CCC - Das chaos Computer Buch
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<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
Kritik der digitalen<br />
Vernunft<br />
Zur Entwicklung der<br />
«Künstlichen Intelligenz»<br />
von Thomas Ammann<br />
«Künstliche Intelligenz (KI) - der Begriff weckt Assoziationen:<br />
Science-fiction-Stories mit wildgewordenen Robotern, moderne<br />
Frankensteins, die homoide Silikon-Monster ä la Cyborg züchten, oder<br />
man denke etwa an die neuen Leiden des tragischen <strong>Computer</strong>helden<br />
HAL aus «2001». Der Ausdruck «Künstliche Intelligenz» sei<br />
mißlungen und sicher ungeschickt, räumen deutsche KI-Forscher<br />
selber ein. <strong>Das</strong> liege in erster Linie aber daran, daß «Artificial<br />
Intelligence» aus dem Englischen wörtlich übertragen worden sei.<br />
Klar, niemand käme etwa auf den Gedanken, «Central Intelligence<br />
Agency», CIA, mit «Zentrale Intelligenz Agentur» zu übersetzen.<br />
Doch das sprachliche Mißverständnis ist es nicht allein, auch das<br />
englische Original wurde anfangs in der Fachwelt skeptisch<br />
aufgenommen. Es gibt vermutlich überhaupt keinen Begriff, der<br />
zutreffend beschreibt, womit sich die KI-Forscher beschäftigen. Und<br />
wenn sie selbst danach gefragt werden, tun auch sie sich mit<br />
allgemeingültigen Definitionen schwer. Soviel ist jedenfalls sicher: Es<br />
geht ihnen nicht darum, den perfekten Menschen nachzubilden. «<strong>Das</strong><br />
funktioniert in der Genforschung sehr viel besser. Da weiß man ja, wie<br />
man es machen muß», meinte ein KI-Wissenschaftler lakonisch.<br />
Es ist vorgeschlagen worden, statt « Künstliche Intelligenz»<br />
Begriffe wie «Theoretische Psychologie» oder «Experimentelle<br />
Philosophie» zu verwenden. Doch die konnten sich genausowenig<br />
durchsetzen wie die Kunstworte « Kognetik» und «Intellektik». Die<br />
Bezeichnung ,(Künstliche Intelligenz» hat bei aller<br />
Verschwommenheit wenigstens den Vorteil, daß sie heute allgemein in<br />
Wissenschaft und Literatur verwendet wird. Auf bessere Vorschläge<br />
darf weiterhin gehofft werden.<br />
SUBROUTINE 1: Egghead meets Elektronengehirn -<br />
Kleine Geschichte der KI<br />
Als die <strong>Computer</strong> erfunden wurden, sah man in ihnen nur «Zahlenfresser»,<br />
überdimensionale Rechenmaschinen zur schnellen und präzisen<br />
Verarbeitung großer Zahlenmengen. Erst mit der Entdeckung,<br />
daß die «Elektronengehirne» genauso leicht auch nicht-numerische<br />
Symbole, zum Beispiel Worte, Felder auf einem Schachbrett oder graphische<br />
Symbole manipulieren konnten, begann die Geschichte der<br />
modernen KI-Forschung. Die Wissenschaftler nahmen damals an,<br />
daß ihnen nur noch die richtigen Programme fehlten, um <strong>Computer</strong><br />
auch verstandesmäßige Schlußfolgerungen ausführen zu lassen. Ende<br />
der fünfziger Jahre entwarf John McCarthy, der den Begriff « Artificial<br />
Intelligence» in die Welt gesetzt hatte, in seinem Aufsatz «Programs<br />
with Common Sense» die große Vision: Es müßte gelingen,<br />
<strong>Computer</strong> mit «gesundem Menschenverstand» auszurüsten.<br />
«Maschinen werden innerhalb der nächsten zwanzig Jahre dazu imstande<br />
sein, jede Arbeit zu übernehmen, die auch der Mensch ausführen<br />
kann», verkündete der amerikanische <strong>Computer</strong>wissenschaftler<br />
Herbert Simon 1965. Eine Prophezeiung, die sich offensichtlich nicht<br />
erfüllt hat, aber kennzeichnend ist für die Euphorie der damaligen<br />
Zeit. Simon entwickelte zusammen mit Allen Newell und Cliff Shaw<br />
das Programm «General Problem Solver» - «Universeller Problem-<br />
Löser». Die drei gingen davon aus, daß Menschen bei der Lösung ihrer<br />
Probleme - ganz gleich, um was es sich gerade handelt – allge-<br />
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