfo bie i^ä^igfeit, beren er ffd^ irgenbiro rü^mt,<br />

einen SJJenfd^en, ben er nur eine ^al6e Stunbe f)3redj)en ge*<br />

l^ört, ganje Stunben in feiner eigent^ümlid^en Qtrt fv^red^enb<br />

nad^jua^^men , bamalä nid^t me^r Befeffen ju :^aBen. SCßie<br />

fd^led^t ftimmt eö ju ben naiven, frciftigen 3:i?nen ber Sugenb*<br />

bid^tung, n?enn 3)?arie in bem aSü^nenpürf i^ren Sßruber unb<br />

5ßeiölingen mit ben Sorten jufammenfü^rt : ,,9Rö^ert eud^,<br />

ijerfi?^nt, i^erBünbet euc^! @inig!eit i> ortrefflid^ er ^Bf^änner ifl<br />

hjo^lgefinnter ^auen fe^nlid^fler Sunfc^/'<br />

ober n?enn @ö^ Bei


i<br />

ein<br />

!<br />

geforbert<br />

i<br />

j&aßt<br />

161<br />

^i\ä) ju ben ©einigen fagt: „Sßon biefem ft^arli^en ^af^U<br />

irenbet ben Sßticf I;inauf §u euerem ^aUx im «^immet u. f. tv.<br />

unS, meine Jtinber, na^ guter olter enn un§ biefmat bie ©efa'^r<br />

gufammenBringt, n?enn fie ^errn unb ^ne(ä^te an (Einen %i\^<br />

ijerfammelt, fo la^t un§ ertragen, baf ^e^enggenug ein ge*<br />

meinfam (But ijt, beffen man fic^ nur in ©efellfd^aft erfreuen<br />

lann." — Unb \clbft, tvo ber 5Diatog in ben neuen (Scenen<br />

frifc^ unb U^a\t ift, ^aftet i^m bod^ etu^ag ©tatteg, i^eineS,,<br />

©e^ierteg an, bag an ben 5£)id^ter ber natürlichen ^o^kx<br />

erinnert.<br />

egen, ^oä^m ju eigener ?ßt^<br />

friebigung gereichen. „UeBerbieß Blieb," wie er felBft fagt, „bag<br />


162<br />

/ünftee<br />

Kapitel.<br />

%xau öon ®taet, Senjamin ßonftant, So^nneS müUtx u. 9t. ju<br />

fdt^uä). X^dlmljmt on (Sc^iüer'g Seil. 3ntere|Te für (Salberon.<br />

®efc^dftigung mit bem ®i3^. Slvbeiten für bie Siteraturjettung.<br />

UeBerfe|uug üon JÄamcau'ö liefen, ^^arafterijü! 2Ötnc!elmann'ö.<br />

^ranf^eit. ©^ttter'ö Sob. ©oet^e'ö Trauer.<br />

(Sd^on im ^ecemBer beS ijotigen Sa^rö (1803) irar bie<br />

Berühmte ^rau üon @taet auf t^rer Oleife bwrc^ 3)eutf^tanb<br />

na^ SÖeimar gelangt, tt^orauf fie eö ganj Befonbera aBgefe^en<br />

ju ^aBen fd^ien. «Sie fam unfetm ^id^ter fe^r ungelegen;<br />

benn er irar eBen in ^tm mit ben Qtrfceiten für bie neue<br />

Siteraturjettung Befd^äftigt. 3)er «fgerjog ließ i^n Berufen;<br />

allein er erflärte fid^ anfangs in einem ©riefe an ©editier<br />

aufg ^ntfdf)iebenj!e, nid^t fommen ju n?olten. „3d& :^aBe",<br />

fd^rieB er, „Befonberg in biefcm Böfen 9)lonat, nur gerabe fo<br />

ijiel :p^i}fifd^e Gräfte, um not^bürftig auajulangen, ba id^ jur<br />

3JZitirir!ung an einem fo fc^h?eren unb Bebenftic^en ©efd^äfte<br />

toeripflid^tet Bin." QlBer tx^eiter^in im SBriefe jeigt eö fid^, baj<br />

er eigentlich ba6 Bwf^^^w^^tttreffen in ber «Societät mit t'^r<br />

fd^eute. „mn 3)?ab. be ©tael mic§ Befud^en, fo foU fie n.>o^t<br />

cmipfangen fein. SBeiß i^ eö ijier unb Jtranjig @tunben öor*<br />

aus, fo fotl dn ij^eil beS l^oberifd^eu DuartierS meuBlirt fein,<br />

um fie aufzunehmen; fie fotl einen Bürgerlichen 5ifd^ finben,<br />

h)ir trollen unä irirflid^ fe^en unb fpred^en, unb fie folt Blei*<br />

Ben fo lange fie uhU. 2Baö id^ Bier ju t^un ^aBe, ip in


I<br />

efaijetnen<br />

I<br />

J^of<br />

i benn<br />

1 ganjen<br />

j<br />

ttgfle<br />

I<br />

; intereffant<br />

i<br />

2)u<br />

I auf<br />

I<br />

anbern<br />

i beutfd^en<br />

i<br />

5E)ie<br />

! mid^,<br />

)<br />

jöfifd^en<br />

I<br />

:<br />

unb<br />

ijielfeitigen (Smipfänglid^feit n?egen :^oc§fc^ä^en unb öeri<br />

163<br />

aSiertetjhtnben get(;an, bte üBtfge Qüt ]oU i^x Qt*<br />

^ötett) aber in btefem SÖetter 511 fahren, mt^ anmitf)tn, Bei<br />

unb in Societät gu fein, ifi rein unmögtid^." (So mußte<br />

einöirciten (Sd^iöer, obtro^t aud^ er burd^ bie SSodenbung<br />

feines %cU f4>trer Bebrängt n^ar, für i^n eintreten unb fc^lcfte<br />

i^m ben 21. 3}ec. eine ^ö^^ treffenbe ß^arafterifiif ber geijt*<br />

reichen ^ranjöfin, bie ©oef^e in bie Qlnnaten aufgenommen<br />

f)at.*) Wx geBen §ur SSergtei^ung ©(^ider'ö 3Berid^t an<br />

Jtörner i^om 4. San. 1804: „^ün (BtM nimmt mir ben<br />

^o^f dn, unb nun fü^rt mir ber 55)amon nod^ bie<br />

franjÖfif(^e $^i(ofo^:^in "^ier^er, bie unter allen leBenbigen<br />

2Be[en, bie mir nod^ i>orgefommen, bag Betregli^jte, ftreitfer*<br />

unb rebfetigjie i^. @ie ifl aBer auc^ baS geBitbetjle<br />

unb geifireic^fte n^eiBlid&e Sßefen, unb irenn fie nid^t tvixtü^<br />

n^äre, fo foUte fie mir aud^ ganj ru^ig ^ier f!|en.<br />

fannft aBer benfen, n?ie eine fotd^e ganj entgegengefe|te,<br />

bem ©i^^fel franjöfifd^er (Sultux Wenbe, auö einer ganj<br />

Seit ju unö :^ergefd5)leuberte (Srfc^einung mit unferm<br />

unb üotlenbö mit meinem SBefen contrafiiren muf.<br />

^oefie leitet fie mir Beinahe ganj aB; unb ic^ nntnbere<br />

n?ie i^ je^t nur noc^ etiraämad^en fann. 3d& fe^e fie<br />

oft, unb ba i^ mic^ noc^ baju nid^t mit £ei(^tigfeit im ^ran*<br />

augbrücfe, fo ^aBe i^ ivirflid^ ^arte ©tunben. 9)ktt<br />

rauf fie aBer i^reS frönen SSerfianbeä, felBfi i^rer li^iBeralität<br />

e^^ren."<br />

*) @. m. 27, ©. 136 f ($tugg. in 40 99.)<br />

11 *


164<br />

®egett Qtnfang bea neuen Sa^ra fanb fid^ an^ ©oet^e<br />

in Setmat ein, n?o bfe ^ranjöfm mit i^rem 35egteiter 33 en*<br />

Jamtn ßonjiant Bereite eine attgemeine SBeiregwng in ber<br />

einförmig jtocfenben :^ö^etn ©efellfd^aft :^eri>otgerufen ^atU-,<br />

o^ct er ^rad^te auQ bem Senaer ©d^toffe einen ,^atarr^ mit,<br />

ber, o^^ne gefä^rUd^ ju fein, i^n einige 5tage im ?ßctk unb<br />

fobann SSod^en lang in ber BtnU f)k\t (!).


165<br />

ntantnen — abamantinen


166<br />

1<br />

@e:^en ^nh^ttt, fo baj er bie ßoncette unb 5£){nerg ber<br />

f^au öon (Staet i>erfaumen. muf te. 5£)et Unmut^ Betber ^i^^<br />

ter über i^r (angeö aSertt»ei(en h)U(^6 mit jebem ^age. %U<br />

©dritter ijernommen ^atte, ba§ fte nod^ bret Sod^en BtciBett<br />

toodc, f(3§rieB er: „$ro| atter Ungebutb ber t^ranjofen tvtrb<br />

fle, fürd^te iä), bod^ an i^rem eigenen MU bie ^rfa^rung<br />

inaeutfc^en in Seimar anä) ein ijercinbertic^eö<br />

SSolf finb, unb baß man h?iffen muj, ju red^ter ßeit ju ge^en."<br />

0lad§bem fie enbUd^ ben 29. ?5eBruar aufgeBro(^en n^ar, fagte<br />

er in einem 93iffet an unfern ^id^ter, i^m fei nad^ ber Q16*<br />

reife ber l^reunbin nid^t anber§ ju ^ut^^i, aU mnn er eine<br />

groge Äranf^eit auSgeftanben ^tk.<br />

aSon großem 9^u|en n)aren für (Bottf^c bie Unterrebun*<br />

gen mit i^rem aSegteiter aSenjamin ßonj^ant. ©eine<br />

®runbfa|e unb UeBerjeugungen, bie, irie e§ in ben Q(nna(en<br />

:§eift, „burd^auö in'g @ittlid§ - ^oUtifd^ * ^raftifd^e auf einem<br />

^:^itofo^^ifd^en aOöege gerid^tet n^aren", f:|3rac^ er offen unb<br />

ijertrauUd^ auS unb »erlangte üon ©oet^e dn ®(eid^e§. 3n*<br />

bem eä biefem nun nid^t immer gelingen trollte, bem ?^remben<br />

feine Qlrt unb 2Beife, irie er jtunjt unb Statur anfa:^, §u i^er*<br />

beutlid^en, n^urbe i^m felBjl burd^ feine aSemü^ungen einleud^*<br />

tenb, iraS nod^ Unentnncfeltea, Unflarea, Un^raftifc^eö in fei*<br />

ner aSeT^anblungöiveife liegen mod^te. Um biefelBe ßdt y?er«<br />

hjeilte au^ So^anneö ajJüller ttwa inerje^n 5age in<br />

Seimar.*) @r Brad^te einige QlBenbe Bei ®oet(;e in ©efell*<br />

*) aScrgl. l^ictju unb gitm Oldd^jlfolgcnben ben öriefwed^fel mit<br />

3eltcr I, 100.


Ib7<br />

fd^aft beg ^ixiOQ^ (5arl Qtugufi unb ber i^rau öon Siatl px,<br />

hjo benn bie trid^ttgen ßeitereigniffe jut (S^rad^e famen. Um<br />

|>on biefen baö ®ef^ra(^ äwa^ aBjulenfen, famen ©oet^e'n<br />

feine aJZünjfc^uBlaben ju jiatten, an benen ber Berühmte ®e*<br />

fd^td^tfc^retBet eine groge i^reube :^atte. „5)a er fo unern.^artet<br />

unter lauter a(te ©efannte fam," fd^rteB barüBer ©oet^e an<br />

©dritter, „fo fa^ man red^t, trte er bie @efd^i(|te in feiner<br />

®e\i?att ^atj benn felBft bie meiften xmtergeorbneten i^iguren<br />

iraren i^m gegentrartig, unb er timjte öon i^ren Umfianben<br />

unb Bwfötttmen^ängen." Ungefä()r e^en fo lange, aU 3D^ülIer,<br />

l^ielt fid^ Solf, „ber mad^tige ^^Moq", in ©oet^e'ä mf)t<br />

auf, unb auf einige $age fam aud^ 2So$ i^on Sena :^eru5er.<br />

.^er öerbienjii^ofle 3i)Mer öie^Berg, burd^ bie JtriegaBebräng*<br />

niffe au^ ^tatkn üertriet>en, geigte !prei0n?ürbige QlrBeiten i)or,<br />

mit benen er fid^ nad^ (Sngtanb BegeBen irotlte. %nä) %tX'<br />

noto'ä ©egenn^art tvax fe^r Bete^renb, ba er für Stunft unb<br />

ttaÜenif(|e Literatur üiel Qlnregenbeö mitgeBrad^t ^atte.<br />

ßtinfd^en aU biefen SSefud^en ^aik ©oet^^e eg in ben<br />

jtoei erfien 3Konaten bea Sa^reä nid^t an :^äu0Ud^er 5!^atig*<br />

feit fehlen taffen. 5£)ie X^iilna^nu an (Sd^iUer'ö XeU,<br />

ber eBen in biefer ßdt entjtanb, bie Seetüre ß^alberon'ä, bie<br />

f^ortfü^rung ber Bereits im t>origen Sa^re Begonnenen 33ü^*<br />

nenBearBeitung fetne6 ©ij^ ijon aSertid^ingen unb bie (Sorge<br />

für bie I^iteraturjeitung füllten aüe freien (Stunben ^inreid^enb<br />

aug. ea täft fid^ benfen, mit n>ie leB^^aftem Sntereffe er bie<br />

©eftattung be8 Sc^iHer'fd^en 3)rama'S üerfotgen mu^te, ba er<br />

l^ier ein ipoetifd^eg (Sujet, beffen erflen Jteime fein SnnereS<br />

empfangen unb entn^icfeU ^atte, burd^ bie nod^ jugenbUd^et


'<br />

168<br />

f^prubetnbe ^robuctbitat fetneä ^reuiibeö \iä) §u einem f^txx]<br />

lid&en ©eBUbe entfatten fa^. 5Bat gleidf> bie f^otm eine ar<br />

bete, aU bie er bem ©egenjlanbe jugebac^t ^atte, unb truj<br />

baö 2Öerf au^ im (Sin^etnen entf(|ieben baö ®e^rage be(<br />

©d^itter'fd^en ©eijteg: fo mugte er bo^ in ber Qtuffaffung be^<br />

@anjett, trie in ber Qluöfü^rung be3 3Sefonbern üSeraÜ mit<br />

©enitgt'^uung feinen n?o^tt^ätigen (Sinf(uf ernennen. @r f^at<br />

in f^ätern Sa^^ren f\ä) felBft Unrecht, n.'^enn er fagte, ba§<br />

©dritter i^m nid^tä atS bie Qlnregung unb eine teBenbigere<br />

Qlnfd^auung (ber (Siä^irei^erifd^en OertUc^feiten unb S^fiö^^O<br />

i^erbanfej f(^on bie Qluffaffung be§ ^au^tc^arafterö n^ur^ett<br />

gan§ in ®oet:§e'0 urfprüngUd^er ßonce^tion. ©Ritter fanbte<br />

i^m bie einzelnen Qkte, n?ie er bamit fertig irurbe, ju, unb<br />

fd^ö^fte aug feinem S3eifaa er^öt;te SujI unb Äraft jur aßott*<br />

enbung beä ©anjen. QHSbann njurbe fogleic^ jn^ifc^en Beiben<br />

5)i(^tern üBer bie QUiffö^rung beg SCßerfeä i^er^anbett, bereu<br />

fid^ ©oet^e nid^t mit größerer ^^ie'ße ^citte annehmen fönnen,<br />

trenn ba6 2Ber! fein eigene^ geirefen n?äre. ®r üBerlie^ bem<br />

SSerfaffer bie 33ert^eilung ber Olotlen unb leitete mit i^m ge*<br />

meinf(i^aftUd^ aufö (Sorgfältig fte bie groben. Sn aEem Q(eu*<br />

^ern, in ßofiüm unb 5£)ecoration ,<br />

^dt er dn befd^eibencS<br />

a)Zaf , irogegen er baö innere, baä ©eiflige, 5Declamatton,<br />

©efticutation, ©ru^^irung ber Figuren u. f.<br />

w. fo t)od^ atS<br />

ntÖgUc^ in fieigern fuc^te. 5ene SDtä^igung trar nid^t Hoß<br />

burd^ bie ö!onomif(|en ^'itid beS 5:(;eaterä geboten, fonbern<br />

fioj aud^ au3 ber UeBerjeugung , baj niemals im @c§auf^iet<br />

ber finntid^e (Stoff ba3 ©eiftige unb ^ö^ere übernnid^ern bürfe.<br />

Qltjer bie S3egeifterung für biefeö iiingjte ©efd^en! ber


169<br />

bramattf^en 3)?ufe ^lett i^n niä)t aB, ft^ gteic^^eitlg an äU<br />

Um 3J?cijiertrerfen, namentUd^ an einem (Stüde t»oit ßalbe=«<br />

ton, 5u erfreuen. „?^emanbo, ^rinj ijon Portugal," [(J^rieB<br />

er batüBer (Snbe SanuarS an ©dritter, „liMt §u ^q in ber<br />

origen @tücfen,<br />

an^ manä)ixld Urfad^en im ®enuf beg ©in^elnen, Befonberä<br />

Beim erfien gefen, gejiÖrt} n^enn man aBer burc^ ift, unb bie<br />

Sbee \i^ n>ie ein $^önir aug ben ^^tammen öor ben Qtugen<br />

be§ ©eifteä er^eBt, fo gtauBt man nichts S^ortreffUd^ereö ge*<br />

tefen ju ^aBen. 3a, i^ mö^te fagen, n^enn bie ^oefie ganj<br />

ijon ber SDöett ijertoren ginge, fo fönnte man fte auö biefem<br />

@tü(f irieber ^erftetten."<br />

So burd^ ältere unb neuere 3)Zeip:er)rerfe auf ba^ £)rama<br />

i^ingeitiefen, na^m er nneber, h)ie er in einem 35riefe an ßd^'<br />

ter Berichtet, „im ^eBruar ben ®ö| öon 33 er U dringen<br />

ijor, um i^n ju einem Sßiffen sufammen^uftteten , ben bag<br />

beutfd^e ^uBücum aUenfattS auf einmal ^inunterfc^lucfen<br />

fönnte." „5£)ag ifi benn eine Böfe D^peration," fügt er ^inju,<br />

„troBei man, ix^ie Beim Umänbem eineä alten «^aufeS, mit<br />

fleinen $$:^eilen anfängt unb am Snbe ba§ ©anje mit fd^ireren<br />

.Sofien umgeM;rt ^at, o^ne beg^alB ein neueä ©eBäube ju<br />

^aBen." 5Die unerquitflid^e QlrBeit Befd^äftigte ii)n Bi6 tief in<br />

baS 3a^r ^tnein. %m 30. Suli fd^rieB er an ßelter: „9ßon<br />

meinem ®Ö^ :^offe iä) in iner Sod^en SefeiproBen ju 'galten.<br />

2)of es bamit fo ireit fommt, Bin i^ 3^en ganj attein<br />

fc^ulbig. 3c^ Begrif nic^t, n^arum id^ feit einem Sai^r in<br />

biefer 5lrBeit 5ßenelo!peifd^ öerfu^r unb, ivaS i^ getroBen ^atte.


170<br />

immer triebet aufbröfette. 5£)a ta§ i^ in Syrern 5luffo^:*)<br />

SCßaS man nic^t lieBt, fann man ntd^t mad^en. 5£)a<br />

ging mir ein Sic^t auf, unb i^ fo^ red^t gut ein, baj i^ bie„<br />

5lTBeit Bisher aU ein ®ef(|äft Be:^anbeU l^atte, bag eBen au^<br />

fo mit anbern n?egget^an fein itJoUte, unb bejhjegen it>ar e8'<br />

aud^ gefd^e^en, n?ie e6 getrau n?ar, unb :^atte feine 3)auer.<br />

0Zun irenbete i^ mtf)x Qlufmerffamteit unb 9f?eigung, mit me^r<br />

©ammtung, auf biefen ©egenfianb, imb fo trirb ba§ SÖerf,<br />

iä) h)ia ni(|t fagen gut, a^er bod^ fertig. '^ 3n einem ^Briefe<br />

an Setter öom 8. Qlug. ^ti^t eg: „3d^ verlange fe^r, ben<br />

umgearbeiteten ®ö| au^er mir ju fe^en. 5# tüäre fc^on<br />

lange bamit fertig, n^enn mid^ nid^t feine Sänge incommobirt<br />

l^atte; benn inbem iä) bag


171<br />

bfefen Duaberjtcinen Qlitffä^e, treidle bte aHgemeinen ®runb*<br />

fä|e bcr etnjelneit ®e6iete i?on ^unj^ irnb Siffenfc^aft Uf)an^<br />

belten. 3n biefem (Sinne ijertangte er benn anä) i^on ß^ikx<br />

„üWa^ re^t i^unbamentateg" üBer ^J^ufif, unb er freute fid^<br />

üBer ben SSetfatI, ben (gd^iUer eini?r „(Einleitung in bie ^^i*<br />

lofo^'^ie ber Stationen" f^enbete, h?e^e ein Qlnoni^muiS jur<br />

ICiteratur^eitung eingefanbt ^atte. (Sr felBfi :^iett fld^ für fei=«<br />

nen 3;^eil am tieBften an au^ge^eid^nete Srfd^einungen unb bie<br />

X^eorie ber Bitbenben unb ^oetifd^en ^imft unb lieferte im<br />

^aufe be3 Sa^rä mehrere barauf Be^ügtid^e Heinere QlrBeiten.<br />

^0 Brad^te bie Siteraturjeitung in ^x. 19 unb 20 einen Qluf*<br />

fa| üBer „2^Hi !^anbf d^aften i)on ^^iU:^^ ^acfert",<br />

bie gegen Qtnfang be§ 3a!^re0 in SCßeimar jur QSerjierung be0<br />

fürj^tid^en (Sd^toffeS angelangt n?aren, in 0h. 32 — 34 eine<br />

au^fü^rtic^e QlB^anbtung, bie „3Sortefungen ÜB er 9)1 aU*<br />

rei von Jp. i^üe^U, au0 bem @ngt. öon ^fd^enBurg"<br />

Betreffenb, in 01r. 46—48 jtrei für5ere Qlnjeigen üBer „^tu<br />

crfd^ienene ^u^ferft id^e". Qltle biefe Q(uffä|e finb mit<br />

ber 6f)iffre 2Ö. ^. ^. (Seimarifd^e Äunfl^^f^reunbe) unter*<br />

jeic^net, gelberen aBer, n?enn fie gleid^ unter 3)?ei)er'6 93eirat^<br />

unb 5Witn)ir!ung entftanben fein mögen, ber ?^orm unb i^-af*<br />

fung nad^ o^ne S^^^^if^^ ©oet^e'n an unb ftnb ba^er auc^ ijon<br />

Sßoaö in bie 9fZad^träge ju feinen 5Öer!en aufgenommen tüor*<br />

ben. — SD^it Befonberer SieBe unb gutem ^umor iji eine<br />

Oteccnfion ber ©ebid^te \jon 33oJ auggefü^rt. Sn<br />

leBenbiger, Blü^enber 5)ar|le(tung, n>ie fie je^t unfemi ^iä)Ux<br />

nic^t gerabe geläufig trar, fc^ilbert fie ben ^reiä, lüorin ftd^<br />

33offenä S[Rufe Beh?egt, unb erörtert feinen Hinflug unb feine


,<br />

:<br />

172<br />

Sßerbienjie, namentlich aud^ itm beutf^e «S^rad^c unb 9)?etrif.<br />

^ie ganjc Qlrteit ijt ein 3)Jufier bon Urbanität «nb ?5ein:^eit,<br />

fettfl im leifcn ^abet unb @:pott, j. aB. h?o ev üon Sßoffeng<br />

i3orüBergct;enbem Qlnt^eil an „jenem bid^terifc^en i^tei^eitSfmne"<br />

fprid^t, ber i^n „auc^ an feinem ^^eiU ben ^i)cm getegentUd§<br />

mit ^i^rannenBtut :^aBe färBen (äffen." Uekr^au^t a'ber jeugt<br />

hk Olecenfion öon aufrichtiger Ql^tung unb 3uneigung §u<br />

IBo^, bte er aud§ fonjt n»ieber^o(t funb gegeben f)ai.<br />

®egen (Snbe Snni fcegoB fidf) ©oet^e na$ Sena unb trarb<br />

benfelBen QlBenb burd^ muntere So^anniSfeuer auf ben ^ö^en<br />

begrüß t. Unter biefen t§at fid^ auf ber 6:pi|e beö ^augbergeö<br />

ein fotoffaleö (eud^tenbeg A (auf ben Flamen ber ^erjogin<br />

3)lutter beutenb) l^eri>or. (S0 n^ar bag gemeinfame Ser! ber<br />

fogenannten SD^io^ren ijon Sena, einer %xt öon ^^a^aroni'ö,<br />

,Knaben üerfd^iebenen Qllterä, bie am ^axti unb an ben ©trafen*<br />

edfen ju flet;en pflegten , unb für geringen £o^n allerlei fleine<br />

Qlufträge unb ©efc^äfte beforgten. dli^t bloß ben (Stubenten,<br />

m^ Un tpeiblic^en ^Dienftboten n^ißfä^rig, erhielten fie i^on<br />

biefen bag Sa^r über bie 33efenfhim:pfe, bie fie bann für ben<br />

Qlbenb beö So^annigtaga §um Verbrennen aufbertja^rten.<br />

©oet^e<br />

benmnberte bie ßrfd^einung M einem Reitern Qlbenbgelag in<br />

einem streife Don ?^reunben, unb ba fd^on feit einiger ßdt eine<br />

immer ernjier n^erbenbe ^olijei Qlnfialt machte, bergleid^en<br />

feurige Sufibar!eiten ju i?erbieten , fo imiproöifirte er ben 5'oafi<br />

3;D:^anmöfeuer fei uni?erlrc^rt<br />

!Dic ^reiibe nie üerloven!<br />

S3efcn iüerben immer fium^f gefeiert,<br />

Unb Sungenö immer geboren.


173<br />

QHä Oterauffe^er ber iriffenfd^attti(|en itnb ilunjiinfiitute<br />

M Scimartfd^en ©eBietea unterführte er W Qlnflötten ^u ^cna<br />

unb fjatte bte ?5reiibe, tefonberö bte mmeratogifd^e (Sammtung<br />

in ^d^i^nm «nb £)rbnung geförbert ju fiitben. 5Die i?on<br />

3Bütttter ^mtertaffene 35iBUot^ef gaB noc^ immer, burd^ SSinben*<br />

kffen unb (Sinorbnen ber 93ü(^er, 9}Zan(^eg ^u t^un. ^lac^bem<br />

au^ ber «^er^og mit bem ©e^eimenrat^ SSoigt ^erüBergcfommen<br />

h?ar, faßte man ben SBefd^luß, ein anatomifd^eä a)?ufeum ein*<br />

^uri(|ten, tre^eö aud^ unter -5}}rof. Qlcfermann'ö J^eitung Batb<br />

ju gebei^en Begann.<br />

5e n?eiter er in feinen c^romatifd^en Stubien fortrücfte,<br />

befio lieBer trurbe i^m bie ©efd^id^te ber 9?aturn?iffenf(^aften.<br />

©0 la§ er je^t bie ©efd^ic^te ber nad^^er fÖnigtid^ genannten<br />

(Snglifd^en (SefeUfc^aft öon S^^^oma^ (S^rat unb bie ^JrotofoHe<br />

biefer ©efeUfd^aft bon SBird^. %aft jebe ru^^ige ©tunbe n.nb*<br />

mete er biefen Sßerfen, unb gaB f^äter in feiner ©efd^id^te<br />

ber f^arBenle^re ijon bem, iraö er fid^ barauö jugeeignet, furje<br />

{Rec^eufd^aft.<br />

(Seine ^oetifd^e Qlber jlocfte, bie UmarBeitung beg ®5|<br />

aBgered^net, in biefem Sa^^re trieber gänjUd^. dU^t ein ein*<br />

jigeö ®ebid§t toarb i^m burd^ ben Sßerfe^r mit 3^^^^^ enttocft,<br />

unb felBjt ber auf ben 9. ^o'o. Be^orfte^^enbe fefiUd^e (Einzug<br />

ber neuüermal;tten (SrB^rinjeffin 3Äaria ^au(oh?na, ber lieBeng*<br />

njürbigen norbifc^en »^aifertod^ter, üermoc^te i^n nid^t ju einem<br />

t^eatraUfd^en ©etegen^eitögebid^te anzuregen. 5m ®efü^( fei*<br />

ner ie|igen Un^robuctiijität tvoUk er Q(nfangg fid^ auf ber<br />

33ü^ne gar nid^t in Unfojien fe^en. %U er aBer 'oon atten<br />

Seiten :^er bie großartigpen Qlnftalten pxm feVf«"S« ^^^


174<br />

^ürfiitt ma(ä§en fa^ , iüurbe cä i^m boc^ suk|t, einige ^age<br />

ijor i^rer Qlnfunft, angji, baf er [ic^ aüein ouf nic^tg gerüjiet<br />

f)atU, unb ba er fetbft feine (Erfinbunggfraft umfonjl anfirengte,<br />

fo n?anbte er fid^ an Sd^ider, irelc^er benn auc^ in ^ux 5;ogen<br />

eine feiner freunbU(^ften (Sd^ö^fungen erfann unb auSfüC^rte:<br />

5Die ^ulbigung ber «fünfte.<br />

QlBer untt>ätig fonnte ®oet:^e nie fein unb „fein 3)JüSig«<br />

gang tvax/' iiüe (B^iUtx an ^umfcolbt fd^rieB, „nur ein<br />

5Öed^fel ber SSefc^äftigung.'^ (So unterna'^m er benn no^ im<br />

(S^ätia^r 1804 jn^ei QtrBeiten, bie er jebod^ erji im nä^flen<br />

Sa^re i^oUenbete: bie Ueberfe^ung öon Otameau'ö 9flef*<br />

fen, einem 3)?anufcri^t öon 3)iberot, unb bie ^erauögaBe<br />

i)on Sincfelmann'ö 93 riefen an 93erenbig, benen er<br />

eine ß^arafterijlif SÖincfehnann'S Beifügte. 3)ie (S^rift ijon<br />

5Diberot, ein 3)ialog, timrbe i^m i^on (Sd^iUer mitget:^eilt mit<br />

bem aSemerfen, ber SÖud^^^änbler ®öf$en fei jur Verausgabe<br />

beffelben geneigt, n?ünf(|e aber ijor^er, §ur (Erregung grijferer<br />

Qlufmerffamfeit , eine beutfc^e Ueberfe^ung in'ö publicum ju<br />

fenben. ©oet^e, ber fd^on feit längerer ßdt üor bem a>er*<br />

faffer gro^e Qt(i;tung ^egte, übernahm bie %xUit gerne, unb<br />

iribmete fic^ i^r mit großem (Eifer. 3m erflen SÖurfe n?ar<br />

fie bereits am 24. 5an. _18Ü5 fertig , tt)o er fein 33^anufcri^t<br />

an (Schiller mit folgenbem 33idet überfanbte: „-^ier, mein<br />

SBejier, baS D:pug. ^aben (Sie bie @üte, eS aufmerffam<br />

burd^jutefen, am Otanbe ettraö §u notiren unb mir bann 5^re<br />

ayieinung ju fagen. iDarauf n^itt tc^ eä noä) einmal burc§*<br />

ge^en, bie DZotata berid^tigen, einige ;^ücfen auöfüUen, ineüeic^t<br />

einige ci}nifc^e (Stellen milbern, unb fo mag eS abfahren. ^'


175<br />

SBaS bte ^ier erh?a^nten „^otaia" Betrifft, fo ^atte er ftd^<br />

anfangs vorgenommen, bie ^erfonen unb (Segenftänbe, treibe<br />

in bem 3)iatog Bef^roc^en fmb, in einem Qln^ange atip^aBetif^<br />

georbneter Qlnmerfungen me^r in'g ^tare ^u fteHen. @r führte<br />

ben ^lan nur t^ei(n?eife aug, fügte aber baS, n?ag er ju<br />

©tanbe geBrad^t, „in Hoffnung einer fünftigen u>eitern Q(u6*<br />

fü^rung" ber Ueberfe|ung bei. 5£)iefe erfuhr baa eigene Schief*<br />

fa(, baf fie im 3- 1821 in $ariö i)on ^mi tatentöoUen jun*<br />

gen 9}?ännertt, bem SSicomte be ©aur, unb feinem i5ireunbe<br />

be ix gefie*<br />

^m, baj tvix, n^aS biefeS ,^unjitrer! dn^a i)on ÖJ^enfc^enfennt*<br />

ni^ bietet, lieber in ^ribuna(= unb Sod^auSaften fud^ten, unb<br />

baf n^ir für eine noc^ fo treffUd^e ?5rorm, bie an fotc^en @e*<br />

genfiänben verfc^n^enbet n?irb, feinen @inn ^aben. Unb aud^


176<br />

©oet^e'g Qlnmevfmtgen fmb öon bem BÖfcn ©eifie ivie ange*<br />

pecft, unb jtrar gerabe ba, iro fie fid§ um .^unfi unb ©cfdf)ma(!<br />

bre^en. (E0 fc^eint eine Qlrt tia^gieBiger ©tlmmung<br />

gegen bie tontantifd^e ^unjl nnb bie ©ötter ber neuen ei*<br />

ten SorBeetj SÖerfe ttne l^ear, J^amtet unb bcr jianbt;afte<br />

5J}rinj, bie ©eBurten ber romantifd^en Sa^r^unberte , f^d^m<br />

aber in bemfettjen ^tt^emjuge bie %xn^U ber 33er:6inbung be0<br />

Ungeheuern mit bem QlBgefc^macften} unb ber Oiat^ itMrb ge*<br />

geBen, un0 auf ber Jpö^e biefer BarBarifc^en Qbantagen ju<br />

cr'^atten, ba h.^ir bie aniifm 33ort^ei(e bod§ nie errei(i^en trür*<br />

ben." ^Dagegen Bemerft aBer OtofenJranj mit Siedet, ein 2ßerf,<br />

baö 5)iberot gefd^rieBen, unb ©oet^e ju üBerfe|en unb ju er*<br />

läutern unternommen, n?etd^eö er — fe^en tvix ^inju — in<br />

einem 35riefe an ßetter für dn ira^reö SD?eijieriverf erflart,<br />

unb ijon iretc^em (S dritter mit gleichem !^oBe in ^^riefen an<br />

Mxmx unb ^umBotbt fpric^t, fonne unmi3gticC; fp fc^tec^t<br />

unb uxaä^Üiä) fein. 5Den richtigen ©efic^ta^unft ^ur 3Bürbi*<br />

gung ber ©d^rift giBt (Sdf)i(Ier in fotgenber (Stelle eineö 93rie*<br />

feg an Körner: „d^ ift ein ©ef^räd^, irelc^eö ber fingirte<br />

0Jeffe beg aWuficuS Otameau mit 5£)iberot fü^rt. iDiefer 01effc<br />

ifl baS 5beal eineö ©d^maro^erg , aBer eines «Heroen unter<br />

biefer (Staffe, unb inbem er ftd^ fc^ilbert, mad^t er lUQi^i^<br />

bie ©ati^rc ber (Societat unb ber 2Öelt, irorin et<br />

leBt unb gebeizt." Unb bamit üBereinjlimmenb ,<br />

flnbet<br />

öiofenfranj nad| einer nähern QlnaU}fe beö £)iatog0, baß


177<br />

®oet&e barin einen njtd^tigen ^Beitrag jnr innern ®ef$f^te<br />

%xmfxd^§> üor ber 9Ret»oIut{on , ben (Sobej: fetner fociaten<br />

3em[fent;ett gegeben f)aU, irte fie nod^ mit ben SRofen ^eite*<br />

rer ©efeüigfeit, nBernmt^igen (gd^erjeg üterflreuet irar.<br />

©d^it*<br />

ler'ä ^Inna^me, ba^ ber 9^effe Olameau'6 ni$t exipirt ^abt,<br />

h?iber(egt ftd^ bnr$ eine «Stetle in 9)?ercier'ö Tableau de Paris,<br />

Bei beren S5ergteic^ung mit ber 5)tberot'f^en B^t^^i^^^Ö fofl^t<br />

eine gennffe 5Portraitäf>ntid^feit wn^erfennBar ip.*)<br />

^k anbere Qlr'beit ©oef^e'ö, bie ©d^itberung ^ini><br />

cfetmann'0, Bejeid^net bagegen ©eröinu? aU bie Bej^e 6^a=<br />

rafteriftif, bie er gefc^rieBen l^aBe. 5Den Qlnlaf baju gaBen<br />

aßin(!etmann'0 ^Briefe an SBerenbig, bie tängjl f^on in feinen<br />

^anben n>aren. 95erenbi3, imx einem Q(ufent:^alte ju (See=^<br />

l^aufen ^er mit Sincfetmann Befreunbet, unb feitbem mit i'^m<br />

in (^orre8!ponbenj fie'^enb, ^atk luU^t atg ^ammerrat'^ unh<br />

(S^atonidier Bei ber «^erjogin Qlmalia in SÖeimar geftanben<br />

unb nmr bort im 3. 1783 gejtorBen. 5)ie «^erjogin iiBertie*<br />

ferte ©oet^e'n bie QBincfelmann'fd^en S5riefe, mit ber (SrtauB*<br />

nif , fie in ^xuä jn geBen. S^lad^bem unfer S)t


178<br />

'i)kx üUt „5lnttfe3, ^eibntfc^eS , (S^ön'^ctt, ®eh?a^rirerbett<br />

Qxk^i\^n t^unft u. f.<br />

it)." fagte, ^atte er fetSfi erlebt unb<br />

emipfunben. 5)a5er au^ bie SBärme, trotten bag ganje, trenn<br />

Qldä) fftjjen^aft gesottene ©ematbe bur^flrömt ifl. UeBrtgenä<br />

gepe^t er, aud^ feine ?5reunbe 3)?ei)er in Sßeimar, i^ernon? in<br />

5ena unb 2ßotf in ^atte mit in'g Sntereffe gebogen unb U^<br />

fonberä au6 einem Qluffa|e beä £e|teren manc^eö Qlnregenbe<br />

gef(ä^ö^ft 5U l^aBen. 5Drei «Sfijsen fd^icfte er am 19. Ql^ril<br />

1805 an ben 3)ru(fer aB, unb er fd^rieb barüfcer am näd^ficn<br />

^age an ©dritter :<br />

„^^ tvd^ ni^t, trelc^er 3D?ater ober 3)i*<br />

lettant nnter nn ®emä(be fd^rieB : in doloribus pinxit. 5)iefe<br />

Unterfd^rift möd^te ju meiner gegentüärtigen QlrBeit wo^l V«f*<br />

fen. 3d^ n?ünfd^e nur, baß ber !^efer nid^tä baüon em^finben<br />

möge, tuie man an ben ©:päfen beä (Scarron bie ®idf>tfd^mer*<br />

gen nid^t f^ürte/'<br />

In doloribus pinxi fonnte ©oet^e bie^mal im bo^V^^^^"<br />

©inne fagen. ®ie (Se^nfud^t nad^ Statten tjatte i^n üBer ber<br />

QlrBeit irieber leB^aft ergriffen, unb er irürbe aud^ bem 3«g^<br />

feineä «§er§enö gefolgt fein, ivenn er nid^t bie ^ojlen unb<br />

3J?ü^feUgfeiten gefd^eut i)ätk. *) ^ann ^att^ er aud^ 6einat)e<br />

feit bem Qtnfange beg Sa^reg, ba6 für i^n burd§ ben unerfe^:*<br />

liä)m SSertufi feineä treuer ften- f^reunbeä fo ijer^ängnigöoU<br />

tüerben foHte, fajl immer för^erlid^ gelitten. B^^ini^l^ ^^at<br />

er an einer ^^ierenfolif mit heftigen .^räm^fen fo franf, baß<br />

Dr. ©tarfe jn^eifelte, i^n ganj l;erftellen ju fÖnnen. Sßranb*<br />

unglücf in feiner ORci^V, tvo^on er Iperfönlid^ Bebro^t n^ar,<br />

*) @. @cl^iaet'0 gSricfh). mit ^umBolbt,


179<br />

irarf i^n In ba8 Ue^et, an^ bem er fic^ ju retten jIreBte,<br />

jurücf. Qtud^ ©(Ritter \vax gegen bie 9)lttte Sanuarä, unge=«<br />

fa^r gtetc^Seittg mit i^m, erfranft: ba§ !perfönUc^e S^fammen*<br />

fomnten ber Betben f^teunbe it>ar unterBrod^en, fie n?ed^felten<br />

f[{egenbe 33tätter. 5Do§ er^otte ftc^ ©d^ider iineber unb Be*<br />

fuc^te ©oet^e'n, ben fein UeBelBefinben fortbauernb an bie<br />

©tuBe feffette. (Sie umarmten fid^ lange unb jiumm, unb<br />

fnü!pften bann fd^nett eine er^eiternbe geiftige Unterhaltung an,<br />

t>"^ne ba^ (Siner beä Qlnbern ^ranf^eit ern?ä§nte. 2)urd^ ju<br />

frü^eä Quigge^en mod^te fid^ Sd^iUer öerborBen ^^aBenj fd^on<br />

crm 9. i5^-eBruar mu^te er in feinem S'^otijenfatenber einen neuen<br />

^ieBeranfatt anmerfen , unb irar nneber auf ben 95i(let\red§fel<br />

mit ©oet^e Befc^ränft. 0?od^ einmal ftegte bie SeBenSfraft<br />

ÜBer fein XteBet. Qlm 27. ^äxi melbete er: „5d^ ^aBe mid^<br />

mit ganzem (Srnfi enblid^ an ben ^Demetriuä angeflammert unb<br />

benfe nun nic^t me^r fo leicht jerftreut lu trerben." ©eine<br />

leiten ßdkn an ®oet^e, welche biefer wU ein ^eitigt^um<br />

aufBen:al)rte, fmb öom 24. Ql^ril. (Sr nmrbigt ^ier fac^öer*<br />

ftänbig ©oet^e'S ^tnmerfungen ^u Olameau'g Steffen unb fd^Iie^t<br />

mit ben SCßorten: „öeBen «Sie red§t tro^l unb immer Beffer!'^<br />

33on ©oet^e erjat^lt man, ala er am 9[)?orgen beg legten 9f?eu=«<br />

ja^rötageä einige ßcikn i^ Sd^iUer rid^tete, :^aBe er Beim<br />

Sieberb urc^lefen ju feinem Sc^retfen gefunben, ba^ er umritt*<br />

fiirlid^ (Sd^iHer'n ©tüdf „jum legten neuen 5a^r" gen?ünfd^t;<br />

unb auc^ in einem erneuten SBiUet IjaBe er fic^ faum enthalten<br />

fönnen, baö omini^fe 3Öort aBermalä ju geBraud^en.<br />

Qlm 29. 5l!pril trar Sd^itter jum legten aJZal im 3:^eater.<br />

(gr fianb eBen im SSegriffe ba'^in §u ge~^en, als ®oetl;e ju i^m<br />

12*


•<br />

i^m<br />

180<br />

itt'S Bimmer trat £)tefer trollte if)n mä)t ijom a3cfud^ be^<br />

©d^auf^ielö a^^atten, itnb fovtbauernbe0 Wi^Uf^a^m ertauBte<br />

auc§ ni^t, ben i^reunb ^u Begleiten. (So fd5)iebett fie benn<br />

J)or @^itler'0 «^auötpre, um fi^ nie u^ieber ju fe^en. «Schiller<br />

etfranfte noä) benfelBen 5lBenb auf g 9leue, unb ©oet^e muf te<br />

fid^ feinet eigenen UtUU iregen n?ieber ju Ǥaufe l^aWen.<br />

3)ei: Swfianb feineö ^ör^erS unb ®eijteg it^ar ber Qlrt, ba§<br />

eö aüer eigenen ,^raft Beburfte, um fid^ aufrecht ju Ratten.<br />

(Sine Böfe Ql^nung Uq fd^tret auf i^m. «^einrid^ 23o^ *)<br />

fanb i^n in biefen flogen einmal in feinem ©arten mit ^^rcinen<br />

im Qluge. 3)er junge ^auöfreunb erjä^lte i^m SSieleö i>on<br />

©c^iUer, ba8 er mit ?^affung ant;örte. „5)a0 ©d&ic^fal ijl<br />

unerBittlid^, unb ber 3)Jenfc^ n^enig!" 5)ag n>ar ^löeö, ivag<br />

er fagtej unb n?enige Qlugentjlicfe nad^^er ging er ju einem<br />

l^eitem<br />

©egenftanbe üBer.<br />

Qln bem QlBenbe, wo (Schiller jiarB (9. ^Ui), tvax 2)?ei}er<br />

Bei ©oet^e, alö bie ^obeönac^vid^t braufen eintraf. 9i)Zei)er<br />

hjurbe<br />

l^ in aufgerufen, ^atte aBer ni^t ben Wntl) jurücf^u*<br />

fe^ren, fonbern ging n?eg, o^ne QlBfd^ieb ju nehmen. 5)ie<br />

(Sinfamfeit, in ber fid^ ©oet^^e Befinbet, bie 33ern?irruttg, bie<br />

er üBeraH n?a^rnimmt, baö 93eftreBen i^m auö^un^eid^en —<br />

Qmeg läjt i^n ni#tS 5:röpli(^ea -|rtrarten. „5d^ merfe eg/'<br />

fagte er enblid^j „©dritter muß fe^r franf fein," unb \vax bie<br />

üBrige ß^it beö QtBenbö in fic^ gefe^rt. (Sr a^nte n>aö ge*<br />

*) JDer @o^n beö terü^^mten 5)td^tcrg Sodann ^tirvciä) , feit bcm<br />

grü^jal^rc 1804 ^rofcffor in Sßeimar, ^auöfceunb \?on (Bä)ilkt<br />

unb ©oet^e.


181<br />

fd^c^cn wax', man ^örte i^n ?(la^t^ ircinen. Q(m anbem<br />

3)?orgen fagte er ^u einerJ^reunbm: „^iä^t \va^x , ©^itler<br />

irar gefiern fe^r franf ®er 9?a$brntf, ben er auf ba0<br />

„fe^r" legte, ergriff fte fo ^eftig, baf fie, flatt ju anttrorten,<br />

in ^^tuc^jen au§Bra(^. „@r iji tobt?" fragte ®oet^e mit<br />

i^ejiigfeit. „on Irinnen gegangen.<br />

5Die ^araben im XoU finb nidfit bag, traa iä) IkU."<br />

(SoBatb er fid^ etn^aö ermannt ^aiU , fa^ er ftd^ nac^<br />

einer entfc^iebenen großen ^^äti^feit um. (Sein erfter ®eban!e<br />

u>ar, ben 2)emetriua ju ijottenben. SSon ber frü^eften ßon*<br />

ception an t)iö in bie jüngfie ^dt i)atte er, h?eU ©d^ider<br />

eBen fo trenig miibe irarb frembe 3)?einungen ju ijerne^men,


182<br />

atS feine etgenett ^in unb ^n ju n:»enben, fietä Beirat^tg un^<br />

tnittl^attö eingeirtrft} ba§


183<br />

trutjelte? 2Öie btirfte fein trefd^eö, „cottciUatiteÖ" ®etnüt^,<br />

baö, feinem eigenen ©efiänbniffe naorrent;eit no(| üerme^rt ^aBe. 3)en ßwfianb<br />

aBer, in ben er fic^ nun ijerfe^t fü^tte, n?agte er ftd^ fanm.<br />

nod^ in feinen alten ^agen ju i^ergegenträrtigen. 9tun War<br />

i^m Sd^iUer eigentlich erjl entriffen. (Seiner fünfilerifd^en<br />

^inBilbungSfraft n^ar öerBoten, fid^ mit bem Jlatafalf ju Be*<br />

f(^äftigen, ben er bem entfd^lafenen ^reunbe aufjuri(^ten ge*<br />

W^k, unb ber länger, als jener ju 9)Zeffina, ba0 33egräBnif<br />

üBerbauern foHte} fte raanbte fic^ nun unb folgte bem ;2eid^nam<br />

in bie ©ruft, bie i^n ge^rängloö eingcfc^lpffen ^atte. 0lutt<br />

erjt fing i^m (Schiller an ju ijerirefenj unleiblic^er (Sd^merj<br />

ergriff i^n, unb ba i^n för!perlid;e l^eiben öon jeber ©efeU*<br />

fc^aft trennten, fo irar er in ber traurigjten (Sinfamfeit Be*<br />

fangen.<br />

©ans "^^"^ Jobteno^fer ließ er inbeß bod§ ben ?^reunb<br />

nid^t, in n?eld^em, wk er ß^lt^ni fc^rieB, i'^m bie Hälftefeines<br />

£)afeinS verloren ging. 3}Jan n^anbte fic^ bringenb an<br />

i^n i^on Seiten bea 5Öeimarer $:^eaterS unb anberSn^o^er^<br />

baS Qtnbeufen beS QlBgefdJ)iebenen auf ber SBü^ne ju feiern.<br />

5ßie fe^r fi(§ i^m baBei ber (Sd^merj erneute, baf er bieg<br />

nid^t auf bie üon i§m BeaBfid^tigte Seife if^un fonnte, fo


184<br />

ging er bo$ auf ben Sunfd^ ein unb »erlangte ju bem (Enbe<br />

i)on ßetter einige SO^nfifj^ücfe in feierlichem ©ti)t. 5Dann aBer<br />

faßte er einen anbern ^Jlan unb Befd^lof, 8(|itler'0 ®lotfe<br />

bromatifd^ barjufleden, iro§u er fi^) eBenfaUg ßetter'g Unter*<br />

jtü|ung erBat. 3)ie erjie Q(uffüt;rung fanb im Qtnfange beS<br />

Qlugujt SU Saud^ftäbt, *) eine Sieber^olung am 10. 9)?ai 1816<br />

auf ber Sßeimarer SÖü^ne fiatt. ^m f)atU bie ^errlid^e<br />

5£)id^tung, o'^ne bie minbejie 93cränberung beg ^ertcä, boll«<br />

fommen bramatifc^ BeleBt, inbem bie ijerfc^iebenen Partien<br />

berfetfcen an bie 3)Zitgtieber ber ®efeUf$aft, na$ 9}?afgaBe<br />

beS QHterä, beö ©efc^lec^tg, ber ^erfönUcf)!eit u. f.<br />

w. öer*<br />

t^eitt itjurben. %uä) ff)at ber mec^anifd^e ^^eil be0 ©türfä<br />

eine gute 2ßir!ung. ^ie ernjie SBetfflatt, ber gtü^enbe Ofen,<br />

bie Olinne, tüorin ber feurige ?ßaä) :^eratroUt, fein Qßerfc^trin*<br />

ben in bie ^^orm, ^a^ Qlufbecten berfetisen, baö ^en^orjie^^en<br />

ber ©locfe, it^et^e fogleic^ mit «^ränjen, bie bur^ alle ^änbe<br />

liefen, gef(fmödtt erfc^ien, bag aUeg jufammen gat) bem Qluge<br />

eine angenehme Unterhaltung. 3)ie ©locfe fc^ireBte fo ^o$,<br />

't^a^ bie 9)i u f e anfiänbig unter i^r ^eri^ortreten konnte, irorauf<br />

benn ber ^errlid^e (Svi'fog ju @


185<br />

im 3a^r 1815, tvo et um bie Beiben (S^(ußjiro:p^en Beteid^ert<br />

unb an^ fonjl in üniQm SSerfen öeränbert ixmrbe. *)<br />

^ e d^ & t e ^ Capital.<br />

93efu^ ijon §. 2t. SSolf unb ^r. SacoBt. ©egenBcfud^ in ^aU^.<br />

S3efanntfd^aft mit Dr. ®aU. Xoux nod^ J^elmjidbt. 33cireiö. 5)cr.<br />

toKc 'i^agcn. 0teife nod^ bem ^atj. ^eimfel^r. 2)a0 Sa^r 1806:<br />

Stc^ifion feiner SSetfe bel^ufö einer nenen 5tnögabe. ©icr ©ebid^te<br />

an !lifci^Bein. Stufentr^alt in ^atlöBab. @d^lad^t bei 5ena. SSer^<br />

md^lung mit ß^vijliane 93ut^iuö. ^atriütif(5^ev 3orn.<br />

©oet^e ipreifi eö felBji alö ^ürforge eineö gutgeftnnten<br />

@eniu0, baf Batb na$ bem ^er6en 3Sertuft, ber i^n getroffen,<br />

ein Bebeutenber SOZann frc^ enger an i^n anfc^toß, freiließ fein<br />

3)?ann, ber i^m ben i^eren?igten ?^reunb erfe|en fonnte, aBer<br />

jebenfallö ein ^od^BegaBter, Bttbung§* nnb fenntntf reid^er ®eiji<br />

unb gebiegener ß^arafter. }^x. Q(. 2Öolf, bamata ^rofeffor<br />

in ^aUe, traf ben 30. a)Zai mit einer in frifd^em Sugenbreij<br />

^rangenben ^oc^ter in SCßeimar ein unb n^urbe öon ©oet^e in<br />

feinem ^aufe gaftfreunbli(§ aufgenommen. (Sr ^^atte Big^er<br />

mit unferm 5)i(^ter nur in gelegentlichem Sriefn^ed^fel unb<br />

Umgang gejlanben, in ber legten ßdt jebod^ fc^on an ber<br />

%Beit üBer Sintfelmann eine nähere 3^^cilna^me Betl;ätigt.<br />

*) ©. meinen (Sommentat gu ®oti^e^ ®eb. 3:^1. 3, (S. 192 ff.


186<br />

3e|t tvax fein freunbf(^aftUd§e0 ©ntgegettfommcn ©oet^e'n bo^^<br />

:|3ctt crirünfd^t} einmat, treit biefer bie burc^ ©dfjider'ö Jpin*<br />

fc^eiben entj^anbene furd^tBarc Surfe in feinem Snnern mög^»<br />

lid^ft auäsufüEen fireBte, itnb bann ireil ju ben bieten 0lic^*<br />

tungen , naä) tvd^m fein ©eift ^in forfd^te nnb gefc^äftig tvax,<br />

au^ bie ^:^itotogifd^e gel;örte. 5Die antife ^unft, .^omer, Qtri-<br />

|io:^3^ane6 unb bie grofen S^tagifev ber ©ried^en, Qlrifioteteg,<br />

in bie er alle fo lieBeüolI eingebrungen war, felBft feine natura<br />

it?iffenfd^aft(i(^en ?^orf^ungen, führten i^n auf i^j^itologifd^e<br />

@eBiete3 l^attt er bod^ fogar, n?ie unö auä ^rü^eren Befannt,<br />

G^onjecturen in bem %cxt beö ^^eo^raftifc^en 33üc^tcinö i^on<br />

ben SarBen gen^agt, bie 5Solf'ä ßufiimmung fanben. ^nn<br />

trar eö i^m aBer 93ebürfnif, nad^ allen fenen Olid^tungen ^in,<br />

gteid)fam jur ^rireiterung unb (Ergänzung feineö eigenen<br />

Sßefenö, fic^ mit einem auögejeid^neten 3)Zanne beä i^aä)^^<br />

enge ju i>erBünben, unb \vk er einen fotd^en für bie 3}?uf!! in<br />

ßetter, für Ut Bitbenbe ^unft in 9)?el}er geiuonnen ijattc, fo<br />

fanb er i^n für antife ^oefie unb Literatur üBer^au^t in<br />

SBotf. ?5reiUd^ ein fo enger unb inniger ^reunbfcf;aft?Bunb,<br />

h.>ie mit jenen Beiben, fonnte fid^ au§ bem SSer^ättnif nid^t<br />

entn?icfe(n3 baju n?ar Sotfö ®eifl unb (S^arafter nid^t an*<br />

fd^miegenb genug. @r rut;te mit feinen 5(nfid{)ten unb UeBer*<br />

jeugungen ju fefi unb aBgefd^toffen in fid§, unb n>ar baju i>on<br />

einem SGßiberfiprud^Sgeift Bet)errfd^t, ber fid^ mit ben Sauren<br />

peigerte. Qlnbererfeitö nmr aud^ ®oet^e nid^t ber ^lann, um<br />

leicht in ben ©ebanfengang eine6 Qinbern einjuge^enj er ent*<br />

ua^m unb affimiUrte ftd^ barau6, h.>a8 i^m t)omogen n^ar,<br />

unb Uef baö UeBrige, oBne 'oid ju jireiten, auf fid^ Berufen.


187<br />

^itunkx jebo^ Qoh eö i^m auf fur§e Qnt Unkx^dltmQ,<br />

fi$ münbUd^ an einem Q(nber§benfen ^u retten; unb fo tarn<br />

eg benn aud^ ie|t ju tet^ften 5)eBattett mit 5Botf, n?etd§er<br />

ber ^^itotogte au^fc^Uefttd^ ben 93orjug öinbicirte, ein ftd^ere^<br />

Urt^etl, eine jui>erläffige ,^ritif §u Begrünben, irogegen ©oet^e<br />

unb 9)2ei)er glaubten, Bei ber gefcf)id^ttid^en Sßetrad^tung alter<br />

unb neuerer t^unji, aud^ öon i^rer @eite ftd^ man(|ea 9Kerf*<br />

matä Bemad^tigt ju '^aBen, um 3^i^ «nb Ort, 9JZeifier unb<br />

«Schüler, Urf^rüngtic^eS unb Sflac^gea^mteä , S^orgänger unb<br />

IHac^fotger ju unterfd^eiben. (Sine Q^erflänbigung it?ar nid^t<br />

mögti(|; Sotf n^ar ni^t ju Ben.^egen, ben ^ocumenten feiner<br />

©egner gleiche ©üttigfeit mit ben feinigen, i^rer burd^ UeBung<br />

erhJorBenen ©agacität gleid^en Sert^ mit ber feinigen juju*<br />

gejtet)en. Unb fo fe^rte er au^ öon einem QluSfluge nad^<br />

Oiubolftabt i)on ber Sßefic^tigung ber Beiben SRiefenfö^fe , bie<br />

3}?eöer unb ®oetI;e cntfc^ieben für bie 3)ioSfurenfövfe üon<br />

SRonte ßa^atto erftärten, unüBerjeugt unb nüberfprec^enb<br />

luxM, Snbeffen trüBte biefeö Streiten unb ^otemifiren fei*<br />

neöiregö bie gute l^aune unferg 5Did()ter§ unb feinea ©afte«}<br />

»ietme^r erweiterte biefer, ba er aud^ ein munterer J^eBemann<br />

Umr, ben gangen ^rei§ unb rid^tete i(;n au0 ber tiefen «^er*<br />

jenötrauer um ben 33ertufl eineg feiner ebetften SD^itglieber<br />

em^)or. Q(t6 er nad^ ijierjet^ntägigem QUifentBatte nneber ^eim*<br />

gefe^rt n^ar, fd^rieB ©oet^e an 3t'^ter: „5)ie ©egentvart biefeg<br />

fo ^Öd^fi tüd;tigcn 3)?annc0 Ijat mid^ in jebem ©inne gefiärft."<br />

(Sin X^aax SSod^en nac^ Sotfö QlBfc^iebe, gegen ^nbe<br />

Suni, füt;rte ein guteä ©efd^icf einen Sugenbfreunb ju ©oet^e:<br />

^ri| SacoBi, iretd^er tro§ ber Sßerfd^ieben^eit ber IRid^tun*


188<br />

1<br />

^en, bte fic etngef^tagen , nod^ immer feinem v^erjen treuer<br />

h?ar. 3acoBi terid^tete üBer fein biegmaUgeS 3«f^«ti" fotgenbe, Ui^t unter ben „SBiogra*<br />

Ip^ifc^en ßinjeln^eiten" *) mitgett)ei(te (Stelle jur Qtufna^me<br />

in bie Qlnnalen unter bem 5. 1805 Befitmmt: „3n fold^en<br />

ßuftanben Befanb iä) mid^, atö ber ineljci^rig geprüfte ^reunb<br />

SacoBi, auf feiner 3Riicfreife an^ bem nÖrblid^en 5)eutfc|>lanb,<br />

*) m. 27, ©. 499 f.


189<br />

Ui mix emfvra$ unb niedrere ^age i^erireilte. (S$on bie<br />

Qtnmelbung ijattc nti$ ^öc^tid^ erfreut, feine Qlnfimft machte<br />

mic^ glücfUc^; D^eigung, $Jie6e, f^reunbfd^aft , X^eilna^me,<br />

QldeS IV ar leBenbic3 irie fonfl. -9lur in ber i^otge ber Unter*<br />

Haltung t^at fid^ ein ivunberBarer B^nefvatt ^erijor. ^it<br />

gd^iHer, beffen G^arofter unb ®efen bem meinigen i^ÖUiq<br />

entgegenjtanb , ijatU iä) mehrere Sa^re ununterBrod^en geteSt,<br />

unb unfer trec^fetfeitiger (Sinftuf ^atti bergeftatt geixnrft, ba^<br />

toit unö auä) ba ijerfianben, h?o irir nic^t einig traren. Seber<br />

i)k\t alSbann fefi an feiner ^erfÖnlid^feit fo lange, Biä n?ir<br />

un0 irieber gemeinfd^aftUd^ ju irgenb einem 5Denfen unb $l^un<br />

bereinigen fonnten. SBei SacoBi fanb i^ gerabe baö ®egen*<br />

t^eil. Sir :^atten unS in ineten Satiren nid^t gefet;en; Qlllea,<br />

tva^ mir erfahren, get^an unb gelitten, ^attt Seber in fic^<br />

ijerarBeitet. QUö h?ir nn0 it?ieberfanben, jeigte fid^ baS unBe*<br />

bingte, UeBeiJotle SSertrauen in feiner ganzen ^(ar'^eit unb<br />

adein^eit, BeleBte ben ©tauBen an öoHfornmene X1)eitnal)me,<br />

fo n^ie burd^ ©efinnung, alfo aud^ bur^ 5)enfen unb 5Did^ten.<br />

5lt(ein eg erfd^ien balb anberS; trir UeBten unö, o^ne ung ju<br />

terfie^en. dU^t me^r Begriff iä) bie e^^rad^e feiner q}^ilo*<br />

fo^^ie. (Er fonnte fid^ in ber Seit meiner 5)idf)tung nid^t<br />

besagen. Sie fe:^r f)ätU iä) gen>ünfd^t, :^ier ©(gittern aU<br />

britten 9}knn ju feBen, ber als 3}en!er mit i^m, aU 3)id^ter<br />

mit mir in QßerBinbung gepanben, unb getvi^ au^ ba eine<br />

fd^öne ^Bereinigung ijermittett ^tk, bie ftd^ jn^ifd^en ben Bei*<br />

ben UeBerteBenben nicf;t me^r Bilben fonnte. 5n biefem ®e*<br />

fül}t Begnügten n.nr un0, ben alten SBunb treuUd^ unb lieBeüoIX<br />

ju Befräftigen, unb öon unfern UeBerjeugimgen ,<br />

^^itofo^^i*


0?öt^ige<br />

190<br />

f(3^em unb bid^terifc^em ^^un «nb ;^a(fen nur im Qltlgemclnflcn<br />

trec^fctfeitige ^enntntf ju nehmen." — (2o Qtxdä^U atfo biefcr<br />

93efuegaB ftc^ unfer JDid^ter<br />

nac^ ^aße, n>o er im ^aufe be§ ^reunbeS bie gafttid^fie Qhif*<br />

na^me fanb. 2)ie jüngft in SÖeimar at>ge^ro dienen Untermal«<br />

tungen irurben je|t kBt)aft fortgcfe|t unb nod^ bieten Seiten<br />

l^in ertveitert; bie 3)i8cuffionen bauerten meiften^ 6iö tief in<br />

bie ^aä)t tjindn. %xat IjkxM nun 2öotfö unget;eure8 iißif*<br />

fen rec^t !(ar an ben 5!ag, fo irünfdf>te ®öt§e il;n auc^ aU<br />

Se^rer fennen ju lernen, unb l;örte, burd^ be§ ^^reunbeä (ie=»<br />

Bcnönnirbige 3:od^ter geleitet, mef)rmatö l^inter einer ^a^^eteu*<br />

t^üre feinem 33ortrage ju. 55)a jeigte fid^ ii)m benn, vrie er<br />

fetbji Berietet, „eine an^ ber ^ütte ber ^enntuif '^ertiortretenbe<br />

freie Uebertieferung, auö grünbtic^fiem SBiffen mit ^^rei^eit,<br />

©eift unb ©efd^marf ftc^ über bie 3«^örer i>erl?reitenbe ^lit''<br />

t^eitung/'


191<br />

ßine f)o^\viUUm\mxxt (grfc^einung für @oet§e ivar Dr.<br />

(Ball, ber in ben erfien Jagen bcö ^2tugu|i in ^atle eine 9flei^e<br />

^on 33ortefungen üBer feine neue !^e^re eröffnete, ©teid^ Qtn*<br />

fangg f)atte if)m biefe !^et;re jugefagt, unb mit bem ^au:ptBe*<br />

griff n>ar er f(^on ijon ber i^ergteic^enben Qlnatomie :^er "Be*<br />

freunbet, n?o eä ftd^ bem Qluge Har genug barjteat, ba^ bie<br />

ijerfc^iebenen Sinne aU ßrvdqi beg Olücfenmarfä au6fl[ie$en,<br />

unb erfi no^ einzeln beutlic^ ju er!ennen , nac^^er aBer immer<br />

fcf)n^erer ju fceoBai^ten finb. ®a fic^ nun a6er biefe organifd^e<br />

£);peration in allen Si}fiemen be§ J^iereS nneberl)oten unb i>om<br />

©reiflichen Bi§ jum Unmerftaren fteigern muf : fo h^ar i^m bie<br />

Q(rt, irie ®a(l baö ©e^irn Betra^tete, burc^auö nic^tä ^rem^»<br />

beö , irenn er gteic^ ben ©egnern ©atl'ö nid^t aBftreiten mod^te,<br />

baj er, burd^ feinen (S^arffcUcf gereift unb öerlocft, baö QIB*<br />

fonbern unb ßcxUQtn ^u n>eit trieb. 93eim Qlnfang feiner<br />

aSortrage Brachte er einiges, bie 3)?etamor^55ofe ber ^flanjen<br />

Serü^renbe §ur «Sprad^e, fo bag lieber feinen ^lad^bar ©oet^e<br />

mit einiger aSernumberung anfa^; aBer eigentlich fei e§ ju i>er:=<br />

nrnnbern gen>efen, meint biefer, ba§ ©all, oBgteid^ er bie<br />

Qlnatogie gefüllt ^aBen muffe, bod^ in ber ^olge nid^t nneber<br />

barauf gefommen fei, ba er bod^ fügüd^ burd^ fein ganjeö<br />

©efc^äft bie Sbce t)ätte burd^fü^ren fönnen. Qlu^er ben i)ffent*<br />

lid)en ^Belehrungen entfaltete er no^ ipriimtim, ju ©oetl^e'ö<br />

größter l^rreube, baä ©e^irn toor feinen '•klugen 5 unb alä biefer,<br />

üieüei(^t burd^ bie lebhaften geiftigen Qlnftrengungen, einen<br />

aftüdfaU in feine 9fZierenfoli! Befommen ^atte, fc^affte ©aU ben<br />

Q(:p:parat jeber SSorlefung in fein ßimmer, unb t^eilte i^m fce=<br />

fonberö feine ^JÖeoba^tungen unb Ueberjeugungen mit. Qlud^


192<br />

in ©efeßfd^aft imfci)xH ©oet^c iäißä) iinb faji fiünblid^ mit<br />

bem intcreffanten 9)?anne, ber feinerfeitS ni^t minbcr ©efattcu<br />

an ©oct^e fanb unb na^ forgfätttgct 33coBad^timg fetnc0<br />

©tirntauö i^erfid^crte , er fÖime lud^t bcn aJZunb auft^un, o^ne<br />

einen ^ro!pu§ augjuf^^red^en unb fei, feinem ganjen SSefen<br />

na(3§ Betrachtet, ^um 9]otfgrebner geboren.<br />

9Mc^ ©atra Qtbreife entf^loj ftc^ ©oet^e, n?ie er ben<br />

12. Qlugnji an 9J?el)er Beri^tete, „mit @et;eimrat^ $öotf eine<br />

^our naä) ^etmjiäbt §u ma^m, um ben atten SSeireiS in<br />

feinem ^amflernejte ju Befu df)en." 23 on bem Jpofrat^ 33eireiö,<br />

feiner fettfamen $erfijnli(^!eit , feiner Umgebung, ben außer*»<br />

orbenttid^en (B^ai^^n, wmiUx er h>te dn ge^eimnifijotter<br />

©reif n^attete, ^atte i^m bag ©erü^t fd^on fo ml gemetbet,<br />

bag er bie ©etegenl)eit, in ©efeUfd^aft Solfä i()n ju fe^en,<br />

ni^t ijerfäumen burfte. 5Die ^a^rt nad^ 3Äagbeburg trurbe<br />

i^m burd[} atler(;anb luftige ^^ecfereien beS öier^e^^njä^rigen<br />

(go^neö mit bem t;umoripifd^en Oleifegefä^rten erl;eitert, tuoBet<br />

cä mitunter Bio jum ^i|etn unb Balgen im Sagen fam. 3n<br />

9)kgbc6urg Betradf;tete er bie QUiert^ümer beS 5)omö, unb unter<br />

ben v^laftifd^en 9)ionumcnten Befonberö baä treffUd^e, bem (Srj*<br />

Bifd^of tSrnfl gen>ibmete ©raBmal üon ^etcr 23ifd^er. aSei<br />

irieberl)ottem ^Befud^ Bemerfte er im JDom einen leB^aften i^ran*<br />

jofen in geiftUd^er .^teibung, unb erfuhr, e8 fei ber QlBBe<br />

©regoire. (Sr ^atte große ^uft, mit i^m aSefanntfd^aft an^u*<br />

fuüvfen} aBer 5Öotf, ber nid^tä üon bem ©attier nnffen mod^te,<br />

wiberfe|te fid^ j unb fo mußte fid^ ©oet^e Begnügen, auS einiger<br />

(Entfernung fein 3Benet;men ju Bemerken unb feine laut auöge*<br />

fiprod^enen Urt^eite ju ijeme"^men.


193<br />

3n ^elmjiabt n^wrben fie i?on bem ^Perfonal ber borttgen<br />

Se^tanfialt (^en!c, ^ott, ^iä)Unftdn, (Stell, SBrunS, 93te*<br />

boftt u. f.<br />

ir.) ^Ö(|p: e^renöoll unb freunbltd^ empfangen. Qln<br />

einer jiattlid^en QlBenbtafet i)atk man bem 2)i^tcrfürj!en itnb<br />

bem großen $(;itogeit pvd fc^Ön geflochtene ^rän^e jugebad^t.<br />

©oet^e banfte bem fc^önen ^inbe, baä i^m benfel^en auffegte,<br />

mit einem .fuffe, ber lefc^aft crn^ibert nmrbe, inbe§ ber eigen*<br />

finnige 9teifegenoffe fid^ gegen [eine «Sd^öne jirauBte, fo ba^<br />

fie , nic^t o^ne 35efc^ämung , fid^ mit i^rem ^ranje jurüd^ie^en<br />

mujte. Qluc^ 33eireia irar in ber ©efellfc^aft unb fpiette ben<br />

©atanten gegen äUere unb jüngere 5Damen. 2Bir taffen unS<br />

i\i#t, naä) ©oetv^e'ö*) 2Sorgange, in eine auSfü^rtid^e (^^iU<br />

berung feiner n^unbertid^en ^^erfijntic^feit unb feiner reid^en unb<br />

mannid^fattigen (Sammlungen öon Qiutomaten unb fonjligen<br />

füntlUd^en 3}Jaf(^inen, i^on 0ZaturaUen, ©emätben, SJJünjen<br />

u. f.<br />

n.\ ein, bte er in ben nad^fien Xagen mit 33ereittrinigfeit<br />

feinen Berühmten @ä]len ijorjeigtej unb Bemerfen nur, baß<br />

©oet^e für bie große ©ebutb unb Swtücf^altung , bie er Mm<br />

Qlnrü^men geirij^ntic^er unb fc^Ied^ter 33i(ber aufjuBieten ^atte,<br />

juireiten bod^ burc^ ben QlnBUcf eine§ treffUd^en ©emälbeS Be«<br />

lo^nt unb getröjtet ttjurbe. (So fanb er bort dn l^errUd^eö<br />

^otrait QllBred^t 5)ürer'ä , öon i^m fetBfl gematt, ferner dn<br />

geifireid^eö SSitb öon 3^uBeng} aud^ bie SWünjenfammtung<br />

enthielt mand^eö (Seltene unb ^^ebeutenbe.<br />

3n ben anmut^igen gefeUfd^aftUd^en Greifen ju ^etmjtabt,<br />

h?o fic^ bie Beiben ©äfte üBer @rn)arten lange fejige^^atten<br />

*) ®. 5lnnalcn unter bem % 1805.<br />

©oet^e'« Se&en. iv. 13


194<br />

fa'^cn, irurbe nte^rmatö eineä ttunbcrltci^en (SbetmanneS gc*<br />

bac^t, eines !^anbrot^ä, unter bem ü^omen be§ „toUen<br />

^aQtn" in ber ©egenb Bcfannt, unb nic^t mit Unred^t einem<br />

(E^tlo)ptn öergtid^en , ber öon feinem anfe^nUd^cn , mit Jpeerbcn<br />

treffUd^ anögeflatteten @i^e, ber 91ienBurg, bie ganje gefittete<br />

SCÖelt, fo );vdt feine S5efanntfd^aft reid^te, ju öer^ö^nen ge*<br />

iro^nt voax. 5£)a bie OKicffa^rt ber Sfleifenben üBer kalter*<br />

flabt ge^en follte, unb er unfern beg Segeö njo^nte, fo ent*<br />

fdfitoffen fte fid^ ju einem QlSfied^er nad§ ber 0?ienBurg um fo<br />

e"^er, aU ber ^eitere, geijlreid^e ^roBji Jpenfe fte bort^in p<br />

Begleiten ijerfiprad^. Qlud^ biefer (Ex^ebition i)at ®oet:^e in ben<br />

Qlnnaten eine ausführliche ©ci^itberung gen?ibmet, bie ein^<br />

banfenötrert^e (Ergänzung gefunben burd^ ben i>on ©oet^e gar<br />

nid^t genannten ^au§te:§rer beS toHen ©belmonneS, ireld^er<br />

flpater atS ©eifiUd^er eBenfaUö feine 3)?emoiren fc^rieB. *)<br />

5luf ben erften SBlicf fd^eint snnfd^en ben (Srjci^lungen Beiber<br />

QiutoBiogra^^en eine Bebeutenbe Sßerfc^ieben^eit oBjuiratten,<br />

bie fid^ jebod^ barauS erflärt, baf ©oet^e nur auf bie ^äd^er«» |<br />

tidf)feiten beg Söirf^eä aä)kt, n^ä^renb ber ©anbibat fafi an^^'<br />

fd^Ue^Ud^ feine Qtufmerffamfeit auf ®oett;e'ö im!ponirenbe Sr*"<br />

fd^einung xi^td. 5Der «^err üon ^agen jtört i^n baBei nur<br />

irenig; benn er Betrad^tet i^n tro| feiner Sunbertid^feiten<br />

mit einer gen^iffen ^idat, unb meint, bag feine „t)umori|tifd^e<br />

^eriobe" eigentlid^ fc^on iJorüBer fei, baß ber (Srnft ber Sa^re<br />

*) 9Bir geben im ^otgcttbcn, metflenö lt)i3rtlid&, ein Steferat auö<br />

tiefen SWemoiren, nad^ ^. ''Jßxöi)U (S. gemUeton ber Äi3tn.<br />

3eit. ttom 14. ©cpt. 1847.)


195<br />

i§n Beruhigt unb at>ge!latt ^aBe. S5ei bcr Q(n!unft beS Bc*<br />

Türmten ^rifoUumä (bcnn a«d^ «^enfe tt^ar ^u feiner 3eit eine<br />

^elcBritat) ^ctte ber ^auate^rer feinen ^tinciipat rufen:<br />

„Sßiafommen, iriflfommen! S^r (Srpen Bei einem ber ßrjtett<br />

^urer aSen^itnberer!'' trä^renb ©oet^e nur baö öor beht (Em*<br />

:pfange aufjeid^net, ba^ ber Sanbrat^ auf baö an jiarfem<br />

(2c^mieben?er! t^angenbe (2(^ilb feinet neugeBauten ®afl^aufe3<br />

aufmerffam mad^te, u^el^eö burc^ ein fe^r ^n^eibeutigeä ®e*<br />

mälbe bie ©afte anlocfen foÜte. ^Dem (Sanbibaten entgeht eö<br />

lü^t, baf ®Det"^e juerjt i^erfiimmt ifl unb bann ,,auft^aut",<br />

eine Umn^anbtung, bie er bircct bem ^errn öon ^agen ju*<br />

fc^reiBt. „QUS ©oet^c fa^," Berid^tet er, „trelc^ regen ©eijl<br />

tinb \vd^ reblic^eö ©ernüt^ er '^ier »or fid^ ^atte, n^urbe et<br />

auf eine Qtrt fo gef^räc^ig, iint i^ eö nüä) ^on deinem ge*<br />

t)'öxt." ^tf)xmaU "^aBe er üBer bie SBemerfungen be6 3Öirt^e§<br />

laut aufgelad^t, iraö i^m iro^t nic^t oft Begegnet fein möge.<br />

33ei ^ifc^ :^atte ber ßanbibat bie lyreube, feinen


196<br />

getüotben fei. %U bic Station btcfe SRfd^tung ijcrtoren, fei im*<br />

mer ba§ ^nbiöibueUe, (SuBjectiüe ^eri^orgetrcten unb babur^<br />

bie i)olfStpmUd^*clafftf^e 93ilbung ijertoren gegangen."<br />

Seiter<br />

lam baa ®ef:präc^ auf ipoetifd^e 93e^anblung ^~^i(ofo:p^ifd^*<br />

teUgiÖfer ©egenfiänbe, njelc^e ©oet^e einen nnberftveBenben<br />

(Stoff nannte, iinb e6 irnrbe baBei ^iebge'ö gebadet. 5£)er<br />

J^auS^err, ber mit i^m Befannt tt^ar, toBte an i^m 2Öot;t(aut<br />

«nb SDJufi! ber 6^rad^e, {;oUe ein nngebruifteö ®ebi(if)t, baö<br />

er toon il^m erl^atten l^atte, nnb trug eg öor. ©oet^c na'^m<br />

eg mit grofer ^t^eitnaBme auf, Bemerfte aBer einige (Steffen,<br />

„h?o hoä) gefehlt fei." 5£)er Sanbrat^ geftanb, baß auc^ if)m<br />

W Urania nid^t gefaUej atS ürbigte" ber große 3)i$ter an^ ben ^auSte^rer einer furjen<br />

Itnterrebung. ^a er ^örte, baß biefer auf bem ©utc QidU<br />

gionöunterric^t ert^eite, fo trat er ju i^m imb erjä^tte i^m,<br />

baß fein (Boljn untangj^ i)on Berber confirmirt unb i^or^er<br />

unterteiltet n^orben fei. @r ^aU Bei biefer ©etegent;ett felBfi<br />

juge^ört unb auf ben Ji^e^rgang gead^tet. 5Ba3 i^m baBei fo<br />

fe'^r gefallen, fei, baß QlUeö bem Gonfirmanben fo t;inge§atten<br />

unb üBeraU fo flar bargepeöt ujorben fei, baß er immer felBfl<br />

^aBe baS Oled^te ernennen unb Bei fid^ fefifleUen !önnen. „@0<br />

ioar eine 93oflfia'nbigfeit , bie feinen f^e^tgriff ober B^^^if^^^<br />

aufkommen ließj üBeraU jianb bie Srage öor i^m, oB er


197<br />

tem ^iä)tt, ober bcr ^infiernif auQt^bxtn iroUe.*<br />

5Dea leiten BiBIifd^en QtuöbrucfS erinnerte ftd^ ber ßanbibat<br />

f:pater oft, n>enn er l^örte, „®oet~^e ^aSe aUe retigtöfen Sbeen<br />

gurücf^en^iefen."<br />

^aä) einem ©ipajtergange berfammelte fi(^ QlBenbS, it>ie<br />

©oet^e erjäp, bie ©efeßf^aft irieber. £)er Sirt^ nöt^igte<br />

j;e|t bie Jpauäfran, einige Sieber naä) eigener Sa^^t ^um %\ÜQd<br />

%n fingen, ireü i^m aBer biefe, fo gut fte i^orgetragen irurben,<br />

nic^t gefielen, fo fing er felBjt an ju fingen, nnb W ^au<br />

fa^ fid^ gejnmngen, eine :^ö^fl unfd^icftid^e unb a'Sfurbe<br />

(Stro^j^e mit bem ?^tügel ^u Begleiten, ^a triberfianb ®oet^e<br />

nic^t länger ber Sujl, feine Sugenb^ferbe einmal iüieber pi<br />

Bezeigen, auf benen er \i^ einj! fo üBemtüt^ig getummelt f)atk.<br />

^it ber SÖerfid^erung, ba0 ®ebi(i^t fei ganj öortrefflid^, lief er<br />

ben Sjmbratt) bie ©trolp^e unau6gefe|t nneber^olen, corrigirte<br />

fortira^renb an bem SSortrag, unb machte i^n jule^t fo mürBe,<br />

baf er gegen 3)?itterna^t gern feine ®äfie ju 93ett entlief.<br />

2)er ßanbibat, ber Bei biefem Qluftritt nic^t zugegen war,<br />

Berid^tet nic^tg ba^on, t:^eilt aBer eine ^armlofere, gleid;fatt3<br />

intereffante


198<br />

^xcetfeti^ untertrerfcn." ®oet^c bictirte, 3eber foHe, irie et'<br />

eg am Beften !önne, «^enfc'n jum Jtojien aufforbern. ,,^er<br />

alU ^nx ^iet," fagte er jum Sanbrat^, „\)on bem i^ ^öre^<br />

ba^ er ein fejier Sateiner fei, muß eö in t^orm eines ©i^Uo*<br />

gigmuS t^un, bem ^enfe nid^tg an'^aBen fann. 2Öolf muß<br />

i^n in einer gried^ifd^en Qtnrebe in anafreontifd^em ^one auf*<br />

forbern." 5)arauf fa"^ er ben (Sanbibaten on. 5Diefer öer*<br />

neigte fidb unb fagte: „^^ fomme Bei bem ©i^m^ofion folc^er<br />

aWanner nid^t in SÖetrad^t." 3)er Sirt'^ aBer rief: „(Si iraSf<br />

ber »^err mad^t SSerfe; geBe (S.x fein (Sd^erftein aud^!" ©oet^e<br />

fagte: „^iin gut, fo fd^mieben (Sie fd^nett ein 5Difiid^on.<br />

J^enfe mag fid^ öertl^eibigen , aBer nur in lateinifd^er O^ebe,<br />

bie i^m ja fo fe^^r ju ©eBote jie^t." — „9^ein," eririe*<br />

berte ^en!e, auf 2Botf jeigenb} „ba ft|t ber 9)?ann, ber eine<br />

fünfte i5fafuttat, eine ^^ilotogifd^e gejliftet i)at 3)er läft mir<br />

nidfit ein Sort !paffirenj eS iräre SSertregenl^eit, mit geiftlid^em<br />

^atän i)or i^m ju erfd^einen." ^agen fam juerft an bie O^ei^e<br />

unb Bejianb mit feinem (S^KogiSmuS gut, oBn^o^t Ǥenfe bie<br />

5lBfaffung beS major anfod^t. Solf gejianb Bei ber ©etegen*<br />

f)dt, baf er öon ber !^ogif nid^tö ijerfte^e, unb n?arnte bann<br />

J^enfe'n »or ber 33erfd^mä(;ung beö föfili^en 2Öein8 in ana=^<br />

ifreontifd^en Sßerfen, bte er aud^ fogteid^ metrifd^ üBerfe^te:<br />

„©d^onfie<br />

©aBen,<br />

Unö ju laben,<br />

9ieid^t Si^auö mitb unb l^olb;<br />

Unb bie S3ed)er<br />

%xo^tx ßcä}tx<br />

SüUt er an mit jlüff'gcm ©olb.


199<br />

Unb er Idd^elt gu ben Sügcn,<br />

2)ie mit load^fenbcm SSergnügen<br />

Scber tiefer toteberl^olt;<br />

2)ulbenb bod^ ou(^, baf bte £tp^e<br />

^afi^ nur «nb fd^üd^tern<br />

nt^j^je,<br />

2ßenn er ©ottertran! tl^r Beut u. f. to.<br />

5E)ann fam bte Olei^e an ben ^auöU^rer, treuer fi^,<br />

tvk er fagt, noc§mat§ entfci^ulbigen iroHte, aBer bod^ mit fol*<br />

genbem 3)tfiid^on<br />

^erauärütfte:<br />

„©olben perlet ber 2Öetn, ein S3ilb ber geifligen ^reube;<br />

Ste^nltd^ bem jTnnlid^en diau\ä} fd^immert bag fd^Ied^tere ©ier."<br />

5£)utd^ fo i^iet Qluftranb öon ®ete:^rfamfeit unb Gtafftcitat<br />

etftarte fid^ ^en!e befiegt unb ixanf einige Jro^fen SBein. —<br />

5(m anbern 3)?orgen, aU fi(| ber ^eibnifd^e 3Öolf mit bem<br />

Seltünbe ©oet^e entfernt ^atU, fagte ber n^ürbige ^roBfl<br />

jnm «^auöte^rer, ber fein ©dritter geii^efen irar: „Olun muffen<br />

n?ir baö t^eologif^e Qlir n)ieber annehmen." ®amit griff er<br />

nac^ einer pfeife, n?a^renb er in ©oet^e'ö ©egentrart nid^t<br />

geraud^t ^attt, unb unterhielt fid^ mit ber ^rau ijon ^agen<br />

uUx religiöfe ©egenjtanbe, „inöBefonbere üBer ^rebigten fe^r<br />

anjiefjenb."<br />

3n J^at6erjtabt fud^te ©oet^e mit 2ßoIf bie So^nung<br />

beg öor ein :paar Sauren :^inü6ergefd^iebenen 5Did^terö (^Icim<br />

auf, n^o er i>on ^errn ^Örte freunbUd^ em!pfangen n?urbe.<br />

93efonber§ anjie^enb n^ar ben Oleifenben ber fogenannte i^eunb*<br />

fd^aftatem^el, eine (Sammlung öon ^ßortraitö aller jener altern<br />

unb Jüngern S^ttgenoffen ,<br />

ju benen ber menfd^enfreunbtid^e


200<br />

3Jiantt in näherer SSejie^ung gefianben. Unferm ^iä)tn fiel<br />

e8 baBet fe^r auf, baß unter me^^r aU l^unbert ^oeten unb<br />

l^iteratoren ftc^ fein crnjigcr 3}?ufifct unb (^^om^^onijl fanb.<br />

„Sie?" fragte er fld^, „fotlte iener ®rei§, ber nur im (Sie*<br />

gen ju teBen unb ju at^men festen, feine Ql'^nung ^on bem<br />

eigenttid^en ©efange ge^aBt ^aSen? öon ber ^onfunfi, bem<br />

h?a^ren (Stement, n?o^er alle JDid^tungen cntfpringen unb n?o*<br />

l^in fie jurücffe^ren?" 5Bir Begreifen feine 9?ertt?unberung,<br />

iuenn n^ir unä erinnern, mit iretd^em ©ifer er fetBfl fic^ frü*<br />

^er unb f^äter an Qtnbre, .^al}fer, Oleid^arbt, ßtlUx u. f. n?.<br />

angefd^toffcn. QIu(^ bie aStebenbe O^lici^tc ®feim'ö, hk unter<br />

bem 0^amen ©teminbe einjt bie ßierbe eineö bicf)terifd^en<br />

^eife§ geh?efen n?ar, n^urbe auf iftrem (Siecf)6ette begrübt,<br />

unb 5ule|t, um bie SBatlfa^rt ernfi unb tin'irbtg atjuferliefen,<br />

in bem ©arten baä ©rat beg ebten 5£)ic^tergreifeg aufgefu(^t.<br />

^ie n^eitere Oleife ging fobann nad^ ben (SipiegelBergen,<br />

Bufuftfetn Bringt. @r mad^te im<br />

©anjen bie SSemerfung, baf mit ben 3al;ren immer me^r baS<br />

CBfect l^ertoortrete, baf, h?enn er früher an ben ©egenficinben<br />

fid^ fetBjt em^funben, unb i5rreube n:ie !2cib, ^eiterfeit trie


201<br />

SScrtoittung auf pe üBertragen, er nunmehr Bei geBäitbigter<br />

(SclBj^igfeit t^nen ba§ geBü^renbe Oled^t it>tberfa^ren tief, furj,<br />

H^ ber 5Did^ter unb Mnflter in i^m burd^ ben 0?aturforf^er<br />

öerbrangt irorben fei. Qtnfangä getra^rte er bieg ni^t o^ne<br />

(Sd^mersen; 5ute|t aBer meinte er fic^ bod^ gtücflid^ ^preifen pi<br />

tnüffen, baf , inbem ber fünjtterifd^e SBlic! fid^ i^m nad^ unb<br />

nad^ ju i)erbunfe(n bro"^te, ber @inn be§ -9Zaturforfd^er3 fid^<br />

bafür um fo !raftiger in 5Iug unb ©eifi enttricfette. UeBer<br />

Qlfd^eröIeBcn BegaBen fid^ bie Oleifenben nad^ ^aUe; unb üon<br />

bort n>ar ®oet:^e am 1. ©e^t. irieber in l^aud^j^äbt ^urücf.*)<br />

UeBer feine SBefc^äftigungen in beut testen 3)ritte( beg<br />

Sa^reg giBt un3 ber Sßriefttjec^fel mit Setter u. Ql. nur einige<br />

flüchtige Qlnbeutungen. „^ier Bin i(^ nun trieber ganj allein/'<br />

fc^rieB er am 1. (Selpt. an^ Saudf>jläbt, „nad^bem iä) meinen<br />

Qlugufi, ber mid^ Biä^er Begleitet, nadf; SBeimar gefanbt ^aBe,<br />

unb reca^itutire, h?a§ mir in ben legten ad^t Sodf>en (^nk^<br />

n)iberfa^ren ift, unb fud^e baä unter unä 33eraBrebete nad^<br />

unb nad^ '^erijorjutocfen. 3" biefem ßtvtdc bienet h.^o'^t dn<br />

üik^ Serf, baS mir faft in^aUi^ in bie Jpänbe ge!ommen ifl.<br />

(Sie ermatten ^ierBei bie lleBerfe^ung einer UeBerfe^ung. ©o*<br />

Balb idfi fie nad^ bem Original reüibiren fann, n^erben bie<br />

5Öorte freitid^ ganj anber3 Hingenj aBer (Sie iuerben ijietteid^t<br />

nic^t met)r baBei beuten, aU je^t Bei biefen nod^ ^ie unb ba<br />

fiocfenben Q(eu§erungen.'' 5Uä ^Beilage finben irir Bei bem<br />

SBriefe eine (Stelle auö ^lotinuö, bie f^äter in bie „5QZarimen<br />

•)


202<br />

xmb ^c^ixionm" aufgenommen trutbe.*) 5Dann ^eijt eä<br />

ireiter in einem Sc^reiBen auö Sena i?om 12. OctoBer: „(Seit<br />

bem fe^fang 3^re6 liefen 93tiefö (b. 12. ©e^t.) ifl eS fe'^r<br />

Bunt um mld^ angegangen; iä) Benu^e eine ruhige (Stunbe in<br />

3ena, S^nen einige ?fla^xiä)t ijon mir ju geBen. 3d^ ^abe<br />

mid^ leibtid^ Wo^ Befunben unb SJZand^eg me^r öorBereitet aU<br />

getrau, ^ä) ^ahe mid^ mit gennffen ®egenftänben ber Statur*<br />

le^^re Befd^äftigt, unb n^id fud^en meine i^arBenfd^rift gegen<br />

baö ^xui)ii\f)x öom ©ta^el taufen ^u laffen. SSon bem n.mn*<br />

berBaren a)?l)fti!er (^totinug) l^attc i^ S^nen gern nod^ üBer*<br />

fe^t, e'^e i^ fage, n^er eö iji; aBer iä) fonnte aud^ leiber!<br />

nid^t baran fommen. 5c^ Bin ^ierüBer nad^ 3ena gegangen,<br />

um nod^ 'oox SBinterö ^inigeg anjuorbnen unb aBjufd^Uefen,<br />

im ®tau6en, ba^ fo eine Qtnflatt, bie unjlerBtid^ ifi, auc^<br />

irieber eine gute unb glüc!lid5)e (S^od^e tjaBen n?irb.''<br />

^ie ©ematbeaugfletlung unb ^ßreigert^eitung, bie i^m<br />

fonjl im


203<br />

vortrage. 5^ rt^erbe Bei bfefet ©etcgcn^eit etjl fetBft getra^r,<br />

\va^ iä) Sefi|e unb nid^t Befi^e." Qle^nti^ :^e{Jt e3 in einem<br />

SBriefe an .^neBet (öom 7. 5r)ec.) üBer biefe 23ortrage, iretc^e<br />

3)?itth3od^ä ftattfanben : „5Der 3)?itttro(§ treiBt mt^ immer an,<br />

üBer baö ©anje unb Sinjetne ju benfen,<br />

unb fÖrbert mi$ fe^t."<br />

@o trat baS Sa^r 1806 "^erangefommen , aBermat^ für<br />

i^n ein öer^^ängniföolteg Sa^r. @g Begann unter friegbro*<br />

l^enben Qluf)?icien. ^reufifc^e 2:ru:p!pen riicften ein} bem Ote*<br />

giment Oflin folgten Batb ^^ufiliere, f^ater no^ brei anbere<br />

^Regimenter. 5Der ©eBurtätag ber ^cr^ogin, ber 30. Sanuar,<br />

h>urbe ^om^^aft genug, aBer mit unerfreultd^en 2?ora~^nungen<br />

gefeiert. 5I)er uni^ergleid^Iid^e Srom^eterd^or be§ SRegimenteö<br />

>Ofiin trat in einem »§atB!reiö jum ^ßißfommen auf bie a3ü§ne<br />

unb gaB ergreifenbe ^roBen feiner ^unft. Qln ©oet^e'fd^en<br />

@tütfen !amen in ber bieSmatigen ^^eaterfaifon


I<br />

204<br />

faden, unb ber jircite ^^ei( ijon graufl ttmtbe jum 5Dru(f aB*<br />

gcWtoffen. S^ajtrifd^en taudj)te ber ^Un ttnebet ouf, ben<br />

S'eU e^ifc^ ju fcc^anbernj ein bramatifc^er unb ein e^ifd^er<br />

5:ell, meinte et, fönnten re^t gut neBen cinanber Befielen;<br />

unb bag 3Ser^aItnif ju 33o§, bem SSater \vk bem ©o^ne<br />

^inric^, gaB t^m Hoffnung, in ber ^anb"^aBun3 ^eö ^era*<br />

meterg immer fion be0 Stna^i^n<br />

3Bunber:^ortt ^u, baä in biefem Sa^re ^on Qlrnim unb<br />

SBrentano t;erauggegeBen n?urbe. 2öie innig er bie Sieber bie*<br />

fer ©ammlung burd^genoffen , jeigt bie meifter(;afte , tiefem*<br />

^pfunbene ß^arafterij^if , bie er ijon aUtn ber 0lei^e nad^ in<br />

einzelnen fc^arf Bejeid^nenben ß^it^eten giBt. Q(m meijlen er*<br />

gi)|te i()n bie 33?annigfaUigfeit be§ (S;t)arafterg biefer ®cbi(^te,<br />

b)ie, irie jebe frifd^e DueHe, bie bem '©eBirg entf:prube(t, fämmt*<br />

li^ eine entfd^iebene Sigent^ümtic^-feit geigen. 2)iefen ^^orjug<br />

^ermigte er an ben ©ebid^ten i^on ©ottUeB ^iUer,<br />

»on benen er gteid^faßg eine Olecenfion in bie Siteraturjeitung<br />

einrücfen tie^j aBer bofür intereffirte t^n um fo me^r bie<br />

^erfon, tine fie fid^ in biefen ©ebic^tcn unb ber Beigefügten<br />

©elBjiBiogralp^ie funb giBt. (Sin Begeifierte6 iSoB fpenbete er<br />

ferner in ber ^i^iteratur^eitung ben Sbeen jur ^^i}fiogno*<br />

tnif ber @en?äd^fe ijon %Ux. i). ^umBolbt. SBaä er<br />

bem furjcn (getrifteten, „bem Reinen @efä^ öott !i3jiUd^er


205<br />

^ü^tc", nad^rü^mt, läßt f\^ nod^ ganj auf bic tc^tc unb<br />

gcrciftefie ^robuction bcö gtof en O^aturforfd^erg, ben Äo6moö,<br />

anii>cuben; ,,er jeit^t, irie baS cinselu (Sr!amtte, (gingefe^enc,<br />

^tngcfd^aiite in i^ööigcr ^rad^t iinb ^^ütle bcm @emüt:§e jugeeignet,<br />

unb ber fo (angc gefd^id^tete mib rauc^enbe «^ot^ftog<br />

bur(| einen aPetifc&en ^au^ jur tickten stamme MM irer*<br />

ben<br />

!önne."<br />

Siinfc^en btefen Qtrkiten ergö|te fid^ ©oet^e an bem Qln«<br />

fd^auen mand^er ,Jlun|iirerf e , bie i§m öon na^ unb fern ^er<br />

^ugefanbt n,mrben. Unter mehreren, bereu er in ben Qtnnalen<br />

geben!t, ern^ä^nen trir einiger (genbungen i^on Sifd^Bein, ba<br />

ouf fie bie bem 3a^r 1806 ange^ijrigen SSier ©ebid^te an<br />

5!ifc§"6ein fid^ 6e§ie1)en. 5Der altt ^yreunb, ber nad§ ber<br />

^Mktjx vauä Statien öom «^er^og i>ou DtbenBurg in eine an*<br />

genet^nte l^age tierfe^t irorben n.^ar, fd^icfte im f^rü^la^r an<br />

©oet^e unter Qlnbern einige aquaredirte (Eoipien unb an bie<br />

^er^ogin Qlmatia einen mäßigen ^olioBanb i^eber^eid^nungen,<br />

gleid^fatts in Qtquarett. hierin n?ar S^ifd^Bein ganj Befonberä<br />

gtücfUd^, inbem er, al§ ein geütteä Talent, auf fotd^e ^eife<br />

©ebanfen, (Sinfäße, ©ritten o^ne großen Qiufn:anb unb o^ne<br />

©efa^r öon ßeitöertuft auöf^jred^eu fonnte, i^^iere barsujietten *)<br />

irar immer ^ifdfjBeiu'ä SieB:^a6erei. OiamentUd^ gebeult ©oet^e<br />

eineö (Sfetä, ber mit großem 33e^agen Qtnanaa fiatt ^iftän<br />

fraß. Qluf einem anbern Söitbe blicfte man üBer bie 5Däc^er<br />

einer großen (Stabt gegen bie aufge^enbe ©Ottnej gan§ im<br />

SSorbergrunbe faß ein f^tvarjer £)effeniunge unmittelBar am<br />

*) (B. bog üierte ©ebtd^t an Jlifd^bctti.


206<br />

(Sd^ornflein, fo wdt er noc^ ^axht annehmen fonntc, ^on<br />

ber (Sonne üergolbet, oBtro^t ber le|te (Bo^n bc§ jammer^on*<br />

fien ©eirerfce^, bod^ ber (Sinnige unter ijieten 3!aufenben , n?e(«<br />

(|er beg er^eBenben Olaturfd^auf^ietS genof . 5Derg(ei^en 3J?it*<br />

t^eitungen gef(^a^en aBer i)on ^'ifd^Beln nur unter ber S3e*<br />

bingung, baf man ifyn eine ^oetifcf)e ober !profaifd§e Qtuötegung<br />

fetner fittU($=fünfiIerifci^en ^röume jufonimen lief} unb fo n?urbe<br />

©oet^e ju ben oBenerträ^^nten »ier ©ebid^ten angeregt.<br />

©egen (Snbe Sunig *) BegaB er fic^ auf ben diaif) ber<br />

Qterjte in ^Begleitung {Hiemer'ä unb eineä 9)laj,orä öon ^enb*<br />

rid^, ber bie Qfleifeforgen üBernat^m, nad^ ^artöBab, oBn^ol^l<br />

er bieömat irenig SSertrauen ^u ben bortigen Heilmitteln "^atte<br />

unb lieBer nad^ ^Berlin ju feinem i^reunbe ßclkx gegangen<br />

irare, trelc^er je^t gerabe nac§ bem SSerlupe einer gelieBten<br />

^rau feineä ^ropeä fe^r Beburfte. Snbef fam er Balb ^)on<br />

feinem UnglauBen §urücf, unb ber ©eBraud^ ber ^rin!* unb<br />

S3abe!ur Befam i^m fo irol;l, baf eg i^n gereute, fte nic^t<br />

früher gegen bie UeBel i^erfuc^t ^u ^abm, bie er in butbenber<br />

Snbolenj feit einiger ßeit ^atk ^infc^leic^en laffen. „9^ur muffe<br />

man fid^," fd^rieB er an B^lter, „einer üi)tligen ^agbieBerei<br />

:^ingeBen, toeil man gar ju gefc^nnnb fü^te, baf man toon<br />

jeber Qlrt ^^ätigfeit untüchtig irerbe." 3"«^ üKineralogifiren<br />

forberte jebod^ bie ganje umtiegenbe ©egenb auf, n>elc^e3 benn<br />

au


207<br />

^an^cm ^erfonlid^, bejfen 0?amen unb SBirfungen er U^i)it<br />

nur fannte.<br />

ßinen atten treuen ©efetten auf feinen geognofitfc^en<br />

QtuSflügen fanb er in bem (Bteinfd^teifer 5ofe:p^ 3}ZüUer<br />

n?ieber. tiefer h?ar perfl auf ben ©ebanfen gefommen, bie<br />

^arlöBaber


i<br />

208<br />

"<br />

J^afott 3atl ber SBeintarifd^en aSü^ne anjueignen. Öetcn«<br />

[(abläget ^aiU t1)n §u SÖeimar gegen Qlnfang 3imi'g Befud^t<br />

unb i^m itjo'^lgefatlen. „(ix fcefi|t ein wni^erfennBareö i^joetifd^eg<br />

^Tatent/^ t;etßt eö in einem SSriefe an ßclUx i^oin<br />

2. 3uni, „imb irirb aud^ füt nnö ^eutfd^e, ba er fic^ unfrer<br />

(Slprad^e ^u Bemeipern fud^t, ntand^eS Qlngene^me :^eri)orBrin=»<br />

gen." 3e|t in ^arlgbab Befd^äftigte fic^ ©oet^e [ogar fd^on<br />

mit Qdiffud^nng i>on Kleibern unb ^ecovationen für bag (Btüd.<br />

Qlllein f^jäter^in fd^ien eö t^m Bebenflid^, ju einer ßdt, ivo<br />

mit fronen im (Ernft gcfpiett n?wrbe, „mit biefer ^eiligen<br />

ßierbe fid^ fc^er^^aft ju geworben.<br />

©einer ,^unftlieBe Um eine (Sammlung ^on ,^u^fern ju<br />

statten, bie ®raf ^e^el mit fid^ führte, fo \vk eine Qlnja^i<br />

grofer mit ber ^-eber gejeid^neter , aquarettirter 35tätter öon<br />

OlamBerg, n^etc^e @raf (EorneiHan neBfl fef)r fd^Önen Sanb*<br />

fd^afteu in 5De(!far6en unb eigenen QlrBeiten Befa^. Qlud^ fü^Ue<br />

er fi(^ je^t einmal ivieber angetrieben, bie iebeutenb abwtä^"<br />

fetnben ©egenftänbe, bie i^n tägtid^ umgaBen, ftd^ burd^ ^aä)*<br />

Bilbung bauernber anzueignen. 5)ie gelungeneren S^fi^^en Be=<br />

tra^rte er ata Qlnt'ang einer (Sammlung auf. UeBert;aupt trat<br />

j;e|t fein (Sammeleifer immer jtärfer l^erüor, unb bie Bereits<br />

angelegten (Sammlungen Beira^rten me^r unb me^r i^re *^(n*<br />

jiet)ung0fraft. (So gelt^ann fein 3)iebaitlen«(5aBinet, bag i)on<br />

ber jn?eiten Hälfte bcä 15. SaBr^unbertö an üBer ben 2Beg<br />

ber aSilb^auerfunfi Qluffd^lu^ gaB, beSgleid^en eine (Sammlung<br />

eigenl)änbig gefc^rieBener SBlätter auäge^eid^neter a)iänner im<br />

Saufe bea 3a"^rä eine Beträd^tlid^e 33erme^rung. Sßon biefem<br />

:^anbf^riftlid^en SBefi^ ^atte er ein al^^aBetif^eö 93er5eid^niß


©ott^e'S $c6en. iv. 14<br />

.<br />

209<br />

brucfen laffen 3 unb inbem er fold^eö jebem SSricfe an i^teunbe<br />

Beilegte, ftjorute er biefe $u fottbaiternber Sßernte^rmtg bef*<br />

felBen<br />

an.<br />

Unter fo i?ie(fac^er angenetjmer SSefd^äftigung, im ©efii^t<br />

einer gut anfd^lagenben (Sur, ^atU ©oet^e in .^arl^Bab ein<br />

glücfUd^eö j^efcen füt)ren fönnen, trenn nur nid^t täglich unb<br />

pnbli^ eintaufenbe 0tac^ri(^ten fortn^ä^renb (Sorgen unb<br />

a5e!ümmernif um bag SSatertanb aufgeregt Ratten, gürfl<br />

0leuf XIII., ber fi^ glei^faßö bort Befanb, enthüllte it;m mit<br />

bi:|?lomatifd^er llmfic5)t ba6 Unzeit, treld^eö ^^üringen unb<br />

gan5 5Deutfc§(anb Bebro~^te. 3}?an$en :§ellen 93lt(! in bie QSer*<br />

gangen^eit lieg Ujn ber öjierreic^ifi^e ®enerat Otid^ter t^un,<br />

ber bie garten (Schief fate i>on Ulm mit erteBt ^atte. 3^tWra(ä^ ftd^ !^anbgraf ^art i>on Jpeffeu/<br />

i)on je^er tiefern ©tubien juget:^an, mit i§m pufig Ü6er bie<br />

Urgefd^id^te ber SO^enfc^^eit. ^ttjer bafür mußte er bann tine*<br />

ber üon ben gefät}rli($en Q}tanen Brauer beutfd^er ^ßatvioten<br />

"^ören, n^et^e bie ernpUd^e QlBfid^t nid^t i>ert)et;tten, einen<br />

SBoIf^auffianb ju organifiren, unb üBer bie Tlitid baju lei*<br />

benfd^afttid^<br />

üer^^anbetten.<br />

3n ber erjten ^ätfte beS Qluguft ijerlief er ^artSBab unb<br />

a5Ö(;men, irelc^eg bamaB burd^ feine Olu{;e bag ®efü^( gaB,<br />

aU iräre man im )iJanbe ®ofen. Qluf ber SRücfreife burd^ ^of<br />

fanb er in 3^itungen bie 9?ad^r{d^t »on ber Qtuftöfung beS<br />

beutfc^en iHeic^eg, unb faum 'war er ju «^aufe angelangt, als<br />

ttion ba6 brol)enbe ^riegggen?ttter im Jperanmarfd^ gen^altiger<br />

«^eereSmaffen fid^ nähern fa^. JDie Preußen festen bie 33e*


210<br />

fefligung üon (Bx\\xxt eifrig fort; ber «J^erjog Äarl QtugujI, aU<br />

^reufif^er ©enerat, Bereitete fid^ jum Qlfcjuge. 9lur flü^tig<br />

geben!t ©oet^e in ben Qtnttaten einer „prägnanten" Unterst*<br />

twng mit feinem ?5ürften im «Hauptquartier Sf^ieberrofta, unb<br />

forgent)oUer 9ßer^anbtungen mit feinem treuen ©efc^äftöfreunbe,<br />

bem «Staatäminijter ijon QSoigt. Qlkr h)ie fel6|i in Bebend<br />

Ud^en B^Wäuften atteS ^erfömmtid^e, SSergnügungen unb 5(r*<br />

leiten fon^o^t, atS (Sffen, ^rinfen unb (Sd^lafen i^ren ®ang<br />

fortgeben, fo n?urbe auc§ j;e|t Bei ber ^erjogin SJiutter ^u<br />

Jjiefurt, tro «^a^ettmeifter «Fimmel gegentuärtig n?ar, ivenn*<br />

gleid^ mit fc^tverem «iperjen muficirt.<br />

Qtm 26. (BtpUmUx BegaB er ftd^ nad^ 5ena, um eine<br />

bort aus ^artöBab angelangte ©eBirgöfotge auSju^acfen unb<br />

unter 93eifianb beö 5Director0 ;?enj üortäufig ju !atatogifiren.<br />

dt Be§og bieömal ben Seitenflügel beS (Sd^loffeä,.bem i^ürfien<br />

J^o^enlo^e ^la| in mad^en, ber mit feiner Jru^^ipenaBt^eilung<br />

l^eranrürfte. a3ei i^m ju 5!afel gelaben, fa^ er mand^e Be*<br />

t>eutenbe ^Zanner n?ieber unb mad^te neue 3Befanntfc^aften. dB<br />

entging i^m nid^t, baj auf Qlffen baS Q3orgefü(;l eineö nal;en*<br />

ben Unglücfg lafiete. 3)effen ungead^tet fprac^ er, feinem ß^a«<br />

tafter getreu, mit «Hegel nac& alter afabemifd^er 5Beife man*<br />

d^eS ;p^ilofo:|3:§ifd^e ßa^itel burd^. 5)en Senenfern ju ^leBe<br />

üBerfd^ritt er je^t einmal augna^mötreife baö felBftauferlegte<br />

®efe^, fid^ \m in öffentlid^e ^änbel ju mifc^en. OBrift üon<br />

SWaffenBad^ i)atU eine Qlrt i)on moralifd^em 9}Zanife|1: verfaft,<br />

irelc^eö, oBtro^l feltfam unb lad^erlidt) genug, bod^ im ?5^-alle<br />

beg @inrüdfen3 ber S'ranjofen bem 5Drucforte unl;ettBringcnb<br />

Vuerben fonnte. So u^urbe benn ©oet^e i?om ^rucfer imb


211<br />

einigen 3enenfifd^en Otat^ä^erren mit ber 93itte angegangen,<br />

ben 5Drucf beö öorgetegtcn aj^anufcri^teg a^^un^enben. @r UX"<br />

fügte fid^ jum Sßerfajfer, rücfte nac^ erneuerter 33efanntf^aft<br />

ntit feiner ^rotejiation ^erv»or, unb fanb einen Beharrlichen<br />

Qlutor, eririe^ fic^ a6er fetbfl a(3 eBen fo "6e^arrU(|en SBürger<br />

unb trug feine Qlrgumente mit fo feuriger 33erebfamfeit öor,<br />

baf 2)?affenBad^ enbUd^ na^gaB.<br />

^iU er am 6. OctoBer na$ Seimar jurudfe^rte , fanb<br />

er QtUeö in Unruhe unb SSeflürjung. „^ie großen ß^araftere,"<br />

erjä^It er fetBfl, „traren gefaßt unb entfd^iebenj man fu^r<br />

fort ju üBerlegen, ju Befc^Ueßen. 5Öer BleiBen, n?er fi^ ent*<br />

fernen fotite, n?ar bie f^rage." ßux großen 93eru^igung ge*<br />

rei(^te e8 für ganj SÖeimar, baß ftd^ bie «^er^ogin Souife<br />

in BteiBen entfi^loß. 3n ber 9)Jitte i^reä SSotfeg unter aUtxi<br />

(Sd^recfen unb ©efa^ren au^^arrenb, Beträ^rte fie bie i^af*<br />

fung einer großen ireiBUd^en (Seele, ir^omit fie fetBft bem<br />

bamaligen SBe^errfd^er ber Seit Qld^tung unb (S^rfurd^t aB*<br />

ni)t^igte.<br />

Unterbeß tvai^tt fiä) ba3 ^riegöuntretter mit furd^tBarer<br />

©^neÜigfeit I;eran. (§.^ \vnx 5£)ienfiag ben 14. DctoBer,<br />

SDJorgenä 7 Ut)r, aU bie ^inioo^ner Sßeimarg bur^ ben ,^a*<br />

nonenbonner ber ©(^(ac^t ijon 3ena aufgefd^recft n?urben. 3>n<br />

@oett)e'ö


212<br />

abgeräumt, ®oet^e entfernte fld^; «nt» CRtemer fanb i^n gtei^<br />

nai^^er im ^au0 garten auf* unb a"6h?flnbetn. Unterbeffett<br />

!pfiffen Jlanonenfugeln üBer baä ^ auö, unb bie !preu§{fd^e Ole*<br />

tirabe ging ^^inter bem ©arten bi(|t an ber Qlcfernjanb In<br />

grap^er SSer^nrrung i)or6ei} man fat) bie @v^t^» ^^^ ®^*<br />

hje'^re üBer ber ©artenmaiter ^In f^iranfen. Unter Qtngjl<br />

unb ©ipannung ii^ar etu^a eine ©tunbe vergangen, aU eine<br />

furd^tBare (BtiUi^ auf ben (Strafen unb bem $ta^ ijor ©oet^e'^<br />

^aufe eintrat. 3)a !amen einjetne franjöfff^e »^ufaren na^e<br />

anö f^rauent^or gef^rengt unb fpa^ten, o'B ^einbe in ber<br />

©tabt h?ären. QUö fie fidler ju fein gkuBten ,<br />

gaUfo^irten fie<br />

:^inein} unb Batb barauf fa^ dliemer, n^ie ©oet^e ju guf an<br />

ber ©eite eineö ^ufarenofficierö auf baS


213<br />

^r h)ar uuterbcß ijom Schlöffe 5urü(fge!ommcn, o^ne ben<br />

SD^arfd^aH, für ben eine flatttic^e %a\d Bereit jtanb, mit§uBrtn*<br />

gen. ^an erh?artete biefen Bia tief in bie ^a^i öergetenS,<br />

unb ^ät unterbeg baS ^auB gegen ßinbringtinge berriegett.<br />

©egen TlitUxna^t aUx bornierten heftige ^olBenfdfilage an<br />

bie X^üre, unb p^d Keine ^er(e öon ber bamatä f^otttreife<br />

fo genannten I^Öffetgarbe , eigentUd^ ^iraitteurö in ijoUer 93e*<br />

traffhung, verlangten Einlaß. Qt(3 fte, tro| alter ^rotefle,<br />

Qlnftalt ntad^ten dn f^enfter ein^ufd^tagen, öffnete man i^nen<br />

enblic^ bie ^au6t^üre. @ie f^rad^en fog(eid§ ber ^la^^t ireib*<br />

U^ ju, unb verlangten jute|t jiürmifc^ hm ^auö^errn ju<br />

fe^en. ©oet^e, oBtPo^t fd^on auggefteibet unb nur im tuet*<br />

ten 01ac^trotf, ben er fc^erj^aft ben ^ro:p^etenmantel ju nennen<br />

ipftegte, fc^ritt bie ^Ireipipe auf fte ju unb flöfte i^nen burd^<br />

feine h.mrbige ©efialt unb feine geifivolle ^km fo viel Sfle^»<br />

f^ject ein, baß fie auf einmal pftid^e i^ranjofen trurben unb<br />

mit il)m anfiiefen. CRad^bem er fid^ irieber entfernt \)atU,<br />

festen fie ben ^(afd§en von 0?euem ju unb fliegen enbtid^ bte<br />

Xre^^en ^^inauf, auf ber fie ben ^auä^errn ^tUn fommen<br />

unb ^inauffleigen fe^en. 93om Seine er^i|t, rücften fie i^m<br />

auf baS «Sd^kf^immer unb Brad^ten fein SeBen in ernftUd^e<br />

©efa^r. Olafd^ entf^loffen rief G^rifiiane 23u(:piuö einen ber<br />

inö ^auö ®etlüdf)teten ju ^ülfe, unb biefer erfd^ien nod^ §ei*<br />

tig genug, um ®oet^e'n vor ben Süt^enben ju retten, fie<br />

:^inauäjuiagen unb bie ^:^üren beS 3"i^nterg unb 93orgemad^3<br />

px verriegeln. Qlm näd^fien 9)Zorgen Um ber 9}Zarfd^all, nvü)<br />

nun trat fogleid^ eine (Sd^u^tvad^e vor baä ^aug.<br />


214<br />

üBet^aulpt in biefen (S^recfengtagcn, o'Btro'^t beö t^ftansöfif^en<br />

Uttfitnbig, mit mufier^after Sntfd^toffen:^eit , ©ehjanbt^eit unl><br />

Umfid^t 'Benommen ^atte, mod^te bajw Beitragen, in ©oet^e<br />

ben jn^eifetgo^ne f^on lange genährten $lan ber iixä)üä)m<br />

Stauung mit i^r ^ur Oleife ju Bringen. 5Die ^Inf^auunj<br />

na"^e bro^enber SeBenÖgefa^r ma^te e8 i^m jum aSebürfniß,.<br />

f\ä)<br />

an eine er^roBte treue (Seele au$ üor ben Qhtgen ber<br />

Seit nä^er an^ufc^tief en, unb i^r für mand^e U^tx em^fnn=»<br />

bene ^a^tf)dU unb (EntBe^rungen eine geredete (gntfd^abigung<br />

^u geBen. %nä} ivar feine SSaterlieBe bem :^eranirad^fenben<br />


215<br />

auf feinem treitem ßuge eine niäd^tige 3)Jonatd^te in Xtünimet:<br />

n^erfenb. Sie ©oet^e ben SRefi beö Sa^reg i^ertette, batüBer<br />

gibt un§ junad^ft ein Sßrief an ßelter öom 26. 5)e5ember,<br />

freilid^ nur fummarif^e Qluöfunft. „on<br />

ber S^t an fd^ic!' i^ jum 5Dru(fe fort, n>a§ nur ge^en n^itt.<br />

5t>ie BarBenle^re fd^reitet jiarf i?or. Qlud^ n^erben meine Sbeen<br />

unb ©riden üBer bie organifd^e Sf^atur nad^ unb nad^ rebigirt,<br />

unb fo will i^ i^on meinem geifiigen £)afein ju ret=<br />

ten fud^en, h?aö ic^ nod^ tann, ba S^iemanb me^r ireif,<br />

n:ie eö mit bem HeBrigen h?erben n?irb."<br />

3n ben SBriefen an JlneBet au6 bem ki^Un 35iertet beS<br />

3a^rä 1806 f^^rid^t fi^ ©efaßt^eit unb innige ^^eitnaBme<br />

auö. ^a^ atlen Seiten f:penbete ©oet^e, fo i)iel in feinen<br />

Gräften fianb, «^ülfe, 3^at^ unb $roft. „^alUt @ud^ fo gut


216<br />

eä möglid^ ifi," f^rieB er fielen 5!age nai^ ber (S^tac^t 'bei<br />

Senaj „nur bie erfte ßdt tfi noc^ ipeinUd^. (Sg ircrben au(ä^<br />

(Stuuben ber ©enefung itnb beä 5Öo^tfeiu0 irieberfommen.<br />

5©ei]ett unferer tüiffenfd^aftUd^en Qlnjlattcn (in 5ena) f(|rei6e<br />

id^ ^ir näc^flenö unb Bitte £)id^ auf ade ein Qluge ju ^aBe^,<br />

5Die regierenbe J^er^ogin ijl; an i^rem ^Jojien. ^enon, ^irectoH<br />

atler fatfert. 9)?ufeert, (ocjirte §n?ei ^age bei mir. ^ä) Ijaitt<br />

it;n in SSenebig gefannt unb i^iel Sreube am Sßieberfe^en. @o<br />

muf erfi ein ®en?itter öorBei^ie^en, trenn ein ORegenBogen erfd^einen<br />

foff." 3n einer 91adf)fd^rift fügte er ^inju: „Unenb»'<br />

lid^e ^reube ^atte i^ ju i^erne^men, bag e0 (Suc^ leiblich er*<br />

gangen iji. galtet (Sud^ nur biefe erften 5'age, Bi0 man fetbft<br />

h^ieber Beifammen ift unb t^ätiger ju Jpülfe kommen fann."<br />

3n?ei ^age f^äter erfuc^te er ÄneBet, einer 3)emoifene ^uBer,<br />

bie in ©etbüertegen'^eit h?ar, auf feine €fle(^nung, mit 6 ^^^a*<br />

lern ju ^ülfe ^u !ommen, unb in einem SBriefe »om nad^flen<br />

$age, an «§ege(, itjenn er etn^a ®elb Bebürfe, Big ju 10<br />

^.^alern ju jaulen. Sn SBriefen auö bem 0?oöemBer Berid^tete<br />

er üBer bie fucceffi^e Sieber^erflellung ber QBeimarifd^en 3«=<br />

fianbe, iroBei freiUc^ alle geifiige, teiBtid^e unb fjfonomifc^e<br />

Gräfte aufjuBieten feien, um bie ^vergangenen UcBet ju I;eiten<br />

unb bie gegenträrtigen ju ertragen.<br />

„2Bag mid^ felBfl Betrifft/'<br />

fd^rieB er am 26. 9^oüemBer, „fo ^alte i^ n\iä) ganj jiemUd^,<br />

unb fud^e Befonberö baä d^romatifd^e 9)?anufcri^t in bie JDrucferei<br />

gu fd^affen, um enblid^ biefen fifi^v^ifd^en Stein loa ^u irerben."<br />

(Sin Sörief ijom 13. ^De^emBer Beginnt: „^ic furjen S^age ge^en<br />

mir gefd^h?inb in allerlei Sßefd^aftigungen i^ürBei5 BefcnberS ifl<br />

bie Ö^arBente^re jiarf auf bem QlmBog. 5DaS 9)Ianufcri^?t jum


217<br />

etgentti^en bbaftif^en (Entvrurf ift fd^on ganj atgefenbetj<br />

nun finb wir am !|)otemifd^en ^^et(c be6 crpen 93anbe3, Bei<br />

®emüt^SBen?egung in finben ifl. —<br />

^te 5lBenbe ^ahc i^ mtd^<br />

h:»e(df»er Qfvt'cit gute Untergattung, ja fogar (eibenfd^aftlt(|e<br />

gen^ö^nt, in ©efetlf^^aft jujuBringen, unb fo ^offe i^ üfcer<br />

bie näc^jten SÖod^cn glücfUd^ ^mauöjufommen."<br />

SBetmar erfreute fi$ jn?ar Balb irfeber ber Olücffe^t be§<br />

geliebten unb öere^rten l^anbeööatera 5 aSer ber eble, offne<br />

beutf^e 5D^inn irar eine geraume ßüt mit ^or^ern, fogar an<br />

feiner ^afet umfietlt. (gr trar M bem fremben 3}?a^t^a"6er<br />

angefd^hjar^t , n^eil er bormatigen Sßaffengefa^rten in itjrer<br />

(Sntblöft^eit ^ütfe gef^enbet unb ^reufifd^e Offt^iere im ^u<br />

Utair* unb (Siüilfac^ angefieHt ^atte. QtB %cdt unfemt ^id^ter<br />

eines ^ageg einen barauf "Be^ügtid^en SBeric^t öortaö , unter*<br />

tra^ biefer i^n mit feurigen SGDorten, bie unS i^on S'iit! auf*<br />

fcetra^rt n^orben finb. a)?ögen fte immer'£)in mä)t Buc^j^äBtid^<br />

getreu n^iebergegeBen fein, irenn nur ber ©eifi, ber in il^nen<br />

ttje^t, üon ©oet^e flammt, fo '^aten trir in i^nen dm^ ber<br />

f^rec^enbfien ß^ug^iff^ f^i"^^ beutfd^eu ©efinnung unb feiner<br />

ebten ?5teunbf^aft mit bem «^er^og ,^arl Qtuguft. „®enug!'^<br />

fiel ©oet^e mit flammenbem ®ef{d()t bem !^efenben in bie 0lebe.<br />

„Saö irotten fic benn, biefe i^anjofen? (Sinb fte 3)Zenfc^en?<br />

$Öarum i^ertangcn fie geraben.^eg baö Unmenfc^tic^e? 2öaö ^at<br />

ber «^erjog getrau, n?a0 nic^t (oBenS* unb rü^menötrert^ ifi?<br />

(Seit n^ann ift eä benn ein 3>er6red^en, feinen i^reunben unb altert<br />

aBaffenfamerabcn im Ungtücf treu ju Bleiben? 3fi benn eine3<br />

ebeln SDfJanneS ©ebäc^tnif fo gar nid^tg in cuern Qtugen?<br />

SDöarum mutzet man bem «^er^og ^u, bie fd^önflen (Srinne*


218<br />

tungctt feineg SeBenö, ben fteBenja^rigen Jtrieg, baS Qlnbenfi<br />

an ^^xWoxiä) ben ©rofen, ber fein JD^eim tt>ar, hirj attei I<br />

SRu'^mtrürbigc beö uralten beutfd^en BufianbeS, Wotan er felfcjl:<br />

fo t^ättg Qlntf)ei( nai)m, unb irofür er nod^ jute|t ^toM]<br />

wnb ©ce^ter aufS Sipiet fe^te, ben neuen Ferren ju gefaUet^<br />

n^ie ein i>erreamme i>on ber ^afet feinet ©ebäd^tniffeö ^intt^egBj<br />

jujireifen? (Bkf}t benn euer ^aiferf^um ijon gefiern f(|on ai^'<br />

fo fej^en %n^m, bag i^r feine, gar feine Sed^fet beS menfd^*<br />

Ud^en (Bä)iä\aU in ßufwnft in Befürd^ten :^a6t? S3on Statur<br />

ju getajfener 9Betradf)tung ber 5Dinge aufgelegt, irerbe iä) bod^<br />

grimmig, foBalb iä) fe^e, baß man bem a)fenfd^en ba§ Hn*<br />

mÖgUd5)e aBforbert. ^Daß ber «^erjog i^ernrnnbete, i^rcg


219<br />

ireittt fiä) ein ^üx^ \>iXQUi


1<br />

220<br />

\va^ (Sittä ijt, fo wirft bu bicfem 3So«e Mh felBfl unter1<br />

%ii^i fommen! 3^r fe^t, i^ gittere an ^anben unb pfen!<br />

5^ 6in ränge ni^t fo 6en?egt geirefen. ®e6t mir biefen S3e*<br />

ri^t! Ober nein, ne^mt i^n fetfcft! Serft il^n inö Breuer!<br />

Si^erBrennt i^n! Unb ix^enn 3^r i§n »erBrannt ^a% fammelt<br />

tie Qlfc^e unb n.>erft fie inä Saffer! U^t eö fteben, Erobern<br />

unb to^iwl 3d^ fetfcji nntt ^otj baju Ijeitragen, Big Qtaeö<br />

jerflieBt ifi, Big jeber, auc^ ber fteinfle aSud^flaB, iebcg ^omma<br />

unb jeber $un!t in dtauc^ unb 5Dunfi baijon fliegt, fo baf<br />

auä) nidjt dn ©täuBd^en ba\)on auf beutf(|em ®runb unb<br />

fBoben üBrig BteiBt! Unb fo muffen nur eö aud^ einfi mit<br />

biefen üBermüt^igen ^remben mad^en, h?enn e0 je Beffer mit<br />

5Deutf(^lanb tverben fott."<br />

Siebentes<br />

Capttel.<br />

9laturiüifTcnf(?^aftttd^c i^orfd^ungcn «nb fiecture bcö Sal^rö 1806.<br />

S)aö 3af)r 1807: X^takx. Jlob bcr ^erjogtn STmalia. ^av6e<br />

te^re. 91cue Stuögflbe feiner 2öevfe. Slufent^alt in Äarlöbab. ^oxi<br />

tige 5tvBeiten. 93efanntfci^aften. OJeinl^arb. dtüdhi)x naä) 2Öeimar.<br />

(Singfd^ule. ^Sorf^iel gut: 2Öiebercvi3ffnung beg Xljeatevö. ^anbora.<br />

(Sonette, ©onfiigc ©egenjlanbe feiner 3^r)eilnal^me.<br />

SÖ3ir ^aBen junäd^jt, e(;e n?ir ju bem 5at;re 1807 über*<br />

ge'^en, no^ einiger QlrBeiten unb 23efc^äftigungen ©oet^e'ö<br />

auö bem üorl^erge^enben 5a^re ju gebenfen. 3n Sena goB<br />

i^m ber 0lad^ta§ i^on aSatfd^ 2Wanc^er(et anjuorbnen unb ju<br />

fd^affen. 5Diefer :^atte eine naturforfd^enbe ©efeHf^aft gejiift


221<br />

unb antna^tig burd^ unb für biefelBe ein auggeBrciteteS SKu*<br />

fcitm ^ufantmenijet^rad^t, bcm er [eine eigene (Sammlung me*<br />

t^obifc^ eingef^attet. 5e|t galt e§ nun , bie Beiberfeitigen<br />

5(nfvrü(|)e ber ©efellfd^aft unb ber ßrBen beg aSerflorbenen<br />

auöcinanberjufelen unb bie 9?ac^(affenfd^aft ^u fonbern, n?a0<br />

wi^t wcnxQ 3)Hi^e unb Unanne^^mlid^feiten ijernrfad^te. 3nbe§<br />

fanb ©oet^e na^ bem ^arl§Baber Qtufent^atte, M ber Olütf*<br />

fe'^r nad^ 3fena im (Se^temBer, ba6 mineratogif^e ^aBinet Be*<br />

teitg in ber fd^i)nf^en Örbnung unb mä) baö ^oologifc^e rein*<br />

\iä)<br />

aufgefieüt.<br />

Dr. (SceBecf Brad^te baö ganje Sa^r in 3ena ju unb<br />

förberte ®oet^e'§ ßinftd^t in bie ^^^jtf üBer^aui^t, BefonberB<br />

aBer in bie ^arBenle^re. 9)?it bem ^rofeffor ber QKebicin<br />

©d^ etiler taufc^te er '^äufig SBetrad^tungen über -Diatur unb<br />

9^aturnnffenfd^aft au6j QHeranber i\ ^umBotbt'ö freunb*<br />

lid^e Senbungen führten ifyi in bie tvdit unb Breite 5Öettj<br />

©ömmering'ä ©e^örn^erfjeuge totften i^ ^ur Qtnatomie<br />

jurücf; Gotta'ä SBetrad^tungen üBer baa SBac^gt^um ber<br />

^flanjen, neBft Beigefügten 9)?uj^erjHic!en i^on burd^fc^nittenen<br />

^öl^ern, riefen i^n aufg Diene jur 3)Zor:p^otogie , n^oBei er<br />

ben 9?orfa| faßte, fon^o'^l bie 3)Zetamor^:^ofe ber ^ffan^en aU<br />

fonfi fid^ Qinfd^tießenbeö irieber aBbrucfen ju laffenj bie große<br />

Charte botanique d'apres Ventenat mad^te if}m bie i^amitien*<br />

öer^ättniffe ber ^^f(an5en anf^auU(^er; (Steffen'ö ©runbjüge<br />

ber v^itofo:pBifdf»cn Oiaturn^iffenf^aften gaBen i^m 33iel ^u<br />

benfeu} [etBft ber 0)kt^ematif fuc^te er fid^ möglid^ft ju na*<br />

^ern, ju tretd^em 3^^^^^ ^^ 9Kontuc(a'0 Histoire des Mathcmatiques<br />

tag} unb nad^bem er burd^ 2Öieber\jergegentvarti*


222<br />

gung ber ^ö^eru %n^ä)kn, it>orau6 bie ^rfenntnij be§ (Sil<br />

idntn :^eriJorge^t, fid^ in bie 9)Htte beö ^laturreid^ö ju fiette<br />

gefud^t tjatte, fcf^rieB er ein (Schema ber aUgemeim<br />

9laturle^re.<br />

(Eä tvax i^m ^ei bem ©d^ema Befonberä barum §u t^ui<br />

für feine f^arBenU^re einen fieberen (Stanb^mnft p pnbcl<br />

benn biefe gebadete er nunmehr ernftlid^ anzugreifen unb junr<br />

5Drucf ju Beförbern. (Sie war auf brei Steile angelegt, einen<br />

bibaftifd^en, einen gefc^ic^tUd^en unb einen ^^üUmifd^en.<br />

3)ie 93orar6eiten, tvomit er fid^ feit jtrölf 3a^ren Be*<br />

fd^äftigte, iraren fo njeit gebiel)en, baf fid^ Befonberg bie jtrei<br />

erflen ^^eile immer me^r ju runben anfingen unb ber $Dru(f<br />

berfetben gleichseitig beginnen fonnte. Qlm meipen ivar für<br />

ben bibaftifd^en ^t)di gef(^e(;en; bie l^e^re i>on ben ip^i^fioto*<br />

gifc^en ?5arBen, treidle bie erfie QlBt^eitung beffetBen Bitbet,<br />

^atte er nad^ Befiem 3Sermögen bu^c^gearBeitet unb fügte nun<br />

noä) einen Qtn^ang üBer bie :patl;o(ogifc^en garBen ^inju.<br />


223<br />

tdt iveitergcfü^rt , unb jttar n?urbe Bcfonberä auf bte S3ear*<br />

Bettung bcr nöt^fgen tafeln bie größte Sorgfalt i^ertvanbt.<br />

3u leb^ftcr ?5reube gereid^te t^m ber SÖrief eineS fungen<br />

3Ka(erg ^^iü^ip Otto Olunge, ber, o^ne ijou unferä 9Ratur*<br />

forf^erä Sßemü^ungen unterrichtet §u fein, auf bie gleiten<br />

Sege gefommen irar. ©oet^e fanb fc^on Bei feiner 0lücf!e^r<br />

toon ^artäBab im Qlugufi einen 5luffa| in Sßriefform bon t^nt<br />

^or, ivorüBer eS in einem «Schreiben an ß^'^ter (i^om 15. Qlug.<br />

1806) ^eift: „(Sin ^^eir feineä furjen %tffa|ea jie^t Beinahe<br />

trörtUc^ in meiner ^arBente^re, ^u einem anbern $$:f)ei(e finbet<br />

fic^ ber Kommentar in meiner QlrBeit, unb bann ^at ber SSer*<br />

faffer fotd^e «Stetten, bie iä) t^n erfud^en tverbe, mir aB^utre*<br />

ten, n?eit man ba§, n^oüon iä) üBerjeugt Bin, nid^t Beffer fagen<br />

fann. 55)iefe ßuftimmung einea SeBenben, ber Biö^er gar<br />

nidf)t6 i^on mir unb meinen 95emü^ungen gen?uft fjat, gibt<br />

mir eine neue ^nft, treiter fortzufahren unb mein ^^enfum ju<br />

enbigen." S3ei fortgefe|ter ßorref^onben^ erhielt er bie (Sr=«<br />

lauBnif, Oiunge'S ganzen SBrtef feiner f^arBenle^re Beizufügen,<br />

in ber trir ihx je|t unmittelbar i^or bem Sd^luftrort unter<br />

bem litet „3«9fl^^" finben.*) — 3)en ipotemifc^en ^^^eit ber<br />

gfarBente^re griff er, h?ie fe^r i^m bag «Streiten aud^ jun^iber<br />

trar, gteid^faÜä nod^ im Sa^re 1806 an imb Brad^te bie (Sin*<br />

leitung beffelBen mit ^tuögang be§ Sa^rcS §u (Staube.<br />

'2Bag feine nic^t auf uatuririffenfc^afttid^e gorfd^ungen<br />

) @. ©oct^e'ö 2Ö. S3b. 37, (S. 289 ff.<br />

3)oö 3)atum beS 33ncfcö<br />

(b. 3. 3uli 1808) ifl irrig; eö ift m^ bafür gu lefen: 2)ett<br />

3. 3 Uli 1806.


224 H<br />

Bejüi3tiie ©oet^e, SJ^e^er, 2Bietanb, ^ernon.^ gat!, (Sinfiebet<br />

u. %. nUx ^unft unb Siffenfd^aft, :^ieUen anii) \vo^ ^umi^<br />

kn einen fijrmU^en SSortragj nur ^oUti! nntrbe i^ermieben.<br />

(SJoet^e war ^äufig in biefem (Eixtd unb Belebte, wmn er


225<br />

guter (Stimmung irar, ben ganjen Jtrei^ but^ fetne Unter*<br />

l^dtung. 5)a man aBer h?ugte, bof er mani^mat nici^t jum<br />

®eft)rac^e aufgelegt irar, fo flanb für if^n ein ^tfd^ "Bereit,<br />

tttt bem er fd^u^eigfam fi|enb manche Sanbfdf)aften ju (Staube<br />

Brad^te.<br />

3n ben erjlen «Dionatett bea 5a^re8 1807 finben irir feine<br />

5lufmerffam!eit i^örjüglid^ bem S^^^^eater jugetraubt. 5t)iefea<br />

ivar, naci^bem eä eine ßdt taug jum i^ajaret^ gcbient ^atte,<br />

gegen Snbe beg vorigen 3a^reö irieber eröffnet irorben j SSat*<br />

con unb J^oge, parterre unb ©aferie Ratten fic^ tineber Be^ot*<br />

fert, „jum Sa^r^cid^en unb ©leid^nif /' hjie e3 in ben Qlnna^<br />

Ten f)d^t, „bag in (Stobt unb Staat Qltleg bie alte SRi^tung<br />

angenommen. '^ .3wf«öi9/ i^fntt gteid^ nid^t un\)orBereitet, gaB<br />

eine freunbtic^e , ben innigpen fjtieben l^erj^etlenbc Jtunflerfci^eis<br />

mmg je^t ber SBü^ne einen neuen @tanj. 3^affo irarb auf*<br />

gefü^^rt, öon ®oet^e''S t^eatralifd^en ß^gtingen tangfl fin<br />

(Stillen Ue6ei?on eingelernt, auc^ U^o^l juu^eilen in feiner (Se*<br />

genu^art getefen. dx Batte fiä) gegen bie 5)arfie(lung auf ber<br />

Sßü^ne fortira^renb gefirauBt unb fie jute^t nur tjalb unn^itlig<br />

jugepanben. Um fo me^r füllte er fid^ burd^ ben großen<br />

SBelfatI, ben bieS (Stücf 6ei ber Qtuffü^rung cinernbtete, Ü6er*<br />

rafd^t unb angene"^m Befd^amt. SWit er^ö^tcm ^ifer na"^m er<br />

ftd^ nun in ben m^\itn Tlomim beS ^^eaterö unb Befonberä<br />

ber QhisBitbung ber jungem «Sd^aufvneter ein. (5a(beron'3<br />

i,j!anb^after ^rin^" unb Jlteip'S „jerBrod^ener Jtrug" iiuirben<br />

elngeütt, te|tcre0 jcbod^ mit entfc^iebener Ungunfi aufgenom*<br />

men. 3)en redeten Q(uffc^n?ung gen^ann a6er baS ^^eater erjl<br />

burd^ einen langern Qlufent^alt in •^ade unb J^auc^flabt, tro<br />

©oet^e'« 2f6cn. iv. 15


226 ]<br />

man fiä) ijor einem ju ^o^en i^orberungen htxc^ÜQttn ^nUi*<br />

cum mÖglid^fl<br />

jufammenna^m.<br />

93atb nad^ ber Qluffü^rnng. beö $affo, am 10. Qt^rit<br />

1807 fiarB hu ^erjogtn 3)?utter QtmaUa, ber unfer<br />

2)ld^ter fo mand^e fto^e (Stunbe feineö ^e^eng ijerbanfte. Sr<br />

tt?ibmete i^rem Qlnbenfen einen Qlnffa^ in €flebefonn, *) „dÜQ,<br />

mt^x in @efd^äft§form aU in :^5§erm innern (Sinne aBcjefagt/'<br />

©egcn ben @^(uf beöfet6en ^eift eö i^on ber ^ingefc^iebenen:<br />

//J^atte fle n?a^renb i^reg SeBenägangeg mani^ertei Ungema(|<br />

tief em^funben, i^or Sa^^ren ben SSertnji jn?eier tapferer aBrü*<br />

ber, bie auf ^eeregjügen i^ren 5!Pb fanben, eineä brüten, ber<br />

fid^ für Qlnbere aufo^pfernb, ijon ben f^lnt^en -i^erfc^tungen<br />

hjarb, eines getieften entfernten (So^neö, f^äter eineä öere^r*<br />

Un, aU ©aji Bei i:^r einfe:()renben 33rnberö unb eineg :^off«<br />

nungSüoÖen, UeBUd^en UrenMg, fo ^atte fie fid^ mit inn?o^*<br />

nenber ^raft immer n^ieber §u faffen unb ben ßeBengfaben<br />

*) @. ©oet^e'g 2Berfe, 93b. 27, @. 416 ff. (Stuög. in 40 S.)<br />

2)ic 93egei(^nung bcö Sluffa^cö aU JRebc tjl nid^t ganj tid^ttg.<br />

5t6brüdEc bcJTcIben Jüurben bem Oöevconfifiovtum ju Sßeimar<br />

mit folgcnbem (Sxia^ beö «^erjogö üont 13. 5lpvil jugefertigt:<br />

«5öir l^obcn üBer bie *|}erfottalien unb Sebcnöumfidnbc Unfcrcr<br />

»erlebten ^rau SWutter Beiliegenben 5(uffa^ jum ©ebraud^ ber<br />

©ebdc^tnipfcier üerfaffen lajTcn, unb Begel^vcn bei Sufenbung<br />

ber erfotbcrlid^eu ©remVlave l^iermit gnäbigfi, ^f)x h^ollct nad^<br />

ber ju l^altenben ®ebdd;tmp^rebigt ndd^fien ©onntagö fold^en<br />

»on ben Mängeln im fianbe olfo »erlefen lafTen, ba^ bie babet<br />

an 9lanb gefegten 3^age unb 3a^rjal)len nid^t mit obgclefe»<br />

toerben u. f. n)." (©oet^e'ö ithtn »on ©d^äfcr, II, 334.)


227<br />

trieber ju ergreifen geu^uft. QC6er in biefen legten Seiten, ba<br />

ber untiarni^ erdige ,^rieg, nad^bcm er unfer fo lange gefd^ont,<br />

uns enblic^ unb fie ergriff, ba fie, um eine ^erjUci^ gelieBte<br />

Sxigenb auä bem h.>i(ben 5Drange ju retten, t^^re Segnung<br />

vertief, eingeben! jener (Stunben, aU bie i5^'(amme fie an^ i^ren<br />

ßintniern unb


228<br />

uUx bem 5tnMm^fett gegen ©eetenleiben feine ©efunb^eit ju<br />

n?an!en begann, fo ^ören n^ir if)n axiä) je|t in einem 33riefe<br />

an ßdUx i^om 4. 9)Iai ü6er f^lec^teä 93efinben ftagcn, öon<br />

bem er 33efreiung in Äart0^ab hoffte.<br />

$rofl nnb 3uflw


229<br />

©oet^c'S 3beett ütier otgatitfd^c 95ilbung anfimbigett,<br />

eine (Sd^rift, bie iebod^ nie erfdj>{enen i% ottro^t f!c nte^^rfad^<br />

(5. 33. in 3)örin9'g Mm ®oet^e'6) wnter feinen 3Berfen auf*<br />

geführt n^orben. Qlud^ üBer Otieotogie, namentUd^ ü6er bie<br />

im 3. 1790 ju S3enebig gemad^te (Sntbecfung, n?arb mit 93 igt<br />

bem Süngern nnb Oliemer eifrig i^er^anbett. SSoK (Erftaunen<br />

Brad^ten t§m biefe bie ^aä)xi^t, baf bie i^on i^m juerjt er*<br />

fannte Sßebeutung ber @^abettnod^en fo eBen burd^ ein afabe*<br />

mif(^e6 ^Ptogramm inö ^ßwBticum geBrad^t h?orben. ©oet^e<br />

fanb Bei ber Qlnfid^t beö $rogramm§, baf bie (5ad^e nid^t<br />

geipreid^ burd^brungen, nid^t au0 ber Duelle .gefd^(?!pft n?ar, unb<br />

erfud^te bie Beiben ^reunbe fid^ fiiUe ju f)a\Un, foirie er aud^<br />

felBfl fi^ burd^ feine Qlufforberung jum Oleben Bringen lieg.<br />

QUeranber 0. ^umBotbt erfreute i^n in bem erflen 5a^*<br />

reäüiertel*) burd^ 3wf^"bung feiner Sbeen ju einer @eo=*<br />

gra^^ic ber ^ftanjen, benen ein 9f?aturgemalbe ber 3!ro*<br />

:|3entdnber Beigefügt n?ar. (Sine baju gehörige 5Profttd^arte<br />

follte nac^fommen. Ungebutbig, fid^ an ber i^ööigen Qluffaf*<br />

fung beg ge^atti^otlen 9Ber!e0 ge^inbert ju fe'^en, enthjarf<br />

©oet^e felBft baju eine Qtrt fV)mBotifdf;er Sanbfdf;aft unb irib*<br />

mete fie infd^riftlid^ bem i5rreunbe, bem er fie fd^utbig gen^or*»<br />

ben n?ar. 2^a3 3nbuftrie=(5om:ptoir gaB eine QlBBitbung mit<br />

einigem ^eit "^erauS, treidle au^ auön^artä fo öiel ©unjl er*<br />

n^arB, baf ein 9f?ad^|iic^ ba^on in ^ariö erfd^ien. 3)?inber<br />

glücf(id^ erging cS i^m mit einem geognopifd^en 9)?obelI, h?o«»<br />

•)


.<br />

230<br />

mit er ftc| fett latigeret ßdt getragen ^atte. (S3 fleHte auf<br />

ber OUxfdä)t eine l^anbfci^aft üor, bie fi^ üom ftac^en $^anbe<br />

Biä in baö :^ö^fte ©eBirge er^oB. Olürfte man bie £)ur^*<br />

fd§nittöt^ei(e au^einanber, fo jeigte fic^ an ben innern $ro*<br />

fiten ba0 flauen, (Streichen unb trag man fonjl i>eranf(3^auUc^t<br />

timnfc^en mo^te. @r üBerlieJ ie|t feinen erjten 3?erfud^, bem<br />

e0 freiüd^ noci^ in mancher «ipinffd^t an 3SoII^änbig!eit ge=»<br />

Bra(i^, einem Bei i^m eingeführten 0?aturforfc^er, ^aberU,<br />

mit bem Sßunfd^e, baß biefer bie QtrBeit n?eiter bringen<br />

möd^te, t)at aber f^äter feine Einlage nie nüeber ju ®efi(ä^t<br />

bekommen<br />

3n baa erjte Sal^rea^iertet fättt aud^ no^ bteUebertragung<br />

i)on 3o^. 33?ütler'0 {Rebe jum Qtnbenfen grieb»«<br />

rld^'ä II., bie er au3 freunbfd^aftU^er ^^eitna^me an bem<br />

SSerfaffer unterna^^m, unb im ^D^org enbtatt öeröffenttid^te. „5^<br />

überfe^te fte/' fd^rieb er ben 14. Ql^jrit an Knebel, „mit mir<br />

bie Qlrt fe^r woljl gefaßt, h?ie er unter ben gegebenen Um*<br />

jlanben feinen ©egenjianb gefaßt f)at 5(^ Ue§ bie Ueberfe|ung<br />

brucfen, h?ei( i^ prte, baß ber 9?erfaffer bcS^atb mand^ertei<br />

Unannet;mUd^!eiten gehabt ^aht, unb i^ überjeugt n^ar, e8<br />

tt>erbe ju feinem 33ort^ei( gereid;en, n?enn 3)2e:^rere baS, tvaä<br />

er gefagt Ijaik, in beutfc^er ©^rad^e i^ernä^men.''<br />

ßirifd^en ben angeführten aSefd^ciftigungen war nebenher<br />

baS 3)Zanufcrivt für bie neue Qtuögabe fetner fammt=«<br />

Ud^en Serie ^ü 6otta (1806 m 1810) in £)rbnung ju<br />

bringen unb abjufenben. 5Die erpe Sieferunig berfetbcn, ani<br />

toter SBanbcn bejle^enb, fügte er einem SSriefe an B^^'^t^^^ ^o"^<br />

27. maxi 1807 Ui. Q(m 7. «Hai melbete er blefem, baß er


231<br />

tic jrt^otf 35anbd^ett, iretd^c bic ganje 5(u3gaBe umfaffen fottte,*)<br />

groftent^elta ^^inter fid^ ^a:6e, unb baf fie bie nad^ften 3'age<br />

Bio auf ^inen in ß^otta'ö »^änbe fommcn trürben. (Sr fü^Ue<br />

aUx Sei ber ®etegen"^eit fe^r lebhaft, h?ie fremb i^m feine<br />

eigenen (Sachen gen?orben traten, ja baß et: fajl tdn Snterejfe<br />

ttie:^r baran :§atte. „S)ieS ge'^t fo mit/' f^rieB er an 3et*<br />

:ter'n, ba? i^ o^ne freunbtid^e, treu fortgefe^te 95ei^ütfe bic<br />

jii^öif S3anbc|en garniert ^ufammengeBrad^t l^citte." dx freute<br />

fid^ im 9[?orau§ auf ben 6^ag, ben ßäkx'n ber fortge*<br />

fefete i^-aufl ma^en hjürbe; eä feien 5t)inge barin, meinte<br />

er, tretc^e bem i^reunbe au$ i^on muficatifd^er ©eite intercffant<br />

fein h?ürben. UeBrigenS erfc^ien ber %anft in biefem 3a^re<br />

Bei (Sotta (foirie ^ermann unb ^orot^ea Bei Unger) au


232<br />

©eBraud^ einiger ^ittä, ttac^ SSerorbming beö Dr. Jta^n? bon<br />

ßeipsig/ ii^cnbcte fic^'8 auf einmal fnö 93effere, u^oBei eS benn<br />

awd^ f^on fcd^ä 5Bod^en an^attenb öer^>arrt, n^ag id^ fe^r gern<br />

meinen i^reunben ju n^iffen t^ue. %ä)t Sod^cn Un iä) nun<br />

fd§on §ler, unb ^aBe mid^ in toerfc|iebenen (Sipoc^en auf öcr^<br />

f(|iebene Seifen Befc^aftigt: erj^ fleinc ©efd^id^ten unb WUx^<br />

^en, bie iä) (ange im Jto^f herumgetragen, bictirt, fobann<br />

eine $ßeiie l^anbfd^aften ge^eic^net unb iUuminirt, je|t Bin iä)<br />

Befc^aftigt, meine geologifd^en Q(nfi(|ten ber :^iefigcn ©egenb<br />

jufammensufletlen, unb eine (Sammlung üon ®e6irg6arten,<br />

tretd^e :^ier auögegetjen unrb, fürstic^ ju commentiren. Sntercf:'<br />

fönte a^enfd^en i>on fe^r i^erfc^iebcner %xt i^abc i^ fcnnen<br />

Jemen, unter trelc^en ber franjöftfc^c Olefibent Oteini^arb,<br />

ber ^uk^t i\x Saffi} gefianben, unb beffen (B(^id]ak 3^nen ge*<br />

h)i§ im ©anjen Befannt finb, iro^t ben erfien $ta| einnimmt.<br />

Uebrigeng leBe i^ benn bod^ fe^r einfam; benn in ber 2ßett<br />

fommt einem nic^tä aU 3eremiaben entg egen, bie, oB fie gteic^<br />

tjon großen HeBetn öerantaft h?erbcn, bod^, trie man fie in<br />

ber ©efefffd^aft ^ijrt, nur aU i)oi)k ^^xa\tn erfd^einen."<br />

^ie ^ier ern?a^nten „Keinen ©efc^id^ten unb 3)Zärd^en"<br />

h?aren einem :^)rojectirten größern SBerfe jugebac^t, baö unter<br />

bem3:itet „^iii)dm ^Uifttx'^ S33anberiat;re'' atte burc^<br />

einen romantifd^en i^aben vterfnü^fen foUte. £)ielenigen, wo"<br />

mit er ftc§ jie|t in ÄartöBab kfd^aftigte, haaren: ©t. 3ofe^^<br />

ber 3h?eite, bie gefa^rtid^e SBette, ber 3)Zann ijou<br />

fünfzig 3fl^ren, bie neue 3)Zelufine unb bie )pii^<br />

Sernbe 3^öritt. 3)er «Kann tion fünfzig 3a^ren unb bie<br />

neue 3Welufine tvarcn fc^on üor bem 3a^r 1807 Begonnen unb


233<br />

erhielten je|t ht ^atlg^ab i^re Q^offcnbuitg. 5£)(e leitete \viU<br />

©oet^e fd6on in ber SauBe ju (Sefen^eim er^a^tt imb nid^t<br />

lange nad&^cr aufgcfd^tieBen ^aBcn; in bem SBriefircd^fet mit<br />

©dritter fommt fie aU „baö 333ei6d^en im Mafien" «nb aU<br />

„wnbenif^eä ^i^gmaentreifc^en" ijor. 5Dcr 3)Zann öon fünfzig<br />

Sauren ivurbe, irie 9fliemer Berid^tct, fd^on 1803 conci^itt,<br />

aBer gteic^ ber 3}?e(uftne, iine e^ fd^eint, no^ o^iw 93ejie^ung<br />

^u ben ^Banberja^ren. S)ie :pitgctnbe ^Ißxin ifi eine freie<br />

Ue6erfe|ung einer franjöfifd^en DIoöeffe la folle en iieleriage,<br />

bie fc^on in ben ad^tjiger Sauren in Seimar circutirte, unb<br />

aus tvetci^er baö ©ebid^t „3)er 3)lütUrin ':ScxxaiY nad^<br />

@octl?e3 freier 3BcarBeitung Bereite in ©c^iHerg 3)hifenatma*<br />

ttad^ erfc^ien. ^en Kommentar ju einer (SammUtng »on ©eiirgäarten,<br />

beffen oBen gebaut ifi, ftnben nur j[e|t in bem<br />

ki^Un SBanbe öon ®oetI?e'3 fämmtlid^en Sßcrfen unter bem<br />

QlBf^nitte „9}Uneratogie unb @eo(ogie'^*)<br />

@a ^rar bie 8amm*<br />

lung beö Steinfd^neiberS 3ofe:p^ ^üiUx, beffen irir Bei<br />

®oett)e'3 \?orig|äl;iigem Qlufent^att ^u ,^arlö6ab fdjjon gebac^*<br />

ten. 2}?üC(er tl)eilte i^m einen fc^rifttid^en Qfuffa^ mit, ben<br />

er rcbigirt irünfc^te. (Seine ®eban!en i^erfd^mot^ ©oet^e, fo<br />

n?cit er fie fid^ aneignen tonnte, mit feinen eigenen UeBerjeu*<br />

gungen, imb ber barauä entf^rungene Qluffa^ tvurbe, unter<br />

(Hiemer'ö a)?ittt^irhing, auf ber ©teile verfaßt unb in ^errnöon<br />

Seon^arbö 2:af^enBu(^ aBgebrucEt. **)<br />

•)


234<br />

^ie 9Sefanntf(|aft mit bcm Olefibcntcn üon Olein^atb<br />

6i(bete fid^ in bcr %o\Qt ju einem fru^tlmren 33er^a(tniffe au8.<br />

Olein^arb, in frühem Sauren in bie ftanjöfifd^e Öieöolution<br />

ijerfloc^ten, irar burdf) miniftcriette imb bi:plomatifc^e ^ienpc<br />

i)ci^ em^^or gcftiegen. Ola^^otcon, ber i^n nid^t Uc6en fonnte,<br />

a"6er boc^ in geBraud^en iimf te, fd^icfte i^n jute^t auf einen ge^»<br />

fä^rlic^en ^^ojlen, m^ Saffs^, ii?o er nad^ einiger ßeit ijon<br />

ben SRuffctt aufgef;o6cn, burc^ mand^c J^änberftrecfen mit ben<br />

(Seinigen geführt, aBer enbUd^ auf fräftige ^>orjie(lungen irie*<br />

ber freigegeben n?urbe. (Sr mad^te ©oet^e'n in fummarif^er<br />

3)arfieCfung mit feiner intereffanten J^eBenggefd&id^te Begannt,<br />

trogegen biefer üBerfid^tUc^e 23orträge üBer bie ^^arBente^re<br />

unb t^rc ©efd^ic^te anHavi\^U. llngead^tet nnr i^n oBen<br />

»on einfamcm SeBen reben :^örten, fe^(te ea it;m bod^ auc^<br />

nid^t an anberm anregenbem Umgange. (So taö er ber f^ürjtin<br />

©otmö, einer geBornen ^rin^effin i>on 9}?ecf(enBurg , nad^*<br />

maligcr .Königin i?on .^annoi^er, feine neueflen ^robuctionen<br />

i)or , unterhielt fic^ mit bem Äijnigt. ©äd^f. OBer^of:prebiger<br />

Oleinl^arb üBer fittUd^e ©egenjtänbe, erneuerte bie -33efannt*<br />

fc^aft mit bem ^rei6l)nu^tmann i)on (Sd^iUer, n?ibmete bem<br />

trefflichen (l(ai^ier*93irtuofen ^immet ein fd^meid^el^afteg ®c=»<br />

bic^td^en („Q(n Vixaniu^") ,*) trieB manchen (B^tvant mit<br />

bem ^au^tmnnn S3(umcnflein, i?erfe^rte, außer mit Dr.<br />

Sta)p^, noä) mit ben Qlerjten Sutjer, 3)ZittcnBad^er,<br />

Srtorian, bie ^um $^cit aud^ auf feine naturn^ifTenfd^aftUd^ett<br />

SSePreBungen eingingen, gen?ann burd^ ben 3un?eUer 3ö(b*<br />

•)


235<br />

ner öon ^xaQ mannen Qluffd^tug uUv (^bclfieine, n?urbc<br />

\)nx^ ©efvrac^e mit 33ergrat^ 5Berner in mineratogifc^en<br />

Jtenntnijfen gefÖrbert, machte in bcm ©efeUfci^aftgfreife ber<br />

reisenben Bürflin S3agration bie längft erfe^nte 33cfamit*<br />

f(ä^aft beg :^eitetn unb geipreidjjen grinsen Signe, unb fanb<br />

i)kx anä) ben ©rafen SorneiU au unb ben ^ofrat^ öon<br />

®en^, tretd^er i§m mit großer (Sin* unb Umfid^t ü^er bic<br />

jüngfien ,^rieg§ereigniffe i^ertrauUd^en Qluffc^lug Qob.<br />

©ef^rad^e ber 5ule|t Bescic^neten Qlrt iraren üfcrigeng in<br />

ber öieget nid^t feine ©ac^e, nic^t at§ 06 er gefu^UoS gen^efen<br />

irare für bie Reiben unb bie (Srniebrigung beg SSaterlanbeS,<br />

fonbern einmal n?eil i§m atte nu^tofen Seremiaben öer^aft<br />

iraren, unb bann tveit er in bem ^oUtifd^en ©erebe ber mei*<br />

pen 3)2enfd^en ben redf)ten (Ernfl i?ermi§te. Sr fanb, bag ge*<br />

tabe biejenigen, bie am |iarf|len in i^ren Scfonbern Sntereffen<br />

Befangen gelrefen iraren, am lautejlen üBer bie QSertujle j;am*<br />

merten, bie baä ©anje Betroffen Ratten, unb erfannte nid^t<br />

feiten in ben ,^{agen üBer ba0 atigemeine Ungtürf ben maä*<br />

firten Kummer üBer baS eigene ^riimtunglücf. „3Benn 3e*<br />

manb fic^ üBer baä Be!(agt/' fc^rieB er bamalö an B^^ter,<br />

„hja0 er unb feine UmgeBung gelitten, n^aS er üerlorm ^at<br />

unb ju verlieren fürchtet, baö pre id^ mit X^eilna^me unb<br />

f^jrec^e gern barüBer unb tröfle gern. SOBenn aBer bie 9)2en*<br />

fd^en ÜBer ein ©anjeS jammern, baö i^erloren fein foll, ba3<br />

benn boc^ in ilieutfd^lanb fein 3}?enfd^ fein £eBtag gefe^en,<br />

nod^ ijiel n^eniger fic^ barum Befümmert ^at, fo mu§ ic^ meine<br />

Ungebulb »erBergen, um nid^t un^i?fUd^ ober aH (Sgoifl ju<br />

erft^einen." UeBrigmö öerjtreifelte ©oet^e feineön^egS an ber


236<br />

3ufunft iinfcrö SSoIfcö «nb SSatertanbeä ; er erh?artetc<br />

I<br />

SSiebcrgetjurt bcjfetben öon irürbfgcn S3e|lre6ungcn auf geifH»«<br />

gern ©cbiete. Sn einem ®efpracl;e mit i^ernon) Ü6er baS<br />

beutfd^e 3ounta(trefen äußerte er mit tiefem ^rn|!c, ba§ eS<br />

namentlich je|t nur eine grofe unb ^eilige (Sad^e für bic<br />

5r!cutf(l^ett gebe, im ®eij!e jufammenju^atten, um in bem atl*<br />

gemeinen Oluin irenigjienS baö noä) unangetafiete 5Pa(labium<br />

unfrer Literatur ^u Beirat^renj nac^ bem 14. £)ctot>er bürfe<br />

man fdnt Journale, bie nur bem ®ef(atfd^e ber 9)iüf igganger<br />

bienen, feinen .^o^eBue=9i)?erfet'fc|)en ^reimüt^igen nte'^r<br />

butben; eä fei eine u>a{?re Sßerrät^erei, je|t, tvo Qltleä auf<br />

bem (gipiete fte^e, mit bem atten ^eid^tftnne fortzufahren }<br />

fonjt<br />

trörben bie ^ranjofen bie einzige Qld^tung, bie fle nod^ für<br />

bie ^eutf^>en ^atjen üjnnten, bie Qtd^tung für unfere (Suttur<br />

«nb unfer geijiigeä (StreBen, ijertieren.<br />

33ei ber €Rü(ffe6r ijon ÄartöBab, in ber erfien ^atfte<br />

(SeiptemBerg , n^arb er üon einem ®efang|}anb(|en cm^ifangeu.<br />

eine geraume ßdt i)cx Wax ©oet^e öon aller 5D^ufif trie ab^<br />

gef^nitten geirefen. „3)ag 93ißc^en Operette," ftagte er in<br />

einem 35riefe an ßetter i>om 7. ^}lal, „oB n?ir g(ei^ mitunter<br />

rec^t gute (Stimmen :^a6en, nnll'g bod^ aud^ nid^t t^un. 3)a*<br />

^er fd^eint auc^ in mir affer (gang unb ^lang öerfd^tvunbeu/<br />

fo irie aUe Imagination, bie fid^ auf mnfit Bejie^t." (Ex<br />

emipfanb bieä um fo fd^merjlid^er, a(8 ßelter fortwa^renb bie<br />

größte Oceigung Bezeugte, feine fiieber in 9)Zufif ju fe^en. ^a<br />

fa§te er nun in ^arl§6ab, lueit baS SCßeimarifd^e ^^^eoter jufi<br />

Itiebcr ein ^aax gute (Sanger au6 €d^(eäirig acquirirt ^atu,<br />

ben (Entfd^luf , jebe 5Bod^e einmal in feinem ^aufe me^rfüm-


237<br />

tnige geiftUd^c ©efangc aufführen ju taffen, im ©{nnc bet<br />

Selter'fd^en 9tnjiatt, frelUc^ nur aU einen fernen ^lOgtanj<br />

berfetfcen. „2)Jit ber O^er, n>ie fie Bei nng gufammengefc|t<br />

Ifl/' fd^rieB er om 27. 3uU an ben j^reunb, „mag ic^ mid^<br />

nid&t aBgeBen, Befonberö treil i^ biefen mufifatifclen 2)ingen<br />

nicf)t auf ben ®runb feije. 3d^ möd^te ba^er bag (Secutum<br />

fic^ felBfl üBertaffen unb mid^ in'^ «^eilige jurücfsie^en. ^cU<br />

fen (Sie mir baju imb fenben mir i>ierftimmige ni^t §u fc^irere<br />

©efcinge, fd^on in Stimmen auggef^rieBen. ^sä) erfe|e bte<br />

Fluglagen mit 5Danf. B^ig^«"^ion ^ai^bn, goB aBer jugteic^ ben IHat^, au^<br />

anbere alg geifilid^e, namentUd^ ^eitere (Sachen i^orjune^men.<br />

SBei ber «^eimfunft öon ,KartgBab fanb ©oet^e Don i^m fd^on<br />

ein ganjeg ^Pafetc^en angemeffener Stücfe i>or unb metbete Be*<br />

reltg am 15. @e:pt. bie ©rijffnuug feiner (gingfc^ute, bie fid^<br />

tegelma§ig jeben '


I<br />

238<br />

unb tretc^e gemeint feien , irüßte iä) ni^t ju cntfd^eiben.<br />

legten (Sonntage beö Sa^reö burfte bie (Singfc^ute eg fc^i<br />

tragen, einer großen ©efettfc^aft i^re 93orträge jum 35ef<br />

gu<br />

geBen.<br />

Ueber biefen mufifatifd^en 33efh:eBungen ijerfaumte ©oet^e<br />

ni^t, bem X^eater eine rege (Sorgfalt ju tinbmcn. 2Öaö i^m "6e=<br />

fonberö baju Sujl unb Wlntf) gaS, n?ar ber große 33eifatt, ben<br />

bie Seimarifd^e ©efetlfc^aft i>om 24. aWai an in einer Olei^e<br />

ijon 33orjiettungen ju ^^ei^jig eingeernbtet ^attc. ßnx (Bx^<br />

Öffnung berfetBcn l^atte er ben f(i)önen ^rotog gebid^tet:<br />

,;5ßenn fid^ auf ^o:^er a)?eeregftut^ ein (Sd^iff<br />

u. f.<br />

W." 5£)ie Siebereröjfnung ber Seimarifd^en aSü^ne am<br />

19. ^e^t. *) nad^ gtücftid^er Sßereinigung ber ^er^oglid^en<br />

i^amiUe feierte er ie|t burd§ ein in ftangreid^en 5^rimetern<br />

unb S^rod^äen ijerfaßteä, inner^alfc einer 5Bod^e erfunbeneS<br />

uitb aufgeführtes atlegorifd^eä aSorf;piel. **) (gs erfd^ien<br />

barin mitten unter bem to^enben Qlufru"^r beg ^riegögenutterS<br />

aU Söunber* unb ^rofijeid^en ber 9f?amenS§ug ber regieren*<br />

ben ^erjogin im (SternBilbe, ba§ ^^uBIicum an jene äSeru»<br />

^igung erinnernb, bie i^r treueS unb mut^igea QluS^arren in<br />

ben Jagen ber ©efa^r ber gefammten SBürgerfd^aft gehjci^rt<br />

*) (£. ©oct^c'ö S. «b. 6, (S. 301. 3n ben Stnnalcn ijl ber<br />

30.


239<br />

^attt. 5)cr (S(|tuf bet 3)i^tung üer^^errlid^t baa Q(nben!ett<br />

bet i>eretrtgten .^crjcgin a)?utter, bcren Dlamen fic^ im »i^ittter*<br />

grunb ber 33ü^ne in ßl)iffern jeigte, wmgeljen i^on ©lotie unb<br />

bem ^ranj i§rer 3w^"rfg^'f«ff^«^«- ^"^'


240<br />

fo baf nur ein )iijd\ nuögefü^rt imirbe. 5Dlc QlrBelt unirbc<br />

pvax im fctijenben Sa^rc no(^ eimuot aufgenommen unb »on<br />

bem fernem 33crtauf beä StücfeS ün (Bdjcnxa angefertigt, ba8<br />

fi^ In ©oet^e'S ^a^la^ borgefunben i}at *) Ql^ein bie fd^n^ie*<br />

rigen antifen @i}t6enmafe unb Qlb^altungen aller Qlrt n^ä^renb<br />

einer erneuten SBabefur lu^m iljn anä) biefmal ni^t jum<br />

QlSf^tu^ gelangen.<br />

Ginem 3:l)eil be§ ©toffeö unb geiriffermajen auc^ ber 3bee<br />

na^ fnü^ft bie ^anbora an jeneö ältere bramatifc^e i^ragment,<br />

ben frontet l)euä**) an. 5ßir fanben in bemfelben ben tita*<br />

nifd^en §rei^eit§tro§ bargejMt, ber ©oet^e'n eine ßdt lang<br />

Befeeltc unb ber bie gan§e bamalige ©enieiperiobe ^arafterifirte.<br />

^ö trat unö barin juglcidf) bie erfte dultur ber 2)?enf(^en unb<br />

namentliollenbet n^orben n^äre, 9Jiinerüa<br />

eine ^Vermittlung , eine (SinneSänberung beä ^romet()euä :^er*<br />

:6eigefü^rt ^aBen nmrbe. Sine 35ermittelung, eine Qluöf(j:^nung<br />

ijon ® egenfa|en trar mm au$ in ber ^^at bie ^^tufgate, bie<br />

fic^ ©oet^e je^t in ber ?|5anbora pellte, freiließ nid^t eine fol^e<br />

a3erfi)§nung , n?ie er fie bamalö fc^on f)'dtti intentioniren fijn*<br />

nen, fonbern n?ie fie feiner ie|igen 5Denf* unb tov^pnbungä?<br />

ireife gemöj trar. ^er raftloä Bilbenben 5:^atfraft, n^ie<br />

fie im ^romet^euä öerfinnlic^t ifi, flellt er im S^imet^eu0<br />

bie finnige, Sßergangen^eit unb ßutmx^t mit ber ®egenn?art<br />

*)


241<br />

»etfctnbenbe gefü^töoHe SÖetra^tung gcgenü6er, unb tritt<br />

bur^ feine 5)ic|)txtng bie l^e^re i>eranf$(i«li


242<br />

n>ie Otofenfranj treffenb Unxuxtt, unfcr SMd^ter eine erflaun=»<br />

Ud^e aUegorif(i^e 35itbfraft aufgeboten. 5)ie 3}oßtlanb{g='<br />

tdt unb ©enauigfeit/ mit bcr ©oet^c eine 5bee in ]oU)cx<br />

fi^m'Sotifd^en nnb aUegorif^^en Seife auöfü(;rte, ber l^o'^c<br />

6$hjung ber rei(|fieu ©iprac^e, ble er bann ertönen lie^,<br />

nehmen feinen Megorien i?iet ijon ber ,^a(te, ivetd^e fonfi ber<br />

Qlöegorif anhaftet." ^xd\i^ neBen bie Bcfien ^robuctionen<br />

feiner ctaffifc^en .^unjl^eriobe , neben eine S^^igenie, einen<br />

S^affo, wo bie Snbiüibualifirung no^ nid^t i>on ber (2i}m'6o=«<br />

lifirung üBertru^ert ift, barf fic^ bie ^^anbora x\iä)t jteUen.<br />

Q(6er wnter ben (Srjeugniffen feiner testen ^eriobe mu§ fie ^u<br />

ben ebelften unb i'^otKenbetjien gejault tuerben.<br />

3u ben t^inberniffen, n^etd^e ber 33eenbigung ber ^anbora<br />

bei einem Qlufent^a(te ®oet:^e'g ju Sena öom 11. 9]o»em6er<br />

Big jum 18. 3)ecember in ben Seg ixakiif ge^ijrte auc^ bie<br />

„©onettenii^utV' / i>ic i^n bamalS unüerfe^enö ergriff.<br />

Sä^renb biefeä Qlufent^alteö nmrben, nue SRiemer Uxidjtd,<br />

in abenbUd^en Sefejirfeln bei f^rommann, ^nebet unb Qinbcrn<br />

befonberg ©onette öon ^Unger, Ql. SCß. ©d^Ieget, ®rie3 unb<br />

jule^t ijon 3- SBerner, ber l^erföntic^ in biefe Greife ein*<br />

getreten irar, ijorgetefen, unb im ©titten a\x^ fotd^e ^o\x<br />

©oet^e ijerfud^t, tine e0 benn feine Qlrt irar, ^iä) gerne ijon<br />

guten ^orbilbern ju eigenen ^?robuctionen anregen ju (äffen.<br />

(Er fjatte früher eine geraume ßeit, fo<br />

ijiet il^eitna^^me er aud^<br />

fonfl neu auftaud^enben 3)id^tarten ju fd^enfen pflegte, gegen<br />

baä ©onett in Ov^^ofition gefianben unb feine 3Bebenfen gegen<br />

blefe %oxm in einem @ebici;t auögefvrod^en , ba8 n>ir unter<br />

ber Ueberfd^rift „baö Sonett" in ber Sammlung feiner


243<br />

^oefien an bet S)>i|e ber QCBt^ciütng „^^igrammottfd^" finbcn.<br />


244<br />

,<br />

unb fettnen, f^ircvtonenben ^nbreimen trlcBen, unb tjatte biefc<br />

€flid^tung bur$ eine cartifirtc D^Ja^a^mung ^er^ö^nt:<br />

3Öflö fingett ii}x unb ftingelt im «Sonetto,<br />

9ttS l^att' im %Iviq tnä) grabe »on Uloöfana<br />

©efül^rt jur :^ctmatf;Iic!^en ^ramontana<br />

(Sin finbtic^ (Sngicin, gart tüie 5lmoretto u. f. to.<br />

3e|t UeJ er feinen Unmut^ uBer ©oet^e'ö SBeginnen in<br />

fotgenbem Sonett aw0:<br />

S(ud^ ^u, bcr finnreid^ bmc^ Slt^enenö Sd^cnfung,<br />

@eitt ^lügclrop, h>enn'ö unfügfam fi^ Baumet<br />

Unb ?5unfen fd^nauBt, mit ^unfl unb SKilbc gdumet,<br />

3um J^emmen niemals, nur gu fveict Senfung,<br />

$Du l^afl, nici^t abI;otb fünfilid^er aSetfd^rdnfung<br />

ß\cn SSierling' unb gtvei 3)rciting' unö gereimet?<br />

Söietüo^l man l^ier ^ernfjotj yer^aut, l^ier leimet,<br />

3)en ®eift mit @tümm*lung Id^menb unb 33erenfung?<br />

€afi, gveunb, bie Unform alter JJ^ruüaburen<br />

JDie cinft öon S3ar6ar'n, l^alB galant, l^alB m^flifc!^,<br />

ableierten i^r flingenbe^ (Sonetto;<br />

Unb tadele mit , too Äfjifd^e 9laturen<br />

W\i rotjcm (Sang unb ^lingftang after(!^riftif(^<br />

2llö Sumpen^ilgrim* iüallen nad^ Soretto!<br />

©oet^e lieg fid^ aBer nid^t irre mad^en; er fd^rieB ixn<br />

fotgenben 5o^re (ben 22. 3unt) an ßettcr: „SBenn S^ncn<br />

baS SSoffifd^^e (Sonett §iirt?iber ift, fo jiimmen irir aud^ ix\.<br />

biefem fünfte ijöttig Ü6ereln. QBir ^a6en fc^on in ^eutf(^*


245<br />

lanb mc^^tmatö ben ^aU ge^aBt, baf fe^r fd^öne %aknU fia^<br />

jwte|t in 5pebanti6mna öertoren. Unb biefem ge^t eS nun<br />

m^ fo. i^ür Taitter ^rofobtc ift i^m bie ^oefie ganj i)er=«<br />

f(|trunben. Unb tva§ fott ea mm gar :^eifen, eine einjetne<br />

t^^t^^mifd^e ^orm mit on (Bdjait 'hineinlegen fann,<br />

trag er ijerntag? SSie lad^erUd^ ijl'g, mein @onett, in bem<br />

i$ einigermaßen ju Ungitnjien ber (Sonette gef:^roc^en, immer<br />

h?ieber5u!ciuen , auö einer äP)etif$en @ac|e eine ^arteifad^e<br />

lu ma($en/ unb mi^ auä) aI6 ^^arteigefeHen ^^eranjujie^en^<br />

o^ne ju Bebenfen, baf man xtä)t gnt nBer eine (Sad^e (Raffen<br />

tmb f:potten !ann, o^ne fte bejttegen ju ^erad^ten wnb ju<br />

ijern^erfen.'^<br />

5Öag ben Sn^alt ber je^t i:on ©oet^e gebi(|teten So*<br />

nette tjetrifft, *) fo ^ai biefer eine geranme ßdt für ^alB ober<br />

•)


246<br />

Qani flngirt cjegoUen, B13 1835 ber „33rieftre$fet ©oet^e'«<br />

mit einem ^inbc" üon 33ettina üon Qlrnim, ge^. S5ten=»<br />

tano, crfd^ien.


247<br />

uUx ©oet^e'^ I, 31 ff.) ju 'Getrauten, auf beffen a3eit?elöfü^'<br />

tung tvix baT;er ctiraö nä^er eingeben irotlen.<br />

Oiiemev erjciMt, SSettina ^aBe fid^ fc^on 1807, „im iWüUn<br />

@tabium tt;re^ ju^ifc^en 3)2tgnon iinb ^^iline ctnfd^iffctnben,<br />

ül^rigeng tTO(^ bur(^ ein eigen 93rentano'fereinigen fei, ivenn ©oet^e in ben SSriefen an 33ettina ft(^<br />

gef^altencr unb gemeffencr jeigt unb in ben ©ebid^ten einen<br />

teibenfd^aft(i(()en ^on anftinimt. 5n ben SBriefen gaB er fiä)<br />

tvaijx unb feinen nnrüid^en Em^finbungen entf^red^enb, in ben<br />

Sonetten ging er f!pie(enb in bie glü^enben ©efü^te ^^ttti^<br />

nenö ein. Ea n^ar natürUd^, bag ber BeinaBe Sed^äjigio^rige<br />

bie romantifc^e SieBeögtut^ ber jungen SSere^rerin ni^t in<br />

gteid^cm SiRaße ertriebertej unb trenn er anä) baBei weniger<br />

fatt geBUeBen fein mag, als SRlcmer unS gtauBen mad^en n?i(I,


248<br />

fo mufte er bod^ 33eben!en tragen, feine feV'pnbwngen Brief*<br />

li^ in naefter ^rofa augjuf^red^en, ober fic gar ben i^teunbeit<br />

«nb aSefanntcn in feiner 9ici^e p gejle^en. Unb fo Ben.>eift<br />

e8 benn an^ nid^tä gegen feine 3w"er<br />

fie „ni^t e6en aU leibenf^aftUc(;er :2lctv(;aBer, fonbern nur a(§<br />

a3en?unberer i^reö geipreid^en unb Barocfen 5Befeng" erflarte.<br />

5lber fe^r n.HÖfommen mußte eö if;m jebenfaHä fein, ba§ ge*<br />

rabe ju ber ßdt, n?o bie fübtic^e ^id^tform, in wd^ix ein<br />

^etrarfa feine tiefen Sieteöem^finbungen au^gef^roc^en ^atte^<br />

i^m fo let>I}afte ^^t^eitna^me atjgetvann, fid^ in 33ettineng 6e*<br />

geijterter Steigung ein fo fijfiUc^er ®if)aU jur ^üKung jcneS<br />

]|poetifd;en ©efnßeö barBot. ©egen eine fot^e 5(nna()me öon<br />

ber @ntftel)ung ber ©oet^e'f^en (Sonette flräuBt fic^ 0iiemer,<br />

aH gegen eine bie Surbe be§ 5)id;terö ber(e|enbej unb ba^er<br />

«Ben fließt fein Sßcmü^en, bie 3}?itt(;ci(ungcn SSettinenö ju<br />

i)erbod;tigen. „(So arm,'' fage er, „fonnte ®oett;e'ä ^f^aw<br />

tafie unb «^erj unä) im fecC;g5igfien Sa^re ni^t fein, baß er<br />

©m^finbungen i^on 93ettinen erft entlegnen mußte, um fie<br />

nur, \vk ein grie^ifd^er Ȥi)VoV^ete3 bie Begeifterten 9?atur*<br />

Jaute ber fomnamButen ^i^t^ia, in aSerfe ju Bringen.'' ^Kein<br />

irir njiffen auS t^^rü^erm, baß ®oet^e fetBjl in jungem Sa'^*<br />

ren, vro bie Duelle feiner (Erfinbungöfraft geUMß reicf; genug<br />

f^jrubelte, eö nic^t i^erfd^mä^t :^at, mand^eö frembc aSac^lein<br />

tn ben 8trom feiner ^oefie ju leiten. (Seine Begeipertfien<br />

aSere^rer, feine eBeuBürtigpcn SSeurt^eiter erfennen bieß an, *)<br />

•) (So fd^reiBt ^r. ®c^. SegoHon^rat^ SSornl^aagen v. (Snfe


249<br />

unb Beforgen fcfnegtrcgS, baburd^ bem grofen ^iä)Ux ^u na"^e<br />

in<br />

treten.<br />

€f?temer meint, ntan fönne i^on einigen ber 95rtcfe 95et*<br />

tinen'ö breifi fagcn, fie feien nwr baö in ^rofa aufgebröfelte,<br />

meta* xmb ^^ara^^raftrte $oem ©oet^e'ö — benn man ^öre<br />

nod§ ba6 (Si}IBenmaf ^inbnrc^ mit ber Sort= unb (5a|fotge<br />

— unb alfo nur wk jerju^^fte (2eibentä^:^^d^en mit i^ren ^^an«<br />

tafien, Sßiftonen unb träumen ju biefem fatalen «Strumpf<br />

jufammengeftritft. 5Bir ^a6en im britten ^^eite unferS (5om*<br />

mentarö ju ©oet^e's @ebid)ten mit ben einjetnen (Sonetten<br />

in brieflichen SWitt^citungen , toomit er miä) für meine 5(rbeiten<br />

ju unterfingen bie ®nte gef^abt: „(Sä i)1 meriwnrbig, ime frei<br />

©oel^e fi'c^ ^rentbeö aneignete unb n?ie entfc^ieben er eö tüirflid^<br />

in fein ©gentium tcrnjanbette , fo ba^ ouä ber 0lac^n)ei[ung<br />

beö 5(nIafTeä ober ber OueKe, irob^er i^m ein 33ilb über eine<br />

aBenbung gefommen, gar fein !tabel für ibn entjlel^en fann.<br />

JDa^ bic 9fiacf>t bie (frf^önerc) ^dlfte beö Sebenö fei, tüelc^eö<br />

©octl^c mit 33orlicbe breimal iricberfiült (in „(Sd^erj, Sijl unb<br />

dta(i)i/' in ^^ilinenö Sieb unb in ^ermann unb 5£^orot^ea),<br />

jic^t hti 3. 3. 0ioufTeau in ber 9Zeuen Jpelüife, Xbl. 6, g3r. 2.<br />

JDaf ein glücftidjer Stugenblitf mel^r n?ertl^ fei, alö taufenb<br />

3a^re «Äu^meg (10. ütöm. 61egie) fd^reibt gricbr. b. ®r. an<br />

Sßottairc am 9. Dd. 1757. 2)aS ©tarfjie öieaeid^t in biefer<br />

51rt ^abe id) im 2. Zf)l beö t^auft entbecft : ^icr i?erirünf(^t<br />

im 2. m aJle^()ifiüV^r)eIcg bie 2Öeiber, irctc^e ntc^tö taugen<br />

unb bod) yevfüf)ren, unb bie dd^t ©üctl)e'fd&e ^rad)tfteUe ift eigent^<br />

lirf) eine — id) barf nid^t fagen 9iad^bi(bnng , üielmefjr eine<br />

beutf(^e SBiebcrfd^affung beffcn, njaö SWoliere in ber Ecole des


250<br />

bie entfv^recjicnbcn Partien auö bem $Briefiyc


251<br />

fc^en 6ortei>onbcnj nid^t fiit einen ganj a\h$ ber Suft gegrif*<br />

fenen Rotten. Sie eS fid^ aud| mit ber CueÜe unb ber 35er*<br />

antoffumj biefer $oefien *) ijcr^atten mag, jebenfattö fte^en fie<br />

unter ben bi(|^terifc^en (Sr^eugniffen ber legten ^^eriobe burd^<br />

SGßarme ber ©m^finbung «nb ^^orm^joHenbung in erfter Oiei^e.<br />

CReBen ben (Sonetten mac^t ©oettje in ben Qlnnaten nod§<br />

eine SRei^e öon Qtrteiten nöm^aft, bie i^n tefonberö im kitten<br />

Sa^regi>iertel kf^äftigten. Qln ber ^Ic^^iUeiS nuirbe nod^<br />

Einiges get^an, n^eif fte in ber neuen QluögaBe ber Serie<br />

bem 33anbe ber e!|.nfd^en ®ebicl;te hinzugefügt trerben foflte.<br />

3n n^ntid^er Seife, nne bic ben Sanberja^ren jugebad^teu<br />

Keinen (Sr^ä^lungen , fo Uten anfängUd^ auä) bie Sa^löer*<br />

njanbtfdj^aften Be^anbett n^erben, aBer ber ©egenfianb tvax<br />

gu Bebeutenb, unb ber ©toff be^nte fx^ ju n?eit auS, alä baf<br />

er fid^ auf fo Uii^U Seife l^atte t^efeitigen taffen. ßu<br />

^atfert'ö SBiogra^^ie nmrben bie a)2aterialien georbnet unb<br />

emittiere SSorar^eiten gemad^t. 3m ^luö^uge ^attt er Bereits<br />

baS Sefcen beö ?5reunbeö, fofcalb er feinen ^ob i?ernommen,<br />

für ba0 3)Zorgent?ktt Bearbeitet, ßmi 'a>dt auSfe^enbe $(ane<br />

tourben burd^ Dr. 0]iet^ammer toon a}Jünc^en angeregt: ein<br />

*) @ö ftnb i§rer fieBenjel^n; fie 6tlben jc^t ben Slnfang bcä 2. 93bö.<br />

von ©uet^e'ö 2Ö. (5tu^g. in 40 33.) 3n SSetrcff beö legten<br />

(Sonett«, „S^arabe" betitelt, fd^rcibt mir ^r. @. S. üt. 35 «rn--<br />

^agen ö. @nfc: „aWan fagt, baS SÖort ber Stuflöfung fei<br />

^erglicb, Oiamen beö lieBenötmtrbigcn ^raucnjtmmerö , n)eId[;eS<br />

ber JOttilie in ben SBafdücrlüanbtfd^aften t^cilioeifc jum aSovbilb<br />

gebient, Sl^inna ^erjtieb, ijerl^eirat^etc ^vofetTorin 2öald^<br />

in 3cna, fpdter unb nod^ ie|t in Süüic^au leBenb.''


252<br />

l^iftorifd^ religiofcS S3otfgbu(ä^ xinb eine allgemeine lieber*<br />

fammtung ju (SrBauung unb @rgö|ung ber


253<br />

I<br />

J^4>te0<br />

Capttel.<br />

2)aö 3a^t 1808: ©efangfc^utc , @bertrcüt, SntevejTc für SJlufü.<br />

SScrner. ^nfmi^alt tn ^atlöfcob. S3et!e^r mit (Surgaticn. ©cbic^te.<br />

diüäh^x naä) SBeimor. Sufammcnfunft mit ^la^oleon. ^unftBctrad^*<br />

tungcn. J'ob üon ©oet^e'ö SJZutter. S)aö3a^rl809; Xf)eakx,<br />

©cfc^id^tc bcr ^arBenlel^re. SScginn ber SaMöeth?anbtf(^viften. 3os<br />

l^anno @ebuö. Slufentl^ott in 3ena. $Ivin einer en UeBungen unb groben ge*


J<br />

254<br />

vribmet, irorauf bie ©cfcttfc^aft nteipcnö Bei einem i&eitern<br />

3)?a^t §ufauimenBlie63 am näcf)flett (Sonntag fanb bann bie<br />

5(uffü^rung ijor gvoger @efe{Ifc(>Tft jtatt, Begleitet i^on einem<br />

%xi\l)\iM. 2Baä bie Sintermonate t;inburd^ ber (Sa(ä^e einen<br />

leB^aften ©c^trung gaB, irar bie 3)lith?ir!ung eineg tatent*<br />

^oKen xtnb eifrigen jungen SWufiferg, (SBerh.Hin'ö. ©oet'^e<br />

tta"^m fi^ feiner u^eitern QluSBitbwng mit grofer ßieBe an<br />

wnb fd^icfte i^n im Qtugufi m^ aSertin ju ßetter. €^3ater<br />

üBerna^m SBern?ein förmlich bie 5r)irection ber ©ingfd^ute, ju<br />

großer ?5örberung berfelBen, nnb gen?a^rte ©oet^e'n burd^<br />

glürflid^e ßom:pofition feiner 5Di(^tungen inetfad^en ®enuj uub<br />

Qlnregung.<br />

5Öie biefer aBer ^Itleg, n^a§ i^m jum ®enuj gereid^te,<br />

au^ sunt ©egenftanbe ber gorfd^ung unb bea ^lad^benfenö ju<br />

mad^en ipf'^egtc, fo flnben trir if)n jie|t anä) Bemüht, fid^ üBer<br />

SOZuftf ^iflorifd^ unb :p:^itofo^^ifd^ ju orientircn.


er (2aitc fommt, bfc fteme ^cr^ „fein immitte(6arcS domim<br />

ber 0?atiir, fonbern ein Sßerf neuerer ^uuft, eine erniebrigte<br />

grofe 3:er5" genannt t)atU. „5Der 9??enfc^ mx ftd^ fe(6fl/'<br />

eru^ieberte er ihm, „in fofern er fl(| feiner gefunben (Sinne<br />

Bebient, ift ber gri3f te nnb genauejfe !p^i}fiMif(|e Ql^!parat, ben<br />

eä geBen fann." 55)a ba§ menfd^Ud^e £)(;r, meinte er, in ber<br />

fteinen ^er^ feine 3)iffonan5 em^^finbe, fo muffe biefe eBen fo<br />

gut, wie bie gro^e, i^on ^Zatur ^armonifc^ unb dn donum<br />

naturae fein, trenn gteid^ bie ^^eitimg ber ^aiU nid^t bar^^<br />

auf fiV()re.<br />

5Dap neBen^er feine naturtuiffenfc^aftUd^en Sorfd^ungen<br />

unb a3etradf)tungen nie ganj ruhten, Braucht faum erinnert ju<br />

irerben. iDaö ^ntereffe an ber Bitbenben ^unp: itnirbe ijon<br />

ßeit ju ßeit burd^ artijtifd^e (genbungen neu aufgeregt, fo<br />

unter anbern 'Diixä) treffliche Steinbrücfe nac^ «^anbjeid^nungen<br />

ijon QUBre(|t 3)ürer, bie i§m, auf SacoBi'ö ^(nregung, ber<br />

OBerBiBUot^efar Qlretin in 9)?ünc^en im ^-etjruar aU ®e*<br />

fd^enf jufanbte. *) 5luf bie ^oefie n?arb er fortirä^renb burc^<br />

bie Qlntrefen^eit üou ßaä)axia^ SKerner ^ingelenft, ber<br />

ijier SDIonate :^inburd^. Big in bie erfie .§ätfte be3 Qliprilä, in<br />

feiner 9Rä^e i^ertreiUe. ©oet^e'g Urt^eile üBer il)u in 33riefen<br />

an 3)?ei)er, SacoBi unb ßetter flingen QlnfangS günjiig. „(Bdm<br />

«Perföntid^feit,'' f^rieB er an gestern im 2)ec. 1807, „interef«»<br />

ftrt ung unb gefäat ung. (Ex lieft fton feinen gebrückten unb<br />

ungebrurften QlrBeiten ijor, unb fo fommen n.>tr üBer bie fett^famen<br />

Qlufenfeiten biefer (Srfc^einungen in ben Jlern hinein.<br />

*) @. ben ^x\iimü}\d j^vifci^en ©oet^e unb Sacoii @. 241 f.


256<br />

ber iro'^tfd^mccfenb unb fraftig ifl." 3n einem SBriefe an 3a*<br />

cotjt i)om 11. San. 1808 ^eift e8: „3cä^ f)abe ml^ in atTerret<br />

5lrbeitcn bcrfcnft unb inel mit gecjenträrtigen i^-reunben nnb<br />

bur(ä^rcifenben f^rcmbcn (6ai^igni}'S , iwd ^3rentano'ö u. Ql.)<br />

gelebt} tjefonberä ^at Serner, ber ©o^n beä Xf^aU, unä burc^<br />

fein SGBefen, fo tpie burd^ feine SSerfe itnter^atten unb aufge*<br />

regt.*) @ä fommt mir, einem alten Reiben, ganj n?unberU^<br />

i)or, ba6 ^reuj auf meinem eigenen ®runb unb iöoben auf»<br />

geipflanjt ju fe^cn, unb (Sl^rifti 33Iut unb 2Bunben !poetifd^<br />

Vrebigen ju :^ören, of^ne ba^ e3 mir grabe junnber ifi. 3Bir<br />

finb biefeö bocä^ bem ^Ö^ern Stanbipunft fd^ulbig, auf ben un3<br />

bie ^^ilofo^^ie ge^oBen f)at. 2ßir l^aben baS Sbeette fd^ä^en<br />

gelernt, eä mag fi^ auc^ in ben h.mnberlic|ften i^ormen bar*<br />

ftetten." 2)afür fkgt er benn freiUd^ in einem f^ätern ^^riefe<br />

an Setter (i>Dm 30. Oct. 1808), bag i^n ein ^alh 5)u^enb<br />

jüngerer ipoettfc^er S^atente, tro| i^rer au§erorbentUc^en 3Za*<br />

turanlagen, jur S5erjn?eiflung Bringe. „SSerner, Oe^Ien«<br />

fc^läger, Qlrnim, ^Brentano u. *>'(. arbeiten unb treiben' ö immer*<br />

fort} aber QtneS ge^t burc^auö in'ö ^orm* unb d^araftertofe.<br />

Äein 3Kcnfci^ tviU Begreifen, baf; bie ^ä)\ti unb einzige O^e*<br />

ration ber 0?atur unb jlunfi bie ©eftaltung fei, unb in<br />

ber ©ejtatt bie (B)()tii\i^ation, bamit ein 3ebeö ein 33efon*<br />

*) S(m 30. Januar (bcm ©eturtötage ber ^crjogtn) lüuvbc 2Öevner'5<br />

Xragi3bie SBanba aufg^fuf^vt. 5)er ^offtaat ber favmatifci^cn<br />

Königin machte ®oetl)t'n tiet ju fd^affen. SSor ber 5tuffü^rung<br />

Utik SBcrner unb tiep fid^ nac^^cr »on pbfrf^en SKäbc^en mit<br />

93lumeu iefrdnjen.


407<br />

Uxi^, Sßebeutenbe6 iretbe, fei unb HeiBe. (§g iji feine Mmx%<br />

fein 3!alent nad) inbii?tbuettcr S5equemtidf)feit t;umoriftifd^ trat*<br />

ten ju taffenj etn?ag mug immer barauö entfte^en, irie a«3<br />

bem üerf(f;ütteten Samen 33ulcan'ö ein it^unberfamer (Sc^tan*<br />

genfcufce entf^rcing." 5(uf ©oet^c'S eigene !poetifdf)e 25efc()äfti'<br />

gung 'ocnUt ein ^MM an Oliemer ^om 29. 5l:pril ^in, Vrorin<br />

eS ^eift: „Snbem i


258<br />

fem Jtrelfe fd^cint an^ jene ^i^Iöia angehört ju "^aBen,*)<br />

an bfe tvix brel in ben „ßn\ä)xi^tm xmb (SrinnerungSfclattern"<br />

Befinbti(|e ®ebidj)te**) getid^tet finben. ^aö größte berfelben<br />

„3um 21. Swni 1808'': „^iä)t am (Suaquet)onna, bcr<br />

burd^ 5ßüfien fliegt" i^ 0?ad§fc{tb«ng eineg Öriginatö „QluS<br />

S5ett?U^em nad^ ^errenl)ut" ijon ©tegot, troüon td^<br />

baS 9]ctl)tge im britten S^^cite meinet ßommentarä ^u ®oc*<br />

t^e'ö ©ebic^ten mitgct^eilt ^ab^. (Srfi burc^ bie ^enntnig<br />

biefc0 aSorBilbeg erhält bag ©oef^e'fd^e ©ebid^t, ttomentUd^<br />

ber Qlnfang beffetfcen, feine i^oöe 23 erftänbtid^feit. 2Öie eö im<br />

SSerömaJ wnb im 9leim (auc^ im ^Binnenreim) mit jenem<br />

üBereinjiimmt , fo fnüipft eä im 3nt)a(t glei(^fattä an bag*<br />

fettje<br />

an.<br />

Seiter nennt ©oet^e in ben Qlnnalen ciU ^anmx, mit<br />

\imm er umging, ben (5ür|i*a5ifc^of \)on 35reglau, ben<br />

^reiä^au^tmann tion (Si^iUer,<br />

einen ge^eimnifüoflen (gd^n^eben,<br />

in ber SBabelij^e ijon 3fteiter^olm genannt, unb ben<br />

regierenben ^erjog Qlugufi i>on ©ot^a. £)eä Se|tvrn a3e=<br />

tragen Be^eid^net er na^ feiner BelieBten eulp^emijlifd^en Sßeife<br />

aU „!|)ro^tematifd5>". 5Betd^er Qlrt eg gen>efen, beutet dn<br />

l&riefUd&er S3erid^t ijon Oliemer an, ben biefer im 3uU öon<br />

^ariö^ab an ©oet(;e nad^ Sranjengbrunn fd^idfte.<br />

*) Unter bcm 18. 3ult 1808 fd^reiBt 0itcmer quo ^arlebab an<br />

©oetlie itadf) ^raiijcnöBrunu: „3)er t»crel^rtcn öon Steg cfar'fd^en<br />

Familie unb bcr ^^raulein @ i) l » t e inöfccfonbcvc meine unter;?<br />

t^dnigfien<br />

ßm^fe^luugen.''<br />

**) @. ®.'^ S. m. 6, @. 77 ff.


^259<br />

^30tit(f^en ©et^röd^en trid^ ©oet^e forgfättfg a«g, fo<br />

tt>ic er aud^ fett eintcjer 3^it f^i"^ VoUtifd^en S3(attet me'^t<br />

lag unb fid^ »on ben ^au^jtereigniffen butd^ neuigfeitötufltge<br />

^eunbe unterrichten Ite^. 3)od& ^atU er bfe "Reiben legten<br />

Sa^^rgänge ber Qtagememen B^itung eingeBunben nad^ Jlartä*<br />

Bab mitgenommen unb fanb barin eine Bele^renbc unb unter*<br />

l^attenbe J^ectüre. 5Die ju^ei 35änbe geirannen au^ Bei feinen<br />

^eunben fo ijiel SBeifaU, ba^ er fie am @nbe nid^t me^r jur<br />

'^anb Bringen fonnte.<br />

3« iriffenfd^aftUd^en Unter^^attungen Boten fid^ i^m an<br />

©raf *8orfoh?gfi aug ©atlijien, ber ftd^ teB^aft für SD^ine*<br />

ratogie intereffirte, *) ferner 95ergrat^ i?on gerbet, SGBit^.<br />

^. ©d§ü| unb 93ergrat^ Serner bar. Qlud^ bem (Stein*<br />

fdf)neiber Sofe^:^ SO^üUer, ireld^er tro^ ber Ungunfl ber<br />

Beiten feine: SBemü^ungen unöerbroffcn fortfe|te, fiattete er<br />

tagtid^ auf bem 5Bege nad^ bem 01euBrunnen einen SBefuc^ aB<br />

unb fd^Ö!pfte immer an^ ber Untergattung mit i^m ein^e aSe*<br />

le^rung. 5m 3uli, iro er mit ber ^amitie i?on S^^g^f^it einen<br />

Qlugflug auf ein !paar Soeben nad^ ^ranjen aBrunn ju<br />

einer 5^rinf* unb SBabecur machte, enegte ber ^roBlematifd^e<br />

J^ammerBerg Bei (Sger fein Sntereffe. (Bx fammelte bie<br />

^robucte beffelBen, Betrad^tete i^n genau, Befd^rieB unb ^dä^'^<br />

nete i^n. ^ierBet fanb er fid^ i>eran(ajt, ber Qtnftd^t beS<br />

aSergrat'^ö 0leuf ju SBiUn, ber ben SÖerg aU :pfeubo=öu(ca*<br />

nifd^ anfprad^, entgegenzutreten unb i^n für öutcanifd^ ju er*<br />

flaren. (Sr i^at eö in einem 5(uffa|, „ber ^amm erBerg<br />

*} ©. SSricftt). mit Jhiebel I, 329 f.<br />

17*


260<br />

Bei (g^er'' ü6erfd^rieBen , ben tcix je^t im testen 33anbe ber<br />

fämmttid^en 5Öerfe unter ber OluBrl! „2J2tneratogie unb ©eo*<br />

togie" finbcn. 3n f^ätern Sauren festen eö it)m o&er fetbjl,<br />

bag feine Qlnftd^t nid^t ganj :^att6ar unb eine Oiürffe^r ju<br />

ber {Heufifd^en Qlugtegung xät^i^ fei.<br />

®egen ben 24. 3uU fe^rte ©oet^e na$ ^attöBab jurücf,<br />

n)o nun aud^ bie Qtnirefen^eit n^acferer jlünfiter BeleBenb unb<br />

anregenb auf i^n einn^irfte. 3)enn aujer bem öor^ügUd^en<br />

3)reSbener ^anhfä) a\tmaUt Raa%, tvä^tx unferg 3)id^terS<br />

Uktiantif^t (Bfii^in fogletd^ in ein iro^t erfd^einenbe^ 33i(b<br />

ju ijermanbetn n^ufte, unb il)n öon feinem :p:^antajlif(^en<br />

Äri^eltt ju einer reinem 33e:^anblung führte, fanb fid^ aud^<br />

93 ur^, ber römifd^e ^reunb, auf einige 5!age ^ier ein. @r<br />

^tU fic^ im befolge ber @r6^rin§effin üon Reffen*6ap eine<br />

ßdt lang in unb um 2)reöben, p Statur* unb ^unftgenuf,<br />

aufgehalten, unb einen fur§en UrtauB ju einem Qlu^fluge nad^<br />

.^artöBab genommen, ©oet^e fd^rieB ber aud^ i§m gen?ogenen<br />

^Prinjeffln ju @^ren nn ©ebid^t, n?etd^e0, in ber SOJitte eineä<br />

großen 'iSlatt^^ fatligrav^irt, mit bem Bilberreid^ften ^la^^men<br />

eingefaßt trerben foUte, bie ©egenben barfteUenb, iretd^e fie<br />

burd^reifl, unb bie ©egenfiänbe, benen fie bie meifte Qtufmerf*<br />

famfeit j^ugenjanbt i)atU. 3)aS ©ebid^t ftnbet fic^ unter ben<br />

„^u^^xi^Un unb Srinnerungöbtättern".*) — ©etegentUd^ fei<br />

^ier noc^ Bemer!t, baf m^ bag aÖerUeBfie ©ebid^t „ber<br />

©olbfd^miebä gefeit" mit feinem burd^ alle fieSen Stro*<br />

)pi)tn fid^ ^inburc^f^lingenben gleid^tpnenben Snbreim, unb bie<br />

*) ©. ®oetf;e'ö SB., m. 6, ©. 54 f.<br />

(5tu3g. in 40 33.)


261<br />

95attabe „2ß it fiing in bte ^erne'', meUei^t %xüä)U biefcS<br />

^artgbaber @ommeraufent^atte§ , jcbenfatlS aUx M Sa^tcg<br />

1808 finb. 3)ag tc^tgenanntc ®eb(d§t ntöd^te e"^et ^ur ®at«<br />

tung bcr :^ettern ^oettfd^en ©rja^timg, dg ber 93allabe, p<br />

rennen fein, ©oet^e ^at e§ nwt butd^ bte aBe^anbtungSart,<br />

baS f^trung:^aftcrc QKetrum itnb bie leB^afte 5Dar|ieIIuttg füt<br />

bie ^^antaftc ber SBatlabe angenähert. (So lägt ftd^ aBer ntd^t<br />

tve^ aBfiretten, baf baburd^ ettraö 5)iö^arntontf(ä^e6 in bag<br />

©an^e gefommen ift. 3)er Ql^^lparat f^eint für bie QtufgaBe<br />

ju gro^, baö @efäf für ben Sn^att ^u Bebeutenb, ber Qtnfang<br />

S){e Königin ^on ©oet^e".**) Qlug einem SSriefe ®oe=<br />

l^e'g an ^neBet (bom 2. Sali) fe^en n?ir, baf er auc^ in<br />

biefem Sa^re in ßar(ö6ab an gröfern unb fleinern (lr§aMun=<br />

gen arbeitete, bie f^äter in bie SGBanberja^re berireBt irurben.<br />

Um bie Hälfte beg @ev>tem6erä traf ©oet^e iineber in<br />

SÖeimar ein, unb üerna^m ^ier bie 35e|iätigung ber 0lad§rid^t<br />

i)on einer Batbigen 3"fanin^^"toft ber 3)?onar^en in (Erfurt,<br />

ßr a^nte fogteid^, n?etd^en (Sinflut bag geraufc|)botIe ®efen<br />

*) 33crgl. ^l III. biefer ©c^rtft, @, 487 Stnmcrf.<br />

*•) @. 187.


262<br />

In bct O^a^Barfd^aft auf feine @):tften5 für ble na^^t ßntmx^t<br />

f)abm itmrbe. @ö tvM)xtt auä) ni^t lange, fo ii^arb e§ in<br />

2Beimar fe^r letenbtg. 5(m 24. (Se^tem'ber fam ©roffiitjl<br />

(Sonflantin an-, i^m folgte am näc^jien 'Xaqt ber ^aifet<br />

QUeranbet fetSjl. 3^at taufd^te ber tofenbe unb gtän^enbe<br />

Jgofjlrom Batb genug n^eiter} benn am 27. ijetfügten fi^ bie<br />

«^errfd^aften na^ (Erfurt jum ^aifer Diaipotcon, ber i^nen U^<br />

3Äünd^en^o(5en entgegenfam. %üdn anä) ®oett;e mufte am<br />

29. auf ben Sfluf be§ Jperjogg bortt)in folgen. Jpiet fanb fid^<br />

nun hd Seöerö, 3)iner0 unb 5::^ee'ö ©etegen^eit in SüÄe, neue<br />

93efanntfd^aften ^u f


^ammer'^err, dn ^ok, fünbigte i^ni an, baß er no^ etiraS<br />

ju ijerti^eiten I;aBe. 0?ad^bem er iusirifd^en ©o^ar^ unb ^alle^*<br />

tanb üorgejielKt tüorben trat, Berief man i^n in baä GaBtnet<br />

beä ^aifer0. 2)a jebod^ in bemfelBen QlugenBIicf 2)aru ftd^<br />

metbete unb eingelaffen ti^axh, jauberte er unb trat erfi auf<br />

einen noc^matigen 9tuf hinein. 5Der .^aifer faß an einem<br />

großen runben Xifc^e "6eim ?5rü^fHic!} ju feiner ^t


264<br />

legte ttun ttntfiänbtid^ auäetnanbet, h)ic imfd^itftid^ e8 fet, baf<br />

ber 2ßeUü6ertrmber soon fic^ felfcft: eine fo wngünpige crfd^ie*<br />

benen aSemertagett, bie ©oet^e aB ganj rtd^ttg anerfcnnen<br />

mupte, kjeid^ncte er eine getriffe ©teUe**) unb fagte: „SÖarurn<br />

*) SSourriehne'ö ffiet! üBer ten ^elbgug in (Egl})3ten entf;ült ein<br />

aScrjeid^mf ber S3üd^er, bie Sfia^joleon in feiner %tMihliot'i)d<br />

in ©g^^ten mit fid^ «fü'^tte; iinb «nter btefen finbet f!d^ auä)<br />

SÖctt^et'ö Sei ben. (S. ©efprdd^e mit @(fermann II, 115.<br />

**) 3Be(d^e


I^abt 5^t bag get^an? @0 ijt ni$t naturgemäß/' ira6 er nun<br />

njeittäufig unb üoüfommen rid^tig erörterte. @oet^e l^Örte i^m<br />

mit l^eiterm ©efid^te<br />

^u unb antn^ortete mit vergnügtem I^ci^etn,<br />

er irtffe jti^ar ni^t, 06 i^m Semanb benfetBen 3Sorirurf ge*<br />

mad^t ^aBe, aBer er finbe i^n burd^aug rid^tig unb gefte^e,<br />

boß an biefer ©teile etn?ag Unira^reö nad^gulreffen fei.<br />

„Wdn/' fe|te er ^^in^u, „eö ifi bem 5Did^ter ijiellei(|t 5U i?er*<br />

idf^m, h?enn er fid^ eineö nic^t leicht ju entbecfenben v^unjigriffe0<br />

Bebient, um gen?iffe 5Birfungen ^en^orjuBringen, bie er<br />

auf einem einfachen natürlid^en 3S5ege nii^t fjätic erreid^en<br />

fönnen.'' 3)er Äaifer festen bamit jufrteben, fe"^rte jum ®rama<br />

inxud unb mad^te fe'^r Bebeutenbe SSemerfungen, txne einer,<br />

ber bic tragifd^e SBü^ne mit größter Qlufmer!fam!eit gleid^<br />

!ünfiltd^ üci-fterft, Mm ber «Sc^neiber feine fünjllid^c ^la^t anju*<br />

Bringen Pflege, irenn t^m burd^ ein Unglüd in tin ganjcö %u^<br />

irgenbiüo dn üii^ fommt. Sluf bie 93itte um nähern Sluffd^luf<br />

ertoiberte ©oet^e, ©d^uBart^ fei buvd^ baö , lüaö er üBer 2Öers<br />

t^er in feiner SSeurt^eilung Bereite gefügt, auf Beftcm Scgc eö<br />

felBjl ju finben; er Ivolle bal^cr nic^t üorgretfen. SO^iand^e liaBen<br />

bie (Bküt ju erratljen »erfud^t , aBer ivie fid^ nunmeBr burd^<br />

bic 1851 erfd^ienenen „(Erinnerungen auö ben Äriegöjeiten 1806<br />

Bio 1813'' üon ^r. üon 2Jlüller («S. 238 f.) ergibt, baneBcn<br />

geratBen; Slapoleon tabelteeö, bafi SÖertBer'ö innere Serfiörung<br />

nid^t auefcBliepUd^<br />

auö feiner leibenfdf)aftltd^en unglürflid^en SieBe,<br />

fonbern neBenbei nod^ auö gefrdnÜem (S^vgeij aBgeleitet iüerbc;<br />

«nb it>ie eö fd^eint, B^ite Berber biefelBe ^emerfung fd^on im<br />

3a^r 1786 gemacht (f ©oct^e'^ 33riefe an ©tein III, 267 f.)<br />

beffen ftd^ ©uetBe 22 SaBre ^pakx niä)t mtf}x erinnern moä)U,


einem ßriminaUic^ter *) Utxa^td , unb ba^ei bie @nt=»<br />

fevimng beä franjöfifd^en ^t^eatera i>on 0iatur wnb Sa^r^eit<br />

fe^r tk^ em:pfunbett ^aitc. (So fam er anä) auf bie (Berief*<br />

falaj^ütfe miß6iöigenb in f^^red^en. „(gte gehören in eine<br />

bunHere ßdt/' fatjte crj „n>a§ und man je^t mit bem @d^icf*<br />

fal? ^ie q3oUtif ift baa (S^icffal!"<br />

«hierauf fic^ irieber ju 3)aru n?enbenb, fe^te er mit bie*<br />

fem ba0 ®ef^räd^ ü^er bie ßontriSutionö^Qlngetegen^eiten fort,<br />

©oet^e trat dtva^ §urüc!. (§x fam gerabe an ben (Srfer<br />

p<br />

fielen, in iretd^em er 'oox me^r aU brei^ig Sauren snHfd^ett<br />

mand^en froren (Stunben anä) man^e trüBc i>erleBt ^atte, unb<br />

Bemerkte, ba§ red^tö üon i^m, nac^ ber (Singangät^üre ju,<br />

93ert^ier unb «Saijari) (tanben. ^aUe^ranb ^aiU fid^ entfernt.<br />

3Warf^an;^(5outt trar gemetbet, unb bie große ®efla(t mit fiarf<br />

Behaartem Jpaulpte trat :^eretn. SÖä^renb ber ^aifer ii)n fd^er*<br />

^enb üBer einige unangenehme (Sreigniffe in ^oten Befragte,<br />

^atU ©oet^e ßüt, fic^ im ßimmer umjufe^en unb ber SSer*<br />

gangen^eit ^u gebenfen. @ö n^aren no^ bie alten Sa^jeten;<br />

aBer bie ^orträtä an ben SBänben n^aren ijerfd^nmnben , aUe<br />

bie 93i(bniffe ijon (Statthaltern unb ?5amilieng(iebern , unb fo<br />

aud^ bag 93i(b ber J^erjogin Qlmalia, im 9^ebouten*Qtnjuge eine<br />

^^waxit *^atfcma0!e in ber ^anb.<br />

'<br />

$lö|Iid^ flanb ber Jlaifer auf, ging auf unfern ^id^ter<br />

ju unb fc^nitt i§n burd§ eine Qlrt a)?anoeuüre ijon ben übrigen<br />

©Uebern ber 9lei^e ab, n?orin er jianb. 2)ett ^(nbern ben<br />

Olücfen ^ugenjanbt, fragte i^n 9Za^oteon mit gemäßigter «Stimme,<br />

oB er toer^eirat^et fei, ^inber ^atje, unb iraö fonjl ^erfön*<br />

*) Sßergl. ©cf^rdd^e mit ©dermann II, 115.


Uc^e6 §u tnter effiren ^ftegt, bef gleichen waä) feinen ^n^alU<br />

niffen §u bem fürftUd^en '^axiit, na^ Jper^ogin Qtmalia, bem<br />

^ürfien, ber güiflin unb Qtnberm. ®oüf)t anttrortete ein*<br />

fa(i§ unb natürlich. 3)er ^aifer [(J^ien ftd^ in ber Unter*<br />

l^attung ju gefallen unb üfcerfe|te fi^ bie Qlntn^orten in feine<br />

(glprac^e, nur auf eine etn?a3 entfd^iebcnere Qlrt, aU ©oet^e<br />

fid^ ^aüt auöbrücfen fönnen. ^abd Wax feine %t ber S5ei*<br />

fattöbe^eugung 1)öä^^ mannigfaltig. (Eelten ^i)rte er unSen^eg*<br />

lic^ in, fonbern nitfte entireber nac^benflic^ mit bem Äo:pfe,<br />

ober fagte oui ober c'est bien ober bergleid^en. ^mn er<br />

felBfl auägef^ro^en ^tU, fo pflegte er :^in5u§ufügen: Qu'en<br />

dit Mr. Goet? ?Raä)hmx fo ba§ @ef^rä(ä^ eine ßiit lang fort*<br />

gebauert ^atte, ergriff ©oet^e bie (Gelegenheit Bei bem Äam*<br />

mer^erm bur^ eine ©eBärbe anzufragen, oB er fid^ Beurlau*<br />

Ben fönne, unb na^m, ba biefer Beja^enb antn?ortete, o^ne<br />

Seitereg<br />

QlBfc^ieb.<br />

Qlm 4. OctoBer i>erfügte er ftd^ nad^ SBeimar, um für<br />

ben Beijorfie'^enben S3efu(^ Ola^oleong unb anberer ^o'^en ®äjte<br />

nod^ einige ba^ J^eater Betreffenben 33or!e^rungen ju machen.<br />

Qlm 6.<br />

famen bie franjöfifc^en S^auf^neler mit i^rem 5Director<br />

an, unb führten ben „ilob (Säfarö" auf, n^orin %aima al3<br />

SÖrutuä auftrat. 33ei ©oet^e quartirte fic^ ber 3)?inifier 2)kret<br />

ueBfi Qtnge^örigen ein. UeBer bie f^efiiüitäten biefer Benjegten<br />

^age ^at er un§ felBft in ben Qlnnalen nur l;öd^fi flüd^tige<br />

Qlnbeutungen ^interlaffen, bie mit ber ^Zotij fd^liegen, baf i^m<br />

am 14. ber Orben ber (S§tett*fiegion*) üBerreic^t n^urbe,<br />

*) 2)cr ^aifer 3tleranbcr »on ^iuflanb f)aik t^n frf;on baö ^af)t<br />

öorl^er mit bem (£t. 9(nnenorben bccorivt.


268<br />

xtnb ber Berühmte $atma mit feiner f^raii Bei i^m p aSefud^<br />

itjaten. Qtuö ben ©efpräd^en mit bem :?e|tern :^at un6 Sftiemer<br />

ein intereffante0 2Bort unferö 3)id^tera auf6ehja^rt. QU^<br />

S^atma i^n fragte, oB ber Sert^er nic^t eine ira'^re ©efd^id^te<br />

fei, ertt>ibertc ®oet^e, ijon ben Bet^eitigten ^erfonen ^dbt ft^<br />

ber eine gerettet, um bie @efd^ic§te erjagten ju fönnen; man.<br />

irüjte fonfi nic^tä öon i^r. 33et einer irieber"^o(ten Unter*<br />

rebung CRa^oteon'a mit ©oet^^e auf bem ^ofbatte f:prad§ ftc^<br />

ber ^aifer für eine fc^arfe Qttjgren^ung ber bramatifd^en ®aU<br />

tungen auS unb äußerte d^arafterifiifc^ genug: ,,Je suis etonne<br />

qu'un grand esprit comme vous n'aime pas les genres tranches."<br />

^hiä) Ujurbe ®oet^e no(^ einmal mit ®ielanb ^um<br />

^rü^fiücf gelaben unb l^om »^aifer mit ^Öo^In^oÜen Be^anbelt.<br />

3)ie unmittetBare Qlnfd^auung einer fo unBercd^enBar gro*<br />

|en ^erfÖntid^feit, n?ie bie D^a^oteong, ijon beffen ^od^f(|ä|ung<br />

fo<br />

ijiete Qleußerungcn ©oet^e'ö, namentlid^ in ben Oef^rad^en<br />

mit (Scfermann jeugen, unb bie nähere Setanntfc^aft mit fo<br />

ijieten anbern l^eröorragcnben 9}?ännern njar für i^n o"^ne<br />

3h?eife( ijon bem größten Sntereffe. 5Dennod^ iranbte er fid^<br />

gerne toon bem geräufd^öoUen Mm ber (e|ten ßdt ju feinen<br />

füllen S3etrod^ tungen unb 93cf(^ciftigungen jurüdf. 3Befonber8<br />

füllte er fic^ ju ^unfiBetrad^tungen aufgeforbert burd^<br />

bie unfd^ci|Baren MionüÜ]ä)m ^ajien nad^ gried^ifd^^en 9)Zün*<br />

gen, bie er Bei ber Otücffe^r i^on ÄarlöBab i^orgefunben f)atU.<br />

„^an fat} in einem QlBgrunb ber SSergangen'^eit/^ ^cißt eS<br />

in ben Qlnnalen, „unb erfiaunte üBer bie ^errlid^fien ©eBilbe."<br />

3ubem i)ermel)rte fid^ feine 0lingfammlung burd^ gcfd^nittene<br />

(Steine i?on 35ebeutungj ivieberl;olt famen Seberjeid^nungen »ou


269<br />

QUBred^t ^ürcr im (Stetnbrucfe an, 0tunge fanbte f^m<br />

bie jDrtginat§ei(^nungen feiner gebanfen* «nb fetumenreid^en<br />

^age^seitenj im 8:pcitia^te gehjci^ttc dm Qln^a^t knbfc^aft*<br />

U^ex ßii^nnnQm beg ^^rofeffovö an ber Qlfabemie ju 5Dreä*<br />

ben, Sriebttd^, bie angenc^mfie Untergattung} unb ganj<br />

am (Snbe beg Sa^reö Befuc^te i^n ber ^rofcffor öon ^üget*<br />

gen auö 3)regben unb matte fein Portrait, ^ine fe^r te^r*<br />

reid^e Untergattung geiDÖ^rte i§m gegen önbe 0?oi)em~6erö bie<br />

^tnn?efen^eit ijon Dr. SCßerneBurg. „(Sr Bringt mir/' fd^rieB<br />

er an .^neBet, „baö Qtlterfrembefie n?a§ in mein Sgan^ !ommen<br />

fann, bie aJZat^ematif an meinen 'Xi\ä), hJoBei ttir iebod^<br />

f^on eine (Convention gefc^toffen ^aBen, baß nur im atter*<br />

auferjien i^atte ijon ßa^ten bie €flebe fein barf."<br />

^Da^tDifd^en na^m ba^ eBen je|t Befonberä leB^afte ge*<br />

fettige l^eBen in SÖeimar mand^e feiner ©tunben in Qtnfipru^.<br />

5Dienftag traren regelmäßige ©efettfd^aftömorgen Bei ber ^rin*<br />

jeffin Carotine) 2)?ittn?oc^8 ^ftegte er felBfi, it?ie Bereite er*<br />

h)ä§nt, einen getvä^tten ^reiö, ju bem auc^ j^an 'oon (BUin<br />

gehörte, burd^ 23orträge ju unterhatten 3 bie ^Donnergtagö- unb<br />

©onntagägefellfc^aften Bei tjrau ©d^oipenl^auer h?aren, jebe<br />

in Befonberer Qtrt, intereffant, ber 5)onneratag it>egen ^af)U<br />

reicher Societät, tvo man eine fe^r mannigfattige Unterl^attung<br />

fanb, ber (Sonntag burd^ eine concentrirte Untergattung in<br />

fteinerer<br />

©efettfd^aft.<br />

Bum S3efdf)tuffe beö % 1808 gebenfen tvix nod^ ^u^ÜQ<br />

einiger (Sreigniffc, öon benen ©oet^e i^erföntid^ na:^e Berü^rt^<br />

irurbe. ßu 5tnfange beffetBen ^atte er bie i^reube, bie fürjt:=


270<br />

liä)c j^amilk , bcr et [ein ^thm geirei^t, hitd^ einen neuen<br />

lieBIid^en ßwdQ fid§ ijerme^ren ju fe^^en: ^rinjeffln a)Zarie<br />

tvarb ben 3. ^eBruar geBoren. ®egen ben Sd^tuf beä ©om«<br />

merg traf i^n ein fc^n?erer (Schlag, ber 5! ob [einer getieBten<br />

Mntkt, bie am 13. ^e^t. in i^rem ad^tunbfieBenjigficn !?e*<br />

Benaia'^re jiarB. *) (Seine ^xau reifte nad^ i^rranffurt «nb<br />

orbnete bort, trie er an ^mM fd^rieB, bie (SrBfd^aftgangete*<br />

gen^eiten „auf eine glatte unb noBIe Seife", ^i^t lange<br />

i?or bem 3:obe ber 3)Zutter ^atte er feinen ©o^n Qtugufl jur<br />

Xlniyerfität .^eibelBerg gefanbt, iro er Bei ben frühem 5enaifd§en<br />

^reunben SSof unb 5^^iBaut bie lieBeöotlfie Qlufna^me fanb.<br />

5(uf ber 3)urd^reife bürd^ ^ranffurt f)atU er bie ©rofmutter<br />

gefe'^en, unb ber 5Pi^imaS i^r unb bem jungen ©oet^e dn<br />

gejX gegeBen. ßu ^nbe beä Sa^reä ftarB i^ernotv, unb mit<br />

if)m üertor ©oet^e einen na^Befreunbeten S3ermittter, ber i^n<br />

mit ber itatienifd^en Literatur in fleter SßerBinbung gel^at*<br />

Un ^atte.<br />

5n bag 3. 1809 ^inüBertretenb , faffen n^ir juerfi ba§<br />

Sweater in'^ Qluge, baä in ben Beiben k^tm 9J2onaten eine<br />

Ärife erleBt :^atte, bie ©oet^e'n, irie er am 30. 2)ec. an<br />

Olein^arb Berid^tete, einigermaßen ju fd^affen mad^te. (B^<br />

traren ^Kif^eUigfeiten unter bem 3^:^eater*^erfonal auöge*<br />

Brocj)en, n?oBei e8 ftd§, n>ie getrö^nUd^, nid^t barum ^anbelte,<br />

trer dn:aB (eipen, fonbern mx eintuirfen unb Befehlen fodte.<br />

0lad^bem bie ©ad^e Beigelegt n?ar, ging baö Sweater trieber<br />

) aSergl. ^. h


271<br />

feinen atten ®ang. 3« ^^«^ ^ereit§ it>of>tau§gefiatteten Ole^ertotre<br />

famen neuere ^robuctionen , bie gut aufgenommen n?ur*<br />

ben: Qtntigone öon {Hoc^til fceartjeitet, QUfieri'6 @aut, i^on<br />

.RneBet ü6erfe|t, bie ^oc^ter 5e!p^ta öon OioBert; auc^ eine<br />

Qiuffu^rung i>on Serner'f ijierunbjttan^tgfiem ?5feBruar irurbe<br />

forgfättig öorBereitet. 5(ntigone i>on Olod^Ii| irurbe jur ?^eier<br />

beä 30. 3annar6 gegeben, ßur Olad^feier trat am 3. ^'e~6r.<br />

großer 9)?a§fenBatt, iroBei ein, BefonbetS mit ©oet^e'ä unb<br />

%alf^ 33ei^ütfe angeorbneter ^Jiaäfen^ug bet ^iper^ogin l^utbigte.<br />

3uet|i erf(J)ienen bie öier Elemente, Begleitet i?on 5ager, 3So*<br />

geljietter, ^if($et itnb (S^mieb; i^nen folgte ber ©cniug, ber<br />

ijon ^aneV'^^oren bcr f^rflin ^erber'ö ^atmBUitter, OBeron'^<br />

Uk, XeH'a Ql^fet unb 5:affo'g SotSeetfrans ü6erreid^en lie^,<br />

hierauf öier ^f^d^en @tü(fn?ünfc§e au6f:prad^en. 55)ann führte<br />

@eni bie ^kneten :^etan mit einer Qlnrebe ijon ©oet^e, beren<br />

(&


272<br />

Mutanten 3^itung813«reau3 eine 9(?ummer ber „eleganten ßd^<br />

tung" mit ber (Srflätung ber Oleboute, einem 9?euia^rSgruf<br />

für ®pett;e unb einem ^ulbigungggebic^te an 3)Zab. Soljf<br />

für i^re jüngfte 5DarjieC(ung ber Qtntigone. *)<br />

2)ie irö(^entUd^en mufifatif^en Unterhaltungen in ©oet^e'ä<br />

«§aufe unter ßBerirein'ö Leitung erfuhren eine Untertred^ung,<br />

aU biefer gegen Witte ^^eBruarä aBermatä nac^ 3BerUn gereiät<br />

irar, um \i^ bur(| ßelter'ö :^e^re unb SSei[^)iel in feiner ^unfi<br />

ireiter §u förbern, unb iuurben erfl im OctoBer, na^ beffen<br />

Olücffel^r irieber aufgenommen, fo ba§ unfer ©ic^ter eine 9flei^e<br />

i)on aJ^onaten ^inburc^ ber SRufif faj^ ganj entBe^ren mu^te.<br />

@oetl)e BUeB Bio gegen (Snbe Ql:pritö in SGBeimar unb<br />

trtbmete fic^, DBit^o"^t fernere unb nähere ^riegäben^egungen<br />

in Spanien unb Oefierreid^ QltteS in ^nx^t unb 6orge festen,<br />

mit @ifer feinen naturn^iffenfd^aftUd^en (Stubien. „^ä) ^abe<br />

biefen Sinter/^ f(|rieb er ben 17. Q(:pril an Otein^arb, „meine<br />

5$;^ätigfeit nad^ innen, fo gut eg ge^en ix^otlte, fortgefe^t. ^^<br />

Bin nic^t au^ SOöeimar, ja !aum au8 ber @tuBe gefommen.<br />

SSorjüglic^ ^U iä) an ber ©efd^ic^te ber ^arBente^re<br />

gearbeitet unb Bin nun BaTb mit bem fieBje^nten 3at)r^unbert<br />

ju ©tanbe." Qlm 29. Ql^rit BegaB er fid^ nac^ 3ena, unb<br />

fe^te bort, tro| eineö Qtnfaas feineö alten UeBelä, biefe QlrBeit<br />

fort, inbem er ba3 fünfje^nte unb feci^äje^nte Sa^r^unbert<br />

nad^^otte unb bie ©efc^id^te feiner eigenen df)romatifd^en aSe^»<br />

fe^rung unb fortfd^reitenben (Stubien nieberfd^rieB. (Sr legte<br />

*) SWorgenHatt 1809, 9lr. 50 ©. 200.


i.<br />

bie QlrBelt am 24. ^ai i^ottauflg M (Seite, um ftd^ einem<br />

!^3oetifc^en Setfe, ben 2Öa^ttoerhjanbtf($aftett, ju^umettben.<br />

5n einem SSriefe an QdHx 'oom 1. Sunt :^eift e6 Ü6et<br />

biefe ^i^tnwQ: „2)a e6 nod^ nid^t xatf)\i^ iDat, nad^ ^arta*<br />

:6ab ju ge'^en, fo Befinb iä) mic^ in 5ena, n)o i^ einen Sftoman<br />

fertig ju fd^reiBen fud^e, ben i^ ^or'm ^af)x in ben Bö^*<br />

mifii^en ©eBirgen conct^itt unb angefangen ^att^.<br />

SCÖa^tfc^eintid^ fann i$ i:^n no^ in biefem Sa^re l^erauSge'Ben,<br />

unb ic^ ei(e um fo e^er bamit, treit eö ein SD^ittel ifl, mi^ aBer auf manches allgemein menfdS)lid^e Sntereffe<br />

^inf^iele. QlBn^ei^enb toon ber oBigen QtngaBe in 93etreff<br />

ber ßonce:ption fagt ®oet^e in ben Qtnnalen unter bem Sa^re<br />

1809, er ^aBe ben ^au^tgebanfen f$on öor einigen Sa'^*<br />

ten gefaxt j nur '^aBe fi^ bie Qluöfü^rung immerfort erireitcrt,<br />

Dermannigfaltigt unb bie »^unjigrenje ju üBerfd^reiten gebro'^t.<br />

3e^t enbli^ ^aBe fi^ na^ fo ijielen SßorarBeiten ber dnU<br />

fc^luj Bejlätigt, ben 5DrucI ju Beginnen, üBer mand^en B^^if^t<br />

^inn^eg^uge^en, baö Sine fefl5u:^alten unb üBer baä Qlnbere<br />

f:pater fc^lie§li(^ ju entfc^eiben. Unb bamit üBereinflimmenb<br />

@oct^c'8 Seben. iv. 18


IIA.<br />

tiennt er Bereite unter bem Sa^re 1807 Bei ^rträ^nimg ber<br />

fteinem für bie aöanberia(;re BePimmten ©rjä^tungett aud^<br />

bie 9Ba^(ijerh?anbtfd^aften, n?o§u fd^on bamatö eht @d^ema<br />

ireit gebieten unb mand^e SSorarBetten iJoHBrad^t iraren, unb<br />

Bemerft, baf fie in gteid^er Qlrt, h.>ie jene ßr^ä^tungen, furj<br />

Ratten Be^anbett trerben foUen, ber ©toff fei inbeß ju Bebeu*<br />

tenb unb ju tief in i^m getrurjelt gettefen, um fo Ui^i Be*<br />

feitigt trerben ju fönnen. Siegt fc^on in ben testen SBorten<br />

eine Qlnbeutung, baß h?ir bie Duelle, ii>orau0 l^m ber ®e*<br />

genjianb jugefloffen ift, ijorjügUd^ in feinen eigenen Se6enä*<br />

erfa^rungen ju fuc^en ^aBen, fo gefielt er biefe^ augbrücflid^<br />

'm ben ©ef^räd^en mit (Stfermann unb Greift nid^t minber<br />

barauf ^in burc^ bie ^iiU^ in ben ^Innaten (unter bem 5. 1809):<br />

„gi^iemanb ijerfennt an biefem €floman eine tief leibenfd^aftUd^c<br />

5Bunbe, bie im Reiten ftd^ ju fd^Uefen fd^eut, iixi ^erj, baS<br />

ju genefen fürd^tet/'<br />

SCßa^rfd^einlid^ mxiim jtrifd^en bie QlrSeit axx ben Sa^t*<br />

i)ertt>anbtfd^aften faßt bie ©ntpe^ung ber SSallabe So^anna<br />

©eBug. ©oet^e üBerfanbte eine QlBfd^rift an ßetter am<br />

1. 3>uni, unb an ö^ein^arb am 9. Suni, bem Se^teren mit ben<br />

SBorten: „0?e^men ©ie BeiUegenbeö ©ebid^t freunbUd^ auf.<br />

3d^ Bin üom Unterr^ein :^er ba^u aufgeforbert n?orben unb<br />

mod^te mir gerabe in meiner Sinfamfeit bie OZaiüetät biefer<br />

unfc^ulbig guten ^anbtung gerne öergegennjärtigen." 5)ie<br />

SBegekn^eit ereignete fid^ im '^cm. 1809. So^anna ©eBug^<br />

ein QKäbc^en ijon fieBenje'^n Sauren, n^ar bie :Tod^ter einer<br />

SÖittn^e aug bem 5Dorfe SBrienen Bei ©riet^aufen, unfern<br />

6(e^e. Qlm 13. San. trat auf bem Ol^eine ein großer @13*


gang ein, iro'6ei ein 5)amm6rud^ entj^anb unb bte ®egenb<br />

»on ©rtet^^aufen unter Saffer fe^te. 5n bem *§aufe bet<br />

SBtttn^c 8eBug n^o'^ntc noc^ eine anbere %xa\x mit brei ^in*<br />

bem. So^anna rettete ?iuerfi tt;re 3)?ntter auf ö 3^rocfene, unb<br />

irollte bann auc^ bie üSrigen ^auägenoffen in (Sic^er^eit ^rin*<br />

gen, aBer fie fonnte ni^t nte:^r jurücf unb irarb i)on ben<br />

immer ^ö'^er fd^ireUenben ^tuf^en Verfettungen. Hnfere ^efer<br />

"Begreifen Iei(^t, n^arum ©oet'^e burd^ biefen ©egenjtanb Bc*<br />

fonberö angezogen n?erben mufte. @ö ifi baffetBe 5;^ema,<br />

li?et(^e§ er fd^on 1785 in ^ijiid^enform :6e^anbett :^atte. 2Öic<br />

ber «§erjog Öeo^otb i>on SBraunfd^n^eig unb n^ie „bie fieBse'^n*<br />

ja^rige ®uii, @(^öne auö bem 3)orfe 33rienen", fo njar m^<br />

er, n^o feinen 9^eBenmenf$en grofe ©efa^r bro^te, ^u auf*<br />

o^fernber «^ütfe Bereit, n^ie er fid^ benn ju iüieber'^oUen 3)?aten<br />

:6ei 5"Cuer§Brünfien augenf^eintid^er ßetjenggefa'^r augfe|te. —<br />

Sir finben baö ©ebid^t, baö früher ben ©antaten Beigeorbnet<br />

irar, [i^i unter bie 33atlaben gereift, iro^in eö auc^ fetner<br />

i^form nac^ gefrört. 5)a5 i^m juerfi jene ©tette angennefen<br />

trurbe, Beruhte auf ber i^orm i)on ß^^^ter'ö (Som^ofition.<br />

5)iefer "^atte baS ©ebid^t im (Santatenpi^t für einen ©ingcj)or<br />

mit SnprumentatBegteitung in 3}?ufif gefe|t, unb jn^ar fo<br />

gtücftid^, baf ea ein SieBtingöpürf beä SSeimarifd^en ^reifeg<br />

h?arb. ©Ö^inger mag im Qlögemeinen Oiedf)t ^aBen mit ber<br />

gße^au^tung, baj bie SRücffid^t, n^etd^e ber 5£)id^ter Bei ber<br />

QlBfaffung beffetBen auf ben mufifalifd^en ©ffeft genommen,<br />

ber ipoetlfd^en ^tar^eit nad^t^^eitig geu^efen fei. a)?an fann e0<br />

inbe§ nid^t mit i^m Bebauern, n^enn ber 5)id^ter in fotcC;ert<br />

5ßrobuctionen bie ^oefie atö 3)ienerin ber aJZuflf, b. ^. ber<br />

18*


276<br />

Gom^ofition Bctrad^tet. S^crUcreu baburd^ biefe (Stücfe dyv'a^,<br />

unter bem retn ^oetif^en (^c\{ä^t^\mr\tt angefel)cn, fo getrlnnen<br />

fie bafür, mit bcr (5om:pofit{on aU ein ©an^eö genommen,<br />

um [o mc^r. ©oet^c ^atte ba§ Beflimmtefte 33cn)uf tfein ba^on,<br />

bag bergteid^en ^oefie ber ^nfit aU i^rer (Stgänjung Ijebarf,<br />

ivepatb er fi^ öon je^er fo gern an ^onfünfiter enge anfd^tog.<br />

Sie QlrBeit an ben Sa^h>ertranblf(^aften ^ttc eigentUd^<br />

einen gan^ ununterBro dienen Qlufent^alt in ber Senaifc^en (Sin*<br />

famfeit »erlangt; aber bie ÄriegSfceircgungen riefen ben 5)i(|ter<br />

am 13. Suni iüieber na^ Seimar §urü(f. 2)er ^i?nig i?on<br />

5Beft^^alen ^atte, ivä^renb bie fjranjofen nad; Oefierreid^<br />

ijorbrangen, einen ßuQ gegen SSö^men unternommen. ©oet^e'S<br />

f^rreunb, Olein^arb, feit bem vorigen Sa^re fran5()fif(i§er<br />

©efanbter in (Raffet, ber, trie baö bortige gefammte bi:|?toma*<br />

ü\^t 6or^0, ben ,^önig Serome auf feinem furjen ^^elbjuge<br />

Begleitete, traf ben 2. 3uU au0 bem Hauptquartier Bei ©oet^e<br />

ein xmb beutete ge^eimniJüoH auf einen unerflärUd^en 3Rücfjug.<br />

Qlm 15. 5uU fam in ber 'Xtjat ber ^önig in 5Beimar an,<br />

ber Otücf^ug f^ten in %tu^t auöjuarten, unb fd^on am 20.<br />

ängfiigte ba3 um^erjtreifenbe Oelfifd^e (Sor^ö bie (Stabt unb<br />

Umgegenb. ,^aum »erjog fici^ a6er baS bro^enbe ©eiritter<br />

in norbn)ejiUdf>er Olid^tung, fo BegaB fid^ ©oet^e (am 23. Suli)<br />

irieber nad^ 5ena. 5lu3 ijietfad^er (Srfa^rung fld^ Benjuft,<br />

trie \jiel ein äußerer QlntricB üermod^te, i^n öor (Stoßen unb<br />

langem SBeftunen ju Beh?a^ren, gaB er bie SBal^töeriranblfd^aften<br />

nun fofort in bie 5Dru(ferei, unb tca^renb biefe fleißig öor*<br />

rüdte, reinigte unb rünbete ffc^ aud^ aHmälig bie ^anbfd^rift.<br />

Sin längerer bießiä^riger Qlufent^alt ju 3cna trar au^


277<br />

hmä) ntand^e neue Sinrid^tung in bem ju ©oetk'g @ef(i^aftS=«<br />

Uxää) gehörigen Qtnfiatten geboten, ^ie i^erfd^iebenen feit<br />

bem SRegterungSanttitt beö «^erjogö bafelBjt gegrünbeten unb<br />

o:^ne 3)?itUHrfung ber ü'Btfgen pcf)ften ^x^aiUx ber Qlfabemie<br />

erri(ä^teten 9)?ufeen unb fonfiigen iriffenfd^aftUd^en (Stnrfd^tun*<br />

gen Ratten Biö^er Befonbere Statö ge^aBt. Sn biefem Sa^te<br />

irurben bie fammtti^en ^tatä ijerfd^moljen, unb äffe Snflitute,<br />

neBfl ber 93i"6(iott?ef, bem aJ^un^faBinet unb ber freien ßdä^m^<br />

fd^ute ju SÖeimar unter ©oet^e'ö unb be§ ®e"^.:=Oiatp öon<br />

«Boigt OBerauffid^t unb Leitung gejletlt. 5£)er gürft fd^enfte<br />

"Beiben 9)?ännern t;ierBei ein fo unBebingteä 3Sertrauen, ba§<br />

er eg i^nen an^eimgaB, o^ne i^or^erige Qtntrage unb 93or«<br />

fd^tage, naä) SBefunb ber Umjianbe, ®etbi>erirenbungen ju<br />

ma^en unb biefem ober jenem 2^'dQ^ nad^ju^etfen. 5£){e feit<br />

breif ig 5a^ren gegrünbeten unb fortgeführten Qlnftatten Ratten<br />

burc^ bie franjijfifc^e Sn^afion nur n^enig gelitten. Um fo<br />

mut^iger griff ©oet^e bie 5Cßieber^erjtetIung berfelBen an unb<br />

fuc^te neue bamit ju öerBinben. (S§ mod^te ^ierBei feine !per=»<br />

föntid^e ©egenn^art um fo me'^r erforberlid^ fein, aU Bei ber<br />

irunberli^cn Gtom:pUcirt^eit jener Qtnflatten unb Bei bem mannig*<br />

fettigen SBe^uge be§ 93orgefe|ten ^n ©ete^rten, Siteratoren<br />

unb Jlünfttern affer Qtrt, bie ©efd^äftgform in ber 33ern^at*<br />

tung berfelBen fid^ nic^t immer aufS firengfte ^anb:^a6en tief.<br />

UeBert)au!^t h?ar ©oet^e'n, nad^ aßogel'ä juöertäffigen 9)lit*<br />

f^eitungen, ba§ SD^ed^anifd^e ber ©efd^äftSBe^anblung nid^t<br />

fe^r gelaufig, ba er bie niebem 3)ienftftufen , Jro man fid^<br />

iirenger an bie a^orfd^riften geBunben fie^t, üBerf:prungen<br />

^atte. (2o fonnte er benn aud^, tro^ feiner auSgejeid^neten


278<br />

ÖrbnungöUeBe , unb oBti^o^l er felBfl ü6er bie 33ütfomm*'<br />

niffe feineä ^riüatteBenö Qlcten ju fii^^ren UeBte, boc^ für<br />

nid^tS tx^eniger alö einen QUtenmenfd^ gelten. (Bin treuem<br />

©ebac^tntj unb ein confequenteS ^anbeln m^ einmal ange=»<br />

nommenen ©runbfci^en Ralfen i^m in [einen Beffern Sauren<br />

überall burd^, o^ne 'oa^ er bie S^^oracten ju ^at1)i^ lOQ.<br />

Qlnt 16. September befanb er fiä), einem SBrief an 3^lter<br />

infolge , no^ in 3ena , muj fid^ aBer fc^on in ben näc^pen<br />

2^agen nad^ Seimar ^urüifbegeben ^ben, iro er bie Sa^l^<br />

öerii^anbtf^aften jum Qlbfd^luJ brachte j benn in einem 33riefe<br />

aus Seimar an Otein^arb ijom 1. £)ftober ^ei^t eS: „5d^ be*<br />

finbe mio^ feit länger alö fieben (?) SBod^en ^ier unb fomme<br />

mir tior lüie jene ©c^n^angere, bie h?eiter nichts timnfd^t, al3<br />

baf baä ^inb jur 5Belt fomme, eg fei übrigeng unb entfie:^e<br />

toa0 iria." *) 5Der 3. Oftober befreite i^n enbli(|) i^on bem<br />

5Öerfe, o^ne ba$ jebod^ , trie er in ben Qlnnalen fagt, „bie<br />

(Sm^finbung beä ^n^^altä fid^ gan^ ^tit verlieren fönnen."<br />

5Da0 le^te ^rimeper beS Sa^rg 1809, nad^bemer im<br />

Oftober feine reichen Sammlungen ettraö georbnet, irar öor*<br />

l^errfc^enb ber ^ ar b e nl e:^ r e gen>ibmet. ßnx Sieberaufna^me<br />

ber am 24. ^lai abgebrod^enen ©tubien unb Qlrbeiten trurbc<br />

j;e|t ©oet^e burc^ ben ung fcf^on befannten 2)Mer Sflunge<br />

angeregt, ber auf einer .^ugel bie Qlbjiufungen ber ^arbe unb<br />

i^r ^U)]^atiixm gegen ^tü unb £)unfel bargefieUt :^atte.<br />

Unter Dr. SeebecE'S fortira^renber 5:^eilna^me unb 33eil)ülfe<br />

führte er bie gfarbenle^re big ju Snbe beg 18. Sa^r^unbertg<br />

*) 2Ba^rfc^einlid^ ifl beim JDatum bcä 93riefcö an «Rein^avb „3ena"<br />

flatt „2Beimar" gu fc^en.


279<br />

fott, h)a:^renb gtetd^jeitig ber ^xuä beS jtreiten %^t\U un*<br />

xinter^rod^en gcförbert irurbe. „5fi eS einfgctmafen mÖgÜd^/'<br />

fd^rieB er bariifcer am (Sid^eftertage an Olem^arb, „fo fc^Uege<br />

{(ä^ meine QMetten üBer bie ^^arbente^re §u Ojtetn aB, unb<br />

a(|)fen, wnb icie gegen<br />

bag @nbe einer QtrBeit Qlöeö gefd^n?{nber ge^t, fo ben!e i^,<br />

ber


280<br />

Um SSorfa^, gegen f\ä) unb 5(nbere aufrid^tig ju fein unb fld^<br />

ber 5Cßa^r^cit fo<br />

trelt ju nähern, atö nur immer bte @rinne=^<br />

tung baju Be^IfUd^ fein n^otlte. S)ag ©h'icf "Begünjligte ii^n<br />

^iirBei, nne fo oft, inbem SBettine aSrentano i^m anä münb*<br />

lid^er Srjä^tung feiner 3}?utter 3)?{tt§ei(ungen iiBer feine frü*<br />

^ejien Sa^re ma^tc, o^ne n?etd^e er, m^ 3Riemer'ä ©eftcinb*<br />

m% bie SeBenSfcefd^reiBung nid^t ^atk Beginnen fÖnnen.<br />

lleBer6U(fen nur nun nod^ in ber ^ürje bie fonfiigen<br />

©egenfifinbe feiner 3:^ätigfeit unb 2^f)ei(na^me im Sa^r 1809,<br />

fo ift gunäd^fi ber fd^on früher ern^ci^nten Qlu^ga'Be feiner<br />

SBerfe ki ß^otta ju gebenfen. (Sie erforberte manchen ßdU<br />

oufn^anb, gaB i^m inbeß mä) nnüfonimene XSckgcntieit , fid^<br />

bur^ ßufenbung ijon (grem:plaren Bei ©ijnnern unb i^reunben<br />

inö ©ebäc^tnig jurücfjurufen. 5Die 5enaif(i^eu Qlnftatten, h?o*<br />

S)on oBen bie €Rcbe n?ar, mad)ten bie ^rn^eitcrung Befd^ränftcr<br />

JtJofalitäten ni^t^ig; nid^t minber ivurbe in Seimar ein Qlnt) au<br />

an bie ^erjogUc^e 33i6Uott;ef erforbertid^, n?ofür @oet(}e bie<br />

jum 5luöBau be§ 8c^loffeg Berufenen ^reu^ifd^en Qtrc^iteften<br />

®en^ unb S^abe ju (Hat^^e 50g. 3)ur^ »§irt'S grofeS Serf<br />

über bie aSaufunji, baö i()m ber Sßevfaffer i)eret}rtc, irurbe<br />

feine 5:^eitna:^me für biefeö ^unftfad^ neu angeregt. „3d^<br />

^abe mic^ ^ö^üä) gefreut," fc^irieb er ben 1. 3uni über bag<br />

SBerf an ßcUer, „ein fo bebeutenbeä über j^ranjigjä^rigeä<br />

Unternehmen enblic^ nod^ glürftic^ geenbigt ju fe^en." 5)ie<br />

barin »erfud^ten Oieflaurationen beS (S)?l;efif^en 3)iana=5'em*<br />

Veto, fo nne beö (2a(omonif


lafte i^n ju gefc^ic^tUd^en Sorf(^ungen üBer jene ^vod^e, n?o<br />

^eibentt;um unb (S^riftent^um in ?5tan!en unb ^^üringen<br />

tniteinanber im »^am!pf lagen. Qlud^ meierte fic^ burd^ i^reunbeö*<br />

gunfi feine (Sammlung bon ^anbfd^riften Bebeutenber ^erfonen<br />

unb Beftärfte i^n in bem ©tauBen, baß bie ^anbfd^rift auf<br />

ben e^arafter beä (Sd^reiBenben unb feine jebeömatigen 3"*<br />

ftänbe<br />

:^inbeute.<br />

3n ber auöerlefenen ©efellfc^aft, bie fi^ regelmäßig MitU<br />

ttoc^g in feiner 3Bo^uung Derfammctte, ivar Seftüre unb<br />

Unterhaltung fcf^on feit bem 0?oi>emBer beä vorigen Sa^^rä


282<br />

ijorsugStrcife ber norbifc^en unb u6er^aii!pt romantifd^en<br />

SSorjeit getribmet. @oet^e feffettc bie 5'^ei(na^mc feiner 3«*<br />

^Örer bur(^ eine nad^ bem Driginat au^ bem (Stegreif öorge*<br />

tragene, immer 'Beffer gelingenbe Ue^erfe^ung ber S^lBelungen,<br />

wnb fnüipfte baran mand^erlei Bete^rcnbc 93etra(|)tungen. Q(m<br />

25. 0^oi^emBer 1808 fc^rieB er barüBer an ^neBet: „2)ie<br />

3D?ittti^pd^en fmb irieber im ®ange. 5^^ tefe bie lUiBetungen<br />

ijor, allein iabd ge^t c§ mir aud^, irie einem jungen $rofeffor,<br />

ober n^ie einem Ro^, ber fein !S^eBen juBringt, «m<br />

einige ©tunben cftva^ ®enie§Bareg aufjutifd^en. 3nbeffen ijl<br />

e8 mir fetBp i?on großem 2Bert^ nnb Olu^en: bcnn ic^ ^tU<br />

baS ®ebic^t für mici^ ineüfeid^t niemaB burd^getefen, wnb nod^<br />

toiel h?eniger fo öiel barüBer nad^gebad^t, aU id& gegenn.>ärtig<br />

t^un mnf , wm bxtrd^ €fief{erionen imb parallelen bie (Ba


283<br />

fluf fe^r pBfc^e Olefterionen fü^tt. Qlu^ ^aBc i(| nac^jl gc*<br />

jiauer SBetrad^tuug bcr ©üjetS, ber 9}?oti\je, ber QluSfü^rung,<br />


284<br />

gentvart ^o^er ®ape, mit befonbercm ©(anje, itamentUd^ burd^<br />

einen Qxo^cn aJJaSfenjug gefeiert n^erben. ®oet^e \vaf)lU<br />

t^aiu ben ©egenpanb auö jenen £)i(^tungen, bie nun feit einem<br />

Sa^re fafi auöfc^Uepi^ bic Seftüre feineg 3J?itttroc^!räns(^en8<br />

:6itbeten. @r ^ät cö mit €Rec^t für einen angemeffenen<br />

(gd^mutf beS f^efteö, „bie i^erfc^iebenen 5)ic^tungen, benen<br />

unfere S3orfo^ren unb au^ bie Ql^n^erren beä t)ot;en (5Öel*<br />

marif^en) i^ürficn^aufe^ eine üorjügtic^e Steigung fc^enften,<br />

in ^ebeutenben unb mannicä^faltigen ©efialten barj^ufiellen.''<br />

3u bem @nbe bii^tete er bie fcä^önen (Stangen, „bie roman»<br />

tifc^e $oefie" üBerfd^rieBen. Qlnlage unb ^tan beg (5tücfe§<br />

finb folgenbe: (§-m SD^innefänger unb ein «§elbenbic[;ter , alä<br />

3[?ertreter ber fceiben in jener 5P*^nobe öorguggtreife gepflegten<br />

5l)ic^tunggarten, erfcC;einen atö bie t^auiptfigurenj fie eröffnen,<br />

i)on einem «§erolb eingeführt, unb [(^liefen anä) bie 0iei^e ber<br />

©ejtatten; ja, fie erflären felbfi, nac^ beö 5Dic§terö Qlngat)e,<br />

äße übrigen. 5)ie le^tern finb nun tljdU aUegorifd^e<br />

(ober fs^m'boUfd^e), nne i5tü()ting, Sommer, 2)^inne:paar, ^an»<br />

jenbe, Sagbluftige, ^erBji, ©:pietenbe, Sinter, 9?orben, Oiec^t<br />

unb @^re, ^kU unb ^reue, SBeltUd^ O^iegiment, ©eiftUd^ Ole*<br />

giment, Rangier unb ^lericug, ti^tiU Beftimmte, inbiüibueHe<br />

f^iguren mitte(aUerIi(|er 5I)id^tungen , nne S5runel;itb , Sieg*<br />

frteb, ^^rinjeffin (öon SBöjanj) , 0lot^er, Otnit, ©Ikrici^<br />

(QUBeridf)). 3)ie iHer M^reöjeiten finb eingeführt, n^eit fie bie<br />

etrig fitefenben Cuetlen Bilben, n^orauö ba0 ^cbm ber 3Wen*<br />

fd^en unb bie ^oefie, inöbefonbcre bie Ujrifd^e, il;re diü^t<br />

fd^ö:pfen. 5Den Beiben f(^(?nften Sa^reöjeiten fc^liefen fiä) ju«<br />

na^j! bag 3)?inne^aar unb bie S^anjenben an. 2)ie 5agbUifii=*


gen führen jiim ^etBjt i^inüBer, bcm fi^, aiö bem (S^enbet<br />

rei


fonbere fi^m'BoUfd^e f^riguten, „!(eincre 2Öefen", folgen: ben<br />

^an^rcr imb ben ßtcricuS. (Stn?a6 iproBtematifd^ ifi bie näd)jt*<br />

fotgenbe ^tgur (ilUxiä) (bet B^^^gföntg QUfcerid^). ©oet^e<br />

f(J)eint t^n aU ^erfoniftfation ber ftiüe fc^affenben SÖetg^ett<br />

unb ®üte anfgefaft jn :^aBen, bte, it^enn fie mit .^Ing^eit<br />

gelpaart ift, gnte^t bod§ ben ©feg üBer aHc trettUd^e unb geijt*<br />

Jid^e Sip;, üBer aUe fünfte nnb Olänfe be6 ^anjtetS nnb be3<br />

Gterlfua bai>ontragt, nnb geräufc^toS eine Beffere ßu^unft ^ot*<br />

Bereitet. — tiefer grofe Oteboutenauftug irurbe jum 16. i^eBr.,<br />

bem ©eBurtötage ber ©ro^fürftin 9)?aria ^^autonma, n>ieber=»<br />

^olt, unb ein burc^ m\ ?^eftUeb eingefül;rter neuer 9)1 aö*<br />

fenjug ruffifc^er 9'?atlonen angefd^tojfen. 5)er tc^tere n^ar<br />

eigenttid^ ein %i)dl eineö großem ©an^en", 93olfern>anbe*<br />

rung, iroju, auger ©oett;e, nodf) (Sinfiebet, ^neBet, ^r. ü.<br />

^üUcx, ©e^. 01. ij. SSoigt, Otiemer unb ungenannte S5ei*<br />

träge lieferten. *)<br />

©0 fe^en n?ir atfö je^t unfern ^Did^ter, ben Begeifterten<br />

Sßere^rer antifer Jlunfi unb ^oefie, feit einiger ßdt in S3etrac^tung<br />

unb (SJenup mittetalterUd^er unb norbifd^er 5Did^tun*<br />

gen vertieft j ber Jpau^^töertreter unb ^Pf^^^g^t ber ctafftfc^en<br />

Olid^tung \)at fid^ mit ^^eilna'^me ber €Rid&tung ber Oloman*<br />

tifer jugeu^anbt. 9)?an ^at barin eine (Sinnnrfung ber roman*<br />

tifd^en ©d^ule gefunbenj unb in ber X^at fd^einen feine SBe*<br />

fe^rung jum (Sonett, bie Qlnnienbung mannigfaltiger ^i^''<br />

tungöformen, nüe fie bie rDmantifdt;e ©d^ute UeBte, ber UeBer*<br />

gang üon ber<br />

inbit>ibuetl=:p(aftifd^en 5DarjtetIungöh;eife ber Qllten<br />

in einer me^r allegorifc^en unb felBfi mi}ftifd^en, fo n?ie bie<br />

*) @. «riefw. mit Jlnebel I, 373.


L<br />

Batb entfd^tcben ^^erüottrctenbe Hinneigung gut orientalifd^en<br />

^oefte jene Qlnftd^t ju fcegünfiigen. i^affen tvix baö 23er^ä(t*<br />

nij ®oet^e'g ju ben Otomantifern na^er in'ö Qluge, fo fönnen<br />

wnö jene ©rfc^einungen ni^t Befremben. SBeibe ^aBen baS<br />

mit einanber gemein, baß fie D:p!pofition ma(|en gegen ba6<br />

fatfd^e O^atürtid^feitav^rinciv, tt^ie e§ ber Sjftanb'fd^en mtb na*<br />

tnentlid§ ber .^o|eBue'fd^en ^oefie ju ©runbe lag. So e$<br />

bie SBefänüpfung ber (entern, bie 3Sen?a^rung ber Oled^te ber<br />

Sbealität in ber ^?oefie galt, fe^^en trir ba^er ®oet^e auf bie<br />

(Seite ber (Sc^teget unb ©enoffen treten, fo tvenig er fonfi<br />

i^re ganje Oiid^tung Biöigen fonnte. (So ruft er ^o|eBue<br />

unb feinen Qtn^angem in ben Snöec tilgen ju:<br />

3'^r möä)kt gern ben brübcrlici^en ©c^Iegetn<br />

2^tt S3eil unb 5(rt ben Steifefa^n gcvflücfen;<br />

Slttein fie lajfen Qnä) fc^on 'votit im dinäm<br />

Unb jiel^en fort mit 9lubent unb mit (Segeln.<br />

3tüar todr' eö Binig, biefen fred^en 33ügetn<br />

Stud^ i\i(li)iiQ iraö om Bunten 3eug ju fticfen;<br />

2)od^ @ud^, il^r SKufenlofen, imrb'ö ni(f;t gtü(fen,<br />

S)ntm, i^Iegel, Bleibt gu ^au6 mit Suren Siegeln.<br />

2Öaä i^n aBer öon ben Oiomantifern trennte, baä irar<br />

feine tiefe Ueberjeugung, baf Bei ben %lkn bie ^öc^ften unb<br />

ettjigen S^Zonnen ber ^unfl unb ^oefie §u finben feien, n?a^*<br />

renb bie Oflomantifer i^orj^ugön^eife auf baö 9J?ittetatter, auf<br />

bie romantif^e ^oefie unb c^ripUc^e ^unji gurücfgegangett<br />

hjiffen tvoHten, unb bort^er erfrifd^enbe unb neuBeleBenbe


288 V<br />

jDuetten in bie \d^k, im^terne mobcrne 2Öe(t ju teilen in^^<br />

im. 3n SBejie'^ung nuf Bitbenbe ^unfl tfl ©oet^e biefem ®c*<br />

genfa| am treuften, unb nid^t fetten Bis jur Ungerec^tigfeit<br />

gegen bie anbete (Bcitt treu geBtietJen. 3n ber SPoefie aBet<br />

fe'^en itnr i^n, jumat feit ©d^itler'S ^obe, feinet concitiatoti*<br />

f^en ^atux jufotge, fidt; Big auf einen genHffen ®tab ben<br />

^innntfungen bet Oiomantifet "^ingeBen. 3a, et getangt atl*<br />

nta^tig ju bet Qtnfid^t, baf bie ebetjten Elemente beö Qlntüen<br />

wnb 9Kobetnen, beg ©taffifd^en wnb Otomantifd^en , in i^ter<br />

SßetBinbnng «nb Qtmatgamitung ein «§ö^ete§ geBen, baS in<br />

feinet bet Beiben Befonbetn Olid^tungen ju etteid^en fei.<br />

JTiic<br />

SBal^tücmonbtfci^aftcn.<br />

3)ie Sa^tijettranbtfd^aften muffen atö ©oet^e'ä testet aB»<br />

gefd^toffenet unb getunbetet öioman Bettac^tet n?etben} benn<br />

bie Sanbetial^tc finb me^t ein ©ammetn^etf, ein Qtggtegat<br />

etjä^tenbet ^attien, h^enn fie gteid^ mittetji eineä burd^ baS<br />

©anje fici^ ^inbutd^fd^tingenben ?5abenä jufammenge^atten n^et*<br />

ben. Sßie et feine !&auf6a^n atg €flomanbid^tet im 2öettl)et<br />

mit bet ^atfiettung beg Streiteg jn^ifd^en SicBe unb SBtaut*<br />

jlanb eti)ffnete, fo fc^tof et fie je^t mit bet 3)atfietlung beS


289<br />

(Sonfltcteg l^on ^kU unb ^^t, itnb ira^rti^, er f(^tof f!e<br />

ni$t rninber tvürbig, atö er fte einjl eröffnete. 5)ie SBa^l^er*<br />

iranbtfd^aften fmb eBen fo,<br />

tine ber SSert^er, ein au3 tiefjter<br />

llÖett* unb aJJenfd^enfenntniJ , namentttd^ an^ ber .^enntnig<br />

ber öorne^mern (Stänbe gefc^öipfteg ipf^d^otogifd^eg ©emalbe,<br />

mir baf in bem Sugenbtrerfe me^r ber ^nfltnct beö ©ente'Ö,<br />

in bem 5ßerfe be6 ee^gjigjä^rigen me^r ein geller 23er|tanb<br />

irnb ein fic^ereö ^unftBeiruftfein tvaiUt. ßtrar ifi an^ in<br />

jenem feine ber unjäT^Ugen fteinen (Stufen üfcerfprungen , auf<br />

benen bie Setbenfc^aft p immer gefn^rlid^erer Jpö^e l^inanfieigt,<br />

aBer ber i^i'ortf^ritt ift raf^er, jugenbUd^er, bramatif^er, ira^*<br />

renb bie Sßaf)Ii>ertranbtfd^aften mit eipifd^er 9lu^e unb SBefon*<br />

nen^eit i^rem ßkU juf^reiten. ^emgemäg ifi ^ier aud^ bie<br />

(gprad^e, bie ganje ^Dnrpettunggtreife ruhiger unb gespaltener,<br />

ottro^t eä iC;r feine§ii^eg3 an SSarme unb l^eSenbigfeit fe^tt,<br />

jumal ix'o (trie j. 35. im Qtnfange beS 13. ßapitelS beg 1.<br />

%t)üU) ba§ hatten unb Sirfen tiefaufgeregter Öeibenf^aft<br />

gffd^itbert n^erben foU. Sßoüte man bie Sßergteic^nmg unferä<br />

Oiomanä mit bem ©ert^er noc^ ireiter burd^füf)ren, fo nmrbc<br />

man nod6 mand^e intereffante Qlnatogie geixm^ren, j. S3. bag<br />

ßerfaüen Beiber Sftomane in jtrei Hälften, unb baä a^ntid^c<br />

Sßer^atten biefer S^^eite in einanber. 0iur bag (Sine I>eBen<br />

irir noc^ :^erüor, ba§ Beibe Olomane, Bei aller Qlnerfennung,<br />

bie i^rem fünfilerifc^en 5ßert^e gejotit trurbe, burd^ i^ren<br />

©egenfianb unb bie i^nen jugefc^rieBene fttttid^e S^cnbenj gro*<br />

fen 3Biberfprud^ unb ^abct aufgeregt, unb o^ne 3^'^if


290<br />

5)er


291<br />

treten wir nä^er an bie aBetrad^tung be0 ©insetnett, fo<br />

ftnben wir i^or QtUem, ii^fe in «^ermann unb 5Dorot^ca, bfe<br />

!?ocaUtäten, ben (Sd^au^ta| ber SBegeBen^^eifen, mit Befon*<br />

berer ^unjt unb (Sorgfalt gefc^ilbert, unb baburd^ für bfc<br />

^anbtung eine fiebere ©runbtage, ein fejleS ©erüfie Berettet.<br />

5Dtefe 5)arfle(Iung be§ Socatö nimmt einen großen SRaum in<br />

bem ©an^en ein; gtei(^n?o^I ijt baö ©rmübenbe, baS fonfl<br />

augfü^rlic^en Sefd^reiBungen anhaftet, gan^tid^ ^ermieben, unb<br />

p>ax einmal baburc^, ba^ unS ein großer ^"^eit be6 (B^an^»<br />

!pTa|eS nid^t aU ein fertiger, fonbern alö an entfie'^enber<br />

i>orgefü^rt, unb fo bie aSefd^reiBung in (Srja^tung üern^anbelt<br />

irirb. 5)ann ift aud^ njieber^ott ber ,^unftgriff angetüanbt,<br />

bag unö ber 5Dic^ter bie ©egenb burc^ ba§ Qluge einer ^erfon<br />

fd5)auen läft, n^eld^e bie ^^anbfd^aft mit er^ö^tem Sntereffe Be*<br />

txaä)td. ^lid^t minber trägt bie Qiufna^me berfelBen, bie Q(n*<br />

fertigung i^on Sparten baju Bei, unö i^r 9Bitb fefier einju*<br />

!pr5gen. ferner ijt baS )2ocaI in bie engfte aSejie^^ung in ben<br />

SegeBen^eiten unb ben «Sc^icffaten ber '^onbelnben ^erfonen<br />

geBrad^t ; namentUd^ gitt bief i^on bem ^dä^ ober steinen @ee<br />

in ber Sanbfd^aft. „(Bx ift," h^ie SRofenfronj treffenb Bemerft,<br />

„ein i^er^ängnifi^olleä Clement; benn an bem ©eBurtötage<br />

jDttiUenä ftiir^t ein ^naBe in bag 50Baffer, ben ber Jpau:ptmantt<br />

rettet. 5£)er :^e|tere fa^rt mit (E^artotten barüBer in bem<br />

Jta^n, ben (Sbuarb mit öieten Sofien au3 ber ?5erne f)at fom*<br />

men taffen, (anbet an einer fd^itfigen (Stede, unb tragt Q.f)ax^<br />

lotten aufg ^rorfene, n^etd^er Sufatt i^nen ©etegen'^eit giBt,<br />

fid^ if^re SieBe einjugcfie^en. Unb eBen biefer 3:eid^ »erfd^lingt<br />

baö ^inb Sbuarb'S unb (S^artotten'ä, biefeä 3tt)itterfc^atten:«<br />

19 *


292<br />

hjefen, baS fortte"6enb nur aU btc teBenbigc Qtnftage ber ^U<br />

Um, aU jtete 9)?a:^nung an i^re 3Scrirrung fortexijttrt ^atte."<br />

Qlud^ baS ijerbient nod^ eine Befonbere ^en^or'^eBung, baj<br />

:^ier bie burd^ ben SCße^fet ber 3a:^rcöjeiten ^eröorgerufenen<br />

SSeränberungen auf bem ©d^au!pta| ber ^anbtung fid^ ben<br />

ijerf(ä^iebenen ©tabien berfetBen auf eine a^ntid;e Sßeife ^ar*<br />

montfd^ anf^Uegen, irie bief in ^ermann unb ^orot^ea in<br />

aBetreff ber XaQ^^^itm ber i^att ij!. ^it einem gfrü^Unge<br />

:6eginnt bie vi^anbtung unb enbet mit bem ^erBfte bea folgen*<br />

Un Sa^reg. SBie jener ?^rü^Ung fi^ entfaltet, entn^irfetn fic^<br />

in ben ^erjen ber ^auipt^erfonen bie ^eime ber Saftiger*<br />

iranbtfd^aft, mit ber ^ö^er jteigenben Sonne \v'dä)\t bie l^ei*<br />

benfc^aft unb erreii^t f(|on im erpen (Sommer i^ren (Sutmi*<br />

nationS:pun!t. 5m 13. ßa^itet beä erfien 33u^e3 ivirb er*<br />

iaf)U, tvU @buarb m^ ber erflen Wlärung junf^en i^m<br />

unb ÖttiUen bie n>arme ?fla^t beg ^od^fommerä, t^eila im<br />

freien njanbelnb, t^eitS auf ber 3;erraffentre^:pe beä (Sc^toffeö<br />

unter £)ttiUen'e ^enfiern fi^enb, aU ber unru^tgfie unb gtiicf*<br />

Ud^fle ber (SterBUd^en juBringt. „JDaö 3al;r Hingt ab; ber<br />

SCßtnb ge^t üBer bie @to^!peln,(' ba finben wix bie liebenben<br />

5ßaare getrennt unb in ©d^merjcn ber ireitern (Sntiricfelung<br />

i^reö ©d^icffalS entgegen^arrenb. SBa^renb im Sinter unb<br />

grü^ja^^r bie Hauptfiguren jurürftreten, rürft ber £)idf)ter, nad^<br />

ber SBeife ber (S^o^öe, bie «Figuren jn^eiten öiangeS in ben<br />

SSorbergrunb : ben Qlrd^iteften, J^uciane, ben $enfionögep(fen,<br />

ben reifenben (Snglänber. (Sin neuer Ö:rü:^Ung fommt i^eran,<br />

„f:päter, aber aud^ rafd^er imb freubiger, aU geirö^uli^}"<br />

(Sbuarb'S unb ß^arlotten'ö ^inb, ber Qlngel^unft für bie fer*


293<br />

ttete (Sttth?i(felung unb ^atajlro^^e ber ^i&anbtung, ^at ba0<br />

^i^t erBticft, xinb mm fd^rettet mit bem rafd^ fiä) entfaltenben<br />

©ommer anä) bte Jpanbtung Befd^teunigten @d^ritte6 i^rem<br />

Biete in. dUn in ber Sa^reSe^jod^e, wo ftd^ bie ^atnx aBer*<br />

matö jur 3Ru^e neigt, trirb £)ttiUe, mit ben 6^atB(umen be3<br />

Sa^reg gefd^mücft, mit bem Qlfternfran^e gut testen 0lu^e*<br />

ftcittc getrad^t, unb Batb nad^'^er Sbuarb an i^rer


294<br />

f^aften auf bie Umgebung etntrirfen. ^a^n ifi benn toor<br />

%üm auf i^x irunberf(f)öneS Qlugc, aU ben treuj^en (5:pie*<br />

ßel ber (Seele, ein Befonberer 9^a^bruc! getegt. 3m Uebrigen<br />

iji ju Qlnfauge beg O^oman0 ireniger i^re ®e|ta(t, a(6 i^r<br />

siBefen tm Qdigemetnen gef^itbert: „t^re aupänbigc 3)ienftfer*<br />

ligfeit, i^re rufjige Qlufmerffamfeit, t^ve getaffene ölegfamfeit,<br />

i^r @i|en, Qlufjie^en, ©e^en, kommen, «fpoten, 35ringcn, irfe*<br />

ber O^teberfilen, o^ne einen ©d^ein i>on llnrut;e, ein ennger<br />

®e^fe(, eine einige angenehme 33en?egung, mit fo teifem Qluf*<br />

treten üerBunben, ba§ man fte nid^t ge'^en ^örte." ©etreu<br />

i>er Seffing'fd^en megel ift it;re ©d^ön^eit nid^t foiro^t an fi^,<br />

aU burd^ bie i>on i^r auage^enbe 33}irfung bargefMt. „(2ie<br />

iüarb ben SKcinnern üorgej^ettt," ^^eift eä Bei i^rem erjlen<br />

^luftreten, „unb gteid^ mit Befonberer Qld^tung aU ®a|t Bel^anbett.<br />

6d^önX;eit ifi üBeratl an gar itnöfornmener ©ajl."<br />

^buarb finbet atöbalb, oBgteid^ fie nod^ fein 9Bort gef^rod^en,<br />

„ba^ fte ein angene^meö, untert;altenbeö SDJäbd^en ift." 3m<br />

23orBeiget;en nnrb bann ein reid^erer unb aBn?ed^ fetnber Qlnjug<br />

ijom 3)id^ter ju «i^ülfe genommen, um i^re ©eftatt ^erüorj^u*<br />

lid^ten. Unb fo ijl fie Balb ben Scannern „ein ira^rer Qlu*<br />

ßcntrofl" gett^orben. „"Denn irenn ber ©maragb," fügt ber<br />

£)ic^ter ^inju, „burd^ feine t;errlid^e i^axU bem (Sefid^te ivo^t=<br />

tf)\xi, ia fogar einige ^eilfraft an biefem ebten (ginne au§ü6t,<br />

fo ttixtt W menfd^tid^e ©d^ön^eit noä) mit treit größerer<br />

©en^att auf ben au§ern unb innern 6inn. SCßer fte erBlicft,<br />

ben fann nid^tä Uebleä ann>e:^en5 er fü^U fic^ mit ftd^ fetbfl<br />

«nb mit ber 2ßett in UeBereinjiimmung." — SSir i>erfotgen<br />

hk (Sd^itberung ber on i^r


•^95<br />

auggc'^enbe SBirfiing ni^t ireiterj iebet mit bcr 5Did^tung l>er*<br />

traute !?e[er iiurb fid^ fogteid^ i^reg tiefen (Sinbrucfä ttid^t Bloß<br />

auf (Sbuarb, fonbern anä) auf ben Qlr^iteften, ben ©e^ütfen<br />

u. Q(. erimtern. ©ne Befonbere Sßead^tung ijerbient aBer ber<br />

.<br />

^eBraud^, ben ©oet^e, trie für bie 3)arfletlung ber (J^araftere,<br />

fo auc^ für bie (Sc^itberung ber äußern ©efiatt öon bem ^unft*<br />

mittel ber Sßercjteid^ung , fotvo^l in ber ^orm beS Giontra*<br />

fleS aia ber ©rabation gemadf)t 1)at, inbem er bie mit glan*<br />

jenber (Sd^ön'^eit auögefiattete I^uciane alö SroUe iteBen Ottitie<br />

fiettte.<br />

Suciane, ber f^immernbe .^ometenfern, ber einen (3d^it>eif<br />

i>on 93ere^rern na^^ic^t, erBteic^t bod^ neBen ber ru^ig unb<br />

milb teudjjtenben Sd^ön^ieit Ottilieng.<br />

„(§in fanfteä Qlnjie^en/'<br />

^ei^t eä im Oloman, „^erfammelte alle Sl'Jänner um fie 5^r,<br />

fie mochte fi(^ in ben großen 3Räumen am erjlen ober am le^*<br />

ten ^^lai^t Befinben.'' — ^Dann machen nnr nod^ auf nn )ßaax<br />

fe^r glürflid^e .^unflgriffe aufmer!fam, n^oburd^ fi(§ £)ttilien3<br />

©efialt unfrer ^f)antafie Befiimmter eintragt} i^ meine bie<br />

Qlntrenbung ber 5De(fengematbe in ber (S^a^elle unb ber<br />

leBenben Silber. 33efonberä bur(^ bie le|tern nnrb bie<br />

(SinBilbungafraft auf bie unge^nrnngenfte ®eife Befiimmt, ftc^<br />

\ia^ Sßilb DttitienS, nne baö Sucianenö, leB^aft §u ijergegen*<br />

n?ärtigen, n^oBei benn auä) irieber bie 3[?ergleid^ung Beiber<br />

©eflalten fic^ ^i?(l)ft irirffam enueifl.<br />

Wx muffen eg bem l^efer üSerlaffen, bie ^ier gegeBenen<br />

Qlnbeutungen üBer ©oet^e'ö ^imftgen^anbt^eit in ^oetifd^er ®e*<br />

j^altenmalerei auä) auf bie anbern Figuren unferer ^id^tung<br />

an^utrenben, Bei benen freiließ in bem 5D?age, irie fie eine me"^r<br />

omtergeorbnete SfioHe fpielen, aud^ bie eriräl^nte S^arfamfeit


296<br />

im ©eBraud^ ber 6efd^teibenben ßÜQt f\ä) fiärfer lunb gt6t,<br />

%xoi§ biefer (Sl^^arfamfcit bürfen irir aBcr unfern 5£)tc]^ter aB<br />

©eflaltenmater tvdt üUx fo manche in biefer Jpinfic^t geipriefene<br />

2)ic|>ter j^etten, in beren ^robuctionen bie Befc^reiBenben $ar*<br />

ticn ouf eine BriUante unb onf:pru(I;öi)oIIe, aBer in ber S^^at<br />

funjilofe Seife :^en>ortreten.<br />

ßä fc^eint «nä jimäd^ji oBjuUegen , beg 3)i^terg 3)ar=»<br />

jlcHuncjgfunfl auf a^nUd^e Qlrt in ber 3^ic^i^"tt9 ^^ö Snnern<br />

ber "^anbelnben ^erfonen, ber ^^araftere, nad^jun?eifen. Q(n*<br />

gemeffener bürfte eö jebod^ fein, u^enn Unr f^jciter bie ß^araf*<br />

tere auö aUgemeinern ®efid;tg:punften inö Qhige fciffen, ju<br />

iücld^em @nbe iüir i?or Qlttem bie 3b ee, ben ©runbgebanfen<br />

beä ö^omanö ju ermitteln ^abm.<br />

©oet^e UeBte eg BefanntUd^ nid^t, irenn man Bei feinen<br />

Serfen na


4y/<br />

@i! fo ^aU cnbtid^ einmat bie ßourcige, (gud^ ben (Sin*<br />

b tu den ^injugeOen, ©ud^'' ergoßen §u laffen, (Eud^ ru^/ett<br />

ju laffeu, @ud^ er^eBen ju taffen, ja, (Sud^ fcete^ren unb ju<br />

ettraä ©rofem entflammeit unb ermut^igen ju laffen, ahtt<br />

bcnft nur nid^t immer, e§ iräre Qlöeö eitet, toenn e§ nid^t<br />

irgenb afcflracter ©ebanfe ober Sbee tväre!" ©oet^e führte<br />

blefe ^^iUip^ica gegen ba§ ^(uffuc^en eineg ©runbgebanfenö<br />

nod^ n^eiter m^-, ahtx er fügte fd^UefUd^ ^in^u: „3)aS einjige<br />

^robuct öon gröjerm Umfonge, h?o id^ mir Beu^uft bin, nad^<br />

5)arficHung einer burd;greifenben 5bee gearbeitet ju ^aben,<br />

n^ären etn:a meine 3ßa^Iüern?anbtfd§aften.'' Unb fo finb<br />

nnr benn ^ier irenigfienä jur Sragc tiac^ einem ber ganjen<br />

JDid^tung ju ©runbe Uegenben ®eban!en üottfommen Berechtigt.<br />

@§ irurbe fd^on oBen ber (SonfUct ber (S^e mit ber<br />

;^ieBe alS bie QhifgaBe Be^eid^net, bie fic^ ^ier ber 5Did^ter<br />

gefieüt ^Be. ORofenfranj fd^eint mir bie ©runbibee ju treit<br />

ju faffen, n?enn er in ben SSa^{\?eriTanbtfc^aften baä SÖefen<br />

ber (E^e bargefteöt fie^t. „(Sä fonnte ^ierBei bie i^orberung<br />

gemad^t vr erben," fügt er ^>in§u, „ein 3bea(Bitb ber @^e otjne<br />

(glatten ^aBen §u trotten, bie ©lücffeligfeit etneä ^^itemon<br />

unb einer SBaucio. ^aä n?äre bann eine 3bi>tte, fein tragi*<br />

fd^er SRoman. (Sott bie 5iefe ber ^i)c i^or Qlugen gelegt n?er*<br />

ben, fo ift not^tt^enbig, baf aud^ bie negatiijen ^Mjtt jur<br />

Qlnfc^auung fommen, bie on i^rer S^i^l^örung arBeiten. 0?ur<br />

inbem mit ber QBa^r^eit bie )^üge, mit bem (Srnfi ber (Bä^cirtf<br />

mit bem 5Öefen baä Untrefen fid^ barlegt, fann bie 3bee üott*<br />

ftanbig entHücfelt irerben." Qlttein nidt?t bie an ber S^tfiörung<br />

ber (S^e arBeitcnben SÄäc^te üBerl^au^t, beren fic^ noc^ gar


298<br />

manä)c erbcnfen taffen, fonbern f^jcciell bfc 0kturgeh?att ber<br />

^kU, bie 2Ba:^ti>erii?onbtfd^aft ber ^er^en unrb ber (S^e gegen*<br />

iiter jur Qlnfc^auung gebraut. 3)er ^id^ter fonnte fid^ biefe<br />

^ilufga^be einfad^cr fielen, in ber 335eife, baj nur tin UeBenbeS<br />

^aar mit einem ß^ebunb in ßoHifion getrad^t n^urbe, n?ic eg<br />

fd^on im 5)?ittetatter ber ^Dtd^ter be0 ^ripan getrau, atfo,<br />

x\a^ ber 3Beife ber ß^emifer ju f^rec^en, baj nur einfädle<br />

2ßa^lüeru^anbtfd[;aft Beflanben i:)atU, ober fo, ba§ eine 5Do^*<br />

HpetUe^e ben 33efianb ber (§,f)c gefä^rbete. ©oet^e n^ä^tte baö<br />

l^e|tere, ja er geigte ben (Sonfiict imx (S()e unb Hthc noä) an<br />

einem britten ^aare, bem ©rafen unb ber 33aroneffe, beren<br />

S3er^äUni§ freilid^, ttüe fid^ f:päter jcigen nürb , nur ata i^otie<br />

für ba§ ^au^töer"^ä(tniß bienen foHtc.<br />

3)ie Qlrt unb Seife nun, \vk ©oet^e feine QtufgaBe ge*<br />

faft imb getöfl ^at, ift fciä auf bie neuefie ßdt ©egenftanb<br />

ber inelfad^jien 9J?t§beutungen unb Eingriffe gen.'^efen. Man<br />

^at gefragt, n^arimi er bie ®^e, n?enn er einmal ein fo fegend*<br />

teid^eä Snftitut bid^terifd^ 6e^anbetn iroUte, nid^t ijietmet;r öon<br />

i"^rer fd^önen unb Begtücfenben (Seite bargejtetltj n^aä benn<br />

auf bie ^^rage l;inau§täuft , ivarum er fie nid^t, anfiatt in<br />

einem tragifd^en Oloman, inelmel;r in einer 3bi}Wc Be^anbett<br />

l^afce. 5Darauf ertrieberte fc^on diiemer: „3)aö Ue6el nur ^at<br />

eine ©efd^id^te, nid^t baä ®nk', ber Jlrieg, nid^t ber triebe.<br />

93on biefeni if! n^enig §u erjagten, irie i^on ber 3:ugenb. 5Da*<br />

l^er tvü^ man nid^tä i^on bem Seben im ^arabiefe, bepo me^r<br />

toom Hergänge nad^ bem (günbenfaCle; trie 5Dante'ö ^ööe an^<br />

mannigfaltiger ifi, at0 fein 4?lmme(. %nä) bem 2)id^ter finb<br />

bie ipat^ologifd^en ©eetenjuftänbe ber 3)?enfd^^eit baö Bunt-


farbige ^dh, ba§ et Bearbeitet} unb unfer %xtvinh irar Be*<br />

fonber0 unb frü^e fc^on Berufen,<br />

3Belt\jevioirrung ju Betrachten,<br />

^crjenöirrung ju beachten «. f. iö."<br />

SrreiUd^ liefe fi(| no(^, irenn einmal bie (S^e im streit<br />

mit ber I^ieBe bargejtettt iverben fottte, eine anbere Qluftijfung<br />

ber ßoUifton, aU bie im Oloman gegeBene, beuten. Qlud^ bie<br />

Beiben «^au^t^erfonen (@buarb unb Ottilie) fonnten, trie bieö<br />

fd^on im 9Roman Bei ben ^erfonen jn^eiten 3Rangeg ((S^ar*<br />

lotte unb bem ^au^tmanne) angebeutet ift, ben entfc^toffenen<br />

unb fiegrei(|en ^am^f ^^^ Sittenä üBer i)ie Oleigung barjteUen j<br />

fie fonnten fid^ jule^t fogar mit freubiger «^ingeBung bem<br />

bem (Srfc^einen ber 3Ba^l\jern?anbtfci^aften, gegen ben 93or*<br />

trurf, baf man feinen ^am:pf beg (gitttid^en mit ber O'^ei*<br />

gung ira^rne^me, in einem ©ef^räc^e auf folgenbe 5lrt üer*<br />

t^eibigt: „5)iefer ^am^f ijl :^inter bie @ccne i?erlegt, unb man<br />

fte§t, baf er i^orgegangen fein muffe, ©ie SJZenfc^en Betragen<br />

ftc^ iine ijorne^me Seute, bie Bei aUem innern 3^^i^fV


*<br />

300<br />

bag andere ^ccorum Be{;auVten. 5t)er ^am^f be3 (StttU^eu<br />

eignet ftc^ niemals ju einer äfl^eiifc^en ^arflellung : benn ent*<br />

ireber fiegt baä Sittlid^e, ober e6 tt-ürb üSetn^unben. '5tn<br />

erflen f^aKe n?cif man nid^t n?aö unb n?arum e8 bargefleöt<br />

irorben; im anbern ift eg f(i^mäf)Uc^, baö mit anjiifc^en.<br />

5£)enn am (Snbe muf bod^ irgenb tin 9)?oment bem (Sinn*<br />

U$en bag UeBergen.H(^t geBen, unb biefeg 5[Koment gibt ber<br />

3uf^auer gerabe nid^t ju, fonbern öertangt ein nod^ fc^ta*<br />

genbereg, bag ber 3)ritte ti>ieber cUibirt, je fiittUd^er er fetbfl<br />

iji. 5n fotd^en ^arftetlungen mu^ jletg bag iginnlic^e ^err<br />

irerben, aber beftraft burd^ bag (Sd^icffat, b. f). burd^ bie<br />

fitttlid^e Olatur, bie ft^ burd^ ben 5'ob i^re ^rei^eit fat\?irt.<br />

(So mug ber Sertt)er fid^ erfdf^ief en, nad^bem er bie Sinntid^*<br />

Uit Jperr über fid^ n.^erben taffen, fo muß Dttilie farterircn*)<br />

itnb ©buarb beggteid^en, nad^bem fte i^rer 0?eigung freien Sauf<br />

gelaffen. 9^un feiert erfi bag


^raft i^re§ tüdf>tigen ß^arafterS sufammennimmt unb nod^<br />

benfet^eu 5l6enb in i^rcm Sd^Iafjimnter ouf ben ,^nieen ben<br />

(S^trur irieber^^ott, ben fie abwarben i^or bem ^Jlttar get^an.<br />

Unb eBen biefe ©teUc, t^^k man^e anbete beS SRoman^, fd^eint<br />

mir aud^ bie SBe^au^tung jn irtberlccjen, baf ber Jtamipf be0<br />

©ittUd^en fid^ niemals 5ur äjl^etifd^en ^Darpellung eigne, unb<br />

ber S^rium^^ beöfetfcen nur fcermittelj! eineö momentanen (Siegä<br />

be§ ©innU^en i^ur Qlnfc^auung gettac^t iretben fönne. QlBer<br />

etenfo unridf)tig iräre eö anbererfeitö, baS le^tern?ä^nte 3)littel<br />

auö ber ^oefiie gan^ augfci^Uefen ju irotten.<br />

Oläimtt man nun anä) biefe§ ein, fo fcteiBt nod§ immer<br />

ber SSorh^urf unertebigt, baf ber 2)id^ter, Bei ber @(^i(berung<br />

ber (Sodifion, ber !^ie6e ju reijenbe S'arfcen geliehen, unb ba*<br />

burd^ in bem Sefer 23erpimmung unb Unmut^ gegen bie ß^e<br />

^^erüorgerufen ^aBej ja, man ^at i^m tvo^ gar bie Beftimmte<br />

Sntention, bie ^^e anzugreifen, untergelegt. 2Öaö ha^<br />

Se|tere Betrifft, fo i^erireifen nur auf eine (Stelle ber ©ef^räd^e<br />

mit ^^ermann (^^t.I, (5.142 f.). m Um bie dlebe auf<br />

bie Sßa^t^ern^anbtfd^aften , n^oBei ©oet^e i^on einem burd^rei*<br />

fenben (Sngtänber f^jrad^, ber fid^ Bei ber Sfliicffe^r nad^ Jpaufe<br />

fd^eiben taffen irotle. (Er fd^erjte üBer fold^e 5^:^or^eiten unb<br />

ern^ä^nte met;rerer 35eifv^iele i^on ©ef^iebenen, bie nad^^er<br />

bod^ nid^t Ratten Don einanber laffen fönnen. „^er felige<br />

Oiein^arb in 5Dre8ben,'' fügte er ^in^u, „trunberte fic^ üBer<br />

mid^, ba§ id^ in 33ejug auf bie @^e fo firenge ®runbfä|e<br />

^aBej tra^renb Id^ bod^ in allen üBrigen 5Dingen fo la^üä)<br />

benfe." 2)iefe Qleujerung fanb ^tfermann mit O^ed^t auö bem<br />

©runbe merfn^ürbig, n?eit fie entf^neben an ben 3^ag legte, \vU


302<br />

er cö mit bcm fo oft gcmtjbeutcten SRoman gemeint ^aBe. a fo nött)ig fd^ien, baj er e§ mit<br />

eigenen gingern in ©ranittafetn einfd^nitt, u>erbe in unfern<br />

löfd^^>4iiernen ^atec^iömen immerfort aufrecht ju ermatten<br />

nÖt^ig fein. — 5Doc| man läßt am füglid^fien ben (Streit<br />

üBer be0 3)id^ter§ Intention mit biefem Oioman auf ftd^ Be»<br />

ru'^enj benn Bei einem ääsUn ^unftn^erfe foKte man nie nad^<br />

einem aufer^alB beS afi^etifd^en SSereid^ie^ liegenben Bn^ecfe,<br />

nad^ einer ^enbenj fragen. „@§ iji ein grän^enlofeg 93er*<br />

bienp be§ alten ^ant nm bie Seit/' fagt ©oetl^e im le|t*<br />

erträ^nten 95riefe an 3^lter, „unb iä) barf oud^ fagen um<br />

mid^, baf er, in feiner ^riti! ber Urt^eil^fraft, »^unft unb<br />

0?atur neBeneinanber fteHt unb Beiben baS {Rcd^t jugejlel^t,<br />

aug großen $rinci!pien ^u^ecftog ju (;anbeln.


'SOS<br />

mä)t bafiir mä) bic ^eitigfeit xinb Sürbc bcr ®^e in ber<br />

5)i$titng i^re Verebten Sortfü^rer? @ö liegt in ber ^^atiiv<br />

ber (Sac^e, baß baa ©emätbe einer ^eibenfc^aft ftc^ in glü*<br />

^enbern ?5arBen barpeöt, a(6 ba8 SBitb ber 8el6fi6e:^errfd^ung.<br />

Qltlein tritt nic^t, n^ie bie magifc^e ®eh.>att bcr ^ieBe, fo an^<br />

aüe Ciuat unö entgegen, bie auä ber fittlid^ unBerei^tigten<br />

ScibenfiJ^aft entfyringt ? Unb !ommt ni(|)t eBen jenea farBen*<br />

glü^enbe ©emölbe unferer SSorfieUung ijon ber «^o^eit beö<br />

©ittengefe^eS ju gut, trenn ftd^ biefeö pte^t bod^ a(a "ok<br />

trimn!pl)irenbe Tla^t erti^ei^t? f^reilic^ f^^ri(^t ©oet^e nir*<br />

genbtro in yerbammenben Qtugbrücfen Ü6er bie in (Sc^utb fic^<br />

ijerjiricfenben ^erfonen. (Sr i}at, nne SRiemer fagt, „bag<br />

%bcma ireber in friüolent nod^ im fprebigertone Be^anbett,<br />

fonbern irie ein .^ünftter, nüe ein 9}Zv-iter, ber eine (5c^ lange,<br />

bie unter 33(umen kufd^en foÖ, nid^t in extenso matt, aBer<br />

burd^ bie ijerfü^rerifd^en aSIumen foöiet i)on i^r :^inburd^<br />

Blicfen lößt, baß man rt>of)I ernennen mag, ^ier taufte üti^a^<br />

©efä^rlid^eg, baö einen Seben i>erle|en fann, ber m^ biefen<br />

SBlumen ^intangen n?iö."<br />

Qtm unBere^tigtften mijc^te n?ot)l ber 23ornnirf fein, baß<br />

©oet^e ben ©egenftanb nic^t mit ber crforber(i(i^en fitttid^en<br />

3)eUfateffe Be'^anbelt ^aBe. SelBft in SÖetreff ber i^erfänglid^*<br />

Pen @cene, tvo unS ber moralifc^e (Ef)^bxuä) ^buarbö unb<br />

ßf)artottenö i^orgcfü^rt irirb, muffen irir bem Hrt^eite ^on<br />

9lofen!ran5 Bei^füd^ten : „®oett;e f)at mit n?enigcn ßdUrtf<br />

auf (giner (Bdtt, bie ;pfi)d^otogifc^e ü)?oti«irung ber ganjen<br />

^cene mit ber feufd^efien lieber gefc^itbert, unb nic^tö Befc^i)*<br />

nigt; benn aU (Sbuavb am 9)^orgen ervrad^t, fc^eint ber auf=»


304<br />

ge^enbe 3^ag i^m ein 9SerlJtec|»en ju BeUu^ten. (Er<br />

fegtet (i^t ^iä) i^om Sager ber ©atttn fort, unb ß^ortotte fi«*<br />

bet ertuaci^enb fic^ ntlein." 2?on einem lüfiernen 2Sertreiten<br />

Beim (Sinntid^en ift feine @^3ur ^u finbenj itmö bav5on ange*<br />

beutet irorben, n>ar jur 9)?otiiHrung uninngänglid^ erforberlic^.<br />

9lic^t geringen Qlnfiof :^at man ferner an ber aSer^errli(|ung,<br />

man möd^te fagen (Sanonifirung DttiHenö am ^(^tuffe<br />

ber 2)ic^tung genommen, ^ann ^ierBei bem 3)ic^ter fc^on bie<br />

l^o^e fttttid^e ^raft, n?omit er Ottilien i^r aSerge^en Büfen<br />

läft, 5ur €fiec^tfertigung gereichen, fo bürfte no(^ ein anberer<br />

Umfianb, ber auf eine tief6egrünbete (Sigent^ümtic^feit ©oet^e'ö<br />

Sßejug :^at, in ^:8üxa^t fommen. Sir :^aBen fc^on früher,<br />

unb namentlid^ Bei (Eri?rterung bea (Sd^tuffeg i^on ©gmont<br />

(%i)l II, ©. 121 f.) barauf t)ingennefen, n^ie fet^r ©oet^e fid^<br />

öor erf^ütternb tragifd^en «Situationen unb ^ataflroi^j^en fc^eute,<br />

eine SigentI}ümU(|ifeit, bie er ijon feiner 3)hitter ererBt ^atte,<br />

unb beren er fid^ felBft u^o^l Bettnift n^ar. ^ier galt eä nun<br />

aBer, ein tief ergreifenbeö tragifc^eö ©efd^icf barjuftellenj benn,<br />

n^enn Otüüt mä) niä)t ata vi^Kig fd^ulbloa erf^^eint, fo möchte<br />

man fie bod^ Beinaf)e mit Olofenfran^ aU „fd^utbtoö fc^ulbig,<br />

nur i^on Seiten ber 9]atur, nic^t mit SÖiÜen fd^ulbig gen>or*<br />

ben'^ Bejeic^nen. ^er 3)id^ter :^at burc^ i^re urf^rünglic^en<br />

@emüt()äanlagen , i§re Biä(;erige !?e6enajreife unb (Sr^ie^ung,<br />

burdf) baS länblid^ einfame 3«fantmenteBen mit (Sbuarb, burc^<br />

ben IeBl)aften (Sinbruc!, ben er fd^on früher auf fie gemad^t,<br />

burd^ bie gteid^fam v^äftaBiUrte «Harmonie i^rer ©emüt^er<br />

ea fo fein unb tief i\i mDtii>iren gen>uj5t, \vk biefea fd^öne<br />

unb reine .^er§ ber ![^eibenfc^aft in fic^ 3Raum geBen fonnte,


305<br />

IbaJ h?ir öon ttefficm 3J?itgefü^t ergriffen trerben müjfett, trenn<br />

fie bitrc^ biefe Seibenfd^aften in ein grenjentofea Un'^eil »er*<br />

finft, anä bem fic fi^ nur bur(ä^ ben $lob ju retten n?eif.<br />

^ein Sunber, irenn ®oet:^e aud^ :§ier, gufotge feiner conciUa«=<br />

torif^en 0?atur, ben (Einbrucf ber tragifd^en ^ataflro^^e, ju*<br />

nä^j! i^ieHeid^t um fte für fi^ fel^ft erträglich gu mad^en,<br />

burc^ aft^ettf^e mutd ijon etit?a3 ip^antajiifd^em QlnjkidJ) ju<br />

tnilbern<br />

fu(|te.<br />

Qtud^ bie OloÜe, bie ber ^i^Ux in biefem tragif^en Olo*<br />

man bem (Sc^idfat einräumte, f^at ^u Qlugfteßungen Qlntag<br />

gegeben. 5n ber ^^at möd^te man fid^ Bei ber ^ectüre p*<br />

n?ei(en ijerfu^t füt>ten, in Sßejie^ung auf ben ®ang ber (Sr*<br />

eigniffe bem Q(u6f^rud^ (S^artottenö Beijufiimmen : ,,@6 gibt<br />

geiriffc £)inge, bie \iä) baö ©^itffal ^artnärfig ijornimmt.<br />

SSergeBeng, baß 3Sernunft unb 3^ugenb, ^^flid^t unb aUeS «^ei*<br />

lige fi(^ i^m in ben Seg fiellen} eä foU ettraS gef^e^en,<br />

h)aa i^m red^t ijt, ira6 unö ni$t red^t f^eint; unb fo greift<br />

eg jute^t burc^, ivir mtjgen un6 geBerben, ixne n?ir iroHen."<br />

@0 fe'^It nid^t an mand^ertei günfiigen, ungünfiigen , irarnen*<br />

ben, fd^retfenben SSorjeic^en, nid^t an a"^nung6i?oÜen Qtnbeu*<br />

tungen, n?elc^e bem ßufatligen ben ß^^arafter unijermeibti(|er<br />

0lot^ircnbig!eit, unumgänglicher SSor'^erBejltmmung aufprägen.<br />

SSerfotgt man aBer aufmerffam bie feinen unb öietfad^ i?er*<br />

fd^tungenen ^äben, bie baS Oläd^fle mit bem i^ernjten, baS<br />

@rÖ^te mit bem ^(einflen ijerfnülpfen, fo ^eigt fid^, baf aud^<br />

^ier an ein BUnb n.mUenbe3 ?5i-atum im ©inne ber QKten ntd^t<br />

gebaci;t trerben fönne. Sollte bod^ ©oef^e biefe SSorftellung<br />

©oet^e'g mtn. IV.<br />

. 20


306<br />

fet6fl in ber autifen 3!ragÖbie ni(|t anerfcnnen, tt^orin er nur<br />

,M^ büfiern Soßcnä traurige ®efa(;r" ijeranfd^auUc^t fanb.<br />

Unmaf in bcr S3ef(i)vänfung l^at jute^t<br />

55ie ^errltc^flen bcm UcBel au^gcfe^t,<br />

Unb o^nc 3cuö unb Saturn, fprid^t mein SWunb,<br />

®ing Stgantcmnon , ging Wd^itl ju ®runb. *)<br />

5D{e unferem ©elfieöBeretd^ entjogene SSerfettung ber<br />

5Dinge fann oUerbingö unfer Unglücf jieigern, fann bie i^otgen<br />

wnferer 35erge^en erfd^rt?eren; afcer bie erjie CueUe beg Un*<br />

^dU liegt, nac^ ©oet^^e'ö Qlnfic^t, im menfd^tid^en


307<br />

anlagen Begrünbet. ^ttiUenä getjtige Einlagen erfc^einen, ^n^<br />

mal für ben erjlen QtnBHrf, ntcä^tö trentgct aU gtanjenb. erfte BegreifUd^ niad^en, irenn mon üom Qlnfange<br />

onfangt unb feineö ber n^efentlid^en 2)?itte(gUeber wnBead^tet läf t.<br />

(Sie Befi|t nic^t ba6 gtütflid^e ®ebäd6tnif 5ener, bie anä) bag<br />

3ufammen^ang6lofe leidet anfne"^men itnb, irie ®oet^e fi^<br />

auäbrücft, im QtugenBticf QtöeS öergeffen unb ftd§ an Qltte^<br />

erinnern} iraS fie Begatten fott, muf ^i^ an eta^aä i^r<br />

SBert^eä unb 3Bebeutenbeg anfnü^fen laffen; (Solc^eö Ben^a^rt<br />

fte tief in i^rem Snnem, unb trenn eö baS !^eBen i^erlangt^<br />

i(l eö i^r aud^ gegennjartig; aBer Bei einem aBftd^tUd^en QIB*<br />

fragen, Bei einem ßramen fd^eint fte nichts ju tt?iffen. SSon<br />

ber Seltgefc^id^te lernt fie nid^t üiel, treil fie nid^t n?eif,<br />

tooju fie bag aUeö geBraud^en foÜ; aBer Bebeutenbe ßüge au0<br />

bem SeBen ^injetner ipragen fld^ i^r um fo tiefer ein. Qluö<br />

ber ©eogra^^ie tritt baö jufattig Sed^fetnbe, nne bie ^oliti*<br />

f*en ©int^eitungen , nid^t :^aften, n?ä^renb fie fid^ ba§ S^tei*<br />

Benbe, auf natürlid^en 23er^ättniffen 93eru^enbc wn^ aneignet.<br />

UeBeratt geljt i^re ©eipegentnucfelung me^r in bie $iefe, ala<br />

in bie ^Breite unb Sütte. Unb 3:iefe ifl aud^ ber ®runb=»<br />

c^arafter i^rer ©emüt^öeigenfd^aften. 3^re SSefd^eiben^eit^<br />

©efattigfeit, 5Dien{^fertig!eit ftnb nid^tS QtngeternteS , nod^ auf<br />

fluger 3Bered^nung 35eru^enbeö, fonbern ein ^erjenöBebürfni^<br />

unb entfpringen auö inniger ßuneigung ju ben SKenfd^en.<br />

5Baö Qinbern UeB unb n)ünfd^enöh?ert^ i|t, W fie Batb nic^t<br />

Blof erlannt, fonbern anä) emipfunben. mt freunbUd^er miU<br />

20*


308<br />

gegen Qtnbere ^aart fte eine groje (Sntfd^ieben^ett M (Ef)axah<br />

terS, einen fräftigen ^Bitten. Sag fie [lä) in Bebeutenben<br />

QtugenbUcfen i^reö ^cUn^ im ^i^i\^nux beö SSer^attenS<br />

gemad^t, bem UnU fie treu, unb [^reitet nur ein einjigeS<br />

3Wat im SeBen au3 ber ijorgejeiiä^neten 25at)n, um bann aBer*<br />

maU jene 5^reue Big in ben ^tob j^t Beirä^ren. @ie ifl ni^t<br />

gefc^affen, um in ber SBett ^u glänzen, aBer tro^t um (Sin»<br />

getne, um einen Heinen K^äuglid^en ^reig burd^ aufo^fernbe<br />

SieBe ju Begtüdfen.<br />

©inen ganj Befonberen Qlnjirid^ erhält btefer ß^arafter<br />

burd^ bie SBeimifd^ung eineg, irenn man tiutt, franf^aften<br />

3ugeg, einer auf i^o^er 0leri>enreijBarfeit gegrünbeten ^Ör^er*<br />

unb ©eetenjiimmung , bie an ben magnetifd^en 3«^^"^ ^^^<br />

innert. @ie teibet 'oid an einfeitigem ^o^jfn^e^, trie eg Bei<br />

nerüög^reisBaren ^erfonen ^äufig ber i^ati ifi; ©teinfo^ten*<br />

lager erregen i^r, n?ie jenem in ben UeBerticferungen ijon<br />

Bfd^offe (9flr. 12, 1818) erirä^nten 3)Jclbd^en au^ ec^n?aBen,<br />

n?e(d^eg bie ßrfd^einungen ber 0l^aBbomantie in fo ^o^em ®rabe<br />

jeigte, eine au^erfl unangenehme (Sm^finbung; Bei bem 33erfud^,<br />

ben ber ^Begleiter beg reifenben )&orbg fte mad^en läßt, gerät^<br />

ber ^enbet, n?e(d^er in (S^arlotteng ^anb burd^aug ru^ig ge=<br />

BUeBen n^ar, in i^rer Ǥanb fofort in bie entfd^iebenbfie a3e*<br />

^^flwngj ju bem entfernten ©etieBten jle^t fie in einem an<br />

bag magnetif^e t^eHfe'^en erinnernben Ola^lport burd^ träume.<br />

5iug bemfetBen ®erid^tg:punfte möd^te ber jn?eimal in i^rem<br />

ÄeBen öorfommenbe 3«flanb gu Betrachten fein, njo fie „nic^t<br />

fd^taft unb nid^t tva^t", wo fte, ber .i^errfd^aft üBer i^ren<br />

Jtör^er ijöttig BerauBt, bennod^ Bei, öpöem a3eum§tfein ijt, unb


309<br />

Qldeö i?ernimtttt, traS um fte öorge^t. ^uxä} btefe aBetmifd^ung<br />

i)on ctWd^ Olnt^fei:^aftem wnb 2^^jitf$em, burd^ bfefe gcl^ctm*<br />

ntJi^oHen aSe^üge 511 Belebten unb imBeteBten 2ßefen, ijer'6un*<br />

ben mit i^rer @eit Ü6er bie


310<br />

man^e ber ijom ^tbtn abgezogenen unb auf's I^eBen Bejüg*<br />

ttd^en 90?artmen unb ©entenjen ni^t n^o^t aU %xü^U ^oxi<br />

Ottidenä eigener 9Reftexton gelten fönnen, unb bemerft ba^er,<br />

e6 fet tt^a'^rf^einlld^, bag man i^r irgenb ein ^eft mitget^ellt,<br />

an^ bem fie, tva^ i^x jufagte, auggef(i^rte'6en. QlnbereS i>on<br />

innigerm S3e§uge trerbe an bem rotten ^aben*) Wo^l in er*<br />

fennen fein.<br />

3BaÖ aber nod^ BefonberS für bie 3^ic^nung i^on OttittenS<br />

S(>ara!ter ju xaä)z übergegangen.<br />

Stiemet erjd^It, im ^af)x 1813, atö bie cnglifc^e %\otk oor<br />

^amöurg lag, l^oBc ein OBerlvunbarjt berfelkn, ^v. ^of)n<br />

gorBeö, nad^bcm er in Hamburg yon einer ^reunbin @oetl)c'ö<br />

erfol^ren, baf biefer in ben Sal^Iteriüanbtfc^aften von bem<br />

rotl^en f^aben ber englifd^en ©c^iffötaue fj^rcd^e, in ber ^^i^eube<br />

barüber ftd^ augenblicffid^ erboten, dn (StüdE eint^ foIrf;cn Xavi9<br />

alö S3enjeiö feiner ^oI;ert Std^tung an ben 2)ic^ter jn fenbcn.<br />

®ott^t jcigte t§ Slicmern im 3anuar 1814 mit großem SSel^agcn.


311<br />

W Stctte xa\ä) pi einem Bebeutenben ß^ataftet retft. 5)et ^Jiaum<br />

Qi^aikt un0 leibet nid^t, aW bie feinen Büge ju »erfolgen,<br />

in benen ber 5Di(^ter bie ßntfaltnng üon Cttilienö ß^atafter<br />

bargej^eUt ^at: ivie anfangt bie $l'iefe wnb ber Oieid^t^um i^reg<br />

Snnern nur l^ier unb ba in einzelnen (Strahlen ^eri^orBrid^t,<br />

n>ie aHmalig i^r Sefen, i^r ^Betragen freier, i^re 9)Jitt^eilung<br />

Bequemer irirb, it»ie fie namentli(^ im jU^eiten ^^eile au9<br />

i^rer ©d^treigfamfeit ^erau6tritt unb einen fiebern unb freiem<br />

Solid in bie hjeltlid^en 5£)inge Befunbet, Bi6 fie auf einmal, im<br />

SBciruJtfein i^reS 3[?erge'^eng , fid^ trieber in fid;» felBfl jurütf*<br />

lufjt, unb fiel) ein 8c§n^eigen ouferlegt, bag fie erfl im Qlu"<br />

genBlide be§ ^^obeS mit BeBenber StjpHJe löft.<br />

SD^an fann bie ?5'rage aufirerfen, oB biefer $ob, ber burd^^<br />

(Entl;altung "oon aller 8:peife :^erBeigefü^rt \rirb, alg ein (gelBfl*<br />

morb in Betrachten fei, ober oB irir annehmen muffen, Ottilic<br />

i^aBe, feitbem fie i^r 33erge^en erfannt, nic|tg me^r geniefen<br />

fönnen. SRofenfranj neigt ^ur le^tern Qtnftc^t :^in. „d^<br />

ireigert f\ä) bag l^eBen in i^r," fagt er, „fid^ m erneuen; fic<br />

fann nid^t me^r ©V^eife §u fxä) nehmen, fte fiirBt au8 ftdf;<br />

:^eraug, in tiefj^er retigiöfer (Erregung." din 3Sertreter ber<br />

entgegengefc|ten Qtnfic^t ift ber 95eurt:^eiler beg O^omanö in ber<br />

Senaifd&en Qlßgemeinen ^^iteraturjeitung ijom 3. 1810 (Sflx. 16,<br />

17). „giac^bem burd^ ben uneru^ arteten QlnBlicf (Sbuarbö,"<br />

^ei^t e8 bort, „if)x ©elüBbe geBrod^en (?) n^ar, geziemte i^r<br />

nid^t, langer in leBen. Sn bem (Sntfd^luffe, freitrittig in<br />

flerBen, räd^t fie un8 an bem (gd^icffal, infofern fie eine ^raft<br />

offenBart, bie unä üBer baffelBe er^eBt unb feinen ^üdfen un*<br />

erreid^Bar mad^t. 3)enn n^aö feffelt ben, ber ju red^ter Seit


1<br />

gu jletBen wd^, n?aS giBt e6 »^eroifd^eg, ba3 ein (Sot(ä^cr<br />

nt^t au§5ufu^ren öermöc^te? 3Sottenbet iüirb jener 3:rium:p'^<br />

i)urd^ bie Qlrt bc§ Xobeg, ireld^en Dttiüe 'mai)lt. ^enn unter<br />

aßen ©etBpenttctBungen ifi bte (SntI;aUung öon (Steife unb<br />

%xant bie ebetjie unb fd^icfUd^jie, wil fte bte größte @tanb*<br />

^aftigfelt ijorauöfe^t unb nid^t at0 eine gen^attfame (Smipörun^<br />

gegen bie ®efe|e ber 0?atur Betrad^tet n>erben fann, fonbern'<br />

nur aU eine rul;ige QtBiDeifung i^rer ?5orberungen , bie nic^t<br />

me'^r gültig Befunben trerben. SSon bem QlugenBUcf an, trojDttiUe<br />

öerjiummt, unb anfängt fid^ bie Sfla^rungämittet p<br />

ent^ie^en, erfd^eint fie alä dn üBerirbifd^eö SÖefen, aU eine<br />

toerflcirte «^eilige, bie, oi^ne mit ben (5ter6tid^en ein SBebürfnig<br />

ju t^eiten, tröfitic^ unb freunbtid^ unter i^nen eint;ern.>anbett."<br />

— 5£)ie oBen angeführte Qleuferung ©oet^e'ö gegen Oliemer<br />

fiprid^t für biefe Qluffaffung, inbem Ottilie unb (Ebuarb ntit<br />

Sffiert^er in ^araöete geBrac^t ti^erben. '^alUn irir unä an<br />

ben Sfloman felBfi, fo getrinnt eg fafi ben Qlnfd^ein, als i)aU<br />

ber iDid^ter aBfid^tUd^ bie (^a^^ jn^eibeutig gelaffen, ^Die<br />

njieber^oUen ijorBereitenben «^inbeutungen auf iOttilienS üBer*<br />

große a^cißigfeit, ivetc^e ben Untviöen ber ^enfionSüorfle^erin<br />

unb bie SSeforgnif (S^artottenö erregt, Begünpigen bie Qtnfic^t^<br />

baß ]paUx, Bei gej^eigertem (Seetenteiben , jener frü(;e 3Siber*<br />

toitte gegen ©^jeife Bio jur ijöttigen UnmÖgUdf>feit beö ®e*<br />

nujfeö geh:ac^fen fei} n^ogegen nneber, aBgefe(;en üon £)ttilienS<br />

J^eimtid^teit in biefer @ac^e unb i^r ^er^atten gegen O^lannü,<br />

bte 0iad^a^mung (Sbuarbä auf einen freitt.nUigen 2: ob j^urücfju*<br />

ht\itm fd^eint. Sie aBer aud^ beö ^Did^terS Intention gen?efen<br />

fein mag, nad^ unferm ©efü^le entfvric^t bie Qtuffaffung öon


313<br />

Olofettfranj am f^önften bcv ftttUd^en 2ßer!(ärung, irotln<br />

£)üilk am ©(^tuffe ber ^i^tun^ erfd^eint.<br />

2öiv ^aUn unö 6ei Ottiüenö (S;^arafter langer ijem^eiteit<br />

ju bürfen geglaubt, irelt fie in jebem 93etrad§t ben ^itttU<br />

)^m\ft ber ^ic^tung titbet, muffen bafüv aBer um fo eiliger<br />

nBer bie anbern t)inn?egge^en. Qlm un^nfriebenften ifl man<br />

i)on je^er mit bem ß^rafter ©buarbS gen^efen, in treuem<br />

man bie (Sd^tuäc^en eineS SCßeiälingcn , Sert^er, ßlaöigo,<br />

SCßil^elm ^Äeijler unb anberer 3)Jännerftguren früherer @oe*<br />

t^e'f^er 5)i$tungen, o^ne ein genügenbeö ©egengennd^t fd^ä^enS*<br />

n?ert^er (Sigenfd^aften, iinebergefimben ^at. 33ei i^m ijermi^t<br />

man am meij^en jenen .^amJpf be0 fittli(^en ^rinciipö mit ber<br />

Seibenfi^aft 3 er ergibt fic^ fd^einBar o^^ne 3Öiberftanb , unb<br />

maö bei ber in ^al66enm^ter ^rü^ugenb befangenen Ottilie<br />

ijerjie^en n^erben fann, finbet bei bem gereiften Spanne feine<br />

(Sntfd^ulbigung. Uebrigenö ijernjicfelt er f\ä) au^ in öiet<br />

tiefere ©d^ulb, alä 3ene. dx iiüberfirebt ben einbringlid^flen<br />

unb liebeüoHfien SSorfleUungen , er Begünfiigt ben (S^eBru$<br />

be0 ©rafen unb ber 33aroneffe in feinem .^aufe unb bet^eiligt<br />

flc^ felbfi an einem moralif(|en ®^ebruc^3 fogar fein d^ am meifien alä 3>?ann<br />

erf^eint, ijt eigentli^ bo^ au^ nur ein 3^^^^ f^tn^^ fttt*<br />

liefen O^nmad^t: er tvill einem ^afein eittflie^en, njorin er bie<br />

J&errfc^aft über ftc^ felbfl verloren f)at. @cin frein^iUiger Xoh<br />

fann nici)t aU eine 33u§e feineä SSerge^enö gelten} er getvinnt,<br />

h)i^ Otofenfranj fagt, feine rechte 2SerfÖ(}nung , feinen ent=»<br />

fd^iebenen 3)?ut^ ber (Sntfagung , fonbern flirbt ber entfagcnben<br />

JDttilie nad^, ireil i^re (gjci|ienj bie feinige bebingte. ©oet^e


I<br />

314<br />

fel'Bfl fiprad^ ^ä) übet eine Qlb^anbtung i>on Sotger, tvorin<br />

t)iefer ben (S^nrafter ©bitarbö tabcU, fn beu ©cf^räd^en mtt<br />

^cfermann Beipimmenb auS: „5$ fann i^m niä)t t>erbenfen,<br />

t>a§ er beu ßbuarb ni(i^t leiben mag 5 id^ mag lijn felber ni^t<br />

Xeiben} al^er iä) mu^te if;n fo mad^en, um ba§ f^actum<br />

l^en^orjut) ringen. (Er ^at üt)rigen§ i^iel Sa^r^eitj benn<br />

tnan finbet in ben ^ö^ern (Stäuben l^eute. Bei benen, ganj<br />

ifie bei i^m, ber (Sigenfinn an bie Stelle beö (5^a=»<br />

tafterö tritt."<br />

(Einen n?eit it^o^lt^uenbern (Einbruc! machen ber ^au!pt =<br />

mann unb (E^arlotte, bie mit i^rem Haren SSerfianbe nnb<br />

i:^rem tüd^tigen, burd^ baö JJeBen gefta^lteu (E^ara!ter einen<br />

fd^önen ßontraft gegen ba0 ©efu^lgleben Ottitienö «nb (Ebu*<br />

arbö Bilbeu. CRamentlid^ ift e§ bem ®id§ter gelungen, in (E^ar*<br />

lotte bie geu?altige 9J?ad§t, n>eldi;e ftd§ in eblern, n^enn glcid^<br />

nic^t tra^li>erttianbten ®emüt:^ern auö bem e'^elid^en SSer^ätt*<br />

niffe erjeugt, ju öeranfd^aulid^en. ^iä^t ba§ firc^lid^e 33anb,<br />

uod^ ix^euiger bie 3?erfnü^Afung ber 25ermögenöi>erl>ältniffe ftnb<br />

eS, Wa^ bie Qluflfjfung ber (E^e in fold^em %c[U erfd^irert}<br />

eine gefe|lid^e Trennung jeneö SÖanbeg, eine frieblid^e Qluöein*<br />

anberfe^ung biefer SSer^ältniffe ift möglich 3 nein, bie innern,<br />

bie fittlid^en S3anbe, bie fic^ ^trifd^en ben ©atten angefnu^^ft<br />

l^aBen, flellen ftd^ ireit mäd^tiger i^rer (Sd^eibung entgegen.<br />

Unb Jrenn fie i^oUenbö nod^ burd^ .^inber, mit 0led^t bie ^Jfän*<br />

ber ber (Bf)t genannt, an einanber gefettet trerben, fo jleigert<br />

jid^ bie (2df)nHerigfeit ber (Sd^eibung Big jur fittli^^en Unmi>g«<br />

li^Mt 5lu8 biefem (Sefid^tä:punfte ift benn anä) bie ßinfü^«<br />

rung beö ©rafen unb ber 95aroneffe ju Betrad^ten. (Eö


315<br />

foH bur^ fle angebeutet irerben, bag, iro jene SSebmgungen<br />

fe:^(en, iro baS ®efü^( ijon ber SÖürbe unb ^eitigfeit beö<br />

e"^eUc^en 2?er^äUn(ffe^3 in ben (gbeBunb ntd^t mit aufgenommen<br />

n^irb, ber ä^t tragifd^e- ßonflict jn^ifd^en (g^e unb Oleigung<br />

fiä) niä)t Bilben fönne} tromit freiUd^> nic^t in Qtürebe gefießt<br />

irerben foH, ba^ ber 3:)id^ter fid^ biefeä ^aarä gelegentlich<br />

noc^ ju anbern ßtrecfen Bebient ^aBe. 3)em (Srafen, aB bem<br />

Sortfü^rer ber frii>o(en, focialijiifd^en %n\i^t öon ber ß^e,<br />

fielet 9)Uttler atä ber SSert^eibiger i^rer ^eüigfeit unb Un*<br />

auftö^tid^feit gegenüber. Oftofenfranj räumt i^m freilid^ einen<br />

gu tebeutenben $(a| ein, irenn er i^n aU ben Interpreten<br />

be8 @inne§ ber ganzen 5r)id^tung Betraci^tet, unb i^m bie @tel*<br />

lung beä ß^orä in ber antuen ^ragöbie öinbicirt. Qlnberfeitö<br />

ifl aber anä) ber Sßerba^t gegen ben ^id^ter ungegrünbet,<br />

baf er, au^ eigener ^IBneigung gegen bie @^e, i^ren 2ßort*<br />

fü^rer gefliffentUd^ aU üwa^ ungefd^icft unb taip^ifd^ bärge*<br />

peKt ^abe. @g follte atterbingä burd^ biefe ^igur ijeranfd^au*<br />

Ud^t werben, trie bie fitttid^en ßodiftonen, bie in fein unb<br />

€bet gebilbeten ©emüt^ern entfieBen, nid^t auf gewö^ntid^em<br />

2Bege, nod^ burc^ geAvö^nlic^e Tlittd in löfen finb. ®ag<br />

©oet^e biefe i5^igur aber niä)t aU eine unebte, n?enn gteid^<br />

ettt^a§ n?unberlid^e barfteHen troUte, fijnnte fd^on bie treffliche,<br />

t^m in ben 9}?unt) getegte 0lebe anbeuten, irorin bie @^e aU<br />

Qlnfang unb (Bi\^\d atter (Suttur ge^riefen n?irb.<br />

9ßon ben übrigen f^iguren ber 5)ic^tung möge nur nod^<br />

beä Qtrd^lteften gebac^it n?erben, ben ©ctger Befonberö ^c^<br />

fleat.*) 5Diefer rü^mt namentUd^ »on i^m, ba^, ivenn bie<br />

•) ©oetl^c Bewerft in ben Slnnalen (1811), o^ne fid^ toettcr barüfcet


316<br />

onbern ^erfonen ft^ lieBenb unb \(^tvaä) jeigen, et ber (Sfn««<br />

jige fei, ber fid^ fiarf unb fret er"^altc. Unb e'6en baö (Sd^öne<br />

an feiner Statur fei nid^t fon?o^t biefeg, ba^ er in bie 25er*<br />

irrungen ber übrigen ß^araftere nid§t ^ineingerat^e, fonbern<br />

ba§ ber 2)id^ter i^n lu grog gemad^t ^aBe, um tjineingerat^en<br />

gu fönnen. „iDaö ifl freiti(| fe^r f(^f?n," fagte ©oet^e "^ier^«<br />

üBer ju (Stfermann. „S# ^aBe ben (S^^arafter beö Qlrd^iteften<br />

aud^ immer fe^r Bebeutenb unb lieBenStvürbig gefunben; olKein<br />

baj er eBen bc^u>egen fo ijortrefftic^ fei, baß er vermöge fei«<br />

ner Statur in jene 9Sern?icfetungen ber !^ieBe nid^t i^ineingera«*<br />

t^en fönne, baran ^aBe id^ freitid^ nid^t gebadet. Sßunbem<br />

(Sie fid^ barüBer nic^t,'' fügte er ^in^u, „benn i^ ^aU felBer<br />

nid^t baran gebadet, aU i^ if)n madf)te. Q(6er (Solger ^at<br />

^cä)t, e§ liegt aUerbingö in i:^m." (SS Uegt ein Bebeutfamer<br />

5ßin! barin, baf gerabe ber ^ünjlter fid^ am freieflen öor<br />

ber fittUd^^en 33ern:^orren(;eit Beivat^rtj f^attc fid^ bod^ an^ bem<br />

5Did^ter feI6|i oft genug bie v^unfl unb bie fünfiterifd^e 'X^a^<br />

tigfeit aU bie it^irffamfie ^at^arfiä ber i^cibenfd^aft Beivä^rt.<br />

3)er h.'to'^ttt^uenbe (Einbruc! biefer i^igur n.Hrb üBrigenS baburd^<br />

fe^r unterftü|t, baf i^ermittelp: beg teBenben 35i(be3 bie äußere<br />

(Srfd^einung imfrer ^^antafie lebhaft eingeprägt tuirb.<br />

Raffen n?ir nun fd^Iießlid^ nod^ bie Qtntage beS ©an*<br />

gen unb ben ®ang ber .^anbhing in'ö Qluge, fo ifi eg<br />

freiUd^ unmijgtid^, inner^atB ber unö geftecften ©renken aUt<br />

au^ufpxt(i)tn : man 'i)aU Bcl^au^tet, t»ap ifjm ber 5lrd^itett<br />

dng ciliar b t>on Gaffel aU SP^ufterbitb feittcö ^unjlgcnoffen<br />

in ben SBol^bcriüanbtfc^aften üorgcfd^lvebt l^aBe.


317<br />

bie geijheid^ angeiranbten ^unjimittet ber d^om^ofltion , bte<br />

SDknnigfalti^feit ber (Situationen, bie feine Ipföd^otogifd^e (Ent*<br />

tticfetung ber (Sreignijfe au8 ben S^arafteren im 5)etai( ^u<br />

erörtern} nur h^erben imö auf einige ^au^tmomente Befd^rän*<br />

fen muffen. 5)er ^i^kx fü^rt unö nic^t, n.ne bie (E^ifer ju<br />

f^un Pflegen, in medias res, fonbern nimmt bie .^anblung 6et<br />

i:^rem Qlnfange auf, treil eg ^ier einen ^pfj^d^otogifd^en ^Jroceg<br />

bur


318<br />

m'<br />

toorgangige Qtnbcutungen getrinnt. QlUe biefe Sinjetn^citcn<br />

treten mm an ben (^tetten, n?o ber ^iä)kx i^rer Bebarf, mit<br />

bem (S^arafter beö ©egeBenen nnb ^lott^n-Hmbigen, nic^t beS<br />

ßufäCiigen unb ttnttfü^rU^ ^erBeigejogenen auf.


fonncnen (2yra$e, ii)xcx ru^icjen SBefd^afttgung. „5£)a trerben<br />

SBäume ge^pflan^t/' fagt Orofcnfrans, „Sege gebahnt, SBerge<br />

gemad^t, iBcic^c geleitet, «Käufer gebaut, ßa^eUen gematt xmb<br />

ber 3)tenfcf) ^errfc^t üUx bie Olatut} fein 33erfianb, fein SÖiHe<br />

itntern^erfen fie i^m; aber fic^ felB]l ju tejn^ingen, ba§ gelingt<br />

i^m ni(i§t eten fo Ui^t"<br />

5luf ben erpcn 33li(f !i?nnte e6 fci^einen, at§ oB bem<br />

gn^eiten J^eite beä Oloman6 ni^t in gUid^em 9)?a5e, irie bem<br />

erjten, baS SoB fd^Öner Sftunbung unb Qt6gefd^toffen§eit ge*<br />

Büljrte. (So fönnen 5. 33. bie 35er^anbtungen mit bem jungen<br />

SRed^tägete^rten , bie an ba0 Portefeuille beg Q(t$ite!ten fic^<br />

anfnü^fenben ^Betrachtungen, manche ^Uif^eici^nungen in Ottilienö<br />

^ageBud^, bag auöfü^rlic^ gefd^itberte breiten l^ucianeng<br />

unb i^reä ©efotgeä, ber '^^Sc^uä) be§ (gnglänberS, bie ijon i^m<br />

cr§ä{}tte CRoöetle, bie 33erfu(^e mit bem magnetifd;en Q(!pvarat<br />

unb Qlnbereö n^eiter au^gefü^rt erf(feinen, alö eö ber Biretf<br />

beö ©an^en erforbert. 3)kn trirb ^ierburd^ allerbing^ etnjag<br />

an bie ^oU)!pen artige ©rjeugung untergeorbneter, a6er bennoc^<br />

mit einer gennffen ©elfcftjiänbigfeit auftretenber ^unj^geBübe<br />

erinnert, irie n?ir fie in ben ^Öanberja^ren finben, unb nne<br />

fte ou(^ in ben großen (S^o^^oen :^erfömmtid^ finb. Ql6er Bei<br />

nätjerer 58etra^tung ergibt fid^, baf aUe biefe fd^einBaren @^i»<br />

foben mit bem ©anjen in innigem B^iffl^^nien^ange fielen.<br />

©0 beuten bie 33er[uc^e mit bem magnetifd^en Ql^parat auf<br />

bie geBeimniJi^ode Äraft ber Qlnjie^ung unb Qlbpofung, bie<br />

in ber (e6(ofen, nne ber teBenbigen Dktur, unb j^nfd^en biefer<br />

unb jener n^attet, unb jle^en atfo im näc^ften SSejuge jur 3bee<br />

ber Sa^ti>era>anbtfd^aft. 5£)ie ®ett?att eBen biefer Sa^li^er»»


320<br />

iuanbtfd^aft, btc fi^ irunberUd^ genug U^wüUn eine Qtit (ong<br />

itnter ber 9)?a6fe feinbfeliger QCSflofung iKxfttät, tritb bur$<br />

bie OZoi^etle beö ^nglänbevg erläutert, ber üBerbieß, irie SRofen*<br />

txmi treffenb Bemerft,<br />

burd^ feinen SSefud^ baä ©anje illuprirt,<br />

inbem er in bie ©e^unben^eit biefev engen 3wftänbe ba§ grof e<br />

S3i(b ber Seit ^ineinleud^ten täft. 5n ä^nti(i^em (Sontrafl<br />

erfüÖt ^>{ö|(ic^ Sucianenö (gtf(|)einen mit tumuttuarifc^em Samt<br />

oBerfläd^Uc^er ©efeüfd^aftgluft bag ^auö, üBer bem eine 6ange<br />

Ql:^nung Brütenb liegt; unb bie S3er^anblungen über ©raB*<br />

fiatten unb ©raBmäler i>erfe|en gteic^ ju Qlnfangc beö jn^eiten<br />

'Xi)nU in bie al;nunggi)olIe (Stimmung , bie fid^ im n?eitern<br />

SSerlauf ber ^anblung fortn?ä^renb fteigert. 5)ann ifl mä)<br />

ba6 noc^ ju Berücffid^tigen, baj ber ^Dic^ter fotd^er retar*<br />

birenben a)?otii)e an mand^en ©teilen beö jh^eiten ^^eilä,<br />

unb namentlich ju Qlnfang beSfelben Beburfte, tro in bem 3»n*<br />

nern ber ^anbelnben ^erfonen bie (Saat cineö in^altf^ireren<br />

(Sd^icffalg niebergelegt ijl, beffen grud^t fie in Olefignation ^u<br />

errt>arten<br />

gejnmngen finb.<br />

5Damit fd^eiben ii>ir i>on einem üielBeiintnberten unb i^iel*<br />

gefd^oltenen Sßer!e unferS 3)id^ter0, baö bem unbefangenen<br />

SBeurt(;eiler, je tiefer er einbringt, um fo met;r aU eine fcine6<br />

©eniuö nmrbige, unb, in Sßetra^t feinet bamaligen Qllter^<br />

ftaunenöirert^^e ^unfifd^ö^^fung erfd^einen muf.


321<br />

3)aö Sa^r 1810: ©ru^^e »on ©efeUfc^oftöIiebetn. 2:()catcr.<br />

Seidenen. Stbfc^tu^ ber %axUnkf)u. Stufentl^alt in ÄatBBab. ©e^<br />

bid^te an bie ^aifertn üon Dejicrretd^. S3efd^dftigung mit ben Söan*<br />

berja^^ren. ^acfert'ö Seben. ©rofifd^e ©legie. £cctürc. Stufentl^alt<br />

in ^ü^li^. Bufammentreffen mit 3elter. "XaMk ber Xonlel^re. 2)er<br />

^rtnj üon Stgne. Subirtg Sla^eteon. SJücffe^^r nad^ SBeimar. !l!:^catet.<br />

9(uf(i3fung ber ^anäcapelte. 5)ie ©antäte Otinalbo. S)rei SSoüötieber.<br />

35er6inbung<br />

mit S3oifferee.<br />

3)a3 Sa^r 1810 nennt ©oet^e felBfi in ben Qlnnaten<br />

ein Bebeutenbeä ^ai)x, aBn^ed^fetnb an X^ätigfeit, ®enu^ unb<br />

©etrinn, fo baf er fid^ Bei einem überreichen ®an§en in 33er*<br />

legenfjeit füllte, \vk er bie 5^^ei(e orbnnng^mäfig barfteUen<br />

foßte. ®Ui^ in Qlnfange be6 Sa^rö erfreute if)n bie Qin*<br />

trefeu^eit 2ß. ü. ^umfcotbt'ö, ber ii)m über baä ^renfifd^e<br />

^rjie^ungS* unb Siffenfd^aftä=Sefen Qluffd^tuf gab unb an<br />

feiner i^arbentel;re freunblid^en Qlnt^eil na^ni. 5£)ie Qlnfnnft beS<br />

©rb^^rinjen ^on 3)Ze(flenburg = ©d^trerin (am 10. ^an.) nnb<br />

feine SSerlobung mit ^rinjeffin Jlaroline ^atU eine 0lei^e öon<br />

^efilic^feiten ^ux Solge. SSeiter^in nahmen bann jtvei Sefte^<br />

beren n^ir am (Sd^tuffe beS a^Un ßa^itetS gebadf)ten, @oet^e'&<br />

^^atigfeit in ^Inf^rud^: ber ©eburtötag ber regierenben J&er*<br />

jogin (30. Sanuar) unb ber ©eburtötag ber ©roffürjiin 3?2aria<br />

^autotrna (16. f^ebruar). ßrfd^ien unS in ber 5ßoefie, bie et<br />

biefen i^ejien nübmete^ ber (Sinftuf feiner SBefd^äftigung mit ben<br />

Qi9it^t'i «eben. iv. 21


322<br />

3)td^tungen M 3)?ittc( altera , fo ^eigt ^ä) bagegen an^ bem<br />

frifd^en SeBen ertro(|ifen mtb ba^er anä) i>on frifd^en l^eBeng»<br />

farBen gtänjenb eme®ru:p^e üon ® efeUfd^aftSUebern,<br />

h?el(|e jum grÖJ^rn 3::^eUc irenigftenö ber unS ie|t Befd^äfti*<br />

genbett 3ctt angepren. Seit ben Sauren 1802 unb 1803,<br />

iro ©oet^e auf Qtnregung jeneg tittcrmcif ig confiituirteu ,^ränj*<br />

^tn^, eine Oiei^e „ber ©efettigfeit gcix^ibmeter l^ieber" bid^tete,<br />

^atte er auf btefem ©cBiete ber Si^rif nid^tg u^eiter geleiftet.<br />

3e|t gaB i^m bie „freiiüittige ^auöcavn^tte'' unter l^eitung beg<br />

i)on 33erltn ^eimgefe^rten (SBerit^ein, bie nunmehr \^on ein<br />

ipaar 5al^re Bejlanb, einen neuen Qlnftoß ju bergteid^en ^^ro«<br />

buctionen. ^ie jh^eimatige irfjd^entUc^e ßwf^ntntenfunft ber<br />

9>iu|tffreunbe nnirbe regetmdftg fortgefe|t} altere unb jüngere<br />

^Beaterfänger, ß^oriften unb l^ieB^aber nahmen 2^^etl. „^ie<br />

5Donnerfiage/' f)d^t eS in ben Qlnnalen, „iraren fritifd^ unb<br />

biba!tifd§, bie (Sonntage für Seben em^fänglid^ unb genufreid^.<br />

JDann trug aBer jum ©ntfie^en ber neuen ©ru^^^e ijon l^ie*<br />

bem aud^ beg ^id^tetg enge aßerBinbung mit S^^ter Bei, ber<br />

Ux 93erlin eine l^iebertafel birigirte. ©oet^e tonnte fidler fein,<br />

ba^, trag er in biefer ©attung bic^tete, nid^t Bloß fogleid^ an<br />

gelter einen trefflid^en, für feine ^oefie leidet Begeiferten (Som*<br />

jpontften flnben, fonbem aud^ alöBalb ju meiper^after Qluffü^*<br />

Tung gelangen n^erbe: unb ber fleifig correö^onbirenbe ^reunb<br />

i>erfe^lte nid^t, üBer biefe Qtuffü^rungen unb i^re 2Bir!ung<br />

auäfü^rlid^ unb leBenbig ju Berichten} it^oburc^ flc^ benn<br />

©oet^e, ber fo gerne für ben gegennjärttgen 9)Zoment unb ben<br />

frifd^en ©enuf bid^tete, angeregt unb ermuntert fül;lte, unb<br />

bie feit einiger Seit flocfenbe U}rifd^e Qtber tüieber in O^lup ^u


SZ6<br />

fommen Begann, ^^rcucn wix unS f)mt ju $age ber ^etrtid^en<br />

(Sntn^irfelung beä beutf^cn 2)Zännergefangg , bet felBft in bcn<br />

^au^tfiäbten be0 Qtuötanbeö gtan^cnbe !irium^:^e feietrt, fo<br />

bürfen wit ni^t öergeffen, baf unferm £)i^ter aud^ baran<br />

fein Qtnt^eit geBü^rt. „5^r Sntereffe an ber ^iebertafet,"<br />

fd^rieS i§m Butter am 4. ^Ipxil 1810, „njirb unaugSUtbU^<br />

%xn^U tragen. 5Die fraftigcn beutfd^cn ©efange t^nn immet<br />

tne^r ernmnfc^te 2Bir!nng.


324<br />

©efetlfd^aftgtieb aufcr(! i>ort"^ei«;aft. Sn )x>ää)m einne tri<br />

bieg mehtett, möge eine furje SBemerfiing allgemeinerer Qlrt er<br />

lautem. Sie baä äd^te ^ot!0e!pog unb baä aSotfgtieb barum<br />

fo tief in bie Station einbringen, n^eil fic nid^t ^rseugniffc<br />

eineö ßinjelnen, fonbern beö bic^tenben 33olBgeifte6 finb, n^ef*<br />

f)aib man anä) niä)t i^re SSerfaffer ^u nennen treiß ; fo hjürbcüVL^<br />

baS ©efeflfc^aftSUeb am treuften ben ®eifi, bie (Sm^fin*<br />

bung nnb Stimmung eineä gefetligen ^reifeö abf^iegetn unbben<br />

innern aSebürfniffen beäfetben am ijoHfommenjten entf^re*<br />

$en, n?enn fid^ biefer ^reiö an ber ^robuction beSfetben be*<br />

t^eitigt f^atk. SSilmar fd^ilbert baö ©ntfie^en ber 33ol!0lieber<br />

in fotgenber Seife: „(Einer bid^ tet, ober fingt ijietme'^r eine<br />

©tro^^e, dn Qlnberer fe|t bie i'tvdt^, dn 3)ritter bie britte<br />

^inju, tine eö bie (Stimmung unb Suft beö frö(}U(^en Qlugen*<br />

bM^ eingibt; wix iriffen bieg »on 'i^m ^eimgarten (Qlbenb*<br />

gefenfc^aften beö SSolfg) in 5;i)rol3 n:ir finben eä aber aud^^<br />

anbern^ärtg ebenfo, j. 35. in Ober^effen; aud^ l^ier entfte^en.<br />

nod^ ^eute bie oft gar nid^t unglü(f(id^ erfunbenen l^icbc^en in<br />

ben (S^pinnjluben, tt»o, nac^bem ber ^ieberijorrat^ ber SSor=<br />

fangerin erfd^ö^ft ijl, ber bid^tenbe 5!rieb bei brei, i)ier unb<br />

me'^r ^erfonen angeregt trirb, fo baf fie gteid^fam um bie<br />

Seite (Strol|3^e auf ©tro^^e reimen." 5(uf a^nlid^e Seife<br />

foüte fid^ baS ©efeUfd^aftgUeb bitben. 5Der £)i^ter fd^lägt<br />

ben ©runbton beö ©tücfeä an, auö feinem ©eifie f^ringt ber<br />

jünbenbe i^unfen auf 5r>iefen unb Senen in bem gefedigen<br />

Jtreife hinüber unb (otft neue i^^tammen ^eröor. 5)af biefeä<br />

aud^ ©oet^e'ö 9}?einung icar, bert^eiji fotgenbe, gerabe auf<br />

unfer ©cbidf)t bejüglid^e (Stelle eineS 33riefe0 an ßelter (üom.


325<br />

10. «Karj 1810): „(Suchen (2ie, bag iebeamar, fo oft e3<br />

gefangen tintb, öon irgenb einem iro^tgetaunten SJZanne eine<br />

neue (Bixo^ljt eingcfc^attet, ober patt einer anbern gefungen<br />

irirb." — SSie gtürfUd^ für einen folc^en ßwtd bie ^af)l<br />

beö ©egenfianbeS Bei bem ©ebid^te „JRec^enfd^aft" unb Vk<br />

Einlage beffelBen ift, (endetet auf ben erften SBIicJ ein. (gS i%<br />

n?ie auc^ baS Batb na^^er entftanbene Ergo bibamus, ein @e*<br />

fäf<br />

, in tvd^t^ fid^ nod^ aUertei :poetif(i^er ®e:^att ^hineingießen<br />

lagt. ^Derjenige, iromit ®oet:^e eä einfiiveilen auögefüöt :^at,<br />

la^t feine inbi^jibuellen I&eBenSmarimen nic^t öerfennen.<br />

3n Sejie^ung auf ben eBen angeführten (Sipruc^ Ergo<br />

bibamus temerft ©oet^e in ber „^nt^üttung ber X^eorie<br />

0?eirton'S'^ eä ^aBe SBafeboh?, ein flarfer ^rinfer, in mun*<br />

terer ©efettf^aft ftetö ju Be^au^ten gepflegt, jene ßonctufion<br />

:|3affe ju aden möglichen ^rämiffen. SSeim 5Dictirett biefet<br />

(Stelle mad^te Oliemer ben 3)i(^ter aufmerffam, eö fei bag Sßort<br />

ja ber natürlich |te Oiefrain ju einem ^rinflieb. „dlnn, »er*<br />

fu^en (Sie'ä einmal!" ertriberte ©oet^e. Oliemer t^at e3,<br />

itnb ber Sßerfuc^ fdf)ien ©oet^e'n nic^t üBel ju gefallen, (ginige<br />

3eit nad^^er bid^tete er felBjt fein Ergo bibamus, unb Olie*<br />

mer i)attt bie f^-reube ju fe^en, baf fie in einigen a^otiöen<br />

nnb in ber 2Ba^l beS 9)letrumg jufammengetroffen traren. 5Die<br />

(SntMung beä ©ebid^teg fäüt fpätejlenä inö erjle SSiertel be3<br />

3. 1810 5 in einem 33riefe öom 4. Ql^ril gebenft ßelter fd^on<br />

einer (Som^ofition beffelBen. — Ungefähr berfelBen 2dt ge«<br />

:^ört irot)t auä) baS ©ebid^t „©enialifd^ 3:ret6en" obet<br />

ber JDtogeneä an, n?enn eä gleid^ in ber ßorreS^onbenj mit<br />

Belter erfl unter bem 18. 0^oöemBer 1810 erivä^nt h?irb.


.<br />

326<br />

SRicmer meint, baS ©ebic^tc^cn müjfe fi^ au^ frühem Sagten<br />

'i)tx\ä)xdhtn f<br />

itnb p^t feine 3Sermut^ung auf einen 33t(ef<br />

©oet^e'ö an (Sd^ider ^om 26. (Bi)ßtm\Ux 1795, itorin fd^jjn<br />

bie SReben^att „id^ toalje meine ^onne" ijorfommt. !(|g<br />

Jeud^tet aBer ein, ba^ biefet llmflanb aU ein n?enig Bm>elf*f.<br />

„Uc^rigenö," fügt SRiemer ^inju, „~6ejei(|>net bag ©ebic^ttiur<br />

ben Kreislauf feiner aSefd^äftigungen, ben er ani^ feinen ßo^<br />

biaf ober baS Cuoblitjet feineä J^eBeng ju nennen !pflegte.^<br />

(gg n.mrbe, n?ie bag ungefähr gteid^jeitig entpanbene ©ebid^t*<br />

(|en „(5d^neiber = (5ourage'^ (and; „(5;|3o|ennebdf)C'ttf<br />

ober „ber ©d^neiber'' in ber ßorreö^onbenj mit B^^^t^^ 9#'<br />

ttannt) »on bem muficatifd^en f^reunbe txcffli^ componirt^<br />


CJielJen ber Steigung jut ^oeffe trat je^t Ui ©oet^e, frei*<br />

üä) nur aU Dorüterge^eube unb le^te Qltm>anbtung, jene alte<br />

J&ieB:^ aBerei ^um ßtiä>ntn tanbf dj)af tUd^er ©fij*<br />

jen itneber :^criJor. SBei (Spaziergängen im f^rüljling, Befon*<br />

ber§ in ber 9f?ci()e i>on 5ena, n?o n>ir i^n im ^fyxil finben,<br />

faßte er irgenb einen ©egenjlanb auf, ber fiä) ju einem aSitbe §u<br />

eignen fd^ien, unb fuc^te i^n ju ^aufe alöbann ju $a!pier ju<br />

t)ringenj ia, fetbft ©egeuben, öon benen in ber Unterhaltung<br />

bie Olebe n^ar, Bemüt}te er fi(^ au6 ber ^^antafie ^u entirer*<br />

fen. 5Diefer ^xicb Begleitete i^n nod^ f^^äter im Sa'^re auf<br />

feiner Oleife nad^ 95Ö^men, irie er benn aud^ in ^arlöBab au«<br />

ben ^intern i^enjiern beö n^eifen ^irfd^e§ bie Söerirüflung, bie<br />

ber (S^uubel angerichtet fjatte, mit grofer (Sorgfalt m^ ber<br />

SirfUd^feit<br />

jeid^nete.<br />

3n fein Sena'fd^eö Qlf^l ^atti er fid^ biegmal ber f^ar*<br />

Benle^re iregen geflüdf)tet. (Sc^on am 18. ?5eBruar fd^rieB<br />

er an Otein^arb mit SBejie^ung auf bie ©törungen, n?eld^e<br />

i^m bie S[?orBereitung beg ajjagfcnfefieö üerurfac^t :^atte: „


1<br />

^ai baS tc|te iBtatt mit QSergnügen in bte 3)ntcferei iran*<br />

bern. (Eine 3^^eitna^me in tt^citern Greifen ^er)>ra^ er fi^<br />

freiUd^ nid^t. „33on ber ®unfi be6 QlugenfcUdS mag id^ irenig-<br />

'^offen/' fci^rieB er an 3fiein:^avb, unb an einet anbern ©tetle:<br />

„3)litn?ottenbe gi6t'a n^enig, 2)U§n)onenbe ijiet." QtBer tim<br />

fo gänjtid^e Unt^eitna^me, ix^ie [te baä Sßerf erfahren fottte,<br />

eine [o aBn?eifenbe Unfreunbtidf)!eit gefielet er (in ben Qlnnatcn)<br />

toä) mä)t ernjartet ju ^aben. dt xa^U fic^ im ©tiöen<br />

bur^ freinere fatirifd^e ©ebid^te, trie „Qlntifritif" wnb<br />

^,bem 5Öeif mad^er", bie ungefähr biefer ßdt angehören.<br />

3)a3 erjte:<br />

Slrmev Xohi§, ta^^fl am ^tahz<br />

(Sieben färb' g er 2)ri3fetein u. f. 1ü.<br />

m6ä)U i(i) auf :&ubo(^^ ^ermann 3^oBiefen Bejie'^en, ben<br />

aSerfajfer eineS !^e^r6uc|)g ber (gx^erimentat^^I;i;fi!, n^el'd^eö üon<br />

^l. ^auc^ au8 bem ^änifd^en überfe^t trorben i|l. £)a8 an*<br />

bete ifi gegen 3i)ZoUn>eibe gerid^tet, ber fid^ in mehreren<br />

(Sd^riften ber S'^enjton'fc^en ^arBent^eorie gegen ®oet^e an«<br />

na^m. „(Bx ifl ein fieifer, bünfel^after ®efelle/' fd^rieB biefer<br />

üBer i^n an Oiein^arb. „93or me:^reren Sauren fd^on fc^att<br />

er auf bem ^äbogogium ju Jpatle ein üerf^anbigeg ^inb in<br />

meiner ©egenn^art red^t tüd^tig au6, baö auf ber (Bä)übi beä<br />

8ci^n?ungrabe0 ®rau fa^, wo er h.>o(Ite 5Öeiß gefet;en ^aben.<br />

(Bx ijl red^t bap gemad^t, ben 9?enjton'fd^en Unfinn aber- unb<br />

abtxmaU §u<br />

h?ieber^olen."<br />

^xo^, ber lange getragenen 33iirbe enbtid^ entlebigt ju<br />

fein, trat er om 16. ^ai bie Oteife n«c^ JtariöBab an.


^ier fehlte eä benn anä) bieSmat nid^t an ßtxfbcmiiWQ unb<br />

(Erweiterung; er fa^ mand^en altern S^reunb tcieber, unb fd^Ioß<br />

manche irert^e neue 33efanntf(!^aft. ©e^eimerat^ Solf aug<br />

SBertin fanb ftc^ ein, beögteic^en bie ^amitie Körner au^<br />

5Dreöben/ bie i^m 0?eueö unb ®ute§ ijon ßelter mitBrad^te.<br />

S3on biefem em^fo^ten, tarn auc^ ein junger 3Wann an^ 5)reg*<br />

ben, «Kaufmann, §u ©oet^e, unb mad^te ii)n mit feiner<br />

neuen Srfinbung, bem «^armonic^orb tsefannt. SBen berfet^e<br />

Brad^te ein Portefeuille mit fed^ä S^td^^w^S^^ Swni %an\t t>om<br />

t^ammerfecretair 0^auti?erf au8 9la|eBurg mit, iretd^e ©oet^e'n<br />

biete i^reube mad^ten. QUS einen fe^r grofen ®en?inn aBer<br />

für fein gan^e^ l^efcen 1ittxaä)td(. er eä, trä^renb biefeS 58abe*<br />

aufent^alteä bie »^aiferin tion Oejierreid^ fennen gelernt<br />

ju<br />

^aBen.<br />

%üx hjenige grauen mag unfer 5£)id^ter eine fo l^o'^e<br />

Sßere^rung em^^unben ^aBen, aU für bie .^aiferin !^ouife<br />

(3}?arie Subobife S3eatrix Qlntonie Sofelp^ine, ^od^ter beö @r§*<br />

^erjogö ?5^tbinanb ijon Öejierreid^=@fie)j unb öon i^rer (Seite<br />

BlieB biefeä ©efü^l nid^t unertxnebert. @ic lieg i^m gegen<br />

^nbe i^eBruarä beä folgenben Sa^reö eine fd^öne golbene 2)ofe<br />

mit einem Brillantenen ^ranje unb bem barin nad^ allen ^:Qnä)^<br />

fiaBen au^gebrucften Dkmen Souife jujiellen; f^äter fd^enfte<br />

fie i^m ein ^ßtad^terem^lar ber Serfe beö QlBBate SBonbi,<br />

irorüBer in ®oetl;e'S SGDerfen ein ^oetifd^eä 3^«9"tß („Qln<br />

^errn QlBBate 35onbi ben 5. Qluguji 1812'0 i^orliegt. 3n<br />

feinen (SmVfinbungen für bie ^aiferin fd^eint i^n Befonberä<br />

bie ©rafin O'^omU, bie ©ema^lin beS t t ^ämmererä<br />

©rafen O'JDonett (i^ergl. bag ©ebid^t an biefelBe bom 1. 3)Jai


330<br />

1820) 6e|lärft ju ^aUn. (gä erflärt fic^ ba:^et, irenn e8 in<br />

ben Qlnuaten unter bem 3. 1816 f^^i^t: „5£)er 2^ob ber Jtai*<br />

ferin öon Oeperreid^ i)erfe|tc mid^ in einen 3#flnb, beffen<br />

0?ad^gefü^t mid^ niemals n^ieber üerlaffen ^i\t," unb<br />

irenn baa ®ebi(f»t an bie ©räfin O'2)onell üom 1. 3)Zai<br />

1820 mit ber ©tro^^^e fd^UeJt:<br />

Unö, bcn SicBenbcn unb freuen,<br />


gungöotte gatt. 5Die c|to§e (Sorgfalt, iret(|c ber ^id^ter<br />

biefen ^robuctionen pgelranbt ijat, giBt fid^ aiic^ in ber Sße*<br />

^anbtung beö SD^etrumö ju erfennen. «§at et für ber ^aiferin<br />

aSed^er, alä einen eng iinb Benimmt abgegrenzten ©egenfianb,<br />

fe^r girecfniafig bie


332<br />

fd^on toor bem QlBf^Iu^ biefcS 5Ber!e§ gefaxt; unb ein ipaax<br />

Steuert in bem te|tern beuten auä) barauf '^in, baf bie «^au^t*<br />

iperfotien unö f^äter aBermatä 'ooxQ0i)xt irerben fodten.<br />

Sie eg fc^etnt, foöte nac^ bem iirf^rünglfc^en $(ane ba3<br />

tteue 50er! auö einer (Sammlung fteinerer ©rjä^lungen unb<br />

0^o^jetlen t^efle^en i>on ber Qlrt beö nuprounen SDIäb^enö unb<br />

jener Keinen ^robuctionen ((gt. 3ofe:p() ber QwdU, bie ge*<br />

fa^rUc^e Sette'u. f.<br />

n\), bie n.>ir atö grüc^te feineä ^artä^<br />

tiober Qlufent^atteö im 3. 1807 ^at>en fennen lernen j<br />

ju allen<br />

aBer foHte Sit^etm 9)?eijler in nähere ober entferntere SBe^»<br />

jie^^ung treten unb fo für ba§ ©anje ben in^rBinbenben i^aben<br />

"Silben. QlUein onberiteitige Sntereffen unb 3Befd^äftigungen<br />

uer^inberten einftireilen bie Qlu§fül)rung beö ®ebanfen§, unb<br />

ig bauerte i^on je^t an noc^ ein öoUeS 3)ecennium, 'bi^ ©oet^e<br />

bie QlrBeit trieber aufnahm.<br />

3n ben Qlnnalen ifi ferner bie unter bem 3. 1807 Bereite<br />

im Sßor'Beige^en erirä^nte SBiogra^'^ie J^arfert'ö alö eine QlrBeit<br />

Begeid^net, bie im 3. 1810 ernjili(^ angegriffen n^urbe unb i»iel<br />

Seit unb 3)Jül;e fofiete.<br />

3)a n^ir ©oet^e ^or unb nac^ bem Qluf*<br />

ent^^alte in 23ij^men burd^ Qlnbereä lebhaft in Qlnfprud^ genom*'<br />

men finben,<br />

fo ^aBen n?ir auc^ iro^l biefe SBefd^äftigung jum ^^eil<br />

in bie ung i>orliegenbe 3


666<br />

lid^feit, imb bic ganje bem aBgefd^ {ebenen i5rteunbc getiübmete<br />

^ieBe unb ^o^ad^tung baju, um ntd^t bie Unternehmung auf*<br />

gugeBen, jumal ba bie @rt>en be0 SSerporBenen , wd^c ftd^<br />

ben 5Sert^ ber 2)?anufcrt!pte fe^r ^od^ öorpeEten, ©oet^e'n<br />

ntd^t öuf baä f^^reunblic^fie 'Begegneten. 5nbef ern?ud^a i^m<br />

auö biefen tiogrnip^ifd^ett 9Bemü:^tingen ber 93ott^ett, baf er<br />

fid^ baburd^ für feine Bei bem testen Qlufent^att in .^arUBab<br />

^rojectirte (SelBftBiogra^^ie üorBereitete, vjon n^etd^er im !&aufe<br />

bea 3. 1810 axxä) Bereite ein $^eil fd^ematifirt nntrbe.<br />

miemer Berid^tet, bag ©oet^c i^m 1810 ju ^arlöBab<br />

eine erotif(|e (Elegie bictirt :^aBe, n^a^rfcbeinlid^ angeregt burd^<br />

bie novelle galant! beö Q(6Bate ßaj^i, bie unfer ^iä)Ux Be*<br />

teitä in SRom i?om 33erfaffer ^atU ijortefen ^ören unb nun<br />

gebrückt irieberjufe^en Befam, aBer i^on ber ßapi'fdf)en Q(rt<br />

^immettreit öerfd^ieben , inetme^r rein moralifd^er Xenbenj.<br />

IteBer biefe noc§ in mehreren QlBfd^riften i>ort)anbene, ben ßon*<br />

flict ^on ^flic^t unb l^ieBe Be^anbetnbe £)id§tung fügt ORtemer<br />

l^inju: „Sie ifi jur Qdt noc^ fecretirt geBtieBen unb möge e0<br />

nodf) lange BteiBen, ba bie guten £)eutfd^en feinen S^af öer*<br />

jle^en unb QlöeS gleich für Baaren (Srnfi nehmen, iraS nur<br />

t'm lusus ingenii ift."<br />

9leBen fold^en QlrBeiten geh?ann er bem i^ergnüglic^eit<br />

aSabeteBen noc^ immer einige ©tunben jur )^ectüre aB; unb<br />

^ierBei ift e§ intereffant ju Bemerfen, baß i^n, tvU fe^r er fid^<br />

auc^ „in feiner S^bi)U" i>on ben großen SeltBegeBen^^eiten aB*<br />

pfd^Ueßen fudj^te, boc^ daffifc^e n^ett^iftorifd^e Serie, h)ie<br />

3o^. SO^üder'S atigemeine ©efc^id^te unb ^^acituö, mit Befon*<br />

berm ölei^e anjogen. „So^anneö a)iüner'ö 5ßerf," fd^rieB er


334<br />

am 22. ^n\i an SRcin^arb, „^aU ic^ in biefen U^kn 5'agctt<br />

mit CRu^c, iinb manche Ql^tl)eilung itneber^olt getefcn. (S§ iji<br />

ein ^'öä)ft banfenätrert^cg S3ud;. (Sd^on baö ifi für imö<br />

tind^tig, mit einem 3^t^9^ttoffen , ben n?ir fannten, bie 2öett=»<br />

gef^ic§te nad^ feiner Qlrt ju burd^taufen . . . ^aö große<br />

(Stubium, baö 511m ®runbe liegt, ifi ref!pectaBet , unb biejeni*<br />

gen ^^eite, iro bag 3)?etall red^t burd^gefc^motjen, gereinigt<br />

«nb flüffig in eine red^t \vf>^ auggefonnene }^oxm lief, ftnb<br />

iJortreffUd^ in nennen, ^ür bie gri)fere SDZaffe ijon 9}?ettfc^ett<br />

ifi: ba6 33ud^ gen?{f aud^ tro^tt^ätig. 3[)?ir, auf meiner ein*<br />

famen SÖarte, ift aBermat6 aufgefallen, baß man an^ bem<br />

moratifd^en @tanb:pun!te feine 5ßettgefd^id^te fdf;rei6en !ann.<br />

3Bo ber ftttlid^e QJiaßfla'B !paßt, u^irb man Befriebigtj n^o er<br />

nid^t me^r l)h\niä)t, irirbbag ®erf un^ulängtid^, unb man<br />

iveiß nic^t, n.>a6 ber SScrfaffer iritt. ßn trie «ielen :^ierau0<br />

flteßenben unb fid^ anfnü^^fenben 93etrad^tungen fanb fid^ nid^t<br />

Qtntaf, tefonberS ba iä) furj öort;er ben 3'acitu§ gelefen!"<br />

5Die ßur im ,^artgl?ab nnar bie§mat ©oet^e'n nid^t fo<br />

gut t»efommen, atö er ge'^offt l^attej unb fo entfd^toß er fid^<br />

benn gegen Qlnfang Qiugufiä , t(;eit§ einer 9?ac^cur ivegen,<br />

t^ei(ö um mit ß^ltex jufammenjutreffen, ju einem 33efud^c<br />

i)on $i?^U|, n^o ber mufÜatifd^e ^reunb Bereite feit einiger<br />

3eit i^crn^eitte. ^\U ein Qluäftuß feiner 9Ser(;anbtungen mit<br />

biefem i^ bie '^a'büli: ber $0 niedre ju ^etrad^ten, bie er<br />

freilid^ erfi 16 Sa^re f^äter (atö S3ei(age in einem 33riefe<br />

^om 9. (ge^t. 1826) ß^^^er mitf^eitte, i)on ber er aBer U"<br />

merft, baß fte um baö 5. 1810 nad^ bietjä^rigem ©tubium,<br />

imb nad^ Unter'^attungen mit bem S^teimbe, gefc^rieten ti?or='


335<br />

;<br />

ben fei. ,3^^fifalifc|ett<br />

SSortraij/' fügt er ^in^u, „feineötregä genug t^im, Umfang<br />

ttnb Sn^att aBer mir fe(6ft ftar mad^en unb anbern anbeuten<br />

id^ n^ar auf bem 2ßege, in biefem Sinne hk fämmtU(|en<br />

^a:pitel ber ^^^fif ju fd^ematifiren.'^ Olac^ einer ha^ ganje<br />

©eBiet a^gränjenben Einleitung f^pattet fi(^ bie $onte^re in<br />

ber ^aSeHe in brei QlBt^eitungen, infofern namlid^ ba6 3)fuft*<br />

falifc^-^övBare atä Organifc^ (fuBjecti^), 2)?e(|anif(^ (gemifc^t)<br />

itnb SiRat^ematifd^ (oBjectii)) erfd^eint. ,^ie erfie Qlfct"^ei(ung<br />

umfaßt bie ©efangte^re, bie ^Itnftit (^e'^re i^om ©e^Örorgan<br />

unb bem ^i)ren) unb bie Oi^i^t^mif (Qlrfig, ^'^efiö, ^actarten).<br />

3)ie pvdtt Befd^oftigt fld^ mit ben 9J?ittern beg gefepd^en<br />

3^on3, ben Snfirumentenj bie britte j^eHt an ben einfac^fien<br />

(Elementen aufer un§ bie erfien Elemente beä ^onö bar unb<br />

rebucirt fie auf ßalp unb SDZafvjer^ältniffc. Qnk^t fallen<br />

aUe brei *JlMl)eilungen in ber l^e^re i»on ber ^unftBe:^anblung<br />

iineber sufammen. Eine ä^nlid^e 2)reitt;eilung badete er auf<br />

aUe ßwdQi ber ^l;l}fif anjutt^enben. ^a§ ©uBject follte nad^<br />

feinen auffaffenben unb erfennenben Organen enrogen ii^crbenj<br />

i^m gegenüber jiellte er baS OBject als ein allenfalls Er*<br />

fennbareS, unb bie Erfdfteinung , burd^ SSerfud^e n^ieberl^olt<br />

unb bermannigfaltigt , in bie 9)?itte, ft^ogegen ber SSerfud^<br />

aU aSeiveiS irgenb elneö fuBjectitien QluSf^rudf^eS i^ertvorfen<br />

^rurbe.<br />

£)af fo ernfle 33etrad^tungen mit :^eitern Unterhaltungen<br />

tt?ed^fetten, bafür irar in $l5!pli| burd^ ben 3wf«nimenfluf<br />

intereffanter Eurgäfte geforgt. .ipier traf er auc^ ben t^ürpen<br />

^igne ivieber, ben er fd^on 1807 in ,^arlS^ab fennen gelernt


336<br />

,<br />

iinb fo gefunben ^atk, irte i^n ber Oiuf gefd^itbert; „immer<br />

Reiter, geiftrctd^, aUm 95orfätIen geu^ad^fen «nb atö 2öett*<br />

unb fieBemann üBeratl trldfornmen iinb §u ^aufe." 2)er<br />

^rinj feierte (Soet^e'6 Qlnfunft burc^ einen ^oetifd^en SBeunK*<br />

fommnung^gruf, irorin e§ am (Sd^tuffe ^d^t:<br />

Je Vous salue, apölre et soulien du bon goüt:<br />

Digne du Duc aimable, honneur de sa patrie I<br />

Qu' Alhenes de la Germanie,<br />

Qui surpasse par Vous Tancienne Grece en tout,<br />

Vous permelle ä Teplilz d'allonger Volre vie!<br />

D'Apollon la vieille Hippocrene,<br />

Ruisseau par Vous tant embelli<br />

Vaut bien moins que notre fontaine.<br />

Point d'Ambrosie ici , Vous aurez Ambrosi, *)<br />

©ine gcmeinf(|iafttid^e ^reunbin bea ^rinjen itnb ©oet^^e'ö,<br />

bie aBaronin öon (Ei)Ben6erg, tf)dlU Oliemer'n baä ©ebic^t<br />

mit, bamit btefer ©oet^e'n ju einer (Srtrieberung i^eranlaffe,<br />

njorauf ber ^ic^ter bann bie in ben „Sw^i^iften unb (Srin*<br />

nenmgöHättern'^ enthaltenen SSerfe „Qtn ben ^rinjen öon<br />

fiigne'^<br />

fd^riefc:<br />

•) Plante beö ©runncnargteö in $^i5^li^. — (Sin onbereß „\d)x<br />

ovttgeö dlogium" irtbmete, )^ik @üetf;e bct %xau 'oon ®xotU<br />

l^uf am 7. 2)cc. 1810 mctbcte, ber $nnj ben Sßa^Iüeriüonbt^<br />

fd^aften, bercn frangöfifd^e UeBcrfe^ung jn itjm gelangt ivar<br />

(f. ©renjBotcn »on Jlutanba, 3. 1846. 9lr. 25.)


3n fxviijtx 3dt, ncä) fxo^ unb frei,<br />

spielt' t(^ unb fang ju meinen


338<br />

Urt^etl ©oet^e'ä üBer tiefen ^mn, tx^fe %alt eg fofort m^d<br />

einem ®ef:prS^e mit i^m axi^ treuem ©ebä^tni^, aufgefc^rie*<br />

^<br />

Ben ju ^aBen ^erft^ert, t)ier mitcjet^citt §u ftnben. „Subitig,"<br />

fagte ®oet^e, „ijl; bie geBorne ®üte unb Seutfetigfeit, n?ie<br />

fein 93ruber D^la^oteon bie geBorene 9J?ad^t unb ©cn^alt ijt.<br />

©onberBar Ü6er^au!pt finb bie (Sigenfd^aften unter biefen 33rü^<br />

bern gemifc^t unb ^ert^eilt, bie bo aU ßn^eige einer unb<br />

berfeiBen f^amilie ange^^ören. !&ucian 5. SB. ijerfiJ^mä^te ein<br />

^önigreid; unb Befd^äftigte fi^ ju Olom mit ber ^unfi. 3)lit<br />

bem fanften l^ubnng fc^eint bie S^ieberlegung eineg jn^eiten<br />

^önigreid^Ö in fo pürmifcf)en ßeiten, nne bie unfrigen, geBoren<br />

lu fein. 5J?itbe unb ^er§en6güte Bejeic^nen jeben feiner (Schritte,<br />

©ona^ i^ eö feineön>eg0 (gigenfinn, nne man gemeint i^at^<br />

\va^ ii)n §u biefer auffaUenben ^anblung, feinem Söruber ge^^<br />

genüBer, verleitete} im ©egent^eit ift ;&ubn.ng einer ber fanft=<br />

müt:^igfien, f rieb fertig jten ^^araftere, bie id) im Saufe meineg<br />

!SeBenS fennen lernte j nur, waB freitid^ barauä folgt, ba^ i^n<br />

atteä Ungere(|te, Ungefe^mä^ige, UnBarm^er^tge in tiefjter<br />

(Seete berieft unb i^m gteidf^fam öon Statur junnber ifi. 3r^<br />

genb ein ^^ier gequält, ein $ferb gemif(;anbelt, ober ein<br />

.Einb leiben ju fe^en, erträgt er ni^t^ man fiel;t eö feinen<br />

@eBerben, feinem ganjen SBeneBmen in foldf)en Sagen an, e6<br />

emipijrt fein inneres } eg mac^t if)n unglücfUci^, n?enn in feiner<br />

@egenn?art etn^aS 0io^eg gefdfiie'^t, ja, n?enn er aud^ nur ba^<br />

l>on erjäl;len l;i?rt. SSorfallenbe Unfc^i(flid^ feiten, in 33e5iel;ung<br />

auf feine ^erfon, i^ergiBt er n?eit leichter. @ine fc^öne


ÖÖ\}<br />

a*ften, bie h^efcnttid^fien ©runb^ügc §u iSJubtrigÖ ß^ta!ter,<br />

bie baBei jugteict; einen 3:^ei( eineö ganj unüerfälf^ten Sefenä<br />

auömac^en, baS ntci^t etu^a anerzogen, angelernt, fonbern biefer<br />

frönen Statur gan^ eigent^iimllc^ ij!. $ßic ein gtansenbet<br />

(gilBcrfaben jie^t \iä) bie 0ie(igion biird^ alle feine ©ef^rad^e<br />

itnb Urt^eite} fie erweitert gteid^fam ben bunflen ©riinb feiner<br />

oft ettraö fd^iremtutl;igen !?e6en6Betrac^tung. 2öaS irgenb in<br />

ber Seltgef^i^te fein fc^öneä ftttU^eö 9Befen ^ä)nmili^ Be«<br />

rü^rt, ert)ält fogtei(| eine fanfte QlBn?eifung. @r ijeririrft<br />

baraua Qtttea, u>aa m^ feinem ©efü^le ni^t red^t unb h?ibcr<br />

bie göttti^e 33orf(^rift ijt. J&ierauö entfielt not^n^enbig bie<br />

SBef^ränfung feinea Urt^eitö in man^em 6tücfe, bie aBer<br />

buvc^ bie 3Ru^e eineö fc^önen ©emüt^eö unter nod^ fo trüB*<br />

feiigen Uniftänben reic^U


340<br />

itnb bca 93u^^anbelg ^orbrad^te, fonnte ©oet^e ntci^t um^in,<br />

l^m mit ber S3e^axi^tung ju bienen, bag gefä^rtic^fte aücr<br />

S3ü^er in h)eItgef^i^tU(J^er ^infi^t, irenn burd^auä einmal<br />

ijon ®efa^rli(^feit bie 9lebe fein fotte, fei bod^ ti>o^t unjtreitig<br />

bie 93iBet, h?eit nic^t teic^t an anbetet ^nä) fo ijiet @uteö unb<br />

S3öfea, ata biefea, im 3)?enf(i^engefc^Ie^t jur (Sntn?icfe(ung gc*<br />

trad^t ^aBe. ^JUä baö Sort :§eraug n^ar, erf^racf et fetbfi ettraö<br />

barüBer} benn er ba^te ni^t anberö, aU bie ^utöermine irerbe<br />

itun na^ "Reiben (Seiten ^in in bie ^u^t fliegen, ßnm ©lud fam<br />

eS anberö. £)en 5Do!tor jn^ar fa^ er ijor Sd^recfen unb ßom<br />

erBteid^en unb erröt^en; ber Äönig atjer fajte \iä) mit ge*<br />

iro^nter aJZilbe unb ^eunblid^feit unb fagte Bloß fci^erjenb:<br />

„Cela perce quelque-fois que Monsieur de Goethe est<br />

heretique."<br />

S'ZeugeMftigt burc§ bie 0^ad^cur, Brac^ ©oet^e gegen<br />

(gnbe Se^temBerS öon ^ö!pU| auf unb traf ben 3. Od. in<br />

SOöeimar n^ieber ein. „5Dreaben mit feinen .^unjl= unb -SfJatur*<br />

fd^ä^en," Berid^tete er Batb nad^^er an 3flein^arb, „^reiBerg<br />

mit feiner oBer- unb unterirbifd^en 5'^ätigfeit, ß^emni^ burd^<br />

feine


341<br />

3^ ^aBe a'ßer biefe 3«lt ^et ni^t baö aJJinbejle gef^an, luaa<br />

mit unb Qlnbem in ber ?5otge 93ergnügcn mad^en tonnte.<br />

Scber ^ag ijerfd^Ungt ba8 SBtad^cn ^^tfgfeit, fo tx^fe bag ®\xtt<br />

unb UcBte, irag er Bringt." Unb fo ntetbete er aud^ nod^ in<br />

einem SBriefe an Otein'^arb üom Sanuar M nad^jien 3a"§re6,<br />

er fei naä) ber Olücffunft tion ben ^abereifen in fo mand^ertei<br />

®ef


342<br />

^in ^aax ^age bet Sod^e irurben if)m in biefem SCßfn*<br />

tet tto^ butd^ feine „frein.Hßige ^awScaVette" erweitert, „2)ie<br />

u^öd^enttid^e mufÜaUfc^e 3"f^*^tt^»i^"taft /' fc^rielj er am 18.<br />

0^oi)emBer an ßetter, „fo gering bie %nftaU au^ fein mag,<br />

öerfd^afft mir bo


64:6<br />

bag «fettige gemein, baS (2c§n.>ere leidet unb ba6 ©rnfie lufüg<br />

ju mad^en^ ti^ogegen gar nid^tö ^u [agen ix^äre, irenn nur<br />

mä)t barüBer Srnfi itnb @^aß ju ©runbe gingen." ®oet^c<br />

^attt fid^ fd^on in ben 93erluji, tine fd^u^er er i^m triirbe,<br />

ergeben, unb a(3 er Bei Bei^orjie^enber näd^fter (Sommerreife<br />

eine $aufe eintreten lief, jlanb Bei i^m fd§on ber ^ntfd^tuf<br />

feft, nie n?ieber ju Beginnen, ein ßntfd^hif , ben er jebod^ nid^t<br />

tn isolier (Strenge burd^gefü^rt.<br />

^e6 Bwf^ittimen^ngg tregen gebenfen trir ^ier einiger<br />

burc^ bie ^augca^ette ^en^orgerufenen ^oetifd^en ^robuctionen,<br />

ircnn gteid^ bie SBeenbigung einiger berfelBen erjl bem Qlnfange<br />

beä fotgenben 3a"^reä anget;i)ren mag. (Bim biefer ^id^tungeit<br />

ifi bie ^antatt Oiinatbo, bie er Setter'n erfi im 5l^ri( 1812<br />

„Q.U eine fteine QtrBeit beö vorigen 3a^re0" fc^icfte, mit ber<br />

SBemerhmg: „5Die (Santate ober (2cene , n^enn Sie it^otten,<br />

arBeitetc ic§ für ben ^rin^en grriebrid^ ijon ©ot^a, ber<br />

etiraä bergleid^en ju ^aBen n?ünfd^te, um feine ^üBfd^e unb<br />

geBitbete ^enorf^imme ju iprobuciren. ^alpenmeijter Sinter<br />

in 9)Zünd^en ^at baö Serf fe^r gtücflid^ com^onirt, mit mt<br />

®dft, ©efd^mad unb Seid^tigfeit , fo bag be§ ^rinjen Talent<br />

in feinem Beften ^iä)U erfd^eint." ß^^ter antn^ortete: „S^r<br />

SRinalbo n.nrb feine ber (eid^ten QtrBeiten fein, n.^enn ^erauö*<br />

fommen fott, iraö barin fietft. 3)ie j^auBer^afte ^d^ü^Uit,<br />

l^ieBtid&feit, (glätte — ba müßte man Bei ben Statienern in<br />

bie Sd^ule ge'^en, irer nid^t ju att baju Unire. ^od^ wir<br />

iroUen unö ju guter ©tunbe baran öerfud^en. 3)ag ©ebid^t<br />

ift günftig genug für Den (Somv^oniften, ber n.>eig trag ju t^un<br />

ijl, unb fid^ ijor ber ®efa^r :^ütet, beS ®uten ju ^id gu


344<br />

t^nn. QWeS ifi telc^t unb frei angebeutet, bie Sorte finb<br />

iti^t üorgrelfenb, unb ber üÄufifuö ^at e0 wixtüä) mit ber<br />

(Sa^e fetter §u t^im." $Da0 irar unferm 3)i


345<br />

18. 9?oöcmBer 1810) Bereits aiigefünbtgt f^^emen. „^er<br />

6d^rei6er biefeS ^at äbcxmaU einiijc Ji^ieber unb ©^ä^e au^^<br />

geboten, bie S^neit jur guten (Stunbe sufommen unb ju<br />

eigener unb frember ?5rreube anreii^en mi)gen." ©oet^e'ö nad^*<br />

ftem SÖriefe i^om 28. i^etruar 1811 finben n?ir nun bie eBen<br />

Bejeid^neten !^ieber, i>on Olfemer abgefc^rieBen, Beigelegt. Sir<br />

^aBen fc^on anberätro na^gen?iefen , ba^ ®oet^e fic^ bur^<br />

ein 35o(fäHeb oft nur in eine Voetifd^e (Stimmung ijerfe^en<br />

lief, in njeld^er er bann mit freier ^rfinbung n^eiter bid^tete.<br />

3n fotc^en ^äöen Be'^iett er gern ben Qlnfang beä anregenben<br />

SßorBitbeö, gleid^fam als baä ^^ema ber SSariationen, Bei.<br />

@anj fo fc^eint er Bei bem (Sd^tvei^ertiebe öerfa^ren ju fein,<br />

irorin er baS X^ema eines fteinen (Sd^ireijerifd^en SßotfSUebeS<br />

n?eiter ausführt, n^eld^eS ftd^ unter ber UeBerfc^rift „5Öo Bi[l<br />

bu bann gefeffen" in beS ÄnaBen Sunber^orn finbet:<br />

Stuf'm 33crgle Bin td& gefcffen,<br />

^ab bcm 93i3gcte<br />

jug'fd^out,<br />

3fi ein i^cbevtc abe gefl^ogen,<br />

^ab'n ^duSle brauS Bout.<br />

Q(uf baS Original beS i^innifd^en Siebes, baS ®oet^e am<br />

25. 0^00. 1810 an ^neBel f^icfte, Bin i^ burd^ einen eifri*<br />

gen SSeret^rer ©oet^e'fd^er ^Joefte, ben ©rafen ßlemenS 'oon<br />

SBejtv'^alen, aufmerffam gemad^t n^orben. (SS jtnbet fid^ mit<br />

Beigefügter, angeBlid^ n?örtlid^er fransijfifd^er UeBerfe^ung in<br />

bem SCßerfe: Vojage pittoresque au Cap Nord par A. F.<br />

Skjöldebrand (©torf^olm 1801), n?orauS iä) eS in meinem<br />

Kommentar ju ©oet^e'S ©ebic^ten (in, 86 ff.) mitget^eilt


346<br />

^aBe. 33ei ber 33crg(etd^wng beS (SJoett;e'fc^cn ©ebid^teS mit<br />

bcm finnifd^cn unb franjöfifc^en QSorBitbe crcjiBt fid^, trag ^u*<br />

i^örberji bag SSerömaf Betrifft, baj tmfer 5Di(|ter baS finnifd^e<br />

Original jum SRwflcr genommen, o^ne jebod^ ben SReim nac|^<br />

pBitben, irü^renb bie franjöfifd^e UeBertragung auf 9}?etrum<br />

unb ®{eidf)f(ang i^erjic^tete. 3m ©an^en ^ai @oetf)e jiemlid^<br />

getreu an^ bem ^ran§öfifd^en üBerfe|t, fid^ jeboc^ einige 3«*<br />

fammenjiet)ungen, ^infc^ieBfet unb fonftige Heine 3Seränberun*<br />

gen, nid^t immer ^um S3ort^etl be§ ©anjen, ertauBt. 3n3*<br />

Befonbere fd^eint mir eine Qlrt üon ^araMi6mu3, ber imüer*<br />

fenuBar im Original ^errfd^t, in ber lleBertragung nid^t ge*<br />

Bu^renb Bead^tet ju fein.<br />

(gd^lief lid^ gebenden ivir ncc^ einer nid^t univid^tigen 23cr*<br />

Binbung, bie ©oet^e im '^aijx 1810 Bejüglid^ auf Bilbenbe<br />

jlun|l anfnüpfte. 0?od^ i^or ber SSabereife, im Ql!pril, n?urbe<br />

i"^m ijon Oiein^rb gemelbet: ein junger 9)?ann auä (Si)ln,<br />

(Sul^ij Sßoifferee, SD'iiterBe eineg fe^r angefet)enen bortigen<br />

^anblung6t;aufe8, burd^ eine in $ari0 geftiftete 35e!anntfd^aft<br />

X)alB 9)2äcen, ^alB jünger üon i^tiebric^ (Sd^legel getrorben,<br />

S3eft|er einer (Sammlung altbeutfc^er ©emälbe, bie er i?om<br />

Untergange gerettet, BeaBfid^tige eine S5efc^rei6ung bcö Kölner<br />

^cmg unb feiner Qlltertl;iimer neBft ber ©efd^id^te beg ^:ßam&<br />

^eraugjugeBen , ivoju bie ßeid^nungen üon gefd^icfter Mnftler*<br />

^anb Bereits fertig lägen, itninfd^e aBer ^unäc^ji ©oet^e'ö ;^?er*<br />

fi?nlid^e 33efanntfd^aft ^u machen unb i^m bie ßeid^nungen öor*<br />

jutegen. 5)urd^ ben QlBfd^lu^ ber SarBenlel)re , bie 93orBerei*<br />

tungen für bie 5T;eaterfaifon in Saud^ftäbt uub Qlnbereä Be*<br />

brängt, jugleid^ aud^ burd^ bie ©ijmipat^ien beä jungen 9)?an*


347<br />

ne6 mit (Sd^tegct ctwa^ gegen if)n eingenommen, lehnte ©oef^e<br />

für ben QlugenBIic! ben 33efud^ ab, erBot fid^ aBet baö ju<br />

unternefimenbe 3Betf mit feinen ^reunben forgfättig ju iprüfen.<br />

Qttg i^m bem^ufotge in ber erjien ^ätfte beg 9)kt bie 3«i^*<br />

nungen jugefommen traten, gaB er barüBer i^ertrautid^ an<br />

SRein^arb ein llrt^eit ab, baö infofern für ung BefonberS in*<br />

tereffant iji, al'ö e§ ®oet^e'0 bamalige Qlnfi (|ten üBer mittet*<br />

attertic^e Q(r(^iteftur unb üBer bie gan^e üon ben Otomantifern<br />

angeBa^nte „€Rüiftenbenj jum 3}ZittelaIter" offen bartegt. ^r<br />

etflärt SBoifferee'S 35emü^nngen für ^'öd)ft toBenen^ertt; unb Benennt,<br />

baf ber ©runbriß beg 5£)om§, trie er ^ier i?orIiege,<br />

jum Sntereffantejlen gel;i?re , irag i^m feit langer ßüt in ard^i*<br />

teftonif(|er '§inf{(i^t torgefommenj er ift erflaunt üBer bie ^t"<br />

jlauration ober inetme^r ben auf bem $a^ier unternommenen<br />

Q(u§Bau, iretc^^er mit fe^r ijiel Sorgfalt an^ bem -33or5anbe*<br />

nen, an^ mandf^en UeBertieferungen unb bem fonjt 93efannten<br />

biefer ^unfeeit unb a3auart ba6 3[Bal;rf$einti(|^fte fo ^armo*<br />

nifd^, aU man e§ n^ünfd^en fÖnne, ^ufammengeflettt ^aBe.<br />

QlBer er fügt ^tn§u: „^xdM) ge'^ört eine fo leibenfd^aftU^e<br />

aSefc^ränfung baju, «m etiraS ber Qlrt :^etiJorjuBringen. 3(i^<br />

"^aBe miä) früher aui^ für biefe 3)inge intereffirt unb eBenfo<br />

eine Qlrt i?on QlBgiJtterei mit bem @trapurger 9}Zünj^er ge*<br />

trieBen, beffen ^-a^abe i^ an^ jc^t no^, trie früt)er, für<br />

größer gebac^t f)aUc, aU bie beS 3)omg ju ßöln. Qtm irunbetBarfien<br />

fommt mir baBei ber bcutfd^e Patriotismus ijor,<br />

ber biefe offenBar faracenifc^e ^ftanje aU auf feinem ©runb<br />

unb 23oben entf^^rungen gern barfietlen mÖ^te. 3)od^ BteiBt<br />

im ©anjen bie (^^odJ)e, in h?elc^er fic^ biefer ®efc|)mad^ ber


348<br />

35au!unfl üon (Süben nad^ 0lotbett t»er6re{tete, immer ^öd^fi<br />

merfirürbig. 3Wit fommt bag gan^c 5CBefen iric ein Oiau^en^unb<br />

^u^^enjuftanb i)or, in n.>et(^em bie erficn italienifci^en<br />

Mnfiter au^ geflecf-t, Bis enbti^ ^iä)d Qlngeto, inbem et<br />

btc $eter§!ir(|e conci!pirte, bie (Senate jerBrod^en unb atS<br />

mmberfamer ^rad^töogel fiä) ber 2Bett bargejiettt :^at. 3d^<br />

ijerarge e§ inbeffen unfern jungen l^euten nid^t, baf fie Bei<br />

biefer mitttcrn (Spod^e i^ertveitenj i^ fe^e [ogar biefeö $^a=<br />

nomen aU not^tt^enbig an, unb enthalte mid^ atter !pragmati*<br />

fd^en SSetrad^tungen unb irett^iftorifd^en Seiffagungen."<br />

0la^er f!prid^t fic^ ©oet^e ^ierüBer in einem anberti^eitigen<br />

93riefe i)om 7. OctoBer 1810 au3 : „^ie 0^eigung ber 5ugenb<br />

in bem Tliitdalkx f)aik i^ für einen UeBergang ju ^öBern<br />

^unfiregionen 3 ba^er i>erf^red^e iä) mir ijicl ®uteä bai^on.<br />

Sene ©egenjiänbe f orbern Snnigfeit, 0?aiöetät, detail unb<br />

Qluöfü^rung, iroburd^ benn aUe unb jebe ^unfi öorBercitet<br />

trirb. (Sä Brandet freÜid^ nod^ einige J^ufira, Biä biefe (S^^od^e<br />

bitrd^gearBeitet ift, unb id^ l^alte bafür, baf man t^re (Snt*<br />

n?i(Je(ung unb QluftÖfung n^eber Befd^teunigen lann nod^ fotl.<br />

Qltle h?a^r^aft tüd^ttgen 5nbiV)ibuen n?erben biefeä 9flät^fel an<br />

fid^ fctBft tijfen." @o(d^e »Hoffnungen unb QluSfic^ten mad^ten<br />

i^n nun im ®urd^fd()nitt gegen ^ra|en beä QlugenBlicfä , bte<br />

au0 biefer SRid^tung ^eri>orgingen , butbfam unb gutmüt^ig.<br />

„QlBer man^mal/' f(^rieB er unter bem te^terirä^nten ^atum<br />

an O^ein^arb, „machen fie mir'S bod^ ju totl. @o muf i^<br />

mid^ j. 33. tvirflid^ ^urücf^atten gegen Qld^im i)on ^Irnim, ber<br />

mir feine ©räfin 2)otoreg jufc^icfte, unb ben i^ red^t tieB<br />

^aBe, nid^t groB ju iverben. ^cnn i^ einen üertornen (So^n


^tU, fo iroHtc i^ Ikhcx, er ^aitt ftd^ Biä jum 6d^iremfo6en<br />

ijerirrt, atö bag er in ben OZarrentriifl biefer Ie|ten 'XaQ^ fid^<br />

verfinge; benn id^ fürchte fe^r, anB biefer ^ötte ift feine Sr*<br />

löfung. Uebrigenä geBe i^ mir atle aJiü^e, au^ biefe (E^oc^e<br />

^iftorifd^ al0 fd^on ^vorübergegangen ju Betrad^ten."<br />

(ßilftes<br />

Capitel.<br />

JDaö 3a^r 1811. Stufeitt^alt in Sena. ^arfert'ö 33iogra))]§ic üoK.-<br />

cnbet. Scctürc. Xl^cater. (Selbfibiogvo^ji^ie. S3oifferee ju S3efud^.<br />

Beid^nungcn öon Gcrneliuö. 5(ufentl)att in ^arleBab. $£)er erfie<br />

3::§eit öon 2ßa^i(;eit nnb ^tc^tung »oUenbet. ^rotog jnr Eröffnung<br />

beö ^afle'fd^en ^^eaterö. 93ü^nenBearbeitnng öon S^iomeo nnb Sutie.<br />

Sefebüre. Sacobi'ö ^c^rift „S5on ben gottlid^en ^Dingen.'" 5)aö<br />

©ebid^t „®vüp ift bie 2)iana ber (S^^efer".<br />

3in früherer Seit Beotad^tetc ©oet^e bie ö^egel, i^or bem<br />

5at;re6fd5)luffe bie bringenbften 3ßrieffd^u(ben ju Berid^tigenj<br />

je|t jogen fie fic^ jebeSmat inö ncne 3a(;r :^inein, u^orüfcer fid^<br />

S^iemanb irunbern unrb , ber feine unglaut)Ud^ ausgebreitete<br />

(Eorrefvonbcnj einigermaßen nberfiet^t. Itm bamit ettnaö auf*<br />

juräumcn, ^ielt er fid^ im Sanuar (i^om 11. an) ein ipaar<br />

5ßod^en in 3ena auf. S3on l^ier an^ fcerid^tete er an O^ein«<br />

l^arb, baß an feiner a3iogra!|3^ie .^acfert'8 bereita gebrucft<br />

irerbe, bie njenigfienö ben SBorjug l^abe, „ein t^ätigea, bebeu*


350<br />

tcnbcS, gtüc!(td^ea unb im Ungtüc! fid& triebcr^crjlellenbeö ^t^<br />

Ben barjufteWcn." 55)a aBer bie Sintertage bei il)m met;r §ur<br />

Olcftexion aU ^uv ^robuction fi(S^ eigneten, fo nnirbe SRan^ertei<br />

getcfen, unter Qlnberm 33ranbeg SBetrad^tungen üIhx ben<br />

ßeitgeifl in 3)eutfd^ranb. „So i^iet ©uteä biefeä a3üd^*<br />

lein f^at/' fd;rieB er m Oleinl^avb, „unb fo nü|tic^ man e3<br />

i^erarBeiten fönnte, fo ifl eg boc^ äu^erfi iriberBorfiig gebac^t<br />

unb gefc&rieBen, fo baß eä einem and^ ni^t einmal in ber<br />

dlefterion iro(}t nurb, n.>o fi^^ benn boc^ §utc|t alleö 3Ser*<br />

brießUc^e beä ^eBenS nnb ^afeinö freunbtid^ auftöfen müßte.<br />

^kx, n?ie in fo mandf^en anbern fällen, fommt einem bie<br />

to^nrie, bie ftc^ mit ber (Empirie ^erumfci^lägt , ganj tä(|er=<br />

lid^ ijor. ©6 ift immer, aU fä^e man inbianifc^^ @5tter, n?o<br />

einer jetjn ^i3vfe, ber anbere :^unbert 5lrme unb ber britte<br />

taufenb ^üße ^aiU, xmb bie Box*ten fid^ mit einanber t;erum,<br />

flicften fic^ am QiUQt Wo fie fi)nnten, unb feiner nnirbe ber<br />

anbern ^err." lle'&erall, wo ®oet^e in einem ijernnffelten<br />

©an^en feinen leitenben (^aben gen>at;rtc, fiiC;lte er fic^ unBe*<br />

^agti^ unb abgeflogen. SBet ber (Srn.Hit;nung einer anbern<br />

Seetüre, l'On ^egeranbo'ö histoire comparatire des systeraes<br />

de Philosophie fpric^t er einen ©ebanfen an^, ben er U^<br />

in feine f^ätefien 3al;re feftgel;aUen unb fogar in bem @e*<br />

bi^te „©ebäd^tniß" aU eine ßarbinalle^re niebergetegt t)at.<br />

„9Bei Sefung biefeö SCBerfö," f^reibt er, „begriff iä) aufä<br />

Diene, wa^ ber 3?erfaffer auc^ fe^r beutlic^ auSfvrid^t, baß<br />

hk i^erfdf^iebenen 3)enfn?eifett in ber 93erfd^ieben^eit ber 9Wen*<br />

fd^en gegrünbet finb, unb eben beß^alb eine burc^gel;enbe gleich*<br />

förmige Ueberjeugung unmögti(ä^ ifl." Sir itjerben hierauf


f^?äter M bem crivä^nten ®ebi(^te surücffommen, unb Bemerken<br />

"^iet nur, ba^ fein Siber^riUe gegen ^otemif grojent^eita<br />

auf biefer Qlnfid^t Unif)ii.<br />

(gd^on im ^^^eBrucir finben wir ©oet^e trieber in SBeimar,<br />

tvo bie ^erfömmUd^en «^offefie biefer Sa^^rS^eit unb 'oa^ 5^ea*<br />

ter feine Qlnmefen^eit nöt^ig mad^ten. SÖejüglitf; auf baS<br />

jge|tere, n^oBei 2Öotff ein fid^ immer fteigenbeg ^latent entfaltete,<br />

na^^m bie 93ortereitung einer Qluffü:^rung beg jlanb-<br />

"haften ^rinjen (am 30. 3on.) ^id ßtit unb ^raft in<br />

Q(nf:pruc^. „©enannteS ^tM/' Berichtete er am 28. ?5eBruar<br />

an ßelter, „ijl freiU^ aud^ Ü6er aUc (grtrartung gut au0ge=<br />

fallen, imb eö ^at mir unb Qlnbern ml 3Sergnügen gemad^t.<br />

^g n>ttt f^on etiraS Reifen, ein Beinahe jirei^unbert 5a^re<br />

alU^, für einen ganj anbern «^immetgftrid^, für ein S?olf imx<br />

Qani anbern (Sitten, SRetigion unb ßuUur gefd^rieBene§ 5ißerf<br />

nüeber fo i^eri^orsujauBern , baj ea irie frifd^ unb neu einem<br />

ßufd^auer entgegeu!omme. ^mn nirgenbö fü:^U fid^ gefc^nnn*<br />

ber baö Qßeraltete unb nic^t unmittelbar Q(nf!prec^enbe, aU auf<br />

ber 93üt;ne." Qlm 6. Qt^ril nmrbe Qllfieri'a (Bml, öon knetet<br />

übertragen, aufgeführt.<br />

5)ie *:8efd^ßftigung mit .ipacfert'0 SeBen ^atU iljm einen<br />

neuen QlnftoJ gegeben, ben ^hn einer ©etbpbiogra^^ie<br />

jur Qlugfü^rung ju bringen. „3)urd^ jene Qlrbeit/' Uvi^Ut<br />

er in ben Qtnnaten, „n>urbe ii^ nun abermals nad^ Süben<br />

gelocft3 bie ßreigniffe, bie id^ in jener ßcit in ^acfert'S ®e*<br />

genirart ober boc^ in feiner 9?a^e erfa'^ren tjatu, trurben in<br />

ber ©inbilbunggfraft lebenbig; iä) ^atk Urfad^e mi^ ju fra«<br />

gen, trarum iä) baöjenige, ivaä id^ für einen anbern t^ue.


35'^<br />

tttci^t für mtd^ fetBj^ ju (ciften unternehme? ^ä) tranbte miä)<br />

ba(;er nod^ i^or ber 33ofi


353<br />

fid6 ber entfci^iebene Eintritt inö ©retfenatter an*<br />

lünbigt. „Senn 3emonb fein ^chcn ju fd^reiBen anfangt/'<br />

Bemerft Otofentranj, „fo<br />

i)at er ben ^od^^un!t feiner 3Sirf*<br />

famfeit im dlücfen ... (Sr erf anb i^on ^ier ab nichts nte^r,<br />

er fe|te nur fort. (Sr ti^ar ein ganj normaler 9)?enf(^ in ber<br />

Olein^eit, mit n^etd^er fld^ Bei i^m bie QnterSfiufen folgten.<br />

5Der ®rei6 leBt ni^t me^r in fo fc^roffer £):p!pofttion mit ber<br />

Seit, aU ber 3üngling, nid^t in fo energifd^em ^amipf mit<br />

ber ©egenirart, aU ber Tlann. (Sr ^at baa 9)?af feiner<br />

Gräfte fennen gelernt. (Sr ^at in ben S^^aten, bie er 'ooU^<br />

lxaä)t f)ai , ein re(atitoe6 ©enüge gefunben. 3n bem ©ange<br />

ber 9Belt afcer erneuen fic^ i^m jiet§ ber i^-orm nad^ biefelBen<br />

^Projeffe. (Sr nnrb conteml^jtatiö , q«ietifiif(^ , tolerant, bi^to*<br />

matifd^, !|3äbagogifc^, rebfelig, erinnernngSfüd^tig."<br />

5©ie e0 fid^ mit ber burd^ ben '^itd angebeuteten f)atb<br />

^ifiorifd^en , "^alB ipoetifd^en 3Be^anbtung öer^ält, trürben n?tr<br />

ie|t, nad^ fo mand^en, au^ ben Ctuetlen gefd^Ö^ften 3Sorar-<br />

Beiten Ü6er ©oet^e'S SeBen, »oHjlänbig Beurt^eilen fönnen,<br />

h>enn er auä) nid§t fetBfi itneber^oU fi(^ barüBer auögef^jrod^en<br />

l^ätte. @ein (StreBen trar burd^au6 auf eine n^a'^r^eitgetreue<br />

JDarjlellung gerid^tet, aBer er nannte baä S3ud^ Sa^^r^eit unb<br />

5t)id^tung, trie er fetBfi gegen ßcfermann äußerte, rneit e0<br />

fid^ burd^ ^ö^ere ^'enbenjen auö ber Otegion einer niebern<br />

^Realität er^eBe. @S feien lauter OlefuUate feineö SeBenS, unb<br />

bie einjetnen erja^Uen ^acta baju Bejlimmt, um eine ^ö^ere<br />

2Bat}r^eit ju Betätigen. (Sin einzelnes i^actum unferS SeBenS<br />

gette nic^t, infofern eS tral^r fei, fonbern infofern eS eth?aö<br />

ju Bebeuten ^aBe. (So leud^tet '^ierauS ein , h)ie ©oet^^e, nad^<br />

je'ö 2iUn. IV. 23


354<br />

feiner nun [(ä^on langfl fepfie^enben Qlnftd^t öom ^JJoetifd^en,<br />

irorin baö SSebeutfame, bag (Sl}mBotifd^e eine fo nU^tige<br />

OtoUe i>ieU, nid^t um^in fonnte, bem 5Öerfe einen !^)oetifc|en<br />

d^axattix ju binbiciten, o^ne bamit bie ©tauBirürbigfeit beS<br />

ßrjä^^lten biöcrebitiren ju troGen. Swgl^^i^ h?«^ ^t fld^ iro"^!<br />

Ben^u^t, baf, inbem man bie Otüderinnerung imb atfo bie<br />

(SinBilbunggfraft in ftc^ h?ir!en laffe, man gen?iffermafen baS<br />

bid^terifd^e 33etmögen au^nU ] unb fo n^ä^tte er ben ^itd beä<br />

aßer!eö awc^ aua SSefd^eiben^eit , „innigfl üBerjeugt/' irie er<br />

in ben Qtnnaten Befennt, „baj ber 9)Zenf(| in ber ©egenn^art,<br />

ja öielme^r no^ in ber Erinnerung bie Qlufenn^elt nad^ [einen<br />

(Sigen^^eiten Bilbenb mobete.'' ®ilt bie ^nki^t gemad^te 58e*<br />

merfung öon iebem (SelSpiogra^^en , iiüe bielme^r mußte<br />

fie \iä) an i^m, bem 5Dic^ter, Ben^ä^ren, ber ein langeö SeBen<br />

l^inburd^ fic^ geüBt unb geirö^nt f^aüt, ben ©egenjiänben bie<br />

:^30etifd^e (Seite aSjugettnnnen. @g erftärt fid^ bal;er üoKjian*<br />

big, trie ftd^ einzelne Partien feineS l^eBenö, 5. SS. bag Sefen*<br />

l^eimer J^ieBeööerl^ättnif , unter feiner «^anb öijöig ju bid^teri*<br />

fd§en ©emätben gejiatten mußten, o^ne ha^ irir bie QlBfic^t<br />

einer Umgebung ober SSer^üßung ber Sa^r^eit unterfiellen<br />

bürfen.<br />

, ®oet:^e :^at baS in öier ^^eik jerfaUenbe Serf nur Bi8<br />

ju feinem Eintritt in bie Seimarifd^en 33er^ättniffe fortge*<br />

fe|t, unb ben legten biefer %^dk, nad^ langer Bnufd^en^eit,<br />

erfl im 3. 1831 Beenbigt. £)a^er ber jebem l^efer auffatlenbe<br />

Unterfc^ieb §n>ifd^en biefem unb ben brei erfien ^^eilen in<br />

bem ganzen 5^on ber 3)ar|iettung. (Scfermann fud^t freitid^<br />

biefen Unterfd^ieb auä ber 3Serfd^ieben^eit beg @toffe3 §u er*


355<br />

flaren. „Sene (brei frü^etn Xf)dU) finb bur^auö fortfc^rei*<br />

tenb in einer geiriffen gegebenen Olid^tnng, fo baß benn au^<br />

ber Seg bur^ üiete Sa^re ge"^t. SBei bem i?ierten bagegen<br />

fiä^eint bie ßiit faum ju tücfen, auc^ fie'^t man fein entf(ä^ie*<br />

beneg SBefiteBen bev .§au:^3t^erfon. 5Kanc^e0 irttb untemom*<br />

nten, aBer nic^t i^otfenbet, 9)Zand^eä gen^oHt, aBer anbetö ge*<br />

Uitd, unb fo entipfinbet man nBeraU eine ^eimU(i^ etntrirfenbe<br />

Q^ttvalt, eine ^Ixt öon @


356<br />

eftie ^Jaufe eintreten ließ. „9Son mir fann iä) S^nen nur fa<br />

»iel fagen," fd^rieB er am 2. 5D^ai an Bester, „baf iä) mic^<br />

an eine QtrBeit gemad^t ^aU, bie au^ S^nen nac^fifünftig<br />

grreube ma(|en foÄ. @ie lüirb jttar gegenn?artig tfiva^ un^<br />

terBrod^en, ireit id^, um mid^ öon SÖeimar (og^utöfen, man=^<br />

d^erlei Reine ®efd^afte a^B^ut^un ^a"6e." Qlußerbem tarn in<br />

biefen 3!agen eine neue, aBer njiUfommene (Störung burd§ ben<br />

SBefud^ ijon (Bnl)ßi^ 93oifferee, n.>oburd^ ber @runb ju<br />

einem für ©oet^e fe"^r erfreulichen SSer^altniffe gelegt n?urbe,<br />

baö Big ju feinem !^eBengenbe ungetrüBt fortgebauert f^at.<br />

^urd^ i^n hjurbe fein Sntereffe für bie mittelalterliche, nament*<br />

li^ bie üaterlanbifd^e Jtunfl üBer^au^pt, unb in6Befonbere für<br />

bie got:^ifd^e 33aufunfl neu BeleBt, unb er verfolgte feitbem<br />

mit fletö n?a(^fenber ^^^eilna'^me Qlllea, n^ag in ben Ol^cin»<br />

gegenben für (Sr^altung, SÖieber^erfteHung unb i^ortfü^rung<br />

ber Jener ßtit ange"^örigen ,^un|tbenfmäler gefC^a^, iroburd^<br />

fld^ benn ein n?o~^lt^ätige0 ©egengen^id^t Bilbete gegen ben<br />

SSerfe^r mit 2)?e^er unb bie in Italien emipfangenen (Sinbrücfeber<br />

antifen ,^unjlbenfmaier. QluÖ ?5rü^erem ift unö 6e!annt,<br />

tüie feine alte, ijom ©trapurger 9}Zünfter ^er batirenbe 93e*<br />

geijierung für bie beutfd^e aSaufunfi längft ijerfd^nmnben n^ar unb<br />

pd^ in Olom inö ®egent:^eil »erhjanbelt :^atte; Otein^arb l^atte<br />

i^m üBerbieg gemelbet, baj aSoifferee einigermaßen öon „@d^le*<br />

gelianiömug tingtrf' fei} e8 njar ba"§er hin 5ßunber, h^enn<br />

er feinem 93efuc^e mit einiger Qlipipre^enfion entgegenfa'^. QlBer<br />

aSoifferee'S gehjinnenbe ^erfönlid^feit unb tüd^tigeg ©treten<br />

l^atten Balb jebe unangenel^me (Sm^finbung Befeitigt. „aJHt<br />

«Öerrn ©ul^ice,'' berid^tete ®oet:^e nad^^er on Oiein^arb, r/^abe


357<br />

iä) miif) \t\)x tvo^ ijertragen. ^it tüd^ttgen SÄenfd^en fa^rt<br />

man immer Beffer gegenirärtig, a(ö atirefenb} benn fte fe^ren<br />

entfernt meifieug bie (Seite l^eröor, bie un6 entgegenfle^t; in<br />

ber 01ä^e jebo^ finbet ftd^ Balb, intuiefern man fid§ bereinigen<br />

lann. 5(§ ^aBe i^n in aUm 5£)ingen, bie i^n intereffiren, [e^r<br />

gut Begrünbet gefunben, unb i(| gtauBe i:^n, tva^ bie ©e*<br />

fd^ic^te ber Qlrd^iteftur unb ^akxd Betrifft, auf bem redeten<br />

Sßege} unb fo tvk man 0?iemanben, ber für feine ©tabt ober<br />

fein SSatertanb h?irfen tviU, einen aulfd^Uef enben Patriotismus<br />

für biefe verargen barf, fo irenig fonnte eS mir juiriber fein,<br />

einen jungen t^ätigen 3)?ann ijor allen anbern fingen fic^ mit<br />

ber öaterlanbif(|en ^unjt Befc^äftigen ju fe^en. 5(| gefle'^e<br />

^ern, baj in feinem Umgang jene für mid^ f(|on<br />

öerBUd^ene ^cit^ ber SSergangen^eit fid^ trieber<br />

aufgefrifc^ t, baf i^ SOZand^eS burd^ i^n erfahren, unb baf<br />

id§ feine S5e:^anblung0art gar ivo'^l ju Billigen Urfad^e ^oBe.<br />

UeBer^au:pt ^at er an^ Bei unS, foiro^l Bei ^ofe, alS in ber<br />

6tabt, burd^ feine ^erfonlid^feit fe^r guten ©inbrud gemad^t,<br />

fon?ie an^ burd^ feine ß^^^ungen. ^aß er mir als ein na*<br />

türlicf)er, geBtlbeter unb einfid^tSöoHer 9}?enfd§ fe^r n?o"^l ge*<br />

t^an, Braud^e i^ !aum ju fagen; aBer baS n?ill i^ nod§ ^in*<br />

jufügen, baf er als ^at^olif mir fe^r iro^l gefallen :^at, ja<br />

tc^ ^tic genmnfd^t, noc^ genauer einjufe^en, nne gen?iffe 5Dinge<br />

Bei i^m jufammen^ängen. ^aBen (Sie alfo 5Danf, ba§ ©ie mir<br />

einen fo ^üBfd^en 3J?ann gugeii^iefen." 2ßir n?erben im Solgen*<br />

ben nod^ oft (Gelegenheit ^aBen, ber i^rüd^te beS mit SSoifferee<br />

gefd^loffenen „treuen (SinneS* unb ^erjenSBunbeS" ju gebenfen.<br />

SBoijferee ^atte ün t)a\h ^u^enb ijeberseid^nungen »on


358<br />

(5 melius mitQtlxa^i, bet fid^ bamatS in i^ronffutt auf«»<br />

f)uU, unb mit bem ©oct^e fc^on früher biird^ bie Seimarifd^e<br />

^unjiauSjleÖung in einige Sßer'Sinbung gekommen tvax. 3n<br />

ben Qlnnaten ^eijt eg, eS feien ^eber^eid^nuntjen nad^ ben 01 i*<br />

Gelungen gen?efen, „beren aUert(;ümlid^ ta^fern «Sinn, mit<br />

«ngtauBtic^er te($nifc^er i^ertigfeit augge[)3roc^en, man ^ödj)Ud^<br />

"Bettunbern mu^te." ^Dagegen fd^teiSt ©oet^e an Olein^arb am<br />

8. 2)Jai: „(So finb ©cenen, nad^ meinem ^aufl geBilbet.<br />

9^un i^at fid^ biefer junge 9}?ann ganj in bie alk beutfd^e Qlrt<br />

unb Seife ijertieft, bie benn ju ben ^^aujlifd^en Swf^änben ganj<br />

gut l^jaffen, unb ^at fe^r geifireid^e, gut gebadete, ja oft unüBer*><br />

treffüd^ gtücftid^e ßinfäüe ^u ^age geförbertj unb eö iji fe^r<br />

h?a§rfd^einUd^ , baf er e8 noc^ n\nt Bringen nnrb, trenn er<br />

nur erji bie (Stufen gen^a^r n?erben fann, bie nod^ üBer l^m<br />

liegen."<br />

©teid^jeitig irurbe burd^ anbertreitige Qlnregungen ©oet^e'S<br />

Sntereffe für antife ^unfi le^enbig ermatten. 5Durd^ ßdttx'^<br />

SSermitttung 6e!am er ijon £)ai)ib ?5rteblonber in SSerUn<br />

einen n?o^( erhaltenen Stier üon SBronje jugefanbt, ben bie<br />

Sßeimarifd^en ,^unpenner für t^eiln?eife antif erflärten,<br />

1<br />

©oet^e<br />

ernjiberte baö ©efd^en! burd^ eine Qlnja'^l ijon 3)ouBletten au0<br />

feiner fc^önen 3)?ebaitlenfammlung, meiji in SBron^e, ijon ber<br />

^aifte beg fünfzehnten 5al;r^unbertg U^ auf bie neuefte ßeit<br />

reid^enb. ^r ^atte fie l)au!ptfäd^lid^ gefammelt, um ben ®ang<br />

ber Jtunfi im «piaftifd^en, beren 2BieberfdS)ein bie aJJebaiUen<br />

jeigen, bem Sreunb unb Kenner öor Qlugen ju Bringen. Qtuf<br />

ä^nlid^e Seife ^erfe^ten iBn 3}?ionettifd^e haften altgried^ifd^er<br />

SKünjen in bie Jlunp beg fernj^en Qlltert^umg jurüc!} unb trir


359<br />

ipcrben aua ber 3Betrad^tung berfetfcen im ttäc^flen Sa^re emen<br />

I^ebeutcnben funflgef(^{c^tttd;en Q(uffa| :^crüorge5en fc^en.<br />

^artg6ab, mf)in ©oet^e ben 13. ^ai abxciftc, ^att^<br />

biegmat, h-ue er an ßdkx fc^rteB, für t^n eine eigene ^t)!^*<br />

ftognomie. 5Da er feine ^au mitgenommen f)atu, unb für<br />

biefe eine eigene (Squi^age '^iett, fam er fetfcfl me'^r inS ®eite<br />

unb i^reie, alö in ben legten Sa'^ren, imb ergö|te ft^ trieber<br />

frtf$ an ber ®egenb, ireil er fie mit Qlnbern \a^, bie ein fri*<br />

fd^eö Sntereffe bafür jeigten. UeBerbieJ ^atte i'^n, „bie ^ufl<br />

be0 ^aftenö an ber Statur, beS ßeid^nenS unb 9Rac^Bitbeng"<br />

ijertaffen, aud^ n?ar er be§ 5DurcfflÖBerna unb 5Durd^!to:pfen0<br />

ber atlju Befannten j^d^m mübej unb fo üBergaB er ^i^ in<br />

©efetlfd^aft (eBen§(uj^iger i^reunbe imb ^^reunbinnen einer tag*<br />

öerje^renben 3^^fii^^wwn9- ^nxä^ dn ergangene^ 5[}atent irar<br />

ber 2Bertt) be8 3ßfl^?iet:ge(beS fel)r ^eraBgefe|t, unb bagegen ber<br />

beä (Si(6er§ auferorbenttic^ gefiiegen, tva^ benen, bie biefe^<br />

^^taU mitBra^ten, noci^ immer fe^r jum SSort:^eil gereifte,<br />

oBgleic^ bie greife fid^ bem ^Jlamen nad^ üerbo:p:pelt unb »er^*<br />

breifad^t Ratten; unb ^ieburd^ n^urbe benn ber !?eid^tfinn ber<br />

(Surgäpe Befonberö Begünfiigt. Snbef fanb ©oet^e nod^ immer<br />

ßdt genug, unter Oliemer'g SBeiftanb unter fortn^ä^renbem S3e*<br />

fVred^en bie QtrBeit an ber 6elBpiogra^:^ie fortjufelen. Qlud^<br />

^atk er jur Seetüre ^lutard^'ö fleinere (Schriften ftetä Bei<br />

ber<br />

t^anb.<br />

3)er Qlufent^att in ^arlöBab tvax ii)n\ bieSmal, ol^ne<br />

3n^eifel ber njeniger angef^annten 2:t)ätigfeit tregen, fo gut<br />

Befommen, baß er auf eine 9iad^cur in 2:Ö!pU| »erjid^tete, irenn<br />

er gleid^ bie Q(uöfid^t ^atte, bort mit ßetter jufammensutreffen.


360<br />

^t ijerUef ^atlöBab früher, aU Q^w^nli^ , gegen (Snbe<br />

Suni'ö,*) um feinen Seg fogtei^ nac^ ^aufe ^u nehmen.<br />

UeBerBtiden trit bie ©egenflanbe feiner Uterarifd^en ^^a^<br />

ÜQtnt in ber gireiten Sa^reä'^atfte, fo "^aBen 'wix öorjug Streife<br />

ber 33eenbigung beö etfien X^ettg ijon Sa:^r^ eit<br />

unb 5Di(|tuttg unb jhjeier QlrBeiten für ba§ Xl^eater ju ge*<br />

benfen. 5ene0 SSänbc^en fonnte er im OctoBer an feine<br />

fjreunbe öerfenben, unb nid^t lange na^'^er f^radC; i^nt Sfiein*<br />

:^arb feine Qlnerfennung in SBorten au8, in bie trir gerne<br />

einfiimmen. „?flkmaU/' ^ei^t eS in beffen ^Briefe öom 4. S)ecemBer,<br />

„^aV i^ eine Schrift mit fo üiet ^ieBe unb Olu'^e<br />

mir angeeignet, tt)ie biefej tt^oUüjiig fd§h?amm mein ®eifi mit<br />

bem Haren, tiefen (Strom ber Otebe fort imb geno? ber UeB*<br />

Ud^en Qluöfid^ten auf SSergangen'^eit unb ßwJwnft. 3}?ir, unb<br />

baä ifi manchen Qlnbern gefd§e^en, f^iegette fid^ in i^m baö<br />

33i(b ber eigenen ^inb^eit} unb bann bod^ n?ieber nne ijer=<br />

f(|ieben öon ben ^igent^ümtid^ feiten be3 ^errU(|en ^naBen,<br />

ber ®oet:^e irarb! ... 3ene glücfUdf)e, leBenbige SSietfeitig*<br />

feit, tromit @ie bie ©egenfiänbe um ftd^ ^er, unb bie ©egen*<br />

ftänbe ©ie Berührten, iji eBen barum für (Sie fo fegenSöoH<br />

gehjorben, treK 3^re freie $^ätigfeit öon S^iemanb geleitet<br />

n?urbe. ^ie ßeit aufer ben Unterrid^tSjlunben irar 3^r @i*<br />

gentium} l^age unb Umjlanbe geflattetcn 3§nen, Äenntniffe<br />

unb Qlnfd^auungen bafür ein^utaufc^en. . . Saö fotl iä) i^on<br />

*) 3)ic Slnga&e in einer 9^otc bcö SriefttJed^felö mit Oleinfjarb<br />

(©. 105), ba^ ©oet^c am 25. 3uni »on ÄavtöBab naä} 3cna<br />

abgereist fei, verträgt fi(^ nid^t mit bem 2)atum (26. Sunt)<br />

beö tion Äarlöbab an Setter gefc^ricbcncn S3riefeg.


361<br />

Um UeSti^en StmUnma^x^m fagen, fo ki^t unb finbUc^,<br />

fro^ unb ^ü^fenb, 'oa^ man fd^irören mö(|te, ben ,^aBen<br />

fctfcjt erja^len ju ^ören, wnb bann n)tebcr fo ckffifd^ öoUen*<br />

bet, icic nur gereifte ^unfi unb Srfa^rung eä !^eröor'6ringen<br />

fÖnnten?<br />

öom ä$t=altfranjöftf(^en (Sonberting ®raf ^^oranne,<br />

e^en barum fo merfirürbig, mil er aU ©onberling fo a^U<br />

franjöfif^ tjt? i)on ber genjanbten ©d^u|rebe be6 bicfen Sac*<br />

totum? 5n aöen biefen ifl fo tiefe innere ^Ba^r^eit, 2ßa^r=^<br />

'^üt unb 5)ic^tung fmb fo innig öerfd^tungen, \)a^ e6 bie !p^i*<br />

Ufiermafigjte S3emu^ung i)on ber Seit tvare, Sßa^r^eit unb<br />

^i(|tung fonbem ^u n^oHen/'<br />

3)a0 ^^eater »erlangte nod^ tra^renb beä @ommer3<br />

©oet^e'S ^^eilna^me. 3n »^atte h?ar ein neueö Sd^aufipie^auö<br />

erbaut njorben, ireld^eö für bie (Sommerfaifon 'ok fämmttid^en<br />

Sßort^eite ber Sauc^jläbter SBü^ne gen^ä^rte. ßnx (Eintreibung<br />

beffetben (am 6. Qluguji) bietete er ben f(i^önen Prolog:<br />

S)a^ iä) mit Bunten drängen xti^liä) ouögefd^mücEt n. f. h).<br />

Ungteid§ ben einfa(|en, in f(i^U(|ten fünffüßigen SamBen i)er*<br />

faßten $ro* unb S^ilogen ber frühem ßdt hattet er :^ier im<br />

hjürbebotlen iamtifc^en ^rimeter ben 33en^o^nern «§aUe'g ben<br />

3)an! aB fiir bie fd^on früher ber $^eatergefellfd^aft Bet^iefene<br />

X^eitna^me, jä^tt bann bie »erfiä^iebenen Qlrten bramatif^er<br />

5ßoefie auf, n?oburc^ bie ®efenfcf)aft i^r ^uBUcum ju unter*<br />

Ratten unb ju erfreuen gebenft, nmnfc^t ben ^Bürgern (BIM<br />

unb ©ebei^en aUer i^rer Unternehmungen, beutet n^eiter^in<br />

auf bie ©aijirerfe, i^er^errlic^t ipoetif^ ben QBert^ bea ©aljeä<br />

unb ^M ben ©egen ber neuen aJiineralquelle :^eröor, h?orauf


362<br />

fl(3^ bann jum ^d^lu§ ber 'Xmx in§ fettere unb (Sc^erj^afte<br />

h?enbet, inbem ha^ ^^cater atg mxt ^ütföanftalt im 5Dtenfte<br />

ber SBabeciir bargefiettt h.nrb.<br />

£)ie SBintetfaifon be0 SQöeimat'fd^en X^eater§ öerf^ro^<br />

bieömat Befonbetä (eB^aft §u irerben, ba 3fftanb eru^artet<br />

hJitrbe, unb anä) ein aBermattger SSefud^ ^vt^ji'ä in Qlugfici^t<br />

Itanb. Um nun eine Bebeutenbe neue ^robuction üorfü^ren<br />

§u fÖnnen, Bef(|to§ ®oet^e, burd^ bcn (Erfolg beg ftanb^aften<br />

5|}rm5en ermut^tgt, (5^afeft3eare'ä Olomeo unb SuUe für<br />

bie 95ü^ne ju Bearbeiten. Sir muffen biefer QlrBeit, ni^t<br />

i^reS Bebeutenben SÖert^eö tregen (benn e6 ^aften i^r gro^e<br />

SD^anget an), fonbern tveit fie, n?ie faum eine anbere, un3<br />

einen 95U(f in ba6 innere feiner bramatifd^en SÖerfjicitte t^un<br />

Vd^t, einer me'^r einge^enben S3ef^red6ung unterirerfen. (Bit<br />

iüollte au^er^alB Seimar nirgenbn?o red^t greifen, unb trar<br />

ba^er Batb nid^t Bio? \)on ben 3fle!pertoir6 öerfd^hjunben, fon=»<br />

bern Beina'^e gän^Uc^ öergeffen. 3)Zan gtauBte, baä 9Jlanu*<br />

fcri^t fei öerBrannt ober fonjl ijertoren gegangen; aBer auf<br />

(B. 9BoaS' ^:&ittt ließ ber Sßeimarifd^e 5'^eater*3ntenbant, aSaron<br />

©Riegel i>on ^icfelö^eim, OZac^fud^ungen aufteilen, unb ba3<br />

(BtM fanb fid^ in bem ^:^eater*5lrd5)iye trieber. 93oa6 üBer*<br />

gaB e3 in feinen ^lad^tragen ju ©oet^e'ä Serien (^^eilp^ig 1841)<br />

bem ^rucfe, irofür n?ir iC;m ban!Bar fein muffen, träre eä<br />

aud^ nur, ireil nunmehr ©oet^e'ä Qlnfid^ten üBer ^^eatra«<br />

lifd^eS unb Unt^eatralifc^eg , bie er unter Qlnberm in bem<br />

Qluffa^e „(2:^afef:peare unb fein ^nbe", pd^tig nicbergelegt,<br />

in ein ^^ellerea ^i^t treten unb fid^ an einer Beftimmten ;iJei=«<br />

fhtng auf bie ^roBe nehmen laffen. ©oet^e öerf^rad^ am ©d^luffe


363<br />

beg genannten QIuffa|e6, btc ®nmbfä|e, m^ benen er Bei<br />

bet Sftebaction Don Olomeo unb Suite i)ei:fa"^ten, ein anbermat<br />

ireiter p entn>i(!e(n. (So irare getriß bon großem Sntetejfe<br />

getrefen, :^ierü6er ben Qntnteifter ju ijerne^men, ber ein gan^eg<br />

langet !^eBen l^inburd^ bem £)rama unb ber SSü^ne S^^ätig*<br />

idt unb Q(ufmer!famfeit geanbmet t)atk. 5Da eä aBer leibet<br />

Bei bem S^erf^re^en geBlieBen ijl:, fo ift e0 um fo erfreulid^er,<br />

an bem un6 nun üorliegenben @türfe jene @runbfä|e in<br />

^raftif(J^er Qlntüenbung flar bargelegt ju ftnben.<br />

5£)ag ßrfle, h?a3 unä an ®oet"^e'6 SSearBeitung auffällt,<br />

ifl<br />

eine Bebeutenbe SSerfür^ung unb Sufammenjie^ung be0 ©^af*<br />

f:peare'f(^en (Stücfeö, n?ie er benn aud^ felBfi in einem ©riefe<br />

an B^lter biefe 93earBeitung alö einen „concentrirten 9Romeo"<br />

onfünbigt. SCßar eS nun i>iellei(^t bie einzige €flü(fftd^t auf<br />

hk Befd^ränfte ß^it einer gen^ij^nli^en X^eateröorjiellung, alfo<br />

ein me^r ^ufälligeä SBebürfnif, iraä i^n ^u biefer (Soncentrirung<br />

Beirog? ©en^iß nid^t allein. Seit @oet^e, öon ©"^affipeare<br />

angeregt, im ®ö| bie ?5effeln beö beutfd^en ^ramaö gef^rengt<br />

unb eine burd^auS geniale, aBer für bie SBü^ne ju regellofe<br />

^robuction geliefert ^atk, irar er flufenireife ijon jener freiem<br />

unb fü^nern 93e^anblunggn^eife be§ bramatifd^en (Stoffeg,<br />

n^eld^e<br />

aUe t^eotralifd^en ^orberungen alä unBere(|tigt unb nid^tig<br />

toerad^tete, jurücfgefommen. @r f)atk fiä) nic^t Bloß in feinen<br />

neuen Dramen ber regelmäßigem, Befd^ränften ?5orm beS<br />

gried^ifc^en unb franjöfifd^en 5DramaS angenähert, fonbern<br />

aud^ f^äter, in SSerBinbung mit ©d^iHer, ältere ^robuction,<br />

eigene h?ie frembe, burd^ irieber^olte 93earBeitungen Bühnen*


364<br />

gerettet* ^u geftatteu gefud^t. ^et bramatifd^e 5Di(^ter, fo<br />

f)atH ftd^ feine Qlnfic^t gefiellt, fei simädbfl, fo lange er bie<br />

t:^eatraUfd^en ?5orberungen nod^ nic^t Berüdfi^tige, ßipitomator<br />

ber 2Öeltgefd^i(|te, beg 9)?enfc^en(cBenä unb ber Statur, ber,<br />

h?a8 in 0latur* nnb 3}Jenfci^enn>ett an ©ro^em unb 33ebeut*<br />

famem jerflreut augeinanberliege, ju üBetfid^tU^en aSilbern<br />

jufammen^ie^e, nnb baBei jugteic^ baö innerjie Seben ^et^or*<br />

fe^re unb fo im ^öd^jien «Sinne ju einem Snteripreten ber<br />

SBelt unb beä 3)Zenfd^enfd^itffal§ n^erbe. SGßenn er für biefe<br />

@ema(be aud§ bie 5!^eaterform tvaf)U, fo arbeite er bod^ nid^t<br />

foiro^t für baö leibUc^e Qluge, aU für bie (Sin^ilbunggfraft,<br />

hje^er burc^ iene ?5orm i^re Operation erleichtert irerbe. Um<br />

aBer t^eatratifc^er ^ic^ter ju fein, muffe man (E^itomator<br />

be§ (S^itomatorö irerben. 3)urd^ bie Otürffid^ten nic^t Bloß<br />

auf bie SSü^nenenge, fonbern auc^ auf ba§ 9)?a5 ber geijiigen<br />

unb finnli(|en ^raft ber ßu\^amx, auf bie (Sigent^mlid^feit<br />

ber Sf^ation unb ber ßeit irerbe bem SSü^ncnbid^ter eine 2Jlenge<br />

ijon aßefc^ränlungen unb Sßebingungen auferlegt, an bie ftd^<br />

ber bramatifd^e 5Dic^ter nic^t gerne Binbe, unb, irenn er auf<br />

bie 3Bü^neniüir!famfeit ijerji^te, ni(^t ju fcinben Brauche. 3n<br />

SBe^ic^^ung auf (S^afef:peare njar eS nun Bei i^m eine fejie<br />

Qlnftd^t gen>orben, baf er jn^ar m I;Ö(^ft genialer (Sipitomator<br />

ber 0?atur unb ber 3Wenfc^enh?elt fei, aBer fid^ nid^t baju ^aBe<br />

Bequemen fönnen ober n?olIen, ju ©unflen ber 33ü^ne baS<br />

©efc^aft eines ^^itomatorö in §h>eiter ^otenj ju üBerne^men.<br />

2)ie öiid^tigfeit biefer Qlnfic^t BleiBe ^ier ba^in gefiettt} tüir<br />

itjollten junac^fl nur jeigen, n^ie ©oet^e'S SöearBeitung i:on


365<br />

Otomeo unb Sxitic mit einer tief in ben (EntiricKnngSgang,<br />

ben er aU bramatifd^er 3)i^ter genommen,<br />

eingreifenben Qlnfi^t<br />

jufammen^^ange.<br />

Sßerfotgen trir nun nä^er bie Qlrt unb 5ßeife, irie ©oet^e<br />

l^ier ba6 ©efd^äft eineö Sipitomatorä in jtreiter ^otenj geüBt<br />

'f^at, fo finben trir iwd «^au^ta'bfürsnngen am 5(nfange unb<br />

am


366<br />

^uä) fte tjl 'i)in, bamit Befvdfttgt toerbe,<br />

2)af menfd^tici^eä S3eginnett eitel fei.<br />

fDeö iüeifen 3Jlanneg dtat^ öerfiieBt gu 9ltd^tS,<br />

llnb Xi)oxf)dt fielet fid^ üom övfolg gefront u. f. h).<br />

^^ mö(|te fet;r Bestreifetn , baß biefe €^ef(exionen gcetg*<br />

net feien, baS @emüt^ i>i?n ber :^aji beg aJ^itreib^ unb beS<br />

©c^redenS §u Befreien unb em^orjuric^ten. SSietme^t fc^einen<br />

bie fed^g etfien 93erfe beö 9?JonoIogö bem nieberBeugenben<br />

©ebanfen an einen Btinbirirfenben ßufatt, ber bie Beften QtB=»<br />

ffd^ten, bie h.>eifejien dnthjürfe, baö fc^önfle ©lücf beö 3)?en*<br />

fd^en zertrümmert, baö 3Bort ju reben. Qlud^ i>er!Ungen biefe<br />

>()aax taUrn SSerfe ju lüirfung^toö an bem £)^r beö ßu\^aMx2,<br />

ber nod^ ganj ijon ben ©c^recfniffen, bie fic^ »or i^m Be*<br />

geten ^aBen, erfüllt iji. 2Bie ganj anberä unb n?ie ijiet<br />

energif^er tüirft ber @:^afef:peare'f(i^e (Schluß! Sn bem er*<br />

fc^ütternbcn (Sinbrucf, ben baö ©efd^e^ene auf bie (Eltern ber<br />

SieBenben, auf ben ^ringen, ben ganjen na'^Bet^eiligten ^reiä,<br />

ben (S^aff:peare um bie !^eid^en tierfammelt, ja auf baö ge*<br />

fammte Sßolf mac^t, irelc^eg auf ben ©trafen „Oiomeo" unb<br />

„3uUe'' unb „^arig'' ruft unb im Qlufru^r bem ©raBmat<br />

§urennt, f:piegett \iä) no(^ einmal bie ganje ©rÖfe beä Un«<br />

gtüdä aBj aBer jugleic^ ^ören n?tr unter ben grellen (2c^mer«=<br />

genälauten \)k 'Xöm ^erüorflingen , trelc^e bie ^Diffonanjen<br />

liefen. SSie burd^ einen 3^uBerfdf>lag umgeiranbelt, reift 6a*<br />

^ulet ben alten, tiefgetrurjelten ^artei^af au^ feinem ^erjen<br />

unb retd^t bem 5!obfeinbe aJJontague bie ^anb, ber in fie ein*<br />

fd^lägt. 5£)aburd^ ifl ber Bnfc^auer mit einem 3J?al üBer ba3<br />

etnfeitige Sntereffe für Oiomeo'ö unb Sulia'ö ©d^icffal em^or«»


3b7<br />

ge'^oBen ; et fie^t biefcä (g^icffat im Swf^^wiw^n^^ttg mit einem<br />

grcfetn, trid^tigern ©an^en, er erfennt in i^rem Untergange<br />

bie ®eBurtgftättc beg ©tücfeg bon ganj SSerona, Mt SieBenben<br />

erfd^einen i^m aU gctvei^te O^fer, bie bem ^eil i^reö SSater*<br />

lanbe§ fielen, unb er trirb i§nen nun, n^enn auc^ öiellei(ä^t<br />

rei^Ud^ere, bod^ fieser minber Bittere ^^ränen joUen. 3a,<br />

n?ir bürfen fogar Be^au^ten, baf , n^enn baä (5tü(f mit Sulienö<br />

(5el6fhnorb aBgeBrod^en n?irb, aud^ ber 3bee ber ^ragöbie<br />

nid^t i^r öotteö Oted^t h?iberfä^rt. ?5affen irir nämUd§ aU<br />

bie ©runbibee ber 3)id^tung bie SWa^t ber S^ieBe, n^ie fie fid^<br />

im ßonftict mit bem etterlid^en Siden, im (Sonflict mit ^ar*<br />

tei^aj , im Sonpict mit ber größten Ungiinjl beö ßn^aU^,<br />

unter aßen Umftänben, gegen alle ^inberntffe fiegreid^ Bc*<br />

irä^rt: fo leud^tet ein, baf ber (S^fef^eare'fc^e @d^lu§ einen<br />

fe^r n^efenttid^en %^ül be6 (Stücfeä Bitbet, inbem ^ier hk<br />

ÄieBe i§re Maä)t anfö ©tänjenbfie baburc^ Befunbet, baß fie<br />

nod^ üBer ben l^eid^en beö UeBenben ^aareg baä Unmöglid^*<br />

fd^einenbe Ben?irft: bie ur^lö^lid^e Umn^anblung eineä ijer*<br />

jährten ©rimmeg in ben ^erjen jn^eier ©reife jur SBruberlieBe.<br />

^i^t ganj fo nngünfiig, oBiro^l an^ nid^t Beifällig, h?irb<br />

ftd& baS Urt^eil üBer bie QiBfür§ung am Qlnfange beS ^rama'8<br />

fleüen. (B^afef^^eare eröffnet baffetBe mit ber 5)arfteIIung<br />

eine? ©treitg §n?ifd^en ben Beiben Parteien, beren alter ^a^<br />

ber SSerona'S Oiu^e flört; unb \)k ^Dajnjifd^enfunft beö ^rinjen<br />

giBt SSerantaffung, ben 3uftanb ber @tabt ju fd^itbern. @o<br />

fü^rt ber 5Did^ter juerfl ben ^intergrunb feines ©emälbeö aug,<br />

ber nun, nad^bem er einmal bem 3«fc^auer fo leB^aft ijergegen*<br />

hjörtigt njorben, im ganzen SSerlauf beS


:<br />

368<br />

iÜbungSfraft i?orf(|ii3eBen n?irb. Sir lernen cjtel^ ben gittern*<br />

bcn, gefahrvollen 33oben fennen, ouf tretd^em baö bie ^aä)t<br />

ber SteBe öer^errlid^enbe ^ra^tgeBäwbe aufgeführt irerben fotl,<br />

unb tterben fo öorn^erein in eine tteftragifd^e Stimmung öer»<br />

fe|t. ©oet'^e ^at biefe @cene gefiric^en unb bfe ^ragöbic<br />

mit bem ©efange eine0 ^Dtenerö au6 ßa^jutet'ö ^aufe Be*<br />

gönnen<br />

3ünbet bie Sam^Jen an<br />

2ßinbct aud^ ^ranje bvan,<br />

^tli [ei baö ^auö u. f.<br />

it?.<br />

Ql6gefe^en baöon, ba^ biefeg l^ieb ganj auö bem Jtone<br />

ber ©^afef!peare'f(ä^en S'ragijbie faKt unb jumat ftd^ nid^t in<br />

bem QWunbe eines 6^a!cf:peare'f^en S3ebienten !paft: fo ffl<br />

ber «^auiptüSetpanb ber, baj unä ber «^intcrgrunb beg tra^«<br />

gifd^en SBilbeS, ba§ burd^ ^artei^a? untern,m^(te 3Serona ntd^t<br />

Jeb'^aft vorgeführt tvirb. S)ie ßollifton, in it^etd^e bie SieBe<br />

mit biefem ^artei^affe fommt, i|i ja einer ber tind^tigjlen 6on«<br />

flictc ber ^id^tung; unb fo burfte aud^ neBcn bem SBitbe ber<br />

^^teBe ba8 ©egenbitb beg ^affeS nid^t fe^^ten. ©oet^e 1)ai bieg<br />

ttutt aud^ feinegitjegä verfannt, unb ba^er ba§ SGÖeggefaHene<br />

burd^ festere dinfd^iefcfet ju erfe^en gefudf)t. QlUein biefe finb<br />

e^jifd^er Qtrt unb Silben nur einen f(^n?ad^en (Srfa| für ba8<br />

leBenöoUe bramatifd^e ©emölbe im Qlnfange beä 8^afef^eare'f


cö muffe bie Qhtfmerffatnfeit, bie ganje ftnnlic^e unb gctjiige<br />

Jtraft be6 3ufdf>auerg jufarnmenge^alten imb ni^t auf eine<br />

Breite unb retd^e SCßelt auferlid^et ©rf^einungen jerf:ptittert<br />

irevben, bamtt fie fo unget:^citter fid^ bem Snnertic^en, ber<br />

©eete ber 3)td§tung jutrenben fönne. %üx unt:^eatraUfc^ fonnte<br />

er ben (S^afefpeare'fc^en Qinfang na$ feiner eigenen £)efinttion<br />

unmÖgtid^ Ratten } benn er erftart „ba0 für bie Qtugen (2^nt*<br />

Mi]^i" als baö aä)t ^^eatrattf^e. 9^un ater fteUt ia eten<br />

jener einzelne Bwf^»^«^'^«^«?? '^^ Parteien ben gefammten 3«*<br />

ftanb SSerona'S fi)mBotifd^ bar.<br />

Einigen n?eitern QlBfürjungen, bie ®oet§e innerhalb beö<br />

(gtüdeS ijorgenonunen, h.>irb man inetteid^t rt^eniger feine ßw*<br />

ftimmung ijerfagen. (So fc^eint e3 gan^ angemeffen, baj in<br />

bem ©ef^räc^ jtvifd^en ber ©rafin ßaiputet, Sulia unb ber<br />

5GBärterin (6ei (S^aff^eare I. 3, Bei ©oet^e I. 5) bie anjiÖgi*<br />

gen Bireibeutigfeiten ber Seiten ganj tx^eggefd^nitten trorbenj<br />

oB i^r aBer aud^ i^re fomifd^e ®efd^h.iä|igfeit , üBert;au:^3t bie<br />

am meiften d^arafteriflifd^en ßüge genommen irerben mußten,<br />

i^ eine aubere S^rage. ©oet^e fc^eint mir gerabe üBer biefen<br />

6t)arafter, njie üBer ben beS SiJJercutio am Befangenften in<br />

feinem Urt^eit gen^efen gu fein, (gr meint, burd^ biefe Beiben<br />

fomifc^en Figuren ii^erbe ber tragifd^e ®ä)ait ber £)i(^tung<br />

Beinahe ganj jerftört. „33etrad^tet man," fagt er, „bie £)e*<br />

fonomie beS (Stücfeg red§t genau, fo Bemerft man, ba^ biefe<br />

Beiben Figuren, unb tx^aä an fie grän^t, nur aU ^offen^afte<br />

Sntermejjijlen auftreten, bie Bei unferer folgerechten, UeBerein«<br />

fiimmung UeBenben ^enfart auf ber SSü^ne unertragli# trer*<br />

ben muffen." 3)iefeS Urt^eil jeigt hinlänglich, ivie ©oet^e in<br />

©oet^c'« itUn. IV. 24


370<br />

fdnen f^ätern 3a^ren fl(^ in ber Qt^neigung gegen bie freiere<br />

(S^afef^jeare'fd^e ?5orm be3 ^rama'ä einem ^rtrem näherte,<br />

too er in ©efa^r tarn, ben SCßert:^ ber un^erg(et(3^(id^en 2Berfe<br />

beg grofen 93riten njeit unter ®eBül;r anjufd^tagen. ^ine<br />

ttof^tvenbige i^otge feiner SSerfennung beS großartig ^umori*<br />

jtifd^en S^arafterä in Si)2ercutio it^ar eg, baf beffen (Srjä^lung<br />

Don ber i^au ^ab imferm ^id^ter atg ein ^^antajiif^er Qlu0*<br />

tuuc^S erfd^ien unb ba^er feinem fritifd^en 3)?effer fallen muf te.<br />

Qlufer biefen Befielt bie Bebeutenbjte Ql^ürjung in ber 2Beg*<br />

iaffung ber ganzen testen Hälfte beä «S^afefipeare'fci^en v>ierten<br />

Qlufjugeä (öon (Sc. 4 an). .§ier trar e8 o^^ne ßwd^d n)ie*<br />

ber ber grelle (Sontraji beö 5!ragif^en unb .^omifc^en, n?a3<br />

bem ©efü^t beä beutfd^en ^i^terö iriberfireBte 5 unb in ber<br />

$^at Bitbet au^ ber heftige (Sd^merj ber Ottern SuUa'S unb<br />

beS aSräutigamg ^ariä um bie ^obtgegkuBte mit ben 2Öi|en<br />

beö 33ebienten unb ber 9??ufifanten eine für unfer ®efü^( ju<br />

fd^neibenbe<br />

^iö^armonie.<br />

5nbem ©oet^e a^er fo Bebeutenbc Partien an^ bem 9)Zei*<br />

jlern.>erf beö QBriten auöfd^ieb, fonnte eä nic^t fehlen, baß an<br />

mannen ©teilen Sücfen entj^anben, bie er bur^ eigene ^xo*<br />

buction tvieber augsufüllen fu^en mußte, hierbei ^atU er<br />

nun, um feinem ®ef(i^äfte ganj gen^ad^fen ju fein, no^ bie<br />

reiche unb i^ielfeitige ^robucti^ität, bie frifd^e ©eij^eöbeit^eglid^*<br />

feit feiner Sugenbja^re Befi^en muffen, tüo er eine ^erfon,<br />

ber er eine 23iertel|iunbe juge^ört ^atU, einen ^ag lang in<br />

l^rer eigent^ümlid^jten Qlrt unb Seife fonnte fortreben laffen.<br />

Wdn, baß biefer reiche aSorn üerfiegt n^ar, ba\Jon ^atU ©oet^e<br />

fd^on »or Sauren, Bei ber ^Sü^nenBearbeitung feineö ®ö^, bie


371<br />

bmüi^fttn aSeireifc gegeben. (Sr f)atttr in jener ßdt fd^on,<br />

nic^t einmat ben ^on eineö eigenen attern SCßerfcg h?ieber fln»<br />

ben fönnen, unb bie neugebi(^teten 93eflanbt^el(e mußten au^<br />

einem ungeübten QUige aU heterogene SBeftanbt^cite auffatten.<br />

£)aS Weitere ftnbet ^ier nun in gefteigertem 931afe flatt. ®c»»<br />

mahnen unS bie oBen ernjcl^nten einteitenben Sßerfe mit i^^reti<br />

gteitenben Oteimen an Partien im ^n^etten 3^^eil beS %ax\%<br />

fo Hingt in onbern «Stellen bie gemeffene, gegiert feiertid^e<br />

5)iction ber natürtid^en Xo(^Ux an, j. 35. in ber Scene, iro<br />

f^ariS Ui Sutienä (Srtern um i:^re J&anb tttrBt:<br />

3u folc^em ^efie jicmt ein fcfilid^ Sort.<br />

Sffiaö fagt ^i}x, ebler J^err, gu meinem Serben?<br />

Erlaubt, ba^ id^'ö l^icr feicvltd^ ctncue u. f. iü.<br />

0?od^ fiarfer trirb man an bie natürli^e ^od^ter, unb<br />

gerabeju an Befiimmte (Stellen berfetBen erinnert in einer an«<br />

bem neugebict>teten Scene (IV, 5), n.>o 5^ari8 SuUen felBjl<br />

ben Jpeirat^äantrag mac^t.<br />

SBir untertaffen e3, im (Ein^etnen W meifi gtücftid^ ge*<br />

n>a^lten «Drittel nac^^un^eifen , n?oburd^ ©oet^^e ba0 Stüc! ber<br />

(Sin^eit beö OrteS angenähert ^at, um noä) ein !paar Sorte<br />

ü6er bie tieränberte (gint^citung beffetBen in Q(uf§üge 5U fagen.<br />

^ier finben n^ir nun fc^on gteid^ am Schlug be3 er^en 5luf*<br />

jugS bie, trie mid^ bün!t, BeifaHan^ürbige Qlenberung, baf baö<br />

un\)ergteid5>tic^ reijenbe ©efträd^ im ©arten jn^ifd^en Olomeo<br />

unb 3utie auS bem jh^eiten ^(uftuge beS S^afef^eare'fd^en<br />

Stüdfeä an baS @nbe be8 erflen ijerlegt ifi. JDaburd^ fd^eint<br />

mir ©oet^e einen bo^^etten SSort^eit erreid^t ju ^aBcn. Sin*<br />

24*


872<br />

mal fd^lieft ber 5(ct ie|t mit einer ber fd^önftcn (Scenen be$<br />

©tücfeö, bie tüa^renb ber 3^^i[^


0/d<br />

ipragnantejien 9)?omente Bejeid^net tfi, burd^ ben 5lugen6Ucf,<br />

tro SuUe ben öon Sorenjo Beretteten ^rautergeifi txintt („3dJ<br />

fomme, (Homeo, ba3 ttinf i^ blr!").<br />

^raffen h?ir baö (SrgeBni^ au6 bem ©efagten ifurj §ufam*<br />

men, fo lä^t fic^ lüd^t öerfennen, bag unfer ^id^ter ©^fe«<br />

f^eare'ä Serf burd^ feine 93earBeitung uberfd^auUc^er unb<br />

fa^ltd^er geftaltet, auc^ baffelBe bem @ef(^matf unb bet ^m*<br />

:^)finbungött^e{fe be§ beutf(|en 3^^eater:puBUfumä nä^er getü(ft,<br />

aber eben fo Vi^enig, bag bie Sbee beä ©tütfeö nad^ feiner<br />

^Bearbeitung ni^t me^r in i^rer sollen Olein^eit unb ^raft<br />

erfd^eint, fo irie baf er auä me^rern ?^iguren Bebeutenbe, ^a*<br />

tafterifiifd^e ßÜQt n?egge(i?fc^t unb einjetne heterogene Elemente<br />

In bie 5)ic^tung gebradf)t f^at<br />

Qlufer Olomeo unb Snlie njurbe aud^ ^atberon'g !&eBen<br />

ein 5^ räum burd^ ©inftebel unb Oiiemer für bie nad^fie ^o(ge<br />

t)orbereitet, ferner »^ebet'3 überfe|ter @aul 5Ufieri'0, bie<br />

3: ödster ^t)ß^ta unb S^affo n?ieber^ott. %u^ gebenft ©oet^e<br />

in ben Qtnnalen einer Qluffü^rung i^on Otouffeau'g ^^g*<br />

mati on mit ber SÖemerfung, feine 3)arfiellung (burd^ SBolff)<br />

^abe üergeffen gemad^t, nne unjulaf Ud^ unb unerfreuUd^ biefc0<br />


374<br />

ttjarb iä) ttid^t au^ i)on biefer (S^^ibcmie ergriffen, unb trat<br />

fle nid^t iro^tt^ätig (Sd^utb an ber ßnttricfeiung meines Sc^*<br />

fenS, bie mir je^t auf feine anbere 2Öeife benfSar ijl?" —<br />

5Die JDver getvann bur^ SSriyi'ö abermalige Qlnirefen^eit<br />

einen er^^ö^ten ©lanj. %^iU ixmrbe ix^ieber^ott , unb am<br />

11. CRoi?emBer auä) eine imitt große >0^er, ©ineijra, ^0=»<br />

itigitt i)on ©(|ott(anb, aufgeführt, troBei fi(^ inbeß irieber<br />

I6«nja^rte, baf bie 3Jiangel eineS i^erfe^Uen S^exteö burd^ aUcn<br />

Q(ufh?anb öon mufiMifd^er unb barjieKenber ^unfi ni^t ju<br />

erfe^en<br />

finb.<br />

Um fc^UefUd^ uodf> öon ^erfonen, bie im iSaufe beS<br />

3a^re8 1811 :6ei ®oet^e jufiprad^en, unb i)on 33üd^ern, bie<br />

auf i^n Bebeutenb einn?irften, ein ^aar pi erirä^nen, ^tbm<br />

n?ir ben SSefuc^ beg franjöfifd^en SegationSfecretärö SefeBijre<br />

ijott Gaffel unb SacoBi'ä Ser! „33on ben gi?ttlic^en 5£)in*<br />

gen unb i^rer Offenbarung" l^erüor.<br />

Sefeböre (nid^t l^efeijre, irie er in ben Qlnnalen genonnt<br />

n^irb), öon dlein^arb, M bem er BiaC;er aU SegationSfefretair<br />

fungirt :^atte, an ©oet^e emvfo:^len, befud^te biefen im Qlugujt,<br />

5n einem Sßriefe an Sflein^orb entn>irft er ein S3itb unfern<br />

5Did^terS, bag n?ir als 3)arftellung eines Qlugenjcugen 'oon<br />

©oet^e'S bamaliger (Srfd^einungöireife ber 3}?itt^cilung trerf^<br />

erad^ten. Qln bie (Srja^lung feiner Unterrebung mit Sielanb<br />

anfnü!pfenb, fä^rt er fort: „M. Goethe me parait ctre un<br />

homme jete dans un nioule tout different. Sa maison seule,<br />

qui est fort belle , ses escaliers ornes de statues d un goüt<br />

parfait, la beaute de ses tableaitx, la profusion des dessins<br />

qu'on trouye jusque dans ses antichambres, et les raretes


de toutes especes et de tous les siecles qu'on rencontre a<br />

chaque pas, auraient suffi pour m'apprendre que j'entrais<br />

chez le Prince de la litterature allemande. M. Goethe me<br />

re^ut avec beaucoup de bonte et de politessej je n'ai pas<br />

non plus trouve qu'il ressemblät au portrait que vous avez<br />

chez vous: *) le peintre lui a fait le front trop leye, ce<br />

qui met ses yeux et son air dans un etat d'exaltation qu'il<br />

n'a pas ; enfin il est mieux que son portrait. Ma conversation<br />

avec M. Wieland n'avait eu que lui pour objet , eile<br />

n'etait jamais sortie de ce cercle, sans cesse eile j avait<br />

ete ramenee par lui, par moi, par une consequence des<br />

faiblesses de son age. Avec M. Goethe eile prit sur le<br />

champ un vol plus eleve ; il embrassa toute la litterature<br />

allemande ,<br />

passee et presente , il y marcha a pas de geant,<br />

peignant tout a grands traits , d'une maniere rapide , mais<br />

avec une touche si vigoureuse et des couleurs si vives, que<br />

je ne pouvais assez m'etonner ; il parla de ses ouvrages<br />

peu et avec modestie, beaucoup des chefs d'oeuvre en tout<br />

genre de la France, des grands hommes qui l'avaient honoree<br />

, du bonheur de sa langue , des beaux genies qui<br />

l'avaient maniee, des litterateurs presents, de leur caractere<br />

et de celui de leurs productions ; enfin, j'etais un fran^ais<br />

qui etait alle pour rendre hommage au plus beau genie de<br />

l'Allemagne , et je m'aper§us bientot que M. Goethe me<br />

faisait en Allemagne les honneurs de la France. II est impossible<br />

d'allier plus d'esprit, plus de modestie et de cette<br />

•) @ö tüor eine (Sopie beö »on Äügelgen gemalten $or


37Ö<br />

urbanite qui jette sur la science un yernis si aimable. Je<br />

lui disais , en parlant de notre litterature ,<br />

que nous nous<br />

etions enfermes dans des bornes etroites , dont nous ne voulions<br />

pas sortir, que nous restions obstinement dans les<br />

meraes routes, ce que ne faisaient point les autres peuples.<br />

II nie repondit, avec une politesse infinie, qu'il ne trouvait<br />

pas que les Frangais eussent de la repugnance a sortir de<br />

leurs routes, mais seuleraent qu'ils etaient plus judicieux<br />

que leurs voisins, lorsqu'il etait question de s'en ouvrir de<br />

nouvelles. Son oeil est plein de feu, mais dun feu doux,<br />

sa conyersation riebe et abondante, son expression toujours<br />

pittoresque, et sa pens^e rarement ordinaire." — ©oet^e<br />

erEärte fi(| mit biefer burcä^ Olein^rb i^m mitget'^eitten 0le=<br />

Xatioxi feines ®ef^rä(|S, bie, beiläufig Bemerft, ein günfiigeä<br />

)Sid^t auf feine «^anb^aBung ber franji^fifc^en «S^rac^e ivirft,<br />

Bis auf ein einziges 2Bort einüerfianben : er trollte circonspect<br />

flatt judicieux getefen ^aBen.<br />

^ie (Schrift SacotU'S „^oon ben göttlid^en 3)ingen unb<br />

i^rer OffcnBatung" Mani ©oet^e ju Qlnfange ^DecemtJerS<br />

i)on bem i^reunbe jugefanbt. 3)iefer trat i}kx ber ©c^eHing'*<br />

fd^en 0iatur:p^i(ofo^^ie, o^ne jeboc^ ben ^amm i^reS Urhebers<br />

gu nennen, auf 8 (Sntfdfiiebenpe entgegen, unb griff bannt au^<br />

unfern ^i^ter in feinen tieffien UeBerjeugungen an. „^ie<br />

CHatur ijerBirgt ®ott," fo ^ei§t eS in ber ©d^rift, n^eit fic<br />

üBeratl nur ©d^icffal, eine unBered^enBare ^ette ^on lauter<br />

irirfenben Urfac^en ol;ne Qlnfang unb (Snbe offen13art, auö*<br />

fd^ließenb mit gleid^er O^ot^lrenbigfeit SBeibeö: 3Sorfe^ung unb<br />

Ungefähr, dm unabhängiges SKirfen, ein freies ^Beginnen ifl


377<br />

ba0 in t^r unb auS i^r Unmögti^e. ^Öttlentoa wixht fie,<br />

unt) tat^fc^laget ntd^t, ircbcr mit bem ®nUn, no$ mit bem<br />

©dienen; auc^ fc^affet fie nid^t, fonbcrn ijcrh?anbe(t aBfid^tto0<br />

unb tert^u^ttoö aua i^rem finftem QlBgritnb en.iig nur fid^<br />

felbjiförbernb mit berfetben tafilofen toftgfeit baö Untergeben,<br />

trie ba6 Qtufge^en, ben ^ob, hjie ba6 ;^eBen — nie erjewgenb,<br />

h?aö allein auä ®ott ifl unb i^rei^eit üorauöfe^t, bie Jugcnb,<br />

baS Unfler^lid^e. 2)er 9)2enfd^ offenbart ®ott, inbem er mit<br />

bem (Bd^c ^ä) üBer bie 0?atur er^e"6t u. f. ir." (SS lägt<br />

fid^ benfen, ixne fe^r ftc^ ©oet^e burd^ fold^e ;&e^ren üerle|t<br />

füllen mugtej unb ftrad^ er fid^ gleid^ junäd^jt in einem<br />

aSriefe an Sacobi'ö i^eunb ©d^lid^tegroll mit milber (Schonung<br />

aug, fo lieg er bafür f!päter, Befonberö nad^bem @df>elling bie<br />

SacoBi'fc^e (gd^rift einer i^ernic^tenben ^ritif untern^orfen<br />

l^atte, feinem Untintten in ^Briefen an ijertraute S^reunbe befio<br />

freiem Sauf. (So fd^rieB er an^neBel am 8. Ql:pril 1812:<br />

„^m eS nid^t ju Äo^pf wiU, baf @eift unb 3)laterie, (Seele<br />

unb Jtöriper, ©ebanfen unb Qlugbe^nung, ober trie ein neuerer<br />

^an^oö (Degerando) fi(^ genialifd^ auöbrücft^ Siöe unb 33e«<br />

tregung bie not:^n>enbigen ^o:p^elingrebien§ien beö Uniijerfumg<br />

iraren, fmb unb fein n^erben, unb begn?egen beibe jufammen<br />

too^l als SteUiiertreter ©otteg angefe^en trerben fönnen —<br />

tüer ju biefer 33orflellung fid^ nid^t ergeben, fann , ber IjatH<br />

baö 5Den!en längjl aufgeben unb auf gemeinen Selt!latfd^<br />

feine $age i^erh^enben foUen. 3Ber ferner nic^t bal^in gefom*<br />

men i% einjufe^en, baf ix'ir SWenfd^en einfeitig i^erfa^ren unb<br />

toerfa^ren muffen, bag aber imfer einfeitigeä SSerfabren bloß<br />

ba^in gerid^tet fein foÜ, ^on unferer ^dt^ ^er in bie anbere


378<br />

einzubringen, nnb felBjl Bei nnfetn Qlnttipoben n^ieber aufredet<br />

auf unfere ?5üfe gcj^eUt ju ^age ju fommen, bcr foÜtc einen<br />

fo ^o'^cn 3^on nid^t anfiimmen. %Ux biefcr ifi leibet bie<br />

grolge »on jener 95efd^ranft:^eit. Unb n>aö bog gute ^erj,<br />

ben trepd^en 6§orafter 'Betrifft, fo fage iä) nur fo tiel: 2Bir<br />

^onbetn eigentlid^ nur gut, in fofern n^nr mit ung fetSjl U*<br />

fannt finb. 5DunM§eit üBer unS felBfi lö^t unö nid^t leidet<br />

gu, ba§ ®ule red^t ju t^unj unb fo ift eö benn e"6en fo biet,<br />

aU nienn baö @ute nid^t gut n?cire. ^er 5)ünM a^er fii^rt un^<br />

getri^ jum SBöfen, ja, h?enn er unBebingt ift, jum (Sd^ted^ten,<br />

o^ne baf man gerabe fagen !önnte , baf ber 9)?enfd^ , ber<br />

fd^ted^t ^anbett, fd^ted^t fei. 3d^ mag bie mysteria iniquitatis<br />

nid^t aufbeben , nne eBen biefer ?^eunb , unter fortbauernben<br />

^rotefiationen öon SieBe unb 0^eigung, meine reblid^ften 93e*<br />

mü^ungen ignorirt, retarbirt, i^re Sirfung afcgefium^ft, ja<br />

ijereitelt<br />

^at"<br />

®oet^e erjä^lt in ben Qlnnaten, er IjaU feinem fd^merj*<br />

liefen 9}erbruffe nid^t nad^get;angen, bietme^r fld^ p feinem<br />

alten Qtfi)l gerettet unb in (S^ino^a'S (St^i! auf mehrere<br />

SBod^en feine täglid^e Unterhaltung gefunben. ^aä) bem er*<br />

niä^nten aSriefe an ^neBel p urt^eiten, rtjar e3 h?o^t öorjüg*<br />

lid^ ©d^eUing'g (Schrift, tva§ if)m jur a3eru"^igung gereid^te.<br />

„UeBrigeng foll i^m QacoBi) 3)anf n?erben," fo lautete eine<br />

©teile beö SÖriefeg, „baf er Sc^eUingen ouö feiner SBurg<br />

^erüorgenijt^igt ^at %üx mtd^ ifl fein 2Berf i?on ber größten<br />

93ebeutung, n.H'il fid^ ©d^eUing noc§ nie fo beutlid^ auSgc*<br />

f^ro d§en ^at, unb mir gerabe ic1^t in meinem augenBlicflic^en<br />

Sinnen unb ^reiBen (er badete \vo^ an feine 6el6|t6iogra^^ie)


379<br />

baran gelegen iji, bett statum controversiae jtrif(ä^en tien 0?a*<br />

tut* unb i5rtei^eitgmännern red^t beutUd^ ein^ufe^en, um naä)<br />

^D^a^gaBe btefer @infi(|t meine ^^ätigfeit in betf^iebenen<br />

^a^an fejijufelen." %uä) griff er trieber ju bem 3)iitteT,<br />

troburd^ er fc^on fo oft fic^ einer ^erjenöBürbe entlebigt ^atte,<br />

unb f^rie"6 baö ©ebi^t „®rof ift bie £)iana ber @!p:^e*<br />

fer", baö er jebod^ »ortaufig bem alten greunbe fecretirte.<br />

es ifi ijietlei^t fd^on (Snbe 1811, ober im erfien 3)rittet beä<br />

3. 1812 entflanbenj trenigftenS ifl ouf ben jum ©runbe Ue*<br />

genben ©ebanfen fd^on in einem SBriefe an 3acot)i öom<br />

10. 3)hi 1812 :^ingebeutet. „5d^ trürbe bie alte mein^eit unb<br />

Qtuftic^tigfeit toerle^en,'^ f)d^t eö barin ,<br />

„irenn i^ 55)ir ijer*<br />

f(|n?iege, baß mic^ baä S3üc^(ein jiemtid^ inbig^onirt ^at.<br />

^^ Bin nun einmal einer ber ^^^efifdf^en ©olbfc^miebe,<br />

ber fein ganjeS !^eBen im Qlnfd^auen unb Qlnjlaunen unb SSer*<br />

e'^rung beg tvunbertrürbigen 5'em^et6 ber ©öttin unb in 9^ad^-<br />

Bilbung i^rer ge^eimnifijollen ©ejtalten ^ugeBrad^t I;at, unb<br />

bem e3 unmöglid^ eine angenehme (Sm^finbung erregen fann,<br />

h?enn irgenb ein Qlipofiel feinen 9)JitBürgern einen anbern unb<br />

baju formlofen ®ott aufbrängen irid. ^ätk i^ ba'^er irgenb<br />

eine ä^nUd^e (Sd^rift jum $reiö ber großen Qlrtemiö ^erauS*<br />

jugeBen (trag jebod^ meine (Baä)t nid^t ifi, \vdl i^ in benen<br />

gehöre, bie felBft gern ru^ig fein mögen unb aud^ baö 3Sotf<br />

nic^t aufregen n^ollen), fo ^tU auf ber 0lütffeite beö $itel*<br />

Blattei fielen muffen : Wan lernt nid^tg fennen, alä n?a3 man<br />

lieBtj unb je tiefer unb ijollficinbiger bie .^enntnif n>erben foU,<br />

befio fiarfer, fraftigcr unb leBenbiger muß SieBe, ja J^eiben«*<br />

fd^aft fein."


380<br />

5110 3acot>i fväter baS ©ebt^t §u ©efi^te Befam, irarb<br />

er toon ber :^eftigflen SHtpimmmtg gegen ©oef^e ergriffen,<br />

imb biefeö ®efü^( trurbe mii) mä)i einmal bur(| ben britten<br />

aSanb ijon Sa^r^ett unb 5Dic^tung Bef(^h?id^tigt, h?orht bie<br />

erfie ßnt i^reö ^eunbf^aftalntnbeg auf bie Ue^eüoUfle Seife<br />

gefc^itbert h?irb} ijielme^r frän!te i^n ^ier aufö Offene bie<br />

@tette: ;,Unb fo fc^ieben n.nr enbti^ in ber feligen (Em^fin*<br />

t)ung einiger aSereinigung , ganj o^ne SSorgefü^l, ba^ unfer<br />

(Streben eine entgegengefe|te Oiid^tung nehmen trerbe, it?ie eä<br />

fi^ im !&aufe beS l&eBenS nur aHjufe'^r offenbarte/' 0lad^bem<br />

einmal Beiberfeitä bie iJÖUige JDifferenj i^rer Staturen ju tia^<br />

rem aSennißtfein gefommeu n?ar, fonnte fi^ baS alte traulid^e<br />

SBer^^ältnif unmöglid^ lüieber ganj :^erflellen.

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