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CCC - Das chaos Computer Buch

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<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

Und dazu fehlt dann oft der richtige <strong>Computer</strong>.» Ein weiteres Problem<br />

der Jugendbehörde beschreibt der 17jährige Patrick aus Berlin, an<br />

dessen Schule der «Anti Türken Test» auch getauscht wurde: «Der<br />

Index macht die Spielefreaks doch erst scharf, so nach dem Motto:<br />

<strong>Das</strong> muß ich unbedingt auch haben. »<br />

So finden sich nur wenige der verbreiteteren nazistischen<br />

<strong>Computer</strong>spiele auf dem Index der Bundesprüfstelle - doch immer<br />

noch mehr, als den Ermittlungsbehörden vorliegen. «Verbreitung von<br />

Propagandamitteln verfassungswidriger Organe», «Verwendung von<br />

Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen», «Aufstachelung<br />

zum Rassenhaß » - das sind die Straftatbestände, die hier<br />

nachzuweisen wären. Allein: Gegen den unbekannten Urheber des<br />

primitiven «Anti Türken Test» beispielsweise ermittelte die Berliner<br />

Polizei monatelang vergeblich: «Hätten wir es hier mit Druckschriften<br />

zu tun», erklärt dazu ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, «dann<br />

könnten wir vielleicht den Weg über eine Druckerei zurückverfolgen.<br />

Aber bei elektronisch vervielfältigten Pamphleten läßt sich ja meistens<br />

nicht einmal der Herstellungsort feststellen. » Die Folge sind<br />

Unklarheiten darüber, welches Bundesland für die Ermittlungen<br />

zuständig ist, denn das richtet sich nach dem Herstellungsort.<br />

Weniger Schwierigkeiten hatte das Fernsehmagazin «Panorama»<br />

des Norddeutschen Rundfunks, den anonymen Autor des<br />

ausländerfeindlichen <strong>Computer</strong>spiels «Anti Türken Test» aufzuspüren:<br />

«Mich ärgert halt, daß Türken immer aus dem Rahmen platzen im<br />

täglichen Leben», begründete der 27jährige dort stolz seine<br />

«Spielidee». Die elektronische Hakenkreuz-Schmiererei habe auch<br />

viele gleichaltrige Freunde und Bekannte angesprochen: «<strong>Das</strong> geht mit<br />

keinem anderen Medium so gut wie mit dem <strong>Computer</strong>. »<br />

So häufen sich denn auch Hinweise, daß nicht nur verwirrte Einzelgänger,<br />

sondern auch organisierte Rechtsextremisten die neue Technologie<br />

für ihre Zwecke nutzen: Bei einer bundesweiten Polizeiaktion<br />

im Frühjahr 1988 gegen Mitglieder der verbotenen «Aktionsfront<br />

Nationaler Sozialisten/ Nationale Aktivisten» wurden neben Waffen<br />

und Propagandamaterial auch mehrere <strong>Computer</strong> und Hunderte von<br />

Disketten beschlagnahmt. «The right way», den richtigen Weg, verspricht<br />

zur Begrüßung ein Totenschädel mit Wikingerhelm, Haken-<br />

kreuz und SS-Runen im <strong>Computer</strong>spiel «Victory of the Dictator».<br />

«Wir fordern», tönt dann im Bildschirm-Vorspann eine Gruppe «<strong>Das</strong><br />

junge Deutschland», «den Zusammenschluß aller Deutschen auf<br />

Grund des Selbstbestimmungsrechts der Völker zu einem Großdeutschland.<br />

Kein Jude kann Volksgenosse sein. Sieg Heil! » Inhalt<br />

des mit aufwendiger Grafik und Zitaten von Nazi-Größen gespickten<br />

Spielprogramms: der Jugendliche wird zum «Reichsminister» befördert<br />

und darf eine «Dönerkristallnacht» organisieren- gegen «Neger,<br />

Türken, Juden und andere Parasiten». Und im Programm «Nazi<br />

Demo», zu beziehen über eine Postfachadresse in Frankfurt am Main,<br />

grüßen die anonymen Autoren im Abspann ihre politischen Freunde<br />

von der rechtsextremen «Nationaldemokratischen Partei Deutschlands»<br />

(NPD), von der neofaschistischen «Freiheitlichen Deutschen<br />

ArbeiterPartei » (FAP), und auch das braune Zentralorgan «Deutsche<br />

National Zeitung» bleibt nicht unerwähnt: « Thanx for the good<br />

Sounds. » Der digitalisierte Sound der elektronischen Nazi-Oper: Wochenschau-Originaltöne<br />

von 1942: «Unaufhaltsam marschiert die<br />

Waffen-SS nach vorn . . . »<br />

Ganz im Stil der neuen Zeit, werden auf Anwerbezetteln der militantesten<br />

bundesdeutschen Nazi-Schlägertruppe «Nationalistische<br />

Front» nicht nur Schießausbildung, handwerkliche Fähigkeiten und<br />

der rechte Geist der Rekruten abgefragt. Noch etwas anderes, erfährt<br />

der Leser, braucht neuerdings die «deutsche Sache»: «EDV-Kenntnisse»<br />

. . .<br />

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