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CCC - Das chaos Computer Buch

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<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

puterszene so alles getrieben wird. «Die Älteren und die deutsche Industrie<br />

betrachten erstaunt die Entwicklung, manche fassungs- und<br />

tatenlos. Andere begreifen, was los ist», schrieb die Datenschleuder.<br />

Doch was ist los? Die Zeiten haben sich seit den Anfängen des<br />

Clubs gründlich geändert. Als Hofnarren der <strong>Computer</strong>gesellschaft<br />

waren Hacker lange Zeit eine willkommene Attraktion für die Medien,<br />

aber als «Mäuse, die an den Drähten einer verkabelten Welt knabbern»<br />

(Matthias Horx) würden viele sie am liebsten in der Mausefalle sehen,<br />

schließlich könnten sie für den Milliardenmarkt der <strong>Computer</strong>- und<br />

Informationsindustrie, für staatliche und militärische<br />

Sicherheitsinteressen eine ernst zu nehmende Gefahr werden. Die<br />

Verhaftung von Steffen Wernery im März 1988 in Paris zeigt, wie<br />

man sich in Konzern- und Polizeihauptquartieren die Lösung des<br />

«HackerProblems» in Wahrheit vorstellt.<br />

<strong>Das</strong> Eis wird immer dünner. In der Bundesrepublik gibt es seit 1986,<br />

wie in vielen anderen Ländern, neue Gesetze gegen <strong>Computer</strong>mißbrauch.<br />

Nicht nur Kriminelle werden verfolgt, sondern auch<br />

Hacker beim Anzapfen von Rechnern, selbst wenn sie keinen Schaden<br />

anrichten. In vielen Rechenzentren sind die Verantwortlichen mit der<br />

Geduld am Ende und lassen Hacker strafrechtlich verfolgen. Jahrelang<br />

hat man zum Beispiel beim Europäischen Kernforschungszentrum<br />

CERN in Genf (Szene-Spott: «Fahrschule für Hacker») dem Treiben<br />

ganzer Hundertschaften von Hackern tatenlos zugesehen, bevor nun<br />

Steffen als vermeintlicher Anstifter angezeigt wurde. Der neue harte<br />

Kurs, Anzeigen, Hausdurchsuchungen und Festnahmen, drohen den<br />

Club zu zerschlagen. Einige <strong>CCC</strong>-Mitglieder haben inzwischen dem<br />

Club den Rücken gekehrt und suchen den Einstieg ins Berufsleben als<br />

EDV-Fachleute.<br />

Liebgewonnene Befürchtungen, Hackerclubs wie der <strong>CCC</strong> könnten<br />

die Terroristenvereinigungen von morgen sein, gehen an der Realität<br />

vorbei. Von Leuten, die Bomben in Rechenzentren legen, ist der <strong>CCC</strong><br />

so weit entfernt wie die Heilsarmee von den «Roten Zellen». Für<br />

Undercover-Aktionen taugt der Hackerverein einfach nicht, dafür ist er<br />

zu sehr auf breite Zustimmung der Öffentlichkeit und -manchmal<br />

rührend naiv - auf die Anerkennung von staatlichen Institutionen<br />

fixiert. Die Jungs rufen ja erst mal - zur «Schadensbegren-<br />

zung» - beim Verfassungsschutz an, wie im NASA-Fall geschehen,<br />

bevor sie eine Geschichte veröffentlichen.<br />

Von einer besseren Welt träumen sie allerdings unentwegt («Mit uns<br />

die Zukunft!», heißt das Motto jetzt), doch denken sie dabei vor allem<br />

an noch schnellere und bessere <strong>Computer</strong>:<br />

«Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit<br />

sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen. Es gibt keine Kupferkabel<br />

mehr, es gibt nur noch die Glasfaser und Terminals in jedem Raum.<br />

Man siedelt auf fernen Rechnern. Die Mailboxen sind als Wohnraum<br />

erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten<br />

durcheilen <strong>Computer</strong>clubs unser Datenverbundsystem. Einer dieser<br />

Clubs ist der <strong>CCC</strong>. Gigantischer Teil eines winzigen Sicherheitssystems,<br />

das die Erde vor Bedrohungen durch den Gilb<br />

schützt. »<br />

Na denn.<br />

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