CCC - Das chaos Computer Buch
CCC - Das chaos Computer Buch
CCC - Das chaos Computer Buch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
verabschieden. Schade, denn eine offensive und öffentliche Unterstützung<br />
der Szene wäre nicht nur ehrlicher, sondern ist nach wie vor<br />
nützlich und notwendig.<br />
Obwohl man mich einen nennen könnte, war ich<br />
damals sehr skeptisch, als die Frage anstand, ob ich mir einen <strong>Computer</strong><br />
anschaffen sollte. Mir leuchtete ein, dass nun kleinere Firmen in<br />
der Lage waren, ihre Lagerhaltung, die <strong>Buch</strong>haltung und was sonst<br />
nicht alles elektronisch abzuwickeln. Im Prinzip war das nichts Neues.<br />
Einreihen in das Heer von Programmierern, die sich auf Basic-Finanzbuchhaltungsprogramme<br />
und ähnliches stürzten, wollte ich mich nicht.<br />
Ehrlich gesagt, ich hatte vom Programmieren einer Varianzanalyse in<br />
Algol während des Studiums noch die Nase voll. Auch das<br />
Herumgequäle mit einer primitiven Textverarbeitung konnte mich<br />
damals nicht dazu bringen, meine gerade angeschaffte elektrische<br />
Schreibmaschine zu verschenken. Allein das popelige Schriftbild des<br />
lärmenden Matrixdruckers war schon abschreckend genug. Videospiele<br />
haben mich schon interessiert, nur, was ich so sehen konnte,<br />
kamen sie an die Qualität eines Spielhallengeräts bei weitem nicht<br />
heran.<br />
Dennoch wurde ein Apple II, kein Original, das war zu teuer, sondern<br />
ein taiwanesischer Nachbau angeschafft. Die Hacker waren<br />
schuld. Bei Nachforschungen zu einem Fersehbeitrag landete ich auch<br />
in der <strong>Computer</strong>freak-Szene, denen das Hacken nachgesagt wurde.<br />
Selbstverständlich verstand ich darunter das Eindringen in fremde<br />
<strong>Computer</strong>, so wie ich es bei den amerikanischen Vorbildern verstanden<br />
hatte. Was ich antraf, war dann doch sehr gemischt. Da saßen<br />
Studenten, die sich ihren Lebensunterhalt mehr<br />
schlecht als recht mit kleinen Geschäften, sei es der Handel mit <strong>Computer</strong>zubehör,<br />
zum Beispiel Einsteckplatinen für Apple-Nachbauten,<br />
oder mit dem Schreiben schlichter Programme, meist für <strong>Computer</strong>händler,<br />
verdienten, da saßen Schüler, denen die <strong>Computer</strong>-AG zu<br />
langweilig geworden war und die lieber kopiergeschützte Programme<br />
knackten. Nicht weil sie sie benutzen wollten, sondern nur, um sie zu<br />
knacken, um in der Titelzeile zum Beispiel: «cracked by AROBAS»<br />
zu hinterlassen. Selbstverständlich gab es auch andere, die mit<br />
kopierten Programmen handelten und damit Kleingeld machten.<br />
Es gab auch die älteren hauptberuflichen Programmierer, die durch<br />
ihren Beruf von <strong>Computer</strong>n immer noch nicht genug hatten. Trotz<br />
dieser krassen Unterschiede bemerkte ich doch eine Gemeinsamkeit:<br />
Sie waren besessen vom Rechner und besessen von der Frage: Was<br />
kann ich mit dem Ding, der Büchse, dem Kasten noch anstellen. Soll<br />
das schon alles gewesen sein? Natürlich gab es keine endgültige<br />
Antwort.<br />
Sie bastelten immer neue Zusatzteile, strickten immer neue Programmerweiterungen<br />
und erfanden neue Anwendungen. Anregungen<br />
holten sie sich aus den USA, aus den elektronischen Briefkästen, den<br />
Mailbox-<strong>Computer</strong>n, per Daten-Fern-Übertragung (DFÜ). Oder auch<br />
aus deutschen Mailboxen, die meist von Elektronik-Verlagen<br />
betrieben wurden. Die waren zwar nicht sonderlich anspruchsvoll oder<br />
aktuell, aber billiger. Elektronisch war auch die Mehrzahl der<br />
Kontakte, die unter den <strong>Computer</strong>freaks bestanden. So lernten sich<br />
zwei benachbarte Freaks in einer australischen Mailbox kennen. Ein<br />
Jahr später überwanden sie die 3o Kilometer und trafen sich<br />
persönlich.<br />
Als ich dann endlich einmal zuschauen konnte, wie ein unbekanntes<br />
elektronisches Wesen mit dem Akustikkoppler angewählt wurde, wie<br />
versucht wurde, ein Passwort für den Einstieg auszuprobieren, wie das<br />
dann klappte und mir unverständliches Zeug auf dem Bildschirm<br />
erschien, wollte ich auch einen <strong>Computer</strong> haben. Heute weiß ich, daß<br />
der Knotenrechner in England stand und es nicht einmal illegal war,<br />
sich als Gast in das Informationsprogramm einzuhängen. Dennoch -die<br />
Anschaffung habe ich nicht bereut.<br />
Hacken - Kulturtechnik für Arme?<br />
War das Hacken für mich der Grund für den <strong>Computer</strong>kauf, musste<br />
ich auch noch die typischen Probleme eines unter chronischem Geldmangel<br />
leidenden Jugendlichen durchleben.<br />
Da stand der Kasten und ich wusste nicht mehr, was ich damit anfangen<br />
sollte. <strong>Das</strong> Geld hatte gerade für den <strong>Computer</strong> gereicht.<br />
Der Händler gab ein Textverarbeitungsprogramm dazu, ich<br />
habe es einmal angeschaut und nie benutzt. Ein Handbuch gab es<br />
Seite 96<br />
Seite 97