CCC - Das chaos Computer Buch
CCC - Das chaos Computer Buch
CCC - Das chaos Computer Buch
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<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
die Projekte der anderen Benutzer störst, fällst du früher oder später<br />
auf, wirst rausgeworfen und hast auch nichts mehr davon. Also lösche<br />
nichts, was du nicht selbst produziert hast, müll nicht in den Daten<br />
anderer Leute rum und vor allem: Sag es nicht weiter, es sei denn, du<br />
kannst es vor dir selbst verantworten. In Deutschland gibt es noch<br />
keine Gesetze, die dir verbieten könnten, das zu machen, was wir hier<br />
jetzt machen, aber so was kommt früher oder später ganz bestimmt.<br />
Wir», sagte er und deutete auf die Namensliste auf dem Bildschirm,<br />
«haben gewissen Spielregeln, an die wir uns halten.<br />
Gandalf wog auf einmal drei Zentner, als er alles, was er an<br />
Autorität aufbieten konnte, in den nächsten Satz legte:<br />
« Du mußt dich selbstverständlich nicht an diese Spielregeln halten,<br />
schließlich bist du ein freier Mensch. Aber wenn du es nicht tust, sind<br />
wir keine Freunde mehr. Du wirst nie wieder ein Sterbenswörtchen<br />
von dem erfahren, was wirklich auf den Netzen läuft. Ich weiß nicht,<br />
ob dich das beeindruckt, aber das ist ernst gemeint, und wenn du nicht<br />
bereit bist, es zu akzeptieren, lassen wir das ganze lieber. »<br />
Übergangslos wurde er wieder der nette Mensch, als den ich ihn<br />
kannte.<br />
«Na ja, machen wir mal weiter. Laß mich mal an den Rechner. Wir<br />
wollen doch mal sehen, was die Jungs so treiben. Wahrscheinlich<br />
chatten. »<br />
Er drängte mich fast vom Hocker, und seine Finger flogen über die<br />
Tastatur.<br />
« Chatten heißt schnattern, und genau das ist es eigentlich auch.<br />
Man klönt halt miteinander. <strong>Das</strong> ist auf der Kiste normalerweise gar<br />
nicht so einfach, aber wir haben da ein kleines Programm geschrieben,<br />
Phineas heißt der Knabe, das ruf ich jetzt mal auf. »<br />
Plötzlich waren wir mitten in einer flotten Konferenz, deren<br />
Teilnehmer sich angeregt unterhielten. Mir fiel auf, daß die<br />
Umgangssprache Deutsch war.<br />
«Warum nicht in deutsch?» war die Antwort. « Ramazuki sitzt in<br />
Altona, Nishio-San in Blankenese, dieser Nakio sitzt irgendwo im<br />
Saarland . . . da ist Deutsch doch wohl die praktischste Lösung, oder?<br />
Wenn da jetzt zufällig ein Ami oder so was reinschneit, dann geht's<br />
natürlich englisch weiter, aber bisher haben wir die Kiste immer noch<br />
für uns alleine.»<br />
Die Konferenz deutscher Hacker in einem japanischen <strong>Computer</strong><br />
amerikanischer Herkunft sprudelte munter drauflos, bis Gandalf<br />
irgendwann das Interesse verlor und sich aus dem Dialog<br />
verabschiedete. <strong>Das</strong> gab mir die Gelegenheit, weitere Fragen<br />
loszuwerden, die mich beschäftigten:<br />
«Woher weißt du das alles? Ich mein', wie man mit so einem<br />
Rechner umgeht und wie die Befehle heißen?»<br />
«Ach, das ist nichts Besonderes. Erstens weiß ich selbst gar nicht so<br />
sehr viel, ich werd' wohl noch ein Weilchen brauchen, bis ich mit der<br />
Kiste etwas wirklich Sinnvolles anstellen kann - Apfelmännchen<br />
berechnen zum Beispiel-, und zweitens ist das ein <strong>Computer</strong>, der<br />
ausgesprochen freundlich ist. Schau mal her: Wenn ich HELP, also<br />
Hilfe, eingebe, dann kriege ich eine Liste der möglichen Befehle. Und<br />
zu jedem Befehl gibt es ausführliche Erklärungen, die ich genauso<br />
einfach abrufen kann. Sehr benutzerfreundlich, wirklich. Na ja, und<br />
durch Versuch und Irrtum lernt man so ein System dann allmählich<br />
kennen.»<br />
«<strong>Das</strong> kostet doch eine Menge Zeit. Und es bringt mich auf die<br />
nächste Frage: Wenn ihr das zu dritt oder mit noch mehr Leuten drin<br />
seid, fällt das nicht auf?»<br />
Gandalf setzte wieder sein typisches Grinsen auf, mit dem er mich<br />
darauf hinwies, daß ich die Antwort durch Nachdenken eigentlich<br />
auch selber geben könnte. «Erstens ist es Samstag. Da arbeiten auch<br />
die Japaner nicht. Zweitens ist es in Japan gerade früher Abend, also<br />
hätten die auch in der Woche schon längst Feierabend. Und drittens<br />
machen wir ja nichts, was die Kiste sonderlich belasten würde. Schau<br />
mal. »<br />
Während er redete, hatte er schon wieder mehrere Befehle<br />
eingegeben. Auf unserem Bildschirm erschienen Zahlen.<br />
«<strong>Das</strong> sind die Auslastungswerte der Zentrale inheit. <strong>Das</strong> hier ist<br />
irgendein ständig laufendes Programm, das alleine zehn Prozent der<br />
Kapazität schluckt, die beiden hier brauchen zusammen auch noch mal<br />
zehn Prozent und das da ganz unten auf der Liste, die Nullkom<br />
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