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CCC - Das chaos Computer Buch

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<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

möglichkeiten, die über die Tasten A, B, C und D zu beantworten sind.<br />

« Antworten auf die folgenden neonazistischen Testfragen «Warum<br />

singen Türken immer Judenlieder?» - belohnte der Bildschirm mit<br />

«Bravo, Hitlerjunge!» oder «Falsch-ab nach Auschwitz!» Martin<br />

Reinardt: «Ich hab das dann dem Betreiber der Box mitgeteilt, der hat<br />

das Programm sofort gelöscht.»<br />

Der Schüler ist nicht der einzige, der sich zunehmend durch<br />

Brauntöne auf dem Bildschirm beim <strong>Computer</strong>n gestört fühlt.<br />

InterPoolNet, die größte freischwebende Vereinigung von Mailbox-<br />

Betreibern in der Bundesrepublik, empfahl 198'7 angesichts<br />

einschlägiger Erfahrungen ihren Mitgliedern, nur noch eindeutig<br />

identifizierbare User in den Hobby-Datenbanken zuzulassen. Denn<br />

besonders in West-Berlin mit seinem hohen Ausländeranteil wird die<br />

neue Technologie zunehmend zur Verbreitung von<br />

ausländerfeindlicher und neonazistischer Propaganda genutzt. Rund 6o<br />

Mailboxen sind dort zum Ortstarif erreichbar. Die Herkunft der<br />

rechtsextremen Software, im Szenejargon Naziware genannt, ist für<br />

die meist jugendlichen Betreiber der Mailboxen und ihre Anrufer<br />

schwer auszumachen. Die Absender verwenden fremde Usernamen,<br />

oder sie laden, wo das möglich ist, ihre Botschaften anonym als Gäste<br />

in den elektronischen Briefkästen ab. Rund ioooo Jugendliche in der<br />

Stadt verfügen über die nötige Übertragungstechnik, einen<br />

Akustikkoppler oder ein Modem, um sich in die Boxen einzuwählen.<br />

So wurde in Berlin auch ein Programm angeboten, das den «<br />

Führer» auf dem Monitor wiederauferstehen ließ: «Ich bin stolz, ein<br />

Deutscher zu sein», verkündete der High-tech-Hitler per Sprechblase,<br />

und selbst an musikalische Untermalung hatte der anonyme<br />

Programmierer gedacht: Zum Bild erklang das Horst-Wessel-Lied -<br />

die Hymne der SA.<br />

Doch nicht nur in der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin, sondern<br />

auch in der Provinz sind die braunen Hacker aktiv: So warben «Die<br />

Republikaner», die rechtsradikale Partei um den ehemaligen Waffen-<br />

SS-Offizier Franz Schönhuber aus Bayern, in norddeutschen Datennetzen:<br />

«Hat jemand im Raum Schleswig - Holstein Interesse», fragte<br />

in einer Mailbox ein gewisser «Rommel», «eine Jugendorganisation<br />

der Republikaner aufzubauen?» Auf dem grauen Software-Markt au-<br />

ßerhalb der Mailboxen tummeln sich die strammdeutschen<br />

Softwaredesigner schon länger. Auf den Schulhöfen zwischen<br />

Flensburg und München floriert der Tauschhandel mit<br />

<strong>Computer</strong>disketten, auf denen faschistische <strong>Computer</strong>spiele<br />

gespeichert sind - und sei es nur als Beigabe zu sonst harmlosen<br />

Spielen. So wurden an Schulen im Bundesland Nordrhein-Westfalen<br />

Raubkopien des wehverbreiteten Programms « Harry's House» in<br />

Umlauf gebracht - mit verändertem Vorspann: dort warb nun eine<br />

«Aktion Deutsche Einheit + Antitürken». Bundesweit kursiert das<br />

<strong>Computer</strong>spiel

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