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Produktgestaltung im freien Strommarkt - oikos St. Gallen

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<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong><br />

Eine Erhebung von Kundenpräferenzen für leistungsrelevante Attribute von<br />

<strong>St</strong>romprodukten mit Hilfe des Choice Based Conjoint-Verfahrens<br />

Masterarbeit, eingereicht von:<br />

Andreas Burkhalter<br />

(Schweiz)<br />

An der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> (HSG)<br />

Referent:<br />

Dr. Rolf Wüstenhagen<br />

Korreferent:<br />

Prof. Dr. Andreas Herrmann<br />

<strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>, 11.06.2007


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

I. Abstract<br />

Der Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> steht kurz vor der Liberalisierung: In einer ersten Phase<br />

sollen alle Grosskunden und Endversorger in den Genuss der <strong>freien</strong> Lieferantenwahl<br />

kommen, bevor in einer zweiten Phase auch kleinere Unternehmen und Privatkunden<br />

vom <strong>freien</strong> Wettbewerb profitieren können. Im Hinblick auf die zukünftige Wettbewerbssituation<br />

stehen die Energieversorgungsunternehmen (EVU) vor wichtigen<br />

strategischen Entscheidungen. Mit der vorliegenden Arbeit wurde eine Entscheidungsgrundlage<br />

für die <strong>Produktgestaltung</strong> und die Zusammensetzung der <strong>St</strong>romangebotspalette<br />

für Privatkunden erarbeitet. Hierzu wurde auf ein zweistufiges Choice<br />

Based Conjoint-Verfahren (CBC) zurückgegriffen. Diese Methode ermöglicht die<br />

Ermittlung von Wichtigkeiten von Produktattributen für die Produktwahlentscheidung<br />

der Kunden und die Berechnung von Zahlungsbereitschaften für verschiedene Attributsausprägungen.<br />

Das Kernstück der Untersuchung stellt eine internetbasierte<br />

CBC-Befragung mit 15 Choice Tasks mit je drei Produktkonzepten dar. Diese wurde<br />

durch 628 Privatkunden aus der Region Ostschweiz beantwortet. Die Datenauswertung<br />

ergab eine hohe Wichtigkeit der Attribute „<strong>St</strong>rommix“, „monatliche <strong>St</strong>romkosten“<br />

und „Ort der <strong>St</strong>romproduktion“. Das von Privatkunden präferierte <strong>St</strong>romprodukt sollte<br />

aus einer Mischung verschiedener erneuerbarer Energien in der Region oder der<br />

Schweiz produziert werden und nach Möglichkeit aus Anlagen stammen, die mit dem<br />

Öko-Label „naturemade star“ zertifiziert sind. Die <strong>St</strong>romversorgung sollte von einem<br />

regionalen EVU zu einem möglichst günstigen Preis abgewickelt und nach Hochund<br />

Niedertarif abgerechnet werden, wobei möglichst kurze Kündigungsfristen erwünscht<br />

sind. Abgerundet wird die Beschreibung des präferierten <strong>St</strong>romproduktes<br />

durch eine detaillierte Untersuchung von Kundenwünschen bezüglich Öko-Labels<br />

und den damit verbundenen Förderfonds zur Finanzierung von Umweltverbesserungsmassnahmen.<br />

Neben konkreten Hinweisen für die <strong>St</strong>romproduktgestaltung<br />

liefert diese Arbeit einen Beitrag zur Ausgestaltung der Angebotspalette und somit<br />

eine Entscheidungsgrundlage für die strategische Positionierung des Privatkundengeschäfts<br />

von EVU <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>.<br />

I


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

I. Abstract...................................................................................... I<br />

II. Abbildungsverzeichnis..........................................................IV<br />

III. Tabellenverzeichnis ..............................................................IV<br />

IV. Abkürzungsverzeichnis ........................................................V<br />

1. Einleitung................................................................................. 1<br />

1.1 Einführung in das Thema....................................................................................... 1<br />

1.2 Forschungsfragen.................................................................................................. 3<br />

1.3 Methodische Vorgehensweise ............................................................................... 4<br />

1.4 Inhaltliche Gliederung der Arbeit............................................................................ 4<br />

2. Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ................ 5<br />

2.1 Aktuelle Bestandesaufnahme ................................................................................ 5<br />

2.1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen ................................................................5<br />

2.1.2 Der Schweizer <strong>St</strong>rommix.............................................................................7<br />

2.1.3 Wettbewerbssituation ..................................................................................7<br />

2.1.4 Der Markt für Ökostrom...............................................................................8<br />

2.1.5 Öko-Labelling ..............................................................................................9<br />

2.2 Ausblick auf die geplante <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung...................................................... 10<br />

2.2.1 Unbundling ................................................................................................11<br />

2.2.2 Der deutsche Vergleichsmarkt ..................................................................12<br />

3. Empirischer Teil: Conjoint-Analyse .................................... 14<br />

3.1 Ziele der Analyse ................................................................................................. 14<br />

3.2 Methodische Vorgehensweise ............................................................................. 14<br />

3.2.1 Relevante Attribute und Ausprägungen.....................................................17<br />

3.2.2 Auswahl des Präferenzmodells .................................................................23<br />

3.2.3 Auswahl der Datenerhebungsmethode .....................................................24<br />

3.2.4 Best<strong>im</strong>mung des Datenerhebungsdesigns................................................25<br />

3.2.5 Best<strong>im</strong>mung der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulipräsentation.........................................................25<br />

3.2.6 Art der Umfrage.........................................................................................26<br />

3.2.7 Auswahl der Auswertungsmethode...........................................................27<br />

3.2.8 Schätzung der Präferenzwerte..................................................................29<br />

3.2.9 Aggregation der Präferenzwerte ...............................................................29<br />

4. Ergebnisse............................................................................. 30<br />

4.1 Beschreibung der <strong>St</strong>ichprobe............................................................................... 30<br />

4.2 Auswertungen...................................................................................................... 31<br />

4.2.1 Wichtigkeiten der Attribute ........................................................................32<br />

4.2.2 Zahlungsbereitschaften .............................................................................34<br />

4.2.3 Einfluss der Wichtigkeit von Attributen ......................................................38<br />

4.2.4 Soziodemografische Auswertungen..........................................................39<br />

4.2.5 Auswertungen nach teilnehmenden EVU..................................................44<br />

5. Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> ............................ 46<br />

II


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

5.1 Präferiertes <strong>St</strong>romprodukt.................................................................................... 46<br />

5.2 Ökostrom und Öko-Labelling ............................................................................... 47<br />

5.3 Markts<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten................................................................... 48<br />

5.4 Ausgestaltung der Angebotspalette ..................................................................... 50<br />

6. Schlussfolgerungen.............................................................. 53<br />

7. Kritische Würdigung der Arbeit........................................... 56<br />

V. Danksagung ...........................................................................VI<br />

VI. Literaturverzeichnis.............................................................VII<br />

VII. Verzeichnis der Internet-Quellen........................................XI<br />

VIII. Verzeichnis der Interviews mit Auskunftspersonen .....XIII<br />

IX. Eigenständigkeitserklärung.............................................. XIV<br />

XI. Anhänge............................................................................... XV<br />

xi.i Telefoninterview vom 14.02.2007 mit dem CEO einer mittelständischen<br />

Unternehmensberatung ............................................................................................ XV<br />

xi.ii Quantitative Vorbefragung................................................................................. XIX<br />

xi.iii Screenshots der Online-Befragung................................................................... XXI<br />

xi.iv Soziodemografische Daten der Probanden ..................................................XXXIX<br />

xi.v Multinomiales LOGIT-Modell .............................................................................XLII<br />

xi.vi Wichtigkeiten von Attributen nach EVU ...........................................................XLIII<br />

xi.vii S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten..................................................................... XLIV<br />

xi.viii Vergleich: S<strong>im</strong>ulation und effektive Absatzzahlen.......................................... XLV<br />

III


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

II. Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse...................................................... 16<br />

Abbildung 2: Zahlungsbereitschaften für Produktattribute und Ausprägungen.............. 36<br />

Abbildung 3: Zahlungsbereitschaften für <strong>St</strong>rommixes nach Ausbildung........................ 40<br />

Abbildung 4: Zahlungsbereitschaften für den Ort der <strong>St</strong>romproduktion nach Alter........ 41<br />

Abbildung 5: Zahlungsbereitschaften für den Ort der <strong>St</strong>romproduktion nach<br />

Erwerbsstatus. ....................................................................................................... 43<br />

III. Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Bewertung der Produktattribute. ...................................................................19<br />

Tabelle 2: Festlegung der Attributsausprägungen.........................................................21<br />

Tabelle 3: Ergebnisse der CBC-Erhebung. ...................................................................31<br />

Tabelle 4: Wichtigkeiten von Attributen. ........................................................................33<br />

Tabelle 5: Opt<strong>im</strong>ales <strong>St</strong>romprodukt aus Kundensicht....................................................46<br />

Tabelle 6: Unterstützung von erneuerbaren Energien durch Förderfonds.....................47<br />

Tabelle 7: Finanzierung von Umweltmassnahmen mittels Förderfonds. .......................48<br />

Tabelle 8: S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten auf der Achse ökologisch-billig. .................49<br />

Tabelle 9: Wichtigkeiten von Produktattributen in der quantitativen Vorstudie. ............ XX<br />

Tabelle 10: Soziodemografische Daten der Probanden. ..............................................XLI<br />

IV


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

IV. Abkürzungsverzeichnis<br />

ACA Adaptive Conjoint Analysis<br />

ANOVA Analysis of Variance<br />

BfE Bundesamt für Energie<br />

BFS Bundesamt für <strong>St</strong>atistik<br />

BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

CBC Choice Based Conjoint<br />

EDF Electricité de France<br />

ElCom Elektrizitätskommission<br />

EleG Elektrizitätsgesetz<br />

ewz Elektrizitätswerk der <strong>St</strong>adt Zürich<br />

EMG Elektrizitätsmarktgesetz<br />

EVU Energieversorgungsunternehmen<br />

EW Elektrizitätswerk<br />

F+E Forschung und Entwicklung<br />

FEW Freiburgische Elektrizitätswerke<br />

HB Hierarchical Bayes<br />

HT/NT Hoch- und Niedertarif<br />

IPCC Intergovernmental Panel on Cl<strong>im</strong>ate Change<br />

LINMAP Linear Mapping<br />

LOGIT Logitanalyse<br />

MONANOVA Monotonic Analysis of Variance<br />

OLS Ordinary Least Square<br />

PREFMAP Preference Mapping<br />

PROBIT Probitanalyse<br />

SMRT Sawtooth Market Research Tools<br />

<strong>St</strong>romVG <strong>St</strong>romversorgungsgesetz<br />

UCTE Union for the Co-ordination of Transmission of Electricity<br />

UVEK Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation<br />

VDEW Verband der Elektrizitätswirtschaft<br />

WAS Wahlmodell mit abgesicherter <strong>St</strong>romversorgung<br />

V


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

1. Einleitung<br />

Diese Einleitung dient in erster Linie der Heranführung an das Arbeitsthema „<strong>Produktgestaltung</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>“. Daraufhin werden die <strong>im</strong> Rahmen dieser praxisbezogenen<br />

Arbeit verfolgten Forschungsfragen erläutert und die dafür herangezogene<br />

Methodik vorgestellt. Zum Schluss folgt eine Beschreibung der inhaltlichen<br />

Gliederung der vorliegenden Arbeit.<br />

1.1 Einführung in das Thema<br />

Die EG-Richtlinien für den gemeinsamen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> von 2003 schreiben für EVU<br />

die Trennung des Netzbetriebs von anderen Unternehmensbereichen wie <strong>St</strong>romproduktion<br />

und Vertrieb vor. In Deutschland ist dieses so genannte Unbundling <strong>im</strong> Energiewirtschaftsgesetz<br />

(EnWG) von 2005 verankert und ermöglicht Grosskunden und<br />

Privathaushalten die freie Auswahl ihres <strong>St</strong>romversorgers. 1 In der Schweiz ist die<br />

Öffnung des <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es vergleichsweise noch wenig fortgeschritten. Seit Juni<br />

2003 kann jedoch von einer faktischen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung gesprochen werden. Das<br />

Bundesgericht hat damals die Durchleitung von <strong>St</strong>rom von der Watt AG an die<br />

Migros durch das Netz der Freiburgischen Elektrizitätswerke (FEW) gutgeheissen. 2<br />

Laut Nationalrat soll die Öffnung des <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es vorangetrieben werden, um eine<br />

Abst<strong>im</strong>mung mit der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung <strong>im</strong> EU-Raum zu erreichen. 3 Sobald diese<br />

auch in der Schweiz vollzogen ist, werden Geschäfts- und Privatkunden ihren <strong>St</strong>romversorger<br />

wechseln können. Hieraus entstünde eine neuartige Wettbewerbssituation<br />

zwischen den bisher regional oder kommunal verankerten EVU. Bereits jetzt zeichnen<br />

sich deswegen bezüglich Produktpositionierung und Marketing erste Anstrengungen<br />

seitens der EVU ab.<br />

Neben den sich abzeichnenden wettbewerbspolitischen Veränderungen erlebt<br />

die Schweiz aktuell eine intensive Debatte über ihre energiepolitische Zukunft. In der<br />

Diskussion um drohende Engpässe in der Schweizer <strong>St</strong>romversorgung stehen sich<br />

Vertreter verschiedener Szenarien gegenüber. Je nach <strong>St</strong>andpunkt soll der Schweizer<br />

<strong>St</strong>rombedarf entweder bereits ab 2012 4 oder spätestens nach 2020 5 nicht mehr<br />

1<br />

VDEW, Glossar (2007).<br />

2<br />

VSE, Öffnung des <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es durch das Bundesgericht (2003).<br />

3<br />

VSE, Elektrizitätsmarktöffnung soll beschleunigt werden (2004).<br />

4<br />

Axpo, <strong>St</strong>romperspektiven 2020 (Zürich: 2005) 11.<br />

5<br />

VSE, Vorschau 2006 auf die Elektrizitätsversorgung der Schweiz <strong>im</strong> Zeitraum bis 2035/2050 (Aarau:<br />

2006a) 11.<br />

1


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

durch die inländischen Produktionskapazitäten und die auslaufenden langfristigen<br />

Lieferverträge mit der Electricité de France (EDF) gedeckt werden können. Ein weiterer<br />

Grund für die zunehmende <strong>St</strong>romknappheit ist das Ende der Betriebsdauer der<br />

ersten Kernkraftwerke (KKW) um das Jahr 2020 6 und die Tatsache, dass die für ein<br />

neues KKW erforderliche Planung, Bewilligung, der Bau und die Inbetriebnahme<br />

zwischen 16 und 18 Jahre in Anspruch nehmen würde. 7<br />

Eng verknüpft mit den Fragestellungen der <strong>St</strong>romproduktion und -versorgung<br />

ist auch das Thema Umwelt. Nicht zuletzt die Veröffentlichung des Intergovernmental<br />

Panel on Cl<strong>im</strong>ate Change (IPCC) Reports zeigt den Einfluss des Menschen auf die<br />

globale Kl<strong>im</strong>averänderung auf und sorgt sowohl in der Politik 8 als auch in der Bevölkerung<br />

für ein verstärktes Umweltbewusstsein. Der Handlungsbedarf ist bekannt: Die<br />

weltweiten Treibhausgasemissionen sollen gesenkt werden. Das Thema Ökologie ist<br />

somit hochaktuell und schlägt sich auch <strong>im</strong> Produktwahlverhalten von Konsumenten<br />

nieder, wie verschiedene <strong>St</strong>udien zeigen konnten. 9<br />

Vor dem Hintergrund der aktuellen energie- und umweltpolitischen Herausforderungen<br />

unterstützen die Schweizer Politik und die Wirtschaft vermehrt die erneuerbaren<br />

Energien als Komplement oder Substitut der bisherigen <strong>St</strong>romproduktion aus<br />

Kern- und Wasserkraft, Kehricht und fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Erdgas und<br />

Kohle. 10 Der Sammelbegriff der erneuerbaren Energien umfasst sowohl die <strong>St</strong>romproduktion<br />

aus Wasserkraft, Biomasse, Wind- und Solarkraft als auch die Geothermie.<br />

Ihnen gemeinsam ist ihre CO2-arme <strong>St</strong>romproduktionsweise. 11 Um die Herkunft<br />

dieses aus erneuerbaren Energien produzierten <strong>St</strong>romes zu garantieren, lassen EVU<br />

ihre Produktion teilweise von unabhängigen Organisationen zum Erhalt eines Öko-<br />

Labels von TÜV 12 oder naturemade 13 prüfen. Diese Labels haben gegenüber dem<br />

Endkunden Signalwirkung bezüglich Umweltverträglichkeit der betreffenden Produkte<br />

und können vom EVU marketingtechnisch eingesetzt werden.<br />

Unter den oben genannten Rahmenbedingungen stehen Schweizer EVU heute<br />

vor wegweisenden Entscheidungen für die Zukunft. Eine der bedeutendsten Her-<br />

6 BfE, Energieversorgung der Schweiz ab 2020 (2007).<br />

7 Moritz Leuenberger, Die Politik der Energie in der direkten Demokratie (Pfäffikon: 2007).<br />

8 IPCC, Cl<strong>im</strong>ate Change 2007: The Physical Science Basis – Summary for Policymakers (Genf: 2007).<br />

9 Katharina Sammer and Rolf Wüstenhagen, „The Influence of Eco-Labelling on Consumer Behaviour<br />

– Results of a Discrete Choice Analysis for Washing Machines”, Business <strong>St</strong>rategy and the Environment<br />

15. (2006), 196.<br />

10 BfE, Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2005 (Zürich: 2006), 37 ff.<br />

11 AEE, Das ABC der erneuerbaren Energien (Zürich: ohne Datum).<br />

12 TÜV, Energie-Zertifizierung (2007).<br />

13 VUE (2007).<br />

2


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

ausforderungen besteht in der <strong>Produktgestaltung</strong> sowie strategischen Positionierung<br />

des Produktangebotes. Im Zentrum dieser Entscheidungen muss der <strong>St</strong>romkunde<br />

stehen, denn „Unternehmen mit ausgeprägter Kundenorientierung sind nachweislich<br />

profitabler als [..] innenorientierte Unternehmen.“ 14<br />

1.2 Forschungsfragen<br />

Da die <strong>im</strong> einleitenden Abschnitt besprochenen Thematiken sehr weit gefasst sind,<br />

müssen für diese Arbeit klar eingegrenzte Forschungsfragen definiert werden. Diese<br />

Arbeit soll in erster Linie den EVU <strong>im</strong> Hinblick auf die kommende Liberalisierung als<br />

Entscheidungsgrundlage für die <strong>St</strong>romproduktgestaltung dienen. Es sollen zu diesem<br />

Zweck die Präferenzen von Schweizer Privatkunden für relevante Attribute von<br />

<strong>St</strong>romprodukten (z.B. Produktionsart) bzw. für deren konkrete Ausprägungen (z.B.<br />

Wind-, Wasser- oder Solarkraft, etc.) ermittelt werden. Die Resultate dieser Vorgehensweise<br />

sollen in Form eines präferierten <strong>St</strong>romproduktes greifbar gemacht werden.<br />

Hierzu gehören insbesondere Überlegungen zur Preisgestaltung, dem durch die<br />

EVU angebotenen <strong>St</strong>rommix und dem Labelling von Ökostromprodukten. Zudem<br />

sollen auf Basis der gewonnenen Daten Markts<strong>im</strong>ulationen zur Abschätzung möglicher<br />

Marktchancen von ausgewählten Produkten durchgeführt werden. Demnach<br />

lässt sich die erste Forschungsfrage dieser Arbeit wie folgt formulieren:<br />

Forschungsfrage 1: Wie ist das präferierte <strong>St</strong>romprodukt aus Sicht der Privatkunden<br />

zu gestalten? Welche Marktchancen haben ausgewählte <strong>St</strong>romprodukte in einer<br />

S<strong>im</strong>ulation?<br />

Eine weitere mit der <strong>Produktgestaltung</strong> verbundene Forschungsfrage dieser Arbeit<br />

besteht darin, die vom Privatkunden bevorzugte Breite und Tiefe der angebotenen<br />

<strong>St</strong>romproduktpalette zu erfassen.<br />

Forschungsfrage 2: Was zeichnet das erwünschte <strong>St</strong>romproduktangebot für Privat-<br />

kunden aus?<br />

Gestützt auf die Erkenntnisse aus den beiden Forschungsfragen sollen EVU Entscheide<br />

für die zukünftige <strong>Produktgestaltung</strong>, strategische Positionierung und das<br />

Marketing und die Kommunikation ihrer Produkte fällen können. Die zur Beantwortung<br />

der genannten Forschungsfragen angewandte Vorgehensweise wird <strong>im</strong> nächsten<br />

Abschnitt beschrieben.<br />

14 Günter Hertel und Wilfried Virt, Qualitätsmanagement als Grundkonzept einer kundenorientierten<br />

<strong>Produktgestaltung</strong>. Kundenorientierte <strong>Produktgestaltung</strong>. (München: Vahlen, 2000), 21.<br />

3


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

1.3 Methodische Vorgehensweise<br />

Zur Bearbeitung von Forschungsfrage 1 wurde eine internetbasierte Befragung von<br />

Privatkunden <strong>im</strong> Raum Ostschweiz durchgeführt. Die daraus gewonnenen Präferenzwerte<br />

für einzelne <strong>St</strong>romproduktattribute und deren Ausprägungen wurden anschliessend<br />

mittels einer CBC-Analyse durch die Software Sawtooth ausgewertet.<br />

Diese ermöglichte die Ermittlung des präferierten <strong>St</strong>romprodukts und eine Markts<strong>im</strong>ulation<br />

ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte. Die Forschungsfrage 2 wurde durch das <strong>St</strong>ellen<br />

von geeigneten Zusatzfragen <strong>im</strong> Rahmen der Online-Untersuchung sowie dem Vergleich<br />

von <strong>St</strong>romproduktangeboten anderer Schweizer und deutscher EVU beantwortet.<br />

1.4 Inhaltliche Gliederung der Arbeit<br />

Nach dieser Einleitung folgt <strong>im</strong> zweiten Teil eine Beschreibung der aktuellen Rahmenbedingungen<br />

<strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>: Neben rechtlichen Best<strong>im</strong>mungen, dem<br />

Schweizer <strong>St</strong>rommix und der allgemeinen Wettbewerbssituation sollen insbesondere<br />

auch der wachsende Markt für Ökostrom und die Thematik des Öko-Labelling angeschnitten<br />

werden. Im Hinblick auf die Öffnung des Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es soll das<br />

zu Grunde liegende Konzept des Unbundling erläutert und ein Blick in den deutschen<br />

Vergleichsmarkt geworfen werden. Im dritten Teil der Arbeit erfolgt eine detaillierte<br />

und systematische Beschreibung der Conjoint-Methode und deren praktischen<br />

Durchführung am <strong>St</strong>udienobjekt <strong>St</strong>romproduktgestaltung. Im anschliessenden vierten<br />

Teil werden die wichtigsten Ergebnisse präsentiert und erläutert. Darauf aufbauend<br />

werden in einem fünften Teil Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> hergeleitet.<br />

Hierbei gilt dem präferierten <strong>St</strong>romprodukt, den Themen Ökostrom und Öko-<br />

Labelling, einer Markts<strong>im</strong>ulation ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte sowie der Ausgestaltung<br />

der Produktpalette ein besonderes Augenmerk. In einem sechsten Teil werden<br />

Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen dieser Arbeit gezogen und einige Thesen<br />

zur möglichen zukünftigen Entwicklung des Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es aufgestellt.<br />

Zum Schluss soll die Arbeit einer kritischen Würdigung hinsichtlich der angewandten<br />

Methodik unterzogen werden.<br />

4


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

2. Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong><br />

Dieser zweite Teil dient der Beschreibung der Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Schweizer<br />

<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, worin das eigentliche Thema dieser Arbeit eingebettet ist. An dieser<br />

<strong>St</strong>elle wird nicht nur auf die aktuelle Situation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> eingegangen,<br />

sondern ein Ausblick auf die geplante Liberalisierung gewagt, wobei der bereits<br />

geöffnete deutsche <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> als Vergleichsmarkt herangezogen wird.<br />

2.1 Aktuelle Bestandesaufnahme<br />

Zur Beschreibung der aktuellen Situation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> soll eine Bestandesaufnahme<br />

der rechtlichen Rahmenbedingungen, des Schweizer <strong>St</strong>rommixes, der<br />

Wettbewerbssituation <strong>im</strong> Allgemeinen und des Marktes für Ökostrom und dem damit<br />

verbundenen Öko-Labelling <strong>im</strong> Besonderen erfolgen.<br />

2.1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Der Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> wurde bisher durch eine Vielzahl verschiedener Gesetze<br />

geregelt, wobei die wichtigsten hier kurz beschrieben werden sollen: Das Energiegesetz<br />

steuert zu einer genügenden, breit abgestützten, sicheren, ökonomischen und<br />

ökologischen Energieversorgung bei. 15 Das Kartellgesetz bezweckt, volkswirtschaftlich<br />

oder sozial schädliche Auswirkungen von Kartellen und anderen Wettbewerbsbeschränkungen<br />

zu verhindern und somit den Wettbewerb <strong>im</strong> Sinne einer <strong>freien</strong><br />

Marktwirtschaft zu fördern. 16 Laut Preisüberwachungsgesetz verfolgt der Preisüberwacher<br />

die Preisentwicklung und verhindert oder beseitigt die missbräuchliche Erhöhung<br />

oder Beibehaltung von Preisen. 17 Im Rahmen des Gesetzes gegen unlauteren<br />

Wettbewerb (UWG) können sich Marktteilnehmer gegen systematische Tiefpreispolitik<br />

zur Ausschaltung von Wettbewerbern zur Wehr setzen. 18<br />

Nach dem Nein zum Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) <strong>im</strong> September 2002 hat<br />

das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) eine<br />

Expertenkommission beauftragt, Eckwerte für ein Bundesgesetz über die <strong>St</strong>romversorgung<br />

auszuarbeiten. 19 Durch den <strong>St</strong>romausfall in Italien <strong>im</strong> September 2003 wur-<br />

15<br />

Energiegesetz vom 26. Juni 1998, SR 730.0.<br />

16<br />

Bundesgesetz vom 6. Oktober 1995 über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen<br />

(Kartellgesetz, KG), SR 251.<br />

17<br />

Preisüberwachungsgesetz vom 20. Dezember 1985 (PüG), SR 942.20.<br />

18<br />

Bundesgesetz vom 19. Dezember 1986 gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), SR 241.<br />

19<br />

Bundesrat, Botschaft zur Änderung des Elektrizitätsgesetzes und zum <strong>St</strong>romversorgungsgesetz<br />

(Bern: 2004).<br />

5


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

de der Schweiz das Risiko von Versorgungsengpässen deutlich vor Augen geführt.<br />

Das Bundesgerichtsurteil vom 17. Juni 2003 <strong>im</strong> Fall FEW gegen Watt/Migros bejaht<br />

zwar die Anwendbarkeit des Kartellgesetzes <strong>im</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, betont jedoch die Notwendigkeit<br />

von Einzelfallregelungen für den Netzzugang und somit das Fehlen eines<br />

allgemeingültigen Gesetzes. Zudem wurden in der EU neue Vorschriften in Kraft<br />

gesetzt, welche die Schweiz als internationale <strong>St</strong>romdrehscheibe direkt betreffen.<br />

Daher wurden zwei Gesetze ausgearbeitet: Das neue <strong>St</strong>romVG und das EleG. Ersteres<br />

beinhaltet eine umfassende Gesetzesvorlage über die <strong>St</strong>romversorgung, während<br />

durch letzteres der grenzüberschreitende <strong>St</strong>romhandel in einer befristeten Übergangslösung<br />

geregelt wird, bis das <strong>St</strong>romVG in Kraft tritt. 20<br />

Das Kernstück des <strong>St</strong>romVG besteht in der etappenweisen Öffnung des<br />

<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es für den Wettbewerb. In der ersten Etappe sollen ab dem 1. Oktober<br />

2008 21 Endverteiler und Grosskunden freie Lieferantenwahl erhalten, wobei so genannte<br />

Bündelkunden zugelassen sind, bevor für kleine <strong>St</strong>romkonsumenten in einer<br />

zweiten Etappe das so genannte Wahlmodell mit abgesicherter <strong>St</strong>romversorgung<br />

(WAS) gilt. Dieses beinhaltet die Möglichkeit zur <strong>freien</strong> Lieferantenwahl oder den<br />

gesetzlich garantierten Anspruch, weiterhin vom bisherigen EVU mit <strong>St</strong>rom versorgt<br />

zu werden. Die zweite Etappe tritt nicht automatisch in Kraft, sondern durch einen<br />

dem fakultativen Referendum unterliegenden Beschluss der Bundesversammlung. 22<br />

Die <strong>im</strong> <strong>St</strong>romVG vorgesehene Netzgesellschaft Swissgrid zum Betrieb und der<br />

Überwachung der gesamtschweizerischen Übertragungsnetze nahm <strong>im</strong> November<br />

2006 ihre Tätigkeit auf. Weitere Aufgaben sind die Abwicklung von grenzüberschreitenden<br />

<strong>St</strong>romlieferungen, die Sicherstellung von Systemdienstleistungen, die Organisation<br />

des Marktes für Ausgleichs- und Regelenergie sowie die Durchführung eines<br />

Engpassmanagements und die Vertretung von Interessen der Schweiz in internationalen<br />

Gremien der Übertragungsnetzbetreiber. 23 Die Gründung einer nationalen Regulierungsbehörde<br />

wird ebenfalls durch das <strong>St</strong>romVG verlangt. Diese Elektrizitätskommission<br />

(ElCom) soll den Netzzugang, Netznutzungsbedingungen und –tarife<br />

genehmigen und überprüfen sowie <strong>im</strong> <strong>St</strong>reitfall darüber entscheiden und Richtlinien<br />

20<br />

BfE, Aktuelle Informationen – <strong>St</strong>romversorgungsgesetz und Revision Energiegesetz (Bern: 2007a).<br />

21<br />

Vorbehältlich eines allfälligen Referendums sollen Gesetz und Verordnungen auf den 1. Januar<br />

2008 in Kraft gesetzt werden.<br />

22<br />

UVEK, Begleitbrief zum Bundesgesetz über die <strong>St</strong>romversorgung und der Revision des<br />

Elektrizitätsgesetztes (Bern: 2004).<br />

23 Swissgrid (2007).<br />

6


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

erlassen können. Zudem wird sie die bisherigen Funktionen des Preisüberwachers<br />

<strong>im</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> übernehmen und auch Sanktionen aussprechen können. 24<br />

2.1.2 Der Schweizer <strong>St</strong>rommix<br />

Der <strong>St</strong>rom macht in der Schweiz 23,2% des Endenergieverbrauchs aus und steht<br />

somit an zweiter <strong>St</strong>elle hinter den Erdölprodukten (56,5%). 25 Zur <strong>St</strong>romproduktion <strong>im</strong><br />

Jahr 2006 trugen Wasserkraftwerke mit 52,5%, KKW mit 42,2% und konventionellthermische<br />

und andere Anlagen mit 5,3% bei. Einhe<strong>im</strong>ische Kraftwerke erzeugten<br />

62,1 GWh. Die <strong>St</strong>romproduktion des schweizerischen Kraftwerkparks stieg damit <strong>im</strong><br />

Vergleich zu 2005 (57,9 GWh) 26 um 7,3%. Gleichzeitig hatte die Schweiz einen Rekordverbrauch<br />

an Elektrizität zu verzeichnen: Dieser erreichte mit 57,8 GWh einen<br />

neuen Höchstwert, was einem pro Kopf-Verbrauch von 7’646 kWh entspricht. 27 Dennoch<br />

resultierte ein Importüberschuss von 2,7 GWh. 28 Dieser nach 2005 wiederholte<br />

Importüberschuss verstärkte die Debatte um eine drohende zukünftige Versorgungslücke.<br />

Der grösste Anteil des <strong>St</strong>romverbrauches fällt mit 33,0% auf die Industrie und<br />

das verarbeitende Gewerbe, die Haushalte sind mit 30,7% für den zweitgrössten<br />

Anteil am Verbrauch verantwortlich und die Dienstleistungs- und Verkehrsbereiche<br />

für 26,3% bzw. 8,2%. Die restlichen 1,8% entfallen auf die Landwirtschaft. 29<br />

2.1.3 Wettbewerbssituation<br />

Der Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ist <strong>im</strong> europäischen Vergleich stark fragmentiert. Die<br />

<strong>St</strong>romversorgung wird hierzulande durch rund 900 EVU sichergestellt, darunter etwa<br />

80 <strong>St</strong>romproduzenten, einige Händler, sieben Übertragungsnetz- und eine Vielzahl<br />

von Verteilnetzbetreibern, sprich Endversorgern. 30 Das Rückgrat der Schweizer<br />

<strong>St</strong>romversorgung bilden die sieben Überlandwerke Energie Ouest Suisse, Berner<br />

Kraftwerke, Aare Tessin AG für Elektrizität, Elektrizitätswerk der <strong>St</strong>adt Zürich, Nordostschweizer<br />

Kraftwerke, Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg sowie die<br />

Centralschweizer Kraftwerke, wobei die drei letzteren zur Axpo Holding zusammengefasst<br />

wurden. Demgegenüber sind viele lokale Versorger kommunale Unternehmen<br />

und somit Teil der Gemeindeverwaltung. Als Querverbundunternehmen nehmen<br />

24<br />

Bundesgesetz über die <strong>St</strong>romversorgung (<strong>St</strong>romversorgungsgesetz, <strong>St</strong>romVG) vom 23. März 2007.<br />

25<br />

BfE (2006), 2.<br />

26<br />

Zurückzuführen ist der starke Produktionsanstieg <strong>im</strong> Jahr 2006 unter anderem auf den <strong>St</strong>illstand<br />

des KKW Leibstadt von April bis August 2005.<br />

27<br />

Thomas Schürpf, „Rekordhoher <strong>St</strong>romverbrauch“, Neue Zürcher Zeitung 228 (2007).<br />

28<br />

BfE, Elektrizitätserzeugung und -verbrauch 2006 (Bern: 2007b), 1.<br />

29<br />

VSE, Zahlenspiegel 2005 – <strong>St</strong>rom in der Schweiz (Bern: 2006b), 2 ff.<br />

30 Bundesrat (2004).<br />

7


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

diese oft weitere Aufgaben in den Bereichen der Wasser-, Gas- und Fernwärmeversorgung<br />

sowie der Telekommunikation wahr. Am Grundkapital der inländischen EVU<br />

von rund 5,6 Mrd. Franken ist die öffentliche Hand zu gut 80%, private in- und ausländische<br />

Investoren jedoch nur zu knapp 20% beteiligt. Eine <strong>St</strong>rukturbereinigung hat<br />

wegen der Ablehnung des EMG und der unsicheren gesetzgeberischen Entwicklung<br />

bisher nur beschränkt stattgefunden.<br />

Der <strong>St</strong>romtransport wird in der Schweiz auf vier verschiedenen Netzebenen<br />

abgewickelt. Die Überlandnetze dienen als Übertragungsnetze dem Import und Export<br />

sowie dem innerschweizerischen <strong>St</strong>romtransit und der Abgabe an Grossverbraucher.<br />

Die sieben an den Überlandnetzen beteiligten Unternehmen haben als<br />

Vereinigung Swisselectric die unabhängige nationale Übertragungsnetzgesellschaft<br />

Swissgrid gegründet. Diese trägt nun die Verantwortung für den Betrieb des Schweizer<br />

Übertragungsnetzes. Die überregionalen Verteilnetze transportieren <strong>St</strong>rom zwischen<br />

verschiedenen Landesregionen und stellen ebenfalls die Abgabe an Grossverbraucher<br />

sicher. Regionale Verteilnetze beliefern Endverbraucher bis 30 kV und<br />

lokale Verteilnetze versorgen Kleinverbraucher bis 1 kV. 31<br />

Verglichen mit anderen europäischen Ländern steht die Schweiz noch in einem<br />

sehr frühen <strong>St</strong>adium der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung. Momentan herrscht noch<br />

kein direkter Wettbewerb zwischen den Schweizer EVU, diese bereiten sich jedoch<br />

seit einigen Jahren mit dem Aufbau von Marken-Images, der Gestaltung von neuen<br />

und ökologischeren <strong>St</strong>romprodukten sowie der Bildung von Allianzen für den <strong>St</strong>romeinkauf<br />

auf die kommende Liberalisierung vor.<br />

2.1.4 Der Markt für Ökostrom<br />

Betrachtet man den Schweizer Markt für Ökostrom an Hand des Lebenszyklusmodells,<br />

so kann dessen Entwicklung in verschiedenen aufeinander folgenden <strong>St</strong>ufen<br />

beschrieben werden. In einer Einführungsphase zu Beginn der 90er Jahre gingen die<br />

ersten Initiativen zur Förderung von Ökostrom hauptsächlich von stark umweltbewussten<br />

Privatpersonen aus. Einhergehend mit der aufkommenden politischen Debatte<br />

um die <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung Ende der 90er Jahre konnte eine bedeutende Vergrösserung<br />

des Ökostrommarktes in der Schweiz beobachtet werden. In der darauf<br />

folgenden Phase können ein zunehmend professionelleres Marketing, ein wachsen-<br />

31 VSE, Elektrizitätswirtschaft (2007a).<br />

8


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

des Interesse von Geschäftskunden an Ökostrom und die Entstehung von Öko-<br />

Labels mit damit verbundener Zertifizierung erkannt werden. 32<br />

Es ist anzunehmen, dass die Zahlungsbereitschaft für Ökostrom in der<br />

Schweiz auf Grund der durchschnittlich relativ hohen Haushaltseinkommen höher<br />

ausfällt als in anderen Ländern. 33 Nichtsdestotrotz haben Ökostromprodukte unter<br />

anderem wegen ihrer hohen Aufpreise gegenüber herkömmlichem <strong>St</strong>rom den<br />

Schweizer Massenmarkt noch nicht erreicht. Mit dem Angebot von neuen, auch auf<br />

verschiedenen neuen erneuerbaren Energien abgestützten Ökostrom-Mixes zu geringeren<br />

Aufpreisen konnten neue Kunden gewonnen werden. Schweizer Ökostrom<br />

wird nicht nur <strong>im</strong> Inland, sondern auch in Deutschland und Italien als ökologisch<br />

hochwertiges Produkt vermarktet. 34 Neben der Expansion ins Ausland bieten sich<br />

auch unkonventionelle Distributionswege zum Absatz von Ökostrom an: Der Schweizer<br />

Detailhändler Coop bietet in seinen Filialen „Coop Oecoplan Ökostrom“ in Form<br />

von Zertifikaten zum Verkauf an. 35<br />

2.1.5 Öko-Labelling<br />

Da auch die Wasserkraft wegen Eingriffen in die Landschaft nicht ohne Vorbehalte<br />

als umweltverträglich bezeichnet werden kann, und die <strong>St</strong>romproduktion allgemein<br />

für Kunden nicht direkt auf deren Umweltverträglichkeit hin überprüfbar ist, wurden<br />

so genannte Öko-Labels ins Leben gerufen. Diese bestätigen mittels Zertifizierung,<br />

dass die <strong>St</strong>romproduktionsanlage und das dort entstehende <strong>St</strong>romprodukt best<strong>im</strong>mten<br />

ökologischen Mindestansprüchen genügen. 36 Oft sind in zertifizierten Ökostromangeboten<br />

Förderfonds zur Unterstützung erneuerbarer Energien integriert: Der<br />

Kunde bezahlt pro kWh einen Mehrbetrag in einen Förderfonds ein, welcher für verschiedene<br />

Massnahmen zur Förderung von Ökostrom oder Umweltverbesserungen<br />

eingesetzt werden kann.<br />

In der Schweiz sind zwei Zertifizierungsstellen für Ökostrom aktiv: Der Verein<br />

für umweltgerechte Elektrizität (VUE) mit dem Label naturemade und der TÜV<br />

Schweiz. Das naturemade-Label verfolgt einen zweistufigen Ansatz: naturemade<br />

basic kann für alle erneuerbaren Produktionsarten vergeben werden, auch für bereits<br />

32 Rolf Wüstenhagen, Jochen Markard and Bernhard Truffer, „Diffusion of green power products in<br />

Switzerland”, Energy Policy 31. (2003), 622 ff.<br />

33 Wüstenhagen, Markard and Truffer (2003), 630.<br />

34 Rolf Wüstenhagen, „Umweltverträgliche <strong>St</strong>romprodukte in Europa: <strong>St</strong>atus und<br />

Schlüsselfaktoren der Marktentwicklung“, ZfE – Zeitschrift für Energiewirtschaft 28. (2004), 21.<br />

35 VSE, Verkauf von Ökostrom bei COOP (2007b).<br />

36 Wüstenhagen, Markard and Truffer (2003), 626.<br />

9


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

existierende Wasserkraftwerke. Es bezweckt die Unterstreichung des ökologischen<br />

Mehrwertes gegenüber nuklearer oder fossiler <strong>St</strong>romproduktion. Das anspruchsvollere<br />

Label naturemade star wird nur für neue erneuerbare Energien wie Solarkraft,<br />

Windkraft, Biomasse sowie besonders umweltverträgliche Wasserkraftwerke vergeben,<br />

die zusätzliche Umweltkriterien erfüllen.<br />

Der TÜV zertifiziert Kraftwerke und <strong>St</strong>romprodukte in der Schweiz an Hand<br />

der Kriterienkataloge EE01 37 und EE02. 38 Auf diese soll jedoch aus Platzgründen<br />

nicht näher eingegangen werden. 39<br />

Auf Grund der wichtigen Funktionen von Ökostrom-Labels als Marketinginstrument<br />

für Produzenten und als Garantie für den erkauften ökologischen Mehrwert<br />

für Konsumenten, können diese den Übergang vom Nischen- zum Massenmarkt<br />

positiv beeinflussen. 40<br />

2.2 Ausblick auf die geplante <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung<br />

Die <strong>St</strong>ruktur der <strong>St</strong>rombranche könnte sich <strong>im</strong> Rahmen der Marktöffnung mittels<br />

<strong>St</strong>romVG durch Zusammenschlüsse, Kooperationen und Markteintritte verändern.<br />

Insbesondere kann mit einem zunehmenden privaten inländischen Anteilseignertum<br />

am Grundkapital der EVU gerechnet werden. 41 Bei den Überlandwerken werden<br />

Allianzen mit EVU <strong>im</strong> In- und Ausland <strong>im</strong> Vordergrund stehen, und einige Händler<br />

inklusive Endverteiler werden in der Form von Bilanzgruppen als neue Marktspieler<br />

auftreten: Die Vorteile eines „kooperative[n] Sourcing“ 42 in der <strong>St</strong>rombeschaffung und<br />

des gemeinsamen Unterhalts und Ausbaus von Netzen sowie dem Vertrieb von Leistungen<br />

könnten zu einer vermehrten Zusammenarbeit und zu Zusammenschlüssen<br />

von Unternehmen führen. Deshalb ist in der <strong>St</strong>rombranche insgesamt mit einem weiteren<br />

<strong>St</strong>ellenabbau zu rechnen.<br />

Durch die Wahlfreiheit der Endverbraucher wird die Produktpalette <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf deren Bedürfnisse angepasst, und zusätzlicher Kundennutzen kann durch die<br />

Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen geschaffen werden. 43 Zudem dürfte<br />

die Vermarktung von <strong>St</strong>rom aus erneuerbarer Energie auf Grund seiner hohen Be-<br />

37 Inklusive Kapazitätsausbau.<br />

38 Für Wasserkraft.<br />

39 Bernhard Truffer, Jochen Markard and Rolf Wüstenhagen, „Eco-labeling of electricity strategies and<br />

tradeoffs in the definition of environmental standards”, Energy Policy 29. (2001), 889.<br />

40 Truffer, Markard and Wüstenhagen (2001), 887 ff.<br />

41 Accenture, <strong>St</strong>udie zum Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> – Empirische Befragung der Schweizer<br />

Energieversorgungsunternehmen (Zürich: 2007), 11.<br />

42 Accenture (2007), 4.<br />

43 Accenture (2007), 5.<br />

10


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

liebtheit unter Privatkunden Aufschwung erhalten, nachdem diese nicht mehr an ein<br />

best<strong>im</strong>mtes EVU mit Normalstrom gebunden sind. 44 Daher können auch neue <strong>St</strong>ellen<br />

geschaffen werden, was hauptsächlich in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Kundendienst,<br />

Handel, Informatik und Controlling zu erwarten ist. Einzelne EVU werden<br />

zudem ihre Tätigkeiten über das Kerngeschäft hinaus ausdehnen und z.B. Elektro-<br />

Installationen oder Telekommunikationsdienste anbieten. Kostenseitig besteht unter<br />

Wettbewerbsbedingungen zudem ein höherer Anreiz, unnötige Kosten zu vermeiden,<br />

da diese nicht mehr unbedingt auf die Kunden überwälzt werden können, wodurch es<br />

zu Preissenkungen kommen kann.<br />

Die Wechselbereitschaft und Preissensibilität der Privatkunden wurden zu<br />

Beginn von Marktliberalisierungen meist deutlich überschätzt. Daher sollte <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung in der Schweiz nicht von hohen Wechselraten ausgegangen<br />

werden. So ist die „Schmerzgrenze“ bei Privatkunden <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

Geschäftskunden sehr hoch, da diese gewöhnlich ihren <strong>St</strong>romlieferanten erst bei<br />

Preisunterschieden von rund 12% wechseln. 45<br />

2.2.1 Unbundling<br />

<strong>St</strong>romübertragungsnetze stellen auf Grund ihrer Einmaligkeit ähnlich Telefonnetzen<br />

oder Gasleitungen ein natürliches Monopol dar: Bisher waren Tätigkeiten wie <strong>St</strong>romproduktion,<br />

-transport und -verteilung häufig mehr oder weniger in einem EVU vereint.<br />

Um jedoch den Wettbewerb zwischen den EVU spielen zu lassen, muss ein<br />

diskr<strong>im</strong>inierungsfreier Zugang Dritter zu den Übertragungs- und Verteilnetzen ermöglicht<br />

werden. Daher ist der Netzbetrieb in vertikal integrierten EVU von den übrigen<br />

Teilen der Wertschöpfungskette zu trennen, um Quersubventionierungen und Missbräuche<br />

von Marktmacht verhindern zu können. 46 Diese Entflechtung, auch Unbundling<br />

genannt, beinhaltet die Trennung des Netzbetriebs von den übrigen Geschäftsbereichen<br />

der EVU. 47 Die Netze werden sodann in einer unabhängigen nationalen<br />

Netzgesellschaft zusammengeführt, welche auf Grund ihres Sonderstatus einer<br />

strengen Kontrolle unterliegen muss, damit keine ungerechtfertigten Gewinne erwirtschaftet<br />

und keine Wettbewerber diskr<strong>im</strong>iniert werden können. 48<br />

44<br />

Maya Jegen and Rolf Wüstenhagen, „Modernise it, sustainabilise it! Swiss energy policy on the eve<br />

of electricity market liberalisation”, Energy Policy 29. (2001), 48.<br />

45<br />

<strong>St</strong>efan Schuppli, „Der <strong>St</strong>rom-Wettbewerb macht erfinderisch“, Basler Zeitung 278 (1999).<br />

46<br />

Accenture (2007), 9 f.<br />

47<br />

VDEW (2007).<br />

48<br />

Eberhard Meller, „Unbundling – Die <strong>St</strong>rombranche organisiert sich neu“, Börsen-Zeitung (2005): 19.<br />

11


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

2.2.2 Der deutsche Vergleichsmarkt<br />

Mittels <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>richtlinie 2003/54/EG wird die Harmonisierung der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung<br />

innerhalb der EU angestrebt. Sie legt die Liberalisierung zeitlich fest und verlangt<br />

nach einem unabhängigen Übertragungsnetzbetreiber je Mitgliedsland. Der<br />

<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ist per Juli 2004 für alle Grosskunden und per Juli 2007 auch für die<br />

Privatkunden zu öffnen. Aus Gründen der Nichtdiskr<strong>im</strong>inierung und der Wettbewerbsneutralität<br />

wird eine rechtliche Entflechtung des Übertragungsnetzbetreibers<br />

gefordert, wenn dieser Teil eines vertikal integrierten Unternehmens war. 49<br />

Die deutsche <strong>St</strong>romerzeugung basiert auf drei Säulen: Kernenergie (26%),<br />

Braunkohle (24%) und <strong>St</strong>einkohle (22%). Erdgas (12%) und erneuerbare Energien<br />

(10%) tragen ebenfalls zur <strong>St</strong>romproduktion bei. Die verbleibenden 6% entfallen auf<br />

übrige Brennstoffe. 50<br />

Der deutsche <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ist mit rund 1’100 Teilnehmern stark fragmentiert:<br />

Vier Verbundunternehmen mit vier Übertragungsnetzbetreibern, 50 <strong>St</strong>romproduzenten,<br />

60 regionale EVU, 25 grosse sowie 700 kleine und mittlere <strong>St</strong>adtwerke, 100<br />

kleine private EVU und ca. 150 neue Marktteilnehmer. 51 Seit der Liberalisierung haben<br />

die Fusionstätigkeit und die Konzentration jedoch zugenommen, und die Zahl<br />

der Verbundunternehmen wurde von vormals acht auf vier halbiert. Inzwischen ist<br />

der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> zu 100% geöffnet. 52<br />

Als Indikator des verstärkten Wettbewerbs kann der Werbeaufwand der Branche<br />

gewertet werden. Dieser stieg allein zwischen 1996 und 1999 von 13 Mio. auf<br />

rund 170 Mio. DM. 53 Marketingaktivitäten zielen oft auf Tiefpreisstrategien, die Konzeption<br />

von Kombi-Paketen mit anderen Produkten oder das Erschliessen neuer<br />

Vertriebswege ab. Zudem werden Differenzierungsmöglichkeiten durch die Produktionsart,<br />

Servicequalität und Vertragskonstellationen wie Laufzeiten, Einfachheit oder<br />

Transparenz angestrebt. 25% der EVU mit Privatkundenfokus beabsichtigen des<br />

Weiteren, ihren Aktionsradius auf fremde Netze auszuweiten. 54<br />

49<br />

BfE, Organisation der <strong>St</strong>romversorgung – Erläuternder Bericht zum Entwurf des Bundesgesetzes<br />

über die <strong>St</strong>romversorgung (<strong>St</strong>romVG) vom 30. Juni 2004 und zum Entwurf der Revision des Elektrizitätsgesetzes<br />

(Regelung für den grenzüberschreitenden <strong>St</strong>romhandel) (Bern: 2004) 19.<br />

50<br />

BMWi, Energieversorgung für Deutschland (Berlin: 2006), VIII.<br />

51<br />

BMWi (2006) 36.<br />

52<br />

Europäische Kommission, EU Draft working paper: Third benchmarking report on the<br />

<strong>im</strong>plementation of the internal electricity and gas market (Brüssel: 2004) 13.<br />

53<br />

Schuppli.<br />

54<br />

YourSales Unternehmensberatung (2006), 13.<br />

12


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Das allgemeine Interesse, sich den Themen <strong>St</strong>rom und Lieferantenwechsel zu widmen,<br />

ist gering: 55 Trotz freier Lieferantenwahl hat sich die Wechselsituation seit der<br />

Liberalisierung kaum verändert und liegt für Privatkunden bei knapp 5%. Weitere<br />

20% wählten ein anderes Produkt ihres ursprünglichen <strong>St</strong>romlieferanten, und 75%<br />

haben gar keinen Wechsel vollzogen. 56 Zudem gehen 60% der EVU von einer stagnierenden<br />

oder sinkenden Wechselrate aus. Typische Wechselkunden sind jung, gut<br />

ausgebildet und haben überdurchschnittliche Einkommen. Dieses Kundensegment<br />

ist gut über <strong>St</strong>rompreise informiert und misst Ökostrom einen hohen <strong>St</strong>ellenwert zu. 57<br />

Die <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>öffnung führte in einer ersten Phase zu stark sinkenden<br />

<strong>St</strong>rompreisen, in einer zweiten Phase hingegen zu ebenso deutlichen Preiserhöhungen.<br />

58 Allerdings ist der Anteil der staatlichen Belastungen des <strong>St</strong>rompreises in derselben<br />

Zeit von 25% auf 40% gestiegen.<br />

Im Zusammenhang mit der Liberalisierung wurden seit 1995 rund 65 900 <strong>St</strong>ellen<br />

gestrichen. 59 Die Branche der erneuerbaren Energien vermochte jedoch diese<br />

Entwicklung auszugleichen, da bis 2001 schätzungsweise 120 000 direkt oder indirekt<br />

mit Ökostrom verbundene <strong>St</strong>ellen geschaffen wurden. 60<br />

Ökostrom wird in Deutschland durch gesetzlich verankerte Einspeisevergütungen<br />

gefördert und mit Preisaufschlägen von 10-30% vermarktet. 61 Als Garant der<br />

<strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien sind drei Zertifizierungsorganisationen<br />

tätig: Grüner <strong>St</strong>rom, OK-Power, und TÜV. 62 Die meisten Ökostrom-Kunden sind kurz<br />

nach der Liberalisierung in einer ersten Welle zu einem spezialisierten Anbieter von<br />

Ökostrom gewechselt. 63 Seitdem waren <strong>im</strong> deutschen Ökostrommarkt jedoch keine<br />

erwähnenswerten Verschiebungen mehr zu erkennen. 64<br />

55 Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />

56 Wüstenhagen (2004), 19 f.<br />

57 YourSales Unternehmensberatung, <strong>St</strong>udie “<strong>St</strong>adtwerk der Zukunft” – Auszug: VKU-<br />

Mitgliederbefragung (Mannhe<strong>im</strong>: 2006) 7.<br />

58 Hans-Wilhelm Schiffer, Praxiswissen Energie und Umwelt, Energiemarkt Deutschland (Köln: TÜV<br />

Media, 2005) 319.<br />

59 A.T. Kearney, Liberalisierung des deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es – Zusammenfassung der<br />

<strong>St</strong>udienergebnisse (Berlin: 2007) 22.<br />

60 Rolf Wüstenhagen and Michael Bilharz, „Green energy market development in Germany: effective<br />

public policy and emerging customer demand”, Energy Policy 34. (2006), 1632.<br />

61 Lori Bird, Rolf Wüstenhagen and Jørn Aabakken, Green Power Marketing Abroad: Recent<br />

Experience and Trends (Golden, CO: 2002), 26.<br />

62 Bird, Wüstenhagen and Aabakken 28.<br />

63 Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />

64 Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />

13


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

3. Empirischer Teil: Conjoint-Analyse<br />

Im dritten Teil sollen kurz die vorliegenden Forschungsfragen in Erinnerung gerufen<br />

und die Anwendbarkeit der Conjoint-Analyse besprochen werden. Der zentrale Abschnitt<br />

behandelt die methodische Vorgehensweise der Untersuchung und ist dreigeteilt:<br />

Erstens wird jeder Vorgehensschritt der Conjoint-Analyse zunächst aus theoretischer<br />

Perspektive erläutert, zweitens folgt eine Abwägung der Alternativen <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die vorliegende Problemstellung, und drittens werden die praktischen Ausführungen<br />

<strong>im</strong> Rahmen der empirischen Untersuchung beschrieben.<br />

3.1 Ziele der Analyse<br />

Die Forschungsfrage 1 kann mittels Conjoint-Verfahren erreicht werden. Es handelt<br />

sich hierbei um die Ermittlung des präferierten <strong>St</strong>romproduktes aus Sicht der Privatkunden<br />

und die S<strong>im</strong>ulation von Marktchancen ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte. Die Forschungsfrage<br />

2, die Ermittlung der gewünschten Komplexität der Produktpalette,<br />

kann zwar ebenfalls in dieselbe Befragung integriert werden, ist aber methodisch von<br />

der Forschungsfrage 1 losgelöst, da sie keine Conjoint-Fragestellung darstellt.<br />

3.2 Methodische Vorgehensweise<br />

Eines der bedeutendsten Anwendungsgebiete des Conjoint-Verfahrens bildet <strong>im</strong><br />

Rahmen der <strong>Produktgestaltung</strong> die Frage, wie ein neues Produkt <strong>im</strong> Hinblick auf die<br />

Bedürfnisse des Marktes opt<strong>im</strong>al zu gestalten ist. 65 Somit ist es hilfreich zu wissen,<br />

welchen Beitrag die Attribute eines Produktes aus Kundensicht zu dessen Gesamtnutzen<br />

beitragen. Der Überbegriff der Conjoint-Analyse beinhaltet eine Vielzahl verschiedener<br />

Verfahren. Trotz methodischer Unterschiede zwischen den einzelnen<br />

Varianten liegen jedoch allen dieselben Annahmen zu Grunde:<br />

• Jedes Produkt kann als Bündel von Attributen definiert werden.<br />

• Varianten eines Produktes können als Bündel verschiedener Attributsausprägungen<br />

betrachtet werden.<br />

• Konsumenten wägen bei der Kaufentscheidung den Nutzen von verschiedenen<br />

Kombinationen von Attributsausprägungen alternativer Produkte gegeneinander<br />

ab. 66<br />

65<br />

Klaus Backhaus et al., Multivariate Analysemethoden: Eine Anwendungsorientierte Einführung<br />

(Berlin: Springer, 2006), 497.<br />

66<br />

Mitchell R. Ness and Hubert Gerhardy, „Consumer preferences for quality and freshness attributes<br />

14


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Hinsichtlich der Vorgehensweisen lassen sich grundsätzlich kompositionelle und<br />

dekompositionelle sowie hybride Conjoint-Verfahren unterscheiden. Kompositionelle<br />

Verfahren erfordern zunächst eine separate Erhebung der Bedeutungsgewichte für<br />

jedes einzelne Attribut und danach die Beurteilung derer alternativen Ausprägungsmöglichkeiten,<br />

um daraus den Gesamtnutzen eines Produktes ermitteln zu können.<br />

In dekompositionellen Verfahren hingegen wird auf umgekehrte Weise vorgegangen:<br />

Aus Urteilen über Gesamtprodukte werden die Teilnutzenwerte ermittelt, welche die<br />

Probanden den einzelnen Attributen und Ausprägungen be<strong>im</strong>essen. Eine Kombination<br />

der kompositionellen und dekompositionellen Verfahren stellen die hybriden Verfahren<br />

dar. Hier gibt der Proband sowohl separate Urteile über einzelne Attribute und<br />

deren Ausprägungen als auch globale Urteile über gesamte Produkte ab. 67<br />

of eggs”, British Food Journal 96. 3 (1994): 26.<br />

67 Dieter K. Tscheulin, Opt<strong>im</strong>ale <strong>Produktgestaltung</strong>: Erfolgsprognose mit Analytic Hierarchy Process<br />

und Conjoint-Analyse (Wiesbaden: Gabler, 1992) 16 ff.<br />

15


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Abbildung 1 zeigt den typischen Ablauf einer Conjoint-Analyse. Diese Vorgehensschritte<br />

sind für sämtliche Varianten der Conjoint-Analyse gleichermassen gültig. Sie<br />

können nicht isoliert voneinander betrachtet werden, da die methodischen Entscheidungen<br />

einer früheren <strong>St</strong>ufe die Handlungsfreiheiten auf einer späteren <strong>St</strong>ufe beeinflussen<br />

können. Mit den einzelnen Prozessschritten verbundene Auswahlentscheidungen<br />

sollten daher noch vor der Durchführung der Conjoint-Analyse getroffen werden.<br />

Identifikation relevanter Produkteigenschaften und -ausprägungen<br />

Auswahl des Präferenzmodells<br />

Auswahl der Datenerhebungsmethode<br />

Best<strong>im</strong>mung des Datenerhebungsdesigns<br />

Best<strong>im</strong>mung der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulipräsentation<br />

Art der Umfrage<br />

Auswahl der Auswertungsmethode<br />

Schätzung der Präferenzwerte<br />

Aggregation der Präferenzwerte<br />

Abbildung 1: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse. 68<br />

In den folgenden Unterabschnitten sollen die in Abbildung 1 zusammengefassten<br />

Vorgehensschritte genauer besprochen werden.<br />

68 Eigene Darstellung in Anlehnung an Paul E. Green and V. Srinivasan, „Conjoint Analysis in Con-<br />

sumer Research: Issues and Outlook”, Journal of Consumer Research 5. (1978): 105; Anders<br />

Gustafsson, Andreas Herrmann and Frank Huber, Conjoint measurement: methods and applications<br />

(Berlin: Springer, 2001) 9.<br />

16


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

3.2.1 Relevante Attribute und Ausprägungen<br />

In einem ersten Schritt müssen relevante, für die Produktwahl des Konsumenten<br />

entscheidende Attribute und deren mögliche Ausprägungen erarbeitet werden. Diese<br />

Auswahl ist von zentraler Bedeutung für die Aussagekraft der Conjoint-Analyse. 69<br />

Attribute und Ausprägungen müssen das zu untersuchende Produkt nicht bloss adäquat<br />

beschreiben können, sondern auch eine Reihe weiterer Kriterien erfüllen: 70<br />

• Relevanz: Die untersuchten Attribute müssen für die Nutzenbewertung eines<br />

Produktes von Bedeutung sein und die Kaufentscheidung beeinflussen.<br />

• Beeinflussbarkeit: Die Variation der Attribute muss in der <strong>Produktgestaltung</strong><br />

durch den Hersteller beeinflussbar sein.<br />

• Unabhängigkeit: Der empfangene Nutzen durch ein best<strong>im</strong>mtes Attribut darf<br />

nicht durch die Ausprägungen anderer Attribute tangiert werden. Ist die Unabhängigkeit<br />

nicht gegeben, treten Interaktionen auf.<br />

• Realisierbarkeit: Die Attribute müssen für den Hersteller technisch machbar<br />

sein.<br />

• Objektivität: Die Verwendung objektiver Attribute ist für den Hersteller von Vorteil,<br />

da diese direkt in die <strong>Produktgestaltung</strong> umgesetzt werden können.<br />

• Kompensatorische Beziehung: Die Conjoint-Analyse unterstellt die Annahme,<br />

dass die Gesamtbeurteilung eines Produktes aus der Summe von Einzelurteilen<br />

über die verschiedenen Attributsausprägungen besteht. Somit müssen<br />

subjektiv als schlechter wahrgenommene Ausprägungen best<strong>im</strong>mter Attribute<br />

durch bessere Ausprägungen anderer Attribute kompensierbar sein.<br />

• Keine Ausschlusskriterien: Um die kompensatorische Beziehung unter den<br />

Attributsausprägungen aufrecht zu erhalten, dürfen diese keine Mindestanforderungen<br />

darstellen.<br />

• Begrenztheit: Aus erhebungstechnischen Gründen und zur Min<strong>im</strong>ierung des<br />

kognitiven Aufwands für die Befragten sollte sich die Auswahl auf relativ wenige<br />

Attribute bzw. Ausprägungen begrenzen. Es gilt die Faustregel von max<strong>im</strong>al<br />

fünf bis sieben Attributen mit bis zu je fünf Ausprägungen.<br />

69 Tscheulin 95.<br />

70 Backhaus 501 f.; Gustafsson, Herrmann and Huber 74 ff.; Jens Albrecht, Präferenzstrukturmessung:<br />

ein empirischer Vergleich der Conjoint-Analyse mit einer kompositionellen Methode (Frankfurt<br />

am Main: Lang, 2000) 32 f.; Sawtooth Software, Motivation for Conjoint Analysis and Formulating<br />

Attribute Lists (Sequ<strong>im</strong>, WA: ohne Datum) 21.<br />

17


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

• Fokus: Die Attribute müssen eind<strong>im</strong>ensional formuliert sein und erlauben keine<br />

Kombination von Ausprägungen wie z.B. Ort der <strong>St</strong>romproduktion und monatliche<br />

<strong>St</strong>romkosten, da sonst der relative Einfluss der einzelnen Ausprägung<br />

nicht identifiziert werden kann.<br />

• Realitätsbezug: Die Attributsausprägungen müssen möglichst realistisch wiedergegeben<br />

werden und deshalb die am Markt vorhandene Spannweite zwischen<br />

den extremen Ausprägungen abdecken.<br />

• Ausgeglichenheit: Für jedes der Attribute sollten ungefähr gleich viele Ausprägungen<br />

definiert werden.<br />

Zur Best<strong>im</strong>mung der relevanten Attribute und Ausprägungen können sowohl Sekundärdaten<br />

als auch Pr<strong>im</strong>ärdaten herangezogen werden. Sekundärdaten können aus<br />

Produktbeschreibungen, Prospekten, Testberichten, Fachzeitschriften und Untersuchungen<br />

zu gleichen oder ähnlichen Produkten gewonnen werden. 71 Für letzteres<br />

bieten sich insbesondere Untersuchungen in Vergleichsmärkten an. 72 Zur Erhebung<br />

von Pr<strong>im</strong>ärdaten hingegen empfiehlt sich die Anwendung von Experten- oder Kundeninterviews<br />

in Form von Einzelbefragungen oder Gruppengesprächen. 73<br />

Für die vorliegende Untersuchung wurden zunächst Produktkataloge zu<br />

<strong>St</strong>romprodukten für Privatkunden von ausgewählten EVU untersucht. 74 Daraus resultierte<br />

eine erste Auswahl an möglichen Attributen. Zusätzlich konnten aus einem<br />

Telefoninterview über den deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> mit dem CEO einer mittelständischen<br />

Unternehmensberatung Rückschlüsse auf die <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> für den<br />

Privatkunden entscheidungsrelevanten Attribute getroffen werden. Diese Auswahl<br />

wurde sodann <strong>im</strong> Rahmen eines Expertengespräches mit dem Leiter Marketing und<br />

Vertrieb eines lokalen EVU überarbeitet. Um insbesondere die Begrenztheit der Anzahl<br />

Attribute und die Realitätsnähe in der Online-Umfrage sicherzustellen, wurde in<br />

telefonischen Interviews deren Relevanz für den Entscheid bei 30 Privatpersonen<br />

quantitativ erfragt. 75<br />

71 Albrecht 35.<br />

72 Gustafsson, Herrmann and Huber 70 f.<br />

73 Andreas Herrmann, Produktwahlverhalten: Erläuterung und Weiterentwicklung von Modellen zur<br />

Analyse des Produktwahlverhaltens aus marketingtheoretischer Sicht (<strong>St</strong>uttgart: Poeschel, 1992)<br />

44.<br />

74 sgsw (2007); ewz (2007); IWB (2007a); EWB (2007); SIG (2007).<br />

75 Der Fragebogen und die Ergebnisse der quantitativen Vorbefragung sind <strong>im</strong> Anhang xi.ii zu finden.<br />

18


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Tabelle 1 zeigt die zur definitiven Auswahl der Attribute vorgenommene Bewertung,<br />

welche auf den weiter oben genannten Kriterien aufbaut. 76<br />

Legende<br />

Zeilen: Attribute<br />

Spalten: Beurteilungskriterien<br />

+ genügend<br />

- ungenügend<br />

Relevanz<br />

Beeinflussbarkeit<br />

Unabhängigkeit<br />

Objektivität<br />

Kompensatorische<br />

Beziehung<br />

Vertragsdauer + + + + + +<br />

<strong>St</strong>rommix + + + + + +<br />

CO2-Ausstoss pro kWh + + - + + +<br />

Radioaktiver Abfall pro kWh + + - + + +<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten + + - + + +<br />

Preismodell + + + + + +<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion + + + + + +<br />

<strong>St</strong>romlieferant + - + + + +<br />

Branding von <strong>St</strong>romprodukten - + + + + +<br />

Zertifizierung - + + + + +<br />

Förderfonds für erneuerbare Energien + + - + + +<br />

Zusatzdienstleistungen - + + + + +<br />

Tabelle 1: Bewertung der Produktattribute. 77<br />

Keine Ausschlusskriterien<br />

Die Kriterien Beeinflussbarkeit durch den Hersteller, technische Realisierbarkeit und<br />

Realitätsbezug müssen hier weiter gefasst werden. Somit können nicht nur die aktuelle<br />

Situation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, sondern auch zukünftige Entwicklungen hin<br />

zur Liberalisierung in den Katalog der Attribute und Ausprägungen integriert werden.<br />

Unter den relevanten, in der Conjoint-Befragung verwendeten Attributen befinden<br />

sich: Die Vertragsdauer, der <strong>St</strong>rommix, der <strong>St</strong>romlieferant, der Ort der <strong>St</strong>romproduktion,<br />

die monatlichen <strong>St</strong>romkosten, die Zertifizierung und das Preismodell. Nicht berücksichtigt<br />

wurden hingegen die Attribute „CO2-Ausstoss pro kWh“ sowie „radioaktiver<br />

Abfall pro kWh“, da diese bereits durch den <strong>St</strong>rommix best<strong>im</strong>mt werden. 78 Um<br />

jedoch trotzdem Aussagen über diesen Tradeoff machen zu können, wurde dieser<br />

mit einer separaten Frage behandelt. Hier wurden die Probanden dazu aufgefordert,<br />

76 Die in der online CBC-Analyse verwendeten Attribute sind fett gedruckt.<br />

77 Green and Srinivasan (1978) 105; Gustafsson, Herrmann and Huber 9.<br />

78 Jochen Markard, Fokusgruppen-Erhebung zur Kennzeichnung von Elektrizität –<br />

Informationsbefürfnisse von Konsumentinnen und Konsumenten (Bern: 2001) 28.<br />

19


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

das geringere Übel zwischen Gas- und Kernkraftwerken auf einer Fünferskala mit<br />

den Extremen „Gaskraftwerke als geringeres Übel“ und „Kernkraftwerke als geringeres<br />

Übel“ zu benennen. Das Attribut „Förderfonds für erneuerbare Energien“ wird<br />

ebenfalls nicht aufgenommen, weil sich eine Abhängigkeit vom Attribut „Zertifizierung“<br />

herausgestellt hat. Das „Branding von <strong>St</strong>romprodukten“ wurde ähnlich den<br />

„Zusatzdienstleistungen“ von den Befragten der quantitativen Voruntersuchung für<br />

irrelevant befunden. Ein Spezialfall stellt das Attribut „<strong>St</strong>romlieferant“ dar. Dieses<br />

kann zwar nicht durch den Hersteller beeinflusst werden, die Wahlfreiheit des <strong>St</strong>romversorgers<br />

durch den Kunden stellt jedoch ein zentrales Merkmal des <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es<br />

dar. Deshalb soll dieses Attribut zu Gunsten der Realitätsnähe mit in die<br />

Online-Umfrage aufgenommen werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Attribut Zertifizierung,<br />

welche <strong>im</strong> Interesse der Forschung zu Fragestellungen des Öko-Labellings<br />

in die Conjoint-Analyse integriert wird.<br />

Anschliessend an die Auswahl der relevanten Attribute wurden deren Ausprägungen<br />

definiert. Insbesondere wurde dabei auf die Einhaltung der Beurteilungskriterien<br />

für Attributsausprägungen geachtet: Realisierbarkeit, Fokus, Realitätsbezug und<br />

Ausgeglichenheit. Als Ergebnis resultierten die in Tabelle 2 auf der nächsten Seite<br />

dargestellten Attribute und Ausprägungen.<br />

20


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Attribute Ausprägungen<br />

Vertragsdauer Monatlich kündbar<br />

Quartalsweise kündbar<br />

Halbjährlich kündbar<br />

Jährlich kündbar<br />

<strong>St</strong>rommix Mix 1 60% Gas/Kohle/Erdöl<br />

35% Kernenergie<br />

5% Unbekannte Herkunft<br />

Mix 2 55% Kernenergie<br />

45% Wasserkraft<br />

Mix 3 50% Gas/Kohle/Erdöl<br />

45% Wasserkraft<br />

3% Windenergie<br />

2% Solarenergie<br />

Mix 4 85% Wasserkraft<br />

5% Windenergie<br />

5% Solarenergie<br />

5% Biomasse<br />

Mix 5 100% Wasserkraft<br />

<strong>St</strong>romlieferant Lokaler Lieferant<br />

Regionaler Lieferant<br />

Nationaler Lieferant<br />

Ausländischer Lieferant<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion In ihrer Region<br />

In der Schweiz<br />

In Nachbarländer<br />

In Osteuropa<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten 30 CHF<br />

50 CHF<br />

70 CHF<br />

90 CHF<br />

Zertifizierung TÜV<br />

naturemade star<br />

naturemade basic<br />

- 79<br />

Preismodell Monatlicher Festbetrag<br />

Fixpreis pro kWh<br />

Variierender Preis pro kWh<br />

Hoch- und Niedertarif<br />

Tabelle 2: Festlegung der Attributsausprägungen.<br />

79 Keine Zertifizierung.<br />

21


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

An Hand der Ausprägungen des Attributs Vertragsdauer soll eruiert werden, wie lange<br />

sich private <strong>St</strong>romkunden an Ihr EVU zu binden bereit sind. Die verschiedenen<br />

<strong>St</strong>rommixes stellen einerseits ein Kontinuum vom unökologischsten, günstigsten<br />

<strong>St</strong>romangebot bis hin zu ökologischeren und somit teureren Varianten dar. Andererseits<br />

sollen gleichzeitig mehrere <strong>im</strong> Hinblick auf die Öffnung des Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es<br />

denkbare Szenarien abgedeckt werden: Der erste <strong>St</strong>rommix aus Tabelle 2<br />

stellt eine Annäherung an den <strong>St</strong>rommix der Union for the Co-ordination of Transmission<br />

of Electricity (UCTE) dar, welcher von Schweizer EVU <strong>im</strong>portiert werden<br />

kann und repräsentiert somit das Szenario eines über die Landesgrenzen hinweg<br />

geöffneten <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es. Des Weiteren soll die Komponente der unbekannten Herkunft<br />

in diesem <strong>St</strong>rommix Aufschluss über die Haltung der Probanden gegenüber<br />

<strong>St</strong>rom von unbekanntem Produktionsursprung geben. Die <strong>St</strong>rommixes 2 und 3 widerspiegeln<br />

die zum Zeitpunkt der Befragung aktuelle Debatte über den Bau von<br />

neuen Gas- respektive Kernkraftwerken; 80 der zweite <strong>St</strong>rommix stellt eine CO2-freie<br />

<strong>St</strong>romproduktion dar, während der dritte für die Möglichkeit des Atomausstiegs steht.<br />

Die <strong>St</strong>rommixes vier und fünf stammen aus ökologischer Produktion, wobei der vierte<br />

unter Berücksichtigung von neuen erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie<br />

sowie Biomasse breiter gefächert ist als der fünfte Mix, der ausschliesslich aus<br />

Wasserkraft besteht. Mit den Ausprägungen des Attributs <strong>St</strong>romlieferant sollen die<br />

Wechselbereitschaft zwischen unterschiedlichen EVU <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> und die<br />

lokale Verankerung der Privatkunden best<strong>im</strong>mt werden. Das Attribut Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

soll Aussagen über die Wichtigkeit der geografischen Herkunft des produzierten<br />

<strong>St</strong>romes erlauben. Die Bandbreite des Attributs monatliche <strong>St</strong>romkosten ist<br />

so ausgestaltet, dass sie sowohl unterschiedliche Haushaltsgrössen mit entsprechendem<br />

<strong>St</strong>romverbrauch als auch das unter dem Attribut <strong>St</strong>rommix abgedeckte<br />

Spektrum abbilden kann. Ausserdem wird von tendenziell sinkenden <strong>St</strong>rompreisen<br />

durch technologische Fortschritte in der <strong>St</strong>romproduktion ausgegangen. Die Ausprägungen<br />

des Attributs Zertifizierung stellen die zum Zeitpunkt der Umfrage in der<br />

Schweiz angebotenen Labels für ökologischere <strong>St</strong>romproduktion dar, wobei die vierte<br />

Ausprägung „-“ <strong>St</strong>rom aus nicht-zertifizierter Produktion entspricht. Unter dem<br />

Attribut Preismodell werden verschiedene Arten der Preisbildung abgedeckt.<br />

80 Reinhold Gemperle, „Keine Einigkeit über Atomstrom“, Neue Zürcher Zeitung 228. (2007).<br />

22


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

3.2.2 Auswahl des Präferenzmodells<br />

Das Präferenzmodell beinhaltet die Präferenzfunktionen der Attribute und deren Verknüpfung.<br />

Die Präferenzfunktion dient der Zuordnung von konkreten Nutzenwerten<br />

zu Attributsausprägungen. Es gilt, in Abhängigkeit vom Zusammenhang zwischen<br />

der Variierung der Attributsausprägungen und der daraus resultierenden Nutzenänderungen,<br />

zwischen den folgenden Präferenzfunktionen zu unterscheiden: Vektormodell,<br />

Idealpunktmodell und Teilwertnutzenmodell. Be<strong>im</strong> Vektormodell erfolgt mit<br />

zunehmender Ausprägung des Attributs ein monoton steigender oder sinkender Nutzen.<br />

Es sollte verwendet werden, wenn von einem proportionalen Zusammenhang<br />

zwischen Nutzenwerten und Attributen ausgegangen wird. Das Idealpunktmodell<br />

widerspiegelt einen zunächst steigenden Nutzen bei zunehmender Intensität der<br />

Attributsausprägung, welcher nach Erreichen des Idealpunktes wieder abn<strong>im</strong>mt.<br />

Dieses wird dann angewandt, wenn eine ideale Produktvariante vermutet werden<br />

kann. Im Teilwertnutzenmodell wird für jede in der Analyse berücksichtigte Attributsausprägung<br />

ein Nutzenwert berechnet. 81 Letzteres Modell wird in Conjoint-<br />

Analysen besonders häufig verwendet, da es einer Vereinigung der Idealvektor- und<br />

Idealpunktmodelle gleichkommt und somit sehr flexibel ist. 82<br />

Die Verknüpfungsfunktion fasst die mittels geeigneter Präferenzfunktionen<br />

ermittelten Teilnutzenwerte zu einem Gesamtnutzenwert für jedes Produkt zusammen.<br />

Dies kann durch kompensatorische, nichtkompensatorische oder lexikografische<br />

Modelle geschehen. Erstere erlauben den Ausgleich geringer Nutzenwerte<br />

einzelner Attribute durch höhere Nutzenwerte anderer Attribute. Nichtkompensatorische<br />

Modelle hingegen erlauben keinen Ausgleich. Lexikografische Modelle unterstellen<br />

eine Beurteilung der betrachteten Produkte mittels sequentieller, nach<br />

Wichtigkeit geordneter Bewertung derer Attribute. Bei Conjoint-Analysen wird häufig<br />

von kompensatorischen Entscheidungen ausgegangen. Allerdings müssen bei Anwendung<br />

des kompensatorischen Modells diejenigen Ausprägungen, welche von den<br />

Kunden als inakzeptabel eingestuft würden, <strong>im</strong> Voraus ausgeschlossen werden. 83<br />

Für die vorliegende <strong>St</strong>udie wurde mittels der Software Sawtooth ein Teilwertnutzenmodell<br />

mit kompensatorischer Verknüpfungsfunktion angewandt, da diese<br />

Kombination den Entscheidungsprozess des Kunden am realistischsten abbildet.<br />

81 Tscheulin 8 ff.<br />

82 Gustafsson, Herrmann and Huber 10.<br />

83 Albrecht 44.<br />

23


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

3.2.3 Auswahl der Datenerhebungsmethode<br />

Mit der Auswahl der Datenerhebungsmethode soll an dieser <strong>St</strong>elle <strong>im</strong> Ablaufschema<br />

die Frage nach der <strong>St</strong>rukturierung des Entscheidungsproblems für die Probanden,<br />

geklärt werden. Die denkbaren Conjoint-Datenerhebungsmethoden unterscheiden<br />

sich an Hand der Anzahl Attribute, die zur Generierung eines <strong>St</strong><strong>im</strong>ulus herangezogen<br />

werden. Unter <strong>St</strong><strong>im</strong>uli sind die Produktprofile zu verstehen, welche aus der Kombination<br />

von Attributsausprägungen generiert werden. Es existieren folgende zwei Varianten<br />

der <strong>St</strong>rukturierung des Entscheidungsproblems: Die Vollprofilmethode und die<br />

Zweifaktorenmethode. 84 Die Vollprofilmethode ermöglicht eine gleichzeitige Bewertung<br />

aller zuvor als relevant identifizierten Attribute. Bei dieser Methode werden den<br />

Probanden vollständige Produktbeschreibungen zur Bewertung vorgelegt. Die Vollprofilmethode<br />

wird auf Grund ihrer realitätsnahen Abbildung der Kaufentscheidung<br />

häufiger verwendet als die Zweifaktorenmethode. 85 Bei letzterer werden Präferenzurteile<br />

bezüglich der Ausprägungskombinationen von je zwei Attributen abgefragt.<br />

Meistens wird dem Probanden hierzu jeweils eine Matrix vorgelegt, welche sämtliche<br />

Ausprägungskombinationen zweier Attribute beinhaltet. Diese Kombinationen sollen<br />

vom Probanden an Hand seiner Präferenzen in eine Rangreihenfolge gebracht werden.<br />

86 Die Auswahl zwischen der Vollprofil- oder Zweifaktorenmethode sollte unter<br />

Berücksichtigung der folgenden drei Kriterien geschehen: 87<br />

• Ansprüche an die Auskunftsperson: Die Zweifaktorenmethode stellt gegenüber<br />

der Vollprofilmethode eine für Probanden kognitiv einfachere Methode<br />

dar, weil jeweils nur zwei Attribute gleichzeitig berücksichtigt werden müssen.<br />

• Realitätsbezug: Da <strong>im</strong> realen Kaufentscheidungsprozess durch den Konsumenten<br />

komplette Produkte miteinander verglichen werden, ist die Vollprofilmethode<br />

realitätsnäher.<br />

• Zeitaufwand: Mit steigender Anzahl von Attributen und Ausprägungen n<strong>im</strong>mt<br />

die Zahl möglicher <strong>St</strong><strong>im</strong>uli bei der Vollprofilmethode wesentlich stärker zu als<br />

bei der Zweifaktorenmethode. Hierdurch ist für den Probanden ein höherer<br />

Zeitaufwand bei Verwendung der Vollprofilmethode zu erwarten.<br />

84 Albrecht 53.<br />

85 Green and Srinivasan (1978) 108.<br />

86 Tscheulin 23 ff.<br />

87 Backhaus 504 f.<br />

24


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Für diese Untersuchung hat sich der Autor für die Darstellung der Attribute und Ausprägungen<br />

mittels Vollprofilmethode entschieden, um eine möglichst realitätsnahe<br />

Entscheidsituation gestalten zu können.<br />

3.2.4 Best<strong>im</strong>mung des Datenerhebungsdesigns<br />

Wurde die Datenerhebungsmethode festgelegt, ist zu best<strong>im</strong>men, wie viele <strong>St</strong><strong>im</strong>uli<br />

präsentiert werden sollen, und wie diese aus den Attributsausprägungen zu konstruieren<br />

sind. 88 Werden sämtliche Ausprägungsstufen eines Attributs mit allen Ausprägungsstufen<br />

jedes anderen Attributs kombiniert, kann von einem vollständigen<br />

faktoriellen Design gesprochen werden. Bei einer Anzahl n Attribute mit jeweils m<br />

Ausprägungen ergeben sich m hoch n <strong>St</strong><strong>im</strong>uli, was bei 5 Attributen mit je 3 Ausprägungen<br />

in 243 verschiedenen <strong>St</strong><strong>im</strong>uli resultieren würde. Diese Vorgehensweise wird<br />

deshalb in Forschung und Praxis kaum verwendet. 89 Um den damit verbundenen<br />

hohen Zeitaufwand für den Probanden zu reduzieren, werden oft fraktionierte faktorielle<br />

Designs verwendet. Die Reduktion der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulizahl kann auf zwei Arten erfolgen:<br />

Durch Zufallsziehung oder systematische Art und Weise. 90 In letzterem Fall<br />

können die von Addelman entwickelten Designs herangezogen werden, welche eine<br />

Schätzung der Präferenzen mit der geringstmöglichen Anzahl an <strong>St</strong><strong>im</strong>uli erlauben. 91<br />

Da ein vollständiges faktorielles Design aus Zeitgründen ausgeschlossen werden<br />

muss, fiel die Wahl auf eine Reduktion der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli an Hand von 15 Choice Tasks<br />

mit je drei zufällig generierten Wahloptionen durch die Software Sawtooth.<br />

3.2.5 Best<strong>im</strong>mung der <strong>St</strong><strong>im</strong>ulipräsentation<br />

Zur Präsentation der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli bieten sich bei der Conjoint-Analyse mehrere verschiedene<br />

Formen an: Bei verbalen Beschreibungen werden die relevanten Attribute und<br />

Ausprägungen schriftlich aufgezählt. Hierfür eignen sich insbesondere Produktinformationsblätter,<br />

beschreibende sowie erklärende Sätze oder lediglich die Verwendung<br />

von <strong>St</strong>ichwörtern. 92 In bildlichen Darstellungen werden Produkte in Form von Fotos,<br />

Skizzen oder Zeichnungen visuell präsentiert. Die paragrafische Beschreibung kann<br />

in Form von Werbeanzeigen erfolgen, in denen die Attributsausprägungen entspre-<br />

88<br />

Albrecht 56.<br />

89<br />

Gustafsson, Herrmann and Huber 17.<br />

90<br />

Tscheulin 33 f.<br />

91<br />

Sidney Addelman, „ Symmetrical and Asymmetrical Fractional Factorial Plans”, Technometrics 4. 1<br />

(1962): 47 ff.<br />

92<br />

Gustafsson, Herrmann and Huber 18.<br />

25


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

chend verändert werden. 93 Für die physische Darstellung hingegen müssen reale<br />

Produkte oder Prototypen verwendet werden, deren Attributsausprägungen systematisch<br />

variierbar sind. Neben den oben genannten Varianten sind auch Mischformen<br />

wie eine verbal-bildliche oder verbal-physische Präsentationsform denkbar. 94<br />

Die Präsentationsform soll dazu beitragen, dass die Präferenzstruktur der<br />

Probanden möglichst valide erfasst wird. Die Validität ist umso höher, desto realitätsnäher<br />

die Präsentation der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli ausgestaltet wird. 95 Für eine verbale Präsentationsform<br />

sprechen insbesondere deren Effizienz und Einfachheit, wodurch auch die<br />

Kosten der Untersuchung gering gehalten werden können. Die grössere Realitätsnähe<br />

der bildlichen, paragraphischen oder physischen Präsentationsformen ist ein Vorteil,<br />

da den Probanden geringere Anstrengungen zur Informationsverarbeitung abverlangt<br />

werden. Die Art des zu bewertenden Produkts spielt für die Wahl der geeigneten<br />

Präsentation insofern eine Rolle, als eine physische oder bildliche Darstellung für<br />

gewisse Angebote wie Dienstleistungen oder <strong>St</strong>rom nicht realisierbar ist. 96<br />

Aus den oben genannten Überlegungen folgend, wurden die den Probanden<br />

zur Auswahl vorgesetzten <strong>St</strong>romproduktvarianten, wie in Tabelle 2 ersichtlich, rein<br />

verbal beschrieben. Um die Gefahr der Übergewichtung eines einzelnen Attributs zu<br />

umgehen, wurde auf die grafische Darstellung des <strong>St</strong>rommixes verzichtet. 97<br />

3.2.6 Art der Umfrage<br />

Für die Beantwortung der <strong>im</strong> Rahmen der Untersuchung gestellten Produktwahlaufgaben<br />

kommen mehrere Möglichkeiten in Frage: Die mündliche Befragung, die<br />

schriftliche Beantwortung des Fragebogens oder computergestützte Interviews. Erstere<br />

kann persönlich oder via Telefon durchgeführt werden und in beiden Fällen<br />

computergestützt oder ohne Computerunterstützung erfolgen. Im Falle der schriftlichen<br />

Beantwortung werden die Unterlagen den Probanden auf brieflichem Wege<br />

zugestellt. Zur Erhöhung der Antworthäufigkeit empfiehlt sich eine vorherige Kontaktaufnahme<br />

per Telefon zur Einholung des Verständnisses der Probanden und das<br />

Einrichten einer Kontaktnummer zur Klärung allfälliger Fragen und Unsicherheiten<br />

unter interessierten Probanden. In einer reinen Computerbefragung gibt der Proband<br />

seine Antworten direkt in einen Computer ein, ohne dass ein Befrager eingesetzt<br />

93 Tscheulin 31.<br />

94 Albrecht 85 f.<br />

95 Albrecht 86.<br />

96 Tscheulin 31 f.<br />

97 Expertengespräch mit Prof. Dr. A. Herrmann.<br />

26


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

werden muss. 98 Mit zunehmender Popularität des Internet kommen computergestützte<br />

Online-Befragungen <strong>im</strong>mer häufiger vor. Diese können drei Formen annehmen:<br />

Die Umfrage wird auf einer Website für alle Interessierten zugänglich gemacht, oder<br />

lediglich für zuvor ausgesuchte Probanden mit persönlichem Passwort. Als dritte<br />

Variante kann der Fragebogen als Anlage einer E-Mail oder als Teil der Nachricht<br />

selbst versandt werden. Vorteile einer Internet-Befragung sind auf Grund der relativen<br />

Neuheit dieser Befragungstechnik die Einschätzung der meisten Probanden,<br />

dass die Umfrage weniger lange dauert, als dies tatsächlich der Fall ist und die Möglichkeit,<br />

innert kurzer Zeit eine hohe Anzahl von Antworten zu erhalten. Ausserdem<br />

kann aus einer grossen Zahl an Fragen zufallsbasiert eine kleinere Auswahl getroffen<br />

werden, wodurch die Umfrage umso kürzer gestaltet werden kann. Nachteile von<br />

Internetbefragungen sind insbesondere die Tatsache, dass nicht die gesamte Bevölkerung<br />

Zugang zum Internet hat und die Befragung somit weniger repräsentativ ausfallen<br />

kann. Hinzu kommt die Notwendigkeit der Kompatibilität mit verschiedenen<br />

Betriebssystemen. 99<br />

Im Rahmen dieser Arbeit fiel die Entscheidung auf eine Online-Befragung mit<br />

vorhergehendem Versand von schriftlichen Teilnahmeeinladungen an 10’000 Privathaushalte<br />

in der Ostschweiz, namentlich in den Versorgungsgebieten von EVU 1,<br />

EVU 2, EVU 3 und EVU 4. Wegen methodischen und technischen Schwierigkeiten<br />

wurde auf eine zusätzliche schriftliche Erhebung per Postversand verzichtet. Um die<br />

Probanden zur Teilnahme an der Umfrage zu motivieren, wurden Incentives unter<br />

allen vollständigen Antworten verlost. 100<br />

3.2.7 Auswahl der Auswertungsmethode<br />

Backhaus et al. unterscheiden bezüglich der zur Auswertung der Daten verfügbaren<br />

Methoden zwischen metrischen (intervall-, verhältnisskaliert) sowie nichtmetrischen<br />

(nominal, ordinal) Skalen. 101 Bei der Conjoint-Analyse beeinflusst die verwendete<br />

Skala die Auswahl an möglichen Schätzverfahren, welche <strong>im</strong> nächsten Schritt erfolgen<br />

wird.<br />

98<br />

Gustafsson, Herrmann and Huber 19 f.<br />

99<br />

Karlan J. Witt, „Best Practice in Interviewing via the Internet”, Sawtooth Software Conference<br />

Proceedings (1997): 16 f.<br />

100<br />

Torsten Melles, Ralf Laumann and Heinz Holling, Validity and Reliability of Online Conjoint Analysis<br />

(Nürnberg: 2000) 7.<br />

101<br />

Backhaus et al. XVII.<br />

27


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Die metrische Skalierung eignet sich für so genannte Ratings, graduelle Paarvergleiche,<br />

Magnitudeskalen, Konstantsummenskalen und Dollarmetriken. Ratingskalen<br />

erlauben es den Probanden, Objekte an Hand ihrer subjektiv empfundenen Präferenzen<br />

zu bewerten. Bei Anwendung von graduellen Paarvergleichen haben die Probanden<br />

den Unterschied ihrer Präferenz zwischen je zwei <strong>St</strong><strong>im</strong>uli anzugeben. Bei<br />

Magnitudeskalen gibt der Proband seine Präferenzen ohne vorgegebene Abstufung<br />

und Begrenzung des Antwortspektrums zum Ausdruck. Unter Anwendung von Konstantsummenskalen<br />

soll eine vorgegebene Punktesumme vom Probanden auf die<br />

zur Auswahl stehenden <strong>St</strong><strong>im</strong>uli verteilt werden. Eine Dollarmetrikskala verlangt vom<br />

Probanden die Angabe der Preise, die er bereit wäre, für die zur Auswahl stehenden<br />

Produkte zu bezahlen. Mit den Spezialformen Magnitude-Paarvergleiche, Konstantsummen-Paarvergleiche<br />

und Dollarmetrik-Paarvergleiche bestehen weitere metrische<br />

Paarvergleichs-Versionen, welche <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht weiter<br />

vertieft werden sollen. 102<br />

Unter die nichtmetrischen Skalierungen fallen die Erhebung von Auswahldaten,<br />

das kategorielle Zuordnen, Rankings und ordinale Paarvergleiche. 103 Für die<br />

Erhebung von Auswahldaten hat der Proband ein oder mehrere von ihm präferierte<br />

Objekte aus einer Objektmenge auszuwählen. Be<strong>im</strong> kategoriellen Zuordnen besteht<br />

die Aufgabe für den Probanden darin, jedes Objekt einer Kategorie, wie z.B. „präferiert“,<br />

„akzeptabel“ oder „nicht akzeptabel“, zuzuordnen. Im Gegensatz zu Ratings ist<br />

bei Ranking-Skalen die Intensität von Präferenzen nicht erkennbar, da es sich lediglich<br />

um eine Rangreihung der <strong>St</strong><strong>im</strong>uli an Hand der Präferenzen des Probanden handelt.<br />

In ordinalen Paarvergleichen soll die Auskunftsperson angeben, welches Objekt<br />

je Paar ihren Präferenzen eher entspricht. 104<br />

Die internetbasierte Conjoint-Analyse dieser Arbeit basierte auf einer nichtmetrischen<br />

Skalierung zur Erhebung von Auswahldaten, einer CBC-Analyse: In jeder der<br />

15 Auswahlaufgaben mussten sich die Probanden für die präferierte Alternative entscheiden.<br />

Eine Ausnahme ist das Attribut monatliche <strong>St</strong>romkosten, welches als metrische<br />

Grösse intervallskaliert ist. Auf eine None-Option 105 wurde verzichtet, um das<br />

Risiko eines zu hohen Anteils solcher Antworten zu umgehen, wodurch die Auswertungen<br />

erheblich erschwert worden wären.<br />

102<br />

Für eine genauere Beschreibung dieser Skalen, vgl. Albrecht 69 ff.<br />

103<br />

Gustafsson, Herrmann and Huber 20.<br />

104<br />

Albrecht 69.<br />

105<br />

Die None-Option kann gewählt werden, wenn der Proband keine der gezeigten Alternativen kaufen<br />

würde.<br />

28


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

3.2.8 Schätzung der Präferenzwerte<br />

Bei der CBC-Analyse werden die Teilnutzen für einzelne Attribute und die jeweiligen<br />

Ausprägungen aus dem zuvor in der Erhebung ermittelten Gesamtnutzen eines Produktes<br />

ermittelt. Zu diesem Zwecke stehen verschiedene Schätzverfahren zur Verfügung,<br />

welche sich bezüglich der <strong>im</strong> vorherigen Vorgehensschritt gewählten Skala in<br />

zwei Gruppen unterteilen lassen: Solche, die für metrische Skalen zur Anwendung<br />

kommen können und andere, welche nichtmetrisches Skalenniveau voraussetzen. 106<br />

Das am häufigsten für metrische Skalen eingesetzte Schätzverfahren OLS (Ordinary<br />

Least Square, ANOVA) ist eine multivariate Regressionsanalyse. Für nicht-metrische<br />

Skalen können folgende Schätzverfahren angewandt werden: Bei ordinalen Daten<br />

eignen sich MONANOVA, PREFMAP und LINMAP, und bei Auswahldaten sind die<br />

Methoden LOGIT und PROBIT anwendbar. 107 Auf Details dieser Schätzverfahren soll<br />

in dieser Arbeit nicht eingegangen werden.<br />

Für die Schätzung der Teilnutzenwerte wurde mit dem Programm Sawtooth<br />

Market Research Tools (SMRT) eine LOGIT Analyse durchgeführt.<br />

3.2.9 Aggregation der Präferenzwerte<br />

Die CBC-Analyse ermöglicht anders als die Adaptive Conjoint-Analyse (ACA) nicht<br />

die Erhebung individueller Präferenzstrukturen von Probanden, sondern von aggregierten<br />

Präferenzwerten der gesamten <strong>St</strong>ichprobe. 108 Somit kann ein Überblick über<br />

den gesamten Markt gewonnen werden. Aggregierte Auswertungen besitzen jedoch<br />

den Nachteil, dass unterschiedlich gelagerte individuelle Präferenzen innerhalb der<br />

<strong>St</strong>ichprobe weggemittelt werden. Um diesem Problem entgegenzuwirken, eignet sich<br />

die Schätzung von Marktchancen mit Hilfe eines Choice-S<strong>im</strong>ulators oder die Bildung<br />

von Kundensegmenten per a posteriori-Segmentierung auf Grund von aus einer individuellen<br />

Hierarchical Bayes-Schätzung (CBC/HB). 109 In einer a priori-Segmentierung<br />

hingegen, werden die Probanden meistens an Hand von zuvor festgelegten soziodemografischen<br />

Daten in Kundensegmente eingeteilt.<br />

Die Aggregation der Teilnutzenwerte geschieht <strong>im</strong> Rahmen dieser CBC-<br />

Untersuchung automatisch durch die Software Sawtooth.<br />

106<br />

Albrecht 99 f.<br />

107<br />

Paul E. Green and V. Srinivasan, „Conjoint Analysis in Marketing: New Developments with<br />

Implications for Research and Practice”, Journal of Marketing 54.4 (1990) 5.<br />

108<br />

Sawtooth Software, Choice Based Conjoint (CBC) Technical Paper (Sequ<strong>im</strong>, WA: 1999) 3.<br />

109<br />

Sawtooth Software, The CBC/HB System for Hierarchical Bayes Est<strong>im</strong>ation Version 4.0 Technical<br />

Paper (Sequ<strong>im</strong>, WA: 2005) 1.<br />

29


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

4. Ergebnisse<br />

Dieser vierte Teil dient der Beschreibung der <strong>St</strong>ichprobe und der Präsentation der<br />

Resultate zur Beantwortung der Forschungsfragen 1 und 2: Die Ermittlung des präferierten<br />

<strong>St</strong>romproduktes und die S<strong>im</strong>ulation von Marktchancen ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte<br />

sowie das Aufzeigen der opt<strong>im</strong>alen Ausgestaltung der Produktpalette.<br />

4.1 Beschreibung der <strong>St</strong>ichprobe<br />

Der Online-Fragebogen zur vorliegenden Umfrage wurde von insgesamt 774 Probanden<br />

begonnen, wovon 666 diesen vollständig ausgefüllt haben. Nach Überprüfung<br />

der Daten auf deren Konsistenz verblieben 628 Datensätze, die in die Endauswertung<br />

einflossen. Die soziodemografischen Daten der <strong>St</strong>ichprobe können <strong>im</strong> Anhang<br />

xi.iv eingesehen werden. Die <strong>St</strong>ichprobe stellt ein relativ gutes Abbild der<br />

Schweizer Durchschnittsbevölkerung dar. Nichtsdestotrotz sollten einige Abweichungen<br />

genannt werden: Es fällt auf, dass die jüngere Bevölkerungsschicht von 15 bis<br />

24 Jahren sowie die über 75 Jährigen in der <strong>St</strong>udie stark untervertreten sind. Gründe<br />

können die geringe Internet-Anbindungsrate der älteren Bevölkerungsschichten und<br />

der tiefe Anteil an jungen Menschen mit eigenem Haushalt sein. Auffallend ist auch,<br />

dass der Frauenanteil unter den Probanden nur 27.4 % beträgt. Dies lässt sich dadurch<br />

erklären, dass die meisten Anschreiben an den Mann <strong>im</strong> Haushalt adressiert<br />

waren. Des Weiteren wohnen anteilsmässig mehr Probanden aus der <strong>St</strong>ichprobe in<br />

grösseren Wohnungen mit vier und mehr Z<strong>im</strong>mern als der Schweizer Durchschnitt.<br />

Die Betrachtung nach Erwerbsstatus zeigt zudem, dass Angestellte mit Vorgesetztenfunktion<br />

häufiger in der <strong>St</strong>ichprobe vorkommen als in der Realität. Bezüglich Berufsgruppe<br />

sind insbesondere Führungskräfte, aber auch kaufmännische Angestellte<br />

und Personen in Dienstleistungs- und Verkaufsberufen in der <strong>St</strong>ichprobe deutlich<br />

stärker vertreten. Vergleichsweise gering ist der Anteil an Anlagen- und Maschinenbedienern<br />

und Hilfsarbeitskräften. Ein ähnliches Bild lässt sich bezüglich höchster<br />

abgeschlossener Ausbildung erkennen. In der <strong>St</strong>ichprobe lässt sich eine starke<br />

Übervertretung von Probanden mit höherer Berufsausbildung sowie Universitätsoder<br />

Hochschulabschluss feststellen. Bei der Interpretation der folgenden Resultate<br />

sollte auch bedacht werden, dass Probanden mit höheren Einkommen in der <strong>St</strong>ichprobe<br />

gegenüber dem Schweizer Durchschnitt übervertreten sind.<br />

30


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

4.2 Auswertungen<br />

Die Software Sawtooth bietet eine Reihe von Auswertungsmöglichkeiten. Zunächst<br />

werden in Tabelle 3 die Resultate der CBC Erhebung dargestellt. 110<br />

Attributsausprägung Koeffizient <strong>St</strong>d. Abw 111 t-Wert<br />

Monatlich kündbar 0.03368 0.02202 1.52958<br />

Quartalsweise kündbar 0.00695 0.02220 0.31299<br />

Halbjährlich kündbar -0.02908 0.02224 -1.30752<br />

Jährlich kündbar -0.01155 0.02226 -0.51906<br />

Mix 1 -1.13320 *** 0.03478 -32.57924<br />

Mix 2 -0.36893 *** 0.02789 -13.22765<br />

Mix 3 -0.11590 *** 0.02647 -4.37924<br />

Mix 4 0.99372 *** 0.02514 39.52132<br />

Mix 5 0.62431 *** 0.02458 25.40345<br />

Lokaler Lieferant 0.07839 *** 0.02196 3.57044<br />

Regionaler Lieferant 0.11969 *** 0.02182 5.48648<br />

Nationaler Lieferant 0.05359 ** 0.02204 2.43148<br />

Ausländischer Lieferant -0.25168 *** 0.02311 -10.88940<br />

In der Region 0.32000 *** 0.02147 14.90497<br />

In der Schweiz 0.31828 *** 0.02141 14.86346<br />

In Nachbarländern -0.11450 *** 0.02254 -5.08020<br />

In Osteuropa -0.52379 *** 0.02453 -21.35553<br />

30 CHF pro Monat 0.68650 *** 0.02129 32.24606<br />

50 CHF pro Monat 0.29794 *** 0.02129 13.99421<br />

70 CHF pro Monat -0.19304 *** 0.02283 -8.45503<br />

90 CHF pro Monat -0.79140 *** 0.02640 -29.97334<br />

TÜV -0.01784 0.02218 -0.80453<br />

naturemade star 0.04089 * 0.02208 1.85215<br />

naturemade basic 0.00259 0.02221 0.11669<br />

- 0.02564 0.02225 -1.15257<br />

Monatlicher Festbetrag -0.04209 * 0.02235 -1.88293<br />

Fixpreis pro kWh -0.01504 0.02226 -0.67595<br />

Variierender Preis pro kWh -0.06509 ** 0.02235 -2.91217<br />

Hoch- und Niedertarif 0.12223 *** 0.02180 5.60629<br />

Tabelle 3: Ergebnisse der CBC-Erhebung. 112<br />

* Signifikant bei einem Konfidenzniveau von 90%.<br />

** Signifikant bei einem Konfidenzniveau von 95%.<br />

*** Signifikant bei einem Konfidenzniveau von 99%.<br />

110<br />

Vgl. Anhang xi.v für detaillierte Eigenschaften des multinomialen LOGIT-Modells.<br />

111<br />

<strong>St</strong>d Abw: <strong>St</strong>andardabweichung.<br />

112<br />

Vgl. Tabelle 2 für die detaillierten Beschreibungen der <strong>St</strong>rommixes.<br />

31


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Der Koeffizient in der zweiten Spalte der Tabelle beschreibt den Einfluss einer Veränderung<br />

der Attributsausprägungen auf den Gesamtnutzen eines Produkts. Positive<br />

Werte stehen für eine <strong>St</strong>eigerung des Kundennutzens, während negative Werte umgekehrt<br />

eine Absenkung desselben bedeuten. Die Koeffizienten sollten in dieser<br />

Form nur innerhalb von einzelnen Attributen verglichen werden. Die letzten zwei<br />

Spalten beinhalten Gütemasse der Schätzung. Die <strong>St</strong>andardabweichung stellt einen<br />

Indikator für die Exaktheit des Koeffizienten dar. 113 Der t-Wert wird durch das Verhältnis<br />

des Koeffizienten zur <strong>St</strong>andardabweichung gebildet und zeigt auf standardisierte<br />

Art und Weise die Exaktheit des Koeffizienten auf, wodurch Vergleiche zwischen<br />

Attributen ermöglicht werden. Je höher der absolute t-Wert ausfällt, desto besser<br />

ist die ihm zu Grunde liegende Schätzung. 114<br />

Abgesehen von einigen Ausnahmen sind sämtliche aufgeführte Präferenzwerte<br />

signifikant bei einem Konfidenzniveau von mindestens 90%. Die Ausnahmen bilden<br />

sämtliche Ausprägungen des Attributs Vertragsdauer und alle Ausprägungen<br />

des Attributs Zertifizierung ausser naturemade star sowie die Ausprägung Fixpreis<br />

pro kWh des Attributs Preismodell. Bei weiterführenden Auswertungen zu diesen als<br />

nicht signifikant befundenen Attributen bzw. Ausprägungen ist daher in der Folge<br />

Vorsicht geboten.<br />

4.2.1 Wichtigkeiten der Attribute<br />

Die Software Sawtooth ermöglicht die Einordnung der Attribute nach deren relativen<br />

Wichtigkeiten für die Produktwahlentscheidungen der Probanden. 115 Die Wichtigkeit<br />

widerspiegelt den Unterschied, den ein einzelnes Attribut zum Nutzen des Gesamtprodukts<br />

beitragen kann. Dieser Unterschied wurzelt in der Spannweite der Teilnutzenwerte<br />

für die jeweiligen Ausprägungen innerhalb der Attribute. Wichtigkeiten haben<br />

einen gemeinsamen Nullpunkt und sind verhältnisskaliert. 116 In Tabelle 4 auf der<br />

folgenden Seite werden die Produktattribute in absteigender Reihenfolge ihrer Wichtigkeiten<br />

den eigenen Aussagen der Probanden 117 und den Ergebnissen aus der<br />

quantitativen Vorstudie 118 gegenübergestellt.<br />

113 Backhaus et al. 377.<br />

114 Backhaus et al. 73 f.<br />

115 Diese Auswertung wurde auf der Grundlage von individuellen CBC/HB Daten vorgenommen.<br />

116 Bryan K. Orme, Getting started with conjoint analysis: strategies for product design and pricing<br />

research (Madison, WIS: Research Publishers, 2006) 71 f.<br />

117 Prozentanteil der Probanden, welche das betreffende Attribut auf einer fünfstufigen Skala von<br />

wichtig bis unwichtig als wichtig einstuften.<br />

118 Vgl. Anhang xi.ii. Hier wurde dieselbe fünfstufige Skala angewandt wie in der Online-Umfrage, wo-<br />

32


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Attribut Sawtooth Probanden Vorstudie<br />

<strong>St</strong>rommix 37.58 42.7 3.9<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten 25.01 25.8 4.0<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion 15.11 22.9 3.3<br />

<strong>St</strong>romlieferant 7.85 17.4 3.2<br />

Preismodell 6.14 16.2 3.8<br />

Vertragsdauer 4.41 3.8 3.6<br />

Zertifizierung 3.89 5.7 3.0<br />

Tabelle 4: Wichtigkeiten von Attributen.<br />

Die Wichtigkeit von Attributen und deren Einfluss auf das Auswahlverhalten der Probanden<br />

muss sowohl <strong>im</strong> positiven als auch <strong>im</strong> negativen Sinn verstanden werden:<br />

Zeichnet sich die Ausgestaltung eines wichtigen Attributs durch eine beliebte Ausprägung<br />

aus, so beeinflusst dies den Gesamtnutzen des Produktes besonders positiv.<br />

Umgekehrt kann jedoch eine unbeliebte Ausprägung eines wichtigen Attributs<br />

den Gesamtnutzen vergleichsweise stärker absenken.<br />

Dem Attribut <strong>St</strong>rommix (37,58%) wird klar die höchste Wichtigkeit zugeschrieben,<br />

gefolgt von den monatlichen <strong>St</strong>romkosten (25,01%) und dem Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

(15,11%), woraus folgt, dass diese drei Attribute das Produktwahlverhalten<br />

der Probanden am stärksten beeinflussen. Die übrigen Attribute <strong>St</strong>romlieferant<br />

(7,85%), Preismodell (6,14%), Vertragsdauer (4,11%) und Zertifizierung (3.89%)<br />

weisen eine vergleichsweise geringere Wichtigkeit auf, was sich auch in ihren relativ<br />

niedrigen Signifikanzniveaus widerspiegelt. 119 Gründe für die tiefen Wichtigkeiten<br />

bzw. Signifikanzniveaus dieser Attribute können an dieser <strong>St</strong>elle nur vermutet werden.<br />

So könnten die Vertragsdauer und das Preismodell deshalb nicht als wichtig<br />

empfunden werden, weil diese von den Probanden in Anlehnung an das Kano-<br />

Modell als grundlegende und selbstverständliche Basisfaktoren betrachtet werden,<br />

die erst bei Nichterfüllung beachtet werden. Sind gewisse Grundanforderungen wie<br />

z.B. eine kurzfristige Kündigungsmöglichkeit oder ein transparentes Preismodell erfüllt,<br />

vermag das Produkt keinen zusätzlichen Nutzen zu stiften. Bleiben diese<br />

Grundanforderungen jedoch unerfüllt, so sinkt der Gesamtnutzen des Produktes. 120<br />

bei in Tabelle 4 lediglich der Durchschnittswert über alle Probanden hinweg angegeben wird.<br />

119 Vgl. Tabelle 3.<br />

120 Andreas Herrmann, Integrales Produktdesign (<strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>: 2005) 18.<br />

33


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Die relativ geringe Wichtigkeit des <strong>St</strong>romlieferanten lässt auf eine gewisse Gleichgültigkeit<br />

der Probanden schliessen, von welchem Lieferant die <strong>St</strong>romversorgung erfolgen<br />

soll. Das Attribut Zertifizierung könnte auf Grund der relativ geringen Bekanntheitsgrade<br />

der einzelnen Öko-Labels vergleichsweise unwichtig für die Produktwahlentscheidung<br />

der Probanden sein. Letztere wissen vermutlich zu wenig über die<br />

Thematik Bescheid, um bewusste Entscheidungen treffen zu können. Das leicht bessere<br />

Abschneiden von naturemade star gegenüber naturemade basic lässt sich möglicherweise<br />

durch den wohlklingenderen Namen erklären, wohingegen die tiefen<br />

Präferenzwerte des TÜV-Labels auf Grund der gängigen Assoziation mit der branchenfremden<br />

Tätigkeit als Autoprüfstelle zurückgeführt werden könnten.<br />

Die Ergebnisse der verschiedenen Erhebungen bestätigen sich mit Ausnahme<br />

weniger Unterschiede gegenseitig: Die Zertifizierung geniesst den eigenen Angaben<br />

der Probanden zufolge eine höhere Wichtigkeit als die Vertragsdauer, als dies die<br />

Berechnung durch die Software Sawtooth aufzeigt. Zudem wurden in der Vorstudie<br />

insbesondere das Preismodell und die Vertragsdauer bezüglich deren Wichtigkeiten<br />

höher eingeschätzt als in der Online-Umfrage. Gründe für diese Abweichungen können<br />

in den geringen Signifikanzniveaus der betroffenen Attribute vermutet werden.<br />

4.2.2 Zahlungsbereitschaften<br />

Zur Darstellung der Präferenzen der Probanden soll an dieser <strong>St</strong>elle zu Gunsten der<br />

Übersichtlichkeit und des einfacheren Verständnisses auf eine Darstellung in Geldwerten<br />

zurückgegriffen werden. Diese können als durchschnittliche Zahlungsbereitschaft<br />

der Probanden für eine Verbesserung eines Attributs zu Gunsten einer stärker<br />

präferierten Ausprägung interpretiert werden. Monetäre Werte ermöglichen zudem<br />

einen Vergleich der Präferenzen zwischen Ausprägungen verschiedener Attribute.<br />

Zur Berechnung wird der Teilnutzenwert 121 jedes Attributs durch den Absolutwert des<br />

Verhältnisses aus dem Preiskoeffizienten und dem höchsten Teilnutzenwert des<br />

Preisattributs 122 dividiert. Aus den daraus resultierenden Werten wird der niedrigste<br />

je Attribut als Nullpunkt festgelegt und die Werte der übrigen Ausprägungen entsprechend<br />

angepasst.<br />

121 Teilnutzenwerte werden durch die Software Sawtooth basierend auf den Koeffizienten aus Tabelle<br />

3 berechnet, verhalten sich diesen sehr ähnlich und sollen an späterer <strong>St</strong>elle für weitergehende<br />

Auswertungen nach soziodemografischen Variablen verwendet werden.<br />

122 Hier: Monatliche <strong>St</strong>romkosten.<br />

34


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Bei dieser Vorgehensweise ist jedoch Vorsicht geboten: Es ist zu beachten, dass die<br />

Teilnutzenwerte des Preisattributs annäherungsweise linear 123 verlaufen müssen.<br />

Ausserdem unterliegt der Umrechnung in Geldwerte die Annahme, dass die Conjoint-Erhebungsmethode<br />

die Preissensitivität der Probanden präzise erfassen kann.<br />

Hierzu ist CBC besser geeignet als ACA. Trotz Erfüllung dieser Vorsichtsmassnahmen<br />

dürfen die berechneten Geldwerte auf Grund folgender Probleme nicht unvoreingenommen<br />

interpretiert werden: Erstens widerspiegeln durchschnittliche Geldwerte<br />

eine Zahlungsbereitschaft der gesamten <strong>St</strong>ichprobe, wohingegen Produkte oft<br />

lediglich auf best<strong>im</strong>mte Kundensegmente abzielen. Zweitens beziehen sich die monetären<br />

Werte nicht auf ein best<strong>im</strong>mtes Produkt, sondern auf ein Durchschnittsprodukt.<br />

Drittens wird von der Annahme des fehlenden Wettbewerbs ausgegangen. 124<br />

Tendenziell werden die Zahlungsbereitschaften eher zu hoch eingeschätzt, weil als<br />

Konsequenz aus dem Kriterium der Begrenztheit der Attribute und Ausprägungen 125<br />

eventuell nicht alle denkbaren Möglichkeiten in das <strong>St</strong>udiendesign aufgenommen<br />

werden konnten. Folglich können Attribute ausgeblendet werden, deren Zahlungsbereitschaft<br />

durch den Kunden folglich auf die in der Befragung vorhandenen Ausprägungen<br />

verteilt wird. Zudem scheint die Zahlungsbereitschaft in einem Exper<strong>im</strong>ent<br />

meist höher als in einer realen Auswahlsituation. Nichtsdestotrotz können die monetären<br />

Werte zumindest als Richtgrössen verwendet werden. Abbildung 2 stellt die auf<br />

oben beschriebene Weise berechneten Zahlungsbereitschaften auf der folgenden<br />

Seite grafisch dar.<br />

123 Mit R 2 =0,96 ist diese Bedingung hier hochgradig erfüllt.<br />

124 Orme 75.<br />

125 Vgl. Abschnitt 4.2.1.<br />

35


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

CHF<br />

CHF<br />

CHF<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0.0<br />

Vertragsdauer (Kündigungsfrist)<br />

1.0<br />

jährlich halbjährlich monatlich quartalsweise<br />

0.0<br />

<strong>St</strong>romlieferant<br />

11.6<br />

2.4<br />

11.9<br />

2.5<br />

14.1<br />

ausländisch national lokal regional<br />

0.0<br />

Zertifizierung<br />

0.0<br />

TÜV - naturemade star naturemade basic<br />

1.9<br />

2.6<br />

CHF<br />

CHF<br />

CHF<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0.0<br />

26.3<br />

<strong>St</strong>rommix<br />

41.2<br />

64.5<br />

Mix 1 Mix 2 Mix 3 Mix 5 Mix 4<br />

0.0<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

16.6<br />

30.5<br />

31.0<br />

Osteuropa Nachbarländer Region Schweiz<br />

0.0<br />

variierender Preis<br />

pro kWh<br />

Preismodell<br />

1.0<br />

monatlicher<br />

Festbetrag<br />

Abbildung 2: Zahlungsbereitschaften für Produktattribute und Ausprägungen 126<br />

1.7<br />

5.5<br />

74.9<br />

Fixpreis pro kWh Hoch- und<br />

Niedertarif<br />

Be<strong>im</strong> Attribut Vertragsdauer ist allgemein ersichtlich, dass kürzere Vertragsdauern<br />

längeren Vertragsdauern vorgezogen werden. Jedoch ist zu beachten, dass eine<br />

quartalsweise Kündigungsfrist gegenüber einer monatlichen Kündigungsfrist bevorzugt<br />

wird. Dies mag unter anderem daran liegen, dass viele Verträge, wie z.B. eine<br />

Wohnungsmiete, auf drei Monate kündbar sind und sich dadurch ein gewisser <strong>St</strong>andard<br />

durchgesetzt hat.<br />

126 Vgl. Tabelle 2 für die detaillierten Beschreibungen der <strong>St</strong>rommixes.<br />

36


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

<strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren Energien sind beliebter als unökologischere <strong>St</strong>rommixes.<br />

Dies zeigt die vergleichsweise tiefe Beliebtheit der Mixes 1 (60%<br />

Gas/Kohle/Erdöl, 35% Kernenergie, 5% unbekannte Herkunft) und 2 (55% Kernenergie,<br />

45% Wasserkraft) sowie die deutlich höheren Zahlungsbereitschaften für die<br />

Mixes 4 (85% Wasserkraft, 5% Windenergie, 5% Solarenergie, 5% Biomasse) und 5<br />

(100% Wasserkraft). Ein Grund für die vergleichsweise geringe Beliebtheit von Mix 1<br />

lässt sich aus Sicht des Autors <strong>im</strong> Anteil an <strong>St</strong>rom unbekannter Herkunft vermuten.<br />

Trotz der Deutlichkeit des Ergebnisses zu Gunsten von Ökostrom sollte bedacht<br />

werden, dass ökologischen Fragestellungen eine gewisse Gefahr zur Verzerrung<br />

durch den Effekt sozialer Erwünschtheit inhärent ist. 127 Im Rahmen der aktuellen<br />

politischen Debatte um die zukünftige <strong>St</strong>romversorgung in der Schweiz erscheint ein<br />

direkter Vergleich eines Kernenergieszenarios (Mix 2) mit einer Alternative aus fossiler<br />

Produktion (Mix 3) interessant: Die Probanden dieser Untersuchung haben sich<br />

knapp für das kernenergiefreie, aber CO2-emittierende Szenario entschieden. Ein<br />

ähnliches Bild zeichnet die Zusatzfrage, ob eher Gas- oder Kernkraftwerke als geringeres<br />

Übel eingestuft würden: Während sowohl die absoluten Gegner von KKW<br />

(12,4%) und von Gaskraftwerken (12,6%) sich die Waage halten und eine nicht zu<br />

vernachlässigende Anzahl von Probanden unentschlossen ist (23,4%), sind dennoch<br />

die gemässigteren Gegner der Kernkraft (27,9%) gegenüber den gemässigteren<br />

Gegnern der Gaskraftwerke leicht in der Überzahl (23,7%). 128 Des Weiteren fällt auf,<br />

dass ein breiter abgestützter <strong>St</strong>rommix mit neuen erneuerbaren Energien (Mix 4) <strong>im</strong><br />

Vergleich zu einem ebenfalls ökologischen, aber ausschliesslich auf Wasserkraft<br />

basierenden Ökostrom-Mix (Mix 5) bezüglich der Zahlungsbereitschaft der Probanden<br />

besser abschneidet.<br />

Für <strong>St</strong>rom von ausländischen Lieferanten hätten die Probanden die geringste<br />

Zahlungsbereitschaft. Diese ist bereits deutlich höher für die Versorgung durch nationale<br />

und lokale <strong>St</strong>romlieferanten, welche jedoch sehr nahe beieinander liegen. Die<br />

höchste Zahlungsbereitschaft geniessen regionale <strong>St</strong>romlieferanten. Die etwas überspitzt<br />

formulierte <strong>St</strong>romproduktion in Osteuropa hat bei den Probanden keine Chance,<br />

eine best<strong>im</strong>mte Zahlungsbereitschaft auszulösen. <strong>St</strong>romproduktion in Nachbar-<br />

127<br />

Andreas Diekmann, Empirische Sozialforschung – Grundlagen, Methoden, Anwendungen (Reinbek<br />

bei Hamburg: Rowohlt, 2006) 382 f.<br />

128<br />

Eine <strong>St</strong>udie zum Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> von Accenture und der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> zeigt jedoch,<br />

dass die schweizerischen EVU in der Kernenergie die Schlüsseltechnologie zum Schliessen der<br />

„<strong>St</strong>romversorgungslücke“ sehen. Eine reine Gaskraftwerkslösung wird nur von 3 % der EVU als<br />

pr<strong>im</strong>äre Möglichkeit favorisiert.<br />

37


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

ländern hingegen stösst durchaus auf eine gewisse Akzeptanz, da diese durch langfristige<br />

Lieferträge mit der französischen EDF seit längerer Zeit Realität ist. Klar am<br />

meisten sind die Probanden jedoch für regionale oder inländische <strong>St</strong>romproduktion<br />

zu zahlen bereit, wobei hier die Unterschiede zu Gunsten letzterer nur sehr gering<br />

sind.<br />

Unter den verschiedenen Zertifizierungsmöglichkeiten kann naturemade star<br />

die höchsten Zahlungsbereitschaften auf sich vereinen. Be<strong>im</strong> Attribut Preismodell<br />

erhält die Unterscheidung zwischen Hoch- und Niedertarif klar die höchste Zahlungsbereitschaft.<br />

An zweiter bis fünfter <strong>St</strong>elle folgen der Fixpreis pro kWh, der monatliche<br />

Festbetrag und ein variierender Preis pro kWh.<br />

4.2.3 Einfluss der Wichtigkeit von Attributen<br />

Dieser Abschnitt bezweckt eine Zusammenführung der vorangehenden zwei Abschnitte<br />

zu den Wichtigkeiten der Attribute und den Präferenzen bzw. Zahlungsbereitschaften<br />

für unterschiedliche Ausprägungen. Hierbei stellt sich die Frage, welche<br />

Präferenzen die Probanden entwickeln, je höher sie ein best<strong>im</strong>mtes Attribut in dessen<br />

Wichtigkeit einstufen. 129<br />

• Die subjektive Wichtigkeit der Vertragsdauer hat auf das Produktwahlverhalten<br />

der Probanden keine Auswirkungen.<br />

• Je wichtiger die Probanden den <strong>St</strong>rommix erachten, desto eher wählen sie<br />

<strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren Energien und zeigen eine höhere Zahlungsbereitschaft.<br />

• Eine höhere Wichtigkeitseinstufung des <strong>St</strong>romlieferanten und des Ortes der<br />

<strong>St</strong>romproduktion ist mit einer höheren Zahlungsbereitschaft sowie einer verstärkten<br />

Tendenz zu Gunsten von lokalen und regionalen <strong>St</strong>romlieferanten<br />

und zu Ungunsten von ausländischen Lieferanten verbunden. Analog sind eine<br />

stärkere Bevorzugung von regionaler oder Schweizer <strong>St</strong>romproduktion und<br />

eine geringere Akzeptanz von ausländischer und insbesondere osteuropäischer<br />

<strong>St</strong>romproduktion festzustellen.<br />

• Probanden, die besonderen Wert auf die monatlichen <strong>St</strong>romkosten legen,<br />

verhalten sich preisbewusster als andere Probanden und wählen vermehrt<br />

unökologische <strong>St</strong>rommixes und seltener <strong>St</strong>romprodukte aus erneuerbaren<br />

Energien.<br />

129 Die Wichtigkeit der Attribute wurde als Kontrollfrage <strong>im</strong> Anschluss an die CBC-Erhebung gestellt<br />

und deckt sich in ihren Ergebnissen mit den Berechnungen der Software Sawtooth.<br />

38


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

• Wer der Zertifizierung eine hohe Wichtigkeit zuschreibt, hebt sich durch eine<br />

höhere Zahlungsbereitschaft von den übrigen Probanden ab.<br />

• Probanden, die das Preismodell als wichtig einstufen, tendieren eher dazu,<br />

unökologische Mixes zu bevorzugen.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass <strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren<br />

Energien insbesondere von Kunden gewählt werden, welche grossen Wert auf den<br />

<strong>St</strong>rommix sowie die Zertifizierung legen und dem Preis sowie dem Preismodell nur<br />

geringe Bedeutung be<strong>im</strong>essen. Zudem bevorzugen Kunden verstärkt <strong>St</strong>romlieferanten<br />

und Orte der <strong>St</strong>romproduktion in ihrer Nähe, je wichtiger diese Attribute sind.<br />

4.2.4 Soziodemografische Auswertungen<br />

Um die in den vorangehenden Abschnitten gemachten Aussagen zu spezifizieren,<br />

sollen in diesem Abschnitt Auswertungen zu soziodemografischen Daten der Probanden<br />

beschrieben werden. In diesem Zusammenhang interessiert, inwiefern sich<br />

Zahlungsbereitschaften für einzelne Ausprägungen zwischen unterschiedlichen Probandengruppen<br />

unterscheiden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen können <strong>im</strong> anschliessenden<br />

Kapitel Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> abgegeben werden.<br />

Aus Platzgründen wird nur auf ausgewählte soziodemografische Daten eingegangen:<br />

Alter, Wohnform, Eigentums- und Mietverhältnis, Erwerbsstatus, Berufsgruppe,<br />

höchste abgeschlossene Ausbildung und Einkommen. Zudem werden die Attribute<br />

Vertragsdauer und Zertifizierung von der Betrachtung ausgeschlossen. 130<br />

4.2.4.1 Auswertungen zum <strong>St</strong>rommix<br />

Die beiden mittleren Altersgruppen (35 bis 64 Jahre) sind unökologischen <strong>St</strong>rommixes<br />

stärker ab- und <strong>St</strong>rommixes mit erneuerbaren Energien mehr zugeneigt als die<br />

jüngsten und ältesten Probanden. Eigentümer haben eine stärkere Präferenz für<br />

erneuerbare <strong>St</strong>rommixes als Mieter und sind gegenüber unökologischen Mixes leicht<br />

ablehnender eingestellt.<br />

Selbständige und Angestellte in der Unternehmensleitung zeigen vergleichsweise<br />

grössere Sympathien für den unökologischsten <strong>St</strong>rommix (Mix 1) und sehen in<br />

den Ökostrom-Mixes (Mixes 4 und 5) einen geringeren Nutzen als Probanden mit<br />

unterschiedlichem Erwerbsstatus. Probanden aus geisteswissenschaftlichen akademischen<br />

Berufen verbinden unökologische <strong>St</strong>rommixes mit geringerem Nutzen und<br />

130 Vgl. Tabelle 3: Die Teilnutzenwerte dieser Attribute sind nicht signifikant.<br />

39


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

<strong>St</strong>ommixes mit erneuerbaren Energien mit höherem Nutzen als Ingenieur- und technisch-wissenschaftliche<br />

Berufsleute. Wer ein höheres Arbeitspensum hat, bevorzugt<br />

eher den unökologischsten <strong>St</strong>rommix und weniger die Ökostrom-Mixes.<br />

Abbildung 3 widerspiegelt die Zahlungsbereitschaften von Probanden für verschiedene<br />

<strong>St</strong>rommixes nach Bildungsstand. 131 Probanden mit niedriger Ausbildung<br />

sind gegenüber unökologischen <strong>St</strong>rommixes stärker abgeneigt als Probanden mit<br />

mittlerer oder hoher Ausbildung und bevorzugen dementsprechend auch stärker die<br />

Ökostrom-Mixes als besser ausgebildete Probanden. Es ist jedoch zu beachten,<br />

dass kein linearer Zusammenhang zwischen Ausbildungsstand und Zahlungsbereitschaft<br />

besteht: Personen mit niedriger Ausbildung weisen die höchste Zahlungsbereitschaft<br />

für ökologische <strong>St</strong>rommixes auf, während Personen mit mittlerem Bildungsstand<br />

die niedrigste Zahlungsbereitschaft besitzen. Probanden mit niedrigem<br />

Bildungsstand sind zudem stärker für ein fossiles Szenario und vermehrt gegen ein<br />

Kernkraft-Szenario eingestellt als Probanden mit höherem Bildungsstand.<br />

CHF<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Mix 1 Mix 2 Mix 3 Mix 5 Mix 4<br />

Abbildung 3: Zahlungsbereitschaften für <strong>St</strong>rommixes nach Ausbildung.<br />

Keine Präferenzunterschiede können hingegen zwischen Probandengruppen mit<br />

verschiedenen monatlichen Nettohaushaltseinkommen festgestellt werden.<br />

131 Es wurden drei Kategorien nach höchster abgeschlossener Ausbildung verwendet: niedrig<br />

(obligatorische Grundschule, Anlehre), mittel (Diplommittelschule, Berufslehre, Vollzeitberufsschule,<br />

Maturität) und hoch (höhere Berufsausbildung, Universität/Hochschule).<br />

niedrig<br />

mittel<br />

hoch<br />

40


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

4.2.4.2 Auswertungen zum <strong>St</strong>romlieferanten<br />

Je älter die Probanden, desto höher ausgeprägt ist die Präferenz für regionale Lieferanten<br />

und desto stärker die Abneigung gegenüber ausländischen Lieferanten.<br />

Probanden aus Handwerks- und verwandten Berufen haben eine stärkere<br />

Präferenz für lokale und regionale <strong>St</strong>romlieferanten als andere Berufsgruppen und<br />

sind weniger empfänglich für ausländische Lieferanten. Allgemein kann beobachtet<br />

werden, dass mit steigender Verantwortung <strong>im</strong> Beruf lokale und regionale Lieferanten<br />

weniger stark bevorzugt und ausländische Lieferanten weniger tief in ihrem Nutzen<br />

eingeschätzt werden.<br />

Hinzu kommt, dass Probanden mit niedrigerem Bildungsstand lokale, regionale<br />

und nationale Lieferanten <strong>im</strong> Vergleich mit ausländischen Lieferanten stärker favorisieren<br />

als Probanden mit höherem Bildungsstand.<br />

4.2.4.3 Auswertungen zum Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

Abbildung 4 zeigt die Zahlungsbereitschaften verschiedener Altersgruppen für die<br />

Ausprägungen des Attributs Ort der <strong>St</strong>romproduktion.<br />

CHF<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

in Osteuropa in Nachbarländern in der Region in der Schweiz<br />

Abbildung 4: Zahlungsbereitschaften für den Ort der <strong>St</strong>romproduktion nach Alter.<br />

15 bis 34 Jahre<br />

35 bis 49 Jahre<br />

50 bis 64 Jahre<br />

65 Jahre und älter<br />

Je älter die Probanden, desto höher die Präferenz für eine <strong>St</strong>romproduktion in der<br />

Region und in der Schweiz. Zudem sinkt die Präferenz für einen Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

in Osteuropa mit zunehmendem Alter.<br />

41


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Selbständige und Rentner zeigen eine leicht stärkere Bevorzugung von regional und<br />

national produziertem <strong>St</strong>rom sowie eine geringere Präferenz von <strong>St</strong>rom aus Osteuropa<br />

als die anderen Probanden. Selbständige weisen <strong>St</strong>rom aus Nachbarländern<br />

ausserdem einen vergleichsweise geringeren Nutzen zu als Probanden mit anderem<br />

Erwerbsstatus. Führungskräfte bevorzugen weniger stark <strong>St</strong>rom, der in der Region<br />

oder in der Schweiz produziert wurde als niedriger qualifizierte Berufsgruppen, aber<br />

vergleichsweise leicht mehr <strong>St</strong>rom mit Produktion in Nachbarländern. Probanden mit<br />

niedriger Ausbildung wählen häufiger <strong>St</strong>rom aus der Region und seltener <strong>St</strong>rom aus<br />

Nachbarländern.<br />

Probanden mit tieferen monatlichen Nettohaushaltseinkommen (bis 6’000<br />

CHF) zeigen leicht stärkere Sympathien für regionale oder schweizerische <strong>St</strong>romproduktion<br />

und st<strong>im</strong>men auch deutlicher gegen <strong>St</strong>rom mit Produktion <strong>im</strong> Ausland als<br />

Probanden mit höheren Einkommen.<br />

4.2.4.4 Auswertungen zu den monatlichen <strong>St</strong>romkosten<br />

Für die monatlichen <strong>St</strong>romkosten können nicht analog zu den übrigen Attributen Zahlungsbereitschaften<br />

berechnet werden, da es sich bereits um eine monetäre Grösse<br />

handelt. Deshalb wird an dieser <strong>St</strong>elle auf die mit der Software Sawtooth ermittelten<br />

Teilnutzenwerte zurückgegriffen, nachdem die Werte auf einen gemeinsamen Nullpunkt<br />

umgerechnet wurden.<br />

Jüngere Probanden sind bezüglich <strong>St</strong>romprodukte generell preissensibler als<br />

ältere Probanden. Unterschiede <strong>im</strong> Preisbewusstsein der Probanden werden insbesondere<br />

bei einer Aufschlüsselung nach Erwerbsstatus sichtbar und werden an dieser<br />

<strong>St</strong>elle in Abbildung 5 dargestellt.<br />

42


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

30 CHF 50 CHF 70 CHF 90 CHF<br />

Abbildung 5: Zahlungsbereitschaften für <strong>St</strong>rom nach Erwerbsstatus.<br />

Selbständige und Angestellte in der Unternehmensleitung würden vergleichsweise<br />

häufiger die günstigste Alternative für 30 CHF wählen und seltener die teureren Produkte<br />

als Probanden von anderem Erwerbsstatus. Selbständige und Angestellte in<br />

der Unternehmensleitung reagieren somit am sensibelsten auf den Preis. Rentner<br />

hingegen zeigen eine leicht höhere Bereitschaft, einen hohen Preis für <strong>St</strong>rom zu<br />

bezahlen als die übrigen Probandengruppen. Führungskräfte sind ebenfalls besonders<br />

preisbewusst, und für Ingenieure trifft dies stärker zu als für Personen in geisteswissenschaftlichen<br />

Berufen. Je höher das Arbeitspensum der Probanden, desto<br />

weniger preissensibel sind diese.<br />

Probanden mit niedriger Ausbildung scheinen ebenfalls weniger preissensibel<br />

zu sein als die übrigen Probandengruppen.<br />

4.2.4.5 Auswertungen zum Preismodell<br />

Selbständig<br />

Angestellte/r in der<br />

Unternehmensleitung<br />

Angestellte/r mit<br />

Vorgesetztenfunktion<br />

Angestellte/r ohne<br />

Vorgesetztenfunktion<br />

Rentner/-in<br />

Die älteste Probandengruppe zeigte eine noch tiefere Präferenz für den generell eher<br />

unbeliebten variierenden Preis pro kWh als die anderen Altersgruppen und ist den<br />

Preismodellen des monatlichen Festbetrags und Fixpreis pro kWh dafür umso stärker<br />

zugeneigt als die übrigen Probanden.<br />

Angestellte in der Unternehmensleitung ziehen einen vergleichsweise geringen<br />

Nutzen aus monatlichen Festbeträgen. Für Rentner erscheint der variierende<br />

Preis pro kWh als besonders unattraktiv, dafür das HT/NT-Preismodell umso vorteil-<br />

43


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

hafter. Führungskräfte wählen seltener Preismodelle mit monatlichem Festbetrag<br />

oder HT/NT als weniger qualifizierte Berufsgruppen, aber leicht häufiger einen Fixpreis<br />

pro kWh. Dieser ist bei Probanden aus Handwerks- und verwandten Berufen<br />

besonders unbeliebt. Ingenieure schreiben monatlichen Festbeträgen und Fixpreisen<br />

pro kWh einen höheren Nutzen zu als Geisteswissenschafter. Letztere bevorzugen<br />

eine Unterscheidung zwischen HT/NT <strong>im</strong> Vergleich zu Ingenieuren.<br />

Probanden mit niedriger Ausbildung haben eine höhere Präferenz für Preismodelle<br />

mit einem monatlichen Festbetrag oder einem variierenden Preis pro kWh,<br />

schreiben jedoch einem HT/NT-Preismodell einen wesentlich tieferen Nutzen zu als<br />

Probanden mit mittlerer oder höherer Ausbildung.<br />

Probanden mit mittlerem monatlichem Nettohaushaltseinkommen (zwischen<br />

6000 und 10000 CHF) zeigen die deutlichsten Präferenzen zu Gunsten von HT/NT<br />

und zu Ungunsten anderer Preismodelle.<br />

4.2.5 Auswertungen nach teilnehmenden EVU<br />

An der Untersuchung nahmen private <strong>St</strong>romkunden von vier EVU aus der Region<br />

Ostschweiz teil. Diese werden hier EVU 1, EVU 2, EVU 3 und EVU 4 genannt. 132 In<br />

diesem Abschnitt soll kurz auf Präferenzunterschiede bezüglich der signifikanten<br />

Attribute zwischen den Kundengruppen und auf mögliche Erklärungen für diese Differenzen<br />

eingegangen werden. Im Allgemeinen sind die Teilnutzenwerte von Kunden<br />

der verschiedenen EVU sehr ähnlich. Einzig Kunden von EVU 3 zeigen abweichende<br />

Präferenzen.<br />

Günstige und daher weniger ökologische <strong>St</strong>rommixes (Mix 1 und 2) erfreuen<br />

sich bei Kunden von EVU 3 einer höheren Beliebtheit als anderswo. Umgekehrt sind<br />

die <strong>St</strong>rommixes aus erneuerbaren Energien (4 und 5) deutlich weniger gefragt. Lokale<br />

und regionale Lieferanten sind leicht weniger beliebt als in anderen Ortschaften,<br />

dafür sind die EVU 3-Kunden empfänglicher für eine Versorgung durch ausländische<br />

<strong>St</strong>romlieferanten als andernorts. Das allgemeinhin beliebte HT/NT Preismodell wird<br />

in von Kunden des EVU 3 besonders stark präferiert, wohingegen der variierende<br />

Preis pro kWh umso stärker verworfen wird. Zusammenfassend kann daher festgehalten<br />

werden, dass das präferierte <strong>St</strong>romprodukt für alle EVU sehr ähnlich ausgestaltet<br />

werden sollte, mit dem Unterschied, dass der <strong>St</strong>rommix für EVU 3-Kunden<br />

eine weniger ökologische Zusammensetzung benötigt.<br />

132 EVU 1 (n=71), EVU 2 (n=78), EVU 3 (n=70), EVU 4 (n=367), nicht zuordenbar (n=42).<br />

44


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Ein Erklärungsversuch für das vergleichsweise weniger ökologische Wahlverhalten<br />

von <strong>St</strong>rommixes der Probanden von EVU 3 liegt in der Tatsache, dass diese<br />

den <strong>St</strong>rommix für weniger wichtig erachten als die übrigen Probanden. 133 Weitere<br />

Gründe könnten in den relativ hohen Anteilen von Personen unter 35 und über 65<br />

Jahren und damit verbunden in einer tiefen Berufstätigenquote liegen. Diese Altersgruppen<br />

sind möglicherweise noch nicht oder nicht mehr besonders empfänglich für<br />

Umweltthemen oder müssen sich seltener mit der Wahl des <strong>St</strong>rommixes befassen.<br />

Dasselbe Argument kann auch für den hohen Anteil an Mietern angeführt werden,<br />

welche die Wahl des <strong>St</strong>rommixes oft mangels besserer Information als Sache des<br />

Hauseigentümers betrachten.<br />

133 Vgl. Anhang xi.vi für Wichtigkeiten der Attribute nach EVU.<br />

45


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

5. Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong><br />

In diesem fünften Teil sollen Implikationen für die <strong>Produktgestaltung</strong> aus den Resultaten<br />

der Untersuchung abgeleitet werden. Zunächst wird das von allen Probanden<br />

durchschnittlich präferierte <strong>St</strong>romprodukt vorgestellt, um danach genauer auf die<br />

Aspekte Ökostrom und Öko-Labelling einzugehen. Darauf folgt eine Markts<strong>im</strong>ulation<br />

zur gemeinsamen Betrachtung ausgewählter <strong>St</strong>romprodukte in einem wettbewerbsähnlichen<br />

Umfeld. Zuletzt werden Empfehlungen zur Gestaltung der Angebotspalette<br />

und der Auswahlmöglichkeiten für die Privatkunden abgegeben.<br />

5.1 Präferiertes <strong>St</strong>romprodukt<br />

Mit Hilfe der Zahlungsbereitschaften aus dem vorhergehenden Abschnitt kann ein für<br />

alle teilnehmenden Probanden präferiertes Produkt ermittelt werden. Hierzu werden<br />

von allen Attributen die Ausprägungen mit den jeweils höchsten Zahlungsbereitschaften<br />

herausgesucht und in Tabelle 5 zu einem nach Wichtigkeit der Attribute geordneten<br />

opt<strong>im</strong>alen <strong>St</strong>romprodukt aus Sicht der Privatkunden zusammengefügt.<br />

Attribute Opt<strong>im</strong>ale Ausprägungen<br />

Vertragsdauer Quartalsweise oder monatlich kündbar<br />

<strong>St</strong>rommix 85% Wasser, 5% Wind, 5% Solar, 5% Biomasse<br />

<strong>St</strong>romlieferant Regionaler Lieferant<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion In der Region oder in der Schweiz<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten 30 CHF<br />

Zertifizierung naturemade star<br />

Preismodell Unterscheidung zwischen Hoch- und Niedertarif<br />

Tabelle 5: Opt<strong>im</strong>ales <strong>St</strong>romprodukt aus Kundensicht.<br />

Das opt<strong>im</strong>ale <strong>St</strong>romprodukt aus Sicht des Privatkunden besteht somit aus einem in<br />

der Region oder zumindest in der Schweiz produzierten <strong>St</strong>rommix mit neuen erneuerbaren<br />

Energien von einem regionalen <strong>St</strong>romlieferanten. Ausserdem sollte in der<br />

Abrechnung zwischen Hoch- und Niedertarif (HT/NT) unterschieden werden, der<br />

Vertrag möglichst kurzfristig aufgelöst werden können und bevorzugterweise stammt<br />

der <strong>St</strong>rom aus mit dem Label naturemade star zertifizierter Produktion. Es leuchtet<br />

ein, dass die Probanden den tiefstmöglichen Preis wünschen, an dieser <strong>St</strong>elle muss<br />

jedoch festgehalten werden, dass eine nicht zu vernachlässigende Minderheit unter<br />

46


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

den Probanden durchaus dazu bereit ist, höhere Kosten für einen <strong>St</strong>rommix mit erneuerbaren<br />

Energien in Kauf zu nehmen. Dies führt zwar zu einer eher unrealistischen<br />

Produktkonfiguration, soll aber in diesem Fall als Wegweiser für eine möglichst<br />

günstige, aber dennoch ökologische <strong>St</strong>romproduktion verstanden werden.<br />

5.2 Ökostrom und Öko-Labelling<br />

Die erhobenen Conjoint-Daten zu Präferenzwerten für unterschiedliche Öko-Labels<br />

sind auf Grund tiefer Signifikanzniveaus nur beschränkt aussagekräftig. In der Untersuchung<br />

wurde jedoch durch Zusatzfragen zu Kundenwünschen nach mittels Förderfonds<br />

von Öko-Labels zu unterstützenden Ökostromarten sowie zu finanzierenden<br />

Umweltverbesserungsmassnahmen 134 gefragt. Die Resultate sind übersichtsartig in<br />

den Tabellen 6 und 7 dargestellt.<br />

Energieproduktionsart Rang 1 Ränge 1 und 2 kumuliert<br />

Sonnenenergie 49,7% 73,9%<br />

Windenergie 9,4% 38,7%<br />

Kleinwasserkraftwerke 21,7% 35,7%<br />

Geothermie 10,4% 23,6%<br />

Biomasse 5,3% 14,9%<br />

Biogas 3,7% 13,1%<br />

Tabelle 6: Unterstützung von erneuerbaren Energien durch Förderfonds. 135<br />

Den grössten Zuspruch unter den erneuerbaren Energiearten erhält die Sonnenenergie.<br />

Die Windenergie ist am zweitbeliebtesten, wenn auch deutlich weniger als<br />

erstere. Ähnliche Beliebtheitswerte wie die Windenergie erreichen Kleinwasserkraftwerke,<br />

und die Geothermie liegt an vierter <strong>St</strong>elle. Deutlich geringere Beliebtheitswerte<br />

vermögen die Energiearten Biomasse und Biogas auf sich zu vereinen.<br />

Daraus lässt sich die Empfehlung ableiten, insbesondere Ökostrom aus zertifizierter<br />

Sonnen- und Windenergie anzubieten, sowie die <strong>St</strong>romproduktion in Kleinwasserkraftwerken<br />

weiter zu fördern. Die geringere Beliebtheit von Geothermie, Biomasse<br />

und Biogas sollte jedoch nicht unbedingt als Votum gegen diese Produktionsarten<br />

verstanden werden, sondern als Zeichen, dass diese lediglich weniger attraktiv<br />

134 Vgl. Abschnitt 2.1.4.<br />

135 Die Probanden wurden gebeten, die Förderung verschiedener erneuerbarer Energien mittels För<br />

derfonds an Hand von ihren Präferenzen in eine Rangreihenfolge von 1 (am beliebtesten) bis 6<br />

(am wenigsten beliebt) zu bringen.<br />

47


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

erscheinen oder wie <strong>im</strong> Fall der Geothermie noch mit technischen oder Sicherheitsbedenken<br />

136 behaftet sind.<br />

Umweltverbesserungsmassnahmen Wahlhäufigkeit<br />

Forschung und Entwicklung (F+E) auf dem Gebiet neuer Energietechnologien 64,0%<br />

Energieeffizienzmassnahmen 49,2%<br />

<strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien in bestehenden Kraftwerken 36,1%<br />

<strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien in neu zu bauenden Kraftwerken 31,2%<br />

Ökologische Ausgleichsmassnahmen bei Wasserkraftwerken (z.B. Fischtreppen) 30,6%<br />

Kl<strong>im</strong>aschutzmassnahmen in Entwicklungsländern 28,7%<br />

Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet erneuerbarer Energien 28,5%<br />

Förderung von Wärmepumpen 17,8%<br />

Tabelle 7: Finanzierung von Umweltmassnahmen mittels Förderfonds. 137<br />

In Tabelle 7 ist ersichtlich, dass Privatkunden in erster Linie die Entwicklung von<br />

neuen, ökologischeren Energietechnologien und eine effizientere Nutzung bestehender<br />

Technologien für sinnvoll erachten. Zudem wird die <strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren<br />

Energien in bereits bestehenden Kraftwerken stärker bevorzugt als in Kraftwerken,<br />

welche speziell zu diesem Zweck neu erbaut wurden. Einen Weg, vermehrt<br />

<strong>St</strong>rom aus erneuerbaren Energien zu produzieren, ohne auf den Bau neuer Kraftwerke<br />

angewiesen zu sein, sehen die Probanden in ökologischen Ausgleichsmassnahmen<br />

bei bestehenden Wasserkraftwerken. Als weniger bedeutend werden Kl<strong>im</strong>aschutzmassnahmen<br />

in Entwicklungsländern, die Aus- und Weiterbildung auf dem<br />

Gebiet der erneuerbaren Energien und die Förderung von Wärmepumpen eingestuft.<br />

5.3 Markts<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten<br />

Für weiterführende Betrachtungen der Präferenzen bezüglich des <strong>St</strong>rommixes empfiehlt<br />

sich die Durchführung einer Markts<strong>im</strong>ulation. Die Software Sawtooth bietet die<br />

Möglichkeit, mehrere Produkte gleichzeitig gegeneinander abzuwägen. Anders als<br />

bei den Teilnutzenwerten werden hier nicht lediglich durchschnittliche Präferenzen<br />

für einzelne Ausprägungen ermittelt, sondern so genannte Shares of Preference.<br />

Einerseits kann diese Grösse hilfreich sein, um das Produktwahlverhalten der Probanden<br />

<strong>im</strong> Markt vorherzusagen. Ausserdem berücksichtigt sie Substitutionseffekte<br />

136 IWB, Geothermieprojekt Basel: Erdstoss mit Magnitude 2,8 registriert (2007b).<br />

137 Die Probanden wurden gebeten, max<strong>im</strong>al 3 Umweltverbesserungsmassnahmen auszuwählen,<br />

welche ihrer Meinung nach mittels Förderfonds von Öko-Labels finanziert werden sollten.<br />

48


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

oder Kannibalismus zwischen Produkten. 138 Andererseits ist bei der Interpretation<br />

von Shares of Preference Vorsicht geboten, da der Markts<strong>im</strong>ulator einige Gegebenheiten<br />

der realen Welt nicht berücksichtigt wie z.B. den Zeitpunkt des Markteintrittes,<br />

den Bekanntheitsgrad und das Distributionssystem der Produkte. Daher sind Shares<br />

of Preference nicht mit Marktanteilen zu verwechseln, sondern als Anteil der Probanden,<br />

welche das jeweilige Produkt wählen würden. 139<br />

Da das Attribut <strong>St</strong>rommix für das Produktwahlverhalten der privaten <strong>St</strong>romkunden<br />

von höchster Bedeutung ist, und die monatlichen <strong>St</strong>romkosten den zweithöchsten<br />

Einfluss ausüben, empfiehlt sich eine S<strong>im</strong>ulation von verschiedenen<br />

<strong>St</strong>rommixes auf der Achse der Kundenwünsche von ökologisch bis billig. 140 Es soll<br />

somit das Gegensatzpaar des hohen Anteiles an <strong>St</strong>rom aus erneuerbaren Energien<br />

und der Forderung nach möglichst günstigen <strong>St</strong>romprodukten abgeglichen werden.<br />

Hierfür wurden vier Produkte spezifiziert, wobei die übrigen fünf Ausprägungen den<br />

Attributen <strong>St</strong>rommix und monatliche <strong>St</strong>romkosten situativ angepasst wurden. Tabelle<br />

8 beschreibt die <strong>St</strong>rommixes 141 und gibt deren Share of Preference 142 an.<br />

Vertragsdauer<br />

<strong>St</strong>rommix<br />

<strong>St</strong>romlieferant<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />

(CHF)<br />

Ökologisch 1 Monat Mix 4 Lokal Region 90<br />

Umweltbewusst 1 Monat Mix 5 Region Region 70<br />

Basisangebot 1 Monat Mix 2 Schweiz<br />

Billigangebot 1 Monat Mix 1<br />

Ausland<br />

Schweiz<br />

Nachbarländer<br />

Tabelle 8: S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten auf der Achse ökologisch-billig.<br />

Zertifizierung<br />

nature-<br />

made<br />

star<br />

nature-<br />

made<br />

basic<br />

Preismodell<br />

Fixpreis<br />

pro kWh<br />

Fixpreis<br />

pro kWh<br />

Share of Preference<br />

24.76<br />

40.17<br />

50 - HT/NT 23.66<br />

30 - HT/NT 11.41<br />

138<br />

Orme 80 ff.<br />

139<br />

Orme 92.<br />

140<br />

Vgl. Anhang xi.vii für eine detaillierte Beschreibung des S<strong>im</strong>ulationsmodells.<br />

141<br />

Vgl. Tabelle 2 für die detaillierte Beschreibung der einzelnen <strong>St</strong>rommixes.<br />

142<br />

Die Berechnung der Shares of Preference basiert auf inidividuellen Teilnutzenwerten einer<br />

CBC/HB-Schätzung.<br />

49


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Teilnutzenwerte enthält hier das beliebteste<br />

<strong>St</strong>romprodukt nicht den breit gestreuten Mix 4 mit neuen erneuerbaren Energien,<br />

sondern den reinen Wasserkraft-Mix 5. Begründet werden kann dieser Umschwung<br />

durch den Miteinbezug des Attributs der monatlichen <strong>St</strong>romkosten, welche für reine<br />

Wasserkraft tiefer ausfallen als für den Mix 4. Ausserdem erhält hier ein regionaler<br />

Lieferant gegenüber einem lokalen Lieferanten den Vorzug, was darauf hindeutet,<br />

dass die „lokale“ Versorgung allein nicht als Differenzierungsmerkmal für ein EVU<br />

ausreicht. Wie hingegen auf Grund der Teilnutzenwerte zu erwarten war, wird das<br />

Billigangebot trotz tiefem Preis nur von wenigen Probanden gewählt, da es den unökologischsten<br />

<strong>St</strong>rommix (Mix 1) mit einer Produktion in Nachbarländern und einer<br />

Versorgung durch einen ausländischen Lieferanten vereint. Es ist an dieser <strong>St</strong>elle<br />

jedoch anzumerken, dass die Bevorzugung der Ökostrom-Angebote (Mixes 4 und 5)<br />

gegenüber einem billigeren Basisangebot auch auf Grund des Effekts der sozialen<br />

Erwünschtheit 143 begünstigt werden könnte. 144 Ihren geringen Wichtigkeiten für die<br />

Auswahlentscheidung entsprechend, haben Variationen der Attribute Vertragsdauer,<br />

Zertifizierung und Preismodell kaum einen Einfluss auf die Share of Preference.<br />

5.4 Ausgestaltung der Angebotspalette<br />

Im Hinblick auf die kommende Marktliberalisierung entwickeln viele EVU neue<br />

<strong>St</strong>romprodukte und bieten EVU ihren Kunden neben einem einheitlichen Basisangebot<br />

vermehrt die Möglichkeit, zwischen verschiedenen alternativen <strong>St</strong>romprodukten<br />

145 zu wählen oder sogar ihren individuellen <strong>St</strong>rommix 146 zusammenzustellen. Bei<br />

einer einfachen Angebotsgestaltung fehlt dem EVU einerseits die Differenzierungsmöglichkeit,<br />

und andererseits sind einfache Tarife direkt mit Konkurrenzangeboten<br />

vergleichbar, was sich nur für wirklich billige Anbieter lohnt. Eine komplexere <strong>Produktgestaltung</strong><br />

hingegen bringt den Nachteil der aufwändigen prozessualen Abbildung<br />

in der Abrechnung mit sich. Beide Ansätze sind jedoch nicht besonders zielführend.<br />

Das Opt<strong>im</strong>um wird vermutlich irgendwo zwischen den beiden Extremen einfach<br />

und komplex liegen. 147<br />

143<br />

Diekmann 382 f.<br />

144<br />

Vgl. Anhang xi.viii: Die tatsächlichen Verkaufszahlen von EVU 4 weisen geringere<br />

Ökostrom-Anteile auf. Die Shares of Preference können jedoch als relative Indikatoren der Kundenpräferenzen<br />

interpretiert werden.<br />

145<br />

ewz (2006).<br />

146<br />

<strong>St</strong>adtwerk Winterthur (2007).<br />

147<br />

Vgl. Telefoninterview mit H. Weber <strong>im</strong> Anhang xi.i.<br />

50


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Im Rahmen von Zusatzfragen zur Ausgestaltung der Produktpalette wurden die Probanden<br />

gefragt, wie sie ihren <strong>St</strong>rommix auswählen möchten. 21,7% wollen aus einem<br />

vorgegebenen Sort<strong>im</strong>ent von verschiedenen <strong>St</strong>romprodukten eine Auswahl<br />

treffen und 27,3% bevorzugen es, ihren individuellen <strong>St</strong>rommix selber zusammenstellen<br />

zu können. 22% der Probanden entschieden sich für die einfachste Alternative,<br />

nicht wählen zu müssen, so dass das EVU lediglich ein einheitliches Basisangebot<br />

zum Kauf anbieten könnte, und 29% möchten zusätzlich zum einheitlichen Basisangebot<br />

best<strong>im</strong>mte Ökostrom-Optionen wählen können. Der individuelle <strong>St</strong>rommix<br />

ist insbesondere bei jüngeren Personen beliebt, die mit drei oder mehreren Personen<br />

in Reiheneinfamilienhäusern wohnen, häufig selbständig berufstätig sind und in<br />

technischen Berufen arbeiten sowie bereits Ökostrom beziehen. Ein einheitliches<br />

Basisangebot wünschen sich in erster Linie ältere Menschen, allen voran Rentner.<br />

Bei Ökostrom-Kunden hingegen ist das Basisangebot vergleichsweise unbeliebt.<br />

Abgesehen von einer hohen Empfänglichkeit von Ökostrom-Kunden für das Basisangebot<br />

mit Ökostrom-Optionen können keine besonderen Präferenzen von einzelnen<br />

Kundengruppen beobachtet werden. Die Probanden, welche ein einheitliches<br />

Basisangebot bevorzugen, haben unterschiedliche Vorstellungen über dessen Ausgestaltung:<br />

43,5% bevorzugen ein möglichst günstiges Basisprodukt, für 47,5% sollte<br />

dies durch einen möglichst hohen Ökostrom-Anteil ausgezeichnet werden, und 9,4%<br />

wünschen sich andere Charakteristika wie z.B. ein Ökostromprodukt zu einem verhältnismässig<br />

günstigen Preis. Während die Kunden der teilnehmenden <strong>St</strong>adtwerke<br />

in den meisten Fällen relativ ähnliche Vorstellungen über die Ausgestaltung der Produktpalette<br />

vertreten, fällt auf, dass die Kunden von EVU 1 die stärksten Anhänger<br />

eines individuell wählbaren <strong>St</strong>rommixes sind und bei Kunden von EVU 2 ein Basisangebot<br />

mit frei wählbaren Ökostrom-Optionen noch beliebter ist als anderswo.<br />

Da die Prozentanteile der Anhänger unterschiedlicher Produktwahlmöglichkeiten<br />

allesamt innerhalb einer relativ schmalen Bandbreite liegen, kann nicht von einer<br />

eindeutigen Präferenz zu Gunsten best<strong>im</strong>mter Modelle gesprochen werden. Daher<br />

empfiehlt der Autor, diese bei der Ausgestaltung der Produktpalette zu kombinieren.<br />

Eine Möglichkeit wäre daher die automatische Versorgung der Privatkunden mit einem<br />

traditionellen, aus Wasserkraft und Kernenegie bestehenden Basisangebot, da<br />

sich die entgegengesetzten Forderungen nach einem günstigen bzw. möglichst ökologischen<br />

Basisangebot nur schwer <strong>im</strong> selben Produkt vereinen lassen. Ähnlich wie<br />

be<strong>im</strong> Elektrizitätswerk der <strong>St</strong>adt Zürich (ewz) könnte, ausgehend von diesem Basis-<br />

51


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

angebot, der Ökowert entweder <strong>im</strong> Sinne eines Billigangebots für sehr preisbewusste<br />

Kunden vermindert oder umgekehrt von umweltbewussteren Kunden auch schrittweise<br />

erhöht werden. Während zur Entscheidung für das Billigangebot aus praktischen<br />

Gründen eine reine Auswahl einer vordefinierten Option genügen kann, empfiehlt<br />

sich für die Erhöhung des Ökowertes eine modulare Angebotspalette, deren<br />

Bausteine entweder als Gesamtes ausgewählt oder vom Kunden zu individuellen<br />

Anteilen zusammengestellt werden können. Ein Baustein würde demnach einer best<strong>im</strong>mten<br />

<strong>St</strong>romproduktionsart wie z.B. Wasser-, Wind- oder Sonnenkraft sowie Biomasse<br />

mit unterschiedlichen <strong>St</strong>ufen der Öko-Zertifizierung entsprechen. Somit würden<br />

sowohl der Wunsch einiger Probanden, nicht wählen zu müssen als auch die<br />

Möglichkeiten zur Auswahl aus einem vorgegebenen Sort<strong>im</strong>ent, der zusätzlich wählbaren<br />

Ökostrom-Optionen und zur individuellen Best<strong>im</strong>mung des <strong>St</strong>rommixes miteinander<br />

verbunden.<br />

52


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

6. Schlussfolgerungen<br />

Durch die anstehende Liberalisierung in zwei Schritten – erst für Grosskunden und<br />

später auch für Privatkunden – zeichnet sich bereits jetzt eine neue Wettbewerbssituation<br />

<strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> ab: Allianzen <strong>im</strong> <strong>St</strong>romeinkauf werden gebildet,<br />

neue <strong>St</strong>romprodukte eingeführt, und die Marketingaktivitäten der EVU werden verstärkt.<br />

Damit sollen Kunden, welche die freie Lieferantenwahl haben werden, zukünftig<br />

zum Verbleib be<strong>im</strong> bisherigen EVU bzw. zum Wechsel weg von der Konkurrenz<br />

bewogen werden. Erfahrungen in Deutschland haben jedoch gezeigt, dass die<br />

Wechselrate mit rund 5% der Privatkunden sehr gering ist und grösstenteils auf einer<br />

initialen Welle des Lieferantenwechsels zu Beginn der Liberalisierung beruht. Die<br />

meisten Wechselkunden haben sich für Ökostrom von spezialisierten Nischenanbietern<br />

entschieden. Weitaus grösser war jedoch der interne Wechsel zu einem ökologischeren<br />

oder auch billigeren <strong>St</strong>romangebot. Für EVU stellt sich nun kurz vor dem<br />

Eintreten in das Wettbewerbszeitalter nicht nur die Frage nach der opt<strong>im</strong>alen strategischen<br />

Aufstellung, sondern insbesondere auch nach der konkreten Ausgestaltung<br />

der Produkte und deren Auswahlmöglichkeiten für die Kunden.<br />

Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass Privatkunden bei der Wahl ihres<br />

<strong>St</strong>romangebotes den Kriterien <strong>St</strong>rommix, Kosten und Ort der <strong>St</strong>romproduktion besondere<br />

Beachtung schenken. Andere Attribute wie etwa der <strong>St</strong>romlieferant, das<br />

Preismodell, eine Öko-Zertifizierung oder die Vertragsdauer spielen für den durchschnittlichen<br />

Privatkunden jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Das präferierte<br />

<strong>St</strong>romprodukt sollte laut Conjoint-Analyse aus einem möglichst breit abgestützten<br />

<strong>St</strong>rommix mit erneuerbaren Energien bestehen, so preisgünstig wie möglich sein und<br />

aus regionaler oder inländischer Produktion stammen. Hierbei sind nach Möglichkeit<br />

die Sonnenenergie, die Windkraft und Kleinwasserkraftwerke als Energiequellen für<br />

den Anteil an erneuerbaren Energien <strong>im</strong> <strong>St</strong>rommix zu berücksichtigen. Bevorzugt<br />

wird zudem eine Versorgung durch einen regionalen <strong>St</strong>romlieferanten mit möglichst<br />

kurzer Kündigungsfrist und einer Abrechnung nach Hoch- und Niedertarif. Werden<br />

zertifizierte <strong>St</strong>romprodukte mit erneuerbaren Energien angeboten, entsprechen insbesondere<br />

solche mit Förderfonds zur Finanzierung von Umweltmassnahmen wie<br />

der F+E auf dem Gebiet neuer Energietechnologien, Energieeffizienzmassnahmen<br />

und der <strong>St</strong>romproduktion aus erneuerbaren Energien in bereits bestehenden Kraftwerken<br />

den Kundenwünschen.<br />

53


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Für die Konzeption der Angebotspalette empfiehlt der Autor die automatische Versorgung<br />

der Kunden mit einem Basisprodukt, von welchem ausgehend der Ökowert<br />

individuell entweder zur Erreichung eines möglichst billigen Angebotes herabgesetzt<br />

oder in Form von verschiedenen Ökostrom-Optionen erhöht werden kann. Diese<br />

Optionen sollten entweder als ganze Bausteine oder zu verschiedenen Prozentanteilen<br />

am gesamten persönlichen <strong>St</strong>rommix vom Kunden zusammengestellt werden<br />

können.<br />

Es liegt jedoch bei den EVU, hinsichtlich der konkreten Angebotsgestaltung<br />

eine Entscheidung zu treffen. Diese hängt insbesondere von der angestrebten strategischen<br />

Positionierung <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>, also dem Willen des Eigentümers ab:<br />

Sollen weiterhin sämtliche Kunden angesprochen werden, oder soll als Nischenanbieter<br />

von entweder möglichst günstigen <strong>St</strong>romprodukten oder von Ökostrom am<br />

Markt agiert werden? Sollen alle vorgeschlagenen Produkttypen gleichzeitig angeboten<br />

werden oder nur eine Auswahl davon? Ist es rechtlich möglich, Privatkunden<br />

automatisch mit einem best<strong>im</strong>mten Basisangebot zu beliefern, wenn nebenbei noch<br />

ein billigeres Produkt <strong>im</strong> Angebot steht? Durch die Beantwortung der oben gestellten<br />

Fragen und auf Grundlage der Ergebnisse aus der vorliegenden Arbeit, können die<br />

strategischen Entscheidungen für den Wettbewerb nach der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung<br />

gefällt werden.<br />

Zum Abschluss der Arbeit bietet es sich an, <strong>im</strong> Hinblick auf die kommende<br />

Liberalisierung, deren konkreter Verlauf heute noch ungewiss ist, einige Thesen zur<br />

zukünftigen Wettbewerbssituation <strong>im</strong> Schweizer <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> aufzustellen:<br />

• These 1: Nach der Marktöffnung wird es zu einer Konsolidierung <strong>im</strong> Markt<br />

kommen. Diese wird neben den national und regional tätigen EVU, die ihre<br />

Marktposition halten oder ausbauen wollen, 148 auch die lokalen <strong>St</strong>romlieferanten<br />

betreffen, welche <strong>im</strong> Zielgebiet der finanzkräftigeren potentiellen Wettbewerber<br />

tätig sind. Es ist zu erwarten, dass in erster Linie regionale <strong>St</strong>romlieferanten<br />

das grösste Marktanteilswachstum auf Kosten von lokalen Lieferanten<br />

erreichen werden. Ausländische Lieferanten werden nur eine kleine Rolle<br />

spielen.<br />

• These 2: Die bisherigen Anstrengungen <strong>im</strong> Marketing werden auch nach der<br />

Liberalisierung für Privatkunden fortgeführt oder zumindest in einer ersten<br />

148 Vgl. hierzu Pascal Hollenstein, „Ein Fünftel des Schweizer <strong>St</strong>roms könnte bald von den BKW<br />

geliefert werden“, NZZ am Sonntag 228. (2007): 39.<br />

54


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Wettbewerbsphase zusätzlich verstärkt. Der Autor zweifelt jedoch für den<br />

Moment auf Grund der Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung und der<br />

Erfahrungen mit geringen Wechselraten <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> an der<br />

Wirksamkeit von Markennamen und Öko-Zertifikaten bei der Mehrheit der Privatkunden,<br />

für die <strong>St</strong>rom ein typisches low interest-Produkt darstellt. Vielversprechender<br />

sind aus Sicht des Autors einerseits das Angebot von Ökostromprodukten<br />

als Nischenanbieter und gezielte Marketing-Aktionen zu Beginn der<br />

Liberalisierung, um diejenigen Kunden mit höherer Zahlungsbereitschaft zu<br />

einem Lieferanten- oder Produktwechsel zu bewegen und durch geeignetes<br />

Kundenbindungsmanagement langfristig an das Unternehmen zu binden. Andererseits<br />

können preissensible Kunden mittels günstigen <strong>St</strong>romprodukten<br />

neu akquiriert und bestehende Kunden vom Lieferantenwechsel abgehalten<br />

werden.<br />

• These 3: Der Autor vermutet <strong>im</strong> Aufbau von neuen Geschäfts- und Vertriebsmodellen<br />

zusätzliche Absatzpotentiale, welche durch Kooperationen mit Anbietern<br />

von anderen Produkten und Dienstleistungen ausgeschöpft werden<br />

könnten. So wäre der Absatz von Ökostromprodukten mittels neuer Vertriebswege<br />

in Geschäften für Waren des täglichen Bedarfs 149 denkbar oder könnte<br />

be<strong>im</strong> Verkauf von Produkten mit Umwelt- und Energiebezug wie z.B. Elektrogeräten<br />

in Form eines All Inclusive-Angebots gleich „mitgeliefert“ werden. Ein<br />

weiteres interessantes Vertriebsmodell stellt das Internet mit der Möglichkeit<br />

zur individuellen Zusammensetzung des persönlichen <strong>St</strong>rommixes für den<br />

Kunden dar. 150<br />

149 VSE (2007b).<br />

150 <strong>St</strong>adtwerk Winterthur (2007).<br />

55


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

7. Kritische Würdigung der Arbeit<br />

Eine CBC-Analyse, wie sie in der vorliegenden Arbeit angewandt wurde, ist mit einer<br />

Vielzahl von methodischen Entscheiden in den verschiedenen Untersuchungsschritten<br />

verbunden. Diese Entscheidungen müssen unter Berücksichtigung des Untersuchungsgegenstandes<br />

und der gestellten Forschungsfragen fallweise getroffen werden.<br />

Zum Abschluss der Arbeit sollen an dieser <strong>St</strong>elle die wichtigsten Methodenentscheide<br />

kritisch gewürdigt werden.<br />

Die quantitative Vorstudie, welche der eigentlichen CBC-Analyse vorausging,<br />

basiert zwar auf lediglich 30 zufällig ausgewählten Privatpersonen, was keine detaillierten<br />

Auswertungen erlaubt; sie lieferte jedoch insbesondere wichtige Erkenntnisse<br />

über relevante bzw. nicht relevante Attribute und festigt somit das Fundament der<br />

darauf aufbauenden CBC-Untersuchung.<br />

Auf Grund der Entscheidung für eine Online-Umfrage wurden automatisch alle<br />

Personen von der Teilnahme ausgeschlossen, welche keinen Zugang zum Internet<br />

haben. Trotz dieser Einschränkung konnte mit 628 effektiv verwendbaren Fragebögen<br />

eine Rücklaufquote von über 6% erreicht werden. Die elektronische Durchführung<br />

der Untersuchung ist zudem praktischer als eine klassische paper and pencil-<br />

<strong>St</strong>udie, da sie erhebliche Zeiteinsparungen in der Datenerfassung mit sich bringt und<br />

mögliche Fehler der manuellen Übertragung von Daten in das Auswertungsprogramm<br />

vermieden werden können.<br />

Obwohl mit einer ACA eine grössere Anzahl an Attributen hätte untersucht<br />

werden können, scheint die Wahl einer CBC-Analyse geeignet, da die Auswahlsituation<br />

durch die Gegenüberstellung von ganzen Produktkonzepten in Choice Tasks<br />

basierend auf der Vollprofilmethode realistischer nachgestellt werden kann. In vielen<br />

CBC-Untersuchungen wird den Probanden zusätzlich zu den Produktkonzepten eine<br />

so genannte None-Option zur Wahl angeboten. Auf diese wurde hier bewusst verzichtet,<br />

da kaum ein Bewohner der westlichen Welt ohne <strong>St</strong>rom auskommen will bzw.<br />

kann.<br />

Die doppelte Schwierigkeit des Untersuchungsgegenstandes, welcher sich<br />

erstens auf das intangible low interest-Produkt <strong>St</strong>rom bezieht und zweitens das Antizipieren<br />

der zukünftig liberalisierten Marktsituation verlangt, wird durch einen der<br />

Umfrage vorangestellten Text zur Sensibilisierung der Probanden entschärft.<br />

56


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Die Ergebnisse der CBC-Analyse lassen Schlüsse über Präferenzen und Zahlungsbereitschaften<br />

von Kunden für Attribute und Ausprägungen zu. Interessant wäre an<br />

dieser <strong>St</strong>elle die Weiterverwendung der Resultate <strong>im</strong> Rahmen einer Means End-<br />

Analyse: Mittels persönlicher qualitativer Interviews könnte ausgehend von den ermittelten<br />

Präferenzwerten der Attribute zu deren konkreten Nutzen für den Kunden<br />

und schliesslich den damit verfolgten Werthaltungen vorgedrungen werden. 151 Die<br />

Werthaltungen bilden schliesslich eine geeignete Grundlage für Handlungsempfehlungen<br />

bezüglich Marketing und Kommunikation der untersuchten Produkte. Aus<br />

Platz- und Zeitgründen musste jedoch <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit auf die Durchführung<br />

einer Means End-Analyse verzichtet werden, eine solche Untersuchung könnte jedoch<br />

Gegenstand einer weiterführenden <strong>St</strong>udie sein.<br />

Auf Grund der ungenügenden Signifikanzniveaus von Ergebnissen der CBC-<br />

Analyse zum Thema Öko-Labelling musste auf eine weitergehende Untersuchung<br />

verzichtet werden. Dies wäre jedoch ein spannendes Gebiet für zukünftige Conjoint-<br />

<strong>St</strong>udien, da es mit dieser Methode nach bestem Wissen des Autors noch relativ wenig<br />

erforscht wurde und auch weil die Öko-Labels für <strong>St</strong>rom <strong>im</strong> Verlauf der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung<br />

stark an Bedeutung gewinnen könnten.<br />

151 Herrmann (2005) 31 ff.<br />

57


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

V. Danksagung<br />

An dieser <strong>St</strong>elle möchte ich mich bei allen, die den Abschluss der vorliegenden Arbeit<br />

in irgendeiner Form unterstützt haben, herzlich bedanken. Ein besonderer Dank<br />

geht an Dr. Rolf Wüstenhagen und Josef Känzig vom Institut für Wirtschaft und Ökologie<br />

an der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> für die wertvolle methodische Unterstützung, sowie<br />

an Prof. Dr. Andreas Herrmann und Dr. Klaus Edel von der Forschungsstelle für Business<br />

Metrics der Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>. Ebenfalls recht herzlich danken möchte ich<br />

den Praxispartnern für die gute Zusammenarbeit und die freundliche Unterstützung<br />

der Online-Befragung.<br />

VI


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

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X


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

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<strong>St</strong>adtwerk Winterthur. Bestellformular <strong>St</strong>romprodukt. 2007. 24. April 2007<br />

<br />

Swissgrid. 2006. Homepage. 25. Mai 2007


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

about-us/vision/><br />

Technischer Überwachungs-Verein [TÜV]. Energie-Zertifizierung. 2007. 19. Mai 2007<br />

<br />

Verband der Elektrizitätswirtschaft [VDEW]. Glossar. 2007. 3. Februar 2007<br />

<br />

Verein für umweltgerechte Elektrizität [VUE]. 2007. 27. April 2007<br />

<br />

Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen [VSE]. Öffnung des<br />

<strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es durch das Bundesgericht. 2003. 3. Februar 2007<br />

<br />

- - -. Elektrizitätsmarktöffnung soll beschleunigt werden. 2004. 3. Februar 2007<br />


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

VIII. Verzeichnis der Interviews mit Auskunftspersonen<br />

Andreas Herrmann, Direktor der Forschungsstelle für Business Metrics an der<br />

Universität <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>. Expertengespräch zum CBC-<strong>St</strong>udiendesign. <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>.<br />

5. März 2007.<br />

XIII


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

IX. Eigenständigkeitserklärung<br />

Ich erkläre hiermit,<br />

• dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Verwendung anderer<br />

als der angegebenen Hilfsmittel verfasst habe,<br />

• dass ich sämtliche verwendeten Quellen erwähnt und gemäss gängigen wissenschaftlichen<br />

Zitierregeln korrekt zitiert habe,<br />

• dass ich ohne schriftliche Zust<strong>im</strong>mung des Rektors keine Kopien dieser Arbeit<br />

an Dritte aushändigen werde, ausgenommen nach Abschluss des Verfahrens<br />

an <strong>St</strong>udienkollegen und -kolleginnen oder an Personen, die mir wesentliche<br />

Informationen für die Master-Arbeit zur Verfügung gestellt haben.<br />

Andreas Burkhalter <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>, 11.06.2007<br />

XIV


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

XI. Anhänge<br />

xi.i Telefoninterview vom 14.02.2007 mit dem CEO einer mittelständischen<br />

Unternehmensberatung<br />

Andreas Burkhalter: Wie viele Privatkunden haben seit der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>liberalisierung<br />

ihren Anbieter gewechselt? Wie gross ist hierbei der Anteil der „Angebotshüpfer“,<br />

welche Ihren <strong>St</strong>romversorger bei beinahe jeder sich bietender<br />

Gelegenheit wechseln? Wie viele Privatkunden sind zwar be<strong>im</strong> alten EVU<br />

geblieben, haben dort jedoch ein anderes <strong>St</strong>romprodukt gewählt?<br />

H.W.: Die Wechselsituation <strong>im</strong> Deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> hat sich seit der Liberalisierung<br />

<strong>im</strong> Jahr 1998 kaum verändert und liegt bei insgesamt knapp 5%. Die von Ihnen<br />

angesprochenen Mehrfachwechsler haben <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> keinen nennenswerten<br />

Anteil. Dies lässt sich mit einer kleinen Rechnung veranschaulichen: Im<br />

deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> gibt es ca. 40 Millionen Haushalte, also private <strong>St</strong>romkunden.<br />

Von den zuvor genannten 5% ausgehend, würde sich eine Gruppe von ungefähr 2<br />

Millionen Wechselkunden ergeben. Hiervon haben etwa 1,2 Millionen einen Vertrag<br />

bei Yello unterzeichnet, nachdem sich dieses Unternehmen in einer frühen Phase<br />

der Liberalisierung als billigster alternativer <strong>St</strong>romversorger positioniert hat. Die meisten<br />

dieser Kunden sind auch bis heute bei Yello geblieben. Daraus kann man also<br />

folgern, dass es Mehrfachwechsler nur in unbedeutender Anzahl gibt.<br />

Der Kunde, welcher bei seinem bisherigen EVU bleibt, tut dies in erster Linie,<br />

weil er sich dort gut versorgt fühlt. Der Hauptgrund zum internen Wechsel liegt eindeutig<br />

<strong>im</strong> Preis: Beinahe alle internen Wechsel sind in eine tiefere Preiskategorie<br />

gerutscht. Der Anteil von internen Wechseln in eine höhere Preiskategorie für z.B.<br />

Ökostrom ist verschwindend klein – diese Kunden sind meist zu einem spezialisierten<br />

Anbieter von Ökostrom gewechselt.<br />

Welche Faktoren best<strong>im</strong>men das Produktwahl- und Wechselverhalten der Privatkunden<br />

<strong>im</strong> <strong>freien</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> (EVU- und <strong>St</strong>romprodukte-Marken,<br />

Preis, <strong>St</strong>rommix, etc.)?<br />

Man muss beachten, dass der <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> insbesondere <strong>im</strong> Segment der Privatkunden<br />

ganz unterschiedlichen Gesetzmässigkeiten folgt, als dies in anderen Industrien<br />

XV


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

der Fall ist: <strong>St</strong>rom ist <strong>im</strong>mer noch ein low interest-Produkt. Der Bezug zum Produkt<br />

<strong>St</strong>rom ist z.B. ein ganz anderer als zum Produkt Gas, welches stark mit dem Aspekt<br />

der Sicherheit verknüpft ist, nämlich quasi inexistent. Das Interesse, sich dem Thema<br />

<strong>St</strong>rom oder Lieferantenwechsel zu widmen, ist sehr gering. Dies ändert sich nun<br />

zwar ein bisschen. In erster Linie wird das Thema <strong>St</strong>rom jedoch unter technischen<br />

und ökologischen Aspekten diskutiert, aber weniger unter dem Gesichtspunkt des<br />

möglichen Anbieterwechsels. Die Differenzierungsmöglichkeiten sind jedoch <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu anderen Produkten sehr beschränkt. Möglich ist eine Differenzierung unter<br />

anderem durch die Produktionsart, wie z.B. Ökostrom, Vertragskonstellationen wie<br />

Laufzeiten, Einfachheit oder Transparenz sowie Servicequalität.<br />

Vor ungefähr 2 Jahren wurde von einem deutschen EVU eine Untersuchung<br />

durchgeführt, um herauszufinden, welche <strong>St</strong>romproduktattribute für den Privatkunden<br />

von Bedeutung sind. Besonders interessant ist, dass der Preis nicht an erster <strong>St</strong>elle<br />

steht. Am wichtigsten ist dem Kunden das Image, gefolgt von der Servicequalität (wie<br />

Erreichbarkeit, Rechnungsgenauigkeit, etc.). Zur Imagebildung kann der Aufbau einer<br />

Marke herangezogen werden, welche dem low interest-Produkt <strong>St</strong>rom das gewisse<br />

Etwas gibt, das den Kunden interessiert. Möglichkeiten verbergen sich hier<br />

hinter den <strong>St</strong>ichworten billig (z.B. Yello: gelb, gut, günstig) und einfach (z.B. E.ON: E<br />

wie einfach) sowie Besonderheit <strong>im</strong> Sinne einer örtlichen, vertrauten <strong>St</strong>romversorgung<br />

– man kennt sein EVU und kann auch vor Ort mit dem Kundenservice sprechen.<br />

Dies wiederum spricht für die Qualität des Produktes, also ein für die Kunden<br />

wichtiges Attribut.<br />

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Öko-Zertifikaten und eventuell damit verbundenen<br />

Förderbeiträgen für Ökostrom für die Kaufwahrscheinlichkeit ein?<br />

Ökostrom hat in Deutschland eine best<strong>im</strong>mte Fangemeinde. Diese Ökostrom-<br />

Liebhaber sind bereits sehr bald nach der Liberalisierung zu spezialisierten Anbietern<br />

gewechselt. Zum Beispiel Pure Power <strong>St</strong>. Moritz: in Verbindung mit der ökologischen<br />

Produktionsart lässt sich auch das Attribut geografische Herkunft als Werbemittel<br />

einsetzen. Isoliert macht dies jedoch kaum Sinn. Der grösste deutsche Ökostrom-<br />

Versorger geniesst das Vertrauen von bundesweit ca. 400 000 Privatkunden. Seit<br />

dieser ersten Welle haben sich jedoch <strong>im</strong> deutschen Ökostrommarkt keine nennenswerten<br />

Verschiebungen mehr ergeben.<br />

XVI


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Ökostrom-Zertifikate wie z.B. Naturemade oder TÜV in der Schweiz werden<br />

zwar auch in Deutschland zur Kennzeichnung von <strong>St</strong>rom aus erneuerbaren Energien<br />

verwendet, sind den Privatkunden jedoch nicht wichtig.<br />

Ist bei deutschen EVU eine bevorzugte <strong>Produktgestaltung</strong>sart (z.B. <strong>im</strong> Sinne<br />

von wenigen, einfach zu unterscheidenden Produkten gegenüber mehreren,<br />

komplexen und zum Teil nur min<strong>im</strong>al differenzierten Angeboten) zu beobachten?<br />

In diesem Zusammenhang ist insbesondere eine Kampagne von E.ON zu erwähnen,<br />

welche eine bundesweite <strong>St</strong>rommarke unter dem Namen „E wie einfach“ lanciert hat.<br />

Dieses Angebot ist laut Werbung <strong>im</strong>mer billiger als das örtliche <strong>St</strong>adtwerk in seinem<br />

Grundversorgungstarif (1 ct/kWh für <strong>St</strong>rom und 0,2 ct/kWh für Gas).<br />

Verallgemeinernd kann jedoch nicht von einem best<strong>im</strong>mten Königsweg gesprochen<br />

werden. In Deutschland wird vor allem von sehr kleinen lokalen EVU zum<br />

Teil nur ein einziger Tarif angeboten – der Grundversorgungstarif. Andere EVU hingegen<br />

bieten eine breite <strong>St</strong>romproduktpalette an. Bei einer einfachen Angebotsgestaltung<br />

fehlt dem EVU einerseits die Differenzierungsmöglichkeit, und andererseits<br />

sind einfache Tarife direkt mit Konkurrenzangeboten vergleichbar, was sich nur für<br />

wirklich billige Anbieter lohnt. Eine komplexere <strong>Produktgestaltung</strong> hingegen bringt<br />

den Nachteil der aufwändigen prozessualen Abbildung in der Abrechnung mit sich.<br />

Beide Ansätze sind jedoch nicht besonders zielführend. Das Opt<strong>im</strong>um wird irgendwo<br />

zwischen den beiden Extremen einfach und komplex liegen. Dieser Mittelweg widerspiegelt<br />

eine Abwägung zwischen Transaktionskosten zur aufwändigen Abrechnung<br />

der komplexen <strong>St</strong>romprodukte und der Möglichkeit zur Ansprache einer höheren<br />

Anzahl von Kunden.<br />

Ist es <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> üblich, Privatkunden automatisch mit Ökostrom<br />

zu versorgen und per Brief auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen,<br />

wieder zu konventionellen (und somit billigeren) Alternativen zurück zu wechseln?<br />

Diese Vorgehensweise ist mir aus dem deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> nicht bekannt. Jeder<br />

Privatkunde ist von Gesetzes wegen automatisch <strong>im</strong> Grundversorgungstarif, sofern<br />

XVII


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

er oder sie kein anderes Produkt bestellt. Be<strong>im</strong> Grundversorgungstarif handelt es<br />

sich <strong>im</strong>mer um eine herkömmliche, also nicht-ökologische <strong>St</strong>romversorgung. Ob eine<br />

Umstellung des Grundversorgungstarifes auf Ökostrom überhaupt rechtlich zulässig<br />

ist, wäre zu prüfen.<br />

Wagen wir doch zum Schluss noch einen Vergleich mit dem <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> in<br />

Grossbritannien. Wird Deutschland in Zukunft ähnliche Wechselraten bei Privatkunden<br />

erleben? Wann könnte es so weit sein? Welche Veränderungen<br />

müssten sich hierzu vorher be<strong>im</strong> Kunden einstellen?<br />

Das momentane Wechselverhalten der deutschen Privatkunden lässt sich nicht mit<br />

der Situation in Grossbritannien vergleichen. Es wird zwar einen Trend hin zu stärkerem<br />

Wechselverhalten von Privatkunden geben, dieser wird jedoch erwartungsgemäss<br />

eher moderat ausfallen, weil die Ausgangssituation der Liberalisierung <strong>im</strong><br />

deutschen wie <strong>im</strong> schweizerischen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> anders gelagert ist als in Grossbritannien.<br />

Dort gab es nie so genannte <strong>St</strong>adtwerke, also kommunale Versorgungsunternehmen,<br />

zu denen die Bevölkerung einen örtlichen, direkten Bezug hat da die<br />

Angestellten des lokalen EVU persönliche Bekannte sein können. Dieses verbindende<br />

Element fehlt bei nationalen oder regionalen EVU oft. Somit ist die Bereitschaft<br />

zum Wechsel in Ländern wie Grossbritannien bedeutend höher als in Deutschland.<br />

Eine Spezialität des britischen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>es sind aus diesen Gründen auch die bereits<br />

vorher angesprochenen Mehrfachwechsler, welche dort eindeutig stärker vertreten<br />

sind als <strong>im</strong> deutschen <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong>.<br />

Auslöser für einen Anbieterwechsel sind in erster Linie Preiserhöhungen.<br />

Hierzu genügt bereits ein gefühlter Preisanstieg. Ein grosser Anteil des Preisanstiegs<br />

beruht jedoch auf steigenden staatlichen Abgaben, welche sich in Deutschland auf<br />

rund 40% belaufen.<br />

XVIII


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

xi.ii Quantitative Vorbefragung<br />

(Fragebogen für die telefonische Vorstudie)<br />

In naher Zukunft soll der schweizerische <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> für den Wettbewerb geöffnet<br />

werden. Als private(r) <strong>St</strong>romkonsument(in) werden Sie somit Ihren <strong>St</strong>romlieferanten<br />

und dessen Produkte frei wählen können. Bitte versetzten Sie sich nun in diese Situation,<br />

wenn ich Ihnen gleich einige Fragen zur Auswahl von <strong>St</strong>romprodukten stellen<br />

werde.<br />

Wie wichtig sind für Sie bei der Kaufentscheidung für <strong>St</strong>rom die folgenden<br />

Produktattribute?<br />

(Wie stark beeinflusst dieses Kriterium Ihre Kaufentscheidung für ein best<strong>im</strong>mtes<br />

<strong>St</strong>romprodukt?)<br />

Wichtigkeit: 1= unwichtig 2=eher unwichtig 3= neutral 4= eher wichtig 5= wichtig<br />

1. Vertragsdauer<br />

(z.B. monatlich, halbjährlich, jährlich oder nach 3 Jahren kündbar)<br />

2. <strong>St</strong>rommix<br />

(z.B. Wasser-, Atom-, Wind-, Solarkraft, Geothermie, Biogas, Kohle, Erdöl, etc.)<br />

3. CO2-Ausstoss pro kWh<br />

4. Menge an radioaktivem Abfall pro kWh<br />

5. Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />

6. Preismodell<br />

(z.B. Fixpreis, indexierter Preis, Unterscheidung zwischen Tag- und Nachttarif)<br />

Entscheidwahrscheinlichkeit: 1= tief 2=eher tief 3= neutral 4= eher hoch5= hoch<br />

- Fixpreis<br />

- Indexierter Preis<br />

- Unterscheidung zwischen Tag- und Nachttarif<br />

7. Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

(z.B. Region, Schweiz, Ausland, unbekannt)<br />

8. Energieversorgungsunternehmen<br />

(z.B. sgsw, ewz, iwb, etc.)<br />

9. <strong>St</strong>rommarkenname<br />

(z.B. aquapower, ewb.BERNER.Kraft, ewz ökopower)<br />

10. Zertifizierung<br />

(eine unabhängige Zertifizierungsstelle bestätigt die umweltverträgliche <strong>St</strong>romproduktion)<br />

Entscheidwahrscheinlichkeit: 1= tief 2=eher tief 3= neutral 4= eher hoch5= hoch<br />

- TÜV<br />

- naturemade<br />

11. Einzahlung in einen Förderfonds für erneuerbare Energien<br />

XIX


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

(einige Rp. pro kWh konsumierten <strong>St</strong>rom werden in einen speziellen Ökostrom-<br />

Fonds einbezahlt)<br />

Entscheidwahrscheinlichkeit: 1= tief 2=eher tief 3= neutral 4= eher hoch5= hoch<br />

- Wasserkraft<br />

- Neue Erneuerbare Energien<br />

12. Erbringen von Zusatzdienstleistungen<br />

(z.B. Energieberatung, Elektrikernotdienst, etc.)<br />

Die telefonische Befragung von 30 Privatpersonen in <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> hat folgende Ergebnisse<br />

zu Tage gebracht, welche in Tabelle 9 dargestellt sind. In der Spalte Wichtigkeit<br />

werden Mittelwerte auf der Antwortskala von 1 bis 5 aufgeführt, wonach sämtliche<br />

Antworten mit Wert grösser als bzw. kleiner gleich 3 bezüglich deren Relevanz<br />

als genügend (+) oder ungenügend (-) eingestuft werden. Letztere Einstufung fliesst<br />

in die Bewertung der Attribute in Abschnitt 3.2.1 ein.<br />

Attribut Wichtigkeit Relevanz<br />

Vertragsdauer 3,6 +<br />

<strong>St</strong>rommix 3,9 +<br />

CO2-Ausstoss pro kWh 3,9 +<br />

Radioaktiver Abfall pro kWh 4,0 +<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten 4,0 +<br />

Preismodell 3,8 +<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion 3,3 +<br />

<strong>St</strong>romlieferant 3,2 +<br />

<strong>St</strong>rommarke/Branding 2,1 -<br />

Zertifizierung 3,0 -<br />

Förderfonds für erneuerbare Energien 3,2 +<br />

Zusatzdienstleistungen 2,9 -<br />

Tabelle 9: Wichtigkeiten von Produktattributen in der quantitativen Vorstudie.<br />

XX


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

xi.iii Screenshots der Online-Befragung<br />

XXI


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

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<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

xi.iv Soziodemografische Daten der Probanden<br />

In Tabelle 10 erfolgt eine Gegenüberstellung der soziodemografischen Daten der<br />

Probanden mit dem Schweizer Durchschnitt. Hiermit soll aufgezeigt werden, in welchen<br />

Bereichen die <strong>St</strong>ichprobe der vorliegenden Unersuchung mit dem Schweizer<br />

Durchschnitt übereinst<strong>im</strong>mt und welche Kategorien über- bzw. untervertreten sind.<br />

Soziodemografische Angaben<br />

Online-<br />

Umfrage (%)<br />

CH-Vergleich<br />

(%)<br />

Alter 152<br />

15 bis 24 Jahre 3.5 14.1<br />

25 bis 29 Jahre 8 7.4<br />

30 bis 34 Jahre 8 8.1<br />

35 bis 39 Jahre 12.3 9.4<br />

40 bis 44 Jahre 13.1 10.1<br />

45 bis 49 Jahre 14.3 9.1<br />

50 bis 54 Jahre 11.6 8.0<br />

55 bis 59 Jahre 8.6 7.5<br />

60 bis 64 Jahre 8.3 6.9<br />

65 bis 69 Jahre 6.4 5.3<br />

70 bis 74 Jahre 4.1 4.6<br />

75 Jahre und älter 1.9 9.3<br />

Geschlecht 153<br />

Weiblich 27.4 51.0<br />

Männlich 72.6 49.0<br />

Zivilstand 154<br />

Verheiratet 55.7 45.8<br />

Unverheiratet 44.3 54.2<br />

EVU 155<br />

EVU 1 12.1 9.5<br />

EVU 2 13.3 9.1<br />

EVU 3 11.7 8.8<br />

EVU 4 62.9 72.7<br />

Wohnform 156<br />

Einfamilienhaus 21 36.6<br />

Reiheneinfamilienhaus 9.2 8.8<br />

Mehrfamilienhaus 69.7 54.5<br />

152<br />

BFS, <strong>St</strong>atistik des jährlichen Bevölkerungsstandes (ESPOP) und der natürlichen<br />

Bevölkerungsbewegung (BEVNAT) 2006 - provisorische Ergebnisse (Neuenburg: 2007a) 7.<br />

153<br />

BFS (2007a) 6.<br />

154<br />

BFS, Eidgenössische Volkszählung – Kennzahlen: Zivilstand 2000 (Neuenburg: 2007b).<br />

155<br />

www.wikipedia.org für Einwohnerzahlen der betreffenden Gemeinden.<br />

156<br />

BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000: Gebäude, Wohnungen und Wohnverhältnisse<br />

(Neuenburg: 2004) 28.<br />

XXXIX


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Eigentums- und Mietverhältnisse 157<br />

Eigentümer/-in 40.8 34.6<br />

Mieter/-in 59.1 63.7<br />

Anzahl Z<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Haushalt 158<br />

1 1.0 6.8<br />

2 6.4 14.1<br />

3 15.6 27.4<br />

4 31.5 26.9<br />

5 23.4 14.7<br />

6+ 22.3 10.2<br />

Anzahl Personen <strong>im</strong> Haushalt 159<br />

1 23.9 35.9<br />

2 37.1 31.6<br />

3 16.7 12.9<br />

4 13.9 13.1<br />

5 6.1 4.6<br />

6+ 2.5 1.6<br />

Anzahl Kinder <strong>im</strong> Haushalt 160<br />

0 70.6 58.9<br />

1 14.3 16.5<br />

2 11.0 17.5<br />

3 3.6 5.5<br />

4 0.2 1.2<br />

5+ 0.2 0.2<br />

Erwerbsstatus 161<br />

Selbständig 11.9 9.0<br />

Mitarbeiter/-in <strong>im</strong> Familienbetrieb 1.4 1.4<br />

Angestellte/r in der Unternehmensleitung 7.8 9.1<br />

Angestellte/r mit Vorgesetztenfunktion 26.6 11.0<br />

Angestellte/r ohne Vorgesetztenfunktion 33.3 31.7<br />

Lehrling/Lehrtochter 0 3.4<br />

Erwerbslos 0.6 2.7<br />

In Ausbildung 2.4 4.5<br />

Hausfrau/-mann 2.2 5.1<br />

Rentner/-in 13.7 21.7<br />

157<br />

BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000 – Kennzahlen: Bewohnertyp (Neuenburg: 2007c).<br />

158<br />

BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000 – Kennzahlen: Wohnungsgrösse (Neuenburg: 2007e).<br />

Halbe Z<strong>im</strong>mer wurden der unteren Kategorie zugeordnet.<br />

159<br />

BFS, Eidgenössische Volkszählung 2000, Haushalte und Familien (Neuenburg: 2005) 37.<br />

160<br />

BFS 41.<br />

161<br />

BFS, Wichtigste Ergebnisse der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung SAKE 2006 in Kürze<br />

(Neuenburg: 2007d) 7 f.<br />

XL


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

Berufsgruppe 162<br />

Führungskräfte in Unternehmen, Verwaltung oder<br />

Organisationen 17.2 6.3<br />

Akademische Berufe 15.3 17.9<br />

Techniker und gleichrangige Berufe 9.4 20.9<br />

Bürokräfte, kaufmännische Angestellte 13.2 12.0<br />

Dienstleistungs- und Verkaufsberufe 18.2 13.4<br />

Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei 0.0 4.0<br />

Handwerks- und verwandte Berufe 6.1 14.6<br />

Anlagen- und Maschinenbediener 0.5 4.6<br />

Hilfsarbeitskräfte 0.3 5.3<br />

Andere 19.9 0.6<br />

Arbeitspensum 163<br />

0 - 49% 11.5 15.4<br />

50- 89% 3.2 16.8<br />

90 - 100% 65.6 67.7<br />

Höchste abgeschlossene Ausbildung 164<br />

Obligatorische Grundschule 1.6 21.9<br />

Anlehre 0.8 2.0<br />

Diplommittelschule 2.4 3.5<br />

Berufslehre 29.4 36.1<br />

Vollzeitberufsschule 2.2 5.2<br />

Maturität 4.9 8.0<br />

Höhere Berufsausbildung 31.2 12.7<br />

Universität/Hochschule 25.3 10.2<br />

Keine Angabe 1.9 0.0<br />

Monatliches Nettoeinkommen des gesamten<br />

Haushaltes 165<br />

Unter 3'000 CHF 3.3 22.7<br />

3'001 - 6'000 CHF 30.3 52.9<br />

6'001 - 10'000 CHF 43.3 18.9<br />

Über 10'000 CHF 23.1 4.6<br />

Tabelle 10: Soziodemografische Daten der Probanden.<br />

162 BFS (2007d) 9.<br />

163 BFS (2007d) 9.<br />

164 BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung 2006 (Neuenburg: 2007f).<br />

165 BFS, Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2004 (Neuenburg 2006b).<br />

XLI


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

xi.v Multinomiales LOGIT-Modell<br />

XLII


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

xi.vi Wichtigkeiten von Attributen nach EVU<br />

Sawtooth Software SMRT Market S<strong>im</strong>ulator<br />

Copyright 1999-2007<br />

Average Importances<br />

Sankt Galler <strong>St</strong>adtwerke<br />

361<br />

TB Rorschach<br />

67<br />

EW Wald<br />

75<br />

EW Romanshorn<br />

70<br />

Total<br />

628<br />

n=<br />

4.41<br />

4.78<br />

4.23<br />

4.41<br />

4.41<br />

Vertragsdauer<br />

38.19<br />

33.78<br />

38.74<br />

38.43<br />

37.58<br />

<strong>St</strong>rommix<br />

8.16<br />

7.32<br />

7.09<br />

7.69<br />

7.85<br />

<strong>St</strong>romlieferant<br />

15.35<br />

15.51<br />

14.78<br />

13.32<br />

15.11<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

23.79<br />

26.92<br />

26.58<br />

26.19<br />

25.01<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />

3.99<br />

4.39<br />

3.37<br />

3.63<br />

3.89<br />

Zertifizierung<br />

6.11<br />

7.30<br />

5.22<br />

6.33<br />

6.14<br />

Preisstruktur<br />

XLIII


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

xi.vii S<strong>im</strong>ulation von <strong>St</strong>romprodukten 166<br />

Sawtooth Sawtooth Software SMRT Market S<strong>im</strong>ulator<br />

Copyright Copyright 1999-2007<br />

Scenario: Scenario: Öko-Billig<br />

Utility Utility Run: Logit Run<br />

Product Product S<strong>im</strong>ulation Settings<br />

S<strong>im</strong>ulation S<strong>im</strong>ulation<br />

S<strong>im</strong>ulation Mode:<br />

Share of Preference<br />

S<strong>im</strong>ulation Method:<br />

Preisstruktur<br />

2<br />

2<br />

4<br />

4<br />

Zertifizierung<br />

2<br />

3<br />

4<br />

4<br />

Monatliche <strong>St</strong>romkosten<br />

90<br />

70<br />

50<br />

30<br />

Ort der <strong>St</strong>romproduktion<br />

1<br />

1<br />

2<br />

3<br />

<strong>St</strong>romlieferant<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

<strong>St</strong>rommix<br />

4<br />

5<br />

2<br />

1<br />

Vertragsdauer<br />

Vertragsdauer<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

166 Vgl. Tabelle 2 für die detaillierten Beschreibungen der Attributsausprägungen.<br />

1.00<br />

Exponent:<br />

Product Specifications<br />

Ökologisch<br />

Umweltbewusst<br />

Basisangebot<br />

Billigangebot<br />

Product Shares of Preference<br />

30.14<br />

Ökologisch<br />

38.01<br />

Umweltbewusst<br />

23.97<br />

Basisangebot<br />

7.87<br />

Billigangebot<br />

XLIV


<strong>Produktgestaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>freien</strong> <strong><strong>St</strong>rommarkt</strong> Burkhalter<br />

xi.viii Vergleich: S<strong>im</strong>ulation und effektive Absatzzahlen<br />

1<br />

Kalenderjahr 2006<br />

S<strong>im</strong>ulation<br />

S<strong>im</strong>ulation<br />

%<br />

Zähler Zähler<br />

% %<br />

Absatz (MWh)<br />

Shares of Preference<br />

Preference<br />

1.25<br />

668<br />

0.01<br />

70<br />

Solarstrom<br />

30.14 30.14<br />

Ökologisch<br />

3.92<br />

2089<br />

5.21<br />

25230<br />

Aquapower<br />

38.01 38.01<br />

Umweltbewusst<br />

94.82<br />

50501<br />

94.77<br />

458700<br />

Normalstrom<br />

23.97 23.97<br />

Basisangebot<br />

7.87 7.87<br />

Billigangebot<br />

100<br />

53258<br />

100<br />

484000<br />

100 100<br />

XLV

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