Produktgestaltung im freien Strommarkt - oikos St. Gallen
Produktgestaltung im freien Strommarkt - oikos St. Gallen
Produktgestaltung im freien Strommarkt - oikos St. Gallen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong><br />
Eine Erhebung von Kundenpräferenzen für leistungsrelevante Attribute von<br />
<strong>St</strong>romprodukten mit Hilfe des Choice Based Conjoint-Verfahrens<br />
Masterarbeit, eingereicht von:<br />
Andreas Burkhalter<br />
(Schweiz)<br />
An der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> (HSG)<br />
Referent:<br />
Dr. Rolf Wüstenhagen<br />
Korreferent:<br />
Prof. Dr. Andreas Herrmann<br />
<strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>, 11.06.2007
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
I. Abstract<br />
Der Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> steht kurz vor der Liberalisierung: In einer ersten Phase<br />
sollen alle Grosskunden und Endversorger in den Genuss der <strong>freien</strong> Lieferantenwahl<br />
kommen, bevor in einer zweiten Phase auch kleinere Unternehmen und Privatkunden<br />
vom <strong>freien</strong> Wettbewerb profitieren können. Im Hinblick auf die zukünftige Wettbewerbssituation<br />
stehen die Energieversorgungsunternehmen (EVU) vor wichtigen<br />
strategischen Entscheidungen. Mit der vorliegenden Arbeit wurde eine Entscheidungsgrundlage<br />
für die <strong>Produktgestaltung</strong> und die Zusammensetzung der <strong>St</strong>romangebotspalette<br />
für Privatkunden erarbeitet. Hierzu wurde auf ein zweistufiges Choice<br />
Based Conjoint-Verfahren (CBC) zurückgegriffen. Diese Methode ermöglicht die<br />
Ermittlung von Wichtigkeiten von Produktattributen für die Produktwahlentscheidung<br />
der Kunden und die Berechnung von Zahlungsbereitschaften für verschiedene Attributsausprägungen.<br />
Das Kernstück der Untersuchung stellt eine internetbasierte<br />
CBC-Befragung mit 15 Choice Tasks mit je drei Produktkonzepten dar. Diese wurde<br />
durch 628 Privatkunden aus der Region Ostschweiz beantwortet. Die Datenauswertung<br />
ergab eine hohe Wichtigkeit der Attribute „<strong>St</strong>rommix“, „monatliche <strong>St</strong>romkosten“<br />
und „Ort der <strong>St</strong>romproduktion“. Das von Privatkunden präferierte <strong>St</strong>romprodukt sollte<br />
aus einer Mischung verschiedener erneuerbarer Energien in der Region oder der<br />
Schweiz produziert werden und nach Möglichkeit aus Anlagen stammen, die mit dem<br />
Öko-Label „naturemade star“ zertifiziert sind. Die <strong>St</strong>romversorgung sollte von einem<br />
regionalen EVU zu einem möglichst günstigen Preis abgewickelt und nach Hochund<br />
Niedertarif abgerechnet werden, wobei möglichst kurze Kündigungsfristen erwünscht<br />
sind. Abgerundet wird die Beschreibung des präferierten <strong>St</strong>romproduktes<br />
durch eine detaillierte Untersuchung von Kundenwünschen bezüglich Öko-Labels<br />
und den damit verbundenen Förderfonds zur Finanzierung von Umweltverbesserungsmassnahmen.<br />
Neben konkreten Hinweisen für die <strong>St</strong>romproduktgestaltung<br />
liefert diese Arbeit einen Beitrag zur Ausgestaltung der Angebotspalette und somit<br />
eine Entscheidungsgrundlage für die strategische Positionierung des Privatkundengeschäfts<br />
von EVU <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>.<br />
I
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
I. Abstract...................................................................................... I<br />
II. Abbildungsverzeichnis..........................................................IV<br />
III. Tabellenverzeichnis ..............................................................IV<br />
IV. Abkürzungsverzeichnis ........................................................V<br />
1. Einleitung................................................................................. 1<br />
1.1 Einführung in das Thema....................................................................................... 1<br />
1.2 Forschungsfragen.................................................................................................. 3<br />
1.3 Methodische Vorgehensweise ............................................................................... 4<br />
1.4 Inhaltliche Gliederung der Arbeit............................................................................ 4<br />
2. Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ................ 5<br />
2.1 Aktuelle Bestandesaufnahme ................................................................................ 5<br />
2.1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen ................................................................5<br />
2.1.2 Der Schweizer <strong>St</strong>rommix.............................................................................7<br />
2.1.3 Wettbewerbssituation ..................................................................................7<br />
2.1.4 Der Markt für Ökostrom...............................................................................8<br />
2.1.5 Öko-Labelling ..............................................................................................9<br />
2.2 Ausblick auf die geplante <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung...................................................... 10<br />
2.2.1 Unbundling ................................................................................................11<br />
2.2.2 Der deutsche Vergleichsmarkt ..................................................................12<br />
3. Empirischer Teil: Conjoint-Analyse .................................... 14<br />
3.1 Ziele der Analyse ................................................................................................. 14<br />
3.2 Methodische Vorgehensweise ............................................................................. 14<br />
3.2.1 Relevante Attribute und Ausprägungen.....................................................17<br />
3.2.2 Auswahl des Präferenzmodells .................................................................23<br />
3.2.3 Auswahl der Datenerhebungsmethode .....................................................24<br />
3.2.4 Best<strong>im</strong>mung des Datenerhebungsdesigns................................................25<br />
3.2.5 Best<strong>im</strong>mung der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulipräsentation.........................................................25<br />
3.2.6 Art der Umfrage.........................................................................................26<br />
3.2.7 Auswahl der Auswertungsmethode...........................................................27<br />
3.2.8 Schätzung der Präferenzwerte..................................................................29<br />
3.2.9 Aggregation der Präferenzwerte ...............................................................29<br />
4. Ergebnisse............................................................................. 30<br />
4.1 Beschreibung der <strong>St</strong>ichprobe............................................................................... 30<br />
4.2 Auswertungen...................................................................................................... 31<br />
4.2.1 Wichtigkeiten der Attribute ........................................................................32<br />
4.2.2 Zahlungsbereitschaften .............................................................................34<br />
4.2.3 Einfluss der Wichtigkeit von Attributen ......................................................38<br />
4.2.4 Soziodemografische Auswertungen..........................................................39<br />
4.2.5 Auswertungen nach teilnehmenden EVU..................................................44<br />
5. Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> ............................ 46<br />
II
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
5.1 Präferiertes <strong>St</strong>romprodukt.................................................................................... 46<br />
5.2 Ökostrom und Öko-Labelling ............................................................................... 47<br />
5.3 Markts<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten................................................................... 48<br />
5.4 Ausgestaltung der Angebotspalette ..................................................................... 50<br />
6. Schlussfolgerungen.............................................................. 53<br />
7. Kritische Würdigung der Arbeit........................................... 56<br />
V. Danksagung ...........................................................................VI<br />
VI. Literaturverzeichnis.............................................................VII<br />
VII. Verzeichnis der Internet-Quellen........................................XI<br />
VIII. Verzeichnis der Interviews mit Auskunftspersonen .....XIII<br />
IX. Eigenständigkeitserklärung.............................................. XIV<br />
XI. Anhänge............................................................................... XV<br />
xi.i Telefoninterview vom 14.02.2007 mit dem CEO einer mittelständischen<br />
Unternehmensberatung ............................................................................................ XV<br />
xi.ii Quantitative Vorbefragung................................................................................. XIX<br />
xi.iii Screenshots der Online-Befragung................................................................... XXI<br />
xi.iv Soziodemografische Daten der Probanden ..................................................XXXIX<br />
xi.v Multinomiales LOGIT-Modell .............................................................................XLII<br />
xi.vi Wichtigkeiten von Attributen nach EVU ...........................................................XLIII<br />
xi.vii S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten..................................................................... XLIV<br />
xi.viii Vergleich: S<strong>im</strong>ulation und effektive Absatzzahlen.......................................... XLV<br />
III
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
II. Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse...................................................... 16<br />
Abbildung 2: Zahlungsbereitschaften für Produktattribute und Ausprägungen.............. 36<br />
Abbildung 3: Zahlungsbereitschaften für <strong>St</strong>rommixes nach Ausbildung........................ 40<br />
Abbildung 4: Zahlungsbereitschaften für den Ort der <strong>St</strong>romproduktion nach Alter........ 41<br />
Abbildung 5: Zahlungsbereitschaften für den Ort der <strong>St</strong>romproduktion nach<br />
Erwerbsstatus. ....................................................................................................... 43<br />
III. Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Bewertung der Produktattribute. ...................................................................19<br />
Tabelle 2: Festlegung der Attributsausprägungen.........................................................21<br />
Tabelle 3: Ergebnisse der CBC-Erhebung. ...................................................................31<br />
Tabelle 4: Wichtigkeiten von Attributen. ........................................................................33<br />
Tabelle 5: Opt<strong>im</strong>ales <strong>St</strong>romprodukt aus Kundensicht....................................................46<br />
Tabelle 6: Unterstützung von erneuerbaren Energien durch Förderfonds.....................47<br />
Tabelle 7: Finanzierung von Umweltmassnahmen mittels Förderfonds. .......................48<br />
Tabelle 8: S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten auf der Achse ökologisch-billig. .................49<br />
Tabelle 9: Wichtigkeiten von Produktattributen in der quantitativen Vorstudie. ............ XX<br />
Tabelle 10: Soziodemografische Daten der Probanden. ..............................................XLI<br />
IV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
IV. Abkürzungsverzeichnis<br />
ACA Adaptive Conjoint Analysis<br />
ANOVA Analysis of Variance<br />
BfE Bundesamt für Energie<br />
BFS Bundesamt für <strong>St</strong>atistik<br />
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
CBC Choice Based Conjoint<br />
EDF Electricité de France<br />
ElCom Elektrizitätskommission<br />
EleG Elektrizitätsgesetz<br />
ewz Elektrizitätswerk der <strong>St</strong>adt Zürich<br />
EMG Elektrizitätsmarktgesetz<br />
EVU Energieversorgungsunternehmen<br />
EW Elektrizitätswerk<br />
F+E Forschung und Entwicklung<br />
FEW Freiburgische Elektrizitätswerke<br />
HB Hierarchical Bayes<br />
HT/NT Hoch- und Niedertarif<br />
IPCC Intergovernmental Panel on Cl<strong>im</strong>ate Change<br />
LINMAP Linear Mapping<br />
LOGIT Logitanalyse<br />
MONANOVA Monotonic Analysis of Variance<br />
OLS Ordinary Least Square<br />
PREFMAP Preference Mapping<br />
PROBIT Probitanalyse<br />
SMRT Sawtooth Market Research Tools<br />
<strong>St</strong>romVG <strong>St</strong>romversorgungsgesetz<br />
UCTE Union for the Co-ordination of Transmission of Electricity<br />
UVEK Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation<br />
VDEW Verband der Elektrizitätswirtschaft<br />
WAS Wahlmodell mit abgesicherter <strong>St</strong>romversorgung<br />
V
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
1. Einleitung<br />
Diese Einleitung dient in erster Linie der Heranführung an das Arbeitsthema „<strong>Produktgestaltung</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>“. Daraufhin werden die <strong>im</strong> Rahmen dieser praxisbezogenen<br />
Arbeit verfolgten Forschungsfragen erläutert und die dafür herangezogene<br />
Methodik vorgestellt. Zum Schluss folgt eine Beschreibung der inhaltlichen<br />
Gliederung der vorliegenden Arbeit.<br />
1.1 Einführung in das Thema<br />
Die EG-Richtlinien für den gemeinsamen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> von 2003 schreiben für EVU<br />
die Trennung des Netzbetriebs von anderen Unternehmensbereichen wie <strong>St</strong>romproduktion<br />
und Vertrieb vor. In Deutschland ist dieses so genannte Unbundling <strong>im</strong> Energiewirtschaftsgesetz<br />
(EnWG) von 2005 verankert und ermöglicht Grosskunden und<br />
Privathaushalten die freie Auswahl ihres <strong>St</strong>romversorgers. 1 In der Schweiz ist die<br />
Öffnung des <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es vergleichsweise noch wenig fortgeschritten. Seit Juni<br />
2003 kann jedoch von einer faktischen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung gesprochen werden. Das<br />
Bundesgericht hat damals die Durchleitung von <strong>St</strong>rom von der Watt AG an die<br />
Migros durch das Netz der Freiburgischen Elektrizitätswerke (FEW) gutgeheissen. 2<br />
Laut Nationalrat soll die Öffnung des <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es vorangetrieben werden, um eine<br />
Abst<strong>im</strong>mung mit der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung <strong>im</strong> EU-Raum zu erreichen. 3 Sobald diese<br />
auch in der Schweiz vollzogen ist, werden Geschäfts- und Privatkunden ihren <strong>St</strong>romversorger<br />
wechseln können. Hieraus entstünde eine neuartige Wettbewerbssituation<br />
zwischen den bisher regional oder kommunal verankerten EVU. Bereits jetzt zeichnen<br />
sich deswegen bezüglich Produktpositionierung und Marketing erste Anstrengungen<br />
seitens der EVU ab.<br />
Neben den sich abzeichnenden wettbewerbspolitischen Veränderungen erlebt<br />
die Schweiz aktuell eine intensive Debatte über ihre energiepolitische Zukunft. In der<br />
Diskussion um drohende Engpässe in der Schweizer <strong>St</strong>romversorgung stehen sich<br />
Vertreter verschiedener Szenarien gegenüber. Je nach <strong>St</strong>andpunkt soll der Schweizer<br />
<strong>St</strong>rombedarf entweder bereits ab 2012 4 oder spätestens nach 2020 5 nicht mehr<br />
1<br />
VDEW, Glossar (2007).<br />
2<br />
VSE, Öffnung des <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es durch das Bundesgericht (2003).<br />
3<br />
VSE, Elektrizitätsmarktöffnung soll beschleunigt werden (2004).<br />
4<br />
Axpo, <strong>St</strong>romperspektiven 2020 (Zürich: 2005) 11.<br />
5<br />
VSE, Vorschau 2006 auf die Elektrizitätsversorgung der Schweiz <strong>im</strong> Zeitraum bis 2035/2050 (Aarau:<br />
2006a) 11.<br />
1
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
durch die inländischen Produktionskapazitäten und die auslaufenden langfristigen<br />
Lieferverträge mit der Electricité de France (EDF) gedeckt werden können. Ein weiterer<br />
Grund für die zunehmende <strong>St</strong>romknappheit ist das Ende der Betriebsdauer der<br />
ersten Kernkraftwerke (KKW) um das Jahr 2020 6 und die Tatsache, dass die für ein<br />
neues KKW erforderliche Planung, Bewilligung, der Bau und die Inbetriebnahme<br />
zwischen 16 und 18 Jahre in Anspruch nehmen würde. 7<br />
Eng verknüpft mit den Fragestellungen der <strong>St</strong>romproduktion und -versorgung<br />
ist auch das Thema Umwelt. Nicht zuletzt die Veröffentlichung des Intergovernmental<br />
Panel on Cl<strong>im</strong>ate Change (IPCC) Reports zeigt den Einfluss des Menschen auf die<br />
globale Kl<strong>im</strong>averänderung auf und sorgt sowohl in der Politik 8 als auch in der Bevölkerung<br />
für ein verstärktes Umweltbewusstsein. Der Handlungsbedarf ist bekannt: Die<br />
weltweiten Treibhausgasemissionen sollen gesenkt werden. Das Thema Ökologie ist<br />
somit hochaktuell und schlägt sich auch <strong>im</strong> Produktwahlverhalten von Konsumenten<br />
nieder, wie verschiedene <strong>St</strong>udien zeigen konnten. 9<br />
Vor dem Hintergrund der aktuellen energie- und umweltpolitischen Herausforderungen<br />
unterstützen die Schweizer Politik und die Wirtschaft vermehrt die erneuerbaren<br />
Energien als Komplement oder Substitut der bisherigen <strong>St</strong>romproduktion aus<br />
Kern- und Wasserkraft, Kehricht und fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Erdgas und<br />
Kohle. 10 Der Sammelbegriff der erneuerbaren Energien umfasst sowohl die <strong>St</strong>romproduktion<br />
aus Wasserkraft, Biomasse, Wind- und Solarkraft als auch die Geothermie.<br />
Ihnen gemeinsam ist ihre CO2-arme <strong>St</strong>romproduktionsweise. 11 Um die Herkunft<br />
dieses aus erneuerbaren Energien produzierten <strong>St</strong>romes zu garantieren, lassen EVU<br />
ihre Produktion teilweise von unabhängigen Organisationen zum Erhalt eines Öko-<br />
Labels von TÜV 12 oder naturemade 13 prüfen. Diese Labels haben gegenüber dem<br />
Endkunden Signalwirkung bezüglich Umweltverträglichkeit der betreffenden Produkte<br />
und können vom EVU marketingtechnisch eingesetzt werden.<br />
Unter den oben genannten Rahmenbedingungen stehen Schweizer EVU heute<br />
vor wegweisenden Entscheidungen für die Zukunft. Eine der bedeutendsten Her-<br />
6 BfE, Energieversorgung der Schweiz ab 2020 (2007).<br />
7 Moritz Leuenberger, Die Politik der Energie in der direkten Demokratie (Pfäffikon: 2007).<br />
8 IPCC, Cl<strong>im</strong>ate Change 2007: The Physical Science Basis – Summary for Policymakers (Genf: 2007).<br />
9 Katharina Sammer and Rolf Wüstenhagen, „The Influence of Eco-Labelling on Consumer Behaviour<br />
– Results of a Discrete Choice Analysis for Washing Machines”, Business <strong>St</strong>rategy and the Environment<br />
15. (2006), 196.<br />
10 BfE, Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2005 (Zürich: 2006), 37 ff.<br />
11 AEE, Das ABC der erneuerbaren Energien (Zürich: ohne Datum).<br />
12 TÜV, Energie-Zertifizierung (2007).<br />
13 VUE (2007).<br />
2
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
ausforderungen besteht in der <strong>Produktgestaltung</strong> sowie strategischen Positionierung<br />
des Produktangebotes. Im Zentrum dieser Entscheidungen muss der <strong>St</strong>romkunde<br />
stehen, denn „Unternehmen mit ausgeprägter Kundenorientierung sind nachweislich<br />
profitabler als [..] innenorientierte Unternehmen.“ 14<br />
1.2 Forschungsfragen<br />
Da die <strong>im</strong> einleitenden Abschnitt besprochenen Thematiken sehr weit gefasst sind,<br />
müssen für diese Arbeit klar eingegrenzte Forschungsfragen definiert werden. Diese<br />
Arbeit soll in erster Linie den EVU <strong>im</strong> Hinblick auf die kommende Liberalisierung als<br />
Entscheidungsgrundlage für die <strong>St</strong>romproduktgestaltung dienen. Es sollen zu diesem<br />
Zweck die Präferenzen von Schweizer Privatkunden für relevante Attribute von<br />
<strong>St</strong>romprodukten (z.B. Produktionsart) bzw. für deren konkrete Ausprägungen (z.B.<br />
Wind-, Wasser- oder Solarkraft, etc.) ermittelt werden. Die Resultate dieser Vorgehensweise<br />
sollen in Form eines präferierten <strong>St</strong>romproduktes greifbar gemacht werden.<br />
Hierzu gehören insbesondere Überlegungen zur Preisgestaltung, dem durch die<br />
EVU angebotenen <strong>St</strong>rommix und dem Labelling von Ökostromprodukten. Zudem<br />
sollen auf Basis der gewonnenen Daten Markts<strong>im</strong>ulationen zur Abschätzung möglicher<br />
Marktchancen von ausgewählten Produkten durchgeführt werden. Demnach<br />
lässt sich die erste Forschungsfrage dieser Arbeit wie folgt formulieren:<br />
Forschungsfrage 1: Wie ist das präferierte <strong>St</strong>romprodukt aus Sicht der Privatkunden<br />
zu gestalten? Welche Marktchancen haben ausgewählte <strong>St</strong>romprodukte in einer<br />
S<strong>im</strong>ulation?<br />
Eine weitere mit der <strong>Produktgestaltung</strong> verbundene Forschungsfrage dieser Arbeit<br />
besteht darin, die vom Privatkunden bevorzugte Breite und Tiefe der angebotenen<br />
<strong>St</strong>romproduktpalette zu erfassen.<br />
Forschungsfrage 2: Was zeichnet das erwünschte <strong>St</strong>romproduktangebot für Privat-<br />
kunden aus?<br />
Gestützt auf die Erkenntnisse aus den beiden Forschungsfragen sollen EVU Entscheide<br />
für die zukünftige <strong>Produktgestaltung</strong>, strategische Positionierung und das<br />
Marketing und die Kommunikation ihrer Produkte fällen können. Die zur Beantwortung<br />
der genannten Forschungsfragen angewandte Vorgehensweise wird <strong>im</strong> nächsten<br />
Abschnitt beschrieben.<br />
14 Günter Hertel und Wilfried Virt, Qualitätsmanagement als Grundkonzept einer kundenorientierten<br />
<strong>Produktgestaltung</strong>. Kundenorientierte <strong>Produktgestaltung</strong>. (München: Vahlen, 2000), 21.<br />
3
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
1.3 Methodische Vorgehensweise<br />
Zur Bearbeitung von Forschungsfrage 1 wurde eine internetbasierte Befragung von<br />
Privatkunden <strong>im</strong> Raum Ostschweiz durchgeführt. Die daraus gewonnenen Präferenzwerte<br />
für einzelne <strong>St</strong>romproduktattribute und deren Ausprägungen wurden anschliessend<br />
mittels einer CBC-Analyse durch die Software Sawtooth ausgewertet.<br />
Diese ermöglichte die Ermittlung des präferierten <strong>St</strong>romprodukts und eine Markts<strong>im</strong>ulation<br />
ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte. Die Forschungsfrage 2 wurde durch das <strong>St</strong>ellen<br />
von geeigneten Zusatzfragen <strong>im</strong> Rahmen der Online-Untersuchung sowie dem Vergleich<br />
von <strong>St</strong>romproduktangeboten anderer Schweizer und deutscher EVU beantwortet.<br />
1.4 Inhaltliche Gliederung der Arbeit<br />
Nach dieser Einleitung folgt <strong>im</strong> zweiten Teil eine Beschreibung der aktuellen Rahmenbedingungen<br />
<strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>: Neben rechtlichen Best<strong>im</strong>mungen, dem<br />
Schweizer <strong>St</strong>rommix und der allgemeinen Wettbewerbssituation sollen insbesondere<br />
auch der wachsende Markt für Ökostrom und die Thematik des Öko-Labelling angeschnitten<br />
werden. Im Hinblick auf die Öffnung des Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es soll das<br />
zu Grunde liegende Konzept des Unbundling erläutert und ein Blick in den deutschen<br />
Vergleichsmarkt geworfen werden. Im dritten Teil der Arbeit erfolgt eine detaillierte<br />
und systematische Beschreibung der Conjoint-Methode und deren praktischen<br />
Durchführung am <strong>St</strong>udienobjekt <strong>St</strong>romproduktgestaltung. Im anschliessenden vierten<br />
Teil werden die wichtigsten Ergebnisse präsentiert und erläutert. Darauf aufbauend<br />
werden in einem fünften Teil Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> hergeleitet.<br />
Hierbei gilt dem präferierten <strong>St</strong>romprodukt, den Themen Ökostrom und Öko-<br />
Labelling, einer Markts<strong>im</strong>ulation ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte sowie der Ausgestaltung<br />
der Produktpalette ein besonderes Augenmerk. In einem sechsten Teil werden<br />
Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen dieser Arbeit gezogen und einige Thesen<br />
zur möglichen zukünftigen Entwicklung des Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es aufgestellt.<br />
Zum Schluss soll die Arbeit einer kritischen Würdigung hinsichtlich der angewandten<br />
Methodik unterzogen werden.<br />
4
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
2. Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong><br />
Dieser zweite Teil dient der Beschreibung der Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Schweizer<br />
<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, worin das eigentliche Thema dieser Arbeit eingebettet ist. An dieser<br />
<strong>St</strong>elle wird nicht nur auf die aktuelle Situation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> eingegangen,<br />
sondern ein Ausblick auf die geplante Liberalisierung gewagt, wobei der bereits<br />
geöffnete deutsche <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> als Vergleichsmarkt herangezogen wird.<br />
2.1 Aktuelle Bestandesaufnahme<br />
Zur Beschreibung der aktuellen Situation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> soll eine Bestandesaufnahme<br />
der rechtlichen Rahmenbedingungen, des Schweizer <strong>St</strong>rommixes, der<br />
Wettbewerbssituation <strong>im</strong> Allgemeinen und des Marktes für Ökostrom und dem damit<br />
verbundenen Öko-Labelling <strong>im</strong> Besonderen erfolgen.<br />
2.1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
Der Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> wurde bisher durch eine Vielzahl verschiedener Gesetze<br />
geregelt, wobei die wichtigsten hier kurz beschrieben werden sollen: Das Energiegesetz<br />
steuert zu einer genügenden, breit abgestützten, sicheren, ökonomischen und<br />
ökologischen Energieversorgung bei. 15 Das Kartellgesetz bezweckt, volkswirtschaftlich<br />
oder sozial schädliche Auswirkungen von Kartellen und anderen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
zu verhindern und somit den Wettbewerb <strong>im</strong> Sinne einer <strong>freien</strong><br />
Marktwirtschaft zu fördern. 16 Laut Preisüberwachungsgesetz verfolgt der Preisüberwacher<br />
die Preisentwicklung und verhindert oder beseitigt die missbräuchliche Erhöhung<br />
oder Beibehaltung von Preisen. 17 Im Rahmen des Gesetzes gegen unlauteren<br />
Wettbewerb (UWG) können sich Marktteilnehmer gegen systematische Tiefpreispolitik<br />
zur Ausschaltung von Wettbewerbern zur Wehr setzen. 18<br />
Nach dem Nein zum Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) <strong>im</strong> September 2002 hat<br />
das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) eine<br />
Expertenkommission beauftragt, Eckwerte für ein Bundesgesetz über die <strong>St</strong>romversorgung<br />
auszuarbeiten. 19 Durch den <strong>St</strong>romausfall in Italien <strong>im</strong> September 2003 wur-<br />
15<br />
Energiegesetz vom 26. Juni 1998, SR 730.0.<br />
16<br />
Bundesgesetz vom 6. Oktober 1995 über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen<br />
(Kartellgesetz, KG), SR 251.<br />
17<br />
Preisüberwachungsgesetz vom 20. Dezember 1985 (PüG), SR 942.20.<br />
18<br />
Bundesgesetz vom 19. Dezember 1986 gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), SR 241.<br />
19<br />
Bundesrat, Botschaft zur Änderung des Elektrizitätsgesetzes und zum <strong>St</strong>romversorgungsgesetz<br />
(Bern: 2004).<br />
5
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
de der Schweiz das Risiko von Versorgungsengpässen deutlich vor Augen geführt.<br />
Das Bundesgerichtsurteil vom 17. Juni 2003 <strong>im</strong> Fall FEW gegen Watt/Migros bejaht<br />
zwar die Anwendbarkeit des Kartellgesetzes <strong>im</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, betont jedoch die Notwendigkeit<br />
von Einzelfallregelungen für den Netzzugang und somit das Fehlen eines<br />
allgemeingültigen Gesetzes. Zudem wurden in der EU neue Vorschriften in Kraft<br />
gesetzt, welche die Schweiz als internationale <strong>St</strong>romdrehscheibe direkt betreffen.<br />
Daher wurden zwei Gesetze ausgearbeitet: Das neue <strong>St</strong>romVG und das EleG. Ersteres<br />
beinhaltet eine umfassende Gesetzesvorlage über die <strong>St</strong>romversorgung, während<br />
durch letzteres der grenzüberschreitende <strong>St</strong>romhandel in einer befristeten Übergangslösung<br />
geregelt wird, bis das <strong>St</strong>romVG in Kraft tritt. 20<br />
Das Kernstück des <strong>St</strong>romVG besteht in der etappenweisen Öffnung des<br />
<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es für den Wettbewerb. In der ersten Etappe sollen ab dem 1. Oktober<br />
2008 21 Endverteiler und Grosskunden freie Lieferantenwahl erhalten, wobei so genannte<br />
Bündelkunden zugelassen sind, bevor für kleine <strong>St</strong>romkonsumenten in einer<br />
zweiten Etappe das so genannte Wahlmodell mit abgesicherter <strong>St</strong>romversorgung<br />
(WAS) gilt. Dieses beinhaltet die Möglichkeit zur <strong>freien</strong> Lieferantenwahl oder den<br />
gesetzlich garantierten Anspruch, weiterhin vom bisherigen EVU mit <strong>St</strong>rom versorgt<br />
zu werden. Die zweite Etappe tritt nicht automatisch in Kraft, sondern durch einen<br />
dem fakultativen Referendum unterliegenden Beschluss der Bundesversammlung. 22<br />
Die <strong>im</strong> <strong>St</strong>romVG vorgesehene Netzgesellschaft Swissgrid zum Betrieb und der<br />
Überwachung der gesamtschweizerischen Übertragungsnetze nahm <strong>im</strong> November<br />
2006 ihre Tätigkeit auf. Weitere Aufgaben sind die Abwicklung von grenzüberschreitenden<br />
<strong>St</strong>romlieferungen, die Sicherstellung von Systemdienstleistungen, die Organisation<br />
des Marktes für Ausgleichs- und Regelenergie sowie die Durchführung eines<br />
Engpassmanagements und die Vertretung von Interessen der Schweiz in internationalen<br />
Gremien der Übertragungsnetzbetreiber. 23 Die Gründung einer nationalen Regulierungsbehörde<br />
wird ebenfalls durch das <strong>St</strong>romVG verlangt. Diese Elektrizitätskommission<br />
(ElCom) soll den Netzzugang, Netznutzungsbedingungen und –tarife<br />
genehmigen und überprüfen sowie <strong>im</strong> <strong>St</strong>reitfall darüber entscheiden und Richtlinien<br />
20<br />
BfE, Aktuelle Informationen – <strong>St</strong>romversorgungsgesetz und Revision Energiegesetz (Bern: 2007a).<br />
21<br />
Vorbehältlich eines allfälligen Referendums sollen Gesetz und Verordnungen auf den 1. Januar<br />
2008 in Kraft gesetzt werden.<br />
22<br />
UVEK, Begleitbrief zum Bundesgesetz über die <strong>St</strong>romversorgung und der Revision des<br />
Elektrizitätsgesetztes (Bern: 2004).<br />
23 Swissgrid (2007).<br />
6
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
erlassen können. Zudem wird sie die bisherigen Funktionen des Preisüberwachers<br />
<strong>im</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> übernehmen und auch Sanktionen aussprechen können. 24<br />
2.1.2 Der Schweizer <strong>St</strong>rommix<br />
Der <strong>St</strong>rom macht in der Schweiz 23,2% des Endenergieverbrauchs aus und steht<br />
somit an zweiter <strong>St</strong>elle hinter den Erdölprodukten (56,5%). 25 Zur <strong>St</strong>romproduktion <strong>im</strong><br />
Jahr 2006 trugen Wasserkraftwerke mit 52,5%, KKW mit 42,2% und konventionellthermische<br />
und andere Anlagen mit 5,3% bei. Einhe<strong>im</strong>ische Kraftwerke erzeugten<br />
62,1 GWh. Die <strong>St</strong>romproduktion des schweizerischen Kraftwerkparks stieg damit <strong>im</strong><br />
Vergleich zu 2005 (57,9 GWh) 26 um 7,3%. Gleichzeitig hatte die Schweiz einen Rekordverbrauch<br />
an Elektrizität zu verzeichnen: Dieser erreichte mit 57,8 GWh einen<br />
neuen Höchstwert, was einem pro Kopf-Verbrauch von 7’646 kWh entspricht. 27 Dennoch<br />
resultierte ein Importüberschuss von 2,7 GWh. 28 Dieser nach 2005 wiederholte<br />
Importüberschuss verstärkte die Debatte um eine drohende zukünftige Versorgungslücke.<br />
Der grösste Anteil des <strong>St</strong>romverbrauches fällt mit 33,0% auf die Industrie und<br />
das verarbeitende Gewerbe, die Haushalte sind mit 30,7% für den zweitgrössten<br />
Anteil am Verbrauch verantwortlich und die Dienstleistungs- und Verkehrsbereiche<br />
für 26,3% bzw. 8,2%. Die restlichen 1,8% entfallen auf die Landwirtschaft. 29<br />
2.1.3 Wettbewerbssituation<br />
Der Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ist <strong>im</strong> europäischen Vergleich stark fragmentiert. Die<br />
<strong>St</strong>romversorgung wird hierzulande durch rund 900 EVU sichergestellt, darunter etwa<br />
80 <strong>St</strong>romproduzenten, einige Händler, sieben Übertragungsnetz- und eine Vielzahl<br />
von Verteilnetzbetreibern, sprich Endversorgern. 30 Das Rückgrat der Schweizer<br />
<strong>St</strong>romversorgung bilden die sieben Überlandwerke Energie Ouest Suisse, Berner<br />
Kraftwerke, Aare Tessin AG für Elektrizität, Elektrizitätswerk der <strong>St</strong>adt Zürich, Nordostschweizer<br />
Kraftwerke, Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg sowie die<br />
Centralschweizer Kraftwerke, wobei die drei letzteren zur Axpo Holding zusammengefasst<br />
wurden. Demgegenüber sind viele lokale Versorger kommunale Unternehmen<br />
und somit Teil der Gemeindeverwaltung. Als Querverbundunternehmen nehmen<br />
24<br />
Bundesgesetz über die <strong>St</strong>romversorgung (<strong>St</strong>romversorgungsgesetz, <strong>St</strong>romVG) vom 23. März 2007.<br />
25<br />
BfE (2006), 2.<br />
26<br />
Zurückzuführen ist der starke Produktionsanstieg <strong>im</strong> Jahr 2006 unter anderem auf den <strong>St</strong>illstand<br />
des KKW Leibstadt von April bis August 2005.<br />
27<br />
Thomas Schürpf, „Rekordhoher <strong>St</strong>romverbrauch“, Neue Zürcher Zeitung 228 (2007).<br />
28<br />
BfE, Elektrizitätserzeugung und -verbrauch 2006 (Bern: 2007b), 1.<br />
29<br />
VSE, Zahlenspiegel 2005 – <strong>St</strong>rom in der Schweiz (Bern: 2006b), 2 ff.<br />
30 Bundesrat (2004).<br />
7
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
diese oft weitere Aufgaben in den Bereichen der Wasser-, Gas- und Fernwärmeversorgung<br />
sowie der Telekommunikation wahr. Am Grundkapital der inländischen EVU<br />
von rund 5,6 Mrd. Franken ist die öffentliche Hand zu gut 80%, private in- und ausländische<br />
Investoren jedoch nur zu knapp 20% beteiligt. Eine <strong>St</strong>rukturbereinigung hat<br />
wegen der Ablehnung des EMG und der unsicheren gesetzgeberischen Entwicklung<br />
bisher nur beschränkt stattgefunden.<br />
Der <strong>St</strong>romtransport wird in der Schweiz auf vier verschiedenen Netzebenen<br />
abgewickelt. Die Überlandnetze dienen als Übertragungsnetze dem Import und Export<br />
sowie dem innerschweizerischen <strong>St</strong>romtransit und der Abgabe an Grossverbraucher.<br />
Die sieben an den Überlandnetzen beteiligten Unternehmen haben als<br />
Vereinigung Swisselectric die unabhängige nationale Übertragungsnetzgesellschaft<br />
Swissgrid gegründet. Diese trägt nun die Verantwortung für den Betrieb des Schweizer<br />
Übertragungsnetzes. Die überregionalen Verteilnetze transportieren <strong>St</strong>rom zwischen<br />
verschiedenen Landesregionen und stellen ebenfalls die Abgabe an Grossverbraucher<br />
sicher. Regionale Verteilnetze beliefern Endverbraucher bis 30 kV und<br />
lokale Verteilnetze versorgen Kleinverbraucher bis 1 kV. 31<br />
Verglichen mit anderen europäischen Ländern steht die Schweiz noch in einem<br />
sehr frühen <strong>St</strong>adium der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung. Momentan herrscht noch<br />
kein direkter Wettbewerb zwischen den Schweizer EVU, diese bereiten sich jedoch<br />
seit einigen Jahren mit dem Aufbau von Marken-Images, der Gestaltung von neuen<br />
und ökologischeren <strong>St</strong>romprodukten sowie der Bildung von Allianzen für den <strong>St</strong>romeinkauf<br />
auf die kommende Liberalisierung vor.<br />
2.1.4 Der Markt für Ökostrom<br />
Betrachtet man den Schweizer Markt für Ökostrom an Hand des Lebenszyklusmodells,<br />
so kann dessen Entwicklung in verschiedenen aufeinander folgenden <strong>St</strong>ufen<br />
beschrieben werden. In einer Einführungsphase zu Beginn der 90er Jahre gingen die<br />
ersten Initiativen zur Förderung von Ökostrom hauptsächlich von stark umweltbewussten<br />
Privatpersonen aus. Einhergehend mit der aufkommenden politischen Debatte<br />
um die <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung Ende der 90er Jahre konnte eine bedeutende Vergrösserung<br />
des Ökostrommarktes in der Schweiz beobachtet werden. In der darauf<br />
folgenden Phase können ein zunehmend professionelleres Marketing, ein wachsen-<br />
31 VSE, Elektrizitätswirtschaft (2007a).<br />
8
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
des Interesse von Geschäftskunden an Ökostrom und die Entstehung von Öko-<br />
Labels mit damit verbundener Zertifizierung erkannt werden. 32<br />
Es ist anzunehmen, dass die Zahlungsbereitschaft für Ökostrom in der<br />
Schweiz auf Grund der durchschnittlich relativ hohen Haushaltseinkommen höher<br />
ausfällt als in anderen Ländern. 33 Nichtsdestotrotz haben Ökostromprodukte unter<br />
anderem wegen ihrer hohen Aufpreise gegenüber herkömmlichem <strong>St</strong>rom den<br />
Schweizer Massenmarkt noch nicht erreicht. Mit dem Angebot von neuen, auch auf<br />
verschiedenen neuen erneuerbaren Energien abgestützten Ökostrom-Mixes zu geringeren<br />
Aufpreisen konnten neue Kunden gewonnen werden. Schweizer Ökostrom<br />
wird nicht nur <strong>im</strong> Inland, sondern auch in Deutschland und Italien als ökologisch<br />
hochwertiges Produkt vermarktet. 34 Neben der Expansion ins Ausland bieten sich<br />
auch unkonventionelle Distributionswege zum Absatz von Ökostrom an: Der Schweizer<br />
Detailhändler Coop bietet in seinen Filialen „Coop Oecoplan Ökostrom“ in Form<br />
von Zertifikaten zum Verkauf an. 35<br />
2.1.5 Öko-Labelling<br />
Da auch die Wasserkraft wegen Eingriffen in die Landschaft nicht ohne Vorbehalte<br />
als umweltverträglich bezeichnet werden kann, und die <strong>St</strong>romproduktion allgemein<br />
für Kunden nicht direkt auf deren Umweltverträglichkeit hin überprüfbar ist, wurden<br />
so genannte Öko-Labels ins Leben gerufen. Diese bestätigen mittels Zertifizierung,<br />
dass die <strong>St</strong>romproduktionsanlage und das dort entstehende <strong>St</strong>romprodukt best<strong>im</strong>mten<br />
ökologischen Mindestansprüchen genügen. 36 Oft sind in zertifizierten Ökostromangeboten<br />
Förderfonds zur Unterstützung erneuerbarer Energien integriert: Der<br />
Kunde bezahlt pro kWh einen Mehrbetrag in einen Förderfonds ein, welcher für verschiedene<br />
Massnahmen zur Förderung von Ökostrom oder Umweltverbesserungen<br />
eingesetzt werden kann.<br />
In der Schweiz sind zwei Zertifizierungsstellen für Ökostrom aktiv: Der Verein<br />
für umweltgerechte Elektrizität (VUE) mit dem Label naturemade und der TÜV<br />
Schweiz. Das naturemade-Label verfolgt einen zweistufigen Ansatz: naturemade<br />
basic kann für alle erneuerbaren Produktionsarten vergeben werden, auch für bereits<br />
32 Rolf Wüstenhagen, Jochen Markard and Bernhard Truffer, „Diffusion of green power products in<br />
Switzerland”, Energy Policy 31. (2003), 622 ff.<br />
33 Wüstenhagen, Markard and Truffer (2003), 630.<br />
34 Rolf Wüstenhagen, „Umweltverträgliche <strong>St</strong>romprodukte in Europa: <strong>St</strong>atus und<br />
Schlüsselfaktoren der Marktentwicklung“, ZfE – Zeitschrift für Energiewirtschaft 28. (2004), 21.<br />
35 VSE, Verkauf von Ökostrom bei COOP (2007b).<br />
36 Wüstenhagen, Markard and Truffer (2003), 626.<br />
9
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
existierende Wasserkraftwerke. Es bezweckt die Unterstreichung des ökologischen<br />
Mehrwertes gegenüber nuklearer oder fossiler <strong>St</strong>romproduktion. Das anspruchsvollere<br />
Label naturemade star wird nur für neue erneuerbare Energien wie Solarkraft,<br />
Windkraft, Biomasse sowie besonders umweltverträgliche Wasserkraftwerke vergeben,<br />
die zusätzliche Umweltkriterien erfüllen.<br />
Der TÜV zertifiziert Kraftwerke und <strong>St</strong>romprodukte in der Schweiz an Hand<br />
der Kriterienkataloge EE01 37 und EE02. 38 Auf diese soll jedoch aus Platzgründen<br />
nicht näher eingegangen werden. 39<br />
Auf Grund der wichtigen Funktionen von Ökostrom-Labels als Marketinginstrument<br />
für Produzenten und als Garantie für den erkauften ökologischen Mehrwert<br />
für Konsumenten, können diese den Übergang vom Nischen- zum Massenmarkt<br />
positiv beeinflussen. 40<br />
2.2 Ausblick auf die geplante <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung<br />
Die <strong>St</strong>ruktur der <strong>St</strong>rombranche könnte sich <strong>im</strong> Rahmen der Marktöffnung mittels<br />
<strong>St</strong>romVG durch Zusammenschlüsse, Kooperationen und Markteintritte verändern.<br />
Insbesondere kann mit einem zunehmenden privaten inländischen Anteilseignertum<br />
am Grundkapital der EVU gerechnet werden. 41 Bei den Überlandwerken werden<br />
Allianzen mit EVU <strong>im</strong> In- und Ausland <strong>im</strong> Vordergrund stehen, und einige Händler<br />
inklusive Endverteiler werden in der Form von Bilanzgruppen als neue Marktspieler<br />
auftreten: Die Vorteile eines „kooperative[n] Sourcing“ 42 in der <strong>St</strong>rombeschaffung und<br />
des gemeinsamen Unterhalts und Ausbaus von Netzen sowie dem Vertrieb von Leistungen<br />
könnten zu einer vermehrten Zusammenarbeit und zu Zusammenschlüssen<br />
von Unternehmen führen. Deshalb ist in der <strong>St</strong>rombranche insgesamt mit einem weiteren<br />
<strong>St</strong>ellenabbau zu rechnen.<br />
Durch die Wahlfreiheit der Endverbraucher wird die Produktpalette <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf deren Bedürfnisse angepasst, und zusätzlicher Kundennutzen kann durch die<br />
Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen geschaffen werden. 43 Zudem dürfte<br />
die Vermarktung von <strong>St</strong>rom aus erneuerbarer Energie auf Grund seiner hohen Be-<br />
37 Inklusive Kapazitätsausbau.<br />
38 Für Wasserkraft.<br />
39 Bernhard Truffer, Jochen Markard and Rolf Wüstenhagen, „Eco-labeling of electricity strategies and<br />
tradeoffs in the definition of environmental standards”, Energy Policy 29. (2001), 889.<br />
40 Truffer, Markard and Wüstenhagen (2001), 887 ff.<br />
41 Accenture, <strong>St</strong>udie zum Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> – Empirische Befragung der Schweizer<br />
Energieversorgungsunternehmen (Zürich: 2007), 11.<br />
42 Accenture (2007), 4.<br />
43 Accenture (2007), 5.<br />
10
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
liebtheit unter Privatkunden Aufschwung erhalten, nachdem diese nicht mehr an ein<br />
best<strong>im</strong>mtes EVU mit Normalstrom gebunden sind. 44 Daher können auch neue <strong>St</strong>ellen<br />
geschaffen werden, was hauptsächlich in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Kundendienst,<br />
Handel, Informatik und Controlling zu erwarten ist. Einzelne EVU werden<br />
zudem ihre Tätigkeiten über das Kerngeschäft hinaus ausdehnen und z.B. Elektro-<br />
Installationen oder Telekommunikationsdienste anbieten. Kostenseitig besteht unter<br />
Wettbewerbsbedingungen zudem ein höherer Anreiz, unnötige Kosten zu vermeiden,<br />
da diese nicht mehr unbedingt auf die Kunden überwälzt werden können, wodurch es<br />
zu Preissenkungen kommen kann.<br />
Die Wechselbereitschaft und Preissensibilität der Privatkunden wurden zu<br />
Beginn von Marktliberalisierungen meist deutlich überschätzt. Daher sollte <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf die <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung in der Schweiz nicht von hohen Wechselraten ausgegangen<br />
werden. So ist die „Schmerzgrenze“ bei Privatkunden <strong>im</strong> Vergleich zu<br />
Geschäftskunden sehr hoch, da diese gewöhnlich ihren <strong>St</strong>romlieferanten erst bei<br />
Preisunterschieden von rund 12% wechseln. 45<br />
2.2.1 Unbundling<br />
<strong>St</strong>romübertragungsnetze stellen auf Grund ihrer Einmaligkeit ähnlich Telefonnetzen<br />
oder Gasleitungen ein natürliches Monopol dar: Bisher waren Tätigkeiten wie <strong>St</strong>romproduktion,<br />
-transport und -verteilung häufig mehr oder weniger in einem EVU vereint.<br />
Um jedoch den Wettbewerb zwischen den EVU spielen zu lassen, muss ein<br />
diskr<strong>im</strong>inierungsfreier Zugang Dritter zu den Übertragungs- und Verteilnetzen ermöglicht<br />
werden. Daher ist der Netzbetrieb in vertikal integrierten EVU von den übrigen<br />
Teilen der Wertschöpfungskette zu trennen, um Quersubventionierungen und Missbräuche<br />
von Marktmacht verhindern zu können. 46 Diese Entflechtung, auch Unbundling<br />
genannt, beinhaltet die Trennung des Netzbetriebs von den übrigen Geschäftsbereichen<br />
der EVU. 47 Die Netze werden sodann in einer unabhängigen nationalen<br />
Netzgesellschaft zusammengeführt, welche auf Grund ihres Sonderstatus einer<br />
strengen Kontrolle unterliegen muss, damit keine ungerechtfertigten Gewinne erwirtschaftet<br />
und keine Wettbewerber diskr<strong>im</strong>iniert werden können. 48<br />
44<br />
Maya Jegen and Rolf Wüstenhagen, „Modernise it, sustainabilise it! Swiss energy policy on the eve<br />
of electricity market liberalisation”, Energy Policy 29. (2001), 48.<br />
45<br />
<strong>St</strong>efan Schuppli, „Der <strong>St</strong>rom-Wettbewerb macht erfinderisch“, Basler Zeitung 278 (1999).<br />
46<br />
Accenture (2007), 9 f.<br />
47<br />
VDEW (2007).<br />
48<br />
Eberhard Meller, „Unbundling – Die <strong>St</strong>rombranche organisiert sich neu“, Börsen-Zeitung (2005): 19.<br />
11
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
2.2.2 Der deutsche Vergleichsmarkt<br />
Mittels <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>richtlinie 2003/54/EG wird die Harmonisierung der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung<br />
innerhalb der EU angestrebt. Sie legt die Liberalisierung zeitlich fest und verlangt<br />
nach einem unabhängigen Übertragungsnetzbetreiber je Mitgliedsland. Der<br />
<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ist per Juli 2004 für alle Grosskunden und per Juli 2007 auch für die<br />
Privatkunden zu öffnen. Aus Gründen der Nichtdiskr<strong>im</strong>inierung und der Wettbewerbsneutralität<br />
wird eine rechtliche Entflechtung des Übertragungsnetzbetreibers<br />
gefordert, wenn dieser Teil eines vertikal integrierten Unternehmens war. 49<br />
Die deutsche <strong>St</strong>romerzeugung basiert auf drei Säulen: Kernenergie (26%),<br />
Braunkohle (24%) und <strong>St</strong>einkohle (22%). Erdgas (12%) und erneuerbare Energien<br />
(10%) tragen ebenfalls zur <strong>St</strong>romproduktion bei. Die verbleibenden 6% entfallen auf<br />
übrige Brennstoffe. 50<br />
Der deutsche <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ist mit rund 1’100 Teilnehmern stark fragmentiert:<br />
Vier Verbundunternehmen mit vier Übertragungsnetzbetreibern, 50 <strong>St</strong>romproduzenten,<br />
60 regionale EVU, 25 grosse sowie 700 kleine und mittlere <strong>St</strong>adtwerke, 100<br />
kleine private EVU und ca. 150 neue Marktteilnehmer. 51 Seit der Liberalisierung haben<br />
die Fusionstätigkeit und die Konzentration jedoch zugenommen, und die Zahl<br />
der Verbundunternehmen wurde von vormals acht auf vier halbiert. Inzwischen ist<br />
der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> zu 100% geöffnet. 52<br />
Als Indikator des verstärkten Wettbewerbs kann der Werbeaufwand der Branche<br />
gewertet werden. Dieser stieg allein zwischen 1996 und 1999 von 13 Mio. auf<br />
rund 170 Mio. DM. 53 Marketingaktivitäten zielen oft auf Tiefpreisstrategien, die Konzeption<br />
von Kombi-Paketen mit anderen Produkten oder das Erschliessen neuer<br />
Vertriebswege ab. Zudem werden Differenzierungsmöglichkeiten durch die Produktionsart,<br />
Servicequalität und Vertragskonstellationen wie Laufzeiten, Einfachheit oder<br />
Transparenz angestrebt. 25% der EVU mit Privatkundenfokus beabsichtigen des<br />
Weiteren, ihren Aktionsradius auf fremde Netze auszuweiten. 54<br />
49<br />
BfE, Organisation der <strong>St</strong>romversorgung – Erläuternder Bericht zum Entwurf des Bundesgesetzes<br />
über die <strong>St</strong>romversorgung (<strong>St</strong>romVG) vom 30. Juni 2004 und zum Entwurf der Revision des Elektrizitätsgesetzes<br />
(Regelung für den grenzüberschreitenden <strong>St</strong>romhandel) (Bern: 2004) 19.<br />
50<br />
BMWi, Energieversorgung für Deutschland (Berlin: 2006), VIII.<br />
51<br />
BMWi (2006) 36.<br />
52<br />
Europäische Kommission, EU Draft working paper: Third benchmarking report on the<br />
<strong>im</strong>plementation of the internal electricity and gas market (Brüssel: 2004) 13.<br />
53<br />
Schuppli.<br />
54<br />
YourSales Unternehmensberatung (2006), 13.<br />
12
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Das allgemeine Interesse, sich den Themen <strong>St</strong>rom und Lieferantenwechsel zu widmen,<br />
ist gering: 55 Trotz freier Lieferantenwahl hat sich die Wechselsituation seit der<br />
Liberalisierung kaum verändert und liegt für Privatkunden bei knapp 5%. Weitere<br />
20% wählten ein anderes Produkt ihres ursprünglichen <strong>St</strong>romlieferanten, und 75%<br />
haben gar keinen Wechsel vollzogen. 56 Zudem gehen 60% der EVU von einer stagnierenden<br />
oder sinkenden Wechselrate aus. Typische Wechselkunden sind jung, gut<br />
ausgebildet und haben überdurchschnittliche Einkommen. Dieses Kundensegment<br />
ist gut über <strong>St</strong>rompreise informiert und misst Ökostrom einen hohen <strong>St</strong>ellenwert zu. 57<br />
Die <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung führte in einer ersten Phase zu stark sinkenden<br />
<strong>St</strong>rompreisen, in einer zweiten Phase hingegen zu ebenso deutlichen Preiserhöhungen.<br />
58 Allerdings ist der Anteil der staatlichen Belastungen des <strong>St</strong>rompreises in derselben<br />
Zeit von 25% auf 40% gestiegen.<br />
Im Zusammenhang mit der Liberalisierung wurden seit 1995 rund 65 900 <strong>St</strong>ellen<br />
gestrichen. 59 Die Branche der erneuerbaren Energien vermochte jedoch diese<br />
Entwicklung auszugleichen, da bis 2001 schätzungsweise 120 000 direkt oder indirekt<br />
mit Ökostrom verbundene <strong>St</strong>ellen geschaffen wurden. 60<br />
Ökostrom wird in Deutschland durch gesetzlich verankerte Einspeisevergütungen<br />
gefördert und mit Preisaufschlägen von 10-30% vermarktet. 61 Als Garant der<br />
<strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien sind drei Zertifizierungsorganisationen<br />
tätig: Grüner <strong>St</strong>rom, OK-Power, und TÜV. 62 Die meisten Ökostrom-Kunden sind kurz<br />
nach der Liberalisierung in einer ersten Welle zu einem spezialisierten Anbieter von<br />
Ökostrom gewechselt. 63 Seitdem waren <strong>im</strong> deutschen Ökostrommarkt jedoch keine<br />
erwähnenswerten Verschiebungen mehr zu erkennen. 64<br />
55 Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />
56 Wüstenhagen (2004), 19 f.<br />
57 YourSales Unternehmensberatung, <strong>St</strong>udie “<strong>St</strong>adtwerk der Zukunft” – Auszug: VKU-<br />
Mitgliederbefragung (Mannhe<strong>im</strong>: 2006) 7.<br />
58 Hans-Wilhelm Schiffer, Praxiswissen Energie und Umwelt, Energiemarkt Deutschland (Köln: TÜV<br />
Media, 2005) 319.<br />
59 A.T. Kearney, Liberalisierung des deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es – Zusammenfassung der<br />
<strong>St</strong>udienergebnisse (Berlin: 2007) 22.<br />
60 Rolf Wüstenhagen and Michael Bilharz, „Green energy market development in Germany: effective<br />
public policy and emerging customer demand”, Energy Policy 34. (2006), 1632.<br />
61 Lori Bird, Rolf Wüstenhagen and Jørn Aabakken, Green Power Marketing Abroad: Recent<br />
Experience and Trends (Golden, CO: 2002), 26.<br />
62 Bird, Wüstenhagen and Aabakken 28.<br />
63 Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />
64 Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />
13
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
3. Empirischer Teil: Conjoint-Analyse<br />
Im dritten Teil sollen kurz die vorliegenden Forschungsfragen in Erinnerung gerufen<br />
und die Anwendbarkeit der Conjoint-Analyse besprochen werden. Der zentrale Abschnitt<br />
behandelt die methodische Vorgehensweise der Untersuchung und ist dreigeteilt:<br />
Erstens wird jeder Vorgehensschritt der Conjoint-Analyse zunächst aus theoretischer<br />
Perspektive erläutert, zweitens folgt eine Abwägung der Alternativen <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf die vorliegende Problemstellung, und drittens werden die praktischen Ausführungen<br />
<strong>im</strong> Rahmen der empirischen Untersuchung beschrieben.<br />
3.1 Ziele der Analyse<br />
Die Forschungsfrage 1 kann mittels Conjoint-Verfahren erreicht werden. Es handelt<br />
sich hierbei um die Ermittlung des präferierten <strong>St</strong>romproduktes aus Sicht der Privatkunden<br />
und die S<strong>im</strong>ulation von Marktchancen ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte. Die Forschungsfrage<br />
2, die Ermittlung der gewünschten Komplexität der Produktpalette,<br />
kann zwar ebenfalls in dieselbe Befragung integriert werden, ist aber methodisch von<br />
der Forschungsfrage 1 losgelöst, da sie keine Conjoint-Fragestellung darstellt.<br />
3.2 Methodische Vorgehensweise<br />
Eines der bedeutendsten Anwendungsgebiete des Conjoint-Verfahrens bildet <strong>im</strong><br />
Rahmen der <strong>Produktgestaltung</strong> die Frage, wie ein neues Produkt <strong>im</strong> Hinblick auf die<br />
Bedürfnisse des Marktes opt<strong>im</strong>al zu gestalten ist. 65 Somit ist es hilfreich zu wissen,<br />
welchen Beitrag die Attribute eines Produktes aus Kundensicht zu dessen Gesamtnutzen<br />
beitragen. Der Überbegriff der Conjoint-Analyse beinhaltet eine Vielzahl verschiedener<br />
Verfahren. Trotz methodischer Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Varianten liegen jedoch allen dieselben Annahmen zu Grunde:<br />
• Jedes Produkt kann als Bündel von Attributen definiert werden.<br />
• Varianten eines Produktes können als Bündel verschiedener Attributsausprägungen<br />
betrachtet werden.<br />
• Konsumenten wägen bei der Kaufentscheidung den Nutzen von verschiedenen<br />
Kombinationen von Attributsausprägungen alternativer Produkte gegeneinander<br />
ab. 66<br />
65<br />
Klaus Backhaus et al., Multivariate Analysemethoden: Eine Anwendungsorientierte Einführung<br />
(Berlin: Springer, 2006), 497.<br />
66<br />
Mitchell R. Ness and Hubert Gerhardy, „Consumer preferences for quality and freshness attributes<br />
14
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Hinsichtlich der Vorgehensweisen lassen sich grundsätzlich kompositionelle und<br />
dekompositionelle sowie hybride Conjoint-Verfahren unterscheiden. Kompositionelle<br />
Verfahren erfordern zunächst eine separate Erhebung der Bedeutungsgewichte für<br />
jedes einzelne Attribut und danach die Beurteilung derer alternativen Ausprägungsmöglichkeiten,<br />
um daraus den Gesamtnutzen eines Produktes ermitteln zu können.<br />
In dekompositionellen Verfahren hingegen wird auf umgekehrte Weise vorgegangen:<br />
Aus Urteilen über Gesamtprodukte werden die Teilnutzenwerte ermittelt, welche die<br />
Probanden den einzelnen Attributen und Ausprägungen be<strong>im</strong>essen. Eine Kombination<br />
der kompositionellen und dekompositionellen Verfahren stellen die hybriden Verfahren<br />
dar. Hier gibt der Proband sowohl separate Urteile über einzelne Attribute und<br />
deren Ausprägungen als auch globale Urteile über gesamte Produkte ab. 67<br />
of eggs”, British Food Journal 96. 3 (1994): 26.<br />
67 Dieter K. Tscheulin, Opt<strong>im</strong>ale <strong>Produktgestaltung</strong>: Erfolgsprognose mit Analytic Hierarchy Process<br />
und Conjoint-Analyse (Wiesbaden: Gabler, 1992) 16 ff.<br />
15
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Abbildung 1 zeigt den typischen Ablauf einer Conjoint-Analyse. Diese Vorgehensschritte<br />
sind für sämtliche Varianten der Conjoint-Analyse gleichermassen gültig. Sie<br />
können nicht isoliert voneinander betrachtet werden, da die methodischen Entscheidungen<br />
einer früheren <strong>St</strong>ufe die Handlungsfreiheiten auf einer späteren <strong>St</strong>ufe beeinflussen<br />
können. Mit den einzelnen Prozessschritten verbundene Auswahlentscheidungen<br />
sollten daher noch vor der Durchführung der Conjoint-Analyse getroffen werden.<br />
Identifikation relevanter Produkteigenschaften und -ausprägungen<br />
Auswahl des Präferenzmodells<br />
Auswahl der Datenerhebungsmethode<br />
Best<strong>im</strong>mung des Datenerhebungsdesigns<br />
Best<strong>im</strong>mung der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulipräsentation<br />
Art der Umfrage<br />
Auswahl der Auswertungsmethode<br />
Schätzung der Präferenzwerte<br />
Aggregation der Präferenzwerte<br />
Abbildung 1: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse. 68<br />
In den folgenden Unterabschnitten sollen die in Abbildung 1 zusammengefassten<br />
Vorgehensschritte genauer besprochen werden.<br />
68 Eigene Darstellung in Anlehnung an Paul E. Green and V. Srinivasan, „Conjoint Analysis in Con-<br />
sumer Research: Issues and Outlook”, Journal of Consumer Research 5. (1978): 105; Anders<br />
Gustafsson, Andreas Herrmann and Frank Huber, Conjoint measurement: methods and applications<br />
(Berlin: Springer, 2001) 9.<br />
16
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
3.2.1 Relevante Attribute und Ausprägungen<br />
In einem ersten Schritt müssen relevante, für die Produktwahl des Konsumenten<br />
entscheidende Attribute und deren mögliche Ausprägungen erarbeitet werden. Diese<br />
Auswahl ist von zentraler Bedeutung für die Aussagekraft der Conjoint-Analyse. 69<br />
Attribute und Ausprägungen müssen das zu untersuchende Produkt nicht bloss adäquat<br />
beschreiben können, sondern auch eine Reihe weiterer Kriterien erfüllen: 70<br />
• Relevanz: Die untersuchten Attribute müssen für die Nutzenbewertung eines<br />
Produktes von Bedeutung sein und die Kaufentscheidung beeinflussen.<br />
• Beeinflussbarkeit: Die Variation der Attribute muss in der <strong>Produktgestaltung</strong><br />
durch den Hersteller beeinflussbar sein.<br />
• Unabhängigkeit: Der empfangene Nutzen durch ein best<strong>im</strong>mtes Attribut darf<br />
nicht durch die Ausprägungen anderer Attribute tangiert werden. Ist die Unabhängigkeit<br />
nicht gegeben, treten Interaktionen auf.<br />
• Realisierbarkeit: Die Attribute müssen für den Hersteller technisch machbar<br />
sein.<br />
• Objektivität: Die Verwendung objektiver Attribute ist für den Hersteller von Vorteil,<br />
da diese direkt in die <strong>Produktgestaltung</strong> umgesetzt werden können.<br />
• Kompensatorische Beziehung: Die Conjoint-Analyse unterstellt die Annahme,<br />
dass die Gesamtbeurteilung eines Produktes aus der Summe von Einzelurteilen<br />
über die verschiedenen Attributsausprägungen besteht. Somit müssen<br />
subjektiv als schlechter wahrgenommene Ausprägungen best<strong>im</strong>mter Attribute<br />
durch bessere Ausprägungen anderer Attribute kompensierbar sein.<br />
• Keine Ausschlusskriterien: Um die kompensatorische Beziehung unter den<br />
Attributsausprägungen aufrecht zu erhalten, dürfen diese keine Mindestanforderungen<br />
darstellen.<br />
• Begrenztheit: Aus erhebungstechnischen Gründen und zur Min<strong>im</strong>ierung des<br />
kognitiven Aufwands für die Befragten sollte sich die Auswahl auf relativ wenige<br />
Attribute bzw. Ausprägungen begrenzen. Es gilt die Faustregel von max<strong>im</strong>al<br />
fünf bis sieben Attributen mit bis zu je fünf Ausprägungen.<br />
69 Tscheulin 95.<br />
70 Backhaus 501 f.; Gustafsson, Herrmann and Huber 74 ff.; Jens Albrecht, Präferenzstrukturmessung:<br />
ein empirischer Vergleich der Conjoint-Analyse mit einer kompositionellen Methode (Frankfurt<br />
am Main: Lang, 2000) 32 f.; Sawtooth Software, Motivation for Conjoint Analysis and Formulating<br />
Attribute Lists (Sequ<strong>im</strong>, WA: ohne Datum) 21.<br />
17
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
• Fokus: Die Attribute müssen eind<strong>im</strong>ensional formuliert sein und erlauben keine<br />
Kombination von Ausprägungen wie z.B. Ort der <strong>St</strong>romproduktion und monatliche<br />
<strong>St</strong>romkosten, da sonst der relative Einfluss der einzelnen Ausprägung<br />
nicht identifiziert werden kann.<br />
• Realitätsbezug: Die Attributsausprägungen müssen möglichst realistisch wiedergegeben<br />
werden und deshalb die am Markt vorhandene Spannweite zwischen<br />
den extremen Ausprägungen abdecken.<br />
• Ausgeglichenheit: Für jedes der Attribute sollten ungefähr gleich viele Ausprägungen<br />
definiert werden.<br />
Zur Best<strong>im</strong>mung der relevanten Attribute und Ausprägungen können sowohl Sekundärdaten<br />
als auch Pr<strong>im</strong>ärdaten herangezogen werden. Sekundärdaten können aus<br />
Produktbeschreibungen, Prospekten, Testberichten, Fachzeitschriften und Untersuchungen<br />
zu gleichen oder ähnlichen Produkten gewonnen werden. 71 Für letzteres<br />
bieten sich insbesondere Untersuchungen in Vergleichsmärkten an. 72 Zur Erhebung<br />
von Pr<strong>im</strong>ärdaten hingegen empfiehlt sich die Anwendung von Experten- oder Kundeninterviews<br />
in Form von Einzelbefragungen oder Gruppengesprächen. 73<br />
Für die vorliegende Untersuchung wurden zunächst Produktkataloge zu<br />
<strong>St</strong>romprodukten für Privatkunden von ausgewählten EVU untersucht. 74 Daraus resultierte<br />
eine erste Auswahl an möglichen Attributen. Zusätzlich konnten aus einem<br />
Telefoninterview über den deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> mit dem CEO einer mittelständischen<br />
Unternehmensberatung Rückschlüsse auf die <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> für den<br />
Privatkunden entscheidungsrelevanten Attribute getroffen werden. Diese Auswahl<br />
wurde sodann <strong>im</strong> Rahmen eines Expertengespräches mit dem Leiter Marketing und<br />
Vertrieb eines lokalen EVU überarbeitet. Um insbesondere die Begrenztheit der Anzahl<br />
Attribute und die Realitätsnähe in der Online-Umfrage sicherzustellen, wurde in<br />
telefonischen Interviews deren Relevanz für den Entscheid bei 30 Privatpersonen<br />
quantitativ erfragt. 75<br />
71 Albrecht 35.<br />
72 Gustafsson, Herrmann and Huber 70 f.<br />
73 Andreas Herrmann, Produktwahlverhalten: Erläuterung und Weiterentwicklung von Modellen zur<br />
Analyse des Produktwahlverhaltens aus marketingtheoretischer Sicht (<strong>St</strong>uttgart: Poeschel, 1992)<br />
44.<br />
74 sgsw (2007); ewz (2007); IWB (2007a); EWB (2007); SIG (2007).<br />
75 Der Fragebogen und die Ergebnisse der quantitativen Vorbefragung sind <strong>im</strong> Anhang xi.ii zu finden.<br />
18
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Tabelle 1 zeigt die zur definitiven Auswahl der Attribute vorgenommene Bewertung,<br />
welche auf den weiter oben genannten Kriterien aufbaut. 76<br />
Legende<br />
Zeilen: Attribute<br />
Spalten: Beurteilungskriterien<br />
+ genügend<br />
- ungenügend<br />
Relevanz<br />
Beeinflussbarkeit<br />
Unabhängigkeit<br />
Objektivität<br />
Kompensatorische<br />
Beziehung<br />
Vertragsdauer + + + + + +<br />
<strong>St</strong>rommix + + + + + +<br />
CO2-Ausstoss pro kWh + + - + + +<br />
Radioaktiver Abfall pro kWh + + - + + +<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten + + - + + +<br />
Preismodell + + + + + +<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion + + + + + +<br />
<strong>St</strong>romlieferant + - + + + +<br />
Branding von <strong>St</strong>romprodukten - + + + + +<br />
Zertifizierung - + + + + +<br />
Förderfonds für erneuerbare Energien + + - + + +<br />
Zusatzdienstleistungen - + + + + +<br />
Tabelle 1: Bewertung der Produktattribute. 77<br />
Keine Ausschlusskriterien<br />
Die Kriterien Beeinflussbarkeit durch den Hersteller, technische Realisierbarkeit und<br />
Realitätsbezug müssen hier weiter gefasst werden. Somit können nicht nur die aktuelle<br />
Situation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, sondern auch zukünftige Entwicklungen hin<br />
zur Liberalisierung in den Katalog der Attribute und Ausprägungen integriert werden.<br />
Unter den relevanten, in der Conjoint-Befragung verwendeten Attributen befinden<br />
sich: Die Vertragsdauer, der <strong>St</strong>rommix, der <strong>St</strong>romlieferant, der Ort der <strong>St</strong>romproduktion,<br />
die monatlichen <strong>St</strong>romkosten, die Zertifizierung und das Preismodell. Nicht berücksichtigt<br />
wurden hingegen die Attribute „CO2-Ausstoss pro kWh“ sowie „radioaktiver<br />
Abfall pro kWh“, da diese bereits durch den <strong>St</strong>rommix best<strong>im</strong>mt werden. 78 Um<br />
jedoch trotzdem Aussagen über diesen Tradeoff machen zu können, wurde dieser<br />
mit einer separaten Frage behandelt. Hier wurden die Probanden dazu aufgefordert,<br />
76 Die in der online CBC-Analyse verwendeten Attribute sind fett gedruckt.<br />
77 Green and Srinivasan (1978) 105; Gustafsson, Herrmann and Huber 9.<br />
78 Jochen Markard, Fokusgruppen-Erhebung zur Kennzeichnung von Elektrizität –<br />
Informationsbefürfnisse von Konsumentinnen und Konsumenten (Bern: 2001) 28.<br />
19
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
das geringere Übel zwischen Gas- und Kernkraftwerken auf einer Fünferskala mit<br />
den Extremen „Gaskraftwerke als geringeres Übel“ und „Kernkraftwerke als geringeres<br />
Übel“ zu benennen. Das Attribut „Förderfonds für erneuerbare Energien“ wird<br />
ebenfalls nicht aufgenommen, weil sich eine Abhängigkeit vom Attribut „Zertifizierung“<br />
herausgestellt hat. Das „Branding von <strong>St</strong>romprodukten“ wurde ähnlich den<br />
„Zusatzdienstleistungen“ von den Befragten der quantitativen Voruntersuchung für<br />
irrelevant befunden. Ein Spezialfall stellt das Attribut „<strong>St</strong>romlieferant“ dar. Dieses<br />
kann zwar nicht durch den Hersteller beeinflusst werden, die Wahlfreiheit des <strong>St</strong>romversorgers<br />
durch den Kunden stellt jedoch ein zentrales Merkmal des <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es<br />
dar. Deshalb soll dieses Attribut zu Gunsten der Realitätsnähe mit in die<br />
Online-Umfrage aufgenommen werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Attribut Zertifizierung,<br />
welche <strong>im</strong> Interesse der Forschung zu Fragestellungen des Öko-Labellings<br />
in die Conjoint-Analyse integriert wird.<br />
Anschliessend an die Auswahl der relevanten Attribute wurden deren Ausprägungen<br />
definiert. Insbesondere wurde dabei auf die Einhaltung der Beurteilungskriterien<br />
für Attributsausprägungen geachtet: Realisierbarkeit, Fokus, Realitätsbezug und<br />
Ausgeglichenheit. Als Ergebnis resultierten die in Tabelle 2 auf der nächsten Seite<br />
dargestellten Attribute und Ausprägungen.<br />
20
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Attribute Ausprägungen<br />
Vertragsdauer Monatlich kündbar<br />
Quartalsweise kündbar<br />
Halbjährlich kündbar<br />
Jährlich kündbar<br />
<strong>St</strong>rommix Mix 1 60% Gas/Kohle/Erdöl<br />
35% Kernenergie<br />
5% Unbekannte Herkunft<br />
Mix 2 55% Kernenergie<br />
45% Wasserkraft<br />
Mix 3 50% Gas/Kohle/Erdöl<br />
45% Wasserkraft<br />
3% Windenergie<br />
2% Solarenergie<br />
Mix 4 85% Wasserkraft<br />
5% Windenergie<br />
5% Solarenergie<br />
5% Biomasse<br />
Mix 5 100% Wasserkraft<br />
<strong>St</strong>romlieferant Lokaler Lieferant<br />
Regionaler Lieferant<br />
Nationaler Lieferant<br />
Ausländischer Lieferant<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion In ihrer Region<br />
In der Schweiz<br />
In Nachbarländer<br />
In Osteuropa<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten 30 CHF<br />
50 CHF<br />
70 CHF<br />
90 CHF<br />
Zertifizierung TÜV<br />
naturemade star<br />
naturemade basic<br />
- 79<br />
Preismodell Monatlicher Festbetrag<br />
Fixpreis pro kWh<br />
Variierender Preis pro kWh<br />
Hoch- und Niedertarif<br />
Tabelle 2: Festlegung der Attributsausprägungen.<br />
79 Keine Zertifizierung.<br />
21
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
An Hand der Ausprägungen des Attributs Vertragsdauer soll eruiert werden, wie lange<br />
sich private <strong>St</strong>romkunden an Ihr EVU zu binden bereit sind. Die verschiedenen<br />
<strong>St</strong>rommixes stellen einerseits ein Kontinuum vom unökologischsten, günstigsten<br />
<strong>St</strong>romangebot bis hin zu ökologischeren und somit teureren Varianten dar. Andererseits<br />
sollen gleichzeitig mehrere <strong>im</strong> Hinblick auf die Öffnung des Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es<br />
denkbare Szenarien abgedeckt werden: Der erste <strong>St</strong>rommix aus Tabelle 2<br />
stellt eine Annäherung an den <strong>St</strong>rommix der Union for the Co-ordination of Transmission<br />
of Electricity (UCTE) dar, welcher von Schweizer EVU <strong>im</strong>portiert werden<br />
kann und repräsentiert somit das Szenario eines über die Landesgrenzen hinweg<br />
geöffneten <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es. Des Weiteren soll die Komponente der unbekannten Herkunft<br />
in diesem <strong>St</strong>rommix Aufschluss über die Haltung der Probanden gegenüber<br />
<strong>St</strong>rom von unbekanntem Produktionsursprung geben. Die <strong>St</strong>rommixes 2 und 3 widerspiegeln<br />
die zum Zeitpunkt der Befragung aktuelle Debatte über den Bau von<br />
neuen Gas- respektive Kernkraftwerken; 80 der zweite <strong>St</strong>rommix stellt eine CO2-freie<br />
<strong>St</strong>romproduktion dar, während der dritte für die Möglichkeit des Atomausstiegs steht.<br />
Die <strong>St</strong>rommixes vier und fünf stammen aus ökologischer Produktion, wobei der vierte<br />
unter Berücksichtigung von neuen erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie<br />
sowie Biomasse breiter gefächert ist als der fünfte Mix, der ausschliesslich aus<br />
Wasserkraft besteht. Mit den Ausprägungen des Attributs <strong>St</strong>romlieferant sollen die<br />
Wechselbereitschaft zwischen unterschiedlichen EVU <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> und die<br />
lokale Verankerung der Privatkunden best<strong>im</strong>mt werden. Das Attribut Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
soll Aussagen über die Wichtigkeit der geografischen Herkunft des produzierten<br />
<strong>St</strong>romes erlauben. Die Bandbreite des Attributs monatliche <strong>St</strong>romkosten ist<br />
so ausgestaltet, dass sie sowohl unterschiedliche Haushaltsgrössen mit entsprechendem<br />
<strong>St</strong>romverbrauch als auch das unter dem Attribut <strong>St</strong>rommix abgedeckte<br />
Spektrum abbilden kann. Ausserdem wird von tendenziell sinkenden <strong>St</strong>rompreisen<br />
durch technologische Fortschritte in der <strong>St</strong>romproduktion ausgegangen. Die Ausprägungen<br />
des Attributs Zertifizierung stellen die zum Zeitpunkt der Umfrage in der<br />
Schweiz angebotenen Labels für ökologischere <strong>St</strong>romproduktion dar, wobei die vierte<br />
Ausprägung „-“ <strong>St</strong>rom aus nicht-zertifizierter Produktion entspricht. Unter dem<br />
Attribut Preismodell werden verschiedene Arten der Preisbildung abgedeckt.<br />
80 Reinhold Gemperle, „Keine Einigkeit über Atomstrom“, Neue Zürcher Zeitung 228. (2007).<br />
22
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
3.2.2 Auswahl des Präferenzmodells<br />
Das Präferenzmodell beinhaltet die Präferenzfunktionen der Attribute und deren Verknüpfung.<br />
Die Präferenzfunktion dient der Zuordnung von konkreten Nutzenwerten<br />
zu Attributsausprägungen. Es gilt, in Abhängigkeit vom Zusammenhang zwischen<br />
der Variierung der Attributsausprägungen und der daraus resultierenden Nutzenänderungen,<br />
zwischen den folgenden Präferenzfunktionen zu unterscheiden: Vektormodell,<br />
Idealpunktmodell und Teilwertnutzenmodell. Be<strong>im</strong> Vektormodell erfolgt mit<br />
zunehmender Ausprägung des Attributs ein monoton steigender oder sinkender Nutzen.<br />
Es sollte verwendet werden, wenn von einem proportionalen Zusammenhang<br />
zwischen Nutzenwerten und Attributen ausgegangen wird. Das Idealpunktmodell<br />
widerspiegelt einen zunächst steigenden Nutzen bei zunehmender Intensität der<br />
Attributsausprägung, welcher nach Erreichen des Idealpunktes wieder abn<strong>im</strong>mt.<br />
Dieses wird dann angewandt, wenn eine ideale Produktvariante vermutet werden<br />
kann. Im Teilwertnutzenmodell wird für jede in der Analyse berücksichtigte Attributsausprägung<br />
ein Nutzenwert berechnet. 81 Letzteres Modell wird in Conjoint-<br />
Analysen besonders häufig verwendet, da es einer Vereinigung der Idealvektor- und<br />
Idealpunktmodelle gleichkommt und somit sehr flexibel ist. 82<br />
Die Verknüpfungsfunktion fasst die mittels geeigneter Präferenzfunktionen<br />
ermittelten Teilnutzenwerte zu einem Gesamtnutzenwert für jedes Produkt zusammen.<br />
Dies kann durch kompensatorische, nichtkompensatorische oder lexikografische<br />
Modelle geschehen. Erstere erlauben den Ausgleich geringer Nutzenwerte<br />
einzelner Attribute durch höhere Nutzenwerte anderer Attribute. Nichtkompensatorische<br />
Modelle hingegen erlauben keinen Ausgleich. Lexikografische Modelle unterstellen<br />
eine Beurteilung der betrachteten Produkte mittels sequentieller, nach<br />
Wichtigkeit geordneter Bewertung derer Attribute. Bei Conjoint-Analysen wird häufig<br />
von kompensatorischen Entscheidungen ausgegangen. Allerdings müssen bei Anwendung<br />
des kompensatorischen Modells diejenigen Ausprägungen, welche von den<br />
Kunden als inakzeptabel eingestuft würden, <strong>im</strong> Voraus ausgeschlossen werden. 83<br />
Für die vorliegende <strong>St</strong>udie wurde mittels der Software Sawtooth ein Teilwertnutzenmodell<br />
mit kompensatorischer Verknüpfungsfunktion angewandt, da diese<br />
Kombination den Entscheidungsprozess des Kunden am realistischsten abbildet.<br />
81 Tscheulin 8 ff.<br />
82 Gustafsson, Herrmann and Huber 10.<br />
83 Albrecht 44.<br />
23
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
3.2.3 Auswahl der Datenerhebungsmethode<br />
Mit der Auswahl der Datenerhebungsmethode soll an dieser <strong>St</strong>elle <strong>im</strong> Ablaufschema<br />
die Frage nach der <strong>St</strong>rukturierung des Entscheidungsproblems für die Probanden,<br />
geklärt werden. Die denkbaren Conjoint-Datenerhebungsmethoden unterscheiden<br />
sich an Hand der Anzahl Attribute, die zur Generierung eines <strong>St</strong><strong>im</strong>ulus herangezogen<br />
werden. Unter <strong>St</strong><strong>im</strong>uli sind die Produktprofile zu verstehen, welche aus der Kombination<br />
von Attributsausprägungen generiert werden. Es existieren folgende zwei Varianten<br />
der <strong>St</strong>rukturierung des Entscheidungsproblems: Die Vollprofilmethode und die<br />
Zweifaktorenmethode. 84 Die Vollprofilmethode ermöglicht eine gleichzeitige Bewertung<br />
aller zuvor als relevant identifizierten Attribute. Bei dieser Methode werden den<br />
Probanden vollständige Produktbeschreibungen zur Bewertung vorgelegt. Die Vollprofilmethode<br />
wird auf Grund ihrer realitätsnahen Abbildung der Kaufentscheidung<br />
häufiger verwendet als die Zweifaktorenmethode. 85 Bei letzterer werden Präferenzurteile<br />
bezüglich der Ausprägungskombinationen von je zwei Attributen abgefragt.<br />
Meistens wird dem Probanden hierzu jeweils eine Matrix vorgelegt, welche sämtliche<br />
Ausprägungskombinationen zweier Attribute beinhaltet. Diese Kombinationen sollen<br />
vom Probanden an Hand seiner Präferenzen in eine Rangreihenfolge gebracht werden.<br />
86 Die Auswahl zwischen der Vollprofil- oder Zweifaktorenmethode sollte unter<br />
Berücksichtigung der folgenden drei Kriterien geschehen: 87<br />
• Ansprüche an die Auskunftsperson: Die Zweifaktorenmethode stellt gegenüber<br />
der Vollprofilmethode eine für Probanden kognitiv einfachere Methode<br />
dar, weil jeweils nur zwei Attribute gleichzeitig berücksichtigt werden müssen.<br />
• Realitätsbezug: Da <strong>im</strong> realen Kaufentscheidungsprozess durch den Konsumenten<br />
komplette Produkte miteinander verglichen werden, ist die Vollprofilmethode<br />
realitätsnäher.<br />
• Zeitaufwand: Mit steigender Anzahl von Attributen und Ausprägungen n<strong>im</strong>mt<br />
die Zahl möglicher <strong>St</strong><strong>im</strong>uli bei der Vollprofilmethode wesentlich stärker zu als<br />
bei der Zweifaktorenmethode. Hierdurch ist für den Probanden ein höherer<br />
Zeitaufwand bei Verwendung der Vollprofilmethode zu erwarten.<br />
84 Albrecht 53.<br />
85 Green and Srinivasan (1978) 108.<br />
86 Tscheulin 23 ff.<br />
87 Backhaus 504 f.<br />
24
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Für diese Untersuchung hat sich der Autor für die Darstellung der Attribute und Ausprägungen<br />
mittels Vollprofilmethode entschieden, um eine möglichst realitätsnahe<br />
Entscheidsituation gestalten zu können.<br />
3.2.4 Best<strong>im</strong>mung des Datenerhebungsdesigns<br />
Wurde die Datenerhebungsmethode festgelegt, ist zu best<strong>im</strong>men, wie viele <strong>St</strong><strong>im</strong>uli<br />
präsentiert werden sollen, und wie diese aus den Attributsausprägungen zu konstruieren<br />
sind. 88 Werden sämtliche Ausprägungsstufen eines Attributs mit allen Ausprägungsstufen<br />
jedes anderen Attributs kombiniert, kann von einem vollständigen<br />
faktoriellen Design gesprochen werden. Bei einer Anzahl n Attribute mit jeweils m<br />
Ausprägungen ergeben sich m hoch n <strong>St</strong><strong>im</strong>uli, was bei 5 Attributen mit je 3 Ausprägungen<br />
in 243 verschiedenen <strong>St</strong><strong>im</strong>uli resultieren würde. Diese Vorgehensweise wird<br />
deshalb in Forschung und Praxis kaum verwendet. 89 Um den damit verbundenen<br />
hohen Zeitaufwand für den Probanden zu reduzieren, werden oft fraktionierte faktorielle<br />
Designs verwendet. Die Reduktion der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulizahl kann auf zwei Arten erfolgen:<br />
Durch Zufallsziehung oder systematische Art und Weise. 90 In letzterem Fall<br />
können die von Addelman entwickelten Designs herangezogen werden, welche eine<br />
Schätzung der Präferenzen mit der geringstmöglichen Anzahl an <strong>St</strong><strong>im</strong>uli erlauben. 91<br />
Da ein vollständiges faktorielles Design aus Zeitgründen ausgeschlossen werden<br />
muss, fiel die Wahl auf eine Reduktion der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli an Hand von 15 Choice Tasks<br />
mit je drei zufällig generierten Wahloptionen durch die Software Sawtooth.<br />
3.2.5 Best<strong>im</strong>mung der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulipräsentation<br />
Zur Präsentation der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli bieten sich bei der Conjoint-Analyse mehrere verschiedene<br />
Formen an: Bei verbalen Beschreibungen werden die relevanten Attribute und<br />
Ausprägungen schriftlich aufgezählt. Hierfür eignen sich insbesondere Produktinformationsblätter,<br />
beschreibende sowie erklärende Sätze oder lediglich die Verwendung<br />
von <strong>St</strong>ichwörtern. 92 In bildlichen Darstellungen werden Produkte in Form von Fotos,<br />
Skizzen oder Zeichnungen visuell präsentiert. Die paragrafische Beschreibung kann<br />
in Form von Werbeanzeigen erfolgen, in denen die Attributsausprägungen entspre-<br />
88<br />
Albrecht 56.<br />
89<br />
Gustafsson, Herrmann and Huber 17.<br />
90<br />
Tscheulin 33 f.<br />
91<br />
Sidney Addelman, „ Symmetrical and Asymmetrical Fractional Factorial Plans”, Technometrics 4. 1<br />
(1962): 47 ff.<br />
92<br />
Gustafsson, Herrmann and Huber 18.<br />
25
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
chend verändert werden. 93 Für die physische Darstellung hingegen müssen reale<br />
Produkte oder Prototypen verwendet werden, deren Attributsausprägungen systematisch<br />
variierbar sind. Neben den oben genannten Varianten sind auch Mischformen<br />
wie eine verbal-bildliche oder verbal-physische Präsentationsform denkbar. 94<br />
Die Präsentationsform soll dazu beitragen, dass die Präferenzstruktur der<br />
Probanden möglichst valide erfasst wird. Die Validität ist umso höher, desto realitätsnäher<br />
die Präsentation der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli ausgestaltet wird. 95 Für eine verbale Präsentationsform<br />
sprechen insbesondere deren Effizienz und Einfachheit, wodurch auch die<br />
Kosten der Untersuchung gering gehalten werden können. Die grössere Realitätsnähe<br />
der bildlichen, paragraphischen oder physischen Präsentationsformen ist ein Vorteil,<br />
da den Probanden geringere Anstrengungen zur Informationsverarbeitung abverlangt<br />
werden. Die Art des zu bewertenden Produkts spielt für die Wahl der geeigneten<br />
Präsentation insofern eine Rolle, als eine physische oder bildliche Darstellung für<br />
gewisse Angebote wie Dienstleistungen oder <strong>St</strong>rom nicht realisierbar ist. 96<br />
Aus den oben genannten Überlegungen folgend, wurden die den Probanden<br />
zur Auswahl vorgesetzten <strong>St</strong>romproduktvarianten, wie in Tabelle 2 ersichtlich, rein<br />
verbal beschrieben. Um die Gefahr der Übergewichtung eines einzelnen Attributs zu<br />
umgehen, wurde auf die grafische Darstellung des <strong>St</strong>rommixes verzichtet. 97<br />
3.2.6 Art der Umfrage<br />
Für die Beantwortung der <strong>im</strong> Rahmen der Untersuchung gestellten Produktwahlaufgaben<br />
kommen mehrere Möglichkeiten in Frage: Die mündliche Befragung, die<br />
schriftliche Beantwortung des Fragebogens oder computergestützte Interviews. Erstere<br />
kann persönlich oder via Telefon durchgeführt werden und in beiden Fällen<br />
computergestützt oder ohne Computerunterstützung erfolgen. Im Falle der schriftlichen<br />
Beantwortung werden die Unterlagen den Probanden auf brieflichem Wege<br />
zugestellt. Zur Erhöhung der Antworthäufigkeit empfiehlt sich eine vorherige Kontaktaufnahme<br />
per Telefon zur Einholung des Verständnisses der Probanden und das<br />
Einrichten einer Kontaktnummer zur Klärung allfälliger Fragen und Unsicherheiten<br />
unter interessierten Probanden. In einer reinen Computerbefragung gibt der Proband<br />
seine Antworten direkt in einen Computer ein, ohne dass ein Befrager eingesetzt<br />
93 Tscheulin 31.<br />
94 Albrecht 85 f.<br />
95 Albrecht 86.<br />
96 Tscheulin 31 f.<br />
97 Expertengespräch mit Prof. Dr. A. Herrmann.<br />
26
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
werden muss. 98 Mit zunehmender Popularität des Internet kommen computergestützte<br />
Online-Befragungen <strong>im</strong>mer häufiger vor. Diese können drei Formen annehmen:<br />
Die Umfrage wird auf einer Website für alle Interessierten zugänglich gemacht, oder<br />
lediglich für zuvor ausgesuchte Probanden mit persönlichem Passwort. Als dritte<br />
Variante kann der Fragebogen als Anlage einer E-Mail oder als Teil der Nachricht<br />
selbst versandt werden. Vorteile einer Internet-Befragung sind auf Grund der relativen<br />
Neuheit dieser Befragungstechnik die Einschätzung der meisten Probanden,<br />
dass die Umfrage weniger lange dauert, als dies tatsächlich der Fall ist und die Möglichkeit,<br />
innert kurzer Zeit eine hohe Anzahl von Antworten zu erhalten. Ausserdem<br />
kann aus einer grossen Zahl an Fragen zufallsbasiert eine kleinere Auswahl getroffen<br />
werden, wodurch die Umfrage umso kürzer gestaltet werden kann. Nachteile von<br />
Internetbefragungen sind insbesondere die Tatsache, dass nicht die gesamte Bevölkerung<br />
Zugang zum Internet hat und die Befragung somit weniger repräsentativ ausfallen<br />
kann. Hinzu kommt die Notwendigkeit der Kompatibilität mit verschiedenen<br />
Betriebssystemen. 99<br />
Im Rahmen dieser Arbeit fiel die Entscheidung auf eine Online-Befragung mit<br />
vorhergehendem Versand von schriftlichen Teilnahmeeinladungen an 10’000 Privathaushalte<br />
in der Ostschweiz, namentlich in den Versorgungsgebieten von EVU 1,<br />
EVU 2, EVU 3 und EVU 4. Wegen methodischen und technischen Schwierigkeiten<br />
wurde auf eine zusätzliche schriftliche Erhebung per Postversand verzichtet. Um die<br />
Probanden zur Teilnahme an der Umfrage zu motivieren, wurden Incentives unter<br />
allen vollständigen Antworten verlost. 100<br />
3.2.7 Auswahl der Auswertungsmethode<br />
Backhaus et al. unterscheiden bezüglich der zur Auswertung der Daten verfügbaren<br />
Methoden zwischen metrischen (intervall-, verhältnisskaliert) sowie nichtmetrischen<br />
(nominal, ordinal) Skalen. 101 Bei der Conjoint-Analyse beeinflusst die verwendete<br />
Skala die Auswahl an möglichen Schätzverfahren, welche <strong>im</strong> nächsten Schritt erfolgen<br />
wird.<br />
98<br />
Gustafsson, Herrmann and Huber 19 f.<br />
99<br />
Karlan J. Witt, „Best Practice in Interviewing via the Internet”, Sawtooth Software Conference<br />
Proceedings (1997): 16 f.<br />
100<br />
Torsten Melles, Ralf Laumann and Heinz Holling, Validity and Reliability of Online Conjoint Analysis<br />
(Nürnberg: 2000) 7.<br />
101<br />
Backhaus et al. XVII.<br />
27
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Die metrische Skalierung eignet sich für so genannte Ratings, graduelle Paarvergleiche,<br />
Magnitudeskalen, Konstantsummenskalen und Dollarmetriken. Ratingskalen<br />
erlauben es den Probanden, Objekte an Hand ihrer subjektiv empfundenen Präferenzen<br />
zu bewerten. Bei Anwendung von graduellen Paarvergleichen haben die Probanden<br />
den Unterschied ihrer Präferenz zwischen je zwei <strong>St</strong><strong>im</strong>uli anzugeben. Bei<br />
Magnitudeskalen gibt der Proband seine Präferenzen ohne vorgegebene Abstufung<br />
und Begrenzung des Antwortspektrums zum Ausdruck. Unter Anwendung von Konstantsummenskalen<br />
soll eine vorgegebene Punktesumme vom Probanden auf die<br />
zur Auswahl stehenden <strong>St</strong><strong>im</strong>uli verteilt werden. Eine Dollarmetrikskala verlangt vom<br />
Probanden die Angabe der Preise, die er bereit wäre, für die zur Auswahl stehenden<br />
Produkte zu bezahlen. Mit den Spezialformen Magnitude-Paarvergleiche, Konstantsummen-Paarvergleiche<br />
und Dollarmetrik-Paarvergleiche bestehen weitere metrische<br />
Paarvergleichs-Versionen, welche <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht weiter<br />
vertieft werden sollen. 102<br />
Unter die nichtmetrischen Skalierungen fallen die Erhebung von Auswahldaten,<br />
das kategorielle Zuordnen, Rankings und ordinale Paarvergleiche. 103 Für die<br />
Erhebung von Auswahldaten hat der Proband ein oder mehrere von ihm präferierte<br />
Objekte aus einer Objektmenge auszuwählen. Be<strong>im</strong> kategoriellen Zuordnen besteht<br />
die Aufgabe für den Probanden darin, jedes Objekt einer Kategorie, wie z.B. „präferiert“,<br />
„akzeptabel“ oder „nicht akzeptabel“, zuzuordnen. Im Gegensatz zu Ratings ist<br />
bei Ranking-Skalen die Intensität von Präferenzen nicht erkennbar, da es sich lediglich<br />
um eine Rangreihung der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli an Hand der Präferenzen des Probanden handelt.<br />
In ordinalen Paarvergleichen soll die Auskunftsperson angeben, welches Objekt<br />
je Paar ihren Präferenzen eher entspricht. 104<br />
Die internetbasierte Conjoint-Analyse dieser Arbeit basierte auf einer nichtmetrischen<br />
Skalierung zur Erhebung von Auswahldaten, einer CBC-Analyse: In jeder der<br />
15 Auswahlaufgaben mussten sich die Probanden für die präferierte Alternative entscheiden.<br />
Eine Ausnahme ist das Attribut monatliche <strong>St</strong>romkosten, welches als metrische<br />
Grösse intervallskaliert ist. Auf eine None-Option 105 wurde verzichtet, um das<br />
Risiko eines zu hohen Anteils solcher Antworten zu umgehen, wodurch die Auswertungen<br />
erheblich erschwert worden wären.<br />
102<br />
Für eine genauere Beschreibung dieser Skalen, vgl. Albrecht 69 ff.<br />
103<br />
Gustafsson, Herrmann and Huber 20.<br />
104<br />
Albrecht 69.<br />
105<br />
Die None-Option kann gewählt werden, wenn der Proband keine der gezeigten Alternativen kaufen<br />
würde.<br />
28
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
3.2.8 Schätzung der Präferenzwerte<br />
Bei der CBC-Analyse werden die Teilnutzen für einzelne Attribute und die jeweiligen<br />
Ausprägungen aus dem zuvor in der Erhebung ermittelten Gesamtnutzen eines Produktes<br />
ermittelt. Zu diesem Zwecke stehen verschiedene Schätzverfahren zur Verfügung,<br />
welche sich bezüglich der <strong>im</strong> vorherigen Vorgehensschritt gewählten Skala in<br />
zwei Gruppen unterteilen lassen: Solche, die für metrische Skalen zur Anwendung<br />
kommen können und andere, welche nichtmetrisches Skalenniveau voraussetzen. 106<br />
Das am häufigsten für metrische Skalen eingesetzte Schätzverfahren OLS (Ordinary<br />
Least Square, ANOVA) ist eine multivariate Regressionsanalyse. Für nicht-metrische<br />
Skalen können folgende Schätzverfahren angewandt werden: Bei ordinalen Daten<br />
eignen sich MONANOVA, PREFMAP und LINMAP, und bei Auswahldaten sind die<br />
Methoden LOGIT und PROBIT anwendbar. 107 Auf Details dieser Schätzverfahren soll<br />
in dieser Arbeit nicht eingegangen werden.<br />
Für die Schätzung der Teilnutzenwerte wurde mit dem Programm Sawtooth<br />
Market Research Tools (SMRT) eine LOGIT Analyse durchgeführt.<br />
3.2.9 Aggregation der Präferenzwerte<br />
Die CBC-Analyse ermöglicht anders als die Adaptive Conjoint-Analyse (ACA) nicht<br />
die Erhebung individueller Präferenzstrukturen von Probanden, sondern von aggregierten<br />
Präferenzwerten der gesamten <strong>St</strong>ichprobe. 108 Somit kann ein Überblick über<br />
den gesamten Markt gewonnen werden. Aggregierte Auswertungen besitzen jedoch<br />
den Nachteil, dass unterschiedlich gelagerte individuelle Präferenzen innerhalb der<br />
<strong>St</strong>ichprobe weggemittelt werden. Um diesem Problem entgegenzuwirken, eignet sich<br />
die Schätzung von Marktchancen mit Hilfe eines Choice-S<strong>im</strong>ulators oder die Bildung<br />
von Kundensegmenten per a posteriori-Segmentierung auf Grund von aus einer individuellen<br />
Hierarchical Bayes-Schätzung (CBC/HB). 109 In einer a priori-Segmentierung<br />
hingegen, werden die Probanden meistens an Hand von zuvor festgelegten soziodemografischen<br />
Daten in Kundensegmente eingeteilt.<br />
Die Aggregation der Teilnutzenwerte geschieht <strong>im</strong> Rahmen dieser CBC-<br />
Untersuchung automatisch durch die Software Sawtooth.<br />
106<br />
Albrecht 99 f.<br />
107<br />
Paul E. Green and V. Srinivasan, „Conjoint Analysis in Marketing: New Developments with<br />
Implications for Research and Practice”, Journal of Marketing 54.4 (1990) 5.<br />
108<br />
Sawtooth Software, Choice Based Conjoint (CBC) Technical Paper (Sequ<strong>im</strong>, WA: 1999) 3.<br />
109<br />
Sawtooth Software, The CBC/HB System for Hierarchical Bayes Est<strong>im</strong>ation Version 4.0 Technical<br />
Paper (Sequ<strong>im</strong>, WA: 2005) 1.<br />
29
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
4. Ergebnisse<br />
Dieser vierte Teil dient der Beschreibung der <strong>St</strong>ichprobe und der Präsentation der<br />
Resultate zur Beantwortung der Forschungsfragen 1 und 2: Die Ermittlung des präferierten<br />
<strong>St</strong>romproduktes und die S<strong>im</strong>ulation von Marktchancen ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte<br />
sowie das Aufzeigen der opt<strong>im</strong>alen Ausgestaltung der Produktpalette.<br />
4.1 Beschreibung der <strong>St</strong>ichprobe<br />
Der Online-Fragebogen zur vorliegenden Umfrage wurde von insgesamt 774 Probanden<br />
begonnen, wovon 666 diesen vollständig ausgefüllt haben. Nach Überprüfung<br />
der Daten auf deren Konsistenz verblieben 628 Datensätze, die in die Endauswertung<br />
einflossen. Die soziodemografischen Daten der <strong>St</strong>ichprobe können <strong>im</strong> Anhang<br />
xi.iv eingesehen werden. Die <strong>St</strong>ichprobe stellt ein relativ gutes Abbild der<br />
Schweizer Durchschnittsbevölkerung dar. Nichtsdestotrotz sollten einige Abweichungen<br />
genannt werden: Es fällt auf, dass die jüngere Bevölkerungsschicht von 15 bis<br />
24 Jahren sowie die über 75 Jährigen in der <strong>St</strong>udie stark untervertreten sind. Gründe<br />
können die geringe Internet-Anbindungsrate der älteren Bevölkerungsschichten und<br />
der tiefe Anteil an jungen Menschen mit eigenem Haushalt sein. Auffallend ist auch,<br />
dass der Frauenanteil unter den Probanden nur 27.4 % beträgt. Dies lässt sich dadurch<br />
erklären, dass die meisten Anschreiben an den Mann <strong>im</strong> Haushalt adressiert<br />
waren. Des Weiteren wohnen anteilsmässig mehr Probanden aus der <strong>St</strong>ichprobe in<br />
grösseren Wohnungen mit vier und mehr Z<strong>im</strong>mern als der Schweizer Durchschnitt.<br />
Die Betrachtung nach Erwerbsstatus zeigt zudem, dass Angestellte mit Vorgesetztenfunktion<br />
häufiger in der <strong>St</strong>ichprobe vorkommen als in der Realität. Bezüglich Berufsgruppe<br />
sind insbesondere Führungskräfte, aber auch kaufmännische Angestellte<br />
und Personen in Dienstleistungs- und Verkaufsberufen in der <strong>St</strong>ichprobe deutlich<br />
stärker vertreten. Vergleichsweise gering ist der Anteil an Anlagen- und Maschinenbedienern<br />
und Hilfsarbeitskräften. Ein ähnliches Bild lässt sich bezüglich höchster<br />
abgeschlossener Ausbildung erkennen. In der <strong>St</strong>ichprobe lässt sich eine starke<br />
Übervertretung von Probanden mit höherer Berufsausbildung sowie Universitätsoder<br />
Hochschulabschluss feststellen. Bei der Interpretation der folgenden Resultate<br />
sollte auch bedacht werden, dass Probanden mit höheren Einkommen in der <strong>St</strong>ichprobe<br />
gegenüber dem Schweizer Durchschnitt übervertreten sind.<br />
30
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
4.2 Auswertungen<br />
Die Software Sawtooth bietet eine Reihe von Auswertungsmöglichkeiten. Zunächst<br />
werden in Tabelle 3 die Resultate der CBC Erhebung dargestellt. 110<br />
Attributsausprägung Koeffizient <strong>St</strong>d. Abw 111 t-Wert<br />
Monatlich kündbar 0.03368 0.02202 1.52958<br />
Quartalsweise kündbar 0.00695 0.02220 0.31299<br />
Halbjährlich kündbar -0.02908 0.02224 -1.30752<br />
Jährlich kündbar -0.01155 0.02226 -0.51906<br />
Mix 1 -1.13320 *** 0.03478 -32.57924<br />
Mix 2 -0.36893 *** 0.02789 -13.22765<br />
Mix 3 -0.11590 *** 0.02647 -4.37924<br />
Mix 4 0.99372 *** 0.02514 39.52132<br />
Mix 5 0.62431 *** 0.02458 25.40345<br />
Lokaler Lieferant 0.07839 *** 0.02196 3.57044<br />
Regionaler Lieferant 0.11969 *** 0.02182 5.48648<br />
Nationaler Lieferant 0.05359 ** 0.02204 2.43148<br />
Ausländischer Lieferant -0.25168 *** 0.02311 -10.88940<br />
In der Region 0.32000 *** 0.02147 14.90497<br />
In der Schweiz 0.31828 *** 0.02141 14.86346<br />
In Nachbarländern -0.11450 *** 0.02254 -5.08020<br />
In Osteuropa -0.52379 *** 0.02453 -21.35553<br />
30 CHF pro Monat 0.68650 *** 0.02129 32.24606<br />
50 CHF pro Monat 0.29794 *** 0.02129 13.99421<br />
70 CHF pro Monat -0.19304 *** 0.02283 -8.45503<br />
90 CHF pro Monat -0.79140 *** 0.02640 -29.97334<br />
TÜV -0.01784 0.02218 -0.80453<br />
naturemade star 0.04089 * 0.02208 1.85215<br />
naturemade basic 0.00259 0.02221 0.11669<br />
- 0.02564 0.02225 -1.15257<br />
Monatlicher Festbetrag -0.04209 * 0.02235 -1.88293<br />
Fixpreis pro kWh -0.01504 0.02226 -0.67595<br />
Variierender Preis pro kWh -0.06509 ** 0.02235 -2.91217<br />
Hoch- und Niedertarif 0.12223 *** 0.02180 5.60629<br />
Tabelle 3: Ergebnisse der CBC-Erhebung. 112<br />
* Signifikant bei einem Konfidenzniveau von 90%.<br />
** Signifikant bei einem Konfidenzniveau von 95%.<br />
*** Signifikant bei einem Konfidenzniveau von 99%.<br />
110<br />
Vgl. Anhang xi.v für detaillierte Eigenschaften des multinomialen LOGIT-Modells.<br />
111<br />
<strong>St</strong>d Abw: <strong>St</strong>andardabweichung.<br />
112<br />
Vgl. Tabelle 2 für die detaillierten Beschreibungen der <strong>St</strong>rommixes.<br />
31
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Der Koeffizient in der zweiten Spalte der Tabelle beschreibt den Einfluss einer Veränderung<br />
der Attributsausprägungen auf den Gesamtnutzen eines Produkts. Positive<br />
Werte stehen für eine <strong>St</strong>eigerung des Kundennutzens, während negative Werte umgekehrt<br />
eine Absenkung desselben bedeuten. Die Koeffizienten sollten in dieser<br />
Form nur innerhalb von einzelnen Attributen verglichen werden. Die letzten zwei<br />
Spalten beinhalten Gütemasse der Schätzung. Die <strong>St</strong>andardabweichung stellt einen<br />
Indikator für die Exaktheit des Koeffizienten dar. 113 Der t-Wert wird durch das Verhältnis<br />
des Koeffizienten zur <strong>St</strong>andardabweichung gebildet und zeigt auf standardisierte<br />
Art und Weise die Exaktheit des Koeffizienten auf, wodurch Vergleiche zwischen<br />
Attributen ermöglicht werden. Je höher der absolute t-Wert ausfällt, desto besser<br />
ist die ihm zu Grunde liegende Schätzung. 114<br />
Abgesehen von einigen Ausnahmen sind sämtliche aufgeführte Präferenzwerte<br />
signifikant bei einem Konfidenzniveau von mindestens 90%. Die Ausnahmen bilden<br />
sämtliche Ausprägungen des Attributs Vertragsdauer und alle Ausprägungen<br />
des Attributs Zertifizierung ausser naturemade star sowie die Ausprägung Fixpreis<br />
pro kWh des Attributs Preismodell. Bei weiterführenden Auswertungen zu diesen als<br />
nicht signifikant befundenen Attributen bzw. Ausprägungen ist daher in der Folge<br />
Vorsicht geboten.<br />
4.2.1 Wichtigkeiten der Attribute<br />
Die Software Sawtooth ermöglicht die Einordnung der Attribute nach deren relativen<br />
Wichtigkeiten für die Produktwahlentscheidungen der Probanden. 115 Die Wichtigkeit<br />
widerspiegelt den Unterschied, den ein einzelnes Attribut zum Nutzen des Gesamtprodukts<br />
beitragen kann. Dieser Unterschied wurzelt in der Spannweite der Teilnutzenwerte<br />
für die jeweiligen Ausprägungen innerhalb der Attribute. Wichtigkeiten haben<br />
einen gemeinsamen Nullpunkt und sind verhältnisskaliert. 116 In Tabelle 4 auf der<br />
folgenden Seite werden die Produktattribute in absteigender Reihenfolge ihrer Wichtigkeiten<br />
den eigenen Aussagen der Probanden 117 und den Ergebnissen aus der<br />
quantitativen Vorstudie 118 gegenübergestellt.<br />
113 Backhaus et al. 377.<br />
114 Backhaus et al. 73 f.<br />
115 Diese Auswertung wurde auf der Grundlage von individuellen CBC/HB Daten vorgenommen.<br />
116 Bryan K. Orme, Getting started with conjoint analysis: strategies for product design and pricing<br />
research (Madison, WIS: Research Publishers, 2006) 71 f.<br />
117 Prozentanteil der Probanden, welche das betreffende Attribut auf einer fünfstufigen Skala von<br />
wichtig bis unwichtig als wichtig einstuften.<br />
118 Vgl. Anhang xi.ii. Hier wurde dieselbe fünfstufige Skala angewandt wie in der Online-Umfrage, wo-<br />
32
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Attribut Sawtooth Probanden Vorstudie<br />
<strong>St</strong>rommix 37.58 42.7 3.9<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten 25.01 25.8 4.0<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion 15.11 22.9 3.3<br />
<strong>St</strong>romlieferant 7.85 17.4 3.2<br />
Preismodell 6.14 16.2 3.8<br />
Vertragsdauer 4.41 3.8 3.6<br />
Zertifizierung 3.89 5.7 3.0<br />
Tabelle 4: Wichtigkeiten von Attributen.<br />
Die Wichtigkeit von Attributen und deren Einfluss auf das Auswahlverhalten der Probanden<br />
muss sowohl <strong>im</strong> positiven als auch <strong>im</strong> negativen Sinn verstanden werden:<br />
Zeichnet sich die Ausgestaltung eines wichtigen Attributs durch eine beliebte Ausprägung<br />
aus, so beeinflusst dies den Gesamtnutzen des Produktes besonders positiv.<br />
Umgekehrt kann jedoch eine unbeliebte Ausprägung eines wichtigen Attributs<br />
den Gesamtnutzen vergleichsweise stärker absenken.<br />
Dem Attribut <strong>St</strong>rommix (37,58%) wird klar die höchste Wichtigkeit zugeschrieben,<br />
gefolgt von den monatlichen <strong>St</strong>romkosten (25,01%) und dem Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
(15,11%), woraus folgt, dass diese drei Attribute das Produktwahlverhalten<br />
der Probanden am stärksten beeinflussen. Die übrigen Attribute <strong>St</strong>romlieferant<br />
(7,85%), Preismodell (6,14%), Vertragsdauer (4,11%) und Zertifizierung (3.89%)<br />
weisen eine vergleichsweise geringere Wichtigkeit auf, was sich auch in ihren relativ<br />
niedrigen Signifikanzniveaus widerspiegelt. 119 Gründe für die tiefen Wichtigkeiten<br />
bzw. Signifikanzniveaus dieser Attribute können an dieser <strong>St</strong>elle nur vermutet werden.<br />
So könnten die Vertragsdauer und das Preismodell deshalb nicht als wichtig<br />
empfunden werden, weil diese von den Probanden in Anlehnung an das Kano-<br />
Modell als grundlegende und selbstverständliche Basisfaktoren betrachtet werden,<br />
die erst bei Nichterfüllung beachtet werden. Sind gewisse Grundanforderungen wie<br />
z.B. eine kurzfristige Kündigungsmöglichkeit oder ein transparentes Preismodell erfüllt,<br />
vermag das Produkt keinen zusätzlichen Nutzen zu stiften. Bleiben diese<br />
Grundanforderungen jedoch unerfüllt, so sinkt der Gesamtnutzen des Produktes. 120<br />
bei in Tabelle 4 lediglich der Durchschnittswert über alle Probanden hinweg angegeben wird.<br />
119 Vgl. Tabelle 3.<br />
120 Andreas Herrmann, Integrales Produktdesign (<strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>: 2005) 18.<br />
33
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Die relativ geringe Wichtigkeit des <strong>St</strong>romlieferanten lässt auf eine gewisse Gleichgültigkeit<br />
der Probanden schliessen, von welchem Lieferant die <strong>St</strong>romversorgung erfolgen<br />
soll. Das Attribut Zertifizierung könnte auf Grund der relativ geringen Bekanntheitsgrade<br />
der einzelnen Öko-Labels vergleichsweise unwichtig für die Produktwahlentscheidung<br />
der Probanden sein. Letztere wissen vermutlich zu wenig über die<br />
Thematik Bescheid, um bewusste Entscheidungen treffen zu können. Das leicht bessere<br />
Abschneiden von naturemade star gegenüber naturemade basic lässt sich möglicherweise<br />
durch den wohlklingenderen Namen erklären, wohingegen die tiefen<br />
Präferenzwerte des TÜV-Labels auf Grund der gängigen Assoziation mit der branchenfremden<br />
Tätigkeit als Autoprüfstelle zurückgeführt werden könnten.<br />
Die Ergebnisse der verschiedenen Erhebungen bestätigen sich mit Ausnahme<br />
weniger Unterschiede gegenseitig: Die Zertifizierung geniesst den eigenen Angaben<br />
der Probanden zufolge eine höhere Wichtigkeit als die Vertragsdauer, als dies die<br />
Berechnung durch die Software Sawtooth aufzeigt. Zudem wurden in der Vorstudie<br />
insbesondere das Preismodell und die Vertragsdauer bezüglich deren Wichtigkeiten<br />
höher eingeschätzt als in der Online-Umfrage. Gründe für diese Abweichungen können<br />
in den geringen Signifikanzniveaus der betroffenen Attribute vermutet werden.<br />
4.2.2 Zahlungsbereitschaften<br />
Zur Darstellung der Präferenzen der Probanden soll an dieser <strong>St</strong>elle zu Gunsten der<br />
Übersichtlichkeit und des einfacheren Verständnisses auf eine Darstellung in Geldwerten<br />
zurückgegriffen werden. Diese können als durchschnittliche Zahlungsbereitschaft<br />
der Probanden für eine Verbesserung eines Attributs zu Gunsten einer stärker<br />
präferierten Ausprägung interpretiert werden. Monetäre Werte ermöglichen zudem<br />
einen Vergleich der Präferenzen zwischen Ausprägungen verschiedener Attribute.<br />
Zur Berechnung wird der Teilnutzenwert 121 jedes Attributs durch den Absolutwert des<br />
Verhältnisses aus dem Preiskoeffizienten und dem höchsten Teilnutzenwert des<br />
Preisattributs 122 dividiert. Aus den daraus resultierenden Werten wird der niedrigste<br />
je Attribut als Nullpunkt festgelegt und die Werte der übrigen Ausprägungen entsprechend<br />
angepasst.<br />
121 Teilnutzenwerte werden durch die Software Sawtooth basierend auf den Koeffizienten aus Tabelle<br />
3 berechnet, verhalten sich diesen sehr ähnlich und sollen an späterer <strong>St</strong>elle für weitergehende<br />
Auswertungen nach soziodemografischen Variablen verwendet werden.<br />
122 Hier: Monatliche <strong>St</strong>romkosten.<br />
34
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Bei dieser Vorgehensweise ist jedoch Vorsicht geboten: Es ist zu beachten, dass die<br />
Teilnutzenwerte des Preisattributs annäherungsweise linear 123 verlaufen müssen.<br />
Ausserdem unterliegt der Umrechnung in Geldwerte die Annahme, dass die Conjoint-Erhebungsmethode<br />
die Preissensitivität der Probanden präzise erfassen kann.<br />
Hierzu ist CBC besser geeignet als ACA. Trotz Erfüllung dieser Vorsichtsmassnahmen<br />
dürfen die berechneten Geldwerte auf Grund folgender Probleme nicht unvoreingenommen<br />
interpretiert werden: Erstens widerspiegeln durchschnittliche Geldwerte<br />
eine Zahlungsbereitschaft der gesamten <strong>St</strong>ichprobe, wohingegen Produkte oft<br />
lediglich auf best<strong>im</strong>mte Kundensegmente abzielen. Zweitens beziehen sich die monetären<br />
Werte nicht auf ein best<strong>im</strong>mtes Produkt, sondern auf ein Durchschnittsprodukt.<br />
Drittens wird von der Annahme des fehlenden Wettbewerbs ausgegangen. 124<br />
Tendenziell werden die Zahlungsbereitschaften eher zu hoch eingeschätzt, weil als<br />
Konsequenz aus dem Kriterium der Begrenztheit der Attribute und Ausprägungen 125<br />
eventuell nicht alle denkbaren Möglichkeiten in das <strong>St</strong>udiendesign aufgenommen<br />
werden konnten. Folglich können Attribute ausgeblendet werden, deren Zahlungsbereitschaft<br />
durch den Kunden folglich auf die in der Befragung vorhandenen Ausprägungen<br />
verteilt wird. Zudem scheint die Zahlungsbereitschaft in einem Exper<strong>im</strong>ent<br />
meist höher als in einer realen Auswahlsituation. Nichtsdestotrotz können die monetären<br />
Werte zumindest als Richtgrössen verwendet werden. Abbildung 2 stellt die auf<br />
oben beschriebene Weise berechneten Zahlungsbereitschaften auf der folgenden<br />
Seite grafisch dar.<br />
123 Mit R 2 =0,96 ist diese Bedingung hier hochgradig erfüllt.<br />
124 Orme 75.<br />
125 Vgl. Abschnitt 4.2.1.<br />
35
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
CHF<br />
CHF<br />
CHF<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0.0<br />
Vertragsdauer (Kündigungsfrist)<br />
1.0<br />
jährlich halbjährlich monatlich quartalsweise<br />
0.0<br />
<strong>St</strong>romlieferant<br />
11.6<br />
2.4<br />
11.9<br />
2.5<br />
14.1<br />
ausländisch national lokal regional<br />
0.0<br />
Zertifizierung<br />
0.0<br />
TÜV - naturemade star naturemade basic<br />
1.9<br />
2.6<br />
CHF<br />
CHF<br />
CHF<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0.0<br />
26.3<br />
<strong>St</strong>rommix<br />
41.2<br />
64.5<br />
Mix 1 Mix 2 Mix 3 Mix 5 Mix 4<br />
0.0<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
16.6<br />
30.5<br />
31.0<br />
Osteuropa Nachbarländer Region Schweiz<br />
0.0<br />
variierender Preis<br />
pro kWh<br />
Preismodell<br />
1.0<br />
monatlicher<br />
Festbetrag<br />
Abbildung 2: Zahlungsbereitschaften für Produktattribute und Ausprägungen 126<br />
1.7<br />
5.5<br />
74.9<br />
Fixpreis pro kWh Hoch- und<br />
Niedertarif<br />
Be<strong>im</strong> Attribut Vertragsdauer ist allgemein ersichtlich, dass kürzere Vertragsdauern<br />
längeren Vertragsdauern vorgezogen werden. Jedoch ist zu beachten, dass eine<br />
quartalsweise Kündigungsfrist gegenüber einer monatlichen Kündigungsfrist bevorzugt<br />
wird. Dies mag unter anderem daran liegen, dass viele Verträge, wie z.B. eine<br />
Wohnungsmiete, auf drei Monate kündbar sind und sich dadurch ein gewisser <strong>St</strong>andard<br />
durchgesetzt hat.<br />
126 Vgl. Tabelle 2 für die detaillierten Beschreibungen der <strong>St</strong>rommixes.<br />
36
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
<strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren Energien sind beliebter als unökologischere <strong>St</strong>rommixes.<br />
Dies zeigt die vergleichsweise tiefe Beliebtheit der Mixes 1 (60%<br />
Gas/Kohle/Erdöl, 35% Kernenergie, 5% unbekannte Herkunft) und 2 (55% Kernenergie,<br />
45% Wasserkraft) sowie die deutlich höheren Zahlungsbereitschaften für die<br />
Mixes 4 (85% Wasserkraft, 5% Windenergie, 5% Solarenergie, 5% Biomasse) und 5<br />
(100% Wasserkraft). Ein Grund für die vergleichsweise geringe Beliebtheit von Mix 1<br />
lässt sich aus Sicht des Autors <strong>im</strong> Anteil an <strong>St</strong>rom unbekannter Herkunft vermuten.<br />
Trotz der Deutlichkeit des Ergebnisses zu Gunsten von Ökostrom sollte bedacht<br />
werden, dass ökologischen Fragestellungen eine gewisse Gefahr zur Verzerrung<br />
durch den Effekt sozialer Erwünschtheit inhärent ist. 127 Im Rahmen der aktuellen<br />
politischen Debatte um die zukünftige <strong>St</strong>romversorgung in der Schweiz erscheint ein<br />
direkter Vergleich eines Kernenergieszenarios (Mix 2) mit einer Alternative aus fossiler<br />
Produktion (Mix 3) interessant: Die Probanden dieser Untersuchung haben sich<br />
knapp für das kernenergiefreie, aber CO2-emittierende Szenario entschieden. Ein<br />
ähnliches Bild zeichnet die Zusatzfrage, ob eher Gas- oder Kernkraftwerke als geringeres<br />
Übel eingestuft würden: Während sowohl die absoluten Gegner von KKW<br />
(12,4%) und von Gaskraftwerken (12,6%) sich die Waage halten und eine nicht zu<br />
vernachlässigende Anzahl von Probanden unentschlossen ist (23,4%), sind dennoch<br />
die gemässigteren Gegner der Kernkraft (27,9%) gegenüber den gemässigteren<br />
Gegnern der Gaskraftwerke leicht in der Überzahl (23,7%). 128 Des Weiteren fällt auf,<br />
dass ein breiter abgestützter <strong>St</strong>rommix mit neuen erneuerbaren Energien (Mix 4) <strong>im</strong><br />
Vergleich zu einem ebenfalls ökologischen, aber ausschliesslich auf Wasserkraft<br />
basierenden Ökostrom-Mix (Mix 5) bezüglich der Zahlungsbereitschaft der Probanden<br />
besser abschneidet.<br />
Für <strong>St</strong>rom von ausländischen Lieferanten hätten die Probanden die geringste<br />
Zahlungsbereitschaft. Diese ist bereits deutlich höher für die Versorgung durch nationale<br />
und lokale <strong>St</strong>romlieferanten, welche jedoch sehr nahe beieinander liegen. Die<br />
höchste Zahlungsbereitschaft geniessen regionale <strong>St</strong>romlieferanten. Die etwas überspitzt<br />
formulierte <strong>St</strong>romproduktion in Osteuropa hat bei den Probanden keine Chance,<br />
eine best<strong>im</strong>mte Zahlungsbereitschaft auszulösen. <strong>St</strong>romproduktion in Nachbar-<br />
127<br />
Andreas Diekmann, Empirische Sozialforschung – Grundlagen, Methoden, Anwendungen (Reinbek<br />
bei Hamburg: Rowohlt, 2006) 382 f.<br />
128<br />
Eine <strong>St</strong>udie zum Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> von Accenture und der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> zeigt jedoch,<br />
dass die schweizerischen EVU in der Kernenergie die Schlüsseltechnologie zum Schliessen der<br />
„<strong>St</strong>romversorgungslücke“ sehen. Eine reine Gaskraftwerkslösung wird nur von 3 % der EVU als<br />
pr<strong>im</strong>äre Möglichkeit favorisiert.<br />
37
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
ländern hingegen stösst durchaus auf eine gewisse Akzeptanz, da diese durch langfristige<br />
Lieferträge mit der französischen EDF seit längerer Zeit Realität ist. Klar am<br />
meisten sind die Probanden jedoch für regionale oder inländische <strong>St</strong>romproduktion<br />
zu zahlen bereit, wobei hier die Unterschiede zu Gunsten letzterer nur sehr gering<br />
sind.<br />
Unter den verschiedenen Zertifizierungsmöglichkeiten kann naturemade star<br />
die höchsten Zahlungsbereitschaften auf sich vereinen. Be<strong>im</strong> Attribut Preismodell<br />
erhält die Unterscheidung zwischen Hoch- und Niedertarif klar die höchste Zahlungsbereitschaft.<br />
An zweiter bis fünfter <strong>St</strong>elle folgen der Fixpreis pro kWh, der monatliche<br />
Festbetrag und ein variierender Preis pro kWh.<br />
4.2.3 Einfluss der Wichtigkeit von Attributen<br />
Dieser Abschnitt bezweckt eine Zusammenführung der vorangehenden zwei Abschnitte<br />
zu den Wichtigkeiten der Attribute und den Präferenzen bzw. Zahlungsbereitschaften<br />
für unterschiedliche Ausprägungen. Hierbei stellt sich die Frage, welche<br />
Präferenzen die Probanden entwickeln, je höher sie ein best<strong>im</strong>mtes Attribut in dessen<br />
Wichtigkeit einstufen. 129<br />
• Die subjektive Wichtigkeit der Vertragsdauer hat auf das Produktwahlverhalten<br />
der Probanden keine Auswirkungen.<br />
• Je wichtiger die Probanden den <strong>St</strong>rommix erachten, desto eher wählen sie<br />
<strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren Energien und zeigen eine höhere Zahlungsbereitschaft.<br />
• Eine höhere Wichtigkeitseinstufung des <strong>St</strong>romlieferanten und des Ortes der<br />
<strong>St</strong>romproduktion ist mit einer höheren Zahlungsbereitschaft sowie einer verstärkten<br />
Tendenz zu Gunsten von lokalen und regionalen <strong>St</strong>romlieferanten<br />
und zu Ungunsten von ausländischen Lieferanten verbunden. Analog sind eine<br />
stärkere Bevorzugung von regionaler oder Schweizer <strong>St</strong>romproduktion und<br />
eine geringere Akzeptanz von ausländischer und insbesondere osteuropäischer<br />
<strong>St</strong>romproduktion festzustellen.<br />
• Probanden, die besonderen Wert auf die monatlichen <strong>St</strong>romkosten legen,<br />
verhalten sich preisbewusster als andere Probanden und wählen vermehrt<br />
unökologische <strong>St</strong>rommixes und seltener <strong>St</strong>romprodukte aus erneuerbaren<br />
Energien.<br />
129 Die Wichtigkeit der Attribute wurde als Kontrollfrage <strong>im</strong> Anschluss an die CBC-Erhebung gestellt<br />
und deckt sich in ihren Ergebnissen mit den Berechnungen der Software Sawtooth.<br />
38
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
• Wer der Zertifizierung eine hohe Wichtigkeit zuschreibt, hebt sich durch eine<br />
höhere Zahlungsbereitschaft von den übrigen Probanden ab.<br />
• Probanden, die das Preismodell als wichtig einstufen, tendieren eher dazu,<br />
unökologische Mixes zu bevorzugen.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass <strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren<br />
Energien insbesondere von Kunden gewählt werden, welche grossen Wert auf den<br />
<strong>St</strong>rommix sowie die Zertifizierung legen und dem Preis sowie dem Preismodell nur<br />
geringe Bedeutung be<strong>im</strong>essen. Zudem bevorzugen Kunden verstärkt <strong>St</strong>romlieferanten<br />
und Orte der <strong>St</strong>romproduktion in ihrer Nähe, je wichtiger diese Attribute sind.<br />
4.2.4 Soziodemografische Auswertungen<br />
Um die in den vorangehenden Abschnitten gemachten Aussagen zu spezifizieren,<br />
sollen in diesem Abschnitt Auswertungen zu soziodemografischen Daten der Probanden<br />
beschrieben werden. In diesem Zusammenhang interessiert, inwiefern sich<br />
Zahlungsbereitschaften für einzelne Ausprägungen zwischen unterschiedlichen Probandengruppen<br />
unterscheiden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen können <strong>im</strong> anschliessenden<br />
Kapitel Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> abgegeben werden.<br />
Aus Platzgründen wird nur auf ausgewählte soziodemografische Daten eingegangen:<br />
Alter, Wohnform, Eigentums- und Mietverhältnis, Erwerbsstatus, Berufsgruppe,<br />
höchste abgeschlossene Ausbildung und Einkommen. Zudem werden die Attribute<br />
Vertragsdauer und Zertifizierung von der Betrachtung ausgeschlossen. 130<br />
4.2.4.1 Auswertungen zum <strong>St</strong>rommix<br />
Die beiden mittleren Altersgruppen (35 bis 64 Jahre) sind unökologischen <strong>St</strong>rommixes<br />
stärker ab- und <strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren Energien mehr zugeneigt als die<br />
jüngsten und ältesten Probanden. Eigentümer haben eine stärkere Präferenz für<br />
erneuerbare <strong>St</strong>rommixes als Mieter und sind gegenüber unökologischen Mixes leicht<br />
ablehnender eingestellt.<br />
Selbständige und Angestellte in der Unternehmensleitung zeigen vergleichsweise<br />
grössere Sympathien für den unökologischsten <strong>St</strong>rommix (Mix 1) und sehen in<br />
den Ökostrom-Mixes (Mixes 4 und 5) einen geringeren Nutzen als Probanden mit<br />
unterschiedlichem Erwerbsstatus. Probanden aus geisteswissenschaftlichen akademischen<br />
Berufen verbinden unökologische <strong>St</strong>rommixes mit geringerem Nutzen und<br />
130 Vgl. Tabelle 3: Die Teilnutzenwerte dieser Attribute sind nicht signifikant.<br />
39
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
<strong>St</strong>ommixes mit erneuerbaren Energien mit höherem Nutzen als Ingenieur- und technisch-wissenschaftliche<br />
Berufsleute. Wer ein höheres Arbeitspensum hat, bevorzugt<br />
eher den unökologischsten <strong>St</strong>rommix und weniger die Ökostrom-Mixes.<br />
Abbildung 3 widerspiegelt die Zahlungsbereitschaften von Probanden für verschiedene<br />
<strong>St</strong>rommixes nach Bildungsstand. 131 Probanden mit niedriger Ausbildung<br />
sind gegenüber unökologischen <strong>St</strong>rommixes stärker abgeneigt als Probanden mit<br />
mittlerer oder hoher Ausbildung und bevorzugen dementsprechend auch stärker die<br />
Ökostrom-Mixes als besser ausgebildete Probanden. Es ist jedoch zu beachten,<br />
dass kein linearer Zusammenhang zwischen Ausbildungsstand und Zahlungsbereitschaft<br />
besteht: Personen mit niedriger Ausbildung weisen die höchste Zahlungsbereitschaft<br />
für ökologische <strong>St</strong>rommixes auf, während Personen mit mittlerem Bildungsstand<br />
die niedrigste Zahlungsbereitschaft besitzen. Probanden mit niedrigem<br />
Bildungsstand sind zudem stärker für ein fossiles Szenario und vermehrt gegen ein<br />
Kernkraft-Szenario eingestellt als Probanden mit höherem Bildungsstand.<br />
CHF<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Mix 1 Mix 2 Mix 3 Mix 5 Mix 4<br />
Abbildung 3: Zahlungsbereitschaften für <strong>St</strong>rommixes nach Ausbildung.<br />
Keine Präferenzunterschiede können hingegen zwischen Probandengruppen mit<br />
verschiedenen monatlichen Nettohaushaltseinkommen festgestellt werden.<br />
131 Es wurden drei Kategorien nach höchster abgeschlossener Ausbildung verwendet: niedrig<br />
(obligatorische Grundschule, Anlehre), mittel (Diplommittelschule, Berufslehre, Vollzeitberufsschule,<br />
Maturität) und hoch (höhere Berufsausbildung, Universität/Hochschule).<br />
niedrig<br />
mittel<br />
hoch<br />
40
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
4.2.4.2 Auswertungen zum <strong>St</strong>romlieferanten<br />
Je älter die Probanden, desto höher ausgeprägt ist die Präferenz für regionale Lieferanten<br />
und desto stärker die Abneigung gegenüber ausländischen Lieferanten.<br />
Probanden aus Handwerks- und verwandten Berufen haben eine stärkere<br />
Präferenz für lokale und regionale <strong>St</strong>romlieferanten als andere Berufsgruppen und<br />
sind weniger empfänglich für ausländische Lieferanten. Allgemein kann beobachtet<br />
werden, dass mit steigender Verantwortung <strong>im</strong> Beruf lokale und regionale Lieferanten<br />
weniger stark bevorzugt und ausländische Lieferanten weniger tief in ihrem Nutzen<br />
eingeschätzt werden.<br />
Hinzu kommt, dass Probanden mit niedrigerem Bildungsstand lokale, regionale<br />
und nationale Lieferanten <strong>im</strong> Vergleich mit ausländischen Lieferanten stärker favorisieren<br />
als Probanden mit höherem Bildungsstand.<br />
4.2.4.3 Auswertungen zum Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
Abbildung 4 zeigt die Zahlungsbereitschaften verschiedener Altersgruppen für die<br />
Ausprägungen des Attributs Ort der <strong>St</strong>romproduktion.<br />
CHF<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
in Osteuropa in Nachbarländern in der Region in der Schweiz<br />
Abbildung 4: Zahlungsbereitschaften für den Ort der <strong>St</strong>romproduktion nach Alter.<br />
15 bis 34 Jahre<br />
35 bis 49 Jahre<br />
50 bis 64 Jahre<br />
65 Jahre und älter<br />
Je älter die Probanden, desto höher die Präferenz für eine <strong>St</strong>romproduktion in der<br />
Region und in der Schweiz. Zudem sinkt die Präferenz für einen Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
in Osteuropa mit zunehmendem Alter.<br />
41
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Selbständige und Rentner zeigen eine leicht stärkere Bevorzugung von regional und<br />
national produziertem <strong>St</strong>rom sowie eine geringere Präferenz von <strong>St</strong>rom aus Osteuropa<br />
als die anderen Probanden. Selbständige weisen <strong>St</strong>rom aus Nachbarländern<br />
ausserdem einen vergleichsweise geringeren Nutzen zu als Probanden mit anderem<br />
Erwerbsstatus. Führungskräfte bevorzugen weniger stark <strong>St</strong>rom, der in der Region<br />
oder in der Schweiz produziert wurde als niedriger qualifizierte Berufsgruppen, aber<br />
vergleichsweise leicht mehr <strong>St</strong>rom mit Produktion in Nachbarländern. Probanden mit<br />
niedriger Ausbildung wählen häufiger <strong>St</strong>rom aus der Region und seltener <strong>St</strong>rom aus<br />
Nachbarländern.<br />
Probanden mit tieferen monatlichen Nettohaushaltseinkommen (bis 6’000<br />
CHF) zeigen leicht stärkere Sympathien für regionale oder schweizerische <strong>St</strong>romproduktion<br />
und st<strong>im</strong>men auch deutlicher gegen <strong>St</strong>rom mit Produktion <strong>im</strong> Ausland als<br />
Probanden mit höheren Einkommen.<br />
4.2.4.4 Auswertungen zu den monatlichen <strong>St</strong>romkosten<br />
Für die monatlichen <strong>St</strong>romkosten können nicht analog zu den übrigen Attributen Zahlungsbereitschaften<br />
berechnet werden, da es sich bereits um eine monetäre Grösse<br />
handelt. Deshalb wird an dieser <strong>St</strong>elle auf die mit der Software Sawtooth ermittelten<br />
Teilnutzenwerte zurückgegriffen, nachdem die Werte auf einen gemeinsamen Nullpunkt<br />
umgerechnet wurden.<br />
Jüngere Probanden sind bezüglich <strong>St</strong>romprodukte generell preissensibler als<br />
ältere Probanden. Unterschiede <strong>im</strong> Preisbewusstsein der Probanden werden insbesondere<br />
bei einer Aufschlüsselung nach Erwerbsstatus sichtbar und werden an dieser<br />
<strong>St</strong>elle in Abbildung 5 dargestellt.<br />
42
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
30 CHF 50 CHF 70 CHF 90 CHF<br />
Abbildung 5: Zahlungsbereitschaften für <strong>St</strong>rom nach Erwerbsstatus.<br />
Selbständige und Angestellte in der Unternehmensleitung würden vergleichsweise<br />
häufiger die günstigste Alternative für 30 CHF wählen und seltener die teureren Produkte<br />
als Probanden von anderem Erwerbsstatus. Selbständige und Angestellte in<br />
der Unternehmensleitung reagieren somit am sensibelsten auf den Preis. Rentner<br />
hingegen zeigen eine leicht höhere Bereitschaft, einen hohen Preis für <strong>St</strong>rom zu<br />
bezahlen als die übrigen Probandengruppen. Führungskräfte sind ebenfalls besonders<br />
preisbewusst, und für Ingenieure trifft dies stärker zu als für Personen in geisteswissenschaftlichen<br />
Berufen. Je höher das Arbeitspensum der Probanden, desto<br />
weniger preissensibel sind diese.<br />
Probanden mit niedriger Ausbildung scheinen ebenfalls weniger preissensibel<br />
zu sein als die übrigen Probandengruppen.<br />
4.2.4.5 Auswertungen zum Preismodell<br />
Selbständig<br />
Angestellte/r in der<br />
Unternehmensleitung<br />
Angestellte/r mit<br />
Vorgesetztenfunktion<br />
Angestellte/r ohne<br />
Vorgesetztenfunktion<br />
Rentner/-in<br />
Die älteste Probandengruppe zeigte eine noch tiefere Präferenz für den generell eher<br />
unbeliebten variierenden Preis pro kWh als die anderen Altersgruppen und ist den<br />
Preismodellen des monatlichen Festbetrags und Fixpreis pro kWh dafür umso stärker<br />
zugeneigt als die übrigen Probanden.<br />
Angestellte in der Unternehmensleitung ziehen einen vergleichsweise geringen<br />
Nutzen aus monatlichen Festbeträgen. Für Rentner erscheint der variierende<br />
Preis pro kWh als besonders unattraktiv, dafür das HT/NT-Preismodell umso vorteil-<br />
43
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
hafter. Führungskräfte wählen seltener Preismodelle mit monatlichem Festbetrag<br />
oder HT/NT als weniger qualifizierte Berufsgruppen, aber leicht häufiger einen Fixpreis<br />
pro kWh. Dieser ist bei Probanden aus Handwerks- und verwandten Berufen<br />
besonders unbeliebt. Ingenieure schreiben monatlichen Festbeträgen und Fixpreisen<br />
pro kWh einen höheren Nutzen zu als Geisteswissenschafter. Letztere bevorzugen<br />
eine Unterscheidung zwischen HT/NT <strong>im</strong> Vergleich zu Ingenieuren.<br />
Probanden mit niedriger Ausbildung haben eine höhere Präferenz für Preismodelle<br />
mit einem monatlichen Festbetrag oder einem variierenden Preis pro kWh,<br />
schreiben jedoch einem HT/NT-Preismodell einen wesentlich tieferen Nutzen zu als<br />
Probanden mit mittlerer oder höherer Ausbildung.<br />
Probanden mit mittlerem monatlichem Nettohaushaltseinkommen (zwischen<br />
6000 und 10000 CHF) zeigen die deutlichsten Präferenzen zu Gunsten von HT/NT<br />
und zu Ungunsten anderer Preismodelle.<br />
4.2.5 Auswertungen nach teilnehmenden EVU<br />
An der Untersuchung nahmen private <strong>St</strong>romkunden von vier EVU aus der Region<br />
Ostschweiz teil. Diese werden hier EVU 1, EVU 2, EVU 3 und EVU 4 genannt. 132 In<br />
diesem Abschnitt soll kurz auf Präferenzunterschiede bezüglich der signifikanten<br />
Attribute zwischen den Kundengruppen und auf mögliche Erklärungen für diese Differenzen<br />
eingegangen werden. Im Allgemeinen sind die Teilnutzenwerte von Kunden<br />
der verschiedenen EVU sehr ähnlich. Einzig Kunden von EVU 3 zeigen abweichende<br />
Präferenzen.<br />
Günstige und daher weniger ökologische <strong>St</strong>rommixes (Mix 1 und 2) erfreuen<br />
sich bei Kunden von EVU 3 einer höheren Beliebtheit als anderswo. Umgekehrt sind<br />
die <strong>St</strong>rommixes aus erneuerbaren Energien (4 und 5) deutlich weniger gefragt. Lokale<br />
und regionale Lieferanten sind leicht weniger beliebt als in anderen Ortschaften,<br />
dafür sind die EVU 3-Kunden empfänglicher für eine Versorgung durch ausländische<br />
<strong>St</strong>romlieferanten als andernorts. Das allgemeinhin beliebte HT/NT Preismodell wird<br />
in von Kunden des EVU 3 besonders stark präferiert, wohingegen der variierende<br />
Preis pro kWh umso stärker verworfen wird. Zusammenfassend kann daher festgehalten<br />
werden, dass das präferierte <strong>St</strong>romprodukt für alle EVU sehr ähnlich ausgestaltet<br />
werden sollte, mit dem Unterschied, dass der <strong>St</strong>rommix für EVU 3-Kunden<br />
eine weniger ökologische Zusammensetzung benötigt.<br />
132 EVU 1 (n=71), EVU 2 (n=78), EVU 3 (n=70), EVU 4 (n=367), nicht zuordenbar (n=42).<br />
44
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Ein Erklärungsversuch für das vergleichsweise weniger ökologische Wahlverhalten<br />
von <strong>St</strong>rommixes der Probanden von EVU 3 liegt in der Tatsache, dass diese<br />
den <strong>St</strong>rommix für weniger wichtig erachten als die übrigen Probanden. 133 Weitere<br />
Gründe könnten in den relativ hohen Anteilen von Personen unter 35 und über 65<br />
Jahren und damit verbunden in einer tiefen Berufstätigenquote liegen. Diese Altersgruppen<br />
sind möglicherweise noch nicht oder nicht mehr besonders empfänglich für<br />
Umweltthemen oder müssen sich seltener mit der Wahl des <strong>St</strong>rommixes befassen.<br />
Dasselbe Argument kann auch für den hohen Anteil an Mietern angeführt werden,<br />
welche die Wahl des <strong>St</strong>rommixes oft mangels besserer Information als Sache des<br />
Hauseigentümers betrachten.<br />
133 Vgl. Anhang xi.vi für Wichtigkeiten der Attribute nach EVU.<br />
45
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
5. Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong><br />
In diesem fünften Teil sollen Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> aus den Resultaten<br />
der Untersuchung abgeleitet werden. Zunächst wird das von allen Probanden<br />
durchschnittlich präferierte <strong>St</strong>romprodukt vorgestellt, um danach genauer auf die<br />
Aspekte Ökostrom und Öko-Labelling einzugehen. Darauf folgt eine Markts<strong>im</strong>ulation<br />
zur gemeinsamen Betrachtung ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte in einem wettbewerbsähnlichen<br />
Umfeld. Zuletzt werden Empfehlungen zur Gestaltung der Angebotspalette<br />
und der Auswahlmöglichkeiten für die Privatkunden abgegeben.<br />
5.1 Präferiertes <strong>St</strong>romprodukt<br />
Mit Hilfe der Zahlungsbereitschaften aus dem vorhergehenden Abschnitt kann ein für<br />
alle teilnehmenden Probanden präferiertes Produkt ermittelt werden. Hierzu werden<br />
von allen Attributen die Ausprägungen mit den jeweils höchsten Zahlungsbereitschaften<br />
herausgesucht und in Tabelle 5 zu einem nach Wichtigkeit der Attribute geordneten<br />
opt<strong>im</strong>alen <strong>St</strong>romprodukt aus Sicht der Privatkunden zusammengefügt.<br />
Attribute Opt<strong>im</strong>ale Ausprägungen<br />
Vertragsdauer Quartalsweise oder monatlich kündbar<br />
<strong>St</strong>rommix 85% Wasser, 5% Wind, 5% Solar, 5% Biomasse<br />
<strong>St</strong>romlieferant Regionaler Lieferant<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion In der Region oder in der Schweiz<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten 30 CHF<br />
Zertifizierung naturemade star<br />
Preismodell Unterscheidung zwischen Hoch- und Niedertarif<br />
Tabelle 5: Opt<strong>im</strong>ales <strong>St</strong>romprodukt aus Kundensicht.<br />
Das opt<strong>im</strong>ale <strong>St</strong>romprodukt aus Sicht des Privatkunden besteht somit aus einem in<br />
der Region oder zumindest in der Schweiz produzierten <strong>St</strong>rommix mit neuen erneuerbaren<br />
Energien von einem regionalen <strong>St</strong>romlieferanten. Ausserdem sollte in der<br />
Abrechnung zwischen Hoch- und Niedertarif (HT/NT) unterschieden werden, der<br />
Vertrag möglichst kurzfristig aufgelöst werden können und bevorzugterweise stammt<br />
der <strong>St</strong>rom aus mit dem Label naturemade star zertifizierter Produktion. Es leuchtet<br />
ein, dass die Probanden den tiefstmöglichen Preis wünschen, an dieser <strong>St</strong>elle muss<br />
jedoch festgehalten werden, dass eine nicht zu vernachlässigende Minderheit unter<br />
46
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
den Probanden durchaus dazu bereit ist, höhere Kosten für einen <strong>St</strong>rommix mit erneuerbaren<br />
Energien in Kauf zu nehmen. Dies führt zwar zu einer eher unrealistischen<br />
Produktkonfiguration, soll aber in diesem Fall als Wegweiser für eine möglichst<br />
günstige, aber dennoch ökologische <strong>St</strong>romproduktion verstanden werden.<br />
5.2 Ökostrom und Öko-Labelling<br />
Die erhobenen Conjoint-Daten zu Präferenzwerten für unterschiedliche Öko-Labels<br />
sind auf Grund tiefer Signifikanzniveaus nur beschränkt aussagekräftig. In der Untersuchung<br />
wurde jedoch durch Zusatzfragen zu Kundenwünschen nach mittels Förderfonds<br />
von Öko-Labels zu unterstützenden Ökostromarten sowie zu finanzierenden<br />
Umweltverbesserungsmassnahmen 134 gefragt. Die Resultate sind übersichtsartig in<br />
den Tabellen 6 und 7 dargestellt.<br />
Energieproduktionsart Rang 1 Ränge 1 und 2 kumuliert<br />
Sonnenenergie 49,7% 73,9%<br />
Windenergie 9,4% 38,7%<br />
Kleinwasserkraftwerke 21,7% 35,7%<br />
Geothermie 10,4% 23,6%<br />
Biomasse 5,3% 14,9%<br />
Biogas 3,7% 13,1%<br />
Tabelle 6: Unterstützung von erneuerbaren Energien durch Förderfonds. 135<br />
Den grössten Zuspruch unter den erneuerbaren Energiearten erhält die Sonnenenergie.<br />
Die Windenergie ist am zweitbeliebtesten, wenn auch deutlich weniger als<br />
erstere. Ähnliche Beliebtheitswerte wie die Windenergie erreichen Kleinwasserkraftwerke,<br />
und die Geothermie liegt an vierter <strong>St</strong>elle. Deutlich geringere Beliebtheitswerte<br />
vermögen die Energiearten Biomasse und Biogas auf sich zu vereinen.<br />
Daraus lässt sich die Empfehlung ableiten, insbesondere Ökostrom aus zertifizierter<br />
Sonnen- und Windenergie anzubieten, sowie die <strong>St</strong>romproduktion in Kleinwasserkraftwerken<br />
weiter zu fördern. Die geringere Beliebtheit von Geothermie, Biomasse<br />
und Biogas sollte jedoch nicht unbedingt als Votum gegen diese Produktionsarten<br />
verstanden werden, sondern als Zeichen, dass diese lediglich weniger attraktiv<br />
134 Vgl. Abschnitt 2.1.4.<br />
135 Die Probanden wurden gebeten, die Förderung verschiedener erneuerbarer Energien mittels För<br />
derfonds an Hand von ihren Präferenzen in eine Rangreihenfolge von 1 (am beliebtesten) bis 6<br />
(am wenigsten beliebt) zu bringen.<br />
47
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
erscheinen oder wie <strong>im</strong> Fall der Geothermie noch mit technischen oder Sicherheitsbedenken<br />
136 behaftet sind.<br />
Umweltverbesserungsmassnahmen Wahlhäufigkeit<br />
Forschung und Entwicklung (F+E) auf dem Gebiet neuer Energietechnologien 64,0%<br />
Energieeffizienzmassnahmen 49,2%<br />
<strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien in bestehenden Kraftwerken 36,1%<br />
<strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien in neu zu bauenden Kraftwerken 31,2%<br />
Ökologische Ausgleichsmassnahmen bei Wasserkraftwerken (z.B. Fischtreppen) 30,6%<br />
Kl<strong>im</strong>aschutzmassnahmen in Entwicklungsländern 28,7%<br />
Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet erneuerbarer Energien 28,5%<br />
Förderung von Wärmepumpen 17,8%<br />
Tabelle 7: Finanzierung von Umweltmassnahmen mittels Förderfonds. 137<br />
In Tabelle 7 ist ersichtlich, dass Privatkunden in erster Linie die Entwicklung von<br />
neuen, ökologischeren Energietechnologien und eine effizientere Nutzung bestehender<br />
Technologien für sinnvoll erachten. Zudem wird die <strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren<br />
Energien in bereits bestehenden Kraftwerken stärker bevorzugt als in Kraftwerken,<br />
welche speziell zu diesem Zweck neu erbaut wurden. Einen Weg, vermehrt<br />
<strong>St</strong>rom aus erneuerbaren Energien zu produzieren, ohne auf den Bau neuer Kraftwerke<br />
angewiesen zu sein, sehen die Probanden in ökologischen Ausgleichsmassnahmen<br />
bei bestehenden Wasserkraftwerken. Als weniger bedeutend werden Kl<strong>im</strong>aschutzmassnahmen<br />
in Entwicklungsländern, die Aus- und Weiterbildung auf dem<br />
Gebiet der erneuerbaren Energien und die Förderung von Wärmepumpen eingestuft.<br />
5.3 Markts<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten<br />
Für weiterführende Betrachtungen der Präferenzen bezüglich des <strong>St</strong>rommixes empfiehlt<br />
sich die Durchführung einer Markts<strong>im</strong>ulation. Die Software Sawtooth bietet die<br />
Möglichkeit, mehrere Produkte gleichzeitig gegeneinander abzuwägen. Anders als<br />
bei den Teilnutzenwerten werden hier nicht lediglich durchschnittliche Präferenzen<br />
für einzelne Ausprägungen ermittelt, sondern so genannte Shares of Preference.<br />
Einerseits kann diese Grösse hilfreich sein, um das Produktwahlverhalten der Probanden<br />
<strong>im</strong> Markt vorherzusagen. Ausserdem berücksichtigt sie Substitutionseffekte<br />
136 IWB, Geothermieprojekt Basel: Erdstoss mit Magnitude 2,8 registriert (2007b).<br />
137 Die Probanden wurden gebeten, max<strong>im</strong>al 3 Umweltverbesserungsmassnahmen auszuwählen,<br />
welche ihrer Meinung nach mittels Förderfonds von Öko-Labels finanziert werden sollten.<br />
48
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
oder Kannibalismus zwischen Produkten. 138 Andererseits ist bei der Interpretation<br />
von Shares of Preference Vorsicht geboten, da der Markts<strong>im</strong>ulator einige Gegebenheiten<br />
der realen Welt nicht berücksichtigt wie z.B. den Zeitpunkt des Markteintrittes,<br />
den Bekanntheitsgrad und das Distributionssystem der Produkte. Daher sind Shares<br />
of Preference nicht mit Marktanteilen zu verwechseln, sondern als Anteil der Probanden,<br />
welche das jeweilige Produkt wählen würden. 139<br />
Da das Attribut <strong>St</strong>rommix für das Produktwahlverhalten der privaten <strong>St</strong>romkunden<br />
von höchster Bedeutung ist, und die monatlichen <strong>St</strong>romkosten den zweithöchsten<br />
Einfluss ausüben, empfiehlt sich eine S<strong>im</strong>ulation von verschiedenen<br />
<strong>St</strong>rommixes auf der Achse der Kundenwünsche von ökologisch bis billig. 140 Es soll<br />
somit das Gegensatzpaar des hohen Anteiles an <strong>St</strong>rom aus erneuerbaren Energien<br />
und der Forderung nach möglichst günstigen <strong>St</strong>romprodukten abgeglichen werden.<br />
Hierfür wurden vier Produkte spezifiziert, wobei die übrigen fünf Ausprägungen den<br />
Attributen <strong>St</strong>rommix und monatliche <strong>St</strong>romkosten situativ angepasst wurden. Tabelle<br />
8 beschreibt die <strong>St</strong>rommixes 141 und gibt deren Share of Preference 142 an.<br />
Vertragsdauer<br />
<strong>St</strong>rommix<br />
<strong>St</strong>romlieferant<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />
(CHF)<br />
Ökologisch 1 Monat Mix 4 Lokal Region 90<br />
Umweltbewusst 1 Monat Mix 5 Region Region 70<br />
Basisangebot 1 Monat Mix 2 Schweiz<br />
Billigangebot 1 Monat Mix 1<br />
Ausland<br />
Schweiz<br />
Nachbarländer<br />
Tabelle 8: S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten auf der Achse ökologisch-billig.<br />
Zertifizierung<br />
nature-<br />
made<br />
star<br />
nature-<br />
made<br />
basic<br />
Preismodell<br />
Fixpreis<br />
pro kWh<br />
Fixpreis<br />
pro kWh<br />
Share of Preference<br />
24.76<br />
40.17<br />
50 - HT/NT 23.66<br />
30 - HT/NT 11.41<br />
138<br />
Orme 80 ff.<br />
139<br />
Orme 92.<br />
140<br />
Vgl. Anhang xi.vii für eine detaillierte Beschreibung des S<strong>im</strong>ulationsmodells.<br />
141<br />
Vgl. Tabelle 2 für die detaillierte Beschreibung der einzelnen <strong>St</strong>rommixes.<br />
142<br />
Die Berechnung der Shares of Preference basiert auf inidividuellen Teilnutzenwerten einer<br />
CBC/HB-Schätzung.<br />
49
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Teilnutzenwerte enthält hier das beliebteste<br />
<strong>St</strong>romprodukt nicht den breit gestreuten Mix 4 mit neuen erneuerbaren Energien,<br />
sondern den reinen Wasserkraft-Mix 5. Begründet werden kann dieser Umschwung<br />
durch den Miteinbezug des Attributs der monatlichen <strong>St</strong>romkosten, welche für reine<br />
Wasserkraft tiefer ausfallen als für den Mix 4. Ausserdem erhält hier ein regionaler<br />
Lieferant gegenüber einem lokalen Lieferanten den Vorzug, was darauf hindeutet,<br />
dass die „lokale“ Versorgung allein nicht als Differenzierungsmerkmal für ein EVU<br />
ausreicht. Wie hingegen auf Grund der Teilnutzenwerte zu erwarten war, wird das<br />
Billigangebot trotz tiefem Preis nur von wenigen Probanden gewählt, da es den unökologischsten<br />
<strong>St</strong>rommix (Mix 1) mit einer Produktion in Nachbarländern und einer<br />
Versorgung durch einen ausländischen Lieferanten vereint. Es ist an dieser <strong>St</strong>elle<br />
jedoch anzumerken, dass die Bevorzugung der Ökostrom-Angebote (Mixes 4 und 5)<br />
gegenüber einem billigeren Basisangebot auch auf Grund des Effekts der sozialen<br />
Erwünschtheit 143 begünstigt werden könnte. 144 Ihren geringen Wichtigkeiten für die<br />
Auswahlentscheidung entsprechend, haben Variationen der Attribute Vertragsdauer,<br />
Zertifizierung und Preismodell kaum einen Einfluss auf die Share of Preference.<br />
5.4 Ausgestaltung der Angebotspalette<br />
Im Hinblick auf die kommende Marktliberalisierung entwickeln viele EVU neue<br />
<strong>St</strong>romprodukte und bieten EVU ihren Kunden neben einem einheitlichen Basisangebot<br />
vermehrt die Möglichkeit, zwischen verschiedenen alternativen <strong>St</strong>romprodukten<br />
145 zu wählen oder sogar ihren individuellen <strong>St</strong>rommix 146 zusammenzustellen. Bei<br />
einer einfachen Angebotsgestaltung fehlt dem EVU einerseits die Differenzierungsmöglichkeit,<br />
und andererseits sind einfache Tarife direkt mit Konkurrenzangeboten<br />
vergleichbar, was sich nur für wirklich billige Anbieter lohnt. Eine komplexere <strong>Produktgestaltung</strong><br />
hingegen bringt den Nachteil der aufwändigen prozessualen Abbildung<br />
in der Abrechnung mit sich. Beide Ansätze sind jedoch nicht besonders zielführend.<br />
Das Opt<strong>im</strong>um wird vermutlich irgendwo zwischen den beiden Extremen einfach<br />
und komplex liegen. 147<br />
143<br />
Diekmann 382 f.<br />
144<br />
Vgl. Anhang xi.viii: Die tatsächlichen Verkaufszahlen von EVU 4 weisen geringere<br />
Ökostrom-Anteile auf. Die Shares of Preference können jedoch als relative Indikatoren der Kundenpräferenzen<br />
interpretiert werden.<br />
145<br />
ewz (2006).<br />
146<br />
<strong>St</strong>adtwerk Winterthur (2007).<br />
147<br />
Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />
50
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Im Rahmen von Zusatzfragen zur Ausgestaltung der Produktpalette wurden die Probanden<br />
gefragt, wie sie ihren <strong>St</strong>rommix auswählen möchten. 21,7% wollen aus einem<br />
vorgegebenen Sort<strong>im</strong>ent von verschiedenen <strong>St</strong>romprodukten eine Auswahl<br />
treffen und 27,3% bevorzugen es, ihren individuellen <strong>St</strong>rommix selber zusammenstellen<br />
zu können. 22% der Probanden entschieden sich für die einfachste Alternative,<br />
nicht wählen zu müssen, so dass das EVU lediglich ein einheitliches Basisangebot<br />
zum Kauf anbieten könnte, und 29% möchten zusätzlich zum einheitlichen Basisangebot<br />
best<strong>im</strong>mte Ökostrom-Optionen wählen können. Der individuelle <strong>St</strong>rommix<br />
ist insbesondere bei jüngeren Personen beliebt, die mit drei oder mehreren Personen<br />
in Reiheneinfamilienhäusern wohnen, häufig selbständig berufstätig sind und in<br />
technischen Berufen arbeiten sowie bereits Ökostrom beziehen. Ein einheitliches<br />
Basisangebot wünschen sich in erster Linie ältere Menschen, allen voran Rentner.<br />
Bei Ökostrom-Kunden hingegen ist das Basisangebot vergleichsweise unbeliebt.<br />
Abgesehen von einer hohen Empfänglichkeit von Ökostrom-Kunden für das Basisangebot<br />
mit Ökostrom-Optionen können keine besonderen Präferenzen von einzelnen<br />
Kundengruppen beobachtet werden. Die Probanden, welche ein einheitliches<br />
Basisangebot bevorzugen, haben unterschiedliche Vorstellungen über dessen Ausgestaltung:<br />
43,5% bevorzugen ein möglichst günstiges Basisprodukt, für 47,5% sollte<br />
dies durch einen möglichst hohen Ökostrom-Anteil ausgezeichnet werden, und 9,4%<br />
wünschen sich andere Charakteristika wie z.B. ein Ökostromprodukt zu einem verhältnismässig<br />
günstigen Preis. Während die Kunden der teilnehmenden <strong>St</strong>adtwerke<br />
in den meisten Fällen relativ ähnliche Vorstellungen über die Ausgestaltung der Produktpalette<br />
vertreten, fällt auf, dass die Kunden von EVU 1 die stärksten Anhänger<br />
eines individuell wählbaren <strong>St</strong>rommixes sind und bei Kunden von EVU 2 ein Basisangebot<br />
mit frei wählbaren Ökostrom-Optionen noch beliebter ist als anderswo.<br />
Da die Prozentanteile der Anhänger unterschiedlicher Produktwahlmöglichkeiten<br />
allesamt innerhalb einer relativ schmalen Bandbreite liegen, kann nicht von einer<br />
eindeutigen Präferenz zu Gunsten best<strong>im</strong>mter Modelle gesprochen werden. Daher<br />
empfiehlt der Autor, diese bei der Ausgestaltung der Produktpalette zu kombinieren.<br />
Eine Möglichkeit wäre daher die automatische Versorgung der Privatkunden mit einem<br />
traditionellen, aus Wasserkraft und Kernenegie bestehenden Basisangebot, da<br />
sich die entgegengesetzten Forderungen nach einem günstigen bzw. möglichst ökologischen<br />
Basisangebot nur schwer <strong>im</strong> selben Produkt vereinen lassen. Ähnlich wie<br />
be<strong>im</strong> Elektrizitätswerk der <strong>St</strong>adt Zürich (ewz) könnte, ausgehend von diesem Basis-<br />
51
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
angebot, der Ökowert entweder <strong>im</strong> Sinne eines Billigangebots für sehr preisbewusste<br />
Kunden vermindert oder umgekehrt von umweltbewussteren Kunden auch schrittweise<br />
erhöht werden. Während zur Entscheidung für das Billigangebot aus praktischen<br />
Gründen eine reine Auswahl einer vordefinierten Option genügen kann, empfiehlt<br />
sich für die Erhöhung des Ökowertes eine modulare Angebotspalette, deren<br />
Bausteine entweder als Gesamtes ausgewählt oder vom Kunden zu individuellen<br />
Anteilen zusammengestellt werden können. Ein Baustein würde demnach einer best<strong>im</strong>mten<br />
<strong>St</strong>romproduktionsart wie z.B. Wasser-, Wind- oder Sonnenkraft sowie Biomasse<br />
mit unterschiedlichen <strong>St</strong>ufen der Öko-Zertifizierung entsprechen. Somit würden<br />
sowohl der Wunsch einiger Probanden, nicht wählen zu müssen als auch die<br />
Möglichkeiten zur Auswahl aus einem vorgegebenen Sort<strong>im</strong>ent, der zusätzlich wählbaren<br />
Ökostrom-Optionen und zur individuellen Best<strong>im</strong>mung des <strong>St</strong>rommixes miteinander<br />
verbunden.<br />
52
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
6. Schlussfolgerungen<br />
Durch die anstehende Liberalisierung in zwei Schritten – erst für Grosskunden und<br />
später auch für Privatkunden – zeichnet sich bereits jetzt eine neue Wettbewerbssituation<br />
<strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ab: Allianzen <strong>im</strong> <strong>St</strong>romeinkauf werden gebildet,<br />
neue <strong>St</strong>romprodukte eingeführt, und die Marketingaktivitäten der EVU werden verstärkt.<br />
Damit sollen Kunden, welche die freie Lieferantenwahl haben werden, zukünftig<br />
zum Verbleib be<strong>im</strong> bisherigen EVU bzw. zum Wechsel weg von der Konkurrenz<br />
bewogen werden. Erfahrungen in Deutschland haben jedoch gezeigt, dass die<br />
Wechselrate mit rund 5% der Privatkunden sehr gering ist und grösstenteils auf einer<br />
initialen Welle des Lieferantenwechsels zu Beginn der Liberalisierung beruht. Die<br />
meisten Wechselkunden haben sich für Ökostrom von spezialisierten Nischenanbietern<br />
entschieden. Weitaus grösser war jedoch der interne Wechsel zu einem ökologischeren<br />
oder auch billigeren <strong>St</strong>romangebot. Für EVU stellt sich nun kurz vor dem<br />
Eintreten in das Wettbewerbszeitalter nicht nur die Frage nach der opt<strong>im</strong>alen strategischen<br />
Aufstellung, sondern insbesondere auch nach der konkreten Ausgestaltung<br />
der Produkte und deren Auswahlmöglichkeiten für die Kunden.<br />
Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass Privatkunden bei der Wahl ihres<br />
<strong>St</strong>romangebotes den Kriterien <strong>St</strong>rommix, Kosten und Ort der <strong>St</strong>romproduktion besondere<br />
Beachtung schenken. Andere Attribute wie etwa der <strong>St</strong>romlieferant, das<br />
Preismodell, eine Öko-Zertifizierung oder die Vertragsdauer spielen für den durchschnittlichen<br />
Privatkunden jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Das präferierte<br />
<strong>St</strong>romprodukt sollte laut Conjoint-Analyse aus einem möglichst breit abgestützten<br />
<strong>St</strong>rommix mit erneuerbaren Energien bestehen, so preisgünstig wie möglich sein und<br />
aus regionaler oder inländischer Produktion stammen. Hierbei sind nach Möglichkeit<br />
die Sonnenenergie, die Windkraft und Kleinwasserkraftwerke als Energiequellen für<br />
den Anteil an erneuerbaren Energien <strong>im</strong> <strong>St</strong>rommix zu berücksichtigen. Bevorzugt<br />
wird zudem eine Versorgung durch einen regionalen <strong>St</strong>romlieferanten mit möglichst<br />
kurzer Kündigungsfrist und einer Abrechnung nach Hoch- und Niedertarif. Werden<br />
zertifizierte <strong>St</strong>romprodukte mit erneuerbaren Energien angeboten, entsprechen insbesondere<br />
solche mit Förderfonds zur Finanzierung von Umweltmassnahmen wie<br />
der F+E auf dem Gebiet neuer Energietechnologien, Energieeffizienzmassnahmen<br />
und der <strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien in bereits bestehenden Kraftwerken<br />
den Kundenwünschen.<br />
53
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Für die Konzeption der Angebotspalette empfiehlt der Autor die automatische Versorgung<br />
der Kunden mit einem Basisprodukt, von welchem ausgehend der Ökowert<br />
individuell entweder zur Erreichung eines möglichst billigen Angebotes herabgesetzt<br />
oder in Form von verschiedenen Ökostrom-Optionen erhöht werden kann. Diese<br />
Optionen sollten entweder als ganze Bausteine oder zu verschiedenen Prozentanteilen<br />
am gesamten persönlichen <strong>St</strong>rommix vom Kunden zusammengestellt werden<br />
können.<br />
Es liegt jedoch bei den EVU, hinsichtlich der konkreten Angebotsgestaltung<br />
eine Entscheidung zu treffen. Diese hängt insbesondere von der angestrebten strategischen<br />
Positionierung <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, also dem Willen des Eigentümers ab:<br />
Sollen weiterhin sämtliche Kunden angesprochen werden, oder soll als Nischenanbieter<br />
von entweder möglichst günstigen <strong>St</strong>romprodukten oder von Ökostrom am<br />
Markt agiert werden? Sollen alle vorgeschlagenen Produkttypen gleichzeitig angeboten<br />
werden oder nur eine Auswahl davon? Ist es rechtlich möglich, Privatkunden<br />
automatisch mit einem best<strong>im</strong>mten Basisangebot zu beliefern, wenn nebenbei noch<br />
ein billigeres Produkt <strong>im</strong> Angebot steht? Durch die Beantwortung der oben gestellten<br />
Fragen und auf Grundlage der Ergebnisse aus der vorliegenden Arbeit, können die<br />
strategischen Entscheidungen für den Wettbewerb nach der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung<br />
gefällt werden.<br />
Zum Abschluss der Arbeit bietet es sich an, <strong>im</strong> Hinblick auf die kommende<br />
Liberalisierung, deren konkreter Verlauf heute noch ungewiss ist, einige Thesen zur<br />
zukünftigen Wettbewerbssituation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> aufzustellen:<br />
• These 1: Nach der Marktöffnung wird es zu einer Konsolidierung <strong>im</strong> Markt<br />
kommen. Diese wird neben den national und regional tätigen EVU, die ihre<br />
Marktposition halten oder ausbauen wollen, 148 auch die lokalen <strong>St</strong>romlieferanten<br />
betreffen, welche <strong>im</strong> Zielgebiet der finanzkräftigeren potentiellen Wettbewerber<br />
tätig sind. Es ist zu erwarten, dass in erster Linie regionale <strong>St</strong>romlieferanten<br />
das grösste Marktanteilswachstum auf Kosten von lokalen Lieferanten<br />
erreichen werden. Ausländische Lieferanten werden nur eine kleine Rolle<br />
spielen.<br />
• These 2: Die bisherigen Anstrengungen <strong>im</strong> Marketing werden auch nach der<br />
Liberalisierung für Privatkunden fortgeführt oder zumindest in einer ersten<br />
148 Vgl. hierzu Pascal Hollenstein, „Ein Fünftel des Schweizer <strong>St</strong>roms könnte bald von den BKW<br />
geliefert werden“, NZZ am Sonntag 228. (2007): 39.<br />
54
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Wettbewerbsphase zusätzlich verstärkt. Der Autor zweifelt jedoch für den<br />
Moment auf Grund der Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung und der<br />
Erfahrungen mit geringen Wechselraten <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> an der<br />
Wirksamkeit von Markennamen und Öko-Zertifikaten bei der Mehrheit der Privatkunden,<br />
für die <strong>St</strong>rom ein typisches low interest-Produkt darstellt. Vielversprechender<br />
sind aus Sicht des Autors einerseits das Angebot von Ökostromprodukten<br />
als Nischenanbieter und gezielte Marketing-Aktionen zu Beginn der<br />
Liberalisierung, um diejenigen Kunden mit höherer Zahlungsbereitschaft zu<br />
einem Lieferanten- oder Produktwechsel zu bewegen und durch geeignetes<br />
Kundenbindungsmanagement langfristig an das Unternehmen zu binden. Andererseits<br />
können preissensible Kunden mittels günstigen <strong>St</strong>romprodukten<br />
neu akquiriert und bestehende Kunden vom Lieferantenwechsel abgehalten<br />
werden.<br />
• These 3: Der Autor vermutet <strong>im</strong> Aufbau von neuen Geschäfts- und Vertriebsmodellen<br />
zusätzliche Absatzpotentiale, welche durch Kooperationen mit Anbietern<br />
von anderen Produkten und Dienstleistungen ausgeschöpft werden<br />
könnten. So wäre der Absatz von Ökostromprodukten mittels neuer Vertriebswege<br />
in Geschäften für Waren des täglichen Bedarfs 149 denkbar oder könnte<br />
be<strong>im</strong> Verkauf von Produkten mit Umwelt- und Energiebezug wie z.B. Elektrogeräten<br />
in Form eines All Inclusive-Angebots gleich „mitgeliefert“ werden. Ein<br />
weiteres interessantes Vertriebsmodell stellt das Internet mit der Möglichkeit<br />
zur individuellen Zusammensetzung des persönlichen <strong>St</strong>rommixes für den<br />
Kunden dar. 150<br />
149 VSE (2007b).<br />
150 <strong>St</strong>adtwerk Winterthur (2007).<br />
55
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
7. Kritische Würdigung der Arbeit<br />
Eine CBC-Analyse, wie sie in der vorliegenden Arbeit angewandt wurde, ist mit einer<br />
Vielzahl von methodischen Entscheiden in den verschiedenen Untersuchungsschritten<br />
verbunden. Diese Entscheidungen müssen unter Berücksichtigung des Untersuchungsgegenstandes<br />
und der gestellten Forschungsfragen fallweise getroffen werden.<br />
Zum Abschluss der Arbeit sollen an dieser <strong>St</strong>elle die wichtigsten Methodenentscheide<br />
kritisch gewürdigt werden.<br />
Die quantitative Vorstudie, welche der eigentlichen CBC-Analyse vorausging,<br />
basiert zwar auf lediglich 30 zufällig ausgewählten Privatpersonen, was keine detaillierten<br />
Auswertungen erlaubt; sie lieferte jedoch insbesondere wichtige Erkenntnisse<br />
über relevante bzw. nicht relevante Attribute und festigt somit das Fundament der<br />
darauf aufbauenden CBC-Untersuchung.<br />
Auf Grund der Entscheidung für eine Online-Umfrage wurden automatisch alle<br />
Personen von der Teilnahme ausgeschlossen, welche keinen Zugang zum Internet<br />
haben. Trotz dieser Einschränkung konnte mit 628 effektiv verwendbaren Fragebögen<br />
eine Rücklaufquote von über 6% erreicht werden. Die elektronische Durchführung<br />
der Untersuchung ist zudem praktischer als eine klassische paper and pencil-<br />
<strong>St</strong>udie, da sie erhebliche Zeiteinsparungen in der Datenerfassung mit sich bringt und<br />
mögliche Fehler der manuellen Übertragung von Daten in das Auswertungsprogramm<br />
vermieden werden können.<br />
Obwohl mit einer ACA eine grössere Anzahl an Attributen hätte untersucht<br />
werden können, scheint die Wahl einer CBC-Analyse geeignet, da die Auswahlsituation<br />
durch die Gegenüberstellung von ganzen Produktkonzepten in Choice Tasks<br />
basierend auf der Vollprofilmethode realistischer nachgestellt werden kann. In vielen<br />
CBC-Untersuchungen wird den Probanden zusätzlich zu den Produktkonzepten eine<br />
so genannte None-Option zur Wahl angeboten. Auf diese wurde hier bewusst verzichtet,<br />
da kaum ein Bewohner der westlichen Welt ohne <strong>St</strong>rom auskommen will bzw.<br />
kann.<br />
Die doppelte Schwierigkeit des Untersuchungsgegenstandes, welcher sich<br />
erstens auf das intangible low interest-Produkt <strong>St</strong>rom bezieht und zweitens das Antizipieren<br />
der zukünftig liberalisierten Marktsituation verlangt, wird durch einen der<br />
Umfrage vorangestellten Text zur Sensibilisierung der Probanden entschärft.<br />
56
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Die Ergebnisse der CBC-Analyse lassen Schlüsse über Präferenzen und Zahlungsbereitschaften<br />
von Kunden für Attribute und Ausprägungen zu. Interessant wäre an<br />
dieser <strong>St</strong>elle die Weiterverwendung der Resultate <strong>im</strong> Rahmen einer Means End-<br />
Analyse: Mittels persönlicher qualitativer Interviews könnte ausgehend von den ermittelten<br />
Präferenzwerten der Attribute zu deren konkreten Nutzen für den Kunden<br />
und schliesslich den damit verfolgten Werthaltungen vorgedrungen werden. 151 Die<br />
Werthaltungen bilden schliesslich eine geeignete Grundlage für Handlungsempfehlungen<br />
bezüglich Marketing und Kommunikation der untersuchten Produkte. Aus<br />
Platz- und Zeitgründen musste jedoch <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit auf die Durchführung<br />
einer Means End-Analyse verzichtet werden, eine solche Untersuchung könnte jedoch<br />
Gegenstand einer weiterführenden <strong>St</strong>udie sein.<br />
Auf Grund der ungenügenden Signifikanzniveaus von Ergebnissen der CBC-<br />
Analyse zum Thema Öko-Labelling musste auf eine weitergehende Untersuchung<br />
verzichtet werden. Dies wäre jedoch ein spannendes Gebiet für zukünftige Conjoint-<br />
<strong>St</strong>udien, da es mit dieser Methode nach bestem Wissen des Autors noch relativ wenig<br />
erforscht wurde und auch weil die Öko-Labels für <strong>St</strong>rom <strong>im</strong> Verlauf der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung<br />
stark an Bedeutung gewinnen könnten.<br />
151 Herrmann (2005) 31 ff.<br />
57
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
V. Danksagung<br />
An dieser <strong>St</strong>elle möchte ich mich bei allen, die den Abschluss der vorliegenden Arbeit<br />
in irgendeiner Form unterstützt haben, herzlich bedanken. Ein besonderer Dank<br />
geht an Dr. Rolf Wüstenhagen und Josef Känzig vom Institut für Wirtschaft und Ökologie<br />
an der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> für die wertvolle methodische Unterstützung, sowie<br />
an Prof. Dr. Andreas Herrmann und Dr. Klaus Edel von der Forschungsstelle für Business<br />
Metrics der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>. Ebenfalls recht herzlich danken möchte ich<br />
den Praxispartnern für die gute Zusammenarbeit und die freundliche Unterstützung<br />
der Online-Befragung.<br />
VI
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
VI. Literaturverzeichnis<br />
Accenture. <strong>St</strong>udie zum Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> – Empirische Befragung der<br />
Schweizer Energieversorgungsunternehmen, Zürich, 2007.<br />
Addelman, Sidney. „Symmetrical and Asymmetrical Fractional Factorial Plans.”<br />
Technometrics 4.1(1962): 47-58.<br />
Agentur für erneuerbare Energien und Energieeffizienz [AEE]. Das ABC der<br />
erneuerbaren Energien. Zürich, ohne Datum.<br />
Albrecht, Jens. Präferenzstrukturmessung: ein empirischer Vergleich der Conjoint-<br />
Analyse mit einer kompositionellen Methode. Frankfurt am Main: Lang, 2000.<br />
A.T. Kearney. Liberalisierung des deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es – Zusammenfassung der<br />
<strong>St</strong>udienergebnisse. Berlin, 2007.<br />
Axpo Holding AG. <strong>St</strong>romperspektiven 2020. Zürich, 2005.<br />
Backhaus, Klaus et al. Multivariate Analysemethoden: Eine Anwendungsorientierte<br />
Einführung. 11. Auflage, Berlin: Springer, 2006.<br />
Bundesamt für Energie [BfE]. Organisation der <strong>St</strong>romversorgung – Erläuternder<br />
Bericht zum Entwurf des Bundesgesetzes über die <strong>St</strong>romversorgung<br />
(<strong>St</strong>romVG) vom 30. Juni 2004 und zum Entwurf der Revision des Elektrizitätsgesetzes<br />
(Regelung für den grenzüberschreitenden <strong>St</strong>romhandel). Bern, 2004.<br />
- - -. Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2005, Bern,<br />
2006.<br />
- - -. Aktuelle Informationen – <strong>St</strong>romversorgungsgesetz und Revision Energiegesetz.<br />
Bern, 2007a.<br />
- - -. Elektrizitätserzeugung und -verbrauch 2006. Bern, 2007b.<br />
Bundesamt für <strong>St</strong>atistik [BFS]. Eidgenössische Volkszählung 2000: Gebäude,<br />
Wohnungen und Wohnverhältnisse. Neuenburg, 2004.<br />
- - -. Eidgenössische Volkszählung 2000, Haushalte und Familien. Neuenburg, 2005.<br />
- - -. Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2004. Neuenburg, 2006b.<br />
- - -. <strong>St</strong>atistik des jährlichen Bevölkerungsstandes (ESPOP) und der natürlichen<br />
Bevölkerungsbewegung (BEVNAT) 2006 - provisorische Ergebnisse. Neuenburg,<br />
2007a.<br />
- - -. Wichtigste Ergebnisse der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung SAKE 2006<br />
in Kürze. Neuenburg, 2007d.<br />
Bird, Lori, Rolf Wüstenhagen, and Jørn Aabakken. Green Power Marketing Abroad:<br />
VII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Recent Experience and Trends. Technical Report, Golden, CO: National Renewable<br />
Energy Laboratory, 2002.<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie [BMWi]. Energieversorgung für<br />
Deutschland – <strong>St</strong>atusbericht für den Energiegipfel am 3. April 2006. Berlin,<br />
2006.<br />
Bundesrat. Botschaft zur Änderung des Elektrizitätsgesetzes und zum<br />
<strong>St</strong>romversorgungsgesetz. Bern, 2004.<br />
Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation [UVEK]. Begleitbrief<br />
zum Bundesgesetz über die <strong>St</strong>romversorgung und der Revision des<br />
Elektrizitätsgesetzes. Bern, 2004.<br />
Diekmann, Andreas. Empirische Sozialforschung – Grundlagen, Methoden,<br />
Anwendungen. 16. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006.<br />
Europäische Kommission. EU Draft working paper: Third benchmarking report on the<br />
<strong>im</strong>plementation of the internal electricity and gas market. Brüssel, 2004.<br />
Gemperle, Reinhold. „Keine Einigkeit über Atomstrom.“ Neue Zürcher Zeitung<br />
21.Feb. 2007.<br />
Green, Paul E. and V. Srinivasan. „Conjoint Analysis in Consumer Research:<br />
Issues and Outlook.” Journal of Consumer Research 5 (1978): 103-123.<br />
Green, Paul E. and V. Srinivasan. „Conjoint Analysis in Marketing: New<br />
Developments with Implications for Research and Practice.” Journal of Marketing<br />
54.4 (1990): 3-19.<br />
Gustafsson, Anders, Andreas Herrmann, and Frank Huber. Conjoint measurement:<br />
methods and applications. Berlin: Springer, 2003.<br />
Herrmann, Andreas. Produktwahlverhalten: Erläuterung und Weiterentwicklung von<br />
Modellen zur Analyse des Produktwahlverhaltens aus marketingtheoretischer<br />
Sicht. <strong>St</strong>uttgart: Poeschel, 1992.<br />
- - -. Integrales Produktdesign. Vorlesungsunterlagen. Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>.<br />
<strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>. Wintersemester 05/06. 2005.<br />
Hertel, Günter und Wilfried Virt: „Qualitätsmanagement als Grundkonzept einer<br />
kundenorientierten <strong>Produktgestaltung</strong>.“ Kundenorientierte <strong>Produktgestaltung</strong>.<br />
Hrsg. Andreas Herrmann. München: Vahlen, 2000, 19-47.<br />
Hollenstein, Pascal. „Ein Fünftel des Schweizer <strong>St</strong>roms könnte bald von den BKW<br />
geliefert werden.“ NZZ am Sonntag 27. Mai 2007: 39.<br />
IHA-GfK: Kundenzufriedenheit EVU 4. Hergiswil, 2006.<br />
VIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Intergovernmental Panel on Cl<strong>im</strong>ate Change [IPCC]. Cl<strong>im</strong>ate Change 2007: The<br />
Physical Science Basis – Summary for Policymakers. Genf, 2007.<br />
Jegen, Maya and Rolf Wüstenhagen. „Modernise it, sustainabilise it! Swiss energy<br />
policy on the eve of electricity market liberalisation.” Energy Policy 29 (2001):<br />
45-54.<br />
Leuenberger, Moritz. „Die Politik der Energie in der direkten Demokratie“. 1.<br />
Schweizerischer <strong>St</strong>romkongress, Pfäffikon SZ. 16. Jan. 2007.<br />
Markard, Jochen. Fokusgruppen-Erhebung zur Kennzeichnung von Elektrizität –<br />
Informationsbefürfnisse von Konsumentinnen und Konsumenten. Bern: 2001.<br />
Meller, Eberhard. „Unbundling – Die <strong>St</strong>rombranche organisiert sich neu.“<br />
Börsen-Zeitung 1. Nov. 2005, 19.<br />
Melles, Torsten, Ralf Laumann, and Heinz Holling. Validity and Reliability of Online<br />
Conjoint Analysis. Manuskript zur 3. German Online Research Tagung. Nürnberg.<br />
28.-29. Okt. 2000.<br />
Ness, Mitchell R. and Hubert Gerhardy. „Consumer preferences for quality and<br />
freshness attributes of eggs.” British Food Journal 96.3 (2004): 26-34.<br />
Orme, Bryan K. Getting started with conjoint analysis: strategies for product design<br />
and pricing research. Madison, WIS: Research Publishers, 2006.<br />
Sammer, Katharina and Rolf Wüstenhagen. „The Influence of Eco-Labelling on<br />
Consumer Behaviour – Results of a Discrete Choice Analysis for Washing<br />
Machines.” Business <strong>St</strong>rategy and the Environment 15 (2006): 185-199.<br />
Sawtooth Software, Inc. Motivation for Conjoint Analysis and Formulating Attribute<br />
Lists. Sequ<strong>im</strong>, WA, ohne Datum.<br />
- - -. Choice Based Conjoint (CBC) Technical Paper. Sequ<strong>im</strong>, WA, 1999.<br />
- - -. The CBC/HB System for Hierarchical Bayes Est<strong>im</strong>ation Version 4.0 Technical<br />
Paper. Sequ<strong>im</strong>, WA, 2005.<br />
Schiffer, Hans-Wilhelm. Praxiswissen Energie und Umwelt, Energiemarkt<br />
Deutschland. 9. Auflage, Köln: TÜV Media, 2005.<br />
Schuppli, <strong>St</strong>efan. „Der <strong>St</strong>rom-Wettbewerb macht erfinderisch,“ Basler Zeitung<br />
19. Nov. 1999, 23.<br />
Schürpf, Thomas. „Rekordhoher <strong>St</strong>romverbrauch.“ Neue Zürcher Zeitung 13.<br />
Apr. 2007.<br />
Truffer, Bernhard, Jochen Markard, and Rolf Wüstenhagen. „Eco-labeling of<br />
IX
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
electricity strategies and tradeoffs in the definition of environmental standards.”<br />
Energy Policy 29 (2001): 885-897.<br />
Tscheulin, Dieter K. Opt<strong>im</strong>ale <strong>Produktgestaltung</strong>: Erfolgsprognose mit Analytic<br />
Hierarchy Process und Conjoint-Analyse. Wiesbaden: Gabler,1992.<br />
Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen [VSE]. Vorschau 2006 auf die<br />
Elektrizitätsversorgung der Schweiz <strong>im</strong>Zeitraum bis 2035/2050. Aarau, 2006a.<br />
- - -. Zahlenspiegel 2005 – <strong>St</strong>rom in der Schweiz. Aarau, 2006b.<br />
Witt, Karlan J. „Best Practice in Interviewing via the Internet.” Sawtooth<br />
Software Conference Proceedings. Seattle: 1997. 15-34.<br />
Wüstenhagen, Rolf. „Umweltverträgliche <strong>St</strong>romprodukte in Europa: <strong>St</strong>atus und<br />
Schlüsselfaktoren der Marktentwicklung.“ ZfE – Zeitschrift für Energiewirtschaft<br />
28 (2004): 17-26.<br />
- - -, Jochen Markard, and Bernhard Truffer. „Diffusion of green power products in<br />
Switzerland.” Energy Policy 31 (2003): 621-632.<br />
- - - and Michael Bilharz. „Green energy market development in Germany: effective<br />
public policy and emerging customer demand.” Energy Policy 34 (2006): 1681-<br />
1696.<br />
YourSales Unternehmensberatung. <strong>St</strong>udie „<strong>St</strong>adtwerk der Zukunft” – Auszug:<br />
VKU-Mitgliederbefragung. Mannhe<strong>im</strong>, 2006.<br />
X
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
VII. Verzeichnis der Internet-Quellen<br />
Bundesamt für Energie [BfE]. Energieversorgung der Schweiz ab 2020. März 2007.<br />
3. Feb. 2007 <br />
Bundesamt für <strong>St</strong>atistik [BFS]. Eidgenössische Volkszählung – Kennzahlen:<br />
Zivilstand 2000. 2007b. 2. April 2007 <br />
- - -. Eidgenössische Volkszählung 2000 – Kennzahlen: Bewohnertyp. 2007c. 2. April<br />
2007 <br />
- - -. Eidgenössische Volkszählung 2000 – Kennzahlen: Wohnungsgrösse. 2007e. 2.<br />
April 2007 <br />
- - -. Schweizerische Arbeitskräfteerhebung 2006. 2007f. 2. April 2007<br />
<br />
Elektrizitätswerk der <strong>St</strong>adt Zürich [ewz]. <strong>St</strong>romprodukte. 2006. 25. April 2007<br />
<br />
Energie Wasser Bern [EWB]. 2007. Homepage. 12. Februar 2007<br />
<br />
Industrielle Werke Basel [IWB]. 2007a. Homepage. 12. Februar 2007<br />
<br />
- - -. Geothermieprojekt Basel: Erdstoss mit Magnitude 2,8 registriert. 2007b. 4. Juni<br />
2007 <br />
Sankt Galler <strong>St</strong>adtwerke [sgsw]. 2007. Homepage. 12. Februar 2007<br />
<br />
Services Industriels de Genève [SIG]. 2007. Homepage. 12. Februar 2007<br />
<br />
<strong>St</strong>adtwerk Winterthur. Bestellformular <strong>St</strong>romprodukt. 2007. 24. April 2007<br />
<br />
Swissgrid. 2006. Homepage. 25. Mai 2007
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
about-us/vision/><br />
Technischer Überwachungs-Verein [TÜV]. Energie-Zertifizierung. 2007. 19. Mai 2007<br />
<br />
Verband der Elektrizitätswirtschaft [VDEW]. Glossar. 2007. 3. Februar 2007<br />
<br />
Verein für umweltgerechte Elektrizität [VUE]. 2007. 27. April 2007<br />
<br />
Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen [VSE]. Öffnung des<br />
<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es durch das Bundesgericht. 2003. 3. Februar 2007<br />
<br />
- - -. Elektrizitätsmarktöffnung soll beschleunigt werden. 2004. 3. Februar 2007<br />
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
VIII. Verzeichnis der Interviews mit Auskunftspersonen<br />
Andreas Herrmann, Direktor der Forschungsstelle für Business Metrics an der<br />
Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>. Expertengespräch zum CBC-<strong>St</strong>udiendesign. <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>.<br />
5. März 2007.<br />
XIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
IX. Eigenständigkeitserklärung<br />
Ich erkläre hiermit,<br />
• dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Verwendung anderer<br />
als der angegebenen Hilfsmittel verfasst habe,<br />
• dass ich sämtliche verwendeten Quellen erwähnt und gemäss gängigen wissenschaftlichen<br />
Zitierregeln korrekt zitiert habe,<br />
• dass ich ohne schriftliche Zust<strong>im</strong>mung des Rektors keine Kopien dieser Arbeit<br />
an Dritte aushändigen werde, ausgenommen nach Abschluss des Verfahrens<br />
an <strong>St</strong>udienkollegen und -kolleginnen oder an Personen, die mir wesentliche<br />
Informationen für die Master-Arbeit zur Verfügung gestellt haben.<br />
Andreas Burkhalter <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>, 11.06.2007<br />
XIV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XI. Anhänge<br />
xi.i Telefoninterview vom 14.02.2007 mit dem CEO einer mittelständischen<br />
Unternehmensberatung<br />
Andreas Burkhalter: Wie viele Privatkunden haben seit der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung<br />
ihren Anbieter gewechselt? Wie gross ist hierbei der Anteil der „Angebotshüpfer“,<br />
welche Ihren <strong>St</strong>romversorger bei beinahe jeder sich bietender<br />
Gelegenheit wechseln? Wie viele Privatkunden sind zwar be<strong>im</strong> alten EVU<br />
geblieben, haben dort jedoch ein anderes <strong>St</strong>romprodukt gewählt?<br />
H.W.: Die Wechselsituation <strong>im</strong> Deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> hat sich seit der Liberalisierung<br />
<strong>im</strong> Jahr 1998 kaum verändert und liegt bei insgesamt knapp 5%. Die von Ihnen<br />
angesprochenen Mehrfachwechsler haben <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> keinen nennenswerten<br />
Anteil. Dies lässt sich mit einer kleinen Rechnung veranschaulichen: Im<br />
deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> gibt es ca. 40 Millionen Haushalte, also private <strong>St</strong>romkunden.<br />
Von den zuvor genannten 5% ausgehend, würde sich eine Gruppe von ungefähr 2<br />
Millionen Wechselkunden ergeben. Hiervon haben etwa 1,2 Millionen einen Vertrag<br />
bei Yello unterzeichnet, nachdem sich dieses Unternehmen in einer frühen Phase<br />
der Liberalisierung als billigster alternativer <strong>St</strong>romversorger positioniert hat. Die meisten<br />
dieser Kunden sind auch bis heute bei Yello geblieben. Daraus kann man also<br />
folgern, dass es Mehrfachwechsler nur in unbedeutender Anzahl gibt.<br />
Der Kunde, welcher bei seinem bisherigen EVU bleibt, tut dies in erster Linie,<br />
weil er sich dort gut versorgt fühlt. Der Hauptgrund zum internen Wechsel liegt eindeutig<br />
<strong>im</strong> Preis: Beinahe alle internen Wechsel sind in eine tiefere Preiskategorie<br />
gerutscht. Der Anteil von internen Wechseln in eine höhere Preiskategorie für z.B.<br />
Ökostrom ist verschwindend klein – diese Kunden sind meist zu einem spezialisierten<br />
Anbieter von Ökostrom gewechselt.<br />
Welche Faktoren best<strong>im</strong>men das Produktwahl- und Wechselverhalten der Privatkunden<br />
<strong>im</strong> <strong>freien</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> (EVU- und <strong>St</strong>romprodukte-Marken,<br />
Preis, <strong>St</strong>rommix, etc.)?<br />
Man muss beachten, dass der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> insbesondere <strong>im</strong> Segment der Privatkunden<br />
ganz unterschiedlichen Gesetzmässigkeiten folgt, als dies in anderen Industrien<br />
XV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
der Fall ist: <strong>St</strong>rom ist <strong>im</strong>mer noch ein low interest-Produkt. Der Bezug zum Produkt<br />
<strong>St</strong>rom ist z.B. ein ganz anderer als zum Produkt Gas, welches stark mit dem Aspekt<br />
der Sicherheit verknüpft ist, nämlich quasi inexistent. Das Interesse, sich dem Thema<br />
<strong>St</strong>rom oder Lieferantenwechsel zu widmen, ist sehr gering. Dies ändert sich nun<br />
zwar ein bisschen. In erster Linie wird das Thema <strong>St</strong>rom jedoch unter technischen<br />
und ökologischen Aspekten diskutiert, aber weniger unter dem Gesichtspunkt des<br />
möglichen Anbieterwechsels. Die Differenzierungsmöglichkeiten sind jedoch <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu anderen Produkten sehr beschränkt. Möglich ist eine Differenzierung unter<br />
anderem durch die Produktionsart, wie z.B. Ökostrom, Vertragskonstellationen wie<br />
Laufzeiten, Einfachheit oder Transparenz sowie Servicequalität.<br />
Vor ungefähr 2 Jahren wurde von einem deutschen EVU eine Untersuchung<br />
durchgeführt, um herauszufinden, welche <strong>St</strong>romproduktattribute für den Privatkunden<br />
von Bedeutung sind. Besonders interessant ist, dass der Preis nicht an erster <strong>St</strong>elle<br />
steht. Am wichtigsten ist dem Kunden das Image, gefolgt von der Servicequalität (wie<br />
Erreichbarkeit, Rechnungsgenauigkeit, etc.). Zur Imagebildung kann der Aufbau einer<br />
Marke herangezogen werden, welche dem low interest-Produkt <strong>St</strong>rom das gewisse<br />
Etwas gibt, das den Kunden interessiert. Möglichkeiten verbergen sich hier<br />
hinter den <strong>St</strong>ichworten billig (z.B. Yello: gelb, gut, günstig) und einfach (z.B. E.ON: E<br />
wie einfach) sowie Besonderheit <strong>im</strong> Sinne einer örtlichen, vertrauten <strong>St</strong>romversorgung<br />
– man kennt sein EVU und kann auch vor Ort mit dem Kundenservice sprechen.<br />
Dies wiederum spricht für die Qualität des Produktes, also ein für die Kunden<br />
wichtiges Attribut.<br />
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Öko-Zertifikaten und eventuell damit verbundenen<br />
Förderbeiträgen für Ökostrom für die Kaufwahrscheinlichkeit ein?<br />
Ökostrom hat in Deutschland eine best<strong>im</strong>mte Fangemeinde. Diese Ökostrom-<br />
Liebhaber sind bereits sehr bald nach der Liberalisierung zu spezialisierten Anbietern<br />
gewechselt. Zum Beispiel Pure Power <strong>St</strong>. Moritz: in Verbindung mit der ökologischen<br />
Produktionsart lässt sich auch das Attribut geografische Herkunft als Werbemittel<br />
einsetzen. Isoliert macht dies jedoch kaum Sinn. Der grösste deutsche Ökostrom-<br />
Versorger geniesst das Vertrauen von bundesweit ca. 400 000 Privatkunden. Seit<br />
dieser ersten Welle haben sich jedoch <strong>im</strong> deutschen Ökostrommarkt keine nennenswerten<br />
Verschiebungen mehr ergeben.<br />
XVI
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Ökostrom-Zertifikate wie z.B. Naturemade oder TÜV in der Schweiz werden<br />
zwar auch in Deutschland zur Kennzeichnung von <strong>St</strong>rom aus erneuerbaren Energien<br />
verwendet, sind den Privatkunden jedoch nicht wichtig.<br />
Ist bei deutschen EVU eine bevorzugte <strong>Produktgestaltung</strong>sart (z.B. <strong>im</strong> Sinne<br />
von wenigen, einfach zu unterscheidenden Produkten gegenüber mehreren,<br />
komplexen und zum Teil nur min<strong>im</strong>al differenzierten Angeboten) zu beobachten?<br />
In diesem Zusammenhang ist insbesondere eine Kampagne von E.ON zu erwähnen,<br />
welche eine bundesweite <strong>St</strong>rommarke unter dem Namen „E wie einfach“ lanciert hat.<br />
Dieses Angebot ist laut Werbung <strong>im</strong>mer billiger als das örtliche <strong>St</strong>adtwerk in seinem<br />
Grundversorgungstarif (1 ct/kWh für <strong>St</strong>rom und 0,2 ct/kWh für Gas).<br />
Verallgemeinernd kann jedoch nicht von einem best<strong>im</strong>mten Königsweg gesprochen<br />
werden. In Deutschland wird vor allem von sehr kleinen lokalen EVU zum<br />
Teil nur ein einziger Tarif angeboten – der Grundversorgungstarif. Andere EVU hingegen<br />
bieten eine breite <strong>St</strong>romproduktpalette an. Bei einer einfachen Angebotsgestaltung<br />
fehlt dem EVU einerseits die Differenzierungsmöglichkeit, und andererseits<br />
sind einfache Tarife direkt mit Konkurrenzangeboten vergleichbar, was sich nur für<br />
wirklich billige Anbieter lohnt. Eine komplexere <strong>Produktgestaltung</strong> hingegen bringt<br />
den Nachteil der aufwändigen prozessualen Abbildung in der Abrechnung mit sich.<br />
Beide Ansätze sind jedoch nicht besonders zielführend. Das Opt<strong>im</strong>um wird irgendwo<br />
zwischen den beiden Extremen einfach und komplex liegen. Dieser Mittelweg widerspiegelt<br />
eine Abwägung zwischen Transaktionskosten zur aufwändigen Abrechnung<br />
der komplexen <strong>St</strong>romprodukte und der Möglichkeit zur Ansprache einer höheren<br />
Anzahl von Kunden.<br />
Ist es <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> üblich, Privatkunden automatisch mit Ökostrom<br />
zu versorgen und per Brief auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen,<br />
wieder zu konventionellen (und somit billigeren) Alternativen zurück zu wechseln?<br />
Diese Vorgehensweise ist mir aus dem deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> nicht bekannt. Jeder<br />
Privatkunde ist von Gesetzes wegen automatisch <strong>im</strong> Grundversorgungstarif, sofern<br />
XVII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
er oder sie kein anderes Produkt bestellt. Be<strong>im</strong> Grundversorgungstarif handelt es<br />
sich <strong>im</strong>mer um eine herkömmliche, also nicht-ökologische <strong>St</strong>romversorgung. Ob eine<br />
Umstellung des Grundversorgungstarifes auf Ökostrom überhaupt rechtlich zulässig<br />
ist, wäre zu prüfen.<br />
Wagen wir doch zum Schluss noch einen Vergleich mit dem <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> in<br />
Grossbritannien. Wird Deutschland in Zukunft ähnliche Wechselraten bei Privatkunden<br />
erleben? Wann könnte es so weit sein? Welche Veränderungen<br />
müssten sich hierzu vorher be<strong>im</strong> Kunden einstellen?<br />
Das momentane Wechselverhalten der deutschen Privatkunden lässt sich nicht mit<br />
der Situation in Grossbritannien vergleichen. Es wird zwar einen Trend hin zu stärkerem<br />
Wechselverhalten von Privatkunden geben, dieser wird jedoch erwartungsgemäss<br />
eher moderat ausfallen, weil die Ausgangssituation der Liberalisierung <strong>im</strong><br />
deutschen wie <strong>im</strong> schweizerischen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> anders gelagert ist als in Grossbritannien.<br />
Dort gab es nie so genannte <strong>St</strong>adtwerke, also kommunale Versorgungsunternehmen,<br />
zu denen die Bevölkerung einen örtlichen, direkten Bezug hat da die<br />
Angestellten des lokalen EVU persönliche Bekannte sein können. Dieses verbindende<br />
Element fehlt bei nationalen oder regionalen EVU oft. Somit ist die Bereitschaft<br />
zum Wechsel in Ländern wie Grossbritannien bedeutend höher als in Deutschland.<br />
Eine Spezialität des britischen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es sind aus diesen Gründen auch die bereits<br />
vorher angesprochenen Mehrfachwechsler, welche dort eindeutig stärker vertreten<br />
sind als <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>.<br />
Auslöser für einen Anbieterwechsel sind in erster Linie Preiserhöhungen.<br />
Hierzu genügt bereits ein gefühlter Preisanstieg. Ein grosser Anteil des Preisanstiegs<br />
beruht jedoch auf steigenden staatlichen Abgaben, welche sich in Deutschland auf<br />
rund 40% belaufen.<br />
XVIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
xi.ii Quantitative Vorbefragung<br />
(Fragebogen für die telefonische Vorstudie)<br />
In naher Zukunft soll der schweizerische <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> für den Wettbewerb geöffnet<br />
werden. Als private(r) <strong>St</strong>romkonsument(in) werden Sie somit Ihren <strong>St</strong>romlieferanten<br />
und dessen Produkte frei wählen können. Bitte versetzten Sie sich nun in diese Situation,<br />
wenn ich Ihnen gleich einige Fragen zur Auswahl von <strong>St</strong>romprodukten stellen<br />
werde.<br />
Wie wichtig sind für Sie bei der Kaufentscheidung für <strong>St</strong>rom die folgenden<br />
Produktattribute?<br />
(Wie stark beeinflusst dieses Kriterium Ihre Kaufentscheidung für ein best<strong>im</strong>mtes<br />
<strong>St</strong>romprodukt?)<br />
Wichtigkeit: 1= unwichtig 2=eher unwichtig 3= neutral 4= eher wichtig 5= wichtig<br />
1. Vertragsdauer<br />
(z.B. monatlich, halbjährlich, jährlich oder nach 3 Jahren kündbar)<br />
2. <strong>St</strong>rommix<br />
(z.B. Wasser-, Atom-, Wind-, Solarkraft, Geothermie, Biogas, Kohle, Erdöl, etc.)<br />
3. CO2-Ausstoss pro kWh<br />
4. Menge an radioaktivem Abfall pro kWh<br />
5. Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />
6. Preismodell<br />
(z.B. Fixpreis, indexierter Preis, Unterscheidung zwischen Tag- und Nachttarif)<br />
Entscheidwahrscheinlichkeit: 1= tief 2=eher tief 3= neutral 4= eher hoch5= hoch<br />
- Fixpreis<br />
- Indexierter Preis<br />
- Unterscheidung zwischen Tag- und Nachttarif<br />
7. Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
(z.B. Region, Schweiz, Ausland, unbekannt)<br />
8. Energieversorgungsunternehmen<br />
(z.B. sgsw, ewz, iwb, etc.)<br />
9. <strong>St</strong>rommarkenname<br />
(z.B. aquapower, ewb.BERNER.Kraft, ewz ökopower)<br />
10. Zertifizierung<br />
(eine unabhängige Zertifizierungsstelle bestätigt die umweltverträgliche <strong>St</strong>romproduktion)<br />
Entscheidwahrscheinlichkeit: 1= tief 2=eher tief 3= neutral 4= eher hoch5= hoch<br />
- TÜV<br />
- naturemade<br />
11. Einzahlung in einen Förderfonds für erneuerbare Energien<br />
XIX
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
(einige Rp. pro kWh konsumierten <strong>St</strong>rom werden in einen speziellen Ökostrom-<br />
Fonds einbezahlt)<br />
Entscheidwahrscheinlichkeit: 1= tief 2=eher tief 3= neutral 4= eher hoch5= hoch<br />
- Wasserkraft<br />
- Neue Erneuerbare Energien<br />
12. Erbringen von Zusatzdienstleistungen<br />
(z.B. Energieberatung, Elektrikernotdienst, etc.)<br />
Die telefonische Befragung von 30 Privatpersonen in <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> hat folgende Ergebnisse<br />
zu Tage gebracht, welche in Tabelle 9 dargestellt sind. In der Spalte Wichtigkeit<br />
werden Mittelwerte auf der Antwortskala von 1 bis 5 aufgeführt, wonach sämtliche<br />
Antworten mit Wert grösser als bzw. kleiner gleich 3 bezüglich deren Relevanz<br />
als genügend (+) oder ungenügend (-) eingestuft werden. Letztere Einstufung fliesst<br />
in die Bewertung der Attribute in Abschnitt 3.2.1 ein.<br />
Attribut Wichtigkeit Relevanz<br />
Vertragsdauer 3,6 +<br />
<strong>St</strong>rommix 3,9 +<br />
CO2-Ausstoss pro kWh 3,9 +<br />
Radioaktiver Abfall pro kWh 4,0 +<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten 4,0 +<br />
Preismodell 3,8 +<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion 3,3 +<br />
<strong>St</strong>romlieferant 3,2 +<br />
<strong>St</strong>rommarke/Branding 2,1 -<br />
Zertifizierung 3,0 -<br />
Förderfonds für erneuerbare Energien 3,2 +<br />
Zusatzdienstleistungen 2,9 -<br />
Tabelle 9: Wichtigkeiten von Produktattributen in der quantitativen Vorstudie.<br />
XX
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
xi.iii Screenshots der Online-Befragung<br />
XXI
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXIV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXVI
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXVII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXVIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXIX
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXX
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXI
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXIV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXVI
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXVII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
XXXVIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
xi.iv Soziodemografische Daten der Probanden<br />
In Tabelle 10 erfolgt eine Gegenüberstellung der soziodemografischen Daten der<br />
Probanden mit dem Schweizer Durchschnitt. Hiermit soll aufgezeigt werden, in welchen<br />
Bereichen die <strong>St</strong>ichprobe der vorliegenden Unersuchung mit dem Schweizer<br />
Durchschnitt übereinst<strong>im</strong>mt und welche Kategorien über- bzw. untervertreten sind.<br />
Soziodemografische Angaben<br />
Online-<br />
Umfrage (%)<br />
CH-Vergleich<br />
(%)<br />
Alter 152<br />
15 bis 24 Jahre 3.5 14.1<br />
25 bis 29 Jahre 8 7.4<br />
30 bis 34 Jahre 8 8.1<br />
35 bis 39 Jahre 12.3 9.4<br />
40 bis 44 Jahre 13.1 10.1<br />
45 bis 49 Jahre 14.3 9.1<br />
50 bis 54 Jahre 11.6 8.0<br />
55 bis 59 Jahre 8.6 7.5<br />
60 bis 64 Jahre 8.3 6.9<br />
65 bis 69 Jahre 6.4 5.3<br />
70 bis 74 Jahre 4.1 4.6<br />
75 Jahre und älter 1.9 9.3<br />
Geschlecht 153<br />
Weiblich 27.4 51.0<br />
Männlich 72.6 49.0<br />
Zivilstand 154<br />
Verheiratet 55.7 45.8<br />
Unverheiratet 44.3 54.2<br />
EVU 155<br />
EVU 1 12.1 9.5<br />
EVU 2 13.3 9.1<br />
EVU 3 11.7 8.8<br />
EVU 4 62.9 72.7<br />
Wohnform 156<br />
Einfamilienhaus 21 36.6<br />
Reiheneinfamilienhaus 9.2 8.8<br />
Mehrfamilienhaus 69.7 54.5<br />
152<br />
BFS, <strong>St</strong>atistik des jährlichen Bevölkerungsstandes (ESPOP) und der natürlichen<br />
Bevölkerungsbewegung (BEVNAT) 2006 - provisorische Ergebnisse (Neuenburg: 2007a) 7.<br />
153<br />
BFS (2007a) 6.<br />
154<br />
BFS, Eidgenössische Volkszählung – Kennzahlen: Zivilstand 2000 (Neuenburg: 2007b).<br />
155<br />
www.wikipedia.org für Einwohnerzahlen der betreffenden Gemeinden.<br />
156<br />
BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000: Gebäude, Wohnungen und Wohnverhältnisse<br />
(Neuenburg: 2004) 28.<br />
XXXIX
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Eigentums- und Mietverhältnisse 157<br />
Eigentümer/-in 40.8 34.6<br />
Mieter/-in 59.1 63.7<br />
Anzahl Z<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Haushalt 158<br />
1 1.0 6.8<br />
2 6.4 14.1<br />
3 15.6 27.4<br />
4 31.5 26.9<br />
5 23.4 14.7<br />
6+ 22.3 10.2<br />
Anzahl Personen <strong>im</strong> Haushalt 159<br />
1 23.9 35.9<br />
2 37.1 31.6<br />
3 16.7 12.9<br />
4 13.9 13.1<br />
5 6.1 4.6<br />
6+ 2.5 1.6<br />
Anzahl Kinder <strong>im</strong> Haushalt 160<br />
0 70.6 58.9<br />
1 14.3 16.5<br />
2 11.0 17.5<br />
3 3.6 5.5<br />
4 0.2 1.2<br />
5+ 0.2 0.2<br />
Erwerbsstatus 161<br />
Selbständig 11.9 9.0<br />
Mitarbeiter/-in <strong>im</strong> Familienbetrieb 1.4 1.4<br />
Angestellte/r in der Unternehmensleitung 7.8 9.1<br />
Angestellte/r mit Vorgesetztenfunktion 26.6 11.0<br />
Angestellte/r ohne Vorgesetztenfunktion 33.3 31.7<br />
Lehrling/Lehrtochter 0 3.4<br />
Erwerbslos 0.6 2.7<br />
In Ausbildung 2.4 4.5<br />
Hausfrau/-mann 2.2 5.1<br />
Rentner/-in 13.7 21.7<br />
157<br />
BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000 – Kennzahlen: Bewohnertyp (Neuenburg: 2007c).<br />
158<br />
BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000 – Kennzahlen: Wohnungsgrösse (Neuenburg: 2007e).<br />
Halbe Z<strong>im</strong>mer wurden der unteren Kategorie zugeordnet.<br />
159<br />
BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000, Haushalte und Familien (Neuenburg: 2005) 37.<br />
160<br />
BFS 41.<br />
161<br />
BFS, Wichtigste Ergebnisse der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung SAKE 2006 in Kürze<br />
(Neuenburg: 2007d) 7 f.<br />
XL
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
Berufsgruppe 162<br />
Führungskräfte in Unternehmen, Verwaltung oder<br />
Organisationen 17.2 6.3<br />
Akademische Berufe 15.3 17.9<br />
Techniker und gleichrangige Berufe 9.4 20.9<br />
Bürokräfte, kaufmännische Angestellte 13.2 12.0<br />
Dienstleistungs- und Verkaufsberufe 18.2 13.4<br />
Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei 0.0 4.0<br />
Handwerks- und verwandte Berufe 6.1 14.6<br />
Anlagen- und Maschinenbediener 0.5 4.6<br />
Hilfsarbeitskräfte 0.3 5.3<br />
Andere 19.9 0.6<br />
Arbeitspensum 163<br />
0 - 49% 11.5 15.4<br />
50- 89% 3.2 16.8<br />
90 - 100% 65.6 67.7<br />
Höchste abgeschlossene Ausbildung 164<br />
Obligatorische Grundschule 1.6 21.9<br />
Anlehre 0.8 2.0<br />
Diplommittelschule 2.4 3.5<br />
Berufslehre 29.4 36.1<br />
Vollzeitberufsschule 2.2 5.2<br />
Maturität 4.9 8.0<br />
Höhere Berufsausbildung 31.2 12.7<br />
Universität/Hochschule 25.3 10.2<br />
Keine Angabe 1.9 0.0<br />
Monatliches Nettoeinkommen des gesamten<br />
Haushaltes 165<br />
Unter 3'000 CHF 3.3 22.7<br />
3'001 - 6'000 CHF 30.3 52.9<br />
6'001 - 10'000 CHF 43.3 18.9<br />
Über 10'000 CHF 23.1 4.6<br />
Tabelle 10: Soziodemografische Daten der Probanden.<br />
162 BFS (2007d) 9.<br />
163 BFS (2007d) 9.<br />
164 BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung 2006 (Neuenburg: 2007f).<br />
165 BFS, Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2004 (Neuenburg 2006b).<br />
XLI
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
xi.v Multinomiales LOGIT-Modell<br />
XLII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
xi.vi Wichtigkeiten von Attributen nach EVU<br />
Sawtooth Software SMRT Market S<strong>im</strong>ulator<br />
Copyright 1999-2007<br />
Average Importances<br />
Sankt Galler <strong>St</strong>adtwerke<br />
361<br />
TB Rorschach<br />
67<br />
EW Wald<br />
75<br />
EW Romanshorn<br />
70<br />
Total<br />
628<br />
n=<br />
4.41<br />
4.78<br />
4.23<br />
4.41<br />
4.41<br />
Vertragsdauer<br />
38.19<br />
33.78<br />
38.74<br />
38.43<br />
37.58<br />
<strong>St</strong>rommix<br />
8.16<br />
7.32<br />
7.09<br />
7.69<br />
7.85<br />
<strong>St</strong>romlieferant<br />
15.35<br />
15.51<br />
14.78<br />
13.32<br />
15.11<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
23.79<br />
26.92<br />
26.58<br />
26.19<br />
25.01<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />
3.99<br />
4.39<br />
3.37<br />
3.63<br />
3.89<br />
Zertifizierung<br />
6.11<br />
7.30<br />
5.22<br />
6.33<br />
6.14<br />
Preisstruktur<br />
XLIII
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
xi.vii S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten 166<br />
Sawtooth Sawtooth Software SMRT Market S<strong>im</strong>ulator<br />
Copyright Copyright 1999-2007<br />
Scenario: Scenario: Öko-Billig<br />
Utility Utility Run: Logit Run<br />
Product Product S<strong>im</strong>ulation Settings<br />
S<strong>im</strong>ulation S<strong>im</strong>ulation<br />
S<strong>im</strong>ulation Mode:<br />
Share of Preference<br />
S<strong>im</strong>ulation Method:<br />
Preisstruktur<br />
2<br />
2<br />
4<br />
4<br />
Zertifizierung<br />
2<br />
3<br />
4<br />
4<br />
Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />
1<br />
1<br />
2<br />
3<br />
<strong>St</strong>romlieferant<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
<strong>St</strong>rommix<br />
4<br />
5<br />
2<br />
1<br />
Vertragsdauer<br />
Vertragsdauer<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
166 Vgl. Tabelle 2 für die detaillierten Beschreibungen der Attributsausprägungen.<br />
1.00<br />
Exponent:<br />
Product Specifications<br />
Ökologisch<br />
Umweltbewusst<br />
Basisangebot<br />
Billigangebot<br />
Product Shares of Preference<br />
30.14<br />
Ökologisch<br />
38.01<br />
Umweltbewusst<br />
23.97<br />
Basisangebot<br />
7.87<br />
Billigangebot<br />
XLIV
<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />
xi.viii Vergleich: S<strong>im</strong>ulation und effektive Absatzzahlen<br />
1<br />
Kalenderjahr 2006<br />
S<strong>im</strong>ulation<br />
S<strong>im</strong>ulation<br />
%<br />
Zähler Zähler<br />
% %<br />
Absatz (MWh)<br />
Shares of Preference<br />
Preference<br />
1.25<br />
668<br />
0.01<br />
70<br />
Solarstrom<br />
30.14 30.14<br />
Ökologisch<br />
3.92<br />
2089<br />
5.21<br />
25230<br />
Aquapower<br />
38.01 38.01<br />
Umweltbewusst<br />
94.82<br />
50501<br />
94.77<br />
458700<br />
Normalstrom<br />
23.97 23.97<br />
Basisangebot<br />
7.87 7.87<br />
Billigangebot<br />
100<br />
53258<br />
100<br />
484000<br />
100 100<br />
XLV